Spessart Süd

 

Kahlgrund

 

Allgemeines

 

Der allmähliche Reichtum im Kahlgrund:

Wenn man heute mit dem Rad im Kahlgrund unterwegs ist, sieht man nichts als „blühende Landschaften“: schmucke Häuser, gepflegte Gärten, überall gibt es gut zu essen und zu trinken. Das war nicht immer so. Noch im 19. Jahrhundert gehörte der Kahlgrund zu den ärmsten Gegenden Deutschlands. Trotz der Fruchtbarkeit des Bodens nagten viele Kahlgründer am Hungertuch.

Der Grund lag in der „Realteilung: Im Erbfall wurde im Gebiet der Mainzer Erzbischöfe das Land unter allen Kindern geteilt. Und da die Kahlgründer viele Kinder hatten, schrumpften im Laufe der Zeit die zu bebauenden Felder bis auf Handtuchgröße zusammen. Da die einzelnen Stück auch noch weit auseinander lagen, war an eine produktive Landwirtschaft nicht zu denken.

Einen Ausweg aus der Not bot die Heimarbeit. Firmen aus dem Offenbacher Raum ließen Kleider und Aufnäher von Frauen im Kahlgrund mit Perlen besticken. So arbeiteten 1885 rund 600 Personen in Geiselbach in dieser Branche, damals das Zentrum der Perlenstickerei. Seit 1898 bildete sich der Raum zwischen Schimborn, Mensengesäß, Mömbris und Niedersteinbach zum Zentrum der Zigarrenindustrie heraus. Größere Firmen aus dem Rhein-Main-Gebiet und sogar aus Hamburg siedelten sich im Kahlgrund an und ließen einen großen Teil ihrer Zigarren in Heimarbeit rollen.

Der entscheidende Durchbruch kam mit der Kahlgrundbahn, die ab 1898 Schöllkrippen mit Kahl verband und von dort in den Anfangsjahren über Hanau zum Frankfurter Ostbahnhof weiterfuhr. Damit bestanden viel bessere Möglichkeiten, den schon von altersher im Kahlgrund gekelterten Apfelwein zu verkaufen. Einmal auf den Geschmack der Kahlgründer Apfelsorten gekommen, sollen die Frankfurter gleich zugweise den Rohstoff für ihr „Stöffche“ aus dem Kahlgrund bestellt haben.

Mit der Kahlgrundbahn waren aber auch industrielle Arbeitsplätze in den nahen Städten in greifbare Nähe gerückt. Touristen aus dem Rhein-Main-Gebiet fuhren wiederum zur Sommerfrische in den Kahlgrund. Und die Kahlgrundbahn sorgte dafür, daß sich Industrie im Vorspessart ansiedelte: zum Beispiel das Betonwerk bei Niedersteinbach, die Ziegelei in Schöllkrippen, das Kalkwerk in Blankenbach oder die Kistenfabrik in Alzenau.

 

Mühlen im Kahlgrund:

Neben zahlreichen Fachwerkhäusern, die zum Teil mehrere hundert Jahre alt sind, prägen vor allem auch die Mühlräder das romantische Landschaftsbild entlang der Kahl. Sie zählen zu den ältesten Handwerksbetrieben und sind Dokumente vergangener Kultur und bewundernswerter Technik. Im Jahre 1830 gab es an der Kahl 73 Mühlen. In den Öl- und Getreidemühlen wurde Roggen und Weizen, Raps, Mohn und Bucheckern verarbeitet. Auch nutzten die Sägewerke die Energie des Wassers. Das Wasserrecht der Müller wurde von Generation zu Generation weitervererbt. Die Müller durften Wasser stauen, um Antriebskraft zu gewinnen. Sie belieferten weit über den Kahlgrund hinaus ihre Kunden mit Mahlprodukten. In den fünfziger und sechziger Jahren endete die Zeit der gewerblich betriebenen Mühlen, und im Jahr 1977 war keine Mühle mehr in Betrieb.

Um die romantischen und traditionsreichen Werke zu schützen und zu bewahren, beschloß der Gemeinderat Mömbris, einige Mühlen wieder herzustellen. In alter Pracht und Größe ist die Ölmühle in Mömbris zu bewundern. Die ehemalige Keilpressmühle wurde 1780 zusammen mit zwei Getreidemühlen in der Mühlgasse des Städtchens errichtet. Es wurden vor allem Lein und Rapssaaten, aber auch Bucheckern und Haselnüsse verölt, wovon es im Kahlgrund viele gibt. Die Ölmühle wurde wie die Doppelmühle in Strötzbach originalgetreu restauriert. In der Sägemühle Heeg hat man bereits 1990 eine wasserbetriebene Säge wiederhergestellt, sie ist vollkommen einsatzbereit.

 

Kapellenweg:

Im Kahlgrund gibt es keinen ausgesprochenen Kapellenweg - jedenfalls nicht offiziell - aber es gibt sehr viele alte und neue Kapellen und auch Wallfahrten zu einzelnen Kapellen.

Die erste steht eine Kälberau, die Dorfkirche, die durch einen Neubau erweitert wurde. Die alte Ka­pel­le „Maria zum Rauhen Wind“ wurde um 1710 geschaffen. Man erreicht Kälberau, wenn man von der Autobahnabfahrt bis Michelbach fährt und dann wieder rechts ein Stück in den Ort hineinfährt.

Am Anfang von Mömbris geht es rechts ab Richtung Rappach / Strotzbach. Nach Rappach geht es links ab auf einer steilen und kurvigen Straße. Man fährt nicht zum Hallenbad, sondern nach links und dann rechts hoch. Dort stehen ein schöner Bildstock und rechts die Heiliggeistkappelle.

Wenn man in Mömbris über die Kahl kommt, geht es rechts auf ein Stück Marktplatz und dann in die Straße „Steinhohl“. Dort steht die winzige Fachwerkkapelle, im Volksmund „Pesthäus­chen“ genannt, ein Markstein in der Geschichte des Ortes. Sie wurde 1619 errichtet, als nach der Pest das Leben hier mit nur vier verbliebenen Familien neu begann.

In Schimborn ist eine neuere Friedhofskapelle. Man fährt bis zur Kirche und dann rechts (Wegweiser „Schule und Turnhalle“) und dann links in den Kapellenweg. Er führt zur Friedhofskapelle und zu einer kleinen modernen Kapelle.

Von Schimborn kommt man auch auf einer Fahrstraße rechts nach Breunings, wo auch eine neue Kapelle steht

An der Straße von Großkahl nach Westerngrund bei einem Bauernhof an einer Linkskurve steht eine relativ neue Heiligkreuzkapelle.

An der Straße zwischen Schöllkrippen und Wiesen ist auf der Höhe das „Kreuz“, weil hier der

Eselsweg kreuzt. Wenn man diesen auf der linken Seite etwa 500 Meter entlang läuft, kommt man zur Kreuzkapelle. Nach rechts geht es auf dem Eselsweg zum „Volkertskreuz“.

 

Hahnenkamm:

Der Hahnenkamm ist mit 437 Metern der höchste Berg im Vorspessart. Für den Spessart ungewöhnlich ist der schmale Grat auf dem Berg. Der für den Vorspessart typische Quarzit tritt auf dem Hahnenkamm an die Oberfläche. Er ist mit seinen abwechslungsreichen Waldbildern und gut ausgebauten Wegen ein beliebtes Wandergebiet und Ausflugsziel für Einheimische und Besucher aus dem nahe gelegenen Rhein-Main-Gebiet. Auch für viele Tier- und Pflanzenarten, die hier gegenüber anderen Landnutzungsformen relativ unberührt und naturnah existieren können, bietet er ein Rückzugsgebiet.

Schon auf der Karte von Elias Hoffmann von 1582 ist der Hahnenkamm als „Hanbergk“ eingezeichnet. Im Jahre 1840 kletterte seine Majestät König Ludwig I. von Bayern mit Gefolge von Aschaffenburg hinauf, um seinen Geburtstag zu feiern und auf den nordwestlichen Zipfel seines Landes hinabzublicken. „Der Hahnenkamm neigt sich vor Deiner hohen Majestät“, mit diesem girlandenumkränzten Willkommensgruß, mit Salutschüssen und ohrenbetäubenden Hochruten feierte eine unübersehbare Menschenmenge das gelungene Unternehmen des Bayernkönigs. Was sich dem königlichen Auge darbot, waren neben Bayern die Grenzen acht weiterer Staaten, über Hessen-Darmstadt, Kurhessen bis hin zur preußischen Rheinprovinz und Frankreich.

Geblieben ist ein Aussichtsturm, der1880 vom Freigerichter Bund, dem Vorläufer des Spessartbundes erbaut wurde, benannt nach dem bayerischen König Ludwig I. Der Turm bietet ein großartiges Rundum-Pano­rama über den Spessart und nach Westen über die Hochhaussilhouette Frankfurts bis zum Großen Feldberg. Im Jahre 2004 wurde der Ludwigsturm saniert und modernisiert. Der Schlüssel zum Besteigen des Turmes ist gegen eine Eintrittsgebühr an der Theke des ganzjährig geöffneten Berggasthauses erhältlich

Richtung Michelbach kommt man zur mehrhundertjährigen Bildeiche. Sie steht nur noch zur Hälfte und ist vom Blitz ausgeglüht, trägt aber ein Marienbild.

 

 

Aufstieg von Großhemsbach:

Im Kahlgrund biegt man in Niedersteinbach nach rechts (Südosten) ab und kommt über Brücken nach Großhemsbach. Oberhalb des Ortes geht es vom Wanderparkplatz „Naturpark Spessart Hahnenkamm“ auf gut ausgebautem Weg hinauf zum 437 Meter hohen Hahnenkamm, dem höchsten Berg des Vorspessarts. Hier steht der Ludwigsturm und seinem imposanten Panorama. Auf einem urigen Pfad geht es dann nach Norden weiter zur „Bildeiche“, in deren Stamm hoch oben „Maria mit dem Kinde“ zu finden ist. Noch ein Stück weiter nach Nordosten geht es links ab nach Kälberau im Kahlgrund. Auf dem „Prozessionsweg“ entlang der Kahl geht es dann nach Alzenau.

Der Rückweg zum Ausgangspunkt der Wanderung führt über Wasserlos. Von dort kommt der steile Aufstieg zum Aussichtspunkt „Adamsruh“ (hinter dem Schloß kommt man zur Schloßbergstraße, etwas südlich s Bogens geht ein Weg nach Norden, auf dem man nach rechts abbiegt). Auf naturbelassenen Wegen und Pfaden geht es abschließend hinunter ins Vockenbachtäl, und auf der anderen Seite doch wieder steiler hinauf. Die gesamte Wegstrecke mit einer reinen Gehzeit von knapp 3,5 Stunden, hat eine Länge von 12,7 km bei anspruchsvollen 385 Höhenmeter im Anstieg.

 

Aufstieg von Alzenau: Durch die Ebene und Wasserlos auf der Hahnenkammstraße

In Alzenau beginnt der nicht ganz mühelose Aufstieg zum langgestreckten Höhenzug des Hahnenkamms. Von der Poststraße gegenüber dem Bahnhof biegt man links in die Hanauer Straße, geht ein kurzes Stück auf der Kaiser-Ruprecht-Straße über die Kahlbrücke und nach wenigen Schritten links in die Märkerstraße, Freigerichter Straße ( wie sie noch kürzlich bis zur Auflösung des Kreises Alzenau hieß) nennen die Einheimischen sie noch heute in Erinnerung an die Errichtung des Freigerichtes Wilmundsheim vor der Hart (wie Alzenau früher hieß) durch Kaiser Barbarossa.

Mit der Markierung rotes Kreuz Nr. 8 biegt man rechts ab. Anfänglich zieht der Weg auf dem Damm, später direkt an der Kahl entlang, schließlich zwischen Ufer und eingezäuntem Meerhofsee, Relikt eines früheren Braunkohlenabbaus, jetzt Freizeitanlage. Am Ende des Sees, wenn unser Zeichen einen Rechtsknick macht, wenden wir uns links über die Kahlbrücke und hinaus ins freie Feld. Ein asphaltierter Weg hält geradeaus auf den Wald zu. Man blickt in das breite Tal der Kahl, fruchtbarer Lößlehmboden, der schon seit dem Mittelalter landwirtschaftlich genutzt wird. Darüber erhebt sich, aus der Mainebene aufsteigend, das bewegte Relief des Hahnenkammes, ein Ursteinsockel, der sich vom Rand bis weit in den eigentlichen Spessart hineinzieht.

Unser neues Zeichen ist D 6, nach links schwenkt es in den Kiefernwald, vorbei an einer Flugsanddüne mit seltenen Pflanzen- und Tierarten, und weiter geht es zum Ortsrand von Wasserlos. Der Sälzerweg leitet durch das Neubaugebiet zum alten Teil, geprägt von traditionsreichen Weinbaubetrieben. Wir queren die Durchgangsstraße. Am „ Gasthof Krone“ laufen wir mit den Zeichen roter Strich Nr. 93 und Andreaskreuz Nr. 11 geradeaus und weiter die Hahnenkammstraße aufwärts.

Wenn die Zeichen sich trennen, nehmen wir das Kreuz. Ein Blick über die Mainebene, auf Alzenau mit der Burg, dann nimmt der Wald uns auf. Bis zur Schutzhütte folgen wir dem bequemen Forstweg, danach die Ankündigung: „Hahnenkamm 2 km steiler Aufstieg“. Halblinks geht es auf einen Nebenweg. Fast oben erreichen wir eine mit dem stehenden roten Kreuz Nr. 8 markierte Forststraße später abwärts.

Doch zunächst weiter durch die Stangenbarriere gegenüber und die wenigen Meter hinauf zur Einkehr und zum Aussichtsturm. Der Schlüssel zum Besteigen des Turmes ist gegen eine Eintrittsgebühr an der Theke des ganzjährig geöffneten Berggasthauses erhältlich. Doch vor der Einkehr zum Schoppen Frankenwein, der auch an den Abhängen des Nordspessarts in vorzüglicher Qualität gedeiht, sollte man seinen Blick an der einmaligen Fernsicht aus Turmes­höhe erfreuen. Fast 200 Orte sind schon gezählt worden, die das Auge zwischen Spessart, Taunus, Odenwald und der Pfalz erfassen kann.

 

Abstieg direkt nach Alzenau:

Zurück zu dem breiten Waldweg und dem roten Kreuz. Kurz rechts, wenig später links, jetzt geht es nur noch bergab, zunächst im hohen Wald, dann durch freies Gelände zum Stadtrand von Alzenau (Elvira Klein, Spessart, Seite 63).

 

Abstieg über Michelbach:

Mit dem liegenden roten Kreuz beginnt der Abstieg nach Michelbach. Ab der mehrhundertjährigen, vom Blitz ausgeglühten Bildeiche wird der Kammweg zum Hangweg, der etwas abgekürzt werden kann, geht man der Ziffer 2 nach. Vor den ersten Häusern hält man sich rechts am Waldsaum und erreicht Michelbach angesichts von Weinbergen, deren Riesling angeblich nur in den Gaststätten der Laurentiusstraße ausgeschenkt wird. An der Straßengabelung Alzenau-Albstadt folgt man dem Schild „Streu-Mühle“, läuft von jetzt an zwischen den Feldern des fruchtbaren Kahlgrundes ohne Markierung an der Streumühle und den Reitplätzen vorbei, nähert sich schließlich dem Wald und findet an den Tennisplätzen das Zeichen gelber Strich. Doch es ist zur Führung kaum notwendig, denn alsbald tauchen die Umrisse der Burg Alzenau auf, die, restauriert zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975, sich dem Besucher im neuen Kleide zeigt (Elvira Klein, Wochenende, Seite 115). Abstieg auch über Wasser­los nach Kahl oder über Alzenau nach Kahl.

 

Karlstein

Die Gemeinde „Karlstein“ entstand 1975 durch den Zusammenschluß der beiden Gemeinden Dettingen und Großwelzheim. Der Name geht zurück auf ein Grenzmal, das erstmals um das Jahr 1000 in einer Beschreibung des Aschaffenburger Forstbezirkes erscheint: Hier beginnt der „Mainzer Spessart“. Eine Legende erzählt, daß der Name „Karlstein“ auf Kaiser Karl den Großen zurückgehe, der hier bei der Anreise zur Jagd im Spessart an Land gegangen sei.

Die Ortsteile Dettingen und Großwelzheim wurden auf geschichtlichem Boden gegründet, wie zahl­reiche Funde aus vorchristlicher Zeit belegen. Das Karlsteiner Heimatmuseum präsentiert Exponate aus Vor- und Frühgeschichte, Schlacht bei Dettingen und Heimatgeschichte bis in die Gegenwart (Besuchsanmeldung über die Gemeindeverwaltung). Welzheim wird erstmals im Jahre 772 genannt, Dettingen im Jahre 975 schriftlich erwähnt.

Die 8.200 Einwohner zählende Gemeinde bietet Sehenswertes. Die Dettinger Pfarrkirche (1923) des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm und die Großwelzheimer Pfarrkirche (1926) sind Beispiele des modernen Kirchenbaus in Deutschland.

 

Großwelzheim: (südlich von Kahl und nördlich von Dettingen):

Man fährt von der Autobahnabfahrt Alzenau-Nord nach Kahl und dort auf der B 8 nach Süden. Etwa einen Kilometer südlich des Ortes geht es nach rechts in Richtung Seligenstadt. Die Umgehungstraße führt vorbei an der rechts liegenden „Kipp“. Der aus dem Tagebau stammende Abraum wurde zu einem Hügel aufgehäuft, der im Volksmund den Namen „Kipp“ (von „abkippen“) erhielt. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich darauf ein stattlicher Hochwald aus Kiefern, Stroben, Buchen, Eichen und Akazien entwickelt. Der Tagebau ist der heutige „Gustavsee“ (nordwestlich von Großwelzheim), der aber von der Straße nach Seligenstadt aus nicht zu sehen ist. Bereits im Jahre 1892 wurde in Großwelzheim in Mainnähe die erste Braunkohle abgebaut. Der Tagebau ließ in der einst ebenen Landschaft tiefe Gruben zurück, die sich mit Wasser füllten und heute zum Teil als Badeseen genutzt werden.

Man biegt dann nach links ab zum Ortsteil Großwelzheim. Der Ort taucht bereits 772 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorch auf als „Walinesheim“ auf und ist das älteste Dorf des Freigerichts. Kirchlich gehörte es abwechselnd zu Kahl und Hörstein. In der Hauptstraße kommt man zur  Bonifatiuskirche. Erst seit 1927 besitzt Großwelzheim eine eigene Kirche. Der Architekt ist der Kölner Dominikus Böhm, einer der bedeutendsten Kirchenbaumeister der Moderne. Er erweiterte die bestehende Kapelle um einen quadratischen Kuppelbau und einen erhöhten großen Chor. Die Kirche ist allerdings sehr dunkel. Leitidee ist das „christozentrische Bauen“: Die gesamte

räumliche Wirkung des längsgerichteten Baus ist auf den Altar ausgerichtet. Eigenartig sind die Spitzbögen, die das Kirchenschiff einengen.

Der Innenraum wurde ursprünglich von Karl Vollmer und Alois Bergman-Franken ausgestaltet, der das Hochaltarbild und den Kreuzweg schuf. Ale Malereien fielen 1957 einer Innenrenovierung zum Opfer. Bemerkenswert ist die in Lindenholz geschnitzte und in Weiß und Gold gefaßte Madonnen‑Statue aus der Zeit nach 1500. Im Stil ist sie an Matthias Grünewald orientiert. Mit dem 23 Meter hohen wuchtigen Kirchturm wollte Böhm etwas schaffen, wie „am ganzen Mainlauf nicht mehr zu finden.

 

Dettingen:

Wenn man vom Großwelzheim kommend wieder nach rechts auf die B 8 einbiegt, muß man aufpassen, damit man die Abzweigung nach Dettingen  nicht verpaßt. Schon in der Schubertstraße muß man nach links abbiegen, dann nach rechts in die Hugo-Dümler-Straße. Etwas versetzt geht es in die Schulstraße, von der links die Taunustraße abbiegt. Dort steht die evangelische Kirche. Wenn man die Schulstraße dann weiter fährt, steht rechts in der Luitpoldstraße die St. Peter und Paul Kirche.

 

(1) St. Peter und Paul Kirche (Luitpoldstraße 19):
Die Dettinger Pfarrkirche St. Peter und Paul gilt als die erste moderne Kirche in Deutschland. Sie wurde 1923 von den Wegbereitern des modernen Kirchenbaues in Deutschland, Dominikus Böhm und Martin Weber, errichtet. Pfarrer Hugo Dümler (1889 ‑ 1950) war die treibende Kraft für den innovativen Bau der Kirche. Das Äußere der Kirche wird durch einen Materialwechsel von hellem Mainsandstein und umlaufenden horizontalen Ziegelbändern geprägt. Der niedrige, blockhafte Kirchturm mit aufgesetztem Zackenkranz vermittelt den Eindruck einer Wehrkirche.
Im Kircheninneren steht dem eine gerüsthafte Leichtigkeit entgegen. Die Kirche ist durch einen beeindruckenden Zyklus großformatiger Wandgemälde zur Passion Jesu und zum Marienleben ausgestattet. In Reinhold Ewald (1890 - 1970) bekam hier der deutsche Expressionismus ein einziges Mal die Chance, eine Kirche auszustatten. Der Reiz der Pfarrkirche wird vom Spannungsfeld zwischen der Architektur des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm und der farbigen Ausmalung im expressionistischen Stil durch den Hanauer Maler Reinhold Ewald (Hanau) bestimmt. Die Raum‑ und Bildgestaltung der Kirche St. Peter und Paul steht im Zeichen des Expressionismus.

Wenn man die Schulstraße dann weiter fährt, kommt man zur Hippolytkirche.

 

(2) Hippolytkirche (Karlsplatz 2):
Die Hippolytkirche ist eine der wenigen komplett erhaltenen mittelalterlichen Kirchenbauten des Spessarts, ein Schmuckkästchen später Gotik. Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Dettingen stammt aus dem Jahre 1340. Die etwa 60 Einwohner können die Kirche nicht finanziert haben. Vielleicht gab es einen Stifter und sogar einen überregionalen Kult. Heute kann aufgrund von Grabungen und Münzfunden als abgesichert gelten, daß die unter dem Mainzer Kurfürsten Dietrich von Erbach um 1450 erbaute Kirche auf den Fundamenten einer Vorgängerkirche aus der Zeit um 800 errichtet wurde. Der Sage nach hatte Karl der Große diese Vorgängerkirche zu Ehren des heiligen Hippolyt als Dank für die Fußheilung eines seiner Begleiter errichten lassen.

Die Wallfahrtskirche hatte über die Region hinaus Bedeutung und wurde deshalb bereits um 1500 durch ein zweijochiges Seitenschiff und einen Treppenturm erweitert. Eine Beschreibung aus dem 17. Jahrhundert mit Schilderung der Wallfahrt zum Hippolyttag ist überliefert.

Das einstige Hochaltarbild zeigt die Legende des heiligen Hippolyt. Das Sakramentshäuschen und der Zelebrantensitz, mit einem T-förmigen Kreuz als Abschluß im Kreuzrippengewölbe, sind wahre Schätze spätgotischer Steinmetzkunst. Die Stilmerkmale des Zelebrantensitzes und des Sakramentshäuschens verweisen auf die von Werkmeister Madern Gerthner (um 1360 bis 1430) begründete Frankfurter Bauhütte. Das T‑förmige Kreuz findet sich stilisiert als „Dettinger Kreuz“ auch im Ortswappen der Gemeinde Karlstein wieder (der untere Teil - das Atom - nimmt Bezug auf das Versuchsatomkraftwerk Kahl, das 1957 auf der Gemarkung des heutigen Karlsteiner Ortsteils Großwelzheim errichtet wurde).

Aufgrund von Witterungseinflüssen und kriegerischen Ereignissen mußte die Kirche mehrmals instand gesetzt werden, die letzte Innensanierung erfolgte 1950, die letzte Außensanierung 1976. Um 2009 wurde eine Generalsanierung durchgeführt.

 

Östlich der Kirche steht ein Gedenkstein zu Ehren von Georg Friedrich Händel (1685 ‑ 1759). Aus Anlaß des Sieges der Engländer in der Schlacht bei Dettingen erhielt der in London lebende Hofkomponist Händel den Auftrag, für die Siegesfeiern ein Orchesterwerk zu komponieren ‑ das „Dettinger Te Deum“. In nur vier Monaten komponierte Händel das Werk, so daß es im November 1743 in Gegenwart des Königs aufgeführt werden konnte. Es wurde auch später zu Ehren Händels immer wieder gespielt, so im Jahre 1784, als bei einer Aufführung ein riesenhaftes Orchester von mehr als 200 Musikern eingesetzt wurde.

Nördlich der Kirche ist eine kleine Anlage mit einem Gedenkstein für Franz Xaver Gabelsberger, der am 9.  Februar 1789 in München geboren wurde und am 4.  Januar 1849 dort starb. Nach jahrelangen Bemühungen durch Emil Kolb (gestorben 25. April 2001) gelang es; den Kopf des Gabels­berger Denkmals aus Graslitz (Sudetenland) nach Dettingen zu holen.  Die Büste wurde von dem Graslitzer Meister Franz Gruss gefertigt und hatte ihren Platz am Eingang zu den Hausberganlagen. Wie so vieles, ist die Stätte nach 1945 im Zuge der Vertreibung der Graslitzer Bevölkerung aus ihrer Heimat zerstört worden und die Büste verschwand. Sie lag jahrelang in der Friedhofskapelle Graslitz unter Kohlen verborgen und ist auch beschädigt worden. Die Büste wurde restauriert und am 11. November 2003 hier aufgestellt, da es auch in Dettingen einen aktiven Stenographenverein gab, der am 23. Mai 1924 gegründet wurde. Zweck des Vereins war laut Satzung die „Erlernung und Pflege der Stenographie“. Vorsitzender seit 1929 war bis zu seinem Tod am 5.Oktober 1997 Willi Geibig. Danach wurde der Verein aufgelöst.

Gabelsberger war der Schöpfer eines für die deutsche Einheitskurzschrift grundlegenden stenographischen, kursiven Systems. Kurz und schnell schreiben - das war schon immer der Wunsch und das Ziel schreibkundiger Leute. Franz Xaver Gabelsberger erdachte eine kursive Kurzschrift, die in einer einheitlichen Richtung verläuft und sich flüssiger schreiben ließ. Als bayerischer Ministerialbeamter setzte er seine Schrift als Protokollant im Landtag zum ersten Mal ein - mit Erfolg. Im. Jahre 1834 gab er eine 560 Seiten umfassende „Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie“ heraus. Die Königliche Akademie der Wissenschaften in München bescheinigte, daß die Schrift „durchaus originell und bei hinreichender Kürze geläufiger, zuverlässiger und lesbarer als jede frühere anzusehen sei“. Neben dem Gabelsberger System sprossen noch andere hervor, bis 1924 die Deutsche Einheitskurzschrift eingeführt wurde. Franz Xaver Gabelsberger gilt jedoch als der Vater der Stenographie.

Nahe der Hippolytkirche ist auch das Heimatmuseum mit der Darstellung der Schlacht bei Dettin­gen, die zwischen Dettingen und Kleinostheim stattfand.

Im Süden des Ortes verbindet seit 1989 die Kilianusbrücke als Fußgänger‑ und Radfahrerbrücke die Länder Hessen (Mainflingen) und Bayern (Dettingen) und ersetzt eine alte Fährverbindung über den Main. Südlich des Ortes ist ein Kreisel, durch den man auf die Straße nach Hörstein fährt. Man fährt über die Eisenbahn und an nach rechts in den Ortsteil Lindigsiedlung. Nach rechts fährt man dann wieder unter der Straße nach Hörstein hindurch und dann vor der Bahnlinie nach links zu zwei Seen. Dort steht das Wanderheim am Lindigwald.

 

(3) Wanderheim:

Das Vereinsheim der Wanderfreunde Dettingen ist ein im ortsfremden oberbayerischen Stil erbautes Forstgebäude, das über viele Umwege 1995 den Weg nach Dettingen fand. Es steht am Rande des Lindigwaldes, der einst eine von einem Nebenarm des Mains umschlossene Insel war. Hier wurden in der Vorgeschichte über Jahrtausende hinweg bedeutende Personen bestattet, deren Hügelgräber in den letzten 100 Jahren beinahe alle erforscht wurden ‑  zumal viele dem Bau der Autobahn weichen mußten. Man fährt dann wieder zurück bis zur Abfahrt  von der Straße nach Hör­stein, jetzt aber nach rechts durch die Siedlung. An ihrem Ende trifft man auf eine Straße, auf der man nach rechts weiterfährt.

 

(4) Friedensstein:

In Folge des österreichischen Erbfolgekrieges wurde Dettingen am 27. Juni 1743 zum Schauplatz einer gewaltigen Schlacht zwischen englischen, österreichischen und hannoveranischen Truppen, der „Pragmatischen Armee“, auf der einen Seite und der französischen Armee auf der anderen Seite. Begonnen hatte die Auseinandersetzung mit dem Tod Kaiser Karls VI.  im Jahr 1740, dem seine Tochter nachfolgen sollte, was Preußen, Bayern und Sachsen nicht anerkannten und Gebietsansprüche erhoben.

Frankreich, das Bayern unterstütze, stellte im Frühjahr 1743  unter Marschall Herzog von Noailles eine 45.000 Mann starke Armee auf, die zwischen Seligenstadt und Stockstadt ihr Lager aufschlug. Aus Flandern kam eine 50.000 Mann starke Streitmacht unter Georg II. von England (mit dem englischen Truppenführer Lord Stair) der Kaiserin Maria Theresia zu Hilfe.

 

Die „pragmatische Armee“, bestehend aus englischen, österreichischen und hannoveranischen Truppen zog am 27. Juni 1743 von Aschaffenburg zurück nach Hanau. Marschall Noailles reagierte darauf und schlug zwei Schiffsbrücken bei Seligenstadt über den Main, auf denen die französischen Soldaten nach Dettingen vorrückten. Er befahl seiner Artillerietruppe, in einem Sumpfgebet östlich von Dettingen (am Forchbach) Deckung zu suchen, um von der Flanke her angreifen zu können. Gleichzeitig wurde der „,pragmatischen Armee“ der Versorgungsnachschub unterbunden und der Werg nach Süden abgeschnitten, womit sie in der Falle saß. Die Franzosen waren nun  im strategischen Vorteil und konnten in Ruhe den An griff der „pragmatischen Armee“ abwarten.

Der Herzog von Grammont, Neffe des Befehlshabers der französischen Garde, sah den Gegner bei Kleinostheim herannahen. Seine Disziplinlosigkeit führte zu der maßgeblichen Fehlentscheidung.

Die Anweisung seines Feldherrn mißachtend rückte er mit den Garderegimentern über die befohlene Verteidigungsline hinaus. Andere Heereseinheiten folgten ihm. Damit war der strategische Vorteil von Marschall Noailles preisgegeben. Die Schlacht nahm nun einen anderen als den vorhergesehenen Verlauf. Die Franzosen standen jetzt ebenso wie die verbündeten Engländer vor dem Problem, auf engem Raum ohne größere Entfaltungsmöglichkeiten zu kämpfen. Eine erbitterte und verlustreiche Schlacht begann, die sich bis zum Abend hinzog. Dabei drängte ein Gegenstoß der Engländer die französischen Verbände zurück Die geschlagene Armee Noailles floh er Richtung der rettenden Schiffsbrücken bei Seligenstadt.

Die Verluste wurden auf beiden Seiten auf etwa 3.000 Mann beziffert. Die Hannoveraner beklagten 550 Soldaten sowie viele Verwundete. Wegen der fehlenden Transportmöglichkeiten und dem schnellen Rückzug der Engländer mußten diese etwa 600 eigene Verletzte auf dem Schlachtfeld zurücklassen. Ihrer nahmen sich die Franzosen an, die sie in das Lazarett nach Seligenstadt brachten.

Wie aus einem Brief des an der Schlacht beteiligten Grafen Neupperg vorn 3. Juli 1743 hervorgeht, waren die Einwohner von Dettingen und der umliegenden Dörfer mit ihren Fuhrwerken und der wertvollsten Habe schon Tage vor der Schlacht in die Wälder geflüchtet. Das Kampfgeschehen habe die Felder komplett verwüstet und viele Familien mußten wegen des Verlusts der gesamten Ernte hart um ihre Existenz kämpfen.

Durch den Ausgang der Schlacht veränderte sich die politische Lage in Europa erheblich. Die Nachricht vom Sieg gelangte unmittelbar nach England, wo König Georg II. als Held gefeiert wurde. Frankreich zog sich vom Kampf zurück und Osterreich erhielt die so dringend benötigte Ruhepause.

Im Heimatmuseum nahe der Hippolytkirche ist ein Raum der Schlacht von Dettingen gewidmet. Neben Gemälden, Darstellungen und vielen Überresten des Schlachtgeschehens ist dort ein Modell der Schlacht aufgebaut, das den Ablauf übersichtlich vermittelt.

 

(5) Mariengrotte:

Wenn man dann die Straße ein Stück weiter fährt kommt man zum Wasserwerk. Rechts davon ist die Mariengrotte und noch weiter rechts der Anton-Günther-Stein. Die Mariengrotte wurde 1951 errichtet. Am Rande des Dettinger Gemeindewaldes wurde 1950 /  1951 von der Gruppe Hubertus der Stammesjugend im Bunde der Deutschen Katholischen Jugend die Mariengrotte errichtet. Man wollte Dank sagen für den Schutz bei Fahrt und Lager und eine Stätte der Verehrung und Meditation schaffen. In diesem Sinne ist auch die Mariengrotte ein Teil des Dettinger Te Deums.

Das Anton-Günther-Denkmal wurde vom Heimatverband der Graslitzer 1969 gegenüber der Mariengrotte errichtet. Anton Günther (1876 - 1937) ist der wohl bekannteste Heimatdichter und Sänger des Erzgebirges. Sein Lebenswerk umfaßt außer zahlreichen Gedichten und Sprüchen etwa 140 Lieder. Zu den bekanntesten Gedichten und Lindem zählen „Drham is drham“, „Bild dir nischt ei“, „Wu de Wälder haamlich rauschen“ und „is Feierobnd“. Günther wirkte als Volkssänger im Erzgebirge auf der tschechischen und deutschen Seite der Grenze. Dem Druck der nationalsozialistischen Propaganda einerseits (die Günther für ihre Zwecke einspannte) und der Reaktion der tschechischen Behörden andererseits war Günther nicht gewachsen. Er schied freiwillig aus dem Leben.

Das Denkmal für den sudetendeutschen Heimatdichter und Sänger Anton Günther (1876 ‑ 1937) und das Schlachtfeld von 1743 bündeln den Blick auf die Folgen von Kriegen und die allzuoft ausgeblendeten Leiden ‑ der Soldaten und noch viel mehr der Zivilbevölkerung. Was uns heute täglich in den Nachrichten an Meldungen von Toten und Verletzten in Kriegen auf der ganzen Welt erreicht, erscheint weit weg und unwirklich. Auch die Schlacht von Dettingen scheint nur noch historisch wahrgenommen zu werden. Doch gab es damals großes Leid der Beteiligten, von dem wir durchaus Kenntnis haben.

Vor nur wenigen Jahrzehnten erging es den aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten Vertriebenen ähnlich. Sie litten unter den Folgen des von den Nationalsozialisten begonnenen Zweiten Weltkrieges und mußten sich eine neue Heimat suchen. Das Anton‑Günther‑Denkmal ist ein Gedenken an eine verlorene Heimat und damit eine Mahnung an die oft vergessenen Folgen von Krieg und Zerstörung.

 

Kriegsleid und Friedensidee:

Die Schlacht bei Dettingen bedeutete für mehr als 5.000 Soldaten Tod oder schwere Verwundung. Die Sterbebücher von Seligenstadt, die Totenlisten der Lazarette in Fechenheim, Flörsheim und Zwingenberg und viele lokale Berichte erzählen vorn unsäglichen Leid der Kämpfer. Die durch Nahrungsmangel, Erkältungen und körperliche Strapazen geschwächten Soldaten wurden aufgrund mangelhafter hygienischer Zustände oft Opfer von Epidemien. An der „Roten Ruhr“ starben tausende Soldaten, aber auch Frauen, Männer und Kinder aus den heimgesuchten Gemeinden.

Dettingen, Großwelzheim und die Nachbarorte wurden in dieser kriegerischen Auseinandersetzung zu Leidtragenden und Opfern. Die Soldaten beider Seiten taten sich mit Raub, Plünderung und Zerstörung hervor. Viele Menschen flüchteten mit Hab und Gut in die Wälder. Beim Durchzug der Armeen und durch das Kampfgeschehen war die gesamte Ernte vernichtet, waren Äcker, Wiesen und Wälder auf Jahre hinaus verwüstet.

Einen Fortschritt in der Sorge um die Opfer des Krieges und den Schutz des Pflegepersonals waren  die bereits eine Woche vor der Schlacht bei Dettingen zwischen den Unterhändlern der feindlichen Armeen getroffenen Absprachen über die Sicherheit der Hospitäler und die Behandlung der Verwundeten. Der  auf der Grundlage der Absprachen am 18. Juli 1743 geschlossene Vertrag von Frankfurt gilt als ein Vorlaufer der Genfer Konvention von 1864.

 

Die Spessartstörung

Ein Grund für den Sieg der „pragmatischen Armee“ in der Dettinger Schlacht war, daß die Franzosen ihren Angriff durch einen Sumpf vorantrieben, der sie stark behinderte. Wie die Landschaftskarte von 1853 zeigt, handelt es sich bei dem Sumpfgebiet um einen ehemaligen Altarm des Mains. Zwischen dem Hauptlauf und einem weiteren Altarm erhebt sich der Lindigwald, der einst wie eine Insel umspült wurde. Die geologische Karte zeigt, daß der etwa zehn Meter hohe Anstieg am Rand der Dettinger Niederung ein Teil einer vor 23 Millionen Jahre stattgefundenen geologischen Verwerfung ist, die in Verbindung mit dem Einbruch des Rheingrabens steht. Ihre  höchste Erhebung ist der Hahnenkamm. Der nur noch wenige Meter sichtbare Geländeabbruch ist bis nach Kleinostheim geologisch nachweisbar. Der Pfad bis zum Heißerackerhof führt direkt unterhalb des Abhangs.

 

(6) Heißerackerhof:

Nach Süden geht es dann zum Heißerackerhof. Die schmale Straße geht noch weiter bis zum Schluchthof. An der Gemarkungsgrenze von Dettingen und Kleinostheim liegt das Hofgut „Heißerackerhof“ (auf der Landkarte „ Häuserackerhof“, im Volksmund   „Heißerackerhof“ genannt).

Einstmals gehörte das „Heißeracker-Feld“ zu dem verschwundenen Dorf Bruchhausen. Der Name Bruchhausen deutet auf seine Lage hin: im Althochdeutschen bedeutet „bruch“' Moorboden, im Mittelhochdeutschen „brauch“ feuchte Wiesen. Die Ursache für den Untergang Bruchhausens liegt im Dunkeln. Die Siedlung wird erstmals urkundlich 1268 erwähnt. Sie war Sitz eines adeligen Geschlechtes, das sich nach dem Dorf  „von Bruchhausen“ nannte. Nach dem 30-jährigen Krieg dürfte die Hofreite „Häuser Hof“ errichtet worden sein.

Wie immer. wenn genaue Geschichtsquellen fehlen, entstehen Sagen, die zu wissen vorgeben, so auch hier. Als die Schweden die Gegend des Untermains durchzogen, erlebte auch Dettingen eine schwere Zeit. Nur ein einziger Hof blieb von den Feinden verschont, da sie diese Stelle für einen günstigen Lagerplatz hielten. Hier überließen sie sich der Sorglosigkeit und dachten an kein Gefecht am wenigsten mit den Bayern. Plötzlich ertönten Schlachthörner. Aus dem Waldesdickicht brachen die Bayern hervor, erstürmten die Verschanzungen und eroberten das Lager. Es tobte ein heißer Kampf auf den Äckern des Hofes, der dadurch den Namen „Heißerackerhof“ erhielt. Eine andere Sage macht die Schlacht bei Dettingen 1743 für den Namen verantwortlich.

Durch die Säkularisation gelangte der Hof im Jahre 1803 in staatlichen Besitz. Um 1810 war Johann Niclas Walter aus Dudenhofen Pächter. Er wanderte ins Gefängnis, weil er mit Räubern und Ganoven gemeinsame Sache beim Überfall auf die Dettinger Gastwirtschaft „Zur Krone“ machte und sie auf dem Häuserackerhof aufnahm. Im Jahre 1873 erwarben die Brüder Hufnagel das Anwesen mit den dazugehörigen Äckern und Wiesen. Im Jahre 1900 erhielt Herbert Hufnagel die Konzession zur Eröffnung einer Schankwirtschaft. Sie wird insbesondere von Ausflüglern aus Frankfurt und Hanau frequentiert, die in die Rückersbacher Schlucht wandern.

 

 

 


Kahl

Zur Kulturlandschaft Spessart gehören auch die Gebiete, die an den Rhein-Main-Ballungs­raum angrenzen. Sie sind heute von Neubaugebieten geprägt, die auf den ersten Blick reine Wohn-Schlafstätten zu sein scheinen. Das Landschaftsbild ändert sich zur Mainebene. In der Erde schlummert in großer Mächtigkeit vom Main angewehter Sand und der aus weiter Ferne stammende angeschwemmte Kies, an einigen mainnahen Stellen auch vor drei Millionen aus Auenwäldern entstandene Braunkohle. Überall sieht man Spuren vom Abbau dieser Bodenschätze.

Zwischen 1904 und 1932 wurde in Kahl Braunkohle im Tagebau abgebaut, der in der Landschaft viele heute renaturierte Wasserflächen hinterlassen hat. Bis zu tausend Beschäftigte arbeiteten in den Gruben Emma, Gustav und Freigericht. Die hier geförderte Kohle - die „Main-Briketts“ - hatte eine sehr hohe Brennkraft und wurden sowohl in Haushalten als auch zur Stromerzeugung eingesetzt.

Die Förderung von Braunkohle ist schon lange eingestellt, geblieben sind die Gruben, die heute die Kahler Seenplatte bilden. In den Sekundärbiotopen siedelten sich nach und nach zahlreiche seltene Vogelarten und Fische an. Die Röhrichtbestände entlang der Uferzonen bilden geschützte Zonen für Laich- und Brutplätze.

Weiter vom Main entfernt überwiegen die Sand- und Kiesgruben. Teilweise sind sie noch in Betrieb, an anderen wird geangelt oder wie im Alzenauer Meerhofsee geschwommen. Ebenfalls auf Sand gegründet sind die „Alzenauer Sande“ ein 300 Meter vom Kahltal-Spes­sart-Radweg entferntes Naturschutzgebiet.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hielt auch das technische Zeitalter in Kahl Einzug. Mit dem Bau der bayerischen Eisenbahnstrecke kam es zur ersten Industrieansiedlung, die Einwohnerzahl wuchs stetig. Der Braunkohleabbau, die Industrialisierung und der Sandabbau verstärkten diesen Effekt. Das Landschaftsbild veränderte sein Gesicht.

Heute bietet Kahl dem Betrachter eine Landschaft, in der sich Wald, Seen und dicht aneinandergereihte Siedlungen abwechseln. Man denkt dabei an die Kahler Seenplatte und an das Freizeit- und Erholungsgebiet, wo sich neben der intensiven Nutzung, wie zum Beispiel durch Baden und Segeln, auch eine beachtliche Pflanzen- und Tierwelt entwickeln konnte.

 

Geschichte:

Das Gebiet von Kahl war bereits in der Jungsteinzeit (etwa 3000 vor Christus) auf den vor Kahl und Main hochwassersicheren Uferterrassen bei Kahl besiedelt. Die Anfänge des heutigen Ortes werden um 800 nCh vermutet. Kahl liegt an der bayerisch-hessischen Grenze an den Ufern der Kahl und des Mains und vor den Toren des Spessarts. Die erste urkundliche Erwähnung führt ins Jahr 1282 zurück. In diesem in lateinischer Sprache verfaßten Dokument aus Pergament wird Kahl als „Calde“ bezeichnet. Dieser Name entwickelte sich im Althochdeutschen aus der frühesten Ortsbezeichnung „Kaldaha“. Das bedeutet soviel wie „Ort am Kalten Wasser“ („aha“ ist gleich Wasser).

Kahl gehörte damals zum sogenannten „Freigericht“, einer Genossenschaft mehrerer Dörfer, die besondere Rechte gegenüber dem Landesherrn geltend machten, insbesondere gegen die Erzbischöfe von Mainz. Im Jahre 1425 gelang es Mainz, Kahl durch Ankauf an sich zu bringen, wo es bis Säkularisation verblieb. Die Pfinzing‑Karte (gezeichnet 1594 nach Vorlagen um 1563) zeigt Kahl („Kat“) mit der für den Verkehr wichtigen Brücke über den Fluß Kahl. Bis zur Mündung in den Main sind vier Mühlen eingezeichnet.

Der gesamte Kahlgrund ist 1816 von Hessen‑ Darmstadt an das Königreich Bayern gefal­len

Kahl wurde zum Grenzort mit Zollstation. Den Anschluß an die industrielle Revolution erhielt Kahl 1854 durch den Bau der königlich‑ bayerischen Westbahn, dem in der Folge der Braunkohletagebau vor Ort und die Einrichtung der Kahlgrundbahn 1898 folgte. Die Ansiedlung von Gewerbe war den Kahlern nicht fremd, hatte es doch schon im 18. Jahrhundert in der heimischen Gemarkung elf Mühlen.

Als Teil des Rhein-Main-Wirtschafts­raums verfügt Kahl auch heute über große Gewerbegebiete. Die ehemaligen Braunkohlegruben sind inzwischen mit Wasser gefüllt und bilden heute, gemeinsam mit den Kahlauen, ein attraktives Naherholungsgebiet. Der Bau der Eisenbahnlinie nach Frankfurt begünstigte die Entstehung eines neuen prosperierenden Ortsteils rechts der Kahl, der „Vorstadt“.

 

 

 

Kulturwege:

Zwei Kulturwegschleifen führen durch Kahl: Der auch durch die hessische Gemarkung Großkrotzenburg führende „Zwei-Länder-Weg“ veranschaulicht auf einer Länge von etwa fünf Kilometern die dörfliche Geschichte im Zeichen des Flusses Kahl und seiner Mühlen sowie der Auswirkungen des Braunkohletagebaus. Diese Südroute umrundet den ehemaligen Braunkohletagebau Hornsee und führt zurück zum Dorfkern.

Die Nordschleife zeigt das moderne Kahl und führt von der Waldseehalle durch die Kahler Vorstadt über den Bahnhof zu den Stationen Campingsee, Sandmagerrasen und Anton-Schnack-Tafel. Von dort geht es weiter zur evangelischen Kirche und wieder zurück zum Start. Das sind etwa fünf Kilometer plus zwei Kilometer zur kleinen Tafel Schlossblick und zurück

Beide Schleifen wurden aber später verbunden durch einen dritten Kulturweg, der aber auch wieder beide Schleifen enthält und dem jetzt im Wesentlichen gefolgt wird. Die Anfahrt erfolgt von der Autobahnabfahrt Alzenau-Ost in Richtung Großkrotzenburg. Man fährt vorbei am links liegenden Schloß Emnmerichshofen. An der Kreuzung kann man links abfahren nach Kahl bis zum Wasserturm und von dort mit dem Rad in Richtung Großkrotzenburg zur Hexeneiche und um den Hornsee herum oder mit dem Auto nur bis zur Hexeneiche. Oder man fährt an der Kreuzung geradeaus nach Großkrotzenburg hinein und dann in Richtung Kahl zur Hexeneiche und zum Wasserturm-

 

Schloß Emnmerichshofen:

Der Mainzer Kurfürst Emmerich Josef von Breidbach‑Bürresheim gab das „Wüste Land“ des Kahler Reisig 1766/1767 als Erblehen an den Hofkanzler Freiherr von Bentzel-Sternau, an Geheimrat und Hofkammerdirektor von Linden und an den Konferenzminister Freiherr von Deel. Sie erhielten den Auftrag, Ödland in kultiviertes Ackerland umzuwandeln und Wohn- und Ökonomiegebäude zu errichten. Freiherr von Bentzel-Sternau baute 1768 deshalb das Barockschloß Emmerichshofen.

Nach Unter­gang des Staates Kurmainz wurde neuer Besitzer der Graf Benzel‑Sternau, der im Schloß eine bekannte Gemäldegalerie unterhielt. Für den in Hanau geborenen „ersten jüdischen Maler“ Moritz Daniel Oppenheim, wird der Besuch dieser Gemäldegalerie zu einem Schlüsseler­lebnis. Sehr lebendig beschreibt er in seinen „Erinnerungen“, wie er als Schüler der Zeichenakademie auf Empfehlung des Direktors Conrad Wester­mayer vom Grafen auf das Schloß ein­geladen wird und dort zum ersten Mal die Bilder der italienischen Mei­ster sieht.

Im Jahre 1824 (andere Angabe 1817) erwarb Freiherr Waitz von Eschen von Bentzel-Sternau die zwei Höfe und 1835 zusätzlich den Grundbesitz mit dem Schloss. Er sah den Boden als wenig geeignet für Ackerbau an und trieb die begonnene Aufforstung voran, aus der ein Mischwaldbestand hervorging. Seine Nachfahren betrieben ab 1965 in einigen Teilen Sand- und Kiesabbau, woraus sich danach die Erholungs- und Seenlandschaft mit Ferienhäusern entwickelte. Die dazu gehörenden Seen (Schloß‑, Linden‑ und Weihertannensee) stammen nicht aus der Zeit des Braunkohleabbaus, der um 1930 eingestellt wurde, sondern sie sind erst um 1970 entstanden. Das Schloß befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

 

Kulturweg 1: „Im Reich der Sandhasen “

 

(2) Hexeneiche:

An der Straße von Kahl nach Großkrotzenburg steht rechts die „Hexeneiche“ auf der Gemarkung Großkrotzenburgs und damit in Hessen. Die Trassenführung des Kulturrundweges über Ländergrenzen hinweg macht den „Zweiländerweg“ zu einem Symbol für die Einheit der Kulturlandschaft Spessart, an deren Rand die beiden Gemeinden Großkrotzenburg und Kahl liegen. Der historische Baumriese wurde am 7. August 1970 durch einen Blitzschlag schwer geschädigt. Die Eiche mußte am 8. Juni 1971 gefällt werden. Eine neu angepflanzte Eiche und ein Gedenkstein erinnern heute an die „Hexenverfolgung“.

Diese Station „Hexeneiche“ behandelt das finstere Kapitel der Hexenverbrennungen im frühen 17. Jahrhundert, das an dieser Stelle deutlich wie selten in der Region zutage tritt. Eine Gedenktafel erinnert an die schrecklichen Vorgänge vor über dreihundert Jahren. Die Hexenprozesse fanden im Schloss von Steinheim statt. Die zu Tode gekommenen Menschen sind namentlich auf einer Tafel im Museum zu Großkrotzenburg verzeichnet.

An dieser Stelle wurden im Jahr 1628 (also während des Dreißigjährigen Krieges) 69 Frauen und 21 Männer aus Großkrotzenburg verbrannt. Ihre Namen sind auf einer Tafel im Museum Großkrotzenburg festgehalten. Man hatte sie der Hexerei beschuldigt und verurteilt. Die Gründe für die Hexenverfolgungen dieser Zeit sind in der Not zu suchen, die die Kriegszeit mit sich brachte. Dazu kamen die Missernten von 1625/1626, welche die schlechte Stimmung in der Bevölkerung zusätzlich anheizten. Durch das Herbeirufen der Inquisition erhoffte man sich, die „teuflischen“ Umtriebe zu beseitigen, die für die missliche Situation verantwortlich gemacht wurden.

Dass die Gerichtsurteile gegen die „Hexer“ und „Hexen“ für die Verantwortlichen ein gutes Geschäft bedeuteten, zeigt sich am Beispiel des Aschaffenburger Schultheißen Georg von Reigersberg. Er war einer der Wegbereiter der Hexenprozesse. Der Besitz der Verurteilten wurde eingezogen. In Legaten bedachten die Opfer der Hexenverfolgung Gerichtspersonen und den Ortspfarrer. Auch Kleidungsstücke waren darunter. Ein daraus entnommener Auszug lautet „Weiterhin soll Balthasar meine Mütze kriegen!“

Vorfälle dieser Art waren damals im Kurfürstentum Mainz an der Tagesordnung. Im Mittelalter kannte man zwar schon Verfahren gegen Ketzer, grundsätzlich sind Hexenprozesse jedoch ein Produkt der Neuzeit. Entgegen der landläufigen Meinung gehören Hexenprozesse nicht der Zeit des Mittelalters an, sondern der frühen Neuzeit. Erst mit der Veröffentlichung des so genannten „Hexenhammers“ als Regelwerk für die Verfolgung und Verurteilung von Hexen im Jahr 1485, setzte die Hexenverfolgung ein. Ihren Höhepunkt erreichte sie in den Krisenzeiten des 17. Jahrhunderts, besonders während des 30-jährigen Krieges. Die von den Folgen dieses Konfliktes geschädigte und verunsicherte Bevölkerung glaubte mit den Hexen einen der Hauptverursacher für ihr eigenes Unheil gefunden zu haben. Die Pogrome wirkten also wie ein Ventil für die Erkenntnis einer Machtlosigkeit gegenüber dem eigenen schrecklichen Schicksal.

Nördlich der Hexeneiche liegt der See „Emma Nord“, heute das Waldseebad, in dem man auch tatsächlich baden kann. Südlich liegt der See „Emma Süd“), heute „Hornsee“ genannt.

 

(3) Hornsee und Kahlmündung:

Zwischen 1904 und 1932 wurde in Kahl eine Industrie betrieben, deren Auswirkungen bis heute im Landschaftsbild deutlich sichtbar sind: Der Braunkohleabbau. Die hier geförderte Kohle wurde zu den so genannten „Main-Briketts“ gepresst, die auch für die Stromherstellung

durch Verbrennung Wärmeenergie lieferten. Sichtbarer Zeuge dieser Entwicklung ist bis heute das Wärmekraftwerk Staudinger. Bis zu 1000 Mann waren in den Gruben „Friedrich“, „Gustav“, „Freigericht“ und „Emma“ beschäftigt.

Im Jahr 1914 ließ ein Hochwasser den Main so stark ansteigen, dass die Gruben „Gustav I“ und „Gustav II“ voll Wasser liefen. Die Überflutung, bei der glücklicherweise keine Menschen zu Schaden kamen, ging so schnell vonstatten, dass aufgrund des fallenden Mainpegels einzelne Schiffe zeitweise auf Grund liefen. Es dauerte ein halbes Jahr, bis die Gruben wieder trockengelegt waren. Für „Gustav I“ bedeutete die Flutung im nächsten Hochwasser im Frühjahr 1915 das endgültige Aus.

Nachdem der Tagebau Emma-Süd eingestellt worden war, füllte sich die Grube mit Wasser. Daraus entwickelte sich das Naherholungsgebiet „Hornsee“. Die örtliche Tier- und Pflanzenwelt fand hier neue Lebensbedingungen, die wiederum neue Kreisläufe in Gang setzte. Durch den Besatz mit verschiedenen Fischarten gelangte auch die Rotfeder in den Hornsee, die eine der Nahrungsgrundlagen des Haubentauchers ist.

Die Tatsache, dass sich ehemalige Industriegebiete in wertvolle Sekundärbiotope verwan­deln, kann vielfach beobachtet werden. Besonders augenfällig sind die Röhrichtbestände entlang der Uferlinie, die als Brut- und Laichplätze unter anderem für die schon genannte Rotfeder dienen. Nicht nur Fische finden im Röhrichtgürtel Schutz, auch seltene, an die Röhrichtgürtel gebundenen Vogelarten, wie zum Beispiel die Rohrammer, haben hier ausreichend geschützte Brutplätze für die Aufzucht ihrer Jungen. Eine weitere positive Eigenschaft der Röhrichtgürtel ist die Fähigkeit der Wasserreinigung. An den Wurzeln und den Stengeln siedeln Bakterienrasen, welche sich von den Ausscheidungen der Vögel und Fische ernähren und so die eingetragenen Nährstoffe abbauen.

Der Angelsportverein Großkrotzenburg bewirtschaftet die beiden Vereinsgewässer, den See Emma Nord „Waldseebad“ und den See Emma Süd „Hornsee“. Letzterer verfügt über 21 Hektar Wasserfläche bei einer maximalen Wassertiefe von 17 Metern. An Fischen kommen hier vor Wels, Zander, Hecht, Barsch, Schleie, Brachsen, Karpfen und Weißfische. Der Verein bewirtschaftet den Fischbestand und sorgt für die Wasserqualität und für die Uferanlagen in seinem Bereich. Er pflegt somit einen wertvollen Teil unserer Kulturlandschaft an der Mündung der Kahl.

Inzwischen ist ein kleiner See mit einem speziellen Tier- und Pflanzenrevier entstanden. Durch den Besatz des Sees mit Rotfedern ist der Haubentaucher heimisch geworden, der vielfach beobachtet werden kann. Ein ehemaliges Indus­trieareal veränderte sich somit zu einem Sekundärbiotop.

 

 (4) Die Kahl-Auen: Die große Zeit der Mühlen

Aus dem ehemaligen Braunkohletagebau „Emma-Süd“ ist inzwischen ein Naherholungsgebiet geworden. Man kann den See nur mit dem Fahrrad umfahren. Am Main liegt dann der Campingplatz Kahl. Auf der Südseite der Kahl fährt entlang der Kahl bis zum Wasserturm.

 

Um an die reichen Kohlevorkommen im Südbereich des Abbaugebietes „Emma“ heranzukommen, bedurfte es der Verlegung der Kahl um etwa 160 Meter nach Süden. Der bisherige Grenzfluss zu Preußen (heute Hessen), der in seinem Unterlauf mäandrierend Richtung Main verlief und durch seinen reichhaltigen Erlen-, Pappel- und Eschenbewuchs einen wild romantischen Charakter aufwies, bekam infolge der Verlegung einen der damaligen Zeit entsprechenden Ausbau. Aufgrund verschiedener Einsprüche seitens der Anrainer und des Gemeinderats Kahl gestaltete sich das Genehmigungsverfahren zur Kahlverlegung langwierig (1924-

1926). Erst 1927 wurde mit der Verlegung zwischen Kahlmündung und der Lohmühle begonnen. Das neue Flußbett bekam am Böschungsfuß Steinplasterungen. Der obere Böschungsverlauf wurde durch Rasenbelag gesichert.

Der fast geradlinige Verlauf der neuen Kahl glich einer regelrechten Schussbahn. Die unmittelbare Einmündung in den Main bekam eine flussabwärts gerichtete Krümmung, um Quer­strömungen der einfließenden Kahl innerhalb des Mains zu vermeiden. An der Mündung der Kahl an der Info-Tafel „Tagebau und Kahlmündung liegt mit 101,5 Meter der tiefste Punkt Bayerns.

Der gemeindliche Ländeplatz erhielt einen neuen Anschluss an das örtliche Wegenetz. Im Nachgang an diese im Unterlauf durchgeführte Verlegung kam es im Anschlussstück, zwischen Nassmühle und Schäfereimühle, zu einer Flussregulierung mit gestreckter Linienführung. Für die Gewerkschaft Gustav zahlte sich die Maßnahme aus, da sie hierdurch 200.000 Kubikmeter Kohle mehr abbauen konnte.

Auf einem drei Kilometer langen Flussabschnitt vor der Mündung der Kahl in den Main entstanden vom Mittelalter bis in die Neuzeit 11 Mühlen, weshalb Kahl auch das Dorf der Mühlen genannt wurde. Die erste urkundliche Erwähnung einer Kahler Mühle war 1358: Ulrich von Hanau verlieh seine „Mühle zu Kalda“ als Hanauer Burglehen an Wolf Schenk von Schweinsberg. Im Jahre 1438 wird wahrscheinlich die gleiche Mühle als „Mittelmühl zu Kalda“ bezeichnet.

Es ist anzunehmen, dass es zu dieser Zeit bereits weitere Mühlen gab (oberhalb bzw. unterhalb). Diese Annahme bestätigt sich im 16. Jahrhundert. Hier werden die Petersherrenmühle (= Niedermühle - heute Naßmühle), die Blumen-Mühle (heute Schäfereimühle), die Schneidt­werks-Mühle (Untere Fallermühle) und die Brandt-Mühle (Obere Fallermühle) erwähnt.

Eines der letzten heute noch existierenden Gebäude aus der Kahler Mühlenzeit sind die Unteren Fallermühlen („Kahler Walzenmühle“). Die Schäfereimühle hatte ein unterschlächtiges Mühlrad, typisch für alle Kahler Mühlen.

Aus dem 16. Jahrhundert kennt man bereits Gerichtsakten, die Streitigkeiten zwischen Mühlenbesitzern und Bauern schildern, wenn wieder einmal das zu hoch gestaute Wasser die Felder überschwemmte. Da die Müller das Wasser häufig zu hoch stauten, kam es immer wieder zu Überschwemmungen. Die begehrte Wasserkraft war abhängig vom Gefälle, konn­te doch bei den dicht aufeinander folgenden Mühlen eine geringfügige Erhöhung des Bachstaues schwerwiegende Folgen für die anderen Mühlen haben.

Insbesondere um die Naßmühle gab es hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Streit: Am 2. Juni 1573 überfielen und zerstörten Kahler Bauern, deren Ernte durch die Überschwemmungen vernichtet worden war, diese Mühle („Kahler Mühlenkrieg“)

Die meisten Kahler Mühlen waren in späterer Zeit Doppelmühlen, die getrennt voneinander arbeiteten. Es handelte sich im Wesentlichen um Mahlmühlen für Getreide, Senf und Öl. Weitere Mühlen in Kahl waren die Lohmühle und die Sandmühle, die als Mainzer Erbbestandsmühle 1715 erbaut wurde. Sandmühlen spielten ab etwa 1900 eine Rolle. In einer der Walkmühlen mit 15 Beschäftigten nahm Nikolaus Wahl 1904 die weltweit erste automatische Filz-Maschine in Betrieb. Das große Gebäude der unteren Fallersmühle, auch „Kahler Walzenmühle“ (schon östlich der Umgehungsstraße), kündet noch heute vom Umfang des einstigen Mühlenbetriebs. Mit der Industrialisierung verschwanden die Mühlen seit dem 19. Jahrhundert.

Mit der Industrialisierung ergab sich eine andere Nutzungsmöglichkeit für Mühlen. Es war damals ein wichtiger Punkt in der Standortbewertung entstehender Fabriken, eine ausreichende Wasserkraft zu besitzen. Hier konnten die Wasserrechte der Mühlen, ein Wasserrad zu betreiben, genutzt werden. Die Mühlenbesitzer erzielten gutes Geld beim Verkauf der Mühlen, wenn Standort und Wasserkraft stimmten.

Die Kahlverlegung in Verbindung mit dem Braunkohletagebau seit Beginn des 20. Jahrhunderts beseitigte die verbliebenen Mühlwerke. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeugen nur noch wenige, teilweise zu Wohnhäusern umfunktionierte Bauten vom komprimierten Mahlbetrieb an der Kahl: Obere Fallersmühle, Untere Fallersmühle (Walzenmühle), Schäfereimühle, Lohmühle, Naßmühle.

Durch den Bau der Staatsbahn mit ihrem Bahnhof in Kahl ergab sich eine „neue Mobilität“. Der Standort Kahl war attraktiver geworden. Auch die Sandmühlen wurden verkauft und die bestehende Wasserkraft mit den beiden Mühlrädern anderweitig genutzt. Im Jahre 1888 richtete man in der einen Mühle eine Fabrik für elektrische Zünder ein. Auf der Nordseite, gegen die Felder zu, entstand im gleichen Jahr eine Fassfabrik.

Von 1895 bis 1900 wurde aus der alten Sandmühle eine Senffabrik. Im Jahre 1900 kaufte Nikolaus Wahl I. die eine Mühle und 1907 die andere Mühle, aber nicht zur Nutzung als Getreidemühle, sondern um die für seine Fabrikation von Filzmaschinen notwendige Wasserkraft nutzen zu können. Diese benötigte er zum Antreiben seiner Maschinen (Bohrmaschinen,

Fräsen, Metallhobel und Sägen), die ihre Energie mittels Transmissionen durch Wasserkraft erhielten.

 

Wasserturm, Informationstafel und Grenzsteingarten:

Wer den Mühlenweg ausläßt, fährt gleich von der Krotzenburger Straße in das Ortszentrum.

Hier fällt sofort der Wasserturm von 1931 ins Auge. An der Kahlbrücke an der Nordseite des Parkplatzes am Wasserturm steht eine Informationstafel, die die Veränderung der Landschaft im Laufe der Jahrhunderte zeigt. Sie wurde gestaltet vom der Forschungsstation Mittelgebirge des Senckenberg-Instituts in Biebergemünd, Hier ist das (Spessart Geo-Informationssystem (Spessart- GIS) angesiedelt, das über den umfassendsten und aktuellsten digitalen Kann-Bestand des gesamten Spessartgebietes verfügt. Das Lerncomputer-Programm ermöglicht es, aktuelle und historische Kartenausschnitte zu kombinieren und die Veränderungen in unserer Kulturlandschaft darzustellen. Dies geschieht, indem historische Karten - soweit möglich - digitalisiert und somit vergleichbar mit dem modern, bereits digitalisierten Kartenmaterial werden.

Auf der Informationstafel wurden vier Zeitstufen nebeneinander gestellt: 1582, 1750, 1938 und 1996. Dabei sind die meisten Veränderungen in der Mühlmark, dem Gebiet nordwestlich von Alzenau festzustellen. Während dies in der frühen Neuzeit eine Freifläche war, ist hier heute beinahe alles bewaldet - mehr als in den 350 Jahren. Überraschender scheint, daß sich die Waldgrenze des Hahnenkamms zwischen 1582 und 1996 fast nicht verändert hat. Dies ist ein Hinweis auf die Abhängigkeit der Bodengüte für die Aufteilung In Feld, Wiese, Weinbau und Wald. Weiterhin sind noch weite Freiflächen zu erkennen, die - wie man aus alten Fotos weiß - vom Menschen intensiv genutzt wurden.

Die Karte von 1996 macht deutlich, wie sich unsere Heimat zwischen 1938 und heute verändert hat - viel stärker als in den 350 Jahren vorher. Weite Teile der Freiflächen sind inzwi­schen Siedlungen geworden. Der Wald hat hinzugewonnen. Eine Autobahn ist entstanden, ebenso Baggerseen durch den Kiesabbau. Auch hier bleibt festzuhalten, daß die Ausdehnung des Hahnenkammwaldes erhalten blieb. Seine Funktionen als Erosions- und Trinkwasserschutzwald sowie als Erholungsraum sind durch seinen Status als Bannwald dauerhaft gesichert.

 

Grenzsteine: Rund um den Wasserturm wurde auch der sehenswerte Grenzsteingarten angelegt. Anhand historischer Grenzsteine lassen sich politische und kulturelle Entwicklungen in einer Landschaft über mehrere Jahrhunderte hinweg nachvollziehen. Die ersten Grenzziehungen wurden während der Karolingerzeit im 8. Jahrhundert vorgenommen, wobei man sich an Landschaftsmerkmalen wie Bachläufen, Hecken, Schluchten und Grenzbäumen orientierte. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Grenzsteine verwendet, zunächst aus Sandstein, später aus Granit. Diese Grenzsteine werden als „historisch“ bezeichnet und sind ein wichtiger Teil des Heimat- und Geschichtsverständnisses.

Aufgrund des Wandels in der Kulturlandschaft sowie durch private Sammelleidenschaft ist der Bestand an historischen Grenzsteinen rückläufig. Der Grenzsteingarten trägt dazu bei, das Verständnis für die steinernen Zeugen der Vergangenheit zu fördern und somit einen Beitrag für ihren Bestand zu leisten.

Historische Grenzsteine bestehen für gewöhnlich aus einem behauenen, mit Wappen und Initialen versehenen, und einem unbehauenen Teil. Der Kopf kann eine eingekerbte Weisung tragen, die den Winkel auf die nachfolgenden Grenzsteine angibt. Das Vermessungswesen kennt hierfür den Fachausdruck „Richtungsanzeiger“.

Je nach Standort unterscheidet man Steine an Grenzen zwischen Staaten, Ländern, Gemarkungen, Gütern, Nutzungsflächen und an Eisenbahnlinien.

Das Mainzer Rad ist ein sechsspeichiges Rad, das in Wappen silbrig auf rotem Grund dargestellt wird. Die Entstehung des Mainzer Rades ist bisher nicht geklärt. Eine Legende beruft sich auf den Bischof Willigis, der 975 zum Erzbischof von Mainz gewählt wurde und angeblich der Sohn eines Wagners gewesen sein soll. Vermutlich steht das Rad mit einem christlichen Symbol in Verbindung, unter Umständen das Christusmonogramm XP (Chi-Ro) oder

das Feldzeichen Kaiser Konstantins.

In der Wappenkunde steht der Krummstab oft für den ehemaligen Herrschaftsbereich eines

Bischofs oder Prälaten. Bischöfe waren die Landesherren von so genannten Hochstiften (zum Beispiel wie Würzburg). Die Landesherren des Territoriums einer Abtei waren die Prälaten, in unserem Fall symbolisiert der Grenzstein mit dem Bischofsstab die Abtei Seligenstadt.

 

Die wichtigsten Grenzsteine im Kahlgrund stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und dienen als Quellen für die Teilung des Freigerichts im Jahr 1736/48 in einen hessischen und einen kurmainzischen Teil. Dementsprechend lassen sich an den Inschriften auf den Grenzsteinen diese und weitere Territorialentwicklungen nachvollziehen, abzulesen an den Initialen CM (Cur-Mainz) und HH (Hessen-Hanau) für das Jahr 1748 sowie KB (Königreich Bayern) und KP (Königreich Preußen) für das Jahr 1870.

Die älteste bekannte Karte der Region, die so genannte Jordansche Karte, stammt von 1597 und zeigt das historische Freigericht mit den Gerichtsorten Wilmundsheim (Alzenau), Hörstein und Somborn. Auf ihr ist das Freigericht durch eine rote Linie markiert. Die heute den Namen tragende hessische Gemeinde Freigericht umfasst noch den nördlichen Teil auf der Karte.

 

Einzelne Symbole auf den Grenzsteinen:

1. Der Hanauer Sparren stammt aus dem Wappen der Grafen von Hanau, hier auf einem

Grenzstein mit der nachträglichen Einfügung: „KP“ für „Königreich

Preußen“.

 

2. Grenzstein FB (Freistaat Bayern): Im Jahre 1918 brach die Wittelsbacher Monarchie in der Novemberrevolution zusammen. Am 9. November 1918 wurde der „Freistaat“ Bayern ausgerufen. Mit der Gründung des Freistaates wurden einige Grenzsteine mit der Inschrift FB versehen.

3. Grenzstein C + F (Grenzstein des Deutschen Ordens-Kommende Frankfurt):

Der Deutsche Orden war ein Ritterorden und ist heute ein religiöser Orden der römisch-

Katholischen Kirche. Die Ordenskonvente des Ordens hießen Kommenden, die von einem Komtur geleitet wurden.

4. Prinz Ludwig Eugen von Württemberg erwarb im Jahre 1767 die alte Burg in Wasserlos, ließ die Burg abreißen und baute anschließend das Schloß - das heutige Kreiskrankenhaus. Die Geweihstangen befinden sich heute noch im Wappen von Württemberg.

5.Der „Sittich“ auf dem Grenzstein von 1701 ist das Wappen von Buchenau. Durch Heirat kamen die Herren von Buchenau im Jahre 1339 in den Besitz von Hüttelngesäß (bei Niedersteinbach). Um 1446 erwarb Wiegand von Buchenau den Ort Kälberau (zu Lehen von Hanau). Um 1830 werden die von Buchenau letztmals erwähnt. Letzter Standort des Grenzsteines war am Rannenburgring in Kälberau.

6. Alte Meilensteine befinden sich noch in Form von Obelisken, Steinpfeilern und runden Säulen auf einigen Landstraßen. Viele wurden bei Straßenverbreiterungen entfernt und sind verloren. Dieser Meilenstein stand in der Alzenauer Straße und gab die Kilometerentfernung

von Kahl nach Alzenau an.

 

Aufgestellt sind zurzeit:

1. Landesgrenzsteine (KB, KP und FB) zwischen Bayern und Hessen mit den Wappen Mainzer Rad, Hanauer Sparren, Hessischer Löwe mit Jahreszahlen

2. Gemarkungsgrenzsteine mit der jeweiligen Ortsbezeichnung ZB, OMD (Ossenheimer Mark Dettingen), BB (Breunsberg)

3. Dreimärker mit der Bezeichnung H (Hörstein, D (Dettingen) und R (Rückersbach)

4. Gütergrenzsteine mit der Bezeichnung „GG“ (Gewerkschaft Gustav), SB (Graf von Schönborn), PA (Stift Peter und Alexander), Grenzstein mit Bischofstab (zum Beispiel Abtei Seligenstadt), CvD (Carl von Dalberg), C+F (Commende Frankfurt Deutscher Orden)

5. Eisenbahngrenzstein mit der Bezeichnung „KBE“ (Königlich Bayerische Eisenbahn) aus dem Jahre 1854

6. Vermessungspunkt T P steht für „Trigonometrischer Punkt“, ein Vermessungspunkt, der durch das Vermessungsamt mit größter Genauigkeit gesetzt werden muß.

7. Kilometerstein, stand früher an den Landstraßen (kein Grenzstein)

8. Mainkilometerstein 323 (Schiffbare Kilometeranzeige von Hallstadt/Bamberg nach Kahl), kein Grenzstein

 

Abkürzungen und ihre Bedeutung:

HH       Herrschaft Hanau (Hessen-Hanau)

GF        Großherzogtum Frankfurt

GH       Großherzogtum Hessen

KP        Königreich Preußen

KH       Kurfürstentum Hessen

CvD     Carl von Dalberg

K          Kahl

D         Dörnsteinbach

H         Hemsbach

R          Rückersbach

W        Wasserlos

MB      Michelbach

GG       Gewerkschaft Gustav

StW     Staatswald

RB       Reichenbach

HS        Hauenstein

D         Dettingen

PM      Mömbris

BB       Breunsberg

N         Niedersteinbach

CM      Churfürstenthum Mainz

FP        Fürst Primas (als Primas galt der erste Bischof des Reiches)

KB        Königreich Bayern

PA        Stift Peter und Alexander

SB        Graf Schönborn HB    Hüttenberg

H         Hohl

K          Kälberau

A          Albstadt

A          Alzenau

KW      Kahler Wald

KBW    Königlicher Bayerischer Wald

Z          Zehnt

H         Hörstein

KK        Königshofen

DB       Daxberg

G         Großwelzheim

SB        Schimborn

W        Waitz

 

 

 

(6) Ortszentrum:

Östlich des Wasserturms verläuft die Hauptstraße, die frühere Vordergasse. Links steht das ehemalige königlich-bayrischen Zollhaus von 1833 (oder 1830), nach 1834 Streichholz- und Zigarrenfabrik, danach Wirtshaus, Wetterstation und Schule, seit 1939 Sitz der Gemeindeverwaltung. Gleich daneben steht das ehemalige Mainzer Zollhaus, heute auch Teil des Rathauses.

Gegenüber ist der eine Hofplatz des ehemaligen Hofguts mit seinen Stallungen, das herrschaftliche Hofgebäude am ehemaligen unteren Tor (heute Gasthaus „Bayerischer Hof“ mit auf die Straße hängendem Schild). Im Jahre 1371 wird das Hofgut erstmals mit dem Eigentümer Eberhard von Eppstein als „schefferie zu Kalde“ erwähnt. Von der Familie Sickenberger ging das Hofgut 1922 in Teilen durch Kauf an die Gemeinde Kahl und die Gewerkschaft Gustav über. Ein jahrhundertealter Besitz war hiermit aufgelöst worden. Das Hofhaus wurde von der Familie Emrich in den Jahren 2009 bis 2014 unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten grundlegend saniert und ist wieder zu einem Schmuckstück geworden.

Schräg gegenüber auf der Nordseite steht das ehemalige Gasthaus „Zum Schwanen“

Wieder gegenüber auf der Südseite steht das „Bakkes“ von 1650, ein pyramidenförmig gemauerter Backofen, der schon vor 1700 in Gemeindeakten für die öffentliche Benutzung genannt wird. In diesem öffentlichen Backofen wurde bis 1938 fast 300 Jahre lang Brot gebacken. Dazu gehört eines der ältesten Gebäude von Kahl, das Backhaus, entstanden nach dem 30jährigen Krieg im Zuge der Wiederbesiedlung des Dorfes. Hier wurde nach gemeindlicher Anordnung von den Kahler Familien Brot gebacken - danach, wenn genügend Wärme vorhanden war, „Kratzekuchen“.

Wieder schräg gegenüber auf der Nordseite steht der Bildstock, der 1799 vom damaligen Schultheißen Johann Heinrich Bergmann und dessen Ehefrau Anna Maria errichtet wurde.

Dabei steht der Brunnen.  Im Jahre 1850 gab es in Kahl 12 Kettenziehbrunnen, im Jahre 1909 wurden 20 Brunnen gezählt, von denen nur noch der in der Hauptstraße erhalten ist. Einen weiteren Brunnen entdeckte man 1994 schräg gegenüber des Pfarrheims.

Es folgt ein Stück weiter auf der Nordseite die Alte Schule von 1896, die „Alt Schoul“:

Durch die verkehrsgünstige Lage wuchs die Gemeinde Kahl stetig an Einwohnern und baute 1896 neben der Kirche ein neues Schulgebäude mit vier Schulsälen. Seit 1754 gibt es in der Gegend die Schulplicht. Mit ihr wird auch die Ganzjahresschule angeordnet. Ab 1770 wird eine Schulkommission gebildet, die das gesamte Schulwesen im Kurstaat Mainz überwacht und sich dem vernachlässigten Landschulwesen widmet. Eine Schullehrerakademie in Mainz bildet die Lehrer in einem einjährigen Kurs aus. Leiter dieser Neuerungen ist der Hofkanzler Freiherr Anselm Franz von Bentzel-Sternau, der vom Kurfürsten für seine Verdienste Land auf Kahler Gemarkung erhält und dort das Schloss Emmerichshofen baut. Am 14. April 1816 kommt Kahl zu Bayern. Nach bayerischen Verhältnissen hat die Schule nun einen festen Lehrplan, die Schulbücher sind genau vorgeschrieben. Im Jahre 1897 hat Kahl 203 Volksschüler. Heute ist hier die Volkshochschule untergebracht.

Ein Stück weiter steht die Katholische Pfarrkirche. Im Jahre 1330 wird erstmals ein Pfarrer in Kahl erwähnt und somit auch eine Kirche. Brand und Hochwasser zerstören 1492 das Gotteshaus, etwa 1512/1523 wird die Margarethenkapelle gebaut. Im Jahre 1766 kommt es zu einem Neubau. Infolge der Vergrößerung der Kirchengemeinde plant man ab 1896 an einem größeren Gotteshaus, das man 1910/1911 in die Tat umsetzt. Hierbei wird die alte Kirche in die neue teilweise einbezogen. Ein 38 Meter hoher Turm auf der Westseite des Kirchenschiffes ist künftig ein Wahrzeichen von Kahl. n den Jahren 1961/1962 wird die Kirche renoviert und durch die Marienkapelle erweitert. Die alte Ausstattung wird bis auf die Orgel herausgenommen und durch eine zeitgemäße ersetzt. Die heutige Pfarrkirche St. Margareta wurde 1911 im neobarocken Stil aus rotem Bruchsandstein errichtet. Der Dorfplatz, heute Pfarrer-Lippert-Platz, wurde bis 2013 neu gestaltet und belebt. Hier sind nun mehrere Treffpunkte zentriert: Kirche, Schule, Volkshochschule, Heimatmuseum und ein Restaurant.

Südlich der Kirche sind die ehemalige Poststation und daneben da ehemalige Gasthaus „Zum Schwanen“. Das Fachwerkhaus zählt zu den ältesten Bauwerken Kahls an der Hauptstraße. Seine Erstehungszeit ist im 16. Jahrhundert anzusiedeln. Ab 1757 ist es als Wirtshaus erstmalig erwähnt und hieß damals „Krone“. Im Jahre 1900 wurde die Scheune durch einen Saalbau mit Bühne und Galerie ersetzt. Im Jahre 1990 kaufte die Gemeinde das Anwesen und 2013 wurde es an einen Architekten verkauft, der nun das Gebäudeensemble unter denkmalpflegerischen Auflagen saniert und einer Wohnnutzung zuführt.

Auf der Westseite der Kurve gegenüber ist der zweite Hofplatz des Hofgutes mit der Schafscheune. Diese ist heute Mehrzweckgebäude mit Bibliothek, Heimatmuseum und Gastronomie).

 

Kulturweg Route 2: „Um die Kahler Vorstadt“ (5 Kilometer)

Die Einflüsse durch Menschenhand auf die Siedlungstopographie entspringen unterschiedlichen Motiven. Dem Bedürfnis nach Wohnraum kommen die Neubaugebiete entgegen, die seit den sechziger Jahren erschlossen werden. Der Campingsee ist das Produkt der Abbautätigkeit von Braunkohle, Sand und Kies. Heute befindet sich hier einer der größten Campingplätze Bayerns. Die Reste des Sandmagerrasens, die von Bebauung und sonstiger Nutzung frei gehalten werden konnten, spiegeln den für Kahl typischen Bodenaufbau wieder. Die Namens­gebung der Anton‑Schnack‑Straße zeigt, daß ein Interesse am Wirken einheimischer Künstler besteht, die die Kulturlandschaft literarisch geprägt haben. Die erste der beiden abschließenden Stationen „Galgenrain & Rabenau“ verdeutlicht die reichhaltigen archäologischen Funde, die durch die Bautätigkeit entdeckt wurden. Die zweite Tafel präsentiert ein Kleinod der Bauhaus‑Architektur in Kahl: die Kreuzkirche.

 

Sandhasendenkmal:

Wieder zurück am Wasserturm fährt man auf der Bundesstraße (Hanauer Landstraße) ein Stück Norden und trifft auf das Denkmal für die Kahler „Sandhasen“. Der Sandboden in und um Kahl bringt nur sehr geringe landwirtschaftliche Erträge; darum galten die Kahler in den umliegenden Dörfern als „arme Sandhasen“. Sie reagierten darauf, indem sie sich einen echten Hasen zum Denkmal machten. Der aus rotem Sandstein gemeißelte „Kahler Sandhas“ von Hermann Kröckel wurde 1952 auf den Sockel gehoben. Dabei handelt es sich nicht um eine Hasenart, sondern um eine örtliche Umschreibung für den Ameisenlöwen. Dieser ist die Larve der libellenähnlichen Ameisenjungfer heißt im Volksmund „Sandhas“. Der Sandhase ist aber auch ein Wahrzeichen des ehemaligen Sandabbaus in der Region. Der Sandhase gehört zum Kahler Wappen.

Auf der nach Osten führenden Querstraße kommt man auf in die Alzenauer Straße, in die man nach links einbiegt. Kurz vor der Bahn geht links die Straße „Galgenrain“ ab. Hier steht die Evangelische Kirche.

 

Bauhauskirche:

Seit 1821 bemühten sich einige Einwohner in Kahl um einen evangelischen Geistlichen.  Mit der Erschließung des Braunkohlenreviers wuchs die Zahl der Evangelischen in Kahl, Dettingen und Großwelzheim. Die ersten gottesdienstlichen Zusammenkünfte in Kahl fanden um 1912 in der Gastwirtschaft „Zur Rabenau“ statt. Um 10920 wurden die Gottesdienste in der Schule gehalten. Seitdem bemühte man sich um den Bau eines Gotteshauses. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15.Oktober 1928, die Einweihung im Jahre 1929. Durch den bauhaustypischen Kubusstil hat die Kreuzkirche einen fast wehrhaften Charakter.  Sie faßt bis zu 500 Personen.

Im schlichten Kircheninneren findet die äußere Form der Kirche in der Kanzel und durch den Treppenaufgang eine Entsprechung. Vorne steht noch ein stilisierter Baum, vier künstlerisch gestaltete Blumentöpfe zierten den Altar. Einst stand das Bauwerk allein auf dem „Galgenrain“, heute ist es in der Siedlung aufgegangen. Der Sandhügel, auf dem die Kirche erbaut wurde war ein Ort des Gruselns, denn hier stand vermutlich der Galgen. In alten Urkunden des Kirchengrundstücks wird dieser Name auch noch verwendet. Die Kirche wurde 1956 / 1957 innen renoviert, das Dach erneuert und die Empore 1961 vergrößert. Die Steinmayer-Orgel stammt aus der evangelischen Christuskirche in Aschaffenburg.

Nicht weit von Kahl entfernt, nämlich in Hanau, befindet sich ein weiteres Beispiel für Bauhaus‑Architektur wie sie vom Hanauer Architektenbüro Deines & Clormann umgesetzt wurde. Die Wohnbebauung um den Beethovenplatz in Hanau wurde 1928 errichtet. Das Abweichen vom Bauhaus‑Stil, in dem sich die Häuser um den runden Platz gruppieren, erregte damals internationale Aufmerksamkeit.

Das Wohngebiet an der Bauhauskirche heißt „Galgenrain“, weil hier der Galgen stand.

 

Fundstelle Galgenrain:

Auf einer Postkarte um die Jahrhundertwende ist die damalige Freizeiteinrichtung „Gastwirtschaft Rabenau“ zu sehen. Die Radrennbahn, ein großer Veranstaltungsraum, sowie umliegende Grünanlagen weisen Kahl als Fremdenverkehrsziel aus - besonders als Sommerfrische für Besucher aus dem Rhein-Main-Raum, die direkt und schnell mit der Bahn anreisen konn­ten.

Als 1896/1897 der Wirt des nahe gelegenen Gasthauses Rabenau eine Radrennbahn anlegen ließ, wurden bei den Erdarbeiten mehrere Gräber angeschnitten. Der Heimatforscher Elmar Freiherr von Haxthausen barg die Funde und überließ sie später den Museen in Aschaffenburg und Hanau. Nicht alle Beigaben wurden aufgenommen, da das damalige Vorgehen heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen nicht entsprach. Ein Ausschnitt aus einer alten lithographischen Ansichtskartezeigt als Zeichnung einen Teil der gefundenen Grabbeigaben

Die reichhaltigen prähistorischen Gräberfunde auf Kahler Gemarkung belegen die Siedlungsfortdauer an günstigen Plätzen, wie Kahl einer ist. Die Kahler Ortserweiterung förderte eine Reihe prähistorischer Siedlungsüberreste zutage. Von überregionaler Bedeutung sind hierbei der Kahler Depotfund aus dem 13. Jahrhundert vCh sowie das spätrömisch‑alamannische Gräberfeld „Lange Hecke“ (siehe unten).

 

(8) Eisenbahn:

 Der Vertrag von 1850 zwischen Bayern und Hessen regelte den Bau der bayerischen Ludwigs-West-Bahn bis zur Landesgrenze Kahl mit der hessischen Strecke, von Hanau kommend. Die Strecke wurde am 22. Juni 1854 mit einem geschmückten Extrazug eröffnet. An den Bahnstationen standen Ortsvorsteher, winkende Schulkinder und Bürger, dazu spielten Blaskapellen.

Mit dem Zugbetrieb kamen auch Pflichten auf die Bürger zu: Die bahnpolizeilichen Vorschriften wurden durch den Ortsdiener bekannt gegeben, so an welchen Punkten die Gleise überschritten werden durften und daß der Säu- und Gänsehirt die durch die Bahn totgefahrenen Tiere selbst bezahlen musste.

Ab 1873 zweigleisig verkehrten täglich vier Zugpaare von Hanau nach Aschaffenburg. Die Fahrt nach Aschaffenburg dauerte 32 Minuten. Die an die private Frankfurt-Hanauer-Eisen­bahn-Gesellschaft verpachtete Strecke ging 1863 an die hessische Ludwigs-Eisenbahn-Gesell­schaft über und 1897 an die Preußische Staatsbahn.

Hinter dem Bahnhof ist der Christner-See, benannt nach dem Gründer der Kahlgrundbahn

 

Kahlgrundbahn:

Die Großväter hatten es nur ungleich schwerer mit dem Geldverdie­nen. Etliche der armen Gebirgler verdingten sich in den Braunkohle-, Kies- und Sandgruben um Kahl. Zwölf-Stunden-Schichten bei härte­sten Arbeitsbedingungen waren die Regel, zum Überleben reichte der Lohn nur, wenn nebenbei Landwirtschaft betrieben wurde.

Anders als mit dem Dampfzeitalter verbinden sich mit der Kohle- und Sandgewinnung - wenigstens hier am Untermain - keine verklärend-nostalgischen Erinnerungen an eine „gute alte Zeit“. Nur im spötti­schen Namen der „Sandhasen“ für die Kahler und einem großen Sandsteinhasen mitten im Ort lebt die Erinnerung an die karge Bo­denbeschaffenheit fort.

Die Kahlgrund‑Bahn­strecke ließen weitsichtige Hanauer Kaufleute Ende des vori­gen Jahrhunderts zwischen Kahl und Schöllkrippen bauen, damit Aschaffenburger, Hanauer und Frankfurter schneller als von Pferdewagen und kiepenschleppenden Marktfrauen versorgt werden konnten.

Im Jahre 1881 traten die Distriktsräte von Alzenau, Schöllkrippen, Hanau und Aschaffenburg

mit einer Petition zum Bau einer Lokalbahn an die bayerische Regierung heran. Es vergingen 16 Jahre bis zur Erteilung der Konzession für den Betrieb der Eisenbahn.

Unter der Leitung des Eisenbahn- und Betriebs-Unternehmers Hermann Christner aus Hanau wurde ein Konsortium gegründet und im Januar 1898 begann der Bahnbau an zehn Stellen der

23 Kilometer langen Trasse gleichzeitig. Im gleichen Jahr wurde die „Eisenbahn- & Industrie-Gesellschaft“ (Aktiengesellschaft) gegründet und am 27. Oktober 1898 war das Werk vollendet. Mit den Lokomotiven „Kahl“ und „Alzenau“ und mit sieben Wagen fuhr die Bahn in den Anfangsjahren mit drei bzw. vier Zugpaaren werktags die Strecke.

Im Jahre 1903 wurde die Gesellschaft in die „Kahlgrund-Eisenbahn AG (KEAG)“ umgewandelt. Die in die Bahn gesetzte Hoffnung wurde erfüllt und brachte für den Kahlgrund den wirtschaftlichen Aufschwung. Der Ersten Weltkrieg und die Inflation schadeten der KEAG nur wenig.

In den dreißiger Jahren brach der vorherrschende Güterverkehr zusammen und der Personenverkehr erwirtschaftete nun den Löwenanteil der Betriebseinnahmen, die dennoch weiter sanken. Im Jahre 1951 wurde Konkurs angemeldet und eine Auffanggesellschaft, getragen vom

Freistaat Bayern, der Deutschen Bundesbahn und dem Landkreis Alzenau erhielt die Lokalbahn und machte sie zu einem DB-Tochterunternehmen (KVG). Diese verlagerte einen

Teil der Personenbeförderung von der Schiene auf die Straße und setzt Omnibusse ein. Der Güterverkehr kam nahezu zum Erliegen. Im Personenverkehr ist die KVG, nicht zuletzt durch den Anschluss an Hanau, aus dem Verkehrsgefüge des Kahlgrundes nicht wegzudenken. Im

Herbst 2005 kam es zum Betreiberwechsel.

Der „Bembel“ - wie die Einheimischen das Bähnchen heute gerne nennen - ver­kehrt noch immer, wenn auch jetzt unterstützt durch Busse. Es fahren moderne Triebwagen und auch ab und zu ein Dampfzug.  Die Kahlgrundbahn verbindet den Kahlgrund mit Hanau. Montag bis Freitag fährt der Triebwagen im Stundentakt zum Hanauer Hauptbahnhof, am Wochenende verkehrt der Zug alle zwei Stunden. Die Kahlgrundbahn gehört zum Einzugsbereich des Rhein‑Main‑ Verkehrsverbunds. Mit der Karte, die man am Bahnhof aus dem Automaten zieht, kann auch der Hanauer Stadtbus benutzt werden.

 

Der Dampfzug der Kahlgrundbahn verkehrt heute in der Regel zwischen April und Novem­ber an jedem ersten Sonntag im Monat.  Außerdem zu Ostern, Pfing­sten und eine „Nikolausfahrt“ im Dezember. Genaue Termine über das Verkehrsamt Alzenau oder: Dampfbahnfreunde Kahlgrund. Ahornweg 36, Aschaffenburg, Telefon: 0 60 21/8 88 72. Fahrtbeginn jeweils um 10 und 14.30 Uhr ab Kahler Bahnhof, Rückfahrt von Schöllkrippen um 13 und 17 Uhr; kostenlose Mitnahme von Fahrrädern im Gepäckwagen.

Fünfundzwanzig Kilometer in 80 Minuten: Mehrmals im Jahr dampft die historische Kahlgrundbahn gemächlich von Kahl am Main nach Schöllkrippen im Spessart. Seit ihrer ersten Fahrt 1989 hat sich die Bahn zu einem Geheimtip gemausert. Wenn die 20 Männer der „Dampfbahnfreunde Kahlgrund e. V.“ die Kessel der 1929 in Breslau gebauten „Lok Nr. 6“ anheizen, können sie gewiß sein, daß die 420 Sitzplätze gut besetzt sind - Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit.

Die verschworene Truppe - die meisten von Hause aus Nichteisen­bahner - opfert fast jede freie Minute, um ihren Traum vom eigenen Dampfzug zu leben: Eisenbahn spielen im Maßstab 1 : 1. Befragt man die Männer des Vereins, woher die Liebe und das Engagement für die Wiederbelebung des guten alten Dampfzeitalters kommen, zeigt sich auf ihren Gesichtern ein wissendes Lächeln, das nur Berufene verstehen können.

Wenn man auch beim Wagenpark keine Stilreinheit einer bestimmten Epoche oder Baureihe anstreben kann - ein Ehrgeiz, der viele Hob­by-Eisenbahner umtreibt - sind die Männer des Kahl­grundes den Betreibern manch anderer Museumsbahn in einem Punkt voraus: Ihr Schie­nennetz wird noch regulär im Personenverkehr genutzt. Das entlastet nicht nur den Geldbeutel des Vereins, sondern kommt auch der Sicherheit der Strecke zugute.

Wasserüberfluß auf der einen, Wassermangel auf der anderen Seite: Die Trockenheit der vergangenen Jahre bekamen selbst die Kahl­grund-Eisenbahner zu spüren. Wasserfassen für die Dampflok ist in Kahl nicht mehr erlaubt, deshalb mußten entlang der Strecke meh­rere Depots angelegt werden. Aufenthalte zum Nachfüllen der Was­servorräte während der Fahrt über Alzenau und Mömbris gehören jetzt einfach dazu. Ob mit oder ohne Zwangspause, in Schöllkrippen bleibt genügend Zeit, sich die Füße zu vertreten. Wer den Spätzug zur Rückfahrt nimmt, kann zuvor noch die drei Kilometer bis zur bewirtschaf­teten Rodberghütte an einem kleinen Wildpark hinauslaufen, ohne fürchten zu müssen, den Anschluß zu verpassen.

 

Der Vogelschutzpark nordwestlich des Bahnhofs Kahl am Wanderheim wurde zum 30. Juni 2006 unter Hinweis auf die Vogelgrippe-Verordnungen (Stallpflicht) aufgelöst. Er wurde 1971 gegründet und war eine drei Hektar große gemeinnützige Volieren- und Freigeländeanlage für in- und ausländische Vögel.

Nördlich des Bahnhofs überquert man die Bahnlinie. Nach rechts geht es in die Freigerichter Straße, wo links in einer Anlage der „Knotenstein“ zu sehen ist. Er ist das Meisterwerk des Kahler Steinmetzen Peter Zeiger. Er hat den 1980 entstandenen Knoten aus Michelnauer Tuff seiner Vaterstadt zum Geschenk gemacht. Ein Stück weiter am Berliner Platz steht die Liborius-Wagner-Kirche, deren Form einem Zelt nachempfunden ist.

Man fährt aber wieder zurück und nach Norden auf die Hanauer Landstraße (der alten Durchgangsstraße) bis nach rechts die Königsberger Straße abgeht. Hier ist der Campingsee, der See Freigericht-Ost“ (der westlich gelegene See „Freigericht-West“ mit der Gaststätte „Spessartblick“ gehört schon zur Gemeinde Großkrotzenburg).

 

(9) Campingsee:

Mit dem Tagebau der Braunkohle seit Beginn 1902 in der Gemeinde Kahl begann der Ausbau der „Kahler Seenplatte“. Von 1928 ‑ 1932 wurde in der Grube Freigericht Ost Braunkohle gefördert, später von 1937 ‑ 1956 Kies. Der Braunkohle- und Kiesabbau Freigericht-Ost hinterließ ein großes Loch in der Kulturlandschaft, das sich mit Wasser füllte bis zu einer Tiefe von 40 Metern. Nachdem sich dort in den fünfziger Jahren wilde Camper niedergelassen hatten, wandelte die Gemeinde Kahl im Jahre 1959 das Gebiet offiziell in einen Campingplatz um, der heute zu den größten in Bayern zählt. Wegen der guten Wasserqualität wurde die Grube zu einem begehrten Campinggebiet. Aus der Industriebrache ist das Naherholungsgebiet „Campingsee“ geworden.

Die Kahler Seen sind für viele Wassersportfreunde im Rhein-Main-Gebiet ein lohnenswertes Ziel, findet man hier doch mit den Sandstränden auch ein ideales Badegebiet. Ob man nun den See Freigericht-Ost (besser bekannt als „Kahler Campingsee“) oder das Waldseebad aufsucht, Wasserspaß und Erholung sind hierauf jeden Fall garantiert. Der Campingsee besitzt einen Sandstrand von 1.500 Metern Länge, und im Wasser laden drei Badeinseln zum Entspannen ein. Außerdem stehen dem Badegast ein Minigolfplatz mit Kartbahn, Tischtennis, Basketball und den jüngeren Gästen ein Kinderspielplatz mit Planschbecken zur Verfügung. Auch für das leibliche Wohl ist durch den Kiosk, das italienische Restaurant und den Biergarten gesorgt.

Wer hier überhaupt nicht mehr weg will, kann seinen Aufenthalt auf dem Campingplatz um ein paar Tage verlängern. Mit über 800 Dauerstell- und vierzig Touristikplätzen ist er einer der größten Campingplätze Bayerns und das größte Freizeitzentrum der Region.

Durch den regen Zuspruch und die schöne landschaftliche Lage wurde das Campingareal ständig erweitert. Der Campingsee zählt heute mit etwa 900 Dauerstellplätzen und mit etwa 40 Touristik- Stellplätzen zu den größten in Bayern. In der Saison 2001 besuchten etwa 42.500 Badegäste den See, im Touristikcampingbereich zählte man etwa 2.500 Ankünfte mit etwa 9.000 Übernachtungen. Der Campingsee verfügt über einen 1,5 Kilometer langen Sandstrand, wobei die Nordseite des Sees dem Angelsport vorbehalten ist

Der Campingsee zeichnet sich neben seiner Rolle als Naherholungsgebiet durch seine Funktion als Tier‑ und Pflanzenbiotop aus. Begünstigt durch die geographische Lage und das milde Klima haben einige seltene Vogelarten einen Lebensraum in diesem Gebiet gefunden, wie zum Beispiel Teichrohrsänger und Eisvogel. Von einem Ansitz über dem Wasser aus jagt der Eisvogel in erster Linie kleine Fische. Hat er ein Opfer erspäht, stürzt er sich mit angelegten Flügeln fast senkrecht ins Wasser. Mit der Beute im Schnabel schlägt der Vogel unter Wasser mit den Flügeln, um wieder an die Wasseroberfläche zu gelangen, und liegt dann mit dem gefangenen Fisch wieder zu seinem Beobachtungsposten. Dort schlägt er seine Beute mit dem Kopf gegen den Baum, auf dem er sitzt, um sie zu töten. Dann wird der Fisch entweder mit dem Kopf zuerst verschluckt oder zur Familie in die Bruthöhle gebracht. Eine Eisvogelfamilie mit 6 oder 7 Jungen frisst pro Tag bis zu 100 Fische. Am Kahler Campingsee lebt er im abgegrenzten Anglerbereich.

Ursprünglich ist die Kanadagans in Nordamerika beheimatet. In Europa wurde sie ab 1678 heimisch, als man sie in einem englischen Park aussetzte. Die Kanadagans ist damit eine sogenannte Neozoenart (= Einwanderer). Bis 1997 war sie in der Kahler Gemarkung Wintergast. Seither brütet sie regelmäßig am Campingsee und zeigt wenig Scheu gegenüber den Badegästen.

Von den vorkommenden Fischen ist Moderlieschen ein wenig bekannter Vertreter seiner Art, das kaum größer ist als ein Zeigefinger. Moderlieschen gehören zu den Karpfenfischen. Sie werden maximal 12 Zentimeter groß und leben in Uferregionen, pflanzenreichen Stillgewässern sowie langsam fließenden Gewässern. Sie treten selbst in verschlammten Kleingewässern massenhaft auf, die vorher fischleer schienen. Deshalb glaubte man früher an ihr Entstehen ohne Elternteile im Schlamm des Sees. Moderlieschen kommt von „Mutterloseken“, was „mutterlos“ bzw. „ohne Eltern“ bedeutet

 

(10) Sandmagerrasen:

Östlich Campingsees ist ein Sandmagerrasen. Kahl ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich das Gesicht einer Landschaft durch wirtschaftliche Interessen wandelt und eine nach den menschlichen Bedürfnissen ausgerichtete Kulturlandschaft entsteht. Nur durch den Schutz von Flächen am Rande des Siedlungsareals können hier heimische Tier‑ und Pflanzengesellschaften überleben. Die Reste der ursprünglichen Sandmagerrasen wurden im Bayerischen Naturschutzgesetz unter Schutz gestellt, um sie als Zeugen der Vielfalt der Natur für unsere Nachkommen zu erhalten. Im Gegensatz zu den Sandvorkommen im Nürnberger und Volkacher Raum, wo überwiegend Kalksand abgelagert ist, handelt es sich hier vor allem um Quarzsand. Der Ameisenlöwe - die Larve der libellenähnlichen Ameisenjungfer - ist ein typischer Bewohner des Sandmagerrasens.

Noch um 1750 wuchsen im Gebiet zwischen Alzenau, Kahl, Niederrodenbach und Hanau große Eichen- und Buchenwälder. Als sie abgeholzt wurden, hatte man nicht bedacht, dass darunter Flugsand war. Es wurde wenig unternommen, um ihn sofort zu befestigen, weshalb der nun offene Flugsandboden durch den Wind in Bewegung gebracht wurde und die Fluren in Richtung Alzenau verschüttete. Um 1850 gelang es durch Birken- und Föhrenanpflanzungen, die Sandmassen einzudämmen.

Auf den wasserdurchlässigen, nährstoffarmen, heißen und trockenen Sandboden hat sich eine bemerkenswerte Flora spezialisiert. Beispiele hierfür sind die Sandgrasnelke (Armeria), das Sandknöpfchen (Jasione) und die Sand-Strohblume (Helychrisum). Ebenso hochspezialisiert ist die Tierwelt dieser Sandgebiete wie die Ameisenjungfer und ihre Larve, der Ameisenlöwe („Sandhas“ genannt) oder auch die solitär lebenden Sandbienen und Sandwespen. Sie bauen ihre Brutröhren in den Sandboden. Die Sandwespe bringt gelähmte Käfer- oder Schmetterlingsraupen in die Erdröhre als Nahrungsvorrat für ihre schlüpfenden Larven. Der Eingang wird mit kleinen Steinchen verschlossen und zur Tarnung eingeebnet.

Die Ameisenjungfer gehört zur Familie Myrmeleonidae und zur Ordnung der Netzflügler. Man erkennt sie an den glasklaren Flügeln und den glänzenden Kugelaugen. Sie geht hauptsächlich in der Dämmerung auf Beutefang, wobei sie sich vor allem von Blattläusen ernährt.

Ameisenjungfern legen ihre Eier an sonnigen, regengeschützten Stellen in den warmen Sand.

Die aus dem Ei schlüpfende Larve nennt man Ameisenlöwe. Der Rücken des Ameisenlöwen ist mit vielen Borsten besetzt. Am Kopf besitzt er zwei mächtige Zangen, mit denen er Insekten festhalten und gleichzeitig aussaugen kann. Der Ameisenlöwe baut im Sand eine trichterförmige Grube, an deren Boden er sitzt. Umherkriechende Insekten fallen hinein und werden gefressen, vor allem - wie schon sein Name sagt - Ameisen.

Der Kulturweg schlägt noch einen Abstecher nach Norden zum Schlossblick Schloß Émmerichshofen vor (etwa zwei Kilometer hin und zurück).

 

(11) Anton Schnack:

Die Königsberger Straße führt dann nach Südosten über die Alzenauer Straße auf die Straße „Zur Sandmühle“. Hier geht nach links die Anton-Schnack-Straße ab. Anton Schnack wurde am 21. Juli 1892 im unterfränkischen Rieneck bei Gemünden geboren. In seiner Kindheit und Jugend zog die Familie nach Dettelbach, Kronach und Hammelburg. Im Jahre 1912 begann er eine Ausbildung als Journalist und Redakteur. Seine ersten expressionistischen Dichtungen erschienen während des Ersten Weltkrieges, an dem er bis zu seiner Verwundung im Frühjahr 1916 teilnahm.

In späteren Jahren führte sein Lebensweg nach Darmstadt, Mannheim, Frankfurt und vielfach ins Ausland, unter anderem nach Italien, Dalmatien und Frankreich. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg richtete er mit seiner Frau Maria den gemeinsamen Wohnsitz im Haus seiner Schwiegereltern in Kahl in der Spessartstraße 8 ein. Dort verstarb wo er am 26. September 1973.

Anton Schnacks lyrisches und episches Werk hat in der zeitgenössischen Literatur Deutschlands seinen festen Platz. Der Erste Weltkrieg prägte Schnacks frühe Schaffensperiode. Er gehörte zu den Mitarbeitern der jungen expressionistischen Künstlervereinigung „Das Junge Franken“, die nach neuen sprachlichen Ausdrucksformen suchte. In der Weimarer Zeit war

Schnack Redakteur und Schriftsteller in verschiedenen Städten. Mit seinen Büchern, Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen sowie Rundfunksendungen hat er seine Heimat Franken

und auch Kahl weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht.

Neben seinen vier expressionistischen Gedichtbänden „Strophen der Gier“, „Der Abenteurer“,

„Die tausend Gelächter“ und „Tier rang gewaltig mit Tier“, den Lyriksammlungen „Die Flaschenpost“ und „Der Annoncenleser“ sowie den beiden Romanen „Zugvögel der Liebe“ und „Der finstere Franz“ ist vor allem „Die Angel des Robinson“ zu nennen, eine Sammlung der

meisterhaft geschriebenen „kleinen Prosa“ Anton Schnacks.

Anton Schnack hat Texte zum alltäglichen Vorlesen und Genießen verfasst, in denen er sich

zarten Mädchenbildnissen, Abenteuern, Städten und Landschaften, Jahreszeiten, Naturwundern in Idyllen und Träumereien widmet. Sein Humor und die heitere Lebensart spiegeln sich in vielen Werken wider.

Sein lyrisches und episches Werk hat in der zeitgenössischen Literatur Deutschlands seinen festen Platz. Der Erste Weltkrieg prägte Schnacks frühe Schaffensperiode. Er gehörte zu den festen Mitarbeitern der jungen expressionistischen Künstlervereinigung „Das Junge Franken“, die nach neuen sprachlichen Ausdrucksformen suchte. In der Weimarer Zeit war Schnack Redakteur und Schriftsteller in verschiedenen Städten. Mit seinen Büchern, Hörspielen, Rundfunksendungen und Zeitungsartikeln hat er den Namen seiner Heimat Franken und auch Kahl weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht. Aus seiner bewegten Lyrik ragt die expressionistische Veröffentlichung „Tier rang gewaltig mit Tier“ heraus. Sein wichtigstes Prosa-Werk ist „Die Angel des Robinson“.

Anton Schnack ist es in seinem literarischen Werk gelungen, die „rauhe“ Atmosphäre des Spessarts mit fränkischer Weinseligkeit zu verbinden, so zum Beispiel in seinem Buch „Weinfahrt durch Franken“. Sein Schaffen hat dazu beigetragen, dem Weinbau am bayerischen Untermain einen eigenen, unverwechselbaren Charakter zu verleihen.

Der Spessarter hat auch des Öfteren über Themen wie das Frankenland, den Wein sowie über Main und Spessart berichtet - natürlich auch über den Kahlgrund und den Fluss Kahl:

„Aber die Kahl – das ist das Streicheln einer Hand, unermüdlich, besänftigend, keine Frau oder Freundin kann so unermüdlich und selbstlos sein. Der Kahlgrund – das ist eine Schale aus Wald, Wiese und den ansteigenden Höhen gebildet. Eine echte, deutsche Schale. Sie reicht vom breiten und doch wieder geschlossenen Becken des Oberlaufs, der bei Schöllkrippen abgeschlossen ist, und bis herunter zur Ortschaft Kahl, die mit ihrer heiteren Landschaft sich dem Main zuwendet.“

Anlässlich des 30. Todestages und zur Veröffentlichung der zweibändigen Werkausgabe Anton Schnacks errichtete die Gemeinde Kahl auf dem Waldfriedhof einen Gedenkstein. Die Stele aus heimischem Sandstein steht an einem schattigen Platz gegenüber der Einsegnungskapelle.

Archäologie in der Anton-Schnack-Straße:

Bei Bauarbeiten wurde in der Anton-Schnack-Straße ein herausragender Keramikdepotfund aus dem 13. Jahrhundert vCh entdeckt, der „Kahler Depotfund“. Es wurden Scherben von 17 Schalen und 7 Krügen gefunden. Auf die Oberfläche der ungebrannten Keramikgefäße sind Verzierungen gedrückt, bzw. sind Schnitte in die Krüge geführt worden (Kerbschnittkrüge). Diese Musterungen und die feingearbeiteten flachen Schalen sind charakteristisch für das 13. Jahrhundert vCh. Die Schalen wurden aufeinandergestapelt gefunden, die Krüge nebeneinander aufgereiht. Als Grund für ihre Deponierung wird vermutet, dass es sich um das versteckte Lager eines Töpfers handelte, der sein Gut vor fremden Zugriff schützen wollte. Eine Deponierung aus kultischen Gründen ist eher unwahrscheinlich. Der Kahler Depotfund liegt heute im Heimatmuseum von Dettingen.

Am Ende der Anton-Schnack-Straße geht nach links die Straße „Lange Hecke“ ab. Hier war eine Siedlung der Völkerwanderungszeit vom Ende des 5. Jahrhunderts nCh, Die Grabbeigaben belegen den intensiven Austausch der alemannischen Bevölkerung mit der römischen Kultur. Auch dieser Fund mit wertvollem Glas liegt heute im Heimatmuseum von Dettingen. Nur wenige hundert Meter entfernt finden sich hier zwei archäologische Siedlungsplätze besonderer Qualität.

Die Urnenfelderzeit (etwa 1200 - 750 vCh) ist ein Unterabschnitt der Bronzezeit. Sie kennzeichnet sich durch den damals neu eingeführten Brauch, die Toten zu verbrennen und die Asche in Urnen zu bestatten. Auf dem Kahler Gebiet wurden zahlreiche Funde gefunden.

 

(7) Kahl - Auen:

Die Straße „Zur Sandmühle“ führt zum Sandmühlenweg“ und auf die Sandmühle. Hier ist man in den Kahl-Auen. Auf beiden Seiten der Kahl erstreckt sich eine wunderschöne Auenlandschaft mit weiten Wiesen und typischem Baumbestand. Diese Landschaft wurde durch die Kahl geschaffen, die regelmäßig das Land überschwemmte und dabei fruchtbaren Lößboden ablagerte. Allerdings konnte er wegen der Hochwasser nicht gewinnbringend landwirtschaftlich genutzt werden.

Dazu kommt, dass sich im Anschluss an diese Aue ein Sandgebiet - der sogenannte „Kahler Sand“ - erstreckt, der sehr schlechte Bodenerträge liefert. Aus diesen Gründen war es den früheren Bewohnern nur schwer möglich, hier zu siedeln. Heute ist die Kahl reguliert und tritt nur bei extremen Hochwassern über die Ufer.

Die Kahl-Aue ist als „grüne Lunge“ von Kahl ein wertvolles Naherholungsgebiet mit Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie als Retentionsraum eine Schutzzone für flußnahe Häuser bei Hochwasser.

Die feuchten Wiesengründe brachten in der Vergangenheit manche Probleme mit sich. Wie sollten Grundstücksgrenzen erkannt werden, wenn Landmarken wegen des schnellen Graswachstums nur schwierig aufzufinden waren? Das Problem wurde gelöst, indem man Weidepflöcke zur Abgrenzung der Grundstücke in den Boden rammte, die im feuchten Boden austrieben und so immer sichtbar waren. Aus ihnen entwickelte sich der heute so reizvolle typische Silberweidenbestand der Kahl-Aue.

Die offene Wiesenlandschaft ermöglicht den freien Blick in die Region. Besonders wichtig

ist hierbei der Gebirgszug des Hahnenkamms, der aus Quarzitgestein besteht. Er bildet eine natürliche Grenze zum Kahlgrund und zum inneren Spessart. Aufgrund seiner geologischen Eigenart kann an den Hängen des werden.

Es gab eine Feldgeschworenen-Vereinigung „Unterer Kahlgrund“, die die Abgrenzung der Grundstücke überwachte. Sie umfaßt die Orte Alzenau, Kahl (Main), Großwelzheim, Dettingen, Wasserlos, Hörstein, Albstadt, Kälberau, Michelbach, Mömbris, Rappach, Gunzenbach, Strötzbach, Dörnsteinbach, Hemsbach, Königshofen, Mensengesäß, Niedersteinbach, Reichenbach, Schimborn, Daxberg, Hohl, Rückersbach und Breunsberg.

 

Die Wüstung Prischoß:

Die heutige Siedlung Prischoß liegt etwas weiter östlich in der Kahl-Aue in Höhe der Autobahn. An sich ist dort nichts Altes mehr zu sehen. Wer aber dennoch hinfahren möchte, fährt

auf dem Sandmühlenweg nach Westen, dann links auf die (neue) Alzenauerstraße, jedoch nicht in den Kreisel, sondern geradeaus, bis nach links die Prischoßstraße abgeht. Östlich der alten Straße nach Wasserlos, noch fast an der Kahl, liegt heute die Siedlung Prischoß, die hier durch hohe Dämme eingefaßt ist.

Zur Kahl mußte wegen der ständigen Hochwassergefahr ein gewisser Abstand für Siedlungen gehalten werden.  Im Spätmittelalte - als eine hohe Bevölkerungsdichte herrschte - verdrängte man aber die Erfahrungen mit dem Hochwasser.  Oberhalb von Kahl erscheint 1352 in den Urkunden erstmals der Ort „Prischoß“. Dieser Ort bestand aus mehreren Gehöften, verfügte aber über keine Kirche. Bereits 90 Jahre später war nur noch ein einziger Hof erhalten, der zudem nicht besetzt war.

Prischoß in der Kahl-Aue ist ein typisches Beispiel dafür, dass bei der spätmittelalterlichen

Landerschließung Flächen herangezogen wurden, die nicht optimal für den Ackerbau genutzt

Werden konnten. Regenereignisse und die Pest in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dürften dafür gesorgt haben, dass sich der Ort nicht auf Dauer erhalten konnte. Wie für viele andere Wüstungen des späten Mittelalters waren die Flächen letztlich nicht geeignet, um eine dauerhafte Siedlung gewährleisten zu können. Die Siedlung vermochte sich aufgrund ihrer ungünstigen Lage nur wenige hundert Jahre zu halten und ist seit fast 200 Jahren völlig verschwunden.  

In der Folgezeit hatten Kahler Bauern „in der Prischoß“ die Wiesen in Besitz, aber dort selbst scheint niemand mehr gewohnt zu haben. Heute liegt hier ein Neubaugebiet dieses Namens und beiderseits der Kahl wird ein Streifen freigehalten, um dem Fluß bei Überflutungen Freiraum gewähren zu können.

 

Braunkohle:

Die Braunkohlenlager im Raum zwischen Alzenau, Kahl, Großwelzheim, Seligenstadt, Hain­stadt und Großkrotzenburg haben sich vor Jahrmillionen, am Ende der Tertiär­zeit gebildet. Die Braunkohlenvorkom­men entdeckte man in Seligenstadt, und ihre erste Förderung begann auch dort. Um das Jahr 1800 war hier eine sogenannte „Schwarzhütte“ in Betrieb. Seit dem Jahre 1878 wurde in dem Gebiet unterhalb Seligen­stadt die Braunkohlenzeche „Amalia“ be­trieben, die erst nach dem Ersten Weltkrieg im Jahre 1924 stillgelegt wurde. Die Braun­kohle preßte man hier im nassen Zustand, wie sie abgebaut wurde, zu sogenannten „Naß­preß­steinen“, großen quaderförmigen Bri­ketts zusammen, die in langen Schuppen aufgestapelt und hier luftgetrocknet wurden. Die jährliche Produktion erreichte im Jahre 1919 runde 4,9 Millionen Stück „Preßsteine“.

Der Direktor der Braunkohlen‑Gewerk­schaft „Amalia“, Gustav Müller, vermutete, daß sich jenseits des Maines auf Großwelz­heimer Gemarkung die Kohlenfelder fortset­zen müßten, denn die linksmainischen Flöze lagen tiefer als die Sohle des Flusses. Er ließ deshalb auf bayerischem Gebiet Probeboh­rungen vornehmen, und man fand mächtige Kohlenlager. Im Jahre 1882 legte er hier die erste Braun­kohlenmutung auf einer Fläche von rund 80 Hektar ein. Und wie im Bergbau üblich, erhielt die Mutung seinen Vornamen „Gustav“. Sie wur­de von ihm jedoch nicht genutzt. Im Jahre 1897 erwarb der Geheime Kommerzienrat Dr. L. Gans, der Hauptinhaber der damali­gen chemischen Fabrik Casella in Frankfurt die Mutung. Er wollte auch hier eine chemi­sche Fabrik auf Braunkohlenbasis errichten, erhielt jedoch nicht die Geneh­migung dazu von der bayerischen Regierung und entschloß sich deshalb, Braunkohlenbri­ketts zu erzeugen.

Mit seinem Bruder gründete er dazu in Frankfurt am Main 1902 die „Gewerkschaft Gustav“. Weil dies jedoch im „preußischen Ausland“ geschehen war, ver­weigerte die bayerische Regierung ihre Ge­nehmigung. Erst als am 20. Februar 1904 vor einem bayerischen Notariat in Aschaffen­burg der ganze Akt wiederholt wurde, war die „Gewerkschaft Gustav“ rechtsgültig gegrün­det. Vor 70 Jahren, im Mai 1902, begannen die ersten Aufschlußarbeiten mit vier Arbei­tern. Ein Schachtbau wird angefangen; man wollte nämlich ursprünglich im Tiefbau die Kohlen fördern, was aber wegen Wasser­schwierigkeiten wieder aufgegeben werden mußte. Am 15. August 1903 begann der Bau der Brikettfabrik sowie der Bau des ersten Ka­mins, mit 50 Meter Höhe; am 6. Juli 1904 war die Brikettfabrik betriebsfertig. Damals mußten sämtliche Baustoffe, die vielen Ma­schinen und die riesigen Trockenapparate vom Bahnhof Kahl auf grundlosen Wegen herangeschafft werden; bis 30 Pferde waren oft vor die Fahrzeuge gespannt.

Inzwischen waren auch die Aufschlußarbeiten der Koh­lenflöze in vollem Gange. Wo heute die Sied­lung „Kimmelsteich“ steht - teils auf Groß­welzheimer, teils auf Kahler Gemarkung - räumte die „Tiefbaugesellschaft Berlin“ mit einem Eimerkettenbagger das Deckgebirge eines kleinen Abschnittes der Grube „Gustav I“ ab, und am 16. Juli 1904 legte sie die erste Braunkohle frei. Das Abraummaterial wur­de auf die Halde, die heutige „Kipp“ gefah­ren, so entstand dieser Heimatberg.

Hier und wie bei allen nachfolgenden Er­schließungen mußte zuerst das Kohlenflöz abgeteuft und entwässert werden. Ein senk­rechter Schacht wurde durch die Erdmassen und die Kohle bis auf die Sohle des Flözes getrieben. Mensch und Material brachte ein einfacher Förderkorb auf und ab. Von der Sohle aus legte man ein Netz von mannsho­hen Stollen mit Entwässerungsgräben nach allen Richtungen an. Pumpen saugten das zusammenströmende Grundwasser so aus den Strecken ab und drückten es durch Rohr­leitungen zu Tage. Das Abteufen war schwe­re und nicht ungefährliche Bergmannsarbeit, die Männer trugen zwar Lederkleidung, die aber vor Nässe, Schmutz und Schlamm wenig schützte.

Die Abraumarbeiten in „Gustav I“ waren ab 1906 an die Firmen Döring und Lehrmann und Reifenrath bis 1913 vergeben und wur­den anschließend von der Gewerkschaft Gu­stav ausgeführt. Mit Dampfmaschinen be­triebene Abraumbagger fraßen sich Meter um Meter in das Erdreich und legten die Braunkohle frei. Große Erd- und Kiesmengen wurden ab 1908 aus „Grube Gustav I“ nach Frankfurt zur Erweiterung des Ost­bahnhofes geliefert, täglich 80 bis 100 Güter­wagen für zwei Züge ab Dettingen, in den ersten Jahren ab 1904 zogen Pferdegespanne die Kohlenloren vom Grubenrand ab über Gleise zur Brikettfabrik. Vom Kahler Hofgut des Anton Lambertus standen zeitweise 24 Pferde dort im harten Einsatz. Einige Jahre später wurden die Pferdegespanne durch Dampf‑ und Elektroloks abgelöst.

Am 15. August 1904 war es endlich soweit: Zwei Brikettpressen stießen die aus den Rohkohlen durch starken Druck erzeugten ersten Briketts aus. Mancher ganz alte Bergwerker erinnert sich noch an dieses merkwürdige und bedeutende mit Freibier gefeierte Ereignis für unser gesamtes Heimatgebiet. Die Bri­ketts trugen die Aufschrift „Glückauf, Ge­werkschaft Gustav, den 15.8.04.“ Später wa­ren sie nur noch mit dem Stempel „Main“ versehen. Die ersten Abnehmer in unserem Heimatraum waren am 19. August 1904 der Großwelzheimer Konrad Fuchs (Großvater von Heinrich Fuchs) und ein Dettinger na­mens Hermann Heng.

Am 17. September wurde das erste Schiff mit Briketts beladen und am 26. Oktober der erste Bahnwagen ab Dettingen.  Der Versand der „Main‑Briketts“ erfolgte mit Schiffen auf dem Main, auch Pferdefuhrwerke brachten täglich Ladungen für mehrere Waggons nach Dettingen. In den folgenden langen Jahren der Briketterzeugung holten sich hier die Bewohner aus den Orten der Umgebung mit Pferde‑ und Kuhfuhrwerken ihren Haus­brand. Der Zentner Briketts kostete 68 Pfen­nige, der Belegschaft wurde er für nur 58 Pfennige abgegeben. Damals betrug der Stundenlohn 20 bis 30 Pfennige. Zum Ver­gleich: Eine Flasche Bier kostete 9 Pfennige.

Aus den umliegenden Dörfern fanden im Laufe der Jahre viele Männer im Bergwerk einen Arbeitsplatz. Die meisten legten den Weg dorthin auf Schusters Rappen, später mit dem Fahrrad zurück, ­manche hatten einen täglichen Fußmarsch von vier Stunden und dazu noch einen zwölf­stündigen harten Arbeitstag.

Die Main-Briketts erlangten wegen ihrer guten Qualität bald Berühmtheit. Auf Ausstellungen wurden sie ausgezeichnet. Auf der internationalen Kochkunstausstellung in Frankfurt a.M. im Jahre 1905 erhielten sie die Goldene Medaille und einen Ehrenpreis.

 

 Schon im Jahre 1906 mußte wegen der wachsenden Nachfrage die Brikettfabrik durch zwei weitere Pressen vergrößert werden, die jährliche Produktion war auf 70.000 Tonnen gestiegen. Die Zeche beschäftigte schon 199 Arbeiter und 18 Angestellte und Beamte. Der zunehmende Großverkauf machte den Bau eines Anschlußgleises notwendig. Die Bahnhöfe Seligenstadt, Kahl und Großkrotzenburg wurden dabei in Erwägung gezogen, schieden aber wegen techni­scher Schwierigkeiten und zu hohen Kosten aus: man wählte deshalb Dettingen. Am 16. März 1907 fuhr die erste, eine 180 PS starke Borsig‑Dampflokomotive von Dettingen auf Normalspur in das Bergwerk; auch heute wird die Strecke ab und zu benutzt. Damals schleppte die „Bembel“, wie sie genannt wur­de, täglich bis zu 500 Tonnen Briketts zum Bahnhof Dettingen.

Die Tagebaue „Gustav“ bargen von allen Vorkommen die beste Braunkohle, mit einem Aschegehalt von nur 4 Prozent. Die Mächtigkeit der Kohlenflöze betrugen bei allen Tagebauten durchschnittlich 10 bis 14 Meter, die Gustav-Flöze erreichten bis zu 20Meter. In der Grube Gustav I wurde die Kohle noch im Handbetrieb abgebaut. Dicht an der Kohlenwand, am sogenannten „Stoß“ standen riesige Eisentrichter. Über dem Trichter, dem „Lukas“, hackten je zwei Mann die Kohle immer von unten her los, daß sie von selbst von der schrägen Wand in den Trichter rutschte und von da jeweils in den darunter stehenden Kohlenwagen geleitet werden konnten. Eine endlose Seil‑Kettenbahn führte die Wagen über eine schiefe Ebene in die Brikettfabrik und zum Kesselhaus. Eine Schicht mit zwei Mann schaffte bis zu 100 Wagen mit je 10 Zentnern, in jeder Schicht arbeiteten 50 bis 60 Kohlenräumer zusammen.

 

Alle Gruben waren von zahlreichen Ent­wässerungsgräben durchzogen. die das stark bei­strömende Grundwasser zu einem Sam­melbecken führten, wo Pumpwerke es durch dicke Eisenrohre nach oben drückten, wo es dann durch einen Graben seinen Weg in den Main nahm. Lange Jahre wurde dieses Gru­benwasser zur kostenlosen Bewässerung der Groß-Welzheimer Wiesen benutzt. Im Jahre 1925 war der Tagebau „Gustav   II“ erschöpft, und langsam stieg das Grundwasser und füllte den „Gustavsee“, der Tiefen zwischen 30 und 40 Metern erreicht. Dabei unterhöhlte das Wasser besonders die steilen Wände des Gru­benrandes an der Ostseite, und wertvolles Ackerland brach Stück für Stück ab und sank in die Tiefe. Monatelang wurde zur Absicherung des Geländes Abraummaterial von der neuen Grube „Friedrich“ herangefahren und im Spülkipp‑Verfahren eingeschwemmt. So entstand der vor Jahren noch beliebte Bade­strand, der heute einen üppigen Baumwuchs trägt.

Bevor noch die Gustavgrube ausgekohlt war, hatte man im Jahre 1922 die Erschließungsarbeiten eines neuen Tagebaues „Friedrich“ begonnen, der sich vom Kahler Friedhof, hart am Dorfrand bis ins Mainfeld hinzog und bis zum Kahlflüßchen reichte; er wurde ab 1927 wieder zugeschüttet. Beim Tagebau „Friedrich“ und bei allen nachfol­genden, so bei Grube „Emma‑Süd“ und „Emma‑ Nord“, bei „Freigericht‑West“ und „Freigericht‑Ost“ wurde die Leistungsfähigkeit des Abraumbetriebes durch neuzeitliche Bagger gewaltig erhöht. Und den mühsamen Handbetrieb am Kohlenstoß lösten gefräßige Eimer‑ und Löffelbagger ab, und Großraumwagen - Krupp’sche Selbstentlader - nahmen gleich 20 Tonnen Kohle auf, lange Züge mit starken elektrischen Lokomotiven rollten aus dem Tagebau über ein ausgedehntes Gleisnetz und kippten die Kohlenladungen in einen 2.000 Tonnen fassenden Ausgleichs­bunker beim Werk.

 

Die Gewerkschaft Gustav hatte im Jahre 1904 schon Lichtdynamos zur eigenen Strom­versorgung aufgestellt. Bei der ersten not­wendigen Erweiterung der Stromerzeu­gungsanlage für die Brikettfabrik faßte man den Entschluß, diese Anlage gleich so zu vergrößern , um Strom auch an Abnehmer der näheren Umgebung zu liefern, um da­durch gleichzeitig den gesamten Betrieb ren­tabel zu gestalten. Schon im Jahre 1908, als ein Eigenbedarf von etwa 1 Millionen Kilowatt pro Jahr bestand, verkaufte die Zeche Gustav etwa 300.000 bis 400.000 Kilowatt pro Jahr in die Dörfer und Städte der Umgebung,

Im Jahre 1909 schloß man den ersten Ver­trag mit einem Großabnehmer der Aktienge­sell­schaft für Zellstoff‑ und Papierfabriken in Aschaffenburg für deren Werk in Stockstadt ab. Eine Fernleitung nach Stockstadt wurde gebaut und der Main überspannt. Nachdem eine weitere Aschaffenburger Firma einen Stromlieferungsvertrag abschloß, um ihre Abnehmer in Dettingen und Großwelzheim versorgen zu können, wurden die Orte Groß-Welzheim und Dettingen mit der vorbeifüh­renden Leitung verbunden. Im Jahre 1910 wurde eine Fernleitung von 3.000 Volt nach Kahl und in zwei Sägewerke verlegt. Im Jahre 1911 kommt mit der Stadt Aschaffenburg - die ihr eigenes Kraftwerk stillegt - ein Vertrag zustande. Im gleichen Jahr wird das Kraft­werk um zwei Maschinensätze mit je 300 KW erweitert. In der Zeit des nachwachenden Strombedarfs durch die aufstrebende industrielle Entwicklung vor dem Ersten Weltkrieg war die Stromerzeugung des Kraftwerkes inner­halb von vier Jahren - bis 1914 - von 1,5 Millionen jährlich auf 20 Millionen Kilowatt gestiegen. Ab 1908 führte das Werk die amtliche Bezeichnung: „Gewerkschaft Gustav, Braunkohlenzeche und Brikettfabrik (Überlandzentrale)“.

Im Frühjahr 1914 erlitten Kohlenförde­rung und Stromerzeugung der Gewerkschaft Gustav einen schweren Rückschlag. In einem Tagebau, der vom späteren Atomkraftwerk bis kurz vor die Kahlmündung reichte und der durch einen Schutzdamm gegen den Main abgesichert war, brach am 10. März infolge Hochwassers der Main ein. Auch ein Reser­vetagebau, der mit Sicherheitstüren abgetrennt war, wurde überflutet.

Nachdem die Ein­bruchsstelle - es war wie man später feststellte ein ehemaliger Seitenarm der Kahl - durch Spundwände abgedichtet war, konnten mit einer Anzahl von elektrischen Pumpen die abgesoffenen Gruben bis zum Spätherbst 1914 wieder trockengelegt werden; um etwa 2 ½ Millionen Kubikmeter Wasser waren ein­gedrungen. Bei dieser Katastrophe war der Main so stark gesunken, daß ein bei Seligen­stadt liegendes Schiff auf Grund geriet, und selbst in Frankfurt soll man ein plötzliches Absinken des Hochwassers wahrgenommen haben.

In größter Eile legte man einen neuen Tagebauabschnitt frei und schon am 6. April 1914 konnten dort Kohlen gefördert und am 1. Mai wieder Briketts geliefert werden. Ein Jahr später am 12. Januar 1915, als die Reinigungs‑ und Instandsetzungsarbeiten in den abgesoffenen Gruben gerade beendet waren, durchbrach bei einem starken Hoch­wasser erneut der Main die Böschung und überflutete den Tagebau Gustav I; der Scha­den war diesmal nicht so hoch. Die Kohleför­derung im Gustav II und l b konnte aufrech­terhalten werden.

Durch weitere Abschlüsse zur Stromliefe­rung in den westlichen Raum Unterfrankens ‑ die Regierung von Unterfranken hatte die Gewerkschaft sogar als einzige Stromversor­gungs­quelle für diesen Raum anerkannt ‑ in den Raum Darmstadt und Offenbach, in das angrenzende hessische und preußische Ge­biet, mußten während des Ersten Weltkrie­ges und in den nachfolgenden Jahren neue Turbinen mit immer höheren Leistungen auf­gestellt werden. Neue Kesselanlagen für das Kraftwerk und drei mächtige Schornsteine wurden gebaut; 1913 ein Schornstein mit 90 Metern Höhe, 1921 ein weiterer mit 92 Meter, 1926 einer mit 100 Meter. Im Jahre1929 waren 19 große Dampfkessel mit einer Heizfläche von über 7000 Quadratmeter in Betrieb; sie fraßen täglich 1.800 bis 2.600 Tonnen Braunkohle; über 100 Millionen Kilowattstunden leistete das E­-Werk jährlich. Die Briketterzeugung wurde im gleichen Jahr für immer eingestellt.

Die Gewerkschaft Gustav versuchte auch Industrie in unmittelbarer Nähe ihres Werkes anzusiedeln, um ihren Absatz an Briketts, Rohkohle und besonders an Strom zu stei­gern. Im Jahre 1910 trat sie mit einer Kunst­seidenfabrik in Unterhandlung. in der einmal 500 Arbeiter beschäftigt werden sollten. Die Fabrik wollte täglich 13 Doppelwagen Roh­kohle abnehmen. In Werksnähe wurden Bohrversuche nach geeignetem Wasser bis zu 100 Meter Tiefe angestellt. Das Wasser er­wies sich als nicht geeignet; das Projekt kam nicht zustande. Das Werk wurde später in Erlenbach am Main errichtet. Auch die Ansied­lung eines Aluminiumwerkes im Jahre 1913 gelang nicht.

 

Am 28. Dezember 1928 war das Rheinisch­-Westfälische Elektrizitätswerk AG ‑ abge­kürzt RWE ‑ in die Gewerkschaft Gustav eingestiegen, weil sich das Werk durch seinen Standort in der damals beginnenden Ver­bundwirtschaft des RWE zu den anderen großen Stromerzeugern, -  nämlich der Preu­ßen‑Elektra und dem Bayernwerk - als vorteil­haft erwies. Der Übernahmezeitpunkt stand jedoch für das RWE gerade nicht unter einem günstigen Stern. Schon mit der Grube „Fried­rich“ (1923) und in den nachfolgenden Er­schließungen „Emma“ (1925) und „Freige­richt“ war das Deckgebirge mächtiger, und damit das Verhältnis von Abraum zur Kohle ungünstiger und der Abbau kostspieliger ge­worden.

Dazu sind die Mächtigkeit und insbeson­dere die Güte der Braunkohle in diesen Tagebauten weit hinter derjenigen aus den Gruben Gustav, weil die Flöze mit Kiesbänken durchsetzt waren. Der Aschegehalt der Rohb­raunkohle war von 4 auf 15 Prozent angestiegen. Das hatte zur Folge, daß sich der Kohleverbrauch zur Gewinnung nur einer Kilowattstunde Strom von 4 auf 10 Kilogramm um über das Doppelte erhöhte. Die Heizer an den Kesseln sagten damals mit beißendem Spott, daß sich diese Braunkohle unter den Kesseln ihres Kraftwerkes als „feuerfest“ erweise. In dieser betrieblich äußerst schwierigen Lage setzte die allgemeine Weltwirtschafts­krise ein, die auch das damalige Deutschland erfaßte. So wurde der Antrag auf Stillegung des Werks beim bayerischen Oberbergamt in Bayreuth gestellt, und am 15. Juli 1932 wurde behördlicherseits der Betrieb der Zeche Gustav (befristet bis zum 1. Juli 1934) auf zwei Jahre stillgelegt. Die gesamte Belegschaft wurde entlassen bis auf ganz wenige Leute. Wo in guten Zeiten nahezu 1.000 Arbeiter ihr Brot verdienten, wo mächtige Schlote qualmten, wo Sirenen heul­ten und täglich den dreimaligen Schichtwech­sel verkündeten, und wo Bagger kreischten, war es schlagartig still geworden. Die entlassenen Bergwerker stießen zu dem großen Heer der Arbeitslosen, das auch hier seit dem Jahre 1930 ständig gewachsen war. Die Reihe der Arbeitsuchenden vor dem Arbeitsamt in Alzenau wurde immer länger; die Arbeitslosenunterstüt­zung war gering, und die Not zog in die Dörfer ein.

In den aufgelassenen Gruben in Kahl, wo auch die Pumpen sich nicht mehr bewegten, stieg und stieg das Grundwasser. Die sogenannte „Kahler Seenplatte“ entstand und gab der Landschaft ein neues Gesicht. Mit dem langsamen Wiederaufleben der Wirtschaft nach 1933 sollte nach einem Beschluß des bayerischen Oberbergamtes vorn 1. Juli 1934 die Braunkohlenförderung wieder aufgenommen werden. Die Versuchsbohrungen in den Mutungen „Wilmunds­heim“ Alze­nau und „Barbarossa“ in der Bulau ergaben jedoch Flöze unzulänglicher Qualität und dazu noch in tiefer Lage und einen da­durch bedingten mächtigen Abraum. Die vom RWE eingelegte Beschwerde beim Ver­waltungsgerichtshof in München gegen die Anordnung des Oberbergamtes war erfolgreich, der Braunkohlenabbau unterblieb.

Das RWE entschloß sich aber trotzdem am 1. Januar 1938, das stilliegende Kraftwerk ins RWE‑Netz zu übernehmen und es zu einem Steinkohlenkraftwerk umzubauen und zu modernisieren. Mit diesem Zeitpunkt begann auch die Geschichte der „RWE‑ Betriebsver­waltung Dettingen“.

 

Atomkraftwerk:

Die friedliche Nutzung der Kernenergie begann in Deutschland 1958 mit dem Bau des Versuchsatomkraftwerks (VAK) in Großwelzheim, heute ein Ortsteil von Karlstein. Die Anlage diente vor allem zur Entwicklung von Sicherheitsstandards der Betriebstechnik sowie für wissenschaftliche Untersuchungen. Zwischen 1961 und 1985 wurde hier Strom erzeugt. Das VAK ist weltweit das erste Kernkraftwerk, das nach seiner Betriebszeit gänzlich rückgebaut wird, voraussichtlich bis zum Jahr 2008.

Einst hat es 50 Millionen Mark gekostet. Auf der grünen Wiese entstand in Kahl in­nerhalb von zwei Jahren und zwar von 1958 bis 1960 ein Versuchsatomkraft­werk. Und am 17. Juni 1961 wurde der erste, ins Netz eingespeiste Strom aus Kernenergie in Deutschland erzeugt. In Kahl wurde Geschichte der deutschen Kernenergie geschrieben. In vielen Fällen spielte das Versuchsatomkraftwerk Kahl (VAK) eine Vorreiterrolle, denn die fried­liche Nutzung der Kernenergie steckte da­mals in Deutschland noch in den Kinder­schuhen.

Ohne Kahl wäre das Hanauer Atomdorf nie entstanden. Hier wurden über viele Jahre die verschiedensten Brennelemente gefertigt, hier wurde auch geforscht. Und auch für die Mox‑ Brennele­men­te ‑ diese wurden später in Hanau pro­duziert ‑ war Kahl der Vorreiter, denn die Versuche waren seinerzeit so positiv, daß dieser neue Brennelementetyp ‑ er besteht aus Uran und Plutonium ‑ genehmigt wur­de.

Im Jahre 1985 wurde die 16‑Megawatt‑An­lage in Kahl abgeschaltet. Daß wenige Jahre später der Atom‑Ausstieg in der Re­publik kommen sollte, ahnte damals noch niemand. Seit 1985 wird in Kahl rückge­baut. Dieser Rückbau soll, wie Ludwig Au­müller als Geschäftsführer der Nukem GmbH erläutert, im Jahre 2006 abgeschlos­sen sein. Dann wird nichts mehr an den einstigen Atommeiler erinnern. Das VAK wird dann endgültig Geschichte sein, der Rückbau des VAKs wird dann 350 Millio­nen Mark verschlungen haben.

Der Projektleiter des Rückbaus ist Walter Hackel. Er sagt, daß alle Arbeiten im Zeit­plan liegen. Die brennbaren Abfälle wur­den und werden zu einer Anlage nach Schweden gebracht und dort verbrannt. Die Asche kommt zurück und wird - endla­gerfähig verpackt - in ein Zwischenlager ge­bracht. Denn bislang gibt es in Deutsch­land kein Endlager und es wird sicher vor 2030 auch keines geben, wie vor Jahren bei einem öffentlichen Atom‑Erörterungster­min in Steinheim ein Verantwortlicher aus Berlin berichtete. Die übrigen konta­minierten Abfälle werden je nach Art gepreßt oder geschmolzen und dann eben­falls endlagerfähig in verschiedene Behäl­ter abgepackt und nach Mitterteich in Bay­ern in Zwischenlager gebracht. Das Lager Morsleben in Sachsen‑Anhalt ist schon lange geschlossen. Auch dorthin wurden rund 60 Kubikmeter radioaktiver Abfälle gebracht. In Mitterteich sind inzwischen rund 300 Kubikmeter radioaktiver Abfälle gelandet, 800 sollen es insgesamt werden.

Kahlgrundbahn

Die Kahlgrundbahn verbindet den Kahlgrund mit Hanau. Montag bis Freitag fährt der Triebwagen im Stundentakt zum Hanauer Hauptbahnhof, am Wochenende verkehrt der  Zug  alle zwei Stunden. Die Kahlgrundbahn gehört zum Einzugsbereich des Rhein‑Main‑ Verkehrsverbunds. Mit der Karte, die man am Bahnhof aus dem Automaten zieht, kann auch der Hanauer Stadtbus benutzt werden.

Die Kahlgrund‑Bahn­strecke ließen weitsichtige Hanauer Kaufleute Ende des vori­gen Jahrhunderts zwischen Kahl und Schöllkrippen bauen, damit Aschaffenburger, Hanauer und Frankfurter schneller als von Pferdewagen und kiepenschleppenden Marktfrauen versorgt werden konnten. Der „Bembel“ - wie die Einheimischen das Bähnchen heute gerne nennen - ver­kehrt noch immer, wenn auch jetzt unterstützt durch Busse. Es fahren moderne Triebwagen und auch ab und zu ein Dampfzug.

 

Fünfundzwanzig Kilometer in 80 Minuten: Mehrmals im Jahr dampft die historische Kahlgrundbahn gemächlich von Kahl am Main nach Schöllkrippen im Spessart. Seit ihrer ersten Fahrt 1989 hat sich die Bahn zu einem Geheimtip gemausert. Wenn die 20 Männer der „Dampfbahnfreunde Kahlgrund e. V.“ die Kessel der 1929 in Breslau gebauten „Lok Nr. 6“ anheizen, können sie gewiß sein, daß die 420 Sitzplätze gut besetzt sind - Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit.

Die verschworene Truppe - die meisten von Hause aus Nichteisen­bahner - opfert fast jede freie Minute, um ihren Traum vom eigenen Dampfzug zu leben: Eisenbahn spielen im Maßstab 1 : 1. Befragt man die Männer des Vereins, woher die Liebe und das Engagement für die Wiederbelebung des guten alten Dampfzeitalters kommen, zeigt sich auf ihren Gesichtern ein wissendes Lächeln, das nur Berufene verstehen können.

Wenn man auch beim Wagenpark keine Stilreinheit einer bestimmten Epoche oder Baureihe anstreben kann - ein Ehrgeiz, der viele Hob­by-Eisenbahner umtreibt - sind die Männer des Kahlgrundes den Betreibern manch anderer Museumsbahn in einem Punkt voraus: Ihr Schienennetz wird noch regulär im Personenverkehr genutzt. Das entlastet nicht nur den Geldbeutel des Vereins, sondern kommt auch der Sicherheit der Strecke zugute.

Für viele Bewohner des Vorderspessarts ist es nicht ohne Reiz zu wissen, daß sie in modernen Triebwagen auf der gleichen Strecke zu ihren Arbeitsstätten am Main gebracht werden wie schon ihre Großväter. Die hatten es nur ungleich schwerer mit dem Geldverdie­nen. Etliche der armen Gebirgler verdingten sich in den Braunkohle-, Kies- und Sandgruben um Kahl. Zwölf-Stunden-Schichten bei härte­sten Arbeitsbedingungen waren die Regel, zum Überleben reichte der Lohn nur, wenn nebenbei Landwirtschaft betrieben wurde.

Anders als mit dem Dampfzeitalter verbinden sich mit der Kohle- und Sandgewinnung - wenigstens hier am Untermain - keine verklärend-nostalgischen Erinnerungen an eine „gute alte Zeit“. Nur im spötti­schen Namen der „Sandhasen“ für die Kahler und einem großen Sandsteinhasen mitten im Ort lebt die Erinnerung an die karge Bo­denbeschaffenheit fort. Die Zeit aber hat die durch den Rohstoffab­bau entstandenen Wunden geheilt. Grundwasser füllte die riesigen Gruben und ließ jene Seenplatte entstehen, mit der Kahl für Wasserfreunde im Rhein-Main-Gebiet ein Begriff geworden ist: Hier Wiesen­strand und abgeteilter Nichtschwimmerbereich (Waldsee), dort der mehr als zwei Kilometer lange Sandstrand am „Campingsee (See Freigericht Ost).

Wasserüberfluß auf der einen, Wassermangel auf der anderen Seite: Die Trockenheit der vergangenen Jahre bekamen selbst die Kahl­grund-Eisenbahner zu spüren. Wasserfassen für die Dampflok ist in Kahl nicht mehr erlaubt, deshalb mußten entlang der Strecke meh­rere Depots angelegt werden. Aufenthalte zum Nachfüllen der Was­servorräte während der Fahrt über Alzenau und Mömbris gehören jetzt einfach dazu. Ob mit oder ohne Zwangspause, in Schöllkrippen bleibt genügend Zeit, sich die Füße zu vertreten. Wer den Spätzug zur Rückfahrt nimmt, kann zuvor noch die drei Kilometer bis zur bewirtschaf­teten Rodberghütte an einem kleinen Wildpark hinauslaufen, ohne fürchten zu müssen, den Anschluß zu verpassen.

 

Die Kahlgrundbahn verkehrt in der Regel zwischen April und Novem­ber an jedem ersten Sonntag im Monat.  Außerdem zu Ostern, Pfing­sten und eine „Nikolausfahrt“ im Dezember. Genaue Termine über das Verkehrsamt Alzenau oder: Dampfbahnfreunde Kahlgrund. Ahornweg 36, Aschaffenburg, Telefon: 0 60 21/8 88 72. Fahrtbeginn jeweils um 10 und 14.30 Uhr ab Kahler Bahnhof, Rückfahrt von Schöllkrippen um 13 und 17 Uhr; kostenlose Mitnahme von Fahrrädern im Gepäckwagen.

Zur Rodberghütte bei Schöllkrippen läuft man durch die Lindenstraße und Holzgasse geradeaus bis zum Waldrand (Markierung: rotes An­dreaskreuz Nr. 68). Die Hütte hat von Mai bis Oktober sonntags ge­öffnet. In Kahl liegen der Waldsee links und der Campingsee rechts der  B 8 in Richtung Hanau. Sehenswert ist auch der Vogelpark in Kahl, ab Zentrum ausgeschildert.

 

 

Alzenau

Die Kleinstadt im Kahlgrund am Rande des Spessarts wurde im 10. Jahrhundert erstmals erwähnt und hat heute zusammen mit den fünf Stadtteilen 18.000 Einwohner. „Ganz vorn in Bayern“ - dieser zugkräftige Werbeslogan Alzenaus hat über die Anspielung auf die geographische Lage am äußersten nordwestlichen Rand des Freistaats hinaus in den vergangenen Jah­ren auch im übertragenen Sinn an Bedeutung gewonnen: Aus dem verschlafenen, fast ärmlichen ehemaligen Kreisstädtchen ist ein be­gehrter Wohn- und Gewerbestandort geworden. Hohe Steuereinnah­men und staatliche Fördermittel erlaubten die Rundum-Erneuerung der Kernstadt.

Die „Perle des Vorspessarts“ liegt es am Fuße des bekannten, 437 Meter hohen Hahnenkamms. In den amtlichen Urkunden erscheint es erst in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als „Wilmundsheim vor dem Berge“. Es ist ein ehemaliger Hauptort des Freigerichts Wi­l­munds­heim.

 

Geschichte:

In den amtlichen Urkunden erscheint der Ort als „Wilmundsheim vor dem Berge“ im Seligenstädter Zinsregister, dessen Datierung zwischen 900 und 1000 schwankt. Es ist ein ehemaliger Hauptort des Freigerichts Wilmundsheim.

Im Jahre 1174 gab Kaiser Barbarossa Alzenau und der weiteren Umgebung die selbständige Gerichtsbarkeit, das sogenannte Freigericht“. Eine Sage berichtet: Als der Kaiser Barbarossa einmal mit kleinem Gefolge in der Nähe unterwegs war, wurde er aus dem Hinterhalt überfallen. Bauern der umgehenden Hohen Mark eilten ihm zur Hilfe und schlugen die Feinde in die Flucht. Zum Dank erhob der Fürst die Märker zu freien Untertanen, die symbolisch als Abgaben nur noch einen Wagen Heu mit einem lebenden Hahn darauf zu entrichten brauchten (siehe auch „Hessisches Freigericht“).

Zum ehemaligen Freigericht Wilmundsheim gehörten die vier Zentgerichte Somborn, Al­ze­nau, Hörstein und Mömbris. Diese Gerichte waren reichsunmittelbar. Die freien Märker versammelten sich jedes Jahr in Alzenau, um den Landrichter und die Förster zu wählen und wichtige Entscheidungen zu treffen. Den Vorsitz führte der auf ein Jahr gewählte Zentgraf. Jedes Dorf stellte, entsprechend der Anzahl seiner Freien, Schöffen, die das Recht zu sprechen hatten. Markgenossenschaften weckten überall, wo sie existierten, Besitzansprüche der benachbarten Landesherren. Im Freigericht Wildmundsheim waren das die Kurfürsten von Mainz, die bereits mit dem Bau einer Burg in Alzenau seit 1400 einen Fuß im Freigericht hatten. Da die Wildmundsheimer ihre Privilegien nicht freiwillig aufgeben wollten, besetzten der Kurfürst von Mainz und der Graf von Hanau 1502 das Freigericht und verwalteten es in den nächsten 200 Jahren gemeinsam von der Alzenauer Burg aus.

König Ruprecht von der Pfalz – der übrigens ein  Wittelsbacher war - erhob Wilmundsheim am 13. Mai 1401 zur Stadt mit Marktrecht. Vermittler war  der Mainzer Erzbischof Johann von Nassau, denn er war als Reichskanzler stets dem König nahestehend. Man kann aber auch sagen: Es erfolgte die Stadtgründung Alzenaus, die gegen das benachbarte Wilmundsheim gerichtet war. Der Ausbau der Stadt gelang jedoch nicht, wohl aufgrund kriegerischer Ereignisse im 15. Jahrhundert.

Die wieder auflebende Siedlung erhielt dann den Namen der Burg. Die spätgotische Profanarchitektur der Burg steht für die Vergangenheit Alzenaus unter dem Kurfürsten von Mainz in Verwaltungsunion mit den Grafen von Hanau, be­vor es 1816 an Bayern fiel.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Region war schwach. So heißt es in einer Bestandsaufnahme für das Großherzogtum Hessen-Darm­stadt (Besitzer von 1803 - 1816): „Daß ein guter Theil der Gemeindsnachbarn wenig begütert ist, sondern vielfältig blos vom Harken und vom Taglohn lebt, . . . so ergibt sich hieraus die traurige Überzeugung, daß die Unvermögenheit der Unterthanen zu­sehnds steigen muß.“ Überraschenderweise wird mit keiner Silbe der Weinbau erwähnt, der doch eine gewisse Bedeutung gehabt haben muß, wie die von hier stammenden Weinvorräte der Mainzer Erzbischöfe vermuten lassen. Im 18. Jahrhundert lagerten ständig mehrere tausend Liter in deren Kellern, im Spitzenjahr 1753 waren es mehr als 25.000 Liter.

Im Jahr 1951 wurden die Bemühungen der Alzenauer belohnt und dem Markt wurde nach 550 Jahren, die Bezeichnung „Stadt“  verliehen.

 

Burg:

Der Bau der Burg Alzenau zwischen 1395 und 1399 sollte die Absicht der Mainzer Kurfürsten unterstreichen, ihre Landeshoheit im Freigericht auszubauen, nachdem es den Ort zu einem Amtssitz aufgewertet hatte. Federführend waren die Erzbischöfe Konrad II. von Weins­berg und sein Nachfolger Johann II. von Nassau. Der erste schriftliche Beleg über Burg mit dem Namens „Alzenau“ findet sich in einer Urkunde vom 13. Dezember 1399. Darin werden die Bürger des unter dem „nuwen slosze Altzenahe“ gelegenen Dorfes Wilmundsheim genannt.

Die Burg ist erbaut im Stil der fränkischen Spätgotik. Trotz der bis zu fünf Meter dicken Mau­ern wirkt sie durch ihre Erkertürmchen, Friese und ver­spielten Torbögen eher schloßartig. Insgesamt haben die Mainzer ihren Amtssitz aber recht stiefmütter­lich behandelt. Immer wieder wurde er bei Geldnot verpfändet, was seiner Erhaltung nicht eben förderlich war. So hieß es 1739, der „Amts­keller“ wohne „in einer alten, mehrentheils verfallenen Behau­sung“ - gemeint war die Burg. Die Amtmänner lebten denn auch häufiger in Steinheim bei Hanau als in Alzenau.

Die Burg erfuhr immer wieder größere Veränderungen, war aber stets der Sitz eines mainzischen Amtmannes. In bayerischer Zeit residierte hier nach 1816 das königliche Amtsgericht.

Erst die umfassende Restaurierung Mitte der siebziger Jahre hat sie zu einem Schmuckstück gemacht. In kräftigem Weiß, Gelb und Sandsteinrot leuchten die Gebäude wieder über der Stadt.

Die Burg wird für kulturelle Zwecke wie Ausstellungen und Konzerte genutzt. Sie ist ein Anziehungspunkt durch viele kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen, zu denen die Alze­nauer Burgfestspiele, die hochkarätigen Open-Air-Konzerte im Rahmen der Reihe „Alzenau Classsic“ und die renommierten Fränkischen Musiktage gehören.

Unterhalb der Burg beginnt der in Bayern einzigartige Solarparcours, wo man die Möglichkeit hat, vor Ort an verschiedenen Gebäuden die Nutzung der Sonnenenergie zu verfolgen. Eine Besonderheit ist Deutschlands erster Solarparcours, der sich in Alzenau befindet und aus über 20 Photovoltaik-Stationen an städtischen, industriellen und privaten Einrichtungen und Gebäuden besteht. Er entstand im Rahmen des Projektes „Solarstadt Alzenau“ der Stadt Alzenau und der ortsansässigen Firma RWE-Schott Solar. Jede Station demonstriert eine der vielen Einsatzvarianten solarer Stromerzeugung. Informationstafeln erläutern die Anlagen und behandeln wissenswerte Themen wie Sonne. Energie, Photovoltaik und Umweltschutz. Weitere Informationen gibt der Solarverein e. V. Alzenau (neumann.michael©alzenau.de). Ein weiterer  Solarparcours ist westlich des Eingangs zum Kreiskrankenhaus im Wasserlos.

 

Zentrum:

Völlig neu gestaltet wurde dabei das Zentrum. Ein großzügig angelegter Platz, umstanden von postmodernen Giebel­fassaden, weitet sich jetzt dort, wo früher bauliche Gesichtslosigkeit herrschte. Im Mittelpunkt des Platzes steht ein Brunnen, dessen sechs Skulpturen, die wie stilisierte Mohnblüten wirken, Alzenau mit seinen fünf Ortsteilen symbolisieren.

 

Kirche:

Im Jahre 1260 wurde die Pfarrei dann der Abtei Seligenstadt zugeteilt. Die überragende St.-Justinus-Kirche ist vom linken Seiteneingang her zugänglich. Derr Kirchenpatron weist darauf hin, daß die Kirche im frühen Mittelalter gegründet sein worden könnte. Die heutige Pfarrkirche ist von 1754. Sie enthält eine Justinus-Statue.

 

Kniefallstationen:

Am Parkplatz „Marktplatz“ geht man unterhalb der Burg über die Brücke und dann gleich wieder links. An einem alten Backofen vorbei kommt man zum Fluß (nicht rechts gehen, sondern direkt am Fluß entlang). Der Weg führt nach Kälberau und wird begleitet von den barocken Kniefallstationen, die ein unbekannter Künstler um 1710 geschaffen hat. Die Stationen waren Teil des Wallfahrtsweges zur Käl­ber­auer Ka­pel­le Die letzte Station steht kurz vor Kälberau. Kurz vorher ist die Informationstafel des Kulturwegs. Man kann zu dieser Station auch kommen, wenn man in Kälberau in die Bahnhofstraße fährt, über die Schienen und die Kahl fährt und dann nach links.

 

Kulturweg Alzenau I „Wein und Herrschaft“ (Norden  10  Kilometer, Süden 7 Kilometer):

Der erste europäische Kulturweg um Alzenau dreht sich um herrschaftliche Bauten - Überreste von Burgen, ein Schloß und der Abtshof - sowie um den Weinanbau. Herren über einen großen Teil des Weinanbaugebietes waren die Äbte des Klosters Seligenstadt, aber auch das Kurfürstentum Mainz hatte Besitz im Süden Alzenaus, ebenso wie die Grafen von Hanau und andere Adelsfamilien. Diese verwickelten Verhältnisse ließen eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft entstehen.

Der Kulturweg führt zunächst zum Wasserloser Schloß, das sich von einer Ritterburg zu einem Landsitz mit Park entwickelte. Im Krebsbachtal findet man im Wald tiefe Verwerfungen, die von vergangenen Befestigungen künden.

Nach dem Durchqueren der Weinberge - die seit dem Mittelalter Wein für die Abtei Seligenstadt lieferten - bezaubert Hörstein mit dem Seligenstädter Abtshof und der Wilgefortiskapelle und mit dem Kirchturm aus Bruchsteinen. Auf ebenem Weg geht es zurück über den jüdischen Friedhof. Der nahe liegende jüdische Friedhof ist eine von insgesamt sechs Begräbnisstätten, die in und um Hörstein vorhanden sind oder waren, wie zum Beispiel ein prähistorisches Gräberfeld. Entlang der Kahl erreicht man die Naturschönheit der Alzenauer Flugsanddünen, wo man erfährt, wie wichtig die Bodenzusammensetzung für den Oberflächenbewuchs ist.

 

Kulturweg II „Wald und Wallfahrt“ (8 Kilometer).

(1) Burgparkplatz in Alzenau: Unter der Burg Alzenau beginnt der Kulturweg mit dem Überqueren der Kahlbrücke.

(2) Lehmgrube Zeller (Der Weg nach dort geht von der Straße nach Kälberau nach Süden ab): Die Lehmgrube Zeller befindet sich seit fast 200 Jahren in Familienbesitz. Seit über 150 Jahren werden aus Lehm Ziegel hergestellt. An den Wänden der Grube erschließt sich die Klimageschichte von Jahrtausenden, unter denen die Ascheschichten der Ausbrüche der Eifel­vulkane vor etwa 700.000 Jahren herausragen. Damals lag Deutschland unter einer zentimeterdicken Aschelage. Die Alzenauer Grube ist der einzige Ort außerhalb der Eifel, wo diese Schichten nachgewiesen werden konnten.

(3) Hahnenkamm und Ludwigsturm: siehe Hahnenkamm

(4) Wallfahrtskirche Maria zum Rauhen Wind: siehe Kälberau

(5) Landschaftsveränderung im unteren Kahlgrund: Die Station zwischen Kälberau und Alzenau nördlich der Bahnlinie präsentiert vier Zeitstufen der Kulturlandschaft um Alzenau neben­einander: 1582, 1750, 1938 und 1996. Sie kommen aus der Forschungsstation Mittelgebirge des Senckenberg-Instituts in Biebergemünd. Hier  ist das Spessart-GeoInformations­system (Spessart-GIS) angesiedelt, das über den umfassendsten und aktuellsten digitalen Kartenbestand des gesamten Spessart verfügt. Das Computer-Programm ermöglicht es, aktuelle und historische Kartenausschnitte zu kombinieren und so die Veränderungen in unserer Kulturlandschaft darzustellen. Dies geschieht, indem historische Karten - soweit möglich - digitalisiert und somit vergleichbar mit dem modernen, bereits digitalisierten Kartenmaterial werden.

 

Kulturweg 3:  siehe Michelbach

Südöstlich von Alzenau gibt es den Natur- und Vogelschutzlehrpfad „Dickert“ (am Parkplatz Oberwald).

 

Alzenau II: Wasserlos und Hörstein:

Wenn man nach Alzenau hinein fährt, folgt man dem Wegweiser „Wasserlos / Hörstein“. Wenn man die Kahl überquert hat, liegt links die Siedlung Prischoß, die an der Stelle eines untergegangenen Dorfes errichtet wurde. Dieses hatte 200 Jahre bestanden, war aber wegen der ständigen Hochwasser aufgegeben worden. Hier ist man aber immer noch in Alzenau, noch nicht in Wasserlos.

 

Rannenburg:

Die Rannenburg liegt sehr im Wald und ist besser von Wasserlos aus zu erreichen: Wenn man nordöstlich von Wasserlos zum Wasserwerk und in den Wald hineinfährt, kommt man zwischen Rannenburg (nördlich) und Schanzenkopf (südlich) hindurch. Auf der Wanderkarte ist die Rannenburg als „Burgstall“ eingezeichnet.

Im Mittelalter rückte durch den von den Landesherren begonnenen Landesausbau die soziale Gruppe der Ministerialen in den Vordergrund – die Vorläufer des Niederadels. Sie wurden zu militärischen Leistungen sowie zur Verwaltung der Territorien herangezogen. Sie amteten in Vertretung ihres Herren und viele kamen dabei in Versuchung, einen eigenen Machtbereich aufbauen zu wollen. Die im Spessart vielfach anzutreffenden Burgruinen sind Zeugnisse des Scheiterns der allermeisten Familien, die gesellschaftliche Position zu verbessern. Dazu gehören neben der Rannenburg unter anderem die Burg Kugelnberg bei Goldbach, die Ketzelburg bei Haibach oder die Waldenburg bei Kleinwallstadt.

Daß die strategische Lage hier gut gewählt war, zeigt die prähistorische Schanze auf der gegenüberliegenden Bergseite. In vorgeschichtlicher Zeit und auch im frühen Mittelalter war die Siedlungs- und Verkehrsstruktur unserer Region eine völlig andere, als wir sie heute kennen. Gute Beispiele dafür sind die Rannen­burg und die Wallanlage auf dem Schan­zenkopf. Beide Befestigungen wurden im Mittelalter genutzt, wobei die Wälle auf dem Schanzenkopf in die Vorgeschich­te zurückreichen könnten. Zu letzterem Bodendenkmal existieren keinerlei schriftliche Belege. Eine dauernde Besie­delung scheint dort nicht vorhanden gewesen zu sein. Anders ist die Lage bei der Rannen­burg. die 1227 im Zusammenhang mit den Herren von Kälberau erscheint, die sich in der Folge von Rannenburg nannten.

Der strategische Wert dieser Burg hat im 13. Jahrhundert eine große Rolle bei der Auseinandersetzung zwischen den Mainzer Kurfürsten und den Grafen von Rieneck gespielt. Vor dem Jahre 1260 muß die Rannenburg in Rienecker Hände gelangt sein, denn nach Abschluß des Krieges zwischen Rieneck und Mainz und dem Sieg der Kurfürsten mußte die Befestigung nieder­gerissen werden. Vielleicht war dies auch der Anlaß für die Errichtung der Burg Alzenau etwa 140 Jahre später durch Mainz: Man hatte die schlechten Erfahrungen, die man im Freigericht gemacht hatte, noch nicht vergessen.

Unterhalb der Rannenburg befindet sich eine weitere Wüstung, das heißt eine ehemalige Bebauung, deren Funktion bislang unbekannt ist. Auch sie dürfte bei kriegerischen Handlungen zerstört worden sein. Der Alzenauer Heimat- und Geschichtsverein hat hier in Zusammenarbeit mit dem Lan­desamt für Denkmalpflege Untersuchungen angestellt, deren Ergebnisse ausgewertet werden müssen. Solange keine weiteren Erkenntnisse vor­liegen, kann man auf den „inoffiziellen“ Namen dieses Bodendenkmals „Vergessene Burg“ zurückgreifen. Die benachbarte Lage von Rannenburg und des Walles auf dem Schanzenkopf erlauben die Vermutung, daß durch das Krebsbachtal ein frühmittelalterlicher Weg geführt haben könnte, dessen Schutz einen so großen Aufwand nötig machte.

 

Wasserlos und Schloß Wasserlos:

Eng verbunden mit der Geschichte von Wasserlos ist die Geschichte des gleichnamigen Schlosses, das heute das Kreiskrankenhaus beherbergt. Die erste Anlage auf diesem Gelände errichteten die Herren von Schelriss wohl schon im 14. Jahrhundert. Die Zerstörung dieser Burg erfolgte 1405 auf Befehl König Ruprechts von der Pfalz (der auch die Stadtrechte an Alzenau verlieh). Ein neues Gebäude, das die Schelriss errichten ließen, soll näher am Dorf gelegen haben, möglicherweise am Standort des heutigen Schlosses.

Nachdem 1504 der letzte männliche Nachkomme der Familie Schelriss gestorben war, wechselte das Gut häufig den Besitzer. Im Jahre 1767 erwarb es Prinz Ludwig Eugen, der Sohn des Herzogs von Württemberg, der den alten Rittersitz abreißen und ein neues repräsentatives spätklassizistisches Schloß erbauen ließ. Ergänzt wurde das Anwesen durch die Anlage eines englischen Landschaftsgartens, der unter dem späteren Besitzer Marquis de Chasteler ausgebaut wurde und 1800 einen Pavillon (Belvedere) als Teehaus erhielt.

Im Jahr 1845 erwarb Ludovica Freifrau von des Bordes geborene Brentano von La Roche, das Schloß Wasserlos. Sie wollte ihren Wohnsitz näher an die Wohnung ihres Bruders Christian von Brentano verlegen, der nach Aschaffenburg gezogen war. Ludovica stiftete 1851 aus ihrem Vermögen den Grundstock für den Bau der Wasserloser Kirche.

Der Schwiegersohn Ludovicas, Moritz Graf von Bentheim, wirkte sein Leben lang wohltätig für die Region, zum Beispiel durch die Gründung des Vereins zur Beförderung der „Kreis-Blinden­anstalt für Unterfranken“ (heute: „Unterfränkische Blindeninstitutsstiftung“).

Nach dem Ende der landwirtschaftlichen Tätigkeit wandelte das Schloß seinen Charakter. Im Jahre 1901 erwarb Baron von Mumm das Schloßgut, 1916 Wilhelm Weigang, der es Ende des Ersten Weltkrieges umbaute. Im Jahre 1942 wurde das Schloßgut an die Reichsjugendverwaltung der NSDAP verkauft, 1945 ging das Schloß, 1951 das ganze Areal mit dem 3,3 Hektar großen Englischen Garten in den Besitz des Landkreises Alzenau (heute Aschaffenburg) über und erhielt seine derzeitige Funktion als Teil des Kreiskrankenhauses.          

Auf dem Gutsgelände stand bis 1955 die Schloßkapelle St. Katharina, die den Wasserlosern  bis 1920 als Gotteshaus diente. Die Kapelle wurde 1584 von den Adelsfamilien Stern und Kuchenmeister gestiftet. Später ließ sie Ludovica Freifrau von des Bordes wiederherstellen und neu ausstatten Im Inneren der Kapelle befanden sich unter anderem ein Barockaltärchen mit drehbarem Tabernakelschrein und holzgeschnitzte Heiligenfiguren. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle durch eine Luftmine so schwer beschädigt, daß sie im Jahre 1955 abgerissen wurde.

Man parkt auf dem Parkplatz des Kreiskrankenhauses und geht dann links um das Krankenhaus herum. Das Schloß ist noch gut zu erkennen. Man kommt in den Schloßpark. Gleich am Eingang links stehen ein Mammutbaum, der aus der Anfangszeit der Anlage stammt, und eine Lebensbaumzypresse. Nach der Informationstafel geht man nach links immer am Wasser entlang. Rechts ist ein Marienbild, ein Stück weiter auch rechts der Burgstall derer von Schelriss, also die alte Burg Wasserlos, die vom Gestrüpp freigelegt wurde.

Oben angekommen sieht man auf die Weinberge von Wasserlos und das Schloßhotel, das man auch mit dem Auto anfahren kann (schon vor dem Kreiskrankenhaus nach Osten einbiegen, vom Parkplatz kommt man nicht in die Schloßbergstraße).

Wenn man den Schloßpark verläßt in Richtung Hörstein, passiert man nach wenigen Metern den Schützenbergbach im Luh, die Grenze zwischen der Wasserloser und Hörsteiner Gemarkung. Zwischen 1671 und 1683 kam es um den Grenzverlauf zu Auseinandersetzungen, aus denen auch die Sage vom Luhmännchen hervorging.

Man geht dann den anderen Weg im Schloßpark wieder zurück und vor dem Krankenhaus rechts und wieder zum Parkplatz. Dort fährt man hinaus auf die Straße nach Hörstein. Dort geht auf der rechten Seite nach Westen die Straße „Am Rosengarten“ ab. Hier steht rechts das im klassizistischen Stil des späten 18. Jahrhunderts erbaute „Belvedere“. Der Rundbau war einst Teil des zum Schloß gehörenden Landschaftsgartens, von dem er heute durch die vielbefahrene Straße getrennt wird. Seit 1955 dient der Pavillon als Kriegerehrenmal. Die Figur eines in voller Ausrüstung aufgebahrten Gefallenen wurde im Rahmen einer Umgestaltung um 1938 / 1941 von der Gemeinde hier untergebracht. Der Platz bietet einen herrlichen Ausblick auf das Maintal. Dabei fallen auch die Veränderungen in der Kulturlandschaft ins Auge. die die Moderne mit sich bringen, wie Stromleitungen und Industriebauten.

 

Hörstein:

In Hörstein folgt man der Straße nach Mömbris Richtung Osten. Hier steht die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Bernhard. In Hörstein soll es bereits im Frühmittelalter eine nicht urkundlich nachgewiesene Kapelle gegeben haben. Nachgewiesen ist jedoch ein Kirchenraum von 1409. Ältester Teil der heutigen Kirche ist das Turmuntergeschoß, das 1449 erbaut wurde, 1454 einen Altar erhielt und als Kirche genutzt wurde. Bereits 1473 gab es den Turm in seiner heutigen Gestalt, von dessen Zinnen der Blick weit in die Mainebene und ins Freigericht reicht. Hörstein ist seit dem 16. Jahrhundert Pfarrei. Der Steinhelmturm der Kirche wurde bereits im 15. Jahrhundert als Wehrturm errichtet.

Der gotische Chor der heutigen Pfarrkirche wurde 1511 errichtet mit Kappen und Hohlrippenkreuzgewölbe. Das wohl gleichzeitig entstandene Langhaus (15,5 Meter Länge und 10,25 Meter Breite) mußte 1954 unter der Amtszeit von Pfarrer Johann Schulz dem heutigen Erweiterungsbau, bestehend aus einem Hauptschiff, zwei Seitenschiffen und einem Querschiff, nach den Plänen von Hans Rüpel weichen. Die Weihe erfolgte durch den damaligen Bischof und späteren Kardinal Dr. Julius Döpfner. Aus der Zeit der Ersterbauung stammen heute auch noch zwei Glocken des Vierergeläuts: die Martinsglocke von 1485 und die Marienglocke von 1514.
Im Gegensatz zum gotischen Kirchenchor steht der barocke Hochaltar von 1774. Das ursprüngliche Altarbild von der Aufnahme Mariens wurde 1954 durch die Figur der „Immaculata im Strahlenkranz“ ersetzt. Eine kunsthistorische Kostbarkeit, die zu den schönsten Kunstwerken der Renaissance im westlichen Spessart gehört, ist die um 1520 geschaffene holzgeschnitzte Figurengruppe „Anna-Selbtritt“. Sie soll in der Sakristei stehen. Es wird angegeben, sie sei ein Rest früherer Altären ist oder sie habe bis 1954 in der Wilgefortis-Kapelle gehabt. Die Tür an der Südseite (gegenüber dem Pfarrhaus) ist geöffnet.

Südlich der Kirche in der kleinen Grünanlage steht eine Säule, die an die Synagoge erinnert. Hier ist die Edelmannstraße, die man aufwärts fährt zum Edelmannhof von 1612 mit einem bemerkenswerten Hoftor. Links geht es in die Hohe Kreuz Straße und dann nach rechts wieder auf die Straße nach Mömbris (in der Nähe der Straße „Am Felsenkeller“) Hier steht an der Nordseite der Abtshof.

 

Weinberge und Abtshof in Hörstein:

Der Weinbau in Hörstein geht zurück bis um 1000. Der Grundstock für diese Tradition ist dem Benediktinerkloster Seligenstadt zu verdanken. So berichtet der Seligenstädter Benediktiner und Historiker Johannes Weinckens in seiner Chronik aus dem Jahre 1713 über den Kauf von Weinbergen in Hörstein durch den Seligenstädter Abt Beringer. Diesen ordnet er in die Zeit um 1000. Es wird vermutet, daß Weinckens später verlorene Quellen vorlagen. Der Name des Weinbergs Abtsberg leitet sich von seinem ehemaligen Besitzer ab, dem Kloster Seligenstadt. Als Weinlage 1456 erstmals erwähnt, ist 1578 im Hörsteiner Gerichtsbuch von „Weingartens ober dem Aptsberge, Zins dem Closter Seligenstatt“ die Rede.

Ende des 17. Jahrhunderts hielt das Kloster acht Hektar Weingarten in Hörstein. Im Jahre 1783 entstand anstelle eines kleineren Hauses der Abtshof, der dem Oberwingertmann und Erntehelfern im Herbst und den Äbten im Sommer als Unterkunft diente. Nach der Säkularisation im Jahre 1803 gingen die klostereigenen Weinberge zunächst an Hessen–Darmstadt und wurden 1816 schließlich bayerisch, nun als königlicher Wingert. Unter der Federführung des staatlichen Hofkellers Würzburg wird noch heute der edle Wein angebaut. Die hier reifenden Reben erhalten ihren besonderen Charakter von dem quarzithaltigen Boden. Der Wein aus Hörstein wurde zum Beispiel ausgeschenkt bei der Krönung Elisabeths II. von England im Jahre 1953.

 

Wein:

Der Weinbau muß um 1800 eine gewisse Bedeutung gehabt haben, wie die von hier stammenden Weinvorräte der Mainzer Erzbischöfe vermuten lassen. Im 18. Jahrhundert lagerten ständig mehrere tausend Liter in deren Kellern, im Spitzenjahr 1753 waren es  mehr als 25.000 Liter.

Auch wenn die Weingewinnung für die Stadt bis heute nur eine un­tergeordnete Rolle spielt, wird doch die Region landschaftlich von den Rebenzeilen geprägt. Zwischen den Ortsteilen Wasserlos und Hörstein, oberhalb von Hörstein und um Michelbach, sind etwa 85 Hektar mit Müller-Thurgau, Riesling, auch Spätburgunder und Neu­züchtungen wie Faberrebe und Ortega bepflanzt. Achtzehn haupt- und nebenberufliche Winzer teilen sich die Fläche. Der bekannteste Besitzer eines Wasserloser Rebenhangs war der Volksschauspieler Günter Strack. Familiäre Bande erklären, daß der „Urhesse“ und Biertrinker Strack im bayerischen Unterfranken seinen eigenen Rebensaft gewinnt und verkauft. Die Flaschen der Lage „Luhmänn­chen“ mit Stracks Schriftzug haben allerdings ihren Preis.

Bei Qualitätsprüfungen, denen sich die Alzenauer Weine in der Prüfstelle Würzburg unterziehen, schneiden sie mit beachtlichem Erfolg ab. Der für hiesige Breitengrade qualitativ gute und hochdekorierte Wein profitiert nicht nur von der sonnigen Hanglage. Stärker noch kommt ihm der Lößboden auf Glimmerfelsgestein zugute, der einen optimalen Nährstoffgehalt aus Ton- und Kalkelementen aufweist. Die Zuordnung Alzenaus zum mainfränkischen Anbaugebiet hat Vor- und Nachteile. Würzburg ist weit und tut wenig zur Vermarktung unter-frän­kischer Lagen. Andererseits darf dieser Wein in Bocksbeuteln abgefüllt werden, was ihn in der Rhein-Main-Region, dem Hauptab­satzgebiet, fast zum Selbstläufer macht.

Daß die touristische „Begleitmusik“ im Vergleich zu den Weinhoch­burgen an Rhein oder Mosel unterentwickelt ist, mag man je nach Erwartungsgrad begrüßen oder bedauern. Viele Weinlokale, Häckerwirtschaften oder Winzerbetriebe mit Ausschank öffnen sogar in der Saison nur am Wochenende; in einigen wird in ausgebauten Scheu­nen gefeiert. Bei zünftiger Musik, großen Portionen Handkäs’ und selbstgebackenem Zwiebelkuchen geht es da fast familiär zu, die Preisgestaltung kennt noch keinen Touristenzuschlag.

Daß die touristische „Begleitmusik“ im Vergleich zu den Weinhoch­burgen an Rhein oder Mosel unterentwickelt ist, mag man je nach Erwartungsgrad begrüßen oder bedauern. Viele Weinlokale, Häckerwirtschaften oder Winzerbetriebe mit Ausschank öffnen sogar in der Saison nur am Wochenende; in einigen wird in ausgebauten Scheu­nen gefeiert. Bei zünftiger Musik, großen Portionen Handkäs’ und selbstgebackenem Zwiebelkuchen geht es da fast familiär zu, die Preisgestaltung kennt noch keinen Touristenzuschlag.

 

Bei der Rückfahrt ins Dorf sieht man rechts in der Straße nachWasserlos das Wasserloser Tor von 1597. Es ist allerdings fast nur noch die Dorfmauer zu sehen mit den Wappen von Hanau und Mainz, die im 16. Jahrhundert gemeinsam die Herrschaft über das Freigericht ausübten.

Wilgefortiskapelle:

Auf der von Wasserlos kommenden Durchgangsstraße fährt man nun ein kleines Stück nach Süden. Wo die Straße nach rechts nach Dettingen abbiegt, folgt man dem Schild „Räusch­berghalle“ in den Aschaffenburger Weg nach links und dann geradeaus östlich am Friedhof von 1825 vorbei und dann an der übernächsten Kreuzung links. Hier in der Kapellenstraße, außerhalb des Dorfes und der Ringmauer, findet man rechts die Kapelle der Wilgefortis, die allerdings verschlossen ist.

Nach den bisherigen Erkenntnissen geht man davon aus, daß die Wilgefortis-Kapelle im Jahre 1564 (oder 1584) erbaut wurde. Die Pfarrbücher des 17. und 18. Jahrhunderts nennen sie „Heiliges Häuschen“. Im Pfarrarchiv finden sich erste Reparaturrechnungen bereits von 1699. Nach einer Generalsanierung 1775 mit Erhöhung der Außenmauer und Einbau von neuen Fenstern sowie einer Doppeltür war sie im Kirchenbesitz. Im Jahre 1804 wurde sie vergrößert. Bei einer der weiteren Reparaturen wurde 1963 eine in Oberdürrbach gekaufte Glocke - die bereits 1883 durch die Firma Gebrüder Klaus gegossenen worden war - aufgehängt.

Das Altarbild, ein Holztafelbild von 1800, zwischen mit zwei Säulen und einem Aufsatz mit Putten, stellt die heilige Wilgefortis am Kreuz dar. Weitere Teile der Innenausstattung sind die Figuren des Heiligen Laurentius, des Hl. Wendelin und des Hl. Antonius von Padua. An der linken Wandseite hängt ein Marienbild mit Reliquien. 

Im Jahre 1973 wurden drei Sühnkreuze aus dem 14. Jahrhundert (mittelalterliche Rechtsmale des 13. bis 16. Jahrhunderts), die ursprünglich am Aschaffenburger Weg standen, an die südliche Außenmauer der Kapelle versetzt.

Der Name „Wilgefortis“ wurde 1584 in das Heiligenverzeichnis (Martyrologium Romanum) aufgenommen. Vor allem Frauen wandten sich an die Heilige bei Unfruchtbarkeit oder bei einer schweren Geburt. Aber auch bei Viehseuchen oder unberechtigten Anklagen wurde Wilgefortis angerufen. Die Verehrung der sogenannten „heiligen Kümmernis“ war vor allem im Barock verbreitet. Heute ist sie erloschen. Dies rührt daher, daß es sich um eine sinnbildliche Heiligengestalt handelt, deren Legende sich im ausgehenden Mittelalter aller Wahrscheinlichkeit nach in Belgien gebildet hat. Sie ist ein Beispiel dafür, welche Auswirkungen Mißverständnisse haben können.

Wilgefortis hat die Gestalt einer bärtigen, mit langem Gewand bekleideten Jungfrau am Kreuz. Der Legende nach wollte sich die bekennende Christin und portugiesische Prinzessin nicht mit einem Heiden vermählen lassen. Da sich Wilgefortis Christus als Bräutigam ausgewählt hatte, bat sie Gott, ihr einen Bart wachsen zu lassen. Der erzürnte Vater ließ sie daraufhin kreuzigen.

Eine weitere Legende zur heiligen Kümmernis, die von einem armen Spielmann handelt, dem sie nach einem Flehgebet vor ihrem Bild einen ihrer goldenen Schuhe schenkt, führt zur wahren Quelle ihrer seltsamen Darstellung. Denn sie geht auf die umgedeuteten und mißverstandenen Nachbildungen jener älteren Kruzifixe zurück, auf denen Christus als kostbar gekleideter, bärtiger und gekrönter Himmelskönig erscheint - und nicht als bartloser und wunden­bedeckter Schmerzensmann, der nur mit einem Lendentuch bekleidet ist.

Das wohl berühmteste Kruzifix dieser Art ist das riesige, in eine lange Ärmeltunika gekleidete Schnitzbild des „Volto Santo“ (Heiliges Antlitz) im Dom von Lucca in Italien, dem zu seinem Festtag goldene Schuhe angezogen werden. So wurde aus dem triumphierenden Retter am Kreuz in einer falsch verstandenen Übertragung eine bärtige Jungfrau. Weitere Wilgefortis–Darstellungen in der Region finden sich unter anderem in Dettingen (St. Hyppolit), Seligenstadt und Wörth am Main.

 

Jüdischer Friedhof:

Man weiß von insgesamt sechs Friedhöfen in und um das Dorf Hörstein. Vor den Toren Hörsteins bestatteten die Kelten schon vor Jahrtausenden ihre Toten in so genannten „Gartengräbern“. Ausgrabungen brachten Grabbeigaben unter anderem aus Italien zutage. Der älteste Friedhof lag an der Kirche in der Dorfmitte. Er wurde in der Zeit der Epidemien des 17. Jahrhunderts von einem Pestgrab ergänzt. Aufgrund der Pestepidemien des frühen 17. Jahrhunderts wurde zusätzlich vor der Unteren Pforte ein Pestfriedhof benötigt, der 1608 eingeweiht, später aber aufgelassen wurde. Im Jahre 1825 wurde am Rande des Ortes an der Dettinger Straße ein neuer Friedhof eingerichtet, der seit 1962 aufgelassen wurde. Er ist vom „Neuen Friedhof“ abgelöst, der südlich der Hanauer Straße liegt.

Der jüdische Friedhof liegt im weiteren Verlauf dieser Straße nach Westen (Die Straße „Am jüdischen Friedhof“, die auf der Höhe zwischen Wasserlos und Hörstein abzweigt, führt nicht zum jüdischen Friedhof). Die Straße nach dort ist allerdings an Sonn- und Feiertagen gesperrt. Aber auch werktags kann man den Friedhof nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen, am Wasserwerk muß man das Auto stehen lassen. Der Weg führt nach Norden und dann nach Osten, wo mitten im Feld der Friedhof liegt. Die Hanauer Straße führt nach Westen zu einer schmalen Unterführung der Bahn in Kahl.

Der jüdische Friedhof wurde 1810 angelegt und bis 1938 genutzt. Schriftliche Quellen erzählen von über 300 Jahren jüdischem Lebens bis 1940 in Hörstein. Von den öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen der jüdischen Gemeinde existiert nur noch der Friedhof, der kurz nach 1812 angelegt und 1848 erweitert wurde. Immerhin 244 Grabsteine dokumentieren die Geschichte der Juden aus Alzenau, Hörstein und Wasserlos, die hier begraben wurden. Tova Neu starb 1810 als „gute Tochter Israels“, wie es auf ihrem Grabstein geschrieben steht. Der jüngste Stein von 1938 trägt den Namen von Klara Aumann (andere Angabe: Die letzte Belegung datiert aus dem Jahre 1936). Die ältesten Grabsteine befinden sich an der Südmauer, die neueren konzentrieren sich um den Eingang. Kinder wurden an der Westmauer bestattet. Alle Gräber sind nach Osten in Richtung Jerusalem ausgerichtet. Die Inschriften sind in Hebräisch abgefaßt, auf einigen sind die Namen und Daten auch in lateinische Schrift übertragen. Die Grabsteine mit den hebräischen Inschriften wurden in den Jahren 1994 und 1995 vom Stadtarchiv Alzenau dokumentiert.

Der jüdische Friedhof wird auch als „Beith Olam“ (Haus der Ewigkeit) oder als der „Gute Ort“ bezeichnet. Es ist ein Brauch, als Zeichen des Besuches auf den Grabstein einen kleinen Stein zu legen, was auf dem Hörsteiner Friedhof noch heute zu sehen ist.

Auf mehreren Grabmälern findet man verschiedene Symbole, die auf die jeweilige Funktion des Verstorbenen in der Gemeinde hinweisen, wie zum Beispiel das Buch auf dem Grab des Lehrers lsaak Wahler. Über den Lehrer Isaak Wahler wissen wir, daß er am 8. Februar 1912 im Alter von 98 Jahren starb. Er amtierte bis 1894 nahezu 40 Jahre lang als Religionslehrer und Kantor für die israelitische Volksschule Hörstein. Nachfolger wurde sein Sohn Israel, von dem die „Schulgeschichtlichen Aufzeichnungen 1913 - 1931“ der Hörsteiner Schule überliefert sind.

 

Alzenauer Sande:

Auf der Rückfahrt folgt man nördlich von Hörstein dem Wegweiser „Alle Richtungen“ nach Westen. Nach Durchfahren der Rechtskurve geht (noch vor der Kahl) links ein Weg ab zu den Alzenauer Sanden (Man kommt allerdings besser an diese Stelle, wenn man nahe dem Kreisel östlich der Autobahn an der Westseite des Meerhofsees den dortigen Parkplatz anfährt und dann nach Süden weiter läuft. Die andere Zufahrt wurde wohl gewählt, damit ein Rundweg entsteht).

Die Alzenauer Sande sind ein Gebiet von eiszeitlichen Sandanwehungen, auf denen eine besondere Tier- und Pflanzenwelt gedeiht. Die hier häufigen Sandmagerrasen sind Heimat zum Beispiel von seltenen Wespenarten oder auch von raren Kräutern, wie zum Beispiel dem Bauernsenf.

Die Sanddünen mußten zunächst freigelegt werden, da sie von neuzeitlich angelagerten nährstoffreichen Schichten überdeckt waren. Nur durch die Beweidung mit Schafen kann sichergestellt werden, daß die Sandmagerrasen nicht verbuschen. Dazu ist mit lokalen landwirtschaftlichen Betrieben vereinbart worden, daß die Düngung in der Nähe der Sanddünen auf einem niedrigen Niveau gehalten wird.

Flugsandflächen entstanden gegen Ende der Eiszeit durch Anwehung von Mainsand. Dieser lagerte sich in riesigen Flugsanddecken von größtenteils geringer Mächtigkeit (0,5 - 2 Meter) ab: nur in Dünen werden größere Höhen erreicht. Weiter östlich in Unterfranken finden sich weitere Flugsandflächen zwischen Schweinfurt und Kitzingen bis zum Rand des Steiger­waldes.

Bis 1750 waren diese Flugsandflächen noch mit Eichen bestanden, dann aber durch Entnahme von Brennholz und Bauholz. Streunutzung und Waldweide verödet. Um 1820 lagen zwei Flugsanddecken von insgesamt 2.500 Hektar Größe nördlich und südlich der Kahl, die nicht mit dichtem Kiefernwald bewachsen waren. Die Entwaldung der bis zu zehn Meter hohen Flugsanddünen hatte schwerwiegende Folgen für Alzenau. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es, daß die ganze Gegend durch Ströme von Sand verfinstert würde. Die Anpflanzung von Kiefern und Birken bewirkten seit dem Jahr 1856 die endgültige Festlegung (Festigung)  der Sande.

Vor den Aufforstungen hatte sich auf diesen Flugsanden eine einzigartige, spezifische Pflanzen- und Tierwelt eingestellt. die Ähnlichkeiten mit anderen Flugsandgebieten (zum Beispiel . Rednitzbecken, Mainzer Becken) aufwies. Durch Aufforstungen, die Bildung einer Humusdecke, Überbauung, Sandabbau und intensivere landwirtschaftliche Nutzung wurde der örtliche Lebensraum Sandmagerrasen weit zurückgedrängt.

Auch wenn es nur zwei kleine Sanddünen waren, die erhalten werden konnten, so hatten sich auf diesen Flächen sowie an einigen offenen Sandflächen an Waldrändern und Waldwegen doch zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten erhalten. Um die Überlebenschancen dieser Arten zu sichern, wurden im Oktober 1980 die beiden Flächen im Alzenauer Unterwald als Naturdenkmäler ausgewiesen. Mit der Gründung der Umweltabteilung der Stadt Alzenau im Jahr 1988 begannen dann umfangreiche Maßnahmen zur Erhaltung und zur Erweiterung der Sandmagerrasen.

An verschiedenen Stellen wurde die Humusschicht, die sich im Laufe von etwa 100 Jahren gebildet hatte, wieder abgetragen und so offene Sandflächen geschaffen. Der Erfolg nach der Abtragung der Deckschichten blieb nicht lange aus. Typische Tier- und Pflanzenarten wie Bauernsenf. Silbergras, Sandlaufkäfer, Kreiselwespe, blauflügelige Ödlandschrecke und Heidelerche besiedelten die neu angelegten Flächen.

Dies hat dazu geführt, daß im Jahr 1993 von der Regierung die Verordnung über das Naturschutzgebiet Alzenauer Sande erlassen wurde. Mit 95,5 Hektar ist es das größte Naturschutzgebiet im Landkreis Aschaffenburg. Im Jahr 2000 wurden hier 746 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen. Davon gelten 186 Arten (24,9 Prozent) als gefährdet. Aufgrund der nachgewiesenen bedrohten Arten in standorttypischer Ausprägung besitzt das Naturschutzgebiet eine landesweite Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.

Um den vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Überlebenschance zu geben, sind im Naturschutzgebiet Pflegemaßnahmen erforderlich. Durch die Luft kommt es zu erheblichen Nährstoffeinträgen. Dadurch werden Pflanzenarten verdrängt, die einen nährstoffarmen Boden benötigen. Um einen Nährstoffentzug zu gewährleisten werden die Sandmagerrasen jährlich durch eine Schafherde abgeweidet. Kiefern- und Birkenaufwuchs muß entfernt werden, damit die Sandflächen nicht wieder überwachsen und beschattet werden. Schließlich sollen im Kerngebiet des Naturschutzgebietes durch Humusabtrag weitere offene Sandflächen entstehen, die besiedelt werden können.

Bei den Tieren ist vor allem die Insektenwelt bemerkenswert. Es konnten zum Beispiel 73 Bienen-, 39 Wegwespen-, 17 Grabwespen- und 8 Goldwespenarten gefunden werden. Davon gelten 82 (= 55 Prozent als gefährdet. Die große und auffällige Kreiselwespe (Bembix rostrata) ist eine sehr interessante Grabwespe, die in Bayern als stark gefährdet gilt. Sie kommt nur noch um Aschaffenburg. bei Kitzingen und bei Bamberg vor. In Alzenau gibt es eine sehr große und mehrere kleine Kolonien. Die weibliche Kreiselwespe legt mehrere unterirdische Röhren an, fängt Schwebfliegen und bringt diese, mit ihrem Gift betäubt, in die Brutrohre ein. Dann legt sie ein Ei dazu und verschießt die Röhre wieder sorgfältig. Wenn die Larve aus dem Ei schlüpft, fängt sie an, die betäubte Schwebfliege aufzufressen.

 

Kälberau

Der Ortsteil von Alzenau - 120 Meter hoch gelegen -.ist seit 1372 Wallfahrtsort und hat eine sehenswerte gotische Wallfahrtskapelle. Die Anlage entstammt einer mittelalterlichen Beginenklause. Erst 1603 - im Zuge der Gegenreformation - wird die „Kirchenburg mit festem Ringgemäuer“ als Wallfahrtskirche bezeichnet. Verehrt wird eine 50 Zentimeter hohe geschnitzte Figur der Maria, heute bezeichnet als „Gnadenbild der Maria zum Rauhen Wind“, die um 1380 entstanden ist.

Die alte Ka­pel­le „Maria zum Rauhen Wind“ wurde um 1710 geschaffen. Sie wurde in den fünfziger Jahren erweitert. Der Kopf über dem kleinen Kirchenportal konnte bis heute keiner biblischen Gestalt zugewiesen werden. Die Kapelle wurde in den fünfziger Jahren erweitert. Im Zuge des Kirchenneubaus wurde die Seelsorge der Kirche 1955 den Patres des Pallottinerordens übertragen.

Die Kälberauer Elle von 1763 war eine Maßeinheit für die lokalen Handelsgeschäfte.

 

Von der Wallfahrtskirche geht ein barock angelegter Wallfahrtsweg zu Ehren der Sieben-Schmerzen-Weg nach Alzenau. Die Stationen entstanden zum Höhepunkt der Wallfahrt um 1710.

 

Michelbach

Historischer Mittelpunkt ist die Kirche von 1777 mit Sammelgrabstein der Freiin von Wrede und ihrer Kinder.

 

Kulturwanderung weg Alzenau 3 „Vom Ringwall zum Landsitz“ (9 Kilometer)

Der Höhenzug „Sülzert“ zwischen Hahnenkamm und dem Birkenhainer Forst prägt die Kulturlandschaft in Alzenaus Norden. Während der bewaldete Bereich von dem Ringwall „Schwedenschanze“ gekrönt wird, wurde das liebliche Klima an den West- und Südhängen für die Errichtung von Landsitzen in Michelbach und Albstadt genutzt. Hinzu tritt der Weinbau, der in der Vergangenheit noch wesentlich intensiver als heute betrieben wurde. Der Kulturweg zeigt die sehenswerten Punkte dieser Landschaft, die heute an Hessen grenzt und vor 1748 ein Teil des historischen Freigerichts war.

Der europäische Kulturweg „Am Sülzert“ erschließt die nördliche Alzenauer Kulturlandschaft. Auf einem Rundweg von 9 Kilometer Länge lernen Sie die Geschichte des Ringwalles Schwedenschanze, der Dörsthöfe, der Landsitze und der Ortschaften am Sülzert kennen.

Mit der Erschließung der Kulturlandschaft Spessart ist untrennbar der Name Dr. Karl Kihn (1834 ‑ 1934) verbunden. Der gebürtige Michelbacher wirkte als Arzt in Aschaffenburg und gründete 1876 mit dem „Freigerichter Bund“ in Michelbach den ältesten Wanderverein der Region, erstellte die erste Liste von Naturdenkmälern im Spessart sowie 1886den ersten Reiseführer des Freigerichts, war 1904 Mitgründer des Aschaffenburger Geschichtsvereins sowie 1906 der Zeitschrift „Spessart“.

 

(1) Michelbach Schlößchen:

Der Name derer von „Michelbach“ erscheint urkundlich erstmals 1234. Die Familie soll auf dem Platz des heutigen Schlosses gelebt haben, das damals eine Wasserburg gewesen sein könnte. Das ehemalige Wasserschloß stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Man vermutet, daß die Michelbacher Burg im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Der Neubau bildet den Kern des heutigen Gebäudes ‑ wenn man auch den Bauherrn nicht kennt.

Sie wurde im 18. Jahrhundert mit einem Mansardendach und zwei polygonen Ecktürmen umgebaut. Erster nachgewiesener Besitzer war 1735 Freiherr von Willemin. Um 1855 kam es in den Besitz von Karl Edmund Ritter von Horstig, genannt von Engelbrunner. Im 19. Jahrhundert wurde es als Maleratelier von Albert Hendschel genutzt. Im 20. Jahrhundert war es Altersheim, Kindergarten und Heimatmuseum. Um 1957 stand das Schlößchen von Michelbach noch frei in der Landschaft des Kahltales.

Das Schloß ist vollgestopft mit wertvollen Museumsgegenständen, die aber lange nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren. Nach umfangreicher Renovierung und völliger Neugestaltung wurde es als regionales Museum der Stadt Alzenau im Oktober 2006 eröffnet. Man findet es, wenn man an der Abzweigung nach Kälberau links ins Dorf hineinfährt und sich dann rechts in Richtung Kirche hält (Schloßstraße 11).
 

(2) Michelbach Weinberge:

Die Weinberge des Apostelgartens oberhalb von Michelbach sind denkmalgeschützt. Der Rechtsgelehrte Friedrich Carl von Savigny wußte als Weinkenner diese Lage zu schätzen, in seinen Briefen mit Achim von Arnim wird ausführlich über die Qualität der verschiedenen Jahrgänge diskutiert.  Michelbach ist die am weitesten von München entfernte bayerische Weinlage. Bereits die Abtei Seligenstadt besaß im hohen Mittelalter Weinberge in Michel­bach. Der Anbau ging durch Mißernten im 18. und 19. Jahrhundert mehr und mehr zurück. Zur Klimaverschlechterung kamen Schädlingsbefall und die Einfuhr billigeren Weins. Alles zusammen brachte den Weinbau um 1900 fast gänzlich zum Erliegen.

Der Retter des Michelbacher Weinbaus war der Frankfurter Ratsherr David Domer, der im Michelbacher Schlößchen lebte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaufte er verödete Kleinparzellen auf, benannte neue Weingründe, pflanzte neue Rebsorten und ließ das „steinerne Häuschen“, die Schutzhütte für Weinbergshüter errichten.

 

(3) Die Dörsthöfe

Urkundlich erwähnt werden die Dörsthöfe erstmals 1469 als Wirtschaftshof in der Somborner Gemarkung des Freigerichts. Während andere Weiler, wie zum Beispiel Mensengesäß, zu Dörfern wurden, blieben die Dörsthöfe eine Gehöftgruppe. Im Dreißigjährigen Krieg zählte man hier sechs Herdstätten. Danach reduzierte sich die Zahl auf zwei Familien, die ihre Höfe weiter bewirtschafteten und die noch heute bestehen. Eine davon ist die Familie Simon, in deren Händen sich das Hofgut seit 1707 ohne Unterbrechung befindet.

Bei den Dörsthöfen soll man den westlichsten Teil des fränkischen Weinanbaugebietes erreichen (Schulmerich). Kurz danach erkennt man auf der rechten Seite die unter Denkmalschutz stehenden Weinberge des Michelbacher Apostelbergs. Aber Hörstein liegt noch weiter westlich, und zum fränkischen Weinbaugebiet gehört sogar Maintal-Hochstadt.

 

(4) Schwedenschanze:

Der Schanzenkopf nördlich von Hüttelngesäß an der Kahl trägt einen Ringwall, Schwedenschanze genannt. Die gefährdete Nordseite wurde von Mauern gedeckt, deren Reste noch zu sehen sind. Noch heute vermittelt ein 100 Meter langer Wall von 2  bis 4 Meter Höhe und 12 Meter Dicke an der Sohle einen Eindruck von der Mächtigkeit der Anlage. Die Entstehung des Befestigungswerkes wird in die Hallstattzeit (zwischen 800 und 400 vCh) gesetzt.

 

(5) Albstadt:

Albstadt bestand als Siedlung bereits im Mittelalter, erlitt jedoch im Dreißigjährigen Krieg großen Schaden. Nach diesen Zerstörungen erholte sich der Ort nur zögernd. Im Jahre 1742 sind in Albstadt noch zahlreiche „wüste Bauplätze“ vorhanden. Die Hofstrukturen und Gebäude, die sich im 17. und 18. Jahrhundert entwickelt haben, bestimmen teilweise heute noch das Ortsbild. Albstadt fiel bei der Teilung des Freigerichts im Jahre 1748 an das Erzbistum Mainz. Der damalige Grenzverlauf entspricht weitgehend der heutigen hessisch‑bayerischen Grenze. Nach den Wirren der Napoleonischen Kriege kam Albstadt mit Alzenau im Jahre 1816 an Bayern.

Das gute Auskommen der Albstädter Gehöfte belegen die reichen keramischen Funde aus dem Ortsbereich (18. Jahrhundert). Grundlage für den Wohlstand waren die fruchtbaren Ackerböden.

Der Hochaltar der Albstädter Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert.

 

(6) Hofgut Maisenhausen:

Wenn man von Michelbach in Richtung Albstadt fährt, ist rechts das Schloß Maisenhausen.

Wahrscheinlich muß man rechts zum Aussiedlerhof abbiegen und dann links hoch. Oder man fährt von Albstadt hin.

Über die Geschichte des Hofgutes Maisenhausen ist nur wenig bekannt. Erstmals erwähnt wird ein Hof Maisenhausen im Jahr 1323. In den Landkarten des 16. Jahrhunderts ist Maisen­hausen stets eingezeichnet, ohne daß man über die Eigentümer mehr erfahren würde. Das ändert sich erst im 18. Jahrhundert, als Maisenhausen unter anderem dem Seligenstädter Abt Bonifazius II. gehörte. Heute ist Maisenhausen in Privatbesitz.

Die landschaftlich schöne Region am westlichen Spessartrand bot sich, durch ihre Nähe zu Frankfurt, als Lage für repräsentative Landsitze seit dem 78. Jahrhundert an. Neben Neubauten wurden auch alte Schlösser neu gestaltet. Allein in Alzenau gibt es außer dem Hofgut Maisenhausen den Abtshof in Hörstein, das Wasserloser Schloß und das Schlößchen in Michelbach.

 

Michelbacher Wein:

Seine besondere Note verdankt der Michelbacher Wein dem kristallinen Bruchrand, der bei der Auffaltung des Spessarts entstanden ist. Der hohe Anteil an Mineralien in den auf Quar­zitschiefer, Gneis und Lößboden gebildeten Hang- und Steillagen läßt einen bemerkenswerten Riesling gedeihen. Die schon von weitem ins Auge springende Lage „Apostelgarten“ mit ihren Trockenmauern und Weinberghäuschen wurde 1985 unter Denkmalschutz gestellt.

Wo gibt es den Wein zu trinken?

Die erste Möglichkeit (aus Richtung Mömbris kommend) bietet sich an den Dörsthöfen: sowohl im großen Ausflugslokal (mit Selbstbedienung auf der Wiese) als auch in „Simons Winzerhof“. Direkt am Kahltal-Radweg liegt gegenüber vom Michelbacher Bahnhof das Gasthaus „Zum Hahnenkamm“: Die Weine aus eigenem Anbau kann man auf der Terrasse vor dem Haus genießen. Ein weiterer Vorteil: Wenn man einen Schoppen mehr trinken will, kann man sich von der Kahlgrundbahn bis in die frühen Abendstunden weiter befördern lassen.

Auch das Museums-Cafe am Schlößchen hat „Michelbacher“ auf der Karte. Ein besonderer Genuß ist der Besuch beim „Häcker“. Einige Wochen im Jahr bietet er Weine aus eigenem Anbau an. In Michelbach gibt es richtig edle Häcker, bei denen sich das Speiseangebot nicht auf gebackenen Camembert und „Blaue Zipfel“ beschränkt, sondern eine umfangreiche Speisekarte vorgelegt wird. So etwa beim im alten Ortskern gelegenen Häcker „Zum Lukasse Seppl“ (Weingut Heilmann). Etwas außerhalb liegt der Goldberghof. Die Öffnungszeiten findet man im Internet; wer sich spontan entscheiden will, beachte die Hinweisschilder am Kahltal-Spessart- Radweg.

Am Waldrand befindet sich das sonntags bewirtschaftete Wanderheim der „Michelbacher Weinspechte“. Das vielbeschworene Ehrenamt ‑ hier wird es hochgehalten. Allsonntäglich schieben zwei bis drei Mitglieder der 1922 gegründeten „Weinspechte“ Dienst im seit 1972 bewirtschafteten Vereinsheim. Sie machen Würstchen heiß und schmieren Wurstbrote, kochen dem hungrigen Wanderer ein warmes Süppchen und servieren zum Kaffee Kuchen aus der heimischen Backstube.

 

Albstadt

In den Jahren 1837/38 wurde die katholische Kuratiekirche St. Philippus und Jakobus (Freigerichter Straße 52) erbaut. Die Erweiterung des Chores und die Erneuerung des Kirchturms fanden 1949 statt. Der Hochaltar wird von einem vierseitigen klassizistischen Baldachin überdacht. Holzstatuen, Pietà und Kirchenpatrone stammen aus dem 17., die Madonna­figur mit dem Jesuskind auf dem Seitenaltar aus dem 18. Jahrhundert. Hugo Barthelme fertigte die Seitenaltarbilder, das Vortragskreuz und der Tabernakel sind Goldschmiedearbeiten des Würzburgers Josef Amberg aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Das Deckengemälde in Medaillenform „Himmelfahrt Mariens“ hat 1929 Ludwig Hepp geschaffen. Der Kreuzweg von Gotthold Jakob Rettinger wurde im Jahr 1999 wieder in der Kirche aufgestellt.

 

Niedersteinbach und Burgruine Hüttelngesäß

In dem langgestreckten Ort Niedersteinbach steht östlich der Kirche und östlich der Straße „Hirschsprung“ auf der Nordseite ein alter Backofen. Die Besonderheit in diesem Ort ist aber

eine Landzunge des ehemaligen Kreises Gelnhausen, die hier in das angrenzende Land Bayern hineinragt. Wenn man am Bahnhof Niedersteinbach aus der Kahlgrundbahn  steigt, wendet man sich nach links und trifft am Abzweig nach dem Ort Brücken auf das Wanderzeichen rotes Kreuz, das uns durch den Teufelsgrund führen wird. Nach den Sportplätzen sieht man rechts, etwas versteckt im Unterholz, die Reste der Ruine der Burg Hüt­telngesäß. Ein Parkplatz ist westlich der Burg. 

 

Kurze Geschichte des Freigerichts

Der Sage nach waren es die Bauern „vor der Hart'“, die 1184 dem Kaiser Barbarossa am Schäferberg nahe der heutiger Barbarossaquelle mit Sensen und Dreschflegeln zu Hilfe kamen, als er von den Rannenberger Rittern überfallen wurde. Als Dank für die Unterstützung befreite er sie vor Steuern und Abgaben.  Das Gebiet wurde  reichsunmittelbar  und  die Bauern haben sich zu einer Markgenossenschaft zusammengeschlossen Lediglich eine Fuhre Heu mit einem Hahn obendrauf als Zeichen ihrer Wachsamkeit sollten sie jährlich in Gelnhausen abliefern.

Die Rannenberger Ritter waren Raubritter den Bauern das Leben schwer machten und sie durch ständige Überfälle drangsalierten. Dennoch gelang es den „Freigerichtern“, ihre Unabhängigkeit bis ins 15. Jahrhundert zu verteidigen. Erst am 9. Juni 1500 verloren die „Freigerichte“ ihre Privilegien, das Gebiet wurde dem Mainzer Kurfürsten und dem Hanauer Grafen vom Kaiser als gemeinsames Lehen gegeben Die Freigerichter Märker gaben sich nicht kampflos geschlagen, ihre Widerstand mußte von Mainz und Hanau militärisch gebrochen werden.

Die gemeinsame Regierung von Hanau und Mainz wurde vor einem Amtmann auf der Burg in Alzenau ausgeübt. Sein Herrschaftsbereich umfaßte im 17. Jahrhundert die Dörfer Alb­stadt, Bernbach, Hemsbach, Horbach, Hörstein, Kälberau, Michelbach, Neuses, Somborn, Wasserlos und Welzheim. Die Zusammenarbeit zwischen Mainz und Hanau war keineswegs spannungsfrei, insbesondere, als nach der Reformation noch religiöse Gegensätze hinzukamen. Deshalb war es kein Wunder, daß die Landgrafen von Hessen‑Kassel, die nach dem Aussterben des Hanauer Grafenhauses im Jahr 1736 die Nachfolge auch im Freigericht antraten, auf einer klarerer Regelung bestanden.

Das Freigericht wurde geteilt: Das Gebiet um Somborn kam an Hessen‑Kassel, der Kahlgrund wurde von Mainz in Alleinherrschaft übernommen. Nach einem kurzen Zwischenspiel in der napoleonischen Zeit durch Hessen‑ Darmstadt fiel der ehemals Mainzer Teil an Bayern der hessische Teil wurde 1866 Preußen zugeschlagen. Heute trennt die hessisch‑bayerische Grenze das Freigericht in zwei Teile (nach Wanderungen an Main und Kinzig, Seite 14).

 

Die Ruine Hüttelngesäß:

Von Gestrüpp überwuchert, war die Ruine viele Jahre nahezu ver­gessen. Heimatforscher, pro­fessionelle Denkmalpfleger und Geowissenschaftler haben die Mauerreste ans Licht geholt und Aufschlüsse über die einstige Gestalt der kleinen Festung im Vorspessart gewonnen. Wer heute die ver­gleichsweise unscheinbaren Mauerreste an der Landstraße zwischen den bayeri­schen Gemeinden Michelbach und Nieder­steinbach betrachtet, kommt kaum auf die Idee, daß dieser Ort einst die große Politik beschäftigte.

Im Jahre 1219 wird „Hittengeseze“ erstmals urkundlich ge­nannt als Eigentum des Klosters Seligenstadt. Die mittelalterliche Wasserburg geht wohl bis in die fränkische Zeit zurück. Auf der Burg saßen einst die Herren von Hauenstein und die von Berg­heim. Die heutige Burg entstand Anfang des 13. Jahrhunderts zur Kontrolle der Straße. Im 13. Jahrhundert war die Burg als Lehen im Besitz der Herren von Hüttelngesäß und ging durch Erbschaften und Verkäu­fe in mehrere Hände über. Ursprünglich als Fluchtburg gegen Ungarnüberfälle angelegt, ging von Hüt­telngesäß später selbst Unfrieden aus.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts war sie unter Ulrich von Bergheim ein gefürchtetes Raubritternest, weil man den Reisenden auf den Handelsstraßen Wegezoll abknöpfte. Den mächtigen Mainzer Erzbischof Johann II. im Rücken und im Bunde mit den Schelriss von Wasserlos - die wie Bergheim mehrere Burgen hatten - war er ein ernst zu nehmender Gegner. Wegen mehrerer Überfalle der Schelriss auf durchreisende Handelsleute veranlaßte König Rupprecht auf Druck der Stadt Frankfurt von der Pfalz einen Kriegszug gegen die Burgen. Die Burg wurde 1405 im Wetterauer Räuberkrieg zusam­men mit anderen Burgen von König Ruprecht von der Pfalz zer­stört und am 2. Februar 1405 von der Besatzung geräumt und dann vollkommen niedergebrannt.

Bergheim,  - der zu dieser Zeit für den Erz­bischof andernorts im Gefecht stand - war den erhaltenen Dokumenten zufolge äu­ßerst aufgebracht. Er beklagte insbeson­dere den Raub des Geschmeides seiner Frau. Auf dem Reichstag zu Mainz war er es, der den Fehdebrief des Erzbischofs an König Ruprecht formulierte und gleich noch einen persönlichen Drohbrief hinzu­fügte. Um ein Haar wäre es ‑ möglicher­weise nicht zuletzt wegen Hüttelngesäß - zum Krieg gekommen.

Noch im 15. Jahrhundert müssen Aufbauarbeiten stattgefun­den haben, doch ist schon 1510 von einem verfallenen Schloß die Rede. Im Jahre 1510 kaufte der Graf von Hanau die damals schon verfallene Anlage und das wenige Schritte nördlich gelegene Hofgut. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts sind Burg und Hof dem Gut Trages ange­gliedert und befinden sich seit dieser Zeit im Besitz der Familie von Savigny.

Zu sehen sind noch außer den Gräben  die unteren Wände eines Wohnturms, Reste eines Nebengebäudes und Teile der Umfassungsmauern. Im Gelände schwach sichtbar ist der Verlauf des verfüllten Wasser­grabens, der die stellenweise noch sichtbare, wohl ehemals recht­eckige Ummauerung der Kernburg umschließt. Darin steht die Ruine eines im Grundriß rechteckigen Wohnturmes mit Eingang im Untergeschoß und schmalen Schießscharten sowie Mauerreste eines unterkellerten Gebäudes. In einer Verkaufsur­kunde von 1510 (im Besitz des Fürstlich Ysenburgischen Archivs) ist von weiteren, heute oberirdisch nicht mehr sichtbaren Gebäu­den die Rede, nämlich Vieh‑ und Pferdeställen, Weinkelter, Back­haus, Hühnerhaus, zwei Scheuern und einer Kapelle.

Frei­willige Helfer aus den Geschichtsvereinen Freigericht, Alzenau und Brücken / Nie­der­steinbach befreiten den vier Meter ho­hen Rest des Kernbaus vom Bewuchs und stabilisierten brüchiges Mauerwerk. Der heutige Eigentümer von Ruine und benachbartem Forsthof, Dr. Michael von Savigny, begrüßt und fördert die Aktivitäten.

Für das Jahre 2002 Jahr ist die Instandsetzung der Reste eines zweiten Gebäudes geplant, das wahr­scheinlich einst als Pferdestall genutzt wurde. Fol­gen soll dann ein Vorhaben, das den Be­stand der Reste des Palas auf lange Sicht gewährleisten könnte. Ein Dach soll die meterdicken Mauern aus Glimmerschie­fer schützen. Der Plan ist, es auf vier Stützen zu stellen, um nicht den falschen Eindruck zu erwecken, es gehöre zur Ruine.

Einen guten Schritt weiter gekommen ist man inzwischen auch bei der Er­forschung von Art und Umfang der gesamten Befestigungsanlage. Da man die im Boden vermuteten Grundmauern weiterer Gebäude sowie den längst eingeebneten Wassergraben nebst Wall nicht freilegen konnte und wollte, wurden andere, „zerstörungsfreie“  wissenschaftliche Methoden angewandt.

Mit einer Vielzahl von Bohrungen und geomagnetischen Messungen analysierte man die Zu­sammensetzung des Untergrun­des bis in zwei Meter Tiefe. Es wurden 725 Bodenpro­ben im Labor untersucht. Der Kohlenstoffgehalt etwa war ein Kriterium für die Lokalisierung der ehemaligen Oberfläche. Der Phosphatgehalt ermög­lichte Aussagen über ehemalige Sied­lungs­flächen. Auch kleinste Holzkohle­stückchen, Mörtel‑ und Schlackereste, Ziegelfragmente und Tonscherben in den Bohrkernen waren Anhaltspunkte für die Forscher.

Sie konnten einige der in alten Urkun­den genannten Gebäude lokalisieren und darüber hinaus Belege für die Vermutung finden, daß Hüttelngesäß Standort einer Glasproduktion war. Dies allerdings eher durch Zufall als durch wissenschaftliche Akribie: Auf einem Lesesteinhaufen fand sich ein Stein aus weißem gebrannten Ton, das Bruchstück eines Schmelzhafens. Eine der Bohrungen gibt einen zusätzli­chen Anhaltspunkt. Sie förderte aus 73 bis 115 Zentimeter Tiefe Bruchstücke eines weißen Steins zutage, bei dem es sich um Schamotte oder gebrannten Ha­fenton handeln könnte. Die Forscher ver­muten, daß an dieser Stelle die Reste eines Schmelz­ofens liegen.

 

In der Nähe der Ruine liegt der Forsthof. Die Zehntscheune und einige Wände des Hauses an der Linde ent­standen in der ersten Hälfte des 18. Jahr­hun­derts. Der Forsthof wurde 1906 von Geheimrat Dr. Karl von Savigny errichtet und ist von rund 125 Hektar Wald um­geben. Der letzte Bewohner des alten Forsthofes war Paul Börner. Zwölf Jahre wohnte er laut Personalausweis in Freigericht‑Neuses, Hüt­telngesäß. Doch die Post wurde ihm nur dann unverzüglich zugestellt, wenn die Adresse auf Mömbris‑Niedersteinbach lau­tete, denn Hüttelngesäß ist nur über baye­rische Straßen zu erreichen. Heute ist Dr. Michael von Savigny der Besitzer des Anwesens, ein in Frankfurt tätiger Rechtsanwalt. In siebter Generation feierte die Familie das 250. Besitzjubiläum

Das Forsthaus wurde im Jahr 2000 weitgehend entkernt und in Absprache mit dem Denkmalschutz erweitert. Im Haus an der Linde entstand auf dem 270 Jahre alten Kellerfundament ein Studio-Appartement. Das benachbarte Jagdhaus wurde nach alten Plänen komplett neu errichtet, weil der Bau mit Holzschutzmitteln verseucht war. Durchzogen wird das Projekt von einem Bach. Drumherum wurden drei Seen, großzügige Gärten und Spielwiesen angelegt. Zu jeder Wohnung gehört ein Hochsitz. Der Mietpreis für die fünf Wohnungen beträgt 25 Mark pro Quadratmeter (in Wanderungen an Main und Kinzig, 14).

 

Grenzstreit:

Im Jahre 2006 machte man sich an einen Flächentausch zwischen Freigericht und Mömbris, bei dem die berüchtigte „Hessenkurve“ an das Land Bayern fallen sollte. Im fernen München hat der Bayerische Landtag einem Flächentausch zugestimmt, der die Staatsgrenze im Bereich des Main-Kinzig-Kreises verschieben sollte: Das Freigericht sollte ein Gebiet an der Hessenkurve mit einer Größe von 8,9 Hektar an den Markt Mömbris übergeben. Gleichzeitig sollte Freigericht von Memorys eine andere Fläche von 10,7 Hek­tar - das Land Hessen sollte also um 1,8 Hektar wachsen.

Dieser Straßenabschnitt im Zuge der baye­rischen Staatsstraße 2305 zwischen Mömbris-Nie­der­steinbach und dem Alzenauer Stadtteil Michelbach hat einen traurigen Ruf: Zahlreiche Auto- und Motorradfahrer sind dort ums Leben gekommen; kleinere Unfälle gehören fast zur Tagesordnung. Denn das Straßengeschlängel in unmittel­barer Nähe der Kahl ist ein Unfallschwer­punkt erster Ordnung.

Und es ist zugleich ein Politikum. Denn die Hessenkurve gehört, wie es schon der Na­me andeutet, derzeit noch territorial zum Land Hessen, und zwar konkret zur Freige­richter Gemarkung im Bereich des Ortsteils Neuses. Dort ragt nämlich eine Gelän­denase bis weit in das Gebiet des Landkrei­ses Aschaffenburg hinein und quert nahe der Burgruine Hüttengesäß sogar die dort verlaufende bayerische Staatsstraße 2305.

Das hatte bis vor einigen Jahren zur Folge, daß bei Unfällen auf dem nur wenig über 100 Meter langen Straßenbereich in der Hessenkurve die hessische Polizei aus Gelnhausen anrücken mußte, um die Un­fälle aufzunehmen - eine äußerst uneffek­tive und umständliche Sache, war doch ein Anfahrtweg von um die 20 Kilometer zu be­wältigen.

So wurde auf der Behördenschiene vor ei­nigen Jahren beschlossen, daß bayerische Polizei und Feuerwehren in einer Art Amtshilfe die Bearbeitung von Vorfällen in der Hessenkurve und Erste-Hilfe-Leis­tungen übernahmen. Und solche Vorfälle gibt es in der mit einer Geschwindigkeits­beschränkung von 40 Stundenkilometern versehenen Kurve immer wieder - vor al­lem, wenn zu schnell gefahren und die Tü­cken der Kurven unterschätzt werden. Gleichzeitig laufen schon seit Jahrzehnten Bemühungen, die Hessenkurve in Gestalt eines Gebietstauschs über einen Staatsver­trag von hessischem in bayerisches Staatsgebiet zu überführen. Daran sind vor allem auch die Bayern interessiert, die die Staatsstraße in diesem Bereich begradigen wollen und dafür Freigerichter Gemar­kungsfläche, die sich im Besitz des Hauses von Savigny befindet, benötigen.

 

Auch der weit über die Ortsgrenzen hi­naus bekannte Edelobstbrannd- Produzent Arno Dirker dürften von der Maßnahme partizipieren: Sein Stammsitz befindet sich unmittelbar neben der Hessenkurve derzeit noch auf hessischem Territorium. Aber nach dem hessischen Brennrecht darf Ar­no Dirker an dieser Stelle seine edlen Trop­fen nicht herstellen und mußte die Pro­duktion auf das nur wenige Meter entfern­te Bayernland auslagern. So dürfte nach der veränderten Rechtslage auch der Rück­führung der Brennerei an den Firmensitz nichts mehr im Wege stehen.

Der Grundstückstausch bereinigt auch ein kleines Kuriosum im Grenzgebiet. Denn die Kicker vom Mömbriser VF 1930 Viktoria Brücken blickten bislang neidvoll auf andere Vereine, die lupenreine Heimspiele anpfeifen konnten. Der Knackpunkt: Während das Vereinsgebäude noch auf bayerischem Grund und Boden steht, liegt der Sportplatz ein paar Schritte weiter bereits im Hessenland. Ein Zustand, über den sich auch Bürgermeister Reinhold Glaser in der Vergangenheit regelmäßig ereifert hat.

Anfang 2007 hat auch die Wiesbadener Regierung ihre Zustimmung gegeben. Nun hätte die Straße bald entschärft werden können. Das Terrain der Hessenkurve geht an Bayern. Der Umbau gehe planerisch deutlich einfacher vonstatten, wenn die Planungsgrundlagen nur eines Bundeslandes berücksichtigt werden müßten. In der Gemeindeverwaltung rechnet man damit, daß die neue Grenzziehung etwa im Sommer 2007 mit dem symbolischen Setzen des letzten erforderlichen Grenzsteins und einer kleinen Feier vollzogen werde. Erst lief noch ein Flurbereinigungsverfahren in dem besagten Gebiet. Hierzu waren bestimmte Widerspruchsfristen der betroffenen Grundstückseigner am Laufen.

 

Aber der 1. Juli 2007 als Termin für die feierliche Gebietsübergabe wurde aber vorerst in Frage gestellt. Denn da sitzt auf derzeit noch hessischem, dann aber bayerischen Areal der Edelbrenner Arno Dirker, ein Mann, der sich in exakt 20 Jahren von kleinsten Anfängen heraus zu einem Schnapsdestillator entwickelt hat, der alljährlich für seine Produkte höchste Anerkennung auf Messen und bei Wettbewerben einheimst. Der Unterfranke brennt in vorzüglicher Qualität eigentlich alles, was heimische Felder und Fluren hergeben, vom Mollebusch über Zwetschgen bis hin zur Haselnuß.

Aber Dirker und der hessisch-bayerische Geländetausch, das sind zwei Dinge, die derzeit nicht so recht zusammenpassen wollen. Denn da geht es um die Zuständigkeit von Hauptzoll- und Finanzbehörden für seine Brennerei, kurzum, um den Amtsschimmel, der versucht, sich auch in den Bodensatz der Edelbrände hineinzuschmuggeln. Beim Schnapsbrennen zieht der Staat erhebliche Steuern ein. Unterschieden wird zwischen drei verschiedenen Brennrechten, von denen vor allem das Abfindungsbrennen im Falle Dirker interessant ist:

* Abfindungsbrennen: Dieses Recht wurde 1903 eingerichtet, um den Obstanbauern in landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten zu helfen. Derzeit brauchen da für den gebrannten Alkohol nur zehn statt sonst üblich 13,30 Euro Branntweinsteuer gezahlt werden. Dem Inhaber des Abfindungsbrennrechtes ist es erlaubt, so alljährlich 300 Liter reinen Alkohol herzustellen. Er darf auch noch weitere Brennrechte zu kaufen, denn jeder Bürger darf 50 Liter Alkohol im Jahre brennen.

*  Brennen im Destilliergerät: Hier kann vom Staat bezogener und bereits voll versteuerter Alkohol in unbegrenzten Mengen verarbeitet werden.

* Verschlußbrennen: Beim Verschlußbrennen steht die Brenngerätschaft in einem verschlossenen Glaskasten und ist mit einem Zähler ausgestattet. Der Brenner kann das Gerät beschicken, so wie er will. Die so destillierte Menge wird dann von der Kontrollbehörde abgelesen und muß mit dem vollen Prozentsatz von 13,30 Euro pro Liter versteuert werden.   

 

Arno Dirker hatte sich alles sehr schön gedacht: Er wollte seine bayerischen Brennrechte für das so genannte Abfindungsbrennen, die er in Memorys angemeldet hat, mit den hessischen Rechten für das Destilliergerät und die Verschlußbrauerei in einem neuen Firmenbau auf jetzt noch hessischem, dann aber bayerischem Gebiet zusammenführen. Dirker machte sich nach entsprechenden Gesprächen bis hoch zum Bundesfinanzministerium daran, seinen Neubau zu errichten, der Anfang dieses Jahres fertig wurde.

Sein Betrieb wäre aber durch den Gebietstausch ein bayerischer geworden. Das wollte Dirker unter allen Umständen verhindern, denn die von ihm zu Jahresbeginn neu erbaute Brennanlage wäre nach bayerischem Recht nicht genehmigungsfähig gewesen. Für den Außenstehenden ist es schwer zu verstehen, daß Dirkers Idee von einer Oberfinanzdirektion befürwortet wurde unter der Bedingung, daß dann alles dem Oberzollamt in Darmstadt unterstellt wird.

Nach einer Gesetzesänderung zum 1. November vergangenen Jahres kam es dann  aber zu einer völlig neuen Situation kam. Nicht mehr Darmstadt sollte nun zuständig sein, sondern die gleichartige Dienststelle in Schweinfurt. Und dort machte man Ärger: Dirker sollte nur noch Brenngut von seinen bisherigen Lieferanten annehmen dürfen, aber keine neuen mehr aufnehmen. Und dann kam die Kritik am Brenngebäude. Dirker hatte sich dies aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen so konzipiert, daß die Arbeitsabläufe möglichst effektiv gestaltet werden können. Das bedingte, daß es fünf Türen in dem Raum geben sollte, in dem die Abfindungsbrennerei unterzubringen war.

Die Leute vom Oberzollamt in Schweinfurt schoben einen Riegel vor: So ein Raum dürfe nur einen gemeinsamen Ein- und Ausgang haben. Es war wohl immer mal wieder vorgekommen, daß in einigen Betrieben mehr gebrannt wurde, als eigentlich zulässig ist. Wenn die Kontrolleure auftauchten, dann verschwanden die „überschüssigen” Alkoholmengen durchs Nebentürchen, und dem wollte man amtlicherseits entgegen steuern. „Für mich ein Unding”, meint Arno Dirker, „wenn ich die Türen zumauere, widerspricht das allen Betriebsabläufen und allem wirtschaftlichen Arbeiten. Meine Investitionen wären dann so ziemlich umsonst gewesen. So geht das nicht.”

Da war nun die Krux: Kommt der Gebietstausch, dann hat Dirker seine Schwierigkeiten mit der Schweinfurter Dienststelle. Kommt er nicht, dann kann er zwar auch nicht seine Abfindungsbrennerei von Memorys nach Niedersteinbach verlagern, aber der derzeitige Zustand wäre wenigstens eingefroren: Abfindungsbrennerei mit allen Brennrechten in Memorys, Destilliergerät und Verschlußbrennerei auf hessischem Territorium bei Niedersteinbach auf Freigerichter Gemarkung.

Arno Dirker ist nicht nur ein erfolgreicher Edelbrenner, sondern auch ein kommunalpolitisch mit einigen Wässern gewaschenes Schlitzohr. Da hatte er nämlich in dem Geländetauschvertrag zwischen Hessen und Bayern eine Passage gefunden, nach dem es da nur um den Tausch von unbewohntem Gelände gehen dürfe. Dirker kam eine einfache, aber nun einigen Wirbel verursachende Idee. Bisher war er in Mömbris mit Wohnsitz angemeldet und saß dort auch als Parteiloser für die CSU im Marktgemeinderat. Dieses Mandat legte er nieder und verlegte seinen Wohnsitz hin in den neuen Firmenbau. Dieser befindet sich ja nun noch auf hessischem Land. Dirker meldete sich mit erstem Wohnsitz in Freigericht an, so wie es sich gehörte. Und damit gab es für den Gebietstausch den eigentlich nicht vorgesehene Tatbestand, daß die Areale nunmehr nicht mehr unbewohnt waren, sondern einen Bürger - nämlich Dirker - hatten. Dabei stellt der Main-Kinzig-Neubürger immer wieder heraus, daß er nichts gegen die Begradigung der Staatsstraße habe - dafür brauche man auch gar nicht sein Gelände. Es gehe einzig allein um seine Brennrechte und damit um die Zukunft seiner Firma.

In den Amtsstuben begann das große Ro­tieren. Denn so einfach vom Tisch wischen kann man die neue Situation, die von Arno Dirker geschaffen worden war, nun auch wieder nicht. Aber sie scheint lösbar. Der Mömbriser Bürgermeister Reinhard Glaser meinte im Mai 2007, daß wenn sich die Situation als verfahren erweise, das Dirkersche Gelände aus dem Grenzänderungsvertrag ausgegliedert und bei Hessen bleiben solle. Man habe da keine Schwierigkeiten damit, da es von der neuen Trassenführung nicht berührt werde. Und, so Glaser, man müsse zwar dann noch einmal in die Verhandlungen zwischen Bayern und Hessen eintreten, könne aber sicherlich die Beschlußkette innerhalb kürzester Zeit noch einmal vollziehen und die Angelegenheit zu aller Zufriedenheit über die Bühne zu bringen.

Um den Staatsvertrag zu retten, hat die bayerische Staatskanzlei im August 2008 ein entscheidendes Zugeständnis gemacht: Dirkers Betrieb wird aus dem Ländertausch herausgenommen. Die Bundesländer Bayern und Hessen wollen nun „eine geänderte Variante” des Gebietstauschs unter Ausschluß von Dirkers Gelände mit den betroffenen Grundeigentümern und Gebietskörperschaften erarbeiten, heißt es in einem Schreiben der bayerischen Staatskanzlei vom 17. August.

Die Bayerische Staatskanzlei gab ihm recht: „Nach umfassender Prüfung Ihres Anliegens können wir Ihnen mitteilen, daß Ihre Grundstücke aus der Landesgrenzänderung herausgenommen werden”, schrieb der zuständige Regierungsdirektor im Auftrag des Ministerpräsident an Arno Dirker.

Die Beamten vom Hauptzollamt Darmstadt haben Dirkers neue Brennanlage zollamtlich vermessen, verplombt und abgenommen. Auch Vertreter der Bundesmonopolverwaltung waren zugegen und gaben die Anlage zur Benutzung frei. „Ich bin sehr froh, daß ich meine neue Brennerei nun endlich in Betrieb nehmen darf und vor allem darüber, daß ich nach der Methode brennen kann, die mir die bestmögliche Qualität meiner Brände sichert”, sagt Arno Dirker.

Der Freigerichter Neubürger plant zudem weitere Projekte. Dem Ortsbeirat in Neuses liegt ein Antrag Dirkers vor, in der Gemarkung eine Landarbeiterwohnstelle samt Kapelle zu errichten. Die Wohnungen sollen für Arbeiter entstehen, die besonders in den Erntezeiten auf den umliegenden Obstbaumplantagen eingesetzt sind. Freigerichts Bürgermeister Joachim Lucas begrüßte das angedachte Bauvorhaben und erklärte: „Mit dem Bau der Kapelle wird sowohl den Arbeitern als auch der Bevölkerung die Möglichkeit gegeben, ihrem Glauben und ihrer Andacht nachzugehen.”

 

Wanderung zum Frohnbügel:

Von Hüttelgesäß kann man zum Frohnbügel wandern. Vom Rauhwiesenweg (wie in der Karte eingezeichnet) kommt man jedoch nicht dorthin. Man muß links um den Forsthof herum gehen und dann nach rechts in den Teufelsgrund. Erstes Ziel ist rechts die Teufelsmühle. Der Standort Omersbachtal (auf der Karte „Falkenbach“) ist für Mühlen nicht gut geeignet, weil der Bach nicht ausreichend Wasser führt, so daß ein Kanal für die Zuführung von Wasser aus dem Geiselbach gegraben wurde.

Drei Mühlen sind im Omersbachtal belegt:

- Die obere Teufelsmühle, erwähnt 1796, 1847 aufgegeben, 1985 durch eine Grabung lokalisiert.

- Die mittlere Mühle wird 1728 erwähnt, 1890 aufgegeben und 1893 abgetragen. Seit 1909 steht an dieser Stelle - am Ausgang des Omersbachstales in das Tal des Geiselbaches - ein Blockhaus. Hier betrieben seit 1960 Karl Fischer und seine Frau einen Wirtschaftsbetrieb, bis Fischer durch einen Geisteskranken ermordet wurde. Heute ist die Mühle wieder teilweise bewirtschaftet. Am Hang neben dem vorhandenen Gebäude kann man die Überreste der beiden Kanäle von Omersbach und Geiselbach, die zur ehemaligen Mühle führten, noch im Geländerelief erkennen.

- Die untere Teufelsmühle wird 1781  / 1782 erwähnt und wurde Ende des 19. Jahrhunderts aufgegeben und in Omersbach oder Dörnsteinbach teilweise wieder errichtet. Der letzte Besitzer Konrad Stenger zog nach Laudenbach und eröffnete dort einen Laden, blieb aber immer der „Teufelsmüller. Von zwei nicht mehr vorhandenen Häusern in Dörnsteinbach hieß es, sie seien aus den Überresten der mittleren und unteren Teufelsmühle erbaut.

Um die drei Mühlen ranken etliche Sagen: Vor vielen Jahren ließen die Bauern ihr Korn in der Teufelsmühle mahlen. Der Mülleresel trug ihnen dann das Mehl ins Haus. Der Müller aber wurde unehrlich und gab den Leuten zu wenig Mehl. Da wandte sich die Kundschaft von ihm ab und er verarmte. Die Mühle wurde baufällig. Durch einen Riß in der Wand floß Wasser in das Haus. Da fluchte der Müller: „Wenn nur diesen Riß der Teufel holen wollte!“ Da kam der Teufel. Er würde den Riß zumauern, wenn ihm der Müller dafür seine Seele gäbe. Sollte er aber in der Nacht bis zum Hahnenschrei nicht fertig sein, so brauchte ihm der Müller seine Seele nicht zu geben. Der Müller erzählte das schlimme Abkommen seiner Frau. Diese setzte sich in den Hühnerstall, als der Teufel zum Mauern kam. Als er nur noch einige Steine einzumauern hatte, schrie die Frau „Kikeriki“. Mit einem furchtbaren Schrei  ließ der Teufel Hammer und Kelle fallen und suchte das Weite. Die kluge Frau hatte die Seele des Mannes gerettet. Seit dieser Zeit heißt die Mühle dann „Teufelsmühle“.

Der Name könnte aber auch daher kommen, daß bei Hexenprozessen des frühen 16. Jahrhunderts im Landgericht Krombach einige Opfer aussagten, sie wären hier mit dem Teufel zu­sammengetroffen. Einige Bildstöcke im Teufelsgrund erinnern an diese schrecklichen Ereig­nisse.

An der Teufelsmühle geht es im spitzen Winkel links weiter den Hang hoch, wenn man aus dem Wald herauskommt, sieht man rechts Omersbach liegen. Man geht aber hinunter ins Tal und dann hinauf nach Geiselbach. Im Ort Geiselbach geht es im spitzen Winkel nach links auf einer geteerten Straße zur Ausflugsgaststätte Frohnbügel an der Birkenhainer Straße.

Seit jeher war der Frohnbügel ein Hofgut der Abtei Seligenstadt. Namentlich wird er erstmals 1728 genannt. Hier wurde Ackerbau und eine große Schäferei betrieben. Nach der Säkularisation erlebte der Hof ein wechselvolles Schicksal, bis Georg Adam und Katharina Hessler von Geiselbach hierher zogen und 1905 die Gaststätte „Zur Waldesruh“ eröffneten. Ihre Nachfahren führen die Gaststätte noch heute. Man wollte sogar zum „Kurort“ werden mit eigenem Apfelwein und einer Milchkur (siehe auch Kulturweg Birkenhainer Straße 1).

Ein Weg mit dem Wanderzeichen „rote Balken“ führt nach Norden steil hinunter nach Hor­bach. Man geht aber in  Richtung Westen am Waldrand entlang und dann nach links, nach einer S-Kurve geht es immer bergab. Der Weg trifft dann wieder auf den Weg durch den Teufelsgrund (wenn man den Weg umgedreht geht, muß man hier den linken und steileren Weg gehen, der untere führt nur nach Geiselbach, ein Wegweiser fehlt). Der Weg endet wieder etwas westlich der Ruine Hüttelngesäß.

 

Nördlicher Kahlgrund

Niedersteinbach - Dörnsteinbach - Omersbach - Geiselbach - Parkplatz Hoheberg - Huckelheim - Hofstätten - Schneppenbach über Schönberg - Krombach - Hauenstein

 

Kulturweg:  Im Krombacher Landgericht (Birkenhainer Straße 1)

Zwischen Frohnbügel, Teufelsmühle, Hauensteiner Hof und Schöneberg liegt der westliche Teil des ehemaligen Krombacher Landgerichts,  zu dem die Ortschaften Krombach, Geiselbach, Omersbach und Hofstädten gehörten. Es ist dies einer der landschaftlich abwechslungsreichsten Streifen im Spessart: von Feldern und Wiesen über Obstkulturen und  Hecken bis zu Wäldern in engen Kerbtälern. Diese Vogtei gehörte seit dem 13. Jahrhundert den Grafen von Rieneck, nach deren Aussterben sie nach verschiedenen Besitzern im Jahre 1666 bis 1806) in die Hände der Grafen von Schönborn gelangte.

Das Krombacher Landgericht nahm innerhalb des Mainzer Territoriums eine Sonderstellung ein. Während die Besitzrechte über die lokalen Höfe und die dazugehörigen Bauern bei der Abtei Seligenstadt lang, befand sich die Gerichtsbarkeit in verschiedenen Händen, ab 1666 bei den Grafen von Schönborn. Lehnsherr des Bezirks war aber der Erzbischof zu Mainz. Diese komplizierte Struktur brachte ständige Auseinandersetzungen mit sich, weshalb es heute viele Landkarten dieses Bezirks gibt alte Karte auf der Tafel).

Von Dörnsteinbach ausgehend erkundet man den Kulturweg über zwei Schleifen. Die Nordschleife (etwa 8 Kilometer) führt über die Teufelsmühle zum Frohnbügel und über Omers­bach zurück zum Start. Die Südschleife (etwa 9 Kilometer) bringt zum Richtplatz Schöneberg, an den Krombacher Kirchberg und zurück über das Hofgut Hauenstein.

(1) Dörnsteinbach

(2) Teufelsmühle: siehe Niedersteinbach-Hüttelngesäß

(3) Gasthof Frohnbügel: siehe Niedersteinbach-Hüttelngesäß

(4) Omersbach

(5) Schöneberg

(6) Krombacher Kirchberg

(7) Hofgut und Burgstall Hauenstein

 

Kulturweg: „Perlenweiß und Kobaldblau“ (Birkenhainer Straße 3)

Auf zwei Schleifen erschließt sich die Kulturlandschaft südlich der Birkenhainer Straße zwischen Geiselbach und Westerngrund‑Huckelheim mit Start am Parkplatz „Hoher Berg“. Die westliche Runde befaßt sich mit der Geschichte Geiselbachs und des Birkenhains mit einem weiteren Einstieg in Geiselbach. Die östliche Route führt durch den Huckelheimer Wald und durch den Westerngrunder Ortsteil Huckelheim mit einer Übersichtstafel an der Birkenhainer Straße.

Die Farben Weiß und Blau verbinden Geiselbach und Huckelheim (heute ein Ortsteil von Westerngrund) über den europäischen Kulturweg. „Weiß“ weil in Geiselbach die Perlstickerei mit weißen Perlen zu Hause war. „Blau“ wegen der Kobaltförderung im Huckelheimer Bergbau. Länge: Geiselbach 8 Kilometer, Huckelheim 11 Kilometer

(1) Geiselbach:

(2) Birkenhainer Schlag

(3) Der Hohe Berg

(4) Birkenhainer Straße:

 Der Weg auf der Birkenhainer Straße bis „Hoher Querberg“, der schon fast im Biebergrund ist, ist ein schöner Wanderweg, aber kulturhistorisch bringt er nichts. Allerdings liegt südlich davon der Menschenkopf, der östlich von Huckelheim liegt.

(5) Menschenkopf

(6) Huckelheim

(7) Perlstickerei

Vom Frohnbügel hat man die Wahl, entweder auf bayerischer Seite den europäischen Kulturweg Birkenhainer Straße 1 „Im Krombacher Landgericht“ zu gehen, oder auf der hessischen Seite den europäischen Kulturweg Birkenhainer Straße 2 „Freigerichter Bucht“ kennen zu lernen, auf dem man gute Aussichten hat.

 

(1) Dörnsteinbach (zu Markt Mömbris):

Die Kapelle in Dörnsteinbach wurde 1911 erbaut und 1960 mit Vollendung des Dörn­steinbacher Kirchenbaus profanisiert. Das Gebäude wird heute von der Feuerwehr genutzt. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert existierte in Dörnsteinbach ein bescheidener Fremdenverkehr. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die meisten Einwohner einen Arbeitsplatz im Kahlgrund und im Rhein-Main-Gebiet. Dorthin orientierte sich auch Sebastian Pfeifer (1898 bis 1982), der in Frankfurt zu einem der führenden deutschen Vogelkundler wurde. Von 1966 bis 1969 war er Präsident des Deutschen Bundes für Vogelschutz und an der Verlegung der Geschäftsstelle nach Frankfurt beteiligt. Er war der erste Leiter der Vogelschutzwarte in Frankfurt und Autor mehrerer ornithologischer Bücher. Am Berger Hang in Frankfurt ist ein Haus nach ihm benannt, das Sebastian-Pfeifer Haus, in dem Veranstaltungen der vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain stattfinden.

 

Teufelsmühle und Gasthof Frohnbügel: siehe Niedersteinbach-Hüttelngesäß.

 

Omersbach:

An der Straße von Dörnsteinbach nach Omersbach steht am Abzweig nach Hofstädten ein Bildstock von 1607. Vor, während und nach Pestepidemien wurden früher oftmals Bildstöcke (oder Pestsäulen) errichtet. Damit versuchte man, das Unheil abzuwenden oder dafür zu danken, daß man von der Seuche verschont blieb. Im Kahlgrund wütete die Pest vom Anfang des 17. Jahrhunderts bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges hinein.

Die Schuld für das Ausbrechen der Pest suchte man vielfach bei sogenannten Hexen. Das Krombacher Landgericht unter den damaligen Herren, den Junkern von Groschlag, trat zusammen und führte „peinliche Verhöre“ durch, also Folterungen. So nötigt man Unschuldige zur Aussage, eine Zauberei ausgeübt sowie Teufels- und Hexenveranstaltungen beigewohnt zu haben. Sie wurden auch gezwungen, weitere Beteiligte zu nennen.

Eine allgemeine Angst durchdrang sämtliche Bewohner der Dörfer, denn jeder Name hätte unter den Folterungen genannt werden können, um die Qualen abzukürzen. In dieser angespannten Atmosphäre gab die Stiftung der Bildstöcke durch die Gemeinde Omersbach Hoffnung auf ein Ende dieser Zeit der Angst und Bedrückung. Ein Bildstock von 1631 steht am Kriegerdenkmal,  einer von 1629 an der Kreuzung nach Geiselbach.

Omersbach erscheint urkundlich erstmals gemeinsam mit Geiselbach im Jahre 1269. Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind Familien aus Frankreich (Lothringen) nach Omersbach und Geiselbach eingewandert, von denen es heute noch Namensträger gibt.

Omersbach gehörte zum Bezirk des Krombacher Landgerichts, mit dem es auf eine besondere Weise in Verbindung stand, da sich hier in der Dorfstraße 32  das so genannte „Rosenberger-Haus“ befindet, das aus dem Material des 1849 abgerissenen Amtshauses auf dem Schöneberg bei Krombach errichtet wurde. Dieses Gerichtsgebäude wurde 1785 erbaut, aber das Gericht wurde 1848 aufgelöst. Das Abbruchmaterial wurde verkauft und von Johann Adam Rosenberger (1822 - 1905) beim Bau seines Hauses verwendet.

Auch in Omersbach setzt zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Entwicklung zum Fremdenverkehr ein. Dafür wurde die Gaststätte „Zur schönen Aussicht“ genutzt, die 1906 von Karl Mag­nus Gilner gegründet worden war. Dieser war als Soldat beim „Boxeraufstand“ um 1900 in China im Einsatz, kehrte aber wohlbehalten nach Omersbach zurück.

Sehr stimmungsvoll und etwas versteckt liegt in einer kleinen Parkanlage die 1992 errichtete Kapelle von Omersbach, ein Kleinod moderner Kapellenbaukunst, das seit 1904 von einem Kirchenbauverein geplant war. Das Holz ist aus dem Spessart, die Steine stammen aus Sail­auf. Die Glocke über dem Eingang stammt aus der Geiselbacher Kirche und wurde 1744 gegossen.

 Geiselbach:

Generationen von Geiselbachern lernten in der Schule die Gründungssage Geiselbachs: Kaiser Barbarossa (1152 ‑ 1190) habe eine Geliebte namens Gisela stets nach seinen Jagden im Spessart besucht. In den fünfziger Jahren wurden unterhalb der Kirche an der Stelle des heutigen Pfarrgartens Reste des „Wasserhauses“ gefunden, im Volksmund „Wasserschloß“ genannt. Hier soll die sagenhafte „Gisela“ gewohnt haben. Dadurch erhielt der Ort nach ihr den Namen „Giselabach“ (= Geiselbach).

Vielleicht können künftige Grabungen im Umfeld der „Burg“ Hinweise auf eine Datierung der Anlage in die Stauferzeit geben. Auf Karten von 1618 und 1728 ist auffallend die Kombination von Kirche, ummauertem Kirchhof und dem darunter liegenden Gebäude, das von Wasser umgeben ist (die Wasserburg ?). Das „Wasserhaus“ war Wohnsitz des Vogtes, dann Pfarrhaus; im Jahre 1855 wurde es abgerissen.

Geiselbach erscheint urkundlich erstmals im 13. Jahrhundert im Besitz des Klosters Seligenstadt. Bis zur Säkularisation 1802 gehörten Geiselbach mit Omersbach und Hofstädten zum Besitz des Klosters Seligenstadt, das auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte. Zu Konflikten kam es mit den unterschiedlichen Herren, die die hohe Gerichtsbarkeit (Straftaten mit Blutvergießen) innehatten, besonders mit den Erphen von Orb.

Danach kam Geiselbach in den Besitz des Landgrafen von Hessen, der die Vogtei von Geiselbach nach Seligenstadt verlegte. Im Jahre 1816 wurden die drei Dörfer bayrisch. Das Forstrevier Geiselbach gehörte zunächst zum Forstamt Wasserlos, 1836 wurde es mit Schöllkrippen vereinigt, heute gehört es zum Forstbetrieb Heigenbrücken.

Aus Geiselbach stammt der Bauunternehmer Jakob Heilmann, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganze Villenviertel in München plante und bauen ließ (Näheres auf der Informationstafel).  Erst ab 1870 eröffneten sich die ersten Nebenerwerbsquellen als Zulieferer für die Industrie: Die Zigarrenfabrikation, die Heimschneiderei und die Perl- und Flitterstickerei.

 

(2) Birkenhainer Schlag:

Dies ist der Grenzwald zwischen Freigericht und Kahlgrund: Am nordöstlichen Rand von Geiselbach führt eine Straße in Richtung Parkplatz Hoheberg und nach Freigericht. Davon geht nach Norden eine Straße zum Parkplatz „Am Kreuz“ ab. Dort müßte der Birken­hainer Schlag sein, oder in der Nähe. Nach dem Birkenhainer Schlag (oder Forst) ist die Birken­hainer Straße benannt, die den Spessart von West nach Ost durchquert. Am Birkenhainer Schlag nördlich von Geiselbach  vereinigten sich verschiedene Auffahrten zur Hauptroute dieser überregionalen Verkehrsverbindung.

Neben Handelszügen mit Fuhrleuten waren auf überregionalen Verbindungen immer auch Kriegsvolk und Räuber unterwegs. Im Jahr 1564 wird ein Überfall erwähnt, bei dem Kaufleute oberhalb des Biebergrundes ausgeraubt wurden. Im Dreißigjährigen Krieg zogen schwedische Truppen plündernd vorüber. Die napoleonischen Kriege waren die Zeit der „Spessarträuber“. Mehrere Übergriffe sind aus dieser Zeit bekannt. So überfielen am 14. August 1809 die Räuber Johannes und Heinrich Lohn und Johann Adam Wehner die Handelsleute Simon, Liebmann, Abraham und Mordechei, die ihre Waren zum Markt in Bieber bringen wollten. Die Beute von 621 Gulden teilten sich die Räuber im Mittelgründauer Hof.

Alte Straßen markieren stets auch Grenzverläufe. Im Jahre 1843 berichtet der Revierförster Mosthaff in seiner Forsteinrichtung, daß zu einer unbekannten Zeit die Grenze zwischen der Abteil Seligenstadt und der Grafschaft Hanau durch Steine mit dem Zeichen „A“ für Abtei und  mit dem Alt-Hanauer Wappen gekennzeichnet wurde. Unter der hessischen Herrschaft wurden Steine gesetzt mit der Jahreszahl 1810 und dem hessischen Löwen einerseits und andererseits mit dem Mainzer Rad und oder den Buchstaben G.F.F.P. für „Großherzogtum Frankfurt, Fürstprimas“ (von Dalberg). Die seit 1816 gesetzten bayerischen Steine tragen die Buchstaben K.W. (Königlicher Wald) und die Jahreszahl 1835.

 

Der Hausberg Geiselbachs heißt heute „Kreuzberg“ (östlich vom Parkplatz „Am Kreuz“). Sein ursprünglicher Name war „Eckerstein“. Nahe am Waldrand steht ein „Hellche“ anstelle eines ursprünglichen Kreuzes. Das Dialektwort „Hellche“ meint ein religiöses Denkmal in der Flur, das in der Größenordnung zwischen Bildstock und Kapelle liegt. Es soll nach dem Streit zwischen einem Förster und einem Wilderer errichtet worden sein. Beide waren drauf und dran, sich im Handgemenge ernsthaft zu verletzten, als sie durch das Glockengeläut der Geiselbacher Kirche davon abgehalten wurden.

In der Nähe des „Hellchens“ beginnt bei Geiselbach am Rande des Birkenhainer Schlages der 100 Jahre alte Kreuzweg auf den Kreuzberg. Eine Prozession („Wallgang“) auf den Kreuzberg ist seit 1843 bekannt - wohl auf Veranlassung einer frommen Stifterin aus Omersbach. Es fanden jährlich zwei bis drei Wallgänge auf den Kreuzberg statt. Im Jahre 1865 wurde schließlich das steinerne Kreuz von der Pfarrgemeinde gestiftet. Wegen der Beliebtheit der Prozession ließ die Geiselbacher Kirchenverwaltung hier einen Kreuzweg anlegen. Im September 1906 wurden hier die 14 Stationen eingerichtet. Zuletzt wurde sie 2005 / 2006 saniert und der Kreuzweg teilweise versetzt. Gefördert wurden die Anlage und die erste Sanierung durch eine Schwester des Geiselbacher Bauunternehmers Jakob Heilmann.

 

(3) Der Hohe Berg:

Der Parkplatz ist an der Straße nordöstlich von Geiselbach, der Berg liegt östlich. Am Fuß des Hohen Berges oberhalb des Huckelheimer Storchslandes (wie die verbuschte Wiesenfläche genannt wird) liegt der Erdfall. Schon auf der Forstkarte von 1618 wird diese Stelle „Am erdfall“ genannt,  er muß sich also kurz vorher ereignet haben, weil er noch in Erinnerung war. Noch heute fallen im Wald mächtige Bergrutschungen auf, die heute mit 170jährigen Eichen bestockt sind. Der Erdfall hat geologische Ursachen. Die Bröckelschiefer­tone und roten Tone des oberen Zechsteins, die dort anstehen, kamen bei kräftiger Durchfeuchtung ins Fließen, rutschten nach unten ab und bildeten die charakteristischen Hohlformen im Gelände.

 

(5) Menschenkopf:

Die Geschichte des Huckelheimer Waldes war von exzessiven Rodungen für den Bergbau geprägt. Im Mittelalter war er im Besitz der Familien Ulner und Groschlag von Dieburg. Im Jahre 1666 erfolgte der Verkauf an den Grafen von Schönborn. Das ehemals Schönbornsche Forstamt wurde 1760 in Huckelheim errichtet. Während der 1848er Revolution kam es auch hier zu Unruhen, als die Westerngründer vom Förster die Herausgabe der Akten über Forststraftaten forderten. Es gelang ihnen jedoch nicht, sich durchzusetzen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Forstamt an die Düsseldorfer Familie Wiechers verkauft.

Etwa 1920 wurden die Nebengebäude errichtet. Das Sommerhaus wurde „Kapelle“ genannt, war aber in erster Linie dazu da, um Jagdgesellschaften abzuhalten. Der zum Forsthaus gehörende Wald ging 1924 an den Grundstücksmakler Schäfer, der große Flächen zur Herstellung von Grubenholz abholzen ließ. Die Aufforstung wurde so mangelhaft durchgeführt, daß der Wald auf Druck der staatlichen Forstüberwachung verkauft werden mußte. Im Jahre 1928 erwarb die evangelische Kirchengemeinde Stuttgart den Wald, seitdem erholt er sich von den Strapazen. Das Forsthaus wurde 1996 bis 2001 generalsaniert. Als 1945 Pfarrer 1945 Pfarrer Hecht nach Oberwestern kam, bot ihm Amalie Wiechers, gebürtig aus Huckelheim, die „Kapelle“ für die Abhaltung von Gottesdiensten, Taufen und Hochzeiten an (bis 1996). Zu Pfingsten 2003 wurde hier das Kapellencafé eröffnet.

Der Huckelheimer Wald ist voller Legenden, eigenartiger Geschichten und zeitgenössischer Dramen. Geschichten sollen den Namen „Menschenkopf“ erklären: Die Magd des Müllers in der mittleren Kahlmühle war allein zuhause, denn es war Sonntag und die Herrschaften besuchten die Heilige Messe. Das Mädchen bemerkte einen Eindringling und wußte sich zu wehren. Sie verpaßte ihm mit dem Beil einen kräftigen Schlag auf den Kopf. Der Körper des Mannes fiel in den Mühlbach. Als der Müller nach Hause kam, suchten sie, fanden aber nur Blutspuren. Die Leiche des Mannes war verschwunden. Zehn Jahre später arbeitete die Magd in der Kreuzziegelhütte bei Huckelheim. Dort lernte sie einen Knecht kennen, der nie seinen Hut absetzte. Dieser wollte sie heiraten. Bei einem Sonntagspaziergang kamen sie an einen Graben, wo er seinen Hut abnahm. Es stellte sich heraus, daß er der Eindringling war und verletzt überlebt hatte. Aus Rache schnitt er dem Mädchen an der Stelle den Kopf ab. Ihre Leiche warf er in den Graben, der heute deshalb „Mordgraben“ genannt wird. Ihren Kopf versteckte er in einem hohlen Baum am Berg, dem „Menschenkopf“.

Weniger düster sind die drei Sagen, die um den sogenannten „Bernhards Herrgott“ kursieren.

Früher gab es einen etwas seltsamen Mann, der „Bet-Bernhard“ genannt wurde. Singend und betend und ein mit einem Rosenkranz umschlungenes Kreuz tragend durchwanderte er die nähere und weitere Umgebung. Er soll sogar in Rom und Jerusalem gewesen sein. Als er alt und schwach wurde und die Gicht ihm plagte, ließ er sein Kreuz auf dem Berg zwischen Großkahl und Westerngrund anbringen.

Die zweite Geschichte erzählt von einem jungen Huckelheimer namens Bernhard, der im Wald Holz holte. Auf dem Heimweg geriet sein Wagen an einem Abhang ins Rollen und sauste in die Tiefe. Der junge Mann kam jedoch nicht hinterher. Auf wundersame Weise blieben der Wagen und die Tiere heil. Zum Dank gelobte er Gott, jeden Tag auf den Berg zu gehen und zu beten. Das tat er bis ins hohe Alter. Als er sein Ende nahen fühlte, ließ er sein Kreuz an eine Eiche auf dem Berg hängen. Nach seinem Tod erhielt der Berg den Namen „Bernhards Herrgott“.

In der dritten Sage sind die beiden ersten miteinander kombiniert und um weitere Einzelheiten ergänzt: Der junge Mann traf auf einen Jäger des Grafen von Schönborn, der ihn erkannte. Die Dorfbewohner behaupteten, Bernhard sei nicht ganz richtig im Kopf. Er wurde also zu dem seltsamen Mann in der ersten Sage. Der Platz, an dem er sein Kreuz anbringen ließ, habe im Volksmund „Bernhards Herrgott“ geheißen.

 

Huckelheim:

Huckelheim wird 1282 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Rieneck, die Huckelheim bis 1516 an die Ulner von Dieburg zu Lehen gaben. Danach war die Familie von Groschlag aus Dieburg Hofherr bis 1666, als der gesamte Besitz an Philipp Erwin von Schönborn verkauft wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten etwa 540 Menschen in Huckelheim.

Die Huckelheimer Pestkapelle am unteren Ende der Straße wurde nach einer Pestepidemie erbaut. Hier waren lange Jahre die Krücken von Bernhard Büttner („Bernhards Herrgott“) zu sehen.

Bergbau ist in Huckelheim seit dem Mittelalter belegt. Im Jahre 1468 wurden Bergwerkslehen unter anderem am Drachenstein vergeben. Im Jahre 1578 erhielten dieses Bergwerk drei Bürger aus Aschaffenburg. Die Herren von Groschlag betrieben im Jahr 1567 hier  Eisengruben. Das geschmolzene Eisen wurde auch der Bevölkerung zur Weiterverarbeitung angeboten. Aber der Waldbestand nahm erheblichen Schaden. Im Jahre 1586 kam es zu einem Vergleich zwischen den Dorfbewohnern und den Herren von Groschlag, nach dem gerodete Flächen zuerst den Einheimischen angeboten werden sollten.

Die aktivste Zeit des Bergbaus und Schmelzbetriebs in Huckelheim erstreckte sich auf zwei Perioden zwischen 1716 und 1786. Die Huckelheimer Kupfervorkommen waren die bedeutendsten des kurmainzischen Spessarts. Aber es gab auch  intensiven Bergbaus nach Eisen und Kobalt. Die Kobalterze wurden für die Farbherstellung (Smalte) abgebaut, die bei Keramiken das bekannte Kobaltblau ergibt (hier Skutterudit).

Das von den Grafen von Schönborn betriebene Kupfer- und Kobaltbergwerk lag mit der Aufbereitungsanlage und der Hütte östlich des Ortes. Der Betrieb wurde 1786 eingestellt wegen Unrentabilität, aber auch wegen eines Prozesses wegen Umweltverschmutzung durch die Abwässer des Bergbaubetriebs.

Die Vorkommen verschiedener Erze und Mineralien war zwar vielfältig, aber sie traten in einer zu geringen Konzentration auf, weshalb der Abbau keine großen Gewinne brachte, ein dauerhafter Bergbau hätte sich nicht gelohnt. In Huckelheim entwickelte sich keine „Berg­familien-Tradition“, denn nach Schließung der Betriebe mußten die Bergleute und Hüttenleute außerhalb des Landes gehen. Im Jahre 1875 untersuchte Justus Bastert aus Frankfurt Felder bei Huckelheim auf Kupfer, Silber und Blei, nahm aber keinen Bergbaubetrieb auf. Im Gelände sind keine Überreste des Bergbaus mehr zu entdecken.

 

(5) Schöneberg:

Von Huckelheim fährt man  nach Süden durch die Gemeinde Westerngrund, dann rechts  ab  nach Hofstädten  und  dann wieder nach  links auf Krombach zu. Am oberen Ortseingang geht links der Schöneberger Weg ab (wo eine Mauer mit einer Gedenktafel für die Sanierung der Ortsdurchfahrt ist). Wenn man diesen Weg hochfährt (nur für landwirtschaftliche Fahrzeuge) und oben nach links abbiegt, sieht man rechts auf der Anhöhe eine Baumgruppe. Auf der Karte ist diese Stelle mit 305 Meter Höhe angegeben. Hier war der ehemalige Richtplatz des Krombacher Landgerichts, wie bei vielen Richtstätten mit einer weiten Rundumsicht (die Verurteilten sollten noch einmal sehen, was sie verlieren). Heute steht dort außer den Bäumen nur noch eine Grillhütte.

Auf der Karte des Elias Hofmann von 1582 ist der Richtplatz von Krombach als „Crombacher Landtgericht“ eingezeichnet. Zu sehen sind der Galgen und zwei Räder, auf die man die Verurteilten gebunden hat. Dort wurde wohl auch 1541 das letzte Krombacher Dorfweistum ausgestellt, die zeitgenössische Sammlung von Rechtsentscheidungen mit Kommentaren.

Gerichtsstätte und Richtplatz waren (wie üblich) voneinander getrennt. Der Ort der Gerichtsverhandlungen lag neben dem Kirchberg in Krombach. Zur Zeit der Hexenprozesse unter der Herrschaft der Ritter Groschlag von Dieburg fanden die Verhandlungen und Folterungen in Krombach statt. Der Richtplatz aber war außerhalb der Ortschaften auf dem Schöneberg. Zwischen 1782 und 1785 errichtete die Schönbornsche Verwaltung in der Nähe des alten Richtplatzes eine Hofanlage aus sechs eigenständigen Häusern und einem Amtshaus, ein mit 21 Fenstern ausgestatteter Barockbau. Zu diesem Zweck wurde die Richtstätte um einige Meter verlegt. Das Amtshaus ersetzte die Vogtei im Dorf und wurde 1819 vom Herrschaftsrichter bewohnt, 1828 vom Patrimonialrichter mit sechs bis neun Personen und dem Aktuar sowie weiteren zehn Personen. Bereits im Jahre 1828 waren drei der sechs Häuser abgerissen. Nach Auflösung des Gerichtes im Jahr 1848 wurde das Amtshaus 1849 abgerissen. Die Akten gelangten in das Schönbornsche Archiv in Wiesentheit und sind inzwischen im Staatsarchiv Würzburg.

 

Krombach:

Dann fährt man die lange Durchgangsstraße von Krombach hinunter fährt. Links geht die Abzweigung nach Schöllkrippen ab. Etwas weiter geht rechts die Straße nach Oberschur ab. Man fährt aber zunächst weiter bis rechts ein Schild „Kirche St. Lambert“ einen steilen Weg hoch zur Kirche zeigt (das ist zwar eine Sackgasse, aber man kann doch bis zur Kirche fahren).

Im Jahre 1992 fand man eine liegende beschädigte Tierfigur im nicht unterkellerten Teil des Pfarrhauses. Diese Figur war wohl einst der Sockel des Taufsteins. Vergleichbare Tiere findet man auch in der Friedberger Stadtkirche  und in Berstadt. Vermutlich handelt es sich um einen Löwen, der Teufel und Dämonen abwehren sollte. Die Steinplastik soll ihren Platz in Zukunft im Bereich der Kirche finden, war aber 2008 nicht zu sehen.

Die Krombacher Kirche St. Lambert ist seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar. Im Jahre 1745 wurde das Kirchenschiff erneuert, da der Vorgängerbau baufällig gewesen sein muß. Im Jahre 1859 wurde sie durch einen verheerenden Brand zum großen Teil vernichtet. Die Renovierungsarbeiten an der Kirche zogen sich bis Ende des 19. Jahrhunderts hin.

Außer dem steinernen Löwen gibt es noch einen Überrest der alten Kirche: die Sakristeitüre vorne rechts. Sie war wohl ursprünglich die eigentliche Kirchentür. Sie ist aus uralten Eichenbohlen zusammengesetzt und mit schmiedeeisernen Bändern und drei Angelbändern verbunden. Zwischen den Bohlen befinden sich Schienen und Querspangen mit lilienförmigen Enden. Die Beschläge weisen auf eine Entstehungszeit in der Gotik, vielleicht im 13. Jahrhundert. In Kreuzwertheim gibt es eine ähnliche Tür.

Besonders zu erwähnen sind aber auch die im Jahre 1883 errichteten Seitenaltäre der Hl. Maria (von dem noch  eine farbige Zeichnung erhalten ist) und des Hl. Sebastian (rechts). Diese stehen erhöht auf zwei Stufen, haben je einen Mauersatz und ein gestemmtes Antependium mit Füllung. Darüber erhebt sich ein Aufsatz mit Tabernakel und Nische, eingefaßt von einer Säulenarchitektur und geschnitzten Verzierungen. In den aus Blüten, Blättern und Früchten zusam­men­gebundene Girlanden befindet sich das Monogramm der Hl. Maria und des Hl. Sebastian.

Die Chorfenster sind von Marie Reith aus Philadelphia (USA) 1905 und 1906 in Auftrag gegeben worden. Beauftragt wurde eine Bayerische Hofglasmalerei in München. Zu sehen sind „Mariae Verkündigung“ und „Johannes der Täufer“ (rechts). Im Jahre 1935 wurden diese schönen Glasfenster allerdings durch einen Blitzeinschlag beschädigt, kurze Zeit später aber wieder ergänzt.

 

(6) Krombacher Kirchberg:

Unterhalb der Kirche steht das Pfarrhaus. Darunter wiederum steht das Rathaus. Noch weiter unten stand das ehemalige Vogteihaus, in dem die Verwaltung der Vogtei (des westlichen Gerichts) war, wo später eine Brauerei erbaut wurde. Hier am Krombacher Kirchberg nahm die Geschichte Krombachs ihren Anfang, auch heute gruppieren sich die wichtigsten Gemeindegebäude auf dem Kirchberg.

Auf dem Gelände des ehemaligen Vogteihauses schon an der Durchgangsstraße wurde in späterer Zeit erfolgreich Bier gebraut. Um 1830 wurde hier eine Brauerei eingerichtet, die auch in andere Dörfer des Kahlgrundes auslieferte. Im Obergeschoß wurde Malz getrocknet, im Sommer wurde im Keller Eis auf über 100 Quadratmetern gelagert. Der letzte Braumeister fiel im Zweiten Weltkrieg, die Brauerei stellte 1942 ihren Betrieb ein. Die Brauerei hat nichts mit der heutigen Brauerei Krombach zu tun, die in Nordrhein-Westfalen liegt.

 

(7) Hofgut und Burgstall Hauenstein:

Von der Kirche fährt man wieder die Durchgangsstraße hoch und dann links in Richtung Oberschur. Kurz vor dem Ort geht es links ab, bis zu einem Haus, wo man rechts abbiegt. Ein Stück weiter geht es dann links zum Hofgut Hauenstein.

Etwa 300 Meter unterhalb des heutigen Hofguts liegen schwer zugänglich im Wald die Reste der Burg Hauenstein, gut geschützt auf einem nach vier Seiten abfallenden Bergsporn. Der Bau der Burg erfolgte im 13. Jahrhundert. Urkundlich erscheint sie erstmals 1375, obwohl er dem Baubefund nach älter ist. Damals errichtete Ritter Werner Kolling hier im Auftrag seines Lehnsherrn Ulrich IV. ein festes Haus zu Wohnzwecken. Die Burg Hauenstein war nur wenige Jahrzehnte zwischen 1350 und 1404 von Bedeutung. Zum letzten Mal wird Hauenstein im Kopialbuch der Stadt Frankfurt (1400 - 1410) genannt. Damals wurde sie mit Hilfe von Hand­werkern entkernt, aber nicht vollständig zerstört. Die Vorburg blieb für Wohnzwecke bis 1559 erhalten, da hier immer noch Mitglieder der Familie Kolling wohnten. Heute noch zu sehen sind ein Keller, Reste anstoßender Mauerzüge und Erdwälle.

Nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges errichtete man im Jahre 1650 für den Pächter der hauensteinschen Güter einige hundert Meter östlich ein Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Gebäuden, den alten Hof Hauenstein. Das heute zu sehende neue Hofgut Hauenstein ist eine mächtige vierflüglige Anlage, die einen Innenhof umschließt. Der Hof wurde 1841 unter Freiherr Siegmund August Philipp Weitz von Eschen in die heutige Anlage umgebaut und beherbergt heute einen Reiterhof sowie eine Gaststätte.

Der Grabhügel „Runengrab“ liegt nordwestlich oberhalb des Hauensteiner Hofs. Von dort hat man eine gute Rundumsicht. Man muß an der Informationstafel des Kulturweges den Weg hinauf fahren und dann gehen. Dann geht es über Oberschur und Dörnsteinbach zurück. Diese Strecke verbindet die Kulturwege Birkenhainer Straße 1 und 2.

 

 

Mömbris

 Der Apfelwein ist heute eine Spezialität des Ortes und wird in vielen Gasthäusern zu heimischen Spezialitäten angeboten. Der Kahlgrund hat zu jeder Jahreszeit ihren eigenen Reiz, ganz besonders, wenn Abertausende von Obstbäumen, Kirschen, Zwetschen, Apfelbäumen an den Hängen des inneren Kahlgrundes in Blüte stehen. Der äußere Kahlgrund erlebt seinen Höhepunkt eher im Herbst zur Zeit der Weinlese, denn auch die Rebe reift auf den sonnenüberfluteten westlichen Buckeln, Bembel und Bocksbeutel stehen im Kahlgrund einträchtig nebeneinander. Bei dieser Wanderung richten wir den Blick vornehmlich darauf, wo das „Stöffche“ wächst.

Die Kahlgrundlandschaft ist ohne Obstbäume nicht  denkbar, obgleich diese heute - trotz des berühmten Apfelweins - nicht mehr die wirtschaftliche Bedeutung hat wie um die Jahrhundertwende, als die kulturelle Pionierarbeit der Pfarrer und Lehrer im  wahrsten Sinn des Wortes Früchte trug. Pfarrer und Lehrer waren strikt angewiesen, Schulgärten anzulegen, der Bevölkerung die Kunst des Pfropfens und Pflegens der Obstbäume beizubringen, bis diese Pionierarbeit um die Jahrhundertwende im wahrsten Sinne des Wortes Früchte trug. Es ist kaum vorstellbar, daß dieser Obstanbau im vergangenen Jahrhundert behördlicherseits erzwungen werden mußte. Unter Androhung von Strafe bei Nichtbefolgen des Befehls versuchte die Regierung, mit dieser Maßnahme der katastrophalen Arbeitslosigkeit und Hungersnot in diesem Spessartgebiet entgegenzuwirken (Wochenende, Seite 125, und Spessart, Seite 84). Siehe auch „Kapellenweg“.

Mit über 12.300 Einwohnern in 18 Ortsteilen bildet der Markt und Hauptort Mömbris das Zentrum des mittleren Kahlgrundes. Das Heimatmuseum in Gunzenbach dokumentiert die Geschichte des Marktes. Weiterhin existieren neben zahlreichen alten Fachwerkhäusern Kapellen und Bildstöcken noch zwei funktionsfähige und restaurierte Wassermühlen, die Doppelmühle in Strötzbach und die Ölmühle in Mömbris.

Der Ort wird erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt (Centgericht). Im Ortsbereich gab es drei Raubritterburgen, von denen teilweise noch Ruinen vorhanden sind. Die Burg Womburg wurde mit den Raubritterburgen Hauenstein und Hüttengesäß (Hüttelngesäß) 1405 zerstört. Die Kirche ist von 1783, mit Grabdenkmälern des Philipp von Gonsrode und seiner Gemahlin Walpurgis und des Freiherrn von Bois aus dem 16. Jahrhundert. Wenn man in Mömbris über die Kahl kommt, geht es rechts auf ein Stück Marktplatz und dann in die Straße „Steinhohl“. Dort  steht die winzige Fachwerkkapelle, im Volksmund „Pesthäuschen“ genannt, ein Markstein in der Geschichte des Ortes. Sie wurde 1619 errichtet, als nach der Pest das Leben hier mit nur vier verbliebenen Familien neu begann. Seit 1963 ist der  Ort „Markt“ mit einem regen Vereinsleben, zum Beispiel dem Apfelblütenfest.

Um die romantischen und traditionsreichen Werke zu schützen und zu bewahren, beschloss der Gemeinderat Mömbris, einige Mühlen wieder herzustellen. In alter Pracht und Größe ist die Ölmühle in Mömbris zu bewundern. Die ehemalige Keilpressmühle wurde 1780 zusammen mit zwei Getreidemühlen in der Mühlgasse des Städtchens errichtet. Es wurden vor allem Lein und Rapssaaten, aber auch Bucheckern und Haselnüsse verölt, wovon es im Kahlgrund viele gibt.

Auch die Doppelmühle in Strötzbachwurde  originalgetreu restauriert. In der Sägemühle Heeg hat man bereits 1990 eine wasserbetriebene Säge wiederhergestellt, sie ist vollkommen einsatzbereit.

 

Wanderung:

Starten wollen wir am Haltepunkt der Kahlgrundbahn in Mömbris-Mensengesäß. Mit wenigen Schritten ist man von hier entlang der Kahl zur Außenbesichtigung der Ölmühle gelaufen. Zurückgekehrt, quert man das Flüßchen und geht hinüber zum Marktplatz. Die Katholische Pfarrkirche St. Cyriakus (1782/83) erhielt nach der Renovierung 1956 Altar, Kanzel und Taufstein in schwarzem Marmor.

Man zweigt in die rechts abführende Straße. Am Markt (dort kein Schild), übergehend in die Haupt- und Friedhofsstraße. An der Gabelung Richtung Rappach biegen wir links in den gleichnamigen Weg. Entlang der Fahrstraße gewinnt man, bis über Rappach hinaus, langsam an Höhe. Bald nach den letzten Häusern schließen wir uns dann rechts dem Zeichen roter Ring an.

Die Markierung führt erst einmal in den Wald, doch bald wieder hinaus und, oberhalb von Molkenberg, geradeaus durch obstbaumbestandene Wiesen erneut an den Wald. Dort läßt man den Ring links ziehen. Wir laufen ohne Zeichen und Richtungsänderung in den Forst und schließlich mit lang gezogenem Rechtsbogen zwischen Wald- und Feldrand bis zum Parkplatz am Fuße des Hahnenkammes. Ein Abstecher auf den 437 Meter hohen Gipfel ist immer empfehlenswert. Eine rustikale Schänke mit Freisitz lädt zur Brotzeit und der 1880 errichtete Ludwigsturm bietet ein unvergleichliches Panorama über das gesamte Rhein-Main-Gebiet bis hinüber zum Großen Feldberg im Taunus.

Wieder abgestiegen, nehmen wir an dem Parkplatz die Markierung rotes Kreuz auf. Es führt in munterem Bergab bei ständigem Wechsel von Vegetation und Wegbeschaffenheit bis in den Ort Brücken im Tal. Erst Wald und teilweise rutschiger Untergrund, dann offene Streuobstwiesen und vergraste Pfade.

In Brücken umgeht man links ein kleines Fachwerkkirchlein, überquert Kahl und Eisenbahngleise und hält sich rechts entlang der Straße bis zum Bahnhof von Niedersteinbach. Dort wechselt man auf den zunächst zum Gleisbett parallel verlaufenden Fahrweg. Nach Übersteigen der Schienen wird man auf breitem Feldweg bis vor die Wasserräder an der Strötzbacher Doppelmühle geführt. Auch ohne geöffnet zu sein, läßt sich durch ein Fenster der Mahlvorgang beobachten. Sonderführungen gibt es nur am Tag des offenen Denkmals, in der Regel alljährlich am 2. September-Sonntag.

Einstmals klapperten 80 Mühlen am rauschenden Bach der Kahl. Eine enorme Zahl bei einem Flüsschen, das zwischen der Quelle im Spessart und seiner Mündung in den Main gerade 30 Kilometer zurücklegt. Geblieben ist davon fast nichts. Von fünf erhaltenen Mühlen sind zwei auf der Gemarkung von Mömbris zu finden, eine Ölmühle und die Rarität einer Doppelmühle in Strötzbach. Rechtzeitig noch, bevor auch diese verschwanden, wurden Gebäude und Mahlgänge in den achtziger Jahren mit großem Aufwand saniert. Die 1780 errichtete Ölmühle versetzte man eigens beim Neubau der Kahlbrücke an einen anderen Standort.

Außerhalb von Sonderführungen kann die Doppelmühle nur einmal im Jahr, am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden. Die Erläuterungen zum komplizierten Mahlvorgang gibt der Besitzer dann selbst. Bereits in der achten Generation, nachweislich seit dem frühen 17. Jahrhundert, betreibt die Familie Brückner diese Mühle. Eine zweite, unter dem-selben Dach untergebrachte Mühle arbeitet allerdings nicht mehr. Das Fachwerkgebäude stammt von 1700, das Mahlwerk aus dem 19. Jahrhundert und später. Die verschiedenen Materialien (Holz neben Eisen) der Kammräder, Wellbäume und tragenden Elemente zeigen die Bemühungen, durch immer neue Einbauten mit den Industriemühlen technisch Schritt zu halten. Am Ende ein vergeblicher Wettlauf.

Zurück nach Mömbris geht es links in einen unscheinbaren Schlupf zwischen den Gärten, kurz durch Dellersweg und Womburgerstraße bis links die Fronhofenstraße abzweigt. Von dort gleich rechts in den Fußweg, vorbei an einem neueren Mühlengebäude und durch die Wiesen hinüber zu den verwinkelten Wohnquartieren von Mömbris. In der Mühlgasse heißt es, sich rechts halten bis zur bekannten Hauptstraße (Rhein-Main, 151).

Wanderung in Elvira Klein, Spessart, 84.

 

Gunzenbach

Die reizvolle Obstbaumland­schaft heißt noch immer „Hutzelgrund“ nach den Zwetschen (Hutzeln), die hier einst in großen Mengen getrocknet wurden. In Gunzenbach gibt es die große St. Michaelskirche, nördlich davon - wo die Straße „Grüne Wiese“ auf die Eichwaldstraße trifft  - dokumentiert das Heimatmuseum die Geschichte der Marktgemeinde. Wenn man nach rechts in die Eichwaldstraße geht, steht links ein Ziehbrunnen vor einem Kellereingang. Am Ortsausgang steht links ein Bildstock.

 

 

Schöllkrippen

Am westlichen  Eingang von Schöllkrippen liegt Ernstkirchen mit einer großen Dorfkirche an der Straße. Sie war die Pfarrkirche für den Bereich der heutigen Gemeinde Schöllkrippen. Sie ist 1184 als Pfarrei des Stiftes St. Peter und Alexander Aschaffenburg beurkundet. Chor und Turmbau sind frühgotisch aus der Zeit nach  1300. Das Schiff ist von 1702 und wurde 1843 verlängert, die Zwiebel ist um 1730 erbaut, die jetzigen Querchöre sind von 1964 /  1965.

 

In Schöllkrippen ist kurz vor der Verzweigung der Straße rechts der Marktplatz. In einer verkehrsberuhigten Zone vor dem Gasthaus „Zur Post“ kann man parken. Das Gasthaus hieß früher „Brauner Hirsch“ und wurde als Wirtschaftshof des Schlosses errichtet. Bereits vor 1525 war es öffentliche Wirtschaft, später mit Brennerei und Brauerei. Im Jahre 1796 wurde ein Anbau erstellt und das gotische Fachwerk verlängert und der Dachstuhl erneuert. Rund um den Marktplatz liegen folgende Sehenswürdigkeiten:

 

Schloß und Kirche St. Lukas:

Das um 1450 durch Kurfürst Theoderich von Erbach auf staufischem Fundament erbaute Schloß (der Sage ein Jagdschloß von Kaiser Barbarossa) ist deutlich kenntlich durch die Buckelquader. Der mächtige Turm mit zwei Meter Mauerstärke deckte das Schloß. Zu einer kulturhistorischen Rarität macht ihn der sechsseitige, pylonenförmige Aufsatz aus unverputztem Sandstein. Seit 1500 war das Gebäude Centgericht, 1544 war es Mainzer Vogteischloß, dann Rathaus.

Am auffälligsten ist der 32 Meter hohe, den Schöllkripper Ortskern überragende gotische Spitzhelm der Lukaskapelle. Die kleine Kapelle mit dem „Saladinturm“ wurde errichtet im Jahre 1448 als Mainzer Schloßkapelle durch den ersten Laubmeister im Spessart, Klaus Lezl. Das Gotteshaus diente den Schloßbewohnern und neu Hinzugezogenen, erfüllte aber auch eine wichtige Wehrfunktion.

Um 1730 wurde ein neuer Dachstuhl über dem gotischen Kirchenschiff errichtet. Seit 1783 ist die Kirche im Besitz der Bürger der vier ehemaligen Herrschaftsbereiche Hofgut, Gasse, Waag und Schöllkrippen. Ab 1811 ist sie im Besitz des  Marktes Schöllkrippen (mit Gottesdienst durch die Pfarrei Ernstkirchen). Im Kirchhof wurden bis nach 1800 die Amtsleute beigesetzt.

 

Rathaus:

Es enthält die Reste der alten Wasserburg. Seit 1352 ist der Mainzer Gerichtsbezirk links der Kahl beurkundet. Im Jahre 1437 übernahm Erzbischof Dietrich von Erbach das Schloß als Verwaltungssitz des Laubmeisters Lezl-Kiele. Nach dessen Tod ging der Bau an die Familien von Lauter, von Mörle und von Piesport über. Im Jahre 1783 wurde der Dienstsitz nach Kalten­berg verlegt. Im Jahre 1857 kaufte das Königreich Bayern das Gelände und richtete dort ein Landgericht (später Amtsgericht) ein. Im Jahre 1952 erwarb die Gemeinde den Schloßbau als Rathaus. An ihm findet sich noch ein Wappenstein mit der Jahreszahl 1550.

 

Ehemalige Polizeistation:

Das Gebäude wurde 1857 als „Fronfeste“ und Gefängnis und Gendarmeriestation des Landgerichts neu erbaut. Im Ort ist weiterhin sehenswert die Pfarrkirche (in Richtung Schneppenbach).

 

Sackhaus (nördlich gegenüber der Polizeistation):

Das Haus diente den Kurfürsten von Mainz als Zehntscheune und Amtsgebäude. Hier wurde der Zehnte, die Abgaben, die die Bauern zu entrichten hatten, gelagert. Der älteste Teil des spätgotischen Fachwerkbaus stammt aus dem Jahr 1473. Es ist das älteste vollständig erhaltene Gebäude des Landkreises Aschaffenburg. Weite Teile der ursprünglichen Fachwerkkonstruktion des dreigeschossigen Bauwerks unter einem steilen Satteldach sind noch erhalten, nur das Erdgeschoß wurde im 16. Jahrhundert renoviert.

Seit 1960 stand das Gebäude leer. Im Jahre 1996 wurde das Sackhaus von der Gemeinde Schöllkrippen erworben. Aufgrund der vernachlässigten Bauunterhaltung war das Dach 1997 einsturzgefährdet, jedoch stellte die Gemeinde das Gebäude in den Jahren 1898 bis 2001 denkmalgerecht wieder her. Heute sind im Sackhaus soziale Einrichtungen sowie Ausstellungsräume für die lokale Geschichte untergebracht.

An diesem ältesten Gebäude der Region lassen sich die Baustile verschiedener Epochen in besonderer Weise ablesen. Ältester Bauteil ist der 1473 erbaute Kernbau, ein spätgotischer Fachwerkbau. Die Pfosten haben Streben mit Gegenstreben zwischen Brustriegel und Rähm. Das Dachwerk  mit doppeltem Kehlgebälk ist als liegender Stuhl konstruiert. Fast 100 Jahre später, im Jahr 1572, entstand ein Fachwerkanbau mit massivem Erdgeschoß und einem zweigeschossigen Seitenflügel. Das Renaissancefachwerk zeigt Mannfiguren, Verstrebungen und Feuerböcke in den Brüstungsfeldern- eine für Ort und Zeit ungewöhnlich reiche Ausbildung von Zierformen.

Auf der Westseite wurde 1585 - also nur wenige Jahre später - ein Steinbau angefügt. Dieser hat eine größere Haustiefe mit einem durchgehenden Gewölbe. Vermutlich gleichzeitig mit diesem Anbau entstand eine Dachabschleppung über die gesamte Nordseite. Die dicken Umfassungsmauern aus verputztem Bruchsteinmauerwerk haben Fenster mit kuppelförmigen Renaissance-Sandsteingewänden. Vermutlich etwa 1682 wurde die Abschleppung entlang der Nordseite angehoben. Vor allem dieser Umbau bescherte dem Gesamtgebäude erhebliche Schäden.

Rathaus, Kapelle und Sackhaus sind in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden, in einer Zeit, in der die Mainzer Kurfürsten ihre Forstverwaltung im Spessart neu organisierten, um ihren Machtanspruch gegenüber dem auf der anderen Seite der Kahl gelegenen „Krom­bacher Landgericht“, das bis 1866 den Grafen von Schönborn gehörte, zu dokumentieren. Die Grenzsituation erforderte wehrhafte Bauten und daß der Spitzhelm aus einer mittelalterlichen Wehrkirche hervorgegangen ist, kann man ihm noch heute ansehen.

 

St.-Katharina-Kirche (am Ortsausgang, Aschaffenburger Straße):

Die überwiegend gotische Kirche ist rund 150 Jahre älter als die Lukaskirche. Auch hier fällt äußerlich ein ungewöhnliches Charakteristikum auf: Der Chor mit Langhaus und die Querhäuser bilden eine Kreuzform, und wie bei einem Dom ist die „Vierung“ mit einem Turm gekrönt. Im Inneren zieht der gotische Triumphbogen vor dem Chor das Interesse auf sich. An den beiden tragenden Säulen sind verschieden gearbeitete Kapitelle erkennbar. Das linke hat Lindenblattform und zeigt zwei Fabeltiere, das rechte Kapitell Eichenblätter.

Sind diese Steinmetzarbeiten noch identifizierbar, entzieht sich der in der rechten Wand des Chores eingelassene Bildstein einer Deutung. Rund 30 Jahre und mehrere Reisen durch halb Europa hat der Rektor Theo Büttner darauf verwandt, der 1958 bei Renovierungsarbeiten entdeckten Sandsteinplatte ihr Geheimnis zu entreißen. Gewiß ist nur, daß die Symbole und Zeichen eine Datierung um das Jahr 800 zulassen. Darauf weist das „Mühlespiel“ hin, das sich ganz ähnlich auf dem Aachener Karlsthron findet. Doch trotz der mühsam zusammengetragenen Mosaiksteinchen wird sich der Bildstein in seiner Gesamtheit wahrscheinlich nie mehr deuten lassen.

 

Östlich von Schöllkrippen:

Die verkehrsberuhigte Zone führt an der Kirche vorbei nach Osten in die Holzgasse und dort aufwärts. Rechts liegt das Naturerlebnisbad, das Baden in herrlicher Natur und biologisch gereinigtem chlorfreien Wasser ermöglicht. In idyllischer Lage ist es umgeben von Natursteinen, statt eines Sprungturms gibt es einen Sprungfelsen.

Bald kommt man an einen sehr schönen Hohlweg (nicht rechts zur Schule hoch). Das ist ein alter Viehpfad, auf dem noch bis zum Jahre 1850 Rinder und Schweine zur Eichelmast getrieben wurden. An dieser Stelle beginnen auch ein geologischer Lehrpfad und ein Vogelschutzlehrpfad. Der Hohlweg zweigt dann links in den Wald ab. Die Teerstraße geht weiter gerade hoch

Der Lehrpfad zur Rodberghütte zeigt einen Querschnitt durch 400 Millionen Jahre Erdgeschichte auf. Dazu wurde an einigen Stellen der Boden „aufgeschnitten“. Mit stellenweise wenigen Spatenstichen sind Jahrmillionen des vielschichtigen Spessartaufbaus freigelegt worden. Seine Gesteinsgeschichte reicht von dem mit Gneis und Glimmerschiefer durchzogenen Ur­gesteinsockel über die dünne Erzlage aus Kupferkies und Brauneisen hinauf zum Buntsand­stein, der - arm an Nährstoffen - von jeher nur Wald duldete. Schrifttafeln geben genaue Auskunft. Leider mußten sie gegenüber den Anfängen dezimiert werden, um geologische Souvenirjäger von der Fährte abzulenken.

Der Lehrpfad führt nach links über den Brömerstein und ein Waldlichtung mit einem Blockfeld zur Ringwallanlage „Alte Burg“ aus der jüngeren Eisenzeit auf dem  Reuschberg. Das Kloster  Reuschberg am Westhang des Reuschbergs besucht man besser auf dem Rückweg von den Kahlquellen.

Wieder zurück auf der Teerstraße hat man an der alten Eiche eine schöne Aussicht. Etwa 200 Meter links von der Straße ist ein Steinbruch. Dort ist man auch schon bald an einigen Häusern, die hier an den Quellhorizonten gebaut wurden, wie der Röderhof, den man die ganze Zeit schon rechts liegen sehen konnte. Die Waldstücke heißen hier „Rodberg“ und „Brandheid“ ‑ kaum andere Namen als die dieser Waldstücke könnten die mittelalterliche Mühsal der Fröner wiedergeben, die hier, am Rande des kurfürstlichen Spessarts ein Stück Land zur Bebauung abringen „durften“.

Ein Stück weiter steht die vom Spessartbund errichtete geräumige Rodberg‑Schutzhütte, die sonntags bewirtschaftet wird. Gegenüber liegt die „Antonius-Kapelle“ aus Glas, Beton und Sandstein. Eine fromme Bauersfrau legte den finanziellen Grundstock für die Kapelle als einen  Ort der Besinnung.

Direkt neben der Kapelle geht ein Weg zum Hotel Schabernack mit seinem herrlichen Ausblick

Warum Kinder den Hof Schabernack so lieben? Wegen der Übernachtung im Heu, dem Hasenstall, den Bergziegen, den Berner Sennenhunden, den Quarter Horses, den Shetland Ponys, dem Lagerfeuer. Die Ausflügler bekommen zum frischen Bier auch noch saftige Steaks, Bratwürste, Bauchfleisch, Lamm und Kaninchen vom Grill serviert. Der Weg führt dann weiter nach Vormwald oder nach Sommerkahl oder zurück nach Schöllkrippen.

 

Forellengrill Röll:

Die Fischhändler Harald und Christina Röll mit dem Stammgeschäft in Blankenbach unterhalten zusätzlich in Sommerkahl in unmittelbarer Nähe zur Grube Wilhelmine mehrere Fischteiche. Wenn man am Ende der Woche kommt, braucht man nicht selbst auf die Jagd zu gehen, sondern kann sich von Rölls starker Mannschaft bekochen lassen. Und die hat ganz schön was zu tun, bis die Besuchermassen satt sind: von den Forellen (im Silbermantel, und was von vielen sehr geschätzt wird: entgrätet), vom gebackenen Zanderfilet oder den frisch geräucherten Forellen (die Räuchertermine sind dem Internet zu entnehmen). Selbstbedienung ist die einzige Möglichkeit, den Andrang an schönen Sommertagen zu bewältigen.

 

Rund um die Kahlquelle:

Westlich der Kahlquelle ändert sich der Landschaftscharakter. Der Wald tritt zurück, man fährt durch eine Acker- und Weidelandschaft, am Wegesrand und auf den Talhängen breiten sich Streuobstwiesen aus - der Apfelweinspessart beginnt. Im Frühjahr hüllen die blühenden Apfelbäume das Tal in einen Weißschleier. Im Sommer geht es vorbei an reifen Kornfeldern und satten Wiesen. Prächtig präsentieren sich die Wegränder mit weißer Schafgarbe und Schachtelhalm. Die Natur erfreut mit dem kräftigen Rot des Klatschmohns und dem Taubenblau der Wegwarte. Schatten gibt es nur noch selten.

Nordöstlich von Schöllkrippen kommt man nach Klein-Kahl (Wanderung in Elvira Klein, Spessart, 144 und 158). Nach rechts kann man einen Abstecher machen nach Edelbach. Hier kann man in der Dorfmitte links abbiegen in den „Grottenweg“, der zu einer kleinen Wallfahrtsstätte aufwärts bringt, eingebettet in einen Hain stattlicher Bäume.

Auf der anderen Seite der Kahl liegt Großkahl und nördlich davon in Richtung Westerngrund bei der  Ziegelei eine neuere Heiligkreuzkapelle. 

Weiter im Kahlgrund aufwärts kommt man am Wesemichshof vorbei zur Glashütte, bestehend aus einem Gutshof und einem Forstgebäude an seinem Rand. Der Name ist eindeutig. Ausführlich geht Schrifttafel neben der Försterei auf die Historie der Glashütte ein. Der Spessart war nicht nur über Jahrhunderte das für Siedlungen völlig abgeschottete Jagdrevier der Mainzer Kurfürsten, sondern man nutzte auch den Rohstoff Holz ausgiebig. Im Spessart ent­wickelte sich vom Mittelalter an das bedeutendste Waldglashütten‑Gebiet Deutschlands mit annähernd 160 Standorten. Voraussetzung dafür waren neben dem Holzreichtum natürlich auch die anderen Rohstoffvorkommen, quarzitische Sande und als Zuschlagstoffe verschiedene Erze aus den Bergbaugebieten des Bieber‑ und Kahlgrundes.

Daß trotz Glasschmelze, lodernder Hochöfen und zu befeuernder Orber Salz‑Sudpfannen kein völliger Kahlschlag wie in anderen Regionen entstand, ist der strengen kurmainzischen frühen Nutzungsregelung aus dem Jahr 1510 zur Produktionszeit (nur von Ostern bis Martini) und Mengenbeschränkung zu verdanken, einschließlich restriktiver Siedlungspolitik. Eine Verordnung von 1719 brachte schließlich die traditionellen Glashütten gänzlich zum Erliegen, „weil sie allzuviel Ungemach nach sich ziehen“. Inzwischen waren staatliche Manufakturen in Lohr, Rechtenbach und Weibersbrunn entstanden, die keine Konkurrenz mehr zu fürchten und weitere hundert Jahre Bestand hatten.

Weiter geht es zu den Kahlquellen, die beidseitig der Straße am Waldrand oberhalb des Weilers „Bamberger Mühle“ entspringen. Es dreht sich zwar kein Mühlrad mehr, stattdessen tummeln sich Tausende von Forellen in  ihren vom Quellwasser der Kahl gespeisten Becken am Forellenhof, um „im Mandelkleid“ oder „blau“ nebenan auf den Tisch zu kommen.

 

Kahlquelle:

Ab der Kahlquelleändert sich der Landschaftscharakter. Der Wald tritt zurück, wir fahren durch eine Acker- und Weidelandschaft, am Wegesrand und auf den Talhängen breiten sich Streuobstwiesen aus - der Apfelweinspessart beginnt. Im Frühjahr hüllen die blühenden Apfelbäume das Tal in einen Weißschleier. Im Sommer geht es vorbei an reifen Kornfeldern und satten Wiesen. Prächtig präsentieren sich die Wegränder mit weißer Schafgarbe und Schachtelhalm. Die Natur erfreut uns mit dem kräftigen Rot des Klatschmohns und dem Taubenblau der Wegwarte. Schatten gibt es nur noch selten, statt auf Forststraßen radeln wir nun auf meist asphaltierten Wirtschaftswegen.

Auf dem Rückweg durch das Kahltal kann man noch das Kloster Reuschberg (siehe oben) links am Hang vor Schöllkrippen besuchen. Auf dem Berg ist ein mittelalterlicher Burgstall. Auf dem Rückweg kann man  über Michelbach, Schloß Maisenhausen und Trages fahren.

 

 

Großkahl:

Heiligkreuzkapelle nördlich von Großkahl

 

 

Main West

Aschaffenburg

Die Kelten bauten sich an erhöhter Stelle zuerst über dem Main ein be­festigtes Dorf und nannten es „Ascapha“. Heute sagen die Aschaffenburger liebe­voll „Aschebäsch“, wenn sie ihre Stadt beim Namen nen­nen. Dazwischen liegen zweitausend Jahre. Mitten­drin – gegen Ende des 10. Jahrhunderts ‑ war die Zeit der Stadtgründung, als sich um das frisch gegründe­te Kollegiatsstift die ersten Siedlungshäuser scharten. Bald darauf ließ Erzbischof Willigis eine Brücke über den Fluß schlagen. Nun wurde emsig an beiden Mainufern gesiedelt, eine Stadt entstand.

Die Stadt geht auf eine alemanni­sche Siedlung zurück (Civitas Ascapha). Sie wird 974 erstmals urkundlich genannt. Um 957 gründete Herzog Liudolf von Schwaben das Kol­legiatstift St. Peter und Alexander. Nach dem Tod seines Sohnes Otto im Jahre 982 ging das Aschaffenburger Gebiet bis zur Säkularisation 1803 an das Erzstift Mainz über und blieb kurmainzisch. Aschaf­fenburg wurde als Mittelpunkt der Mainzer Herrschaft immer mehr zweite Residenz, verlor aber durch die Teilnahme am Bauernkrieg 1525 alle Privilegien. Von 1803 - 1810 war die Stadt Sitz des Fürstentums Aschaffenburg des Reichsfreiherrn Karl Theodor von Dalberg. Im Jahre 1814 kam es zu Bayern.

 

Ob Martin Luther seine Thesen über den Ablaß an Wittenbergs Schloßkirche anschlug, ist ungewiß. Historisch belegt, aber wenig bekannt ist, daß er sein Manifest zusammen mit einem Brief im Herbst 1517 an Albrecht von Brandenburg nach Aschaffenburg schickte. In dem Schreiben  beklagt der Doktor der Theologie die Mißstände in der katholischen Kirche und wettert gegen die Vorstellung, die Zeit im Fegefeuer ließe sich gegen bares Geld verkürzen. Der Kardinal läßt sich vom unterwürfigen Ton des Briefes nicht täuschen, sondern erkennt offensichtlich die Sprengkraft des Textes. Am 1. Dezember 1517 fordert er von den Theo­lo­gen der Mainzer Universität ein Gutachten über die 95 Thesen, wartet das Ergebnis aber nicht ab, sondern schickt am 13. Dezember von Aschaffenburg aus die Schriften Luthers zu Papst Leo X. nach Rom.

Der Bischof von Magdeburg, Verwalter des Bistums Halberstadt und Erzbischof von Mainz, war ein mächtiger Kirchenfürst und leidenschaftlicher Kunstmäzen, der allein für den Dom in Halle 16 Altäre und 14 Bilder bestellte. Aschaffenburg verdankt ihm zahlreiche Kunstschätze, unter anderen den berühmten Magdalenenaltar aus der Werkstatt Lucas Cranachs, die er auf seiner Flucht aus dem protestantisch gewordenen Halle 1540 nach Aschaffenburg und Mainz gebracht hatte.

Albrecht von Brandenburg war aus mehreren Gründen der richtige Adressat von Luthers Thesen. Zum einen war er als Erzbischof des Bistums Magdeburg dessen Dienstvorgesetzter und als Primas der katholischen Kirche praktisch Stellvertreter des Papstes in Deutschland. Zum anderen war seine Amtsführung Hauptanlaß für die Kritik Luthers. Für seinen Aufstieg zum Kurfürsten hatte er hohe Kredite beim Bankhaus Fugger aufnehmen müssen. Um seine Schulden zurückzahlen zu können, betrieb er einen schwunghaften Ablaßhandel, von dem auch der Papst profitierte, der die Hälfte der Einnahmen erhielt. Als Ablaßprediger gelangte der Dominikaner Johann Tetzel zu negativer Berühmtheit.

Dem historisch interessierten Kunstantiquar Peter Schweickard  war schon 1988 war er bei der Lektüre des Buches „Das Bistum Mainz" von Friedhelm Jürgensmeier in einem Nebensatz auf das Thema gestoßen. Er habe sich immer gewundert, daß selbst bei den großen Aschaffenburger Ausstellungen über „Cranach im Exil“ (2007) und „Pracht und Glaube“ (2009) zwar ausführlich die Liebschaften des Kardinals oder sein umstrittener Ablaßhandel thematisiert worden seien, aber der Brief Luthers an Albrecht von Brandenburg keine Rolle gespielt habe. Als Schweickard jüngst im Radio von den Vorbereitungen der evangelischen Kirche für das 500. Reformations-Jubiläum hörte, sah er den Zeitpunkt gekommen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Er setzte sich mit dem Direktor des Stadt- und Stiftsarchivs in Verbindung, der eine Mail an das „Archivum Secretum Vaticanum“ in Rom schrieb und um Kopien von Luthers Ablaßthesen bat, die Erzbischof Albrecht am 13. Dezember 1517 zur Prüfung nach Rom gesandt hatte. Eine Woche später erhielt er die Antwort, daß schon früher nach dem Dokument gesucht worden sei, das sich nicht im Archiv befinde. Der Direktor möge sich doch in dieser Angelegenheit an die Bibliothek des Vatikans wenden. Spies bezeichnet es als „interessant“, daß der Vatikan offensichtlich nicht wisse, was sich in seiner Bücherei befinde.

Erfolgreicher war sein Ersuchen an das schwedische Reichsarchiv in Stockholm, das ihm eine Kopie des Originalbriefs Luthers an Albrecht von Brandenburg inklusive einer handschriftlichen deutschen Übersetzung zusandte. Seine Frage, wie dieses Schreiben nach Stockholm gelangte, wird allerdings nicht beantwortet. Der Archivdirektor vermutet, daß die Dokumente beim Einmarsch des Schwedenkönigs Gustav Adolf in Aschaffenburg 1631 von dessen Truppen mitgenommen wurden.

 

Bei der Anfahrt nach Aschaffenburg empfiehlt sich die Umfahrung des Seligenstädter Kreuzes. Man fährt deshalb auf der Autobahn nur bis zur Abfahrt Kleinostheim (eine hinter Karlstein) und dann auf der B 8 nach Aschaffenburg. Bei der Querung der Autobahn A 3 nördlich von Aschaffenburg muß man aber aufpassen, daß man am Kreisel nicht rechts abfährt, sondern in den Kreisel hinein und dann in die Stadt. Man kommt an in der Hanauer Straße und dann Friedrichstraße. Man darf noch nicht gleich rechts abbiegen in die Erthalstraße, sondern muß sich links von der Busspuren und dann erst in der Luitpoldstraße nach rechts abbiegen und dann wieder rechts in die Treibgasse und dann rechts ins Parkhaus (beim Abholen des Autos geht man am besten auf der Autofahrspur zum Auto, denn es gibt in jedem Stockwerk noch einmal zwei Ebenen und vom Treppenhaus aus sind die Zugänge teilweise versperrt).

Bei der Rückfahrt hat man übrigens das gleiche Problem: Zunächst einmal darf man nicht auf die A 3 in Richtung Frankfurt abbiegen, sondern muß weiter auf der Bundesstraße bleiben. Diese führt wieder durch Kleinostheim und an der Autobahn darf man nicht in den Kreisel fahren, sondern muß schon vorher rechts auf die Autobahn auffahren.

 

Rundgang:

St. Agathakirche:

In der Treibgasse zunächst weiter gehen in nordwestlicher Richtung zur Erthalstraße. An der Ecke steht die katholische St. Agathakirche aus dem 12. Jahrhundert, die zweitälteste der Stadt). Dort geht es rechts weiter und dann wieder rechts in die Friedrichstraße, wo man auf dem Grünstreifen in der Mitte läuft.

 

Herstallturm:

Am Ende der Anlage steht (außer einem WC) der Herstallturm. Er ist der südliche Vorturm zur Herstallpforte und wurde um 1400 errichtet. Der Hauptturm und der nördliche Vorturm wurden 1869 abgerissen.

 

Park Schöntal:

Man geht rechts um den Turm herum und dann nach links in den Park Schöntal. Dort geht man vor dem Teich rechts ab und kommt zur Ruine der Heiligrabeskirche auf einer Insel.

Sie wurde als Beginenniederlassung 1543/44  erbaut und 1547 und 1552 zerstört. Seit 1780 dient sie als Parkstaffage.

 

Sandkirche:

Durch die Straßen „Hinter der Eich“ und links „Roßmarkt “ kommt man zur Sandkirche, eine ehemalige Wallfahrtskirche, 1756 - 1757 neu aufgebaut und im Stil des Rokoko ausgestattet. Der Turm ist von 1381 und war ehemals Torturm der Sandpforte.

 

Schönborner Hof:

Am südlichen Ende der Sandkirche geht es weiter in die Betgasse und dann rechts in die Wermbachstraße. Dort steht rechts der Schönborner Hof, Stadt- und Stiftsarchiv und naturwissenschaftliches Museum. Links geht es in den Löhergraben und zur Mainbrücke. Von der Löherstraße kann man aufsteigen zum Stift. Man kann aber auch auf der Wermbachstraße über den Freihofplatz weiter gehen und dann nach links in die Dalbergstraße. Dort steht links die historische Löwenapotheke, ein Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert.

 

Stiftskirche:

Ein Stück weiter steht das Stiftsmuseum und dahinter die Stiftskirche. Die ehemalige Stiftskirche St. Peter und Alexander liegt an der höchsten Stelle der Oberstadt. Mit ihren Neben­kapellen vereint sie Romanik, Gotik und Barock und birgt unter ihren verschach­telten Dächern und zahlreiche Kunstschätze. Das Stift ist eine Gründung des 10. Jahrhunderts, das Gotteshaus wurde wohl auch schon damals  begonnen.

Die kreuzförmige Ba­silika hat einen romanischen und frühgotischen Kernbau aus dem 12. Jahrhun­dert, aus einer Bau­phase, die von der Mitte des 12. bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts währte. Westportal und Kreuzgang sind aus dem 13. Jahrhundert. Im Kreuz­gang sieht man abwechs­lungsreichen Säulenkapitel­le sowie prachtvolle Grab­denkmäler. Der mächtige Turm ist aus dem 15. Jahrhundert.

Im 15.Jahrhundert wurde auch die Kirche vollendet. Eine festliche Freitreppe von 1723 führt vom hüb­schen Stiftsplatz hinauf. Die Kirche ist - vom Markt aus betrachtet - ein prächtiges Bauwerk in vorwiegend romanisch‑­frühgotischem Stil. Nur der überschwengliche Fialen­giebel über der Kapelle Ma­ria‑Schnee von 1516 mit neugotischem Giebel ist ein neugoti­scher Mißgriff von 1870.

Im Innern gibt es bedeutende Kunstschätze: Das große romanische Kruzifix ist von 1120. Der kostbarste Schatz ist die „Beweinung Christi“ von Mathias Grünewald, ein Spätwerk, das Vermächtnis des großen Meisters an seine Heimatstadt.

 

Stiftsmuseum:

Zu Füßen der zweiläufigen Aufgangstreppe steht das neugestaltete Stiftsmuseum im Stiftskapi­telhaus (13. bis 18. Jahrhundert), das die bis ins 10. Jahrhundert zurückrei­chende Geschichte des Kollegiatsstifts ebenso wiedergibt wie die durch Funde belegte Altertumsgeschichte der Umge­bung.

Ein wertvolles Original fanden Mitarbeiter des Stiftsmuseums stark beschädigt bei der gründlichen Renovierung ihres Gebäudes, wegen seiner Be­deutung jedoch von unschätzbarem Wert. Nachdem wissenschaftliche Untersuchun­gen sowie konservatorische und restaura­torische Maßnahmen der dafür zuständi­gen Werkstätten des Bayerischen Landes­amtes für Denkmalpflege nahezu ein Jahrzehnt in Anspruch nahmen, ist nun die „Aschaffenburger Tafel“, ein Altarge­mälde aus der Zeit um 1250, wieder an den Fundort zurückgekehrt.  Das etwa siebzig Zentimeter hohes und knapp zwei Meter lange Brett aus Eichenholz, wurde im Herbst 1986 im Fußboden des sogenannten „Himmelthaler Raumes“ im zweiten Stock des Museums entdeckt.

Das an die Stiftskirche St. Peter und Alexander angebaute Kapitelhaus, das bereits seit 1861 museal genutzt wird, erlebte in seiner bis ins 12. Jahrhundert zurückreichenden Geschichte mehrere Umbauphasen. Vermutlich während einer längeren, 1621 abgeschlossenen Baumaß­nahme fand das zu diesem Zeitpunkt wohl schon arg ramponierte Bild Verwendung als „Füll­masse“ für die Decke zwischen dem ersten und zweiten Stockwerk.

Bei ihrer Wiederentdeckung nach über dreieinhalb Jahrhunderten lag die Tafel mit der Bildseite nach unten neben weite­ren, unbemalten Eichenholzbrettern. Die bildtragende Pergamentbespannung war teilweise stark gestaucht und zerstört, überdies noch von einer weißen Kalk­schicht übertüncht.

Anhand der in Mün­chen vorgenommenen dendrochronologi­schen Untersuchung konnten Alter und ungefähre Herkunft des Bildträgers be­stimmt werden. Nach der Anzahl der Jah­resringe mußte das Holz von einem nördlich der Alpen gefällten Baum stammen, das Brett selbst wurde um 1240 von einem unbekannten Künstler bearbeitet.

Trotz der schweren Schäden hat die Ta­fel nichts von ihrer feierlichen Wirkung eingebüßt. Auf einem nun wieder leuchtenden Gold­grund zeigt sie Christus als Pantokrator in der regenbogenfarbenen Mandorla, der Herrscher des Alls erhebt die rechte Hand zum Zeichen des Segens. Zu seiner Rechten auf der weniger beeinträchtigten Seite der Tafel, steht Maria mit fürbittend erhobenen Händen, dane­ben Pe­trus mit dem Schlüssel. Beide Figuren werden von schön gestalteten Arkaden ge­rahmt mit stilisierten Bauwerken in den Zwickeln.

Nach dem hier gegebenen, der byzanti­nischen Tradition verpflichteten Deesis-­Schema, das stets den thronenden Chri­stus als Herrscher und Richter zwischen den Bittenden Maria und Johannes dem Täufer vorsieht, konnte die stark zer­störte rechte Seite der Tafel rekonstruiert werden. Von Johannes, dem Bußprediger aus der Wüste, ist nur noch ein Fragment des Fellgewandes erhalten, aber noch grö­ßere Probleme bereitete die Identifikation der zweiten Gestalt zur Linken.

Aus kleinsten vom Bildträger abgelösten und im Bauschutt verstreuten Partikeln ha­ben die Münchner Restauratoren mit fast kriminalistischem Spürsinn wiederum ein Gewandteil zusammengepuzzelt, das dem Hl. Alexander, dem zweiten Stiftspatron der Kirche, zuzuordnen ist. Damit war zugleich die Verbindung zur Aschaffenburger Stiftskirche St. Peter und Alexander erwiesen. Auch wenn urkundliche Zeugen fehlen, scheint es doch ziemlich gewiß, daß die Tafel ursprünglich zum Hochaltar des 1283 geweihten Chores gehörte, wahrscheinlich in einen aufwendigen Rahmen eingepaßt. Was ihr weiteres Schicksal angeht, ist man auf Vermutungen angewiesen. Möglicherweise fand die Tafel schon in dem zwischen 1490 und 1496 vom Wormser Bildhauer Hans Bilger geschaffene neuen Hochaltar keinen Platz mehr, wurde aber an anderem Ort noch aufbewahrt.

Im Markgräflerkrieg des Jahres 1552 erlitt die Stiftskirche starke Schäden, und aus dieser Zeit könnten auch die offenbar älteren Zerstörungen des Bildes stammen, das den ehemaligen Besitzer schließlich nur noch als Baumaterial geeignet schien. Ein glücklicher Zufall hat diese - aus heutiger Sicht natürlich fragwürdige - Verwendung rückgängig gemacht. Die Aschaffenburger Tafel hat nun ihren Platz im Gemälderaum des Stiftsmuseums in einer klimatisierten Vitrine gefunden. Stiftsmuseum Aschaffenburg, Stiftsplatz  1a. Öffnungszeiten: 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Dienstag geschlossen.

 

Stadtmuseum:

Auch im Stadtmuseum am Stiftsplatz 1a (gleich neben der Kirche) gibt es viel Schönes und Interessantes zu sehen: Kirchenkunst und ‑malerei, Holzschnitzereien (darun­ter ein Relief von Riemen­schneider), Truhen, Fayen­cen, Meßgewänder, litur­gische Handschriften, Por­zellan aus dem 18. Jahrhun­dert, vor- ­und frühgeschichtliche Funde, umfangreiche Sammlung römischer Funde aus den Limes­kastellen des Untermaingebietes (Weihesteine. Skulpturen und Gegenstände des Alltags­lebens), reiche Funde aus mehreren alaman­nischen und fränkischen Reihengräberfeldern (Waffen. Schmuck. Keramik und Glas), stadtarchäologische Funde zum Leben der Stiftsherren in der frühen Neuzeit, kirchliche Kunst aus Mittelalter und Neuzeit,

sarazenisches Schachbrett, gotische Monstranz. Öffnungszeiten: 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Dienstag geschlossen.

 

Rathaus:

Durch die Stiftsgasse und rechts in die Rathausgasse geht es um das Rathaus herum. In der Dalbergstraße geht es links und dann wieder rechts in die Metzgergasse.

 

Muttergotteskirche:

Dort steht die Kirche „Zu unserer lieben Frau“ (Muttergotteskirche, Liebfrauen-Pfarrkirche). Sie ist die älteste Pfarrkirche der Stadt mit romanisch-frühgotischem Turm und Neubau von 1768 - 1775. Weiter kommt man in die Schloßgasse, wo rechts das Stadttheater steht und am Ende die Fachschule für Steintechnik, wo man den künftigen Steinmetzen zusehen kann.

 

Jesuitenkirche:

Dann geht es rechts in die Fürstengasse zur ehemaligen Jesuitenkirche, die heute eine Gemäldegalerie und Kunsthalle ist.

 

Schloß:

Links ist dann der Schloßplatz mit dem Schloß. Seit der Jahrtausendwende gehörte Aschaffenburg dem Erzstift Mainz, dessen Kurfürsten hier vom 13. Jahrhundert an residierten und hier ihre zweite Residenz hatten. Die alte Burg wurde 1552 zerstört. Auf ihren Grundmauern wurde das Schloß aufgebaut und der alte Bergfried sehr ge­schickt in den nördlichen Flügel eingebaut.

Schloß Johannisburg wurde 1616 (1605 - 1614) erbaut, eines der imposan­testen Schlösser der Spätrenaissance aus rotem Sandstein, Musterbeispiel deutscher Renais­sance. Das Schloß wurde einst aus dem Vermö­gen von zum Tode verurteilten „Hexen“ fi­nanziert.

Baumeister war Georg Ridinger aus Straßburg, dem in der Nähe des Schlosses eine Straße gewidmet ist. Das Schloß ist quadratisch, jede Seite ist 87 Meter lang, es ist dreigeschossig, und  52 Meter hoch. Vier gedrun­gene Ecktürme geben der Anlage optische Stabilität, während hübsche Treppen­türmchen die Hofecken zie­ren.

Im östlichen Schloß­turm befindet sich ein klang­schönes Glockenspiel mit 48 Bronzeglocken. Dreimal täglich um 9.05 Uhr, 12.05 Uhr und 17.05 Uhr spielt es eine mecha­nisch gesteuerte Melodie, während fast jeden Sonntag um 17 Uhr ein handgespiel­tes Konzert erklingt.

Im Inneren befindet sich die Schloßkapelle mit dem wild­bewegten Renaissancealtar aus Alaba­ster und Marmor, mit der Kanzel und den Portalskulpturen von Hans Juncker (frühes 17. Jahrhundert) und mit der Paramentenkammer mit Gewändern aus dem ehemaligen Mainzer Domschatz

Weiterhin ist zu besichtigen die Staatsgalerie mit altdeutscher und niederländischer Malerei des 15. bis 18. Jahrhunderts (die bedeutendste Gemäldesamm­lung der bayerischen Staatsgalerie außer­halb Münchens). Der Schwerpunkt liegt auf Werken Lucas Cranachs d.A. und seiner Werkstatt.

Das Schloßmuseum der Stadt Aschaffenburg im obersten Stock­werk zeigt eindrucksvolle Kunstwerke von mittelalterlichen Skulpturen über wertvolle Möbel und Keramik bis zu Gemälden von Christian Schad. Es gibt Exponate zur Stadtgeschichte und örtlichem Kunsthandwerk, mit Einrichtungsgegenstän­den aus der späten Barock­zeit, mit Kunstwerken und Kuriositäten wie die vom Hofkonditor Carl May und sein Sohn Georg ab 1792 geschaffenen Korkmodelle von antiken Bauten (die berühmtesten Ruinen Roms). Außerdem sieht man die fürstlichen Wohnräume mit den erhaltenen klassizistischen Möbeln und Ausstattungsstücken.

Unterhalb des Schlosses befindet sich am Main das Theoderichtor mit historischen Hochwassermarken.

 

Schloßgarten:

Im Anschluß an den Schloßbesuch empfiehlt sich ein Spaziergang durch den kleinen, aber abwechslungsreichen Schloßgarten zum Pompejanum. Wenn man aus dem Schloß heraus kommt, geht man in Richtung Main die Treppen hinunter und nach rechts am Schloß entlang.

Zunächst bietet die von einer Balustrade eingefaßte Mainterrasse einen weiten Ausblick ins Maintal. Der weitere Weg führt hinunter zu einem reizvollen Laubengang, dem ehemaligen Wehrgang der Stadtmauer. Unter Kurfürst Erthal wurde mit der Niederlegung der alten Stadtbefestigung begonnen. So verwandelte sich der alte Wehrgang in diesen romantischen Laubengang.

 

Frühstückstempel:

Man kommt am Theoderichs­tor vorbei und zum klassizistischen „Frühstückstempel“, einem runden, weißen Gebäude über dem Main, das 1782 von Herigoyen entworfen wurde. Erthal hat diesen Tempel an der Stelle eines alten Stadtturms errichten lassen. Ob der Name tatsächlich darauf zurückzuführen ist, daß der Kurfürst hier gerne sein Frühstück einzunehmen pflegte, ist nicht zu belegen. Aber das kurfürstliche Wappen an dem Gebäude weist noch auf seinen Erbauer hin. Hinter diesem liegt der letzte noch erhaltene Teil des ehemaligen Stadtgrabens, der in den Jahren um 1780  von Friedrich Ludwig von Sckell landschaftlich gestaltet wurde. Der Frühstückstempel ist auch Ausgangspunkt eines Spaziergangs durch die Grünanlagen über den Park Schöntal und die Großmutterwiese zum Fasaneriesee.

 

Pompejanum:

Schließlich gelangt man zum Pompejanum. Am Hochufer des Mains steht im Schloßgarten das Pompejanum. Angeregt durch die Ausgrabungen in Pompeji ließ König Ludwig I. diese ideale Nachbildung eines römischen Wohnhauses in den Jahren 1840 - 1848 durch den Architekten Friedrich von Gärtner errichten.

Es sollte nicht nur eine Villa für ihn selbst sein, sondern ein Anschauungsobjekt, das den Kunstliebhabern auch hierzulande das Studium der antiken Kultur ermöglichen sollte. Zur eigenen Erbauung und Beleh­rung seiner Zeitgenossen ließ er das Haus errich­ten. König Ludwig I. war von der Stadt so angetan, daß er sie schon als Kronprinz zu seiner Residenz machte und „bayerisches Nizza“ nannte und am sonnigen Hang über dem Main das „Pompe­janum“ bauen ließ.

Die römische Villa wurde nach dem Vorbild des Dioskurenhauses in Pompeji - Nachbildung des Hauses Castor und Pollux - gestaltet. In sattem Sonnengelb mit ochsenblutro­ten Sockeln thront das Anwesen über dem Weinberg, von dem hier jährlich etliche Bocksbeutel des Pompejaners gekeltert werden.

Drinnen können sich die Besu­cher einen Eindruck vom farbenprächti­gen Design einer römischen Patriziervilla machen. Um zwei Innenhöfe, das Atrium mit seinem Wasserbecken und das begrünte Viridarium im rückwärtigen Hausteil, sind im Erdgeschoß die Empfangs-und Gästezimmer, die Küche und die Speisezimmer angeordnet. Für die prachtvolle Ausmalung der Innenräume und die Mosaikfußböden wurden antike Vorbilder kopiert oder nachempfunden. In der Küche (links unten) finden sich Nachbildungen antiker Bronzegeräte und originale Amphoren. Das Sommertriclinium (Speisezimmer, rechts oben) ist ganz mit Stuckmarmor verkleidet.

Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, konnte das Pompejanum ab 1960 in mehreren Phasen wieder restauriert und vervollständigt werden. Seit 1994 sind hier nun zusätzlich originale römische Kunstwerke aus den Beständen der Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek in München zu sehen. Neben römischen Marmorskulpturen, Kleinbronzen und Gläsern zählen zwei Götterthrone aus Marmor zu den wertvollsten Ausstellungsstücken.

Um das Pompejanum erstreckt sich eine kleine Gartenpartie, die ebenfalls erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand. Hier sollte eine „mediterrane Ideallandschaft“ entstehen. Wärmeliebende Gehölze wie Feigen, Araukarien, Mandelbäume, Wein, Säulenpappeln und Kiefern prägen zum Großteil noch heute das Bild dieses südländisch anmutenden Gartens.

 

Kapuzinerkloster:

Hinter dem Pompejanum geht es noch ein Stück weiter zur Saint-Germain-Terrasse. Aber dann geht es wieder zurück (der Laubengang hat keinen Ausgang nach Osten)  und hinter der Brücke links an der Mauer vorbei. Noch im Park geht man nach rechts zum Kapuzinerkloster. Kurfürst Johannes Schweikard von Kronberg hatte im Jahre 1620 Ka­puziner  - ein 1528 gegründeter Reformzweig der Franzis­kaner - nach Aschaffenburg berufen, ihn im konfessionellen Glaubensstreit zu unterstützen. Er stellte ihnen einen Teil des Schloßgartens zum Bau des Klosters zur Verfügung. Die Kirche wurde 1626 erbaut, 1908 / 1909 erweitert und 1945 umgestaltet. In der Kirche finden sich eine Platte mit der Baugeschichte der Kirche bis 1909 und eine Gedenktafel für Pater Bernard von Trier, gestorben am 5. März 1646.  Er zog am  25. November 631 dem Schwedenkönig Gustav Adolf auf der Mainbrücke entgegen und bat für die Stadt um Gnade und rettete sie so; außerdem finden sich auf der Tafel die Namen weiterer Kapuziner.  Noch heute sind Ordensbrüder dort ansässig. Durch die Karlstraße kommt man geradeaus weiter wieder in die Treibgasse zum Parkhaus.

Bei der Rückfahrt in Richtung  Hanau muß man aufpassen, weil die rechten Spuren immer Rechtsabbiegerspuren sind. Man muß auf der Spur fahren, die mit B 8/26 gekennzeichnet ist. Auch darf man nicht auf die A 3 auffahren, auch wenn das „Hanau“ steht (das geht nämlich über das Seligenstädter  Dreieck. Man muß wieder in den Kreis hineinfahren und weiter in Richtung Kleinostheim, bis man auf die A 45 triff).

 

Spaziergangs durch die Grünanlagen:

Vor mehr als 200 Jahren ließ der Mainzer Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal mehrere Parkanlagen in Aschaffenburg anlegen und sie auf grünen Wegen miteinander verbinden. Vom Park Schönbusch - nur wenige Kilometer außerhalb der Stadt gelegen -  konnte man fast durchgehend bis ans entgegen gelegene Ende der Stadt gelangen.  Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Grüne Band durch den Bau der Eisenbahnlinie Aschaffenburg- Miltenberg unter­brochen. Durch die 2016 fertiggestellte Ringstraße ergab sich die Möglichkeit, es durch eine neue Grünbrücke wieder vollständig herzustellen.

Der östliche Teil dieser Parkanlage beginnt am Frühstückstempel, einem runden, weißen Gebäude über dem Main, den man erreicht, wenn man vom Schloß parallel zum Main über den Laubengang  nach Nordwesten  geht. Der Weg führt vom Frühstückstempel nordwestlich des Schlosses nicht über die Brücke zum Pompejanum, sondern rechts entlang der Mauer, die den Schloßgarten vom dahinter liegenden ehemaligen Kapuzinerkloster trennt. Man kann dann direkt an der Brücke die Treppe nach unten nehmen und im alten Stadtgraben spazierengehen. Dieser führt ebenso wie der obere Weg nach rechts Richtung Innenstadt.

Man verläßt den Schloßgarten durch das schmiedeeiserne Tor und steht am Ende der Karlstraße, wo früher das Karlstor stand. Rechts steht das traditionsreiche Hotel „Zum Goldenen Ochsen“. Entlang der rechten Häuserzeile folgt man dem Grünstreifen, dem ehemaligen Stadtgraben, der bis ins Zentrum führt. Die Apfelbaumallee, die sich früher von hier bis zum Herstallturm erstreckte, ist heute eine verkehrsreiche Ausfallstraße und heißt seit 1874 Weißenburger Straße.

Am Justizgebäude quert man die Straße und setzt den Weg im offenen Schöntal fort.  Nach der Niederlegung der alten Stadtbefestigung unter Erthal um 1780 wurde der Stadtgraben als begehbares Tal und als Teil des grünen Bandes genutzt. Mehr als 100 Jahre später füllte man diesen Teil der Innenstadt auf und gestaltete ihn als eine Grünfläche, als das offene Schöntal. In den vergangenen Jahren wurde viel Geld in die Verschönerung und Neugestaltung dieser Parkanlage investiert.

Entlang des grünen Bandes stößt  man immer wieder auf Schautafeln, die auf der Vorderseite über Geschichtliches zu dem jeweiligen Standort informieren, während man auf der Rückseite den Verlauf des Grünzugs und den jeweiligen Standort findet.

Vorbei an dem originellen Brunnen mit dem Namen „Meinungsaustausch am Stadtgraben“

gelangt man zum  Herstallturm. Er wurde im 14. Jahrhundert als einer von zwei Vortürmen des wichtigen und großen Herstalltors gebaut und ist einer der letzten Türme der Stadtbefestigung. Sein Zwillingsturm fiel ebenso wie das eigentliche Stadttor 1879 als letztes Stadttor der Spitzhacke zum Opfer. Bis zu diesem Tor reichte ursprünglich der Park Schöntal, den man von hier aus über den Fußgängerweg an der Ampel erreicht.

Die Anfänge des Schöntals  (wie der Park im Volksmund heißt)liegen im 15. Jahrhundert, als der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Theoderich von Erbach vor den Toren der Stadt einen Tiergarten für Wildbret anlegten und mit einer Mauer umgeben ließ. Seine heutige Größe erreichte der Park knapp 90 Jahre später, denn Kurfürst Albrecht von Brandenburg ließ den Tiergarten um einen Küchengarten für das kurfürstliche Schloß erweitern. Ende des 18. Jahrhunderts beauftragte Kurfürst Erthal den Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell, diese Anlage in einen englischen Landschaftsgarten umzugestalten. Heute liegt der Park Schöntal mitten im Zentrum Aschaffenburgs und ist ein willkommener Platz zum Erholen.

Man folgt nun dem Hauptweg durch den Park entlang des alten Stadtgrabens, der nach Wünschen Erthals in ein romantisches Tal umgestaltet wurde. Bald fällt Ihr Blick auf die Ruine einer Kirche, die sich wildromantisch auf einer Insel inmitten eines Sees erhebt. Geheimnisumwittert sieht sie aus, und genau das war die Absicht Sckells, als er die vorhandene Ruine einer Beginenkirche bei der Umgestaltung des Schöntals zum Mittelpunkt seines gartenarchi­tektonischen Konzepts machte und sie in eine Parkstaffage verwandeln ließ.

Zwischen den beiden Seen hindurch setzt man den Weg durch den Park fort bis zur übernächsten Weggabelung. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum Hofgartenkabarett von Urban Priol. Zunächst ein stadtbekanntes Café, dann als Kino genutzt, wurde aus der ehemaligen Orangerie der Kurfürsten eine überregional bekannte Bühne für Kabarett und Kleinkunst. Linker Hand geht man weiter und kommt an der Gaststätte „Hofgarten“ vorbei, die mit ihrem Biergarten zu einer der beliebtesten Gaststätten der Stadt gehört.

Nachdem man das Schöntal an der Ecke zur Platanenallee verlassen hat, quert man die Kreuzung am Zebrastreifen, und schon nach wenigen Metern steht man wieder in einer Grünanlage, der Großmutterwiese. Niemand weiß heute noch, wie sie zu diesem Namen kam, der erstmals 1809 auftaucht. Vielleicht haben ja tatsächlich Großmütter hier ihre Enkel beaufsichtigt oder spazieren gefahren. Ursprünglich wurde diese Fläche allerdings landwirtschaftlich genutzt, bevor sie zu einem Teil der Fasanerie wurde.

Heute dominiert ihren Beginn der Ludwigsbrunnen, der 1897 zu Ehren König Ludwigs I. von Bayern gebaut und von Prinzregent Luitpold enthüllt wurde. Weil man seinen Standplatz für eine Straßenspange benötigte, wurde er 1970 aus der Innenstadt verbannt und hierher versetzt. Vier pompejanische Säulen tragen Dach und Gebälk, gekrönt von zwei Löwenköpfen. Dazwischen blickt der König selbst auf die Besucher, die auf den Sockeln die vier Kardinaltugenden des Herrschers nachlesen können: gerecht, beharrlich, tapfer und weise. Wo heute ballbegeisterte Kinder der runden Kugel nachjagen oder Familien mit ihrem Nachwuchs spielen, standen in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sogenannte Schulbaracken, um die Raumnot der Aschaffenburger Gymnasien zu lindern.

Die Allee entlang spaziert man quer über die Großmutterwiese bis zu dem kleinen See. Er trägt den lustigen Namen „Hannewackeldudelsee“. Zur Herkunft dieses Namens kursieren verschiedene Versionen. Allen gemeinsam ist, daß ein Mann namens Hannewacker eines Tages, eines Abends oder eines Nachts in den See fiel. Je nach Version, hatte er vorher einen gedudelt  („ Dudelsee“) oder nicht, wurde nur naß, ertrank oder beging Selbstmord. Wie auch immer, dieser kleine See führte bis vor Kurzem ein Schattendasein. Zugewuchert lag er hinter einem Maschendrahtzaun. Im Zuge der Neugestaltung dieses Areals bekam er ebenso wie sein bis dahin verrohrter Zulauf eine Generalüberholung.

Auf dem Weg zum großen roten Tor, das den Übergang zur Grünbrücke markiert, hat man vielleicht die Gelegenheit, Boulespielern bei ihrem faszinierenden Spiel zuzuschauen. Mehr als 130 Jahre durchschnitt die Eisenbahnlinie Aschaffenburg -Miltenberg das historische grüne Band. Nach der Fertigstellung der Ringstraße nutzte man die Chance, die alte Verbindung wiederherzustellen und neu zu gestalten. Im Jahre 2014 wurde diese neue 175 Meter breite Grünbrücke eröffnet. Ruhezonen waren geschaffen worden, Bäume und Sträucher angepflanzt, und die Aschaffenburger erkannten schnell, welch ein schönes Stück­chen Erde ihnen da geschenkt worden war.

Verschiedene Kunst- und Spielobjekte sind auf der Grünbrücke verteilt. Als Erstes und Größtes fällt die Äolsharfe in den Blick. Ihr Name leitet sich her von Aiolus, dem Beherrscher  der Winde in der griechischen Mythologie. Man kann die Saiten in den Wind drehen, der diese dann in Schwingungen versetzt und Töne entstehen läßt. Ein weiteres Spielobjekt ist das Steintelefon, das in der Nähe der Äolsharfe am Weg steht. Spricht man in die Öffnung hinein, kann ein anderer das im wenige Meter entfernten Pendant hören. Am Ende dieses Weges findet man einen Stein mit einer Aushöhlung, einen Summstein. Steckt man den Kopf in dieses Summloch und atmet tief summend aus, können die Töne in Resonanz geraten. Die dadurch entstehenden Vibrationen sind im ganzen Körper zu spüren.

Rechter Hand steht eine Sandsteinstele mit einer Öffnung in Form einer Taube. Anstelle eines Kreuzes, das man früher oft als Wegzeichen sah, wurde hier von dem Künstler Heribert Deiss ein Kulturzeichen geschaffen, das sowohl ein Symbol für den weltoffenen Geist der Stadt sein als auch die christliche Werthaltung zum Ausdruck bringen soll.

Dahinter sieht man die Gebäude des Kronberg-Gymnasiums, das als ältestes der Stadt auf eine fast 400-jährige Geschichte zurückblickt. Es wurde 1620 wurde es von den Jesuiten gegründet und befindet sich seit 1968 am jetzigen Ort.

Hier endet der Spaziergang. Er ist drei bis vier Kilometer lang - je nach  dem, ob man am Ende noch der Fasanerie einen Besuch abstattet. Er führt über mehrere Treppen. Man kann mit dem Bus zurück in die Innenstadt fahren. Die Haltestelle Fasaneriestraße liegt direkt an der Grünbrücke (nach Monika Spatz).

 

Entlang dem Mainufer:

Etwas beschaulicher verläuft eine Main­schleifenfahrt mit dem Ausflugsdampfer Sankt Martin, nach dem Schutzheiligen der Stadt benannt. Vom Schiff ebenso wie vom am benachbarten Ufer liegenden Frei­bad hat man den schönsten Blick auf Rö­mervilla, den erzbischöflichen Frühstücks­pavillon und das Schloß. Die Schwarzkie­fern im Schloßgarten wirken aus dieser Perspektive fast wie mediterrane Pinien, und die Pappeln am Fluß könnten beina­he als Zypressen durchgehen.

Auf der Höhe des Schlosses liegt die „Maakuh“ vor Anker, heute ein Restaurant, aber tatsächlich das Schiff, das bis 1938 an einer Kette die Strecke Aschaffenburg-Mainz befuhr, das geschwungene Dach zeigt es.

 

 

Umgebung: Norden und Osten

 

Wanderung Kleinostheim / Rückersbacher Schlucht

Schluchthof:

Mit dem Auto oder vom Haltepunkt Rückersbacher Schlucht kommt man zum sogenannten Schluchthof. Diese etwas abseits gelegene Gaststätte wurde auf einem recht geschichtsträchtigen Boden errichtet. Am 17. Juni 1743 nämlich gerieten sich im Österreichischen Erbfolgekrieg auf dem Gelände zwischen dem Schluchthof und dem Lindigwald (Richtung Dettingen) knapp 100.000 Engländer und Franzosen in die Haare. Etliche tausend Soldaten sollen damals bei dem Gemetzel ihr Leben verloren haben. Grund genug jedenfalls für den Sieger, den englischen König Georg II., in London eine feucht-fröhliche Ballnacht zu veranstalten, in deren Rahmen übrigens das berühmte „Dettinger Tedeum” von Georg Friedrich Händel uraufgeführt wurde.

Der Weg führt zunächst nach Süden am Waldrand entlang. Ein Stück hinter dem Parkplatz steht links die Markierung 105 für die Erdgasleitung. Hier geht es links ab in den Wald mit einigen kurzen Anstiegen. Man kommt am Rand von Kleinostheim vorbei in den Straßen „Am Waldrain“ und „Hirschpfad“. Am Ende der Bebauung geht es links in den Wald mit dem Wanderzeichen „M“ und auf dem Kulturweg. Eine Infotafel weist auf den Baumlehrpfad hin, der die Wanderung jetzt begleitet. Ab jetzt geht es das Steinbachtal hinauf. In einem Rechtsbogen geht es bis zur Info-Tafel des Kulturweges „Ossenheimer Mark“. Dort geht es rechts ab und kurz darauf kommt man nach einer Linkskurve zum Jahnfelsen

 

Jahnfelsen und Ossenheimer Mark

Die Spessartkarte von 1594 von Paul Pfinzing aus Nürnberg zeigt oberhalb Damms (Thorne) und der Schwalbmühle (Schwalben Mühle) in brauner Färbung die Ossenheimer Mark, einem zur gemeinsamen Nutzung freigestellten Waldbezirk. Der Strietwald war einst der östliche Teil der „Ossen­heimer Mark“, eines Waldgebiets, das dem Stift St. Peter und Alexander gehörte und das von den Gemeinden Dettingen, Kleinostheim und Main­aschaff genutzt werden durfte. Der Name Strietwald kommt von den Auseinandersetzungen zwischen Aschaffenburger Bürgern und dem Stift St. Peter, die seit 1304 belegt sind und sich oftmals nur um Kleinigkeiten handelten. Nach der Teilung im 18. Jahrhundert kam der Strietwald zur Gemarkung Damm und nach der Eingemeindung zu Aschaffenburg.

Am Jahnfelsen befindet sich heute eine Tafel zu Ehren des Turnvaters Jahn, die von den Aschaffenburger Turnern 1928 angebracht wurde. Jahn war ein Vertreter der Märzrevolution von 1848, der sich darüber hinaus um die Turnerbewegung in Deutschland verdient gemacht hat.

 

Menzenmühle:

An der nahegelegenen Gabelung geht es nicht auf dem breiten Forstweg weiter, sondern nach rechts am Bach entlang mit dem Wanderzeichen „Toter Schmetterling“. Wenige Meter bachaufwärts wird auf einer Tafel die sagenhafte Geschichte der Menzenmühle erzählt, die an dieser Stelle vermutet wird.

Die grausige Mär von der Menze-Mühl: Geht man im Strietwald den Bach entlang, so gelangt man an eine Stelle, wo vor vielen Jahren eine Mühle stand. Der Besitzer hieß Menzer und war ein sehr jähzorniger Mann. Einst ging er durch seine Felder und sah, daß seine Saat sehr schlecht stand. In seinem Zorn rief er aus: „Möge ein Hagelschlag doch meine Aussaat vernichten und ein Hochwasser meine Mühle von Grund aus zerstören!Kaum hatte er diesen Fluch ausgestoßen, so sollte er auch in Erfüllung gehen.

Während der Nacht zog sich ein Gewitter am Himmel zusammen. In Strömen floß der Regen zurück zur Erde nieder. Der Waldbach wurde zum Strom. Ein Blitz fuhr in die Mühle und zerstörter sie von Grund aus. Der Müller konnte nicht einmal sein Leben retten. Bei Kleinostheim wurde seine Leiche gefunden, und der Teufel, der seine Seele holte, hatte seine Krallen in Gesicht gedrückt. Der Müller und seine Mühle sind längst schon vergessen. Nur in der Sage leben sie fort. Die Stelle aber, wo die Mühle stand, kann man immer noch finden, denn mächtige Steine und eine hohe Mauer bezeichnen den Ort.

 

Im Tal geht es dann aufwärts an der Kläranlage vorbei. Kurz darauf sieht man links oben die Kirche von Steinbach mit dem breiten, niedrigen Kirchturm. Der Ort wurde aufgrund seiner Lage auch „Steinbach hinter der Sonne“ genannt. Der Weg führt weiter durch den Ort. Fast am Ende an der alten Trafostation und an einem 30-Kilometer-Schild geht es rechts hoch auf einem Trampelpfad und nach einer Rechtsbiegung steil links hoch an der Stromleitung entlang. Am Schotterweg geht es links und auf der Teerstraße wieder links. Man kommt nach Oberafferbach

Oberafferbach:

Der Ort liegt auf 370 Metern Höhe und ist seit 1232 als Affolderbach (= Apfelbach) bekannt. Die von Nord- und Ostwinden geschützte Lage des Dorfes macht es zur Obstbaum­zucht besonders geeignet. Doch schon am Ortsanfang geht es rechts hoch am Sportplatz vorbei bis zur Straße, auf der ein Wegweiser nach Mömbris weist. Übergangslos geht es weiter nach Johannesberg. Durch den Ort geht es weiter bis zur Kirche.

 

Johannesberg:

Der Spessart gilt als das Gebirge schier endlos scheinender Eichenwaldungen, eingebettet in gefällige, aber nicht zu spektakuläre Landschaftsformationen. Ein überraschend an­deres Bild eröffnet sich nördlich von Aschaffenburg und um Johannesberg. Der Ort liegt 373 Meter hoch weithin erkennbar auf einer An­höhe und bietet entsprechend gute Fernsicht ‑ nach Süden bis zum Odenwald, im Westen zeigt sich der Taunus, und nach Osten blickt man über bewegtes Auf und Ab von Wald und Wiesen, das Reminiszenzen an das Allgäu weckt. An klaren Tagen reicht die Sicht über Frankfurt bis zum Großen Feldberg.

Baulich fügt sich die Zwiebelhaube der Johannesberger Pfarrkirche in die voralpine Topographie ein, Natur und Architektur scheinen sich zu entsprechen. Die Barockkirche steht nördlich der Durchgangsstraße. Über dem Hauptportal steht das Erbauungsjahr 1769, darüber ist eine Darstellung des enthaupteten Heiligen Johannes zu sehen, dem das Gotteshaus geweiht ist. Der Märtyrertod wird in Altarbild des 1885 im Renaissancestil gefertigten Hochaltars noch einmal aufgenommen, flankiert von vier Holzfiguren: Josef, Sebastian, Vitus und Wendelinus. Aus der Erbauungszeit stammen die beiden Seitenaltäre und die Kanzel, während die klassizistischen Beichtstühle um 1800 entstanden und die Verglasung weitgehend in den Jahren gründlicher Renovierung 1982 / 1983 eingesetzt wurde. Trotz der Stilvielfalt bildet die Kirche ein harmonisches Ganzes.

Ein Stück hinter der Kirche ist links die alte Schule, dann das alte Pfarrhaus - der Siedlungskern von Johannesberg - und rechts die Gaststätte „Alt Johannesberg“. Von dort geht es im spitzen Winkel nach links in die Straße „Altstadt“. An der Feuerwehr geht es rechts und dann mit dem Wanderzeichen „Blauer Pilz“ bis zum Ende der Straße. Dort geht es weiter mit dem Pilz nach links und dann gleich wieder nach rechts. Jetzt geht es ziemlich bergab dann in den Wald hinein. Hier muß man aufpassen, denn es geht gleich links ab. An einem tief einge­schnit­tenen Bach entlang geht es weiter bergab, dann nach links über eine Brücke und nach dem Aufstieg nach rechts weiter mit den Wanderzeichen „Schwarzer Fuchs“ und „Rotes Dreieck“. Am Forstweg geht es dann wieder nach rechts, so daß man nach Reichen­bach kommt. Am Ortseingang geht es links weiter und dann gleich wieder links weiter mit dem Wanderzeichen „Schwarzer Fuchs“. Der Anstieg ist lang und steil.

An dem Schild Walddistrikt „Taubenteich“ geht es rechts ab. Jetzt ist schon Rückersbach zu sehen. Man kommt zur Straße Oberafferbach - Rückersbach, wo unter einem Baum ein Bildstock steht. Neben der Straße geht es nach Rückersbach. Doch gleich bei der Kirche geht es nach links über den Freundschaftsplatz und abwärts Richtung Rückersbacher Schlucht. Die Wanderzeichen „Roter Milan“ und „Rotes Kreuz“ führen nach rechts hinein

 

Rückersbacher Schlucht:

Die Schlucht bietet keine alpenklammähnliche Ansicht mit überhängenden Felsen und gischtenden Sturzbächen. Vielmehr ist sie ein enger, ungemein wildromantischer Tal-Einschnitt. Der Rückersbach läßt noch ein wenig von seinen Urgewalten ahnen, mit denen er sich in Jahrmillionen durch den Westhang des Hahnenkammes sein tiefes Bett in das kristalline Gestein gesägt hat. Er weist in seinem Mittelstück einige steilwandige Felspartien auf, wo auch einmal ein Fels bis an den Weg herantritt. Etwas weiter unten ist links ein aufgelassener Steinbruch mit Zweiglimmergneis Ansonsten wird die Schlucht geprägt von herrlichen Mischwäldern. An ihrem Ende kommt man dann wieder zum Schluchthof.

 

Wenn man vom Schluchthof gleich die Rückersbacher Schlucht hinaufgeht, steigt der gut ausgebaute Weg anfangs nur allmählich an, wird dann steiler und endet schließlich nach drei Kilometern an der neuen Rückersbacher Kläranlage. Von dort ist es nicht weit bis Rückers­bach. Für den Rückweg kann man sich einen Weg weiter nördlich suchen: Am Ostrand des Ortes in der großen Kurve nach Süden geht eine Fahrstraße nach Südwesten ab. Wo sie auf eine weitere Fahrstraße von links trifft, geht man im rechten Winkel auf dem Wanderweg weiter. Ein Stück vor dem Schluchthof muß man noch einmal nach links abbiegen, um wieder auf den Weg zur Rückersbacher Schlucht zu kommen

 

Autofahrt:

Glattbach

Von Johannesberg fährt  man nach Osten über die Hauptstraße in den Ort hinein. Glattbach liegt in einem engen Kerbtal im Vorspessart. Im 19. Jahrhundert noch eine Arbeitergemeinde, wandelte sich der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem gesuchten Wohnort in unmittelbarer Stadtnähe.

 

Künstler:

Parallel zu dieser Entwicklung gingen von Glattbach künstlerische Impulse aus wie durch den Maler Alois Bergnann‑Franken. Die Kombination von Urbanität und Idylle zog Künstler an.

Alois Bergmann‑Franken (1897 ‑ 1965) ist einer der Künstler, die den Spessart am stärksten prägten. Als Maler und Mosaikkünstler gestaltete er eine Vielzahl fränkischer Kirchen, öffentlicher Gebäude und Privathäuser. Das letzte Werk Alois Bergmann‑Frankens ist der Glattbacher Kreuzweg.

Der in Mainz geborene Walter Heim wuchs in Mainz, Aschaffenburg und Glattbach auf. Er steht in direkter Verbindung zu Alois Bergmann‑Franken, von dem er unterrichtet wurde. Von Heims außergewöhnlichem künstlerischem Werk sind heute Teile in seinem als Museum erhaltenen Haus in Aschaffenburg zu besichtigen. Führungen vermittelt das Führungsnetz der VHS Aschaffenburg, Tel.: 06021386 88 66.

Zum Künstlerkreis gehören Joachim Schmidt (geboren 1925), der mit seinem Bilderzyklus im Rathaus ein einzigartiges Zeugnis der Ortsgeschichte ablegte, und das Künstlerehepaar Emil und Elisabeth Loos. Elisabeth (1911 ‑ 2005) und Emil Loos (1902 ‑ 1979) stammen nicht aus Glattbach, zogen aber im Jahre 1957 hierher. Entwurf und Ausstattung der Rochuskirche in Volkersbrunn sind von Emil und Elisabeth Loos. Von Elisabeth Loos (Frau von Emil Loos) stammt „Der Notschrei“ (nach Zarathustra) von 1997.

Der in Glattbach geborene Schuhmachermeister Adolf Lang (1895 ‑ 1961) prägte die Gemeinde mit seinem Engagement als Leiter von Gesangverein und Maintal-Sängerbund sowie durch sein heimatbezogenes dichterisches Schaffen. Er ist ein Beispiel für künstlerisches Wirken im Kleinen, denn seine Dichtungen, Lieder und Theaterstücke kreisen um das Leben der Dorfgemeinschaft.

 

Zentrum:

Um die 1901 erbaute Kirche Maria Himmelfahrt liegt das kulturelle Zentrum von Glattbach.

Oberhalb der Kirche in der Schulstraße neben der Sparkasse befindet sich der von Joachim Schmidt gestaltete Partnerschaftsplatz mit den beiden Figuren der französischen Marianne und des deutschen Michel. Die Partnerschaft mit dem französischen Bretteville sur Odon ist ein zentrales Anliegen der Gemeinde Glattbach und seiner Bürger.

Östlich der Kirche ist im Rathaus die seit 1997 bestehende Gewölbegalerie. Westlich der Kirche ist im wahrscheinlich ältesten Haus von Glattbach das Krippenmuseum. im Alten Schwesternhaus südlich der Kirche (etwas von der Straße weg) ist das seit 2007 bestehenden Kunstarchiv des Glattbacher Kunstvereins

Unterhalb der Kirche ist der  Johann-Desch-Platz. Der Glattbacher Johann Desch war der Begründer der Bekleidungsindustrie am Untermain. Im Johann‑Desch‑Brunnen von Hermann Kröckel ist der Bezug zur Bekleidungsindustrie künstlerisch verarbeitet.

 

Krippenmuseum (Hauptstraße 114, westlich neben der Kirche):

Im wahrscheinlich ältesten Haus von Glattbach aus dem Jahre 1736 wurde 1988 das Krippenmuseum eröffnet. Von den etwa 1.000 Krippen aus aller Welt wird eine wechselnde Auswahl von über 350 Krippen ständig gezeigt. Wenn auch beim säkularisierten Teil der (christlichen) Menschheit der ursprüngliche Sinn von Weihnachten immer stärker verlorengeht, ohne eine Krippe unter dem Tannenbaum wäre für viele das Fest nur halb so schön. Die Heilige Familie, die drei Könige aus dem Morgenland, Hirten, Schafe, Ochs und Esel, versammelt unter dem Dach eines Stalles, gehören dazu wie Geschenke und Stollen. Als Zeichen der Verkündigung und Offenbarung dürfte die Krippe ver­mutlich nicht mehr jedem geläufig sein, aber als Symbol eines fried­lich-romantischen Arkadien, das in der Erinnerung an die (eigene) Kindheit lebt, wird sie immer individuell verstanden werden.

Gerade im deutschen und alpenländischen Sprachraum spiegelt der Krippenbau auch etwas von der „Volksseele“, dem Hang der Mittel­europäer, das Weihnachtsevangelium zu idealisieren. Das Jesuskind wurde gewiß nicht in einer (Alpen-) Hütte mit dickem Balkenwerk und vorspringenden Dächern geboren, wie sie unsere Vorstellungswelt geformt hat.

Die bildliche Darstellung von Christi Geburt kennt so viele Interpre­tationen, wie es Kulturen und Rassen gibt, unter denen das Evange­lium verbreitet wurde. Wenn Gottes Sohn der Sohn aller Menschen ist, warum kann er dann nicht auch roter, gelber oder schwarzer Hautfarbe sein? Warum sollen die andächtig Betenden im Stall von Bethlehem nicht asiatische Mandel­augen haben, mit indianischen Ponchos oder einem bloßem Lendenschurz bekleidet sein? So weit spannt sich der ethnographische Bogen der Modelle, die im Krippen­museum in Glattbach bei Aschaffenburg zu sehen sind.

Hervorgegangen aus der Privatsammlung des früheren Ortspfarrers der Gemeinde, wuchs seit der Übernahme durch die Gemeinde die­ses im hiesigen Raum einmalige Museum seit seiner Eröffnung 1988 auf rund 300 Exponate an, darunter gut 230 Krippen aus mehr als 40 Ländern und vier Kontinenten – nur das anglikanische Australien fehlt.

Dabei geht es den Initiatoren weniger um einen repräsentativen Querschnitt der globalen Krippenkultur und -entwicklung. Sie wollen vielmehr an ausgewählten Stücken das jeweils Typische eines Lan­des in den Darstellungsformen und bei den verwendeten Materialien zeigen. Da heißt es schon in der europäischen Abteilung von manch liebgewonnener Krippenvorstellung Abschied nehmen. Wie selbstverständlich sind bei französischen Modellen vor dem Jesuskind auch die dörflichen Honoratioren, Bürgermeister und Pfarrer versam­melt, während bei spanischen die Heiligen Drei Könige hoch zu Roß einreiten und statt des Ochsen ein Kampfstier im Stroh liegt. Die reichste Krippenkultur hat Polen hervorgebracht: Von Figuren aus Stanniolpapier, in bunt geschmückte „Gottesburgen“ gestellt, bis zur stilvollen und stilisierten Terrakotta-Arbeit reicht die Palette.

Farbenprächtig und in phantasievoller Mannigfaltigkeit präsentiert sich die lateinamerikanische Krippe im Museum. Bunt und lebensfroh wie das Treiben auf einem peruanischen Marktplatz ist das Weih­nachtsgeschehen gestaltet. Die Figuren tragen die traditionelle ge­stickte oder gewebte Tracht der Indios, sind aus Ton, Maisbrei oder Zuckerrohr gefertigt, haben auch Platz in Kalebassen (Flaschenkürbissen), aufklappbaren Schreinen (Retabeln) oder gar Streichholzschachteln. Heidnische Einflüsse verrät eine Flötenkrippe – auf jeder Gestalt kann gespielt werden zur Vertreibung der bösen Geister.

Anders die afrikanischen Krippen, die Holz, Elfenbein, Kokosnüsse und Wildschweinhauer als Materialien verwenden. Für den asiati­schen Raum gibt es trotz starker Missionstätigkeit in Korea und auf den Philippinen nur wenige Beispiele. Erstaunlich ist die Vielfalt der Krippen aus Israel. Sie werden vor allem von den in Bethlehem an­sässigen Christen aus Olivenbaumholz geschnitzt und gesägt. Die Franziskaner regten die Christen zu diesen Arbeiten wie zur kunst­gewerblichen Verarbeitung von Perlmutt an.

Auch einige Kuriosa gibt es in Glattbach zu sehen, so die kleinste, gerade fingernagelgroße Krippe aus Speckstein oder eine Flaschenkrippe. Nach Vorbild der Buddelschiffe wurde die Heilige Familie mit viel Akribie in eine aufrecht stehende Flasche bugsiert. Vergleichsweise leicht scheint da die Übung, sie auch in einer Walnußschale unterkommen zu lassen. Beispiele hiesiger - meist romantisierender Krippen - haben relativ wenig Platz im Glattbacher Museum.-

Wer solche Krippen - handgeschnitzt und handbemalt - sehen (und kaufen) möchte, fahre weiter in den Nachbarort Johannesberg. Dort findet sich das Reich von Holzschnit­zer Toni Sauer an der Hauptstraße schräg gegenüber der Kirche die Schnitzerei Sauer (Geschäftszeiten täglich vom 9 bis 18 Uhr, sonntags nach Vereinbarung, Tel. 0 60 21/4 26 33). Seine Arbeiten folgen ganz dem traditionellen Ge­schmacksverständnis hiesiger Krippenkultur: Das Christkind in ei­nem strohgefütterten Holzbettchen, ringsum knien Maria und Josef, Könige und Hirten. Idylle und Detailfreudigkeit – selbst eine Sonnenuhr fehlt nicht an den Firsten der Ställe - haben allerdings ihren Preis. Für eine komplette Krippe mit gut einem Dutzend Figuren sind schnell das 13. und 14. Monats­gehalt verplant. Die kleinen Holzplastiken, jede ein Unikat, können aber auch einzeln erworben werden.

Das Krippenmuseum in Glattbach hat mit Beginn der Adventszeit täglich außer montags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, sonn- und feiertags auch von 10 bis 12 Uhr (am 24. und 31. Dezem­ber geschlossen); nach Dreikönig (6. Januar) bis zum 28. Februar nur an Sonn- und Feiertagen geöffnet.

Am stimmungsvollsten wirken Krippen immer noch und immer wieder in Kirchen. Auch in der Johannesberger Pfarrkirche wird jedes Jahr vor Weihnachten eine aufgestellt. Im Übrigen ist die kleine Barock­kirche von 1769 nach umfassenden Renovierungsarbeiten innen wie außen ein sehenswertes Kleinod geworden. Ihre Lage ist ohnedies einmalig. Weithin sichtbar thront das Gotteshaus auf einem Bergrüc­ken. An klaren Tagen reicht die Sicht über Frankfurt bis zum Großen Feldberg.

 

Kulturweg „Künstlerdorf Glattbach“

(1) Johann-Desch-Platz

(2) Am Grauen Stein: Der Graue Stein war schon im Mittelalter eine Kulturlandschaft. Nutznießer war das Frauenkloster Schmerlenbach. Dies belegen die heute kaum noch sichtbaren Weinbergterrassen auf der Glattbacher Seite sowie der historische Name „Frauenholz“. Am höchsten Punkt des Grauen Steins angekommen, findet man die Fundamente des ehemaligen Aussichtsturmes, eine ungefähr 12 bis 15 Meter hohe Holzkonstruktion mit einer Plattform. Dieser wurde vom Aschaffenburger Verschönerungsverein um das Jahr 1890 errichtet und stand bis in die zwanziger Jahre.

(3) Kreuzhöhe: Der hier endende Kreuzweg von Alois Bergmann-Franken gibt Gelegenheit, Glattbacher Künstler vorzustellen.

(4) Feldspat-Aufschluß: Glattbach verfügt über ein reiches Vorkommen an Feldspat. Da Feld­spat für die Herstellung der Steingutmasse als auch für die Glasur benötigt wurde, lieferte Glattbach zwischen 1838 und 1860 insgesamt 3.000 Zentner Feldspat in die Dammer Steingutfabrik, aber auch in Steingutmanufakturen in ganz Europa. im Schloßmuseum der Stadt Aschaffenburg ist ein Saal mit Steingut aus Damm eingerichtet. Eines der bekanntesten Motive der Dammer Steingutfabrik ist das „Schäferstündchen“.

(5) Biotop am Gaiswaldweg: Der Orkan Wiebke riss 1990 fast alle Fichten im Gaiswald am Ende des Fichtengrundes um. Es entstand eine Wüstenei umgestürzter Bäume. Daraufhin legte eine örtliche Arbeitsgemeinschaft hier ein Biotop für die Ansiedlung von Amphibien und speziellen Insekten an. Nicht nur Amphibien können in einem neuen Biotop angesiedelt werden. Auch mit Ameisen kann man so verfahren, wie es in Glattbach in den achtziger Jahren geschah. Heute fühlen sich die Ameisen wohl, denn nach nur wenigen Jahren ist der Bestand auf über 38 Nester angewachsen.

(6) Kulturelles Zentrum.

 

Damm

Der Kulturweg Aschaffenburg I (Damm) ist sicher schön zum Wandern, bietet aber keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Dennoch sei er hier dargestellt:

 

(1) Nordfriedhof:

Am nördliche Ende der Siedlung Strietwald in der Konradstraße liegt der Nordfriedhof (auch: Neuer Friedhof). Hier ist das Grab von Dr. Lorenz Wappes (geboren 1860). Er war Dozent an der Forsthochschule Aschaffenburg, die sich zwischen 1819 und 1910 nahe der Sandkirche (in der Sandgasse in der Fußgängerzone westlich des Parks Schöntal) befand. Er erwarb große Verdienste um den deutschen Forstverein. Trotz langjähriger Tätigkeiten in ganz Bayern blieb er zeitlebens Aschaffenburg verbunden, wo er 1952 starb.

Der auf der Gemarkung von Damm gelegene Strietwald war Lehrforst der Aschaffenburger Forsthochschule (1819 ‑ 1910). Hier finden sich Baumarten wie die Douglasie, die Weymouthskiefer (Strobe), die Amerikanische Roteiche und der namensgebende Tulpenbaum. Auch ein Mammutbaum steht im ehemaligen Lehrforst. Die unterhalb des Waldes gelegene Siedlung Strietwald wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gegründet.

 

(2) Jahnfelsen und Ossenheimer Mark:

In nordwestlicher Richtung geht vom Nordfriedhof ein Weg in den Wald (Nordic-Walking Strecke). Etwa 100 Meter weiter liegt rechter Hand der Steinbruch, aus dem die Steine für die Fundamente der ersten Siedlerhäuser gewonnen wurden. Nach etwa 1,5 Kilometern kommt man zum Jahnfelsen. Dort befindet sich heute eine Tafel zu Ehren des Turnvaters Jahn, die von den Aschaffenburger Turnern 1928 angebracht wurde. Jahn war ein Vertreter der Märzrevolution von 1848, der sich darüber hinaus um die Turnerbewegung in Deutschland verdient gemacht hat. Wenige Meter bachaufwärts erzählt eine Legende die Geschichte der Menzenmühle, die man an dieser Stelle vermutet wird.

Die Spessartkarte von 1594 von Paul Pfinzing aus Nürnberg zeigt oberhalb Damms (Thorne) und der Schwalbmühle (Schwalben Mühle) in brauner Färbung die Ossenheimer Mark, einem zur gemeinsamen Nutzung freigestellten Waldbezirk. Der Strietwald war einst der östliche Teil der „Ossen­heimer Mark“, eines Waldgebiets, das dem Stift St. Peter und Alexander gehörte und das von den Gemeinden Dettingen, Kleinostheim und Main­aschaff genutzt werden durfte. Der Name Strietwald kommt von den Auseinandersetzungen zwischen Aschaffenburger Bürgern und dem Stift St. Peter, die seit 1304 belegt sind und sich oftmals nur um Kleinigkeiten handelten. Nach der Teilung im 18. Jahrhundert kam der Strietwald zur Gemarkung Damm und nach der Eingemeindung zu Aschaffenburg.

 

(3) Raubgrabung: Die Kulturlandschaft Spessart enthält Zeugnisse der Vergangenheit aus mehreren tausend Jahren. Träger dieser Geschichte sind zum Beispiel Hügelgräber, wie es sie auch im Strietwald gibt. Der Bestand der Grabhügel ist durch Raubgräber bedroht, die mit Metallsuchgeräten, Schaufel und Pickel auf die Suche nach vermeintlichen Schätzen gehen. Bodendenkmäler werden so zerstört und ihr Informationsgehalt geht uns durch die Störung der zeitlichen Abfolge in den Bodenschichten verloren. Die Tafel soll die örtliche Bevölkerung zur sozialen Kontrolle motivieren, um auf diese Weise den Erhalt unserer Vergangenheit zu sichern.

 

(4) Teschenhöhle:

Die „Höhle“ ist nicht leicht zu finden. Wo am östlichen Rand von Kleinostheim die Striet­waldstraße und Hirschpfad zusammentreffen, geht ein geteerter Weg am Waldrand entlang, umrundet im Rechtsbogen den Steinbach, führt an zwei Bänken an der rechten Seite vorbei und noch etwas nach unten. Ehe der Weg im rechten Winkel nach rechts abbiegt, geht es links bei dem Schild „Kulturweg“ in den Wald. Nach etwa 50 Metern steht ein Pfosten, der nach rechts weist. Dort ist der ehemalige Steinbruch, in den man auf einer Treppe hinabsteigen kann. Hier wurde Basalt abgebaut. Dieser Basalt bildete einen Vulkanschlot, der vor etwa 43 Millionen Jahren entstand. Bei dem Ausbruch wurde die damals hier noch nicht abgetragene Schicht Buntsandstein durchbrochen. Dies kann man  am anstehenden Gestein beobachten, das aus einer vulkanischen Brekzie mit Anteilen von Buntsandstein besteht, der durch den heftigen Ausbruch deformiert wurde. Bei dem Durchbruch des Vulkans durch den darüber liegenden Buntsandstein wurde dieser stark erhitzt (gefrittet) und in Bruchstücken von der Basaltlava umschlossen. Oberhalb der Teschenhöhle bieten die über 30 Meter hohen Douglasien, die von der Forsthochschule gepflanzt wurden, einen beeindruckenden Anblick.

 

(5)  Schießplatz:

An der nordwestlichen Ecke der Siedlung Strietwald liegt der Strietwälder Schießplatz. Er wurde im 19. Jahrhundert vom bayerischen Jägerbataillon angelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Hauptgebäude wegen der Bombenschäden in der Stadt als Schule für die Dammer und Strietwälder Kinder. Der Schießplatz wurde dann von den amerikanischen Soldaten genutzt. Aber zu sehen ist hier weiter nichts.

 

(6) Dicker Stein:

Der Besuch dieses Standorts lohnt sich nicht besonders. Er liegt ganz am nordöstlichen Ende des Stadtteils Damm im Haselmühlweg nördlich der Autobahn. Vom Nordfriedhof kommt man dorthin, indem man an der Strietwälder Kirche links abfährt und dann immer geradeaus, bis man direkt nach der Unterquerung der Autobahn nach wenigen Metern bergauf links einen Berg aus abgelagertem Material vom Autobahnbau sieht. Hier liegt das geologische Denkmal „Dicker Stein“. Er ist ein etwa 60 Tonnen schwerer, aus Gneis bestehender Felsblock, der als Verwitterungsrest beim Ausbau der Autobahn im Jahre 2002 am Pfaffenberg freigelegt wurde. An seinem heutigen Standort, 250 Meter von der Fundstelle entfernt, legt der beeindruckende Block nunmehr stummes Zeugnis ab von der bewegten geologischen Vergangenheit der Region, die sich von tropischer Inselwelt über alpines Hochgebirge, Wüstenbildung und Eiszeit zum heutigen Landschaftsbild gewandelt hat. 

 

 

Goldbach

Vom Hasenmühlweg kommt man über die Dammer Weg auf die Aschaffenburger Straße

(B 26), die aber am eigentlichen Ortskern vorbeiführt. Der Ort ist wahrscheinlich nach dem Bach benannt, dessen Wasser über Sand mit Eisenoxyd läuft und diesem einen goldenen Schimmer gibt (Wanderung in Elvira Klein, Spessart, 113). Der nächste Ort ist Hösbach.

 

Hösbach

Die Gemeinde mit ihren  Ortsteilen Hösbach-Ort, Bahnhof, Wenighösbach, Rottenberg, Feldkahl und Winzenhohl hat etwa 13.500 Einwohner und ist ein reger Hand­werks- und Industrieort. Erstmals wird er 1189 genannt unter den Edlen von Hostebach. Er ist seit 1360 Sitz einer Forstbehörde. Als Wahrzeichen der Gemeinde Hösbach gilt die dortige mächtige St.-Michaels-Pfarrkirche mit dem neugotischen Kirchturm, der Eingang in das Gemeindewappen fand.

Am ersten Kreisel östlich des Ortes muß man aufpassen, daß man nicht rechts auf die Autobahn gerät, sondern man fährt erst noch geradeaus in Richtung Lohr und am nächsten Kreisel nach Süden in Richtung Hösbach-Bahnhof. Die Aschaffenburger Straße führt wieder nach Osten. Dort muß man aufpassen, weil es plötzlich im spitzen Winkel rechts hoch in Richtung Haibach geht.

 

Schmerlenbach

In Winzenhohl steht rechts das ehemalige Kloster mit der Wallfahrtskirche St. Agatha. Parken kann man im Kloster. Das Kloster ist eine Stiftung aus dem im Jahr 1218 durch den Würzburger Domherrn Gottfried von Kugelnberg, Probst des Stifts in Mockstadt in der Wetterau. Die Mönche lebten zunächst nach den Regeln der Zisterzienser, Ende des 13. Jahrhunderts nach denen der Benediktiner. Durch zahlreiche Schenkungen erlangte das Kloster eine beachtliche Größe. Im Jahre 1758 wurde die bereits 1356 urkundlich erwähnte Klosterkirche abgetragen und 1759 neu errichtet. Erst seit dem frühen 20. Jahrhundert spricht man von einem weithin bekannten und von weit­her besuchten Wallfahrtsort.

Die Kirche ist der heiligen Agatha geweiht und seit 1812 Pfarrkirche des Ortes. Mittelpunkt ist das Gnadenbild von 1380 „Unserer Lieben Frau von Schmerlenbach“, eine 30 Zentimeter hohe Pieta über dem Tabernakel im Hochaltar. Das Gnadenbild spielt jedoch in dieser Region noch eine andere Rolle. „Schaut wie die Mutter­gottes von Schmerlebach”, lautet ein beliebter Spruch für das allzu traurige Mienenspiel mancher Mitmenschen.

Weitere kunsthistorisch bedeutsame Zeugnisse aus dem mittelalterlichen Gotteshaus sind eine Ton-Madonna mit Kind im Strahlenkranz von etwa 1400, eine spätgotische Monstranz von 1518 und ein  aus dem 17. Jahrhundert stammenden Hochaltar sowie herrliche Deckengemälde unbekannter Meister.

Die spätbarocke Wallfahrtskirche wurde 1960 gründlich restauriert. Am Weihnachtstag 1960 wurde  das restaurierte Gnadenbild feierlich heimgeholt. Seitdem besuchen zahlreiche Verbände (KAB, Kolping, usw.), Gruppen aus Pfarreien und Studenten der Priesterseminare St. Georgen  (Frankfurt) und Würzburg die Stätte und das Gnadenbild.

 

Das Kloster hielt sich erstaunlich lange. Die Reformation, die Glaubenskämpfe des 16. Jahrhunderts, auch der Dreißigjährige Krieg konnten ihm nur wenig anhaben. Das Ende kam erst mit der Säkularisation im Jahre 1803. Danach fiel Schmerlenbach an den Erzbischof von Mainz, Karl von Dalberg, der das Vermögen vornehmlich für die Errichtung eines Aschaffenburger Priesterseminares verwen­dete.

Bis um 1970 bot Schmerlenbach noch das eindrucksvolle Bild einer Klosteranlage. Der zunehmende Verfall funktionslos gewordener Konvents- und Ökonomiegebäude führte zu deren Abbruch Ende der siebziger Jahre. Seit 1982 ist das Kloster Eigentum der Diözese Würzburg und heute Bildungs- und Exerzitienhaus „Maria an der Sonne“. Auf dem Boden des baufälligen Konventgebäudes steht jetzt ein von drei Pallottinern betreutes Bildungs- und Exerzitienhaus für 77 Gäste der katholischen Erwachsenenbildung. Die gesamte Anlage entstand auf dem Reiß­brett des Architekten Florian Leitl, dem es dabei gelang, im Wesentlichen die alten Baulinien einzuhalten. Abtissinnengebäude, Klostermauern, Klostertor sowie die Außenanlagen präsentie­ren sich heute fein herausgeputzt. Jährlich kommen etwa 13.000 Pilger nach Schmerlenbach. Die Wallfahrtskirche ist täglich bei freiem Zutritt geöffnet. Ein Kirchenführer kostet drei Mark. Vom Kloster fährt man nicht auf der Schmerlenbacher Straße weiter, sondern kehrt wieder zurück zur Haibacher Straße und fährt nach Haibach.

 

Östlich des südlichen Endes von Winzenhohl liegen der Panoramablick des Kulturweges Bessenbach (siehe Spessart, Bessenbach)  und der Klingerhof: Der Vorspessart präsentiert sich von diesem Aussichtspunkt wie auf einer Präsentiertafel. Der Blick reicht vom Hahnenkamm bei Alzenau über die ersten Buntsandsteinberge bei Rottenberg, das Aschafftal bis zum Weiler Steiger, wo der Buntsandsteinspessart beginnt. Über die Gemeinde Bessenbach hinweg folgt nach dem Sender Pfaffenberg mit den beiden Haibacher Hügeln Kaiselsberg und Findberg das Ende des Buntsandsteins zur Mainebene hin. Das Landhotel Klingerhof lädt ein zu einer Pause mit einem schönen Panoramablick Richtung Bessenbach möglich. Interessant ist der geologische Aufschluß am Parkplatz, der 400 Millionen Jahre zurück führt, als der Spessart am Äquator lag, Vulkane Feuer spieen und sich später Korallenriffe bildeten. Das Landhotel Klingerhof wird 2008 / 2009 komplett umgestaltet. Unterhalb des Klingerhofs ist ein Steinbruch mit weißem Marmors mit kleinen Glimmerschüppchen.

Weiter mit Haibach, Grünmorsbach, Dörrmorsbach und Gailbach.

 

 

 

Umgebung Aschaffenburgs: Süden

 

Haibach

Haibach ist erstmals im Jahr 1187 erwähnt. Der Spitzname der Haibacher war früher „Wellekipper“, weil es verbreitet war, Krüppelholz zu großen Bündeln zu binden und zu verschnüren. Ein Holzschnitt von Alois Bergmann‑ Franken (siehe Glattbach) von 1954 zeigt die „Hawischer Wellekipper“. Die Sehenswürdigkeiten liegen alle am Nordrand des Ortes. Von der Würzburger Straße (B 8) fährt man nach rechts in die Rathausstraße, dann links um das Rathaus herum und dann in die zweite Straße rechts, die Haidebachstraße. Sie führt zu einem Spielplatz an der Ringwallstraße. Rechts vom Spielplatz ist der Wanderparkplatz (auch wenn davor ein Sperrschild steht). Von hier geht es hinunter in die „Haibacher Schweiz“. Man geht aber links vom Spielplatz an der Informationstafel hoch zur „Ketzelburg“, wo weitere drei Informationstafeln stehen (auf der Karte ist die 2 zu weit oben eingezeichnet, die Burg ist gleich beim Spielplatz).

 

Ketzelburg:

Schon im Hochmittelalte hatten sich Adelige in Haibach einen Wohnsitz erbaut: die Ketzel­burg ‑ lange legendenumwoben und heute archäologisch und historisch erforscht. Die Ar­chäo­logie der Ketzelburg wurde durch eine geophysikalische Messung (eine zerstörungsfreie Bodenerkundung) erforscht. Historische und archäologische Forschungen ließen aus den Legenden der Vergangenheit ein realistisches Bild der Ketzelburg entstehen. Der Ringwall ist durchgehend erhalten. In der Mitte auf dem Plateau stand einst ein Steinturm, der mit Holzpalisaden geschützt wurde; heute ist er wieder restauriert.

Im Jahre 1840 wurde der „Schlüssel von der Ketzelburg“ angeblich am Ringwall gefunden und sogleich als ein Beleg für die Existenz der Burg des „Ritters von Heydebach“ angesehen. Bei Untersuchungen im Rahmen der Erforschung der Ketzelburg stellte sich heraus, daß die Korrosionsspuren auf dem Metall nicht auf jahrhundertelanges Liegen im Boden zurückgingen. Vielmehr sind sie Ergebnis eines mühevoll durchgeführten künstlichen Alterungsprozesses. Ein Fälscher hatte mit einem Stichel mühevoll Hunderte von kleinen Löchern in den Schlüssel gepunzt.

 

Hohes Kreuz:

Wenn man an der Ketzelburg nachWesten weiter geht auf der Ringwallstraße, kommt man zu der Schule auf der rechten Seite. Dort fährt man links ab durch die Sportfeldstraße und dann wieder rechts in die Büchelbergstraße. An deren Ende ist rechts ein Parkplatz, über dem an der Ostseite das „Hohe Kreuz“ ist. Hier wird das Drama der Legende um den Ritter „von Heydebach“ und den Rivalinnen um seine Gunst erzählt wird. Das „Hohe Kreuz“ wurde 1844 vom damaligen Aschaffenburger Bürgermeister Adalbert von Herrlein als Zeichen an einem markanten Aussichtspunkt gestiftet.

Hier ist auch ein Soldatenfriedhof. Man kann links vorbei noch weiter bis zum Wildpark gehen, der auch auf dem Haibacher Rundweg besucht wird. Man kann aber auch gleich zur Brunnenstube fahren. Man fährt die Büchelbergstraße ein Stück zurück und nach rechts in die Friedrich-Ebert-Straße. Deren Fortsetzung ist die Paul-Gerhardt-Straße, in der links die evangelische Matthäuskirche steht. Dort geht es nach links in die Frühlingsstraße und in die zweite Straße links, den Sponackerweg. Kurz bevor dieser auf die Würzburger Straße stößt steht rechts das Schild „Brunnenstube“. Bis zu dieser sind es nur etwa 100 Meter. Oben am Weg stehen ein Gedenkstein und die Informationstafel. Links und rechts vorbei kommt man zur eigentlichen Brunnenstube.

 

Die kurfürstliche Brunnenstube:

Bereits die Mainzer Erzbischöfe wußten das Haibacher Wasser zu schätzen. Die Renovierung der über 450 Jahre alten Brunnenstube, von der Wasser bis in das Aschaffenburger Schloß geleitet wurde, erschließt eines der bedeutendsten frühneuzeitlichen technikgeschichtlichen Denkmäler Bayerns. Mit der Freilegung und Renovierung der in der Regierungszeit Kardinal Albrecht von Brandenburg errichteten Brunnenstube verfügt Haibach über eines der bedeutendsten Technikdenkmäler der Region. Auf den ersten Metern durchlief das Wasser eine Holzwasserleitung. Von der Brunnenstube reicht der Blick bis an das Ende der Wasserleitung im Schloß Johannisburg. An der Brunnenstube ist über der Eingangstür das Mainzer Wappen von 1525.

 

Der ehemalige Steinbruch Wendelberg:

Noch einmal hundert Meter weiter liegt der Steinbruch. Wenn man von der Informationstafel noch ein Stück weiter geht, führt ein Weg hinab in den Steinbruch. Der hier gebrochene „Haibacher Blaue“ ist im Ort an vielen Gebäuden wiederzuerkennen. Darüber hinaus wurde hier das Mineral „Spessartin“ gefunden. Es handelt sich dabei um eine Spielart des Halbedelsteins „Granat“. Der stillgelegte Steinbruch wurde zum Refugium für geschützte Pflanzen und Tiere. So wurde aus einem ehemaligen Industriebetrieb eine ökologische Nische für seltene Tierarten.

 

Kulturweg Haibach „Ritter, Fürst und Wellekipper“ (3 Kilometer).

Unterhalb des Ringwalls Ketzelburg beginnt der Kulturweg, der vom Rand der Haibacher Schweiz zum Wildpark, dem Hohen Kreuz über die kurfürstliche Brunnenstube bis an den ehemaligen Steinbruch Wendelberg mit dem Ausflugslokal „Wendelberghaus“ führt.

(1) Start des Kulturwegs am Parkplatz.

(2) Hochmittelalterliche Ringwall „Ketzelburg“

(3) Hohes Kreuz:

(4) Die kurfürstliche Brunnenstube

(5) Der ehemalige Steinbruch Wendelberg:

Man fährt dann auf der Würzburger Straße nach Osten und kommt nach Grünmorsbach.

 

 

Grünmorsbach

Die nach Originaldokumenten liebevoll restaurierte alte katholische Filialkirche St. Johannes (Würzburger Str. 247) ist unbedingt einen Besuch wert, aber verschlossenen. Eine Stiftung von Frau Eva Margaretha Kiesel, eine Schwester des Aschaffenburger Stiftspfarrers Johann Kiesel, ermöglichte Grünmorsbach den Bau einer eigenen Kirche. Baubeginn war im Spätsommer 1898 nach den Plänen des späteren bayerischen Dombaumeisters Professor Josef Schmitz. Bereits am 10. Oktober 1899 erfolgte die feierliche Weihe durch Bischof Ferdinand von Schlör auf die Kirchenpatrone St. Johannes Baptist (der Täufer) und St. Margaretha. Der Zuschnitt des Baugrundstückes erlaubte nicht die Ostung der streng nach neuromanischen Stilmerkmalen geplanten Kirche. Ihre Proportionen sind ausgewogen und harmonisch, Seitenschiffe und Langhaus bilden zusammen im Grundriß ein Quadrat.

Besonders beeindruckend ist die Innenausstattung, die größtenteils von Bildhauer Heinz Schiestl stammt. Seine Handschrift tragen unter anderem der Hauptaltar, zwei Nebenaltäre, die Kanzel, die Kommunionbank, der Beichtstuhl und die Sakristei-Einrichtung sowie das Triumphkreuz und der Kreuzweg. Auf der Empore, die über Generationen nur den männlichen Kirchenbesuchern vorbehalten war, steht die von Schlimbach 1899 gefertigte Orgel mit neun Registern. Die Ölberggruppe und das Feldkreuz, die sich außerhalb der Kirche befinden und heute zentraler Punkt des Kriegerdenkmals sind, wurden ebenfalls von Schiestl gefertigt.

Von hier fährt man wieder ein Stück zurück und fährt links ab nach Dörrmosbach

 

Dörrmorsbach

Im Ort fährt man mit der abbiegenden Hauptstraße links ab in die Wiesenstraße (es steht kein Straßenschild dort) und an der Gabelung links weiter in Richtung Kirche. Hinter dem gelben Haus einer Graphikfirma ist links der Grenzsteingarten (Tafel 6 des Kulturweges Aschaffenburg III Gailbach). Für die Gemeinde Dörrmorsbach haben sich die Gemarkungsgrenzen zu Gailbach und Oberbessenbach im Laufe der Jahrhunderte wiederholt verändert. Eine ganze Anzahl von Gemarkungssteinen wurde damit ihrer Funktion enthoben. Deshalb wurden die Steine gesichert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und erläutert. Neben ehemaligen Gemarkungssteinen finden sich auch zwei Steine mit dem Zeichen „PA“ für das Stift Peter und Alexander in Aschaffenburg und „NZ“ für Noval-Zehnt. Der Noval-Zehnt war ein Kirchenzehnt für neu gerodetes Land, der bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Um die zehntpflichtigen Flächen deutlich zu kennzeichnen, wurden sie mit Novalzehntsteinen abgemarkt. In der Säkularisation erhielten meist die Adeligen einen Anteil a n diesem Zehnt. Der Zehnt wurde aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgeschafft.

Von hier fährt man wieder zurück bis an den Ortsausgang und dann links ab auf der Findbergstraße nach Gailbach. Der rechts liegende Findberg war ehemals mit einer Höhenburg bebaut, 1885 standen noch Mauerreste.

 

Gailbach

Auf den Wiesen um Gailbach, die früher einmal Äcker waren, wachsen viele seltene Pflanzen. Die Südhänge waren Weinberge, einige Überreste von Terrassen sind noch vorhanden.

In Gailbach ziehen sich die offenen Lagen vom Tal bis auf die Höhen um das Dorf. Auf diesen ehemaligen Feldern wächst heute eine große Vielfalt seltener Pflanzen. Beim alljährlichen „Wäzzberre“-Sammeln werden bestimmte Kräuter zusammengetragen und am Fest „Mariä Himmelfahrt“ zu Sträußen gebunden, die in der Kirche geweiht werden.

In der Mitte des Straßendorfes geht links der Stengertsweg ab. Hie rlag das alte Zentrum des Ortes. Das Haus Stengertsweg 1 wurde auf den Grundmauern neu aufgebaut nach dem altem Original. Hier erbauten die Gailbacher Bürger 1793 auch eine Kapelle. Zehn Jahre später errichteten sie gegenüber das zweigeschossige Schulhaus mit Lehrerwohnung und Kaplan­zimmer. Dieses Haus steht heute noch als denkmalsgeschützter Fachwerkbau.

Die Kapelle, mehrmals erweitet, wurde 1897 zur Dorfkirche, geweiht dem heiligen Matthäus. Im Jahre 1930 wurde sie zugunsten des neuen Pfarrzentrums abgerissen. Eine Sandstein­gedenk­platte erinnert an den Standplatz der alten Matthäuskiriche. Mehere Fachwerkhäuser geben diesem alten Kirchplatz heute noch eine dörfliche Atmosphäre. Der Springbrunnen ist von Günter Kürbis aus Aschaffenburg. Im Dorf finden sich mehrere Wetterfahnen, die Emil Renner gestaltet hat.

An der gleichen Stelle geht nach Norden der Pfaffengrundweg ab. Hier sieht man links auch die neue Matthäuskirche, die Ausgangspunkt des Kulturwegs ist.

 

Kulturweg Aschaffenburg 3 Gailbach „Marmor, Stein und Spessartit“ (8 Kilometer)

(1) Matthäuskirche, die neue Kirche: Einige Figuren aus der alten Kirche wurden in die neu Kirche überführt und im E­ingangs­bereich aufgestellt. Dem Heimatverein ist es zu verdanken , daß auch ein bleiverglastes Fenster gerettet und rerstauriert werden konnte.

 

(1a) Auf dem Pfffengrundweg weiter nach Osten kommt man zum ehemaligen Pestfriedhof. Von dem 1555 angelegten Gailbacher Friedhof ist an der Aussegnungshalle noch der obere Teil des Hochkreuzes aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Auf dem Friedhof waren 27 gefallene Soldaten in einem Reihengrab beigesetzt, die 1958 umgebettet wurden..

 

(2) Ausblick: Der Aussichtspunkt am Waldrand (mit Panoramakarte) bietet einen weiten Blick in das Rhein-Main-Gebiet bis an den Taunus mit dem Feldberg. Im Vordergrund liegt Gailbach im Talgrund. Am markantesten ragen in der Mainebene links die Papierwerke in Stockstadt am Main hervor. Rechts daneben sind die Hochhäuser von Mainaschaff zu erkennen. Die Aussicht wird begrenzt vom Stengerts (links) und vom Findberg (rechts)

 

(3) Bensenbruch: Nahe der Gemarkungsgrenze von Dörrmosbach befinden sich der Bensenbruch (Steinbruch) und der Schwind-Bildstock . Seine Entstehung geht auf ein Versprechen während des zweitenWeltkriegs zurück, als Gailbach in der Karwoche 1945 Kampfgebiet war. In der Höhle des Bernenbruchs brachten sich die Menschen vor Bomben und Granten in Sicherheit: Unter den Schutzsuchenden war auch der in Gailbach geborene Vincenz Schwind, seine aus Dörrmosbach stammende Ehefrau Magdalena, die Eltern des späteren Aschaffenburger Oberbürgermeisters Dr.Vincenz Schwind sowie zwei Enkelkinder. Sie gelobten, einen Bildstock zu errichten, wenn alle im Stollen die Karwoche überleben sollten, was glücklicherweise auch geschah. Das Ehepaar Schwind löste sein Versprechen ein.

Der Aschaffenburger Gewerbelehrer Erich Pfeffer hat den Sandsteinbildstock entworfen und der Bildhauer August End aus Aschaffenburg hat ihn ausgeführt.Als Material dienten ihm Trümmersteine der zerstörten Agathenkirche. Das beherrschende Motiv dieses Bildstocks ist einf ast rundplastisich gearbeitetes Rundrelief einer Schutzmantelmadonna, die ihren Mantel über vier Personen ausbreitet (die Mitglieder der Familie Schwind).

 

(3b) Die Gailbachquelle befindet sich im Ruhwald kurz unterhalb des Wegs. Der Gailbach wird von mehreren Rinnsalen gespeist, die am Fuß des Weißenbergs zusammenfließen. Zur Markierung des Ursprungs der Quelle wurde vom Heimatverein ein Findling gesetzt.

 

(3c) Der Bildstock soll an der Gabelung errichtet worden sein, weil hier ein Bauer einen anderen im Streit erschlagen hanen soll. Die Gailbacher haben den Bildstock erneuert.

 

(3d) Um den weißen Bildstock ranken sich mehrere legenden. Zum einen verschwand an diesem Ort ein Hochzeitspaar, das in einer Kutsche fuhr. Nach einer anderen Legende wurde hier jemand vom Blitz erschlagen. Die dritte Geschichte lautet: Ein Junge sollte dem Hirten Brot aus dem Dorf holen. Auf demWeg zurück aß der Junge des Innere des Brotes und füllte es mit Schafsknöddeln. Darauf erschlug des Hirte das Kind aus Wut.

 

(4) Frühstückseiche: Ein besonderes Natur- und Kulturdenkmal ist die „Dick Aasche“, die in Aschaffenburg selbst als „Frühstückseiche“ bekannt ist. Die Aschaffenburgert sollen bei Wanderungen in Richtung Hohe Wart bereits an der „Dicken Eiche“ eine Frühstückspause eingelegt haben. In Soden wird der Baum als „Aoschbaum“ bezeichnet. So viele Namen für ein und denselben Baum zeigen, daß er einen wichtigen Punkt ium Gelände markiert. Tat­sächlich überschreiten hier die Wege zwisichen dem Gailbachtal und dem Sodental den Sattel und kreuzen sich mit dem Weg von der Hohen Wart nach Schweinheim. Auch verläuft hier die Grenze zwiichen den Gemarkungen Gailbach (Stadt Aschaffenburg) und Soden (Markt Sulzbach, Landkreis Miltenberg). Hier sollen „Aufhocker“ oder Druckgeister wie die „weiss Gaas“ die Menschen erschreckt haben, besonders die Zecher oder Freier auf ihrem Rückweg.

 

(4 a) Entlang der Gemarkungsgrenze führt der Weg in Richtung Sportplatz. Nicht weit von diesem Weg entfernt findet sich ein Grenzstein mit den Kürzeln SH (Schweinheim) und G (Gailbach).

 

(4 b) In der Karwoche 1945 wurde Gailbach beim Kampf um Aschaffenburg zum Kampfge­biet. Dabei kamem viele amerikanisiche und deutsche Soldaten zu Tode, darunter der erst 18 Jahre alte Theo Kunkel aus Gailbach.

(5) Alter Kirchplatz.

 

Steinbrüche:

Südwestlich des Dorfes ist der 347 Meter hohe Stengerts. Er hat stillgelegte Steinbrüche. Bei der Inbetriebnahme 1829 war eine Bahnstrecke nach Sulzbach und eine Seilbahn geplant. Auf der Kuppe stehen der vom Spessartbund erbaute Dr.-Hörnlein-Turm und ein Füllsender. Auch auf dem Pfaffenberg ist eine Sendeanlage. Unterhalb des Stengerts (wo die Schießstände sind und westlich davon?) ist der 1913 angelegte 80 Hektar große Exerzierplatz.

 

Rechts der Straße nach Schweinheim, gegenüber dem von links einmündenden Reiterweg und gegenüber einer Bushaltestelle, war der Marmorsteinbruch (Außenstation des Kulturweges. Ein Hinweisschild fehlt aber, die Informationtafel steht an einem Treppenaufgang im Wald).

 

Einzigartig ist der Aufschluß des „Weißen Steinbruchs“, wo Feldspat gefördert wurde. Um 1870 begann man den Abbau für die Zellstofffabrik in Aschaffenburg-Damm, die den Kalk für die Papierherstellung verwandte. Im Jahre 1928 übenrahm die Firma Spessartindustrie den Abbbau im Tagebau und gegen Ende des Jahres im Untertagebau. Die bis zu 200 Meter langen Strecken wurden ausgebeutet, verfüllt und dann darüber wieder abgebaut. Im Jahre 1929 traten massive Wasserzuflüsse auf, für die man weitere Pumpen installieren mußte. Im Jahre 1942 war der Wasserzufluß so stark geworden, daß die Pumpleistung nicht mehr ausreichte. Dies war wohl der wesentliche Grund für das Einstellen des Bergwerks. Geologisch handelt es sich um kalkhaltige Sedimente, die durch Hitze und Druck zusammen mit umgebenden Gesteinen zu den Marmoren und Silikat­marmoren umgewandelt wurden. In unserer kalten und nassen Witterung bröckelte das Gestein an der Oberfläche, weshalb das Material vor allem zu Papier­herstellung verwendet wurde. Dennoch gibt es einige geschlif­fene und polierte Exemplare des „Marmors“ (siehe auch www.spessartit.de / 46.htm).

Östlich der Elterhöfe ist der Elterwald, der mit 102 Tagwerk Fläche am 25. Januar 1911 an die Stadt verkauft wurde

 

 

Schweinheim

Die Karte von Gottfried Maskopp von etwa 1575 / 1580) zeigt unter anderem auch das Ausmaß des Weinbaus entlang des Hensbachs. Die Südlagen oberhalb des Gewässers waren mit Reben bestückt. Bei der Mühle könnte es sich um die Eichmühle handeln. Auf der Spessartkarte von 1562 / 1594 von Paul Pfinzing aus Nürnberg sind das Unter‑ und das Oberdorf zu erkennen (Under­schweinhain / Oberhaim), daneben „Der Bischoffberg“. In Richtung Main steht am Hensbach eine Mühle.

Schweinheim ist als Dorf seit dem späten Mittelalter faßbar. Es erscheint unter dem Namen „Swenheym“ erstmals 1309. Ein besonderes Privileg hatten die Schweinheimer inne, da sie seit 1249 - damals wurde das Dorf „Hagene“ genannt - dieselben Rechte wie die Aschaffenburger genossen und auch der Aschaffenburger Gerichtsbarkeit unterstanden. Nach 1814 wurde Schweinheim selbständig. Im Jahre 1938 war Schweinheim mit 5.281 Einwohnern die größte Gemeinde Unterfrankens. Eine besondere Rolle für die Entwicklung Schweinheims spielten die beiden Pfarrer Schweinfest und Ulmenhof, von denen Ersterer den Kirchenbau ermöglichte sowie die erste Ortschronik verfaßte und Letzterer sich um das Schulwesen und um die Aufführung der Spessarter Passionsspiele verdient machte.

Schweinheim hat Besonderes zu bieten. Das liegt nicht nur an seiner für den Spessart untypischen offenen Tallage, sondern auch an seiner Nähe zur Stadt Aschaffenburg, zu der der Ort seit 1939 gehört. Die Kulturlandschaft ist geprägt von einer starken Gestaltung durch den Menschen: Dies ist sichtbar an den verschiedenen Kultivierungsformen am Erbig, an den ‑ vom Erzstift Mainz geprägten ‑ Bildstöcken und Kreuzwegen oder an der Kirche Maria Geburt, deren moderne Umgestaltung Schweinheim zu einem Zentrum des Gesprächs über die Kirche heute macht.

Wenn man von Gailbach nach Schweinheim kommt, trifft man zuerst auf einen Kreisel:

 

„Frau Holle Kreisel“:

 Der Name kommt vom „Hollebach“, der das Gebiet vor der Bebauung durchfloß. Er entsprang am Wendelberg westlich von Haibach, speiste den Schwindsee und floß durch die Althohlstraße in den Hengsbach. Im Schwindsee wurde Eis gewonnen für die Schwind Brauerei.

Am Hollegraben war in der Nähe des Kreisels ein Steinbruch, der zeitweise mit Wasser gefüllt war. Bevor hier die Steine gebrochen wurden, war hier bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Felsformation, in der man „Frau Holle“ erkennen wollte. Als 1938 / 1939 die Artilleriekaserne gebaut wurde, verschwand ein Teil des Steinbruchs, der Rest dann nach dem Krieg, als hier die Amerikaner einzogen.

Im Jahre 2003 wurde hier vom Vereinsring der Frau-Holle-Stein aufgestellt, um die Erzählungen nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Er stammt aus dem Steinbruch und wurde als Grabstein genutzt und danach als Gedenkstein zur Verfügung gestellt. Die Künstlerin Sigrid Mahncke aus Schwein­­heim hat Szenen aus der Frau‑Holle‑Mythologie bildlich dargestellt: Frau Hölle belohnt die Guten und bestraft die Bösen. Ein Mann schleppt einen Sack Mehl, als ihm Frau Holle begegnet. Freundlich begrüßt er sie und wird belohnt: Der Mehlsack wird ein ganzes Jahr lang nicht leer. Der Stein steht an der Würzburger Straße in Höhe des Baumarkts „Bauhaus“ vor einem Wohnblock. Links daneben steht auch eine Informationstafel.

Auf der Würzburger Straße fährt man ein Stück in Richtung Aschaffenburg. Links sind die ehemaligen amerikanischen Kasernen. Dahinter bieg man links in die Rhönstraße ein und gleich wieder links in den Sälzerweg. Die zweite Straße nach links ist die Molkenbornstraße, in die man nun einbiegt und durch die Marienstraße rechts an der Kirche vorbei.

 

Kirche:

Die neugotische Kirche „Maria Geburt“ von 1894 war ursprünglich sehr farbig gestaltet, wurde aber im Zuge der Renovierungen immer mehr schlich­ter gestaltet. Bei der Bevölkerung wird das noch heute diskutiert. Das Muttergottesbild stand ursprünglich im Mainzer Kapuzinerkloster, von wo es 1793 im Zuge der Revolutionswirren nach Hochheim gebracht wurde. Von dort nahm es 1803 ein Aschaffenburger Schiffer mit nach Hause und gab es der Kirche von Schweinheim. Aber die Statue hatte ihr Zepter verloren. Bei der Aufstellung kam es deshalb angeblich zu einer Lichterscheinung und zu einem Knall. Doch seit der Restaurierung ist nichts mehr passiert.

 

Weißes Hällsche (Helgen):

Die Marienstraße wird fortgeführt durch die Ebersbacher Straße. Von dieser geht rechts an der Sportanlage der Steinweg ab. Hier steht links die Informationstafel für den Bildstock, dieser selber ist aber nicht zu sehen. Die Informationstafel steht unverständlicherweise etwas oberhalb der Ecke Ebersbacher Straße / Steinweg vor dem Sportgelände, aber ohne jeden Hinweis auf den tatsächlichen Standort. Um den unter Denkmalschutz stehenden „Weißen Bildstock“ zu finden geht man die Ebersbacher Straße nach Osten bis zu den letzten Häusern und dem Ende des eingezäunten Sportgeländes. Von dort führt im spitzen Winkel nach rechts ein Feldweg Richtung Erbig. Etwa 100 Schritt weiter steht der Bildstock unter einer Winterlinde, die ihre Zweige wie einen Mantel über das Zeichen des Blutwunders ausbreitet.

Das Bild in der Nische zeigt das Wunder von Walldürn. Dort soll der Priester Heinrich Otto im Jahre 1330 aus Versehen bei der Messe den Kelch umgestoßen haben. Der Wein ergoß sich auf das Priestergewand und zeichnete dort das Bild des Gekreuzigten ab, umgeben von elf „Veronicae“, die das von Dornen umwundene Haupt Christi zeigen.

Auf dem Weg nach Walldürn gibt es mehrere Stationen, die von der Aschaffenburger   Männersodalität im 17. Jahrhundert errichtet wurden und die unserem Helgen in Aufbau und Struktur ähnlich sind. Meist tragen diese Bildnisse noch heute ein Doppelkreuz, auch Pilgerkreuz oder Caravancakreuz genannt. In diesem Doppelkreuz, durch seine Herkunft aus Jerusalem dem Leidenskult zugeordnet und den Franziskanern und Kapuzinern zugehörig, sehen Historiker in dem kleineren oberen Balken des Kreuzes die Tafel, auf der Pilatus die Inschrift „Jesus von Nazareth, König der Juden“ hatte anbringen lassen. Dem Kreuz wurde große Segenskraft zugesprochen.

Der Bildstock „Weißes Hällsche“ ist traditionell die erste Station der Aschaffenburger Wallfahrt in Richtung Obernauer Kapelle und weiter nach Walldürn. Die Wallfahrt wurde im 17. Jahrhundert von den Jesuiten im Zuge der Gegenreformation gegründet und gefördert. Im Jahre 1618 gründete der Jesuitenpater Johannes Falko in Aschaffenburg eine Bruderschaft, mit der er zur Wallfahrt aufbrach. Die Wallfahrt ist auch heute noch gebräuchlich. Aschaffenburger Wallfahrer benutzten diese Route jedoch nicht; sie nahmen den Weg über die Obernauer Straße in Richtung Sulzbach, Kleinwallstadt und Klingenberg. Bittgänge der Aschaffenburger zur Obernauer Kapelle führten auf dem Rückweg jedoch vermutlich am „Weißen Helgen“ vorbei, denn dies war damals der nächste und bequemste Weg über Schweinheim zurück zur Stadt. Bis ins 20. Jahrhundert beteiligten sich die Schweinheimer an der Wallfahrt der Aschaffenburger. Dann gründeten sie eine eigene Wallfahrt, sichtbar an der eigenen Fahne und dem Pilgerstab.

Der „Weiße Bildstock“, von den Schweinheimern auch „Weißes Hällsche (Helgen)“ genannt, ist ein steinernes Mal früherer Volksfrömmigkeit. Wann der Bildstock - der auch dem umgebenden Ackerland den Namen „Am Weißen Helgen“ gegeben hat - errichtet wurde, ist nicht bekannt. Man nimmt aber an, daß es im 17. Jahrhundert war.

Bei der Renovierung des Helgens Anfang 2001 wurde festgestellt, daß das Kreuz über dem Querbalken ein Niet und eine seitliche Abflachung hat, die ehemals einen weiteren Querbalken fixierten. Daraus läßt sich schließen, daß das Bauwerk ebenfalls im 17. Jahrhundert errichtet wurde und schon damals eine Pilgerstation war.

Vom Erdboden bis zur Kreuzspitze wurden jetzt 4,26 Meter gemessen. Der Aufbau aus Buntsandstein ist unterschiedlich breit und tief, am Sockel 94 mal 77 Zentimeter, an der schmalsten Stelle 88 mal 83 Zentimeter und unter dem Giebel 102 mal 83 Zentimeter. Ursprünglich war der Baukörper durch drei Ziegelsteinfriese aufgegliedert. Diese Friese wurden jedoch bei einer früheren Renovierung, vermutlich wegen zu hoher Witterungsanfälligkeit, abgeschlagen. Jetzt sind diese durch graue Bänder angedeutet. In der 60 mal 43 Zentimeter großen Bogennische befindet sich seit der Renovierung (November 2000 bis Mai 2001) eine auf Holz gemalte Kopie der früheren „Heilig- Blut -Darstellung“.

 

Wanderung 1:

Am südlichen Ende des Steinwegs kann man sein Auto auf dem Parkplatz abstellen. Von dort sieht man schon die Bildstöcke des Kreuzweges zur Obernauer Kapelle. Man geht aber den Weg weiter rechts, der zunächst im Rechtsbogen um den Berg herumführt, mit dem Wanderzeichen roter Schmetterling (Man kann auch abkürzen auf den Weg direkt am Südende des Grillplatzes entlang, aber dieser Weg ist sehr steil.

Erbig:

Der stadtnahe Erbig zeichnet sich durch seine vielfältige und reiche Kulturlandschaft aus. Auf der Nordseite wechseln sich Waldflächen mit Laubgehölzen und Kiefernbeständen, Heidekraut gesäumten Wegrändern, artenreichen Schafweiden und Ackerflächen mit landschaftsprägenden Streuobstwiesen ab. Auf der Westseite dominieren Hecken und Ackerflächen sowie die ehemaligen Weinbergterrassen. Auf dem Erbig liegen die verschiedenen Landschaftselemente Hecken, Heide und Acker‑Wiesenflä­chen nahe beieinander.

Wenn man um den Berg herum geht, sieht man rechts oberhalb einer Wiese wieder eine Reihe Bäume, die den Sternberg andeuten. Man geht aber bis zu einem eingezäunten Grundstück und dort auf einem Weg nach rechts zu den drei Kreuzen. Das mittlere ist 9 Meter hoch, die beiden anderen 7,5 Meter. Die Geschichte der drei Kreuze reicht zurück bis in das Jahr 1948. Damals wurden die drei Kreuze auf dem 256 Meter hohen Sternberg, dem wohl schönsten Aussichtsberg von Aschaffenburg, vom Gesellschaftsklub Fidelio errichtet. Die Gründe für ihre Aufstellung erläuterte Pfarrer Karl Ulmenhof bei der Segnung vor Ort. Einerseits sind sie ein sichtbares Zeichen für die damals populären Spessar­ter Passionsspiele, die in Schweinheim stattfanden. Die drei Kreuze sollten aber auch Mahnmal für die Toten beider Weltkriege sowie ein Zeichen des Dankes für die glückliche Rückkehr vieler Schweinheimer Männer aus der Kriegsgefangenschaft sein. Zuletzt sollten sie die Erinnerung an die Karwoche 1945 wach halten, als Schwein­heim und die Stadt Aschaffenburg vom Sternberg aus durch die amerikanischen Truppen beschossen wurden.

Im Jahre 1913 wurde in Schweinheim der Gesellschaftsklub „Fidelio“ gegründet. Er widmete sich dem Wandern und im Winter dem Theaterspielen. Ab 1919 fanden regelmäßig Aufführungen statt, deren Erlös wohltätigen Zwecken zugeführt wurde. Im Jahre 1931 wagte man sich an die Passion Christi, alles getragen Schweinheimer Laiendarstellern („Schweinheimer Passionsspiele“). Damals wurde die Turnhalle mit tausend Plätzen fertiggestellt. Im ersten Jahr sahen bei zehn Aufführungen 12.000 Besucher das Stück. Die nächste Aufführung war 1934, dann erst wieder 1949. Ab 1951 wurden die Aufführungen in „Spessarter Passionsspiele“ umbenannt, aber nach 1957 wegen des zu großen Aufwandes eingestellt.

 

Streuobstwiesen:

Wieder zurück auf dem Rundweg sieht man besonders gut die Streuobstwiesen. Nachdem der Weinbau durch Obstanbau ersetzt wurde, nahm dieser nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr ab. Durch Biotopkartierungen erkannte man seit 1995 immer den Wert dieses Lebensraums für die Tier- und Pflanzenwelt. Seit 2002 versucht man mit dem Projekt „Schlaraffenburger Apfelsaft“ die hier typischen Streuobstwiesen zu fördern. Unter der Leitung des Landesbundes für Vogelschutz werden in einem Projekt die Streuobstbestände unter anderem am Erbig gepflegt.

Die Wiesen- und Ackerterrassen am Nordhang des Sternbergs und unterhalb des Judenbergs sind durch die Bewirtschaftung von schmalen Parzellen entlang der Höhenlinien entstanden. Die Raine wurden mit der Sichel geschnitten. Die Gräser wurden in das Krauttuch eingeschlagen und auf dem Kopf nach Hause getragen.

Der mittelalterliche Wald war durch die Waldweide und die Streunutzung („Straasel“) so übernutzt, daß eine Übergangsform zur offenen Landschaft entstand. Dabei wurde über Jahr­hunderte der Oberboden mit der Humusschicht abgetragen, was die natürliche Waldverjüngung verhinderte. Im 18. Jahrhundert wurde die Flächen auf An­ordnung der Mainzer Verwaltung mit Kiefern aufgeforstet. Ein auch heute noch sichtbares Zeichen der künstlichen Nähr­stoffverarmung ist der Bewuchs mit Heidekraut. Die Heideflächen (teilweise ehemalige Wald­fläche) sind Zeugen der kleinbäuerlichen Vergangenheit und Lebensraum für eine Reihe von seltene Pflanzen und ´Tieren. Dann weisen Schilder auf den Judenfriedhof hin, den man aber besser von Obernau aus besucht. Das gilt auch für die Obernauer Kapelle, denn man trifft bald wieder auf den Kreuzweg zu dieser Kapelle

Am Waldrand entlang wächst das Heidekraut. Mehrere Bänke laden zum Ruhen und zum Betrachten der Landschaft ein. Von hier aus sieht man schon die Mauer des großen jüdischen Friedhofs. An der nächsten Wegkreuzung führt ein Weg dorthin. Es empfiehlt sich, den Abstecher von hier aus zu machen, weil der Weg von unten sehr viel steiler ist.

 

Jüdischer Friedhof:

Ein jüdischer Friedhof in Aschaffenburg wurde erstmals im Mittelalter urkundlich erwähnt. Der jüdische Bezirksfriedhof auf dem Erbig ist aus dem 18. Jahrhundert, das älteste Grab ist von 1735. Er umfaßt eine Fläche von einem Hektar. In den 584 Gräbern sind nicht nur städtische Juden, sondern auch jüdische Einwohner aus den umliegenden Gemeinden beigesetzt. Die Inschriften der Steine sind häufig auf der einen Seite in Deutsch, auf der anderen Seite in hebräischer Schrift eingemeißelt.

 

Kreuzweg:

Der Schweinheimer Pfarrer Karl Ulmenhof setzte sich in den dreißiger Jahren für die Errichtung der Gebetsstationen zwischen dem Nordrand des Erbigwaldes und der Obernauer Kapelle ein. So wurden die Säulen im altfränkischen Stil errichtet und 1935 von Pfarrer Ulmenhof eingeweiht. Die Gestaltung übernahm der Künstler Alois Bergmann-Franken (siehe Glattbach). Zu den üblichen 14 Stationen des Kreuzwegs treten hier noch Auferstehung Jesu und die Legende von der Kreuzauffindung durch die heilige Helena.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ergriff Pfarrer Vinzenz Buhleier die Initiative zur Instandsetzung des Kreuzwegs. Bergmann-Franken wurde erneut mit der künstlerischen Gestaltung beauftragt. Er entschied sich für die Keramik-Mosaiken. Er selbst bezeichnete sie als seine gelungensten Werke, Kritiker nannten die Darstellungen eine „gelungene Symbiose zwischen konventionellem und modernem künst­lerischen Schaffen“. Am 27. Mai 1956 wurde der Kreuzweg wieder eingeweiht.

Eine Sanierung erfolgte 1999. Die Treppenanlage am Beginn des Kreuzwegs wurde wieder in Ordnung gebracht. Bruno Bergmann-Franken, ein Enkel des Künstlers, entfernte beschädigte Steinchen und setzte neue Mosaiken nach der Vorlage alter Fotografien ein. Die letzte Station wurde in den sechziger Jahren von den Amerikanern beim Üben zerstört. Da es keine Bilder vom Original gab, hat Bruno Bergmann einen neuen Entwurf gemacht.

 

Neurod:

Ein Stück weiter sieht man die Hangfläche „Neurod“. Sie wurde 1910 gerodet und wird seit 2000 als Ausgleichsfläche aufgewertet und ist jetzt ein Naherholungsgebiet. Seither entwickelt sich hier durch die Anlage artenreicher Magerwiesen, Hecken, Baumreihen und Streuobstbeständen ein stadtnahes Erholungsgebiet. Die offene Landschaft wird durch Schafe gepflegt. Auf vielen Flächen haben sich Pflanzengesellschaften herausgebildet, deren üppiges Blütenangebot für Tagfalter und Wildbienen Nahrung bietet. Die Magerwiesen rund um den Erbig gehören zu den letzen Zufluchtsstätten der Zauneidechsen.

 

Friedrichsruh:

An der Südostecke des Waldes ist die „Friedrichsruh“. Hier steht ein Gedenkstein für einen 19jährigen Mann, der im 19. Jahrhundert  von einer Tanne fiel und tödlich verunglückte. Dort steht auch eine Panoramatafel, auf der die Aussicht auf die umliegenden Berge erläutert wird.

Sie ist noch vom Verein „Fidelio“, so daß die Aussicht inzwischen zum großen Teil zugewachsen ist. Im großen Bogen geht man dann weiter um den Berg herum, immer am Waldrand oder knapp davon entfernt im Wald, bis man wieder zum Parkplatz kommt.

 

Wanderung 2:

Der Kulturweg leitet vom Parkplatz am Grillplatz andersherum um den Berg und über Ruhstock und Hengsbach wieder in den Ort. Diese Tour kann man aber als einen extra Weg unternehmen, indem an auf der Bischbergstraße bis zum Ortsausgang fährt und dann weiter bis zum Ruhstock läuft.

 

Ruhstock (auf der Karte „Rühstock):

Der Bildstock „Ruhstock“ steht an der Kreuzung zweier alter lokaler Verkehrsverbindungen: der Bischbergweg, der Schweinheim mit Obernau verbindet und der Unterhainer Triebweg, über den von Unterschweinheim früher das Vieh auf den Erbig getrieben wurde. Der Name „Ruhstock“ rührt daher, daß hier die Bäuerinnen ihr Krauttuch („Tuffel“, von „Tuch voll“) auf dem Rückweg aus dem Wald oder von der Wiese abgestellt haben. Der Bildstock wird 1648 unter diesem Namen erstmals genannt. Ursprünglich aus Holz, wurde er 1892 aus Sandstein neu errichtet. Das Marienrelief von 1928 stammt von dem Münchener Künstler Kaspar Ruppert. Nach rechts geht es dann auf dem oberen Bischbergweg Weg zum Bischberg.

 

Bischberg:

Der Talraum nordöstlich des Bischbergs ist durch Feuchtwiesen und Bruchweiden geprägt. Die natürlichen Wasserläufe werden durch Quellen oder Oberflächenwasser gespeist. Bereits 1226 werden in der Schweinheimer Gemarkung Weinberge genannt, die der Mainzer Erzbischof „Am Bischoffsberg“ dem neu gegründeten Kloster Schmerlenbach schenkte. Der Weinbau wurde in Schweinheim bis ins 20. Jahrhundert betrieben, wobei der Wein aber nicht vor Ort weiterverarbeitet wurde. Im 18. Jahrhundert wurde von Georg Wenzel von Hofmann hier die aus Frascati bekannte Malvasiertraube angebaut. Der Westhang des Bischbergs mit den Weinbergterrassen ist heute Naturschutzgebiet

Der Aussichtspunkt „Ludwigstempel“ auf dem Bischberg wurde 1879/81 vom Verschönerungsverein Aschaffenburg errichtet und nach König Ludwig II. benannt. In den Jahren 1936 / 1937 wurde er wegen der Main-Verteidigungslinie abgetragen und 1980 neu errichtet. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Mainebene bis Frankfurt hat. An der Bahnlinie entlang geht man wieder zum Ort und nach rechts auf der Unterhainstraße, parallel zum Hensbach.

 

Hensbach:

Die Schweinheimer Gemarkung erscheint in den ältesten Urkunden im Zusammenhang mit Mühlen und Weinbergen. In beiden Fällen handelt es sich um Besitztümer des Klosters Schmerlenbach, dem in der Gemarkung Schweinheim viele Güter gehörten. Deshalb zählen auch die (noch erhaltenen) Mühlen zu den ältesten Häusern in Schweinheim. Von den sieben Mühlen dürft die Eichmühle die älteste gewesen sein. Sie wurde 1248 erstmalig als Otten­mühle erwähnt. Es war üblich, daß Mühlen mit einem Besitzerwechsel auch den Namen änderten. Eine der wenigen noch erhaltenen Schweinheimer Mühlen ist die Dümpelsmühle, die 1610 als Mühle „uff dem Schafsdümpel“ erscheint (ganz im Osten an der Gailbacher Straße).

Das „Päädsche“ bringt abseits der Straße entlang des Hensbaches und der Schweinheimer Gärten bis in die Ortsmitte. In Schweinheim hat sich dieser dörfliche Verbindungsweg erhalten.

 

Kulturweg „Schweinheimer Passion“ (7 Kilometer).

Der Rundweg führt vom BSC‑Sportplatz um den Erbig zu den drei Kreuzen. Bergab geht es über die Station Ruhstock an den Hensbach und diesen entlang zurück ins Dorf zur Kirche, von wo der Ausgangspunkt wieder erreicht wird. Eine separate Info‑Tafel erläutert die ehemalige Steinformation „Frau Holle“ an der Würzburger Straße. Wenige Meter nach dem Start trifft man auf den Bildstock „Weißes Hällsche“

(1) Sportplatz: Ausgangspunkt des Kulturweges und Bildstock.

(2) Neurod am Erbig

(3) An den drei Kreuzen

(4) Ruhstock

(5) Am Hensbach

(6) Dorfplatz und Kirche

 

 

Umgebung von Aschaffenburg: Westen

 

Auf der Autobahn fährt man bis Abfahrt Kleinostheim. Nach Süden geht es durch den Ort und am Ende rechts in die Stockstädter Straße nach Mainaschaff. Die Straße ist nicht leicht zu erkennen. Man erreicht sie über den Burgweg oder die Mainparkstraße. Die Wegweisung nach Mainaschaff geht über die Autobahn hinaus und am Kreisel nach Mainaschaff.

 

Mainaschaff

Im Jahre 1184 erstmals urkundlich belegt, ist Mainaschaff seit jeher nach Westen ausgerichtet, hin zu den Gemeinden Kleinostheim und Dettingen. Mit diesen beiden Dörfern teilte sich Mainaschaff lange die Nutzungsrechte über die „Ossenheimer Mark“, einem großen Waldgebiet, das sich entlang der drei Orte erstreckte.

Mainaschaff gehörte im Hochmittelalter zum Einflußbereich der Grafen von Rieneck. Ihr Nachfolger wurde das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, dessen Herrenhof in Mainaschaff, direkt neben der Kirche gelegen, den Mittelpunkt der Stiftsherrschaft im Ort markierte.

Obwohl Mainaschaff am Main liegt, hatte der Ort so gut wie keinen Bezug zur Schiffahrt und zur Fischerei, ausgenommen die kurze Phase der Leinreiterei im 19. Jahrhundert. Die Landwirtschaft beherrschte das Ortsbild. Vom Autobahnbau und der daraus folgenden verkehrsgünstigen Lage profitierte Mainaschaff außerordentlich. Gewerbe- und Industrieansiedlungen haben Wohlstand gebracht. Der Einzug der Moderne hat das Ortsbild stark verändert und die Dorfstruktur aufgebrochen.

 

Hochhäuser am Oscheffer Meer:

Am nordwestlichen Ende des Ortes ist das „Oscheffer Meer“. Die wirtschaftliche Erschließung Mainaschaffs setzte ab 1955 mit dem Bau der Autobahn A 3 ein. Für den Untergrund der Autobahntrasse wurde Kies benötigt, der aus der Mainaschaffer Kiesgrube entnommen wurde. Der daraus entstandene Mainparksee regte zum Bau der zwischen 1964 und 1976 errichteten Hochhäuser an. Zeitgenossen schwärmen in Verbindung mit der Autobahn vom „ersten Wahrzeichen nach dem Passieren der bayerischen Landesgrenze“. Wenn man der Wegweisung gefolgt ist führt der Wegweiser Mainparksee nur zum Eingang des Seegeländes. Wenn an den See sehen will, muß man entweder über die Stockstädter Straße kommen oder nicht der Wegweisung Ortsmitte folgen, sondern rechts über Industriestraße und Mainparkstraße nach rechts in die Stockstädter Straße fahren. In Höhe der Eisenbahn kann man zur Mainbrücke fahren.

 

Fähre und Eisenbahnbrü>Seit 1858 verkehrten auf der Mainbrücke nach Stockstadt Züge über den Main. Das neunbogige Bauwerk aus Sandstein wurde vom Königreich Bayern errichtet, um die Verbindung der bayerischen Pfalz mit dem Mutterland zu verbessern. Ein Bogen der alten Eisenbahnbrücke ist noch erhalten. Die Brücke wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs von deutschen Soldaten gesprengt. Nach dem Neubau der Eisenbahnbrücke mit Fußgängersteg im Jahre 1956 wurde der Fährbetrieb eingestellt. Damit war der Weg wieder frei zu den Arbeitsplätzen in der Zellstofffabrik am gegen­überliegenden Ufer in Stockstadt.

 

Kapellenberg:

Der Stockstädter Straße führt auf das Rathaus zu. In Höhe des Rathauses und der Kirche muß man nach links abbiegen. Die Bahnhofstraße ist allerdings Einbahnstraße in gesperrter Richtung. Man fährt deshalb weiter bis zur Jahnstraße und biegt links ab. Man kommt über die Eisenbahn und

im Schneidweg unter der Bundesstraße hindurch. Dann biegt man links ab auf einem Schotterweg (der noch ausgebaut werden soll), der zum Holzweg führt. Dort geht es rechts zu einer Wiese, auf der Hinweisschilder auf ein Vereinsgelände stehen. Hier beginnt der 1879 angelegte Kreuzweg, der im Uhrzeigersinn um den Berg herumführt.

Über Jahrhunderte wurde auf dem Hausberg östlich des Ortes der Mainaschaffer Wein angebaut, weshalb er den Namen „Weinberg“ erhielt. Nachdem die Weinernten im 19. Jahrhundert immer geringer wurden, legte man dort eine Kapelle und einen Kreuzweg an, wodurch sich die Bezeichnung „Kapellenberg“ einbürgerte. Man kann sich heute wegen der Nachbarschaft zur Autobahn und des dahinter liegenden Waldes kaum vorstellen, daß hier über 200 Jahre lang das mit Heidekraut bedeckte Weidegebiet des Main­aschaffer Viehs lag. Der Geschichtsverein Mainaschaff begann im Jahr 2005 mit der Rekultivierung der Rebenhänge, im Jahre 2008 wurde erstmals seit über 100 Jahren wieder Wein vom Kapellenberg ausgeschenkt.

Im Jahre 1890 wurde der Kreuzweg eingeweiht. Die Terracotta-Reliefs sind inzwischen durch Kopien ersetzt. Zwischen dem neunten und zehnten Bildstock sind eine Informationstafel und ein Felsenkeller, in dem heute eine Mariengrotte ist. Im Jahre 1961 stieß ein Grundstückseigentümer bei Grabungsarbeiten auf einen Felsenkeller. Die Wände aus Gneisgestein waren sauber und trocken. Auf einem Steinsockel standen noch sechs Fässer. Der ehemalige Eigentümer Ofenstein hatte den Felsenkeller als Lagerraum für seine Brauerei-Erzeugnisse genutzt. Die Teilnehmer der Prozession rasteten sicher gerne in der darüber liegenden Schankhalle.

In der Vorkriegszeit wurden das Mainufer und die Hügel mit einem Bunkersystem ausgebaut. Hier befanden sich fünf Stahlbetonbunker der Wetterau - Main - Tauber- Linie mit meterdicken Wänden. Später wurden Kampfstellungen, Lauf- und Stellungsgräben errichtet. Die Bunker wurden nach dem Krieg gesprengt.

Zur alten Kapelle - die aus einer Art Überbau ähnlich einer Grotte bestand - führte die alljährliche Urbanprozession. Im Inneren befand sich eine von Anwohnern gestiftete Marienfigur. Die Kapelle wurde 1954 erneuert, sie enthält aber noch in der Wand den Grundstein der alten Kapelle,  auf dem beim Vorgängerbau das Kreuz stand Im Osten des Kapellenbergs sind Steinbrüche, im Westen der neue Weinberg. Nördlich ist der Parkplatz östlich der Anschlußstelle Aschaffenburg-Ost.

 

Kirche:

Auf dem Rückweg fährt man geradeaus durch die Goethestraße und Bahnhofstraße wieder bis zum Rathaus. Etwas links versetzt ist der Ankerplatz (mit einem Denkmal in Form eines Ankers), wo man parken kann. In Richtung Osten geht es zur Kirche. Links befindet sich das Gasthaus „Krone“, eine der ältesten Gaststätten am Ort. Hier wurden Nachrichten ausgetauscht und Viehhandel betrieben. Leinreiter konnten hier übernachten und Vereine sich treffen. Der Saal wurde zum Marionet­ten­­theater „Puppenschiff“ umgebaut.

Die Pfarrei Mainaschaff war im Mittelalter wohl eigenständig, wurde dann aber Filiale der Kirche im Nachbarort Kleinostheim. Im Jahre 1771 wurde die Margarethenkirche an die Stelle der vorher dort stehenden Kapelle erbaut. Im Jahre 1818 wurde ein Lokalkaplanei eingerichtet, 1856 erfolgte die Erhebung zur Pfarrkuratie und 1893 wurde eine Pfarrei daraus. Im Jahre 1927 wurde die Kirche erweitert. Neben einigen Mauerteilen blieb von der alten Kirche nur der Turm erhalten. Bei den Bauarbeiten fanden die Arbeiter ein Eisenkreuz, das vom ehemaligen Friedhof stammt.

Die Margarethen-Kirche von 1771 (Zugang von Norden) beherbergt eine wunderschöne spätgotische Sandsteinmadonna aus Buntsandstein (vorne links). Die Mainaschaffer Madonna wurde 1953 wiederentdeckt, nachdem sie jahrelang auf dem Speicher des Pfarrhauses gelegen hatte. Bis 1969 befand sie sich auf dem Kapellenberg, von dem sie in die Kirche zurückkehrte. Geschaffen wurde sie von einem unbekannten mittelrheinischen Meister in der Zeit zwischen 1430 und 1450. Sie ist 63,5 Zentimeter hoch und besteht wahrscheinlich aus Mainsandstein. Die letzte Farbgebung dürfte aus der Zeit um 1800 stammen. Diese Farbtöne und die gotischen Stilelemente wurden bei der Restaurierung betont.

 

Herrenhof:

Nördlich und östlich der Kirche stand der Herrenhof des Stifts Peter und Alexander in Aschaffenburg, der von 1873 fast hundert Jahre lang Pfarr- undSchulhaus war und dann abgerissen wurde.

Der Herrenhof des Stifts St. Peter und Alexander bildete den Mittelpunkt der Grundherrschaft Mainaschaff. Nachdem aber die Erbverhältnisse der Hofgüter aufgelöst wurden, wurde das Hofgut 1857 versteigert. Im Jahre 1873 erwarb die Gemeinde den Fronhof mit Herrenhaus, Backhaus, Holzhalle, Stallungen und  Scheune. In den Jahren 1874 / 1875 wurde das Wohnhaus als Pfarrhaus und Schulhaus umgebaut. Aber 100 Jahre später wurde dieser Dorfmittelpunkt abgerissen.

 

Mainufer:

Über die Ankergasse kommt man zum Festplatz am Main. Östlich daneben ist der Sportboothafen in der ehemaligen Floßgasse. Von 1914 bis 1919 wurde die Main-Staustufe gebaut, mit einem Höhen­unterschied von 2,5 Metern und drei Turbinen („Oscheffer Anker“). Es gab eine extra Floßgasse, in der die traditionellen Holzflöße bis in die sechziger Jahre den Höhenunterschied überwinden konnten und die bis 1960 als Schwimmbad genutzt wurde. Doch nach dem Bau der Staustufe Kleinostheim wurde die Main­aschaffer Schleuse 1972 abgerissen.

Der Main wurde im 19. und 20. Jahrhundert „gezähmt“. Durch das Anlegen von Buhnen, durch die Eintiefung einer Schifffahrtsrinne sowie durch Mainregulierungen verlor der Fluß sein Gefälle.

Im Querschnitt von 1810 zeigt sich der Main mit geringem Tiefgang. Im Querschnitt von 1880 sind die Eingriffe in den Wasserlauf durch die „Mittelwasserkorrektion“ deutlich sichtbar. Buhnen am Rand sorgen für die Freihaltung der vom Menschen geschaffenen Fahrrinne. Dennoch tritt der Main auch heute immer wieder über seine Ufer.

 

Aschaffverlegung und Renaturierung der Aschaff:

Der weitere Weg am Mainufer entlang nach Osten kann nur zu Fuß oder mit dem Rad begangen werden. Die natürliche Mündung der Aschaff in den Main lag weit oberhalb Mainaschaffs. Mit der Flußregulierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ihre Verlegung bis nach Mainaschaff nötig. Sie verlief jetzt nördlich der Floßgasse. Wegen ihrer Nähe zu Aschaffenburg war die Aschaff schon früh der Abflußweg für private und industrielle Abwässer. Im Jahre 1970 wurde der Flußlauf weitgehend kanalisiert, kurz vor der Mündung sogar verrohrt, damit das verschmutzte Wasser möglichst schnell den Main erreichen konnte. Mit der verbesserten Abwasserreinigung stieg die Wasserqualität wieder so weit, daß die Aschaff zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder renaturiert werden konnte. Mit dem Auto kann man die heutige Aschaffmündung erreichen, wenn man am Ende der Hauptstraße und am Beginn der Hanauerlandsstraße nach rechts fährt.

 

Kulturweg Mainaschaff: „Oscheffer Anker“ (11 Kilometer)

Das 19. und 20. Jahrhundert prägen die Kulturlandschaft am Main um den Mainaschaffer Ankerplatz. Wie sich der Wandel der Infrastruktur durch Industrialisierung auf das Bild eines Dorfes auswirkt zeigt der Kulturradweg zwischen Main und Kapellenberg. Namensgebend für den Kulturradweg „Am Oscheffer Anker“ (der im Übrigen auch zu Fuß begangen werden kann) ist der zentrale Ankerplatz in Mainaschaff. Der Weg beginnt unterhalb des Ankerplatzes mit der Geschichte der Mainaschaffer Staustufe 1914 -1972.

(1) Oscheffer Anker

(2) Aschaffverlegung und Floßgasse

(3) Fluß- und Handelsweg Main

(4) Renaturierung der Aschaff

(5) Kirche und Krone

(6) Kapellenberg

(7) Hochhäuser am Oscheffer Meer

(8) Fähre und Eisenbahnbrücke

Über die Hauptstraße nach Osten und über die Hanauer Landstraße kommt man auf die B 8 (Hanauer Straße). An der nächsten Abfahrt nach rechts über die Ebertbrücke, dann rechts in die Darmstädter Straße, dann rechts in den Stadtteil Leider.

 

Leider

Westlich des Aschaffenburger Hafens liegt der Stadtteil Leider. Vom Friedrich-Dessauer-Gym­nasium im Osten (Professor in Frankfurt, Zentrumsabgeordneter im Reichstag, Gegner der Nazis) führt der Weg zur Siechenhauskapelle, die 1471 erstmals erwähnt wurde, als sieben Leprakranke dort untersucht wurden. Die Kapelle in der Kapellenstraße wurde 1574 erstmals erwähnt, als sie abgerissen werden sollte, aber erhalten blieb. Im Jahre 1918 wurde eine eigene Pfarrei gebildet, weil durch den Hafen der Ortsteil stark angewachsen war. Der neue Pfarrer Krane ließ 1920 ein Pfarrhaus bauen. Ab 1921 wurde die Laurentius-Kirche gebaut nach dem Vorbild der römischen Kirche „Sankt Paul vor den Mauern“. Im Krieg wurde die Kirche durch eine Luftmine stark beschädigt.

Der Brunnen von 1976 mit der großen Kugel zeigt das Zusammenleben von Mensch und Heuschrecke. Der alte Ortskern ist der Lukasplatz mit Kirche, Schule und Wirtshaus. Die Kirche an der Mainfurt wurde erstmals 1340 erwähnt. Die alte Laurentiuskirche wurde 1955 zur evangelisch-lutherischen Kirche. Auf dem Platz steht der Möwenbrunnen. Es gibt auch ein Milchmädchendenkmal zur Erinnerung an die Frauen, die täglich die Milch nach Aschaffenburg brachten. Der alte Flößerhafen wurde zum Logistikzentrum, das vor allem nach Stillegung des Kohlekraftwerks vergrößert wurde.

Südlich der B 26 verläuft die kleine Schönbuschalle, die 1775 für Fußgänger zum Park Schönbusch angelegt worden war. Damals wurde die Landwirtschaft durch die Allee behindert, heute ist hier ein Naherholungsgebiet. Hier steht auch das Kerpenkreuz, das an den Johanniter-Ritter Johann von Kerpen erinnert, der 1627 in der Nähe des Schaafheimer Weges ermordet wurde. Das Denkmal wurde 1780 hierher versetzt. An der Allee steht noch das Denkmal für den Kapuzinerpater Bernhard.

 

Kulturweg Aschaffenburg VI: Von der Dorfschmiede zum Industriehafen

Der Kulturweg zeigt den Aschaffenburger Stadtteil Leider mit dem Schwerpunkt Hafen. Doch erlauben einige Gebäude auch Einblick in die Vergangenheit des ehemaligen Bauerndorfes. Im Mittelalter befand sich nahe Leider wegen der Lage an der Straße nach Frankfurt ein Spital für Leprakranke, an das heute noch eine Kapelle erinnert. Als in den zwanziger Jahren der Hafen angelegt wurde, führte dies zu einem starken Anstieg der Bevölkerungszahl, was den Bau der neuen und größeren Laurentiuskirche nach sich zog.

Wanderempfehlung: Der etwa 6 Kilometer lange europäische Kulturweg in Leider beginnt und endet am Friedrich-Dessauer-Gymnasium (1). Die folgende Station ist die Siechenhauskapelle (2), worauf die Laurentiuskirche folgt (3). Der Ortsmittelpunkt in Alt-Leider ist der St.-Lukas-Platz (4). Von da ab geht der Kulturweg über in das Hafengebiet, wo zwei Stationen vom Hafen gestern und heute erzählen (5/6). Nach dem Übergang in die Kleine Schönbuschallee folgt ein Abstecher zum Kerpen-Denkmal (7), worauf der Rückweg - vorbei am Denkmal für den Kapuzinerpater Bernhard - wieder zur Schule führt. Es ist ein geringer Höhenunterschied zu überwinden.

 

An der Hafenrandstraße fährt man nach Süden über die Darmstädter Straße in den Auweg und auf die Kleine Schönbuschallee (siehe Kulturweg Leider), nach Westen zum Park Schönbusch.

 

 

Schloß und Park Schönbusch

Um 1730 ließen die Mainzer Erzbischö­fe und Kurfürsten im Wildpark auf der westlichen Mainsei­te nahe ihrer Nebenresidenz Aschaffenburg Schneisen schlagen, eine Equipagenstunde von Schloß Johannisburg entfernt. Dereinst ver­steckte sich die feine Jagdgesellschaft hinter den Bäumen und zielte mit ihren Gewehren auf das Wild, das die Diener­schaft auf den beiden kreuzförmig ange­legten Schneisen zusammentrieb und ih­rer Herrschaft zum Abschuß darbot. Schauplatz solcherlei Jagdspektakel war das Nilkheimer Wäldchen, ein im 18. Jahrhundert mit Graben und Palisa­denzaun umschlossener Wildpark.

Kur­fürst und Erzbischof Carl Joseph von Er­thal veranlaßte 1775 nach Ideen seines Ministers Wilhelm von Sickingen die Umwandlung des streng barocken Lustgartens in einen Landschaftsgarten englischen Stils, einer der ersten in Süddeutschland.

Der um 1785 berufene Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell, der bedeutendste Gartenkünstler der Goethezeit, verlieh dem Landschaftsgarten Schönbusch schließlich seine klassische Form. Künst­liche Seen und Wasserlaufe wurden ange­legt, Berge aufgeschüttet, eine Schlucht ge­staltet, Bäume gepflanzt, Schlängelwege gezogen. Vollkommen sollte der Einklang von Natur und Kunst sein. Wenn sich beispielsweise in einem Waldstrich unvermittelt eine Schneise öffnet und der Blick auf den in der Sonne funkelnden Freundschaftstempel fällt.

Von den Pla­nern beabsichtigte sinnlich‑ästhetische Erlebnisse, die im Alltag nachwirken. Verstreut im Park liegen Seen und Pavillons. Staffagearchitekturen sind eingebettet in reizvolle Landschaftsbilder - Rote Brücke mit Sphinxen, Teufelsbrücke, Philosophenhaus, Freundschaftstempel (Kopie des römischen Pantheon), Aussichtsturm, Hirtenhäuser und Dörfchen, putzige menschenleere Häuschen mit Wirtschaftsgebäuden als Idealbild des scheinbar einfachen Landlebens.

Es dauerte immerhin 27 Jahre, bis alle „Berge“ und „Ausschwellungen“ angelegt, alle Seen und der Kanal ausgehoben, alle Bäume gepflanzt, alle „Schlängelwege“ gezogen und alle Gebäude errichtet worden waren. Die Gebäude Philo­sophenhaus, Freundschaftstempel und Salettchen sind nicht zugänglich. Vom Gartenkarussell über künstliche Berge, Aussichtsturm, Ka­näle, Kaskaden und Tanzsaal reichte das Spektrum der Lustbarkeiten. Nicht alles ist erhalten, doch noch immer können die Besucher unter der Teufelsbrücke durch ei­ne Miniaturschlucht lustwandeln oder sich am kreisrunden Irrgarten versuchen.

 

Unter Hofarchitekt Emanuel Joseph von Herigoyen entstand 1778 bis 1782 der Kurfürstliche Pavillon (Schloß Schönbusch) mit erlesener Ausstattung im Stil Louis‑Seize, ein anschauliches Beispiel fürstlicher Wohnkultur am Ende des 18. Jahrhunderts. Vom Spiegelsaal hat man einen wundervollen Durchblick zum Schloß Johannisberg. Im Küchenbau des Parks befindet sich ein Besucherzentrum, das an den Wochenenden und an Feiertagen von April bis September geöffnet ist. Hier kann der Spaziergänger sich in einer Ausstellung über die facettenreiche Geschichte dieses bedeutenden Landschaftsgartens informieren. In dem dazugehörigen kleinen Blumengarten sind liebevoll gepflegte Blumenpflanzungen zu sehen.

In der Orangerie des Parks wird eine Ausstellung gezeigt. Blickfang ist neben dem Maulaff ein maßstabsgetreues Parkmodell aus dem Jahr 1830. Es empfiehlt sich, davor in die Hocke zu gehen. Nur so erschließen sich dem Betrachter die Blickachsen, die ein wesentliches Mo­ment der Parkgestaltung waren. „Jede Bewegung muß einen neuen Blick bringen“, war die Leitlinie des Gartenkünstler Friedrich Ludwig von Sckell. Er komponierte dem englischen Vorbild entsprechend den Park wie eine Landschaftsmalerei oder ein Bühnenbild. Einzelne Gebäude oder Pflanzungen soll­ten beim Spaziergang unerwartet ins Blickfeld rücken, sie „verschieben sich wie Kulissen gegeneinander und erzeugen so immer neue Raumeindrücke“.

Von Anfang an war der damals private Park für alle geöffnet. Er diente - wie etwa das einstige „Tal der Spiele“ belegt - den Besuchern einerseits zur Unterhaltung. Andererseits war ein Zweck auch die Be­lehrung des Bürgertums und der Bauern. Im Park wurde Vieh gehalten und land­wirt­schaftliche Neuerungen wurden dort ausprobiert. Exotische Bäume und die der gleichnamigen Schlucht am St. Gotthard nachempfundene „Teufelsschlucht“ brach­ten den damaligen Parkbesuchern Dinge nahe, mit denen sie sonst nie in Berüh­rung gekommen wären.

Heute ist der Park mit seinen 170 Hektar der „schönste Landschaftsgarten Bayerns“, wie es in einschlägigen Führern heißt. Er hat mehr als 20 Kilometer Spazier‑ und Radwege. Man kann auf dem See ru­dern, sich im Ahorn‑Labyrinth verirren, auf der Caféterrasse sitzen, Schloß und Besucherzentrum besichtigen, auf dem Spielplatz toben oder über die weit ver­zweigten, verschlungenen Wege spazie­ren. Sie führen durch zart grüne Früh­lingswälder mit wilden Blütenteppichen: weiße Buschwindröschen, gelbes Schar­bockskraut, lila Veilchen und zartes Wie­senschaumkraut. Dazwischen liegen saf­tig grüne Wiesentäler. Im Park Schön­busch gibt es eine Sommer­schänke mit Biergarten und einen Ruderbootverleih am See. (Wanderung in Elvira Klein, Spessart, 11).

 

 

Nilkheim

Auf der Darmstädter Straße fährt man nach Westen weiter bis zum Ende des Parks Schönbusch und links in die Obernburger Straße. Dort ist links das Industriegebiet Nilkheim.

 

Industriegebiet Nilkheim:

Den Anfang dieses Industriegebiets machte der industrielle Bernhard Seibert im Jahr 1922. Das Seibert‑Werk in Nilkheim war das führende Stahlkonstruktionswerk in Aschaffenburg. Von 1922 bis 1969 wurden hier zunächst Brücken und Luftschiffhallen hergestellt. Später lag der Schwerpunkt auf Stahlgerüstbau. Die letzten Werkshallen wurden kürzlich abgerissen und durch moderne Industriebauten ersetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelte sich hier mit Linde der führende deutsche Hersteller von Gabelstaplern an, dessen Zulieferer sowie die Vertriebsfirma Suffel das übrige Industriegebiet beinahe ausfüllen.

 

Wasserwerk:

Nach links geht es in die Großostheimer Straße und dann nach rechts in die Niedernberger Straße. Dort sind das alte und das neue Wasserwerk. Vor Erreichen des Wasserwerks passiert man den Bildstock am alten Wallfahrerweg nach Großostheim. Er ist einer der ältesten Bildstöcke in Aschaffenburg und stammt aus dem 16. Jahrhundert. Im Mai 1906 wurde der Bau eines neuen Wasserwerks an der Großostheimer Straße oberhalb des Nilkheimer Hofes beschlossen. Es wurde im Jahr 1909 fertiggestellt. Aus dreizehn Brunnen wird heute noch Grundwasser gefördert und in die Hochbehälter im Stadtgebiet gepumpt. Das im Jugendstil erbaute Wasserwerk wurde nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg erneut im ursprünglichen Stil wiedererrichtet. Seit Ende 1999 ist die benachbarte, auf insgesamt 80.000 Kubikmeter umbauten Raum und auf vier Etagen verteilte Trinkwasser‑Aufbereitungsanlage in Betrieb. Mit einer jährlichen Gesamtwassermenge von rund 7,5 Millionen Kubikmetern Trinkwasser versorgt das Wasserwerk der Aschaffenburger Versorgungs GmbH (AVG) nahezu 130.000 Menschen in Aschaffenburg und Umgebung.

 

Kilianskapelle:

Wieder auf der Großostheimer Straße in Richtung Aschaffenburg kommt man zur Kilianskapelle.

Sie geht - wie auch aus der Inschrift über dem Portalsturz zu ersehen ist - auf das Jahr 1720 zurück. Ein Vorgängerbau aus dem Jahre 777 wurde 1596 wegen Baufälligkeit abgetragen, 1661 eine neue Kapelle errichtet. An der Kapelle ist eine Station der „Sieben Fußfälle“ aus dem 18. Jahrhundert befestigt, die vom Bildhauer Anton Wermerskirch geschaffen wurde. Einst befand sich hier das Dorf Nilkheim, von dessen Dionysiuskirche man weiß, daß sie um das Jahr 711 geweiht wurde. In den Kriegswirren des 16. Jahrhunderts verfiel der Ort, die Kapelle und der Nilkheimer Hof blieben erhalten.

 

Nilkheimer Hof

Gegenüber ist der Nilkheimer Hof, ein ehemals kurmainzisches Hofgut aus den Jahren 1780 - 1830. Der Nilkheimer Hof, noch erhalten geblieben von dem untergegangenen Dorf Nilkheim, wurde bei der Anlage des Landschaftsgartens Schönbusch zum landwirtschaftlichen Mustergut ausgebaut. Mehrere Pächter bewirtschafteten das Hofgut mit wechselndem Erfolg, bis es die Stadt Aschaffenburg 1965 erwarb. Der Hof wurde komplett umgestaltet und vom Aschaffenburger Garten- und Friedhofsamt bezogen und ist heute Stadtgärtnerei. Der zum Ensemble gehörige klassizistisch geprägte Landschaftspark kann besichtigt werden. Seit 1975 findet hier alljährlich im Juli das Musikfestival „Kommz“ statt.

 

Nilkheimer Park:

Dann beginnt gleich der Nilkheimer Park. Man parkt auf einem Parkplatz an der Nordseite. Von dort führt die Nilkheimer Bahnhofstraße nach Norden zum Bahnhof „Schönbusch ‑ Nilkheim“. Er war nach der Streckeneröffnung Aschaffenburg ‑ Höchst im Jahre 1912 für die Aschaffenburger Ausgangspunkt für sonntägliche Spaziergänge im Park Schönbusch. Im Jahre 1968 erhielt der Bahnhof den Namen „Aschaffenburg ‑ Nilkheim“ bis zu seiner Schließung 1974. Heute ist hier der Angelsportverein Nilkheim beheimatet.

Südlich der Straße ist der interessantere Teil des Parks Nilkheim. Vom 1907 in der Nähe des Her­stalltores errichteten Siegfrieddenkmal, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, stammen die beiden Löwen am Hauptweg des Nilkheimer Parkes. Nach links kommt man zum 1895 (andere Angabe 1968 / 1969) hierher versetzten Bad des Kastells Stockstadt. Geradeaus steht ein runder Tempel, nach rechts kommt man zu zwei weiteren Gebäuden. Dort kann man auch den Park durch ein Tor wieder verlassen.

 

Eisenbahnbrü>Am Ende des Parks sieht man rechts die Nilkheimer Eisenbahnbrücke. Sie wurde im Jahr 1910 fertiggestellt und war Teil der 32 Kilometer langen Strecke zwischen Aschaffenburg und Höchst im Odenwald. Mit der zunehmenden Mobilisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „Odenwaldbahn“ überflüssig. Der Personenzugverkehr wurde 1974 eingestellt. Die 1910 fertiggestellte Nilkheimer Eisenbahnbrücke unterquert man zum Abschluß der Rundwanderung. Oberhalb der jetzigen mittleren Mainbrücke befand sich das „Krappsche Bad“ im Main mit vier Becken und einer großen Rasenfläche.

 

Siedlung Nilkheim:

Links beginnt dann die Siedlung Nilkheim: In den 1920‑er Jahren gab es entlang der Großosthei­mer Straße nur Industriebetriebe. Anfang der dreißiger Jahre entstanden die ersten Flachbauten, aus denen ein neuer Stadtteil von Aschaffenburg entstand. Die ersten und meisten Wohnblocks mit Mietwohnungen wurden Anfang der fünfziger Jahre errichtet. Später traten Kaufeigenheime hinzu. Im Jahre 1953 entstand die Pfarrkirche. Die „letzte Stunde“ der Einfachreihenhäuser in der Groß­ostheimer Straße schlug in den Jahren 1970/71. An ihrer Stelle entstanden 1971 und 1973 neue Wohnblocks.

 

Kulturweg Aschaffenburg IV: „Parklandschaft am Mainbogen“ (Nilkheim)

Heute ist Nilkheim ein moderner Stadtteil mit ausgedehnten Gewerbeflächen, wieder gegründet im 20. Jahrhundert. Nilkheim profitiert von seiner günstigen Lage: Zwischen dem wunderschönen Landschaftspark Schönbusch und dem Main gelegen, ergibt sich wie von selbst eine Runde um den Ort. Sie verbindet die Schönheiten einer Garten‑ und einer Flußlandschaft mit moderner Industriearchitektur.

(1) Sportplatz an der Bahnbrücke

(2) Siedlung Nilkheim

(3) Am Schönbusch

(4) Industriegebiet Nilkheim

(5) Altes und neues Wasserwerk

(6) Nilkheimer Hof und Park

 

 

 

Am Main entlang

 

Obernau

Auf der sogenannten Maskoop‑Karte aus der Zeit um 1575 ist auch Obernau verzeichnet. Auffällig sind die vielen Weinranken, die sich nordwestlich erstrecken. Der in Obernau bereits im 14. Jahrhundert nachgewiesene Weinbau ist heute völlig verschwunden. Geblieben sind die Weinbergterrassen zum Main hin.

„In Obernau ist der Himmel blau, da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau“. So ist es auf dem

„Gaasebrunne“ dargestellt. Ziegen waren in Obernau früher in vielen Hausgärten zu finden. Der Grund dafür liegt in der Stellung zwischen Stadt und Land, die Obernau einnimmt. Die Nähe zu Aschaffenburg bestimmte schon früh die Orientierung - ob in alter Zeit das Stift St. Peter und Alexander oder ‑ heute der stadtnahe Arbeitsplatz.

Obernau ist ein Straßendorf, vermutlich die planmäßige Erweiterung eines Hofes an der Main­straße. Das Dorf ist von der Lage am Main sowie den parallel geführten Handelsstraßen nach Nürnberg und Frankfurt geprägt. Im Jahre 1191 ist Obernau erstmals als „Oberenheim“ erwähnt. Es unterstand zunächst dem Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg und ab 1599 dem Mainzer Erzbischof. Nach dem Übergang an Bayern im Jahr 1814 wurde Obernau eine eigene politische Gemeinde im Landkreis Aschaffenburg bis zur Eingemeindung in die Stadt Aschaffenburg im Jahr 1978.

 

Hauptstraße:

Am Beginn der Maintalstraße biegt man rechts in die Hauptstraße ein. Hier ist gleich rechts eine Grünanlage mit dem Geißenbrunnen („Gaasebrunne“) von 1988, der zum Wahrzeichen Obernaus geworden ist.

Die beiden Wohnhäuser in der Hauptstraße 86 und 82: Das Fachwerk des Hauses Hauptstraße 86 war bis zur umfassenden Sanierung 1991 verputzt. Die 400 Jahre alte Fachwerkkonstruktion zeigt die für fränkisches Fachwerk typische Mannfigur mit Knaggen (Dreieckstütze) und dreiviertelhohen Streben an den Bund- und Eckstützen der Fassade. Bei dem Haus Hauptstraße 82 befindet sich am rundbogigen Hauseingangsgewände aus Sandstein im Schlußstein über der Tür das Wappen eines Hufschmieds und die Jahreszahl 1591. Die Umfassungswände sind in Mauerwerk, das Giebeldreieck in Fachwerk ausgeführt. Bei der Sanierung 1991 wurde in den Gefachen ein originaler Putz mit der Jahreszahl 1595 gefunden.

 

Rathaus:

In den Jahren 1910 / 1911 wurde das Rathaus durch das königliche Landbauamt errichtet. Zur gleichen Zeit und im gleichen Stil wurde das Wohn- und Geschäftshaus rechts davon angebaut. Das Doppelhaus hat leichte Jugenstilanklänge, auf dem hohen Giebel des steilen Daches sitzt der Dachreiter. In die Fassade sind die beiden Torbogen der vorher hier stehenden Hofanlagen und der Wappenstein des Mainzer Erzbischofs Wolfgang von Dalberg von 1594 eingefügt. Das Wappen hat eine Entsprechung am Forsthaus in Rothenbuch. Es könnte von dem Obernauer Forsthaus stammen, das der seit dem 14. Jahrhundert bezeugte Förster nutzte. Der Obernauer Wald ist sehr ausgedehnt.

Seit der Eingemeindung 1978 nutzen die Feuerwehr und verschiedene Vereine das Gebäude. Der Heilige Florian aus Sandstein des Bildhauers Wolfgang Xaver Fischer wurde1991 zur 800-Jahr-Feier in der Ecknische angebracht. Das erste Rathaus Obernaus stand gegenüber an der Einmündung des Mainwegs in die Hauptstraße, eingerückt in den Straßenraum.

 

Kirche:

Die Kirche St. Peter und Paul wurde 1792 erbaut, weil die Kapelle am Gottesacker zu klein geworden war und die Gemeinde zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde. Entgegen dem Wunsch eines großen Teils der Bevölkerung wurde die neue Kirche in der Ortsmitte gebaut. Am 25. Juli 1792 wurde der Grundstein gelegt (mit einer Flasche Wein und einer lateinischen Urkunde). Das Ende der Arbeiten steht nicht fest, die Fertigstellung des Innenraums dauerte noch Jahrzehnte.

Wegen des schlechten Geläuts bekam die Gemeinde 1929 drei neue Bronzeglocken. Im Jahre 1942 brannte die Kirche wegen eines Kurzschlusses bis auf das Mauerwerk nieder. Sie wurde notdürftig wieder aufgebaut. Als die Bevölkerung ständig wuchs, wurde am 6. November 1960 der Grundstein zu einer neuen Kirche mit 700 Plätzen gelegt. Die schil­lernden Glasmosaiken schuf der Stuttgarter Professor Hannes Neuner. Nur der Kirchturm blieb bestehen und 1962 durch den neuen Pfarrsaal mit der Kirche verbunden.

 

Pfarrhaus:

Mit dem Bau des Pfarrhauses gegenüber der Kirche wurde 1912 begonnen. Architekt war Otto Leitolf aus Aschaffenburg. Der Bau wurde in Anlehnung an den Kirchenbau in neubarockem Stil mit steilem Mansardwalmdach und großen verschieferten Zwerchhaus errichtet. Die geschwungene Einfriedungsmauer umfaßt den kleinen Vorplatz vor der Haustüre. Den rückwärtigen Pfarrhof schließt die ehemalige Zehnt- und Pfarrscheune gegen den Main hin ab. Der stattliche Scheunenbau mit zwei niedrigen Seitenflügeln wurde 1765 erbaut. Zum Pfarrhaus hin ist der Bau repräsentativ gestaltet, zur Mainseite hin ist sie unverputzt und nicht von den Nachbarscheunen zu unterscheiden. Im Erdgeschoß befand sich links das Kelterhaus, rechts die Viehställe, in der Mitte waren zwei Tennen. Das Dachgeschoß war Frucht- und Heuspeicher. Nach Umbauten in den Jahren 1983 - 1987 wurde hier unter anderem die Pfarrbücherei untergebracht.

 

Pfarrer Sebastian Waldhäuser:

Der aus Reichmannshausen stammende Pfarrer Sebastian Waldhäuser war von 1876 bis zu seinem Tode 1905 Pfarrer in Obernau. Er bestätigte sich als großzügiger Stifter. Aus einem Lottogewinn gab er eine Stiftung von 100.000 Mark an seinen Geburtsort und zwei Stiftungen zu je 20.000 Mark an die Gemeinde Obernau. Es wurde ein Haus für die seit 1904 tätigen Ordensschwestern erworben und deren Gehalt bezahlt. Die zweite Stiftung unterstützte Gymnasiasten und Studenten aus Obernau. Nach Inflation und Währungsreform wurden die Stiftungen aber aufgelöst, Vermögen und Grundstück erhielt der Kirchenbauverein und der St. Peter und Paul Verein.

 

Staustufe:

Auf dem Mainweg geht man zur nahen Staustufe. Der Bau der Staustufe Obernau, der im Jahr 1926 begonnen wurde, stellte einen ersten systematischen Schritt auf dem langen Weg zur Herstellung eines leistungsfähigen Wasserweges zwischen dem Rhein und der Donau dar. Das angegliederte Wasserkraftwerk kann in umweltfreundlicher und regenerativer Weise etwa 7.000 Haushalte mit Strom versorgen. Für die Obernauer war das Mainufer zunächst Wirtschaftsraum. Hier ließ man die Gänse auf die Wiese. Aber schon damals ging man auch mit Kindern zum Spielen an den Main. Diese Entwicklung hat sich fortgesetzt. Der Spielplatz am Main ist heute ein vielbesuchter Ort der Freizeit und Erholung. Ein festes Ziel ist für die Obernauer Kinder „nach den Schiffen schauen und auf den Spielplatz gehen“.

Durch die Straße „Am Rathaus“ fährt man dann wieder zur Maintaler Straße. Dort links und wieder rechts in die Brucknerstraße, unter der Eisenbahn hindurch und dann rechts zur Bahnhofstraße und auf dieser nach links bis auf Höhe Mehrzweckhalle. Etwas oberhalb ist rechts der Wanderparkplatz.

 

Wendelinuskapelle:

Gegenüber steht links das im Jahr 1921 von der Gemeinde errichtete Kriegerdenkmal. Rechts daneben die „Wendelinuskapelle“. Diese ging aus einem dem Hl. Wendelinus gewidmeten Bildstock hervor, den der Obernauer Gastwirt und Bäcker Konrad Ebert errichten ließ. Er wurde später mit Mauer und Dach umgeben, so daß eine kleine Kapelle entstand. Im Jahre 1922 wurde sie mit Ziegeln eingedeckt, 1933 kam eine neue Wendelinusstatue dazu. Die Inschrift stammt aus dem Jahr 1926.

Westlich steht das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die im Jahre 1920 entstandenen Entwürfe des Direktors der Aschaffenburger Meisterschule für Bauhandwerker Otto Leitolf wurden zunächst wesentlich verändert. So wurde beispielsweise anstelle eines auf den Knauf gestellten zweischneidigen Schwertes auf der Vorderseite des Kreuzesstamms eine erhobene rechte Hand eingemeißelt. Auch der Sockel wurde niedriger gebaut als geplant. Als der Architekt sich aber beschwerte, wurde ein Teil des Denkmals doch wieder verändert.

Dann beginnt auch gleich der „Kapellenweg“ mit dem Kreuzweg zur Obernauer Kapelle.

Der Stationenweg besteht seit 1913. Aber im Jahre 2000 wurden neue Stationen in Sandstein gemeißelt von Helmut und Arnulf Weber aus Würzburg. Auf halbem Weg steht links die Lourdesgrotte von 1886, errichtet vom Kriegerverein.

 

Obernauer Kapelle „Maria Frieden“:

Wann die Kapelle gebaut wurde, ist unbekannt. Wahrscheinlich standen schon andere Heiligtümer an dieser Stelle, denn seit alter Zeit kreuzten sich hier sieben Wege. Durch den jetzt so stillen Wald führte früher reger Verkehr, denn das Maintal war früher sumpfig. Fest steht, daß sie 1712 an ihrem heutigen Platze stand, da in den Türstock diese Jahreszahl eingemeißelt ist. Im Jahre 1844 wurde ein hölzerner Vorbau errichtet und das Kreuz angebracht. Im Jahre 1921 wurde sie zur Kriegergedächtniskapelle erweitert.

Die Marien­statue wurde 1922 durch eine Madonna des Sulzbacher Bildhauers Seitz ersetzt. Im Jahre 1932 kam ein neuer Gnadenaltar im Rokokostil dazu. Das Gnadenbild - eine mehrere Jahrhunderte alte Pietà aus gebranntem Ton - war ein Werk barocker Volkskunst und wurde 1937 restauriert. Die Kapelle ist allerdings im Inneren so dunkel, daß man kaum etwas erkennen kann. Mehrere Prozessionen aus Obernau und den umliegenden Gemeinden finden an der Kapelle ihren Abschluß, vor allem am ersten Maisonntag.

Um die Kapelle „Maria Frieden“ ranken sich zwei Sagen. Die eine erzählt von der wundersamen Auffindung eines Muttergottesbildes: Ein Hirte vernahm aus dem Inneren einer Buche ein leises Singen und Klingen. Dann fand er dort ein schlichtes Muttergottesbild. An dieser Stelle errichtete er erst einen Bildstock und schließlich eine Kapelle. Bei der anderen Sage geht es um eine Streiterei: Es wird erzählt, eine Mann habe den Sonntag entheiligt, indem er gemäht hat bzw. Bäume gefällt hat. Als ihn ein zufällig vorbeikommender Wanderer deswegen rügte, habe der Übeltäter ihn erschlagen. Deshalb wurde hier die Kapelle errichtet.

Von der Obernauer Kapelle geht nach Norden der Weg zum Kreuzweg nach Schweinheim.

Man geht aber mit dem Kulturweg nach Nordwesten (im spitzen Winkel zum Kapellenweg). Am Waldrand (nicht schon auf dem Weg im Wald) geht es links nach Westen und den näch­sten Weg wieder nach rechts. Dort trifft man auf die Informationstafel „Judenpfad“.

 

Judenpfad:

Es gibt im Spessart eine Reihe von Judenwegen oder Judenbrunnen. Man weiß inzwischen, daß diese Wege in der Nähe von Friedhöfen nicht nur von Juden bei Bestattungen genutzt wurden. Vielmehr zeigt sich, daß der Viehhandel im Spessart, aber auch überregional seit Jahrhunderten von Juden organisiert wurde. Eine wertvolle Quelle für die Forschung sind dabei die gemeindlichen Viehkontraktenbücher des 19. Jahrhunderts, in denen der Viehankauf und Viehverkauf detailliert festgehalten wurde.

Ein Stück weiter geht es rechts hoch, ehe der Kulturweg nach links abbiegt. Wenn man aber erst noch den jüdischen Bezirks-Friedhof besuchen will, muß man hier geradeaus hoch­wärts gehen, dann links und rechts am Waldrand entlang und schließlich über einen Feldweg zum Eingangstor an der Nordostseite des Friedhofs, dessen ältestes Grab von 1732 ist.

Am Friedhof vorbei geht man bis zum Waldrand und dann nach links auf einem schmalen Pfad mit schönen Ausblicken wieder zum Kulturweg, bis ein Weg im spitzen Winkel links nach unten führt

 

Wiesen:

In nordwestlicher Richtung geht es unter dem Judenberg weiter zu blütenreichen Wiesen, die die Landschaft nördlich von Obernau kennzeichnen. Sie sind das Ergebnis einer traditionellen extensiven Bewirtschaftung und damit ein kulturelles Erbe. Extensiv bedeutet, daß sie nur wenig gedüngt und höchstens zweimal im Jahr frühestens im Juni nicht vor der Hauptblüte der Gräser gemäht werden. Aufgrund der vielgestaltigen Struktur beherbergt die Lebensgemeinschaft „Wiese“ zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen. Das Leben in der Wiese ist durch vielseitige Wechselbeziehungen in der Nahrungskette gekennzeichnet. Durch Umnutzung ist dieser spezielle Lebensraumtyp selten geworden. Dies veranlaßte die Europäische Kommission, die Flachland‑Mähwiesen unter besonderen Schutz zu stellen.

Der Weg führt nach Süden in die Straße „Zum Kreuz“ (nicht mit dem Kulturweg durch den „Sperbig“ ins Dorf) und über die Bahnhofstraße wieder zum Parkplatz.

 

Kulturweg Aschaffenburg V: „In Obernau ist der Himmel blau“.

Am Parkplatz Mehrzweckhalle beginnt der Kulturweg an der Wendelinuskapelle und dem Kriegerdenkmal. Von hier führt der Weg leicht bergan entlang des Stationsweges in den Obernauer Wald. Der Ort ist nahe an Aschaffenburg. Gleichzeitig können die Obernauer direkt vor ihrer Haustür den Gegensatz zum städtischen Leben genießen: Den Obernauer Wald und die Kapelle „Maria Frieden“, die Streuobstwiesen mit prächtigen Rundumsichten sowie den Spaziergang am Mainufer.

(1) Wendlinuskapelle

(2) Kapelle Maria Frieden

(3) Am Judenpfad

(4) Streuobstwiesen:

(5) Mainlandschaft und Schleuse

(6) An der Hauptstraße.

 

 

Sulzbach

Sulzbach steht in einer Reihe mit Orten am Main wie zum Beispiel Wörth für einen charakteristischen Siedlungstyp des späten Mittelalters und im 13. Jahrhundert zu ummauerten Märkten ausgebaut wurden. Grund für diese Bautätigkeit war der wachsende Transportverkehr auf der Achse Frankfurt - Nürnberg, von dessen Abschöpfung sich die Landesherren Einnahmen versprachen.

Der Ort wird 1184 als Ortschaft genannt. Er ist Geburtsort des Steinbildhauers Hans Backofen (Backoffen), der um 1470 / 1475 geboren wurde und bis zum 21 September 1519 lebte. Teile der Ringmauer und eine Toranlage sind noch von der alten Befestigung (14. bis 15. Jahrhundert) erhalten, vor allem am nördlichen Ausgang.

In der Ortsmitte liegen das Rathaus und gegenüber die Kirche St. Margaretha und Anna von 1786 / 1788. Erbaut an der Stelle einer Annakapelle aus dem 15. Jahrhundert. Im Jahre 1862 wurde die Orgel des Klosters Schmerlenbach erworben. Die Kirche wird heute jedoch nur noch kulturell genutzt, nachdem 1953 daneben ein größerer Kirchenbau errichtet wurde. Sehenswert ist das frühklassizistische Portal der Margarethen-Kirche, das von dem portugiesischen Architekten Emmanuel von Herigoyen entworfen wurde. Es ist eines der frühesten Beispiele klassizistischen Stils in Deutschland (Herigoyen entwarf auch den Freundschaftstempel im Landschaftsgarten Schönbusch bei Aschaffenburg). Im gleichen zeitlichen Rahmen befindet sich das Portal des Schwarzwälder Klosters St. Blasien.

Im Norden des Ortes (aber noch südlich des Ahlenbachs) lag die Kirche Ruchelnheim. Von der mittelalterlichen Kirche St. Margaretha „Ruchelnheim“ sind zwar keine baulichen Überreste mehr erhalten, jedoch kennt man ihren Standort. Sie war Urpfarrei für die benachbarten Spessartdörfer. Mit der Verlegung der Siedlung nach Sulzbach verlor die Kirche ihre Bedeutung, bis der Pfarrsprengel im 18. Jahrhundert unter den beiden Orten Sulzbach und Obernau aufgeteilt wurde. Auf dem Areal der Ruchelnheimer Kirche wurden zwei spätmittelalterliche Münzen gefunden.

Auf der Fläche zwischen den ehemaligen Fähren Sulzbach und Kleinwallstadt erstreckt sich die Mainaue, eine der letzten von Bautätigkeit verschonten Fläche am westlichen Spessartrand. Dazu gehört auch das Ufer westlich des Ortes. Für viele Vögel und Pflanzen besteht hier ein einmaliges Rückzugsgebiet. Im Jahr 1994 wurde das Naturschutzgebiet (NSG) „Mainaue bei Sulzbach und Kleinwallstadt“ ausgewiesen. Hier  findet man das kleinblütige Weideröschen.

 

Buchenmühle:

Die Buchenmühle nahm ihren Betrieb 1862 außerhalb des Ortes östlich von Sulzbach auf. Im Jahre 1939 verkaufte der letzte Müller das Gebäude an den Aschaffenburger Fabrikanten Anton Gentil (1867 - 1951), der sich hier ein Wohnhaus einrichten wollte. Der Krieg machte dieses Vorhaben zunichte. Am Kriegsende richteten deutsche Truppen eine Widerstandsbasis ein, aber das Haus bleib verschont.

Auf Gentils Veranlassung - der in Aschaffenburg bereits eigenwillige Bauten errichtet hatte - geht auch das Bild an der Außenwand der Mühle zurück, das die Eligius-Legende darstellt und zu seiner Zeit (1939) wegen der Frauendarstellung einiges Aufsehen erregte. Heute befindet sich das Haus in Privatbesitz. Anton Gentil vermachte der Stadt Aschaffenburg sein Haus in Aschaffenburg samt Inneneinrichtung (heute das sogenannte „Schandel-Haus“), das in den Sommermonaten von Gruppen besichtigt werden kann und durch seine skurrile Einrichtung beeindruckt. Kontakt über die Museen der Stadt Aschaffenburg, Telefon: 06021 38 67 414.

Rund um die Buchenmühle erstrecken sich viele tausend Jahre Kulturgeschichte. Den größten Anteil daran haben zwei Verkehrsverbindungen, die sich hier kreuzen. Der eine ist der so genannte „Salzweg“ vom Rhein nach Ostfranken, auf dem in vorgeschichtlicher Zeit und im frühen Mittelalter Waren transportiert wurden. Mit diesem prähistorischen Verkehrsweg stehen archäologische Überreste am Altenbach und der Ringwall Altenburg bei Soden in Verbindung. Eines der Transportgüter dürfte seinerzeit Salz gewesen sein, das auch in Soden gewonnen wurde, und dem nicht nur Bad Sodenthal einen periodischen Kurbetrieb, sondern auch Sulzbach seinen Namen verdankt.

Kulturweg Sulzbach: „Rund um die Buchenmühle“

Drei landschaftlich ganz verschiedene Ziele erwarten den Wanderer am Startplatz Buchenmühle: das am Main gelegene Sulzbach, der vorgeschichtliche Ringwall Altenburg im Wald bei Soden oder das auf der Hochfläche. Die drei Schleifen beginnen jeweils am Wanderparkplatz 50 Meter hinter der Buchenmühle.

(1) Buchenmühle

(2) Sulzbach

(3) Naturschutzgebiet Mainaue

(4) Kirche Ruchelnheim

(5) Ringwall Altenburg

(6) Soden (siehe Aschaffenburg Umgebung Süden

(7) An der Weltachse: Dornau (siehe Kleinwallstadt).

 

Soden - Bad So­dental

Der Ort ist Fundstätte vorgeschichtlicher Be­siedlung des Spessarts, denn es wurde ein Steinkistengrab gefunden. Außerdem wurde bei Bauarbeiten ein spätmittelalterliche Trichterhalsbecher aus dem Rheinland gefunden.

Die erste urkundliche Erwähnung Sodens geht auf das Jahr 1165 zurück (andere Angabe: 1227). Der Name Soden stammt von dem mittelhochdeutschen „sot“ und nimmt Bezug auf die Mineralsalzquelle Sodens. Im Jahre 1333 bestand eine Salzsiederei, die - mit Unterbrechungen - bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts fortgeführt wurde. Mineralquellen, die der Zechsteinformation entspringen, machten Soden bekannt.

Oberhalb der Grenze zwischen Soden und Sodenthal liegt (Zufahrt knapp südlich knapp westlich der Kirche) der Schloßberg. Dort ist ein doppelter Ringwall einer keltischen Fliehburg aus dem 1. Jahrhundert vor Christus („Ruine Soden“). Die Altenburg liegt am frühmittelalterlichen Salzweg, einer Handelsverbindung von Worms über den Main durch den Spessart nach Nordwesten.

Bis ins 19. Jahrhundert waren noch Baureste sichtbar, heute existieren nur noch die Ringwälle. Die Größe der Anlage mit etwa 350 mal 180 Metern sowie die prähistorischen Bodendenkmäler der näheren Umgebung lassen vermuten, daß der Ringwall wohl schon vor Christus errichtet und im Mittelalter wieder verwendet wurde. Der Stein mit dem Mühlespiel wurde 1965 auf der Altenburg gefunden, er befindet sich im Rathaus von Leidersbach.

Zur Sodener Altenburg gibt es eine vergleichbare Anlage, die Alteburg bei Biebergemünd-Kassel. Interessant sind die Parallelen: Beide Ringwälle liegen an alten Handelswegen, befinden sich in der Nähe von Salzquellen und werden von kleinen Inselbergen mit „Wachturmfunktion“ begleitet, die den gleichen Namen haben: „Kerk(e)lberg“.

 

Der Ort ist nichts Besonders, aber am westlichen Ortsausgang liegen die Anlagen des ehemaligen Bad Sodental. Nach Einstellung der Saline im Jahre 1750 wurde die Quelle Bade- und Erho­lungszwecken nutzbar gemacht. Die drei Heilquellen, die aus 20 Me­tern Tiefe aus der Zechstein-Formation entspringen, gelten als stark jod- und bromhaltig. Im Jahre 1856 wurde ein kleiner Kurbetrieb genehmigt, der seine Glanzzeit als Badeanlage „Bad Sodenthal“ unter Professor Hoffa erlebte. Nach dessen Tod wurde der Kurbetrieb eingestellt. Seit 1950 wird hier das bekannte Mineralwasser „Sodenthaler“ abgefüllt.

Nach links geht es zwischen alten Kurhäusern hindurch zu einem Kindererholungs­heim rechts zu einer Kapelle. Ein kleiner Kurpark schließt sich noch entlang der Durchgangsstraße an das Gelände an.

 

 

Kleinwallstadt

Kulturweg „Am weißem Leimen“

Von Kleinwallstadt über Hofstetten und Hausen bis nach Eichelsbach zieht sich ein Höhenzug, der den Namen „Weißer Leimen“ trägt. Dort findet sich ein heller Graulehm, der früher als sogenannter „Klebsand“ abgebaut wurde und der als verbindendes Element unserem Dreifach-Kulturrund­weg den Namen verleiht. Mit dem „Weißen Leimen“ tritt eine Landschaft des Spessarts ins Rampenlicht, die bislang vor allem mit dem Namen des Klosters Himmelthal in Verbindung gesetzt wurde. Gerade hier jedoch hat der Mensch Spuren hinterlassen, die uns mehrere tausend Jahre in die Vergangenheit zurückführen.

Bei Eichelsbach existierten steinzeitliche Siedlungen, deren Überreste auf einen gewaltigen Umfang schließen lassen. Die auch im Mittelalter wesentlich stärker als heute ausgeprägte Besiedelung der Landschaft veranschaulichen eine Dorfwüstung und eine Burgruine. Darüber hinaus werden Elemente der Bodenkultivierung und Bodenbeschaffenheit vorgeführt: Die um achtzig Jahre alten Streuobstbäume beherbergen heute in Bayern einzigartige Steinkauz­bestände. Am Plattenberg erwartet uns eine Pflanzenwelt, die auf einem im Spessart raren Kalkvorkommen basiert. Kunstinteressierte haben die Möglichkeit, in der ehemaligen Kirche von Hausen sonntags ein Künstleratelier zu besichtigen. Die Kulturlandschaft Spessart präsentiert Ihnen hier 7500 Jahre Geschichte.

 

Der Kulturrundweg „Am Weißen Leimen“ gliedert sich in drei Abschnitte, die separat begangen werden können. Der Kulturrundweg kann auch im Ganzen begangen werden (25 Kilometer):

1. Route Grün: Vom Templerhaus zum Alten Schloß (9 Kilometer)

2. Route Gelb: Kunst & Kirchen (7 Kilometer)

3. Route Rot:  Die Eichelsbacher Paßhöhe (11 Kilometer)

 

Vom Templerhaus zum Alten Schloß:

(1) Templerhaus:

Es heißt in Kleinwallstadt, das Templerhaus sei Teil eines Templerklosters gewesen. Zwar fehlen schriftliche Zeugnisse, die Bausubstanz besonders im Keller deutet jedoch auf das Mittelalter als Entstehungszeit hin. Zudem könnte die benachbarte Ölbergkapelle damit in Verbindung stehen. In Richtung der Kirche führte früher ein unterirdischer Gang, der inzwischen vermauert ist.

 

(2) Der Plattenberg:

Das Besondere am Plattenberg ist die Existenz einer Kalksteinschicht, die in der Erdneuzeit angeweht wurde und dem Plattenberg seine für den Spessart außergewöhnliche Pflanzen- und Tierwelt verleiht. Hier beginnt ein Naturlehrpfad der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz, der dem Besucher den Charakter des Plattenberges erschließt.

(3) Burgstall „Altes Schloß“:

Der Standort des „Alten Schlosses“ bei Kleinwallstadt auf Lößboden ist ebenso ungewöhnlich wie seine Ausrichtung nach Süden. Vermutete man in dem Bodendenkmal einst eine rieneckische Ritterburg, so haben neuere Forschungen ergeben, daß die Burg auf mainzische Initiative zurückgeht. Im späten 12. Jahrhundert sei sie von den Erzbischöfen erbaut worden, um gegenüber den Aktivitäten der Staufer in der Region ein Zeichen zu setzen.

 

(4) Lebende Relikte:

Die Streuobstbestände am Untermain sind ein Garant für den Erhalt von inzwischen selten gewordenen Apfelsorten. Darüber hinaus beherbergen sie das einzige bayerische Steinkauzvorkommen. Die teilweise über 70 Jahre alten Bäume bieten den idealen Lebensraum für diese bedrohte Tierart.

 

Kunst & Kirchen:

(1) Kirche in Hofstetten:

Hofstetten ist wegen der früheren Zugehörigkeit zu Rieneck und dann zu Erbach eines der wenigen evangelischen Dörfer im bayerischen Spessart. Zwei Inschriften an der Turmmauer zeigen als Erbauungsdatum das Jahr 1453 (mit späteren Korrekturen). Bei der Hofstettener Kirche stehen Grabsteine aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Besonders schön ist der geschnitzte Tragebalken an einem Fachwerkhaus an der Hauptstraße nach Kleinwallstadt, der Weinranken - aufgrund des früher hier üblichen Weinbaus - und die Jahreszahl 1602 zeigt.

 

(2) Die Muttergotteskapelle bei Hausen:

Die Muttergotteskapelle bei Hausen ist eine Station am Wallfahrtsweg von Aschaffenburg nach Walldürn. Ihre Erbauung geht mit einer für das 18. Jahrhundert typischen Legende einer Teufelserscheinung einher.

 

(3) Die alte Hauserner Kirche:

Hausen war von 1669 bis 1851 ein zwischen Mainz und den Grafen von Ingelheim geteilter Ort. Im Jahre 1851 wurde die „Alte Kirche“ erbaut, die bis 1968 als Gotteshaus diente. Heute ist dort ein Künstleratelier eingerichtet.

 

(4) Übernutzung des Waldes:

Das jahrhundertelange Ausräumen des Waldes durch die örtliche Bevölkerung raubte dem Boden die Nährstoffe. Wie die Forstwirtschaft heute versucht, einen naturnahen Laubmischwald zu etablieren, erläutert diese Station.

 

Die Eichelsbacher Paßhöhe:

 (1) Eichelsbacher Kirche:

Der Boden von Eichelsbach wird seit 7500 Jahren kultiviert. Steinzeit und Bronzezeit hinterließen hier ihre Spuren. An der Kirche von Eichelsbach befindet sich eine Spur aus neuerer Zeit: Der Eingang des ehemaligen „Kellerlochs“, wo Eichelsbacher Schüler ihre Strafen absaßen.

 

(2) Das Hochkreuz am Kinzbachgrund:

Das Hochkreuz im Kinzbachgrund wurde errichtet aus Dankbarkeit, einer Gefahr entronnen zu sein. Vielleicht handelte es sich dabei um die Begegnung mit der Kinzbachfrau, dem „Kinz­bachfraasche“, das die letzte Bewohnerin des um 1666 wüst gewordenen Dorfes Kinzbach gewesen sein soll. Es mußte sogar ein Prozeß geführt werden, damit das Hochkreuz stehenbleiben durfte

 

(3) Die Eichelsbacher Paßhöhe:

Von der Eichelsbacher Paßhöhe bietet sich ein weiter Blick in den Rhein-Main-Raum. Das wußten auch schon die Siedler der linearbandkeramischen Kultur vor bis zu 5500 Jahren zu schätzen, deren Siedlungsreste vor über 100 Jahren von dem Amateurarchäologen Freiherr Elmar von Haxthausen geborgen und von ihm den Museen in Berlin und München zugeführt wurden. Nördlich von Kleinwallstadt fährt man noch nach Osten ab nach Dornau:

 

 

Dornau

Dornau gilt in der Umgebung als der Ort, wo „die Weltachse geschmiert wird“. Diese Umschreibung, die schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachweisbar ist, geht wohl darauf zurück, daß Dornau für die umliegenden Orte zentral auf der Höhe liegt und sich als Treffpunkt eignete. Diese Bezeichnung könnte aber auch auf einen regen Viehhandel zurückgehen, der früher hier beheimatet war. Im Anwesen Nr. 17 wurden die Verkäufe vom Lehrer protokolliert. Dort traf man sich und machte Geschäfte - alles lief eben wie „geschmiert“. Die Viehwaage befindet sich heute noch in einem kleinen Anbau am ehemaligen Rathaus. Der Schweizerhof bei Dornau ist heute einer der letzten Höfe, die noch Vieh halten.

Vor der Wendelinuskirche ist der Ziehbrunnen noch erhalten, der bis 1955 in Betrieb war und sehr tief war und dennoch manchmal trocken fiel.

 Mit dem Denkmal der „Weltachse“ erfährt dieser Spruch nun eine künstlerische Umsetzung. Der Standort des Denkmals lädt ein zu einer geruhsamen Betrachtung ebenso wie zu einem Rundblick auf den Odenwald, die Mainebene und - bei gutem Wetter - den Taunus.

 

 

Elsenfeld

Der Ort liegt an der Mündung der Elsava in den Main. Der Sage nach sollen sich die Alemannen und Römer hier eine blutige Schlacht geliefert haben. Die Kirche ist St. Sebastian geweiht. Die Landwirtschaft, Handwerksbetriebe, Kleiderfabriken und Sägewerke sowie die weithin sichtbare Glanz­stoff-Fabrik (Chemiefasern) sind für Elsenfeld und Umgebung von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

 

In der Nähe an der Straße nach Eschau liegt das Kloster Himmelthal. Es ist eine Stiftung der Grafen von Rieneck und wurde im 12. Jahrhundert als Zisterzienserinnenabteil gegründet. In der Kirche sind Freskengemälde von 1758, Holzplastiken und verschiedene Grabsteine (14. und 15. Jahrhundert). Im Außenhof Rotsandsteinrelief des Hl. Nikolaus (13. Jahrhundert). Heute ist hier eine Schule für lernbehinderte Kinder. Beim Kloster ist ein Lehrpfad mit Elsbeeren und Pfaffenkäppchen.  

 

Erlenbach

Der Weinort ist seit dem Jahr 1109 bekannt und hat eine Schiffswerft.

 

Klingenberg

„Und nicht vergessen sei vom Main der Klingenberger Rote; dran könnte man, oh süße Pein, sich trinken grad zu tode”. Dieser Vers des fränkischen Dichters Rückert verrät recht treffend, mit welchem Dilemma der Ausflug nach Klingenberg enden kann. Klingenberg ist Frankens Rotweinmetropole, bekannt durch seine vorzüglichen Rotweine.

Der Ort liegt 120 Meter hoch am rechten Mainufer. Im Jahre 776 wird er erstmals genannt und hat seit 1276 Stadtrecht. Die Altstadt entstand seit dem 13. Jahrhundert zu Füßen der staufischen Clingenburg. Im Jahre 1814 kam Klingenberg an Bayern.

Ein Parkplatz ist am westlichen Zugang zur Altstadt am Altstadtcafe. Vor dem Maintor rechts steht eine 800-jährige Gerichtslinde. Man geht die Lindenstraße hoch und nach links in die Straße Mairhof. An deren Ende steht das Mairhofer Stadtschloß, im Jahre 1560 durch Leonhard Kottwitz von Aulenbach erbaut und 1695 durch August Maximilian Freiherr von Mair­hofer restauriert. Im Hof steht ein stei­nerner Ziehbrunnen von 1576.

Dann geht man die Lindenstraße weiter hoch in Richtung Kirche. Sie wurde 1617 erweitert wurde. Die gotische Stadtkirche birgt im Inneren zwar keine großen Kunstschätze, aber die Grabmäler der ehe­mals in Klingenberg ansässigen Adelsgeschlechter.

Über der Kirche sieht man die stattliche Burgruine Clingenburg, die wie der nahe Aussichtsturm aus dem Jahre 1903 eine schöne Aussicht bietet. In der Wilhelmstraße geht es gleich links den Treppenaufgang ne­ben dem Weinbau- und Heimatmuseum hinauf in die Burg­straße, wo weitere Stufen zu nehmen sind. Auf halber Hanghöhe an einer Bank kann man links direkt zur Clingenburg steigen.

Burg Clingenburg wurde im 12. Jahrhundert von Conradus Colbo, dem Mundschenk des legendären Kaisers Barbarossa, gegründet. Auf Colbo folgten 250 Jahre lang die Edelherren von Bickenbach. Danach residier­ten die Mainzer Kurfürsten auf dem exponiert gelegenen Fel­sensporn. Für das abrupte Ende der mainzischen Herrschaft sorgten die Franzosen. Sie zogen im Jahre 1683 plündernd und brandschatzend durch das Städtchen, zerstörten die Burgge­mäuer und verschonten auch nicht die Amtskellerei. Die Reste der Burg stammen aus dem 15. Jahrhundert. Reste der Wohnbauten (Pallas) und ein runder Turm sind erhalten, die Ringmauer ist mit der Stadtmauer verbunden.

 

Nach rechts geht man in die Hauptstraße. Rechts steht das Rathaus von 1561, bis 1885 als Rathaus mit offener Halle genutzt, danach bis 1934 Postamt. Das „Alte Rathaus” ist der wohl schönste Fachwerkbau dieses Viertels (Ecke Lindenstraße/Hauptstraße).

Von der Rathausstraße zweigt an der Apotheke rechts die Straße „In der Altstadt“ ab. Dort gelangt man zum Teddymuseum, einer Sammlung von Plüschbären namhafter deutscher Hersteller. In der Stadt gibt es auch das „Alte Gewürzamt“, in dem Ingo Holland seltene Gewürze aus aller Welt und eigene Mischungen verkauft. Man geht noch ein Stück weiter bis zum südlichen Stadttor (Brunntor ? 15. Jahrhundert) und dann nach rechts hinunter, noch einmal rechts und wieder links zum Maintor.

 

In Klingenberg kommt man an einen der schönsten Abschnitte des Rotwein-Wanderwegs. Das Wanderzeichen ist ein Rotweinpokal auf grünem Grund. In Klingenberg gibt es Terrassen-Weinberge, bei denen die Rebenzeilen horizontal gesetzt sind. Diese Art quergezeilter Anlagen gibt es in Deutschland nur noch in geringer Zahl. Die Klingenberger Terrassen stehen seit 1986 unter Denkmal­schutz. Gut sichtbar ist am Rohberghang und zur Clingenburg hinauf.

Die Reben, deren An­fänge auf die Römer zurückgehen sollen, reichen bis an die Burgmauern heran. Erstmals wurde der Weinbau 1337 ge­nannt, als Conrad von Bickenbach - der damalige Burgherr - einen Leibeigenen und dessen Eheweib gegen ein Fuder „Frenckenwein“ (die Ladung eines zweispännigen Wagens) eintauschte.

Als eine der kleinsten Weinbauregionen Frankens gilt die am bayerischen Untermain. Trotzdem ist sie das Aushänge­schild fränkischen Weines. Was Wunder, bedingt durch die Unterschiedlichkeit der Bodenformationen an den Mainhän­gen – im nördlichen Abschnitt vorwiegend Glimmerschiefer, im südlichen Buntsandstein – reifen hier im Verbund mit mil­dem Klima und den wärmespendenden Mauerterrassen edle Gewächse, vornehmlich feurige Burgunder und samtige Por­tugieser-Rotweine, aber auch rassige Riesling- und Kernerweine. Etwa 180 Hektar Boden sind am Untermain zwischen Großwallstadt und Miltenberg mit Rebstöcken bepflanzt. Natürlich gibt es auch einen fränkischen Rotwein-Wander­weg. Er mißt 50 Kilometer und führt durch ursprüngliche Rebenhänge, Wiesen und Wälder, zu Sehenswürdigkeiten in den historischen Städtchen.

Als es noch kei­ne Möglichkeit gab. Graphit künstlich herzustellen, gab es kei­nen einzigen Bleistift. dessen Mine nicht aus Klingenberger Bleistiftton hergestellt war, der einzigen Graphitgrube der Welt. Die Stadt besitzt Tonvorkommen, die Weltruf genießen und jedem Blei­stift auf der Welt zugesetzt werden (etwa 1,8 Gramm). Eine andere hellgraue Tonart wird Porzellangegenständen beigemischt. Weitere Tonvorkommen auf unserem Erdball, die die „Klingenberger Tonplastizität“ erreichen, sind bisher nicht be­kannt. Der Abbau erfolgt in 70 bis 100 Metern Tiefe an der Straße nach Schmachtenberg.

Über der Stadt ist die Schlucht im Seltenbachtal.

Auf der anderen Mainseite geht es zum Klingenberger Ortsteil Trennfurt, der an der Stelle eines Römerkastells steht. Dort ist auch der Bahnhof von Klingenberg. Das Numeruskastell der jüngeren Mainlinie lag zwischen der B 469 und dem Bahnkörper am nördlichen Rand des alten Ortskerns. Die Vorderfront war mainwärts. Die Seitentore sind relativ weit hinten. Am Eingang der Kirche ist ein Altar eingemauert, der 1751 entdeckt wurde und den eine Holz­fällergruppe aus dem Kastell Mainz 212 nCh dem Jupiter, dem Silvanus Conservator und der Diana Augusta geweiht hat.

 

Großheubach

Der Ort hat 2.400 Einwohner. An der Durchgangsstraße steht auf der Westseite das schöne mehrstöckige Fachwerk-Rathaus aus dem Jahre 1612. Baumeister Ott-Oswald Heppele hat sich mit Selbstbildnis und Meisterschild am Fuß der Erkerkonsole verewigt.

Dort fährt man in die verkehrsberuhigte Zone und biegt kurz vor dem Ortsende nach rechts in die Kirchstraße. Dort steht rechts das Abendanz’sches Haus, ein 1612 erbautes Fachwerk­haus aus dem späten 16. Jahrhundert Fachwerkhaus im Zen­trum der Stadt, jetzt Trauzimmer und Fremdenverkehrsbüro. Die Fassade ist mit Freskenmalereien verziert. und es besitzt einen hübschen Erker. Besichtigt werden kann es während der Dienstzeit. Ein Stück weiter steht rechts die sehenswert die Katholische Pfarrkirche St. Peter (Anfang des 17. Jahrhunderts) mit einer Ölberggruppe an der Außenwand.

 

Kloster Engelberg:

Wenn man auf der Durchgangsstraße ein Stück weiter fährt, zeigt rechts ein Wegweiser zum „Kloster Engelberg“. Es gibt auch einen Fußweg, der am Hotel „Krone“ beginnt. Dort sind aber 612 Sandsteinstufen zu bewältigen. Links und rechts des Kreuzwegs hinauf zur Wallfahrtskirche stehen sogenannte „Engelstaf­feln“, sechs Kreuzwegstationen mit Figurengruppen (zum Beispiel: Jesus nimmt sein Kreuz auf seine Schul­tern).

Das Ziel ist eine spätgotische Kapelle am 277 Meter hohen  Kloster Engelberg. Diese steht an der Stelle einer heidnischen Kultstätte, die durch eine Kapelle christianisiert wurde. Dessen Gründung sei einer Schar Engel zu verdanken, be­hauptet die Sage. Die eifrigen Helfer Gottes sollen einst eine Kapelle errichtet haben, die den Grundstock für die 1640 ent­standene Klosterkirche bildete. Das Kloster wurde schon 1630 erbaut.

Aus dieser Zeit stammt auch die Vi­sion von Leuten, die während eines Got­tesdienstes den „himmlischen Gesang von Engeln“ vernommen haben wollen. Seitdem ist die Kirche ein Wallfahrtsort. Das Kloster wurde zunächst von Kapuzinern betrieben, seit 1818 (1829) von Franziskanern.

Als se­henswert gelten vor allem der Marienaltar mit dem wundertätigen Marienbild (14. Jahrhundert), der 200 Jahre alte Kreuzaltar und links die Familiengruft der Fürsten Löwenstein.

Das Barockkruzifix ist um 1700 entstanden. Die Sandsteinfigur des Hl. Michael ist von Zacharias Junker.

Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben darf die herrliche Aus­sicht von der Klosterterrasse: Der Blick schweift weit ins Maintal und auf die gegenüberliegenden Odenwaldhöhen.

Seit dem 19. Jahrhundert leben Franziskanermönche auf dem Engelberg. Sie predigen, trauen - und bewirten ihre Gäste mit allerlei herzhaften Imbissen. In der Klosterschänke (täglich außer montags und feiertags geöffnet) gibt es dunkles Klos­terbier vom Holzfaß, das freilich mittlerweile in Miltenberg gebraut wird, oder gar einen „Schankwein“ mit Namen „En­gel­berger Klostergarten“, dazu vielleicht Emmentaler oder Klosterkäse (halbfester Schnittkäse) mit Gewürzbrot. Beson­ders gelobt wird die Portion Schweizer Käse (Die Klosterschänke ist täglich, außer montags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet).

 

                Die Orte auf der  westlichen Mainseite werden behandelt unter Odenwald

 

 

 

 

Spessart Zentral

 

Sailauf (mit Feldkahl und Rottenberg und Eichenberg)

Aus dem Kahlgrund kommt man von Schimborn nach Feldkahl. Der Ort liegt in einem Seitental der Kahl und weist das typische Relief des Vorspessarts auf: Schmale Talaue, steile Hänge auf der Winterleite und leicht ansteigende Flächen auf der Sommerleite. Die traditionelle kleinbäuerliche Wirtschaftsweise hat sich hier bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehalten. Wegen der fränkischen Realteilung waren die Äcker zu klein geworden, um eine Familie zu ernähren. Mit dem „Wirtschaftswunder“ und der verbesserten Verkehrsanbindung nach Aschaffenburg und in den Frankfurter Raum hat seit den sechziger Jahren ein rascher Strukturwandel eingesetzt. Ergebnis: Die Landwirtschaft spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Der Ort ist heute eine naturnahe, attraktive Wohngemeinde und die Bevölkerung pendelt zu Ausbildungs- und Arbeitsplätzen nach Aschaffenburg oder in den Rhein-Main-Raum.

 

(6) Feldkahl-Unterdorf:

Feldkahl erscheint erstmals im 13. Jahrhundert als „Veltkalden“. Der Kern der Siedlung befindet sich im Oberdorf, wo der historische Sälzerweg aus dem Kahlgrund in das Aschaff­tal führte. Der Ort dehnte sich dann entlang der Feldkahl - die hier „Erlebesch“ genannt wird - in Richtung Schimborn aus. Im Zuge der Gebietsreform schloss sich Feldkahl 1972 der Marktgemeinde Hösbach an.

 

Sattelbach und Feldkahler Mühle:

Sattelbach war ein Weiler auf Feldkahler Gemarkung in Richtung Schimborn. Im 13. Jahrhundert erstmals genannt, erscheint er immer wieder in alten Urkunden und sogar auf der Spes­­sartkarte des Paul Pfinzing von 1594. Die Lage war aber wohl zu ungünstig, denn der Name der Siedlung verschwindet - vielleicht aufgrund der Krise des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648).

Auf Sattelbacher Gemarkung erscheint 1720 erstmals die Feldkahler Mühle, die am Weg nach Schimborn lag. Auch ihr war keine allzu lange Lebensdauer beschieden, denn 1869 signalisierte der Müller - „Geisemüller“ genannt - wirtschaftliche Sorgen. Im Jahre 1883 entschloss er sich mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern. Der nachfolgende Besitzer war ein Professor aus Erlangen, unter dem die Anlage mehr und mehr verfiel, bis sie heute vollkommen aus dem Landschaftsbild unter der neuen Staatsstraße verschwunden ist.

 

Gastwirtschaft Geis, Schimborner Straße 104:

Die Entstehung der Gaststätte Geis steht in Zusammenhang mit dem Bau der neuen Verbindungstraße von Hösbach über Feldkahl nach Schimborn im Jahr 1860, der (alten) Staatsstraße

2307. Diese Entwicklung bewog Georg Wenzel aus Unterfeldkahl, bei der Gemeinde den An­trag zur Eröffnung einer Gaststätte zu stellen. Die beiden anderen Gastwirte vom „Grünen Baum“ und „Wilden Mann“ versuchten, die neue Konkurrenz vergeblich zu verhindern - zudem waren sie nun von der Hauptverkehrsachse abgehängt.

Im Jahre 1863 erhielt Wenzel die Genehmigung und tatsächlich begünstigte die neue Chaussee den Betrieb. Fuhrleute liehen sich Pferde für ihren Weg die „Neu Chaussee Hohle“, also den Feldkahler Berg hinauf. Der Betrieb ging von Georg Wenzel an die Familie Geis über. Josef Geis - genannt „Geise Seppl“ - und seine Frau Gertrud waren die letzten Wirtsleute, welche die Gaststätte im Jahre 2001 krankheitsbedingt schließen mussten. Zur Wirtschaft gehörten die Zimmervermietung, eine Kelterei (bis etwa 1970) und eine Schnapsbrennerei. Um die Jahrhundertwende lockte eine Kegelbahn auf der anderen Straßenseite zusätzlich Ausflügler an.

Im Unterdorf gab es dank des überregionalen Verkehrs in den Kahlgrund zeitweise zwei Tankstellen. In der Nähe des Gasthauses Geis eröffnete Oskar Stenger 1953 an der Hauptstraße die Gaststätte „Feldkahler Berg“, im Jahre 1955 kam eine Tankstelle dazu. Im Jahre 1972 eröffnete eine zweite Tankstelle um die Ecke an der alten Straße nach Schimborn. Erhalten geblieben ist davon nur die Reparaturwerkstatt Weinmann in der Schimborner Straße 93 südlich der Straße.

 

Bloopiffer (Schimborner Straße, westlich de „Schöne Wiese Straße“):

Der pfeifende Junge, das Ortssymbol Feldkahls, stand als Brunnenfigur von 1963 bis 1976 am Scharfen Eck gegenüber dem Gasthaus Engel. Dieser „Bloopiffer“ wurde samt Brunnen ehrenamtlich von dem Holzschnitzer Lothar Bopp geschaffen und aufgestellt. Bei der Umgestaltung des Bereichs wurden Holzfigur sowie Brunnen entfernt. Rund 15 Jahre später fanden die Figur und ein weiterer Holzbrunnen von Bopp am Feuerwehrhaus eine neue Heimat. Die Witterungseinflüsse setzten dem Ensemble so zu, dass der Brunnen 2012 abgebaut wurde. Auf Initiative von Herbert Beisser wurde eine Erneuerung des Bloopiffers organisiert. Die Erstellung des Brunnens übernahm die Marktgemeinde Hösbach, die neue Figur aus Stein wurde aus den Erlösen von Mainachtfesten der Ortsvereine bezahlt. Im Jahre 2016 wurden der Brunnen und die Figur des Steinmetzmeisters Christopher Steigerwald aus rotem Buntsandstein der Öffentlichkeit übergeben. In Feldkahl gibt es zwei Freizeitvereine, die „Bloopiffer“ und die „Roten Bloopiffer“ sowie einen 11 Kilometer langen „Bloopifferweg“.

 

An der Schimborner Straße 16 bei der Bäckerei Kraus) steht ein Hochkreuz von der alten Feldkahler Kapelle.  Weitere Überreste sind ein in die ehemalige Friedhofsmauer eingelassener Stein sowie Leuchter und ein Weihwasserkesselchen.

 

(5) Feldkahl – Oberdorf:

Gasthaus „Zum Engel“, Schimborner Straße 15:

Der Wenighösbacher Peter Wagner eröffnete 1903 zusammen mit seiner Frau Barbara Hartmann aus Feldkahl das Gasthaus „Zum Engel“ in der. Im Dorf hieß die jüngste Wirtschaft entsprechend „Neuwädd“. Im Saal im ersten Stock wurden über Jahrzehnte Tanz-, Vereins-, Faschings- und Familienfeiern abgehalten. Einige Jahre wurde der Raum an Firmen verpachtet, zum „Zigarrn mache“ und zur Textilienfabrikation. Für viele Ortsvereine war der „Engel“ das Vereinslokal. Seit 1979 kann hier übernachtet werden.

 

„Scharfe Ecke“:

Der Bereich Schimborner Straße / Erlenbacher Straße wurde früher „Scharfes Eck“ genannt. Hier stand bis 2015 ein Birnbaum, der das Dorfzentrum markierte. In diesem Umfeld waren die wichtigsten Gebäude zu finden: Die alte Kapelle (heute St. Johannes Nepomuk, etwas nördlich), Schule, Kindergarten(„Kinderbewahranstalt“) mit Schwesternhaus  (Abzweigung nach Rottenberg).

 

Kirche:

In Feldkahl fand der Gottesdienst zunächst in der Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Kapelle am „Scharfen Eck“ statt. Nachdem sie baufällig geworden war, sprach sich die Gemeindeversammlung 1818 für den Bau einer neuen Kirche aus. Der Saalbau aus rotem Buntsandstein ist dem Heiligen Johannes von Nepomuk geweiht. Zwei Jahre später bekam Feldkahl einen Friedhof. Im Jahre 1923 wurde die Kirchengemeinde eine Kuratie von Rottenberg und erhielt später einen eigenen Pfarrer.

 

Schule:

Nachdem die Anzahl der Schüler stetig anwuchs, musste das Schulhaus zunächst vergrößert werden, dann folgte 1880 ein Neubau unterhalb der Kirche, bis man sich 1923-1927 für einen Neubau oberhalb der Kirche entschloss, der heute als Kindergarten genutzt wird. Der Bildstock an der ersten Schule - später Schwesternhaus und „Kinderbewahranstalt“-  steht heute noch.

 

Der Komplex des ehemaligen Schul-, bzw. Pfarrhauses unterhalb der Kirche wird von mehreren Vereinen genutzt: Die 1971 gegründete Wanderlust, die sich dem Wanderverband Spessartbund anschloss, hat sich hier 1994 ein Wanderheim eingerichtet. Im Hauptgebäude sind die Pfarrgemeinde und der Gesangverein Liederkranz Feldkahl 1878 e.V. zuhause.

Von der Kirche geht nach Norden die Erlenbacher Straße weiter, die zur Erlenbacher Höhe führt:

 

(6), Sälzerweg und Kapelle:

Wo die Wege aus Feldkahl und Rottenberg in Richtung Erlenbach zusammentreffen ist mit der Erlenbacher Höhe mit 303 Meter der höchste Punkt der Feldkahler Gemarkung. Hier lädt die Feldkahler Kapelle ein zum Hinsetzen und Verweilen. Hier bietet sich an schönen Tagen eine gute Fernsicht in den Odenwald und in den Spessart. Die Kuppe hat ihren Namen vom Weiler Erlenbach im Oberen Kahlgrund, von wo der sogenannte Stadtweg früher eine Verbindung nach Hösbach und Aschaffenburg darstellte.

Tatsächlich ist dieser Weg Teil einer weit älteren Route, dem „Sälzerweg“. Spätestens seit dem 11. Jahrhundert wurde in (Bad) Orb Salz gewonnen und von Fuhrleuten über die sogenannten Sälzerwege transportiert. Das in der Kurmainzer Saline in Orb erzeugte Salz gelangte so auf dem Eselsweg in das kurmainzische Aschaffenburg. Von der Wegkreuzung am Engländer bei Jakobsthal gab es mehrere Möglichkeiten, vom Eselsweg in das Aschafftal zu gelangen. Eine davon führte über die Erlenbacher Höhe hinab nach Feldkahl und von dort die Steigung südlich hinauf zum Heigenberg (heute Golfclub Aschaffenburg). Auch Rottenberg muss ein Ziel der Salzfuhrleute gewesen sein, denn um 1730 ist hier ein Salzhändler namens Andreas Hainstatt tätig.

 

Die Feldkahler Kapelle lädt ein zum Hinsetzen und Verweilen. Überreste der Feldkahler Kapelle sind das Hochkreuz an der Schimborner Straße 16 (Bäckerei Kraus), ein in die ehemalige Friedhofsmauer eingelassener Stein sowie Leuchter und ein Weihwasserkesselchen.

Ende der sechziger Jahre schnitzte Lothar Bopp (1927-2005) aus Feldkahl ein Holzkreuz, das für die Feldkahler Kirche gedacht war, dann aber 1967 auf der Erlenbacher Höhe aufgestellt wurde. Inzwischen wurden Kreuz und Corpus aus widerstandsfähigerem Material ersetzt. Ein weiterer „Herrgott­schnitzer“ ist Roman Steigerwald (1926-2014) aus Rottenberg.

Gut 20 Jahre später stellte sich die Frage, wo der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht

werden kann. Anfang 1989 traf sich eine Gruppe auf Initiative von Paul Gebauer und Lothar Bopp im Gasthaus Engel in Feldkahl. Dort entstand die Idee, auf der Erlenbacher Höhe eine Kapelle zum Gedenken der Gefallenen der beiden Weltkriege zu errichten, die gleichzeitig zum Frieden mahnen soll. Auch Wanderer können zur stillen Andacht hier verweilen. Bald darauf wurde ein Kapellenverein ins Leben gerufen, dessen unermüdlicher Motor und erster Vorstand Ludger Hufgard war.

Nach der Erstellung der Baupläne konnten die Bauarbeiten im August 1989 beginnen. Spenden wurden gesammelt und ein Kapellenfest initiiert. Das ganze Dorf half beim Bau - von den Maurerarbeiten bis zum Dachdecken, der Innenausstattung und der Außenanlage. Nach zweijähriger Bauzeit weihten 1991 Weihbischof Helmut Bauer aus Schimborn und Pfarrer Karl

Jörg die Kapelle.

Nach Fertigstellung der Kapelle plante der Verein, einen Kreuzweg anzulegen. Da kein geeigneter Weg von Feldkahl gefunden werden konnte, wurden die 14 Kreuzwegstationen um die Kapelle angeordnet. Während der Errichtung des Kreuzweges wurde entschieden, noch eine 15. Station mit dem Thema Auferstehung Christi als Abschluss hinzuzufügen. Im Jahre 1993 wurde der Kreuzweg feierlich eingeweiht.

 

Steinernes Hellchen (Flur Konradsrück):

Hinter Kapelle steht der Bildstock „Steinernes Hellchen“. Im Volksmund wird der Bildstock „Steinernes Hellchen“ genannt. „Hellchen“ oder „Hellje“ kommt von „Heiliger“, eine alte Bezeichnung für einen Bildstock. An historischen Verkehrswegen sind oft Bildstöcke zu finden, die an Unglücke oder Verbrechen erinnern (siehe das Sälzerkreuz). Die Inschrift ist nur noch in wenigen Worten erhalten, weil der Pfeiler, auf dem sie geschrieben ist, zum größten Teil fehlt. Diesen ersetzt der große Findling, in den der obere Teil des Bildstocks eingelassen ist, ein Gehäuse mit Satteldach und Relief der Kreuzigung. Da über die Entstehung des Bildstocks von 1587 nichts bekannt ist, erzählt man sich mehrere Legenden, bei denen es um einen Schwur geht, der nicht eingehalten wurde. Die einfache Darstellung des gekreuzigten Christus ist typisch für die Zeit um 1600 und vielfach im Spessart zu finden, zum Beispiel an der Straße auf dem höchsten Punkt des Heigenberges oberhalb des Golfclubs.

Neben dem Steinernen Hellchen gab es hier oben einen Kalksteinbruch, aus dem nach dem Zweiten Weltkrieg der Feldkahler Schuttplatz wurde. Am Ende der sechziger Jahre wurde er geschlossen und wuchs wieder zu.

 

Rottenberg:

Von der Feldkapelle fährt man in Richtung Südosten nach Rottenberg. Dieses erscheint als „Rodinberch“ erstmals im 13. Jahrhundert in den schriftlichen Quellen. Die Herkunft des Namens dürfte auf die Neuerschließung von Siedlungsland durch Rodung zurückzuführen sein. Die Entstehung Rottenbergs könnte dabei der Versorgung der beiden Burgen auf dem Klosterberg und auf dem Gräfenberg zu verdanken sein, die wiederum entstanden im Zusammenhang mit den historischen Verkehrswegen in den Spessart und nach Orb.

Als Teil des Kurfürstentums Mainz gehörte Rottenberg zur Vogtei Kaltenberg – heute etwa mit einem Landkreis zu vergleichen - auf dem Gebiet des Vizedomamtes Aschaffenburg,

eines Bezirks des Mainzer Kurstaates. Seit 1862 war Rottenberg zum Landkreis Alzenau gehörig, der 1972 im Landkreis Aschaffenburg aufging. Im Jahre 1978 schloss sich die Gemeinde Rottenberg dem Markt Hösbach an.

Kirchlich gehörte Rottenberg bis 1922 zur Pfarrei Sailauf. Ende des 17. Jahrhunderts erhielt das Dorf eine erste Kapelle aus Holz, der an einem anderem Standort 1789 eine Kirche folgte. Am damaligen Ortsrand starteten dann 1904 die Bauarbeiten an der neuen Pfarrkirche mit dem Kirchenpatron des Heiligen Antonius von Padua, die 1909 geweiht wurde.

 

Am Ortseingang geht es rechts in den Blumenweg. Von diesem zweigt nach links die Feldkahler Straße ab. Dort steht das „Mäureshaus“ der Familie Steigerwald. Es ist in regelmäßigem Schichtenmauerwerk aufgeführt, einer aufwändigen Art des Natursteinmauerns. Da in Rottenberg seit Jahrhunderten mit Steinen und Mörtel gearbeitet wird, haben sich hier Familien über Generationen in dieser Branche bewährt. Die Familie Steigerwald kann seit dem 18. Jahrhundert unter ihren Vorfahren nicht nur Maurer vorweisen, sondern auch Baumeister, die an der Bahnlinie Würzburg-Aschaffen­burg in Laufach in den 1850er Jahren mitgearbeitet haben. Eduard Steigerwald, dem in den USA um 1900 eine Baufirma mit über 1.000 Beschäftigten gehörte, unterstützte den Bau der Rottenberger Kirche und des Kindergartens finanziell, während sein Bruder Anselm hierbei als Baumeister mitwirkte. Nicht weit vom Mäureshaus sieht man an einer Scheune unten Bruchsteinmauerwerk und darüber geschichtete Feldbrandsteine. Diese wurden in den Ziegeleien vor Ort von den Arbeitern in die Formen eingebracht, von Hand glatt gestrichen und dann gebrannt. Es gab verschiedene Größen, je nach Verwendungszweck für normales Mauerwerk, Backofenbau oder für Schornsteine. Eine Normierung der Größe existierte damals noch nicht.

 

Von der Feldkahler Straße geht es rechts in die Georg-Blass-Straße, die sich fortsetzt mit der  Ringstraße. Hier ließ die Gemeinde im Jahre 1812 auf der Südseite mit der Hausnummer 17 die erste Schule aus Fachwerk errichten. Knapp 70 Jahre lang wurden hier die Rottenberger Kinder in einem großen Raum unterrichtet. Doch die Bevölkerung wuchs und der Platz reichte nicht mehr aus, so daß im Jahre 1881 gegenüber eine neue Schule entstand. Die nun leerstehende alte Schule diente bis 1940 als Armenhaus. Anschließend wurde das Gebäude um­gebaut, damit hier das erste Rathaus mit Gemeindeverwaltung und Sitzungssaal entstehen konnte. Dabei blieb es bis zur Eingemeindung nach Hösbach im Jahr 1978.

Sieben Jahre später wurde das Alte Rathaus unter Denkmalschutz gestellt und 1992-1994 unter Mitwirkung des Vereinsrings von freiwilligen Helfern saniert und restauriert. Heute werden die Räumlichkeiten für Jugend- und Seniorenarbeit sowie für Veranstaltungen von Vereinen und Gruppen genutzt. In Dachgeschoss und Keller ist die sehenswerte heimatkundliche Sammlung untergebracht.

Die erste aus Holz gebaute Kapelle in Rottenberg wurde zwischen 1650 und 1680 gebaut, aber ihr Platz ist nicht mehr bekannt. Sie wurde 1685 gleichzeitig mit der Eichenberger Kapelle vom Kapuzinerpater und Volksmissionar Martin von Cochem gesegnet. Die zweite Kirche entstand im Jahre 1789 schräg gegenüber des Alten Rathauses (an der Stelle des Getränkehandels, Ringstraße 10). Kirche wurde 1827 erweitert, konnte aber die gestiegene Einwohnerzahl nicht fassen. Deshalb wurde 1904/1905 die Pfarrkirche am heutigen Platz errichtet. Die ehemalige Kirche wurde nun zum zweiten Schulgebäude für die Klassen 4 bis 8 umgebaut (also neben der 1881 erbauten zweiten Schule). Nachdem 1964 oberhalb des Ortes die neue Schule zur Verfügung stand, wurde das Gebäude 1968 abgerissen.

 

(2) Kalkwerk:

Die Fortsetzung der Ringstraße nach Osten ist die Straße Hofberg. Auf ihr fährt man bis links die Antoniusstraße abgeht, die zum Kalkwerk Hufgard führt. An sich genügt, wenn man das Kalkwerk nur ansieht, es sei denn, man will im Wald oberhalb des Endes der Antoniusstraße das Antoniuskreuz ansehen.

Der Steinbruch zeigt an, daß in diesem Gebiet der Übergang von Quarzit zu Buntsandstein erfolgt (was spannende Erz- und Mineralvorkommen mit sich bringt) und auch der Übergang vom Vor- zum Hochspessart, von der offenen Hügellandschaft zu endlosen Waldgebieten.

Die Kulturlandschaft um Feldkahl und Rottenberg wird von ausgedehnten ehemaligen Steinbrüchen und von Stätten der Kalkverarbeitung geprägt. Das umfangreiche Vorkommen von Dolomit wird seit historischer Zeit abgebaut und verarbeitet. Im Jahre 1840 schrieb der Aschaffenburger Geologe und Botaniker Martin Balduin Kittel in seiner „Skizze der geognostischen Verhältnisse der Umgegend Aschaffenburgs“, der Kalk von Rottenberg, Eichenberg

und Feldkahl sei besonders „in hießer Gegend als ein zu Wasserbauten vorzüglicher Mörtel berühmt.“

Kalk aus Dolomit zu brennen hat im Vorspessart eine lange Tradition. In Feldbrandöfen wurden Branntkalk, Dachziegel und Backsteine für den eigenen Bedarf hergestellt. Aufgrund der Brandgefahr mussten die Feldbrandöfen außerhalb der Dörfer betrieben werden. Die Öfen wurden im hügeligen Gelände in den Hang eingegraben und die Brennkammern mit Dolomitsteinen bestückt. Ein kleines Bretterdach vor dem Ofen schützte Kalkbrenner und Brennmaterial vor der Witterung. In den oberen Teil der Brennkammer legte man Backsteine und Ziegel, die dort über mehrere Tage brennen mussten.

Am Standort des heutigen Kalkwerks Hufgard wurde erstmals um 1720 ein Ziegler namens Johann Bergmann erwähnt. Er stellte in Feldbrandöfen Kalk, Ziegel und Backsteine her. Um 1795 dauerte ein Brand acht Tage, wobei zwei Tage zum Einsetzen der Kalksteine, vier Tage für den Brennvorgang und zwei Tage zum Abkühlen und zum Austragen benötigt wurden.

Der Feldkahler Peter Hufgard trat 1827 durch Heirat als Miteigentümer in die Kalkbrennerei ein. Ab 1922 modernisierte Ferdinand Hufgard das Kalkwerk, obwohl er das Unternehmen durch die schwierige Zeit der Inflation führen musste. Er stellte die Produktion von Dachziegeln sowie von Backsteinen ein und konzentrierte sich auf die Herstellung von Baukalk. Dafür ersetzte er 1926/1927 den alten Ofen durch einen Ringofen.

Während die alten Feldbrandöfen nach jeder gebrannten Charge Kalk vor dem Entleeren

und Neubestücken abgekühlt werden mussten, ermöglichte der Ringofen ein kontinuierliches

und damit deutlich produktiveres Kalkbrennen. Bis zu 250 Zentner Kalk konnten so je Brennkammer hergestellt werden. Als „Aschaffenburger Schwarzkalk“ fand das Erzeugnis der Firma Hufgard in der Bauindustrie vor allem beim Wiederaufbau der Städte Aschaffenburg und Darmstadt in der Nachkriegszeit Verwendung.

Die härteste Arbeit verrichteten in den dreißiger Jahren im Kalksteinbruch die Steinbrecher. Um den Dolomit zu erreichen, musste zunächst eine rund 2 bis 3 Meter dicke Lehmschicht mit der Hand abgetragen werden. Der Abraum wurde mit Hilfe einer Feldbahn abtransportiert.

Dann konnte man den Dolomit stufenförmig von oben nach unten abbauen. Dabei bohrte

ein Sprengmeister mit einem langen Bohrer senkrechte Sprenglöcher in den Stein. Dann wurde die Sprengladung plaziert und nach einem Warnsignal gezündet. Waren die Steine nach der Sprengung immer noch zu groß, wurden sie mit Spitzhacken, Keilen oder Vorschlaghämmern nochmals zerteilt.

Ende der fünfziger Jahre erwuchs in der Baubranche mit dem Aufschwung der Zementindustrie eine neue Konkurrenz für die Kalkbrennereien. Um neue Märkte erschließen zu können, begann sich das Unternehmen auf die Entwicklung und Produktion von Düngekalk zu spezialisieren. Im Jahre 1962 investierte man in einen modernen Schachtofen, mit dem man zwar einerseits immer noch Baukalke, aber auch Düngekalk-Produkte für die Landwirtschaft produzieren konnte.

In der Folgezeit wurde das Angebot an verschiedenen gebrannten und ungebrannten Kalkprodukten kontinuierlich ausgebaut. Zusätzlich ließ Albert Hufgard 1962 eine Schlosserei einrichten, in der Kalkstreuer zum Ausbringen von Düngekalk konstruiert und gebaut wurden.

Das Unternehmen befindet sich auch 2019 in Familienbesitz, stellt Dolomitkalkprodukte für Landwirtschaft, Bau sowie Industrie her und liefert dazu passende Streu- und Umschlagtechnik.

 

Ansonsten fährt man wieder zurück bis zur Ringstraße, dann rechts ein Stück weiter bis zum Burgweg und dann gleich wieder links in die Straße, in der links die Pfarrkirche St. Antonius von Padua steht

 

Kirche:

Im Jahre 1889 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, der das für den Ort sehr wichtige Projekt in Angriff nahm. Nach verschiedenen Sammlungsaktionen erhielt der Verein Unterstützung durch eine hohe Spende der Gemeinde, die aus den Einnahmen des Pachtvertrages für die Drahtseilbahn nach Hösbach-Bahnhof stammte. Im Jahre 1903 wurde die Kirche vom königlichen Oberbaurat Stempel aus dem Münchner Kultusministerium im neobarocken Stil entworfen. Nach Planungen, Einholen von Genehmigungen und Vorarbeiten begann die Bautätigkeit 1904, am 17. Juli 1904 erfolgte dann die Grund­steinlegung. Bis November 1905 war die Kirche errichtet. Am 23. Juni 1909 erfolgte durch Bischof Schlör die feierliche Weihe an den Heiligen Antonius von Padua (Anschrift: Georg-Blass-Straße 34).

Die Kirche gleicht schon durch ihre Hauptfassade mit Zwiebelturm dem Zitat einer voralpenländischen Barockkirche. Sie birgt eine für den Vorspessart reiche barocke Innenausstattung. Deren Kern bilden die drei barocken Altäre aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Ein Hochaltar, der dem heiligen Antonius und dem Apostel Petrus geweiht ist, und ein rechter Seitenaltar (von 1780) sowie der linke Seitenaltar (1730). Sie standen alle ur­sprüng­lich in der Filiale Petersberg des Klosters Scheyern und fanden ihren Weg wie auch die Kanzel über den Petersberg bei Passau nach Rottenberg. Die Statue des Heiligen Antonius von Padua kommt aus dem Grödnertal in Südtirol.

Außerdem sind auch deutliche Spuren des Jugendstils in sechs sehr gut erhaltenen Glasmalereien, in der Farbgebung, in den Wendeltreppen zur Empore und im Terrazzoboden zu erkennen. Auf der Empore steht eine der historischen Orgeln von Balthasar Schlimbach aus dem Jahre 1906.
 

Die Straße führt dann weiter auf die Straße nach Eichenberg, links an der neuen Schule und am Schwimmbad vorbei. Nördlich des Wanderheims kann man noch zur Feldkahl-Quelle gehen. Dort markiert ein behauener Findling den Ursprung des Feldkahlbachs. Im weiteren Verlauf der Straße liegt links der Wanderparkplatz. Von dort geht ein Weg nach oben zum Klosterberg, man muß aber nach einem Stück Wegs nach links abbiegen.

 

Burg Klosterberg:

Rottenberg ist eines der wenigen Dörfer - und das einzige im Spessart - das über zwei ehe­malige Burgen auf seiner Gemarkung verfügt. Deren Bedeutung muss einst groß gewesen sein, denn die archäologischen Untersuchungen haben Erstaunliches zutage gebracht, wie man bei Abstechern auf die beiden Bergkuppen feststellen kann. Schriftlich ist über die Anlagen leider nichts Sicheres überliefert, so dass wir uns ihre Geschichte nur in Umrissen vorstellen können. Beide Ausgrabungen sind jeweils mit einer ausführlichen Infotafel beschildert.

Der Transport von Salz aus der kurmainzischen Saline in Orb nach Aschaffenburg könnte ein Grund für die Entstehung der Rottenberger Burgen sein. Vom Eselweg gibt es zwei Abzweigungen in das Aschafftal: Einer über Sailauf und einer über Eichenberg und Rottenberg. Salz war damals ein unverzichtbarer Bestandteil für die Konservierung von Fleisch und Wurstprodukten – dementsprechend wertvoll war sein Besitz.

Der Klosterberg (383 Meter) liegt im Bereich der Wasserscheide zwischen den Flüssen Aschaff und Kahl. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Ausgrabung Klosterberg, der Marktgemeinde Hösbach und dem Archäologischen Spessart-Projekt wurde die hochmittelalterliche Burganlage im Jahre 2013 archäologisch erforscht. Die Burg auf dem Klosterberg war mit einer Ost-West-Länge von etwa 100 Meter wesentlich größer als die Burganlage auf dem Gräfenberg. An der Nordkante des Burghügels konnten auf einer Länge von acht Metern die Reste einer Ringmauer mit einem nachträglich integrierten Bastionsturm freigelegt werden. Zu den Fundstücken der Grabung gehören neben Ofenkacheln, Überresten von Flaschen und Steinzeug auch Werkzeuge wie Meißel, Bohrer und Messer sowie die Überreste einer Trense. Ein vermuteter Bezug zu den Tempelrittern bleibt im Reich der Legende.

 

Eichenberg:

Zuerst trifft man auf der Höhe über dem Dorf in der Hauptstraße 84 die Ziegelei. Schon seit dem Jahr 1725 grub man in diesem Gebiet nach Lehm und brannte daraus Ziegel. Dar Flurname „Ziegelhütte“ ist Beweis dafür. Der Schorn­stein des heutigen Industriedenkmals rauchte bis 1940.

Wenn man nach rechts in den Ort hineinkommt, steht links in der Hauptstraße 60 die Wallfahrtskapelle „Maria Heimsuchung“. Mit der Namensgebung wurde die Kapelle in die Tradition des seit dem 13. Jahrhundert nachweisbaren Kirchenfestes „Maria Heimsuchung“ gestellt, verbunden mit der Hoffnung, Maria möge die Gläubigen mit Gnaden „heimsuchen“. Das Fest „Maria Heimsuchung“ begingen die Eichenberger und Obersailaufer entsprechend einem Gelübde aus der Pestzeit seit dem 17. Jahrhundert mit einer Wallfahrt nach hier. Auch heute pilgern Wallfahrer aus Sailauf alljährlich am ersten Juli-Sonntag zur Kapelle.

Die Kapelle ersetzte mit ihrer Weihe im Jahr 1893 einen Vorgängerbau, der an der Ecke des Friedhofes stand. Daran erinnern noch das Rundfenster mit dem eingebauten Opferstock und das Steinkreuz an der Friedhofsmauer vorne an der Straße. Auch der Bildstock vor dem linken Anbau ist noch von der alten Kapelle.

Die treibende Kraft des Bauvorhabens war der Sailaufer Pfarrer Bonaventura Ruf. Er sorgte für die Heranschaffung von Baumaterial aus einem Steinbruch im Königlichen Forst Hain (Waldabteilung Kaupe), kümmerte sich als Privatperson um den Kauf des Grundstücks und um den Abschluß von Verträgen. Rechtlich gesehen war er der Eigentümer der Kapelle, legte aber testamentarisch fest, daß sie nach seinem Tod unentgeltlich an die Kirchenstiftung Eichenberg gehen sollte. Im Innenraum zieht der kunstvoll gemalte Vorhang aus Stein den Blick auf sich. Aus der alten Kapelle überführte man das Gnadenbild und mehrere Votivgegenstände in den Neubau.

 

Eine Tafel an der Eichenberger Kapelle weist auf besondere Naturformen hin:

1. Naturnaher Bach: Unterhalb der Ortschaft besitzt die Sailauf einen naturnahen Verlauf, zahlreichen Mäandern und ausgeprägten Gleit- und Prallhängen. Die vegetationsfreien stellen Prallhänge sind kein Zeichen von Naturzerstörung, sondern ein typisches Merkmal naturnaher Fließgewässer und Lebensraum für den bunten Eisvogel. Als weitere typische Fließgewässer­arten kommen die Bachforelle und die beiden Kleinfische, die Bachschmerle und das Bachneunauge, vor. Das Bachneunauge ist in Bayern vom Aussterben bedroht, Ursache ist der Verlust von naturnahen Fließgewässern. Naturnahe Fließgewässer sind durch die Strömung charakterisiert, die sowohl die Bachsohle als auch die Ufer ständig umgestalten. Gerade die Bachabschnitte, in denen sich diese Dynamik frei entfalten kann, wird von den Bachneunaugen bevorzugt besiedelt.

2. Streuobst Aspe: Durch das Klima begünstigt besitzt Sailauf ausgedehnte Streuobstbestände. aber die Umsetzung des Landschaftsplanes konnten die Streuobstwiesen wieder vermehrt werden, wie sie an zahlreichen Neupflanzungen feststellen können. Charakteristisch für die Streuobstwiesen ist das geckernde Lachen des Grünspechtes im Frühjahr. Zudem bieten sie Lebensraum für eine Reihe von anderen Vogelarten, wie beispielsweise den Gartenrotschwanz, Neuntöter, Baumläufer u.a.

3. Feuchtwiesen im Erlenbachtal: Im Erlenbachtal befinden sich die größten Feuchtwiesen mit blütenreichen Hochstauden. Den Anfang im Jahr macht die gelbblühende Sumpfdotterblume. Der rosarote Blutweiderich und das weiße Mädesüß bestimmen die Farben im Sommer. Eine Besonderheit ist der weißblühende Fieberklee, der in Unterfranken gefährdet ist. Neben zahlreichen Schmetterlingen kommt hier die stark gefährdete Ringelnatter vor. Mit Hilfe der Landwirte wird dieses Tal wieder offengehalten.

4. Erlenbach: Im Zuge der Flurneuordnung wurde, um eine bessere landwirtschaftliche Nutzung zu erzielen, der Erlenbach hier begradigt. Um ein Eintiefen des Baches zu verhindern, wurde die Bach­­sohle ausgepflastert. Dadurch wurde der Lebensraum Bach in diesem Bereich zerstört. Im Zusammenhang mit der Landschaftsplanumsetzung wurde der Erlenbach wieder in einen naturnäheren Zustand gebracht. Die Verlängerung der Fließlinie ist auch ein Beitrag zur Absenkung der Hochwasserhäufigkeit im Ort.

5. Tümpel an den Anglerteichen

6. Tümpel unterhalb des Sämenhofs.

7. Kiesgrund: Vor der Flurbereinigung war der Kiesgrund eine nasse Wiese, der Weg befand sich nicht wie heute im tiefsten Punkt des Tales, sondern am Hangrücken. Während der Flurbereinigung wurden die Feuchtwiesen  mit einem gradlinigen Graben geöffnet. Durch den raschen Wasserabfluß kam es zu häufigen Hochwassern im Ort. Mit der Mäandrierung des Grabens wird das Wasser länger zurückgehalten und es entstand ein neuer wertvoller Lebensraum.

8. Kulturlandschaft Kirchenfeld: Im Kirchenfeld erlebt man eine nahezu unveränderte Landschaft, die auch durch die Flurneuordnung keine Veränderung erfuhr. Mosaikartig wechseln schmale Äcker, Wiesen und Streuobstwiesen miteinander ab. Dieser Bereich läßt erahnen, welche Vielfalt die ehemalige Kulturlandschaft bot.

9. Lebensraum Fließgewässer: Der Lebensraum Fließgewässer besteht nicht nur aus dem Wasserkörper, sondern gerade auch aus der Bachsohle. Bis zu einem halben Meter unter der Bachsohle kommen hier noch Bachorganismen vor, die in dem Sand-Kies-Lückensystem leben. Wenn man  die Bachsohle ganz genau beobachtet, so entdeckt man zwischen Holz­getreibsel einzelne sich bewegende kleine etwa ein bis zwei Zentimeter große Zweigstück­chen, in denen Köcherfliegenlarven leben. In raschfließenden Abschnitten halten sich Steinfliegen ganz plattgedrückt unter Steinen fest.

10.  Quellen am Bischling: An den Schichtgrenzen des Buntsandsteins (Bröckelschiefer) treten zahlreiche Quellen auf. Typischer Besiedler dieser Quellen ist der Feuersalamander. Im Frühjahr fällt die hellgelbe Färbung des Milzkrautes auf.

11. Quellbach: Einige Libellen leben auch an bzw. in Fließgewässern. Sie alle sind rar geworden, da auch naturnahe Fließgewässer selten geworden sind An der Sailauf kommt die zweigestreifte Quelljungfer vor, eine große schwarze Libelle mit gelben Streifen, die im Sommer entlang des Baches patrouilliert.

12. Steinbachsee: Ohne den Einfluß des Menschen gäbe es in Sailauf keine Tümpel, da abflußlose Senken in diesem Landschaftsraum fehlen. Im naturnahen Zustand stellen sie eine Bereicherung der Landschaft dar und bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum. Am Steinbachsee kann man im Frühsommer zahlreiche Libellen bei der Nahrungssuche, Paarung und Eiablage beobachten.

13. Steinbruch Hartkoppe

14. Unteres Steinbachtal und Sailauf: Am Unteren Steinbach- und im Sailauftal kann man die Landschafts- und Nutzungsgeschichte nachspüren. Früher wurde der Talraum des Unteren Steinbachtales als Wiese genutzt. Viele Familien im Dorf bewirtschafteten schmale handtuchartige Grundstücke. Am Rand der Grundstücke wurden mit dem Spaten Entwässerungsgräben ausgehoben. Diese sind noch an einigen Stellen erkennbar. Heute werden die Bachtäler nicht mehr als Wiesen genutzt und entweder aufgeforstet, oder der Sukzession überlassen. Mit Hilfe der Landwirte wird eine Wiesenfläche noch gemäht um einen Teil des ehemaligen Landschaftslides zu erhalten.

15. Acker: Auch Äcker sind Lebensräume. Sehr bunte und artenreiche Bestände finden sich am alten Kirchweg mit dem roten Klatschmohn und der blauen Kornblume.

16. Waldrand: Waldsäume sind Übergangsbereiche zwischen Wald und Flur und für den Arten- und Biotopschutz sehr wertvoll. In diesem Bereich trifft das Artenspektrum der beiden unterschiedlichen Lebensräume aufeinander. Beispielsweise steigt die Vogeldichte am Waldrand um das zehnfache gegenüber dem Waldinneren an. Besonders schöne und artenreiche Waldränder gibt es in Eichenberg.

17. Blick in den Vorspessart

18. Blick in den Kahlgrund

19. Streuobstlehrpfad

20. Hohlwege: Einige historische Wegeverbindungen sind im Gemeindegebiet noch erkennbar. Sie verlaufen auf den Höhenrücken und erschlossen die Ortsteile Sailaufs, wenn die Verhältnisse im Tal zu feucht waren. Die Hohlwege gehören aufgrund ihrer langen Entwicklungszeit zu den wertvollen Bereichen für Arten- und Lebensgemeinschaften.

Süden

In Höhe der Kapelle geht von der Hauptstraße die Wen­delinusstraße nach Süden ab, die zur Dorfkirche St. Wendelin führt. Wie eine Trutzburg beherrscht sie das Eichenberger Tal. Im Jahr 1950 wurde sie aus massivem Sand­stein erbaut.

Etwas weiter auf der Hauptstraße steht auf dem freien Platz gegenüber dem Haus Hauptstraße 29 t das alte Feuerwehrhaus. Mit einer Pumpspritze zog 1882 die moderne Zeit in Eichenberg ein. Dafür wurde 1883 das Feuerwehrhaus mit seinem hölzernen Schlauchturm gebaut.

Gleich daneben vor dem Haus Hauptstraße 24 auf der rechten Seite steht in der Straßenzeile ein unscheinbares Sandsteinhäuschen, das Backhaus Zirof, in dem noch heute das runde, knusprige Bauernbrot für den Eigenbedarf gebacken wird. Man kann in dem Haus die alten Backgerätschaften, dazu einen alten Waschkessel sehen und bekommt eine Vorstellung, wie mühsam unsere Vorfahren ihr tägliches Brot erarbeiten mußten.

Etwas weiter unten steht links zwischen den Häusern Hauptstraße 2 und 4 der Turm der alten Kirche. Sie wurde 1685 aus Sandstein aus dem Steinbruch der Umgebung erbaut. Das Kirchenschiff ist jetzt Lagerhaus für die Ernte der Eichenberger Bauern. Ebenfalls aus Sandstein ist die etwas links dahinter stehende alte Schule von 1905, die heute dem Eichenberger Kindergarten dient.

Für Eichenberg charakteristisch (und teilweise auch für Blankenbach) sind die Gebäude aus weißem Buntsandstein, der aus dem „Weißen Steinbruch“ stammt. Darüber hinaus wurden in Eichenberg auch unter Tage Schwerspat und Mangan abgebaut.

Unterhalb des Ortes liegt rechts im Tal die Wüstenmühle. Seit 1760 ist die Eichenberger Mühle im Besitz der Familie Wüst. Bis 1960 konnten hier die Bauern in der Umgebung ihr Getreide mahlen lassen. Über alle die Jahre wurden die Mühle, ehedem auch Wohnhaus der Müller, und das kleine Steinbackhaus vorbildlich von der Familie instandgehalten. Das Mühlrad ist heute noch vorhanden.

 

 

Sternplatz:

Von Eichenberg kann man mit dem Auto nach Sailauf fahren. Man kann aber auch zu Fuß zum Engländer gehen und von dort nach Sailauf. Von der Eichenberger Kapelle geht es nach oben, erst ein Stück auf dem geteerten Weg, dann aber mit dem Kulturweg nach links steil hoch bis zu einem Forstweg. Auf diesem geht es rechts weiter, an der ersten Gabelung rechts bis zur höchsten Stelle hinter dem Sternplatz. Von dort geht es wieder abwärts. Wo sich drei Wege gabeln, geht es auf dem mittleren weiter (Wegweiser „Engländer“), zunächst auf einem schmalen Waldweg, dann rechts hoch auf der Forststraße. Man kommt zu einer Bushaltestelle an der Landstraße, von wo es etwa hundert Meter nach links bis zum Gasthaus Engländer sind. Der Weg vom Endländer nach Sailauf wird unter „Jakobsthal“ beschrieben.

 

Sailauf:

Im Mittelpunkt des Ortes an der Abzweigung nach Rottenberg steht das alte Fachwerk-Rathaus. Das Gebäude wurde um 1800 errichtet. Bewohnt wurde es zunächst von einem Forstmeister. Im Jahre 1856 erwarb es der Sailaufer Bürgermeister Bormann und eröffnete eine Bäckerei mit Kolonialwarengeschäft. Die Gemeinde kaufte es 1938 und richtete es als Rathaus ein. Im Jahre 1940 wurde der Zwiebelturm mit Turmuhr aufgesetzt. Das Rathaus bildet die Vorlage für das Logo der Gemeinde. Man geht ein Stück die Rathausstraße hinunter und dann rechts den Schwester-Catina-Weg hoch zur Schule und dann im spitzen Winkel nach rechts auf dem Kirchweg zur Kirche.

Das Portal zum historischen Friedhof bildet mit seinem romanischen Rundbogen einen würdigen Eingang zum alten Friedhof.  Auf dem barockbehauenen Querstein stehen - von links gesehen - der Kirchenpatron St. Vitus, die Gottesmutter Maria und der Pestpatron St. Sebastian. Geistlicher Rat Ruf - der 50 Jahre Pfarrer von Sailauf war - schätzt, daß im historischen Teil des Friedhofes im Laufe der Jahrhunderte etwa 40.000 Menschen aus Sailauf und den Finalgemeinden bestattet wurden.

Untersuchungen ergaben, daß der Platz mit der Besiedelung des Vorspessart eng verknüpft ist: Die St. Vitus Kirche war Mutterpfarrei für zehn Siedlungen im Umkreis. Bei Ausgrabungen wurden drei Vorgängerkirchen festgestellt. Die jetzige spätbarocke Anlage geht auf das Jahr 1769 zurück und ist vermutlich die vierte Kirche an dieser Stelle. Der im Verhältnis niedrig wirkende romanische Turm der ersten Steinkirche geht auf die Zeit um 1080 zurück und blieb erhalten. Als der 28 Meter hohe Turm aufgestockt werden sollte - so erzählt der Volks­mund - verweigerten die zahlungsunwilligen Filialen Rottenberg und Eichenberg einen Beitrag. Deshalb schaut jetzt am obersten Gesims an der Nordseite des Turms ein kleines „Bleck­maul“ in Richtung Rottenberg und Eichenberg. Es ist am oberen Sims des Turms an der Nordseite, fast an der westlichen Ecke, mit gelber Farbe übermalt.

Das Kirchenschiff wurde 1789 erneuert. Wegen der grundlegenden Kirchensanierung kam es in den Jahren 1982 / 1983 zu einer Grabung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, die neue Erkenntnisse zur Baugeschichte beisteuerte. In den Jahren 1984 bis 1989 wurde die Innen- und Außensanierung im Stil des 18. Jahrhunderts durchgeführt, wobei die Friedhofsanlage anschließend als Rasenfriedhof gestaltet wurde. Die Konsekration erfolgte am 17. Juni 1989, die Friedhofsweihe am 1. November 1992. Das Innere der St. Vitus Kirche ist barock.

Auf der Südseite - wo sich der Eingang befindet - steht eine Kreuzigungsgruppe aus Sand­stein und an der Kirchenwand das Bild der Schutzmantelmantelmadonna. Weil das Fassungsvermögen der alten Kirche nicht mehr ausreichte, ließ Pfarrer Josef Hämel-Köhler 1969 / 1971 ein neues Kirchengebäude unterhalb der alten Kirche im zeitgenössischen Stil errichten, die Auferstehungskirche. Zu dieser Zeit stand sogar ein Totalabriß der alten Kirche zur Debatte, was jedoch dank des Einsatzes des Förderkreises Sailauf und des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg verhindert werden konnte. Inzwischen ist die moderne Kirche wieder abgerissen.

 

Streuobstlehrpfad:

An der Kirche in Sailauf beginnt der Streuobstlehrpfad. Eine Musterwiese ist gepflanzt an dem geteerten Weg, der ein Stück oberhalb der Kirche von der Landstraße nach Westen hinunter zu den Fischteichen führt. Die Allianzstiftung ermöglichte die Einrichtung eines Obstlehrpfades. Zusammen mit den Schülern des Ortes Sailauf wurden alte, lokale Sorten wiederentdeckt und Informationen darüber zusammengetragen. Im Spessart gibt eines eine große Vielfalt an Apfelsorten, die vor allem auf den Streuobstwiesen des Vorspessarts gedeihen. Ab den fünfziger Jahren verschwanden viele Streuobstgebiete durch die Flächenausdehnung der Gemeinden. Aber erst ein Stück oberhalb der Kirche ist links eine Musteranlage mit verschiedenen Streuobstbäumen.

Äpfel aus Südtirol, vom Bodensee und aus Neuseeland sind allgemein bekannt. Doch auch im Spessart wurden und werden professionell Äpfel angebaut. Alte Spessarter Apfelsorten wie Lohrer Rambour und Goldparmäne sind allerdings in Vergessenheit geraten. Im Gegensatz zu den heutigen großen Apfelmonokulturen stammen die Spessarter Äpfel von Streuobstwiesen. Wie der Bericht des Lehrers Wolf Schmitt über die Kriegsjahre zeigt, kam der Obstanbau in Sailauf auch während des Zweiten Weltkrieges nicht zum Erliegen.

Statt zu unterrichten, mußte der Lehrer 1939 auf Anordnung bei der Apfelernte mithelfen. Nachdem 1938 die Ernte eher gering ausgefallen war, konnten sich die Sailaufer 1939 über einen reichen Obstsegen freuen. In diesem Jahr wurden die Äpfel erstmals in 25 Kilo fassende Holzkisten gepackt. Wegen des Krieges mangelte es an Erntehelfern, so daß sich die Ernte bis in die ersten Frosttage hineinzog. Insgesamt brachte die Ernte den Sailaufern etwa 80.000 Reichsmark ein. Schmitt schreibt, daß ein Teil in einem Spezialkeller in Obernburg eingelagert wurde, da es 1939 einen solchen in Sailauf noch nicht gab. Ein anderer Teil der Ernte wurde in Hösbach-Bahnhof zu Süßmost verarbeitet. Den Marmeladenfabriken bescherte die Ernte das 2,7-fache des Jahreskontingents.

Da die Sailaufer Obstbauern für das Jahr 1940 ein gutes Ergebnis erwarteten, gründeten sie eine Apfeleinlagerungsgenossenschaft und bechlossen den Bau eines gemeinsamen Obstlagerkellers. Der Keller sollte eine sachgerechte Lagerung des Obstes bis zum Frühjahr dienen und als Kapitalanlage dienen. Die Genossenschaft half den Obst­bauern bei der Vermarktung des Obstes.

Der Sailaufer Pfarrer Bonaventura Ruf (1859 - 1939, von 1888 bis 1938 Pfarrer in Sailauf) war ein aktiver Förderer des Obstbaus in Sailauf. In seiner Rolle als Wirtschaftsförderer ist er ein typischer Vertreter von Pfarrern, die zwischen 1850 und 1950 auf diesem Sektor für die Dorfentwicklung aktiv waren. Dazu zählen der bayerische Landtagsabgeordnete und Pfarrer Dr. Friedrich Frank in Wiesen, der unter anderem die Wiesener Brauerei gründete, oder Pfarrer Carl Heyde, der in Lohrhaupten eine Geflügelzucht etablierte.

Im Gesetzeswerk der Merowinger, der „Lex Salica“ (507 - 511 nCh), wird erstmals schriftlich der Obstbau und auch dessen Schutz auf dem Gebiet der Chatten (im heutigen Hessen) belegt. Angebaut wurde nicht nur in speziellen Obstgärten, sondern auch in Weinbergen und auf offenem Feld. Später erfuhr die Obstkultur in den Gärten der Klöster und Herrschaftsgüter Förderung. Im Hochmittelalter war der Bumgart oder Bangert  (= Obst-Baumgarten) fester Bestandteil der Bauernhöfe.

Nach dem Rückgang des Anbaus verhalf die zunehmende Beliebtheit des Apfels dem Obstbau wieder zu einem Aufschwung. Der Bieberer Apotheker und Naturforscher Johann Heinrich Cassebeer präsentierte auf einer Gelnhäuser Obstausstellung im Jahr 1840 eine Unmenge verschiedener Apfelsorten aus dem Biebergrund. Zu Zeiten Cassebeers konnten sich die wenig­sten Leute gekaufte Obstbäume aus einer Baumschule leisten. Deshalb versuchte man es selbst und pfropfte Edelsorten auf Wildlinge.

Durch die Aufzucht aus Apfelsamen entstanden viele regionale Sorten. Im Jahre 1905 ergab eine Zählung im Altkreis Gelnhausen 272.236 Obstbäume. Von 100 Bäumen waren 48 Apfelbäume, 37 Pflaumen-, 10 Birnen-, 3 Kirschbäume sowie zwei andere Obstsorten. Weil jedermann seine eigenen Sorten züchtete, entstand Namens-Wirrwarr, der heute noch zu schaffen macht.

Das Sailaufer Obst wurde als Qualitätsobst bezeichnet Um den Ertrag noch zu erhöhen, wurden geschlossene Neupflanzungen gefördert. Davon erhoffte man sich, die Schädlingsbekämpfung besser durchführen zu können. Lehrer Schmitt berichtet, daß schon damals Gift eingesetzt wurde.

 

Die Rathausstraße führt auf die Aschaffenburger Straße und von der geht nach links die

Steingasse ab. Unweit der Einmündung steht in einem schmucken Vorgarten ein steinernes Denkmal aus königlich-bayerischer Zelt - ein etwa zwei Meter hoher Kilometerstein. Der Stein trägt noch die Schrammen, die ihm von Langholz-Fuhrwerken bei der Einfahrt beigebracht wurden, wo sich früher ein Sägewerk befand.

 

Vom Rathaus in Sailauf kann man dann in Richtung Rottenberg fahren. Hinter der Höhe steht rechts ein Kreuz. Es stammt ursprünglich aus dem Jahr 1754. Der Sage nach sollen dort im Dreißigjährigen Krieg die Rottenberger Bürger ihren Bürgermeister aus der Hand schwedischer Landsknechte freigekauft haben.

 

Sämenhof:

Im weiteren Verlauf der Straße kommt man auf die Höhe de Sämenhofs, der westlich liegt (Man kann auch nach links auf der Teerstraße ins Tal gehen und dann wieder rechts hinauf zum Sämenhof). Ausgewiesen und gegründet wurde der Sämenhof als Aussiedlerhof in den achtziger Jahren. Heute lädt eine Gastwirtschaft mit Biergarten zum Verweilen ein. Die offene Lage mit dem schönen Blick inmitten von Feldern und gleichzeitig nicht weit vom Wald entfernt, macht diesen Ort so attraktiv, auch wegen des schönen Blicks auf den Vorspessart.

Die Tümpel unterhalb des Sämenhofs sind nur in den nassen Zeiten des Jahres mit Wasser gefüllt. Solche Tümpel sind Lebensraum für die Gelbbauchunke. Ihre Laichzeit dauert bis in den Sommer hinein und ihre Larven entwickeln sich sehr rasch. Die Tümpel an den Anglerteichen sind ideale Lebensräume für Amphibien. Laut und vernehmlich ist das Quaken des Wasserfrosches vom Frühjahr bis zum Sommer zu hören.

 

 

Marienkapelle:

Noch ein Stück weiter auf der Straße steht rechts die Marienkapelle. Hier trifft man auf den alten Kirchweg von Feldkahl nach Sailauf, der ab hier südlich des Greifenbergs nach Feldkahl führt (wie der Kulturweg). Nach einer Sage soll die erste Kapelle von den Rottenberger Bürgern, die die Pestseuche überlebten, gebaut worden sein. Die Größe des Bauwerks wurde so gewählt. daß alle Überlebenden in dem Kirchlein Platz fanden. Sie gehörte zur Urpfarrei Sailauf, weshalb die Kirchwege von Feldkahl und Rottenberg hier vorbeiführten. Über die Entstehung der Kapelle vermutet man, daß sie auf Veranlassung der Gemeinde Rottenberg am Ende des Dreißigjährigen Krieges entstanden sei.

Vielleicht hat sie ihren Ursprung auch in der nahe gelegenen und heute verschwundenen Einsiedelei, an die ein Holzrelief von Roman Steigerwald aus Rottenberg erinnert, auf dem ein Mönch und eine Familie dargestellt sind. Hier lebten seit dem 18. Jahrhundert Brüder der Eremitenkongregation, deren Hauptaufgabe darin bestand, als Lehrer in Sailauf zu wirken.

Seit 1730 unterrichteten die Mönche die Kinder von Rottenberg und auch der weiteren Sailaufer Pfarrei. Der letzte Eremit zog 1782 am Vorabend der Französischen Revolution weg. Aus dem Baumaterial der Einsiedelei wurde in 19. Jahrhundert in Goldbach ein Haus errichtet, das heute noch steht. - In ihrer heutigen Form entstand die Rottenberger Waldkapelle 1785.

 

In Rottenberg biegt man nach links in die Gräfenbergstraße ein. Wenn man allerdings auf den Gräfenberg will, muß man gleich wieder links in die Straße „An der Molkenwiese“ einbiegen und auf dieser bis zu dem Ringweg gehen, der um den Berg führt. Von da an geht es querwaldein bis oben.

 

Burg Gräfenberg:

Bereits im 19. Jahrhundert hatte die Burgruine auf dem Gräfenberg (363 Meter) das Interesse von Heimatforschern und Historikern geweckt. Die Grabung im Jahr 2007 konnte neue Erkenntnisse über das Leben auf der Burg liefern, obwohl drei Viertel der Anlage dem Buntsandsteinbruchbetrieb um 1900 zum Opfer fiel. Bis heute sehen einige Forscher mit dem Gräfenberg den Standort der historisch erwähnten Burg „Landesehre“ genannt, welche die Grafen von Rien­eck im Zuge ihrer Expansionspolitik gegen das Kurfürstentum Mainz in der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet hatten.

Der Gräfenberg erhebt sich als Buntsandsteinkuppe auf einer Basis aus Dolomitkalk. Drei Steinbrüche nutzen die geologischen Voraussetzungen: Ein Buntsandsteinbruch am Gipfel sowie zwei Dolomitsteinbrüche am Hang. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der rote Buntsandstein abgebaut, wobei die Burgruine einer größeren Ausdehnung im Wege stand. Um 1900 entschied man sich wegen der Notwendigkeit örtlicher Arbeitsplätze dafür, die Burganlage abzugraben. Dadurch verschwand sie zum größten Teil trotz bereits damals massiver Proteste von Denkmalschützern.

Im Jahre 2007 wurde die hochmittelalterliche Burganlage auf dem Gräfenberg als Gemeinschaftsprojekt des Vereinsrings Rottenberg, der Marktgemeinde Hösbach und des Archäologischen Spessartprojekts abschnittsweise erforscht. Die Burg war über 22 Meter breit und als ein streng rechteckig konzipiertes Bauwerk angelegt. Der feste Untergrund aus Sandsteinfelsen sowie der reichlich vorhandene Rohstoff Holz boten dem Bauherrn gute Voraussetzungen. Um die Anlage zog sich eine massive Ringmauer, die von einem Burgtor geschlossen wurde. Als repräsentatives Status- und Herrschaftssymbol auf dem zu dieser Zeit unbewaldeten Gräfenberg war sie bis nach Aschaffenburg sichtbar. Zwischen 1260 und 1271 wurde die Burg im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Rieneck und den Mainzer Erzbischöfen aufgegeben.

 

Die Steinbrüche am Gräfenberg hatte seit dem 19. Jahrhundert wechselnde Besitzer. Auf dem Kulturweg kommt man zuerst zu dem Dolomitsteinbruch der Firma Hein & Stenger, mit der

die Gemeinde Rottenberg im Jahre 1899 einen 50 Jahre währenden Pachtvertrag abschloss. Heute sind das die Kalkwerke Aschaffenburg, die 1865 in der Aumühle in Damm gegründet wurden, die dort Dolomit brannten. Mit der Industrialisierung wuchs die Maschinisierung der Firma und gleichzeitig wuchs der Bedarf an Rohstoffen. Im Jahre 1870 erweiterte die Firma Hein & Stenger ihre Anlage in Aschaffenburg um eine moderne Fabrik, die eine großindustrielle Produktion ermöglichte.

Für die Produktionserweiterung erwarb die Firma in Hösbach-Bahnhof die Kalkbrennerei namens Vorgang. Hier bezog man den Dolomit noch mit Pferdefuhrwerken aus Rottenberg und Feldkahl. Auch hier zog bald die Technik ein. Auf einer Länge von über drei. Kilometern wurde 1901 zwischen Hösbach-Bahnhof und Rottenberg eine Drahtseilbahn in Betrieb genommen. Die Gemeinde Rottenberg erhielt hierfür einen größeren Betrag, den sie dem Kirchenbauverein zur Verfügung stellte.

Interessant ist die Feststellung der Aschaffenburger Zeitung: Durch die Seilbahn seien die Kreisstraßen, die vorher durch die Steinfuhrwerke so in Anspruch genommen worden waren, dass man für den Straßenunterhalt die Steuern erhöhen musste, entlastet worden. Das sind

- aufgrund des Schwerlastverkehrs – durchaus auch heute gültige Überlegungen.

Die Grundstückseigentümer wurden von Hein & Stenger großzügig entschädigt. Ein zeitgenössischer Rottenberger Bürger sah es so: „Mie hon fö die zwaa Grundschdögga om Laiäloch, wo die Drodsaalboh drüwwägaonge ess, 9000 Marg grieschd. Däss woä vill Gäld, däss woä e Vemöösche.“ Die Seilbahn blieb bis 1951 in Betrieb und wurde 1954 eingestellt.

 

Wenn man den Greifenberg ausläßt, führt die Straße in Richtung der Straße von Rottenberg zur Straße Mömbris-Hösbach. Nach links geht es auf der Weinbergstraße zum Steinbruch Hein & Stenger (den man nur von dieser Seite anfahren kann). Geradeaus aber liegt auf der linken Seite auf Feldkahler Gemarkung seit dem 19. Jahrhundert das Kalkwerk der beiden Familien Geduldig und Staab. In den zwanziger Jahren wurde der Betrieb erweitert und modernisiert. Ein moderner Ringofen wurde jenseits der Straße auf Rottenberger Gemarkung gebaut und der Steinbruch vertieft. Bis zu zehn Arbeiter waren hier beschäftigt. Im Jahre 1962 wurde das Kalkwerk stillgelegt und die Gebäude abgerissen - mitsamt dem großen Kamin, der als Wahrzeichen von Rottenberg galt.  

 

Ein Stück weiter geht rechts die Straße „Am Heigenberg“ ab. Sie führt durch das Gelänsde des Aschaffenburger Golfclubs. Am höchsten Punkt der Straße steht ein Bildstock. Etwas weiter unterhalb des Sportplatzes steht das „Sälzerkreuz“, eines der wenigen Denkmale, die auf den alten Sälzerweg hinweisen. Der darauf eingemeißelte Text ist nicht komplett erhalten, doch kann man daraus schließen, dass an dieser Stelle im 18. Jahrhundert ein Salzfuhrmann aus Orb an der steilen Stelle unter seinen Karren geriet und verstarb. Auch Rottenberg muss ein Ziel der Salzfuhrleute gewesen sein, denn um 1730 ist hier ein Salzhändler namens Andreas Hainstatt tätig.

 

(4) Kirchweg in Feldkahl:

Im Dorf geht rechts der Alte Kirchweg nach Sailauf ab (erst die zweite Straße). Rottenberg und Feldkahl gehörten im Mittelalter zur Pfarrei Sailauf. Die Bewohner mussten für Kirchgänge, Hochzeiten oder Taufen den Weg nach Sailauf auf sich nehmen. Auch die Toten brachte man auf Fuhrwerken nach Sailauf und bestattete sie auf dem dortigen Friedhof. Im Jahre 1822 erhielt Feldkahl, 1872 Rottenberg eine eigene Begräbnisstätte. Ab 1810 versorgten sogenannte „Laufkapläne“ die Feldkahler und Rottenberger kirchlich.

Im Südosten des Oberdorfs ist die Route des Alten Kirchweges von Feldkahl nach Sailauf auf wenigen hundert Metern erhalten, aber nicht mehr zugänglich. Eine Infotafel erzählt von seiner Geschichte.  Weil Straßen früher nicht wie heute geplant und instandgehalten wurden, sondern Wege dort ver­liefen, wo die Leute zu Fuß oder mit Fuhrwerken unterwegs waren, tiefte sich der Weg besonders an Steigungen in den weichen Boden ein, sodaß ein Hohlweg entstand. Aufgrund seiner Funktion erhielt der Hohlweg zwischen Feldkahl und Sailauf dann den Namen „Kirchweg“.

 

Stationen am Kirchweg (von Feldkahl aus):

  • An der Gabelung des Alten Kirchweges und der Seewiesenstraße (der historische Sälzerweg) steht heute noch ein Hochkreuz von 1873.
  • Nach wenigen Metern auf dem Alten Kirchweg ist rechts ein Bildstock mit dem gekreuzigten Jesus von 1617 eingemauert. Dieser damals weit verbreitete Typus findet sich auch auf dem Heigenberg am Golfplatz sowie unweit der Feldkahler Kapelle
  • Direkt an der Gemarkungsgrenze von Feldkahl und Rottenberg (Höhe Ahornweg) stand seit 1790 ein Bildstock, dessen Geschichte unbekannt ist. Er ist im Urkataster von etwa 1850 verzeichnet. Nach seinem Verschwinden wurde im Jahre 1995 hier ein Jakobus-Bildstock aufgestellt. Geschnitzt wurde er von dem Rottenberger Roman Steigerwald, der dafür Eichenholz aus dem alten Glockengestühl verwendete.
  • An der  (Ecke Gräfenbergstraße) steht das Bernhardshellsche. Es wurde 1892 von Bernhard Steigerwald gestiftet, der 1887 bei einem Unglück im Rottenberger Buntsandsteinbruch nur leicht verletzt worden war.
  • An der (geteerten) Straße nach Sailauf steht die 1785 mit Steinen der Burg auf dem Gräfenberg errichtete Waldkapelle, die Maria geweiht ist. Es wird vermutet, dass es der Nachfolger einer 1632 erbauten Pestkapelle ist. Zwischen 1750 und 1780 unterrichteten hier Eremiten die Kinder der umliegenden Dörfer (Näheres weiter oben).
  • Die Vituskirche in Sailauf: Das Ziel des Alten Kirchweges

Nach 1810 verlor die viel begangene und befahrene Route an Bedeutung. Als schließlich Ende des 19. Jahrhunderts immer größere Fahrzeuge einen festen Untergrund benötigten, wurde um 1890 aus einem Feldweg die heutige weiter nördlich gelegene Straße zur Ortsverbindungsstraße ausgebaut. Gekappt wurde der Alte Kirchweg mit der Flurbereinigung in den Jahren um 1972. Seither wächst der etwa sieben Meter tiefe Weg immer weiter zu.

 

Hohlweg:

Mehrere Jahrzehnte Ruhephase nach der Flurbereinigung haben den Alten Kirchweg in Vergessenheit geraten lassen. In Rottenberg ist er teilweise in den Straßenverlauf übergegangen. Im unteren Feldkahler Abschnitt ist der Hohlweg nicht mehr zugänglich. Die Natur hat sich diesen Kulturraum zurückerobert. Im Randbereich säumen Stieleichen, Vogelbeerbäume, Hainbuchen, Haselsträucher und Robinien die Trasse. Die Böschung, an der der frucht­bare Lössboden zutage tritt, ist weitgehend frei von Bewuchs. Der Boden ist mit Altholz bedeckt und dort fand die Arbeitsgemeinschaft Kulturweg Jahrzehnte alten Abfall sowie jüngere Gartenabfälle, die am „Tag des sauberen Landkreises“ 2019 in einer gemeinsamen Aktion beseitigt wurden.

Inzwischen ist der Hohlweg ein gesetzlich geschütztes Biotop, da sich hier jenseits der dauernd vom Menschen kultivierten Wiesen und Felder verschiedene Tierarten zurückziehen

können. Das gilt für Insekten und Kleintiere ebenso wie für Hasen, Füchse und Dachse,

die hier ihre Bauten haben. Fledermäuse schätzen die tief eingekerbte Rinde der Robinie.

Die besondere Bedeutung der Hohlwege liegt in ihrer Vernetzungsfunktion. Zwischen den intensiv genutzten Feldern sorgen sie als „Straßen der Biodiversität“ für den Austausch von

Arten und dienen als Rückzugsgebiete. Doch ist dies kein Urwald, sondern das Ergebnis

der vom Menschen genutzten Kulturlandschaft.

Deren Zusammensetzung bringt Aspekte mit sich, deren Auswirkungen noch nicht abschließend bewertet sind. Das zeigt das Vorkommen der Robinie, die - wie oben beschrieben - ihre Vorteile hat, zum Beispiel auch als Lieferant für Akazienhonig, obwohl sie keine echte Akazie ist. Es gibt aber auch eine Kehrseite: Die Robinie wurde um 1600 als Zierpflanze aus Nord­amerika eingeführt und wird deshalb von Insekten weniger angenommen. Als Einwanderer (Neophyt) ist sie in der Lage, sich gegen heimische Pflanzen besser durchzusetzen, wobei ihr hilft, dass sie giftig ist. Das macht sie bei Gartenfreunden heute unbeliebt.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde möchte die Kulturweg-AG den Alten Kirchweg ins Bewusstsein der Feldkahler und Rottenberger Bürger rücken: Als einen Teil unserer Geschichte und unserer Natur, deren Wert wir und die kommenden Generationen zu schätzen wissen sollten.

 

Ins Dorf hinein führt dann die Schimborner Straße. Westlich der Abzweigung nach Rottenberg steht das Gasthaus „Zum Grünen Baum“ (Seewiesenstraße 2). Im Jahre 1894 übernahm Peter Stenger in Feldkahl das Wirtshaus „Zum Grünen Baum“. Die Äpfel, die er auf seinen Streuobstwiesen erntete, kelterte er zunächst für den Eigenbedarf. Der kleine Betrieb wuchs stetig weiter. In den fünfziger Jahren wurde der Apfelwein bis nach Frankfurt geliefert. Da die Räumlichkeiten in Feldkahl zu klein wurden, entschloss man sich 2005 für einen Umzug nach Hösbach.

Mit der Eröffnung der Kahlgrundbahn im Herbst 1898 ging einher, dass sich Fabriken im Kahlgrund ansiedelten, welche die niedrigen Löhne nutzten. Deshalb verlegten insbesondere

Tabakimporteure ihre Fabriken hierher. Im Jahre 1928 eröffnete die Firma Reis aus Mannheim in Feldkahl eine Zigarrenfabrik, die im eigens für diesen Zweck errichteten Saalbau des „Grünen Baums“ eingerichtet wurde. Rund 130 (überwiegend) Frauen arbeiteten als Wickel- und Zigarrenmacherinnen, Deckblattlegerinnen und Ripperinnen im Akkord, denn bezahlt wurde nach Stückzahl. Zusätzlich wurde in Heimarbeit produziert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Zigarrenfabrik zu einem Rüstungsbetrieb umfunktioniert. Bis zum Ende der fünfziger Jahre wurden in Feldkahl Zigarren hergestellt. – Damit schließt sich der Kreis einer Rundfahrt durch Feldkahl, Rottenberg, Eichenberg, Sailauf und wieder zurück nach Feldkahl.

 

Wanderung:

Das große Gebiet kann man auf zwei Wanderungen durchmessen. Die eine entspricht dem Kulturweg „Zwei Burgen und der Bloopiffer“. Einsteigen kann man wie vorgeschlagen am Wanderparkplatz oberhalb des Rottenberger Schwimmbads. Zunächst durchquert die Route ein bewaldetes Stück oberhalb von Rottenberg und kommt im Wald oberhalb der Antoniusstraße zum Antoniusbildstock. Nach der Station am Kalkwerk Hufgard wird Rottenberg durchquert, wobei Kirche und Altes Rathaus im Vordergrund stehen. Nach Süden geht es dann durch den Wald entlang des Gräfenbergs bis zur Panoramatafel oberhalb des Weinbergs, von wo man einen wunderbaren Blick ins Aschafftal und in den Odenwald hat.

Nun führt die Route hinab nach Feldkahl, wo man kurz vor dem Ort auf die Station „Alter Kirchweg“ trifft. In Feldkahl geht es dann ins Oberdorf und von dort ins Unterdorf. Hier spielen Gaststätten eine große Rolle. Dazwischen bewundert man den Bloopifferbrunnen, dessen namengebende Figur für den Spitznamen der Feldkahler steht. Am Ende des Ortes steigt der Kulturweg hinauf zu den Hügelgräbern. Am Waldrand hat man den einzigen - und sehr weiten - Blick in den Kahlgrund. Um die Ecke ist die Erlenbacher Höhe, auf der die Feldkahler Kapelle steht - auch ein wunderschöner Platz zum Ausruhen und Innehalten. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Start nach Rottenberg.

 

Die Hügelgräber sind nur zu Fuß auf dem Kulturweg zu erreichen, denn sie liegen weit westlich der Straße. Sie wurden vor mehreren tausend Jahren außerhalb der damaligen Siedlungen errichtet. Ihre Lage ist zumeist erhöht und nahe alter Verkehrswege. Heute sind im Wald ihre Überreste sichtbar. In der Waldabteilung Buchwald liegen neun Hügelgräber. Sie weisen unterschiedliche Größen bis maximal 15 Meter Durchmesser auf. Grabungen, die vor etwa 100 Jahren vorgenommen wurden, brachten den sogenannten „Bronzefund von Feldkahl“ zutage. Gefunden wurden ein Rasiermesser mit Ringösengriff und rechteckigem Blatt, eine Rad-nadel, ein Radnadelbruchstück, ein verzierter, stabförmiger Armring und zwei kleine Bernsteinperlen. Das Rasiermesser stammt aus der Urnenfelderzeit (1250 bis 750 vCh). Die übrigen Funde sind älter. Man ordnet sie der Bronzezeit zu, wie die Zeit zwischen 1800 bis 1250 vChr genannt wird. Zu bewundern sind die Feldkahler Funde in der vorgeschichtlichen Ab-teilung des Maximiliansmuseums in der Dominikanerkirche in Augsburg

 

 

Eine zweite Wanderung führt von Eichenberg zunächst zum Gasthaus „Engländer“: Von der Eichenberger Kapelle geht es nach oben, erst ein Stück auf dem geteerten Weg, dann aber mit dem Kulturweg nach links steil hoch bis zu einem Forstweg. Auf diesem geht es rechts weiter, an der ersten Gabelung rechts bis zur höchsten Stelle hinter dem Sternplatz. Von dort geht es wieder abwärts. Wo sich drei Wege gabeln, geht es auf dem mittleren weiter (Wegweiser „Engländer“), zunächst auf einem schmalen Waldweg, dann rechts hoch auf der Forststraße. Man kommt zu einer Bushaltestelle an der Landstraße, von wo es etwa hundert Meter nach links bis zum Gasthaus Engländer sind. Der Weg vom Endländer nach Sailauf wird unter „Jakobsthal“ beschrieben.

 

Kulturweg: „Bleckmaul und Sailaufit“

Sechs Stationen führen durch die Sailaufer Kulturlandschaft:

Station 1: Start Kulturweg Bleckmaul und Sailaufit

Station 2: Am Römerweg - Bergmeister Rudolffs Suche nach Erz

Station 3: Hartkoppe - Mineralienvielfalt und die Entdeckung des Sailaufit

Station 4: Sämenhof und Rottenberger Kapelle

Station 5: Auf dem Streuobstlehrpfad - Historische Sailaufer Streuobstwiesen

Station 6: Am Schwaben Heiligen - Ausflug zum Kurzen Heiligen und Königsplatz

 

Kulturweg „Apfelwein und Weißer Stein“ (14 Kilometer)

Der europäische Kulturweg zwischen der Kahl und der Eselshöhe kann in Eichenberg (1) und Blankenbach (4) begonnen werden. Entlang der Kahl informieren die Info-Tafeln an der Blankenbacher Kirche (3) und in Erlenbach (5). Richtung Eichenberg befinden sich die Stationen „Panorama Kahlgrund“ (2) und „Winkelstation“ (6). Die Eichenberger Kulturlandschaft präsentieren die Tafeln „Kapelle Eichenberg“ (1), „Dorfgeschichte“ (7), sowie die Tafel zum „Schwerspat / Manganabbau“  (8). Hinzu tritt die Panoramatafel „Aschafftal“ (9). Der „Weiße Steinbruch“ (10) kann in einer Schleife umrundet werden. Es ist ein Höhenunterschied von 200 Meter zu überwinden.

Bei diesem Kulturweg stehen „Apfelwein“ für Blankenbach mit Erlenbach und „Weißer Stein“ für Eichenberg. Blankenbach und Eichenberg waren 1899 - 1936 mit einer Materialseilbahn verbunden: Dolomit aus dem Steinbruch Eichenberg wurde im Kalkwerk Groß-Blankenbach zu Kalk gebrannt. Der Kulturweg folgt den Spuren dieser historischen Verbindung und präsentiert dabei die Besonderheiten der beiden Dörfer. Hinzu tritt Erlenbach als Blankenbacher Ortsteil mit dem Ensemble von Kapelle und Brunnen. Der Hauptort war einst geteilt von der Kahl in Groß- und Kleinblankenbach, die getrennten Territorien angehörten. Der aus Blankenbacher Keltereien gekelterte Apfelwein war und ist im Rhein-Main-Raum geschätzt und bekannt.

Vom Betrieb der Materialseilbahn zwischen Eichenberg und Blankenbach gibt es leider keine Fotografie. Die Info-Tafel an den Überresten der „Winkelstation“, wo eine zweite Trasse von Sommerkahl anschloß, erläutert diese Episode der lokalen Industriegeschichte. Für Liebhaber weiter Ausblicke sind die beiden Panoramatafeln „Kahlgrund“ und „Aschafftal“ zu empfehlen.

 

 

Jakobsthal (nördlich von Heigenbrücken)

Der Ort wird im Volksmund „Knöpfhütte“ ge­nannt, weil der Ort aus einer ehemaligen Glas­hütte entstand. in der hauptsächlich Glasknöpfe gefertigt wurden. Unterhalb des Ortes liegt die Jakobs­thaler Mühle aus dem 18. Jahrhundert. Freilich wird darin nicht mehr „gemüllert, die restaurierte Wassermühle gehört aber zu den ganz wenigen noch funktionsfähigen Exemplaren ihrer Art im Bereich des Spessarts.

 

Sternplatz:

Von der Eichenberger Kapelle geht es nach oben, erst ein Stück auf dem geteerten Weg, dann aber mit dem Kulturweg nach links steil hoch bis zu einem Forstweg. Auf diesem geht es rechts weiter, an der ersten Gabelung rechts bis zur höchsten Stelle hinter dem Sternplatz. Von dort geht es wieder abwärts. Wo sich drei Wege gabeln, geht es auf dem mittleren weiter (Wegweiser „Engländer“), zunächst auf einem schmalen Waldweg, dann rechts hoch auf der Forststraße. Man kommt zu einer Bushaltestelle an der Landstraße, von wo es etwa hundert Meter nach links bis zum Gasthaus Engländer sind.

 

Gasthaus Engländer:

Das Forsthaus Engländer steht am Schnittpunkt alter Höhenstraßen mit dem mittelalterlichen Eselsweg zwischen Orb und Miltenberg. Es befindet sich zwischen Jakobsthal und Sommerkahl an der Spessart-Höhenstraße von Sailauf Richtung Heinrichsthal. Fälschlicherweise wird das Gebiet um das Waldhaus am Gipfelgrat des Berges ebenfalls der „Engländer“  genannt.

Lange Zeit glaubte man, daß der Name Engländer vom altdeutschen Wort „Egelter“ abgeleitet wurde. Frei übersetzt bedeutet es „Igelholz“. So wurden früher junge, im Wachstum zurück gebliebene Nadelbäume bezeichnet. Andere glaubten, es wurde an diesem Ort ein Engländer erschlagen. Der Volksmund erzählt aber, ein englischer Soldat sei an dieser Stelle nach der Schlacht von Dettin­gen 1743 von einem Franzosen erschossen worden. In der Schlacht haben die Engländer und Österreicher vereint die Franzosen geschlagen, der Soldat sei nach dem Sieg mit der Kriegskasse geflohen. Die vergrabene Kasse ist nie gefunden worden, obgleich selbst Amerikaner nach ihrem Einmarsch 1945 die Suche noch einmal aufgenommen haben sollen. Diese Thesen haben sich jedoch alle als falsch erwiesen.

Bei Nachforschungen in alten Akten und Briefen der Hofkammer in Mainz fand man ein Schreiben das die Entstehung des Namens exakt zurückverfolgen läßt. Daraus geht folgendes hervor: Für das Waldgebiet der Steigkoppe wurde im 18. Jahrhundert ein neuer Förster aus dem Bayerischen Wald zugeteilt. Der kräftige Mann, der zu seiner Amtszeit in Sailauf wohnte, kehrte nach der Arbeit des Öfteren im Wirtshaus der Knöpphütte (heute Jakobsthal) ein. Dort kam es meist zu Schlägereien mit den Einheimischen. Diese Männer wollten es dem Förster heimzahlen. Zur damaligen Zeit wurden auf dem Gipfelgrat Gold und Silbererz abgebaut. Zur Sicherheit mußte ein Geländer aus Eichenplanken aufgestellt werden. Dieses wurde als Racheakt von den Einheimischen auf niederste Art besudelt.

Der betrunkene Förster, der aus dem Wirtshaus über den Berg nach Sailauf schwankte, stützte sich nichts ahnend an diesen Planken ab. Zuhause bemerkte er die Übeltat, säuberte seine Kleidung und schrieb einen Brief in seiner bayerischen Sprache an die Hofkammer in Mainz. „Sollt mer am ferschissnen Gländer oom am Berg a Hittn baun, daß mer di Lumpn besser im Aug bhaltn konn“.

Dieser Brief verweilte in Mainz mehrere Jahre, so daß die Schrift zum Teil nicht mehr zu lesen war. Als das Kurfürstentum Mainz aufgelöst wurde und die Ländereien an Bayern übergingen, gelangte das Schreiben an König Ludwig I. Dieser las die Worte: „am enGländer Hüttenbau“ (statt: ferschissn- en  Gländer). Der König kam in den Spessart, um diese Hütte zu suchen. Als er feststellte, daß sie überhaupt nicht existierte, gab er sofort den Auftrag sie zu bauen.

Die Hütte wurde am 16. August 1846 von Ludwig I. und seiner Frau Therese von Sachsen-Hildburg­hausen als Jagd‑ und Forsthaus eingeweiht. Seitdem steht das Forsthaus am Engländer. Es war aber der heimliche Treffpunkt König Ludwigs I. von Bayern mit der schönen Lola Montez. Dies war einer der Lieblings­plätze König Ludwigs I. von Bayern. Es gab auch zahlreiche königliche Jagdgesellschaften. Um 1900 erhielt ein geschäftstüchtiger Forstmann aus Jakobsthal eine Schankerlaubnis für eine Wirtschaft neben dem Forstbetrieb. Die Stallungen im Untergeschoß wurden zur Schänke umfunktioniert. Das unter Denkmalschutz stehende Haus ist heute ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel im Spessart. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört und später wieder aufgebaut.

An der Abzweigung der Straße nach Schöllkrippen steht die Luitpoldeiche und daneben ein Stein. Die Eiche wurde an Himmelfahrt 1911 vom Spessartverein Offenbach gepflanzt. Luitpold war der Bruder Ludwigs I. und übernahm 1886 nach dem Tod Ludwigs II. die Herrschaft in Bayern als „Prinzregent“ für König Otto, den Bruder Ludwigs II., der geistig umnachtet war und in Schloß Fürstenried am südlichen Rand von München interniert war. Luitpold war auch gern hier auf der Jagd.

Neben der Eiche steht ein roter Findling, in den vorne ein Hirsch eingehauen ist. Ob er der in manchen Quellen erwähnte Findling ist, der „Franzose“ heißen soll, konnte selbst ein langjähriger Einwohner nicht sagen. Die Angabe steht in dem Buch von Elvira Klein: „Der Ausflug in den Spessart“, Seite 180: „Die Einheimischen bringen den Namen mit der Schlacht bei Dettingen 1743 in Zusammenhang, nach der ein Engländer mit der Kriegskasse hierher geflohen und von einem Engländer erschossen worden sei. Ein in der Nähe stehender Findling heißt zudem noch Franzose!“

Frau Hertha Hubertus vom Geschichtsverein kann dazu nach Erkundigungen nur sagen:

„Irgendwo auf dem Engländer muß es einen Findling (großen Naturstein) geben, der diesen Namen trägt. Während der Schlacht bei Dettingen soll ein Franzose mit sehr viel Geld auf dem Eselsweg über den Engländer unterwegs gewesen sein. Er soll dort überfallen und seines Geldes beraubt worden sein. Deshalb der Name. Wo sich der Stein allerdings genau befindet, konnte mir niemand sagen. Bei der Schlacht bei Dettingen sollen Soldaten die Kriegskasse geraubt haben und sich auf der Flucht über den Engländer befunden haben, als sie beraubt wurden. Ich glaube, jedes Dorf erzählt die Geschichte etwas anders und Genaues weiß man nicht“.

Sie berichtet noch von einer weiteren Erzählung aus Sailauf: „Prinzregent  Luitpold ging  im Spessart auf die Jagd. Er soll durch Sailauf mit der Kutsche und Gefolge gekommen sein und einem Bedürfnis folgend in den Garten einer der letzten Hütten Sailaufs uriniert haben. Die Sailauferin - so sagt man - sei aus ihrer Hütte geschossen, hätte geflucht und die schlimmsten Verwünschungen ausgestoßen, worauf ihr ein Begleiter des Prinzregenten ein Goldstück in die Hand drückte. Darauf habe die Frau ganz trocken geantwortet, daß er sich dafür nochmal erleichtern dürfe“. (natürlich etwas derber und in Dialekt).

Seit 1969 befindet sich am Engländer eine Skiliftanlage. Es handelt sich dabei um zwei Doppelbügel-Schlepplifte und einen Kinderschlepplift. Die Skipiste ist rund 400 Meter lang.

 

Eselsweg:

An der Bushaltestelle geht man dann auf der anderen Seite der Straße auf dem Eselsweg in den Wald. Dann biegt ein gerader Forstweg links ab. Hier sieht man links den Skilift von Jakobsthal, im Winter wird dieses Gebiet zum Skifahren genutzt.

Über den „Königsplatz“ (Aussicht ins Aschafftal) geht es auf der anderen Seite hinunter zum Bildstock  „Beim kurzen Heiligen“ (Korze Hällje), auch „Böse Tat“ genannt. Schon in der ältesten Flurkarte von 1846 ist hier ein Bildstock bezeugt. Er gedenkt an einen Revierförster oder Revierjäger Kurz, der hier  von einem Wilderer hinterrücks erschossen. So stellte es jedenfalls ein einfaches, gemaltes Bild auf dem ursprünglichen Bildstock dar.

Der dazugehörige Text lautete:

Böse Tat ist hier geschehen

und der Mörder ist entflohn.

Gottes Aug hat ihn gesehen,

Gottes Hand erreicht ihn schon.

Der Originalbildstock wurde 1979 leider entwendet. Der Nachfolgebildstock von 1980 ist aus Holz geschnitzt mit schmalerem Schaft und eingeschnitzten Efeuranken und einem hausartigen Oberteil mit flacher Nische gestaltet. Hierin ist eingelassen die Malerei des Geschehens,

 

Schwabenheiligen“:

Die nächste Station ist die Wegspinne am (Schwowe Hällje). Der Bildstock steht aber etwas rechts an der Landstraße von Sailauf zum Engländer, ein kleines Denkmal aus rotem Sand­stein. Auf einem achteckigen Steinsockel steht eine ebensolche schlanke Säule mit einem aufgesetzten Abschlußstein. Es wurde zur Erinnerung an den dort verunglückten Revierförster Schwab aus Sailauf errichtet. Das Denkmal wurde 1850 zum „frommen Andenken“ errichtet von seinem Verwandten J. A. Bergmann und dessen Familie. Die Inschrift des Sockels lautet: „Zur Zeit der K. H. h.Forstmeister Röttger und Revierförster Steinbrönner“. Zum Glück muß man jetzt nicht den steilen Berg hinauf, sondern es geht links weiter.

 

Trichterförmige Löcher am „Roten Rain“:

Die trichterförmigen Löcher am Roten Rain sehen aus wie Bombentrichter. Es sind jedoch Überbleibsel aus dem 17. Jahrhundert, als nahe der heutigen Engländerstraße durch den Erzbischof von Mainz Kupferbergbau betrieben wurde. Insgesamt 150 Schächte („Pingen“ - so heißen die Stollenreste) wurden am Roten Rain ausgemacht und vermessen. Eine Vielzahl von Pingen findet sich im Sailaufer und Laufacher Wald. Sie sind zwischen 30 und 50 Meter tief. Aus manchen wurde kupferhaltiges Gestein in Körben hochgewunden, andere dienten als Licht- und Luftschächte. Das Wasser wurde über waagrechte Stollen, die am schräg abfallenden Berghang austraten, abgeleitet. Aus dem einen Stollen fließt heute noch ein kräftiger Wasserstrahl - die Sailaufer Löcherzellquelle.

Im Jahre 1998 trübte sich das Sailaufer Trinkwasser ein. Die Ursache wurde bei der Quelle in der Gemarkung „Löcherzell“ (unterhalb der Straße von Sailauf zum Engländer) vermutet. Recherchen ergaben, daß die Quelle nahe des ehemaligen Bergbaugebietes von Sailauf / Laufach lag. Die Untersuchung eines vermuteten nahen unterirdischen Stollens wurde nötig. Eine Pinge deutete die Lage des Stollens an, so daß in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege mit einem Bagger eine Erkundungsgrabung durchgeführt werden konnte. Man stieß auf einen rechteckigen Förderschacht, der im unteren Bereich mit dem Stollen­system in Verbindung stand. Historischer Kupfer- und Silberbergbau sind hier zwar bekannt, doch konnten keine Angaben über die Datierung des Stollens gemacht werden. In Kooperation mit den Museen der Stadt Aschaffenburg, dem Archäologischen Spessart-Projekt und der Universität Frankfurt wurden ergrabene Holzproben dendro­chronologisch analysiert. Dabei handelte es sich vermutlich um Balken der Fördereinrichtung, von denen der jüngste 1776 gefällt worden war. Nach der Versiegelung der Pinge konnten die Sailaufer wieder klares Wasser trinken. Der Flurname „Waschbleuel“ erinnert daran, daß das kupferhaltige Gestein gewaschen wurde, bevor man es zur Schmelze nach Laufach fuhr.

 

Römerweg:

Wenn man aus dem Wald herauskommt, steht links die Informationstafel „ Am Römerweg“. Der Römerweg ist eine historische Verbindung von den Weyberhöfen zum Eselsweg.  Zu beiden Seiten dieses Wegs befinden sich alte Zeugnisse des Bergbaus - heute sichtbar als „Pingen“. Der frühneuzeitliche Bergbau hat hier am „Rotten Rain“  tiefe Spuren hinterlassen, vor allem östlich der Straße zum Engländer,

Die hier überall sichtbaren trichterförmigen „Pingen“ verbergen eingestürzte Abbauschächte, an deren Rand das Abbaumaterial abgelagert wurde. Mit Eimern zogen die Bergleute einst das Gestein an einem Seil nach oben. Aus dem tauben (nicht erzhaltigen) Gestein entstand auf der Talseite ein Erdwulst. Zum Teil weisen die Pingen auch auf ehemalige Eingänge horizontaler Stollen hin. Diese Stollen dienten teils dem Materialtransport, teils der Wasserleitung („Sümpfung“) und der Frischluftzirkulation („Bewetterung“) unter Tage.

Ende des Jahres 1649 wurde der Bergmeister Johannes Rudolff aus Kassel in Hessen im Auftrag des Mainzer Kurfürsten nach Laufach geschickt, um im Spessart nach Kupfer- und Eisenvorkommen zu suchen. Rudolff benutzte bei seiner Prospektion die Bergwerksrute und verfaßte dabei einen persönlichen Bericht, der bis heute erhalten ist. Die Benutzung der Wünschelrute war damals wie heute umstritten.

Bergmeister Rudolff jedoch vertraute seiner „Bergwerksruthen“. Vom 23. bis 28. Dezember ging er in Begleitung eines mainzischen Laubmeisters, dem Gehilfen des Oberforstmeisters, die Gebiete (1556) des Gneises, des Zechsteins und des Buntsandsteins zwischen Sailauf und Laufach ab. Dort waren Kupfervorkommen schon länger bekannt. Mit Hilfe der ältesten Flurkarten Bayerns aus der Zeit um 1850 ließen sich die meisten der nicht mehr gebräuchlichen Flurnamen lokalisieren, die Rudolff benannte - eine Aufgabe, um die sich Gerhard Kampfmann, Forstdirektor a. D. verdient gemacht hat. Bemerkenswert ist, welch großes Gebiet in den kurzen Tagen um Weihnachten prospektiert wurde. Die Route des Bergmeisters Johannes Rudolff Ende Dezember 1649 ist auf der Informationstafel in einer Landkarte dargestellt.

Besonders ergiebige Kupfervorkommen stellte Rudolf um den „Rottenberg“ fest, heute beim „Schwabenheiligen“. Der „Rottenbee, der „Rotten Rain“ und die Gegend „hinter dem Rotten­bergk“ ist mit Schachtpingen übersät, die im Gelände nicht zu übersehen sind. Hier ist im oberen Liebesgrund ein aufgelassenes Stollenmundloch im Gelände erkennen. Das Pingenfeld am „Rotten Rain“ hat das Landesamt für Denkmalpflege in einer genauen Karte vermessen.

 

Hartkoppe:

Rechts sieht man das rote Gestein des Steinbruchs Hartkoppe:  Seit 1957 wird hier für den Straßenbau Rhyolith abgebaut. Im etwa 290 Millionen Jahre alten roten bis grauen Rhyolith befinden sich größere, mit Mineralien ausgefüllte Spalten. In dem durch das Kristallin, dem ältesten geologischen Gestein Bayerns, geprägten Vorspessart ist der Rhyolith - häufig auch Quarzporphyr genannt - eine Besonderheit. Vor etwa 290 Millionen Jahren kam es während der variskischen Gebirgshebung zu einem Aufdringen sauerer Schmelze, die zu dem Rhyo­lithen erstarrten. Die Hartkoppe - so der Name des Gebietes - ist das größte, bekannte, durch Erosion freigelegte Vorkommen. Das Material wurde erst ab dem 18. Jahrhundert für den Straßenbau verwendet. Vereinzelt wurden auch Hausfundamente damit gebaut, wobei hier der einfach zu bearbeitende Buntsandstein bevorzugt wurde, und die Bachufer mit diesem Material befestigt. Erst nach dem Krieg begann der Abbau in einem immer intensiveren Maße. Das abgebaute Material wird heute zu Straßenbaustoffen gebrochen, größere Steine finden als Wasserbausteine in der Gartengestaltung Verwendung, aber auch für Fassadenelemente und Verbundpflaster.

Das Kriegerdenkmal von 1923 ist das erste Zeugnis der Verwendung von Rhyolith in Sailauf. Die Besonderheit des Steinbruchs Hartkoppe besteht aus der im Spessart einzigartig vorhandenen und spektakulären Mineralisation mit einer Vielzahl von Mineralien. Vor vierzehn Jahren wurde hier das seltene Mineral „Sailaufit“ entdeckt, das seinen Namen nach dem Fundort erhielt. Es ist ein wasserhaltiges Calcium-Mangan-Arsenat-Carbonat, das so selten ist, daß man die gesamte Masse weltweit auf weniger als 0,5 Kilogramm schätzt.

Gefördert werden heute täglich 1500 Tonnen, die in Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich und Schweiz mit dem Lastkraftwagen transportiert werden. Für Mineralogen ist der Steinbruch ein Eldorado, so kommen bis zu 75 Mineralien vor. Von einigen sind weltweit nur ein bis zwei weitere Fundorte bekannt.

 Ein wenig links-rechts versetzt geht der Weg dann nach Sailauf hinein. Man geht die Durchgangsstraße nach links und biegt an der Straße „Buschhecke“ (am Bildstock) rechts ab und gleich wieder links und kommt wieder zum Rathaus.

 

Kulturweg Bleckmaul und Sailaufit

Sechs Stationen führen durch die Sailaufer Kulturlandschaft:

Station 1: Start Kulturweg Bleckmaul und Sailaufit

Station 2: Am Römerweg - Bergmeister Rudolffs Suche nach Erz

Station 3: Hartkoppe - Mineralienvielfalt und die Entdeckung des Sailaufit

Station 4: Kulturweg Bleckmaul und Sailaufit - Sämenhof und Rottenberger Kapelle

Station 5: Auf dem Streuobstlehrpfad - Historische Sailaufer Streuobstwiesen

Station 6: Am Schwaben Heiligen - Ausflug zum Kurzen Heiligen und Königsplatz

 

Kulturweg „Apfelwein und Weißer Stein“ (14 Kilometer)

Der europäische Kulturweg zwischen der Kahl und der Eselshöhe kann in Eichenberg (1) und Blankenbach (4) begonnen werden. Entlang der Kahl informieren die Info-Tafeln an der Blankenbacher Kirche (3) und in Erlenbach (5). Richtung Eichenberg befinden sich die Stationen „Panorama Kahlgrund“ (2) und „Winkelstation“(6). Die Eichenberger Kulturlandschaft präsentieren die Tafeln „Kapelle Eichenberg“ (1), „Dorfgeschichte“ (7), sowie die Tafel zum „Schwerspat / Manganabbau“  (8). Hinzu tritt die Panoramatafel „Aschafftal“ (9). Der  „Weiße Steinbruch“ (10) kann in einer Schleife umrundet werden. Es ist ein Höhenunterschied von 200 Meter zu überwinden.

Bei diesem Kulturweg stehen „Apfelwein“ für Blankenbach mit Erlenbach und „Weißer Stein“ für Eichenberg. Blankenbach und Eichenberg waren 1899 - 1936 mit einer Materialseilbahn verbunden: Dolomit aus dem Steinbruch Eichenberg wurde im Kalkwerk Groß-Blankenbach zu Kalk gebrannt. Der Kulturweg folgt den Spuren dieser historischen Verbindung und präsentiert dabei die Besonderheiten der beiden Dörfer. Hinzu tritt Erlenbach als Blankenbacher Ortsteil mit dem Ensemble von Kapelle und Brunnen. Der Hauptort war einst geteilt von der Kahl in Groß- und Kleinblankenbach, die getrennten Territorien angehörten. Der aus Blankenbacher Keltereien gekelterte Apfelwein war und ist im Rhein-Main-Raum geschätzt und bekannt.

Vom Betrieb der Materialseilbahn zwischen Eichenberg und Blankenbach gibt es leider keine Fotografie. Die Info-Tafel an den Überresten der „Winkelstation“, wo eine zweite Trasse von Sommerkahl anschloß, erläutert diese Episode der lokalen Industriegeschichte. Für Liebhaber weiter Ausblicke sind die beiden Panoramatafeln „Kahlgrund“ und „Aschafftal“ zu empfehlen.

 

A u t o t o u r:

Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, fährt man in Sailauf in Richtung Rottenberg und auf der Höhe nach links zum Friedhof bei der Kirche, dann spart man sich den steilen Aufstieg. Weiter geht es nach Rottenberg und vom nördlichen Ende des Ortes nach Eichenberg. Zuerst trifft man auf der Höhe über dem Dorf in der Hauptstraße 84 die Ziegelei. Schon seit 1725 grub man in diesem Gebiet nach Lehm und brannte daraus Ziegel. Dar Flurname „Ziegelhütte“ ist Beweis dafür. Der Schorn­stein des heutigen Industriedenkmals rauchte bis 1940. Dann fährt man in den Ort hinein zur Wallfahrtskapelle (siehe oben).

Für den Sailaufer Ortsteil Eichenberg charakteristisch (und teilweise auch für Blankenbach) sind die Gebäude aus weißem Buntsandstein, der aus dem „Weißen Steinbruch“ stammt. Darüber hinaus wurden in Eichenberg auch unter Tage Schwerspat und Mangan abgebaut.

Nach rechts geht es die Wen­delinusstraße ab, die zur Dorfkirche St. Wendelin führt. Wie eine Trutzburg beherrscht sie das Eichenberger Tal. Im Jahr 1950 wurde sie aus massivem Sand­stein erbaut.

Etwas weiter auf dem freien Platz gegenüber dem Haus Hauptstraße 29 steht das alte Feuerwehrhaus. Mit einer Pumpspritze zog 1882 die moderne Zeit in Eichenberg ein. Dafür wurde 1883 das Feuerwehrhaus mit seinem hölzernen Schlauchturm gebaut.

Gleich daneben vor dem Haus Hauptstraße 24 auf der rechten Seite steht in der Straßenzeile ein unscheinbares Sandsteinhäuschen, das Backhaus Ziroff , in dem noch heute das runde, knusprige Bauernbrot für den Eigenbedarf gebacken wird. Man kann in dem Haus die alten Backgerätschaften, dazu einen alten Waschkessel sehen und bekommt eine Vorstellung, wie mühsam unsere Vorfahren ihr tägliches Brot erarbeiten mußten.

Etwas weiter unten steht links zwischen den Häusern Hauptstraße 2 und 4 der Turm der alten Kirche. Sie wurde 1685 aus Sandstein  aus dem Steinbruch der Umgebung erbaut. Das Kirchenschiff ist jetzt Lagerhaus für die Ernte der Eichenberger Bauern. Ebenfalls aus Sandstein ist die etwas links dahinter stehende alte Schule von 1905, die heute dem Eichenberger Kindergarten dient.

Unterhalb des Ortes liegt rechts im Tal die Wüstenmühle. Seit 1760 ist die Eichenberger Mühle im Besitz der Familie Wüst. Bis 1960 konnten hier die Bauern in der Umgebung ihr Getreide mahlen lassen. Über alle die Jahre wurden die Mühle, ehedem auch Wohnhaus der Müller, und das kleine Steinbackhaus vorbildlich von der Familie instandgehalten. Das Mühlrad ist heute noch vorhanden.

Man kommt wieder nach Sailauf und fährt dann links die Straße zum Engländer hoch.

In Obersailauf steht links an der Straße die „Grotte von Lourdes“: Ein frommer Pilger, der im Jahr 1894 mit dem zweiten bayerischen Pilgerzug nach Lourdes wallfahrte, regte nach seiner Rückkehr den Bau der Grotte an, die schon 1896 eingeweiht wurde. Noch heute führt altjährlich im Marienmonat Mai eine Prozession von der Sailaufer Kirche zur Grotte mit anschließender Maiandacht. Der Grottenborn neben der Grotte diente noch bis zum Bau der Wasserleitung im Jahr 1928 den umliegenden Häusern zur Wasserversorgung.

Hier biegt auch die Straße nach links zum Steinbruch ab. Gegenüber dem Steinbruch steht das

Obersailaufer Kreuz: Es wurde von Ober­sail­aufer Bürgern unter Anleitung des Maurermeisters Christian Freund aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr aus dem Zweiten Weltkrieg errichtet.

Der weitere Weg führt zum Schwabenheiligen (siehe oben) und Gasthaus Engländer (siehe oben). Von dort  macht man auch einen Abstecher nach Jakobsthal. Aber weiter geht es nach Heinrichsthal, Heigenbrücken, Laufach.

 

 

Jakobsthal (nördlich von Heigenbrücken)

Der Ort wird im Volksmund „Knöpfhütte“ ge­nannt, weil der Ort aus einer ehemaligen Glas­hütte entstand. in der hauptsächlich Glasknöpfe gefertigt wurden. Unterhalb des Ortes liegt die Jakobs­thaler Mühle aus dem 18. Jahrhundert. Freilich wird darin nicht mehr „gemüllert, die restaurierte Wassermühle gehört aber zu den ganz wenigen noch funktionsfähigen Exemplaren ihrer Art im Bereich des Spessarts.

 

Heinrichsthal

Der Ort ist die höchstgelegenste geschlossene Siedlung im nördlichsten Teil des bayrischen Spessarts in einer weitgehend nebelfreien Hochplateau-Lage, aber etwas in einer Vertiefung eingebettet. Der zentrale Hochspessart ist zu 85 Prozent bewaldet. Die ursprünglichen Laubwaldungen sind im ehemaligen kurmainzischen Jagdgebiet vor schädigenden Einflüssen weitgehend verschont geblieben. Mehrhundertjährige Alt-Eichenbestände vermitteln einen majestätischen Eindruck und ziehen fachkundige Besucher aus aller Welt an. Auch hochragende Buchen-Dome bedecken große Flächen.

Auf einer Anhöhe liegt die Dorfkirche, die 1833 erbaut und dem heiligen Georg geweiht ist. Bei der Erweiterung 1939 wurde aus Kostengründen auf jeglichen Prunk verzichtet, auch der Turm wurde deshalb kurz und flach gehalten. - Heinrichstal ist Mitgliedsgemeinde der Verwaltungs-Gemeinschaft Heigenbrücken, mit etwa. 950 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Landkreis Aschaffenburg.

Im Wappen führt die Gemeinde die Buchstaben HF - für Heinrich Fleckenstein, den ersten Glasmachermeister auf „Henrikshütta“, - die Axt für die Rodung und als Werkzeug der Glasmacher ein Kröseleisen. Gemeinsam mit Wiesthal und Heigen­brücken wurden hier die ältesten Glashütten des Spessarts errichtet. Das heißt nicht, daß diese auch zu den ältesten Gründungen des Spessarts zählen. Im Gegenteil, sie bildeten im 15. Jahrhundert den Abschluß der kurmainzischen Siedlungspolitik. Dieser östliche Spessartflügel - zu abgelegen für Jagd‑ und Forstwirtschaft - wurde durch Einschleusen von Glasbläsern erst spät nutzbar macht.

 

Das Aubachtal ist zweifelsohne eines der schönsten im Spessart. Vom Radweg aus hat man immer wieder herrliche Ausblicke auf den sich durch das Tal schlängelnden Bach und die aus seinem Wasser gebildeten Fischteiche. Himmlische Ruhe umgibt die Radler im Oberlauf ab Habichtsthal, Autofahrer haben keinen Zugang in das Tälchen und den anschließenden Birklergrund.

Noch zu Beginn des Mittelalters waren auch die Tallagen des Spessarts von Wald bedeckt. Auf den Höhenzügen wuchsen von Natur aus fast reine Buchenwälder, in den Täter dominierten Erlen, Hainbuchen, Birken, Eichen und Weiden. Die von Bächen durchflossenen Spessartwiesen entstanden erst durch die mittelalterlichen Rodungen; das dort geerntete Gras war unverzichtbar für eine dauerhafte Besiedlung des Spessarts.

Nach der Aufgabe vieler bewirtschafteter Wiesen in den kleinen Seitentälern setzte die natürliche Sukzession ein, oder man pflanzte die schnell wachsenden Fichten an. Dem bayerischen Staatsforst ist es aber inzwischen gelungen, dieses für das Landschaftsbild problematische Zuwachsen zu stoppen und naturnahe Auenwälder zu entwickeln. Die schnell fließenden Bäche mit klarem, unbelastetem Wasser bieten Lebensraum für die Bachforelle, Bachneunaugen und kleine Krebs-, Köcher- und Steinfliegenlarven. Auch die durch Wasserverschmutzung und „Absammeln“ in den Wiesentälern ausgestorbene Flußperlmuschel soll in den Tälern wieder heimisch werden.

 

Glashütte:

Das Dorf entstand um 1600 als Glashüttensiedlung. Im Birklersgrund ist eine ausgegrabene und zum Teil restaurierte Glashütte der damaligen Zeit zu sehen (Sie ist aber besser erreichbar von der Straße, die von Wiesen nach Habichsthal führt und zwischen Wiesen und der Ha­bichs­thaler Mühle nach Westen in Richtung Heinrichsthal abbiegt).

Im Jahre 1765 wurde am Fuß des Birkbergs nahe Wiesen von französischen Großunternehmern eine perfekt durchdachte Glasmanufaktur gegründet. Lediglich eine leichte Erdaufschüttung in ein in den Hang eingegrabenes Plateau sowie eine zugeschüttete Stützmauer und ein mit Glasschmelze überzogener Stein wiesen auf die Existenz dieser Glashütte hin. Es ist dem Forstamtsleiter Gerhard Kampfmann und dem Historiker Otto Meyer zu verdanken, daß sie entdeckt, ausgegraben und erforscht wurde. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Programms „Spessartglashütte“ wurden 1979 die Reste der ehemaligen Glashütte freigelegt. In dieser französischen Glasmanufaktur wurde offenbar sehr zerbrechliches Gut hergestellt. Die Lage abseits jeglicher Siedlungen mitten im Wald kam daher, daß man bei der umfangreichen Produktion von großen Holzvorkommen abhängig war. In der Mitte der Produktionsstätte gab es einen Feuerungskanal. Daneben standen auf Schamott­bänken feuerfeste Tongefäße. Durch Öffnungen im Brennraum konnte flüssige Glasmasse zur weiteren Verarbeitung entnommen werden. In den vier Nebenöfen kühlten die Fertigprodukte bei geringer Temperatur langsam ab.

 

Habichsthal

Habichsthal ist ein „Natur-Wald-Dorf“, für Liebhaber idyllischer und naturnaher Spessart Tal- und Waldlandschaft. Ha­bichs­thal ist ein hübsch herausgeputztes Dorf, bei dem es den Anschein hat, die Bewohner halten einen privaten Wettbewerb, wer die schönsten Blumen auf der Fensterbank hat. Im Sommer rankt eine herrliche Blütenpracht von fast allen Fenstern der Hauptstraße. Sprichwörtlich ist die „Fuhrleute-Gastlichkeit“ in Hotels, Pensionen, Zimmern und Ferienwohnungen. Zahlreiche fränkisch-gemütliche Gaststätten und Speiselokale höchster Qualität laden die Besucher ein.

Habichsthal entstand aus einer 1477 in der Gründungsurkunde der Pfarrei Wiesthal erstmals genannten Glasmachersiedlung. Die Nähe zum Eselsweg, zur Birkenhainer Straße und zur Kauffahrteistraße  und der Wald machten das Aubachtal zu einem idealen Produktionsstandort. Die Glasherstellung in und um Habichsthal ist bis 1700 belegt (außer im Bauernkrieg und im Produktionsverbot im Dreißigjährigen Krieg). In Habichsthal gab es zwei Hüttenstandorte (einer aus dem 14.  / 15. Jahrhundert) und in der näheren Umgebung neun Hüttenplätze, drei davon urkundlich belegt.

Im Mittelpunkt steht die Kirche, in der Pfarrer Josef Schott (1904 -1972) wirkte, einer der großen Regionalhistoriker des Spessarts. Vor der Kirche hat man einen kleinen Platz gestaltet mit einer der schönsten Dorflinden, die noch im Spessart zu finden sind. Ihr Stamm ist oben abgedeckt, um den Regen abzuhalten. Der offene Kamin ist allerdings modern, wenn auch nach außen auf alt gemacht.

Gut 400 Jahre mußten die Habichsthaler auf dem alten Kirchweg (ein ganzes Stück westlich des Tals) nach Wiesthal zur Kirche gehen. Die ausgeprägte Rodungstätigkeit ließ den Wald in dieser Flur verschwinden. Heute passiert man fast nur Bäume auf dem alten Kirchweg, der sich durch schöne Bildstöcke am Wegesrand zu erkennen gibt. Die Routen der früheren Kirch- (oder Toten-) Wege sind heute zumeist vergessen, da neue, besser befahrbare Wege geschaffen wurden bzw. jedes Dorf seine eigene Kirche erhielt. Doch gerade an diesen traditionsreichen Pfaden sammeln sich Zeugnisse menschlicher Aktivität in der Kulturlandschaft. Der Inhalt der fragmentarisch erhaltenen Inschrift im Steinkreuz von 1781 am „Toten­weg“ nach Hei­genbrücken ist bis heute nicht enträtselt worden.

Im Jahre 1764 wurde eine Kapelle zu Ehren der heiligen Thekla gebaut. Trotzdem mußten die Habichsthaler immer noch zum Gottesdienst nach Wiesthal gehen. Im Jahre 1868 wurde nach fast 400 Jahren der beschwerliche Kirchweg Vergangenheit, denn der Wiesthaler Kaplan Augustin Gett stiftete eine Pfarrei. Im Jahre 1929 errichteten die Habichsthaler unter Pfarrer Julius Brander eine neue größere Kirche aus Sandstein. Der ehemalige westliche Zugang wurde zugemauert, ein Dachreiter ersetzte den Glockenturm.

Im Jahre 1801 wurde das Dorf durch eine Brandkatastrophe heimgesucht: In einem Bauernhaus brach ein Feuer aus, das erheblichen Schaden anrichtete, etliche Häuser lagen in Schutt und Asche. Für den Wiederaufbau mußten einige Einwohner ihre Grundstücke im „Birkler­grund“ bis zur „Alten Hütte“ verkaufen. Generationen wurden durch die entstandenen Schulden belastet. Die gerade Dorfstraße oberhalb der Kirche ist eine Folge der Brandkatastrophe von 1801.

 

Kulturweg Wiesthal: „Wiesthal, Habichsthal und Götz von Berlichingen“ (9 Kilometer)

(1) Wiesthal und Auswanderung:

(2) Auf dem alten Kirchweg

(3) Habichsthal

 (4) Götz von Berlichingen

 (5) Hockenruhe

 

Heigenbrücken

Heigenbrücken liegt im waldreichen Lohrtal am Fuß der Eselshöhe südwestlich des Ortes Höchster Punkt ist die Steigkoppe mit 502 Meter Höhe. Der Holzreichtum des Gebietes war die Grundlage für die Glashütten, die von den Mainzer Kurfürsten angesiedelte Böhmen und Flamen hier aufbauten. Der Ort wird 1477 in einer Stiftungsurkunde erstmals erwähnt.

Zu dieser Zeit war es ein Glasmacherdorf, später war das Köhlerhandwerk stärker vertreten.

Für die Herstellung von Glas waren im Spessart alle wichtigen Rohstoffe vorhanden: Holz als Brennmaterial und Grundstoff für Pottasche, Quarzsand sowie die verkehrs- und absatzgünstige Lage am Rhein-Main-Raum. Nachdem der Mainzer Kurstaat die Produktion der Spessart-Glashütten im 18. Jahrhundert eingeschränkt hatte, mußten sich die Einwohner neue Erwerbsquellen suchen.

Heigenbrücken ist seit jeher eine gute Adresse für Erholungssuchende. Die intakte Natur sowie das Zusammenwirken von Wald, Wasser und Luft bringen Leib und Seele auf Vordermann. Und so wird uns auch klar, warum wir die Strecke durch den dichten Spessartwald als so positiv empfunden haben: Man erlebt ihn - gerade auf den Radwegen - als „einzigartiges Natursanatorium“.

Die Eröffnung der Spessartbahn brachte die ersten Sommerfrischler in den Spessart. Sie war sicher ursächlich für die Gründung des Vereins „Die Spessartfreunde 1880“, einem Vorläufer des heutigen Spessartbundes. Und weil der Luftkurort auch heute noch ausgezeichnet mit dem Zug zu erreichen ist - stündlich hält der Regionalexpreß von Frankfurt und von Würzburg, die Fahrt vom Frankfurter Hauptbahnhof dauert nur eine Dreiviertelstunde - ist Heigen­brücken der ideale Ausgangspunkt für Spessarterkundungen.

 

Forsthaus:

Wenn man von Heinrichsthal kommt fällt rechts in Höhe des links liegenden Bahnhofs ein großes Forsthaus auf. Es war einst die Villa eines reichen Steinbruchbesitzers.

 

Tunnel:

Etwas weiter geht es rechts in den Schwarzkopfweg und zur von zwei weißen Löwenköpfen (bayerischer Löwe) flankierten Einfahrt des Schwarzkopftunnels. Um den Tunneleingang gruppieren sich einige Gebäude, die erst durch den Bahnbau entstehen konnten. Man kann den Tunnel auch von der Brücke der Durchgangsstraße aus sehen.

 

Heigenbrückener Formation:

Von hier aus sieht man auf der anderen Seite des Tals etwas östlich des Bahnhofs die „Heigenbrückener Formation“. Dies ist ein geologischer Abschnitt des Unteren Buntsandsteins. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Steine dieser Abfolge in Heigen­brücken gebrochen. Über 65 Prozent der Geologie des Spessarts besteht aus Buntsandstein. Die Schichtung des Buntsandsteins teilt sich in eine Untere, Mittlere und Obere Abfolge aus. Ein besonderer Abschnitt im Unteren Buntsandstein ist in der Forschung als „Heigen­brückener Schicht“ bekannt. Der Grund für diese Bezeichnung liegt in der wissenschaftlichen Arbeit des königlich bayerischen Oberbergdirektors Dr. Wilhelm von Gümbel begründet. Er schrieb in dem 1894 erschienenen zweiten Band der Geologie von Bayern erstmals vom Heigenbrückener Sandstein.

 

Bahnhof:

Mit dem Eisenbahnanschluß und dem damit verbundenen Tunnelbau veränderte sich die Verkehrslage für Heigenbrücken erheblich zum Besseren. Die mit der Bahnverbindung aus dem Rhein-Main-Raum eintreffenden Touristen machten Heigenbrücken mit der Zeit zu einem der ersten Zentren des Tourismus im Spessart. Es entstanden nicht nur mehr Arbeits­möglichkeiten, es hatten nun auch viel mehr Menschen Gelegenheit, Heigenbrücken zu besuchen. Die Heigenbrückener erkannten ihre Chance und begannen, den Bau von Hotels und Tourismuseinrichtungen zu fördern. Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke 1854 und der Gründung des Vereins „Spessartfreunde“ 1880 wurden in Heigenbrücken die Grundsteine für den Tourismus gelegt.

 

Wasserweg:

Man fährt dann links ins Zentrum des Ortes in die Hauptstraße. Gegenüber der erhöht stehenden Kirche biegt man rechts in den Hüttenwiesenweg, der nahtlos in einen kleinen Kurpark übergeht. Eine nähere Beschreibung des Wasserwegs findet sich in Elvira Klein „Wissenswertes vom Wasser“.

 

Bächlesgrund:

Wenn man weiter in den Ort hineinfährt kann man die „Moppedscheune“ besuchen, eine kleine private Hobbysammlung rund um das Motorrad, und auch der „Kristallstube“ einen Kurzbesuch abstatten. Von der Marienstraße (rechts) kann man durch den Kurpark weiterlaufen zum „Bächlesgrund“ (Er ist auch zu erreichen von der Ortsmitte über „Sonnenstraße und „Am Kurpark“ im großen Bogen nach Norden).

Der Bächlesgrund war für den Bund der „leser (Glasmacher) uff umb den Speßhart“ von 1406 ein ganz besonderer Ort. Hier fanden bis in das erste Viertel des 16. Jahrhunderts die Pfingstversammlungen statt, bei denen Verstöße gegen die Bundesordnung gerügt und andere Anliegen der Glasmacher geregelt wurden. In dieser Ecke wurden ein Wildgehege nebst Kinderspielplatz sowie ein sechs Kilometer langer Waldlehrpfad eingerichtet. Dort kann man sich im Kletterpark auf die Bäume schwingen oder am benachbarten Wildpark entlang schlendern und den Wildschweinen beim Fressen zuschauen.

Kletterwald Heigenbrücken: www.kletterwald-spessart.de

Öffnungszeiten: Mo-Fr 13 Uhr, Sa/So ab 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit

Dienstags nur Schulklassen und Gruppen. Eintritt Erwachsene 19 €, Kinder bis 10 Jahre 13 €, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre 16 €. Gruppenrabatt ab zehn Personen.

 

Kulturweg „Die Heigenbrückener Formation“ (6 Kilometer)

Der Kulturrundweg zeigt Heigenbrückens Weg vom Glasmacherdorf über die Hochzeit des Buntsandsteinabbaus bis in die Zeit der touristischen Erschließung:

(1) Start

(2) Glasmacher

(3) Am Pollasch

(4) Hirschhörner

(5) Tunnelbau

(6) Buntsandsteinbruch

 

Hirschhörner:

Man fährt dann wieder nach Westen aus dem Ort heraus und weiter in Richtung Aschaffenburg. An einemWanderparkplatz steht links der eiserne Wegweiser „Hirschhörner“. Hier kreuzen sich zwei Straßen, deren Bedeutung sich im Lauf der Zeit verkehrt hat: Die Strecke von der Wegspinne „Sieben Wege“ bis nach Heigenbrücken stellt heute die Verbindung vom Aschafftal nach Heigenbrücken mit Kraftfahrzeugen dar. Sie entstand aber erst als Chaussee im 18. Jahrhundert. Der historische Altweg für diesen Abschnitt ist heute der Wanderweg von Heigenbrücken nach Hain und weiter nach Laufach. Wenn man etwas im Wald spazieren gehen will, muß man es hier tun, am Pollasch ist es nicht möglich.

Mit der touristischen Erschließung des Spessarts wurde eine Beschilderung nötig, mit der die Wanderer sich im Wald zurechtfinden konnten. Der Wegweiser an den Hirschhörnern stammt aus der Anfangszeit des Tourismus um 1870 / 1890.

Gegenüber den Hirschhörnern steht das Sternheimer Kreuz. Seine Geschichte geht auf eine Begebenheit des Jahres 1796 zurück, als Heigenbrückener Bürger französische Soldaten überfielen. Hier soll ein Kurmainzer Erbförster mit einer Spessarttruppe Ende des 18. Jahrhunderts den Franzosen, die vorher den Ort ausgeplündert hatten, ihre Beute wieder abgenommen haben.

Tatsächlich zog 1796 ein französisches Heer durch den Spessart und richtete erhebliche Verwüstungen an. Der Heigenbrücker Überfall wird jedoch durch keine weiteren Zeugnisse bestätigt. Es existieren jedoch Darstellungen, in denen Spessartbauern einzelne französische Soldaten oder Verwaltungsbeamte überfallen. Eine davon zeigt einen Überfall auf eine Abteilung des französischen Heeres in einem Hohlweg. Als der große Anführer der Bauern gegen die Franzosen wird Philipp Witt dargestellt. Dieser ist jedoch eine Erfindung der österreichischen Verwaltung, um die lokale Bevölkerung zum Aufstand gegen die französische Besatzung aufzustacheln.

 

Pollasch:

Auf der Höhe ist der 425 Meter hohe Pollasch (Achtung: Parkplatz links, Denkmal rechts). Der Steinbruch wurde für den Straßenbau eingerichtet. Das Ehrenmal des Spessartbundes steht auf der Abraumhalde des Steinbruchs. Auch die Wodianka-Schutzhütte (Platz für etwa 30 Personen) hat man 2009 hierher versetzt. Die Erschließung des Spessarts als Wander- und Naherholungsgebiet fand unter maßgeblicher Beteiligung des Spessartbundes und seiner Vorläuferorganisationen statt. So wurde 1880 der für die Zukunft bedeutsame Aschaffenburger „Verein der Spessartfreunde“ im Gasthaus Löwengrube in Heigenbrücken (bei der Straßenverbreiterung abgerissen). Nachdem sich in der Folge eine Vielzahl von Vereinigungen gebildet hatte, gelangte man über Etappen in den Jahren 1913 und 1925 zur Gründung des Spessartbundes im Jahre 1927.

Das Ehrenmal am Pollasch soll an die 140 verstorbenen Vereinskameraden der Weltkriege erinnern und zum Frieden mahnen. Die Formgebung des Ehrenmals empfand man bei der Aufstellung 1927 modern und schlicht. Es wurde erschaffen von Georg Lippert nach einem Plan von Herrn Salzmann aus Offenbach. Seit der Errichtung 1927 treffen sich dort die Mitglieder jeden zweiten Sonntag im Oktober zum eindrucksvollen Gedenken. Von hier hat man einen wunderbaren Blick in das Laufach-Tal.

 

 

Neuhütten

In den Seitentälern entlang des Lohrbachs entstanden seit dem 15. Jahrhundert eine Reihe von

Glashütten. Scherben einer Neuhüttener Glashütte kann man im Glasmuseum in Wertheim besichtigen. Hier und im Spessartmuseum Lohr erhält man den besten Überblick zum Thema „Spessartglas“.

Neuhütten wurde erstmals 1349 in einer Mainzer Urkunde als eine von vier Glashütten im Spessart urkundlich erwähnt. Im  Jahre 1513 fand der Name dann erstmalig Verwendung für den Ort. Als Teil des Erzstiftes Mainz fiel es im Reichsdeputationshauptschluss 1803 an das neugebildete Fürstentum Aschaffenburg des Fürstprimas von Dalberg. Im Zuge der Verwaltungsreform entstand in Bayern mit dem Gemeindeedikt von 1848 die heutige Gemeinde.

Links an der Straße steht das Rathaus, an dem ein aus Buntsandstein behauener Baumstamm die Geschichte des Ortes erzählt. Schon vor der Rathaus biegt man nach links ein zum Grimmwiesensee. Seen sind selten im Spessart. Schuld daran ist der wasserdurchlässige Buntsandstein. Die Niederschläge versickern und werden erst dann aufgehalten, wenn sie viel tiefer auf eine festere Erdschicht treffen.

Wenn man mal auf einen See im Spessart trifft, dann ist er in der Regel künstlich angelegt worden. Der Grimmwiesensee entstand in den achtziger Jahren im Zuge der Dorferneuerung. Am Grimmwiesensee wird fleißig geangelt. Die Badegäste, die sich am Südufer sonnen, gehen auf eigene Verantwortung ins Wasser. Offiziell, so teilt uns die Gemeindeverwaltung mit, ist das Baden nicht erlaubt, wenn auch die Website der Verwaltungsgemeinschaft Partenstein zum „Badespaß am Landschaftssee“ einlädt. In Ufernähe lockt die Schwanenhütte mit kleinen Speisen und Erfrischungen. Das Mühlrad der Neuen Mühle oberhalb des Grimmwiesensees in Neuhütten produziert heute Strom. Zur Erinnerung an die Neuhüttener Waschfrauen wurde das Rohr des „Röhrnborn“ in den Wiesengrund verlängert und das Waschfrauen-Denkmal am See geschaffen (am Südende, hinter der Informationstafel).

Aus Neuhütten stammt das Reliquar mit dem Kreuzpartikel, ein seltenes und wertvolles Exemplar mit feinsten Goldschmiede- und Emailarbeiten aus dem späten 12. Jahrhundert, stammt ursprünglich aus dem St. Alban-Kloster bei Mainz und wurde 1792 zusammen mit anderen Schätzen und Handschriften der Mainzer Kirche vor der nahenden französischen Revolutionsarmee  nach Aschaffenburggerettet. Im Jahr 1808 wurde es der Neuhüttener Kirche vom Aschaffenburger Kanonikus Franz von Speth gestiftet. Pfarrer Nötscher verkaufte dieses Geschenk 1929 in einer Notlage, um das Gebäude für einen Kindergarten zu finanzieren. Eine Kopie wird noch in Neuhütten aufbewahrt. Das Original gelangte in den Pariser Kunsthandel und wurde 1956 vom Bayerischen Nationalmuseum erworben.

 

Kulturpfad  Neuhütten: „Von Hütte zu Hütte“  (10 Kilometer)

(1) Bei den Waschfrauen:

(2) Breydenstein:

(3) Bahnhof Wiesthal

(4) Krommenthal (siehe unten)

(5) Waldnutzung: Nach dem Verschwinden der Glashütten waren die Bewohner der Hochspessartdörfer um so mehr von den Erträgen von Feld und Wald abhängig. Die Siedlungsflächen wurden jedoch bei der Verteilung möglichst geringgehalten: Der Wald sollte dem Mainzer Kurfürsten erhalten bleiben, der seinen Forst durch Förster überwachen ließ. Zwar hatten die Dorfbewohner gewisse Rechte an Holz, die aber nicht überschritten werden durften. Der Holzschnitt des15. Jahrhunderts zeigt Holzsammler, die ihr Astholz in Bündeln („Wellen“) geschnürt transportieren. So wurde es im Spessart bis in das 20. Jahrhundert gehandhabt. Im Frühjahr holte man „Straasel“ aus dem Staatswald. Das war Laub, das man zum Einstreuen im Kuhstallverwendete, da Stroh für diese Zwecke kaum zur Verfügung stand.

 

(6) Bildstöcke in Feld und Wald: Zwischen Feld und Wald spielte sich das Leben der Dorfbewohnerin der Zeit nach der Glasproduktion ab. Besondere Ereignisse oder Unfälle blieben durch Bildstöcke in der Erinnerung. Ob das Kind eines Köhlers ins Feuer fiel und verbrannte, ob ein junger Mann als Wilderererschossen wurde, Menschen bei der Waldarbeit von Bäumen oder bei der Feldarbeit vom Blitz erschlagen wurden – oder einfach aus Dankbarkeit für die Genesung nach schwerer Krankheit oder glücklicher Heimkehraus dem Krieg – all diese Ereignisse wurden auf hölzernen oder steinernen Denkmalen der Nachwelt erhalten. Es gibt das Gedenkkreuz von 1883, dann zwei Prozessionsbildstöcke in Neuhütten und das Dominikusmal.

 

 

Wiesthal

Das bereits vor 1400 als Glasmacherdorf gegründete Dorf Wiesthal hat die älteste Pfarrei im Lohrtal, denn sie besteht seit 1447. Die Kirche mit der Glocke des Aschaffenburger Kunstgießers Hieronymus Hack von 1600 ist eines der wenigen Relikte, die aus der großen Zeit Wiesthals an der Wende zum 17. Jahrhundert übriggeblieben sind. An der Wiesthaler Kirche ist das Wappen des Mainzer Erzbi­schofs Wolfgang von Dalberg. Die Kirche von 1559 / 1560 wurde 1914 erweitert.

Bis zum Aussterben der Grafen von Rieneck im Jahr 1559 befanden sich Wiesthal und Habichsthal im Spannungsfeld zwischen dem Erzbistum Mainz und Rieneck. Das konjunkturelle Hoch des 16. Jahrhunderts brachte in Wiesthal Wohlstand durch Glasproduktion und Glashandel. Die hier siedelnden Menschen prägten durch ausgedehnte Rodungen die Kulturlandschaft am Aubachtal. Ein Nebeneffekt waren die durch Rodung des Waldes entstandenen freien Flächen. Heute wird die Gegend wieder von Wald beherrscht.

Der Dreißigjährige Krieg sowie die Abschaffung der privaten Glashütten im 18. Jahrhundert verschlechterten die wirtschaftliche Situation stark. Das damalige Zentrum der mainzischen Glasmacher litt unter der wirtschaftlichen Depression des 18. Jahrhunderts ebenso wie andere Spessart­dörfer. Viele Menschen wanderten aus, vor allem nach Ungarn, wo heute noch in Városlöd (Wasch­ludt) ein Zweig deutschsprachiger Nachkommen aus dem Spessart lebt.

Die Glasproduktion und der Glasvertrieb sowie überregionale Handelsstraßen lockten auch Persönlichkeiten mit zweifelhaften Absichten an. So überfiel Götz von Berlichingen - wie er in seinen Erinnerungen schreibt - einen Kaufmannszug auf dem Weg nach Frankfurt bei Habichsthal. Die Kaufleute zogen von Lohr zur Birkenhainer Straße über die so genannte „Kauf­­fahrteistraße“, wo sie von dem durch Goethe zu spätem Nachruhm gelangten Ritter abgepaßt wurden. Dabei sah Götz von Berlichingen wohl das Dorf auf der gegenüberliegenden Talseite liegen, was heute der Wald unmöglich macht.

 

Die „Hockenruhe“ an der Nordostseite des Ortes war für die Wiesthaler einst Ausland. Über dem Aubach lag Rienecker Territorium und die Grafen von Rieneck achteten genau darauf, was mit ihrer Hockenruhe geschah. Die Trennung vom Ort reicht bis in das Ende des 19. Jahrhunderts, als der Weiler, der vorher zu Frammersbach gehörte, zu Wiesthal kam. Vom Berghang oberhalb der Hockenruhe wird am Faschingsdienstag das „Faseltsrad“ in den Aubach gerollt. Zwischen die Speichen wird Stroh gesteckt. Die Jugend und die Männer von Wiesthal scharen sich um das Faseltsrad. Damit wird die Fasnacht offiziell beendet.

 

Kulturweg Wiesthal: „Wiesthal, Habichsthal und Götz von Berlichingen“ (9 Kilometer)

(1) Wiesthal und Auswanderung:

(2) Auf dem alten Kirchweg

(3) Habichsthal

 (4) Götz von Berlichingen

 (5) Hockenruhe

Der Bahnhof ist eine Station auf dem Kulturweg, aber eine Informationstafel ist nicht zu finden.

Krommenthal

Der Ort wurde urkundlich im Jahre 1518 erstmals genannt. Dabei geht es um den Betrieb einer Glashütte. Insgesamt fünf Glashüttenstandorte gibt es im Krommenthal. Die jüngste Entdeckung unterhalb der Alten Schule aus dem Jahr 2000 ist unterhalb des Standortes der Informationstafel. Hier fand man die typischen Tiegelfragmente, Überreste der Gefäße, in denen das Glas geschmolzen wurde. Im Jahr 2009 wird hier in Kooperation mit dem Amt für ländliche Entwicklung das Modell eines Glashüttenofens errichtet werden. Am Lohrbach liegt einer von vier bekannten Neuhüttener Glashüttenstandorten.

Ein Foto aus der Zeit um 1900 zeigt Krommenthal mit seinen wichtigsten Bauwerken: Im Vordergrund die Mühle mit dem Mühlgraben, die Alte Schule, rechts das Bahnviadukt. Mit der Eröffnung der „Königlich-bayerischen-Ludwigs-West-Bahn“ am 1. Oktober 1854 von Bamberg über Würzburg bis Kahl am Main wurde Bayern an den Rhein-Main-Raum angeschlossen. Die Routenführung war mit Absicht so gewählt, dass der strukturschwache Spessart einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben sollte. Bei Krommenthal ist ein Viadukt. Heute halten an der Bahnstation Wiesthal stündlich Züge in Richtung Aschaffenburg und Würzburg

Der Übergang über den Lohrbach nördlich von Neuhütten führte über eine Steinbrücke, den „Breiten Stein“ (= Breydenstein). Hier war ein weiterer Glashüttenstandort, für den eine günstige Verkehrsanbindung von Bedeutung war. Im 19. Jahrhundert wurde hier Schwerspat geschürft und im 20. Jahrhundert auch gefördert. Die Maidelsmühle am Lohrbach dürfte mit der Furt und mit dem späteren Übergang über den „Breiten Stein“ in Verbindung stehen. Südlich der Straße

liegt die Fleckensteinsmühle. Hier stand einst der Förderturm des Schwerspat­abbaus, der hier bis in die 1950er Jahre betrieben wurde. Jetzt noch ein Abstecher nach Neuhütten:

 

 

Partenstein

Der staatlich anerkannte Erholungsort Partenstein liegt im Herzen des Naturparks Spessart.

Zwei Bäche, die untere und obere Lohr - die Quellen liegen bei Lohrhaupten und Heinrichsthal - bilden die Lohr bei Partenstein, die in Lohr in den Main mündet.

Das schmucke Dorf wurde erstmals 1233 urkundlich als „Bardenstein“ (Hellebarde) erwähnt, ein Hinweis auf sein e strategische Bedeutung. Für die Grafen von Rieneck war Partenstein eine Absicherung ihrer Residenzstadt Lohr nach Norden sowie Schutz für die Verbindung zu den rieneckischen Besitzungen im Nordspessart. Nach Erbstreitigkeiten wurde Partenstein von 1332 bis 1685 ein zwischen der Grafschaft Hanau und Rieneck / Mainz geteilter Ort, der deshalb als eine der wenigen Gemeinden im bayerischen Spessart bis heute vorherrschend evangelisch ist.

Mit dem Eisenbahnbau ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Epoche der Industrialisierung, die sich besonders im Schwerspatbergbau äußerte.  Schwerspat ist eine Verbindung von Barium mit Schwefelsäure. Seit dem 16. Jahrhundert ist Schwerspat bekannt, vor allem als das Material, mit dem beim Seidenhandel betrogen wurde. Da Seidenballen nach Gewicht bezahlt wurden, lohnte es sich, aufgrund des hohen spezifischen Gewichts und seiner Feinheit Schwerspat in die Textilie einzubringen. Seit dem 19. Jahrhundert findet Schwerspat in der Industrie Verwendung im Gewichtssektor (zum Beispiel bei Schiffen), für Lacke. als Grundstoff für die Klinkerherstellung, im Strahlenschutzbereich und für die Herstellung von Barium­salzen.

 

Museum „Ahler Kram“:

Die evangelische Kirche liegt rechts an der Durchgangsstraße. Neben der evangelischen Kirche liegt in der alten evangelischen Schule das Museum. Ein wesentlicher Teil der Dorfgeschichte steht im Zeichen des Minerals Schwerspat. Die Sammlung gibt eine gute Einstimmung auf die Par­ten­steiner Vergangenheit und die Bedeutung des Spatbergbaus. Im Keller wurde ein Schwerspat-Stollen rekonstruiert.

 

Bahnhof:

Partensteins Sprung in die Industrialisierung ist dem bayerischen Eisenbahnbau von 1854 zu verdanken. Mit den Zügen konnte der Abtransport des Schwerspats kostengünstig bewerkstelligt werden. Auch die Anfänge des Tourismus wurden von der Schiene gefördert. Der Bahnhofsplatz wurde zu einem Ort vielfältiger Kommunikation. Die Bahnhofsgaststätte wurde von den Bergmännern und Fuhrleuten frequentiert. Später verdiente man in der Schuhfabrik Schantz seinen Unterhalt. Das Kurhaus Rietz verweist auf die touristische Tradition Parten­steins. Es war Ziel wohlhabender Frankfurter, einstmals frei oberhalb des Bahnhofs gelegen. Die seit dem Eisenbahnbau rege örtliche Produktion hat sich in die Gewerbegebiete südlich der Straße von Heigenbrücken nach Lohr verlagert.

 

Schnepfenthal:

Vom Bahnhof geht man nach oben in die Straße „Schnepfenthal“. Am Tiergatter geht es links in den alten Hohlweg. Man geht aber auf dem neuen Weg rechts weiter. Wo dieser wieder auf den Hohlweg trifft, beginnt die gepflasterte Strecke mit den Fahrspuren.

Nach dem Anstieg trifft man zuerst auf die  Ruine einer Anlage zur Spatverladung. Sie war nur von 1946 bis zur Stillegung der Grube 1948 in Betrieb. Bis dorthin wurden die Loren geschoben, die Schienen sind noch zu sehen. Durch das Öffnen von an der Vorderseite angebrachten Schiebern konnten darunter stehende Wagen befällt werden. An der Verladestelle wurden die Spat­brocken grob gereinigt und auf Pferdefuhrwerke geladen.

Die nächste Spur des Bergbaus ist der „Erichstollen“. Er wurde um 1922 angelegt, ein Trans­portstollen zu dem weiter oben gelegenen Marienschacht. Wo in 37 Meter Tiefe die Transportsohle angelegt wurde. Durch den Stollen verlief ein Lorengleis. In den Loren wurden die Spatbrocken herausgebracht, in umgekehrter Richtung fuhren die Bergleute zum Schacht. Dadurch wurde die Förderung gegenüber vorher gesteigert. Das Lorengleis wurde 1946 auf eine Böschung verlängert. Dann wurde der Spat aus den Loren in den heute noch sichtbaren gemauerten Bunker gekippt.

Das Mundloch war Ausgang und Eingang des Transportstollens. Rechts neben ihm stand eine Aufenthaltshütte, die Weihnachten 1945 abbrannte, nachdem eine brennende Karbid­gruben­lampe in einen Spind gehängt worden war. An dieser Stelle wurde 1992 ein Unterstellhäuschen errichtet.

Die Spatverladestelle „Unter Hirtleswiese“ entstand um 1914. Bis 1922 arbeiteten die Spat­wäscherinnen auf der Hirtleswiese. Die Spatputzerinnen mußten Schwerstarbeit bei der Säuberung des Gesteins leisteten, von taubem Gestein und anhaftendem Lehm befreien und nach Reinheit in drei Qualitätskriterien sortiert. Der Abtransport in die Mühlen erfolgte über den „Weißen Weg“, der seinen Namen von der Farbe des Schwerspates erhielt.

Mit der Fertigstellung des Erichstollens verlagerte sich ihre Tätigkeit in die Spatmühlen. Von den vier Mühlen, die Spat bearbeiteten, war. die „Rote Mühle“, die sich zwischen Partenstein und Lohr befand, die einzige, die von Beginn an als Spatmühle konzipiert wurde.

Von der Verladestelle geht man noch etwa 100 Meter steil bergauf und dann noch etwa 50 Meter links in den Wald. Dort stand das eigentliche Bergwerk, der „Marienschacht“ (vorher „Erichschacht“). Er ging nach achtjähriger Vorarbeit 1904 in Betrieb. In den zwanziger Jahren wurde das Bergwerk bis 78 Meter Tiefe auf fünf Sohlen erschlossen. Ein acht Meter hoher Förderturm, ein Betriebsgebäude mit Maschinenhaus, Werkstatt und Aufenthaltsraum ergänzten die Anlage

Wassereinbrüche führten immer wieder zu Unterbrechungen. Jedoch war das Vorkommen so ergiebig, daß in den zwanziger Jahren über 40 Mitarbeiter beschäftigt werden konnten. Wegen der mangelnden Belüftungstechnik wurden bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Schächte und Stollen bis in eine maximale Tiefe/Länge von 20 Meter vorgetrieben. Mit Handwinden wurde das abgebaute Material in Kübeln mühsam nach oben gezogen. Der hölzerne Förderturm war acht Meter hoch.

In insgesamt 14 Gruben um Partenstein wurde zwischen 1840 und 1948 Schwerspat abgebaut. Die Gruben wurden zum größten Teil von auswärtigen Firmen geleitet, die bereits an anderen Standorten Erfahrung mit der Ausbeutung und Verarbeitung von Schwer­spat hatten. In der Zeit der höchsten Blüte lebten bis zu 200 Menschen in Partenstein vom Bergbau. Es gab bis zu vier Spatmühlen in Partenstein, die bis zu 40 Mädchen und Frauen beschäftigten.

Im Jahre 1948 zerstörte ein Blitzschlag das Maschinenhaus, auch der Förderturm wurde vom Blitz getroffen. Eine Wiedererrichtung wurde aufgrund des nachlassenden Interesses des Betreibers  - einer im Harz ansässigen Firma - nicht wahrgenommen. Bis 1964 wurde das Grubensystem intakt gehalten, um bei Bedarf von neuem fördern zu können. Erst danach wurde das endgültige Aus besiegelt. Partensteiner Bergleute arbeiteten in den Gruben von Rechten­bach bis zur deren Schließung im Jahr 1970. Damit fand der Schwerspatabbau im Spessart seinen Abschluß.

Im Jahr 1962 wurden nur noch Untersuchungsarbeiten durchgeführt. d.h. zukünftig mögliche Abbaugebiete wurden erforscht. Mit der Einstellung der Arbeiten 1964 wurden die Stollen endgültig stillgelegt. Kurt Kunkel und Günter Weigand waren die letzten beiden Bergleute von Partenstein.

Von den Förderanlagen des Marienschachtes ist fast nichts mehr zu sehen. Das Schachtloch ist heute verstürzt. Im Grunde ist es nur noch ein Trichter zu sehen. Die Fundamente der Gebäudeteile sind verrutscht, das Schachtloch ist verstürzt. Die Natur hat sich das meiste zurückerobert. Pingen (Senken, die aufgrund eingestürzter Stollen entstanden sind) im Wald hinter dem Maroenschacht zeigen die Bergbautätigkeit an, die sich über mehrere Kilometer Stollenverlauf erstreckte.

 

Von der Spatverladestelle geht man nun den westlicheren Weg zurück nach Partenstein. Kurz nachdem man aus dem Wald herauskommt, geht es links ab (Der Kulturweg verläuft noch einen Weg weiter westlich und führt wieder zum Museum). Hier hat man ständig nun den Blick auf das die Ruine der Burg Partenstein.

 

Burg Partenstein:

Die Mauerreste der einstigen Burg auf dem Schloßberg zeugen von der wechselvollen Geschichte zwischen den verschiedenen Herrschaftshäusern der „Rienecker“, der „Hanauer“ und der „Mainzer“. Ei­nem drohenden Finger gleich ragt die Ruine des Jagdschlosses Bartelstein des Ritters von Parten­stein empor. Nach der Legende war er ein Raubritter und Schänder jungfräulicher Mai­den. In Vollmondnächten soll lästernd und fluchend aus dem Abgrund auf­tauchen, in den er mit voller Rüstung gesprungen war, um seinen Verfolgern zu entkommen, bevor die Burg in Flammen aufging. Nach dem Ge­schichtsbuch wurde die Burg 1631 vor den Schweden niederge­brannt.

Durch das Neubaugebiet kommt man zu dem Platz oberhalb der Eisenbahnunterführung und geht dann nach links die Bahnhofstraße hoch zum Ausgangspunkt der Wanderung.

 

Kulturweg „Schwerspat und Eisenbahn‑ Parten­steins Sprung in die Industrialisierung

Im Mittelpunkt stand dabei die Schwerspatförderung, mit der sich der Kulturrundweg befaßt. Vier Stationen liegen entlang des drei Kilometer langen Rundwegs durch das Schnepfental zum Marienschacht, zum Erichstollen und zurück nach Partenstein. Die Route erschließt eindrucksvoll die enge Verknüpfung des Eisenbahnbaus mit dem Werden industriellen Wohlstands. Auf gerade einmal drei Kilometer Rundweg wird auf den Bau der königlich-baye­rischen Ludwigs‑West­-Bahn im Jahre 1854 eingegangen und des­sen Auswirkungen auf Partenstein und den Schwerspat‑Abbau dargestellt.

(1) Museum „Ahler Kram“

(2) Bahnhof

(3) Schwerspat „Erichstollen“

(4) Marienschacht

 

 

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Laufach

Louffa, Laufaha, „die Siedlung am Wasser gelegen“, findet man unter diesem Namen allenfalls noch auf alten Stichen. Heute heißt der Ort Laufach, genauso der Fluß, von dem schon im Mittelalter die Rede ist und der über Jahrhunderte die Lebensader dieses Dorfes blieb. Eisenhämmer pochten an seinem Ufer, und was lag näher, als die Wasserkraft auch für die Holzwirtschaft hier im zentralen Spessart zu nutzen. Das Flößen von Eichen‑ und Buchenstämmen auf der Laufach über die Aschaff zum Main war lange Zeit ein einträgliches Gewerbe. Man kann südlich um den Ort herumfahren, aber auch nach Norden abbiegen und durch den Ort fahren.

 

Frohnhofen

Wenn man von Osten unter der Eisenbahn hindurchgefahren ist, geht gleich rechts die Straße „Wendelstein“ ab.

 

Hofgut Wendelstein:

Die Geschichte des Hofgutes Wendelstein geht ins Mittelalter zurück, als sich der Hof im Besitz der Grafen von Rieneck befand und in 14. Jahrhundert in den Besitz von Mainz überging. Bis 1948 war er im Besitz der adligen Häuser von Hettersdorf und zuletzt von Schönborn. Das Hofgut Wendelstein ist ein Beispiel für einen Typ größerer Hof­güter, der sich im ganzen Spessart findet. So sind dazu zum Beispiel der Hof Trages im Freigericht und der Heimathenhof bei Heimbuchenthal hier hinzu zu zählen. Diese Höfe befanden sich im Besitz des regionalen Niederadels, der sie an Bauern weiterverpachtete. Eine Untersuchung der Anfänge dieser Hofgüter könnte für die Zukunft einen Beitrag dazu leisten, die Verhältnisse des Spessarter Landadels zu erforschen.

 

Spessartrampe der Bahn:

Südlich des Hofs Wendelstein warten täglich ein bis zwei E-Loks auf Güterzüge. Auch ein kleines Häuschen für die Lokführer steht dort.  Die Maintal-Spessart-Bahn war bei der Streckeneröffnung 1854 durch die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen noch Teil der bayerischen Ludwigs-West-Bahn von Bamberg über Schweinfurt und Würzburg nach Aschaffenburg. Der Betrieb auf dem Abschnitt von Hanau nach Aschaffenburg wurde zunächst von der Frankfurt-Hanauer-Eisenbahn und ab 1863 von der Hessischen Ludwigsbahn geführt, die 1872 auch das Eigentum am preußischen Abschnitt übernahm.

Für das Projekt einer bayerischen Staatsbahn von Aschaffenburg nach Bamberg gestaltete sich die Überwindung der Höhenunterschiede im Spessart besonders schwierig. Durch Schleifen und Kehren in Verbindung mit Tunneln und Brücken sowie durch Ausfahren von Seitentälern bezwangen die Eisenbahnbauer die natürlichen Hindernisse. Daneben lösten sie die anstehenden Probleme durch mehrere Viadukte im Lohrtal.

Beim Bau der König Ludwigs-Westbahn von Würzburg nach Aschaffenburg entschied man sich 1854 für eine Trassierung durch den Spessart. Die Überwindung der Wasserscheide Schwarzkopfberg - die Spessartrampe genannt wird - wurde durch den Bau des Schwarzkopftunnels gelöst. Nach knapp vier Jahren Bauzeit wurde die Bahnstrecke von Würzburg nach Aschaffenburg am 1. Oktober 1854 eingeweiht. Ein Zeitzeuge berichtete über die erste Bahnreise:, ,Äußerst interessant war die Fahrt durch den Schwarzkopftunnel, welche vier Minuten dauerte, und während der Einem doch etwas unheimlich zu Muthe wird, was in Erwägung des soliden Baues desselben höchst überflüssig ist!“

Zwischen Lohr und Heigenbrücken überwindet die Strecke auf 20 Kilometer etwa 75 Höhenmeter bis zum Scheitelpunkt am Tunnel Heigenbrücken. Vom Tunnelausgang bis hinab nach Laufach wird auf einer Länge von fünf Kilometern ein Höhenunterschied von 100 Meter  überwunden. Dies entspricht einer Steigung von 20 Promille, die tatsächlich zwischen 15 und 22 Promille schwankt. Derartige Steigungen lassen sich bei Güterzügen nur mit Unterstützung von Schub-Lokomotiven überwinden.

Trotz des Tunnels war die Steigung der „Spessartrampe“ - zumindest in Dampflokzeiten - nicht einfach zu überwinden. In Laufach wurden Güter- und Fernreisezügen Schiebeloks nachgespannt, Güterzügen gegebenenfalls auch noch eine dritte Lok vorgesetzt. Deshalb gibt es die heute noch erstaunlich umfangreichen Gleisanlagen in den Bahnhöfen Heigenbrücken und Laufach, wo sich auch ein größerer Lokschuppen befand. Und es erklärt, warum das kleine Heigenbrücken lange Zeit Schnellzugstation war und als Sommerfrische aufblühte.

Schon 1857 - drei Jahre nach Einweihung der Westbahn - begann man mit dem Bau von Lokomotiven mit größerer Leistung, um effektive Schubdienste unter anderem an der Spessartrampe zu ermöglichen. Im Spessart versahen diesen Dienst von 1913 bis 1948 die bayerischen Mallet-Lokomotiven (Baureihe 96), die im Lokschuppen mit Talstation Laufach stationiert waren. Die Laufacher nannten die schnaufende Schublok den „Ochsen“. Mit der Elektrifizierung der Strecke Ende 1957 übernahmen die damals nagelneuen Modelle E 50 den Schub-Dienst.

Die Spessartrampe ist wegen des Schubdienstes eine feste Größe für Eisenbahnfreunde in ganz Deutschland. Frank Bachmann aus Paderborn hat auf seiner Homepage sehr anschaulich die einzelnen Schritte des Schubvorganges dokumentiert und gab damit dieser Tafel den nötigen „Schubdienst“.

Der Scheitelpunk der Spessartstrecke befindet sich in 276 Metern Höhe unmittelbar vor dem sanierungsbedürftigen Schwarzkopftunnel. Das Ende des nachgedrückten Zuges verschwindet gerade im Tunnel, während die Schublok ihre Aufgabe erledigt hat und ausrollt. Das Gleis rechts dient als Ausweiche, wenn die Schublok wegen Gegenverkehr nicht sofort nach Lau­fach zurückkehren kann und einem folgenden Zug im Weg stünde

Neben der Deutschen Bahn transportieren auch andere Firmen Güter über den Schienenweg. Die von der KEG betriebenen Kesselwagenzüge von Flörsheim nach Würzburg kommen alleine nicht über die Steigung. Die DB Cargo übernimmt hier den Schubdienst für den Konkurrenten nicht, so daß mit dem Güterzug eine hochmoderne Drehstromlok fährt, deren einzige Aufgabe darin besteht, den Zug die Spessartrampe hochzuschieben. Das Gefalle der Spessartrampe ist auch gut am mit Bremsstaub einseitig vollkommen bedeckten Kilometersteinen ablesbar. Die geplante Neutrassierung der Strecke soll in einigen Jahren die Dienste der Schubloks unnötig machen.

Im Jahre 2006 fiel die Entscheidung, den Streckenabschnitt zwischen Laufach und Heigen­brücken neu zu gestalten. Die auf sieben Kilometer neu trassierte Strecke soll jede Fahrtrichtung durch vier einröhrige Tunnel und Trogbauwerke führen. Die Bauarbeiten am 322 Millionen Euro teuren und mit 150 Stundenkilometer befahrbaren Neuabschnitt sollen 2010 beginnen. Die schrittweise Inbetriebnahme der Strecke ist zwischen 2012 und 2014 geplant. Nach Abschluß der Arbeiten soll im Zuge dieses Projekts der Schwarzkopftunnel außer Betrieb genommen werden. Die Anrainergemeinden waren keineswegs begeistert von diesen Neubauplänen. Sie befürchten zusätzlichen Lärm und protestieren gegen den Plan, den Erdaushub im Wald zu lagern.

 

Dorfbrunnen:

Der Dorfbrunnen von Frohnhofen wurde von dem Ehrenbürger Oskar Franz gestiftet. Die Metallkonstruktion versinnbildlicht mit seinen drei Ebenen die Gemeinde Laufach mit ihren drei Orts­teilen. Die oberste symbo­lisiert Hain, mit dem am Rande des Hochspessarts das Tal beginnt. Laufach in der Mitte ist das Zentrum der Gemeinde. Frohnhofen bildet die breite Basis durch den nahen Autobahn­anschluß, neue Baugebiete als nächster Ortsteil zum Rhein-Main-Raum. Frohnhofen steht beispielhaft für ein Dorf an der Grenz­lage zwischen Wirtschaftsraum und Naherholungsgebiet.

 

Frohnhofen als Schauplatz der deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert:

Zweimal streifte die deutsche Geschichte des 19. Jahr­hunderts Frohnhofen: Im Jahre 1849 fand hier eine der letzten Ver­sammlungen der Märzrevolution statt und 1866 besiegten die Preußen hessische Truppen im preußisch-österreichischen Krieg. Zentraler Schauplatz der Ereignisse war das Brauhaus in Frohnhofen. Es liegt am westlichen Ausgang des Dorfes auf der Nordseite.

Revolution 1848: Die Märzrevolution von 1848 / 1849 hinterließ auch in Frohnhofen ihre Spuren. Nachdem im Januar 1849 der bayerische Landtag die Grundrechte angenommen hatte, die in der Frankfurter Paulskirche formuliert worden waren, lag es nun an dem bayerischen König Maximilian II., dieser Verfassung zuzustimmen. Um den König zu überzeugen. fanden überall im Land Versammlungen statt, so auch in Frohnhofen. Rund 3.000 Menschen kamen zu der von Kilian Müller  - Wirt der örtlichen Brauerei - am 9. April organisierten Versammlung. Darunter befanden sich vier Abgeordnete des Frankfurter Paulskirchenparlaments sowie drei bayerische Landtagsabgeordnete. Unter der schwarz  rotgoldenen Fahne der Revolution warben die Redner für die neue Verfassung. Doch auch Versammlungen und Petitionen überall in Bayern konnten König Maximilian nicht beeindrucken. Am 23. April lehnte er die Frankfurter Beschlüsse ab und im Mai löste sich das Frankfurter Parlament auf. Die Revolution war gescheitert.

Ein großer Teil der Basis der Freiheitsbewegung kam von den Kleinbauern in den ländlichen Gebieten. Sie litten am stärksten unter den Beschränkungen durch die Grundherren und erhofften sich mit der Revolution von 1848 / 1849 eine Befreiung von der Grundherrschaft. Typisch für die Stimmung der Zeit - besonders im Spessart - ist der Druck  „Die kleinen Holzdiebe“ aus dem deutschen Volkskalender von 1839. Für Dorfbewohner war es verboten, Brennholz aus dem herrschaftlichen Wald zu holen. Der Revierjäger hat die Holzdiebe ertappt und zur Rede gestellt. Die Szene schildert die Atmosphäre von Angst und Bedrückung, die im Vorfeld der r Revolution von 1848 herrschte.

Die Wahlen von 1848 ergeben beim Überblick auf Bayern ein interessantes Bild: Während Altbayern von konservativen Wählern dominiert wird, sind in Franken die Verhältnisse gerade umgekehrt. In Unterfranken und im Spessart gehen die meisten Stimmen an linke Parteien. Dieser polarisierende Trend hat seinen Ursprung in der Vergangenheit: Franken gehörte erst seit wenigen Jahren zu Bayern und war im ländlichen Raum vom Realteilungsrecht geprägt, das heißt von kleinbäuerlichen Besitzverhältnissen. Gerade diese Klientel erhoffte sich 1848 eine Veränderung der Verhältnisse. Es kursierte das Schlagwort der Bauernbefreiung.

Der soziale Druck, der sich im Vormärz angestaut hatte, entlud sich nicht immer in Versammlungen und Debatten. Besonders zu Beginn der Märzrevolution kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Barrikadenkämpfe - die bekanntesten fanden in Berlin statt - forderten Opfer auf beiden Seiten. Neben der Bauernbefreiung und der Forderung nach einem deutschen Staat (1848 existierte noch das Kunstprodukt des Wiener Kongresses: der Deutsche Bund) standen die Forderungen nach Gewerbefreiheit im Vordergrund. Die einsetzende industrielle Produktion mit den für die entstehende Arbeiterklasse widrigen Lebensumständen heizten die Atmosphäre mit an.

 

Gefecht 1866:

Die Kegelbahn der Gast­stätte war 1866 der Brennpunkt des Gefechts zwischen Preußen und Hessen.  Im Krieg von 1866 ging es um die Entscheidung über die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Preußen und Österreich standen sich an drei Hauptschauplätzen gegenüber in Böhmen, Norditalien und in Unterfranken. Nach der Niederlage Österreichs, das mit den süddeutschen Staaten verbündet war, bei Königgrätz am 3. Juli, sollte den Preußen bei Aschaffenburg Einhalt geboten werden. Deshalb rückten Truppen des Großherzogs von Darmstadt Richtung Hain vor. Am13. Juli trafen hessische und preußische Vorauskommandos der Brigade Wrangel zunächst zwischen Hain und Laufach aufeinander. Die Hessen kehrten zunächst zu den übrigen bei den Weiberhöfen stationierten Einheiten des Großherzogtums   Darmstadt zurück.

In der Zwischenzeit hatten sich die Preußen in Frohnhofen verschanzt sowie die Talflanken besetzt. Als die hessischen Truppen in breiter Front, aber ohne Artillerieunterstützung, gegen Frohnhofen vorrückten, waren die Preußen gut vorbereitet. Aus sicherer Deckung wurden die über das offene Feld heranstürmenden hessischen Soldaten niedergeschossen.

Es gibt eine historische Postkarte, die das Geschehen schildert. Sie zeigt den Blick auf die Kegelbahn aus der Sicht der hes­sischen Angreifer. Hinter der Mauer standen die preußischen Schützen in sicherer Deckung. Die Auf­schrift auf die Postkarte lautet unrichtig: „Histor. Kegelbahn a. d. Gefecht am 13. Juli 1866, Haupt­stütze des hess. Corps.“ Die Hessen stürmen vorwärts, werden jedoch vom durch Pulverdampf darge­stellten preußischen Abwehrfeuer aufgehalten. Im Hinte­r­grund sieht man durch die Zaunlücke ein Menschenknäuel im Kampf Mann gegen Mann.

Die preußi­schen Einhei­ten waren mit dem damals modernen Zündnadelge­wehr ausge­rüstet. Damit wurde die Ladezeit gegenüber dem üblichen Vorderlader (womit die anstürmen­den Hessen kämpften) wesentlich verkürzt. Neben der besseren Deckung durch die Kegelbahn war das der zweite entscheidende Vorteil für die Preußen. Nach mehreren Versuchen gaben die Hessen auf und zogen sich in Richtung der Weiberhöfe zurück.

Das Gefecht bei Frohnhofen war eine „unplanmäßige“ Auseinandersetzung. Keiner der beiden Führungsstäbe rechnete mit einem Aufeinandertreffen am 13. Juli. Von hessischer Seite wurde jedoch die Stärke der preußischen Truppen unterschätzt.

Bei dem Gefecht wur­den bei Frohnhofen 175 hessische und 5 preußische Soldaten oberhalb des Brauhauses an der Kegelbahn getötet. Es wurden115 Hes­sen sowie 3 Preußen vermißt gemeldet. Da große Sommerhitze herrschte, mußten die Leichen sofort be­erdigt werden, wozu mehrere Massengrä­ber ausgehoben wurden. Darüber hinaus forderte der Kampf mehrere 100 Verletzte.  Holzkreuze kennzeichneten die Grabstätten, bevor in späteren Jahren Einfriedungen, Gußeisen- und Steinkreuze errichtet wurden. Ehrenmale und Grabkreuze erinnern auf dem nahen Friedhof an diesen Abschnitt der deutschen Geschichte.

Das größte Problem für die Bevölkerung vor Ort war nach dem Abklingen der Kampfhandlungen, die von etwa 18 bis 20 Uhr angedauert hatten, die Versorgung der Verwundeten.

Auf preußischer Seite waren 60 Personen verletzt, unter den Hessen waren es 394 Verletzte. Notlazarette wurden in allen Häusern und Scheunen er­richtet, darüber hinaus auch in Laufach und in Hain. Für die Verletzten waren nur ein Arzt so­wie Diakonissinnen aus Darm­stadt abgeordnet.

In der Folgezeit dauerten die Kämpfe um Aschaffenburg an. An mehreren Plätzen sind (oder waren) Gedenkkreuze für die Gefallenen gesetzt wor­den. Im Jahre 1867 errichteten die Bürger von Aschaffenburg­-Damm ein Hochkreuz, weil sie weitgehend von den Kampfhandlungen verschont geblieben waren. Nachdem Aschaffenburg durch die Preußen eingenommen worden war, wurde im Hof des Schlosses Johannisburg die „Kriegsbeute“ gestapelt. Darunter sind Gewehre, Tornister und zurückgelassene Ausrüstungsgegenstände der geflohenen Truppen zu verstehen.

Der Bruderkrieg hatte auch Auswirkungen auf den Grenzverlauf im Spessart. Nachdem Bayern sich gegen Preußen gestellt hatte, mußte es - wenn auch geringe - Gebietsabtretungen hinnehmen. Dazu gehörte der Verlust der ehemals mainzischen Territorien im Nordspessart um Bad Orb, Höchst, Wirtheim und Kassel. Bis 1945 gehörten diese Gebiete nicht mehr zu Hessen, obwohl ein hessischer Staat existierte, sondern zu Preußen.

 

Schäferclub:

Die Anfänge des Schäferclubs er­zählt eine Ge­schichte, die vor nicht allzu langer Zeit in der Gast­stätte Brauhaus spielte. Nach Ab­lauf der Polizei­stunde saß im Ne­benzimmer eine lustige Runde beisammen. Da traten plötzlich Polizisten zur Tür herein. Rasch griffen sich die jungen Bur­schen Kleidung und Utensilien eines Schäfers, die liegengeblieben waren

Der Wirt legte - mit den Ordnungshütern im Nebenzim­mer angekommen - dar, daß dies die letzten Teilneh­mer eines regionalen Schäfertreffens seien, das heute stattgefunden habe. Mit dieser Auskunft zufrieden, ver­ließen die Polizisten das Lokal - man war noch einmal davongekommen: der Schäferclub war geboren.

Die Runde junger Burschen wurde als „Schäferclub“ zu einer wichtigen Stütze des gesellschaftlichen Lebens im Dorf. Fröhlichkeit, Geselligkeit, Kameradschaft und Hilfsbereitschaft prägen den Club, der sein Wirken für die Dorfgemeinschaft mit dem Bild des Schäfers verbindet.

Kulturweg Laufach

Tafel 1: Revolution und Bruderkrieg

Tafel 2: Revolution von 1848/49

Tafel 3: „Spessart-Rampe“.

Tafel 4: Gefecht um Frohnhofen

Tafel 5: Kampf um die Kegelbahn.

 

Waldaschaff

Weiberhöfe:

Von der Autobahnabfahrt Hösbach fährt man ein  Stück auf den Ort zu, dann nach rechts Richtung Schöllkrippen und am nächsten Kreisel nach rechts. Dort steht auch links ein Hotel in einem schloßähnlichen Gebäude, das „Schloßhotel Weyberhöfe“. An der Kreuzung der alten Wege von Aschaffenburg nach Lohr und nach Norden zur Birken­hainer Straße  liegt das Hofgut „Weiberhof“.

Bis in die Gegenwart ist dies ein verkehrsgünstiger Ort: die Bahnlinie, die Bundesstraße 26 und  die Autobahn A 3 führen hier in den Spessart. Um 1265 ließ der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein das „castrum vivarium“ hier anlegen.  Man kann sich darunter einen Steinturm mit Wirtschaftsgebäuden, einem Tiergarten (= vivarium, daraus entstand der Name) einen Nutzgarten und  eine Fischweiher vorstellen. Es war das erste von vier Jagdschlössern, die von den Mainzer Kurfürsten im Spessart errichtet wurden.

Die Anlage wurde hier erbaut als Gegengewicht zu der von den Grafen von Rieneck bei Rottenberg errichteten Burg Landsere. Im Margräfler Krieg von 1552 dürfte der Weiberhof zerstört worden sein, denn Erzbischof Daniel Brendel von Homburg erweckte die Anlage mit einem Neubau 1557 (oder 1580) zu neuem Leben. Sie war jetzt aber nicht mehr militärisch, sondern wirtschaftlich ausgerichtet. Sie war jahrzehntelang Sitz des „Zentgrafen vom Spessart“, einem hohen Mainzer Verwaltungsbeamten. Der Weiberhof wurde als herrschaftliches Landgut mit einer Mühle verpachtet. Während des 19. Jahrhunderts befand sich das Hofgut überwiegend im Besitz der Familie Sickenberger, wie auch die Jahreszahlen an damals neu errichteten oder umgebauten Gebäuden belegen.

Im Jahre 1904 erwarb die Familie von Cancrin das Hofgut und führte es als erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieb. Es kam zu einer Umgestaltung des Adelssitzes im Stil des Historismus. Im Jahre 1990 verstarb die letzte Hofeigentümerin Freifrau Alix von Cancrin. Wollte man eine Familiensaga aus dem Spessart verfassen, böte sich die Familie von Cancrin an, deren Mitglieder sich als Bergmeister in Bieber den gesellschaftlichen Aufstieg erar­bei­teten und deren berühmtester Vertreter, Georg von Cancrin, gar russischer Finanzminister war. Sein Vetter, Karl Ludwig von Cancrin, ergriff im Badischen die militärische Laufbahn. Nachkommen dieses Familienzweiges führten den Weiberhof als landwirtschaftlichen Gutsbetrieb bis zum Tode der letzten Gutsherrin.

Der Aufstieg der Familie begann mit Johann Heinrich Cancrinus (latinisierte Form von „Krebs“), der in Breidenbach bei Marburg Bergmeister in hessen-darmstädtischen Diensten war. Mit dem Wechsel in die hessen-hanauische Verwaltung im Jahre 1741 übernahm er die Leitung der Bergwerke in Bieber, die später sein Sohn zum modernsten Bergbaubetrieb seiner Zeit machte. Franz Ludwig (1736 - 1816) wurde Professor der Mathematik und Leiter des Zivilbauwesens für die Landgrafen von Hessen in Hanau. In dieser Zeit errichtete er zum Beispiel das Hanauer Stadttheater und die Bauten in Wilhelmsbad.

Im Jahre 1784 ging er als Nachfolger des in Bieber geborenen Generalleutnants Feodor von Bauer als Leiter der berühmten Salinen von Staraja nach Rußland. Nach dem Tode der Zarin Katharina wurde er Mitglied des Bergkollegiums. Der neue Zar Pauls II. beförderte ihn zum Staatsrat. Franz Ludwigs besondere Fähigkeiten brachten ihm zahlreiche Ehrungen und die Erhebung in den Adelsstand ein.

Franz Ludwigs Sohn Georg von Cancrin (1774 - 1845) wurde in Bieber, Hanau und Marburg zum Rechts- und Staatswissenschaftler ausgebildet. Er folgte seinem Vater nach Rußland und war 1823 bis 1844 russischer Finanzminister. Eine kuriose Episode war der Versuch, Münzen aus Platin zu prägen, dem aber kein dauerhafter Erfolg beschieden war, da der Platinpreis im 19. Jahrhundert zu stark schwankte. Im Jahre 1829 wurde er von Zar Nikolaus mit seiner Familie in den Grafenstand erhoben. Die Grabstätte ist in ein er Familiengruft südlich der Bahnlinie zwischen Weiberhof und Frohnhofen.

Im September 1991 begann der Umbau in ein Hotel mit Restaurant durch den Kaufmann Edmund Weber. Im Jahre 2002 übernahm Peter B. Lehnardt das Hotel. Heute zeichnen 5 Sterne das „Schloßhotel Weyberhöfe“ aus, in dem Erholung und Genuß in fürstlichem Ambiente trefflich verbunden werden.

Im Gebäude der ehemaligen Mühle (an der Nordseite, an der Bundesstraße) hat der namhafte Bildhauer Rainer Stolz seine Wirkungsstätte.

 

Steiger:

 Auf der Spessartkarte im Atlas des Nürnberger Paul Pfinzing von 1564 - 1692 ist der Weiberhof eingezeichnet. Östlich davon ist der „Steiger waldt“ benannt. Der Hof ist der Beginn des angedeuteten Aufstiegs zur Straße nach Lohr. Auf dem Weg zwischen Aschaffenburg und Lohr mußten die Fuhrkarren die größte Steigung zwischen dem Weiberhof und Rothenbuch überwinden. Die Höfe bei Steiger dürften - auf einem kleinen Plateau nach dem ersten Aufstieg aus dem Aschafftal und vor dem zweiten Aufstieg auf den Bergkamm - als Raststätte gedient haben. Vermutlich wurden hier Ochsen gehalten, die vor den Karren gespannt wurden.

Der für Spessartverhältnisse gute Boden bot ideale Voraussetzungen für eine parallele landwirtschaftliche Nutzung, auf die die Bewohner nach dem Wegfall der Verkehrsverbindung besonders angewiesen waren. Tiefe Hohlwegbündel oberhalb von Steiger künden noch heute von der Vergangenheit des Weilers als Raststation vor dem Anstieg.

Die Steigerer Kapelle wird erstmals 1660 erwähnt. Als der Pfarrer von Keilberg zusagte, hier regelmäßig Gottesdienst zu halten, wurde die Kapelle in den Jahren 1876 / 1877 neu ausgebaut. Während der Lourdes-Altar durch eine Stiftung finanziert wurde, erwarb Pfarrer Bauer den Meßkelch auf außergewöhnliche Weise: Er schrieb ein Bittgesuch an Papst Pius IX., von dem er einen Meßkelch aus dem nahe Basel gelegenen Birseck erhielt. Im Jahre 1953 machte man auf dem Speicher einen überraschenden Fund: eine gotische Madonna. Das künstlerisch anspruchsvolle Werk wurde aus Sicherheitsgründen nach Bessenbach gebracht.

Für das hohe Alter des Weilers Steiger sprechen die Holzrechte, welche die Höfe im Spes­sarter Staatswald inne hatten. Auch hier trifft man auf Erzbischof Daniel Brendel von Homburg, der 1570 die Holzrechte im Spessart schriftlich fixieren ließ. Diese Rechte wurden im 19. Jahrhundert in den Grundbucheinträgen ausdrücklich bestätigt. So war es den Hofbesitzern erlaubt, Holz und Laub nach Bedarf zu sammeln sowie Rinder und Schweine zur Waldweide zu treiben (aber keine Pferde und Schafe). Sogar Bauholz durften sich die Steigerer holen. Der Verkauf des Holzes war noch streng verboten. Spannend ist der Eintrag in einer Urkunde von 1886: Während diese Rechte von der Forstbehörde als Begünstigung angesehen wurden, betrachtete sie der Hofhalter als eine Berechtigung.

Da Steiger als eine Raststätte an einer Handelsstraße diente, luden seit jeher Gaststätten zur Stärkung ein. In den dreißiger Jahren befand sich hier das Gasthaus mit dem Namen „Zur Erdbebenwarte“. Angeblich sei dieser merkwürdige Name darauf zurückzuführen, daß sich im Wald oberhalb des Weilers eine Meßstation befunden hätte, die seismographische Messungen durchgeführt habe. Bis heute ist unbekannt, um welche Einrichtung es sich dabei gehandelt haben könnte. Der Kulturweg geht bei  der Kirche von  Steiger nach rechts weiter. Mit dem Auto muß man den gleichen Weg wieder zurückfahren. Jetzt aber geht es über die Autobahn, dann links, ein Stück an der Autobahn entlang und dann wieder nach links über die Autobahn.

 

Weiler:

Zunächst kommt man von Westen durch den kleinen Ort Weiler. Hier steht rechts das „Schloß“ der Grafen von Schönborn, das schon 1162 genannt ist. Die Herren von Weiler saß zunächst in der Weilerburg, die heute als Bodendenkmal  „Wahlmich“ zu sehen ist. Sie dürfte im 13. Jahrhundert errichtet worden sein. Sie war Stammsitz der Herren von Weiler und wurde im 16. Jahrhundert im Bauern- oder im Markgräflerkrieg zerstört. Danach bauten die Herren von Weiler eine „adliges Lehnshauß“, 1500 Meter abwärts an der Aschaff. Die Familie von Weiler war Lehensnehmer sowohl der Mainzer Kurfürsten als auch der Grafen von Rieneck. So erschienen Ende des 14. Jahrhunderts beim Rienecker Hofgericht in Lohr Schöffen aus Weiler sowie aus Laufach und Sommerkahl. Die Herren von Weiler starben 1655 aus, ihre Güter wurden im Oktober 1648 als Lehen an Erzbischof Philipp von Schönborn zurückerstattet, der sie im November 1648 seinem Bruder verkaufte. Eine Be­sichtigung ist nicht möglich. 

 

Der Hockenhof:

Am Ortseingang von Waldaschaff ist rechts der Hockenhof (das steht an einem etwas heruntergekommenen Gebäude). Der Hockenhof war im Besitz des Stiftes St. Peter und Alexander in Aschaffenburg. Die Abgaben von diesem Hof dienten seit dem 14. Jahrhundert als Sold für den Forstmeister. Ab 1637 ist mit Philipp Hock die Familie bezeugt, die noch heute den Hof bewirtschaftet. Der Hockenhof und der auf der anderen Seite der Straße liegende Dietzenhof sowie die Spatzenmühle sind die ältesten Höfe Waldaschaffs.

 

Waldaschaff:

Waldaschaff ist eines der ältesten Spessart­reviere. Im Jahre 1589 hatte es schon eine Forststube (oder Forsthube?). Der Waldaschaffer Forst wurde gemeinsam mit den übrigen Mainzer Forstbezirken im Hochspessart erstmals 1769 in einer Karte festgehalten. Urheber dieser bahnbrechenden Neuerung war der kurmainzische Geheimrat und Oberjägermeister von Clodh.

Unter dem Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1763 - 1774) wurde das Vorhaben der ersten Forsteinrichtung im Spessart verwirklicht. Seit etwa 1760 suchte die Mainzer Forstverwaltung nach Wegen, um zu berechnen, ob und wie die Waldungen die jährlichen Bedürfnisse des Erzstifts auf Dauer erfüllen könnten. Das Ergebnis war die Forsteinrichtung, die zwischen 1766 und 1772 durchgeführt wurde.

Geometer vermaßen den Spessart. Sogenannte „Taxatore“ berechneten die Holzvorräte für Gegenwart und Zukunft. Insgesamt wurden 13 Forstreviere vermessen. Der Waldaschaffer Forst lag mit seiner Größe von 1.500 Hektar in der Mitte zwischen dem größten Revier Rothenbuch  (4.265 Hektar) und dem kleinsten Revier Oberbessenbach (514 Hektar).

Neben seiner Lage am Kurfürstenweg profitierte Waldaschaff im 16. Jahrhundert vom Bergbau sowie vom Betrieb eines Eisenhammers.  Im Jahre 1767 entstand eine Eisenschmelze und später zwei Eisenhämmer.

Die Kauppenbrücke bei Waldaschaff ist das imposanteste Bauwerk an der Spessartautobahn. Sie ist 300 Meter lang und 42 Meter hoch. Sie liegt westlich der Ortsmitte, ist aber von der Durchgangstraße aus nicht zu sehen. Wenn man aber östlich des Doppelknicks in der Durchgangsstraße in die Aschaffstraße einbiegt, kommt man unter die Brücke. Inzwischen ist allerdings die Autobahn  verlegt und die Brücke wird nicht mehr benutzt.

 

Kulturweg:

1.) Weiberhöfe

2.) Grabstätte von Cancrin

3.) Steiger

4.) Hockenhof

5.) Waldaschaff

6.) Kreuzung Eselsweg

 

 

Kulturweg: Kreuzung Eselsweg:

Die Kreuzung von Kurfürstenweg und Eselsweg hat leider keinen Namen wie die 1,5 Kilometer entfernte Kreuzung „Sieben Wege“. Dennoch hat dieser Schnittpunkt zweier Spessarter Trassen in der kurmainzischen Verkehrsplanung eine wichtige Rolle gespielt. Aus einem Bericht des Lohrer Oberamtsmanns von 1690 erfährt man, daß die nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck nach 1559 eingerichtete Trasse über Waldaschaff und Rothenbuch von den Fuhrleuten schlecht angenommen wurde, weil sie es vorzogen, in der Höhe zu bleiben. Deshalb schlug der Amtmann vor, die alte Trasse über den Steiger wieder offiziell auszuweisen. Er schlug auch eine Raststätte vor, wo die Fuhrleute ihr Vieh tränken und füttern konnten, wie es auf der Birkenhainer Straße gemacht wurde. Der Vorschlag wurde aber nicht umgesetzt.

 

Wasser- und Naturlehrpfad

Östlich von Waldaschaff an der Straße nach Rothenbuch liegt am Seehaus der Wasser- und Naturlehrpfad Autenbachtal mit interessanten Baum-Anschnitten und mit sieben Quellen für die Trinkwassergewinnung für Aschaffenburg. Der rings um das Autenbachtal und an den Seiten des ehemaligen Triftsees angelegte Wasserlehrpfad ist einzig in seiner Art. Er gibt einen Einblick in die Forstgeschichte des Spessarts aus naturkundlicher Sicht. Er gewährt aber auch ei­nen Einblick in die Arbeitsweise der Holzflößer. Vor etwa 200 Jah­ren wurde in diesem ehemaligen Triftsee, der einst hinter dem am Seehaus befindlichen Damm lag, so viel Wasser gestaut. daß es ge­lang, die Holzstämme über den Autenbach und die Aschaff bis nach Goldbach bei Aschaffenburg zu flößen. Im 18. Jahrhundert wurden im Triftsee. auf einer Fläche von 2 Hektar etwa 10.000 Kubikmeter Wasser gestaut. um die „Trift“ - wie das Transportie­ren der Stämme mit dem Wasser genannt wurde - zu ermöglichen. Im Jahre 1839 wurde die Trift eingestellt. Heute kann man auf zahlreichen Tafeln auf diesem Lehrpfad einiges Weitere über die Forstgeschichte des Spessarts erfahren.

 

 

 

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Bessenbach

Oberbessenbach:

Der Ort ist seit 1184 bekannt. Er bietet mit den beiden nebeneinander liegenden Kirchen ein malerisches Landschaftsbild. Dorf und Pfarrei Oberbessenbach sind seit der Gründung im hohen Mittelalter aufgrund der engen Verbindung zum Aschaffenburger Stift St. Peter und Alexander nach Aschaffenburg hin ausgerichtet. Für das Stift dürfte Oberbessenbach ein wichtiger Ort an der östlich des Ortes verlaufenden alten Handelsverbindung, der sogenannten „Poststraße“ gewesen sein. Hier war die ehemalige Posthalterei der Thurn- und Taxis'schen Post. An der Poststation machte Wilhelm Hauff Halt und ließ sich zu seinen Erzählungen im „Wirtshaus im Spessart“ inspirieren.

Man fährt von der Durchgangsstraße in das Dorf hinein und dann nachWesten (rechts) zu den Kirchen hoch und hält am Aufgang zur Ottilienkirche, der kleineren und älteren der beiden Kirchen. Unten an der Straße ist gleich der Ottilienbrunnen, von dem sich Wallfahrer in früheren Zeiten Hilfe bei Augenleiden erhofften

 

Ottilienkirche:

Die Anfänge der Ottilienkirche gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück („Ur‑Pfarrei“). Aus dem Jahr 1184 stammt der früheste Nachweis für die Pfarrei Oberbessenbach, deren Patronat das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg inne hatte und somit die bestimmende Kraft in Ober­bessenbach war. Die Kirche verfügte schon im Hochmittelalter über ein Steinfundament und einen Turm. Das spätgotische Glasfenster aus der Ottilienkirche ist seit 1928 verschollen. Die Ottilienkirche widerstand mehreren Anläufen zum Abriß und wurde schließlich 1974 völlig restauriert und im Bestand gesichert. Sie ist ein Schmuckstück des spätmittel­alterlichen Kirchenbaus in der Kulturlandschaft Spessart.

 

Stephanuskirche:

Die kunsthistorisch interessante Stephanuskirche wurde  1902 von Professor Theodor Fischer, einem der berühmtesten Architekten Deutschlands,  im Stil des Historismus entworfen. Fünfzehn Jahre lang kämpfte die Oberbessenbacher Gemeinde, bis die nötigen Mittel für den Neubau beschafft waren. Bei der Innenausstattung, die 1905 vollendet wurde, ragen das Deckengemälde und die farbigen Glasmalereien heraus, auf denen die benachbarten Kirchenbauten abgebildet sind.

 

Astronomische Uhr von Hugo Maier:

Wenn man von den Kirchen herabkommt, fährt man auf der ersten Straße rechts in die Bessen­bachstraße. Wo rechts ein Spielzeuggeschäft ist, ist links bei der Hausnummer 43 ein kleines Gebäude mit der astronomischen Uhr von Hugo Maier. Weil sich die Kirchturmuhr nicht mehr reparieren ließ, baute Hugo Meyer sie zusammen mit Freunden zu einer astronomischen Uhr um. Aus einem Projekt ist eine Lebensaufgabe geworden, um die Hugo Maier ein kleines Haus gebaut hat. Im Jahre 2003 war die Uhr funktionsfähig, aber noch nicht ganz fertig. 

Von zwei Gehwerken treibt das erste eine Spielwalze für das Glockenspiel. Das zweite Gehwerk dient der Zeitanzeiger sowie der Steuerung und Auslösung des Gehwerks für die Spielwalze. Die Mechanik der Steuerung und Auslösung befindet sich zwischen den beiden Gehwerken. Die Steuerung arbeitet in einem Zeitzyklus von einer Woche.

An Werktagen wird das Gehwerk für die Spielwalze täglich einmal ausgelöst. Die Zeit für das Auslösen kann von Hand eingestellt werden. Am Sonntag wird die Spielwalze dreimal ausgelöst, nämlich 7.10 Uhr, 12.10 Uhr und 17.10 Uhr. Die Feiertage werden von drei astronomischen Rechenwerken nach der Osterregel und nach dem gregorianischen Kalender. errechnet, die das Gehwerk  für die Zeitanzeige mit antreibt. Die Gewichte müssen von Hand aufgezogen werden, die flaschenzugartig vierfach aufgehängt sind und pro Stück etwa 320 Kilogramm wiegen. Anfrage für Führungen unter 060953102.

 

Keiner-Steinbruch:

Wenn man nach Osten aus dem Dorf herausfährt und dann die Straße Richtung Mespelbrunn hinauf, sind auf der rechten Seite zwei Parkplätze. Kurz hinter dem zweiten Parkplatz kommt auf der linken Seite ein kleiner Pfad herab. Er führt zu einem alten Steinbruch. Er stammt noch aus der Zeit des Chausseenbaus um 1780 / 1790. Von 1949 bis 1959 in Betrieb hatte die. Firma Alois Keiner ihn in Betrieb. Sogar ein kleiner Ausflugsbetrieb wurde zwischen 1952 und 1956 eingerichtet. Da die Familie des Steinbruchbesitzers zeitweise hier wohnte, war das gesamte Gelände kultiviert. Auffallend ist, wie sich ein Landschaftsbild innerhalb von 60 Jahren verändert. Als im Steinbruch noch gearbeitet wurde, war der Einfluß des Menschen auf die Gestaltung der Landschaft unübersehbar. Heute sehen wir nur noch den bewaldeten Steinbruch (der teilweise als Naturdenkmal wahrgenommen wird) und einige wenige Gebäudereste.

 

Frau-Holle-Stein:

Gegenüber dem Einstieg in den Steinbruch geht auf der Südseite der Straße auch ein Weg hinab zum Frau-Holle-Stein an der Nordseite des Hägbergs. An mehreren Orten im Spessart erzählt man sich die Sage der Frau Holle, der regional am häufigsten auftretenden Gestalt aus der Mythologie. Allgemein bekannt wurde Frau Holle durch die Märchen der Brüder Grimm. Auf dem Hägbergrücken liegt einer (von früher drei) Frau‑Holle‑Steinen. Wie dieser Findling mit der beckenartigen Vertiefung hierher kam, ist unbekannt. In Oberbessenbach erzählte man den Kindern, daß es schneie, wenn Frau Holle hier ihre Betten ausschüttele. Doch gibt es für diese Gesteinsform eine natürliche Erklärung.

 

Posthalterskreuz:

Vom Kerner Steinbruch kann man mit dem schmalen Kulturweg zum Posthalterskreuz hochsteigen. Er führt zunächst auf einen breiten Forstweg, auf den man aber auch kommt, wenn man von dem kleinen Parkplatz oben links an der scharfen Rechtskurve nach Norden geht (ein kleiner Wegweiser weist auf den Eingang zum Parkplatz hin). Der Weg steigt zunächst etwas an, dann geht es auch wieder etwas bergab und dann wieder leicht bergauf. Von links kommt der Kulturweg vom Steinbruch herauf. Nach einer Bank und einer Rechtskurve und einer Linkskurve kommt man nach etwa eineinhalb Kilometern zu einer Stelle, wo ein Wegweiser zum Posthalterskreuz weist. Aber von hier sind es  immer noch 500 Meter, auf schmalem steilem Pfad, erschwert durch einen querliegenden Baum. Oben am Forstweg - der alten Poststraße - geht es ein kleines Stück links und dann rechts hinauf, da sieht man das Kreuz schon.

Wann das Posthalterskreuz errichtet wurde, ist nicht bekannt. Tatsächlich ist der Weg entlang des Höhenrückens östlich von Bessenbach die hochmittelalterliche Verbindung zwischen Frankfurt und Würzburg. Oberbessenbach dürfte für das Stift St. Peter und Alexander eine wichtige Rolle beim Einfluß auf die Verbindung nach Osten gespielt haben. Im späten 18. Jahr­hundert stiegen die Bedürfnisse des Verkehrs so stark an, daß eine Chaussee gebaut wurde, die auf der heutigen Staatsstraße entlang führt. Von dem einstigen Postkutschenhalt geht es hinauf zum Posthalterskreuz, um das sich auch eine schöne Anekdote rankt: Ein Kutscher wurde auf dem Weg von Bischbrunn herauf von einem Rabenschwarm  angegriffen. Die Pferde wurden wild und gingen durch. Der Kutscher gelobte, wenn er heil davon komme, werde er ein großes Kreuz errichten. Das geschah dann auch dort, wo die Pferde zum Stehen gekommen waren. 

Im  Jahre 1811 wurde das Kreuz vom Waldaschaffer Schultheiß abgebrochen, um es auf dem Friedhof von Waldaschaff aufzurichten. Noch während des Abtransports wurden die drei Karren von den Bessenbachern aufgehalten und zur Umkehr gezwungen. Im Jahre 1990 wurde das Kreuz wieder hergerichtet, nachdem es mehrfach beschädigt worden war.

 

Kulturweg „Spessarter Urpfarrei Oberbessenbach (12 Kilometer).

Auf dem Weg um Oberbessenbach begegnet man geologischen Besonderheiten wie dem Frau‑Holle-Stein, der einer von vielen markanten Punkten in der Kulturlandschaft Spessart ist, die sich mit dieser mythologischen Figur beschäftigen. Man erfährt von den landschaftsprägenden Veränderungen am Beispiel der Geschichte des Steinbruchs der Firma Keiner. Ein Höhepunkt des Rundgangs ist das tief im Wald errichtete Post­halterskreuz, das im 19. Jahrhundert sogar einmal entwendet wurde.

(1) Stephanuskirche

(2) Frau-Holle-Stein 

(3) Keiner-Steinbruch

(4) Posthalterskreuz

(5) Ottilienkirche

 

Straßbessenbach:

Durch den Ort ging die Poststraße, die auf eine bis in das Frühmittelalter reichende Route zurückgeht. Mit der 1615 eingerichteten Poststation boten sich für die Straßbessen­bacher Verdienstmöglichkeiten, die gerade in der Armutsperiode Bedeutung erlangten. Die Karte von 1791 vermittelt einen Eindruck vom Verlauf der alten Poststraße, die am Eremitagekreuz vorbei in den Spessart führte.

 

Wendlinuskirche:

Die  Alte Wendelinuskirche thront am südlichen Ortsende über der Hauptstraße. Die Erst­erwähnung einer Kapelle erfolgte 1615, zusammen mit der Einrichtung der Postroute der Thurn und Taxis. Der Vorgängerbau wurde 1757 errichtet und 1875 erweitert. Im Jahre 1899 wurde die jetzige Kirche erbaut. Mit der Einweihung der neuen Kirche 1963 trat der alte Kirchenbau in den Hintergrund. Von 1963 bis 2000 war sie profa­nisiert und wurde als Turnhalle und Lagerraum genutzt Am 20. Mai 2000 wurde sie nach umfangreicher Renovierung von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele wieder geweiht.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Friedhofstraße  - der alten Poststraße - steht der Wendelinus-Bild­stock, der 1742 von der Familie Väth aus Esselbach gestiftet wurde. Auch in Straßbessenbach war eine Familie Väth der Posthalter. Das dürfte der Grund sein, daß eine Familie aus Esselbach den Bildstock errichtete. Anlaß war ein Gelöbnis wegen einer um sich greifenden Viehseuche.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Durchgangsstraße steht das alte Schulhaus, das heute von den Vereinen genutzt wird.

 

Eremitagekreuz:

An der Kirche muß man die steile Friedhofsstraße hochfahren, um noch vor dem Friedhof nach rechts zu einem Gebiet mit mehreren Feldkreuzen und einer Grotte zu kommen. Eines davon ist das Eremitagekreuz. Hier befand sich im 18. Jahrhundert eine kleine Einsiedelei, in der  im 18. Jahrhundert die Schüler Straßbessenbachs von Geistlichen („Eremiten“) unterrichtet wurden.

 

Dorfmitte:

Das Zentrum Straßbessenbachs erstreckte sich entlang der alten Poststraße zwischen Kirche und Wirtshaus. Hier befanden sich die Schule, ein zweites Wirtshaus und eine Brauerei. Das große gastronomische Angebot erklärt sich aus der verkehrsgünstigen Lage, die allerdings zu Kriegszeiten auch Soldatendurchzüge mit sich brachte, bei denen die napoleonischen Soldaten am schlimm­sten wüteten. Auf der Westseite ist der „Grüne Baum“, an der Ostseite rechts das „weiße Roß“.

Aus den Gastronomiebetrieben gingen im 19. Jahrhundert einige Männer hervor, die bayerische Landtagsabgeordnete wurden und die sich von München aus für das Wohl ihrer Spessartheimat erfolgreich einsetzten. Drei Abgeordnete des bayerischen Landtags aus Straß­bessenbach, deren Herkunft direkt oder indirekt mit der Poststraße zusammenhängt: Heinrich Scherf (1803 ‑ etwa 1861) und seine Posthalterei in Hessenthal, Franz Leimbach (1821 ‑ 1906), Bierbrauer und Gastronom („Grüner Baum“) und Anton Ziemlich (1830 ‑ 1918) mit seiner Zündholzfabrik.

 

Klingerhof:

Wenn man von der Landstraße nach rechts in den alten Ort eingebogen ist, fährt man die erste Straße links, dann rechts und wieder links und dann immer weiter auf der Hofstraße (rechts halten) zum Landhotel Klingerhof (Die Klingermühle am Verkehrskreisel nördlich des Ge­meindezentrums ist etwas anderes). Das Hotel wurde 2008 /  2009 komplett umgestaltet und ermöglichst einem schönen Panoramablick Richtung Bessenbach.

Interessant ist der geologische Aufschluß am Parkplatz, der 400 Millionen Jahre zurück führt, als der Spessart am Äquator lag und Vulkane Feuer spieen und sich später Korallenriffe bildeten. Unterhalb des Klingerhofs ist ein Steinbruch mit weißem Marmors mit kleinen Glimmerschüpp­chen.

Und wenn man schon einmal da ist, kann man auch noch zum Panoramablick fahren: Erst noch ein Stück weiter und dann links bis zu einem Wäldchen. Der Vorspessart präsentiert sich von diesem Aussichtspunkt wie auf einer Präsentiertafel. Der Blick reicht vom Hahnenkamm bei Alzenau über die ersten Buntsand­steinberge bei Rottenberg, das Aschafftal bis zum Weiler Steiger, wo der Buntsandsteinspessart beginnt. Über die Gemeinde Bessenbach hinweg folgt nach dem Sender Pfaffenberg mit den beiden Haibacher Hügeln Kaiselsberg und Findberg das Ende des Buntsandsteins zur Mainebene hin. Vergleichbar schöne Ausblicke findet man an den Kulturwegen Birkenhainer Straße 2 (Freigericht), auf der Dammbacher Geishöhe oder am Kulturweg Bischbrunn.

 

Waldmichelbacher Hof:

Ein lohnender Abstecher ist ziemlich am Ende der Durchgangsstraße durchs alte Dorf die schmale Straße zum Wald­michelbacher Hof. Dazu fährt man nach Osten (rechts) in die Bohlen-Straße ein. Auf der ältesten Spessartkarte von 1562 / 15/94 ist der Waldmichel­bacher Hof als Hof im „Rigelgrunt“ verzeichnet. Seine Existenz dürfte der etwas abgelegene Hof der West‑Ost‑Verbindung über den Spessart zu verdanken haben, die hier vorbei führte. Später war der Weiler Sitz des Forstamtes der Grafen von Schönborn, die von hier aus ihre Besitzungen im Westspessart verwalteten. Der Waldmichelbacher Hof entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Ausflugsziel. Die Familie Schultes führt diesen Weg konsequent fort, ohne dabei die Landwirtschaft zu vernachlässigen. Die beliebten Spezialitäten stammen aus eigener Erzeugung. Hier erfahren Landwirtschaft, Kulturlandschaftspflege und Tourismus eine glückliche Verbindung. Auf dem Rückweg hat man einen schönen Blick auf Keilberg.

 

Gemeindezentrum:

Das Gemeindezentrum mit Rathaus, Bessenbachhalle, mehreren Schulen, Kindergarten, Seniorenpflegezentrum, Feuerwehr und Bauhof entstand Ende der siebziger Jahre beim Zusammenschluß von Keilberg, Straß­bessenbach und Oberbessenbach zur Gemeinde Bessenbach.

 

Unterbessenbach:

Wenn man nach Unterbessenbach will, muß man in Straßbessenbach nach rechts abbiegen.

Über Keilberg geht es nach links nach Unterbessenbach, wo das Schloß Unterbessenbach bei der Kirche steht. Von der Straße aus sehen die Gebäude wie ein Bauernhof aus, dort sind jetzt ein Antikladen und eine Entrümpelungsfirma. Aber man kann durchaus einmal in den Hof fahren, der sich malerisch um die renovierte Kirche gruppiert.

 

Kulturweg „Spessart-Polka“ (11 Kilometer)

„Der Spessart ist eine 8.000 Jahre alte Kulturlandschaft, doch hängt an ihm bis heute die Vorstellung einer Armutsregion. Tatsächlich durchlitt der Spessart von etwa 1750 bis 1950 eine Krisenzeit, die die einheimische Bevölkerung bis heute prägt. Traditionen wie Trachten und Volkstanz hatten kaum eine Möglichkeit der Ausformung. Aus dem Bedürfnis heraus, Heimat im Kulturbereich darstellen zu können, entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Trachten‑ und Tanzgruppen, die auswärtige Traditionen übernahmen. Dafür ist die Gruppe „D’Bessenbachthaler“ namengebendes Beispiel für unseren Kulturweg, der als „Spessart‑Polka“ die Geschichte von Tracht und Tanz in Straßbessenbach ebenso vermittelt wie die Ortsgeschichte.

Die Theatergruppe bildete sich in den dreißiger Jahren. Die Aufführung altbayerischer Schwänke führte zur Gründung einer Tanz‑ und einer Musikgruppe nach altbayerischer Art. Als in den sechziger Jahren die Begeisterung für diese Art von Tanz und Musik nachließ, wechselte die Gruppe zur fränkischen Tracht und Musik. Damit versuchte man, den Mangel an Tänzen und Trachten der Kurmainzer Zeit auszugleichen. Mit Hilfe vieler anderer Vereine gelang die Umformierung der Gruppe, die heute unter anderem bei den Umzügen zum Aschaffenburger Volksfest oder zum Münchener Oktoberfest auftritt. Die nach einem Esselbacher Vorbild gefertigte Haube der Bessenbacher Frauentracht ist eine so genannte „Halbschlothaube“ aus schwarzem Ripsstoff.

(1) Gemeindezentrum

(2) Waldmichelbacher Hof

(3) Eremitagekreuz

(4) Dorfmitte

(5) Panoramablick

(6) Landhotel Klingerhof:

 

 

Hessenthal                                                                                                                

Der Ort, der urkundlich schon im 13. Jahrhundert erwähnt wurde, zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Spessart. Die Wallfahrt nach Hessenthal ist seit 1293 urkundlich nachweisbar mit besonderen geistli­chen Privilegien. Aus diesem Jahr stammt eine Ablaßurkunde des Mainzer Erzbischofs Gerhard II. Die Hessenthaler Wallfahrt war die politische Antwort der Erzbischöfe von Mainz auf das rieneckische Kloster Himmelthal bei Eschau am Unterlauf der Elsava. Ablässe aus Rom und Wunderberichte hielten die Wallfahrt nach Hessenthal über die Jahrhunderte lebendig.

 

Wallfahrtskirche:

Schon im 19. Jahrhundert bildete die Wallfahrtskirche mit dem davor liegenden Platz und einer Mariensäule ein harmonisches Ensemble. Eine Freitreppe führt zum ummauerten Kirchenhügel des seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Wallfahrtsdorfes hinauf. Die Wallfahrtskirche besticht zum einen mit ihrer wohl einmaligen Konzeption. Auf engstem Raum befinden sich drei Kirchen: Die gotische Gnadenkapelle aus dem 13. Jahrhundert, die spätgotische Grabeskirche von 1439 und die Kreuzkapelle von 1618, die 1954 der modernen Wallfahrts­kirche weichen mußte. Parken kann man auf der rechten Seite der Hauptstraße noch vor der Kirche.

Man steigt zunächst die Stufen empor und geht dann rechts um die Kirche herum. Rechts steht die Gnadenkapelle mit dem Bild der schmerzhaften Muttergottes, dem ersten Ziel der Hessenthaler Wallfahrten. Sie wurde im Jahre 1454 erneuert und hat eine Pietà des 15. Jahrhunderts. Geradeaus geht es in die moderne Wallfahrtskirche, die 1954 anstelle der Kreuzkapelle von 1618 erbaut wurde. Die modernen Kreuzwegbilder sind von dem Aschaffenburger Maler Siegfried Rischar. Hier fanden die zwei großen Kunstwerke Hessenthals eine würdige Aufstellung: Im Eingangsbereich die Beweinungsgruppe von Tilman Riemenschneider aus der Zeit um etwa 1485, die früher in der Kapelle der Familie Echter stand, und im Chor die Kreuzigungsgruppe von Hans Backoffen von 1519. Sie ist komplett aus Sandstein aus dem Taubertal, die Figuren sehen bemerkenswert echt aus und sind sehr schön gearbeitet.

Nach links geht es in die spätgotische Grabeskirche von 1439, eine Stiftung der Echter von Mespelbrunn, die hier ihre Grablege haben. Der 7,4 Meter hohe Echterepitaph ist von 1583, die Gräber gehen bis zum Jahr 1600. Die Wallfahrtskirche ist täglich geöffnet. Für den Tonbandführer sind zwei Mark zu zahlen. Der Ortspfarrer höchstpersönlich erläutert die einzelnen Sehenswürdigkeiten, zwar nur per Tonband, dafür aber sehr detailliert.

 

Am Wagnerstor:

Die im späten Mittelalter übliche Siedlungsform ist das Waldhufendorf, wie hier in Hessenthal. Dabei wurden von den Lehnsherrn für Höfe, die im Tal entlang des Baches aufgereiht waren, Flurstreifen vom Talboden bis auf den Bergkamm vergeben. Am Wagnerstor befindet man sich am oberen Rand eines solchen Streifengutes. Die Streifengüter waren bewaldet und mußten von den Kolonisten gerodet und für den Ackerbau nutzbar gemacht werden. Hier entstanden dann die heute noch sichtbaren Ackerterrassen. Durch den stetigen Rückgang der Landwirtschaft seit den sechziger Jahren sind die Ackerflächen vielfach Wiesen mit und ohne Streuobstanbau gewichen. Da keine intensive Bodennutzung mehr betrieben wird, verbuschen die Flächen und verwandeln sich nach einigen Jahrzehnten in Wald. Nur durch permanente Landschaftspflege kann verhindert werden, daß der Spessart wieder zuwächst. Am Wagners­tor befand sich ein Durchgang zwischen den Wildzäunen, die die Äcker vor den Waldtieren sicherten. Es befindet sich, wenn man von unten kommt und noch vor der Wallfahrtskirche nach links abbiegt in die Straße „Kirchberg“ und über zwei Querwege hinweg bis zum Waldrand geht.

 

Am Herrenbild (Maria-Kapelle):

Wenn man aus Mespelbrunn / Hessenthal im Norden herauskommt, darf man nicht geradeaus weiterfahren, sondern man biegt links ab in Richtung Aschaffenburg und Bessenbach. Nach einem großen Rechtsbogen liegt links ein Aussiedlerhof, der Limousinhof mit Bio-Hofladen (Fleisch muß man vorbestellen). Man fährt zu diesem Hof und dann links weiter, wo man bald zu der Kapelle kommt. Die Straße führt dann weiter zum Gasthaus „Hohe Warte“.

Über die Hessenthaler Wallfahrt erzählt man sich die Legende von einem Köhler und einem Rittersmann, der unabsichtlich mit seinem Schwert ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm traf, das darauf zu bluten begann. Seither tragen die Hessenthaler jedes Jahr an Pfingstmontag das Gnadenbild in feierlicher Prozession auf den Berg zur Herrnbildkapelle. Der letzte Umbau der Herrnbildkapelle in die heutige Form datiert in das Jahr 1670.

Die Herrnbildkapelle liegt an einer äußerst verkehrsgünstigen Stelle an der Einmündung des frühmittelalterlichen „Salzweges“ von Worms kommend in die „via publica“, die über Leng­furt nach Würzburg führte. Kapellen sind im Spessart oftmals an Verkehrsknotenpunkten vorzufinden, wie zum Beispiel die Kreuzkapelle bei Frammersbach. Sie wurden früher als Treffpunkte benutzt und entsprechen damit gar nicht unserer modernen Vorstellung von Kapellen als einsam gelegenen Idyllen.

 Von Hessenthal kann man dann weiterfahren nach Bessenbach oder besser nach Osten in Richtung Rohrbrunn (nicht links nach Weibersbrunn) am Gasthaus Echterspfahl vorbei und kurz vor Rohbrunn am Schweinfurter Kreuz vorbei.

 

Gaststätte Echterspfahl:

Die Gaststätte Echterspfahl geht auf ein ehemaliges Forsthaus zurück, das seit 1934 als Gaststätte betrieben wird (montags Ruhetag, die ersten zwei Septemberwochen geschlossen). Lange bevor Kurfürst Johann von Mainz am 1. Mai 1412 seinem Forstmeister Hermann Echter die Wüstung und Hofstätte am Espelborn – später Mespelbrunn – übereignete, sollen Vorfahren des verdienstvollen Waidmanns hier ansässig gewesen sein. Drei Brüder Echter wohnten dort, jedermann vermied den Ort, im nahen und fernen Land die „Räuberburg“ genannt.

Auf der anderen Straßenseite steht der längst erneuerte Holzpflock mit drei Eisenringen zum Anzurren von Pferden mit der Zahl 1651 (erneuert), der „Echterspfahl“.

Mit ihm ist eine alte Spessartsage verbunden: Zu Zeiten Kaiser Friedrich Barbarossas (1152 -1190) lebten im Odenwald drei Brüder der Familie Echter als Raubritter. Barbarossa zog gegen sie und zerstörte ihre Burg. Darauf verbargen sie sich im Spessart, in drei Behausungen bei Partenstein, bei Lindenfurt im Hafenlohrtal und in der Nähe des „Espelborns“ (Mespel­brunn). Der Echters­pfahl war der heimliche Treffpunkt der Geächteten, bis sie wieder in Gnaden aufgenommen wurden und in den Odenwald zurückkehren durften. Zur Erinnerung an die schwere Zeit im Spessart nahmen sie als Wappen den silbernen Pfahl mit den drei blauen Ringen, an denen sie ihre Pferde festbanden - den Echterspfahl.

Der Pfahl bezeichnet aber in Wirklichkeit die Stelle, wo die Besitzungen der Rienecker, Echter und des Hochstifts Würzburg zusammenstießen. In der Sage heißt das dann: „Die Brüder kamen wieder zu Ehren und erweiterten den Besitz.“ Die Säule zeigt aber die Grenze der Ingelheimschen (vormals Echterschen) Wälder an.

Man kann auch vom Schloß Mespelbrunn aus zum Echterspfahl gehen. Links vom Schloß zeigt das Wanderzeichen „Roter Querbalken auf weißem Grund“ oder ein Fuchssymbol und der Hinweis „Echterspfahl“ zum Forsthaus Echterspfahl (an der ersten Gabelung links). Nach etwa vier Kilometern und 200 Meter Höhenunterschied überquert man die Bundesstraße 8 kommt man zum Forsthaus Echterspfahl.

 

Schweinfurter Kreuz

Von der Autobahnraststätte Rohrbrunn fährt man in Richtung Mespelbrunn. Rechts geht die Straße nach Rothenbuch ab. Ein kleines Stück weiter steht rechts ein Schild „Holzplatz Kreuz“ und ein Weg geht nach rechts. Genau dort gegenüber steht auf der anderen Seite ein niedriges Feldkreuz: das Schweinfurter Kreuz, das an den Schweinfurter Kaufmann Backmundt erinnert, der 1609 (andere Angabe: April 1610) im Wald von Spessarträubern ausgeraubt und getötet worden sein soll.

 

 

Mespelbrunn

Schloß Mespelbrunn:

Es klingt wie ein Märchen, von einem Schloß zu hören, das sich seit mehr als 400 Jahren in tiefer Waldeinsamkeit im Wasser spiegelt. In Wirklichkeit ein Stein gewordenes Märchen mit Türmen, Erkern, Laubengang und Schwibbogen: Schloß Mespelbrunn im Spessart. Kein Schloß in weiter Umgebung ist so bekannt wie dieses, das sich in den dichten Spessartwäldern versteckt. Auch Leute, die noch nie im Spessart waren, kennen das reizende Bauwerk vom Bild ‑ wie sich seine westliche Schauseite mit den beiden ungleichen Rundtürmen im Wasser eines dunklen Waldweihers spiegelt. Dabei ist Mespelbrunn nur eine kleine und auch kunsthistorisch kaum bedeutende Burganlage. Die Postkarte aus dem Jahr 1696 belegt, daß der Tourismus in Mespelbrunn bereits im 19. Jahrhundert einsetzte, parallel zu Heigenbrücken (wegen der Zuganbindung) und zur Lichtenau im Hafenlohrtal, das bereits damals als „Frankfurter Vorstadt“ galt.

Der Spessart ist Mespelbrunn und Mespelbrunn ist Spessart - in keinem anderen Mittelgebirge ist das Image so eng mit einem einzigen Ort verbunden wie hier. Sofort hört man die Worte „Märchenschloß”, „Räuber” und natürlich „Wald“. Ein Großteil dieses Klischees geht auf den Film „Das Wirtshaushaus im Spessart“ von 1958 zurück, der - neben der märchenhaften Kulisse - ein auch heute noch sehenswerter Streifen ist.

Tatsächlich war das Schloß bereits im 19. Jahrhundert Ziel von Wanderern und ersten Touristen, denn das Außergewöhnliche am Schloß Mespelbrunn ist das gesamte Ensemble, das sich harmonisch in das für den Spessart typische Kerbtal einfügt. Gerade der vor dem schlanken Turm gelegene Teich sorgt dafür, daß die Enge des Tales durchbrochen wird und sich die Gesamtanlage öffnet. So entsteht der Eindruck einer Insel der Ruhe und Helligkeit im Meer des „dunklen Spessartwaldes“. Das Schloß Mespelbrunn konnte diese Atmosphäre über Jahrhunderte erhalten, weil es nie zerstört wurde und immer im Besitz der Grafen von Ingelheim blieb.       

Am Eingang in das Seitental der Elsava steht rechts die Grabkapelle der Familie Ingelheim. Am Parkplatz muß man erst den Knopf „Pkw“ drücken und dann zwei Euro einwerfen (als Einzelmünze oder auch mit mehreren Münzen). Durch eine schattige Allee nähert man sich dem Wasserschlößchen, mit dem Spiegelbild seiner bizarren Konturen im davor ausgebreiteten Weiher gleich in doppelter Ansicht. Die Sandsteinarchitektur - wie hingetupft in ein schmales Seitental der Elsava - ist eng vom hohen Spessartforst umrahmt, der letztlich ausschlaggebend für die Entstehung dieser Idylle war. Ein Kapellenturm, zwei Treppengiebel, der 30 Meter hohe Rundturm und der erkergeschmückte Torflügel sind voraus zu sehen. Wenn man von einigen neugotischen Zutaten absieht, die durch eine gründliche Restaurierung im 19. Jahrhundert dazukamen, ist Schloß Mespelbrunn noch recht stilecht.

Die aus dem Odenwald stammende Familie Echter treibt es aus Flucht vor Kaiser Barbarossa in den Spessart. Haman Echter wurde Vizedom des Mainzer Kurfürsten Johann von Nassau (1396 -1419). Als er diesen auf die Jagd begleitete, kam der Kurfürst mit ihm in der Verfolgung eines Hirsches von seinem Gefolge ab. Sie hatten sich verirrt und der Fürst wurde derart von Durst gequält, daß er nicht mehr weiter reiten konnte. Haman Echter suchte und fand eine Quelle - den „Espel­born“. Aus dieser Bezeichnung entstand „Mespelbrunn“.

Im Jahre 1412 erhielt der kurmainzische Forstmeister Hermann Echter I. vom Erzbischof von Mainz die Hofstätte und Wüstung, genannt Espelborn, zum Eigentum. Im Jahre 1419 entstanden Haus und Hof. Hermann II. errichtete 1430 den Bergfried (obere Geschosse von 1560). (Andere Angabe: Der von Haman Echter 1419 erbaute Turm und die etwa 1493 erbauten späteren Gebäude durch Peter Echter I bilden das Wasserschloß Mespelbrunn).

Unter Peter Echter III. (1551 - 1569), Vater des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter, und seiner Ehefrau Gertraud von Adelsheim, wurde die Wasserburg zum Schloß im Renaissancestil erweitert.

Beider Porträts sind am Treppenturm eingemeißelt, dazu das Bekenntnis: „Ehelich Lieb in Gott und stete Treu / Bringt Glück und Segen ohn alle Reu / Mit Ernst und Fleiß haben wir Gott vertraut / Den Unseren zu Gut dies Haus gebaut.”

Im Jahre 1545 kam der zweite Sohn Julius zur Welt, der spätere Fürstbischof von Würzburg, Gründer der Universität und des Juliusspitals, der immer wieder gern in das Vaterhaus zurückkehrte. Bruder Adolf Echter schreibt häufig in der Familienchronik, daß der hochwürdige Fürst und Herr Julius Bischof zu Würzburg am Abend mit 40 Pferden angekommnen ist.

Der Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1544 - 1617) ist der bekannteste Vertreter der Familie. Als Vorkämpfer der Gegenreformation spielte er eine herausragende Rolle in der Epoche vor dem Dreißigjährigen Krieg. Die Schlösser in Aschaffenburg und Lohr wurden erbaut, aber auch Altengronau, Wiesen oder eben Mespelbrunn.

Mit dem Aussterben der Echter im Mannesstamm 1665 und der Heirat der letzten Echterin Maria Ottilia mit Philipp Ludwig von Ingelheim gingen der Besitz und der Name an die Freiherren und späteren Grafen von Ingelheim. Seitdem gilt das Doppelwappen und der Doppelnamen: „Ingelheim, genannt Echter zu Mespelbrunn“. Die Grafen von Ingelheim bewohnen bis heute den Süd‑ und Ostflügel, haben aber den Nordtrakt von Anfang März bis Ende November zur Besichtigung freigegeben. Dabei bekommt man historisch möblierte Säle mit allerlei Kunstwerken und kunstgewerblichen Ausstattungsstücken zu sehen.

Im Speisesaal sind die mittelalterliche Waffensammlung und die beiden Jagdgemälde des Rubens Schülers Frans Snyders zu sehen. Der Ahnensaal zeigt die Familienporträts. Im Rittersaal hängen natürlich Rüstungen und Holzschnitte von Albrecht Dürer. Das „Echterzimmer“ ist das Geburtszimmer von Julius Echter, dem späteren Fürstbischof von Würzburg. Es gibt ein Fürstenzimmer und den Gobelinsaal. Dann das chinesische Zimmer: Graf Arton von Ingelheim, ein Asienliebhaber, besorgte das kostbare Porzellan und die Lackmöbel. Im Obergeschoß ist eine winzige Kapelle mit gotischen Glasmalereien, die immer noch benutzt wird. Endlich kommt das gräflich Schlafgemach mit dem Baldachinbett und seinen Fratzen.

Die Bewohner des Renaissancebaus erzählen sich seit Generationen, eine geheimnisvolle weiße Dame husche manchmal durch die Zimmer. Aber vielleicht spukt es im Schloß Mespelbrunn nur deshalb nicht, weil die Vorfahren der Ingelheims Vorkehrungen getroffen haben: In der Decke des Himmelbetts, das im Fürstenzimmer steht und aus dem 17. Jahrhundert stammt, sind Fratzen geschnitzt. Sie sollen Geister fern halten.

Das unvergleichliche Haus konnte in dem 1958 uraufgeführten Spielfilm „Das Wirtshaus im Spessart“ mit Liselotte Pulver in der Hauptrolle bewundert werden. Der ehemalige Pferdestall war im Film das „Wirtshaus im Spessart“. Heute ist dort eine gemütliche Schloßgaststätte.

 

Der lange Grund:

Wenn man im Ort die Hauptstraße aufwärts fährt, geht etwa in der Mitte des Ortes nach links die Straße „Langer Grund“ ab. Wo der Weg am Ortsrand sich teilt, geht es rechts weiter. Hier findet man beeindruckende Trockenmauern. Der südliche Talhang ist hier auf einer Länge von 300 Metern und 50 Höhenmetern von künstlichen Steinbauten durchdrungen. Am auffallendsten sind die Trockenmauern, die noch sehr gut erhalten sind. Hinzu treten vertikale Lesesteinwälle, die entlang der Grundstücksgrenzen aufgeworfen wurden, aber auch podestartige Lesesteinhaufen. Das Gewicht dieses kleinen Steinberges wird auf 25 Tonnen geschätzt. Die ackerbauliche Nutzung ist im Langen Grund noch für das 19. Jahrhundert nachweisbar. Hinzu treten parallel andere Nutzungsformen, wie zum Beispiel die hohe Anzahl von Kohlenmeilerplatten in diesem Gebiet anzeigt. Dazu kommen kulturgeschichtlich interessante Kleindenkmäler, wie Grenzsteine und ein Bildstock. Am Dreimärker, einem Grenzstein auf der unterhalb gelegenen Wiese, stoßen die Gemarkungen von Mespelbrunn („N“ für Neudorf), Hessenthal und der Stadt Aschaffenburg (mit ihrer außermärkischen „Hohen Wart“) zusammen.

 

Mespelbrunn und Hessenthal:

Der Bach „Elsava“ bildet in Mespelbrunn die Grenze zwischen den beiden Ortsteilen Hessenthal und Mespelbrunn (bis 1939 „Neudorf“). Beide Dörfer gehen auf die spätmittelalterliche Landeserschließung durch die Erzbischöfe von Mainz (Hessenthal) und die Grafen von Rieneck (Neudorf) zurück. Daher stammen die typischen Streifengüter, die von der Elsava bis an die Waldeshöhen reichen. In Hessenthal umfassen diese Güter nur die westliche Talseite, in Mespelbrunn werden beide Talseiten erschlossen. Dieser Unterschied erklärt sich aus der Rivalität zwischen Mainz und Rieneck: Wo Neudorf („nova villa“) aufhört, sich nach Norden über beide Talseiten hinzuziehen, wurde der rieneckischen Expansion durch Mainz Einhalt geboten. Die Grafen von Rieneck mußten im späten 13. Jahrhundert dem Mainzer Druck nachgeben und die Pläne für weitere Neurodungen aufgeben. Das Land war verteilt – der Spessart war erschlossen.

 

Kulturweg Mespelbrunn „Unterm Herrenbild“ (8 Kilometer)

Der Kulturweg beginnt am modernen Teil Mespelbrunns, am Haus des Gastes und der Maximilian-Kolbe-Kirche. Vom Start führt der Weg entlang der Elsava bis zur Wallfahrtskirche Hessenthal. Bergan über den Kreuzweg wird die Station „Herrnbild“ erreicht, von dort geht es auf der Höhe bis zum Wagnerstor. Nach dem Abstieg in den Langen Grund endet der Weg am Ausgangspunkt.

 

Heimbuchenthal

Heimbuchenthal (Betonung auf der letzten Silbe) wurde 1228 erstmals genannt im für die Region so wichtigen, so genannten Mainzer „Koppelfutterregister“. Die Anfänge des Dorfes lagen dabei an den entgegengesetzten Enden: Am nördlichen Ortsende entstand die Martinskirche, drei Kilometer südlich wurde die Burg „Zur Mulen“ erbaut. Es entstand aus einer Forsthube und war Sitz eines Kurmainzischen Amtsvogtes.

Zur Bedürfnislosigkeit waren die Spessartbewohner gezwungen, nicht zuletzt durch die gesetzliche Realteilung, die ‑ auch noch unter dem Bayernkönig ‑ jedem Kind das gleiche Erbe zuschrieb und das Ackerland hoffnungslos zersplitterte. In Armut wurden sie mit wenigen Ausnahmen hineingeboren, seit Kurmainz im 13. Jahrhundert begonnen hatte, die Randtäler des hinteren Spessarts mit Jagdfröndern zu besiedeln, Helfern und Lakaien, die zur Ausübung des aufwendigen Waidwerkes notwendig waren.

Als Entgelt erhielten sie bescheidene Landstücke - sogenannte Waldhufen   - zur Bewirtschaftung zugewiesen, 50 Meter breite Geländestreifen, die sich von Hang zu Hang quer über die Talsohle erstreckten. Heimbuchenthal ist eines der ältesten Waldhufendörfer, vermutlich das älteste überhaupt im inneren Spessart. Bereits 1282 wird es in einer Urkunde zum Bau einer Kirche erwähnt, was darauf schließen läßt, daß die ersten Frönder schon einige Jahrzehnte früher dem Urwald mit Axt und Hacke an die Wurzeln gehen durften.

Von Süd nach Nord gibt es folgende Sehenswürdigkeiten

 

Schloß Mole und Höllhammer:

Das Gelände ist nicht zugänglich. Man sieht nur hinter einem Eisentor direkt an der Landstraße zwei Mauern zum Bach hin verlaufen. Rechts ist ein kleines Türmchen zu erkennen. Auch die Informationstafel des Kulturwegs steht etwas weiter oben an der Landstraße. Die heute nicht mehr sichtbare Burg „Schlos zur Molen“ stand hier seit Ende des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich im Besitz der Erzbischöfe von Mainz. Auf der Spessartkarte des Paul Pfinzing von 1562/94 ist die Burg am Höllhammer als „alts zerprochens Schlos“ eingezeichnet. Auf einem Pfeifenkopf des 19. Jahrhunderts ist der Höllhammer mit Burgturm (links) zu sehen. Nach dem Aussterben der Rienecker verfiel die Burg seit der Mitte des 16. Jahrhunderts und wurde zu einer Ruine, die als so genannter „Höllenturm“ Eingang in den Sagenschatz des Spessarts fand. Im Jahre 1851 wurde der Turm abgerissen. Als sich Heimbuchenthal zwischen den Polen Martinskirche und Höllhammer langsam zum Straßendorf entwickelte, verlor die Burg bald an Bedeutung.

Der Höllhammer ging aus der zur Burg gehörigen Mühle hervor. Das ehemali­ge Hammerwerk wurde gegründet vom Grafen von In­gelheim und bestand von 1700 bis 1891. Heute ist er Freiherrlich von Reizenstein’sches Gut. Er ist ein ausgeprägtes Beispiel für ein historisches Industriedenkmal. Hier wurde Alteisen eingeschmolzen und zu Ge­brauchsgegenständen geschmiedet: Reif- und Hufeisen, Pflugscharen, Eggen, Wagenachsen oder Hemmschuhe. Man sieht noch Reste der Produktionsstätte samt Unterbau und einen der beiden Schmelzöfen.

Die Produktion war so erfolgreich, daß unter Leitung der Familie Rexroth ein regelrechtes sich selbst versorgendes Eisenwerkerdörfchen ent­stand mit Arbeiterwohnungen, eigener Schule und einem Friedhof mit gußeisernen Kreuzen. Noch heute gehört der Friedhof der Familie Rexroth, Besitzer der Spes­sarter Eisenhämmer, ein rares Beispiel für ein privates Gräberfeld. Nach der Verlegung der Produktion nach Lohr wurde der Höll­hammer als Hofgut genutzt. - Am Waldsee (östlich der Straße zum Höllhammer) ist ein Kohlenmeiler ein Grillplatz und ein Lernwegwald.

 

Alter Bahnhof (am oberen Ende des Links-Rechts-Bogens der Straße, am Parkplatz):

Am 10. Januar 1910 wurde die „Spessartbahn“ zwischen Obernburg und Heimbuchenthal feierlich in Betrieb genommen. Mit den Zügen wurden nicht nur Güter wie Holz befördert, sondern es fuhren auch viele Arbeiter, Lehrlinge und Schüler damit, die nach Obernburg, Elsenfeld, Kleinwallstadt und Aschaffenburg gelangen wollten. Auf der Rückfahrt waren die Waggons meistens mit Kohlen, Düngemittel, Saatgut, Baumaterial, Lebensmitteln und Krämerwaren beladen. Im Jahre 1968 wurde die „Bimmelbahn“ stillgelegt.

 

Kernsmühle:

Man biegt nach rechts in die Raiffeisenstraße ein und trifft geradeaus auf die Kernsmühle. Rechts ab geht es aber in die St. Johannes-Straße, wo die moderne Kirche steht. Zwischen der Johanneskirche und der Kernsmühle ist ein Grenzsteingarten. Die Kernsmühle wurde erstmals 1560 als mainzischer Besitz urkundlich erwähnt. Nach dem Ende des Mainzer Kurstaates wird die Mühle 1886 von dem Müller Anton Kern erworben. Die Müllertradition dauerte fort bis zur Stillegung im Jahr 1976. Nach verschiedenen anderen Nutzungen wurden die Gebäude durch die Besitzerfamilie Weitz‑Kern renoviert. Im Dezember 2002 erwachte die Kerns­mühle zu neuem Leben mit einem gastronomischen Betrieb und im Mai 2004 mit dem Fahrrad‑Museum von Ulrich Teige. Hier werden über 80 ‑ teilweise sehr außergewöhnliche ‑ Fahrräder präsentiert. Entlang der Promenade „Wiesenweg“ gibt es rekonstruierte ehemalige Bewässerungssysteme, so genannte „Wässer­wiesen“ und ein Grenzsteingarten, in dem Gemarkungssteine von Heimbuchenthal stehen.

 

Der alte Grenzstein Dreimärker:

 Grenzsteinen wird im Spessart große Bedeutung beigemessen. Oft ging es darum, winzige Flächen Landes mehr zu besitzen. Grenzsteinverrücken war an der Tagesordnung. Aber wehe dem Frevler, der sich an der Scholle vergriff. Der Sage nach konnte er nach seinem Tode erst Ruhe finden, wenn dieses Vergehen rückgängig gemacht war. In der Gemeinde hatten Feldgeschworene, Männer mit gutem Leumund, die Grenzen zu überwachen. Sie schufen das „Siebener‑ Geheim“, geheime Zeichen aus witterungsbeständigem Material, die unter den Steinen eingelassen wurden. Noch heute kann man nachweisen, ob ein zweihundertjähriger Stein auf seinem richtigen Platz steht.

 

Martinskirche:

Die Barockkirche mit Rokoko‑Ausstattung im Oberdorf hat nichts mehr mit der alten Kirche gemein. Sie entstand 1753 - 1757 und wurde von dem Aschaffenburger Baumeister und Hofmaurer Christian Berman auf einen Vorgängerbau errichtet. Im Jahre 2003 wurde die Kirche zum 250‑jährigen Jubiläum komplett renoviert. Die Figurengruppe des heiligen Martin mit dem Bettler ist einer der letzten Überreste aus der vorbarocken Epoche. Seit dem Bau der modernen Johannes‑Kirche 1972 ist St. Martin keine Pfarrkirche mehr. Dennoch werden heute fast alle Trauungen in der alten Kirche gefeiert.

 

Westlich des Ortes gibt es folgende Sehenswürdigkeiten:

Heimathenhof:

Man fährt erst in Richtung Volkersbrunn und dann mit dem Wegweiser links ab bis auf die Höhe mit einer guten Fernsicht. Die Freiherren von Fechenbach können gemeinsam mit den Herren von Kottwitz als die Gründer des Gehöftes angesehen werden. Im Jahre 1484 kam Heimathen an die Echter von Mespelbrunn, die später den Hof in mehrere Güter aufteilten und als Erbbestand an mehrere Familien gaben. Die Pachtverträge hatten bis 1849 ihre Gültigkeit. In diesem Jahr gingen dann die Güter in das Eigentum der Hofbauern über. Die Kapelle am Heimathen­hof wurde 1804 als Dank für die Verschonung bei Truppendurchzügen errichtet. Hier sind ein Spielplatz und ein Wildgehege. Hier kann man einkehren zu Wildspezialitäten.

 

Kapelle „Herrin der Berge“:

Der auf dem Kulturweg eingezeichnete Verlauf des Weges ist sehr kompliziert und lang. Man kommt aber auch nicht mehr direkt zur Kapelle, wenn man nach Westen den Kapellenweg hochfährt (der rote Wegweiser an der Hauptstraße ist kaum zu bemerken) und an der zweiten Straße nach links, dem Planweg, direkt nach Westen gehen will: der schmale Weg ist heute überackert. Man muß erst noch ein Stück höher fahren bis zu einem kleinen Parkplatz. Von dort muß man noch höher gehen und dann links-rechts-links wieder abwärts gehen bis zu dem Weg, der etwas unterhalb des Waldes zur Kapelle führt.

Als der Heimbuchenthaler Peter Spieler seinen in die USA ausgewanderten Bruder Konrad besuchen wollte, wurde sein Schiff auf hoher See von einem Sturm überrascht. Peter Spieler gelobte den Bau einer Kapelle, falls er gerettet werden sollte, was auch 1853 geschah. Die Feldkapelle „Herrin der Berge“ (der Name dürfte von dem schönen Panorama inspiriert sein) erhielt 1930 eine Vorhalle.

 

Kulturweg „Zwischen „Himmel & Hölle“:

(Nordschleife 5 Kilometer, Südschleife 6 Kilometer, Wiesenweg 1,5 Kilometer).

Der europäische Kulturweg „Zwischen Himmel & Hölle“ vermittelt die Heimbuchenthaler Kulturlandschaft zwischen der Kapelle „Herrin der Berge“ (Himmel) und dem „Höllhammer“ (Hölle). Zu diesem Kulturweg gibt es noch ein eigenes Blatt für Kinder mit Hinweisen auf Spielplätze am Weg. Diese Hinweise wurden in den Rundgang mit aufgenommen.

Von den beiden Endpunkten des 1,5 Kilometer langen Wiesenweges gehen Schleifen von der Martinskirche zur Kapelle (5 Kilometer) und vom Bahnhof zum Höllhammer und Heimathen­hof (6 Kilometer). In der Mitte liegt die Station „Kernsmühle“.

Dem Himmel nahe ist man beim Spaziergang zur Kapelle „Herrin der Berge“. Der Hei­mathen­hof rundet den Kulturweg durch seine schöne Lage oberhalb des Dorfes ab. Der Weg Elsava abwärts führt zur „Hölle“:   Höllhammer, das Ensemble eines ehemaligen Eisenhammers. (1) Alter Bahnhof

(2) Kernsmühle

(3) Martinskirche

(4) Kapelle „Herrin am Berge“

(5) Heimathenhof:

(6) Schloß Mole und Höllhammer

Wanderung Heimbuchenthal - Geishöhe (18 Kilometer): siehe Dammbach

 

 

Dammbach

Oberschnorrhof:

Wenn man von Rohrbrunn auf der abschüssigen Straße herunter kommt, geht kurz vor Krausenbach links die Straße nach Altenbuch ab. Auf ihr fährt man etwa einen Kilometer und dann rechts ab nach Oberschnorrhof. Dort steht ganz am Anfang der wenigen Häuser rechts eine kleine Kapelle, die   Oberschnorrhofkapelle, wo man die 2005 entdeckte mittelalterliche Madonna bewundern kann.

 

Krausenbach:

Man muß den Weg wieder zurückfahren und in den Ort Krausenbach hinein. Ins 13. Jahrhundert fallen die ersten Nennungen der Dammbacher Gemeindeteile Wintersbach und Krausenbach (es gibt keinen Ort Dammbach, nur die Großgemeinde dieses Namens). Gleich rechts geht es zur Ferschenmühle und dahinter rechts sind die Reste von   „Schlos Herbroch“. Groß war die Überraschung, als bei einer geologischen Untersuchung die kreisrunden Grundrisse einer Burg mit Fundamenten und Gräben, mit Wassergraben und einem viereckigen Steinturm in den Wiesen am Dammbach abzeichneten. Wir stehen erst am Beginn der Forschungen, doch muß die Burg in enger Verbindung mit der Krausenbacher Forsthube gestanden haben. Die Mainzer Bischöfe unterhielten im 14. Jahrhundert im Spessart eine Forstorganisation, deren Förster in so genannten Forsthuben lebten, die aus Landbesitz und einem festen Haus bestanden. Die Forsthube wurde später mehrmals geteilt, wodurch Unter- und Oberschnorrhof entstanden.

Das Streifengüterdorf Krausenbach im Dammbachtal entstand um 1360 aus einer ehemaligen Forsthube. Angesiedelte Leibeigene erhielten Landstreifen als Eigentum und dienten bei den aufwendigen Hofjagden der Fürstbischöfe von Kur­mainz. Auf der Pfinzingkarte von 1562 / 1594 erscheint das Dorf Krausenbach mit Kirche, Gebäuden, „Schlos Herbroch“ und mit dem „Schnurnhof“ (Oberschnorrhof). Man geht abwärts durch das Dorf. Man kommt vorbei am Forsthaus, der alten Schule (Georg-Keimel Haus, benannt nach dem früheren Lehrer und Dichter des Spessartliedes) und der Kirche.

Die sehenswerte St. Wendelin-Kirche ist um 1750 aus einem früheren Kapellenbau entstanden. Die Kunstwerke von St. Wendelin deuten auf ein hohes Alter hin. Heute noch besitzt die Kirche einen Meßkelch, der die Jahreszahl 1530 trägt. Im Ersten Weltkrieg mußte die Kirche eine Glocke von 1599 abliefern. Ein ganz besonderer Schatz aus St. Wendelin ist eine aus dem Hochmittelalter stammende Pyxis (Hostienbüchse). Sie scheint in Limoges Frankreich hergestellt worden zu sein. Im Jahre 1896 wurde sie an das Mainfränkische Museum in Würzburg verkauft, um die Renovierung der Kirche zu ermöglichen.

Dann fährt man auf der Dorfstraße talabwärts. Links stehen das Forsthaus, dann die ehemalige Schule und schließlich die Kirche. Ein Stück weiter unten steht links der Wegweiser „Heppe“, ein großes Waldhotel im Ortsteil Oberkrausenbach (aber man kann sich diesen Abstecher auch schenken).

 

Wintersbach:

Wieder im Dammbachtal kommt man talabwärts nach Wintersbach. Im späten Mittelalter gab es in Wintersbach sogar ein Spital.   In Höhe der Kirche geht es links aber zur Geishöhe. Diesen Abstecher sollte man nicht versäumen.

Gleich rechts ist der Maria-Stern-Platz. Er erinnert mit dem Schwesternbrunnen an die Sternfrauen, die sich rund 100 Jahre lang um die Dammbacher Kirchen, Schule und Kranke verdient gemacht haben. Links ist ein Spielplatz und etwas weiter oben stehen Kunstwerke.

 

Geishöhe:

Die Straße führt dann in Kurven aufwärts. Oben kommt man erst durch an den ersten Häusern des Ortsteils Oberwintersbach und der Gaststätte „Geishöhe“ vorbei. Im 18. Jahrhundert wurde die Geishöhe erstmals besiedelt. Sie ist mit 520 Metern der höchste dauernd bewohnte Ort im Spessart. Ein recht hübsches Fleckchen, das seine Besucher mit einem unerwarteten Landschaftserlebnis be­eindruckt. Hier oben dominieren nämlich nicht die für den Spessart typischen Hochwälder, sondern Felder, Wiesen und Obstbäume.

Oben auf der Höhe ist dann der vom Spessartbund 1936 zu Ehren des Spessartbundvorsitzenden Ludwig Keller errichtete Ludwig-Keller-Turm mit einer sagenhaften Rundumsicht. Er ist einer der wenigen Aussichtspunkte, über die der Spessart verfügt. Die Besteigung seiner Aussichtsplattform verheißt einen rundum faszinierenden Panoramablick: Gegen Norden und Nord‑Osten sind die waldumsäumten Felder der Ortschaften Weibersbrunn und Rothenbuch sowie in weiterer Ferne die Höhenzüge des Kahlgrundes und des Vogels­berges sichtbar. Gegen Osten sieht man Krausenbach, Rohrbrunn und Altenbuch. Gegen Süden Stadtprozelten und Miltenberg. Gegen Westen ist die Burgruine Wildenstein zu erkennen. Und bei klarer Witterung schaut man bis Frankfurt. Im Norden zeichnen sich die Gipfel der Rhön ab. Diesen herrlichen Fernblick sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Am Turm steht auch ein alter trigonometrischer Stein.

Der Sommerauer Arzt Dr. Richard Wehsarg, ein Urvater der touristischen Spessarterschließung, organisierte seit 1905 auf der Geishöhe ein Johannisfeuer Aus ihm wurde ein Heimat‑ und Volksfest, das letztmalig 1989 gefeiert wurde.

 

Neuhammer:

Wieder im Tal fährt man links abwärts und kommt nach Neuhammer. Aus einem im 18. Jahrhundert von Kurmainz gegründeten Eisenhammer entstand der Weiler Neuhammer. Nach Neuhammer wurde 1885 die Lichtenauer Holzschnitzschule verlegt, in die arme Spessar­ter Waisenknaben aufgenommen wurden und das Schnitzhandwerk erlernten. Ihre Arbeiten bekamen 1896 in Nürnberg eine Silbermedaille bei einer Ausstellung.

 

Hobbach

Geradeaus weiter geht es nach Hobbach. Bei den ersten Häusern auf der linken Seite zeigt der Wegweiser zum Landschulheim. Hobbach ist heute Ortsteil des Marktes Eschau. Es entstand im hohen Mittelalter, als hier an mehrere Höfe Flurstreifen mit Wiesen, Feld und Wald vergeben wurden. Die Siedler sollten den Spessart erschließen.

Das Elsavatal wurde im 12. und 13. Jahrhundert von Eschau bachaufwärts im Rahmen des mittelalterlichen Landesausbaus erschlossen. Bei diesen so genannten Waldhufensiedlungen ziehen sich auf beiden Seiten der Elsava Streifengüter vom Bach bis hinauf in den Wald. Im Fall von Hobbach, das erstmals in der Mainzer Heberolle im späten 13. Jahrhundert als „Hoinbuch“ genannt wird, kann man von einer Zweiteilung ausgehen

Rechts der Elsava befinden sich Streifengüter, die zur Mainzer Forsthube Sommerau gehörten. Links der Elsava lagen die Rieneckschen Güter (später zum Besitz des Schlosses Oberaulenbach). Der zunächst aus mehreren Bauernhöfen bestehende Weiler entwickelte sich zu einem Dorf mit

dem Schwerpunkt links der Elsava, weil die Flur dort weniger fruchtbar als am gegenüberliegenden Talhang ist und man auf Nebenerwerb - sprich Handwerk - als Verdienstquelle angewiesen war.

Der Ort Hobbach wird 823 erstmals genannt und ist kurmainzischen Ursprungs.

In der frühen Neuzeit wurde die Verflechtung mit den Herren auf Schloß Oberaulenbach immer enger, besonders mit den Herren von Mairhofen. Darauf geht der Name des Kulturweges zurück, denn der „Alte Kirchpfad“ verband Schloß Oberaulenbach mit der Hobbacher Kirche, wo die Herren von Mairhofen über eine eigene Loge verfügten.

 

Drei Eisenhämmer (heute Schullandheim):

Auf dem Gelände des heutigen Schullandheimes Hobbach war am Anfang das untere der drei Eisenhammerwerke im Elsavatal, oberhalb lagen der Neuhammer und der Höllhammer. Die Standortfaktoren Holzkohle und Wasserkraft führten ab 1700 zur Gründung der Hammerbetriebe

Das „Untere Eisenwerk Hobbach wurde 1767 von Andreas Leininger aus Marktheidenfeld errichtet und vom Manchberger Joseph Bildstein als Pächter betrieben. Im Jahre 1802 kam es in den Besitz von Johann Ludwig Rexroth, dessen Bruder Georg Ludwig schon kurz vorher den Höllhammer er­worben hatte. Unter den Rexrothbrüdern florierten die Hammerwerke, zumal die Napoleonische Ära mit ihren Kriegen eine eisenhaltige Zeit war. Das Herrenhaus. die spätere „Villa Elsava“ ist heute noch stolzer Zeuge aus dieser Blütezeit.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging es mit den Hammerwerken des Spessarts bergab: Holzmangel, Dumpingpreise aus England, mangelhafte Verkehrswege und technischer Rückstand gegenüber den Stahlwerken an der Ruhr läuteten das Hammersterben ein. Im Jahre 1876 kaufte Konrad Lahr den bankrotten Hobbacher Hammer von den Rexroths und betrieb neben der Landwirtschaft ein Sägewerk. Der Hammerbetrieb erlosch 1888 vollends.

Das Herrenhaus der Rexroths auf dem Hobbacher Hammer verwandelte sich unter Wilhelmine Lahr, der Frau von Konrad, zu einem Kursanatorium, genannt „Villa Elsava“. Zur Seite stand ihr  dabei ihr Bruder. der Arzt Dr. Richard Wehsarg. Er führte Wasserkuren ein ähnlich wie Pfarrer Kneipp. Den Ernährungsplan für Kurgäste ergänzte er mit einem selbst entwickelten jogurtähn­lichen Milchprodukt namens „Saya“. Wehsarg hatte in der Villa auch seine Arztpraxis, die er nach der Sanatoriumszeit nach Sommerau verlegte. Denn 1898 mußte der Kurbetrieb schon wieder eingestellt werden.

Die Villa diente fortan als Gastwirtschaft, die ab 1908 um die Gaststätte „Zur Eisenbahn“ - der heutige „Auerhahn“ im Weiler Neuhammer - erweitert wurde. Auf dem Hobbacher Hammerweiler brachte die Bahn große bauliche Veränderungen, führte sie ja mitten durch das Gehöft: Bachläufe wurden verlegt, Kanale zugeschüttet und Hammer- und Sägewerksgebäude abgerissen.

Die  „Villa Elsava“ wurde ein Hotel und Basisstation für alle Geishöhewanderer. Im zweiten Weltkrieg wurden hinter der Villa in Baracken Gewehrläufe für die Wehrmacht hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, aus dem August Lahrs einziger Sohn Karl nicht mehr heimkehrte, wurden im Hammerweiler Heimatvertriebene einquartiert. Im Jahr 1951 übertrug August Lahr seinen ganzen Hobbacher Besitz dem Landkreis Aschaffenburg mit der Maßgabe. alles für gemeinnützige Zwecke einzusetzen.

Der Landkreis Aschaffenburg richtete in Hobbach auf dem Gebiet des Landkreises Miltenberg sein Kreisaltersheim ein. An der Stelle der alten Kohlenscheuer entstand das Haus Lahr und am Ende des Wehrkanals Richtung Neuhammer wurde ein neuer Bauernhof gebaut. Das Kreisaltersheim Hobbach  - zuletzt ein einziger Sanierungsfall - wurde 1977 geschlossen, die Insassen zogen mit Wehmut in das neue Altersheim nach Alzenau um.

 

Schullandheim Hobbach: Vom Eisenhammer zum Roland-Eller-Zentrum:

In bestem Erhaltungszustand präsentiert sich das einstige Herrengebäude des Eisenhammers, da es nach Betriebsende 1888 zunächst als Altersheim genutzt wurde und heute Aschaffenburger Kindern als Landschulheim dient.

Der Landkreis Aschaffenburg beschloß, die immer noch zweckgebundene Immobilie zu einem Schullandheim umzubauen. Im Herbst 1984 wurde das Schullandheim Hobbach eröffnet. Zuvor wurde das Haus Lahr zum Bettenhaus umgerüstet und gegenüber ein Haus der Gemeinschaft mit Küche und Speiseräumen neu errichtet. Im Bauernhof entwickelte sich das 1991 eingeweihte Roland-Eller-Umweltzentrum, eine für Bayern richtungweisende pädagogische Institution. Im Jahre 1999 kam eine Kleinsporthalle mit Praxisräumen für die Umweltpädagogik hinzu. Der Küchentrakt

konnte dabei auch erweitert werden. Gleich danach machte sich der Landkreis Aschaffenburg als Eigentümer an die „Villa Elsava“, die - unter Denkmalschutz stehend - jahrelang als Ruine auf ihre Renovierung gewartet hatte. Das Gebäude wurde total entkernt und von innen neu gebaut. Nur die Außenwände aus Buntsandstein blieben original erhalten. Im Erdgeschoß sind Unterrichtsräume, auf den Stockwerken sind Kleingruppenzimmer mit Naßzellen. Hinter dem Haus wurde ein Glaspavillon als .Klassenzimmer im Grünen angebaut. Zwischen den Bäumen im ehemaligen Park hinter der Villa ist seit 2009 ein Klettergarten mit Hoch- und Niedrigseilbereich – „Teampark Hobbach“ genannt.

Das Schullandheim Hobbach wird betrieben vom Schullandheimwerk Unterfranken e.V. (SVVU), das hier auch seinen Sitz und seine Verwaltung hat. Das Heim bietet Platz für vier Schulklassen, die sich zusammen mit ihren Lehrkräften meistens fünf Tage hier aufhalten.

Das Schullandheim Hobbach ist ein besonderer Lernort mit den pädagogischen Schwerpunkten Umwelterziehung und Förderung sozialer Kompetenzen. Der Wald, Gewässer. Streuobstbestände und Klettergarten bieten beste Voraussetzungen, „begreifend“ zu lernen. Das Schullandheim dient auch der Lehrerfortbildung und wird an Wochenenden von außerschulischen Gruppen genutzt. Etwa 19.000 Übernachtungen kommen so im Laufe des Jahres zusammen

Schulkinder, die Gast in Hobbach sind, kommen überwiegend aus der Region Untermain, auch aus Unterfranken, aus grenznahen hessischen Schulorten und wenige aus dem weiteren Bayern. Durch das Schullandheim ist Hobbach zu einem der bekanntesten Orte des Spessarts geworden. vor allem bei der jüngeren Generation.

 

St. Johanneskirche:

Der erste Kirchenbau in Hobbach entstand vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Einer der Lehensnachfahren der Edlen von Mairhofen, Franz Lothar, veranlaßte 1757 den Bau der anmutigen Rokokokirche aufgrund der gestiegenen Einwohnerzahl. Über dem Eingangsportal der Johanneskirche prangt das Wappen des Erbauers Franz Lothar von Mairhofen (1757). Die Kirche birgt die Begräbnisstätte der Freiherrn von Mairhofen, die nach 1699 den Ort von den Edlen von Kottwitz von Aulenbach übernahmen. Das Geschlecht hat noch heute seinen Sitz nahe dem Weiler Unteraulenbach (siehe Eschau).

Ein weiterer Grund für den Bau der Kirche dürfte gewesen sein, daß zu dieser Zeit im Elsavatal zwischen Heimbuchenthal und Elsenfeld ein regelrechter Kirchenbauboom ausbrach (fünf weitere Neubauten). Am 4. Dezember 1 757 wurde zum Baubeginn der Vertrag unterzeichnet, dessen Kosten sich laut der Baurechnung von 1759 auf insgesamt 3100 Gulden beliefen. Nach einer Verzögerung wurde die Kirche im September 1766 - wie ihr Vorgängerbau - dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Mit dem Neubau erhielt Hobbach dauerhaft einen Kaplan. Im Jahre 1874 setzte die Reihe der Renovierungsarbeiten ein, die über 1901 und 1920 fortlief. In den sechziger Jahren machte - wie 200 Jahre zuvor - eine Raumnot einen Erweiterungsbau nötig. Dieser wurde direkt an die alte Kirche angefügt und stellt seit seiner Einweihung 1964 eine architektonische Besonderheit dar:  Zur Lösung von Grundstücksproblemen wurde die Elsava überbaut.

Zum dörflichen Leben im Kirchenjahr gehören die Klapperbuben, die an den Kar-Tagen die Aufgabe haben, das fehlende Glockengeläute durch hölzerne Ratschen zu ersetzen, mit denen sie zu bestimmten Zeiten durch das Dorf ziehen. Die Flurprozession hält die Tradition des alten Kirchenpfades von Schloß Oberaulenbach nach Hobbach lebendig.

Zum 250-jährigen Kirchenjubiläum wurde der europäische Kulturweg mit dem Engagement der Hobbacher Bürger erarbeitet. Mit dem Kulturweg wollen die Hobbacher die Tradition des Kirchpfades beleben und - in Kooperation mit dem Schullandheim - für Kinder erlebbar gestalten.

Nach der Reformation blieb Hobbach als Filiale der Pfarrei Sommerau katholisch - im Gegensatz zu dem nahe liegenden Eschau. das zu den Grafen von Rieneck gehörte und evangelisch war. Die Hobbacher hatten mit den Grafen von Ingelheim und den Freiherren von Mairhofen adelige Nachbarn Letztere waren mit Hobbach eng verbunden und so kam es, daß die Johanneskirche in ihrem heutigen Aussehen 1757 / 1759 auf Initiative von Franz Lothar von Mairhofen erbaut wurde. Die Familie Imhauser / Freiherrn von Mairhofen hat heute noch ihren Sitz in Schloß Oberaulenbach, zu dem große Waldungen gehören.

 

Dorfplatz und Wendelinuskapelle:

Im Jahre 1994 wurde an der Stelle des alten Feuerwehrhauses ein neuer Dorfplatz eingeweiht. Im Zuge seiner Gestaltung versetzte man die Wendelinuskapelle, da ihr Fundament von den Wurzeln der Dorflinde in die Höhe gehoben worden war. An die Kapelle wurde eine zum Dorfplatz offene Halle angebaut. Das Kruzifix. das bis dahin als Friedhofskreuz gedient hatte. wurde restauriert und auf den Standort am neuen Dorfplatz verlegt. In früherer Zeit stand oberhalb des Friedhofes die Dorfleuchte. Seit den zwanziger Jahren wurde in Hobbach aus Wasserkraft Strom hergestellt. Di- nicht weit vom Dorfplatz leuchtende Lampe war vermutlich die älteste funktionierende Kohlenfadenlampe Deutschlands aus der Zeit der Inbetriebnahme des Generators um 1921.

 

Dorfleben: Der Besenbinder Kasimir Hepp arbeitete um 1940 im Tonbergwerk in Schippach und hatte im Alter seine Nebenbeschäftigung, das Besenbinden, zu seiner Haupttätigkeit gemacht. Seine traditionell in Handarbeit gefertigten Besen aus Birkenstecken, Birkenreisern und Weidenringen genossen bei den Bauern der Umgebung einen besonderen Ruf und wurden zum Ausfegen von Wohnstube, Stall und Speicher verwendet. Mit seinem Tod  kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs starb auch das Besenbindergewerbe im Spessart aus.

 

Jüdischer Viehhandel: In Eschau, aber auch in Hobbach lebten Juden. die - aufgrund der ihnen auferlegten Beschränkungen - fast ausnahmslos im Handel beschäftigt waren. Eine gute Quelle für den Umfang ihrer Handelstätigkeit, insbesondere des Viehhandels, bieten die Viehkontraktenbücher, in denen die An- und Verkaufsurkunden verzeichnet sind. In einem Forschungsprojekt werden sie. die in vielen Gemeindearchiven vorhanden sind, vom Archäologischen Spessart-Projekt untersucht.

Gelegentlich unterschrieben die jüdischen Viehhändler auf den Verkaufsurkunden in hebräischer Schrift.

 

Streifenstruktur: Die Geografin Professor Vera Denzer hat in den neunziger Jahren die Streifenstruktur der Waldhufendörfer im Elsavatal erforscht. Zu jedem Hofgut gehörte ein Streifen Land von der Elsava bis in den Wald hinein. Drei Grenzen von Streifengütern wurden in das Luftbild von 1930 übertragen.

 

Krepserberg:

Vom Dorfplatz kann man in östlicher Richtung auf den Krepserberg steigen, wo auch eine Panoramakarte steht. Vom Krepserberg mit dem davor liegenden Krepserfeld öffnet sich der Blick in das mittlere El­sava­tal bis nach Eschau, wo die Elsava nach Westen abbiegt. Im Spessart sind Ausblicke eine Seltenheit. Der Aussichtspunkt „Krepserberg- öffnet den Spessartwald einen Spalt nach Süden. Im Vordergrund liegt Eschau, zu dem Hobbach gehört Die fruchtbare Ebene mit dem Ort Schmachtenberg besteht aus Feldern, Wiesen und Streuobstfluren. Hinter den bewaldeten Kuppen im Hintergrund fließt der Main bei Klingenberg.

Die offene Landschaft im Hintergrund wird geologisch gesehen als Großwallstadt-Obernburger-Graben bezeichnet. Die Buntsandsteinschollen sind hier gegenüber der Grabenschulter der Eselshöhe bis zu 200 Meter abgesunken. Während der Eiszeiten wurde in diesem Gebiet ein fruchtbarer Löß in großer Mächtigkeit abgelagert, was einen ergiebigen Ackerbau ermöglicht. Der Buntsandstein setzt sich mit dem

Klingenberger und Röllfelder Wald fort, der von diesem Standort aus den Horizont bildet.

 Von Hobbach fährt man wieder nach Norden und jetzt   nach Heimbuchenthal hinein.

 

Wanderung von Heimbuchenthal zur Geishöhe:

Gut parken kann man im Hotel   „Im Wiesengrund“ in der Elsavastaße 9, falls man dort am Ende der Wanderung einkehren will. Man läuft von dort an der Elsava (Betonung auf der ersten Silbe) entlang aufwärts, trifft auf die Durchgangsstraße und geht bis zur Kirche. Dort geht man rechts in die Straße und dann gleich wieder rechts steil hoch. Man folgt dem roten Balken. Am geschotterten Forstweg geht es rechts zur unbewirt­schaf­teten Jagdhütte Herta-Elisabeth. Ein Stück weiter geht es rechts von der breiten Straße ab. Dort steht ein Wegweiser, auf dem unter anderem das   Ziel „Ferschenmühle“ angeben ist. Auf dem Kulturweg kommt man zum Scharstein.  

Der rätselhafte Scharstein ist ein Bildstock und steht nahe einer Wegespinne am höchsten Punkt des Dürrenberges. Seine nach Nordwesten gerichtete Nische ist leider leer und wurde 1945 durch Schießübungen beschädigt. Der außergewöhnlich große Sockel trägt an der Südostseite die nur noch zu erahnende Jahreszahl 1586. Der Schaft trägt auf der nördlichen Seite einen erhabenen Spieß. Um fast alle der vielen Spessarter Gedenksteine ranken sich Anekdoten, Erzählungen und Legenden, so auch um den Scharstein.

Sage: In Heimbuchenthal lebte einst eine hübsche Müllers­tochter. Das Mädchen hatte zahlreiche Verehrer, darunter den Bäckers-Philipp und den Schulzen-Dick. Sie aber liebte den Rohrbrunner Revierjäger. Der Waidmann zeigte jedoch wenig Interesse. Die maßlos enttäuschte Schöne favorisierte nun den Bäckers-Philipp. Doch der mißtraute dem plötzlichen Stim­mungswechsel und faßte einen folgenschweren Entschluß: Sein vermeintlicher Rivale mußte ausgeschaltet werden. Ir­gend­wie! Ein Komplize war schnell gefunden. Der Schulzen-Dick schien der geeignete Partner zu sein. An der Heimbuchenthaler Kirchweih wollten die beiden dem Revierjäger auflauern, am besten auf dessen Heimweg nach Rohrbrunn. Bewaffnet mit Pflugscharen verbargen sie sich also an jenem Tag im Wald. Indes: Der Jägersmann blieb aus. Frau Hulle, eine Spessarter Sagengestalt, hatte ihn inzwischen sicher nach Hause gelotst. Sie allerdings kehrte zu den beiden Wartenden zurück und imitierte den Hund des Jägers. Der Bäckers-Philipp und der Schulzen-Dick stürzten darauf aus ihrem Versteck, prallten dabei aufeinander - und erschlugen sich gegenseitig.

 

Die Waldkapelle „Königin des Friedens“ am Scharstein wurde 1759 errichtet. Das mit Kiefern und Bänken umstandene Kapellchen liegt nur etwa 150 Meter am Weg unterhalb des Scharsteins. Die Kapelle wird vor allem in der Zeit des Wachstums im Monat Mai aufgesucht.

Die Sage des Waldkapellchens: In Krausenbach lebte einmal ein Jäger, dem man nicht viel Gutes nachsagen konnte. Er war im Wald aufgewachsen und sehr stark, aber auch rauh wie ein Felsen des Spessarts. Er glaubte an keinen Gott und keinen Teufel, trank gern ein Glas Wein, mehr als er vertragen konnte und war in seinem Rausch sehr zu Händeln aufgelegt. Dennoch hatte er ein braves, frommes Weib. Die Frau hatte begreiflich nicht die besten Tage. Häufig kam der Mann betrunken heim. Die Frau sollte zu allem schweigen, auch dann, wenn es der Mann mit der Treue nicht so genau genommen hatte.

Sie schwieg, wenn es nicht gar zu dick kam. Aber wenn der Mann sich noch rühmte seines Glückes bei den Frauen oder wenn er gotteslästerliche Rede in Gegenwart der Kinder führte, mußte die Frau doch ihre ehelichen und mütterliche Rechte geltend machen. Dann mußte sie sich aber bald verstecken, wollte sie sich nicht Mißhandlungen aussetzen.

An einem Sonntagnachmittag   hatte der Jäger mit seiner Frau und seinen Kindern einen Spaziergang nach Heimbuchenthal gemacht und war dort eingekehrt. Der Wein war gut und die hübsche Wirtstochter etwas leichtfertiger Natur. Der Jäger schwamm im Vergnügen. Er trank einen Schoppen nach dem anderen, ward allmählich vollständig betrunken und immer zudringlicher gegen die Wirtstochter.

Die Frau gab sich alle Mühe, den Mann fortzubringen. Sie hielt ihm vor, daß es Nacht wurde, der Weg sehr schlecht und im Dunkeln fast nicht zu gehen sei. Es gelang ihr endlich, ihn aus der Wirtschaft zu bringen. Kaum draußen, fing das Schelten und Toben an: Die Frau gönne ihm kein Vergnügen,   mit ihrer dummen Eifersucht verbittere sie ihm das Leben. Wenn er nur ein Weibsbild ansehe, sei der Teufel schon los.

Je mehr er in der frischen Luft war, stieg ihm der Wein zu Kopf und desto mehr steigerte sich seine Wut. Als endlich die Frau es nicht mehr aushalten konnte und äußerte, ob er sich denn nicht vor Gott und seine Heiligen schäme, daß er vor den Kindern solche Reden führe, war der Man ganz rasend. Er riß die Flinte von der Schulter und richtete sie auf die Frau und rief: „So laß dich von Gott und seinen Heiligen beschützen!“ Der Schuß krachte. Aber die Frau und ihre Kinder, die sich um die gedrängt hatten, lagen unversehrt auf den Knien.

Mit dem Pulverdampf war der Rausch des Jägers verflogen. Ein Strahl der ewigen Barmherzigkeit, die ihn vor solcher Missetat und großen Elend bewahrt hatte, war in sein Herz gedrungen und hatte es erleuchtet. Er war von nun an gänzlich umgewandelt, ein guter Gatte, ein guter Vater. Im Wald, an der Stelle, wo Gottes Hand Weib und Kinder beschirmt, ließ er diese Kapelle bauen. Alljährlich zum Muttertag wird hierher noch gewallfahrtet.

 

Danach geht es teilweise querwaldein entlang der alten Grenze zwischen dem Gebiet von Mainz und Würzburg, aber man bleibt   immer rechts von dem Grenzgraben. Steil geht es bergab nach Krausenbach. Rechts bei den ersten Häusern geht es nach Unterschnorrhof, unten am Bach ist die Ferschenmühle. Dahinter fand man die Reste von   „Schlos Herbroch“. Groß war die Überraschung, als bei einer geologischen Untersuchung die kreisrunden Grundrisse einer Burg mit Fundamenten und Gräben, mit Wassergraben und einem viereckigen Steinturm in den Wiesen am Dammbach abzeichneten. Wir stehen erst am Beginn der Forschungen, doch muß die Burg in enger Verbindung mit der Krausenbacher Forsthube gestanden haben. Die Mainzer Bischöfe unterhielten im 14. Jahrhundert im Spessart eine Forstorganisation, deren Förster in so genannten Forsthuben lebten, die aus Landbesitz und einem festen Haus bestanden. Die Forsthube wurde später mehrmals geteilt, wodurch Unter- und Oberschnorrhof entstanden.

 

Das Streifengüterdorf Krausenbach im Dammbachtal entstand um 1360 aus einer ehemaligen Forsthube. Angesiedelte Leibeigene erhielten Landstreifen als Eigentum und dienten bei den aufwendigen Hofjagden der Fürstbischöfe von Kur­mainz. Auf der Pfinzingkarte von 1562/94 erscheint das Dorf Krausenbach mit Kirche, Gebäuden, „Schlos Herbroch“ und mit dem „Schnurnhof“ (Oberschnorrhof). Man geht abwärts durch das Dorf. Man kommt vorbei am Forsthaus, der alten Schule (Georg-Keimel Haus, benannt nach dem früheren Lehrer und Dichter des Spessartliedes) und der Kirche.

Die sehenswerte St. Wendelin-Kirche ist um 1750 aus einem früheren Kapellenbau entstanden. Die Kunstwerke von St. Wendelin deuten auf ein hohes Alter hin. Heute noch besitzt die Kirche einen Meßkelch, der die Jahreszahl 1530 trägt. Im Ersten Weltkrieg mußte die Kirche eine Glocke von 1599 abliefern. Ein ganz besonderer Schatz aus St. Wendelin ist eine aus dem Hochmittelalter stammende Pyxis (Hostienbüchse). Sie scheint in Limoges Frankreich hergestellt worden zu sein. Im Jahre 1896 wurde sie an das Mainfränkische Museum in Würzburg verkauft, um die Renovierung der Kirche zu ermöglichen.

 

Am Wegweiser Heppe geht es links und dann gleich rechts und wieder links in die Straße „Schnor­renhöhe“. Auf einer geteerten Straße geht es wieder steil bergauf, wieder   mit dem Wanderzeichen „roter Balken“. Bei einer Gabelung hält man sich halbrechts und folgt dem Wegweiser. Wo eine breite Straße quert, kann man auf zwei Wegen zur Geishöhe geht: Geradeaus kommt man an dem „Summstein“ vorbei, einen tonnenschweren Stein, der eine Aushöhlung hat, in die man den Kopf stecken kann. Wenn man dann in unterschiedlichen Stimmlagen summt, findet man „seinen Ton“ und der Körper wird von Kopf zu Fuß in wohltuende harmonische Schwingungen versetzt. Der rote Balken führt aber schon vor dieser Straße nach rechts und dann wieder links hoch 6zum Gasthaus „Geishöhe“ und noch etwas höher zum „Ludwig-Keller-Turm“ (siehe oben).

 

Am Hofgut etwas unterhalb der Gaststätte geht man links und dann gleich rechts. Nach einigen Metern kommt man an eine Gabelung, wo man nach rechts geht, jetzt mit dem Wanderzeichen „rotes Plus“. Der Weg führt steil bergab. Auf der Schotterstraße muß man nur darauf achten, daß man den Abzweig nach rechts nicht verpaßt. In Neuhammer kommt man am Gasthaus „Auerhahn“ heraus.

Jetzt läuft man auf der alten Bahntrasse das Elsavatal hinauf. Man trifft zuerst auf den Höllenhammer, dann am Ortseingang auf den Alten Bahnhof. In der Dorfmitte ist dann die Kernsmühle, dann ist man schon bald wieder am Ausgangspunkt

 

Der europäische Kulturweg „Zwischen Scharstein und Geishöhe“ erschließt die Kulturlandschaft von Dammbach zwischen den beiden geographischen Höhepunkten des Scharsteins im Norden und der Geishöhe im Süden des Dammbachtales. Ackerterrassen und Podeste im umliegenden Wald belegen die einst weit ausgedehntere Kultivierung der Landschaft. Auf sie führt heute der „Alte Schulweg und Passionsweg“. Bei der Wanderung zwischen Maria‑Stern‑Platz und Geishöhe bietet der Erlebnispfad „Alter Schulweg“ spannende Einsichten in die Kulturlandschaft Spessart.

Vom Maria-Stern-Platz kann der Kulturweg in zwei Schleifen begangen werden. Die Nordschleife führt über die Steinpodeste der Pollershöhe zum Scharstein und zum Standort der Burg „Herbroch“. Die Südschleife präsentiert den „Alten Schulweg“ mit seinen Attraktionen bis zum Aussichtsturm auf der Geishöhe. Zurück geht es über Krausenbach und Wintersbach durch das Dammbachtal.

Länge jeweils etwa 9 Kilometer, Höhenunterschied etwa 200 ‑ 300 Meter.

 

(1) Maria-Stern-Platz (an der Straße zur Geishöhe gleich rechts)

(2) Pollershöhe: In einem Seitental des Wintersbachs sieht man abseits der Wege im Wald Steinhaufen, kurze isolierte Mauerstückchen, lange Mauern, alles Anzeichen für intensive frühere landwirtschaftliche Nutzung des Gebietes. Der Kulturweg folgt einer etwa einen Meter breiten Mauer die quer über die Pollershöhe verläuft. Ihr Zweck könnte in der einstigen Trennung von Feld und Wald gelegen haben. Außergewöhnlich sind Podeste, von denen man vermutet, daß sie auf mittelalterlichen Weinbau zurückgehen. Diese auffälligen Strukturen wurden um 1900 als Hügelgräber angesehen. Unter der Leitung der Universität Frankfurt wird die Forschung hier kulturgeographisch, archäologisch sowie anhand des Studiums historischer Quellen fortgeführt. Der Blick auf den Probenschnitt zeigt eine für den Spessart übliche dünne Humusschicht. Darunter befindet sich jedoch eine sehr breite Lage von anstehendem sandigem Lehm, der eine natürliche Grundlage für Ackerbau und sogar Weinbau bilden konnte.

(3) Scharstein

(4) Unterschnorrhof

(5) Wendelinuskapelle in Krausenbach

(6) Geishöhe: Mit dem Auto kann man von Wintersbach nach Süden auf die Geishöhe fahren.

 

 

 

Südspessart

 

 

 

Rund um Eschau

Aus Richtung Hanau fährt man auf der Autobahn schon  in Stockstadt ab und dann immer weiter auf der vierspurig ausgebauten Bundesstraße bis Obernburg. Die Strecke ist vierspurig und schneller als die Straße östlich des Mains. In Obernburg fährt man nicht gleich an der ersten Abfahrt in die Stadt hinein, sondern an ihr vorbei und nach der Aral-Tankstelle in Obernburg-Mitte rechts ab, dann noch zweimal rechts und über den Main nach Elsenfeld. Dort biegt man gleich rechts ab nach Erlenbach. Man fährt ein ganzes Stück durch das Gewerbegebiet der Stadt  und vor dem Wald links ab nach Mechenhard.

 

Mechenhard: Die Kirche steht im Ort an der Durchgangsstraße. Aber östlich außerhalb des Ortes ist noch eine Kapelle. Hier lohnt sich ein Zwischenhalt, denn außer der Kapelle gibt es auch noch ein Biotop mit einem Teich, Insektenhotel und Erläuterungstafeln. An der Ruhbank geht die Straße ab in Richtung Klingenberg. Nach links biegt man dann ab nach Schmachtenberg.

(Wanderung: Von Mechenhard mit der Markierung 25 und 21 nach Mönchberg, zurück durch den Langentaler Grund).

 

Schmachtenberg: Der Ort gehört zu den ältesten Siedlungen des Maintales und hatte Zentgericht und Gerichtsbarkeit. Bis 1298 war er Besitz der Herren von Klingenberg, danach des Deutschen Ordens. Die Kapelle von 1759 an der Durchgangsstraße rechts wurde im 19. Jahrhundert erweitert. Vorher aber geht es rechts ab nach Röllbach.

 

Röllbach: Die Gründung Röllbachs geht auf die Merowinger zurück. Die Kirche ist von 1503. In den Nischen der Häuser stehen gute Marienfiguren Nach links geht es in Richtung Norden nach Mönchberg. Am Ortsausgang steht die große Wallfahrtskapelle Maria Schnee. Sie  hat einen Hochaltar von 1680 und verschiedenen Plastiken (15. bis 18. Jahrhundert). Kurz hinter dem Ort kann man links auf der Höhe die  St. Wendelin-Kapelle sehen.

 

Mönchberg: Der Ort wurde 1108 erstmals erwähnt und hieß früher „Mengiburen“. Das ist auch gleichzeitig der Name der Burg, die hier stand. Der Ort selbst entstand erst nach dem Bau der Burg, die 1218 erstmals urkundlich erwähnt wird. Im Jahre 1367 erfolgte die Erhebung zur Stadt mit gleichen Rechten wie Aschaffenburg. Die waldreichste Gemeinde im Spessart bietet interessante fränkische Fachwerkbauten, so das Rathaus aus dem Jahr 1607 / 1609.

Man fährt von der Durchgangsstraße spitzwinklig nach rechts ab in die Hauptstraße und dann rechts in die Schwimmbadstraße  und wieder rechts hoch bis zu dem Parkplatz gegenüber dem Wendelin-Heim. Das Pfarrheim wurde 1805 von der Gemeinde als Schulhaus errichtet und bis 1877 als Schule benutzt. Von 1901 bis 1972 waren hier die Schwesternstation  und die „Kinderbewahranstalt“ untergebracht.  Im Jahre 1989 wurde das Gebäude umfassend saniert und zum Pfarrheim umgebaut. An dem Haus befindet sich eine Informationstafel mit einem Plan aller Sehenswürdigkeiten des Ortes.

Etwas oberhalb steht auch die sehenswerte Barockkirche St. Johannes der Täufer aus den Jahren 1749 bis 1752 mit Fresken von 1750. Der prunkvolle Hochaltar hat einen prunkvollen Aufsatz von Georg Dechant aus Wörth. Die Figuren sind von Schüßler und Nagel aus Miltenberg. Im Glockenhaus befindet sich der Grabstein der 1605 verstorbenen Katharina von Aulenbach

Wenn man

Südlich der Kirche befindet sich das Gasthaus „Zur Mengeburg“. Wenn man dort die Kirchgasse weiter geht, kommt man an deren oberen Ende links zum Bürgersaal und zum alten Rathaus, rechts ist das heutige Rathaus.

 

 

Zum Schwimmstadion, dem schönsten Bad im Spessart, kommt man über die Schwimmbadstraße, die an dem genannten Parkplatz losgeht. An der Friedhofsmauer soll ein vortrefflicher Grabstein mit Zeittracht stehen. Das ist aber nicht bei der Kirche, der Friedhof mit einer alten Mauer ist mehr im Süden des Ortes.

Wenn man vom Parkplatz herunterkommt, empfiehlt es sich, wieder nach links zurück auf die Durchgangsstraße zu fahren (rechts herum kommt man in ein Naherholungsgebiet und muß wieder im Bogen zurückfahren, um auf die Straße nach Eschau zu kommen)

 

 

 

Eschau:

In Eschau fährt man nicht bis zur Umgehungsstraße, sondern biegt schon vorher an dem Wegweiser Eschau nach rechts ab in den Ort und fährt auf der Elsavastraße durch den Ort. Links steht das historische Fachwerk-Rathaus ist aus dem 13. Jahrhundert (am Haus steht „Erbaut um 1690, renoviert 2013). Unter dem Erker war früher der Pranger, heute ist dort eine Gedenktafel für die früheren jüdischen Einwohner. Gegenüber geht es rechts hoch in die Rathausstraße. Dort ist geradeaus das heutige Rathaus und rechts die evangelische Kirche mit Chor und Sakristei. Die Kirche ist von 1476, das Langhaus von 1744 / 1745. Sie enthält zahlreiche Grabmäler derer von Fechenbach, der Erbauer des Wasserschlößchens in Sommerau.

Der Markt Eschau und die Burg Wildenstein sind Gründungen der Grafen von Rieneck, die hier ihr größtes geschlossenes Territorium im Südspessart hatten. Der Ort im Elsavatal geht zurück auf die Burg Esche, angelegt von den Grafen von Rieneck. Gemeinsam mit Burg Wildenstein und dem von den Rieneckern gegründeten Kloster Himmelthal bildete Eschau die Machtbasis des Grafenhauses im Südwestspessart. Die Grafen von Rieneck hatten früh erkannt, daß der Aufstieg ihres Adelsgeschlechtes mit wirtschaftlichem Gedeihen einhergehen muß. Städte und Märkte boten dazu den idealen Ansatz. In den Aus­einandersetzungen mit dem Erzstift Mainz zwischen 1260 und 1271 gelang es den Rieneckern nicht, ihr Gebiet zu erweitern, weshalb Eschau und Wildenstein eine Enklave in mainzischem Gebiet blieben.

Nach der Niederlage gegen die Mainzer Kurfürsten erhielt Eschau 1285 das Marktrecht. Wichtig war die Lage an einem überregionalen Verkehrsweg, der vom Main kam und über die Höhe an Wildenstein vorbei nach Osten zog. Diese Verbindung scheint älter zu sein, denn im Eschauer Weistum (Gesetzessammlung) von 1400 sind bereits Bestimmungen für Pilger erwähnt, die bekanntlich entlang wichtiger Verkehrsrouten zogen.

Wegen der Grafen von Rieneck sind Eschau (und das nahe liegende Hofstetten) heute evangelisch, da sie und ihre Erben, die Grafen von Erbach, sich der Reformation angeschlossen hatten.

Während die Burg nach dem 13. Jahrhundert rasch an Bedeutung verlor, entwickelte sich Eschau zu einem florierenden Marktort. Eschau gehörte später territorial zu Klingenberg und kam 1806 an das Fürstentum Aschaffenburg und 1814 an Bayern.

Wieder zurück auf der Elsavastraße kommt man zu einer Kreuzung. Dort fährt man rechts und ein Stück weiter links in die Wildensteiner Straße.

 

Weiler Wildenstein:

Der Weiler Wildenstein unterhalb der Burg erscheint schon auf der Pfinzingkarte um 1562.

Über seine Geschichte ist bislang wenig bekannt. Sicher auch beeinflußt von der umtriebigen „Villa Elsava“ in Hobbach unter der Leitung von Dr. Wehsarg setzte auch in Wildenstein im frühen 20. Jahrhundert der Spessart-Tourismus ein, der die Bewohner dazu brachte. ein „Touristenheim“ zu eröffnen.

 

Burg Wildenstein:

Man fährt durch den Ort hindurch und dann rechts steil hoch. Wo die Teerstraße endet geht es nach rechts noch ein wenig höher, wo auch ein Parkplatz für ein Auto ist. Von dort geht eine Treppe zur nahegelegenen Burg.

Die Burg Wildenstein ist im inneren Spessart die einzige Burgruine, die zu großen Teilen und im Baubestand sichtbar erhalten geblieben ist. Die vielen übrigen Standorte ehemaliger Burgen im Spessart sind überbaut, vergessen oder nur noch als Hügel im Gelände erkennbar.

Die Entstehung der 300 Meter hoch gelegenen Burg Wildenstein ist in der Auseinandersetzung des Erzstifts Mainz mit den Grafen von Rieneck zwischen 1260 und 1271 begründet. Es ging um die Vorherrschaft im westlichen Vorspessart zwischen Alzenau und Himmelthal. Die Grafen von Rieneck erlebten ihren Aufstieg im 12. Jahrhundert unter den staufischen Königen.  Sie herrschten hier über ihr größtes geschlossenes Territorium im südwestlichen Spessart. Sie beabsichtigten aber, in diesem Gebiet durch den Ausbau von Rodungen, die Anlage von Siedlungen und vor allem von Burgen, ihr Territorium auszudehnen.

Aber in der Zeit des Interregnums (kein König regierte das Römische Reich deutscher Nation 1254-1273) fehlt ihnen die Unterstützung. Gemeinsam mit den Grafen von Hanau und Erbach versuchte Rieneck seine Machtbasis zu erweitern. In den Urkunden faßbar wird dieser Konflikt in Verträgen zwischen den beiden Parteien, die zwischen 1260 und 1271 geschlossen wurden.

Merkwürdigerweise erfährt man nichts von einer Fehde oder von Kriegszügen zwischen Mainz und Rieneck. Das Ergebnis der geschlossenen Vereinbarungen war jedoch stets nachteilig für die Grafen von Rieneck.

Es verblieben den Rieneckern um Eschau drei Säulen ihrer Territorialherrschaft. Die Burg wirkte als Verwaltungsmittelpunkt, Eschau entwickelte sich durch die Verleihung der Marktrechte zu einem lokalen Wirtschaftszentrum. Das Kloster Himmelthal festigte als potentielle Grablege die Position der Rienecker im Elsavatal. Der Blick der Grafen von Rieneck war in Richtung der Verkehrsachse Maintal gerichtet. War es ihnen in Lohr gelungen, am Mainufer eine Residenz zu errichten (was die Burg Rieneck nie war), erstrebten sie hier im Süden gleiches.

Die Burg Wildenstein war für die Rienecker Grafen vor allem militärischer Ausdruck für den Machtanspruch des Grafenhauses im Südspessart. Aber die Funktion der Burg Wildenstein in der Auseinandersetzung ist unklar. In den Verträgen erscheint eine zweite Burg in Eschau, die schließlich zerstört wird. Darüber hinaus wechselt Wildenstein zwischen 1260 und 1271 mehrmals den Besitzer, wird zerstört und wieder erneuert In diesem Zusammenhang wird die Burg 1266 erstmals mit Namen „Wildenstein“ genannt. Abschließend bleiben den Grafen von Rieneck die Besitztümer um Eschau erhalten.

Nach dem Aussterben der Rienecker im Jahre 1559 kam es zu einer Aufteilung der rienecki­schen Herrschaft. Die Grafen von Erbach erbten das Territorium um Wildenstein. Die Burg wurde Sitz des Amtmanns der Grafen von Erbach. Der andere Teil der Erbschaft ging an die Grafen von Hanau, die innerhalb kürzester Zeit in den Hochadel aufgestiegen waren und heftig an der Erweiterung ihres Territoriums an der Kinzig und in der Wetterau arbeiteten. Die Weichen für die Zukunft werden mit dem Heiratsvertrag zwischen Rieneck und Hanau im Jahr 1272 gestellt. Damit war den Hanauern ein weiterer Schritt bei der Erweiterung ihres Einflusses gelungen, der nach 1559 zu einem erheblichen Zugewinn aus dem rieneckischen Erbe nach deren Aussterben führte.

Unter den Grafen von Erbach, die 1559 in Eschau das Erbe der Grafen von Rieneck antraten, verlagerte sich das Leben weg von der Burg in den Ort Eschau. Militärisch hatte die Burg seit der Entwicklung der Feuerwaffen im 15. Jahrhundert ihre Funktion verloren, da die Mauern einem Beschuß nicht widerstanden. Zunächst noch von einem Amtmann bewohnt. verfiel das Gebäude immer mehr und wurde nicht mehr instandgesetzt - im Gegenteil: Wohl manches Gebäude der Umgebung dürfte später mit gehauenen Steinen der Burg errichtet worden sein.

 

Die beiden frühesten Abbildungen von Burg Wildenstein mit Landschaft  stammen von 1746 und 1830.  Die ältere Abbildung zeigt ein noch äußerlich intaktes Gebäude, während  sie sich im 19. Jahrhundert eine Ruine präsentiert. Erhalten von der Burg sind noch die Ringmauer aus dem 13. Jahrhundert, Torbau und Bergfried sowie eine weitere Häusergruppe. Bei einem mit kleinen Tafeln beschilderten Rundgang über die Burg hat man Gelegenheit, die einzelnen Abschnitte genauer kennen zu lernen.

 

Der Wildenstein steht auf einem Berggrat des Sommerberges. Der Bering mit seiner aufgelösten Buckelquadermauer spiegelt den ursprünglichen Umfang der staufischen Burg die von den Grafen von Rieneck erbaut wurde. Vermutlich ein einfaches Tor in der Mauer in der Mitte der Südseite flankiert von zwei Steingebäuden stellte den Zugang dar. Die Zufahrtsrampe führte von Westen an das Tor heran. Am Südhang finden sich Reste einer Mauer, die in etwa rechteckig verlaufend den gefährdeten Torbereich und die Zufahrt schütze.

Eine genauere Betrachtung des Berings zeigt die Westseite in deutlich besserer Qualität als im Osten. Erkenntlich ist dies an der Eckausbildung des Mauerverlaufs und deren Betonung im Mauerwerk in Form einer durchlaufenden Linie, sowie an der ordentlicheren Ausführung der Buckelquader. Der Ostbering dagegen verläuft einfach rund und weist Buckelquader seit unsauberem und auch breiterem Randschlag auf. Daraus läßt sich deuten, daß nach Aufbau des Tores die Mauer im Uhrzeigersinn hochgezogen wurde.

Die Baulichkeiten innerhalb des Berings sind - mit Ausnahme des südwestlich gelegenen Wohnbaus - nur noch untertage vorhanden. Der staufischen Phase gehört der Keller an. Gräben und Vorwerke gehören ebenfalls zur „Grundausstattung“. Die Zerstörung der Burg im Jahre 1260 durch die Mainzer Erzbischöfe umfaßte wahrscheinlich lediglich die Schleifung des Tores mit einem Teil der anschließenden Mauer und den Baulichkeiten innerhalb des Berings. Nach Aussterben der Rienecker kam die Burg 1560 an die Grafen von Erbach. Diese hatten hier zunächst noch einen Amtmann, später wurde die Burg bedeutungslos und zerfiel.

Im Jahre 1997 trafen sich einige Bürger mit dem gemeinsamen Ziel, den Verfall der Burgruine Wildenstein zu stoppen. Hierauf folgte die Gründung des Vereins „Burgfreunde Wildenstein e.V.“, der das Gelände auf 99 Jahre den Grafen von Erbach pachtete. Sicherungsmaßnahmen zur Erhaltung der Burg werden durch die Burgfreunde Wildenstein getroffen. Die Burgruine Wildenstein soll für den Besucherverkehr durch gezielte Maßnahmen zugänglich gemacht werden. Weitere Informationen unter www.burgfreunde-wildenstein.de.

Der Verein „Burgfreunde Wildenstein“ macht sich seit mehreren Jahren um die Sanierung der arg mitgenommenen Ruine verdient. Sie befestigen marode Mauerteile sowie den Turm, rücken Burg Wildenstein durch Veranstaltungen wieder in den Blickpunkt des Interesses und tragen somit zum Erhalt der über 700 Jahre alten Anlage bei.

 

Archäologie auf Burg Wildenstein:

Wie sah der Alltag auf Burg Wildenstein aus? Einige Aspekte konnten durch die archäologischen Funde erhellt werden. Unbrauchbar gewordener, als wertlos erachteter Abfall gestattet uns Einblicke in die Vielfalt des täglichen Lebens vom hohen Mittelalter bis zum Frühbarock. Besondere Bedeutung erhalten die während der Sanierungsarbeiten gemachten Funde von der Burg Wildenstein durch eine Reihe herausragender Sonderstücke aus Keramik und Metall. Sie spiegeln den Reichtum der Burg wider. Obwohl zerscherbt. verbogen. verrostet und nur noch in Teilen erhalten, erzählen sie uns eine ganz eigene Geschichte über Fertigungstechniken, Alltag, Handel und historische Ereignisse. Im Folgenden sollen einige ausgewählte Fundstücke „zum Reden“ gebracht werden: Für die weitere archäologische Erforschung des Spessarts bilden die Funde eine wichtige Basis.

 

  • Kacheln: Drachen, Rosen ... und ein Kurfürst:

In den meisten Häusern war bis in das 17. Jahrhundert hinein die ebenerdige Kochstelle zugleich die einzige Wärmequelle im Haus. Für große Burganlagen wie Wildenstein kommen Kamine und Kachelöfen hinzu. Wurden die Kamine in erster Linie für repräsentative Zusammenkünfte genutzt, so holte man sich mit Hilfe der Holz sparenden, rauchfreien Kachelöfen behagliche Wärme in die gute Stube. Für Wildenstein sind mindestens drei Generationen von Kachelöfen nachgewiesen. Die ältesten Kacheln stammen aus dem hessischen Dieburg und wurden dort noch vor 1400 gefertigt. Damit umgab sich der Burgherr mit Kachelöfen der höch­sten Qualitätsstufe.

Doch trugen die farbenfroh glasierten Kacheln nicht nur dem Repräsentationsbedürfnis des Burgherren Rechnung. Drachen, Eichenblätter und Maßwerk erzählen Geschichten, die von uns heute teilweise nicht mehr entschlüsselt werden können, damals jedoch jedermann geläufig waren. Fragmente einer Blattkachel mit einer Rose in einem runden Medaillon stammen von einem Ofen, wie er etwa zeitgleich auch auf dem Burg Bartenstein bei Partenstein im Spessart stand. Zu den rein dekorativen Elementen gesellten sich Szenen aus dem Leben Christi, Heiligenfiguren und eben die Rosen als Versinnbldlichung der Schmerzensmutter Maria.

Der jüngste auf der Burg aufgestellte Kachelofen zählt wegen seiner gußeisernen Ofenplatten im Unterbau zur Gruppe der Kombinationsöfen. Mit einem keramischen Aufsatz versehen, vereinigte er zugleich die Vorzüge von Eisen- und Kachelöfen. nämlich die rasche Wärmeabgabe und die lange Wärmespeicherung.

Von diesem Kachelofen stammt eine große Blattkachel mit einem reitenden Kurfürsten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg repräsentierten nach dem Kaiser acht Kurfürsten das Römische Reich Deutscher Nation. Durch das Speichenrad auf der Pistolentasche gibt sich das Wildensteiner Relief als Darstellung des reitenden Kurfürsten von Mainz  zu erkennen. Von den fünf bislang bekannten Serien mit reitenden Kurfürsten ist die vorliegende hauptsächlich am Oberrhein und im Elsaß verbreitet. Funde aus Miltenberg und von Wildenstein legen jedoch nahe, daß die Motive auch mainaufwärts verhandelt wurden. Der Kombinationsofen mit den reitenden Kurfürsten ist zudem ein Zeitdokument für die Geschichte der Burg Wildenstein. Seine Reste fanden sich am Fuße des Burgturms, der bis in das 17. Jahrhundert als Wohnstatt des Burgvogtes diente. Seine Zerstörung dürfte mit dem endgültigen Auszug des letzten Burgbewohners einhergegangen sein.

 

  • Pilgerzeichen: Ein Reisesouvenir mit besonderen Garantien:

Bis zur Reformation haben Pilgerreisen im Leben des Menschen eine Rolle gespielt, die man sich heute kaum groß genug vorstellen können. Ihre Wirkung beschränkte sich keineswegs auf die Frömmigkeit Die Pilgerfahrt war vielmehr oft der einzige Anlaß zu reisen und fremde Länder kennen zu lernen. Als sichtbares Zeichen der Wallfahrt brachte man kleine Bleireliefs mit, die man - wie in Wildenstein gefunden - durch ein Amulett faßte und um den Hals trug. Häufig nähte man sie an Hüte oder auf Mäntel. Nicht selten gab man das Pilgerzeichen dem Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits mit. Das Wildensteiner Pilgerzeichen zeigt eine Madonna in barocker Tracht. Es gehört damit in die Tradition der Wallfahrt zu nahe gelegenen Gnadenorten. Für den Spessart sind dies etwa Walldürn oder Mariabuchen bei Lohr.

 

  • Spielzeug: Ritter - Pferde - schöne Damen:

Über das Leben der Kinder im Mittelalter wissen wir nur wenig. Umso wichtiger ist ein kleines keramisches Püppchen von Burg Wildenstein. Das nur wenige Zentimeter hohe Figürchen bildete das Gegenstück zum Spielzeugritter, mit dem der männliche Nachwuchs auf seine spätere Rolle in der Gesellschaft vorbereitet wurde. Mädchen spielten mit hölzernen oder keramischen Püppchen, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nach der neuesten Mode gekleidet waren. Das Haar der Puppen war von einem „Kruseler“ bedeckt. Nach ihm werden die Püpp­chen auch Kruselerpüppchen genannt. Der Kruseler ist eine Kopfbedeckung, die aus mehreren, übereinander gelegten Schleiern bestand, deren gestärkte, fein gekräuselte Säume als Rüschen erscheinen. Leider fehlt bei dem besonders gut erhaltenen Kruselerpüppchen von der Burg Wildenstein der Kopf. Ähnliche Stücke aus Augsburg und Nürnberg ermöglichen jedoch eine Rekonstruktion des ursprünglichen Aussehens. Die Figur wurde in einem zweiteiligen Model geformt und dann gebrannt. Ähnlich wie die Barbiepuppe repräsentierte das Kruselerpüppchen die Welt der erwachsenen Frau. Mit ihr ließ sich ,,feine Dame“ spielen. Weiterhin haben sich auf der Burg mehrere Miniaturgefäße erhalten. Murmeln belegen, daß sich auf der Burg auch das Murmelspiel großer Beliebtheit erfreut haben dürfte.

 

Östlich von Wildenstein (Skizze in Elvira Klein, Spessart, Seite 191) stehen die Dreifaltigkeitslärche und der Maßkannestein. An jener Stelle soll einst ein Müller seinen Vater erschlagen haben, berichtet die Sage. Der Anlaß seien Erbstreitigkeiten gewesen; als Tatwerkzeug wird eine Maßkanne genannt. Solch eine Maßkanne ziert denn auch den vor Jahrhunderten errichteten Gedenkstein. Durch ihn, so glaubte man früher, könne die Seele des Ermordeten zur Ruhe kommen.

Man fährt wieder zurück nach Eschau und jetzt an der Kreuzung geradeaus nach Sommerau. Gleich links liegt in einem Park das Wasserschloß Sommerau.

 

Wasserschlößchen Sommerau:

Zwischen Eschau und Sommerau steht links das Wasserschloß der Herren von Fechenbach.

Das Wasserschloß Sommerau ist ein 1271 erbautes Burghaus an der Elsava gegenüber von Eschau.  Es wurde als Mainzer Lehen den Kottwitz gegeben. Im Jahre 1365 war die Sommerauer Burg zwischen den verschwägerten Kottwitz und Fechenbach geteilt. Die Kottwitz und die Herren von Fechenbach waren  gemeinsame Besitzer des Schlosses. Nach der Übernahme der Kottwitzschen Anteile waren die Fechenbacher nun die alleinigen Besitzer.

Während des Bauernkrieges wurde das Schloß - der Spessartsage nach - von aufständischen Bauern erstürmt und in Brand gesetzt. Es wurde wieder aufgebaut, jedoch im Dreißigjährigen Krieg abermals zerstört 1650 wurde dann der heute noch bestehende Flügel errichtet, wobei die Reste eines Wehrturmes und der Ringgraben erhalten blieben. Im Jahre 1856 waren Hartmann Freiherr von Fechenbach Sommerau und Friedrich Karl Joseph von Fechenbach-Laudenbach gemeinsame Besitzer. Danach ging das Wasserschloß, nachdem der letzte männliche Nachkomme der Fechenbacher verstorben war, an die Erbnachfolger von Aufseß in Laudenbach.

Von 1916 bis 1920 war das Schloß - vermietet mit allem Inventar - Künstlerresidenz des Maler- und Künstlerehepaars Oskar und Gretel Hagemann. Von 1925 bis1954 wohnte der Arzt Dr. Josef Drescher mit seiner Frau Theresia im Schloß. Im Erdgeschoß befand sich die Küche und im Obergeschoß die Arztpraxis und die Privaträume. 1953 wurde von Freifrau Mechthild von Aufseß das Wasserschloß an den Kaufmann Kurt Kamphausen verkauft.

Im Jahre 1970 veräußerte Kurt Kamphausen das Schloß samt Inventar an den Werbekaufmann Kurt Redies. Beide Eigentümer investierten erhebliche Summen in das Anwesen. Im Jahre 1994 verkaufte Redies das Schloß an die Versicherung „Alte Leipziger“. Das Schloß wurde total entkernt. Es sollte in der Parkanlage ein Tagungshotel entstehen mit dem Schloß als Begegnungsort. Nach einem Vorstandswechsel wurden diese Pläne jedoch wieder aufgegeben. Im Jahre 1998 wurde das Schloß zum Verkauf angeboten. Seit 2004 ist das Schloß im Besitz des Architekten Wilfried Stendel. Er begann mit der Sanierung der Schloßanlage und der Planung einer Wohnanlage im Schloßpark.

In Sommerau hatte man mit Eschau nichts gemein, im Gegenteil, hier saßen die Mainzer und drüben die Rienecker als Rivalen, was sich auf religiösem Gebiet noch heute niederschlägt. Die Grafen von Rieneck führten schon früh die Reformation ein, ihre Nachfolger - die Grafen von Erbach  - blieben dem evangelischen Glauben treu und mit ihnen ihre Untertanen; eine protestantische Enklave im katholischen Umland entstand. Die neue Kirche steht an der Straße. Links von ihr geht eine Treppe zur alten Kirche.

Wanderung: Auf der Straße darüber kann man nach rechts und im scharfen Linksknick die Ringstraße hinaus ins freie Feld gehen. Der Weg steigt  - am St. Wendelin‑Standbild vorbei  - über eine längere baumlose Strecke, dabei mit zunehmender Höhe bald gute Sicht über die Elsavamulde, in die sich Eschau und Sommerau schmiegen. Etwas abseits liegt nördlich der Schafhof, von dem es heißt, daß dort in früheren Zeiten einmal im Jahr der „Wilde Jäger“ - Segen und unheilbringend - durch die Scheune gerast sei.

 

Man fährt durch Sommerau bis zum Kreisverkehr. Von hier kann man weiter fahren in Richtung Hobbach. An dieser Straße sind noch drei historische Sehenswürdigkeiten, aber wirklich sehen kann man nicht mehr viel:

 

Hesselsmühle:

Die Hesselsmühle war eine der ersten im Elsavatal. Auf der Spessartkarte des Nürnbergers Paul Pfinzing von 1562 / 1594 sind die Hesselsmühle und der Hessels­berg eingezeichnet. Die Geschichte der Hesselsmühle reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, als sie in einer Bestandsaufnahme von Liegenschaften der Freiherrn von Fechenbach als „Haslismühle“ erwähnt wird. Von der Mühle aus hat 1525 der damalige Müller Jakob Hock eine Bauernrevolution gegen das Schloß angeführt.  Über die Verstrickung des Hesselsmüllers Jakob Hock in die Bauernaufstande von 1525 und den von ihm veranlaßten Überfall auf das Schloß Sommerau hat Pfarrer Caspari berichtet.

Im 16. Jahrhundert läßt sich eine Wassernutzung in Form einer Getreidemühle mit Mahlwerk - angetrieben von einem oberschlächtigen Wasserrad mit über 3,5 Meter Durchmesser - nachweisen. Zu dieser Zeit trat für den Betrieb einer Ölmühle ein zweites Wasserrad gleichen Ausmaßes hinzu. Das Herzstück der Mühle bestand aus einem über Transmission angetriebenen Stampfhammer. Ein etwa 4 Meter langer Hartholzstamm von etwa 30 Zentimeter Durchmesser wurde mit Wasserkraft bis zu einem bestimmten Punkt hochgezogen, an dem er sich löste und auf die Ölfrüchte hinab sauste, die auf einer dicken Steinplatte lagen. Die Platte war mit einem Holzkasten eingefaßt, damit das Rapsöl aufgefangen werden konnte. Seitlich befand sich ein Auslauf für den Abfluß des Öls, das anschließend am offenen Feuer erhitzt und dadurch haltbar wurde. Ein drittes Wasserrad sorgte schließlich für den Antrieb eines Gatters zum Schneiden von Stammholz. Mit diesen drei Funktionen konnte die Wasserkraft also ganzjährig genutzt werden.

Als Mahl-. Öl-, und Schneidmühle ging die Hesselsmühle 1777 in den Besitz des Franz Anton Baumann über und wurde von seinen Nachkommen über fünf Generationen bis 1925 weitergeführt. Damit endete die Mühlennutzung. Bis 1955 diente das Triebwerk noch zur Stromerzeugung über einen Generator Im gleichen Jahr ging die Hesselsmühle in den Besitz der Familie Aichinger über, die 1966 ein Gasthaus mit Pensionsbetrieb eröffnete. Die Stromgewinnung aus Wasserkraft wurde 1974 durch den Anschluß an das öffentliche Stromnetz ersetzt. Der 1989 eröffnete Biergarten erfreut sich großer Beliebtheit. Heute ist das Gasthaus mit Biergarten von Familie Manfred Aichinger immer montags. sowie an verlängerten Wochenenden im Sommer geöffnet.

 

Baronsbrücklein

Rechts von der Straße sieht man den Zugang zum Baronsbrücklein. Dieser ist allerdings für Autos gesperrt (sogar mit Baken). Der Zugang zum Schloß Oberaulenbach ging früher entweder von Hobbach oder von Eschau aus. Die direkte Verbindung von der Hauptstraße wurde erst 1912 geschaffen, als man anläßlich des Umzugs des Familie von Mairhofen von München nach Oberaulenbach das „Baronsbrücklein“ errichtete. Zunächst war die Brücke ein Provisorium, wurde dann aber weiterhin genutzt und schließlich zur Dauereinrichtung. Dort kreuzte sich der Weg auch mit der Eisenbahnlinie Obernburg‑ Elsenfeld, von der heute noch eine Brücke erhalten ist, die man von der Brücke aus sehen kann.

 

Dillhof

Östlich der Straße nach Hobbach und nördlich der Straße nach Oberaulenbach stand der Dill­hof. Aber dort ist heute nur ein Gewerbegebiet. Das Hofgut wurde im frühen 20. Jahrhundert abgerissen, so daß sein Standort heute nicht mehr erkennbar ist. Der Dillhof ist zu sehen auf einer Karte, die wegen Grenzstreitigkeiten zwischen der Gemeinde Hobbach und der Familie von Mairhofen 1746 angefertigt wurde. Der Dillhof erscheint mit drei Gebäuden unterhalb der Straße von Hobbach nach Unteraulenbach. Unterhalb des Hofes erstrecken sich bis zum Bach  nur Wiesen. Oberhalb beginnen die Felder, die bis zum Waldrand reichen. Rechts oben liegt über dem Bach der Weiler Unteraulenbach. Die Elsava fließt am unteren Bildrand.

 

Elsavatalbahn:

Wenn man am Kreisel nach rechts abbiegt geht bald danach links die Straße nach  Unteraulen­bach ab. Links an der Straße steht eine Informationstafel über die Elsavatalbahn und die Hes­sels­mühle, die aber an der Straße nach Hobbach steht. Etwas links davon steht ein Gedenkstein von 1557 für Hans Bolender.

Das Wilhelminische Kaiserreich (1871-1918) war das goldene Zeitalter der Eisenbahn, die in schwach entwickelten Gebieten die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung weckte. So entstanden im Spessart Nebenstrecken. zu denen auch die Elsavatalbahn gehört. Nachdem am Bayerischen Untermain die industrielle Entwicklung zu Beginn des 20 Jahrhunderts Fuß gefaßt hatte, sahen die Gemeinden im Elsavatal durch einen Bahnanschluß die Chance, vom wirtschaftlichen Aufschwung zu profitieren. Eingaben und Petitionen von Politikern und Bürgern überzeugten den bayerischen Staat vom Nutzen eines solchen Unternehmens. So wurde im Spessart die Elsavatalbahn 1910 mit einer Länge von 25 Kilometern zwischen Heimbuchenthal und Obernburg am Main eröffnet. Die Bahn wurde von Pendlern genutzt, die in den Fabriken in Aschaffenburg und am Main arbeiteten.

Der Export forst- und landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie die Einfuhr landwirtschaftlicher Hilfsgüter (Dünger, Maschinen) sowie von Kohlen und Straßenschotter sollte den Güterverkehr begründen. Weiterhin sollten Pendler aus dem Spessart Arbeitsstellen im Maintal erreichen. Arbeitsplätze für die Spessartbevölkerung brachte das 1925 in Betrieb genommene Glanzstoffwerk in Elsenfeld / Erlenbach. Auch der aufkommende Fremdenverkehr mit „Sommerfrisch­lern“ sollte gefördert werden. Die Bahn wurde am 9. Januar 1910 der Öffentlichkeit übergehen und führte von Obernburg nach Heimbuchenthal - mit einer Option der Verlängerung bis Hessenthal.

Auf der Strecke verkehrten täglich 13 - 16 Züge. Der Holztransport erwies sich als so attraktiv. daß an den Stationen Wintersbach, Eschau-Mönchberg und Heimbuchenthal Holzverladestationen entstanden. Hinzu trat der Transport von Holzkohle, die in Meilern gebrannt wurde. Bis in die 1950er Jahre florierte der Bahnbetrieb. Mit der Konsolidierung des Wirtschaftswunders und der beginnenden Auto-Mobilität sank die Bedeutung der Elsavatalbahn rapide. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung von 1966 ergab ein Minus von 377.000 Mark, damals eine enorme Summe.

Bis in die  fünfziger Jahre florierte der Bahnbetrieb, doch mit der Konsolidierung des Wirtschaftswunders und der beginnenden Mobilität per Auto sank die Bedeutung der Elsa­vatalbahn rapide. Zwangsläufig folgte die Stillegung zunächst des Personenverkehrs 1968 und des Güterverkehrs 1978. Bis 1980 war die gesamte Strecke rückgebaut. Der Rückbau der Gleise nach der Einstellung des Bahnbetriebes schritt schnell voran. Nach dem Rückbau der Elsavatalbahn 1978 / 1980 wurde auf der Trasse ein Radweg eingerichtet sowie die Umgehungsstraße von Eschau. Fast 20 Jahre lang hielt der (heute nicht mehr existierende) Verein „Historische Elsavatal-Bahn“ die Erinnerung aufrecht.

Der Eschauer Bahnhof  hieß „Eschau-Mönchberg“, weil die Mönchborge zunächst eine Stichbahn in ihr Seitental befürwortet hatten, nachdem dieser Plan verworfen wurde. beteiligten sie  an den Grunderwerbskosten für den Bahnhof in Eschau und wurde dafür im Gegenzug in den offiziellen Bahnhofsnamen aufgenommen.

Unteraulenbach

Der Weiler Unteraulenbach liegt an einer hochwasserfreien Fläche an der Mündung des Aulen­bachs in die Elsava. Unteraulenbach erscheint auf der Grenzbeschreibung von 1746 als Weiler am Ende des Aulenbachtales mit der Bezeichnung „Daß gräflich Erbachsche dorff  Unter­aulenbach. Der Bach wird beschrieben als „daß bachlein Aul, welches im dortigen Wald entspringet, und sich in die Elsava ergießet“. Die Elsava wird benannt als „Der Wintersbacher Bach oder die Elsava“. Norden ist auf der Karte link

Wenn man schon fast aus dem Dorf heraus ist, steht kurz vor der Linkskurve auf der rechten Seite etwas versteckt an der Ecke eines Nebengebäudes ein gußeiserner Wegweiser. Er dürfte aus einer rexrothschen Gießerei stammen. Gußeiserne Objekte wie dieser waren die ersten touristischen Richtungsanzeiger im Spessart. Heute gibt es davon nur noch ganz wenige, zum Beispiel das „Katharinenbild“ bei Partenstein oder die „Hirschhörner“ bei Heigenbrücken.“

Ein Stück hinter dem Dorf kommt man an eine Gabelung: der linke Weg geht zum Barons­brücklein, der mittlere Weg nach Hobbach und der rechte Weg nach Oberaulenbach. Aber alle

sind für Fahrzeuge gesperrt. Bis Schloß Oberaulenbach ist es aber nur etwa ein Kilometer.

 

Wolfsgrube:

Wo an der Straße nach Oberaulenbach rechts ein halber Wendekreis ist, geht es links hinauf in den Wald. Nach einem spitzen Rechtsknick biegt der Weg nach Norden ab. Wo er wieder nach rechts biegen will, liegt links die Wolfsgrube. Der Wolf ist immer als gefährliches Tier dargestellt worden. Etwa zeitgleich mit den letzten Wolfsjagden im Lohrer Spessart im Jahre 1724, erschien in Leipzig Flemmings ,Der vollkommene Teutsche Jager“. Die Zeichen wölfischer Gefräßigkeit sind überdeutlich herausgearbeitet:  hechelnde Zunge, gieriger Rachen, reißende Fangzähne.

Wölfe waren bis in die Neuzeit dauernde Bewohner der Mittelgebirge, so auch im Spessart. Ein Mittel gegen Wölfe war das Anlegen so genannter Wolfsfanggruben. Diese waren in der  Regel vier Meter tief und hatten einen Durchmesser von 1.50 Meter. Im Boden steckten zugespitzte Pfähle. Um dem Tier das Herausklettern unmöglich zu machen, waren sie sorgfältig ausgemauert. Überall in Europa gab es Wolfsgruben. von Schweden bis in die italienischen Abruzzen. Ein Jagdbuch von 1746 beschreibt die Vorgehensweise beim Wolfsfang: „Diese Grube machte man 16 Schuh tieff, und 12 Schuh weit und breit, auch fein ausgebohlet. In der Mitte wird eine glatte Stange hinein und ein Rad oder eine Scheibe draufgesetzt. Darauf bindet man ein Schaaf, eine Ziege oder Ente. Alsdenn werden zwey Schnappdeckel gemacht, die an der Stange zusammenstoßen, doch einander nicht hindern. Die Decke sind von dünnen, glattgehobelten Brettern oder von Reiß-Holtze geflochten, müssen aber an den Seite in einer Angel hängen, daß sie in die Grube hineinschlagen können und sich umdrehen. Es kann auch ein wenig Reißig darauf gestreuet werden, damit es nicht so helle scheine. Wenn nun der Wolff das Schaaf oder die Ente vernimmt, so will er derselben zueilen: da er aber über den Deckel springt, wird er in die Grube geworfen“.

Für gewöhnlich wurde er noch in der Grube erschossen oder mit einer sogenannten „Dachszange“ (ein Greifgerät, mit dem man früher Dachse aus ihrem Bau zog) ergriffen und erschlagen. Die Ködertiere, auch „Wildhämmer'“ genannt, mußten von den Gemeinden kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Daraus wurde eine routinemäßig erhobene Abgabe, die noch nach dem Ende der Jagd auf Wölfe bestand. Die letzten Tiere wurden im Spessart am Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts erlegt.

Der Wolfsfang im Aulen­bacher Forst stammt vermutlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also vor dem Erlegen des mutmaßlich letzten Spessartwolfes im Jahr 1795. Erwähnt wird ein Wolf in der Region zum letzten Mal in einer Urkunde aus dem Jahr 1809, als er in der Gegend von Dieburg großen Schaden angerichtet habe. Wenige Meter von der Info-Tafel entfernt kann man einen Blick in die Wolfsgrube werfen. Hier an der Info-Tafel trifft man wieder auf den Kirchpfad nach Hobbach.

Baronswald:

In der frühen Neuzeit waren große Teile des Spessarts unbewaldet. Was uns heute unvorstellbar erscheint, war damals Normalitat So wurde das Gebiet, das sich um die Info-Tafel erstreckt. 1694 auf Befehl von August Maximilian von Mairhofen gerodet, das Holz die Elsava hinab geflößt und Felder angelegt. Die Flur erhielt den Namen Waydenthal. Wenn wir nicht als Hinweise die Karte von 1746 und einige wenige Gebäudereste hätten - man könnte es sich nicht vorstellen, daß hier ringsherum Felder bebaut wurden. Auf der Karte ganz unten ist das Gebäude zu erkennen. das zum Waydenthal gehört. Hier ungefähr ist heute der Info-Tafel-Standort

Die Hobbacher arbeiteten oftmals im Forst als Waldarbeiter Aber auch Frauen wurden hier eingesetzt, als so genannte „Kulturfrauen“, die zum Beispiel Schößlinge setzten.

Die Jagd spielte eine große gesellschaftliche Rolle - und tut es heute noch. Waren es damals wie heute Rehe und Hirsche, die gerne bejagt wurden, so wird der Spessart heute von einer Wildschweinplage heimgesucht.

 

Schloß Oberaulenbach:         

Kurz vor Erreichen von Schloß Oberaulenbach steht ein Hochkreuz, das 1754 von der Familie von Mairhofen gestiftet wurde. Daneben sind einige Steine aufgerichtet, wie sie bis in das 20. Jahrhundert hinein im Spessart typisch für Viehpferche waren.

Der Ursprung der Gebäude im oberen Aulenbachtal  und des umgebenden Besitzes lag in einer sogenannten Forsthube, einer für die Mainzer Waldgebiete üblichen Verwaltungseinheit, die hier zunächst dem Deutschen Ritterorden diente. Es ist im Jahre 1378 im Besitz der von Aulenbach. Im Jahre 1483 ging es zusammen mit der Kommende (= Verwaltungsbezirk) Stadtprozelten an das Erzstift Mainz über.

Die Anfänge des Schlosses Oberaulenbach dürften - wie bei der Sichtung des Baubestandes während der Renovierung 1912 festgestellt wurde - in das 15. Jahrhundert zurückgehen. Ein Vorgängerbau wird in Verbindung mit der Familie Pfeil von Aulenbach gebracht.

Auf der Spessartkarte des Nürnbergers Paul Pfinzing von 1562 / 1594 ist zwar die Burg Wildenstein deutlich eingezeichnet, Oberaulenbach hingegen fehlt. Stattdessen findet sich an dieser Stelle ein Mühlengebäude. Dieses unterscheidet sich in der Darstellung deutlich von den übrigen Mühlen der Pfinzingkarte wie von der nahe gelegenen Hesselsmühle, weil in Ober­aulen­bach eine Ummauerung zu erkennen ist. Vielleicht stand das Gebäude zur Zeit der Kartenherstellung in seiner Bedeutung mehr als Mühlenstandort im Vordergrund denn als Wohnsitz.

Bis 1693 besaß die Familie Kottwitz von Aulenbach das Schloß Oberaulenbach. In diesem Jahr wurde das Schloß an den Kurmainzer Kanzler Maximilian Freiherr von Mairhofen verkauft.

Franz Lothar von Mairhofen, der älteste Sohn des kurmainzischen Kämmerers Franz Wilhelm, wurde 1711 geboren. Er übernahm bereits 1734 die Familiengeschäfte und hatte bis 1769 das Amt des Oberamtmanns von Klingenberg inne. Er förderte vor allem Hobbach, wo er das Schulwesen reorganisierte und als wirtschaftliche Maßnahmen den Betrieb des Hobbacher Eisenhammers sowie die Ansiedlung von Juden forcierte und darüber hinaus den Bau der neuen Kirche vorantrieb. Er starb 1794 im Alter von 83 Jahren.

Oberaulenbach muß stets in Verbindung mit dem Stadtschlößchen in Klingenberg gesehen werden, das die Kottwitz von Aulenbach 1693 an die Familie von Mairhofen verkauften und das bis zum Ende des Alten Reiches im Jahr 1803 das wirtschaftliche Zentrum der Herrschaft darstellte. Nach einer Phase des Wechsels entschied man sich 1912 zum Bleiben in Oberaulen­bach und führte eine aufwendige Sanierung durch.

Das Schloß Oberaulenbach ist ein herrschaftlich ausgebauter Amtssitz mainzischer Forstverwalter mit Renaissance-Fassade. Es hatte aber nie eine militärische Bedeutung für die Region, sondern wurde von Beginn an zum Zwecke der Repräsentation errichtet. Mehrere Umbauten ‑ im Zuge des mehrmaligen Besitzerwechsels ‑ haben das Äußere verändert, doch blieb der Charakter des Wasserschlosses erhalten. Es erinnert an Schloß Mespelbrunn, aber es fehlt die repräsentative Front, die das Spessarter Märchenschloß so auszeichnet. Oberaulenbach ist ein wesentlich ge­schlos­se­nerer Bau, der fast von allen Seiten unterschiedliche architektonische Details ausweist

An der Nordseite befindet sich über einer Tür ein  kleines Wappen, das aber nicht das Wappen der Familie von Mairhofen ist. Dieses ist am Südgiebel und hat den lateinischen Wahlspruch „res non verba“,  übersetzt: „Taten, nicht Worte“. Eine Besichtigung des Schlosses ist nicht möglich. An der Nordseite ist über der einen Tür die Jahreszahl 1579 zu lesen, rechts ist ein Brunnen.

 

 

Rückfahrt: Kloster Himmelthal:

Die Rückfahrt erfolgt nach der Durchfahrt durch Eschau in Richtung Elsenfeld. Kurz vor dem Ort Rück steht das Kloster Himmelthal. Durch eine Schenkung an den Zisterzienserorden im Jahr 1232 von Graf Ludwig II von Rieneck und seiner Gemahlin Adelheid von Henneberg entstand aus dem ehemaligen Landgut Wolperch direkt an der Elsava gelegen das Kloster Himmelthal. Unter der geistlichen Aufsicht des Erzbistum Mainz und dank zahlreicher Stiftungen gewann das Kloster schnell großen wirtschaftlichen Einfluß. Um 1400 verteilte sich Besitz und Rechte über den gesamten Untermain in mehr als 80 Ortschaften.

Nach 1400 sind keine Schenkungen mehr verzeichnet und somit eine wichtige Einnahmequelle versiegt. Auch mit der asketischen Lebensweise der Zisterzienserinnen nahm es die Nonnen nicht mehr so genau. Von dieser Zeit erzählt auch eine Volkssage „Der Teufelsritt der Nonne Agnes“. Sie  wollte mit ihm durchbrennen. Bei einem Treffen in der Nacht gab es ein schweres Gewitter und das Flüßchen Elsava riß Brücken und Stege mit sich fort. Der Jäger ertrank. Von der Nonne blieb nur ein halb verbrannter Schleier übrig. An der Fundstelle wurde ein Gedenkstein gemauert, der den Teufel auf einer Nonne reitend darstellt.  Das Steinrelief soll auf der Westseite des Klosters nahe der Südwestecke sein, nach anderer Angabe beim früheren Forsthaus neben dem Himmelthaler Kloster, von dem heute nur noch der Keller steht.

 

Aus der Zeit als Frauenkloster haben sich nur zwei spätromanische Reliefs und ein Sandsteinrelief des heiligen Nikolaus um 1300 im Außenhof erhalten. In der Kirche sind Freskengemälde von 1758, Holzplastiken und verschiedene Grabsteine (14. und 15. Jahrhundert). An Südseite der Kirche ist eine große Sonnenuhr. Die Kirche kann aber nur besichtigt werden nach Anmeldung bei Frau Marga Hartwig, Rück, Kirchgasse 4 (Telefon 06022 623397). Wenn man vom Parkplatz nach links geht, ist ein Durchgang zur Kirche, der aber an Sonn- und Feiertagen geschlossen ist. Man muß dann rechts herum gehen an der Klostermauer entlang und durch ein Tor zur Kirche und von dort in den Innenhof. Heute ist hier eine Schule für lernbehinderte Kinder und eine Berufsschule. Beim Kloster ist ein Lehrpfad mit Elsbeeren und Pfaffenkäppchen.  

Weiter geht es über Rück mit der Pfarrkirche mit Rokoko-Altar und guten Holzplastiken aus dem 16. Jahrhundert. Ein Abstecher nach Schippach lohnt sich nicht so sehr, weil die St.-Pius-Kir­che von 1960 ist und nach Plänen des Würzburger Dombaumeisters Hans Schädel errichtet wurde.

In Elsenfeld fehlen die Wegweiser an den Kreiseln. Am zweiten Kreisel (mit nur drei Zufahrten) geht es links ab und über den nächsten Kreisel geradeaus und dann nach rechts zur Mainbrücke. Hinter dieser muß man in Richtung Aschaffenburg abfahren.

 

 

Der Kulturweg I „Burg Wildenstein“ (etwa 11 Kilometer)

Station 1: Start in Eschau

Station 2:  Burg und Weiler Wildenstein

Station 3: Rienecker Gründung im Südspessart

Station 4: Archäologie auf Burg Wildenstein.

 

Kulturweg Eschau II:„Hobbach“:

Station 1: Start an der Johanneskirche

Station 2: Hobbacher Dorfleben

Station 3: Dillhof und Unteraulenbach

Station 4: Schloß Oberaulenbach

Station 5: Wolfsgrube und Baronswald

Station 6: Panoramablick

Station 7: Start Schullandheim

Station 8: Schullandheim 2

In meiner Beschreibung wird versucht, die beiden Kulturwege miteinander zu verbinden. Hobbach wird dabei mit dem Besuch von Dammbach verbunden.

 

 

 

 

 

Schollbrunn

Von der Autobahnabfahrt Rohrbrunn fährt man nach Süden in Richtung Schollbrunn und Wertheim. Auf halbem Weg zwischen Rohrbrunn und Schollbrunn ist rechts eine rechteckige Wiese, an deren Rand rechts am Wald der seit 2004 der Gedenkstein „Äppeläquator“ steht. Schollbrunn liegt an der Sprachgrenze von mainfränkischen zum rheinfränkischen Dialekt, einer der bekanntesten Sprachgrenzen Deutschlands, die Apfel-Appel-Sprachgrenze. Hier wechselt man vom „Appel“ (rheinfränkisch, im Westen) zum „Apfel“ (mainfränkisch, im Osten) und auch vom „Äppelwoi“ zum „Oepfelmoust“. Schollbrunn liegt in dem 20 Kilometer breiten „Mainzer Übergangsstreifen“.

Ein Gedicht auf dem Stein in beiden Dialekten erzählt von dieser Grenze:

„Hier löscht der „Oefelmoust“ den Durst, den Hunger „Grumbiernbre“ un Wurscht,

degeche „Worscht“ un „Äppelwoi“ muss uff de annern Seide soi“.

Das Unterfränkische Dialekt-Institut an der Universität Würzburg (UDI) ist das Kompetenzzentrum, in dem die Dialekte Unterfrankens wissenschaftlich betreut werden. Die UDI-Mitarbeiter informieren und beraten aber auch alle, die sich für die Dialekte in Unterfranken interessieren, zum Beispiel Lehrer, Schüler, Heimatpfleger, Mundartdichter und Journalisten.

 

Schollbrunn gehörte nach seiner ersten urkundlichen Nennung 1281 zum Besitz der Grafen von Wertheim. Durch Verkauf kam der Ort 1314 an Elisabeth von Hohenlohe, die ihn als Ausstattung an die von ihr gegründete Kartause Grünau gab. Schollbrunn war also das Klosterdorf der Kartause Grünau. Die Herrschaft der Kartause wurde durch einen Amtmann vertreten, der Gericht und Abgabenlast überwachte. Seit 1637 gehörte Schollbrunn - eine späte Auswirkung der Reformation - zur Hälfte den Grafen von Wertheim. Seit 1637 sind Katholiken und Protestanten hier gleichberechtigt, deshalb gibt es auch zwei Kirchen nebeneinander (in anderen Spessartdörfern mußte man sich für eine Glaubensrichtung entscheiden). Die 1895 abgerissene alte Kirche ist auf einer Karte von 1797 abgebildet

 

Die Lage des höchstgelegenen Spessartorts Schollbrunn auf einem Kamm ermöglicht es auch älteren Menschen, herrliche Spaziergänge und Wanderungen durch die Spessartwälder zu unternehmen, ohne die üblichen mäßigen bis starken Steigungen überwinden zu müssen. Am Weg nach Schollbrunn trifft man auf den Äpfeläquator.

 

Kulturweg Schollbrunn: „Südlich des Äpfeläquators“ (14 Kilometer)

Der Rundweg führt vom Parkplatz Neugereuth in Schollbrunn über die Markuskapelle zur Kartause Grünau. Entlang des Kropfbachtals erreicht man das Hasenstabkreuz und das Forsthaus Kropfbrunn. Über die Stationen „Wüstungen“ und „Wildpark“ gelangt man zurück nach Schollbrunn. Hier ist eine Kulturlandschaft, in die der Mensch seit über 750 Jahren gestaltend einwirkt. Im Mittelalter wurde diese Gegend intensiv genutzt, wie historisch-archäologische Forschungen bestätigen. Die „Hungerjahre“ zwischen 1750 und 1950 haben diese Zeit verdrängt, in der im Spessart viele Bauern ihr Auskommen fanden.

(1) Start in Schollbrunn

(2) Markuskapelle

(3) Kartause Grünau

(4) Hasenstabkreuz und Kropfbrunn:

(5) Wüstungen und Grenzen:

(6) Wildpark Spessart:

(7) Am Äpfeläquator

 

Wenn man nicht den ganzen Kulturweg gehen will, dann kann man auch von Schollbrunn aus direkt zum Hasenstabkreuz gehen. Am Ortsrand fährt man gleich rechts in den Kapellenweg, dann kurz ein Stück auf dem Spessartweg und dann gleich wieder rechts und in den Wald hinein.

Wenn man erst noch den Wildpark besuchen will, muß man auf dem Spessartweg noch ein Stück weiter fahren bis zum Eingang (mit Parkplatz). Wenn man aber den Wildpark ausläßt, kann man noch ein ganzes Stück in den Wald hineinfahren, bis an einer Kreuzung ein Sperrschild kommt.

 

Es gibt eine weiteren Kulturweg Schollbrunn, der durch die Bezeichnung „Mühlenstraße“ trägt

Und auch „Haslochbachtal“ genannt wird. Die Angaben dazu sind hier eingearbeitet.

 

Wildpark:

In der Geschichte des Spessarts ist die Jagd sicher einer der interessantesten Abschnitte, begonnen mit der Besiedlung durch Jagdfrönder unter den Kurfürsten von Mainz über die Errichtung von Wasser‑ und Jagdschlössern bis zur Anlage von Wildparks und Tiergärten. Die Erinnerung an Prunk-, Lust‑ und Zeugjagden ist wachgeblieben.

Wildparks gibt es im Spessart seit dem späten Mittelalter. Die Wildgehege dienten vor allem dazu, für den Landesherrn die Versorgung des Hofes mit Frischfleisch zu sichern. Auch für die Hofjagden wurden Hirsche, Rehe und Wildschweine gezüchtet, um ausreichend Tiere für die Strecke vorweisen zu können. Unter bayerischer Herrschaft gab (und gibt) es im Spessart noch drei große Wildparks: den königlichen Park bei Bischbrunn (wo auch Prinzregent Luitpold jagte), weiter südlich den Löwensteinischen Park um die Karlshöhe und den Erbachschen Wildpark. Heute fühlen sich bei einem Besuch der kleinen Wildgehege im Spessart vor allem Familien mit Kindern wohl, die hier die Möglichkeit haben, „wilde“ Tiere hautnah zu erleben und vielleicht sogar zu streicheln.

 

Wüstung:

Wenn man links vom Wildschweingehege des Wildparks den Berg hinaufsteigt, kommt man zu dem Wegweiser Herrengrund. Hier steht auch eine Informationstafel über die Wüstungen. Nach rechts geht es weiter am Wildschweinzaun entlang und noch ein Stück darüber hinaus bis zu einer Kreuzung mit dem direkten Weg zum Hasenstabkreuz (bis hierher könnte man mit dem Auto fahren). Geradeaus geht es zu einer alten Dorfstelle. Die Kulturlandschaft Spessart birgt um Schollbrunn mehrere Wüstungen, die unter dem Waldboden verborgen sind. Mehrere mittelalterliche Siedlungen und Höfe verschwanden durch die Pestwelle im 14. Jahrhundert und durch die Entvölkerung zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ein Beispiel für einen Hof, von dem nur noch Überreste vorhanden sind, ist der Kirchelhof. An der Stelle des ehemaligen Gutshofes Kirchelhof steht heute ein kleines Jagdhaus.

Von der Wüstung muß man wieder ein Stück zurückgehen zu dem direkten Weg zum Hasenstabkreuz und dort im spitzen Winkel nach rechts in das Klosterbachtal und dort auf dem linken Weg weiter in Richtung Kropfbrunn. 

 

Hasenstabkreuz und Kropfbrunn:   

Nach Überquerung des Klosterbachs kommt man zu einer Wiese, wo man an einer Gabelung links weiter geht und bald darauf zum Hasenstabkreuz kommt (von der Spessartstraße sind es etwas über zwei Kilometer zu gehen). Der Gedenkstein steht rechts am Wegesrand, direkt vor einer kleinen Fichtenschonung. Er ist allerdings leicht zu übersehen, versteckt im hohen Gras. Man sollte deshalb zusätzlich auf die davor an einer Ulme festgenagelte Hinweistafel achten.

Der Gedenkstein trägt die Initialen „I.A.H.ST. 1773“. Das Volk setzte ihn zur Erinnerung an den Wilderer Johann Adam Hasenstab, der einer der bekannten Spessarträuber war. Dreimal war das Kreuz behördlich entfernt worden, dann ließ man das Denkmal stehen. Zum Gedenken an Hasenstab wurde 1988 auch eine Erinnerungsmedaille geprägt. Einige Stätten von Hasenstabs Wirken wurden ausgehend von seinem Geburtsort Rothenbuch mit einem 60 Kilometer langen Rundweg verbunden.

Der Wilderer Johann Adam Hasenstab trieb sein Unwesen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hasenstab wurde 1716 in Rothenbuch geboren in einer für die Spessartbewohner recht erbärmlichen Zeit. Die Menschen lebten über Generationen hinweg in armseligen Behausungen, die wenigen gerodeten Flächen gaben kaum etwas her, über den Wald und das zahlreiche Wild verfügte das Erzstift Mainz. Mit Wut und knurrenden Mägen beobachteten die Spessarter denn auch die pompösen Hofjagden des Mainzer Kurfürsten.

Aber Hasenstab zeigte es den Herren. Den kapitalsten Hirsch schoß jetzt nicht mehr der Kurfürst, sondern der Wildschütz. Die Bevölkerung war froh, wenn die überhegten Wildbestände im Jagdrevier der Mainzer Erzbischöfe von den Diebesbanden verringert wurden. Und was besonders imponierte: Hasenstab führte die mainzischen Revierjäger immer wieder an.

Dabei half die Bevölkerung. Für das Volk war er ein Held, dem man bereitwillig half, den man versteckte, damit er seinen Häschern entfliehen konnte. Hasenstab dankte dafür mit manch unverhofftem Sonntagsbraten. Bauern, Schiffer, Köhler und Glasbläser gewährten diesem Erzwilderer Unterschlupf. Er war ihr Mann und „Freischütz“, keiner Obrigkeit untertan, dem man übernatürliche Kräfte zuschrieb.

Aufgrund der kleinen territorialen Herrschaften war es ihm möglich, offenen Handel mit Wildbret zu betreiben. Klöster und vornehme Gasthöfe waren seine Abnehmer, so daß er ein sorgenfreies Leben führen konnte. Er war auf jedem Tanzboden zu Hause, und die Gemächer adeliger Schönen öffneten sich für ihn zum Schäferstündchen.

Aber er konnte sich auch immer wieder durch einen Wechsel über die Landesgrenzen (Mainz-Wertheim-Würzburg) retten. Hasenstab und seine in mehrere Gruppen aufgeteilte Bande jagte besonders gerne das Rot- und Schwarzwild im südöstlichen Spessart um Schollbrunn. Hier waren die Bestände nicht nur sehr groß, von hier konnte man sich auch rasch in die sichere Grafschaft Wertheim absetzen.

Hasenstab war aber zwei Jahrzehnte lang nicht zu fassen. Im Jahre 1755 (nach anderer Angabe 1757) jedoch schien sein Schicksal besiegelt. Er wurde gefangengenommen und in Mainz eingekerkert und zu Schanzarbeiten verurteilt. Doch der Kurfürst hatte sich zu früh gefreut. Hasenstab brach kurz darauf aus und kehrte flugs in die Spessartlandschaft zurück.

Aber 1770 schnappte die Falle ein zweites Mal zu. Nun wollten die Mainzer Richter Nägel mit Köpfen machen: Sie verbannten ihren Gegner kurzerhand auf ein Auswandererschiff in Richtung Australien. Indes: Zu früh gefreut. Zwei Jahre später jedenfalls ging Hasenstab im Spessart wieder auf die Pirsch.

Hasenstab war Wilderer zu einer Zeit, da die adeligen Herren den Spessart als ihr Jagdrevier betrachteten. Weil er ihnen dieses Vorrecht streitig machte, wurde er bei einem Kopfgeld von zehn Talern für vogelfrei erklärt

Am 3. Juni 1773 im Alter von 57 Jahren ereilt ihn sein Schicksal. Noch etwas weiter nördlich liegt das Forsthaus Kropfbrunn, wo der Förster Johann Sator in der Nacht zu jenem 3. Juni 1773 übernachtete und sich dann hinunter schlich in das ungemein reizvolle Kropfbachtal. Dort stieß er dann auf Hasenstab. Wie der Wilderer starb - ob nach fairem Duell oder hinterrücks - darüber wird heute noch gestritten.

Dem Gedächtnis des Volkes hat sich das Kapitel eingeprägt, das unlöslich mit der Jagdgeschichte verbunden ist: das der Wilddieberei. Seit Wilhelm Hauffs Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart” und mehr noch durch deren spätere Verfilmung standen die „Spessarträuber” im Ruf, Wohltäter der Armen zu sein.

 

Ortslage:

Zurück geht es wieder auf dem gleichen Weg. Man fährt wieder die Spessartstraße hoch, aber jetzt in das Dorf hinein. Man kommt an der alten Pumpe vorbei und sieht links sieht man ein Grundstück, das von einer Mauer umgeben ist. Hier stand das „Jagdschloß“ der Grafen von Wertheim, dessen Überreste aber bereits 1860 abgerissen wurden. Heute ist nur noch ein Nebengebäude zu sehen. An der Mauer steht eine Bank, über der ein Wappenstein eingelassen ist.

Man kommt zum Dorfplatz mit dem Rathaus und den zwei Kirchen. Hier steht auch eine Informationstafel mit den Wanderwegen. Der Schollbrunner Dorfplatz wird auch „Dreimärker“ genannt, weil hier die Grafschaft Wertheim, der Kurmainzer Spessart und das Hochstift (Bistum) Würzburg zusammentrafen. Einige Grenzsteine aus dieser Epoche, die 1814 endete, sind noch erhalten.

 

Haslochbachtal (Mühlenstraße):

Es gibt nur wenige große Täler im Spessart ohne größere Ortschaften: Außer dem Hafenlohrtal ist dies vor allem das Haseltal zwischen der Schleifmühle und der Markuskapelle. Das kaum besiedelte Haseltal ist seit dem späten Mittelalter umstritten zwischen Kurmainz, dem Chorherrenstift Triefenstein am Main und der Kartause Grünau.

Jede der vier Talmühlen hat ihre eigene Geschichte und ihr eigenes Gesicht:

  • Die Nickelsmühle war einst ein Sägewerk mit einer Dampfmaschine,
  • Der Schreckemüller mahlt bis heute Mehl für die umliegenden Bäckereien,
  • Die Station Zwieselmühle behandelt Land- und Waldwirtschaft
  • In der Schleifmühle verkehrte Johann Sator, der Förster, der den Wilddieb Johann Adam Hasenstab erschoss.
  • Hinzu tritt der Baumgartshof, dessen Geschichte von der alten Höhenstraße über den Spessart geprägt ist (heute die Trasse der Autobahn A 3) und zu dem einst der nahe liegende Stockenhainwald gehörte.

Die Mühlen sind alle bewirtschaftet und laden ein, das Tal bei einem Spaziergang in seiner Vielfalt zu entdecken. Wenn man dieses Tal besuchen will, fährt man ostwärts aus Schollbrunn heraus und trifft zuerst auf die Zwieselsmühle.

 

(4) Zwieselmühle:

In den Triefensteiner Pfarrmatrikeln wird für das Jahr 1424 eine Zwieselmühle erwähnt. Auf der Pinzingkarte von 1562/94 erscheint sie nicht, während in den Urkunden 1689 ein Zwieselmüller genannt wird. Eine früher selbstverständliche Art der Waldbewirtschaftung war das Laubmachen. Viele Senioren können darüber heute noch berichten, wie sie dies als Kind erlebt haben.

Es gibt jedoch keine Fotos davon zu sehen, denn wer damals einen Fotoapparat hatte, nahm damit keine Alltagsszenen auf. Doch genau das tat der Schollbrunner Lehrer Forchler. Er begleitete eine Gruppe Laubmacher in den Wald und dokumentierte die einzelnen Arbeitsschritte.

Das Laub wird mit dem Holzrechen auf einen Haufen auf dem Laubtuch geschichtet. Dieses wird dann zusammengeschlagen und auf dem Rücken zu den typischen Leiterwagen geschafft. Die vollen Tücher kamen auf das lose aufgeschichtete Laub, damit beim Transport nichts verlorenging. Die Fotos sind eines der wenigen Zeugnisse der historischen Waldbewirtschaftung in der Region.

In den sechziger Jahren wechselte die Zwieselmühle die Gemarkung von Bischbrunn

nach Schollbrunn. In den Jahren 1973/1974 wurde das Gebäude abgerissen und für

den Gastbetrieb neu errichtet. Der Zwieselwirt Kurt Jeßberger unterhält seine Gäste durch ein eigenes Musikprogramm. Für Kinder spannend sind die exotischen Entenarten im Gehege, zum Beispiel eine Mandarinente. Der Gastronomiebetrieb in der Zwieselmühle ist der älteste im Tal. Seit 1906 werden hier Gäste verpflegt. Von der Terrasse hatte man einen schönen Blick auf den gegenüber liegenden Berghang. Die Landschaft hat sich verändert: Heute ist diese Fläche bewaldet. Eine erste Terrasse wurde eingerichtet: Wenn man ins Lokal wollte, musste man durch die Küche gehen. Außer der Gastwirtschaft betrieb man nebenher Landwirtschaft und ein Holzfuhrunternehmen.

Die benachbarte Kapelle wurde 1906/1907 von Anton und Eva Aulbach erbaut, nachdem

Eva von mehreren Fehlgeburten genesen war. Die Muttergottes stammt aus Würzburg. Die Glocke ist bereits die zweite (sie stammt aus dem Eisenwerk Kurtz am Talausgang), nachdem die erste im Krieg eingeschmolzen worden war. Heute steht die Kapelle unter Denkmalschutz.

Im Jahr 2002 heiratete in der Kapelle das Brautpaar Aulbach-Krebs aus dem Weiler Zwieselmühle. - An der Zwieselsmühle nimmt man die linke Straße nach Osten und kommt zur Schleifmühle.

 

(6) Schleifmühle:

Im Jahre 1694 erscheint die Mühle erstmals mit dem Namen „Springmühle“. Der Name ändert sich in der Folgezeit in Schleifmühle. Eine Episode verbindet die Schleifmühle mit einer Spessarter Berühmtheit: 1772 ließ hier Johann Sator, der sagenumwobene Förster, seinen

Sohn Johann Adam taufen - Pate war auch der Müllermeister Johann Ulrich von der Schleifmühle.

Dessen Sohn Michael Ulrich verließ die Schleifmühle, um an der Poststraße in Esselbach eine

Bäckerei zu führen. Im Jahre 1812 requirierten französische Truppen beim Durchzug sämtliche Mehl- und Getreidevorräte. Die Mühle verarmte und wurde über Jahre hinweg mehrfach versteigert.

Im Jahre 1891 übernahm der Pächter des Baumgartshofes, Johann Macarius Fries die Schleif­mühle (Ur-Ur-Großvater der heutigen Besitzer). In der Folgezeit wurde die Mühle mehrfach modernisiert. Im Jahr 1941 brannte die Mühle nieder, wurde jedoch sofort wieder errichtet.

Im Jahre 1970 kam ein Wirtshaus zum Mühlbetrieb hinzu, der 1974 aufgegeben wurde. Im Jahre 1977 übernahm durch die Tochter Maria Familie Thauer die Mühle, Wirtshaus und das dazugehörende landwirtschaftliche Anwesen.

Im Jahre 1996 eröffnete Christian Thauer die Pension im Gebäude der ehemaligen Getreidemühle. Die Kapelle gehört zur Schleifmühle und wurde 1929 von Emil Christ und Eugen Fries erbaut. Im Jahre 2010 wurde das Innere der Kapelle renoviert. – Ein Stück weiter und dann nach Süden liegt der Baumgartshof.

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(5) Baumgartshof:

Der Hof gehört zu den ältesten bekannten Höfen im Südostspessart. Erste Zeugnisse besitzen wir aus dem 13. Jahrhundert. Die ersten Herren des Hofgutes, das am Stockenhainer Wald liegt, waren die Herren von Reinstein, in der Burg Homburg am Main als Vögte des

Chorherrenstiftes Triefenstein residierten. Sie beherrschten die wichtige Furt der Höhenstraße

über den Main bei Lengfurt und so ist auch die Lage des Baumgartshofes an dieser Straße (spätere Poststraße, heutige Autobahn A 3) über dem Spessart kein Zufall.

Ab dem Jahre 1400 übernahm das Augustiner Chorherrenstift den Baumgartshof und erweiterte den Grundbesitz. Die zu starke Nutzung des Waldes sollte sich jedoch rächen. Die Qualität des Holzes sank rapide. So ist in einer Beschreibung der Waldflächen von 1420 dargelegt, dass es „kein baäholz (Bauholz), sondern büchenes (Buchen) brennholtz und hin und wieder eine alte Eichen“ gäbe. Ein Chronist des Klosters beschrieb 1606 den Hof folgendermaßen: „ Item hat das Closter ahn seinem Waldt, Stokkenhan genannt, (...) dürre und schier verrauthe höf.“

Im Bauernkrieg wurde das Hofgut vollkommen ausgeraubt und niedergebrannt. Zwar baute man es wieder auf, jedoch etwas von seinem ursprünglichen Ort entfernt - an der heutigen Stelle. Die der Lage an der Straße brachte während Herresdurchzügen Raub und Zerstörung.

Im Jahre 1803 fiel der Besitz in der Säkularisation an das Fürstenhaus Wertheim-Löwenstein-Freudenberg, das es in den kommenden Jahrzehnten an verschiedene Land- und Forstwirte verpachtete. Es folgten sieben verschiedene Pächter in nur 27 Jahren. Die Quellen sprechen von verschiedenen Gründen für den Pächterwechsel: von einem für den Lebensunterhalt nicht ausreichender Ertrag bis hin zu Streitigkeiten zwischen den Frauen zweier gemeinsamer Pächterpaare.

Ab dem 19. Jahrhundert wurden Straßen „rolliert“, d.h. dass Steine als Pflasterung senkrecht nebeneinander gestellt wurden. Diese Methode bringt ein stabiles, aber auch holpriges Fahrbahnfundament. Nahe dem Baumgartshof ist dies noch zu sehen.

Der Stockenhainwald birgt jedoch noch mehr Spannendes. Südlich des heutigen Hofes gibt es eine Formation die oft als steinerne Gräber bezeichnet wird. Es handelt sich dabei aber keineswegs um Gräber, sondern um Lesesteinhaufen im Bereich des ersten Hofgebäudes, welches im Bauernkrieg zerstört wurde. Am südlichen Rand des Waldes liegt die Burgruine „Schlössle“, von der kaum noch etwas zu erkennen ist. Man weiß bislang nicht, welche Familie hier gesessen haben kann. Vom Ausmaß her macht die Anlage den Eindruck einer Turmhügelburg („Motte“) des 12. oder 13. Jahrhunderts.

Im Jahre 1950 endete die Zeit, in der auf dem ehemaligen Hofgut Land- und Forstwirte lebten. Im Jahre 1996 erwarb die Gemeinde Esselbach den Rest des Waldes nördlich der Autobahn. Das Fürstenhaus Fürstenberg verkaufte wiederum den gesamten Besitz mit dem Baumgartshof an die Familie Dümig. - Auf der südlichen Straße fährt man wieder zur Mühlenstaße und auf dieser nach Süden zur Schreckemühle:

 

(3) Schreckemühle:

Der Name stammt aus dem 17. Jahrhundert, als ein Müller Namens Schreck Pächter war. Heute wird die Mühle von Gerhard Wiesmann betrieben, dessen Vorfahren erstmals im 18. Jahrhundert mit dem Müller Peter Wiesmann erscheinen, der 1750 in Marktheidenfeld geboren wurde. Zur damaligen Zeit bestand die Schreckemühle noch aus einer alten (unteren)

Mühle und einer neueren (oberen) Mühle.

Weil die Familie, welche die neue Schreckemühle bewirtschaftete, kinderlos blieb, übernahm die Familie Wiesmann zwischen 1805 und 1820 beide Mühlen und vereinigte die Anwesen. Aus dieser Zeit ist zurückzuführen, dass das Anwesen heute eine doppelte Hausnummer besitzt, nämlich die 105 und die 106.

Die frühste urkundliche Nennung der Schreckemühle hängt mit den beiden Iringsmühlen im Jahr 1328 zusammen. Danach erscheint sie wieder 1595, als eine Wiese in der Lage bei

der „Schreckenmühl“ genannt wird.

Im Besitzverzeichnis der Kartause Grünau (1619/1629) wird sie ebenfalls unter diesem Namen aufgeführt. Dort heißt es auch: „Schreckenmühl gibt ein geringer Zins dem Lehensherrn,

Ist erblich und aigen.“ Bis 1803 gehörte die Mühle zur Kartause Grünau, wobei jedoch zeitweise auch das Kloster Triefenstein Ansprüche erhob. Erst danach Schreckemühle wurde sie Privatbesitz.

Die Schreckemühle arbeitet jeher als Getreidemühle. Bis 1854 wurde sie als klassische Bach­mühle betrieben, ab 1889 in eine - nach amerikanischen Muster konstruierte - Kunstmühle umgewandelt, den damals modernsten Mühlentyp, der nicht mit Mühlsteinen, sondern mit Walzenstühlen arbeitete. Es entstand das Radhaus zur Aufnahme des Wasserrades am heutigen Standort und 1904 schließlich das Wohn- und Mühlgebäude in seiner heutigen Form.

Im 20. Jahrhundert wurde die Mühle stetig modernisiert und in den 1980er und 1990er Jahren

komplett modernisiert.

Heute ist die Schreckemühle die letzte Mahlmühle im Haselbachtal, die Roggen-, Weizen- und Dinkel-Mehle vor allem für Bäckereien in den umliegenden Ortschaften herstellt. Seit 1961 gibt es auf der Schreckemühle eine Gaststätte („Mühlenstube“), die an Sonn- und Feiertagen geöffnet ist.

Ein Mühlrad wird nicht mehr angetrieben, jedoch mit einer Zweikammer-Durchströmturbine

Strom erzeugt. Für den regulären Mühlenbetrieb wird Energie von einem Blockheizkraftwerk geliefert. Während der Müller früher die Säcke mehrmals treppauf schleppen musste, um mehrere Malgänge durchzuführen, wird das Mehl heute durch Rohre mühlauf und mühlab geblasen. Heute übernehmen moderne Walzenstühle das Mahlen.

Ein Blick auf die Mühlentechnik: Früher wurden zwei Mahlsteine benutzt (im Spessart aus

rotem Buntsandstein): Während der untere fest stand, drehte sich der obere. Durch ein Profil

im Mühlstein wurde das gemahlene Mehl nach außen abgeführt. Mühlsteine begegnen uns

heute zumeist als Dekoration - so auch auf dem Hof der Schreckemühle. -Weiter südlich ist  die Nickelsmühle.

 

(2) Nickelsmühle;

Die heutige Nickelsmühle ist unter vielen Namen zu finden: Iringsmühle, Jungmühle, Kochsmühle und Nicklasmühle sind nur einige davon. Diese häufigen Namenswechsel sind auf die Tradition zurückzuführen, dass Mühlen oft nach ihrem momentanen Besitzer benannt worden.

Die Nickelsmühle, die unter diesem Namen erstmals 1674 erscheint, gehörte zum Besitz der Kartause Grünau, zu deren Gründungsausstattung sie als damalige Obere Iringsmühle verzeichnet ist. Im Jahre 1769 verkaufte die Kartause Grünau die Mühle an Johannes Knauer für 3225 Gulden,

Im Jahre 1896 kaufte sie Johann Benz, der hier wenige Jahre später das Sägewerk einrichtete.

Eine Vorstellung vom Aussehen des Sägewerkes erhält man beim Blick in die Fächermühle

neben der Markuskapelle, wo heute noch Holz bearbeitet wird. Das einzige bislang bekannte Foto, auf dem das Sägewerk zu sehen ist, stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Für die 1906 installierte Dampfmaschine benötigte Johann Benz eine spezielle Genehmigung:

Dort heißt es: „Der Unterzeichnete gibt dem Kgl. Bezirksamt bekannt, daß Johann Benz von

der Nickelsmühle bei Schollbrunn für sein Sägewerk eine Dampfmaschine aushilfsweise angeschafft hat, um dieselbe bei eintretendem Wassermangel bei geringer Wasserkraft benutzen zu können. Der Bürgermeister: Leimeister“

Die Nickelsmühle übernahm durch die Jahrhunderte verschiedene Funktionen. Sie war sowohl eine Mahlmühle als auch eine Schneidmühle zur Verrichtung von Sägearbeiten. Da sie zum Kloster Grünau gehörte, durften Wertheimer Untertanen auf der Nickelsmühle ihr Korn

nicht malen lassen. Durch den so genannten Bannmühlenzwang waren sie verpflichtet, ihr Korn nur auf der herrschaftlich wertheimischen Mühlen mahlen zu lassen.

Johann Benz übernahm die Nickelsmühle 1896 und richtete ein Sägewerk ein, das er mit einer Dampfmaschine ausrüstete. Daneben wurde immer auch Landwirtschaft betrieben. Nach dem Zweiten. Weltkrieg wurde das Haseltal zum Ausflugsgebiet für Naherholungssuchende aus Wertheim und nach dem Autobahnbau 1959 aus dem Rhein-Main-Raum. Dieser Entwicklung folgte die Nickelsmühle, die seit 1974 als Landgasthof Besuchern offensteht. - An der Abzweigung nach Michelrieth liegt die Markuskapelle.

 

 

(1) Markuskapelle

Die Geschichte der Besiedelung des Tales beginnt mit der Erwähnung einer hier errichteten Kapelle zu Ehren der heiligen Maria, Laurentius und Nikolaus im Jahre 1216. Nach anderer Angabe  wurde sie  errichtet vom Wertheimer Graf Johann mit dem Bart (1373 bis 1407). Sie wurde dort errichtet, wo ihn eine Quelle vor Erschöpfung bewahrte. Sie gehörte zunächst zum Kloster Grünau, war aber dann selbständig. Hier war eine Marienwallfahrt beheimatet, die ab 1297 belegt ist und von den Kartäusern nach der Gründung des Klosters Grünau gefördert wurde

Im 15. Jahrhundert entstand das Gnadenbild, das heute in der alten Faulbacher Kirche steht. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Markuskapelle so zerstört, dass sie in der Folgezeit verfiel. Dies wurde durch die ab 1557 einsetzende Reformation beschleunigt.

Die Patronatsherren von Wertheim gaben sie auf, nachdem sie zum Protestantismus übergetretenen waren. Die verbliebenen Architekturelemente verweisen auf den gotischen Stil. Das Gnadenbild muss zwischen diesem Zeitpunkt und 1629 in die Faulbacher Kirche gebracht worden sein, denn es ist die Rede vom „Mariae Bilt, welches in der Capelle beym closter gestanden“.

Viele Burgen, Kirchen und Kapellen im Spessart wurden später als Steinbrüche benutzt und

so nach und nach abgetragen. Im 19. Jahrhundert konnten die Grafen von Wertheim-Löwenstein-Rosenberg mehrmals verhindern, dass die Markuskapelle als Baumaterial für den Straßenbau niedergerissen wurde, wiewohl ihr auch die Gefahr der „Schatzgräberey“ drohte. Heute sind nur noch die vier Außenwände übrig geblieben, dicke Bäume wachsen im Inneren, das Dach ist eingestürzt. In die Wand eingelassen ist ein Löwenkopf.

 

Eisenhammer:

Südlich der Kreuzung ist ein Parkplatz, der Hammer selber liegt im Tal unterhalb der Straße. Der Hammer ist von 1779 und der einzige heute noch tätige Eisenhammer im Spessart. In der wasserkraftbetriebenen Schmiede werden in Handarbeit neue Glockenklöppel geschmiedet. Man kann dem Schmied unter der Woche bei der Arbeit über die Schulter schauen. Der Pächter, Hammerschmied Armin Hock, demonstriert leider nur nach telefonischer Vereinbarung (0 93 92 /18 52) sein Können. Eine anschauliche Darstellung der Arbeit mit dem Eisenhammer findet man im Spessartmuseum in Lohr, aber auch beim Hammer selber ist ein Museum.

 

Kartause Grünau:

Jetzt fährt man aber erst noch auf der Straße nach Westen zur Kartause Grünau. Das Kloster Neuzell („nova cella“) ist ein 1328 gegründetes Kloster des strengen Einsiedlerordens der Kartäusermönche. Die Kartause Grünau war nach Mainz die zweite Gründung dieses Ordens in Deutschland. Sie wurde von Elisabeth von Wertheim (Gemahlin Gottfrieds von Hohenlohe) veranlaßt, angeblich zur Sühne, weil sie ihren Gatten aus Versehen bei der Jagd getötet hatte. In Abgeschiedenheit und Stille ließen sich Mönche des strengen Einsiedlerordens der Kartäuser in vergangenen Jahrhunderten nieder. auch dies ist Franken!

In mehr einer fünfhundertjährigen Geschichte waren Kloster und 19 Ortschaften aufs engste miteinander verknüpft. Dazu gehörte laut Schenkungskunde auch Schollbrunn „mit seinen Äckern, Wiesen, Weinbergen, Wäldern, Gewässern, Rechten und Einkünften allem Zubehör in der Höhe und in der Tiefe“. Deshalb war auch der Zehnte abzuliefern und Frondienste zu leisten.

Grünau erlebte seine Blüte bis zum Bauernkrieg 1525. Von dessen Verwüstungen und vom folgenden Konfessionswechsel der Grafschaft Wertheim erholte sich das Kloster nicht mehr.

Unter Graf Theodor von Wertheim durften die Kartäusermönche ab 1683 die Gebäude weder erweitern noch die Zahl der darin lebenden Mönche erhöhen. Das hatte zur Folge, daß nur vier Kartäuser das Kloster bewirtschafteten. Da alle Ämter ordnungsgemäß besetzt sein mußten. gab es drei Mönche, die befahlen, und nur einen, der gehorchte! (So heißt es scherzhaft in den Sagen des Spessarts).

Die Kartäuser förderten die Marienwallfahrt. Im 15. Jahrhundert entstand ein Gnadenbild. Mit der vorläufigen Aufhebung der Kartause im Jahr 1557 verfiel auch die Kapelle. In der Zeit bis 1629 muß das Gnadenbild in die Faulbacher Kirche gebracht worden sein (am Main, bei Stadtprozelten), von dem es im Protokollbuch der Kartause heißt, das „Mariae bilt, welches in der Capelle beym closter gestanden“

Um die Rettung der Madonnenstatue rankt sich eine Legende: Nachdem sie mehrmals von den inzwischen evangelisch gewordenen Haslochern geholt worden sei, kehrte sie immer wieder zurück, bis sie schließlich von den katholischen  Faulbachern endgültig weggebracht wurde, wobei die Madonna durch ihren Schein den nächtlichen Weg erhellt habe. InFaulbabch entstand auf diese Weise eine Wallfahrt, aus der 1741 ein schönes Wallfahrtsbüchlein hervorging.

Die Kartäuser förderten die Marienwallfahrt. Im 15. Jahrhundert entstand ein Gnadenbild. Mit der vorläufigen Aufhebung der Kartause im Jahr 1557 verfiel auch die Kapelle. In der Zeit bis 1629 muß das Gnadenbild in die Faulbacher Kirche gebracht worden sein (am Main, bei Stadtprozelten), von dem es im Protokollbuch der Kartause heißt, das „Mariae bilt, welches in der Capelle beym closter gestanden“

Um die Rettung der Madonnenstatue rankt sich eine Legende: Nachdem sie mehrmals von den inzwischen evangelisch gewordenen Haslochern geholt worden sei, kehrte sie immer wieder zurück, bis sie schließlich von den katholischen  Faulbachern endgültig weggebracht wurde, wobei die Madonna durch ihren Schein den nächtlichen Weg erhellt habe. InFaulbabch entstand auf diese Weise eine Wallfahrt, aus der 1741 ein schönes Wallfahrtsbüchlein hervorging.

Die Säkularisation zog den Schlußstrich unter das Klosterdasein. Im Jahre 1803 wurde das Kloster im Rahmen des Reichsdeputationshauptschlusses aufgehoben. Es wurde umgebaut in ein Landgut.  Auf dem ummauerten Gelände der ehemaligen Kartause Grünau befinden sich die Überreste der Klosteranlage. Die Lage ist idyllisch. Im ehemaligen Priorat kann man sich inmitten der Ruinen unter freiem Himmel Speis und Trank servieren lassen. Die Forellen kommen aus den noch auf die Kartäuser zurückgehenden Teichen. Die Gaststätte hat allerdings montags Ruhetag.

Falls man Schollbrunn nicht mit Altenbuch verbunden hat und nun eine andere Strecke zurückfahren möchte, fährt man dann wieder zurück auf die Kreuzung und nun geradeaus Richtung Michelrieth. Hier liegt die Schneidmühle oder Fechenmühle, die noch als Sägewerk in Betrieb ist. Im weiteren Verlauf der Straße kann man nach Bischbrunn oder ins untere Hafenlohrtal abbiegen.

 

 

 


 

Stadtprozelten

Man fährt nach Süden  bis Hasloch. Der Weg nach Hasselberg lohnt sich nur, wenn man wandern will. Von dort geht ein Wanderweg zur Kartause Grünau, aber diese erreicht man auch auf der  Straße. Am Main entlang kommt man zunächst nach Faulbach  mit dem Fachwerk-Rathaus aus dem Jahre 1594, das quer über die Straße gebaut wurde.

Der  nächste Ort ist Stadtprozelten, malerisch gelegen zwischen dem Main und der auf steiler Höhe gelegenen mächtigen Ruine Henneburg. Sie liegt oberhalb von Stadtprozelten und ist von der Hauptstraße aus zu Fuß oder mit dem Auto (in der Mitte des Ortes rechts ab) zu erreichen.

Die Henneburg sieht zwar von unten unscheinbar aus, an sich sind nur ihre zwei viereckigen Türme zu erkennen. Sie gehört aber in Ausdehnung und Erhaltungszustand zu den größten Burgen Deutschlands. Mehr als eine Land- und Grenzsetzung in der staufischen Territorialpolitik war ursprünglich nicht vorgesehen, als die Burg um 1200 erbaut wurde. Mit Bedacht hatte man dazu eine keilförmige, nach drei Seiten durch tiefe Geländeeinschnitte natürlich geschützte Bergzunge ausgewählt. An der offenen Nordseite trennt ein tief ausgehobener Halsgraben das Burgterrain von dem weiter ansteigenden Massiv.

Ganz klassisch gruppieren sich um den Bergfried mit den typischen staufischen Buckelquadern die Ringmauer, das Burgtor und der große Wohnturm. Nach Vorbild der Gelnhausener Pfalz wurde das Burgtor als Stufenportal ausgebildet. Dieser älteste. durch die Kriege beim staufischen Endkampf Mitte des 13. Jahrhunderts nicht ganz beendete Bauteil ist noch heute im nordwestlichen Teil der Anlage gut erkennbar.

Nach einem unruhigen. mit verwickelten Eigentumsverhältnissen verbundenen 13. Jahrhundert. gelang es dem Deutschen Orden seit 1317, die Henneburg allmählich in seinen Besitz zu bringen. Dazu trug nicht zuletzt die großherzige Schenkung einer Elisabeth von Hohenlohe bei; den Rest kauften die Gottesmänner dazu. Die Einnahmen aus dem 32 Dörfer umfassenden „Amt Stadtprozelten“ waren offenkundig so üppig, daß man neben Wohngebäuden auch die Festungsanlagen ausbauen konnte - genauer: mußte. Die Ordensleute waren aufgeschlossen genug, mit als erste im Reich der neuen Kriegstechnik mit Feuerwaffen festungstechnisch  zu begegnen.

Die zu Beginn des 15. Jahrhunderts nach den modernsten Erkenntnissen ausgebaute, 260 Meter lange Vorburg mit vier Rundtürmen und einem großen Halsgraben wurde beispielgebend für viele Landesburgen. Erst in der Mitte des Jahrhunderts zogen die Territorialherren nach und suchten sich mit Geschütztürmen, Gräben und Sperren gegen Kanonen und Büchsen zu wappnen. Die gefährdete Bergseite der Henneburg wurde mit einer 2,30 Meter dicken Vormauer und vier Grabentürmen verstärkt. Der unterirdische Verbindungsgang zwischen den Türmen kann noch heute begangen werden. Ebenso sind beide Bergfriede zugänglich, der viereckige staufische und der schlanke des Deutschordens, sowie der Wehrgang aus dem 11. Jahrhundert.

Der spätmittelalterliche Ausbau der Henneburg ist unverfälscht erhalten. schloßartige und historisierende Elemente fehlen mithin völlig. Auf einen repräsentativen Umbau wurde verzichtet. Seit 1483 gehörte die Burg dem Mainzer Kurfürsten. Nach einer Überlieferung wurde sie 1688 von Turenne zerstört, andere sagen, sie sei vermutlich nie zerstört worden. Im Jahre1704 hieß es, sie sei endgültig „ruiniert“. Da nahm sich der bayerische Staat ihrer an. König Ludwig I. ließ um 1840 den Bestand sichern, in unserem Jahrhundert folgte dann zwischen 1982 bis 1986 eine Totalrenovierung.

Die kleine Gemeinde zu Füßen der Burg glänzt mit Fachwerkhäusern, einer spätgotischen Pfarrkirche und dem hübschen Rathaus aus dem Jahre 1520, kenntlich an zwei Türmen. Der mittlere ruht auf toskanischen Säulen und bildet für das Sitzungszimmer im ersten Stock den Erker. Dort werden die Stadtprozeltener von ihrem Bürgermeister verheiratet, der es sich auch nicht nehmen läßt, mit der Rathausglocke  - die früher bei Feuer und Gefahren geläutet wurde  - die Bürger bei Wahlen zur Urne zu rufen.

 

Fechenbach

Wenn man will kann man noch bis Fechenbach fahren. Dort gibt es ein Schloß. Beim Ort liegt liegt aber auch die Ruine Kollenberg (auch Collenberg). Der rote Sandstein der Burg versteckt sich wie eine Dschungelfeste in tiefster Waldeseinsamkeit. Nur über einen schmalen Pfad ist sie zu erreichen. Erst in letzter Minute geben Bäume und Büsche das Mauerwerk frei. Vor der Ringmauer scheint undurchdringliches Dickicht einen zusätzlichen Schutzwall um die stattliche Burg zu legen. Trotz „Rückeroberung“ durch die Natur bis in den Burghof, wo Akazien und Kastanien wachsen. sind viele Bauelemente noch gut erhalten. Ob gotische oder Renaissance-Portale an den Treppentürmen. ob Gewölbe unter dem Palas, alles ist in rotem Sandstein sauber ausgeführt.

Jetzt muß man wieder ein Stück zurückfahren über Stadtprozelten hinaus und dann links nach Altenbuch abbiegen (von dort kann man auch zum Hasenstabkreuz und zum Forsthaus Sylvan gehen) und über Damm­bach wieder zur Autobahnauffahrt Rohrbrunn fahren.

 

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Weibersbrunn

Der Ort liegt im Weibersbachtal, einem Nebental der obe­ren Hafenlohr. Er wurde 1710 von Kurmainz als Glashütte gegründet. Die Glashütte in Weibersbrunn produzierte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts für die Glasmanufaktur in Lohr, wo das angelieferte Glas zu Spiegeln veredelt wurde. Das Hafenlohrtal wurde unter löwensteinischer Führung durch die beiden glaserzeugenden Betriebe in Weibersbrunn und Einsiedel in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Standort eines der 60 größten Gewerbebetriebe in Bayern.

Bis zum Bau der Autobahn war Weibersbrunn nur schwer zu erreichen. Dies war auch ein Grund dafür, daß die Weibersbrunner Wanderarbeiter wochenlang oder sogar monatelang von zu Hause wegblieben. Nach der Inbetriebnahme der Autobahn um 1960 war das Rhein-Main-Gebiet schneller zu erreichen als zuvor – die Arbeitsmöglichkeiten hatten sich erheblich verbessert. Gleichzeitig nutzten nun viele Autofahrer aus dem Rhein-Main-Raum die Autobahn, um ihren Ausflug im Spessart zu verbringen – und auch aus ganz Europa, insbesondere aus den Niederlanden. Der Betrieb der beiden Hotels „Brunnenhof“ und „Jägerhof“ geht auf die nun verkehrsgünstige Lage Weibersbrunns zurück. Die Doppelrastanlage Rohrbrunn („Rastanlage Spessart“), die zu Weibersbrunn gehört, sorgte für steigende Steuereinnahmen. Deshalb sagte man zum Autobahnbau in Weibersbrunn: „Uns ist der Anschluß an die Welt gelungen“.

Bevor Weibersbrunn der Standort einer Glashütte wurde, existierte oberhalb des Ortes ein Weiler an der historischen Verkehrsstraße „Eselsweg“. Heute spielt die Autobahn A 3 als Verkehrsweg mindestens die gleiche Rolle, wie der Eselsweg in historischer Zeit. Die beiden größten Hotels von Weibersbrunns, der Brunnenhof und der Jägerhof, führen ihren Betrieb auf die vielbefahrene europäische Route zurück.

 

Kulturweg Weibersbrunn: „Mit Mondglas zum Weltruhm” (9 Kilometer)

Der Kulturweg führt über das Heimatmuseum unter der Autobahn hindurch zur Gaststätte Echterspfahl und von dort nach Norden zum Holzlagerplatz. Dann geht es wieder nach Osten unter der Auto­bahn hindurch und nach Norden  zum Herz-Jesu-Bildstock. Am östlichen Rand von Weibers­brunn hat man einen schönen Blick auf das Dorf. In dieses geht man wieder hinein zur Kirche und zum Heimatmuseum

Aber auf die Gaststätte Echterspfahl und den Holzlagerplatz kann man auch verzichten, denn sie liegen doch sehr weit ab. Der Echterspfahl ist besser auf der Tour Hessenthal zu erreichen. Empfohlen wird nur der kürzere Weg über Heimatmuseum, Kirche, Blick auf Weibersbrunn und Herz-Jesu-Bildstock

 

Heimatmuseum:

Das in den letzten Jahren entstandene Weibersbrunner Heimatmuseum zeigt die Glashüttengeschichte sowie die Glassammlung des Altbürgermeisters Erich Noll. Hier befindet sich neben dem Spessartmuseum in Lohr und dem Glasmuseum in Wertheim der dritte Glanzpunkt zum Thema „Spessartglas“ in der Region. Das Heimatmuseum befindet sich an der Hauptstraße etwa 100 Meter unterhalb der Kirche. Es ist jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 13.30 - 16 Uhr geöffnet.

 

Kirche:

Im Jahre 1864 wurde die neue Pfarrkirche geweiht, die an dem Platz der Glashütte errichtet wurde. Die Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk hat eine Kreuzigungsgruppe eines unbekannten Künstlers von 1470. Sie wurde 1966 erweitert. Die Kirche  trat die Nachfolge der Glashütte als Dorfmittelpunkt an. Mit der Autobahn ging es für Weibersbrunn bergauf. Im Jahre 1965 wurde der Kirchenbau erweitert.

 

Glashütte:

Im Rahmen der Bauarbeiten an der Kirche im  Jahr 1965 traten die Fundamente der Glashütte zutage, wobei einige Glasbrocken geborgen werden konnten. Die Glashütte (1706  - 1861) sollte die bereits bestehenden kurmainzischen Glashütten in Lohr und Rechtenbach entlasten. Mit dem Aufbau wurde Franzose Guillaume Brument beauftragt, unter dessen Leitung die Glashütte bis zu seinem Tode im Jahr 1759 Weltruhm erlangte. Zunächst wurden Tafelglas (Fensterglas) und Hohlglas (Flaschenglas) produziert, später wurde das sogenannte „Mondglas“ hergestellt, das seinen Namen von der runden „Mond“-Form herleitet. Es war hochwertiger als das bislang produzierte Tafelglas. Manches Barockschloß in Deutschland wurde mit „Mondglas“ aus Weibersbrunn ausgestattet. Nach einem Produktionsrückgang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Glashütte versteigert und 1861 geschlossen. Danach lebte der Ort im Hochspessart hundert Jahre lang in Armut, bis mit der Autobahn eine neue Epoche begann.

 

Blick auf Weibersbrunn:

Auf dem historischen Ruhlandspfad, auf dem die Weibersbrunner früher ihr Korn zur „Ruh­landsmühle“ in den Nachbarort Rothenbuch brachten, geht es nach Osten. Der Blick auf Weibersbrunn reizt zum Vergleich mit alten Ortsansichten. Um 1900 war das Landschaftsbild klar gegliedert: Am weitesten lag der Staatswald vom Ort entfernt, dann folgen die Wiesen, auf denen früher Ackerbau betrieben wurde. Näher am Ort wurde Streuobst angebaut, an das sich Gärten anschließen. Unterhalb des Ortes, direkt am Bach, befanden sich Wiesen für Viehfutter.

 

Herz-Jesu-Bildstock:

Am Dorfrand nach Nordwesten und dann nach links kommt man zum Bildstock. Zum Dorfleben gehörten früher die Flurprozessionen, die mit der Bitte für das fruchtbare Gedeihen der Feldfrüchte sowie für die Verschonung von Unwettern verbunden waren. Einer von drei Bildstöcken, an denen die Flurprozession vorüberführte, war der Herz-Jesu-Bildstock.

 

Holzlagerplatz:

Am Holzlagerplatz werden die frisch gefällten Eichen und Buchen für die Besichtigung durch die Holzhändler gelagert. Spessarter Eichen und Buchen sind ein begehrtes Furnierholz. Am wertvollsten sind die Eichen, die in kurmainzischer Zeit – noch im 18. Jahrhundert – gesetzt worden sind. Der größte Teil des Holzes wird als Säge- und Bauholz sowie zur Produktion von Barriquefässern verwendet, durch die Rotweine eine besondere Geschmacksnote erreichen, der Rest wird Furnier. Nach dem Ende der Glashüttenzeit um 1865 mußten sich die Weibersbrunner nach anderen Einkommensquellen umschauen. Durch den Eisenbahnbau im Spessart wurden Schwellenhauer und Schwellenschneider gesucht, die die nötigen Eisenbahnschwellen zurichteten, ein Beruf, den die Weibersbrunner bis in die sechziger Jahre ausübten.

Ein Baumlehrpfad wurde eingerichtet, der nun in den Kulturweg einbezogen wurde. Anhand der Blattformen kann man die verschiedenen Baumarten erkennen

 

 

Hafenlohrtal

Zum 25 Kilometer langen Hafenlohrtal gehören auch die Orte Weibersbrunn und Rothenbuch.

Der europäische Kulturweg erläutert die Geschichte des Hafenlohr­tals zwischen Rothenbuch / Weibersbrunn und Hafenlohr mit Info-Tafeln an 12 Stationen. Der Weg kann in einzelnen Abschnitten zurückgelegt werden.

Das Hafenlohrtal ist eines der schönsten Täler des Spessarts. Es ist umgeben von riesigen Waldungen mit altem Baumbestand und romantischen Lichtungen. Hier kann man wahrlich Ruhe finden und Natur erleben. In der Umgebung sind herrliche Waldungen mit Altbeständen an Buchen und Eichen.

Dennoch wird es hart umkämpft, da dort ein Trinkwasserspeicher gebaut werden soll. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit gelangte das Hafenlohrtal durch 25 Jahre Widerstand gegen das Vorhaben, die Hafenlohr aufzustauen und das Tal unter Wasser zu setzen. Mit dem Plan, das Hafenlohrtal mit einer Talsperre zu überfluten, entwickelte sich seit Ende der siebziger Jahre ein ständiger Widerstand der Bevölkerung im Tal und in den umliegenden Dörfern. Verschiedene Initiativen und Institutionen (unter anderem Bund Naturschutz; Aktionsgemeinschaft Hafen­lohrtal) wehren sich gegen den Bau eines Trinkwasserspeichers im Hafenlohrtal oder Schondratal (nördlich von Gemünden). Es wäre sehr schade, wenn dieses idyllische Tal tatsächlich zerstört werden soll. Bis heute konnte der Staudamm verhindert werden, die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal arbeitet daran, daß das so bleibt.

 Inzwischen hat sich das Hafenlohrtal als einzigartiger Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzengemeinschaften herausgestellt. Grundlage dieser Vielfalt bildet die jahrhundertelange Nutzung dieses Landstrichs durch den Menschen. Bis heute präsentiert sich das Tal als Kulturlandschaft, auch wenn die Bewirtschaftung seit 1900 stark zurückgegangen ist.

Neben dem immer noch bejagten Rot- und Schwarzwild haben sich Fuchs, Dachs, Marder und Hermelin behaupten können. Mit etwas Glück lassen sich Rehe und Hirsche beobachten, wenn sie in der Abenddämmerung auf den Wiesen oder am Straßenrand äsen. Die Öffnung eines Privatsträßchens für den Verkehr bildet die einzige Konzession der heutigen Besitzer des größten Teils im Hafenlohrtal. der Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg an die naturinteressierte Öffentlichkeit.

 

Kurt Tucholsky durchwanderte das Tal und weilte in der Lichtenau. Diesem Aufenthalt verdanken wir die wohl schönste literarische Würdigung des Spessarts. Einem Schriftsteller unserer Tage Robert Gernhardt, wurde 2003 in der Lichtenau eine Linde gewidmet, auf daß Literatur im Spessart weiter Früchte trage. Im Hafenlohrtal folgt man der Literatur im Spessart mit kurzen Zitaten auf jeder Tafel.

Literatur und Spessart - diese Kombination will nicht zu dem Klischee vom Spessart als einem menschenleeren Räuberwald passen. Doch haben sich seit dem Mittelalter viele Schriftsteller mit dem Spessart befaßt, in Prosa, Reim oder Berichten. Seit dem Mittelalter wird der Spessart in der Literatur auf verschiedenste Weise reflektiert. Folgende Schriftsteller seien hier genannt, die auf den einzelnen Infotafeln ausführlich behandelt werden (von links nach rechts): 1 Konrad von Würzburg, 2 Rudolf Virchow, 3 Levin Schücking, 4 Friedrich Rückert, 5 Kurt Tucholsky, 6 Robert Gernhardt, 7 Athanasius Kircher, 8 Grimmelshausen, 9 Wilhelm Hauff, 10 Ludwig Emil Grimm, 11 Götz von Berlichingen, 12 Hans Sachs.

Das hat sich Tucholsky wohl nicht träumen lassen, daß er einmal zum Kronzeugen für den Erhalt bedrohter Natur werden würde. „Wenn Landschaft Musik macht: Dies ist ein deutsches Streichquartett. Wie die hohen Bäume rauschen. ein tiefer Klang: so ernst sehen die Wege aus ...“ Die hymnische Liebeserklärung an die unberührte Natur, die abgeschiedene Stille des Hafenlohrtales, das Kurt Tucholsky mit zwei Freunden 1927 während einer Wanderung durch den Spessart durchstreifte. hat neue Freunde gefunden. Das Dichterwort wird gern von den Gegnern eines Staudamm-Projektes zitiert, das nunmehr seit Mitte der siebziger Jahre im Gespräch ist. Dann kennt Unterfranken keine Parteien mehr. Vom CSU-Landtagsabgeordneten bis zu den Grünen steht die Region in einer der ältesten und größten Bürgerinitiativen des Landes zusammen, um das letzte ökologisch noch intakte Spessarttal vor dem Untergang zu bewahren.

Tucholsky hat es gewußt: „Dies ist eine alte Landschaft. Die gibt es gar nicht mehr: Hier ist die Zeit stehengeblieben“: Nicht nur die wenigen, zumeist aus dem 18. Jahrhundert stammenden Weiler und Gehöfte erinnern an die Zeit der früheren Herren, die Mainzer Erzbischöfe, die hier mit Vorliebe zum Halali bliesen. Ihr über Jahrhunderte aufrecht gehaltenes Besiedlungsverbot in dem riesigen, weit über das Hafenlohrtal hinausreichenden Jagdrevier kommt heute der Natur zugute.

In keinem anderen Mittelgebirge konnte sich ein derart geschlossener Eichen- und Buchenbestand erhalten. Eine Fahrt durch den Spessart ist immer noch eine Begegnung mit der Einsamkeit. Nur wenige kleine Straßendörfer um die ehemaligen Jagdfrönersitze unterbrechen die endlosen Waldungen. Hohe Buchen stehen auch auf den Höhenzügen, die gut 15 Kilometer lang zu beiden Seiten die unbegradigte Hafenlohr säumen. Ihr verschwenderisch-mäan­dern­der Lauf wird fast ganz von einem Spalier von Erlen, Pappeln und Eschen begleitet. Ein letzter Rückzugsraum für bedrohte Pflanzen und Tiere. Im Frühjahr korrespondiert das satte Wiesengrün mit dem in allen Schattierungen vom hellsten Weiß bis zum dunkelsten Violett blühenden Knabenkraut, dazwischen setzen Schwertlilien und Butterblumen ihre Farbakzente.

In dem von keinerlei Einleitungen getrübten Wasser der Hafenlohr fühlen sich ungezählte Amphibien, Schlangen, Forellen und selbst Aale wohl. Die Ufer bevölkern Wasseramseln, Bachstelzen, Graureiher und der selten gewordene Eisvogel. Morgens und abends erklingen die vielstimmigen Gesänge von Nachtigall und Pirol, nicht zu vergessen das spöttische Tirilieren eines sehr prominenten Vogels, des Wendehalses.

 

Lichtenau:

Die Lichtenau beherbergte im späten Mittelalter ein Gestüt des Erzstiftes Mainz, das 1779 aufgegeben wurde. Im Jahre 1813 ging das Gut in den Besitz der Brüder Rexroth über, die es in einen Eisenhammer umbauten. Nach dem Umzug der Firma nach Lohr im Jahr 1871 wurde das Anwesen zunächst landwirtschaftlich und das Herrenhaus dann als Ausflugsstätte genutzt.

In das „Gasthaus im Hochspessart“ am westlichen Eingang zum Hafenlohrtal nächtigte Kurt Tucholsky im Jahre 1927 mit seinen beiden Kumpanen Karlchen und Jakob und zeigte sich begeistert von der Spessartlandschaft. In seiner kleinen Geschichte vom „Wirtshaus im Spessart“ hat er den köstlichen Dialog mit dem damaligen Wirt überliefert, ob denn nun der Wein nach Kork schmecke oder nicht. Ergebnis: Den Einspruch der vorlauten Berliner weist der Wirt zurück, schließlich „möpsele“ der Wein nicht nach. „Aus Rache, und um den Wirt zu strafen, trinken wir noch viele, viele Flaschen Steinwein, von allen Sorten, und alle, alle schmecken sie nach Sonne“. Am nächsten Morgen „möpselt“ es bei den drei Zechern heftigst nach. Das Haus ist heute bekannt wegen seiner vorzüglichen Wild- und Forellengerichte. Seit Juni 2003 steht hier die Robert-Gernhardt-Linde.

 

Erlenfurt:

Erlenfurt befindet sich an der Grenze des rhein-fränkischen und des main-fränkischen Dialektgebietes. Der Weiler grenzt an den „Haderwald“, um den Mainz und Würzburg über 200 Jahre lang „haderten“, bis der Streit 1583 beigelegt werden konnte.

Südlich von Erlenfurt ist das Wildgatter am Torhaus Diana. Ab hier ist die Straße wesentlich schmaler, darf aber durchfahren werden

Einsiedel:

Einsiedel wurde im Jahre 1275 als zum Kloster Neustadt gehörige Benediktinerpropstei gegründet. Im Jahre 1483 wurde die Einsiedelei in einen Klosterhof umgewandelt und verpachtet. Nach dem Übergang Einsiedels an das Fürstenhaus der Löwenstein-Wertheim-Rosenberg wurde eine Glasmanufaktur eingerichtet. In diesem, nur aus wenigen Häusern bestehenden Weiler blubberte noch von 1807 bis 1893 der letzte Schmelzofen der Spessarter Karlshütte. Sehenswerte Relikte aus den Zeiten der Glasmacher sind in Einsiedel fast völlig verschwunden. Außer der neugotischen Kapelle von 1866 und der auf dem früheren Platz des Schmelzofens nach alter Sitte angepflanzten Eiche erinnert so gut wie nichts mehr an diesen einst blühenden Industriezweig. Dennoch lohnt es, dieses winzige Dörfchen etwas näher unter die Lupe zu nehmen: Es gibt einen munter sprudelnden Brunnen und einen alten, noch funktionstüchtigen Backofen. Seit 1977 befindet sich hier der zentrale Forstbetrieb des löwensteinischen Wildparks.

AmViehgatter amTorhaus Breitfurt endet der Kernbereich des Wildparks. Der Park selber geht aber noch bis kurz vor die (rechtwinkliche) Überquerung der Hafenlohr.

 

Lindenfurter Hof:

Fischteiche im Wiesengrund künden den Lindenfurter Hof an, einen ehemaligen Forst- und Verwaltungssitz. Der Hof selber liegt links der Straße. Der Lindenfurter Hof wurde 1264 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gehörte zum Besitz des Klosters Neustadt und war bis 1790 ein würzburgisches Gestüt. Von 1850 bis 1977 hatte das fürstliche Forstamt des löwensteinschen Wildparks hier seinen Sitz. Heute ist der Hof verpachtet. In der Nähe ist ein Aquädukt. Gegenüber in Richtung Westen geht der Weg in Richtung Karlshöhe ab, die 451 Meter hoch liegt. Das „Jagdschloß“ besteht aus zwei anspruchlosen Häusern, die einmal Bahnhofsgebäude in Tschechien waren. Heute befidnet sich hier eine Wanderergaststätte.

Einer der  Nachfolger des legen­dären „Wirtshauses im Spessart“ ist das Gasthaus: „Sankt Hubertus“. Man  erkennt es am barocken Bildstock‑Hei­ligen vor der Tür.  Es steht im schönsten Wiesengrunde des Hafenlohrtals. Was der Wirt an Histo­rischem und Amüsantem aus dem Spessart zusam­mengetragen hat, kann man in aller Ruhe bei einem Frankenwein betrachten.

Auf dem „Mainzer Scheitplatz“ wurde das Holz gelagert, das auf der Hafenlohr getriftet wurde. Das nahe gelegene Windheim hat seinen Namen von der Viehweide.

 

Hafenlohr:

Der Ort Hafenlohr an der Mündung des gleichnamigen Baches in den Main ist durch ein reiches Tonvorkommen bekannt, das sich besonders gut für die Herstellung von Gebrauchskeramik eignet. Hafenlohr entwickelte sich infolgedessen zum Zentrum der Keramikproduktion und hat ein unter Denkmalschutz stehendes „Töpferhaus“ (Hettiger-Töpfer-Haus) vorzuweisen. Es gibt Sägewerke und Kunst-Töpfereien (Hafner-Lohr).

Weiter fährt man nach Marienbrunn und dann rechts in Richtung  Bischbrunn. Zunächst kommt man nach Esselbach, eine  ehemalige Thurn- und Taxis'sche Poststation.

 

Bischbrunn

Die Jagd hat Bischbrunn über Jahrhunderte hinweg geprägt. Bereits in Kurmainzer Zeit spielte der Forst die Hauptrolle für den Broterwerb der Bevölkerung. Die Jagden des bayerischen Prinzregenten Luitpold an der Wende vom 19. in das 20. Jahrhundert bleiben hier bis heute in guter Erinnerung. Neben der Jagd führte durch Bischbrunn auch ein wichtiger Verkehrsweg, die sogenannte „Heerstraße“.

 

Kulturweg Bischbrunn; „Die Jagd des Prinzregenten Luitpold“ (12 Kilometer)

(1) Start: „Am Trieb“:

Wie im Bischbrunner Forst Waidwerk und Waldwirtschaft ausgeübt wurden, erfährt man an den fünf Stationen des 12 Kilometer langen Rundweges, der am Wanderheim in Bischbrunn beginnt. Hier an der ehemaligen Grenze von Kurmainz und dem Hochstift Würzburg, trieben die Bauern ihr Vieh entlang (daher der Name „Am Trieb“).

 

(2) Wildpark am Rainstor:

Das Rainstor ist einer der wenigen Zugänge, über die der Wildpark im Bischbrunner Forst verfügte. Die völlige Einzäunung des Geländes garantierte den dau­ernd hohen Wildbestand. Bereits um 1700 ließ der Mainzer Kurfürst Franz von Schönborn hier ein etwa 1.000 Hektar großes Gehege errichten, weniger für die Kurmainzischen Hofjagden, vielmehr zur Versorgung der Aschaffenburger Hofhaltung mit Wildbret. In bayerischer Zeit wurde ein 500 Hektar großer Saupark innerhalb des Parkes eingezäunt. Die Wildschweine sind dann auch der Hauptgrund für die Jagdaufenthalte des Prinzregenten im Spessart, für die er die lange Anreise von München in Kauf nahm. Ein Teil des historischen Zauns wurde an dieser Stelle vom Heimat- und Wanderverein Bischbrunn rekonstruiert.

 

(3) Die Köhlerplatte:

Neben dem Dienst in der herrschaftlichen Jagd war die Produktion von Holzkohle bis in das 19. Jahrhundert einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren im Wald. Vor allem mit der vermehrten Gewinnung von Eisen und der Herstellung qualitätvoller Stähle seit dem Mittelalter wurde die Holzkohle zum wichtigsten Heizmaterial in der frühen „Industrie”, da mit Holzkohle höhere Temperaturen als beim Verschüren von Holz erzielt werden konnten. Die Köhlerei spielte somit eine wichtige Rolle bei der Entwicklung besserer Werkstoffe, zugleich gehörte sie zu den größten Holzverbrauchern. Der Beruf des Köhlers wurde nur selten dokumentiert, weil er im Spessart allgegenwärtig war. Die Schautafel an einer historischen Köhlerplatte verdeutlicht das harte Leben der Köhler.

 

(4) Das Königsrondell:

Noch heute führt ein Weg zum Königsrondell den Namen „Kurfürstenplan”. Er wurde schon im 18. Jahrhundert von den Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfen Franz von Schönborn und Friedrich Carl von Erthal benutzt. Jedoch erst in bayerischer Zeit wurde die Jagd im Wildpark wieder neu belebt. König Ludwig I. kam hierher zur Jagd. Intensiv wurde der hiesige Wildpark aber vor allem vom Prinzregenten Luitpold genutzt (Regent von 1886 bis 1912), und auch sein Sohn, der spätere König Ludwig III., kam gerne hierher zur Jagd. Zahlreiche zeitgenössische fotografische Aufnahmen dokumentieren die Jagdaufenthalte der königlichen Gäste im Spessart. Das Königsrondell verdankt diesen Gästen seinen Namen. Hier versammelten sich die Jagdgesellschaften, und häufig wurde hier auch die Strecke ausgelegt.

 

(5) Torhaus Aurora:

Nördlich von Bischbrunn trifft man an der Straße auf das Torhaus Aurora. Erstmals 839 wird die nach Frankfurt führende „heristrata” (Heerstraße) erwähnt. Im 17. Jahrhundert müssen die Bisch­brunner Einwohner zu den Frühjahrs- und Herbstmessen nach Frankfurt den Regensburger und Nürnberger Kaufmannszügen das Geleit geben. Ab 1615 ist sie Poststraße der Thurn und Taxischen Reichspost mit den Poststationen Esselbach, Rohrbrunn, Bessenbach und Aschaffenburg. Um 1770 wird sie nach französischem Vorbild als Chaussee geschottert und im 20. Jahrhundert als Bundesstraße B 8 ausgebaut. Das Torhaus Aurora hatte eine Doppelfunktion als Eingang zum Wildgehege und als Zollstation an der Mainzer Grenze. Ganz in der Nähe fand 1787 ein spektakulärer Postkutschenüberfall statt, bei dessen Gerichtsverhandlung noch heute erhaltene Zeichnungen über den Tathergang angefertigt wurden.

 

(6) Panoramablick

Im nördlichen Ortsteil, wo die Bebauung noch einmal nach Süden geht, ist der Panoramablick. Eine freie Rundsicht ist im Spessart äußerst selten, weil es sich geologisch um eine Buntsandsteinebene mit Taleinschnitten handelt, aus der kaum größere Erhebungen herausragen. Hinzu tritt der dichte Baumbestand. Oberhalb Bischbrunn öffnet sich jedoch der Wald und bietet einen Blick von Schweinfurt bis zum Steigerwald. Bei gutem Wetter kann die Frankenwarte in Würzburg ausgemacht werden, bei besten Bedingungen ist sogar der Schwanberg zu erkennen.

 

Rohrberg:

Auf dem Weg nach Rohrbrunn kommt man  noch vor der Autobahn  zum Rohrberg. Zunächst aber ist vor der  Linkskurve nach rechts  ein Weg zum Sendemast des Geiersbergs (585 Meter).

Auf der linken  Seite  kommt dann der Parkplatz Rohrberg. Dort geht man den linken Weg nach Osten und nach Norden und dann im spitzen Winkel nach Südosten. Links ist dann ein Naturschutzgebiet, das etwa 10 Hektar groß ist seit 1928 un­ter Schutz steht und durch einen Waldlehrpfad erschlossen wird. Es handelt sich hierbei um den letzten Rest der ursprünglichen Bestockung (= Bewuchs einer Fläche mit Waldbäumen) im Hochspessart. Hier findet man Eichen, die 500 bis 800 Jahre und Buchen, die bis zu 300 Jahre alt sind. Das Holz darf nicht ge­nutzt werden. Das heißt es wird kein einziger Ast oder Baum, der abstirbt, entfernt. Das gibt einen anschaulichen Eindruck von dem ur­tümlichen Zustand des Waldes.

Rings um Rohrbrunn finden sich weitere uralte Bäume. Besonders bekannt ist die 1000jährige Eiche, zu der ein Wanderweg führt: Wenn an die Straße nach Dammbach hinabfährt, geht im Scheitelpunkt der ersten Rechtskurve links der Weg ab. Von dem breiten Fahrweg muß man noch einmal nach links abbiegen, um zu der Eiche zu kommen.

 

 

Rohrbrunn

Die Freiherren von Thurn und Taxis eröffneten 1617 an der Postroute Brüssel-Prag die Poststationen Bessenbach und Esselbach. An dieser einst berühmten Poststraße eröffnete 1688 der Oberjäger Melchior Uzuber (ausgestattet mit Post- und Zollrechten) in der Einöde Rohrbrunn ein Gasthaus, das „Zur Uzuberei“ genannt wurde und über 100 Jahre bestand. Die Auflösung erfolgte im Jahre 1820. Der ehemalige Weiler war Poststation. Hier kreuzten sich der Heune­weg, die alte Post­straße und der Eselsweg.

Der Ort erhielt seinen Namen bezeichnenderweise von einem Brunnen mit Röhrenleitungs­system.  Er war einst Sommerfrische und Luftkurort. „Ein Waldmeer ist's! Nur in blauer Ferne schaut der Taunus wie eine Insel aus demselben“, schreibt Tucholsky.

Der Ort besteht heute vor allem als Park- und Raststätte an der Autobahn mit einem Motel und zwei Rasthäusern. Der Weiler mit dem sagenum­wobenen „Wirtshaus im Spessart“ (Wilhelm Hauff) mußte der Autobahn und Raststätte weichen. Heute quert die Spessart-Autobahn Frankfurt - Würzburg das Gebirge und erreicht hier den Scheitelpunkt dieses Streckenab­schnittes.

Wenn man von der Autobahnraststätte auf der Bundesstraße 8 in Richtung Marktheidenfeld  fährt, geht rechts die Straße nach Schollbrunn ab. Dort ist gleich am Anfang der andere Teil von Rohrbrunn, das „Forsthaus Diana“, das aber nicht sehenswert ist.

 

Schweinfurter Kreuz:

Von der Autobahnraststätte Rohrbrunn fährt man in Richtung Mespelbrunn. Rechts geht die Straße nach Rothenbuch ab. Ein kleines Stück weiter steht rechts ein Schild „Holzplatz Kreuz“ und ein Weg geht nach rechts. Genau dort gegenüber steht auf der anderen Seite ein niedriges Feldkreuz: das Schweinfurter Kreuz, das an den Schweinfurter Kaufmann Backmundt erinnert, der 1609 (andere Angabe: April 1610) im Wald von Spessarträubern ausgeraubt und getötet worden sein soll.

Man fährt dann wieder e in  Stück zurück und nach  Norden (links) ab  nach Rothenbuch. Dabei kommt man noch durch den oberen Teil des Hafenlohrtals. . Rechts sind Steinmühle und Steintor, links der Naturschutzpark Metzger. Von  Rothenbuch fährt  man dann zur Autobahnauffahrt Waldaschaff. Von  Rothenbuch fährt  man dann zur Autobahnauffahrt Waldaschaff.

 

 

Rothenbuch

Wenn man aus Richtung Waldaschaff kommt, muß man nach links in den 360 bis 420 Meter hohen Ort hineinfahren und kommt zum Schloß. Der Ortskern ist geprägt von mittel­alterlichen Gebäuden. Im Jahre 1927 schrieb Kurt Tucholsky über das Gebiet um Rothenbuch: „Dies ist eine alte Landschaft. die gibt es gar nicht mehr. hier ist die Zeit stehengeblieben. Wenn Landschaft Musik macht: dies ist ein deutsches Streichquartett“.

Rothenbuch ist eines der ältesten Spessartdörfer. Im Hochspessart gibt es noch Ortschaften, die die „klassischen” Spessartdörfer im tiefsten Inneren des Gebirges, die ihre Entstehung der Jahrhunderte währenden kurmainzischen Jagdleidenschaft verdanken. Rothenbuch gehört dazu. Bereits 1318 als „zuo den Roden Bovchen” ge­nannt, an der Quelle der Hafenlohr gelegen, war es der ideale Sammelplatz großer mittelalterlicher Jagden. Der Ort war Amtssitz der kurmainzischen Forstverwaltung, die für die Waldpflege und die Aufsicht über die Glashütten der Umgebung zuständig und damit Mittelpunkt der Kurmainzer Jagd war.

Die Zeit der Mainzer Kurfürsten (13. bis 19. Jahrhundert) war für die Spessart-Bewohner hart. Denn die Kirchenfürsten interessierten sich - wie andere Feudalherren auch - allein für die Jagd. Die Bevölkerung indes darbte. Größere Rodungen für Ackerbau und Viehzucht waren verboten; sie hätten dem Wild und somit der Jagd geschadet. Was blieb, war nur sehr wenig. Zudem forderten die Kurfür­sten die Jagdfron. Zahlreiche Spessarter mußten als Treiber die kostspieligen Hofjagden begleiten. Winters ging es zur Sauhatz, sommers stellte die feine Gesellschaft den Hirschen nach.

Die Siedlung wuchs mit dem Ausbau der Mainzischen Forstorganisation. Dazu gehörte die Kontrolle über die Waldnutzungsrechte der Bevölkerung sowie über den Betrieb der Glashütten. Für den kurierenden Hof in Aschaffenburg wurde die Fleischversorgung mit Wildbret übernommen. bzw. das Jagdwesen in Rothenbuch selbst organisiert Die Parforcejagd - die französische Art des Hetzens des Wildes mit der Hundmeute hoch zu Roß - blieb für geistliche Herren verboten.

Erlaubt war hingegen die „eingestellte Jagd“. Dazu trieb man das Wild auf durch Netze oder Tücher abgesperrte Plätze zusammen. Für die Forst- und Jagdverwaltung wurden zwanzig kurmainzische Forst und Bachhübner eingesetzt: Diese unterstanden dem Forstmeister des Spessarts, der seinen Wohn- und Amtssitz seit 1485 in Rothenbuch hatte. Von hier konnten zugleich die Besitzungen besser überwacht, verwaltet und genutzt werden. Bereits um 1342 ließen die Mainzer Kurfürsten, vermutlich wegen Auseinandersetzungen mit dem Hochstift Würzburg, an der Quelle der Hafenlohr einen befestigten Stützpunkt errichten.

Der Stellenwert Rothenbuchs in der Forstverwaltung stieg nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck im Jahr 1559, als es Zentralort des Innerspessarts wurde. Die Nutzung der Spessartwälder wurde intensiviert. Der Betrieb der Glashütten sowie der Erlös für Bau- und Brennholz erbrachten erhebliche Einkünfte. Von Rothenbuch aus wurde die mit Würzburg vertraglich vereinbarte Holztrift auf der Hafenlohr organisiert.

 

Der Bau eines Jagdschlosses mit Forstamt erfolgte im Jahr 1567, als Erzbischof Daniel Brendel von Homburg, dem diese Unter­kunft nicht mehr genügte, die noch heute bestehende vierflüglige Schloßanlage als Wasserschloß erbauen ließ. Das heute sichtbare Wasserschloß ist ein Bau vom Ende des 17. Jahrhunderts. der auf Gebäudeteilen aus der Zeit um 1567 (Wappensteine) fußt. Das Schloß wurde von 1882 bis 1987 von Franziskanerinnen vom Kloster Maria Stern aus Augsburg zur Erziehung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen genutzt.

Das Schloß ist seit 1995 als Schloß­hotel der Öffentlichkeit erstmals zugänglich. Sehenswert und von besonderem Ambiente ist der Schloßinnenhof, der jetzt als Tagescafe und Biergarten genutzt wird. Der historische Gewölbekeller wurde zum rustikalen Treff für Wanderer und Tagungsgäste umgebaut. In der einstigen Kapelle befindet sich die Hoch­zeitssuite, und die Wachstube ist als stilvolles Hotelzimmer ausgebaut.

Die Quelle der Hafenlohr entspringt im Schloßgarten. Direkt im Schloßgraben entspringt die Hafenlohr und somit der Anfang des zauber­haften Naturschutzgebietes „Hafenlohrtal“. Die Mäander des Baches durchziehen das viel­gepriesene Hafenlohrtal, eines der schönsten Täler des Spessarts. Dennoch wird es hart umkämpft, da dort ein Trinkwasserspeicher gebaut werden soll. Verschiedene Naturschutzinitiativen wehren sich dagegen. Es wäre sehr schade, wenn dieses idyllische Tal tatsächlich zerstört werden soll. Es ist umgeben von riesigen Waldungen mit altem Baumbestand und romantischen Lichtungen. Hier kann man wahrlich Ruhe fin­den. Natur erleben.

Eine Informationstafel vor dem Schloß informiert über Äußerungen von Rudolf Virchow über den Spessart (Die Tafel, die zum Kulturweg „Kurfürstenweg“ gehört, ist bereits ausgewertet).

In der zum Schloß gehörigen im Jahre 1576 erbauten Zehntscheune, in der die Rothenbucher ihre Abgaben in Form von Naturalien (zum Beispiel Korn) abliefern mußten, ist heute der Forstbetrieb Spessart untergebracht. Am Gebäude befindet sich das Wappen des Mainzer Kurfürsten Wolfgang von Dalberg.

 

Gegenüber dem Schloß liegt über der Straße die von Kurfürst Daniel Brendel von Homburg errichtete Schloßkapelle, die1575 geweiht wurde. Nach der Gründung der Pfarrei Rothenbuch im Jahr 1683 diente sie als erste Pfarrkirche. Sie war über 200 Jahre Pfarrkirche der Gemeinde. Bis dahin mußten die Dorfbewohner, da ihnen keine Kirche am Ort zur Verfügung stand, den weiten Weg nach Wiesthal zur Mutterpfarrei auf sich nehmen.

Einige, meist herrschaftliche Gebäude, vor allem aus dem 16. Jahrhundert, prägen den Ortskern - so das ehemalige Zeughaus (unter anderem benutzt als Lagerraum für das Jagdzeug) sowie das Gasthaus „Zum Löwen“ (1566). Es gibt auch ein Bauernhaus-Museum.

Im Jahre 1995 gründete sich in Rothenbuch eine Interessengemeinschaft, die sich zur Aufgabe stellte, das älteste Bauernhaus in der Hauptstraße 25 in möglichst ursprünglicher Form zu restaurieren und zu erhalten. In vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit wurde das gestelzte zweigeschossige Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert  renoviert. Das Bauernhaus mit seinem liebevoll ausgestatteten dörflichen Museum ist ein Haustyp des einstmals in der Spessartregion weitverbreiteten Wohnhauses. Er ist heute nur noch in wenigen Exemplaren erhalten.
 

 

 

Spessart: Main Ost

 

Von Miltenberg bis Wertheim

 

Bürgstadt

Der Ort Bürgstadt ist älter als das benachbarte Miltenberg. Im 7. Jahrhundert besaß Bürgstadt einen Königshof. Im 8. Jahrhundert ist es Besitz des Erzstifts Mainz, wo es bis 1803 blieb.

Wenn man vom Miltenberg kommt, muß man vor dem Ort nach rechts fahren, wo der Wegweiser Burgstadt-Nord anzeigt. Der Ort hat viele schöne Häuser, ein typisches Weinbauerdorf. Man kommt zum Rathaus, fährt ein Stück nach rechts in die Straße und dann nach links zur Martinskapelle. Wieder zurück auf die Durchgangsstraße kommt man zur Kirche. Oberhalb des Ortes gibt es aber noch zwei Kulturwege zum Erwandern.

 

Rathaus:

Das Bürgstädter Rathaus wurde 1592 fertiggestellt: In der in Stein eingehauenen Bauinschrift wurde vor mehr als 400 Jahren in Bürgstadt besonders hervorgehoben, daß der Bau „mit gemeinen Kosten“ errichtet worden war, also der frühneuzeitliche Steuerzahler selbst die Mittel aufbrachte. Dies ist ein Zeichen für das Selbstbewußtsein der Bürgstädter, deren Rathaus 1992 aufwendig renoviertes Rathaus noch heute zum Ortsbild gehört.

 

Martinskapelle:

Spätestens um 950 entstanden war die romanisch-gotische Martinskapelle vermutlich die erste Pfarrkirche Bürgstadts. Nach mehreren Umbauten verfiel das Gebäude, bis es 1539 bis 1620 wieder hergerichtet und dabei mit den berühmten Fresken ausgestattet wurde. Die Wände sind über und über in 40 Medaillons von den Fresken einer Armenbibel versehen, welche die bebilderte Heilsgeschichte zeigen. Zusammen mit älteren Darstellungen im Altarbereich sind sie ein Juwel der Kirchenkunst der Renaissance des späten 14. Jahrhunderts (Schlüssel im Blumengeschäft nebenan).

 

Kirche:

Die Pfarrkirche St. Margareta, um 1250 oder 1351 von den Mainzern erbaut, war bis 1522 Mutterkirche von Miltenberg. Östlich der Kirche fährt man dann zum Wanderparkplatz östlich des Ortes.

 

Kulturweg Bürgstadt „Mainhölle und Bildermeer“

(1) Start:

Vom Wanderparkplatz „Stutz“ oberhalb von Bürgstadt führt der Kulturpfad über zwei Schleifen von 3 und 10 Kilometer durch die Bürgstädter Kulturlandschaft. Die kurze Route zeigt Rathaus, Kirche und die Martinskapelle. Die längere Strecke umrundet den Wannenberg mit seinen archäologischen Zeugnissen.

 

(2) Stutzkapelle:

Man geht erst nach Norden und dann etwas rechts zur Stutzkapelle. Sie wurde zu Ehren der Mutter Gottes im Marianischen Jahr 1954 durch die Kolpingfamilie Bürgstadt errichtet. Die großen Sandsteinbrüche gegenüber von Bürgstadt sind bekannt als Mainhölle („Mainhelle“). Sie wurden bereits im Mittelalter erschlossen. Im 15. Jahrhundert errichtete man Teile des Frankfurter Doms und die kurfürstliche Martinsburg in Mainz aus hiesigem Sandstein. Nach der Reichsgründung 1871 erlebte die Sandsteinindustrie am Untermain ihre wirtschaftliche Blüte. Noch heute ist der Miltenberger Sandstein ein gefragter Naturwerkstein.

 

(3) Heunesteine:

Nach einer Spitzkehre geht es nach Nordosten und dann nach Osten zu den Heunesteinen. Die Berge um Bürgstadt werden von widerstandsfähigem Feinsandstein begrenzt. Dieser lieferte in Form von natürlichen Bruchstücken das Material für die Heunesteine, Heunesäulen, Sarkophage und Mühlsteine. Bereits für die vorgeschichtliche Wallanlage auf dem Wannenberg wurde der anstehende Stein genutzt. Manche Sarkophag-, Mühlstein- und Säulenrohlinge, bei denen während der Bearbeitung Schäden auftraten, blieben liegen. Bis heute ist keine genaue Datierung der steinernen Überreste möglich.

 

(4) Archäologische Rekonstruktion:

Noch etwas weiter östlich erfolgten Grabungen am Wannenberg. Hier konnte am Ringwall ein Tor der Urnenfelderzeit (1200 – 700 vCh) freigelegt und rekonstruiert werden. Dann geht es nach Süden zu den Heunefässern.

 

(5) Heunefässer:

Hier wie in der gesamten Gegend von Miltenberg liegen mächtige mehrere Meter lange Sandsteinsäulen („Heunesäulen“) aus einem Stück, auch „Sandsteinfässer“ („Heunefässer“) genannt. Sie wurden hier gebrochen und roh bearbeitet. Wahrscheinlich wurden die Säulen um das Jahr 1100 für den Mainzer Dom hergestellt, der nach zwei verheerenden Bränden damals wieder aufgebaut wurde. Nach Westen geht es dann zur Centgrafenkapelle.

 

(6) Centgrafenkapelle:

Auf dem Nonnenberg mit dem keltischen Ringwall wurde 1630 die Zentgrafenkapelle erbaut. Nach dem heutigen Aussehen würde man vermuten, daß die Kapelle zerstört und teilweise abgerissen wurde. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sie wurde nicht fertiggestellt und in ihrem halbfertigen Zustand belassen. Das Gebäude trägt seine Namen nach seinem Stifter und Erbauer, dem Bürgstädter Centgrafen Leonhard Gackstadt, der von 1626 bis 1655 Centgraf des Mainzer Erzstiftes in Bürgstadt war. Im Frühsommer 1629 war Baubeginn, doch stoppte die Arbeit mit dem Einbrechen des 30jährigen Krieges im Jahre 1630. Die letzte Station Zentgrefenberg ist an sich genau südlich, man muß aber erst wieder weit nach Osten gehen und dann wieder im Bogen nach Westen, ehe man dorthin kommt.

 

(7) Weinbau:

Seit dem 8. Jahrhundert ist der Weinbau im Maintal nachweisbar. Spätestens seit dem13. Jahrhundert wurde unter den Erzbischöfen von Mainz in Bürgstadt Wein angebaut. Eine Blüte erreichte der Weinbau vor dem Dreißigjährigen Krieg. Der sich daraus ergebende Wohlstand ließ viele bis heute erhaltene Gebäude (Rathaus 1502), Kunstwerke (Ausmalung Martinskapelle 1558) sowie viele alte Weinkeller unter den Bauernhäusern entstehen. Bürgstadt ist einer der ersten Orte, von denen der Anbau der Rotweinsorte „Frühburgunder“ bekannt ist, die eine bodenständige Rebsorte der Gegend ist.

Bürgstadt ist mit mehr als 60 Hektar Rebfläche der größte Weinort am Untermain. Zum Centgrafenberg, der wichtigsten Lage, steigt man am besten auf dem Rotwein-Wanderweg hinauf. Fast auf der Höhe liegt das Anwesen des Winzers, der Bürgstädter Wein zum Markenzeichen gemacht hat: Paul Fürst. Seit 1638 sind die Fürsts Winzer, 1970 verlegten sie den Betrieb in die Reben. Der Wein steht auf Buntsandstein‑Verwitterungsboden, und kein zweiter kennt die Besonderheiten des nach Südwesten ausgerichteten Centgrafenbergs besser als Paul Fürst, der elf Hektar bewirtschaftet. Genau hier wächst der beste Wein. Der Sandstein liegt bis zu drei Meter mächtig, die obere Schicht ist jedoch humusreich. Im Sommer bleibt die Erde zwischen den Rebzeilen offen wegen der Wasserkonkurrenz, im Winter begrünen wir sie, das verhindert Erosion und Stickstoffauswaschung.

Nach Westen und dann etwas nach Norden kommt man wieder zum Parkplatz.

 

Freudenberg

Schon vor Erreichen der Stadt sieht man rechts die Schloßruine. Sie wurde vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut und im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Das alte Rathaus hat einen Unterbau von 1499 und einen Fachwerkaufbau von 1605. Doch schon vorher (noch ziemlich am Anfang des Dorfes) führt eine Brücke auf die andere Mainseite. Hier muß man sich entscheiden, auf welcher Seite des Mains man weiter fährt.

Es wird empfohlen, auf der rechten (badischen) Seite weiter zu fahren. Von hier sieht man die Orte auf der anderen Seite malerisch liegen, die Sehenswürdigkeiten sind vielleicht besser zu sehen als wenn man im Ort selber ist. Vor allem auch die zahlreichen Buntsandsteinbrüche an den steilen Hängen sieht man von hier besser. Die andere Mainseite kann man mit dem Ausflug nach Schollbrunn und Altenbuch verbinden. Nur Fechenbach läßt man dann aus, aber die Burg Kollenberg sieht man auch gut genug von der anderen Mainseite.

In Höhe der Staustufe ist rechts der Friedhof. Auf diesem steht die romanische St. Lorenzkapelle mit frühgotischem Chor, Innenausstattung von 1705 und zahlreichen Grabmälern.

 

Fechenbach

In Fechenbach gibt es ein Schloß. Etwas hinter dem Ort liegt die Ruine Kollenberg (auch Collenberg). Der rote Sandstein der Burg versteckt sich wie eine Dschungelfeste in tiefster Waldeseinsamkeit. Nur über einen schmalen Pfad ist sie zu erreichen. Erst in letzter Minute geben Bäume und Büsche das Mauerwerk frei. Vor der Ringmauer scheint undurchdringliches Dickicht einen zusätzlichen Schutzwall um die stattliche Burg zu legen. Trotz „Rückeroberung“ durch die Natur bis in den Burghof, wo Akazien und Kastanien wachsen. sind viele Bauelemente noch gut erhalten. Ob gotische oder Renaissance-Portale an den Treppentürmen. ob Gewölbe unter dem Palas, alles ist in rotem Sandstein sauber ausgeführt.

 

 

Wertheim

Wenn man aus Richtung Miltenberg kommt fährt man vor der Altstadt rechts ab, rechts am Spitzen Turm vorbei, an der Ampelkreuzung rechts und dann wieder rechts über die Tauberbrücke, an deren Ende geht es rechts hinunter zum Parkplatz geht (sonntags kostenlos).

 

„Würzburger Spessart“ werden die Spessartberge bezeichnet, die der Main zwischen Würzburg, Ochsenfurt, Wertheim und Gemünden umfaßt. Im Gegensatz zum Buntsandstein-Spessart ermöglichen die lößreichen Muschelkalkböden eine rentable Landwirtschaft. An den sonnigen Hängen gedeihen hervorragende Weine.

Die badische Stadt liegt 140 Meter hoch, einer der schönsten Punkte des Maintals, an der Mündung der Tauber in den Main, überragt von einer der malerischsten und umfangreichsten Burgruinen Deutschlands. Lebhafter Handel, bedeutende Pferde-, Vieh- und Schweinemärkte. Abwechslungsreiche, waldreiche Umgebung, zahlreiche lohnende Ausflüge mainauf- und abwärts, in den Spessart, Odenwald und das Taubertal.

Viel Mittelalterliches ist hier erhalten, man sieht es an den schiefen und krummen Ziegeldächern der Altstadthäuser, an den Türmen, der Stadtmauer, den Torbögen und engen Gassen. Um 1142 begannen die Grafen von Wertheim ihre Burg zu errichten, in deren Schatten die Stadt stetig wuchs und gedieh. Heute ist die imposante Sandsteinburg, die im Dreißigjährigen Krieg arg zu leiden hatte, eine der schönsten in Deutschland und lockt vor allem im Sommer viele Touristen an. Hafen, Weinhandel und Fischerei haben die Stadt im Mittelalter zu dauerhaftem bürgerlichem Wohlstand geführt. Mainzoll, Geleitsrecht und die Tucherzeugung führten zu einer wirtschaftlichen Blüte vom 14. bis 16. Jahrhundert.

Das altertümliche Stadtbild ist vorzüglich erhalten. Vergleicht man einen Stich aus dem 17. Jahrhundert mit dem heutigen Wertheim, wird man in der Altstadt kaum Veränderungen feststellen. Wie eh und je umschließen Main und Tauber das verschachtelte Quartier, das dem Schloßberg hinauf bis vor die Tore der Burg folgt. Der Dreiklang aus Fluß, Stadt und sandsteinroter Burg erinnert etwas an die Silhouette Heidelbergs. An Ausdehnung kann es der Wertheimer historische Kern jedoch nicht ganz mit der Heidelberg aufnehmen. Dank geringer Zerstörungen und unterbliebener Bausünden wirkt er aber in sich geschlossener als die Stadt am Neckar.

Als 1626 Erich Kieser den Stich von „Wertheim zwischen den Flüssen” schuf, war das Städtchen schon einige hundert Jahre alt. Dargestellt ist der befestigte Kern, der sich als Dreieck halbinselförmig in den Mündungswinkel zwischen Main und Tauber schiebt, überragt von der Burg des mächtigen Wertheimer Grafengeschlechtes. Bis heute hat sich an diesem Gesamtbild kaum etwas geändert, auch wenn die Burganlage im Dreißigjährigen Krieg zur Ruine wurde. Das Städtchen selbst, eingebunden in Traditionen, konnte den Charme der mittelalterlichen Kleinstadt bewahren, wie nur wenige seinesgleichen. Je eine Brücke über Tauber und Main stellen die Verbindung zu den neuen Trabantenstadtteilen her. Bewaldete Höhen, Wiesen, Acker und Weinberge umschließen sie.

Die vielfach noch vorhandenen Kaufmanns- und Zunftzeichen, vor allem der Fischer. an den stolzen Bürgerhäusern signalisieren Wohlstand. Ohne Übertreibung versprechen die Fremdenverkehrs-Organisatoren Wertheims einen „Gang durch das Mittelalter“, verbunden mit den Annehmlichkeiten der Neuzeit: Geschäfte, die hinter Fachwerkschmuck oder buntem Putz einladen. gemütliche Restaurants und Straßencafes.

 

Geschichtliches:

Wertheim wird schon 779 erwähnt. König Heinrich II. verlieh diesem wohlhabenden Flecken im Jahre 1009 das Marktrecht. Hier bauten sich die Grafen von Wertheim im 12. Jahrhundert eine Burg. Im 12. Jahrhundert war der Ort bereits mit Mauern umgeben und im Besitz der Grafen von Wertheim,

Auf der Halbinsel zwischen beiden Flüssen entstand eine Siedlung, die sich bald zu einer Stadt entwickelte und 1305 das Stadtrecht erhielt und 1306 an Baden kam. Einst befand sich auf der nördlichen Mainseite ein Ort, der „Heim auf dem Wörth“ hieß. Der Volksmund machte daraus „Wertheim“. Weitblickende Regenten erkannten bald, daß die südliche Mainseite als Siedlungsgebiet besser zu verteidigen war und begannen mit dem Bau einer Burg und einer mächtigen Stadtbefestigung, die einmal 18 Türme und Tore hatte. Seither heißt das alte Wertheim „Kreuzwertheim“ und die am südlichen Mainufer entstandene Stadt heißt „Wertheim“.

Die Grafen von Wertheim starben 1556 aus, das Erbe fiel an die Grafen von Löwenstein.

Im Dreißigjährigen. Krieg wurden Stadt und Burg durch Beschießungen in den Jahren 1634 und 1648 teilweise zerstört. Franzosenkaiser Napoleon teilte Wertheim am 12. Juli 1806 durch die Rheinbundakte: Der Stadtkern samt der Hälfte links vom Main gehörte fortan zu Baden, der rechtsmainische Rest (die Ortschaft Kreuzwertheim) wurde Bayern zugesprochen. Das blieb bis heute so.

 

Rundgang:

Spitzer Turm:

Von der Tauberbrücke geht man nach links an der Stadtmauer entlang zum Spitzen Turm an der Mündung der Tauber in den Main. Er ist um 1200 gebaut worden als Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Er ist 36,50 Meter hoch. Sein ursprünglicher Eingang befindet sich in zehn Metern Höhe und war nur über eine Leiter zu erreichen. Vom Türmerstübchen aus hat der Besucher einen herrlichen Blick auf die Altstadt.

Nur mit der Idee, das Mittelalter hautnah zu vermitteln, sind die rührigen Mitarbeiter des Verkehrsamtes etwas mißverstanden worden. Ihr Angebot, im Verlies des Spitzen Turms bei Wasser und Brot auf einer Strohschütte zu nächtigen, kam über Erwarten gut an. Allein: Die einen nahmen die Offerte nicht beim Wort, vermißten den Schminkspiegel bei der Morgentoilette. Die anderen wiederum nahmen sie zu wörtlich. Sie wähnten auch eine „hochnotpeinliche Befragung“ im Programm und waren irritiert über die ausbleibende körperliche Züchtigung. So ist man wieder auf die vormaligen „Bewohner“ zurückgekommen. Außer Turmfalken und Dohlen nistet nun niemand mehr im Spitzen Turm. Wenn die ausgebrüteten Jungen flügge sind, darf er bestiegen und für Feiern oder Weinproben benutzt werden.

 

Maintor:

Vom gotischen Stadtring sind vereinzelte Türme und das niedrige Maintor übriggeblieben. Vom Spitzen Turm geht man außen an der Altstadt entlang weiter um kommt zum niedrigen Maintor, durch das man in die Maingasse kommt. Kurz nach dem Tor stößt man auf die Gerbergasse, die frühere Judengasse. In diese geht man rechts hinein und dann wieder links. Am Haus Nummer 6 auf der rechten Seite befindet sich ein Rundbogenportal mit der Hausmarke eines Metzgers. Etwas weiter geradeaus ist die Tourist-Information. Hier befindet sich auch die Gedenkstätte für die Synagoge und die jüdische Gemeinde.

 

Synagoge:

Wertheim hatte nacheinander fünf Synagogen. Die erste Judenschule stand in der Kapellengasse und wurde bei der Judenverfolgung 1349 zerstört. Die 1381 dort errichtete zweite Synagoge wurde 1447 auch „zerbrochen“ und an ihre Stelle trat die Marienkapelle. Im 15. Jahrhundert wurde an der Stelle der späteren Synagogen an der Stadtmauer die dritte Synagoge errichtet, die man 1592 / 1593 durch einen Neubaus ersetzte. In den Jahren 1798 / 1799 entstand die fünfte Synagoge, die 1938 von den Nazis zerstört wurde („profaniert“ schreibt man unrichtig auf der Gedenktafel). Im Zuge der Altstadtsanierung wurde sie 1961 abgerissen.

Erst eine weitere Tafel wird deutlicher: Im Jahre 1933 wohnten noch 109 jüdische Bürger in Wertheim. Durch Auswanderung verminderte sich ihre Zahl bis zur Reichspogromnacht bis auf 45. Die Restgemeinde von 19 Personen wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs in den Vorpyrenäen deportiert und von dort 1942 in die Todeslager im Osten überstellt. Nur vier Personen überlebten. Man sollte in den kleinen Hof an der Stadtmauer hineingehen. Dort sind noch hebräische Schriften angebracht. Auf dem Neuplatz hat man ins Pflaster ein Muster eingefügt, das den (virtuellen) Schattenriß der Synagoge nachzeichnet.

Schräg gegen über Ecke Maingasse stand die Mikwe, eine Informationstafel informiert darüber. Das jüdische Ritualbad wird 1662 erstmals erwähnt. Das oberirdische Gebäude wurde 1961 abgerissen, das Tauchbad befindet sich aber weiterhin unter dem Neuplatz verborgen. Der Grundriß wurde 2001 freigelegt, der einläufige Zugang war von Westen.

In der Maingasse geht es weiter, bis sie sich zum Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern weitet.

 

Marktplatz:

Spitzgiebel und Fachwerk-Erker umgeben den langgezogenen Marktplatz. Hier steht das Zobelhaus von 1550. Der Marktplatz hat noch heute seine ursprüngliche Bedeutung: Werktags bieten fliegende Händler hier ihre Waren feil. Mittwochs und samstags wird hier noch Grüner Markt abgehalten.

Nach rechts wirft man einen Blick man durch einen Torbogen in die Kapellengasse auf die neu hergerichtete Marienkapelle von 1447.

Marktplatz 1 ist das Haus Kronmüller von 1760. Marktplatz 12 ist ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert, im Jahre 1580 als Sitz des Ritters Gebsattel urkundlich erwähnt. Um 1800 war es im Besitz des Hofkonditormeisters Christoph Faber, seit 1886 besteht das Café Hahn. An der Ecke Brückengasse stand bis 1822 errichtete Tanzhaus, seit 1979 ist hier ein Neubau.

 

Die nächste Gasse, die vom Marktplatz Richtung Tauber abgeht, ist die Münzgasse. Hier steht das mit Inschriften und Schnitzereien ausgeschmückte Haus des ehemaligen Schultheißen Peter Heußlein. Es wurde 1589 errichtet und hat ein aufwendiges Zierfachwerk über dem massiven Erdgeschoß. Hier befindet sich die älteste am originalen Ort erhaltene Hochwassermarke von 1595. Auf einer Tafel wird auch angegeben, wieviel damals das Korn gekostet hat.

Das nebenstehende Haus mit dem Staffelgiebel war einst die Münzstätte. Nach links trifft man auf die Friedleingasse und direkt auf den Baunachhof mit seinen Steinmetzzeichen und Hochwassermarken. Weitere Hochwassermarken findet man an mehreren Stellen im Bereich der Stadt. An die zahlreichen Hochwasser erinnert die 1732 eingeführte Michaelismesse. Nach links geht es wieder zum Marktplatz und zum Engelsbrunnen.

Er wurde 1574 im Renaissancestil errichtet und mit zahlreichen Figuren geschmückt. Über der Brunnenbekrönung halten zwei Engel das Wertheimer Stadtwappen (Wappen der Grafschaft). Der reiche Figurenschmuck steht für eine selbstbewußte Bürgerschaft. Die großherzigen Spender vergaßen sich selbst dabei nicht. Bildnisse des Schultheißen Hans Scharff, des für den Bau verantwortlichen Ratsmitglieds Michael Matzer und auch des Künstlers Matthes Vogel säumen den unteren Brunnenrand. Über ihnen symbolisieren allegorische Figuren die damals fünf bekannten Planeten Merkur, Mars, Saturn, Jupiter und Venus, und ganz oben stehen die Namensgeber des Engelsbrunnens. Hinter dem Engelbrunen sind zwei schöne Fachwerkhäuser.

Genauso alt wie der Engelsbrunnen ist der „Goldene Adler“ auf dem Weg zur Mühlengasse.

Man geht nach rechts in die Lindenstraße. Das Eckhaus ist das Erbgrafenhaus, auch „Neuer Bau“ oder nur „Bau“ genannt. Das Haus wurde 1546/48 als Stadtwohnung für die Grafenwitwe Barbara eingerichtet, später vom „Gräfe „Kätterle“ bewohnt. Dies war Katharina Elisabeth, Gräfin von Löwenstein und Wertheim (1586 - 1634), eine Wohltäterin, um die sich Legenden ranken und von der ein Bild im Grafschaftsmuseum hängt, die „Ahnfrau“ von Wertheim. Seit 1800 war das Haus der Sitz des Erbgrafen Georg, daher auch als „Erbgrafenhaus“ bezeichnet.

Von der Lindenstraße geht es nach links in die Rittergasse und dann wieder rechts in die Nebenrittergasse. Diese führt zum Kittsteinertor.

 

Kittsteinertor:

Wie ein Leuchtturm steht das achteckige Wahrzeichen Wertheims am Eingang zur Altstadt.

Der Blick auf die Stiftskirche und Burg zählt zu den bekanntesten Stadtansichten, eine Spitzwegidylle (besonders vom anderen Tauberufer). Weniger idyllisch ist freilich die Vorstellung von den schweren Überschwemmungen, die von den bis 1395 zurückreichenden Hochwassermarken an der Nordseite des dortigen Gartenhäuschens angezeigt werden. Man geht wieder zur Ritterstraße und dann rechts und links zur Mühlenstraße.

 

Hofhaltung:

Rechts ist die ehemalige „Hofhaltung“, ein großer Barockbau aus dem 16. / 17. Jahrhundert mit einem schönen Barockportal von 1749 und dem „Weißen Turm“. Sie beherbergt das fürstliche Archiv, ein Museum und einen Ausstellungsraum und hat ein Terrassenrestaurant

 

Klösterle:

Gegenüber (Mühlenstraße 7) ist das sogenannte „Klösterle“, ein Bau mit zwei Treppengiebeln aus dem 14. / 15. Jahrhundert. Im Jahre 1528 wurde es renoviert und von Graf Maximilian Carl (1658 - 1712) zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort den Kapuzinern als Wohnsitz angewiesen (bis 1840).

 

Glasmuseum:

An der Ecke Mühlenstraße / Ritterstraße befindet sich im jahrhundertealten Kallenbach'schen Haus von 1577 mit seinem Treppengiebel. Es enthält das Glasmuseum, in dem man das Wichtigste über die Entwicklung der Glasherstellung vom zweiten vorchristlichen Jahrhundert bis heute erfahren kann. Es erinnert daran, daß die Glasindustrie Wertheims wirtschaftlicher Motor nach 1945 war. Rund 3500 Jahre Glasherstellung und Glasanwendung vom Trinkgefäß bis zum Laborglas sind dort zu bestaunen, alte Becher und Humpen, Christbaumschmuck und wunderbares, historisches Glasspielzeug (täglich außer montags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr geöffnet im Winterhalbjahr bis auf den Dezember geschlossen).

 

Heinrich-Hofmann-Haus:

Anschließend ist das Heinrich–Hofmann-Haus. Es ist aus dem 16. Jahrhundert und wurde im 19. Jahrhundert umgebaut. Es war Wohnhaus des Heinrich Hofmann (Kreuzwertheim 1779 -Wertheim 1866), „Capitain im großbritannischen Generalstab“, 1815 in der Schlacht bei Waterloo, bis 1827 in Brasilien, aber 1828 prägende Gestalt des kulturellen Lebens in Wertheim.

 

Kirche:

Richtung Altstadt kommt man dann zur evangelischen Pfarrkirche (der Eingang ist auf der rechten Seite). Sie hat zwei verschieden gestaltete Zifferblätter: Das für die Burgbewohner hat nur einen Stundenzeiger, das für die Bürgerschaft einen Stunden- und Minutenzeiger. Die dreischiffige spätgotische Pfeilerbasilika steht auf romanischen Fundamenten und wurde 1383 begonnen und bis 1419 erbaut.

Das Innere ist besonders wegen der zahlreichen kunstvollen Grabmäler (15.- 18. Jahrhundert) der Grafen von Wertheim und Löwenstein im Chor sehenswert. In der Mitte des Chors steht großes freistehendes Barock-Grabmal Ludwigs II. von Löwenstein und seiner Gemahlin Anna von Stolberg, ausgeführt 1614 - 1616 von Michael Kern. Beide liegen ausgestreckt unter dem Prunkbaldachin (weshalb das 1618 ausgeführte Hochgrab in Wertheim despektierlich die „Bettlade“ genannt wird).

Lückenlos füllen lebensgroße Epitaphien der Wertheimer Grafen aus vier Jahrhunderten den Altarraum. Noch ganz im schlichten Stil des späten 14. Jahrhunderts gibt sich die Ruhestätte für den Erbauer der Stiftskirche, Graf Johann I. (gestorben 1407), mit seinen beiden Gemahlinnen (dritter Stein von links). Daran schließen sich die Grabmäler seiner Nachfahren aus dem 16. und 17. Jahrhundert an: Stolze Herrscher, angetan mit römischer Tracht und Allongeperücke und Schmuckharnischen, die Damen in modischer Renaissance-Kleidung. Reiche ornamentale Verzierungen, allegorische Figuren, rätselhafte Symbole und Sprüche rahmen die Plastiken.

Noch ältere und ebenfalls schöne Grabmale sieht man an den Kirchenwänden. An der Nordseite finden sich die Reste spätgotischer Fresken. Hinten am Nordeingang ist die Heilig-Geist-Kapelle, ein Raum der Stille.

Man geht dann nach rechts um die Kirche herum. Hier sieht man im Turmwinkel die zierliche offene Portalvorhalle für die Kirche. Die Enge des Platzes, der dem steilen Schloßberg abgerungen werden mußte, erlaubt keinen zentralen Haupteingang. So gibt es im Grunde nur ein kleines Seitenportal, das von einem baldachinartigen Aufbau mit feiner gotischer Maßwerkarbeit gekrönt wird. Hier in der Schulgasse steht links die ehemalige Kilianskapelle.

 

Kilianskapelle:

Die spätgotische Kilianskapelle wurde 1472 begonnen und bis 1497 gebaut. Sie ist „eine der interessantesten und schönsten spätgotischen Doppelkapellen in ganz Deutschland” (Wibel). Die zweigeschossige Kapelle als Grablege errichtet. Im Untergeschoß ist ein dreischiffiger Raum mit Netzgewölbe, im oberen Kapellenraum ist ein Kreuzrippengewölbe. Sie ist entstanden unter dem Einfluß der Frankfurter Dombauhütte. Die Kapelle diente früher als Beinhaus (Sammlung von Knochen Verstorbener), war von 1604 bis 1871 Lateinschule und wurde 1900 - 1904 stilgemäß wiederhergestellt. Dann war darin ein Altertümer-Museum mit reichhaltiger Münzensammlung. Das Museum ist inzwischen in die Stadtresidenz der Fürsten von Löwenstein- Wertheim, die „Rosenbergsche Hofhaltung“ umgezogen, wo es die Räume mit dem Staatsarchiv teilt. - Oberhalb der Kapelle ist der Aufgang zur Burg.

 

Burg:

Am Schloßberg steht die die 1611 begonnene, später umgebaute Kemenate, wo Gustav Adolf 1631 wohnte. Die Burgruine erhebt sich etwa 80 Meter über dem Main und bietet mit ihren umfangreichen Bauten aus rotem Sandstein einen sehr malerischen Anblick. Vom wuchtigen Bergfried aus der Zeit um 1100 (Schlüssel im Weißen Turm) bietet sich ein herrlicher Rundblick über die Altstadt in ihrer altfränkischen Geschlossenheit. Ohne Übertreibung darf sie zu den größten Burgruinen Süddeutschlands gerechnet werden.

Vom ersten Wertheimer Grafen Wolfram wurde die Burg 1097 begonnen und bis 1140 gebaut. Sie entwickelte sich unter diesem mächtigen Geschlecht das Bollwerk. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zum Wasserschloß umgebaut. Bis zum Dreißigjährigen Krieg war sie gräfliche Residenz. Infolge einer Pulverexplosion 1619 und der Beschießungen 1634 und 1648 durch die Kaiserlichen wurde der Bau größtenteils zur Ruine, aber selbst als Ruine kommt ihr noch das Prädikat „schönste” zu.

Um Hauptburg mit Bergfried geht eine Ringmauer. Ins Innere kommt man über eine an Stelle der alten Zugbrücke 1785 errichtete Steinbrücke und durch den von zwei Türmen flankierten Torbau. Über dem Torbau befindet sich der jüngste Teil der Burg, der Archivbau von 1742 / 1745. Im Burghof steht ein ehemaliger Brunnen. Links ist die wiederhergestellte Zinnenmauer mit zwei Türmen. Gegenüber steht der stark zerstörte Palas mit bemerkenswerter Fenster-Architektur. Rechts vom Eingang steht der Weiße Turm mit einer Wirtschaft. Auf der anderen Seite ist der Erkerturm, rechts die 20 Meter hohen Umfassungsmauern des Löwensteiner Baues. Gegenüber steht der Schloßaltan mit Wirtschaft und prächtiger Aussicht. Eine Treppe führt vom Burghof zur ehemaligen Kapelle. Links ist ein Treppenturm mit Renaissanceportal von 1562. Jenseits des 20 Meter breiten Burggrabens befindet sich das obere Bollwerk, die sogenannte Zitadelle.

 

Rathaus:

Wieder zurück von der Burg geht man oberhalb der Kilianskapelle nach rechts in die Pfarrgasse zur Rathausgasse. Hier steht das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert mit Freitreppe und Turm. Die Doppelwendeltreppe wurde 1540 errichtet mit zwei versetzen Läufen (zwei Eingänge und zwei Ausgänge). Das Allianzwappen ist das von Wertheim-Breuberg und Limpurg-Gaildorf. Der rechte Bau ist das alte Rathaus, ein mehrteiliger, oft umgebauter Gebäudekomplex. Zum Teil ist er hervorgegangen aus mittelalterlichen, ehemals herrschaftlichen Häusern. Es war von 1562 / 1565 bis 1988 das Rathaus. Im Inneren hat es Renaissance-Stuckdecken.

Heute ist hier das Grafschaftsmuseum untergebracht. Die Grafschaft Wertheim reichte von der Stadt nach Norden bis über die heutige Autobahn hinaus, war aber im Grunde nicht sehr groß. Zu ihr gehörten Oberwittbach, Kredenbach, Glasofen, Steinmark, Eichenfürst und Altfeld. Michelrieth war Hauptort der Grafschaft Wertheim. Die Grafschaft Wertheim wurde am 12. Juli 1806 durch die Rheinbund-Akte aufgehoben. Die Bevölkerung war protestantisch, hatte eine eigene Tracht (die Grünkittel) und eigene Sitten und gehörte bis zur Teilung zu den wohlhabendsten Kommunen zwischen Frankfurt und Würzburg. Das Museum hat eine bedeutende Trachten-, Scherenschnitt- und Münzsammlung sowie das Otto-Modersohn-Kabinett. Öffnungszeiten: von 9.30 bis 12 und 14 bis 16 Uhr außer Montag: von 14.30 bis 17 Uhr am Wochenende.

Gegenüber steht das nach 1550 errichtete Fachwerkhaus „Zu den Vier Gekrönten“, eines der schönsten Fachwerkhäuser des Städtchens. Die Gekrönten tragen den herausstehenden Erker. Das Haus ist Teil des Grafschaftsmuseums.

Nach Westen über den Wenzelplatz kommt man zur Eichelgasse und dann links in die Brückengasse wieder auf die Tauberbrücke.

 

 

Von Wertheim nach Lohr

 

Kreuzwertheim

Man fährt wieder zurück über die Tauberbrücke und bis zur Ampel, dann links und am spitzen Turm wieder rechts in Richtung Tauberbischofsheim. Um die Abzweigung nach Kreuzwertheim zu finden muß man etwas aufpassen, denn es geht links ab und dabei ein Stück parallel zur Durchgangsstraße und dann nach links über die Brücke und in Kreuzwertheim wieder links.

Der bayerische Ort ist älter als Wertheim, erhielt 1009 von König Heinrich II., ein Marktprivileg. Er kam 1362 als Lehen an die Grafen von Wertheim. Früher hieß es „Ort zum heiligen Kreuz“. Wenn man auf der Hauptstraße in den Ort hineinfährt, steht rechts das Schloß der Fürsten Löwenstein-Wertheim-Freudenberg aus dem Jahr 1736.

Links steht die Kirche. Wenn man ein Stück vor dieser links abbiegt, kommt man  zum Kirch­platz. Auf diesem Platz steht auf einem hohen gemauerten Sandsteinsockel  ein schmiedeeisernes Kreuz mit dem irischen Sonnenkranz.

Hier stand die Urpfarrei des südlichen Spessarts. Davor das Kreuz im Sonnenrad aus Sandstein, das an irische Vorbilder erinnert und um das sich viele Sagen ranken. Es steht auf einem vier Meter hohen Sockel aus groben Findlingssteinen. Es gab dem Ort den Namen und ziert das Wappen. Ob es schon immer so hoch gestanden hat, ist nicht gesichert, denn der Schaft  des Kreuzes ist nicht ganz formvollendet aufgesetzt. Ob es sich um eine Markt- oder ein Wallfahrtskreuz handelt, ist umstritten

Die Metallspitze des Kreuzes ist zu einem zehn Zentimeter großen Baumblatt ausgeschmiedet, zeigt eingehauene lilienartige Ornamente (oder Wappen) und die Jahreszahl 1647. Vielleicht wurde das Kreuz damals unter Schultheiß Linhardt Günzelmann restauriert. In einem Prellstein versteckt ist eine kleine Kartusche direkt über dem Pflaster, darin sind drei verwaschene Buchstaben, die vielleicht auf den Schultheiß Cunz Guckenberger hindeuten, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts amtierte. in seiner Amtszeit im Jahre 1459 taucht erstmals der Ortsname „Zum heiligen Crucze“ auf. Das Kreuz ist  erneuert.

Südlich der Kirche stehen noch zwei Steinkreuze mit Ritzzeichnungen (unter anderem ein Pflug). Viele weitere Sehenswürdigkeiten findet man auf den Internetseiten (Baudenkmäler). Es gibt aber auch einen historischen Rundweg mit kleinen Hinweistafeln, beginnend am Hochkreuz.  – In Richtung Westen biegt man hinter Kreuzwertheim dann rechts ab zur Autobahn.

Wenn man in Wertheim die Mainbrücke von Norden überquert hat nach links halten (nicht rechts hoch).

 

Urphar (östlich von Wertheim): Nach der Überquerung des Mains fährt man östlich des Mains entlang, muß aber aufpassen, daß man bald nach der Brücke nach links wieder hinunter fährt zum Main.Der Ort wird 1234 als Urvar (Überfahrt über den Main) erwähnt. Bis in das 19. Jahrhundert war er Verladestelle des Tauberweins nach Frankreich. Am Ortsende bei der Tankstelle zeigt ein Wegweiser nach rechts zur Wehrkirche. Die Kirche St. Jakob hat einen romanischen Chorturmbau aus dem 12. Jahrhundert mit Gewölbefresken aus dem 13. Jahrhundert. Bei Bettingen geht er links weiter nach Homburg.

 

Homburg

Man fährt zunächst nicht in den Ort hinein, sondern  bleibt auf der der Durchgangsstraße, bis man fast am Ende des Ortes rechts den Wegweiser „Museum Papiermühle“ sieht. Dort fährt man hoch (nicht rechts abbiegen) und kommt zu einem Parkplatz. Von dort geht man einen kurzen Weg  rechts zur Papiermühle.

Hier erwartet die Kulturwandernden in der originalen historischen Kulisse eine spannende Zeitreise durch die Geschichte des Papiermachens. Von 1807 - als die Papiermachertradition hier begründet wurde - bis zur Stillegung der Mühle im Jahre 1975 wurden Papier und Pappe

mit Wasserkraft hergestellt. Sauberes Betriebswasser und ausreichend Energie zum Antrieb der Wasserradanlage lieferte der Bischbach.

Zum Sortiment der früheren Büttenpapiere gehörten verschiedene Schreib- und Druckpapiere sowie farbige Aktendeckel. Die Papierprodukte wurden in ganz Deutschland verkauft und bis nach Übersee exportiert. Von 1994 bis 1997 wurde die Papiermühle mit öffentlicher Förderung restauriert und stellt ein in Bayern einzigartiges Kultur- und Industriedenkmal dar. Die Papiermühle mit ihrem Nebengebäude dient heute als zentrale Anlaufstelle in Sachen Papierkultur. Sie ist ein Ort für Veranstaltungen aller Art: Museumsführungen, Kurse in der Papiermanufaktur oder die Homburger Sommerakademie, bei der Interessierte an Kursen, Vorträgen oder Konzerten teilnehmen können.

Die Inbetriebnahme einiger Maschinen sowie einer Vorführwerkstatt, in der die Handpapierherstellung mit Bütte und Schöpfsieb demonstriert wird, beleben den Museumsbetrieb. Im Nebengebäude ist eine moderne Papiermacherwerkstatt eingerichtet. Dort werden verschiedene handgeschöpfte Papiere hergestellt. Die feinen Büttenpapiere werden heute für den Gebrauchs- und Künstlerbedarf unter anderem auch im Museum zum Verkauf angeboten. Das Museum ist Mitglied beim Bayerischen Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. sowie im Deutschen Arbeitskreis für Papiergeschichte. Die alte Papiermühle im Fachwerkstil war bis 1970 in Betrieb, heute ist sie ein Museum.

Aus dem Jahr 1333 stammt vermutlich die erste Erwähnung von Homburger Getreidemühlen: Conrad Zobel von Gutenberg, ein Würzburger Burgmann, erhielt unter anderem ein Burg­gesezze zu Hohenburg, 6 Pfund Häller von drei Mühlen daselbst. Die Mühlen wurden alle mit der Wasserkraft des Bischbaches angetrieben. Bemerkenswert dabei ist, daß es hier einmal bis zu zehn Mühlen gab - auf einer Bachlänge von nur 840 Meter. So gab es Mitte des 19. Jahrhunderts eine Homburger Papiermühle, eine Gips- und später Sägemühle sowie acht Getreidemühlen.

Dafür legten die Müller kurz nach dem Quellaustritt oberhalb des Ortes einen künstlichen Kanal mit zwei Gefällestufen von acht und sechs Metern an. Am Ende des Kanals vor dem Homburger Schloß stürzte das Wasser 38 Meter bis zum Main hinab. An dieser Stelle nahmen hölzerne und stählerne Rinnen das Wasser auf und leiteten es auf sieben hintereinander aufgereihte oberschlächtige Wasserräder (heute ist davon nichts mehr zu sehen, der Bach verschwindet am Burkhardusplatz). Diese Mühlengebäude der sogenannten „Unterstadt“ sieht man auch heute noch vor sich wie auf einer Perlenschnur aufgereiht unterhalb des Schlosses.

Die „Freundsche Schloßmühle“ (großer Buntsandsteinbau vor dem Schloßareal) versorgte zudem von 1931 bis 1945 Homburg und Trennfeld als Gleichstrom-Elektrizitätswerk mittels einer Francis-Spiral-Turbine mit Strom aus Wasserkraft. Das älteste noch erhaltene Mühlengebäude ist die Weierichsmühle (die unterste Mühle, Maintalstraße 1) aus dem Jahr 1666.

 

Wieder zurück am Parkplatz für die Papiermühle fährt jetzt noch ein Stück aufwärts  und links in die Würzburger Straße. Dort steht rechts die  Gedenkstätte „Heiliger Ort“:  Prozessionen führen viele Gläubige während des Jahres hier an diesen Ort, an dem sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Wendelinus-Bildstock, ein Muttergottes-Häuschen sowie

Sühnekreuze befinden. Im Volksmund wird er deshalb auch „Heiliger Ort“ genannt. Über die Setzungsgründe dieser drei steinernen Zeugen ist bisher nichts bekannt.

Der Wendelinus-Bildstock wurde 1710 errichtet, er gilt mit seiner außergewöhnlichen Größe und Form als einer der schönsten Bildstöcke Frankens: Ein Sterbender, vermutlich der Stifter, ruft den heiligen Wendelinus an, den Patron der Viehzucht, der Hirten und Landleute. Bekrönt wird der Bildstock mit der Figur des Papstes Urbanus. - Das 1702 erbaute Muttergottes-Bildhäuschen beherbergt ein Steinbild, auf dem die Schmerz­hafte Muttergottes dargestellt ist. In einer Inschrift dokumentiert der Stifter seinen Hilferuf an Jesus und Maria. - Schließlich die Sühnekreuze, die vermutlich aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert stammen. Sagen berichten von tödlich endenden Zwistigkeiten, bei denen sich Brüder bzw. Frauen gegenseitig zu Tode brachten.

 

 Das Homburger Schloß:       

Man fährt die Würzburger Straße hinunter und trifft genau auf den Burkhardusplatz, auf dem es fünf Parkplätze gibt. Hier stehen links der Winzerkeller. Das Gebäude aus der Zeit von Bischof Julius aus den Jahren 1610 bis 1619 war ursprünglich das Fruchthaus, aus dem die Armen in schlechten Zeiten versorgt werden sollten. Darüber steht die katholische Pfarrkirche St. Burkhard mit einem Friedhof. Rechts steht die die Zehntscheuer des Schlosses von 1605 – 1614  und dahinter gleich der im unteren Teil romanische Turm dem 12. Jahrhundert und dem Obergeschoß aus dem 18. Jahrhundert.

Die Burg ruht auf einem markanten Tuffstein-Felsen. Bei Tuffstein handelt es sich normalerweise um Gesteinsfragmente, die durch vulkanische Aktivität entstanden sind. Hier ist es jedoch lockerer und poröser Kalktuff oder Süßwasserkalk. Der wasserreiche Bischbach stürzte über einen mächtigen Wasserfall ins Tal und ließ dabei diesen Tuffstein entstehen. Der Felsen diente zeitweise als Steinbruch, unter anderem verwendete ihn Balthasar Neumann vermutlich für die Deckengewölbe der Würzburger Residenz.  Das Schloß war von einer Mauer umgeben.

 

Die Burg wurde 993 erstmals urkundlich erwähnt, als Im Jahr 993 Kaiser Otto III. dem Würzburger Bischof die Burg Homburg bestätigt. Sie stellte einen wichtigen Außenposten in der Machtpolitik der Würzburger Bischöfe dar an der Grenze der beiden Mächte Erzstift Mainz und Hochstift Würzburg.

Hier lebten auch Burgmänner, Verwaltungsbeamte, die zum Lebensunterhalt für ihre Aufgaben Burggüter auf Lehensbasis erhielten. Sie wohnten entweder direkt auf der Burg, im Ort oder in der näheren Umgebung. Für das Jahr 1164 sind erstmals zehn „castellani de Hohen­burg“ belegt. Im ältesten Würzburger Lehensbuch (1303) finden sich insgesamt 20 Vasallen zum Schutz der Hamburger Burg, darunter die Herren von Rannenberg, von Reinstein, von Hohenburg. Zobel oder von Altertheim.

 

Zwischen 1561 und 1568 ließen der Burgmann Philipp von Gebsattel und seine Frau Anna von Bibra das etwas nördlich gelegene Schloß im Wesentlichen als Fachwerkbau errichten. Daher stammt der Name „Gebsattel-Schloß“. Sie bezogen die damalige Kapelle mit ein und ließen zwei Anbauten sowie die anschließende Scheune erbauen. Die Grabplatten (Epitaphien) der Eltern und Großeltern von Philipp von Gebsattel sind in der Trennfelder Pfarrkirche zu sehen.

Im Jahr 1602 kaufte Fürstbischof Julius Echter das Schloß. Zudem ließ er 1614 die Zehntscheune erbauen. Nach der Verlegung des Rentamtes 1831 stand das Schloß zunächst leer. Die Gemeinde Homburg kaufte es 1869 für 16.500 Gulden. Zwei Jahre später zogen Schule, Gemeinde und Pfarrei ein. In der Gebietsreform wurden die Verwaltungseinheiten nach Lengfurt verlegt. Ab 1990 wurde das Schloß mit umfangreicher öffentlicher Förderung renoviert. Seit 1996 wird es von Musikern und Künstlern als Wohnsitz genutzt.

 

Um 1100 erhielt das Kloster Triefenstein die Pfarrrechte über Homburg. Im Jahre 1332 verlieh Kaiser Ludwig Homburg die Stadtrechte einschließlich des Rechts zur Abhaltung eines Wochenmarktes. Die Stadt wurde auch mit einer Mauer umgeben, von der heute noch Reste zu sehen sind. Bis zum Ende des Alten Reiches im Jahr 1806 bildete Homburg einen Herrschaftsmittelpunkt für den Würzburger Fürstbischof. Im Jahre 1806 wurde das Landgericht nach Marktheidenfeld verlegt. Nach einem Felsabsturz 1831 kam das königlich bayerische Rentamt nach Leng­furt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gingen auch die Stadtrechte verloren.

 

Wenn man rechts an dem Gebsattel-Schloß vorbeigeht kommt  man zu einer Treppe, die hinunter führt zur Burkardus-Gruft in der größten der Tropfsteinhöhlen, die sich in dem Tuffsteinfelsen befinden. Nach einer Legende soll Burkhardus, der Gründer des Würzburger Bistums, im 7. Jahrhundert Zuflucht vor Feinden gefunden haben, die ihn töten wollten. Dabei soll ihm eine Spinne geholfen haben, in dem sie ein riesiges Netz um den Höhleneingang spann, so daß die Verfolger lieber draußen blieben. Nach anderer Lesart soll hier der erste Würzburger Bischof Burkard im Jahre 753 verstorben sein.

Wann in dieser Tropfsteinhöhle die Verehrung des Heiligen einsetzte. ist nicht bekannt. Eindeutig nachweisbar ist sie ab dem 17. Jahrhundert. Im Jahre 1721 weihte Probst Peter von Triefenstein im Auftrag des Würzburger Fürstbischofs die Grotte und das Bild des Heiligen Burkard. Zwei im Würzburger Dom nicht mehr benötigte Altäre wurden bei dieser Gelegenheit hier aufgestellt. Das von den Wänden tropfende Wasser wurde früher häufig auch als Heilmittel angesehen. Von den zwei Altären in der Burkhardusgruft ist heute noch der rechte, der eigentliche Burkard-Altar vor Ort; der linke befindet sich heute in der Homburger Kirche.

Die Höhle kann nach Anmeldung besichtigt werden (im Internet findet sich eine Liste der Einwohner, die einen Schlüssel ausleihen). Es kann nicht nur die Burkadus-Grotte besichtigt werden, sondern auch  eine kleine Kapelle mit einem Alabasterrelief von 1613 und eine Sammlung alter Tasteninstrumente.

 

Kulturlandschaft und Zementwerk

Naturdenkmal Kallmuth

„Monte qui dicitur Calemunt“ = Berg, der Calemunt genannt wird. So heißt es über den Kallmuth in den Gründungsnotizen zum Kloster Triefenstein, das 1102 vom ehemaligen Dechant des Würzburger Neumünster-Stiftes Gerung errichtet wurde. Calemunt leitet sich von calvus mons = kahler Berg ab. Aus dem „mons“ wurde in der Überlieferung mit der Zeit „muth“.

In geologischer Hinsicht ist der Kallmuth ein sehr interessanter Berg. Im sogenannten unterfränkischen Schichtstufenland ist hier die Grenze zwischen rotem Buntsandstein und Muschelkalk. Den Sockel des Kallmuth bildet der Plattensandstein. Darauf folgen mit rund 40 Metern die dunkelroten Tone des Röts (Rötquarzite). Darüber erhebt sich wiederum die steil ansteigende Kalkmauer des unteren Muschelkalks (Wellenkalk) mit einer Mächtigkeit von 70 - 80 Metern. Am höchsten Punkt liegt der Kallmuth 278 Meter über dem Meeresspiegel. Seit 1981 steht der Homburger Kallmuth unter Denkmalschutz.

Auf dem Grund der Muschelkalkablagerung liegt eine für Homburg äußerst bedeutsame Quelle: Aus der Bugquelle entspringt der Bischbach, von den Einheimischen auch „die Bach“ genannt. Seit 1928 wird die Quelle, die eine Schüttung von durchschnittlich 45 Litern pro Sekunde hat, zur örtlichen Trinkwasserversorgung genutzt. Davor diente der Bischbach allerdings ausschließlich zur Abwasserbeseitigung und vor allem als Antrieb der zahlreichen Homburger Mühlen.

Flora und Fauna:

Der windgeschützte Hang mit seiner Hohlspiegelform, am Licht und Temperatur reflektierenden Main gelegen, zeichnet sich durch ein nahezu südländisches Kleinklima aus, das seltenen Vogelarten, Insekten und Pflanzen eine Heimat gibt. Hier wachsen über 100 zum Teil mediterrane und geschützte Pflanzen.

 

Der Weinbau hier dürfte mindestens so alt sein wie der Ort selbst, also mehr als 1000 Jahre. Erstmals erwähnt wird er mit der Gründung des Klosters Triefenstein im Jahr 1102. Während der Blütezeit des fränkischen Weinbaus bis zum Ende des 19. Jahrhunderts standen auf der Gemarkung Homburg gut 105 Hektar Rebflächen im Ertrag. Dann begann der Niedergang des fränkischen Weinbaus. Im Jahre 1963 gab es in Homburg gerade einmal noch 17 Hektar Rebflächen, davon nur noch acht im Ertrag. Ursachen hierfür waren der wirtschaftliche Strukturwandel. die Industrialisierung und die Einschleppung der Reblaus aus Amerika um das Jahr 1900.

Im Jahre 1934 schlossen sich die Homburger Winzer genossenschaftlich zusammen und bauten eine eigene örtliche Genossenschaft auf. Die Kelterstation war bis 1977 die von Bischof Julius Echter erbaute Zehntscheune. Rund 60 Genossenschaftsmitglieder, die seit 1959 zur Gebietswinzergenossenschaft Franken (GWF) gehören, kelterten dort die Trauben. Im Jahre1977 wurde die neue Kelterstation gebaut. Im Jahre 2012 hat der Weinort etwa 55 Hektar Rebflächen.

Als Erinnerung an die gelungene Aufbauarbeit und zum Schutz der Weinberge setzten die Winzer 1966 ein Denkmal: die Schutzmantelmadonna. Das Kloster Triefenstein teilte sich früher mit dem Hochstift Würzburg den heute so genannten fürstlichen Kallmuth. Nach der Säkularisation fiel der Triefensteiner Anteil zunächst an die protestantische Linie des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Sitz in Kreuzwertheim). Der bayerische Staat verkaufte seinen Anteil 1872 für 22.000 Goldmark an die katholische Linie des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Sitz in Kleinheubach). Seit 1957 ist die Terrassenanlage in deren alleinigem Besitz. Die Lage umfaßte nie mehr als 16 Hektar Auf den bis zu 60 Grad steilen Terrassen, die von etwa zwölf Kilometern Weinbergmauern durchzogen sind, werden in mühseliger Handarbeit auf rund zwölf Hektar Fläche die Rebsorten Rieslaner, Riesling und Silvaner angebaut. Bis zu 270 Sandsteinstufen führen vom Maintal bis zum Ende der Rebzeilen.

Zur Erstausstattung des Augustiner-Chorherrenstifts Triefenstein im Jahr 1102 gehörte auch ein Drittel des Kallmuth, das zuvor im Besitz des Klosters Neustadt am Main war. Die Weinbautradition dürfte aber weiter zurückreichen. Die Triefensteiner Klosterbrüder bauten den Weinberg am Kallmuth systematisch aus und vermarkteten den edlen Tropfen Deutschland-weit. Als im Dreißigjährigen Krieg 1631 die Schweden das Kloster plünderten, lagerten in den dortigen massiven Kellern über 100.000 Liter Wein (etwa. 150 Fuder zu je 720 Liter).

Ein großer Teil davon dürfte vom Kallmuth gestammt haben. Der letzte Triefensteiner Probst, Melchior Zösch, ließ Ende des 18. Jahrhunderts die Stützmauern im Weinberg errichten, die im letzten Jahrzehnt, dank öffentlicher Förderung, vom jetzigen Eigentümer, Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, umfangreich saniert wurden. Die Wanderung durch die berühmten Weinberge „Edelfrau“ und „Kallmuth“ ist etwa  zehn Kilometer lang  und folgt dem Wanderzeichen „Grünes Winzermännle“.

 

Zementwerk:

Ein Werkstoff gestaltet die Umwelt. Ohne Mörtel bleiben Wände instabil, also machte sich der Mensch schon früh Gedanken. wie sich gemauerte Steine fest aufeinander fügen. So finden sich bei archäologischen Grabungen Überreste Jahrhunderte alten Mörtels. Zement kannten die Römer bereits vor 2.000 Jahren und nutzten ihn als Mörtel und Beton, den sie „Opus Qaerrienteum“ nannten. Mit dem Untergang des römischen Reiches ging auch dessen Bautechnik unter. In Mittelalter und Neuzeit wußte man sich zunächst mit verschiedenen Mörtelmischungen zu helfen. bis der Engländer Joseph Aspdin 1824 einen neuartigen Zement erfand und kurz darauf patentieren ließ. Aufgrund seiner grauen Farbe nannte er ihn „Portland­cement“, nach der englischen Halbinsel Portland. Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. das nach Zugabe von Wasser steinhart und an der Luft wie unter Wasser fest wird.

Der Herstellungsprozeß läßt sich grob in drei Schritte untergliedern:

1. Rohmaterialgewinnung im Steinbruch

2. Zerkleinerung zu Rohmehl und Brennen zu Zementklinker

3. Mahlen des Klinkers mit Zuschlagstoffen zu Zement

Die von der Menge her wichtigste Komponente ist der Kalk, der im Steinbruch von Lengfurt gewonnen wird. Das Material wird im Brecher zerkleinert und zu einem Mischbett transportiert, wo es schichtweise eingelagert wird. Der gebrochene Schotter wird je nach Qualität und Zusammensetzung unter Zugabe von zum Beispiel Eisen und Sand zu Rohmehl vermahlen. Danach wird die Rohmischung dem Wärmetauscherofen zugeführt. Bei Temperaturen von 1.300 bis 1.450 Grad wandeln sich die Minerale des Rohmaterials um und werden zum sogenannten Zementklinker.

Der letzte Schritt findet in den Zementmühlen statt. Mit dem Mahlen unter Zusatz von Gips

wird aus dem Klinker Zement. Je nach Verwendungszweck werden bei der Zementmahlung weitere Zusatzmahlstoffe (zum Beispiel Hochofenschlacke, Kalkstein) beigemischt. Nach der Lagerung in Silos wird der Zement von den Verladestellen mit Silofahrzeugen oder per Schiff abtransportiert. Von Lengfurt aus geht der Zement auf eine Reise, bei der er uns im täglichen Leben allgegenwärtig begegnet.

Ohne Beton ist modernes Leben nicht mehr vorstellbar - als vielseitiger Baustoff zu Lande, zu Wasser und auch in schwindelerregender Höhe. Ob Straßen. Brücken, Tunnel, Staudamme, Türme, Hauser, Fertigteile. Betonwaren, Transportbeton - der Baustoff Beton ist allgegenwärtig, weil seine Anwendungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt sind.

 

Kulturlandschaft und Zukunft:

Heidelbergzement hat 2009 als erstes Unternehmen der Branche in Europa ehe Richtlinie zur Förderung der biologischen Vielfalt eingeführt. Diese definiert einheitliche Standards für die Rekultivierung und Renaturierung der Abbaustätten und sorgt dafür,  daß sämtliche Maßnahmen der Folgenutzung die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.

Die zehn Leitsätze der Richtlinie sind darauf ausgerichtet, den Dialog mit Umweltbehörden. Naturschutzverbanden und der Öffentlichkeit zu fördern, die biologische Vielfalt während des Abbaus sowie danach zu steigern und dabei die heimische Natur und Landschaft zu schützen.

Der Gesteinsabbau verändert die Natur und die Landschaft. Veränderungen der Landschaft durch den Menschen (Kulturlandschaft) führen häufig zur Reduzierung der Tier- und Pflanzenarten. Steinbrüche eignen sich deshalb zur Förderung der biologischen Vielfalt. Schon während des Abbaus entwickelt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensräume. Nach der Stillegung müssen diese aber dauerhaft gepflegt werden, da sie durch den Wiederbewuchs verschwinden würden. Ökologische Nischen bieten Tieren und Pflanzen einen Rückzugsraum. den sie außerhalb von Abbaustätten kaum finden, wie zum Beispiel Uferschwalbe. Bienenfresser, Uhu, Wanderfalke, Gelbbauchunke. Kreuzkröte sowie Bienen- Ragwurz und andere seltene Orchideen.

Vor der Freigabe von Abbauflächen wird die Umweltverträglichkeit des Projekts geprüft. Dazu gehört ein Folgenutzungsplan mit Konzepten zur Rekultivierung und Renaturierung.

Die Rekultivierung umfaßt alle aktiven Maßnahmen zur späteren Nutzung für Land- und Forstwirtschaft. Dazu wird die Steinbruchlandschaft wieder aufgefüllt und eingeebnet. Darauf wird eine den umgebenden Boden entsprechend dicke Mutterbodenschicht aufgetragen, auf der dann Grünflächen, Getreidefelder oder Baume wachsen und bewirtschaftet werden können.

Bei der Renaturierung werden vom Menschen geschaffene Standorte durch einheimische Pflanzen und Tiere wieder besiedelt. Dabei wird die Natur grundsätzlich sich selbst überlassen, so daß eine spontane Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt einsetzt (natürliche Sukzession). Es entwickelt sich eine dem natürlichen Standort angepaßte vielfältige Lebensgemeinschaft. Gezielte Maßnahmen in der Anfangsphase können diese Entwicklung unterstützen, während regelmäßige Pflegemaßnahmen besonders seltene und wertvolle Lebensgemeinschaften dauerhaft fördern.

Während des Kalksteinabbaus werden Flächen wiederhergestellt und der Natur oder Landwirtschaft zurückgegeben. Der fruchtbare Oberboden wird vor dem Abbau abgetragen, gelagert und wieder aufgebracht. Heute weiß man, daß zum Beispiel offene Felswände wertvoller Lebensraum für Vögel und Insekten sind. Der Steinbruch im Abbaubetrieb wirkt öde und leer, obwohl bereits jetzt Tier- und Pflanzenarten vorhanden sind.

 

           

Lengfurt

In Lengfurt fährt man erst einmal links ein Stück am Ort vorbei (nicht am ersten Wegweiser nach rechts einbiegen) und kommt links zu einem Parkplatz in Richtung Main (Falls es dort voll ist, muß man ein Stück weiter fahren und rechts in die Stadt auf die Höhe der Friedrich-Ebert-Straße). Vom Parkplatz geht man ein Stück zurück auf der Straße oberhalb der Durchgangsstraße und dann nach links in die Rentamtstraße. Diese führt zum Markt.


Rentamt und Rathaus:

Rechts in der Rentamtsstraße stehen zunächst das Rentamt und dann das Rathaus. Nach einem Felssturz am Hornburger Schloß wurde das königliche Rentamt (Finanzamt) 1831 vorläufig, 1850 dann endgültig nach Lengfurt verlegt. Erst 1955 zog das Finanzamt nach Marktheidenfeld um. Das Rathaus  an der Ecke wurde 1729 erbaut. An seiner Außenmauer befindet sich ein Gedenkstein mit Adler und drei Rosen - ein Hinweis auf die Grafen von Wertheim, die seit 1357 teilweise Dorfherren waren. Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn verlieh im Jahr 1659 Lengfurt das Recht, zwei Märkte im Jahr abzuhalten: Jeweils an den Sonntagen nach Jakobus (25.Juli) und nach Burk­hardus (14. Oktober). Der Ort wird 1102 erstmals urkundlich erwähnt und liegt an einer der ältesten Handelsstraßen Bayerns. Er hat Obst- und Weinbau. Er ist ein Fischerdorf und Schifferdorf. Der Name kommt von dem Übergang über den Main „Lange Furt“.

 

Dreifaltigkeitssäule:

Am östlichen Ende des Marktes fällt gleich die Dreifaltigkeitssäule ins Auge. Ihr  Grundstein wurde 1728 gelegt wurde. Sie ist der Wiener Pestsäule nachempfunden und einzigartig in Franken. Johann Joseph Edler von Neuff beauftragte die Würzburger Jakob von Auwera (Bildhauer) sowie Johann Georg Ickelsheimer (Maurermeister) mit der Planung und Ausführung. Die Podestfiguren sind zum einen die Namenspatrone des Stifters, Johannes der Täufer und Josef, sowie die beiden Pest- heiligen Sebastian und Rochus. Die Spitze bildet die Dreieinigkeit im Strahlenkranz.

 

Gasthauses „Zum Weißen Roß“:

Links am Eingang zum Markt steht ein großes Haus mit einem Napoleon Bild. Dieses wurde veranlaßt vom damaligen Besitzer des Gasthauses  mit Namen Josef Redelberger. Dieses Fresko am Haus Nummer 43 beeindruckte ihn offenbar sehr, so daß er noch im gleichen Jahr eine geschickt plazierte Reklame für seine 1737 erbaute Gaststätte malen ließ. Sie zeigt ein weißes Roß mit Text darunter: „Hier im Roß übernachtete Napoleon auf dem Marsche nach Rußland am 13. Mai 1812“.

 

Kirche St. Jakobus der Ältere

Eine Gasse führt etwas hinunter zur katholischen Kirche, die  ein Zeugnis der Gegenreformation ist. Ein erster Hinweis auf ein Gotteshaus in Lengfurt findet sich im Triefensteiner Urbar (Grundbuch) A von 1416: Dort ist ein Wein-Zehnt für die Kirche aufgeführt. Nach Einführung der Reformation durch die Grafen von Wertheim in Lengfurt nutzten die protestantischen Christen dieses Gotteshaus, während die Katholiken die Triefensteiner Leutkirche besuchten. Nach dem Aussterben der Wertheimer Grafen zog der Würzburger Fürstbischof den größten Teil ihrer Lehen ein, darunter auch im Jahr 1612 Lengfurt. Damit endete die fast einhundertjährige konfessionelle Spaltung des Ortes. Ein Jahr später wurde der Grundstein zur Kirche St. Jakobus d.Ä. gelegt

Die Inschrift der Stiftertafel von 1613 lautet:

Der Thodtfall macht diß Dorff vermanth

Bischoff Julius aus Echter Stam

Nimbt sich deß an und Bedenckt darbei

Das Vornembste die Seelsorg seye

Pflantzt derwegen ein die Religion

Und weil im vogt sein underthon

Dotiert er Pfarrn baut Kirchen New

Wessen Gott ewig schützer sey

Das heutige Aussehen dieser Echter-Kirche ist geprägt von den Umbauten des frühen 18. Jahr­hunderts,  vor allem der Verlängerung des Kirchenschiffs. Im Jahre 1704 wurde der alte Kirchturm abgebrochen und ein neuer neben dem Chor errichtet. Die Seitenaltäre schuf der Lengfurter Schreiner Bretträger im Jahr 1722, der Hochaltar kam 1807 nach Lengfurt, die Kanzel ist aus der Hand des Bronnbacher Bildhauers Külsheimer von 1811, das Orgelgehäuse mit Rokokoschnitzwerk stammt von 1773.

 

Napoleon-Fresko:

Das nächste Haus auf dem Markt trägt ein Napoleon-Fresko. Im Jahre 1912 jährte sich der Rußland-Feldzug Napoleons zum 100. Mal. In dieser Zeit entstanden entlang der damaligen Wegstrecke zahlreiche Erinnerungstafeln - so auch in Lengfurt im Jahr 1914: Nach den Plänen des Münchner Kunstmalers Jughard wurde ein Napoleon-Fresko am Haus mit der früheren Nummer 75 angebracht, jetzt Nummer 43. Es zeigt Napoleon auf einem weißen Roß bei der Überquerung des Mains.

 

Zeugnis der Frömmigkeit: Kreuzigungsgruppe und Bildstöcke:

Wenn man die Straße weiter geht trifft man am Anfang der Theodor-Heuß-Straße auf eine Kreuzigungsgruppe. Auch sonst gibt es viele Bildstöcke in der Gegend.  Sie sind steinerne Zeugnisse der Volksfrömmigkeit. Der größte Teil der Lengfurter Bildstöcke wurde im 17. und 18. Jahrhundert Gott zu Ehren gestiftet, meist sind die Setzungsgründe jedoch nicht bekannt.

Der Bildstock in der Flut „Am „Hemmerich“ wurde 1677 von Michael Rammes gestiftet  und1754 renovierte sein gleichnamiger Enkel, ein Schmied, den Bildstock. Auf dem Kapitell steht die Figur eines gegeißelten Christus, der mit beiden Händen an einer rebenumrankten Säule gebunden ist.

Der zweite Bildstock in der Flurabteilung „Wenzel“, benannt nach einem Triefensteiner Chor­herren, wurde 1702 von Hans Jörg und Dorothea Dornbusch gestiftet. Dem Paar wurden zwölf Kinder geschenkt, wovon allerdings neun im Kindesalter starben. Hans Jörg Dornbusch war Mitglied des Gemeindegerichtes. Die Muttergottes Maria auf der Mondsichel mit Jesus

auf dem Arm bildet das Kapitell des Säulenbildstocks.

 

Haus der Franziska-Klett-Stiftung:

Auf dem Weg zurück findet man an der Ostseite des Marktes mit der Nummer 38 das Haus der  Franziska Klett. Die ehemalige Ankerwirtin Franziska Klett, im Jahr 1800 in Lengfurt geboren, starb 1866 an der Cholera. Sie stiftete den Großteil ihres Vermögens (Haus, Garten und 10.000 Gulden) zur Gründung einer Klosterschule, bestehend aus Kinderbewahranstalt (Kindergarten), Arbeits- und Mädchenschule. Bedingung war, daß das Haus einem Orden zu übergeben war Durch diese Klettsche Schulstiftung kamen 1875 die Klosterfrauen von Maria Stern in Augsburg nach Lengfurt. Sie waren im Kindergarten, in der Volks- und Handarbeitsschule sowie Krankenpflege tätig und nutzten bis 1977 dieses Haus als Schwesternwohnheim. Die nationalsozialistischen Machthaber versuchten zwar, die Schwesternstation aufzulösen, doch stellte sich die Lengfurter Einwohnerschaft geschlossen und erfolgreich gegen dieses Vorhaben. Seit 1978 ist in das Haus der Franziska-Klett-Stiftung ein Teil des Rathaus des Marktes Triefen­stein, das Archiv und die Gemeindebibliothek sind hier untergebracht.

 

Johann Joseph Edler von Neuff:

Ein Stück weiter an der Ecke ist das Neff-Haus (Friedrich-Ebert-Straße 34).  Am 4. Juli 1676 erblickte die bis heute bedeutendste Leng­furter Persönlichkeit das Licht der Welt: Johann Joseph Neuff. Er war das sechste von zehn Kindern der Eheleute Johann und Barbara Neuff. Mit 16 Jahren begann er in Würzburg sein Philosophie-Studium. Ab 1698 stand er im Dienst des Wiener Hofes. Dort war seine wichtigste Aufgabe, Geheimkorrespondenz zu entschlüsseln. Im Jahre 1713 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben. Schon früh verlor er sein einziges Kind aus der Ehe mit Johanna Franziska Peißer von und zu Weitenau. Bevor Johann Joseph Edler von Neuff in Wien am 12. März 1734 verstarb, hatte er seine Heimatgemeinde Lengfurt mit bedeutenden Stiftungen bedacht. Die Dreifaltigkeitssäule ragt aus den Stiftungen hervor.  Zu den weiteren Stiftungen dieses berühmten Lengfurters gehören ein Kreuzpartikel, das Kreuzerhöhungsfest, die Dreifaltigkeitsandacht, das Standbild des Heiligen Nepomuk am Beginn der Kaisergasse sowie eine Mariensäule am Eckständer seines Elternhauses. Darüber hinaus bestimmte er 3.000 Gulden für die Gründung eines Spitals in Lengfurt für bedürftige ältere Bürger.

 

Zeugnis zweier Herren: Die Kaisergasse:

Am Eingang der Kaisergasse steht rechts das Standbild des Heiligen Nepomuk. Von der Kaisergasse heißt es in einer Quelle aus dem Jahr 1716: „Beym Rathaus die Gassen hinauf beym Gottesakher und war richtig versteint“.  Heutige Kaisergasse und Rentamtssstraße trennen Lengfurt – vermutlich seit Ende des Hochmittelalters - in zwei Ortsteile: Der nordwestliche Teil Uffen­hofen (links der Kaisergasse) gehörte seit 1357 den Grafen von Wertheim, der südöstliche Teil (rechts der Kaisergasse) Niederhofen seit 1305 dem Kloster Tiefenstein. Diese Teilung führte häufig zu Streit zwischen den beiden Dorfherrschaften, der erst aufhörte, als das Hochstift Würzburg 1612 alleiniger Dorfherr wurde. Am Ende der Kaisergasse steht das sogenannte Erlenbacher Tor aus der früheren Dorfmauer.

An der Nordseite stand das Marktheidenfelder Tor, an dem sich auch die drei Wertheimer Rosen befanden. Zur Festigung ihrer Dorfherrschaft ließen die Wertheimer eine Mauer um das Dorf errichten

Die Grafen von Wertheim traten um 1525 zum lutherischen Glauben über. Der mündlichen Überlieferung nach flüchtete Graf Michael von Wertheim im Bauernkrieg vor seinen übermächtigen Feinden. Er entrann ihnen mit knapper Not und übersprang dabei in Lengfurt die von seinen Vorfahren errichtete Dorfmauer. Seine treuen Untertanen in Uffhofen versteckten ihn in einem Schweinestall. Dankerfüllt habe der Graf das betreffende Haus von Diensten und Abgaben befreit und seinem Retter wie der ganzen Gemeinde das Recht verliehen, ein eigenes Siegel zu führen und sich künftig in ihrem Wappen die  „Frummen von Lengfurt“ (1525) nennen zu dürfen. d.h. rechtschaffen. ehrbar, angesehen. Bis zur Gründung des Marktes Triefenstein 1978 trug das Lengfurter Wappen die drei weißen Rosen der Grafen von Wertheim

In der heutigen Kaisergasse 13 wohnte die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannte Musikerfamilie Kreusser. Sie brachte zahlreiche Persönlichkeiten hervor, darunter  Georg Anton Kreusser (1743-1810), der es in Mainz zum Konzertmeister der Kurfürstlichen Hofkapelle brachte. Oder Peter Anton Kreusser (1765-1831), der auch am französischen und englischen Hof musizierte und komponierte. Unter dem bayerischen König Maximilian II. wurde die Familie Kreusser in den Adelsstand erhoben. 

 

Zeugnis alter Tradition: Weinbau in Lengfurt:

Zur Erstausstattung des Klosters Triefenstein im Jahre 1102 gehörte unter anderem ein Weinberg in Lengfurt sowie ein Drittel des Kallmuth. Das ist der älteste Beleg für den Weinbau in Lengfurt, der jedoch vermutlich weiter zurückreichen dürfte. Der Ort besaß in Spitzenzeiten das größte Weinbaugebiet im Altlandkreis Markheidenfeld. Im Jahr 1694 sind rund 118 Hektar Weinberge hier dokumentiert. Tiefpunkt war um das Jahr 1990, als es nur noch knapp zwei Hektar Rebflächen gab.

Das Urbar (Grundbuch) B des Klosters Triefenstein von 1421 nennt die beiden Lagen „Oberrot“ („Öbern Rode“) mit den einzelnen Weinbergen „Hennenrode“, „Beim großen Stein“, „Mühlweingarten“, „Scherrenstiel“, „Kümmelweingarten“ und „Alter Berg“ mit

den Abteilungen „Schmencklynsberg“, „Am Kreuz“, „Wedler“).

Während der „Oberrot" heute wieder mit Reben bepflanzt ist, wurde der „Alte Berg“ durch die seit über 100 Jahren betriebene Zementproduktion überwiegend abgebaut. Über gut zwei Jahrhunderte hinweg existierte in der Marktgemeinde eine Büttner-Zunft: Sie wurde 1704 gegründet, aber 1810 von Homburg nach Lengfurt verlegt und 1902 in eine Gewerbe-Innung umgewandelt.

 

Mainbrücke: Auf die Mainbrücke kommt man von Süden her und dann nach links. Die früheste Erwähnung einer Fähre in Lengfurt stammt aus dem Jahr 1102. Damals bestätigte Bischof Ernehard von Würzburg die Gründung des Augustiner-Chorherrenstifts Triefen­stein. Als Erstausstattung verlieh er auch das Fährrecht zu Lengfurt. Händler und Reisende, die hier den Main überquerten, ermöglichten Gewerbetreibenden in Lengfurt ein gutes Einkommen. Bei Eisgang oder Hochwasser waren bis zu 24 Männer mit dem Übersetzen der Postkutschen oder Gepäckwagen beschäftigt. Als 1904 die Mainbrücke in Lengfurt eingeweiht wurde, war dies das Ende einer über 800 jährigen Einrichtung, die berühmte Persönlichkeiten europäischer Geschichte  oder die Truppen der jeweiligen Regenten übergesetzt hatte.

Vermutlich hier überquerte um die Zeitenwende die Via Publica, militärische Verbindungsstraße zwischen den römischen Lagern Mainz und Marktbreit, den damals knietiefen Main. Im Mittelalter wurde aus der Via Publica eine Fernhandelsstraße zwischen Brüssel und Prag. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es an dieser Stelle im Fluß zwei kleine Inseln: das große „wer“ und das kleine „werlein“. Diese Hindernisse ließen den Main breiter werden, so

daß die seichte Stelle für die Flußüberquerung schräg zum Flußbett verlief – die Furt wurde entsprechend lang. So erhielt der Ort Lengfurt seinen Namen. Ab 1615 hieß sie dann Poststraße.

Am 13. Mai 1812 überquerte Napoleon auf dem Feldzug nach Rußland mit 35.000 Mann seiner Armee hier den Main. Zu diesem Zweck mußten die Zimmerleute der Umgebung eine Bockbrücke, die Schiffer aber eine Brücke von aneinandergereihten Schelchen ans andere Ufer schlagen. Zur Verteidigung des Übergangs war auf Trennfelder Seite eine W-förmige Schanze durch 600 spanische Kriegsgefangene angelegt worden. Im Volksmund heißt diese Stelle heute noch „Napoleonschanze“ (Das „W“ der Napoleonschanze zeichnet sich auf dem Plan des Urkatasters aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ab). Bei schwerer Strafe war die Bevölkerung der gesamten Umgebung an die Wegstrecke befohlen worden, um mit Viva-Rufen und Musizieren dem Feldherrn zu huldigen.

 

Triefenstein

Im Zuge der Gebietsreform entstand 1978 der Markt Triefenstein aus den vier vormals selbständigen Ortschaften Homburg, Lengfurt, Rettersheim und Trennfeld. Ihre Geschichte ist über sechs Jahrhunderte hinweg eng mit dem Augustiner-Chorherrenstift Triefenstein verknüpft, das schließlich Namensgeber der neuen Gemeinde wurde.

Das Wappen des Marktes Triefenstein zeigt im unteren Teil zwei gekreuzte Schlüssel, die dem Wappen des Klosters entnommen sind, dessen Patrone Peter und Paul sind. Petrus wurden nach der Bibel die Schlüssel zum Himmelreich übertragen.

Der „triefende Stein“ - anschaulicher kann die Namensgebung für einen Ort kaum sein. Sowohl Triefenstein als auch Trennfeld  verdanken ihren Namen dem triefenden Wasser, das hier Richtung Main fließt. Sicher auch kein Zufall, daß das Kloster auf Trennfelder Gemarkung steht. Allein in der Nähe des triefenden Steins gibt es drei Quellen. Ein Brunnen versorgte die Klosterbrüder mit Wasser.

In den Jahren1771/ 1772 ließ der vorletzte Triefensteiner Probst, Friedrich III Eyrich, den Brunnen mit einer Steinmetzarbeit neu fassen und mit 33 Zentner Blei und zwei Zentner Messing neue Rohre ins Kloster legen. Das Wasser im folgenden Taleinschnitt, der Klingelbachschlucht, fließt zunächst durch den Lößboden in der Flur von Rettersheim und Altfeld, bevor

es an der Oberkante des bewaldeten Main-Prallhanges in die Schichten der Röttone und Röt­quarzit kommt. Dazu kommt Sickerwasser vom Bocksberg, einer Muschelkalkerhebung, das in der Schlucht eine mächtige Kalksinter-Glocke entstehen ließ.

 

Weinbau:

Wasser diente den Menschen im Mittelalter in erster Linie dazu, ihr Essen damit zu kochen, den Wein zu strecken, Hafer- oder Gerstenbier daraus zu brauen oder das Vieh zu tränken. Daher verwundert es nicht, daß nahezu jede Herdstätte einen eigenen kleinen Weinberg zur Selbstversorgung hatte. Dies war in allen vier Ortsteilen des Marktes Triefenstein so. Dazu kamen die großen Anbauflächen im Eigentum des Klosters, wie beispielsweise der Homburger Kallmuth. Insbesondere Küfer aus Lengfurt besorgten im klösterlichen Weinkeller den Ausbau des Weines. In Rettersheim und Trennfeld wurde der Weinbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts vollständig aufgegeben. Lediglich einige Flurnamen, wie „Am langen Weinberg“ oder „Holzweinberg“ und zwischenzeitlich überwucherte Reste von Weinbergmauern geben Zeugnis davon.

Auch in Homburg und Lengfurt kam es in dieser Zeit zu einem fast vollständigen Niedergang des Weinbaus. Zum Glück für jeden Frankenweinkenner wurden die Weinbau-Wurzeln, ins­besondere mit den Lagen „Kallmuth“ in Homburg und „Oberrot“ in Lengfurt wieder entdeckt und zu neuer Blüte gebracht.

Geologie:

Der Main teilt den Markt Triefenstein geologisch in zwei Hälften: Auf der rechtsmainischen Seite liegt auf Sandstein fruchtbarer Acker-Lößboden; auf der linksmainischen Hälfte beginnt mit dem Muschelkalk die zweite Schicht des unterfränkischen Schichtstufenlandes. Die Menschen haben sich diese Geologie zunutze gemacht: Während auf der rechtsmainischen Seite heute ertragreicher Ackerbau überwiegt, wird auf der linksmainischen Seite der Muschelkalk zum einen für den Weinbau genutzt. Zum anderen baut das Zementwerk seit über 100 Jahren industriell das Kalkgestein ab.

 

Trennfeld, Reichsgut für das Bistum Würzburg

Gleich hinter der Mainbrücke biegt man links ab nach Trennfeld (früher „Trieffenvelt“- das triefende Feld). Es zählte als Reichsgut zur Grundausstattung des 1007 gegründeten Bistums Bamberg. Am 26. Oktober 1017 tauscht Kaiser Heinrich II. Trennfeld gegen bedeutende Ort in Mittelfranken ein, die vorher dem Bistum Würzburg gehört hatten - dies ist die erste urkundliche Erwähnung Trennfelds.

Die Siedlungsgeschichte zeigt wesentlich ältere Zeugnisse für Trennfeld und seine nächste Umgebung: In der Waldabteilung Untere Heeg wurde ein Grabhügel aus der Urnenfelderzeit (1200 bis 750 vCh) mit hallstattzeitlichem Fundmaterial geöffnet. Ebenfalls in der Unteren Heeg befindet sich eine Grabhügelgruppe mit 15 Hügeln aus der Zeit zwischen 750 bis 460 vCh (ältere Eisenzeit). In dieser Gruppe sticht ein Grab für eine Kriegerbestattung der frühesten Eisenzeit hervor, aus dem

ein eisernes Hiebschwert von 94 Zentimetern Länge geborgen wurde. Die Untere Heeg ist ungefähr 4,5 Kilometer westsüdwestlich vom Ort entfernt. Außerdem liegt Trennfeld strategisch günstig zwischen den beiden Befestigungsanlagen Wettenburg und Neuenburg, was eine frühe Besiedlung untermauert. Auf alten Landkarten ist in der Waldabteilung Vockegrübe die Donar-Eiche eingezeichnet, die als frühzeitliches Kultobjekt wohl den Gräberfeldern zuzuordnen ist. Der hohle Torso dieses Baumdenkmals, nun Mariabild-Eiche genannt, brannte 1947 nieder.

Das so genannte Pestkreuz am Ortseingang erinnert an die zahlreichen hier in Massengräbern beigesetzten Toten aus der Pestzeit, vermutlich aus dem Pestjahr 1612.

 

Trennfeld in früherer Zeit:

Als Urzelle der Siedlung Trieffenvelt galten acht Höfe, sieben Huben und fünf Lehen. Das Dorf dürfte von Beginn an als Straßendorf angelegt worden sein. Einige der Höfe erhielten ihre Namen von Homburger Burgmannen, wie der Jemmererhof, der Wittstadthof oder der Reichartshof. Der Friedrichshof wurde vom Triefensteiner Propst Friedrich 1285 erworben. Die Huben rühren ihre Namen von Trennfelder Bauern. Darüber hinaus gab es hier noch fünf Gesellengüter - abgeleitet von Selden (Häusler, Klein­gütler) – sowie 15 Atzgüter, die unter anderem verpflichtet waren, Vertretern der Herrschaft Herberge zu geben.

Die Trennfelder Feldmark füllte den ganzen Bogen des südöstlichen Winkels im Mainviereck aus und reichte bis zum Bocksberg. In einem Streit um das Weiderecht im Jahr 1433 heißt es, daß Triefenstein und Rettersheim in der Trennfelder Markung liegen.

 

Trennfeld als kirchlicher Mittelpunkt: Kirche St Georg:

Die heutige Kirche wurde im Jahre 1590 durch Fürstbischof Julius Echter erbaut und am 21. September 1593 konsekriert. Eine kleinere Vorgängerkirche, deren Weihe am 8. Juli 1267 stattgefunden hatte, war vorher vollständig abgebrochen worden. Die Existenz eines ersten Gotteshauses aus Holz ist wahrscheinlich.

Dem Zeitgeschmack entsprechend wurden an der Ausstattung im Laufe der Jahre immer wieder Veränderungen vorgenommen. Deutlich erkennbar ist auch die Verlängerung des Kirchenschiffes sowie der Anbau einer Sakristei in den Jahren 1934/1935.

Der Chor der Pfarrkirche diente über mehrere Jahrhunderte hinweg als Grablege für auf Burg Homburg ansässige Adelsgeschlechter, weil es dort kein Gotteshaus gab. Das älteste Grabmal zeigt den jugendlichen Ritter Hans von Reinstein, der am Donnerstag nach Maria Verkündigung des Jahres 1349 verstorben ist. Aus diesem Geschlecht, das auch die Vogtei über das Kloster Triefenstein von der Neuenburg her ausübte, stammen neben dem Bischof Yring von Reinstein auch acht Würzburger Domherren. Fünf der weiteren noch in Trennfeld erhalten gebliebenen Epitaphien zeigen Angehörige der im 15. Jahrhundert aus dem Grabfeldgau nach Homburg gekommenen Familie von Gebsattel. Darunter befinden sich Hans Reichard und dessen Frau Johanna, die aus der Sippe des legendären Götz von Berlichingen stammt. Einige der Grabmale werden der bedeutenden Würzburger Bildhauerfamilie des Peter Dell zu geschrieben.

Pfarreigeschichte: Am 6. März 1106 verlieh der Würzburger Bischof Rupert das Recht der Pfarrstellenbesetzung zu Homburg mit Trennfeld durch Augustiner-Chorherren an die wenige Jahre vorher gegründete Kanonie Triefenstein. Das Kloster verlegte daraufhin der Bequemlichkeit halben zu einem nicht genannten Zeitpunkt den Pfarreisitz nach Trennfeld, zu dem als Filialen noch Homburg und Rettersheim hinzu kamen. Trennfeld wurde dadurch bis zum 18. Jahrhundert kirchlicher Mittelpunkt der drei Orte, zu denen im 17. Jahrhundert zeitweilig auch Unterwittbach und Wiebelbach gehörten.

Der Friedhof, im Jahre 1416 erstmals schriftlich erwähnt, lag am Anfang zwischen Pfarrhaus, Schule und Kirche. Auf diesem engen Raum fanden die Verstorbenen von Trennfeld. Homburg und Rettersheim ihre letzte Ruhestätte. Nach einer Schätzung, die auf die Zahl der Todesfälle aus den Sterbematrikeln basiert, dürften hier die Gebeine von weit über 12.000 Verstorbenen ruhen.

Das als „Beehausle“ überlieferte Gebäude dient heute zum Aufbewahren der Gerätschaft für eine Grabaushebung. Als es vom Amtskeller Adam Ott 1618 gestiftet wurde, ersetzte es das vier Jahre zuvor noch als intakt bewertete Beinhaus an gleicher Stelle. Das Gebäude war vermutlich Beinhaus.

Der Friedhof wird hier seit vielen Generationen „Kirchhof“ genannt, denn eine hohe Mauer um die Kirche bot den Einwohnern Schutz bei Überfällen. Die Arkadenreste an der östlichen Außenmauer waren Zugänge für die Gaden (Vorratskammern) innerhalb der Mauern. In der so genannten Würzburger Fehde zog sich zum Beispiel die Einwohnerschaft vor Angst zitternd. samt ihren ausgehängten Fensterflügeln vor den anrückenden Wertheimern hinter die Gadenmauer zurück.

Der Pfarrhof: Das Pfarrhaus mit Ökonomiegebäuden ist einer der wenigen übriggebliebenen Pfarrhöfe der Umgebung. Es wurde auf Kosten des Hauses Löwenstein, das durch die Säkularisation Besitzer der Chorherrnstifts Triefenstein geworden war, im Jahre 1811 erbaut. Davor gab es mindestens drei frühere Pfarrhäuser, von denen das erste schon 1421 erwähnt wird. Die jeweiligen Seelsorger lebten in der Hauptsache von der Landwirtschaft, die sie durch ihr Gesinde betreiben ließen. Sogar Zuchtstiere und Zuchteber für das Vieh des Ortes wurden auf dem Gehöft gehalten.

Die Einrichtung einer Schule hing in der Regel mit der Pfarreigründung zusammen. Erstmals ist dies im Triefensteiner Urbar (Grundbuch) vom Jahre 1416 nachweisbar. wo es heißt, daß Jutta, die Schulmeysteryn, zwei Häuser vor dem Gotteshaus wohne. Die Homburger Schüler besuchten hier bis 1703, die Rettersheimer Schüler bis 1822 die Schule.

 

Rettersheim - ein Klosterdorf:

Rettersheim war vermutlich eine Siedlung eines Radheri und wird 1284 urkundlich faßbar.

Mit Ausnahme der Jahre 1632-1634 übte das Chorherrenstift Triefenstein von 1370 bis 1803 über 430 Jahre die Grundherrschaft über Rettersheim aus. In diesen beiden Jahren des Dreißigjährigen Krieges lag die Grundherrschaft beim Grafen von Wertheim, die ihm von der schwedischen Besatzungsmacht übertragen wurde.

Bereits 1284 kommt das Kloster zu erstem Besitz in Rettersheim: Der Homburger Burgmann Heinrich von Reinstein der Ältere verkauft sein Freigut (Allod) an die Chorherren. Das Gut wurde als Schafhof genutzt und verfügte über gut 150 Morgen Land etwa. 30 Hektar). teilweise mit bis zu 400 Schafen. Im Jahre 1370 übergab Kunz von Uzsenkeim (Uissigheim) - ein Homburger Burgmann - dem Probst und den Kanonikern zum Triefenstein alle die Güter, die er zu Rettersheim bei Homburg gelegen hat.

Damit beginnt die alleinige Grundherrschaft des Klosters über das Dorf am Fuße des Bocksbergs.

Bereits 14161iefert das Triefensteiner Urbar (Grundbuch) A ein erstes Hofverzeichnis. Das Triefen­steiner Urbar (Grundbuch) B von 1421 enthält die so genannten Gründungsnotizen für das Kloster. Darin heißt es unter anderem. daß sechs Huben Wald im Ort Heginberg (Heynberg) - das ist vermutlich Rettersheim - sowie das Pfarrrecht dort dem Kloster zu seiner Erstausstattung übergeben werden. Beim Heginberg oder Heynberg handelt es sich um den Bocksberg, der damals noch bewaldet war. Heute lebt diese Bezeichnung im Flurnamen Hämmerich am südlichen Abhang des Bocksbergs fort.

Um das Jahr 1735 ließ die Triefensteiner Propstei die klösterlichen Felder in Rettersheim ver­messen. Aus dieser Vermessung sind ein vollständiger Dorfplan und eine detailgetreue Abbildung des Schafhofes überliefert. Mit der Säkularisation endet 1803 Kloster Triefenstein.

 

Hungerkreuze: (wo sich die Straße teilt nach links Richtung Wertheim fahren, dort links vor dem Haus  Lengfurter Straße 7 die Hungerkreuze

Nach einer Sage befand sich ein betagtes Ehepaar unter den Bewohnern Rettersheims. das durch Fleiß zu Wohlstand gekommen war. Auch die Kinder gehörten mit zu den reichsten Leuten in der Gegend. Doch über den Reichtum vergaßen sie, nach ihren Eltern zu schauen. Die Sage berichtet weiter, daß eine große Hungersnot herrschte. Nachbarn bemerkten nach einigen Tagen, daß die Haustüre beim betagten Paar verschlossen blieb. Trotz Pochens und Klopfens meldeten sich die Alten nicht.

Also brachen die Nachbarn die Türe auf. Sie fanden die Eltern tot im Bett. Sie waren verhungert: Der Vater hatte faules Holz im Mund, die Mutter eine Handvoll Gras. Zur Sühne errichteten die Kinder die hier stehenden Hungerkreuze. Bis heute haben die Steinmale diesen Namen behalten.

Wie das Urbar (Grundbuch) B des Klosters Triefenstein belegt, befinden sich die Hungerkreuze mindestens seit 1421 hier. Sie rahmen einen Bildstock aus dem Jahre 1487 ein, dessen Setzungsgrund unbekannt ist. Dieses steinerne Glaubenszeugnis ist einer der ältesten in Gänze erhaltenen Bildstöcke Altlandkreis Marktheidenfeld.

 

Moderner Kirchenbau in schwieriger Zeit: St. Ulrich:

Als am 4. Juli 1926 der Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried die Kirche St Ulrich einweihte, erfüllte sich ein langgehegter Wunsch der Rettersheimer nach einem eigenen Gotteshaus. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts waren sie zu Gottesdienst und Andacht immer nach Trennfeld gegangen, zuvor in die Triefensteiner Leutkirche. Nach den Plänen des Aschaffenburger Architekten Otto Valentin Leitolf erfolgte im November 1923 die Grundsteinlegung – in einer Zeit, als beispielsweise ein Pfund Butter 3,2 Billionen Mark kostete. Viele helfende Hände ließen einen expressionistischen Kirchenbau entstehen, der durch seinen einheitlichen Gesamteindruck besticht.

 

Sandstein der Bocksberg (nordwestlich von Rettersheim):

Der Bocksberg gilt als das westlichste Muschelkalkvorkommen von Bayern und das einzige innerhalb des Mainvierecks. Erdgeschichtlich entstanden ist der Bocksberg vor rund 240 Millionen Jahren, als Rettersheim und seine Umgebung von einem Meer bedeckt waren. In dieser Zeit des Muschelkalks lagerten sich zum Teil über 200 Meter dicke Kalk- und Tonschichten ab. Der Bocksberg ist ein Überbleibsel dieser Periode.

Ursprünglich umriß die Gemarkung Bocksberg einen etwa 20 Hektar großen Acker, der ehemals zum Kloster Triefenstein gehörte und der bis in das 19. Jahrhundert hinein teilweise bewaldet war. Die Rettersheimer Ziegler bauten bis zum Zweiten Weltkrieg am Bocksberg das Rohmaterial für den Kalkbrand ab. Kalkschotter wurde für den Autobahnbau vom Bocksberg abtransportiert. Heute gehört der offen gelassene Steinbruch zur Schutzzone des Naturparks Spessart mit zum Teil seltenen Pflanzen wie Küchenschelle, Fransen-Enzian, Gold-Distel oder Deutscher Ziest.

 

Kloster Triefenstein:

Von Rettersheim führt der Weg Richtung Lengfurt am Kloster Triefenstein vorbei. Man kann es aber nicht besichtigen, vor dem Hautpeingangsstor kann man aber halten. Das Kloster wurde 1102 von dem Würzburger Gerung gegründet, der der ehemalige Dechant des Würzburger Neumünster-Stiftes war. Vermutlich wurde das Kloster auf Grund und Boden der Abtei Neustadt errichtet, nahm seelsorgerische Aufgaben in der Umgebung wahr, übte aber auch Dorf- und Grundherrschaft aus. Im späten Mittelalter bezog es Einkünfte aus 49 Ortschaften in der Umgebung. galt mithin als reichstes Kloster im Altlandkreis Marktheidenfeld.

Im  Jahre 1102 bestätigte der Würzburger Bischof die Gründung, 1123 erfolgte die päpstliche Bestätigung. Zur Erstausstattung des Klosters gehörten unter anderem die Fähre zu Lengfurt, zwei Drittel des Homburger Kallmuth und Pfarrrechte zu Homburg und Rettersheim. Zahlreiche Adelige dotierten das Kloster mit weiterem Grundbesitz in der Umgebung.

Im Jahre1160 brannte das Kloster ab. Im Jahre 1525 wurde das Kloster von aufständischen Bauern aus der Umgebung geplündert. Auch in der Zeit des 30jährigen Krieges stand das Kloster leer und öd, Propst Johannes Molitor und seine Mitbrüder waren vor den schwedischen Truppen geflüchtet. Als sie 1634 zurückkehrten, befand sich in der Kirche ein Pferdestall. Es folgten Wiederherstellung der alten Ordnung und Neuaufbau. Das Kloster hat verschiedene Neubauten. Ein vollständiger Neubau von Kirche und Kloster erfolgte 1687 bis 1715. Die heutige Klosterkirche St. Peter und Paul wurde von 1687 bis 1694 erbaut. Als Baumeister wird Valentino Pezzani (gestorben 1719 in Würzburg) vermutet, der auch für einen Teil der übrigen Klosterbauten nach 1700 verantwortlich zeichnet.

Der einschiffige Gewölbebau mündet in einem kurzen fünfseitig geschlossenen Chor, der zwischen den beiden Türmen steht. unter denen sich der romanische Unterbau der Vorgängerkirche aus dem 12. Jahrhundert befindet. Unter dem letzten Propst Melchior Zösch (1783-1803) wurde die Kirche innen vollständig renoviert.

Die Stuckaturen, die Altäre sowie die Kanzel schuf Materno Bossi (1739-1802): Beichtstühle, Chorgestühl, Tabernakel sowie die großen Heiligenfiguren (Augustinus. Burkardus. Aquili­nus. Valentinus) des Hochaltars werden dem Würzburger Hofbildhauer Peter Wagner (1730-1809) zugerechnet: der kurtrierische Hofmaler Januarius Zick (1732-1797) vollendete 1786 die Deckengemälde. auf denen die Kirchenpatrone Petrus und Paulus dargestellt sind. Das Altargemälde von Oswald Onghers aus dem Jahre 1694 blieb erhalten. Die klassizistische Innendekoration ist von 1783 bis 1803 in weiß, grün und ocker. Die Kirche gilt als eines der letzten erhaltenen Werke „frühklassizistischer Dekorationskunst“ in Franken. Nach dem Erwerb des Klosters durch die Christusträger-Bruderschaft 1986 wurde die Kirche nochmals umfassend renoviert.

Das Kloster hatte  in 700 Jahren  43 Pröpste.  Mit der Säkularisation ging 1803 das Kloster in das Eigentum der damaligen Grafen von LöwensteinWertheim-Freudenberg über, die es zeitweise als Wohnsitz nutzten. Ende 1985 erwarb die Christusträger-Bruderschaft das Kloster. Mit dem Einzug der ersten Brüder Ende April 1986 kehrte nach über 180 Jahren wieder klösterlich geprägtes Leben nach Triefenstein zurück.

Die Christusträger-Bruderschaft ist eine evangelische ordensähnliche Kommunität. Die Bruderschaft entstand zusammen mit einer Schwesternschaft 1961 im südlichen Hessen. Sie leben in Gütergemeinschaft, Ehelosigkeit und im Gehorsam der Gemeinschaft gegenüber. Gelebtes Evangelium gehört ebenso zu ihrer Spiritualität wie das normale Arbeiten in der Berufswelt. Die Klosteranlage ist nicht frei zugänglich und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.

Das Kloster kann nicht besichtigt werden, nur zu ökumenischen Gottesdiensten ist es zu besuchen. Vor dem Haupteingang ist ein kleiner Platz, auf dem man einmal anhalten und wenden kann. Unterwww.christustraeger-bruderschaft.org kann man sich über die Zeitfenster informieren, an denen die Klosteranlage für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Östlich des Klosters am Main entlang kann man nicht mit dem Auto fahren. Der Weg führt aber zur Staustufe und zum unteren Ende der Klingelbachschlucht. Man fährt vom Eingang des Klosters wieder ein Stück aufwärts und dann rechts Richtung Altenfeld entlang der langen Klosternauer. Am Ende der Mauer  kommt man an  einen Weg, der den Wald hinter dem Kloster erschließt. Am oberen Rand des Waldes entlang kommt man zum oberen Ende der Klingel­bachschlucht und weiter zur Neuenburg.

 

Neuenburg:

Die Neuenburg war durch die steil abfallenden Hänge zum Main, die tiefe Schlucht des Klingelbach und künstliche Gräben gesichert. Sie befindet sich an strategisch wichtiger Stelle: die

vorbeiführende Fernhandelsstraße Via Publica mit Mainfähre und Mainfurt. Der Name Neu­enburg oder Nuwenburg läßt eine ältere Vorgängerburg vermuten. Archäologische Untersuchungen 1989 ergaben eindeutige Hinweise auf eine befestigte Höhensiedlung aus der Hall­stattzeit (etwa 700 bis 450 vCh). Bei diesen Grabungen wurden Überreste einer romanischen Burganlage mit Wehrgraben, Vorburg und Hauptburg aus dem 12  / 13. Jahrhundert frei-

gelegt.

Um diese Zeit könnte die Neuenburg für gut ein Jahrhundert der Sitz der Homburger Burgmannen von Reinstein gewesen sein. Im Jahre 1406 verkauften schließlich Heinz Kresse und seine Frau ihr Gut Nuwenburg an das Kloster Triefenstein. Zu dieser Zeit dürfte die Burg dann endgültig aufgegeben worden sein. Im Pfinzingatlas von 1594 findet sich noch der Hinweis „Alt Purgstal“. Einer Sage nach war hier auch Frau Holle zu Hause.

Um einen Eindruck von der Burganlage zu vermitteln, kann man rechts von der Informationstafel auf einem kleinen Pfad im ehemaligen Burggaben die Anlage umrunden. Man folgt den blauen Markierungen des Kulturwanderwegs und der kleine Pfad führt zurück auf den Forstweg. Auf diesem Forstweg gelangt man wieder zurück zur Brücke über den Klingelbach und kann von dort den Kulturwanderweg Richtung Rettersheim fortsetzen. Dieser führt über die Kreisstraße zur Autobahn

 

Klingelbachschlucht:

Die Klingelbachschlucht ist ein wirkliches Naturerlebnis. Sie wird bestimmt von den Wasserfällen mit den bis zu zehn Meter hohen „Klingelbachzapfen“. Die Klingelbachschlucht wurde 1992 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt.

 

Via Publica (Tafel an der Autobahn):

Man kann auch auf der Straße noch ein Stück weiterfahren bis zu der Stelle, wo eine Nase des Waldes nach Westen reicht bis fast an die Straße. Auch links der Straße ist noch ein kleines Stück Wald, wo man notfalls links oder rechts parken kann. Hier ist die Autobahn ganz nahe, an der ein Hinweisschild auf die Via publica steht.

Römischen Ursprungs ist die „Via Publica“ - übersetzt „öffentliche Straße“. Die Römer unterschieden nach drei Arten von Wegen: „iter“ ist ein Fußpfad für den Fußverkehr, „actus“ erlaubt das Führen von Gespannen, „via“ sind öffentliche oder private Straßen zum Transport von schweren Lasten.

Im Codex Eberhardi (um 1150) ist die Abschrift einer Urkunde aus dem Jahr 839 überliefert. Darin geht es um einen Gebietsaustausch im Südostspessart, dessen Grenzen beschrieben werden. Neben einer „Heristraza“ (Heeresstraße) stellt auch eine „Via Publica“ einen Grenzabschnitt dar für ein Gebiet im Südostspessart, das dem Kloster Fulda gehörte. Im Jahre 1422 besitzen die Grafen von Wertheim bereits das Geleitrecht von Esselbach / Kredenbach bis nach Zell bei Würzburg. Aus dieser Geleitstraße entwickelte sich nach 1615 die Poststraße, die ab 1767 zur modernen Chaussee ausgebaut wurde.

Auf der Straße geht es dann weiter. An der Stelle, wo wieder der Wald an die Straße herantritt, steht eine Ruhbank, wo die Markfrauen früher bei der Rast ihre Körbe abstellten.  An der Kreuzung bei Altefeld geht es nach links, so daß man über Esselbach und Bischbrunn zur Autobahnauffahrt Rohrbrunn fahren kann. Eine weitere Fahrt erschließt dann den Main von Marktheidenfeld bis Lohr

 

 

 

Marktheidenfeld 4: „Über sieben Hügel kannst du gehen“

Marktheidenfeld ist nicht Rom, aber, wie die Marktheidenfelder in der Schule gelernt haben, umrahmt von sieben Hügeln. Diese haben seltsam klingende Namen: Dillberg, Kreuzberg, Strickberg, Eltert, Knuck, Mainberg und – ganz nach unserem Motto „Romberg“. Wie Rom am Tiber, so liegt Marktheidenfeld am Main, der den von den Hügeln umstandenen Talkessel von Norden nach Süden durchquert. Und seine Bedeutung verdankt Marktheidenfeld wie Rom neben dem Gewerbefleiß seiner Bewohner u.a. der Verkehrszentralität. König Ludwig l. ließ 1837 die Brücke über den Main errichten und beeinflusste damit die Verkehrslage günstig.

 

Unsere Wanderempfehlung:

Der Kulturweg beginnt entlang des Mains und leitet Sie hoch zum Dillberg mit einem schönen Blick über die Stadt. Von hier führt der Weg durch das Neubaugebiet in das Erlenbachtal. Über die Erlenbachbrücke geht es zum Kreuzberg mit der Kreuzbergkapelle und zum Romberg mit der Schutzhütte. Es folgen die auf Karbacher Gemarkung liegenden Kuppen Strick, Eltert und Knuck. Über den Main auf der Nordbrücke erreichen Sie die Hafenlohrer Gemarkung und kommen entlang des Mains zum Auf- und Abstieg am Mainberg und schließlich zurück über die alte Mainbrücke an den Start. Der Eiskeller ist eine Außenstation abseits der Route. Folgen Sie der Markierung des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund auf einer Länge von 12 Kilometer.

 

(1) Sieben Hügel:

„Über sieben Hügel kannst Du gehn, um ganz Marktheidenfeld zu sehen, um Marktheidenfeld ganz zu verstehen“, so lautet das Motto des Kulturweges Marktheidenfeld 4, der rings um die Stadt führt. Marktheidenfeld ist nicht Rom, aber - wie die Marktheidenfelder in der Schule

gelernt haben - umrahmt von sieben Hügeln. Diese haben seltsam klingende Namen: Dillberg, Kreuzberg, Strickberg, Eltert, Knuck, Mainberg und - ganz nach unserem Motto „Romberg“.

Wie Rom am Tiber, so liegt Marktheidenfeld am Main, der den von den Hügeln umstandenen Talkessel von Norden nach Süden durchquert.

Und seine Bedeutung verdankt Marktheidenfeld wie Rom neben dem Gewerbefleiß seiner Bewohner und unter anderem der Verkehrszentralität. König Ludwig l., der von 1837 an in Marktheidenfeld eine Brücke über den Main errichten ließ und damit die Verkehrslage günstig beeinflusste, wünschte für diesen Bau, immerhin die erste Brücke zwischen Würzburg und

Aschaffenburg und die erste Brücke über den Main im 19. Jahrhundert, „römische Quader“. Und in der Tat orientierte sich der Aschaffenburger Architekt Georg Heinrich May (1790-

1853) an altrömischen Vorbildern

 

Am Mainkai lernt man einen Teil der gewerblichen Vergangenheit Marktheidenfelds kennen: Fischer, Schiffer, Büttner, Gerber, Müller und Steinhauer. Eng verbunden mit dem Beruf der Schiffer waren die Büttner, die aus Spessartholz Fässer herstellten. Sie transportierten sicher den hier erzeugten Wein und auch alle anderen Waren.

Das Fassungsvermögen der Mainschiffe hat sich enorm vergrößert. Lag es um 1841 bei etwa 90 Tonnen, so liegt es 2018 bei über 2.000 Tonnen. Mit dem Mainausbau zum Rhein-Main-Donau-Kanal können auf dem Main Schiffe in einem Koppelverband mit 185 Meter Länge und 3.930 Tonnen fahren.

Am Ufer verlief früher der alte Leinritt oder Treidelpfad, auf dem Leinreiter mit ihren Pferden

Schiffe flussaufwärts zogen. Heute legen hier vorwiegend Schiffe aus Marktheidenfeld und

Fahrgastschiffe an. Die Fahrgasse führte vom Marktplatz zur Fähre und zur Furt über den Main. Solange Marktheidenfelds Ummauerung noch bestand, war die Fahrgasse der einzige Zugang zum Main, der mit einem Tor verschlossen werden konnte.

Gegenüber der Einmündung der Fahrgasse, die von zwei Eschen markiert wird, steht der

von Erich Gillmann gestaltete Gedenkstein der Marktkaufleute, der an die Verlegung von Laurenzimarkt und Laurenzimesse an den Main im Jahr 2007 erinnert.

Bei großen Hochwassern kommt es immer wieder zu Überflutungen. Deutlich machen dies die Hochwassermarken an der Mainbrücke und an der Ecke zur Fahrgasse (rechts). Für das Erreichen der Haupteingänge der Häuser gab und gibt es schmale Gässchen von den Maingassen aus.

Der 1955 errichtete Schiffermast bekundet die Bedeutung des Berufsstands im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

 

(2) Lügenbaum:

Die Gassen zum Main waren jahrhundertelang vom Handwerk geprägt. Neben Schiffern, Fischern und Büttnern gab es Schreiner, Glaser, Wagner und Töpfer (Häfner). Dies spiegelt sich in den Straßennamen Wagnergasse und Glasergasse wieder. Um den Marktplatz waren Kaufleute, Wirte, Bäcker und Metzger zu Hause. Komplettiert wurde die Bevölkerung durch Win­zer (Häcker) und Bauern.

Am Ende des Unteren Mainkais stand einst eine stattliche Esche, der „Lügenbaum“ am traditionellen Treffpunkt der Schiffer und Fischer. Hier erfuhren die „nichtschiffischen“ Marktheidenfelder von der weiten Welt und von den großen Fischen im Main. Nicht viel anders ergeht es heute den Teilnehmern an der Kostümführung „Der Fischer und sei Fraa“, die sich an dem vor einigen Jahren gepflanzten Nachfolgebaum treffen.

Die Fischer sind mit dem Gründungsjahr 1649 die älteste Berufsorganisation in Marktheidenfeld. Im Jahre 1683 wurden die mit ihnen eng verbundenen Schiffer angeschlossen. Am Hang des Unteren Mainkais trockneten die Netze der Fischer und lagen ihre Schelche (Boote) zum Trocknen.

Nicht weit von hier mündet der Erlenbach, der 1974 hochwasserfrei ausgebaut und begradigt

Geschichte(n) um Mainufer und Mühlbach

Auf das Ende des Mainkais stößt die 1864-1866 angelegte Untere oder Schwarze Allee. Hier

wurde die Ummauerung beseitigt und Bäume angepflanzt. Die angrenzende „Rothenbücher

Wiese“, benannt nach dem Besitzer der früheren Plattenschleiferei, wurde 1973 umgestaltet

und erweiterte mit dem ehemaligen Sportgelände die Grünzone im Süden der Stadt. Der

Spielplatz wurde zum Mehrgenerationenspielplatz entwickelt.

 

Das alte Marktheidenfelder Gewerbegebiet:

Nahe der Mündung des Erlenbachs gab es mehrere Mühlen, in denen die Rotgerber und Weißgerber zu Hause waren. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bearbeiteten sie hier Leder und trockneten Tierhäute. Die Rot- der Lohgerber verarbeiteten mit Eichenlohe und zermahlener Eichenrinde Rinderhäute zu strapazierfähigen kräftigen Ledern für Schuhsohlen, Stiefel

oder Sättel. Die Weißgerber setzten zur Gerbung Alaun oder Kochsalz ein. Die Felle von Kalb, Schaf und Ziege wurden zu feinem und dünnem Leder verarbeitet. In den Mühlen wurde auch Gipsstein aus dem Raum Iphofen zu Dünger verarbeitet. Nur die „Äußere Mühle“ in der Ulrich-Willer-Straße besteht noch als Gebäude.

In der mit einer Dampfmaschine betriebenen Plattenschleiferei wurden seitdem Ende des 19. Jahrhunderts am Dillberg gebrochene Sandsteine zu Platten verarbeitet. Das Gebäude wird aktuell (2018)  unter anderem von der Wasserwacht genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs war hier ein Gefangenenlager und nach 1945 der gemeindliche Kindergarten.

Am Fuß des Dillbergs befinden sich die Felsenkeller, die überwiegend von den einst in Marktheidenfeld bestehenden sieben Brauereien genutzt wurden. Für die Felsenkeller und ihre Geschichte gibt es eine eigene Informationstafel, die als Außenstation in den Kulturweg einbezogen ist.

Auf dem Weg zum Dillberg zweigt am Ende der Bebauung der Weg zum Schützenhaus der Königlich privilegierten Schützengesellschaft ab. Ihre Anfänge gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Das Gebäude wurde in den ehemaligen Steinbrüchen in den zwanziger Jahren errichtet. Entlang des Waldwegs liegen auf der linken Seite die überwucherten Abraumhalden

der Steinbrüche.

Das nach Süden an den heute verrohrten Erlenbach anschließende Gelände wurde seit den dreißiger Jahren aufgeschüttet und als Sportgelände mit Turnhalle, Sportplatz und Schwimmbad genutzt. Heute liegen Schwimmbad – das Wonnemar – und die Sportanlagen im Nordosten der Stadt.

 

(2b) Eiskeller:

In früheren Zeiten war Eis ein wertvolles und dringend benötigtes Kühlmittel für die Lagerung und den Transport von Lebensmitteln und Getränken. Die Firma Linde meldete 1873 die erste Kühlmaschine zum Patent an. Vorher waren die natürliche Gewinnung und Lagerung von Eis ungeheuer wichtig! Eis zur Kühlung brauchten vor allem Brauereien zum Brauen, für Transport und Ausschank, Metzger und Schiffer.

Zur Eisgewinnung wurden im Main am Ufer Steinwälle errichtet, so genannte „Stille Wasser“ oder „Buhnen“. In ihnen gefror das Wasser schneller als im Fluss selbst. Das Eis musste für das „Sägen“ über 20 Zentimeter stark sein. Eisplatten wurden ausgesägt und mit Hacken über Schneebahnen an das Ufer gezogen. Sie wurden senkrecht an Holzpfosten gestellt, damit das Schmelzwasser abrinnen konnte. Zum „Verschmelzen“ der Eisplatten wurde Salz darüber gestreut. Nach etwa zwei Tagen wurden die Platten in kleinere Stücke zerschlagen und zu den Eiskellern transportiert. Das Eis wurde zerkleinert, verteilt, verdichtet und bis unter die Decke gelagert, um möglichst lange Vorrat zu haben. Die Bierfässer wurden komplett in Eis eingepackt. Sieben Eiskeller wurden hier von 1809 bis 1875 von Hand aus dem Buntsandstein gehauen.

1. Keller: Eingang im Gebäude der zweitältesten Brauerei von Marktheidenfeld, Zum neuen Brauhaus 1816 - Felsenkeller“. Verlauf im Berg im 30 Grad-Winkel zur Straße, Länge 50 Meter, zwei Nebenkeller, zwei Be- und Entlüftungsschächte von etwa je einem Quadratmeter Durchmesser und 25Meter Höhe (wichtig, um Entstehen von giftigem Kohlenmonoxid bei der Gärung und Schimmelbildung an Holzfässern zu verhindern). Es handelt sich hier um den größten Felsenkeller in der Region Spessart.

2. Keller: Gleich nach dem Biergarten. Wahrscheinlich um 1815 erbaut. Etwa 18 Meter gerade im Berg, zweigt nach etwa zwölf Meter links ab. Die 50 Quadratmeter große Fasshalle war mit der Biergartenmauer verbunden. Ab 1834 von der „Brauerei Leinigner“ genutzt. Im Ersten. Weltkrieg Gefängnis für französische Kriegsgefangene. Im Zweiten Weltkrieg für die angebliche Herstellung von „Zahnpasta“ der Firma Blendax verwendet. Vermutlich wurde jedoch Leuchtspurmunition von französischen Gefangenen hergestellt. Die Maschinen wurden bei Kriegsende von den Amerikanern abtransportiert. In den fünfziger Jahren Nutzung des Kellers durch die Molkerei.

3. Keller: Wurde für den Bau der Straße 1933/1934 (wie die über ihm liegende 60 Quadratmeter große Fasshalle) abgerissen. Erst 2013 wiederentdeckt.

4. Kellen: Von dem Schiffer David Schatz erbaut, 25 Meter lang, mehr als 5 Meterhoch, 9Meter langer Nebenraum. „Gründungsstein“ mit Schifferzeichen, Anker, Paddel, Fliegerhaken und Jahreszahl 1819. Ab etwa 1830 Eigentum des Gasthauses „Zum Löwen“". Ab 1883 von der neu gegründeten Martinsbräu genutzt

5. Keller: Im Jahre 1864 vom Besitzer der „Bürgerbräu“, Josef Lermann, erbaut, etwa 34 Meter lang. Bis in die neunziger Jahre vom Weingut „Rebschnittgarten“ zum Einlagern und Überwintern von Rebstöcken benutzt. Gehört heute zum „Braustüble“, der damaligen Brauerei-Wirtschaft.

6. Keller: Im Jahre 1873 vom Besitzer der Brauerei am Lohgraben, Josef Lang, errichtet, Länge 12 Meter.

7. Keller: Im Jahre 1875 vom Besitzer der „Postbräu“, Johann Michael Endere, erbaut, Länge 20 Meter.

Bevor der elektrische Kühlschrank verbreitet war, gab es Eisschränke und Kühlkisten ohne Strom, die mindestens einmal wöchentlich mit Stangeneis aus Natureis oder künstlich in Eisfabriken erzeugtem Stangeneis befüllt werden mussten. Den Transport vom Eiskeller bzw. der Eisfabrik bis zum Abnehmer erledigte der Eismann mit Pferd und Wagen, später mit dem Auto.

Die Keller verloren im Laufe der Zeit an Bedeutung und wurden nicht mehr genutzt. Nach dem sechsten und siebten Eiskeller sieht man noch den Steinbruch. Aus ihm wurden schon im 19. Jahrhundert Sandsteine für Häuser, Fußböden und Wegebau gehauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Steine zum Straßenbau in Marktheidenfeld gebrochen, unter anderem für die Lehmgrubener Straße.

 

Die Felsenkeller an der Straße von Marktheidenfeld nach Lengfurt sind nicht nur kultur-historisch von Bedeutung sie stellen eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in Bayern dar. Sobald der Winter naht, sucht die Mehrzahl der heimischen Fledermausarten unterirdische Quartiere auf, um Winterschlaf zu halten. Neben natürlichen Felshöhlen bieten auch Felsenkeller wie hier in Marktheidenfeld, Burgruinen und Stollen geeignete Überwinterungsbedingungen. In Spalten und Ritzen verborgen, verbringen die Insektenfresser so die kalte, nahrungslose Jahreszeit gut geschützt vor Fressfeinden, Zugluft, Nässe und Frost. Fledermäuse suchen angestammte Winterquartiere über Jahre hinweg immer wieder auf. Weil störungsfreie Sommer- und Winterverstecke, aber auch strukturreiche naturnahe Nahrungslebensräume immer seltener werden, sind Fledermäuse gefährdet und streng geschützt.

Die Felsenkeller in Marktheidenfeld gehören zu den artenreichsten Fledermaus-Winter­quartieren im Landkreis Main-Spessart und sogar in ganz Bayern. Acht unterschiedliche Fledermausarten überwintern hier, darunter viele Mausohren oder auch die stark gefährdete Mopsfledermaus.

Als Winterquartier für zahlreiche bedrohte Fledermäuse leisten die Keller einen herausragenden Beitrag zum Schutz dieser Tiergruppe. Sie gehören deshalb zum europaweiten Schutzgebietsnetz NATURA 2000, das dem Erhalt wildlebender Pflanzen- und Tierarten und ihrer Lebensräume in ganz Europa dient. Im Jahr 2007 wurden die Keller mit der Anerkennungsplakette „Fledermäuse willkommen“ des Bayerischen Umweltministeriums ausgezeichnet.

Die Felsenkeller in Marktheidenfeld zählen zu den bedeutendsten Winterquartieren in ganz Bayern. Als häufigste Art überwintert das Große Mausohr in den Kellern.

 

(3) Dilberg:

Steinbrüche am Dillberg wurden verstärkt seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die fünfziger Jahre hinein genutzt. Am Steilhang zum Main stehen größere Bänke des Buntsandsteins an, darüber liegt der plattenartige Sandstein.

Mit einem Steilanstieg auf dem Waldwichtelweg (WWW) erreicht man die Hochebene des Dillbergs unweit der höchsten Stelle mit 246 Metern, rund 60 Höhenmeter vom Maintal. Der Wald ist unter dem Namen „Steinig“ eine der ältesten Waldabteilungen des Marktheidenfelder Stadtwaldes.

Geologisch befinden wir uns auf der Hochebene im Bereich des Oberen Buntsandsteins mit tonigen Böden (Rötton), die zur Vernässung neigen. Bis in die dreißiger Jahre wuchsen auf dieser Hochebene vorwiegend Birken - das darunter gelegene Baugebiet heißt bis heute „Birken“ - und es gab es sumpfige  Flächen. Vor allem bei Nacht und Nebel war die Hochfläche

des Dillbergs ein unwirtlicher und schauriger Ort, über den man sich manche Sage erzählte.

 

Unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zu Lengfurt steht die von Erich Gillmann gestaltete Steintafel, die an die Sage vom Marehans erinnert, die in Erlenbach, Marktheidenfeld und Lengfurt verschieden erzählt wird. Sie hält in der Gestalt des Marehans als Aufhockmännlein das bedrückende und alptraumhafte Erlebnis einer Dillbergüberquerung fest.

 

Wenige Meter davon entfernt befindet sich der mächtige Dreimärker, an dem die Gemarkungen von Marktheidenfeld, Lengfurt und Erlenbach aufeinander treffen.

 

Die Hochebene auf dem Dillberg war im Besitz der Gemeinde und wurde den Gemeindebürgern zur Bewirtschaftung überlassen. Zur Nutzung der Dillbergflächen bildete Marktheidenfeld zusammen mit Lengfurt und Erlenbach einen Wasserverband, der von 1940 bis 1945 den Dillberg mit der Verlegung von Drainageleitungen und mit der Ableitung des Wassers über den Wildsgrund und den „Dillbach“ zum Erlenbach hin entwässerte.

Zum Einsatz kamen bei den Arbeiten französische und vor allem russische Kriegsgefangene

und schließlich ukrainische Zwangsarbeiterinnen. In mehreren Abschnitten wurde der Markt­heidenfelder Dillberg, für den 1956 die Anlage eines Militärflugplatzes und 1978 die Ansiedlung einer Justizvollzugsanstalt angedacht waren, von 1978 bis 1990 als Gewerbegebiet erschlossen.

 

Vorne an der Straße, die über den Dillberg Marktheidenfeld mit Lengfurt auf kürzestem

Weg verbindet, steht ein Wegkreuz, das ebenfalls mit einer Sage verbunden ist. Hier sollen in unmittelbarer Nähe Hexen ihr Unwesen getrieben haben. Umgesetzt hat dies Valentina Harth in „Die Hexen am Dillberg“ (2017).

 

(4) Erlenbachtal:

Der Blick ins Maintal zeigt uns die Stadt Marktheidenfeld umrahmt von den Hügeln und im Halbkreis um den Main angelegt. Der Main wird mit zwei Brücken überquert, mit der Nordbrücke und der Alten Mainbrücke. An den Main angeschmiegt liegt um die alte katholische Pfarrkirche St. Laurentius die Altstadt. Das erste größere Gebäude gehört einer örtlichen Elektronik-Firma. Die Stadterweiterungen nach 1945 haben den Talkessel auch mit Gewerbegebieten ausgefüllt, an dessen Rand das Kreiskrankenhaus folgt. Weitere Bebauungen gehen darüber hinaus

 

Aus dem Wald kommend überquert man die alte Straße nach Lengfurt, die in Marktheidenfeld nach dem langjährigen Bürgermeister Ulrich Willer (1952-1972) benannt ist. Gegenüber in einer Buschgruppe befindet sich die Einhemmstelle. In Stein gemeißelt findet sich dort die älteste Verkehrsvorschrift in Marktheidenfeld: „Das Reiten und Fahren auf den Fussbaenken, sowie das Einhemmen ohne Radschu(h) ist bei Strafe von 1 k (Kreuzer) verboten.“

Zugleich diente der Stein als Hemmschuhsäule. Hier war ein Hemm- oder Radschuh angehängt. Der eiserne Hemmschuh wurde zwischen Rad und Boden platziert und bremste mit der

Reibung den Wagen auf der Steilstrecke vom Dillberg ins Maintal ab.

Angrenzend an den Gärtnereibetrieb wächst auf dem Gelände der rekultivierten Deponie

der zum 50-jährigen Jubiläum der Stadterhebung 1998 angepflanzte Jubiläumswald, der das

Gewerbegebiet Dillberg zum Tal des Erlenbachs hin abschirmt.

Der Blick ins Erlenbachtal zeigt den Wald entlang des Dillbachs und das Baugebiet. Wegen seiner zahlreichen Mühlen wurde der Erlenbach im Stadtgebiet Mühlbach genannt. Ein breiter Grünstreifen am Rand führt hinab an den Bach. Die Flur gehört zum Wildsgrund, der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts bewaldet war und damals für die landwirtschaftliche Nutzung gerodet wurde. Auf den gerodeten Flächen wurden Obstbäume angepflanzt.

Das Tal des Erlenbachs war weiter Bach aufwärts bis zur Hochwasserfreilegung feucht

und sumpfig, wie die überlieferten Flurnamen „Froschäcker“ und „Ried“ nahelegen. Am

Ausgang des vom Rebschnittgarten begrenzten Tals um den Ochsenbrunnen bestanden

schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Teichanlagen auf Gemeindegrund. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Marktheidenfelder Kaufmann Georg Kunkel wegen seiner

vorbildlichen Teichwirtschaft im Erlenbachtal gerühmt. Im Jahre 1894 erwarb er die Neue Wachenmühle im Wagenbachgrund bei Steinmark im Spessart und errichtete dort eine Forellenzuchtanlage, die bis 1924 bestand und weithin bekannt war.

 

Der Kreuzberg trägt den einzigen Weinberg Marktheidenfelds. Der Wein wird von der Staatlichen Hofkellerei in Würzburg ausgebaut. Seit der Änderung des Weingesetzes 1971 ist die Bezeichnung „Marktheidenfelder Kreuzberg“ verschwunden. Dieser Weinberg ist der bescheidene Rest umfangreicher Rebanlagen in Marktheidenfeld, die wie an vielen anderen Orten im Verlauf des 19. Jahrhunderts, beeinträchtigt von Schädlingen, vor allem von der Reblaus, und wegen anderer lukrativerer Beschäftigungsmöglichkeiten spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurden.

Die große Bedeutung Marktheidenfelds als Weinort und Ort des Weinhandels bekunden die noch bestehenden Häuser der Weinhändler in der Altstadt, vor allem das Franck-Haus, heute das kulturelle Zentrum der Stadt. Der Bildstock am Aufstieg zum Kreuzberg erzählt vom ehemaligen Marktheidenfelder Schult­heiß Adam Schemel, der 1680 bei Weinbergarbeiten verstarb.

Die noch verbliebenen Weinberge am Finkenmännle, Hinter(n)-berg und Fuchsschwanz, wie die Flurlagen ursprünglich hießen, wurden Mitte der dreißiger Jahre vom Staat erworben, gerodet und als Rebschnittgarten angelegt.

Auf den der Reblaus resistenten Stöcken aus Amerika wurden die fränkischen Rebsorten aufgepropft, neue Rebsorten angepflanzt und dann in die Weinberge Frankens ausgepflanzt. Der fränkische Weinbau verdankt dem Marktheidenfelder Rebschnittgarten ganz wesentlich sein Überleben, seine Wiedererholung und seine heutige Bedeutung.

 

Der Kalksteinbruch oberhalb des Schemel-Bildstocks zeigt, dass sich die Vegetation des Kreuzbergs völlig von der des Dillbergs unterscheidet. Auf der dünnen Humusauflage auf dem Kalkstein wachsen die Bäume schlecht (Buschholz, Krüppelwald). Es gedeihen

aber Wacholder und seltene Pflanzen.

 

(5) Kreuzberg:

Der Kreuzberg ist der Marktheidenfelder Hausberg und vor allem und im Gegensatz zum Dillberg mit seinen Kreuzwegstationen und der Kreuzbergkapelle Marktheidenfelds „heiliger Berg“. Den Anfang machten zu Beginn des 19. Jahrhunderts fromme Marktheidenfelder Bürger, die Bilder der Kreuzwegstationen an den Bäumen befestigten. Im Jahre 1824 wurden

dann Stationen auf Säulen aufgestellt, denen zwischen 1825 und 1830 die heutigen gleichartig

gestalteten Stationshäuschen mit Holzfiguren folgten.

Vorbild war allem Anschein nach der Kreuzweg zum Käppele in Würzburg, der ab 1767 errichtet worden war. Insgesamt wurden 15 Stationen errichtet; die 14 üblichen Stationen werden ergänzt durch eine Station, in der die personifizierten vier Erdteile und damit die gesamte Welt das Kreuz verehren Im Jahre 1837 wurde die Kreuzbergstiftung genehmigt, deren Aufgabe der Unterhalt der Stationen und der Bau einer Kapelle sein sollte.

In den Jahren 1839/40 wurde dann der Stationenweg unter anderem mit Kastanien und Linden bepflanzt, die sich zum Teil bis heute erhalten haben. Den Abschluss sollte eine Kapelle, eine

Wallfahrtskirche, bilden, für die bereits 1840 Pläne erstellt wurden. Im Jahre 1842 wurde die Genehmigung zum Bau erteilt, der aus finanziellen Gründen aber nicht verwirklicht werden konnte. Den Abschluss bildete wohl seit 1824 ein Kreuz bzw. seit etwa 1837 eine Kreuzigungsgruppe von drei Kreuzen und fünf Figuren. Das Hauptkreuz musste immer wieder erneuert werden, so 1851 und 1877.

Diesen Zustand, Stationenweg mit Kreuz als Abschluss, zeigt auch die Uraufnahme von

Marktheidenfeld von etwa 1840. Am Fuß des Stationenwegs wurde 1826 ein Ölberg errichtet,

der mit fünf weiteren Häuschen mit Ölbergszenen umgeben war. Wie beim Käppele in Würzburg wurde der Ölberg von einem Meister Baunach erstellt. Die ergänzenden Darstellungen wurden aber bereits 1850 wieder entfernt. Die Stationshäuschen wurden zuletzt 1987 renoviert.

Im Jahre 1888 wurde dann das Projekt der Kreuzbergkapelle wieder aufgegriffen. Die Pläne von 1841 waren die Grundlage für die erneute Genehmigung 1889. Der Bau wurde 1889-1890 ausgeführt. Der Altar der Kirche und die Heiligenfiguren kamen aus der Werkstatt des

Kunstschreiners und Vergolders Franz-Wilhelm Driesler (1854-1910), der zunächst von Lohr, später von Würzburg aus zahlreiche Kirchen in Unterfranken und darüber hinaus ausstattete.

Von der Ausstattung der Kreuzbergkapelle haben sich nur einige Figuren erhalten.

Im Jahre 1938 wurde die Kreuzbergkapelle umgestaltet. Der bisherige Altar wurde durch den aus der Kirche St. Bartholomäus in Waldbüttelbrunn stammenden Barockaltar mit den Figuren der Frankenheiligen Burkard und Kilian sowie der Apostelfürsten Petrus und Paulus ersetzt. Damals wurde auch die Kanzel aus Waldbüttelbrunn mit den Darstellungen der drei christlichen Haupttugenden „Glaube, Hoffnung und Liebe“ erworben. Für den Treppenaufgang zur Kanzel und für eine Sakristei wurde ein Anbau errichtet.

Die beim

Bau der Kapelle entfernte Kreuzigungsgruppe fand ursprünglich an der rechten Kirchenwand einen neuen Platz. Heute steht sie rechts neben der Kapelle. Unweit davon befinden sich eine Holzfigur des hl. Laurentius, die Erich Gillmann anfertigte, und eine Maria gewidmete Feldkapelle. Der Stationenweg und die Kreuzbergkapelle stehen auf dem Grund und Boden der Stadt Marktheidenfeld. Die Stationen und die Kapelle gehörten der Kreuzbergstiftung, heute

der katholischen Pfarrei St. Josef in Marktheidenfeld.

Die Kreuzbergkapelle wurde früher und teilweise bis heute (von Marienbrunn aus) als Wallfahrtskirche von den Umlandgemeinden genutzt. Sie ist heute eine beliebte Hochzeitskirche.

 

(6) Romberg:

Einer der sieben Hügel Marktheidenfelds ist der Romberg, der den Bezug zum Motto des Kulturweges „Über 7 Hügel kannst Du gehn“ verdeutlicht. Die Marktheidenfelder Kuppen - Kreuzberg, Romberg, Strick und Eltert - gehören geologisch zum Unteren Muschelkalk. Die Böden sind steinig, flachgründig und trocken. Für die landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet waren sie bis ins 19. Jahrhundert mit Gebüsch und Buschholz bewachsen.

Sie wurden als Weideflächen für Schafe genutzt. Die Schafhut war ein Recht, das 1860 noch von der Gemeinde vergeben wurde. Ab 1862 wurde die Schafweide auf eine Menge bis 400 Schafe begrenzt, zeitlich nur im Sommer und räumlich auf Wiesen und Brachland eingeschränkt, und schließlich 1904 eingestellt. Gründe dafür waren die individuellere Nutzung

der landwirtschaftlichen Flächen und die Tatsache, dass Baumwolle die Schafwolle verdrängte.

Der Romberg und der unmittelbar angrenzende Kreuzberg bilden das 2001 von der Regierung von Unterfranken ausgewiesene „Naturschutzgebiet Kreuzberg“ (36,6 Hektar) und gehören zum größeren 2004 ausgewiesenen Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) „Magerstandorte bei Marktheidenfeld und Triefenstein“ (168 Hektar).

Romberg und Kreuzberg bilden einen Lebensraum aus lichten Wäldern, Weinbergen, Trocken- und Halbtrockenrasen und wärmeliebenden Gebüschen. Im Naturschutzgebiet selbst finden sich Halbtrockenrasen, naturnaher Kalk-Trockenrasen, Wacholderhaine auf Kalkrasen, Saumgesellschaften, Gebüsche, nur locker mit Gehölzen bestandene Flächen und Waldentwicklungsstadien. Diese sind Lebensraum für lichtbedürftige, an Trockenbiotope gebundene Tier- und Pflanzenarten. Hervorzuheben sind Bestände an Orchideen, wie das Helmknabenkraut oder der Frauenschuh. Auch der Diptam sowie andere seltene Pflanzen, wie etwa die Küchenschelle, haben hier ihren Standort. Im März blüht in den Gebüschen des Hangs sehr zahlreich die seltene Felsenkirsche.

Im Winter 2013/14 wurden im Naturschutzgebiet Pflegemaßnahmen durchgeführt. Dabei wurden Streuobstwiesen manuell entbuscht, um die wertvollen Trockenrasen als Lebensraum für

seltene Pflanzen und Tiere zu erhalten. Ergänzt wurden diese Maßnahmen von 2012 bis 2017 vom LIFE+Naturprojekt „Weinberge und Streuobst auf Muschelkalk“, mit dem in mehreren Landkreisen Unterfrankens geeignete Flächen angekauft und Entbuschungsaktionen durchgeführt wurden.

 

Am Bergsattel zwischen Kreuzberg und Romberg steht ein weiß-blau angestrichener Marienbildstock, der nach der Inschrift auf der Rückseite von dem Wirt Hans Fischer Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet. Vermutlich war es Johann Adam Fischer (1700-1748), Wirt des „Goldenen Fasses“ (heute „Zum Löwen“). Nach der Zugehörigkeit Marktheidenfelds zu Bayern wurde er der der Patrona Bavariae gewidmet und dazu umgestaltet.

 

Der Romberg ist nur wenige Meter kleiner als der Kreuzberg (282 Meter). Sein vorderer nördlicher Abschnitt heißt Vorderberg. Hier steht fast an der höchsten Stelle die Romberghütte.

Der 2016 aufgelöste Wanderverein Spessartbund Marktheidenfeld hat diese Hütte in den sech­ziger Jahren gebaut. Um sie herum feierte man über Jahrzehnte jährlich ein beliebtes und gut besuchtes Fest, das aus Naturschutzgründen aufgegeben werden musste. Wenige Meter von der Romberghütte entfernt steht der Gedenkstein des Vereins, der an die verstorbenen Mitglieder und den langjährigen Vorsitzenden des Vereins, Herbert Kaiser

(1973-2015), erinnert.

Im nahe gelegenen Baugebiet Istelgrund lohnt ein Besuch der Gaststätte Baumhof-Tenne.

Der Baumhof wurde 1910 als Hopfengarten der Marktheidenfelder Bürgerbräu errichtet

und nach Aufgabe der Hopfenproduktion als Gutshof bewirtschaftet. Nach den zahlreichen

Obstbäumen erhielt er den Namen „Baumhof“.

 

(7) Eltert:

Vom Hangweg hat man immer wieder neue Einblicke in das Maintal und auf Marktheidenfeld. Wo sich einst Äcker und Weinberge ausbreiteten, befinden sich heute Freizeit- und schulische Einrichtungen bzw. Gewerbegebiete.

Die Kalkköpfe Strick (Strickberg) und Eltert (Eltertberg) gehören zu der naturräumlichen Einheit Marktheidenfelder Platte, während der Dillberg und der schon auf Karbacher Gemarkung liegende Knuck Teil des Sandsteinspessarts sind.

In der neuen kulturlandschaftlichen Gliederung Bayerns des Landesamts für Umwelt bildet

der Main die Grenze zwischen den Kulturlandschaften Spessart und Mainfränkische Gäulandschaften (2011/13).

Die beiden gleich hohen Berge Strick und Eltert (245 Meter) werden durch die Straße nach Karbach getrennt, die über den Bergsattel verläuft. Die Grenze zwischen Marktheidenfeld und Karbach zieht sich vom Krankenhaus über die locker bewaldeten Kuppen von Strick und Eltert und dann am Hang des Knuck zum Main. Vom Mittelalter bis 1612 trennte diese Linie das Hochstift Würzburg (Karbach) und die Grafschaft Wertheim (Marktheidenfeld). Aus dieser Zeit haben sich zwei aufwändig gestaltete Grenzsteine von 1576 und 1592 erhalten, von denen der ältere noch heute die Gemarkungsgrenze markiert.

Auf der Karbacher Seite finden wir unter der Jahreszahl 1576 das Wappen des damaligen

Fürstbischofs Julius Echter und darunter die Inschrift „ HANNS ENDRE(s) S(chultheiß)

Z(u) C(arbach)“. Auf der Marktheidenfelder Seite heißt es unter dem Wappen der Wertheimer Grafen „TOMMA WEIGAT S(chultheiß) Z(u) H(eidenfeld)“.

In der unruhigen Zeit um die napoleonischen Kriege verlief 1806-1819 hier sogar die Landes- und Zollgrenze zum Amt Steinfeld des Großherzogtums Baden. Die elf dazu gehörigen Gemeinden Ansbach, Birkenfeld, Erlach, Greußenheim, Karbach, Pflochsbach, Roden, Sendelbach, Steinfeld, Waldzell und Zimmern sowie das Kloster Maria Buchen kamen erst 1819 an Bayern.

Die 14-Heiligen-Kapelle trägt die Datierung 1768 und befand sich ursprünglich in der Stadt. Diese Kapelle und das „Eltershäuschen“ spielten zusammen mit dem „Üstelhäuschen“ in der Baumhofstraße noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Rolle bei der Flurprozession, dem Flurgang, im Mai. Das 14-Heiligen-Bild in der Kapelle wurde in dieser Form als Kopie des Originals von Erich Gillmann geschaffen. Das Original befindet sich in der St. Josef-Kirche.

Überliefert ist vom „Elterhäuschen“ die heute kaum mehr erkennbare Inschrift „Franz Scherer und Margaretha seine Hausfrau den 6. Mai 1752“ und das Berufszeichen eines Schlossers, ein Schlüssel und ein Hammer.

 

Die Grenze zwischen Karbach und Marktheidenfeld macht nach dem Eltertwald einen Knick und wendet sich nach Westen dem Maintal zu. Kurz vor dem „Elterthäuschen“ biegt die Grenze nach Norden ab und führt entlang der „Karbacher Hecke“ zum Main. Immer wieder finden sich entlang der Grenze ganz unterschiedlich gestaltete alte Grenzsteine.

Der Knuck (247 Meter) liegt auf Karbacher Gemarkung. Auf Buntsandstein wächst hier ein Laubwald, der früher als Niederwald bewirtschaftet und damit in regelmäßigen Abständen abgeholzt wurde. Der Wald entwickelte sich immer wieder neu aus Stockausschlägen.

 

Auf der Hochfläche des Knuck finden sich wie früher auf dem Dillberg die durch den Rötton verursachten Sumpfflächen. Den Wald an der Gemarkungsgrenze bezeichnen die Marktheidenfelder als „Karbacher Hecke“. Das Eichholz schließt sich an. Wie schon der Name sagt, war es ursprünglich bewaldet. Im Jahre 1818 wurde das Obere Eichholz gerodet und verpachtet. Auf der Fläche sollten auch Obstbäume angepflanzt werden. Diese Überlegung wurde wieder aufgegriffen, als die im Besitz der Stadt befindlichen Flächen bis zum Eichholzgraben aus der Bewirtschaftung herausgenommen und in mehreren Abschnitten mit Obstbäumen bepflanzt wurden.

Ein Teil des Obereichholzes wird von einer Gärtnerei eingenommen, die 1960 als Stauden-

und Versuchsgärtnerei von dem Diplomgärtner Dr. Hans Simon (1926-2016) und seiner

Frau Helga gegründet wurde. Simon war ein weithin geschätzter Fachmann für Gartenkultur

und Spezialist für Stauden. Daher trägt der zum Betrieb führende Weg den Namen Staudenweg.

Wie der Blick vom Hangweg zeigt, hat sich Marktheidenfeld nach Norden nicht so weit ausgedehnt. Grund dafür ist das Wasserschutzgebiet der Obereichholzquellen. Mit zwei Tiefbrunnen, in den fünfziger Jahren im Obereichholz angelegt wurden, wird der größte Teil der Stadt Marktheidenfeld mit Wasser versorgt. Die Tiefbrunnen beziehen ihr Wasser von der Marktheidenfelder Platte, aber auch, wie sich herausgestellt hat, unter dem Main hinweg aus dem Spessart.

 

(8) Mainberg:

Der Mainberg ist mit 188 Meter der niedrigste der sieben Hügel Marktheidenfelds. An seinem Fuß trafen die Eisenbahntrasse Lohr–Wertheim und die über die Brücke führende Straße aufeinander, was immer wieder zu schwierigen Verkehrsverhältnissen führte. Mit der Eröffnung der Ludwigs-Westbahn Würzburg–Gemünden–Lohr–Aschaffenburg war der südliche Abschnitt des Mainvierecks verkehrsmäßig abgehängt, was zum wirtschaftlichem Stillstand führte.

Dies änderte sich mit dem Eisenbahnanschluss 1879/1981. Eine größere Bedeutung erlangte die Strecke zwischen Wertheim und Lohr aber nicht. Ausnahme waren die Besuche des Prinzregenten Luitpold zwischen 1890 und 1911, der vom Bahnhof in Marktheidenfeld zur Jagd nach Rohrbrunn aufbrach oder von hier wieder abreiste. Der letzte reguläre Personenzug

zwischen Lohr und Wertheim fuhr Ende Mai 1976. Anschließend wurde die auf den Abschnitt Lohr-Trennfeld verkürzte Strecke noch bis 1981 für den Gütertransport genutzt. Nach dem Abbau der Gleise 1993 wurde die Trasse zum größten Teil in einen Rad- und Fußweg umgewandelt.

In den Jahren 1837-46 wurde die Mainbrücke errichtet. Das 50-jährige Jubiläum dieses Ereignisses nutzte die Gemeinde Marktheidenfeld, um dem königlichen Bauherrn ein Denkmal zu setzen. Es trägt die Inschrift „LUDWIG I. KOENIG VON BAYERN“ und „DIE DANKBARE GEMEINDEMARKTHEIDENFELD 1896“. Die heute nicht mehr erhaltene Inschrift in der Mauer lautete: „Unter der glorreichen Regierung/ KOENIGS LUDWIG DES 1. VON

BAYERN/ wurde die Brücke und Strasse erbaut/ und/ am XXVIII. Januar MDCCCXLVI festlich/ eröffnet“.

Die 1892 in der Königlichen Erzgießerei in München bei Ferdinand Freiherr von Miller gegossene Bronzebüste des Königs fiel der Metallabgabe während des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Im Jahre 1989 wurde das Denkmal auf Initiative des Historischen Vereins wieder hergestellt.

Am Denkmal vorbei führt ein Weg auf den Mainberg hinauf. In der Sichtachse der Mainbrücke wurde 1933/1934 auf dem Berg das Kriegerdenkmal errichtet. Es wurde 1960-1963 umgestaltet und 1985 mit dem Anbringen von Gedenktafeln für die Opfer von Krieg und Gewalt zum Mahnmal.

In den Jahren 1850-1862 war Dr. Willibald Sedelbauer als Bezirksarzt in Marktheidenfeld tätig. Er erwarb 1854 die aufgelassenen Steinbrüche und Ödungen am Mainberg und gestaltete diese auf eigene Initiative in eine Anlage mit Aussichtspunkten auf Marktheidenfeld um. Nach seinem Wegzug wurde diese 1870 an die Gemeinde verkauft.

Im ehemaligen Steinbruch entstand, vor allem auf Initiative des 1874 gegründeten Verschönerungsvereins, ein Platz zum Feiern und für Theateraufführungen. Im J;ahre 1882 entstand dort auch mit dem Bau eines Pavillons der berühmte Strohtempel.

Aus dem Verschönerungsverein entwickelte sich 1925 mit dem 1920-1925 bestehenden Spessartclub der Spessart- und Verschönerungsverein, der 1948 als Spessartverein wieder gegründet wurde und bis 2016 bestand.

Mainberg

Die Bebauung südlich der Mainbrücke wurde von im 19. Jahrhundert gegründeten Betrieben geprägt. Am Weg zur Fähre lag die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts nachweisbare Ziegelhütte. Zwischen 1905 und 1907 entstand hier Bereich der Tongrube eine moderne Ziegelei, die zunächst nur im Sommer und mit Hilfe von italienischen Arbeitskräften betrieben wurde. Im Jahre 1928 erwarb der aus Kleinwallstadt stammende Willy Scheiber (1886-1943) die Firma und baute ab 1929 die Dachziegelwerke und Tonwarenfabrik Scheiber aus. Die Ziegelei bestand bis 2001.

Die Firma Draht-Bremer stammt aus Rostock. Kriegsbedingt wurde ein Teil der Firma 1942 von Rostock in das Bahnhofsgebiet von Marktheidenfeld verlegt, wo sich die Firma nach dem

Krieg und nach der Teilung Deutschlands bis heute (2018) weiterzuentwickeln verstand.

 

Unbedingt sollte man hinter dem Bahndamm die alte Furt und Fährstelle und die Mainlände aufsuchen. Von dort hat man einen idyllischen Blick auf Marktheidenfeld. Über Jahrhunderte

und über den Bau der Brücke hinaus stellten Furt und Fähre die Verkehrsverbindung nach Westen in Richtung Aschaffenburg und Frankfurt sicher. An der Mainlände wurde bis in die sechziger Jahre hinein Holz aus dem Spessart gestapelt, das mit den Schiffen mainabwärts

transportiert wurde.

Auf der Marktheidenfelder Seite erstreckt sich von der Mainbrücke nach beiden Seiten zum Main hin der 2007 in Dienst gestellte Festplatz. Hier findet jeweils Mitte August die weithin bekannte Laurenzimesse statt, das große Volksfest von Marktheidenfeld und seinem Umland.

 

Beim Blick auf die Stadt fällt der Blick auf das Hotel „Zur Schönen Aussicht“. Der älteste Teil des Komplexes wurde 1836/1837 von dem Brauer Liborius Franz (1788-1842) errichtet

und hält im Namen die mit dem Brückenbau verbundene Hoffnung für seine Gaststätte

und Marktheidenfeld fest.

 

Hafenlohr

Der Ort Hafenlohr an der Mündung des gleichnamigen Baches in den Main ist durch ein reiches Tonvorkommen bekannt, das sich besonders gut für die Herstellung von Gebrauchs­keramik eignet. Hafenlohr entwickelte sich infolgedessen zum Zentrum der Keramik­produk­tion und hat ein unter Denkmalschutz stehendes „Töpferhaus“ (Hettiger-Töpfer-Haus) vorzuweisen. Dieses steht in der Hauptstraße 59, dem nördlichen Teil der Durchgangstraße, es ist allerdings kein Museum mehr. Es gibt Sägewerke und Kunst-Töpfereien (Hafner-Lohr).

 

 

Rothenfels

Nach links geht es hinauf nach Burg Rothenfels. Oben fährt man im scharfen Rechtbogen zur in 224 Meter Höhe gelegenen Burg, vor der einige Parkplätze sind. Erbaut wurde die Burg 1148 „up dem ro­then felsen“ von Marquard II. von Grum­bach, Schutzvogt des nahen Klo­sters Neustadt, ständiger Berater der Kaiser Konrad III. und Friedrich I. Zwischen 1243 und 1333 war sie Besitz derer von Rieneck-Rothenfels. Danach erfolgte ein häufiger Be­sitzerwechsel. Im Jahre 1919 kaufte der Bund „Quickborn“ dann die Burg.

Trotz zweier Brände hat die Feste ihren staufischen Charakter be­wahrt. Das gilt vor allem für die zweieinhalb Meter starke Schildmauer und den Berg­fried, von dessen Zinnen man einen herrlichen Mainblick hat. Die Ringmauer umgibt den schmalen Hof und wird an der westlichen Angriffsseite zur mächtigen Schildmauer, auf die der Westbau gesetzt ist. Als Faustregel für ungefähre zeit­liche Einordnung der Gebäude: Die aus Buckelquadern mit Randschlag stammen aus der Stauferzeit, Bruchsteinmauer­werk aus späteren Jahrhunderten. Haupttor, Palas und Wirtschaftsgebäude sind während der Renaissance entstanden. Besonders interessant sind die uralte Küche und der darüberlie­gende Kapitelsaal im Ost­turm.

Durch das Torhaus betritt man einen großen Vorhof. Links steht die Zehntscheune, etwas weiter unten links das Amthaus. Dann geht man nach rechts in die eigentliche Burg hinein. Rechts steht gleich der Bergfried und daran anschließend der Westpalas und der Südpalas mit den Kemenaten. Gegenüber ist dann der Ostpalas mit den Speisesälen und dem Rittersaal. Seit 1951 ist sie Tagungsort und Jugendherberge. Hier befindet sich auch eine der größten Jugendherbergen Deutsch­lands mit 220 Betten.

Dann fährt man wieder die Straße hinunter, nun aber links ab in den Ort, der sich am Main entlangzieht. Der Ort ist die klein­ste Stadt Bayerns und eine der hübschesten, mit schönen Gassen, schmiedeeisernen Wirts­hausschildern und Hausfiguren der Barock- und Rokokozeit. Das Rathaus ist von 1598/ 1599, ein dreigeschossiger Bau mit geschweiftem Giebel (Hauptstraße 34 links an der Straße; es gibt auch in Bergrothenfels ein Rathaus und ein weiteres Gebäude rechts in der Durchgangsstraße, ab dem auch „Rathaus“ steht). Die Pfarr­kirche mit Langhaus ist von 1610 / 1611, der Turm von 1750. Sie hat eine schöne Innenausstattung: Sakramentshäuschen und Taufstein sind von 1613, die Kanzel von 1616 mit dem Hochrelief eines in voller Rüstung auf einem Löwen knienden Ritters aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es gibt winkelige Gassen mit schönen Wirtshausschil­dern und Hausmadonnen an den Fassaden.

 

Neustadt

Parken kann man rechts der Straße gegenüber der doppeltürmigen Pfarrkirche. Das Kloster Neustadt ist eine der ältesten und bedeutendsten Anlagen der Region Franken. Es gibt zwei Angaben zu seiner Entstehung: Wo heute die Pfarrkirche steht, hatte König Pippin ein Jagdhaus na­mens Rorlach. Im Jahre 725 wurde es dem Heiligen Burkhard aus Eng­land übergehen, der daraus 785 das Benediktinerkloster Neustadt schuf. Nach anderer Angabe wurde es 768 / 769 vom zweiten Würzburger Bischof Megingoz (gestorben um 783 / 794) an der Stelle des (bis heute nicht exakt lokalisierten) Ortes „Rorinlacha“ gegründet. Von hier gingen - gemeinsam mit Amorbach - starke Impulse der karolingischen Sachsenmission aus. So waren allein drei Neustädter Äbte die ersten Bischöfe des sächsischen Bistums Verden an der Aller. Der Ort wurde 889 erstmals als „Niunstadt“ genannt.

Nach der Zerstörung während der Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert geriet das Kloster Neustadt in die Abhängigkeit des Würzburger Hochstifts. Die Benediktiner prägten jahrhundertelang das Neustädter Ortsgeschehen bis zur Säkularisation 1803. Danach zogen fürstliche Beamte in die verwaisten Gemächer. Neustadt gelangte mit seinem gesamten Besitz als Entschädigung für linksrheinische Landverluste an die Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosen­berg. Ein Brand des Jahres 1857 zerstörte die Klostergebäude sowie große Teile der Kirche. Seit 1907 wird das Kloster von südafrikanischen Missions-Dominikanerinnen bewohnt. Das Kloster wurde 1961 neu gebaut

Die Pfarrkirche, eine ehemalige Klosterkirche aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, wurde durch Umbauten und Ergänzungen verändert. Sie ist eine der frühesten Bauten der Hirsauer Schule mit in­teressanter Innenausstattung (Taufstein, Grabsteine, Epitaph, Sand­steinreliefs aus dem 12. Jahrhundert, Ölgemälde und zwei Kolossalgemälde der Naza­rener­schule). Im Jahre 1534 erfolgte Einweihung der neuen Kirche nach Zerstörungen. Das wohl traurigste Kapitel der Orts­geschichte schrieb dann der 26. Mai 1857. An jenem Tag loder­ten in Neustadt die Flammen. Ein Blitz hatte in die Kirchtürme eingeschlagen, vom ehemaligen Kloster blieben nur noch die Grundmauern. Gotteshaus und Kloster bilden heute eine wirklich sehenswerte Einheit. Zugänglich ist leider nur die wuchtige Kirche. Das kleine, aber exquisite „Ein-Zimmer-Museum Lapidarium“ im Kloster wird geöffnet auf Anfrage im Kloster oder im Pfarrbüro.

 

Die Michaelskapelle auf dem Friedhof:

Rechts der Klosterkirche fährt man in die Spesartstraße, wo links das Rathaus steht. Man fährt

 immer weiter hoch und dann am Wegweiser „Friedhof“ zunächst in die Meningaudstraße und dann rechts an der Friedhofsmauer hoch. Durch das Pflaster darf man sich nicht abschrecken lassen, oben ist ein Parkplatz.

Der Michelsberg mit der Michaelskirche ist archäologisch gut erforscht. Die Kirche steht am Rand eines  etwa 120 mal  100 Meter großen Ringwalls. Mehrere Phasen des Ausbaus konnten festgestellt werden. Zunächst wurde das kleine Plateau durch eine Holz-Erde-Mauer mit einer nach innen abstützenden Erdrampe und vorgelagertem Graben befestigt. Hierauf folgte eine etwa zwei Meter hohe Steinmauer, ebenfalls mit einer nach innen abgeflachten Rampe, wobei der vorgelagerte Graben vertieft wurde. Im Inneren des Walls konnte als einzige Bebauung auf einer Länge von 23 Metern ein bogenförmige verlaufendes Mauerfundament im Nordostteil festgesellt werden

 

Mehrere Grabungen brachten die Erkenntnis, daß hier bereits zur Anfangszeit des Klosters ein Kirchengebäude sowie weitere Befestigungen bestanden. An diesem Platz könnte eine Verwaltung ähnlich einer karolingischen Königspfalz angesiedelt gewesen sein. 

Die Kirche erhielt ihre heutige Form in der Hauptsache in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts (mit stilbestimmenden Veränderungen aus der Zeit von 1729-17339. Sie steht auf den Fundamenten zweier Vorgängerbauten, von denen der erste ein sorgfältig gemauerter Saalbau mit östlicher Apsis war. Das darauffolgende Gebäude war kleiner und ohne Chor, vermutlich Fachwerk auf Mauerfundament. Die Datierung von Wall und erster Kirche führt in die Zeit von 770 bis 850.b

Der Baubestand zeigt sich, wie er nach dem Brand von 1857 erhalten blieb. Das Turmuntergeschoß ist aus dem 11. Jahrhundert, das Hauptgebäude aus der Zeit von 1729 - 1733. Die Kreuzigungsgruppe verrät ihr Alter durch das Rätsel des Chronogramms. Die auch hier vorhandene Gertrudsverehrung wurde vor allem im Hochmittelalter betont, als Neustadt (vergeblich) versuchte, sich von der würzburgischen Herrschaft zu lösen. Die Michaelskirche war bis 1830 die Pfarrkirche der Neustädter. Seit ihrer Renovierung dient sie als Friedhofskirche und ist nicht zugänglich.

In der Kirche befindet sich eine Aedicula zu Ehren der heiligen Gertrud, die früher am Außenbau des Chors befestigt war. Sie markierte die Stelle, an der die heilige Gertrud zum Beten niedergesunken war, und die darauf von Bewuchs frei blieb.

Von 1587 an erreichte den Michelsberg jährlich eine Schiffsprozession aus Würzburg. Die Gertraudenlegende ging auf Gertrud zurück, die Tochter Pippins des Älteren. Als Äbtissin in Karlburg soll sie den Bau des Klosters Neustadtunterstützt haben soll. Zu diesem
Zweck habe sie oftmals zu Fuß die fränkische Platte  zwischen Karlburg und Neustadt überquert. Während einer dieser Wanderungen sei sie an einem besonders heißen Tag fast verdurstet, als an der Stelle, wo heute die Gertraudenkapelle steht, eine Quelle entsprang und sie labte.

Der Zweck der Gertraudenverehrung ist die Betonung der königlichen Unterstützung durch ein Familienmitglied der Karolinger bei der Gründung des Klosters zu vermuten. Dies spielte besonders bei den Abgrenzungsversuchen gegenüber Würzburg im hohen Mittelalter eine Rolle. Der Michelsberg war wohl nie ein dauerhaft bewohnter Ort gewesen. Möglicherweise könnte die halbrunde Steinmauer im Inneren des Ringwalls als ein Überwachungspunkt des Schiffahrtsweges Main gedient haben. - Bei der Abfahrt fährt man nach rechts in die Meningaud­straße, in der Nummer 1 ist der Pfarrhof.

 

Rodenbach

Wenn  man nach links von der Durchgangsstraße am Main entlang abbiegt kommt man nach Rodenbach. Hier gibt es den Kulturweg Lohr 1 Wombach: „Multitalent Waldarbeiter“. Rodenbach und Wombach wurden beide erstmals 1325 erwähnt. Sie haben sich aus Höfen rieneckischer Dienstleute entwickelt. Beide Dörfer waren historisch bedingt nach Lohr ausgerichtet. Hier hat sich über die Jahrhunderte insbesondere der Berufsstand der Waldarbeiter etabliert. Die Wombacher und die Rodenbacher arbeiteten in den gemeindeeigenen Wäldern, im Stadtwald Lohr und im fürstlich-löwensteinischen Forst gegen Entgelt. In den Wombacher und Rodenbacher Privatwäldern betrieben sie Niederwaldwirtschaft. Die Stationen des Kulturrundweges folgen den Arbeitsstätten der Waldarbeiter, die außer mit Holz auch mit Pflug und Buntsandstein umzugehen wußten. Seit 1972 sind Wombach und Rodenbach Ortsteile von Lohr am Main. In Rodenbach ist auch bei der Durchfahrt der Ortskern sehenswert. Man kann aber auch den Kulturrundweg Lohr III nach Wombach von hier aus in Angriff nehmen und beginnt dann mit der Tafel 4.

 

(1) Start Wombach: Der Kulturrundweg führt von Wombach hinauf an den Karl-Neuf-Platz. Von dort geht es durch den schattigen Wald bis zum steilen Abstieg auf dem Pfad nach Rodenbach. Nach der Mariengrotte bleibt der Weg über dem Talgrund, bis in Wombach der Ausgangspunkt wieder erreicht wird. Erst 1865 wurde die Wombacher Kirche gebaut. Ein Jahrhundert später wurde sie von einem modernen Neubau ersetzt.

 

(2) Karl-Neuf-Platz: Nach der Aufgabe des im 19. Jahrhundert erschlossenen Buntsandsteinbruchs wurde auf der Abraumhalde eine Aussichtsplattform errichtet, die den Namen des Lohrer Wanderwartes des Spessartvereins Karl Neuf erhielt. Auf dem Foto aus den siebziger Jahren ist der Rundblick vom Karl-Neuf-Platz gerade noch möglich. Inzwischen hat sich der Wald sein Revier zurückerobert und die Aussicht ist zugewachsen. Die Wiederbewaldung hat zur Folge, daß sich zwischen den Geröllhaufen spezielle Pflanzen angesiedelt haben wie zum Beispiel der Adlerfarn. Kreuz wurde auf das Gelübde eines Wombacher Bürgers aufgestellt. Ein anderes Kreuz erinnert an den Flugzeugabsturz von 1990.

 

(3) Historische Waldnutzung: Der Wombacher und Rodenbacher Privatwald wurde früher intensiv durch Niederwaldbewirtschaftung genutzt. Laub und Zweige wurden zusammengerecht und als Streu und Futterzusatz für das Vieh gesammelt, neu austreibende Buchenstöcke wurden geerntet. Alles, was der Wald hergab, wurde verwendet. Die Flächen zwischen den Bäumen wirkten damals regelrecht aufgeräumt, was aber auch dazu beitrug, daß dem Boden Nährstoffe entzogen wurden und dadurch das Pflanzenwachstum zurückblieb. Der Steinbruch gehörte zum Alltag der Waldarbeiter, die in der Lage waren, flexibel auf wechselnde Lebensumstände zu reagieren. Ein wichtiger Weiser für die Waldartenvielfalt ist der Mittelspecht. Bezeichnenderweise wird er auch „Urwaldspecht“ genannt. Nur dort, wo es alte Bäume mit morschen Ästen und Faulstellen gibt, kann diese Buntspechtart überleben. Die Rinde alter knorriger Eichen sucht er nach Insekten ab, in abgestorbenen Baumteilen zimmert er seine Höhle. Ein wichtiger Weiser für die Waldartenvielfalt ist der Mittelspecht. Bezeichnenderweise wird er auch „Urwaldspecht“ genannt. Nur dort, wo es alte Bäume mit morschen Ästen und Faulstellen gibt, kann diese Buntspechtart überleben. Die Rinde alter knorriger Eichen sucht er nach Insekten ab, in abgestorbenen Baumteilen zimmert er seine Höhle.

 

(4) Über den Dächern von Rodenbach: Von der 2001 renovierten Mariengrotte aus hat man einen herrlichen Blick auf Rodenbach. Die 1738 errichtete Barockkirche war beinahe 100 Jahre ohne Pfarrstelle, bis es den Rodenbachern gelang, eine dauernde geistliche Betreuung zu erwirken. Die im Volksmund sogenannte „Goade“ ist eine Gasse, wie wir sie uns vor 200 Jahren vorstellen müssen. Auf wenigen Metern ist hier die Zeit stehengeblieben. Der enge Durchgang zwischen den verschachtelten Gebäuden vermittelt einen Eindruck von den früheren Wohnverhältnissen der Waldarbeiter. Ein Eckbalken eines Hauses in der „Goade“ ist 1618 geschnitzt.

 

(5) Ackerbau auf Handtuchfeldern: Der starke Bevölkerungsanstieg nach dem Dreißigjährigen Krieg hatte zur Folge, daß die Bauerngüter mit jeder Generationsfolge geteilt wurden. Die Einführung des Mainzer Realerbteilungsrechts in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts förderte diese Praxis. Am Ende umfaßten die Parzellen winzige Größenverhältnisse von teilweise nur noch wenigen Quadratmetern. Der bäuerliche Ertrag dieser Flurstücke war sehr gering, was dazu führte, daß alternative Einkommensquellen erschlossen werden mußten, zum Beispiel als Waldarbeiter.

 

Auf der anderen Mainseite liegt Pflochsbach, seit 1192 ein Pfarrdorf. Einst war er Weinort des Klosters Neustadt und Kellereihof von Neu­stadt, da hier Wein angebaut wurde. Die Berge zu beiden Seiten sind die Platte und der Plattenrain, beide 326 Meter hoch (Hü­nengräber und Schloßruine).

 

 

Lohr

Das Städtchen liegt dort, wo die beiden Spessart-Gewässer Lohr und Rechtenbach in den Main münden. Es ist Ausgangspunkt für viele Ausflüge und Wanderungen in die wenig besiedelte Waldlandschaft. Der Ort war einstmals wahrscheinlich eine Alemannen-Siedlung. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Name Lohr im Jahr 1295 (1296). Aus „Lare“, der Bezeichnung für einen natürlichen Weideplatz, hat sich über verschiedene Abwandlungen der heutige Ortsname entwickelt.

Bereits 1333 erhielt die damals zur Grafschaft der Rienecker gehörende „Stat zu oberen Lore“ das Gelnhäuser Stadtrecht. Es war Sitz des Zent­gerichtes und Hauptort der Grafschaft Rien­eck. Glashütten, Werften und Ei­senhämmer führten einst zum Wohlstand und zur wirtschaftlichen Blüte der Stadt. Das Grafengeschlecht der Rienecker beeinflußte über annähernd 500 Jahre die Geschichte des Raumes um Lohr am Main. Als es im Jahr 1559 ausstarb, fiel Lohr als Lehen an das Erzstift Mainz (Fürstentum Aschaffen­burg). Nach Auflösung des Kurmainzer Staates kam Lohr nach einer Übergangszeit beim Dalberg‘schen Fürstentum Aschaffenburg und Großherzogtum Frankfurt im Jahre 1814 zum Königreich Bayern.

Der Charakter der Stadt Lohr (Stadt seit 1333), ist seit jeher der einer Gewerbe- und Handelsstadt. Aufbauend auf einer alten Ansiedlung gründeten die Grafen von Rieneck hier in einer regelmäßigen Struktur mit Stadtmauer ein Gemeinwesen bei dem von Anfang an der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund stand. Lohr ist im Kern eine typisch altfränkische Kleinstadt: mit zum Teil erhaltener Wehrmauer, mit Türmen, Spitzgiebeln, Fachwerk und schmalen Gassen. Lohr und der Spessart, das gehört zusammen.

Auch diese Stadt ist durch den Main reich geworden. Im 18. Jahrhundert waren es Lohrer Schiffbauern, die in Wien und Prag Donau- und Moldauschiffe bauten. Auch das Fischerviertel und die Altstadt von Lohr haben Außergewöhnliches zu bieten. Sie haben über Jahrhunderte hinweg ihren liebenswerten Charakter bewahrt, der durch typisch fränkische Fachwerkhäuser und historische Bauwerke geprägt wird. Der Stadtkern ist sehenswert mit einer Anzahl altertümlicher Hausformen mit Renaissan­ceportalen und Fachwerkhäusern.

Dies dokumentiert sich durch ausgedehnte Handwerkerviertel, einen großen Marktplatz sowie die Mainlände, die dem Schiffbau sowie dem Be- und Entladen vorbehalten war. Die nötige Energie für die Produktion holten sich die Lohrer vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert überwiegend vom Wasser – und zwar in Form von Mühlen. Diese befanden sich an der Lohr und am vergleichsweise kleinen Rechtenbach, wo aneinandergereiht bis in die Stadt hinein zeitweise über zehn Mühlen arbeiteten. Ob es Mehl, Öl, Kupfer, Papier oder andere Produkte waren, die Mühlen arbeiteten zuverlässig für den Wohlstand der Stadt.

Wer durch die alten Straßen und Gassen streift, spürt, daß Geschichte hier heute noch lebendig ist. Enge Gassen, die Reste einer einst eindrucksvollen Stadtmauer, alte Brunnen, typisch fränkische Fachwerkhäuser und historische Bauwerke prägen den Charakter der alten Stadt. Straßen­cafés und Weinstuben laden zu einem Imbiß bei Kaffee oder einem Gläschen trockenen fränkischen Weines ein.

 

Rundgang: Im Internet findet sich ein sehr schöner virtueller Stadtrundgang durch Lohr unter „main-spessart-info.de“. Von Westen kommt man über die Ludwigstraße in die Altstadt. Zunächst sieht man links das Polizeigebäude, das 1842 nach Plänen von Friedrich von Gärtner errichtet wurde und von 1864 bis 1972 Land- bzw. Amtsgericht war, seit 1982 Polizeiinspektion.

 

Altes Rathaus:

Ein Stück weiter steht das Alte Rathaus, das in den Jahren 1599 -1601 von Michael Imkeller errichtet wurde. Das Erdgeschoß war ursprünglich eine offene Markthalle. Im Jahre 1804 wurde der Renaissance-Giebel klassizistisch ersetzt. Seit 1989 ist hier ein Kultur- und Bildungszentrum. Neben dem Rathaus liegt das Weinhaus Mehling, in dem abends Männer mit Strickwesten vor Bocksbeutel, Bierhumpen und Brotzeit sitzen und Gott einen guten Mann sein lassen. Wer sich traut, kann mal bei einem der Herren nachfragen, wie das wirklich war mit den Spessarträubern. In der Hauptstraße hinter dem Rathaus stehen schöne alte Fachwerkhäuser.

 

Stadtpfarrkirche St. Michael

Die Katholische Stadtpfarrkirche St. Michael ist aus dem 13. bis 15. Jahrhundert (1250 - 1300). Sie hat eine romanische Sakristei, einen gotischen Chor (1460 - 1500) und einen 62 Meter hohen Kirchturm von 1495 / 1496, einen Rokoko-Altar und im gotischen Chor stehen Epitaphien der Grafen von Rieneck aus dem 15. / 16. Jahrhundert.

Man geht rechts vorbei, zum Ka­puzinerkloster. Ein Stück weiter sind die ehemalige Steinmühle und das Haus des „Hans Gott­walt von Lohr“ Er war ein Bildschnitzer, Schüler Tilmann Riemenschneiders, der um 1480 in Lohr lebte und 1542 in Saalfeld (Thüringen) gestorben ist. In der Nähe steht der Fischerbrunnen.

 

Mainlände:

Dann geht es hinunter zur Mainlände, wo Jahrhunderte lang Holzschiffe gebaut wurden. Hier früher arbeiteten Schiffbauer, Flößer und Handwerker. In Lohr hat der Mainschiffbau Tradition. Durch das Tor geht es wieder zurück in das Fischerviertel. In der Fischergasse sieht man rechts die Geräte des letzten Fischers von Lohr.

 

Bayersturm:

Dann kommt man zum Bayersturm mit der barocken Haube und der Türmerstube. Die Innenrenovierung erfolgte 1975 - 1985.mit Hilfe der Bürgeraktion „Bayersturmfest“.

 

Stadtmauer:

Weiter geht es etwas rechts/ links versetzt in die Färbergasse. An einem kleine Platz sieht man links die Reste der Stadtmauer (14. / 15. Jahrhundert). Sie war einst ein geschlossener Mauerring mit Zwinger und drei Toranlagen: Oberes Tor, Niedertor am Stadtturm und Lohrtor.

 

Stadtbach:

Hier ist auch eine Station des Lohrer Wasserwegs. Der aus dem Rechtenbach abgeleitete „Stadtbach“ floß durch die Handwerkerviertel und ermöglichte so das Gewerbe der Gerber, Büttner und Färber, deren Arbeit mit Schmutz und Gestank verbunden war. Auf dem Stadtplan des 19. Jahrhunderts ist hellblau der „Stadtbach“ eingezeichnet, der früher offen durch die Straßen lief. Im roten Kreis befindet sich die Stadtmühle, der blaue Punkt ist der Standort der Tafel zu Station 2. Den Verlauf des Stadtbachs bis zur Mühle kann man anhand der Straßenpflasterung verfolgen (Bilder zu den beiden Mühlen finden sich auf der Informationstafel. Die Steinmühle liegt allerdings am Ostrand der Altstadt, die Stadtmühle am Beginn der Färberstraße).

Die innerstädtischen Mühlen Stadtmühle und Steinmühle waren herrschaftlich, das heißt  die Abgaben erhielten die Mainzer Erzbischöfe. Der prächtige Bau der Stadtmühle steht für den Wohlstand der Gewerbestadt Lohr. Das Mainzer Rad im Reliefstein an der Stadtmühle zeigt den Status als herrschaftliche Mühle an.

Die heutigen Anlagen erinnern an den Stadtbach, der einst innerhalb des Mauerrings verlief. Das Gelände wurde 1854 als „Englischer Garten“ gestaltet und 1996 / 2005 im Rahmen der Altstadtsanierung verändert.

 

Schloß:

Durch eine der Straßen geht man dann wieder nach Norden und über die Hauptstraße zum Schloß. Zuerst trifft man dabei auf die ehemalige Kellereischeune, die im 14. Jahrhundert erbaut wurde als „Bandhaus“ (Küferei) und seit 1990 Touiristinformation und Städtische Galerie ist.

Die Grafen von Rieneck begannen mit dem Bau des Schlosses im 14. Jahrhundert. Das heutige Schloß wurde 1561 - 1611 erbaut und hat reizvolle Rundtürme. Der Bau erfuhr starke Veränderungen, vor allem seit dem Aussterben der Grafen von Rieneck im Jahr 1559. Es ist Geburtsort des Würzburger und Bamberger Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal (1730 - 1795).

Bis 1814 gehörte das Gebäude den Mainzer Kurfürsten und war Sitz der (Ober-)Amtmänner des Kurfürstentums Mainz. Ab 1814 kam es unter bayerischer Herrschaft und war Gerichtssitz und bis 1973 Landratsamt. Im Schloß sind heute allerlei Ämter untergebracht, aber auch die reizvollen Sammlungen des Heimat- und Spessart-Museums, das seit 1936 besteht. Jeder, der sich intensiv mit der Geschichte des Spessarts auseinandersetzen will, der wissen möchte, wie die Menschen früher gelebt, gearbeitet und gefeiert haben, der wird hier auf eine spannende und unterhaltsame Reise durch das einst von Köhlern und Förstern, Wilddieben und Räubern, Bergleuten und Steinbrucharbeitern, armen Bauern und reichen Fürsten geprägte Mittelgebirge mitgenommen.

Das Museum möchte zeigen, wie sich das Verhältnis zwischen Mensch und Wald einst gestaltete und auch heute noch gestaltet. Es ermöglicht eine unterhaltsame und kompakte Orientierung über den Spessart als „Wald gewordene Geschichte“. In 40 Räumen auf 2000 Quadratmetern mit rund 12.000 Objekten illustriert das Museum die Historie des großen Waldgebietes zwischen Hessen und Bayern, erzählt von hohen Herren und Habenichtsen. Gleichzeitig war der Spessart eine riesige Holzfabrik, adliges Jagdrevier - und natürlich der geheimnisvolle Ort, wo Schurken ihr Unwesen trieben.

Höhepunkt des Museums ist deshalb neben vielen Exponaten zur Glasherstellung die Spessarträuber-Abtei­lung. Dort erzählen Originalobjekte und Rauminszenierungen von Banden und legendären Räu­bern, von finsteren Gesellen mit langen Gewehren, Bärten und Filzschlapphüten, denen Wilhelm Hauff mit seiner Erzählung „Das Wirtshaus im Spessart“ ein Denkmal gesetzt hat. In der Glasabteilung des Spessartmuseums hängt ein Lohrer Prunkspiegel des 18. Jahrhunderts, der so genannte Schneewittchenspiegel. Außerdem gibt es einen Ladens von anno dazumal. Das Spessart-Museum ist geöffnet: Dienstag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr.

 

Schneewittchen:

Mit einem leichten Augenzwinkern, aber recht plausiblen Argumenten hat der Lohrer „Fabulo­loge“, der Apotheker Dr. Karlheinz Bartel, „nachgewiesen“, daß es sich bei Schneewittchen um Maria Sophia Margarethe Catharina, Freifräulein von Erthal handeln muß. Ihr Vater Freiherrn Philipp Christoph von Erthal (1689 - 1748), Direktor der Lohrer Spiegelmanufaktur, der als Oberamtmann im Lohrer Schloß wohnte. Er heiratete im Jahr 1741 - zum zweiten Mal - Claudia Elisabeth von Reichenstein, die „böse Stiefmutter“ Schneewittchens, die Stiefmutter seiner sieben Kinder aus erster Ehe wurde.

Offenbar nicht nur wegen ihrer Schönheit - die Grimms schwärmten von ihrer schneeweißen Haut, dem blutroten Mund und dem ebenholzschwarzen Haar - sondern auch wegen ihres herzensguten Wesens soll sie Schneewittchen genannt worden sein. Der Überlieferung zufolge war sie ein „Engel der Barmherzigkeit und Güte“.

Ihr Vater war als Statthalter der Grafen von Schönborn zugleich Direktor der Lohrer Spiegelmanufaktur. Deren schönste Exemplare sind bis heute im Spiegelsaal des Schlosses zu bewundern, darunter ein Ausstellungsstück mit der Inschrift: „Sie ist so schön wie das Licht.“ Für den Märchendeuter Karl Heinz Bartels liegt auf der Hand, daß es sich dabei um jenen Spiegel handelt, vor dem die Schwiegermutter zu posieren pflegte.

Nach der Flucht vor der bösen Stiefmutter fand Schneewittchen Asyl bei den kleinwüchsigen Menschen, die in den Bieberer Bergwerken Kupfer, Silber und Eisen abbauten. Zu dieser Zeit blühte in Bieber der Bergbau, in den niedrigen Stollen arbeiteten zumeist kleinwüchsige Menschen und Kinder. Schneewittchens Glassarg könnte aus den damaligen Glashütten stammen.

Selbst das zwischenzeitliche Ableben der Märchenschönheit versuchen die Forscher zu erklären. Bei ihrer im Jahre 1812 niedergeschriebenen Geschichte könnten die Brüder Grimm den Apfel mit einer Tollkirsche verwechselt haben. Die Frucht entwickelt bei entsprechender Konzentration eine einschläfernde Wirkung, was auch das Wiedererwachen Schneewittchens erklären würde.

Im Museum in Lohr kann man die „Beweise“ der Fabulologie im Spessartmuseum in Augenschein zu nehmen: die Werkzeuge, mit denen die eisernen Pantoffeln, in denen die Stiefmutter tanzen mußte, in einem Eisenhammer hergestellt wurden, die Glashütten, die Glassarge produzieren konnten, und die Spiegelmanufakturen. Den Lohrern Spiegeln eilte der Ruf voraus, so kunstvoll gefertigt zu sein, daß sie immer die Wahrheit sagten.

In langer Forschungsarbeit wurde Schneewittchens Fluchtweg von Lohr über die sieben Berge nach Bieber rekonstruiert; seit einigen Jahren ist er als „Schneewittchenweg“ ausgeschildert.

Auf dem 33 Kilometer langen Fluchtweg Schneewittchens von Lohr nach Bieber darf man sich an dem in schillernden Farben leuchtenden Laub ebenso erfreuen wie an der Strecke, die auf eine Distanz von 25 Kilometern keine einzige Ansiedlung berührt, dafür jedoch am einzigen Hochmoor des Spessart entlang, an einer zerstörten Burg und einer Wallfahrtskapelle vorbei führt.

Schneewittchen wird auch angesiedelt im Ort Bergfreiheit im Kellerwald. Im Jahre 1533 wurde im waldeckschen Fürstenhaus ein Mädchen namens Margarethe geboren, das von außerordentlich schöner Gestalt war. Sie wohnte in Schloß Friedrichstein in Bad Wildungen. Doch Margarethe bekam bald eine Stiefmutter und ging an den Hof in Brüssel, wo sie im Alter von 21 Jahren unter mysteriösen Umständen starb. Man munkelte, sie sei weggeräumt worden, weil sie eine Verbindung mit dem spanischen Thronfolger gehabt haben sollte. Gift soll im Spiel gewesen sein. Ihr Bruder, Graf Samuel von Waldeck, gründete das Kupferbergwerg in Bergfreiheit und verlieh der Bergwerksiedlung besondere Rechte. Und so entstanden im 16. Jahrhundert die Bergmannshütten, die aus nur einem Raum bestanden, wie im Märchen beschrieben.

 

 Rückfahrt Westlich von Lohr

Bei der Rückfahrt in Richtung Rechtenbach (westlich von Lohr)  kann man noch den Lohrer Wasserweg besuchen (Kulturweg Lohr 3).

 (1) Start am Fischertor (Mainlände) (Teil des Stadtrundgangs)

(2) Am Stadtbach (in der Färbergasse) (Teil des Stadtrundgangs).

(3) Untere Papiermühle: Wenn man von Lohr nach Westen fährt in Richtung Rechtenbach, kann man von den Stationen nichts erkennen, man muß gezielt suchen (untere Papiermühle in Höhe der Jugendherberge, am Brunnwiesenweg).

Vom Rechtenbach wird an der Unteren Papiermühle der Mühlkanal ausgeleitet, der mehreren Mühlen Wasser zuführte. Hier lagen die Mühlen der Lohrer. Am Rechten­bach erstreckte sich eine Kette von Mühlen, von denen die Untere Papiermühle die älteste ist und dazu die erste, die seit etwa 1500 zwischen Nürnberg und Frankfurt Papier herstellte. Aus den Mühlen

entwickelten sich im 19. Jahrhundert erste Industriebetriebe aus den im Spessart heimischen Eisenhämmern, die mit dem Eisenbahnanschluß 1854 die Möglichkeit zur Expansion fanden, wie das im Falle der Firma Rexroth besonders erfolgreich geschah. Die daraus entstandene Industrie ist bis heute Garant für eine erfolgreiche Entwicklung der Stadt.

 

(4) Ampelstein (westlich des westlichen Endes des kleinen Sees am Campingplatz): Der Ampelstein ist eigentlich die Grenzmarke mit dem Mainzer Rad zwischen Staatswald und Stadt Lohr. Im Jahre 1919 hat jedoch jemand (nach einem Unglücksfall ?) die Worte „REIN HALT“ eingeritzt, um auf die Gefahr bei der Abfahrt mit dem Fuhrwerk hinzuweisen. Hier verlief der so genannte „Fürstenweg“ nach Aschaffenburg, der seinen Namen von den Mainzer Kurfürsten hat, die seit 1559 über die Stadt herrschten. Auf der Spessartkarte des Nürnbergers Paul Pfinzing von 1562 / 1594 ist der Abschnitt des „Fürstenweges“ von Rothenbuch (Rötenbach) nach Lohr als dünne Linie eingezeichnet. Ab Herbst 2005 kann man diese historische Verbindung zwischen Lohr und Aschaffenburg auf dem „Qualitätsweg Spessart 1“ erwandern.

(5) Punkt der Entscheidung: An dieser Stelle teilt sich der Kulturweg für die Länge von etwa einem Kilometer. Sie hat die Wahl zwischen der Erkundung der „Klapper“ (nach links weiter gehen): Die „Klapper“ ist ein gewaltiger Hohlweg, der sich über Jahrhunderte tief in den Buntsandstein eingeschnitten hat. Seinen Namen hat er vom Klappern der Stöcke, die zum Abbremsen der Fuhrwerke bei der Talfahrt in die Speichen gesteckt wurden. Der andere Weg (nach rechts weiter gehen) führt zur Valentinuskapelle oberhalb von Lohr. Die Valentinus­kapelle entstand in ihrem heutigen Aussehen zwischen 1660 und 1664. Ihr Bau sowie die alljährliche Prozession am 16. August geht auf die grassierenden Pestepidemien des 17. Jahrhunderts zurück. Der Abstieg erfolgt über den Kreuzweg. Entscheiden muß man sich also für den wildromantischen oder für den spirituellen Weg.

 

Steinernes Haus:

Östlich von Rechtenbach in Richtung Lohr liegt im Wald (nicht an der Straße) das Steinerne Haus. Es ist ein Felsenhohlraum, der ein Dutzend Menschen aufnehmen könnte. Mächtige Sandsteinplatten sind so gegeneinander verschoben, daß dieser Hohlraum entstand. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wohnte hier eine Flickschusterfamilie aus Rechtenbach.

 

Rechtenbach:

Wanderung: Fliegende Glashütten im Walde

Elvira Klein, Spessart, Seite 217.

 

Bischborner Hof:

An der B 26 westlich von Rechtenbach liegt in einem kleinen Abschnitt der ehemaligen Waldweide das Zentrum eines Gestüts. Daß es in unseren Breiten noch bis Anfang des vorigen Jahrhunderts Pferde in freier Wildbahn gab, ist kaum mehr vorzustellen. Sie galoppierten zu Hunderten durch die Wälder des Ostspessarts, in begrenzter Freiheit natürlich, so lange nämlich, bis ihnen höfisches Zaumzeug angelegt wurde: bischöflich-würzburgisches, gräflich-rienecksches oder das der Echter von Mespelbrunn, wobei an die Stelle der beiden letzten das kurfürstlich mainzische Wappen im 15. und 16. Jahrhundert trat. Dem Gestüt unterstand die Fohlenherde, die sich auf den nahen Werkerts­wiesen tummelte, gesondert von den Stuten, um die man sich im benachbarten Lichtenau kümmerte.

 

Die Stadt Lohr lohnt sich auch für eine eigenen Tagesausflug. Dann reist man über den Bischborner Hof an und hat eine schöne Rückfahrt ins Rhein-Main–Gebiet über Partenstein, Frammersbach, Flörsbachtal, Biebergemünd.

 

 

 

Östlich von Lohr

 

Neuendorf

Das ehemalige Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert wurde an die Grafen von Rieneck verkauft und diente der letzten Gräfin als Witwensitz. Nach ihrem Tod fiel der Besitz an den Fürstbischof Julius Echter zurück. Bis Anfang der 19. Jahrhunderts diente das Gebäude als Forsthaus. Erhal­ten sind noch Teile der Mauern und der Treppenturm aus dem 16. Jahrhundert. Von hier hat man eine interessante Fernsicht.

 

Langenprozelten

Von Schönau fährt man wieder zurück zu dem Verkehrskreisel westlich von Gemünden und biegt jetzt in Richtung Langenprozelten ab. Der Name des Ortes änderte sich  im Laufe der Jahrhunderte mehrmals. Die Ortsbezeichnung in Urkunden -  ursprünglich „Bradselde“ genannt - wandelte sich in  Bretzolden, Prozelten und nun Langenprozelten.

 Urkundlich wird Langenprozelten erstmals in der Luciusurkunde aus dem Jahre 1184 unzweifelhaft erwähnt. Hier wird unser Ort als Besitz des Aschaffenburger Stifts mit „Hof in Bradselde mit Zubehör” aufgeführt. In einer weiteren Urkunde des Stifts vom 15. August 1271 heißt es: „Da unsere Güter in Bradselden durch Raub, Brand und andere Schäden in einen derartigen Zustand gekommen, ...... haben wir diese Güter mit allen Rechten und Zubehör dem Voiten Gottfried von Rieneck im Erbrecht überlassen für 9 Pfund Heller jährlich, zahlbar an Martini”.

Im Jahre 1319 verkaufte das zum Aschaffenburger Stift gehörige Kloster Schönrain den Ort „Velden et Bretzolden” an Rieneck. Graf Ludwig IV zahlte dafür 1000 Pfund Heller.

Prozelten blieb bis zum Aussterben der Rieneckschen Linie in deren Besitz. Mit dem Tode Philipps III im Jahr 1559 fiel es mit der Grafschaft Rieneck an die Kurfürsten zu Mainz zurück (Quelle: Chronik Langenprozelten)

Langenprozelten ist ein altes Dorf.  Unter anderem spricht die günstige Verkehrslage für ein hohes Alter des Ortes. Auf der Höhe des Zollbergs endet die Birkenhainer Landstraße, die vom unteren Maintal bei Hanau in das offene Frankenland führt. Die Straße ist ein idealer Höhenweg, der schon in ältester Zeit den wandernden Völkern gedient haben mag. Sicher ist, daß der Weg bis Mitte des vorigen Jahrhunderts als Handelsstraße genutzt wurde.

Der Main war auch in früheren Zeiten ein bedeutender Verkehrsweg. Bei schlechtem Zustand der Straßen bevorzugte man den Wasserweg. Bei Langenprozelten führte eine Furt über den Main, die fast das ganze Jahr über für Roß und Wagen passierbar war. Sie verband den Sinn- und Saalegau mit dem Waldsassengau, hatte also eine große wirtschaftliche und strategische Bedeutung.

Bei Langenprozelten ist ein ehemaliges Wach- und Zollhaus (aber von der Straße aus nicht zu bemerken), die stattliche Pfarr­kirche St. Wendelin steht an der Straße. Früher gab es auch noch eine Andreaskirche. Außerdem ist bei Langenprozelten ein Ehrenfriedhof.

 

Gemünden am Main

Der Ur­sprung der Stadt begann in Kleingemünden, das man nördlich der Saale lie­gend schon passiert hat. Im Jahre 837 wird es erstmals als „Gimundes“ genannt. Das heutige Ortszentrum östlich der Saale wird 1243 genannt und wurde im 13. Jahrhundert von dem Grafen Ludwig II. von Rien­eck gegründet. Es gab eine wechselvolle Geschichte zwischen den „Rieneckern“ und „Würzburgern“.

 

Hochmittelalterliche Fischersiedlung:

Kleingemünden ist eine hochmittelalterliche Fischersiedlung. Der Fischreichtum an der Einmündung von Saale und Sinn in den Main begünstigte die vorstädtische Ansiedlung von Fischern. Sie sind erst im frühen 13. Jahrhundert erwähnt. Im Jahr 1243 erfolgte die Teilung Gemündens und die Errichtung der hochstift-würzburgischen Lehensherrschaft. Im Vertrag vom 9. Mai 1243 einigte sich der Fürstbischof von Würzburg mit den Grafen von Rieneck über die Aufteilung Gemündens: Halb Gemünden und zwei Drittel des Schloßberges sollten fortan hochstiftlicher Besitz sein und wurden als Mann- und Weiberlehen an die Rienecker übertragen. Die fürstbischöfliche Scherburg über Gemünden war zu schleifen.

 

Spätmittelalterliche Stadtanlage:

Der Ort wurde 1243 erstmals urkundlich in einem Vertrag zwischen dem Würzburger Bischof Hermann I. von Lobdeburg und Gräfin Adelheid von Rieneck erwähnt. Es wird aber vermutet, daß Gemünden bereits vor 1243 von den Grafen von Rieneck zur Stadt erhoben worden war. Gemünden gehörte ab dem Jahr 1469 endgültig zum Hochstift Würzburg. Die im Vertrag von 1243 gesicherten Rechts- und Besitzverhältnisse erlaubten den Rien­eckern den planmäßigen Aufbau der Stadt Gemünden. Ihre rechteckige Befestigungsanlage umfaßte den Ansitz auf dem Schloßberg und die darunter liegende Talsiedlung auf dem Mündungsdreieck Main und Saale. Markt- und Stadtrecht begründeten den gewerblichen Mittelpunkt.

 

Die frühneuzeitliche Stadt:

Nach dem Rückkauf Gemündens durch Fürstbischof Rudolf von Scherenberg im Jahre 1468 war die Stadt Gemünden bis 1802 nordwestliche Grenzbastion des Hochstifts Würzburg gegen Mainz und Fulda. Die würzburgische Herrschaft über Amt, Burg und Stadt Gemünden festigte Gemündens zentralörtliche Funktion. Gemünden wurde 1802 von Bayern annektiert. Es wurde eine bayerische Kreisstadt.

 

Vom 19. ins 20. Jahrhundert:

Das königlich bayerische Amtsstädtchen Gemünden wurde 1854 Eisenbahnstation mit der Ludwigs-West-Bahn, heute Main-Spessart-Bahn. Der Ausbau zum großen Eisenbahnknoten Nordwestbayerns begann 1872. Im Jahre 1872 erfolgte die Eröffnung von Gemünden – Elm, 1879 von Gemünden – Schweinfurt und 1884 der Saaletalbahn Gemünden – Hammelburg. Der Eisenbahn folgte ein allgemeiner städtischer Aufschwung mit neuen Wohnsiedlungen im Bahnhofsviertel. Industriebetriebe siedelten sich an.

 

1945 Kriegszerstörung der Stadt:

Die 1933 an die Macht gelangten Nationalsozialisten führten Land und Volk systematisch ins Verderben. Während des Zweiten Weltkrieges mußten zahlreiche sowjetische Kriegsgefangene Zwangsarbeit in kriegswichtigen Anlagen verrichten. Ein Mahnmal, welches an die umgekommenen sowjetischen Zwangsarbeiter erinnert, befindet sich Richtung Rieneck. Aufgrund ihrer strategisch wichtigen Lage wurde die Stadt gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bei alliierten Bombenangriffen zu zwei Dritteln zerstört.

 

Vom Wiederaufbau bis 1993:

Der Wiederaufbau gelang erst, nachdem sich die Bürger auf eine freiwillige Grundstücksumlegung verständigt hatten. Ihre Folge ist ein deutlich veränderter Grundriß der Altstadt. Der Wiederaufbau der fünfziger Jahre erfolgte mit staatlicher Aufbauhilfe. Nach Struktur und Verkehrsproblemen begann 1983 eine umfassende Altstadterneuerung. Im Jahre 1987 feierte man den Wiederaufbau. Im Jahre 1972 wurde der Landkreis Gemünden am Main aufgelöst. Durch die Eingemeindung von 14 neuen Ortsteilen zwischen 1971 und 1978 stieg die Fläche der Stadt um das siebenfache. Im Jahre 1993 zählt Gemünden fast 12.000 Einwohner. Die heutige Stadt ist ein beliebter Fremdenverkehrsort und ein lebendiges aufstrebendes „mögliches Mittelzentrum“ in Unterfranken.

 

 

Die Dreiflüssestadt liegt an der Vereinigung von Sinn und Fränkischer Saale mit dem Main. Der Main ändert in Gemünden seine Richtung: von Nordwest auf West, um ins Mainviereck bei Lohr am Main überzugehen. Die Sinn fließt hier in die fränki­sche Saale und diese dann verzweigt in den Main. In den Wassern aus Spessart und Rhön tummeln sich wohlgenährt Forellen, und darauf paddeln weiße und gefleckte Enten. Ufergrün, Boote ankern am Ufer.

Gemünden liegt an der Birkenhainer Straße, einem uralten Handelsweg von Unterfranken ins heutige Rhein-Main-Gebiet. Ur­sprünglich war der Ort eine Furt- und Fischersiedlung. „Klein-Nizza” nennt sich liebevoll eine Wasser­partie.

Freilich braust der Verkehr auf eigenen Brückenbändern für Straße und Schiene hinüber, trennt unglücklicherweise zugleich die Stadt vom Mainufer ab. Am Verkehrskreisel vor der Stadt fährt man geradeaus in Richtung „Zentrum“ und fährt dann nach rechts unter der Eisenbahn hindurch zum schön gestalteten Parkplatz „Mainlände“. Hier an der Mainlände befindet sich die Anlegestelle der „Main-Schiffahrt“, die von April bis Oktober Linienfahrten durchführt.

Von hier aus kann man gut die Stadtmauer überblicken. Gemünden hatte im Verbund mit der Ringmauer zwei Stadttore. Die Ringmauer führte von der Burg hinab am Mühltor, hinunter zum Mühlgraben, dort entlang am Main, vorbei am runden Eulenturm und vom zweiten Rundturm wieder gerade hoch zur Burg führte. Das Obertor steht leider nicht mehr. Wohl aber sind Reste der alten Ringmauer erhalten.

 

Rundgang:

Stadtmauer:

Durch die Bahnunterführung geht es an der Fußgängerampel über die Bundesstraße. Auf der rechten Seite der Unterführung kann man die Hochwasserstände mit Jahreszahlen sehen. Man erreicht den Hexenturm und geht links an der Stadtmauer entlang bis zum Amtsschreiber-Pförtchen, das bis zur Zerstörung noch ein Stockwerk höher war. Es ist das eine von ursprünglich zwei Pförtchen, die es wohl vor allem den Schiffern und Fischern ermöglichten, auch nach Schließung der Stadttore den Main zu erreichen. Wenn man durch das Amtsschreiber-Pförtchen läuft und durch die Kirchgasse der Kirche zustrebt, gewinnt man einen Eindruck davon, wie eng und verwinkelt die Bebauung des gesamten mittelalterlichen Stadtkerns vor der Zerstörung gewesen war.

 

Stadtpfarrkirche:

 In der Obertorstraße kann man wir die wenigen erhaltenen alten Fachwerkhäuser betrachten und steht vor der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul von 1468 bis 1488. In den Kreuzchören werden Fotos vom Wiederaufbau gezeigt. Von Ferne gesehen scheint der Kirchturm von St. Peter und Paul an die Burg zu stoßen. Der Krieg hat von der alten spätgotischen Kirche nur die Grundmauern und das Turm-Untergeschoß mit dem Kreuzrippengewölbe übrig gelassen. Nur ein paar Einzelstücke haben überlebt. So stellt sich heute die Kirche nach dem Wiederaufbau 1948 - 1950 betont schlicht dar, wobei man vor allem im Innern behutsam eine Synthese von Altem und Neuem versucht hat. An der Stirnfront findet sich links eine Darstellung der beiden Patrone Peter und Paul und eine Gedenktafel an den Wiederaufbau. Unterhalb der Uhr ist ein altes, nicht datierbares Stadtwappen zu sehen.

 

Marktplatz:

Gleich darauf kommt man zum Marktplatz. Der Neubau des Rathauses in der Südwestecke des Marktplatzes ist dem mittelalterlichen Charak­ter der Stadt angepaßt. Auch die Häuser ringsum entstanden beim raschen Wiederaufbau im traditionellen Stil, viele unter Verwendung vorhandener Teile. So gibt es Gelegen­heit zu Detailentdeckungen an hübschen Türstürzen, Pfeilern, Brüstungen.

Der Marktbrunnen wurde anläßlich der ersten Phase der Altstadterneuerung geschaffen, die Umfassung des Brunnens zeigt die Wappen der eingemeindeten Gemündener Stadtteile, die Mittelsäule ist mit Zunftzeichen gestaltet.

An der Nordseite des Marktplatzes stand das bildschö­ne Renaissance-Rathaus. Es wurde von 1585 bis 1596 unter Fürstbischof Julius Echter erbaut und nach Einnahme der Stadt im April 1945 gesprengt. Noch immer trauern die Bewohner ihm nach. Eine Zeichnung des alten Rathauses findet sich im Wikipedia-Artikel. Etwas weiter nördlich ist links ein Haus mit einer Gedenktafel an die Hochstift-Würzburg­ische Amtskellerei 1597 - 1786, die 1945 zerstört wurde.

 

Synagoge:

Rechts ist ein länglicher Platz, wo früher die Synagoge stand. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde während des Novemberpogroms die Synagoge der Jüdischen Gemeinde in der Plattnersgasse von SA-Männern zerstört. Eine Gedenktafel erinnert an die während des Novemberpogroms 1938 schwer beschädigte und 1945 abgerissene Synagoge. An seinem Nordende ist das einzige erhaltene Stadttor, der Mühltorturm, in dem sich ein gemütliches Lokal befindet.

 

Scherenburg:

Der Aufstieg zur Burg beginnt hinter dem Burgcafé auf der rechten Seite. Man wird mit einer wunderbaren Aussicht in das Maintal belohnt. Die ältesten Besitzer der Scherenburg waren die Grafen von Rieneck. Wann genau die Erbauung war, kann nicht mehr festgestellt werden. Die ersten urkundlichen Nachrichten fallen in das 13. Jahrhundert. Sicher ist jedoch, daß Gemünden wesentlich älter ist, denn man sagt, daß bereits Karl der Große durch das damalige Fischerdorf reiste. Die Burg kam 1469 unter Bischof Rudolph von Scherenburg an das Hochstift Würzburg und war bis ins 18. Jahrhundert bewohnt. Die Scherenburg ist mit der Stadt durch eine Ringmauer verbunden. In der Ruine der Scherenburg finden alljährlich mittelalterliche Festspiele statt. Weiter oberhalb liegt die Scherburg (13. Jahrhundert).

 

Mainbrü>Durch den Berg führt ein Tunnel der neuen Schnelltrasse der Bundesbahn. Auf diesem Streckenabschnitt mit der Mainbrücke, der größten freigespannten Spannbeton-Eisenbahnbrücke ohne Mittelstütze (84 Meter), erzielte der ICE auf seiner Rekordfahrt 1988 die Spitzengeschwindigkeit von 406,9 Kilometern pro Stunde. Durch den Burghof spaziert man hinaus auf den Burgweg, der in einem großen Bogen über den Schulberg wieder in die Stadt hinunter leitet.

 

Kaisersteinbruch:

Im Kaisersteinbruch steht die Elias Hügel-Ehrensäule von 1740 (kaiserlicher Hof-Steinmetz- und Kirchenbaumeister des Barock), die 1996 nach dem weitgehend zerstörten Original von Steinmetzmeister Friedrich Opferkuh und Bildhauer Ferenc Gyurcsek erneuert wurde.

 

 

Huttenschloß:

Man fährt wieder zum Kreisel vor der Stadt und dann nach links im Bogen und auf der Brücke noch einmal links. Dabei sieht man am Übergang über die Saale nach Osten links das 1711 von Amtmann Stern errichtete Huttenschloß. Es ging später in den Besitz der Grafen von Hutten - einem einflußreichen fränkischen Adelsgeschlecht - über, woran ihr Wappen über dem Portal erinnert. Heute befindet sich in dem Gebäude das Unterfränkische Verkehrsmuseum.

 

Steinbrü>Man fährt über die alte Steinbrücke, die zwischen 1598 und 1613 unter dem bekannten Würzburger Fürstbischof Julius Echter errichtet wurde. Die Sandsteinfigur auf der Brücke stellt den St. Johannes Nepomuk dar und ist eine Kopie, dessen Original heute im Durchgang neben der Stadtpfarrkirche steht. Beim Überschreiten der alten Brücke werden zwei Wasserarme gekreuzt: Der größere ist die fränkische Saale, vereint mit der Sinn, der kleinere ein Nebenarm, genannt der „Mühlgraben“. Beide münden wenig später in den Main. Die Häuseridylle entlang des Mühlgrabens wird als Klein-Venedig bezeichnet. Vorbei ist es allerdings mit der Idylle während der regelmäßigen Hochwasser.

 

Kloster Schönau

Die Straße führt direkt zum Kloster Schönau, man muß schon vor dem Kloster nach links abbiegen zum Parkplatz. Das Kloster wurde 1187 als Minoriten­kloster gegründet (andere Angabe:1189 hatten Zisterzienserinnen hier ein Frauenkloster gegründet). Eine Plünderung und Zerstörung erfolgte im Bauern- und Markgrafenkrieg. Im Jahre 1553 wurde das Kloster aufgehoben.

Im Jahre 1699 erwarb der Laienbruder Kilian Stauffer aus Würzburg das inzwischen verfalllene Gebäude und begann mit dem Umbau der noch bestehenden Reste der frühgotischen Kirche in barocker Manier und dem Neubau des Klosters. Bald entwickelte es sich zu einem beliebten Wallfahrtsort. Zwischen 1699 und 1710 wurde das Kloster als Franziskanerkloster erneuert. Im Jahre 1796 wurde das Kloster von den Franzosen geplündert und 1843 von König Ludwig I. von Bayern wieder ins Leben gerufen.

Die Einrichtung der Klosterkirche stammt im Wesentlichen aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Einzelne Stücke sind aus der früheren Kirche. Der stattliche Hochaltar füllt die gesamte Chorwand aus. Zwischen rötlichen Stuckmarmorsäulen befinden sich rechteckige Gemälde: in der Mitte St. Maria Immakulata, seitlich St. Franziskus und St. Bonaventura. Darüber, zwischen den Barockfiguren St. Anna und St. Josef, beide mit Jesukind das Gemälde Dreifaltigkeit.

Dem Hochaltar ähnlich sind die Seitenaltäre. Die Altarbilder St. Antonius (rechts) und St. Valentin (links) sind Arbeiten aus der Richtung Oswald Ongherz. An der Nordwand unter der Empore steht ein dreiteiliger Altar von 1710 mit den Holzplastiken Pieta (Gnadenbild), Magdalena und Veronika. Vergoldete Akanthusranken zieren die wuchtige Kanzel mit dem Guten Hirten als Bekrönung. Im Langhaus zeigen 13 große Gemälde verschiedener Meister Szenen aus dem Leben Christi. Die 14 kleinen Kreuzwegstationen wurden 1755 von Georg Sebastian Urlaub aus Thüngers­heim gemalt.

Man darf sich nicht abschrecken lassen und muß rechts am Lesepunkt vorbeigehen und durch eine der Türen links oder rechts vom Altar (die wir Bilder gestaltet sind). Man kommt dann in den Winterchor oder Mönchschor der Kirche, in dem noch die frühgotische Architektur sichtbar ist. Der Spätbarockaltar hat das Altarblatt St. Wendelin und darüber St. Nepomuk. Die Rückwand des Altars nehmen weiter Ölgemälde ein. An der Rückwand sind drei Holzfiguren angebracht, die der Werkstatt Til­mann Riemenschneider zugerechnet werden: Maria mit Kind, Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist. Bemerkenswert sind auch noch das Chorgestühl und ein Gemälde an der Rückseite des Hochaltars von 1735.

An der Nordseite des Chores befindet sich die dreijochige Sakristei, die früher den Freiherren von Thüngen als Begräbnisstätte diente. Die Grabsteine verarbeitete der Barockbaumeister Bruder Staufer für Fenstergewände. Das östliche Joch wurde erst um 1700 neu hinzu gebaut.

 

Hammelburg

Erfreulich ist, daß in der fränkischen Saale, wie in al­ten Zeiten, getrost wieder gebadet werden kann. Das Badeleben von anno dazumal beschreibt eine Infotafel auf der wiederbe­nutzten Badeinsel zwischen Fluß und Mühlbach bei Ladenburg Die Fahrt führt an zahlreichen, teilweise noch intakten Mühlen vorbei, einige davon wurden res­tauriert, wie das noble Anwesen der Neu­mühle unterhalb Diebachs.

Während auf der einen Uferseite gut gekleidete Besu­cher des Edel‑Hotel‑Restaurants im ge­pflegten Garten wandeln, schleppen auf der anderen keuchende Kanuten ihre Boo­te über die Wiese zur Umsteigestelle. Bei einigen dieser Stellen darf für eine Nacht gezeltet werden, ansonsten gibt es schöne Campingplätze entlang der Strecke. Entlang der Strecke liegen kleine Ort­schaften, die für einen Landgang lohnen: nicht nur der gediegene Kurort Bad Kissin­gen, sondern auch Hammelburg mit sei­nem einladenden Marktplatz und dem Rat­haus aus dem frühen 16. Jahrhundert. In diesem Städtchen geht nichts ohne Wein der rundum in den kleinen Seitentälern der Saale an steilen Hängen gedeiht.

 

Karlstadt

Wenn man davon absieht, daß im Osten der Stadt Ze­ment hergestellt wird (was keinem Ort gut zu Gesicht steht), ist das Stadtbild von Karlstadt eines der reizvoll­sten, das man in Franken zu sehen bekommt. Die heutige Kreisstadt Karlstadt wurde im Jah­re 1200 gegründet. Die romantische Altstadt mit ihrem rasterar­tigen Gassengefilde wurde von dem Würzburger Fürstbischof Konrad von Querfurt angelegt. Von der Befestigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert sind noch große Teile der Mauer, der Tür­me und der Tore erhalten. Die im frühen 13. Jahrhundert im Rechteck angelegte und noch heute von Teilen der Wehrmauer umgebene Altstadt hat ihr mittelalterli­ches Aussehen erstaunlich gut bewahrt. Auch zwei der mittelalterlichen Stadttore sowie mehrere Türme sind geblieben.

Besonders prachtvoll ist das spätgotische Rathaus aus dem Jahre 1422, das einen sehenswerten Renais­sance‑Saal enthält. Die gotische Pfarrkirche aus dem Jahre 1386, in der sich vor allem an den Pfeilern und Bögen der Vie­rung Reste der romani­schen Vorgängerin zu er­kennen geben, zeigt innen und außen vorzügliche Steinmetzarbeiten. Sie hat eine prächtige Sandsteinkan­zel, die aus der Werkstatt von Tilman Riemenschneider stammt. Daneben sind noch zahlreiche wertvolle Holz- und Silberplasti­ken hier zu finden. Am gegenüberliegenden Mainufer liegt die Ruine der Karlburg mit ihrem Ursprung aus dem 8. und dem 9. Jahrhundert.

 

Laudenbach (südlich von Karlstadt)

In Laudenbach, am Rande des Odenwaldes gele­gen. steht die im Julius-Echter-Stil erbaute katholische Pfarrkir­che. Von der Burg sind nur noch Mauerreste erhalten. Das Schloß aus dem 18. Jahrhundert liegt in einem herrlichen Park. Teile der Einrichtung sind im Nürnberger Germanischen Natio­nalmuseum zu sehen.

 

Zellingen (südlich von Karlstadt)

Die klassizistische Kirche von Zellingen wurde 1787 aus einem zwei­geschossigen Flügel des Barockschlosses geschaffen.

 

Himmelstadt

Sehenswert sind die  Julius-Echter-Kirche von 1613 / 1614), das Renaissance-Pfarrhaus, das renovierte Schulhaus, die alte Mühle, der ehemalige Klosterhof und die Staustufe im Main mit Schleuse. Himmelstadt hat aber auch ein Weihnachtspostamt, wo Kinderbriefe an das „Christkind“ beantwortet werden.

 

Hofstetten

Auf der anderen Mainseite (nur über die Fähre oder eine Brücke oberhalb von Gemünden zu erreichen) liegt Hofstetten, dessen Pfarrkirche im Julius-Echter-Stil erbaut wurde. Neben einigen schönen Barockfiguren ist noch der Hochaltar aus dem Jahr 1520 sehenswert.

 

Steinbach

In Stein­bach ließ der 1724 zum Würzburger Fürstbischof erwählte Christoph Franz Freiherr von Hutten das Barock-Ensemble einer Kirche (rechts) und eines Schlosses errichten.

Die Pfarrkirche St. Joseph wurde 1724 / 1725 nach den Plänen Josef Greisings erbaut. Das Wap­pen des Stiftes ist über dem Portal zu sehen. Der Hochaltar zeigt die heilige Familie. Es gibt einen Epitaph des Franz Ludwig von Hutten von 1728. Das im hinteren Teil hoch aufragende, nach Plänen Balthasar Neumanns erbaute Schlößchen wurde in den Jahren 1727 / 1728 links der Straße errichtet den Ort kann man auch auf der Fahrt nach Gemünden besuchen).

 

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