Hochstadt

 

 

Carl Peter Burnitz: „Der Graben vor der alten Stadtmauer von Hochstadt“

Alte Bilder von Hochstadt tauchen kaum noch auf, sie sind alle schon erfaßt und zum großen Teil veröffentlicht. Aber durch den freundlichen Hinweis des Hochstädters Michael Huhn wurde jetzt doch noch im Internet ein Gemälde von dem Graben vor der Ringmauer entdeckt.  Es ist im Internet zu finden unter „www.artothek.de/de/bild-details/20191/html“.

Das Bild in Öl auf Leinwand stammt von Carl Peter Burnitz, der vom 14. Januar 1824 bis   18. August 1886 lebte und ein bekannter Frankfurter Maler ist.

Das Hochstädter Bild gehört nicht zu den bekanntesten Bildern. Aber es zeigt auf alle Fälle den Zustand vor 1886. Vielleicht ist es aus der gleichen Zeit wie die Bilder des Amtmann Usener aus Bergen, der 1860 den Eingang zu den Kalksteinhöhlen (Ringstraße Nord 2), den hohen runden Turm hinter dem Haus Trinkbrunnenstraße 8 und das Untertor mit Backofen zeichnete.

Der Titel des Bildes lautet: „Der Graben vor der alten Stadtmauer in Hochstadt“. Der Graben ist allerdings nicht sehr mächtig, und natürlich handelt es sich nicht um eine Stadtmauer, denn Hochstadt war (trotz des Namens) nie eine Stadt.

Das Original des Bildes in der Größe von 45,9 mal 56,8 Zentimeter befindet sich im Städel­schen Kunstinstitut in Frankfurt unter der Inventarnummer SG 694, ist aber dort nicht ausgestellt. Eine Fotografie aus dem Jahre 1937 gibt es bei Foto Marburg, ist aber auch  im Kunsthandel käuflich zu erwerben.

Gezeigt wird die nördliche Ringmauer mit einem Rondell (halber Rundturm) hinter einem kahlen Baum und mit einem Haus mit steilem Giebel. Die Frage ist nun, um welches Rondell es sich handelt. Es könnte das Rondell sein, das etwa in der Mitte der Mauer an der Grenze zwischen Oberdorf und Unterdorf steht, etwa im Bereich der Bogenstraße 22. Aber im weiteren Verlauf der Mauer nach Osten stehen keine Häuser mit dem Giebel zur Mauer, wie auf dem Bild dargestellt.

Es müßte sich also um das Rondell an der heutigen Guldnergasse handeln. Das Gelände steigt an, und den Horizont bildet ein stark hervorspringendes Rondell. Hier wird es sich um den Turm am Ausgang der heutigen Straße „Am Kirchberg“ handeln. Die Lücke in der Bebauung an der Straße Am Kirchberg zeigt an, daß hier der Zugang zu einem Rondell war.

Vor der Mauer ist eine fast flache Ebene zu sehen, die aber nach links stark ansteigt. Der Maler hat sich offenbar gedacht, daß derAushub aus dem nicht sehr tiefen, aber  breiten Graben irgendwo gelagert werden mußte. Dadurch entstand der „Wall“ auf der linken Seite.

Die Landschaft gibt diesen Anblick an sich nicht her, denn die dortigen Gärten sind fast ebenso flach wie die Ebene vor der Mauer. Hier hat wohl mehr die künstlerische Freiheit eingewirkt. Auf dem Rain am linken Rand des Bildes sieht man noch vier Bäume und einen Busch, dazu anderer niedriger Bewuchs.

Ob es vor der Mauer einen Graben gegeben hat, läßt sich nicht mehr feststellen; zumindest kann er nicht sehr tief gewesen sein. Am 24. Juni 1784 wird nämlich über eine besondere Art von Wilddieberei geklagt: das Hasen-Schießen. Dabei werden vor der nördlichen Ringmauer in mondhellen Winternächten abgeschnittene Apfelbaumzweige ausgelegt. Dadurch werden die Hasen angelockt und können von den Schützen hinter der Mauer geschossen werden. Wenn aber vor der Mauer freies Schußfeld war, dann hat es damals wohl auch keinen tiefen Graben gegeben, bestenfalls einen Entwässerungsgraben.

Der „vorgelagerte Graben“ ist wahrscheinlich eine Erfindung von Leuten, die Mauer und Graben immer zusammensehen, wie das bei Burgen (besonders Wasserburgen) die Regel ist.

Aber in Hochstadt konnte man wegen des abschüssigen Geländes einen Graben nicht mit Wasser füllen. Der heutige schmale Graben aus den siebziger Jahren etwas weiter weg von der Mauer dient nur der Entwässerung. Er wurde wohl angelegt, als man in Maintal die Straßenbezeichnung „Wallgraben“ gebildet hat. Die Straße an der Mauer heißt allerdings Ringstraße Nord und die Straße „Wallgraben“ zweigt nur von dieser nach Osten ab. Aber auf jeden Fall ist das Gemälde eines Augenzeugen eine Bereicherung für die Kenntnis des alten Hochstadt.

 

 

 

 

Hochstadt

 

 

Im Jahre 1999 ist das Buch Peter Heckert erschienen „Aus dem Leben der alten Hochstädter“. Es ist erhältlich im Buchhandel (ISBN-Nummer 3 -928100- 76 -9I) oder im Stadtladen zum Preis von 22,90 Euro (für Besucher von außerhalb und außerhalb der Öffnungszeiten auch bei mir). Weil das gedruckte Buch aber noch erhältlich ist, werden hier nur Berichtigungen und Ergänzungen wiedergegeben:

 

 

Berichtigungen

 

S. 11, rechts unten: Das Hochstädter Wappen mit den Weinberggeräten stammt nicht von Wilhelm Mankel, sondern ist ein altes Gerichtssiegel von 1726 (siehe „Ergänzungen“)

 

S. 45, links, ganz unten:  Die Geschütze standen vom Obertor bis zum „Kerker“. Damit ist nicht die Flur „Kenner“ gemeint, sondern die Flur „Am Kerker“ am Ostrand Hochstadts nördlich der Straße nach Wachenbuchen. General Wrede wurde bei der Schlacht von Hanau zwar schwer verwundet, ist aber nicht daran gestorben.

 

Seite 58, rechts:  Am 19. Juli 1854 haben die Landmesser Briehl und Brandenburg angefangen, das Land aufzumessen und haben im Hartigfeld an dem Dorfelder Feld angefangen. Am 11. April 1856 wurde die Arbeit beendet (also nicht: Im Hartigfeld und am Dorfelderfeld).

Am 20. November sind die Landmesser Brühl, Brandenburg und Rumpf wieder nach Hanau gezogen. Die Landmesser Hugfeld und Reineman haben hier gemessen. Der Landmnesser Wehrman hatte seinen Aufenthalt in Wachenbuchen, weil er im Kalkhausfeld gemessen hat.

 

S. 66 unter (23): „Im Amster“ – Vielleicht Hinweis auf den „(Kilian-) Städter Weg
S.67: „Am Dornpfad“ (nicht: Dompfad) (unten auf der Seite richtig)

 

S. 79/80: Das „Haus Edelsheim ist nicht das Haus Bogenstraße 16, sondern eine Teilfläche des heutigen Grundstücks Bogenstraße 22, das an das heutige Grundstück der ehemaligen Bäckerei angrenzt.

 

S. 81: Die Änderungen bei den Einwohnern 1715 sind schon auf den Seiten 61 bis 78 berücksichtigt. Eine genaue Berichtigung gibt es in dem Buch „Hochstädter Familien“.

 

S. 86, rechts, vierte Zeile von unten „Rathaus“ (nicht: „Rasthaus“)

 

S.  96, links, unten: Bürgermeister (Ergänzungen)

1832    Johannes Weber, Hauptstraße 21 (1787 - 1855), Mitglied des Presbyteriums

1854    Michael Weber, Am Rathaus 2, Sohn des Bürgermeisters Johannes Weber

1878    Johannes Weber, Am Rathaus 2 (1842 - 1909, Sohn des vorhergehenden)

Nach dem Bürgermeister Stein am Anfang der Nazizeit war Heinrich Bauer, Hanauer Straße 6, der faktische Bürgermeister.

Nach dem Tod von Wilhelm Mankel im Oktober 1955 war Wilhelm Rauch (Hauptstraße 32) kommissarischer Bürgermeister bis zum Dienstantritt von Philipp Ziegler 1956.

 

S. 99, rechts, Zeile 5: besser: „an der Mittelbucher Grenze“

 

Seite 113, rechts: Ein „Mühlarzt“ ist kein Mediziner, sondern einer, der die Mühlen wieder in Ordnung bringt.

 

S. 115, links, Zeile 26: Die Hebamme Marie Eibelshäuser aus Rendel ist eine geborene „Faß“, nicht „Fuß“.

 

S. 133, unten: Das Bild zeigt nicht die Familie Schick, sondern die Familie Rauch, zu der auch die spätere Frau Schick gehört (Marianne war aber zu der Zeit noch nicht verheiratet). auf dem Bild sind noch zu sehen Bärbel und Tine Reismann, Erich Herbert, Herr Rauch, Frau Lindner, Annemarie Rauch, Frau Kraft (Ritterstraße), Martha Link (Am Felsenkeller). Im Hintergrund steht der Fotograf Heinz Müller, der viele alte Ansichten festgehalten hat (das Album ist im Besitz der Familie Schoepel). Das Bild ist 1947 aufgenommen.

 

S.138, rechts, oben: Außerdem gibt es noch die oberste Bornbrücke an der Langen Weid („Gemeindeweide“) und die Brücke bei der „Böse-Furth“, ....

 

S. 141: Ein Zisterzienserinnen-Kloster Thron gab es auch bei Wehrheim im Taunus. Das Kloster Thron bei Mainz wird auch als „Maria Thron“ bezeichnet. Beide könnten gemeint sein.

 

S. 147, rechts: Das Bild zeigt nicht Philipp Seibel, sondern Wilhelm Seibel

 

Seite 151: Die Angabe, Johann Georg Koch sei von 1731 bis 1746 Wirt gewesen, stimmt nicht, wenn er spätestens 1710 das Amt übernahm und schon 1742 gestorben ist.

 

S. 159: Der Ursprung der Gaststätte „Zum Tiger“ wird in diesem Buch auf den Seiten 152 bis 154 anders dargestellt, ebenso der Ursprung der Gaststätte „Zur goldenen Krone auf Seite 157 bis 158. Es muß heißen: Die Gaststätte „Zum Tiger“ wird 1815 verkauft an den Gastwirt Michael Weber, der seit 1786 im Haus gegenüber das Gasthaus „Zur goldenen Krone“ hat.

[Genaueres zur Geschichte der beiden Gaststätten unter „Gebäude“, Hauptstraße 21].

....Im Haus gegenüber, Hauptstraße Nr. 18, richtet Michael Weber die Wirtschaft für seinen Schwiegersohn Johannes Strohl ein. Michael Weber hat in der Hauptstraße 18 nicht erst 1813 eine dritte Gaststätte eingerichtet. Vielmehr bestand diese dort schon seit 1786 und wurde 1815 wohl nur renoviert. Es gab auch 1815 keine drei Gaststätten, weil das Gemeindewirtshaus in der Hauptstraße 19 schon durch Verkauf zum landwirtschaftlichen Anwesen geworden war und die Gaststätte auf dem Rathaus wohl schon 1786 aufgegeben worden war.

S. 159: Die Hochzeit Rauch war 1920 im Hof der Gaststätte Tiger

S. 161: Das Kind auf dem Schoß von Frau Keller könnte Marianne Rauch (Anna Maria), die Schwester vom Rudolf Rauch, sein.

S. 161, rechts: Reinhard Keller, Sohn des Andreas Keller, war der ältere der Wirte. Er stammte aus der Gaststätte in der Bischofsheimer Obergasse, Ecke Breulgasse. Seine Frau war eine geborene Weber und war die Erbin der Gaststätte. Die Eheleute waren zeitweise geschieden. Andreas Keller war der Sohn von Reinhard Keller und Bruder von Marie Rauch. Andreas Keller (Scholtse Andres) hieß deshalb „Flanke“, weil er als Fußballfan öfter auf dem Sportplatz den Spielern „Flanke“ zurief.

 

S. 163, rechts, Zeile 1: Die Frau des Philipp Eibelshäuser hieß nicht Gretel, sondern Catharine geborene Basermann („Kättche“). Die Gaststätte wurde einige Jahre von Philipp Huhn geführt (Nachkommen: Breining, Schützenstraße 4).

 

S. 190, links: Die Imker sind nicht mit den Geflügelzüchtern verbunden, sondern gehören zum „Imkerverein Büchertal“. Es gibt allerdings enge persönliche Kontakte und die Zusammenarbeit beim Straßenfest.

 

S. 161, links, Zeile:  Michael Weber, den Wirt des gegenüberliegenden Gasthauses.

S. 161, rechts, letzte Zeile: Das Haus wird bis 1987 renoviert.

 

S.183, links, letzte Zeile: Begrüßungschor  (nach alter Rechtschreibung).

 

S. 192, Zeile 11: Der Mit-Gründer der Käwern heißt Andreas Stang (nicht „Strang“).

 

S. 194, links, Zeile 25: Der heutige Vereins steht in der Tradition dieses Vereins (gemeint ist nicht, daß auch heute noch das Rufen ausgeführt wird).

 

S. 205: Das Bild zeigt eine Laienspielgruppe des Volkschores

 

S. 215:  Auch im Haus Kirchberg 11 wohnten Juden, zumindest zwei Jungen sind bekannt, die aber vielleicht schon vor 1933 ins Ausland verzogen sind, Namen sind nicht bekannt.

 

S. 232, links, zweite Zeile von unten: Heinrich Genseler (nicht: Friedrich Genseler).

 

S. 246: Schlemmer ist 1613 gestorben und seine Witwe heiratet 1614 Konrad Textor.

 

S. 253, links, Zeile 21: besser „Brüder Grimm“.

 

S. 279: Das Hauptereignis auf gesellschaftlicher Ebene war die Kerb. Im Gasthaus „Zum Tiger“ traf sich die Jugend, im „Neuen Bau“ die Feuerwehr und beim „Strohl“ die gesetztere Gesellschaft (Quelle: Marie Ziegler).

 

S. 284, links, Zeile 1: Die alte Glocke von 1687 hat den Ton  g, die größte Glocke hat den Ton e (Die Angabe, daß die heutigen Glocken die Töne  e g a c  haben, stimmt aber).

 

S. 286: Norbert Mankel behauptet, die Hochstädter Glocken seien 1957 gegossen worden und nicht 1958. Als er Vorkonfirmand war seien sie zum Glockenguß nach Sinn gefahren zusammen mit den Konfirmanden. Im Jahre 1958 sei er konfirmiert worden, 1961 sei seine Lehre beendet gewesen. Sein Geburtsjahrgang wurde aber 1959 konfirmiert und auf der Glocke steht eindeutig 1958.

 

Seite 307, rechts, Zeile 53:  „nahe dem Altar“ (nicht: „nach dem Alter“). 

 

S. 312, rechts, Zeile 20:  Wagner Philipp Heckert, ...(Komma).

 

Seite 317, rechts unten: Der Tag des Einzugs der Amerikaner war nicht der 20. März, sondern nach Michael Huhn war es der 27. März.

 

S. 320, links unten, letzter Absatz: Der Lehrer Conrad Schüler ist am 25.2.1676 gestorben (nicht 1672). S. 320, rechts: Der Lehrer „Krimbach“ existiert wahrscheinlich nicht, das war wahrscheinlich eine Lesefehler von Lippert, es muß heißen „Leimbach“.

 

Seite 320, rechts: Als der Schullehrer Henning am 1. August 1851 pensioniert wird, behält er die Wohnung in der „oberen Schule“, nicht im Pfarrhaus (wie in der Chronik Heckert gesagt). Die „obere Schule“ war wohl der rechte Teil der Schule in der Hauptstraße 4  (es gab keine andere Schule an einer anderen Stelle in Hochstadt).

 

S. 336, rechts, Zeile 7: Helmut Stein sagt, das KDV-Team sei nie aufgelöst gewesen. So hat es allerdings in der Zeitung gestanden.

 

S. 342: So geht ein Jahrtausend zu Ende mit einer Aufwertung Hochstadts, das sowieso schon immer der schönste Stadtteil Maintals war.

 

 

 

Ergänzungen

 

 

 

Seite 10: Beschreibung

In der Frankfurter Rundschau erschien am 17. Juli 1969 eine mehr oder weniger schmeichelhafte Beschreibung Hochstadts: „Zu allen Zeiten auf der Höhe: Hochstadt, ein Kleinod im Hanauer Land“:

Weinlaubgeschmückte Häuser und Fliederbüsche vor Fachwerkbauten geben Hochstadt, der Apfelweinstadt im Kreis Hanau, einen lieblichen, fast heiteren Akzent. Beschauliche Ruhe strömt dieser Ort aus, der seinen ländlichen Charakter bewahrt hat. Achtzig Bauernhöfe behaupten sich neben der Industrie - darunter Keltereien, Diamantschleifereien, ein Furnierwerk und eine Strickwarenfabrik, die vielen Einwohnern Arbeit gibt.

Zur Pflege seiner alten Baudenkmäler will Hochstadt einen Heimatverein gründen. Zwar besteht bereits eine Interessengemeinschaft zwischen Hochstadt, Bischofsheim und Bergen-Enkheim, aber der geplante Heimatverein Hochstadt wird sich insbesondere mit der Ortsgeschichte befassen und darüber hinaus auch für die gärtnerische Gestaltung der Anlagen längs der Befestigungsmauer Sorge tragen.

In dieser Gemeinde, die zu den ältesten des Kreises Hanau zählt, entwickelte sich Initiative.

Nachdem die Gemeinde im vergangenen Jahr ein modernes Schulhaus errichten ließ, dessen Koster bereits getilgt sind, geht sie jetzt daran, ein zweites Hunderttausend-Mark-Programm aufzustellen Es bedarf zwar noch der Kreditregelung; jedoch sind die Vorarbeiten dazu bereits im Gange. Zu nächst geht es um eine verbesserte Wasserversorgung. Obgleich die Quellen ergiebig und die Pumpen leistungsfähig sind, mangelt es an ausreichender Versorgung, weil die Zuleitungsrohre zu klein sind. Sie genügen nicht mehr der seit 1926 fast um das Doppelte angestiegenen Einwohnerzahl. Diesel Mangel soll schleunigst behoben werden, damit auch die Bewohner der höhergelegenen Ortsteil€ nicht unter Wassernot zu leiden haben. Projekt Nummer 2 ist die Ausbesserung der Straßen, die auch Gehsteige erhalten sollen. Ferner wurde ein Ingenieur betraut, einen Kanalisationsplan aufzustellen.

Nach Fertigstellung der Kreisstraße Bergen-Bischofsheim führt eine Direktverbindung vor Hochstadt zur Bundesstraße 45. Aus dieser verbesserten Verkehrslage wird auch diese Gemeinde profitieren. Noch zahlreicher als bisher werden dann Sonntagsausflügler nach Hochstadt kommen, da: gern das „Rothenburg im Hanauer Land“ genannt wird

Mehr als die Hälfte der Häuser ist ohne Bad:

Über die Sanierung des Hochstädter Ortskerns sprach vor einer großen Zahl von Grundstückseigentümern der von der Gemeinde Hochstadt beauftragte Planer Dipl.-Ing. Stumme. An Hand von Lichtbildern erläuterte Stumme die bauliche und sonstige, Nutzung der Grundstücke sowie eine Untersuchung über die Möglichkeiten einer Sanierung der Gebäude im alten Ortskern. Stumme wies darauf hin, daß die Sanierung des alten Ortskerns keine alleinige Angelegenheit der Planer und des Gemeindevorstandes sei, sondern daß dieses Problem gemeinsam mit den Grundstückseigentümern gelöst werden müsse. Für jede Anregung aus der Bevölkerung sei man dankbar. Nur so könne die bestehende Diskrepanz zwischen veralteten Wohngebäuden und Wohnbereichen und den heutigen Ansprüchen allmählich abgebaut werden.

Der Ortskern Hochstadts ist in seiner mittelalterlichen Baustruktur in seltener Geschlossenheit bis heute erhalten geblieben. Es gibt in Hessen kaum ein anderes Beispiel gleicher städtebaulicher Qualität.

Das gesamte, von der alten Stadtmauer umschlossene Baugebiet ist deshalb schutzwürdig und sollte in seiner historischen Struktur so weit wie möglich erhalten bleiben. Innerhalb dieses Bereiches sind im Einzelnen hervorzuheben: die Stadtbefestigung mit ihren Mauern. Türmen, Resten des Wehrganges; das Obertor; die Häuser, die hinter der Stadtbefestigung liegen und von der Ringstraße Nord aus gesehen werden können; die evangelische Kirche mit Turm und Umfassungsmauer und innerhalb derselben der Friedhof mit alten Grabsteinen; die gesamte Hauptstraße; das Gebiet um die Kirche; das Gebiet am Rathaus.

In dem 6,933 Hektar großen Untersuchungsgebiet sind 131 Anwesen mit etwa 406 Gebäuden. Davon sind 146 (= 36 Prozent) Wohngebäude. Von den Gebäuden sind etwa 138 (= 34 Prozent) ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäude, die heute nur noch als Abstellräume gebraucht werden oder leer stehen. Wenn diese ungenutzten Gebäude abgebrochen werden, erfährt der alte Ortskern eine beträchtliche Auflockerung. Land und Gemeinde wollen sich finanziell am Abbruch dieser Gebäude beteiligen.

Der Gebäudezustand im alten Ortskern zeigt folgendes Bild: Nur 9 Prozent der Gebäude sind in einem guten Zustand, bei 26,8 Prozent sind Reparaturen notwendig, 39,6 Prozent sind stark reparaturbedürftig und 24,6 Prozent in einem sehr schlechten Zustand. 80 Prozent der Gebäude haben keinen ausreichenden Brandschutz gegenüber Nachbargebäuden.

Von den Wohngebäuden sind 11 Prozent leicht verbesserungsbedürftig, 35,5 Prozent verbesserungs- oder modernisierungsbedürftig in verschiedenem Ausmaß, 48 Prozent in schlechtem Zustand und sanierungsbedürftig und 5,5 Prozent in sehr schlechtem Zustand und als Wohnung ungeeignet. Von den 235 Wohneinheiten im alten Ortskern haben 132 (= 56 Prozent)

weder Bad noch Dusche; bei 140 (= 60 Prozent) der Wohnungen befindet sich der Abort außerhalb des Hauses.

Außerdem befinden sich im alten Ortskern Hochstadts 8 landwirtschaftliche Betriebe. Alle Betriebe sind Vollerwerbsbetriebe und haben zu geringe Hofflächen. Sie sind nicht in der Lage, ein genügend hohes Einkommen aus der Landwirtschaft zu erzielen. Streben sie ein höheres landwirtschaftliches Einkommen an, müssen sie die Viehhaltung verstärken. Dies scheitert jedoch an der zu geringen Hofreitengröße.  Der Gemeindevorstand will nun in den kommenden Monaten mit den einzelnen Grundstückseigentümern Gespräche führen, um ihre Anregungen in die Planung mit einbeziehen zu können (17. Juli 1969).

 

 

 

 

Seite 11: Wappen von Hochstadt

Das andere Hochstädter Wappen geht zurück auf ein Gerichtssiegel von 1726. Im Januar 2014 richtete ich eine Anfrage an das Hauptstaatsarchiv Wiesbaden zu den zwei Wappen von Hochstadt:

1. Das ältere Wappen zeigt in gelbem Grund ein großes rotes „H“, über dessen Mittelbalken ein noch rechts offener Haken in roter Farbe gelegt ist (die Farben wurden später ergänzt). Der Haken soll offenbar eine Hacke als typisches Werkzeug in dem früheren Weinort Hochstadt darstellen. Dieses Zeichen findet sich auf mehreren Grenzsteinen, auf der alten Glocke und am Kirchturm (Dieses Wappen wurde im Jahr 1963 vom Hessischen Innenministerium als offizielles Wappen von Hochstadt genehmigt).

2. Ein jüngeres Wappen soll von einem Gerichtssiegel von 1726 sein. Es zeigt im gespaltenen Siegelbild links die hanauischen Sparren rot und gold und rechts einen senkrecht gestellten Spaten, über den ein Karst und ein Messer (Wingertkneip) gekreuzt ist. Auch hier werden also Weinbergwerkzeuge gezeigt.

Ich hielt dieses Wappen bisher für eine Privaterfindung von Wilhelm Mankel, einem früheren Heimatforscher, der dieses Wappen an seinem Haus hat anbringen lassen und der auch über dieses Wappen einmal einen Vortrag gehalten hat. Jetzt erfahre ich, daß es von einem Gerichtssiegel stammen soll. Haben Sie darüber nähere Informationen: Gibt es da wirklich ein Siegel zum Herstellen des Siegels in Siegellack oder nur einen Abdruck oder ähnliches.

 

Am 8.Januar 2014 teilt das Hessische Hauptstaatsarchiv Wiesbaden mit:

Dem Hessischen Ortswappenbuch (bearbeitet von Demandt, Karl E. und Renkhoff, Otto;

Glücksburg 1956) ist zum Wappen von Hochstadt folgendes zu entnehmen: „Wappen: in Gold, ein rotes H, über dessen Mittelbalken ein Haken gelegt ist (Farben ergänzt).

Das Hochstädter Gerichtsinsigel 1726 zeigt im gespaltenen Siegelfeld vorne die hanauischen Sparren und hinten einen senkrecht gestellten Spaten, über dem ein Karst mit einem Messer gekreuzt ist.

Dem obigen Wappen wurde das weit ältere Ortsgemerke zu Grund gelegt, das in dieser Form nicht nur auf allen Hochstädter Grenzsteinen begegnet (der älteste ist auf 1615 datiert), sondern auch am Kirchturm im Schilde dargestellt war (Abbildung und Nachweis bei Zorn 359). Der hackenförmige Haken auf den Grenzsteindarstellungen dürfte in dem Karst des Siegels vergegenständlicht worden sein.“

Im Bestand „Hessisches Ministerium des Innern“ (Abt. 503) verwahrt das Hauptstaatsarchiv die amtlichen Wappen- und Flaggenverleihungen, die sich wie folgt für die genannten Orte nachweisen ließen:

Nr. 3520b Wappen Hochstadt

Nr. 3522b Flagge Hochstadt

Nr. 3521b Wappen Wachenbuchen

Nr. 3523b Flagge Wachenbuchen

Nr. 3514a Wappen Dörnigheim

Nr. 3527 Flagge Dörnigheim

Nr. 3527 Wappen und Flagge Bischofsheim

Der Kenntnis halber füge ich Ihnen den Vorgang zur Genehmigung des Ortswappens von

Hochstadt als Scan bei (aus Abteilung 503, Nr. 3520b).

Siegelabdrücke und Siegelstempel zu genannten Orten liegen unserem Haus leider nicht vor.

Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an das bis 1944 für diesen Ortsbereich zuständige Staatsarchiv Marburg. Eventuell haben sich solche dort erhalten.

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.  Im Auftrag  Ina Herge

 

Seite 13: Flugsanddüne: „Was darunter liegt, ist entscheidend“

Soweit das Auge reicht, erstreckt sich eine meterhohe Sanddüne. Der Spaziergänger muß angestrengt blinzeln, um das gesamte Ausmaß der gewaltigen Düne in der Ferne erahnen zu können. Bis ins benachbarte Fechenheim dringen die Ausläufer der Maintaler Flugsanddüne vor. Ein eindrucksvolles Naturschauspiel, das sich jedoch schon vor vielen Jahrzehnten von der Bühne der Weltöffentlichkeit verabschiedet hat.

Heute ist die Flugsanddüne in der Nähe des Anglersees nicht viel mehr als eine sanfte Erhebung, überzogen von einem grünen Teppich, in dem munter die Grillen zirpen. 150 Meter in der Länge, 40 Meter in der Breite und drei in der Höhe sind von den einstmals eindrucksvollen Ausmaßen der Düne übriggeblieben. Der Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier fleißig mit Schippe und Schubkarren angerückt, um Sand für den Wiederaufbau der zerbombten Dörfer und Städte abzutragen. Auch die Erosion ließ die Flugsanddüne allmählich schrumpfen. Als Binnendüne untersteht sie nun als gesetzlich geschütztes Biotop dem wachsamen Auge des hessischen Gesetzes.

Die Geburt der Düne datiert auf das Pleistozän, das geologische Eiszeitalter zwischen 1,5 Millionen bis 10.000 Jahre vor Christus. Damals dominierte ein tundra-ähnlicher Bewuchs das Landschaftsbild im Rhein-Main-Gebiet. Frostverwittertes Gesteins- und Untergrundmaterial aus den umliegenden Mittelgebirgen hatte sich hier abgelagert.

Trockene Witterung führte zum steten Ausblasen des Bodens und Gesteins - die Maintaler Flugsanddüne war geboren. Als die Temperaturen in den folgenden Jahren wieder stiegen, kehrten die Pflanzen zurück, besiedelten die Düne und konservierten durch ihre Wurzeln die Sandansammlung. Seltene Pflanzen wie das Berg-Sandglöckchen oder das Silbergras gedeihen hier. Heute gibt allein ein unauffälliger Hügel Zeugnis von der Flugsanddüne - für das Auge eines laienhaften Spaziergängers eine unscheinbare Erhebung. Der Kenner jedoch schmunzelt nur wissend: „Das, was darunter liegt, ist entscheidend“, verrät der Hochstädter Norbert Mankel, seines Zeichens Hobby-Archäologe, mit einem verschmitzten Lächeln.

 „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“, wußte schon Antoine de Saint-Exupery - und so verhält es sich mit der Maintaler Flugsanddüne ähnlich. Ganz so bedeutungslos wie sie unauffällig ist, ist die Flugsanddüne in der Grünen Mitte nämlich nicht. Denn der Sandabbau förderte ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, Brandgräber und Scherben aus der Urnenfelder- zeit, Gräber und Keramik aus der frühen Keltenzeit und germanische Keramiken aus der Spätkeltenzeit zutage. Letztere wiederum sind der einzige gesicherte Nachweis, daß in vorrömischer Zeit Germanen im heutigen Maintaler Stadtgebiet siedelten. Keltische und germanische Keramik auseinander zu halten, ist für den Fachmann ein Leichtes: Die Verzierungen der Scherben geben zuverlässig Aufschluß über den „Hersteller“. Während die Kelten ihre Keramik auf der Töpferscheibe herstellen, bedienten sich die Germanen der schlichteren Wulsttechnik.

Übrigens ist die Flugsanddüne nicht die einzige auf Maintaler Gebiet. In den Wäldern von Bischofsheim, Dörnigheim und Hochstadt halten sich weitere Sanddünen versteckt, die dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsen sind und sich nur dem aufmerksamen Betrachter zu erkennen geben [Statt „Höllsee“ muß es „Anglersee“ heißen] (MTA 15.08. 2007).

 

Zwerggras mag es sandig                                                                            

Seltene einheimische Grassorte

Es ist klein, unscheinbar, sehr selten und findet nun eine neue Heimat in Maintal: das Sand-Zwerggras, lateinischer Name „mibora minima“. Kürzlich pflanzten zwei Botaniker vom Botanischen Garten Frankfurt gemeinsam mit dem Ersten Stadtrat Ralf Sachtleber rund 150 der kleinen Gräser auf eine Sanddüne in der „Grünen Mitte“.

Fünf Holzkisten mit Pflanzpaletten der gefährdeten Art des Zwerggrases hat Botaniker Andreas König auf dem Parkplatz des Maintaler Schwimmbades auf seine Schubkarre geladen. Ein großer Wasserkanister und diverse Gießkannen komplettieren die Ausrüstung, die durch die Wiesen der „Grünen Mitte“ bis zu einer großen Sanddüne gebracht werden soll.

Dass das gefährdete Sand-Zwerggras ausgerechnet an diesem Standort ausgewildert wird, geht auf Recherchen von Karl Peter Buttler zurück. „Botanische Angaben aus dem Jahr 1800 geben die Dörnigheimer Mainebene noch als Standort des Sand-Zwerggrases an“, erläutert der Botaniker. Überall, wo es sandige Böden gab, kam damals das Zwerggras vor.

In Folge intensiver Landwirtschaft, Überdüngung und vermehrter Bebauung seien die Standortbedingungen für das zierliche und empfindliche Gras jedoch vernichtet worden, so Buttler. „Heute ist es eines der seltensten Gräser in Hessen.“

Die Auswilderungs-Aktion in Maintal ist Teil des Projektes „Erhaltungskulturen gefährdeter einheimischer Arten“, das von einer Stiftung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert und vom Botanischen Garten Frankfurt durchgeführt wird. Insgesamt beläuft sich die Fördersumme auf 220.000 Euro. Buttler: „Für dieses Projekt wurden 15 seltene Arten ausgesucht, für die Hessen weltweit eine besondere Verantwortung hat, weil hier deren Hauptvorkommen sind.“ Das auf fünf Jahre ausgelegte Projekt läuft noch bis 2018.

Auf dem Marsch zur Sanddüne sichtet Botaniker Buttler Wiesenschaumkraut Pflanzen. Das sei ein gutes Anzeichen für feuchte Böden. Auch das Silbergras, das am Auswilderungs-Standort wächst, zeige, dass der Sand der Düne kalkfrei sei. Gute Bedingungen also für das Zwerggras.

Mit einem Zwiebelpflanzer sticht Andreas König Pflanzlöcher in den sandigen Boden und Stadtrat Sachleber hilft dabei, die kleinen Pflanzen einzugraben. Zwar soll die Anpflanzung im Nachgang vom städtischen Umweltamt kontrolliert werden. Aber verbreiten muss sich das zierliche Gras von selbst. Dazu bildet die einjährige Pflanze im Frühjahr immer neue Triebe und kann sich mit Hilfe des Windes selbst aussamen. Im kommenden Herbst kann dann kontrolliert werden, ob die Ansiedlung funktioniert hat und neue Sand-Zwerggras- Pflanzen gewachsen sind. Gepflegt wird die zum Landschaftsschutzgebiet gehörende Sanddüne mit Hilfe von Schaf- und Ziegenherden, erläutert Freia Klinkert-Reuschling vom Fachbereich Stadtentwicklung und Umwelt.

In Rodenbach wurde das Zwerggras im vergangenen Jahr erfolgreich ausgewildert. Neben Maintal gibt es noch Standorte in Mörfelden oder auf der Frankfurter Schwanheimer Düne,

König betont jedoch: „Solche Pflanzaktionen sind nicht das Allheilmittel für den Naturschutz.“ Er meint, dass Naturschutz auf der Fläche geschehen müsse, Pflanzen dürften erst gar nicht gefährdet werden. „Eine solche Pflanzaktion ist der letzte Notnagel.“

Für Ersten Stadtrat Sachtleber gehört die Auswilderung in den Gesamtkontext des Maintaler Engagements für den Naturschutz. „Maintal war immer schon ein bisschen grün, das ist eine Frage der Haltung“, so der Umweltdezernent (8. April 2017).

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Seite 15: Waldmeister in der Hartig

Gäbe es nicht die berühmte Maibowle, dann wäre das Wissen um die Heilkraft des Waldmeisters wohl verlorengegangen. In unseren Buchenwäldern ist das zarte Kraut zu Hause, und ab Mai erscheinen winzige weiße Blüten. Die hellgrünen Blätter stehen in Quirlen um die Stengel herum, und wer ein Zweiglein abpflückt und erwartungsfroh zur Nase hebt, um den süßen Waldmeisterduft einzuatmen, ist erst einmal enttäuscht ‑ es duftet kaum! Manche behaupten daher, der Waldmeister hätte früher auch viel besser gerochen! Das stimmt natürlich nicht, denn die Blättchen verströmen erst dann ihr typisches Aroma, wenn sie zu welken beginnen.

Waldmeister gehörte früher zu den Pflanzen, die „Mariae Bettstroh“ genannt wurden. Das waren verschiedene, süß duftende Kräuter, die man den Wöchnerinnen ins Kissen füllte, um ihnen die Geburt zu erleichtern. Das Kraut gilt in der Volksheilkunde als beruhigendes krampflösendes Mittel, welches Angstzustände und Migräne lindern und das Herz stärkt. „Herzfreude“ war daher ein weiterer Name für den Waldmeister, der für guten Duft sorgt und die Motten vertreibt, wenn man ein Sträußlein in den Kleiderschrank hängt.

Während der Blüte, und zwar am besten morgens, sammeln wir das Kraut, denn dann hat es das beste Aroma. Für die berühmte Bowle lassen wir ein Sträußlein anwelken, hängen es dann in ein Bowlegefäß und übergießen es mit einer Flasche Weißwein. Nach zwei Stunden nehmen wir den Waldmeister heraus, würzen das Getränk nach Geschmack mit etwas Zucker und geben Sekt dazu.

 

Seite 16: Funde der Michelsberger Kultur in Hochstadt entdeckt

Zwei Scherben neolithischer Machart, die im Frühjahr 2000 zufällig auf einem frisch gepflügten Acker entdeckt wurden, verrieten erstmals, was unter der Erde in der „Grünen Mitte“ verborgen liegt: eine jungsteinzeitliche Siedlung der Michelsberger Kultur. Zwar sind archäologische Funde auch in Maintal nicht selten. „Allein im Main-Kinzig-Kreis gibt es etwa 3000 bekannte Fundstellen“, informiert Kreispressesprecher Lennart Meyer, doch diese Entdeckung ist außergewöhnlich.

„Die Michelsberger Kultur ist eine äußerst spannende Kultur, die vor allem in Höhenlagen zu finden ist. Daher ist es besonders interessant, in einer Niederung eine Siedlung in diesem Ausmaß zu finden“, schwärmt der Kreisarchäologe Dr. Hans- Otto Schmitt. Denn eine geophysikalische Prospektion im Frühjahr 2006 zeigte auf dem 2,88 Hektar großen untersuchten Areal etliche Anomalien, „bei denen es sich um prähistorische Gruben handeln dürfte. Ein Ende des befundreichen Areals ist bislang in keine Richtung erreicht. Für einen jungneolithischen Fundplatz von solchem Ausmaß wäre zudem mit dem Graben eines Erdwerks zu rechnen“, heißt es in einem Artikel von Britta Ramminger, der 2008 in der Zeitschrift „Hessen-Archäologie“ erschienen ist.

Aufschluß über die tatsächliche Größe der Siedlung könnten allein weitere geomagnetische Untersuchungen oder Grabungen ergeben. Doch solche Maßnahmen sind nach Auskunft des Kreispressesprechers unwahrscheinlich. Stattdessen sei geplant, das Gelände im Zuge der Errichtung der Sport- und Freizeitanlage in der „Grünen Mitte“ um einen Meter aufzuschütten. Denn die Auflagen des Denkmalschutzes sind erfüllt, sobald die Fundstelle vor dem Pflug sicher ist. „Der Schutz der Fundstelle hat oberste Priorität“, erläutert Meyer.

Glaubt man den Worten des Kreisarchäologen, dann ist die jungsteinzeitliche Siedlung in Hochstadt ein ganz außergewöhnlicher Fund. „Es gibt nur wenige bekannte Siedlungen aus der Zeit der Michelsberger Kultur und diese besitzt eine Größe, die über das bekannte Maß hinaus geht“, so Hans-Otto Schmitt. Typische Funde seien Pfeilspitzen und Beile oder Keramik mit charakteristischen Gefäßformen wie dem Tulpenbecher, so der Experte.

Datiert wird die Michelsberger Kultur auf die Zeit von etwa 4400 bis 3500 vor Christus. Zahlreiche Lesefunde konnten bereits geborgen werden. „Dabei handelt es sich um wenige verzierte und reichlich unverzierte Scherben überwiegend grober Machart inklusive einiger Backtellerfragmente, sechs Bruchstücke von Beilen aus unterschiedlichen Felsgesteinen, Kieselgesteinartefakte. darunter mehrere Pfeilspitzen sowie Mahl- und Schleifsteine“, listet Britta Ramminger in ihrem Artikel „Jungsteinzeit vor der Gartentür - ein Fundplatz der Michelsberger Kultur bei Maintal-Hochstadt“ auf. 

Eine räumliche Ausdehnung der geomagnetischen Untersuchungen, die weitere Erkenntnisse liefern könnte, ist durch die Begrenzung des Areals durch die Autobahn und die Querspange sowie einen nahegelegenen Teich jedoch nicht möglich (MTA 03.02.10).

Weitere Angaben unter „Maintal, Bodenfunde“)

 

Seite 19: Urkunde

Die Urkunde mit der ersten Erwähnung Hochstadts könnte auch in dem Kloster Altenmünster ausgestellt worden sein, das 600 Meter weiter östlich als das heutige, das aber schon ab 765 immer mehr aufgegeben wurde, weil nach der Überführung der Reliquien des Heiligen Naza­ri­us der Raum in dem alten Kloster nicht mehr ausreichte. Die neue Klosterkirche wurde 774 fertiggestellt, seit der Zeit gab es wohl auch die Königspfalz. Das Skriptorium gab es ab dem vierten Abt Richbodo (nach 774). Da aber die Hochstädter Urkunde erst 846 ausgestellt wurde, ist aber eher im neuen Kloster ausgestellt worden. Der Text lautet genau:

 

Im Jahr 846:

Dritter Absatz: Von Geroch in der Hochstädter Gemarkung.

In Gottes Namen überlasse ich, Geroch, zu meinem Seelenheil, dem heiligen Märtyrer N[azarenus] Güter. Der Leib des Heiligen ruht in dem im Oberrheingau gelegenen Lorscher Kloster, dessen Herr der ehrwürdige Bischof und Abt Samuel ist. Ich bestimme, daß meine Spende für alle Ewigkeit gültig bleiben soll, und bekräftige den gänzlich freien Willen, mit dem ich sie gegeben habe.

Ich schenke im Gau Wetdereiba, in Hohunsteter marca alles, was ich dortselbst an Ackern, Hofreiten, Hofstätten, Wohnhäusern, Wirtschaftsbauten, Wohnhäusern, Obst- und Gemüsegärten, Feldern, Wiesen, Wäldern und Wasserrechten bisher besessen habe.

Vom gegenwärtigen Tag an schenke, übergebe und übertrage ich dies alles aus meinem gesetzlichen Besitzstand in das Eigentums- und Herrenrecht des Hl. N[azarius), damit er es auf ewig besitze.

Die Schenkung ist damit in Rechtskraft erwachsen.

Geschehen im Lorscher Kloster am 1. März im 6. Jahr (846) des Königs Ludwig (des

Deutschen).

 

Im Jahr 855:

Vierter Absatz: Von Escrich in Hochstadt.

In Gottes Namen mache ich, Escrich, zum Heile meiner Seele eine Schenkung zugunsten des heiligen Märtyrers N[azarius], dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, dem der ehrwürdige Bischof Samuel als Abt vorsteht. Die Zuwendung soll, wie ich wünsche, immerdar erhalten bleiben und ich stelle fest, daß ausschließlich mein freier Wille dafür bestimmend war.

Ich schenke im Gau Wetdereiba, im Dorf Hohunstat (Hochstadt) eine Herrenhofreite mit ihren Bauwerken, 6 Huben, 13 Leibeigene.

Geschlossen und gefertigt.

Geschehen im Lorscher Kloster am 17 Juni im 25. Jahr des Königs Ludwig.

(Anmerkung: statt XXV Jahr = 865 ist vielleicht richtig XV Jahr = 855).

 

Erläuterungen:

Wetdereiba = Wetterau

in Hohunsteter marca = in der Gemarkung Hochstadt

6. Jahr des Königs Ludwig = 846

Aufbewahrt im Bayerischen Hauptarchiv München, Außenstelle Würzburg, Urkundenblatt Nummer 176, Urkunde 2947 (1. März 846 - Reg. 3325) (vgl. Urkunde Nr. 3768 c).

 

Seite 20: Ringmauer

Für die Ringmauer werden unterschiedliche Entstehungszeiten angegeben: Das 13. Jahrhundert nehmen diejenigen an, die von dem kaiserlichen Befehl von 1235 ausgehen, daß alle Dörfer eine Schutzmauer erhalten sollten. Die Autorin eines bisher unveröffentlichten Buches über den Altkreis Hanau schreibt, sie sei in drei Abschnitten im 14. bis 16. Jahrhundert entstanden (ohne allerdings einen Beleg dafür anzugeben) (Schellmann I, Seite 20).

Seite 21:

Im Jahre 1976 sollte das Obertor auf Antrag der SPD für 30.000 Mark renoviert werden. Aber offenbar ist nichts daraus geworden. Erst die Familie Mechthold hat es auf eigene Kosten anstreichen lassen, als sie dort wohnte.

 

 

Seite 21: Narrenhaus

Der Zugang zum Obergeschoß des Narrenhauses ist in dem Buch von Schellmann auf Seite 26 unten zu sehen. Herr Schellmann stellt sich das „spitze Dach“ als ein Dach wie auf dem Obertor vor. Im Jahre 2013 hat man wenigstens ein Flachdach auf den Turm gesetzt. Unterhalb der Steindecke sind noch Löcher für Tragebalken, so daß der untere Raum früher etwas niedriger gewesen sein muß. Vielleicht wurde die Holzdecke gebraucht zur Konstruktion der leicht gebogenen steinernen Zwischendecke, aber vielleicht war sie auch die erste Decke. Der Boden des Narrenhauses ist etwa einen halben Meter aufgefüllt. Dort liegen auch noch Sand­steine.

Mit einem Bild in der Zeitung wollte Herr Schellmann 2013 beweisen, daß das Narrenhaus früher auch schon verputzt gewesen sei, wie man es 2013 mit einem großen Teil der Ringmauer gemacht hat. Aber das Bild zeigt gerade, daß die Mauer unverputzt war. Und außerdem war das Verputzen des Turms auch ein Fehler. Es gibt auch einen Zugang von außen durch eine kleine Tür in der Ringmauer. Frau Ursula Pohl hat dazu einen Schlüssel, um bei Führungen den Turm von innen zeigen zu können.

 

Seite 21: Untertor

Am Untertor war ein Steinmetz aus Büdingen tätig: Er setzte den Bogen am Untertor und lieferte 19 Treppenstufen (Schellmann I, Seite 20). In der Draufsicht (Google-Earth) sieht es so aus, als ob die Ringmauer zwischen den Häusern Nummer 36 und 38 sowie 51 und 53 verlief. Herr Schellmann sagt jedoch, daß er beim Neubau des Hauses Hauptstraße 51 die Fundamente der Ringmauer etwa zwei Meter westlich der Grundstücksgrenze gesehen (und auch fotografiert) habe. Sie sei auch 90 Zentimeter breit gewesen und nicht 40 Zentimeter wie die jetzt noch sichtbare Mauer. Die Balken (im Oberstockwerk und Unterstockwerk) des Hauses Hauptstraße 51 zeigen auch, daß der Aufbau einheitlich war und hier nichts ergänzt wurde.

Die Ringmauer verlief vom Narrenhaus auf die Ringmauer zu, machte aber dann einen kleinen Knick nach Osten auf die Westkante des Backhaus bzw. die Mitte des Untertors zu, heute noch erkennbar in der Milchkammer von Reicherts. An der Südseite des Untertors setzt sie aber etwas weiter westlich an und beult sich dann deutlich nach Westen aus, bis fast auf die Höhe des Verlaufs am Narrenhaus. Die zwischen den Häusern 51 und 53 sichtbare Kalksteinmauer ist nur die Giebelwand des Hauses. Auf der anderen Seite könnte die Ringmauer etwas westlich der heutigen Grenzlinie zwischen den Häusern Hauptstraße 36 und 38 gestanden haben (Schellmann I, Seite 50).

 

Seite 21: Verkauf Hauptstraße 38 (ehemals neues Backhaus)

Im Jahre 1936 verkauft die Gemeinde das Grundstück Hauptstraße 38 an Thomas Lutz

 

Seite 23: Felsenkeller

Es gab einen Fluchttunnel vom alten Kirchturm in Richtung Nordosten. Wenn man von dort eine Linie genau zwischen den Häusern Kirchberg 4 und 6 hindurch zieht, kommt man außerhalb der Ringmauer zu einem Verzweigungsraum. Dieser wurde schon einmal bei Brunnenbauarbeiten angeschnitten und im Krieg 1943 beim Bau eines Löschwasserbasins wieder entdeckt. Der Maurermeister Johannes Fischer stieß dabei an der Ostseite des Beckens auf einen Verzweigungsraum des Tunnelsystems und hat den Gang in Richtung Kirchhof etwa 20 Meter weit betreten.

Ein Gang wird wohl knapp neben der Ringmauer zum Haus Ringstraße-Nord 2 geführt haben, denn beim Bau des Nebenhauses zu Ringstraße Nord 2 in der Straße Felsenkeller, für das sehr tief ausgeschachtet wurde, hat man keinen Gang gefunden. Den Einstieg hat der Amtmann Usener 1860 gezeichnet (heute im Stadtarchiv Frankfurt). Hier war der übliche Zugang für die Einwohner, die unterirdisch Baumaterial gewinnen wollten. In Kriegszeiten aber stieg man unter dem alten Kirchturm ein.

Von diesem Verzweigungsraum gingen zwei weitere Gänge nach Norden. Einer führte über das Grundstück des Evangelischen Gemeindehauses. Beim Bau des Gemeindehauses wurde er angeschnitten, wo heute das Büro ist. An der Nordseite des Grundstücks befand sich bis etwa 1935 ein tiefes Loch, das wohl durch einen Tunneleinbruch entstanden ist und dann als Müllkippe benutzt wurde. Der Gang ging über das anschließende nördlich gelegene Grundstück der Familie Decker und in Richtung Schützenhäuschen. Damit könnte der Enkheimer Architekt Franz-Christoph Brück recht haben, der einen unterirdischen Gang vom alten Kirchturm zum Schützenhäuschen vermutet, den ursprünglichen Fluchttunnel aus dem Kirchhof. Wegen seiner Ausrichtung bezeichnet Brück ihn als Michaelsgang, weil er im 90-Grad-Winkel zur Michaelsabweichung steht.

Das aus dem Gang gewonnene Material habe man zum Bau des alten Kirchturms verwendet.

Am Ende sei ein Brunnen gewesen, der der Maria geweiht war („Mariä Empfängnis“), ähnlich wie in Oberursel. Ein Ausgang in einem Brunnen wäre natürlich eine gute Tarnung. Der Gang muß viel älter sein als die anderen Kalksteingänge, noch aus vorreformatorischer Zeit (wegen Maria), vielleicht nach den Ungarneinfällen 955 entstanden. Über dem Brunnen habe man einen Sockel aus Kalkstein gemauert. Darauf hat man dann einen weiteren Sockel aus Basalt gemauert, der ein Teil eines Brunnenhauses war. Der Sockel ist älter als das Fachwerk, das nach dem Hanauer Maß errichtet wurde. Das Fachwerk wurde vielleicht 1853 erneuert entsprechend der Inschrift im Inneren mit den fünf Namen.

Es wäre allerdings ungewöhnlich, daß ein Brunnen oben auf einem Berg liegt, Brunnen finden sich eher am Fuß eines Berges. In diesem Fall müßte das Wasser von der Weidekaute und dem Weg nach Dorfelden kommen und unterirdisch auf der nicht sehr tiefgelegen Ton- und Lößschicht in Richtung Schützenhäuschen gelaufen sein. Dort hätte man dann einen Brunnen seitwärts angebohrt, damit das Wasser von selber nach unten ablaufen kann. Hier hätte man eine erste Wasserleitung für Hochstadt gebaut, die in Höhe des Rondells in der Mitte des Dorfes unter der Ringmauer hindurchgeführt und in die Rohrbachstraße geleitet. Diese hat ohne erkennbaren Grund einen geschwungenen Verlauf, selbst die Grundstücke sind in diesem Bereich schräg zur Ringmauer gerichtet. Nur hätte man den Bach – wenn er draußen noch offen geführt wurde - im Ortsbereich dann verrohrt, so daß ein „Rohrbach“ entstand, ein verrohrter Bach. Durch diesen sei dann das Wasser zum Rathausbrunnen und nach der Weed am Rathaus (Viehtränke) geleitet worden.

Bisher hat man angenommen, der Name der Rohrbachstraße käme von der dort wohnenden Familie „Rohrbach“. Diese ist seit mindestens 1834 dort wohnhaft. Damals gab es allerdings nur Hausnummern, keine Straßennamen, die erst um 1920 eingerichtet wurden. Es kann also beides sein: Im Volksmund gab es noch die Bezeichnung „Rohrbachstraße“. Und weil eine Familie „Rohrbach“ wohnte, gab man 1920 auch offiziell der Straße den Namen „Rohrbachstraße“.

 

Ein weiterer Gang ging von dem Verzweigungsraum genau unter der Garage des Hauses Wallgraben 2 hindurch, denn als man in der Garage noch eine Grube für die Reparatur von Autos anlegen wollte, stieß man auf den Gang und konnte nicht weiter graben. Und wenn man die Linie dann weiter verfolgt, kommt man über die Grundstücke Felsenkeller 7 (Huhn) und 9 (Decker), wo auch verschiedene Stellen unterhöhlt sind.

Otto Decker (Am Felsenkeller 9) hat in der Nähe des Eingangs seines Hauses etwa sechs Meter in die Tiefe gegraben und dabei eine Wendeltreppe freigelegt. Dann reichte das Abstützmaterial nicht mehr.

Endpunkt ist dann das Haus Felsenkeller 11 (das Wohnhaus vorne an der Straße), wo vielleicht auch ein Einstieg in das Kalksteinhöhlensystem nördlich und nordöstlich von Hochstadt war.

Robert Decker hält die Unterhöhlungen beim Haus Felsenkeller 11 (und au Nummer 9) allerdings für einen Teil des Bierkellers der Brauerei Kaiser in Hanau. Doch dieser ist viel größer als die Gänge und erst um 1890 entstanden, also unabhängig von dem Höhlensystem. Nur der Zugang erfolgt über die alten Höhlengänge.

Weiter nördlich an der Straße nach Dorfelden gab es einen weiteren Zugang zu dem Höhlensystem, von dem aus sich die Gänge in Richtung Börrwiese erstreckten. Hinter der Linkskurve, wenn links die Büsche an der Straße beginnen, ist rechts ein kleiner Rain, wo der Eingang war. Hier haben vor dem Ersten Weltkrieg die Soldaten geübt (zum Beispiel mein Großvater Peter Heckert. Auf der Straße gibt es bis heute im Teer eine Vertiefung, weil dort nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fuhrwerk des Bauern Emmel einsank

 

 

Seite 24: Groschlag

Anfang 1572 hat es in Groschlag in der Fastnachtszeit sehr gebrannt, Johann Fecher hat es mit einem Schoß angesteckt (Man könnte an einen Schuß denken, aber es handelt sich wohl eher um ein Bündel Reisig). Am 6. Jul 1611 ist Henrich Götz gestorben, der neben Hans Heß als Letzter in Groschlag gewohnt hat. So ist Groschlag bis auf das Haus des Hans Heß zerstört worden (

Am 18. März ist 1615 ist Hans Heß gestorben, der der letzte Einwohner von Groschlag gewesen ist. Am 20. April wurde sein altes baufälliges Haus abgebrochen, so daß Groschlag von Grund auf zerstört war (Chronik Appel).

 

Der Name Groschlag kommt auch in der Gegend von Babenhausen vor. Dort gibt es ein Flurstück „Groschlag“. In Dieburg gab es ein Geschlecht Groschlag von Dieburg, unter der Oberaufsicht des Grafen von Hanau, der „Obermärker“ war. Das Gericht über vier Waldstücke, die 1554 gegen einen Hochwald in Eppertshausen ausgetauscht wurden wurde nicht nur im Namen des Hanauer Grafen, sondern auch im Namen des ältesten Groschlags gehegt. Die Groschlags versuchten zäh und einfallsreich, ihre Gerechtsame zu verteidigen. Offenbar war es nicht leicht zu entscheiden, was in der Gegend von Babenhausen wirklich Groschlager Eigenbesitz und was Hanauer Lehensgut war.

In den Lehensakten des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt findet sich jedoch eine handschriftliche Quelle aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der ein Beamter der Hanauer Güterverwaltung eine Groschlagische Familiengeschichte und Besitzgeschichte zusammengetragen hat, also eine Art „Rechtsgutachten“, das bei weiteren Auseinandersetzungen mit den Groschlagern verwendet werden konnte.

Die namentlich bekannten Groschlage hießen alle Rudolph. Der erste Rudolph Grasloc (noch nicht „de Graslog“, wie es später üblich war) wurde 1236 als Lehnsträger erwähnt. Er könnte ein Nachkommen eines Herren von Münzenberg sein, also Ulrichs I. oder Ulrichs II. Dieser hätte seinen Besitz vor dem Aussterben der männlichen Linie an einen Groschlag vermacht. So würde sich der nicht unbedeutende Besitz in Dieburg erklären.

Aber Hanau hatte weiter den Schultheiß von Dieburg zu bestimmen. Im Jahr 1254 schreibt der Dechant des Kapitels in Frankfurt an Ulrich von Münzenberg, der seine Mühle in Münster verliehen hat an Rudolph, seinem Schultheiß in Dieburg, er solle doch darauf achten, daß auch weiterhin die fünf Schilling an das Domkapitel in Frankfurt gezahlt werden.

Der Münzenbergische Schultheiß in Dieburg ist kein anderer als einer von Groschlag, vielleicht nicht der erste seines Namens, aber vielleicht sein Sohn. Er war Zeuge, als 1236 Ulrich I. von Münzenberg den Ort Babenhausen seinem ältesten Sohn Cuno zum Unterhalt abgetreten hat. Als Zeugen nahmen die Herren aber damals ihre Vasallen.

Früher lag ein Ort namens Groschlag in der Nähe von Hochstadt im Amt Büchertal. Die Ritterfamilie in Dieburg hat aber weder in alten noch in neuen Zeiten Besitz von dort nach Dieburg gebracht. Deshalb ist zu bezweifeln, daß sie ihren Namen von dort übernommen haben. Vielmehr ist anzunehmen, daß sie ihren Namen von einem Stück Land haben, das in der Nähe des Dorfes Kleestadt haben, das man früher „im Groslog“ genannt hat

Soweit der Bericht des Hanauer Beamten. Daß die Dieburger Groschlags nicht mit den Hochstädtern zu tun haben, ist nur seine Meinung. Aber es könnte doch auch umgedreht sein, daß die Dieburger bei Hochstadt Besitz hatten. Der letzte Groschlager aus dem Dorf bei Hochstadt war Geistlicher und hat seinen Besitz an das Kloster St. Gallen vermacht, das den Hof in Groschlag an den Ritter Frank von Kronberg gegeben hatte. Wenn 1270 Siegfried am Graben und seine Frau Gisela ihre Güter in Hochstadt dem Kloster Haina vermachen und diese ein Teil des Landsiedels (verpachtetes Gut) des Klosters Haina in Groschlag werden, dann bedeutet das nur, daß zu einem schon bestehenden Gut noch einige Äcker hinzugefügt werden. Diese Schenkung ist also kein Widerspruch zu der Tatsache, daß es die Groschlag von Dieburg im 13. Jahrhundert noch gab und diese deshalb Besitzer von Teilen des Hochstädter Groschlag gewesen sein können.

Die Groschlag von Dieburg hatten nämlich auch noch anderswo Besitz, zum Beispiel im Spessart im Amt Krombach. Weshalb sollten sie nicht auch bei Hochstadt Besitz gehabt haben, zumal dieses ja auch hanauischer Besitz war. Es kann aber auch weiterhin die bisherige Vermutung gelten, daß es sich nur um eine zufällige Namensgleichheit handelt.

Literatur: Dieburger kleine Schriften 10/1992: Groschlag und Hanau (Archäologische und Volkskundliche Arbeitsgemeinschaft Dieburg e.V.)

 

Seite 24 Schreibweise des Ortes Groschlag.

Auch der Maintal Tagesanzeiger beteiligt sich an dem Verwirrspiel über die Bezeichnungen der Hochstädter Straßennamen, die mit „Groschlag“ zusammengesetzt sind. Am 19. Februar wird über „29 neue Wohnungen in Hochstadt“ berichtet. Unter dem Bild steht: „Hier am Grohschlag Hohl in Hochstadt sollen 29 günstige Eigentumswohnungen entstehen“. Auch im Text findet sich diese Schreibweise. Es gibt auch unterschiedliche Schreibweisen in den Stadtplänen und Straßenschildern, wie folgende Übersicht zeigt:

 

Verbindung zwischen  ..........

Sandgasse-Riederwaldstraße

Altkönigstraße-westliche Fahrgasse

Verlängerung der Fahrgasse

Alter Stadtplan

Zum Großschlag

Großschlaghohl

Großschlagstraße

Neuer Stadtplan

Zum Großschlag

Keine Bezeichnung

Großschlaghohl

Straßenschild

Zum Großschlag

Grohschlag Hohl

Hofgerichtstraße

Standort

Ecke Sandgasse-Ecke Riederwaldstraße

Ecke „Am Röderberg“, ebenso Umspannstation

Ecke Klosterhofstraße

 

Die Schreibweise „Großschlag“ legt die Vermutung nahe, daß hier einmal ein „großer Schlag“ ausgeführt worden sei. Was aber dann „Groh-Schlag“ bedeuten soll, ist völlig unklar. Außerdem wird das Wort „Groschlaghohl“ manchmal in einem Wort und manchmal in zwei Worten geschrieben. Gemeint ist damit die Verbindung von der Altkönigstraße zur westlichen Verlängerung der Fahrgasse, die im Volksmund auch „Riederhohl“ heißt, weil dort das „Riederwäldchen“ beginnt. Westlich dieses Weges befindet sich das gemeinte Baugebiet.

Als Artikel wird „der“ verwendet, weil man an „Hohlweg“ denkt. Aber im Volksmund sagt man „die Hohl“, so daß es auch heißen müßte „an der Groschlaghohl“.

Traditionelle Namen des westlich von Hochstadt gelegenen früheren Ortes sind: Graslach, Grasloch, Graslock, Grasloc, Greaslog, Graßloch, Groslag und schließlich „Groschlag“. Diese letzte Namensform sollte man auch heute einheitlich verwenden. Der erste Namenbestandteil deutet darauf hin, daß die Siedlung auf einem freien Grasland entstand. Der zweite Namensbestandteil ist wohl von „Lohe“, d.h. Buschwald, herzuleiten. Interessant ist der Austausch der Vokal a und e im Laufe der Zeit.

Ganz falsch ist das Schild „Hofgerichtstraße“ an der Ecke Klosterhofstraße- Fahrgasse. Die Hofgerichtstraße umfaßt nur die nördlich davon verlaufende Straße einschließlich der westlichen Zufahrt von Süden.

Die Verlängerung der Fahrgasse nach Westen brauchte man gar nicht zu bezeichnen, weil dort keine Häuser liegen bzw. die Hauseingänge von der Hofgerichtstraße aus erfolgen. Man sollte für diese Straße nicht einen Straßennamen verwenden, der mit „Groschlag“ zusammen­gesetzt ist, obwohl es sich wirklich um die eigentliche Straße durch den größten Teil des Ortes Groschlag handelt (sozusagen die „Hauptstraße“). Der traditionelle Name ist „Fahr­gasse“, weil es sich hier um die alte Fahrstraße von Bischofsheim nach Hanau unter Um­gehung Hochstadts handelt. Deshalb ist die Bezeichnung Fahrgasse“ auch für diesen Teil der Straße die sinnvollste.

 

Seite 31: Ein Aktenstück über den Rödelheimer Gültwein in den Jahren 1718 – 1784 gibt es im Staatsarchiv Marburg (Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

Seite 32: Ortsnachrichten um 1600 (Chronik Appel)

Im Jahre 1565 ist ein großes Sterben hier in Hochstadt gewesen; es sind fünfhundert Menschen in diesem Dorf gestorben und außerdem 50 Fremde (Die Zahlen dürften wohl übertrieben sein. Falls die 140 Grundstücke damals alle schon bebaut waren, haben vielleicht tausend Menschen in dem Dorf gelebt).

Am 19. Februar 1588 hat der Schlosser Hans Zander den Gangloff Faust erstochen (früheste Erwähnung von Namen aus Hochstadt - falls die beide aus Hochstadt waren. Ansonsten steht auf dem Türsturz des Hauses Hauptstraße 27: „1572 Strohl und Anna Margreda“).

Im Jahre 1590 sind zwei Linden auf der Leuchte gesetzt worden. Am 19. Oktober 1607 ist eine Fläche auf der Leuchte zu einem Jungwald mit Eichen und anderen Bäumen besetzt worden. Im Jahre 1609 ist eine Fläche auf der Apelsrott gezackert und mit Tannensamen besät worden. Am 16. März 1611 ist der Tannenwald auf der Leuchte auf Befehl der Obrigkeit wegen des Wilds mit Holz eingezäunt worden. Im Jahre 1608 sind zwei Weichbäume „Auf dem Hahnes“ gesetzt worden.

Am 23. Oktober 1612 ist eine Fläche neben dem Tannenwald mit Eichbäumen bepflanzt worden und am 26. Oktober hat ein jeder Einwohner einen Baum bei der Schelmenkaute gesetzt (Es gibt keine offiziellen Flurnamen dieser Art. Die Schelmenkaute ist jedoch die „Schindkaute“ am Ende der Niederfeldstraße und der Tannenwald ist dann nördlich davon, später der „Eichwald“ genannt).

Am 8. September 1601 ist ein Erdbeben gewesen. Die Leute sind aus den Häusern gelaufen und etliche Türen haben sich aus den Angeln gehoben.

Am 27. September 1607 sind die Herrn Räte von Hanau hier zu Hochstadt gewesen und haben von den Einwohnern eine freiwillige Abgabe gefordert, damit zur Förderung der Kinder eine Hochschule gebaut werden kann und die Kinder für ein geringes Geld gelehrt werden können, damit dadurch Gottes Ehre gesucht und gefördert werden möge. Aber es sind doch viele Leute zu der Abgabe genötigt worden und Hochstadt hat so 500 Gulden beigesteuert (Die Hohe Landesschule in Hanau ist also nicht nur von der Herrschaft gestiftet worden, sondern zu einem großen Teil von der Bevölkerung finanziert worden).

Am 13. Februar 1608 ist Johann Franz, der Oberamtmann in Hanau mit den Herren Räten auf der Leuchte mit allen Leuten aus dem Amt Büchertal zusammen gewesen. Er hat von den Einwohnern den Huldigungseid entgegengenommen mit der Auflage, daß die Einwohner neben meinem gnädigen Herrn Graf Philipp Ludwig keinen anderen Landesherrn annehmen sollen.

Am Dienstagabend, dem 12. August 1612, zwischen 9 und 10 Uhr abends, ist Johann Schnepper, der Sohn des Jörg Schnepper, in der Oberweed ertrunken (Die „Oberweed“ war die Pferdeschwemme und das Löschwasserbecken am Rathaus Vielleicht handelt es sich um einen jungen Mann, der betrunken war).

Am 7. November 1612 sind die Herren Räte auf der Leuchte gewesen und haben den Einwohnern den edlen und ehrenfesten Philipp Henrich Oberamtmann zu Hanau vorgestellt („präsentiert“). Bei dieser Gelegenheit haben sie den Einwohnern mitgeteilt, daß keiner zur gräflichen Kanzlei kommen soll, wenn er nicht vorher vor dem Oberschultheißen wie dann auch vor dem Oberamtmann gewesen ist („bej Straff nach ermesigung“ muß so etwas heißen wie „sonst gibt es eine Strafe nach Ermessen“). Außerdem wurde verboten, daß einer den andern wegen Schulden vor das Landgericht fordern soll.

Im Jahr 1612 zu Anfang des Winters hat das Rindvieh in diesem Ort zum größten Teil böse Mäuler bekommen, das heißt es hatte die Maul- und Klauenseuche. Die Rinder haben eine Zeitlang nichts essen können und einige Mastschweine sind bei der Mästung im Wald lahm geworden, so daß sie nicht haben gehen können.

Am Freitag, dem 5. März 1613, sind Johann Fey und die Frau des jungen Peter Schmied wegen eines angeblichen Ehebruchs hier verhaftet worden. Am Montag, dem 8. März, sind die erwähnten Personen nach Hanau geführt und dort weiter festgehalten und alsbald „peinlich“ befragt worden, das heißt scharf befragt worden bis hin zur Folter. Am Freitag, den12. März, ist Elisabeth, die Frau Peter Schmieds, aus dem Gefängnis freigekommen (Randbemerkung: das Kind Balthasar wurde im September geboren, Johann Frey war wohl doch der Kindsvater). Am Samstag, dem 13. März 1613, ist Johann Frey wieder aus dem Gefängnis entlassen worden.

Am Dienstag, dem 2. Mai 1615, ist Johann Fey wegen eines Ehebruchs, den er mit Judit, der Tochter des Hans Schoff von Mittelbuchen, begangen hat, nach Hanau geführt worden und verhaftet worden Am Freitag, dem 12. Mai, ist er mit Ruten ausgepeitscht worden. Er hat schwören müssen, daß er die Zeit seines Lebens das Land nicht wieder betreten werde (er wurde schon das zweite Mal beim Ehebruch erwischt).

Am 29. Dezember 1613 ist ein gräflicher Befehl ergangen, daß alle Einwohner ihre Schulden bei den Juden in Hanau bei den Behörden anzeigen müssen.

 

Verzeichnis, was fromme und gutherzige Leute den Armen vermacht haben (ohne Jahrgang):

Else Fey                                               40 Gulden

Reich Merg                             20 Gulden

Hans Rinbrucker                                 10 Gulden

Regina, Frau des Hans Schales           10 Gulden

Hartmann Müller, ein Schäferknecht 5 Gulden

Marga, Frau des Niklas Kaus              5 Gulden

Der Almosenkasten                            10 Gulden

Michael Mauermann             20 Gulden

 

Am 2. Mai 1614 ist Konrad Appel das erste Mal an dem Fronhauptgericht in Frankfurt gewesen, weil von allen aus dem Hanauer Gebiet ein Fastnachthuhn gefordert worden. Das ist aber dem Gerichtsherrn durch die Herren Schöffen abgeschlagen worden, weil man schon lange nichts mehr davon gehört hatte und es ist auch nichts gegeben worden (Mit „Gerichtsherr“ ist wohl derjenige gemeint, der als Herr einer Verwaltungseinheit zur Fastnacht ein Huhn als Fronleistung beanspruchte).

Am 21. Mai 1615 ist Hans Schales nach Friedberg gegangen und ist über Nacht dort geblieben. Am folgenden Montag hat er sich erhängt und ist unter dem Galgen begraben worden. Diese Nachricht ist erst am 30. Mai in Hochstadt überbracht worden. Am 27. Februar 1617 ist seine Frau mit Kaspar Worner verheiratet worden.

Am 21. August 1615, dem Kerbmontag in Wachenbuchen, haben die Knechte von Hochstadt eine geschmückte Birke nach Wachenbuchen getragen; das war 53 Jahre unterlassen worden. Sie haben den Baum aber nicht dort aufstellen dürfen, wo es vorher üblich war (auf dem Festplatz), sondern nur beim Haus des Cloß Klump (So waren die Wachenbucher halt schon damals).

Am 14. Februar 1616, in der Nacht des Aschermittwoch zwischen 3 und 4 Uhr, hat die Herrschaft Hanau den Junker Johann Gottfried Riedesel in Obereschbach mit der Landmiliz der Ämter Bücherthal und Bornheimer Berg gefangen nach Hanau führen lassen, weil dieser etliche Einwohner (aus dem Hanauer Gebiet) geschlagen hatte (Appel war wohl selber mit dabei).

Am Sonntag, dem 16. Februar 1617, ist ein gräflicher Erlaß von der Kanzel verlesen worden, daß in Zukunft alle Tänze verboten und abgeschafft sind, also die Tänze an Kirmes, Fastnacht und alle heimlichen und öffentlichen Tänze, nur die Hochzeitstänze sind ausgenommen. Aber 1618 ist dieser Erlaß wieder abgeschafft worden.

Am 22. April 1617 ist auf der Leuchte ein Schanzgraben gemacht worden und am folgenden Tag eine Musterung gehalten worden. Dabei sind einige Personen durch Pulver sehr verletzt worden, nämlich Kilian Stein und Johan Dill, und beide Söhne des jungen Peter Schmid.

Im Jahr 1617 haben die Mäuse in den Kornfeldern an vielen Stellen sehr großen Schaden angerichtet. Es sind so viele Mäuse gewesen, daß sie in großen Haufen beisammen gelaufen sind.

In der Woche vor und nach dem 24. August 1617 ist ein Stück neues Pflaster bei dem Torbrunnen gemacht worden (Es gab also schon vorher Pflaster). Der junge Philipp Kauß und Kilian Burger sind Rechnungsführer gewesen („Bürgermeister“ sind Rechnungsführer, es könnte sich aber auch um einen Schreibfehler für „Baumeister“ handeln).

Im Jahre 1617 haben die Behörden angeordnet, daß alle Amtsträger bis auf Neujahr in ihrem Amt haben bleiben müssen. Das Amt der Bürgermeister (Rechnungsführer) hat zuvor am

29. September geendet am Anfang der Feldschau im Herbst, das Baumeisteramt endete am 11. November.

 

Seite 41, rechts oben

Auch in Amerika geblieben ist Johann Meerbott aus der Hauptstraße 24. Er heiratet eine Amerikanerin und wird der Stammvater der zahlreichen Meerbotts in den USA

 

Seite 48, rechts, unten:

Die Ursache für die Hungersnot war folgendes Ereignis: Im Jahre 1815 tötete der Ausbruch des Tambora in Indonesien 12.000 Menschen. Außerdem hatte die in die Luft geschleuderte Asche die ganze Erde verdunkelt.

 

 

Seite 52: Gefallene Kriegsteilnehmer aus Hochstadt KRIEG 1870/71:

(in der Reihenfolge auf dem Kriegerdenkmal, nicht alle lassen sich identifizieren, zwei Namen kommen doppelt vor):

- Caspar Hensel stirbt am 8. September 1870 im Lazarett St. Leon in Naury in Frankreich an Typhus mit hinzugetretener Lungenentzündung. Die Familie erhält ein Schreiben des Oberbergrats Pfadicke aus Breslau als Subdelegiertem für St. Leon vom 9. September 1870. Der amtliche Todesschein vom 16.11.1870 wird ausgestellt vom Depot de Mendicité zu Naury. Nachkommen sind die Familie Hensel (Trinkbrunnenstraße 1) und Hensel / Löffert (Hanauer Straße 8).

- M. Fischer (Michael Fischer?).

- J. Fischer (evtl. Johannes Fischer, Hanauer Straße 14).

- Johannes Philipp Bechert (Bischofsheimer Straße 5?) wurde verwundet am 6. August 1870 in der Schlacht bei Wörth.

- Peter Koch (Am Kirchberg 3), Nachkommen sind unter anderen die Familien Hensel (Ringstraße 2) und Koch (Weiherstraße 16).

- Daniel Koch: Als er beerdigt wird, spielt zum ersten Mal eine Militärmusik bei einer Veteranenbeerdigung. Nachkommen sind die Familien Sauermilch (Hauptstraße 1) und Koch (Klosterhofstraße 1).

- Ph. Stein (nicht zu identifizieren).

- P. Stumpf (Peter Stumpf, Ringstraße Nord 1).

- W. Schäfer (evtl. Wilhelm Schäfer, Hauptstraße 44).

- Johannes Huhn (Hauptstraße 40), verwundet bei Sedan am 1. September 1870.

- Ph. Burger (evtl. Philipp Burger, Bischofsheimer Straße 13).

- Wilhelm Lind (Hauptstraße 24), verwundet am 1. September 1870, wird am 14. Januar 1891 beerdigt „mit militärischen Ehren als Invalide aus dem Krieg von 1870“

- C. Fischer (vielleicht Caspar Fischer, Lutherstraße 1).

- Philipp Schlegel (Am Kirchberg 4): Füselier im Pommerschen Füselier-Regiment Nr. 34, in der 1. Kompanie. Er stirbt am 15. April 1926 als letzter Veteran des Krieges 1870/71.

- Johann Carl Weber (Hanauer Straße 7) wird am 31. März 1891 „mit militärischen Ehren“ beigesetzt.

- W. Huhn F (er läßt sich nicht identifizieren, in der ganzen Kriegszeit ist kein Todesfall „Huhn“ eingetragen). Johannes Fischer, Bahnhofstraße 160.

- Ph. Lind (wohl Philipp Lind, Am Pfarrhof 1).

- Philipp Stein (Bogenstraße 7) nimmt als Brigadist am Feldzug teil. Nachkommen sind unter anderen die Familien Strohl (Weinbergstraße 2), Schmidt (Bogenstraße 12), Heck (Am Pfarrhof 5), Eibelshäuser (Klosterhofstraße 21), Fischer (Bahnhofstraße 160) und Krapf (Ringstraße 3).

Nicht am Krieg nahmen teil die Soldaten: J. Schäfer, H. Habermann, W. Weber F , C. Kraft, A. Krebs, J. Bauer, B. Goldschmidt, J. Stiebel, A. Schales F (unverheirateter Sohn aus Hauptstraße 22, der am 29. Juni 1871 im Garnisonslazarett in Mainz an Lungenentzündung stirbt; die Leiche wird von den Eltern hierher nach Hochstadt gebracht), W. Strohl, J. Bechert. Reservist ist Jacob Bauer.

Karl Hermann Bühling, Füselier in der 8. Kompanie des Hessischen Füselierregiments Nr. 80, geboren am 31. Januar 1851 in Mühlberg Kreis Liebenwerda, stirbt am 4. September 1872 während der Herbstmanöver an einem Hitzschlag.

Offenbar war das „Veteran-Sein“ wichtig für die Kennzeichnung eines Menschen: Daß aus einem Kind später ein Veteran des Krieges von 1870/71 wurde, wird im Zusammenhang mit der Nachtragung des Todesdatums auch bei der Taufe vermerkt. Bei der Beerdigung des Kaspar Lenz im Jahre 1905 geht der Kriegerverein mit Fahne mit, obwohl er kein Veteran des Krieges ist.

 

                                   

Seite 53: Wahlen

Am 2. März 1887 fand die Wahl zum Reichstag statt. Es kam in den Reichstag der Kandidat der vereinigten konservativen und nationalliberalen Partei, Rechtsanwalt Dr. Schier in Kassel, und der Kandidat der Fortschrittspartei Nickel, Vizebürgermeister zu Hanau. Für den ersten

traten die Konservativen und Nationalliberalen ein, für den Letzteren die Fortschrittler, die Juden, die Katholiken und die Sozialdemokraten. Die Reichswahl fiel zugunsten Nickels aus, welcher mit etwa 92 Stimmen den Sieg davontrug.

Am 23. Juni 1893 fand Stichwahl im Wahlkreis Hanau-Gelnhausen zum Reichstag statt. Es wurde der Kandidat der Konservativen, Herr Bürgermeister Stroh zu Marköbel, gewählt.

 

 

Seite 52: Kaisermanöver

Im Herbste 1883 und zwar im September fand in der hiesigen Gegend das diesjährige Kaisermanöver statt, das unter den Augen des Kaisers Wilhelm verlief. Derselbe residierte während desselben in Homburg im Taunus und dort fand auch die Kaiserparade des ganzen 11. Armeecorps statt. Dieselbe fand an einem Freitage statt. Dem folgten am Samstag, Montag, Dienstag und Mittwoch vier Manövertage. Die letzten drei Manövertage wohnte Schäfer den Manövern bei. Am letzten Tage wurde auch die Gemarkung Hochstadt vom Manöver berührt. Im Lohfeld oben unter der Kleinen Lohe stand die Artillerie des Ostkorps und beschoß von da Bergen, wo das Manöver am letzten Tage mit dessen Einnahme endete.

Zwei Tage nach Beendigung des Manövers fand am 28. und 29. September die Enthüllung des Niederwaldenkmals bei Rüdesheim am Rhein statt, welcher der Kaiser, die Generäle, die Kriegervereine, ferner Deputierte aus ganz Deutschland beiwohnten. Zugleich kam hierbei ein großartig angelegtes Verbrechen zutage: Anarchisten hatten Minen gelegt, dieselben mit Pulver gefüllt, um Denkmal und Festgäste in die Luft zu sprengen. Doch wurde das Verbrechen noch rechtzeitig vereitelt (Tagebuch Pfarrer Schäfer).

           

Seite 52: Kommers 1913:

Kommers zur Feier der hundertjährigen Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813, veranstaltet von der Gemeinde Hochstadt unter Mitwirkung sämtlicher Hochstädter Vereine am 18. Oktober 1913, abends 8 Uhr, im Saal des Gastwirts Philipp Strohl. Deklamationen:

„Oktobernacht am Völkerschlachtdenkmal“ von S. Moltke

„Aufruf“ von Theodor Körner

„Wer ist ein Mann“ von Ernst Moritz Arndt

„Lied zur feierlichen Einsegnung des preußischen Freikorps“ von Theodor Körner

„Theodor Körner“ von Friedrich Förster

„Körners Geisterstimme“ von Friedrich Rückert

„Die Leipziger Schlacht“ von Ernst Moritz Arndt

„Die drei Gesellen“ von Friedrich Rückert.

„Der Trompeter an der Katzbach“ von Julius Mosen

Dazu Gesangsvorträge, Zitherverein und turnerische Übungen.

 

Seite 53: Erster Weltkrieg

Am 3. August 1914 wird die Schule bis auf weiteres geschlossen. Am 4. August 1914 wird der Abschiedsgottesdienst für die ausziehenden Krieger mit einem anschließendem Abendmahl gehalten. Vom Konsistorium werden zwei Betstunden angeordnet. Sie werden anstelle der Christenlehre am Mittwochabend gehalten. Die in der Kirche gespendeten Gaben für die zur Fahne berufenen Krieger werden am 16. und 17. August 1914 verteilt. Der Missionar Gsell erhält nach der gehaltenen Kriegspredigt von Freunden der Mission 161,36 Mark für die in eine Notlage geratene Baseler Mission.

Auch das Diakonissenhaus in Hanau wird durch Naturalien unterstützt. Und aus der Kirchenkasse sollen 100 Mark bereitgestellt werden für Garn, damit die Mädchen Strümpfe für die Krieger stricken können, und für Material, damit die jungen Frau Hemden nähen können, und für Gebetbücher und Schriften, die den Soldaten zugestellt werden sollen.

Die in der Kirche gesammelten Gaben sollen am 30. August 1914 an die Familien verteilt werden, die trotz aller Unterstützung des Staates sich immer noch in Not befinden. Sie sollen sich beim Pfarrer melden. Der Hauptlehrer Möbus hat über 1.020 Mark gesammelt, Lehrer Geb über 371 Mark.

Der Pfarrer legt am 6. September 1914 die Probe eines Gutscheins vor, der eine Reihe von Lebensmitteln enthält. Die Mäntel der Anleihen der Kirchen- und Pfarreikasse werden im Kassenschrank des Bürgermeisters untergebracht.

Im Mai 1915 soll die Christenlehre nicht mehr mit der Kriegsbetstunde zusammengelegt werden, sondern am Vormittag nach dem Gottesdienst nach Entlassung der Gemeinde gehalten werden. Dann müssen die konfirmierten Jugendlichen („Katechumenen“) auch nicht mehr im ungeordneten Haufen um den Altar herumstehen, sondern können auf den vorderen Bänken Platz nehmen.

Im April 1916 soll die Kriegsbetstunde am Mittwoch um 7 Uhr gehalten werden. Für die Konfirmation kommt im Jahre 1916 als letzter Termin der 2. April in Frage, weil bei der Feldarbeit die Hilfe der Konfirmanden unentbehrlich ist und zwölf Väter und vier Brüder im Krieg sind. Deshalb wird ein Antrag an das Konsistorium gestellt, das offenbar einen späteren Termin wollte.

Das Konsistorium regt im November 1916 die Erbauung von Gemeindehäusern an. Das Presbyterium hält es jedoch gegenwärtig für unmöglich, ein Gemeindehaus mit Kindergarten und Diakonissenstation zu bauen.

Der Pfarrer berichtet am 2. Juni 1918 über die Unions-Jubiläumsfeier am 28. Mai in Hanau (Hanauer Union von 1818), an der leider die Kirchenältesten wegen der arbeitsreichen Zeit nicht teilnehmen konnten.

Zur Lage der evangelischen Kirche hat der Gesamt-Synodalausschuß ein Schreiben verfaßt, das am 29. Dezember 1919 von allen Anwesenden unterschrieben wird. Auch alle Gemeindeglieder über 20 Jahre sollen zur Unterschrift veranlaßt werden. Man will die Unterschriften an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung übersenden.

Am 9. März 1919 liest der Pfarrer eine Kundgebung des Gesamtsynodalausschusses vor. Eine Protestschrift gegen die Besetzung („Annexion“) des linken Rheinufers wird nach dem Gottesdienst von vielen Gemeindegliedern unterzeichnet (Frankreich hatte die westlichen Provinzen besetzt, um ein Unterpfand für verhängte Wiedergutmachungsleistungen zu haben). Die traurigen Zustände in der Gemeinde und im Vaterland werden behandelt. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes schickt im Mai 1919 ein Telegramm an das Auswärtige Amt, in dem die Rückkehr der Missionen in die Kolonien gefordert wird.

 

Die Gefallenen in der Reihenfolge ihres Todes, unter Verwendung der Angaben auf der „Ehrentafel“ und eines „Gedenkblattes“, das als Fotografie noch erhalten ist, zum Beispiel bei der Bildstelle:

- Der erste Gefallene des Ersten Weltkriegs ist der Versicherungsangestellte Wilhelm Rocholl, geboren am 2. Oktober 1890, aus der Villa am Weg zum Bahnhof: Er ist ein Leutnant im Infanterie-Regiment 99 und stirbt am 21. August 1914 bei Bieberskirch in Lothringen, in einem Gefecht um 7 Uhr bei Weyerwald. Er wird in der Nähe von Bieberskirch beerdigt, der Tag ist nicht bekannt. 24 Jahre alt.

- Jacob Peter Stein, geboren am 18. Mai 1883, Landwirt: Musketier im Infanterie-Regiment Nr. 88, Kompanie 8, verwundet in der Schlacht von Neuf-Chateau in Belgien. Dort stirbt er im Lazarett am 23. August 1914. Begraben ist er auf dem Friedhof zu Neuf-Chateau. 31 Jahre alt.

- Johannes Jungmann: Unteroffizier, Infanterie-Regiment Nr. 80, 12. Kompanie, gefallen am 10. September 1914 in der Marneschlacht. 23 Jahre (nur auf der Tafel, nicht im Totenbuch, in den Kirchenbüchern ist er überhaupt nicht mit aufgeführt).

- Wilhelm Weckmann, geboren am 24. Mai 1892, Landwirt und Wagner: Füsilier in der 10. Kompanie des Füselier-Regiments 80, gefallen am 29. September 1914 bei Champien durch Brustschuß. Begraben rechts von der Straße Solente-Champien an einem Garten. Dieser befindet sich etwa 100 Meter von dem Orte Champien entfernt. In einem Massengrab mit Kameraden der 11. Kompanie des Füselier Regiments 80.

- Heinrich Koch, Landwirt: im 1. Infanterie-Regiment Nr. 88. 9. Kompanie. Bei der Geburt des zweiten Kindes 1915 „vermißter, jedenfalls gefallener Krieger in Frankreich“. Durch Urteil des Königlichen Amtsgerichts 5 in Hanau vom 7. März 1918. Als Zeitpunkt des Todes ist der 30. September 1914 festgestellt. Im Gedenkblatt, das der Pfarrer in der Wohnung am 20. August 1918 abgibt, ist ebenfalls als Todestag der 30. September 1914 angegeben. 32 Jahre alt.

- Philipp August Schales, geboren am 31. August 1892, Arbeiter: Füsilier im Füsilier Regiment Nr. 80, 9. Kompanie, gefallen am 4. Oktober 1914 bei Villers le Roye und dort auch begraben. 22 Jahre alt.

- Georg Eibelshäuser, geboren am 18. März 1891, Eisendreher: Jäger im Jäger-Bataillon Nr. 11 (laut Gedenkblatt Jägerbataillon 13), 3. Kompanie. Am 20. September wird er verwundet in einem Gefecht bei Nouvron Chevillecourt und stirbt am 11. Oktober 1914 im Militärhospital in Caen. 23 Jahre alt.

- Hermann Bürtel, ein Arbeiter: geboren am 18. Dezember 1890, Infanterist, Ersatzmann im Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 168, I. Bataillon, 4. Kompanie. Verwundet bei Lille am 1. November 1914 durch Granatschuß mit Rückenmarks- und Lungenverletzung, Lähmung des unteren Körpers. Gestorben im Reservelazarett Dreifaltigkeitskrankenhaus in Köln-Brauns­feld am 19. November 1914. Begraben am 23. November in Köln. 24 Jahre alt.

- Friedrich Karl Reich, geboren am 22. November 1890, Pfarramtskandidat: Kriegsfreiwilliger. Gefreiter in der 9. Armee, 6. Armeekorps. Landwehr-Ersatz-Brigade 1, Regiment 4, Bataillon 4, Kompanie 2. Er erhält am 3. oder 4. Dezember 1914 eine schwere Verwundung (Leibschuß), die in einem Nachgefecht am 2./3. Dezember früh 3 Uhr geschieht, bei Mogilno bei Lask in Russisch-Polen. Ort und Stunde des Todes sind unbekannt, ebenso Tag und Ort der Beerdigung. Diese Angaben macht der vierte Sohn des Pfarrers Reich, Fritz Reich, der mit seinem Bruder Karl in der gleichen Kompanie dient. 24 Jahre alt.

- Heinrich Wandmacher, geboren am 9. Dezember 1894, Diakon: Kriegsfreiwilliger im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 208 Braunschweig. Am Yserkanal schwer verwundet und seinen Wunden erlegen zwischen 5. und 23. Dezember 1914. 21 Jahre alt.

- Kaspar Schäfer, geboren am 15. August 1892, Knecht bei Philipp Stein, später Bahnarbeiter: Seit Herbst 1913 ist er beim 5. Garde-Regiment zu Fuß in Spandau. Er kommt an 12. August 1914 nach Namur und am 30. September 1914 nach Rußland. Er wird Unteroffizier. Seit dem 12. November 1914 ist er im Hauptgarnisonslazarett in Kolberg (nicht Koblenz), dort stirbt er am 2. Januar 1915 und wird in Kolberg beerdigt (nach Angaben seines in Hochstadt wohnenden Bruders).

- Wilhelm Emmel, geboren am 14. Mai 1886, Landwirt: Wehrmann in der 10. Kompanie (mit Bleistift: 9. Kompanie) des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 88, 21. Reserve-Division. Am 3. Februar 1915 bei der Erstürmung der Höhe 191 bei Massiges in Frankreich gefallen durch Leibschuß. Nach Angaben seines Kameraden Müller aus Hochstadt wird er am 7. Februar bestattet. unweit der Stelle seines Todes bei anderen Gefallenen. 29 Jahre alt.

- Johannes Höhn, geboren am 10. November 1893, Knecht: Musketier der 10. Kompanie Ersatz-Regiment 223, 48. Reserve-Division, 24. Armeekorps. Gefallen am 7. Februar 1915 im Gefecht bei Wolosianka (Karpathen) durch Kopfschuß. 22 Jahre alt.

- Philipp Rohn, geboren am 20. Januar 1886, Wagner: Reservist im Reserve-Regiment Nr. 88 (Gedenkblatt: Regiment 89), 4. Kompanie. Am 26. Februar 1915 um 0.30 Uhr auf Wache durch Granatsplitter am Kopf verwundet (Gedenktafel: Todestag 25.02.). Er ist sofort tot. Von einer Verwundung im Dezember 1914 war er gerade geheilt. Beerdigt wird er am 26.02., abends 8.15 Uhr, in Bois de Ville-sur-Tourbe im Garten eines Gehöftes im Beisein von zwei Hochstädter Kameraden (Philipp Mankel und Wilhelm Seipel), wobei der Kompanieführer eine Ansprache hält und das Vaterunser betet. (Gedenktafel im Kirchturm: Todestag 25.02.).

29 Jahre alt

- Wilhelm Friedrich Stein, geboren am 21. Februar 1894, Bahnarbeiter: Gardefüselier im Lehr-Infanterie-Regiment, 12. Kompanie, Südarmee. Gefallen am 19. März 1915 in Galizien, am Zwinin II. 21 Jahre alt.

- Georg Lotz, geboren am 1. April 1894: Gefallen am 15. März 1915 (nur auf der Gedenktafel).

- Johannes Karl Koch, geboren am 8. September 1893, Sattler: Diente bei der 4. Kompanie des 3. Garde-Ersatz-Bataillons, Zweites Garde-Ersatz-Regiment, Armeeattaché Stranz, Garde-Ersatz-Division. Gefallen am 19. April 1915 beim Unterstandbauen durch Lungenschuß. Er stirbt eine Stunde nach der Verletzung bei Essey und wird begraben auf dem Friedhof in Essey bei Thiancourt, Meuse et Moselle, Frankreich. 22 Jahre alt.

- Peter Ludwig Stumpf, geboren am 5. Juni 1890, Spengler: Ersatz-Reservist im Infanterie-Regiment Nr. 168, 2. Kompanie, 25. Reserve-Division. Musketier. Laut der Anzeige des Ersatz-Bataillons des 5. Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiments Nr. 168 vom 12. Juni 1915 ist er gefallen um 4 Uhr nachmittags. Laut Kirchenbuch ist er gefallen am 5. Mai 1915, vormittags 10.30 Uhr in den Karpaten auf Höhe 640 bei Erstürmung des Dilec im Virawatal durch Gewehrschuß durch den Kopf. Begraben bei Virawa unter einer hohen Buche mit noch anderen Kameraden auf der Höhe 640 Dielec, Galizien (Gedenkblatt: bei Viraco?). 25 Jahre alt.

- Jakob Emmel, geboren am 21. Dezember 1888, Landwirt: Ersatz-Reservist im Infanterie-Regiment Nr. 172, II. Kompanie, XV. Armeekorps, 39. Division (Oberelsässisches Regiment 172). Gefallen am 9. Mai 1915, mittags zwischen 11 und 12 Uhr, beim Sturm auf einen Graben der Engländer bei Ypern. Er ist auch sofort tot durch Kopfschuß mit einem Infanterie-Geschoß. Begraben wird er unweit der Stelle, wo er fiel, in einem kleinen Gehölz vor der Parkmauer des Chateau südlich der Straße Ypern-Ghelmer. 27 Jahre alt.

- Philipp Heinrich Koch, geboren am 5. Dezember 1898, Lehrer: Musketier Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 222, vermißt im Ersten Weltkrieg, gefallen am 11. Juni 1915 in den Karpathen. 23 Jahre. Laut Gedenktafel im Kirchturm gefallen im Mai 1915. Im Totenbuch ist er nicht aufgeführt.

- Karl Reuß, geboren am 11. Oktober 1894, Sattler: Musketier im Reserve-Infanterie-Regi­ment Nr. 83, V. Kompanie, 25. Reserve-Division, 50. Reserve-Infanterie-Brigade. Aus Hochstadt ist er ausgezogen am 30. März 1915. Gefallen ist er in Galizien am 23. Juni 1915 (Bleistiftvermerk im Kirchenbuch: 22.06.1915 im Gefecht bei Wiesenberg, Gedenkblatt: Am 22.6.1915 bei Wiesenberg, Galizien). Beerdigt in einem Massengrab, dessen Bild das Ersatz-Bataillon Reserve-Infanterie-Regiment 83 an die Eltern sendet. Das Grab ist von der Fliegerabteilung 63 hergerichtet und mit einer Eisentafel mit eingemeißelten Namen der Gefallenen versehen, mit einem doppelten Fichtenzweig aus Schmiedeeisen unten. 21 Jahre alt.

- Peter Daubert, geboren am 7. Dezember 1879, Weißbinder: Seit 16. August 1903 Wehrmann im Reserve-Regiment Nr. 80, III. Bataillon, 9. Kompanie, 21. Reserve-Division. Am 9. September 1915 zwischen Cernay-en-Dermois und Massiges durch eine Granate erschlagen, zusammen mit Heinrich Kaufeld, Kopf- und Halsschuß. Beerdigt auf dem Soldatenfriedhof am nördlichen Hang des Kanonenbergs, Höhe 199. 36 Jahre alt.

- Andreas Heinrich Kaufeld, geboren am 19. September 1879, Maurer: Wehrmann im Reserve-Regiment Nr. 80 (Gedenkblatt: 88), 9. Kompanie. Am 9. September 1915 zwischen Cernay-en-Dermois und Massiges mit noch einem Kameraden (Peter Daubert) durch eine Granate erschlagen. Vormittags 8 Uhr. Rückenschuß. Beerdigt auf dem Soldatenfriedhof des Kanonenbergs, Höhe 199. 36 Jahre alt.

- Karl Heinrich Huhn, geboren am 12. Oktober 1883, Maurer, Dorfelder Straße 20: Ersatz-Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 80, 11. Kompanie, vermißt seit 27. September 1915 in den Argonnen (laut Gedenktafel im Kirchturm gestorben am 25.09.15).

 

- Max Wenzel: Landwehrmann im Infanterie-Regiment 116, V. Kompanie. Gefallen am 25. September 1915, vormittags zwischen 10 und 12 Uhr in der Gefechtsstellung zwischen Aisne und Argonnai (Dieusonstall ?) im Gefecht. Die Art des Todes ist der Kompanie nicht bekannt. Nicht auf der Gedenktafel im Kirchturm (Er war Dissident, irgendwann einmal ist er weggezogen).

- Philipp Burger, geboren am 9. April 1878, Maurer: Landsturm-Regiment Nr. 25, 2. Kompanie. (Gedenkblatt: Landsturmmann Reserve-Infanterie-Regiment 25). Am 24. oder 23. Februar 1916, nachmittags 6.30 Uhr, an Nierenkrampf gestorben in der Revierstube des Regiments an der Aisne bei Autreches. Beerdigt im Dorf Autreches hinter der deutschen Stellung. 37 Jahre alt.

- Wilhelm Ebert, geboren am 20. Februar 1893, Bijoutier: Infanterist im Infanterie-Regiment Nr. 81, 12. Kompanie, 21. Infanterie-Division, 18. Armeekorps (Gedenkblatt: Telefonist 12. Kompanie). Gefallen am 3. März 1916 nachmittags 10 Uhr, nördlich von Verdun durch Granatsplitter in den Kopf, nach Unteroffizier Bornemann nachmittags 6.15 Uhr unweit des Fort Douaumont. Beerdigt an der Chambrettes Ferme „in einem von uns angelegten Friedhof“ bei Couvemont. Ein Gedächtnisstein wird am 9. April 1916 errichtet. 23 Jahre alt.

- Valentin Ziegler, geboren am 24. Januar 1885, Schlosser, Hanauer Straße 7: Ersatz-Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 87, 4. Kompanie. Todestag laut Gedenktafel: 18. April 1916. Aber nicht im Kirchenbuch erfaßt. Nach anderer Angabe (Gedenkblatt?) gefallen am 25. September 1915 bei Massiges, Höhe 191, 33 Jahre alt (das Alter stimmt nicht zum Geburtstag).

- Johann Ziegler, geboren am 8. April 1894 in Altengronau, Schuhmacher: Pionierkompanie 241, gefallen am 21. Oktober 1915 bei Villers-sous-Preny. Nicht im Kirchenbuch und nicht verwandt mit Valentin Ziegler.

- Wilhelm Georg Strohl, geboren am 7. September 1884, Landwirt: Gefreiter im Infanterie-Regiment Nr. 149, 7. Kompanie, 4. Infanterie-Division. Westgrenze. Am 4. Mai 1916 gefallen bei Verdun, Höhe 304, durch Granatschuß. 31 Jahre alt.

- Konrad Dornemann, geboren am 17. Dezember 1888, Schlosser: Torpedo-Oberheizer der Reserve, 4. Kompanie, II. Torpedo-Division bzw. 18. Halbflotille. In den Dienst eingetreten am 4. August 1914. Gefallen in der Seeschlacht im Skagerag. am 31. Mai 1916 nachmittags 9.35 Uhr in der Nordsee 56/44 Grad nördlicher Breite, 5/20 Grad Länge. Nach Ermessen der Halbflotille muß der Tod als einwandfrei erwiesen angesehen werden. Das Reichsmarineamt teilt unter dem 31.10.1916 mit: „Leiche bisher nicht geborgen. Eintrag als ‚tot’ auf Grund militärischer Feststellungen“. 28 Jahre alt.

- Georg Gebelhardt, geboren am 25. Februar 1880: Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 88, gefallen am 2. Juli 1916 an der Somme. 36 Jahre alt (nur auf Gedenktafel im Kirchturm, nicht im Totenbuch).

- Jakob Philipp Bauer, geboren am 8. Juni 1888, Maurer: Ersatzreservist bei der 8. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 88. Am 1. August 1916, vormittags 11 Uhr, nordöstlich des Fort Souville bei Verdun durch einen Granatschuß gefallen. 28 Jahre alt.

- Wilhelm Konrad Seipel, geboren am 26. April 1888, Weißbinder: Gefreiter der Reserve bei der 4. Kompanie des Reserve-Regiments Nr. 88. Gefallen bei den Kämpfen um Verdun am 1. August 1916. 28 Jahre.

- Johannes August Kohlhepp, geboren am 1. August 1891, Knecht: Seit 5. April 1915 Fahrer in der 1. Batterie, Bataillon 76, Fußartillerie im Regiment 9. In der Nacht vom 9. zum 10. April wird er in Roizy bei Arras beim Einsturz eines Hauses zusammen mit zwei Kameraden verschüttet und kann nicht mehr lebend aus den Trümmern herausgeholt werden. Begraben ist er auf dem Militärfriedhof Boult, Grab 159. 26 Jahre alt.

- Heinrich Bauer, geboren am 28. Januar 1893: Gefallen am 12. Februar 1916 (nur auf der Gedenktafel im Kirchturm).

- Kaspar Philipp Burger: Soldat im Infanterie-Regiment Nr. 57, 3. Kompanie. Gestorben am 12. Februar 1917 im evangelischen Krankenhaus in Dinslaken an Lungenentzündung (ein fieberhafter Luftröhrenkatarrh und Lungentuberkulose). Er wird in Hochstadt beerdigt am 18. Februar 1917.

- Andreas Karl Schmidt, geboren am 15. Februar 1889, Landwirt: Seit 18. Mai 1913 ist er bei der 3. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 88 Hornist-Gefreiter. Gestorben ist er am 18. April 1917 (Gedenkblatt: 14. August 1914) bei einem Sturmangriff südöstlich des Ortes Juvincort nördlich von Reims durch Kopfschuß. Bleistiftvermerk: Grabstätte in der Stellung südwestlich des Dorfes Juvincort (Gedenkblatt: Fouvincourt). 28 Jahre alt.

- Wilhelm Heckert, geboren am 11. Juli 1881, Weißbinder: Soldat im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 88. Ersatz-Bataillon Infanterie-Regiment 116, Zweite Kompanie. Er stirbt am 26. Juli 1917 im Heilig-Geist-Krankenhaus in Frankfurt durch einen Schuß (Selbstmord). Krankheit: Magengeschwür bzw. Magenkrebs. Als Todestag ist (mit Bleistift) der 25./26. Juli 1917 angegeben.

- Philipp Schales, geboren am 13. Oktober 1891, Landwirt: Gefreiter der Deutschen Feldpostexpedition Nr. 969. Durch eine Fliegerbombe schwer verwundet in Frankreich an der rechten Hüfte, Schenkel und Rücken am 5./6. Juli 1917. Gestorben am 4. August im bayerischen Feldlazarett Nr. 7. Beerdigt auf dem Soldatenfriedhof in Crecy-sur-Serre am 6. August durch den Feldgeistlichen Hertel. Überführung nach Hochstadt und Beisetzung hier am 1. November 1917 durch Pfarrer Wagner aus Bischofsheim, die Leichenpredigt hält Metropolitan Reich. Eingefügter Zettel: Steckschuß rechte Hüfte mit schwerem Schußbruch des Oberschenkelhalses, Steckschuß rechte Rückenseite durch Fliegerbombe am 6. Juli 1917 bei Laon. 26 Jahre alt.

- Wilhelm Strohl, geboren am 17. August 1898, Landwirt: Grenadier im Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 261, Dritte Kompanie. Gefallen in Flandern am 6. August 1917. Bleistiftver­merk: Bei Langemarck durch Erstickung. Beerdigt auf dem Militärfriedhof Hooglede unweit Roulers, Graben 40, Einzelgrab beim Lazarett. 20 Jahre alt.

- Johann Justus Hartmann, geboren am 27. Juni 1873, Fabrikarbeiter: Überzähliger Gefreiter des Landsturms, 8. Kompanie den Infanterie-Regiments Nr. 65. Gefallen am 27. Oktober 1917 in Kortemark in Flandern abends bei Vormarsch in Stellung durch Fliegerbombe. Beerdigt am 31. Oktober auf dem Soldatenfriedhof. 34 Jahre alt.

- Hermann Merz, geboren am 31. März 1887, Schreiner: Ersatzreservist im Königs (?)-Infanterie-Regiment 145, 6. lothringisches, V. Kompanie, Inhaber der Silbernen Verdienstmedaille am Bande der Militärischen Karl-Friedrich-Verdienstmedaille. Gefallen am 30. November 1917 um 9.45 Uhr im siegreichen Angriff bei Villers-Guslain bei Cambrai durch Herzschuß.

- Johannes Hensel, geboren am 13. April 1898, Schreiner: Musketier im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 261, Sturmkompanie. Gestorben am 10. Januar 1918 an Lungenschwindsucht als Soldat im Reservelazarett in Düsseldorf-Herd, begraben am 17. Januar 1918 in Hochstadt. 20 Jahre alt.

- Johannes Heck, geboren am 27. Mai 1894, Zimmermann, Ringstraße: Gefreiter in der Minenwerfer-Kompanie Nr. 121. Laut Gedenkblatt im Minenwerfer-Regiment, Deutsche Fahrpost Nr. 924. Gefallen am 12. Januar 1918 bei Combres-Höhe durch Minenvolltreffer. Begraben am 15. Januar 1918 auf dem Friedhof in Avillers. 25 Jahre alt.

- Johannes Heinrich Seipel, geboren am 1. Juli 1896, Schlosser: U-Boot-Maschinist bei der III. U-Boot-Flotille. Im Namen des Flottenchefs teilte der Kapitänleutnant der U-Boot-Flotille III unter dem 23. Januar 1918 mit, daß das U-Boot 87 bei der letzten Unternehmung nicht wieder zurückgekehrt sei. Auf der Gedenktafel im Kirchturm ist der Todestag: 12. Januar 1918 angegeben. 23 Jahre alt.

- Wilhelm Friedrich Seng, geboren am 6. November 1898, Metzger: Musketier Infanterie-Regiment Nr. 418, 9. Kompanie, gefallen am 13. Mai 1918 bei Albert, Frankreich. 21 Jahre alt.

- Wilhelm Philipp Burger, 26. April 1890, Maurer: Am 4. Dezember 1914 tritt er in den Heeresdienst als Landsturmmann und Rekrut im Leicht-Infanterie-Ersatz-Bataillon Hanau, am 15. Dezember 1917 wegen Tuberkulose entlassen. Gestorben am 14. Mai 1918 in Hochstadt an Auszehrung. 29 Jahre alt. Andreas Daubert, geboren am 2. Oktober 1896: Gestorben am 4. November 1918. 22 Jahre alt (laut Gedenktafel im Kirchturm Oktober 1918, nicht im Totenbuch).

- Wilhelm Seipel, geboren am 14. Februar 1880, Landsturmmann: Im 4. Korps des Armierungsbataillons Nr. 45. Gestorben am 11. Oktober 1918 im Ortslazarett Nr. 710 in Baranowitschi bei Dub an Lungenentzündung. Beerdigt am 13. Oktober mittags 12 Uhr. Das Grab ist auf dem Militär-Friedhof an der Lagerstraße in Baranowitschi (Seite 112. Nummer XXXIX). Heute Soldatenfriedhof Baranowitschi II (laut Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge).

 

Weitere Todesfälle, die mit dem Krieg zusammenhängen:

Daniele Roland ist ein italienischer Kriegsgefangener, der schon krank in Hochstadt ankommt und deshalb die Arbeitsstelle bei Johannes Schröders Witwe nicht antreten kann. Er hat die Nummer 107407 des Gefangenenlagers in Meschede. Von Beruf ist er Bauer, evangelischer Konfession und 27 Jahre alt. Er ist Sohn des David Roland und dessen Frau Maria geborene Roland aus Torre Pelice (Torino). Nach Angaben des Kriegsgefangenenlagers hat er Influenza, laut Totenbuch Brustleiden. Er wird am 4. Dezember 1926 ausgegraben. Die Gebeine kommen nach Köln zum Sammelfriedhof. Der Sarg wird hier wieder begraben und die Tafel wieder auf das Grab gesetzt.

Genovefa Maillard, Tochter des Fabrikarbeiters Augustin Ruetsch und dessen Frau Magdalene geborene Schlaeflin, stirbt in Hochstadt am 9. Mai 1917. Sie war mit 19 anderen Elsässern von der Militärbehörde im Elsaß hierher verpflanzt worden.

 

 

Seite 53: Hochstadt in nationalsozialistischer Zeit

Kriegsvorbereitungen: Durch das NS-Fliegerkorps wird 1939 eine Flugzeughalle am Kochberg gebaut, weil man mit einem sogenannten „Fluggleiter“ (mit Kufen) das Segelfliegen üben will. Im Jahre 1942 wird ein Löschwasserbehälters an der Ringmauer gebaut und 1942 eine Nottür durch die Ringmauer am Haus Heinrich Koch (Mittelbäcker).

 

Unterrichtseinheit:

Einführung:

Ich bin kein echter Zeitzeuge, obwohl ich im Jahre 1940 geboren wurde, also zu Beginn des Krieges und noch fünf Jahre der Naziherrschaft mitgemacht habe. Aber als Kind kriegt man so etwas ja nicht wirklich mit. Geblieben ist nur das Gefühl der Angst, wenn Fliegeralarm war. Ich rannte dann sofort in den Keller, stellte mich aber nur hinter die Kellertür, damit ich bei einem Treffer doch noch schnell aus dem Keller heraus könnte. Ich kann heute noch nur mit Widerwillen den Ton der Sirenen hören. Ich kann mich auch noch erinnern an Tieffliegerangriffe, als wir Verwandte in Rumpenheim besuchen wollten und uns in den Straßengraben werfen mußten, wenn das typische Geräusch der Tiefflieger zu hören war.

Aber von den politischen Verhältnissen kriegte ich natürlich so gut wie nichts mit. Wir hatten auch genug zu essen, weil die Großeltern einen kleinen Bauernhof hatten. Erste Erinnerungen habe ich an sich nur an die Nachkriegszeit. Dennoch bin ich auch von diesem Thema betroffen, denn mein Vater war schon vor 1933 Mitglied der Nazipartei. Mein Großvater war deutschnational, ein Onkel war Sozialdemokrat, ein Onkel war Kommunist und mein Vater eben Nationalsozialist. Er hat Werbung gemacht für die Partei und war ehrlich überzeugt, daß Hitler das Beste für Deutschland und die Menschheit wollte.

Nur hat er sich von der Partei abgewandt, als diese die Macht errungen hatte und andere um ihres Vorteils willen in diese Partei eintraten. Ich weiß nicht, ob mein Vater formal ausgetreten ist, aber er hat sie zumindest nicht mehr unterstützt, weil er wohl doch erkennt hatte, wie verlogen das alles war. Nur eins hat er nicht abtun können: Er glaubte noch Ende 1944 an den Sieg Deutschlands im Krieg, er konnte sich nicht vorstellen, daß Deutschland in die Hände der Feinde fallen würde. Dafür geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und ist im Oktober 1945 an Kreislaufschwäche und Niedergeschlagenheit gestorben. Ich habe keine Erinnerungen mehr an ihn und mußte wie so viele andere damals ohne Vater aufwachsen.

 

 

Kindergarten (Klosterhofstraße 6, heute katholische Kirche):

Hier war der Hochstädter Kindergarten. Wenn Fliegeralarm war, dann mußten alle Kinder in den Keller, obwohl der im Ernstfall wohl auch nicht wirklich geholfen hätte. Hochstadt ist zwar von Bomben verschont geblieben - es fielen nur 14 Bomben ins Feld. Aber die Kindheit wurdeart doch geprägt von der Angst vor den Flugzeugen. Wie gut ist es da, daß heute die Kinder im Frieden aufwachsen können.

 

Schule ( Klosterhofstraße 4):  

Der 30. Januar 1934, der Jahrestag der Machtergreifung Hitlers, wird in der Schule groß gefeiert. Schon 1935 sind alle Schüler über 10 Jahre im Jungvolk oder der Jungmädelschaft. Und 1936 sind alle vier Lehrer in Organisationen der Nazipartei tätig.

Bei Kriegsausbruch wird in der Schule Flachs untergebracht. Ein Schulraum wird beschlagnahmt für den Kindergarten. Sammlungen von Heilkräutern, Knochen, Altkleidern und Spielzeug werden durchgeführt. Die Hochstädter Schule steht dabei an erster Stelle im Kreis. Am 17. März 1942 wird überall die Bekenntnisschule aufgehoben.

Ein schlimmer Nazi war der Lehrer Röder (siehe unten). Die meisten Lehrer waren gemäßigt und traten nicht so sehr in den Vordergrund. Der Lehrer Karl Glinder, Weiherstraße 3, wurde bei Kriegsausbruch zur Wehrmacht eingezogen und wurde erst als Offizier bei der Wehrmacht so richtig nationalsozialistisch. Der Lehrer Textor und der Lehrer Möbus (der nach Röder sogar noch eine Zeit die Orgel in der Kirche spielte) waren nicht besonders aktiv. Ein Sonderfall war noch der Lehrer Keim, der nach dem Krieg in dem Haus Klosterhofstraße 4 wohnte. Er hielt in der Nazizeit nationalsozialistische „Trauungen“ (also nicht nur weltliche, sondern parteilich geprägte. Mindestens zwei Fälle sind bekannt. Er war klein und beredt wie Josef Goebbels, der Propagandaminister der Nazis.

Nach dem schweren Bombenangriff auf Hanau am 6. Januar 1945 wird in der Hochstädter Schule ein Lazarett eingerichtet. Alle Einrichtungsgegenstände werden einfach auf den Hof gestellt, der Kindergarten geschlossen. Die Schüler haben in Notunterkünften zwei Stunden Unterricht. Am 20. März 1945 sind die Amerikaner da. Der Unterricht in allen Schulen wird geschlossen.

Am 29. Mai 1945 wird der Unterricht in der Grundschule wieder aufgenommen. Die männlichen Lehrer werden allerdings alle entlassen, es bleiben nur die Lehrerinnen Lorey, Schmitz und Schomberg. Da es keine Kohlen gibt, werden im Winter längere Ferien eingelegt. In der Schule wird wieder die Ofenheizung eingeführt. Zum Weihnachtsfest 1947 bekommen die Schüler 465 Päckchen von den Amerikanern geschenkt.

 

Es gab aber dann das Entnazifizierungsverfahren, das vor allem den Sinn hatte, die Mitläufer von den wirklichen „Aktivisten“ zu trennen, um sie dann wieder in den Staatsdienst oder die Gesellschaft überhaupt einzugliedern. Das war zum Beispiel Ende 1948 der Fall, als der Lehrer Glinder wieder ein Klasse übernahm.

 

Rathaus: Die Akten befinden sich in der alten Schule in Dörnigheim (heute: Polizeistation).

Die Unterlagen für Wachenbuchen sind sehr gut erhalten. Aber die Hochstädter Akten wurden „entnazifiziert“: Entweder sind die Akten zufällig verloren gegangen oder sie wurden bewußt entfernt. Selbst das „Beschlußbuch des Bürgermeisters“ fehlt, obwohl es bei der Ordnung des Archivs erfaßt wurde. Es wäre ein sehr wichtiges Buch, weil der Bürgermeister damals allein das Sagen hatte und die Beschlüsse vorab in das Buch eintrug, das später die Gemeindever­ord­ne­ten zu beschließen hatten.

 

Gasthaus „Neuer Bau“:

Im Jahre 1943 kam eine Gruppe junger Frauen aus der Sowjetunion, von denen ein Teil in der Gaststätte „Zum Neuen Bau“ untergebracht war. Eine Frau mit Namen Tatjana arbeitete in der Gastwirtschaft Strohl. Sie wurde von der Arbeitsgeberin aber direkt am Hanauer Hauptbahnhof abgeholt. Allerdings durfte sie nichts gleich ins Haus, sondern sie wurde erst in der Waschküche gewaschen („wegen des Ungeziefers“) und erhielt neue Unterwäsche (ihre eigene war sehr grob). Eines Tages wurde festgestellt, daß sie einen Teil ihrer Bettfedern genommen hatte, um daraus ein Kissen für eine andere Frau zu fertigen, die in der Gaststätte „Zum Neuen Bau“ wohnte und schwanger geworden war. Im Januar 1945 wurden die Frauen vor dem Haus Hauptstraße 36 auf einen Lastwagen geladen und fortgebracht.

 

Bürgermeister:

Von 1916 bis 1933 war Bürgermeister Philipp Schäfer, der in seiner Wohnstube Hauptstraße Nr. 42 amtierte. Er wurde von den Nazis abgesetzt. Neuer Bürgermeister wurde 1933 Wilhelm Stein, Hauptstraße Nr. 53, geboren 1908, gleichzeitig auch Ortsgruppenleiter der NSDAP. Er war noch einigermaßen vernünftig, wurde aber als noch relativ junger Mann zur Wehrmacht eingezogen, wie man sagt, nicht ohne Nachhilfe seines Nachfolgers. Er ist im Februar 1945 gefallen. Eine seiner Töchter heißt Gudrun und ging mit meiner Schwester in eine Klasse. Über die Vergangenheit des Vaters haben wir nichts gewußt.

 

 

Haus Rohn, Hauptstraße 49:

Bei Rohn, Hauptstraße 49, und Seng, Am Rathaus 2, waren Franzosen zur Zwangsarbeit verpflichtet. Diese waren nach dem Krieg bei ihren „Gastgebern“ zu Besuch und konnten noch genau angeben, wo die Äcker der Familien in der Flur lagen.

 

Ringmauer: Katzenbaum

Bei der Bank an der Ringmauer östlich des Narrenhauses stand ein Weißdornbaum, der im Volksmund „Katze-Baum“ hieß. Er wurde so genannt nach Salomon Katz, dem letzten Leiter der jüdischen Gemeinde in Hochstadt, weil er dort immer gern auf der Bank gesessen hat. Leider wurde der Baum im Jahre 1997 von unwissenden städtischen Mitarbeitern gefällt, aber nach Protesten aus der Bevölkerung wurde ein neuer Baum an seiner Stelle gepflanzt. Die Familie Katz wohnte in der heutigen Ritterstraße 11.

 

Haus Katz, Ritterstraße 11: siehe Juden

 

Synagoge: Der Sturm auf das jüdische Gotteshaus wurde von der SA („Sturmabteilung“, Schlägertruppe der NSDAP) durchgeführt. Anführer war der Diamantschleifer Wilhelm Gerlachs, Trinkbrunnenstraße 2, der 1897 in Wachenbuchen geboren wurde. Er hatte einen SA-Helm auf mit Sturmband und gab die Befehle. Weitere Anführer waren Wilhelm Drobniak, g. Geboren 1902, Taubenstraße 3, und der Schornsteinfeger Nordmeyer aus der Jägerstraße und ein Mann mit dem Spitznamen „Langohr“, nämlich Wilhelm Mankel, Bischofsheimer Straße 19, aus der Familie Mankel, Bischofsheimer Straße 2..

 

Haus Strauß, Hauptstraße 41: siehe Juden

 

Jüdische Schule, Hauptstraße 43 (siehe auch Juden)

In dem Haus wohnte die Familie Ausäderer, die jüdischer Abstammung war. In den Kirchenbüchern taucht sie nur auf, weil Theodor Ausäderer später evangelisch heiratet. Die Stammeltern sind der Schneider Isidor Max Ausäderer und Frau Elisabeth („Betchen“) geborene Appel. Isidor Ausäderer kommt durch die Heirat nach Hochstadt. Er stammt aus Lissa in Posen, heute Lesno, auch „Fraustadt“ genannt. Bettchen Ausäderer wurde am 7. September 1865 geboren und starb am 28. November 1923. Das geht hervor aus der Inschrift auf ihrem Grabstein auf dem Hanauer jüdischen Friedhof. Die Inschrift ist zunächst hebräisch, ohne Vorname und Todesdatum. Im deutschen Text ist der Name Bettchen Ausäderer und das Todesdatum angegeben.

 

Haus Stern (Hauptstraße 31): siehe Juden

 

Haus Goldschmidt (Hauptstraße 26): siehe Juden

 

Schmiede Klees, Hauptstraße 20:

Philipp Ziegler, der spätere Bürgermeister, stritt sich im Zug einmal mit „Schmied Klees“, wahrscheinlich dem kaufmännischen Angestellten Philipp Klees aus der Hauptstraße 20. Dieser war ein Nazi und Ziegler Sozialdemokrat. Die anderen Mitfahrenden taten so, als hörten sie nichts, hielten aber den Atem an. Zum Glück zeigte aber niemand die lautstarke Auseinandersetzung an, Ziegler blieb unbehelligt.

 

Historisches Rathaus: Im Oberstock des Rathauses tagte die Gemeindevertretung. Zu dieser gehörte bis Anfang 1933 auch der Kommunist Heinrich Reuß, geboren 1901, Klosterhofstraße 15 (Nach dem Krieg ist er wieder für seineen Partei im Schulausschuß). Doch die Kommunisten entfernte man aus den Parlamenten, indem man sie einfach verhaftete. Reuß war der einzige Gemeindevertreter, außer ihm gab es noch zwei weitere Aktivisten dieser Partei im Ort.

Bei den ersten Wahlen nach der sogenannten „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 errang die SPD in Hochstadt noch die absolute Mehrheit. Als man aber zur ersten Sitzung der Gemeindevertretung zusammenkam, sagte man den Sozialdemokraten: „Ihr könnt gehen!“ Damit hatte die NSDAP alle Sitze in der Gemeindevertretung inne.

 

Haus Fliedner, Am Rathausplatz 3:

Im Oberstock des Hauses an der Ecke Am Rathaus 3/Trinkbrunnenstraße wohnte die Familie Hartoch: Janette Hartoch geborene Appel ist am 13. Juni 1871 geboren und am 23. Oktober 1942 in Theresienstadt gestorben (nach anderer Angabe in Hochstadt gestorben). Der Mann und der 1914 geborene Sohn Heinrich ziehen 1938 nach Frankfurt.

 

Gasthaus „Zur goldenen Krone“:

In der Gastwirtschaft war beschäftigt Adam Kirchhof, geboren 1862 in Bellings, Sohn des Schmieds Kaspar Kirchhof und seiner Frau Marie geborene Engelhardt aus Bellings. Er war seit 45 Jahren in Hochstadt, etwa 20 Jahre bei in der Gastwirtschaft Rauch. Er stirbt am 6.10.1940 in der Landesheilanstalt Marburg, wurde also vermutlich umgebracht aufgrund des „Euthanasiegesetzes“.   

 

Gasthaus „Zum Tiger:      

Den größeren Bauern wurden im Krieg Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter oder Zwangsarbeiterinnen zugeteilt. Die eigenen Männer waren ja im Krieg, da sollten die Ausländer die fehlenden Arbeitskräfte ersetzen. Aber es war Vorschrift, daß diese keine mitmenschlichen Kontakte zu den Deutschen haben durften und zum Beispiel nicht mit am Essenstisch sitzen durften. Aber es ist in Hochstadt nur eine Familie bekannt, die das wirklich durchgeführt hat, die Familie des Ortsgruppenleiters der Nazipartei. Der Wirt des Gasthauses „Zum Tiger“, Andreas Keller war einer von denen, die sich da nichts haben sagen lassen. Er hat die Ausländer als seine Kollegen und wertvolle Arbeitskräfte angesehen. Auch als er selber Bewacher des Kriegsgefangenenlagers in Bad Orb war, hat sich hilfreich gezeigt (siehe unten).

 

Gemeindeverwaltung, Hauptstraße 4:

Der erste Nazibürgermeister verlegte seinen Amtssitz in die alte Schule. Er war jetzt der unumschränkte Herrscher. Wie das Beispiel Wachenbuchen zeigt, hatte er ein Beschlußbuch, in das er seine Entschließungen eintrug, ohne jemanden zu fragen. Diese Beschlüsse las er dann der Gemeindevertretung vor und diese stimmte zu. Das „Führerprinzip“ wurde so auf die Ebene der Gemeinde übertragen.

Die Angestellten der Gemeinde waren keine Nazis, verhielten sich aber loyal (was blieb ihnen auch anders übrig, wenn sie ihre Stelle behalten wollten). Im Haus wohnten noch Lehrer. Der Lehrer Textor wurde von den Amerikanern kommissarisch zum ersten Bürgermeister gemacht, weil er Englisch konnte

und im Haus der Gemeindeverwaltung wohnte.

Ab 1. September 1945 wurde Bürgermeister Fritz Schäfer, Wachenbucher Straße Nr. 21. Der erste aus Wahlen hervorgegangene Bürgermeister war Philipp Weber von 1946 bis 1948 (nach ihm ist die Philipp-Weber-Straße benannt). Er wohnte Hanauer Straße 20a und war in der Nazizeit nur Gemeindediener.

 

Hauptstraße: Es gibt eine Menge von Fotoaufnahmen aus dem Jahr 1936, als auch in Hochstadt das nationalsozialistische Erntedankfest gefeiert wurde. Die zentrale Veranstaltung war auf dem Bückeberg in Norddeutschland, wo Hitler das große Wort führte. Aber offenbar machte man entsprechende Veranstaltungen in den einzelnen Ortschaften, in Hochstadt mit einem Umzug durch den Ort. Es gab auch einige Jungbauern aus Hochstadt, die bei den jährlichen Feiern auf dem Bückeberg dabei waren (Zum Beispiel Strohl, Altkönigstraße 3

 

Haus Appel, Bogenstraße 6: siehe Juden

 

Alte Schule, Hauptstraße 4:

Im Oberstockwerk des Gebäudes wohnten Lehrer. Der schlimmste Lehrer der Nazizeit war Johann Ernst Röder (genannt „Hans“), geboren 1895 in Gersfeld, vorher Lehrer in Erbstadt. Er behauptete sogar im Unterricht, Hitler ließe die Kartoffeln wachsen. Sonntags stand er am Fenster seiner Wohnung und beobachtete, wer in die Kirche ging.

 

Kirche: Gedenktafel für die Gefallenen der Kriege./

zu bewahren.Hier sind 49 Tote aus dem Ersten Weltkrieg und 68 Tote aus dem Zweiten Weltkrieg aufgeführt. Manche Familien haben schon im Ersten Weltkrieg den Mann verloren und im Zweiten Weltkrieg den Sohn. Die Familie Bürthel zum Beispiel ist so in Hochstadt ausgestorben. Vor dem Kirchturm steht das Denkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, ein „Siegesdenkmal“, das nur einen Gefallenen verzeichnet. Aber es kommt nicht darauf an, im Krieg zu siegen, sondern jeden Krieg zu vermeiden. Ein Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Auch Soldaten sind „unschuldige Opfer“. Solche Denkmäler und Gedenktafeln erinnern uns daran, den Frieden

 

Pfarrhaus ( Hauptstraße 9):

Der Pfarrer Gerlach war kein Anhänger der Lehre der „Deutschen Christen“, die deutsch-christliche Kirchenleitung in Kassel ließ ihn aber im Amt (Pfarrer der „Bekennenden Kirche“ verloren meistens ihr Amt). Als die Nazis die Synagoge zerstörten, schauten auch einige Konfirmanden zu; der Pfarrer jagte sie weg mit den Worten: „Die Synagoge ist ein Gotteshaus, da guckt ihr nicht zu, wenn es zerstört wird!“

Im Kirchenvorstand gab es Anhänger der Nazipartei, die aber mit der Zeit den Sitzungen fernblieben und nach dem Krieg entlassen wurden und bei Wahlen durch kirchliche Leute ersetzt wurden.

 

Hof Brosch, Hauptstraße 2:

Auf dem Hof Hauptstraße 2 arbeiteten eine Polin, eine Russin, ein Ukrainer und der Franzose Louis. Der Franzose hatte eine Liebschaft mit Lina, die beim Oberbäcker arbeitete. Er wurde allerdings krank und kam zunächst ins „Stalag“ in der Gaststätte „Krone“. Dorthin hat ihm Marie Schmidt geborene Studenroth (später: Ziegler) Essen gebracht. Als er dann ins richtige Stalag auf der Wegscheide kam, besucht sie ihn auch dort, um ihm Essen zu bringen. An der Pforte stand zufällig der Hochstädter, nämlich Andreas Keller aus der Gaststätte. Er rief den Franzosen herbei und ging dann weiter auf und ab und tat so, als habe er nichts gesehen.

Auf dem Hof Hauptstraße 2 arbeitete eine Russin, die hoch schwanger war. Dennoch arbeitete sie im August mit bloßen Füßen auf dem Feld und gabelte Strohballen auf den Wagen. Im September wurde das Kind geboren. Als sie aber das Kind geboren hatte, durfte sie nicht mehr auf den Hof, sondern kam nach Dörnigheim in das Lager in der Wäscherei Seibel. Aber sie besuchte weiterhin die Familie in Hochstadt, die ihr den Kinderwagen von Marlis Hörnis (Hauptstraße 7) besorgte und auch Windeln aus Stoffresten zurechtschnitt. Ihr Name wird mit „Baraska“ oder ähnlich („Barras“) angegeben. Es ist aber nicht sicher, ob sie identisch ist mit Warwara Schildchenko (Quelle: Marie Ziegler).

 

Hanauer Straße 4:

Der Ober-Nazi in Hochstadt war Heinrich Wilhelm Bauer, geboren 1898. Er war zunächst nur stellvertretender Bürgermeister und wurde dann zum Vielfach-Funktionär. Nachdem Bürgermeister Stein zur Wehrmacht eingezogen war, wurde „Bauer Heinrich“ Bürgermeister, Ortsgruppenleiter und Ortsbauernführer. In der Bevölkerung war er gefürchtet, ein Nazi wie er im Buch steht, dabei aber hinterhältig und verkniffen. Wenn einer „Feindsender“ hörte oder zu freundlich zu dem Zwangsarbeiter war, dann wurde gewarnt: „Wenn das nur nicht der Bauer Heinrich erfährt!“ Die Zwangsarbeiter saßen natürlich bei ihm an einem besonderen Tisch. Er war Bürgermeister bis zum Ende der Nazizeit. In meiner Familie wurde erzählt, er wäre auch schuld daran gewesen, daß mein Vater zur Wehrmacht eingezogen wurde, obwohl er stark schwerhörig war. Aber im Jahre 1942 holte man einfach jeden. Angeblich habe er auch dafür gesorgt, daß man Vater in die vorderste Linie gestellt wurde. Auch das stimmt nicht, er war laut seinen Briefen mehr in den rückwärtigen Linien.

Danach wurde kommissarisch der Lehrer Textor Bürgermeister, weil er Englisch konnte und im Haus der Gemeindeverwaltung wohnte. Ab 1. September 1945 wurde Bürgermeister Fritz Schäfer, Wachenbucher Straße Nr. 21. Der erste aus Wahlen hervorgegangene Bürgermeister war  Philipp Weber von 1946 bis 1948. 

 

 

Kriegsende

Schilderung von Dr. Bernhard Pfälzer:

Die Behörden hatten in Wachenbuchen einige Leute aus der Bevölkerung bewaffnet, damit sie englische (?) Fallschirmspringer festnehmen, deren Flugzeug abgeschossen worden war und die mit dem Fallschirm abgesprungen waren. Sie wurden dann ins Rathaus in Hochstadt gebracht, wo eine zentrale Sammelstelle war. Einer der Soldaten war schwer verletzt. Einer wollte Dr. Seufert Bescheid sagen, der damals noch in Bischofsheim wohnte. Doch der Lehrer Röder sagte: „Früher haben wir das anders gelöst!“ Damit meinte er, daß Gefangene erschossen wurden. Man hat aber doch Dr. Seufert gerufen. Als der kam, hat er getobt: „Auch das ist ein Mensch, ihm muß geholfen werden!“ Er versorgte ihn zunächst und nah ihn dann mit nach Bischofsheim und pflegte ihn. Der Mann hat ihn später einmal besucht und seinem Lebensretter noch einmal gedankt.

Der Vater von Dr. Pfälzer hatte den Leuten empfohlen, beim Heranrücken der Amerikaner weiße Tücher herauszuhängen. Als die Gestapo die Leute zur Rede stellte, sagten sie: „Der Sanitätsgefreite Pfälzer hat uns das gesagt!“ Darauf versuchte die Gestapo, Pfälzer zu verhaften. Der erhielt aber einen Marschbefehl, sich bei einer Einheit in der Bulau zu melden. Dort ist er dann auch hin und hat so alles überstanden.

 

Die Amerikaner kamen von Mühlheim über den Main nach Dörnigheim und fuhren dann weiter nach Hochstadt. Wahrscheinlich über die Jägerstraße fuhren sie durch das Obertor und dann die Hauptstraße hinunter Richtung Bischofsheim. So hat Peter Heckert es auch in Erinnerung: Als sie im Keller saßen, fuhren die Fahrzeuge von oben nach unten durch die Hauptstraße (Quelle: Nahrgang, Offenbach Atlas).

 

Die Amerikaner in Hochstadt:

Experte für militärische Sachen aus dem Krieg ist Michael Huhn (Weinbergstraße 10). Ihm geht es hauptsächlich um die Soldaten der Einheiten, die in Hochstadt stationiert waren. Die Einheiten, die an der Befreiung von Dörnigheim, Hochstadt und Wachenbuchen beteiligt waren. hat er einigermaßen zusammen. Auch die Fernmeldetruppe, die in Hochstadt stationiert war, hat er identifiziert.

Sein Elternhaus in der Hauptstraße 40 war nach Einmarsch der Amerikaner als Kommandozentrale (?) requiriert gewesen. Anscheinend ist nach Einmarsch der Amerikaner am 28. März 1945 das komplette Haus geräumt worden und die Familie Huhn mußte in der Bogenstraße bei Familie Weiss unterkommen. Im Stadtarchiv gibt es nichts über die Amerikaner, die Behörden hatten damals andere Sorgen.

Es mußten aber aus Sicherheitsgründen für die durchfahrenden Autos der Amerikaner alle Häuser in der Hauptstraße geräumt werden. Da damals eine der Nachschublinien der Amerikanischen 6. Armee durch Hochstadt ging, ist es mehr als logisch Die Familie Heckert, Hauptstraße 13, mußte damals in die Bogenstraße 14 ziehen, was aber eine Familie aus Hanau nicht hinderte, in das Haus in der Hauptstraße einzuziehen. Die Familie durfte nur morgens und abends zum Viehfüttern in ihr Haus.

 

 Seite 55: Einwohnerzahl

Im Jahre 1900 waren es 1.187 Einwohner, im Jahre 1906   waren es 658 Männer und 645 Frauen, insgesamt 1.303 Einwohner.

 

Seite 56: Familiennamen

Aus dem Zinsregister der Kirche im Staatsarchiv Marburg gehen die Namen von Hochstädtern hervor, die vor dem Beginn der Kirchenbücher gelebt haben. Jedenfalls steht mitten in der Akte „Anno 1641“. Die Namen sind nicht immer sicher zu lesen, unterscheiden sich aber zum Teil stark von den späteren Namen: Schultheiß Kilian Basten (vielleicht Kilian Vetter oder Kilian Velten oder Velden 1608 - 1635), Ulrich Drappen (= Trappe), Philipp Kauß, Jörg (Georg) Heilmann, Michel Burchessen (= Burger?), Johannes Creß (von 1632 bis 1661 Pfarrer), Kilian Burger (?), Stoffel Emmel (der Chronist heißt Andreas Emmel?), Hans Heß, Hans Christ, Peter Danner (?), , Hans Weber, Asmus Mentz (?), Claß Cleß (?), Hans Koch, Abraham Jud, Cleß Appel (?), Johannes Heckardt, Johannes Schäfer, Kilian Burger der Junge, Niclass Stepfen (?), Hans Warsing, Hans Langer, Hans Burger; Henn Müssen (?), Hans Moisch (von Wachenbuchen), Peter Pauly, Johannes Schreigtes (?), Peter Buls (?), Kilian Burger der Alte, Johann Hanssen und Johann Emmel, Jörg Kulmann (von Dörnigheim), Michel Laus (?), Alban Burger, Hans Deinges (der Gemeindewirt um 1600), Asmus Wenzel, Valtin Igel (?), Kilian Wenzel, Tobias Stein, Johann Albrecht, Hans Strohl, Bromy (?) Stein, Michel Mauermann, Hans Muß, Michel Schrod oder Michel Schröder, Valtin Stein, Kilian Strohl, Johannes Paulus, Marin Burger, Michael Weiss, Hans Burly, Hans Danilo, Friedrich (?) Schnepper, Hans Emmel der Junge, Hans Schales, Johannes Lommel (Grabplatte von 1580 für Margarete Lommel an der Kirche), Nicolaus Drapp (= Trapp), Kilian Gebauer, Lips Kauß, Hans Engelmann (?), Conradt Schmidt, Hans Burger der Jüngere, Johann Classen (von Wachenbuchen), Herter Müller, Peter Emmel (von Steinau), Andreas Ebert (aus Bischofsheim), Hans Gebauer, Gangolf Strohl, Adam Deinges, Conradt Schreiber (?), Georg Wiedmark, Cyriak Schatz, Peter Lems (?), Michel Deinges, Henn Muß (?), Danges Mauermann, Johannes Schenigt (?), Kilian Burger, Kilian Wurtz (aus Dörnigheim), Johannes Schrunigkt (?), Heinrich Strohl, Philipp Strohl, Martin Burger, Laß Strohl, Johann Fieres, Peter Kehl (?), Valtin Krebs, Hans Kaufmann, Peter Lens (Leuis ?), Hans Dudler (?), Adam Classen (von Wachenbuchen), Michel Mauermann, Niclas Becker, Niclas Steinbauer (?), Adam Schäfer, Hans Emmel der Jüngere, Hans Gruß (Weitere alte Namen finden sich bei den Spenden für die Altäre).

 

Seit 59: Der alte Dreimärker

Auf dem geteerten Fußweg südlich der Autobahn geht bald nach dem Knick nach rechts ein Weg ab, der die Dörnigheimer Grenze markiert. Hier stand ein alte Dreimärker, ein Stein, an dem drei Grenzen aufeinander treffen. Er ist aus der Karolingerzeit, ein Grenzstein, der die drei alten Gaue voneinander trennte: Hochstadt gehörte zum Gau Wetterau, Bischofsheim zum Niddagau und Dörnigheim zum Maingau.

Im Jahre 1674 findet eine Grenzkommission einen Stein, den die Bischofsheimer gesetzt haben und der in ihrem Buche stünde, das sie mit den Dörnigheimern gemeinsam haben, also die Hochstädter nichts anginge. Dabei kann es sich nur um die Stelle handeln, wo die drei Gemarkungen von Hochstadt, Bischofsheim und Dörnigheim aneinanderstoßen.

Dieser Stein grenzte Bischofsheim und Dörnigheim in Nord-Süd-Richtung ab, stand aber etwas weiter östlich der Linie, die Bischofsheim und Hochstadt in Nord-Süd-Richtung abgrenzte. Er stand aber auch auf der Hochstädter Grenze, die ein kurzes Stück Hochstadt und Bischofsheim in Nord-Süd-Richtung abgrenzt und dann vor allem Hochstadt und Dörnigheim voneinander trennt. Allerdings macht die Grenze genau an diesem Stein noch einen kleinen Knick nach Süden, so daß es so aussehen konnte, als stünde der Stein südlich der Hochstädter Grenze.

In einer alten Grenzbeschreibung heißt es: Die Grenze verläuft „vom Kahlenberg herab längst der Anwende der Äcker, die zum Hof Groschlag gehören, des Klosters zum Hahnes (Haina), und zieht herab gegen die Wahlstatt und Flecken, wo vor alten Zeiten die alte Hanauer Brücke gestanden hat, und dann gleich durch die Wiesen am Priesterrock“. Der „Kahlenberg“ neben dem Bischofsheimer Pfarracker aber ist die Flugsanddüne südlich des Anglersees südlich der Autobahn, dort wo der Dreimärker stand. Nördlich davon sind die Äcker, die zu dem Hof des Kloster Haina gehören, der im ehemaligen Dorf Groschlag stand (heute im Bereich der Hofgerichtstraße und Fahrgasse). Die alte Hanauer Brücke ist an der Kreuzung unterhalb des Kochbergs. Und das Bischofsheimer Flurstück „Priesterrock“ liegt westlich der Stelle, wo die Querspange die Hochstädter Flur „Auf der Mühlbach“ anschneidet. Nördlich davon war die Grenze wohl nicht mehr umstritten,

 

Seite 60: Alte Grenzsteine wieder neu entdeckt

In der Hochstädter Chronik heißt es: „Im Jahre 1927 stand hier am Rand des Kiefernwäldchens beim alten Sportplatz noch ein ganz alter Grenzstein.“ Das hört sich so an, als sei der Stein inzwischen verschwunden. Das mag auch sein, wenn es sich um einen Stein direkt an der Bahnhofstraße gehandelt haben sollte, wo man ja auch einen solchen Stein erwarten kann.

Doch auf dem Gelände der Firma Bouwfonds am sogenannten „Klingsee“ konnte man im Jahre 2000 einen alten Grenzstein entdecken, der ein ganz bedeutende Sachzeuge für die Geschichte Hochstadts und Dörnigheims ist: Er trägt auf der einen Seite das alte Hochstädter Wappen, nämlich das H mit der Hacke, und auf der anderen Seite das alte Dörnigheimer Symbol, das wie ein E aussieht. Solche Steine wurden im 17. Jahrhundert gesetzt.

Der Stein befindet sich etwa 40 Meter östlich der Stelle, wo die Baumstämme aus dem See herausgezogen wurden. Er steht auf der Grenze zwischen den beiden Gemarkungen, etwa zwei Meter nördlich des Ufers. Hier macht die Grenze einen ganz leichten Knick in nördliche Richtung – ein Grenzstein zur Markierung war also erforderlich. Der Stein ragt nur etwa 30 Zentimeter aus dem Boden heraus. Es ist aber zu vermuten, daß der größere Teil in der Erde steckt. Der Stein dürfte etwa einen Meter hoch sein und sich nach unten noch beträchtlich verdicken. Die Grenze soll laut Bebauungsplan an das Seeufer verlegt werden, damit die neuen Eigen­tümer nicht zwei Grundstücke in zwei Gemarkungen haben. Deshalb ist es umso wichtiger, daß der ursprüngliche Verlauf der Grenze durch so einen Grenzstein markiert wird.

Die Eigentümer haben zugesagt, den Stein an seiner Stelle zu erhalten.

Ein weiterer Stein stand in der Höhe des Übungsplatzes der Bogenschützen, wurde aber vom Verein Heimatmuseum zu Norbert Mankel geholt und lagert dort und soll am Anglersee wieder aufgestellt werden. Ein noch älterer Grenzstein aus dem Jahre 1579 stand im Vorgarten des Hauses Weiherstraße 3, ist aber heute entfernt. Er stand ursprünglich auch an der Grenze nach Wachenbuchen zu, nämlich an dem Bach am nördlichen Waldrand. Das Alter dieser beiden Steine läßt den Schluß zu, daß auch die Steine an der Dörnigheimer Grenze aus der Zeit um 1600 stammen.

Es gibt nur noch ganz wenige Steine dieser Art und nur an der Grenze zwischen Hochstadt und Dörnigheim. Hier im Wald blieben sie erhalten, während sie im Feld beseitigt wurden, weil sie beim Ackern im Weg waren. Ein etwas kleinerer Stein mit den Wappen steht nördlich der Autobahn am Rand der Braubachwiesen. Und ein weiterer hoher Stein steht dort, wo die Grenze in Richtung ehemaliger Ruhbank abknickt. Dann folgt der Dreimärker nördlich der Ruhbank

Es gibt darüber hinaus noch eine Reihe kleinerer Steine ohne Wappen und Jahreszahl. Aber leider verschwindet immer wieder einmal einer. In den Chroniken von Hochstadt und Wachenbuchen sind alle aufgezählt, 1998 noch zu finden waren. . Die Grenzsteine sind Bodendenkmale, die unter dem Schutz des Gesetzes stehen. Sie sind wichtige Zeugen der Geschichte, auch wenn die Gemarkungsgrenzen innerhalb der Stadt Maintal heute nicht mehr die Bedeutung haben wie früher. Aber das Katasteramt unterscheidet nach wie vor die alten Gemarkungen. Und für die Grenzbestimmung und Vermessung sind die alten Steine weiterhin von Bedeutung.

 

Seite 61: Die Grenzsteine an der Börrwiese

Grenzsteine als Bodendenkmale:

Ludwig Stein lobt 2016 die Stadt Maintal, weil sie am Börrwiesenwäldchen zwei Bänke aufgestellt hat und einige alte Grenzsteine drumherum gruppiert hat.

Man kann die Sache auch anders sehen: Grenzsteine sind Bodendenkmale und sollten an ihrem originalen Standort stehen bleiben. Den Bauern sind sie aber im Weg, weil sie auch das letzte Bißchen ihres Ackers ausnutzen wollen. Es ist also kein großes Verdienst von Ludwig Stein, wenn er einen Stein „gerettet“ hat. Auch sein Schwager Wilhelm Schmidt (Konrad-Höhl-Straße 1) hat einen solchen Grenzstein mit Jahreszahl am Eingang seines Hofes stehen. An einem Haus im Luisantring ist sogar ein Grenzstein aus einer anderen Gemeinde neben der Haustür eingemauert.

Ein großer Grenzstein stand am Waldrand, wo die Gemarkungen von Hochstadt und Wachenbuchen zusammentreffen. Auch er wurde von Karl-Heinz Glinder (Weiherstraße) „sichergestellt“ und war jahrelang in seinem Vorgarten tief eingegraben. Als der neue Hausbesitzer ihn nicht haben wollte hat die Stadt ihn gebogen und….

Ein weiterer großer Grenzstein lag jahrelang in der Nähe des Bogenschützenplatzes hinter dem Klinggelände an der Grenze nach Dörnigheim. Dort hätte er an sich aufgerichtet werden sollen, zumal man den Grenzgraben noch gut erkennt. Aber Norbert Mankel hat ihn holen lassen und in seine Garage gelegt. Er sollte dann am Anglersee auf der Grenze aufgestellt werden, aber die Stadt (Jochen Pfeifer) verspricht immer, aber es geschieht nichts. Es wird vorgeschlagen, den Grenzstein westlich des Anglersees aufzustellen, und zwar wo der Weg über die Autobahn auf den Weg südlich des Anglersees trifft. Er sollte an der Südseite des Weges südlich des Anglersees stehen. Man müßte dabei darauf achten, daß er noch auf dem Weg steht und nicht auf dem Privatgrundstück. Er würde den Leuten, die über die Brücke über die Autobahn geht, sofort ins Auge springen. Aber auch wer sich auf dem Weg südlich des Anglersees bewegt, wird ihn gut wahrnehmen. Eine Informationstafel könnte auf die Flugsanddüne, das Zauneidechsengebiet und den Grenzstein hinweisen. Herr Jochen Pfeifer schlägt ein städtisches Grundstück etwas weiter östlich des Weges über die Autobahn vor (aber an dem geteerten Weg).

Die Stele auf der Sanddüne südlich der Eisenbahn östlich der Eichenheege liegt im Forstcamp. Ein Archäologe wollte einen Text dazu verfassen. Aber da dieses unterblieb, ist auch die Stele noch nicht wieder aufgestellt.

 

Entwurf für eine Tafel an den Grenzsteinen an der Börrwiese:

An dieser südwestlichen Ecke des Feldgehölzes Börrwiese stehen schon länger zwei Grenzsteine, die an anderer Stelle der Grenze ausgepflügt worden waren. Sie sind aus dem Jahre 1613 mit den Zeichen der Gemeinden Hochstadt und Wachenbuchen. Hier sieht man das traditionelle Hochstädter Wappen mit dem großen H mit einer (Weinberg-) Hacke. Auf der anderen Seite steht nur „Wb“. Solche kleineren Steine finden sich auch noch an anderen Stellen.

Eine Besonderheit sind die „Dreimärker“, die dort standen, wo drei Gemarkungen aufeinander trafen (zum Beispiel in der Nähe der Ruhbank). Der sogenannte „Karolingerstein“ stand west­lich der Flugsanddüne an der Stelle, wo sogar drei alte Gaue zusammenstießen.

 

Alte und neue Grenzen:

Heute spielen diese alten Grenzen nur noch eine Rolle im Grundbuch und bei den Flurkartenabzeichnungen. Bedeutsamer ist die Abgrenzung der Stadt Maintal gegenüber den anderen Gemeinden. Nur die nördliche Grenze der Gemarkung Hochstadt nach Niederdorfelden zu ist heute noch eine „Außengrenze“ der Stadt Maintal. Das wird auch deutlich auf einer historischen Karte, die die Stadt Maintal hat herstellen lassen. Sie geht zurück auf zwei Blätter der Kurhessen-Karte von 1856. Diese hat man elektronisch zusammengesetzt und mit den Grenzen der heutigen Stadt Maintal versehen. Die Überschrift „Maintal im Jahre 1856“ ist etwas irreführend, denn Maintal gab es damals noch nicht. Aber die Karte sagt sehr viel aus über die Geschichte unsrer Stadt. Sie ist im Stadtmuseum erhältlich.

 

Seite 63: Die Mühlbach

Der Bach, der aus der Flur „Gemeindeweide“ kommt und unterhalb der Kochbergkreuzung als Landgraben weitergeführt wird, heißt in der Tageszeitung immer wieder „Weidbach“. Norbert Mankel hat in mehreren Zeitungsartikeln dargelegt, daß der Bach „Mühlbach“ heißt (zum Beispiel am 15.März 2013: „Eigentlich ist es die Mühlbach“). Aber alles vergeblich:

Reinhard Schellmann verwendet in seinem Buch „Hochstadt in alten und neuen Bildern“ wieder die Bezeichnung „Weidbach“ für den falschen Bach. Vollkommen falsch ist auch eine Tafel des Frankfurter Grüngürtels, die diesen Wasserlauf fälschlicherweise als „Weidbach“ markiert.

Erfunden haben diesen Namen Auswärtige, nämlich von Loeki Häger-Hogerland und Reimer Jochims, die plötzlich von einer „Weid­bach“ sprachen. Wahrscheinlich haben sie diese Bezeichnung abgeleitet von der Flurbezeichnung „Die Gemeindeweide“ (die „Waad“). Diese liegt im Tal zwischen Kleiner Lohe und Hohem Rain. Dort entspringt dieser Bach, der eine falsche Bezeichnung erfahren hat. Er fließt dann nach Westen und biegt nach Süden um.

Dann fließt er östlich an der Flur „Auf der Mühlbach“ vorbei und hat dann in der Ebene unterhalb der Kochbergkreuzung den Namen „Landgraben“. Letztlich mündet er westlich des Schwimmbads in die Braubach.

Der Bach heißt im oberen und mittleren Bereich richtig „Mühlbach“, entsprechend der Flurbezeichnung. Von alters her heißt er in der Bevölkerung „Miehlbach“. Im frühen Mittelalter bildete die Mühlbach einen Teil des Landgrabens zwischen dem Nidda­gau (nicht „Nidder­gau“) und der Wetterau. Mankel gibt an, zu dieser Zeit sei der Bach auch tiefer gelegt und an den Ufern mit Hecken bepflanzt worden.

Außerdem gibt es eine Urkunde aus dem Jahr 1348, in der vermerkt ist, daß es eine Mühle zwischen Bischofsheim und Hochstadt gegeben hat (Buch „Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis“). Wo sollte die Mühle gestanden haben, wenn nicht am Mühlbach?

Es gibt aber in Hochstadt eine „Weidbach“, die umgangssprachlich „Waadbach“ genannt wird. Dieser Graben entwässert das Tal zwischen Schützenhäuschen und Hartig und führt dann an der Müllsammelstelle und westlich des Festplatzes vorbei in Richtung Ritterstraße. Früher führte er noch viel Wasser, heute ist es eher ein trockener Graben bzw. meist verrohrt (etwa im östlichen Bereich des Reitplatzes). Die Straßenbezeichnung „An der Weidbach“ für die Straße westlich der Weidbach ist demnach richtig.

Norbert Mankel macht dann allerdings den Fehler, daß er den Namen in Verbindung bringt mit dem 1585 erwähnten Feldbrunnen „in der Weid“. Er will ihn an der echten Weidbach sehen und er habe wegen seiner Ortsnähe der Wasserversorgung des Dorfes gedient. Der Feldborn (Brunnen) in der Weid befindet sich aber in der Flur „Die Gemeindeweide“ (so wie sich auch der Selzenborn nicht an der Straße „Am Selzenborn“ befindet, sondern an der Nord­ostecke der Hartig). Siehe auch den Artikel „Brunnen in Hochstadt“.

 

Seite 63: Mühle bei Hochstadt

In einem Buch über die Mühlen im Main-Kinzig-Kreis steht, daß es zwischen Hochstadt und Bischofsheim eine Mühle gegeben habe.

Über die Mühle, eine Mahlmühle, liegt lediglich eine Nachricht vor, und zwar vom 23. Mai 1348. als Ulrich III. von Hanau erlaubte, daß Heinrich von Eichen an Eberharden Schreiber von Heldenbergen und Ulin Schneider eine Korngült von einer Mühle bei Hochstadt verkaufe. Gelegen war die „mulen zwischen Hohinstad und Byschovesheim” 1). Ende des 16. Jahrhunderts bestand die Mühle jedenfalls nicht mehr, denn 1587 war Hochstadt „Mahlgast” der Hanauer Herrenmühle. Dies bedeutete, daß der gesamte Ort in Hanau mahlen lassen mußte 2).

1 Reimer III Nr. 749, 2 Heckert, Peter (1996).

Aus: Mühlen im Main-Kinzig-Kreis, Seite 392 .

 

Die Mühle lag wahrscheinlich an der Flur „Mühlbach“. Zu dieser kommt man, wenn man am Ortsausgangsschild Richtung Bischofsheim auf dem Betonweg nach Nordwesten geht. Dann kommt man an eine Kreuzung mit dem Weg, der vom Hohenrainweg (verlängerte Weinbergstraße) herunterkommt. Dort geht man nach links, über den Bach und drüber wieder nach oben. Rechts liegt dann die Flur „Auf der Mühlbach“. Die Mühle müßte dann an dem Bach gewesen sein, der die Weid herunter kommt. Hier ist auch eine günstige Stelle, weil man das Wasser stauen kann, ehe es ins Flache kommt. Dadurch konnte man das Gefälle gut ausnutzen.

Die Mühle könnte gleich an dieser Stelle gewesen sein. Es könnte aber auch hier erst ein Mühlgraben begonnen haben, der an der Höhenlinie entlang führt, so daß an der weiter unten gelegenen Mühle ein ordentliches Gefälle entsteht.

 

Seite 66: Das Flurstück „Auf dem Hanes“ hieß früher „Auf dem Haunauisch“, wegen des Schlagbaums an der alten Grenze zwischen Hanau und dem Amt Bornheimer Berg

 

Seite 69: Lustschloß auf der Hartig

Bei der Planung und dem Bau der Kuranlage Hanau‑Wil­helmsbad im letzten Viertel des 18. Jahr­hunderts war auch ein Belvedere oder Lustgebäude auf der Hartig, einem Wäld­chen nördlich von Maintal‑Hochstadt, an­gedacht. Auf Veranlassung des Erbprin­zen Wilhelm IX. von Hessen‑Kassel, dem Erbauer der Kuranlage Wilhelmsbad, wur­de eine Schneise Richtung Hartigwäldchen durch den Wald geschlagen, um eine Allee bis zum Lustschlößchen anzulegen.

Das Gebäude sollte mit seiner Hauptfassa­de nach Wilhelmsbad ausgerichtet wer­den. Zwei Federzeichnungen dieses ge­planten Gebäudes sind zurzeit im Mai 2002 in der lau­fenden Ausstellung „Natur wird Kultur ‑ Gartenkunst in Hanau“, im Rahmen der Landesgartenschau im Museum Schloß Philippsruhe, noch bis zum 7. Juli zu sehen. Die eine Zeichnung zeigt ein doppel­stöckiges Gebäude mit einer Kuppel im Mittelteil. Die zweite Zeichnung ein etwas kleineres Gebäude, ebenfalls zweigeschossig, aber mit einem Mansardendach. Auf beiden Zeichnungen sind auch Aufrisse der jeweils beiden Stockwerke zu erkennen. Zu datieren sind diese Pläne in das Jahr 1779, da erst ab hier von Wilhelmsbad gesprochen wurde. Vorher war immer vom „Guten Brunnen“ die Rede, selbst bei Beginn der Planung von „Wilhelmsbad“. Der „Gute Brunnen“ wurde schon 1709 durch Graf Philipp Reinhard von Hanau­-Lichtenberg, dem Erbauer des Schlosses Philippsruhe, eingefaßt, nachdem zwei Kräuterfrauen die Quelle entdeckt hatten.

Der Bau des Belvederegebäudes kam nie zur Ausführung, da an seiner Stelle die Burg­ruine im Kurpark zum selben Zweck als Privatgemächer des Erbprinzen und nicht für die Kurgäste, errichtet wurde. Eigent­lich schade, daß es nicht zur Ausführung der Pläne des Erbprinzen Wilhelm IX. kam. Man stelle sich nur vor, ein schloßartiges Gebäude zwischen Hartigwäldchen und Streuobstwiesen. Welch ein herrli­cher Anblick in unserer Stadtansicht. Auch an Verwendungsmöglichkeiten gäbe es gar viele. Ich denke da an unser kleines, aber feines, trotzdem beengtes Museum, an ein kleines „klassenloses“ Kranken­haus, an den Hochstädter Teil des Kleeblatts und, und, und ... 1

Trotz allem bin ich nicht darüber böse, so ist uns wenigsten unsere schöne Natur rund um Hartigwäldchen, Streuobstwie­sen und Schützenhäuschen erhalten ge­blieben. Übrigens gibt es zu dieser Ausstel­lung auch einen Katalog, in dem unter anderem die beiden Pläne des geplanten Lust­schlosses abgebildet sind (Norbert Mankel Vorstandsmitglied des Vereins Heimat‑ Museum Maintal).

 

 

Seite 71: Denkmalschutz Verstöße (siehe auch: Das alte Hochstadt ist nicht mehr)

Es gibt eine Satzung zur Erhaltung denkmalgeschützter Häuser in Hochstadt. Leider hat man sich im Laufe der Jahre nur teilweise daran gehalten. Vor allem hat man immer mehr Fachwerk mit Brettern zugenagelt. Einzelheiten finden sich unter „www.peterheckert,de“ im Abschnitt „Das alte Hochstadt ist nicht mehr“. Hier eine kürzere Zusammenfassung:

In der Hauptstraße sind in letzter Zeit Veränderungen vorgenommen wurden, die nicht so unbedingt mit dem Gedanken des Denkmalschutzes übereinstimmen. Nachdem sie jetzt vollzogen sind, wird man sie nicht mehr ändern können. Aber man könnte doch einmal darüber reden, um in ähnlichen Fällen eine bessere Lösung finden zu können.

Am Haus Hauptstraße 51 sind im E rdgeschoß neue Balken eingezogen worden. Aber anschließend wurde das Stockwerk vorher verputzt. Hier hätte man durch Sichtbarlassen des Fachwerks eine Verbesserung herbeiführen können.

Das Haus Hauptstraße 53 hat eine neue Besitzerin, die eEventuell Veränderungen vornehmen will. Dazu habe ich schon gegenüber der Stadt (Frau Kannengießer) Vorschläge gemacht.

Das Haus Brunnenstraße 1, Ecke Hauptstraße (früher: HL), ist am Giebel mit Holz verschalt worden. Der Vorbesitzer Völker hat noch von der Stadt einen Zuschuß dafür erhalten dafür, daß er das Fachwerk frei ließ und neu herrichtete.

Am Haus Am Pfarrhof 1 a („Radhaus“) ist das Flachdach wieder mit viel Geld saniert worden. Der Eigentümer ist der Meinung, er müsse aus Denkmalschutzgründen die Flachdächer erhalten. Eine bessere Lösung wäre aber ein Satteldach oder – wenn das wegen der Nachbarn nicht geht – ein Pultdach. Der Anblick von der Hauptstraße her würde sich jedenfalls wesentlich verbessern.

 

Im Hof des Hauses Am Pfarrhof 3 ist ein doppelter Carport aufgestellt worden und verschandelt den Blick auf das Fachwerkhaus Am Pfarrhof 1. Hier wäre ein Carport mit einem Satteldach (oder zwei kleineren Dächern) besser gewesen. Dazu kommt noch, daß das Holz nicht naturbelassen wurde, sondern mit einer häßlichen grauen Farbe gestrichen wurde.

 

Als der Verputz des Hauses Hauptstraße 28 in Hochstadt abgeschlagen wurde, kam darunter ein Fachwerkbau hervor. Es war kein ganz altes Fachwerk und die Gefache waren mit Back­steinen ausgefüllt. Aber der Zustand war viel besser als vorher und das Haus paßte jetzt viel besser zum Charakter der historischen Hauptstraße. Doch dann wurde die Hausfront mit Brettern vernagelt und soll noch mit Schindeln verkleidet werden. Darunter ist eine Hanfschicht als Isolierung und von innen wird ein Lehmputz aufgebracht, damit die Außenisolierung keinen Schaden erzeugt. Der neue Besitzer ist auch noch stolz über seinen Einsatz für den Denk­malschutz und will auch „freiwillig“ die Größe der Fenster beibehalten und den Sockel un­verputzt lassen. Aber da könnte er es auch gleich mit der Verbretterung der Hausfront bewenden lassen, wie das ja auch bei dem Giebel des Hauses Brunnenstraße 1 ist, der von der Hauptstraße aus sichtbar ist.

In der Satzung über die Erhaltung der baulichen Anlagen in Hochstadt heißt es: „Arbeiten an bestehenden Gebäuden sind so auszuführen, daß die zur Zeit der Entstehung des Bauwerks übliche Erscheinung sichtbar bleibt oder wird… Bei Fachwerkhäusern, deren Fachwerk auf Sicht konzipiert ist, ist dieses freizuhalten bzw. freizulegen.... Als ausnahmsweise zulässige Wandverkleidung dürfen nur Holzschindeln verwendet werden!“

Wozu eine solche Satzung, wenn man davon befreit werden kann? Jetzt kann jeder Hauseigentümer in der Hauptstraße eine solche Wärmedämmung für sein Fachwerkhaus beantragen, und es muß ihm genehmigt werden. Vor 20 Jahren war man da wesentlich strenger. Aber heute sagt ein Einwohner aus einer Nebenstraße im Ortskern. „Heute kann man machen was man will, man darf nur nicht fragen. Mein einer Nachbar hat immer gefragt und alles ist ihm abgelehnt worden. Der andere hat nicht gefragt und einfach ein Fenster in die Wand gebrochen, da ist nichts erfolgt!“

Der neue Besitzer des Hauses Hauptstraße 28 hat halt solange gedrängt, bis man ihm nachgegeben hat. Es gibt verschiedene Bausünden in der Hauptstraße. So sind zum Beispiel zwei Backsteinhäuser mit Fensterläden und aufgemalten Eckquadern usw. zu langweiligen Neubauten „modernisiert“ worden. Aber solche Dinge sollten bei einer Renovierung beseitigt werden, das war der Sinn der Satzung. Aber schon das Haus Hauptstraße 51 wurde nicht in seinem Aussehen verbessert, sondern durch Glas und Metall neuerdings „verschönert“. Jetzt wurde auch beim Haus Nummer 28 die Chance nicht genutzt, ein Gebäude besser in seine Umgebung einzupassen.

Das Haus Hauptstraße 30 ist nach altem Vorbild hergerichtet worden. Das Haus Nummer 26 hat zwar moderneres Fachwerk, paßt sich aber gut ein. Das Haus Nummer 24 hat sogar noch die gotischen Nasen und ist aus dem 18. Jahrhundert. Gegenüber sind nur Fachwerkhäuser. Und am Haus Nummer 37 mußte nach einem Abriß eine Fachwerkfront wieder hergestellt werden.

Jetzt aber wird eine Bausünde genehmigt: Es entsteht eine langweilige großflächige Außenfront, die nicht besser ist als Kalkverputz. Der neue Besitzer meint zwar, das sei besser als das aufgesetzte Fachwerk des Nebenhauses, das „Legoland“ sei. Aber sein Haus würde in den Schwarzwald oder nach Oberbayern passen, nicht aber in die Hauptstraße.

Alte Aufnahmen zeigen, daß im Oberstockwerk das Fachwerk frei zu sehen war und daß im Unterstockwerk die Fenster rote Sandsteingewände hatten. Außerdem bestand das Haus aus zwei Häusern mit unterschiedlichen Firsthöhen, die lange Straßenfront wurde erst nachträglich geschaffen. Daß auch eine Fachwerkfüllung mit Backsteinen gut aussehen kann zeigen verschiedene Häuser, zum Beispiel der alte Teil des Hauses Hauptstraße 22.

Nebenbei bemerkt ist die Außendämmung von Fachwerk fachlich sehr umstritten. Einmal haben die Fachwerkhäuser einen hohen Wärmedämmungsgrad. Aber vor allem muß befürchtet werden, daß hinter der Dämmung die Balken verfaulen. Dann wird man auch wieder von der Dämmung abkommen, so wie man schon das Eternit nicht mehr verwendet.

Das ist doch ein Schlag ins Gesicht der anderen Hausbesitzer, die mit großem finanziellem Aufwand ihre Häuser hergerichtet haben. Sie haben sich an die Auflagen der Denkmalbehörde gehalten und so zur Identität der Hauptstraße beigetragen. Aber in diesem Fall hat sogar die obere Denkmalbehörde zugestimmt, daß eine ortsfremde Gestaltung vorgenommen wurde.

Gut, es hat auch schon vorher vereinzelt Verschindelung gegeben. Aber nur die Häuser Num­mer 40 und 53 sind seit undenklichen Zeiten total verschindelt (sicherlich aber auch auf Fachwerk), aber außerhalb des alten Ortskerns. Dann ist der Spitzgiebel des Hauses Nummer 10 etwa 1980 verschindelt worden, und das Haus Nummer 2 hat noch an der Westseite Schindeln. Aber das sind wenigstens relativ kleinflächige „Verschandelungen“, nicht eine ganze Hausfront, oben und unten über ursprünglich zwei Häuser wie jetzt beim Haus Hauptstraße 28. Schindeln sind übrigens keineswegs „kleinteilig“, sondern sie wirken als Gesamtfläche.

Und ob es mit Biberschwänzen gedeckt wird, ist auch fraglich. Bei meinem Haus in der Hauptstraße hat man 1991 einen Baustop verhängt und ich mußte das Dach wieder umändern und mit Biberschwänzen belegen, obwohl die Satzung nur „kleinteilige Ziegel“ fordert. Die Kosten erhöhten sich dadurch um ein Viertel und ich mußte einen Kredit aufnehmen. So war das früher mit dem Denkmalschutz. Aber nachher ist kein Haus mehr in der Hauptstraße mit Biberschwänzen gedeckt worden, im Gegenteil: ein Biberschwanzhaus wurde mit Zementziegeln gedeckt.

Auch in Dörnigheim hat man es zugelassen, daß die alte Ortsmauer immer weiter durchlöchert wird. Aber in Wachenbuchen mußte Herr Giesel eine Photovoltaikanlage in einer Straße außerhalb des Ortskerns wieder abbauen. Das ist doch reine Willkür. Wenn es eine Satzung gibt, dann gilt die auch für alle und da kann man nicht bei Einzelnen einen „Kompromiß" machen.

Zugestimmt haben außer den örtlichen Behörden die untere Denkmalbehörde beim Kreis und das Landesamt für Denkmalpflege (so daß eine Entscheidung der oberen Denkmalbehörde im Ministerium nicht mehr nötig war). Sie behaupten zwar, das Haus Hauptstraße 28 würde denkmalgerecht restauriert. Aber die Hauptstraße hat ein blaues Auge erhalten, und die Behörden, die sie schützen sollten, haben das nicht verhindert. Wozu braucht man sie dann noch, wenn sie das genehmigt, was sie verhindern soll?

 

 

Seite 73: Obertor

Im Jahre 1976 sollte das Obertor auf Antrag der SPD für 30.000 Mark renoviert werden. Aber offenbar ist nichts daraus geworden. Erst die Familie Mechthold hat es auf eigene Kosten anstreichen lassen, als sie dort wohnte.

 

Seite 73: Hauptstraße 9:

 Das ehemalige Pfarrhaus mit dem Pfarrhof (Stallungen, Scheune und Kel­terhaus). Das heutige Haus wurde 1861 / 1862 gebaut. Als 1956 ein neues Pfarrhaus in der Ringstraße 15 gebaut wurde, hat man in dem Haus die Gemeindeverwaltung untergebracht. Im Jahre 1974 wurde zwischen dem Verwaltungsgebäude Hauptstraße 9 und dem Kirchturm eine Bedarfsampelanlage für Fußgänger gebaut. Es gab aber auch Bürger, die sie für überflüssig hielten. Im Zuge des Baus der Südumgehung und der Neugestaltung der Hauptstraße wurde diese Ampel wieder beseitigt. Seit 1997 befinden sich hier eine Zweigstelle der Stadtbücherei und das Stadtmuseum, betreut vom Verein Heimatmuseum Maintal.

 

Seite 75: Rathaus

Eine äußere Renovierung des Rathauses erfolgt 1892. Im Jahre 1926 wird das Rathaus umgebaut. Im Jahre 1966 war das Rathaus nach dem Brand von 1964 mit Hilfe des Landeskonservator, dem Land und dem Kreis wieder aufgebaut. Im Jahre 1980 hier ein Heimatmuseum eingerichtet werden. Ein Architekt aus Hanau wurde beauftragt, Pläne für den Umbau vorzulegen. Schon beauftragt wurde die Aufgrabung der Fundamente und das Herausreißen der Holzfußböden. Aber das Haus hat dann jahrelang leer gestanden. Der Durchgang an der Südseite war aber schon geschaffen. Doch im Mittelteil war noch die gro0e Tür mit den beiden Seitenfenstern (zweitweise Raum für die Feuerwehr).

 

Seite 76: Unterweed

Die Unterweed war vor dem Haus des Spenglers Burger, also Hauptstraße 37. Das Bild in dem Buch von Schellmann macht deutlich, daß es sich nur um ein größeres Brunnenbecken handelte (Schellmann I, Seite 80).

 

Seite 79 und 81: Bogenstraße

Um- und Aufbau des Hauses Bogenstraße 2 durch die Gemeinde im Jahre 1921  (Stadtarchiv).

Das Haus Bogenstraße 12 hatte früher die Haunummer 10, die Nummer 12 war das Haus Guldnergasse 2 (früher Schmidt), und Guldnergasse 1 war Bogenstraße 5. Als man aber die Guldnergasse mit den zwei Häusern ausstatten wollte, hat man das Haus Bogenstraße 8 aufgeteilt in Nummer 8 und 10 (Vorherhaus- und Hinterhaus) und dem Haus Nummer 10 die Nummer 12 gegeben.

 

Seite 89: Handwerker

Die Wählerliste von 1892 enthält 185 Namen. Die meisten Einwohner sind in der Landwirtschaft tätig. Dabei wird unterteilt in 46 Bauern, 16 Landwirte, 9 Ackermänner, 6 Tagelöhner, 1 Waldschütz, 1 Forstaufseher und 1 Schweinehirt.

Die führenden Leute sind: ein Bürgermeister, ein Pfarrer, zwei Lehrer, zwei Kirchenbaumeister, sechs Ortsräte und ein Ortsdiener (die meisten von ihnen werden aber auch einen bürgerlichen Beruf gehabt haben).

Stark vertreten sind die Bauberufe, weil in der Gründerzeit ja viel gebaut wurde: zwölf Maurer, acht Weißbinder, zwei Glaser, drei Zimmerleute, drei Schmiede, vier Schreiner, ein Wagner, zwei Schlosser, ein Spengler. Für die Bedürfnisse des täglichen Lebens sorgen: drei Bäcker, drei Metzger, drei Gastwirte, sieben Schneider, fünf Schuhmacher.

Weitere Berufe sind: ein Sattler, eine Leineweber, ein Korbmacher, zwei Küfer, zwei Gärtner. Es gibt sechs Händler und einen Fuhrmann. Als Arbeiter werden zehn Einwohner bezeichnet, aber es gibt auch vier Bahnwärter. Ausgefallene Berufe sind: ein Makler, ein Goldarbeiter und vier Auszüger (wohl Bauern, die sich zur Ruhe gesetzt haben).

 

Im Jahre 1922 gibt es auch sehr viele Schneider und Schuhmacher in Hochstadt. Man muß ja bedenken, daß es noch keine industrielle Fertigung gab und noch viel repariert wurde. Metzger gab es in der Ringstraße Nord 2, Hauptstraße 23, Hauptstraße 31, Hauptstraße 44.

 

Rundgang zu den Häusern mit Handwerkbetrieben:

(Für den „Tag der offenen Tür“)

Einige Handwerker wird man nur im Vorübergehen erwähnen, andere könnten auch besichtigt werden. Das Museum sollte unbedingt am Ende stehen.

 

Hauptstraße 3: Korbmacher

Der Beruf Korbmacher kommt erstmals 1865 vor: Philipp Seipel (1836 bis 1900) hat diesen Beruf, ebenso Verwandte in der fünften Generation, zum Beispiel die zwei Brüder Wilhelm Seibel (1856 bis 1936, Hauptstraße 3) und Adam Seibel (1857 bis 1887, Lutherstraße 11), der 1882 erwähnt wird.

 

Kirchberg 3: Schreiner

Das jetzige Haus mit Klinkerverblendung ist aus der Gründerzeit. Das besagt die Inschrift-tafel: „Erbaut von Valentin Burger 1898“. Die Inschrift bezieht sich auf den Schreiner Valentin Burger, verheiratet 1877 mit Catharine Fischer, der aber einen Sohn hat, der auch Valentin heißt.

Kirchberg 5: Schreinerei Schmitz

 

Kirchberg 7: Zimmermann

Eine Familie von Zimmermeistern ist die Familie Hensel: Sie geht zurück auf den Stammvater Johann Georg Hensel, der aus Rüdigheim gekommen ist und 1783 Elisabetha Bornkessel heiratet. Zimmermann wird der Sohn dieses Stammvaters mit Namen Kaspar Hensel (1787 bis 1838), Am Kirchberg 7. Er wird erwähnt im Jahre 1835 und 1838 und hat das schöne Fachwerkhaus am Kirchberg erbaut, vielleicht sein Meisterstück.

Zimmermann wird auch der Sohn des Stammvaters mit Namen Johannes Hensel (1805 bis 1875), der zuletzt Ringstraße 1 wohnt. Dann hat der Stammvater noch einen Sohn mit Namen Andreas Hensel (1800 bis 1859), der aber von Beruf Tagelöhner ist. Doch dessen Sohn wiederum wird Zimmermann, nämlich Philipp Hensel (1842 bis 1929), der zunächst Bogenstraße 3 und dann Hanauer Straße 3 wohnt. Er wird 1887 erwähnt.

 

Dorfelder Straße 9: Diamantschleiferei /Goldarbeiter:

Eine seltsame Berufsbezeichnung tritt 1860 bei einer Taufe auf: Sowohl der (uneheliche) Vater des Kindes als auch der Pate aus Kilianstädten werden als „Safirnarbeiter“ bezeichnet. Dabei handelt es sich wohl um Diamantschleifer.

Carl Friedrich Metschan wird 1890 erstmals als „Diamantschleifer“ bezeichnet. Diamantschleifer ist Johannes Hohmann (Heirat 1912) aus Mittelbuchen, dessen Vater auch schon Diamantschleifer war. Goldarbeiter sind Philipp Daubert (s.o.) im Jahre 1866 und Wilhelm Fischer (Bogenstraße 22) im Jahre 1872. Johannes Hensel (vor dem Obertor) ist Silberschmied. Die Diamantschleiferei hatte ihr Zentrum in Hanau, aber auch in den Dörfern der Umgebung entstanden bald Schleifereien. Vor allem in Wachenbuchen gab es viele Diamantschleifer. In Hochstadt hatte Otto Decker, Am Felsenkeller 9, zeitweise eine Diamantschleiferei.

 

Bogenstraße 16: Bäcker

Die Bäckerei in der Hauptstraße 21 wird weitergeführt von Peter Koch, dem Sohn Jakob Kochs (1844 bis 1914). Er wohnt 1867 im Haus Hauptstraße 2 und 1868 im Haus Kirchberg 3. Ab 1868 ist er Bäckermeister in der Hauptstraße 21 und wird noch 1875 und 1886 erwähnt. Aber er muß 1893 doch die Bäckerei aufgeben. Er zieht mit der Tochter Marie in die Trinkbrunnenstraße 4. Die Tochter heiratet dort Philipp Schäfer, dessen Nachkommen Wilhelm und Friedel Seng in der Klosterhofstraße 2 sind, die auch noch wußten, daß die Bäckerei bis 1893 bestand.

Peter Kochs Sohn ist Jacob Koch (1867 bis 1940). Er heiratet 1890 Anna Maria Meerbott und zieht in deren Haus in der Bogenstraße 16. Dort richtet er eine Bäckerei ein und wird so der „Mittelbäcker“. Er wird 1893 und 1901 und 1910 erwähnt. Sein Sohn wiederum ist Heinrich Peter Koch (1891 bis 1962), der 1920 als Bäcker erwähnt wird. Dessen Sohn Otto wiederum gibt die Bäckerei im Oktober 1979 auf. Ein weiterer Sohn des Peter Koch ist Johannes Koch (1872 bis 1918), der auch Bäcker ist und in der Hanauer Straße 20 wohnt.

 

Trinkbrunnenstraße 4: Ziegelei

 Zement wird 1842 erstmals erwähnt, wird aber nur in kleinsten Mengen verkauft. Seitdem werden in der Trinkbrunnenstraße Nr. 4 bei „Zieler-Mankel“ auch Backsteine hergestellt, die sogenannten „Russensteine“. Sie heißen wahrscheinlich deshalb so, weil sie beim Brennen stark verrußen. In Hochstadt sind sie heute noch zu sehen an den Häusern Hauptstraße Nr. 33 und Nr. 26.

Auf alten Karten ist in der Kalkhausstraße eine „Ziegelhütte“ eingezeichnet. Davon ist aber nichts mehr bekannt. Es wird gesagt, dort sei eine Mühle gewesen, aber dabei müßte es sich dann wohl um eine Kalkmühle gehandelt haben.

 

Schon 1600 hat Clost Weber einen Kalkofen mit einem Stück Land an Peter Cachorin verkauft, doch 1607 war der Verkauf wieder rückgängig gemacht worden. Jetzt schießt der Schultheiß über 44 Gulden für die Errichtung eines Kalkofens vor. Der Betrieb der Kalkbrennerei wird an Hans Bühlen übertragen, der aus Hanau stammt. Im Dreißigjährigen Krieg verschafft sich die Gemeinde durch die Kalkbrennerei eine gute Einnahmequelle. Am 20. Oktober 1628 werden 129 Bütten Kalk nach Frankfurt verkauft, am 28. Oktober sind es 170 Bütten. Die dritte Lieferung wird dann am 12. November in Dörnigheim ins Schiff geladen und geht nach Mainz zum Festungsbau. So kommen im Jahr immerhin 600 Gulden aus dem Verkauf des Kalks zusammen.

Die Steine für das Kalkbrennen werden von den Bauern gebrochen und dann zu rübendicken Brocken zerkleinert. Dann werden sie bei 950 bis 1000 Grad im Ofen gebrannt. Um diese Temperatur mit dem Holzfeuer zu erreichen, muß Luft durch Blasebälge zugeführt werden. Nach dem Brennen zerfallen die Steine bei Erschütterung zu Pulver, werden dann in Wasser eingeweicht und ergeben eine schwammige Masse, die zum Mauern verwendet werden kann.

Die Bedeutung der Kalkbrennerei geht jedoch zurück. Im Jahre 1632 werden nur noch 288 Gulden eingenommen. Aber noch 1888 werden Kalksteine an E.W. Brandt nach Bischofsheim geliefert, der wiederum Kalk nach Hochstadt liefert.

 

Hauptstraße 57: Schreiner

Der Schreiner Georg Daubert aus Hainchen heiratet 1839 Anna Maria Fix und wohnt schon in dem Haus Hauptstraße 57. Die Namensform ist zunächst „Dauber“, später aber durchgehend „Daubert“. Das erste Kind wird 1838 in Hochstadt geboren. Die Eheleute haben wohl bald nach der Hochzeit das Haus Hauptstraße 57 neu gebaut, die Nachkommen wohnen zum großen Teil dort und im Haus Im Brand 1. Konrad Wilhelm Daubert, Sohn von Peter Daubert, wohnt Wachenbucher Straße 21.

in dem später die Poststelle war. Sein Sohn Johannes (1838 bis 1915) ist zunächst Schneidermeister. Bei der Taufe des einen Kindes am 26. Oktober 1897 wird erwähnt, daß dessen Mutter eine Tochter des Schneiders und Postagenten Johannes Daubert ist. Die Post muß also vor 1897 dort eingerichtet worden sein. Wilhelm Daubert ist 1915 auch Postbote, aber 1933 wird an erster Stelle der Beruf „Postagent“ genannt. Nachfolger wird sein Schwiegersohn Karl Kegelmann aus Dörnigheim. Als er am 29. Oktober 1933 heiratet, ist er noch Schreinergeselle, übernimmt aber später die Post. Der Schneider Heinrich Link ist 1920 gleichzeitig Postbote. Danach ist Johannes Schmidt („Post Jean“), Bischofsheimer Straße 24, Postbote.

Georg Daubert hat noch zwei andere Söhne: Sein Sohn Peter Konrad wohnt Im Brand 1, und dessen Sohn Peter wird Schreiner. Der Sohn Philipp Daubert wird Goldarbeiter und wohnt zuerst gegenüber in Hauptstraße 40 und dann wieder im Elternhaus.

 

Hauptstraße 40: Schmied:

Valentin Huhn (1814 bis 1868) erbaut 1843 das Haus Hauptstraße 40 und wird 1844 bis 1857 als Schmied erwähnt. Sein Sohn Johannes Huhn wird sein Nachfolger und wird 1874 und 1877 erwähnt. Dieser hat gleich zwei Söhne, die auch Schmied werden. Die Schmiede wird weiter geführt von Karl Huhn (1877 bis 1947) und seinem Sohn Valentin (1900 bis 1966). Diese Schmiede wird bis Anfang der 60iger Jahre benutzt, die Einrichtung ist nicht mehr erhalten. Der Sohn Konrad (1881 bis 1960) hat zwar auch Schmied gelernt, wohnt aber mindestens ab 1911 in der Klosterhofstraße 1. Am Tor sind noch die Buchstaben „VH“ und die Jahreszahl.

 

Brand 2: Schlosser Bauer (Firmenschild über der Straße)

 

Hauptstraße 36: Bäcker

Am ehemaligen Untertor standen die Häuser Hauptstraße 36 und 38, die beide mit einer Bäckerei zu tun haben. Auf der Südwestecke des Grundstücks Hauptstraße 36 stand das Gemeindebackhaus. Es war nur klein und umfaßte praktisch nur die Backstube und war vom eigentlichen Haus durch einen Gang getrennt.

Dieses Wohnhaus war aber zunächst nicht die Wohnung des Bäckers, sondern gehörte einer anderen Familie. Der Gemeindebäcker Rudolph Basermann (seit 1710) wohnte im Haus gegenüber, Hauptstraße 49. Der Backofen stand außerhalb der Ringmauer wegen der Feuersgefahr. Der Backofen sah etwa so aus, wie heute noch in Oberdorfelden und in Roßdorf einer zu sehen ist, also rund und nach oben zu spitz auslaufend. Auf der Zeichnung des Amtmanns Usener aus Bergen ist das deutlich zu sehen (siehe Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“, Seite 25).

Daß der Gemeindebäcker im angrenzenden Wohnhaus Hauptstraße 36 wohnt, ist erstmals bezeugt im Jahre 1858: Der Bäcker Johann Caspar Eibelshäuser wohnt bis 1857 in der Ritterstraße 15, im folgenden Jahr aber wohnt er dann im Gemeindebackhaus. Dort wohnen auch die folgenden Bäcker aus der Familie Koch: Johannes Koch und sein Bruder Philipp Koch.

Schließlich wohnt hier auch Philipp Koch, Sohn des Schuhmachers Daniel Koch, ein entfernter Verwandter, der 1871 stirbt.

Seine Witwe Anna Maria geborene Wiegel heiratet 1873 den Bäcker Konrad Ohl aus Kilianstädten. Er ist 1874 der letzte Bäcker im alten Backhaus innerhalb der Ringmauer, denn im Zusammenhang mit der Abtragung des Untertores wird 1874 auch das Backhaus abgerissen.

Aber für 3.900 Gulden wird von der Gemeinde Hochstadt eine neue Bäckerei außerhalb der Mauer auf dem Grundstück Hauptstraße 38 errichtet. Dort stand vorher außer dem Backofen auch ein kleines Wachhaus. Dieses war aber auch bewohnt und hatte die schöne Hausnummer „0 ½“.

Beim Bau des neuen Backhauses werden wahrscheinlich Steine vom Untertor verwendet, denn das Erdgeschoß des Hauses ist aus Kalksteinen errichtet (das Obergeschoß aus Back­steinen). Es handelt sich um einen üblichen Bauernhof mit Stallung und Scheune. Links von Hinterausgang ist der Brunnen. Der Bäcker betreibt auch eine Landwirtschaft. Anfangs hatte er auch den „Faseleber“ (Vatertier) zu halten.

Die Bäckerei ist mit im Wohnhaus untergebracht. Von der Hauptstraße her kommt man zunächst in einen breiten Flur, in dem sogar die Kuchenbleche abgelegt werden können. Links ist die Wohnstube, rechts die Backstube. Der gemauerte Backofen steht hinten im Raum. Er wird mit Holz geheizt, vorwiegend mit Tannen- und Fichtenholz, das in Eigenarbeit vom Bäcker im Wald gewonnen wird.

Früher wurden Brot und Brötchen noch den Kunden ins Haus zugestellt. Die Bauern brauch­ten manchmal 15 Brote, um ihre Familie und das zahlreiche Gesinde versorgen zu können. Sie stellen selber das Mehl für das Brotbacken. Der Müller aus Niederdorfelden liefert das Mehl dann gleich in der Bäckerei ab. Die Bauern zahlen dann nur noch 10 Pfennig Backlohn für den Laib.

Auch das neue Gebäude in der Hauptstraße 38 ist Gemeindebackhaus und wird weiterhin verpachtet. Zum Beispiel 1889/90 wird das Backhaus an Konrad Ohl für 216 Mark verpachtet. Auch im Jahre 1899 wird er als Bäcker bezeichnet. Konrad Ohl stirbt 1894, seine Frau führt das Geschäft noch weiter. Auch sein Sohn Heinrich Ohl wohnt 1905 im (neuen) Gemeindebackhaus. Dessen Sohn Valentin Ohl wohnt bei der Trauung 1930 auch im Haus Hauptstraße 38, also dem neuen Gemeindebackhaus.

Aber auch das neue Gemeindebackhaus Hauptstraße 38 entspricht mit der Zeit nicht mehr den Vorschriften für eine Bäckerei und einen Backofen (z.B. zu niedrige Decken). Aber für den Bäcker lohnt es sich auch nicht, in einem nur angemieteten Haus größere Investitionen vorzunehmen.

So baut Valtin Ohl 1935 im Haus seiner Frau - einer geborenen Höhl - in der Ringstraße Süd 29 eine eigene private Bäckerei. Die Tochter Marie Ohl wird noch im Gemeindebackhaus geboren. Sie heiratet später Heinrich Wilhelm Burger, der die neue Unterbäckerei zusammen mit dem Sohn Erich weitergeführt. Im Jahre 1985 wird neben der alten Bäckerei die neue Bäckerei errichtet, die die Tradition vom „Unnerbäcker“ fortgeführt.

Das Gemeindebackhaus wird von der Gemeinde an den Fahrradhändler Philipp Lutz verkauft. Heute ist es im Besitz der Familie Reichert.

Gemeindebäcker ist Johannes Koch (1833 bis 1877), der 1859 erwähnt wird. Er wohnt schon 1859 bei seiner Hochzeit im Gemeindebackhaus.

1864 Philipp Koch (1839 bis 1886): Der Bruder wird in den Jahren 1864 und 1865 als Gemeindebäcker erwähnt, wird aber später Oberbäcker. 1872 (?) Philipp Koch (1837 bis 1871): Er ist Sohn des Schuhmachers Daniel Koch, eines entfernten Verwandten. Er wohnt in der Ringstraße 1, aber bei seinem Tod 1871 wird ausdrücklich angegeben, er habe „Am Untertor“ gewohnt.

 

Hauptstraße 49: Bäcker

Der Gemeindebäcker Rudolf Basermann, Sohn des Gemeindebäckers von Dörnigheim, heiratet im Jahre 1710 Anna Margretha Schmöhl, im Jahre 1715 Anna Catharina Wentzel und im Jahre 1739 Anna Margretha Schäfer. Er wohnt in diesem Haus und arbeitet im Gemeindebackhaus gegenüber Hauptstraße 38 (Westseite). Später machten sich die Bäcker unabhängig von der Gemeinde und gründeten eigene Bäckereien

 

Hauptstraße 49: Maurer

Über der Eingangstür findet sich das Zunftzeichen der Maurer „Hammer, Kelle und Lot über Dreieck“ und mit der Angabe „17 SB 62“. Die ist wahrscheinlich das Stammhaus der Familie Bechert, die über Generationen die Maurer in Hochstadt stellte. Gemeint ist damit wohl Jonas Bechert, der 1731 Catharina Schröder heiratet (Anfangsbuchstaben der Familiennamen). Oder es könnte sich auch um seinen Sohn Johannes Bechert handeln, der 1753 Anna Catharina Müller heiratet. Der Stammvater aber ist Johann Conrad Bechert (1677 bis 1725, der 1698 Anna Catharina Ebert heiratet. Der Name wird anfangs noch „Becher“ geschrieben.

Er stammt wohl aus Oberdorfelden, denn sein Vater ist Martin Becher, ein Gerichtsmann in Oberdorfelden. Die Maurermeisterfamilie Bechert wohnt später in der Rohrbachstraße 1 und Bischofsheimer Straße 5.

 

Bahnhofstraße 160:

Wagner Hans Fischer. Er hat einen Leiterwagen angefertigt, der noch unmontiert auf dem Grundstück gelagert wird. Die Windfege ist den Zahnrädern aus Speierlingsholz ist an das Museum Hessenpark in Neu-Anspach gegangen.

 

Hauptstraße 20: Schmied

Der Schmied Klees hatte seine Werkstatt hinter dem Haus mit Zugang vom Rathausplatz her. Dorthin ging er durch den Gengel, mußte aber aufpassen, daß er nicht durch die“ „Freilufttoilette“ des Rathauses beglückt wurde.

 

Hauptstraße 21: Ziegler

Es gibt in Hochstadt verhältnismäßig viele Ziegler, zum Teil über ganze Generationen hinweg. Sie brennen aus den Lehmvorkommen in der Umgebung Hochstadts Ziegel und Backsteine. Die alte Ziegelhütte stand an der Straße nach Wachenbuchen, östlich der Firma Höhl, wo sich jetzt der Versuchsgarten des Obst- und Gartenbauvereins befindet. Die neue Ziegelhütte stand in der Kalkhausstraße 1 (heute Kalkhausstraße 8), wo sich früher die Kalkhütte der Gemeinde befand.

Ziegler waren vor allem die Familien Meed und Weber. Johann Heinrich Weber ist aus Hanau, heiratet 1677 die Tochter des Lehrers Schüler und wird 1695 erwähnt als Ziegler auf dem Lehrhof. Sein Grabstein ist die Nummer 6 auf dem Kirchhof rechts an der Mauer. Sein Sohn Johannes, verheiratet 1713 mit einer Tochter des Zieglers Meed, ist auch wieder Ziegler. Der Beruf dessen Sohns Johann Georg ist nicht bekannt.

Dessen Sohn ist Michael Weber, der die Gaststätte „Zur Krone“ gründet. Dessen Sohn wiederum ist der Schultheiß Johannes Weber, der offenbar noch nebenbei eine Ziegelei betreibt, denn der Tagelöhner Johannes Wiegel (gestorben 1813) ist Ziegler bei ihm und ist 1793 „Ziegler auf hiesiger Hütte“.

 

Hauptstraße 21: Bäcker

Über der Hofeinfahrt steht „18 MW 17“. Das bezieht sich auf Michael Weber, den Gastwirt im Gasthaus „Zur goldenen Krone“ und Besitzer der Gaststätte Hauptstraße 21, die er 1817 durch den Gebäudeteil mit der Torfahrt erweitern läßt. Er ist Nachkomme der Familie Weber, die früher eine Zieglerei betrieb und dann etwa 1725 eine Gastwirtschaft gründete (die „Steinsche Wirtschaft“), die älteste Wirtschaft in Hochstadt.

Der westliche Teil des heutigen Gebäudes gehörte dem Bäcker Johann Valentin Rohrbach, der zunächst Gemeindebäcker war und sich dann als erster Bäcker in Hochstadt in diesem Haus selbständig machte. Johann Valtin Rohrbach (geboren am 30. Januar 1670 in Bischofsheim, gestorben am 1. August 1730), heiratet am 18. November 1693 Anna Margaretha geborene Hirst (geboren am 17. Oktober 1667, gestorben am 12. Juni 1735). Die Eheleute haben elf Kinder, geboren zwischen 1693 und 1724. Rohrbach wird schon 1693 in den Kirchenbüchern und 1695 in den Gemeindeakten als Gemeindebäcker erwähnt. In der Hauptstraße hatte er aber nur sein Wohnhaus, das Gemeindebackhaus stand ja in der Hauptstraße 36 und wurde jeweils meistbietend verpachtet an einen Bäcker.

Jacob Karl Koch (1802 bis 1849) wird 1830 als Gemeindebäcker erwähnt. Er ist verheiratet mit Katharina geborene Stein, Urenkelin des Benders Johann Jacob Stein. Er hat aber nichts mit dem früheren Gemeindebäcker Rohrbach zu tun, sondern ist ein Sohn des Oberwirts Johann Philipp Koch.

Während sein Bruder Hieronimus aber die Gaststätte aufgeben muß, verlegt er sich auf die Bäckerei. Er wohnt 1834 in der Hauptstraße 21, dann eine kurze Zeit in der Lutherstraße 9 und in den Jahren 1844 und in der Hauptstraße 21. Es handelt sich dabei um den westlichen Teil des Gebäudes, der heute mit gelben Klinkersteinen versehen ist.

Weil es 1831 schon einen neuen Gemeindebäcker gibt, müßte sich Jacob Karl Koch 1831 im Haus in der Hauptstraße selbständig gemacht und eine private Bäckerei eingerichtet haben. Er wird aber noch 1859 als „Gemeindebäcker“ bezeichnet, obwohl er nicht mehr im Gemeindebackhaus backt. Als bei der Einweihung der Schule in der Hauptstraße 4 am 12. Juli 1853 die Schulkinder ihre „Stutzweck“ aus der Bäckerei Koch erhalten, da kommen diese also aus der Bäckerei in der heutigen Hauptstraße 21.

Jakob Koch hat neun Kinder, von denen dann drei Söhne Bäcker werden:

    1.) Johannes Koch (1830 - 1877) ist Gemeindebäcker und macht sich dann selbständig.

    2.) Philipp Koch (1839 - 1886) ist Gemeindebäcker und wird letztlich Oberbäcker.

    3.) Peter Koch (1844 - 1914) wird letztlich Mittelbäcker.

 

Hauptstraße 18: Kelterer

Die Tradition des Gasthauses „Zur goldenen Krone“ wird seit einigen Jahren fortgeführt von

Matthias Schöpel, einem Nachkommen der Familie Rauch. Er keltert in dem Keller unter den ehemaligen Scheunen noch Apfelwein nach alter Art.

Im Fenster der Gaststätte sieht man ein Zeichen, das aussieht wie ein Davidsstern, aber das Zeichen der Bierbrauer ist (und das in einer traditionellen Apfelweingaststätte!).

 

Hauptstraße 13:

Wagner Philipp Heckert, Spezialität Leitern und Stiele.

 

Hauptstraße 11: Bäcker

Philipp Koch (1839 bis1886) wohnt bei seiner Hochzeit im Jahre 1863 in der Bäckerei Kirchberg 3 bei seinem älteren Bruder. In den Jahren 1864 und 1865 führt er das Gemeindebackhaus. Er gründet die Oberbäckerei in der Hauptstraße 11, spätestens ab 1872. Im Jahre 1886 wird er ausdrücklich als „Oberbäcker“ bezeichnet.

Sein Sohn ist Hermann Koch (1865 bis 1892), der erstmals 1894 als Bäcker bezeichnet wird. Seine Frau ist Anna Maria Lamm aus Langenselbold. Sie macht aber nicht so richtig mit im Geschäft. Auch er selber fühlt sich mehr zur Homöopathie hingezogen. Er gibt deshalb die Bäckerei auf und praktiziert in der Klosterhofstraße 11 und später in Hanau.

Die Bäckerei wird von Jacob Koch (1867 bis 1939) übernommen. Er ist auch ein entfernter Verwandter: Während der bisherige Inhaber Philipp Koch ein Nachkomme in dritter Generation aus der ersten Ehe des Benders Johann Philipp Koch (1717 bis 1772) ist, so ist Jacob Koch ein Nachkomme in vierter Generation aus der zweiten Ehe des Benders Johann Philipp Koch (Gaststätte Hauptstraße 19).

Jacob Koch lernte den Beruf eines Bäckers beim Vater. Er wird aber Eisenbahner, weil geplant ist, daß der Halbbruder Konrad Ohl aus der zweiten Ehe der Mutter die Gemeindebäckerei in der Hauptstraße 38 übernehmen soll. Aber dann heiratet Jacob Koch im Jahre 1898 Maria geborene Lenz, Tochter des Händlers Caspar Lenz aus der Hauptstraße 15. Sein Schwiegervater Kaspar Lenz (Vater des Maurermeisters und späteren Kohlehändlers Kaspar Lenz, Hauptstraße 15) drängt ihn dazu, die lukrative Oberbäckerei zu übernehmen. Er gibt wohl auch den größten Teil des Geldes für den Ankauf des Geschäfts. Als er 1898 heiratet, wohnt er schon in dem Haus Hauptstraße 11. Er wird 1899 als Bäckermeister bezeichnet. Nach mündlicher Überlieferung der Familie soll er erst im Jahre 1903 die Bäckerei übernommen haben.

Nach Jacob Koch ist dann Kaspar Koch der Oberbäcker, dem seine Tochter Annemarie und ihr Mann Klaus Günther folgen. Sie bauen die ehemalige Torfahrt zu einem Laden aus. Heute ist hier in Friseurgeschäft.

 

Die eigentliche Entwicklung des Ortes setzt nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Im Jahre 1953 gibt es zum Beispiel das Furnierwerk Kling, die Strickerei Vater (Ecke Floßgrabenstraße/ Fahrgasse) und zwei Diamantschleifereien (Stumpf und Decker).

 

Hauptstraße 9: Heimatmuseum

Im Museum werden Werkzeuge der Schuhmacher, Polsterer, Schreiner, Diamantschleifer und Kelterer gezeigt. An der Wand am Treppenaufgang hängt eine Tafel mit Werbung früherer Firmen.

 

Seite 91: Friedhof

Der Friedhof wird 1876 nach Norden und Osten erweitert (Beschluß)

(Stadtarchiv: Abteilung XVII, Abteilung 9, Konvolut 1, Faszikel 11:

Friedhofserweiterungen 1876 und 1914 (Stadtarchiv).

 

Seite 92: Friedhof

Im Jahre 1974 wurde die Trauerhalle für 170.00 Mark neu gebaut. Sie hat sechs Räume. Unter dem Vordach sollen die Trauernde bei schlechter Witterung Schutz finden.

Schon Mitte 2014 meinte die Stadt Maintal, die Kapazitäten auf den alten Friedhöfen in Maintal seien ausgeschöpft. Auf den Alten Friedhöfen in Hochstadt und Wachenbuchen gibt es noch vereinzelte Möglichkeiten der Bestattung. „Hochstadt hat noch ein paar Kapazitäten, aber nicht mehr viele. Neben Urnengrabstätten stehen auch noch einige Reihengrabstätten zur Erdbestattung zur Verfügung“, erläutert Uwe Möller, Leiter der Ordnungsbehörde, die auch für die Friedhofsverwaltung zuständig ist. Kaum Platzschwierigkeiten gibt es hingegen auf den neuen Friedhöfen in Dörnigheim, Wachenbuchen und Hochstadt. Nur bei den Baumgrabstätten könnte es vereinzelt eng werden, doch dann hätten die Angehörigen die Möglichkeit. auf einen anderen Friedhof auszuweichen.

Bestattungen befinden sich im Wandel, das ist auch in Maintal zu beobachten. „In den vergangenen Jahren entschieden sich immer mehr Angehörige für ein Urnenwahlgrab, ein Urnenreihengrab oder ein Rasenreihengrab. Erdbestattungen hingegen wurden seltener. Wenn, dann gab es sie meist, wenn schon ein Familiengrab vorhanden war“, berichtet Möller.

Die Pflege der Gräber scheint mittlerweile eine eher untergeordnete Rolle einzunehmen, wichtig hingegen ist den Angehörigen die Andachtsmöglichkeit.

 

Bei der Verwaltung des alten Friedhofs hatte Hochstadt bis 2016 ein Alleinstellungsmerkmal in Maintal: Die Verwaltung des alten Friedhofs in Hochstadt erfolgte nach kurhessischem Gewohnheitsrecht und unterlag einer Friedhofskommission. Für die Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde sowie der Stadt bedeutete dies einen zusätzlichen Aufwand.

Damit ist jetzt Schluß.

Einstimmig sprachen sich die Maintaler Stadtverordneten in ihrer Dezembersitzung für eine Übernahme der Trägerschaft durch die Stadt Maintal aus. Erreicht werden soll auf diesem Wege eine Vereinfachung des Verwaltungsaufwands, denn bislang galt für den alten Hochstädter Friedhof eine eigene Friedhofs- und Gebührensatzung. Allerdings waren die Bedingungen gleichlautend mit den Bestimmungen und Gebühren für die übrigen Maintaler Friedhöfe.

Der Hochstädter Pfarrer gehörte als Vorsitzender des Kirchenvorstands gemeinsam mit dem Bürgermeister sowie zwei Vertretern von kirchlicher Seite und zwei Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung der Friedhofskommission an. Diese tagte in der Vergangenheit einmal bis zweimal jährlich, um Themen, die den alten Friedhof betreffen, miteinander zu verhandeln und zu entscheiden. Zuletzt betraf dies nur noch Satzungsänderungen zu einer weiteren Vereinheitlichung der Statuten. Daher bedeutete die Kirchenhoheit über den alten Friedhof vor allem einen höheren Arbeitsaufwand für die beteiligten Parteien.

Die Überlegungen, hier eine Vereinheitlichung und damit verbunden eine Vereinfachung herbeizuführen, führten zu Gesprächen mit der evangelischen Kirche von Kurhessen-Wal­deck. Im Oktober lag dann die kirchenaufsichtliche Genehmigung zur Einleitung entsprechender Schritte vor. Damit ist der Weg nun frei, die Friedhofssatzung für den Stadtteil Hochstadt und die Gebührensatzung aufzuheben, die Friedhofskommission aufzulösen und den alten Friedhof in Hochstadt in die allgemeine Friedhofs- und Gebührensatzung einzugliedern. Dies stellt eine wesentliche Verwaltungsvereinfachung dar heißt es aus der städtischen Fried­hofsverwaltung, denn Bewirtschaftung und Unterhaltung oblagen ohnehin der Stadt.

 

Ganz ohne Mitspracherecht bleibt die Kirche aber nicht. Bei anstehenden Veränderungen, die den Friedhof betreffen, wird die Kirche angehört. Dies betrifft etwa die Denkmäler, die Gestaltung des Friedhofs, die Einrichtung von Baumgräbern, aber auch die Möglichkeit, daß Menschen, die nicht mehr in Hochstadt wohnen, dort aber ihren Wohnsitz hatten, weiterhin auf dem alten Friedhof bestattet werden können, wenn es die Belegung zuläßt.

 

Seite 93: Ämter

Die Grafschaft Hanau-Münzenberg hatte 1736 zehn Ämter. Zum Amt Büchertal gehörten 14 Gemeinden: Oberdorfelden, Kilianstädten, Roßdorf, Oberissigheim, Niederissigheim, Bruchköbel, Rüdigheim, Niederrodenbach, Mittelbuchen, Wachenbuchen, Hochstadt, Kesselstadt, Dörnigheim, Rumpenheim und vor allem die Stadt Hanau (zum Amt Windecken gehörten: Marköbel, Ostheim, Windecken, Eichen, Niederdorfelden; Erbstadt gehörte zu Kellerei Naumburg).

Das Amt Büchertal stand unter der Leitung eines Amtmanns. Er war zuständig für die Finanzverwaltung, Rechtsprechung, Beaufsichtigung der Gemeinden, Straßenbau, öffentliche Sicherheit, Kirche, Schule. Der einzelne Ort wurde geleitet von dem Schultheißen, zwei Bürgermeistern (= Rechnungsführern) und vier bis sechs Geschworene (= Gemeindevertreter). Der Schultheiß war Vertrauensmann der Herrschaft, aber auch Vertreter der Dorfgemeinde. Er war Vorsitzender des Dorfgerichts und leitete die Gemeinde zusammen mit den Geschworenen; sie sicherten gemeinsam die Feldbestellungen und überwachten die Nutzung von Wald und Weiden. Der Schultheiß war zuständig für öffentliche Ordnung, Aufsicht über die herrschaftlichen Güter, Frondienste und Bekanntgabe der herrschaftlichen Verordnungen.

 

Seite 93: Ämter

Die Zahl der Gemeindevertreter („Gerichtsleute“ oder „Schöffen“) wird 1789 - 1790 von zwölf auf sechs herabgesetzt (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a).

Über die „Feldschützen“ gibt es ein Aktenstück im Maintaler Stadtarchiv, Abteilung XXI, Abschnitt 9 b.

 

Seite 95: Schultheiß Strohl

Im Januar 1813 wird eine Untersuchung gegen Schultheiß Strohl geführt, weil er angeblich den Deserteur Philipp Eibelshäuser verheimlicht hat. Strohl amtierte von 1794 – 1819. Bei dem Deserteur kann es sich eigentlich nur um Johann Philipp Eibelshäuser handeln, geboren 1760) (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

Seite 96: Bürgermeister Weber

Im Jahre 1968 erhält Philipp Weber die Freiherr-vom-Stein-Plakette

 

Seite 97: Rechnungsführer

Im Jahre 1813 beschwert sich Rechnungsführer („Bürgermeister“) Jacob Stein, weil er von den Gemeindeverordneten nicht wiedergewählt wurde. Er möchte gern ständiger Rechnungsführer sein, wie das auch von amtswegen gewünscht wird) (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

Im Jahre 1848 wird der Gemeinderechner Peter Brosch III. verpflichtet

 

Seite 95: Schultheißen

Im Jahre 1578 ist Andreas Vetter zum Schultheißen vorgestellt worden. Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrigt werden.

Im Jahre 1597 ist Johan Friedrich Löscher als Schultheiß den Einwohnern von Hochstadt vorgestellt worden und im Jahre 1602 wurde er abgesetzt (Löscher war nicht Schultheiß in Hochstadt, sondern Oberschultheiß des Amtes Büchertal).

Am 8. August 1602 wurde Hans Gebauer den Einwohnern als Schultheiß vorgestellt („präsentiert“). (Vorher war Andreas Vetter von 1583 bis 1602 „Unterschultheiß“, also Dorfschult­heiß. Hans Gebauer hatte das Amt von 1602 bis 1608 inne und Kilian Velten von 1608 bis 1635).       

Am 24. Mai 1608 ist Kilian Vetter der Gemeinde in Hochstadt als Schultheiß vorgestellt („pre­sentirt“) worden. Am 29. Mai 1608 wurde er bei zwei Kindern der Taufpate: Das erste war Johann Kauß, das andere Asmus Wengel. Am 21. März 1609 ist er mit Margareta, der Tochter Johann Akners aus Niederdorfelden, zur Kirche gegangen und hat sie geheiratet.

Gestorben ist er am 20 Juni 1635.

Bei der Visitation ist der Schultheiß Schales trotz besonderer Einladung nicht vor dem Presbyterium erschienen. Der Inspektor beschwert sich am 9. Dezember 1763 beim Konsistorium.

(Es handelt sich um Johann Caspar Schales, der 1727 heiratet).

 

Johannes Rohrbach:

Im Jahre 1782 beginnt Johannes Rohrbach (1735 bis 1784) einen neuen Abschnitt im Protokollbuch der Gemeinde Hochstadt. Im Protokollbuch schreibt er: „Hochstadter Gemeindt Protocol. Angefangen Anno 1782, und dann gedencke ich dasselbe unter Gottes Segen und Schutz zu handhaben, nach all seinem Inhalt. Der Große Schöpfer Himmels und der Erden wolle den Geist der Weißheit und des Verständnisses mir dazu verleihen das. auß der Fülle seiner Gnade und Barmherzigkeit. Um meines Erlößers Jesu Christi willen und kraft des Heiligen Geistes so viel mögl. vollenden ilmen (?). Johannes Rohrbach, Schultheiß dahier, ut supra [(wie oben]: „All mein Anfang zu jeder Zeit gescheh in Nahmen Jesu Christ, der stehe mir bei früh und spat, bis all mein Tun ein Ende hat. O Herr Christ, o Herr, laß wohl gelingen.“ (Bild in dem Buch „Hochstädter Familien“, Seite 120).

 Er hat eine bemerkenswerte Karriere gemacht: Er ist im Jahre 1771 Reformierter Kirchenbaumeister (in erster Linie Rechnungsführer und Kassenverwalter der Kirchengemeinde),

Im gleichen Jahr zahlt er selber 30 Kreuzer in die Kirchenkasse für den Sitz seiner verstorbenen Frau in der Kirche. Er will ihn weiter bezahlen, falls er ihn brauchen sollte. Er hat ihn dann auch gebraucht, denn er heiratet im April 1772 wieder. Im Jahre 1776 ist Johannes Rohrbach Geschworener (= Gemeindeverordneter) und 1781 wird es als Bürgermeister erwähnt (ist also Rechnungsführer der bürgerlichen Gemeinde). Von 1782 bis 1784 ist er dann sogar noch Schultheiß, bis er 1784 stirbt. Sein direkter Nachkomme ist der Maintaler Bürgermeister Erhard Rohrbach (1997 bis 2001).

 

Seite 96: Philipp-Weber

 Eine eher ruhig gelegene Hochstädter Straße trägt heute den Namen von Philipp Weber, der selbst ein ruhiger Gemütsmensch war, bei Jung und Alt beliebt durch sein Einfühlungsvermögen. Politiker waren früher ortsintern hochangesehene Menschen. Durch ihre Bürgernähe und ihren direkten Befugnisbereich über eine kleine, über­schaubare Gemeinde wurden sie geschätzt und kannten so gut wie jeden Einheimi­schen. Einen besonderen Bezug hatten die Hochstädter zu ihrem Ehrenbürger, Orts­diener und Bürgermeister Philipp Weber. Auch umgekehrt fühlte sich dieser eng mit den Einwohnern des heutigen Maintaler Stadtteils verbunden. So war er bei Beerdi­gungen fast immer anwesend, hatte alleine aufgrund seiner Zeit als Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg eine enge Verbindung zu den Alteingesessenen, mit denen er einfühlsam die Aufbauzeit durch­lebte und die Lebensmittelverteilung orga­nisierte.

Philipp Weber wurde am 27. April 1883 in der Hochstädter Hanauer Straße 20 gebo­ren, zog zweimal innerhalb dieser Straße um und wohnte zuletzt im Eckhaus Jäger­straße / Ecke Hanauer Straße. Er begann seinen beruflichen Werdegang, wie ihn viele Menschen der Region anstrebten:

Im Jahre 1897 fing er eine Schlosserlehre in Fechen­heim ein. Üblich war es zu dieser Zeit, sei­ne Ausbildung, wenn nicht zu Hause, dann in der benachbarten Großstadt Frankfurt anzutreten. Dort erlebte das industrielle Gewerbe gerade seine Hoch‑Zeit.

Wie viele andere aus dem Ort auch, mach­te er sich Tag für Tag auf seinen Weg. Heu­te erinnern sich Hochstädter noch daran, daß die wöchentlichen Fahrtkosten mit der Trambahn oft das Einkommen eines Tages überstiegen, so daß Fahrräder be­vorzugt wurden, soweit dies zu nahe lie­genden Orten wie Fechenheim noch mög­lich war.

Carl Weber, Prokurist und später Besitzer einer eigenen Ziegelei, der Vater von vier Kindern, darunter dem Zweitgeborenen Philipp Weber, starb 1902 im Alter von ge­rade mal 44 Jahren an einer Embolie. Als Reaktion schlossen sich viele Familienan­gehörige durch den persönlichen Verlust und den damit verbundenen finanziellen Engpässen diversen Arbeiterorganisatio­nen an.

Philipp Weber interessierte sich nicht zuletzt aus dem privaten Hintergrund beson­ders für die Sozialdemokratie, wurde 1902 Mitglied der SPD. Aus seiner ersten Ehe mit Elisabeth, geborene Scharf, ging Sohn Fritz, genannt „Fritze“, hervor. 1911 heira­tete er erneut, gleich fünf Kinder brachten die Eheleute Philipp und Katharina, gebo­rene Burger, zur Welt: Wilhelm, Margare­the, Katharina, Melitta und Hans.

Im Ersten Weltkrieg war Weber in der Ar­tillerie eingesetzt, erlitt in Frankreich in der Nähe der Somme eine leichte Kriegs­verletzung am Knie. Nach Kriegsende sat­telte Philipp Weber beruflich um, saß zehn Jahre im Gemeindeparlament als Gemein­devertreter, war dann von 1928 bis 1937 Ortspolizist von Hochstadt.

Kurios ist, daß er neben seinem Polizei­dienst im Laufe der Zeit auch im Hochstäd­ter Rathaus angestellt war ‑, daß er in die­ser Zeit als SPD‑Anhänger nicht schon längst von den Nationalsozialisten aus dem Amt erhoben wurde, bezeichnet Alt­bürgermeister Philipp Ziegler heute noch als ein „Wunder“.

Solidarisch zeigte sich Weber mit dem NS-­Regime jedenfalls nicht. Aber die verwal­tenden Nazis aus dem Ort verstanden sich bestens mit ihm und achteten sein Wissen. Mehr noch: für alle Einwohnerschichten war er der geduldige Ansprechpartner be­treffend öffentliche Dinge, aber auch für ganz persönliche Anliegen.

Philipp Weber übte ab 1938 die Arbeit des Ortsdieners aus, galt in diesem Metier als äußerst korrekt. Mit der Glocke in der Hand verkündete er in den Straßen die Neuigkeiten und Nachrichten des Tages. Er war außerdem dafür zuständig, die Steuern „einzutreiben“, verteilte dafür auch die mahnenden Briefe. Genau prüfte er selbst, wer seine Straße rein hielt und wer den Kehrdienst schleifen ließ.

Als Hochstadts Bürgermeister Wilhelm Schmidt gegen Ende des Zweiten Welt­kriegs umkam, übernahmen der Lehrer Textor und ab 1. September 1945 Fritz Schäfer die kommissarische Verwaltung Hochstadts. Doch die eigentliche Arbeit blieb an Philipp Weber hängen. Denn ab 1928 hatte er unentwegt mit dem Amt des Bürgermeisters zu tun gehabt und war aus diesem Grund von den zur Verfügung ste­henden Personen der wohl Kompetenteste ‑ die Parteigänger der NSDAP nahmen von den öffentlichen Positionen schon vor Ende des Weltkriegs eigennützig Abstand. Diese „Notbremse“ mußte Philipp Weber nicht ziehen, seine Unabhängigkeit vom NS‑Regime ist heute noch auf Bildern zu erkennen: bei Umzügen der Nationalsozia­listen lief Weber zwar als Ortspolizist mit, wurde oft mit Hochstädter NS‑Zugehörigen abgelichtet ‑ doch stets in zivil und ohne jegliche Auszeichnungen, die ihm als Nichtmitglied der Partei auch nicht aner­kannt werden durften.

Seine Ernennung zum Hochstädter Bür­germeister am 31. März 1946, nach seinem Wiedereintritt in die SPD im Oktober 1945, war eine logische Folge der Knappheit an Politikern in Hochstadt ‑ als Stadtober­haupt gerade für diese Zeit kein Leichtes: von überall trafen Flüchtlingsströme ein, die einen neuen Wohnsitz suchten, die Le­bensmittelverteilung, die von ihm organi­siert werden mußte, wurde bis Ende der Amtszeit 1948 dadurch natürlich nicht er­leichtert.

Philipp Weber war nach dem Zweiten Weltkrieg erster Bürgermeister Hoch­stadts. Er erhielt für seine Tätigkeit monatlich 338,45 Reichsmark plus Zu­lagen für seine Zuständigkeit für Feu­erwehr, Standesamt, Polizei und Le­bensmittelverteilung.

Kurz nach dem Krieg fungierte Weber 1945 gar als Lebensretter für seinen Kriegskameraden aus dem Ersten Weltkrieg und engen Freund Valentin Burger: beim Ver­laden von Munition, Gewehren und Grana­ten aus der Hochstädter evangelischen Kir­che auf einen amerikanischen Lastwagen löste sich plötzlich bei einer Granate die Si­cherung. Burger, der seit 1918 durch den Kriegs-Einsatz nahezu gehörlos war, be­kam davon nichts mit. Philipp Weber be­merkte dies gerade noch und brachte sei­nen Freund rechtzeitig aus der Gefahren­zone. Beide blieben bei dieser Explosion unverletzt. Das Band der Freundschaft wurde dadurch umso enger.

Wodurch holte sich Philipp Weber nun die bemerkenswerte Aner­kennung, die ihm 1955 die Ernen­nung zum Ehrenbürger einbrachte? Über seine Arbeit als Gemeindemitarbeiter im Parlament und als Fest-Angestellter hi­naus, machte sich Weber bei seinen Mit­bürgern beliebt. So setzte er sich bei der Restrukturierung Hochstadts unter anderem für die Errichtung eines Kindergar­tens ein. Nur kurze Zeit hielt sich diese In­stitution während seiner Bürgermeister­zeit. Erst 1955, als das Thema neu in An­griff genommen wurde, machte sich We­ber erneut dafür stark und hatte großen Anteil am Bau der Hochstädter Betreu­ungseinrichtung Ahornweg.

Einfühlsame Worte fand er stets als Stan­desbeamter, denn seine Arbeit erklärte Philipp Weber nach Abschluß der Tätig­keit als Bürgermeister 1948 durchaus nicht als beendet. Nachdem die CDU die Mehr­heit erreichte und er aus dem Amt aus­schied, engagierte er sich im politischen Bereich weiter als Gemeindevertreter (ab 1948). Er war von 1952 bis 1968 stellvertre­tender Schiedsmann für die Gemeinden Dörnigheim und Hochstadt, mußte aber bei Krankheit des Ersten Schiedsmannes meist persönlich für die Angelegenheiten aufkommen.

Philipp Weber war Mitbegründer der Hochstädter „Raiffeisenkasse“, bis zu sei­nem Tode hin wirkte er noch als Versiche­rungskaufmann der „Allianz“. Er war mit von der Partie, als die Arbeiterwohlfahrt gegründet wurde, war Gewerkschafter in der ÖTV, Aktiver im Hochstädter Zither­verein „Alpenrose“ (1898 Mitbegründer und Erster Vorsitzender), Ehrenmitglied im Gesangverein, Mitglied in der Feuer­wehr: auch im Privatleben beherrschte das Ehrenamt das Leben von Philipp Weber. Gewürdigt wurde sein persönlicher Ein­satz mit der Ernennung zum Ehrenbürger im Jahr 1955, dem ersten Hochstädter, dem dieser Titel zuteil wurde.

Auf Antrag der Gemeinde wurde Philipp Weber am 24. März 1966, im Alter von 83 Jahren, das Bundesverdienstkreuz verlie­hen. Selbst in diesem rüstigen Lebensstadi­um hörte seine Arbeit noch nicht auf. In Zeitungsartikeln aus dem Jahr 1968 gratu­liert man ihm als „ältesten hessischen Standesbeamten“ zum 85. Geburtstag, längst versehen mit vielen Ehrennadeln in Gold und Silber aus allen möglichen Kör­perschaften, in denen er tätig war.

In dieser Zeit lebte Philipp Weber schon als Witwer in seinem Haus in der Jäger­straße / Ecke Hanauer Straße. Dennoch war er nicht auf sich alleine gestellt: seine Tochter Margarethe zog 1948 bei ihm ein, die zuvor bereits ihren zweiten Mann ver­lor. Ihr Schicksal wurde noch mehr über­schattet von dem Ableben ihrer beiden Töchter. Als sie im Laufe der Jahre ihre Arbeitsstelle in einer amerikanischen Wä­scherei beendete, kümmerte sie sich voll und ganz um den Haushalt.

Auch die anderen Kinder Philipp Webers statteten ihrem Vater regelmäßige Besu­che ab und unterstützten ihn, wo sie nur konnten. Auf diese Weise konnten sie sich bei ihrem Vater für seine Fürsorglichkeit bedanken, die er ihnen in der Kind‑ und Jugendzeit entgegengebracht hatte. So nahe wie Weber den Menschen in Hochstadt stand, so nahe stand er auch seiner Familie. Er starb am Abend des 25.September 1972 im Alter von 89 Jahren.

Daß Philipp Weber all seine Arbeit aus ei­gener Überzeugung heraus ausübte, teilte er anläßlich seiner Ernennung zum Eh­renbürger 1955 den Versammelten mit: „Wir sind nur eine kleine Gemeinschaft, die über das Wohl der Gemeinde zu ent­scheiden hat. Wenn wir auch nicht immer gemeinsamer Auffassung in dieser oder je­ner Frage sind, so habe ich aber nie die Achtung vor dem Anderen vergessen. Wer vom Geiste der Toleranz geleitet ist, wird daher nie scheitern und genau wie ich eine solche lange Zeit auf das Vertrauen seiner Mitbürger rechnen können. 37 Jahre ehrenamtlich tätig zu sein, das er­fordert Idealismus, Opfermut und persön­lichen Verzicht. Es ist aber auch eine schö­ne Aufgabe, sich für die Belange seiner Mitmenschen einzusetzen und zu helfen, ein Dorf wirtschaftlich, kulturell und poli­tisch zu gestalten. Es ist daher auch mein Wunsch, noch recht lange in ihrem Kreise mitwirken zu können, zum Wohle aller.“

 

Seite 100: Bäcker

Am 10. August 1615 wurde angefangen, einen Gemeindebackofen an der Unterpforte zu mauern; am 26. August waren die Arbeiten beendet (Chronik Appel).

Die Gemeinde verkauft 1936 das Grundstück Hauptstraße 38 (Backhaus) an Thomas Lutz.

Jakob Koch, Hauptstraße 11, baut 1894 einen Backofen, 1896 ein Backhaus. Jakob Koch III. baut 1925einen Backofen und Backraum, Hauptstraße 11 1930 Einbau der Dachkammern) (Stadtarchiv)

Pachtverzeichnis über das Gemeindebackhaus 1920: Bäcker Ohl zahlt im Jahre 1918 dafür 450 Mark, im Jahre 1920 schon 1.000 Mark Stadtarchiv Abteilung X, Abschnitt 2, Konvolut 8, Faszikel 36)

Hauptstraße 38: Wohnhaus mit Backhaus und Hofraum, Stallgebäude und Halle, vermietet an Bäcker Heinrich Ohl (Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt, vor 1929)

19.11.1934: Weil der Bäcker Heinrich Ohl einen Neubau errichtet hat, entschließt sich der Bürgermeister nach Anhören der Gemeinderäte zum Verkauf des Gemeindebackhauses (Abteilung XV, Abschnitt 2a, Konvolut 3, Faszikel 6).

25.02.1935: Das Gemeindebackhaus soll freihändig verkauft werden. Das Grundstück soll aber nicht landwirtschaftlich genutzt werden. 08.04.1935: Das Gemeindebackhaus wird nach zwei Versuchen an den Bahnbeamten Thomas Lutz zum Preis von 9.000 Mark verkauft. Er erhält auch den Garten bis zur Leichenhalle für 150 Mark (12.11.1935). Am 15.01.1937 wird der Zinssatz für den Restbetrag von 6 auf 5 Prozent herabgesetzt (Abteilung XV, Abschnitt 2a, Konvolut 3, Faszikel 6).

Jakob Koch, Bogenstraße 16, baut 1894 einen Backofen und 1896 ein Backhaus.

Jakob Koch III. baut 1925 einen Backofen und Backraum in der Hauptstraße 11                                       (im Jahre 1930 Einbau der Dachkammern) (Stadtarchiv).

 

 

Seite 103: Waldschützen

Es gab auch eine Wohnung der Waldschützen, wohl eher eine Waldhütte (Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt von vor 1929)

 

 

 

Seite 112 /(Schluß): Grundstücke der Gemeinde

Im Lagerbuch der Gemeinde, das vor 1929 aufgestellt wurde, werden folgende Grundstücke aufgeführt)

  • Hauptstraße 38: Wohnhaus mit Backhaus und Hofraum, Stallgebäude und Halle, vermietet an Bäcker Heinrich Ohl.

 

  • Am Rathaus 1: Rathaus mit Spritzenhaus und Holzremise, Sitzungsort der Gemeindevertretung, Aufbewahrungsort und Feuerwehrutensilien
  • Bogenstraße 2: Wohnhaus und Hofraum mit angebautem Stall, vermietet
  • Hauptstraße 4: Wohnhaus und Hofraum, Dienstwohnung (ehemalige Schule), Scheune, Kuhstall, Schweinestall, Stallgebäude, Holzstall (Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt, vor 1929)
  • Hauptstraße 1: Wohnhaus mit Hofraum (Hirtenhaus), vermietet (gestrichen „Stallgebäude“, wegen Baufälligkeit abgebrochen)
  • Ackerland: Brunnenkammer im Haselnußgarten, Hartigwald, Wasserbehälter im Kerker, viele (kleine) Wiesen im Oberdorf und Unterdorf, zwei Tongruben am Röderberg, dreimal Gemeindeweide (wohl im Gebiet „Auf der Weid“, Kartenblatt 28,30), insgesamt 101 Grundstücke, rund 130 Hektar Fläche (Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt, vor 1929).

 

Seite 112: Abgaben der Gemeinde

  • Selbst an das Stift Fulda waren Steuern zu zahlen, die dann an den Grafen zu Büdingen übertragen wurden. Das zeigt eine Urkunde aus dem Birsteiner Archiv (Nr. 1668) vom 14. September 1443: Abt Hermann von Fulda verleiht dem Grafen Diether von Isenburg-Büdingen die Falkensteinischen Lehen des Stifts Fulda, die von den Eltern seiner Frau auf ihn gekommen seien, nämlich Schloß und Stadt Dreieichenhain, den Licht­forst bei dem Hain, Äcker, Wiesen und Wälder, ganz Götzendorf nebst Zube­hör, den Hof zu Hasselbach nebst Zubehör, die Vogtei, die Hofe zu Assenheim, die Hälfte des Schlosses Dorfelden, 8 Morgen Äcker vor dem Schloß, die Hälfte des Waldes und Wassers, die Mühle, die Hälfte des Gerichts, die geistlichen Lehen, 3 Morgen zu Rendel, 2 Weingärten bei Nieder-Wachenbu­chen, 4 Morgen Äcker zu Bruchköbel, 1 1/2 Morgen zu Hanau, 4 Morgen in der Hälfte der Wälder dort, 5 Achtel Korn und 4 ½ Schillinge zu Kesselstadt, 2 Achtel Korn zu Wein-Buchen, 7 kleine Schillinge zu Hochstadt, 2 Weingär­ten bei Dorfelden und 90 Malter Korn von den Gütern zu Büdesheim (Bir. Nr.300 - Anh. Sg.; Bir., Rotes Buch, Bl. 25 v- 26. Bsd.; Büd., Rotes Buch, S.33. Regest: Simon III, S. 157 Nr.154, Anmerkung 3, aus: Friedrich Battenberg (Bearbeiter), Isenburger Urkunden. Regesten zu Urkundenbeständen und Kopieren der fürstlichen Archive in Birstein und Büdingen, Darmstadt/Marburg 1976, Repertorien des hessischen Staatsarchivs Darmstadt).

 

Seite 118: Hebamme

 

Seite 118: Ärzte in Hochstadt:

Ein „Arzt“ wird erst 1684 mit dem Barbier und Wundarzt Balthasar Lapp genannt. Der „Mühlarzt“ Geörk Schmidt ist allerdings kein Mediziner, sondern einer, der die Mühlen wieder in Ordnung bringt. Der Chirurg Johann Franz Engelmann aus Spremberg bittet 1784 darum, in Hochstadt praktizieren zu dürfen, hat sich aber 1785 wieder „absentiert“.  

Noch vor 1900 wohnt in der Ringstraße Süd ein junger Arzt, der gleich nach dem Examen nach Hochstadt gekommen und bei den Leuten sehr beliebt ist. Er geht gern zu Schlachtfesten und ist für manchen Ulk zu haben. So hält er sich selber ein Schwein, das aber aus Futtermangel nicht so recht gedeihen will. Dennoch lädt er das ganze Dorf zum Schlachtfest ein, sagt aber dazu, jeder Gast möge doch bitte eine Wurst mitbringen. Von dem Schwein bleibt natürlich nicht viel übrig, aber von den mitgebrachten Würsten kann der Arzt lange Zeit leben. Doch da er anderswo ein Haus besitzt, verläßt er Hochstadt wieder.

Ein anderer Interessent verzichtet schließlich, weil die Gemeinde ihm kein Haus für die Praxis und die Wohnung zur Verfügung stellen kann. Später kommt ein Arzt aus Dörnigheim, und auch Dr. Wildersinn aus Wachenbuchen betreut einige Familien in Hochstadt.

Peter Mankel vermerkt bei allen Todesfällen den behandelnden Arzt. Ab 1893 wird Dr. Schüler erwähnt. Weiterhin werden erwähnt: Dr. Kittsteiner, Dr. Wickmann, Dr. Runkel, Dr. Gottschalk, Dr. Eisenach und Dr. Curtze aus Wachenbuchen (bis 1914).

Die von den Ärzten verschriebenen Medikamente werden ausnahmslos durch einen Boten in Hanau in der Engelapotheke besorgt. Zunächst übernimmt diese Aufgabe eine Frau aus Bischofsheim, später eine aus Hochstadt (dann ein Herr Fischer). Sie holen die Rezepte beim Sanitäter ab, besorgen die Medikamente und bringen sie dann in die Häuser.

Die Bezahlung erfolgt einmal im Jahr. Der Apotheker kommt dazu ins Gasthaus „Zur goldenen Krone“. Der Tag steht auf dem Rezept und wird auch durch die Ortsschelle bekannt gemacht. Die Kassierung verläuft reibungslos.

Die Bauern dürfen nicht in der Krankenversicherung sein, weil sie als Selbständige gelten. Deshalb gründet Dr. Schüler in Bischofsheim schon 1894 einen Verein für ärztliche Hilfe. Auch in Hochstadt führt er um die Jahrhundertwende eine sogenannte „Doktorkasse“ ein. Sie wird von dem Landwirt Peter Lind geführt, der monatlich eine Mark von jeder Familie erhebt. Von dem Geld werden dann die Behandlungskosten bezahlt. Diese private Krankenkasse besteht bis in die 20iger Jahre. Die Sperre der Ortskrankenkasse für Landwirte wird 1928 kurzfristig aufgehoben. Viele nutzen die Gelegenheit, um freiwillig Mitglied zu werden.

 

Im Jahre 1915 kommt es zu einem Unglücksfall am Bahnhof. Im Pfarrarchiv heißt es dazu:: Bei der Einfahrt in den Bahnhof Hochstadt entgleisten die drei letzten Wagen des Zuges, der 3.45 Uhr aus Richtung Frankfurt-Ost eintraf. Der Zug sollte auf dem Nebengleis halten, weil auf dem Hauptgleis ein Materialzug hielt. Aus ungeklärter Ursache sprangen der zweit-, dritt- und viertletzte Wagen aus den Gleisen und sperrten die beiden Hauptgleise. Der letzte Wagen riß sich los und blieb auf dem Gleis stehen. Frau Anna Langmeier aus Frankfurt wurde aus dem Wagen geschleudert, kam unter dem Wagen zu liegen und wurde erdrückt. Sieben Mitreisende erlitten mehr oder weniger starke Verletzungen. Vom Hauptbahnhof Hanau ging kurz nach vier Uhr ein Hilfszug mit drei Ärzten ab. Auch die Fechenheimer Rotkreuz-Kolon­ne wurde gerufen, ebenso die am Ostbahnhof stationierte Frankfurter Rotkreuz-Kolonne mit 60 Mann und zehn Kraftwagen, weil man das Ausmaß des Unglücks noch nicht abschätzen konnte. Eine Frau wurde mit dem Auto ins Hanauer Krankenhaus gebracht, ein Mann nach Großkrotzenburg. Drei Verletzte fuhren nach Frankfurt-Süd und suchten dort das Krankenhaus auf (mit Bleistift ist hier die Jahreszahl 1915 ergänzt).

Aus dem von Peter Mankel geführten Buch erfährt man auch von einem tödlichen Unglücksfall: Am 22. Januar 1922, nachmittags gegen drei Uhr, wird der Spengler Philipp Bauer im Frankfurter Ostbahnhof zwischen zwei Wagen gedrückt. Im Heilig-Geist-Krankenhaus stirbt er im Alter von 21 Jahren.

 

Eine erste Apotheke eröffnet der Apotheker Hans-Konrad Lewin in der Ringstraße. Die Löwen-Apotheke seines Vaters in Hanau war ausgebombt. Nun baut er 1952 eine neue Apotheke in der Jägerstraße 23. Sie wird 1958 von Helmut Oswald übernommen und 1968 in die Bahnhofstraße 152 verlegt. Seit Mitte 1971 pachten Norbert Worret und Frau Doris die Apotheke und kaufen sie 1987. Heute bietet die Apotheke eine breite Palette von Dienstleistungen von Ernährungs- und Impfberatung über Verleih von Instrumenten bis zu Hausapotheke und Kosmetik.

 

 

Seite 123: Armenhaus

Das Haus Bogenstraße 2 wurde 1921 durch die Gemeinde zum Armenhaus umgebaut.

 

Seite 130: Kauf von Kadukländereien

Im Jahre 1835 kauft die Gemeinde Hochstadt Kadukländereien, die dem Staat gehörten

 

Seite 134: Dreschgenossenschaft

Die Dreschhalle auf dem heutigen Festplatz wird 1925 durch die Dreschgenossenschaft gebaut.

 

Seite 139: Jagdpacht

Direktor Hoffmann, Mainkur, zahlt im gleichen Jahr 1918 für die Jagdpacht 3.600 Mark im Jahr (Stadtarchiv). Schäferei und Jagd im Stadtarchiv, Abteilung XV., Abschnitt 5 d, Konvolut 63

Die Schießscharten in der Ortsmauer werden 1784 zugemauert (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

 

Seite 146: Wetter um 1600 (Chronik Appel)

Im Jahr 1597 hat das Wetter am 29. Mai den Wein und das Korn erschlagen.

Im Jahr 1599 hat das Korn im April angefangen zu blühen.

Im Jahre 1599 sind am 30. April frühzeitige Kirschen gefunden worden und im Juli sind frühe Weintrauben in den Weinbergen gefunden worden.

Im Jahre 1600 sind die Weingärten und Nußbäume erfroren und deswegen sind die Wein­gärten zu Pfingsten noch alle blind gewesen.

Im Jahr 1602 waren die Kirschen schon im März verblüht. Es ist den ganzen vorhergehenden Winter über warm gewesen. Aber am 2. April sind die Weingärten samt den Obstbäumen erfroren.

Der Winter 1606 auf 1607 ist sehr naß gewesen, es hat wenig gefroren. Am 2. September ist ein schön warmes Wetter gewesen.

Der Winter 1607 auf 1608 ist sehr kalt gewesen. Die Kälte hat vierzehn Tage vor Weihnachten angefangen und bis zum 22. Februar, gedauert. Der Main ist den 4. Januar zugefroren bis zum 17. Februar 1608. Auch der Sommer 1608 ist kalt und naß gewesen und es ist nur in der Ernte acht Tage warm gewesen. Es hat auch keine Eichel- und Buchenmast im Wald gegeben.

Aber 1609 ist wieder ein warmer Winter gewesen.

Am 6. März 1610 hat es sehr gedonnert und ein Gewitterleuchten gegeben und es ist Hagelregen gekommen.

Im Jahr 1611 ist ein warmer und trockener April gewesen. Das Korn hat schon in diesem Monat geblüht.

Am 10. Januar 1611 ist ein großer Schnee gefallen, wie ihn Konrad Appel noch nicht erlebt hat.

Im Jahr 1612 ist ein nasser und unflätig warmer Winter gewesen. Es hat nicht gefroren bis zum Januar 1613 haben. Die Leute haben den ganzen Winter über in den Weingärten das Unkraut hacken können.

Am 11. April 1613 sind einige Weingärten und Nußbäume erfroren. Es ist aber ein warmer Herbst gewesen. Es hat nur einen kleinen Sprühregen gegeben.

Am 22. Januar 1615 ist ein großer Schnee gefallen, der gelegen hat bis zum 10. März. Am 25. April 1615 sind dann die Weingärten überall in unserer Gemarkung zur Hälfte erfroren und am 27. April sind sie ganz erfroren. Auch die Kirschen und Nußbäume sind ganz erfroren, nur teilweise erfroren sind das Obst und die Eicheln und Bucheckern.

Es kam dann ein trockner und dürrer Sommer. Es hat nicht mehr als zwei durchdringende Regen gegeben und nach der Ernte noch ein kleiner Sprühregen. Aber es ist zunächst kein Mangel an Wasser eingetreten. Aber bald nach der Weinlese haben die Brunnen angefangen, allmählich abzunehmen. In den Monaten Januar und Februar 1616 sind der Torbrunnen, der Rathausbrunnen („Spielhausbrunnen“), der Heerbrunnen und der Brunnen in der Schütt leer gewesen. Auch wenn sich in der Nacht ein wenig Wasser gesammelt hat, so hat man doch gegen Abend nicht einen Eimer voll Wasser schöpfen können.

Auch der Berleborn [am unteren Rand des Riederwäldchens] ist von 1615 bis 1618 trocken gewesen. Am 25. Juli 1619 hat er wieder angefangen zu fließen, aber um den 29.September herum ist er wieder vertrocknet.

Im Winter 1616 sind auch die Nußbäume erfroren, so daß sie zum Teil nicht wieder grün geworden sind. Aber dann folgte wieder ein warmer Sommer. Anfang Juni waren die Trauben in den Weingärten verblüht und Mitte Juni wurde während der Getreideernte angefangen mit dem Schneiden der Reben. In der Woche vor der Dörnigheimer Kerb [zweiter oder erster Sonntag in August] haben die Trauben angefangen weich und reif zu werden und Anfang August hat man überall in den Weinbergen reife Trauben essen können. Schon am 28. August haben Hans Weber, Martin Burger und Michael Schoffer mit der Weinlese angefangen.

Es ist 1616 ein trockner Sommer gewesen. Der Main ist so klein gewesen, daß jedermann hat hindurch waten können. Am Tiefsten ist es noch in der Überfahrt gewesen, nämlich gut einen Meter [die Stelle, wo man mit dem Boot hinüberfährt].

Im Jahr 1617 ist ein warmer Winter gewesen, es hat wenig gefroren, der Januar ist ganz warm gewesen. Schon Ende Januar hat man angefangen, in dem Weingarten zu schneiden, am 22 Februar war man damit fertig und hat dann gleich angefangen zu hacken. Anfang Februar hat der Mandelbaum angefangen zu blühen samt den Veilchen und Schlüsselblumen und alle Hecken waren grün (Nachtrag: Ebenso war es 1625, es ist aber große Kälte darauf gefolgt).

 

Seite 128: Kadukländereien

Die Gemeinde Hochstadt kauft 1835 Kadukländereien, die dem Staat gehörten (Stadtarchiv)

 

Seite 134

Bau der Dreschhalle durch die Dreschgenossenschaft im Jahre 1925 (Stadtarchiv).

 

Seite 138: Ruhbank

Der Dreimärker stand unter dem Mittelteil der Ruhbank (Schellmann I, Seite 229).

 

Historische Ruhbank ist wieder sicht- und erreichbar                                          Anfang 2017

Wer des Öfteren im Wald zwischen Maintal- Hochstadt und dem Hanauer Stadtteil Hohe Tanne unterwegs ist, kennt sie gut: Die Historische Ruhebank, die unweit der dortigen Landstraße zu finden ist. Vor Kurzem erhielt sie eine Verjüngungskur.

Vom Eigenbetrieb Betriebshof wurden die Holz-Hinweisschilder aufgearbeitet, die im Laufe der Jahre verwittert waren. Zudem wurde der aus Sicherheitsgründen entfernte Holzsteg durch einen neuen überquerbaren Rohrdurchlass ersetzt. Dieser ermöglicht nun allen Spaziergängerinnen und Spaziergängern den bequemen Übergang zur Historischen Ruhebank.

Die Historische Ruhebank besteht aus einem dreiteiligen, zusammenhängenden Bauwerk aus Sandstein in der Form eines Tisches mit zwei Bänken. An der höchsten Stelle ist es eineinhalb Meter hoch. Eine solche Ruhebank diente in der Vergangenheit den Hochstädter Marktfrauen auf ihrem Fußweg zum Hanauer Wochenmarkt zum Ausruhen. Auf den niedrigen Flächen konnten die Körbe abgestellt werden, die die Frauen in der Hand trugen und au der höher liegenden Fläche wurden die Körbe abgestellt die sie auf dem Kopf trugen (sogenannte „Mahnen“). Eine Marktfrau trug damals oftmals einen schweren Korb an jedem Arm sowie die Mahne auf dem Kopf.

Die Historische Ruhebank wurde auf Initiative der Mitglieder der Lokalen Agenda Gruppe „Landwirtschaft und Landschaftspflege“ im Jahr 2003 nachgebaut. Der historische Standort stimmt nicht ganz mit dem jetzigen überein. Er liegt etwas weiter von der Straße weg und aufgrund des später hinzugekommenen Grabens auch nicht mehr direkt am Weg. Die Baukosten inklusive des Holzsteges über den Graben von etwas weniger als 5.000 Euro wurden damals hauptsächlich von Sponsoren getragen. Den Rest hatte die Stadtverwaltung Maintal aus ihrem laufenden Haushalt beigesteuert [Der Graben ist nicht später hinzugekommen, sondern ist der historische Grenzgraben zwischen Wachenbuchen und Dörnigheim].

 

 

 

Seite 142: Wein und Weinlese um 1600 (Chronik Appel)

 

Jahr

Weinlese

Preise

Qualität

Konrad Appel

 

 

Fuder

Ohm

Maß

 

Menge

(Ohm)

Preis

(Fuder)

1584

 

 

 

4 Pfg.

 

 

 

1587

 

 

 

12 Pfg.

 

 

 

1597

 

ein Achtel drei Gulden

 

 

 

1598

 

 

 

 

 

1

44

1599

5. September

42

 

 

sehr gut

9

42

1600

29. September

36

 

 

sauer

4

36

1601

17.September

60

 

 

sauer

4

60

1602

5. Oktober

56

 

 

-

2

56

1603

14. September

60

 

 

gut

4

60

1604

2. Oktober

40

 

 

gut

6

40

1605

19. September

36

 

 

sehr gut

8

30

1606

13. Oktober

24

 

 

sehr sauer

7

24

1607

30. September

60- 100

 

 

sehr gut

3 ½

60

1608

10. Oktober

unverkäuflich

sehr sauer, wenig

1

30

1609

7. Oktober

70

 

7 Alb.

gut

3

70

1610

21. September

50

 

8 Alb.

sehr gut

6

50

1611

30. September

36

 

3 ½

sauer

3

36

1612

1. Oktober

60

 

4- 6 Alb.

wenig Wein

2

60

1613

 

60

 

4 Alb.

ziemlich gut

5

50

1614

 

36

 

 

sauer

8 ½

30

1615

 

75- 90

12- 18

6 - 7 Alb.

gut, wenig

2 ½

75 - 90

1616

 

 

18

6 - 10 Alb.

sehr gut

8

78 - 100

1617

 

 

 

3 - 10 Alb.

viel, gut

13 ½

43

1618

 

 

 

 

 

7

54

1619

 

 

 

 

 

10 ½

42

1620

 

 

 

 

 

6

60

1621

 

 

 

 

 

6

90

1622

 

 

 

3 - 9Alb.

 

3

29

1623

 

 

 

 

 

4

100

1624

 

 

 

 

 

7

67 ½

1625

 

 

 

 

 

3

90

1626

 

 

 

 

 

12

72

1627

 

 

 

 

 

11

36

1628

 

 

 

 

 

 -

 

1629

 

 

 

 

 

5

80

1630

 

 

 

 

 

18

42

1631

 

 

 

 

 

24

36

1632

 

 

 

 

 

4

 

1633

 

 

 

 

 

2

 

                   

 

Vor 1584 hat eine Maß Wein 4 Pfennig gekostet, dabei aber hat man aber nie die Weinsorte „Roter Römer“ gegeben (Was das der heutige „Rote Hochstädter“?).

Im Jahr 1599 ist es ein sehr guter Wein geworden. Das Fuder hat 42 Gulden gekostet und dann ein Jahr später 100 Gulden (Hier liegt ein Grund für den relativen Reichtum der Hochstädter Weinbauern: Sie hatten große Keller, um den Wein aufzubewahren, und verkauften ihn dann, wenn er viel Geld brachte).

Im Jahre 1600 sind die Wein­gärten wegen des Frosts zu Pfingsten noch alle blind gewesen. Man hat am 29. September nicht eine reife Traube finden können. Es hat sauren Wein gegeben, für das Fuder wurde ein Preis von 36 Gulden erzielt.

Am 23. April 1603 (heute der 9. Mai) sind die Weingärten erfroren. Die Triebe sind einen halben Finger lang gewesen (Aber offenbar haben die Weinstöcke wieder neu getrieben, denn im Herbst wurde wieder geerntet).

Im Jahre 1605 hat am 19. September die Weinlese begonnen. Zur Wachenbucher Kirchweih am zweiten Sonntag im August hat man überall frühe Weintrauben gefunden. Es hat sehr guten Wein geben und auch viel. Das Fuder hat zunächst einen Preis von 36 Gulden erzielt, dann ist er aufgeschlagen bis auf 100 Gulden.

 

Im Jahre 1606 wurde am 13. Oktober mit der Weinlese begonnen. Es hat sauren Wein gegeben, es hat niemand den Wein kaufen wollen. Er ist zwei Jahre liegen geblieben und hat auch dann nur 24 Gulden als Preis erzielt.

Im Jahr 1607 wurde am letzten September mit der Weinernte angefangen. Es ist sehr guter Wein geworden, das Fuder hat von 60 Gulden aufgeschlagen bis auf 100 Gulden.

Im Jahre 1608 wurde am 10. Oktober mit der Weinlese begonnen. Die Trauben haben am 29. September angefangen weich zu werden. Es sind nur kleine Beeren in den Weingärten gewesen. Es hat sehr wenig und sauren Wein gegeben, es hat ihn niemand kaufen wollen.

Im Jahr 1609 hat man vier Wochen vor dem 22. Februar, dem Petritag, angefangen in den Weinbergen zu schneiden (offenbar war der Petritag der übliche Termin). Am Samstag, dem 7. Oktober, wurde mit der Weinlese begonnen. Er hat guten Wein gegeben, das Fuder erzielte einen Preis von 70 Gulden. Eine Maß Wein hier bei dem Wirt 7 Albus gekostet und in Hanau 8 Albus, auch 9 Albus.

Im Jahre 1611 sind am 30. April 1611 die Weingärten erfroren. Die Triebe waren 15 Zenti­meter lang, einige auch 30 Zentimeter, sie sind in den tiefen Lagen alle erfroren. Am 30. September hat man mit der Weinlese begonnen. Es hat sauren Wein gegeben, das Fuder hat nur einen Preis von 36 Gulden erzielt, aber auch weniger.

Im Jahre 1612 wurde am 1. Oktober 1612 mit der Weinlese begonnen. Das Ende war am 6. Oktober. Es hat wenig Wein gegeben, es sind überall kleine Träublein in den Weinbergen gewesen, es ist ein trockenes und warmes Wetter gewesen.

Am 11. April 1613 sind einige Weingärten und Nußbäume erfroren.

Im Jahre 1613 wurde wieder im Herbst mit der Weinlese begonnen. Es hat ziemlich guten Wein gegeben. Am Samstag, dem 2 Oktober wurde angefangen, am 8. des Monats wurde sie beendet. Es ist ein warmer Herbst gewesen. Es hat nur einen kleinen Sprühregen gegeben. Es hat viel Wein gegeben. Das Fuder Wein erzielte einen Preis von 60 Gulden. Die Maß Wein hat zu Anfang beim Wirt 4 Albus gekostet. Das Fuder Wein ist aufgeschlagen auf 50 Gulden, auch 48 bis auf 60 Gulden gegen Herbst.

Am 13. Oktober 1614 wurde mit der Weinlese begonnen. Es ist ein nasser Herbst gewesen, es hat Tag und Nacht sehr geregnet, es ist so dreckig gewesen, daß man bisher sich nicht an ein solches unflätiges Wetter erinnern kann. Geendet hat das dann am 22.Oktober. Es hat ziemlich sauren Wein gegeben, der allgemeine Preis war 36 Gulden.

Am 25. April 1615 sind die Weingärten überall in unserer Gemarkung zur Hälfte erfroren und am 27. April sind sie ganz erfroren. Auch die Kirschen und Nußbäume sind ganz erfroren und das Obst und die Eicheln und Bucheckern zum Teil. Im nächstfolgenden Winter sind auch die Nußbäume erfroren, so daß sie zum Teil nicht wieder grün geworden sind (Die Nußbäume sind angeblich sehr oft erfroren, aber endgültig sicher erst, als sie nicht wieder grün wurden).

Am 21. September 1615 wurde mit der Weinernte begonnen, sie dauerte bis zum 26. September. Es hat guten Wein gegeben, aber sehr wenig. Das Fuder erzielte einen Preis von 78 Gulden (Randbemerkung: auch 75, 80 und 90 Gulden). Eine Maß Wein hat bei dem Wirt 6 Albus gekostet, die Ohm im Kauf 12 oder 13 Gulden, aber auch bis zu 18 Gulden.

Am letzten April 1616 sind die Weingärten an einigen Stellen zum Teil erfroren, zum Beispiel am „Kochberg“ (ganz westlicher Teil von Hochstadt) und „Im Säuerling“ (nördlich des Kochbergs), „An der langen Weid“ außen (wohl „Die Gemeindeweide“ im Tal nördlich der Hartig) und bei der Hartig. Die Triebe sind schon etwa 15 Zentimeter lang gewesen. In der folgenden Nacht sind die Weingärten überall in den tiefen Lagen erfroren und auch an einigen Stelle auf den Höhen.

Im Jahr 1616 waren die Trauben in den Weingärten drei Wochen vor dem Johannestag verblüht (also Anfang Juni) und in der Woche vor dem Johannestag wurde während der Getreideernte angefangen mit dem Schneiden der Reben. Die Trauben haben in den Weingärten in der Woche vor der Dörnigheimer Kerb [zweite oder erster Sonntag im August] angefangen weich und reif zu werden und acht Tag vor der Wachenbucher Kerb hat man überall in den Weinbergen reife Trauben essen können. Es ist ein trockner Sommer gewesen. Am 28. August haben Hans Weber, Martin Burger und Michael Schoffer angefangen in den Weingärten den Wein zu lesen. Am 3. September 1616 wurde mit der Weinlese begonnen. Es hat sehr guten Wein gegeben. Die Weinernte ist in diesem Jahr vor der Frankfurter Messe eingesammelt worden.

Im Jahr 1617 ist ein warmer Winter gewesen, es hat wenig gefroren, der Januar ist ganz warm gewesen. Schon vier Wochen vor dem Petritag (22. Februar) hat man angefangen, in dem Weingarten zu schneiden, am Petritag war man damit fertig und hat dann gleich angefangen zu hacken. Am 19. September haben Hans Weber und Martin Burger mit der Weinlese begonnen und acht Tage später Michael Schäfer. Das Ende war am 8. Oktober. Es hat viel und guten Wein gegeben. Der Morgen Weingarten (ein viertel Hektar) hat einigen Leuten ein Fuder Wein getragen.

 

Preisentwicklung:

Der Wein aus verschiedenen Jahren konnte ganz unterschiedlich kosten:

Im Jahre 1610 hat es sehr guten Wein gegeben, ein Fuder hat einen Preis von 50 Gulden erzielt, im Jahre 1612 hat dieser Wein aber 100 Gulden gebracht.

Im Jahre 1612 hat ein Maß Wein ganz unterschiedlich gekostet:

 - aus der Ernte von 1610 waren es 6 Albus

- aus der Ernte von 1611 waren es 3 ½ Albus.

- aus diesem Jahr 5 Albus bis ins Jahr 1613.

Es ist auch nicht so, daß ein guter Wein auch gute Preise brachte, denn wenn das Angebot groß war, ging der Preis zurück. Saurer Wein konnte durchaus 60 Gulden bringen, der gleiche Preis wie in Jahren mit wenig Wein.

Konrad Appel erzielt in der Regel den gleichen Preis wie allgemein. Nur in ganz wenigen Jahren liegt er unter dem allgemeinen Preis (1605 und 1613), aber 1608 kann er trotz des nahezu unverkäuflichen Weins einen Preis von 30 Gulden erzielen.

 

 

Seite 140: Ortsbürger, die 1834 Wein zu versteuern haben (zum Teil fehlen die Angaben):

Ohm                Viertel

Herr von Goldner                   38

Konrad Heckert

Philipp Lotz                             5

Peter Rohrbach

Andreas Fischer jun.               3                      8

Johannes Heckert                    1                     10

Hr. Pfr. Theobald                    4

Wilhelm Schales

Johannes Fischers Witwe       1                     10

Kaspar Ebert

Jakob Koch                             11

Andreas Huhn                         4                     10

Peter Strohl                            8                     18

Johannes Schales                   2

Michael Wagners Witwe        6                      4

Daniel Koch jun.                     5                     16

Andreas Fischer sen.              3                     15

Peter Alt                                 1

Peter Heckert                         5                     10

Philipp Eibelshäuser               1                     8

Johann Stein                           1                     19

Johannes Hensel                    -                     16

Peter Berger                          9                     5

Johannes Schröder jun (?)     3                     10

Konrad Klees                          9

Johannes Strohl sen               5                     15

Hr. Pfr. Theobald                    4                     10

Konrad Rödiger                      6                     13 (nicht „Rodigerst“)

Karl Stein                                 1                     10

Kaspar Burger                        8                     5

Johannes Kraft

Peter Brosch

Peter Bechert                         (Stadtarchiv)

 

Seite 142: Gemeinde-Weinschank

Am Michaelistag, dem 29. September 1615, ist der hiesige Gemeinde-Weinschank an Johann Krauß von Hanau verpachtet worden. Er gibt der Gemeinde von einem jeden Fuder Wein 15 Gulden und weicht damit allen Zahlungen an unsere gnädige Herrschaft aus. Der Weinschank ist zuvor nicht mehr verliehen gewesen. Krauß ist aber am 21. Februar 1616 wieder abgezogen

Am Petritag 1616, dem 22. Februar, hat Konrad Spilmann den Gemeinde-Weinschank übernommen. Er hat im Juli für ein Fuder Wein 135 Gulden an den Schultheiß Kilian Vetter gegeben. Die Maß hat er dann für 10 Albus abgezapft. Ebenso hat er dem alten Philipp Kauß 21 Gulden für eine Ohm Wein gegeben, das Fuder für 126 Gulden. Am 19. Juni 1618 hat er aufgehört und Johann Emmel hat die Aufgabe übernommen (Chronik Appel).

 

 

 

Seite 145: Ende des Weinbaus

Der letzte Weinberg wurde 1916 von einquartierten Soldaten gerodet und 1917 aus dem offiziellen Verzeichnis gestrichen (Schellmann I, Seite 135).

Welche Faktoren bewirkten den schleichenden Niedergang des Hochstädter Weinbaus? Es waren veraltete, arbeitsintensive Anbaumethoden. Statt die Reben über Drahtseile zu ziehen, wurden die Rebstöcke einzeln an Pfählen befestigt, die jeden Herbst herausgenommen und im Frühjahr neu gesetzt wurden. Gegen die Krankheiten »echter« und „falscher“ Mehltau gab es keine wirksamen Mittel. Im Ersten Weltkrieg schränkten Auslandssanktionen den deutschen Weinmarkt erheblich ein. Außerdem führte die immer stärkere ausländische Konkurrenz zum Preisverfall. Schließlich war der Obstanbau gegenüber dem Weinanbau weniger arbeitsintensiv. Der letzte Weinberg wurde in Hochstadt 1916 gerodet (nach einer Broschüre des Winzervereins. Von dort stammt auch die Angabe, daß der Weinbau schon 1916 endete. Da diese Nachricht von Wilhelm Rauch stammt, dürfte sie stimmen. Im Jahre 1917 erschienen Hochstadt dann nicht mehr in den staatlichen Registern der Weinbauorte].

 

Am 25. Oktober 1892 fand die Weinlese statt bei sehr rauhem Wetter. Die Qualität der Trauben war gut, die Quantität jedoch sehr gering (Tagebuch Schäfer).
 

Seite 148:

Dieses Haus ist noch erhalten. Es steht auf einem Kalksteinfundament. Die etwa einen Meter hohe Aufmauerung ist aus Basalt, ebenso die Treppe und die Rückwand. Dieser Teil ist wesentlich älter als das Fachwerk. Der Architekt Franz-Christoph Brück aus Enkheim vermutet hier einen Brunnen, der aber so hoch gelegen nicht zu erwarten ist. Er vermutet übrigens auch, daß hier ein Fluchttunnel aus dem Kirchhof endete, aber das ist ganz unwahrscheinlich. Die Fachwerkkonstruktion stammt nach der Wandaufschrift im Häuschen vermutlich aus dem Jahr 1859. Dazu passt auch die Struktur des Fachwerks und nach den alten Aufnahmen die Ausfachung mit Ziegelsteinen. Interessant ist, dass ursprünglich der Schornstein auf der Südseite (heute Nordseite) war.

 

Seite 159: Gastwirtschaft Stein

Im Jahre 1785 bittet Andreas Stein darum, sich wegen der Erlaubnis der Küfer- und Bierbrauer-Profession nach Kassel wenden zu dürfen. Es könnte sich um den 1765 geborenen Sohn des Johannes Stein handeln, dessen älterer Bruder die Gastwirtschaft erhielt. Andreas Stein, geboren 1749, ist auch Wirt (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

Im Jahre 1774 wird Johann Jacob Stein wieder aufgenommen (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

 

 

Seite 171: Wasserleitung

Die Kaution der Firma Pons, Frankfurt, wird am 11.05.1936 in ein Darlehen in Höhe von 10.000 Mark umgewandelt. Zwei Darlehen der Gemeinde bei der Landesleihbank werden in eins umgewandelt (am 24.04.1937 werden die Konten bei der Kreissparkasse zusammengelegt) (Abteilung XV, Abschnitt 2a, Konvolut 3, Faszikel 6).

 

Seite 178: Diamantschleiferei Decker

Im Heimatmuseum Maintal ist seit 2016 die historische Diamantschleiferei von Karl Decker ausgestellt. Es ist ein echtes Schmuckstück. Und das nicht nur, weil hier die edelsten Steine ihren letzten Schliff erhielten. Das liegt allerdings schon einige Jahrzehnte zurück. Das Ausstellungsstück ist eine Dauerleihgabe von Robert Decker. Im Zuge von Aufräumarbeit stieß er 2015 an die Maschinen. In monatelanger Kleinarbeit bereitete er die historische Diamantschleiferei wieder auf, um seinen Eltern und Großeltern ein Denkmal zu setzen. Das ist ihm gelungen. Die Diamantschleiferei zeugt nicht nur von einer längst vergangenen Zeit, sondern auch von der Mühe und Liebe, die Robert Decker investiert hat. Das Ausstellungsstück wird durch Infotafeln mit historischen Fotos ergänzt. Dort sind die einzelnen Herstellungsschritte ausführlich beschrieben.

Es war dessen Großvater Karl Decker, der als Meister Mitte der dreißiger Jahre die Diamantschleiferei in Hochstadt einrichtete und betrieb, zeitweise nebenher, weil er eine Zeitlang ebenfalls eine Hutfabrikation und eine Kartoffel­­schälerei besaß.

Bis etwa Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre wurden an den Maschinen und Werkbänken Rohdiamanten für die Schmuckherstellung gespalten, zersägt, auf die gewünschte Größe gebracht, geschliffen, facettiert, poliert und an Goldschmiede weiterverkauft. Genauigkeit war gefragt: Wenn der Stein nicht genug Facetten hatte, gab es kein Geld und die ganze Arbeit war umsonst. Was heute exotisch und exklusiv erscheint, war zu damaliger Zeit keine Seltenheit. In Hochstadt sowie generell in der Region rund um Hanau gab es zahlreiche Schleifbetriebe, die die Hersteller von Schmuck, Gold- und Silberwaren in Hanau belieferten.

 

Seite 178: Alte Fotografie des Klinggeländes

Das Bild im Stadtarchiv zeigt das Furnierwerk Kling in der Hochstädter Bahnhofstraße in seinem Anfangsstadium. Im Vordergrund sieht man die Bahnhofstraße, westlich davon ein Getreidefeld, auf dem das Getreide in Haufen steht. In der Mitte ist ein Feld mit Korbweiden für die Korbflechter.

Rechts ist östlich der Straße der Teich zu sehen, in dem das Holz gelagert wurde. Der Teich wurde später wesentlich nach Osten und Norden erweitert auf seinen heutigen Umfang. Der westliche Rand des Teichs und in seiner Fortsetzung der Waldrand ist die Gemarkungsgrenze zwischen Hochstadt und Dörnigheim.

Rechts vom Waldrand steht ein Behelfsheim, in dem die kinderreiche Familie Kilb wohnte. Dahinter ist das Gebäude der Firma Allstahl zu sehen (heute Teil der großen Halle, die einer Getränkefirma gehörte und jetzt u.a. von Badtke genutzt wird). Dahinter erstreckt sich die Braubach-Aue in Richtung hohe Tanne. Rechts muß man sich den heutigen Autobahnzubringer vorstellen.

An der Bahnhofstraße sind noch die zahlreichen Bäume zu sehen, die bei der Rodung des Waldes für einen Sportplatz stehen blieben. Auch die anschließende Fläche läßt noch den Sportplatz erahnen. Dann folgt die Holzlagerplatz für die Stämme, die demnächst verarbeitet werden sollen. Dahinter dann ein langgestrecktes Gebäude, wohl eine Lagerhalle.

Rechts ist auch ein langes Gebäude entlang der heutigen Esztergomstraße mit dem Schriftzug „Kling Furnierwerk“. Ganz links ist das eigentliche Produktionsgebäude, in dem die Furniere geschnitten wurden. Davor noch ein zweistöckiges Gebäude mit dem Schornstein.

Die Fläche links vom Furnierwerk ist noch fast unbebaut. And er Ecke Klingstraße steht ein kleines Haus aus den 30iger Jahren, das von der Familie Schäfer erbaut wurde. Daneben das Haus Scherer und weitere Häuser. In der Thingstraße ist gerade ein Haus im Bau. Am Ende der Straße ist niedriger Bewuchs, hier ist der ehemalige Schindanger.

Nördlich der Thingstraße ist der Eingang zum „Teufelsee“ (Deibelsie) zu sehen. Dieser ist längst verlandet, aber an dem neueren Bewuchs noch heute in seiner Ausdehnung zu erkennen. Am linken oberen Bildrand erkennt man Behelfsbauten auf der Bleiche.

Die Originalaufnahme stammt von der Firma Kling und wurde von Frau Pankratz, Rohrbachstraße 3, aufbewahrt. Das Repro ist von Walter Lenz, Luisantring3.

 

Seite 183: Gesangverein „Frohsinn“:

Das 60jährige Stiftungsfest wird ähnlich begangen. Am Samstag ist ein Fackelzug zum Festplatz. Festpräsident Konrektor Geb entbietet den Willkommensgruß und entwirft ein Bild vom Werdegang des Vereins. Es folgt die Ehrung langjähriger Mitglieder und Überreichung der Ehrenurkunden durch den Vorsitzenden Peter Heckert. Die Ortsvereine übereichen Geschenke. Den Glanzpunkt des Abends bilden die Vorführungen des Turnvereins. Am Sonntagmorgen ist eine Gedächtnisfeier mit Kranzniederlegung an den Gräbern der verstorbenen Mitglieder. Den Auftakt zum Hauptfest bildet um 14 Uhr der sich durch die reich geschmückten Straßen bewegende Festzug. Eine neue Vereinsfahne wird enthüllt, und je eine Festschleife von den Festjungfrauen und den Frauen des Chors hinzugefügt (Bericht im Pfarrarchiv).

 

Sekite 191: die Hochstädter Kreppelzeitung:

Wir haben uns inzwischen in das neue Jahrhundert eingelebt und tasten uns gleichzeitig in ein neues Jahrtausend vor. Den­noch sind wir trotz der um sich greifenden Aufbruchstimmung ständig von Dingen umgeben, die traditionsbeladen und aus unserer Sicht erhaltenswert sind. Eines dieser Relikte aus dem letzten Jahrhundert ist die gera­de vor Ihnen            liegende Hochstäd­ter Kreppelzeitung, über deren Geschichte wir Sie informieren wollen. Wir brauchen Ihnen nicht zu versichern, wie lebendig die­se Zeitung ist, denn ihr Inhalt spricht für sich. Erwähnenswert ist die Tatsache, daß die Gestal­tung der Zeitung inzwischen ge­rade von jungen, engagierten Vereinsmitgliedern betrieben wird, die den zeitlosen Reiz des humoristisch‑satirischen Witz­blattes wiederentdeckt haben und gerade deshalb einen Teil ihrer Freizeit der Fortführung der Tradition opfern.

 

Wie alles begann

In der Wilhelminischen Zeit, die auch gern als die Zeit der Illusio­nen bezeichnet wird, suchte man in der Pflege des Humors und humoristisch verfaßter Lyrik ein Gegengewicht zur neuen, sach­lichen Industriewelt, dem Ju­gendstil und zur zeitflüchtigen Romantik ‑ aber auch die Macht­politik Kaiser Wilhelms II. sowie die stets latente Kriegsgefahr prägten das Empfinden der Bürger.

Das Bedürfnis nach freiem Wort und freier Meinungsäußerung veranlaßte bereits 1852 den be­kannten Altmeister mainfränki­scher Mundart, Friedrich Stoltze, zur Herausgabe seiner „Kreb­belzeitung“ (in Frankfurt schrieb man dies mit „bb“) und der „Frankfurter Latern“, die 1866 verboten wurde, als die freie Reichsstadt Frankfurt ihre politi­sche Selbständigkeit einbüßte.

Heute wissen wir, wie reizvoll, aber auch riskant es zum dama­ligen Zeitpunkt war, eine inzwi­schen zum feststehenden Begriff gewordene „Kreppelzeitung“ her­auszugeben, die ein Podium für freie Meinungsäußerung bot. Stoltze selbst wies mit folgenden Versen den Weg:

Ein jeder Mensch ist

seines Schicksals Schmied;

und von dem Volke

gilt das gleiche Lied.

Wer mutig nicht um Recht

und Freiheit wirbt,

verdirbt zum Knecht

im Leben, bis er stirbt.

Wer willenlos sich

dem Gewalt’gen fügt,

der ist in Götzen,

nicht in Gott vergnügt.

Wer faul da immer spricht:

„kommt Zeit, kommt Rat“,

der hofft auf eine Ernte

ohne Saat.

In der Minute

ruht die Ewigkeit;

dich macht die Zeit nicht,

machst du nicht die Zeit!

Ohne das Fernziel aus den Au­gen zu verlieren, wurde die Idee geboren, mit der Kreppel­zeitung zunächst die Hochstädter Mitbürger ordentlich auf die Schippe zu nehmen und jeden, der im Laufe des Jahres in irgendeiner Art auffällig geworden war, im „Humoristischen Witzblatt“ zu verewigen.

 

Die Namen der Betroffenen wur­den allerdings nur angedeutet oder humorvoll umschrieben ge­nannt. Der Betroffene und seine nähere Umgebung wußte aller­dings genau, wer gemeint war.

Doch bereits 1908 findet man im Beitrag „Aich sei vo hai!“ (Ich bin von hier!) so markige Verse, wie:

„Für Marine und für Flotte,

für verschiedene Missione,

wär’n bewilligt halbe Millione,

bluß fer’n Wäg o die Eiseboh

aeß koan ane Pfennig do!“

Bis zum heutigen Tag spiegelt die Kreppelzeitung den jeweili­gen Zeitgeist wider, wie es schon das Frankfurter Vorbild tat. So vielfältig, wie die Probleme der Jahrzehnte waren, so facetten­reich aufbereitet waren stets auch die Themen.

Waren die Exemplare der ersten Jahre wegen der enorm hohen Druckkosten für eine so kleine Auflage noch von Hand und reichhaltig mit Ornamenten und Motiven illustriert gezeichnet bzw. vervielfältigt worden, so mußte man wegen des Erfolges der Kreppelzeitung ab 1908 die Zeitung in Druck geben.

Kosteten die ersten 140 hand­gefertigten Exemplare noch 20 Pfennige, wurde der Preis der nunmehr 300 Zeitungen vorüber­gehend auf 10 Pfennige gesenkt. Leider ging dies sehr zu Lasten der Illustration, die etwas spär­licher ausfiel.

Der ermäßigte Preis entsprach dennoch einem Monatsmit­gliedsbeitrag. Die Gesamtein­nahme aus dem Zeitungsverkauf im Jahr 1908 betrug RM 27,20 bei gleichzeitigen Ausgaben in Höhe von RM 34, in einer Zeit, in der ein 25-Liter‑Faß Bier ver­gleichsweise RM 3,90 kostete. Letztendlich mußte man zu den Kosten der Zeitung noch das ei­ne oder andere Faß Bier hinzu­rechnen und die Zeitungsver­käufer bekamen eine „Worscht“ für insgesamt RM 1,71. Als dann auch noch nachträglich RM 9,‑ ­für „die Kreppelzeitung machen“ geltend gemacht wurden, mußte der Preis für das nächste Jahr wieder auf 20 Pfennige erhöht werden.

Vorgänge dieser Art spiegeln den bis zum heutigen Tag vor­handenen Optimismus und des­sen praktische Konsequenzen wider.

 

Der Einfluß der beiden Weltkriege

Wie aus dem Kassenbuch, das damals noch „Auflagenbuch“ hieß, hervorgeht, war der Mitglie­derstamm des Vereins Ende 1913 infolge der Einberufung zum Militär von 23 bis auf 14 Mit­glieder geschrumpft. Mit Beginn des Ersten Weltkrie­ges ruhten die Vereinsaktivitäten und damit auch die Herausgabe der Kreppelzeitung. im März 1919 nahm der Verein seinen Be­trieb wieder auf und es ließen sich im gleichen Jahr 13 neue Mitglieder einschreiben. Es dau­erte allerdings zwei Jahre, bis 1921 die Kreppelzeitung wieder er­schien. Wie sehr sich die Welt verändert hatte, kann man aus den Kosten von RM 218 und dem Preis von RM 1 je Exem­plar ersehen. 1922 verdoppelten sich die Kosten und der Kreppelzeitungspreis erreichte einen hi­storischen Höchststand von RM 2 bei einer Gesamtauflage von 400 Stück. Es ist leider nicht mehr nachzuvollziehen, warum die nächste und vorläufig letzte Ausgabe erst im Jahr 1928 er­schien. Auch mußte man eine andere Art der Herstellung ge­funden haben. Bei Kosten von RM 55 und einem Preis von 35 Pfennigen wurde noch ein be­achtlicher Gewinn erzielt.

Obwohl ein reges, geselliges Vereinsleben bis zur Auflösung des Vereins durch die „Fach­schaft Musikkammer“ der NSDAP im Jahr 1938 herrschte, waren die Aktivitäten der Krep­pelzeitung eingeschlafen.

Anfang Januar 1949 stellte der neue Vorstand des am 2. April 1948 zum zweiten Mal gegrün­deten Vereins unter Leitung von Wilhelm Schröder den Antrag auf Genehmigung der Herausgabe der „Hochstädter Kreppelzei­tung“, die am 31. Januar 1949 vom „Office of Military Governement for Hesse Informations Service Divison publications branch 757 Frankfurt“ erteilt wurde. Von diesem Jahr an erscheint die Zeitung ohne Unterbrechung alljährlich am Fastnachtssamstag.

 

Wie entsteht eine Kreppelzei­tung und wie kommt sie unter die Leute?

Zunächst gehen wir noch einmal zurück zur Geburtsstunde der Kreppelzeitung. Der Vorsitzende des Jahres 1902 Philipp Eibels­häuser und Philipp Hofacker wa­ren die Männer, die das Humori­stische stärker in den Vordergrund stellten. Unter ihrer Führung reifte der Entschluß, eine „Kreppelzeitung“ herauszu­geben ‑ ähnlich der „Krebbelzei­tung“ Friedrich Stoltzes, in der sich lokale und zeitkritische Ele­mente unverdächtig mischen konnten.

Es wurden zunächst Ortsbege­benheiten in humoristisch ge­dichteter Form und mit kleinen Zeichnungen versehen zum „Humoristischen Witzblatt“ von 1902 zusammengetragen, von Hand auf eine Matrize ge­schrieben, vervielfältigt und am Fastnachtsamstag ausgetragen. Auf dem Titelblatt war ein Liedvers vermerkt, der wie folgt lau­tete:

Strömt herbei, Ihr Narren alle,

hier in dies verrückte Haus

bei der Musik hellem Klange

leben wir in Saus und Braus.

Laßt die Narrheit heute leben

bis zur frühen Morgenstund.

Laßt die Gläser uns erheben,

geben unsrer Narrheit kund.

 

Es ist davon auszugehen, daß das über viele Jahre durchschnittlich fünf‑ bis siebenköpfi­ge Gremium der Redakteure im Geburtsjahr der Kreppelzeitung nur aus den beiden genannten Personen bestand und die Hand­schrift der ersten Ausgabe aus der Feder des damaligen Schrift­führers Philipp Hofacker stammte.

Das alljährlich zusammentretende Gremium nennt sich das „Kreppelgericht“, weil es über die Taten der „Sünder“ richtet oder „Mißstände“ anklagt, um dann über deren Veröffentlichung zu entscheiden.

In den Aufzeichnungen des Ver­eins über die Zusammenset­zung des Kreppelgerichtes fin­den sich in chronologischer Reihenfolge die Namen Philipp Hofacker, Philipp Lind, Johannes Lehnert, Philipp Weber, Wilhelm Schröder, Johannes Fischer, Philipp Mankel, Hans Röder, Philipp Eibelshäuser, Johannes Koch, Hans Cordes, Fritz Roog, Johannes Koch, Heinz Lohr, Helmut Roog, August Fieres, Helmut Stein, Eduard Rippert, Wilfried Eibelshäuser, Philipp Brosch, Berthold Böhm, Willi Hildebrand, Manfred Birkenstock, Wolfgang Heck, Klaus Klee,

Hans Ostermann, Christel Heckert, Simone Wilhelm, Frank Walzer, Stefan Lohr, Silvia Koffler, Nina Stein und

Pia Jost. Die Damen sind im Kommen!

Beim Studium der Namen fällt auf, daß bis in die achtziger Jahre das Amt des Kreppelrichters eine reine Männerdomäne war. Mit Christel Heckert brach damals die erste Frau in diese Phalanx ein. Heute ist es eine Selbstver­ständlichkeit, daß das Gremium fast paritätisch besetzt ist.

 

Das ganze Jahr über halten die Kreppelrichter (Redakteure) die Ohren offen, wer wann und wo was ausgefressen hat. Die Noti­zen werden meist bis nach Weihnachten aufbewahrt und dann gemeinsam gesichtet. Nachdem feststeht, welche Be­gebenheiten aufbereitet werden, geht es an die Verteilung der Themen auf die Redakteure.

Die Art der Präsentation umfaßt die gesamte Palette von gereim­ten Versen über Prosatexte in (beinahe) Hochdeutsch oder Platt, von der Karikatur bis zum witzig aufbereiteten Inserat. Au­ßer den rein personenbezoge­nen Themen nimmt der zeitkriti­sche Teil der Beiträge sehr zum Leidwesen der Ur‑Hochstädter einen immer größeren Umfang an, um auch den Neubürgern ge­recht zu werden.

 

Eine besondere Aufgabe stellt alljährlich die Finanzierung der Zeitung dar, die sich über den Preis von DM 1 je Stück allein nicht realisieren läßt. Unserem Ehrenvorsitzenden und dienstäl­testen Kreppelrichter Philipp Mankel ist es zu verdanken, daß er die Anzeigenwerbung einführte, die anfänglich noch humoristisch aufbereitet war.

Die Firma Rasmussen pflegt noch heute diese Tradition mit jährlich neuen, lustigen Ideen. Unser ältester Anzeigenkunde ist die Kelterei Höhl, die bereits im Jahr 1948 vertreten war.

Erfreulicherweise ist der Stamm der Anzeigenkunden sehr treu und sieht vor allem die Unter­stützung des Traditionsblattes. Zwei Wochen vor Fastnachtsamstag ist Redaktionsschluß und die Druckfahnen werden korrekturgelesen.

 

Moderne Technik hält Einzug

Mit der Verjüngung des Teams vollzog sich parallel auch die Er­neuerung technischer Mittel und Abläufe. Das gilt sowohl für den redaktionellen als auch für den drucktechnischen Bereich. Heute werden die Beiträge größ­tenteils mit dem Computer ge­schrieben und illustriert. Das Bildmaterial wird mit Digitalka­meras aufgenommen und elektronisch verarbeitet. Die Bei­träge werden von den Kreppel­richtern nicht mehr in Papier­form, sondern per CD, Diskette oder über das Internet an den Chefredakteur weitergereicht.

Zu Seiten zusammengefügt wer­den sie dann korrekturgelesen, auf einer CD zusammengestellt, von den freundlichen Helfern des Maintal Tagesanzeiger geordnet und elektronisch an die Drucke­rei weitergeleitet. Sie sehen, daß auch ein so traditionsbela­denes Blatt jung und dynamisch mit der Zeit geht, um nicht nur für die Leser sondern auch für die jugendlichen Gestalter der Krep­pelzeitung attraktiv zu sein.

 

Pünktlich um 10 Uhr schwärmen am Fastnachtssamstag dann die Kreppelzeitungsverkäufer aus, um kräftig unterstützt von den Musikern des Vereins alle Orts­teile mit Zeitungen zu versorgen. So mancher Schnaps wartet hier bereits auf die wackere Truppe, denn auch das ist Tradition in Hochstadt. Selbstverständlich wird die Zei­tung auch auf dem Fastnachts­umzug verkauft. Bei heißem Kaffee und noch backwarmen Kreppeln genießen dann sowohl die Ur‑Hochstädter als auch die weltoffenen Neu­bürger die „Hochstädter Kreppelzeitung“.

 

 

Seite 192: „Carnevals Gesellschaft Käwer“

Am 3. März 1908, einem Dienstag, gründen sieben Männer in der Gaststätte Strohl bei Rindswurst, Brot und Apfelwein den Verein. Die Gründer sind Hermann Brenneis, Karl Eibelshäuser, Heinrich Jost I., Heinrich Klees, Peter Reuss, Andreas Stang und Philipp Strohl. Vom damaligen Pfarrer wird der Verein heftig kritisiert und ihm eine sozialdemokratische Tendenz unterstellt. In einer Kranzniederlegung bei einer Beerdigung sieht er eine „Entweihung des geweihten Gottesackers“ [Im Jahre 1924 wurde der Verein nur wiedergegründet].

 

Am 3. März 1908 gründen sieben Männer in der Gaststätte Strohl, Weinbergstraße 2, bei Rindswurst, Brot und Äppelwoi die Carnevalgesellschaft „Käwer“ Hochstadt. Die glorreichen Die Sieben waren: Philipp Strohl, Andreas Stang, Heinrich Klees II., Heinrich Jost I., Hermann Brenneis, Philipp Eibelshäuser, Peter Reuss.

Die Tischsammlung am gleichen Abend ergibt ein „Stammkapital“ von 5,54 Mark das sofort in Hauptbuch, Ausgabenbuch und Stempel investiert wird. Erstes Inventarstück ist ein „Musickapperat“ für 234 Mark. Damit werden die ersten Tanzabende mit Tombola veranstaltet - für einen Tanz nach Schallplatte muß man 5 Pfennige Tanzgeld berappen. Die Lose stammen vom Sennelaub (den gab es damals auch schon).

Am 18. Februar 1909 werden die Preise für den ersten Maskenball gekauft. Für den Mummenschanz kassiert die “Obrigkeit“ eine Strafgebühr von 10 Mark! Wer hat denn da nicht an die Genehmigungen gedacht?

Am 8. Februar 1910 war der zweite Maskenball – ohne Strafe. In diesen Jahren wurde bei den „Käwern“ nicht nur getanzt, gelacht und gesungen, sondern auch geschossen (18. Juli: Ausgaben für Gewehre = 14 Mark)! Die Entlohnung für den Vereinsdiener betrug 4 Mark im Jahr 1911. Beim Preisschießen an der Hochstädter Kerb verbuchen „Käwern“ Einnahmen von 107,65 Mark. Im Jahre 1912 wurden Eintrittskarten für ein Spiel des im Vorjahr gegründeten 1. FC Hochstadt gekauft. Im August 1913 war der erste große Vereinsausflug. Der Maskenball findet 1914 noch statt, dann ist Schluß mit lustig.

Kaiser Wilhelm II. erklärt Anfang August Rußland und Frankreich den Krieg und stürzt damit das Deutsche Reich in die Schrecken des Ersten Weltkrieges. Das Kassenbuch der „Käwern“ verzeichnet im gleichen Monat noch Ausgaben von 18,50 Mark für Mitglieder im Kriege und 44 Mark für ihre Angehörigen. Dann „schweigt“ es – fünf schmerzliche Jahre.

 

Die Schrecken sind vorbei. Im Juni 1919 veranstalten die „Käwern“ beim „Strohl“ ihren ersten Tanzabend nach dem Krieg – natürlich mit großer Tombola. Am 8. Februar1920 findet wieder der in Hochstadt allseits beliebte Maskenball statt 360 Eintrittskarten werden verkauft!!! Im Jahre 1921 zieht die Inflation herauf. Seit Anfang 1920 sinkt der Wert der Mark rapide. Auf dem Höhepunkt im Oktober 1923 sind 25 Milliarden Mark gerade noch einen US-Dollar wert – und ein Hochstädter Äppelwoi kostet schlappe 200 Millionen! Das „Käwern“-Kassenbuch ist für solche „Peanuts“ zu schmal, der Kassierer „streikt“.

Um die „Käwern“ ist es 1926 still geworden (undenkbar). Nur der Ruf des traditionell jährlich stattfindenden Rindswurstessens ist in den Erinnerungen geblieben.

 

Im Jahre 1927 hat der Maskenball überlebt - löst aber jetzt eine „Lustbarkeitssteuer“ aus.

Der evangelische Pfarrer Reich empört sich im Kirchenbuch über einen Karnevalverein mit dem abscheulichen Namen „Kewwern“ und dessen Kranzniederlegung bei der Beerdigung eines Mitgliedes. Nicht zerknirscht: Die „Käwern“ ziehen mit Mann, Maus und Festwagen zum Gaufest.

Im Kassenbuch taucht 1928 erstmals das legendenumwobene „Likörstübchen“ beim „Strohl“ auf, das ältere Mitglieder (vor allem männliche) auch heute noch schmunzeln läßt. Am 10. Februar 1929 erfolgt das „Ausschellen“ für den Maskenball

Das erste Fahrrad wird 1930 verlost. Kaufpreis: 90 RM. Und der Sparkassenbestand beträgt immerhin noch 426,49 RM. Die „Käwern“ bezahlen 1931 Beitrag an die Freiwillige Feuerwehr Hochstadt. Auch der Fastnachtdienstag wird 1932 ausgiebig gefeiert.

Die „Käwern“ bejubeln 1933 ihren 25. Geburtstag. Die „Käwern“ feiern 1934 mit beim Jubiläumsfest des Gesangvereins „Liederkranz“ und beteiligen sich auch am Festzug. Im Jahre 1935 spenden die “Käwern“ 10 RM für das „Winterhilfswerk“. Die „Käwern“ feiern 1936

ihren ersten Maiball. Der § 40 der Satzung (Begrenzung der Mitgliederzahl auf 40 Personen) wird aufgehoben, die Kippe „Späh“ tritt dem Verein bei. Für „Heimatpflege“ muß auch schon gespendet werden.

Nach Maskenball und Maiball gibt es 1937 den ersten Oktoberball. Erstmals wird 1938 namentlich der Erste Vorsitzende erwähnt. Er heißt Johannes Schäfer II. Beim Familienabend reitet zu vorgerückter Stunde ein Esel - nein, ein Mitglied auf einem Esel in den Saal. Die allererste Fastnachts-Sitzung der „Käwern“ im Jahre 1939 war leider bis auf weiteres auch die letzte. Die „Käwern“ verschicken Feldpostpäckchen und betrauern ihre im Krieg gefallenen Mitglieder.

Im Jahre 1945 hauchen Peter Daubert, Konrad Eibelshäuser und Wilhelm Hensel ihren „Käwern“ neues Leben ein. Die „Käwern“ veranstalten 1946 ihren ersten Maskenball nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Likörstübchen beim „Strohl“ gibt es dabei Nachkriegs-Leckerli: Maismehlplätzchen und Rhabarberwein aus der Suppenkelle. Wilhelm Hensel wird 1947 zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Ein eiskalter Winter: Das Kassenbuch verzeichnet den Kauf von „Koks“.

Im Jubiläumsjahr 1948 gibt es zwei Sitzungen, zwei Maskenbälle und ein großes Fest mit Juxplatz und Umzug durch Hochstadt. Acht Tage nach der Währungsreform!!!

Am 13.November steigt die Eröffnungssitzung und dabei debütiert die erste Tanzgruppe (Heidi Berchner, Lotte Hensel, Annemarie Keller, Kätha Oettli) mit dem Holzschuhtanz aus „Zar und Zimmermann“.

Zwei Sitzungen finden 1949 statt mit dem späteren Ehrenmitglied Otto „Tull“ Endress von der Sachsenhäuser Karnevalgesellschaft als Sitzungspräsident, vier Maskenbälle und dann noch die Eröffnungssitzung im November.

Auf der „Generalversammlung“ 1950 werden 22 neue Mitglieder aufgenommen. Seine Tollität gibt sich (wie 1949) erneut die Ehre: Richard Knapp wird zum zweiten Mal Hochstädter Karnevalsprinz, „beschützt“ von den beiden Ehrenjungfrauen Heidi Berchner (Röder) und Ria Stöcklein (Ruhr).

Die „Käwern“ starten 1951 den „Export“ ihres Humors: Am 4. Februar ist eine Sitzung in Roßdorf. Die „Gema“ kassiert auch schon ab. Heinrich Jost wird zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt.

Im Jahre 1952 finden Sitzungen in Mittelbuchen und Kilianstädten statt. Es gibt auch wieder einen Vereinsausflug. Philipp Seibel (Philipp I.) und Elli Burger (Elli I.) werden als erstes

Hochstädter Prinzenpaar inthronisiert.

Der Maskenball 1953 steht unter dem Motto „Südseezauber“. Die Sitzungstermine werden auch in Dörnigheim und Bischofsheim bekannt gemacht. Die „Käwern“ organisieren 1954 für Fastnachts-Sonntag den ersten Karnevalszug durch Hochstadt. Anschließend ist das erste Kinderkostümfest der „Käwern“ mit dem ersten Kinderprinzenpaar Waltraud Meglic (Seibel) und Detlef Zwicker. Beim Festzug der Sänger im Sommer präsentieren sich die „Käwern“ mit zwei eigenen Wagen.

Der erste närrische „Staatsbesuch“ erfolgt 1955: Das Großkrotzenburger Prinzenpaar macht seine Aufwartung bei der Fremdensitzung der „Käwern“. Der Humor-Musik-Verein „Edelweiß“ (die „Humoristen“) lädt 1956 zu seinem 60. Geburtstag ein.

Im Elferrat 1957 sitzen so illustre Würdenträger wie der „Minister für Bartwuchs und Haarausfall“ und der „Kaffee-Bewirtschaftungsminister“. Die Sechs-Mann-Kapelle „Edelweiß“ erhält vertraglich ein Glas Bier pro Mann und Stunde. Auf der Jahreshauptversammlung im Sommer wird Ferdi Röll zum „Jubiläumsprinz“ gewählt. Im Jahre 1958 werden die „Käwern“ 50: Es gibt einen Festkommers mit Jubiläumssitzung, Große Jubiläums-Fremdensitzung, zwei Maskenbälle und einen Kindermaskenball.

Eine Schreckensmeldung kommt 1959: Die Einnahmen decken nicht mehr die Ausgaben.

Die Beiträge werden erhöht! Toni Röll wird neuer Erster Vorsitzender. Manfred „Männe“ Wex übernimmt die Leitung des Vergnügungsausschusses. Das Kassenbuch wird erstmals mit dem Stempel „Finanzamt Hanau - Lohnsteuerstelle - nachgeprüft“ verziert.

Auf der Jahreshauptversammlung 1960 wird Erich Müller zum neuen „Käwern-Chef“ gewählt. Anstelle der Eröffnungssitzung gibt es jetzt einen Tanzabend mit Inthronisation des neuen Prinzenpaares.

 

Heinrich Jost übernimmt 1961 wieder das Ruder auf der Kommandobrücke der „Käwern“. Wilfried Demuth wird Prinz für die Kampagne 1962. Zehn „Käwern“ werden zum Dienst abgestellt für das Fest zum 50. Geburtstag des 1. FC 1911 Hochstadt.

Im Jahre 1962 repräsentieren an einem einzigen Abend 31 Mitglieder die Hochstädter „Käwern“ bei befreundeten Vereinen in Großauheim, Dörnigheim und Frankfurt. In einem Benefiz-Spiel unterliegen die „Gemeinde-Väter“ den Alt-Fußballern des FC Hochstadt 4 : 5. Der Erlös von 290 DM wird für den Aufbau des Bürgerhauses verwendet.

Im Jahre 1963 feiern die „Käwern“ „5 x 11 Jahre Hochstädter Fassenacht“ mit Klaus Regel und Hella Kraft als Prinzenpaar.

 

Die „Käwern“ treten 1964 dem „Bund Deutscher Karneval und der IG mittelrheinischer Karneval“ bei. Margit Kötter und Marlen Schön gründen die erste Prinzengarde: Margit Kötter (Schmidt), Margit Rohde (Fieres), Ella Röll (Eibelshäuser), Marlen Schön, (Eibelshäuser), Renate Wittke (Jost), Ellen Hildebrand (Schäfer), Ingrid Storch (Stumpf), Ilona Weigand (Stetzkowski), Karin Gause (Bingemer). Die Kosten für die ersten Gardekostüme belaufen sich auf 883 Mark. Am 7. November 1964 ist der erste Eröffnungsball im neuen Hochstädter Bürgerhaus.

Im Jahre 1965 ist die erste Fremdensitzung im neuen Bürgerhaus. Das erste Goldene Vlies wird jeweils an Heinrich Jost II. (Elektro-Jost) und Albert Geis verliehen. Am 18. April hat der erste Osterball Premiere. Im Jahre 1966 ist die erste Hochstädter Seniorensitzung (damals noch unter dem Titel „Bunter Nachmittag für Hochbetagte und Rentner“). Das neue Bürgerhaus wird zum „Käwern“-Ballhaus: Kehrausball, Osterball, Eröffnungsball.

Der Elferrat erhält 1967 neue Kappen. Die Orden für die laufende Kampagne belasten die „Käwern“-Kasse schon mit 802,70 Mark.

Eine Lautsprecheranlage und zwei Mikrofonen wird 1968 angeschafft. Die „Käwern“ versteigern den Bart ihres Mundschenks Wilhelm Kraft und spenden den Erlös an die „Aktion Sorgenkind“. Es erfolgt eine lobende Erwähnung im ZDF. Frau Pühler gründet 1969 die Junggarde der „Käwern“.

Die Gesangsgruppe „Quartinos“ (bestehend aus Sängern des „Walzer´schen Doppelquartetts“ und der „Käwern“) tritt 1970 erstmals auf. Die Fußball-„Käwern“ verlieren gegen die Kicker der befreundeten Großauheimer Karnevalgesellschaft 1 : 3. Die „Aktion Sorgenkind“ freut sich über den Erlös dieses Freundschaftsspiel in Höhe von 2.600 Mark. In der Pause der Fremdensitzung begeistert der Fanfarenzug des befreundeten Frankfurter Karneval-Clubs „Die Nordendler1971“ die Besucher.

Der erste Auftritt der auch heute noch gefeierten „Schön-Singers“ erfolgt 1972 (damals noch jünger). Die „Käwern“ sieht man mit großem Wagen im Jubiläumsumzug der Freiwilligen Feuerwehr Hochstadt. Marlen Schön wird 1973 als erste „Käwerin“ mit dem Orden des Goldenen Vlieses geehrt. Mit den „Käwern“-Kickern startet das erste (heute noch stattfindende)

Kerb-Fußballturnier Hochstädter Vereine (Erlös immer für einen gemeinnützigen Zweck).

Im Jahre 1974 wird gefeiert „6 x 11 Jahre „Käwern“ mit elf strahlenden Ex-Prinzen im Elferrat. Der Abschlußball findet mit den „Majorettes de Luisant“ statt.

 

Erhard Schön wird 1975 der Erste Vorsitzender der „Käwern“. Das erste „Zwischen-den-Kampagnen-Überbrückungs-Treffen“ (wegen Regens in den Hof von Ferdi Röll verlegt) ist die Geburtsstunde des „Käwern“-Äbbelwoifestes. Das Äbbelwoifest auf der Hartig in der Nähe des Schützenhäuschens wird von 19676 bis 1980 gefeiert.

Die „Käwern“-Frauen bestreiten 1977 beim Kerbturnier ein Freundschaftsspiel gegen die Turnerinnen.

Die „Käwern“ werden 70 Jahre alt, veranstalten 1978 die Hochstädter Kerb und präsentieren erstmals die oft umjubelte Kerbbeerdigung. Vorher bekommt der Nachwuchs eine Chance in der ersten Maintaler Kindersitzung (von Kindern für Kinder) mit dem Kinderprinzenpaar Michael Hiesberger und Sandra Fischer.

Die Gesangsgruppe „Wurschtler“ (Ferdi Röll, Rolf Böhlke, Walther Heinrich, Arthur „Amanda“ Huhn, Klaus Heinz, Erhard Schön) begeistert erstmals 1979 das Publikum. Genauso wie das von Margit Kötter trainierte erste Männerballett (Manfred Errolat, „Männe“ Wex, Rainer Bähr, Karlheinz Seibel, Georg Kohnke, Edgar Gröner). Und am Samstag nach Aschermittwoch steigt das erste Heringsessen der „Käwern“.

Im Sommer 1980 glänzen die „Käwern“ beim Festumzug in der Maintaler Partnerstadt Luisant. Erstmals wird vor dem Haus des Prinzenpaares Brigitte und Ferdi Hesse zum Zeichen der närrischen Regentschaft feierlich die „Käwern“-Fahne gehißt.

Erhard Schön „erfindet“ 1981 rechtzeitig zur Kampagne den ersten Hochstädter Handwerksmeister-Elferrat (Ferdi Röll, „Männe“ Wex, Hans Scholz, Wilhelm Schmidt, Fritz Goldammer, Gerhard Meyer, Walter Strohl, Claus Günther, Manfred Wilfert, Fred Hackenbeck, Alfred Gerlach, Heinz Schmitz, „Mundschenk“ Otto Decker). Es ist die Geburtsstunde der ersten kostümierten Sitzung. Das Äbbelwoifest „zieht um“ direkt ans Schützenhäuschen. Das Männerballett brilliert 1982 mit extravaganter Modenschau, vorgestellt von dem „Conferencier“ Manfred Errolat.

Die „Käwern“ feiern ihren 75. Geburtstag und ganz Hochstadt feiert 1983 mit: vier Jubiläumssitzungen (bei der zweiten Sitzung mit elf Ex-Prinzessinnen im Ministerrat), Akademische Feier, Festumzug, Ausrichtung der Hochstädter Kerb mit Rex Gildo als Stargast.

Erstmals sitzen 1984 elf Politiker aller Couleur im Elferrat. Bürgermeister Dr. Walter Unger wird mit der Verleihung der „Käwern“-Kappe zum „Oberkäwer“ befördert. Die „Käwern“ verzichten auf ihr beliebtes Äbbelwoifest und nehmen nun im neuen Domizil in der Hauptstraße 29 (später „Käwernhof) am Hochstädter Rathausfest teil.

Die „Käwern“ verewigen 1985 das historische Hochstädter Rathaus in ihrem Bühnenbild und auf dem Kampagnen-Orden. Die Ära Schön geht zu Ende. Manfred Errolat wird Boß der „Käwern“.

Die „Käwern“ werden 1986 vom Chefredakteur des Maintaler Tagesanzeigers in die „Maintaler Humor-Mafia“ eingegliedert. Sie gewinnen im Sommer (ganz ohne „Paten“) das Hochstädter Kerb-Fußballturnier. Stadtrat Dr. Schreiber wird 1987 für seine Verdienste um die Gestaltung der Hochstädter Hauptstraße im Protokoll mit dem „Silbernen Pflasterstein am Bande“ ausgezeichnet.

Lügenbaron Münchhausen alias Karl Heinz Bonne landet 1988mit seiner Kanonenkugel mitten auf der „Käwern“-Bühne. Das 5. Hochstädter Rathausfest hat seinen Stammplatz bei den Besuchern von nah und fern. Die „Käwern“ werden 1989 „olympisch“: Erstmals elf Sportler und Sportlerinnen (von Maintaler Aktiven bis zum Olympia-Sieger) sind im Elferrat. Graphiker Günter Hantel gestaltet 1990 für die „Käwern“ eine Serie von Kampagnenorden mit Motiven aus Maintals Pflanzenwelt und hiesigen Sehenswürdigkeiten. Die erste „Kunst am Hals“ ist dem Buschwindröschen gewidmet. Peter Czerwonka übernimmt die Führung der „Kä­wern“. Mit einem Vereinsausflug auf der „Wikinger 1“ nach Frankfurt-Höchst und zurück stechen die „Käwern“ in See:

Alle Fastnachts-Veranstaltungen werden 1991 wegen des Golfkrieges abgesagt! Im Jahre 1992v ertönt endlich wieder das Helau: Im „Käwern“-Elferrat werden ausländische Mitbürger aus allen Maintaler Stadtteilen bewundert. Der „Käwernhof“ in der Hauptstraße 29 wird 1993 beliebter Treffpunkt beim Hochstädter Weihnachtsmarkts.

Beim traditionellen Empfang des Tagesanzeigers im Jahre 1994 verleiht der Bürgermeister allen Maintaler Prinzenpaare die Ehrenmedaillen in Silber. Erhard Schön wird erneut

Erster Vorsitzender der „Käwern“. Radio „Maintal-Welle“ geht bei den „Käwern“-Sitzungen 1995 live auf Sendung. „Rin in die Kartoffeln - raus aus den Kartoffeln“ Die „Käwern“ veranstalten im „Käwernhof“ das erste Hochstädter Kartoffelfest.

 

Grund zum Jubeln ist 1996: Die „Käwern“ feiern das 25jährige Bühnenjubiläum der „Schön-Singers“. Und im Sommer: Kerb und Umzug unter dem Motto „100 Jahre HMV“.

Hochstadt Alaaf: Prinz Markus I. aus „Kölle am Rhing“ importiert 1997 die Kölner Karnevalsschlager zu den „Käwern“. Es gibt den ersten Sturm der Maintaler Karnevalsvereine auf das Rathaus in Bischofsheim. Die „Käwern“ werden ein „eingetragener Verein“. Manfred „Männe“ Wex wird 1998 für seine langjährige Arbeit in Hochstädter Vereinen mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet.

Am 3. März ist die historische Vorstandssitzung beim „Strohl“ zum Gedenken an den Gründungstag der „Käwern“ vor 90 Jahren. Auch Norbert Worret erhält für seine karitativ-karnevalistisch-kirchlichen Verdienste um die Gemeinschaft den Landes-Ehrenbrief. Die „Käwern“ feiern 1999 nachträglich ihren 90. Geburtstag - unter dem Motto: „Die Käwern machen Zirkus“.

Das „Millenium-Feuerwerk“ erstrahlt 2000 als Bühnenbild bei den „Käwern“-Sitzungen. Schwergewichte: Beim Heringsessen werden 175 Kilogramm Heringssalat verabreicht,

eine halbe Tonne „Tolle Knolle“ beim Kartoffelfest. Die „Käwern“ kämpfen 2001 um ihr Vereinsdomizil in der Hauptstraße. Spendenaufruf zur Rettung des „Käwern-Hofes“. Noch gruseliger: Die Halloween-Party der jungen „Käwern“.

Ellen Tappert übernimmt 2002 von Erhard Schön den Regentenstab für die Führung der „Käwern“. Karnevalisten helfen Karnevalisten: Benefiz-Abend für die Hochwasseropfer in Dessau-Waldersee (Erlös 19.272,12 Euro). Im jahrzehntelangen Konfetti-Staub ergraut: Die Käwern küren ihren Erhard Schön zum Ehren-Vorsitzenden und Rolf Böhlke zum Ehrenpräsidenten.

Ministerpräsident Roland Koch empfängt 2003 erneut die Maintaler Prinzenpaare im Biebricher Schloß in Wiesbaden. Das traditionelle Sommerfest - der Dank des Vorstandes an alle Aktiven - steht unter dem (kulinarischen) Motto „Tour de France“.

Die „Wurschtler“ feiern 2004 ihr 25jähriges Gesangs- und Bühnenjubiläum. „Männe“ Wex und Ferdi Röll sind seit 50 Jahren „Käwern“.

Die „Käwern“ fragen 2005 nicht ihren Arzt, aber ihren Apotheker: Norbert Worret wird oberster (Pillen-) Dreher des Vereins. Karl Eyerkaufer wird zum Senator ernannt. Mit großem Hexenfeuer wird die Walpurgisnacht gefeiert, nach sechs schweren Prüfungen werden Hexenzertifikate erteilt.

Zum 25. Mal wird 2006vor einer prinzlichen Residenz die „Käwern“-Fahne gehißt (Stefan V. und Sonja I.). Ursula und Stefan Ullmann werden als erstes Ehepaar in der Geschichte der „Käwern“ gemeinsam mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet. Direkt vor dem WM-Spiel Deutschland - Polen wird im „Käwernhof“ das erste Hochstädter Tischfußball-Turnier um den „Käwern“-Cup ausgetragen. Der Eröffnungsball „Exklusiv“ findet statt mit Mainzer Büttenstars.

Heidi Hehrlein plaudert 2007 (9 x 11 Jahre „Käwern“) bei den Sitzungen aus dem Nähkäst­chen des „Hochstädter Abendblättchens“ (nicht zu verwechseln mit dem „Maintal Tagesanzeiger“). Die Hochstädter Kerb wird unter dem Motto „111 Jahre HMV“ gefeiert. Beim Eröffnungsball für das Jubiläumsjahr wird das erste Hochstädter Gesamt-Prinzenpaar inthronisiert: René I. (HMV) und Nadine I. (Käwern-Prinzengarde). Reneé & Nadine Kröller.

Thorsten Walzer wirft einen wehmütigen Blick in die „Käwern“-Vergangenheit.

Im Jahre 2008 sind die „Käwern!“ 100 Jahre närrisch & doll. In alter Frische finden statt: Drei Sitzungen, Senioren- und Kindersitzung, Heringsessen, Akademische Feier, Ausstellung, Hochstädter Zeltkerb, Kartoffelfest. Und ein neuer Ehrenpräsident: Heinz Jost.

 

 

Seite 197: 1. FC Hochstadt

Im Jahr 1911 reifte in den Köpfen einiger junger Männer der Gedanke, in Hochstadt eine Sportart einzuführen, die - von England kommend – um die Jahrhundertwende ihren Siegeszug durch ganz Europa angetreten hatte: Fußball. Angeregt durch die erfolgreiche Arbeit schon bestehender Fußballvereine in der näheren Umgebung, wurde um die Osterzeit der 1. FC Hochstadt gegründet. Gründungsmitglieder des FC Hochstadt waren: Theo Ausäderer, Alex Börner, Heinrich Dorn, Jean Dorn, Heinrich Jost, Philipp Kaiser, Peter Klees, Heinrich Koch, Philipp Kraft, August Schales, Wilhelm Schales, Heinrich Schröder, Johann Trauner. Zum 1.Vorsitzenden wurde Alex Börner gewählt. Als Vereinsfarben entschied man sich für Schwarz-Weiß. Nachdem für 13 Reichsmark ein Ball angeschafft wurde, konnte auch ein Acker an der Wachenbuchener Straße für 40 Reichsmark Jahrespacht zum Sportplatz ausgebaut werden.

Als seitens der Gemeinde kein geeignetes Gelände zur Herrichtung eines Sportplatzes zur Verfügung gestellt wurde, griffen die Fußball-Jünger zur Selbsthilfe. Trotz ausdrücklichen Verbots errichteten sie auf der Gemeindebleiche einen Sportplatz, mit der Folge einer Geldstrafe in Höhe von zwölf Reichsmark, ersatzweise vier Tage Haft. Da keine Geldmittel vorhanden waren, trat Vorsitzender Börner die Haft im Fronhof in Hanau an.

Der Erste Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für den jungen Verein, zehn gefallene Sportkameraden waren am Ende des Krieges zu beklagen. Der Verein entwuchs langsam den Kinderschuhen.

Von Bedeutung ist das Jahr 1923, in dem die neuen Farben Lila / Weiß festgelegt wurden. Im gleichen Jahr wechselte man das Vereinslokal. Die Fußballer bezogen das Gasthaus „Zum Tiger“, das über 40 Jahre die Heimstatt der Lila-Weißen bleiben sollte. Die erste Meisterschaft sollte nicht lange auf sich warten lassen. Mit der Verpflichtung des legendären Frankfurters Georg Bauer gelang in der Saison 1923 / 1924 der große Wurf: Meister der B-Klasse und Aufstieg in die A-Klasse, wo man sich sofort in der Spitze behauptete.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte 1934 die zwangsweise Fusion aller damaligen Hochstädter Sportvereine zur Folge. Aus dem Turnverein 1887, den Freien Turnern Hochstadt sowie dem FCH wurde der Verein „Turn- und Sportgemeinde 87 / 11 Hochstadt“.

Erst im Jahre 1939 machten die Fußballer wieder von sich reden. Sie wurden Kreismeister der A-Klasse, infolge des Ausbruches des Zweiten Weltkrieges blieb ihnen jedoch der Aufstieg in die Bezirksklasse verwehrt.

Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine noch größere Zäsur als der Erste. Die Bilanz bei Kriegsende im Mai 1945 war grausam: 26 gefallene Kameraden hatte der Club zu beklagen. Zudem waren die zwei Sportplätze an der Bahnhofstraße von der Gemeinde an die Firma Kling verkauft worden. Noch einmal mußte ganz von vorne angefangen werden.

 Im Jahre 1946 wurde mit dem Bau des heutigen Sportgeländes „An der Hanauer Straße“ begonnen. Ende der vierziger Jahre Schloß sich mit Alfred Pfaff ein Spieler den Lila-Weißen an, der 1954 zur legendären Weltmeistermannschaft in der Schweiz zählen sollte. Das 40-jährige Bestehen des Clubs stand unter einem ungünstigen Stern. Der Verein stieg 1951 in die B-Klasse ab. Aber 1954 gelang nicht nur der Wiederaufstieg in die A-Klasse, zugleich fand auch die 1934 erzwungene Fusion mit dem Turnverein ihr Ende.

 Dank des selbstlosen Einsatzes einiger Vereinsmitglieder konnte im Herbst 1956 das Vereinsclubhaus am Waldsportplatz eingeweiht werden. Es war das erste seiner Art in Hessen, das den Modellen des Hessischen Fußball-Verbandes entsprach.

Nachdem der Verein Ende der fünfziger Jahre ein recht bescheidenes Dasein in der A-Klasse geführt hatte, setzte mit Beginn der sechziger Jahre eine stetige Aufwärtsentwicklung ein. Verbunden war diese mit der Verpflichtung von Heinz Lutz (Bruder des früheren Eintracht-Spielers Friedel Lutz) als Spielertrainer und des aus Bergen-Enkheim stammenden Günther Schmidt.

Die Lila-Weißen erreichten 1960 das Kreispokalfinale, wo im Stadion Wilhelmsbad Lokalmatador FC Hanau 93 der Gegner war. Vor 1200 Zuschauern siegten die gerade in die 2.Liga Süd aufgestiegenen Gastgeber erst nach Verlängerung mit 6 : 4. Schon in den Jahren 1963 und 1964 und 1966 war der Verein Kreispokalmeister.

Die Saison 1965 / 1966 sollte der Anfang einer beispiellosen Erfolgsserie des 1. FC Hochstadt werden, die den Verein binnen drei Jahren in die Hessenliga führte. Vater des Aufschwungs war das Trainergespann Philipp Eibelshäuser und Karl Eyerkaufer (Kondition). Mit großem

Sprung wurde man Meister der A Klasse Hanau / Offenbach-Ost. Die Mannschaft, erzielte 127 Tore, allein 90 gingen auf das Konto von Gerhard Kraft und Günther Schmidt.

Fast mit dem Titelgewinn fiel die Pokalmeisterschaft zusammen. In Bruchköbel wurde Bezirksligist Germania Niederrodenbach nach begeisterndem Spiel vor 1200 Zuschauer mit 6:3 besiegt.

Damalige Spieler waren unter anderem: Egon Duske, Karl Eibelshäuser, Gerhard Ellenrieder, Georg Hildebrand, Georg Kohnke, Siegmund Kühn, Heinz-Günther Kraft, Gerhard Kraft, Fritz Lechmann, Heinz Lutz, Harald Mankel, Willi Prinz, Günther Roth, Gerhard Schmidt, Günther Schmidt, Werner Schmidt, Helmut Völkl.

Auch in der Bezirksliga sorgte der FCH für Furore. Mit zehn Punkten Vorsprung deklassierten die Lila-Weißen die Konkurrenz. Es wurden 110 Tore erzielt. Günther Schmidt (29 Tore) und Gerhard Günther Kraft (27 Tore) waren wieder die erfolgreichsten Torschützen. Über 800 Fans verfolgten die Heimspiele und freuten sich über den Aufstieg in die Gruppenliga Mitte.

Im Jahre 1967 war der Verein der Meister der Bezirksliga Frankfurt Ost. Im Jahre wurde man Vizemeister hinter dem TuS Naunheim in der Gruppenliga Mitte. Man hatte nur einen Punkt weniger als der Aufsteiger. Im Jahre 1969 konnte die Meisterschaft in der Gruppenliga Mitte und der Aufstieg in die Hessenliga gefeiert werden (bis 1981). Vor dem SV Groß-Karben und FC Hanau 93 landete man auf dem ersten Platz. Man schoß in dieser Saison 86 Tore, der Zweitplazierte brachte es gerade auf 65 Treffer. Gerhard Kraft stellte mit alleinigen 42 Toren einen Rekord in der Gruppenliga Mitte auf. Im entscheidenden Spiel gegen den FC Hanau 93 erlebten am 5.Juni 1969 fast 4500 Zuschauer auf dem Hochstädter Waldsportplatz einen 4 : 2 Sieg. Karl Eyerkaufer löste Karl-Heinz Glinder als 1.Vorsitzenden ab.

Die Schattenseite des Erfolgs erlebten der Vorstand nur wenige Tage später, als Gerhard Kraft bei den Offenbacher Kickers einen Vertrag unterschrieb. Doch auch ohne den Torjäger sprang im ersten Hessenliga-Jahr ein zwölfter Tabellenplatz heraus.

Noch vor dem 60jährigen Geburtstag des Vereins im Jahr 1971 wurde eine neue Ära eingeleitet. Der 1969 als Nachfolger des langjährigen Vereinschefs Karl-Heinz Glinder zum Vorsitzenden gewählte Karl Eyerkaufer konnte mit der Verpflichtung des 15fachen Nationalspielers Hans Nowak einen namhaften Spieler in die Apfelweinhochburg lotsen. Vorher spielte Hans Nowak bei Schalke 04, Bayern München und Kickers Offenbach. Zudem kehrte Gerhard Kraft nach zwei Jahren am Bieberer Berg wieder an den Waldsportplatz zurück.

In der Saison 1971 / 1972 kam es zu einer weiteren denkwürdigen Begegnung. In einem Wiederholungsspiel gegen den FSV Frankfurt - die erste Partie war am 22. August 1971 wegen eines Wolkenbruches in der Halbzeit abgebrochen worden - verfolgten am Buß- und Bettag wiederum über 4.00 Zuschauer das Spiel (1:1). Eine Kulisse, die seitdem nie mehr erreicht wurde. Sportlich sollte es weiter aufwärts gehen. In den Jahren 1972 / 1973 wurde mit dem vierten Platz der sportliche Zenit erreicht.

In der Hessenliga belegte man 1972 den 6.Platz. Die Jugendabteilung des FCH startete sein 1. Internationale A-Jugend-Pfingstturnier. Gewinnen konnte der kampfstarke TSG Wölfersheim aus Oberhessen.

 

Im Jahre 1973 gelang der 4. Platz in der Hessenliga. Hinter den Proficlubs Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach und Darmstadt 98 sowie den drei Tabellenersten der Hesseliga, FSV Frankfurt, Spvgg. 05 Bad Homburg und SC Rüsselsheim waren die Lila-Weißen die Nummer sieben in ganz Hessen. Damalige Spieler waren unter anderem: Arno Bach, Herbert Bolender, Do Carmo, Karl Eibelshäuser, Horst Geis, Albert Grabenau, Norbert Hinze, Dieter Kockler, Jockel Jamin, Gerhard Kraft, Mita Krajcic, Wolfgang Pyrczek, Albrecht Rauch, Herbert Stammler, Jürgen Strack, Horst Weber, Wolfgang Zorn.

 

Im Jahre 1974 wurde der neue Rasenplatz gegen den Zweiligisten FC Bayern Hof (2 : 5) eingeweiht. Im Jugendbereich wurde 1974 die Spielgemeinschaft FC Hochstadt / Kewa Wachenbuchen gegründet. Beim 2. Internationalen Pfingstturnier der A-Jugendmannschaften gewann der MSV Duisburg im Endspiel gegen Rot-Weiß Frankfurt mit 1:0.

 Die Hessenligasaison wurde 1975mit dem siebten Platz beendet.

Einen Wendepunkt brachte die Saison 1974 / 1975, als letztmals unter Hans Nowak ein ausgezeichneter siebter Platz erreicht wurde. Der Club geriet 1976 in die Abstiegszone und konnte mit dem 16. Tabellenplatz gerade noch die Klasse halten. Beim 3. Internationalen Pfingstturnier der A-Jugendmannschaften besiegte der FC Winterthur (Schweiz) den SV Hannover mit 4:0 und wurde somit Finalsieger.

 Auf Vorstandsebene kam es 1976 zu einem wichtigen Wechsel. Karl Eyerkaufer gab den Führungsstab nach sieben Jahren 1977 an Heinrich Seibel weiter. Die Mitgliederversammlung wählte den damals gerade 36-Jährigen zum Ehrenvorsitzenden.

In der Hessenliga landete man 1978 auf Rang 10. Das 4. Internationale Pfingstturnier der A-Jugendmannschaften sah die Viktoria aus Aschaffenburg als Sieger. Die bayerischen Gäste wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und besiegten in einem dramatischen Finale die überraschend ins Finale vorgestoßene A-Jugend der SG Hochstadt / Wachenbuchen nach Verlängerung mit 1:0. 

 Platz 14 war 1979 für die 1. Mannschaft gerade noch der Rettungsanker in der Hesseliga. Es war die erfolgreichste Saison im Jugendbereich. Neben der A-Jugend spielten auch die B- und die C-Jugend auf Bezirksebene. Thomas Berthold und Thomas Kloss gehörten der C-Jugend an. Beide wechselten später zur Frankfurter Eintracht. Thomas Berthold schaffte es bis in die Nationalmannschaft und wurde 1990 in Italien Weltmeister.

 Mit letzter Kraftanstrengung konnte 1980 nochmals der Abstieg vermieden werden, man landete auf Rang 16. Obwohl es von Jahr zu Jahr schwerer wurde, gelang dem FCH bis zur Saison 1980 / 1981 der Ligaverbleib in der höchsten hessischen Amateurliga. Ohne eine einzige Mark Schulden beendete der FC Hochstadt 1981 das Abenteuer Hessenliga / Oberliga nach zwölfjähriger Zugehörigkeit. Man stieg ab in die Landesliga Süd.

 Im gleichen Rhythmus, wie der Höhenflug begonnen hatte, ging es zu Beginn der achtziger Jahre bergab. Zwei Jahren in der Landesliga Süd folgte ein Jahr in der Bezirksliga Frankfurt West, bevor sich 1984 der Kreis nach 18 Jahren Schloß. Der 1. FC Hochstadt war wieder dort angekommen, wo das Fußball-Märchen seinen Anfang genommen hatte: in der A-Klasse Hanau, der heutigen Kreisoberliga. Jürgen Seibel löste Heinrich Seibel als 1.Vorsitzenden ab. Bei der Stadtmeisterschaft landete man hinter Germania Dörnigheim auf dem zweiten Platz.

Damalige Spieler waren unter anderem: Bohlender, Heckler, Hildebrand, Jagla, Jungmann, Leisegang, Lesch, Maurer, Renger, Rippich, Smart, Utzinger, Walter, Weber.

Der Verein erwies sich jedoch als Stehaufmännchen. Im Jahre 1986 war man wieder Meister Bezirksliga Hanau.

Mit Trainer Karl Müller erreichte man 1985 den 5.Platz in der A-Liga Hanau. Damalige Spieler waren unter anderem: Dieter Heidenreich, Frank Hildebrand, Thomas Hirsch, Mike Hundt, Ralf Jungmann, Thomas Kittan, Michael Leisegang, Thomas Maurer, Felix Pokas, Peter Renger, Andreas Rüger, Uli Eibelshäuser, Michael Vollstedt.

Im Jahr des 75-jährigen Jubiläums 1986 gelang unter Karl Müller die Rückkehr in die Bezirksoberliga. Es sollte bis zum heutigen Tag ein ständiges Auf und Ab zwischen Bezirksoberliga / Gruppenliga und Kreisoberliga geben. Der Name Fahrstuhlmannschaft fiel oft in Verbindung mit dem 1. FC Hochstadt.

Die Mannschaft reiste nach Sri Lanka. Im Nationalstadion von Colombo wurde ein Spiel gegen die Nationalmannschaft von Sri Lanka ausgetragen. Rund 4.000 Zuschauer verfolgten das 2:2. Vor dem Anpfiff begrüßte der deutsche Botschafter Dr. Pfeifer die Hochstädter. Damalige Spieler waren unter anderem: Bernd Anders, Uli Eibelshäuser, Frank Hildebrand, Thomas Hirsch, Thomas Holtbrügge, Mike Hundt, Ralf Jungmann, Thomas Kittan, Michael Leisegang, Felix Pokas, Peter Renger, Andreas Rüger, Detlef Schwäbig, Michael Vollstedt, Ralf Wegstein, Raimund Will.

Im Jugendbereich wurde 1988 die Spielgemeinschaft FC Hochstadt / Kewa Wachenbuchen aufgelöst. Die Jugendmannschaften der Lila-Weißen traten wieder als FC Hochstadt auf. Außerdem gab es einen interessanten Spieler-Neuzugang in der Abteilung Jugend: Birgit Prinz ging zukünftig für die Jugendmannschaften des FCH auf Torejagd. Später gehörte Birgit Prinz zu den Aushängeschildern der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft.

Im Jahre 1989 erfolgte der Abstieg aus der Bezirksoberliga in die Bezirksklasse (der früheren A-Klasse). Damalige Spieler waren unter anderem: O. Filges, C. Götsch, F. Hildebrand, A. Konstantinidis, Ch. Konstantinidis, D. Köstler, G. Kraft, A. Krapf, A. Neumeier, H. Proba, A. Rauch, A. Schmitt, F. Streibhardt.

Gert Bechert wurde 1990 zum 1.Vorsitzenden gewählt. Die 2. Mannschaft belegte 1991 den 1. Platz in der Runde der Reserven.

Mit Trainer Philipp Eibelshäuser erfolgte 1992 über die Relegation ein erneuter Aufstieg in die Bezirksoberliga, allerdings in die ungeliebte West-Gruppe. Der Aufstieg wurde im letzten Relegationsspiel in Bad Homburg geschafft. Nachdem es zur Halbzeit noch 1 : 3 für die Homburger stand, konnte man doch noch das Spiel mit 7 : 3 gewinnen. Gerd Kraft war dabei vierfacher Torschütze.

Damalige Spieler waren unter anderem: Andreas Brüderlein, Carsten Götsch, Ralf Hamburger, Frank Hildebrand, Norbert Jalowy, Gordan Kafka, Zlatko Kafka, Gerd Kraft, Andreas Krämer, Alex Krapf, Jörg Linke, Andre Neumeier, Andreas Rothmeier, Dirk Ruhnau, Jason Walker, Jan Zoufall. Die 2. Mannschaft wurde erneut Gruppensieger der Reserve und gewann die Kreismeisterschaft.

 Joachim Keilholz wurde 1993 vor der Saison neuer Spielertrainer. Erneut reiste man nach Sri Lanka. Rund 2.000 Zuschauer interessierten sich für das Spiel der Lila-Weißen gegen Saunders, die Meistermannschaft von Sri Lanka. Das Spiel endete 1 : 1. Weitere Spiele waren: Auswahlmannschaft von Kandy - FCH 1 : 4, Auswahlmannschaft von Kalutara - FCH 0 : 2, Sportclub Beruwala - FCH 3 : 7.

Im Jahre 1994 erfolgte die lang ersehnte Versetzung in die Bezirksoberliga Ost. Artur Maxhuni verließ 1996 den FC Hochstadt. In drei Jahren brachte es der Stürmer auf 85 Tore im Trikot der Lila-Weißen. Trainer Peter Artelt löste im Oktober den glücklosen Herbert Schmidt ab. Aber 1997 erfolgte wieder der Abstieg in die Bezirksklasse.

Mit Trainer Peter Artelt wurde man 1999 Meister der Bezirksklasse Hanau und stieg auf in die Bezirksoberliga Ost. Die Traditionsgemeinschaft des FC Hochstadt wurde gegründet. 

Im Jahre 2002 erfolgte der Aufstieg in die Landesliga Süd über die Relegation.

 

Im Jahre 2001 feierte man das 90-jährige Jubiläum der Lila-Weißen. Die zweite Mannschaft spielte jetzt in der Kreisliga A Hanau um Punkte. Die Traditionsgemeinschaft gewann das Hochstädter Kerbturnier und war Veranstalter der Hochstädter Kerb. Die 1. Mannschaft wird Maintaler Stadtmeister.

 

 

Im Jahre 2002 traten die Lila-Weißen nochmals ins Rampenlicht der (Fußball-) Öffentlichkeit. Völlig überraschend gelang unter Klaus-Peter Artelt - der von 1996 bis 2006 das Traineramt bekleidete - über die Relegationsschiene der Aufstieg in die Landesliga Süd. Man spielte in der Relegation zu Landesliga Süd gegen Darmstadt 98 II, KSV Klein Karben II sowie gegen die SG Einhausen. Gegen die beiden erstgenannten Teams werden jeweils Siege erreicht. Gegen Einhausen genügt schließlich ein 0:0 um in die Landesliga aufzusteigen. Folgende Spieler erreichen den Aufstieg unter Trainer Peter Artelt: Köhler, Palermo, Lahchaichi, Palaz, Akkus, Maier, Soare, Gueven, Knospe, Riegel, Schaub, Oymak, Cesari, Rothmeier

Es blieb eine schöne Reminiszenz, ein Jahr später erfolgte die Rückkehr in die Bezirksoberliga.

Durch ein 5 : 4 im Elfmeterschießen gegen Kewa Wachenbuchen wurde 2002 der 1. FC Hochstadt zum sechsten Mal Maintaler Stadtmeister. In diesem Jahr gab es auch einen Wechsel an der Führungsspitze des Vereins. Manfred Maier löste den langjährigen Vorsitzenden Gert Bechert ab, der zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.

Im Jahre 2007 wird man wieder Meister Bezirksliga Hanau. Seit 2007 spielte der FCH wieder in der in Gruppenliga umbenannten Bezirksoberliga Frankfurt-Ost, das B-Team kämpft in der Kreisliga A Hanau um Punkte. Zudem gehören zehn Jugendteams, eine Alte Herrenmannschaft und ein Frauenteam dem Verein an. Aushängeschild der sechs Schiedsrichter ist Andre Müller, der Spiele der Verbandsliga leitet

Heute gehört der FCH der Gruppenliga Frankfurt Ost an. Eine, wie viele meinen, maßgeschneiderte Klasse für den knapp 400 Mitglieder zählenden Verein. Das Abstiegsgespenst verfolgt den Club aber auch im Jubiläumsjahr 2011. Der seit Mitte Oktober im Amt befindliche Trainer Giovanni Palermo und der Vorstand sind jedoch guter Dinge, auch in der nächsten Saison der Gruppenliga anzugehören.

 

Bei der akademischen Feier zum 100. Geburtstag des FC Hochstadt am 8.April 2011 betraten

zehn Spieler aus den Mannschaften der Hessenliga gemeinsam mit dem damaligen Erfolgstrainer Hans Nowak (dem 15-fachen Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 1962 in Chile) zu vorgerückter Stunde die Bühne des Hochstädter Bürgerhauses. Mancher ältere Besucher der akademischen Feier wird dabei sicherlich auch Wehmut verspürt haben. Die Jahre von 1969 bis 1981 waren nämlich zweifellos die sportlich erfolgreichsten Zeiten der Lila-Weißen, die in der Hessenliga im Schnitt vierstellige Zuschauerzahlen verzeichneten.

Im Jahr des 100. Geburtstags spielt der FC Hochstadt in der Gruppenliga Frankfurt-Ost und ist auf gutem Weg, die Klasse zu halten. Trotz der Erinnerungen an die große Zeit des Vereins, die auch in einer gelungenen Multimedia-Show mit Filmausschnitten aus der Hessenliga dokumentiert wurde, stand die Gegenwart deutlich im Vordergrund. Der Verein steht auf gesunden Füßen und macht sich vor allem um die Jugendarbeit verdient.

Auch seine gesellschaftliche Bedeutung in Sachen Integration von Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund wurde unter anderem von Landrat Erich Pipa, Bürgermeister Erhard Rohrbach und Karl Eyerkaufer, dem Schirmherren und Ehrenvorsitzenden des FCH. herausgehoben.

Der Landrat verwies darauf, daß die Lila-Weißen mit rund 400 Mitgliedern nicht nur den Sport, sondern ebenso das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Maintaler Stadtteil prägten. Positiv vermerkt wurde von den Festrednern ebenfalls, daß der Verein zurzeit zehn Jugendmannschaften mit etwa 145 Kindern und Jugendlichen in allen Altersklassen gemeldet hat. „Das ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr“, erläuterte Torsten Becker, der Vizepräsident des Hessischen Fußballverbands (HFV). Daß es auch immer schwieriger werde, Frauen und Männer für die ehrenamtliche Arbeit im Vorstand und bei der Jugendbetreuung zu finden, ließen Erich Pipa, aber ebenso Karl Eyerkaufer in seiner Laudatio nicht unerwähnt.

Der Altlandrat ging auf die Bedeutung der Vereine für das gesellschaftliche Leben und das Allgemeinwohl ein. Gerade Sportvereine seien „die Kraftwerke der Freiwilligentätigkeit“. Die Gesellschaft auch im Main-Kinzig-Kreis müsse alles dafür tun, daß dies auch weiterhin so bleibe. Der Gemeinschaftssinn und das Miteinander stünden auch beim FC Hochstadt bis heute im Mittelpunkt. Seit 50 Jahren ist Eyerkaufer den Lila-Weißen verbunden, deren Erster Vorsitzender er von 1969 bis 1976 gewesen ist. Zuvor hatte er mit Philipp Eibelshäuser das Trainerduo gebildet, das den Verein bis in die Hessenliga führte.

Die vorbildliche Arbeit des FC Hochstadt mit seinem langjährigen Ersten Vorsitzenden Manfred Maier an der Spitze gerade in der Nachwuchsförderung strichen alle Redner, so auch Kreisfußballwart Walter Heßler und Festpräsidentin Dr. Johanna Höhl, heraus. Auftritte der Sängervereinigung Hochstadt, des Evangelischen Posaunenchors und vor allem zwei gelungene Talkrunden mit elf engagierten und langjährigen Mitgliedern des Vereins beziehungsweise den fünf Trainern Heinz Lutz, Philipp Eibelshäuser, Hans Nowak. Karl Müller und Giovanni Palermo lockerten die rund vierstündige akademische Feier auf.

 Zahlreiche Ehrungen für den Verein (unter anderem die Silberne Ehrenplakette des hessischen Ministerpräsidenten) und einzelne Mitglieder durften dabei natürlich nicht fehlen. Besonders gerührt war Bernd Pistor, die gute Seele der Alte Herren-Abteilung. Ihn ernannte der FC Hochstadt zum Ehrenmitglied. Zahlreiche Vereine aus dem Stadtteil, aber auch darüber hinaus übermittelten dem Geburtstagskind zum Abschluß des langen Abends ihre Glückwünsche.

 

Seite 199: Jungmädchenverein „Heidekranz“

Im Frühling des Jahres 1911 wurde ich veranlaßt, einen Kursus zur Einführung in die christliche Liebestätigkeit in unserem Diakonissenmutterhaus mitzumachen. Es wurde dabei in über 30 Vorträgen so viel Anregung geboten, daß man am Schluß nicht recht wußte, wo man zuerst helfen sollte. Am meisten griffen mir die Nöte der Jugend ans Herz. Ich hatte zunächst nur die Arbeit an der weiblichen Jugend im Auge.

 Zur Gründung eines Vereins hatte ich wenig Mut, denn ich konnte die damalige Abneigung der Leute gegen einen Jungfrauenverein, von dem die Ansicht herrschte, daß darin nur gebetet und gesungen würde und daß die Mitglieder zu Diakonissen gemacht werden sollten, wenigstens aber keinen Mann bekämen.

Ich wollte aber versuchen, wenigstens einmal mit den jungen Mädchenbekannt zu werden. Zugleich wollte ich den Wunsch des Diakonissenmutterhauses erfüllen und wenigstens zehn Mitglieder für den Pfennigverein erfüllen, die wöchentlich fünf Pfennig für das Diakonissenmutterhaus zu opfern.

Im Laufe des Sommers fanden sich auch zwölf Teilnehmerinnen. An einem Abend in der letzten Septemberwoche (Donnerstag?) lud ich sie zu einer Zusammenkunft im Pfarrhaus ein., um ihnen durch Schwester Trinkaus aus Hanau erzählen zu lassen von den Stätten der Inneren Mission, für die sie ihre kleine Gabe wöchentlich schenken sollten.

Als ich am Schluß den Vorschlag machte, wir wollten jede Woche einmal zusammenkommen und – um auch die äußere Mission zu bedenken – an diesem Abend Handarbeiten zum Besten der Heidenmission herzustellen. Die Hälfte der Versammelten war damit einverstanden Auch wenn die Zusammenkünfte unter dem Namen „Missionskränzchen“ abgehalten wurden, so habe ich doch diesen Abend als Gründu8ngstag des heutigen Vereins betrachtet. Ein Frage- und Antwortspiel von Schwester Sophie stellte das erste Vereinseigentum dar

 

1. Vereinswinter 1911-12:

Man kam wöchentlich im Pfarrhaus zusammen und verfertigte Handarbeiten, die am Schluß des Winters zum Besten der Mission verkauft werden sollten. Die Zutaten wurden meist geschenkt und viel wurde aus scheinbar wertlosen Resten hergestellt. Die Mädchen lernten dadurch manch neue Handarbeit, denn damals wußten die Landmädchen nicht viel von den sogenannten „feinen Handarbeiten“. Es wurde auch manch schöne Geschichte vorgelesen, auch gesungen und ganz wenig gespielt. Ein geistliches Abendlied oder ein Choral bildete jedesmal den Schluß des Abends. Zum Abschluß des Winterhalbjahrs veranstalteten wir im alten Schulhaus eine kleine Ausstellung mit Verkauf der Arbeiten, zu dem wir die Mütter und Missionsfreunde einluden. Frau Missionar Gsell hielt eine schöne Ansprache. Fräulein Lorey hatte zwei Kinder ihrer Klasse mitgebracht, die zwei selbstverfaßte Gedichte aufsagten. Wir haben unter Zittern und Zagen das erste Lied vorgetragen. Im Sommer 1912 machten wir unsere erste Reise nach Kassel zur Besichtigung des Diakonissenmutterhauses, des Marienheims in Guntershausen und vieler anderer Sehenswürdigkeiten.

 

Winter 1912-13:

Auf Veranlassung der Behörde wurde auch in Hochstadt ein Jugendpflegeausschuß gegründet. Fräulein Lorey und ich wurden gewählt, für die weibliche Jugend zu sorgen. Die Gemeinde stellte den nicht gebrachten Schulsaal zur Verfügung. Die Kirche kam für die Heizung auf und stellte Tische und Bänke. So wurde das Missionskränzchen vergrößert und alle jungen Mädchen wurden zur Beteiligung aufgefordert. Der Andrang war anfangs sehr groß, es wurden 90 Besucherinnen gezählt. Als aber die Arbeitsabende anfingen, ging die Teilnehmer­zahl auf 30 bis 40 zurück. Diesmal konnte der Verkauf schon vor Weihnachten im Gasthaus stattfinden. Leider zogen sich bald die ersten Mitglieder zurück, offenbar konnten sie sich mit der neuen Art des Vereins nicht befreunden.

 

Winter 1913-14:

Der Winter verlief in der gleichen Weise, nur wurde mehr Wert auf das Einüben von Liedern gelegt. Auch Liederbücher wurden angeschafft und von der Kirchenkasse bezahlt.

Winter 1914-15:

Nach Ausbruch des Kriegs wurde sofort mit den Arbeitsabenden angefangen. Jetzt beteiligten sich alle Mädchen aus dem Dorf. In drei Räumen wurden Hemden genäht. Später ging die Zahl wieder zurück und man traf sich wieder im Pfarrhaus. Strümpfe, Kopfschützer, Kniewärmer und Einlegesohlen wurden in großer Zahl angefertigt. Man sammelte Wäsche für das Hanauer Diakonissenhaus und besserte sie aus. Ein anderes Mal halfen die Mädchen, Obst zu dörren oder kochten Marmelade für das Lazarett. Später wurden Verbandkissen hergestellt. Dann kamen die Sammlungen für Ostpreußen und endlich die Lumpensammlung. Die Mädchen schleppten ungeheure Mengen an Wollsachen aus dem Dorf zusammen. Im Rathaussaal war großes Sortieren. Di besten Lappen nähten wir zu Hause zu Schlafdecken zusammen. Der Verein blühte auch auf, weil keine weltlichen Vergnügen in der Kriegszeit erlaubt waren und keinerlei Ablenkung vorhanden war.

 

Ostern 1915:

Um die Neukonfirmierten gleich nach der Konfirmation aufnehmen zu können, fingen wir 1915 schon Ostern an. Der kahle Schulsaal wurde mit freundlichen Vorhängen versehen, die Wände mit schönen Bildern verziert. Ein Bücherbrett und Tischdecken aus rot gefärbtem Sackleinen kamen dazu. Duruch eine größere staatliche Beihilfe konnte ein Harmonium anbgeschafft werden.

Der Kirchenchor konnte nicht singen, weil die männlichen Mitglieder im Krieg waren. So fingen wir damit an, an den Festtagen im Gottesdienst zu singen. Überhaupt trat das Singen immer mehr in den Vordergrund und die Handarbeiten wurden geringer, je größer die Stoff­knappheit war. Im Sommer beteiligte sich der „Jungfrauenverein“ – wie ihn die Leute nun von selbst nannten – im Pfarrhaus an einem Einmachkurs für das Rote Kreuz, gehalten von der Wanderhaushaltungslehrerin des Kreises, Fräulein Hegenwalt. Am Schluß wurde eine Ausstellung der Büchsen, Gläser und Flaschen gemacht. Ein Soldat aus Hochstadt bedankte sich mit einem Gedicht für den Himbeersaft.

Bis zum Sommer 1918:

Es ist nichts Wesentliches zu berichten. Alljährlich im Sommer wurde ein Ausflug gemacht (Barbarossaquelle, Lochmühle) Bei einem Ausflug durch die Rückersbacher Schlucht wurde wir durch die schöne Heide in Sternberg angeregt, unseren Verein „Heidekranz“ zu nennen. Im Jahre 1919 wurde der Verein an den Berliner „Verband für die weibliche Jugend Deutschlands“ angeschlossen. Die Blätter „Mädchenzeitung“ und „Komm mit“ wurden jetzt zahlreicher gelesen.

 

Winter 1918-19: Wir mußten das Jugendheim in der alten Schule räumen, weil es durch die Einquartierung besetzt war. Die Zusammenkünfte fanden deshalb in zwei Gruppen bei Fräulein Lorey und im Pfarrhaus statt. Es herrscht Licht- und Kohlenmangel. Auch wurden die jungen Mädchen durch die jetzt fast wieder jeden Sonntag stattfindenden Vergnügungen angelockt und kamen unregelmäßig in die Vereinsstunden. Nach Abzug der Truppen konnten wir unser Jugendheim wieder beziehen. Am 15. Juni 1919 hatten wir darin wieder die erste Gesangsstunde.

Am 17. August 1919 konnten wir endlich im festlich geschmückten Jugendheim die lang geplante Familienfeier halten. Ansprachen, Gedichte, Chöre und eine Aufführung wechselten miteinander ab. Den Höhepunkt bildete die Auszeichnung zweier Mitglieder, die über fünf Jahre dem Verein angehörten, durch Überreichung des Verbandabzeichens „Dienet einander“. Am 14. November folgte ein Ausflug nach Bad Nauheim.

Am 2. November fand zum ersten Mal eine Mütterfeier statt. Fräulein Lorey hielt dabei einen Vortrag über „Edle Frauengestalten aus der deutschen Geschichte“. Johanna Reich, die öfter vertreten hatte, wurde verabschiedet und Schwester Anita als Helferin begrüßt. Sie übernahm dann auch eine Gruppe, denn der Kohlen- und Lichtmangel zwang uns, die Abende in drei Gruppen und Zimmern abzuhalten. Der 6. Dezember brachte uns eine fröhliche Nikolausfeier und der 22. Dezember die Weihnachtsfeier. Damals führten wir die Sitte ein, den Kranken und Einsamen der Gemeinde ein Weihnachtslied zu singen. Am Heiligen Abend 1919 sangen wir in 18 Häusern.

 

1920:

Im Februar hielt Pfarrer Lochmann aus Fechenheim einen Vortrag über „Das Frauenideal im Christentum“. Im März besuchte zum erstenmal die Kasseler Verbandssekretärin Fräulein Wenderoth den Verein und sprach in ergreifender Weise über „Das Wort vom Kreuz“. Zum Palmsonntag schmückten wir die Kirche und sangen den Konfirmanden „So nimm denn meine Hände“. Im April hatten wir unter der französischen Besatzung zu leiden, die öffentliche Zusammenkünfte verbot. Aber die Besatzung dauerte nicht lange. Am 16. Mai konnten wir bereits wieder die Frühlingsfeier abhalten, auf der die Konfirmanden aufgenommen wurden.

Es war aber schon seit längerer Zeit der Wunsch der Jünglinge mitgeteilt worden, auch einen Verein zu haben wie die Mädchen. Am 16. Mai meldeten sich einfach elf männliche Mitglieder beim Verein an. Da kein Leiter und kein Raum zur Verfügung stand, blieben sie bei den Mädchen, machten die Ausflüge und andere Aktivitäten mit. Später ist daraus ein selbständiger Verein „Jünglingsverein Wanderlust“ daraus entstanden.

Am 13. Juni war das erste gemeinsame große Jugendfest in Windecken, zu dem wir mit 31 Mitgliedern auf Leiterwagen fuhren. Aber im Juni verließ uns die Helferin Schwester Anita, hielt aber als Frau Sanitätsrat Schüler noch treue Freundschaft mit dem Verein. Im Juli gab es einen Missionsjugendgottesdienst und einen Besuch des Mädchenbundes Windecken und Dörnigheim. Danach sollte der Jugendraum aber wieder als Schulraum genutzt werden. Der im Pfarrhaus zur Verfügung stehende Raum war viel kleiner. Am 8.August war der erste Abend im neuen Jugendheim. Für Vortragsabende zusammen mit der „Wanderlust“ und die Elternabende wurden in einem Saal im neuen Schulhaus gehalten.

 

1921:

Am 30. Januar wirkte der Verein mit bei der Feier des Vaterländischen Frauenvereins. Im Februar wurde ein Jugendgottesdienst in Hanau besucht, im März einer in Frankfurt. Gemeinsam mit der „Wanderlust“ wurde ein Vortrag von Lehrer Gärtner aus Hanau über „Verantwortlichkeit“ gehört. Am 24. April war ein Jugendgottesdienst in Kesselstadt. Am Nachmittag wirkte der Verein mit bei der Gedächtnisfeier für die unvergeßliche Kaiserin in der Hochstädter Kirche. Er sang „Ich bin durch die Welt gegangen“ und „Der Pilger aus der Ferne“.

Am nächsten Tag ging es los mit dem Wickeln von Kränzen für die neuen Glocken. Am 30. April zog der Verein zum Bahnhof, um die Glocken in Empfang zu nehmen. Auf einem bekränzten Wagen wurden sie zur Kirche gebracht. Dort wurde „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen. Am 2. Pfingsttag war die Einweihung der Glocken, bei der sich der Verein mit dem Lied „Herr, deine Güte reicht so weit“ beteiligte.

In diesem Jahr wurde in Kassel ein Landesjugendpfarramt eingerichtet. Erster Landesjugendpfarrer war Pfarrer Schmidt. Schon am 18.September war er zu einem Jugendsonntag in Hochstadt. Am Schützenhäuschen gab es eine Nachfeier. Im Winter wurden durch Vermittlung des Kreisjugendpflegeausschusses billige Theaterbesuche ermöglicht, aber die Beteiligung war nicht groß. An Weihnachten wurde der Christbaum in der Kirche geschmückt.

 

1922:

Anfang des Jahres war Kreisjugendpfarrer Kurz da zu einem Vortrag „Was wir wollen“. In diesem Jahr wurde viel gewandert, am 30.April nach Bischofsheim zu einem Gottesdienst von Generalsuperintendent Fuchs, am 4. Mai war er in Hochstadt. Am 18. Juni wurde das Gustav-Adolf-Fest in Bergen besucht. Am 25. Juni wurde zum Jugendgottesdienst in den Bruchköbeler Wald marschiert, anschließend wurde im Vereinsheim in Hanau zusammen mit den Windeckern und Hanauern ein schöner Nachmittag verbracht.

Bei dem Ausflug am 13.August nach Niederrodenbach war der Regen so stark, daß der Gang zur Barbarossaquelle aufgegeben werden mußte. Am 27.August war das Kreisverbandsfest in Mittelbuchen. Im Herbst war ein schöner Ausflug nach Breuberg. Am 12. November gab es einen Familienabend des Evangelischen Bundes, am 26. November einen Vortrag von Fräulein Wenderoth mit der Auszeichnung eines Mitgliedes für zehnjährige Mitgliedschaft. Am 29. November war ein Balladenabend von Herrn Gärtner und Herrn Rezitator Bock aus Hanau.

Eine schöne Feier war am 22.Dezember der Polterabend des ältesten Mitglieds Käthe Bauer, verheiratete Deuker. Der mit dem Rosenkranz geschmückten Braut wurden Schleier und Brautkranz überreicht, das Geschenk des Vereins. Die scheidende Braut wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Am 24. Dezember wurde sie in feierlichem Zuge zum Altar gebracht.

Noch zweimal wurde der Brautkranz übergeben. Aber dann gab man das auf, weil man befürchten mußte, daß der Kranz nicht von allen in Ehren getragen würde.

 

1923:

Endlich kam – wahrscheinlich im Sommer 19822 - elektrisches Licht ins Pfarrhaus und die Petroleum- und Karbidlampen waren überflüssig. Aber es blieb die Brennstoffknappheit. Zeitweise flüchteten wir zu Fräulein Lorey, die es immer warm hatte. Nachher brachten die Mitglieder abwechselnd Holz mit. Endlich wurde 1924-25 die Rationierung des Brennmaterials aufgehoben

Aber die Hauptschwierigkeit war die sich immer rascher entwickelnde Geldentwertung. Finanzielle Dinge nahmen einen großen Teil der Vereinsstunden in Anspruch. Das Blatt „Frau und Mutter“ mußte abbestellt werden.

Auch jetzt fanden weiter wöchentlich die Zusammenkünfte statt. Die Dienste in Gemeinde und Kirche blieben bestehen. Vorträge und kleine Feiern waren im Winter möglichst monatlich. Im Februar hielt Metropolitan Reich bei einem deutschen Abend einen Vortrag über Ernst Moritz Arndt. Am 4. Mai wurde das Mitglied Maria Koch unter großer Beteiligung beerdigt, am Haus und am Grab wurde gesungen. Am 12. Mai hielt Bundesgauwart Steiner einen Lichtbildervortrag über „Knecht oder Freier?“ Am 13. Mai hatte der Hanauer Jungfrauenverein zu seinem 30. Jahresfest eingeladen.

Zum Jugendgottesdienst auf der Wasserkuppe vom 2. – 4. Juni brachen zehn Mitglieder des Vereins und einige der Wanderlust auf. Verpflegung mußte im Rucksack mitgenommen werden. Übernachtet wurde in Gersfeld. Am nächsten Tag trafen sich etwa 6000 Jugendliche auf der Wasserkuppe. Am nächsten Tag wurde der Kreuzberg erstiegen, allerdings bei starkem Regen. So war man froh, am Abend wieder wohlbehalten am Bahnhof anzukommen.

Am 29. Juni war Kreisverbandsfest in Bruchköbel, das man zusammen mit den Bischofsheimern besuchte. Am 19.August war das Jahresfest der Mainkreisverbindung des westdeutschen Jünglingsbundes in Hochstadt. Die Mädchen waren zur Beteiligung und Mithilfe eingeladen:

Sie stellten Gemüse zur Verfügung, sangen im Gottesdienst und nahmen am Festzug und der Nachfeier teil.

Am 26. August erzählte Missionar Becker über die Mission in Südwestafrika. Im September gab Ida Reich an zwei Sonntagen Anleitung im Tischdecken (Kaffeetisch, Mittagstisch). Fräulein Hegenwaldt erteilte Unterricht in der häuslichen Krankenpflege. Zum Schluß des Jahres übernahm der Verein noch eine weitere Aufgabe: Der Gesang bei Beerdigungen durch die Schulkinder war von den Lehrern abgeschafft worden. Deshalb hatten einige Familien den Verein gebeten, am Haus und am Grab zu singen. Daraufhin beschloß man, das immer zu tun, wenn es gewünscht würde.

 

1924:

Am 19. März war Jugendsonntag in Hochstadt, für alle kirchlichen Vereine der Klasse Bergen. Jugendpfarrer Kurz predigte am Nachmittag über die Versuchung Jesu und erzählte später im Jugendheim über seine Erlebnisse als Seemannspastor. Am Abend, zu dem auch die Eltern eingeladen waren, sprach Herr Kurz über „Was bist du deiner Kirche schuldig?“.

Am 27.April wurden die Neukonfirmierten aufgenommen und an vier Mitglieder wurde der Anhänger für fünfjährige Mitgliedschaft überreicht.

Vom 14. bis 16. Juni beteiligte sich der Verein zahlreich am Jugendfest fürs Hessenland auf dem Christenberg. In Cölbe, wo man übernachtete, war eine Abendfeier am Waldrand. Der Waldgottesdienst war dann am 15. auf dem Christenberg und die Schlußfeier auf der Dorfwiese in Cölbe. Am 16. wurde noch ein Besuch bei den Anstalten Hephata bei Treysa gemacht.

Am 14. September hielt der Kreisverband Hanau sein Jahresfest in Hochstadt unter dem Thema „Die rechte Sonntagsfeier“. Etwa 250 auswärtige Gäste waren gekommen. Im Festgottesdienst sprach Pfarrer Reimann aus Hanau. Nachmittags war eine Waldfeier. Mit Fräulein Grete Schemann war erstmals eine Vertreterin des Burckhardthauses bei dem Fest. Sie besuchte den Verein nach einmal am 26.September.

Am 11. November hielt Pfarrer Fuchslocher einen Vortrag über die Bibel, so daß man den Vorsatz faßte, die Bibelarbeit mehr in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen. Doch es kam nie zu einer regelmäßigen Bibelarbeit, die Bibelabende schliefen aus Mangel an Besuch wieder ein. Das gemeinsame eines Bibelabschnitts am Schluß des Abends scheiterte daran, daß die Mädchen immer wieder vergaßen, die Testamente mitzubringen. Aus Interesselosigkeit wurden auch oft die kurzen Schlußandachten gestört.

Im Februar wurden von Jugendpfarrer Schmidt „Die Jugendarbeit im Hessenland“ in Lichtbildern gezeigt. Zum Familienabend führte der Jungmännerverein das große Stück „Der Glockenguß zu Breslau“ auf, bei dem zwei Mitglieder des Jungmädchenvereins mitwirkten. Pfarrer Römhild au Dörnigheim hielt noch einen Vortrag.

 

1925:

„Endlich sind wir auch im Besitz eines Wimpels“. Zur Weihnachtsfeier am 9. Januar war er fertig. Er trug die Bibelstellen „Dienet einander“ und „Selig sind, die reines Herzens sind“.

Am 9. Februar hielt Pfarrer Scheffer bei einem Familienabend einen Lichtbildervortrag über Hephata. Der Verein verkaufte dabei den Lohn für die für Hephata gestifteten Handarbeiten und übergab den Betrag von 55 Mark der Anstalt. Am 15. Februar wurde das Theater in Hanau besucht mit der Aufführung „Liselotte von der Pfalz“.

Fräulein Wenderoth sprach auf ihrer Vortragsreise über „Die Lebensweise“ und zeigt auch Bilder vom Tübinger Verbandsfest. An einem Mütterabend sprach sie über Paul Gerhardt, er aber wie immer schlecht besucht.

In diesem Winter mußte man über schlechten und unpünktlichen Besuch der Vereinsabende klagen. Ein Familienabend konnte nicht vorbereitet werden. Auch gab es keinen vergnügungsfreien Sonntagabend. Bei der Neuaufnahme der Konfirmierten konnten sieben Mitglieder das Abzeichen für fünfjährige Mitgliedschaft erhalten. Dabei wurde auch der eigene Filmosto (Bildwerfer) eingeweiht durch die Vorführung von Bildern von Ludwig Richter.

Im Laufe des Sommers wurden besucht: Das Leipziger Quartett in Hanau, das Missionsfest in Enkheim, das Gustav-Adolf-Fest in Fechenheim, eine Zusammenkunft im Vereinshaus in Hanau, das Verbandsfest in Oberaula. Am 23. August hielt Lehrer Gärtner einen Vortrag über das Volkslied (mit Bildern). Am 30. August war der 25. Ausflug mit der Wanderlust nach dem Niederwald.

Am 30. Oktober wurde der Lichtbildervortrag von Gauwart Müller „Die Arbeit des Westdeutschen Jünglingsbundes“ besucht. Am 8. November war Jugendwerbetag mit Jugendgottesdienst am Morgen und Lichtbildervortrag von Fräulein Rohde, der zweiten Verbandssekretärin aus Kassel, über die „Fahrt nach Bremen“ zu dem großen Fest des Verbandes.

Am 19. und 20. November wurden Märchenbilder gezeigt und die Aufführung „Die Berliner Tante“ eingeübt und beim Familienabend des Vaterländischen Frauenvereins vorgetragen. Für die Mitglieder und ihre Eltern wurde eine Adventsfeier im Schulhaus abgehalten. Eine Verlosung erbrachte 30 Mark für den Stern zum Weihnachtsbaum des Burckhardthauses. Hauptsächlich wurden ab der die Bilder „Das Leben Jesu“ betrachtet.

 

1926:

Am 7. und 8. Januar gab es eine Nachfeier zu Weihnachten mit Kaffee und Lebkuchen, einer Verlosung und der Verlobung von Gretel Lenz. In diesem Winter gab es Handarbeitsabende für die zwei Gruppen mit anschließendem Gespräch über das Vorgelesene (Thema unter anderen „Dein Lebensgefährte“) und gemeinsame Gesangsstunden.

Am 24.Februar hielt Fräulein Lorey einen Vortrag über Spiritismus. In der ersten Februarwoche hielt Fräulein Weiß aus Frankfurt eine kleine Freizeit für Teilnehmerinnen aus Hanau, Bischofsheim, Enkheim und zwei aus Hochstadt. Morgens nahm auch die ganze erste Gruppe an einem Vortrag von Pfarrer Kurz über „Die Frau als Gehilfin des Mannes“ teil. Abends waren Vorträge für die gesamte Jugend.

Am 18.April war die Jahresfeier mit Aufnahme der Neukonfirmierten. Ein Mitglied erhielt das Abzeichen für zehnjährige Mitgliedschaft, vier für fünfjährige Mitgliedschaft. Am Schluß wurden Lichtbilder „Allerlei Lustiges aus Jugend und Kindheit“ gezeigt. Im Mai wurden Bilder besprochen. Am 8. Mai wurde der Familienabend in Enkheim besucht, am 9. Mai das Erziehungsheim in Mühlheim. Am 30. und 31. Mai war das Provinzialverbandsfest in Steinau, zu dem 14 Hochstädter fuhren.

Am 14. Juni siedelte Ida Reich aber nach Simmern über. Jetzt übernahmen Fräulein Lorey die erste Gruppe und Johanna Reich die zweite. Pfarrer Reich half bei den Schlußandachten. Der Ausflug dieses Jahres ging zum Feldberg. Im Winter wurden Gegenstände für die Verlosung des Vaterländischen Frauenvereins hergestellt. Fräulein Lorey hielt einen Vortrag über Literatur, Lichtbilder wurden gezeigt, eine Adventsfeier abgehalten und eine Kleidersammlung durchgeführt.

 

1927:

Nach Weihnachten blieb Ida Reich noch vier Monate in Hochstadt, weil ihre Mutter so krank wurde. Der Vater sollte am 1. Oktober pensioniert werden. Die Grippe raffte auch das älteste Mitglied Gretchen Link dahin, die schon jahrelang lungenkrank war.

Es wurden Lichtbildervorträge gehalten über „Robinson Crusoe“ und „Der Kampf gegen Schmutz und Schund“. Am 1.April sang der Verein beim Vortragsabend des Vaterländischen Frauenvereins. Am 5. April sang er zum 40jährigen Dienstjubiläum der Hebamme Blum.

Im Sommer wurde ein Ausflug nach Wiesbaden-Sonnenberg zum dortigen Verein unternommen.

Zur Verabschiedung von Pfarrer Reich am 2. Oktober wurde „So nimm den meine Hände“ gesungen. Am 3. Oktober traf man sich zum letzen Mal im Pfarrhaus. Einige Gründerinnen des Vereins waren anwesend. Dankbar sah man 126 Jahre der Vereinsarbeit zurück und der Vereinsvorsitzende Pfarrer Reich wurde verabschiedet. Die Arbeit sollte durch Fräulein Lorey weitergeführt werden (Pfarrarchiv, von Ida Reich).

 

Seite 199: Evangelischer Bund:

Das Jahresfest des Zweigvereins des Evangelischen Bundes nach dem Ersten Weltkrieg begann mit einer Begrüßungsansprache von Pfarrer Lambert, dem ehemaligen langjährigen Leiter des Hanauer Zweigvereins. Lehrer Gärtner aus Hanau hielt einen Vortrag über Ulrich von Hutten. Der Kirchengesangverein der Johanneskirche Hanau sang, es wurde Geige und Orgel gespielt (Lehrer Röder aus Hochstadt). Reichsbahnobersekretär Voshagen wies in Vertretung des Vorsitzenden Metropolitan Reich auf die große Not der Anstalten christlicher Liebestätigkeit und der Schwesternschaft des Evangelischen Bundes hin. Auch die Bundesleitung braucht mehr Mittel der Mitglieder (Pfarrarchiv).

 

Seite 199: Kirchengesangverein:

Die erste Anregung zur Gründung eines Kirchengesangvereins gab Pfarrer Reich durch eine Abkündigung am Sonntag Miserikordias 1905, nachdem schon am Sonntag zuvor die Mädchen in d er Kinderlehre fast einstimmig erklärt hatten, einem solchen beitreten zu wollen. Noch in derselben Woche versammelte sich eine ziemlich große Anzahl Personen, besonders weiblichen Geschlechts, in dem von Gastwirt Rauch zu den Übungen zur Verfügung gestellten Saal zur ersten Übung (11. Mai). Dabei veranstalteten eine Anzahl Burschen gegen den Verein, jedenfalls besonders gegen die beteiligten jungen Frauen, eine so freche Demonstration, daß ich am nächsten Sonntag eine besonders scharfe Bekanntmachung erließ, und zwar mit gutem Erfolg. Die Leitung des Vereins hatte Herr Lehrer Geb übernommen.

Schon am Sonntag Trinitatis sang der Verein beim Gustav-Adolf-Fest der Klasse Bergen zum ersten Mal öffentlich, und zwar: „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Wegen der festen Konstituierung des Vereins hat Pfarrer Reich die Statuten des Rüdigheimer Kirchengesangvereins dem Verein vorgelesen, erklärt und zur Annahme empfohlen. Es geschah das am Montag, dem 13. November 1905. Am nächsten Tag wurden diese Statuten mit geringen Änderungen zu den Statuten auch des Hochstädter Vereins erklärt und am selben Abend wurden die Vorstandsmitglieder gewählt.

Im Laufe des Jahres 1906 hat sich der Verein an allen hohen und höchsten Feiertagen durch Vortrag herrliche r Chöre an den Gottesdiensten beteiligt und sich Lauf des Jahres bedeutend vervollkommnet, so daß derselbe sich auch an einzelne schwierige Werke heranwagen konnte.

An einem Sonntag wurde ein Ausflug in den Odenwald zur Otzburg und Breuburg unternommen, es beteiligten sich an dieser Veranstaltung fast alle Mitglieder.

Zu Ehren des am 15.11.1906 sein 25järiges Dienstjubiläum feiernden ersten Vorsitzenden Metropolitan Reich wurde ein Bild „Christus in Gethsemane“ gestiftet und am Abend dem Jubilar ein Ständchen gebracht.

In den folgenden Jahren war die Beteiligung an den Übungsstunden rege und die Mitglieder haben sich mit Lust und Liebe der edlen Sache gewidmet. Mißklänge und sonstige Störungen kamen nicht vor. Wenn auch der Verein im Laufe der Jahre neun Mitglieder verloren, aber die besseren Kräfte blieben dem Verein treu.

In der Generalversammlung am 14. November 1905 wurden in den Vorstand gewählt:

Philipp Stein und Daniel Fischer (Baß), Philipp Brosch und Wilhelm Mankel (Tenor), Maria Stein und Margarete Seibel (Alt) und Katharina Krebs und Margarete Strohl (Sopran). Vorsitzender wurde Metropolitan Reich, Schriftführer Herr Voshagen, Kassierer Philipp Stein. Dem Dirigenten soll für 1905 ein Weihnachtsgeschenk gemacht werden. Später soll ein Honorar mit ihm vereinbart werden.

Am 11. März 1906 wird die Aufnahme in den Verein für Kirchengesang für den Konsistorialbezirk Kassel beantragt. Lehrer Geb ist mit einem Honorar von zwei Mark für den Übungsabend einverstanden. Im November wurden Bürgermeister Weber und Gastwirt Georg Rauch zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der Verein zählt 43 Mitglieder. Im Laufe des Winters soll ein Familienabend stattfinden. Die Liederbücher sollen inventarisiert werden. Es wird erwogen, Sammelbüchsen für den Verein im Kirchturm anzubringen, nimmt aber dann davon Abstand. Bei Einnahmen von 125,25 Mark bleibt ein Überschuß von 28,20 Mark. Im Jahre 1907 werden ein Schrank und ein Choralbuch angeschafft. Der Vorsitzende ermahnt die Mitglieder, während der Chorstunden das Rauchen zu unterlassen.

Am 20. Januar 1908 wird Wilhelm Schmidt als neuer Rechner gewählt. Ein Vereinsausflug wird geplant und 30 Mark aus der Vereinskasse hierfür bereitgestellt. Ein Schüler soll gegen eine kleine Vergütung die Vereinsmitglieder benachrichtigen, ob Übungsstunde ist oder nicht.

Am 24. November 1908 schärft der Vorsitzende, Metropolitan Reich, ein, daß der Verein kein Vergnügungsverein und auch keine Theatergesellschaft ist. Auch müsse man bei der Aufnahme neuer Mitglieder einen strengen Maß stab anlegen. Lehrer Geb hält es für besser, wenn er nicht automatisch der Stellvertreter des Vorsitzenden ist; deshalb werden die Statuten entsprechend geändert. Wilhelm Mankel wird daraufhin zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

Im Januar 1909 soll ein Familienabend gehalten werden, bei dem die Eltern der Mitglieder freien Eintritt haben und die vorderen Plätze erhalten sollen. Die anderen Gäste sollen 20 Pfennig zahlen. Es sollen noch neun Bücher von Heim angeschafft werden.

Am 1. Februar 1910 bemängelt der Pfarrer, daß für die Aufführungen beim Familienabend ein Betrag von über 40 Mark ausgegeben wurde. Ein so hoher Betrag vertrage sich nicht mit den Tendenzen eines Kirchengesangvereins. Philipp Brosch wird durch Losentscheid stellvertretender Vorsitzender (gegen Wilhelm Mankel).

In der Vorstandssitzung am 4. Februar 1910 wird beschlossen, es mit den Strafgeldern für unentschuldigtes Versäumnis der Singstunden (10 Pfennig) ganz ernst zu nehmen. Im Juni bringt der Vorsitzende zum Ausdruck, daß er es für selbstverständlich hält, daß die Mitglieder auch nach ihrer Verheiratung im Verein bleiben. In der Zeit, in der keine regelmäßige Übungs­stunde stattfinden kann, soll dennoch einmal im Monat am Sonntag geübt werden, um die Abhaltung eines Kirchenkonzerts im Herbst zu ermöglichen. Im Oktober wird beschlossen, daß der Verein zum 25jähjrigen Dienstjubiläum von Lehrer Geb zwei Lieder singt, und es wird eine Umlage für ein Geschenk gemacht. Am Totensonntag soll ein Konzert stattfinden mit einem Eintritt von 20 Pfennig,

Im Jahre 1911 wird Wilhelm Strohl mit großer Mehrheit zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Vorsitzende bedauert, daß so viele Mitglieder ausgetreten sind, betont aber, daß es auf die Tüchtigkeit der einzelnen Mitglieder ankomme. Auch wird bemängelt, daß die Übungsstunden zu mangelhaft besucht werden; der Rechner wird beauftragt, eine Liste über die Anwesenheit zu führen. Im Dezember wird Philipp Mankel zum Schriftführer gewählt, da Herr Voshagen nur noch passives Mitglied ist. Über die Aufnahme neuer Mitglieder wird immer im Vorstand geheim abgestimmt, es gibt auch Gegenstimmen; ohne diesen Beschluß darf niemand an der Übungsstunde teilnehmen.

Anfang 1912 wird Lehrer Weigand aufgenommen. Der Verein beteiligt sich mit einigen Liedern am Familienabend des Evangelischen Bundes im Februar. Der Vorsitzende fordert den Vorstand auf, ihm die Mitglieder ohne Menschenfurcht mitzuteilen, die einen schlechten Ruf haben, damit er sie entlassen könne. Im November 1912 wird auf Antrag von Lehrer Geb die Möglichkeit zur Wahl durch Akklamation geschaffen. Da aber ein Mitglied dagegen ist, wird auf der Generalversammlung am 28. November doch geheim über den Vorstand abgestimmt. Philipp Strohl wird mit 30 gegen zwei Stimmen als stellvertretender Vorsitzender wiedergewählt. Im Dezember wird Jean Strohl zum Kassierer gewählt. Für die Bestreitung eines Kaffeeabends werden acht Mark aus der Vereinskasse bewilligt.

Am Nationalfest aus Anlaß der Völkerschlacht bei Leipzig singt der Verein am 19. Oktober im Vormittags- und Nachmittagsgottesdienstgottesdienst. Wenn er eingeladen wird, wird der Verein sich auch am 18. Oktober am Freudenfeuer auf der Anhöhe beteiligen.

In der Generalversammlung am 4. Dezember 1913 wurden die Statuten verlesen und von einigen Mitgliedern unterzeichnet. Der Vorstand wurde durch Akklamation wieder gewählt. Im Februar fand ein Familienabend mit Tombola (1500 Lose zu 5 Pfennig) statt. Unentschuldigtes Fehlen und Verspätung sollen ohne Ausnahme geahndet werden. Die Mitgliedsbeiträge werden bis 1. Oktober des Jahres erhoben. Die Krieger des Vereins erhalten im Jahre 1915 Pakete mit Zigaretten, Zigarren und Schokolade. Im Jahr 1916 werden 100 Mark aus der Vereinskasse für die V. Kriegsanleihe freigegeben.

Dann findet erst am 4. Juli 1919 wieder eine Vorstandssitzung statt. Zwei Vorstandsmitglieder werden gebeten, den Verein bei der Begrüßung der Kriegsgefangenen zu vertreten. Am 13. Juli ist wieder eine Generalversammlung. Die Toten werden geehrt, zwei Kränze für Vereinsmitglieder werden gekauft. Bei der Erhebung der Beiträge wird sich herausstellen, wer aus dem Verein austreten will oder wer passives Mitglied werden will. Für den gefallenen stellvertretenden Vorsitzenden Wilhelm Strohl wird Wilhelm Mankel gewählt. Für den Garantiefonds für die Kriegsgefangenen werden 50 Mark bereitgestellt. Wegen der Trauer in der Familie des Gastwirts Rauch können die Übungsstunden vorläufig dort nicht stattfinden; deshalb wird Frau Keller gebeten, ein Zimmer zur Verfügung zu stellen, was auch geschieht. Auf dem Grab eines im Krieg verstorbenen Mitglieds wird zum Geburtstag ein Kranz niedergelegt. Ende 1919 legt der Dirigent sein Amt nieder, Frau Ida Reich wird ihn zunächst vertreten.

Im Februar 1920 will der Katholik Speyer in den Verein aufgenommen werden. Die Statuten werden entsprechend geändert. Es werden insgesamt 26 neue Mitglieder aufgenommen. Am 20. März 1920 wurden in den Vorstand gewählt: Ida Reich und Katharina Mankel für den Sopran, Lina Bauer und Johanna Lorey für den Alt, Philipp Schmidt und Johannes Strohl für den Tenor und Wilhelm Schmidt und Wilhelm Weber für den Baß. Im November 19020 wird ein liturgischer Gottesdienst für die Passionszeit beschlossen. Anstatt eines Kaffeeabends soll im Januar ein Familienabend stattfinden.

Im Januar 1925 fehlen so viele Tenorstimmen, daß man beschließt, vorläufig einen Frauenchor als Kirchengesangverein singen zu lassen. Mitglieder des Jungmädchenvereins brauchen keinen Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Dike Mitglieder bezahlen ab jetzt zehn Pfennig im Monat. An den Jungmädchenverein werden monatlich drei Mark für die Nutzung des Harmo­ni­ums gezahlt.

Die nächste Vorstandssitzung ist erst wieder am 27.Feruar 1930. Jetzt ist der neue Ortspfarrer Gerlach der Vorsitzende und Lehrer Röder sein Stellvertreter. Weiter werden gewählt: Marie Landmann und Marie Leis für den Sopran, Frau Lehrerin Lorey und Leni Höhl für den Alt, Wilhelm Heckert und Philipp Heckert für den Tenor und Wilhelm Weber und Philipp Mankel für den Baß (Weber ist auch Schriftführer und Mankel ist Kassierer).

Dem Dirigenten werden pro Übungsstunde drei Mark gezahlt. Der Vereinsbeitrag beträgt pro Abend und Person zehn Pfennig und wird in jeder Gesangsstunde eingesammelt. Schriftführer und Vereinsdiener werden vom Beitrag befreit. Passive Mitglieder zahlen 40 Pfennig im Monat.

Die Motette „Der Herr ist mein Hirte“ ist zu schwer, soll aber fertig eingeübt werden. Wenn das bis Pfingsten nicht möglich ist, soll an ihrer Stelle ein Choral gesungen werden. Der Dirigent Lehrer Glinder erhält ab 1931 pro Übungsstunde fünf Mark. Im Januar soll ein Familienabend stattfinden. Am 22. Januar wird Wilhelm Heckert als stellvertretender Vorsitzender gewählt. Kätchen Burger wird Vereinsdiener und erhält dafür Beitragsfreiheit und zehn Mark im Jahr. Im Februar 1932 soll ein Wohltätigkeitskonzert stattfinden. Für einen Familienabend mit Theateraufführung sollen Vorbereitungen in Angriff genommen werden. Ab 1933 zahlen passive Mitglieder nur noch 25 Pfennig, aktive 30 Pfennig.

 

Die nächste Hauptversammlung ist erst wieder am 8. Januar 1947. Der Verein singt unter dem Namen „Kirchenchor“ wieder seit März 1946 unter Leitung von Ilse Mook. Die Leistungen waren so erstklassig, daß der Verein am 1. Advent 1946 im Rundfunk in Frankfurt singen durfte und am Bußtag in der Hauptfriedhofskapelle und im Dezember im Altersheim am Wiesenhüttenweg. Am 8. Dezember 1946 gab es in der Kirche ein Kirchenkonzert, wie Hochstadt noch keins erlebt hat. Das Programm brachte klassische und volkstümliche Weihnachtsmusik. Auch ein kleines Streichorchester unter Leitung von Ilse Mook wirkt mit. Organistin ist Erika Scharlau-Fortun. Es wird als gemischter Chor und als Frauenchor gesungen.

Nach der Satzung des Verbandes sind nun der Pfarrer und der Dirigent die Vorsitzenden. Weiterhin ist ein Vertrauensmann des Chors zu wählen. Dieser wird Wilhelm Heckert. Auf besonderen Wunsch werden aber auch Vertreter der einzelnen Stimmen gewählt: Elisabeth Röder (Stellvertreterin Kathi Golez) für den Sopran, Lina Röder (Vertreter Gretel Heidenreich) für den Alt, Wilhelm Heckert (Ersatzmann Bauscher) für den Tenor und Philipp Mankel (Ersatzmann Philipp Brosch) für den Baß. Kassierer ist Wilhelm Wenzel, Marie Weber ist Notenwart und Vereinsdiener.

Im Jahre 1948 beträgt der Kassenbestand 461 Mark, der Verein finanziert sich durch die Konzerttätigkeit fast selbst. An Karfreitag 1949 (Karfreitag) war ein Kirchenkonzert, das am 4. April wiederholt wurde und auch in Langenselbold gegeben wurde. Im April war ein Familienabend in der Gastwirtschaft Eibelshäuser. Im Oktober gab es ein Konzert zugunsten des Gefallenengedächtnismals und am 19. Dezember ein Weihnachtskonzert. Außerdem wirkte der Chor bei vielen Festgottesdiensten mit.

Im Jahre 1949 traten die zwischen den Chormitgliedern und der Dirigentin seit längerer Zeit bestehenden Unstimmigkeiten immer stärker hervor, so daß im November das Verhältnis gelöst wurde. Die Meinungsverschiedenheiten bestanden darin, daß Frau Mook nicht einen Kirchenchor wollte, sondern einen Konzertverein. Wer nicht hoch musikalisch war, wurde mit der Zeit abgestoßen, so daß zuletzt nur acht bis zehn Sänger kamen. An Sonntagen verließ sie vor der Predigt den Gottesdienst und fuhr zurück nach Frankfurt. Die Einnahmen der Konzerte verwandte sie allein für sich und ihre Frankfurter Solistenfreunde. Von Spenden für den Verein wollte sie die Hälfte für sich.

Als neuer Leiter des Chors wurde Lehrer Wasser gewählt. Der Anfang kurz vor Weihnachten 1949 war schwierig, weil einige Sängerinnen, die Frau Mook ziemlich hörig waren, nicht mitmachten. Es konnten aber einige junge Stimmen gewonnen werden.

Im Jahre 1950 werden Bürgermeister Wilhelm Mankel und Lehrerin Johanna Lorey zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die Kirchenvorsteher werden gebeten, dem Chor als passive Mitglieder beizutreten, damit sich dessen finanzielle Lage verbessert. Im Juni wird ein Busausflug nach der Burg Münzenberg und der Klosterruine Arnsburg durchgeführt.

Das 50jährige Jubiläum findet am 26. Juni 1955 statt. Die Leitung des Chors hat an diesem Tag Herr Burhenne, weil der Chorleiter Henkel krank und in Kur ist. Die umliegenden werden Chöre zum Festgottesdienst eingeladen. Die Predigt hält Dr. Blankenburg von der Kirchenmusikschule Schlüchtern. Am Nachmittag ist Nachfeier im Gasthaus Strohl mit Kaffee und Kuchen. Dabei spricht der Landesvorsitzende Pfarrer Schlott, der auch die Gründer (Philipp Stein, Wilhelm Mankel, Philipp Mankel, Katharina Mankel geborene Weckmann, Elisabeth Rohn geborene Kaiser) und Jubilare ehrt.

In diesem Jahr singt der Chor zehnmal im Gottesdienst und veranstaltet an Karfreitag und im Advent einen Musikabend, singt bei zwei Hochzeiten, einer Beerdigung und einer Goldenen Hochzeit von Mitgliedern.

In der Hauptversammlung am 6. Januar 1956 wird Lehrer Glinder zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Man plant die Kontaktaufnahme zu einem Chor in der Ostzone und zu einem Chor im katholischen Fuldaer Land. Am 12. August 1956 wirkt der Chor bei der Schlußkundgebung des Evangelischen Kirchentages auf dem Rebstockgelände in Frankfurt mit. Im Jahr 1957 werden vier Kirchenvorstandsmitglieder in den Chor aufgenommen (Schwester Lotte, Frau Weber, Herr Geißler, Herr Basermann). Im Januar 1957 sind es 22 aktive Sänger, im September 31. Der Jahresausflug 1958 findet am 17. Juni (Tag der deutschen Einheit) statt, weil die Jugend an Fronleichnam anderweitig besetzt ist. Zum Familienabend am 26. April führt die Jugend ein Spiel auf, das sie auch auf dem Verbandsfest aufführen wird. Im Jahr 1959 soll ein Choralbuch für dreistimmige Chöre angeschafft werden, da der Chor nur sehr wenige Männer hat.

Im Jahre 1960 ist Herr Glinder Vorsitzender, Frau Röder ist Schriftführerin, Herr Keim Kassierer. Der Ausflug führt nach Oberweimar. Der Chor singt zur Diamantenen Hochzeit der Familie Peter Heckert. Der Ausflug geht an den Rhein. Im Jugendheim Bieber findet eine Freizeit statt. Anfang 1961 legt Herr Henkel die Leitung des Chors nieder, nachdem man ihm vorgeworfen hatte, er sei zu schulmeisterlich. Nachfolger wird Herr Hüttenberger, der auch nach Pfarrer Langheinrich wieder den Chor übernimmt.

 

Seite 205: Feuerwehr

Das Verbandsfest der Kreis-Feuerwehren findet 1993 in Hochstadt statt: Die Hochstädter Wehr veranstaltet die Kerb und organisiert einen großen Umzug durch Hochstadt.

 

 

Seite 208: Jüdische Gemeinde

 

Weiterführendes Material zur jüdischen Gemeinde findet man unter dem Menüpunkt „Juden“

 

Seite 212: Sali Sichel erhält 1903 die Erlaubnis zum Betrieb eines Schlachthauses

Seite 213: Der jüdische Lehrer Lyon (oder: Gion) Kraus will 1876 Ortsbürger werden

Seite 215: Nathan Appel, Handelsmann, nimmt zwischen 1896 - 1935 mehrfach Hypotheken auf. Nathan Appels Witwe wird 1834 als Beisasse aufgenommen, desgleichen Samuel Strauß im Jahre 1842.

 

Seite 211: Schutzjude Hiskias

Im Jahre 1781 erfolgt die Aufnahme des Juden Hiskias in den Temporal-Schutz. Die Gebühr beträgt 4 Reichtaler Damit verbunden ist die Auflage, keine Frau zu heiraten, die weniger als 500 Gulden Vermögen hat (!) (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a) Daß diese Forderung utopisch war, zeigt der Vorgang in den Jahren 1802 - 1816, als der Schutzjude Joseph Hiskias um eine Frist zur Bezahlung der rückständigen Gemeindeabgaben bittet (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

 

Seite 218: Die jüdische Familie Hermann Goldschmidt:

Kopie des Briefs von Hermann Goldschmidt:

„Bis September 1935 haben meine Eltern ein relativ ruhiges Leben geführt. im Gegensatz zu Wachenbuchen, wo es ziemlich wüst zuging. Mein Vater war mit den Gebrüdern Köppel sehr befreundet. Der eine Bürgermeister von Mittelbuchen, der andere ein ganz hohes Tier im Finanzministerium in Berlin. Der letztere wagte es noch im Jahre 1935 meinen kranken Vater zu besuchen, zu einem Zeitpunkt. wo die Hochstädter es schon nicht mehr wagten. Im September 1935 wurde meinem verstorbenen Bruder Rassenschande angedichtet. Ein Frankfurter Anwalt empfiehlt die Auswanderung. Kurz darauf mußten meine Eltern Hochstadt verlassen und nach Frankfurt ziehen“ (Schellmann I, Seite 264).

 

Seite 222: Die jüdische Familie Duch

Als eine Eigentümerin des Hauses Klosterhofstraße 8 wird Johanna Duch angegeben. Das Haus wurde erbaut von ihrem Mann, der Architekt war und das Haus im „ländlichen Stil“ entwarf. Das Haus ist also nicht alt und schon gar nicht wegen seines alten Kellers der Standort des „Klosterhofs“, wie der spätere Eigentümer Schilling meinte. Weil er Jude war, ging Duch in den 30iger Jahren in die USA. Das Haus wurde nach in den fünfziger Jahren verkauft. Aber der Mieter Streibhardt konnten die geforderten 10.000 Mark nicht aufbringen und kaufte für 5.400 Mark das Haus in der Ritterstraße 9.

 

Aktenstücke im Stadtarchiv informieren über folgende Bürger:

Nathan Appels Witwe wird 1834 als Beisasse aufgenommen, dgl. Samuel Strauß 1842.

Der Judenlehrer Gion (Lion?) Kraus will 1876 Ortsbürger werden.

Sali Sichel erhält 1903 die Erlaubnis zum Betrieb eines Schlachthauses.

 

 

 

 

Oskar Schindler                                                                                                      

Alle Welt spricht Anfang 1994 von Steven Spielbergs neuem Film „Schindlers Liste“, der in der vergangenen Woche in Frankfurt Premiere hat­te ‑ und in den deutschen Kinos angelaufen ist. „Schindlers Liste“ ist ein dokumentarischer Spiel­film, der sich mit einer Zeit in der deutschen Ge­schichte beschäftigt, unendlich fern und doch so nah ist. „Held“ des Filmes ist Oskar Schindler, der als Ge­schäftsmann in der Hitlerzeit mehr als 1000 Juden vor dem sicheren Tod bewahrte, in dem er sie als Zwangsarbeiter in seinem Betrieb beschäftigte und später unter Einsatz seines gesamten Vermögens von den Nazi‑Schergen loskaufte.

Nach dem Krieg lebte Schindler in Argentinien und kehrte in den fünfziger Jahren nach Deutschland zu­rück. Der Hauch der Geschichte Schindlers streift auch den Maintaler Stadtteil Hochstadt. Hier leitete Oskar Schindler im heutigen Industriegebiet Mitte Ende der 50er Jahre einen Kleinbetrieb, in dem Hohlblocksteine hergestellt wurden.

Lange war Oskar Schindler in Hochstadt nicht tä­tig, denn die kleine Firma rentierte sich nicht und die Arbeiter erhielten bald keinen Lohn mehr. Auch der nächste Versuch Schindlers, eine Pantoffelfa­brik ‑ diesmal in der Oberpfalz ‑ aufzubauen, scheiterte. Die Firma ging bankrott.

Oskar Schindler hatte kein Glück mehr mit Versu­chen, Unternehmer zu werden. Er lebte vom Ver­kauf von Filmrechten, den Zuschüssen jüdischer Freunde ‑ der 74jährige Josef Bau, der in Israel lebt, ist einer von ihnen. Bau verdankt sein Leben Oskar Schindler. Und Moshe Bejski erinnert sich: „Dau­ern haben wir Geld für ihn gesammelt, aber er hat es sofort verpulvert“. Egal, wie Schindler seine letz­ten Jahre, völlig verarmt bis zu seinem Tod 1974 in Frankfurt verbrachte, von aller Welt, außer den von ihm geretteten Juden, vergessen ‑ die Menschen, die heute in Israel leben verehren ihn und bezeich­nen ihn als „die Hand Gottes“, die ihnen ihr Leben rettete.

Bildunterschrift: Oskar Schindler leitete auf diesem Gelände, wo heute der Häuserblock im Industriegebiet Mitte steht, kurzzeitig einen Kleinbetrieb, in dem Hohlblocksteine hergestellt wurden. Gezeigt wird der Wohnblock auf der Westseite der Bahnhofstraße, Hausnummer 145, in dem auch das Technische Hilfswerk mit untergebracht ist (07.03.1994).

 

Der weitere Weg von Oskar Schindler:

Die ersten Nachkriegsjahre überlebt das Ehepaar Schindler dank der Hilfe des Joint Jewish Distribution Committee (JJDC). Kontakt zu der jüdischen Organisation hat Schindler bereits Jahre vor Kriegsende. Bei geheimen Treffen mit Vertretern des Committee in Budapest übergibt Schindler Briefe einiger Juden aus seiner Fabrik, die an Verwandte in Palästina weiter­geleitet werden. Außerdem berichtet der Fabrikant von der Situation in Krakau und später in Brünnlitz.

Nicht zuletzt aus diesem Grund nimmt sich das „Joint“ nach Kriegsende der beiden Schindlers an. Zunächst in Regensburg, dann in München erledigt Schindler für das Committee kleinere Arbeiten und erhält dafür genügend Geld, um Emilie und sich über Wasser zu halten. Diese Hilfe sowie die Einladung von Freunden veranlaßt das Paar auch, Ende der vierziger Jahre einen Neuanfang in Argentinien zu wagen. Mit finanzieller Unterstützung des JJDC kaufen die Schindlers in Südamerika eine Farm. Diese bietet, wie Oskar Schindler Jahre später - am 13. Juli 1966 - in seinem Lebenslauf schreibt, die Möglichkeit, „einige tausend Enten, Hühner, Eier und eine Jahresproduktion von ca. 5000 Nutrias zu erzeugen.“

Wirklich zufrieden aber ist Schindler mit seiner Situation in Buenos Aires nicht. 1955 schreibt er in einem Brief an Izak Stern: „Während ich hier in Argentinia vegetiere und mich mit Problemen herumschlage, die für mich nicht existieren dürften, kann man täglich in der deutschen Presse lesen, wie dort Millionenbeträge aus Flüchtlingsgeldern vergeudet werden und wie von der Bonner Regierung an Unfähige vergebene Industrien abwirtschaften.“

Das Wichtigste ist für ihn in dieser Zeit der Kontakt zu den Freunden in Buenos Aires. Die Stadt sei eine Stunde Zugfahrt entfernt, so daß er die Bekannten zwei - bis dreimal in der Woche besuchen könne, schreibt er. Daß die Schindlers sich ausgerechnet in Argentinien niederlassen, könnte auch damit zusammenhängen, daß für Schindler ein Wechsel nach Palästina nicht in Frage kommt. Seiner Meinung nach liegt Palästina in der „direkten Expansionslinie der Russen“, wie er in einem Brief an den britischen Juden A. J. Levy 1948 schreibt. Außerdem hat Schindler schon einige Bekannte in Argentinien, darunter auch jüdische Schulfreunde, die bereits vor 1938 dorthin ausgewandert sind.

Schindler ist nicht derjenige, der auf der Farm die Dinge wirklich in die Hand nimmt. Vielmehr langweilt er sich, ist sich zu schade für die tägliche Arbeit als Landwirt. Schon bald stecken die Schindlers wirtschaftlich in der Klemme. Inwieweit er selbst für die Probleme mit der Nutria-Zucht verantwortlich ist, läßt Schindler offen. Mitschuld aber gibt er sich in dem Brief an Stern schon: „Ein Teil der Schuld an meiner Situation trifft mich selbst, (außer Wirtschaftskrise, Abwertung usw.) daß ich nicht längst diese geistestötende Beschäftigung aufgab, um mir eine bessere Existenz-Basis zu schaffen.“

Schindler hofft nun darauf, mit seinem Antrag auf Lastenausgleich in der Bundesrepublik Deutschland die Lage für Emilie und sich zu verbessern. Formular um Formular füllt er aus und listet minutiös auf, wieviel Millionen Reichsmark er für seine Krakauer Fabrik aufgewendet hat, was er für Unterhalt und Verpflegung der Juden ausgab, welche Summen die Bestechungen der SS-Offiziere verschlangen. Auch für seine privaten Luxuswohnungen, für Teppiche, Pelze und Schmuck erhofft er sich Kompensation.

Nach seinen Berechnungen steht ihm für den Verlust seiner Fabrik und seines Vermögens in einer Höhe von rund 5,25 Millionen Reichsmark letztlich eine Erstattungssumme von etwa 165.000 D-Mark zu - als zinsfreier „Flüchtlings-Wiederaufbaukredit“, wie er die erhoffte Hilfe im Brief an Stern nennt. Schon zu diesem Zeitpunkt aber wird klar, daß er nur dann Aussicht hat, Lastenausgleichszahlungen zu erhalten, wenn er nach Deutschland zurückgeht.

Schindler bricht 1957 nach Deutschland auf und kehrt Argentinien wie seiner Frau Emilie Schindler nicht nur vorläufig, sondern endgültig den Rücken.

In Deutschland hält er an seinem Traum von einer großen Zukunft als Fabrikdirektor fest. Bestärkt wird er dadurch, daß er noch in diesem Jahr erste Raten aus den Wiederaufbaukrediten erhält. Zugleich schreibt er Dutzende von Eingaben nach Bonn und stapelweise Briefe an die Schindlerjuden, mit der Bitte, prominente Persönlichkeiten für eine Intervention in seiner Sache zu gewinnen.

Noch bevor er größere Auszahlungen erhält, beginnt Schindler Verhandlungen mit Firmen, die er mit den Mitteln aus dem Lastenausgleich kaufen möchte. Die Branche ist ihm egal. Zunächst handelt es sich um einen großen Getränkehandel, dann bemüht er sich um die Lederwarenfabrik Kastner in Kemnat in der Oberpfalz. Später verhandelt er mit einer Konservenfabrik im Saarland und bemüht sich um eine Kunststoffproduktion in Ulm. Den Zuschlag erhält Schindler schließlich 1961 für das Kunst- und Betonsteinwerk Link in Hochstadt bei Hanau.

Die lange ersehnte Existenz als Fabrikant währt aber nicht lange. Am 24. Januar 1963

schreibt er an Stern, Jakob Sternberg und Moshe Bejski: „In den letzten zwei Wochen habe ich erfolgreich Konkursantragsversuche und Ableistung des Offenbarungseids unter in Aussichtstellung der Sanierungsmöglichkeiten der Firma hinausgeschoben, wenn auch nur kurzfristig.

Zu meinem Unglück haben wir hier einen Winter, wie ich ihn seit vielen, vielen Jahren in Deutschland nicht erlebte und der selbst gesunde Baufirmen in eine kritische Situation brachte. Ich sehe schwarz für die nächsten Wochen. Es fehlt einfach die geringste Menge an Betriebsmitteln, um die nächste Zeit bis zur Auszahlung der LAG Mittel, durchzuhalten. Schöne Gespräche an Konferenztischen bringen keine Arbeitslöhne und ohne diese gibt es keine Produktionslust. Wenn ich physisch und psychisch am Ende meiner Kräfte bin, so sind es nicht allein meine Herzkranzgefäße, die weiter brav behandelt werden und durch eine Gewichtabnahme von 10 kg eine gewisse Besserung erfuhren, sondern der ewige zermürbende Kampf gegen Heckenschützen.“ Damit spielt Schindler auch darauf an, daß er nach Ehrungen in Israel 1962 von einzelnen Arbeitern in seiner Fabrik und von einem Geschäftspartner als „Judenfreund“ tätlich wie verbal angegriffen wird.

Das Ende aller Hoffnungen als Unternehmer kommt wenige Monate später. Eine Weile noch hofft Schindler auf einen außergerichtlichen Vergleich, am 13. Dezember 1963 aber muß er einen Offenbarungseid leisten. In seinem Lebenslauf vom 13. Juli 1966 erklärt Schindler seine Misere rückblickend damit, daß die Zahlungen aus dem Lastenausgleich immer erst kamen, wenn Gläubiger zu bedienen waren, also dann, wenn Schulden beglichen werden mußten. In seinem Lebenslauf nennt er drei Gründe für das Scheitern in Hanau: eine „zu hohe Miete, eine sehr schwere Herzerkrankung und eine abnormale Wetter- resp. Frostperiode“, die „die letzten Hoffnungen auf eine Existenz zunichte machten“.

In dieser Situation kommen ihm einige gute, prominente Bekannte zu Hilfe, darunter der spätere deutsche Botschafter in Israel, Rolf Pauls, und der deutsche Diplomat Paul Graf Yorck von Wartenburg. Sie setzen sich dafür ein, Schindler mit einer Anstellung bei der Hoechst AG in Frankfurt zu dem lang ersehnten beruflichen Erfolg zu verhelfen. Ein Direktor des Chemiekonzerns erklärt sich auch tatsächlich bereit, für Schindler eine Arbeit im Konzern zu finden. Daß das am Ende nicht gelingt, liegt weniger an Hoechst als an Schindlers Selbstverständnis. Im November1966 schreibt er einen Brief an „Direktor Gottfried Noack, Farbwerke Hoechst AG“: „Ich danke Ihnen und Ihrem geschätzten Herrn Kollegen für die Offenheit der Feststellung, daß trockene Schreibtischarbeit, Zahlenkalkulation in der Verkaufsabteilung eine Verheizung meiner Möglichkeiten am falschen Platz wäre.“

Schindler sieht sich am ehesten im Außendienst, Kontakte knüpfend und Geschäfte vermittelnd, ohne diese aber umsetzen zu müssen. Das sollen andere erledigen. Schindlers Abneigung, sich als einfacher Angestellter an den Schreibtisch eines Unternehmens zu setzen, erinnert an seine generelle Abneigung, unter Vorgesetzten arbeiten zu müssen.

Angesichts seiner wachsenden wirtschaftlichen Not setzt Schindler ab Mitte der sechziger Jahre seine letzten Hoffnungen auf eine Verfilmung seiner Geschichte während des Krieges. Und als auch das schließlich scheitert, bleibt ihm nur noch die Chance, von der Bundesrepublik eine lang ersehnte kleine Ehrenrente zu erhalten. Mit der Bitte um baldige Hilfe wendet er sich auch an den Frankfurter Oberbürgermeister Brundert.

In einem Haus am Frankfurter Hauptbahnhof hat Oskar Schindler in den sechziger und siebziger Jahren sein Domizil gehabt: ein kleines Ein-Zimmer-Appartement diente ihm als Dach über dem Kopf. In den letzten Jahren seines Lebens pendelte Schindler jedoch, soweit es sein Gesundheitszustand zuließ, zwischen dem Appartement, der Wohnung des befreundeten Ehepaares in Hildesheim und Israel. Dorthin luden ihn die „Schindlerjuden“ immer wieder ein. Diese Angebote nahm er gerne an, sofern sein krankes Herz das Reisen erlaubte (Stuttgarter Zeitung vom 22.10.1999).

 

Emilie Schindler:

Emilie Schindler wohnt noch immer dort, wo sie Oskar Schindler zurückgelassen hat, als er in den fünfziger Jahren nach Deutschland zurückkehrte: in San Vicente, 60 Kilometer südlich von Buenos Aires. Das 30.000-Einwohner-Städtchen liegt in der endlosen Ebene der Pampa, deren Äcker und Weiden bis zum Horizont zu reichen scheinen. Das Heim der Witwe ist ein schlichtes, weiß getünchtes Haus in der Avenida San Martin 353. „Zu feiern gibt es hier aber rein gar nichts,“, sagt die Haushälterin Isabel und deutet auf Frau Schindlers Knie, „schon deswegen.“

Die gute Seele im Haus spielt damit auf die Erkrankung Emilie Schindlers an. Sie leidet an Arthrose, einem typischen Altersgebrechen, aber auch an Verbitterung. Sie leidet ferner unter den Schmerzen, die von einer schlecht ausgeheilten und wohl falsch therapierten Kniegelenkverletzung herrühren. „Die Senora“, berichtet die Haushälterin, „steht Höllenqualen aus, ist ans Bett oder an den Rollstuhl gefesselt.“ Anläßlich des Geburtstags werde nur ein Besuch erwartet, lediglich ein Holocaust-Überlebender komme vorbei.

Zwar konnte Emilie Schindler offensichtlich in Argentinien keine Reichtümer aufhäufen, aber von Armut kann auch keine Rede sein. Argentinien und die Bundesrepublik überweisen ihr jeweils eine kleine Rente, die jüdische Organisation B'nai B'rith kommt für den Lebensunterhalt, für Rechnungen, Steuern und die sechzehn Katzen auf. Die Organisation würde auch die Kosten eines Pflegeheims übernehmen, sollte das einmal nötig sein.

Verbittert ist die alte Dame seit den fünfziger Jahren, als Oskar Schindler die mit ihm gemeinsam nach Argentinien übergesiedelte Emilie sitzen ließ. Schindler hatte nach dem Krieg versucht, dort wieder Fuß zu fassen. Zunächst führte er erfolglos eine Pelztierfarm, dann übernahm er sich mit einer Fischotterzucht. Von seiner Reise nach Deutschland, wo er in den fünfziger Jahren eine Entschädigung in Empfang nehmen wollte, kehrte Oskar Schindler nie mehr nach San Vicente zurück. „Es belastet sie enorm, sich an diese Vorgänge zu erinnern“, behauptet die Haushälterin Isabel (Stuttgarter Zeitung vom 22.10.1999).

 

Ein Lernzentrum zum Gedenken an Oskar Schindler:          

Im Jahr 2003 soll am Börne­platz „Schindlers Liste“ aushängen und das gewünschte „Oskar‑ und Emilie Schindler‑Zentrum“ eingerichtet sein. Die Vermieterin Stadtwerke‑Holding, die lan­ge beharrte, sie könne dem Museum Juden­gasse Räume „nur zu marktüblicher Mie­te“ überlassen, gibt die gewünschten 145 Quadratmeter Fläche als Spende dazu.

Der Fabrikant Oskar Schindler (1908 ‑­1974) war nach dem Krieg zum Frankfur­ter geworden: Der Retter von 1200 Juden, deren Namen er ab 1940 als unverzichtba­re Arbeitskräfte auf jene Liste setzen ließ, lebte ab 1958 erst in der Arndtstraße 46, dann Am Hauptbahnhof 4.

Für Georg Heuberger, den Direktor des Frankfurter Jüdischen Museums, straft Schindlers Name alle diejenigen Lügen, die sagen: „Man konnte gegen die national­sozialistische Vernichtungspolitik nichts tun“. Deshalb, so Heuberger am Mittwoch aus Anlaß des zehnten Eröffnungstages des Museums Judengasse, soll dieser Na­me mit dem geplanten Lernzentrum. ver­bunden werden.

Der frühere evange­lische Propst von Frankfurt Dieter Trautwein war nach ih­rem Bericht in den 60er Jahren auf Oskar Schindlers Namen und seine Geschichte in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel aufmerksam geworden. Später waren sie Freunde. Ursula Trautwein erwähnte zehn Kartons aus dem Nachlaß, deren In­halt sie noch für das geplante Zentrum sichten werde. Die nötigen Räume, angren­zend an das bestehende Museum Juden­gasse, würden im Januar 2003 frei, infor­mierte der Kulturdezernent.

Das Lernzentrum wird neben der klei­nen Gedenkausstellung auch die Daten­bank aufnehmen, an der im Jüdischen Mu­seum seit 1995 gearbeitet wird. Bisher ent­hält diese Dokumentation zum Nutzen von Angehörigen, von Historikern oder von Schulen 12.442 Einträge zu den aus Frankfurt stammenden jüdischen Opfern. Ende 2003 soll es vollendet sein, jenes laut Direktor Heuberger „in Deutschland ein­zigartige Vorhaben, die Biographien von an­nähernd 12.000 deportierten und ermorde­ten Menschen zu rekonstruieren“.

In einer dritten Abteilung des Oskar- ­und Emilie Schindler‑Zentrums soll man Interviews von Steven Spielbergs Shoa­-Foundation mit Überlebenden abrufen können. Museumsleiter Heuberger hofft darauf, daß auch Videos (28.11.2002).

 

Seite 231: Die Kirchengemeinde Hochstadt in vorreformatorischer Zeit

(Neubearbeitung)

 

Die Kirchengemeinde ist so alt wie der Ort Hochstadt, der erstmals im Jahr 846 erwähnt wird.

so ganz am Rande hat Hochstadt auch mit dem Mönch Winfried aus Schottland zu tun, der Bonifatius, der Apostel der Deutschen, genannt wird. Er ist der Organisator der deutschen Kirche und bindet sie fest an Rom. Bei seinen Reisen nach dem von ihm gegründeten Kloster Fulda benutzt er die „Hohe Straße“, die auf der Höhe der Großen Lohe verläuft. Auf dieser Straße wird auch 754 sein Leichnam von Mainz nach Fulda gebracht, wo er im Dom beigesetzt ist.

Im Staatsarchiv in Marburg liegt eine Reihe von Akten seit dem Jahre 1487 vor, die mit den Altären in der Kirche zu Hochstadt zu tun haben (Bestand 80. Geheimer Rat II). Zunächst könnte es so aussehen, als seien Stiftungen für die Renovierung und Ausmalung der Kirche im Jahre 1490 gegeben worden.

Es ist aber eindeutig die Rede von Verkäufen. Verkauft wird eine bestimmte Summe „Gült“.

Eine Gült ist an sich eine Steuer oder Abgabe, die man bezahlen muß. Aber offenbar kann man das Recht auf eine Abgabe auch von dem bisherigen Nutznießer kaufen. Die Einnahmen von bestimmten Gütern wurden also gegen eine Ablösesumme den Privatleuten abgekauft.

Das Geld dafür wird die Kirche aus den Erträgen der bisherigen Einnahmen gehabt haben.

Auch wenn in der ersten Zeit der Pfarrer als Käufer genannt wird, so kommen die Verkäufe nicht dem Pfarrer persönlich zugute, sondern der Kirche und später den einzelnen Altären.

 

Aus den Urkunden geht auch hervor, daß Pfarrer Heinrich Henseler mindestens seit 1487 Pfarrer in Hochstadt ist. In seiner Zeit ist die Kirche ausgemalt worden. Das geht aus einer anderen Urkunde im Staatsarchiv Marburg hervor, die Folgendes berichtet:

Am 14. August 1489 urteilt Wolff von Bicken, Generalvikar des Erz­bischofs Berthold von Mainz, in Sachen der Mainzer erzbischöflichen Finanzverwaltung gegen das (Nonnen-) Kloster zum Throne (bei Mainz oder bei Wehrheim). Er verpflichtet den Pfarrer Heinrich Genseler, Ritter Emmerich von Carben, dessen Neffen, die Edelknechte Hermann und Carl von Carben und alle Zehntherren (also alle Steuerzahler), den Chor der Pfarrkirche her­zustellen. Zeugen sind zwei Mainzer Prokuratoren, beurkundet wird die Anordnung durch den Notar Eber­hard aus Königsberg.

Der volle Name des Pfarrers ist „Genseler von Hellferich“. Hierbei könnte es sich um einen Ortsnamen handeln, aber ein solcher Name ist nicht bekannt. Dagegen ist „Genseler“ der Name eines Ortes in den Niederlanden. „Helfferich“ ist auch heute noch ein Familienname, der in Süddeutschland, im Ruhrgebiet, in der Pfalz und in der Gegend von Bad Camberg vorkommt.

Auch eine Verwandte des Pfarrers wird erwähnt: Schon am 8. April 1493 verkaufen zwei Hoch­städter Familien Einnahmen im Wert von einem Gulden an Margaretha Genseler, Tochter des Gerhart Genseler, und ihren Vormund Heinrich. Sie ist seine Nichte des Pfarrers und ist Nonne im Kloster Himmelsrund in Hochheim bei Worms. Ihr Besitz in Hochstadt mit Einnahmen von immerhin 100 Gulden geht am 13. Juli 1500 an die Kirche.

Heinrich Genseler war offenbar sehr geschickt im Anwerben von Verkäufen zugunsten der Kirche. Im Jahr 1491 bringt er bei 15 Ankäufen Einnahmen von über 8 Gulden an die Kirche.

In den Jahren 1487 bis 1491 werden Abgaben im Wert von über 16 Gulden gekauft. Die Verkäufer kommen aus Hochstadt, aber auch aus Bischofsheim und Dörnigheim, später auch aus Groschlag, Bischofsheim, Dörnigheim, Wachenbuchen, Mittelbuchen und Roßdorf.

Ob das Geld allerdings für Bau-Aufgaben an der Kirche verwendet wurde, ist fraglich (das mußten ja die Patrone leisten). Eher wird es dazu genutzt worden sein, das Einkommen des Pfarrers und später der „Frühmesner“ an den Altären zu vermehren.

Heinrich Genseler stirbt im Jahre 1500. Als Testamentsvollstrecker werden Johann Wilman, Prior des Predigerordens zu Frankfurt, und Peter Heyderich, Vikar der Bartholomäuskirche zu Frankfurt, eingesetzt. Sie nehmen noch weitere sechs Spenden für die Kirche ein, darunter die 100 Gulden von der Nichte.

 

Im Jahre 1490 wird aber auch Peter Emmel als „Pleban“ zu Hochstadt erwähnt. An sich ist kein Unterschied zwischen „Pfarrer“ und „Pleban“. Aber hier muß doch ein Rangunterschied gemeint sein, denn im gleichen Atemzug wird in der Urkunde „Philipp von Rumpenheim, Pastor“ erwähnt. Entweder gab es damals zwei Pfarrer in Hochstadt (einen „Pastor“ und einen „Pleban“) oder Heinrich Genseler war nur der Pfründeninhaber, während der Pleban die ei­gent­liche Arbeit machte. Genseler ist ja auch Kanonikus von St. Leonhard in Frankfurt. Und im Jahre 1493 wird der Pleban (!) beauftragt, den Priester am Nikolaus-Altar der Gemeinde vorzustellen.

 

Am 17. August 1490 erscheinen „unter dem Spielhaus“ (das heißt in der offenen Halle unter dem Rathaus) Graf Philipp von Hanau, Pastor Heinrich Genseler und die Gemeinde zu Hoch­stadt. Sie stiften vor dem Notar Georg Meyer eine Frühmesse, „wegen der zunehmenden Men­schenzahl zum Besten der vielen Arbeiter“ Dazu bestellen sie Adam Gilberti aus Ostheim zum Geist­lichen, der die Frühmesse zu versehen hat („Primisser“).

Im Jahre 1493 wird dafür extra der Nikolaus-Altar gestiftet. Am 9. Mai präsentiert Graf Philipp von Hanau dem Propst der Mariengredenkirche zu Mainz den Priester Adam Gilberti von Ostheim für den neu gestifteten Nikolaus-Altar zu Hochstadt.

Am 13. März 1493 beauftragt der Offizial des Propstes (richterlicher Beamter eines Bischofs oder Stiftsprälaten) den Pleban zu Hochstadt Peter Em­mel, die Präsentation des Adam Gilberti bekannt zu machen, also der Gemeinde vorzustellen. Am 21. April befiehlt er, denselben in den Besitz des Nikolaus-Altars einzuführen.

 

Schon 1496 wird ein weiterer Altar eingerichtet: Heinrich Genseler von Helfferich stiftet ein Stipendium für ein zweite Frühmesse auf dem dortigen Maria-Magdalenen-Altar, damit dort ein Vikar tätig werden kann. Am 9. No­vember 1496 überträgt er die Frühmesse an Johann Pistorus aus Hochstadt, Sohn des Her­mann Becker. Dafür überträgt dieser am 1. Dezember 1496 vor dem Notar Johann Brune aus Frankfurt diesem Altar sein Haus und seine Güter.

Am 4. Februar 1497 wird das vor dem Notar Christian Steube aus Windecken bestätigt: Heinrich Genseler, Pastor zu Hochstadt und Kanonicus von St. Leonhard in Frankfurt, über­trägt dem Kleriker Johann Pistoris zu Hochstadt den Maria-Magdalenen-Altar in der Kirche zu Hochstadt.

Eine ganz wichtige Urkunde ist auf den 12. Oktober 1497 datiert. Danach überträgt auf Bitten des Hochstädter Pastors Heinrich Genseler der Mainzer Generalvikar Erhard Einnahmen vom Laurencius-Altar in der dortigen Sakristei auf den Kreuz-Altar in der Kirche (im Jahre 1499 wird gesagt, daß Heinrich Genseler diesen Altar gestiftet habe). In der Sakristei war also ein Laurentius-Altar. Diese war also damals wirklich Sakristei und nicht Nebenkapelle. Die anderen Altäre werden dann wohl in der Kirche gestanden haben, denn es ist kaum denkbar, daß in der Sakristei zwei Altäre standen

Der Nikolaus-Altar kann im nördlichen Seitenschiff vor der Sakristei gestanden haben, der Anna-Magdalenen-Altar im südlichen Seitenschiff (oder in einer östlich angebauten Kapelle). Der Heilig-Kreuz-Altar wird erst 1499 gestiftet. Er könnte als Hauptaltar im Chorraum gestanden haben, aber zwingend ist das nicht, er könnte auch ein Nebenaltar gewesen sein wie die anderen auch.

 

Genauso wichtig ist eine Urkunde von 1499. Am 29. Oktober stiftet Heinrich Genseler von Helfferich, Pastor der Kilianskirche (!) zu Hochstadt, vor dem Notar Conrad Lautfondt aus Münzenberg ein ewiges Stipendium von drei auf dem Altar Maria Magdalena zu lesenden Messen, das er mit Häusern, Einkünften und Grundstücken zu Hochstadt, Dörnigheim, Mittelbuchen und anderen dotiert. Hier wird auf einmal die Kirche als „Kilianskirche“ erwähnt, aber eher beiläufig. Dieser Name könnte darauf hindeuten, daß auch das Bistum Würzburg Anspruch auf die Kirche in Hochstadt erhob, weil im dortigen Dom die Gebeine des Heiligen beigesetzt sind.

Am 4. Dezember 1499 präsentiert Heinrich Genseler dem Propst von Mariagreden zu Mainz für den von ihm gestifteten Kreuzaltar den Nicolaus Gyse von Hochstadt. Schon am 9. Dezember setzt der Offizial des Propstes Nicolaus Gyse von Hochstadt für den Kreuz-Altar ein („investiert“).

 

Am 30. Januar1500 macht der Propst die Bitte des Johannes Pistoris in Hochstadt um Einsetzung in das von dem verstorbenen Heinrich Genseler gestiftete Stipendium des Altars Maria Magdalena bekannt und am 7. Februar setzt er ihn in den Besitz des Stipendiums.

 

Graf Reinhard zu Hanau präsentiert am 2. April 1502 dem Propste von Mariengreden zu Mainz für die durch den Tod des Adam Filbert von Issigheim (er muß der Nachfolger von Adam Gilberti gewesen sein) erledigte Frühmesse zu Hochstadt den Conrad Grefe. Am 5. April befiehlt der Offizial des Propstes von Mariengreden die Verkündigung der Präsentation des Konrad Grefe. Am 31. August erklärt er die Übertragung des Nikolaus-Altars an Konrad Grefe, nach dem der von Laurentius Huftersheim, Pfarrer zu Hochstadt (er muß der Nachfolger von Genseler sein), präsentierte Johann Poß von Pabenhusen zurückgetreten ist. Am 21. September 1502 wird Conrad Greffe als Altarist am Nicolaus-Altar genannt.

 

Wegen der Nachfolge fürJohann Pistor gab es Streit, weil umstritten war, wer den Nachfolger bestimmen darf. Im Jahre 1510 hatten die Herren von Karben das Patronat an die Georgs­kirche in Friedberg abgetreten. Die Geistlichen der Burg zu Friedberg präsentierten deshalb am 26. April 1514 den Kleriker Wolfgang Haber gegenüber dem Propst von Maria­greden in Mainz.

Doch schon am 2. Mai präsentiert Graf Johann von Nassau dem Propst von Mariengreden für diese Stelle den Johann Zimmermann aus Steinau (Johann von Nassau war damals Vormund für den unmündigen Hanauer Grafen). Die Sache wurde erst drei Jahre später entschieden. Mainz erklärte am 27. April 1517, das Präsentationsrecht stehe den Grafen zu Hanau zu. Johann Zimmermann hat daraufhin die Stelle erhalten. Im Juni 1531 wird der Altar an den Priester Reinhard Reyn von Hanau verliehen.

 

Pfarrer und Altarristen der Burg zu Friedberg präsentieren am 26. April 1514 dem Propst von Mariengreden zu Mainz für den durch den Tod des Johan Pistoris erledigten Altar Maria Magdalena den Kleriker Wolfgang Haber. Am 10. Mai verkündet der Offizial des Propstes zu Maria Greden die Präsentierung des Wolfgang Haber. Eine Abschrift in Papier geht am 14. Mai mit einer Publikationsbemerkung an den Pastor Johannes Emmel in Hochstadt

Doch schon am 2. Mai präsentiert Graf Johann von Nassau dem Propst von Mariengreden zu Mainz (als Hanauischer Vormund) für den durch den Tod des Johann Pistor erledigten Altar Maria Magdalena den Johann Zimmermann aus Steinau. Die Sache wird erst drei Jahre später entschieden. Erst am 27. April 1517 erklärt der Offizial des Propstes von Mariengreden, daß für das Stipendium des Altars Maria Magdalena zwar von Pfarrer und Altaristen der Burg Friedberg Wolfgang Haber präsentiert worden sei, doch habe die Untersuchung gezeigt, daß das Präsentationsrecht den Grafen zu Hanau zustehe. Gegen diese am 14. August 1516 gefällte Entscheidung habe Wolfgang. Haber zwar an den Propst appelliert, aber die Termine verstreichen lassen, so daß jener Spruch nunmehr Rechtskraft erlangt habe. Demnach hat Johann Zimmermann die Stelle erhalten.

 

Der schon 1490 erwähnte Peter Emmel war nicht einem bestimmten Altar zugeordnet. Das heißt doch wohl, daß er die eigentliche pfarramtliche Arbeit zu leisten hatte. Er wurde auch noch 1517 erwähnt (dem Jahr des Thesenanschlags!) und starb 1522.

Der Offizial des Propstes von Mariagreden befiehlt am 27. Februar 1522, bekannt zu machen, daß der Erzpriester und Pfarrer zu Friedberg Heinrich Pauli (jetzt hat Friedberg doch wieder mitzureden) nach dem Tode des Peter Emmel den Nicolaus Kystener von Gelnhausen für eine Vikarie in der Pfarrkirche zu Hochstadt präsentiert habe (Emmel war also Vikar, aber nicht einem bestimmten Altar zugeordnet. Das heißt doch wohl, daß er der Vertreter des Pfründeninhabers war und die eigentliche Arbeit zu leisten hatte).

 

Conrad Greff, Altarist zu Hochstadt, verkauft am 3. August 1523 dem Magdalenenaltar einen halben Gulden Gült. Ein Altarist ist entweder der Inhaber einer auf einen bestimmten Altar gestifteten Pfründe oder ein Helfer des Pfarrers beim Gottesdienst und in der Gemeinde (= Küster). In Hochstadt der Altarist wohl die Frühmessner neben dem Pfarrer.

 

Jost Berger von Windecken, Priester, bestätigt am 10. Februar 1523 dem Grafen Philipp von Hanau-Münzenberg, daß ihm der Nikolaus-Altar zu Hochstadt verliehen wurde. Ab 17. September 1525 ist der Priester Konrad Roßbach sein Nachfolger.

Der Maria-Magdalena-Altar wird im Juni 1531an den Priester Reinhard Reyn von Hanau verliehen.

 

Nach Conrad Greff kam Wolfgang Jäkel (Wolf Jaekel). Er hat schon 1520 geheiratet (Luther erst 1525). Aber das heißt noch nicht, daß er sich schon damals zur neuen Lehre bekannt hat.

Die Stelleninhaber Forstmeister und Eitel von Carben haben ihn als römisch-katholischen Priester eingesetzt, etwas anderes ist nicht denkbar. Daß er verheiratet war, muß kein Hinderungsgrund gewesen sein, denn damals hatten viele Priester eine „Haushälterin“, die sie nach der Reformation heiraten mußten. Auch bei der Visitation 1549 wird gesagt, daß alle (!) Priester „beweibt“ sind. Die Heirat ist also kein Zeichen für eine Abwendung vom römisch-katholischen Glauben.

Er kam 1539 nach Hochstadt. Wie er gepredigt hat, läßt sich nicht feststellen. Damals kam es ja mehr auf den richtigen Vollzug der Liturgie an, eine Predigt war meist gar nicht dabei - und wenn, dann hat man sie nicht kontrolliert. Jäkel starb 1546 in Wiesbaden. Man muß ihn aber wohl doch zur vorreformatorischen Zeit rechnen, denn im Jahre 1539 war Rudolf Forstmeister weiterhin Besitzer der Pfründe und nach dessen Tod war Eitel von Karben der Stelleninhaber (vielleicht aus der Familie der Patrone). Wolfgang Jäkel könnte aber sozusagen als Privatmann schon evangelisch gepredigt haben, mit notgedrungener Duldung des offiziellen Stelleninhabers.

Überhaupt erwecken all diese Urkunden den Eindruck, als habe es keine Reformation gegeben, jedenfalls nicht gleich (Quellen: Der Landkreis Hanau 1421, Hanau Stadt und Land 177, Ernst Zimmermann 172, 204, 228, Chronik Bischofsheim). Nach Jäkel soll es noch einen Kilian gegeben haben, der aber entlaufen ist (Chronik Appel).

 

 

Die Priester in Hochstadt:

 

Jahr

Pfarrer

Pleban, Vikar

Nikolaus-Altar

Magdalenen-Altar

Kreuz-Altar

1490

Heinrich

Genseler

Peter Emmel

 

 

 

1493

 

 

Adam Gilberti

 

 

1496

 

 

 

Johann Pistor

 

1499

 

 

 

 

Nikolaus Gyse

1500

 

 

 

Johann Pistor

 

o.J.

 

 

Adam Filbert

 

 

1502

 

 

Konrad Grefe

 

 

1514

(1522)

 

Peter Emmel

 

Johann

Zimmermann

 

1522

 

Johannes

Kystener

 

 

 

1523

 

Conrad Greff

Jost Berger

 

 

1525

 

 

Konrad Roßbach

 

 

1531

 

 

 

Reinhard Reyn

 

1539

Rudolf

Forstmeister

Wolf Jaekel

 

 

 

 

Eitel

von Karben

Wolf Jaekel (bis 1546)

 

 

 

 

Die Einnahmen für die Altäre:

 

Jahr

Betrag

 

 

 

 

Nikolaus-Altar

Maria- M.- Altar

Kreuz-Altar

Kirche

 

 

 

 

 

1491

8 Gul­den, 7 Schilling,

3 Heller (15 Käufe)

 

 

 

 

 

 

1493

1 Gulden

 

 

 

1494:

6 Schilling

 

 

 

1495

1/2 Gulden

 

 

 

1497

 

1 Gulden

 

 

 

 

1 Gulden

 

 

1498

 

 

 

1/2 Gulden

1499

1/2 Gulden

 

 

 

1500

 

 

1 Gulden

 

1500

 

 

 

4 1/2 Gulden

(5 Käufe)

1500

 

 

 

100 Gulden

1502

 

1/2 Gulden

 

 

1505

 

 

6 Schilling

 

1510

 

1/2 Gulden

 

 

1511

 

 

1/2 Gulden

 

1514

 

1 Gulden

 

 

1514

1 Gulden 11 Heller

 

 

 

1516

 

1/2 Gulden

 

 

1517

1/2 Gulden

 

1 Gulden

(2 Käufe)

 

1520

1/2 Gulden

 

 

 

1523

1/2 Gulden

1/2 Gulden

 

 

1526

1 Gulden (2 Käufe)

 

 

 

1527

 

1 Gulden

 

1 Gulden

1528

1/2 Gulden

 

 

 

1529

 

 

 

1/2 Gulden

1534

1/2 Gulden

 

 

1 Gulden

1536

1/2 Gulden

1/2 Gulden

 

 

1547

 

1 Gulden

 

 

1550

 

 

1 Gulden

 

1551

 

1 Gulden

 

18 Schilling

1554

 

1 Gulden

 

 

1567

 

12 Schilling

 

 

1568

 

 

1 Gulden

 

1573

 

 

1/2 Gulden

 

1579

2 Gulden 18 Schilling

 

 

 

 

Im Hanauer Findbuch 11 für die Urkunden im Staatsarchiv Marburg, Seite 213, steht für das Jahr 1502: „………..um der Frühmesse zu Hoenstadt“ mit einem Siegel Johann Ruprechts von Büdingen.

 

Seite 232: Patronat

Nach Kleinfeldt - Weirich (Seite 39) hatte die Kirche folgende Patrone: Im 13. Jahrhundert die von Wertheim, die es zu Lehen gegeben haben an die von Eppstein. Wohl schon im 14. Jahrhundert wurde das Patronat als „Afterlehen“ gegeben an die von Karben. Schon 1336 war ein Herr von Karben Pastor in Hochstadt, ebenso 1352 (was nicht heißen muß, daß sie dort auch Pfarrdienst getan haben). Im Jahre 1510 wurde die Kirche der Burgpfarrei Friedberg zugeordnet, doch wurde dieses Verhältnis in der Reformationszeit gelöst. 1543 von Karben als stolberg-königsteinsches Lehen. Im Jahre 1587 haben die Karbener die Kirche als Lehen von Mainz, doch wird das Lehen hier als stolbergisches Lehen bezeichnet.

Hochstadt war schon vor der Reformation ein Pfarr­ort und gehört zum Erzbistum („Diözese“) Mainz. Genauer gesagt gehörte es zum Archidiakonat „Unser Lieben Frau ad Gradus“, auch „Mariagredenstift“ genannt. Dieses war dann eingeteilt in Dekanate (Landkapitel, Rural­kapitel) und bildete im Hanauer Land das Landkapitel Buchen, das später zum Erzpriester­stuhl Roßdorf wurde.

Das Mariagredenstift hatte aber seine Rechte im 14. Jahrhundert übertragen an die Herren von Karben, die damit zu Patronen der Kirche wurden. Sie waren nicht Namenspatron, sondern waren verantwortlich für die kirchlichen Gebäude und hatten auch das Recht, den Pfarrer einzusetzen. Das Patronat war nicht nur ein Ehrentitel, sondern es war mit erheblichen Ein­nahmen aus verschiedenen Grundstücken verbunden

Min­destens einmal im Jahr sollten sie am Gottesdienst teilnehmen. Das war gewöhnlich zur Zeit der Weinlese, weil sie da sowieso im Ort sein mußten. Die Patro­natsherren erhielten ein Drittel des Zehnten (die anderen Drittel erhalten die Herrschaft und der Pfarrer). Dafür mußten sie den Chor der Kirche innen und außen sowie das Pfarrgebäude mit allen Nebengebäuden baulich unterhalten.

 

Seite 233: Reformation:

Wenn heute jemand die Konfession oder gar die Religion wechseln will, dann ist das seine persönliche Entscheidung. In früheren Jahrhunderten aber geschah das geschlossen in der jeweiligen Gemeinschaft. Schon bei den Germanen trat immer der ganze Stamm über, man mußte nur den König oder einen anderen Anführer gewinnen. Dennoch mußten auch die Herzen der Menschen erst nachträglich gewonnen werden. Das war dann die Aufgabe der Priester, die eine Kirche bauen ließen und dort eine Gemeinde sammelten. Auch im 16. Jahrhundert galt noch die Regel: „Die Religion richtet sich nach dem Landes­herrn!“ („cuius regio, eius religio“). So wurde es jedenfalls auch beim Ausburger Religions­frieden von 1555 festgelegt.

Vorher allerdings hatte sich auch eine neue Entwicklung gezeigt: Ein einzelner Mönch hatte die Lehre seiner Kirche in Frage gestellt. Andere folgten ihm, und zwar sowohl gelehrte als auch einfache Leute. Die durch den Buchdruck ermöglichten Flugblätter halfen kräftig dabei.

Aber fest wurde die Sache erst, wenn die Landesherrschaft mitzog. Daher kommt es, daß bis heute verschiedene Landstriche mehrheitlich römisch-katholisch sind und andere wieder mehrheitlich evangelisch. In manchen Ländern wurden sogar die Evangelischen vertrieben (Salzburg, Piemont, Hugenotten, Wallonie), um das Prinzip aufrechtzuerhalten, daß der Landesherr über die Konfession seiner Untertanen bestimmt

Die Grafschaft Hanau lag zwar in Hessen, war aber ein selbständiger Staat. Der Landgraf von Hessen war nicht die übergeordnete Instanz, sondern der Graf von Hanau stand gleichberechtigt neben ihm. Luther hatte die weltlichen Landesfürsten zu behelfsmäßigen Bischöfen der Kirche erklärt, in Hanau war also der regierende Graf die entscheidende Person. Wenn Philipp von Hessen im Jahre 1526 mit der Synode von Homberg (Efze) die Reformation „in Hessen“ einführte, dann gilt das nicht für die Grafschaft Hanau.

Man darf sich die Reformation nämlich nicht so vorstellen, daß mit Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 schon eine evangelische Kirche da war und das Volk in Massen evangelisch wurde. Landgraf Philipp von Hessen hatte zwar evangelische Prediger nach Hessen berufen, die evangelische Universität Marburg gegründet, Synoden durchgeführt und die Konfirmation eingeführt. Aber zunächst erfaßte die Bewegung mehr die Städte. Auf dem flachen Land wurde in der Regel erst einmal die alte Art der Kirche weitergeführt. Entscheidend war dann auch immer, wann eine Pfarrstelle frei wurde und neu besetzt werden konnte.

Unter Graf Philipp II. von Hanau kamen zwei Männer aus dem Elsaß in die Stadt Hanau, die die kirchliche Erneuerung durchführten. Der eine war Arbogast, der 1523 an die Kapelle des Kinzdorfes kam und 1531 starb. Sein Gehilfe und Nachfolger wurde im Jahr 1528 Philipp Neunheller. Graf Philipp II. von Hanau berief den Pfarrer aus Lauterburg zum Pfarrer in Hanau. Dieser hielt zwar noch den römisch-katholischen Meßgottesdienst, aber er predigte im Sinne der Reformatoren.

Im November 1548 prostestierten unter Pfarrer Neunhellers Führung 15 Geistliche der Unter­grafschaft Hanau gegen das Augsburger Interim, das einen Kompromiß schaffen wollte unter Beibehaltung der katholischen Bräuche. Philipp Neunheller heiratete 1542 und starb am 28. Juni 1552

 

Wenn heute jemand die Konfession oder gar die Religion wechseln will, dann ist das seine persönliche Entscheidung. In früheren Jahrhunderten aber geschah das geschlossen in der jeweiligen Gemeinschaft. Schon bei den Germanen trat immer der ganze Stamm über, man mußte nur den König oder einen anderen Anführer gewinnen. Dennoch mußten auch die Herzen der Menschen erst nachträglich gewonnen werden. Das war dann die Aufgabe der Priester, die eine Kirche bauen ließen und dort eine Gemeinde sammelten. Auch im 16. Jahrhundert galt noch die Regel: „Die Religion richtet sich nach dem Landes­herrn!“ („cuius regio, eius religio“). So wurde es jedenfalls auch beim Ausburger Religions­frieden von 1555 festgelegt.

Vorher allerdings hatte sich auch eine neue Entwicklung gezeigt: Ein einzelner Mönch hatte die Lehre seiner Kirche in Frage gestellt. Andere folgten ihm, und zwar sowohl gelehrte als auch einfache Leute. Die durch den Buchdruck ermöglichten Flugblätter halfen kräftig dabei.

Aber fest wurde die Sache erst, wenn die Landesherrschaft mitzog. Daher kommt es, daß bis heute verschiedene Landstriche mehrheitlich römisch-katholisch sind und andere wieder mehrheitlich evangelisch. In manchen Ländern wurden sogar die Evangelischen vertrieben (Salzburg, Piemont, Hugenotten, Wallonie), um das Prinzip aufrechtzuerhalten, daß der Landesherr über die Konfession seiner Untertanen bestimmt

Die Grafschaft Hanau lag zwar in Hessen, war aber ein selbständiger Staat. Der Landgraf von Hessen war nicht die übergeordnete Instanz, sondern der Graf von Hanau stand gleichberechtigt neben ihm. Luther hatte die weltlichen Landesfürsten zu behelfsmäßigen Bischöfen der Kirche erklärt, in Hanau war also der regierende Graf die entscheidende Person. Wenn Philipp von Hessen im Jahre 1526 mit der Synode von Homberg (Efze) die Reformation „in Hessen“ einführte, dann gilt das nicht für die Grafschaft Hanau.

Man darf sich die Reformation nämlich nicht so vorstellen, daß mit Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 schon eine evangelische Kirche da war und das Volk in Massen evangelisch wurde. Landgraf Philipp von Hessen hatte zwar evangelische Prediger nach Hessen berufen, die evangelische Universität Marburg gegründet, Synoden durchgeführt und die Konfirmation eingeführt. Aber zunächst erfaßte die Bewegung mehr die Städte. Auf dem flachen Land wurde in der Regel erst einmal die alte Art der Kirche weitergeführt. Entscheidend war dann auch immer, wann eine Pfarrstelle frei wurde und neu besetzt werden konnte.

Unter Graf Philipp II. von Hanau kamen zwei Männer aus dem Elsaß in die Stadt Hanau, die die kirchliche Erneuerung durchführten. Der eine war Arbogast, der 1523 an die Kapelle des Kinzdorfes kam und 1531 starb. Sein Gehilfe und Nachfolger wurde im Jahr 1528 Philipp Neunheller. Graf Philipp II. von Hanau berief den Pfarrer aus Lauterburg zum Pfarrer in Hanau. Dieser hielt zwar noch den römisch-katholischen Meßgottesdienst, aber er predigte im Sinne der Reformatoren. Philipp Neunheller heiratete 1542 und starb am 28. Juni 1552

Im November 1548 prostestierten unter Pfarrer Neunhellers Führung 15 Geistliche der Untergrafschaft Hanau gegen das Augsburger Interim, das einen Kompromiß schaffen wollte unter Beibehaltung der katholischen Bräuche.

Das Konsistorium wurde als oberster Kirchenrat im Jahre 1563 errichtet, und zu Mitgliedern berufen der Oberamtmann, zwei Kanzleiräte und die beiden Superintendenten.

Nach dem Tode Neunhellers brachen in der Hanauer Kirche die Streitigkeiten aus. Sie führten zur strengen Scheidung von Lutherischen und Reformierten, wobei die Reformierten die Oberhand hatten. In Hanau gingen die Reformierten in die Marienkirche, die Lutheraner in die Johanneskirche. Aber Hochstadt zum Beispiel war allein reformiert.

Das Verhältnis zur Burgpfarrei Friedberg wurde in der Reformationszeit gelöst. Aber das Einkommen für die Patrone blieb bestehen, für die Grundstücke mußte weiter Pacht gezahlt werden. Im Jahre 1543 haben die von Karben das Patronat als stolberg - königsteinsches Lehen inne, aber oberster Lehnsherr ist weiterhin Mainz. Bis 1729 kommen die „Collatoren“ von Friedberg und die Herren von Karben immer wieder in den Kirchenrechnungen vor.

Quellen: Sammlung Hans Fischer, Ernst Zimmermann 577- 581, 608, 614, Der Landkreis Hanau 37, 146, Chronik Bischofsheim 230, 235, Sammlung Schellmann.

 

Reformation in Hochstadt

Vielleicht ist Wolf Jaekel (Wolfgang Jäckel der erste evangelische Pfarrer in Hochstadt. Er ist geboren in Römhild in Thüringen und versieht die Pfarrei „für den rechten Pastor Rudolf von Forstmeister und nach dessen Tod für den Eitel von Carben“. Diese beiden „Pfarrer“ sind nur die Pfründeninhaber, das heißt sie erhalten ihren Anteil an den Einnahmen. Aber die eigentliche Arbeit vor Ort macht der Pfarrer Jaekel.

Jaekel hat allerdings am Mittwoch vor Walpurgis 1520 Margarete Betz, Tochter des Bürgers Melchior Betz aus Steinau geheiratet (fünf Jahre vor Luther). Aber das heißt noch nicht, daß er sich schon damals zur neuen Lehre bekannt hat. Daß er verheiratet war, muß für die Pfründeninhaber kein Hinderungsgrund gewesen sein, denn damals hatten viele Priester eine „Haus­hälterin“, die sie nach der Reformation heiraten mußten. Auch bei der Visitation 1549 wird gesagt, daß alle (!) Priester „beweibt“ sind. Die Heirat ist also kein Zeichen für eine Abwendung vom römisch-katholischen Glauben.

Jaekel kam schon 1539 nach Hochstadt. Wie er gepredigt hat, läßt sich nicht feststellen. Damals kam es ja mehr auf den richtigen Vollzug der Liturgie an, eine Predigt war meist gar nicht dabei - und wenn, dann hat man sie nicht kontrolliert. Es ist aber kaum denkbar, daß die Pfründeninhaber damals bewußt einen evangelischen Pfarrer angestellt hätten. Rudolf Forstmeister wurde 1539 der offizielle Pfarrstelleninhaber und auf ihn folgte noch Eitel von Karben (vielleicht aus der Familie der Patrone). Es ist allerdings nicht bekannt, wann er die

Pfarrei übernommen hat. Jaekel könnte aber sozusagen als Privatmann schon evangelisch gepredigt haben, mit notgedrungener Duldung des offiziellen Stelleninhabers oder ohne dessen Wissen. Es könnte durchaus so sein, daß Jaekel die letzen Jahre schon evangelisch predigte, etwa ab 1543.

Es ist also nicht genau festzustellen, wann die Reformation in Hochstadt begann. Überhaupt erwecken die Urkunden den Eindruck, als habe es keine Reformation gegeben, jedenfalls nicht gleich. So richtig abgeschlossen wurde die Reformation in der Grafschaft Hanau erst unter Philipp III., der von 1529 bis 1561 regierte. Aber dieser lange Zeitraum sagt auch nichts über die Einführung der Reformation in Hochstadt. Es könnte sein, daß man erst den Tod von Jaekel abwartete. Er starb 1546 (oder 1547) in Wiesbaden.

Ganz sicher ist aber, daß Ulrich Buchner (1549 – 1563) ein evangelischer Pfarrer war. Er kam durch den Hanauer Reformator Neunheller ins Amt und lehrte nach dem Augsburgischen Bekenntnis und Luthers Kleinem Katechismus, wie es im Visitationsprotokoll von 1562 heißt. Dann wäre also im Jahr 1549 der (sichere) Beginn der Reformation in Hochstadt (Quellen: Der Landkreis Hanau 1421, Hanau Stadt und Land 177, Ernst Zimmermann 172, 204, 228, Chronik Bischofsheim).

 

Das Konsistorium wurde als oberster Kirchenrat im Jahre 1563 errichtet, und zu Mitgliedern berufen der Oberamtmann, zwei Kanzleiräte und die beiden Superintendenten.

Nach dem Tode Neunhellers brachen in der Hanauer Kirche die Streitigkeiten aus. Sie führten zur strengen Scheidung von Lutherischen und Reformierten, wobei die Reformierten die Oberhand hatten. In Hanau gingen die Reformierten in die Marienkirche, die Lutheraner in die Johanneskirche. Aber Hochstadt zum Beispiel war allein reformiert.

Das Verhältnis zur Burgpfarrei Friedberg wurde in der Reformationszeit gelöst. Aber das Einkommen für die Patrone blieb bestehen, für die Grundstücke mußte weiter Pacht gezahlt werden. Im Jahre 1543 haben die von Karben das Patronat als stolberg - königsteinsches Lehen inne, aber oberster Lehnsherr ist weiterhin Mainz. Bis 1729 kommen die „Collatoren“ von Friedberg und die Herren von Karben immer wieder in den Kirchenrechnungen vor.

Quellen: Sammlung Hans Fischer, Ernst Zimmermann 577- 581, 608, 614, Der Landkreis Hanau 37, 146, Chronik Bischofsheim 230, 235, Sammlung Schellmann.

 

Seite 234: Kirchliche Nachrichten von Konrad Appel

Konrad Appel hat in Hanau in dem Spital zwei Mann gesehen, die haben den ehrwürdigen und weitberühmten Doktor Martin Luther in Worms gesehen und predigen hören: Johann Vasan von Bergen, der andere von Windecken (Da nicht angegeben ist, in welchem Jahr er die Männer im Spital gesprochen hat, ist das schon möglich, denn Luther war 1521 auf dem Reichstag in Worms).

Als Graf Philipp Ludwig in Hanau bei Übernahme der Regierung im Jahr 1596 die „Reformation“ angefangen hat, ist Konrad Appel ich als Erster in dieser Gemeinde zum Tisch des Herrn gegangen. Aber 12 oder 19 Jahre sind die Leute nur sehr zögernd zum Tisch des Herrn gekommen. An Pfingsten 1608 sind nicht mehr als zwei Frauen zum Tisch des Herrn gegangen; so etwas hat Konrad Appel in seinem bisherigen Leben noch nicht gehört. In den 16 Jahren bis 1612 sind 50 Personen zu dem Tisch des Herrn gegangen, aber der meiste Teil ist junges Gesinde gewesen (Mitarbeiter auf dem Bauernhof). Erst 1613 wurde es besser. An Weihnachten 1615 sind 24 Männer und 16 Knechte, 28 Frauen und 17 Mägde, zusammen 85 Personen, zum Tisch des Herrn gegangen. Das ist seit dem Beginn des reformierten Bekenntnisses (Konfession) vor 20 Jahren ist größte Abendmahlsteilnahme gewesen.

Am Mittwoch vor dem Palmsonntag 1596 sind die Altäre aus der Kirche gebrochen worden und damit hat die Reformation angefangen (Natürlich ist damit nicht die Reformation Martin Luthers gemeint, die auch in Hochstadt spätestens 1543 eingeführt wurde. Hier ging es um den Wechsel zur reformierten Konfession, der aber erst als die eigentliche Reformation angesehen wurde. Dies hatte der reformierte Landgraf in Kassel befohlen. Doch die Gemeinde hat aber hinhaltenden Widerstand geleistet und ist nur in geringer Zahl zum Abendmahl gegangen. Damals sind auch die drei Schnitzaltäre entfernt worden und alle Bilder übermalt worden).

Im Jahre 1606 haben die hohen Feste der Evangelischen und der Katholischen fünf Wochen auseinander gelegen. Die katholische Fastnacht war am 26. Februar, die evangelische den 2. März. Ihr Ostern war am 16. März, das evangelische am 20. April, ihr Pfingsten am 4. Mai, das evangelische den 8. Juni nach altem Kalender. Auch 1614 und 1617 und 1622 waren es fünf Wochen.

 

Am 26. Januar 1610 sind hier in Hochstadt durch den Pfarrer, den Schultheißen und die Bürgermeister alle Menschen jung und alt aufgezeichnet worden (Der Schultheiß entspricht dem heutigen Bürgermeister, die damaligen zwei Bürgermeister waren die Rechnungsführer der Gemeinde). Die jungen Leute sind in drei Klassen und auch die alten in drei Klassen eingeteilt worden und es hat dann jeden Sonntag eine Klasse in der Kirche gebetet (Gebetet im heutigen Sinne haben sie sicherlich alle. Hier ist aber wohl ein spezielles „Gebet“ gemeint, nämlich das Aufsagen von Katechismusstücken im Gottesdienst).

Am 5. April 1611 ist eine kirchliche Überprüfung („Visitation“) gehalten worden und dabei 4sind Johann und Velten Igell und Hans Scheßer zu Kirchenältesten der Kirche in Hochstadt bestimmt und eingesetzt worden.

Am 5. August 1613 wurde in Hochstadt eine Kirchenversammlung („Convent“) gehalten. Konrad Appel wurde auf seinen Wunsch aus dem Ältestenamt entlassen, weil er es schon so lange Zeit innehatte.

 

Am Sonntag, dem 8. Januar 1615, ist am Anfang des Gottesdienstes ein Klingelbeutel in der Kirche herumgetragen worden, um Spenden für die Armen einzusammeln.

Am Pfingsttag 1616 ist die Tochter Peter Gebauers zu dem Tisch des Herrn gegangen und es ihr ist das gesegnete Brot auf die Erde gefallen (Offenbar wurde das damals als ein schlimmes Mißgeschick angesehen).

 

Seite 236: Lutherische Kirche:

In dem Buch von Schellmann, Seite 33, ganz links, ist die Südmauer der früheren lutherischen Kirche zu sehen (Schellmann I, Seite 33).

 

Seite 237: Lutherisches Pfarrgut

In den Jahren 1740 bis 1787 beschwert sich die reformierte Pfarrei immer wieder, weil Pfarrgüter der lutherischen Gemeinde gegeben wurden. Doch 1782 bittet man, einen Teil des brach­liegenden lutherischen Pfarrgutes verkaufen zu dürfen (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a). Schließlich wird die lutherische Pfarrei 1811 eingezogen, weil kein Pfarrer mehr am Ort ist, sondern die Lutheraner von Bruchköbel aus versorgt werden (Staatsarchiv Marburg).

 

Seite 238: „Streitigkeiten zwischen Reformierten und Lutheranern“

Von 1698 bis 1765 dauert der Streit zwischen reformierter und lutherischer Pfarrei um den Zehnten (Staatsarchiv Marburg). Im Jahre 1755 beschweren sich die Lutheraner über Anfeindungen der Reformierten. Aus den Jahren 1759 bis 1770 gibt es im Staatsarchiv Marburg ein dickes Aktenstück über die Beschwerden der Pfarrer Rump und Aumann wegen des Besoldungsholzes. Es gibt auch umfangreiche Aufstellungen darüber, was die reformierten Pfarrer und die lutherischen Pfarrer in der Grafschaft erhalten.

Im Jahre 1758 geht es um die Besetzung der erledigten Gemeindevertreterstelle („Gerichtsmann“) durch eine lutherische Person. Am 12. Juni 1758 geht es darum, daß die Gemeindevertretung nur aus Reformierten besteht. Deshalb bitten die Lutherischen, daß auch einmal einer von ihnen berufen wird. Neben Johann Philipp Heckert (?) wird dann auch Georg Rohn (geboren 1703) gewählt.

Im gleichen Jahr geht es einen Streit zwischen Wilhelm Dietz und seiner Frau wegen der Taufe der Kinder. Vor fünf Jahren hat der Sohn geheiratet (er ist lutherisch, sie reformiert). Jetzt schlägt er seine Frau. Sie war am ganzen Körper übel zugerichtet und muß im Bett liegen, wie die Gemeindeverordneten feststellen. Der Streit geht um die Konfession der Kinder, die alle reformiert werden sollten (Vertrag liegt bei). Als die Frau zu ihrer Mutter wollte, hat er sie geschlagen. Vor allem ging es um den Eintrag des Paten in ein Lehr- und Namensbuch für das Kind, der die Reformierten hervorhebt. Man hat sich aber vor dem Konsistorium in Güte geeinigt und 3 Gulden 9 Albus Gebühr dafür bezahlt (Es handelt sich um Johan Wilhelm Dietz, der 1753 Anna Margaretha Schales geheiratet hat. Die beiden Kinder werden aber lutherisch getauft). Ab 1762 muß auch für das lutherische Pfarrhaus Steuer bezahlt werden (aus dem Staatsarchiv Marburg).

 

Aber auch die reformierte Pfarrei beschwert sich in den Jahren 1740 - 1787, weil Pfarrgüter der lutherischen Gemeinde gegeben wurden (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

 

Seite 238: Beschwerden der Lutheraner

Am 15. August 1755 er erschienen der Ausschußleutnant Peter Rohn, Heinrich Dietz, Johann Georg Rohn und Wilhelm Dietz und beschwerten sich, daß sie von reformierten Einwohnern wegen ihrer Konfession stark angefeindet würden, Unter anderem sei bei der letzten Kirchweih eine Schlägerei entstanden, bei der man es vor allem auf die Lutheraner abgesehen hatte. Als man aber den Lutheranern nicht richtig beikommen konnte, hätte Peter Hatzmann die Rede ausgestoßen: „Die Kränk und schwere Not sollen die lutherischen Hunde noch bekommen!“ Das habe man schon dem Amt Büchertal angezeigt. Dann sei der Fähnrich Heckert mit dem damaligen Schultheiß Schales im vorigen Jahr in Hanau gewesen. Man habe dem Schultheiß einen Erlaß ausgehändigt, daß er dem lutherischen Pfarrer und dem lutherischen Schulmeister ihren Anteil an Holz zuteilen solle. Unterwegs aber hat Heckert dem Schultheiß gesagt: „Wollt ihr doch dem Pfarrer und Schulmeister das Holz geben?“ Darauf hätte der Schultheiß gesagt: „Wie kann ich anders?“ Daraufhin hätte Heckert gesagt: „Dann seid ihr ein lutherischer Schultheiß und haltet also ihnen bei!“ Darauf hat der Schultheiß geantwortet: „Das redet mir kein rechtschaffener Mann nach!“ Heckert aber hat sein Seitengewehr gezogen und den Schultheiß hauen wollen. Der Schultheiß sei ihm aber so entgegengetreten, daß er keinen Hieb habe anbringen können. Aber er habe ihm mit dem Gefäß auf die Schulter geschlagen. Die Beschwerdeführer bitten darum, daß sie von den Reformierten in Ruhe gelassen werden. Der Fähnrich Heckert und Peter Hatzmann haben die Streitigkeiten in Religionssachen hervorgerufen. Sie sollten zu besserem Betragen angehalten werden. Sie hoffen, daß sie in Ruhe gelassen werden und die Einigkeit wieder hergestellt wird (das Original liegt als Kopie auf einer CD vor) (Staatsarchiv Marburg, Bestand 81. Regierung Hanau, Kirchen- und Schulsachen, A 91).

Am 12. Juni 1758 bitten die Lutherischen, daß auch einmal einer von ihnen in die Gemeindevertretung berufen wird, denn diese besteht nur aus Reformierten. Neben Johann Philipp Heckert (?) wird dann auch Georg Rohn (geboren 1703) gewählt.

Zu einem Streit zwischen Wilhelm Dietz und seiner Frau wegen der Taufe der Kinder kommt es 1758. Vor fünf Jahren hat der Sohn geheiratet (er ist lutherisch, sie reformiert). Jetzt schlägt er seine Frau. Sie war am ganzen Körper übel zugerichtet und muß im Bett liegen, wie die Gemeindeverordneten feststellen. Der Streit geht um die Konfession der Kinder, die alle reformiert werden sollten (Vertrag liegt bei). Als die Frau zu ihrer Mutter wollte, hat er sie geschlagen. Vor allem ging es um den Eintrag des Paten in ein Lehr- und Namensbuch für das Kind, der die Reformierten hervorhebt. Man hat sich aber vor dem Konsistorium in Güte geeinigt und 3 Gulden 9 Albus Gebühr dafür bezahlt (Es handelt sich um Johan Wilhelm Dietz, der 1753 Anna Margaretha Schales geheiratet hat. Die beiden Kinder werden aber lutherisch getauft).

Die Lutheraner beschweren sich 1811, weil die lutherische Pfarrei eingezogen wurde

 (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

Seite 238: Die Hanauer Union

In den Jahren 1617 und 1717 hat man keine Gedenkfeiern gehalten, weil man ja reformiert war und damit Anhänger der Schweizer Reformatoren und nicht Luthers. Aber in der Hochstimmung nach den Freiheitskriegen gegen Napoleon kam es in verschiedenen Versuchen, zu einer Vereinigung (Union) der Reformierten und der Lutherischen zu kommen. Die erste Stadt in Hessen war Idstein, die sich deshalb auch „Stadt der Reformation“ nennen darf. In Hanau dauerten die Verhandlungen bis 1818

Quellen: Der Landkreis Hanau 124, Lippert Beiträge zur Hochstädter Geschichte 110 -111, Hanau Stadt und Land 466, Presbyterialprotokolle 1818 -1819, Vortrag von Pfarrer Henß aus Windecken im „Hanauer Anzeiger“.

 

Seite 239: Die Hanauer Union

Weil die Unterschiede zwischen den Kirchen unbedeutend geworden waren, kommt es im Jahre 1818 im Hanauer Land zu einer Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen zur „Hanauer Union“. Diese war die erste in Kurhessen und hat auch in Zukunft Bestand gehabt.

Am 27. Mai 1818 versammelten sich im Hanauer Gymnasium 59 reformierte und 22 lutherische Pfarrer sowie eine große Anzahl Kirchenälteste. Sie beschlossen unter anderem, daß die beiden protestantischen Religionsteile sich vereinigen zu einer einzigen Kirche unter dem Namen „Evangelische Kirche“. Es wurde ein gemeinschaftliches „Evangelisches Konsistorium“ gebildet, das eine einheitliche Form des Gottesdienstes sowie einen gemeinschaftlichen Katechismus und ein gemeinschaftliches Gesangbuch einführen wird.

 

Seite 243: 20. Jahrhundert

Der Pfarrer berichtet am 2. Juni 1918 über die Unions-Jubiläumsfeier am 28. Mai in Hanau (Hanauer Union von 1818), an der leider die Kirchenältesten wegen der arbeitsreichen Zeit nicht teilnehmen konnten.

Zur Lage der evangelischen Kirche hat der Gesamt-Synodalausschuß ein Schreiben verfaßt, das am 29. Dezember 1919 von allen Anwesenden unterschrieben wird. Auch alle Gemeindeglieder über 20 Jahre sollen zur Unterschrift veranlaßt werden. Man will die Unterschriften an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung übersenden.

Am 9. März 1919 liest der Pfarrer eine Kundgebung des Gesamtsynodalausschusses vor. Eine Protestschrift gegen die Besetzung („Annexion“) des linken Rheinufers wird nach dem Gottesdienst von vielen Gemeindegliedern unterzeichnet (Frankreich hatte die westlichen Provinzen besetzt, um ein Unterpfand für verhängte Wiedergutmachungsleistungen zu haben). Die traurigen Zustände in der Gemeinde und im Vaterland werden behandelt. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes schickt im Mai 1919 ein Telegramm an das Auswärtige Amt, in dem die Rückkehr der Missionen in die Kolonien gefordert wird.

 

Am 1. Juni 1924 tritt eine neue Kirchenverfassung in Kraft. Am 20. Juli ist die Wahl zum Kirchenvorstand, allerdings unter nur recht geringer Beteiligung der Gemeinde. Es werden zwölf Gemeindeglieder gewählt, darunter die Lehrerin Lorey. Die Einführung ist am 31. August 1924. Es gibt keinen engeren und erweiterten Vorstand mehr und keine pflichtmäßigen Vertreter der Gemeindeverordneten. Am 24. August ist die Wahl zum Kreiskirchentag.

Im Juni und Juli 1933 werden die Kirchenvorstände neu besetzt. Bei der Wahl am 18. Juli 1933 werden erstmals die „Deutschen Christen“ erwähnt. Von Kassel kommt die Anweisung, daß die Zusammensetzung der neuen Kirchenvorstände der nationalen Erhebung Rechnung tragen soll, die bei den letzten Reichstagswahlen zum Ausdruck gekommen ist.

Viele der bisherigen Kirchenvorsteher waren sowieso begeistert Anhänger des Nationalsozialismus. Nur Johannes Weifenbach und Wilhelm Brosch, weigern sich J der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ beizutreten, wie das von Kassel gefordert wird. Pfarrer Gerlach gehörte auch der Nazipartei an, versuchte aber, die Kirche vorsichtig durch diese schwierige Zeit zu bringen. Nach dem Krieg müssen alle Nazi-Sympathisanten die Kirchenvorstände verlassen. Die Kirche ist jetzt wohl gelitten und besinnt sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe und hält sich aus der Parteipolitik heraus.

Hochstadt wächst stark nach dem Krieg. Aber die Evakuierten und Flüchtlinge werden bald in die Gemeinde integriert. Ab 1950 wird ein Jugenddiakon aus Hanau in der Gemeinde tätig. Die alte Pfarrscheune Am Pfarrhof 1 wird 1952 zum Jugendheim und zur Küsterwohnung ausgebaut. Der Kirchturm wird 1953 erneuert. Das neue Gemeindehaus am Wallgraben wird 1975 / 1976 gebaut. Es wird von verschiedenen kirchlichen Gruppen genutzt und enthält einen Jugendkeller, einen Raum für Mutter-und-Kind-Gruppen, einen Übungsraum für die Chöre und einen Raum für den Kirchenvorstand.

Im Jahre 1956 löst der Hessische Staat die Unterhaltspflicht am Pfarrhaus ab. Das alte Pfarrhaus Hauptstraße 9 wird an die bürgerliche Gemeinde verkauft. Aus dem Gesamterlös wird 1957 ein zweckmäßiges Pfarrhaus in der Ringstraße Süd 13 erbaut.

 

Weitere Angaben zur Geschichte der Kirchengemeinde finden sich in dem Buch „Hochstädter Familien“.

 

 

Ergänzungen zu den Pfarrern (ab Seite 247):

 

Seite 247: Über die Bestellung der Pfarrei Hochstadt gibt es im Staatsarchiv Marburg zwei Bände) aus den Jahren 1514-1632.

Seite 247: Wolfgang Jäkel stirbt 1546 in Wiesbaden. Nach Wolfgang Jäkel soll es noch einen Kilian gegeben haben, der aber entlaufen ist (er steht deshalb nicht in der offiziellen Liste der Pfarrer)(Chronik Appel)

Johann Steinauer sei wieder „papistisch“ (römisch-katholisch) geworden, gibt Konrad Appel an.

 

Seite 249:

Am 10. Mai 1606 hat Leonhard Schlemmer seine Abschiedspredigt gehalten und sich am folgenden Montag sich nach Bruchköbel begeben. Am Samstag, dem 14. August 1613, um 10 Uhr vormittags, ist Leonhard Schlemmer, Pfarrer zu Bruchköbel, ein freundlicher, herzlieber und getreuer „Gevatter“ in dem Herrn Jesu Christi, gestorben. Er ist dort 6 Jahre und 18 Wochen 5 Tage Lehrer und Prediger gewesen und in Hochstadt 9 Jahre und etliche Monate. Am 19. Mai 1614 hat Katharina, die Witwe Leonhard Schlemmers, Konrad Textor aus Hanau geheiratet. Der Kirchgang war am 7. Juni (Chronik Appel)

 

Pfarrer Friedrich Schlemmer, Pfarrer in Kesselstadt und Dörnigheim, schreibt 1646 während des 30jährigen Krieges zwei Bittbriefe an die niederländische Kirchengemeinden um Unterstützung für die Pfarrer, Pfarrwitwen und Lehrer (aus dem Lateinischen, Original im Hanauer Geschichtsverein, siehe auch Gbiorczyk, Seite 264):

 

1. Brief des Pfarrers Friedrich Schlemmer

An den Höchstverehrlichen, Hochwürdigsten, Vortrefflichsten, Hochberühmtesten Herrn, Herrn Heinrich Hammer, der Kirche in 's Gravendeel treueifrigem Oberhirten, unserem Förderer, Schützer und Gönner, unserem höchstverehrlichen Bruder in Jesu Christo.

                                                                                                                      's Gravendeel

Gottes Gnade und Frieden zuvor! Höchstverehrlicher, Hochwürdigster, Vortrefflichster, Hochberühmtester Herr, unser Förderer, Schützer, Gönner und menschenfreundlichster, teuerster Bruder in Christo!

Weilen es nach dem Worte unseres Herrn und Heilands verkündet und all seinen Jüngern geboten ist, daß jeder sein Kreuz selber tragen solle, so haben auch wir dies in Handel und Tadel, in Kirche und Haus, zwar willigen und bereiten Gemütes, aber seufzenden Fleisches bisher vornehmlich versucht. Zu wem die Kunde unserer vielfachen und andauernden Heimsuchungen gedrungen ist, wer Josephs Plagen im Herzen trägt, dem kann diese Zeitung nicht neu und. unbekannt sein:

In unserer Grafschaft Hanau ist unsre Zahl gering und die Herde nur klein, soweit uns Gottes besondere Gnade überhaupt noch bisher gerettet hat. Allzu beklagenswert und bedrückt ist unser Zustand, die Fluren liegen größtenteils wüst, die Äcker brach, Steuern gehen entweder überhaupt nicht mehr oder doch nur äußerst selten und spärlich ein, die Kirchenkassen sind erschöpft, die Kirchengüter, die einst so vorzüglich und - wie viele Wohlgeneigte sicher wissen- überreichlich waren, sind durch den geringen Eingang unserer Einkünfte in den vielen zurückliegenden Jahren völlig wertlos und. ausgesogen worden, Macht und Kittel der Kirche sind mattgesetzt, ihr Vermögen verschwunden, unser eigener Besitz überdies ist elend genug, unser Zustand beklagenswert, man sieht nichts als Verwirrung.

Wir Diener der Wahrheit aber, soweit wir noch am Leben sind, sind mit den bedrängten Bewohnern des Hanauer Landes eingeschlossen, zittern und fürchten uns, unsern Pferch und enge Hütte aus Mangel an Lebensmitteln zu verlassen, oder gar - was ferne sei - aus unserem Amt zu scheiden aus Mangel an allem, was das Leben lebenswert macht.

Da uns ohnehin aber die Unlust bedrückt, die heftigste Not bedrängt, und, nachdem fast alle Ärzte geflohen sind, überall sich uns nur das Bild des Siechtums bietet, so können wir, erschöpft und in tiefste Armut gebracht, uns anders nicht mehr helfen, als daß wir die von wahrer und brüderlicher Nächstenliebe erfüllten Seelen unserer Beider in Christo anrufen und sie um Beistand und Hilfe anflehen, damit sie, wenn möglich, mit ihrer Fülle und ihren Vorräten uns in unserer Not und Bedürftigkeit zu Hilfe kommen. So fragen wir in größtmöglicher Unterwürfigkeit und mit aller Leidenschaft, zu der wir verpflichtet sind, bei Euch, verehrter Herr, an, ob Ihr bereit wäret, uns in unserer äußersten Bedrängnis beizustehen, dem Fleische der Gläubigen wieder aufzuhelfen und in frommer Freigebigkeit wenigstens uns sechs ärmeren Pfarrern, die wir in der Liste verzeichnet sind, mit irgend einer Beihilfe und Unterstützung zu Hilfe zu kommen und uns das elende Leben zu fristen Möchten doch die Pfarrherren der Dordrechter Kirche, die gewiß mit ihren Schutzbefohlenen große Lasten tragen, uns nicht abweisen, wenn wir ihnen diese Vorschläge unterbreiten und ihnen immer wieder unser frommes, christliches und brüderliches Anliegen vorstellen.

So möge denn die unerschöpfliche Güte Gottes, des Allmächtigen, des freigebigen Spenders aller Güter, uns gnädig sein, die Lehre Christi, unseres gemeinsamen Seligmachers, blühen, möge die andächtige Erbauung, die innerliche allersüßeste Gemeinschaft der Gläubigen offenbar werden, möge der erschöpfte Leib der Gläubigen wiederbelebt, die Notdurft der Gläubigen gestillt werden, möge der kristallklare Quell der göttlichen Lobpreisung reicher und strömender fließen!

Wir aber verehren Gott, den Allmächtigen, mit Bitten und flehen ihn im Gebete er, daß er Euch, verehrte Herren, in blühendem Stande bewahre, daß man ihn in Notzeiten umzog höher preise, dessen göttlichem Schutz und Schirm wir Euch, verehrte Herren, mit aller Treue und. Liebe, die uns Glaube und Natur verleihen. empfehlen. Wir aber vertrauen uns Eurer frommen und brüderlichen Gunst von Herzen an.

Gegeben Hanau am sechsundzwanzigsten März anno Domini 1646

Euer Gnaden ergebenste und. geneigteste Brüder der Grafschaft Hanau,

 sechs bedürftige in der folgenden Liste angeführte Pfarrer,

in derer aller Namens, Friedrich Schlemmer, Diener am göttlichen Wort in Kesselstadt und Dörnigheim, mit eigener Hand.

Johannes Creß, Pfarrer in Hochstadt und Bischofsheim

Johannes Anton Riccius. Pfarrer in Bruchköbel und Nieder-Issigheim

Johannes Wilhelm Heupel, Pfarrer in Marköbel

Wilhelm Seipel, Emeritus und blind.

Johann Valentin Renser, Pastor in Rüdigheim.

 

2. Brief des Pfarrers Friedrich Schlemmer

An die Höchstverehrlichen. Hochwürdigsten, Hochberühmtesten, in Frömmigkeit Gelehrsamkeit und legend leichstvortrefflichen Herren der Kirchen in Dordrecht und Umgebung, an die treueifrigsten Pfarrherren, unsere Herren, Gönner und. Brüder in Christo, Höchstverehrlich in aller Art Liebe, Ehrerbietung und Unterwürfigkeit.                                                                                                                                                                                                     Dordrecht

Heil vom Quell des ewigen Heiles zuvor, zugleich mit unseren dienstfertigen und zum äußersten im Herrn unterwürfigen Bitten! Höchstverehrliche, Hochwürdigste, Höchstberühmte, durch Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Tugend Höchstvortreffliche Herren, unsere Herren, Gönner und Brüder in Christo, Höchstverehrlich in aller Art Liebe, Ehrerbietung und Unterwürfigkeit!

Jeremias 14 Nr. 19: Ernst und Treffend klagte einst die Kirche vor Gott ihr Los: „Wir hofften, es sollte Friede werden, so kommet nichts Gutes. Wir hofften, wir sollten heil werden; aber siehe, so ist mehr Schaden da!“ Ebenso können auch wir nicht anders, wieder und wieder

müssen wir unser höchst widriges Los vor allem vor Gott und der Welt mit Stöhnen und Schluchzen beklagen.

Fast hätten auch wir schon - wie alle andern - vergeblich auf den Frieden gehofft: aber noch viel mehr, noch viel stärker, noch viel härter befiel und gefährdete uns, insbesondere uns in der Stadt und im Hanauer Lande, die Verwirrung, die Verzweiflung, das Elend, die Angst.

Fürchterlich ist Bellona, das schreckliche Ungeheuer, entsetzlich die Last dieses schrecklichen und ewigen Krieges in unsrer Gegend und Heimat. Wie eine Überschwemmung, die sich verheerend ergießt, so überfiel sie unser Vaterland, belagerte sie, bedrückte sie es vom ersten Anbeginn des Jahres an, dann im Monat Mai, von neuem um die Jahresmitte und später wieder.

Wieviel Übel daher, wieviel Elend, wieviel Unheil in den Haushaltungen, welche Verwirrung aller Verhältnisse daraus entstanden ist, läßt sich nicht ausdenken, geschweige denn aussprechen. Ein einigermaßen sicheres Bild davon kann sich nur machen, wer Ähnliches durchgemacht hat; gleichgültig lassen kann es nur den, der nie etwas Gleiches erlebt hat.

Um euch mit derbem Hausverstand wenigstens das Wichtigste hervorzuheben und euch vor Augen zu stellen: Wir aus der Umgebung sind mit den Familien, dem Vieh, mit der geringen Habe, haufenweise, gleichsam mit der Faust an der Gurgel hier in die Stadt getrieben worden und sitzen nun fest in Hangen und Bangen.

Wer weiter weg wohnte, wurde von den Überfällen und Raubzügen der Plünderer ausgeraubt. Sie verloren nahezu alles Vieh, ihre ganzen Herden, all ihre übrige Habe, ja das letzte Bündel Hirse, und irren seither wie blökende Schafe umher; viele auch wurden erwürgt und haben endlich ihre Ruhe.

Überall, wohin Du schaust, sind alle Gewächse der Erde, von denen Menschen und Vieh leben können, ja die Ernte selbst, die mancherorts unversehrt geblieben war, von den Äckern, Wiesen und Gärten, bis vor die Mauern und Tore der Stadt, ausgerissen. Unzählige Obstbäume sind umgehauen und verbrannt, die blühenden Weingärten und Reben sind allenthalben von Grund auf zerwühlt.

Auf dem Lande sind zahllose Kirchen und Gebäude, weltliche wie geistliche, die Gasthöfe, die Schulen zerstört und eingerissen, noch mehr wurden angezündet und eingeäschert, ja mancherorts ist ein ganzes Dorf mit vielen Heimstätten vollkommen ausgebrannt, sodaß nicht ein Schweinestall, geschweige denn eine Herdstelle übriggeblieben. In den meisten Dörfern kann sich zunächst kein Mensch mehr am Leben erhalten.

Dazu kommt, daß nicht der geringste Grund besteht, auf eine kommende Ernte zu hoffen, weil ja den einen Bauern ihre Herde, den anderen das Futter, diesen das Saatgetreide, jenen die Ackergeräte, allen aber - was das Schlimmste ist - Frieden und Sicherheit fehlen, mußten sie sogar in der Saatzeit die Felder unbebaut lassen.

Um aber zu denen zu kommen, die in die Hauptstadt, gleich wie zu einem heiligen Anker, geflohen sind, so entstand rings in der Stadt eine solche Verwirrung, daß keinem sein Gut zu eigen blieb, sondern alle sind, kunterbunt durcheinander gewürfelt! Man sieht Einheimische und Fremde, Städter und Bauern, in Mänteln und in Röcken, und alle rauben, plündern, verwüsten sie um die Wette, jeder was er für sich will und kann, jeder natürlich unter dem Vorwand eines Notstandes oder Rechtsanspruches, daß nur nichts für die Plünderer v o r den Mauern übrig bliebe.

Die Stadt selbst ist durch die Bürger und Bauern, schließlich durch die Truppen abwechselnd beider Parteien völlig aller Lebensmittel entblößt und ausgepreßt, seit einem halben Jahr andererseits durch die Angst vor den Kaiserlichen Truppen so gut wie abgeschnitten.

Bis zum Himmel schwillt das w irre Gestöhn der verhungernden Menschen und das Gebrüll des Viehs, die Luft ist verpestet von dem abscheulichen Gestank, der aus den Kadavern der verhungerten Tiere steigt.

So entstand eine neue, schnell schleichende Seuche und hat schon einige aus unseren und der Unsrigen Reihen gerissen (unter denen besonders unser frommer Diener Gottes, Herr Heinrich Oraeus, Inspektor seligen Angedenkens zu nennen ist). Diese Seuche aber bringt uns Elendsten unter den Elenden wenigstens die tröstliche Hoffnung, es könne geschehen, daß sich Gott unsrer erbarme, in dessen Hände zu fallen besser ist als in die der Menschen, und daß er viele von dem größeren Übel sicher verhungern zu müssen, bewahren wolle.

Jeremias 14 Nr. 20, Psalm 119 Nr. 75 und 137, Jeremias 14 Nr. 21 - 22: „Herr, wir erkennen unser gottlos Wesen und unser Väter Missetat, denn wir haben wider Dich gesündigt, zweifellos wir vor allen, denn wir werden so sehr und so oft heimgesucht. Herr, du bist gerecht und dein Wort ist gerecht, niemandem ist jemals ein Unrecht geschehen! Aber um Deines Namens willen, laß uns nicht geschändet werden, laß den Thron Deiner Herrlichkeit nicht verspottet werden! Gedenke doch und laß Deinen Bund mit uns nicht aufhören. Da bist doch ja JEHOVA, unser Gott, auf den wir hoffen, denn du kannst solches alles tun!“

Das Elend, das wir hier nur unvollständig andeuten konnten, ist uns alle ausnahmslos gemein, Höchstmögende Herren! o unser der Diener am wahren göttlichen Wort, o unser der Schulmeister, unser der Witwen und Waisen Los, o ewiger Gott!

Von Tag zu Tag wird es in dieser Verwirrung schrecklicher und erbarmungswürdiger. Wenn wir schon v o r dieser neuerlichen und verheerenden Verwüstung, unser größeren, mittleren und kleineren Vermögenswerte beraubt, ohne den größten Teil unserer Einkünfte, von Schulden bedrückt - wenn wir schon damals kaum das nackte Leben fristen und unsere Blöße bedecken konnten, was soll aus uns - bei unserer Liebe zu euch - was soll aus uns jetzt, was soll aus uns später werden?

Deshalb, Hochmögende Gönner, wenn wir uns je nicht scheuten, Euch um Hilfe und Beistand anzugehen und beweglich zu bitten, so treibt uns nun doch die äußerste, bitterste Notwendigkeit, daß wir, tatsächlich von heftiger Scham vor Euch gerötet, dennoch schließlich nicht mehr ablasen können, Euch um diese Hilfe anzurufen, ja schließlich flehentlich zu beschwören. Wenn Ihr je jemandem, wenn Ihr je uns selbst einen Beweis Eurer Mildtätigkeit gabt, der besonders und vortrefflich geachtet ist, was habt Ihr sicherlich alles für andere, was habt Ihr tatsächlich schon für uns getan - laßt es doch nicht dazu kommen, daß die Quellen und Gießbäche Eurer Freigebigkeit eingedämmt, verdeckt, verschüttet werden!

Wer weiß, ob nicht Gott in seinem allerweisesten Ratschluß es um dieser Freigebigkeit willen hat geschehen lassen wollen und Eure Kirche und Euren Staat bisher behütet und geschützt hat, damit Ihr, wenn schon anderen, auch uns in unserem und zu Hilfe zu kommen sucht? Wir mahnen Euch aber immer wieder, wie es sich schickt und wie wir es in aller Unterwürfigkeit vermögen, daß Ihr das bald jetzt schon tut.

Daß Ihr es, ohne Einbuße in Euren Geschäften, recht lange zu tun sucht, erflehen wir insgesamt und jeder einzeln von Gott, dem unerschöpflichen Quell aller Freigebigkeit, aus diesem ewigen Quell mit heißen Wünschen, Bitten und Seufzern.

Hanau, in unserer Hauptstadt, am ersten Dezember 1646

Euer Verehrlichen und Herrlichen Würdigkeit unterwürfigste in der ganzen Grafschaft Hanau, die Pfarrer, Schulmeister und deren abgeschiedenen Witwen und Waisen, und deren aller Namen

Friedrich Schlemmer, Diener am Worte Gottes in Kesselstadt und Dörnigheim, mit eigener Hand,

Johannes Creß, Pfarrer in Hochstadt und Bischofsheim; Johann Anton Riccius, Pfarrer in Bruchköbel und Nieder-Issigheim.

Es folgt eine Liste von 26 Pfarrern, 10 Pfarrer-Witwen, 5 Pfarrer Waisen, 2 Pfarrgehilfen,

21 Schulmeistern, 6 Schulmeister-Witwen, 1 Schulmeister-Waisen (Staatsarchiv Marburg).

 

 

Seite 249: Am Dienstag, dem 21. Juli 1607, ist Pfarrer Balthasar Herpel nach Hochstadt gezogen. Er hat am 26. Juli seine erste Predigt gehalten über das Evangelium von dem falschen Propheten, und das erste Kind von Kilian Burger ist getauft worden. Taufpate war Johann Katzenburger.

Am 5. Mai 1614 hat Pfarrer Balthasar Herpel seine Abschiedspredigt über Apostelgeschichte 20 gehalten. Am folgenden Tag, dem 6. Mai, hat er sich nach Rumpenheim ins Predigtamt begeben. Von Rumpenheim ist er nach Preungesheim gezogen und dort am 23. Juli 1625 gestorben (Chronik Appel).

 

Seite 249: Am 8. Juli 1614 am Kilianstag hat der ehrwürdige und wohlgelehrte Herr Konrad Apel, bisher Pfarrer von Dorheim, hier in Hochstadt das Pfarramt angetreten. Johann Heuß ist als erstes Kind getauft worden. Nach seiner erst Predigt ein Zeitlang schwach gewesen bis zum 16. Oktober. Gestorben ist er am 10. April 1629 (Es ist nicht gemeint, daß er die ganze Zeit bis zu seinem Tod „schwach“ gewesen sei) (Chronik Appel).

 

Seite 250: Über die Aufteilung der Besoldung zwischen den Pfarrern Filber und Hatzmann

es im Staatsarchiv Marburg ein Aktenstück.

Hatzmann ist der einzige Pfarrer der alten Zeit, der Kinder in Hochstadt hinterlassen hat

 

 

Seite 251: Über die Suspendierung des Pfarrers Böhm gibt es im Staatsarchiv Marburg ein Aktenstück von 1673-1699


Seite 251: Im Staatsarchiv Marburg gibt es mehrere Aktenstücke zu Pfarrer Bender:

Schon 1693 gibt es ungeziemende Ausdrücke und Beschuldigungen des Pfarrers Bender in einem Schreiben an das Konsistorium, daß sie gegen die Landeskinder kein vaterländisches Gemüt hätten, sondern sie bei Bewerbungen zurücksetzten und ausländische vorzögen.  

Üble Aufführung des Pfarrers Bender                                                                      1695-1725

Beleidigung des Friedrich Andreas Rohn gegen Pfarrer Bender                              1717

Die „Verlassenschaft“ des Pfarrers (Christian Wilhelm) Bender                              1721-1729

Die üble Aufführung des Pfarrers Bender, Suspendierung und Übertritt zur katholischen Religion                                                                                                                               1724-1725

 

Seite 252: Über die Bestellung des Pfarrers Jüngst durch Inspektor Grimm gibt es im Staatsarchiv Marburg ein Aktenstück von 1723

           

Seite 252: In den Jahren 1740-1753 gibt es laut Staatsarchiv Marburg mehrere Beschwerden des Pfarrers Eberhard, daß ehemals reformierte Kadukgüter an die lutherische Pfarrei gegangen seien                                                                                          

                                     

Seite 252: Die Beschwerde des Pfarrers Eberhard über Schultheiß und Ortsgericht wegen der Mastungswähr wird in einem Aktenstück von 1761-1765 im Staatsarchiv Marburg behandelt.

 

Seite 252: Zur Zeit des Pfarrers Kühn gibt es 1769 Beschwerden gegen die Pfarrei wegen der zu Äckern gemachten Weingärten. Außerdem gibt es eine dicke Akte über Beschwerden gegen Pfarrer Kühn, er sei bei der Ausübung seines Dienstes betrunken gewesen aus den Jahren 1773 – 1774.

 

 

 

Seite 254: Lutherische Pfarrer

Seite 254:

Der Hochstädter lutherische Pfarrer Sebastian wird gehindert, im Rathaus in Bischofsheim Leichenpredigten für lutherische Gemeindeglieder zu halten (Aktenstück im Staatsarchiv Marburg 1716-1722).

 

Seite 254:

Johann Heinrich Schwalb wurde im Jahre 1705 wurde er an der Universität Gießen immatrikuliert. Am 15.10.1713 wird er von Graf Johann Reinhard zu Hanau für Obereschbach berufen, seit 18.10.1713 ist er im Pfarrhaus Rodheim wohnhaft, als lutherischer Pfarrer wird er in Obereschbach eingeführt am 21.01.1714 (dort die letzte Predigt am 24.11.1720). Danach bis 1733 Pfarrer in Rodheim. Von 1733-1740 Pfarrer in Hochstadt (Querelen um seine Amtsführung, mehrere Akten hierzu im Staatsarchiv Marburg, Bestand 83). Angeblich 1746 zeitweilig Lehrer in Petterweil (siehe auch Genealogieprogramm). Sechs oder sieben Kinder.

 

Seite 254:

Pfarrer Schwalb war „removiert“ (versetzt) worden. Das Konsistorium schlägt am 10. Juni .1741 dem Fürsten den Pfarrer Rump aus Bergen vor. Einige Gemeindeglieder hatten allerdings den Pfarrer Louis aus Bruchköbel haben wollen, der aber von schwächlicher Gesundheit ist. Rump erhält in Bergen so wenig Geld, daß er sich nicht einmal ein Buch kaufen kann.

Das Konsistorium schlägt am 14. Februar 1757 den Kandidaten Johann Lorenz Blum vor, der in Selters bei Ortenberg geboren ist.

Pfarrer Rump war vorher in Bergen. Dort erhält er aber so wenig Geld, daß er sich nicht einmal ein Buch kaufen kann. Er kommt auf Vorschlag des Konsistoriums nach Hochstadt. Einige Gemeindeglieder hatten allerdings den Pfarrer Louis aus Bruchköbel haben wollen, der aber von schwächlicher Gesundheit ist.

Beschwerden einiger Gemeindeglieder gegen Pfarrer Rump gibt es laut Staatsarchiv Marburg in den n Jahren 1744 - 1749 und auch 1751 (auch Leute aus Dörnigheim). Andererseits gibt es Beschwerden des Pfarrer Rump gegen Schulmeister Schneider in den Jahren 1752-1756 (das ist ein Nachweis, daß es diesen Lehrer in Hochstadt gab).

 

Seite 254: Anstelle von Pfarrer Rumpf hatte das Konsistorium am 14. Februar 1757 den Kandidaten Johann Lorenz Blum vorgeschlagen, der in Selters bei Ortenberg geboren ist. Er wird auch gewählt.

 

Seite 254: Pfarrer Aumann erhält im April 1767 eine einmalige Zuwendung von 30 Gulden aus der Kirchenkasse Steinau (dort war die Stelle nicht besetzt). Er wird im April 1769 nach Sickenhofen berufen worden.

Als Nachfolger wird vorgeschlagen Johann Wilhelm Krause, Adjunkt in Bieber. Dieser soll zunächst nach Dudenhofen gehen, wird aber dann doch Pfarrer in Hochstadt.

 

Seite 254: Eine Beschwerde des Pfarrers Krause gegen den Pfarrer Aumann aus dem Jahre 1769 findet sich im Staatsarchiv Marburg.

 

Seite 254:

Die Pfarrer Rump und Aumann beschweren sich wegen des Besoldungsholzes aus den Jahren 1759 bis 1770 (Seite 977 ein handschriftliches Schreiben des Pfarrers Aumann vom 7. Juli 1764).

 

Seite 255: Die Teilung der Besoldung zwischen den Pfarrern Körber, Kahnt und Heynemann

wird in einem Aktenstück von 1794-1803 im Staatsarchiv Marburg behandelt.

 

Seite 255: Als Nachfolger von Pfarrer Kraus wird am 19. April 1777 von der Gemeinde der Kandidat Körber in Fechenheim vorgeschlagen. Das Konsistorium will aber am 30. April die Kandidaten Andreas Reuling aus Babenhausen oder Johann Andreas Diehl in Langstadt. Reuling erhält am 1. Mai die Stelle, wird aber bald nach Bruchköbel versetzt, so daß am 23. März 1778 doch Körber die Stelle erhält.

 

Seite 255:

Auf die Stelle haben sich neun Bewerber gemeldet. Das Konsistorium schlägt am 19. März 1794 Johann Jacob Kahnt aus Steinau vor, der von seiner Krankheit wieder vollständig genesen ist. Im April wird er berufen. Als er stirbt, bittet seine Witwe Henriette Petronella am 25.08.1801 (?) um das Gnadenquartal.

 

Seite 255:

Das Konsistorium schlägt am 18. November 1801 Johann Gottlieb Heynemann aus Bergen vor und den Pfarrassistenten Ernst Handwerck in Bieber. Am 1. Dezember 1801 wird Heyne­mann berufen (Geheimarchiv der Regierung in Hanau im Staatsarchiv Marburg) (Das Aktenstück über die reformierten Besetzungen fehlt).

 

 

Seite 256: Pfarrer Schäfer: Tagebuch

Gustav Christian Ludwig Schäfer: 1882 bis 1990.

Er ist geboren am 20. Oktober 1830 in Marburg als Sohn des Kaufmanns Konrad Schäfer in Marburg. Nach dem Studium in Marburg und der Ordination am 22. Januar 1854 durch Konsistorialrat Carl in der Johanniskirche in Hanau wird er zunächst Pfarrverweser in Ravolz­hausen.

Danach ist er der Zweite Pfarrer und Rektor in Wächtersbach und Pfarrer in Aufenau bei Gelnhausen. Verheiratet ist er seit 1863 in Marburg (laut Genealogieprogramm am 20.10.1874) mit Henriette Caroline Amalie Andreae aus Wächtersbach. Sie ist geboren am 31.8.1840 in Wächtersbach, gestorben 15.11.1912 in Schlierbach. Mit ihr hat er zwei Kinder, die aber nicht in Hochstadt geboren sind.

 

Von Oktober 1882 bis 1900 ist er Pfarrer in Hochstadt. Durch Beschluß des Konsistoriums in Kassel vom 15. Juni 1882 wird er zum Pfarrer in Hochstadt bestellt. Er wird eingeführt durch Superintendent Wenzel aus Hanau am 8. Oktober 1882. In den hiesigen Dienst tritt er ein am 1. Oktober 1882. Im Oktober 1887 entbindet das Konsistorium den Hochstädter Pfarrer von Hilfsleistungen in der Kirchengemeinde Wachenbuchen. Die Beiträge zur Pfarrwitwenkasse für 1896 werden von der Kirchenkasse übernommen, doch das soll ohne Verbindlichkeit für die kommenden Jahre sein.

 

Er hat ein Tagebuch geschrieben, beginnend am 16. September des Jahres 1864 und reichend bis 1895. Im ersten Teil beschreibt er seine Zeit in Wächtersbach und Aufenau.

Ehe er nach Hochstadt kommt sind seine zwei Söhne an Scharlach erkrankt. Besonders um das Leben des jüngere Sohn Wilhelm bangen die Eltern. Anfang Februar 1882 war es besonders schlimm. Der ältere Sohn Ludwig hat es nicht so schlimm und nahm auch brav seine Arznei, so daß er bald wieder gesund wurde. Bei Wilhelm blieb Schwerhörigkeit zurück, die von einem Arzt in Frankfurt behandelt wurde.

Am 18. April 1882 bewarb er sich um die freie Pfarrstelle zu Hochstadt, nachdem er in der Woche vorher sich Kirche und Pfarrhaus angesehen hatte.

Durch Schreiben des Konsistoriums in Kassel vom 15. Juni 1882 wurde er zum Pfarrer der durch den Tod des Metropolitans Emmel erledigten Pfarrei Hochstadt in der Klasse Bergen ernannt. Am 12. Juli war er in Hochstadt, um die neue Gemeinde persönlich zu begrüßen. Die Leute waren sehr freundlich und hießen ihn recht herzlich willkommen. Am 18.Juli reiste er mit Frau und Sohn Ludwig nach Hochstadt, um das Pfarrhaus zu zeigen.

Am 10. September hielt er in der Betschule Orb seinen Abschiedsgottesdienst. Die Gemeinde überreichte ihm ein Bild „Das Abendmahl des Herrn“ von Leonardo da Vinci. Am 17. September hielt er seinen Abschiedsgottesdienst in der Gemeinde Salmünster. Die Gemeinde überreichte ihm einen silbernen Becher mit eingravierter Widmung als Dank.

In der Woche vom 17. bis 23. September verpackten die Familie alles, was in Kisten verpackt werden mußte. Am Freitag, dem 22. September, hielt er in Aufenau seinen Abschiedsgottesdienst. Montag, dem 25. September, wurde der Möbelwagen geladen und ging nachmittags ab. Am 26. September reisten Frau und Kinder und die Schwägerin Louise mit Zug 7 Uhr 15 morgens nach Hochstadt ab. Er selbst verlud im Verlauf des Vormittags die übrigen Möbel auf Bauerwagen und ließ sie auf den Bahnhof schaffen. Dort wurden sie in einen Güterwagen geladen, der 12 Uhr abging.

Am Mittwoch, dem 27. September kam Metropolitan Manns zur Übergabe der Akten und Inventare. Am Dienstag, dem 27. September machte er seinen Abschiedsbesuch in Neundorf und Aufenau und reiste Freitag, den 29. September vormittags mit dem Zug 10 Uhr 48 nach Hanau ab. Dort nahm er sich auf dem Ostbahnhof eine Droschke und kam gegen 2 Uhr nachmittags glücklich in seinem neuen Daheim des Pfarrhauses zu Hochstadt an. Am Sonntag, dem 1. Oktober begann seine Dienstzeit in Hochstadt. Er besuchte die Lehrer Orth und Claus, der nachmittags in der Kirche Lesegottesdienste gehalten hatte, dem er beiwohnte

In der Woche vom 1. bis 7. Oktober wurden dann die Vorbereitungen zur Einführung gemacht.

Am 8. Oktober fand seine Einführung in Hochstadt durch Herrn Superintendenten Wendel in Hanau statt. Die Assistenz leisteten die Kollegen Hartmann in Bischofsheim und Biscamp in Dörnigheim. Seiner Einführungsrede hatte der Herr Superintendent die Worte des Herrn an Simon Petrus: „Hast du mich lieber als diese mich haben?“ zugrunde gelegt. Nach Absingung des Liedes „Eins ist Noth, ach Herr dies eine“ betrat Schäfer zum ersten Mal die Kanzel und predigte über 1. Kor 4, 1-5: „Dafür halte uns jedermann!“. Als Thema stellte er auf: „Ich trete unter euch als ein Diener Christi. Haushalter über Gottes Geheimnisse!“ Zum Schlusse des Gottesdienstes nach der Predigt trug der hiesige Gesangverein „Liederkranz“ das Lied vor: „Harre meine Seele, harre des Herrn, alles ihm befehle, hilft er doch so gern!“ Nach Absingung dieses Liedes sprach Kollege Biscamp den Segen. Eine kurze Schilderung der Einführung brachte der Hanauer Anzeiger in seiner Nummer 235 des Jahrgangs 1882, datiert vom Montag, dem 9. Oktober 1882.

Nach dem Einführungsgottesdienst fand im Pfarrhaus ein Mittagessen statt, zu dem außer dem Herrn Superintendenten und seinen beiden Assistenten auch die beiden Lehrer Orth und Claus, den Bürgermeister Weber, die beiden Kirchenältesten Rödiger und Rohn sowie die sechs Gemeinderäte geladen waren. Außerdem hatte Schäfer auch den Landrat Schrötter sowie den Bau-Inspektor Arnold in Hanau eingeladen, von denen aber nur der letztere erschienen war.

Der Vorwinter charakterisierte sich durch viel Regenwetter und in Folge dessen durch viel Hochwasser auch im Maintal. Eine weitere Folge davon war, daß man sehr häuslich sein mußte und fast nicht einmal die nötigen Spaziergänge machen konnte. Am 27. November war das Hochwasser beinahe bis zu der Höhe dessen von 1845.

Am Heiligen Abend und am Silvesterabend hielt Schäfer Abendgottesdienste, die zahlreich besucht wurden. Solche Gottesdienste waren bisher hier nicht gehalten worden und waren etwas ganz Neues für die hiesigen Leute. Nach dem Abendgottesdienste des Silvester verbrachten er und seine Frau den Rest des Abends noch allein im ernsten Gespräch und erinnerten sich daran, wie manch schwere Stunde das alte Jahr durch die Erkrankung der Kinder gebracht hatte, wie Gott der Herr so gnädig durch diese hindurch geholfen; sie baten darum, daß Gott auch ferner seine Gnade über ihnen walten lassen möge.

 

Pfarrer Schäfer war natürlich kaisertreu wie alle damaligen Pfarrer. In seinem privaten Tagebuch notiert er die Geburt eines Urenkels des Kaisers Wilhelm. Er vermerkt den Tod Kaiser Wilhelms I. am 9. März 1888 und den Tod Friedrichs III. am 16. Juni.

Im Herbste 1883 und zwar im September fand in der hiesigen Gegend das diesjährige Kaisermanöver statt, das unter den Augen des Kaisers Wilhelm verlief. Derselbe residierte während desselben in Homburg im Taunus und dort fand auch die Kaiserparade des ganzen 11. Armeecorps statt. Dieselbe fand an einem Freitage statt. Dem folgten am Samstag, Montag, Dienstag und Mittwoch vier Manövertage. Die letzten drei Manövertage wohnte Schäfer den Manövern bei. Am letzten Tage wurde auch die Gemarkung Hochstadt vom Manöver berührt. Im Lohfeld oben unter der Kleinen Lohe stand die Artillerie des Ostkorps und beschoß von da Bergen, wo das Manöver am letzen Tage mit dessen Einnahme endete.

Zwei Tage nach Beendigung des Manövers fand am 28. und 29. September die Enthüllung des Niederwaldenkmals bei Rüdesheim am Rhein statt, welcher der Kaiser, die Generäle, die Kriegervereine, ferner Deputierte aus ganz Deutschland beiwohnten. Zugleich kam hierbei ein großartig angelegtes Verbrechen zutage: Anarchisten hatten Minen gelegt, dieselben mit Pulver gefüllt, um Denkmal und Festgäste in die Luft zu sprengen. Doch wurde das Verbrechen noch rechtzeitig vereitelt.

Am 10. und 11. November wurde das Andenken an die 1483 erfolgte Geburt des Martin Luthers gefeiert, und zwar mit kirchlichen Schulfeiern.

Am 22. März wurde die Majestät, der Kaiser Wilhelm 90 Jahre alt, ein seltener Fall. Der Geburtstag wurde deshalb auch an allen Orten im Deutschen Reich sehr gefeiert. Hier in Hochstadt geschah es durch eine kirchliche Feier, Schulfeier, Fackelzug am Abend und danach einer Art Festkommers des Kriegervereins. Es war der Fackelzug der erste, welcher hier in Hochstadt gehalten wurde, soweit die Leute sich entsinnen können.

Am 18. April 1887 trat der Sohn Ludwig in das Gymnasium zu Hanau ein und zwar in die Quinta. Kost und Logis erhielt er bei Herrn Konrektor Krause, Oberlehrer am dortigen Gymnasium. Am 2. Juli kam er heim, um die an diesem Tag begonnenen Brunnenfeiern zu erleben

[Es wird sich dabei wohl um eine Feier in Hochstadt handeln, von der aber sonst nichts weiter bekannt ist].

Am 6. Juli nachmittags ging er nach Hanau in das Kränzchen der Pfarrer der Klasse Bücher­thal, holte dann in Kesselstadtseine Frau ab und erkrankte abends zu Hause. Es überfiel ihn erst arger Frost, dann Hitze. Am 9. Juli ließ er den Arzt holen, Sanitätsrath Sunkel, der die Krankheit als Lungenentzündung bezeichnete. Nach 8 Tagen wurde die Krankheit jedoch heftiger, da eine Rippenfellentzündung nachfolgte, die ihn körperlich sehr angriff und herunter brachte. Erst am 8. August durfte er zum ersten Male eine Stunde außer Bett sein, am 15. August führte ihn seine Frau zum ersten Male wieder zum Obertor hinaus und am 22. August fuhr er mit der Bahn zum ersten Male nach Hanau, um dort den Arzt zu aufzusuchen.

 

Am 30. August reiste seine Frau mit ihm nach Wiesbaden über Lorsbach, Eppstein und Niedern­hausen. Die Fahrt durchs Lorsbacher Thal war sehr schön. Sie kamen gegen ½ 1 Uhr mittags in Wiesbaden glücklich an. Zunächst gingen sie in den Kölnischen Hof, um dort zu Mittag zu essen. Das Diner in einem anderen Restaurant war zwar sehr ausgewählt, aber beide verdorben sich den Magen daran, so daß sie noch den folgenden Tag hindurch Beschwerden hatten. Im Römerbad wurde Quartier genommen.

Am 31.August, dem Geburtstag der Frau, besuchte gegen Mittag Bruder Louis und Evchen von Frankfurt aus das Ehepaar. Sie aßen zu Mittag zusammen im Römerbad, dann gingen sie zu Rodrian, machten gegen Abend noch einen Gang in den Kurgarten und reisten gegen neun

9 Uhr wieder nach Frankfurt zurück.

Am 2. September fuhren sie morgens nach Biebrich und wollten den Tag am Rhein zubringen; es fing jedoch gegen 11 Uhr heftig an zu regnen und sie kehrten deshalb um 12 Uhr wieder nach Wiesbaden zurück, wo sie den Nachmittag noch zu einem Spaziergang verwendeten.

Am 3. September kehrten sie wieder von Wiesbaden nach Hochstadt zurück, da beide eingesehen hatten, daß Wiesbaden bei seinen weiten Entfernungen und bei seiner damaligen, noch sehr intensiven Körperschwäche durchaus kein geeigneter Kurort sei. Sie fuhren morgens 11 Uhr von Wiesbaden ab und kamen gegen 1 Uhr in Frankfurt und mittags 3 Uhr in Hochstadt an.

Vom 1. November an wurde er von seinen bisherigen Hilfeleistungen in der Pfarrei Wachenbuchen entbunden, was sehr wohltätig für ihn war, da die lange schwere Krankheit und seine geringe körperliche Leistungsfähigkeit sich doch immer noch geltend machte.

Am 14. Januar 1888 brach Schäfer sich durch einen Fall im Hausgärtchen das linke Wadenbein und mußte acht Tage ganz still liegen und danach aber noch Wochen lang das Zimmer hüten. Der Winter war deshalb für ihn sehr trübe, umso mehr, als auch die Winterzeit sehr lange anhielt.

 

Am 29. April 1889 trat unser Wilhelm in das Gymnasium zu Hanau ein und zwar in die Quarta. Am 29. März 1890 (Ostern) wurde Ludwig in die Obertertia, Wilhelm in die Untertertia versetzt. Am 21. März 1891 begannen die Osterferien. Wilhelm wurde in die Obertertia versetzt, Ludwig blieb leider in derselben zurück, was sehr unangenehm war, so daß beide sich jetzt in derselben Klasse befanden. Am 9. April 1892 begannen die Osterferien des Gymnasiums zu Hanau. Ludwig und Wilhelm wurden beide in die Untersekunda versetzt.

 

Am 12. Juni 1892 fand die zweite Generalkirchenvisitation in der Klasse Bergen durch den Generalsuperintendenten Fuchs statt. Derselbe kam tags vorher, wohnte im Pfarrhaus, hielt am 12. Juni, einem Sonntag, die Visitation in Hochstadt und am folgenden Tage in Bischofsheim die Konferenz der Geistlichen der Klasse. Am 14.Juli fand dann die Konferenz der Pfarrer der Generaldiözese Hanau zu Gelnhausen statt. Am 9. August war die Einführung des neu ernannten Superintendenten Wiederhold, dem ersten Pfarrer an der Johanneskirche zu Hanau, durch den Generalsuperintendenten Fuchs. Am 18. August war die diesjährige Diözesansynode in der Marienkirche zu Hanau.

 

Am 10. September 1892 trat Ludwig aus der Untersekunda des Gymnasiums zu Hanau aus [10. Klasse], um in das zu Büdingen überzutreten. Das fiel dem Vater sehr schwer, da er von der Quinta an dem Gymnasium in Hanau angehört hatte und eine Trennung der beiden Brüder hierdurch notwendig wurde. Am Montag, dem 12., kam Ludwig abends von Hanau nach Hochstadt, um seine Sachen zum Umzug nach Büdingen zu ordnen. Am 18. September reiste Ludwig mit zwei Jungen aus Dörnigheim nach Büdingen und wurde Montag, den 19., in die Untersekunda des dortigen Gymnasiums aufgenommen. Er bezog Wohnung und Kost bei der Witwe des Postsekretärs Witzel. Am 24. September begannen die Herbstferien auf dem Gymnasium zu Hanau; Wilhelm kam an diesem Tage heim. Am zehnten Oktober1892 begann das Wintersemester auf dem Gymnasium zu Hanau. Wilhelm bezog mit Beginn des Semesters Wohnung und Kost bei Zahlmeister Wagner in Hanau

 

Ludwig und Wilhelm kamen, um die gesamten Ferien im Vaterhause zuzubringen. Beide brachten gute Zeugnisse mit und waren deshalb vergnügt angekommen. Die Ferientage wurden im häuslichen Kreise verlebt und das alte Jahr in aller Stille beschlossen.

 

Am 5. Januar 1893 begann in Büdingen wieder Unterricht im Gymnasium und Ludwig mußte deshalb am 4.Januar schon wieder dorthin abreisen. Wilhelm mußte leider noch 14 Tage bis zum 22. Januar hier bleiben, da er an Mumps erkrankt war. Er ging erst am 22. Januar wieder nach Hanau ab. In der Woche des 12. Februar machte Wilhelm auf dem Gymnasium zu Hanau ein sehr stattliches Abschlußexamen.

Am 16. März 1893 kam Wilhelm morgens von Hanau unerwartet überbrachte die uns sehr erfreuende Nachricht, daß er im mündlichen Abschlußexamen von allen Unterrichtsgegenständen gänzlich befreit worden sei [weil seine sonstigen Leistungen so gut waren]. Am 17. März kam Ludwig von Büdingen, brachte ein gutes Zeugnis mit heim, die Versetzung nach Obersekunda war Berechtigung zum „Einjährigen Dienst“ [nur einjährige Dienstzeit beim Militär].

 

Am 30. Juni 1893 fand die Diözesankonferenz zu Gelnhausen statt, auf der Schäfer den erbaulichen Vortrag zu halten hatte.

Am 3. September 1893 wurde der Sedantag kirchlich gefeiert in der gewohnten Weise.

 

Ostern 1894 wurden zu Ostern Ludwig und Wilhelm in die Prima versetzt, der erstere des Gymnasiums zu Büdingen, der Letztere in die des Gymnasiums zu Haunau. Ersterer fing mit Beginn des Sommersemesters 1894/95 auch den Unterricht im Hebräischen an, trat jedoch Herbst1894 leider wieder aus demselben aus, da er erklärte, nicht Theologie studieren zu wollen, was für den Vater sehr betrübend war. Ludwig brachte ein in den fremden Sprachen sehr schwaches Zeugnis mit, was dem Vater sehr unangenehm war. Wilhelm dagegen hatte ein befriedigendes.

 

Das Jahr 1895 begann mit mehreren Sorgen. Bald nach Winterbeginn der Schule erkrankte Wilhelm in Hanau am 12. Januar in hohem Grade an Masern, so daß meine Frau drei Wochen zu seiner Pflege zubringen mußte und Wilhelm sechs Wochen die Schule versäumte. Darauf mußte Schäfer selbst von einem hartnäckigen Brustkatarrh fast 4 Wochen belästigt. Danach erkrankte seine Frau auf einige Tage an einem Anflug von Grippe, so daß das ganze erste Vierteljahr mit Erkrankungen verlief.

Hinzu kamen sehr unangenehme Verhandlungen mit Ludwig, der seine Nicht-Verset­zung in die Oberprima fürchtete, weshalb er das Gymnasium kündigen und ebenfalls wieder austreten wollte.

Er war ganz auf die Wahl eines Berufs konzentriert und unter diesen Erwägungen nahte das Ende. Am Freitag, dem 29. März, kam Ludwig aus Büdingen, war nicht in die Oberprima versetzt und brachte eins ehr schwaches Zeugnis. Er selbst sehr aufgeregt und niedergeschlagen. Nur es erhob sich nun von neuem die Frage, ob Ludwig kündigen, bleiben oder aber besser austreten solle. Am 17. April reiste Ludwig nach Büdingen, um seinen Austritt aus dem dortigen Gymnasium zu erklären. Mit schwerem Herzen gab ich meine Einwilligung dazu.

Am 6. April kam Wilhelm aus Hanau in die Osterferien und war leider infolge des langen Schulversäumnisses durch seinen Krankheit auch nicht versetzt, was ebenfalls sehr verdrießlich war. Wilhelm konnte einem leid tun, da er nach seiner Krankheit allen Fleiß angewendet hatte, um das Versäumte wieder aufzuholen. Am Montag, dem 22. April, ging Wilhelm wieder nach Hanau ab zum Antritt des Schuljahres 1895/96.

Ludwig dagegen verweilte noch in Hochstadt, um eine Antwort des Landeskurators Freiherrn von Riedesel abzuwarten darüber, ob es möglich sei, Ludwig auf Grund seiner Schulzeugnisse für den gehobenen Dienst der hessischen Landesverwaltung zuzulassen. Da die Nachricht nicht eintraf, mußte Schäfer am 25. April nach Kassel, um sich persönlich zu erkundigen und fuhr am 27. wieder hierher zurück. Er erhielt dort eine Antwort vom Landesdirektor, datiert am 25. April Nr. 739, worin sich derselbe bereit erklärte, Ludwig auf Grund seiner Schulzeugnisse alsbald nach seiner Bewerbung notieren zu lassen. Zugleich fügte er die „Allgemeinen Bestimmungen zur Annahme von Anwärtern“ bei. Ludwig sandte darauf in der folgenden Woche seine Bewerbung um Notierung als Anwärter. Darauf erfolgte vom 4. Mai eine Zuschrift des Herrn Landesdirektors, worin derselbe mitteilte, daß er Ludwig in das Verzeichnis der Anwärter habe eintragen lassen.

 

Am Ende seiner Amtszeit kommt es zu einer Auseinandersetzung über die Besoldung des Pfarrers. Der Pfarrer legt am 18. August 1899 eine Abrechnung vor mit einem Abfindungsbetrag von 746 Mark. Falls der Ertrag des Holzes aus dem Hanauer Forst aber höher ist als angenommen, möchte er die Differenz noch nachgezahlt haben. Das Presbyterium will zu diesem Zweck eine Anleihe verkaufen.

Nach einem Schlaganfall ist Schäfer längere Zeit leidend und wird durch Pfarrvikar Volkwein und Pfarrer Wörner aus Dörnigheim unterstützt. Ab 16. November 1899 setzt das Konsistorium den Pfarramtskandidaten Volkwein als Pfarrgehilfen des erkrankten Pfarrers Schäfer ein (deshalb ist er längere Zeit nicht bei den Presbyteriumssitzungen dabei, wahrscheinlich aber sein Vertreter Volkwein). Am 4. August 1900 stirbt er in Hochstadt. Schäfers Witwe hinterläßt das Pfarrhaus in einem sehr schmutzigen Zustand, so daß der Kirchenvorstand die Kosten für die Reinigung übernehmen muß.

 

 

Seite 261: Pfarrbesoldung

Im Staatsarchiv Marburg befinden sich folgende Aktenstücke zur Pfarrbesoldung:

Immunität der Pfarreigüter                                                                                     1700-1706

Fuhrwerksfreiheit des Pfarrers                                                                                 1721

Losholz und Besoldungsholz für den lutherischen Pfarrer                                      1729-1800

Reformierte Pfarrei gegen Gemeinde wegen ausstehender Zinsen und der Mast 1732-1752

Der Pfarrei-Heuzehnte in Hochstadt                                                                        1752-1765

Die von der Gemeinde Hochstadt erlangte Hirtenpfründe                                      1755-1806

Hochstädter Pfarreigüter, die zur Landesbeschwerde gezogen werden sollen      1761-1779

Streit zwischen Fiskus und Pfarrei wegen des Zehnten                                           1768-1771

Aufmaße und Versteinung des Hochstädter Pfarreigutes                                       1768

Im Staatsarchiv Marburg (Bestand 81. Regierung Hanau, Kirchen- und Schulsachen, A 91) finden sich nach Seite 1858 eine Aufstellung über die Vergütung der reformierten Pfarrer in der Grafschaft, nach Seite 751 eine über die Vergütung der lutherischen Pfarrer.

 

Seite 261: Pfarrbesoldung

Im Staatsarchiv Marburg (Bestand 81. Regierung Hanau, Kirchen- und Schulsachen, A 91) finden sich nach Seite 1858 eine Aufstellung über die Vergütung der reformierten Pfarrer in der Grafschaft, nach Seite 751 eine über die Vergütung der lutherischen Pfarrer.

 

Seite 276

Es gibt Vorfälle, die mit Zauberei zu tun haben. Bei der Kirchen- und Schulvisitation im Jahre 1577 ist mit einem Mann in Hochstadt wegen Zauberei gesprochen worden, und er ist, ohne dass nähere Angaben dazu gemacht werden, „gestraft worden“ (Staatsarchiv Marburg)

Für die Sitzung des Presbyteriums am 1. Juli 1688 war Conrad Strohl vorgeladen worden. Er wird von den Ältesten bei seinem Gewissen gefragt, ob er den „weisen Mann“ Conrad Schinß in seinem Haus für die Heilung seiner kranken Hand gebraucht hätte. Er bestätigt dies, gibt jedoch zu seiner Entschuldigung an, dass er nicht gewusst habe, dass es sich um einen „weisen Mann“ gehandelt habe - anscheinend ein Heiler aus einem anderen Ort. Dazu verweist er auf Johannes Burger, der den Mann zu seinem lahmen Sohn gebracht hätte. Auch Burger wird vorgeladen und zu Rede gestellt, ob er bei einem solchen Teufelsmann für seinen Sohn Arzneimittel gesucht und ihn um Rat gefragt habe. Auch er leugnet es nicht: „Ja, er hätte ihn gebraucht, und dieser hätte ihm gute Mittel verschrieben. Er hätte dann nimmer mehr gebraucht. Aber er hätte ihn überhaupt nicht aufgesucht, wenn Conrad Strohls Frau ihn nicht in ihr Haus gerufen hätte. Die Vorgänge werden vom Presbyterium wohl für schwerwiegender eingeschätzt, so dass man vor Ort keinen Beschluss über Maßnahmen fassen könnte. Sie beschließen, dass man deswegen mit dem reformierten Inspektor und dem Amtmann Verbindung aufnehmen müsse. Dies bleibt aber anscheinend ohne Folgen, denn am 5. August werden Conrad Schinß und Johannes Buger vom Presbyterium noch einmal wegen des weisen Manns vorgeladen. Von Pfarrer Johann Karl Hatzmann wird den beiden aus Gottes Wort in Kürze vorgehalten, wie schwer sie sich an Gott versündiget haben, dass sie Gott verlassen und des Teufels Hilfe in Rat und Tat gesucht hätten. Beide hätten dann erkannt, dass sie aus Unwissenheit schwer gesündigt hätten. Sie bäten Gott um Verzeihung, unterstrichen durch ein Handgelöbnis und mit dem Versprechen, in Zukunft niemals mehr dergleichen zu tun (Quelle: Peter Gbiorczyk: Zauberglaube)

 

Aber Hexenprozesse gab es in Hochstadt nicht. Manche Leute bezeichnen das „Narrenhaus“ als „Hexenturm“. Einige vom Humor- und Musikverein tun das sogar, um speziell mich zu ärgern und feiern das „Hexenturmfest“. Als ich mit meiner Frau darüber sprach, sagte sie „Aber in Hochstadt gab es doch gar keine Hexen“. Meine Antwort war: „Es gab überhaupt nirgendwo Hexen!“ Aber Peter Gbiorczyk, der frühere Dekan in Langenselbold, hat ein umfangreiches Buch von 363 Seiten herausgebracht, in dem er die „Hexenverfolgung“ in der Grafschaft Hanau beschreibt und damit en armen Opfern ein Denkmal setzt.

 

 

 

Seite 278: Kirchweih

Die Kirchweih („Kerb“) wird am zweiten Sonntag im Juli gefeiert. Das paßt zum Kilianstag (auch wenn die Kirche keine „“Kilianskirche“ ist) wie auch zum Gedenktag der Zehntausend Märtyrer, deren Geschichte in der Sakristei dargestellt ist. Daß die Einweihung der Kirche am St. Kilianstag gewesen sein soll, ist ein interessanter Gedanke. Die Kirchweih wird am zweiten Sonntag im Juli gefeiert. Dazu scheint der 8. Juli als der Kilianstag zu passen, denn zumindest wenn der 1. Juli ein Sonntag war. Bei der Einweihung der Kirche galt aber noch der julianische Kalender und der Kilianstag war am 21. Juli. Dieser kann aber niemals der zweite Sonntag im Juli sein.

Andererseits gibt es die Vermutung des Restaurators der Kirche, die Kirche sei den „Zehntausend Märtyrern“ geweiht, die ihn der Sakristei dargestellt sind. Diese Geschichte von den Märtyrern ist nicht historisch, sondern in der Zeit der Kreuzzüge entstanden zur inneren Stärkung der Kreuzritter.

So richtig populär wurde die Geschichte erst um 1500, also in der Zeit, als die Kirche ausgemalt wurde (dann wären die Malereien in der Sakristei gleich alt wie die in der Kirche, könnten aber auch früher entstanden sein). Der Gedenktag der Zehntausend Märtyrer ist aber der 8. Juli bzw. nach dem julianischen Kalender der 22. Juli.

Die Schwierigkeit bleibt damit. Es ist sowieso schwierig, einen datumsmäßig festgelegten Gedenktag mit der Angabe in Einklang zu bringen „zweiter Sonntag im Juli“, denn der muß immer vor oder nach dem eigentlichen Gedenktag liegen.

 

Auf dem Rathausplatz fand früher auch die „Kerb“ statt, die Kirchweih, weil man bei schlechtem Wetter auf dem Rathaussaal gehen konnte. Dafür mußten die Kerbburschen allerdings 1 Gulden 15 Albus bezahlen. In späteren Jahren wird getanzt auf den Tanzböden der vier Gastwirtschaften „Goldene Krone“, „Zum Tiger“, „Zum Neuen Bau“ und beim Strohl“.

In den Jahren nach 2000 ist das Volksfest „Kerb“ verschiedentlich ausgefallen. Aber die Feier der „Kirchweih“ hat dennoch immer in der Kirche stattgefunden, das Gedenken braucht kein Volksfest.

 

 

 

Seite 280: Kerb-Beerdigung 2000

Einzug:

Die Beerdigungsgesellschaft zieht in das Zelt ein und bewegt sich im Zick-Zack zur Bühne.

Die Kapelle spielt: „Heil dir im Siegerkranz“. Die „Zeltgemeinde“ steht auf. Vorneweg laufen drei Priester, die Weihwasser verspritzen. Dann tragen vier Männer im Zylinder die Puppe des Kerbburschen, die auf einer Totenbahre sitzt, die auf den Schultern getragen wird. Es folgt ein Mann in Nachthemd und mit Zipfelmütze (Bernd Pistor) mit einem Buch (über Luther!), das den Text der „Predigt“ enthält.

Unter einem selbstgebastelten Baldachin kommt dann der „Pfarrer“, verkörpert von Rolf Bölke. Er trägt ein schwarzes Gewand und einen flachen, kreisrunden Hut und erinnert damit an einen italienischen Landpfarrer. Schließlich folgt die zahlreiche Trauergemeinde in altmodischen schwarzen Kleidern, die laut schluchzt und sich mit Taschentüchern die Tränen abwischt. ein Kranz mit schwarzer Schleife wird mitgeführt. Auf der Bühne beginnt der Pfarrer mit der „Amtshandlung“.

 

Pfarrer:

Liebe Kerbgemeinde,

zuerst darf ich alle anwesenden Damen bitten, die Beine übereinander zu schlagen ........

So - da nun alle Pforten der Hölle geschlossen sind, kann ich beginnen.

(Der Kirchenvater Augustin würde sich freuen, daß er hier indirekt zitiert wird, denn für ihn war die Frau das Einfallstor der Sünde, speziell sogar die Geschlechtsorgane der Frau. es geht dann weiter mit dem Stück, das sonst auch am Beginn des Gottesdienstes steht: )

 

So höret, die ihr anwesend seid, den Hochstädter Kerb-Psalm. Höret die eindringlichen Worte des Propheten Hermann Trompeterus, der unseren Gott Jokus in diesem Jahr anflehte: „Las­set viele Schäflein zu uns kommen, auch in einer Zeit, wo so viele Menschen gen Süden gezogen sind!“ Prägt euch diesen Psalm ein, denn in ihm liegt die Wahrheit:

Ihr liebe Leut', wir wolle hoffe,

ihr alle seid noch gut in Form,

wird heut der letzte Rest gesoffe,

dann war die Kerb wieder enorm.

Trinkt noch, solang die Zapfer winke,

trinkt ordentlich am letzten Tage,

denn ob mir im Jenseits auch noch trinke,

kann selbst als Pfarrer ich net sage.

Chor singt: Kommt Brüder wir trinken noch einen, wir sind ja noch so jung, zur Sparsamkeit ha'm wir im Alter noch viel Zeit.

„Wenn das so weitergeht, bis morgen früh, stehn wir im Alkohol bis an die Knie. ­Ein Glück, daß wir nicht saufen - wir lassen‘s nur so laufen.“

 

Pfarrer:

Unvorbereitet, wie ich mich habe, will ich heute über die Liebe sprechen. Ich halte mich für kompetent, dieses Thema zu behandeln, denn schließlich bin ich in einem Alter, in dem die Männer dankbar sind, wenn die Frauen ,,nein" sagen. (Wieder wird ein typisches Thema der christlichen Verkündigung angesprochen).

 

Die wirkliche Liebe ist die Treue. Und die Treue wiederum ist der Zeitraum zwischen zwei Seitensprüngen. Schon damals fragte Adam: ,,Eva, liebst du mich?" und Eva antwortete: ,,Wen denn sonst, du Trottel?" Nun - die Zeiten haben sich geändert. Wenn heute ein junger Mann eine junge Frau fragt: „Liebst du mich?“, dann antwortet diese: „Ja, warum sollte ich gerade bei dir eine Ausnahme machen!“ Ja, liebe Gemeinde, die Liebe ist ein wunderbarer Traum - die Ehe ist der Wecker!

 

Und deshalb möchte ich Euch, liebe Gemeinde, mit auf den Weg geben: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bessres findet!“ Und an meine männlichen Schäfchen richte ich den Appell: „Drum prüfe, wer sich jemals trennt, ob er schon eine Bessre kennt!“

 

Chor singt: Ein bißchen Liebe, ein bißchen Freude für unsre Erde auf der wir leben,

ein bißchen Liebe, ein bißchen Freude, ein bißchen Frohsinn, so muß es sein.

Singt mit uns das Liebeslied, das jetzt durch ganz Hochstadt zieht.

Ein bißchen Liebe, ein bißchen Freude für unsre Erde auf der wir leben,

ein bißchen Liebe, ein bißchen Freude, ein bißchen Frohsinn, so muß es sein.

 

Pfarrer:

Und nun, liebe Gemeinde, will ich Euch berichten von Wundern aus dem Leben des Propheten Hermann Trompeterus (Anspielung auf Pfarrer Langheinrich).

Das erste Wunder geschah in einem Sommer. Der Prophet hatte einen wunderbaren Traum. Er träumte von einer Urlaubsreise mit seinem Weibe Barbara. Sie fuhren durch das Heilige Land, durch viele arabische Staaten und standen plötzlich am Roten Meer. Als Hermann Trompeterus von seinem Traum erwachte, war das Wunder geschehen. Er schaute durchs Fenster und sah, daß das Wasser in seinem Swimmingpool rot gefärbt war.

Ein anderes Wunder passierte Jahr für Jahr. Oft flehte er: „Oh, Herr, warum kommen so wenig Schäfchen in meine Kirche und hören meine Predigt?“ Und der Herr sprach zu ihm: „Gehe nicht in die Kirche predigen, gehe hinter die große lange Mauer zum großen Zelt und du wirst sehen, viele hundert deiner Schäfchen werden dir folgen und deine Predigt hören, denn in der Kirche ist es vielen zu kalt oder zu trocken!“ Und wie man ihm sagte, so geschah es. Und siehe da, von nun an, vollzog sich dieses Wunder alle Jahre wieder.

 

Und Hermann Trompeterus war sehr dankbar und sang das Lied (Chor singt):

Die Hände zum Himmel, ein Wunder ist geschehn,

Es kommen so viele, um mich im Zelt zu sehn.

Die Hände zum Himmel die Bänke sie sind voll

Wir rücken zusammen, das finden alle toll.

 

Pfarrer:

Aber wie wir alle wissen, auch der allerschönste Falter, wird müde, kommt er mal ins Alter. Wir haben die Kunde vernommen, daß sich unser lieber Prophet Hermann Trompeterus zur Ruhe setzen will. Und so haben wir für ihn eine Hymne geschrieben, die weit über die Grenzen unserer Heimatstadt hinauswehen soll:

 

Chor singt (Melodie: Anton aus Tirol):

Longo......Longo.......Longo.......

Du warst so gut, du warst so toll,

du warst der Pfarrer „Wundervoll“.

Mit Trompete und Posaune

brachtest du uns gute Laune,

auch wenn die Kirch nicht immer voll.

(„Longo ist der Spitzname von Pfarrer Langheinrich, abgeleitet vom lateinischen „longus“ = lang)

 

Pfarrer:

Und nun stoßen wir auf und blasen ins Horn und danken auch unserem Propheten Hermann Trompetrus für die ach so schöne musikalische Begleitung während unseres Festes (Chor spricht):

Wir danken dir Trompeterus –

wir danken jedem Musikus –

wir sind so traurig, die Kerb ist aus.

Tröste uns - gib uns noch einen aus!

Pfarrer singt:

In nominus Kerbus von Hochstadt, so bitten wir die Kerbgeldeinstreicher Huhn, den Baumeister Martin, den Burger, Schmidt, den Ferkelbrater, und Fassing, den Griffelspitzer, daß der Erlösus von die Kerbus ausgegeben wird für schöne neue Trompeten, Posaunen und weiteres Gebläse.

 

Chor:

Hochstädter Kerb, Ihr Leut, ist eine Riesenfreund -Hochstädter Kerb.

 

Pfarrer singt: So danken wir dem Kerbbursch für die herrlichen Tage und hoffen, daß all die, die etwas in oder außerhalb des Zeltes und auf der grünen Wiese verloren haben, es wieder finden mögen. Chor singt: Damit wir es im nächsten Jahr wieder verlieren können.

Pfarrer singt: Was nicht vorhanden, kann man nicht verlieren.

 

Chor singt: Hochstädter Kerb, Ihr Leut ist eine Riesenfreud, Hochstädter Kerb.

 

Pfarrer:

So begraben wir, liebe Gemeinde,

wieder einmal die Hochstädter Kerb.

in der Hoffnung und im Wissen,

die Sache ist nicht ganz beschissen,

Wir hoffen, daß nächstes Jahr, ihr Leut,

wieder einer uns erfreut.

 

Dann trifft sich in Hochstadt alles wieder

bei Äbbelwoi, Bier und fröhliche Lieder.

Und alle rufen, ob auf der Straß oder im Zelt:

Kerb in Hochstadt - Fest der Welt.

 

Auszug: (Der Kerbbursch auf der Bahre wird flach gelegt, feierliches Glockengeläut ertönt)

 

 

 

Ausführlichere Ergänzungen zum Kirchengebäude finden sich in den Dateien „Hochstadt, Rundgang“ und „Hochstadt, Kirche“

 

 

Seite 281: Kirchturm

Conrad Appel schreibt: „Im Jahre 1554 ist der hiesige Glockenturm von Meister Barthel aus Hanau errichtet worden für 500 Gulden“. Der Turm ist also in einem Zug errichtet worden, aber wohl anstelle eines früheren Turms, denn der Kirchhof muß ja einen Eingang gehabt haben.

Am Kirchturm sind zwei Wappen von 1554. Damals regierte Philipp III. (1529-1561), der verheiratet war mit Helene von Pfalz-Simmern. Das Wappen von Kurpfalz und auch das von Pfalz-Simmern zeigt links oben und rechts unten einen nach links gewendeten Löwen und rechts oben und links unten weißblaue Rauten. Das Wappen findet sich auch (stark verwittert) über dem Haupteingang der Marienkirche in Hanau und auch an der Decke. Auch im Rathaus Wachenbuchen findet sich da Wappen von 1555.

 

Seite 281: Kirchturmuhr

Nach 1796 soll eine neue Uhr soll beschafft werden und 100 Gulden werden aus der Kirchenkasse genommen. Sie soll so groß werden wie die Uhr in Kleestadt. Ein Gutachten aus Kleestadt liegt bei den Akten. Die alte Uhr war seit zehn Jahren unbrauchbar. Weil aber Krieg war, konnte sie nicht erneuert werden. Die neue Uhr soll für 47 ½ Gulden durch den Schlosser Georg Friedrich Kraus aus Alt-Hanau angefertigt werden. Das Konsistorium sagt aber, die Gemeinde habe allein zu zahlen. Aber schließlich werden doch 150 Gulden aus der Kirchenkasse gegeben (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

Seite 281: Fischgrätmuster

Nach Aussage von Herrn Langheinrich wurde die ganze Westseite neu aufgeführt (mit Betonsockel), das Fischgrätmuster wäre hier also nicht original. Das Muster ist auch sehr regelmäßig, jedenfalls regelmäßiger an der Ostseite, die sicher noch alt ist (Schellmann II, Seite 137).

 

Dieses Stück Mauer mit Fischgrätmsuter ist zwar das älteste sichtbare Bauwerk in Maintal. Aber noch älter sind die Grundmauern der ersten Kirche in Dörnigheim, die 793 oder früher gebaut wurde. Diese Grundmauer hat man bei Ausschachtungsarbeiten an der Ostseite der Kirche gefunden, etwas von der heutigen Mauer entfernt.

 

Seite 282: Gefallenengedenktafeln

Bei Andreas Schäfer   stand ursprünglich das Geburtsdatum 22.11.27 da, er ist aber 1921 geboren. Rudolf Helmut Rauch, geboren am 6. März 1925, gefallen im Januar 1945. Er steht im Totenbuch der Kirche ohne nähere Angaben. Er ist ein Schulkamerad von Ernst Volk. Er gehört auf der Gedenktafel unter Helmut Rauch.

 

 

Seite 282: Gedenktafel am Turm             

Die Frau des Kaisers wohnte im heutigen „Schloßhotel“ in Kronberg. Eigentlich „Schloß Friedrichshof“ wurde das Gebäude im englischen Stil als Witwensitz der beliebten Kaiserin Fried­rich gebaut.

Eine Abbildung von Viktoria von Preußen, genannt „Kaiserin Friedrich“, der Mutter des deutschen Kaisers Wilhelm II., erschien im Maintal-Kalenders 2014. Zu der 33 mal 45 Zentimeter großen Zeichnung „Erinnerung an hohen Besuch in Hochstadt“ wurde Tatiana Bermant im Zusammenhang mit dem aktuellen Maintal-Kalender angeregt. „Kaiserin Friedrich“ besuchte Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig ihre Tochter Margarethe, die mit ihrem Mann Prinz Friedrich Karl von Hessen und ihrer Familie im Rumpenheimer Schloß lebte. Von dort unternahm „Kaiserin Friedrich“ auch Ausflüge über den Main nach Hochstadt.

 

Seite 282: Kirchenhäuschen

Am 14. August 1606 hat Graf Philipp Ludwig von Hanau einen Kornspeicher an der Kirche zu Hochstadt machen lassen (Der Ausdruck „auf die Kirche“ kann wohl nicht den Dachboden der Kirche meinen, dort wurde höchstens Erbsen- und Bohnenstroh gelagert; außerdem brauchte der Dachboden nicht gemacht zu werden, sondern er war schon vorhanden. Es kann sich nur um ein Gebäude auf dem Kirchhof handeln, das für den Verteidigungsfall gedacht war. Vielleicht war es das Gebäude, das an die Nordseite des Kirchturms angelehnt war) (Chronik Appel).

Ende 2010 kam im Kirchenvorstand der Plan auf, an der Nordseite des Kirchturms ein Schuppen zur Aufbewahrung von allerhand Material für die Kirche zu errichten. Vorbild dafür hätte das kleine Fachwerkhaus mit 16 Quadratmeter Grundfläche und einem Pultdach sein können, das an den Kirchturm angelehnt war (ein Bild liegt vor), wenn auch nicht unbedingt so hoch wie das Original. Aber dann wurde dort einfach eine Gartenhütte aus dem Baumarkt hingestellt, nur etwas mit Putz getarnt.

 

Seite 281: Alter Kirchturm:

Den alten Turm an der Nordwestecke kann man auch heute noch von außen an den Baunähten und auch an den Absätzen im Inneren erkennen. Vom Dachstuhl aus kann man nur den oberen Teil des Turms sehen (im Inneren der Kirche ist er ja abgerissen). Es läßt sich allerdings nicht feststellen, wie hoch der Turm einmal war, denn der obere Teil ist auch abgerissen (er war wohl am meisten baufällig). Er war der eigentliche Kirchturm. Erst als er baufällig geworden war, hat man den Wehrturm zum Kirchturm umgebaut (Schieferhaube) und die Glocken dort aufgehängt. Auf dem Dachboden ist ein Laufsteg. Von ihm aus kann man die Kuppeln des Kirchengewölbes von oben sehen (Schellmann I, Seite 233).

 

Seite 283: Glocke im Teufelsee

In dem See war während des 30jährigen Kriegs eine Glocke versenkt, die nachher nach Fechenheim verkauft wurde. Nun hat Fechenheim im Foyer der Melanchthonkirche eine Glocke vom 10. November 1390 stehen, die die älteste Glocke auf dem Frankfurter Stadt­gebiet ist. Diese Glocke ist allerdings 9 Zentner schwer, so daß man sich kaum vorstellen kann, daß sie leicht in einem See versenkt werden konnte. Heute hat die mittlere Glocke 7 Zentner
Gewicht, die kleine Glocke 4 Zentner. Doch in dem Bericht über die von den Spaniern herabgestürzte Glocke heißt es ausdrücklich, es sei eine kleine Glocke gewesen.

Conrad Appel gibt ohne Nennung einer Jahreszahl an: „Die große Glocke wiegt 48 Zentner, habe ich von Velten Bul gehört“.

 

Seite 286: Kirchhof 1765

Superintendent Schiede regt am 30. August 1765 anläßlich der Visitation im Zusammenhang mit der Renovierung der Kirche an, einen Garten für den Totenhof herzugeben. Der Totenhof ist zu klein und das Wasser dringt aus dem höher gelegenen Teil in die Kirche. Man sollte am Untertor einen Gemeindegarten zum Friedhof nehmen. Die durch Geläut zusammengerufenen Gemeindeglieder meinen aber, der Friedhof sei ausreichend. Die Erwachsenen wollten bisher meist am Eingang der Kirche beerdigt werden. Aber man könne für sie doch auch den Platz nehmen, wo bisher fast nur Kinder beerdigt wurden. Das Wasser könnte man durch eine Rinne ableiten. Der Platz am Untertor ist zu abgelegen, aber ein wertvoller Obstgarten. Philipp Meyer hat angeboten, seinen 8 Ruthen großen Garten zur Verfügung zu stellen, allerdings zum überhöhten Preis von 130 Gulden, obwohl der Wert nur 30 - 40 Gulden beträgt.

 

Seite 290: Altäre

In den meisten Kirchen gab es verschiedene Altäre, die mit Einnahmen aus Grundstücken verbunden waren. Damit wurde das Lesen einer Messe an dem betreffenden Altar bezahlt. In Hochstadt gab es neben dem Heilig-Kreuz-Altar im Chor der Kirche noch einen Nikolausaltar (heute Sakristei) und einen Maria-Magdalena-Altar (heute Heizungsraum).

Es wurde aber wohl nicht nur das Geld gezahlt, sondern auch tatsächlich dann eine Messe gelesen, und zwar von Priestern, die anderswo ihre feste Pfarrstelle hatten (sie werden auch „Altaristen“ genannt). Doch nach der Reformation fielen diese Messen natürlich fort. Das Geld wurde aber weiter einkassiert. Das weist zum Beispiel eine Quittung von 1558 aus. Das Geld aber ging jetzt in die Kirchenkasse. Die letzte Urkunde ist von 1579.

Selbst der Heilig-Kreuz-Altar hatte noch so einen Sonderpriester, denn 1499 wird Nikolaus Gyse als Altarist erwähnt.

Aber dieser Hauptaltar war an sich der Altar für den regelmäßig hier amtierenden Ortspriester. Dieser war aber nicht der offizielle Pfarrstelleninhaber, sondern diese wurde als Pfründe an einen Priester verliehen, der ganz woanders wohnte. Heinrich Günzler, unter dem 1490 die Kirche ausgemalt wurde, war zum Beispiel Stiftsherr am Leonhardstift in Frankfurt. Er erhielt die Pfarrstelleneinnahmen und bezahlte damit Peter Emmel als Vertreter, der die Arbeit vor Ort machte.

 

Seite 290: Taufstein:

Die Angabe 14.-15. Jahrhundert für den Taufstein ist aus dem Buch von Hermann Langheinrich, beruht aber nicht auf Urkunden, sondern auf einer kunstgeschichtlichen Einschätzung (Schellmann I, Seite 2414).

 

Seite 291: Kanzel:

Die Angabe 17. Jahrhundert für die Kanzel ist aus dem Buch von Hermann Langhein­rich, beruht aber nicht auf Urkunden, sondern auf einer kunstgeschichtlichen Einschätzung.

(Schellmann I, Seite 245).

 

Seite 293: Waschbecken in der Sakristei

Waschbbecken in der Sakristei diente dem Händewaschen und dem Reinigen der heiligen Geräte.

 

Seite 298: Neue Deutung der Wappen in der Kirche in Hochstadt:

Es war damals üblich, daß man das Wappen des Auftraggebers in der Kirche anbrachte. In der Hochstädter Kirche gibt es zwei Wappendarstellungen: Das Wappen mit den Hanauer Sparren im Schlußstein des Chorraums, in den Schlußsteinen des Mittelschiffs und in einem Schlußstein des nördlichen Seitenschiffes und in der einen Hand des Engels an der Wand hinter dem Altar. Das andere Wappen ist das Nassauer Wappen in der anderen Hand des Engels hinter dem Altar. Das ist wohl ein Zeichen dafür, daß das Hanauer Grafenpaar den Bau der Kirche unterstützt hat

Das rechte Wappen in der Hand des Engels zeigt einem Löwen, der nach links gewendet ist und von zehn Schindeln (Rechtecken, Rauten) umgeben ist. Hier kann es sich also nicht um das alte Hanauer Wappen handeln, denn darauf sieht der Löwe nach rechts und ist von sieben Sternen umgeben (wie heute im Hanauer Stadtwappen).

Vielmehr ist hier das Wappen von Nassau zu sehen, das Stammwappen des Hauses Nassau.

Dieses trennte sich in die Linien Nassau-Beilstein (ältere Linie), die bis 1561 besteht, und in die Linie Nassau-Dillenburg (ältere Linie), die von 1341 – 1606 bestand. Beide gehören sie aber zur ottonischen Linie des Hauses Nassau, zu der auch das niederländische Königshaus gehört, dessen Wappen auch von zehn Schindeln umgeben ist.

In Hochstadt kommt zunächst einmal Reinhard II. in Frage, der von 1404 bis 1451 regierte, der erste Graf (!) von Hanau. Er war seit 1407 verheiratet mit Katharina von Nassau-Beilstein, deren Wappen hier eingefügt sein könnte. Das Heiratsjahr 1407 ist der früheste Zeitpunkt der Erbauung der Hochstädter Kirche, der späteste ist 1451, als Reinhard II. starb. Die Mitte zwischen diesem Datum ist 1429, so daß daraus die Angabe „Erbauung um 1430“ wurde.

Nun gibt es unterschiedliche Darstellungen des Wappens von Nassau-Beilstein ältere Linie (nördlich von Wetzlar im Lahn-Dill-Kreis, sogenannte „Kalenberger Zent“). Einmal heißt es, Beilstein habe von 1341 bis 1561 das ottonische Wappen der Nassauer geführt (als es an Nassau-Dillenburg fiel), nämlich das mit den zehn Schindeln um den Löwen herum. In der Hochstädter Kirche ist die eine Schindel allerdings schwer zu erkennen: Es befindet sich rechts oben an dem Schwanz des Löwen. Dort ist nicht ein Haarbüschel des Löwen, sondern eine weitere Schindel, wie der Vergleich mit dem offiziellen Wappen zeigt, bei dem an dieser Stelle auch eine Schindel ist.

Das Stammwappen der ottonischen Linie (zu der auch Beilstein gehörte) hatte neun Schindeln. Das Scheiblersche Wappenbuch gibt für 145ß – 1480 nur sieben Schindeln an. Das Stammwappen soll aber auch elf Schindeln gehabt haben (offenbar wurde mit jedem Gebietszuwachs eine Schindel hinzugefügt). Es handelt sich um goldene aufgerichtete Schindeln, die in Form und Anzahl variieren und in der Form rechteckig-senkrecht, aber auch rautenförmig oder schräggestellt sein können. Sie sind frei in die Lücke zwischen Löwe und Schildrand eingefügt, nie verschwindet eine Schindel halb am Schildrand.

Es gibt aber auch eine Darstellung des Beilsteiner Wappens mit nur sieben Schindeln. Falls das das richtige Beilsteiner Wappen ist, kann die Kirche nicht in der Zeit gebaut worden sein, als eine Prinzessin aus Beilstein die Hanauer Gräfin war. Ein Nassauer Wappen mit zehn Schindeln hatte aber Nassau-Dillenburg, und Philipp I. der Jüngere (1458 – 1500) von Hanau war seit 1468 verheiratet mit Adriana von Nassau -Dillen­burg (nicht: Adriane). Die Grabplatte der Gräfin in der Hanauer Marienkirche hat allerdings keine Schindeln rund um den Löwen. Dann wäre also die Kirche erst nach 1468 erbaut und man käme dann sehr nahe heran an den Zeitpunkt der Ausmalung der Kirche im Jahre 1490. Nach einem dendrochronologischen Gutachten ist außerdem ein Balken aus der Decke des Chorraums aus der Zeit nach 1480.

Wenn das die Erbauungszeit wäre, dann käme man ganz nahe an die Zeit der Ausmalung der Kirche 1490 heran. Dann ist auch eher verständlich. daß das Erzbistum Mainz auf die Ausmalung der erst kürzlich fertiggestellten Kirche drängte, die also von etwa 1485 sein könnte.

 

Seite 299: Kirchensitze im Chorraum

Conrad Appel schreibt: „Im August 1613 wurden in dem Chorraum der Kirche einige neue Stühle an der Mauer herum gemacht. Der Baumeister ist der junge Peter Schmied gewesen“ und „Am 6. Mai 1616 sind in der Kirche drei neue Kirchenstühle neben der Bibliothek und mitten durch einen Gang gemacht worden; der Baumeister war Konrad Spilmann (Die „Kirchenstühle“ sind abgeteilte Kirchenbänke, an sich nur für jeweils eine der Frauen, die allesamt im Kirchenschiff saßen. Wenn hier von Kirchenstühlen im Chorraum die Rede ist, so sind diese für den Kirchenpatron und die Amtspersonen im Ort. „Neben der Bibliothek könnte die Sakristei meinen).

 

Seite 299: Malereien im Chorbogen

Es handelt sich bei den Malereien am Chorbogen um Darstellungen des Jüngsten Gerichts: Jesus sitzt auf einem Regenbogen. Unter ihm ist als runde Scheibe die Erde zu sehen. Links von Jesus kniet Maria, rechts steht Johannes, der „Lieblingsjünger“. Unterhalb des Querbalkens sieht man oben einen Engel, etwas weiter unten und etwas nach links eine Heiligengestalt. Sie deuten stellvertretend die Heiligen an, die zu Gott kommen. Rechts dagegen werden die Sünder in den Rachen der Hölle geworfen.

 

Seite 301: Bestimmung der Pflanzen

Wie schwer die Bestimmung der Pflanzen ist, zeigt sich darin, daß Frau Häger-Hogerland von ihrer bisherigen Meinung jetzt in einigen Punkten abweicht: Im Chor hält sie statt der Kamille auch eine Karthäuser-Nelke für möglich. Im Mittelschiff in Joch 1 nimmt sie jetzt doch eine rote Heckenkirsche an. Und im südlichen Seitenschiff in Joch 2 vermutet sie jetzt den doldentraubigen Milchstern.

 

Seite 306: Reparaturen an der Kirche 1732 und 1766

Der 1732 und 1733 eingezogene Zehnte wird für die Reparatur des Kirchenchors und der Pfarrgebäude verwendet. (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

Im Jahre 1766 fehlt am Kirchendach oben ein ganzes Stück. Die bürgerliche Gemeinde nimmt 2.804 Gulden Kapital auf bei neun Gläubigern (unter anderem bei den Wirten Philipp Koch und Andreas Stein). Die Kirche soll 200 Gulden geben. Die Kosten werden auf über 1.000 Gulden geschätzt. Die Gemeinde will auf einmal nichts geben, die Kirche habe über 6.00 Gulden Rücklagen. Das Konsistorium verweist am 2. Mai.1766: darauf, daß laut Konsistorialprotokoll die bürgerliche Gemeinde ein Drittel zu tragen hat. Am 7. November 1766 werden schließlich 277 Gulden aus der Kirchenkasse genommen, 184 Gulden aus der Gemeindekasse. Der Rest von 92 1/3 Gulden wird geteilt.

 

Seite 311: Kirchenbaurechnungen

Die Kirchenbaurechnungen Hochstadt von 1811 bis1842 sind im Staatsarchiv Marburg vorhanden.

 

Kirche nach dem ersten Weltkrieg.

Der Pfarrer berichtet am 2. Juni 1918 über die Unions-Jubiläumsfeier am 28. Mai in Hanau (Hanauer Union von 1818), an der leider die Kirchenältesten wegen der arbeitsreichen Zeit nicht teilnehmen konnten.

Zur Lage der evangelischen Kirche hat der Gesamt-Synodalausschuß ein Schreiben verfaßt, das am 29. Dezember 1919 von allen Anwesenden unterschrieben wird. Auch alle Gemeindeglieder über 20 Jahre sollen zur Unterschrift veranlaßt werden. Man will die Unterschriften an das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung übersenden.

Am 9. März 1919 liest der Pfarrer eine Kundgebung des Gesamtsynodalausschusses vor. Eine Protestschrift gegen die Besetzung („Annexion“) des linken Rheinufers wird nach dem Gottesdienst von vielen Gemeindegliedern unterzeichnet (Frankreich hatte die westlichen Provinzen besetzt, um ein Unterpfand für verhängte Wiedergutmachungsleistungen zu haben). Die traurigen Zustände in der Gemeinde und im Vaterland werden behandelt. Der Vorsitzende des Kirchenvorstandes schickt im Mai 1919 ein Telegramm an das Auswärtige Amt, in dem die Rückkehr der Missionen in die Kolonien gefordert wird.

 

 

 

Seite 314: Lehrer (vergleiche hierzu die Datei „Schule und Lehrer“)

In der von Graf Reinhard im Jahre 1434 erlassenen Ordnung für die Pfarrer werden die Aufgaben eines „Kindermeisters beschrieben: Teilnahme am Chor, Hilfe bei der Messe (besonders bei den Gesängen, Leitung des Chors. Die Einübung der gottesdienstlichen Gesänge ist eines der Hauptziele der Schule. Auch auf den Dörfern gab es wohl schon in vorreformatorischer Zeit einfache Pfarreischulen. Im Visitationsbericht von 1597 findet sich ein Hinweis darauf, daß man außer dem Schulmeister für den deutschsprachigen Unterricht die ganze Zeit vorher einen lateinischen Schulmeister gehabt habe. So deutet es jedenfalls Peter Unterrichtseinheit in seinem Buch über das Landschulwesen. ‚Es dürfte aber eher darum gehen, daß man für die Schule wieder einen Lehrer haben will, der studiert hat und begabte Kinder unter anderem durch den Unterricht in Latein auf die weiterführende Schule vorbereiten kann.

 

Am 12. August 1665 schreibt Pfarrer Brixius an den Superintendenten (Schul- und Glockenamt zu Hochstadt 1565-1643, Staatsarchiv Marburg, Bestand 83, Nr. 2652): „Vom Schulmeister wird erwartet, daß er die geistlichen Gesänge singen kann und den Schülerchor leitet und für das Glockenläuten sorgt. Er soll den Schülern die Lehrinhalte eindringlich nahebringen und eine christliche Schule halten. Er muß ein guter Schreiber und Rechner sein, damit er die Rechnungen der Gemeinde, der Kirche („Baumeisterrechnungen“) und der Weinmeister prüfen und in Reinschrift schreiben kann. Er muß die Mehlwaage und die Uhr betreuen. Dafür erhält er freie Wohnung und einen Bargeldbetrag. Jeder Einwohner muß ihm Naturalien geben, die er aber selber einsammeln muß. Jeder Haushalt muß ihm an Ostern und Weihnachten einen Laib Brot geben (natürlich über das Jahr verteilt). Er erhält vier Maß Wein vor den vier großen Festen und von einigen Wiesen den Zenthafer. Außerdem erhält er Geld, wenn er allein oder mit den Schülern an Taufen und Beerdigungen und dem Krankenabendmahl mitwirkt. Ob er auch von den Eltern das Schulgeld erhält, hängt davon ab, ob er sein Amt fleißig ausführt und möglichst viele Jungen für die Schule gewinnen kann.“

Aber die Verhältnisse waren oft ärmlich. Und der Schulmeister war immer von den Einstellungen und Interessen der Eltern und der Amtspersonen abhängig.

 

Am 15. Oktober 1604 hat der Schulmeister Lorenz Heberer seinen Abschied von der Gemeinde Hochstadt genommen und sich nach Hanau begeben.

Am 8. Dezember 1607 ist Konrad Kleß, der Lehrer hier in Hochstadt, gestorben. Zur Beerdigung wurde aus dem 118. Psalm in der Kirche gesungen.

Am 17. Mai 1608 ist Jost Kapus von Nauheim als Schullehrer nach Hochstadt gezogen (Name auch „Capsius“ oder „Philipp Jost“)(Chronik Appel).

Johannes Leimbach bittet 1786 um die „Personalfreiheit“, also die Befreiung von Steuern. Aber es handelt sich nicht um den Lehrer, sondern wahrscheinlich um seinen Sohn (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a)

 

Seite 326:

Der reformierte Schulmeister erhält 1781 sechs Achtel Besoldungskorn aus der Präsenz Hanau (Staatsarchiv Marburg Verzeichnis E, Fach 9 a).

 

 

Seite

Reformierte Lehrer

Im Jahre 1689 wird ein Johann Krimbach erwähnt. Er ist nur kurz in Hochstadt und wird als „Herr Schulmeister“ bezeichnet. Vielleicht handelt es sich wieder um einen noch stellungslosen Pfarrer, der dann irgendwo ins Pfarramt überwechselt.

Als Nächster wird Philipp Carl Otto Lang, Organist und Schuldiener, 1699 erwähnt, 1713 dann Johann Leimbach (sein Vater ist aus Langenselbold laut einer Nachfarin aus den USA)

 

Johannes Leimbach:

Die Lehrer wurden in früheren Zeiten als „Schuldiener“ und später als „Schulmeister“ bezeichnet. Er war reformierte Lehrer, gehörte also der reformierten Konfession an und unterrichtete nur die reformierten Schulkinder. - Quelle für diese Zusammenstellung sind neben den Kirchenbüchern vor allem die Presbyterialprotokolle.

 

In den Kirchenbüchern kommt der Name mehrfach vor. Als Erster wird der Niederdorfelder Lehrer Leimbach erwähnt, dessen Vorname und der Name seiner Frau nicht bekannt sind. Das Ehepaar hat zwei Kinder:

1. Johann Heinrich Leimbach, geboren etwa 1665verheiratet mit Anna Barbara Lerch, von 1687 bis 1689 Lehrer in Hochstadt.

2. Johannes Leimbach, geboren 1674 in Langenselbold, verheiratet mit Anna Elisabeth Kleiß, von 1701 bis 1723 Lehrer n Hochstadt.

 

Dann gibt es noch zwei weitere Familien mit dem Namen „Leimbach“, bei denen es sich aber nicht feststellen lässt, ob sie Nachkommen der Lehrer waren:

1.Anna Margretha Leimbach, geboren 1709, verheiratet mit dem Schweinehirten Johannes Bolender.

2. Johannes Leimbach, geboren etwa 1753, Gemeinschweinehirt, verheiratet mit Katharina Kappes

 

1687 - 1689: Heinrich Leimbach                              

Am 19. Dezember 1686 wird dann wegen eines neuen Schulmeisters beraten. Der Pfarrer übernimmt es, den Schulmeister in Ravolzhausen zu fragen. Am nächsten Tag bietet sich aber Heinrich Leimbach aus Langenselbold an. Er stellt sich bei der Feier des Weihnachtsfestes der Gemeinde vor und wird am Mittwoch danach mit Zustimmung des Konsistoriums als Schulmeister angenommen. Am 16. Januar beginnt er mit dem Schulunterricht. Am 27. Januar wird dann sein Hausrat mit vier Wagen Doppelgespann aus Langenselbold abgeholt. Seine genauen Lebensdaten und die seiner Frau Anna Barbara geborene Lerch sind nicht bekannt. Der Vater war Schulmeister in Dorfelden. Er selbst ist früher in Langenselbold tätig gewesen. Sein ursprünglicher Beruf ist Leineweber, den er wohl auch neben seinem Schulmeisterberuf ausübte.

Im Jahre 1687 wird dem Schulmeister Leimbach aufgetragen, mehr auf Ordnung bei der Jugend zu halten, damit er nicht zu sehr vom Pult eingreifen muss. Er soll alle Jungen unter 16 Jahren beim zweiten Geläut in der Schule wegen des Gesangs prüfen und sie dann paarweise in die Kirche und nachher wieder hinaus gehen lassen. In der Schule soll er sie dann über die Predigt prüfen und im Übrigen eine rechte Zucht halten. Im Übrigen soll er eine rechte Zucht halten, damit die Jugend zu Gottes Ehren, der Eltern zur Freude und der Kirchen zur Zierde aufwachse. Er bittet darum, man möge ihm die Hand dazu reichen und es den Eltern von der Kanzel sagen, damit sich jeder danach richten kann.

Im Jahre 1689 wird noch Kind des Lehrers Leimbach in Hochstadt getauft. Aber kurz darauf muss er wohl aus dem Amt geschieden sein.

 

1701 – 1723: Johannes Leimbach                 (Dezember 1701 - März 1723)

Im Jahre 1701 war in Hochstadt der Schulmeister Wilhelm Schmidt eingesetzt. Als es aber um eine feste Anstellung geht und das Konsistorium ihn im September 1701 vorschlägt, befragt der Schultheiß einige Leute in der Gemeinde. Aber die wollen den Schulmeister nicht, weil er zu liederlich sei und auch die Orgel nicht spiele. Auch der Kirchenvorstand lehnt ihn ab und bittet das Konsistorium um einen anderen Schulmeister.

Da bestimmt das Konsistorium am 18. Dezember 1701 den Schulmeister Johannes Leimbach zum Leiter der Schule. Jeder einzelne Kirchenälteste wird bei der Wahl nach seiner Meinung gefragt. Aber mit Johannes Leimbach und mit seinem Schulunterricht ist die Gemeinde sehr zufrieden. Auch der Schultheiß ist mit ihm einverstanden.

Johannes Leimbach ist der Bruder des Heinrich Leimbach, der von 1687 bis 1689 Schulmeister in Hochstadt war. Er heiratet Anna Elisabeth Kleiß und hat mit ihr in den Jahren von 1703 bis 1722 sieben Kinder, die in Hochstadt geboren wurden.

Seine Tochter Maria Barbara Leimbach hat später einen interessanten Lebenslauf gehabt. Nach Mitteilung des Herrnhuter Missionsdirektors heiratete die am 11. September 1722 in Hochstadt getaufte Maria Barbara Leimbach, Tochter des Schuldieners Johann Leimbach, in erster Ehe den Missionar Friedrich Martin, mit dem sie von 1743 bis 1750 auf der Insel St. Croix (Dänisch Westindien) missionarisch tätig war. Friedrich Martin, ein besonders gesegneter Zeuge des Evangeliums, starb 1750. Hierauf kehrte seine Frau 1751 in die Heimat zurück und heiratete später den ersten Bischof der erneuerten Brüderkirche, David Nitschmann, der 1732 mit Bernhard Dober zusammen als erste Sendboten der Brüdergemeine zu den schwarzen Sklaven nach St. Thomas ging. Sie starb 1810 in der Brüderkolonie Bethlehem in Pennsylvanien (N.A.).

 

Am 7. Juli 1707 reicht Schulmeister Leimbach eine Bittschrift beim Konsistorium ein, in der er um Verbesserung seines Gehalts anhält. Der Kirchenvorstand will das Anliegen überlegen. Weil aber nicht alle anwesend sind, wird die Sache erst einmal verschoben. Am 4. September werden ihm zehn Gulden gegeben, aber nur als Abschlag auf sein Gehalt.

Bei der Überprüfung („Visitation“) durch Inspektor Friedrich Grimm am 18. September 1707 ist die Jugend in ziemlicher Anzahl neben den Ältesten und einigen Leuten aus der Gemeinde in der Kirche erschienen. Sie sind zuerst von Herrn Pfarrer und danach auch vom Inspektor über den Katechismus befragt worden, allerdings mit unterschiedlichem Ergebnis.

Dann geht man mit dem Pfarrer und den Ältesten in die Schule und untersucht, wie die Schulkinder im Lesen unterwiesen wurden. Der Inspektor hat das auch ziemlich gut vorgefunden, nur dass die Jugend den Sommer über nicht geschickt wird und folglich das vergisst, was den Winter über ihnen mit großer Mühe vermittelt wurde. Dem Schulmeister und dem Schulwesen wird ein durchgehend gutes Zeugnis gegeben. Man sagt ihm nur, er solle die Kinder öfter an den regelmäßigen Schulbesuch erinnern. Aber das will er nicht tun. Man sagt, es wäre aber gut, wenn sie im Sommer wenigstens eine Stunde am Tag kämen, damit sie nicht alles vergessen wird, was den Winter über gelehrt wird.

 

Am 5. Januar 1708 erhält Schulmeister Leimbach eine Hypothek von 120 Gulden. Er hat zur Sicherung einen gerichtlichen Schriftsatz mit Unterschrift und Siegel des Gerichts Altenhaßlau [sein Heimatort] ausgehändigt, der in die Baulade (= Kirchenkasse) gelegt wird. Am 3. Februar 1712 zahlt Leimbach die restlichen 70 Gulden und erhält den Kapitalbrief zurück.

 

Am 2. Juni 1709 beklagt sich Schulmeister Leimbach, dass der 19jährige Sohn des Daniel Meerbott seine Magd auf dem Weg geschlagen habe, weil sie das Vieh auf seinem Acker grasen lasse. Dabei ist es aber nicht geblieben, sondern sie habe ihn auch geschlagen und ihn einen hassenswerten Mann gescholten. Der Schulmeister habe ihn zur Rede gestellt. Er hat aber anfangs nicht gestehen wollen, aber doch am Ende gesagt, es sei wahr und er sei voller Hass. Hierauf habe er dem Pfarrer alles klagen wollen, er wäre aber nicht zu Hause gewesen. Aber beim Hinausgehen habe der verheiratete Bruder Wilhelm Meerbott ihn auf der Straße angegriffen. Er habe ihm aber gesagt, er solle doch in das Schulhaus kommen, wenn er ihm etwas sagen wolle. Er habe das zwar getan, aber derartig in dem Haus geschimpft, das er das dem Kirchenvorstand klagen müsse.

Hierauf werden beide vorgeladen. Da hat dann Daniel Meerbott gestanden, dass er den Schul­meister bei der Magd als einen widerspenstigen Mann bezeichnet hat, weil er ihr Schwein aus seinem Garten vor dem Tor habe heimtreiben lassen. Darauf wird auch Wilhelm Meerbott zur Rede gestellt. Er will sich damit zu entschuldigen, dass der Schulmeister seinen Bruder einen Schelmen und Diebskind („Hapenkind“) geheißen hätte. Das leugnet aber der Schulmeister entschieden. Man wendet allen Fleiß an, die Sache zu vergleichen. Die Magd hätte zwar unrecht getan, wenn sie - wie er angibt - auf seinem Acker hat grasen lassen, aber Meerbott hätte den Schulmeister doch aus der Sache heraus lassen sollen.  

Meerbott sagt, er würde es nicht leiden, wenn die Magd des Schulmeisters anderen schade. Er sei es nicht wert, ein Schulmeister zu heißen. Aber es hat doch nicht zum Vergleich kommen können, weil der Herr Schulmeister fest darauf besteht, dass er in keiner Weise schlechte Worte gebraucht hat. Daniel Meerbott aber beharrt auch darauf, dass er so etwas gesagt habe.

Weil sich kein Beweis befindet, aber klar ist, dass Meerbott die Magd geschlagen und ihren Herrn gescholten hat, wird ihm auferlegt: Er soll entweder den Herrn. Schulmeister um Verzeihung bitten oder beweisen, dass er ihn einen Schelmen oder Diebskind geheißen hat. Er will das aber durchaus nicht tun, sondern er will es an höherer Stelle darauf ankommen lassen und bei der Kammer sein Recht suchen. Hierauf wird beschlossen, dem Schulmeister einen Auszug aus dem Protokoll zu geben, dass er an höheren Orten sein Recht suche. Man könne es nicht dulden, dass so ein junger Mensch, der erst aus der Schule gekommen ist, den Schulmeister so schlecht respektiert, wie er es selbst vor dem Kirchenvorstand getan hat.

 

Am 13. November 1709 schreibt Leimbach an das Konsistorium: Er hat schon mehrfach beim Kirchenverwalter um die Lieferung der sechs Achtel Korn aus der Präsenzkasse Hanau gebeten, aber bisher noch nichts erhalten können. Er kann sich kaum noch eine Woche mit Frau und Kindern erhalten. Die Schulbesoldung ist sowieso schon schlecht und gering. Deshalb bittet er dringend darum, dass ihm das Korn geliefert wird. Es wird ihm noch am gleichen Tag gesagt, er solle sich noch einen Tag gedulden.

 

Im Hanauer Presbyterial-Protokoll über die Hausvisitationen vom 31. Mai 1711 heißt es:

Bei den Hausbesuchen sind die Kinder zu prüfen:

a.) ob sie die Hauptstücke der christlichen Religion verstehen,

b.) ob sie zum Morgen- und Abendgebet und zum Lesen in der Bibel angehalten werden,

c.) zur Kirche und Schule angehalten werden,

d.) ihr Mutwillen ernstlich gestraft wird,

e.) ob sie nach der Predigt gefragt werden, was sie daraus gelernt und endlich

f.) ob sie zum christlichen und bescheidenen Leben täglich ermahnt werden.

Wenn dieses geschehen ist, sind die Eltern vor der Familie zu loben oder zu bestrafen.

 

Im März 1712 wird gegen den Lehrer Leimbach Klage vorgebracht, er soll einige Kinder zu hart angegriffen und gestraft haben. Die Klage hat aber keinen Bestand und er wird als unschuldig erwiesen. Die Eltern werden zum Frieden ermahnt. Die Herrschaft ordnet am 4. Juli 1713 in einem Rundschreiben an: In der Schule sollen die Kinder verständlich lesen lernen, sauber schreiben und etwas rechnen und den Katechismus wohl lernen und an Gehorsam gegen die Eltern und Oberen und an die guten Sitten herangeführt werden.

 

 

Bei der Kirchen- und Schulvisitation durch Inspektor Friedrich Grimm am 31. März 1713 bestehen die Schüler die Prüfung teilweise ganz gut. Teilweise antworten sie aber aus Furcht nicht so, wie sie es hätten tun können. Sie werden mit der Ermahnung entlassen, fleißig die Schule zu besuchen und sich um Gottesfurcht zu bemühen.

Der Pfarrer wird wenigstens einmal wöchentlich und einmal im Monat in Begleitung eines Kirchenältesten die Schule besuchen und darauf sehen, dass alles treu und fleißig nach der Schulordnung vorgenommen wird. Vor allem soll darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht nur im Winter kommen. Vor allem die Kleinen sollen im Sommer zur Schule angehalten werden. Aber auch die anderen sollen wenigstens eine oder eine halbe Stunde angehalten werden, das zu wiederholen, was sie im Winter gelernt haben.

 Der Schulmeister soll jeden Sonntag dem Kirchenvorstand eine Liste der Schüler vorlegen, die selten zur Schule kommen, damit Eltern und Kinder an ihr Versäumnis erinnert werden können. Es wäre auch gut, wenn jemand aus dem Dorf im Winter gegen ein paar Gulden oder Taler in der Schule aushelfen würde. Der Pfarrer und die Ältesten werden darüber beraten. Am 2. April 1713 wird über diese Punkte geredet, wie es der Herr Inspektor befohlen hat, wie sie am besten umzusetzen wären. Die Schulvisitation soll so viel wie möglich geschehen.

 

Die Herrschaft ordnet am 4. Juli 1713 in einem Rundschreiben an: In der Schule sollen die Kinder verständlich lesen lernen, sauber schreiben und etwas rechnen. Auch sollen sie den Katechismus lernen und an Gehorsam gegen die Eltern und Oberen und an die guten Sitten herangeführt werden. Am 19. November 1713 wird im Kirchenvorstand verabredet, dass man bis Donnerstag Schulvisitation abhalten will.

 

Am 7. März 1717 klagt Schulmeister Leimbach über Anna Catharina Püdel, deren Sohn er in der Schule einen Platz nach unten gesetzt hat, weil ein anderer Schüler seine Aufgaben besser erledigt hat. Das hat sie ihm sehr übelgenommen. Sie hat gesagt, sie wolle es diesem grün-gelben Schelmen von Schulmeister nicht gönnen, dass ihr Sohn weiter zu ihm in die Schule gehe, sondern sie werde ihn in die lutherische Schule schicken. Sie droht an, sie würde das tatsächlich auch tun. Das hat sie nun auch schon 14 Tage getan. So hat es der Schulmeister Leimbach gehört. Die Frau wird vorgeladen, leugnet aber alles., Sie sagt, sie hätte nichts gegen den Schulmeister, der Sohn sei nur eine Zeitlang krank gewesen. Sie wolle ihn wieder schicken, der Junge hätte zwar gekonnt, aber sie hätte ihm keine Erlaubnis gegeben. Der Herr Schulmeister hat sich damit zufriedengegeben, weil die Worte nicht zu beweisen seien.

 

Einige Tage später, nämlich am 17. März, klagt dann der Schweinehirt Henrich Bolender gegen den Schulmeister Leimbach, er würde seine Kinder übel behandeln („traktieren“). Bolen­der sagt aus, der Schulmeister habe seinen Sohn mit einem Stock auf die Achsel und den Rücken geschlagen, dass er vier Wochen blau gewesen ist. Er habe ihn an den Haaren ziehen wollen und zwei Stecken auf ihm entzwei geschlagen. Der andere Junge sei von der Turmtreppe heruntergefallen. Den habe er am anderen Tag so geschlagen („geschmissen“), dass er bis an sein Ende darüber geklagt hat und drei Wochen später gestorben ist. Darauf habe er seinem Buben verboten, auf den Turm zu gehen, und den anderen Buben befohlen, sie sollten ihn (?) mit dem Glockenseil herunterschmeißen (?).

Der Schulmeister aber antwortet, das sei eine gottlose Lüge, dass er zwei Stöcke auf dem Rücken des Kindes entzwei geschlagen habe. Wenn er den Sohn blau geschlagen habe, dann hätte der Vater das damals anklagen sollen oder jetzt noch mit Männern und nicht Kindern beweisen, dass er so lang wäre blau gewesen. Auch dem anderen Sohn habe er nichts getan. Allerdings habe er dem noch lebenden Sohn verboten, auf den Turm zu gehen, andernfalls würden ihm ein paar Ohrfeigen gegeben.

Die Männer wurden wieder samt den Frauen versöhnt. Aber man hat den Hirten und seine Frau hart gerügt, dass sie nicht beizeiten an der zuständigen Stelle darüber geklagt hätten, und stattdessen den Ort mit einem Gerücht erfüllt hätten, um den Herrn Schulmeister nur zu blamieren. Sie hätten auch einige Dinge von ihm verbreitet, die nicht zu beweisen und unglaubhaft wären. Dem Herrn Schulmeister aber wurde aufgetragen, dass er ja zu solchen Klagen keine Ursache geben sollen, sondern nur maßvoll die Kinder züchtigen solle.

Daraufhin hat er bei Gott geschworen, dass er es immer täte und auch in Zukunft tun wolle.

[Bei dem erwähnten Jungen muss sich um Johannes Bolender handeln, weil es der ältere Sohn der Familie war. Ein weiterer Sohn ist am 17.5.1717 gestorben. Bei dem anderen gestorbenen Kind kann es sich nur um Andreas Koch handeln, der aber schon am 13.7.1716 im Alter von 9 Jahren gestorben ist. Aber es wird im Kirchenbuch kein Vermerk über die Todesursache gemacht]

 

In einem Rundschreiben vom 8. November 1719 (eingetroffen am 2. Dezember 1719) wird befohlen: Die Schulüberprüfungen werden nicht genügend ernst genommen. Wenn die Inspektoren alle drei Jahre prüfen, bleibt es beim bloßen Auswendiglernen. Aber es kommt darauf an, dass die Kinder auch verstehen, was sie aufsagen. Ein Gebet zum Beispiel sollen sie mit Verstand und Andacht tun. Die Schulmeister sollen angehalten werden, das ganze Jahr über Schule zu halten und in den Schulstunden nicht andere Dinge vorzunehmen. Die Pfarrer werden deshalb nochmals an ihre Pflichten erinnert und auf die Schulordnung und die Visitationspunkte hingewiesen. Sie sollen die Schule wöchentlich besuchen und achtgeben auf des Schulmeisters Leben und die Mängel genau untersuchen. Wenn ein Schulmeister sich nicht bessern will, ist das dem Amt zu melden. Das Wohl der Kinder soll ihnen auf die Seele gebunden werden.

 

Am 3. Dezember 1719 wird über den Brauch gesprochen, der in der Gemeinde aufgekommen ist, dass die Jungen, die bei der Hochzeit gesungen haben, etwas zu essen und zu trinken bekommen, aber nicht mit christlicher Mäßigkeit. Die Jungen haben sich so mit dem Trunk übernommen, dass es oftmals Üppigkeit und Ärgernis gegeben hat. Um diesem Unwesen zu steuern, hat der Kirchenvorstand den Beschluss gefasst, dass in Zukunft den Jungen kein Wein oder Getränk oder Essen gegeben werden darf, sondern einem jeden Jungen ein Albus gegeben werden soll, wie bei einem Begräbnis. Das wird der Gemeinde von der Kanzel verlesen [Der Schulmeister leitete diese Gesänge, deshalb wird dieser Vorgang hier behandelt].

 

Das Hanauer Konsistorium schreibt am 31. März 1723: Der Schulmeister Leimbach hat angezeigt, dass er entschlossen ist, sich anderweitig mit seiner Familie niederzulassen. Er hat deshalb um seine Entlassung und ein Zeugnis gebeten. Das Konsistorium will seinem erhofften Glück nicht hinderlich sein.

Es bestätigt entsprechend einer Stellungnahme von Pfarrer Bender, dass er 22 Jahre den Schul­dienst versehen hat, verbunden mit der Aufgabe des Vorsingers und Organisten und mit dem Glöckneramt. Nach dem Zeugnis des Pfarrers Heinrich Daniel Bender kann man sagen: Es ist niemals eine Klage über ihn gekommen, er hat sein Amt treu und fleißig verwaltet und jederzeit um einen stillen, from­men und zurückgezoge­nen Lebenswandel bemüht. Man hätte ihn gern noch länger in dem Amt gehabt.

 

1701 – 1723: Johannes Leimbach                  (Dezember 1701 - März 1723)

Im Jahre 1701 war in Hochstadt der Schulmeister Wilhelm Schmidt eingesetzt. Als es aber um eine feste Anstellung geht und das Konsistorium ihn im September 1701 vorschlägt, befragt der Schultheiß einige Leute in der Gemeinde. Aber die wollen den Schulmeister nicht, weil er zu liederlich sei und auch die Orgel nicht spiele. Auch der Kirchenvorstand lehnt ihn ab und bittet das Konsistorium um einen anderen Schulmeister.

Da bestimmt das Konsistorium am 18. Dezember 1701 den Schulmeister Johannes Leimbach zum Leiter der Schule. Jeder einzelne Kirchenälteste wird bei der Wahl nach seiner Meinung gefragt. Aber mit Johannes Leimbach und mit seinem Schulunterricht ist die Gemeinde sehr zufrieden. Auch der Schultheiß ist mit ihm einverstanden.

Johannes Leimbach ist der Bruder des Heinrich Leimbach, der von 1687 bis 1689 Schulmeister in Hochstadt war. Er heiratet Anna Elisabeth Kleiß und hat mit ihr in den Jahren von 1703 bis 1722 sieben Kinder, die in Hochstadt geboren wurden.

Seine Tochter Maria Barbara Leimbach hat später einen interessanten Lebenslauf gehabt. Nach Mitteilung des Herrnhuter Missionsdirektors heiratete die am 11. September 1722 in Hochstadt getaufte Maria Barbara Leimbach, Tochter des Schuldieners Johann Leimbach, in erster Ehe den Missionar Friedrich Martin, mit dem sie von 1743 bis 1750 auf der Insel St. Croix (Dänisch Westindien) missionarisch tätig war. Friedrich Martin, ein besonders gesegneter Zeuge des Evangeliums, starb 1750. Hierauf kehrte seine Frau 1751 in die Heimat zurück und heiratete später den ersten Bischof der erneuerten Brüderkirche, David Nitschmann, der 1732 mit Bernhard Dober zusammen als erste Sendboten der Brüdergemeine zu den schwarzen Sklaven nach St. Thomas ging. Sie starb 1810 in der Brüderkolonie Bethlehem in Pennsylvanien (N.A.).

 

Am 7. Juli 1707 reicht Schulmeister Leimbach eine Bittschrift beim Konsistorium ein, in der er um Verbesserung seines Gehalts anhält. Der Kirchenvorstand will das Anliegen überlegen. Weil aber nicht alle anwesend sind, wird die Sache erst einmal verschoben. Am 4. September werden ihm zehn Gulden gegeben, aber nur als Abschlag auf sein Gehalt.

Bei der Überprüfung („Visitation“) durch Inspektor Friedrich Grimm am 18. September 1707 ist die Jugend in ziemlicher Anzahl neben den Ältesten und einigen Leuten aus der Gemeinde in der Kirche erschienen. Sie sind zuerst von Herrn Pfarrer und danach auch vom Inspektor über den Katechismus befragt worden, allerdings mit unterschiedlichem Ergebnis.

Dann geht man mit dem Pfarrer und den Ältesten in die Schule und untersucht, wie die Schulkinder im Lesen unterwiesen wurden. Der Inspektor hat das auch ziemlich gut vorgefunden, nur dass die Jugend den Sommer über nicht geschickt wird und folglich das vergisst, was den Winter über ihnen mit großer Mühe vermittelt wurde. Dem Schulmeister und dem Schulwesen wird ein durchgehend gutes Zeugnis gegeben. Man sagt ihm nur, er solle die Kinder öfter an den regelmäßigen Schulbesuch erinnern. Aber das will er nicht tun. Man sagt, es wäre aber gut, wenn sie im Sommer wenigstens eine Stunde am Tag kämen, damit sie nicht alles vergessen wird, was den Winter über gelehrt wird.

 

Am 5. Januar 1708 erhält Schulmeister Leimbach eine Hypothek von 120 Gulden. Er hat zur Sicherung einen gerichtlichen Schriftsatz mit Unterschrift und Siegel des Gerichts Altenhaßlau [sein Heimatort] ausgehändigt, der in die Baulade (= Kirchenkasse) gelegt wird. Am 3. Februar 1712 zahlt Leimbach die restlichen 70 Gulden und erhält den Kapitalbrief zurück.

 

Am 2. Juni 1709 beklagt sich Schulmeister Leimbach, dass der 19jährige Sohn des Daniel Meerbott seine Magd auf dem Weg geschlagen habe, weil sie das Vieh auf seinem Acker grasen lasse. Dabei ist es aber nicht geblieben, sondern sie habe ihn auch geschlagen und ihn einen hassenswerten Mann gescholten. Der Schulmeister habe ihn zur Rede gestellt. Er hat aber anfangs nicht gestehen wollen, aber doch am Ende gesagt, es sei wahr und er sei voller Hass. Hierauf habe er dem Pfarrer alles klagen wollen, er wäre aber nicht zu Hause gewesen. Aber beim Hinausgehen habe der verheiratete Bruder Wilhelm Meerbott ihn auf der Straße angegriffen. Er habe ihm aber gesagt, er solle doch in das Schulhaus kommen, wenn er ihm etwas sagen wolle. Er habe das zwar getan, aber derartig in dem Haus geschimpft, das er das dem Kirchenvorstand klagen müsse.

Hierauf werden beide vorgeladen. Da hat dann Daniel Meerbott gestanden, dass er den Schul­meister bei der Magd als einen widerspenstigen Mann bezeichnet hat, weil er ihr Schwein aus seinem Garten vor dem Tor habe heimtreiben lassen. Darauf wird auch Wilhelm Meerbott zur Rede gestellt. Er will sich damit zu entschuldigen, dass der Schulmeister seinen Bruder einen Schelmen und Diebskind („Hapenkind“) geheißen hätte. Das leugnet aber der Schulmeister entschieden. Man wendet allen Fleiß an, die Sache zu vergleichen. Die Magd hätte zwar unrecht getan, wenn sie - wie er angibt - auf seinem Acker hat grasen lassen, aber Meerbott hätte den Schulmeister doch aus der Sache heraus lassen sollen.  

Meerbott sagt, er würde es nicht leiden, wenn die Magd des Schulmeisters anderen schade. Er sei es nicht wert, ein Schulmeister zu heißen. Aber es hat doch nicht zum Vergleich kommen können, weil der Herr Schulmeister fest darauf besteht, dass er in keiner Weise schlechte Worte gebraucht hat. Daniel Meerbott aber beharrt auch darauf, dass er so etwas gesagt habe.

Weil sich kein Beweis befindet, aber klar ist, dass Meerbott die Magd geschlagen und ihren Herrn gescholten hat, wird ihm auferlegt: Er soll entweder den Herrn. Schulmeister um Verzeihung bitten oder beweisen, dass er ihn einen Schelmen oder Diebskind geheißen hat. Er will das aber durchaus nicht tun, sondern er will es an höherer Stelle darauf ankommen lassen und bei der Kammer sein Recht suchen. Hierauf wird beschlossen, dem Schulmeister einen Auszug aus dem Protokoll zu geben, dass er an höheren Orten sein Recht suche. Man könne es nicht dulden, dass so ein junger Mensch, der erst aus der Schule gekommen ist, den Schulmeister so schlecht respektiert, wie er es selbst vor dem Kirchenvorstand getan hat.

 

Am 13. November 1709 schreibt Leimbach an das Konsistorium: Er hat schon mehrfach beim Kirchenverwalter um die Lieferung der sechs Achtel Korn aus der Präsenzkasse Hanau gebeten, aber bisher noch nichts erhalten können. Er kann sich kaum noch eine Woche mit Frau und Kindern erhalten. Die Schulbesoldung ist sowieso schon schlecht und gering. Deshalb bittet er dringend darum, dass ihm das Korn geliefert wird. Es wird ihm noch am gleichen Tag gesagt, er solle sich noch einen Tag gedulden.

 

Im Hanauer Presbyterial-Protokoll über die Hausvisitationen vom 31. Mai 1711 heißt es:

Bei den Hausbesuchen sind die Kinder zu prüfen:

a.) ob sie die Hauptstücke der christlichen Religion verstehen,

b.) ob sie zum Morgen- und Abendgebet und zum Lesen in der Bibel angehalten werden,

c.) zur Kirche und Schule angehalten werden,

d.) ihr Mutwillen ernstlich gestraft wird,

e.) ob sie nach der Predigt gefragt werden, was sie daraus gelernt und endlich

f.) ob sie zum christlichen und bescheidenen Leben täglich ermahnt werden.

Wenn dieses geschehen ist, sind die Eltern vor der Familie zu loben oder zu bestrafen.

 

Im März 1712 wird gegen den Lehrer Leimbach Klage vorgebracht, er soll einige Kinder zu hart angegriffen und gestraft haben. Die Klage hat aber keinen Bestand und er wird als unschuldig erwiesen. Die Eltern werden zum Frieden ermahnt. Die Herrschaft ordnet am 4. Juli 1713 in einem Rundschreiben an: In der Schule sollen die Kinder verständlich lesen lernen, sauber schreiben und etwas rechnen und den Katechismus wohl lernen und an Gehorsam gegen die Eltern und Oberen und an die guten Sitten herangeführt werden.

 

Bei der Kirchen- und Schulvisitation durch Inspektor Friedrich Grimm am 31. März 1713 bestehen die Schüler die Prüfung teilweise ganz gut. Teilweise antworten sie aber aus Furcht nicht so, wie sie es hätten tun können. Sie werden mit der Ermahnung entlassen, fleißig die Schule zu besuchen und sich um Gottesfurcht zu bemühen.

Der Pfarrer wird wenigstens einmal wöchentlich und einmal im Monat in Begleitung eines Kirchenältesten die Schule besuchen und darauf sehen, dass alles treu und fleißig nach der Schulordnung vorgenommen wird. Vor allem soll darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht nur im Winter kommen. Vor allem die Kleinen sollen im Sommer zur Schule angehalten werden. Aber auch die anderen sollen wenigstens eine oder eine halbe Stunde angehalten werden, das zu wiederholen, was sie im Winter gelernt haben.

 Der Schulmeister soll jeden Sonntag dem Kirchenvorstand eine Liste der Schüler vorlegen, die selten zur Schule kommen, damit Eltern und Kinder an ihr Versäumnis erinnert werden können. Es wäre auch gut, wenn jemand aus dem Dorf im Winter gegen ein paar Gulden oder Taler in der Schule aushelfen würde. Der Pfarrer und die Ältesten werden darüber beraten. Am 2. April 1713 wird über diese Punkte geredet, wie es der Herr Inspektor befohlen hat, wie sie am besten umzusetzen wären. Die Schulvisitation soll so viel wie möglich geschehen.

 

Die Herrschaft ordnet am 4. Juli 1713 in einem Rundschreiben an: In der Schule sollen die Kinder verständlich lesen lernen, sauber schreiben und etwas rechnen. Auch sollen sie den Katechismus lernen und an Gehorsam gegen die Eltern und Oberen und an die guten Sitten herangeführt werden. Am 19. November 1713 wird im Kirchenvorstand verabredet, dass man bis Donnerstag Schulvisitation abhalten will.

 

Am 7. März 1717 klagt Schulmeister Leimbach über Anna Catharina Püdel, deren Sohn er in der Schule einen Platz nach unten gesetzt hat, weil ein anderer Schüler seine Aufgaben besser erledigt hat. Das hat sie ihm sehr übelgenommen. Sie hat gesagt, sie wolle es diesem grün-gelben Schelmen von Schulmeister nicht gönnen, dass ihr Sohn weiter zu ihm in die Schule gehe, sondern sie werde ihn in die lutherische Schule schicken. Sie droht an, sie würde das tatsächlich auch tun. Das hat sie nun auch schon 14 Tage getan. So hat es der Schulmeister Leimbach gehört. Die Frau wird vorgeladen, leugnet aber alles., Sie sagt, sie hätte nichts gegen den Schulmeister, der Sohn sei nur eine Zeitlang krank gewesen. Sie wolle ihn wieder schicken, der Junge hätte zwar gekonnt, aber sie hätte ihm keine Erlaubnis gegeben. Der Herr Schulmeister hat sich damit zufriedengegeben, weil die Worte nicht zu beweisen seien.

 

Einige Tage später, nämlich am 17. März, klagt dann der Schweinehirt Henrich Bolender gegen den Schulmeister Leimbach, er würde seine Kinder übel behandeln („traktieren“). Bolen­der sagt aus, der Schulmeister habe seinen Sohn mit einem Stock auf die Achsel und den Rücken geschlagen, dass er vier Wochen blau gewesen ist. Er habe ihn an den Haaren ziehen wollen und zwei Stecken auf ihm entzwei geschlagen. Der andere Junge sei von der Turmtreppe heruntergefallen. Den habe er am anderen Tag so geschlagen („geschmissen“), dass er bis an sein Ende darüber geklagt hat und drei Wochen später gestorben ist. Darauf habe er seinem Buben verboten, auf den Turm zu gehen, und den anderen Buben befohlen, sie sollten ihn (?) mit dem Glockenseil herunterschmeißen (?).

Der Schulmeister aber antwortet, das sei eine gottlose Lüge, dass er zwei Stöcke auf dem Rücken des Kindes entzwei geschlagen habe. Wenn er den Sohn blau geschlagen habe, dann hätte der Vater das damals anklagen sollen oder jetzt noch mit Männern und nicht Kindern beweisen, dass er so lang wäre blau gewesen. Auch dem anderen Sohn habe er nichts getan. Allerdings habe er dem noch lebenden Sohn verboten, auf den Turm zu gehen, andernfalls würden ihm ein paar Ohrfeigen gegeben.

Die Männer wurden wieder samt den Frauen versöhnt. Aber man hat den Hirten und seine Frau hart gerügt, dass sie nicht beizeiten an der zuständigen Stelle darüber geklagt hätten, und stattdessen den Ort mit einem Gerücht erfüllt hätten, um den Herrn Schulmeister nur zu blamieren. Sie hätten auch einige Dinge von ihm verbreitet, die nicht zu beweisen und unglaubhaft wären. Dem Herrn Schulmeister aber wurde aufgetragen, dass er ja zu solchen Klagen keine Ursache geben sollen, sondern nur maßvoll die Kinder züchtigen solle.

Daraufhin hat er bei Gott geschworen, dass er es immer täte und auch in Zukunft tun wolle.

[Bei dem erwähnten Jungen muss sich um Johannes Bolender handeln, weil es der ältere Sohn der Familie war. Ein weiterer Sohn ist am 17.5.1717 gestorben. Bei dem anderen gestorbenen Kind kann es sich nur um Andreas Koch handeln, der aber schon am 13.7.1716 im Alter von 9 Jahren gestorben ist. Aber es wird im Kirchenbuch kein Vermerk über die Todesursache gemacht]

 

In einem Rundschreiben vom 8. November 1719 (eingetroffen am 2. Dezember 1719) wird befohlen: Die Schulüberprüfungen werden nicht genügend ernst genommen. Wenn die Inspektoren alle drei Jahre prüfen, bleibt es beim bloßen Auswendiglernen. Aber es kommt darauf an, dass die Kinder auch verstehen, was sie aufsagen. Ein Gebet zum Beispiel sollen sie mit Verstand und Andacht tun. Die Schulmeister sollen angehalten werden, das ganze Jahr über Schule zu halten und in den Schulstunden nicht andere Dinge vorzunehmen. Die Pfarrer werden deshalb nochmals an ihre Pflichten erinnert und auf die Schulordnung und die Visitationspunkte hingewiesen. Sie sollen die Schule wöchentlich besuchen und achtgeben auf des Schulmeisters Leben und die Mängel genau untersuchen. Wenn ein Schulmeister sich nicht bessern will, ist das dem Amt zu melden. Das Wohl der Kinder soll ihnen auf die Seele gebunden werden.

 

Am 3. Dezember 1719 wird über den Brauch gesprochen, der in der Gemeinde aufgekommen ist, dass die Jungen, die bei der Hochzeit gesungen haben, etwas zu essen und zu trinken bekommen, aber nicht mit christlicher Mäßigkeit. Die Jungen haben sich so mit dem Trunk übernommen, dass es oftmals Üppigkeit und Ärgernis gegeben hat. Um diesem Unwesen zu steuern, hat der Kirchenvorstand den Beschluss gefasst, dass in Zukunft den Jungen kein Wein oder Getränk oder Essen gegeben werden darf, sondern einem jeden Jungen ein Albus gegeben werden soll, wie bei einem Begräbnis. Das wird der Gemeinde von der Kanzel verlesen [Der Schulmeister leitete diese Gesänge, deshalb wird dieser Vorgang hier behandelt].

 

Das Hanauer Konsistorium schreibt am 31. März 1723: Der Schulmeister Leimbach hat angezeigt, dass er entschlossen ist, sich anderweitig mit seiner Familie niederzulassen. Er hat deshalb um seine Entlassung und ein Zeugnis gebeten. Das Konsistorium will seinem erhofften Glück nicht hinderlich sein.

Es bestätigt entsprechend einer Stellungnahme von Pfarrer Bender, dass er 22 Jahre den Schul­dienst versehen hat, verbunden mit der Aufgabe des Vorsingers und Organisten und mit dem Glöckneramt. Nach dem Zeugnis des Pfarrers Heinrich Daniel Bender kann man sagen: Es ist niemals eine Klage über ihn gekommen, er hat sein Amt treu und fleißig verwaltet und jederzeit um einen stillen, from­men und zurückgezoge­nen Lebenswandel bemüht. Man hätte ihn gern noch länger in dem Amt gehabt.

 

Ergänzung von Frau Miller zu Heinrich und Johann Leimbach: Johannes Leinbach, Sohn des Heinrich Leinbach von Oberdorfelden, verschwand 1723 aus dem Kirchenbuch von Hochstadt. Damals wanderte er nach Amerika aus. Aus den mäh-rischen Aufzeichnungen geht hervor: Die Familie lernte Graf Zinzendorf kennen, als er 1742 nach Amerika kam. Tatsächlich. Zinzendorf wohnte während seines Besuchs im Hause Lein­bach. Die ganze Familie Leinbach engagierte sich stark für die mährische Brüdergemeine

 

Johannes wurde am 20. November 1747 in Oley (Pennsylvania) auf dem kleinen mährischen „Gottesacker“ begraben, der nicht mehr sichtbar ist, Seine Witwe zog in das Haus der mährischen Witwen in Bethlehem und später nach Nazareth (Pennsylvania). Sie starb am 23. April 1765 und ist auf dem mährischen Friedhof in Nazareth beigesetzt. Ihr Grabstein ist noch lesbar und besagt, dass sie in Eidengeäß geboren wurde.

Wie viele Mährer schrieb (oder diktierte) sie vor ihrem Tod einen Lebenslauf. Das Original in deutscher Schrift befindet sich im Moravian Archives in Bethlehem (Pennsylvania). Anbei eine Übersetzung ihres Lebenslaufs, sowie der von Maria Barbara (Leinbach) Martin Nitsch­mann. (Diese hatte ich in den Anhang zu einem Buch aufgenommen, das ich über die Familie Leinbach in Amerika geschrieben habe.

In den mährischen Aufzeichnungen wird erwähnt, dass Johannes 23 Jahre lang Schulmeister und Organist in Hochstadt war, bevor er nach Pennsylvania kam. So fanden wir die Verbin­dung zur Hochstadt.

 

Ich weiß nicht, ob Sie wussten, dass wir 2003 mit einer Führung dorthin gekommen sind. Ich hatte mit jemandem im Museum gesprochen. Ich glaube, sie hat mir etwas gezeigt, was Sie geschrieben haben, aber ich glaube, ich habe Sie damals noch nicht getroffen.

 

Wir waren 2003 im Hochstadt unduim Museum. Im Jahre 2022 kommen wir wieder vorbei - eine andere Gruppe von Menschen, alle Nachfahren von Johannes Leinbach. Wir werden dort am Sonntag, 7. August, zur Kirche gehen und hoffen, dass wir im Burgerhaus ein Mittagessen organisieren können. Wenn Sie verfügbar sind, würden wir uns freuen, Sie als Gast bei uns begrüßen zu dürfen. Am Nachmittag möchten wir einen Rundgang durch Hochstadt machen.. Vielen Dank für die Zusendung einer Übersetzung. Das wird sehr hilfreich sein. Ich spreche ein wenig Deutsch, aber ich spreche nicht fließend.

 

Zu Heinrich Leinbach aus Oberdorfelden: In den von Ihnen gesendeten Notizen steht, dass seine Frau eine Lerch war. Aus meinen Recherchen kann ich Ihnen sagen, dass Heinrich Leinbach, ein Leineweber, um 1648 in Gerterode geboren und in Beenhausen getauft wurde. Sein Vater war Abraham Leimbach, der 1678 in Gerterode starb. Heinrich war kurzzeitig Lehrer in Hochstadt (1689), aber von 1691 bis mindestens 1700 war er Schul­meister in Altenhaßlau. Johannes Leinbach heiratete dort im Jahr Elisabeth Kleiss. Dann wurde nach den Kirchenbüchern von Oberdorfelden (die ein Forscher in den fünfziger Jahren sah) Heinrichs Tochter Elisabeth am 1. März 1708verheiratet mit Michael Leinbach in Oberdorfelden. Diesen Eintrag habe ich nicht finden können, da die Oberdorfeldener Aufzeichnungen auf „archion.de“ nur bis ins Jahr 1820 zurückreichen.

Gefunden wurde das Begräbnisses Heinrichs am 5. April 1716. Über die Abstammung von Heinrichs Schwiegersohn Michael Leimbach habe ich nichts herausfinden können. Ich weiß nicht, ob er ein Verwandter von Heinrich war oder nicht. Ich würde gerne herausfinden, wo das ursprüngliche Oberdorfeldener Kirchenbuch ist, das jemand in den fünfziger Jahren gesehen hat. Vielen Dank für alles, was Sie haben mir geschickt!

 

 

 

Seite 329: Schule

Eine Schule wird erst 1555 erwähnt. Aber schon 1535 und 1538 und 1539 wird ein „Glöckner“ (= Küster) erwähnt, der gleichzeitig auch Lehrer war. Nach anderer Angabe wird eine Schule erst 1555 erwähnt (Schellmann I, Seite 259).

Tauschvertrag zwischen der Gemeinde und Heinrich Heckert: Das Wohnhaus Hauptstraße 4 neben der Schule gegen das Wohnhaus in der Hintergasse neben Wilhelm Heckert in der Ringmauer (Stadtarchiv Abteilung X, Abschnitt 2, Konvolut 8, Faszikel 28).

Der Leiter der Gemeinde hat am 10.02.1934 mit dem Vorsitzenden des Schulvorstandes den Ausbau des ehemaligen Schulsaales in der alten Schule Hauptstraße 4 zu Wohnungen und den Umbau der Wohnung des zweiten Lehrers zu Verwaltungsräumen durchgesetzt (Abteilung XV, Abschnitt 2a, Konvolut 3, Faszikel 6).

Baubeginn der Schule 1905, Erweiterung 1909. Die Inschrifttafel - heute an der Fritz-Schubert-Schule - trägt die Jahreszahl 1911 (Schellmann I, Seite 130).

 

Seite 331: Schulgebäude

Für die Schule am Bücherweg wurde 1964 das Richtfest gefeiert, im Frühjahr 19566 wurde sie eingeweiht

 

 

Seite 333: Luisant

Verschwisterung mit Luisant:

Bei den Verschwisterungsfeierlichkeiten unterschrieben die beiden Bürgermeister die Verschwisterungsurkunden, der Fanfarenzug Luisant spielte. Der Posaunenchor Hochstadt und der Fanfarenzug Luisant gaben ein Platzkonzert auf dem Rathausplatz.

 

In Hochstadt wehte die Trikolore: Ehe mit Luisant:

Als gutes Omen nahmen die Hochstädter, daß es gleich zu Beginn der Verschwisterung Scherben gab. Denn das Gastgeschenk, daß die Delegation aus Luisant überreichte, war bei einem Autounfall zu Bruch gegangen. Das tat der Herzlichkeit bei der Verschwisterungsfeier zwischen dem französischen Luisant und Hochstadt am Wochenende keinen Abbruch. Schon am Ostersamstag hatte sich die Gemeinde im Westen des Kreises Hanau prächtig zum Empfang der französischen Gäste herausgeputzt. überall wehten die drei Fahnen, unter denen die Besiegelung der Freundschaft stand: die Trikolore, die schwarz-rot-goldene Fahne und die blaue Europafahne mit den zwölf Sternen.

So war es denn auch immer wieder der Gedanke, ein künftiges gemeinsames Europa an der Basis zu bauen, den die Redner bei der offiziellen Verschwisterungsfeier am Samstag heraushoben. Nach der Begeisterung der Hochstädter und auch der 80 Gäste aus Luisant, dem 5000-Einwohner-Städtchen in der Nähe von Chartres, zu urteilen, dürfte ein Europa ohne Nationalismus nicht mehr allzufern sein. Indes vergaß man auch nicht auf die Schwierigkeiten hinzuweisen, die sich seit der vor zehn Jahren zwischen de Gaulle und Adenauer beschlossene Aussöhnung der beiden Völker.

Doch waren beide Gemeinden nicht gleich im ersten Versöhnungstaumel sich in die Arme gefallen. Man hatte die Zeit reifen lassen. „Erst vier Jahre nach der ersten Begegnung zwischen Bürgern aus Hochstadt und Luisant wurden die Papiere unterzeichnet, in denen es unter anderem heißt: „   verpflichten uns am heutigen Tage feierlich, die ständigen Bande zwischen den Stadtverwaltungen unserer Städte zu bewahren, auf allen Gebieten den Austausch ihrer Bewohner zu unterstützen und durch eine bessere gegenseitige Verständigung das wache Gefühl der europäischen Brüderlichkeit zu fördern, unser Bestreben zu vereinigen, um mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zum Erfolg dieses notwendigen Werkes des Friedens und des Wohlstandes beizutragen, zur europäischen Einheit“.

Was die Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden nicht werden soll, skizzierte der Erste Beigeordnete, Konrektor Helmut Hilbig: „Die Verschwisterung darf nicht darin bestehen, daß die Gemeinde als Reisebüro und Zimmervermittlung dient. Sie muß vielmehr zum Aufbau persönlicher Kontakte beitragen“. Von einer rosa Seite der Hoffnungen, die in dem Jahrhundert aufgeschlagen worden sei, sprach Luisants Bürgermeister Raymond M. Poirier

„Wir wollen uns nun alle besser kennen- und besser schätzenlernen“, sagte der französische Bürgermeister zu seinem deutschen Kollegen Philipp Ziegler. Der Vorsitzende der Hochstädter Gemeindevertretung, Werner Lotz, bescheinigte den Gästen aus dem Nachbarland: „Frankreich ist uns in der Demokratie um zwei Jahrhunderte voraus“

Wie es nun eigentlich zu der Verschwisterung gekommen sei, berichtete der Vorsitzende des Luisanter Verschwisterungsausschusses, M. Lecomte. In einer Zeitung habe man die Anzeige gelesen, daß die Hochstädter Fußballer gern gegen eine französische Mannschaft spielen würden. „Da haben wir uns gemeldet“, meinte Lecomte und vergaß nicht zu erwähnen, daß die Lederkicker aus Luisant erstmals von den Hochstädter Fußballern vom Platz gefegt wurden. „Das aber tat dem Verständnis keinen Abbruch“.

Nun, wie wenig sich die Luisanter von. einer Niederlage auf dem Sportfeld erschüttern ließen, zeigt die große Zahl, mit der sie an Ostern in Hochstadt anreisten. Aber auch die Hochstädter hatten einiges aufgeboten, um ihren neugewonnenen Freunden die beste Seite zu zeigen. So präsentierten sie sich am Verschwisterungsabend im Bürgerhaus mit Gesang, Sport und dem

Trank aus dem berühmten Ebbelweibembel (24. April 1973).

 

Hochstadt und Luisant Partnergemeinden:

Mit den Unterschriften der Bürgermeister Philipp Ziegler und Raymond M. Poirier unter die Verschwisterungsurkunde wurde am Samstag die Partnerschaft zwischen Hochstadt und der französischen Gemeinde Luisant besiegelt. Mit der Partnerschaft will man den Gedanken der Freiheit betonen. Zugleich verpflichtete man sieh feierlich - so geht es aus der Verschwisterungsurkunde hervor - ständige Kontakte zu wahren.

Der Vorsitzende des Hochstädter Ausschusses für Jugend, Kultur und Sport, Karl Eyerkaufer, wies zu Beginn der Verschwisterungsfeier auf die ersten Kontakte zwischen Hochstadt und Luisant hin, die durch die Begegnung der beiden Fußballmannschaften entstanden seien. Nach vierjährigen beiderseitigen Bemühungen habe man schließlich den Weg zur Partnerschaft gefunden. Mit diesem Schritt hätten die beiden Gemeinden Hochstadt und Luisant einen Beitrag zur Völkerverständigung, Erhaltung des Friedens und Überwindung der Vergangenheit leisten können, meinte Eyerkaufer.

Im Rahmen der Verschwisterungsfeier traten neben dem Fanfarenzug aus Luisant die Hochstädter Vereine mit einem umfangreichen Programm auf, das den französischen Gästen einen Streifzug durch das kulturelle Leben der Gastgeber bieten sollte.

Neben dieser beeindruckenden Feier wurde den französischen Gästen eine Ausstellung der Hochstädter Maler Enzian Calvados, Elisabeth Engelbach und Lotte Kahle in der Fritz-Schubert-Schule gezeigt.

Nach einem Gottesdienst am Sonntagmorgen in der evangelischen Kirche veranstalteten der Fanfarenzug Luisant und der Hochstädter Jugend-Posaunenchor ein Platzkonzert am alten Rathaus. Eine Rundfahrt durch den Landkreis Hanau schloß sich an. Im Mittelpunkt des letzten Besuchstages der französischen Gäste stand eine Fahrt zum Frankfurter Flughafen (24. Juli 1973).

 

Maintal:

Hier fehlt ein Hinweis auf die Gründung der Stadt Maintal, die durch einen Zweckverband für den Bau des Schwimmbads und die Müllentsorgung vorbereitet wurde:

 

Zwei wichtige Probleme wurden beraten: Schwimmbad und Müllbeseitigung drängen:

Auf Initiative des SPD-Ortsvereins Dörnigheim kam im Bürgerhaus in Hochstadt eine Arbeitskreistagung zustande, an der die Vertreter der Gemeinden Hochstadt und Bischofsheim sowie der Städte Dörnigheim und Bergen-Enkheim teilnahmen. Bei dieser Sitzung kamen in erster Linie zwei wichtige kommunalpolitische Themen zur Sprache, die alle vier Ortschaften interessieren: Der Bau eines gemeinsamen Schwimmbades und die ebenfalls gemeinsame Müllbeseitigung der vier interessierten Gemeinwesen.

Es galt, einen Beschluß herbeizuführen und „inen Zweckverband zu gründen, der in erster Linie Glaubwürdigkeit vor den hessischen Ministerien haben soll, um bei der Einplanung der Zuschuß-Projekte so früh wie möglich über die Gelder verfügen zu können. Der Kreisvorsitzende Sepp Sigulla aus Bischofsheim war der Meinung, daß in der Vergangenheit „zu platonische“ Beschlüsse gefaßt worden seien. Man müßte in Zukunft Nägel mit Köpfen machen. Von seiner Seite aus konnte er versichern, daß man in Bischofsheim bereit sei mit Dörnigheim und Hochstadt einen Zweckverband zu gründen.

Sepp Sigulla meinte, daß bei der Prüfung der Standortfrage darauf geachtet werden müsse, daß die Schüler der beiden Gesamtschulen in Dörnigheim und Bischofsheim/Hochstadt den kürzesten Weg zum Schwimmbad hätten. „Denn sie werden es in erster Linie sein die tagsüber das Hallenbad in Anspruch nehme“."

Bürgermeister Georg Ziegler warf ein, daß keine voreiligen und destillierten Beschlüsse gefaßt werden sollten, auf denen man nachher festsitzen würde. Generell sei gegen einen Beitritt Bischofsheims in den Zweckverband nichts einzuwenden. Es sollte jedoch nicht zu sehr n Optimismus geschwelgt werden, denn bis zur Realisierung des Schwimmbades ei es noch ein weiter Weg.

Gemeindevorsteher Werner Lotz Hochstadt war der Auffassung, daß erst ein Beehluß der Gemeindevertretung vorliegen müsse, um eine bindende Zusage zu dem Zweckverband geben zu können. Die Hochstädter Kommunalpolitiker hätten eine reale Vorstellung von dem Problem und sie seien sich der Wichtigkeit einer derartigen Einrichtung bewußt.

Für Dörnigheim ist das Problem des Schwimmbadbaues bereits teilweise gelöst Hier liegt schon ein Beschluß der Stadtverordneten vor, einen Zweckverband zu gründen oder einem beizutreten. Daß die Sitzung in Hochstadt ohne konkreten Beschluß geblieben ist, wurde wohl am meisten vom Dörnigheimer SPD-Vorsitzenden Heinz Dembowski bedauert, für den es nicht unangenehm gewesen wäre, wenigstens eine generelle Zusage aus Bischofsheim und Hochstadt zur gestrigen Gründungsversammlung des Dörnigheimer Schwimmbad-Bauvereins mitzubringen.

Dörnigheims Bürgermeister Erwin Henkel machte den Vorschlag, daß von den Verwaltungen der drei Ortschaften Hochstadt, Bischofsheim und Dörnigheim Arbeitspapiere angefertigt werden sollten, die die Grundlage für die Beratung in den örtlichen Gremien sein müßten. Bergen-Enkheim ist bereits dem Problem des Schwimmbadbaus aus eigener Initiative zu Leibe gerückt. Deshalb wurde auch vorgeschlagen, daß die Erfahrungen von Bergen-Enkheim in dieser Hinsicht von den drei übrigen Gemeinden genutzt werden sollten. Auch Mittelbuchen und Wachenbuchen solle man zu diesem Thema hören. Eine entsprechende Resolution darüber wurde gefaßt.

Über die Frage der Müllbeseitigung, die im wahrsten Sinne des Wortes „brennend“ geworden ist, gab es keine Diskussion, man war sich e9nige drüber, daß der Müll, der auf allen Halden erschreckende Ausmaße angenommen hat, beschleunigte Schritte erforderlich macht, zumal sich die anfallenden Mengen durch die Flut von Verpackungsmaterial, das nicht mehr verbrannt werden kann, progressiv steigert. Auch Bergen-Enkheim hat sich entschlossen, mit Dörnigheim, Hochstadt und Bischofsheim einen Zweckverband zu gründen, obwohl die Stadt ab 1. August ihren Müll nach Frankfurt bringen läßt. Der Weg zu einer für die vier Gemeinden in Aussicht genommenen Müllbeseitigungsanlage wäre kürzer. Der Erste Stadtrat Albert Schubert aus Bergen-Enkheim wurde beauftragt, bis zur nächsten Arbeitskreistagung ein entsprechendes Papier zusammenzustellen, weil Bergen-Enkheim auch auf diesem Gebiet bereits entsprechende Erfahrungen gesammelt hat (17. Juli 1969).

 

 

Seite 333. Kirchenchor

 

Evangelischer Kirchenchor Hochstadt feierte 75jähriges Bestehen:

Mit einem großen Programm feierte der evangelische Kirchenchor von Hochstadt am Wochenende sein 75jähriges Bestehen: Auftakt bildete am Samstag ein Jubiläumskonzert in der Kirche mit Mitgliedern des Frankfurter Opernhaus- und Museumsorchesters sowie vier Kirchenchören und Solisten, während am Sonntag ein Festgottesdienst, die Jubiläumsfeier im Gemeindehaus und das Kreisverbandsfest der Kirchenchöre Hanau-Stadt und -Land im Bürgerhaus den würdigen Rahmen für das Fest des jubilierenden Kirchenchores bildeten.

Welche Bedeutung dem Wirken des Hochstädter Kirchenchores allenthalben zugerechnet wird, zeigte sich nicht zuletzt schon an der großen Liste der Ehrengäste, die zum Festakt am Sonntagvormittag in das Gemeindehaus gekommen waren, unter ihnen Landrat Hans Rüger, Dekan Dr. Schluckebier, Stadtkämmerer Günter Hack sowie Vertreter der örtlichen Vereine und aus dem politischen Leben. Pfarrer Langheinrich würdigte dieses Interesse am Jubiläum des Hochstädter Kirchenchores dann auch als einen Ausdruck der Wertschätzung für diesen Chor, der nun schon seit einem dreiviertel Jahrhundert zur Umrahmung von Gottesdiensten und damit zur seelischen Erbauung der Hochstädter Christen beiträgt.

Pfarrer Langheinrich, der selbst die umfangreiche Chronik des evangelischen Kirchenchores zusammengestellt hatte, erinnerte an verschiedene Schallplattenaufnahmen, mit denen der Chor an die Öffentlichkeit getreten sei. Es sei eine sehr schöne Aufgabe für einen Christen, zu Ehren des Herrn zu singen, und Langheinrich verknüpfte damit auch den Wunsch, daß noch mehr junge Menschen zum Chorgesang finden mögen und daß der Hochstädter Kirchenchor auch in Zukunft immer seine Aufgaben bewältigen möge, so wie bisher.

Als Anerkennung durch die Stadt übergab Hack an den Chor eine Gedenkmedaille Maintals.

Bei einem solchen Jubiläum durften natürlich auch Ehrungen langjähriger Mitglieder nicht fehlen, und da war es für die Anwesenden eine besondere Freude, mit der 90jährigen Katharina Schürhoff noch ein Gründungsmitglied des Kirchenchores begrüßen zu können.

Urkunden und Ehrennadeln erhielten auch folgende Mitglieder des Kirchenchores: AnneMarthe Glinder (50 Jahre Mitglied), Käthe Geier und Margarete Matthiias (über 30 Jahre), Heidi Berchner und Ottilie Keim (30 Jahre). Bereits vorher hatte Pfarrer Langheinrich während seiner Rede auch einige ehemalige Leiter des Hochstädter Kirchenchores herzlich begrüßen und ihre Arbeit würdigen können (1. Juli 1980, Hanauer Anzeiger).      

 

Turnverein:

Ein unerwarteter Triumph der Jugendlichen beim Turnfest:

Titelbeladen kehrte die Equipe des Turnvereins 1887 Hochstadt vom Gau-Kinderturnfest des Turngaues Offenbach/Hanau in Dreieichenhain zurück. Unter insgesamt 2000 Teilnehmern schwang sich der TV 1887 zum erfolgreichsten Verein auf. Diese außergewöhnliche Leistung wurde noch durch die Tatsache unterstrichen, daß das Turnaufgebot des Hochstädter Clubs im Vergleich zu den wesentlich umfangreicheren Starterlisten der 41 Konkurrenten doch eher klein zu nennen war.          

Unter der Regie von Kathy Seyfried und Marion Eyerkauffer gingen immerhin 56 Kinder des TV 1887 an den Start, tatkräftig und lautstark von zahlreichen Eltern und Fans unterstützt.

Pressewart Wolfgang Schulz verrät das Erfolgsrezept: „Ein entscheidender Punkt für unser bislang bestes Abschneiden in der Geschichte des Vereins lag wohl darin, daß die Abteilungen Leichtathletik und Turnen gemeinsam an den Start gingen“. Natürlich - den Wettkämpfen ging auch eine gewissenhafte und gründliche Vorbereitung voraus.

Ein überaus vielversprechender Auftakt gelang dem TV Hochstadt bereits beim Geräte-Mannschaftskampf der Jungen. Der Jahrgang 1970/71 erturnte sich Rang eins und vier. Nicht viel schlechter sah es im Geräte-Vierkampf der Mädchen aus. Dabei ließ Esther Seyfried ihren Konkurrenten des Jahrgangs 1966/67 keine Chance und errang souverän den ersten Platz. Sabine Peter - Jahrgang 1968/69 blieb immerhin noch Rang neun.

Eine dominierende Rolle spielten die - TV-Mädels auch in der Disziplin Leichtathletik. Einen Doppelerfolg errangen Marina Hohl und Amona Schneeweis, die im Dreikampf nicht zu schlagen waren. Für Nils Gutmann langte es immer noch zu einem zehnten Platz. Zweiter Sieger des Jahrgangs 1968/69 wurde Dieter Neumüller. Nicht zu schlagen war die 4 X 50 Meter-Staffel des Jahrgangs 1970/ 71. Sowohl die Mädchen als auch die Jungen des TV 1887 liefen ihren Konkurrenten davon und wurden überlegen Sieger (17. Juli 1980).

 

Der Karnevalsverein Käwern wurde am 3. März 1908 von den „glorreichen Sieben“ (Philipp Strohl, Andreas Stang, Heinrich Klees II., Heinrich Jost I., Hermann Brenneis, Philipp Eibelshäuser, Peter Reuss) in der Gaststätte Strohl aus der Taufe gehoben. Er hat heute fast 400 Mitgliedern mit rund 300 Aktiven besteht. Für jeden ist etwas dabei, von Büttenreden, Gesangsgruppen, Sketchen bis hin zum Mitmachen in der Tanzgruppe (Show- und Gardetanz).

Sowohl Kriege als auch Inflationen überlebte der Verein. Taucht man noch tiefer in die Geschichte dieses traditionsreichen Vereins ein, dann findet sich so manche Anekdote, allerdings nicht immer zum Schmunzeln, wie beispielsweise vor dem Ersten Weltkrieg. Man schrieb das Jahr 1914, als Kaiser Wilhelm II. Anfang August Russland und Frankreich den Krieg erklärte und damit auch die Deutschen in die Schrecken des 1. Weltkrieges stürzte. Das Kassenbuch der „Käwern“ verzeichnet im gleichen Monat noch Ausgaben von 18,50 Mark für Mitglieder im Kriege und 44 Mark für ihre Angehörigen. Dann „schweigt“ es fünf schmerzliche Jahre. 1927: Der Maskenball hat Krieg und Inflation überlebt - löst aber jetzt eine „Lustbarkeitssteuer“ aus. Der evangelische Pfarrer Reich empört sich im Kirchenbuch über einen Karnevalverein mit dem abscheulichen Namen „Kewwern“ und dessen Kranzniederlegung bei der Beerdigung eines Mitgliedes. Im Jahre 1936 wird der § 40 der Satzung (Begrenzung der Mitgliederzahl auf 40 Personen) aufgehoben, die Kippe „Späh“ tritt dem Verein bei. 1938: Erstmals wird namentlich der 1. Vorsitzende erwähnt. Er heißt Johannes Schäfer II. Beim Familienabend reitet zu vorgerückter Stunde ein Esel - nein, ein Mitglied auf einem Esel in den Saal. Tusch! Ihren ersten Maskenball nach dem Zweiten Weltkrieg“ veranstalteten die Käwern im Jahr 1946. Im Likörstübchen beim „Strohl“ gab es dabei Nachkriegsleckerli: Maismehlplätzchen und Rhabarberwein aus der Suppenkelle.

Im Jahre 1958 wird zum Narrhallamarsch geblasen, denn die Käwern werden 50! So kam es auch, dass die „Käwern“ 1954 den ersten Karnevalsumzug durch Hochstadt für den Fastnachtsonntag organisierten. Im Jahre 1964 traten die „Käwern“ beim „Bund Deutscher Karneval und der IG mittelrheinischer Karneval“ ein. Dies war dann auch die Geburtsstunde der ersten Prinzengarde, welche damals von Margit Kötter und Marlen Schön ins Leben gerufen wird.

Das Jahr 1979 gilt als das Debütanten-Jahr der „Käwern“. Es gab lauter Premieren. Die Gesangsgruppe „Worschtler“ begeisterte erstmals, das erste Männerballett wurde gegründet und das Heringsessen fand zum allerersten Mal statt. Heute begeistern die „Käwern“ neben ihren zahlreichen Faschingsveranstaltungen (Stehung, Kinderfasching, Handwerker-, Bembel-, Senioren- und Kindersitzung) auch mit ihren gut besuchten Festen, wie dem Hoffest, Kartoffelfest und einigem mehr (3. September, Maintalbote).

 

 

 

 

 

Literatur:

Turnverein Hochstadt, Festschrift Führer zum 53. Maingau-Turnfest, 1927

Wilhelm Mankel: Der Dinghof und Gericht zu Groschlag, 1949

90 Jahre Deutsches Lied (Volkschor Hochstadt), 1949

Sänger-Fest mit Fahnenweihe (Sängervereinigung), 1954

Herbert Lippert: Beiträge zur Hochstädter Geschichte, o. J.

Norbert Mankel: Beiträge zur Hochstädter Geschichte, 1985 (Archäologie)

Norbert Mankel: Die Vor- und Frühgeschichte der Stadt Maintal, 1994

Hochstadt – Luisant, 1973

Im Zeichen des Apfels, 200 Jahre Apfelwein in Hochstadt, 1979

Peter Heckert: Rundgang durch Hochstadt, 1992

Peter Heckert: Aus dem Leben der alten Hochstädter, 1999

Peter Heckert: Hochstädter Familien, 2006

75 Jahre Raiffeisenbank Hochstadt, 1987

100 Jahre SPD Hochstadt, 1990

25 Jahre Evangelischer Posaunenchor Hochstadt, 1992

25 Jahre Fritz-Schubert-Schule, 1993

Raimer Jochims: „Erde und Licht“, 1999.

Die Käwern 100 Jahre, 2005

Das Museum in Maintal, 2010

90 Jahre 1. Fußball-Club 1911 Hochstadt e.V.

100 Jahre 1. FC Hochstadt, 2011

125 Jahre Turnverein Hochstadt. 2012

Tag des offenen Denkmals 2014 (hrsg. Heimat-Museum Verein)

 

 

 

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