Kriegsende in Maintal
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Allgemeines
Das Rhein-Main-Gebiet wurde 1945 befreit von der dritten Armee der Amerikaner, und zwar von der 5. und 6. sowie der 26. Infanterie-Division. Die Kreise Offenbach und Hanau wurden speziell von der 90. Infanterie-Division befreit, besonders vom 357. und 358. und 359 Infanterie-Regiment sowie der 4. und 6. Panzerdivision [Ein Regiment ist unterteilt in Bataillone und diese wieder in Kompanien und diese wieder im Züge, englisch „platoon“]. Darüber gibt es genaue Berichte in den „After Action Reports“ (AAR), im Internet unter „www.90thdivisionassociation.org“.
Wertung:
Herbert Lippert schreibt in seiner Chronik von Bischofsheim von einer „Totalen Niederlage“.
Man sprach damals auch von Kapitulation“ und „Zusammenbruch“. Auch mein Vater erwartete lange eine „Endsieg Großdeutschlands“. Er hat das Kriegsende in sogenannte „Kurlandkessel“ erlebt, den die Russen rechts liegen ließen, weil sie Berlin erobern wollten. Am 9. Mai 1945 (russischer Zählung) mussten sich die Soldaten in Gefangenschaft begeben. Mein Vater kam in ein Gefangenenlager in Baranowitschi in Weißrussland (Belarus). Das Lager war im Süden der Stadt nördlich des heutigen Flugplatzes. sie in einem Der Steinbruch, in dem sie arbeiten mussten, war wohl etwa außerhalb. Am 10. Oktober 1945 ist er gestorben, an Hunger und Entkräftung, aber auch wegen der Enttäuschung über die deutsche Niederlage, wie ein Kamerad berichtete. Was wäre aber gewesen, wenn das Nazi-System weiter bestanden hätte?
Natürlich war das Kriegsende eine Katastrophe für Deutschland. Aber es war auch und vor allem eine Befreiung von der Herrschaft der Nationalsozialisten, die Deutschland mutwillig in diesen Krieg gestürzt hatten. Die ehemalige DDR beging den 8.Mai als „Tag der Befreiung“ mit einem gesetzlichen Feiertag. Auch ich verwende diesen Ausdruck, auch wenn ich kein geborener, sondern nur ein angelernter DDR-Bürger war. Endlich kam das Ende dieses unsinnigen Krieges. Jetzt gab es keinen Fliegeralarm mehr und ich musste nicht mehr in den Keller rennen. Dieses „posttraumatische Erlebnis“ habe ich erst im Alter von 14 Jahren überwunden, obwohl es bei uns ja gar nicht so schlimm war.
Heute können wir nur froh und dankbar sein, dass wir 80 Jahre in Frieden leben konnten.
Allerdings können wir nicht vergessen, dass ganz in unserer Nähe eine Großmacht den kleineren Nachbarn überfallen hat und so wie Hitler ganz Österreich und einen Teil der damaligen Tschechoslowakei seinem Staatsgebiet einverleibt hat, auch eine großen Teil der Ukraine will
Und sogar annektiert hat.
Die Ukrainer halten den Kopf für uns hin- Aber ganz Europa ist offenbar nicht in der Lage, ihnen ausreichend zu helfen. Natürlich wäre ein Waffenstillstand und ein Frieden besser. Aber der hängt allein von dem Angreifer ab. Wenn ich von posttraumatischen Belastungen in der Ukraine höre - vor allen auch bei den Kindern – dann denke ich an meine Ängste im Krieg, Auch die Ukraine braucht wieder Frieden.
Quellen:
- Kirchenchronik Pfarrer Scheig 1945 (Pfarramt Wachenbuchen)
- www.150th.com/reports/march45.htm (150th Combat Engineer Battalion)
- www.super6th.org/146thsig/index.html (6th Armored Div Signal Circuit)
- www.pdomes.de/documents/4ad/ccb0345.html(US National Archives Washington DC)
- www.11th armoreddivision.com/history/41st_tk_d_co_diary.htm (
- www.raf.mod.uk/bombercommand/mar45.html (Royal Air Force Bomber Command)
- www.islandnet.com/~kpolsson/ww2hist/ww21945mar.htm (The Hardest Victory - RAF
Bomber Command in the Second World War, by Denis Richards, 1994, Seite 278)
-www.388thbg.org
-www.pdomes.de/march1945/oppenheim.html
- Peter Heckert, Hochstadt: Internet „www.petetheckert.de“, Maintal“
- Peter Heckert: „Aus dem Leben der alten Hochstädter“
- Peter Heckert: „Liebenswertes Wachenbuchen“
- Jan Fri style="text-align:center;">Der Vormarsch
Am 16. Dezember 1944 hatten die Amerikaner im Westen die deutsche Grenze erreicht. Am 22. März 1945 hatten sie das linksrheinische Gebiet erobert und bei Remagen auch schon einen Brückenkopf auf der anderen Seite gebildet.
Der Kreis Hanau wurde von Süden her besetzt, also vom Kreis Offenbach aus. Der eine Vorstoß erfolgte in Richtung Frankfurt, der andere in Richtung Hanau mit den Truppen CCA über Dietzenbach und der Gruppe CCB über Babenhausen nach Aschaffenburg. Die CCB eroberte eine Eisenbahnbrücke und überquerte sie mit Infanterie, um sie zu halten.
Die 4. Panzerdivision (4th US Armored Attillery Division) erreichte am 25. März 1945 den Main. Bei Aschaffenburg wurde eine Autobahn (?) und eine Eisenbahnbrücke um 12:30 Uhr intakt eingenommen, etwas später eine Brücke bei Klein-Auheim. Auch Hanau wurde am 25. Mai erreicht. Die CCA lag entlang des Flusses unterhalb von Hanau.
Auch die 5. Infanteriedivision hatte den Main erreicht. Die 6. Panzerdivision, die am frühen Morgen die 5. Infanterie-Division getroffen hatte, rückte auf und nutzte den Augenblick. Unmittelbar rechts von der 90. Infanteriedivision rückte die 26. Infanteriedivision schnell heran.
26. März 1945
Trotz Widerstandsgebieten an Kreuzungen und in Dörfern räumte die Division schnell auf.
Das 2. und 3. Bataillon der 359. Infanterie-Kompanie griffen um 8:00 Uhr an. Das 2. Bataillon marschierte um 08:45 Uhr in Sprendlingen ein und setzte seinen Weg in den Wald nordöstlich des Ortes fort. Dort gab es Widerstand und alle Arten von Feuer wurden empfangen. Die Artillerie zerstörte ein SP-Geschütz. Dieser Widerstand war um 13:00 Uhr gebrochen und das Bataillon bewegte sich schnell auf Heusenstamm und Bieber und dann auch auf Mühlheim zu.
Das 3. Bataillon wurde in Kämpfe mit der feindlicher Infanterie verwickelt und verschanzte sich um Buchschlag herum. Nach heftigen Kämpfen wurden über hundert Gefangene gemacht. Ein Panzer unterstützte die feindliche Infanterie, zog sich jedoch später zurück. Die Kompanie L wurde zurückgelassen und sollte die linke Flanke sichern.
Das 1. Bataillon begann um 09.20 Uhr mit der Durchkämmung des Waldes bis in die Nähe von Langen. Hier sicherten sie alles und rückten ohne Widerstand bis südlich von Offenbach vor.
Als das Bataillon den Befehl erhielt, nach Bürgel und Rumpenheim zu gehen, entsandte es die Kompanie A nach Rumpenheim, während die Kompanien B und C den Ort Bürgel besetzten. Um 23.00 Uhr befand sich die 359. Infanteriekompanie am Ufer des Mains. Mit der 6.Panzerdivision und der 4. Panzerdivision auf der linken Seite erreichten sie also den Main. Zum erbeuteten feindlichen Material gehörten eine Chemiefabrik in Neu-Isenburg und achtzehn Wagenladungen Kriegsmaterial in Buchschlag. Es wurden 900 Gefangene genommen.
Das 3. und 1. Bataillon des 358. Infanterie-Regiments griffen um 8:00 Uhr an. Das motorisierte 3. Bataillon zog zur Kreuzung eine halbe Meile nördlich von Dreieichenhain, wo sie von den Fahrzeugen abstiegen, um einigen Widerstand zu brechen. Nachdem sie dies um 10:15 Uhr geschafft hatten, zogen sie weiter und stießen gegen 10:15 Uhr erneut auf Widerstand in Heusenstamm, wo 200 Gefangene gefangen genommen wurden. Das 1. Bataillon sicherte Götzenhin, stieß aber bei Dietzenbach auf stärkeren Widerstand. Dort schalteten sie Panzerabwehrgeschütze aus und nahmnen60 Gefangene gefangen nahmen. Das Regiment übernachtete in Hausen, Oberhausen und Heusenstamm.
Das 357. Infanterie-Regiment – verfolgt von Angriffen im Gebiet des 358. Infanterie-Regiments - fuhr fort, den Osten der Division an der rechten Flanke zu schützen. Die 90. Aufklärungstruppe der Aufklärungsdivision patrouillierte am Südufer des Mains, bis sie am Morgen vom 358. und 359. Infanterie-Regiment abgelöst wurde. Der Stoßtrupp Spiess (Taskforce Spiess) blieb entlang der rechten Flanke der Division und sicherte Offenthal und beseitigte kleine unorganisierte Gruppen des feindlichen Widerstands. Die Division CP zog nach Sprendlingen und öffnete es um 19:00 Uhr [Die Angaben zu den einzelne Truppenteilen widersprechen sich etwas, zum Beispiel bei Sprendlingen und Heusenstamm].
27. März 1945
Der gesamte organisierte Widerstand am nahen Ufer des Mains wurde beendet, als die Division bis zum Fluss vordrang. Etwa 400 weitere Gefangene wurden eingekesselt. Im Bereich von Offenbach bis Hanau wurden Stellen erkundet, wo man den Fluss überqueren konnte oder eine Fähranlegestelle war.
Die Division veröffentlichte die Feldbefehle Nr. 60 und 1900. Der Plan sah vor, dass die 90. Division einen Übergang westlich von Hanau erzwingen sollte, und zwar in der Nähe von Dörnigheim. Es sollte ein Brückenkopf gesichert werden für die 6. und die 4. Panzerdivision. Die Infanterie-Division würde dann der 4. Panzerdivision folgen.
Für den Übergang wurden drei Regimenter der 90. Infanterie-Division aufgestellt: Das 357. Infanterie-Regiment auf der linken Seite und das 358. Infanterie-Regiment auf der rechten Seite: die 359. Kompanie sollte als Reserve bereitstehen. Zur Vorbereitung der Überquerung wurde die 357. Kompanie in einen Sammelbereich bei Bieber verlegt. Der Divisions-Kontrollposten (CP) zog nach Heusenstamm, wo sie um 14:30 Uhr ankamen.
28. März 194
Die Angaben der 90. Division und der 357. in den „After Action Reports“ über die Truppenbewegungen sind nicht ganz einfach in Einklang zu bringen. Die 90. Division spricht immer von der „357. oder 358. oder 359“, ohne näher auszuführen, um welchen Truppenteil es sich handelt- Das sind aber Infanterie-Regimenter, denn das 359. Regiment ist nur Reserve und das 357. ist nur in Bischofsheim beteiligt, während die Haupttruppen beim Übergang vom 358. Regiment gestellt werden (es entdeckte auch den Reichsbank-Goldschatz von Merkers und bewachte die Nazi Größen in Nürnberg). Deshalb muss auch dessen Bericht in den Vordergrund gestellt werden ,während der Bericht der 90. Division nur ergänzt
Dörnigheim
Die amerikanischen Truppen waren am 27.März den Tag und die Nacht zuvor am Ufer gewesen. Als aber am Tag beobachtet wurde, wie sich die Deutschen am gegenüberliegenden Ufer eingruben, wurden Mörsergranaten auf sie abgefeuert. Kurz darauf bestiegen sechs deutsche Soldaten ein Boot und ruderten hinüber, um sich dem Außenposten des 359. Regiments zu ergeben. Ganz so einfach war es allerdings nicht. Wie spätere Verhöre ergaben, waren die Verteidiger ein Bataillon fanatischer Hitlerjugendlich aus der Offiziersschule in Friedberg. Sie wurden angeführt von erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren. Aber sie wurden nur in einer eher dünnen Linie von Fechenheim bis Dörnigheim aufgestellt. Aber nur sechs von ihnen haben sich vorzeitig ergeben.
Pünktlich um 3:00 Uhr glitt das führende Angriffsboot ins Wasser und machte sich auf den Weg zum anderen Ufer. Die Nacht war hell mit Mondlicht. Die Amerikaner hatten eine kleine Hoffnung auf eine Überraschung, als sie mit drei Bataillonen den Fluss überquerten. Das 358. Infanterie-Regiment setze rechts in der Nähe von Dörnigheim über und traf nur auf „dünne Luft“. Der Bereich war weit offen und die Angriffsbataillone landeten ohne feindliches Eingreifen
Das 1. Bataillon des 358. Infanterie-Regiments bestand aus drei Kompanien:
- Die C-Kompanie überquerte en Fluss auf der rechten Seite und wandte sich sofort stromaufwärts, um das Gebiet entlang des Ufers des Flusses zwischen dem Übergangspunkt und der Querstraße am westlichen Rand von Kesselstadt zu sichern. Sie bewegte sich durch ihre Zone und fand keine Widerstand vor. Sie richtete sich innerhalb des Ortes Kesselstadt mit dem Bataillons-Gefechtsstand ein. Der Plan war, hier zu bleiben, bis die Fahrzeuge des Bataillons den Fluss überquert und sich der Kompanie angeschlossen hatten. An der nächsten Nord-Süd-Straße trafen sie auf Teile der 26. Division, die die C-Kompanie ablösten (90. Division: Die 3. Kompanie befand sich weiter östlich).
- Die B-Kompanie überquerte den Fluss ebenfalls um 3:00 Uhr links von der C-Kompanie (90. Division: Die 2. Kompanie (9. Offiziersschule OCS) war mit einem Zug abkommandiert nach Dörnigheim und drumherum und stand unter Kontrolle. des Bataillons). Die Kompanie zog in Richtung zum Wald und zur Straße. Dort wurde. nach rechts abgebogen bis zu einer Kreuzung. Dann drehte sich die Kompanie nach Norden und bewegte sich zu den Eisenbahngleisen. Die Schienen wurden ohne Widerstand um 4:45 Uhr. Erreicht. Sie sollte den Rest des Bataillons in Wilhelmsbad treffen.
- Die A-Kompanie überquerte den Fluss in einer zweiten Welle so schnell, wie die Boote zurückkehrten. Sie folgte der Straße, die schon die B-Company genommen hatte und kam auch zu den Eisenbahnschienen und. lagerte sich entlang der Schienen links von der B-Kompanie 90. Division: Die 1. Kompanie war im Wald östlich von Hochstadt als Bataillonsreserve).
Beide Kompanien wurden schnell wieder neu geordnet. Dann wurde der Angriff gemeinsam fortgesetzt, um Wilhelmsbad zu erobern. Um 5:30 Uhr wurde er abgeschlossen. Patrouillen wurden ausgesandt zu den Waldenden im Bereich des Bataillons. Motorisierte Patrouillen wurden nach Bruchköbel gesandt und fanden es unbesetzt. Das Bataillon wurde sofort zu einer Kolonne geformt und marschierte um 10.00 Uhr über Kinzigheimerhof nach Bruchköbel. Die B-Kompanie errichtete dort ein Verteidigungsring zusammen mit der A-Kompanie im Norden. Sie blieben über Nacht und rückten um 13:30 Uhr nach Heldenbergen ab.
(90. Division: Die 4. Kompanie wurde teilweise angegliedert an die Schützenkompanien und der Rest stand unter der Kontrolle des Bataillons. Die Stärke der Unternehmen war 120–140 Mann).
Das 2. Bataillon überquerte den Fluss auch um 3:00 Uhr, um Dörnigheim zu sichern. Es traf auf sehr vereinzelten Widerstand. Easy- und George-Kompanien waren an dem Angriff beteiligt, gefolgt von Fox. Um 03:57 Uhr meldete das Bataillon, dass es Dörnigheim gesichert habe und ihr Bataillons-Gefechtsstand sofort den Fluss überquere. Dann kehrte das Bataillon zurück zur Regiments-Reserve und bewegte sich querfeldein nach Wilhelmsbad und schloss sich um 10:15 Uhr dort an. Dann ging das Bataillon nach Bruchköbel, wo der Bataillons-Gefechtsstand war und die Easy-Kompanie geblieben war, während Fox und George die rechte Flanke des Regiments erweiterten. Um 15:30 Uhr war man mit Motorfahrzeugen in Roßdorf eingedrungen.
Das 3. Bataillon folgte dem 2. Bataillon über den Fluss, während das 2. Bataillon nach links schwenkte. Ziel war der Bereich von Wachenbuchen Um 7:50 Uhr wurde gemeldet, dass Wachenbuchen gesichert sei. Um 9:10 Uhr wurde gemeldet, dass Mittelbuchen gesichert sei. Dort wurde der Bataillons-Gefechtsstand errichtet. Es wurde nur sehr geringer Widerstand gezählt bei der Durchfahrt und beim Erreichen des Ziels. Das Bataillon hatte sein beabsichtigtes Ziel erreicht, zu dem die 11. Panzerdivision durch den Brückenkopf fahren konnte Dann rückte das Bataillon mit Motorfahrzeugen nach Kilianstädten vor und beendete den Einsatz um 15:30 Uhr.
Die 90. División schreibt: Die 359. Infanterie-Regiment überquerte den Man am frühen Morgen und versammelte sich in der Nähe von Hochstadt. Nicht dabei war das 3. Bataillon, weil es das 3.Bataillon der 357 Infanterie-Kompanie bei Bischofsheim ablöste, das nach Wachenbuchen zog.
Bild: Mittelbucher Landstraße in Wilhelmbad: Zwei Soldaten des 358. Infanterie-Regiments in Wilhelmsbad. Sie testen ihre Funkgeräte (oder Radios ) im März 1945 (Credit U.S. Army). Im Hintergrund muss man sich den Bismarckturm denken
Über das 357. Infanterie-Regiment wird naturgemäß nur von der 90. Division berichtet. Aber auch dessen Truppenteile setzen ab 3:00 Uhr bei Dörnigheim über. Dazu heißt es:
Auf der linken Seite der Division hatte die 357. Infanterie-Kompanie kaum ihre erste Welle gelandet, als Schüsse aus Maschinenpistolen (MP 40) und Handfeuerwaffen die Stille durchbrachen. Die Schüsse steigerten sich zum laut anschwellenden Krach, als die Angriffseinheiten landeinwärts vordrangen. Das 3. Bataillon befand sich bald in einem heftigen Kampf mit Offiziers-Studenten, die ihre Linie bei Bischofsheim konzentrierten.
Die Artillerie des 357. Regiments richtete Artilleriefeuer auf den Ort und das 3. Bataillon stieß nach, als das Feuer aufhörte. Der Ort wurde um 10.00 Uhr eingenommen. Zwei Offiziersschülerkompanien der Deutschen waren schwer blutig geschlagen worden. Es wird nicht gesagt, was mit ihnen geschehen ist, ob sie umkamen oder gefangengenommen wurden. Auf dem Friedhof in Bischofsheim sind 15 Soldatengräber, acht Mann sollen aber nördlich von Bischofsheim gefallen sein.
Das 1. Bataillon des 357. Infanterie-Regiments rückte vor, um Hochstadt einzunehmen, dann Wachenbuchen und später die Anhöhe in 1820 Meter Entfernung nördlich von Wachenbuchen. (Hühnerberg, Hill 188). Das 2. Bataillon überquerte und eroberte den Hügel 228 Meter nordwestlich von Hochstadt, also etwa das Schützenhäuschen [Auf den ersten Blick könnte man meinen die Amerikaner wären von Bischofsheim aus nach Hochstadt gekommen und die Hauptstraße aufwärts gefahren. Aber wenn Bischofsheim erst um 10:00 Uhr gesichert werden konnte, dann handelt es sich hier um einen zweiten Vorstoß von Westen. Die Amerikaner waren aber schon am frühen Morgen von Osten in Hochstadt eingefahren und um 7:50 Uhr schon in Wachenbuchen]
Die Schwimm-Brücke über den Main wurde um 12:48 Uhr fertiggestellt (andere Angabe: 18:00 Uhr, 90. Division: Die Fußgängerbrücke über den Main und die Fähre wurden am Vormittag fertiggestellt und die Überquerung begann mit leichten Fahrzeugen. Von Westen her richteten die Deutschen noch Artilleriefeuer auf der Suche nach dem Brückengebiet.
Die Überquerung begann mit leichten Fahrzeugen. Die 6. Panzerdivision rollte über den Main und traf sich mit der 4. Panzereinheit, die von Hanau kam. Von Westen her richteten die Deutschen noch Artilleriefeuer auf der Suche nach dem Brückengebiet. Dann überquerten auch die Nachschub-Kompanie und fast die ganze Transport-Kompanie die Brücke bei Dörnigheim unter Beteiligung von Säulen der 11.Panzerdivision. In Wilhelmsbad trafen sich die Regimentsgefechtsstand-Nachschub-kompanie, die 712. und 773. Kompanie sowie der 315. Medizin- und Pionier-Kompanie. Während der dreitägigen Operation wurden 207 Gefangene gemacht.
Bis zum Mittag waren alle Ziele erreicht. Die 90. Division hielt einen 8,0 bis 9,6 Kilometer (5 bis 6 Meilen) langen Brückenkopf für die Aufnahme der zwei Panzerdivisionen. Um 19.20 Uhr endete das Vorrücken der 6. Panzerdivision (demnach wurde die Brücke schon um 12.48 Uhr fertiggestellt). Die Division schloss die Überquerung der Brücke ab mit einem Großteil seiner Ausrüstung. Bis Mitternacht waren alle Infanterieregimenter, das Hauptquartier und alle unterstützende Artillerie, Panzer und Jagdpanzer auf der anderen Seite. Nur ein Teil der 315. Pionierkompanie im Divisionshauptquartiers blieb noch zum Überqueren übrig.
Es war ein gewinnbringender Tag: Hinter der Division lag eine 365 Meter lange Wassersperre. Sie hatte einen festen Brückenkopf geschaffen und deckte den Vormarsch zweier Panzerdivisionen innerhalb von neun Stunden ab. Etwa 400 Deutsche wurden gefangen genommen. Die Kriegsgefangenen der Division überstiegen die 40.000 Mann-Marke.
Das Hessenfernsehen hat 2020 unter „#Hessen #Geschichte #1945undich“ mehrere Filme über den Einmarsch der Amerikaner in Hessen gezeigt.
Unter „https://youtu.be/YyQJlb_8qmo?si=QntczH80gPSHZzlw" ( (Main-Kinzig-Kreis) sieht man den Vormarsch auf Hanau Ende März 1945 und ab Minute 4:40 das Lager Wegscheide bei Bad Orb mit befreiten alliierten Kriegsgefangenen. Gleich am Anfang sieht man amerikanische Fahrzeuge auf einer Schwimmbrücke nach Dörnigheim fahren. Später sieht man noch Überquerung einiger Soldaten in einem Ruderboot. Das kann aber nicht die erste Überfahrt gewesen sein, denn die war ja in der Nacht, es war wohl eine Überfahrt vor der Fertigstellung der Brücke in Höhe der Fähre.
Unter „https://youtu.be/e1VzUGAs0IA?si=CY8uMb07m-Kw0iu“ (Offenbach und Umgebung). Die Filmaufnahmen der US-Armee zeigen den Vormarsch im Kreis Offenbach, die Einnahme von Seligenstadt Ende März 1945, den Vormarsch bei Mühlheim ab 01:05, und ein Lager mit Kriegsgefangene bei Langen. Diesmal wird gleich zu Beginn die Überfahrt von Dörnigheim nach Mühlheim gefilmt.
Über das Kriegsende in Dörnigheim hat Jan Fricke im Jahr 2015 Maintal Tagesanzeiger berichtet unter dem Titel; „Das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren“ (28. März 2015):
Am 25. März 1945 wurden die Zwangsarbeiter auf Lastwagen aus Dörnigheim gebracht und die Kriegsgefangenenlager vor den anrückenden Amerikanern geräumt. Über das Schicksal und den Alltag der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern und deren Arbeitsbedingungen in Dörnigheimer Betrieben gibt das Buch von Salzmann und Voigt: „Keiner will es gewesen sein“ mit Zeitzeugen-Berichten sehr genau Auskunft. Die Räumung der Zwangsarbeiterlager in Dörnigheim steht in direktem Zusammenhang mit der zeitgleichen Räumung des Außenlagers in den Adlerwerken Frankfurt. In den Außenlagern wurden Häftlinge der Konzentrationslager untergebracht, die zum Arbeitseinsatz in Industriebetrieben eingesetzt wurden.
Kriegsbedingt fehlten in vielen Betrieben ganze Belegschaften. Diese wurden durch die Arbeitslager aufgefüllt. Anders als die Zwangsarbeiter, die auch in Dörnigheim arbeiteten, unterstanden die Außenlager direkt der SS. Das Außenlager bei den Adlerwerken, genannt „KZ Katzbach“, gehörte zum Stammlager Natzweiler-Struthof im Elsass.
Um vor den vorrückenden Amerikanern die Spuren der Zwangsarbeit, der schlechten Versorgung und der menschenunwürdigen Unterbringung der Gefangenen zu verwischen, wurde das Konzentrationslager Katzbach im März 1945 aufgelöst. Kranke und derart entkräftete Gefangene wurden zuerst mit dem Zug abtransportiert. Die restlichen 350 bis 400 Gefangenen wur- den am Abend des 24. März 1945 zum Appell versammelt. Diese Gruppe brach noch am Abend mit vier Handwagen Richtung Osten auf. Am Morgen des 25. März 1945 passierten sie Dörnigheim auf der heutigen Kennedystraße. Nach fünf Tagen erreichte dieser Zug dann - Hünfeld. Von dort wurde der Transport mit der Bahn fortgesetzt.
Der Todesmarsch von Frankfurt nach Hünfeld forderte rund 70 Todesopfer. Für das Gebiet der Gemeinde Dörnigheim sind elf Tote nachgewiesen. Da alle elf tödliche Schusswunden hatten, handelte es sich entweder um entkräftete Häftlinge, die nicht weiter laufen konnten und von den SS-Wachleuten erschossen wurden, oder um gescheiterte Fluchtversuche.
Der Bürgermeister beauftragte den Friedhofsarbeiter, die Zugstrecke abzusuchen und die Leichen einzusammeln. Sieben Leichen wurden westlich der Ortschaft zwischen Fechenheim und Dörnigheim gefunden, drei weitere im Wald bei der heutigen Waldsiedlung.
Diese Leichen wurden eilig in einem Massengrab ohne Särge beigesetzt, da man Strafen der amerikanischen Besatzer fürchtete. Eine weitere Leiche in Häftlingskleidung wurde erst später im Wald gefunden und am 20. November bestattet.
Im Juli 1945 wurden die Amerikaner auf das Massengrab aufmerksam und ordneten eine würdige Trauerfeier an. Diese Trauerfeier fand am 12. August 1945 statt und wurde von dem damaligen Pfarrer Kurz gehalten. Die Beisetzung in Särgen wurde im Bereich der Ehrenmäler an der südwestlichen Ecke des Alten Friedhofs vorgenommen. Im Jahre 1952 kam es zu großen Umbauarbeiten am Alten Friedhof. Die Gräber der Toten des Todesmarschs wurden aufgelöst und auf ein Ehrenmal auf dem damals geplanten Waldfriedhof verlegt. Dieser Waldfriedhof war etwa im Bereich der heutigen Integrativen Kindertagesstätte an der Hermann-Löns-Straße vorgesehen.
Als der Plan für den Waldfriedhof aufgrund des hohen Grundwasserstands in dem Gebiet aufgegeben wurde, wurden die Ermordeten des Todesmarschs erneut (zum vierten Mal!) umgebettet. In Schlüchtern wurde ein Friedhof für die Kriegstoten im Main-Kinzig-Kreis angelegt. Sie wurden am 9. Februar 1962 in den Grabstellen C316 bis 337 beigesetzt unter der Bezeichnung „12 Unbekannte, gestorben 1945 in Dörnigheim, Kreis Hanau.“
Am 28. März 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Dörnigheim. Die 90. US-amerikanische Infanterie-Division setzte mit Hilfe einer Ponton-Brücke am frühen Morgen über den Main über. Wenige Tage zuvor wurde die Fähre sinnloserweise von deutschen Soldaten im Main versenkt. Überall wurden weiße Flaggen gehisst und auch am Kirchturm wehten auf allen vier Seiten weiße Flaggen, die aber auf höheren Befehl hin wieder eingeholt werden mussten, da nach Meinung des Befehlsgebers das Dorf Dörnigheim nicht gefährdet war.
Hochstadt
Am 28. März rückte das 2. Bataillon des 358. Regiments vor, um Hochstadt einzunehmen.
Ein Trupp junger deutscher Soldaten will noch den Vormarsch der Amerikaner aufhalten. Am Abend, bevor die Amerikaner ankommen, sitzt einer dieser Soldaten noch bei Burgers in der Hauptstraße am Abendbrottisch, erzählt Eleonore Knapp. An der Waldecke nördlich der Bahnlinie - wo später das Pförtnerhaus der Firma Kling stand - lag ein Betonring, an dem sie sich verschanzten. Eine Granate aus einem Panzer hat ihren Widerstand beendet. Bei einem der Toten ist allerdings im Kirchenbuch vermerkt, er sei durch eine Kopfschuss getötet worden.
Die Soldaten starben am 28. März 1945 etwa um vier Uhr in der Nacht. Sie wurden ausgeplündert in den Schützenlöchern gefunden. Begraben wurden sie um 17 Uhr ohne Sarg, weil es keine Särge gab. Totengräber war Johannes Fischer, der damals Gemeindearbeiter war.
Sie liegen in einer Sondergrabstelle auf dem Hochstädter Friedhof begraben, zusammenmit zwei Soldaten, die im Hilfslazarett in der Schule gestorben waren, und einem Soldaten aus Hochstadt, der in einem Kriegsgefangenlager im Taubertal erschossen worden war, weil er die Baracke verlassen hatte.
Die drei Soldaten waren:
1. Otto Behrens, geboren am 18. Mai 1920 in Gersterode in Nordthüringen als Sohn des Bahnhofvorstehers Wilhelm Behrens und seiner verstorbenen Frau Johanna geborene Ebenroth zu Niederorschel im Eichsfeld. Er war verheiratet mit Ingeborg geborene Aßmannn aus Rehrungen Kreis Grafschaft Hohenstein, Karl-Heye-Straße 17. Im Krieg war er Grenadier.
2. Lothar Hermann, geboren am 4. Dezember 1919 in Ruhla bei Eisenach geboren als Sohn des Friedrich Herrmann und seiner Frau Anna geborene Stein. Er wohnte in Ruhla in der Bahnhofstraße 3. Seine Erkennungsmarke lautete „2551 O“. Bei ihm wurde noch sein Führerschein gefunden
3. Werner Seeger, geboren am 24. März 1920 in Berlin als Sohn des Edmund Seeger und seiner Frau Elisabeth geborene Mohr. Er war verheiratet mit Ursula geborene Bohn. Zuletzt wohnten sie in Gotha, Eschleber Straße 116. Seine Erkennungsmarke lautete „2636 A“. Bei ihm fand sich ein Briefumschlag mit der Adresse an H. Seeger, Absender war Ursula Seeger.
Bild: Soldatengräber auf dem Hochstädter Friedhof
Die Amerikaner kamen von Dörnigheim und bogen dann wohl von der Bahnhofstraße in die Jägerstraße ab. Die 3. Division hatte an sich nur den Auftrag, Wachenbuchen zu besetzen. Der Weg führte aber über Hochstadt. Damit auch dieser Ort „sicher“ war, bog ein Teil an der Wachenbucher Straße nach links ab zum Obertor und in die Hauptstraße (siehe auch: Nahrgang, Offenbach Atlas).
Eine genaue Uhrzeit für Hochstadt wird in den Berichten nicht angegeben. Aber wenn sie um 7:50 Uhr in Wachenbuchen waren, dann muss es in Hochstadt gegen 7 Uhr oder früher gewesen sein. Nach meiner Erinnerung war es noch Nacht und wir saßen im Keller und hörten die rasselnden Panzer und Lastwagen hinunterfahren. Auch Frau Knapp gibt 5 Uhr als Zeitpunkt des Einmarsches an.
Die Sieger wurden von der Bevölkerung mit Angst erwartet. Aber sie brachten auch die Befreiung von Krieg und Naziherrschaft. Aus Sicherheitsgründen mussten für die durchfahrenden Autos der Amerikaner alle Häuser in der Hauptstraße geräumt werden. Da damals eine der Nachschublinien der Amerikanischen 6. Armee durch Hochstadt ging, ist es mehr als logisch.
In einem zweiten Vorstoß kamen die Amerikaner nach 10.00 Uhr aus Bischofsheim Das 2. Bataillon des 357.Regiments „eroberte“ noch den Hügel 205 etwa 228 Meter nordwestlich von Hochstadt [etwa am Schützenhäuschen]. Das 1. Bataillon zog weiter nach Wachenbuchen und besetzte später auch die Anhöhe 1820 Meter nördlich von Wachenbuchen (Hühnerberg, Hill 188), wo ja die Soldaten untergebracht waren, die den etwas südlich gelegenen Beobachtungsturm für den Flugplatz in Langendiebach betrieben.
Das 358. Infanterie-Regiment räumte in schneller Folge Dörnigheim, Wilhelmbad, Kinzigheimerhof, Bruchköbel und Mittelbuchen (9:10 Uhr). Das 359. Infanterie-Regiment überquerte am frühen Morgen auch den Man und versammelte sich in der Nähe von Hochstadt ohne das 3. Bataillon, das das 3. Bataillon des 357. Infanterie-Regiments bei Bischofsheim ablöste, das nach Wachenbuchen zog.
Eleonore Knapp beschreibt, wie die Amerikaner bei ihnen eintrafen: „Gegen 5 Uhr am Morgen des 28. März hören die Frauen, die im Keller schlafen, Schritte im Hof. Ich ging hoch, öffnete die Haustür und stand den Amerikanern gegenüber!“ Mit Gewehren durchsuchen die alle Häuser nach deutschen Soldaten. Ein Schreckmoment für die junge Frau. Aber: „Am 27. März 1945 [Richtig: 28.März] war für uns in Hochstadt der Krieg zu Ende“. Die Familie kommt aus ihrem Kellerversteck hervor und hängt eine weiße Fahne ans Tor. „Wie alle Nachbarn auch.“ Mit riesigen Panzern fahren die alliierten Streitkräfte durch die schmalen Straßen, aber größer als ihr Haus sind sie bestimmt nicht gewesen, wie Frau Knapp meint.
Aus meiner Biographie:
Beim Einmarsch der Amerikaner waren die Hitlerbilder waren natürlich längst vernichtet. Aus der Fahne wurde bei der ersten Fastnachtsfeier nach dem Krieg ein Rotkäppchenkostüm für meine Schwester. Die Zinnsoldaten, mit denen ich liebend gern spielte, waren nun verboten. Plötzlich waren auch die Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter verschwunden, die bei den Bauern arbeiten mussten und abends oft auf der Straße standen.
Sehr bald ergriff die Besatzungsmacht ihre Maßnahmen. Die Häuser an der Hauptstraße mussten geräumt werden, weil man Heckenschützen fürchtete. Wir zogen in das Haus meines Großvaters in der Bogenstraße. 14 Nur eine Stunde am Morgen und eine Stunde am Abend durften wir auf den Hof, um das Vieh zu füttern.
Das hinderte allerdings die Familie Lindenau aus Hanau nicht, unser Haus zu besetzen. Sie waren ausgebombt und suchten sich einfach auf dem Dorf eine neue Bleibe. Ihnen wurde von den Amerikanern das Wohnen im Haus auch nicht verwehrt. Vielleicht fielen sie auch nicht so auf, weil wir eine gemeinsame Zufahrt mit dem Nachbarn hatten und unser Haus nur als Teil des anderen gesehen wurde.
#Dennoch brachte uns die Familie einmal in Verlegenheit. Sie hatten einen halbwüchsigen Sohn, der sich irgendwo Karbid besorgt hatte. Damit machte er vor dem Haus ein Feuerchen, genau dort, wo die Amerikaner die Kabel für ihr Feldtelefon verlegt hatten. Mein Großvater wurde aufs Bürgermeisteramt bestellt und musste Rede und Antwort stehen. Aber passiert ist nichts. Auch zu der Familie aus Hanau wurde das Verhältnis nicht getrübt. Wir haben sie später in Hanau noch gelegentlich besucht.
Die Amerikaner forderten, dass jede Familie bestimmte Sachen ablieferte. Einmal waren das militärisch bedeutsame Gegenstände wie Waffen oder Fotoapparate oder Fahrräder. Aber es waren auch einfach Hausratsgegenstände wie Bestecke, die auf dem alten Rathaus abgegeben werden mussten. Aus Angst haben wir auch abgeliefert, darunter zwei wertvolle Fotoapparate meines Vaters. Wahrscheinlich haben die Amerikaner aber gar nichts damit anzufangen gewußt, es ging nur um das Prinzip, Wiedergutmachungsleistungen zu erbringen.
Das war wohl auch die Absicht zweier amerikanischer Soldaten, die eines Tages in unser Haus kamen und Eier haben wollten. Meine Oma sagte ihnen, dass wir keine Eier hätten. Doch im Flur stand ein Schrank, an dem ein Kästchen hing mit der Aufschrift „Eier“. So viel deutsch konnten die Amerikaner aber doch, dass sie sich einfach selbst bedienten. Es waren noch zwei Eier drin und zwei junge Männer waren gekommen, also war doch alles in Ordnung, jeder nahm sich sein Ei heraus.
Das Verhältnis zur Besatzungsmacht wurde mit der Zeit immer besser. Viele Kinder und auch Jugendliche gingen zu den Amerikanern, die mit ihren Fahrzeugen im Dorf oder im Feld standen und freundeten sich regelrecht mit ihnen an. Die Amerikaner hatten nämlich Schokolade und den unvermeidlichen Kaugummi. Da lohnte es sich schon, gut mit ihnen bekannt zu sein. Einen Kaugummi zu kauen wie die Amerikaner, das war schon etwas.
Oft fuhren die großen Lastwagen der Amerikaner durch den Ort. Einmal stand ich auf der Treppe und sah neugierig den Autos zu. Die Erwachsenen hatten immer gesagt, ich sollte mich nicht so vorwagen. Der Meinung war wohl auch ein Soldat, der hinter dem Führerhaus des Lastwagens an einem Maschinengewehr stand. In der Regel war der Lauf nach rechts außen gerichtet. Der Soldat aber drehte es nach links, so als wollte er mir drohen. So schnell war ich selten wieder im Haus.
Die amerikanischen Offiziere waren in den besten Häusern in der Dörnigheimer Bahnhofstraße einquartiert, aber auch in der „Villa Rocholl“ an der Ecke Bahnhofstraße, heutige Thingstraße. Allerdings waren sie sehr auf Hygiene bedacht und wollten das Wasser aus der Hauswasserversorgung nicht trinken. So verlegten sie kurzerhand eine Wasserleitung zu dem Haus am Weg zum Bahnhof. Sie ging von der Ecke Jägerstraße / heutiger Ahornweg quer über die Wiesen zur Waldecke und dann entlang dem Waldrand. Der Graben war in kürzester Zeit fertig, denn sie hatten eine große Maschine, die die Erde in einem Zug aushob und links und rechts verteilte. Nach Verlegung der Leitung war der Graben genauso schnell wieder zugeschüttet.
Die 146. gepanzerte Signal-Kompanie (Armored Signal Company) hatte im Haus auf der Hauptstraße 40 eine Kommandostelle eingerichtet. Die Familie Huhn musste zur Verwandtschaft ausweichen, nämlich zur Familie Weiss in die Ritterstraße 4. Nur zur Versorgung vom Vieh durften sie zurück. Die eingesammelten Waffen wurden in der Kirche gesammelt und Valtin Huhn musste sie anschließend - unter Androhung der Todesstrafe - im Bischemer Feld.
Bischofsheim
Am 28. März 1945 um 3:00 Uhr - also gleichzeitig mit Dörnigheim - ruderten Infanteristen des 3. und 1. Bataillons des 357. Regiments von Rumpenheim ans Bischemer Ufer. Am Nordufer des Mains standen aber die Kräfte des Volkssturms und die Offiziersschüler aus Friedberg von Fechenheim bis Bischofsheim und Dörnigheim. Das 357. Infanterie-Regiment hatte kaum ihre erste Welle gelandet, als Schüsse aus Maschinenpistolen (MP 40) und Handfeuerwaffen die Stille durchbrachen. Die Schüsse steigerten sich zum laut anschwellenden Krach, als die Angriffseinheiten landeinwärts vordrangen. Das 357. Bataillon richtete Artilleriefeuer auf den Ort und das 3. Bataillon rückte nach, als das Feuer aufhörte. Der Ort Bischofsheim wurde um 10.00 Uhr eingenommen.
Herbert Lippert schreibt in der „Chronik von Bischofsheim“: „Am 27. März 1945 beschossen amerikanische Panzer von Rumpenheim aus unseren Ort, sie belegten hauptsächlich die Straßenkreuzungen mit Feuer, größere Gebäudeschäden traten nicht auf. Zwei Personen wurden bei dem Beschuss verletzt, ein 16-jähriger Junge in der Borngasse getötet. Am folgenden Tag kamen die Amerikaner über den Main, die von deutschen Truppen vorher versenkte Fähre benötigten sie dazu nicht.
Im Garten des Hauses Bahnhofstraße 18 stand ein deutsches Flakgeschütz, aber es trat nicht in Tätigkeit. Die Geschützbedienung schlief völlig erschöpft im Keller des Hauses und wurde von den Amerikanern gefangengenommen. Im Ort und seiner unmittelbaren Umgebung befand sich eine schwache deutsche Truppe, Unteroffiziersschüler aus Friedberg, von denen noch acht Soldaten fielen und auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt wurden“.
Weiter schreibt er: „Für einige Tage mussten einzelne Straßenzüge freigemacht werden, um den Siegern Unterkunft zu geben. Es muss festgestellt werden, dass die Amerikaner sich gut betragen haben, sie haben nichts zerstört und nichts genommen außer ein paar Kleinigkeiten, die wohl als Souvenirs gedacht waren. Als die Panzer nach Bergen und Niederdorfelden weiterfuhren, benutzten sie aus Angst vor Minen nicht die Straßen, sondern fuhren über die Felder. Die Spuren der schweren Fahrzeuge konnte man noch jahrelang beim Pflügen bemerken“.
Kurt Wörner berichtet in den Jahren 2014 und 2015 von seinen Erinnerungen aus der Kriegszeit im Maintal Tagesanzeiger: Nach dem erneuten Luftangriff auf Hanau am 19. März ging die Angst um. Die Bischofsheimer Bürger suchten Schutz und gruben sich in den Wänden der Vilbeler Hohl und am Ende der Ledergasse ein. Die US-amerikanischen Streitkräfte rückten immer näher, ihre Lärmorgie der Artillerie kündigte das Finale des „Dritten Reichs“ an.
Ende März, ein Frühlingstag ging zu Ende, an, näherten sich von Niederdorfelden kommend deutsche Wehrmachtsangehörige, die die Berger Straße in Richtung Hochstadt verließen. Bei einem Halt vor unserem Haus Berger Straße 4 verteilten wir den Rest von Zigaretten aus dem Bestand meines Vaters. Die Worte eines dieser Landser höre ich heute noch, der damals beim Quaken der Frösche sagte. „Hier möchte ich im Frieden leben!“
Am Abend zum 27. März; wieder lagen wir, wie viele Tage zuvor, teilweise angezogen in unseren Betten. Plötzlich eine Detonation laut, wie wir sie noch nie gehört hatten. Staub drang durch das geöffnete Fenster. Einschlag und Abschuss in rascher Folge. Von Rumpenheim aus wurde Bischofsheim beschossen.
Ein Trupp Wehrmachtsfunker, die in unserem Wohnzimmer anwesend waren, haben - bevor sie uns verließen - folgenden Funkspruch erhalten: „Panzerspitze dringt in Hanau ein.“ Den Rest der Nacht verbrachten wir angstvoll im Keller; die letzte Nacht im Keller. Gespenstige Ruhe herrschte, bis ein leises Schleichen den Einmarsch der Amerikaner ankündigte.
Am Morgen erlebten wir auf einer Mauer am Tor den Tross der amerikanischen Kriegsmaschinerie, der zwei Tage lang von Hochstadt kommend sich wie ein Lindwurm durch die von Panzern aufgerissene Berger Straße nordwärts weiter Richtung Frankfurt zog und Bischofsheim verließ.
Nur ein kurzer Halt genügte, um das Leben von acht jungen Männern, die fanatisch von einem verbrecherischen Regime erzogen waren, auszulöschen. Sie wollten, verschanzt an der
Straßengablung nach Bergen und Niederdorfelden, den Vormarsch dieser Armee aufhalten.
Fazit aus dieser Zeit: 15 Männer wurden in den Kriegstagen auf dem Bischofsheimer Friedhof beigesetzt. 150 Männer aus dem einst beschaulichen Ort ruhen auf den Kriegsfriedhöfen in ganz Europa“.
Wachenbuchen
Am 6. Januar 1945 gibt es Fliegeralarm, um 18.20 Uhr wird Vollalarm gegeben. Die Bomben fallen von 18.40 Uhr bis 19.15 Uhr. Es werden etwa 4.000 Stab-Brandbomben und Brandbomben (14,5 Kilo) abgeworfen, dazu Sprengbomben und Luftminen. Getroffen werden Dreiviertel des Wohngebiets, das nördliche und östliche Feld, die südlichen Wiesen und der Wald.
Am Grundstück Schulstraße 26 ist das Obergeschoß des Wohnhauses beschädigt und der Dachboden des Nebengebäudes brennt. Beim Versuch, das Feuer zu löschen, gefriert das Wasser zu Eis; so wird mit Jauche gelöscht. Südöstlich der Kreuzung Schulstraße / Hintertor geht in einem Garten eine Luftmine nieder. Im großen Umkreis sind dadurch Häuser beschädigt, Dächer abgedeckt, Türen und Fenster herausgerissen und alle Scheiben zerstört (man nimmt nachher das Glas alter Bilder, um sie auszubessern). Die Kirche wird bei dem Fliegerangriff bis auf die Außenmauern zerstört
Bilder;
Luftbildaufnahme nach dem Angriff, in der Mitte die zerstörte Kirche.
Inneres der zerstörten Kirche
Zerstörter Kirchturm
Bei den Löscharbeiten helfen die Feuerwehren aus Hochstadt und Bischofsheim. Alle Brände sind bis zum Eintritt der Dunkelheit am nächsten Tag gelöscht. Im August 1945 sind von 32 beschädigten Wohnhäusern schon wieder 16 instandgesetzt, von 23 Scheunen sind 10 repariert, 8 Scheunen sind noch aufzubauen.
Die Behörden hatten einige Leute aus der Bevölkerung bewaffnet, damit sie Fallschirmspringer der Alliierten festnehmen, deren Flugzeug abgeschossen worden war und die mit dem Fallschirm abgesprungen waren. Im Januar 1945 war das der Fall, als ein amerikanisches Flugzeug abgeschossen worden war. Die zwei Soldaten wurden vom Hühnerberg kommend blutüberströmt durchs Dorf geführt. Sie wurden beschimpft und angegangen von Frauen, die Angehörige im Krieg verloren haben oder deren Haus durch den früheren Luftangriff zerstört war.
Dr. Bernhard Pfälzer schildert: Sie wurden dann ins Rathaus in Hochstadt gebracht, wo eine zentrale Sammelstelle war. Einer der Soldaten war schwer verletzt. Ein Anwesender wollte Dr. Seufert Bescheid sagen, der damals noch in Bischofsheim wohnte. Doch der Lehrer Röder sagte: „Früher haben wir das anders gelöst!“ Damit meinte er, dass Gefangene erschossen wurden. Man hat aber doch Dr. Seufert gerufen. Als der kam, hat er getobt: „Auch das ist ein Mensch, ihm muss geholfen werden!“ Er versorgte ihn zunächst und nahm ihn dann mit nach Bischofsheim und pflegte ihn. Der Mann hat ihn später einmal besucht und seinem Lebensretter noch einmal gedankt.
In der Schule in Wachenbuchen ist ein Raum, in dem die Nazis ein Vorratslager haben. Einige Anwohner wissen das und dringen auf Verteilung. Besonders hervor tut sich dabei Jean Kappes (Schulstraße 24), der kurz vor Kriegsende desertiert ist. Er soll mit seiner Dienstwaffe gedroht haben. Der Leiter des Lagers macht Meldung. Kappes wird verhaftet und auf dem Gelände der Brauerei Nicolay in Hanau von der Gestapo erhängt. Der Leiter des Lagers wird auch nach dem Krieg nicht belangt, weil er in Ausübung seiner Pflicht gehandelt habe. Ein weiteres Opfer der Naziherrschaft ist der Spengler Wilhelm Ebert, der wegen „Brandreden im kommunistischen Sinne“ in Haft kommt. Es ist schade, dass diese Vorgänge so wenig im Bewußtsein der Bevölkerung vorhanden sind. Über Jean Kappes wurde erst in den neunziger Jahren im Mitteilungsblatt der Kirchengemeinde berichtet. Dabei ist er doch einer, der sich für das Wohl der Bevölkerung eingesetzt hat und dabei sogar sein Leben verloren hat.
Im März 1945 werden die 16 und 17-Jährigen zum Militärdienst eingezogen. Am 26. und 27. März zieht eine große Menge Menschen durch den Ort. Es sind wohl KZ-Häftlinge, die vor den anrückenden Amerikanern nach Mitteldeutschland gebracht werden sollen. Es waren wohl Deutsche, keine Ausländer. An sich ist sonst nur bekannt, dass am 25. März die Häftlinge aus dem KZ-Außenlager in den Adlerwerken in Frankfurt durch Dörnigheim getrieben wurden.
Vereinzelt hängt man weiße Fahnen aus den Fenstern. Vor allem tun das Frauen, die ihre Männer im Krieg verloren haben. Ein fremder Mann mit schwarzem Ledermantel kommt mit dem Motorrad durch den Ort und sieht es. Er fordert die Frauen auf, die Tücher zu entfernen, andernfalls werde er den Ort beschießen lassen. Das ist dann auch geschehen, aber nicht am
am 22. (!) März 1945 gegen 5 Uhr, wie es noch in der Chronik „Liebenswertes Wachenbuchen“ heißt. Es wurde auch immer angenommen, dass die Amerikaner geschossen hätten. Aber am 22. März standen die Amerikaner noch am Rhein. Der einzige Brückenkopf rechtsrheinisch war an der Brücke von Remagen. Am 27. März 1945 ging der Frontverlauf von Frankfurt bis Aschaffenburg .
Richtig ist die Angabe von Pfarrer Scheig, der von einem Bombenbeschuss auf Wachenbuchen am 27. (!) März um 5 Uhr berichtet. Die übereinstimmende Angabe „5 Uhr“ zeigt, dass es sich bei der in der Chronik verwendeten Angabe um eine Verwechslung des Datums handelt. Es handelte sich allerding nicht um Bomben, wie Scheig schreibt, sondern um Beschuss mit Granaten, wohl veranlasst durch den Motoradfahrer. Am 27. März morgens um 5 Uhr hat man also auf die eigene Bevölkerung geschossen. Es waren einige Einheiten der Waffen-SS unterwegs, und die hatten keine Skrupel, so etwas zu machen.
Durch etwa 20 Granaten werden einige Häuser werden teilweise schwer beschädigt. Es gibt drei Tote: Marie Krimmelbein und ihre Tochter Auguste aus der Schulstraße 34 (dem Ehemann wird ein Arm abgerissen) und die evakuierte Lehrerin Frau Argus im Haus Raiffeisenstraße 20. Granaten schlagen auch ein in den Häusern Hanauer Landstraße 27, Alt Wachenbuchen 7 und Kleine Hainstraße 4 (dieses Haus der Familie Puth wird total zerstört).
Es waren wohl kaum die Amerikaner, obwohl die am 27. März schon südlich des Mains standen und den Ort hätten erreichen. Aber die Amerikaner haben Orte nur beschossen, wenn von dort Widerstand kam
Am 28. März ziehen noch vereinzelte deutsche Soldaten durch die Straßen. Wachenbuchen wurde aber laut dem amerikanischen After Action Report am 28. März um 7.50 Uhr befreit Berichtet darüber wird im After Action Report des 358. Regiments und in dem Report der 90. Division, die im Internetz zu finden sind unter „www.90thdivisionassociation.org“.Die Amerikaner kommen von Westen und ziehen nach Mittelbuchen und Niederdorfelden. Am 29. März wurde der Divisionskontrollpunkt (CP) an seinem neuen Standort in Wachenbuchen eröffnet.
Einige Häuser müssen geräumt werden. Bei der Rückkehr der Bewohner sind sie verdreckt und durchwühlt, zum Teil sind auch Sachen entwendet.
Nach dem Krieg wird Karl Diez von der KPD als Bürgermeister eingesetzt, örtliche Hilfspolizisten werden zum Dienst herangezogen. Bürgermeister Diez lasst die ehemaligen Nazis am Sonntag Rohre für die Wasserleitung ausgraben und neu verlegen. Mit Pferd und Wagen müssen sie antreten. Der Bauer Schäfer aus der Straße Alt Wachenbuchen 30 kommt aber nur mit einem Pferd. Der Bürgermeister fragt ihn, weshalb er denn nur mit e i n e m Pferd komme. Der Landwirt antwortet: „Das andere Pferd ist so jung, dass es kein Nazi gewesen sein kann, es muss nicht zur Strafe arbeiten“.
Am Waldrand auf einer großen Wiese legen die Amerikaner einen kleinen Flugplatz für Aufklärungsflüge an. Wahrscheinlich handelt es sich um die sogenannte „Holzwiese“ zwischen dem Hof Wenzel und dem Waldrand. Robert Decker aus Hochstadt hat dort vor Jahren einen amerikanischen Fliegerhelm gefunden (Inschrift. „Made in USA“). Er ist stark beschädigt. aber nicht durch Kampfhandlungen, sondern es ist wohl ein Fahrzeug darüber gefahren.
Bilder des Fliegerhelms
Am 28. und 29. März kommt es zu zwei Vergewaltigungen durch amerikanische Soldaten. Befreite Kriegsgefangene kommen auf Lastwagen und räumen in Wohnungen aus, was sie gebrauchen können bis hin zu Wäsche und Möbeln. Ein deutscher Soldat, der in einem amerikanischen Gefangenenlager gestorben ist, wird in Wachenbuchen beigesetzt.
Der Abschied der Kriegsgefangenen verläuft herzlich. Es sind doch persönliche Beziehungen entstanden. Wie Söhne und Töchter schickt man sie gut ausgerüstet mit reichlich Lebensmitteln versehen in die Heimat. Im November 1945 beschlagnahmt die US-Armee über 1.800 Stück Geschirr im Wert von 1.704 Reichsmark.
29. März 1945
Am 29. März 1945 wurde die Brücke über den Main bei Rumpenheim fertiggestellt und ersetzt den provisorisch eingerichteter Fährbetrieb.
Das 357. Infanterie -Regiment setzte den Vormarsch fort gegen vernachlässigbaren Widerstand nach Kaichen und Großkarben.
Vom 358. Infanterie-Regiment zog das 1. Bataillon nach Roßdorf ,Kilianstädten und Heldenbergen
Vom 359. Infanterie-Regiment war das 3. Bataillon eingeteilt, um das Waldgebiet nördlich von Fechenheim abzusuchen. Der andere Teil des 359. Infanterie-Regiment wurde der 4. Panzerdivision zugeteilt bewegte sich motorisiert nach Stockheim und Selters.
30. März 1945
Die C-Einheit des 150. Pionier-Bataillons entsandte zwei Einheiten von der Mühlheimer Brücke nach Hochstadt, Wachenbuchen, Mittelbuchen und Kilianstädten zwecks Instandsetzung und Reparatur der Straßen.
Die 111. Panzerdivision überquerte am 29. März den Rhein bei Oppenheim und traf um 20:00 Uhr in der Nähe von Hanau ein. Sie überquert den Main am 30. März m 1:00 Uhr und bleibt bis 11:00 in Hanau. Die Weiterfahrt erfolgt nach Nieder-Seemen. Dort trifft die Einheit um 15:30 ein, und wird von einigen Flugzeugen ME-262 angegriffen.
Während der Besetzung
Dörnigheim
In hastiger Eile durchsuchten die Amerikaner alle Häuser und nahmen Hakenkreuze, Abzeichen und Fahnen ebenso an sich wie Messer, Äxte, Beile und Waffen. Aber auch Lebensmittel, die bei Kriegsende sehr knapp waren (auch durch die zusätzliche Anforderung an die Landbevölkerung, die durch die Versorgung der Ausgebombten aus Hanau und Frankfurt entstanden war) wurden von den Amerikanern in Anspruch genommen. Teilweise haben die Deutschen ihre Heizungen stillgelegt oder Öfen ausgebaut, um dem Verbrauch ihres Heizmaterials durch die Amerikaner vorzubeugen. Pfarrer Kurz notierte: „Zum Teil sind sie sehr anständig und gegenüber Kirche und Pfarrer sind sie sehr entgegenkommend.“ In den Wäldern fand man wohl häufig weggeworfene Uniformen von Reservisten, die erkannten, dass dieser Krieg nicht gewonnen werden konnte, und die ihr Heil in der Flucht suchten.
Der Sonntagabend 19. August 1945 blieb im kollektiven Gedächtnis der Dörnigheimer als der tragischste Tag des Kriegsendes 1945 in Erinnerung. Die STEG-Organisation betrieb rund um den Dörnigheimer Bahnhof einen Lagerplatz. Diese Gesellschaft verwertete Materialien der Wehrmacht, die keine Verwendung mehr hatten. Daher wurde das Lager als „Steglager“ bezeichnet. Auf den Schienen standen Güterwagons mit nicht mehr benötigten Wehrmachtsbeständen, die von den Amerikanern irgendwo beschlagnahmt worden waren. Bis zu 260 deutsche Kriegsgefangene entluden die Waggons und machten dadurch die Bahnstrecke wieder befahrbar. Beaufsichtigt wurden sie von über 60 amerikanischen Soldaten. So entstand das so genannte „Steglager“ als Verwertungslager für Kriegsgüter auf einer Fläche von 50 Hektar auf beiden Seiten der Bahnlinie und entlang der Braubach . Hier konnten sich Handwerker ihre Rohstoffe beschaffen. Dieses Lager hatte bis 1947 Bestand.
Unter den dort gelagerten Gütern befanden sich auch Behältnisse mit Treibstoff, die sich aus unbekannten Gründen erhitzten. Die US-Amerikaner versuchten bereits, den entstandenen Rauch mit Wasser zu bekämpfen, als die Dörnigheimer Feuerwehr eintraf und die Amerikaner ebenfalls mit Wasser unterstützte. Der Treibstoff reagierte aber thermisch in Verbindung mit dem Wasser. Durch den Löschversuch mit Wasser wurde die sich anschließende Katastrophe noch begünstigt, was keinem der Beteiligten bewusst war.
Zu allem Unglück lagerte in der Nähe auch noch ein Stapel Minen, der durch die Hitze zur Explosion kam. Die Explosion löste eine gewaltige Druckwelle aus, die Fenster, Türen und Dächer in weitem Umkreis zerstörte oder beschädigte, und der Knall war in der ganzen Gegend zu hören. In der Folge der Explosion wurden die Tore der Kriegsgefangenenlager geöffnet und die Männer rannten in alle Richtungen davon. Drei Tage später kehrten alle wieder zurück.
Vier Dörnigheimer Feuerwehrleute waren auf der Stelle tot: Jakob Schneier, Jakob Rauch, Peter Boos und Jakob Kegelmann wurden acht Tage nach dem Unglück unter großer Anteilnahme der Dörnigheimer auf dem Alten Friedhof bestattet. Ein deutscher Kriegsgefangener soll ebenso ums Leben gekommen sein - wie auch amerikanische Soldaten, deren genaue Zahl aber nicht mehr bekannt ist.
Die Feuerwehrleute Friedrich Seng und Philipp Huhn überlebten das Unglück zwar schwer verletzt, beide starben aber binnen eines Jahres an den Folgen ihrer Verletzungen. Das Mahnmal für die vier verstorbenen Feuerwehrleute - ein großer, schwarzer Grabstein - steht links auf dem Alten Friedhof zwischen dem Ehrenmal und der Friedhofsmauer.
Nach Kriegsende wurde Alwin Lapp (KPD) von den Amerikanern als Bürgermeister für Dörnigheim eingesetzt. Er wurde in späteren Wahlen von der Bevölkerung in diesem Amt bestätigt und blieb bis 1950 Bürgermeister.
Walter Bley (KPD) durfte aber 1950 sein Amt nicht antreten, weil er zur KPD gehört , obwohl er von den Dörnigheimern zum Bürgermeister gewählt war. Bürgermeister wurden
1950 bis 1952 Konrad Dietrich (SPD) und von 1952 bis 1955 Wilhelm Lapp (FWG)
Hochstadt
Bilder:
Valentin Huhn, der Großvater von Michael Huhn (Weinbergstraße 10) wurde beim Einmarsch der Amerikaner an die Wand gestellt, da er in Uniform war. Er war allerdings unbewaffnet, seine Pistole hatte er in der Jauchegrube entsorgt. Durch Ausblasen von Streichhölzern hat er den Amerikanern erklärt, dass er zur Feuerwehr und nicht zur kämpfenden Truppe gehört. Da haben sie ihn in Ruhe gelassen.
Ein Hochstädter Junge stirbt am 12. April 1945 an den Folgen eines Unglücksfalls, der mit den Kriegshandlungen zusammenhängt: Etwa sechs Jungen wollen nach Dörnigheim gehen und kommen dabei an der Stelle vorbei, wo beim Einrücken der Amerikaner drei deutsche Soldaten umgekommen waren. Sie sehen ein im rechten Winkel ausgehobenes Schützenloch etwa fünf Meter von der Straße. Dort an der Dörnigheimer Grenze ist damals der Sportplatz.
Wo später Eingang zur Firma Kling war (heute: Esztergomstraße), steht in einem Schützenloch der Schaft einer Panzerfaust, der Sprengkopf liegt auf dem Boden des Schützenlochs. Auf der Panzerfaust sitzt ein Stahlhelm mit einem Einschussloch. Die Jungen heben den Stahlhelm hoch und entdecken in ihm noch Reste der Kopfhaut des erschossenen Soldaten. Einer der Jungen ist etwas älter als die anderen, er heißt Valentin. Er arbeitet schon bei der Firma Brown-Boverie in Großauheim, wo zu dieser Zeit Waffen hergestellt werden. Er will den anderen Jungen zeigen, wie eine Panzerfaust funktioniert. Dabei erklärt er die Visiereinrichtung, stellt auch daran herum und hebt unbeabsichtigt die Sperre auf.
Auf einmal geht die Panzerfaust mit einem mächtigen Knall los. Sie trifft Heinz Schäfer, geboren am 16. Oktober 1929, der damals in der heutigen Rosenstraße 8 wohnt (die Familie hat aber auch Am Pfarrhof 3 gewohnt). Daneben steht Richard Bruzdziak, der aber nur leicht verletzt wird. Durch den Knall werden Franzosen aufmerksam, die das Materiallager am Bahnhof bewachen. Sie kommen mit einem Seitenwagenmotorrad heran und schießen in die Luft. Die Jungen ergreifen daraufhin die Flucht. Nur Heinz Schäfer ist so schwer am Kopf verletzt, dass er etwa zwei Stunden später stirbt.
Michael Huhn erwähnt das Gerücht, es hätten noch lange zwei ausgebrannten Panzer zwischen Dörnigheim und Hochstadt gestanden. Aber er zweifelt das an, denn hätten die Amerikaner tatsächlich zwei Panzer vor Hochstadt verloren, hätten sie doch wie üblich Hochstadt sturmreif geschossen.
Eleonore Knapp erzählt: „Alle Leute waren froh, dass der Krieg zu Ende war. Wir mussten unser Schlafzimmer räumen und zum Nachbarn ziehen. Aber ihre kleine Schwester, die die zurückgelassenen Hühner füttern durfte, erhielt Schokolade von den fremden Soldaten. Nach ein paar Tagen ist der Spuk schon wieder vorbei. In dem Haus lassen die Amis zwar Unordnung, aber auch Tee und Kaffee zurück.
Sie selber ist oft mit anderen in der Mittagspause in den Wald in Wilhelmsbad gegangen, wo amerikanische Soldaten lagerten (Sie arbeitete bei der Kreisverwaltung; die damals in Wilhelmsbad untergebracht war). Nur ein paar Wochen sind diese amerikanische Einheiten im Kurpark stationiert. „Die haben mit uns herumgealbert, wir waren jung“, erzählt Eleonore Knapp, „und die haben uns Zigaretten gegeben“ ,wertvolle Geschenke zu der damaligen Zeit. Eleonore Knapp gibt die Zigaretten ihrer Mutter, diese tauscht sie bei Nachbarn gegen Hühnerfutter. Ein paar Tage später sind die Amerikaner schon wieder weitergezogen.
Aus meiner Biographie:
„Wenn ich mich an meine früheste Kindheit zu erinnern versuche, dann fallen mir fast nur Dinge ein, die im Zusammenhang mit dem Krieg stehen. Dabei ist unser Ort so gut wie gar nicht vom Krieg berührt worden. Aber geblieben ist ein unbestimmtes Gefühl der Angst, die jedes Mal wieder hochkommt, wenn die Feuerwehrsirene heult. Sie hat heute noch den gleichen Ton wie damals.
Auch im Kindergarten wurden wir bei Fliegeralarm in den Keller geschickt. Der Kindergarten war in der alten Schule von 1911 in der heutigen Klosterhofstraße, etwa dort, wo heute die katholische Kirche steht. Der Eingang zur Schule war von hinten. In den Kindergarten ging man vorne links. Bei Alarm ging es in den Keller, gelegentlich wurden wir auch nach Hause geschickt. Es war eine unruhige Kindheit.
Zuhause war ich beim ersten Heulen der Sirene im Keller. Während die Erwachsenen noch ruhig in der Küche saßen und ihr Mittagessen einnahmen, weil nur Vor-Alarm war, stand ich schon hinter der Kellertür. Dort fühlte ich mich ein wenig geschützt. Aber ich hatte auch Angst davor, dass wirklich einmal eine Bombe auf das Haus fallen könnte. Dann wollte ich die Chance haben, noch schnell fortlaufen zu können, um nicht verschüttet zu werden.
Oft sah ich von meinem Versteck aus die Flugzeuge über den Himmel ziehen. Silbrig glänzten sie in der Sonne. Gelegentlich schoss die Flak aus ihren Stellungen am Hühnerberg und auf der Wiese südöstlich des Ortes. Die Luft war vom charakteristischen Brummen der Bomber erfüllt. Gelegentlich setzten sie auch zum Sturzflug an. Dennoch erschienen die Flugzeuge sehr klein und fern zu sein.
Anders war es mit den Tieffliegern. Gelegentlich fuhr meine Mutter auf dem Fahrrad mit mir nach Rumpenheim zu Verwandten. Der Weg übers freie Feld und über den Main war nicht ungefährlich, weil immer wieder plötzlich Tiefflieger auftauchen konnten. Einmal waren wir schon über den Bischofsheimer Bahnhof hinausgekommen, als wieder ein einzelnes Flugzeug aus Richtung Dörnigheim herankam. Sofort lagen wir im Straßengraben und deckten das Fahrrad über uns.
Der gefährlichste Punkt war der Übergang über den Main. Auf beiden Seiten waren Unterstände gebaut. Dort mussten wir oft längere Zeit ausharren, bis die Luft rein zu sein schien. Dann trieb uns der Fährmann zur Eile an und legte vom Ufer ab. Am gefährlichsten war natürlich die Zeit auf dem Wasser, denn dort gab es kein Entrinnen. Vielleicht war die Gefahr objektiv gar nicht so groß. Aber entscheidend war das Gefühl der Angst, das man dabei hatte.
Doch passiert ist in Wirklichkeit so gut wie gar nichts. Im Flurstück „Im Landgraben“ fielen einige verirrte Bomben und hinterließen tiefe Trichter. Einer war auch auf unsrer Wiese. Dort vergruben wir nach dem Krieg eine Kuh, die an Tuberkulose gestorben war. Dann wurde Abraum dorthin gefahren, heute erkennt man die Stelle nicht mehr.
Zuhause schliefen wir auch wochenlang im Keller. Wir hatten dort Betten aufgestellt. Die Kleider hingen an einer Stange an der Decke. Oft lagen wir angezogen in den Betten, je nachdem, wie groß die Gefahr eingeschätzt wurde. Gegen Kriegsende wurden die Wertgegenstände - oder was man dafür hielt - im Keller vergraben. Der Boden war ja nur aus Lehm gestampft.
Rechts neben einem Schrank an der Wand zur Straße wurde ein Loch gemacht und Besteck und Fotoapparat dort eingegraben und alles wieder schön festgestampft und noch einige Bretter darüber gelegt. Geholfen hat es letztlich aber doch nichts: Nachher musste alles auf dem Rathaus abgeliefert werden als Reparationsleistungen.
Mehr Glück hatten wir da mit den wertvolleren Lebensmitteln. Die wurden in alte Munitionskisten verpackt. Dann kamen sie auf den Ackerwagen und es wurde Mist darüber gepackt. Dann ging es ins Feld. Dort wurden die Kisten in Abständen hingestellt und wieder Mist darüber gepackt. So haben Schinken und Würste das Kriegsende überstanden. Wir Kinder durften davon natürlich nichts wissen. Aber mitgekriegt haben wir es doch.
Am 19. März war der große Bombenangriff auf Hanau. Als wir am nächsten Tag ins Feld zur Arbeit fuhren, sahen wir von der Dorfelder Straße aus die Stadt rauchen. Die Frauen fuhren am nächsten Tag mit dem Fahrrad nach Hanau, um in den Trümmern nach nützlichen Sachen zu suchen. Im Hafengebiet wurden sie fündig: halbe Päckchen von Waschpulver brachten sie mit, die Ränder der Verpackung waren angekohlt“.
Im Oberstockwerk des Gebäudes Hauptstraße 4 wohnten Lehrer. Der schlimmste Lehrer der Nazizeit war Johann Ernst Röder (genannt „Hans“), geboren 1895 in Gersfeld, vorher Lehrer in Erbstadt. Er behauptete sogar im Unterricht, Hitler ließe die Kartoffeln wachsen. Sonntags stand er am Fenster seiner Wohnung und beobachtete, wer in die Kirche ging.
Der Vater von Dr. Pfälzer hatte den Leuten empfohlen, beim Heranrücken der Amerikaner weiße Tücher herauszuhängen. Als die Gestapo die Leute zur Rede stellte, sagten sie: „Der Sanitätsgefreite Pfälzer hat uns das gesagt!“ Darauf versuchte die Gestapo, Pfälzer zu verhaften. Der erhielt aber einen Marschbefehl, sich bei einer Einheit in der Bulau zu melden. Dort ist er dann auch hin und hat so alles überstanden.
Aufbau der Verwaltung:
Der erste Nazibürgermeister verlegte seinen Amtssitz in die alte Schule. Er war jetzt der unumschränkte Herrscher. Wie das Beispiel Wachenbuchen zeigt, hatte er ein Beschluss buch, in das er seine Entschließungen eintrug, ohne jemanden zu fragen. Diese Beschlüsse las er dann der Gemeindevertretung vor und diese stimmte zu. Das „Führerprinzip“ wurde so auf die Ebene der Gemeinde übertragen.
Die Angestellten der Gemeinde waren keine Nazis, verhielten sich aber loyal (was blieb ihnen auch anders übrig, wenn sie ihre Stelle behalten wollten). Im Haus wohnten noch Lehrer. Der Lehrer Textor wurde von den Amerikanern kommissarisch zum ersten Bürgermeister gemacht, weil er Englisch konnte und im Haus der Gemeindeverwaltung wohnte.
Ab 1. September 1945 wurde Fritz Schäfer, Wachenbucher Straße 21, zum Bürgermeister bestimmt. Er war Mitglied der SPD, aber eher ein Kommunist. Dike Amerikaner setzen gern Kommunisten ein, weil sie so am sichersten sein konnten, keinen Nazi zu nehmen (mein Onkel Valtin war als Kommunist sogar 14 Tage kommissarischer Minister in Wiesbaden). Der erste aus Wahlen hervorgegangene Bürgermeister war Philipp Weber von 1946 bis 1948 (nach ihm ist die Philipp-Weber-Straße benannt). Er wohnte Hanauer Straße 20a und war in der Nazizeit nur Gemeindediener.
Bischofsheim
Herbert Lippert schreibt: „Die Straßen wurden von amerikanischer Militärpolizei auf Jeeps und schweren Motorrädern kontrolliert, Panzerspähwagen waren dauernd unterwegs. Die deutsche Bevölkerung durfte anfangs nur von 8 - 10 Uhr und von 16 - 18 Uhr auf die Straße, später von 8 - 18 Uhr, dann bis 20 Uhr. Niemand durfte einen Nachbarort aufsuchen, wer unbedingt außerhalb etwas zu erledigen hatte, tarnte sich mit Mistgabel und Henkelkorb als Bauer und ging über die Felder.
Nach Beendigung des Krieges wurden die Mitglieder der NSDAP sämtlich aus dem Öffentlichen Dienst entfernt. Die Amerikaner setzten Herrn Philipp Eschmann als kommissarischen Bürgermeister ein, der früher der SPD, nun aber der KPD angehörte. Da es keine vorgesetzte Dienststelle oder Behörde gab, war Herr Eschmann gleichsam der König von Bischofsheim und musste mit seinen KPD-Mannen auf dem Rathaus versuchen, mit den örtlichen Problemen fertig zu werden.
Beschädigte Gebäude mussten geflickt werden, wozu man besonders Aluminiumplatten benutzte, die aus einem auf dem Bahnhof liegengebliebenen Güterzug stammten. Dieser Güterzug hat den Einheimischen manches geliefert, was noch jahrelang in Gebrauch war, es war eben eine wirre, gesetzlose Zeit. Die Bevölkerung musste mit Wohnungen, Lebensmitteln und Holz versorgt werden.
Man gründete erst einmal einen Gemeindebeirat, der aus vier Angehörigen der früheren SPD, drei Mitgliedern der früheren KPD, einem Vertreter der „Bürger“ und einem Landwirt bestand. Auch eine Reihe von Kommissionen wurde gebildet. Dieser Gemeindebeirat wurde bald von einem achtzehnköpfigen „Antifaschistischen Ausschuss“ abgelöst, der die Aufgaben der Gemeindevertretung übernehmen sollte. Da Herr Eschmann häufig in Wiesbaden weilte, wurde Herr Friedrich Kröll als sein ständiger Vertreter eingesetzt.
Die ehemaligen Parteigenossen wurden hart angefasst; ihre Wohnungen wurden besonders stark belegt, häufig wurden Hausdurchsuchungen vorgenommen, auch wurden die Leute wegen Nichtigkeiten auf das Rathaus bestellt, wo man sie stundenlang warten ließ; es soll auch vorgekommen sein, dass frühere Nationalsozialisten geschlagen worden sind.
Die früheren Parteigenossen wurden zu Hilfsdiensten bei der Besatzungsarmee herangezogen. Sonntags hatten sie anzutreten, um im Wald Holz zu schlagen, den Tränkebach zu reinigen oder die unappetitlichen Larven der Kartoffelkäfer auf den Feldern zu vernichten, wozu auch andere Bevölkerungskreise und die Jugend eingesetzt wurden. Die ehemals in prächtigen Uniformen einherstolzierenden früheren Herren der Gemeinde verrichteten ihre Aufgaben mit recht gemischten Gefühlen. Es muss jedoch berichtet werden, dass es bei diesen Arbeitseinsätzen recht menschlich zuging und dass die neuen Herren bei dieser Gelegenheit niemals persönliche Rache genommen haben.
Am 30. April 1945 gab es in der Mittagszeit Alarm. Eine Gruppe Polen, frühere Zwangsarbeiter aus Fechenheim, hatte sich gen Bischofsheim aufgemacht, um hier zu plündern und zu stehlen. Die Männer des Ortes versammelten sich mit ihrem Bürgermeister an der Spitze, bewaffneten sich mit Mistgabeln, Knüppeln und Äxten und traten den Räubern entgegen. Bei dem Versuch, den Felsenkeller der Wirtschaft „Zur Krone“ aufzubrechen, wurden die Polen gestellt und gefangengenommen. Militärpolizei holte die Übeltäter ab. Bei diesem Vorfall wurde ein Mann aus Hochstadt von einem Polen zusammengestochen.
Anfang Mai kamen die Polen wieder, aber diesmal heimlich bei Nacht. Sie stahlen eine Menge Stallhasen und Geflügel. Es geschahen viele Überfälle und Morde in dieser chaotischen Zeit.
Am 21. Mai 1945 wurden hier wieder amerikanische Soldaten einquartiert. Sie suchten sich moderne Häuser aus, in denen Toilette und Bad vorhanden waren. Die Besitzer durften täglich eine Stunde lang ihr Eigentum betreten, um das Kleinvieh und die Blumen zu versorgen. Auch diese Soldaten haben sich anständig betragen, nur verbrauchten sie zum Leidwesen der Eigentümer viel Wäsche und Heizmaterial.
Alle Personen über zwölf Jahre bekamen nun von der amerikanischen Verwaltung Ausweise, die sie bei sich zu tragen hatten. Außer der Unterschrift wurde dieser Ausweis noch mit den Fingerabdrücken des Besitzers verziert. Auch auf die Schutzbleche der Fahrräder wurden Zulassungsziffern gemalt, ebenso bekamen die Ackerwagen Nummernschilder.
Am Sonntag, dem 19. August 1945, wurde Bischofsheim durch eine äußerst starke Explosion erschüttert, die gegen 22 Uhr die Menschen erschreckt auf die Straßen trieb. Bald war der Ort in einen dichten grauen Nebel gehüllt. Einige Zeit später erschienen völlig verstört deutsche Kriegsgefangene aus Dörnigheim und berichteten, dass dort ein großes Unglück geschehen sei.
Die Amerikaner hatten östlich des Bahnhofes Dörnigheim und südlich der Bahnstrecke nach Hanau ein großes Sammellager erbeuteten Kriegsmaterials angelegt. Flakgeschütze, Flakscheinwerfer, zerschossene Panzer, Wehrmachts-LKW und viel Munition waren aufgestapelt, deutsche Kriegsgefangene als Arbeitskommandos eingesetzt und in Baracken untergebracht.
Sie wurden nach der Explosion sofort von den Amerikanern fortgeschickt, um sich in den umliegenden Gemeinden ein Nachtquartier zu besorgen und am folgenden Tag wieder in Dörnigheim zu melden, was sie auch alle getan haben. Bei der Explosion sollen 56 Amerikaner getötet worden sei , ebenfalls vier deutsche Feuerwehrleute. In Hochstadt zersprangen Fensterscheiben, und Dächer wurden abgedeckt.
Auch die Frau des ehemaligen Ortsgruppenleiters und Bürgermeisters wagte sich nun wieder nach Bischofsheim zurück. Sie wurde von der Spitze der Bischofsheimer Behörde sofort auf der Straße verhaftet und vorerst in das Arrestlokal des alten Rathauses gesperrt. Die ehemals führenden NS-Leute mussten zu den Amerikanern nach Vilbel zum Verhör kommen, die meisten kamen zurück, aber drei Personen behielten die Sieger da und brachten sie nach Höchst in das Gefängnis. Später überführte man die Verhafteten in ein Internierungslager nach Darmstadt, sie wurden aber nach und nach wieder entlassen.
Im Rathaus waren fast alle Verwaltungsstellen von Kommunisten besetzt. Sie haben nach besten Kräften für die Bevölkerung gesorgt, sollen sich aber auch manche Eigenmächtigkeiten erlaubt haben. Es ist erklärlich, dass sie frühere Nationalsozialisten manchmal etwas scharf in die Zange nahmen, sie vergalten das, was ihnen früher angetan worden war.
Nachdem sich auch eine kommissarische Kreisverwaltung gebildet hatte, fanden die ersten legalen demokratischen Kommunalwahlen am 27. Januar 1946 statt. 135 Männer und 16 Frauen hatten als frühere Nationalsozialisten kein Stimmrecht. Die Wahl erbrachte fünf Sitze für die SPD, ebenfalls fünf Sitze für die CDU und zwei Sitze für die KPD. Diese Wahl hatte für die Stellenbesetzung im Rathaus einschneidende Folgen. Am 24. März 1946 wählte die neue Gemeindevertretung den S-PD-Mann Herrn Heinrich Kappes zum neuen Bürgermeister. In das Gemeindeparlament zog auch Herr Georg Krieger ein, der später für die Gemeinde eine so große Bedeutung erhalten sollte.
Im Jahre 1948 war wieder eine Kommunalwahl. Die SPD war mit den Leistungen des amtierenden Bürgermeisters nicht recht zufrieden und schlug als ihren Kandidaten Herrn Ludwig Sorg vor. Doch es wurde der bisherige SPD-Bürgermeister mit den fünf Stimmen der CDU und den zwei Stimmen der KPD wieder gewählt. Die SPD verließ unter Protest das Wahllokal, nachdem sie erklärt hatte, dass sie nach diesem Vorfall nicht gewillt sei, in dem künftigen Gemeindevorstand mitzuarbeiten. . Man regierte eine geraume Zeit, bis man nicht mehr so recht weiter konnte und die SPD bat, doch wieder mitzuarbeiten. Das tat die SPD aus ihrem Verantwortungsgefühl für die Gemeinde dann auch.
Zeitungsberichte
Als die Region das Kriegsende erlebte:
Es war in der Nacht des 22. März 1945. Lautlos in 50 Schlauchbooten setzten die Amerikaner fast unbemerkt über den Rhein in Nierstein bei Oppenheim. Gut 2000 Mann mit dem Ziel, das östliche Ufer des Flusses zu sichern. Die Aktion glückte und machte den Weg frei für weitere 100.000 Soldaten, die in der Woche darauf über die am nächsten Tag errichtete Pontonbrücke in Richtung Rhein-Main-Gebiet vorstießen. Mit dabei Fahrzeuge und Gerät.
Am 27. März erreichten die vier Panzer-Divisionen unter der Führung von US-General George S. Patton Frankfurt, einen Tag später auch die Region Hanau, wo die Amerikaner auf nur noch wenig Gegenwehr trafen, wie der Windecker Historiker Erhard Bus jetzt im Rahmen von Vorträgen in Bruchköbel und Hanau berichtete.
Den amerikanischen Divisionen standen gerade noch 2.700 deutsche Soldaten unter dem Kommando von Major Karl Schuhmacher gegenüber. Vom Zufall zusammengewürfelte Heeres- und Luftwaffenverbände, die sich in der Brüder-Grimm-Stadt gesammelt hatten. Es handelte sich um Teile zurückflutender Einheiten, darunter auch Fallschirmjäger, kurz zuvor eingezogene Rekruten und Unteroffiziersschüler, aber auch kampfunerfahrenes Stammpersonal sowie Luftwaffenangehörige vom Fliegerhorst in Langendiebach. Sie hatten den Befehl, die Stadt als wichtige Übergangsstelle über dem Main zu halten.
Dem Combat Command A der 4. US-Panzerdivision glückte bereits am 25. März, es war Palmsonntag, überraschend die Überquerung des Mains. Die Amerikaner waren über Dieburg gekommen. Sie hatten das Glück, dass die deutschen Sprengmeister nur halbe Arbeit geleistet hatten. An der Brücke zwischen Klein- und Großauheim. die dem Eisenbahn- und Fahrzeugverkehr diente, waren im letzten Augenblick noch Sprengsätze angebracht worden. Zerstört wurde bei der Detonation aber nur der mit Schienen belegte Teil, der Rest war nur beschädigt. Dadurch nutzte eine Panzerinfanteriekompanie das angeschlagene Bauwerk unter dem Feuerschutz amerikanischer Artillerie zur Überfahrt auf die nördliche Mainseite. Auf der Großauheimer Seite eröffneten deutsche Soldaten, die sich in angrenzenden, zum Teil brennenden Häusern verschanzt hatten, ein mörderisches Feuer. Innerhalb kurzer Zeit fielen sechs Amerikaner,und weitere wurden verwundet, aber auch die jungen deutschen Soldaten hatten erhebliche Verluste. Junge oder Alte, unzureichend ausgebildet und bewaffnet, sollten den Alliierten Paroli bieten. Ihr Kampfwert erwies sich als gering, vielfach verweigerten sie den Einsatz und blieben zu Hause (Erhard Bus, Windecken).
„Jungs, hört doch endlich auf!"
Es ist ein Beispiel für den Irrsinn dieses Krieges, für Wahn und Verblendung: der Gegenangriff, den Wehrmacht-Oberstleutnant Karlheinz Kurz mit Rekruten und Unteroffiziersschülern am 25. März 1945 gegen einen Brückenkopf startete, den die 4. US-Panzerdivision am Mainufer bei Großauheim gebildet hatte. Es war das letzte größere Gefecht auf Hanauer Boden vor dem Einmarsch der Amerikaner am 28. März. Es starben 38 junge deutsche Soldaten, auch neun Einwohner.
Am 25. März rollte die 4. US-Panzerdivision in Klein-Auheim ein. Hanau lag in Schutt und Asche. Es war sechs Tage zuvor beim verheerenden Luftangriff zerbombt worden. Die Auheimer Eisenbahnbrücke wurde in diesen Tagen von deutschen Soldaten zerstört, die schmale Straßenbrücke war nur beschädigt. Über diese erreichen die US-Truppen Großauheim und bilden den Brückenkopf. Die deutschen Soldaten, die sich verschanzt haben, eröffnen das Feuer, berichtet Heinrich Kurzschenkel in seinem „Großauheimer Kriegstagebuch“. Am nächsten Tag ist Großauheim Ziel deutscher Flugzeuge, die eine von US-Pionieren errichtete Pontonbrücke zerstören wollen.
Doch die letzten Messerschmitt-Flugzeuge, die angreifen, „fügten ihren Landsleuten mehr Schaden zu als den Amerikanern", so Kurzschenkel. Noch wird hie und da geschossen, während Menschen nach weißen Stofffetzen suchen, »um ihr Schlusszeichen des Krieges zu setzen", schreibt Gerhard Flämig in seinem Buch „Hanau im Dritten Reich". Einige sollen den deutschen Soldaten zugerufen haben: „Jungs, hört doch endlich auf!" Aber selbst in den Ruinen folgen etliche noch den Nazi-Durchhalteparolen, während am 28. März die US-Army mit
Sherman- und Pershing-Panzern vorrückt - und Hanau besetzt. Über der Stadt liegt Brandgeruch. Flämig berichtet auch von anderen Feuern. Solche, die löschen sollen, was war: Hakenkreuzfahnen, braune Uniformteile oder Hitlers „Mein Kampf" wurden eilig in Gärten verbrannt. Am Gründonnerstag, 29. März 1945, war Hanau fast ganz in amerikanischer Hand. Am Ostersamstag war das Kämpfen vorbei (Christian Spindler i „Hanauer Anzeiger“ vom 28. März 2025).
Am Gründonnerstag, 29. März, war laut den Aufzeichnungen des ehemaligen Hanauer Bundestagsabgeordneten Gerhard Flämig fast ganz Hanau in amerikanischer Hand. Nach dem verheerenden Bombenangriff vom 19. März befanden sich zu dieser Zeit nur etwa 10.000 Menschen in der Stadt, zuvor waren es viermal so viele gewesen.
Die meisten lebten in den weniger zerstörten Randgebieten. Andere richteten sich in den Kellergeschossen ihrer zerstörten Häuser und auch in den unversehrt gebliebenen Schrebergärten ein. Viele Ausgebombte waren zudem in den umliegenden Ortschaften einquartiert worden.
Auf Flugblättern, die die US-Soldaten verteilten, konnten die Deutschen nachlesen, wie
sie sich gegenüber den amerikanischen Einheiten zu verhalten hatten. „Bleibe in geschützter Stellung, bis die amerikanischen Soldaten nahe genug sind. Dann wirf deine Waffen weg und stehe aufrecht, ohne Helm und Koppel. Hände über dem Kopf, die Handflächen nach vorne. Schwenke dieses Flugblatt oder sonst etwas Weißes und rufe „Ei ssörender", war darauf zu lesen.
Auch die ersten Begegnungen der Hanauer Zivilbevölkerung mit den Amerikanern seien vorsichtig gewesen, berichtet Gerhard Flämig in seinem Werk „Hanau im Dritten Reich“. .Am Anfang gab es ein Kontaktverbot. Die Amerikaner lagerten in hunderten von Zelten im Lamboywald. „Ein gespenstischer Anblick“, wie Nachkriegsbürgermeister Dr. Hermann Krause später zu berichten wusste. Ihre erste Stadtkommandantur errichteten die Amerikaner im heutigen Olof-Palme-Haus ein.
Aschaffenburg, wo die Amerikaner auf heftigen Widerstand trafen, und Lohr wurden erst am 3. April besetzt, damit befand sich der Untermain und der Spessart unmittelbar nach Ostern fest in US-amerikanischer Hand. Am 5. April endete der Kampf um Würzburg. Kassel war bereits am 4. April eingenommen worden. Zu diesem Zeitpunkt war bereits so manch ein regimetreuer NS-Bürgermeister stiften gegangen (Erhard Bus, Windecken).
Flugblatt der Amerikaner: DECKUNG NEHMEN!
Bleibe in geschützter Stellung bis die amerikanischen Soldaten nahe genug sind. Dann wirf Deine Waffen weg und stehe aufrecht, ohne Helm und Koppel, Hände über dem Kopf, die Handflächen nach vorne. Schwenke dieses Flugblatt oder sonst etwas Weisses und rufe:
„Ei Ssibrender“ Das bedeutet: „Ich ergebe mich“.
Geistesgegenwart und schnelles Handeln sind Deine besten Waffen in der Verwirrung des Kampfes. Die angreifenden Truppen werden Dir helfen diese Verwirrung auszunutzen.
Ein Dorf in Schutt und Asche
Chronist Peter Heckert zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Wachenbuchen
(Detlev Sundermann, Hanauer Anzeiger) am 28- März 2025).
Möglicherweise sitzen in einigen Fenstern von in Wachenbuchen immer noch Glasscheiben, die zuvor von Bilderrahmen umgeben waren, vor 18.40 Uhr am 6. Januar 1945. Aus der Dunkelheit heraus fielen Minuten später ungezählte Luftminen auf das Dorf, deren Druckwelle an
Gebäuden die Fensterscheibem eindrückten und Dächer wegrissen, um den folgenden 4.000 Stabbrandbomben eine „bessere“ Wirkung zu verschaffen
Fünfunddreißig Minuten später jaulten die Sirenen erneut auf, diesmal um das Luftangriffs der Alliierten zu verkünden. Neben Toten und Verletzten liegen 32 Wohnhäuser, zehn Scheunen und die Kirche im Dorf in Schutt und Asche - auch weil an dem frostigen Wintertag alles
Wasser zum Löschen gefroren sein soll und man stattdessen in der Not die Flammen mit Hauche zu ersticken versuchte.
Dass das Grauen des Zweiten Weltkriegs im zuvor beschaulichen Wachenbuchen nicht allein am 6. Januar vor 80 Jahren ein Gastspiel gab, erzählt Ortschronist Peter Hecken eindrucksvoll in einer neuen Dokumentation zum 80. Jahrestag als die US-Streitkräfte das Dorf einnahmen und am 28.März 1945 die Verwaltung übernahmen. Sie kamen vom Westen, gegen 9 Uhr zogen die Gis durch die Dorfgassen, in der Früh noch vereinzelt Soldaten der Wehrmacht huschten und die noch denjenigen Beschuss androhten, die vorausschauend schon weiße Laken aus den Fenstern hängten.
Intakte Gebäude sollen von der US-Armee sofort beschlagnahmt worden sein. Damit war an dem Tag für die\Wachenbucher der Krieg und .Herrschaft der Nationalsozialisten zu Ende gegangen.
Heckert zeichnet sich in seiner Darstellung der Ereignisse als ein akribischer Chronist, der offenkundig sorgsam recherchiert und lebendig formiert. Er beschreibt die schrecklichen Angriffe aus der Luft, aber auch die Gräueltaten gegen die eigene Bevölkerung und gegen Zwangsarbeiter aus den Frankfurter Adlerwerken, die am 25. und )März 1945 auf ihrem Todesmarsch an Wachenbuchen vorbeigetrieben wurden.
Der heute 84 Jahre alte Peter Heckert ist seit Jahrzehnten für vielen Leute die in der Maintaler Geschichte forschen, eine sehr ergiebige Quelle. Seine Webseite zeigt sich als riesiger Fundus für Historiker. „Die Seite wird bis zu 200 Mal am Tag geklickt“, berichtet Heckert. Er begrenzt seine Arbeit nicht allein auf die Stadt Maintal, sondern beschäftigt sich ebenso äußert umfangreich etwa mit Apfelwein, Literatur. Wortherkunft. Judentum und Glaube. Letztes klingt zunächst verwunderlich, ist es jedoch nicht. denn das Thema passt zu Heckerts Vita.
Der gebürtige Hochstädter war in seinem Berufsleben evangelischer Pfarrer, davon 25 Jahre zur DDR-Zeit in Thüringen, wegen der Liebe. „Es war damals die einzige Möglichkeit, bei meiner Frau zu leben. die dort wohnte und nicht ausreisen durfte“, sagt er.
Seine Affinität zur Historie erklärt er damit, er habe zweimal Geschichte studiert, kirchliche und politische. Die Ortsgeschichte - aber nicht zu allen Maintaler Stadtteilen im gleichen Maß-wurde somit im Ruhestand zu seinem Steckenpferd.
Angefangen hat es mit der Chronik zur 1200-Jahr-Feuer von Wachenbuchen“, sagt Heckert.
Die Stadt habe „zwei professionelle Chronisten“ beauftragt, die dann das Werk als Ortsfremde „aus Büchern zusammengeschrieben hätten“, sagt er. Heckert war nicht nur als Insider für die Aufgabe prädestiniert. „Ich habe mir Örtlichkeiten noch einmal genau angesehen und bin etwa den Grenzverlauf um den Ort abgegangen“, bemerkt er.
Dass Geschichte keine abgeschlossenes Kapitel kennt. zeigt Hecken mit dem Bericht über den 80. Jahrestag zum Kriegsende in Wachenbuchen und mit einem Relikt aus dieser Zeit: einem Fliegerhelm.
Robert Decker. 63 und Hobbyarchäologe, fand den mattgrünen. arg deformierten und eingerissenen Kopfschutz vor rund fünf Jahren unter Bäumen südlich der sogenannten Holzwiese. „Neben uralten Cola-Flaschen“, erzählt Decker. Mit ziemlicher Sicherheit sei der Helm ohne Person darunter zu Schaden kommen. „Er könnte auf dem Boden von einem Auto überrollt worden sein“, mutmaßt Decker.
Lokal wurde zur Ami-Kneipe: Um den Helm dreht sich dann auch ein Kapitel in Heckerts jüngster Abhandlung. Damit die Besatzer zügig Nachschub herbeibringen konnten, sei nämlich für kurze Zeit ein Behelfsflugplatz auf einer nahen Wiese am Fundort eingerichtet worden, weiß Heckert. Und wie es das Glück für ihn will, beschert es ihm mit dem Überbringer zugleich noch einen interessanten Zeitzeugen des jungen Nachkriegsdeutschlands, der vermutlich demnächst noch ein weiteres Puzzleteil Hochstädter Geschichte beitragen kann.
Deckers Vater besaß ein Lokal in der Hochstädter Straße Am Felsenkeller 9, „das zu einer Ami-Kneipe mutierte“. Der Zufall war hierbei 1956 im Spiel. „In der Hauptstraße ein Fahrzeug mit drei Gis wegen einer Panne liegen geblieben“. Dorfbewohner hätten die Hilfesuchenden die Gasse hoch zur „Sonne" geschickt, denn dort gab es das einzige Telefon in der Gemeinde. Es blieb nicht beim Telefonat mit dem Headquarter. „Wir hatten in dieser Zeit alle nicht viel. Meine Mutter ist zum Metzger gelaufen, um drei Schnitzel zu kauf(en, damit wir die Amis bewirten konnten“, sagt Decker. „Mein Vater sprach perfekt Englisch. Es entstand gleich ein freundschaftliches Verhältnis“, erzählt er. Unter den GIs habe sich das schnell herumgesprochen und das Lokal sei an vielen Abenden voll mit ihnen gewesen. Viele Freundschaft seien so entstanden, die 1bis zum Tod des Vaters gehalten hätten. „Mein Vater war vom freiheitlichen Amerika fasziniert. Er war jedoch nie drüben gewesen"“ bemerkt Decker schließend.
Frau Huhn, Felsenkeller 7, fügt noch hinzu: Die Familie Huhn, Felsenkeller 16, hatte einen eiserne Gartenzaun auf ihrem Grundstück errichtet. Die Amerikaner vermuteten dahinter einen Bunker und wollten alles sprengen. Herr Decker wurde herbeigerufen und konnte die Sachlage klären.
Kommentar zu dem Zeitungsbericht:
Leider kann man bei so einem Bericht nicht vermeiden, dass der Journalist etwas falsch versteht oder sich falsch zusammenreimt:
Der Bericht über den Fliegerangriff war nur die Einleitung zu meinem Artikel, in dem es vor allem um den 28. März und die Tage kurz davor ging. Neu waren darin der Bericht von Dr. Pfälzer, der Todesmarsch der KZ-Insassen (der nichts direkt mit dem Marsch durch Dörnigheim zu tun hat), und die Sache mit dem Fliegerhelm. Und die Drohung mit dem Beschuss des Ortes durch deutsche (!) Truppen war schon am 27. März. Und das Telefon in der „Sonne“ war nicht das einzige in Hochstadt, sondern das nächstgelegene. Leider fehlt ein genauer Hinweis auf die Webseite, um den ich gebeten hatte.-
Luftbild des zerstörten Hanau:
Das Video findet sich auch auf „https://www.youtube.com/@gude_hanau/videos“, ganz am Schluss. Noch eine interessante Seite ist „https://www.trolley-mission.de/de/“