Spaziergänge - Wanderungen - Radtouren

 

Kataster für Kultur- und Landschaftsdenkmäler in Maintal

 

(Übersicht, die genaueren Angaben folgen unten)

  1. Grenzstein von 1822 an der Hohen Straße
  2. Hohe Straße, Handelsweg und Verbindung schon in vorgeschichtlicher Zeit
  3. Flur Auborn, ehemaliger Brunnen und römische Bodenfunde
  4. Ortslage Wachenbuchen mit ehemaliger Wehrkirche und ehemaliger Ortsmauer
  5. Historisches Rathaus von 1555 mit Treppenturm
  6. Ehemalige Synagoge, daneben ehemals die jüdische Schule
  7. Ehemalige Burg derer zu Buchen.
  8. „Römergrab“ an der Römerstraße von Kesselstadt nach Friedberg.
  9. Renaturierte Braubach
  10. „Mankelstein“
  11. „Wilhelm-Mankel-Eiche“
  12. Grabhügel in der „Burgheege“
  13. Grabhügel im „Töngeswald“
  14. Gemeindesandgrube (Bodenfund)
  15. Ruhbank  und Dreimärker“
  16. Feldholzinsel „Börrwiese“ mit alten Grenzsteinen
  17. Ehemalige Tongrube im Versuchsgarten des Obst- und Gartenbauvereins.
  18. Ortslage von Hochstadt mit Wehrkirche, Ringmauer und Obertor
  19. Linde vor dem Obertor, an der Stelle eines früheren Kastanienbaums.
  20. „Weidekaute“ (verfüllter ehemaliger Kalksteinbruch)
  21. Streuobstwiesengebiet mit Speierlingsbäumen
  22. Schützenhäuschen, Stützpunkt der früheren Weinbergschützen
  23. Historischer Weinberg mit einziger noch erhaltener Weinbergmauer
  24. Ehemalige Weinbergmauern als Standort von wilden Weinberghyazinten
  25. Naturschutzgebiet Hartig (Urwald mit südlich angrenzender Wiese)
  26. Neuer Weinberg des Hochstädter Winzervereins
  27. Lehmkaute“ (heute fast ganz mit Müll verfüllt)
  28. „Gemeindeweide“ mit alten Kopfweiden
  29. Flur „Mühlbach“, früherer Standort der Hochstädter Mühle.
  30. „Kochbergkreuzung“: Kreuzung alter Handelsstraßen.
  31. Historischer Landgraben (Hochwasserschutz für Bischofsheim)
  32. Nördliche „Grüne Mitte“ und Bischofsheiemr Ried.
  33. 33. Rest der Flugsanddüne mit seltenen Pflanzen.
  34. Ortslage von Bischofsheim mit gotischer Kirche und altem Brunnen
  35. Gänsweiher und andere Seen mit seltenen Vögeln
  36. „Gelnhäuser Poststraße“
  37. Hügelgräber aus der Hallstattzeit (einzelne Hügel noch sichtbar)
  38. Tränkebach zum Enkheimer Ried als Beispiel einer gelungenen Renaturierung
  39. Bergen-Bischofsheimer Hang mit alten Obstbäumen und seltenen Pflanzen
  40. Jachthafen als Rest der früheren Schleuse
  41. Schleusenhäuser, Wohnungen für die Angestellten der früheren Schleuse
  42. „Grüne Mitte“ mit Braubachaue und vielen Seen und dem Eisvogel
  43. Reinhardslache, Rest eines alten Mainarms.
  44. Standort des „Karolingersteins“, Schnittpunkt dreier germanische Gaue
  45. Höllsee, Rückzugsgebiet für seltene Vögel.
  46. „Nurlache“, vielleicht Rest eines alten Mainarms, Vogelschutzgebiet
  47. Stele an einer Flugsanddüne.
  48. Wasserturm in der Nähe der „Burg“ (frühere Siedlungsstelle)
  49. Ortslage von Dörnigheim mit gotischer Kirche und Fachwerkhäusern
  50. Die „Straße“ (via regia) von Frankfurt nach Leipzig.

 

 

 

Rundgänge in Maintal

 

Die Rundgänge durch die Ortslagen  sind bei den einzelnen Stadtteilen beschrieben.

 

 

 

Spaziergänge in Maintal

 

Einen Spaziergang macht man, weil man etwas Abwechslung im Alltag haben will und weil man sich körperlich etwas betätigen will. Dazu genügt es an sich, wenn man irgendeinen Weg entlang geht. Aber anregender und abwechslungsreicher ist der Weg, wenn man auf die kleinen Sehenswürdigkeiten am Rand achtet oder sie sogar ganz bewußt aufsucht. Dann bleibt der Weg besser in Erinnerung. Diesem Zweck sollen die nachfolgenden Vorschläge dienen. Man kann natürlich auch viele andere Spazierwege gehen, aber diese führen zu markanten Punkten in den Gemarkungen. Die Wege sind fast alle als Rundwege gestaltet, so daß man an jeder Stelle einsteigen kann. Wegen der Besucher von außerhalb ist aber immer ein günstiger Parkplatz als Einstieg angegeben. Natürlich kann man die Wege auch mit dem Fahrrad fahren oder auch in kürzere Etappen einteilen.

 

Wachenbuchen

 

Nördlich von Wachenbuchen

 

Der Ausgangspunkt ist am nördlichen Ausgang von Wachenbuchen die Bachstraße, wo einmal eine Mühle stand. Danach wurde wohl der Mühltorring benannt, auf  dem man nun nach Westen geht.  Dann muß man ein Stück die Landstraße nach Nordwesten aufwärts gehen, ehe man am Ende der Bebauung nach Südwesten geht.  Leider gibt es in diesem Gebiet keinen anderen Weg, weil der Feldbergring keinen Ausgang nach Norden hat und erst an der Grenze zu Hochstadt westlich der Börrwiese wieder ein Weg nach Norden führt. Man kann höchstens abkürzen, indem man schon auf dem Weg vor der Kreisstraße nach Nordwesten geht.

Wenn man aber nördlich des Feldbergrings weiter geht, kommt man in einem Einschnitt über den Hühnerberggraben. Er beginnt südlich des Hühnerbergs beginnt. Dann führt er durch den westlichen Teil des Feldbergrings und den westlichen Teil des Hessenrings und schließlich durch die Brucknerstraße, bis er südlich des Ortes wieder als Bachlauf zutage tritt und dem Wald zustrebt.

Der weitere Weg führt vorbei an der Gärtnerei Kaufeld (der Zugang zu dieser ist von der Straße „Am Berghof"). Die Gärtnerei wurde gegründet von Hella und Ewald Kaufeld. Den Gärtnerberuf lernt Ewald Kaufeld in der Gärtnerei Keim in Bruchköbel. Abschließend arbeitet er im Münsterland und in Köln, um seine Kenntnisse zu erweitern. Nach einer Beschäftigung bei der Stadt Frankfurt gründet er 1963 den jetzigen Betrieb. Seinen Wunsch nach Selbständigkeit kann er nur in Wachenbuchen verwirklichen. Er stammt ja aus dem Ort, in dem sein Vater Bürgermeister war, aber keinen Landbesitz hatte. Auch die kleine Gärtnerei seiner Schwiegereltern ist von städtischem Pachtland abhängig.

So freut er sich, als nach vierjährigen Bemühungen die damalige Nassauische Siedlungsgesellschaft es der Familie 1963 ermöglicht, in der freien Feldflur nordöstlich des Ortes eine „Siedlerstelle" zu errichten, obwohl die Gemeinde dort inzwischen Bauerwartungsland ausgewiesen hat. Von der Staatsdomäne können im Herbst 1962 drei Hektar Land gekauft werden. Im Jahr 1974 wird noch einmal ein Hektar von der Hessischen Landgesellschaft erworben (der westliche Teil des Geländes). Die Landwirte protestieren scharf, weil sie um die Grundstückspreise fürchten; aber nach außen kritisieren sie nur, daß man hier billiges Bauland hätte haben können.

Die Firma hat von Anfang an mit allerhand Schwierigkeiten zu kämpfen. Eine Gärtnerei braucht Wasser. Dieses kann sie nur aus zwei Brunnen auf einem eigenen Grundstück an der heutigen Büchertalstraße beziehen. Fast 1,5 Kilometer Leitung sind in den damaligen Feldwegen zu verlegen (heute Brucknerstraße und Höhenweg). Die Genehmigung für die Wasserrechte muß der Regierungspräsident erteilen. Als dann im Süden des Ortes gebaut wird, müssen die Leitungen umgelegt werden. Es gibt Streit wegen der Übernahme der Kosten. Gleichzeitig läuft aber ein Antrag der Familie, das Wohnhaus auf drei Stockwerke zu erhöhen. Erst nach einem Verwaltungsgerichtsverfahren werden zwei Vollgeschosse genehmigt.

Das Trinkwasser soll 1968 aus dem öffentlichen Netz bezogen werden (laut Akten erst 1968, nicht von Anfang an, wie Herr Kaufeld angibt). Aber die Gemeinde will sich zunächst nicht mit einer Druckausgleichanlage belasten. Schließlich wird diese aber doch an der Ecke Dorfelderstraße / Hessenring gebaut, aber mit einem Begrenzungsventil versehen. Sie ist unterirdisch und  heute nicht mehr in Betrieb. Aus den Brunnen im Süden des Ortes wird weiterhin Wasser bezogen.

Außerdem wird Regenwasser in zwei Teichen gesammelt und für die Bewässerung genutzt. Der Bau der Straße wird zur Hälfte von der Gärtnerei und zur Hälfte von der Gemeinde finanziert.

Anfangs ist die Gärtnerei  ein Gemüsebaubetrieb. Aber 1981 wird sie auf Blumen und Zierpflanzen umgestellt. Im Jahre 1992 übergeben Ewald und Ella Kaufeld das Geschäft an Gärtnermeister Walter Kaufeld. Seine Frau Beate und seine Schwester betreiben das Blumengeschäft „Maintal-Blumen-Center" auf dem Betriebsgelände. Heute ist sie die größte Gärtnerei der Stadt mit zehn ständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sieben Teilzeitkräften sowie Auszubildenden.

Die Gärtnerei hat heute 8.500 Quadratmeter Fläche unter Glas, wird aber noch expandieren müssen. Sie ist auf dem Blumengroßmarkt in Frankfurt und auf den Wochenmärkten in Hanau und Bischofsheim vertreten. Die Firma nutzt ihren Vorteil, nah am Verbraucher zu sein. Sie geht auch auf die Wünsche ihrer Großkunden ein und bietet eine schnelle Lieferung in großer Stückzahl und in gleich guter Qualität an.

Die Gärtnerei Kaufeld wurde nach dem Tod des Inhabers im Jahre 2016 endgültig geschlossen und dort ein Baugebiet angelegt.

Westlich davon liegt der Aussiedlerhof Stein, der seinen Sitz in der Mittelbucherstraße 11 hat und 1969 nach hier aussiedelt.

 

Etwa in der Mitte der Gärtnerei geht ein Weg nach Nordwesten. Auf diesem geht man zwei Gewanne und dann rechts in Richtung Nordosten. Über die Kreisstraße nach Niederdorfelden kommt man hinüber zum  neuen Wasserbehälter. Ab 1949 baut Wachenbuchen eine neue Wasserleitung. Bis 1952 wird am Simmichtsweg eine Pumpstation errichtet. Das Wasser geht zunächst in das Ortsnetz. Auf den Bau eines neuen Hochbehälters verzichtet man zunächst noch. Der Überschuß wird in den 1928 gebauten Hochbehälter am Auborn (Fassungsvermögen 200 Kubikmeter) gedrückt. Im „Klapperfeld" (Bleichstraße und Umgebung) werden 1957 die Rohre verlegt. Am Klingerborn wird 1958 erweitert.

Doch in den Sommermonaten kommt in den höher gelegenen Teilen des Ortes kein Wasser mehr aus der Leitung. Dort muß man zum Beispiel zum Klingerborn gehen und Wasser mit dem Eimer holen. So baut man 1965/1966 für 1,1 Millionen Mark an der Landstraße nach Niederdorfelden noch einen Tiefzonenbehälter mit rund 600 Kubikmeter Inhalt. Dieser ist eine Zwischenlösung, denn ursprünglich wollte man am Ortsrand einen Tiefzonenbehälter bauen und am Hühnerberg einen Hochzonenbehälter. Dieser Plan wird verworfen.  Aber die Kosten für die Schuldentilgung sind dennoch sehr hoch, die Gebühren reichen nur für die laufenden Unterhaltungskosten.

Weil die Regierung in Wiesbaden keine Zuschüsse für die Erweiterung der Wasserversorgung geben kann, wird das Wasserwerk an die Kreiswerke abgegeben. Dadurch wird eine Preiserhöhung vermieden. Die Gemeinde wird am 1. Januar 1972Gesellschafterin der Kreiswerke Hanau GmbH. Diese sollen zur Sicherung der Wasserversorgung einen Hochzonenbehälter errichten, tun es aber auch nicht. Durch Mischung des harten Wassers aus Wachenbuchen mit dem Wasser aus dem Versorgungsnetz Frankfurts kann 1979 die Wasserhärte herabgesetzt werden. Heute läuft ein Teil des Wassers auch aus Dorfelden zu.

 

Man geht jetzt den Weg nach Norden weiter, bis der geteerte  Weg nach Osten abbiegt. Hier ist die Flur „Pfingstweide“, wo etwas westlich ein Quellgebiet ist und auch die frühgeschichtliche Fundstelle „Auf den Maueräckern". Wo heute noch eine Hecke vorhanden ist, begann die frühere Wasserleitung nach Hanau.

Einen Teil dieser Leitung wurde einmal etwas unterhalb der Pfingstweide beim Pflügen angeschnitten; dabei handelt es sich wohl um einen Schacht aus Backsteinen. Heute führt der Graben nur noch wenig Wasser. Erst weiter unten, wo der Weg vom Tiefzonenbehälter einmündet, kommt eine stärkere Quelle hinzu. Gegenüber ist ein Kontrollschacht, durch den das Wasser in den Bach beim Wasserwerk geleitet wird.

 

Östlich ist dann das alte Wasserwerk, dessen Eingang von Süden her ist. Die Inschrift ist noch zu erkennen: „Wasserwerk Wachenbuchen 1897 - 1928". Nördlich befindet sich der Wasserbehälter von 1897. Östlich ragen drei Rohre aus der Erde, wohl von den verschiedenen späteren Bohrungen. Außerdem gibt es dort zwei Schächte, aus denen Wasser austritt. Nördlich des Geländes des Wasserwerks steht ein Schuppen des Landwirts Mossel. Östlich des Weges zum Ort liegen drei Wasserleitungen: ganz unten die Leitung von 1897, auf halber Höhe eine Leitung aus weißem Material, die den Brunnen an der Ecke Herrnstraße/Rübenberg speiste, und schließlich noch weiter oben eine Leitung aus Holz, über deren Zweck man nichts weiß.

Der Überschuß an Wasser wird in den 1928 gebauten Hochbehälter am Auborn (Fassungsvermögen 200 Kubikmeter) gedrückt. Das Wasser ist hart und enthält kein Eisen. Eine Aufbereitung ist aber nicht nötig, sagt man. Der Behälter von 1898 (110 Kubikmeter Inhalt) soll als Brandreserve dienen und von den Quellen an der Pfingstweide gespeist werden. Aber er ist undicht und muß ausgeschaltet werden.

 

Westlich des Weges liegt die Flur  Auborn. Sie ist benannt nach einem Brunnen, der mitten in dem Gewann lag und von der Gemeinde unterhalten werden mußte. Er konnte kann beim Bau der Wachenbucher Wasserleitung 1897 nicht mit einbezogen werden. Die Quelle wird heute mit Röhren vom Acker abgeleitet in die Bach und hilft mit bei der Spülung des Kanalsystems.

Etwa in der Mitte des Gewanns, gegenüber der Stelle, wo der Weg den Hang herunterkommt, ist eine vorgeschichtliche Fundstelle. Beim Pflügen stieß der Landwirt Wilhelm Schäfer, Bachstraße 18, Ende März 1950 auf Steine. Es war eine fast viereckige, etwa 56 mal 62 Zentimeter große Sandsteinkiste mit einigen eisernen Nägeln, die wohl von einem Holzkasten herrühren.

Außerhalb der Kiste an der Südostseite standen drei einhenklige Krüge, 17 bis 20 Zentimeter hoch. Dazwischen lagen zwei größere Bruchstücke einer Bilderschüssel (terra sigillata) mit Medaillondekoration aus der Werkstatt des Rheinzaberner Töpfers Comitialis; eine der Scherben trägt den rückläufigen Stempel "LATIN(NI)". Die Kiste ist heute im Museum in Hanau-Steinheim, die Gefäße sind im Besitz des Finders.

Solche Steinkistengräber wurden in unsrer Gegend bisher nur in den Gemarkungen Wachenbuchen und Mittelbuchen gefunden. Alle diese Gräber liegen in der Nähe römischer Gutshöfe, so daß auch hier mit einem benachbarten Gutshof zu rechnen ist. Auf Luftbildaufnahmen sieht man in diesem Gewann (Flurstück) einen dunklen Fleck, der eine feuchte Stelle markiert. Hier könnte die Wasserquelle für die Ansiedlung gewesen sein.

 

 

Wenn man den Weg am Bach entlang hinunter geht, Kommt man zu den  Gebäuden des Landwirts Wilhelm Schäfer, Bachstraße 18: westlich des Weges eine Reithalle und östlich ein Stall und eine Scheune. Der Weg vom Auborn zum Stallgebäude Schäfer wird 1972 instandgesetzt, die Brücke am Auborn wird mit Beton abgesichert.

Die nächste Station ist der Spielplatz, der 1974 angelegt wurde. An diesem südlich entlang kommt man zum Mobilfunkmast am neuen Friedhof. Durch das Tor am Friedhof darf man sich nicht abschrecken lassen, es ist offen, so daß man den Friedhof überqueren kann.

Der  neue  Friedhof, der angelegt ist in einer Flur, in der früher die Weinberge waren. Im August 1984 beginnt der Bau des neuen Friedhofs, allerdings ein Gewann weiter südlich, als in den Stadtplänen eingezeichnet. Der erste Teil wird Mitte 1985 fertiggestellt. Ende September 1986 wird mit den Bauarbeiten für die Trauerhalle begonnen, 1988 wird sie in Benutzung genommen.

Mit der neuen Trauerhalle ist viel Ärger verbunden, die Architekten erheben 1987 schwere Vorwürfe gegen den zuständigen Stadtrat Schreiber. Der Fußweg zum neuen Friedhof wird 1989 ausgebaut, die Straße wird drei Meter breit. Wenig schön ist die Errichtung eines Mobilfunkmastes in unmittelbarer Nähe des Friedhofs.

 

Der befestigte Feldweg östlich des Friedhofs wird „Lohkatzenweg" genannt. Er führt zu einer Quelle links des Wegs, die heute durch ein Kunststoffrohr gefaßt ist. Hier handelt es sich um den sogenannten  Steinborn, dessen Wasser heute etwa einhundert Meter nach Osten läuft und dann versickert. Ursprünglich lief es aber in Richtung Süden, wie man an den heute noch vorhandenen Gräben sehen kann. Diese führen östlich des Geländes der Pfadfinder entlang auf das Wasserwerk am Simmicht zu und dann den Simmichtsweg entlang. Später hat man das Wasser in Röhren gefaßt und zum Bleichhaus am Simmicht geführt.

 

Die  Scheune  unterhalb des Friedhofs Richtung Dorf gehört dem Landwirt Bäuml, Bachstraße 4, die Blechscheune kurz vor dem Dorf dem Landwirt Edmund Schäfer, Rübenberg 8. Dieser hatte seine Scheune ursprünglich östlich des Kilianstädter Weges, dort wo heute noch eine etwas wüste Stelle ist. Hier waren früher ein Teich und später die Scheune, die 1958 bei einem Unwetter vom Blitz getroffen und zerstört wird.

Am nördlichen Ostrand  kommt man über den Mühltorring wieder zum Ausgangspunkt (Länge des Spaziergangs etwa 3,2 Kilometer).

 

 

 

Südlich von Wachenbuchen

 

Kurzer Weg: Simmichtsweg bis kurz hinter dem Römergrab, dann nach Westen zum Sportplatz und wieder zurück nach Wachenbuchen.

 

Ausgangspunkt ist der östliche Ortsausgang am Beginn des Simmichtswegs.  Wegen der Länge des Weges empfiehlt  sich ein Fahrrad. Auf dem Simmichtsweg kommt man zunächst an der 1974 erbauten Maschinenhalle des Wasser- und Bodenverbandes des Main-Kinzig-Kreises vorbei. Auf der nordöstlichen Ecke des Geländes stand das Bleichhaus. Als das Wasser an der Bolane (Klingerborn) zu knapp wird, verlegt man die Gemeindebleiche auf die Gemeindewiesen hier am Simmichtsweg. Das Wasser wird vom Steinborn hierher geleitet. Die Wiesen waren früher auch Schweineweide (bis 1959) und Bullenwiese.

Am Kleinmüllplatz führt ein Weg zum heutigen Gelände der Pfadfinder. Hier wird 1953 von der Bundesanstalt für Flugsicherung eine Funkleitstelle für den Frankfurter Flughafen errichtet. Es wird ein Mittelwellenfunkfeuer mit zwei 15 Meter hohen Masten und einer Baracke errichtet. Der Gemeindevorstand weiß, daß er es nicht verhindern kann, holt aber folgende Gegenleistungen heraus: Die Bundesanstalt zahlt sowohl einen Zuschuß zu dem von ihr mit benutzten Elektrokabel für die Pumpstation als auch eine jährliche Summe für die Benutzung dieses Kabels, und die Arbeiten werden vorzugsweise an örtliche Handwerker vergeben. Der Vertrag wird am 9. Juni 1954 abgeschlossen. Zu den zwei Antennenmasten kommen 1955 noch zwei Abspannmasten. Die Anlage wird aber später wieder entfernt. Im Jahr 1971 wird das Gelände dem Deutschen Wetterdienst zur Verfügung gestellt. Nachher hat es der Hundeverein, und schließlich wird es 1989 zum Pfadfinderheim.

 

Der Blick geht hinüber nach Mittelbuchen. Nordwestlich der Büchertalschule steht der Aussiedlerhof von Johannes Borger, südwestlich stand die Maschinenhalle von Martin Hanstein, die 1988 gebaut wurde. Etwas weiter östlich beginnt die Gemarkungsgrenze nach Mittelbuchen zu. Südlich der Straße springt die Grenze noch einmal nach Osten zu einem Graben, der erst hier beginnt. Am Beginn des Grabens ist noch ein Grenzstein zu sehen. Wo die Grenze noch einmal nach Westen springt, ist ein Schilfstück eingezäunt. Dann geht es noch einmal nach Westen und zum Wald. Hier am Wald bzw. im Wald laufen drei Bäche zusammen. Etwa hundert Meter im Wald steht ein Stein neueren Datums. Der Graben ist hier sehr tief, die Grenzsteine sind wohl unter dem Aushub verborgen.

 

Der Spazierweg führt aber zunächst auf dem Simmichtsweg weiter. Linker Hand liegt das Wasserwerk mit seinen drei Brunnen. Das frühere Wasserwerk war an der verlängerten Bachstraße nördlich des Ortes, wo verschiedene Quellen zusammengefaßt wurden. Als der Wasserbedarf aber wuchs, bohrte man neue Brunnen in der Ebene und pumpte das Wasser zu einem Hochbehälter östlich der Straße zum Hühnerberg. Bald ist der Waldrand erreicht. Aber ursprünglich reichte der Wald bis an den Weg, der nach Osten führt.

Hier war ein großes Waldstück mit großen einzelnen Eichen, wo Waldfeste abgehalten wurden. Es handelt sich um die Wachenbucher „Leuchtstatt". Heute erinnert nur noch die Flurbezeichnung daran. Gemeint ist ein lichter Wald, in dem die Bevölkerung zu besonderen Anlässen zusammenkam. Hier wurden amtliche Bekanntmachungen feierlich verkündet und Feste gefeiert. Anfang des Jahrhunderts werden dort auch drei Fichtenschonungen angepflanzt. Aber einige Bauern wollen neue Wiesen gewinnen und dem Mangel an Brennholz und Futtermitteln abhelfen und holzen den Festwald 1920 ab. Weil nun der Schutz fehlt, werden die Fichten bei einer Sturmkatastrophe restlos vernichtet.

 

Westlich sieht man schon den Bereich der ehemaligen Burg derer von Buchen. Diese gehörte den Herren zu Buchen und war später Wohnsitz der Herren zu Dorfelden, die sich später Grafen von Hanau nannten. Heute ist sie nur noch an dem kleinen Wäldchen zu erkennen. Wenn das Gras gemäht ist, kann man im Gelände noch gut die ehemaligen Gräben erkennen. Der nördliche Außengraben, der auf dem Feld noch weiter geht, wird heute durch den Weg durchschnitten.

Unter dem Frankenkönig Chlodwig I. wird die Mainebene keinem Herzogtum unterstellt, sondern sie wird zu einem königlichen Kammergut, das von Gaugrafen verwaltet wird. Einer von ihnen baut sich dann seine Burg in der heutigen Wachenbucher Gemarkung. Der König will treue Dienste belohnen und beschenkt deshalb viele Grundherren und die Kirche. Indem aus den freien Bürgern der Stand der „Edelfreien“ entsteht. Sie sie im Dienste des Königs, gehören zu den führenden Geschlechtern des Lehensverbandes, bekleiden zum Teil auch Hofämter und sind eng miteinander versippt und gelangen durch großen Güterbesitz zu Macht und Ansehen. Es bildet sich eine Kleinherrschaft heraus. Aber in Wachenbuchen gab es keine hochedlen Ritter, sondern diese Ritter waren eher Verwalter im Auftrag des Königs.

Der Ort Buchen verdankt seine Ersterwähnung einer Schenkung an das Kloster Lorsch. Hinweise auf die Herren von Buchen und auf das Vorhandensein einer Burg finden sich aber nicht. Nur 1338 gibt Ulrich II. von Hanau „das erledigte Burglehen in Buchen" weiter. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Existenz einer Burg zwar sicher, über deren genaue Lage herrscht aber Unklarheit. Damals kommt man überein, die Burg südlich von Wachenbuchen als den namengebenden Stammsitz des Geschlechts anzusehen.

Erst in Karten des vorigen Jahrhunderts wird die Burg dort eingezeichnet, wo sie liegt, zum Beispiel auf der offiziellen Karte des Kurfürstentums Hessen aus dem Jahre 1856. Dort sind die beiden Hügel südöstlich des Dorfes Wachenbuchen eindeutig mit „Burg derer von Buchen" gekennzeichnet. Die Westseite trägt den Flurnamen „Die Burg". Solche Namen haften sehr sicher an ihrem Ort. Nie hat man es anders gewußt, als daß diese Stelle die Burg derer von Buchen war.

Die Beschreibungen weichen etwas voneinander ab. Georg Landau schreibt 1858: In sumpfigen Wiesen liegen nebeneinander zwei 10 bis 12 Fuß hohe Steinhaufen mit Spuren von Kellern und Mauerwerk. Beide sind mit 50 Fuß, stellenweise gegen 80 Fuß breiten, zum Teil versumpften Gräben umgeben. Die größere, nördlich gelegene Burgstätte ist 270 Fuß lang und 180 Fuß breit, die kleinere 210 Fuß breit und lang. Beide bilden unregelmäßige Formen und sind mit Bäumen bewachsen.

Schenck zu Schweinsberg spricht im Jahre 1876 von zwei 8 bis 11 Fuß hohen Erhebungen, die von einem gemeinschaftlichen breiten Graben umschlossen werden. Der nördliche Hügel habe 40 Schritt Länge und Breite, der südliche sei halb so groß.

Es handelt sich nicht um zwei beisammen liegende Burgen, denn der Abstand der Hügel ist dafür zu gering. Der Hanauer Geschichtsschreiber Arnd hat diese Theorie zunächst vertreten, aber im gleichen Buch dann doch wieder von nur einer Burg gesprochen.

Günter Binding schreibt 1963: „Die Burg bestand aus einer quadratischen, einst von Wassergräben umgebenen Wirtschaftsburg und einem getrennt davon stehenden Wachtturm, der ebenfalls von Wassergräben geschützt und wohl nur durch die Wirtschaftsburg zugänglich war!“

Die Burg ist etwa 150 auf 130 Meter groß. Aber sie ist in großen Teilen verschleift, die Hügel abgetragen, die Gräben eingeebnet, im Nordteil ist sie sogar überackert. Doch läßt sich im Gelände und durch Luftbildaufnahmen ein Bild gewinnen über den ehemaligen Grundriß der Burg.

Kern der Burg bildet ein aufgeschütteter Hügel im Süden der Anlage. Er ist rechteckig mit gerundeten Ecken. An der Basis ist er etwa 40 mal 50 Meter groß, die Kuppe bietet bei einer Höhe des Hügels von fünf Metern einen Platz von etwa 20 mal 28 Metern. Die Kuppe erhebt sich etwa 2,60 Meter über die tiefste Stelle des eingeebneten, etwa zehn Meter breiten Grabens.

Die Burg war sicher in wesentlichen Teilen aus Stein erbaut. Es gibt Berichte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die „Spuren von Kellern und Mauerwerk" und einen Mauerrest auf dem südlichen Burghügel erwähnen.

Auch heute noch schauen einzelne Steine aus dem Erdreich der kurzen Hangschrägen hervor: Sie könnten ein Hinweis auf eine Steinmauer oder auch ein aus Steinen gemauertes Innengebäude sein.

Dem Burghügel ist im Norden noch eine rundlich-rechteckige Vorburg vorgelagert, aber etwas nach Osten versetzt, von der Burg durch einen Wassergraben getrennt. Diese Vorburg ist ebenfalls aufgeschüttet, allerdings nur gut einen Meter hoch. Die Basis ist etwa 40 mal 60 Meter groß, oben sind es etwa 25 mal 40 Meter. Auch um diese Vorburg läuft ein Wassergraben. Sie ist aber rundum angegraben und von einem Netz vom Grabungsschnitten und Suchtrichtern überzogen.

Um die Gesamtanlage läuft ein ovaler Wassergraben in durchschnittlichem Abstand von zehn Metern vor den inneren Gräben. Er schließt mit einer deutlich ausbiegenden Verbreiterung an den südlichen Graben des Burghügels an. Im Süden der Westseite bricht er unvermittelt ab und wird durch einen anderen querlaufenden Graben abgeschnitten. Hier stand wohl eine andere Vorburg, die dem Burghügel in einer jüngeren Bauphase nach Westen vorgelagert wurde. Auch diese Vorburg war von einem Graben umgeben, der die Verbindung zum Graben der nördlichen Vorburg darstellte (vielleicht wurde der ovale Umfassungsgraben bei dieser Erweiterung aufgegeben).

Bert Worbs, der derzeit beste Kenner der Burgen im Altkreis Hanau, meint: Bei der Burg handelt es sich wohl um eine Turmburg auf künstlich aufgeschüttetem Hügel mit danebenliegendem befestigtem Wirtschaftshof. Dieser Typ einer Talburg ist im 11. und 12. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa weit verbreitet und auch im Rhein-Main-Gebiet an mehreren Orten nachzuweisen, besonders gut in Bickenbach an der Bergstraße.

Die Anlage ähnelt dem Burgtyp der „Motte" (das Wort kommt aus dem Französischen), der Turmhügelburg, die aus Holz oder Stein erbaut wurde und meist einen Wirtschaftshof hatte. Dieser Typ tritt erst zu Beginn des Hochmittelalters in Erscheinung.

Es läßt sich nicht belegen, daß die Burg in den Jahren 1388/89 zerstört wurde, wie es der von der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises herausgegebene Burgenführer schreibt.

In den dreißiger Jahren wird auf dem größeren der Hügel durch Heinrich Ricken ein Suchschnitt angelegt, der sich noch heute deutlich abzeichnet. Davon sind aber keine Aufzeichnungen oder Funde bekannt.

Wenn man vom Weg an der Nordwestseite in das Wäldchen hineingeht, trifft man zuerst auf den nördlichen inneren Burggraben, der hier noch deutlich als Vertiefung wahrnehmbar ist. Etwas weiter südlich ist noch der Suchgraben zu erkennen. Immerhin werden Keramiken, die Schüler in der nördlichen Vorburg ausgewühlt haben, in das 14. Jahrhundert datiert. Die Burg könnte bis dahin bestanden haben. Dann erlitt sie das Schicksal vieler mittelalterlicher Burgen: Entweder wurden sie zum Schloß oder zur Festung ausgebaut wie die Burg von Hanau. Oder sie verfielen wie die Burgen in Buchen und Dorfelden und dienten als Steinbruch für Wohnhausbauten in den Dörfern der näheren Umgebung.

Auf dem Acker nordöstlich der Burg und auf dem Burggelände selber wurden Bodenfunde gemacht. Zeitweise war geplant, das ganze Gelände von der Burg bis zur Kreisstraße als Industriegebiet auszuweisen. Heute ist die Burg eher gefährdet durch die Landwirtschaft, weil immer mehr Wiesen umgeackert werden und dabei die Spuren der Burggräben vernichtet werden. Aber immerhin mußte der Bauer, der bis etwa zehn Meter an die Burg herangezackert hatte, durch Eingreifen der Naturschutzbehörde die  Wiese wiederherstellen

 

 

Burg von Buchen: Von tapferen Rittern keine Spur

Das seidene Taschentuch flattert im Wind, als das holde Burgfräulein seinem strahlenden Helden in schimmernder Rüstung zum Abschied winkt. Das Klappern der Pferdehufe verhallt im Burghof, als die Ritter über die Zugbrücke die trutzige Burg verlassen - Kinderphantasien. Die Realität hingegen entbehrt den märchenhaften Charme.

Tatsächlich war die Burg der Herren von Buchen südöstlich des Ortskerns von Wachenbuchen im feuchten Wiesengelände nahe der ehemaligen Römerstraße - eine in ihren größten Ausmaßen 150 Meter auf 130 Meter messende Burganlage - Wohnsitz von Verwaltern.

Ihre Entstehung wurde zunächst auf das sechste Jahrhundert datiert, doch nach dem heutigen Stand der Wissenschaft handelt es sich vielmehr um eine Anlage aus dem Hochmittelalter, wenngleich „die paar mittelalterlichen Scherben, die gefunden wurden, nicht für eine exakte Datierung ausreichen“, wie der passionierte Hobby-Archäologe Norbert Mankel erzählt, denn auch jungsteinzeitliche Funde wie ein Steinbeil und eine Feuersteinklinge wurden hier gemacht. Verräterisch ist jedoch der Aufbau. der erlaubt, die „Motte“ oder „Talburg“, so der archäologische Fachbegriff für diese spezifische Burgform, zeitlich in das zehnte oder elfte Jahrhundert zu verlegen.

Auch die Lage der Burg ist urkundlich nicht erwähnt, so daß lange Zeit gerätselt und spekuliert wurde, ob denn nun die Burgwüstungen in Mittelbuchen oder in Wachenbuchen Wohnsitz der Herren von Buchen waren. „Heute sind wir jedoch fast sicher, daß es die Burg auf Wachen­bucher Gemarkung ist“, erzählt Norbert Mankel. „Doch Vorsicht ist geboten“, fügt der Hochstädter eilends hinzu.

Den Kern der Burg bildete ein Wohnturm, umgeben von Palisaden. Diesem war im Norden eine rundlich-rechteckige Vorburg vorgelagert. Hier bewirtschafteten Bauern einen Gutshof. Der Hügel der Vorburg, jetzt in einem Wäldchen liegend und zu großen Teilen noch erhalten, war von einem Wassergraben umgeben. Auch um die gesamte Burg verlief zum Schutz gegen ungebetene Gäste ein ovaler Wassergraben. Bis heute scheiden sich die Geister, ob die Burg aus solidem Mauerwerk bestand oder aus Holz. Während einerseits konstatiert wird, daß sie in wesentlichen Teilen gemauert war, vermuten andere Quellen, daß die Burg aus Holz bestand. „Nur Grabungen oder geomagnetische Untersuchungen können hier genauen Aufschluß geben“, zieht Mankel ein Fazit.

In den 30er Jahren wurde erstmals zum Spaten gegriffen. Damals unternahm der Hanauer Geschichtsverein umfangreiche Grabungen. Noch heute sind im Inneren des idyllischen Wäldchens die tiefen Suchgräben zu erkennen. Archäologische Aufzeichnungen sind jedoch nicht überliefert, berichtet Norbert Mankel.

Schweren Herzens muß sich der phantasiefreudige Maintaler zudem von der Vorstellung verabschieden, daß hier hochherrschaftliche Grafen und Ritter gelebt haben. Vielmehr war die Burg der von Buchen Wohnsitz von Verwaltern der umliegenden Ländereien, die für ihre Treue durch den Fürsten oder Kaiser mit Grundbesitz belohnt worden waren. Sie trieben von den Bauern die Abgaben ein und durften als Gegenleistung einen Teil davon behalten, erzählt Mankel. Keine tapferen Ritter mit glänzender Rüstung und geschliffenem Schwert, sondern lediglich Verwalter lebten hier.

Als Bodendenkmal untersteht die Burg dem Schutz des hessischen Denkmalschutzgesetzes, das heißt, ohne Genehmigung darf dort nicht der kleinste Spatenstich erfolgen. Grabungen, Schürfungen oder Wühlereien sind verboten. Lesefunde sind dem Kreisarchäologen zu melden, dürfen jedoch von dem aufmerksamen Finder behalten und stolz in der heimischen Vitrine betrachtet werden.

Den Blick der Öffentlichkeit auf archäologische Stätten zu richten, ist immer ein zweischneidiges Schwert, weiß Norbert Mankel und verweist auf den Konflikt, dem Archäologen und Museen seit ewigen Zeiten unterliegen. Denn auch Raubgräber werden so aufmerksam und zum verbotenen Buddeln animiert. „Doch nur was man kennt, kann man auch schützen“, sagt Norbert Mankel (MTA 25.08.2007).

 

Westlich des Simmichtswegs sieht man einen Stein, der das Fernmeldekabel der Post von Hanau nach Kilianstädten markiert. Ehe man ganz in den Wald hineinkommt, geht ein Weg nach Osten zu einer Jagdhütte, die an der Stelle der ehemaligen Forsthütte steht.

 

Römisches Landgut:

Am Weg vor dem Römergrab in Richtung Mittelbuchen findet man im Jahr 1898 zwischen Gräbern und einem Hügel die Mauerreste eines  römischen Hauses  mit einem an der Westseite vorbeiführenden Kiesweg (Fundstelle 96). Die aufgedeckten Teile, ein Raum von  6,45 Meter Länge und 5,60 Meter Breite, an den sich noch weitere Mauerstücke ansetzten, zeigten weniger sorgfältige Bauart, als es bei römischen Gehöften der Fall zu sein pflegt.

Die Scherben entsprachen den in den Grabkisten und im Hügel gefundenen. Gefunden werden eine schilfblattförmige Lanzenspitze, eine Messerklinge, ein Ring, ein Schiebeschlüssel, Fragmente eines Meißels sowie Bruchstücke von vier Bilderschüsseln aus Rheinzaberner und Trier und Scherben des 2. Jahrhunderts. Sie sind heute im Museum Hanau.

Überraschend ist die Lage an einem Sumpfgebiet, weil fruchtbarer Boden ein typisches Merk­mal römischer Landgüter ist. Marcus Portius Cato (234 -149 vCh), De agricultura 1,1-3: „Wenn du ein Gut anzuschaffen gedenkst, verfolge deine Absicht so.... Wenn möglich soll es am Fuße eine Berges, mit Blick nach Süden und in einer gesunden Gegend liegen, eine hinlängliche Zahl von Arbeitskräften und eine gute Wasserversorgung vorhanden sein, sich eine wirtschaftlich starke Stadt in der Nähe befinden, wenn aber nicht, entweder das Meer oder ein Strom auf dem Schiffe verkehren, oder eine gute und belebte Straße“.

Hier in der Nähe des Grenzgrabens liegt aber das Gelände etwas höher und ist für eine Ansiedlung geeignet. Westlich davon ist allerdings ein Sumpfgebiet, das in römischer Zeit eine Pferdeschwemme gewesen sein soll; aber belegt ist das nicht. Spuren eines solchen Hofs fand man aber auch in den Kiesgruben zwischen Dörnigheim und Kesselstadt an der Hochspannungsleitung. Die Ansiedlungen könnten mit den Steinbrüchen in Wilhelmsbad zusammenhängen (auf dem Gelände des heutigen Kurparks), die schon in römischer Zeit abgebaut wurden.

 

Simmichtseiche:

Wo der Simmichtsweg schon ein Stück durch den Wald führt, steht die „Simmichts­eiche“, auch „Dicke Eiche“ genannt. Der bizarre und knorrige Baum ist etwa 300 bis 350 Jahre alt und weist bei einer Höhe von 23 Metern einen Stammumfang von sechs Metern auf. Auffallend ist vor allem die Form des Stammes, der sich vom Fuß her blasenförmig nach oben ausweitet. Der Wald auf der westlichen Seite ist erst 1971 angepflanzt worden. Früher hatte man hier einen weiteren Ausblick auf die Wiesen als heute.

 

 

Römergrab:

Weiter auf dem Simmichtsweg - schon ein Stück in den Wald hinein - kommt man zum „Römergrab“.  Es liegt  östlich der meist gradlinigen Römerstraße von Friedberg nach Kesselstadt und zur Mainbrücke. Der Hügel hatte 1,60 Meter Höhe und an sich 23 Meter Durchmesser und überschneidet sich auch mit der Römerstraße, so daß diese jünger ist als das Grab. Erst wenn Bäume und Büsche um das Grab entfernt würden, könnte man das wahre Ausmaß erkennen.

Der Hügel wird erstmals am 7. September 1875 untersucht, aber gefunden werden nur rohe Scherben. Doch als man erkennt, daß genau an dem Hügel eines römische Straße von 5,50 Meter Breite und mit Gräben an beiden Seiten vorbeiführt, gräbt man im Jahre 1898 noch einmal nach. Jetzt findet man im gewachsenen Boden neben einigen Scherben ein römisches Grab.

Die Aschenreste mit verschlacktem Glas und angebrannten Tonscherben des 2. Jahrhunderts sind in einer runden Sandsteinkiste mit Nasen untergebracht. Auf der oberen Seite ist sie sorgfältig geglättet, offenbar für einen Holzdeckel. Auf diesem steht eine eiserne Lampe von gewöhnlicher Form, die nach Verwitterung des hölzernen Deckels auf dem Rand der Kiste liegengeblieben ist, wo sie zerbrochen gefunden wird.

Es liegt deshalb eine Verbindung von römischem und germanischem Grabritus vor, denn die Verbrennung ist römisch, aber eine Totenlampe wäre wohl aus Ton gewesen. So kann man vermuten, daß der verbrannte Tote ein halbromanisierter Provinziale war, ein in römischen Diensten stehender  Kelte oder Germane.

Das Grab wurde in die Nebenstrecke der Regionalparkoute von Wilhelmsbad zur Hohen Straße einbezogen. Durch die Umgestaltung im Jahr 2007 hat man erneut „fremde“ Erde auf den Hügel gebracht. Außerdem wurde eine Mauer aus polnischem Sandstein um das Grab gelegt. Die Mauer rund um das Grab hat bei den Archäologen Anstoß erregt, weil sie an römische Gräber erinnert, die es nur im Hunsrück gibt, aber in unserem Gebiet nicht nachgewiesen sind. Bei der Regionalparkroute sind halt Architekten am Werk und nicht Archäologen. Sie wollen etwas schaffen, das ins Auge fällt, auch wenn es historisch nicht richtig ist. Jetzt sind die Steine in gerader Reihe gesetzt, aber echt ist das auch nicht.

Dr. Evelin Grönke, provinzialrömische Archäologin aus Hofheim, hat eine neue Theorie aufgestellt, wer hier beerdigt worden sein könnte. Nicht ein Provinziale - also Kelte oder Germane - sondern ein Römer, den nur ein solcher hätte sich ein solches Grab leisten können. Etwa 400 Meter östlich wurden mehrere würfelförmige Grabkisten mit Krügen und Scherben aus dem 2.  Jahrhundert gefunden. Zwischen ihnen und dem Grab fand man das Fundament eines römischen Gutshofs. Das gekennzeichnete Grab sei eines der „prominentesten“. Allein die imposante Größe sowie die Lage unmittelbar an der Römerstraße erlauben den Rückschluß, daß es sich bei dem Bestatteten um einen wohlhabenden Römer handelte. Die Theorie, daß es sich um einen romanisierten Kelten oder Germanen handele, sei nicht bestätigt. Weder seien Waffen noch Reste einer Tracht gefunden worden, die entsprechenden Rückschlüsse zuließen.  Aber es sind auch keine Waffen oder eine Tracht von einem Römer gefunden worden. Und die „gemischte“ Bestattungsform spricht doch auch für die ursprüngliche Theorie [Die Aussage von Frau Grönke von den 400 Hügelgräbern ist so zu verstehen, daß damit alle Gräber in Maintal gemeint sind. In der Nähe des Römergrabes in Wachenbuchen gibt es keine weiteren Hügelgräber].

 

Informationstafel am Römergrab:

Archäologische Untersuchungen des hier sichtbaren Hügels fanden 1875 und 1898 statt. Die Ergebnisse wurden 1913 in einem kurzen Ausgrabungsbericht publiziert. Bei seiner Auffindung hatte der Hügel eine Höhe von 1,6 Meter und den beachtlichen Durchmesser von etwa 22 Meter. Er lag an der römischen Straße, die von Friedberg zum Kastell Hanau-Salisberg und von dort zur römischen Brücke aber den Main führte und von der seinerzeit der etwa 5,5 Meter breite Straßenbelag und die beiden seitlichen Gräben erfaßt werden konnten.

Unter dem Grabhügel fand sich ein Brandgrab aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. - eine runde Sandsternkiste mit Ascheresten und verbrannten Glas- und Tonscherben. Auf dem Kistenrand stand eine eiserne Öllampe.

Damals wurde vermutet, daß die dort bestattete Person germanischer Herkunft war. Allerdings sind aus dem Grab kein dies bezügliches Trachtzubehör oder signifikante Waffen bekannt, die diese Annahme bestätigen

Beim Weiterlesen des Berichtes stellt sich zudem heraus, daß bereits 1880 und 1892 etwa 400 Meter östlich des Hügels mehrere würfelförmige „Grabkisten“ mit Krügen und Scherben aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. gefunden wurden, die dort auf weitere Gräber schließen lassen.

Des Weiteren wurden zwischen diesen Graben und dem Hügel Fundamente eines Gebäudes mit anschließendem Kiesbelag aufgedeckt. Dabei legte man einen 6,45 Meter langen und 5,6 Meter breiten Raum frei. Auch hier fanden sich Keramikscherben des 2. Jahrhunderts.

Die Auswertung der gesamten Beschreibung läßt heute den Schluß zu, daß es sich bei den Befunden um die Reste eines römischen Gutshofes (villa rustica) in verkehrsgünstiger Lage an der römischen Straße aus der Wetterau zum Main handelte, zu der auch der Grabhügel gehörte.

De helle Trockenmauer vor dem Hügel wurde 2007 von der Stadt Maintal als modernes, gestalterisches Element errichtet.

Marcus Portius Cato (234 -149 v. Chr.), De agricultura 1,1-3: „Wenn du ein Gut anzuschaffen gedenkst, verfolge deine Absicht so.... Wenn möglich soll es am Fuße eine Berges. mit Blick nach Süden und in einer gesunden Gegend liegen, eine hinlängliche Zahl von Arbeitskräften und eine gute Wasserversorgung vorhanden sein, sich eine wirtschaftlich starke Stadt in der Nähe befinden, wenn aber nicht, entweder das Meer oder ein Strom auf dem Schiffe verkehren, oder eine gute und belebte Straße“.

 

 

Auf dem Simmichtsweg geht es dann weiter bis kurz vor die Autobahn. Wer mit  dem Fahrrad unterwegs ist, kann jetzt einen Abstecher nach Osten machen zu einer alten Burganlage im Mittelbucher Wald. Diese kann man allerdings auch erreichen,  wenn man von Mittelbuchen in Richtung Wilhelmsbad fährt und am Waldrand nach Osten zum Mittelbucher Sportplatz fährt und an der nächsten Wegspinne halbrechts weiter. Wer aber vom Simmichtsweg durch den Wald fahren will, der muß man schon sattelfest sein. Überhaupt fangen alle Wege von Wachenbuchen nach Osten und von Mittelbuchen nach Westen verheißungsvoll an, verlaufen sich dann aber im Wald. Allein dieser Weg entlang der Autobahn ist einigermaßen befahrbar.

Er knickt dann im rechten Winkel nach Norden ab, dann wieder im rechten Winkel nach Osten. Er führt auf den Übergang der Kreisstraße nach Mittelbuchen zu.  Aber wegen des Baus dieser Brücke mußte der ein Stück entlang der Straße nach Norden geführt werden, aber dieses Stück des Wegs ist besonders schlecht. Aber man kommt wenigstens zur Kreisstraße, die man überquert und nach Osten in den Wald hineinfährt - jetzt auf gutem Weg.  An der Schutzhütte biegt man nach Norden ab bis zu einer Wegspinne. Hier wählt man auf der anderen Seite des Querwegs den Weg, der halbrechts abgeht.  Er führt vorbei an einem Hochsitz, der an einer mit Schilf bestandenen Wiese steht. Kurz dahinter sieht man die Wälle der Alteburg, die etwa 500 Meter südwestlich des Kinzigheimer Hofs liegt.

Sie ist eine mittelalterliche Wallanlage mit bis zu drei Meter hohen und bis zu 20 Meter breiten Wällen, in Nord-Süd-Richtung etwa 120 Meter lang und 60 bis 100 Meter in der Breite. Die Anlage ist von einem Graben umgeben und liegt im feuchten bis sumpfigen Gelände. Nur an der Nordseite, die etwas höher ist, befindet sich ein Eingang,

In der Nordwestecke befand sich ein rechteckiges, turmartiges Gebäude, 19 mal 11 Meter groß und mit 1,80 Meter starken Grundmauern. Ein solches „festes Haus" ist im 9. und 10. Jahrhundert die Frühform der Adelsburg und kommt im 11. und 12. Jahrhundert neben den Wohntürmen immer noch vor.

Man muß sich vorstellen, daß neben diesem Steinbau die ganze Anlage von Holzbauten ausgefüllt war, sich also ein ganzes Dorf hier befand. Als Besitzer werden - allerdings nicht unwidersprochen - die Herren von Kensheim genannt, die im 16. Jahrhundert aussterben. Kensheim („Kinzigheim") wird 1235 und 1244 urkundlich genannt und lag im Bereich des Kinzigheimer Hofs.

Rückwärts fährt man wieder zur Wegspinne. Von dort aber geht es nach Westen.  Am Mittelbucher Sportplatz wählt man die linke Teerstraße und kommt zur Kreisstraße von Mittelbuchen nach Wilhelmsbad. Auf ihr fährt man nach Süden über die Autobahn direkt zum  Steinbruch westlich von Wilhelmsbad.

 

Wenn man aber auf dem Simmichtsweg bleibt,  geht es weiter über die Autobahn. Die Geschichte der Autobahn beginnt in Wachenbuchen mit der Planung für den Rhein-Main-Schnellweg. Im Jahre 1968 werden Vermessungen vorgenommen; die Trasse liegt aber weiter von der Hohen Tanne entfernt, als zunächst angenommen.

Im Jahre 1971 ist dann klar, daß die Autobahn nicht 120 Meter entfernt von der Hohen Tanne vorbeiführen wird, sondern 250 Meter. Allerdings soll zunächst ein Zubringer in unmittelbarer Nähe zu den Häusern gebaut werden. Aber schon bald danach heißt es wieder, die Auffahrt solle weit weg von der Hohen Tanne gebaut werden, der Zubringer soll in Richtung Hanau verschoben werden.

 

Ende 1972 läuft das Planfeststellungsverfahren für die Autobahn. Beim Anhörungstermin für den Bau der Autobahn sollen folgende Forderungen gestellt werden: Erdwall nach der Hohen Tanne zu, Überführung des Weges zur Hohen Tanne mehr nach Westen, Überführung des Simmichtswegs, keine finanziellen Belastungen der Gemeinde und schließlich Ausgleich für den Verlust an Bauland bei der Hohen Tanne.

Wegen der Nähe zur Hohen Tanne wurde die Autobahn weiter nach Norden verlegt als zunächst geplant. Am 12. Februar 1973 stimmt die Gemeindevertretung der Trassenführung der Autobahn zu. Der Plan, die Autobahn weiter nördlich zwischen Ortslage und Wald zu verlegen, wird am 22. Oktober abgelehnt. Am 12. August 1983 wird das Autobahnteilstück zwischen der Hohen Tanne und dem Hanauer Kreuz für den Verkehr freigegeben.

 

Der Simmichtsweg  bog hier ursprünglich in Richtung Westen zum Hanauer Weg ab. Im Waldstück „In der Aue" liefen sie zusammen und führten mitten durch das spätere Steinbruchgelände auf das Kurhaus zu. Heute aber werden beide Wege gemeinsam über die Autobahn geführt, trennen sich jedoch wieder: Der Simmichtsweg führt nördlich des Steinbruchs bis zur Mittelbucher Straße und setzt sich fort auf dem Weg nordöstlich der Tennisplätze. Der heutige Hanauer Weg dagegen geht südlich am Steinbruch vorbei zur Kreuzung westlich des Kurhauses. An  seinem  Ende steht das „Waldportal“, der Eingang nur Nebenstrecke der Regionalparkroute, eine 40.000  Euro teure Schöpfung aus polnischem (!) Sandstein.

 

Schon die Römer nutzten den Steinbruch in der Nähe des heutigen Wilhelmsbad aus. Nur weil es dort Arbeit gibt, können sich in der Umgebung verschiedene Familien auch im wenig nutzbaren Schwemmland halten und Häuser bauen. Schon 1590 wird die „Gemeinde Steinkaute" laut einem Aktenstück im Staatsarchiv Marburg erwähnt.

Leider ist heute der ganze Steinbruch wieder verfüllt. Als er noch in Betrieb war, stellte er ein richtiges Fenster dar, durch das der Betrachter die ganze  Erdgeschichte  sehen konnte. In der etwa zehn Meter hohen Wand konnte man nach oben zu immer mehr Risse erkennen, bis der Stein schließlich überging in Lehm.

Die unterste Erdschicht stammt von Seen und Sümpfen her. Darüber hat sich bei einem Vulkanausbruch im Vogelsberg eine Basaltschicht geschoben, in die noch große Erdklumpen mit Resten von Bäumen eingeschlossen sind. Über dem Basalt liegt eine 2,5 Meter hohe Schicht von Kies, die aus Ablagerungen der Kinzig oder des Mains stammt. Sie ist durchsetzt mit Kieselschiefer (Lydit) aus dem Fichtelgebirge. Der Stein ist sehr hart und wurde von den Goldschmieden als „Probierstein" benutzt. Solche Steine findet man auch in der Wachenbucher Sandgrube. Über der Kiesschicht ist reiner Sand ohne Geröll, also Flugsand aus einer Trockenzeit. Durch Regen und Pflanzenwuchs wird die oberste Schicht dann zu Humus.

Der Steinbruch wird zunächst von der  Wachenbucher  Gemeinde betrieben und sichert damit wichtige Arbeitsplätze. Aber von einer Rentabilität kann zunächst keine Rede sein. Zur Ableitung des Wassers im Gemeindesteinbruch wird 1864 eine Dampfmaschine nebst Pumpe angeschafft. Dadurch wird nicht so viel Wald in Anspruch genommen, weil man mehr in die Tiefe gehen kann. Pächter ist 1865 der Steinbrecher Heinrich Heck.

Durch eine unsaubere Handlung bei der Verwaltung des Steinbruchs soll in dieser Zeit eine Schädigung der Gemeinde vorgekommen sein. Die Sache kommt ins Rollen anläßlich einer Wahl, als der Gemeinderechner Konrad Puth den Verdacht ausspricht. Auch unter Bürgermeister Stein kann keine Klarheit geschaffen werden.

Ein Steinelieferungsbuch wird 1901 angelegt. Die Kunden kommen aus dem westlichen und nördlichen Teil des Kreises Hanau. Unter dem Bürgermeister Kaspar Mankel wird der Steinbruch 1902 an die Firma Kaiser verpachtet und mit allen modernen Maschinen und Geräten bis zur Sohle ausgeweitet. Pachtpreis sind sechs Prozent des Umsatzes. Die Gemeinde erhält bei Eigenbedarf zehn Prozent Rabatt. Es wird auch vereinbart, daß bevorzugt Arbeiter aus dem Ort einzustellen sind.

Obwohl Konkurrenten versuchen, auch Fuß zu fassen, versteht es Kaiser vorzüglich, sich diese durch geschicktes Verhalten vom Hals zu halten. Er bekommt bei der Neuverpachtung immer wieder den Zuschlag. Das liegt auch daran, daß die Verträge eingehalten werden und die Gemeinde in vielen Notjahren auf das Geld angewiesen ist.

Im Jahre 1863 gründet der Pflasterermeister Adam Kaiser in Langendiebach ein Straßenbau- und Pflasterer unternehmen. Es führt zunächst Straßenbauarbeiten in den Gemeinden der Umgebung aus.

Der Sohn Karl Kaiser lernt im väterlichen Betrieb, besucht aber auch die Zeichenakademie. Im Jahre 1900 übernimmt er die Firma, verlegt sie nach Hanau und führt sie unter seinem Namen weiter. Die Firma wächst zu ansehnlicher Größe. Bezeichnend für die Weitsicht Karl Kaisers ist der Erwerb zweier Steinbrüche, durch die er das erforderliche Baumaterial stets zur Hand hat.

Im Jahre 1905 bittet Kaiser um Verlegung des Fußwegs nach Hanau im Bereich des Steinbruchs. Der alte Schornstein auf dem Steinbruchgelände wird 1906 abgerissen. Ein Aufsichtshaus wird 1914 gebaut.

Auch 1919 werden wieder 15 Ar Wald abgeholzt und als Baugelände verkauft. Aber es darf kein Anspruch auf Anschluß von Wasser und Licht gestellt werden.

Die Firma errichtet im Steinbruch den Bauhof und auch ein Landhaus. Im Jahre 1920 wird eine Verwalterwohnung gleich vorne an der Straße gebaut. Seit dieser Zeit ist der Name „Steinbruch Kaiser" ein feststehender Begriff. Im Jahre 1922 hat die Firma 21 Arbeiter. Die Steinbruchpacht beträgt 3.000 Mark. Geliefert werden Pflastersteine, Mosaiksteine, Kleinschlag, Chausseesteine, Sand und Grenzsteine.

Die  Arbeiter im Steinbruch stellen Pflastersteine her. Andere laden die Brocken auf Rollwagen, die mit Aufzugmaschinen an langen Drahtseilen hinaufgezogen werden, um zu Schotter oder Splitt verarbeitet zu werden. Gesprengt wird in der Regel zu den Essenszeiten.

Eine Brecheranlage wird 1928 gebaut, und eine Stützmauer wird umgebaut. Die Gemeinde tauscht 1929/30 mit der Firma Kaiser ein Stück Steinbruchgelände gegen eine Wiese. Dafür muß die Firma aber die Hintertorstraße und einen Teil der Hanauer Landstraße pflastern und mit Bürgersteigen versehen, bei einem Zuschuß der Gemeinde von 5.000 Mark.

Der Kreis möchte 1935 für Notstandsmaßnahmen unentgeltlich Steine aus dem Gemeindesteinbruch haben. Doch der Bürgermeister lehnt das ab, weil auch die Gemeinde bei ihren Notstandsarbeiten die Steine an den Pächter bezahlt hat.

Ab 1. März 1935 wird der Steinbruch wieder auf sechs Jahre verpachtet. Die Gemeinde erhält sechs Prozent des Umsatzes, die Lieferscheine müssen ihr monatlich vorgelegt werden.

Zum 40jährigen  Jubiläum der Firma im Jahre 1938 können 500 Betriebsangehörige an der Feier teilnehmen. Doch 1945 fallen die Büros und Wohngebäude in der Hanauer Wilhelmsstraße dem Luftangriff zum Opfer, der Bauhof wird geplündert. Im April 1949 stirbt Karl Kaiser.

Sein Schwiegersohn Fritz Schäfer übernimmt die Firma, stirbt aber 1954 im Alter von 46 Jahren. Seine Frau Elsbeth führt das Geschäft weiter, unterstützt vom Mitgesellschafter Dr. W. Schlenzig. Der Straßenbau wandelt sich von der Handarbeit zu einem hochmodernen Unternehmen. Auch im Steinbruch wird nun maschinell abgebaut. Ein Sprengstofflager wird 1948 genehmigt.

In der Brecheranlage wird der Stein mehrfach gebrochen und zu Schotter und Edelsplitt verarbeitet. In den Siebmaschinen wird nach Körnungen getrennt und in einer Mischanlage zu Mischgut für Schwarzdecken aufbereitet. Neben großen Mengen Baumaterials ist aber auch ein umfangreicher Maschinen- und Fuhrpark notwendig.

Unter den Jubilaren des Jahres 1963 ist auch Wilhelm Manns aus Wachenbuchen, der für eine 25jährige Betriebszugehörigkeit geehrt wird.

Im Jahre 1964 wird das Gelände als Wohnplatz „Steinbruch" mit sechs Einwohnern eingerichtet. Das  Geschäftshaus  (zweites Haus am Eingang links) wird 1950 umgebaut und 1970 mit einer Ölheizung versehen. Ein Sozialgebäude mit Waschräumen und Labor wird 1966 errichtet. Im Jahre 1967 stehen dann sieben Gebäude auf dem Gelände. Eine Bitumenmischanlage wird geplant. Eine Bürobaracke, eine Waage, eine Werkstatt und ein Lager werden gebaut. Es wird aber auch schon geklagt, daß im Steinbruch illegal Müll abgelagert wird. An der Nordseite in der Nähe der Straße wird 1970 noch ein Bürogebäude gebaut und 1974 eine Werkhalle. Damit ist allerdings der Höhepunkt der Entwicklung erreicht und die Firma nimmt wieder ab. Im Jahre 1993 endet die Geschichte der Firma.

 

Man geht vom verlängerten Simmichtsweg um den Steinbruch herum nach rechts. Kurz vor der Kreuzung ist das „Waldportal“. Der Bund der Steuerzahler hat am 27.09. 2007 die Verschwendung öffentlicher Gelder durch Fehlplanungen und sinnlose Projekte angeprangert. Unter den in Berlin vorgestellten Beispielen sind auch acht aus Hessen, wie der hessische Landesverband in Wiesbaden mitteilte. Kritik gibt es auch an einem Bauwerk in Hanau-Wilhelmsbad. Es soll einen Beitrag zur regionalen Identität stiften. Gemeint ist das Hanauer „Waldportal”. Es ist Be­standteil einer Regionalparkroute, mit dem der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main die reizvollsten Prunkte der Region verbinden will und bin­det Hanau an die Route „Hohe Straße” an. Aber einen wirklichen Sinn kann man dem Bauwerk nicht abgewinnen, kritisiert der Bund der Steuerzahler.

So handele es sich bei dem „Entree” nur um zwei Mauerstückchen aus gelbem Sandstein vor einem Waldweg. Der Steuer­zahlerbund schreibt auf seiner Homepage: „Die offizielle Begründung für dieses Bauwerk hilft auch nicht viel weiter: Die Mauer nehme ein wichtiges Stilelement einer Straße auf, auf der ebenfalls solche Mäu­erchen zu finden sind. Und da die alte We­geverbindung auch Polen tangierte, habe man das Material für die gelben Sandstein­mäuerchen aus einem Ort in Polen be­sorgt, der ebenfalls an dieser Straße liegt.” Stolze 40.000 Euro hätten die Steuerzahler dafür aufwenden müssen, lautet die Kri­tik.

 

Jetzt hat man Wilhelmsbad vor sich, das lange vergessene Bad des Erbprinzen Wilhelm. Darüber steht alles unter dem Link „Hanau- Stadt, Wilhelmsbad“ auf dieser Homepage. Das beste Buch aus neuerer Zeit ist von  Gerhard  Bott und heißt „Heilübung und Amüsement. Das Wilhelmsbad des Erbprinzen“. (Über die alte  Grenze zwischen Wachenbuchen und Wilhelmsbad vergleiche die Chronik  „Liebenswertes Wachenbuchen“).

 

Rechts sieht man den Bismarckturm. Der Turm wird 1903/04 zu Ehren des Feldmarschalls und Reichskanzlers Bismarck errichtet. Entstanden ist der Bismarckturm aus dem Geist nationaler Begeisterung Ende des 19. Jahrhunderts ‑ eine Folge der Ei­nigung des deutschen Reiches durch Otto von Bismarck. In dieser Stimmung schrieb die studentische Jugend 1899 einen Wettbewerb zum Bau von Türmen zu Ehren Bismarcks aus, der ein Jahr zu­vor gestorben war. Sieger war der junge Dresdner Architekt Wilhelm Heinrich Kreis, der damals noch nicht einmal sein Diplom in der Tasche hatte. Nach seinem Entwurf wurden in Deutschland mehr als 50 Bismarcktürme gebaut, darunter auch der in Wilhelmsbad. Insgesamt entstan­den in jener Zeit sogar an die 400 Türme zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers. Davon haben 175 die Kriege und die politischen Veränderungen der ver­gangenen hundert Jahren überdauert, darunter auch der Turm in Wilhelmsbad.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck hatte energisch die Einigung des Deutschen Reiches betrieben, die schließlich 1871 er­reicht wurde. Mit seinem Tod 1898 verfiel die nationalgesinnte deutsche Studentenschaft in ihrem Personenkult um den „Eisernen Kanz­ler” in die Forderung, „Feuersäulen” im gan­zen Reich samt der deutschen Kolonien aufzustellen. Schon ob des grob bearbeiteten Materials wirkt der Bau martialisch. Ein Gleichnis für einen starken Nationalgedanken mit Boll­werksymbolik und (aus heutiger Sicht) für einen von absoluten Machtwillen getrieben Politiker (Staat), der das Reich aufrüstete, im Kulturkampf die Stellung der Katholi­schen Kirche im Reich demontierte und das Sozialistengesetz nach dem Attentat auf Wil­helm I. (1878) erließ. Zwar sorgte Bismarck für eine fortschrittliche Sozialgesetzge­bung, die sei aber nur darauf ausgerichtet ge­wesen, der Sozialdemokratie die Arbeiter ab­spenstig zu machen, erklären Historiker.

 

Im allgemeinen Bismarck‑Fieber wollte auch die Stadt Hanau nicht fehlen. Die Hanauer Bürger spendeten kräftig und man entschied sich für den Entwurf des Dresdner Architekten Wilhelm Heinrich Kreis, der das Modell „Götterdämmerung“ kreiert hatte. Aus nahegelegenen Steinbrüchen karrte man Basaltsteine an, die zu dem wuchtigen Bauwerk aufgeschichtet wurden. Einfach, prunklos und massiv ‑ so die Formensprache der Zeit. Ein ganzes Jahr verstrich, bis der Turm stand. 24.000 Mark soll er Stadt und Stifter gekostet haben. Die Gemeinde Wachenbuchen gibt dafür ein Stück Wald ab und stellt auch Material aus dem Steinbruch für den Ausbau der Straße.

Als architektonische Vorlage galt ein massiv wirkender Kubus, dessen Ecken von gewaltigen Säulen eingenommen werden. Ein Baumuster, das sich bei vielen Bismarcksäulen durch die ganze Republik wieder findet. „Die Ausführung lag bei den Städten. Unternehmen und Privatleute sponserten den Bau”, erklärt Helmut Vandre vom Geschichtsverein. Der Umgang ist  in 18 Meter Höhe. Die gußeiserne Schale von gut zwei Metern Durchmesser. Feuer brannte in der Schale etwa an Bis­marcks Geburtstag am 1. April, am Tag der Reichseinheit (18. Januar 1871) oder bei Son­nenwendfeiern.

Am 3. September 1905 war der große Tag. Ganz Hanau war auf den Beinen. In Kut­schen fuhren die Stadtväter sowie die Abordnungen der Vereine nach Wil­helmsbad, während die Bevölkerung die Eisenbahn vom Westbahnhof aus benutzte oder sich Ehrenformationen anschloß die, die in ihren Paradeuniformen in Richtung Kurhaus marschierten. Schulklassen zogen singend durch die Straßen, mit von der Partie auch die Vertreter der Kriegervereine, geht aus Zeitungsberichten hervor.

 

Feierlich zogen die Honoratioren, Bür­ger und Schüler an der Kurpromenade vorbei zu dem 18 Meter hohen Turm, der wenig später feierlich enthüllt wurde. Auf dem Dach des Turms steht eine riesige Schale. Die Idee war es, über das ganze deutsche Reich Feuerfanale zu verbreiten.

Als endlich der Reichsadler mit dem Namen des ersten deutschen Kanzlers zu se­hen war, loderte oben auf der Kuppel die Flam­me aus der Feuerschale. Wie oft es auf dem Bismarckturm tatsächlich ge­brannt hat, ist nicht überliefert. Belegt ist, daß zur Eröffnung am 3. September 1905 die Flammen loder­ten. Vor allem an Otto von Bismarcks Geburtstag und an dessen Todestag wurde das Feuer in den Folgejahren entzündet.

Im Dritten Reich brannte das Feuer bei Sonnenwendfeiern, Die Hitlerjugend schleppt das Reisig die Treppen hinauf. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Bauwerk in Wilhelmsbad wegen sei­ner massiven Mauern aus Basaltsteinen als Sicherheitslager. Hier wurden zeit­weise Bücher der Stadtbibliothek vor ei­nem Bomberangriff in Sicherheit ge­bracht. Amerikanische Soldaten, denen der Name Bismarck nicht ganz geheuer war, öffneten 1945 die Tür zu dem Trep­penaufgang und vergewisserten sich, daß hier kein geheimes Waffendepot un­tergebracht war. Denn dieses Gerücht hatte sich damals im Stadtgebiet verbrei­tet.

In den 50er Jahren brannte es noch einmal auf dem Turm, als Hanauer Bürger dort Reifen verbrannten zum Protest gegen das Vorhaben der Stadt, den Turm abzureißen, weil er mitten in der Straße steht. Das Interesse der Bürger an der Säule nahm in der Nachkriegszeit zunächst immer mehr ab. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geändert, als Mitar­beiter der Stadtverwaltung den Zugang beim „Tag des offenen Denkmals“ öffne­ten.

Die Stadt Hanau, in deren Besitz der markante Turm seit vielen Jahren ist, hat nur geringen Pflegeaufwand mit dem Bauwerk. Es sind allerdings weniger bauliche Mängel oder Reparaturen, die auf ihr Konto gehen, sondern in erster Linie gärtnerische Tätigkeiten. Denn im­mer wieder sprießen aus der Plattform die unterschiedlichsten Birken und an­dere Pflanzen. Diese Form der Dachbegrünung kann aber irgendwann durch eindringende Nässe ins Auge gehen, weshalb die An­fluggehölze regelmäßig entfernt werden, wie es im städtischen Bauverwaltungsamt heißt.

In ihrem Inneren gibt sich die Wilhelms­bader Bismarcksäule, die übrigens nie als Aussichtsturm gebaut wurde, ziemlich un­pathetisch. Der Aufbau bildet einen riesigen

Hohlraum, an dessen Innenwänden sich eine sehr schmale Stahltreppe nach oben win­det. „Ist die auch original”, wird Vandre im­mer wieder gefragt. „Ja, ja, die konnten mit Stahl umgehen, die haben auch schon Schlachtschiffe gebaut“, antwortet er.

Der Bau ist auch sonst augenscheinlich nicht marode. Das Geschrei im Jahr 1970 um die angebliche Baufälligkeit stellt Vandre in die ideologische Ecke. Eine Gruppe von Hei­matkundlern machte damals mit einer spek­takulären Aktion auf den vermeintlichen Abriß aufmerksam, indem sie ein gewaltiges Feuer in der Schale entfachte.

 

Wenn geht die Mittelbucher Straße weiter und nach rechts in den Wilhelmsbader Hof. Er ist fast 89 Hektar groß und heute Reiterhof und eine Gastwirtschaft. Bitte AUF DIE Pferde des Reiterhofs achten. Etwas links an den historischen Gebäuden vorbei kommt man duru8ch eine schmalen  Weg in die Meisenstraße. Dort geht man links in die Amselstraße und dann nach rechts in den Zeisigweg und den Falkenring.

 

 

Der  Grundstein für die Landhaussiedlung Hohe Tanne wird im Jahre 1906 gelegt: Am 23. Juni 1906 wird ein Stück Wald an der alten Sandkaute in der Nähe der Bismarcksäule an einem Kaufmann aus Kesselstadt verkauft. Doch erst am 6. November 1910 genehmigt die Gemeindevertretung einstimmig die Errichtung einer Villenkolonie im Wald „Hohe Tanne".

Am 14. Dezember 1911 schreibt der Bürgermeister an die Regierung in Kassel: „Die Gemeinde beabsichtigt, im Gemeindewald Hohe Tanne und Lange Heeg im Jagen 'Hinterm Hof 1a und Hohe Tanne 2a' eine Landhaussiedlung wie in Buchschlag bei Sprendlingen zu errichten.“ Man denkt an steuerkräftige Bewohner, vor allem auch Rentner. Mit sechs Interessenten sind schon Vereinbarungen getroffen.

Das Domänen- und Forstministerium ist einverstanden, weil dadurch die Grundstücke in Wilhelmsbad im Wert steigen. Der Kiefernwald ist nicht besonders wertvoll. Aber schöne Baumgruppen sollen stehen bleiben, damit der Charakter einer Waldsiedlung erhalten bleibt.

Im Jahr 1912 geht die Bautätigkeit so richtig los. Es werden zwei Hektar Wald abgeholzt und zwei Straßen angelegt. Das für den Bau geschlagene Holz wird an die Ortsbürger verteilt und mit der Lieferung für das nächste Jahr verrechnet. Mit der Gemeinde Dörnigheim wird ein Vertrag gemacht, daß Wachenbuchen die Schäden übernimmt, die durch die Hohe Tanne verursacht werden. Dort soll zum Beispiel am Waldrand ein Graben angelegt werden. Für eine Wasserleitung wird 1913 ein Lanz-Motor beschafft.

Auf einen Schlag werden zehn Bauplätze für zwei Mark pro Quadratmeter verkauft. Die Interessenten kommen aus Kesselstadt, Dörnigheim, Frankfurt, Heppenheim, Dornholzhausen, aber auch aus Wachenbuchen (Pfarrer Wilhelm Wittekindt, Wilhelm Fix, Zimmermann Welz).

Die  Baulandpreise werden nach dem Krieg auf vier Mark festgesetzt, aber offenbar hat sich der Preis nicht durchsetzen lassen. Noch 1921 hat die Kolonie zu wenig Einwohner, so daß eine Erschließung zu teuer kommt. Deshalb werden mehrere gemeindeeigene Bauplätze an den Architekten Bayer verkauft.

Die Häuser in der Kolonie liegen zunächst nur an der Landstraße. Nachher geht es weiter in Richtung der heutigen Amselstraße. Im Februar 1924 wird die Pumpstation auf elektrischen Betrieb umgestellt.

Von einer Abtretung der Kolonie Hohe Tanne an eine neu zu bildende Gemeinde Wilhelmsbad spricht man schon Anfang 1928. Die Gemeindevertretung hat vorläufig nichts dagegen. Der Verkaufspreis für Bauland wird von zwei auf drei Mark erhöht. Zunächst werden nur Bauplätze verkauft, die an der Wasserleitung liegen. Ein Bebauungsplan wird aufgestellt. Es gibt jetzt viele Bauanträge, viele Bewerber sind aus Frankfurt. Das Bauland kostet ab 1930 pro Quadratmeter 3,50 Mark, aber schon 1931 wird wieder für 2,50 Mark verkauft. Es muß aber auch wegen der Anliegergebühren mit Bewohnern prozessiert werden. Die Hochstädter Landstraße wird ausgebaut.

Im Oktober 1936 wird die Hohe Tanne zwangsweise an die Kreisgruppenwasserleitung angeschlossen. Immer noch werden trotz der Kriegszeit Bauplätze in der Hohen Tanne verkauft. Ein Bebauungsplan wird 1947 von Regierungsrat Backe gemacht und beraten, auch über die Benennung der Straßen macht man sich Gedanken.

Schon 1947 macht die Stadt Hanau den Versuch, die Hohe Tanne einzugemeinden. Deshalb wird am 22. August 1947 einstimmig eine Entschließung gefaßt, die die Eingemeindungspläne Hanaus ablehnt. Auch der Vertreter der Hohen Tanne stimmt schließlich dafür.

Man habe viel Geld für die Erschließung der Siedlung aufgewendet, da brauche man jetzt ihre Steuerkraft. Auch der anwesende Landrat Voller lehnt eine Verkleinerung seines Landkreises ab. Die Gemeinde reagiert darauf, indem sie wieder Bauplätze verkauft, aber verbunden mit der Auflage, daß das Grundstück innerhalb eines halben Jahres zu bebauen ist. Auch im März 1949 wird das Eingemeindungsverlangen erneut abgelehnt.

Im Jahre 1949 will die Firma Fischer in der Hohen Tanne  „Kleinwohnhäuser“ zum Preis von 8.900 Mark errichten, die Gemeinde soll den Baugrund gegen eine Hypothek zur Verfügung stellen. Eine Ortssatzung für den Anschluß der Hohen Tanne an das Kanalnetz wird 1951 entworfen und für 21.000 Mark ein Kanal verlegt. Noch 1952 sind aber Häuser von den Amerikanern belegt. Der Bürgermeister soll über die Freigabe der beschlagnahmten Häuser verhandeln. Im Jahre 1955 wird noch einmal ein Plan für die baureifen Grundstücke aufgestellt.

Im Jahre 1957 wird am Ende der Drosselstraße eine  Notkirche für Hohe Tanne und Wilhelmsbad errichtet. Der Vertrag ist auf zehn Jahre befristet. Nach dessen Ablauf läßt Oberförster Langer dann auf dem Gelände 1970 einen Kinderspielplatz errichten und einzäunen, aber heute ist er wieder verschwunden. Die später erbaute Kirche in der Hohen Tanne ist inzwischen wieder abgerissen. Die Siedlung ist 1966 fast  ausgebaut.

 

Man geht nach Nordwesten in die Amselstraße, dann nach Westen weiter in den Zeisigweg und weiter in den Falkenring und dort nach Norden in die Schwalbenstraße. Dort führt ein Waldweg nach Westen, am nächsten Abzweig geht man nach Norden bis zur Kreisstraße von  Wilhelmsbad nach Wachenbuchen.  Nur hier kann man (aber ohne Gehsteig) die Autobahn überqueren

 

Ein Gräberfeld der Urnengräberkultur und der Hallstattzeit liegt südwestlich des Übergangs über die Autobahn und ist von dieser jetzt überbaut. Die beiden Hügel lagen dicht südlich des vorgeschichtlichen Weges, der von Bischofsheim kommend über Hochstadt in den Bruchköbeler Wald und zum Kastell Langendiebach führt. Schon im  Frühjahr 1955 fand man hier beim Roden eines Baumstumpfes ein Brandgrab der Stufe Hallstatt B, aus der Zeit etwa 700 bis 500 vCh. Dies bezeugt einen Wohnplatz der in Südhessen häufig vertretenen Koberstädter Gruppe.

Vor dem Bau der Autobahn gräbt man 1979 noch einmal nach. Der kleine Hügel erwies sich - von einzelnen Streuscherben abge­sehen - als fundleer; offenbar war das 1955 gefundene Grab die einzige Bestattung gewesen. Der größere Hügel, der von einem Kreisgraben umgeben war, ent­hielt dagegen insgesamt vier Gräber: Zwei Körpergräber mit Kera­mik- und Bronze-Beigaben und zwei Brandbestattungen in Urnen, dabei das Grab eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes. Die große Flugsanddüne gab in einer Tiefe von 1,3 bis 1,7 Metern drei Gräber frei. Alle Bestattungen - auch der Fund von 1955 - gehören der früh-keltischen Hallstattkultur (700 bis 500 vCh)an, und zwar der für Südhessen sogenannten Kober­städter Gruppe.

Zwei dieser von September bis Ende November geborgenen Grä­ber enthielten jeweils sieben zum Teil reich mit Graphitbemalung verzierte Gefäße,  dabei flachere Schalen mit einem außen auf dem Boden  eingeritzten  einfachen Kreuz, die in den Gräbern mit der Gefäßöffnung nach unten stan­den. Offenbar haben die Bodenkreuze ihre besondere Bewandt­nis.

 

Ungewöhnlich ist die plasti­sche Verzierung kleinerer Schalen mit nach innen gewölbten, von punktartigen kleinen „Tonlinsen“ gesäumten Dellen, die an Blumenmuster erinnert. Der Boden einer weiteren Schale war vor der Grab­legung offenbar mit Absicht ausge­brochen worden, ebenso der Rand einer der Urnen.

An Bronzefunden sind außer einem Armring, einer Pinzette und einem kleinen Kratzer mit tordier­tem Schaft ein späthallstattzeitli­che Fibel (Gewandspange) und eine Gewandnadel mit einfacher Schaftschleife zu nennen Bei der Nadel handelt es sich wahrscheinlich um das Erzeugnis eines einheimischen Bronzeschmiedes, da bis lang nur ein Vergleichsstück vorliegt, das im benachbarten Mittelbuchen gefunden wurde.

Ein kleines, verziertes Metallgewicht aus Bronze zählt zu einer in Mittel- und Westeuropa noch  seltenen Fundgattung. Die zahlreichen Tonscherben, die in der Aufschüttung der beiden Grabhügel gefunden wurden, wei­sen darauf hin, daß die Erbauer der Hügel bei der Beschaffung des notwendigen Materiales in der Umgebung der Denkmale ältere Siedlungen oder Gräber zerstört haben. Zu diesen „Streufunden“ gehört auch eine kupferzeitliche, sogenannte  „Armschutzplatte“ aus Kupfer, die dem Schutz des Armes dient, wenn die Bogensehne wieder zurückschnellt. Nördlich des Übergangs über die Autobahn war noch ein Grabhügel, der auf der Karte von Wolff eingetragen ist, über den man aber nichts Näheres weiß.

 

Nördlich dieser Stelle liegt die ehemalige Sand- und Kiesgrube der Gemeinde Wachenbuchen im nordwestlichen Winkel zwischen Autobahn und der Kreisstraße von Wilhelmsbad nach Wachenbuchen. Unten im Wald führt noch ein Weg neben der Kreisstraße her. Von ihm aus kann man sehen, daß ein Teil der Grube dort war, wo der Wald sich lichtet. Wenn man in den Wald hineingeht, kann man dort auch noch die Vertiefungen finden, wo Sand abgebaut wurde.

Schon am 31. Oktober 1892 wird eine Polizeiverordnung über die Sandgrube erlassen. Die Gemeinde hat einen Sandgräber eingesetzt. Er muß von den Nutzern bezahlt werden. Eine zweispännige Fuhre Sand oder Kies kostet eine Mark; für den Eigenbedarf der Ortsbürger ist der Sand kostenlos. Von 1908 bis Anfang 1910 wird der Verkauf von Sand eine Zeitlang verboten. Besonders Auswärtige will man nicht mehr bedenken.

Die südlich gelegene Kiesgrube wird 1947 von Karl Mihm betrieben, die Sandgrube will die Gemeinde weiterhin selbst betreiben. Die Firma Welz möchte sie gern übernehmen, wird aber für diesen Wunsch mit einem Preis von drei Mark pro Kubikmeter bestraft.

Die Konsumgenossenschaft Hanau darf dagegen 25 Tonnen Kies aus der Kiesgrube entnehmen, weil man ein gemeinnütziges Unternehmen unterstützen will, das durch die Nazis an den Rand des Ruins gebracht wurde.

Ab 15. Juli 1948 sind Karl Mihm, Hainstraße 17, und Theodor Hoffmann, Alt Wachenbuchen 26, die Sandgrubenpächter. An Auswärtige (mit Ausnahme von Mittelbuchen) soll Sand nur in kleinsten Mengen abgegeben werden zum Preis von fünf Mark pro Kubikmeter. Im April 1950 legt Herr Hoffmann aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst in der Sandgrube nieder. Sein Nachfolger soll dann Johannes Fix IV., Erbsenstraße, werden.

Der Wald und speziell die Sandgrube werden aber auch als  Müllplatz genutzt. Schon 1927 wird im Wald ein Platz zum Abladen von Unrat eingerichtet. Die Müllabfuhr wird im März 1933 von der Kiesgrube in die Sandgrube verlegt. Nach dem Krieg wird in den Gruben Munition gesprengt und Kriegsmaterial aus dem Lager am Bahnhof Hochstadt-Dörnigheim abgelagert.

Zwar stellt man die Müllabfuhr 1949 einmal ein, aber sie wird doch wieder gewünscht, auch gegen Zahlung einer Gebühr. Im März 1950 wird die Müllabfuhr für fünf Mark pro Fuhre an Johann Simon, Mittelbucher Straße, vergeben. Als 1951 die Müllabfuhr eingestellt wird, weil Herr Simon nach Hanau verzogen ist, muß die Gemeinde bald doch wieder für die Abfuhr sorgen.

Der Müll wird in der Kiesgrube und der Sandgrube abgelagert, später auch im Steinbruch. Der Kreis will die Müllabfuhr in die Gemeindegrube nur noch bis 20. Oktober 1972 gestatten. Der Gemeindevorstand will aber weiter in die Grube abfahren lassen.

Aber ab 1. Dezember wird die Müllgrube geschlossen, und der Müll kommt nach Bruchköbel. In den Steinbruch darf zunächst nur noch Erdaushub und Bauschutt gefahren werden.

 

Jetzt könnte man die Straße benutzen, um zum Butterbaum zu kommen. Ein Stück weiter auf der Kreisstraße geht dann nach Osten der Weg zu den Kewa-Sportplätzen ab.

Am Butterbaum lädt eine Bank zum Verweilen ein. Der Name „Butterbaum“ kommt wohl von den nördlich gelegenen Butterwiesen, die sehr mageren Boden haben und deshalb oft mit „Butterblumen" (Hahnenfuß) bestanden sind. Hier am Butterbaum befindet sich eine Vogelfütter­stelle. Südlich des Weges Richtung Hochstadt (ein Rest der Schneise von Wilhelmsbad zur Hartig bei Hochstadt) wurde eine vorgeschichtliche Handmühle gefunden.

Empfohlen wird jedoch der Weg, der am Ende der Überführung über die Autobahn nach Nordosten abzweigt (durch eine Schranke abgesperrt), obwohl dieser teilweise zugewachsen ist. Dieser Weg führt erst zur Autobahn, dann an ihr entlang. An einigen Stellen sieht man Kanaldeckel, wohl von der Abwasserleitung von Wachenbuchen zur Hohen Tanne.

Der Weg biegt dann immer mehr nach Norden ab,  bis er auf den Weg von Wilhelmsbad nach Wachenbuchen trifft.  Diesen Weg geht man noch ein Stück nach Norden weiter, bis man zu den KEWA-Sport­plätzen kommt.

Am Weg von hier zur Kreisstraße liegt nördlich der  alte Sportplatz, heute noch erkennbar an den erst neu angepflanzten Bäumen. Den Platz haben die Freien Turner angelegt und haben dort geturnt und Fußball gespielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Hundezüchterverein hier sein Übungsgelände. Die heutigen Sportplätze werden in den Jahren 1924 und 1978 angelegt.

Unter den Sportplätzen floß früher der Seulbach in Rohren hindurch, der Wachenbucher Dorfbach; jetzt ist er aber um die Sportplätze herumgelegt. Als 1968 eine Schau des Seulbachs vorgenommen wird, muß man entscheiden, daß die Felsbank in der Nähe des Sportplatzes aus finanziellen Gründen nicht beseitigt werden kann. Südlich der Sportplätze vereinigt sich der Seulbach mit dem Graben, der unterhalb der Büchertalschule beginnt, an der Grenze zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen entlang führt und dann nach Westen abbiegt. Erst jetzt erhält der Bach eine kräftige Strömung. Der Bach läuft dann südlich des Butterbaums unter der Kreisstraße hindurch und westlich der Wachenbucher  Sandgrube in Richtung Waldschlößchen.

 

Der Fußweg nach Wilhelmsbad  hat schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Gemeinde bepflanzt den Weg zwischen 1824 bis 1826 mit Apfelbäumen und versieht ihn von 1831 bis 1834 mit einer Steinbahn. Das Kreisamt verlangt 1847, daß die Gemeinde den Weg durch den Staatswald am Wilhelmsbad ausbaut. Der Bürgermeister wird beauftragt, deswegen einen Prozeß anzustrengen. Eine Polizeiverordnung verbietet 1898 das Fahren, Reiten und Viehtreiben auf dem Fußpfad nach Wilhelmsbad.

Im Zuge der Zusammenlegung von 1906 will die Gemeinde auch die Straße neben dem Hanauer Fußweg bis an die Wiesen ausbauen. Der Fußweg nach Hanau soll nicht gepflastert werden, wie es der Bürgermeister will, sondern lieber mit guter Stückung, Kohlenplacken und Kies versehen werden. Für die Herstellung wird 1909 sogar eine Walze angeschafft. Auch 1924 wird der Weg vom Fußballplatz bis zur Höhe der Sandgrube mit Steinen und Kies aus dem Steinbruch hergestellt.

 

Der Fußweg nach Hanau darf 1934 an Wochenenden nicht mehr von Radfahrern benutzt werden. Wohlfahrtsempfänger bessern 1935 den Weg wieder aus. Heute ist er geteert und bei Fußgängern und Radfahrern sehr beliebt. Seit 1972 sind Fahr- und Gehweg in Ortsnähe durch Pfosten getrennt. Nach links geht man auf diesem Weg Richtung Wachenbuchen.

 

Wenn man aus dem Wald herauskommt, sieht man links den Aussiedlerhof Wenzel, der seit 1975 besteht und sich auf Milchvieh und Rinderzucht spezialisiert hat. Rechts der Hof des Schäfers Keim, der nebenberuflich noch eine Schafherde betreut In diesem Bereich verläuft auch die Fernwasserleitung aus dem Vogelsberg nach Frankfurt. Kurz vor dem Dorf befindet sich unter dem Weg seit Anfang der neunziger Jahre ein großes Regenwasserrückhaltebecken. Etwas weiter westlich tritt die Ortsbach wieder ans Tageslicht.

Östlich befindet sich der Festplatz. Als 1950 die „Textorwiese" von der Gemeinde angekauft wird, ist sie nur als Spielwiese für größere Kinder gedacht. Sie wird auch gleich eingezäunt und erhält 1969 Wasseranschluß. So können dort alle Feste des Ortes abgehalten werden. Nach rechts geht es in die Bleichstraße und wieder zum Ausgangspunkt des Spazierweges (Länge des Spaziergangs etwa 7,6 Kilometer).

 

 

Hochstadt

 

 

Südöstlich von Hochstadt

 

Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Waldsportplatz Hochstadt.  Man geht die Straße nach Hanau entlang. Am zweiten Weg nach rechts noch ganz in der Nähe der Kreisstraße liegt ein Grabhügel aus der Bronzezeit. Er ist noch fast an der Kreisstraße und noch gut zu sehen. Die Grabhügelgruppe im Töngeswald ist systematisch erforscht. Ur­sprünglich waren es zwölf Hügel, heute sind noch ein großer und drei kleinere erhalten. Der Hügel I enthielt ein Frauenbrandgrab mit Doppelradnadeln, Ringen, Perlen und Scherben einer weitmundigen Schale. Der Hügel II enthielt nur Scherben. Im Hügel III aber fand man die Reste einer Männerbestattung mit dem berühmten Griffplattenschwert aus dem ostalpinen-ungarischen Raum. Das Hochstädter Schwert ist weit entfernt vom ostalpin-ungarischen Raum, dem mutmaßlichen Herstellungsgebiet dieser Waffen, gefunden worden. Der Bronzegriff solcher Schwerter entstammt wohl einer Gießerwerkstatt des Voralpengebietes, die genau in den Griffschlitz eingepaßte Klinge wird man dem Einfluß ostalpinisch-ungarischer Werkstätten zuschreiben dürfen. Außerdem fanden sich in Grab III ein Absatzbeil, Nadeln, Spiralen und Reste einer Halskette.

 

Auf der gegenüberliegenden Seite etwas mehr in Richtung Hanau und etwas im Wald ist die alte Gemeindesandgrube. Hier wurden 1931 bis 1938 Brandgräber aus der Hallstattzeit gefunden  Sie enthielten eine Koberstädter Urne und einen Spitzbecher; und in der Nähe fanden sich noch drei Schalen. Dann setzt man den Weg auf  dem Fußweg neben der Straße fort, bis nach Süden ein Weg abzweigt mit dem Wegweiser „Historische Ruhbank“.

 

Hier steht gleich links ein Dreimärker, auf dem die Buchstaben W und H zu sehen sind, auf der Dörnigheimer Seite ist der Stein leider abgeschlagen. Hier ist also der Grenzpunkt der Gemeinden Wachenbuchen, Hochstadt und Dörnigheim bezeichnet.

 

Etwas weiter südlich steht die Ruhbank. Sie diente den Marktfrauen zum Ausruhen, wenn sie mit ihrer schweren Last zur Stadt gingen. Eine solche Ruhbank besteht aus zwei Teilen: einer kleineren Sitzbank und einer höheren Bank zum Abstellen der Körbe. Der Volksmund nennt die Bank auch „Butterbank", wohl wegen der Butter in den Körben. Der Antrag des Tagelöhners Dorn aus Hochstadt zur Errichtung eines Schenkhäuschens für Limonade und Wasser an der Ruhbank wird 1906 aber abgelehnt. Früher stand die Ruhbank mehr an der Straße. Die Steine werden am Kriegsende von amerikanischen Panzern umgefahren und sind verschwunden.

Im Mai 2003 wurde eine Nachbildung der historischen Ruhbank wieder neu aufgestellt, weitgehend finanziert von Spenden von Firmen und aus der Bevölkerung. Sie wurde etwas weiter in den Wald hineingestellt und etwas weiter südlich genau auf der Grenze an dem Weg, der früher nach Hanau führte. Der Graben wurde durch eine Holzbrücke überbrückt. Dadurch ging man dem Grenzgraben aus dem Weg, der heute tiefer ist als früher.

Nicht klären läßt sich die Frage, ob diese Ruhbank etwas zu tun hat mit einer Geschichte über die Entstehung der Ruhbänke: Napoleon Bonaparte soll einmal - an der Spitze seiner Armee reitend - auf eine alte Frau mit schwerer Tragelast getroffen sein. Mit den Worten „Respect au Fardeau“ („Habet Acht vor der Bürde“) befahl er seinen Soldaten, die Straße freizumachen.

Es ist nicht ganz auszuschließen, daß dieser Vorfall der Ur­sprung zur Installation von Ruhesteinen oder Ruhebänken war. Ihr Zweck war, den Bauern oder Marktfrauen auf dem Weg eine Ruhepause von den schweren Tragelasten zu ermöglichen. Man findet sie in vielen Regionen, besonders im Nord-Elsaß, im Neckarland oder im Kraichgau - teilweise unter dem Namen „Napoleonsruhe“.

 

Dieser Weg führt auch zu einem Bereich zwischen der Hohen Tanne und Dörnigheim, wo die Braubach renaturiert wurde. Eine Umlegung wurde schon durchgeführt. Dadurch soll auch Hochwasser oberhalb von Dörnigheim zurückgehalten werden. Main und Kinzig samt heutiger Fallbach (von Ravolzhausen), Krebsbach (von Bruchköbel) und Braubach bildeten ein verschlungenes Flußsystem. Daraus wird das Wasser gewonnen, das im Park von Wilhelmsbad zu einem See aufgestaut ist. Die Braubach hat also gar keine eigene Quelle, sondern sie ist künstlich angelegt unter Benutzung alter Flußläufe. Sie hat auch sehr wenig Gefälle und muß zwischen Wilhelmsbad und der Einmündung des Seulbachs südlich von Wachenbuchen oft gereinigt werden; unterhalb ist eine Reinigung nicht mehr nötig.

Der Seulbach ist die Fortsetzung des Wachenbucher Ortsbachs, der auf einer altenKarte, die im Schloß  Steinheim gezeigt wird, als Braubach bezeichnet wird. Beim Bau der Hanauer Burg werden Fallbach und Krebsbach in die Kinzig geleitet. Die Kinzig wird zur Burg geführt und von dort in den Main. Ein Flußlauf (in alten Karten als „Königsgraben" bezeichnet) zieht sich von Wilhelmsbad durch den Töngeswald bei Hochstadt und den Riedgraben bei Bischofsheim bis zum Enkheimer Ried und nach Frankfurt. Noch im Dreißigjährigen Krieg transportiert man Truppen von Frankfurt auf diesem Main-Kinzig-Lauf bis nach Hochstadt und Dörnigheim. Die Kinzig könnte bei Hochstadt in den Main gemündet sein.

Wieder zurückgekehrt zur Kreisstraße sieht man in Richtung Hanau. Dort  stand das Rindenhäuschen, eine Schutzhütte für 20 Personen, deren Wände innen mit Rinde verkleidet waren. Aber auch sie ist verfallen und nicht mehr vorhanden.

 

Heute sieht man dort noch das Schild „Hotel Waldschlößchen".  Hier stand ursprünglich die  Pumpstation für die Hohe Tanne. Dann kauft 1931 Direktor Busse das Gebäude samt umliegendem Gelände. Aber 1941 wird es zur gärtnerischen Nutzung verpachtet. Schließlich ist es im Besitz der Familie Felix Voigt aus Dörnigheim. Schon 1950 will Herr Voigt sein Wohnhaus erweitern und eine Gastwirtschaft einrichten. Erst im Juni 1957 kann er eine Schankwirtschaft mit zwei Gasträumen und Küche eröffnen. Im Jahre 1960 kauft Frau Renate Röder geborene Töpfer das Haus. Sie stammt aus Ostdeutschland, wohnt später in Hanau, macht sich 1958 selbständig und gründet auf dem Hühnerberg eine Gaststätte.

Nach zehn Jahren auf dem Hühnerberg übernimmt sie die kleine Gartenwirtschaft an der Straße von Hochstadt nach Hanau in der Gemarkung Wachenbuchen. Im Jahre 1965 ergänzt sie das mit dem Giebel zur Straße stehende Haus durch einen Querbau und schafft so das Hotel „Waldschlößchen" und eine Gaststätte (diese ist allerdings seit Anfang 1997 geschlossen).

Das  Hotel hat 32 Betten, alle mit Dusche und WC und teilweise auch Balkon. Von Vorteil ist auch der große Parkplatz. Es liegt verkehrsgünstig im Rhein-Main-Gebiet und wird gern besucht von Geschäftsreisenden, Monteuren und Gästen der Firmen in Maintal und Hanau.

Postalisch gehört das Hotel weiter zu Hanau, und wegen der auswärtigen Gäste ist das der Inhaberin ganz recht. Das Wahllokal für die ständigen Bewohner ist aber in Hochstadt. „Gemarkung Wachenbuchen" stimmt aber auch noch. Verwechslungen sind da natürlich vorprogrammiert.

Ursprünglich lag das Haus einmal idyllisch im Wald. Heute wird es umgrenzt von Autobahn, Autobahnzubringer und Kreisstraße. Aber bei den gut verglasten Fenstern und der Lärmschutzwand zur Autobahn stört das höchstens, wenn man im Sommer im Freien sitzen will. Durch den Autobahnbau hat sich allerdings der Grundwasserspiegel gesenkt, so daß sich Setzrisse am Haus bildeten.

Das Hotel ist aber Zug um Zug renoviert worden. Es wird ganz familiär geführt. Die Gäste sind oft auch längere Zeit da. Wenn sie es wünschen, wird ihnen abends auch noch einmal von der Chefin ein kleines Essen zubereitet. Der Gast ist König und kann sich wohlfühlen. Am Rande des Grundstücks verläuft der Seulbach, wird unter der Autobahn hindurchgeführt und mündet in die Braubach. Die Abwässer des Hotels werden durch eine aufwendige Schilfkläranlage gereinigt.

 

Nördlich der Kreisstraße geht es dann entlang der Gemarkungsgrenze auf einem kleinen Weg Richtung Norden. Der Wald ist hier sehr feucht, weil man alte Gräben zur Hochstädter Sandgrube wieder geöffnet hat, damit möglichst viel Wasser versickert und der Grundwasserspiegel gehoben wird.

Am ersten Querweg nördlich der Hochstädter Landstraße steht heute ein Gedenkstein, gerade noch auf Wachenbucher Gebiet. Es ist der „Mankel­stein“. Die Inschrift berichtet von dem landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel, der von einem Wilderer erschossen wurde. Die Inschrift auf dem „Försterstein" lautet: „Zur Erinnerung an unseren treuen Kameraden, den Landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel von Wachenbuchen. Als Krieger hatte er während des ruhmreichen Feldzugs 1870/71 dem Tod mit Ruhe ins Auge geschaut. An dieser Stelle wurde er am 30. März 1898 meuchlings durch Wilderers Hand erschossen. Ehre seinem Andenken!“ (Der Stein wurde offenbar vom Kriegerverein gesetzt).

Die Wilddiebstähle häuften sich so, daß Mankel vom Großherzog von Hessen gedroht wurde, falls es nicht anders werde, müsse er mit seiner fristlosen Entlassung rechnen. Am frühen Morgen des 30. März 1898, am Karfreitag, will Mankel in dem wildreichen Revier nach dem Rechten sehen. Da gewahrt er am Eingang zum Sandkautenweg zwei Wilderer. Er will sie stellen, aber sie antworten mit Schüssen. Durch den Schuß des Wilderes Morlok aus Hanau wird er von einer Schrotladung in den Unterleib tödlich getroffen.

Der Mörder wird noch am gleichen Tag oder einen Tag später gefaßt. Die beiden Wilderer sind aus Hanau und sind den Förstern der Gegend keine Unbekannten. Sie gestehen die Tat sehr bald und werden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Morlok erhält lebenslänglich, wird aber nach einigen Monaten durch Helfer befreit, die aus hohen Kreisen stammen und seine Beute im Hotel Adler gegessen haben. Er läßt seine Frau und drei Kinder sitzen, die nun auf mildtätige Gaben von Freunden angewiesen sind. Er entkommt nach Amerika, die Fahrt wird von seinen Gönnern finanziert. Um die Jahrhundertwende, also bald nach der Tat, stirbt der Täter in Amerika. Dies wird aber erst nach langen Jahren bekannt.

Der Mankelstein stand ursprünglich weiter östlich an der Wachenbucher Gemeindesandgrube, mußte dem Autobahnbau weichen. Es ging aber auch darum, daß er nicht auf dem Gebiet bleibt, das jetzt zu Hanau gehört.

Er kommt zunächst auf den Bauhof, bis ein Steinmetz die Schrift wieder neu in den roten Sandstein eingraviert. Förster Koch mit seinen Leuten und die Mitarbeiter des Bauhofs sorgen dafür, daß er einen gebührenden Platz an einem Hauptspazierweg erhält. Ein Bild des Jagdaufsehers findet sich in der Chronik „Liebenswertes Wachenbuchen“.

 

Vom Mankelstein geht man nach Westen unter der Hochspannungsleitung hindurch bis zu dem breiten Querweg. Diesen geht man etwa 150 Meter nach Norden in den Waldbezirk „Burgheege“.  Links geht dann der Stumpf eines Weges ab, der aber bald in einen Trampelpfad  übergeht. Nach etwa 50 Metern liegt rechts ein Grabhügel aus der frühen Hallstattzeit. Unter einer Steinpackung lagen die Urne und der Becher, unweit davon lagen die anderen Beigaben, eine Urne in Form eines Kegelhalsgefäßes, Scherben von Schalen und Spitzbechern, ein Schwert und ein Eisenmesser (der Hügel ist also erforscht und leer, ein Nachgraben hat keine Erfolg).


Auf dem breiten Weg geht man dann wieder nach Süden in Richtung Kreisstraße. Etwa 20 Meter vor dem querenden Graben geht nach Osten ein Weg zur Gemeindesandgrube. Nach Westen aber geht hier ein kleiner Trampelpfad ab, der zur Mankel-Eiche führt. Dieser Weg ist jedoch nur noch für  Unerschrockene geeignet. Wer nicht durch die Wildnis will, geht auf dem breiten Weg weiter und dann neben der Kreisstraße her nach Westen zum Parkplatz beim Waldsportplatz.

 

Die  „Wilhelm-Mankel-Eiche“ steht am ersten Knick des Waldrandes. Sie ist aber heute stark gestutzt und am Stamm schadhaft und der schöne Blick auf Hochstadt ist auch zugewachsen.  Die Eiche soll 300 Jahre alt sein und soll erinnern an den Hochstädter Bürgermeister Wilhelm  Mankel. Nach Mankels Tod wurde die Eiche nach ihm benannt und von der Kreisstraße her (gegenüber den ersten Querweg vom Parkplatz her) ein Fußweg dorthin angelegt, der aber heute zugewachsen ist.

Wilhelm Mankel war von 1948 bis 1956 für die CDU Bürgermeister in Hochstadt. Er wurde am 2. August 1883 in Hochstadt geboren, heiratete 1910 seine Frau Catharine geborene Weber und hatte fünf Kinder. Er war von Beruf Landwirt und hatte einen Hof in der Bogenstraße Nr. 7.  Aber er hatte auch zwei gewichtige Hobbys: In der Bevölkerung war er als „Tauben-Mankel“ bekannt. Und er machte sich einen Namen als Heimatforscher.

Sein Interesse galt dabei besonders dem Weinbau, den Gaststätten und dem früheren Ort Groschlag südwestlich von Hochstadt. Für sein Buch „Das Dorf und Gericht zu Groschlag“ erforscht er die Archive von Assenheim bis St. Gallen. Er entwarf auch wahrscheinlich das neuere Hochstädter Wappen mit den drei Weinberggeräten Hacke, Karst und Wingertkneip. In einem Vortrag über den Hochstädter Weinbau beschreibt er nämlich diese Werkzeuge ausführlich, so daß man annehmen kann, daß er auch der Urheber des Wappens ist, das sich auch an seinem Haus findet.

Seine Arbeit als Bürgermeister war von einer konservativen Haltung geprägt. . Gestorben ist er am 22.10.1955 in Hanau. Ein Bild findet sich in der Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“ bei dem Zug der neuen Glocken durch den Ort (dort geht er zusammen mit dem Pfarrer und anderen hinter dem Auto her).

Der Weg geht dann weiter in Richtung Westen zur Kreisstraße zu einer Stelle zwischen dem Eintritt der Straße in den Wald und der Straße zum Sportplatz (Länge des Spaziergangs etwa 3,5 Kilometer).

 

 

Östlich von Hochstadt

 

Ausgangspunkt ist die Straße  „Am Felsenkeller“, Abzweig „Bücher  Weg“. Erster Anlaufpunkt ist die Schule. Die Fritz-Schubert-Schule (nördlicher Bau) ist die Hochstädter Grundschule, benannt nach einem früheren Landrat. An der Südwand ist noch eine Sandsteintafel mit der Jahreszahl 1911, die von der alten Schule in der Klosterhofstraße kommt. Die jetzige Schule wurde aber erst 1968 errichtet. Bis 1818 gab es zwei konfessionell unterschiedliche Schulen und danach  zeitweise auch eine jüdische Schule. Die Hochstädter reformierten und lutherischen Lehrer sind fast vollständig namentlich bekannt. In der Moritz-Diesterweg-Schule (etwas südlicher) werden Kinder mit Lernbehinderungen gefördert.

 

Rechts  liegt dann die Kelterei Höhl. Die heutige „Landkelterei Höhl“ ist hervorgegangen aus der Gaststätte „Zur goldenen Krone“. Wilhelm Höhl heiratete eine Tochter des Gastwirts und machte sich in der Hauptstraße 63 mit einer Kelterei selbständig. Dann verlegte er seinen Betrieb an den Ostrand von Hochstadt. Seit 2007 arbeitet die Höhl mit der Firma Rapps in Karben zusammen. Sie ist praktisch nur noch ein Außenlager dieser Firma und macht im Herbst noch etwas Schaukeltern.

 

An das Neubaugebiet schließt sich an die ehemalige Tongrube (Ziegelei) im Versuchsgarten des Obst- und Gartenbauvereins in der Flur „An der alten Ziegelhütte“. Ein kleiner Abbruch ist im unteren Teil des Grundstücks noch zu sehen.

 

Der Weg führt weiter in Richtung Wachenbuchen und noch vor der Überlandleitung kommt man zum Grenzweg zwischen Hochstadt und Wachenbuchen. Unten an der Kreisstraße war „Kennborn", der Kinderborn, aus dem angeblich die Wachenbucher Kinder kommen. Er war aus Beton und mit einem Eisendeckel versehen.

 

Nach Norden geht es zur Feldholzinsel „Börrwiese“. Hier stand früher ein richtiger Wald. Dort hat man aber die großen Bäume herausgenommen, damit mit der Zeit mehr eine Feldholzinsel daraus wird. An der südwestlichen Ecke dieses Feldgehölzes steht ein Grenzstein aus dem Jahre 1613 mit den Zeichen der Gemeinden Hochstadt und Wachenbuchen. Er wird 1968 nördlich des Wäldchens an der Börrwiese ausgepflügt und später an der Waldecke wieder errichtet. Inzwischen ist ein weiterer Stein dazugekommen und einige Grenzsteine stehen oder liegen dort noch herum.

Nördlich der Börrwiese ist die Flur Schindkaute. Sie wird links des Wegs durch einen Grenzstein von der Hochstädter Flur abgetrennt. Er steht gegenüber dem nach rechts abzweigenden Weg, ragt aber nicht aus dem Boden heraus.

Gut zu sehen ist aber der nächste Grenzstein zwischen dem Wachenbucher Flurstück „Am Birkenbaum" und der gleichnamigen Hochstädter Flur, etwas unterhalb eines nach links abzweigenden Weges. Allerdings steht der Stein heute verdreht, denn die Hochstädter Flur ist in Wirklichkeit westlich und die Wachenbucher östlich. Der Stein steht wohl nicht ganz an der ursprünglichen Stelle.

Der nächste Stein liegt in der Hecke, bei der die Grenze nach rechts abbiegt, um gleich danach wieder nach Norden zu führen. Ab hier gehört der Grenzweg nicht mehr zu Wachenbuchen.

 

Wo der Weg nach Norden noch einmal eine Rechts-Links-Linie beschreibt ist wieder eine Hecke, in der man vier Betonklötze erkennen kann. Hier stand während des Zweiten Weltkriegs ein Stahlturm für die Luftabwehr. Im Volksmund hieß er „Hermine", wohl nach dem früheren Luftwaffenchef Hermann Göring.

 

Man geht aber an der Hecke schon links weiter nach Westen, geht links an einem Strommasten vorbei und zur Nordseite der ehemaligen Lehmkaute. Hier sieht man zuerst Buschwerk, das zum Wald heranwächst und das für Jagdzwecke um die Hälfte nach Osten vergrößert worden ist. Hier holten die Hochstädter ihr Baumaterial  für  die Ausfüllung der Fachwerke.

Im Quartär (Beginn vor 1,5 Millionen Jahren) kommt es zu vermutlich sieben Eiszeiten. Aber unser Gebiet bleibt dabei eisfrei, es ist eine Art Steppenlandschaft. Durch heftige Stürme werden Massen von Verwitterungsprodukten als Löß in der Wetterau und an den Hanglagen der Hohen Straße abgelagert. Der hellgelbe Löß ist fruchtbarer Ackerboden. Bei Verwitterung geht aber der Kalk verloren und es entsteht Lößlehm und bei völliger Verwitterung dann wasserundurchlässiger Lehm. Durch Ausblasung der Gesteine lagern sich Flugsanddünen in den Ebenen ab. Die Grube wurde als Müllplatz genutzt, der heute mit Gebüsch überwachsen ist. Westlich der Straße von der Kleinen Lohe nach Hochstadt hat die Stadt Büsche und Bäume angepflanzt, um zu verhindern, daß der Weg wieder überackert wird.

 

Auf der geteerten Straße geht es hinunter zur Hartig. In diesem Bereich plante der Erbprinz Wilhelm IX. von Hessen‑Kassel, der Erbauer der Kuranlage Wilhelmsbad, ein „Lustschloß auf der Hartig“. Eine Schneise wurde von Wilhelmsbad in Richtung Hartigwäldchen durch den Wald geschlagen, um eine Allee bis zum Lustschlößchen anzulegen. Diese ist heute noch erhalten am Anfang  der Straße vom Wilhelmsbader Kurhaus nach Wachenbuchen. Wenn man diese Linie weiter auszieht, kommt man an der Hartig vorbei genau auf die Nordostecke der Hartig. Noch sinnvoller ist allerdings eine Stelle etwas weiter nördlich, weil man von dort die beste Rundumsicht hat: Nach Frankfurt, zum Taunus, ein Stück in die Wetterau und den Vogelsberg, in den Spessart und natürlich auch nach Hanau und Wilhelmsbad.  Außerdem liegt diese Stelle ein Stück näher an  Rendel, wo der Erbprinz eine seiner Geliebten hatte.

In der Stiftung Preußische Schlösser in Potsdam sind drei Entwürfe für dieses Schloß erhalten (im Buch von Gerhard Bott über Wilhelmsbadauf Seite 72). Das Gebäude sollte mit seiner Hauptfassade nach Wilhelmsbad ausgerichtet werden. Zu datieren sind diese Pläne in das Jahr 1779, da erst ab hier von Wilhelmsbad gesprochen wurde. Der Bau des Belvederegebäudes („Schöne Aussicht“) kam nie zur Ausführung, da an seiner Stelle die Burgruine im Kurpark zum selben Zweck als Privatgemächer des Erbprinzen (nicht für die Kurgäste) errichtet wurde.

 

Links liegt auch das Flurstück mit dem Namen „Hohehäuser“, der auf  einen früheren Aussichtspunkt deutet.

 

Etwas südlich der Informationstafel über die Streuobstwiesen ist auf der Ostseite die ehemalige „Weidekaute“, ein heute verfüllter Kalksteinbruch, daran erkenntlich, daß hier keine Obstbäume stehen. Zwischen Bergen und Hochstadt gibt es ausgedehnte Kalkvorkommen, die aus dem Tertiär stammen. Die Kalksteine wurden genutzt für den Hausbau und den Bau der Ringmauer.

Um die Steine zu gewinnen, grub man unterirdische Gänge, damit es keine Schwierigkeiten mit den Grundstückseigentümern gab. Außerdem hatte man gleich Transportwege, denn das Material wurde auf den unterirdischen Wegen mit Schubkarren an die Baustelle gebracht.

In Hochstadt erstreckte sich das Abbaugebiet von der nördlichen Ringmauer bis zum Hochbehälter am Schützenhäuschen und von dort über die Weidekaute bis zur Börrwiese. Durch den unterirdischen Abbau entstanden die heute noch vorhandenen Gänge und Höhlen, die stellenweise fünf Meter hoch und fünf Meter breit sind.

Die Kalkadern verliefen teilweise nur knapp unter der Oberfläche. Deshalb kam es im Laufe der Zeit zu Einbrüchen in das Tunnelsystem oder es wurden Zugänge freigelegt. Schon beim Bau der ersten Wasserleitung für Hochstadt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden im Bereich der Börrwiese mehrere Gänge angeschnitten; bei späteren Reparaturarbeiten soll man wieder auf sie gestoßen sein.

Der größte oberirdische Steinbruch war die „Weidekaute", etwa 100 Meter lang, 50 Meter breit und zwei Meter tief. Der Steinbruch wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Müllkippe benutzt und dann mit Muttererde abgedeckt (heute noch erkennbar an der veränderten Grasnarbe und dem Fehlen der Bäume).

Viele Bauern hatten aber auch oberirdische Kalksteinbrüche beiderseits der Straße nach Dorfelden, wo sie Steine für den Eigenbedarf brachen. Besonders gut sichtbar sind sie, wo die Straße einen Rechtsbogen macht. Hier kreuzt aber auch ein Gang des Kalksteinhöhlensystems die Straße. Man kann die Stelle heute noch im Teer erkennen, weil hier eine leichte Vertiefung mit Rissen ist. An dieser Stelle ist kurz  nach dem Krieg ein Pferdefuhrwerk des Bauern Emmel eingebrochen, weil die Decke der Höhle einstürzte. Östlich davon war ein Einstieg in die Höhlen, der im Ersten Weltkrieg von Soldaten im Manöver benutzt wurde.  Die Straße führt dann wieder zurück zum Ausgangspunkt am Bücher Weg.

 

Weidekaute

Geschichte:

Anfang der siebziger Jahre plante man den Bau eines neuen Kreiskrankenhauses auf der Weidekaute nördlich von Hochstadt fast bis hin zum Rand der Hartig. Der damalige Bürgermeister Ziegler setzte sich noch persönlich bei den Eigentümern der Grundstücke ein, daß diese für  40 Mark pro Quadratmeter ihre Grundstücke hergaben. Hauptargument war damals: Es ist doch für einen sozialen Zweck! Einige Eigentümer ließen sich ein Rückkaufsrecht in den Vertrag schreiben, falls das Krankenhaus nicht gebaut würde. Einer soll auch zur Bedingung gemacht haben, daß er den Wertzuwachs erhält, falls nur Wohnungen gebaut werden (aber umgedreht geht es nicht, daß die früheren Eigentümer wieder ihr Grundstück zurücknehmen müßten).

Neuer Eigentümer wurde die Nassauische Heimstätte, die vom Kreis den Auftrag erhalten hatte, die Grundstücke anzukaufen und das Krankenhaus samt den dazugehörigen Wohnungen für die Beschäftigten zu planen, die bis zur Wachenbucher Straße reichen sollten.  Im März 1974 teilte man noch mit, daß im Herbst 1974 mit dem Bau begonnen werden sollte und im September 1978 sollte das Krankenhaus fertig sein. Laut Krankenbettenbedarfsplan fehlten im Altkreis Hanau 450 Betten.

Weil dieser Plan eines „klassenlosen Krankenhauses“ 1969 auf einem Parteitag der SPD Hessen-Süd geboren wurde und vor allem von dem sozialdemokratischen Landrat Woythal vertreten wurde, regte sich bald Kritik von Seiten der CDU. Man verwies auf die Nähe der erst vor zehn Jahren umgesiedelten Firma Höhl. Schon Ende 1974 sprach der neue CDU-Landrat Rüger von Korrekturen nach Standort und planerischem Inhalt. Auch die SPD führte schon im Mai 19975 das Maintaler Krankenhaus nicht mehr im Bettenbedarfsplan auf. Die Krankenhauskonferenz schließlich reagierte auf den erwarteten Bevölkerungsrückgang in der Region Untermain und hielt den Bau von weiteren „Akut-Betten“ für überflüssig.

Der Kreistag des Main-Kinzig-Kreises forderte im Juni  1975 die Landesregierung auf, unverzüglich die Notwendigkeit eines Neubaus für ein Kreiskrankenhaus zu erklären und die Finanzierung sicherzustellen. Der Sozialminister gestand nur ratenweise ein, daß man in Maintal kein Krankenhaus bauen wolle. Im August erklärte er, daß der Kreis sich entscheiden müsse zwischen dem Kreiskrankenhaus in Maintal und dem Stadtkrankenhaus in Hanau. Der Kreis unterstützte inzwischen auch den Ausbau des „Kreiskrankenhauses“ Hanau und sprach davon, daß  im Raum Hanau zusätzlich 700 Betten nötig seien.

Ende 1975 wurden aber im Krankenhausplan des Landes Hessen noch 250 Betten in Maintal festgeschrieben. Im Juli 1976 schlug der Fraktionsvorsitzende der CDU in Hanau vor, in Hochstadt eine psychiatrische Klinik zu errichten und wandte sich in einem Brief an den Sozialminister, in dem er mitteilte, daß die Krankenhauskonferenz Frankfurt / Offenbach / Maintal die Bettenzahl im Versorgungsgebiet für ausreichend halte.

Ende 1979 sprach man schon von einem „Phantom-Krankenhaus“. Der Kreis hatte 4,8 Millionen Mark für die Planung ausgegeben, von denen das Land 4,2 Millionen übernahm, um den Preis, daß das Land damit ganz aus der Verantwortung herauskam.

Aber keiner wollte im Grunde das Maintaler Krankenhaus begraben, während die Kosten unaufhaltsam stiegen. Schon Anfang 1980 war abzusehen, daß die 20 Hektar in Hochstadt zur „teuersten Wiese in der Bundesrepublik“ werden. Die Nassauische Heimstätte forderte ja schon die Übernahme der Grundstückskosten samt Zinsen, wie vertraglich mit dem Kreis vereinbart. Die Privatfirma hatte also einen wasserdichten Vertrag, während der Kreis es versäumt hatte, mit dem früheren Eigentümer eine Rückgabe beim Scheitern des Projekts zu vereinbaren. Auch die Gemeinde Hochstadt war zu Glück in dem Vertrag von allen Pflichten freigestellt worden, falls das Krankenhaus nicht gebaut würde.

Im Februar 1980 teilte der neue Sozialminister Clauss in Hanau mit,  das Krankenhaus werde endgültig nicht gebaut. Die Kreis-FDP schlug deshalb im März 1980 vor, eine Modelleinrichtung für die Integration Behinderter zu schaffen.

Nachdem die Stadt Maintal durch eine Veränderung des Bebauungsplans eine Bebauung des Geländes verhindert hatte, verurteilte das Landgericht Hanau im Dezember 1985 den Kreis zu 13 Millionen Schadensersatz an die Nassauische Heimstätte (Grundstückserwerb 8 Millionen Mark, dazu Zinsen  und Aufwendungen für die Bevorratung des Geländes. In Zukunft jedes Jahr eine Million Zinsen, weil der Kreis das Geld bei der Bank aufgenommen hat).

Seit September 1990 klagte der Kreis gegen die Stadt Maintal. Gleichzeitig wurde bekannt, daß der Kreis Grundstücke an die Kelterei Höhl verkaufen wolle. Inzwischen wurden weitere Mög­lichkeiten ins Spiel gebracht: ein Tempel für eine Sekte, Gefängnis, Verkauf an die „Neue Heimat Bayern“ oder ein Bundesschulungszentrum für die IG Bau-Steine-Erden. Dieses Schulungszentrum hatte der Bundes­tagsabgeordnete Reuter vorgeschlagen, aber die Firma Höhl hatte angekündigt, sie werde sich mit allen rechtlichen Mitteln dagegen wehren. Andererseits wollte sie für 3,5 Millionen Mark dem Kreis ein Stück abkaufen.

Im Oktober 1991 wurde der neue Flächennutzungsplan des Umlandverbandes ausgelegt. Er sah vor, das Sondergebiet „Hochschul- und Forschungseinrichtungen“ in Fläche für „Landwirtschaft und ökologisch bedeutsames Grünland“ umzuwandeln und die Wohnbaufläche in „Acker, Wiese, Weide, Ödland“ und zwei Hektar gewerbliche Baufläche.

Doch 1993 änderte die Regionale Planungsversammlung Südhessen auf Antrag des Kreises  den Flächennutzungsplan, um eine Bebauung der Weidekaute zu ermöglichen. Rund 20 Hektar sollten für 2.0000 bis 4.0000 Menschen bereitgestellt werden, obwohl Hochstadt keine Zuwachsgemeinde ist. Das Gelände  liegt westlich der verlängerten Konrad-Höhl-Straße und nördlich der Fritz-Schubert-Schule. Deshalb unterließ man auch die Pflege dieses Gebiets, so daß es heute ganz zugewachsen ist. Der Kreis stellte der Stadt aber als Lockmittel 3,6 Hektar als Ausgleichsfläche zur Verfügung, weil nur so die Umwidmung des Höhlgeländes in Gewerbegebiet und damit ein Verkauf möglich war (Diese Flächen sind erst 2008 von der Firma Bouwfonds mit Obstbäumen bepflanzt worden). Weitere vier Hektar  nördlich der Kelterei eignen sich wegen (angeblich) möglicher Emissionen nicht zur Bebauung.

Sofort bildete sich ein „Initiativkreis gegen die Bebauung der Weidekaute“. Im Juli 1993 war sich auch alle Parteien in der Stadtverordnetenversammlung darüber einig, die Bebauung der Weidekaute rundweg abzulehnen: „Der Erhalt der vom Land Hessen bezuschußten Streuobstwiesen ist wichtiger als die Sanierung der Kreiskasse auf Kosten wertvoller Landschaft!“

Die Fraktion der CDU stellte nach einer Mittteilung von Frau Feuerbach nach einer Begehung fest, der Erhalt der Streuobstwiesen  müsse für künftige Generationen gewährleistet sein. Der SPD-Landrat Eyerkaufer solle doch einmal sine Kollegen zu einem Spaziergang durch die Weidenkaute einladen, denn die Streuobstwiesen sind wegen ihrer Pflanzen- und Tierwelt nicht nur für Maintaler erhaltenswert.

Die Stadtverordnetenversammlung wies deshalb den Beschluß der Regionalen Planungs­versammlung zurück, einen 7,7  Hektar großen Teil der Weidenkaute mit einer Wohnsiedlung zu bebauen. Bei der in den siebziger Jahren geplanten Bebauung ging es ja nur um eine soziale Einrichtung (samt den dazu gehörigen Wohnungen), von einer allgemeinen Wohnbebauung ist nie die Rede gewesen.

Dennoch beschloß der Haupt- und Planungsausschuß der Regionalen Planungs­versammlung im Mai 1994 die Ausweisung als Siedlungsfläche, ohne daß die Stadt im Rahmen der Offenlegung beteiligt wurde. Doch im April 1995 erhielt das Gelände durch den regionalen Raum­ordnungsplan der Landesregierung den Status als  „Siedlungsfläche Zuwachs“ aberkannt. Der Bereich im Norden Hochstadts ist damit wieder „regionaler Grünzug“ und „Bereich für die Ausweisung von Naturschutzgebieten“. Im Oktober 2000 schlug die Kreistagsfraktion der SPD vor, die Grundstücke als ökologische Ausgleichsfläche anzubieten, zum Beispiel für die Fraport. Damit war erst wieder einmal Ruhe.

 

Diskussion im Jahr 2009:

Der Kreis kann seine Fehler nicht auf die Stadt Maintal abwälzen mit dem Argument, ihr könntet ja, wenn ihr wolltet. Jeder Privatmann muß es allein ausbaden, wenn er sich mit Grundstücken verspekuliert hat. Bei der öffentlichen Hand aber sind die damals Verantwortlichen nicht mehr greifbar.  Und die heute Regierenden schreiben immer weiter die Zinsen fort, anstatt endlich zuzugeben, daß das Geld verloren ist.

Schuld sind allein die  Vertreter des Kreises. Sie haben auch wenig getan, den Schaden gering zu halten. Zum Beispiel hat man auch 1978 auf alle Ansprüche gegenüber dem Land verzichtet, obwohl doch die Krankenhausplanung und damit die Grundstückskäufe vom Land abgesegnet waren. Im Jahre 1989 verkaufte der Kreis rund einen Hektar zum Spottpreis von 87,50 Mark pro Quadratmeter. Im Jahre 1992 kaufte die Stadt weitere zwei Hektar zum Preis von 20 Mark pro Quadratmeter und kam somit dem Kreis entgegen. Aber es geht nicht, daß alle paar Jahre wieder ein Stück der Weidekaute abgeschnitten werden soll.

Die neueste Forderung bezieht sich auf eine Fläche von etwa vier Hektar nördlich des Wirtschaftswegs nach Wachenbuchen und östlich der Konrad-Höhl-Straße bis zum Pflanzgarten des Obst- und Gartenbauvereins, also nördlich des Bouwfondsgeländes.

Diese Forderung wurde ausgelöst durch den Wunsch der Stadt Maintal, in Bischofsheim ein Kinder- und Jugendzentrum zu bauen. Dafür hat man in Bischofsheim 13 Standorte geprüft und ist zu dem Schluß gekommen, daß eine Fläche westlich der Turnhalle der Erich-Kästner- Schule (und westlich der jetzigen Buswendeschleife) am Besten dafür geeignet ist. Dieses Grundstück gehört dem Kreis. Die Stadt Maintal könnte ja nun das Grundstück von 1.500 Quadratmeter Größe dem Kreis abkaufen, zum Beispiel für einen Preis von 250.0000 Euro. Der Kreis will aber eine höhere Einnahme. Deshalb schlägt er vor, daß das ihm ja gehörende Gelände in Hochstadt als Bauland ausgewiesen wird. Dem steht entgegen, daß bisher der Wirtschaftsweg nach Wachenbuchen als nördliche Grenze einer Bebauung angesehen wurde (außer neuerdings bei der FDP).

Deshalb macht der Kreis der Stadt Maintal noch weitere Angebote: Das Gelände in Bischofsheim wird im Wege der Pacht unentgeltlich zur Verfügung gestellt (samt einigen Flächen für Bushaltestelle und Weg), auf dem Gelände in Hochstadt wird eine Fläche von 4.000 Quadratmeter an der Ecke Konrad-Höhl-Straße/Wirtschaftsweg nach Wachenbuchen für eine Alteneinrichtung freigehalten (auch kostenlos für die Stadt) und vor allem überträgt der Kreis das ganze restliche Gelände für das geplante Krankenhaus an die Stadt Maintal.

Zum Glück hat die Stadt die Planungshoheit über den Bebauungsplan. Sie will nur eine nicht allzu dichte Bebauung zulassen mit eineinhalbgeschossigen Einfamilienhäusern. Es könnten etwa 50 Baugrundstücke entstehen, die dann jeweils eine Größe von 720 Quadratmetern hätten (für die oft beschworenen „jungen Familien“ wohl zu teuer). Bei einer Grundstücksgröße von 400 Quadratmetern wären es allerdings schon 90 Häuser.

Bei einem Preis von 150 Euro pro Quadratmeter (wie ihn die Stadt zuletzt für Grundstücke westlich der Konrad-Höhl-Straße verlangt hat) könnte der Kreis also 5,4 Millionen Euro erzielen. Bei einem Preis von 250 Euro pro Quadratmeter (die bei der Feldrandlage durchaus möglich sind) wären es 9 Millionen Euro. Der Kreis hätte damit seinen Verlust aus dem Projekt Weidekaute von derzeit noch 11 Millionen Euro fast abgedeckt (der Kredit ist allerdings längst bezahlt, der Verlust ist Teil der allgemeinen Schulden des Kreises).

Die Stadt Maintal, die im Gegensatz zum Kreis gute Verträge gemacht hatte, würde damit letztlich doch dem Kreis ermöglichen, seinen Verlust fast auszugleichen. Aber auch die Stadt Maintal hat nur einen geringen Nutzen aus den zurzeit weitgehend brachliegenden Flächen. Ob die Bebauung in diesem Bereich ein wenig größer oder kleiner wird, macht nicht so viel aus, es werden keine ökologisch besonders wertvollen Flächen vernichtet.

Andererseits kann die Stadt Maintal erreichen, daß endlich der Vorwurf gegenstandslos wird, Maintal sei daran schuld, daß der Kreis nicht von seinen Schulden herunter kommt. Es wird vermieden, daß der Kreis bei jedem Wunsch der Stadt Maintal wieder die Diskussion mit der Weidekaute anfängt. Die Stadt hat ja auch noch weitere Projekte in Zusammenarbeit mit dem Kreis in der Planung, da wäre ein gutes Verhältnis schon von Vorteil. Und ein Kinder- und Jugendzentrum in Bischofsheim wäre ja auch ein sozialer Zweck, dem die Weidenkaute gewidmet werde sollte. Außerdem wäre ein Standort für die Alteneinrichtung gefunden, die immer noch als notwendig angesehen wird und vom Land auch bezuschußt werden soll. Dann wäre der 2001 von der CDU geäußerte Vorschlag hinfällig, die Einrichtung nördlich der Ringmauer und östlich der Straße „An der Weidbach“ zu bauen (mit Prüfungsauftrag an den Magistrat).

Vom ehemaligen Baugebiet Weidekaute bliebe als Grünzug erhalten die Fläche zwischen der verlängerten Straße „Am Felsenkeller“, der östlichen Verlängerung des Weges unterhalb der Hartig, der verlängerten Konrad-Höhl-Straße und des teilweise geteerten Weges nördlich der Schule. Mit dazu gehört noch ein kleines Stück südlich des geteerten Weges westlich des Fußweges, der östlich des Schulgeländes verläuft (in diesem Gebiet hat auch Bürgermeister Rohrbach ein Grundstück, aber außerhalb der für das Krankenhaus geplanten Fläche, so daß an der verbreiteten Behauptung nichts dran ist, er habe ein persönliches Interesse an einer Bebauung). Über die Weidekaute könnte allein Maintal verfügen, auch wenn das noch keine Sicherheit für die Natur bietet, wie das die Diskussion um die Fußbalplätze am Südrand der Hochstädter Gemarkung zeigt.

Der Vorschlag ist mit den Spitzen des Kreises besprochen und es wurde Einverständnis erzielt. Beschließen müssen natürlich die jeweiligen Gremien. In Maintal läuft das unter dem Tagesordnungspunkt „Grundsätze zur Zusammenarbeit mit dem Main-Kinzig-Kreis“. Bedenken, die 1993 noch geäußert wurden, wegen der Emissionen der Firma Höhl sei das Gelände nicht zum Bebauen geeignet, zerstreute Stadtrat Sachtleber mit der Aussage: „Höhl darf wegen der jetzt begonnenen Bebauung sowieso nicht mehr emittieren!“ (Aber beim Bebauungsplan westlich der Konrad-Höhl-Straße beruft man sich immer noch auf entsprechende Gutachten über Emissionen von Lärm und Geruch).

Eine Frage ist nur, ob man so viele bauwillige und vor allem zahlungskräftige Interessenten finden wird. Aber das ist dann das Problem des Kreises. Auch die SPD hat beschlossen, daß in Maintal noch 2.000 neue Wohnungen angestrebt werden (um einen höheren Anteil an der Einkommensteuer zu erhalten, allerdings ohne die Kosten zu beachten). Dabei sind folgende Baugebiete in Maintal in Arbeit: Am Kesselstädter Weg, ehemalige Gärtnerei Lapp, ehemalige Firma Mettenheimer, Rathausgelände Bischofsheim mit Nachbargrundstück, Hochstadt-Ost (ehemals Höhl), Wachenbuchen-Nord (zwei Gebiete). Dazu  kommen werden noch die Flächen der Firma Pardes und die Eichenheege mit Intu-Bau. Baulücken sind auch noch ausreichend vorhanden. Grundstücke, Häuser  und Wohnungen sind auch heute schon zu kaufen oder zu mieten.

Wenn man Auswärtige anlocken will, dann muß man die Natur in Maintal und besonders nördlich von Hochstadt erhalten und darf auch nicht den kleinen Finger für eine Vernichtung reichen. Hochstadt hat schon viel verloren, man denke nur an die Zersiedlung des Gebiets nördlich der Ringmauer. Eine gute Sache war dabei, daß erstmals im Jahr 2008 ein größeres Stück Streuostwiese neu angepflanzt wurde.

Es ist fast ein Verhängnis für Hochstadt, daß den Planern immer wieder die freien Flächen in der Gemarkung einfallen. Neben dem Kreiskrankenhaus waren eine Mülldeponie im Lohfeld im Gespräch, ebenso eine Eisenbahnlinie zwischen Bischofsheim und Hochstadt hindurch. Eine Regattastrecke war angeblich nur in Maintal möglich, ebenso ein Golfspielfeld. Auch die Autobahn mußte sein. Dazu kommt noch die Umwandlung eines acht Hektar großen Geländes in der südlichen Hochstädter Gemarkung in Fußballplätze, die allerdings hausgemacht ist, ebenso wie der Plan, zwischen Hochstadt und Wachenbuchen ein Bürgerhaus zu bauen.

 

Im Jahre 2013 wurde mit dem Main-Kinzig-Kreis ein Vertrag geschlossen: Die Stadt erlaubt die Bebauung des Gebietes „Am Weides“ nördlich von Höhl und erhält dafür das restliche Gebiet der Weidekaute nördlich des Bücherwegs bis fast an die Hartig. Durch Verträge mit Einwohnern läßt sie es in Ordnung halten.

Für das von der Firma Höhl hinzugekaufte Gelände hat ein Gutachter aus Wiesbaden zunächst einen Preis von 220 Euro pro Quadratmeter festgestellt, der aber dann auf 187,50 Euro ermäßigt wurde, weil die Firma Bouwfonds ja die Erschließung übernimmt (an sich muß jeder Bauwillige seine Erschließung einschließlich Straße selber bezahlen). Der Preis war deshalb wichtig, weil sich danach die Höhe der Ausgleichszahlung an die Stadt für den Verzicht auf ihr Vorkaufsrecht bzw. Rückkaufrecht bemessen hat. Folglich wurden dann auch nur 80.000 Euro an die Stadt bezahlt. Die danach ausgewiesenen Flächen nördlich der Straße „Am Weides“ wurden dann vom Main-Kinzig-Kreis für 370 – 380 Euro verkauft (auch westlich der Konrad-Höhl-Straße verlangte die Stadt bis zu 240 An unteren Rande des Hartigwäldchens,  wo der Weg von Hochstadt zur Hohen Straße führt, imponiert ein bunkerähnlier bewachsener Hügel. Es handelt sich um das Wasserverteilungsreservoir für ganz Maintal. Das Innere ist von Rohren und Becken durchzogen, die  auf mehreren Ebenen liegen. Zwei schneckenartig angeordnete Beckensysteme fassen die Wassermengen für ein bis zwei Tage.

Rund 90 Prozent des Maintaler Wassers kommen aus dem Vogelsberg, der Rest von alten Brunnen aus Wachenbuchen und Dörnigheim. Unterhalb des Hochstädter Reservoirs verlaufen die Rohre nach Frankfurt mit einem Abzweig nach Maintal, wobei von diesem durch einen Pumpmechanismus Wasser in die Hochstädter Becken fließt. Ansonsten reicht das Gefälle vom Vogelsberg bis Frankfurt für einen stetigen Fluss aus.

Befürchtungen, die Grundwasserentnahme im Vogelsberg könnte zu einem Waldsterben führen, hätten sich nicht bestätigt, da der Wasserverbrauch unter der errechneten Menge geblieben sei. Ein Teil der Wasserversorgung speziell für Frankfurt wird noch immer in Rohren weitergeleitet, die aus Reparationsleistungen der Franzosen aus dem Krieg 1870 / 1871 stammen und damals von Engländern verlegt wurden, weshalb dort der Durchmesser in Inch angezeigt wird.

 

Wasserspeicher

An unteren Rande des Hartigwäldchens,  wo der Weg von Hochstadt zur Hohen Straße führt, imponiert ein bunkerähnlier bewachsener Hügel. Es handelt sich um das Wasserverteilungsreservoir für ganz Maintal. Das Innere ist von Rohren und Becken durchzogen, die  auf mehreren Ebenen liegen. Zwei schneckenartig angeordnete Beckensysteme fassen die Wassermengen für ein bis zwei Tage.

Rund 90 Prozent des Maintaler Wassers kommen aus dem Vogelsberg, der Rest von alten Brunnen aus Wachenbuchen und Dörnigheim. Unterhalb des Hochstädter Reservoirs verlaufen die Rohre nach Frankfurt mit einem Abzweig nach Maintal, wobei von diesem durch einen Pumpmechanismus Wasser in die Hochstädter Becken fließt. Ansonsten reicht das Gefälle vom Vogelsberg bis Frankfurt für einen stetigen Fluss aus.

Befürchtungen, die Grundwasserentnahme im Vogelsberg könnte zu einem Waldsterben führen, hätten sich nicht bestätigt, da der Wasserverbrauch unter der errechneten Menge geblieben sei. Ein Teil der Wasserversorgung speziell für Frankfurt wird noch immer in Rohren weitergeleitet, die aus Reparationsleistungen der Franzosen aus dem Krieg 1870 / 1871 stammen und damals von Engländern verlegt wurden, weshalb dort der Durchmesser in Inch angezeigt wird.

(Länge des Spaziergangs etwa 3,5 bis 4 Kilometer).

 

 

 

Nördlich von Hochstadt

 

Ausgangspunkt ist die Nordostecke des evangelischen Gemeindehauses am Wallgraben. Es wird 1975/76 gebaut und ersetzte die 1952 die zum Jugendheim und Gemeindehaus ausgebaute Pfarrscheune. Es wird von verschiedenen kirchlichen Gruppen genutzt und enthält einen Jugendkeller, einen Raum für Mutter-und-Kind-Gruppen, einen Übungsraum für die Chöre und einen Raum für den Kirchenvorstand sowie zwei große Säle für verschiedene Veranstaltungen.

Wenn man den Weg nach Norden aufwärts geht, liegt links der neue Friedhof, der wahrscheinlich etwas übereilt und viel zu groß hier mitten in den Streuobstwiesen angelegt wurde. Er hat keine Trauerhalle und auch sonst keine Infrastruktureinrichtung (außer einer Baustellentoilette).

Weiter oben sind dann die früheren Hochbehälter der Hochstädter Wasserleitung. Rechts stehen noch zwei Birken, die vor dem Eingang des Hochbehälters von 1923 gepflanzt wurden. Links liegt unter Gebüsch verborgen der Hochbehälter aus der Nachkriegszeit. Er dient nach seiner Stillegung eine Zeit der Firma Höhl als Apfelsaftlager, ist aber heute überflüssig.

 

Etwas weiter links ist das Schützenhäuschen. Die Schützenhäuschen waren Stützpunkte der Feldschützen und dienten vor allem auch zum Schutz vor schlechter Witterung. Erhalten ist nur noch das Häuschen an der Leithecke, das eines der Wahrzeichen Hochstadts ist. Anfangs gab es extra Weinbergschützen, die sogar Nachtwache hielten; dann aber übernahmen die Feldschützen diese Aufgabe mit. Es waren ursprünglich immer fünf Feldschützen, von denen einer aus dem Dorf Groschlag kam, solange dieses bestand. Jeder Einwohner war verpflichtet, zweimal während seines Lebens den Dienst als Feldschütz zu versehen. Die Feldschützen hatten Pistolen, zunächst einmal zu ihrem Schutz, aber vor allem, um in der Erntezeit die Stare und Krammetsvögel zu vertreiben. Am Kirchweihtag hatten die Feldschützen auch die drei Feldbrunnen zu fegen. Außerdem hatten sie einen Stock, mit dem sie jugendliche Übeltäter gleich in der Feldmark verprügeln durften. Ein ertappter Übeltäter mußte den Feldschützen eine Zeche im Wirtshaus bezahlen. Die Feldschützen veranstalteten dann manchmal ein festliches Gelage. Ein Übeltäter konnte aber auch vor das Dorfgericht gehen, wenn ihm die Zeche zu hoch erschien. Später trugen die Feldschützen Dienstmützen und glänzende Messingschilder mit ihrem Namen.

Am Ende der Weinlese war dann das große Erntedankfest am Schützenhäuschen. An den Weinlesetagen wurde besser gelebt: Kuchen wurde gebacken, zum Frühstück wurde ein Preßkopf oder ein Schwartemagen bereitgehalten, mittags gab es Schweinefleisch und Sauerkraut, abends dann Hammelbraten. An dem geschmückten Schützenhäuschen ging es besonders festlich her. Dort wurden von den Feldschützen zwei Fichten aufgepflanzt: Die eine wurde senkrecht aufgestellt, an der Spitze mit Bändern geschmückt. Die andere wurde waagrecht in die am Häuschen befestigten Eisen gesteckt (heute noch vorhanden) und auch mit Bändern geschmückt. Beide wurden miteinander verbunden und vorne an den Querbaum wurde ein mächtiger Kranz aus den schönsten Trauben gehängt.

Eine Musikkapelle spielte. Gegen Mittag wurde im Schützenhaus Sauerkraut und frisches Schweinefleisch zubereitet, der Wein floß in Strömen. Die Weinbauern kamen und aßen und tranken mit den Weinbergschützen, für die bei dieser Gelegenheit ein gutes Trinkgeld abfiel.

Die Schuljugend war auch dabei und vertrieb sich mit Freudenfeuerchen und anderen Spielen die Zeit. Von Zeit zu Zeit gaben die Weinbergschützen aus ihren Pistolen Schüsse ab. Auch die jungen Burschen schossen mit Pistolen, schließlich gehörten ja alle jungen Leute der Schützengilde an. Es gab allerdings auch Unglücksfälle. War der Wein einigermaßen geraten, so fand am Abend das Winzerfest mit Tanz statt. In besonders guten Weinjahren wurde es an mehreren Abenden wiederholt. Der „Herbst“, also die Weinlese, war das höchste Fest im Jahr.

 

An der Hecke entlang geht es dann zum „Insektenhotel“, einer Nisthilfe für Wildbienen:

Als Wildbienen bezeichnet man sämtliche Bienenarten der Überfamilie Apoidea mit Ausnahme der Honigbienen und nicht etwa wildlebende Urformen oder verwilderte Stämme der Honigbiene. Der Begriff hat in der Biologie keinerlei systematische Relevanz, er trägt lediglich der Tatsache Rechnung, daß bei der umgangssprachlichen Bezeichnung „Biene“ fast ausschließlich die bekannteste Bienenart, die „Westliche Honigbiene“ gemeint ist. Um in Publikationen für die breite Öffentlichkeit, etwa Tips zum Naturschutz, zu verdeutlichen, daß die gesamte Gruppe der Bienen gemeint ist und beispielsweise die Anlage von Nisthilfen nichts mit Bienenzucht im Sinne von Imkerei zu tun hat, wird deshalb meist der Terminus „Wildbiene“ verwendet.

Die Wildbienen brauchen Röhren zum Eierablegen: Sie geben Pollen dazu, verschließen das Ei, legen das nächste usw. Vorne schließen sie den Gang richtig mit Lehm. Wildbienen leben als Einzelgänger und stechen nicht.

 

Der Weg führt nun zur geteerten Straße nach Niederdorfelden. Auf ihr geht man nach Norden Richtung Hartig. An der Kreuzung steht eine große Informationstafel über die Streuobstwiesen. Heute findet man nur noch etwas vom früheren Charakter der Landschaft im Norden des Ortes. Dort liegt der geschützte Landschaftsbestandteil "Distelberg" mit dem Naturschutzgebiet "Hartig". Das Gebiet ist geprägt von den Streuobstwiesen, auf denen hochstämmige Obstbäume aller Art in unregelmäßigen Abständen stehen. Sie dienten früher der Selbstversorgung und dem Zuerwerb, haben aber heute ihre wirtschaftliche Bedeutung verloren.

Umso wichtiger ist die ökologische Bedeutung dieses 70 Hektar großen Gebietes, das wesentlich größer ist als die unter Schutz gestellte Fläche. Es gehört zu den größten Streuobstwiesengebieten Deutschlands und zieht sich über den Berger Hang bis nach Frankfurt.

In den hohlen Stämmen der alten Bäume gibt es viele natürliche Bruthöhlen. Dort brüten die seit  über 50 Jahren nicht mehr gesehenen Hohltauben, aber auch der ebenso seltene Steinkauz. Dazu kommen Kohlmeisen, Blaumeisen, Kleiber, Gartenrotschwanz, Grünspecht und Kleinspecht.

Außerdem hat man insgesamt 26 Kleinsäugetierarten festgestellt, vom Fuchs bis zur Zwergspitzmaus, auch Fledermäuse und Siebenschläfer. Ebenso sind Insekten reichlich vertreten: es finden sich allein 200 Schmetterlingsarten, aber auch Hornissen und Ohrwürmer.

Die Wiesen am Distelberg sind (bis auf Ausnahmen unterhalb der Hartig und an der Weid) typische Vertreter der Glatthaferwiesen. Sie haben einen hohen Krautanteil. Die häufigsten Gräser sind Glatthafer, Knäuelgras, Wiesenschwingel und Wiesenrispengras.

Eine Sonderform ist die Salbei-Glatthaferwiese auf magerem und basenreichen Unter­grund, deren Kennzeichen die Schlüsselblume ist.

Im Frühling findet man auf den Wiesen Wiesenschaumkraut, Löwenzahn, Gänseblümchen, Hahnenfuß, Veilchen, Margeriten und Labkraut. Im Frühsommer ergibt sich die Mischung von gelbem Klappertopf und Labkraut mit blauem Wiesensalbei und Glockenblumen. Zur Erhaltung dieser Blumen dürfen die Wiesen nur einmal im Jahr gemäht werden, und zwar ziemlich spät.

Erwähnenswert sind noch die Speierlingsbäume, die ursprünglich aus Südeuropa stammen und bei uns nur auf kalkreichen, warmen und nicht zu feuchten Böden gedeihen. Die apfelförmigen oder birnenförmigen Früchte dieser Ebereschenart mit dem botanischen Namen „sorbus domestica" dienen als Zusatz zum beliebten Apfelwein und machen diesen durch ihre Gerbsäure zum Speierling. Wenn man in sie hineinbeißt, „zieht es einem die Löcher in den Strümpfen zusammen". Erst in der Edelfäule schmecken die Früchte hervorragend, weil dann die Gerbsäure  abgebaut ist. Ihr Saft wird als Zusatz zum Apfelwein verwendet und ist besonders bekannt als die Marke „Alter Hochstädter".

 

Ein Stück weiter steht ein moderner Behälter der Wasserversorgung. Von dort führt der Weg nach Westen zum Südosthecke Südostrand der Hartig. Hier ist ein Standort des Aronstabs. Dieser ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Aronstabgewächse. Aronstab gehört zu einer von zwei mitteleuropäischen Gattungen aus dieser weitgehend tropischen Pflanzenfamilie. Die Areale reichen von Nordafrika über Europa bis zum westlichen Asien. Sie wachsen vor allen in anspruchsvollen Laubmischwäldern und Gebüschen.

Die mehrjährigen krautigen Pflanzen erreichen Wuchshöhen von etwa 15 bis 40 Zentimeter. Diese Geophyten bilden Knollen als Überdauerungsorgane. Die gestielten, einfachen Laubblätter haben eine spießförmige bis pfeilförmige Blattspreit, die Blattränder sind einfach. Sie sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der Blütenstand ist typisch für die Araceae. Der Kolben (Spadix) ist kürzer als das einzelne tütenförmige Hochblatt (Spatha). Der männliche Teil des Blütenstandes ist kürzer als der weibliche. Zwischen den fruchtbaren männlichen und weiblichen Blüten sitzen ein bis sechs Reihen steriler Blüten, die nach unten gebogen sind. Die männlichen Blüten bestehen nur aus drei bis vier Staubblättern.

Die Befruchtung der Blüten erfolgt durch Fliegen und Mücken, welche durch den intensiven Geruch (nach Aas) angelockt werden. Durch die Form der Blüte, die auch als Fliegenkesselfalle bezeichnet wird, gelangt ein einmal angelocktes Insekt immer an den Stempel, wodurch eine Übertragung der Pollen sicher gewährleistet wird. Die bei Reife roten Beeren enthalten viele Samen. Diese Pflanzenart kommt in Wäldern, Gebüschen und Hecken vor. Es gibt etwa 15 bis 25 Aronstab-Arten (Arum).

 Alle Teile der Pflanze sind giftig und enthalten in großen Mengen Oxalat, daneben flüch­tige Scharfstoffe, wie das bittere Saponin Aroin und das Alkaloid Coniin. Sogar beim bloßen Berühren der Pflanze kann es zu Rötungen der Haut und Blasenbildung kommen. Nach dem Verzehr von Pflanzenteilen, speziell der roten, süß schmeckenden Beeren, können sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle einstellen. Auch ein Anschwellen der Lippen sowie Entzündungen der Mundschleimhäute mit schmerzhaftem Brennen auf der Zunge und im Rachen können die Folge sein. Die Symptome treten meist innerhalb von fünf bis 25 Minuten auf. Wenn man die dreieckförmigen Blätter kaut, entsteht durch das Oxalat ein Piksen auf der Zunge. Vor allem beim Weidevieh wurden tödliche Vergiftungen durch Verzehr der Blätter im Frühjahr beobachtet.

Wegen des angenehm süßlichen Geschmacks entstehen Vergiftungen am ehesten durch die roten Beeren. Die Giftigkeit der Beeren kann je nach Standort und Reifegrad beträchtlich schwanken. Durch Abkochen und Trocknen verliert die Pflanze an Giftigkeit.

 

Die Namensgebung bezieht sich auf den Blütenkolben und wird mit Aaron in Zusammenhang gebracht: Altes Testament, Zitat (4. Mose 17, 21-23): „Mose redete mit den Israeliten, und alle ihre Fürsten gaben ihm zwölf Stäbe, ein jeder Fürst je einen Stab, nach ihren Sippen, und der Stab Aarons war auch unter ihren Stäben. Und Mose legte die Stäbe vor dem Herrn nieder in der Hütte des Gesetzes. Am nächsten Morgen, als Mose in die Hütte des Gesetzes ging, fand er den Stab Aarons vom Hause Levi grünen und die Blüte aufgegangen und Mandeln tragen!“ Mit diesem Zeichen wurde die Vormachtstellung Moses und Aarons über die Kinder Israel bewiesen.

 

Eine Stele weist darauf hin, daß die Hartig ein Naturschutzgebiet ist. Dazu gehören allerdings nur der Wald selber und die Wiesen südlich von ihm bis zu dem breiten Querweg, auf dem man sich befindet. Die Wiesen unterhalb davon sind (trotz eines dort stehenden Schildes) offiziell nicht einbezogen. Dabei kann man hier  noch gut die alten Weinbergterrassen zu erkennen. Hier blühen an den Steilstellen die Weinberghyazinten, ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Sie sind auch eine beliebte Gartenpflanze, aber hier wachsen sie noch wild. Hier gibt es besonders magere Wiesen mit Pflanzen, die der trockenen Hitze angepaßt sind. Auch sonst finden sich wärmeliebende Steppenpflanzen, die auf dem Kalkboden gut gedeihen. Hier gibt es sogar Orchideen. Früher gab es hier auch noch das Zittergras, dessen Blütenglöckchen sich ständig im Wind bewegten; doch es wurde durch Frankfurter Blumenhändler völlig ausgerottet.

 

Das rund 19 Hektar große Hartigwäldchen ist ein Rest eines Heide-Steppen-Waldes. Früher wurde sie alle 25 Jahre abgeholzt. Dafür ließ man sich allerdings Zeit und fällte über vier Jahre verteilt immer nur ein Viertel des Waldes. Aus dem Buschwerk bildeten sich immer wieder Bäume, aufgeforstet wurde die Hartig nie.

Seit 1994 steht sie unter Naturschutz. Geschützt werden vor allem seltene Käferarten, deren Larven sich im Holz abgestorbener Bäume entwickeln. Im Wald und den vorgelagerten Weisen befinden sich Schmetterlinge wie Perlmutterfalter, Kaisermantel und verschiedene Bläulinge. Darüber hinaus wird der Wald von Fledermäusen bewohnt, die auch zwischen hier und dem Hochstädter und Wachenbucher Wald hin und her wechseln. Die Hartig wird auch von zahlreichen Vogelarten wie Sperber und dem Waldkauz zum Brüten benutzt. Auffallend sind die teils armdicken Äste der Waldrebe, einer einheimischen Kletterpflanze, die bis in die Kronen der Bäume reichen.

Unter den Obstbäumen haben sich blütenreiche Wiesen entwickelt. Je nährstoffarmer die Flächen sind, desto artenreicher entwickeln sich Kräuter und Gräser. Typische Arten in diesem Gebiet sind  Salbei, Zottiger Klappertopf, Wiesenflockenblume, Wiesendost und Bunte Kronwicke (Bilder zeigen). Die Wiesen werden nur einmal im Jahr ab Juni gemäht, aber leider zum Teil nachher noch abgeweidet.

Die frühere Ausdehnung der Weinberge in Hochstadt kann man aus der Karte des Kurfürstentums Hessen aus dem Jahre 1856 entnehmen. Damals reichten die Weinberge auf der Ostseite bis zu einer Linie in der Mitte zwischen Dorfelder Straße und verlängerter Straße „Am Kirchberg“ zum Schützenhäuschen. Dort war auch die „Lützenhartig“ rechts der Leithecke noch Weinberggebiet. Südlich der Hartig aber begannen die Weinberge etwa in der Mitte des Waldes.

Die Grenze nach Norden war etwa die Linie in Verlängerung des Südrandes des Waldes nach Westen. Aber eine Spitze westlich des neu gepflanzten Waldstückes ragte noch nach Norden (auch heute noch ungefähr die Grenze der Streuobstwiesen). Im Westen war die Weid die Grenze. Der Hang oberhalb der heutigen Straße nach Bischofsheim war dann wieder Weinbaugebiet. In Hochstadt reichte es bis etwa zu dem Weg nördlich der Bischofsheimer Straße und bis zum heutigen Weinberghof. Ein Stück rechts des Weges zur heutigen Abfallsammelstelle war ausgeschlossen und natürlich die Gärten nördlich der Ringmauer (die allerdings vor allem im westlichen Bereich nicht so breit waren wie heute).

In dem Buch „Naturschutzgebiete in Hessen, Band 1, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 102, steht Folgendes über die Hartig: Das Naturschutzgebiet liegt im Naturraum Wetterau in der Untereinheit Bergener Rücken. Es nimmt die südexponierte Hangkante oberhalb des Distelberges 300 Meter nördlich von Hochstadt in einer Höhenlage von 150 bis 180 Meter ü. NN ein. Der Boden besteht aus kalkreichen tertiärem Tonmergel, der teilweise mit Lößlehm überlagert ist. Als Bodentypen sind vorwiegend Rendzinen mit Obergängen zu Braunerde ausgebildet. Durch diese geomorphologische Situation, den kalkreichen Boden und die extensiven Nutzungen kommen in dem Gebiet artenreiche Glatthaferwiesen, Halbtrockenrasen, Streuobstbestände und naturnahe Eichen-Hainbuchengesellschaften mit seltenen Tier- und Pflanzenarten vor.

Zwei Drittel des Naturschutzgebietes nehmen Waldbestände ein, ein Drittel besteht aus Streuobst und Grünland. Die Hartig ist Teil des größten in Hessen noch vorkommenden Streuobstwiesengebietes, das sich vorwiegend an den sonnseitigen Hängen von Hochstadt bis Bergen erstreckt.

Der Wald kann dem-auf trockenen Standorten vorkommenden Eichen-Hainbuchenwald zugeordnet werden. Er ist teilweise aus Niederwaldwirtschaft hervorgegangen. Es ist vorgesehen, die künftige Nutzung des Waldes an den Zielen des Naturschutzes zu orientieren. Die Umtriebszeit und der Totholzanteil soll durch Erhaltung des Altholzes erhöht werden. Die Verjüngung wird durch die Entnahme von einzelnen Bäumen, vor allem von Eschen gefördert. Hierdurch wird ein strukturreicher Waldaufbau geschaffen und erhalten. Nadelhölzer werden in den nächsten Jahren entnommen und somit der Wald ganz auf Laubholz umgestellt.

Die Grünlandflächen mit ihren reichen Strukturen sowie den eingestreuten Gehölzen und Brachen sollen durch Pflege und Nutzung als Lebensraum für seltene Arten erhalten und weiter entwickelt werden. In dem Gebiet wurden folgende schutzwürdige Pflanzenarten nachgewiesen: Berg-Klee, Erdbeer-Klee, Filz-Segge, Früher Ehrenpreis, Hühnerbiß, Kicher-Tragant, Mücken-Händelwurz, Schopf-Kreuzblümchen, Speierling, Stumpfblättrige Rose, Weiden-Alant, Wiesen-Goldstern, Wilder Lauch.

In den Streuobstbeständen brüten Steinkauz, Neuntöter und Gartenrotschwanz und in den Kalkmagerrasen wurde das veränderliche Widderchen nachgewiesen.

 

Weiter westlich auf dem Weg kommt man zu einem Imkerstand von Honigbienen. Wenn im April die Obstbäume zu blühen beginnen, tragen die Honigbienen maßgeblich zur Befruchtung der Blüten bei. Da Honigbienen in individuenreichen Staaten den Winter überstehen, sind sie schon im zeigen Frühjahr in ausreichender Zahl vorhanden, um die vielen Millionen Einzelblüten zu bestäuben. Sie sammeln den Honigtau der Blüten, verdunsten eine Teil des Wassers und reichern die verbleibende Masse mit Enzymen an, die verhindern, daß der Honig zu gären beginnt.

Im Jahresverlauf sammeln Bienen an unterschiedlichen Pflanzen Honigtau, weshalb sich im Laufe des Jahres Geschmack und Farbe des Honigs verändern. Neben der Fütterung der Larven verwenden die Bienen den Honig auch als Energiereserve im Winter. Darum bleibt bei der Honigernte immer ein Teil des Honigs im Stock, aber es wird ihnen auch Zuckerwasser als Ersatz angeboten.

 

Von der nächsten Bank hat man einen besonders schönen Ausblick auf die Mainebene.

Der Boden ist hier Schwemmlandboden, den das Meer und dann die Flußläufe aufgebaut haben. Die Flüsse sind nicht immer dort geflossen, wo sie heute ihr Bett haben. Die Braubach zum Beispiel benutzt heute ein altes Kinzigbett und im Unterlauf ein altes Mainbett.

Für unser Gebiet ist erdgeschichtlich zunächst bedeutsam das Devon (vor etwa 400 Millionen Jahren). Erdschollen werden gehoben und gesenkt. Es entstehen zwei Verwerfungen zwischen Windecken und Dietesheim und zwischen Mühlheim und Kilianstädten. Sie sind der östliche Rand der Rheintalspalte, von der das westliche Gebiet absinkt, während das östliche stehenbleibt. Die Hochstädter Spalte könnte eventuell in Richtung Bruchköbel und Langenselbold weiterziehen.

In der Karbonzeit (vor etwa 350 Millionen Jahren) faltet sich das Variskische Gebirge auf und die Wetterausenke entsteht. Das Erdaltertum endet bei uns in der Permzeit mit dem Rotliegenden (vor etwa 285 Millionen Jahren). Dieser Lettenschiefer ist mit Eisenverbindungen angereichert und von Ton und auch verkitteten Geröllsteinen durchsetzt („Kon­glomerate“). Das Rotliegende bildet auch den Grundstock des Höhenzugs der Hohen Straße, die von der Mainebene bei Frankfurt bis zum Vogelsbergrand hinzieht (der Höhenzug ist also kein vulkanischer Ausläufer des Vogelsbergs). Heutzutage tritt das Rotliegende bei uns aber nur am Röderberg und am Riederwäldchen zutage, wo die Kinzig auf diesen Riegel traf und nach Süden umgelenkt wurde (der alte Mainlauf befand sich früher weiter südlich). Das Erdmittelalter hinterläßt bei uns keine wesentlichen Ablagerungen.

In der Erdneuzeit (Beginn vor 67 Millionen Jahren) bildet sich im Wesentlichen das Gesicht der heutigen Landschaft. Der Oberrheingraben senkt sich ab und mit ihm die Hanau-Seligenstädter-Senke. Es bildet sich ein Meeresarm, der das Nord- und Südmeer miteinander verbindet. Südlich von Bischofsheim lagern sich Sande und Schiefertone ab. Danach wird der Meeresarm aber wieder abgeschnitten, und es lagern sich gewaltige Kalkbänke ab.

Sie haben eine dunkelgraue bis bläulichgrüne Farbe und ziehen sich von Frankfurt über die Hohe Straße bis Windecken und waren früher ganz gut geeignet für Weinbau. Am Rande dieses Meeres bildete sich aber auch Braunkohle. So fand man oberhalb Hochstadts in sieben Meter Tiefe ein etwa 60 Zentimeter mächtiges Braunkohlenflöz, auch westlich des Ortes fand man Braunkohle mit Resten von Holz. Um 1780 ließ der Hanauer Graf durch seinen berühmten Baumeister Cancrin nach „Steinkohle“ schürfen und fand dabei auch ein etwa zwanzig Zentimeter hohes Flöz in blauen Letten eingelagert. Doch das Material war bröckelig und unrein und stank entsetzlich. Als man die Kohle im Salzwerk in Nauheim ausprobieren wollte, konnte sie die Sohle nicht zum Kochen bringen.

Im Miozän (vor etwa 26 bis 5 Millionen Jahren) senkt sich das Land wieder, das Südmeer reicht wieder bis in unser Gebiet. Ablagerungen fand man im Steinbruch unterhalb von Hochstadt, am heutigen Festplatz und an der Hartig. Das Vorkommen in verschiedenen Höhenstufen deutet auf erneute Verwerfungen.

Doch es kommt wieder zu einer Abschnürung der Einsenkung. Es lagern sich mächtige Kalkbänke ab. Sie überlagern das Rotliegende in den Hanglagen. Sie werden im 17. Jahrhundert in einem Kalkofen in Hochstadt verarbeitet. Am Ende dieser Zeit regen sich Vulkane im Vogelsberg, aber auch die Steinbrüche in Wilhelmsbad und Dietesheim stammen aus dieser Zeit.

Vor fünf Millionen Jahren beginnt die Entwicklung des heutigen Mains. Er füllt zunächst die Hanau-Seligenstädter-Senke zu einem See von der Größe etwa des Bodensees. Bis heute finden in diesem Gebiet Absenkungen statt, die Ränder heben sich, es kommt zu Erdbeben im Rhein-Main-Gebiet.

Im Quartär (Beginn vor 1,5 Millionen Jahren) kommt es zu vermutlich sieben Eiszeiten. Aber unser Gebiet bleibt dabei eisfrei, es ist eine Art Steppenlandschaft. Durch heftige Stürme werden Massen von Verwitterungsprodukten als Löß in der Wetterau und an den Hanglagen der Hohen Straße abgelagert. Der hellgelbe Löß ist fruchtbarer Ackerboden. Bei Verwitterung geht aber der Kalk verloren und es entsteht Lößlehm und bei völliger Verwitterung dann wasserundurchlässiger Lehm. Durch Ausblasung der Gesteine lagern sich Flugsanddünen in den Ebenen ab.

Auch durch die starken Temperaturunterschiede verwittert das Gestein, und der Schutt wird in die Täler gespült. Es entstehen Schwemmflächen und es erfolgt die Terrassenbildung des Mains, weil dieser in jeder Warmzeit durch die großen Wassermassen sich tiefer einschneidet. Der Main schafft sich zunächst einen Abfluß aus dem Becken in der Nähe des heutigen Neu-Isenburg und nachher am Sachsenhäuser Berg, wo sich sein Bett stabilisiert.

Die Hauptterrasse entstand vor etwa 600.000 Jahren und ist heute feststellbar an der Hohen Straße und an der Hartig.

Die Mittelterrasse findet sich am Distelberg (obere Mittelterrasse) und am Riederwäldchen (untere Mittelterrasse); die unterste Terrasse findet sich nur auf der Mühlheimer Seite und liegt wenige Meter über dem heutigen Flußufer.

In der Jetztzeit (seit 10.000 Jahren) vertorft der Flußlauf unterhalb des Riederwäldchens. Das Klima wird wärmer. Es wächst Urwald heran, aber auch eine Steppenheide, die sich noch am Berger Hang und an der Hartig bei Hochstadt erhalten hat. Auf diesen waldfreien Flächen siedeln sich auch Menschen an. Es ist fruchtbarer Lößboden da. Durch die Tone im Untergrund entstehen an den Abhängen Quellhorizonte. Die Voraussetzungen für eine Besiedlung sind günstig.

 

Von der Südwestecke der Hartig kommt ein Weg herunter, auf dem man nun abwärts geht in Richtung Dorf. Am Ende des Steilstücks liegt westlich der letzte Hochstädter Weinberg. Er wurde 1917 still gelegt, ist aber noch an der Weinbergmauer an seiner Nordseite zu erkennen. Ganz links in die Mauer ist ein Sandstein eingefügt mit der Aufschrift: „Wilhelm Schales 1859“. Zu dieser Zeit gab es drei Personen mit diesem Namen:

1. Ein Johann Wilhelm Schales (1803-186) wohnte 1853 in der Trinkbrunnenstraße 14 und 186 in der Trinkbrunnenstraße 18.  Aber falls der Stein aus einen Wohnhaus stammt, kann es nicht dieser Wilhelm Schales sein, weil das Haus Nummer 18 erst in den siebziger Jahren abgerissen wurde, der Stein im Weinberg aber seit undenklichen Zeiten schon dort sitzt, wie Heinrich Burkhard, der Vorbesitzer des Gartens, weiß.

2. An  der Ecke Hanauer Straße /Kalkhaustraße (nach unten) wohnte ein Wilhelm Schales, denn 1912 wird gesagt, daß die Familie Michael Adam Wolf „im Haus Schales“ wohnt. Das Haus hatte die alte Hausnummer 140 ½. Da das Haus Nummer 140 bereits stand, würde  das Haus 140 1/82 in  diese Zeit passen. Schales soll ein Schuhmacher gewesene sein, ist aber sonst weiter nicht bekannt. Außerdem ist nicht zu sehen, wo dort etwas abgerissen worden sein sollte.

3. Deshalb ist wahrscheinlich, daß Wilhelm Schales aus der Gaststätte „Zur goldenen Krone“ gemeint ist. Er lebte von 1910 bis 1861 und heiratete 1835. Das Grundstück oberhalb gehörte später der Familie Möbus, also der Verwandtschaft. Frau Elfriede Schöpel geborene Rauch, auch eine Nachkommin des Wilhelm Schales, meint sogar, dieser Stein sei extra für den Weinberg angefertigt worden.

 

Die Ursachen für das Ende des Weinbaus in Hochstadt sind vielfältig: Krankheiten, Mangel an Arbeitskräften, Konkurrenz auswärtiger und ausländischer Weine und die Flurbereinigung (Verkoppelung) in den Jahren 1911 bis 1915: Die Bauern wollten die Weinberge mit ihrer jährlich wiederkehrenden großen Arbeit und ihrer häufigen Mißernten ersetzen durch Obstbaumanlagen, die weniger Arbeit machen und einen zwar geringen, aber sicheren Ertrag versprechen. In den Weinbergen wurden Obstkulturen angelegt. Im Jahre 1921 waren alle Weinberge durch Wiesen und Obstbaumanlagen ersetzt, seit 1924 wird der Weinbaubezirk Bergen-Enkheim nicht mehr im Reichsgesetzblatt geführt.

 

Der Weg führt zu den Gärten am Nordrand von Hochstadt. Nur hier gibt es noch die ursprüngliche Abfolge früherer Dörfer: Bebaute Ortslage, Ringmauer, (Kraut-) Gärten, Streuobstwiesen. Auf dem schmalen Weg nördlich der Ringmauer geht es zurück zum Gemeindehaus  (Länge des Spaziergangs etwa 2 Kilometer).

 

 

Weinbergsberg

[Der Weg ist weitgehend mit dem Weg “Nördlich von Hochstadt“ übereinstimmend, behandelt aber mehr das Thema „Weinbau“ und führt auch zu dem neuen Weinberg des Winzervereins].

Eine Wanderung durch die ehemaligen Weinberge Hochstadts kann man zum Beispiel an den Wirtshäusern in der Ortsmitte beginnen. Hier wurden die Hochstädter Weine ausgeschenkt. Der Weinschank bot eine gute Einnahmequelle für die Gemeinde. Zwar waren es 1585 nur 33 Gulden, die die Weinmeister ablieferten. Aber 1590 waren es 133 und 1596 immerhin 120 Gulden. Wegen Hagelschlag konnte im Jahre 1597 kein Wein geliefert werden. Aus dem Jahre 1598 ist die älteste originale Weinrechnung erhalten. Ein Fuder Wein kostete danach 78 Gulden. Ein solcher Gewinn war mit anderen Feldfrüchten nicht zu erzielen. Hier lag der Grund für den wirtschaftlichen Wohlstand Hochstadts.

Besonders günstig war natürlich, wenn man Wein lagern konnte für die Jahre, in denen der Preis besonders hoch war. Deshalb hatten die Hochstädter meist große Weinkeller, wie man heute noch an den hohen Kellern der Hauptstraße sehen kann. Das Fuder Wein wurde zum Beispiel im Einkauf mit 42 bis 56 Gulden bezahlt, aber nach einem Jahr konnte man es schon für 100 Gulden verkaufen.

Später wurde der Weinschank von der Gemeinde verpachtet: Die Wirte zahlten von jedem Fuder 15 Gulden und außerdem 15 Gulden Pacht für das Gemeindewirtshaus. Auch die Herrschaft erhielt vier Gulden „ständiges Ungeld“ vom Weinschank. Für jedes verzapfte Fuder Wein erhielt sie von den Weinmeistern drei Gulden (und für jede Ohm Bier fünf Albus). Außerdem wird von jeder jungen Maß Wein ein Heller erhoben und ebenso eine Abgabe von dem außer Landes verkauften Wein (um die Beiträge für die Hohe Landesschule aufzubringen).

Die Herrschaft setzte Weinmeister und sogenannte „geschworene Wirte“ und Weinmeister ein. Die Weinmeister hatten den Wein einzukaufen, zu schätzen und den Preis festzusetzen; sie stellen eine Rechnung auf, die in Hanau abgehört wurde. Am Aschermittwoch gingen die Geschworenen nach alter Gewohnheit, die Mängel im Weinberg („Bruch“) zu besichtigen. Aus diesem Anlaß bekamen sie gewöhnlich 24 Maß Wein. Zweimal im Jahr wurde Rüge gehalten, also das Gericht über die Feld- und Waldfrevel.

 

Von der Ortsmitte geht man die Bogenstraße hinauf. Das Haus Nummer 14 war die

Herrschaftliche Zehntkelter“, wo also der Wein der Hanauer Grafen gekeltert wurde und auch die der zehnte Teil der Weinernte von jedem Weinbauern abgeliefert werden mußte. Das Kelterhaus stand im westlichen Bereich des Grundstücks. Als 1834 der Zehnte abgeschafft wurde, verkaufte die Hanauer Verwaltung das Grundstück an Wilhelm Heckert. Ins Kelterhaus wurde 1895 ein Kuhstall eingebaut und das Gebäude als Scheune genutzt. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts  wurde sie allerdings abgerissen.

Am oberen Ende der Bogenstraße sieht man hinüber zur Kirche. Dort ist über der südlichen Empore ein Weinstock an die Decke gemalt als Hinweis auf einen Erwerbszweig, der früher sehr wichtig war. In den Schlußsteinen des Gewölbes ist ein Wingertkneipchen und eventuell eine Weinberghacke dargestellt.

Von der Kirche geht man nach Norden. Hier ist - als einziges Beispiel weit und breit - die alte Abfolge von Ortslage mit Ringmauer, Krautgärten und Streuobstwiesen erhalten. Wo heute die Streuobstwiesen sind, war früher aber weitgehend Weinbaugebiet. Dieses überblickt man am besten vom Schützenhäuschen aus.

 

Die frühere Ausdehnung der Weinberge in Hochstadt kann man aus der Karte des Kurfürstentums Hessen aus dem Jahre 1856 entnehmen. Damals reichten die Weinberge auf der Ostseite bis zu einer Linie in der Mitte zwischen Dorfelder Straße und verlängerter Straße „Am Kirchberg“ zum Schützenhäuschen. Dort war auch die „Lützenhartig“ rechts der Leithecke noch Weinberggebiet. Südlich der Hartig aber begannen die Weinberge etwa in der Mitte des Waldes.

Die Grenze nach Norden war etwa die Linie in Verlängerung des Südrandes des Waldes nach Westen. Aber eine Spitze westlich des neu gepflanzten Waldstückes ragte noch nach Norden (auch heute noch ungefähr die Grenze der Streuobstwiesen). Im Westen war die Weid die Grenze.

Der Hang oberhalb der heutigen Straße nach Bischofsheim war dann wieder Weinbaugebiet. In Hochstadt reichte es bis etwa zu dem Weg nördlich der Bischofsheimer Straße und bis zum heutigen Weinberghof. Ein Stück rechts des Weges zur heutigen Abfallsammelstelle war ausgeschlossen und natürlich die Gärten nördlich der Ringmauer (die allerdings vor allem im westlichen Bereich nicht so breit waren wie heute).

 

Zur Überwachung der Weinberge waren Feldschützen angestellt. Anfangs gab es noch extra Weinbergschützen, die sogar Nachtwache hielten; dann aber übernahmen die Feldschützen diese Aufgabe mit. Es waren ursprünglich immer fünf Feldschützen, von denen einer aus dem Dorf Groschlag kam, solange dieses bestand. Jeder Einwohner war verpflichtet, zweimal während seines Lebens den Dienst als Feldschütz zu versehen. Es wurden immer zwei ältere Männer und zwei oder drei jüngere bestimmt. Die Feldschützen hatten Pistolen, zunächst einmal zu ihrem Schutz, aber vor allem, um in der Erntezeit die Stare und Krammetsvögel zu vertreiben. Außerdem hatten sie einen Stock, mit dem sie jugendliche Übeltäter gleich in der Feldmark verprügeln durften. Später trugen sie auch Dienstmützen und glänzende Messingschilder mit ihrem Namen.

Die Besoldung der Feldschützen betrug jährlich drei Gulden. Bei der Verpflichtung vor dem Amtmann in Hanau bekamen sie einen Imbiß, bei ihrem Amtsantritt am Petritag (21. Februar) konnten sie ein Viertel Wein vertrinken. Am Kirchweihtag hatten die Feldschützen auch die drei Feldbrunnen zu fegen. Ein ertappter Übeltäter mußte den Feldschützen eine Zeche im Wirtshaus bezahlen. Die Feldschützen veranstalteten dann manchmal ein festliches Gelage. Ein Übeltäter konnte aber auch vor das Dorfgericht gehen, wenn ihm die Zeche zu hoch erschien.

Stützpunkte der Feldschützen waren die Schützenhäuschen, die vor allem auch zum Schutz vor schlechter Witterung dienten. Erhalten ist nur noch das Häuschen an der Leithecke, das eines der Wahrzeichen Hochstadts ist. Ursprünglich aber gab es drei Schützenhäuschen. Ein zweites stand „in der Heide“ (heute: „In der Heidt“) am Alten Schützenhäuser Weg westlich der Weinbergstraße. Er ging vom westlichen Ende der Straße „An der Hartig“ nach Norden in Richtung Landgraben. Das Häuschen könnte in der Flur Distelberg gestanden haben, an der Kreuzung mit dem „Steder Weg“, der von der Weid zur Nordostecke der Hartig führt. Dort macht der Weg einen Knick und heute ist dort eine Wiese durch eine Ligusterhecke eingepflanzt. Dieses Häuschen könnte gemeint ein, wenn im Jahre 1716 gemeldet wird, daß das Schützenhäuschen am Landgraben neu errichtet wurde. Das dritte Schützenhäschen müßte dann im Bereich der „Enggasse“ gestanden haben. Diese führt von der heutigen Abfallsammelstelle zum heutigen Westrand der Hartig. Wo dieser Enggassenweg kurz vor der Hartig einen kleinen Knick macht, könnte das Häuschen gestanden haben.

Die Arbeiten im Weinberg liefen das ganze Jahr. Nach der Weinlese im Herbst wurden zunächst die Wingertpfähle ausgerissen („ausgerugst“) und in Haufen hingelegt. Dann wurden zwei Pfähle überkreuz mit einer Witt zusammengebunden und in diese Gabel die Pfähle schräg hineingelegt, damit das Wasser ablaufen konnte. Die Haufen wurden sehr sorgfältig ausgerichtet in Reihen, wie überhaupt alle Arbeiten in den Weingärten sehr exakt ausgeführt werden.

Jedes Jahr gab es neue Weinberganlagen zu pflanzen, denn nach 15 bis 20 Jahren war der Weinberg nicht mehr ertragfähig und wurde ausgehackt. Die Kahlflächen („Wüstling“ oder „Wydach“ genannt) wurden einige Jahre mit Futterpflanzen bestellt und dann wieder neu angelegt. Im Winter, wenn der Frost nicht zu hart war, wurde das betreffende Stück umgerodet und zwei Spaten tief umgegraben.

Im Frühjahr wurde der neue Wingert mit ausgesuchten kräftigen Pflanzen neu angelegt. Wenn das Wetter einigermaßen gelinde war, wurde im Februar mit dem Wingertschneiden begonnen: Die alten Reben wurden bis auf die entsprechenden Triebaugen zurückgeschnitten. Man benutzte dazu die Hiebe oder den Wingert, wie er auf dem (neueren) Hochstädter Wappen erscheint. Das Benutzen der heute bekannten Baumschere kam erst später auf. Die Frauen und Mädchen lasen dann die abgeschnittenen Reben zusammen und banden sie zu Wellen zusammen, die dem Bäcker gegeben wurden, wenn man bei ihm Kuchen backen wollte.

Wenn dann im Frühjahr der Boden etwas abgetrocknet war, wurde mit dem Hacken begonnen. In früheren Jahren wurden die Wingerte sogar mit dem Spaten aufgegraben. Deshalb erscheint auch der Spaten in dem (neueren) Hochstädter Wappen. Diese erste Bearbeitung war die schwerste unter den Arbeiten im Weinberg. Die Stöcke wurden dabei so freigegraben oder freigehackt, daß zwischen den Reihen eine erhöhte Zeile entstand. Im Mai mußte dann zum zweiten Mal gehackt werden.

Auch das Düngen war sehr schwierig. Mit dem Wagen konnte man ja nur an die Weinberge heranfahren, die an den wenigen Wegen lagen. In die anderen mußte der Mist mit Körben getragen werden. Mit dem Schubkarren dufte man nicht fahren, weil dadurch die Stöcke beschädigt werden könnten. Der Mist wurde zu den Stöcken gelegt und beim zweiten Hacken gut mit Erde bedeckt. Für dieses Hacken, bei dem der Boden wieder eben gemacht wurde, benutzte man vielfach den Karst; dieser erscheint deshalb als drittes Symbol auf dem (neueren) Hochstädter Wappen.

Nach dem Hacken wurde ein Wingertpfahl zu jedem Weinstock gesteckt, damit nach einigen Wochen die Reben an ihm angeheftet werden konnten. Dazu benutzte man mit dem Dreschflegel gedroschenes Roggenstroh. Dieses wurde gut ausgeschüttet, damit kein Gras und keine Unkrauthalme dazwischen wachsen konnten. Dann wurde es in Bündel gebunden, auf etwa einen Meter Länge abgehackt, naß gemacht und gut getreten, damit es geschmeidig wurde. So konnte man mit dem Stroh die Reben gut anheften.

Danach wurden die Wingerte zum dritten Mal gehackt und die Erde wieder an die Stöcke gehäufelt. Nach der Getreideernte wurde das Laub von den Reben abgemacht und die hochgeschossenen Reben wurden mit der Sichel gleichmäßig abgeschnitten. Mit einer Rebe wurden sie dann zum Bündel gebunden und auf den Pfahl gesteckt. Wenn sie gut trocken waren, wurden sie mit einem Strohseil in große Gebunde zusammengebunden und schließlich heimgefahren. Dieses Wingertlaub lieferte im Winter ein gutes Viehfutter.

 

Oder es wurde gleich verfüttert. Dabei wurde nach dem Abendessen im Kuhstall ein Gebund Laub abgestriffelt, in eine Bütte geschüttet, mit Spreu oder zerkleinerter Dickwurz vermengt und heißes Wasser darüber gegossen. Dann wurde alles mit einem alten Tuch zugehängt, damit es bis zur nächsten Mahlzeit recht weich wird. Vor dieser kamen noch Kleie oder Treber dazu und der weiche Brei („Sitte“ genannt) wurde dem Rindvieh in die Krippe geschüttet. Das Vieh fraß es gern, weil das Wingertlaub sehr süß schmeckt; außerdem übt es einen fördernden Einfluß auf die Milchleistung aus.

Wenn dann die Trauben anfingen zu reifen, wurden die Wingerte geschlossen. Früher wurde dazu eine Dorfversammlung gemacht, später wurde der Termin durch die Ortsschelle bekannt gemacht. Es ist immer ein Werktag, meist ein Samstag, der „Ruhetag“ genannt wird. Dann läuteten alle Glocken, damit jeder wußte, daß jetzt die Weinberge geschlossen sind. Damit waren die Weinberge Sperrbezirk. Niemand durfte mehr hinein außer dem Gemeindevorstand und den Feldschützen. An den Feldwegen wurden sogar Schlagbäume aufgestellt.

Zum Abernten von Obst wurde ein Tag freigegeben, meist der Freitag, weil am Samstag der Markt in Hanau war. So sollten die Weinberge vor Dieben geschützt werden. Jetzt hatten die Feld- oder Weinbergschützen den Höhepunkt ihrer Tätigkeit. Sie stellten auch zusammen mit dem Schultheißen die Reife der Trauben fest. Zunächst mußte eine Probe auf die Ratskammer nach Hanau gebracht werden. Erst wenn die Trauben dort für reif befunden wurden, konnte der Beginn der Weinlese bestimmt werden. Die Keltern wurden in Ordnung gebracht, die Fässer werden sauber geschwenkt, Botten und Eimer blank geputzt. Meist bekamen die Männer neue Schürzen und Schuhe. Auch die Frauen und Mädchen putzten sich heraus.

 

Die Weinlese war dann ein Fest. An den Weinlesetagen wurde besser gelebt: Kuchen wurde gebacken, zum Frühstück wurde ein Preßkopf oder ein Schwartemagen bereitgehalten, mittags gab es Schweinefleisch und Sauerkraut, abends dann Hammelbraten.

An dem geschmückten Schützenhäuschen ging es besonders festlich her. Dort wurden von den Feldschützen zwei Fichten aufgepflanzt: Die eine wurde senkrecht aufgestellt, an der Spitze mit Bändern geschmückt. Die andere wurde waagrecht in die am Häuschen befestigten Eisen gesteckt (heute noch vorhanden) und auch mit Bändern geschmückt. Beide wurden miteinander verbunden und vorne an den Querbaum wurde ein mächtiger Kranz aus den schönsten Trauben gehängt.

Eine Musikkapelle spielte. Gegen Mittag wurde im Schützenhaus Sauerkraut und frisches Schweinefleisch zubereitet, der Wein floß in Strömen. Die Weinbauern kamen und aßen und tranken mit den Weinbergschützen, für die bei dieser Gelegenheit ein gutes Trinkgeld abfiel. Die Schuljugend war auch dabei und vertrieb sich mit Freudenfeuerchen und anderen Spielen die Zeit. Von Zeit zu Zeit gaben die Weinbergschützen aus ihren Pistolen Schüsse ab. Auch die jungen Burschen schossen mit Pistolen, schließlich gehörten ja alle jungen Leute der Schützengilde an. Es gab allerdings auch Unglücksfälle.

War der Wein einigermaßen geraten, so fand am Abend das Winzerfest mit Tanz statt. In besonders guten Weinjahren wurde es an mehreren Abenden wiederholt. Der „Herbst“, also die Weinlese, war das höchste Fest im Jahr. Aus dieser Feststimmung heraus wurde 1813 von dem Zehntschreiber Georg Breidenstein ein etwas holprige Gedicht verfaßt:

 

Ein Gespräch bei der Hochstädter Weinlese

Hochstadt im Amt Büchertal

liegt im Bezirk demnächst oval,

hat hohe Mauern rings ums Ort,

gesichert von Süd, West, Ost und Nord.

Zwei Thore, von Bohlen stark gemacht –

bei jedem auch ein Haus zur Wacht.

Und so im Ort viel schöne Häuser,

im Keller Wein, Birn und Karthäuser,

Borsdorfer, Mar- und Renettenäpfel

und ungeheuer viel Erdgeräppel.

 

Ein steinern Turm nah bei der Kirche,

worauf drei Glocken - ich bin Bürge -

man trifft wohl keine Harmonie

auf weit und breit so an wie die,

die mit so schönen Tönen spielen,

wie die es durcheinander wühlen.

Man trägt die Leichen durch den Turm,

Henning singt stark wie Glockenbrumm.

Soll da nicht mancher wacher werden

in seinem Sarg und auf der Erden?

Noch länger seine Geschäfte treiben,

denn der gibt’s viel, die gern hier bleiben.

Das Rathaus schön im Mittel steht,

dabei auch die gemeine Weedt,

in der man pflegt die Pferd zu tränken

und von dem Staube abzuschwenken.

Das Pflaster gleicht dem in der Stadt,

wenn es gleich keinen Vorzug hat,

so ist es doch in gutem Stand,

daß keins wird besser sein im Land.

 

Der Weinberg liegt schier gegen Süden,

in Lagen nicht viel unterschieden.

Die Sandgass nur hat was voraus,

so wie die Ros‘ im letzten Strauß.

Die Felder, Baumflur und die Wiesen,

so sich eins an das andere schließen,

sind überhaupt im besten Stand:

Ja allen Wert hat Hochstadts Land!

 

Und so sind auch die Untertanen:

Man hat’s nicht nötig, sie zu mahnen.

Und tut’s zuweil der geistlich Stand,

der weltlich reicht dabei die Hand.

Man wird vom Zwiespalt wenig hören,

noch daß sie gern Prozesse führen.

Ja, viele wissen es wohl nicht,

wo man die Zitationen kriegt.

 

Die Polizei wird respektiert,

man  gibt  dem Ehr‘, dem Ehr‘ gebührt,

hat auch stets acht auf Feuer und Licht,

und sorgt, daß niemand Leid’s geschieht.

Die letzte Ernt‘ im Herbst fürwahr,

hat wechselnd fett und mag’re Jahr.

Man hackt und gräbt wohl früh und spat,

so wie man es vor Jahren tat.

 

Die Helden mit den langen Stangen,

die haben auch ihr Herbst begangen,

so daß nichts mehr über blieben ist

als Stöck‘ und dürr Laub für den Mist.

Seitdem der Rhein und Main gebrennt

und man die Landleut‘ „Bauern“ nennt,

wird keiner in der Chronik lesen,

daß ein solch trollich Zeit gewesen.

 

Auch bei Herrn Weber und Herrn Stein,

da floß nur – es war schad – der Wein.

Und was noch Küh‘ und Kälber hatte,

das flog dahin als wie ein Schatte.

Und so ging’s durch den ganzen Ort

wer nichts mehr geben konnt, lief fort,

und war schier bei dem lauten Pochen

zur Schnecke in ihr Haus gekrochen.

 

Es starben auch viel Leut‘ im Ort,

man klagte schrecklich hier und dort.

Die Traurigkeit umgab viel‘ Seelen,

an Trost ließ es der Herr Pfarrer nie fehlen.

Dank sei dem Gotte in der Höh‘ -

der Friede scheint ja in der Näh‘ -

dem großen Gott soll von uns allen

ein ewig, ewig Lob erschallen.

 

Nun  seid gegrüßt von Tor zu Tor

und trinkt einmal hübsch nach der Schnur!

Das Glas hebt hoch, denn wie bekannt

ist’s Mode so im Wingertland!

Wenn der im Krug dort besser ist -

und du sollst sein, das was du bist -

so schenk noch mal jedem ein,

es soll der Hochstädter Gesundheit sein!

 

Nun auf den Rücken mit der Bott‘,

mach so, daß man nicht sagt, er hott.

Seid fleißig, mäßig, fragt nicht mehr

als fünfe Viertel nach Gebühr.

 

Und nun macht Fässer voll mit Wein,

das wünscht euch Georg Breidenstein,

der schon vor dreiundvierzig Jahr,

im Kelterhaus Zehnteschreiber war.

 

(Erläuterungen: „Henning“ war der Lehrer und Kantor, „gemeine Weedt“ ist ein Wasserbecken, „Vorzug“ ist der Gehsteig, „Zitationen“ sind Vorladungen vor Gericht, die „Helden mit den Stangen“ sind die Feldschützen, der „Herbst“ ist das Herbstfest zur Weinlese, Weber und Stein sind die Wirte in der Ortsmitte, die „Bott“ ist die Bütte zum Ernten der Reben, „er hott“ heißt „er hat getrunken“).

Nach der Weinlese wurde sofort mit dem Keltern begonnen. Die Trauben wurden aus den Bütten in einen Trog geleert, mit einem Stampfer zerstampft und auf die Kelter gebracht und ausgepreßt. Nachbarn oder die nächsten Verwandten und Bekannten halfen sich dabei gegenseitig. Zu der beschwerlichen Arbeit gabt es immer Kartoffelsalat und frische Bratwurst. Jeder Weinbauer kelterte selber, hatte auch sein eigenes Kelterhaus und seinen Weinkeller.

 

Vom Schützenhäuschen geht man an der Leidhecke entlang und dann hinunter zu der Teerstraße. Auf dieser entlang kommt man nach links zu dem Weinberg Sittig. Hier ist Gelegenheit, auf die Geschichte des Weinbaus im Hochstädter Raum einzugehen.

Eingeführt wurde der Weinbau wohl schon von den römischen Grundherren, die sich in der Gegend niedergelassen hatten. Die Klöster sorgten dann für die Verbreitung und Veredlung des Weins. Schon in den ältesten Urkunden über Hochstadt wird der Wein erwähnt, so in der nicht mehr vorhandenen und nicht mehr genau datierbaren Urkunde aus der Zeit zwischen 812 und 819 und der ältesten vorhandenen Urkunde aus dem Jahre  846.

Der Wein war der Haupterwerbszweig der Bewohner für viele Jahrhunderte. Er war das tägliche Getränk, selbst Knechte erhielten ihren täglichen Anteil. Der Wein gehörte zu jedem Kauf und Vertrag, zum Verdingen von Gesellen und Gesinde und zu den Verhandlungen des Gemeinderats.

Der Hang von Seckbach über Bergen und Bischofsheim nach Hochstadt war ein einziger Weinberg. In Hochstadt waren bevorzugte Lagen: Die Dietzgasse, Zu dem Breydenbaum, Am tiefen Weg, Im Distelberg, In der Horegasse.

Im Jahre 1374 verlieh der Hanauer Burgkaplan Johann Selbsmann seine Weingärten in Hochstadt nach den Bedingungen des Landsiedelrechts (Mittelding zwischen Erbleihe und Zeitpacht). Auch 1577 hatte der Pfarrer Nikolaus Krug aus Hanau zwei Morgen Weingarten in Hochstadt im Wert von 90 Gulden. Die Herrschaft hatte im Amt Büchertal 48¾ Morgen Weinberge, in Hochstadt waren es um 1500 rund 3½ Morgen und ein Viertel im Wert von 405 Gulden, im Jahre 1754 aber waren es schon 512 Morgen.

Die Herrschaft versuchte aber auch, den Weinzehnten an sich zu ziehen. So wurde 1527 ein Friedberger Burgmann gestraft, weil er in den Weinzehnten der Herren von Karben zu Hochstadt eingegriffen hatte und mehr genommen hatte, als ihm bei der Teilung zugestanden wurde.

Im Jahre 1539 kaufte die Herrschaft den vierten Teil des Weinzehnten von den Herren von Karben, der Äbtissin vom Throne (Kloster Thron bei Mainz) und Pfarrer Forstmeister. Die von Karben mußten allerdings erst die Erlaubnis einholen, weil ihr Teil der Zehnt ein Königstein‘sches Lehen war.

Im Jahre 1599 fand man schon im Juli reife Trauben und begann am 5. September mit der Weinlese. Es gab einen guten Wein. Das Fuder brachte zunächst nur 42 Gulden, aber im nächsten Jahr schon 100 Gulden. Die Gemeinde gab in diesem Jahr 766 Gulden für ihren Weinbau aus (für Schreiber, Steuern für die Herrschaft und Lohn für den Wirt); aber sie nahm auch 928 Gulden ein. Der Wirt erhielt von jeder Ohm Wein (155 Liter) vier Gulden. Der Überschuß ging an die Gemeindekasse. Im Jahre 1599 wurden in Hochstadt 13 Fuder 4 Ohm 2 Viertel Wein ausgeschenkt, das sind 6.568 Maß oder 26.272 Schoppen.

Wenn Wingerte verkauft wurden, waren es meist nur winzige Stückchen, die aber sehr teuer waren. So kostete 1605 ein Viertel Wingert 40 Gulden (= ein Viertel Morgen), im Jahre 1612 kosteten 1 Viertel 2 Ruthen Weingarten 26 bis 27 Gulden. Ein Maß Wein kostete zwei Batzen.

Die Wingerte durften aber in der Regel nicht beseitigt werden. Als ein Steffen King aus Wachenbuchen hat 1612 seinen Weinberg in Hochstadt entgegen dem herrschaftlichen Verbot ausgerodet hatte und der Hochstädter Amtsträger ihn deswegen zur Rede stellte, antwortete er: „Der tonner und hagelt ihn in die Scheuen geschlagen und sein Arsch aufgesperrt und er soll seine Zungen hineinstecken!“ Doch im nächsten Jahr wurde einem Wachenbucher Besitzer dann doch erlaubt, seinen Weinberg im Braunsberg auszuhauen, weil der mitten im Feld lag.

Es hatten also auch Auswärtige ihre Weinberge in Hochstadt. Im Jahre 1650 waren es 17 Auswärtige aus Hanau, Kesselstadt, Mittelbuchen, Bischofsheim und Frankfurt. Sie mußten die Trauben an extra für die Auswärtigen bestimmten Tagen lesen (1673).

Am 26. September 1681 erschien eine Weinleseordnung der Grafen von Hanau, die in 14 Paragraphen die Ordnung in den herrschaftlichen Weinbergen regelte. Vor allem ging es der Herrschaft darum, daß nur ja keine Traube verloren geht, daß nicht noch abends „Heil- oder Gruktrauben“ ins eigene Haus getragen werden und daß den Torschreibern jede Bütte gemeldet wird.

Für die Arbeiten in den herrschaftlichen Weingärten in Hochstadt und Kilianstädten mußten im Jahr 1716 über 32 Gulden ausgegeben werden. Die Einwohner mußten dafür Steuern bezahlen, die höher waren als die aufgewendeten Kosten. Es kam auch gelegentlich vor, daß so wie 1752 die Weinberge verhagelten.

Aber für die Herrschaft war der Wein eine gute Einnahmequelle. Im Jahr 1747 schrieb der „Wetterauische Geographus“ über Hochstadt: „Es wächst um diesen Ort ein guter Wein und viel Obst!“ Der Wein war ein wichtiger Erwerbszweig. Konrad Appel vermerkte jedes Jahr in seiner Chronik auch das Ergebnis der Weinernte.

Die größte Anbaufläche hatte 1754 die Gemeinde Bergen mit 565 Morgen, dicht gefolgt von Hochstadt mit 512 Morgen. Bischofsheim und Kilianstädten hatten über 200 Morgen. Außerdem gab es noch Weinbau in den Orten Windecken, Niederrodenbach, Marköbel und Rüdigheim.

Die Steuern für Wein und Bier wurden im Verhältnis 4 : 5 zwischen Gemeinde und Herrschaft aufgeteilt. Im Jahre 1765 kamen 120 Gulden ein, von denen die Gemeinde 52 Gulden erhielt, im Jahre 1762 waren es 40 Gulden. Dann waren es jahrelang 53 Gulden, ab 1789 dann 84 Gulden.

 

Die Weingärten im Säuerling erzielen besonders hohe Preise. Aber 1781 wurde darüber geklagt, daß die Hochstädter schlechten Wein als Zehnten abgeliefert hätten. Das Amt verfügte, daß der Wein schon vor der Kelter von den Steuerzahlern eingezogen wird, weil die Hochstädter sonst wieder „ein elendes Getränk“ zusammenschütten, das nicht einmal zum Essig taugt.

Aus dem Jahre 1769 wird wieder berichtet, daß viele kleine Weingärten abgehauen wurden und statt dessen andere Frucht angebaut wird. Doch immerhin legte ein Einwohner in den Jahren 1818 bis 1825 in der Schütt einen neuen Weinberg an.

Um 1790 zahlen Weinzehnt 150 Personen aus Hochstadt, 19 aus Wachenbuchen, je einer aus Dörnigheim und Oberdorfelden und 11 aus Bischofsheim (Die Jahreszahl ergibt sich aus den Lebensdaten der in der Liste erwähnten Personen, z.B. Pfarrer und Lehrer).

Im Jahre 1834 haben 20 Einwohner Wein zu versteuern. Die Lese war gut ausgefallen. Die etwa 150 Ohm wurden größtenteils nach Hanau verkauft. In den bevorzugten Lagen wurde die Sorte „Gutedel“ für den Hanauer Markt angebaut, sonst wurden noch „Riesling“ und „Sylvaner“ angebaut. Besonders gut sind die Lagen „Im Säuerling“.

Später wurde auch Wein in Fässern in Dörnigheim auf Schiffe verladen und zum Teil bis nach Mainz verkauft, wo er mit süßen italienischen und französischen Weinen verschnitten wurde. Er wurde aber auch in bauchige Flaschen abgefüllt, von denen einige in den Grundstein der alten Schule in der Hauptstraße Nr. 4 eingemauert sind.

 

Vom Weinberg Sittig geht man wieder hinunter zur Teerstraße und auf dieser ein Stück nach Westen und dann rechts hinauf. Dort ist links der letzte Hochstädter Weinberg. Er wurde 1917 still gelegt, ist aber noch an der Weingerbmauer an seiner Nordseite zu erkennen (seit kurzem ist er allerdings leider durch Wochenendhäuser verunstaltet). Hier ist der Ort, um das Ende des Weinbaus in Hochstadt zu schildern:

Im Jahre 1842 heißt es in einer Beschreibung des Kurfürstentums Hessen, daß der Weinbau im Hanauer Gebiet wieder im Steigen begriffen sei und sich die Weine durch Feuer auszeichnen. Doch 1857 wurden nur noch Bergen-Enkheim, Bischofsheim, Hochstadt, Kilianstädten und Langenselbold als Weinorte genannt. Im Jahre 1858 wurde sogar eine Polizeiverordnung erlassen, wonach die Weinberge nicht zum Ziehen von Gemüse und Feldfrüchten verwendet werden dürfen und nicht mit Bäumen bepflanzt werden dürfen.

Bei der Kurhessischen Landesaufnahme von 1853 wurde festgestellt, daß immer mehr Weinberge wüst bleiben oder mit Obstbäumen und Beerensträuchern bepflanzt werden. Im Jahre 1870 wurden Staatsweinberge und Baumstücke gemeinsam verkauft, sie standen also schon nebeneinander. Ein Weinbauer konnte z.B. sechs Zentner Äpfel verkaufen.

In Kilianstädten ging der Weinbau 1883 ein, in Bischofsheim 1889. In Hochstadt gab es 1893 noch 70 Weingärtner und 10 Hektar Weinberge. Die Ernte betrug 1.000 Zentner Trauben und ein Hektoliter Most kostete 37,50 Mark. Doch 1913 waren es nur noch 1½  Hektar Weinberg, die 30 Besitzern gehören. Auch in Hochstadt lief der Weinbau aus.

Die Ursachen dafür sind vielfältig:

  • Einmal trat eine Krankheit auf, die Perenospera, die höchstens mit Spritzmitteln zu bekämpfen ist. Aber es gab auch Schädlinge jeder anderen Art.
  • Dazu kam der Mangel an Arbeitskräften, denn die Tagelöhner alter Art gingen lieber in die Industrie nach Fechenheim und Hanau.
  • Mit der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse überschwemmten ausländische Weine den Markt in Deutschland und drückten die Preise so, daß sich um die Jahrhundertwende kaum das Pflücken lohnte. Mit den Preisen für das Obst stand es damals kaum anders.
  • Nicht zuletzt spielte auch die Flurbereinigung (Verkoppelung) in den Jahren 1911 bis 1915 eine Rolle. Der Landvermesser Faulenbach wollte extra Weinbergstücke vermessen. Aber die Bauern hatten kein Interesse mehr an einer Ausweisung von Weinbergen. Die Bauern wollten die Weinberge mit ihrer jährlich wiederkehrenden großen Arbeit und ihrer häufigen Mißernten ersetzen durch Obstbaumanlagen, die weniger Arbeit machen und einen zwar geringen, aber sicheren Ertrag versprechen.

In den Weinbergen wurden also jetzt Obstkulturen angelegt. So sind seit 1917 keine Weinberge mehr in Hochstadt vorhanden. Im Jahre 1921 sind alle Weinberge durch Wiesen und Obstbaumanlagen ersetzt, seit 1924 wird der Weinbaubezirk Bergen-Enkheim nicht mehr im Reichsgesetzblatt geführt. Jetzt kann man wieder in den alten Ortskern zurückkehren (Länge des Spaziergangs etwa 2,5 Kilometer).

 

Man kann aber auch noch zum neuen Weinberg des Winzervereins gehen.  Zu diesem kommt man, wenn man auf dem breiten Querweg unterhalb der Hartig nach Westen geht, dann nach Norden auf dem Hohe-Rain-Weg und am nächsten Weg wieder nach Westen. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat sich ein Winzerverein neu in Hochstadt gebildet und einen Weinberg am Hohen Rain gepflanzt. Die Ge­schich­te des Winzervereins ist in verschiedenen Publikationen des Vereins dargestellt  (Länge des Spaziergangs etwa 3,3 Kilometer).

 

 

Nordwestlich von Hochstadt

 

Über die Weinbergstraße geht man am Ortsrand Richtung Westen in die Straße „An der Hartig“. Kurz bevor diese einen Knick nach Süden macht, geht nach Norden der alte Schützenhäuser Weg ab. Dieser führt in leichtem Bogen über die geteerte Straße bis zu einem Garten, der von einer Hecke umzäunt ist. Hier am Knick des Weges ist der wahrscheinliche Standort Schützenhauses, eines der drei Schützenhäuser, die es in der Hochstädter Gemarkung gab. Vor dem Garten ging entlang dem Bach ein ganz alter Weg aus der Zeit vor der Flurbereinigung zum Hohe-Rain-Weg (Verlängerung der Weinbergstraße und Richtung Hartig, wo wahrscheinlich ein weiteres Schützenhaus stand).

 

Man geht dann den Weg weiter. An einer Hecke ist er stark bewachsen und manchmal auch durch einen Weidezaun abgesperrt. Dann kann man auch auf die Wiese östlich der Hecke ausweichen. Der Weg führt dann leicht nach unten und dann steigt er wieder leicht an. Hier ist südwestlich eine Stelle, die nicht gemäht wird, weil hier eine Vertiefung angelegt wurde, der den dort festgestellten Gelbbauchunken im Frühjahr als Lebensraum dienen soll.

Von dieser Stelle geht man aber nach Osten stark bergauf. Man kommt zum nördlichen Ende des neuen Weinbergs des Winzervereins. An diesem geht man entlang Richtung Süden und dann nach Osten zum Hohen-Rain-Weg, der Verlängerung der Weinbergstraße.

 

Diese führt nach Norden über den Berg mit schöner Aussicht zur Gemeindeweide. Das ökologisch wertvolle Gebiet war ursprünglich Weidefläche im gemeinsamen Eigentum des Dorfes. Ursprünglich waren hier Wiesen, von einem Bach durchflossen, der mit einzelnen Weiden gesäumt war. Heute ist hier viel Buschwerk und eine Menge Bäume aufgewachsen. Viele der alten Weiden wurden früher regelmäßig gestutzt. Die einjährigen Ruten verwendete man zur Korbflechterei. Dickere Äste dienten der Brennholzgewinnung.

Einige dieser als „Kopfweiden" bezeichneten Bäume sind auch heute noch am Ufer des Weidbaches zu finden. Ihre mächtigen, hohlen Stämme bieten zahlreichen Tieren Lebensraum. Im morschen Holz entwickeln sich seltene Bock- und Rosenkäfer, während in den ausgefaulten Ästen Meisen und Steinkäuze brüten.

Um die wertvollen Bäume zu erhalten, müßten in unregelmäßigen Abständen die nachwachsenden Äste abgesägt werden. Dies verhindert, daß die alten Stämme unter der Last der Krone zusammenbrechen. Heute sind viele alte Kopfweiden wegen mangelnder Pflege gefährdet.

Hier ist ein Feuchtgebiet mit vielen Quellen. Man geht an diesem Grünzug nachWesten weiter (am besten auf der Nordseite). Auf der unteren Gemeindeweide bei den Erlen war die „Kuhruh“, wohl der Rastplatz für die Kuhherde. Dort durfte der Dung nur mit einem hölzernen Kratzer zusammengeschoben werden.

 

Die Gemeindeweide geht dann in den Bereich der Landwehr. Mit dem Zerfall der Zentralgewalt in Deutschland gewinnen die kleinen Verwaltungsgebiete immer mehr an Bedeutung. Diese versuchen, ihren Bereich gegen den Raubadel und gegen die Nachbarn immer besser abzugrenzen. Wo natürliche Grenzen wie Berge, Wälder, Wasserläufe oder Sümpfe fehlen, behilft man sich mit dem Bau von Landwehren.

Das ist meist ein Graben, der meist durch Hecken und Baumreihen gesichert ist und an gefährdeten Stellen durch Balkensperren verstärkt. Die wenigen Durchgänge werden durch Schläge, Sperren und Warten gesichert.

Eine solche Landwehr gab es von der Nidder bei Niederdorfelden über Bischofsheim bis zum Main bei Dörnigheim. Sie stellt auch die Grenze zwischen dem Maingau und dem Niddagau dar und trennt somit auch den Wildbann Dreieich vom Hanauer Wildbann. Zwischen Hochstadt und Bischofsheim zog die Landwehr von der Großen Lohe zur Weid, sobald diese in Nord-Süd-Richtung verläuft. Der Flurname „Am Dornpfad“ bestätigt das. Interessant ist aber, daß es die Bezeichnung „Am Dornpfad“ in der Hochstädter Gemarkung zweimal gibt, nämlich auch in der Flur 20 in Richtung auf die Hartig. Hier könnte eine weitere kleine Landwehr zwischen Großer Lohe und Hartig bestanden haben. Die eigentliche Landwehr verlief dann entlang des Baches in der Weid, der auch hier schon „Landgraben“ heißt, wie die gleichnamige Flur ausweist.

 

 

 

 

Wo ein geteerter Weg von Osten den Hang herunter kommt und als breiter Weg die Weid kreuzt, geht es hinauf zum Flurstück „Mühlbach“.

Hier lag wahrscheinlich die Mühle, die schon im 14. Jahrhundert erwähnt wird. Über die Mahlmühle liegt lediglich eine Nachricht vor, und zwar vom 23. Mai 1348, als Ulrich III. von Hanau erlaubte, daß Heinrich von Eichen an Eberharden Schreiber von Heldenbergen und Ulin Schneider eine Korngült von einer Mühle bei Hochstadt verkaufe. Gelegen war die „mulen zwischen Hohinstad und Byschovesheim”. Ende des 16. Jahrhunderts bestand die Mühle jedenfalls nicht mehr, denn 1587 war Hochstadt „Mahlgast” der Hanauer Herrenmühle. Dies bedeutete, daß der gesamte Ort in Hanau mahlen lassen mußte. Die Mühle müßte an dem Bach gewesen sein, der die Weid herunter kommt. Hier ist auch eine günstige Stelle, weil man das Wasser stauen kann, ehe es ins Flache kommt. Dadurch konnte man das Gefälle gut ausnutzen.

 

Zwischen Hochstadt und Bischofsheim zog die Landwehr entlang bis zur Brücke an der heutigen Kreuzung der Querspange mit der Straße Hochstadt-Bischofsheim. Hier war unterhalb der ehemaligen Pappelallee am Kochberg die Hochstädter Grabenbrücke. Hier sperrte die Landwehr die südlich von Bischofsheim vorüberziehende Gelnhäuser Poststraße. Schon in römischer Zeit war hier ein wichtiger Kreuzungspunkt vieler Straßen. Die Gelnhäuser Poststraße war die alte Verbindung nach Bischofsheim. Sie ist heute noch als Weg vorhanden, der sich südlich des Wohnblocks Gerhard-Hauptmann-Straße Nr. 6 verliert. Der Weg zum Einstein-Gymnasium ist auch schon alt und könnte der Rest einer Straße zum Bischofsheimer Bahnhof sein, die auf der Kurhessenkarte von 1856 eingezeichnet ist  und später wieder abgebaut wurde.

Vom Kochberg geht es dann wieder auf dem nördlich der Landstraße verlaufenden Weg zur Straße „An der Hartig“ (Länge des Spaziergangs etwa 4,5 Kilometer).

 

 

 

Groschlag und seine Gemarkung

 

Ausgangspunkt ist die Kreuzung Klosterhofstraße/Fahrgasse. Im unteren Bereich der Fahrgasse, in der Sackgasse, kann man parken.

 

Groschlag - Verborgen unter dunkler Erde

Gemütliche Einfamilienhäuser, idyllische Gärten, in denen geschäftig der Rasenmäher brummt und das letzte Grün des Sommers kappt, eine verwilderte Wiese, die insbesondere pelzige Vierbeiner zum Tollen einlädt - nichts erinnert mehr daran, daß hier einst zwei Hofgüter und einzelne Hofgebäude standen. Allein ein Straßenschild verrät die fast vergessene Historie des Ortes: Groschlag Hohl steht da schwarz auf weiß, der Hohlweg nach Groschlag.

„Es gibt leider keine Aufzeichnungen, die Näheres über die Entstehung des Ortes oder den Alltag im Groschlag verraten“, zuckt der Hochstädter Hobby-Archäologe Norbert Mankel bedauernd die Schultern.

Das wenige Wissen speist sich vornehmlich aus Spekulationen und einigen wenigen Urkunden, die erlauben, die Besitzverhältnisse zu rekonstruieren. Alte Karten, in denen Groschlag verzeichnet ist, sind äußerst ungenau, von Detailtreue keine Spur. Oftmals ist dort Groschlag südöstlich von Hochstadt eingezeichnet, tatsächlich lag der Ort südwestlich zu beiden Seiten der Fahrgasse, zwischen Groschlag Hohl, Hofgerichtstraße und Klosterhofstraße. „Wanderer. die sich auf diese alten Karten verlassen würden, kämen in Teufelsküche“, umschreibt Mankel mit einem amüsierten Lächeln die Ungenauigkeit.

Erstmals Erwähnung findet Groschlag im Mai 1270 in einer Schenkungsurkunde eines Hofes an das Kloster Haina bei Frankenberg. Doch es steht zu vermuten, daß der Hof bereits zuvor existierte. 1364 wird erstmals das höfische Gericht zu Groschlag und ein Dinghof urkundlich genannt, der zu dieser Zeit dem Ritter Frank von Kronberg als Lehen des Benediktinerklosters in St. Gallen gehörte.

Da die Benediktiner ihre Höfe nicht selbst bewirtschafteten, verdingten sich Leibeigene in Viehzucht, Obst- und Weinbau. Daher die Bezeichnung „Dinghof“. Im Jahre 1506 gehen Dinghof und Gericht an die Solms-Rödelheim‘sche Familie über. Nach der Säkularisierung im 16. Jahrhundert fällt Groschlag in private Hände.

Ab diesem Zeitpunkt scheinen die Tage des Ortes gezählt. Viele Gebäude sind zwischenzeitlich Feuersbrünsten zum Opfer gefallen, und als 1615 der letzte Einwohner stirbt, sein Haus abgerissen wird, ist Groschlag eine Wüstung. Das Gericht besteht hingegen weiter bis 1831. Die Hofgerichtstraße zeugt noch heute von der Existenz der Judikative.

Erst viele Jahrhunderte später ersteht Groschlag wieder auf, kommen die Mauern des Ortes ans Tageslicht. Als in de 50er und 60er Jahren in Hochstadts Südwesten gebaut wird, stoßen die künftigen Eigenheimbesitzer auf Mauerreste und Knochen. „Es wurden jedoch keine archäologischen Grabungen vorgenommen“, erzählt Norbert Mankel mit stillem Bedauern und verweist auf die Zeitumstände: Nachkriegsjahre, knapper Wohnraum und kein Geld - wer hätte in dieser Situation Interesse und die finanziellen Mittel für eine Ausgrabung gehabt, weiß auch der Hobby-Archäologe.

So kommt es, daß die Geschichte Groschlags in weiten Teilen im Dunkel der Geschichte liegt. Zwar lassen sich über Urkunden noch am ehesten die Besitzverhältnisse zurückverfolgen, doch über das alltägliche Leben, die Bauweise, die exakte Größe ist nichts bekannt.

Weil parallel zu Groschlag auch die Namen Grasloch, Graslach oder Graslock existieren, läßt sich noch vermuten, daß die Siedlung auf freiem Grasland entstand.

Einnahmen aus der Grundsteuer erlauben den Rückschluß, daß um 1585 ungefähr 37 Familien und somit etwa 160 Einwohner in Groschlag lebten. Das „Berlebörnchen“ im Niederwald speiste die Hofgüter wohl mit Wasser. Kleinere Gebäude gruppierten sich vermutlich um die zwei Hofgüter. Weiter wagt sich Norbert Mankel selbst mit Vermutungen und Rückschlüssen nicht. Gewißheit können nur archäologische Grabungen bringen. Bis dahin ruht die Geschichte Groschlags in der dunklen Erde.

 

Der Maulwurf als archäologischer Helfer

Was studierte Archäologen bisher nicht geschafft haben, besorgt südlich der Hochstädter Hofgerichtstraße seit Jahren der gemeine Maulwurf Die Grabung nach Resten des 1615 untergegangenen Ortes Groschlag bei Hochstadt. Das jedenfalls ist die lang jährige Erfahrung von Brigitte und Herbert Begemann, Gartenbesitzer auf historischem Grund. Die Begemanns haben im Laufe der vergangenen 20 Jahre lediglich aufgesammelt, was der grabungsfreudige Maulwurf ans Tageslicht beförderte. Dabei machten sie erstaunliche Entdeckungen: Bruchstücke eines gotischen Kachelofens, haufenweise Scherben keramischen Geschirrs mit und ohne Bemalung, ein mindestens 400 Jahre alter Fingerhut, übergroße Eisennägel, Bruchstücke so genannter Nuppengläser und vieles mehr.

 Alles Überreste des Ortes, der noch vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges aufgegeben wurde. Durch fachlichen Rat des Hanauer Museums konnten die Reste in den meisten Fällen den Gegenständen des täglichen Gebrauchs zugeordnet werden. Die unscheinbarsten, weil unglasierten Stücke stammen noch aus dem Mittelalter.  Ältestes Fundstück ist eine Pfeilspitze aus der Jungsteinzeit. Das etwa 4000 Jahre alte Stück kam vor zehn Jahren ans Tageslicht und wurde beim Denkmalamt offiziell registriert. Unser Foto zeigt verschiedene Stücke des untergegangenen Ortes Groschlag bei Hochstadt aus dem Garten der Familie Begemann, darunter ein 400 Jahre alter Fingerhut und ein Eisennagel mit einem Kopf so groß wie ein Daumennagel.

 

 (1) Kreuzung Klosterhofstraße/Fahrgasse:

Südwestlich Hochstadts lag bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieges das Dorf Groschlag. Es zog sich zu beiden Seiten des alten Groschlager Weges hin. Das ist die verlängerte Fahrgasse von der Kreuzung mit der Klosterhofstraße bis zur Groschlaghohl (auch: Riederhohl) einschließlich der Hofgerichtstraße. Einige Wohnhäuser stehen auch auf der Gamer südlich der Fahrgasse.

Mit der Zeit zogen wohl viele Einwohner hinter die sicheren Mauern von Hochstadt. Der Ort wurde außerdem so von Feuersbrünsten heimgesucht, daß zuletzt nur noch ein Haus nordwestlich der Kreuzung Fahrgasse/Klosterhofstraße übrigblieb. Als der letzte Bewohner Groschlags, Johannes Heß, im Jahre 1615 starb, wurde  auch dieses Haus abgerissen.

Bei der Schreibweise herrscht bei der Stadt Maintal einige Verwirrung: Ganz falsch ist die Straßenbezeichnung „Zum Großschlag“, denn mit einem großen Schlag hat das nichts zu tun, weder mit einem Hieb oder einem Schlagbaum. Aber auch „Großschlaghohl“ ist aus demselben Grund falsch. Auch die Zuordnung von Straßen und Straßennamen ist nicht folgerichtig, denn die Fahrgasse heißt auf einmal „Hofgerichtstraße“ (wie das Straßenschild zeigt), obwohl die eigentlich Hofgerichtstraße parallel etwas weiter nördlich verläuft. Auf dem Stadtplan hat sie den Namen „Großschlaghohl“.

Der erste Namensbestandteil von „Groschlag“ deutet wohl darauf hin, daß die Siedlung auf einem freien Grasland entstand. Der zweite Namensbestandteil ist wohl nicht von „Lache“ herzuleiten, sondern von „Lohe“, das heißt „Buschwald“. Frei übertragen bedeutet der Name also „Dorf  am Grasland und Buschwald“.

 

Der Name Groschlag kommt auch in der Gegend von Babenhausen vor. Dort gibt es ein Flurstück „Groschlag“. In Dieburg gab es ein Geschlecht Groschlag von Dieburg, unter der Oberaufsicht des Grafen von Hanau, der „Obermärker“ war.

Das Gericht über vier Waldstücke, die 1554 gegen einen Hochwald in Eppertshausen ausgetauscht wurden wurde nicht nur im Namen des Hanauer Grafen, sondern auch im Namen des ältesten Groschlags gehegt.

Die Groschlags versuchten zäh und einfallsreich, ihre Gerechtsame zu verteidigen. Offenbar war es nicht leicht zu entscheiden, was in der Gegend von Babenhausen wirklich Groschlager Eigenbesitz und was Hanauer Lehensgut war.

In den Lehensakten des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt findet sich jedoch eine handschriftliche Quelle aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der ein Beamter der Hanauer Güterverwaltung eine Groschlagische Familiengeschichte und Besitzgeschichte zusammengetragen hat, also eine Art „Rechtsgutachten“, das bei weiteren Auseinandersetzungen mit den Groschlagen verwendet werden konnte.

Die namentlich bekannten Groschlage hießen alle Rudolph. Der erste Rudolph Grasloc (noch nicht „de Graslog“, wie es später üblich war) wurde 1236 als Lehnsträger erwähnt. Er könnte ein Nachkommen eines Herren von Münzenberg sein, also Ulrichs I. oder Ulrichs II. Dieser hätte  seinen Besitz vor dem Aussterben der männlichen Linie an einen Groschlag vermacht. So würde sich der nicht unbedeutende Besitz in Dieburg erklären.

Aber Hanau hatte weiter den Schultheiß von Dieburg zu bestimmen. Im Jahr 1254 schreibt der Dechant des Kapitels in Frankfurt an Ulrich von Münzenberg, der seine Mühle in Münster verliehen hat an Rudolph, seinem Schultheiß in Dieburg, er solle doch darauf achten, daß auch weiterhin die fünf Schilling an das Domkapitel in Frankfurt gezahlt werden.

Der Münzenbergische Schultheiß in Dieburg ist kein anderer als einer von Groschlag, vielleicht nicht der erste seines Namens, aber vielleicht sein Sohn. Er war Zeuge, als 1236 Ulrich I. von Münzenberg den Ort Babenhausen seinem ältesten Sohn Cuno zum Unterhalt abgetreten hat. Als Zeugen nahmen die Herren aber damals ihre Vasallen.

Früher lag ein Ort namens Groschlag in der Nähe von Hochstadt im Amt Büchertal. Die Ritterfamilie in Dieburg hat aber weder in alten noch in neuen Zeiten Besitz von dort nach Dieburg gebracht. Deshalb ist zu bezweifeln, daß sie ihren Namen von dort übernommen haben. Vielmehr ist anzunehmen, daß sie ihren Namen  von einem Stück Land haben, das in der Nähe des Dorfes Kleestadt haben, das man früher „im Groslog“ genannt hat

So weit der Bericht des Hanauer Beamten. Daß die Dieburger Groschlags nicht mit den Hochstädtern zu tun haben, ist nur seine Meinung. Aber es könnte doch auch umgedreht sein, daß die Dieburger bei Hochstadt Besitz hatten. Der letzte Groschlager aus dem Dorf bei Hochstadt war Geistlicher und hat seinen Besitz an das Kloster St. Gallen vermacht, das den Hof in Groschlag an den Ritter Frank von Kronberg gegeben hatte. Wenn 1270 Siegfried am Graben und seine Frau Gisela ihre Güter in Hochstadt dem Kloster Haina vermachen und diese ein Teil des Landsiedels (verpachtetes Gut) des Klosters Haina in Groschlag werden, dann bedeutet das nur, daß zu einem schon bestehenden Gut noch einige Äcker hinzugefügt werden. Diese Schenkung ist also kein Widerspruch zu der Tatsache, daß es die Groschlag von Dieburg im 13. Jahrhundert noch gab und diese deshalb Besitzer von Teilen des Hochstädter Groschlag gewesen sein können.

Die Groschlag von Dieburg hatten nämlich auch noch anderswo Besitz, Zum Beispiel im Spessart im Amt Krombach. Weshalb sollten sie nicht auch bei Hochstadt Besitz gehabt haben, zumal dieses ja auch Hanauischer Besitz war.

Es kann aber auch weiterhin die bisherige Vermutung gelten, daß es sich nur um eine zufällige Namensgleichheit handelt (Dieburger kleine Schriften 10/1992:Groschlag und Hanau (Archäologische und Volkskundliche Arbeitsgemeinschaft Dieburg e.V.).

 

Die Geschichte Groschlags wurde von Wilhelm Mankel ausführlich erforscht und in einer Schrift dokumentiert (Buch zeigen). Groschlag bestand aus zwei größeren Höfen und einigen kleineren Landarbeiterhäusern. Der eine Hof gehörte den Zisterziensern in Haina (bei Frankenberg). Im Zusammenhang mit diesem  Hof wird auch der Name „Groschlag“ erstmals erwähnt:

Am 15. Mai 1270 schenken Siegfried am Graben von Marburg und seine Frau Gisela ihre Güter in Hochstadt dem Zisterzienserkloster in Haina. Diese bilden nunmehr einen Bestandteil des Landsiedels (Pachtgut) des Klosters Haina zu Groschlag.  Daraus geht hervor, daß der Hof schon früher bestanden haben muß. Am 29. August 1393 sitzt Johann Gruß als Landsiedel auf dem Hof des Klosters Haina und vergleicht sich mit dem Kloster folgendermaßen: Als Pacht zahlt er jährlich 24 Ach­tel Korn Frankfurter Maß, zwei Gänse und zwei Hühner, außerdem von den dazugehörigen Weinbergen zwei Pfund und fünf Schillinge.

Der andere Hof  gehört den Benediktinern in St. Gallen. Man kann vermuten, daß Philipp Karl, Freiherr von Groschlag, der letzte Sproß des ritterlichen Adelsgeschlechts von Groschlag war. Er wurde aber Domherr zu Mainz vermacht wohl den Hof deshalb einer kirchlichen Einrichtung, nämlich den Benediktinern in St. Gallen. Die Benediktiner bewirtschaften aber solche Höfe nicht selber, sondern haben den Hof an die Ritter von Kronberg als Lehen weitergegeben. Am 22. Oktober 1364 schließt der Ritter Frank von Kronberg einen Vergleich mit dem höfischen Schultheißen (dem Schultheißen des Hofs Groschlag), den Schöffen und Dingleuten über die Lieferung von Beedwein. Hier werden erstmals der Dinghof und das Gericht zu Groschlag erwähnt.

Den Vorgang der Verpachtung nannte man damals „verdingen“ und daraus ist das Wort „Dinghof“ abgeleitet. Solche Dinghöfe waren  in der ganzen Wetterau durchaus üblich. Es gab also in Groschlag zwei Hofgüter, von denen der Dinghof mit 210 Morgen der größere war.

Wo die östliche Grenze der Groschlager Gemarkung gewesen ist,  läßt sich nur vermuten. Sie müßte an der heutigen Klosterhofstraße gewesen sein, die im Bereich der heutigen Autobahn nach Osten zum Wald abbog (früher einmal der einzige Weg nach Dörnigheim). Die Groschlager Grenze könnte in der Kurve nach Südwesten abgebogen sein, durch das Gelände der ehemaligen Firma Käse-Claus und dann entlang des Baches, der von der Groschlaghohl kommt und westlich am Schwimmbad vorbeiführt zum Landgraben. Der weitere Verlauf der Grenze wird dann später beschrieben.

 

(2) Am Garten Begemann (zweites Gartentor auf der Südseite):

Im Jahre 1933 werden von dem Landwirt Peter Heckert einige Mauerreste auf dem Grundstück südwestlich der Kreuzung mit der Klosterhofstraße freigelegt, als er einen Teil der Wiese umackerte (Zeitungsartikel zeigen). Er verwendete übrigens immer noch das Wort „Groschlag“, wenn er die Wiese meinte (bzw. die Wiese hieß die „Bitz“, aber man fuhr mit dem  Ackerwagen „ins Groschlag“).

Seit Jahrzehnten achtet Familie Begemann in ihrem Garten auf Kleinstfunde aus früherer Zeit. Der wertvollste Fund ist wohl eine Pfeilspitze mit herzförmigem Umriß. Sie hat feinst retuschierte (sägeartige) seitliche Flügel und ist aus weißem Feuerstein.

Die Länge beträgt 2,4 Zentimeter, die Breite 1,85 Zentimeter und der größer Durchmesser 0,45 Zentimeter. Außerdem dort fanden sich hier zahlreiche Funde aus der Zeit Groschlags. Diese Funde sind sozusagen ein Stück  „Groschlag zum Anfassen“.

Etwas weiter westlich ist noch der Stumpf eines Weges zu sehen, der nach Süden geht. Dies war der Weg zur Wieblos, der dann nach rechts abbog und auf einer Brücke über den Graben ging, der von der der Groschlaghohl herunter kam. Danach teilt er sich an der sogenannten „Gemeinde-Dreispitz“.

 

(3) In der Mitte der alten Ortslage: Das Dorf

Das Dorf Groschlag hatte keine eigene Verwaltung, sondern wurde von Hochstadt mit verwaltet. Der höfische Schultheiß von Groschlag  war einer der Gemeindevertreter in Hochstadt. Auch kirchlich war es nach Hochstadt eingepfarrt. Die Einwohner waren meist arm, denn das Beederegister (Steuerregister) weist nur geringe Beträge im Vergleich zu Hochstadt aus. Im 15. und 16. Jahrhundert wird Groschlag laut Beede-Liste von 37 Familien bewohnt, hat also etwa 140 bis 150 Einwohner. Im Jahre 1585 sind es dann noch 32 Familien. Die Weedt wird 1590 noch einmal erneuert. Auch 1598 stehen noch 34 Namen auf der Beedeliste, es gehen aber nur 20 Gulden 13 Schilling und 6 Pfennig an Steuer ein.

Einige Straßennamen sind bekannt: Die Fahrgasse wird 1503 erwähnt als Weg nach Hanau. Dann gibt es eine Horgasse (neben dem Floß) und eine Borngasse (wo der Brunnen steht). Unten vor der Groschlager Hohl befindet sich die sogenannte Weedt, die als Löschwasserbecken und Pferdetränke dient. Es gibt einen öffentlichen Brunnen, an dem die Messingrolle und das Brunnenseil mit dem kupfernen Eimer durch Hochstadt unterhalten werden muß. Auch gibt es ein Kelterhaus, das wohl Gemeindeeigentum ist.

Hauptbeschäftigung der Einwohner ist der Fischfang. Man muß sich ja vorstellen, daß die  Ebene unterhalb von Hochstadt  sehr wasserreich war. Es gab ja hier einen richtigen alten Mainarm, der den Namen „Königsgraben“ hatte und auf dem im Dreißigjährigen Krieg Truppen von Hanau nach Frankfurt transportiert wurden. Auch heute verläuft die 100-Meter-Höhenline (das sind 2,5 Meter über dem Main) über den Höllsee und den Surfsee zum Gebiet nördlich des Schwimmbads, an der Querspange und unter  dem Riederwäldchen entlang bis nach Bischofsheim hinein und darüber hinaus. Nur durch Aufschüttungen ist das heute etwas verdeckt. Aber es gab in Groschlag auch Handwerker wie Kleiber (Lehmwandstreicher), Maurer, Mehlhändler, Schmied und Schäfer.

 

(4) Am letzen Haus: Der Dinghof

Der herrschaftliche Hof zu Groschlag stand am Ende des Dorfes an der Riederhohle. Er wird auch „Dinghof“ genannt. Das kommt von den „Dingleuten“ (oder: „Hübener“), die in den Besitz eines Stückes urbaren Landes kamen, aber dafür mußten sie sich auf eine gewisse Leibeigenschaft gegenüber einem Oberen einlassen. Sie mußten ihm gewisse Abgaben („Präsentationen“) leisten in Form von Früchten, Wein, Hühnern oder Geld und sich auch seinem Gericht unterwerfen.

Mit der Ausweitung der Macht der Landeshoheit fiel aber die Gerichtsbarkeit fast überall weg und wurde bedeutungslos. So war es auch in Groschlag, wo die Dingleute 7 Gulden und 23 Kreuzer an Geldzinsen und 21 Ohm Wein zu zahlen hatten, außerdem jährlich ein „Leibhuhn“ und ein „Fastnachtshuhn“ als Zeichen ihrer Leibeigenschaft (das war aber eine zusätzliche Zahlung zu der Beed).

Nach dem Besuch des Abtes Kaspar aus dem Kloster Sankt Gallen auf dem Generalkapitel der Benediktiner in Erfurt wird am 17. Mai 1444 der Lehnsbrief über Dinghof und Gericht zu Groschlag erneuert. Er wird als ein Erblehen dem Ritter Frank von Kronberg übergeben, der darüber einen Reversbrief ausstellt. Bei dieser Gelegenheit werden die gegenseitigen Rechte und Pflichten geregelt.

Es wird ein „Weistum“ (Zusammenstellung der Rechte) aufgestellt sowie eine Ordnung über die Kauf- und Sterberechte und über die Regelung des „Besthaupts“. Damit ist gemeint: Der Gerichtsherr kann sich im Erbfall das beste Stück Vieh aus dem Stall holen (nach dem Dreißigjährigen Krieg in einen Geldbetrag umgewandelt).

Eine „Formalia“ gibt in allen Einzelheiten Auskunft über den Ablauf („Hegung“) und die Zusammensetzung des „höfischen“ Gerichts,  also des örtlichen Gerichts über das Hofgut im Ort Groschlag. Das höfische Gericht setzt sich zusammen aus dem höfischen Schultheißen und sieben Schöffen aus den Reihen der Dingmänner. . Alle Dingmänner müssen bei Androhung von Strafe erscheinen.

Aufgabe ist es, für den Eingang des Gültweins, der Zinsen und der Hühner Sorge zu tragen und die Heberegister in Ordnung zu halten, damit dem Dinghof kein Stück Land verlorengeht.

Gerichtstag ist immer ein Wochentag. Anfangs wird dreimal im Jahr Gericht gehalten: nach Neujahr, nach Walpurgis (30. April) und nach Martini (11. November).

 

Über die „Hegung“ des Gerichts wird festgelegt: Um zwölf Uhr begibt sich das Gericht in langen Mänteln und mit Schlapphüten, der Schultheiß mit der Amtskappe, in feierlicher Prozession auf die höfische Gerichtsstätte und nimmt an dem dort aufgestellten Tisch Platz. Dann stellt der Schult­heiß genau vorgeschriebene Fragen an die Schöffen: ob jetzt die rechte Zeit für das Gericht ist, in wessen Namen das Gericht gehalten werden soll, ob das Gericht recht gehegt worden ist. Dann sagt der Schultheiß unter anderem: „Wo nun einer oder der andere etwas vorzubringen hat, der trete hervor und tue es mit Bescheidenheit, so soll ihm verholfen werden und das Unrecht bestraft werden wie es recht ist!“

 

Durch die Schenkungsurkunde vom 4. April 1506 gehen Dinghof und Gericht zu Groschlag an die Gräflich Solms-Rödelheim'sche Familie über. Grund ist die Heirat einer Enkelin des Ritters Frank von Kronberg mit Philipp, dem Grafen von Solms-Rödelheim und Herren zu Münzenberg.

Doch in der Reformationszeit wird das Kloster Haina vom Landgrafen Philipp säkularisiert und im Jahre 1553 in ein Hospital verwandelt. Seit dieser Zeit werden die Mönche von Haina auch in Groschlag nicht mehr erwähnt. Auch der andere Hof ist wahrscheinlich in der Reformationszeit endgültig in das Eigentum der Grafen von Solms-Rödelheim übergegangen.

Als der Hof nicht mehr bestand, wurde das Gericht dennoch an gleicher Stelle im übriggebliebenen  Grasgarten abgehalten. Er war zwei Viertel und elf Ruthen groß ist und liegt „neben Peter Schröder und dem gemein Weg“, also am westlichen Ende der verlängerten Fahrgasse bzw. Hofgerichtstraße. Dieser Gerichtsplatz mußte von leibeigenen Einwohnern gemäht werden, das geerntete Heu oder Grummet wurde von der gräflichen Verwaltung dann nach Schloß Rödelheim gebracht. Der Platz war umzäunt und mit einem Tor versehen.

 

Das Gericht wurde weiter nach den alten Vorschriften abgehalten. Nur hielt jetzt der herrschaftliche Beamte eine Ansprache. Hauptsache war jetzt das Schöffenessen nach der Gerichtsverhandlung, das fast immer zwei bis drei Tage dauert und meist in ein übles Saufgelage ausartet. Die Kosten muß der Gerichtsherr tragen. Der höfische Schultheiß bekommt eine Ohm Wein (155 Liter, also für jeden rund 20 Liter), um sie mit den Schöffen zu vertrinken, sowie fünf Gulden dreißig Kreuzer für die Beschaffung des Mahls.

Schon 1615 wollte man den Dinghof auflösen. Im Jahre 1775 gibt es immerhin noch 54 Dingmänner, die höfisches Gut in Besitz haben. Dennoch bringt der Dinghof nichts ein. Die Abhaltung des Gerichts ist mehr eine Volksbelustigung: Neun bis zehn gesetzte Männer in langen Mänteln gehen in der Gesellschaft von 80 bis 100 lärmenden Kindern durch den Ort, plappern auf dem Gerichtsplatz die Formel herunter und gehen dann wieder nach Haus und fressen und saufen zwei Tage lang

Im Jahre 1787 schließt man noch einmal einen Vertrag. Doch die Pächter verweigern die Zahlung. Das „höfische Gericht“ wurde noch bis ins 19. Jahrhundert abgehalten. Solms macht 1830 das Angebot an die Zinspflichtigen, die Gefälle zum Betrag von 700 Gulden abzulösen. Der Vertrag tritt 1832 in Kraft. Der Schultheiß wird entlassen und die Gerichtsmahlzeit gestrichen (1830 oder 1831). Nach 15jähriger Ablösungszeit wird der Dinghof 1847 aufgelöst.

Der höfische Gerichtsplatz wird 1885 an Johannes Schäfer verkauft, dazu die Fronwiese am hinteren Riederwäldchen. Der Ort Groschlag besteht nur noch in einer Art Flurbezeichnung und neuerdings in Straßennamen fort.

 

Vor dem Hof stand die „Falltorsäule“, ein  Tiergatter, das an Säulen angehängt war und von selbst wieder zu fiel, so daß das Vieh nicht aus dem Dorf heraus konnte.

 

(5) Berleborn

Die Quelle – die zuletzt von Herrn Föry hergerichtet wurde – diente sicher auch der Wasserversorgung von Groschlag. Sie lag früher mehr im Wald, von der beim Bau der Querspange ein Stück verlorenging. Die Hochstädter haben an Ostern vor Sonnenaufgang das „Osterwasser“ aus dem Berleborn am Riederwäldchen geholt. Der ganze Weg mußte aber schweigend zurückgelegt werden. Das Wasser wurde im Krug aufgehoben und sollte das ganze Jahr über gegen Krankheit helfen. Die Quelle ist ein Beispiel für die Quellhorizonte, die es überall an dieser ersten Terrasse über dem Gelände des Mainbettes erhob.

 

(6) Vor der Unterführung: Riederwäldchen

Der kleine Wald nördlich der Querspange ist der letzte von mehreren kleinen Wäldern südlich von Hochstadt (Jäger, Bornnessel, Wieblos, Riederwäldchen). Es ist ein Beispiel für einen „Niederwald“, in dem die großen Bäume immer wieder entfernt werden bzw. die ganze Fläche frühzeitig abgeholzt wird. Nur einige große Bäume bleiben, damit sie sich von selber wieder aussäen (auch bei der Hartig war das so). Für bestimmte Tier- und Pflanzenarten ist das von Vorteil.

 

(7) Hinter der Unterführung: Storchennest

Der Gemarkungsname „Im Storchennest“ weist auf das Nest eines Schwarzstorchs, der im Wald nistete. Er erinnert an das Storchennest, das es früher in jedem Dorf des heutigen Maintal gab. Die letzten Störche gab es in Bischofsheim, weil die Feuchtwiesen ihnen noch lange genügend Nahrung boten.

Das Schilf an dieser Stelle ist übrigens nicht der Rest des „Bischofsheimer“ Schilfs, sondern erst nach Aufgabe der Wiesennutzung neu gewachsen. Das Bischofsheimer Ried (das die Bischofsheimer übrigens „Hochstädter Ried“ nannten, aber es war das gleiche Ried) begann erst jenseits des Landgrabens.

Die Feuchtwiese besteht zum Teil aus Ackerland im Westen (wechselweise Mais- und Getreideanbau), aus feuchten und nassen Wiesenbereichen. Im Frühjahr steht die Wiese mit ihren großen Schilfbeständen größtenteils unter Wasser.

Hier finden sich mehrere Pflanzengesellschaften an, von denen drei auf der Roten- Liste Hessens 1988 stehen: Kohldistelwiese auf wechselfeuchtem Boden, Walsimsenwiese  auf nasser Wiese, Wiesenkopf-Silgenwiese   auf wechselfeuchter Wiese, Sumpfdotterblumenwiese auf nasser Wiese, Wasserdost-Hochstaudenflur auf wechselfeuchter Wiese, Weidenröschen Uferflor  auf wechselfeuchter Wiese, Flutschwaden-Röhricht auf wechselfeuchter Wiese und Teichröhricht, Mädesüß-Gesellschaft auf feucht-nasser Wiese (Rote Liste) mit Blutweiderich, Baldrian, Sumpfhelm­kraut, Mädesüß und viele mehr. Auf den Naßwiesen wächst auch die in Deutsch­land besonders geschützte Sumpfdotterblu­menwiese mit Kohldistel, Sumpfvergißmeinnicht und auch der Sumpfdotterblu­me.

 

Die feuchten und nassen Wiesen sind durch menschliche Nutzung entstanden. Sie gehören zu den farbigsten Lebensräu­men. Vor dem Bau der Autobahn und der Umge­hungsstraße waren diese Wiesen voll mit Orchideen. Das Besondere solcher Feucht‑ und Naßwiesen ist, daß sie das Wasser zurückhal­ten, den Wasserhaushalt der Wiesen regu­lieren und zur Grundwasserbildung beitragen. Zum Schutz und Erhaltung der feuchten und nassen Wiesen in der „Grünen Mitte“ ist die Beibehaltung der bislang üblichen Nutzung von großer Bedeutung Jede Veränderung zerstört den typischen Charakter dieser Lebensräume (nach Loeki Häger-Hogerland).

 

(8) Am Autobahnzubringer: Der Wiebloswald

Südlich des Riederwäldchens lag der Wiebloswald („Wiewweles“). Er war etwa 18 Morgen groß und aus Eichen, Buchen und Rüster gemischt. Seit 1613 wurde er von Hanau beansprucht, weil es nicht im Weistum steht und nicht im Register über die Groschlager Gefälle (was in Groschlag an Einnahmen anfällt). Man sagt: Der Wald ist von den höfischen Gütern abgetrennt und wird vom Hanauer Förster betreut, der auch dort den angerichteten Schaden bestraft. Außerdem haben schon die Schöffen von Groschlag dem Grafen Solms mehrfach Stämme aus dem Wald versagt.

Solms dagegen führt an, daß man den Wald absichtlich abgetrennt habe. Es waren ja gerade die Groschlager Schöffen und nicht die Hanauer Beamten, die dem Grafen von Solms die Stämme verweigert haben. Einen Förster hat man nicht gestellt, weil der Wald zu gering ist und auch von dem höfischen Schultheißen betreut werden kann. Beim höfischen Gericht werde auch das Wäldchen durchzogen. Und die Groschlager Dingleute müßten ein Huhn dafür geben, daß sie ihr Vieh in den Wald treiben. Auch erhielten die Groschlager Schöffen Holz aus dem Wald.

Der Streit kommt ins Rollen, als der höfische Schultheiß eine Geldstrafe nach Hanau zahlen soll, weil er vier Buchenstämme geholt hatte. Als er nicht zahlt, werden ihm zwei Ochsen gepfändet. Die Sache geht bis vor das Reichskammergericht. Am 12. Oktober 1615 werden viele alte Leute aus Hochstadt und Groschlag auf das Rathaus nach Hochstadt geladen. Graf Friedrich von Solms ist mit einem Rechtsbeistand anwesend. Von Hanauer Seite ist Katharina Belgica gekommen, die Witwe des Hanauer Grafen als Vormund für ihre Kinder.

Die Pfändung der Ochsen wird aufgehoben, aber in der Hauptsache wird nichts entschieden. Im Dreißigjährigen Krieg aber nimmt Hanau den Wald ohne viel zu fragen in Besitz. Nach dem Krieg rollt Solms die Sache noch einmal auf, kann aber keine Zeugen aufbieten, die über den alten Brauch noch Bescheid wissen. Die wenigen, die in Frage kommen, wollen gegen den Hanauer Landesherrn nicht aussagen.

So bleibt das Wäldchen bis 1780 im Besitz Hanaus, als es mit Wilhelmsbad getauscht wird. Das Gelände des heutigen Wilhelmsbad war also vorher zum Teil Hochstädter Privatbesitz. Außerdem hatte die Gemeinde die „Hutgerechtsame“ auf der „Steinwiese“ (südöstlich des Kurhauses), sie durfte also Kühe, Schweine und Schafe im Bezirk von Wilhelmsbad weiden lassen. Die Hochstädter durften ihr Vieh übrigens gegen einen Wertausgleich auch durch den Wachenbucher und Mittelbucher Wald treiben, aber dort nicht im Pferch halten.

Nach dem Tauschvertrag von 1780 erhält Hanau die Nutzstämme aus dem Wiebloswald zugesprochen, die Gemeinde Hochstadt das Oberholz. Dann wird der Ostteil der Fläche (der herrschaftliche Wieblos-Wald)  in Ackerland und der Westteil in Wiesen umgewandelt und geht in Privatbesitz und Gemeindebesitz über.

Nördlich des herrschaftlichen Wiebloswaldes war noch ein privater Wiebloswald. Südlich war das Bornesselwäldchen, das später der Landwirt  Michel Schales erhielt (zwischen Autobahn und Schwimmbad). Heute ist ein großer Teil dieser Flächen von der Autobahn und den angrenzenden Straßen belegt (Alte Flurkarte zeigen).

 

(9) Am Landgraben/ Landwehr

Zwischen Hochstadt und Bischofsheim zog von Niederdorfelden her eine Landwehr entlang bis zur Brücke an der heutigen Kreuzung der Querspange mit der Straße Hochstadt-Bischofsheim. Hier sperrte sie die südlich von Bischofsheim vorüberziehende Gelnhäuser Poststraße. Von hier aus benutzte die Landwehr den „Landgraben“ bis zur Einmündung in die Braubach.

Die Landwehr zog sich von der großen Lohe nach Süden durch das Bachtal zur Kochbergkreuzung (noch kenntlich an der zweifachen Flurbezeichnungen „Am Dornpfad“) und dann weiter nach Dörnigheim zum Main ging (Straße „An der Landwehr“). Diese Landwehr müßte noch in germanische (fränkische) Zeit hineinreichen, als hier die Grenze zum Niddagau war. Hochstadt gehörte zur Wetterau, Dörnigheim zum Maingau, Bischofsheim aber zum Niddagau. Das Amt Bergen kam erst später zur Grafschaft Hanau, so daß diese Landwehr überflüssig wurde.

Hochstadt muß 1749 einen Beitrag zur Ausräumung des Landgrabens zahlen. Um 1840 wird dann der mit hohen Dämmen versehene „neue Landgraben“ gebaut, um das Wasser aus der Weid in die Braubach zu führen. Die Bischofsheimer hatten sich nämlich beschwert, daß jedes Frühjahr ihre Keller unter Wasser standen. Der Graben wird auf einem Damm geführt. Der alte Landwehrgraben wurde 1870 zugeschüttet und als Ackerland verpachtet. Aber Kellerüberflutungen gab es weiterhin in Bischofsheim, bis dann die Straße höher gelegt und das Bischofsheimer Ried entwässert wurde.

Erstaunlich ist, daß die Grenze zwischen Hochstadt und Bischofsheim nicht entlang des Landgrabens verläuft, sondern weiter westlich. Der Grund liegt darin, daß Hochstadt die gesamte Flur von Groschlag erbte. Die ganze Landwehr lag dadurch mehr auf Hochstädter Gebiet als auf Bischofsheimer.

Um die Grenze zwischen Hochstadt und Bischofsheim gab es einen 500 Jahre dauernden Streit. Es ging um einen beachtlichen Streifen Land zwischen dem alten Landgraben und der heutigen Gemarkungsgrenze.

Erst am 26. April 1611 wird das Land endgültig Hochstadt zugesprochen. Am 15. September 1615 setzen die Hochstädter und Bischofsheimer Landscheider insgesamt 30 Steine, deren Ort und Entfernung voneinander genau verzeichnet und im Landscheiderbuch festgeschrieben werden.

Die Pflanzenvegetation der Wallhecke ist typisch für vernäßte, lehmige Böden an Entwässerungsgräben mit Scharbockskraut, Hoher Lerchensporn, Buschwindröschen, Aronstab, Schlehe, Weißdorn, Holunder, Hainbuche und Weidenarten.

 

(10) Die Grenze nach Bischofsheim: Albert-Einstein-Schule

Südlich des Anglersees verlief die Grenze entlang des geteerten Fußwegs an der Brücke über die Autobahn vorbei (deshalb heißt der Anglerverein zu Recht „AV Groschlag“). Nach einigen Metern geht nach Süden ein Weg ab, der die Dörnigheimer Grenze markiert. Hier stand der alte Dreimärker an der Grenze der drei Gaue. Die Grenze überspringt dann die Autobahn westlich der Fußgängerbrücke und folgt dem den Zaun westlich des Fußwegs Richtung Schulzentrum. Dieses wurde erbaut, als es schon die Stadt Maintal gab. Deshalb wurde ohne Rücksicht auf alte Gemarkungs-Grenzen gebaut.

Vor der Schule geht die Grenze erst nach Nordwesten, dann nach Nordosten auf das Heizhaus zu (entlang des ursprünglichen Wegs). Dann im rechten Winkel nach Nord­osten auf die Südwestecke der „Villa Kunterbunt“ zu. Hier biegt sie rechtwinklig nach Westen ab. Sowohl die „Villa Kunterbunt“ als auch die „Einstein-Schule“ stehen also auf Hochstädter Gebiet.

Anders war es mit der Grenze bei der Errichtung der Wohnblocks nördlich der Schule, denn damals nahm man noch Rücksicht auf die Gemarkungsgrenze. Die Hochstädter Gemarkung reicht bis an die Wohnblocks. Sie verläuft entlang der Wohnblocks bis hinter den Block Goethestraße Nr. 57. Dort steht an der Nordseite ein Stein. Hier knickt sie nach Westen ab und nach etwa 30 Metern steht wieder ein Stein. Dort knickt die Grenze nach Norden ab und geht entlang des Hauses Goethestraße Nr. 43. Dann führt sie weiter bis zur südlichen Hausecke des Hauses Gerhard-Hauptmann-Straße Nr. 6, wo auch die alte Gelnhäuser Poststraße kreuzte. Durch Bäume und Büsche und teilweise einen Zaun ist der weitere Verlauf gut zu erkennen. Die Grenze geht in einem Bogen nach Nordosten und trifft auf die Kreisstraße, die zum Kochberg führt, der sie dann ein Stück folgt. Der kürzeste Weg an dieser Stelle ist das Schulgelände der Albert-Einstein-Schule. Dieses ist aber verschlossen nach 16 Uhr und in den Ferien. Dann muß  man über die Goethestraße und die Gerhard-Hauptmann-Straße durch das Gelände der Wohnblocks gehen. Reizvoller ist allerdings der Weg östlich um die Schule herum, der zum Landgraben führt. Allerdings ist er gerade dort sehr schmal und bei hohem Gras schwierig zu begehen. Er führt zur Kochbergkreuzung.

 

(11) Bischofsheimer Ried:

Durch das Ried verlief ein Weg, der in der Bischofsheimer Gemarkung „Hochstädter Riedweg“ in der Hochstädter Gemarkung aber „Landwehr­weg“ hieß. Das Hochstädter Ried im Osten Bischofsheims bestand aus einigen wenig er­tragreichen Äckern, die in Privatbesitz waren, und einem etwa zwei Hektar großen gemeindeeigenen Sumpfgebiet. Rohr und Schilf wucherten dort, Wasserflächen bildeten sich im Frühjahr und im Herbst und luden durchziehende Bläßhühner, Haubentaucher und Wildenten zu kurzer Rast ein, gaben unzähligen Fröschen einen gesicherten Lebensraum und versorgten das auf dem Pfarrhause nistende Storchenpaar mit einem immer gedeckten Tisch.

(12) Unterhalb der Kochbergkreuzung: Alte Straßen

Wo sich heute die Querspange mit der Straße Hochstadt Bischofsheim kreuzt, war schon seit alten Zeiten eine wichtige Kreuzung. Zu römischer Zeit kreuzten sich hier die Straßen von der Saalburg über Vilbel nach Kesselstadt mit der Straße von  Heddernheim (Nida) über Bergen nach Langendiebach. Im Mittelalter kamen dazu ein Seitenzweig der Straße Frankfurt - Leipzig von Seckbach nach Hanau (diese Straße wurde vor allem benutzt, wenn die Straße über Dörnigheim überflutet war)

Dazu kam die Gelnhäuser Poststraße von Höchst über Enkheim durch die Jahnstraße in die Zwingerstraße und über Langendiebach nach Gelnhausen. Im Bereich der Kreuzung ist diese Straße noch erhalten in dem Feldweg, der auf die Wohnblocks zuführt.

Der Weg zur Einstein-Schule ist der Rest einer wieder abgebauten Straße zum Bahnhof Bischofsheim.

Ein weiterer Weg setzte östlich des Landgrabens an, führte fast bis zur heutigen Autobahn und schlängelte sich südlich des Wieblos-Wäldchens zu den Falltorwiesen östlich der Groschlaghohl. Er ermöglichte die Umfahrung Hochstadts (deshalb „Fahrgasse“)(Alte Karte zeigen).

Wo der Bach wieder unter der Straße hervortritt, stehen einige alte Maulbeerbäume entlang des Baches. Ihre Blätter dienten schon vor dem Ersten Weltkrieg der Seidenraupenzucht, damit Deutschland auch selber Seide produzieren konnte.

 

(13) Oberhalb der Kochbergkreuzung:

Wenn man in der Kurve des Fußwegs in das Wiesental nach Norden sieht, blickt man in ein  Gebiet, in dem früher einmal eine Mühle gestanden hat. Über eine Mahlmühle in Hochstadt  liegt lediglich eine Nachricht vor, und zwar vom 23. Mai 1348, als Ulrich III. von Hanau erlaubte, daß Heinrich von Eichen an Eberharden Schreiber von Heldenbergen und Ulin Schneider eine Korngült (eine Gült ist an sich eine Anleihe) von einer Mühle bei Hochstadt verkaufen. Gelegen war die „mulen zwischen Hohinstad und Byschovesheim”.

Ende des 16. Jahrhunderts bestand die Mühle jedenfalls nicht mehr, denn 1587 war Hochstadt „Mahlgast” der Hanauer Herrenmühle. Dies bedeutete, daß der gesamte Ort in Hanau mahlen lassen mußte  (Literatur: Reimer III Nr. 749,  Heckert, Peter, 1996) (Aus: Mühlen im Main-Kinzig-Kreis, Seite 392). Die Flur „Auf der Mühlbach“ wird auch 1514 als „Molnbach“ und „mulen bach“ erwähnt.

Die Mühle könnte an der Flur „Mühlbach“ gelegen haben. Zu dieser kommt man, wenn man am Ortsausgangsschild Richtung Bischofsheim auf dem Betonweg nach Nordwesten geht. Dann kommt man an eine Kreuzung mit dem Weg, der vom Hohenrainweg (verlängerte Weinbergstraße) herunterkommt. Dort geht man nach links, über den Bach und drüben wieder nach oben. Rechts liegt dann die Flur „Auf der Mühlbach“.

Der in westlicher Richtung ansteigende Weg sieht aus wie der Damm eines Mühlteiches. Hier ist eine günstige Stelle, an der man das Wasser stauen kann, ehe es ins Flache kommt. Die Mühle könnte gleich an dieser Stelle gewesen sein. Es könnte aber auch hier erst ein Mühlgraben begonnen haben, der an der Höhenlinie entlang führt, so daß an der weiter unten gelegenen Mühle ein ordentliches Gefälle entsteht.

Nach ein Wort zu der Bezeichnung „Weidbach“: Es gibt in Hochstadt einen Bach, der offiziell „Weidbach“ heißt. Er entwässert den Einschnitt zwischen Schützenhäuschen und Hartig, geht an der Abfallsammelstelle vorbei und dann östlich der Reithalle weiter, unter dem Reitplatz hindurch und auf die Ritterstraße zu. Der Bach ist aber praktisch trocken gefallen und auf den Karten gar nicht mehr eingezeichnet. Aber der Straßenname „In der Weidbach“ ist noch erhalten.

 

Fälschlicherweise wird aber auch noch ein anderer Bach in der Gemarkung Hochstadt als „Weidbach“ bezeichnet. Es ist der Bach, der in der Flur „Gemeindeweide“ zwischen Hartig und Großer Lohe entspringt und das ganze Tal bis zur Kochbergkreuzung entwässert. Von dort an wird er als „Landgraben“ bezeichnet und ist von zwei Wällen eingeschlossen, damit das Wasser aus dem Tal nicht nach Bischofsheim hineinläuft. Der Graben geht dann durch den Anglersee und mündet beim Surfsee in die Braubach (auf Karten wird der etwas weiter östlich gelegene, vom Riederwäldchen kommende Bach fälschlicherweise als „Landgraben“ bezeichnet).

Oberhalb der Kochbergkreuzung ist kein Name für den Bach auf den Karten angegeben (deshalb ja die fälschliche Bezeichnung „Weidbach“). Man könnte den Namen „Mühlbach“ vermuten, weil die Flur westlich des Baches so heißt. In diesem Bereich muß auch die Mühle zwischen Hochstadt und Bischofsheim gestanden haben.

Doch dieser Name ist nicht zwingend. Vielmehr ist die Bezeichnung „Landgraben“ auch in diesem Bereich sinnvoll. Die Flur östlich der „Mühlbach“ heißt nämlich „Im Landgraben“. Dieser Name wird sich auf die Landwehr beziehen. Deshalb sollte man den Bach in diesem Tal zwischen Hochstadt und Bischofsheim auch „Landgraben“ nennen.

 

Der Rückweg führt erst ein Stück die Bischofsheimer Straße entlang, dann in die  Philipp-Weber-Straße und über den Luisantring in die Altkönigstraße. Dort geht man östlich der Wohnblocks auf der rechten Seite nach Süden in die  Groschlaghohl. Von dieser geht nach Osten die Hofgerichtstraße ab, eine Groschlager Straße und nach dem höfischen Gericht benannt. Beim Bau dieser Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg traten

Mauerzüge zu Tage. Aber diese wurden nicht  archäologisch untersucht, weil man mit anderen Problemen beschäftigt war. Die  Hofgerichtstraße macht einen Bogen nach Süden auf die Fahrgasse, auf der man wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt (Länge des Spaziergangs etwa 3,6  Kilometer).

 

 

 

Bischofsheim

 

Ausgangspunkt ist das Ende der Bebauung in der Stumpfgrabenstraße. Hier liegt zunächst an eine Wiese, an deren Ende man aber schon das Schilf am Tränkebach sieht. Nachher geht die ganze Fläche in Schilf über. Man kommt zum Gelände der Geflügelzüchter und zu einer Informationstafel über da Enkheimer Ried. Dann folgt wieder eine Schilffläche, die in einen kleinen Teich übergeht, der vom Tennisclub unterhalten wird.  Dessen großes Gelände mit Vereinsheim und Kinderspielplatz schließt sich an. Am Ende des Platzes geht man nach Norden bis zur Brücke über den bis hierher begradigten Tränkebach. Hier steht auch eine Informationstafel, auf der die Gründe für den strengen Schutz dieses Gebietes beschrieben werden.

Der Tränkebach entspringt nördlich von Bischofsheim, durchfließt das Rothersried, vereinigt sich mit dem Dortelfelder Bach. Das Wasser fließt nun durch eine Wiese, verschwindet in einem Rohr unter der Um­gehungsstraße und passiert die Reitanlage Hubertus. Dort verschwindet der Tränke­bach unter dem Stadtteil Bischofsheim und

taucht in der Aue wieder auf. Der Tränkebach wurde 1927 begradigt und zwischen 1970 und 1974 in Betonhalbschalen verlegt.

Frau Loeki Häger-Hogerland hat mit ihrer Gruppe das Wasser im Naturschutzgebiet mit einem Was­serkasten der Firma Merck chemisch und makrobiologisch untersucht. Eine chemische Untersuchung am 16. Februar 2004  im Naturschutzgebiet selbst, hinter dem Tennisplatz und dem Geflügelzuchtgelände, an der Hubertus‑Reitanlage und in einem Graben unterhalb der Schäferei, ergab kein schönes Ergebnis. Hinter dem Tennisplatz an der Brücke waren die Ammonium‑ und Nitritgehalte zu hoch. Der Nitratwert von75 Milligramm pro Liter lag noch über dem Krebsbach mit 50 Milligramm pro Liter. Hinter der Geflügelzuchtanlage waren Ammonium und Phosphatgehalt zu hoch, im Graben unterhalb der Schäferei unweit des „Kleeblatts“ waren pH‑Wert, Ammonium, Phosphat und die Karbonathärte zum Erschrecken. Nitrit, Ammonium und Phosphat sind Indikatoren für fäkale Verunreinigungen.

Auf der Brücke kann man noch gut beim Blick nach Osten sehen, wie der ganze Bach einmal ausgesehen hat: Der Bach war zu einem öden, lebensfeindlichen Kanal geworden. Nach Westen dagegen beginnt der renaturierte Tränkebach. Allerdings klagen jetzt Anlieger in Bischofsheim, das Wasser fließe nicht mehr schnell genug ab und sie hätten deshalb  im Keller Probleme mit dem Wasser. Aus diesem Grund hatte man ja auch nicht den ganzen Bach renaturiert.

Man kann dann auf gutem Weg südlich des Tränkebachs weiter gehen. Aber eine bessere Übersicht hat man von dem Weg nördlich des Tränkebachs, der aber nicht so gut zu gehen ist. Man kann aber anhand der wechselnden Schilfzonen erkennen, wo die renaturierten Flächen sind und wo noch Wiesen genutzt werden. In der Vegetationsper­i­ode kann man allerdings nicht erkennen, wie der Bach mäandert und sich durch die Wiese schlängelt (der Bach entlang des südlichen Wegs dient nur als Sammler).

 

Renaturierter Tränkebach: Im Herbst 1997 wurden die Betonschalen aus dem Tränkebach herausgenommen und der Bach wurde auf einer Strecke von etwa 600 Metern zwischen der Stadtgrenze von Frankfurt und den Tennisplätzen in Bischofsheim naturnah ungestaltet. In sanften Schwün­­gen mit flacheren und steileren Ufern mit schnel­ler und langsamer fließenden Ab­schnitten mäandert das 1997 aus seinem Betonbett befreite Bächlein verschlafen dahin. Dabei hat man nur sparsam Erlen, Weiden, Schilf und Lilien angepflanzt.

Die Pflanzen fügen sich inzwischen so in das Landschaftsbild, als ob sie schon immer dort gestanden hätten. Zwischen 1998 und 2000 wurde die Entwicklung der Renaturierungsmaßnahmen wissenschaftlich begleitet von Dr. Beate Alberternst und Professor Dr. Rüdiger Wittig, Abteilung Ökologie und Geobotanik des botanischen Instituts der Universität Frankfurt.

Je schneller das Wasser der Zuflüsse noch einem Regen in den Fluß gelangt, desto eher entwickelt sich ein gefährliches Hochwasser. Natürliche Bäche mit mäandrierendem Verlauf, zeitweise überfluteten Wiesen und Schilfgürtel halten große Wassermengen zurück und verringern die Hochwassergefahr. Die naturnahe Umgestaltung des Tränkebachs trägt so zum Schutz vor Hochwasser des Mains bei.

Die Renaturierung des Tränkebachs hat sich sehr positiv auf Pflanzen- und Tiergemeinschaften des knapp 13 Hektar großen Naturschutzgebiets „Bischofsheimer Wiesen“ ausgewirkt. Es hat sich prächtig entwickelt und dank des Schilfes wird auch das Wasser rein und sauber blei­ben. Der Bach hat sich im Laufe der Jahre fast völlig erholt, Libellen zeugen von seiner Reinheit.

An Pflanzen finden sich Schein-Zyper‑Segge, Großes Flohkraut und Zungenhahnenfuß.

Im Frühjahr kann man wieder beobachten, wie aus Kaulquappen quakende Grünfrösche werden. Auch Wasserläufer und Furchenschwimmer sowie andere Wasserkäfer kann man dann wieder sehen. Bachflohkrebse nehmen erneut ihre wertvolle Arbeit auf und zerkleinern die übriggebliebenen abgestorbenen Pflanzenteile. Sie liefern so Nahrung für reinigende Bakterien im Bach und gleichzeitig sind sie Futter für Fische und Vögel wie die Wasseramsel. Um Vogelarten wie Wasserralle, Bekassine oder Rohrweihe zu schützen, sollte man das Naturschutzgebiet nicht betreten und Hunde an die Leine nehmen.

Wenn man Glück hat, kann man vielleicht sogar einer der höchst seltenen europäischen Sumpfschildkröten begegnen. Es ist durchaus möglich, daß das eine oder andere Exemplar sein Rückzugsgebiet Enkheimer Ried verläßt und den Tränkebach entlang wandert.

Im Sommer 2008 stellte man nach einigen Wochen genauer Beobachtung und mit Hilfe von Tonbandaufnahmen der Balzgeräusche fest, daß der vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) als Lurch des Jahres 2008 gewählte Laubfrosch wieder da ist.

In den warmen Mai- und Juni-Nächten hört man mit etwas Glück auch von den Wegen an seinen Laichgewässern am Tränkebach aus, den lauten Balzruf der Laubfrosch-Männchen. Der Lockruf gilt den Weibchen, die diesem aus größeren Entfernungen folgen. Nach der Frosch-Hochzeit wird der Laich in Laichballen abgelegt. Nach etwa 50 bis 80 Tagen entwickeln sich Kaulquappen, die dann im Sommer zu Jungtieren herangewachsen sind. In den flachen, warmen Gewässern ist im Umfeld des Naturschutzgebietes Tränkebach für den Laubfrosch wieder ein idealer Lebensraum zum Laichen entstanden.

 

Der Weg führt bis zu einem kleinen weißen Gebäude. Hier führt nach Norden der Weg hoch zum Bergen-Bischofsheimer Hang: Das 1954 ausgewiesene, zehn Hektar große Naturschutzgebiet ist das nördliche Steilufer eines alten Mainarmes. Seine geographische Lage be­dingt ein mildes und warmes Klein­klima. Hier blüht alles ein wenig früher als im restlichen Frankfurt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier noch Wein angebaut.

 

Das heutige Streuobstgebiet Berger Hang ist eine alte Kulturlandschaft ganz anderer Art als der Urwald im Ried. Feuchte Wiesen und knorrige Apfel‑ und Speierlingbäume prägen den Hang, der bis hinter Hoch­stadt reicht und sowohl als größtes zu­sammen­hän­gendes Streuobstgebiet in ganz Hessen gilt als auch den größten hessischen Steinkauzbestand aufweist. Aber ganze Baumgenerationen fehlen, denn umfangreiche Rodungen, die in den sechziger und siebziger Jahren sogar vom Land Hessen unterstützt und prämiert wurden, haben hier große Lüc­ken hinterlassen. Den hohen Naherholungswert berühren diese Sünden der Geschichte indes nicht: Blau schim­mernder Wiesensalbei, der zottige Klap­pertopf und andere Naturschönheiten wachsen hier weiter ungestört.

Ein Problem am Fuße des Hangs sind die zahlreichen Privatgärten mit standortfremden Hölzern und Pflan­zen, ökologisch wertlos und der Allge­meinheit entzogen. „Verstädterung des ländlichen Raumes“ würden Soziologen sagen. Teilweise sind es vor Jahrzehnten genehmigte, teilweise infolge illegaler Landnahme entstandene Gärten, die hier ihren Platz am Rande des Land­schaftsschutzgebietes gefunden haben. Problematisch ist vor allem das Müllpro­blem: Es gibt wohl einige, die Unrat aus den Gärten einfach im Riedbereich „ent­sorgen“.

Jenseits der Gärten findet sich ein Bei­spiel naturnaher Rinderhaltung: Auf saf­tigen Wiesen weidet eine Herde, ein­schließlich der Bullen, und fühlt sich sichtlich wohl. Die Rückansiedelung von Weidetieren, also Schaf‑ und Mutterkuh­herden, ist durchaus gewollt und wird un­terstützt, denn es gibt keine natürlichere und zugleich preiswertere Form der Gründlandpflege, das Mahdgut muß nicht teuer entsorgt werden.

Der Ber­ger Hang ist mit seinen Streuobstwiesen und dem gemähten Halbtrockenrasen von überregionaler Bedeutung. Ein Vier­tel des hessenweiten Bestands der Streuobstwiesen findet sich hier, ein Wiesentyp, den es in Hessen kaum noch gibt. Seine Existenz verdanke dieser Lebensraum dem regelmäßigen Mähen. Er ist selten geworden, weil das Interesse der Landwirte schwindet.

.Obwohl das Gebiet so groß ist, ist es nicht eintönig. Es gibt botanisch interessante Übergangszonen von der Hecke zur Fläche, Wiesensäu­me mit lilafarbenen Wicken, verschieden stark geneigte Hanggebiete und die schat­tigeren Flächen unter den Obstbäumen. Überall fühlten sich andere Pflanzen be­sonders wohl. Man hat 288 höhere Pflanzenarten im Naturschutzgebiet ge­zählt, auf rund 100 bringt es allein der Halbtrockenrasen.

Auf den Wiesen wachsen kalklieben­de Blütenpflanzen. Allein acht zum Teil geschützte Orchideenarten wurden hier schon gesichtet. Nur hier gedeihen  die schon fast verblühte rosafarbene Orchidee „Helmknabenkraut“, sein gerade erblühen­des Schwesterchen, das hellrosa‑violett blühende „Händelwurz“, das rosa‑violett blü­hende seltene „Kreuzblümchen“ und das im Wind zitternde Zittergras sowie Stendelwurz und Bienen-Ragwurz.

Einer der Stars des Gebiets ist der violett blühende Große Ehrenpreis, eine selten gewordene Pflanze, die nur an außergewöhnlichen Standorten gedeiht und deshalb auf der Roten Liste der geschützten Arten steht: Sie mag keine sauren Böden, liebt Wärme und viel Licht, kann aber Nährstoffreichtum nicht aushalten. Sobald gedüngt wird, ist sie fort.

Der Kleine Klappertopf ist ein Halb­parasit und heißt so, weil die trockenen Samen in den Früchten klappern, wenn man sie schüttelt. Ein Halbparasit ist das Pflänz­chen, weil es sich an die Wurzeln anderer Pflanzen dran hängt. So spart es sich, selbst lange Wurzeln auszubilden.

Ein blattloses gelblich blühendes Pflänzchen ist die „Würger“ genannte Schmarotzerpflanze „Orobanche“, eine Rote‑ Liste‑Art, die ‑ ohne Blätter ‑ keine Photosynthese machen, also Zucker und Starke nicht mehr aus der Luft gewin­nen kann und deshalb die Wurzeln ande­rer Pflanzen anzapfen muß. Gewürzpflanzen wie Oregano, auch Thy­mian und Rosmarin, sind typische Ge­wächse trockener Böden. Je trockener, des­to größer die Gefahr, vom Vieh gefressen zu werden. Die Gewürzpflanzen wehrten sich mit starkem Aroma gegen die Pflan­zenfresser

Buchfink, Kuckuck und Grauammer brüten im Gebiet, der Rote Milan zeigt sich immer mal wieder auf der Durchreise.

Die Aufrechte Trespe( bromus erectus )ist Namensgeber und mit vielen anderen Gräsern zusammen die dominante Art der Pflanzengesellschaft Mesobro­metum, die auf dem gemähten Halbtro­ckenrasen gedeiht. Angesichts der bunten Blütenpracht ist dieser Wiesentyp ein Tummelplatz für Insekten.

Im Osten durchschneidet ein kleiner Bach den Hang und trennt die Magerfläche von einem fuß­ballplatzgroßen Flachmoor, das in ei­ner Senke am Hang entstanden ist.

Hier sieht man mit einem Blick fünf verschiedene Biotoptypen: eine feuchte Kohldistelwiese, Seggenried, Röhricht, eine sumpfige Flut­rasengesellschaft und ein Kalkflachmoor, und das alles auf engstem Raum.

An der südlichen Grenze des Naturschutzgebiets stehen die Buschgewächse: Hundsrose darunter, Schlehe, Holunder, Weißdorn, Hagebutte, Sauerkirsche. Und am Wiesensaum, dort, wo vermutlich nicht im­mer ganz gründlich gemäht wird, weil die­se Pflanze das nicht verträgt, eine weitere, pinkfarben blühende Besonderheit des Ge­biets: der „Blutstorchschnabel“.

An vielen Stellen des Hanges treten lokal auch kleine Quellhorizonte auf. Diese nassen Stellen sind bewachsen mit Schilf und Sauergräsern. Auf dem größten Horizont finden sich eine Erlen­gruppe, Sumpfdotterblumen und Lungen­kraut. Das Besondere des Hanges ist der Umstand, daß hier Pflanzen der trockenen Steppen direkt neben sol­chen der Feuchtbiotope vorkommen. Solche Quellhori­zonte finden sich auch in Hochstadt und eben am Bischofsheimer und Berger Hang. Das hiesige Gebiet wurde schon früh besie­delt, weil der Boden fruchtbar war und es Wasser im Überfluß gab.

 

In südlicher Richtung geht man an dem kleinen Gebäude hinunter.  Westlich liegt das

Enkheimer Ried: Der Riedteich ist ein verlandeter Altarm des Mains. Die Mainschlinge führte ursprünglich am Berger Hang entlang und versumpfte später. Als der westliche Abfluß abgeschnitten wurde, verlande­te er langsam. Es entstand eine fünf Meter dicke Torfschicht, die zwischen 1829 und 1864 teilweise abgebaut wurde. Wieder begann das Ried zuzuwachsen und zu verlanden.

Dieser Prozeß wurde erst unterbrochen, als zwischen 1884 und 1924 die Firma Eis‑ Günther begann, hier Natureis zu ge­winnen. Sie ließ die gesamte Fläche des heutigen Naturschutz­ge­biets fluten, so daß ein riesiger See entstand. Immer im Sep­tember wurden Schilf und Wasser­pflanzen entfernt, um möglichst sau­beres Eis zu gewinnen, das im Winter mit Eispflügen in meterbreiten Tafeln gestochen wurde. Das Eis wurde in Hallen gelagert und im Sommer zum Kühlen benutzt.

Als man 1924 zum Kunsteis überging, geschah das zu Lasten des Rieds: Weil aus dem Wei­her nicht mehr regelmäßig die Biomasse in Form von Wasserpflanzen rausgeholt wurden, unterstützte das die fortschreitende Verlandung.

 

Seit dieser Zeit waren es zunächst zwei Riedteiche, doch ihr biologischer und ökologischer Wert nahm mit der Zeit eher ab: Diverse Einleitungen ließen vor allem den westlichen Riedteich „zum Himmel stinken“. Eine Starenplage sorgte bei Anwohnern für Verdruß.

Das Enkheimer Ried steht seit 1937 (oder 1935) unter Naturschutz. Damals umfaßte das Naturschutzgebiet eine Fläche von 8,63 Hektar. Aber die Vernachlässigung während des Zweiten Weltkriegs führte dazu, daß das Ried immer mehr verlandete und Ende der 50iger Jahre praktisch kein feuchtes Gebiet mehr war.

Im Jahre1958 war das Ried zu 99 Prozent verlan­det. Nur eine Radikalkur half damals.

Um das Jahr 1960 wurde der westliche Riedteich schließlich trockengelegt und zuge­kippt, es entstanden dort die heutigen Sportanlagen. Zwei­mal wurde das Feuchtgebiet bis 1969 ausgebaggert und entschlammt. Einmal holten die nicht zimperlichen Ried‑Retter 38.000 Kubikmeter Schlamm und 38.000 Quadratmeter Schilf aus dem Weiher, ein anderes Mal 50.000 Kubikme­ter Schlamm.

Seither wurde der alte Teil des Naturschutzgebiets nicht mehr groß angefaßt. Ein Auenwald und Schilfzo­nen bildeten sich, die Vegetation konnte sich frei entfalten. Hier darf ein Baum so alt werden, bis er stirbt. Rund14 Hektar sind eingezäunt, es gibt keinen direkten Zugang. Mit der Zeit wird der östliche Riedteich verlanden, doch die hohe Wasserqualität verlangsamt diesen Prozeß. Im Jahre 1973 wurde das Ried vergrößert auf 15,44 Hektar. Im Jahre 1986 beantragte die  Arbeitsgemeinschaft „Heimischer Orchideen“ die Gebietserweiterung nach Osten. Ein Gutachten von Bönsel (1992) belegte die Schutzwürdigkeit der Erweiterungsfläche. Das Naturschutzgebiet „Enkheimer Ried“ wurde darauf mit der Verordnung vom 6. Oktober 1995 nach Osten unter Einbeziehung von Teilen des Tränkebachtals in Bi­schofsheim auf eine Gebietsgröße von 28,23 Hektar erweitert.

An Tieren finden sich Kormorane, Haubentaucher oder die Knäk-Ente. Dazu Brutvögel

wie Beutelmeise, Teichrohrsänger und Gelbspötter, alles bedrohte Vögel von der Roten Liste. Ebenfalls schüt­zenswert sind die Fischarten Moderlieschen, Hecht und Dreistachliger Stichling.  Außerdem gibt es die Gebänderte Prachtlibelle, die Erdkröte und den Teichfrosch, sowie Käfer und Amphibien.

Von internationaler Be­deutung ist das Enkheimer Ried durch den in ganz Westeuropa einzigen, sich selbst vermehrenden Bestand an Europäischen Sumpf­schildkröten, der allerdings nur noch aus knapp zehn Exemplaren besteht und vom Ausster­ben bedroht ist. Zu sehen bekommt man die Tiere allerdings nicht, erstens sind sie sehr rar, zweitens menschenscheu und drittens sehr ruhebedürftig. Am westlichen Ende des Teichs gewährt eine kleine Lich­tung mit einer Plattform einen kurzen Einblick in das Ried­-Reich der Sumpfschildkröte. Eine „künstliche Düne“ mit lockerem Substrat hat die Obere Naturschutzbehörde hier anlegen lassen, um die seltenen Tiere, die bis zu 130 Jahre alt werden, zum Eierle­gen zu animieren. Im Jahre 1986 schlüpf­ten hier letztmals Jungtiere.

Einer Diplomarbeit ist es zu verdanken, daß man über die Herkunft der Sumpf­schild­kröte nun Genaueres weiß: Durch kriminologisches „Finger‑Printing“, Blutproben, DNA‑Analysen und der Un­tersuchung fossiler Schildkrötenpanzer aus dem Berger Heimatmuseum ist es der Studentin Sylvia Hanka gelungen, die überwiegend südeuropäische Herkunft der Sumpfschildkröte zu belegen.

Die Monate Mai bis Juli sind die gefährlichs­ten für Hessens Schildkröten. Sie leben fast ihr ganzes Leben im Wasser, hier schlafen und fressen sie und verbringen sogar den Winter .Aber jetzt ziehen sie, von ihren Instinkten ge­leitet, oft für vie­le Tage an Land.

An Land aber lauern zahlreiche Gefahren. Manche Tiere werden Opfer des Straßen­verkehrs, der die kleine hessische Popula­tion weiter ausdünnt. Mehrere Exemplare wurden bereits in Ortschaften oder am Rand verkehrsreicher Straßen aufgefun­den, so Dr. Matthias Kuprian, der das Artenschutzprojekt Sumpfschildkröte zusam­men mit Sibylle Winkel koordiniert.

Eine weitere Gefahr ist überzogene Tierlie­be, gepaart mit Unwissen. Viele der Wild­tiere werden bei ihren Wanderungen auf­gesammelt und von ihren Findern für ent­laufene Terrarientiere gehalten. Oft lan­den die Findlinge dann im privaten Gar­tenteich oder Aquarium. Finder des seltenen Reptils wenden sich bitte an Sibylle Winkel, Tele­fon (0179) 2644134, oder an Dr. Matthias Kuprian, Telefon (0173) 3751580.

Die Ursachen für das Wanderverhalten der urzeitlichen Panzerträger sind vielfältig. Die Weibchen suchen meist an Land geeig­nete Eiablagestellen. Hier legen sie bis zu 16 Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden. Da Brutplätze immer seltener in Gewässernähe zu finden sind, wandern die Tiere im Juni und Juli lange Strecken über Land, um geeignete Stellen zu finden. Be­reits ab Mai wandern männliche Tiere manchmal mehrere Kilometer weit auf der Suche nach neuen Lebensräumen oder Weibchen, denn die heimische Population ist bereits so ausgedünnt, daß sich die Ge­schlechtspartner kaum noch begegnen.

Insgesamt sind es vier Schildkrötenarten, die im Enkheimer Ried heimisch gewor­den sind: Die Hauptpopulation sind die aus Nordamerika stammenden Rotwangenschildkröten, die den Weg aus Frankfurter Aqua­rien ins Ried gefunden haben, die aber die Natur­schützer gar nicht gern sehen, da sie die anderen verdrängen. Aufgeschüt­teter Sand für Sonnenplätze und gefällte Pappeln dienen aber immer auch den amerikanischen Zu­wandern.

Der BUND Hessen hat daher gemeinsam mit Naturschützern, Biologen und dem Zoo Frankfurt ein Zucht‑ und Auswil­derungsprogramm ins Leben gerufen, dem sich in diesem Sommer aus Taucher der Hanauer Tauchschule von Claus Wilkens, „Die Tauchpartner“, angeschlossen haben.

Unter der Leitung von Andreas Volz, ei­nem Ausbilder des Tauchteams, und der Biologin des Frankfurter Zoos, Silke Schweitzer, werden derzeit die im Zoo lebenden Europäischen Sumpfschildkrö­ten gefangen und anschließend in renatu­rierte Biotope in Südhessen und dem Enk­heimer Ried wieder ausge­setzt. Im Enkheimer Ried leben derzeit nur noch knapp zehn Exemplare der heimi­schen Schildkrötenart. Vor ihrer Auswilderung werden die Tie­re auf Krankheiten und Geschlecht unter­sucht. Damit sie später wiedergefunden und bestimmt werden können, wird den Schildkröten zudem ein Minisender und winziger Computerchip eingebaut.

Ob die knapp zehn Exem­plare im Enkheimer Ried tatsächlich einen Stammbaum haben, der jahrhunder­telang nach Enkheim und nur nach Enk­heim reicht, darf durchaus bezweifelt wer­den. Genetische Untersuchungen­ deuten darauf hin, daß wohlmeinende Schildkrötenliebhaber irgendwann einmal die in Oberitalien hei­mische Europäische Sumpfschildkröte hier ausgesetzt haben könnten. Denn in den Genen der hiesigen Verwand­ten finden sich Hinweise, die nach Oberita­lien weisen.

Den Stars unter den Pflanzenar­ten, die im feuchten Ried prächtig gedei­hen, fehlt es an Bühnenpräsenz. Entwe­der sie sind tief im unzugänglichen Schilf verborgen, wie das Fleisch­farbene Knaben­kraut, das Alberternst an der Nordseite des Riedweihers noch im Frühjahr mit mindestens 80 Exemplaren gesichtet hat.

 

Auch die Pflanzen sind gefährdet. Heute müssen sie ihren Lebensraum gegen gierige Einwanderer wie den Riesenbären­klau oder die Kanadische Goldrute behaupten ‑ was nicht überall gelingt. Die medizinballgroßen weißen Blütendolden, die auf bis zu 3,50 Meter großen Stengeln ruhen, blitzen auf der Nord­seite des Feuchtgebiets immer wieder durchs Schilf Die gelbblühende Goldrute hat am Wegesrand ganze Lichtungen unter Kon­trolle gebracht. Das lichtliebende in Gär­ten hübsch anzusehende Gewächs wird hier erst zu­rückgedrängt, wenn das Auwäldchen wie­der zu einem dichten Wald herangewach­sen ist.

 

Auf der Grenzschneise, die auch Halweg genannt (im Dialekt für Hell = Höllweg) wird, überquert man den Tränkebach und geht Richtung Wald.  Am Waldrand geht nach Osten ein Weg ab. Hier beginnt ein großes Feld, auf dem die Gemeinde Bischofsheim nach dem Zweiten Weltkrieg Sand abgebaut hat, um damit ein Mörtelwerk zu betreiben. Eine Stele links am Grenzweg nimmt darauf Bezug: Vom Main abgelagerte Sande wurden nach der letzten Eiszeit durch den Wind an vielen Stellen zu Dünen aufgetürmt. Durch die ständige Umlagerung und das schnelle Austrocknen im Sommer konnten sich auf den Dünen keine Bäume und Sträucher ansiedeln.

Ebenso wie die Dünen der Meeresküsten wurden diese „Binnendünen" daher ur­sprünglich nur von besonders spezialisierten Pflanzenarten besiedelt. Zum Teil blieben sie vegetationsfrei. Dem Menschen erschienen Dünengebiete mit ihrer wenig produktiven Pflanzendecke jedoch oft nur als Ödland. Dem entsprechend beutete man die Sandvorkommen zur Gewinnung von Baumaterial aus, oder versuchte durch gezielte Aufforstungsmaßnahmen - meist mit Kiefern - die Dünen zu befestigen und nutzbar zu machen. Heute weiß man, daß Dünen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenorten sind und schützt die wenigen noch vorhandenen Dünensande. Reste ehemaliger Binnendünen finden sich in Frankfurt an der „Leuchte“ in Bergen-Enkheim und im Naturschutzgebiet „Schwanheimer Düne".

 

Durch den Sandabbau kamen aber viele Bodenfunde zutage, von denen aber heute im flachen Gelände nichts mehr zu erkennen ist. In diesem Walddistrikt 5 fanden sich nahe am Weg, aber etwas weiter nördlich Siedlungsreste und Streufunde aus der Urnengräberkultur (1200 bis 800 vCh).

Etwas weiter östlich und etwas südlich gab es gleich drei Funde aus verschiedenen Zeiten: Im Herbst 1951 ließ die Leitung des Mörtelwerkes einige Probelöcher von etwa 1,50 x 1,50 Meter graben um die Beschaffenheit des Sandes festzustellen. In einem der Löcher stieß der Arbeiter auf vermutlich zwei Brandgräber der Spätlatènezeit, deren Inhalt er nicht weiter beachtete. Im Mai 1952 erhielten die Bodendenkmalpfleger davon Kenntnis. Das in Frage kommende Probeloch konnte durch einige auf dem Sand liegende Scherben rasch ermittelt werden.

Die Durchgrabung des Sandes ergab eine große Anzahl Scherben von acht Gefäßen, von denen fünf zusammengesetzt und ergänzt werden konnten. Außerdem fanden sich zwei eiserne Spätlatènefibeln, ein eisernes Rasiermesser, ein Wetzstein, Reste einer feingliedrigen Bronzekette und viele Knochenreste.

Im Verlauf des im Mai 1952 beginnenden Abbaues wurden noch sieben Gräber ge­funden, aus denen Töpfe, Schüsseln, Fla­schen, eine Schale und Ringe aus Eisen geborgen wurden. Damit ist ein kleines,  bisher nicht bekanntes Gräberfeld der Spät­latènezeit festgestellt

Bei Bergung der Latènegräber wurden auch bandkeramische Siedlungsfunde gefunden, die auf eine kleine band­keramische Siedelung an dieser Stelle schließen lassen. Außerdem legte der Greifer am 24. April 1953 70 Zentimeter unter der Oberfläche einen schnurkeramischen Becher frei. Der Becher stand aufrecht im Sand und war ganz erhalten bis auf ein fehlendes Randstück.

 

An der nächsten Kreuzung quert die alte Gelnhäuser Poststraße. Sie wird auf dem Wegweiser nur „Gelnhäuser Straße“ genannt und der Weg weiter südlich wird dann als „Poststraße“ bezeichnet, aber es gibt nur eine „Gelnhäuser Poststraße“. Diese Straße kam Höchst  am Main und verlief westlich Seckbach nach Enkheim. Dann streift sie die Sanddüne in Richtung Bischofsheim und geht in die heutige  Jahnstraße und die Zwingerstraße über. Durch die heutige Gerhard-Hauptmann-Straße geht sie auf die Kreuzung am Kochberg zu, über Hochstadt in den Bruchköbeler Wald  und nach Langendiebach, Langenselbold, Rothenbergen nach Gelnhausen.

An der Südwestseite dieser Kreuzung steht eine Schutzhütte.  An der Südostseite sieht man ein Stück Fichtenwald mitten im Laubwald. An dieser Stelle stand das Mörtelwerk der Gemeinde Bischofsheim, von dem ein Weg Richtung Gänsweiher zum westlichen Ortseingang führte.

 

Südlich der Gelnhäuser Poststraße wurden im Walddistrikt 13 weitere Bodenfunde gemacht. Hier kam es nach 1920 zu einer Raubgrabung (die genaue Fundstelle ist nicht bekannt), bei der ein vierrädriger bronzener Kesselwagen aus der Hallstattzeit von etwa einem halben Meter Höhe gefunden wurde. Der Wagen wurde damals zerschlagen und als Altmetall verkauft. Es soll auch eine gerichtliche Untersuchung gegeben haben (Die Hügel sind heute alle untersucht und die Funde ausgegraben, ein Nachgraben würde keinen Erfolg haben].

Etwas nördlicher fand man auch römische Keramik, Hals- und Wandungsstücke eines römischen Krugs aus hellrotem Ton aus dem zweiten Jahrhundert. Etwas weiter drin im Wald, aber wieder südlicher, fand Herr Lehrer Lippert am 4. Mai 1951 vier Bronzeringe und einige Scherben, die im Schüttelsieb des Mörtelwerkes gefunden waren. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Baggerarbeiten ununterbrochen kontrolliert, so daß insgesamt achtzehn Gräber der Späthallstattzeit festgestellt werden konnten.

Aus der Urnenfelderzeit (1200 - 800 vCh) stammen zahlreiche Funde, die 1929/30 hier im Gemeindewald  geborgen wur­den. Die Scherben sind Überreste eines groben sandgelben Gebrauchsgeschirrs wie auch gelber, feiner, gut geglätteter Riefenware. Auch Schaber stammen aus den Funden.

 

Der nächste Querweg wird als „Poststraße“ bezeichnet. Südlich von ihm liegt der Walddistrikt 11. Er wurde nur noch zu einem kleinen Teil von der Sandgrube angeschnitten, so daß hier noch viele Hügel  zu sehen sind. In diesem ganzen Bereich des Bischofsheimer Ge­meindewaldes liegt eine Gruppe von etwa 30 Grabhügeln. Auch auf der Enkheimer Seite sind Hügelgräber zu finden.

 

Gut zu finden ist jedoch nur der eine Hügel, der direkt an der Grenz­schneise liegt und auch durch eine Stele gekennzeichnet ist. Hier werden noch Urnen und Schmuckstücke aus der Bronzezeit (1550- 1200 vCh) erwähnt, die aber nicht in den Fundberichten aufgeführt sind. Sie sollen im Heimatmuseum Bergen liegen und als Besonderheit eine Verzierung mit Korallen tragen.

Der nächste Querweg ist der Bischofsheimer Weg, die heutige Hauptverbindung durch den Wald zwischen Bischofsheim und Enkheim. Hier geht man nach Osten bis zur nächsten Kreuzung. An dem Weg, der von hier nach Norden führt, steht bei einer besonders schönen Gruppe von Eichen eine Stele zum Thema Eichwald mit folgendem Text:  „Die alten Eichen dieses Waldes werden von über 250 Tierarten genutzt. Mehrheitlich sind dies Insekten wie Schmetterlinge, Käfer oder Heuschrecken. Aber auch der seltene Mittelspecht sowie die Bechsteinfledermaus leben hier. In einigen Eichen fand man den Eichenheldbock, eine große und heute seltene Käferort, dessen Larven sich in absterbenden Eichen entwickeln. Dieses Vorkommen ist das nördlichste bekannte dieser Art in Hessen. Um es zu erhalten, wurde 2004 ein Teil des Waldes als „FH-Gebiet" ausgewiesen. Damit gehört der Wald zu dem europaweiten Schutzgebiets- Netz ‚NATURA 2000‘. Wenn bei der Bewirtschaftung des Waldes genügend alte Eichen als Lebensgrundlage der Käfer erhalten bleiben und regelmäßig junge Eichen nachgepflanzt werden, finden die Käfer jetzt und künftig günstige Lebensbedingungen vor. Da junge Eichen viel Licht benötigen, werden Freiflächen geschaffen, in denen ausreichend Sonne auf den Waldboden gelangt. Die Eichenpflanzungen in diesem Wald sind daher inselartig im Wald verstreut.“

 

Man geht aber an der Wegkreuzung weiter nach Süden zur nächsten Kreuzung. Hier geht nach Osten der Weg zum Gänsweiher ab. Westlich der Kreuzung und südlich des Weges, liegt ein Hügelgräberfeld. Hier ist auch ein besonders hoher Hügel zu finden.

Man muß dazu über die Mitte des Walddistrikts hinausgehen. Wo der dichte Wald endet, kann man zwischen den Eichen hineingehen.  Man kommt an einem niedrigen Hochsitz vorbei  und geht ungefähr noch einmal so weit in den Wald hinein, dann liegt etwas rechts der Hügel.

Hier ließ der Bürgermeister im Jahre 1863 ein Hügelgrab öffnen. Man fand das Bruchstück eines offenen Bronzearmrings mit Scheiben an den Enden, die Hälfte einer Bronzetrense, am kräftigem Maulstück die Ösen mit vierkantigen Zügelringen, Durchmesser 5 Zentimeter, das untere Ende eines Eisen-Schwertes und Bruchstücke des Griffes mit Nieten aus Bronze und Bronzeresten von Scheide und Bruchstücke zweier eiserner Armringe, einer mit dem Durchmesser 6,5 Zentimeter.

Im Juli 1912 nahm der Forscher Wolff mit Lehrer Bingemer vier Hügel in diesem Gebiet auf. Einer dieser Hügel, der sich durch eine stattliche Größe (noch 2,5 Meter Höhe bei 30 Meter Umfang) auszeichnet, der südlichste von allen, zeigt in der Mitte eine alte schachtartige Grube, von der sich ein nicht aufgefüllter Graben nach Nordosten zieht. Er ist offenbar der Hügel, aus dem die Funde stammen, die Amtsgerichtsrat Hille (Bergen) im Jahre 1873 dem Hanauer Geschichtsverein schickte und die der Bürgermeister etwa zehn Jahre früher in einem Hügelgrab gefunden hatte (Nach anderer Angabe waren es sechs Hügel, die in den Jahren 1887 und 1911/12 angeschnitten und untersucht wurden. Fünf sollen Brandgräber der mittleren Hallstattzeit, einer war ein Grab aus der Spät­hallstattzeit enthalten haben).

Von der Kreuzung geht man nach Osten zum Gänsweiher. Man kann auf der Südseite weitergehen oder ihn nördlich umrunden. Der  See heißt „Gänsweiher“ oder „Gänssee“ und nicht „Gänsseeweiher“, denn See und Weiher ist ein doppelt gemoppelter Begriff. Es gibt in Bischofsheim eine „Gänsseestra­ße“ und ohne groß darüber nachzuden­ken, wurde diese Bezeichnung auch für das Naherholungsgebiet verwendet und an den „See“ einfach noch ein „Weiher“ angehängt ‑ fertig war der „Gänsseewei­her“. Es muß aber nach wie vor wie früher „Gänsweiher“ heißen.

 

 

Ursprünglich war hier ein Sumpfgelände, in das man die Gänse trieb. Der „Gänsweiher“ ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Eine Luftmine hatte einen Krater und viele abgeknickte Bäume hinterlassen. Der Krater hat sich mit Grundwasser gefüllt, die Bäume sind schließlich gero­det worden.

Der Uferbereich wurde schließlich durch damalige Baggerfirma Kern ‑ sie durfte das Gewässer für den Kiesabbau nutzen ‑ bepflanzt und eine Insel als Nistplatz für Enten und andere Wasservögel geschaffen. So entstand der heutige Anglersee auf dem Gelände des Gänsweihers.

Als eigentliches Naherholungsgebiet der heutigen Form wurde das Gänseweiher‑ Gelände übrigens am 11. Juli 1970 eingeweiht. So kann man sich heute bei gemütlichen Spaziergängen an der herrlichen Natur, an seltenen Pflanzen und Vögeln rund um den Gänseweiher freuen.

 

Die Alt-Eichen:

Der älteste Baum im Main-Kinzig-Kreis dürfte eine Eiche sein, der zwischen Gänseweiher und Fußballstadion steht, kurz hinter dem Zaun zum Sportplatz. Er hat einen Stammumfang von fast vier Metern, wird von einigen Artgenossen auf Frankfurter Stadtgebiet in Bezug auf Alter und Größe aber noch übertroffen. Ein paar besonders beeindruckende Exemplare befinden sich auf Rastplatz zwischen dem Kleingartenverein „Möllers Wäldchen“ und dem ehemaligen Enkheimer Wasserwerk. Erstaunlich, daß die Bäume mehr als 300 Jahre lang niemals gefällt, verheizt sonst wie verarbeitet wurden. Das dürfte daran liegen, dass der Forst im westlichsten Zipfel des Kreises schon seit Jahrhunderten für die Waldwirtschaft gepflegt wird, die systematischen Aufforstungen könnten zusammen mit dem Nürnberger Reichswald die ältesten in ganz Deutschland sein.

Und woher wissen wir jetzt, wie alt die Bäume sind, wo uns doch nicht erzählen können? Ganz einfach: Wir spannen in menschlicher Brusthöhe ein Maßband um den Stamm messen den Umfang in Zentimetern, ziehen ein paar Zentimeter für die Rinde ab und multiplizieren diesen Wert mit 0,8. So kann für eine Eiche im Wald das Alter ziemlich präzise herausgefunden werden.

 

An der Nordostseite des Gänsweihers geht man noch ein Stück nach Norden und an der Minigolfanlage nach Osten nördlich am Friedhof entlang. Amr Eugen-Kaiser-Ring geht man nach Norden und dann auf einem schmalen Weg weiter bis zu einem Garten. Dort geht man nach Osten und an der nächsten Kreuzung immer weiter nach Norden. Es kommt dann noch ein Stück geteerte Straße und dann wieder ein Schotterweg bis zum Teich an der Tennisanlage und dann nach Osten  (Länge des Spaziergangs etwa 4,8 Kilometer ohne Abstecher).

 

 

 

Grüne Mitte

 

Die „Grüne Mitte“ zwischen Dörnigheim, Bischofsheim und Hochstadt wurde 1974 bei der Bildung der Stadt Maintal bewußt freigehalten. Es wurde kein neuer Stadtmittelpunkt geschaffen, sondern das Gebiet sollte frei bleiben für die Erholung der Einwohner. Das hat jedoch nicht verhindert, daß im Laufe der Zeit allerhand Begehrlichkeiten sich auf diese grüne Mitte richteten. Die stärkste Gefährdung war der Plan, bei einem Erfolg Frankfurts als  Olympiastadt hier eine Ruderstrecke anzulegen. Als diese Pläne sich aber zerschlugen, folgten Versuche ein Golfabschlagplatz und eine zentrale Sportstätte dort anzulegen. Der erste Plan scheiterte an der Unteren Naturschutzbehörde, der zweite Plan wird am Hessischen Hochwasserschutzgesetz scheitern, weil die Fläche nördlich des Schwimmbads Überschwemmungsgebiet ist.

Die „Grüne Mitte“ ist nicht nur eine wichtige Kulturlandschaft mit einigen Zeugnissen menschlichen Wirkens, sie zeichnet sich auch aus durch eine seltene Pflanzen- und Tierwelt.  Diese wird hier dargestellt nach den Ergebnissen der Biotopkartierung von Frau Loeki Häger-Hogerland, Luisantring 44.

Am Anfang jeder Maßnahme in der „Grünen Mitte“ - egal welcher Art - steht immer die Biotopkartierung. Ohne eine Erfassung der Lebensräume von Pflanzen und Tieren haben wir keine Informationen darüber, wo es biologisch und ökologisch wertvolle Flächen gibt und welche Arten in und auf ihnen vorkommen. Erst im Anschluß an eine Bestandsaufnahme ist es möglich, Vorschläge zur Erholung und zum Schutz der Natur in die Tat umzusetzen. Die Ergebnisse der Biotopkartierung sollen als Grundlage dienen für Pflanzungen zum Schutz von Flächen und zur Schaffung neuer sich selbst überlassener Bereiche in der „Grünen Mitte“. Dadurch soll eine Vernetzung von Lebensräumen und Pufferzonen für empfindliche Flächen  wie Flugsanddüne, Braubachaue, Reinhardslache, Feuchtbiotope und Vogelschutzgebiete geschaffen werden.

 

Der Main ist nicht immer dort geflossen, wo er heute sein Bett hat. Alte Flußläufe, Mäander, Seen und Sümpfe entstanden und verlandeten. Feuchte Wiesen und Bruchwälder bei Enkheim, Bischofsheim und Hochstadt sind noch deutlich als alte Arme des Mains zu erkennen. Der Boden des Mainbeckens wurde von Schottern, Sanden und Kiesen gebildet, so wie sie der Main und seine Nebenflüsse im Laufe der Jahrtausende abgelagert haben. Nördlich des Mains finden wir als langgestreckte Erhebungen  in der „Grünen Mitte“ südwestlich von Hochstadt Binnensanddünen.

Maintal gehört zu den wärmsten und niederschlagsärmsten Gebieten in Hessen. Besonders am Südhang des Hartig-Wäldchens und Bischofsheimer Hanges kann es im Sommer sehr warm werden. Die Hauptwindrichtung ist Südwest. Sie führt im Sommer kühlere Luft heran. Deshalb soll die „Grüne Mitte“ offen bleiben und nicht aufgeforstet werden. Wenn der Wind über das kalte Wasser der Kiesseen streicht, wird es von den Menschen in Dörnigheim und Hochstadt als wohltuend empfunden.

 

Biotop-Typen der „Grünen Mitte“:

  • Stehende Binnengewässer: Seen, Erlenbruch, temporäre Gewässer
  • Fließende Binnengewässer: Bäche und Gräben
  • Grenzsystem Wasser-Land: Schilfgürtel und Hochstaudenflure
  • Halbtrockenrasen und Trockenrasen, Sandrasen:  Magerrasen,

Eisenbahnbereich, Binnendünen

  • Brachen: Natur- , Acker- , Wiesen- Bauschutt- und Industriebrachen
  • Wiesen: Streuobstwiesen, feuchte, nasse und wechselfeuchte Wiesen
  • Saumbiotope: Hecken, Ufersäume, Obstbaum- und Kopfweidereihen
  • Wald: „Flughafenwald“
  • Acker: Mais- und Getreideflächen
  • Kleinbiotope: Totholz, Streu, Faeces, Vogelnester, Steilwände, Maulwurfshügel, Mäuerchen, Steinhaufen, Pfützen, Wagenspuren, Pflanzenstengel, Distelköpfe, Brennesselbestände, Tierleichen, Grasbüschel.

 

A. Die nördliche „Grüne Mitte“ zwischen Bischofsheim und Hochstadt, Landgraben, Autobahn und Umgehungsstraße L 3209 ist beschrieben beim Spaziergang „Groschlag und seine Gemarkung“.

 

B. „Grüne Mitte Mittelteil“: Gebiet zwischen den Gewerbegebieten von Bischofsheim und Hochstadt, Autobahn und Eisenbahnlinie. Ausgangspunkt ist der Parkplatz  am Schwimmbad.  Man geht nach Westen und vor dem Surfsee nach Nordwesten zum Anglersee.  Östlich des Sees ist ein Biotop seltener Pflanzen. Südöstlich des Sees begann das Bornesselwäldchen, das nach Osten spitz zulief und fast bis zur Querspange reichte. Im Süden ging es bis zur Braubach. Nördlich des Wäldchens war früher das größte Grundstück in der Hochstädter Gemarkung, wahrscheinlich ein Stück gerodeter Wald, das jetzt als Ackerland genutzt wurde.

Diese ehemaligen Kies-Seen haben einen Kreislauf, der ei­gentlich aus vier Teilen besteht: zwei Zir­kulations‑ und zwei Stagnationsperioden. Während des Sommers stellt sich eine aus­geprägte „Sprungschicht“ ein. Mit einem Thermometer könnte man sogar feststel­len, wo sich diese Schicht befindet. In den ersten zehn bis fünfzehn Metern ändert sich die Wassertemperatur kaum. Bis zu dieser Tiefe beträgt sie zum Beispiel 20 Grad Celsius. Doch plötzlich zeigt das Thermometer innerhalb weniger Meter ei­ne drastische Temperaturabnahme bis auf etwa zehn Grad Celsius, darunter ändert sich bis zum Boden der Temperatur kaum noch etwas. Es befinden sich im See nun zwei Wasserkörper, die durch eine deutli­che Schicht getrennt sind. (Sommerstagna­tion)

Im Herbst sinkt nun das sich abkühlende Oberflächenwasser nach unten. Kräftige Herbststürme wühlen den See tief auf. Die Sprungschicht wird zerstört und das Was­ser durchmischt. (Herbstzirkulation). Im Winter befindet sich das dichteste Was­ser von vier Grad Celsius am Boden. Kälte­res und weniger dichtes Wasser schichtet sich darüber. Der See kann zufrieren (Winterstagnation). Wenn das Eis schmilzt und die Sonne das Wasser erwärmt, mischen Frühjahrsstür­me das Wasser durch (Frühjahrszirkulati­on). Stürme haben also auch ihre guten Seiten.

Im Sommer bildet sich wieder eine Sprung­schicht und der Kreislauf beginnt von neuem. Die ersten zehn Meter werden gut durchsonnt, es gedeihen grüne Algen und Plankton, genügend Sauerstoff ist vorhan­den, aber wenige Nährstoffe stehen zur Verfügung. Unterhalb der Sprungschicht gibt es wenig Sauerstoff, keine Pflanzen, aber viele Nährstoffe, da ständig Pflanzen- ­und Tierleichen herunter sinken. Durch ihre Zersetzung werden Stickstoff‑, Phos­phat‑ und Schwefelverbindungen freigesetzt. Diese können leider nicht über die Sprungschicht nach oben und stehen den Organismen dort nicht zur Verfügung. Ab­sinken bedeutet in einem See immer Absterben. Wer schwebt, wie das lebende Plankton, wird von den Fischen gefressen. Man sieht das was sich unter der Wasseroberfläche abspielt, ist eine höchst kompli­zierte Sache.

Der Anglersee (und auch der Surfsee) sind tiefe Kiesseen. Ihr Wasser ist kalt. Auch Kies-Seen unterliegen einem Jahresrhythmus von Stagnation und Zirkulation. Der Anglersee ist trotz des Verkehrslärms der Autobahn ein schön gestaltetes Fischgewässer mit zum Teil steilen Ufern und einigen Verlandungszonen mit Schilf, Iris, Blutweiderich und Seerosen. Eine üppige, nicht immer standorttreue Strauch- und Baum-Schicht umrandet das Gewässer.

Die ökologische Bewertung dieses Sees mit dem „pseudo-naturnahen“ Gehölzsaum, winzigen Verlandungszonen und Schilfgürtel ist als „mittel“ einzustufen. Über Entwicklungsmöglichkeiten der Uferlinien sollte nachgedacht werden.

Die steilen Ufer des Surfsees haben einige Erosionsstellen. Am Uferstreifen befindet sich ein Naturnaher Saum mit Sauergräsern, Erle, Salweide und Esche. An der kleinen Verlandungszone an der Westseite tummeln sich Enten. Nachmittags fliegen Mauersegler dicht über die Wasseroberfläche und finden hier reichlich Insektennahrung. (laut Loeki Häger-Hogerland).

 

Nach Westen geht es zur Brücke über die Autobahn. Zur Entlastung der Bundesstraße 8/40 war zunächst der „Kleine Rhein-Main-Schnell­weg“ gedacht. Dann wurde die Strecke zur Autobahn Bingen-Fulda hochgestuft. Dörnigheim und Hochstadt waren im Gegensatz zu Bischofsheim mit dem Autobahnbau einverstanden. Die Autobahn zwischen Hessen-Center und der Hohen Tanne wurde im Jahr 1979 in Betrieb genommen, die Fortsetzung nach Hanau im Jahr 1983. Die Autobahn zerschneidet zwar die Stadt Maintal, ist aber aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken.

 

Geradeaus trifft der  Weg über die Autobahn auf die Flugsanddüne. Im Quartär (Beginn vor 1,5 Millionen Jahren) kommt es zu vermutlich sieben Eiszeiten. Aber unser Gebiet bleibt dabei eisfrei, es ist eine Art Steppenlandschaft. Durch heftige Stürme werden Massen von Verwitterungsprodukten als Löß in der Wetterau und an den Hanglagen der Hohen Straße abgelagert. Der hellgelbe Löß ist fruchtbarer Ackerboden. Bei Verwitterung geht aber der Kalk verloren und es entsteht Lößlehm und bei völliger Verwitterung dann wasserundurchlässiger Lehm. Durch Ausblasung der Gesteine lagern sich Flugsanddünen in den Ebenen ab.

Die Flugsanddüne südlich des Anglersees - auch „Kahlenberg“ genannt - entstand vor zehntausend Jahren in der letzten Kaltzeit. Sie ist 135 Meter lang, 40 Meter breit, 3 Meter hoch (0,55 Hektar). Sie ist die letzte Sanddüne auf freiem Feld in Maintal, da nach dem Krieg viele Sandvorkommen für Bauzwecke abgebaut wurden. Das NSG „Flugsanddüne“ liegt südlich der Autobahn. Die eigentliche Binnendüne ist um ein Vielfaches größer. Die Silbergrasflur ist eine lockere, lückenreiche Pioniergesellschaft auf losem, trockenem, humus- und stickstoffarmen Flugsand.

Bei Bestandsaufnahmen der Pflanzenarten in 1999 und 2001 wurden viele seltene Pflanzen gefunden, darunter Rote-Liste-Arten wie Frühlingsspark, Bauernsenf, Silbergras, Sand-Fingerkraut4, Steppen-Wolfsmilch und Thymian. Dazu kommen Sand-Segge und Berg-Sandglöck­chen         

Die wichtigste Vorbedingung für das Entstehung und die Erhaltung der Silbergrasfluren ist die mechanische Verletzung der Pflanzendecke. Ein ständiges Überwehen von Sand bewirkt ein kräftiges Wachstum der Silbergrasflurvegetation. Kommt der Sand zur Ruhe, wird sie nicht mehr von Menschen begangen oder von Kaninchen umgebuddelt, siedeln sich weitere Arten an wie Schafschwingel.

Der Pflegebedarf für den Sandrasen der „Grünen Mitte“ ist ziemlich gering: Aufkommender Gehölzbewuchs von Zitterpappeln ist zu entfernen. Es ist dafür zu sorgen, daß Ruderalpflanzen und Ackerunkraut nicht die Oberhand gewinnen, da sie die typische und empfindliche Sanddünenvegetation verdrängen. Zur Zeit ist die Düne nur „sichergestellt“, es darf keine Sandentnahme mehr vorgenommen werden, aber die Düne ist noch kein Naturdenkmal.

Das Gebiet südlich der Flugsanddüne  ist interessant, da sich hier mehrere kleine Feuchtbiotope befinden mit Flatterbinsen (eine Sumpfpflanze), Landreitgras (eine Pflanze, die Sand- und Kiesböden befestigt) und Eisenkraut (der mit seinen etwa 60 Zentimeter langen Wurzeln versucht, im abgelagerten Bauschutt ans Grundwasser zu gelangen).  Östlich dieser Brache liegt ein aufgegebener Spargelacker mit interessanter Wildkrautflora wie Rote Taubnessel, Krummhals, Acker-Vergißmeinnicht, Reiherschnabel und Ehrenpreis.

 

 

 

Flugsanddüne: „Was darunter liegt, ist entscheidend“

So weit das Auge reicht, erstreckt sich eine meterhohe Sanddüne. Der Spaziergänger muß angestrengt blinzeln, um das gesamte Ausmaß der gewaltigen Düne in der Ferne erahnen zu können. Bis ins benachbarte Fechenheim dringen die Ausläufer der Maintaler Flugsanddüne vor. Ein eindrucksvolles Naturschauspiel, das sich jedoch schon vor vielen Jahrzehnten von der Bühne der Weltöffentlichkeit verabschiedet hat.

Heute ist die Flugsanddüne in der Nähe des Höllsees nicht viel mehr als eine sanfte Erhebung, überzogen von einem grünen Teppich, in dem munter die Grillen zirpen. 150 Meter in der Länge, 40 Meter in der Breite und drei in der Höhe sind von den einstmals eindrucksvollen Ausmaßen der Düne übriggeblieben. Der Grund: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde hier fleißig mit Schippe und Schubkarren angerückt, um Sand für den Wiederaufbau der zerbombten Dörfer und Städte abzutragen. Auch die Erosion ließ die Flugsanddüne allmählich schrumpfen. Als Binnendüne untersteht sie nun als gesetzlich geschütztes Biotop dem wachsamen Auge des hessischen Gesetzes.

Die Geburt der Düne datiert auf das Pleistozän, das geologische Eiszeitalter zwischen 1,5 Millionen bis 10.000 Jahre vor Christus. Damals dominierte ein tundraähnlicher Bewuchs das Landschaftsbild im Rhein-Main-Gebiet. Frostverwittertes Gesteins- und Untergrundmaterial aus den umliegenden Mittelgebirgen hatte sich hier abgelagert.

Trockene Witterung führte zum steten Ausblasen des Bodens und Gesteins - die Maintaler Flugsanddüne war geboren. Als die Temperaturen in den folgenden Jahren wieder stiegen, kehrten die Pflanzen zurück, besiedelten die Düne und konservierten durch ihre Wurzeln die Sandansammlung. Seltene Pflanzen wie das Berg-Sandglöckchen oder das Silbergras gedeihen hier. Heute gibt allein ein unauffälliger Hügel Zeugnis von der Flugsanddüne - für das Auge eines laienhaften Spaziergängers eine unscheinbare Erhebung. Der Kenner jedoch schmunzelt nur wissend: „Das, was darunter liegt, ist entscheidend“, verrät der Hochstädter Norbert Mankel, seines Zeichens Hobby-Archäologe, mit einem verschmitzten Lächeln.

 „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“, wußte schon Antoine de Saint-Exupery - und so verhält es sich mit der Maintaler Flugsanddüne ähnlich. Ganz so bedeutungslos wie sie unauffällig ist, ist die Flugsanddüne in der Grünen Mitte nämlich nicht. Denn der Sandabbau förderte ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, Brandgräber und Scherben aus der Urnenfelder- zeit, Gräber und Keramik aus der frühen Keltenzeit und germanische Keramiken aus der Spätkeltenzeit zutage. Letztere wiederum sind der einzige gesicherte Nachweis, daß in vorrömischer Zeit Germanen im heutigen Maintaler Stadtgebiet siedelten. Keltische und germanische Keramik auseinander zu halten, ist für den Fachmann ein Leichtes: Die Verzierungen der Scherben geben zuverlässig Aufschluß über den „Hersteller“. Während die Kelten ihre Keramik auf der Töpferscheibe herstellen, bedienten sich die Germanen der schlichteren Wulsttechnik.

Übrigens ist die Flugsanddüne am Höllsee nicht die einzige auf Maintaler Gebiet. In den Wäldern von Bischofsheim, Dörnigheim und Hochstadt halten sich weitere Sanddünen versteckt, die dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsen sind und sich nur dem aufmerksamen Betrachter zu erkennen geben [Statt „Höllsee“ muß es „Anglersee“ heißen] (MTA 15.08. 2007).

 

Südlich der Flugsanddüne und auch an anderen Stellen findet sich auch das Saumbiotop „Streuobstwiese“. Im Biotopverbundsystem sind hochstämmige Äpfel- und Kirschbäume als Einzelbaum oder als Baumreihe ein wichtiges Korridorbiotop in der „Grünen Mitte“. Durch Neupflanzungen von heimischen Apfelsorten wird versucht, auch hier das Netzt von Streuobstbiotopen zu vergrößern. Das ist eine wichtige Maßnahme für die bedrohten Vogelarten wie Steinkauz, Wendehals, Kleiber, Grünspecht und Wildbienenarten. Empfehlenswert für Brachen, auf denen auch Streuobst-Hochstämme angepflanzt werden können, sind auch Holunderbäume

 

Kommt man auf der Fußgängerbrücke über die Autobahn und geht etwa 100 Meter weiter nach rechts in westlicher Richtung, so biegt bald links ein Weg in Richtung Dörnigheim ab. Er markiert die Dörnigheimer Grenze. Hier stand der alte Dreimärker, der „Karolingerstein, an dem drei Grenzen aufeinander treffen. Seit der Karolingerzeit stand hier ein Grenzstein“, der die drei alten Gaue voneinander trennte: Hochstadt gehörte zum Gau Wetterau, Bischofsheim zum Niddagau und Dörnigheim zum Maingau. Er trennte auch die Gemarkungen von Hochstadt, Bischofsheim und Dörnigheim. Die Hochstädter Südgrenze verläuft nach Westen an der Nordseite des Weges, in Richtung Osten auf der Südseite des Weges Richtung Anglersee. Weil die Grenze hier von einer Seite des Weges auf die andere springt, war der Grenzverlauf zwischen Hochstadt und Bischofsheim umstritten, denn es konnte so aussehen konnte, als stünde der Stein südlich der Hochstadt-Dörnigheimer Grenze. Der Stein ist zwar schon lange verschwunden. Aber hier könnte man einen mannshohen Stein mit entsprechenden Inschriften errichten, um diesen Punkt wieder aufzuwerten.

 

Die Fläche südlich der Autobahn und östlich des verlängerten Dörnigheimer Wegs war im Jahre 2006 vom Magistrat freigegeben worden für ein Golfspielfeld („Driving Ranch“). Hier sollte man das Abspielen von Golfbällen üben. Der Plan eines Investors aus Darm­stadt wurde dank des Eingreifens der Unteren Naturschutzbehörde aber vereitelt, die darauf hinwiesen, daß sich hier geschützte Pflanzen befinden. Das Golfspielfeld wurde deshalb westlich des verlängerten Dörnigheimer Wegs auf einer verwilderten Fläche eingerichtet.

 

 

In der „Grünen Mitte“ finden sich heute viele Brachflächen. Früher wurden die meisten Brachen aufgeforstet. Dann setzte ein Umdenken ein und man bemerkte, daß die Brache als Standort für die Erstbesiedler der Pflanzen- und Tierwelt immer seltener wurde. Man begann die Brache als Biotop zu schätzen und zu schützen. Auch die Brachen in der „Grünen Mitte“ sind kleine „Miniaturlandschaften“ mit unebenen Böden, Nährstoffarmut, Trockeninseln, Wasserpfützen und vielen kleine Pionierflächen - äußerst wertvoll für den Artenschutz. Brachen sind

-  wichtige Nahrungsstätte für Tagfalter, Schwebfliegen, Bienen, Hummeln und samenfressende Vögel

-  Ausweichmöglichkeiten für blütenbesuchende und samenfressende Tiere, wenn auf Kulturflächen geerntet oder gemäht wird

-  Flächen für reichlich Beutetiere, die Nahrung sind für Spinnen und Libellen

-  Fluchträume für Amphibien, Jungvögel, Rebhuhn und Fasan, Tageseinstände für Feldhase, Igel und Reh

-  Brut- und Geburtsstätte für Rehe und Hasen, weil die Brache ein ungestörte Vegetationsdecke hat

-  Überwinterungsplätze für die Tiere der Brache selbst und für Überwinterer der angrenzenden Landwirtschaft. Hier finden sie reichlich Streu und hohle Pflanzenstengel für Insekten. Diese sind Nahrung für Meisen, die wiederum von Sperbern gefressen werden. Auf Brachen gibt es genügend Winternahrungsketten

-  stabile Biotope mit einem natürlichen Gleichgewicht. Hier gibt es eine natürliche Schädlingsvertilgung durch Vögel. Nutzinsekten verbessern die Erträge der auf Bienenbefruchtung angewiesenen Nutzpflanzen. Brachen sind farbenfroh und wichtig für den Imker. Auch Obstbäume und Holunderbäume können auf Brachen angepflanzt werden. Lesesteinhaufen sind wichtige Lebensräume für Zauneidechse

-  Frischluftlieferanten.

 

Beiderseits des Weges von Bischofsheim nach Dörnigheim gibt es giftige Altlasten im Boden. Deshalb wird das Grundwasser durch Meßstellen ständig überwacht, um bei Gefahr eingreifen zu können. Typische Pflanzen der überwachsenen Bauschuttdeponien und Altlasten sind: Floh-Knöterich, Vogel-Knöterich, Weiße Lichtnelke, Schmalblättriges Weideröschen, Schwarzer Nachtschatten, Kleinblütige Königskerze, Acker-Distel, Echte Kratzdistel, Gewöhnliches Bitterkraut, Gemeines Greiskraut, Land-Reitgras, Eisenkraut, Wildrosen-Arten und Brombeere.  Eine Anzeigerpflanze für Hausmüll, Industriemüll und Flugasche der Müllverbrennungsanlagen ist das in der „Grünen Mitte“ reichlich vorkommende Eisenkraut, vor allem auf der Brache. Südwestlich der Flugsanddüne trifft man es überall an.

 

In den Sandgruben westlich der Straße von Bischofsheim nach Dörnigheim wurden verschiedene Bodenfunde gemacht. Aus der Sandgrube Kern südlich der Unterführung unter der Autobahn wurde ein bauchiger Topf mit kurzem Schrägrand geborgen. In der Sandgrube Klobedanz an der Bahn fand man ein trapezförmiges Beilchen aus der Jungsteinzeit, ein Brandgrab der Urnenfelderkultur und ein Gräberfeld der Hallstattzeit.

 

Der Weg führt nördlich der Bahnlinie entlang zum Surfsee. Man überschreitet die Brau­­bach über die Sperranlage, geht an der Ostseite des Sees entlang und dabei wieder nach Westen über die Braubach.

Der Surfsee ist auch durch Kiesabbau entstanden. Er hat seinen Namen daher, weil bis in die 90iger Jahre hier Windsurfer ihr Revier hatten. Heute ist dieser Sport eingeschlafen. Wenn man südlich um den See herumgeht, kommt man am Durchlaß der Braubach unter der Eisenbahnlinie vorbei zu einem Grillplatz, den die Stadt Maintal nach dem Jahr 2000 hat anlegen lassen. Er ist sehr kompakt gebaut, weil die vorher dort stehende Grillhütte immer wieder von Besuchern zerstört worden war. Der Weg geht zurück nach Norden zum  Anglersee. Dort kann man an der Ostseite beobachten, wie der Landgraben durch den Anglerseee geführt wird, während der Graben, der vom  Riederwäldchen kommt, daran vorbei geführt wird.  Erst hinter dem See  vereinigen sich die Bäche wieder und fließen nach Süden auf die Braubach zu.

Im Rahmen ihres „Wassertags“ im Juli 2004 entdeckten Schülerinnen und Schüler der Klasse 8 a des Albert-Einstein-Gymnasiums einen großen Flußkrebs aus der Braubach direkt am Dörnigheimer „Surfsee“ (hinter dem Maintalbad gelegen) „fischten“. Einen so großen Flußkrebs, so die Hochstädter Biologin Loeki Häger-Hogerland, die die Wasseruntersuchung der Einsteinschüler gemeinsam mit Dr. Christiane Gräf, Biologie- und Chemielehrerin an der Bischofsheimer Schule, betreute, sei für die Maintaler Gewässer eine „Sensation“. Er kann aber nicht aus dem Rhein-Main-Gebiet stammen, sondern ist sozusagen über mehrere Gewässer hinweg „eingeschwommen“ sein.

Braubach und Braubachaue sind ein empfindliches Fließwassersystem, das nicht zerstört werden darf. Östlich des Surfsees fließen mehrere Fließgewässer zum „Knotenpunkt“ Braubach zusammen, denn hier kommt  Wasser aus dem Bereich zwischen der Straße von Bischofsheim nach Niederdorfelden bis nach  Mittelbuchen, indirekt sogar bis aus Marköbel und Hüttengesäß.

Die Braubach wurde vor Hunderten von Jahren künstlich angelegt unter Benutzung alter Flußläufe und hat wenig Gefälle. Wenn sie eine Rolle im Wasserverbundsystem spielen sollte, bräuchte sie an erster Stelle eine vielgestaltete und geschwungene Linienführung. Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe und Bodensubstrate sollten ständig wechseln. Flachwasserzonen sollten angelegt werden. Vom „Knotenpunkt“ fließt die Braubach in einer breiten Aue durch den Höllsee zum Main.

Vom Surfsee geht man wieder nach Osten zum Parkplatz am Schwimmbad  (Länge des Spaziergangs etwa 2,4 Kilometer).

 

(C) „Grüne Mitte Süd“: Gebiet zwischen der Straße nach Rumpenheim und Umgehungsstraße L 3209, Eisenbahnlinie und Bundesstraße 8/40. Ausgangspunkt ist der kleine Parkplatz an der Querspange gegenüber der Einmündung der Westendstraße.

Man geht nach WestenRichtung Höllsee und westlich der Gärten geht dann ein Weg nach Norden. Er führt auf die Ostseite des Fischteich Fischer. Er wird gesäumt von einer Vielzahl von Baum- und Strauchschichten, wie Salweide, Silberweide, Birke, Schwarzerle, Weißdorn, Wildrose, Edeltannen und 15 Hybridpappeln. Zu diesem Freizeitgrundstück gehört auch eine Streuobstwiese. Viele Vogelarten sind zu finden. Reiher ernähren sich vom Fischbestand.

Bei der Anlage des Fischteiches wurde eine fragmentierte Kanne mit Bandhenkelöse geborgen. Auf der Schulter in Ritztechnik umlaufendes, etwa 1,5 Zentimeter breites Band aus gegenständlich angeordneten Dreiecken zwischen parallelen Einfassungslinien. Die Tonfarbe ist rotbraun, die Oberfläche gut geglättet. Die Höhe beträgt 12 Zentimeter, der Durchmesser des Randes 7 Zentimeter.

 

Der Weg stößt dann auf  die Reinhardslache, die bis zur Querspange reicht. An geht nach Nordwesten an ihr entlang. Die Reinhardslache ist ein Rest des früheren Flußsystems im Bereich von Main und Kinzig und müßte wieder von der Braubach her bewässert werden. Ursprünglich war das ganze nördliche Mainufer bis zur ersten Flußterrasse sehr wasserreich und sogar sumpfig. Bei Hochwasser (Rückstau der Braubach) kann man noch sehen, welche Bereiche früher mehr oder weniger ständig überflutet waren. Erst durch Vertiefung und Begradigung der Bäche wurden die Wiesen trockengelegt.

Die Reinhardslache ist ein 30 Meter breiter und 350 Meter langer Erlenbruch, in der Mitte mit einem Naßbiotop. Der Wasserstand der Lache unterliegt starken Schwankungen („Lache“).

Erlenbrüche stellen das Endstadium einer langen Vegetationsentwicklung dar bei der Verlandung von Gewässern. Typisch ist das ganzjährig von der Bodenoberfläche stehende Wasser. Erlenbrüche sind als prägendes Landschaftselement ein wichtiges Feuchtbiotop  für eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt. Sie stehen auf Böden, die gut mit Nährstoffen versorgt sind. Die auf ihnen wachsenden Schwarzerlen vertragen auch langanhaltende Überschwemmungen.

Eine Kartierung der Lache zeigt eine reiche Pflanzenwelt. Die wichtigsten sind: Sumpf- Mädesüß, Blut-Weiderich, Sumpflabkraut, Sumpf-Weidenröschen, Sumpf-Storchschna­bel, Sumpf-Vergißmeinnicht, Bach-Ehrenpreis, Pfennigkraut, Land-Wasser-Knöterich, Zaunwinde, Wolfstrapp, Sumpfziest, Bittersüßer Nachtschatten, Froschlöffel, Akelei­blättrige Wiesenraute ( Rote-Liste-Art), Rohrglanzgras, Schlanke Segge, Waldsimse, Flatterbinse, Sumpf-Segge, Blasen-Segge, Kleine Wasserlinse, Echte Nelkenwurz, Gift-Hahnenfuß, Schaf-Champion, Pfaffenhütchen, Schwarzer Holunder, Schwarzerle, Silberweide, Ohrweide, Roter Hartriegel, Hainbuche, Weißdorn, Brombeere und Kleines Springkraut.

Wegen der enormen Vielfalt der Pflanzenarten muß die Reinhardslache unbedingt geschützt werden: Vor allem an der Nordseite, wo sie an landwirtschaftliche genutzte Flächen grenzt, ist eine Pufferzone von mindestens zwanzig Metern notwendig, um die Lache fernzuhalten von schädlichen Einflüssen.

Dazu eignet sich gut ein Teil der Ackerbrache nördlich der Lache, die im Frühjahr oft unter Wasser steht. Darauf wächst eine typische Zwergbinsengesellschaft mit Feuchtezeigern. Diese Gesellschaft ist in Deutschland inzwischen sehr rar geworden. Auf Hackfruchtäckern, besonders auf Maisflächen, lebt auf nährstoffarmen, sandigen Böden und Brachäckern die Fadenkissengesellschaft. Da die Brache in unmittelbarer Nähe des Erlenbruchs liegt, gesellt sich dazu noch eine Zwergbinsengesellschaft, die typisch ist für periodisch unter Wasser stehenden Sand, die vor allem in Sommer gut entwickelt ist, wenn genügend Regen fällt. Die wichtigsten Wildackerkräuter, die sich hier finden, sind Sumpf-Ruhrkraut, Kleines Flohkraut, Mutterkraut,  Vogelknöterich, Hühnerhirse, Grüne Borstenhirse, Niedrige Gerstenhirse, Acker-Ziest, Schwarzer Nachtschatten, Grünlicher Amaranth, Floh-Knöterich, Hirtentäschelkraut und Acker-Stiefmütterchen (nach Loeki Häger-Hogerland).

Nach Nordwesten trifft man auf den Weg östlich der Braubach. Etwas nördlich und westlich des Weges ist noch ein kleinerer Teich, der aber auf einem Privatgrundstück nicht zugänglich ist. Leider gibt es in diesem Bereich keinen Übergang über die Braubach (der Weg zu einem Holzsteg ist völlig zugewachsen). So geht man auf dem Weg östlich der Brauch wieder nach Südosten und Süden. Man kommt an der anderen Seite des Fischteichs Fischer vorbei

 

Die Braubach ist das größte Fließgewässer in diesem Gebiet ist. Sie  fließt heute durch den Höllsee und mündet dann in den Main. In vorgeschichtlicher Zeit floß sie jedoch bis Frankfurt und mündete erst dort („Braubachstraße“). Sie hat nur  e i n e n  richtigen Quellbereich, nämlich den oberhalb von Wachenbuchen herkommenden Bach, der früher „Braubach“ hieß und im unteren Bereich „Seulbach“ heißt. Die Verbindung zum See im Park von Wilhelmsbad wurde im Zuge des Ausbaus von Wilhelmsbad erst künstlich gegraben. Der Wilhelmsbader See wiederum erhält sein Wasser aus der Krebsbach. Man sagt übrigens „die“ Braubach, weil in der germanischen Sprache die Flüsse und Bäche weibliche Endungen hatten.

Das ganze Ufergebiet der Braubach, die Reinhardslache und die Feuchtwiesen dazwischen mit dem Verbindungsgraben bilden beim Frühjahrshochwasser eine große Wasserfläche. Ein großer Teil der Grünen Mitte ist Sammelgebiet für Hochwasser (Retentionsgebiet).

Fließgewässer sind von Natur aus netzartig verbreitet und bieten sich gut an für ein Biotopverbundsystem. Sie sind auch Saumbiotope, die durch einen besonderen Struktur- und Artenreichtum ausgezeichnet sein könnten, wenn der Bach naturnah gestaltet ist. Am Braubachufer finden sich Schwarzerle, Gemeiner Schneeball, Hartriegel, Silberweide, Salweide, Schwarzer Holunder, Stiel-Eiche, Hundsrose, Weißdorn, Schlehe, Große Brennessel, Blut-Weiderich, Sumpf-Vergißmeinnicht, Frauenflachs, Fluß-Ampfer, Sumpf-Weidenröschen, Mädesüß und Herbstzeitlose        .          

Wenn die Braubach im Frühjahr über ihre Ufer tritt, wird auch die Aue im südlichen Teil der „Grünen Mitte“ überflutet. Die mitgeführten Sedimente und Nährstoffe setzen sich ab und bringen Lebenskraft und Fruchtbarkeit in die Aue. Für die Pflanzen‑ und Tierwelt haben Auen eine besondere Bedeutung. Sie sind die Kinderstube für Insekten, Amphibien, Fische und viele Vogelarten. Über 90 Prozent der ehemaligen Bach‑ und Flußauen in Deutschland sind verschwunden. Damals fehlte das Wissen um die kompli­zierten ökologischen Zusammenhänge zwi­schen Wasser, Pflanzen und Tieren.

Im Bereich der Braubachaue kann man ein atemberaubendes Schau­spiel von unglaublicher Schönheit beob­achten. Eine große Anzahl von über sieben Zentimeter großen Blauflügel‑Prachtlibel­len, gleich schwarzblau schimmernden Edelsteinen, fliegt umher. In Europa gibt es hiervon vier Arten, in Deutschland zwei und eine davon in Main­tals „Grüner Mitte“. Die Männchen haben ihr Revier am Bach­ufer und verteidigen es energisch gegen Ri­valen. Das Weibchen legt mit einem Lege­bohrer seine Eier an Wasserpflanzen ab. Dazu muß es manchmal tief ins Wasser tauchen. Die Prachtlibelle braucht kleine Fließge­wässer mit schattigen Stellen. Auffallend ist, daß sie meist im hohen, schattigen Gras unter den Streuobstbäumen herum­fliegt. Ein wohl sehr glücklicher Zufall. Der Maintaler Förster Koch hat angeregt, diesen Bereich der Braubach zu renaturieren, in dem der  Bach wieder mäandrieren darf (nach Loeki Häger-Hogerland).        

 

Hier gibt es feuchte, nasse und wechselfeuchte Wiesen und Gräben mit Schilfgürteln. Dieser Feuchtgebietstyp zeichnet sich dadurch aus, daß der Boden durch Überschwemmungen oder zeitweilig hohem Grundwasserstand besonders in Mulden und Senken feucht bis naß ist. Solche Wiesen gibt es im Auenbereich von Bächen, und sie werden einmal im Herbst gemäht. Feuchtigkeitsliebende Pflanzen gedeihen hier gut.

Typische Pflanzenarten der fetteren Wiesen in diesem Gebiet sind zum Beispiel Wiesenschaum­kraut, Kriechende Günsel, Scharfer Hahnenfuß, Waldengelwurz und Herbstzeitlose.
 

An den Gräben gibt es eine typische Vegetation für Naßwiesen: Mädesüß, Sumpfziest, Beinwell, Wasserdost, Sumpfschachtelhalm, Blut-Weiderich, Sumpf-Vergißmeinnicht, Großer Weisenknopf, Sumpfdotterblume, Kohldistel, Zaunwinde, Wasserminze, Pfennigkraut und Sumpflabkraut.

An den Pflanzenarten kann man die Art der Wiese erkennen. Überschwemmungsanzeiger sind zum Beispiel: Wasserminze und Sumpflabkraut. Zeiger für wechselfeuchte Wiesen sind: Sumpfziest und Blutweiderich. In Feuchtwiesen leben Tausende von Tierarten, von denen die meisten zu den kleinen Insekten gehören: Milben, Spinnen, Tausendfüßler, Zikaden, Schlupfwespen, Blattkäfer, Bienen, Hummeln, Libellen, Heuschrecken, Schmetterlinge.

Feuchtwiesen sind hochgradig gefährdet durch Trockenlegung. Die einzige Möglichkeit, Feuchtwiesen in ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren, ist die Beibehaltung der bislang üblichen Nutzung. Jegliche Änderung zerstört den typischen Charakter dieser für den Naturschutz wertvollen Lebensräume (nach Loeki Häger-Hogerland).

 

Die Braubach führt nach Süden zum Höllsee, an dem man nur nördlich vorbeigehen kann. Nach der Volksmeinung soll der Name daher kommen, daß der steinige Boden bei Sonneneinstrahlung viel Wärme entwickelte („wie in der Hölle“) und die Frucht oft verbrannte. Sprachwissenschaftler aber sagen, der Name „Hölle“ käme von  „Halde“ (d.h. Abhang).

Süd- und Westseite sind dicht bewaldet mit zum Teil nicht standortgemäßen Gehölzen (Hainbuchen bis ans Ufer).  Der See strahlt Ruhe aus und wird gerne besucht. Leider fehlen eine geschwungene Uferlinie mit der Möglichkeit von Nischen für Laich und Brut sowie Verlandungs- und Flachwasserzonen. Er ist aber ein wichtiges Vogelschutzgewässer für Reiher, Rallenhuhn, Entenarten, Schwärmer, Haubentaucher, Mauersegler und Eisvogel (der wahrscheinlich am Fischteich Fischer seine Höhle hat). An der Ostseite sind Erle, Weide und Sauergräser zu finden.

Als der Main­taler Umweltpreisträger Kurt Göritz im östlichen Teil des Main‑Kinzig‑Krei­ses ei­nen Film über Eisvögel drehte, konnte nie­mand vermuten, daß Maintal heute auf dem Weg zur „Stadt der Eisvögel“ ist. Am Höllsee gibt es bereits acht Eisvögel. Abgeschottet finden die scheuen Tiere dort optimale Bedingungen vor: Steilwände, kleine Fische und tiefes, sauberes Wasser. Die blau und orange gefärbten Vögel sitzen stundenlang bewegungslos auf einem Ast, um dann plötzlich im Wasser nach Beute zu tauchen. Nist‑ und Fischfangplätze wer­den energisch verteidigt.

Eisvögel sind überall in Deutschland ge­fährdet, die Brutbestände gering. Die Tiere stehen auf der sogenannten „Verwarnlis­te“, sie gehören somit zu jenen Arten, von denen zu befürchten steht, daß sie in eini­gen Jahren im Bestand gefährdet sein werden, weil sie an immer seltener werdende Lebensraumtypen gebunden sind.

 

Die Straße Richtung Bischofsheim geht nach dem Höllsee in Richtung Nordwesten weiter. Nach Nordosten geht dann die Straße „Am Linnen“. Hier kommt man an einem weiteren See vorbei. Unmittelbar hinter ihm geht es links ab und am anderen Ende des Zauns halblinks in Richtung auf die Anlage des Hundesportvereins.

Das Gelände ist hier deutlich höher als auf den südlicher gelegenen Feuchtwiesen. Hier entwickelten sich Halbtrocken­rasen und Binnendünen, die vor Jahrhun­derten durch die damalige Bewirt­schaftung entstanden, nicht nur durch spä­te Mahd und Entbuschung, sondern auch durch extensive Schafbeweidung. Harte, stachelige oder scharf schmecken­de Kräuter werden von den wolligen Zeit­genossen nicht gefressen.

So haben unter anderem die seltenen Pflanzen Esparsette, Grasnelke, Hauhechel, Minze, Orchideen, Thymian, Salbei und Silbergras die Mög­lichkeit, sich auszubreiten. Gleichzeitig gedeiht die Insektenwelt, denn dort, wo die genannten Gewächse sprießen, fühlen sich Blattkäfer, Schmetterlinge und Zikaden wohl.

Gerade die „Grüne Mitte“ biete den Scha­fen ausreichend Futter. Hier finden sich neben den Biotopen auch zahlreiche für die Beweidung geeignete Grünlandflächen, Äcker und Brachen. Durch den Wegfall dieser Flächen wäre zu befürchten, daß Maintal für den Schäfer ein wirtschaftlich unat­traktives Gebiet würde, so daß auch Flä­chen außerhalb der „Grünen Mitte“ nicht mehr beweidet würden und somit ihren biologischen und landwirtschaftlichen Reiz verlören. Als Folge verschwänden viele seltene Tiere und Pflanzen wieder (nach Loeki Häger-Hogerland).

 

Man kommt zur Brücke über die Eisenbahn. Die Eisenbahn zwischen Hanau und Frankfurt, die erste in Hessen, wird am 30. August 1843 genehmigt. Die reichen Bauern in Hochstadt behinderten lange Zeit den Fortschritt, auch den Bau der Eisenbahn. Für den Bau der Bahn stellt nur die Gemeinde Dörnigheim Gelände zur Verfügung. Am 27. Oktober 1845 wurden die Bauarbeiten feierlich eröffnet. An der ersten inoffiziellen Fahrt am 9. September 1848 nehmen Mitglieder der Frankfurter Nationalversammlung teil, darunter der Anführer der Hanauer Turner August Schärttner. Am 10. September 1848 verkehrt der erste Zug auf der Strecke. Im Jahre 1856 wird die Strecke bis nach Aschaffenburg weitergeführt. Der Haltepunkt Bischofsheim-Rumpenheim wird erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Am 1. Juni 1958 wird die elektrifizierte Strecke in Betrieb genommen. Entlang der Eisenbahn stehen noch mehrere alte Bahnwärterhäuschen, so auch an diesem Übergang.

 

Südlich der Brücke liegt links das Gelände des Hundevereins. Auf überwachsenen Deponien entstand eine trockene Magerwiese mit verschiedenen Pflanzengesellschaften, darunter ruderale Staudenfluren der Schuttplätze, Trümmerplätze, Böschungen und Bahndämme. An den trockensten Stellen auf Kies- und Schotterböden stehen Pflanzen der farbenfrohen Eselsdistelfluren mit Natterkopf, Echter Steinklee, Nachtkerze, Wilde Möhre, Aufrechtes Fingerkraut, Hopfenklee, Königskerze und Graukresse.      

Auf den wärmsten Flächen (die Temperatur kann am Boden im Sommer über 55 Grad Celsius erreichen) gedeiht noch die Schwarznessel  und am Zaun des Hundevereins der Gute Heinrich. Die Anzeigerpflanze Eisenkraut fehlt auch hier nicht. Der Magerrasen mit der ausdauernden Ruderalflur ist erhaltenswert.

 

Westlich des  verlängerten Dörnigheimer Wegs geht es am ersten (geteerten) Weg nach Westen in den sogenannten „Flughafenwald“, der südlich dieses Weges liegt. Der Wald wurde zum Ausgleich für den Flächenverbrauch am Frankfurter Flughafen (Startbahn West) angepflanzt. Betreut wird er heute von der Ortsgruppe Maintal des Naturschutzbundes.  Auf der Südseite geht die Wiese in einen Waldstreifen über. Hier geht man aber noch nicht nach Süden, sondern erst an einer Wiese vorbei und dann am eigentlichen Waldrand nach Süden. Am nächsten Weg – wo man schon die Gartenzäune sieht -  geht es aber nach Osten. Im zweiten Garten südlich liegt etwas versteckt ein kleiner Privatsee  mit sehr steilen Ufern. Das Ufer ist, wo das möglich ist, bepflanzt mit Salweide und neun perfekt geschnittenen Kopfweiden, die für die Vogelwelt wertvoll sind.

Hinter dem Privatsee geht man nach Süden und dann nach Osten zum Höllsee und wieder zurück zum  Parkplatz (Länge der Wanderung etwa 3,5 Kilometer)

 

IV.  „Grüne Mitte Mainufer

[Diesen Weg wird man wegen der Länge und weil er naturgemäß kein Rundgang ist vorzugsweise mit dem Fahrrad zurücklegen]

 

Campingplatz „Mainkur“:

Das Gelände ist der westlichste Zipfel des Main-Kinzig-Kreises. Vielen ist unbekannt, daß der idyllisch am Mainufer gelegene Campingplatz Mainkur noch zu Dörnigheim gehört. Das Areal mit altem Baumbestand ist gut gepflegt und verbindet das Erlebnis von Natur und Flußlandschaft mit einer guten Anbindung an die Großstadt Frankfurt mit ihren vielfältigen Freizeitangeboten. Im Mai 2009 wurde nun das 50-jährige Bestehen gefeiert.

Zu der Übergabe einer Ehrenurkunde der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau fanden sich die Besitzer Norbert und Gisela Stroh, Dr. Andreas Freundt von der IHK, Bürgermeister Erhard Rohrbach, Anke Gemein von der Maintaler Wirtschaftsförderung und die Tochter des Ehepaares Stroh, Heike Borgstedt, mit ihrem Mann Frank Borgstedt ein.

Nach der feierlichen Übergabe wurden die Gäste über das Gelände geführt. Im Besonderen die sauberen und ge­pflegten sanitären Anlagen, die Koch- und Spülgelegenheiten, Dusch- und Waschräume konn­ten die Gäste überzeugen und belegten die Auszeichnung des Campingplatzes durch den Deutschen Tourismusverband mit vier Sternen. Nach dem Rundgang wurde zu einem kleinen Sektempfang geladen. Hier ergab sich die Gelegenheit, über die Vergangenheit und Gegenwart des Campingplatzes noch ein wenig mehr zu erfahren.

Die Geschichte des Campingplatzes ist eigentlich noch ein wenig älter, denn das Gelände wurde schon ab 1932 vom Schwimmverein „Wasserfreunde Fechenheim“ als Sommer- und Trainingsgelände genutzt. Im Jahre 1946 übernahm die Familie Stroh das Areal und baute es zu einem Fußbad und Freizeitgelände aus. Da durch die zunehmende Wasserverschmutzung des Mains der Badebetrieb nicht mehr möglich war, wurde 1954 mit dem Ausbau zum Zeltplatz „Mainkur“ - benannt nach der damals noch vorhandenen Schleuse - begonnen. Im Jahre 1959 fand das Fußbad sein endgültiges Ende.

Nach dem Tod von Fritz Stroh wurde 1985 der Campingplatz von dessen Sohn Norbert Stroh und Familie übernommen. Seit dem Jahr 2000 bringt nun die dritte Generation, Heike und Frank Borgstedt, ihre Ideen in den Betrieb ein.

Der Campingplatz verfügt über 40 Touristen- und 44 Dauerstellplätze. In der Anlage gibt es einen Kinderspielplatz, einen Kiosk mit Lebensmittelverkauf und am Ufer eine Slipanlage und Abstellplätze für Boote. Der Campingplatz ,.Mainkur“ ist Mitglied des Vereins „Ecocamping“, ein Verein zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz, Sicherheit und Qualität in der Campingwirtschaft. Er möchte seinen Gästen umweltfreundlichen Tourismus bieten.

Auskünfte sind unter Telefon (069) 41 21 93, der Faxnummer (0 61 09) 653 64 und der E-Mail-Adresse „campingplatz-mainkur@9 t-online.de“ zu erhalten. Informationen. auch zur Anreise, gibt es ebenfalls im Internet. „www.campingplatz:mainkur.de“

 

Campingplatz an der Mainkur erhält die Auszeichnung „Ecocamping“ für vorbildliches Umwelt- und Qualitätsmanagement                                                                              05.11.09

Der Campingplatz an der Mainkur setzt hohe Maßstäbe in puncto Umweltbewußtsein. Für ihr vorbildliche Engagement für einen nachhaltigen Tourismus im Campingbereich konnten Gisela Stroh und ihre Tochter Heike Borgstedt als Betreiber des familiengeführten Stellplatzes vergangene Woche im Nationalparkzentrum Kellerwald die Auszeichnung „Ecocamping Hessen“ entgegennehmen. In Verbindung mit den vier Sternen, die der Deutsche Tourismusverband in diesem Jahr erneut für eine erstklassige Gesamtausstattung vergeben hat, besitzt der Campingplatz nun ein weiteres Qualitätszertifikat.

Dämmerungsschalter, verbrauchsarme Duschköpfe, Sensortechnik bei den Wasserhähnen oder die Warmwasserversorgung durch eine Solaranlage sind nur einige Beispiele, die das Umwelt- und Qualitätsmanagement des Campingplatzes dokumentieren. Während sechs ganztägiger Workshops, die im Rahmen des Projektes „Ecocamping Hessen“ stattfanden, sammelte Heike Borgstedt weitere Anregungen für eine umweltverträgliche und naturnahe Gestaltung des Platzes, die sukzessive realisiert werden sollen. „Priorität hat der Bau einer kleinen Kläranlage“, erläutert Heike Borgstedt. Weil der Campingplatz an der Mainkur nicht an das Kanalsystem angeschlossen ist, geschieht die Abwasserentsorgung derzeit Kostenaufwand über eine geschlossene Grube. Kleinere Projekte wie Hinweistafeln, die über Flora und Fauna auf dem Campingplatz informieren, oder auch Nisthilfen, sollen zeitnah umgesetzt werden. Dafür ist jetzt die beste Zeit, denn von November bis einschließlich März ist der Campingplatz geschlossen. Mit Beginn der neuen Saison können Gäste den Stellplatz mittels eines Fragebogens außerdem bewerten.

 

Mit der Teilnahme an dem Projekt „Ecocamping Hessen“ können Betriebe zeigen, daß Ökologie und Ökonomie durchaus Hand in Hand gehen können. Das Projekt wird vom hessischen Wirtschaftsministerium mit Fördermitteln in Höhe von 75.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung unterstützt. Die geplanten Maßnahmen auf den Campingplätzen werden künftig alle drei Jahre überprüft, um eine langfristige Qualitätssicherung zu gewährleisten.

Der 1,7 Hektar große Campingplatz an der Mainkur besteht seit mittlerweile 75 Jahren und war zunächst Flußbadeanstalt, ehe die ersten Camper den direkt am Main vor den Toren Frankfurts gelegenen Platz für sich entdeckten. Vor allem in den 60er und 70er Jahren florierte der Platz, berichtet Gisela Stroh. Doch auch das Jahr 2009 bescherte den Betreibern eine unvergleichbare Saison - trotz oder gerade wegen der Wirtschaftskrise. „So eine phantastische Saison hatten wir noch nie. Während des Turnfestes waren wir acht Tage lang komplett ausgebucht“, bilanziert Heike Borgstedt zufrieden. Publikumsträchtige Veranstaltungen wie der Ironman oder Messe-Veranstaltungen bescherten zusätzlich Gäste. Insgesamt 15 hessische Campingplätze erhielten die Auszeichnung „Ecocamping".

 

 

Der Jachthafen am westlichen Ende der Dörnigheimer Gemarkung ist Rest der früheren Schleuse. Die Schleuse wurde abgebaut, weil man durch neue Schleusen den Main höher stauen konnte. Die Schleusenhäuser waren Wohnungen für die Angestellten der früheren Schleuse. Im Gebiet der heutigen „Schleusenhäuser“ südlich von Bischofsheim soll das um 1285 belegte und ausgegangene Vorderhausen gelegen haben und dessen Ländereien Dörnig­heim zugeschlagen wurden. Gerade an Flußläufen und in Niederungen gelegene Siedlungen wurden durch Überschwemmungen hinweggespült oder gerodete Sandböden erschöpften sich sehr schnell.

 

Am Mainufer entlang kommt man zu den Tennisplätzen und der Fähre (Rumpenheim).

Die Fähre wird, schon im Jahre 770 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt. Bei den nachfolgenden Besitzwechseln des Kammergutes Rumpenheim wurde stets gefordert, daß sie unbedingt dazu gehört.  Sie  gleitet noch heute hinüber und herüber, lautlos, um Autos, Fahrräder, Camper, Schüler, Angler, Sportler und Ausflügler überzusetzen. Die Fähre, der Landgrafen „fliegende Brücke“, war immer wichtig für das Schloß, die ohne Gasthaus nicht denkbar ist. Das „Schiffchen“ steht hier seit dem 18. Jahrhundert, äußerlich sich treu geblieben, innen neuerdings fein geschniegelt. Rumpenheim war nach der Landseite hin von einem wehrhaften Mauerzug umgeben, durch den zwei Tore führten. Von der Ummauerung bestehen noch wenige Überreste

Rumpenheimer Fähre darf wieder bis 2,60 Meter fahren                                     19.12.2008

Udo Dill vom Familienbetrieb der Rumpenheimer Fähre atmet auf Kürzlich waren die Gutachter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Aschaffenburg vor Ort und haben die Neuerungen an seiner Fähre begutachtet. Alles ist in Ordnung, ab sofort darf er wieder bis 2,60 Meter Wasserhöhe übersetzen - zuvor waren nur 2,10 Meter erlaubt.

 

„Wir haben die Seile und die Befestigung der Oberstrommastanlage verstärkt“, erklärt Dill. Zudem sei das Gierseil, das die Fähre mit dem Hochseil verbinde, von zwölf auf 16 Millimeter verstärkt worden. Udo Dill ist glücklich über diese Freigabe, bis 2,60 Meter Wasserhöhe fahren zu dürfen. Aufgrund der vorherigen Einschränkung auf 2,10 Meter mußte er im Januar und Februar jeweils eine Woche den Fährbetrieb aussetzen, im März und April waren es insgesamt sogar acht Wochen. „Das war für uns absolut existenzbedrohend“, erklärt Dill.

Die Investition, um die Fähre für eine Wasserhöhe von 2,60 Meter zuzulassen, beläuft sich auf einen fünfstelligen Betrag. Dennoch ist Dill überzeugt, daß sich diese Investition gelohnt habe. Die nächste Prüfung steht erst wieder in sechs Jahren an. Die Stammkunden wird die Nachricht freuen, sie können wieder wie üblich einmal hin und einmal zurückfahren, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Die Preise sind gleich geblieben, für eine 20er Karte werden 12,50 Euro für ein Auto fällig, Fahrradfahrer zahlen 5,50 Euro, Fußgänger 4,50 Euro. Eine anderen Möglichkeit sind Monats- (25 Euro) oder Wochenkarten (sechs Euro) für Autofahrer, die jedoch nur selten genutzt würden, wie Dill aus Erfahrung weiß.

Wer die Rumpenheimer Fähre seltener benutzt, für den rentiert sich eher ein Einzelticket, das für ein Euro (Auto), 40 Cent (Rad) oder 30 Cent (Fußgänger) zu haben ist. Bei anderen Wünschen ist der Familienbetrieb gerne bereit, mit sich reden zu lassen - einfach nachfragen.

Und nicht vergessen: Die Karten für die Fähre haben andere Konditionen als beispielsweise Monatskarten für Busse und Bahnen. Einmal hin und zurück sind auf der Rumpenheimer Fähre erlaubt, wer mehr will, sollte sich besser gleich für eine 20er Karte entscheiden.

 

 

 

Ins Auge fällt das im Zweiten Weltkrieg ausgebombte Schloß Rumpenheim, das in vielen Jahrzehnten erst wieder hergerichtet werden konnte. Hier stand seit 1674 zunächst ein Landhaus des Hanauer Kammerpräsi­denten Georg Seiffert von Edelsheim. Wahrscheinlich besaß bereits dieser 1680 auf hochwassersicherem Gelände erbaute Sommersitz einen Garten, der sich auf der Ostseite an das Herrenhaus anschloß. Es war Keimzelle der späteren Residenz, die heute noch mit ihren Umfassungs­mauern im „Corps de Logis“ erhalten ist.

Bald kam der Besitz an Hanau zu­rück und fiel 1736 als Erbe an Hessen­-Kassel.

Landgraf Friedrich I. (1747-1837) wurde durch seine acht an in- und ausländische Höfe verhei­rateten Kinder zum „Großvater Europas“. Doch nach dem Übertritt des Erbprinzen Friedrich II. zum katholischen Glauben trennte sich 1755 die Landgräfin Marie (eine geborene Prin­zessin von Großbritannien und Tochter von König George II.) von diesem und nahm 1763 in Hanau ihren Wohnsitz, um dort die Regentschaft für ihren ältesten Sohn auszu­üben.

Im Jahre 1768 erwarb ihr zweiter Sohn Carl die Edelheim’schen Güter in Rumpenheim.

An das ältere Gebäude des Hofgutes wurden zwei kleine Seitenbauten angefügt. Carl stellte das Schloß seiner Mutter zur Verfü­gung. Die Landgräfin verbrachte ihre Sommer­monate ab 1769 nicht mehr in Schloß Phi­lippsruhe, sondern in den fürstlichen Ge­mäuern am südlichen Mainufer in Rum­penheim.

Entsprechend der Herkunft der Landgräfin Maria er­hielt der Rumpenheimer Sommersitz eng­lische Gartenarchitekten. Im Jahre 1780 erhielt das Schlößchen zwei seitliche dreiachsige Anbauten und auf der Rückseite die für eine kleine Holhaltung notwendigen Ökonomie- und Nebengebäude sowie eine Vergröße­rung und Verfeinerung des Parks mit ver­schiedenen Lustbauten. Der Garten wurde im anglo-chinoisen Stil umgestaltet, vielleicht auch erwei­tert und mit verschiedenen Staffagen ausgestattet.

Nach dem Tod der Landgräfin 1772 verkaufte Carl Ende 1780 Rumpenheim an seinen jüngeren Bru­der Friedrich, Begründer der nicht-regier­en­den Seitenlinie Hessen-Rum­pen­heim. Landgraf Friedrich baute das Schloß weiter aus. Er kaufte Bauernhöfe hinzu und umgab das Schloß mit einem großen Garten. Die 1756 erbaute Kirche kam dadurch in den Bereich des Schloßgartens.

 

 Friedrich ließ bereits im Januar 1781 Schloß und Gar­ten zeichnerisch aufnehmen und eine Erweiterung planen. In kurzer Zeit wur­den die beiden Seitenflügel angefügt und 1787 als Gelenk zwischen diesen und dem Mittelbau ein Pavillon eingepaßt und 1788 ein Uhrturm  aufgesetzt. Er ließ ein drittes Geschoß auf der Mainseite aufsetzen und das Mausoleum (in dem zeitweise ein Architekt wohnte) erbauen. Von 1804 bis 1805 wurden die beiden erhöhten Pavillons an der Mainfront errichtet. In Verbindung mit dem Uhrturm auf dem mittleren Hauptgebäude und der längs des Kranzgesims hinziehenden Attika verhelfen die Pavillons der im Ganzen schlichten dreigeschossigen Uferfassade zu einer gewissen architektonischen Wirkung.

Gleichzeitig vergrößerte Friedrich den Garten beträchtlich nach Osten und Süden durch sukzessive Geländekäufe, wofür die ursprünglich dort befindlichen Hofreiten sowie das Pfarr- und Schulhaus des Dorfes Rumpenheim niedergelegt und weiter westlich neu errichtet wer­den mußten.

Nach dem Tod von Friedrich 1837 übernah­men es insbesondere seine beiden Söh­ne Georg und Friedrich, Rumpenheim weiter auszugestalten und die Gärten zu verschönern. Die Anlage einer Wasser­leitung ermöglichte ab 1850 die Inbe­triebnahme von Springbrunnen. Im Jahre 1857 konnte durch den Ankauf von 4 Hektar Gelände mainaufwärts die Gartenfläche nahezu verdoppelt werden.

Das Schloß wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Treffpunkt der Fürstlichkeiten aus aller Welt. Hier promenierten Kaiser Franz Joseph von Osterreich, die Könige von Sachsen, Bayern und Hannover anläßlich des Frankfurter Fürstentages 1863. Von einem dieser Feste holten sich Griechen gleich ihren neuen König nach Athen, Friedrichs Enkel Wilhelm von Schleswig-Holstein-Glücksburg  (1863). Letzter monarchischer Besucher war Kai­ser Wilhelm II. zum Geburtstag seiner hessisch verheirateten Schwester Marga­rethe (1898).

Die land­gräfliche Familie bewohnte Rumpen­heim regelmäßig bis 1902. Preußen hatte kein Interesse an der südmainischen Exklave und trat Rumpenheim an Hessen-Darm­stadt ab. Der Ort wurde 1942 nach Offenbach eingemeindet. Im Zweiten Weltkrieg erhielt der Mittelteil des Schlosses im Jahre 1943 Bombentreffer und brannte aus und war seitdem eine Ruine.

Im Jahre 1965 gingen Schloß und Park von der Kurhessischen Hausstiftung in den Besitz der Stadt Offenbach über, ohne daß allerdings Klarheit über die künftige Nutzung dieser ehemals feudalen Resi­denz bestanden hätte. Die Stadt gab es an Pläneschmieder in Erbpacht, die es weiter brach liegen ließen. Obschon Schloß, Park und Kirche seit 1921 unter Denkmalschutz standen, begann sich in einem 1973 durchgeführ­ten Wettbewerb abzuzeichnen, daß an ihrer Stelle Wohnhochhäuser die künfti­ge Mainsilhouette bestimmen sollten. Nur durch die Gründung einer Bürger­initiative und deren engagierten Einsatz über Jahre ließ sich der drohende Abbruch verhindern. Seit 1985 sind die Seitenflügel des Schlosses sowie der ehemalige, parallel dazu stehende Mar­stall zu Wohnungen ausgebaut worden, wobei im Äußeren der Zustand der Zeit um 1805 wiederhergestellt ist. Im Jahre 2004 wurden die Eigentumswohnungen im Mittelbau samt Uhrturm fertig (Weiteres über den Garten und die Kirche beim Verfasser).

Wenn an weiter am Main entlang nach Osten geht, kommt man zu einer Zufahrt für Panzer, die den Main überqueren sollen (sogenannte „Nato-Rampe“). Ein Stück weiter kommt man zum Braubachknie, wo die Braubach in den Main mündet. Dieser Zugang soll jetzt aufwendig neu gestaltet werden. Geplant ist eine Herstellung eines natürlichen Mündungsbereichs zur Wiederherstellung der ökologischen Funktion des gesamten Fließgewässers. Die vorhandenen Abstürze, Verrohrungen, Schwellen, Sedimente und Ufergehölze werden in den Jahren ab 2008 zurückgebaut bzw. neu angelegt und verbessert.

 

Die Fähre führt hinüber nach Mühlheim im Kreis Offenbach. Westlich sind noch eine Schiffsanlegestelle und ein kleiner Bootshafen. Brücken über Flüsse gab es früher wenige, wichtig waren deshalb flache Bereiche (Furten), die ein Durchqueren von Menschen und Fuhrwerken zuließen. Bei Dörnigheim gab es eine solche Furt. Urkunden von 1366 zufolge unterstand die kommerzielle Beschiffung dem Mainzer Jakobskloster in Dörnigheim. Der Abt setzte den Fährmann ein. Nur kleine Weidenboote durften kostenlos übersetzen.

Im 17. Jahrhundert wurde der Fährbetrieb wegen des niedrigen Wasserstandes eingestellt. Ein Stechkahn genügte, um ans andere Ufer zu gelangen. An einer besonders flachen Stelle konnten sogar Fuhrwerke den Main passieren. Erst durch die Kanalisierung wurde der Main tiefer und die Verbindung unterbrochen. Deshalb richtete der Landkreis Offenbach 1904 eine Wagen-Gierseilfähre ein. Diese nutzt die Wasserströmung zur Querung des Flusses. Sie ist an einem im Fluß verankerten Drahtseil befestigt, das sich kurz vor der Fähre in zwei Enden aufteilt. Durch Veränderung der an Bug und Heck befestigten Seillängen wird der Winkel des Bootes zum Strom verändert. Der Druck des anströmenden Wassers schiebt die Fähre an das jeweilige Ufer. Das Drahtseil wird zur Sichtbarkeit für die anderen Schiffe mit Bojen markiert.

Von 1923 bis 2001 betrieb die Familie Schäfer über vier Generationen die Fähre, von

von 1904 bis 1946 als Gierfähre. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Schiff durch eine größere, mit einem Elektromotor betriebene Fähre ersetzt. Seit 1971 wird der Betrieb mit einer neuen vollautomatischen Dieselfähre versehen.

 

Dann folgt das Mainufer entlang der Ortslage Dörnigheim. Hier soll noch eine Aufwertung erfolgen. Hier ist eine „Freitreppe zum Main“ vorgesehen. Gedacht ist an die Errichtung eines attraktiven Zugangs zum Main im Bereich der Mühlheimer Fähre in Form einer Anlage aus Wegen, Treppen, Podesten, Rampen und Sitzgelegenheiten (auch für Veranstaltungen).

Am östlichen Ortsrand war früher eine Badeanstalt und später eine beliebte Badestelle mit vielen Weidenbüschen. In diesem Bereich war auch früher eine Insel im Main bzw. der Main war hier so breit, daß in der Mitte bei Niedrigwasser eine Insel blieb.

 

Der Weg am Main entlang ist der alte Leinpfad (Treidelpfad). Früher  wurden die Marktschiffe und Kähne von Pferden stromaufwärts gezogen. Bis zu sechs Pferde - je nach Schiffsgröße - liefen den Main entlang auf eigens dazu angelegten Lein- oder Treidelpfaden und zogen das Schiff an Leinen. Gegen die Strömung lag die Höchstgeschwindigkeit bei drei Kilometer in der Stunde. „Leinreiter“ führten die Pferde und die Steuerleute mußten darauf achten, daß ihr Schiff nicht mit dem Ufer kollidierte. Da der Main zwischen Hanau und Frankfurt flach war, mußten selbst stromabwärts größere Schiffe über seichte Stellen gezogen werden.

Das Treideln, obwohl schon von den Römern praktiziert. erreichte seine Hochphase an diesem Mainabschnitt im 17. Jahrhundert, als befestigte Leinpfade angelegt wurden. Bis in unsere Tage waren auch die tiefen Rillen sichtbar, die das Schleppseil der Leinreiter im Laufe der Jahre in den Sandstein einer Brücke auf der Philippsruher Allee gefressen hat.

Es war eine beschwerliche Reise. Von Frankfurt nach Steinheim war das Gespann sieben Stunden unterwegs. Die Leinreiter-Rast (Am Maintor 6) in Steinheim diente als Quartier für die Nacht. Zwischen neun und zehn Stunden brauchen die Pferde, um das Schiff von Steinheim bis nach Aschaffenburg zu schleppen, je nach Witterung. In Aschaffenburg angekommen, geht es dann auf der anderen Seite des Mains wieder zurück. Für die Tiere ist das dann wie Urlaub. Denn auf dem Rückweg gibt es für sie nichts zu schleppen, außer dem Wagen, auf dem der Leinreiter nach Hause fährt.

 

Eine Vergnügungsreise war das Treideln zu keiner Jahreszeit. An trockenen, heißen Tagen plagten Durst und Stechmücken Roß und Reiter. Bei Eis und Hochwasser kämpften die Pferde, teilweise bis zum Bauch im Wasser, gegen Kälte, tückische Strudel und reißende Strömung. Oft standen die Tiere die Knochenarbeit nicht länger als ein Jahr durch, bevor sie ihr letzter Ritt zum Abdecker führte. Dementsprechend billig war das Fleisch der Tiere zur Zeit des Leinritts: Um die 20 Pfennig kostete ein Pfund Pferdefleisch im vergangenen Jahrhundert.

Doch auch für die Männer, die das Treideln besorgten, war die „Reise” von Frankfurt bis Aschaffenburg durchaus kein Zuckerschlecken. Aber die vergleichsweise gute Bezahlung entschädigte die rauhen Burschen für das harte Geschäft: Zwischen 60 und 90 Pfennig pro Kilometer betrug ihr Lohn Mitte des 19. Jahrhunderts. Den sollen sie aber meist schon auf dem Rückweg in einer der eigens für sie eingerichteten Gaststätten versoffen haben.

Wer sich für die Leinreiterei und die Schiffahrt auf dem Main in vergangenen Tagen interessiert, sollte dem Heimatmuseum in Großkrotzenburg einen Besuch abstatten. Geöffnet ist das Museum am zweiten Sonntag eines jeden Monats von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr. Wer sich lieber in seinen eigenen vier Wänden schlau machen will, dem sei das Buch „Unsere Heimat am Main - Ein Fluß im Wandel der Geschichte” von Eddi Daus empfohlen. Ein Exemplar des Buches befindet sich im Besitz der Hanauer Stadtbücherei. Ebenfalls ein Experte in Sachen Leinreiterei in unseren Gefilden ist der Steinheimer Heimatforscher Anton Mahr, der zu diesem Thema bereits eine Reihe von Vorträgen gehalten und auch einige Schriften veröffentlicht hat.

 

Erst die industrielle Revolution läutete den Niedergang der Leinreiterei ein. Mit der Erfindung der Dampfmaschine brach um 1820 das Zeitalter der Kettenschifffahrt an. Ab 1886 zog sich - angetrieben durch eine Dampfmaschine - die allseits bekannte „Maakuh“ an einer Kette mainaufwärts bis Aschaffenburg. Die Kette lag auf dem Grund des Mains und  wurde jeweils vom Schleppdampfer aufge­nommen, lief über Deck und senkte sich am Ende wieder ab. Von weitem glichen eine „Maakuh” einer Fähre mit Schornstein: Die Schiffe waren etwa 50 Meter lang, sieben Meter breit und hatten einen Tiefgang von einem halben Meter. Bis zu 30 Schiffe zog eine „Maakuh“ aus eigener Kraft hinter sich her. Anstelle des Peitschenknalls der Leinreiter war nun immer häufiger das Heulen der „Maakühe” zu hören, wie die Kettenschiffe im Volks­mund genannt wurden. Mittels einer Sirene, die sich anhörte wie das Heulen einer Kuh, warnten die Kapitäne der „Maakühe” entgegenkommende Schiffe - daher rührt dann der Spitzname.

Der Siegeszug der Eisenbahn bedeutete dann das endgültige Aus für die Leinreiterei. Schon seit 1848, mit dem Bau des Wilhelmsbader Bahnhofs, war Hanau über die Schiene mit Frankfurt verbunden. Als dann 30 Jahre später der Hanauer Bahnhof mit seinen sechs Strecken hinzu kam und der Frachtverkehr immer mehr auf die Schiene verlegt wurde, mußten die Leinreiter ihre Pferde für immer ausspannen.

 

Auf dem Leinpfad kommt man an die Schleuse. Vor der Schleuse hingen früher Flechtkörbe, die als Signalkörbe zur Rege­lung der Schiffahrt Verwendung fanden.  Im  Jahre 1883 begann der Ausbau des Mains, der die Anbindung an die Rheinschiffahrt sichern sollte. Heute sorgen von Mainz bis Miltenberg elf Anlagen, teils mit Sportbootschleusen und Fischtreppen nachgerüstet, für freie Fahrt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Mühlheim  eine Staustufe und ein im Main stehendes Kraftwerk gebaut, wegen sei­ner markanten Architektur „Kirche im Main“ genannt. Beim weiteren Mainausbau nach 1965 wurde die Staustufe Mühlheim erneuert.

Die alte Mühlheimer (oder Dörnigheimer) Schleuse wurde 1921 gebaut. Das Betriebsgebäude zur Stromgewinnung wurde aufgrund seiner Architektur „Kirche im Fluß“ genannt. Das Bauwerk war mitten im Main plaziert und durch Wehrstege mit dem Ufer verbunden. Es wurde aber 1988 durch die heutige Anlage ersetzt, die für Euro-Schiffe geeignet ist.

Von dem Kraftwerk ist lediglich ein gußeisernes Verzahnungsgetriebe erhalten geblieben. Die Stadt Maintal hat es aufbewahrt, aber nicht aufgestellt, weil dies zusammen mit einer Schutzhütte 40.000 Euro kosten sollte. Im Jahre 2013 aber beschloß die Regionalpark Ballungsraum Rhein-Main GmbH, die Förderung dieses Vorhabens:

Eine Behausung für das Getriebe soll an den Turm des ehemaligen Kraftwerks erinnern, wobei die Giebelseiten offen und somit für Fußgänger und Radfahrer einsehbar sind. Die Frontseite informiert über den historischen Zusammenhang. Das Material der Behausung soll sich im Boden fortsetzen, überquert den Radweg zum Ufer und mündet dort in Sitzstufen mit Aussicht auf den ehemaligen Kraftwerksstandort. Zwischen dem Denkmal für das ehemaligen Flußkraftwerk und dem Mainufer soll ein Verbindungsweg hergestellt werden.  An Fördermittel sollen vom Regionalpark rund 64.000 Euro fließen, die Zuschüsse aus dem Umweltfonds der Fraport AG an den Regionalpark mit eingeschlossen. Träger ist die Stadt Maintal, die zur Verwirklichung der Maßnahme 32.000 Euro zur Verfügung stellt.

Die neue Schleusenanlage (Länge 300 Meter, Breit 12 Meter, Fallhöhe 3,77 Meter) wurde 1980 in Betrieb genommen und später mit einem Wehr und einer Bootsschleuse ergänzt. Das alte rechtsmainische (linksmainische?) Wasserwerk wurde 1989 abgerissen und durch eine moderne Anlage mit Turbinen und einer Leistung von 4.800 Kilowatt ersetzt.

Am Ende des Abgangs von der Schleuse in Richtung Kesselstadt steht der „Hutebaum“. Die 300 bis 450 Jahre alte Flatterulme diente dem wei­denden Vieh als Schat­tenspender, allerdings war sie auch als weithin sichtbarer Einzelbaum Sammel­platz fürs Militär, was ihr außerdem den Namen „Läusbaum“ eintrug.

Wenn man dann auf dem Mainuferweg wieder zurück geht und nach Norden abbiegt sieht man rechts den Wasserturm. Er dient seit 1890 der Wasserversorgung. Im Jahre 2006 wird er saniert.  Er soll irgendwann in den siebziger Jahren einmal eine bedeutende Rolle in einem Kriminalfilm gespielt hat. Selbstverständlich spielte das runde Bauwerk sozusagen die Hauptrolle in dieser Tatort-Folge. Immerhin steht das Gebäude ja auf Dörnigheimer Gebiet und ist quasi nur an die Nachbarn in der Brüder-Grimm-Stadt ausgeliehen.

Nördlich der Kreisstraße ist das Flurstück  „Auf der Burg“, nach dem auch eine Straße benannt ist. Hier ist wohl eine frühere Siedlungsstelle, wo eine Ansiedlung gewesen sein könnte, vielleicht sogar der erste Standort Dörnigheims. Hier könnte das 893 ausge­gangene „Wicramshusen“ gelegen haben. Es könnte auf dem in Landkarten dargestellten Hügel, unweit des Kesselstädter Römerkastells, gestanden haben. Es ist bekannt, daß nach dem Fall des Limes viele Römer in den zu­vor besetzten Gebieten in friedlicher Ko­existenz mit der einheimischen Bevölke­rung lebten. Der Name „Wicramshusen“ entstammt allerdings einer späteren Periode. Ortsnamen mit dem Grundwort „‑hausen“ entstanden zur Zeit der Völkerwanderung (375 bis 6. Jahrhundert). Zur näheren Bestimmung wurde dem Grundwort zum Beispiel ein Personenname beigefügt. In unserem Fall würde das bedeuten, daß hier ein Mann namens „Wicram“ wohnte (Länge des Spazierwegs etwa 4,5 Kilometer). Nach Norden schließt sich der nun folgende Spaziergang östlich von Dörnigheim an (Länge des Spaziergangs etwa 6,5 Kilometer).

 

 

 

Dörnigheim

 

Von der Straße Eichenheege geht nach Osten die Daimlerstraße ab. Man geht in den Wald und biegt rechts ab auf einen breiten Weg. Von diesem geht nach rechts ein schmaler Weg ab. An ihm  liegt links  eine hohe Flugsanddüne. Er führt zunächst zu einer kleinen Lache auf der rechten Seite und dann zu dem neuen Mobilfunkmast, der ziemlich nahe an den Wohngebieten liegt.

Von dort geht es links herum nach Süden weiter und östlich an der Nurlache vorbei. Hier befinden sich ein Kleingartengebiet und ein Vogelschutzgebiet. Die Nurlache ist wahrscheinlich der Rest eines alten Mainarms. In der ersten Urkunde über Dörnigheim von 793 wird die „surdafalacha“ genannt: Dörnigheim liege am Main zwischen Braubach und „surdafa­lacha“. Da die Braubach westlich von Dörnigheim in den Main mündet, müßte die „surdafa­lacha“ östlich des Ortes in den Main münden. Dann könnte es sich um die Fallbach handeln, die damals dort gemündet wäre. Jedenfalls kommt der Name „Fallbach“ im Bereich Hochstadt vor und wird dort vielleicht mit der Braubach gleichgesetzt. Man muß jedoch damit rechnen, daß das Bachsystem in früheren Zeiten anders war als heute und vor allem durch die Anlage der Burg in Hanau und später des Teiches in Wilhelmsbad mancher Lauf verändert wurde. Siedlungsraum war jedenfalls nur zu finden an einer erhöhten Stelle am Mainufer und nicht im Überschwemmungsgebiet an der Nurlache.

Aber hier wurden auch Siedlungsfunde  aus der Hallstatt-Latène-Zeit gefunden. Im Jahre 1966 hat Klaus Ulrich aus Kanalaushub verschiedene Scherben geborgen: Zwei Randstücke einer dickwandigen Schale und eines vermutlich doppelkonischen Gefäßes mit gerundetem Rand sowie zwei Scherben vom Hals eines dickwandigen Gefäßes mit Fingertupfenreihe.

Vor den Hochhäuser geht es links weiter und am Ende der Wohnbebauung nach rechts. Man muß nicht wieder bis zur Bebauung gehen, sondern kann nach links abbiegen bis zu einem geteerten Weg. Dort geht es an der Integrativen Kindertagesstätte nach rechts weiter. Links liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Lache ein Bolzplatz. Am Südostrand dieses Platzes steht ein alter Hutebaum. Er  wird auch „Huntsbaum“ genannt, an dem die Jagdhunde gelagert haben sollen, aber das könnte  auch eine falsche Lesung von „Hutebaum“ sein.

 

Nach links geht es dann an den Sportplätzen „Dicke Buche“ vorbei. Am Ende des Zauns kann man schon einen schmalen Weg gehen. Aber bequemer ist es, noch ein Stück in den Wald hinein zu gehen und dann nach rechts in die Verlängerung des  Eschenwegs, von der man an der nächsten Kreuzung nach links abbiegt. Dieser leicht geschlängelte Weg führt zu den drei Teichen an der Tannenheege, die durch Kiesabbau entstanden sind. Die Kiesgruben sind 1977/78 als Abfalldeponie verfüllt worden und wurden im Jahre 1979 als Freizeitgelände ausgestaltet.

Heute ist hier ein Naturidyll entstanden, zum Teil schon durch Bäume und Büsche zugewachsen, aber auch mit sehr schönen Ausblicken auf Schilfgürtel und  Seerosen.

Hier entstand spätestens zu Beginn oder wenigstens im Laufe des ersten Quartals des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts an der Stelle eines älteren prähistorischen Siedlungsplatzes eine römische Ansiedlung. Man fand einige Mauerzüge, einen Brunnen und mehrere Abfallgruben. Da fruchtbarer Boden als eines der typischen Merkmale römischer Landgüter fehlt, ist die Wahl dieses Siedlungsplatzes nur mit den nur rund 500 Meter entfernten Wilhelmsbader Basaltsteinbrüchen zusammenhängen.

Hier wurden 1973 beim Kiesabbau  viele römische Siedlungsfunde geborgen. Auch in den Jahren 1974-1977 wurden noch Funde gemacht:  Sie waren aus Eisen oder Ziegelstein, man fand Tongrundig-rauhwandige Ware und römische Keramik, entweder glatt oder mit Reliefs. Dazu den Stempel des Macio aus Rheinzabern.

Nur wenige Meter weiter östlich der Fundstelle gibt es größere Vorkommen toniger Lehme. Und so scheint man hier auch in vorgeschichtlicher Zeit eine umfangreiche Keramikproduktion betrieben zu haben, wie die sehr zahlreichen intensiv verbrannten und teilweise sicherlich als Fehlbrände zu bezeichnenden Scherben prähistorischer Gefäße nahelegen.

Am Beginn des 3. Jahrhunderts scheint die Siedlung ausweislich der Reliefsigillatascherbe noch bestanden zuhaben, die zugleich den jüngsten limeszeitlich datierbaren Fund bildet. Der Ort wurde dann im 4. oder 5. Jahrhundert nochmals aufgesucht oder genutzt, denn spätantike Scherben deuten darauf.

 

Man geht östlich der Seen entlang und, umrundet den nördlichen See bis etwa zur Hälfte.  Wo zwei Birken aus einem gemeinsamenStamm herauswachsen, geht es auf einem  schmalen  Weg nach rechts. Er führt auf einen breitenWeg, den man nach rechts weiter geht. Kurz vor der Bahnlinie (der Bedarfsübergang soll  geschlossen werden) geht es nach links in einen sehr schmalen Weg, der aber später breiter wird.

Nach einiger Zeit sieht man links eine hohe Flugsanddüne.

Ein Stück weiter sieht man rechts auf der Nordseite der Bahnlinie ein weiteres früheres Bahnwärterhaus. Hier biegt man nach links auf einen schmalen Weg ab. Er führt über eine  kleine Flugsanddüne bis zu einer Kreuzung, an der man rechts weiter geht.

Hier liegen zehn zum Teil sehr stattliche Hügelgräber aus der Hügelgräber-Bronzezeit. Die Gruppe beginnt rund 30 Meter westlich des Weges auf Höhe des Bahnwärterhauses und erstreckt sich 300 Meter weit entlang nach Westen, so daß der westlichste Hügel vom Waldgraben halb zerstört ist, während die übrigen 20 bis 70 Meter von ihm entfernt liegen.

Im Herbst 1928 wurde der am weitesten östlich gelegene Hügel untersucht. Gefunden wurden ein bronzenes Absatzbeils,  zwei rohe Scherben, ein Bronzearmreif und ein massiver, offener Ring.

Im Herbst 1927 wurde der kleinste, am weitesten nach Westen liegende  und der in der Nähe liegende größte Hügel der Gruppe untersucht. Am Fuße dieses Hügels (nördlich des Wegs) lag ein Findling, der sich bis vor wenigen Jahren auf dem Gipfel des Hügels befand. Es handelt sich um einen Gedenkstein („Stele“) mit einer rätselhaften Inschrift, die bisher  nicht gedeutet werden konnte. Der Stein wurde in ein Lager des Forstbetriebs gebracht und auch nach jahrelangen Bemühungen nicht wieder aufgestellt. Ein Tor zum Forstkamp, einem Lagerplatz der Försterei, der aber nur von der entgegengesetzten Seite aus zugänglich ist, sieht man auf der anderen Seite des Weges liegen.

Es wurden aber auch noch weitere bronzezeitliche Siedlungsfunde südlich der Bahnstrecke geborgen  sowie ein Einzelfund aus der Urnengräberkultur westlich der Hügelgräbergruppe (eine Lanzenspitze).

Der Weg nähert sich zunächst wieder der Bahnlinie, führt aber nach einem Querweg wieder von der Bahn ab wieder zur Daimlerstraße (knapp sechs Kilometer, auch gut mit dem Fahrrad zu fahren).

 

 

Wanderkarten und Stadtplan (mit Verbesserungsvorschlägen)

 

Wanderkarte Maintal:

In den neunziger Jahren wurde eine Wanderkarte von Maintal von der Firma UB-Druck hergestellt. Sie ist im Wesentlichen fehlerfrei und markiert praktisch alle Wege, die einigermaßen begehbar sind, ohne aber auf eine bestimmte Systematik und Sehenswürdigkeiten am Weg zu achten.

 

Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute 1:

Hier ist der schwerwiegende Fehler passiert, daß man bei der Beschreibung der Orte unter „Bischofsheim“ den Ort Bischofsheim im Kreis Groß-Gerau (bei Mainz) angegeben hat. Die Burg bei Wachenbuchen ist erst aus dem 10. Jahrhundert. Der Ort wird 798 als „bucha“ erwähnt. Hochstadt ist zwar 819 auch erwähnt, aber sicher datierbar erst 846. Die Karte folgt der topographischen Karte 1: 25.000, hat aber auch die falsche Bezeichnung „Bäunesberg“.

Die Fahrradwerkstatt Fassing gibt es nicht mehr, dafür aber das „Radhaus“ in der Hauptstraße 53.

Richtig sollte es heißen:

Bischofsheim

Bischofsheim wird erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 880, als Ludwig der Deutsche die Kirche in Bischofsheim an die Frankfurter Salvatorkapelle schenkt. Im Jahre 1434 erhält Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund die Grafschaft Bornheimer Berg mit Bischofsheim. Der Ort brennt 1598 vollständig ab und wird an der heutigen Stelle wieder aufgebaut. Durch den Hanauisch-Isenburgischer Vertrag von 1646 werden die beiderseitigen Rechte in Bischofsheim und Offenbach gegeneinander ausgetauscht. Seitdem gehört die Gemeinde voll und ganz zu Hanau.

Heute ist der Stadtteil von Maintal nicht nur eine Arbeitnehmerwohnsitzgemeinde, sondern auch selber ein Industriestandort und Sitz der Bundesfachschule für Kältetechnik. Die Kelterei Jörg Stier in der Stoltzestraße produziert Spezialitäten wie Apfelschaumwein und Schlehenapfelwein aus heimischem Streuobstwiesenanbau.

 

Wachenbuchen:

Der Ort wird 798 erstmals als „bucha“ erwähnt, als Teil einer Großgemeinde im Büchertal. Südlich des Ortes hatten die Herren von Buchen eine Wasserburg, die wahrscheinlich im 11. oder 12. Jahrhundert erbaut wurde. Das Flurstück „An der Burg“ erinnert heute daran, zu sehen sind aber nur noch zwei bewaldete Erhebungen. Nach dem Aussterben des letzten Herren von Buchen im Jahre 1168 übernehmen die Herren von Dorfelden das Gebiet und damit auch den Wald Hanau und die dort langsam entstehende Siedlung.

Der Name „Wagghenbuche“ taucht erstmals 1243 in einer Urkunde auf. Die Kirche ist eine ehemalige Wehranlage mit Kirchhofsmauer, der Unterteil des Turms wurde 1461 erbaut. Aus dem Jahre 1711 stammt das Geibelhaus, in dem die Vorfahren des Dichters Emanuel Geibel wohnten.

 

Hochstadt

Die erste urkundliche Erwähnung geschah 846 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch. Die Kirchhofsmauer aus dem 12. Jahrhundert ist das älteste erhaltene Bauwerk in Maintal. Die Kirche aus dem 15. Jahrhundert enthält wertvolle Malereien aus dem Jahre 1490.

Die Ringmauer wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtet. Der Nordteil ist noch fast vollständig erhalten, auch das Obertor aus dem Jahre 1589. In der Ortsmitte steht das Historische Rathaus, in der heutigen Gestalt in den Jahren 1683-84 errichtet. Es beherbergt eine gebietstypische Apfelweingaststätte, auch in der Umgebung befinden sich mehrere Apfelweingaststätten, darunter das Gasthaus „Zur goldenen Krone“, das Stammhaus der Kelterei Höhl.

 

Hohe Straße:

Die Regionalparkroute wurde von einem Architekten entworfen, der nur Architektur im Auge hatte aber nicht die historischen Sehenswürdigkeiten am Rand (es fehlt zum Beispiel ein Hinweis auf die  „Hirzbacher Kapelle, ältester Sakralbau im Hanauer Land“)  Die Wegweisung durch entsprechende Schilder ist an manchen Stellen noch mangelhaft.  Im Bereich von Maintal kann man nicht viel falsch machen, aber  östlich davon gibt es manche Unsicherheiten über den Streckenverlauf (zum Beispiel an der „Himmelsschaukel“). Man merkt bei der Anbringung der Wegweiser, daß sie von West nach Osten entworfen wurden. Rückwärts hat man nämlich erheblich mehr Schwierigkeiten, die richtige Route zu finden, wenn man die Strecke nicht schon vorher in der anderen Richtung gefahren ist.

Auch wäre es hilfreich, wenn Querwege zu den Ortschaften gekennzeichnet wären, so wie das im Gebiet von Maintal der Fall ist. Statt der vielen Informationstafeln zu dem Projekt wären etwas mehr Wegweiser hilfreicher gewesen.

Wünschenswert wäre auch die Einzeichnung der schon bestehenden Strecke vom Ost-Ende der Kleinen Lohe nach Hochstadt, auch wenn diese noch nicht in anderen Karten eingezeichnet ist. Eine Weiterführung durch Hochstadt nach Wilhelmsbad über die Hanauer Straße und zur „Grünen Mitte“ über die Bischofsheimer Straße (beide mit Radweg) gehört dann mit dazu.

Die vorgesehene Route vom Ost-Ende der Großen Lohe in Richtung Bischofsheim ist aus anderen Karten übernommen, aber unpraktisch: Es gibt eine ganz einfache direkte Verbindung östlich der Kochbergkreuzung entlang zur „Grünen Mitte“ unterhalb des Riederwäldchens.

 

Wanderkarte Berger-Bischofsheimer Hang

Die Karte war lange angekündigt und das Vorhaben ist durchaus zu begrüßen. Aber es hat auch seine Mängel. Schon das Titelblatt ist verwirrend durch seine Dreiteilung. Das Blau in der Mitte paßt nicht zu dem Grün oben und unten  Ein einheitliches Bild wäre besser gewesen. Weiße Schrift auf bläulichem Untergrund ist schlecht zu lesen.

Für die Landkarte wurde eine Luftbildaufnahme des Hessischen Kaster- und Liegenschaftsamtes von 2002 verwendet. Diese ist jedoch vorwiegend in Grautönen gehalten, selbst eindeutig grüne Flächen haben einen schmutzigen Farbton.

Die Karte soll wohl vor allem zu naturkundlichen Zielen führen, aber auch kulturgeschichtliche Punkte mit einschließen. Hier ist die Auswahl allerdings mehr zufällig, man hätte mehr Punkte ansprechen können. Die Bezeichnung „Stadtmauer Hochstadt“ ist etwas hochtrabend, in Hochstadt heißt sie nur „Ringmauer“. Die Bezeichnung „Gänseweiher“ ist dagegen erfreulicherweise richtig, während sonst meist „Gänseeweiher“ geschrieben wird.

Zu der Bezeichnung „Distelberg“ ist zu sagen, daß es sich hier nicht um einen Berg handelt, mit einer Spitze und nach allen Seiten abfallend, sondern lediglich um ein Flurstück, das zu beiden Seiten des gelben Weges liegt, etwas weiter westlich als eingezeichnet. Aber irgendein Kartenzeichner hat einmal den „Distelberg“ erfunden und das Symbol für einen Berg hinzugesetzt, und seitdem wird das ganze Gebiet nördlich von Hochstadt einschließlich der Hartig als „Distelberg“ bezeichnet. Einen „Berg“ gibt es in ganz Maintal nicht, immer nur Hänge und Bergrücken, nur nördlich des Hühnerbergs in der Schönecker Gemarkung ist eine wirkliche Bergkuppe (Man spricht ja auch nicht vom „Berger Berg“).

Zu den einzelnen Rundwegen: Die Karte gibt zweimal „Start/Ziel“ an: Besser wäre es, mit anzugeben, welche Wanderung man wo beginnen sollte. Es sollte deutlich werden, daß der Einstieg für den großen Rundweg nicht am Enkheimer Ried ist, weil man dann den Hauptanstieg in der Mitte hätte und nicht am Anfang, wie es für eine Wanderung empfehlenswerter ist.

Die Wegeführung durch Hochstadt ist verwirrend. Wo der südliche Parkplatz eingezeichnet ist, befindet sich die Klosterhofstraße. Dort findet man aber so gut wie keinen freien Parkplatz. Gemeint ist auch wahrscheinlich der Parkplatz am Bürgerhaus, der aber wesentlich weiter östlich ist. Von dort oder dem anderen Parkplatz an der Ringmauer könnte man durch die Hauptstraße nach Osten gehen und hinter dem Obertor durch die Straße „Am Felsenkeller“ nach Norden in Richtung Kleine Loh. Den Weg nach Westen entlang der Ringmauer und dann weiter durch die Straße „An der Weidbach“ und unterhalb der Hartig entlang, sollte man besser dem Hochstädter Rundweg vorbehalten

Ob man im Bischofsheimer Wald die Schleife laufen sollte ist mir fraglich, denn von den Hügelgräbern sieht man ja doch nur die Hügel (wenn man sie findet) und Eichen gibt es vielleicht ja auch noch anderswo am Weg. Mancher Wanderer wird da sowieso abkürzen.

Das Gleiche gilt für den Rundweg Bergen-Enkheim, den ich übrigens in umgekehrter Richtung gehen würde, damit der Hauptanstieg am Anfang ist. Der „Rundweg Hochstadt“ ist so weit in Ordnung, abgesehen wieder von dem Schlenker durch Hochstadt (ein Besucher wird sich sowieso den Ort noch einmal extra ansehen und vielleicht auch einkehren).

Die angegeben Wege führen meist über geteerte Wirtschaftswege, zumindest sind sie alle gut befestigt und es ist kein Grasweg dabei. Es wäre aber vielleicht zu überlegen, ob man nicht auch Alternativen angibt, die aber nur bei gutem Wetter empfohlen werden können. Dazu rechne ich den Weg über das Schützenhäuschen oder den Weg nördlich der Hartig.

Zu den einzelnen Stationen der Rundwege:

A 6 / B 6: Hier könnte noch erwähnt werden, daß  etwas weiter südlich die Gemeinde Bischofsheim nach dem Krieg ein Mörtelwerk unterhielt.

 

A 9: Am Schluß: Es gibt in Hochstadt ein Flurstück „Weidbach“ und eine Straße „In der Weidbach“ (zwischen Hauptstraße 38 und 40 abgehend). Der zugehörige Weidbach ist heute allerdings weitgehend trocken oder verrohrt (ab dem Pferdestall). Gemeint ist bei der Beschreibung auf der Wanderkarte aber der Bach von der Kochbergkreuzung (Querspange, Straße Hochstadt-Bischofsheim). Dieser heißt im unteren Verlauf (wo es ins Flache geht) „Landgraben“, nördlich der Kochbergkreuzung hat er aber keinen eigenen Namen. Angebracht wäre es aber, ihn auch hier „Landgraben“ zu nennen, zumal östlich die Flur „Im Landgraben“ liegt.

Die falsche Bezeichnung „Weidbach“ wurde von Professor Jochims vor etwa 1995 erfunden und taucht seitdem immer wieder in der Presse auf. Der Name ist abgeleitet von der Flur „Gemeindeweide“ unterhalb der Kleinen Lohe, wo der Bach entspringt. Aber wegen der Verwechslungsgefahr mit der echten Weidbach sollte man diesen Namen vermeiden.

A 10: Man sollte schreiben „Viele der alten Weidenbäume“, damit man nicht im ersten Augenblick an Viehweiden denkt. Was im dritten Absatz gesagt wird, ist Wunschdenken. Die Bäume müßten zwar ausgelichtet werden, aber das Forstamt weigert sich, auf diesem Gebiet tätig zu werden und sägt höchstens alle paar Jahre die mittelgroßen Bäume in Hüfthöhe ab. Dadurch entstehen aber keine Kopfweiden. Lediglich einige Bäume im oberen Teil der Gemeindeweide werden von einer privaten Gruppe von Naturschützern unter Leitung von Professor Jochims regelmäßig ausgesägt.

Die Wegbeschreibung ist durchaus richtig, denn der Weg führt tatsächlich durch die Flur „Am Distelberg“, die links und rechts liegt. Die Scheune, an der man rechts abbiegen soll, würde ich nicht als „altes Gebäude“ bezeichnen, denn sie ist etwa 1980 erbaut und wird noch genutzt.

A 11: Es gibt viele Angaben zur ersten urkundlichen Erwähnung Hochstadts, aber das Jahr 852 ist neu. Richtig ist allein 846 (Lorscher Kodex). Die landwirtschaftlichen Produkte wurden nicht in Frankfurt verkauft, sondern höchstens in Hanau (Frankfurt was „Ausland“). Die Sportveranstaltung heißt „German Iromman“. Es wird empfohlen, schon an der Guldnergasse nach links abzubiegen. Auf der Karte ist aber der Weg an der Kirche vorbei und durch das Obertor eingezeichnet. Ob dieser Weg durch Hochstadt sinnvoll ist, wurde schon oben bezweifelt.

A 12: Hier ist richtig das Wort „Ringmauer“ verwendet. Die Mauer wurde wahrscheinlich früher als 1350 errichtet, denn 13231 wird den Reichsfürsten befohlen, solche Mauern anzulegen. Sie wurde aber nicht „zum Schutz des aufstrebenden Gewerbes“ errichtet, denn es gab damals nur Landwirtschaft und einige übliche Dorf-Handwerker. Die Ringmauern sollten vielmehr herumstreunendes Gesindel abwehren (im Krieg haben sie nicht viel genützt).

Bei den Obst- und Gemüsegärten würde ich nicht sagen, daß sie sich außerhalb der Mauer „befanden“. Sie sind ja noch dort. Wichtig wäre vielmehr der Hinweis, daß Hochstadt und weit und breit der einzige Ort, bei dem an der Nordseite noch die alte Abfolge Ringmauer - Krautgärten - Streuobstwiesen einigermaßen erhalten ist (und heute von Stadtplanern in Frage gestellt wird).

Bei der Wegbeschreibung hilft der Hinweis „Parkplatz“ zwar zur Orientierung, aber weshalb er in der Karte groß eingezeichnet ist, das ist nicht ersichtlich, denn er dient ja nicht als Ausgangspunkt einer Wanderung. Aber jetzt ist richtig die Straße „In der Weidbach“ erwähnt.

A 13: Die Bezeichnung „Distelberg“ ist hier wieder falsch verwendet. Man müßte sagen. „Die Streuobstwiesen nördlich von Hochstadt bilden mit dem nördlich anschließenden Wäldchen Hartig….“ Bei den Orchideen könnte man die Händelwurz erwähnen.

A 14: Die Stele steht an der Lehmkaute, an der früher die Hochstädter den Lehm zum Hausbau gegraben haben .Sie ist aber jetzt mit Müll zugefüllt. Die Kleine Loh grenzt nicht an die Gemarkung Schöneck, sondern liegt in der Gemarkung Niederdorfelden. Hier könnte man noch hinweisen auf die Gebäude am Hühnerberg und auf frühere römische Grenzsteine im Wald.

A 15: Der Name „Loh“ wird abgeleitet von lateinisch „lucus“, das einen gemeinschaftlichen Wald bezeichnet, in dem mehrere Berechtigte eine private Holznutzung haben. Daß die „Hohe Straße“ die Messestädte Frankfurt und Leipzig verbunden haben soll, läßt sich nicht ausrotten. Sie war eine vorgeschichtliche und römische Straße. Noch der Leichnam des Bonifatius wurde eventuell auf dieser Straße nach Fulda überführt. Aber der spätere Messeverkehr ging über Dörnigheim oder bei Hochwasser bestenfalls über Hochstadt, nicht mehr über die Höhen.

A 16: Zwischen der Kleinen und der Großen Loh ist eine vorgeschichtliche Fundstelle. An der Süd­ostecke der Großen Loh stand ein Dreimärker, südlich lag eine Wüstung. An der Südwestecke wurde Fundament eines römischen Wachtturms durch die Regionalpark GmbH vernichtet. Die Bezeichnung „Rabenwald“  ist neu, die Bischofsheimer sagen „Buchwald“ dazu.

A 17: Hier könnte man darauf hinweisen, daß nördlich das Schlachtfeld der Schlacht von Bergen  im Jahre 1759 lag. Beim „Gräsigter Weg“ sollte man auf die dortige Ruhbank hinweisen.

 

C: Wieder ist „Distelberg“ und „Weidbach“ falsch gebraucht. Der Hinwies auf die Bushaltestelle Bürgerhaus legt nahe, daß bei dem Parkplatz  der Parkplatz am Bürgerhaus gemeint sein könnte. Der Pfeil für Start und Ziel zeigt aber auf die Klosterhofstraße. Nur ist dort - wie schon gesagt - so gut wie keine Parkmöglichkeit.

C 6: Beim Speierling sollte darauf hingewiesen werden, daß es sich nicht um eine Apfelsorte handelt, sondern um eine Ebereschenart. Es gibt auch heute noch Speierling-Apfelwein, sowohl bei den Großkeltereien als auch bei Privatleuten. Apfelwein wird in der Regel nicht mit Speierlingsaft gemischt. Deshalb kann man nicht sagen, der Apfelwein müsse heute wegen fehlender Rohstoffe ohne Speierling hergestellt werden. Das Problem ist eher, daß man den Speierling-Geschmack auch mit chemisch hergestellter Gerbsäure erzeugen kann, so daß man sich die mühsame Speierlinge-Ernte vielfach erspart.

An der Stele sollte ein Hinweis vorhanden sein, daß sich der Baum gut 50 Meter oberhalb der Stele befindet. Noch besser wäre es, wenn man an der Stele einen jungen Speierlingbaum pflanzen würde.

C 9. Von der eingezeichneten Stelle aus kann man nur schwer Hanau und die Ausläufer des Spessarts sehen. Das Kraftwerk ist nicht in Hanau, sondern in Großkrotzenburg.

 

Man kann natürlich sagen, daß meine Kritik in manchen Punkten kleinlich ist. Aber wenn man schon etwas veröffentlicht, dann sollten auch die handwerklichen Dinge stimmen. Die naturkundlichen Hinwiese sind ja auch in Ordnung. Aber wenn man sich als Botaniker auf anderes Gebiet begibt, sollte man doch fachlichen Rat einholen.

 

 

Stadtplan Maintal:

Die 7. Auflage des Stadtplans ist an vielen Stellen auf den aktuellen Stand gebracht. Dennoch können immer noch Verbesserungen angebracht werden.

 

Bischofsheim:

Der Bach zum Enkheimer Ried heißt in Enkheim „Riedgraben“, aber in Maintal ist die Bezeichnung „Tränkebach“ mehr bekannt.

Die Bezeichnung „Gänsseeweiher“ ist falsch, er heißt „Gänsweiher“.

Die Stadtgärtnerei Frankfurt gibt es nicht mehr.

Es fehlt der geschotterte Weg nördlich der Querspange. Die Querspange wird nicht durch eine Unterführung gequert, sondern durch eine Überführung (grauen Strich über die gelbe Landstraße ziehen).

Die Namen der Wälder sind  auf der ganzen Karte nur schwer zu erkennen, sie sollten nicht grün und grün gedruckt werden, sondern schwarz.

 

Hochstadt:

Die Flur nördlich von Hochstadt ist etwas kahl. In den oberen Teil des Grünzuges könnte man „Gemeindeweide“ schreiben, in den unteren Teil „Landgraben“

Die Häuser am Hühnerberg sind nicht die höchste Stelle. Die Kreuzung mit der Hohen Straße liegt 205 Meter hoch. Die höchste Stelle liegt außerhalb der Gemarkung von Wachenbuchen. Vielleicht sollt  man besser schreiben „Am Hühnerberg“.

„Distelberg“  ist nur eine Flurbezeichnung, kein Name für einen Berg, denn einen solchen gibt es in der ganzen Gemarkung von Maintal nicht. Man sollte diese Bezeichnung weglassen, so wie ja auch schon das Symbol für Berg weggefallen ist.

Einen „Bäunesberg gibt es nicht. Es gibt die Fluren „Auf dem Braunesberg“ und „Am Braunesberg“. Die liegen aber östlich der Grünfläche und wären auch dort einzutragen.

Diese beiden Beispiele zeigen, wie immer einer vom anderen abschreibt und ein einmal gemachter Fehler immer wiederholt wird.

Hartig: Die Fläche könnte auch als Naturschutzgebiet gekennzeichnet werden (einschließlich der dreieckigen Wiesen-Fläche an der Südwestecke). Die Schrift müßte stärker sein.

Der „Neue Friedhof“ geht bis an den westlichen Weg.

Die „Wachenbucher Straße“ ist seit Fertigstellung der Südumgehung keine Durchgangsstraße mehr und sollte nicht gelb gezeichnet werden.

Das Feuerwehrgerätehaus steht nicht direkt an den Straßen und hat auch eine recht­winklige Form.

Das Kleingärtnerheim ist oben, mehr an der Straße „An der Bleiche“.

 

Wachenbuchen:

Die kleine Waldfläche westlich von Wachenbuchen heißt „Börrwiese“ (Flurname: „An der Börrwiese“).

An der Nordwestseite der Büchertalschule fehlt der Aussiedlerhof.

Die Fläche nordwestlich des Festplatzes ist jetzt bebaut.

Die Burg derer von Buchen  sollte mit einem Symbol eindeutig lokalisiert werden. Am Ende des Weges östlich der Burg ist kein festes Haus mehr, nur eine Holzhütte.

Das „Römergrab“ am Simmetsweg könnte noch gekennzeichnet werden.

Der Radweg nach Wilhelmsbad sollte südlich von Wachenbuchen und an den Sportplätzen vorbei breiter gekennzeichnet werden. Er ist jedenfalls bedeutender als der Abzweig zur Kreisstraße 872, der breit eingezeichnet ist.

Die Bezeichnung „Waldesruh“ ist nicht offiziell, das Hotel heißt „Waldschlößchen“.

Der neue Friedhof ist zu weit nördlich eingezeichnet. Dort war er einmal geplant, wurde dann aber weiter südlich gebaut, rechts von dem Zeichen Kinderspielplatz, unterhalb des zweiten Querwegs über den Radweg nach Mittelbuchen.

 

Dörnigheim:

Der eigentliche Waldlehrpfad ist östlich der Dicken Buche. Der Pfad nördlich der Hermann-Löns-Straße besteht nur aus Schildern mit Zahlen, zu denen man ein Begleitheft braucht.

Der Weg im westlichen Bereich des Gewerbegebiets Ost geht in Richtung Opel-Eck bis zur Straße weiter (wenn er auch nicht gut ausgebaut ist).

 

Drei Wanderwege Frankfurt und Maintal:

Als wenn die Sonne gewusst hätte, dass Wanderer gerne trockenen Fußes die Natur erkunden, blitze sie gestern gegen 11 Uhr durch die dunklen, grauen Regenwolken. Denn genau zu diesem Zeitpunkt gaben Maintals Stadtrat Erik Schächer, Klaus Wiehert (rechts), Leiter des Frankfurter Umweltamtes, und Prof. Daniela Birkenfeld (links), Frankfurter Stadtverordnete aus Bergen-Enkheim, am Tränkebach in Bischofsheim die „neuen“ Wanderwege frei. „Neu sind sie ja eigentlich nicht“, gab Wiehert zu. Aber zusammenhängend waren die einzelnen Wege vorher nicht. Somit haben Wanderer ab sofort die Möglichkeit, einen großen und zwei kleine Wanderwege rund um die Bergen-Enkheimer und Maintaler Streuobstwiesen zu erkunden. So genannte Infostelen an der Wegstrecke weisen darüber hinaus auf Sehenswürdigkeiten hin. „Grenzen trennen nicht mehr, sondern verbinden Städte und sogar verschiedene Landkreise“, betonte Stadtrat Schächer und lobte die gute Kooperation mit der Stadt Frankfurt. An dem Projekt beteiligten sich auch der Main-Kinzig-Kreis, das MainÄppelHaus sowie die Maintal Werke. Für interessierte Maintaler Bürger liegen die Wanderkarten ab sofort in allen Stadtläden aus (31.05.06).

 

 

Wandern mit der Bibel in Hochstadt

 

1.)  Zur Hartig:  Treffpunkt am Gemeindehaus, Länge knapp zwei Kilometer.

Gemeindehaus:

Das Gemeindehaus am Wallgraben wird 1975/76 gebaut und ersetzte die 1952 die zum Jugendheim und Gemeindehaus ausgebaute Pfarrscheune. Es wird von verschiedenen kirchlichen Gruppen genutzt und enthält einen Jugendkeller, einen Raum für Mutter-und-Kind-Gruppen, einen Übungsraum für die Chöre und einen Raum für den Kirchenvorstand sowie zwei große Säle für verschiedene Veranstaltungen.

 

Wenn man den Weg nach Norden aufwärts geht, liegt links der neue Friedhof, der wahrscheinlich etwas übereilt und viel zu groß hier mitten in den Streuobstwiesen angelegt wurde. Er hat keine Trauerhalle und auch sonst keine Infrastruktureinrichtung (außer einer Baustellentoilette).

Weiter oben sind dann die früheren Hochbehälter der Hochstädter Wasserleitung. Rechts stehen noch zwei Birken, die vor dem Eingang des Hochbehälters von 1923 gepflanzt wurden. Links liegt unter Gebüsch verborgen der Hochbehälter aus der Nachkriegszeit. Er dient nach seiner Stillegung eine Zeit der Firma Höhl als Apfelsaftlager, ist aber heute überflüssig.

 

Schützenhäuschen:

Die Schützenhäuschen waren Stützpunkte der Feldschützen und dienten vor allem auch zum Schutz vor schlechter Witterung. Erhalten ist nur noch das Häuschen an der Leithecke, das eines der Wahrzeichen Hochstadts ist. Anfangs gab es extra Weinbergschützen, die sogar Nachtwache hielten; dann aber übernahmen die Feldschützen diese Aufgabe mit. Es waren ursprünglich immer fünf Feldschützen, von denen einer aus dem Dorf Groschlag kam, solange dieses bestand. Jeder Einwohner war verpflichtet, zweimal während seines Lebens den Dienst als Feldschütz zu versehen. Die Feldschützen hatten Pistolen, zunächst einmal zu ihrem Schutz, aber vor allem, um in der Erntezeit die Stare und Krammetsvögel zu vertreiben. Am Kirchweihtag hatten die Feldschützen auch die drei Feldbrunnen zu fegen. Außerdem hatten sie einen Stock, mit dem sie jugendliche Übeltäter gleich in der Feldmark verprügeln durften. Ein ertappter Übeltäter mußte den Feldschützen eine Zeche im Wirtshaus bezahlen. Die Feldschützen veranstalteten dann manchmal ein festliches Gelage. Ein Übeltäter konnte aber auch vor das Dorfgericht gehen, wenn ihm die Zeche zu hoch erschien. Später trugen die Feldschützen Dienstmützen und glänzende Messingschilder mit ihrem Namen.

Am Ende der Weinlese war dann das große Erntedankfest am Schützenhäuschen. An den Weinlesetagen wurde besser gelebt: Kuchen wurde gebacken, zum Frühstück wurde ein Preßkopf oder ein Schwartemagen bereitgehalten, mittags gab es Schweinefleisch und Sauerkraut, abends dann Hammelbraten. An dem geschmückten Schützenhäuschen ging es besonders festlich her. Dort wurden von den Feldschützen zwei Fichten aufgepflanzt: Die eine wurde senkrecht aufgestellt, an der Spitze mit Bändern geschmückt. Die andere wurde waagrecht in die am Häuschen befestigten Eisen gesteckt (heute noch vorhanden) und auch mit Bändern geschmückt. Beide wurden miteinander verbunden und vorne an den Querbaum wurde ein mächtiger Kranz aus den schönsten Trauben gehängt.

Eine Musikkapelle spielte. Gegen Mittag wurde im Schützenhaus Sauerkraut und frisches Schweinefleisch zubereitet, der Wein floß in Strömen. Die Weinbauern kamen und aßen und tranken mit den Weinbergschützen, für die bei dieser Gelegenheit ein gutes Trinkgeld abfiel.

Die Schuljugend war auch dabei und vertrieb sich mit Freudenfeuerchen und anderen Spielen die Zeit. Von Zeit zu Zeit gaben die Weinbergschützen aus ihren Pistolen Schüsse ab. Auch die jungen Burschen schossen mit Pistolen, schließlich gehörten ja alle jungen Leute der Schützengilde an. Es gab allerdings auch Unglücksfälle.

War der Wein einigermaßen geraten, so fand am Abend das Winzerfest mit Tanz statt. In besonders guten Weinjahren wurde es an mehreren Abenden wiederholt. Der „Herbst“, also die Weinlese, war das höchste Fest im Jahr.

 

Bibelstellen 1. Mose 33,28, Psalm 104,15, Matthäus 9,17, Johannes 2,3 und Abendmahl.

 

Insektenhotel“, Nisthilfe für Wildbienen:

Als Wildbienen bezeichnet man sämtliche Bienenarten der Überfamilie Apoidea mit Ausnahme der Honigbienen und nicht etwa wildlebende Urformen oder verwilderte Stämme der Honigbiene. Der Begriff hat in der Biologie keinerlei systematische Relevanz, er trägt lediglich der Tatsache Rechnung, dass bei der umgangssprachlichen Bezeichnung „Biene“ fast ausschließlich die bekannteste Bienenart, die „Westliche Honigbiene“ gemeint ist. Um in Publikationen für die breite Öffentlichkeit, etwa Tipps zum Naturschutz, zu verdeutlichen, dass die gesamte Gruppe der Bienen gemeint ist und beispielsweise die Anlage von Nisthilfen nichts mit Bienenzucht im Sinne von Imkerei zu tun hat, wird deshalb meist der Terminus „Wildbiene“ verwendet.

Die Wildbienen brauchen Röhren zum Eierablegen: Sie geben Pollen dazu, verschließen das Ei, legen das nächste usw. Vorne schließen sie den Gang richtig mit Lehm. Wildbienen leben als Einzelgänger und stechen nicht.

Später auf dem Weg geht es noch an einem  Imkerstand von Honigbienen vorbei:

Wenn im April die Obstbäume zu blühen beginnen, tragen die Honigbienen maßgeblich zur Befruchtung der Blüten bei. Da Honigbienen in individuenreichen Staaten den Winter überstehen, sind sie schon im zeitigen Frühjahr in ausreichender Zahl vorhanden, um die vielen Millionen Einzelblüten zu bestäuben. Sie sammeln den Honigtau der Blüten, verdunsten eine Teil des Wassers und reichern die verbleibende Masse mit Enzymen an, die verhindern, daß der Honig zu gären beginnt. Im Jahresverlauf sammeln Bienen an unterschiedlichen Pflanzen Honigtau, weshalb sich im Laufe des Jahres Geschmack und Farbe des Honigs verändern. Neben der Fütterung der Larven verwenden die Bienen den Honig auch als Energiereserve im Winter. Darum bleibt bei der Honigernte immer ein Teil des Honigs im Stock, aber es wird ihnen auch Zuckerwasser als Ersatz angeboten.

 

Bibelstellen: Während für uns die Bienen hilfreich sind, erscheinen sie in der Bibel als diejenigen, die das Strafgericht über Israel herbeiführen, ehe der „Immanuel“ kommt:  Gott wird die Fliegen und Bienen herbeirufen (Jes 7,18, vgl. Ps 118,12).

 

 

Aronstab am Südostrand der Hartig:

Aronstab (Arum) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Aronstabgewächse (Araceae). Arum ist eine von zwei mitteleuropäischen Gattungen aus dieser weitgehend tropischen Pflanzenfamilie. Die Areale reichen von Nordafrika über Europa bis zum westlichen Asien. Sie wachsen vor allen in anspruchsvollen Laubmischwäldern und Gebüschen.

Die Namensgebung bezieht sich auf den Blütenkolben und wird mit Aaron in Zusammenhang gebracht: Altes Testament, Zitat (4. Mose 17, 21-23): „Mose redete mit den Israeliten, und alle ihre Fürsten gaben ihm zwölf Stäbe, ein jeder Fürst je einen Stab, nach ihren Sippen, und der Stab Aarons war auch unter ihren Stäben. Und Mose legte die Stäbe vor dem Herrn nieder in der Hütte des Gesetzes. Am nächsten Morgen, als Mose in die Hütte des Gesetzes ging, fand er den Stab Aarons vom Hause Levi grünen und die Blüte aufgegangen und Mandeln tragen!“ Mit diesem Zeichen wurde die Vormachtstellung Moses und Aarons über die Kinder Israel bewiesen.

Beschreibung: Die mehrjährige krautige Pflanzen erreichen Wuchshöhen von etwa 15 bis 40 Zentimeter. Diese Geophyten bilden Knollen als Überdauerungsorgane. Die gestielten, einfachen Laubblätter haben eine spießförmige bis pfeilförmige Blattspreit, die Blattränder sind einfach. Sie sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Der Blütenstand ist typisch für die Araceae. Der Kolben (Spadix) ist kürzer als das einzelne tütenförmige Hochblatt (Spatha). Der männliche Teil des Blütenstandes ist kürzer als der weibliche. Zwischen den fruchtbaren männlichen und weiblichen Blüten sitzen ein bis sechs Reihen steriler Blüten, die nach unten gebogen sind. Die männlichen Blüten bestehen nur aus drei bis vier Staubblättern.

Die Befruchtung der Blüten erfolgt durch Fliegen und Mücken, welche durch den intensiven Geruch (nach Aas) angelockt werden. Durch die Form der Blüte, die auch als Fliegenkesselfalle bezeichnet wird, gelangt ein einmal angelocktes Insekt immer an den Stempel, wodurch eine Übertragung der Pollen sicher gewährleistet wird. Die bei Reife roten Beeren enthalten viele Samen. Diese Pflanzenart kommt in Wäldern, Gebüschen und Hecken vor. Es gibt etwa 15 bis 25 Aronstab-Arten (Arum).

Giftpflanze: Alle Teile der Pflanze sind giftig und enthalten in großen Mengen Oxalat, dane­ben flüchtige Scharfstoffe, wie das bittere Saponin Aroin und das Alkaloid Coniin. Sogar beim bloßen Berühren der Pflanze kann es zu Rötungen der Haut und Blasenbildung kommen. Nach dem Verzehr von Pflanzenteilen, speziell der roten, süß schmeckenden Beeren, können sich Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle einstellen. Auch ein Anschwellen der Lippen sowie Entzündungen der Mundschleimhäute mit schmerzhaftem Brennen auf der Zunge und im Rachen können die Folge sein. Die Symptome treten meist innerhalb von fünf bis 25 Minuten auf. Wenn man die dreieckförmigen Blätter kaut, entsteht durch das Oxalat ein Piksen auf der Zunge. Vor allem beim Weidevieh wurden tödliche Vergiftungen durch Verzehr der Blätter im Frühjahr beobachtet. Wegen des angenehm süßlichen Geschmacks entstehen Vergiftungen am ehesten durch die roten Beeren. Die Giftigkeit der Beeren kann je nach Standort und Reifegrad beträchtlich schwanken. Durch Abkochen und Trocknen verliert die Pflanze an Giftigkeit.

 

Lebensbild des Aaron als Mitarbeiter des Mose und sein Versagen beim goldenen Kalb.

Aaron hieß der erste hohe Priester der Juden und der ältere Bruder von Moses Aaron. Wahrscheinlich bedeutet das „Erleuchter“ und/oder der „Bergmensch“. Etymologisch möglich Herkunft aus Ägypten Aa-Ren u.ä., „Großer Kämpfer“, „Großer Held“.

Er heute im Deutschen nur noch selten vergebene Vorname kommt auch als Familienname vor. Der Namenstag ist der 1. Juli.

Die biblische Überlieferung: Aaron ist der ältere Bruder Moses. Die beiden hatten auch noch eine Schwester namens Miriam. Aaron war der Sohn des Amram und der Jochebed, aus dem Stamm Levi und drei Jahre älter als Moses, dessen Sprecher (biblisch „Mund, Prophet“; 2. Mos. 4, 14-15; 7, 1-2) bei dem israelitischen Befreiungs- und Gesetzgebungswerk er war.

Aaron wurde durch Moses von Gott die erbliche Hohepriester­würde (Aaronitisches Priestertum) übertragen (2. Mos. 29). Vertreter der zwölf Stämme Israels hatten gemäß der biblischen Erzählung zwölf Stäbe auf die Bundeslade gelegt. Dass nur der Stab Aarons grünte (daher auch der botanische Name „Aronstab“), galt als Zeichen seiner Erwählung (4. Mos. 17). Die Würde seines Amtes verletzte er durch die Anfertigung des Goldenen Kalbes und durch sein Auflehnen gegen Moses (4. Mos. 12, 1).

Mit seiner Ehefrau Eliseba, einer Tochter des Amminadab, ist er der Vater von Nadab, Abihu, Eleasar und Ithamar. Die beiden ersteren starben laut Bibel eines unnatürlichen Todes, als sie versuchten, Gott mittels eines selbst erfundenen Rituals statt des von Gott gegebenen zu verehren (3. Mos. 10, 1).

Aaron starb auf dem Berg Hor. Als seinen Nachfolger setzte Moses Eleasar als Hoherpriester ein. Der Berg Hor heißt heute Dschabal Harun (Harun ist die arabische Schreibweise von Aaron). Dort, etwas südlich der Felsstadt Petra in Jordanien, kann man noch heute sein Grab besichtigen.

Aaron im Islam: Als Harun ist Aaron einer der Propheten des Islam. Er ist der Bruder des Propheten Musa. Er ist der Sohn des Imran und wurde von Allah zum Volk der Juden nach Israel gesandt, um seine Botschaft zu verkünden, nämlich keinem Gott zu dienen außer Allah und ihm niemanden beizugesellen, und nur das Gute zu tun und den Menschen kein Unrecht zuzufügen.

Aaron in der Kunst: Aaron erscheint in der bildenden Kunst häufig als Nebenfigur in Illustrationen zur Mosesgeschichte. Er trägt darauf meist das Gewand eines jüdischen Hohepriesters, auf mittelalterlichen Tafelgemälden auch die eines Bischofs.

Der österreichische Komponist Arnold Schönberg verfasste eine unvollendet gebliebene Oper „Moses und Aron“, die sich mit dem biblischen Stoff beschäftigt. Ein zentrales Thema ist die Gegenüberstellung des wortgewandten, aber ethisch unreifen Aaron und des gottesfürchtigen, doch rhetorisch unbeholfenen Moses. Die Oper wurde von dem französischen Regisseurehepaar Straub-Huillet verfilmt. Der von Schönberg nicht vertonte dritte Akt wurde dabei im Sprechgesang wiedergegeben.

 

 

Naturschutzgebiet (Stele an der Hartig):

Das rund 19 Hektar große Hartigwäldchen steht seit 1994 unter Naturschutz. Geschützt werden vor allem seltene Käferarten, deren Larven sich im Holz abgestorbener Bäume entwickeln. Im Wald und den vorgelagerten Weisen befinden sich Schmetterlinge wie Perlmutterfalter, Kaisermantel und verschiedne Bläulinge (Bilder zeigen).Darüber hinaus wird der Wald von Fledermäusen bewohnt, die auch zwischen hier und dem Hochstädter und Wachenbucher Wald hin und her wechseln. Die Hartig wird auch von zahlreichen Vogelarten wie Sperber und dem Waldkauz zum Brüten benutzt. Auffallend sind die teils armdicken Äste der Waldrebe, einer einheimischen Kletterpflanze, die bis in die Kronen der Bäume reichen.

Unter den Obstbäumen haben sich blütenreiche Wiesen entwickelt. Je nährstoffarmer die Flächen sind, desto artenteicher entwickeln sich Kräuter und Gräser. Typische Arten in diesem Gebiet sind  Salbei, Zottiger Klappertopf, Wiesenflockenblume, Wiesendost und Bunte Kronwicke (Bilder zeigen). Die Wiesen werden nur einmal im Jahr ab Juni gemäht, aber leider zum Teil nachher noch abgeweidet.

Die frühere Ausdehnung der Weinberge in Hochstadt kann man aus der Karte des Kurfürstentums Hessen aus dem Jahre 1856 entnehmen. Damals reichten die Weinberge auf der Ostseite bis zu einer Linie in der Mitte zwischen Dorfelder Straße und verlängerter Straße „Am Kirchberg“ zum Schützenhäuschen. Dort war auch die „Lützenhartig“ rechts der Leithecke noch Weinberggebiet. Südlich der Hartig aber begannen die Weinberge etwa in der Mitte des Waldes. Die Grenze nach Norden war etwa die Linie in Verlängerung des Südrandes des Waldes nach Westen. Aber eine Spitze westlich des neu gepflanzten Waldstückes ragte noch nach Norden (auch heute noch ungefähr die Grenze der Streuobstwiesen). Im Westen war die Weid die Grenze. Der Hang oberhalb der heutigen Straße nach Bischofsheim war dann wieder Weinbaugebiet. In Hochstadt reichte es bis etwa zu dem Weg nördlich der Bischofsheimer Straße und bis zum heutigen Weinberghof. Ein Stück rechts des Weges zur heutigen Abfallsammelstelle war ausgeschlossen und natürlich die Gärten nördlich der Ringmauer (die allerdings vor allem im westlichen Bereich nicht so breit waren wie heute).

Unterhalb der Stele sind noch gut die alten Weinbergterrassen zu erkennen. Hier blühen an den Steilstellen die Weinberghyazinten, ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Sie sind auch eine beliebte Gartenpflanze, aber hier wachsen sie noch wild.

 

Ehrfurcht vor der Schöpfung Gottes.

 

Aussicht über die Mainebene (Bank unterhalb der Hartig): Hier ist Gelegenheit zum Dank für die Schönheit der Schöpfung, die hier weit ausgebreitet vor Augen liegt.

 

Bibelstellen: Tod des Mose (5. Mose 34) oder Versuchung Jesu (Matthäus 4).

 

Alter Weinberg (unterhalb der Hartig):

Der letzte Hochstädter Weinberg wurde 1917 still gelegt, ist aber noch an der Weingerbmauer an seiner Nordseite zu erkennen (seit kurzem ist er allerdings leider durch Wochenendhäuser verunstaltet). Die Ursachen für das Ende des Weinbaus in Hochstadt sind vielfältig: Krankheiten, Mangel an Arbeitskräften, Konkurrenz auswärtiger und ausländischer Weine und die Flurbereinigung (Verkoppelung) in den Jahren 1911 bis 1915: Die Bauern wollten die Weinberge mit ihrer jährlich wiederkehrenden großen Arbeit und ihrer häufigen Mißernten ersetzen durch Obstbaumanlagen, die weniger Arbeit machen und einen zwar geringen, aber sicheren Ertrag versprechen.

 

Bibelstellen: In der Bibel kommt der Weinberg vor in der Anklage Gottes gegen das abtrünnige Volk (Jesaja 1,8), aber auch im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20).

 

Streuobstwiesen: Referat von Frau Annika Hensel, Trinkbrunnenstraße 3.

 

Gärten am Nordrand: Nur am Nordrand von Hochstadt gibt es noch die ursprüngliche Abfolge früherer Dörfer: Bebaute Ortslage, Ringmauer, (Kraut-) Gärten, Streuobstwiesen.

Bibelstellen: „Gott pflanzte einen Garten“, 1. Mose 2,8, 9f, 15f; 3, 1-3, 8,10, 23f.

 

Ringmauer:

Bibelstelle: „Mit dir kann ich  Kriegsvolk zerschlagen und mit meinem Gott über die Mauer springen“ (Psalm 18,30).

Besinnung über heutige Mauern, die überwunden werden müssen.

 

Ziel für ein Picknick: Gemeindehaus (am Ziel müßte es Tische und Bänke geben).

Länge: knapp zwei Kilometer. Die eigene Anreise ist noch jeweils dazu zu rechnen.

 

 

 

 

2.)  In die Grüne Mitte (Länge 2,7 Kilometer):

Treffpunkt: Kreuzung der Klosterhofstraße und mit der Fahrgasse

 

Groschlag: Südwestlich Hochstadts zog sich das Dorf Groschlag hin zu beiden Seiten der verlängerten Fahrgasse von der Kreuzung mit der Klosterhofstraße bis zur Groschlaghohl (auch: Riederhohl) einschließlich der Hofgerichtstraße. Der erste Namensbestandteil deutet darauf hin, daß die Siedlung auf einem freien Grasland entstand. Der zweite Namensbestandteil ist von „Lohe“ („Buschwald“) herzuleiten.

Die erste Urkunde über Groschlag stammt vom 15. Mai 1270. Am 22. Oktober 1364 wird erstmals der Dinghof und das Gericht zu Groschlag erwähnt. Der letzte Ritter von Groschlag hatte den 210 Morgen großen Hof den Benediktinern in Sankt Gallen vermacht. Diese gaben ihn als Lehen (Dinghof) weiter an den Ritter Frank von Kronberg. Außerdem hatte das Zisterzienser-Kloster Haina in Groschlag einen Hof.

Doch der Ort wurde so von Feuersbrünsten heimgesucht, daß zuletzt nur noch ein Haus nordwestlich der Kreuzung Fahrgasse/Klosterhofstraße übrigblieb. Als der letzte Bewohner, Johannes Heß, im Jahre 1615 starb, wurde  auch dieses Haus abgerissen.

 

Ausführungen zum Thema Kloster zur Zeit Luthers und heute: In den Klöstern wollten die Mönche und Nonnen der Welt entfliehen und sich ganz dem Glauben und dem Gottesdienst widmen. Einige Orden haben aber auch viel für die Landwirtschaft und die Kultur geleistet. Die Mönchsregel verlangte Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit und vier Gottesdienste am Tag. Klöster gibt es bis heute, in geringer Zahl auch im protestantischen Bereich. Sie sind heute allerdings neben dem Gottesdienst sehr auf Aufgaben in der Gesellschaft bezogen. Viele Mönche und Nonnen sind zum Beispiel Lehrer oder Erzieher.

 

Berleborn am Südostende des Riederwäldchens: An Ostern wurde vor Sonnenaufgang das „Osterwasser“ aus dem Berleborn am Riederwäldchen geholt. Der ganze Weg mußte aber schweigend zurückgelegt werden. Das Wasser wurde im Krug aufgehoben und sollte das ganze Jahr über gegen Krankheit helfen. Die Quelle ist ein Beispiel für die Quellhorizonte, die es überall an dieser ersten Terrasse über dem Gelände des Mainbettes erhob.

 

Bibelstellen: Ps 36,10  Spr 14,27 Joh 4,14

 

Storchennest (nach der Unterführung): Der Flurname „Im Storchennest“ weist auf das Nest eines Schwarzstorchs, der im Wald nistete. Er erinnert an das Storchennest, das es früher in jedem Dorf des heutigen Maintal gab. Die letzten Störche gab es in Bischofsheim, weil die Feuchtwiesen ihnen noch lange genügend Nahrung boten.

 

Bibellesung. Gegen das verblendete Volk (Jer 8,4-13): „Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit“, Jeremia

 

8,7.Alte Straßen (nicht dorthin gehen, sondern nur erläutern, an der Autobahnauffahrt entlang gehen):

Wo sich heute die Querspange mit der Straße Hochstadt Bischofsheim kreuzt, war schon seit alten Zeiten eine wichtige Kreuzung. Zu römischer Zeit kreuzten sich hier die Straßen von der Saalburg über Vilbel nach Kesselstadt mit der Straße von  Heddernheim (Nida) über Bergen nach Langendiebach. Im Mittelalter kamen dazu ein Seitenzweig der Straße Frankfurt - Leipzig von Seckbach nach Hanau (diese Straße wurde vor allem benutzt, wenn die Straße über Dörnigheim überflutet war)

Dazu kam die Gelnhäuser Poststraße von Höchst über Enkheim durch die Jahnstraße in die Zwingerstraße und über Langendiebach nach Gelnhausen. Im Bereich der Kreuzung ist diese Straße noch erhalten in dem Feldweg, der auf die Wohnblocks zuführt. Der Weg zur Einstein-Schule ist der Rest einer wieder abgebauten Straße zum Bahnhof Bischofsheim.

Ein Weg setzte östlich des Landgrabens an, führte fast bis zur heutigen Autobahn und schlängelte sich südlich des Wieblos-Wäldchens zu den Falltorwiesen östlich der Groschlaghohl. Er ermöglichte die Umfahrung Hochstadts (deshalb „Fahrgasse“).

 

Bibelstellen: „Er führet mich auf rechter Straße“ (Psalm 23,3)

„Er zog aber seine Straße fröhlich“ (Apostelgeschichte 8, 39).

 

Landwehr: Zwischen Hochstadt und Bischofsheim zog eine Landwehr entlang bis zur Brücke an der heutigen Kreuzung der Querspange mit der Straße Hochstadt-Bischofsheim. Hier sperrte sie die südlich von Bischofsheim vorüberziehende Gelnhäuser Poststraße. Von hier aus benutzte die Landwehr  „Landgraben" bis zur Einmündung in die Braubach.

Um 1840 wurde der mit hohen Dämmen versehene „neue Landgraben“ gebaut, weil der alte Landgraben angeblich daran schuld war, daß in Bischofsheim jedes Frühjahr die Keller unter Wasser standen. Der alte Landwehrgraben wurde 1870 zugeschüttet und als Ackerland verpachtet.

Um die Grenze zwischen Hochstadt und Bischofsheim gab es seit 1434 einen 500 Jahre dauernden Streit. Es ging um den beachtlichen Streifen Land, der wohl die Gemarkung von Groschlag gebildet hatte. Erst am 26. April 1611 wurde das Land endgültig Hochstadt zugesprochen. Am 15. September 1615 setzten die Hochstädter und Bischofsheimer Landscheider insgesamt 30 Steine. Aber noch im 19. Jahrhundert beschwerten sich die Bischofsheimer über diese Regelung.

 

Bibelstelle: Grenzstreit zwischen Abraham und Lot und gütliche Einigung (1. Mose 13, 1-12)

 

Autobahn: Zur Entlastung der Bundesstraße 8/40 war zunächst der „Kleine Rhein-Main-Schnell­weg“ gedacht. Dann wurde die Strecke zur Autobahn Bingen-Fulda hochgestuft. Dör­nigheim und Hochstadt waren im Gegensatz zu Bischofsheim mit dem Autobahnbau einverstanden. Die Autobahn zwischen Hessen-Center und der Hohen Tanne wurde im Jahr 1979 in Betrieb genommnen, die Fortsetzung nach Hanau im Jahr 1983. Die Autobahn zerschneidet zwar die Stadt Maintal, ist aber aus ihrem Leben nicht mehr wegzudenken.

 

Anglersee: Östlich des Sees ist ein Biotop seltener Pflanzen, das unbedingt erhalten bleiben sollte.  Der Fisch war ein christliches Symbol, schon in der frühen Christenheit. Heute findet man dieses Symbol  an Autos.

 

Biblischer Bezug: Fischzug des Petrus (Lukas 5 und Johannes 21,6)

Speisung der Fünftausend (Matthäus 15,36).

 

Flugsanddüne: Die Flugsanddüne südlich des Anglersees - auch „Kahlenberg“ genannt - entstand vor zehntausend Jahren in der letzten Kaltzeit. Sie ist 135 Meter lang, 40 Meter breit, 3 Meter hoch (0,55 Hektar). Sie ist die letzte Sanddüne auf freiem Feld in Maintal, da nach dem Krieg viele Sandvorkommen für Bauzwecke abgebaut wurden. Auf dem Sandboden kommen seltene Pflanzen vor wie das  Silbergras und das blaublühendes Bergsandköpfchen. Zur Zeit ist die Düne nur „sichergestellt“ (keine Sandentnahme!), aber noch kein Naturdenkmal.

 

Der alte Dreimärker: Kommt man auf der Fußgängerbrücke über die Autobahn und geht etwa 100 Meter weiter nach rechts in westlicher Richtung, so biegt bald links ein Weg in Richtung Dörnigheim ab. Er markiert die Dörnigheimer Grenze. Hier stand ein alte Dreimärker, ein Stein, an dem drei Grenzen aufeinander treffen. Seit der Karolingerzeit stand hier ein Grenzstein, der die drei alten Gaue voneinander trennte: Hochstadt gehörte zum Gau Wetterau, Bischofsheim zum Niddagau und Dörnigheim zum Maingau. Er trennte auch die Gemarkungen von Hochstadt, Bischofsheim und Dörnigheim. Die Hochstädter Südgrenze verläuft nach Westen an der Nordseite des Weges, in Richtung Osten auf der Südseite des Weges Richtung Anglersee.

Weil die Grenze hier von einer Seite des Weges auf die andere springt, war der Grenzverlauf

zwischen Hochstadt und Bischofsheim umstritten, denn es konnte so aussehen konnte, als stünde der Stein südlich der Hochstadt-Dörnig­heimer Grenze. Der Stein ist zwar schon lange verschwunden. Aber hier könnte man einen mannshohen Stein mit entsprechenden Inschriften errichten, um diesen Punkt wieder aufzuwerten.

 

Überlegung: Heute gibt es ein gutes Verhältnis zu den christlichen Gemeinden (evangelisch und katholisch und andere) in Bischofsheim und Dörnigheim (und natürlich auch Wachenbuchen und allen anderen).

 

Rückkehr über Edmund-Seng-Straße, Besuch der Gemeindeglieder im Bouwfondsgebiet.

Ziel für Picknick: Bürgertreff in der Moosburger Straße (alternativ: Kleingärtnerheim).

Länge: 2,7 Kilometer bis Bürgertreff (bis Gärtnerheim ein Kilometer mehr).

 

 

3. In den Wald (Länge etwa 2,7 Kilometer):

Treffpunkt: Parkplatz am Waldsportplatz:

 

Grabhügel im „Töngeswald“ am zweiten Weg nach rechts: Systematisch erforscht ist eine Grabhügelgruppe aus der Bronzezeit im Töngeswald südlich der Straße nach Hanau. Ursprünglich waren es zwölf Hügel, heute sind noch ein großer und drei kleinere erhalten. Der Hügel I enthielt ein Frauenbrandgrab mit Doppelradnadeln, Ringen, Perlen und Scherben einer weitmundigen Schale. Der Hügel II enthielt nur Scherben. Im Hügel III aber fand man die Reste einer Männerbestattung mit dem berühmten Griffplattenschwert aus dem ostalpinen-ungarischen Raum

Das Hochstädter Schwert ist weit entfernt vom ostalpin-ungarischen Raum, dem mutmaßlichen Herstellungsgebiet dieser Waffen, gefunden worden. Der Bronzegriff solcher Schwerter entstammt wohl einer Gießerwerkstatt des Voralpengebietes, die genau in den Griffschlitz eingepaßte Klinge wird man dem Einfluß ostalpinisch-ungarischer Werkstätten zuschreiben dürfen.

Außerdem fanden sich in Grab III ein Absatzbeil, Nadeln, Spiralen und den Resten einer Halskette. Der eine Grabhügel fast an der Straße ist noch gut zu sehen. In der Gemeindesandgrube gegenüber wurden 1931 bis 1938 Brandgräber aus der Hallstattzeit gefunden  Sie enthielten eine Koberstädter Urne und einen Spitzbecher; und in der Nähe fanden sich noch drei Schalen.

 

Überlegung: Hier ruhen die ältesten Hochstädter. Wir denken dabei an unsere Vorfahren und beten für sie.

 

Ruhbank für die früheren Marktfrauen: An der Grenze zwischen Hochstadt und Wachenbuchen südlich der Landstraße stand bis zum Kriegsende die Ruhbank. Sie stand nicht direkt an der heutigen Straße, sondern etwas weiter südlich genau auf der Grenze an dem Weg, der früher entlang der Grenze nach Hanau führte. Sie diente den Marktfrauen zum Ausruhen, wenn sie mit ihrer schweren Last zur Stadt gingen. Eine solche Ruhbank besteht aus zwei Teilen: einer kleineren Sitzbank und einer höheren Bank zum Abstellen der Körbe. Der Volksmund nennt die Bank auch „Butterbank“, wohl wegen der Butter in den Körben.

Ruhebänke wurden von der Gemeinde Hochstadt 1776 und 1801 aufgestellt. Der Antrag des Tagelöhners Dorn aus Hochstadt zur Errichtung eines Schenkhäuschens für Limonade und Wasser an der Ruhbank wurde 1906 abgelehnt. Die Ruhbank wurde am Kriegsende von amerikanischen Truppen zerstört. Im Mai 2003 wurde eine Nachbildung der historischen Ruhbank wieder neu aufgestellt, weitgehend finanziert von Spenden von Firmen und aus der Bevölkerung. Die Ruhbank wurde etwas weiter in den Wald hineingestellt und der Graben durch eine Holzbrücke überbrückt. Dadurch ging man dem Grenzgraben aus dem  Weg, der heute tiefer ist als früher.

 

Bibelstellen zum Stichwort „Ruhe“:

„Er schafft mir Ruhe“2 (Psalm 55,19)

„So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Jer 6,16 (vgl. Mt 11,29).

„Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes“ (Hebräer 4,9)

 

Der Graben markiert die Grenze zwischen Hochstadt und Wachenbuchen. Am  „Dreimärker“ nördlich der Ruhbank beginnt aber auch die Gemarkung Dörnigheim. Der Stein markiert also die Grenze zwischen Hochstadt, Dörnigheim und Wachenbuchen. Die Wappen oder Initialen der Orte waren an den drei Seiten angebracht, das Zeichen für Dörnigheim fehlt heute leider.

Etwas weiter in Richtung Hanau stand das Rindenhäuschen, eine Schutzhütte für 20 Personen, deren Wände innen mit Rinde verkleidet waren. Aber auch sie ist verfallen und nicht mehr vorhanden.

 

„Mankelstein“, zur Erinnerung an einen von einem Wilderer erschossenen Förster:

Am ersten Querweg nördlich der Straße von Hochstadt nach Hanau östlich der Hochspannungsleitung steht der Mankelstein, gerade noch auf Wachenbucher Gebiet. Ursprünglich stand er aber südlich der alten Gemeindesandgrube, am Ende des Querweges, wo dieser jetzt auf die Autobahn trifft.

Die Inschrift berichtet von dem landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel, der von einem Wilderer erschossen wurde. Die Inschrift auf dem „Försterstein“ lautet: „Zur Erinnerung an unseren treuen Kameraden, den Landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel von Wachenbuchen. Als Krieger hatte er während des ruhmreichen Feldzugs 1870/71 dem Tod mit Ruhe ins Auge geschaut. An dieser Stelle wurde er am 30. März 1898 meuchlings durch Wilderers Hand erschossen. Ehre seinem Andenken!“ (Der Stein wurde offenbar vom Kriegerverein gesetzt).

Die Wilddiebstähle häuften sich so, daß Mankel vom Großherzog von Hessen gedroht wurde, falls es nicht anders werde, müsse er mit seiner fristlosen Entlassung rechnen. Am frühen Morgen des 30. März 1898, am Karfreitag, will Mankel in dem wildreichen Revier nach dem Rechten sehen. Da gewahrt er am Eingang zum Sandkautenweg zwei Wilderer. Er will sie stellen, aber sie antworten mit Schüssen.

Durch den Schuß des Wilderers Morlok aus Hanau wird er von einer Schrotladung in den Unterleib tödlich getroffen. Der Mörder wird noch am gleichen Tag oder einen Tag später gefaßt. Die beiden Wilderer sind aus Hanau und sind den Förstern der Gegend keine Unbekannten. Sie gestehen die Tat sehr bald und werden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Morlok erhält lebenslänglich, wird aber nach einigen Monaten durch Helfer befreit, die aus hohen Kreisen stammen und seine Beute im Hotel „Adler“ gegessen haben. Er läßt seine Frau und drei Kinder sitzen, die nun auf mildtätige Gaben von Freunden angewiesen sind. Er entkommt nach Amerika, die Fahrt wird von seinen Gönnern finanziert. Um die Jahrhundertwende, also bald nach der Tat, stirbt der Täter in Amerika. Dies wird aber erst nach langen Jahren bekannt.

Der Mankelstein mußte dem Autobahnbau weichen. Es ging aber auch darum, daß er nicht auf dem Gebiet bleibt, das jetzt zu Hanau gehört. Er kommt zunächst auf den Bauhof, bis ein Steinmetz die Schrift wieder neu in den roten Sandstein eingraviert. Förster Koch mit seinen Leuten und die Mitarbeiter des Bauhofs sorgen dafür, daß er einen gebührenden Platz an einem Hauptspazierweg erhält. Ein Bild des Jagdaufsehers findet sich in der Chronik „Liebenswertes Wachenbuchen“.

 

Gedenkminute und Gebet für den erschossenen Jagdaufseher und seine Nachkommen.. Bild

 

Grabhügel in der „Burgheege“

Aus der Hallstattzeit ist der Grabfund im Flurstück Burgheege. Unter einer Steinpackung lagen die Urne und der Becher, unweit davon die anderen Beigaben, eine Urne in Form eines Kegelhalsgefäßes, Scherben von Schalen und Spitzbechern, ein Schwert und ein Eisenmesser.

Der Grabhügel ist westlich des nach Norden führenden Weges noch gut im Wald zu sehen.

 

Hinweis auf   „Wilhelm-Mankel-Eiche“, zur Erinnerung an einen Bürgermeister von Hochstadt: Wilhelm Mankel war von 1948 bis 1956 für die CDU Bürgermeister in Hochstadt. Er wurde am 2. August 1883 in Hochstadt geboren, heiratete 1910 seine Frau Catharine geborene Weber und hatte fünf Kinder. Er war von Beruf Landwirt und hatte einen Hof in der Bogenstraße Nr. 7.  Aber er hatte auch zwei gewichtige Hobbys: In der Bevölkerung war er als „Tauben-Mankel“ bekannt. Und er machte sich einen Namen als Heimatforscher.

Sein Interesse galt dabei besonders dem Weinbau, den Gaststätten und dem früheren Ort Groschlag südwestlich von Hochstadt. Für sein Buch „Das Dorf und Gericht zu Groschlag“ erforscht er die Archive von Assenheim bis St. Gallen.

Er entwarf auch wahrscheinlich das neuere Hochstädter Wappen mit den drei Weinberggeräten Hacke, Karst und Wingertkneip. In einem Vortrag über den Hochstädter Weinbau beschreibt er nämlich diese Werkzeuge ausführlich, so daß man annehmen kann, daß er auch der Urheber des Wappens ist, das sich auch an seinem Haus findet. Seine Arbeit als Bürgermeister war von einer konservativen Haltung geprägt. Man erzählt sich, vor allem die Heimatvertriebenen hätten ihn gewählt, weil er sie als Landwirt oft mit Lebensmitteln versorgte.

Die Eiche am nördlichen Waldrand mit einem schönen Blick auf Hochstadt ist natürlich älter als der ehemalige Bürgermeister. Ihr Alter wird mit 300 Jahren angegeben. Nach Mankels Tod wurde die Eiche nach ihm benannt und ein Fußweg dorthin angelegt. Gestorben ist er am 22.10.1955 in Hanau. Ein Bild findet sich in der Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“ bei dem Zug der neuen Glocken durch den Ort (dort geht er zusammen mit dem Pfarrer hinter dem Auto her).

Ziel: Gaststätte des Fußballvereins.

Länge: etwa 3,4 Kilometer.

 

 

 

4. Die Flur östlich von  Hochstadt (Länge 2,9 Kilometer)

Treffpunkt: Schule. Weiterwanderung über den Wirtschaftsweg nach Osten.

 

Schule: Lehrer war früher ein kirchliches Amt, und der Lehrer war gleichzeitig Organist und Chorleiter und noch früher auch Kirchendiener und Läuter. Bis 1818 gab es zwei konfessionell unterschiedliche Schulen, zeitweise auch eine jüdische Schule. Die Hochstädter reformierten und lutherischen Lehrer sind fast vollständig namentlich bekannt.

 

In der Bibel sind mit den „Lehrern“ die „Lehrer im Glauben“ gemeint, also nicht der Beruf des Schullehrers, sondern alle, die den Glauben an die nächste Generation weitertragen. Aber auch in den heutigen Schulen gibt es Religionsunterricht und christliche Lehrer. Jeder darf seinen Glauben leben, unabhängig von seinem Beruf und seiner Stellung.

 

Bibelstellen: Der junge Jesus sitzt mitten unter den Lehrern im Tempel (Lukas 2, 46).

Jesus als Lehrer (Johannes 3,2: Du bist ein Lehrer, von Gott gekommen).

Die Lehrer als christliches Amt (1. Korinther 12,28).

Gehorchet euren Lehrern und folgt ihnen (Hebräer 13,17).

 

Ehemalige Tongrube (Ziegelei) im Versuchsgarten des Obst- und Gartenbauvereins.

In der Flur „An der alten Ziegelhütte“, wo heute der Versuchsgarten des Obstbauvereins ist, war früher mit Tongrube. Ein kleiner Abbruch ist im unteren Teil des Grundstücks noch zu sehen.

 

Bibelstellen: Jesaja 45,9; Jesaja 64,7 und Jeremia 18,6

 

Feldholzinsel „Börrwiese“ mit alten Grenzsteinen: An der Börrwiese stand früher ein richtiger Wald. Dort hat man aber die großen Bäume herausgenommen, damit mehr eine Feldholzinsel daraus wird.

An der Straße von Wachenbuchen nach Hochstadt beginnt auch der Grenzweg, der noch zu Wachenbuchen gehört. Er führt links am Wäldchen auf der Börrwiese vorbei. An der südwestlichen Ecke dieses Feldgehölzes steht ein Grenzstein aus dem Jahre 1613 mit den Zeichen der Gemeinden Hochstadt und Wachenbuchen. Er wird 1968 nördlich des Wäldchens an der Börrwiese ausgepflügt und später an der Waldecke wieder errichtet. Inzwischen steht dort ein weiterer Grenzstein, der früher weiter oben am Weg stand.

Nördlich der Börrwiese ist die Flur Schindkaute. Sie wird links des Wegs durch einen Grenzstein von der Hochstädter Flur abgetrennt. Er steht gegenüber dem nach rechts abzweigenden Weg, ragt aber nicht aus dem Boden heraus.

Gut zu sehen ist aber der nächste Grenzstein zwischen dem Wachenbucher Flurstück „Am Birkenbaum“ und der gleichnamigen Hochstädter Flur, etwas unterhalb eines nach links abzweigenden Weges. Allerdings steht der Stein heute verdreht, denn die Hochstädter Flur ist in Wirklichkeit westlich und die Wachenbucher östlich. Der Stein steht wohl nicht ganz an der ursprünglichen Stelle. Der nächste Stein liegt in der Hecke, bei der die Grenze nach rechts abbiegt, um gleich danach wieder nach Norden zu führen. Ab hier gehört der Grenzweg nicht mehr zu Wachenbuchen.

 

Bibelstelle: Grenzstreit zwischen Abraham und Lot und gütliche Einigung (1. Mose 13, 1-12)

 

Weiterwanderung in Richtung zur ehemaligen Lehmkaute, allerdings ein Gewann weiter südlich, um den Weg nicht zu lang werden zu lassen. Oder man geht auf einem der Wege nach Westen zur ehemaligen Lehmkaute. Hier holten die Hochstädter ihr Baumaterial  für  die Ausfüllung der Fachwerke. Dann war die Grube ein Müllplatz, der heute mit Gebüsch überwachsen ist.

 

Auf der geteerten Straße geht es hinunter zur Hartig. In diesem Bereich plante der Erbprinz Wilhelm IX. von Hessen‑Kassel, der Erbauer der Kuranlage Wilhelmsbad, ein „Lustschloß auf der Hartig“. Eine Schneise wurde Richtung Hartigwäldchen durch den Wald geschlagen, um eine Allee bis zum Lustschlösschen anzulegen. Diese ist heute noch erhalten am Anfang  der Straße vom Wilhelmsbader Kurhaus nach Wachenbuchen. Wenn man diese Linie weiter auszieht kommt man an der Hartig vorbei auf die Flur Lahmekaute. Dieser Standort ist sinnvoll, weil man von dort zum Taunus und Spessart sehen kann und natürlich auch nach Hanau und Wilhelmsbad.  In der Stiftung Preußische Schlösser in Potsdam sind drei Entwürfe für dieses Schloß erhalten (im Buch von Gerhard Bott über Wilhelmsbad auf Seite 72). Das Gebäude sollte mit seiner Hauptfassade nach Wilhelmsbad ausgerichtet werden. Zu datieren sind diese Pläne in das Jahr 1779, da erst ab hier von Wilhelmsbad gesprochen wurde. Der Bau des Belvederegebäudes kam nie zur Ausführung, da an seiner Stelle die Burgruine im Kurpark zum selben Zweck als Privatgemächer des Erbprinzen (nicht für die Kurgäste) errichtet wurde.

 

Bibelstelle: Jesaja 41,25.

 

Links liegt auch das Flurstück mit dem Namen „Hohehäuser“, der auf  einen früheren Aussichtspunkt deutet. Auf der geteerten Straße kommt man wieder in den Ort. Wo die Straße einen Rechtsbogen macht, liegen viele frühere Tagebaue, in denen Kalkstein abgebaut wurde. Hier kreuzt aber auch ein Gang des Kalksteinhöhlensystems im Norden Hochstadts die Straße. Man kann die Stelle heute noch im Teer erkennen, weil hier eine leichte Vertiefung mit Rissen ist. An dieser Stelle ist kurz  nach dem Krieg ein Pferdefuhrwerk des Bauern Emmel eingebrochen, weil die Decke der Höhle einstürzte. Östlich davon war ein Einstieg in die Höhlen, der im Ersten Weltkrieg von  Soldaten im Manöver benutzt wurde (etwa 3,5 bis 4 Kilometer).

 

Dabei noch Lesungen aus den Psalmen (zum Beispiel Psalm 104) oder Aussicht über die Mainebene.  Tod des Mose (5. Mose 34) oder Versuchung Jesu (Matthäus 4).

 

Ziel: Gemeindehaus, Länge 2,9 Kilometer.

 

 

 

 

 

Radtouren

 

Regionalparkroute Hohe Straße

 

Eine Beschreibung der außerhalb von Maintal liegenden Strecke und eine Sammlung von Zeitungsauschnitten zum Thema liegen bei mir vor.

 

Der Name kommt daher, daß die Straße den Höhenzug von Frankfurt in Richtung Vogelsberg nutzt und damit die häufig überschwemmten Niederungen umging. In der Erdneuzeit (Beginn vor 67 Millionen Jahren) bildete sich im Wesentlichen das Gesicht der heutigen Landschaft. Der Oberrheingraben senkte sich ab und mit ihm die Hanau-Seligenstädter-Senke. Es bildete sich ein Meeresarm, der das Nord- und Südmeer miteinander verband. Danach wurde der Meeresarm aber wieder abgeschnitten, und es lagerten sich gewaltige Kalkbänke ab. Sie haben eine dunkelgraue bis bläulichgrüne Farbe und ziehen sich von Frankfurt über die Hohe Straße bis Windecken und waren früher ganz gut geeignet für Weinbau.

Die Straße kommt von Frankfurt-Höchst her und führt über Bockenheim und Bergen (Kreuzung mit den römischen Straßen Vilbel - Mainkur und Heddernheim - Kesselstadt)  an der Südgrenze der Großen Lohe entlang und dann südlich Kilianstädten zum Wartbaum südlich von Nidderau-Windecken und dann weiter nach Hammersbach-Marköbel und in den Büdinger Wald bis Fulda und Leipzig.

Die Regionalparkroute sollte besser an der Berger Warte beginnen. Aber da die Stadt Frankfurt sich nicht an der Regionalparkroute beteiligt, beginnt sie offiziell erst auf der Maintaler Gemarkung. Diese Strecke sollte man vorzugsweise mit dem Fahrrad fahren, da sie kein Rundweg ist. Einstieg könnte schon an der Berger Warte sein oder an der Straße „Hohe Straße“ in Bergen an der Querspange oder von Bischofsheim oder Hochstadt oder Wachenbuchen aus.

 

Berger Warte:

Sie steht auf Seckbacher Gemarkung und ist zwölf Meter hoch. Erstmals erwähnt wurde die Warte 1340 als „Geierswarte“. Den ursprünglichen, weitgehend aus Fachwerk, errichteten Turm brannten protestantische Truppen im Schmalkaldischen Krieg 1552 nieder, um damit das äußere Sicherungssystem der reichsstädtischen Landwehr zu durchbrechen. Doch dazu hat die Berger Warte nie gehört, obwohl sie formal deren spätgotischen Türmen entspricht und heute mit 212 Metern topographisch höchsten Punkt Frankfurts ist.

Vielmehr war die Warte immer dem Hanauer Grafen zugeordnet. Sie wurde als „Geleitwechselstation“ auf der Hohen Straße genutzt, die von Frankfurt über Leipzig bis nach Rußland führte.

Hier verabschiedeten sich die Frankfurter Soldaten, die weiterziehende Kaufleute „geleitet“ hatten und übergaben die wackeren Handelsleute in die Obhut ihrer Hanauer Kollegen. Mit Glück stößt man auch auf einen der Grenzsteine nahe der Vilbeler Landstraße, die die Grenze zwischen Königreich Preußen und Großherzogtum Hessen markieren.

Graf Philipp III. von Hanau ließ die Warte 1557 aus Stein erneuern, als Rundturm mit hochliegendem Eingang (eine mobile Leiter wurde nach dem Einstieg des Wächters hochgezogen) und Wächterstube im gemauerten Kegeldach, die allseitigen Ausblick gewährte.

Im Schutz eines kreisförmigen Wallgrabens stand die Warte völlig isoliert ‑ die heute sie umgebende Baumgruppe entstammt erst in den beiden letzten Jahrhunderten.

Während des Siebenjährigen Kriegs leitete Marschall de Broglie 1759 in der Schlacht von Bergen von hier aus die Operationen seiner französischen Kontingente und verhinderte somit den Vormarsch friderizianischer Allianztruppen auf Frankfurt.

Der spätere Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Hessen‑Kassel zeigte sich 1844 von dem Panorama so beeindruckt, das eine Aussicht auf ehemals 200 Ortschaften bot, daß er eine Außentreppe zur Erleichterung des Warteinstiegs anlegen ließ. Dazu wurden teilweise Steine des daneben seit 1484 bestehenden Hanauer Galgens verwandt, den der hessische Kurfürst aus ästhetischen Gründen 1844 abreißen ließ.

 

Abstecher zur Ehrensäule: Man geht rechts am Umspannwerk vorbei und findet am Ende des kleinen Gehölzes die drei Meter hohe „gestümpfte Säule, die der Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel errichten ließ. Die Säule erinnert an den Besuch Kaiser Leopolds II. im Oktober 1790 (oder 1793) an der Berger‑Warte. Wegen der revolutionären Unruhen in Frankreich hatte auf Wunsch des Erzbischofs von Mainz Landgraf Wilhelm IX. von Hessen‑Kassel auf der damals zu seinem Herrschaftsgebiet gehörenden Berger Höhe ein Feldlager zum Schutz von Wahl und Krönung Leopolds II. im Jahre 1790 aufgeschlagen.

Am 23. September 1790 traf der Landgraf mit zehn Bataillonen und 14 Schwadronen ‑ das waren 6.000 Mann ‑ ein. Während drei Wochen fanden dort täglich Truppenübungen statt. Der Landgraf gab Empfänge. Viele Besucher kamen. Als nach der Wahl Leopolds II. am 30. September dreihundert Böllerschüsse von Frankfurts Mauern abgefeuert wurden, ertönten auch auf der Berger Höhe Ehrensalven und ließ der Landgraf eine Parade veranstalten und ein Freudenfeuer entzünden.

Am 11. Oktober zwei Tage nach der Krönung gaben der Landgraf und seine von Schloß Philippsruhe heraufgekommene Gemahlin dem neuen Herrscher und seiner Familie zu Ehren ein Festessen im Lager. Zur Erinnerung an diesen Tag, an dem sich 126 Personen in Zelten versammelt hatten, ließ der Landgraf diese Leopoldsäule  aufstellen. Ihre lateinische Inschrift  gibt uns über das Festmahl und die Gäste Auskunft. Wahl und Krönung waren friedlich verlaufen. Am 17. Oktober hatte sich der Landgraf wieder nach Kassel zurückgezogen.

 

Am Parkplatz an der Bundesstraße steht eine Informationstafel über die Streuobstwiesen und dort liegt der jüdische Friedhof. Er wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts eingerichtet, als der Friedhof in der Ortslage voll war. Vom  Parkplatz geht man nach Osten und dann nach Süden auf der Straße „Landgraben“. Die Bundesstraße wird überquert. An  der nächsten Kreuzung geht es nach Osten in den Nordring, der schon auf die „Hohe Straße“  führt. Aber erst wenn man erneut die Landstraße überschritten hat, kommt man zum eigentlichen Eingangstor der Regionalparkroute „Hohe Straße“.

 

Eingangstor:

Im Neubaugebiet im Nordosten Bergens gibt es eine Straße  „Hohe Straße“. Diese kreuzt die Landstraße und führt dann nach Osten in die Feldflur. Hier ist da  Eingangstor zur Regionalparkroute „Hohe Straße“. Hier stehen Obstbäume, Stelen mit Hinweis zum Verlauf der Straße, Sitzgelegenheiten und Liegen.

 

Schlacht bei Bergen:

Ein Wegweiser „Bad Vilbel“ ein ganzes Stück östlich des Eingangstors zeigt in Richtung auf ein Schlachtfeld der „Schlacht bei Bergen“. Am „blutigen Karfreitag“ dem 13. April 1759, lieferten sich hier im Siebenjährigen Krieg ein 35.000 Mann starkes französisches Heer und 28.000 preußische Soldaten unter Herzog Ferdinand von Braunschweig, dem Schwager Friedrichs des Großen, eine blutige Schlacht. Mehr als 1.000 Mann kamen ums Leben, etwa 5.000 wurden verwundet, viele starben später an Wundstarrkrampf und Infektionen. Immer wieder werden bei Grabungen Knochen gefunden. Aber das war dann kein Ermordeter, sondern Reste eines Kriegers von damals, die als Verwundete reihenweise an Wundbrand gestorben sind. Die berühmte Schlacht fand ihren Weg in Kunst und Literatur. Goethe, der sie im  Alter von zehn Jahren drunten in Frankfurt miterlebte, erwähnt sie in Dichtung und Wahrheit, der britische Schriftsteller William Thackeray, der auf Seiten der Preußen mitgekämpft haben soll, hat sie in „Barry Lyndon“ verewigt.

 

Buch:

Eine Stelle aus Stein weist nachträglich auf die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig hin, die auch auf dieser alten Straße miteinander verbunden waren.

 

Charlottenhof:

Rechts nördlich der Straße Frankfurt-Bergen nach Maintal-Bischofsheim sieht man den Aussiedlerhof „Charlottenhof“. Beim Bau des an das Wohnhaus anschließenden Stalles wurde bereits 1954 eine römische Mauer angeschnitten und Funde geborgen. An der östlichen Schmalseite der offenen Scheune wurde im April 1956 eine etwa einen Meter tiefe Baugrube von 9 mal 13 Meter für einen Putenstall ausgehoben. Dabei stieß man auf eine Mauer von etwa 70 Zentimeter Stärke. Diese aus plattig brechenden Kalksteinen gefügt, wie sie in diesem Gebiet unter dem Löß anstehen. Als Bindung wurde kein Mörtel, sondern gelber Ton verwendet.

Die Mauer verläuft in Richtung West-Südwest nach Ost-Nordost. Von der Südwand der Baugrube ist die Südkante der Mauer im Westen 7, 35 Meter entfernt, an der Ostwand 9,30 Meter.

Die Mauer scheint römischen Ursprungs zu sein, da sich im Aushub einige Scherben fanden, darunter das Randstück eines römischen Kochtopfs und einige vermutlich römische atypische Scherben. Außerdem fanden sich zwei vorgeschichtliche Gefäßbruchstücke.

 

Große Lohe:

Der erste große Wald, der erreicht wird, ist die „Große Lohe“, die von den Bischofs­heimern „Buchwald“ genannt wird, Der Name kommt vom lateinischen „lucus“ und bezeichnet einen gemeinschaftlichen Wald, in dem mehrere Berechtigte eine private Holznutzung haben. Die Bischofsheimer sagen aber auch „Rabenwald“ dazu. Unmittelbar am Waldrand haben Modellsegelflieger ihr Übungsgelände (noch klären, welcher Verein das ist und wie seine Arbeit aussieht). Für die Regionalparkroute wurden hier „Sichtachsen“ angebracht (und dabei leider die Fundamente eines Aussichtsturms zerstört), um auf  die Aussicht auf Taunus, Odenwald und Spessart hinzuweisen

 

Warte:

Auf der Höhe an der Südwestecke der Großen Lohe schneidet die Landwehr die Hohe Straße. Dort verzeichnet ein Riß vom Jahre 1599 zwei überbrückte Gräben und eine Warte in viereckigem Hofe. An diesen Schlag erinnern die Flurnamen „Am neuen Schlag“ und „Am Eisernen Schlag“.

Nach anderer Angabe stand  an der „ferrst Lohe“ (vorderste Lohe), wo die Kreisstraße in den Wald eintritt, eine Warte, die 1554 als „alte Warte“ bezeichnet wird (hier könnte heute wieder ein Aussichtspunkt geschaffen werden).

 

Dreimärker:

Am östlichen Rand der Großen Lohe stand ein Grenzstein von 1615 ein Dreimärker, an dem die Gemarkungen von Hochstadt, Bischofsheim und Niederdorfelden zusammenstießen (diesen Stein könnte man wieder rekonstruieren entsprechend dem Stein am Zusammentreffen der Gemarkungen von Wachenbuchen, Hochstadt und Dörnigheim).

 Wüstung Hildrichshausen:

Auf einer Karte der Grafschaft Hanau-Münzenberg aus dem Jahre 1736 ist im Gebiet südlich der Großen Lohe eine Wüstung „Hondorf“ und „Hildrichshusen“ eingezeichnet. Es fällt auf, daß in der ansonsten eng besiedelten südlichen Wetterau auf der weiten Strecke zwischen Niederdorfelden und Hochstadt bzw. Wachenbuchen kein Dorf zu finden ist. Das könnte darauf zurückgeführt werden, daß hier ein Dorf untergegangen ist. Auch die Flurbezeichnung „Am Kellergewölbe“ könnte ein Hinweis darauf sein.

 

Bodenfunde:

An der Hohen Straße gab es keine großen Niederlassungen, aber sie ist durch begleitende Steingräber seit alter Zeit bezeugt. Im Frühjahr 1968 wurden bei einer Feldbegehung etwa elf Meter nördlich der Hohen Straße und rund 700 Meter westlich der Landstraße zwischen Maintal-Wachenbuchen und Niederdorfelden bandkeramische Keramik- und Steinartefakte aufgelesen. Ganz in der Nähe der Fundstelle wurden nach Georg Wolff im Jahre 1904 neolithische Gruben mit Scherben, von welchen einige Ornamente des Großgartacher Stils zeigten, sowie Hüttenlehm und zwei Feuersteinmesser aufgedeckt. Und 300 Meter östlich von der Stelle sah Dir.-Assistent Welcker im Herbst 1912 gleichfalls neolithische Gruben. Die damals geborgenen Funde gingen durch Kriegseinwirkung verloren. Zwischen 1916 und 1918 wurden an diesem Siedlungsplatz zahlreiche „bandkeramische Wohngruben“ entdeckt, die damals geläufige Bezeichnung für die entlang der Langhäuser angelegten Lehmentnahmegruben. Eine Besonderheit des Niederdorfelder Materials sind die „Notenkopfverzierungen“ auf oder am Ende von Ritzlinien.

 

Bonifatius:

Nach einer Überlieferung soll Winfried, genannt Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“, bei seinen Reisen nach dem von ihm gegründeten Kloster Fulda die „Hohe Straße“ benutzt haben. Auf dieser Straße könnte auch 754 sein Leichnam von Mainz nach Fulda gebracht worden sein. Dabei strömt viel christliches Volk herbei, wie es in zeitgenössischen Berichten heißt, ein Hinweis darauf, daß es damals schon viele Christen in der Gegend gab.

Allerdings ist der Verlauf der „Bonifatiusroute“ umstritten. Auch der Wetteraukreis hat ein Patent darauf angemeldet. Für die Historiker steht außer Zweifel, daß der Leichenzug am Nachmittag des 11. Juli 754 in Heldenbergen eingetroffen sei. Vermutet wird, daß die Gruppe zuvor die Mittagsrast auf dem Schäferkoppel westlich von Karben verbracht habe. Ein Bonifatiuskreuz an der heutigen Kreisstraße 245 („Römerstraße“) erinnere an den seinerzeit zurückgelegten Weg zwischen den beiden Orten. Im Main‑Kinzig‑Kreis soll diese Route von Büdesheim kommend nach Heldenbergen zum Bonifatiuskreuz führen. Anschließend geht sie nach Windecken und durch Eichen und wieder in den Wetteraukreis, Richtung Kloster Engelthal.

 

Aber auch der Main‑Kinzig-Kreis erhebt Anspruch darauf, daß der Leichenzug des heiligen Bonifatius 754 den Kreis durchquerte. Er wird dabei unterstützt von Heinrich Quillmann aus Nidderau-Windecken. Quillmann weist darauf hin, daß nur über die Etappen des Leichenzugs bis zum heutigen Frankfurter Stadtteil Kalbach Aufzeichnungen vorliegen. Sie setzen erst wieder kurz vor Fulda ein.

Der Raum dazwischen bleibt ein weites Feld für Forscher und Lokalpatrioten. Nach Quillmanns Meinung führt der Weg durch Windecken und von dort über den Ohlenberg nach Altenstadt.

Die Routenplaner vertreten eine andere These: Die Leiche des Heiligen sei am Nachmittag des 11. Juli 754, einem Donnerstag, in Heldenbergen eingetroffen. In jenem Dorf hat man diese Überzeugung im Jahre 1909 in Stein geschlagen. Auf einem Acker an der K 246 („Römerstraße“) erinnert ein Steinkreuz im irischen Stil an die dort vermutete Rast der Leichenträger. Das am „Bonifatiusacker“ in Heldenbergen errichtete Hochkreuz bezeichne eine sogenannte „Bonifatiusruhe“.

Quillmanns Hauptargument ist die Erwähnung eins „Bonifaicienburnen“ in einer Windecker Urkunde von 1349. Dort wird das Grundstück „Bonifatiusbrunnen“ zusammen mit den heute noch bekannten Fluren „Im Niederfeld, Im Steinhausen, Am Holzweg“ genannt. Quillmann vermutet es in der Nähe des Holzweges. Außerdem gibt es einen „Bonifaziusacker“ in einer Windecker Flurkarte von 1862, die Flur „An der Ruhhecke“ (möglicher Hinweis auf eine Rast der Prozession), „Am Heiligenstock“ und „Am Kreuzweg“ ‑ alles in wenigen hundert Metern Umkreis. Der Brunnen fehlt, doch es finden sich im Umfeld des Holzwegs zahlreiche Quellen und Brunnen, einige namenlos, einige im Lauf der Zeit versiegt. Aber der Name der Quelle, die im Bereich des Bonifatius‑ Ackers gesprungen ist, und den darunter liegenden „Wasserfall“ (1588) gespeist hat, ist leider nicht überliefert.

 

Kleine Lohe:

Der nächste Wald an der Hohen Straße ist die „Kleine Lohe“. Vor dem Ersten Weltkrieg standen am südlichen Rand des Weges durch die Kleine Lohe römische Gedenksteine mit lateinischen Worten und Bezeichnungen von Legionen und Kohorten (hier könnte man einen Stein nach Vorbildern an anderer Stelle rekonstruieren). Für die Regionalparkroute hat man hier einige Liegebänke und Spiegel aufgestellt, weil der Planer „Spiegel“ hieß. Man hat von hier einen schönen Blick auf die Frankfurter Skyline.

 

Hühnerberg:

Südlich liegen die Gebäude auf dem Hühnerberg. Dieser ist mit 197 Metern über dem Meeresspiegel (in  Höhe der Gebäude, am Übergang über die Hohe Straße sind es 205 Meter, östlich davon an dem Grenzstein ist es noch etwas höher) fast die höchste Erhebung Maintals. Die Bezeichnung „Hühnerberg“ könnte von den „Hühnengräbern“ herrühren, die man angeblich hier fand. Das Wort könnte aber auch von dem mittelhochdeutschen „huon“ = „hoch“"  kommen und also ganz einfach „hoher Berg“ heißen.

In der Zeit um1900  nimmt Wachenbuchen durch eine tüchtige Gemeindeverwaltung einen bedeutenden Aufschwung. Es wird ein beliebter und gern besuchter Ausflugsort für die Bewohner der nahen Dörfer und Städte. Im Jahr 1905 entsteht der Plan, auf dem Hühnerberg einen  Aussichtsturm  zu errichten. Er soll so aussehen wie der Bismarckturm in Wilhelmsbad. (Doch es ist nicht so, daß die Hanauer dafür gesorgt hätten, daß der Turm nicht auf dem Hühnerberg gebaut wird, sondern in Wilhelmsbad. Der Bismarckturm wird schon 1904 gebaut, das Grundstück ist schon vorher verkauft worden).

Bei der Zusammenlegung wird auf dem Hühnerberg ein Stück Land für die Gemeinde ausgewiesen, das dann verpachtet werden kann. Und 1910 wird das Grundstück für den Hühnerbergturm mit Bäumen aus dem Gemeindewald bepflanzt.

Vor dem Ersten Weltkrieg wird in allen Lokalen für den Bau eines Aussichtsturms auf dem Hühnerberg gesammelt, besonders von den Stammgästen der „Krone“ in Wachenbuchen. In Hanau bildet sich auch ein „Hühnerbergverein“ (oder auch „Verkehrsverein“), der das Geld verwaltet. Der Grundstein soll schon gelegt werden, da bricht der Krieg aus. Nach dem Krieg ist zwar Geld da, aber es wird durch die Inflation vernichtet. Außerdem sind einige Mitglieder des Verkehrsvereins inzwischen verstorben.

Auf der Höhe des Berges wird auf einer Fläche von etwa einem Hektar eine Funk- und Leitstelle für die Fliegerhorste Langendiebach und Rothenbergen errichtet. Die Luftwaffe bohrt einen 135 Meter tiefen Brunnen im südwestlichen Teil des Grundstücks, der heute in 60 Meter Tiefe gesprengt ist. Auch eine Lichtleitung wird schon gelegt; von dem Trafo am Lichtmast westlich des Grundstücks geht bis heute ein Erdkabel zu den Gebäuden.

Das Gebäude bestand aus der Funkstation mit einem Arbeitsraum im Erdgeschoß und den Sendeeinrichtungen im Keller sowie den Wohngebäuden westlich der Straße. Der Offizier wohnte in dem nördlichen Gebäude, die Mannschaften waren im südlichen Teil des Gebäudes untergebracht (dort kann man im Hausflur noch den Gewehrständer sehen). Bei Ausbruch des Krieges legt man dann noch eine Flakstation und eine Scheinwerfereinheit unterhalb des Berges an.

 

Im Krieg ist auf dem Hühnerberg ein militärisches Objekt, eine Funkstation. Den Kindern aber wird eingeschärft: „Wenn euch jemand fragt, was dort ist, dann sagt ihr: Eine Hühnerfarm!“ (Elli Wolf, Hanauer Landstraße 15).

 

Nach dem Krieg sind zunächst die Amerikaner auf dem Hühnerberg. Am 18. Oktober 1948 aber möchte das Landratsamt wissen, wie die Gebäude auf dem Hühnerberg verwendet werden sollen. Man will sie der Arbeiterwohlfahrt für ein neues Alters- und Erholungsheim zur Verfügung stellen. Sie gehen dann in das Eigentum der Bundesvermögensverwaltung über.

In den Jahren 1949 und 1950 ist Herr Tschepe der Pächter des Hühnerbergs. Er möchte das Haus an das Wasserleitungsnetz anschließen.

Ab Mai 1950 nutzt die United Press in Frankfurt die Gebäude. Sie möchte Wasser aus dem Hochbehälter entnehmen und erhält auch die Genehmigung für einen Grundpreis von 35 Mark im Monat. Aber der Plan wird nicht verwirklicht.

Am 1. Mai 1958 zieht Renate  Töpfer auf den „Hühnerberg“ und richtet dort eine Gaststätte mit Gastzimmer und Küche ein. Das Wasser wird mit Fahrzeugen aus Wachenbuchen geholt und in eine Zisterne gefüllt; von dort wird es in eine Wasserleitung gepumpt, so daß die Gäste gar nicht merken, daß hier keine echte Wasserleitung vorhanden ist. Das Abwasser aber darf nicht in die Feldmark geleitet werden, sondern es wird aus einer Grube abgefahren.

Der Gaststättenraum ist in dem ehemaligen Senderaum, die Abortanlagen sind in der ehemaligen Schaltanlage eingebaut. Am 23. Dezember 1958 wird die Gaststätte noch erweitert durch zwei Gasträume im Keller. Dort ist eine Bar mit Musikbox, ganz im Stil der damaligen Zeit. Mit der Gaststätte verbunden ist ein Kleintierpark mit Affen, Fasanen, usw. Die Station hat 1964 fünfzehn Bewohner und erhält die offizielle Bezeichnung „Hühnerberg (Hsgr.)“. Heute wohnen dort sieben Personen.

 

Im Jahre 1968 machen Frau Töpfer und Herr Petkow eine Bauvoranfrage, weil sie ein Hotel auf dem Hühnerberg bauen wollen. Aber auch aus diesem Plan wird nichts. Frau Töpfer kauft 1960 die Gaststätte „Waldschlößchen“ an der Hohen Tanne und baut sie zum Hotel aus.

Im November 1970 kauft Herr Hugo Bracker  das Grundstück auf dem Hühnerberg von der Bundesvermögensverwaltung. Gegen den Bauantrag zum Ausbau des Hühnerbergs bestehen keine Bedenken. Herr Bracker versieht das Sendegebäude mit einem Walmdach und läßt eine Leitung vom Wasserbehälter zum Hühnerberg verlegen. Die Abwasserleitung wird in den Jahren 1996/97 auf Kosten des Besitzers ins Dorf gelegt,

 

Gegenüber der alten Funkstation baut die Post 1963 eine  Funkrelaisstation. Der Stahlantennenträger wird im Jahre 1972 von der Post errichtet.

Südlich davon, östlich der Wohngebäude, befindet sich eine frühgeschichtliche  Fundstelle. Der Weg geht heute geschwungen den Abhang hinab. Aber das liegt nicht daran, daß er einem frühgeschichtlichen Gutshof ausweichen wollte, sondern der Weg wurde erst bei der Zusammenlegung angelegt, und zwar deshalb geschwungen, weil so das Gefälle leichter zu überwinden ist. Eine weitere Fundstelle befindet sich südöstlich des großen Steins an der Hohen Straße.

 

Grenzstein von 1822:

Dieser Stein steht am Schnittpunkt der Gemeinden Wachenbuchen, Niederdorfelden, Oberdorfelden. Dieser  Stein ist schon von 1822 und trägt den Buchstaben „W" oder „Wk". Das angedeutete „K" kann aber nicht Kilianstädten meinen, denn hier treffen sich erst die Gemarkungen von Niederdorfelden und Oberdorfelden. Dies dürfte aber die höchste Stelle in der Gemarkung sein. Der eigentliche Grenzstein steht südlich der Hohen Straße. Die Buchstaben ND und OD sind noch zu sehen, die andere Seite mit dem Buchstaben W ist abgeschlagen. Gleich daneben in östlicher Richtung liegt noch ein Stein, bei dem es sich um den 1855 erwähnten Dreieckspunkt dritter Ordnung aus rotem Sandstein handeln könnte. Den ältesten Stein, der an dieser Ecke stand, bewahrt aber Wilhelm Schäfer, Bachstraße 18, auf: ein Grenzstein von 1615.

 

Oberdorfelder Wald:

Der Oberdorfelder Wald reichte im Jahr 1855 bis an die Stelle des großen Grenzsteins. Er ist 1830 laut Staatsarchiv Marburg an Oberdorfelden verkauft worden. Der Wald heißt auch „Kleine Lohe“, wie ein Schild des Forstamtes ausweist. Die Hochstädter aber sprechen vom „Steder Wald“ (Kilianstädter Wald) und in Wachenbuchen sagt man „Äppel-Lohe“, weil sich südlich davon viele Apfelstücke befanden. Heute ist dort der Übungsplatz der Maintaler Modellflieger. In diesem Bereich verläuft die Grenze wieder südlich der Hohen Straße bis über den Wald hinaus.

Hier steht auch eine von mehreren „Leseecken“. Sie sollten an das Handelsgut „Buch“ erinnern, das auf diesem Weg über Generationen von Frankfurt nach Leipzig und in umgekehrter Richtung transportiert wurde.

Das ist ein schöner Gedanke, der aber wohl an der Wirklichkeit vorbeigeht. Als Frankfurt und Leipzig bedeutende Buchmessen hatten, ging die Frankfurt-Leipziger-Straße längst am Mai entlang und durch das Kinzigtal. Nur wenn dort Hochwasser war, ist man vielleicht noch einmal auf die Hohe Straße ausgewichen. Aber der Planer hat nun einmal diesen Gesichtspunkt in die Welt gesetzt, jetzt wird er nicht mehr auszurotten sein.

 

Östlich des Waldes steht auf dem Schäferküppel – schon auf Oberdorfelder Gemarkung – der „Läusbaum“. Im Jahre 1855 reichte der Wald noch bis hierher und darüber hinaus. Er soll seinen Namen von Landfahrern haben, die zum Volk der Roma und Sinti gehörten. Diese hätten sich immer dort gelagert und ihre Läuse hinterlassen. Doch eher kommt der Name von „Geleitsbaum“, weil hier die Grenze der Ämter war und das Geleit für die Fuhrwerke gewechselt wurde (der nächste Geleitsbaum in Richtung Westen stand auf dem Heiligenstock bei Bad Vilbel). Unter dem Baum hat der Lions-Club Maintal einen Stein aufgestellt, der an die 1200-Jahr-Feier Wachenbuchens erinnert.

Der Stein liegt allerdings falsch, weil er den Eindruck erweckt, die Hohe Straße sei nördlich des Kilianstädter Waldes verlaufen. Er sollte weiter südlich vom Baum aufgestellt werden, und zwar in der Richtung, in der die Hohe Straße verläuft.

Die Hohe Straße führte allerdings nach der Beschreibung von 1855 nicht am Läusbaum vorbei, sondern bog vorher nach Südosten ab, knickte dann wieder nach Nordosten, überquerte die Wachenbucher Gemarkungsgrenze und verlief dann östlich der Gemarkung im großen Bogen in Richtung Windecken und Marköbel.

Der jetzt ausgebaute Teil der Hohen Straße ist jedoch eine gute Streckenführung. Sie geht nicht  in Richtung Kilianstädten weiter, sondern biegt dann auf dem zweiten Weg nach rechts ab. Dieser Weg führt wieder auf die historische Hohe Straße und genau zur Kreuzung mit der (ausgebauten) Straße Wachenbuchen-Kilianstädten und von dort (gut ausgebaut) zum Wartbaum bei Windecken (Länge der Strecke von der Berger Warte bis zum Läusbaum etwa 9,8 Kilometer, bis zum Wartbaum etwa 13,8 Kilometer)

Eine Beschreibung dieser weiterführenden Strecke und eine Sammlung von Zeitungsauschnitten zum Thema liegt bei mir vor.

 

Regionale Fortsetzungen nach Süden:

Von der Kreuzung der Hohen Straße mit der Straße von Wachenbuchen nach Kilian­städten führt ein gut ausgebauter Weg nach Wachenbuchen. Der Übergang über die Mittelbucher Straße ist durch eine Ampel gesichert. Durch die Burgstraße und Bleichstraße (nicht durch die Mittelbucher Straße) kommt man auf die Route nach Wilhelmsbad. Besondere markante Punkte gibt es erst in der Ebene: Burg von Buchen, Römergrab, Autobahn mit vorgeschichtlicher Fundstelle und Försterstein. In Wilhelmsbad ist der Weg südwestlich des ehemaligen Steinbruchs gut ausgebaut. Es gibt auch die Möglichkeit, nordöstlich des Steinbruchs und dann durch den Kurpark zu fahren.

Die zweite Route zweigt an der Südostecke der Großen Lohe ab und führt zunächst in Richtung Gemeindeweide in der Gemarkung Hochstadt. Hier sind folgende Punkte markant: Landwehr, Gemeindeweide,  Mühle, Kochbergkreuzung (siehe Hochstadt).

 

 

 

Leichte Radtouren

 

Diese Ausflüge zeichnen sich dadurch aus, daß sie alle nur etwa 15 Kilometer lang sind (dazu kommt jedesmal noch die Anfahrt zum Treffpunkt) und daß sie ausschließlich durch ebenes Gelände gehen, von ganz kleinen Anstiegen abgesehen (zum Beispiel über die Autobahn).

Sie wurden alle erprobt von der Koronarsportgruppe des TV Hochstadt

 

Wachenbuchen - Dörnigheim  (14,5 Kilometer bis zur Dörnigheimer Schleuse).

Start an der Turnhalle in Hochstadt. Auf dem ausgebauten Feldweg in Verlängerung des Bücherwegs geht es nach Wachenbuchen und etwas nach links und rechts in die Bruckner-Straße. Am unteren Rand des Ortes geht es nach links bis zum östlichen Ortsausgang. Dann biegt man nach rechts auf den Simmichtsweg ab.

 

Umgehungsstraße Wachenbuchen:

Eine örtliche schon vorgeschichtliche Straße verlief von Hochstadt über Wachenbuchen nach Marköbel. Im Jahre 1898 sind nach Angaben des maßgeblichen Forschers Wolff etwa 300 Meter südöstlich des damaligen Ortes noch „Stickung und Kiesdecke“ feststellbar. Doch 1913 ist die Straße schon von den neuen Teilen des Ortes erreicht.

Sie kommt von der Einmündung der Hochstädter Straße auf die Straße nach Wilhelmsbad, verläuft südlich des Ortes in einem fast gradlinigen Abschnitt und biegt dann nach Nordosten ab in Richtung auf die römischen Anlagen in Mittelbuchen und nach dem Kastell Marköbel.

Sie wird damals  „K l e i n e  S t r a ß e“ genannt, der Ackerstreifen südlich davon heißt lange „unter der Straße“. Sie wird schon in einer Urkunde von 1293 erwähnt. Dort heißt sie „via qui dicitur Bisewise“ (Straße, die genannt wird „Bisewise“).

Seit 1964 sind Umgehungsstraßen für Wachenbuchen im Gespräch. Der Bau einer Umgehungsstraße westlich von Wachenbuchen wird 1965 vorsorglich mit eingeplant. Die Gemein­de gibt Land für den Straßenbau von Wilhelmsbad nach Wachenbuchen ab. Sie verlangt, daß der Fuß- und Radweg sowie der Wirtschaftsweg nach Mittelbuchen mit gebaut werden. Der Schulweg soll neben der Straße verlaufen und müßte durch einen fünf Meter breiten Grün­streifen mit Bepflanzung abgetrennt werden. Gleichzeitig läuft die Planfeststellung für den Ausbau der Landstraße nach Mittelbuchen. Ab 1965 wird auch die Straße von Wilhelmsbad über Wachenbuchen nach Niederdorfelden ausgebaut (bis 1969). Die Ortsdurchfahrt wird schon 1965 verbreitert, vor allem die Kurve. Im Herbst 1966 beginnen Arbeiten zur Verbreiterung der Straße nach Hochstadt. Der Planung des Rhein-Main-Schnellwegs wird 1968 prinzipiell zugestimmt. Man möchte aber gleichzeitig eine Ortsumgehung haben. Der Rhein-Main-Schnellweg wird 1970 zur Autobahn hochgestuft.

Im Jahre 1972 soll die Umgehungsstraße südlich des Ortskerns so bald wie möglich gebaut werden. Mit dem Planfeststellungsverfahren wird 1973 gerechnet. Damals standen Schilder an den Neubaugebieten, die schon die Umgehungsstraße zeigten. Aber dann hieß es wieder, die Umgehungsstraße könne nicht vor 1976 gebaut werden.

Wiesen und Wald südlich des Ortes werden vom Regierungspräsidium 1972 als Grünzone ausgewiesen. Sie soll nach Osten und Norden erweitert werden bis hin zum Hühnerberg. Aber in Richtung Hochstadt soll sie unterbrochen werden, damit man sich nach dort ausbreiten kann und nicht mehr in Richtung Mittelbuchen.

Im Jahre 1978 erwägt man, die Straße nicht im Zuge des Feldweges am Rande der Bebauung verlaufen zu lassen, sondern etwa 100 Meter weiter südlich, also auch südlich des Festplatzes. Eine „Schutzgemeinschaft Wachenbuchen Süd“ ist gegen eine Trasse am Rand der Bebauung. Die Bauern aber sind gegen die Trasse durch die Felder und Wiesen. Beide klagen 1979 vor Gericht bzw. drohen mit Klagen.

Ende des Jahres 1979 spitzt sich die Diskussion um die Wachenbucher Südumgehung noch einmal zu. Schließlich wird vom Gericht entschieden, daß die Umgehungsstraße nicht notwendig ist, weil der Verkehr durch den Ort nicht zu stark ist. Die Klage der Wachenbucher Bauern gegen die Südumgehung wird also mit Erfolg abgeschlossen.

In dem Ortsentwicklungsplan von 1984 wird eine klare Festlegung der Ortsgrenzen dringend gefordert. Vorgesehen wird ein Erweiterungsgebiet zwischen Dorfelder Straße und Bachgasse sowie im Südosten zwischen Wohngebiet und geplanter Südumgehung.

Die Gefahr besteht, daß im Norden die historisch ablesbare Ortsgrenze aufgelöst wird, die Beziehung des alten Ortskerns zur Landschaft ist zu schützen. Es wird deshalb vorgeschlagen, eine Neubebauung im Südwesten anzustreben.

Aus der Diskussion: Die Möglichkeit einer Umgehungsstraße nahe am Waldrand wurde verworfen, weil zu viel Landschaft verbraucht wird und auch der Bogen von der Landstraße aus Hochstadt zu groß wäre. Der Ausbau des Feldwegs am Südrand von Wachenbuchen  wäre die einfachste Lösung. Dieser Weg ist schon 9 Meter breit und war für die Umgehungsstraße bzw. eine innerörtliche Straße vorgesehen. Schon in geschichtlicher Zeit lief hier die Umgehungsstraße an Wachenbuchen vorbei. Aber bei einer Verwirklichung dieses Vorhabens ist erneut mit Prozessen der Anwohner zu rechnen. Nach Auskunft von Juristen ist damit zu rechnen, daß sie nach der herrschenden Rechtsprechung auch Recht erhalten.

Es bleibt nur die Möglichkeit, den etwa 100 Meter weiter südlich verlaufenden Feldweg auszubauen. Dieser ist 4 Meter breit. Es müßte aber noch Land angekauft werden. Die Landwirte erwarten einen Preis von 20 € pro Quadratmeter. Zwischen dem Ortsrand und dieser Straße könnte eine Parklandschaft entstehen.

Die Straße müßte nur die Fahrbahnen für Kraftfahrzeuge erhalten (ein Radweg ist ja schon vorhanden). Eine Unterführung im Bereich des Hanauer Weges ist zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt erforderlich, denn zwischen Hochstadt und Wachenbuchen muß z.B. der Gärtner auch ständig die Straße überqueren, ohne daß er eine Unterführung hat.

Der Durchgangsverkehr in Wachenbuchen wurde nach den Regeln der Straßenbehörde gezählt (Radfahrer eine halbe Einheit, Bus drei Einheiten). Die Zähler verbürgen sich dafür, daß sie richtig gezählt haben. Wenn dabei das gleiche Auto vielleicht zehnmal gezählt wurde, so ist ja gefahren und hat Lärm und Gestank erzeugt und muß deshalb gezählt werden. Inzwischen hat es auch eine offizielle Zählung gegeben. Diese ergab aber, daß der Verkehr nicht so stark ist, daß er eine Umgehungsstraße rechtfertigen würde. Die Frage ist allerdings, ob es sich hier wirklich um eine Umgehungsstraße handelt und nicht vielmehr um eine inner­örtliche Straße.

 

Simmichtsweg:

Auf dem Simmichtsweg kommt man zunächst an der 1974 erbauten Maschinenhalle des Wasser- und Bodenverbandes des Main-Kinzig-Kreises vorbei. Auf der nordöstlichen Ecke des Geländes stand das Bleichhaus. Als das Wasser an der Bolane (Klingerborn) zu knapp wird, verlegt man die Gemeindebleiche auf die Gemeindewiesen hier am Simmichtsweg. Das Wasser wird vom Steinborn hierher geleitet. Die Wiesen waren früher auch Schweineweide (bis 1959) und Bullenwiese.

Am Kleinmüllplatz führt ein Weg zum heutigen Gelände der Pfadfinder. Hier wird 1953 von der Bundesanstalt für Flugsicherung eine Funkleitstelle für den Frankfurter Flughafen errichtet. Es wird ein Mittelwellenfunkfeuer mit zwei 15 Meter hohen Masten und einer Baracke errichtet. Der Gemeindevorstand weiß, daß er es nicht verhindern kann, holt aber folgende Gegenleistungen heraus: Die Bundesanstalt zahlt sowohl einen Zuschuß zu dem von ihr mit benutzten Elektrokabel für die Pumpstation als auch eine jährliche Summe für die Benutzung dieses Kabels, und die Arbeiten werden vorzugsweise an örtliche Handwerker vergeben. Der Vertrag wird am 9. Juni 1954 abgeschlossen. Zu den zwei Antennenmasten kommen 1955 noch zwei Abspannmasten. Die Anlage wird aber später wieder entfernt.

Im Jahr 1971 wird das Gelände dem Deutschen Wetterdienst zur Verfügung gestellt. Nachher hat es der Hundeverein, und schließlich wird es 1989 zum Pfadfinderheim.

Der Blick geht hinüber nach Mittelbuchen. Nordwestlich der Büchertalschule steht der Aussiedlerhof von Johannes Borger, südwestlich stand die Maschinenhalle von Martin Hanstein, die 1988 gebaut wurde. Etwas weiter östlich beginnt die Gemarkungsgrenze nach Mittelbuchen zu. Südlich der Straße springt die Grenze noch einmal nach Osten zu einem Graben, der erst hier beginnt. Am Beginn des Grabens ist noch ein Grenzstein zu sehen.

Der Spazierweg führt aber zunächst auf dem Simmichtsweg weiter. Linker Hand liegt das Wasserwerk mit seinen drei Brunnen. Das frühere Wasserwerk war an der verlängerten Bachstraße nördlich des Ortes, wo verschiedene Quellen zusammengefaßt wurden. Als der Wasserbedarf aber wuchs, bohrte man neue Brunnen in der Ebene und pumpte das Wasser zu einem Hochbehälter östlich der Straße zum Hühnerberg.

Bald ist der Waldrand erreicht. Aber ur­sprünglich rei­chte der Wald bis an den Weg, der nach Osten führt. Hier war ein großes Waldstück mit großen einzelnen Eichen, wo Waldfeste abgehalten wurden. Es handelt sich um die Wachenbucher „Leuchtstatt“. Heute erinnert nur noch die Flurbezeichnung daran. Gemeint ist ein lichter Wald, in dem die Bevölkerung zu besonderen Anlässen zusammenkam. Hier wurden amtliche Bekanntmachungen feierlich verkündet und Feste gefeiert. Anfang des Jahrhunderts werden dort auch drei Fichtenschonungen angepflanzt. Aber einige Bauern wollen neue Wiesen gewinnen und dem Mangel an Brennholz und Futtermitteln abhelfen und holzen den Festwald 1920 ab. Weil nun der Schutz fehlt, werden die Fichten bei einer Sturmkatastrophe restlos vernichtet.

 

Burg derer von Buchen:

Westlich sieht man schon den Bereich der ehemaligen Burg derer von Buchen, die nur noch an dem kleinen Wäldchen zu erkennen ist. Auf dem Acker nordöstlich der Burg und auf dem Burggelände selber wurden Bodenfunde gemacht (Bilder zeigen).

Unter dem Frankenkönig Chlodwig I. wird die Mainebene keinem Herzogtum unterstellt, sondern sie wird zu einem königlichen Kammergut, das von Gaugrafen verwaltet wird. Einer von ihnen baut sich dann seine Burg in der heutigen Wachenbucher Gemarkung. Der König will treue Dienste belohnen und beschenkt deshalb viele Grundherren und die Kirche. Indem aus den freien Bürgern der Stand der „Edelfreien“ entsteht. Sie sie im Dienste des Königs, gehören zu den führenden Geschlechtern des Lehensverbandes, bekleiden zum Teil auch Hofämter und sind eng miteinander versippt und gelangen durch großen Güterbesitz zu Macht und Ansehen. Es bildet sich eine Kleinherrschaft heraus. Aber in Wachenbuchen gab es keine hochedlen Ritter, sondern diese Ritter waren eher Verwalter im Auftrag des Königs.

Die Herren von Buchen bekommen wahrscheinlich zwischen 800 und 1000 die Herrschaft Buchen zu Lehen. Einen ersten Hinweis auf die Herren von Buchen findet man im Jahr 1062. In diesem Jahr übergibt Reginbodo dem Kloster in Fulda auch eine Hufe in Buchen (Buocho). Zeugen dabei sind Dammo und Reginhard. Diese Namen kommen später unter den Herren von Buchen öfter vor. Deshalb können diese Zeugen mit aller Vorsicht in Zusammenhang mit den Herren von Buchen gesehen werden.

Typisch ist die Zersplitterung der kleinen Orte unter der Herrschaft der geistlichen und weltlichen Herrschaften. Es gibt auch Reichs- und Königsgut. Den Herren von Buchen aber gelingt es, das Vogteirecht über die Besitzungen des Mariengredenstiftes zu erlangen. Das ist eine der wichtigsten Grundlagen für den Aufstieg dieses Geschlechts. Ab dem Jahre 1122 ist das Geschlecht derer von Buchen mit Dammo von Buchen und Hagenowe in den schriftlichen Quellen nachzuweisen.

Im Bereich Hanau gibt es noch keine Ansiedlung, sondern nur etwas weiter südlich das kleine Kinzdorf mit einer Marienkirche. Die Buchener aber bauen jetzt auf einer Kinziginsel die Burg Hagenowe (an der Stelle des späteren Hanauer Schlosses) und legen damit den Grundstock der Stadt Hanau.

Diese Stadt verdankt ihre Ersterwähnung einer Unterschrift der Herren von Buchen unter eine Urkunde aus dem Jahre 1143, während deren Stammburg in Wachenbuchen nicht erwähnt wird. Interessant ist dabei, daß aus „Dammo von Buchen“ plötzlich ein „Tammo von Hanau“ wird. So nennt er sich dreimal in diesem Jahr. Aber im nächsten Jahr ist er wieder Dammo von Buchen.

Weil Hanau noch nie vorher in Urkunden erwähnt ist, schließt man daraus, daß Dammo von Buchen der Erbauer der Burg in Hanau ist. Bis zur Fertigstellung der Burg hätte er dann noch vorwiegend in Wachenbuchen gewohnt. Bis zum Jahr 1145 wird Dammo noch elfmal als Dammo von Hanau als Zeuge erwähnt. Er ist also eine wichtige Persönlichkeit und nicht zu umgehen. In der Chronik von Wachenbuchen sind die Familienverhältnisse eingehend dargestellt.

Die Familie derer von Buchen hat aber wohl keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Herren von Dorfelden, die 1166 erstmals erwähnt werden und die Stammväter des Hanauer Geschlechts sind. Sie wagen erst lange nach dem Aussterben der Buchener sich als „von Hagenowe“ zu bezeichnen. Konrad kann es 1166 noch nicht tun, weil Gerlach von Buchen noch lebt und regiert.

Erst Heinrich I., der vielleicht schon in Hanau wohnt, nennt sich 1191 erstmals „von Hagen­owe“, während sein Neffe Reinhard noch in Dorfelden bleibt. Als Heinrichs Sohn dann aber Domherr wird, geht die Hanauer Erfolge auf die Dorfelder Linie über, so daß sich Reinhard III. dann „von Dorfelden und Hagenowe“ nennt, während Reinhard I. und Reinhard II. sich nur „von Dorfelden“ zu nennen wagen. Doch die eigentlichen Hanauer Grafen beginnen mit Reinhard von Hanau, der von 1243 bis 1281 regiert.

Das Geschlecht der Herren von Buchen stirbt 1168 aus. Ihre Burg in Wachenbuchen wird nicht mehr bewohnt. Sie fällt an die Herren von Dorfelden-Hagenowe. Diesen fällt damit aber auch Hanau zu, als Heinrich II. von Hagenowe kinderlos bleibt. So erben die Vorfelder die Burg Hafenmole, die die Herren von Buchen gebaut oder zumindest doch wohl mit gebaut haben.

Es ist aber deutlich, daß sowohl die Herren von Buchen als auch die Herren von Mörfelden Anspruch auf Hafenmole erheben. Beide Familien nennen sich bald nach dem alten Namen, bald nach dem beanspruchten Namen. Aus dieser Tatsache kann man aber nicht schließen, daß die Grafen von Hanau sich später wieder „von Buchen“ genannt hätten und die Herren von Buchen also das Stammgeschlecht der Hanauer gewesen wären.

Immerhin kann man sagen: Als an der Stelle von Hanau noch Sumpf ist, gibt es schon die Burg von Buchen und Wachenbuchen. Die Verkehrswege laufen noch am Rand der Höhenzüge oder auf diesen. Die Ebenen dagegen sind hochwassergefährdet und von dichtem Wald bedeckt. Dieser gehört den Herren von Buchen und Hanau. Die Stadt Hanau ist also auf dem Grund und Boden Wachenbuchens gebaut. Aber mit der Zeit wird der Wald gerodet, der Sumpf entwässert. Die Kinzigmündung wird mit der Zeit bedeutender als der alte Herrensitz am Rande des Sumpflands.

Es hat Versuche gegeben, die Burg von Buchen an anderer Stelle zu suchen (Alteburg bei Mittelbuchen). Die Tradition der „Burg von Buchen“ hängt aber nun einmal an der Stelle etwa einen Kilometer südlich des Ortskerns, in einem ebenen Wiesengelände, wo heute ein kleines Wäldchen ist. Die Westseite trägt den Flurnamen „Die Burg“. Solche Namen haften sehr sicher an ihrem Ort. Nie hat man es anders gewußt, als daß diese Stelle die Burg derer von Buchen war.

 

Beschreibung: Es handelt sich nicht um zwei beisammen liegende Burgen, denn der Abstand der Hügel ist dafür zu gering. Günter Binding schreibt 1963: „Die Burg bestand aus einer quadratischen, einst von Wassergräben umgebenen Wirtschaftsburg und einem getrennt davon stehenden Wachtturm, der ebenfalls von Wassergräben geschützt und wohl nur durch die Wirtschaftsburg zugänglich war!“

Die Burg ist etwa 150 auf 130 Meter groß. Aber sie ist in großen Teilen verschleift, die Hügel abgetragen, die Gräben eingeebnet, im Nordteil ist sie sogar überackert. Doch läßt sich im Gelände und durch Luftbildaufnahmen ein Bild gewinnen über den ehemaligen Grundriß der Burg.

Kern der Burg bildet ein aufgeschütteter Hügel im Süden der Anlage. Er ist rechteckig mit gerundeten Ecken. An der Basis ist er etwa 40 mal 50 Meter groß, die Kuppe bietet bei einer Höhe des Hügels von fünf Metern einen Platz von etwa 20 mal 28 Metern. Die Kuppe erhebt sich etwa 2,60 Meter über die tiefste Stelle des eingeebneten, etwa zehn Meter breiten Grabens. Die Burg war sicher in wesentlichen Teilen aus Stein erbaut. Es gibt Berichte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, die „Spuren von Kellern und Mauerwerk“ und einen Mauerrest auf dem südlichen Burghügel erwähnen. Auch heute noch schauen einzelne Steine aus dem Erdreich der kurzen Hangschrägen hervor: Sie könnten ein Hinweis auf eine Steinmauer oder ein aus Steinen gemauertes Innengebäude sein.

Dem Burghügel ist im Norden noch eine rundlich-rechteckige Vorburg vorgelagert, aber etwas nach Osten versetzt, von der Burg durch einen Wassergraben getrennt. Diese Vorburg ist ebenfalls aufgeschüttet, allerdings nur gut einen Meter hoch. Die Basis ist etwa 40 mal 60 Meter groß, oben sind es etwa 25 mal 40 Meter. Auch um diese Vorburg läuft ein Wassergraben. Sie ist aber rundum angegraben und von einem Netz vom Grabungsschnitten und Suchtrichtern überzogen.

Um die Gesamtanlage läuft ein ovaler Wassergraben in durchschnittlichem Abstand von zehn Metern vor den inneren Gräben. Er schließt mit einer deutlich ausbiegenden Verbreiterung an den südlichen Graben des Burghügels an. Im Süden der Westseite bricht er unvermittelt ab und wird durch einen anderen querlaufenden Graben abgeschnitten. Hier stand wohl eine andere Vorburg, die dem Burghügel in einer jüngeren Bauphase nach Westen vorgelagert wurde. Auch diese Vorburg war von einem Graben umgeben, der die Verbindung zum Graben der nördlichen Vorburg darstellte (vielleicht wurde der ovale Umfassungsgraben bei dieser Erweiterung aufgegeben). Wenn das Gras gemäht ist oder auf Luftbildern kann man im Gelände noch gut die ehemaligen Gräben erkennen. Der Weg durchschneidet den nördlichen Außengraben, der auf dem Feld noch weiter geht.

Bert Worbs, der derzeit beste Kenner der Burgen im Altkreis Hanau, meint: Bei der Burg handelt es sich wohl um eine Turmburg auf künstlich aufgeschüttetem Hügel mit danebenliegendem befestigtem Wirtschaftshof. Dieser Typ einer Talburg aus Holz oder Stein wird auch als „Motte“ bezeichnet  (das Wort kommt aus dem Französischen). Er ist im 11. und 12. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa weitverbreitet (also erst am Beginn des Hochmittelalters und nicht schon früher). Er ist auch im Rhein-Main-Gebiet an mehreren Orten nachzuweisen. Als Beispiele für eine derartige Bauweise nennt Worbs die Burg bei Bicken­bach, die ehemalige Turmburg in Obertshausen und die Burg in Eschborn.

Es läßt sich nicht belegen, daß die Burg in den Jahren 1388/89 zerstört wurde, wie es der von der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises herausgegebene Burgenführer schreibt. In den dreißiger Jahren wird auf dem größeren der Hügel durch Heinrich Ricken ein Suchschnitt angelegt, der sich noch heute deutlich abzeichnet. Davon sind aber keine Aufzeichnungen oder Funde bekannt.

Wenn man vom Weg an der Nordwestseite in das Wäldchen hineingeht, trifft man zuerst auf den nördlichen inneren Burggraben, der hier noch deutlich als Vertiefung wahrnehmbar ist. Etwas weiter südlich ist noch der Suchgraben zu erkennen. Immerhin werden Keramiken, die Schüler in der nördlichen Vorburg ausgewühlt haben, in das 14. Jahrhundert datiert. Die Burg könnte bis dahin bestanden haben. Dann erlitt sie das Schicksal vieler mittelalterlicher Burgen: Entweder wurden sie zum Schloß oder zur Festung ausgebaut wie die Burg von Hanau. Oder sie verfielen wie die Burgen in Buchen und Dor­felden und dienten als Steinbruch für Wohnhausbauten in den Dörfern der näheren Umgebung.

Im Jahre 1934 wird das Gelände der Burg von dem Wachenbucher Philipp Klees im Auftrag des Kreisvogelwarts (aber ohne höhere Erlaubnis) mit Vogelschutzhecken bepflanzt. Die Gemeinde zahlt ab 1935 die jährlichen fünf Mark Pacht an das Preußische Domänenrentamt.

Zeitweise war geplant, das ganze Gelände von der Burg bis zur Kreisstraße als Industriegebiet auszuweisen. Heute ist die Burg eher gefährdet durch die Landwirtschaft, weil immer mehr Wiesen umgeackert werden und dabei die Spuren der Burggräben vernichtet werden. Aber immerhin mußte der Bauer, der bis etwa zehn Meter an die Burg herangezackert hatte, durch Eingreifen der Naturschutzbehörde die  Wiese wiederherstelle

 

Sage von den Schätzen der ehemaligen Burg der Herren von Buchen:

Ein Einwohner von Wachenbuchen erzählt 1926: Ich war vielleicht 16 Jahre alt, da hatte ich mit meinem Vater Dung auf die Wiese nahe der Burg gefahren. Die Pferde waren sehr treu, so daß ein Kind mit ihnen fahren konnte. Es war ein schöner Herbsttag, kein Lüftchen regte sich.

Als ich mit dem Abladen fertig war und das Düngsel auseinanderstreute, polterte es in der Erde, als würden preußische Taler aus einer Kiste auf einen Tisch geschüttet. Die Pferde stiegen vor Schreck in die Höhe und liefen davon. Mein Vater und ich fingen die wildgewordenen Tiere wieder ein und mußten sie beruhigen. Weil wir mit der Arbeit fertig waren, fuhren wir nach Hause, konnten uns aber nicht erklären, wie alles gekommen war.

Es war ein Jahr später. Mit den Großeltern wendete ich Heu auf der vorgenannten Wiese. Beim Wenden raschelte es in meinem und dem Rechen der Großmutter. Meine Großmutter rief dem Großvater, der schwerhörig war, zu: Großvater, hast Du die Wiese nicht sauber gemacht? Der Großvater gab keine Antwort. Wir zwei, Großmutter und ich, suchten im Heu nach, ob vielleicht Steine da wären. Wir fanden nichts; der Großvater hatte die Wiese im Frühjahr sehr sauber geputzt. Wir konnten uns das Rascheln nicht erklären.

Es war im Winter. Bei uns zu Hause waren meist alte Leute zu Besuch. Bei unsern Gesprächen kamen wir auch darauf, was wir zweimal auf der Burg erlebt hatten. Da sagte eine sehr alte Frau: Was wart ihr so dumm. Ihr hättet euch den Platz merken sollen. Das Geld der Burgherren hat sich in der Erde geregt. Meine Großeltern haben es oft erzählt, daß die Schätze verborgen sind. Wem es sich anzeigt und wer die Stelle genau merkt, der kann das Geld aus der Erde holen (aus der Schulchronik).

Ehe man ganz in den Wald hineinkommt, geht ein Weg nach Osten zu der Jagdhütte an der Stelle der ehemaligen Forsthütte, die eines Tages abgebrannt ist.

 

Römisches Landgut:

Am Weg vor dem Römergrab in Richtung Mittelbuchen findet man im Jahr 1898 zwischen Gräbern und einem Hügel die Mauerreste eines römischen Hauses  mit einem an der Westseite vorbeiführenden Kiesweg (Fundstelle 96). Die aufgedeckten Teile, ein Raum von  6,45 Meter Länge und 5,60 Meter Breite, an den sich noch weitere Mauerstücke ansetzten, zeigten weniger sorgfältige Bauart, als es bei römischen Gehöften der Fall zu sein pflegt.

Die Scherben entsprachen den in den Grabkisten und im Hügel gefundenen.  Gefunden werden eine schilfblattförmige Lanzenspitze, eine Messerklinge, ein Ring, ein Schiebeschlüssel, Fragmente eines Meißels sowie Bruchstücke von vier Bilderschüsseln aus Rheinzaberner und Trier und Scherben des 2. Jahrhunderts. Sie sind heute im Museum Hanau.

Überraschend ist die Lage an einem Sumpfgebiet, weil fruchtbarer Boden ein typisches Merk­mal römischer Landgüter ist. Marcus Portius Cato (234 -149 vCh), De agricultura 1,1-3: „Wenn du ein Gut anzuschaffen gedenkst, verfolge deine Absicht so.... Wenn möglich soll es am Fuße eine Berges, mit Blick nach Süden und in einer gesunden Gegend liegen, eine hinlängliche Zahl von Arbeitskräften und eine gute Wasserversorgung vorhanden sein, sich eine wirtschaftlich starke Stadt in der Nähe befinden, wenn aber nicht, entweder das Meer oder ein Strom auf dem Schiffe verkehren, oder eine gute und belebte Straße“.

 

Hier in der Nähe des Grenzgrabens liegt aber das Gelände etwas höher und ist für eine Ansiedlung geeignet. Westlich davon ist allerdings ein Sumpfgebiet, das in römischer Zeit eine Pferdeschwemme gewesen sein soll; aber belegt ist das nicht. Spuren eines solchen Hofs fand man aber auch in den Kiesgruben zwischen Dörnigheim und Kesselstadt an der Hochspannungsleitung. Die Ansiedlungen könnten mit den Steinbrüchen in Wilhelmsbad zusammenhängen (auf dem Gelände des heutigen Kurparks), die schon in römischer Zeit abgebaut wurden.

 

Simmichtseiche:

Wo der Simmichtsweg schon ein Stück durch den Wald führt, steht die „Simmichtseiche“, auch „Dicke Eiche“ genannt. Der bizarre und knorrige Baum ist etwa 300 bis 350 Jahre alt und weist bei einer Höhe von 23 Metern einen Stammumfang von sechs Metern auf. Auffallend ist vor allem die Form des Stammes, der sich vom Fuß her blasenförmig nach oben ausweitet. Der Wald auf der westlichen Seite ist erst 1971 angepflanzt worden. Früher hatte man hier einen weiteren Ausblick auf die Wiesen als heute.

 

Römergrab:

Die mächtige Krone der Eiche beschirmt ein in direkter Nähe liegendes Hügelbrandgrab aus römischer Zeit.  Der Simmichtsweg ist vermutlich ein Römerweg, der vom römischen Kastell Kesselstadt nach Friedberg und in die Wetterau führte. Diese meist gradlinige römische Militärstraße hatte einen 5,50 Meter breiten Steinkörper mit Gräben an beiden Seiten. Das Grab soll ursprünglich auch die Römerstraße angeschnitten haben, so daß diese jünger wäre als das Grab.

Am 7. September 1875 wurde der Hügel ohne Ergebnis untersucht. Suchier und Hausmann fanden nur rohe, scheinbar prähistorische Scherben. Georg Wolff ließ daher im Jahre 1898 den Hügel mit einem Durchmesser von 23 Metern und einer Höhe von 1,60 Metern vollständig aufgraben. Er enthielt in den als Kugelklappen übereinander liegenden Schichten der Dammerde, aus welchen er gebildet war, nur vereinzelte Scherben provinzial­römischer Gefäße.

Unter dem Mittelpunkt aber war -  fast berührt von dem alten Versuchsgraben - im gewachsenen Boden ein römisches Grab eingelassen. Die Aschenreste mit verschlacktem Glas und angebrannten Tonscherben waren in einer runden Sandsteinkiste mit Nasen und einem Durchmesser von 43 Zentimetern untergebracht. In der Kiste waren Scherben des zweiten Jahrhunderts, im Charakter die gleichen wie in dem nahegelegenen römischen Gutshof. Aus unmittelbarer Nähe muß auch die „am alten Weg gegenüber der Buchenburg“ gefundene Scherbe mit einem Durchmesser von 31 Zentimetern stammen,  die heute im Museum Hanau ist.

Die Kiste war rauh, aber auf der oberen Seite sorgfältig geglättet, offenbar für einen Holzdeckel. Auf diesem hatte eine eiserne Lampe gewöhnlicher Form gestanden, die nach Verwitterung des hölzernen Deckels auf dem Rand der Kiste liegengeblieben  war, wo sie zerbrochen gefunden wurde.  Es liegt vielleicht eine Kombination von germanischem und römischem Grabritus vor, die vermuten läßt, daß der verbrannte Tote ein halbromanisierter Provinziale germanischer Herkunft war.

Die provinzialrömische Archäologin aus Hofheim Dr. Evelin Grönke hat eine neue Theorie aufgestellt, wer hier beerdigt worden sein könnte. Nicht ein Provinziale - also Kelte oder Germane - sondern ein Römer, den nur ein solcher hätte sich ein solches Grab leisten können. In der näheren Umgebung befänden sich bis zu 400 weitere Gräber und dazwischen die Fundamente eines römischen Gutshofs. Das gekennzeichnete Grab sei eines der „prominentesten“.

 

 

Allein die imposante Größe sowie die Lage unmittelbar an der Römerstraße erlauben den Rückschluß, daß es sich bei dem Bestatteten um einen wohlhabenden Römer handelte. Die Theorie, daß es sich um einen romanisierten Kelten oder Germanen handele, sei nicht bestätigt. Weder seien Waffen noch Reste einer Tracht gefunden worden, die entsprechenden Rückschlüsse zuließen. Aber auch von einem Römer sind  keine Waffen oder eine Tracht gefunden werden. Für die andere Annahme eines Provinzialen spricht aber die „gemischte“ Bestattungsform.

Das Römergrab wurde schon Anfang der neunziger Jahre freigelegt und mit einem Holzgeländer umgeben. Im Jahre 2007 ging man im Rahmen der Regionalparkroute an die des Grabs. Durch die Regionalparkroute soll der Erholungs- und Freizeitwert der Region aufgewertet werden. Auch soll das Denkmal mehr in den Blick der Öffentlichkeit gerückt werden.

Aber bei der Regionalparkroute sind halt Architekten am Werk und nicht Archäologen. Sie wollen etwas schaffen, das ins Auge fällt, ein „ modernes, gestalterisches Element“, auch wenn es historisch nicht richtig ist. Man hat nämlich bei diesen Maßnahmen erneut „fremde“ Erde auf den Hügel gebracht. Außerdem wurde eine Mauer aus polnischem Sandstein um das Grab gelegt, zunächst rundherum. Diese neue Mauer rund um das Grab hat bei den Archäologen Anstoß erregt, weil sie an römische Gräber erinnert, die es nur im Hunsrück gibt, aber in unserem Gebiet nicht nachgewiesen sind. Daraufhin hat man die Steine mehr gerade aufgeschichtet, aber das macht die Sache auch nicht besser. Die Mauer bezeichnet aber nicht den ganzen Umfang des Grabs. Immerhin hat man im Juli 2007 eine Informationstafel aufgestellt.

Autobahn:

Die Geschichte der Autobahn beginnt in Wachenbuchen mit der Planung für den Rhein-Main-Schnellweg. Im Jahre 1968 werden Vermessungen vorgenommen; die Trasse liegt aber weiter von der Hohen Tanne entfernt, als zunächst angenommen. Im Jahre 1971 ist dann klar, daß die Autobahn nicht 120 Meter entfernt von der Hohen Tanne vorbeiführen wird, sondern 250 Meter. Allerdings soll zunächst ein Zubringer in unmittelbarer Nähe zu den Häusern gebaut werden. Aber schon bald danach heißt es wieder, die Auffahrt solle weit weg von der Hohen Tanne gebaut werden, der Zubringer soll in Richtung Hanau verschoben werden.

Ende 1972 läuft das Planfeststellungsverfahren für die Autobahn. Beim Anhörungstermin für den Bau der Autobahn sollen folgende Forderungen gestellt werden: Erdwall nach der Hohen Tanne zu, Überführung des Weges zur Hohen Tanne mehr nach Westen, Überführung des Simmichtswegs, keine finanziellen Belastungen der Gemeinde und schließlich Ausgleich für den Verlust an Bauland bei der Hohen Tanne.

Am 12. Februar 1973 stimmt die Gemeindevertretung der Trassenführung der Autobahn zu. Der Plan, die Autobahn weiter nördlich zwischen Ortslage und Wald zu verlegen, wird am 22. Oktober abgelehnt. Am 12. August 1983 wird das Autobahnteilstück zwischen der Hohen Tanne und dem Hanauer Kreuz für den Verkehr freigegeben.

Weil die Autobahn ursprünglich etwas weiter südlich verlaufen sollte, verläuft die Grenze zwischen Maintal und Hanau zunächst nördlich der Autobahn und wechselt dann zwischen der Hanauer- und der Hochstädter Landstraße auf die Südseite.

Der Simmichtsweg wird heute gerade über die Autobahn geführt. Aber ursprünglich bog er in Richtung Westen zum Hanauer Weg ab. Im Waldstück „In der Aue“ liefen sie zusammen und führten mitten durch das spätere Steinbruchgelände auf das Kurhaus zu. Heute ist es umgedreht: Der Hanauer Weg wird nach Osten zum Simmichtsweg umgeleitet und beide Wege werden gemeinsam über die Autobahn geführt. Dann trennen sie sich jedoch wieder: Der Simmichtsweg führt nördlich des Steinbruchs bis zur Mittelbucher Straße und setzt sich fort auf dem Weg nordöstlich der Tennisplätze. Der Hanauer Weg dagegen geht südlich am Steinbruch vorbei zur Kreuzung westlich des Kurhauses.

 

Die Fahrt geht über die Autobahn und nördlich am Steinbruch vorbei. Nach Querung der Straße Mittelbuchen-Wilhelmsbad fährt man noch ein Stück weiter und dann nach rechts an den Tennisplätzen vorbei bis zur Straße vor dem Kurhaus. Dort rechts und zum Waldportal und Bismarckturm:

 

„Waldportal“:

Der Bund der Steuerzahler hat am 27.09.2007 die Verschwendung öffentlicher Gelder durch Fehlplanungen und sinnlose Projekte angeprangert. Unter den in Berlin vorgestellten Beispielen sind auch acht aus Hessen, wie der hessische Landesverband in Wiesbaden mitteilte. Kritik gibt es auch an einem Bauwerk in Hanau-Wilhelmsbad. Es soll einen Beitrag zur regionalen Identität stiften. Gemeint ist das Hanauer „Waldportal”. Es ist Be­standteil einer Regionalparkroute, mit dem der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main die reizvollsten Prunkte der Region verbinden will und bin­det Hanau an die Route „Hohe Straße” an. Aber einen wirklichen Sinn kann man dem Bauwerk nicht abgewinnen, kritisiert der Bund der Steuerzahler.

So handele es sich bei dem „Entree” nur um zwei Mauerstückchen aus gelbem Sandstein vor einem Waldweg. Der Steuer­zahlerbund schreibt auf seiner Homepage: „Die offizielle Begründung für dieses Bauwerk hilft auch nicht viel weiter: Die Mauer nehme ein wichtiges Stilelement einer Straße auf, auf der ebenfalls solche Mäu­erchen zu finden sind. Und da die alte We­geverbindung auch Polen tangierte, habe man das Material für die gelben Sandstein­mäuerchen aus einem Ort in Polen be­sorgt, der ebenfalls an dieser Straße liegt.” Stolze 40.000 Euro hätten die Steuerzahler dafür aufwenden müssen, lautet die Kri­tik.

 

Bismarckturm:

Der Turm wird 1903/04 zu Ehren des Feldmarschalls und Reichskanzlers Bismarck errichtet. Entstanden ist der Bismarckturm aus dem Geist nationaler Begeisterung Ende des 19. Jahrhunderts ‑ eine Folge der Ei­nigung des deutschen Reiches durch Otto von Bismarck. In dieser Stimmung schrieb die studentische Jugend 1899 einen Wettbewerb zum Bau von Türmen zu Ehren Bismarcks aus, der ein Jahr zu­vor gestorben war. Sieger war der junge Dresdner Architekt Wilhelm Heinrich Kreis, der damals noch nicht einmal sein Diplom in der Tasche hatte. Nach seinem Entwurf wurden in Deutschland mehr als 50 Bismarcktürme gebaut, darunter auch der in Wilhelmsbad. Insgesamt entstan­den in jener Zeit sogar an die 400 Türme zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers. Davon haben 175 die Kriege und die politischen Veränderungen der ver­gangenen hundert Jahren überdauert, darunter auch der Turm in Wilhelmsbad.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck hatte energisch die Einigung des Deutschen Reiches betrieben, die schließlich 1871 er­reicht wurde. Mit seinem Tod 1898 verfiel die nationalgesinnte deutsche Studentenschaft in ihrem Personenkult um den „Eisernen Kanz­ler” in die Forderung, „Feuersäulen” im gan­zen Reich samt der deutschen Kolonien aufzustellen. Schon ob des grob bearbeiteten Materials wirkt der Bau martialisch. Er ist ein Gleichnis für einen starken Nationalgedanken mit Boll­werk­symbolik und (aus heutiger Sicht) für einen von absoluten Machtwillen getrieben Politiker. Zwar sorgte Bismarck für eine fortschrittliche Sozialgesetzge­bung, die sei aber nur darauf ausgerichtet ge­wesen, der Sozialdemokratie die Arbeiter ab­spenstig zu machen, erklären Historiker.

Im allgemeinen Bismarck‑Fieber wollte auch die Stadt Hanau nicht fehlen. Die Hanauer Bürger spendeten kräftig und man entschied sich für den Entwurf des Dresdner Architekten Wilhelm Heinrich Kreis, der das Modell „Götterdämmerung“ kreiert hatte. Aus nahegelegenen Steinbrüchen karrte man Basaltsteine an, die zu dem wuchtigen Bauwerk aufgeschichtet wurden. Einfach, prunklos und massiv ‑ so die Formensprache der Zeit.

Ein ganzes Jahr verstrich, bis der Turm stand. Er soll Stadt und Stifter 24.000 Mark gekostet haben. Die Gemeinde Wachenbuchen gibt dafür ein Stück Wald ab und stellt auch Material aus dem Steinbruch für den Ausbau der Straße.

Am 3. September 1905 war der große Tag. Ganz Hanau war auf den Beinen. In Kut­schen fuhren die Stadtväter sowie die Abordnungen der Vereine nach Wil­helmsbad, während die Bevölkerung die Eisenbahn vom Westbahnhof aus benutzte oder sich Ehrenformationen anschloß, die in ihren Paradeuniformen in Richtung Kurhaus marschierten. Schulklassen zogen singend durch die Straßen, mit von der Partie auch die Vertreter der Kriegervereine, geht aus Zeitungsberichten hervor.

Feierlich zogen die Honoratioren, Bür­ger und Schüler an der Kurpromenade vorbei zu dem 18 Meter hohen Turm, der wenig später feierlich enthüllt wurde. Auf dem Dach des Turms steht eine riesige Schale von gut zwei Metern Durchmesser. Die Idee war es, über das ganze deutsche Reich Feuerfanale zu verbreiten.

Als endlich der Reichsadler mit dem Namen des ersten deutschen Kanzlers zu se­hen war, loderte oben auf der Kuppel die Flam­me aus der Feuerschale. Wie oft es auf dem Bismarckturm tatsächlich ge­brannt hat, ist nicht überliefert. Belegt ist, daß zur Eröffnung am 3. September 1905 die Flammen loder­ten. Vor allem an Otto von Bismarcks Geburtstag am 1. April und an dessen Todestag wurde das Feuer in den Folgejahren entzündet. Feuer brannte aber auch am Tag der Reichseinheit (18. Januar 1871) oder bei Son­nenwendfeiern.

In ihrem Inneren gibt sich die Wilhelms­bader Bismarcksäule, die übrigens nie als Aussichtsturm gebaut wurde, ziemlich un­pathetisch. Der Aufbau bildet einen riesigen

Hohlraum, an dessen Innenwänden sich eine sehr schmale Stahltreppe nach oben win­det, heute noch original erhalten. Der Bau ist auch sonst augenscheinlich nicht marode.

Während des Zweiten Weltkriegs diente das Bauwerk in Wilhelmsbad wegen sei­ner massiven Mauern aus Basaltsteinen als Sicherheitslager. Hier wurden zeit­weise Bücher der Stadtbibliothek vor ei­nem Bomberangriff in Sicherheit ge­bracht.

In den 50er Jahren brannte es noch einmal auf dem Turm, als Hanauer Bürger dort Reifen verbrannten zum Protest gegen das Vorhaben der Stadt, den Turm abzureißen, weil er mitten in der Straße steht. Das Interesse der Bürger an der Säule nahm in der Nachkriegszeit zunächst immer mehr ab. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geändert, als Mitar­beiter der Stadtverwaltung den Zugang beim „Tag des offenen Denkmals“ öffne­ten.

Die Stadt Hanau, in deren Besitz der markante Turm seit vielen Jahren ist, hat nur geringen Pflegeaufwand mit dem Bauwerk. Es sind allerdings weniger bauliche Mängel oder Reparaturen, die auf ihr Konto gehen, sondern in erster Linie gärtnerische Tätigkeiten. Denn im­mer wieder sprießen aus der Plattform die unterschiedlichsten Birken und an­dere Pflanzen. Diese Form der Dachbegrünung kann aber irgendwann durch eindringende Nässe ins Auge gehen, weshalb die An­fluggehölze regelmäßig entfernt werden, wie es im städtischen Bauverwaltungsamt heißt.

Nach links geht es dann durch die Siedlung „Hohe Tanne“ und auf dem Radweg neben der Landstraße in Richtung Hochstadt.

 

Waldschlößchen:

Heute sieht man dort noch das Schild „Hotel Waldschlößchen“.  Hier stand ursprünglich die  Pumpstation für die Hohe Tanne. Dann kauft 1931 Direktor Busse das Gebäude samt umliegendem Gelände. Aber 1941 wird es zur gärtnerischen Nutzung verpachtet. Schließlich ist es im Besitz der Familie Felix Voigt aus Dörnigheim. Schon 1950 will Herr Voigt sein Wohnhaus erweitern und eine Gastwirtschaft einrichten. Erst im Juni 1957 kann er eine Schankwirtschaft mit zwei Gasträumen und Küche eröffnen.

Im Jahre 1960 kauft Frau Renate Röder geborene Töpfer das Haus. Sie stammt aus Ostdeutschland, wohnt später in Hanau, macht sich 1958 selbständig und gründet auf dem Hühnerberg eine Gaststätte.

Nach zehn Jahren auf dem Hühnerberg übernimmt sie die kleine Gartenwirtschaft an der Straße von Hochstadt nach Hanau in der Gemarkung Wachenbuchen. Im Jahre 1965 ergänzt sie das mit dem Giebel zur Straße stehende Haus durch einen Querbau und schafft so das Hotel „Waldschlößchen“ und eine Gaststätte (diese ist allerdings seit Anfang 1997 geschlossen).

Das  Hotel hat 32 Betten, alle mit Dusche und WC und teilweise auch Balkon. Von Vorteil ist auch der große Parkplatz. Es liegt verkehrsgünstig im Rhein-Main-Gebiet und wird gern besucht von Geschäftsreisenden, Monteuren und Gästen der Firmen in Maintal und Hanau.

Heute werden nur noch diese festen Gäste aufgenommen.

Postalisch gehört das Hotel weiter zu Hanau, und wegen der auswärtigen Gäste ist das der Inhaberin ganz recht. Das Wahllokal für die ständigen Bewohner ist aber in Hochstadt. „Gemarkung Wachenbuchen“ stimmt aber auch noch. Verwechslungen sind da natürlich vorprogrammiert.

Ursprünglich lag das Haus einmal idyllisch im Wald. Heute wird es umgrenzt von Autobahn, Autobahnzubringer und Kreisstraße. Aber bei den gut verglasten Fenstern und der Lärmschutzwand zur Autobahn stört das höchstens, wenn man im Sommer im Freien sitzen will.

Durch den Autobahnbau hat sich allerdings der Grundwasserspiegel gesenkt, so daß sich Setzrisse am Haus bildeten. Am Rande des Grundstücks verläuft der Seulbach, wird unter der Autobahn hindurchgeführt und mündet in die Braubach. Die Abwässer des Hotels werden durch eine aufwendige Schilfkläranlage gereinigt.

 

Dreimärker:

Nahe der Straße steht ein Dreimärker, auf dem die Buchstaben W und H zu sehen sind, auf der Dörnigheimer Seite ist der Stein leider abgeschlagen. Hier ist also der Grenzpunkt der Gemeinden Wachenbuchen, Hochstadt und Dörnigheim bezeichnet.

 

Ruhbank:

Etwas weiter südlich steht die Ruhbank. Sie diente den Marktfrauen zum Ausruhen, wenn sie mit ihrer schweren Last zur Stadt gingen. Eine solche Ruhbank besteht aus zwei Teilen: einer kleineren Sitzbank und einer höheren Bank zum Abstellen der Körbe.

Der Volksmund nennt die Bank auch „Butterbank", wohl wegen der Butter in den Körben. Der Antrag des Tagelöhners Dorn aus Hochstadt zur Errichtung eines Schenkhäuschens für Limonade und Wasser an der Ruhbank wird 1906 aber abgelehnt. Früher stand die Ruhbank mehr an der Straße. Die Steine werden am Kriegsende von amerikanischen Panzern umgefahren und sind verschwunden.

Im Mai 2003 wurde eine Nachbildung der historischen Ruhbank wieder neu aufgestellt, weitgehend finanziert von Spenden von Firmen und aus der Bevölkerung. Sie wurde etwas weiter in den Wald hineingestellt und etwas weiter südlich genau auf der Grenze an dem Weg, der früher nach Hanau führte. Der Graben wurde durch eine Holzbrücke überbrückt. Dadurch ging man dem Grenzgraben aus dem Weg, der heute tiefer ist als früher.

Nicht klären läßt sich die Frage, ob diese Ruhbank etwas zu tun hat mit einer Geschichte über die Entstehung der Ruhbänke: Napoleon Bonaparte soll einmal - an der Spitze seiner Armee reitend - auf eine alte Frau mit schwerer Tragelast getroffen sein. Mit den Worten „Respect au Fardeau“ („Habet Acht vor der Bürde“) befahl er seinen Soldaten, die Straße freizumachen. Es ist nicht ganz auszuschließen, daß dieser Vorfall der Ur­sprung zur Installation von Ruhesteinen oder Ruhebänken war.

Ihr Zweck war, den Bauern oder Marktfrauen auf dem Weg eine Ruhepause von den schweren Tragelasten zu ermöglichen. Man findet sie in vielen Regionen, besonders im Nord-Elsaß, im Neckarland oder im Kraichgau - teilweise unter dem Namen „Napo­leonsruhe“.

Braubach:

Dieser Weg führt auch zu einem Bereich zwischen der Hohen Tanne und Dörnigheim, wo die Braubach renaturiert werden soll. Eine Umlegung wurde schon durchgeführt. Dadurch soll auch Hochwasser oberhalb von Dörnigheim zurückgehalten werden. Main und Kinzig samt heutiger Fallbach (von Ravolzhausen), Krebsbach (von Bruchköbel) und Braubach bildeten ein verschlungenes Flußsystem. Daraus wird das Wasser gewonnen, das im Park von Wilhelmsbad zu einem See aufgestaut ist. Die Braubach hat also gar keine eigene Quelle, sondern sie ist künstlich angelegt unter Benutzung alter Flußläufe. Sie hat auch sehr wenig Gefälle und muß zwischen Wilhelmsbad und der Einmündung des Seulbachs südlich von Wachenbuchen oft gereinigt werden; unterhalb ist eine Reinigung nicht mehr nötig.

Der Seulbach ist die Fortsetzung des Wachenbucher Ortsbachs, der auf einer altenKarte, die im Schloß  Steinheim gezeigt wird, als Braubach bezeichnet wird. Beim Bau der Hanauer Burg werden Fallbach und Krebsbach in die Kinzig geleitet. Die Kinzig wird zur Burg geführt und von dort in den Main. Ein Flußlauf (in alten Karten als „Königsgraben" bezeichnet) zieht sich von Wilhelmsbad durch den Töngeswald bei Hochstadt und den Riedgraben bei Bischofsheim bis zum Enkheimer Ried und nach Frankfurt. Noch im Dreißigjährigen Krieg transportiert man Truppen von Frankfurt auf diesem Main-Kinzig-Lauf bis nach Hochstadt und Dörnigheim. Die Kinzig könnte bei Hochstadt in den Main gemündet sein.

Wieder zurückgekehrt zur Kreisstraße sieht man in Richtung Hanau. Dort  stand das Rindenhäuschen, eine Schutzhütte für 20 Personen, deren Wände innen mit Rinde verkleidet waren. Aber auch sie ist verfallen und nicht mehr vorhanden.

 

Am Ende des Waldes biegt man links zum Hochstädter Sportplatz ab, überquert die Autobahn und fährt an der Gabelung  vor den Kleingärten nach rechts, dann wieder links und an der Philipp-Reis-Straße links und über den Bahnübergang Eichenheege (wenn dieser nicht mehr da sein sollte, muß man am Bahnhof die Eisenbahn queren und über die Berliner Straße und die Siemens-Allee wieder zur Eichenheege fahren). An der Eichenheege biegt man nach Osten in die Daimler-Straße ab.

Von der Straße Eichenheege geht nach Osten die Daimlerstraße ab. Man fährt in den Wald und biegt rechts ab auf einen breiten Weg. Von diesem geht nach rechts ein schmaler Weg ab. An ihm  liegt links eine hohe Flugsanddüne. Er führt zunächst zu einer kleinen Lache auf der rechten Seite und dann zu dem neuen Mobilfunkmast, der ziemlich nahe an den Wohngebieten liegt.

 

Nurlache:

Von dort geht es links herum nach Süden weiter und östlich an der Nurlache vorbei. Hier befinden sich ein Kleingartengebiet und ein Vogelschutzgebiet. Die Nurlache ist wahrscheinlich der Rest eines alten Mainarms. In der ersten Urkunde über Dörnigheim von 793 wird die „surdafalacha“ genannt: Dörnigheim liege am Main zwischen Braubach und „surdafa­lacha“. Da die Braubach westlich von Dörnigheim in den Main mündet, müßte die „surdafa­lacha“ östlich des Ortes in den Main münden. Dann könnte es sich um die Fallbach handeln, die damals dort gemündet wäre. Jedenfalls kommt der Name „Fallbach“ im Bereich Hochstadt vor und wird dort vielleicht mit der Braubach gleichgesetzt.

Es könnte aber auch sein, daß der „Oberlauf“ der Braubach gemeint ist, nämlich der heutige Seulbach bei Wachenbuchen. Dann müßte Surdafalalcha im Westen von Dörnigheim sein, also etwa der Landgraben und die heutige Mündung der Braubach.

Man muß jedoch damit rechnen, daß das Bachsystem in früheren Zeiten anders war als heute und vor allem durch die Anlage der Burg in Hanau und später des Teiches in Wilhelmsbad mancher Lauf verändert wurde. Siedlungsraum war jedenfalls nur zu finden an einer erhöhten Stelle am Mainufer und nicht im Überschwemmungsgebiet an der Nurlache.

Hier wurden 1966 von Klaus Ulrich aus dem Kanalaushub verschiedene Siedlungsfunde  aus der Hallstatt-Latène-Zeit gefunden: Zwei Randstücke einer dickwandigen Schale und eines vermutlich doppelkonischen Gefäßes mit gerundetem Rand sowie zwei Scherben vom Hals eines dickwandigen Gefäßes mit Fingertupfenreihe.

Vor den Hochhäuser geht es links weiter.  Am Ende der Wohnbebauung fährt man noch nicht nach rechts, sondern  noch geradeaus bis zu einem geteerten Weg. Dort geht es nach rechts weiter, an der Integrativen Kindertagesstätte vorbei. Links liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Lache ein Bolzplatz. Am Südostrand dieses Platzes steht ein alter Hutebaum. Dieser  wird auch „Huntsbaum“ genannt, an dem die Jagdhunde gelagert haben sollen, aber das könnte  auch eine falsche Lesung von „Hutebaum“ sein.

 

Teiche an der Tannenheege:

Nach links geht es dann an den Sportplätzen „Dicke Buche“ vorbei. Der Weg führt zu den drei Teichen an der Tannenheege, die durch Kiesabbau entstanden sind. Die Kiesgruben sind 1977/78 als Abfalldeponie verfüllt worden und wurden im Jahre 1979 als Freizeitgelände ausgestaltet. Heute ist hier ein Naturidyll entstanden, schon durch Bäume und Büsche zugewachsen, aber auch mit sehr schönen Ausblicken auf Schilfgürtel und  Seerosen.

Hier entstand spätestens zu Beginn oder wenigstens im Laufe des ersten Quartals des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts an der Stelle eines älteren prähistorischen Siedlungsplatzes eine römische Ansiedlung. Man fand einige Mauerzüge, einen Brunnen und mehrere Abfallgruben. Da fruchtbarer Boden als eines der typischen Merkmale römischer Landgüter fehlt, ist die Wahl dieses Siedlungsplatzes nur mit den nur rund 500 Meter entfernten Wilhelmsbader Basaltsteinbrüchen zusammenhängen.

Hier wurden 1973 beim Kiesabbau  viele römische Siedlungsfunde geborgen. Auch in den Jahren 1974-1977 wurden noch Funde gemacht:  Sie waren aus Eisen oder Ziegelstein, man fand tongrundig-rauhwandige Ware und römische Keramik, entweder glatt oder mit Reliefs. Dazu den Stempel des Macio aus Rheinzabern. Nur wenige Meter weiter östlich der Fundstelle gibt es größere Vorkommen toniger Lehme. Und so scheint man hier auch in vorgeschichtlicher Zeit eine umfangreiche Keramikproduktion betrieben zu haben, wie die sehr zahlreichen intensiv verbrannten und teilweise sicherlich als Fehlbrände zu bezeichnenden Scherben prähistorischer Gefäße nahelegen.

Am Beginn des 3. Jahrhunderts scheint die Siedlung ausweislich der Reliefsigillatascherbe noch bestanden zuhaben, die zugleich den jüngsten limeszeitlich datierbaren Fund bildet. Der Ort wurde dann im 4. oder 5. Jahrhundert nochmals aufgesucht oder genutzt, denn spätantike Scherben deuten darauf.

Man fährt östlich der Seen  (nicht nach rechts abbiegen) bis zur verlängerten Kennedystraße. Diese muß überquert werden und auf dem Radweg bis zum  Marie-Curie-Ring. Hier fährt man links auf dem Gehweg weiter und biegt und dann gleich wieder links in die Lise-Meitner- Straße. Diese führt zum Gästehaus des Vereinsrings, nach dem es rechts weiter geht am Friedhof vorbei.  Dann wieder links und rechts zu der Straße „Auf der Burg“ am Umspannwerk.

 

Alte Dorfstelle:

Nördlich der Kreisstraße ist das Flurstück  „Auf der Burg“, nach dem auch eine Straße benannt ist. Hier ist wohl eine frühere Siedlungsstelle, wo eine Ansiedlung gewesen sein könnte, vielleicht sogar der erste Standort Dörnigheims. Hier könnte das 893 schon ausge­gangene „Wicrams­husen“ gelegen haben. Es könnte auf dem in Landkarten dargestellten Hügel - unweit des Kesselstädter Römerkastells - gestanden haben. Es ist bekannt, daß nach dem Fall des Limes viele Römer in den zu­vor besetzten Gebieten in friedlicher Ko­existenz mit der einheimischen Bevölke­rung lebten. Der Name „Wicramshusen“ entstammt allerdings einer späteren Periode.

Ortsnamen mit dem Grundwort „‑hausen“ entstanden zur Zeit der Völkerwanderung (375 bis 6. Jahrhundert). Zur näheren Bestimmung wurde dem Grundwort zum Beispiel ein Personenname beigefügt. In unserem Fall würde das bedeuten, daß hier ein Mann namens „Wicram“ wohnte. - Auf der Kesselstädter Straße geht es rechts weiter und dann gleich wieder inks.

 

Wasserturm:

Passend zum Motto „Handwerk - Technik – Industrie“ war der sonst verschlossene Wasserturm an der Kesselstädter Straße 74 am „Tag des offenen Denkmals“ 2015  für Besucher zugänglich gemacht. Der 47 Meter hohe, 1889 / 1890 aus gelbem Klinker erbaute Wassertrum war Teil des ersten Wasserwerkes der Stadt Hanau, das sich entlang des Mains befand. Obwohl sich der Wasserturm auf Dörnigheimer Territorium befindet, haben die Wasserleitungen von dort keine Verbindung nach Dörnigheim. Er dient ausschließlich dem Hanauer Leitungsnetz.

Durch den Betrieb der Staustufe Kesselstadt ab August 1921 wurden durch das hochgestaute Mainwasser Verunreinigungen einzelner Brunnen des Wasser­werks festgestellt und diese mußten in der Folge abgestellt werden. Schließlich war die Qualität des Wassers soweit beeinträchtigt, daß das erste Hanauer Wasserwerk am 24. Februar 1924 außer Betrieb genommen werden mußte.

Vom früheren Wasserwerk blieb nur der 500 Kubikmeter fassende Wasserturm in Benutzung. Der Wasserturm ist auch heute noch in Betrieb und erfüllt seine Funktion als Ausgleichsbehälter zur Druckregulierung im Hanauer Wassernetz. Die im Turm vorhandene Technik und der genietete Wasserbehälter, der auf dem Turmschaft aufsitzt, konnten nach Maßgabe der Mitarbeiter der Stadtwerke in kleine Gruppen besichtigt werden. Als Aussichtpunkt dient der Turm nicht, da Fenster fehlen. - Der Turm soll irgendwann in den siebziger Jahren einmal eine bedeutende Rolle in einem Kriminalfilm gespielt hat. Selbstverständlich spielte das runde Bauwerk sozusagen die Hauptrolle in dieser Tatort-Folge.

 

Leinpfad:

Der Weg am Main entlang ist der alte Leinpfad (Treidelpfad). Früher  wurden die Marktschiffe und Kähne von Pferden stromaufwärts gezogen. Bis zu sechs Pferde - je nach Schiffsgröße - liefen den Main entlang auf eigens dazu angelegten Lein- oder Treidelpfaden und zogen das Schiff an Leinen. Gegen die Strömung lag die Höchstgeschwindigkeit bei drei Kilometer in der Stunde. „Leinreiter“ führten die Pferde und die Steuerleute mußten darauf achten, daß ihr Schiff nicht mit dem Ufer kollidierte. Da der Main zwischen Hanau und Frankfurt flach war, mußten selbst stromabwärts größere Schiffe über seichte Stellen gezogen werden.

Das Treideln, obwohl schon von den Römern praktiziert. erreichte seine Hochphase an diesem Mainabschnitt im 17. Jahrhundert, als befestigte Leinpfade angelegt wurden. Bis in unsere Tage waren auch die tiefen Rillen sichtbar, die das Schleppseil der Leinreiter im Laufe der Jahre in den Sandstein einer Brücke auf der Philippsruher Allee gefressen hat.

Es war eine beschwerliche Reise. Von Frankfurt nach Steinheim war das Gespann sieben Stunden unterwegs. Die Leinreiter-Rast (Am Maintor 6) in Steinheim diente als Quartier für die Nacht. Zwischen neun und zehn Stunden brauchen die Pferde, um das Schiff von Steinheim bis nach Aschaffenburg zu schleppen, je nach Witterung. In Aschaffenburg angekommen, geht es dann auf der anderen Seite des Mains wieder zurück. Für die Tiere ist das dann wie Urlaub. Denn auf dem Rückweg gibt es für sie nichts zu schleppen, außer dem Wagen, auf dem der Leinreiter nach Hause fährt.

Eine Vergnügungsreise war das Treideln zu keiner Jahreszeit. An trockenen, heißen Tagen plagten Durst und Stechmücken Roß und Reiter. Bei Eis und Hochwasser kämpften die Pferde, teilweise bis zum Bauch im Wasser, gegen Kälte, tückische Strudel und reißende Strömung. Oft standen die Tiere die Knochenarbeit nicht länger als ein Jahr durch, bevor sie ihr letzter Ritt zum Abdecker führte.

Dementsprechend billig war das Fleisch der Tiere zur Zeit des Leinritts: Um die 20 Pfennig kostete ein Pfund Pferdefleisch im vergangenen Jahrhundert.

Doch auch für die Männer, die das Treideln besorgten, war die „Reise” von Frankfurt bis Aschaffenburg durchaus kein Zuckerschlecken. Aber die vergleichsweise gute Bezahlung entschädigte die rauhen Burschen für das harte Geschäft: Zwischen 60 und 90 Pfennig pro Kilometer betrug ihr Lohn Mitte des 19. Jahrhunderts. Den sollen sie aber meist schon auf dem Rückweg in einer der eigens für sie eingerichteten Gaststätten versoffen haben.

Wer sich für die Leinreiterei und die Schiffahrt auf dem Main in vergangenen Tagen interessiert, sollte dem Heimatmuseum in Großkrotzenburg einen Besuch abstatten. Geöffnet ist das Museum am zweiten Sonntag eines jeden Monats von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr. Wer sich lieber in seinen eigenen vier Wänden schlau machen will, dem sei das Buch „Unsere Heimat am Main - Ein Fluß im Wandel der Geschichte” von Eddi Daus empfohlen. Ein Exemplar des Buches befindet sich im Besitz der Hanauer Stadtbücherei.

Erst die industrielle Revolution läutete den Niedergang der Leinreiterei ein. Mit der Erfindung der Dampfmaschine brach um 1820 das Zeitalter der Kettenschifffahrt an. Ab 1886 zog sich - angetrieben durch eine Dampfmaschine - die allseits bekannte „Maakuh“ - an einer Kette mainaufwärts bis Aschaffenburg. Die Kette lag auf dem Grund des Mains und  wurde jeweils vom Schleppdampfer aufge­nommen, lief über Deck und senkte sich am Ende wieder ab. Von weitem glichen eine „Maakuh” einer Fähre mit Schornstein: Die Schiffe waren etwa 50 Meter lang, sieben Meter breit und hatten einen Tiefgang von einem halben Meter. Bis zu 30 Schiffe zog eine „Maakuh“ aus eigener Kraft hinter sich her. Anstelle des Peitschenknalls der Leinreiter war nun immer häufiger das Heulen der „Maakühe” zu hören, wie die Kettenschiffe im Volks­mund genannt wurden. Mittels einer Sirene, die sich anhörte wie das Heulen einer Kuh, warnten die Kapitäne der „Maakühe” entgegenkommende Schiffe - daher rührt dann der Spitzname.

Der Siegeszug der Eisenbahn bedeutete dann das endgültige Aus für die Leinreiterei. Schon seit 1848, mit dem Bau des Wilhelmsbader Bahnhofs, war Hanau über die Schiene mit Frankfurt verbunden. Als dann 30 Jahre später der Hanauer Bahnhof mit seinen sechs Strecken hinzu kam und der Frachtverkehr immer mehr auf die Schiene verlegt wurde, mußten die Leinreiter ihre Pferde für immer ausspannen.

 

Schleuse:

Auf dem Leinpfad kommt man an die Schleuse. Vor der Schleuse hingen früher Flechtkörbe, die als Signalkörbe zur Rege­lung der Schiffahrt Verwendung fanden.  Im  Jahre 1883 begann der Ausbau des Mains, der die Anbindung an die Rheinschiffahrt sichern sollte. Heute sorgen von Mainz bis Miltenberg elf Anlagen, teils mit Sportbootschleusen und Fischtreppen nachgerüstet, für freie Fahrt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Mühlheim eine Staustufe und ein im Main stehendes Kraftwerk gebaut, wegen sei­ner markanten Architektur „Kirche im Main“ genannt. Beim weiteren Mainausbau nach 1965 wurde die Staustufe Mühlheim erneuert. Die neue Schleusenanlage (Länge 300 Meter, Breit 12 Meter, Fallhöhe 3,77 Meter) wurde 1980 in Betrieb genommen und später mit einem Wehr und einer Bootsschleuse ergänzt. Das alte rechtsmainische Wasserwerk wurde 1989 abgerissen und durch eine moderne Anlage mit Turbinen und einer Leistung von 4.800 Kilowatt ersetzt.

Am Ende des Abgangs von der Schleuse in Richtung Kesselstadt steht der „Hutebaum“. Die 300 bis 450 Jahre alte Flatterulme diente dem wei­denden Vieh als Schat­tenspender, allerdings war sie auch als weithin sichtbarer Einzelbaum Sammel­platz fürs Militär, was ihr außerdem den Namen „Läusbaum“ eintrug.

Das letzte Ziel ist das Denkmal für das ehemalige Flußkraftwerk, das aber auf der Mühl­heimer Seite stand.  Man muß erst ein ganzes Stück Richtung Dörngheim fahren, ehe man rechts das Denkmal sieht, das an eine Kirche erinnern soll.

 

Ehemaliges Flußkraftwerk Dörnigheim:                                                     

Ein gusseisernes Verzahnungsgetriebe. Mehr ist nicht übrig geblieben von dem imposanten Bauwerk, das einst mitten im Main stand. Im Jahre 1921 wurde das charakteristische Flußkraftwerk im Zuge des Ausbaus der Staustufe Kesselstadt errichtet und diente viele Jahre der Energiegewinnung, ehe es 1988 gesprengt wurde. Ab Frühsommer 2016 erinnert ein Denkmal am Dörnigheimer Mainufer an das Flußkraftwerk.

Die „Kirche im Fluß“ ist der Titel des Projekts, der die Architektur des einstigen Kraftwerks aufgreift, das mit seinem Turm und dem kirchenschiffartigen Anbau an ein Gotteshaus er­innerte. Durch Wehrstege war es mit den beiden Ufern verbunden. Diese Architektur soll durch das Denkmal mit seinem spitzen Giebel und zwei offenen Seiten aufgegriffen werden. Die Einhausung soll das gusseiserne Verzahnungsgetriebe in Form einer rund eineinhalb Meter hohen Glocke mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern beherbergen und für interessierte Passanten zugänglich machen. Das wuchtige Verzahnungsgetriebe wurde in seiner historisch korrekten Position aufgestellt und mit einer Cortenstahlüberda­chung versehen. Die Hoheit für die Planungen hat das Team von THS-Architekten aus Maintal.

Weil das Denkmal natürlich nicht am ursprünglichen Standort mitten im Main errichtet werden kann, wurde alternativ ein Maintaler Platz ausgewählt. Dieser gibt auch den Blick auf den Fluß frei. Zudem wird durch eine Treppe und einen Steg, die im Bereich des Denkmals entstehen werden, die Nähe zum Fluß gesucht.

Denn das Denkmal soll nicht nur auf das Flußkraftwerk hinweisen, sondern auch die Geschichte der wichtigen Wasserstraße thematisieren. Die Informationstafeln sollen der Bevölkerung und den interessierten Touristen beispielhaft neben den regionalen und geschichtlichen Zusammenhängen der Ende des 19. Jahrhunderts begonnenen Flußregulierung und des Ausbaus mit Schleuse und Wehren auch die große Bedeutung der Wasserkraft als umweltverträgliche erneuerbare Energiequelle verdeutlichen.

Mit der Errichtung des Denkmals erfährt auch die Regionalpark-Route, die auf Dörnigheimer Seite am Main entlangführt, eine zusätzliche Aufwertung. Denn die „Kirche im Fluß“ soll nicht nur ein Informationspunkt, sondern ebenfalls ein attraktiver Rast- und Aufenthaltsort für Spaziergänger und Radfahrer werden, der ein unmittelbares Erlebnis des Flusses, seiner Geschichte und seiner gegenwärtigen Bedeutung erlaubt.

Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf rund 100.000 Euro. „Davon werden zwei Drittel über Zuschüsse, der Rest soll durch Spenden finanziert werden, unter anderem durch die Maintal-Werke (MWG)“.

Im Juli 2016 war aber von einem Ruhepunkt nichts zu  sehen außer einer Bank ohne Lehne in Richtung Kesselstädter Straße. Kein Zugang zum Fluß, keine Informationstafeln, geschweige denn eine Schutzhütte.  Man fragt sich auch, wie sich die Kosten von 100.000 Euro rechtfertigen lassen. So ein  Fundament von zwei mal zwei  Meter Größe macht jeder Kleingärtner für seinen Geräteschuppen.  Und die  Überdachung  hätte jeder Schlosser herstellen können, und  zwar aus Edelstahl und nicht aus Coertenstahl, wie das modern zu werden scheint.

 

 

 

 

 

 

Dietesheim - Lämmerspiel - Mühlheim  (15,5 Kilometer)

 

Dietesheim:

Von der Mühlheimer Fähre fährt man auf dem Mainuferweg (nicht auf dem Damm) bis kurz vor die Schleuse. Die Dietesheimer, liebevoll auch „Basaltköpp“ genannt, haben ihre Eingemeindung vom 1. April 1939 nie richtig verwunden und sind nach wie vor stolz auf ihre Eigenständigkeit, die sich bis zum Jahr 1013 zurückverfolgen läßt. Damals wurde der Name Dietesheim zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Heinrich II. seinen Besitz in Dietesheim mit dem Kloster Lorsch tauschte.

Dietesheim verfügte über kein Fließwasser, das eine Mühle hätte treiben können. Daher verlegten sich die Dietesheimer auf die Mainfischerei neben der allgemeinen dörflichen Feldwirtschaft. Die Mainfischerei war ein Spezialgewerbe, das seit dem Mittelalter als Zunft organisiert ist.

Die heutige katholische Pfarrkirche ist in der Kirchstraße im Westen des Ortes (mit dem schlanken Turm). Älter ist die Gustav-Adolf-Kirche in der Untermainstraße im Ortskern mit der geschwungenen Haube, die heute von der evangelischen Gemeinde genutzt wird. Eine dritte Kirche ist die St. Wendelinus-Kapelle am Alten Friedhof in der Bettinastraße. Sie wurde 1450 erstmals urkundlich erwähnt und immer wieder restauriert und zuletzt 1987 neu geweiht. Die Kapelle ist aus Basaltstein gebaut, ihr Vorbau ist aus Holz. Im Inneren befindet sich heute eine Statue des Hl. Wendelinus. Der früher im Innern aufgestellte „Anna-Selbdritt-Altar“ steht heute in der Dietesheimer Pfarrkirche St. Sebastian.

 

Steinbrüche Dietesheim:

An der Schleuse geht es nach rechts zur Bundesstraße. Auf dieser fährt man erst ein Stück in Richtung Steinheim, überquert sie an der Fußgängerampel und fährt in Richtung Erholungsgebiet. Die Straße führt unter der Bahn hindurch. Danach geht es nach links zum Erholungsgebiet. Am Vereinsheim „Concordia“ geht es links weiter Richtung Grüner See. Hinter dem Anglerheim geht es rechts weiter auf den Rabenlohweg. Am zweiten Weg, genannt „Am Spatzenrain“, biegt man links ab zur Brücke über den Canyon. 

Seit 1830 wurde hier Basalt abgebaut, Pflaster‑ und Schottersteine handgeschlagen über Generationen. Im Jahre 1865 ließ die Familie Krebs erstmals Basalt mit der Hand abbauen und mit Loren zum Main transportieren. Der Name des Frankfurter Sees zeigt, daß neben Privatfirmen auch die Stadt Frankfurt sich in Dietesheim bediente.

Der Basaltabbau hat die Landschaft nachhaltig verändert, Dort, wo früher große, ruhige Wälder waren, entstanden Steinbrüche mit zum Teil gefährlich steil abfallenden Wanden. Um 1900 begann die industrielle Nutzung der Steinbrüche. Man fertigte Schotter an. Das Grundwasser leitete man mit Pumpen in den Main. Die Wunden, die dabei im Erdreich entstanden, waren winzig im Vergleich den riesigen Löchern der maschinellen Ausbeutung von 20 Jahren. Nachdem die Verwendung von Pflastersteinen immer mehr zurückging, wurde der Steinbruch 1982 stillgelegt. Die jahrelangen Detonationen hatten die Häuser der Anrainer gefährlich erschüttert und waren letztlich der Grund zum Aufgeben der Steinbrüche.

Die Besucher konnten auf der Sohle der Steinbrüche durch die abenteuerliche Landschaft mit ihren steil aufragenden, zerklüfteten Felswänden spazierengehen. Nach der Beendigung des Basaltabbaus wurde das Grundwasser nicht mehr abgepumpt und es entstand eine große Wasserflache. Diese wild‑ romantische Seenlandschaft zog mehr und mehr Badegäste an. Sie drängten sich an den wenigen flachen Uferzonen. Im Winter kamen Jugendliche zum Schlittschuhlaufen. Angler nahmen die Ufer in Besitz. Dies gilt auch für die beiden Kies-Seen im Norden des Erholungsgebietes, den Hansteinweiher und den Neuen See mit ihren dichten Schilfgürteln entlang der flachen Ufer.

 

Kletterer, Badende, Reiter und Spaziergänger beschädigten die Uferbereiche mit den seltenen Pflanzen, vernichteten die Anpflanzungen und verdrängten die Tiere, die hier neue Lebensräume gefunden hatten. Nach einem Ausflugstag blieben Müll und Unrat zurück, für den sich niemand verantwortlich fühlte. Einigen diente das Gebiet gar als Müllkippe: Sie entledigten sich ihres Autos im See oder luden ausgediente Möbel und Bauschutt ab. Um die Ansprüche der Erholungsuchenden im Rhein‑Main‑Ballungsraum mit den Schutzinteressen dieses einzigartigen Biotops in Einklang zu bringen, war eine ausgewogene Gestaltung des Gebietes notwendig.

Zusammen mit der Stadt Mühlheim hat der Umlandverband Frankfurt anschließend das Areal innerhalb von elf Jahren zu einem Erholungsgebiet ausgebaut. Das gesamte das Gelände mißt 150 Hektar, davon 25 Hektar Wasserfläche. Etwa 61 Hektar wurden vom Basaltabbau in Anspruch genommen. Die Fläche wurde mit insgesamt 120.000 neuen Bäumen, überwiegend Eichen und Buchen, aufgeforstet. Schon von Dietesheim her lockt eine Allee die Spaziergänger in das Erholungsgebiet; dazu wurden 98 Ahornbäume gepflanzt. Fast 7.000 vorwiegend stachelige Sträucher wie Schlehen, Wildrosen und Brombeeren sollen allzu neugierige Besucher davon abhalten, den sensiblen Naturbereichen zu nahe zu treten.

Die Natur versucht mit Macht aufzuholen. Aufgelassene Steinbrüche stellen einen einmaligen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dar. Sogar an den nackten und steilen Basaltwänden mit wenig Verwitterungskrume setzt die Spontanvegetation ein. Dies gilt auch für die angrenzenden Steilhänge mit Trockenbereichen. Flora und Fauna fühlten sich in den aufgelassenen Brüchen wohl. Auf den Land‑Wasser-Wechselzonen konnten sich Pflanzengesellschaften entwickeln, wie das gefährdete Sumpfweidenröschen, die Sumpfsternmiere, der Roßkümmel und die weiße Seerose. In den Klüften und Höhlen der Seilwände richteten sich Turmfalken und Fledermäuse häuslich ein. Bunte Eisvögel flattern umher. Die flachen Uferbereiche sind Laichgebiete für Fische und Lebensraum für seltene Libellen und Wasservögel. In den feuchten Mulden im angrenzenden Wald fanden bedrohte Froscharten, Kröten öder Molche Unterschlupf. Von den Ufern sind vier sogenannte Flachwasserbereiche mit Röhricht, Rohrkolben, Schilf und Schwertlilien zu bewundern. Käfer und Insekten, wie der selten gewordene Sandlaufkäfer und die Grabwespe, bevorzugen trockene Sandböden.

Es entstand ein attraktives Ausflugsziel. Neben einem Bereich am Eingang wurde auf einer Waldlichtung eine große Grillanlage mit Spielplatz und Toilettengebäude errichtet. Auch viele Mühlheimer Vereine feiern hier gerne ihre größeren Feste. Im Eingangsbereich befinden sich auch die Parkplätze, so daß das übrige Erholungsgebiet nicht durch Autos beeinträchtigt wird. Am Grünen See ist ein Gartenlokal. Auch die Gelände von Kleintier‑ und Hundezuchtvereinen befinden sich hier. Fünf Angelseen, die von den örtlichen Vereinen genutzt werden, schließen sich daran an. Wegen der schmalen Uferbereiche und der gefährlichen Steilwände kann das Baden und das Bootfahren nicht gestattet werden.

 

Am Vogelsberger See ragen Felswände teilweise zehn bis zwanzig Meter hoch. Von seiner Krone erfaßt das Auge die Mainniederung ebenso wie Altkönig und Feldberg. Ein rund 2,5 Kilometer langer Rundweg führt die Besucher um den See. Mit dem Bau dieses Pfades, der sich an vielen Stellen an der Bruchkante entlang schlängelt und schöne Ausblicke auf die Seen gewahrt, wurden Schutzhütten und Rastplätze errichtet. Nur einmal führt die Strecke hinunter und verläuft auf einem Steg über eine Feuchtwechselzone, in der sich allerhand Kleingetier tummelt. Am Canyon, der den Vogelsberger See vom Oberwaldsee trennt, wurde der Rundweg mit einer rund 30 Meter langen Stahl-Brücke geschlossen.

Von hier fährt man dann weiter, bis nach einer kleinen Steigung eine Wegspinne kommt. Hier biegt man gleich links in den Weg ein, der nur schmal und fast zugewachsen ist, sich nachher aber erweitert. Er führt zu einer Kreuzung. Hier geht es links auf den Bruchweg, der zu einer Aussichtsplatform am Oberwaldsee führt.

 

Oberwaldsee:

Der Oberwaldsee bleibt seiner natürlichen Entwicklung überlassen. Er wurde wegen seiner für die Region einmaligen Flora und Fauna 1989 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Um die Tierwelt hier nicht zu stören, führen die Wege abseits des Sees durch den Wald. Nur an zwei Aussichtspunkten können interessierte Besucher die Besonderheit des Gebietes erleben. Fünf neue Feuchtbiotope wurden angelegt. An den Ufern wurden vier Flach­wasserbereiche geschaffen und als Röhrichtzonen mit Rohrkolben, Schilf und Schwertlilien bepflanzt. Zwei ökologisch eher bedeutungslose Wiesen wurden durch Abgraben in Feuchtwechselzonen umgewandelt. Über eine dieser Zonen führt der Rundweg, damit der Besucher von einem Steg aus die einmalige Fauna und Flora erleben kann.

Geologisch betrachtet liegt das Erholungsgebiet in der Hanau‑Seligenstädter Senke. Es wird angenommen, daß die Basaltdecke des „Maintrapp“ vor 13,5 Millionen Jahren ‑ im Miozän ‑ entstanden ist. Hier, wo eine nordsüdlich verlaufende Verwerfung auf das sich senkende Hanauer Becken stieß, konnte Lava in zwei Schüben bis zur Erdoberfläche empor dringen. Da­zwischen liegt eine lehmige, fettige Trennschicht mit Kohle-Einlagerungen. Die beiden Lavaströme und die Trennschicht sind heute am Oberwaldsee noch sehr gut zu erkennen: Die untere Basaltschicht setzt sich aus sechseckigen Säulen zusammen, während die obere aus Platten besteht. Darüber befindet sich eine Schicht aus verwittertem Basalt und Flußschotter des Mains.

Erst geht es noch auf dem Bruchweg weiter, dann in mehreren Knicken rechts ab. An einer Kreuzung, an der links zwei Bänke stehen, geht es wieder rechts ein Stück stark ansteigend ab. Der Weg führt zum Steinheimer Galgen.

 

Galgen:

Zwei runde Steinsäulen stehen noch rechts und links des Weges, etwa fünf Meter hoch aus Bruchsteinbasalt aufgemauert mit einem Durchmesser von 76 Zentimetern und über vier Meter vonein­ander getrennt. Die Säulen sind grün überzogen und deshalb von den Baumstämmen kaum zu unterscheiden. Die beiden Säulen waren bei Hinrichtungen durch einen Holzbalken ver­bunden. Wer will, kann an dieser besonderen Stelle auf den zwei Bänken ein Picknick halten.

Der Galgen steht auf der höch­sten Stelle einer langgezogenen Sand­düne. Das Gebiet war früher nicht bewaldet, denn zur Abschreckung sollten Galgen schon von weitem zu sehen sein. Nach einer alten Gemar­kungs­­kar­te stand der Galgen schon 1579. Steinheim war bereits unter den Herren von Eppstein Sitz eines Hochgerichts. Es tagte unter der Gerichtslinde am Maintor und sprach auch Todesurteile aus. Neben anderen schweren Strafen, wie Ertränken und Rädern, war die Hinrichtung mit dem Strange am Hochgericht üblich.

Eine genaue Nachricht haben wir von einer Hinrichtung aus dem Jahre 1734, weil dazu ein neuer Querbalken angebracht wer­den mußte. Zur Zeit der Frankfurter Herbstmesse im Jahre 1732 hatte der vorbestrafte Wegedieb Clo­mann mit einem anderen Dieb mit Namen Lorenz und einer Mittäterin Margarete Will von dem Reisewagen des Handelsmannes Mändel aus Mannheim am Affentor kurz vor Frankfurt einen Koffer, der hinten auf den Wagen gebunden war, abgeschnitten und Geld und Kleider geraubt. Clomann und Margarete Will waren gefaßt worden. Beide saßen seit zwei Jahren in Haft. Der Dieb im Verlies des Steinheimer Bergfrieds und die Diebin im Zentgefängnis des Rathauses.

Endlich kam nach zwei Jahren von den weltlichen Räten der Kurmainzer Regierung der Befehl, daß Clomann mit dem Strang hingerichtet, und der Galgen mit einem neuen Querbalken versehen werden sollte. Mit einer feierlichen Zeremonie wurden die Vor­bereitungen für das Anbringen des Balkens getroffen. Acht Tage vor der Hinrichtung zogen die Stein­heimer Zünfte, die Schiffer und Fischer, die Bäcker, die Metzger, die Häfner, die Leineweber und die Schäfer, an der Spitze 20 Mann Miliz mit dem Zentgrafen, dem Amtsschreiber und den Schöffen des Stein­heimer Landgerichts nach dem eine halbe Stunde entfernten Galgen.

Als die Zünfte sich auf der Erhöhung hinter dem Galgen aufgestellt hatten, trat der Zentgraf vor und gab mit einem Beil den ersten Schlag auf den neuen eichenen Galgenbalken im Namen des Kurfürsten von Mainz, den zweiten Schlag im Namen des Domkapitels und den dritten im Namen der kurfürstlichen Gerichtsräte. Dann folgten die zwölf Schöffen des Amts und der Zent Steinheim und führten den Beilhieb im Namen des Oberamtmanns, im Namen des Amtskellers und sämtlicher Schöffen. Nach diesen schlugen die Meister sämtlicher Zünfte den Balken an. Diese feierliche Handlung wurde auch mit einem Hammer in derselben Reihen­folge an den beiden steinernen Säulen vollzogen. Darauf zogen die Zünfte zu einem Umtrunk nach dem Stadtwirtshaus, während eigens dazu bestimmte Handwerksleute zurückblieben und den Holzbalken auf den beiden Steinsäulen befestigten.

Am 19. September 1734 fand die feierliche Verurteilung im Rat­haus auf dem Marktplatz statt. Sämtliche Zünfte aus dem Amte waren zu der feierlichen Gerichtsverhandlung entboten worden. Im unteren Raum des Rathauses saßen der Amtsschreiber und die Schöffen: Johann Hamann, Daniel Bauer und Henne Wagner von Obersteinheim, Peter Vollert von Niedersteinheim, Peter Spahn von Dietesheim, Jörg Vetter von Mühlheim, Marzellin Kaiser von Bieber, Endres Roth von Lämmer­spiel, Kaspar Sattler von Rembrücken, Philipp Ricker von Weißkirchen, Peter Wenzel von Hainstadt und Niklas Bauer von Klein‑Auheim. Die Zünfte hatten sich mit Fahnen und Abzeichen ihres Gewerbes vor dem Rathaus aufgestellt. Vor dem schwarz verhängten Richtertisch, auf dem ein Kruzifix stand und ein Stab lag, stand der Angeklagte Clomann.

Der Zentgraf eröffnete das Gericht und fragte den ältesten Schöffen, ob es Zeit, Ort und Recht sei, das Gericht zu hegen. Als die Frage bejaht war, verlas der Amtsschreiber folgende sententia (Urteil): „In der Inquisitions‑Sachen (Klagesache) contra Johann Adam Clomann und Margaretha Willin wird auff die an Churfürstlich‑Maintzische weltliche Herrn Räthe von allhiesigem Ambt nach und nach erstatteten Berichte und beyge­schlossen gewesene proto­colle von dannen anhero ergangenen Befehl von Zent­graffen und Schöpffen des hieselbstigen Churfürstlichen Land‑ und Zentgerichts hiemit zu recht erkandt, daß erwehnter Adam Clomann, weillenn er nach langem hartnäckigenn Leugnen endlich eingestanden hat, wie er in Anno 1732 wehrender damaliger Frankfurter Herbst‑Meß‑Zeit mit beyhillff eines sicheren fremden Purschens Nahmens Lorenz von Gießen, ohnweit Sachsenhausen vor dem soge­nannten Affentor, einen Coffre von einer von Darmstadt nacher Frankfurt ge­kommenen Chaise abgeschnitten und das darinn gefundene Geld ad 1137 Gulden nebst anderen Effecten und Kleidungen mit der coninquisitorischen (mitange­klagten) Margaretha Willin und berührten Lorenz getheilet habe. Daß diesem also sey, sich bey der von den Kauffmann Nahmens Mändel von Mannheim wegenn des in dem Coffre befindlich gewesenen bahren Geldes und effecten Übergebenenn und in Gegenwart der Inquisiten beschwohrenenn Specification geäußert hat. Annebens dieser Clomann ohnangesehenenn der zum zweytenmahl ex capite funti vorher empfangenen Correktion und verrichteter Schantzenarbeit sich annoch in drey unterschiedlichen Diebstahlen sich betretten lassen, folglich als ein incorrigibler und habitualer Dieb sich die Todes‑Straff zugezogen hat, ihn zu wohlverdienter Straff, andern aber zum abscheulichenn Exempel mit dem Strang vom Leben zum Tode zu bringen. Groß‑Steinheim, den 18. Septembris 1734. Der Zentgraf: von Reuß. Die Schöffen“. Die Schöffen und der Zentgraf hatten sich schon vor der Verlesung des Urteils erhoben. Nun ergriff der Zentgraf den Stab, der vor dem Kruzifix zwischen zwei brennenden Kerzen lag, zerbrach ihn, warf ihn dem Angeklagten vor die Füße und löschte die Kerzen aus.

Darauf wurde die Angeklagte Margaretha Will von dem Prangerstein vor dem Rathaus von dem Schergen gelöst und zu dem Angeklagten Clomann gebracht, denn „sie sollte eine halbe Stunde am Pranger stehen, darauf mit dem coninquisitorischen Adam Clomann, um die Todesstraff an ihm vollziehen zu sehen, an das hohe Gericht (den Galgen) hinausgeführt werden, diesem nach dreymahl umb selbigen mit Ruthen gestrichenn, und nach dessen Vorgang gebrandmarket, endlich der Mainzischen Lande für ewig verwiesenn werden“.

Die Angeklagte mußte jetzt einen Eid, die Urfehde, ablegen, nach dem sie ihre Strafe für gerecht ansah und sich dafür nie an der Landesherrschaft, an den Behörden, an den Schöffen oder an einem anderen Untertanen rächen und nie mehr die Mainzischen Lande betreten werde.

Vor dem Rathaus stellten sich die Zünfte auf. Der Scharfrichter und seine Schergen nahmen den Verurteilten in Empfang. Die Landmiliz be­gleitete die Verbrecher, die an Handschellen von dem Scharfrichter und seinen Gesellen geführt wurden. Dann folgten Zentgraf und Schöffen. Der Zug bewegte sich durch die Langgasse, an der Kirche vorbei, von deren Chortürm­chen das Armesünderglöckchen ertönte, durch das Obertor und Pfortenfeld auf dem Dietesheimer Weg nach dem Richtplatz. Dort starrten die beiden runden Säulen in die Höhe mit dem Querbalken, von dem ein Strick zur Erde herabhing. Pater Battoni, der Pfarrer von Stein­heim, betete kniend die Sterbegebete. Der Zentgraf gab das Zeichen, ein Trommelwirbel ertönte und der Scharfrichter waltete seines Amtes.

Nachdem der Verurteilte hochgezogen war, wurde seine Mitschuldige Margaretha Will in den Kreis um den Galgen geführt, der Rücken ent­blößt und von einem Schergen unter Rutenschlägen dreimal um den Galgen geführt. Dann wurde sie mit einem erhitzten Stempeleisen, welches das Kurmainzer Rad trug, gebrandmarkt. Während den Körper des gehängten Weg­diebs die letzten Zuckungen durchbebten, wurde die Gebrandmarkte vom Henker nach Steinheim an den Main geführt, wo sie übergesetzt und drüben am roten Stein auf Hanauer Gebiet freigelassen. Der Gehängte wurde auf dem Schindanger begraben. Jedes Zunft­mitglied erhielt im Stadtwirtshaus auf Kosten des Amtes Steinheim ein halbes Maß Wein und für einen Kreuzer Brot.

Vom Galgen fährt man ein kleines Stück weiter bis zu einem Querweg. Dort ein wenig rechts und dann gleich wieder links kommt man mit einigen Biegungen von Westen her zum Silbersee.

 

Silbersee:

Der See ist ein ehemaliger Steinbruch aus der Zeit, als in diesem Gebiet Basalt gebrochen und zu Pflasterstei­nen verarbeitet wurde. Der See reicht (anders als auf der Karte dargestellt) bis an den Weg heran. Der alte eiserne Förder­turm ist nicht mehr zu sehen. Aber im Wald links steht ein Steinturm, der wohl auch mit dem Steinbruch zusammenhängt. Über den Parkplatz kommt man zur Straße Steinheim-Lämmerspiel. Etwas rechts-links versetzt geht es auf der anderen Seite. Links sieht man am Ende der Wiese das Schild „Naturschutzgebiet“.

 

Rauhensee:

Um das breitblättrige Knabenkraut zu schützen, hat die Stadt Hanau nach lan­gen Verhandlungen eine 2000 Quadrat­meter große Wiese zwischen Steinheim und Lämmerspiel erworben. Die intensi­ve landwirtschaftliche Nutzung hat die Zierpflanze äußert rar werden lassen, auch wenn sie auch sonst noch in der Umgebung zu finden ist. Denn die Orchidee ge­deiht nur auf Feuchtwiesen, die erst spät im Jahr gemäht und nicht mit Kunstdün­ger behandelt werden dürfen. Entspre­chend wird das Areal an einen extensiv wirtschaftenden Landwirt verpachtet und nach naturschutzfachlichen Vorga­ben gepflegt. Auch der Naturschutzbund (Nabu) Steinheim, Eigentümer der be­nachbarten Flächen im Bereich des Naturschutzgebietes Rauhensee, kümmert sich um das Knabenkraut, das Mitte Mai in voller Blüte steht.

Ein Wegweiser zeigt rechts nach Lämmerspiel. Der Weg führt zunächst durch den Wald, dann neben der Straße her. Ein Stück vor Lämmerspiel steht auf der anderen Seite der Landstraße ein Feldkreuz. Hier biegt man rechts ab und kommt nach einem Links-Rechts-Knick zum

Naturschutzgebiet Mayengewann.

 

 

 

Naturschutzgebiet „Mayengewann“:

Im Mühlheimer Naturschutzgebiet „Mayengewann von Lämmerspiel“ östlich von Lämmerspiel konnte durch die sukzessive Rodung einer standortfremden Hybridpappelgruppe und die Entfernung von Pappel-Jungwuchs die wertvolle, orchideenreiche Flachland-Mähwiese in ihrer Entwicklung befördert werden.

Die Gesamtfläche des Wiesen- und Waldgebiets in Größe von sieben Hektar genießt inzwischen als FFH-Gebiet europäischen Schutzstatus. Auch die umgebenden, lediglich unter allgemeinem Landschaftsschutz stehenden Wiesen im Osten von Lämmerspiel sind dank ihrer überwiegenden Mäh- und Weidenutzung sehr artenreich.

Der artenreiche Eichen-Ulmenwald ist umgeben von extensiv genutzten Flachlandwiesen, nämlich Feuchtwiesen, Magerrasen und Großseggenbeständen. ­Hier gibt es seltene Pflanzengesellschaften trockener bis frischer bzw. wechselfeuchter Standorte. Hier finden sich trau­bige Trespe, Fuchs-Segge, Breitblättriges Knabenkraut, gewöhnliche Natternzunge, Kleines Knabenkraut und Pfirsichblättriges Veilchen.

Die Naturschutzbehörde mit engagierten Naturschützern vor Ort konnte in einer erstmals in dieser Form im Kreis Offenbach praktizierten Unisiedlungsaktion die Teilpopulation einer seltenen Orchideenart vor der Zerstörung durch Baggertätigkeit gerettet werden. Die betroffenen Knabenkräuter wuchsen just inmitten des neuen Baugebietes an der Stauffenbergstraße, das sich inzwischen in der Erschließungsphase befindet.

Dazu kommt eine reichhaltige Insektenfauna mit seltenen Schmetterlingsarten, vor allem Ameisenbläulinge (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Heller Wiesenknopf-Ameisen­bläuling). Seltene Tiere sind Springfrosch, Grasfrosch und Taufrosch sowie Neuntöter (Brutnachweis), Rotmilan und Grauspecht als Nahrungsgast

Die Pflegepläne sehen eine extensive Wiesennutzung vor, auch bei derzeitigen Brachflächen. Eichenwald und Obstbäume sollen erhalten bleiben, standortfremde Pappeln, Fichten und Kiefern entfernt werden.

Auf dem weiteren Weg kommt man an einem anderen Feldkreuz vorbei. Am Ende des Wegs geht es links auf einem geteerten Weg in die Kolpingstraße.

 

Lämmerspiel:

Der Name „Lämmerspiel“ erschien erstmals in der Schenkung eines Johannes und seiner Verwandten Antonia aus Meielsheim (eingegangener Ort in der Nähe Mühlheims) an das Kloster Pa­ters­hausen aus dem Jahr des Herrn 1289  Dem Kloster wurde eine Meielsheimer „curia“ (ein Bauernhof) übertragen. Für die Lämmerspieler Geschichte interessant ist die Namensliste der Zeugen, denn darunter war Johannes „decanus de Lymmirsburo“ (Dekan von Lämmerspiel). Johannes war nicht nur Pfarrer von Lämmerspiel, er war eine bedeutende Persönlichkeit in der Region, denn im zehnten Jahrhundert übertrugen die Bischöfe den sogenannten Archi­diakonen räumlich begrenzte Zuständigkeitsbereiche, um eine wirksamere Ausübung der kirchlichen Gerichtsbarkeit zu erreichen. Unterhalb der Archidiakonate gab es dann noch die Archipresbyteriate oder Landkapitel. Als weitere Schreibweisen des Ortsnamens sind u.a. überliefert Limmersbure, Lymmersbuhl, Limmerspüell. Um etwa 1750 wurde Lämmerspiel gebräuchlich. Die weitverbreitete Ableitung von spielenden Lämmern hat also mit dem Ortsnamen nichts zu tun.

Nach den vorhandenen Urkunden besaß Lämmerspiel nur eine einzige Mühle, die neben der Kirche lag. Soweit bekannt, war die Mühle immer im Besitz des Klosters Seligenstadt und in Erbpachten den jeweiligen Müller verliehen. Im Jahre 1490 erfolgte die früheste urkundliche Erwähnung in einem Rechnungsbuch der Seligenstädter Abtei. Die Mühle ist jedoch mit Sicherheit älter. Beim Mühlenprotokoll von 1755 wurde sie als reine Mahlmühle mit nur einem einzigen Mahlgang angegeben.

 

Im Jahre 1884 kaufte Nikolaus Karg, ein protestantischer Mühlenarzt, der bei Bedarf Mühleneinrichtungen reparierte, die Mühle. Um die Rentabilität des Betriebes zu erhöhen, wurde 1887 ein Bäckereibetrieb angegliedert und um 1900 nahm die Witwe von Nikolaus Karg noch einen Handel mit „Landesprodukten und denaturiertem Viehsalz“ auf. Das Anwesen wurde 1914 an die Katholische Kirche in Lämmerspiel verkauft. Nachdem es eine Zeitlang als Lagerraum gedient hatte, wurde das Gelände später teils für die Erweiterung des Kirchengebäudes, teils zur Errichtung von Bauten wie z.B. des Jugendzentrums der katholischen Pfarrgemeinde verwendet.

Wo die Kolpingstraße auf die Mühlheimer Straße trifft, geht es auf dem Radweg ein Stück nach rechts, dann aber gleich über die Straße in einen schmalen Weg, der zum Regenklärbecken führt (mit Schilfteil). Man folgt aber nicht dem Schild „Mühlenwanderweg“, weil dieses den südlichen Teil des Weges meint, sondern biegt noch vorher nach rechts ab auf den Mühlenwanderweg nach Mühlheim.

Durch den Wiesengrund geht es über die Ulmenstraße bis zur Müllerstraße. Hier fährt man nicht geradeaus in die Straße „An der Hildebrandsmühle“, sondern ein kurzes Stück nach links auf der Müllerstraße und noch vor der Brücke wieder nach rechts in den Hennigweg. Dort steht links der Gedenkstein für die Hildebrandsmühle.

 

Mühlenweg:

Mühlen sind das überkommene Wahrzeichen der Stadt. Schon der Name spricht für sich. An Rodau‑ und Bieberbach standen früher bis zu zehn Mühlen, die unter ihren adligen und klerikalen Grundherren über Jahrhunderte klapperten. Die Einführung der Kartoffel aber brachte die Mühlen in Bedrängnis.

Als dann noch die Dampfmühlen hinzukamen, hatte für die Mühlen an der Rodau zwischen 1890 und 1919 die letzte Stunde geschlagen. An die meisten Mühlen erinnern lediglich Gedenksteine auf ihrem einstigen Standort, einige sind in Teilen ihrer Bausubstanz noch in Wohngebäuden erhalten.

 

[Exkurs: Dabei war es überhaupt nicht einfach, eine Mühle zu bauen, denn das war im Hoch- und Spätmittelalter juristisch an den Besitz von Land gebunden. Nur Grundherren, also der Adel und der Klerus, kamen als Erbauer In Frage. Es muß allerdings dazugesagt werden, daß die Grundherren auch die einzigen waren, die damals das erforderliche Kapital zum Bau und zur Unterhaltung einer Mühle aufbringen konnten.

Die Mühlen wurden zunächst gegen einen Pachtzins, der anfangs in Naturalien, später zunehmend in Geld entrichtet werden mußte, auf Zeit verpachtet. Der Müller konnten die Mühlen weder vererben noch verkaufen. Für die Instandhaltung waren die Grundherren verantwortlich

Dieses Pachtverhältnis änderte sich Mitte des 16. Jahrhunderts, als die Grundherren dazu übergingen, die Mühlen in Erbpacht zu vergeben. Nun konnten die Müller die Mühlen tauschen, vererben oder veräußern, sofern die Obereigentümer, die weiterhin den Grund und Boden besaßen, ihr Einverständnis gaben. Diese neuen Rechte der Müller waren jedoch mit der Pflicht verbunden, die Mühlen selbst instand zu halten und auch die Kosten hierfür zu übernehmen. Offenbar war letzteres den Grundbesitzern, deren Rechte sich nun auf die Einnahme der jährlichen Pachtabgaben und eine Entscheidungsbefugnis bei eventuell auftretenden Streitigkeiten beschränkte, zu teuer geworden.

Die Pflicht zur selbständigen Instandhaltung war mit zwei neuen Anforderungen an das Müllerhandwerk verbunden:  Zum einen wurde es sinnvoll und möglich, längere Zeiträume in die wirtschaftliche Kalkulation (Abschreibung von Investitionen, Vererbungsmöglichkeiten) mit einzubeziehen.

 

Zum anderen machte der Wechsel zur Erbpacht am Übergang des Spätmittelalters zur Renaissance den Müller vom abhängigen Pächter zum selbständig kalkulierenden Unternehmer. Zudem ist zur Instandhaltung einer Mühle ein erhebliches Maß an technischem Verstand und handwerklichem Können erforderlich. Auf die Müller dieser Zeit zurückblickend schreibt ein englischer Ingenieur 1861: „Das ganze mechanische Wissen des Landes fand in den Müllern seinen Mittelpunkt!“'

Die Pachtabgaben der Mühlheimer Mühlen waren am Ende des 16. Jahrhunderts im Vergleich zu anderen Gemeinden, die keine geistlichen Herren hatten, gering. Aus diesem Grund dürfte diese Zeit die wirtschaftliche Hochphase der Mühlheimer Müller gewesen sein.

Die Zeit der Blüte wurde durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen, in dessen Verlauf die meisten Mühlen zerstört wurden und die meisten Müller abwanderten, vertrieben oder getötet wurden, so daß sich um 1650 nur noch eine ehemalige Müllerfamilie im Kirchenbuch findet. Die Grundbesitzer waren froh, daß Zugewanderte die zerstörten Mühlen wieder aufbauten und der Pachtzins wieder auflebte. Die wirtschaftlich besten Zeiten aber waren Ende des 17. Jahrhunderts endgültig vorbei.

Neben der zunehmenden Konkurrenz um 1720 kamen zu den sieben vorhandenen Mühlen zwei weitere hinzu. Es war vor allem die Auflösung der klassischen Dreifelderwirtschaft

im 18. Jahrhundert, die zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Müller beitrug. Die Mühlen verloren den Anschluß an die technische Entwicklung ihrer Zeit. Um 1890 arbeiteten die meisten von ihnen noch genauso wie im Mittelalter.

Die schon seit Ausgang des 18. Jahrhunderts unter großem Kapitaleinsatz in den Städten errichteten Dampfmühlen mit Walzenmahlwerk waren den alten Wassermühlen mit scheibenförmigen Mühlsteinen hinsichtlich Leistung, Kapazität, Produktivität, Qualität des gemahlenen Mehls, Unabhängigkeit des Standortes und Unabhängigkeit von natürlichen Einflüssen (Hoch-, Niedrigwasser) schon weit überlegen.

Als Ende des 19. Jahrhunderts diese Mühlen durch die noch moderneren Mühlen mit Benzin- oder Elektromotoren abgelöst wurden, hatte auch die letzte Stunde der Mühlheimer Mühlen endgültig geschlagen. Zwischen 1890 und 1910 wurde eine nach der anderen stillgelegt. Nur die Brückenmühle erfuhr durch den Einbau eines Walzenmahlwerks und einer halbautomatischen Siebanlage 1910 eine technische Modernisierung, die sie den Ersten und Zweiten Weltkrieg überdauern ließ].

 

Hildebrandsmühle:

Die Hildebrandsmühle oder Weißkopfmühle wurde 1576 mit dem Namen „Holzmühle“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt und war der kurmainzischen Kellerei in Steinheim tributpflichtig. Im Jahre 1755 wurde das Anwesen beim Mühlenprotokoll als baufällig und die wirtschaftliche Lage als sehr schlecht angegeben. Den späteren Besitzer Peter Hillebrand fand man Anfang 1810 ertrunken unter dem Rodau-Eis, sein Erbe Martin Hillebrand starb 1830 als „Müller auf der Weißkopfmühle an Verstopfung“. Nicht zuletzt wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse wechselten häufig die Mühlenbesitzer. Zwischen 1868 und 1896 investierte die Familie Schmidt viel in den Mühlenbetrieb, dennoch war ein Wertverfall unvermeidbar. Im Jahre 1896 wurde die gesamte Anlage von der Firma Epstein aus Frankfurt-Niederrad aufgekauft und bis 1909 als Gerberei genutzt. Von der ursprünglichen Mühle ist heute nichts mehr vorhanden, lediglich der Straßenname „An der Hildebrandsmühle“ in dem heutigen Wohngebiet erinnert noch an sie.

Kurz vor dem Gedenkstein mündet die Bieber in die Rodau. Auch hier standen verschiedene Mühlen: Die Seipelsmühle ist erstmals 1574 erwähnt und stand an der Stelle der Wohnblocks. Auch die Rickertsmühle etwas weiter oberhalb ist heute Teil der Siedlung Markwald. Sie wurde 1709 erstmals erwähnt und 1780 neu gebaut. Ein Mühlstein trug die Jahreszahl 1582. Noch weiter oben ist die Käsmühl, die ihren Namen daher hat, daß zwei wandernde Handwerksburschen dort nur einen Käse erhielten und sich darüber lustig machten.

 

Nach Unterquerung der Lämmerspieler Straße und der Eisenbahnlinie fährt man nun nach links über die Rodau und rechts weiter, bis zur Friedensstraße. Links steht ein Gedenkstein für die Straßenmühle und ein Stück weiter ein Denkmal, das die harte Arbeit der Müllerburschen würdigt.

 

Straßenmühle (Reutersmühle):

Der Erbauungszeitpunkt der Mühle und die damaligen Obereigentümer sind unbekannt. Vermutet wird eine Zugehörigkeit zum Stift St. Peter in Mainz. Auf einer kurmainzischen Landkarte von 1550 ist sie als einzige Mühle draußen auf dem freien Feld dargestellt. Wechselnde Besitzer und Leerstände ließen die Mühle verfallen, bis sie 1713 von Hans Völper (Felbert) von der Deutschherrnmühle in Frankfurt wieder aufgebaut wurde. Im Jahre 1755 befand sich abermals alles in baufälligem Zustand. In den folgenden 50 Jahren wurde sie wieder aufgebaut und um eine Ölmühle ergänzt. Die Reutermühle war die am höchsten besteuerte Mühle dieser Zeit, bei der jedoch im ausgehenden 19. Jahrhundert ein deutlicher Wertverfall zu beobachten war. Um 1900 war sie schon mehr eine Gastwirtschaft als ein Gewerbeunternehmen. Hinter der stark verfallenen Mühle lag ein Gärtchen, in dem sich alltäglich Mühlheimer Prominenz und auswärtige Gäste bei Handkäse und Bier trafen. Im Jahre 1907 war die Mühle außer Betrieb. Von den alten Mühlenbauten hat sich keine Spur erhalten. Sie befanden sich an der Stelle, an der heute die Gebäude der Schreinerei Noll stehen.

Weiter geht es westlich an der Rodau entlang. Nach der Überquerung der Rodaustraße wechselt man auf die östliche Seite der Rodau. Rechts sieht man die bekannte Gaststätte „Alte Wagnerei“.

 

Brückenmühle:

Die Mühle wurde 1576 erstmals urkundlich erwähnt als „des Schultheißen Mühl“. Mit „zwei Maltern drei Simmern Korn“ war die Brückenmühle abgabenpflichtig an die Kellerei Steinheim und damit dem Kurfürsten und Erzbischof von Mainz. Indirekt genannt wurde sie schon 1551 in einem speziellen Verzeichnis, das zur Eintreibung einer Sondersteuer aufgestellt wurde, um ein Reichsheer gegen die von Südosten vordringenden Türken finanzieren zu können.

Von 1687 bis 1855 befand sich die Mühle in Besitz der Familie Faller. Nach zwi­schenzeitlich wechselnden Inhabern wurde sie 1871 von der Familie Krebs erworben, die sie technisch modernisierte

Im Gebäude sind alle technischen Stufen der Müllerei erhalten, vom „altdeutschen Mahlgang“ bis zum elektrischen „Walzstuhl“. Durch den Einbau eines Walzwerks konnte die Mühle überdauern. Es wurde eine eigene Anlage eingebaut zum Trennen von Kleie vom Mehl und kurze Zeit später eine Vorrichtung, die das Getreide zwischen Metall-Walzengängen zerkleinerte und so einen wesentlichen höheren Feinheitsgrad des Mehls ermöglichte. Die Kapazität dieser Anlage war um ein Mehrfaches höher als die der alten Steinmahlgänge, so daß auch das nächtliche Aufstehen entfiel, um Getreide in den Trichter nachzuschütten. Bis in die sechziger Jahre blieb das (elektrisch) betriebene Mahlwerk intakt. Außerdem gibt es noch einen Quetschstuhl für Hafer und einen Schrotgang für Futtergetreide. Durch Elevatoren (die Vorläufer der heutigen Fließbänder) wurde das geschrotete Getreide transportiert.

Das Wasserrad mit frisch erneuerten Holzschaufeln ist das einzige erhaltene im Kreis Offenbach. Die letzte Müllerin Antonie Krebs hat das Mühlrad von Fachleuten aus dem Erzgebirge nachbauen lassen.

Die Brückenmühle steht unter Denkmalschutz, aber es wird in ihr nicht mehr gemahlen.

Die Mahleinrichtungen sind aber noch in mahlfähigem Zustand erhalten. Doch nur am „Mühlentag“ am Pfingstmontag wird zu Schauzwecken Korn gemahlen. Frau Krebs ist inzwischen gestorben, das Gebäude wurde von der Stadt Mühlheim aufgekauft.

 

Mühlheim - Offenbach- Fechenheim - Rumpenheim - Mühlenwanderweg 

 

Rumpenheim:

Von der Mühlheimer Fähre geht es auf dem Mainuferweg nach Rumpenheim. Auf dem Weg kommt man blad zur renaturierten Rodaumündung (an der Brücke über die Rodau): In der Mitte liegt eine kleine Insel als Fischkinderstube. Rechts sind ein Feuchtbiotop und eine Ruhezone für den Naturschutz. Links befinden sich Schmetterlingswiese, Ruhebänke (mit Blick zur Stadt), eine Liegewiese mit Bank und ein Erlebnisspielplatz mit Wasserzugang. Bald ist man in Rumpenheim.

 

Das Dorf Rumpenheim:

Schon im Jahre 770 besaß das Kloster Lorsch hier Güter und pflanzte Weinreben an. Das Dorf kam an die Herren von Münzenberg, die die Hanauer Dynasten mit Rumpenheim belohnten. Diese gaben den Ort an andere Rittergeschlechter, von denen eins den Namen „von Rumpenheim“ führte und aus der Wetterau kam. Petrus von Rumpenheim wird 1430 erwähnt. Im Jahre 1769 kaufte Landgraf Karl von Hessen-Cassel das Dorf. Rumpenheim war nach der Landseite hin von einem wehrhaften Mauerzug umgeben, durch den zwei Tore führten. Von der Ummauerung bestehen noch wenige Überreste.

 

Schloß Rumpenheim:

An der Stelle des Schlosses stand anfangs das Landhaus des Hanauer Kammerpräsidenten Georg Seiffert von Edelsheim, der  1680 auf hochwassersicherem Gelände erbaut wurde und wahrscheinlich auch einen Garten besaß, der sich auf der Ostseite an das Herrenhaus anschloß. Es war Keimzelle der späteren Residenz, die heute noch mit ihren Umfassungsmauern im „Corps de Logis“ (dem Mittelteil des Schlosses) erhalten ist. Bald kam der Besitz an Hanau zurück und fiel 1736 an Hessen-Kassel.

Dessen Landgraf Friedrich I. (1747-1837) wurde durch seine acht an in- und ausländische Höfe verheirateten Kinder zum „Großvater Europas“. Doch nach dem Übertritt des Erbprinzen Friedrich II. zum katholischen Glauben trennte sich 1755 die Landgräfin Marie (eine geborene Prinzessin von Großbritannien und Tochter von König George II.) von diesem und nahm 1763 in Hanau ihren Wohnsitz, um dort die Regentschaft für ihren ältesten Sohn auszuüben.

Im Jahre 1768 erwarb ihr zweiter Sohn Carl die Edelheim’schen Güter in Rumpenheim und stellte sie seiner Mutter zur Verfügung. Die Landgräfin verbrachte ihre Sommermonate ab 1769 nicht mehr in Schloß Philippsruhe, sondern in den fürstlichen Gemäuern am südlichen Mainufer in Rumpenheim.

Karl und seine Mutter Landgräfin Marie erweiterten 1770 das Herrenhaus um zwei seitliche Anbauten und vergrößerten den Garten. Diese Anbauten kann man noch an der Mainfront erkennen, noch besser aber im Innenhof, wo noch zwei kleine Türme angedeutet sind.

Entsprechend der Herkunft der Landgräfin Maria erhielt der Rumpenheimer Sommersitz englische Gartenarchitekten. Der Garten wurde im anglo-chinoisen Stil umgestaltet, vielleicht auch erweitert und mit verschiedenen Staffagen ausgestattet. Im Jahre 1780 erhielt das Schloß auf der Rückseite die für eine kleine Hofhaltung notwendigen Nebengebäude sowie eine Vergrößerung und Verfeinerung des Parks mit verschiedenen Lustbauten.

Nach dem Tod der Landgräfin Marie 1772 verkaufte Landgraf Carl Ende 1780 Rumpenheim an seinen jüngeren Bruder Friedrich, Begründer der nicht-regierenden Seitenlinie Hessen-Rumpenheim. Landgraf Friedrich baute das Schloß weiter aus. Gleichzeitig vergrößerte er den Garten beträchtlich nach Osten und Süden durch weitere Geländekäufe, wofür die ursprünglich dort befindlichen Hofreiten sowie das Pfarr- und Schulhaus des Dorfes Rumpenheim niedergelegt und weiter westlich neu errichtet werden mußten. Die 1756 erbaute Kirche kam dadurch in den Bereich des Schloßgartens.

Eine Gouache belegt das Aussehen des Schlosses um 1790, dessen Äußeres sich baulich später nur noch geringfügig mit der Aufstockung des mainseitigen Mansarddaches zu einen dritten Geschoß verändern sollte.

Obwohl Friedrich bis 1794 als Gouverneur der Festung Maastricht in niederländischen Diensten stand, ließ er bereits im Januar 1781 Schloß und Garten zeichnerisch aufnehmen und eine Erweiterung planen. In kurzer Zeit wurden die beiden südlichen Seitenflügel angefügt und 1787 als Gelenk zwischen diesen und dem Mittelbau je ein Pavillon eingepaßt und 1788 ein Uhrturm aufgesetzt. Es wurde auch ein drittes Geschoß auf der Mainseite aufgesetzt und das Mausoleum erbaut (nach anderer Angabe erst 1804 bis 1805).

Damit erhielt das Schloß seine heutige Gestalt. In Verbindung mit dem Uhrturm auf dem mittleren Hauptgebäude und der längs des Kranzgesimses hinziehenden Attika verhelfen die Pavillons der im Ganzen schlichten dreigeschossigen Uferfassade zu einer gewissen architektonischen Wirkung.

Dagegen wurde der Garten immer wieder im Zeitgeschmack überformt. Nach dem Tod von Friedrich 1837 übernahmen es insbesondere seine beiden Söhne Georg und Friedrich, Rumpenheim weiter auszugestalten und die Gärten zu verschönern. Die Anlage einer Wasserleitung ermöglichte ab 1850 die Inbetriebnahme von Springbrunnen. Im Jahre 1857 konnte durch den Ankauf von 4 Hektar Gelände mainaufwärts die Gartenfläche nahezu verdoppelt werden.

Das Schloß wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Treffpunkt der Fürstlichkeiten aus aller Welt. Hier promenierten Kaiser Franz Joseph von Osterreich, die Könige von Sachsen, Bayern und Hannover anläßlich des Frankfurter Fürstentages 1863. Die Besucher kamen gerne, weil es in dem „Familienschloß“ auch familiär zuging. Die Verwandtschaft - die bis nach England und Dänemark reichte - kam gern nach Rumpenheim.

Der Abglanz der hessischen Landgrafen hat Rumpenheim einen „gewissen Wohlstand“ und viel Aufmerksamkeit verschafft. Etwa, wenn für die Hochzeit der Prinzessin Elisabeth mit dem Erbprinzen von Anhalt 1884 die Generalüberholung des ganzen Hauses anstand. Oder im gleichen Jahr zur Trauerfeier für Landgraf Friedrich Wilhelm. Im „Grünen Saal“ aufgebahrt unter der Ehrenwache seiner Offiziere, zwischen Kerzen, Ordenskissen, täglich mehr Blumen, schien der Vorbeizug der Trauergäste nicht zu enden.

Großereignisse waren auch seit Landgraf Friedrich die „Familientage“ fürs Volk, begehrter Anlaß zur „Adelsschau“ und für die Geheimpolizei höchste Wachsamkeitsstufe. Von einem dieser Feste holten sich Griechen gleich ihren neuen König nach Athen, Friedrichs Enkel Wilhelm von Schleswig-Holstein-Glücksburg (1863). Letzter monarchischer Besucher war Kaiser Wilhelm II. zum Geburtstag seiner hessisch verheirateten Schwester Margarethe (1898).

Die landgräfliche Familie bewohnte Rumpenheim regelmäßig bis 1902. Preußen hatte kein Interesse an der südmainischen Exklave und trat Rumpenheim an Hessen-Darmstadt ab. Der Ort wurde 1942 nach Offenbach eingemeindet. Im Zweiten Weltkrieg erhielt der Mittelteil des Schlosses im Jahre 1943 mehrere Bombentreffer und brannte aus.

Im Jahre 1965 gingen Schloß und Park von der Kurhessischen Hausstiftung in den Besitz der Stadt Offenbach über, ohne daß allerdings Klarheit über die künftige Nutzung dieser ehemals feudalen Residenz bestanden hätte. Obschon Schloß, Park und Kirche seit 1921 unter Denkmalschutz standen, begann sich in einem 1973 durchgeführten Wettbewerb abzuzeichnen, daß an ihrer Stelle Wohnhochhäuser die künftige Mainsilhouette bestimmen sollten. Nur durch die Gründung einer Bürgerinitiative und deren engagierten Einsatz über Jahre ließ sich der drohende Abbruch verhindern.

In den 1980er Jahren kam es zu ersten Sicherungsmaßnahmen. Seit 1985 sind die südlichen Seitenflügel des Schlosses sowie der ehemalige, im Süden quer dazu stehende Mar­stall zu Wohnungen ausgebaut worden, wobei im Äußeren der Zustand der Zeit um 1805 wiederhergestellt ist.

Seit 2002 ist das eigentliche Schloß wieder aufgebaut und präsentiert sich wieder in seinem historischen äußeren Erscheinungsbild. In seinem Innern enthält es 2004 moderne Eigentumswohnungen der gehobenen Preisklasse. Bleibt noch die vielleicht sensibelste Aufgabe zu lösen: die Rettung von Garten und Park.

 

Die Fähre:

Die Fähre wird schon im Jahre 770 in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt. In den nachfolgenden Besitzwechseln des Kammergutes Rumpenheim wird sie stets als dazugehörig gefordert. Die „fliegende Brücke“ der Landgrafen war immer wichtig für das Schloß.

Heute wird sie von der Familie Dill als Familienbetrieb betrieben. Im Jahre 2008 haben die Gutachter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Aschaffenburg die Neuerungen an der Fähre begutachtet, sie darf nunmehr bei bis 2,60 Meter Wasserhöhe übersetzen (zuvor waren nur 2,10 Meter erlaubt). Die Seile und die Befestigung der Oberstrommastanlage wurden verstärkt, das Gierseil, das die Fähre mit dem Hochseil verbindet, wurde von zwölf auf 16 Millimeter verstärkt. Für ein Auto ist ein Euro, für ein Rad 50 Cent und für Fußgänger sind 30 Cent zu zahlen.

Die Fähre ist ohne Gasthaus nicht denkbar. Das „Schiffchen“ steht hier seit dem 18. Jahrhundert, äußerlich sich treu geblieben, innen neuerdings fein geschniegelt, aber immer noch mit üppigen Portionen und den Offenbachern einen Spaziergang wert.

Unterhalb des Gasthauses geht es am Main entlang. Am Ende der Kleingärten geht es nach links und dann wieder rechts. Ein Stück weiter gabelt sich der Weg. Man fährt nicht rechts am Mainufer weiter, sondern nach links und dann wieder rechts auf der Teerstraße neben dem Damm bis zum Schultheisweiher, zu dem man nach links einbiegt (kein Wegweiser, aber einziger Zugang in den Wald).

 

Mainbogen Rumpenheim:

Die Firma Schultheis begann 1928 mit dem Kiesabbau im Bürge / Rumpenheimer Mainbogen. Durch die Auskießung entstanden mehrere Seen, die vom Grundwasser gespeist wurden. In den sechziger Jahren, als der Kiesabbau aufgegeben wurde, war der Schultheis‑Weiher viel größer als heute. Damals begann man, den See zu verfüllen. Im Jahre 1975 verhinderte dann die Stadt Offenbach durch einen Bebauungsplan, daß weiterhin Erdmassen in den See gekippt werden konnten und rettete so den Schultheis‑Weiher. Die Lkw‑Ladungen, die nicht mehr in den See geschüttet werden durften, waren die Grundlage für die Hügel am Nordufer des Sees.

Der ehemalige Baggersee „Schultheisweiher“ wurde rekultiviert, um im Naturschutzgebiet dennoch Freizeitaktivitäten zu erlauben.

Die Natur und der Mensch ergreifen Besitz. Aufgelassene Kiesgruben sind kein Niemandsland: Auf Brachflächen setzt sofort Spontanvegetation ein. Seltene, extreme Standorte, wie Steilufer, Land‑Wasser‑Wechselzonen, Trockenbereiche, feuchte Mulden und Erdhügel, sind Lebensräume für spezielle Pflanzen und Tiere, die ‑ auf diese besonderen Lebensräume angewiesen ‑ in unserer Kulturlandschaft nur noch selten vorkommen oder gar vom Aussterben bedroht sind.

Feuchte Mulden bieten Lebensraum für Kröten, Frösche und Molche. Diese wiederum sind eine wichtige Nahrungsquelle für verschiedene Vogelarten. Auf Kiesbänken brüten Flußregenpfeifer, in Trockenzonen tummeln sich Käfer und Insekten. Im Schultheis‑Weiher konnten sich die Dreikantmuschel und die Große Teichmuschel besonders gut entwickeln. Von beiden ernähren sich verschiedene Wasservogelarten.

Aufgrund seiner geographischen Lage im Kreuzungspunkt zweier wichtiger Vogelzuglinien wurde der Schultheisweiher zu einem bedeutenden Rastplatz für nordeurasische Wasserzugvögel, die hier ihre Nahrung finden und ‑ je nach Art und Witterung ‑ eine kurze Rast auf dem Weg nach Süden einlegen oder auch den ganzen Winter über bleiben.

Immer wiederkehrende Gäste sind vor allem Entenarten, wie Reiher‑, Tafel‑, Löffel‑, Schell‑, Moor‑ und Pfeifenten, Taucherarten wie Hauben‑, Zwerg‑, Rothals‑, Schwarz‑ und Prachttaucher sowie Kormorane und Fischadler. Zu den Tierarten, die in ihrem Bestand gefährdet sind, gehören der Fußuferläufer, der Steinschmätzer, das Braunkehlchen, die Beutelmeise, der Kiebitz, das Rebhuhn und der Fasan.

Schon in den dreißiger Jahren - also noch während des Kiesabbaus - kamen die ersten Badegäste zum Schultheis‑Weiher. Später nahmen Angler die Ufer in Besitz. Tauchsportler trainierten im See. Segler und Windsurfer drängten sich auf dem Wasser. Auf dem Gelände wurde gezeltet, gelagert und Feuer angezündet. Es entwickelten sich chaotische Zustände. Die Erholungssuchenden kümmerten sich wenig um die Besonderheiten der Natur. Meist ohne es zu wissen, zertrampelten sie wertvolle Pflanzen und störten oder verdrängten selten gewordene Tiere. Sie hinterließen Abfall und Müll. Und mancher entsorgte hier sogar sein Auto oder seine Couchgarnitur.

Der Umlandverband Frankfurt und die Stadt Offenbach am Main haben sich deshalb ab 1981 der Gestaltung und Herrichtung des Bürge / Rumpenheimer Mainbogen angenommen und ihn unter Wahrung seiner Funktionen für Klima, Natur‑ und Landschaftsschutz sowie der landwirtschaftlichen Nutzung zu einem relativ naturbelassenen Gebiet für die ruhige Erholung entwickelt.

Vor allem ging es dabei um die Reparatur eines Landschaftsschadens, die Rekultivierung des Sees im Zentrum des Erholungsgebiets. Der Kiesabbau hatte rechteckige, sich an dem Zuschnitt der Grundstücke orientierende Wasserflächen hinterlassen, mit steilen Ufern und kahlen Böschungen. Diese wurden wieder harmonisch in die Landschaft eingegliedert.

Dazu waren Geländemodellierungen und gezielte Initialpflanzungen erforderlich. Die Maßnahmen wurden in einem bundesweiten ldeen‑ und Realisierungswettbewerb entwickelt. Die Bauarbeiten begannen im September 1983. Insgesamt wurden 125.000 Kubikmeter Erde bewegt, 180.000 Bäume und Sträucher sowie 11.000 Wasserpflanzen gepflanzt. Im Sommer 1984 war der Sandstrand schon so weit hergerichtet, daß hier wieder gebadet werden konnte. Im Jahre 1985 stand dann auch die Badeterrasse bereit. Man hatte die Kaimauer, auf der früher der Ladekran lief, dazu umgebaut. Die Arbeiten an der Ufer‑ und Geländemodellierung an der südlichen Seeseite dauerten noch bis Frühjahr 1986. Im Sommer 1987 konnte dann der Badebetrieb offiziell beginnen, nachdem Sanitäranlagen errichtet und Informations‑ und Hinweistafeln aufgestellt waren.

Im Norden wurde etwa die Hälfte des Gebietes als Bereich abgegrenzt, in dem sich die Natur ungestört entwickeln kann. Er ist an Land durch Zäune und im See durch eine Bojenkette von dem übrigen Gelände getrennt. Das Naturschutzgebiet darf von den Besuchern nicht betreten werden.

Durch seine Lage im Kernbereich des Ballungsraumes zwischen den Städten Frankfurt am Main und Offenbach am Main ist der Bürgel / Rumpenheimer Mainbogen mit seinem 115.000 Quadratmeter großen Badesee zu einem beliebten naturnahen Freizeitgebiet geworden. Das Baden ist nur vom 1. Mai bis zum 15. September gestattet. Surfen und Segeln konnten nicht erlaubt werden. Sandstrand und Liegewiese wurden so angelegt, daß die abgeflachten Ufer einen bequemen Zugang zum See gestatten und auch Kinder und Nichtschwimmer sich ins Wasser wagen können (im Nordteil ist allerdings der Zugang nur mit grobem Kies verfüllt und es geht ziemlich steil ins Wasser).

Duschen und Toiletten sind vorhanden, Umkleidekabinen und Kiosk sucht man allerdings hier vergebens. Festangestellte Aufsichtskräfte und freiwillige Helfer von Vereinen und Verbänden helfen den Erholungssuchenden, die „Spielregeln“ zu beachten. Zwar können Verstöße mit einem Bußgeld geahndet werden, doch ist dies in der Regel nicht erforderlich. Fast immer reichen Hinweise der Aufsicht aus.

Ein etwa zweieinhalb Kilometer langer Rundweg führt um den See, mal direkt am Seeufer entlang, dann durch Felder und Wiesen. Vom Hochwasserdamm hat man Einblick in das Naturschutzgebiet und eine schöne Aussicht über das weitläufige Mainvorland.

 

Jüdischer Friedhof:

Am südlichen Rand des Schultheisweihers liegt der jüdische Friedhof von Bürgel. Hier wurden bereits im 17. Jahrhundert die Toten der jüdischen Gemeinden Bürgel, Offenbach und Mühlheim am Main beigesetzt. Der Friedhof wurde 1821 und 1842 erweitert und mit einer Mauer umgeben. Sie wurde mit Hilfe einer Spende von Dr. Elsaß aus Kopenhagen, dessen Eltern aus Bürgel stammten, finanziert. Von 1840 bis 1874 fanden etwa 130 Beerdigungen statt. Auch nach der Eingemeindung Bürgels nach Offenbach wurde der Friedhof weiterhin benutzt (mindestens bis 1938). Die Friedhofsfläche umfaßt heute 26,59 Ar. Der älteste Teil des Friedhofes wird der östliche Teil sein, in dem keine Grabsteine mehr erhalten sind. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich auf dem Friedhofsgelände eine Flakstellung. Möglicherweise wurden dadurch die älteren Gräber zerstört.

 

Bürgel: Jüdische Gemeinde

Auf dem sogenannten Mittelweg fährt man dann auf der Teerstraße weiter nach Bürgel. Auch im Ortsbreich fährt man nicht auf den eigentlichen Dammweg, sondern bleibt auf der Teerstraße entlang der Häuser. Nach links blickt man in die Schifferstraße, wo auf der Ecke ein Hochhaus steht. Man hält aber erst an der nächsten Straße, der Bürgerstraße. Wenn man in diese hineinblickt, sieht man auf der linken Seite ein gelbes Haus, das einmal die Synagoge war.

Erstmals werden Ende des 16. Jahrhunderts Juden aus Bürgel genannt: In Bonn und Friedberg wird ein Rabbi Moses von Bürgel (R. Mose ben Jisai oder Josef Bürgel) genannt. Er soll 1575 in Bürgel geboren sein und nach 20-jährigem Wirken in Friedberg am 5. Oktober 1643 gestorben ist. Im Jahre 1603 wird die Bürgeler jüdische Gemeinde erstmals in einer Liste über die damals erhobene „Türkensteuer“ erwähnt.  

 Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu. Mitte des 17. Jahrhunderts waren es 10 Familien). Mitte des 18. Jahrhunderts gab es etwa 25 jüdische Familien am Ort. Um 1800 waren es etwa 40 jüdische Familien und 1905 gab es 149 jüdische Einwohner. Zur jüdischen Gemeinde in Bürgel gehörten auch die in Mühlheim am Main und Dietesheim lebenden jüdischen Familien (ab 1887 bildeten diese eine eigene Gemeinde mit Sitz in Mühlheim).   

Im Jahre 1933 lebten noch etwa 60 jüdische Personen in Bürgel (in etwa 15 Familien). In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Druckmittel weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 haben weitere jüdische Personen den Ort verlassen. Im Jahr 1939 wurden noch 27 jüdische Einwohner gezählt. Von den letzten jüdischen Einwohnern wurden 1942 drei jüdische Bewohner in das Ghetto Theresienstadt deportiert, neun weitere Personen in die Vernichtungslager nach Polen.   

 An Einrichtungen bestanden eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (1781 genannt) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorsänger und Schochet (Schlachter) tätig war. Im Jahre 1837 wird als Lehrer in Bürgel Elias Birkenstein genannt (zuvor Lehrer in Battenberg und Batten­feld). In den Jahren vor 1895 war ein Lehrer Feuchtwanger am Ort. Letzter Lehrer der Gemeinde war von 1895 bis 1923 Abraham Weinberg. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Offenbach am Main. 

 

Die Geschichte der Synagoge war wie folgt: Zunächst war ein Betraum vorhanden, der sich in einer Stube im „Falltor“ befand, einem Torturm der Ortsbefestigung am östlichen Ende der Bürgerstraße. Im Jahre 1824 wurde die Synagoge in der Bürgerstraße (frühere Borngasse) erbaut und eingeweiht. Im Jahre 1856 wurde das Gebäude renoviert. Auch nach der Eingemeindung Bürgels nach Offenbach fanden in der Bürgeler Synagoge Gottesdienste statt. Im Jahre 1924 konnte das 100-jährige Bestehen der Synagoge gefeiert werden. Die Synagoge hatte zuletzt 66 Plätze für Männer und 38 für Frauen.  

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Das Gebäude wurde im Jahr 1939 zwangsweise verkauft. Den Kaufvertrag unterzeichneten der Kaufmann Leo Grünebaum und der Metzgermeister Salomon Reiß. Im Jahre 1943 wurde das Synagogen­gebäude durch eine Luftmine schwer beschädigt. Nach 1945 wurde das Gebäude zu einem privaten Wohnhaus umgebaut. 

Aus dieser Synagoge stammt ein siebenarmiger Leuchter (Menora), der 1767 von dem damals in Bürgel lebenden jüdischen Ehepaar Leiser und Breinle Wimpfe der Gemeinde gestiftet wurde. Er ist aus Kupfer hergestellt und sehr kunstvoll gearbeitet. Im Jahre 1913 wurde er von Dr. Siegfried Guggenheim (Offenbach, später Flushing, New York) erworben und in Amerika dem Jewish Museum in New York zur Verfügung gestellt. Dort erwarb ihn David Ben Gurion, als er anläßlich seines Staatsbesuches in den USA ein geeignetes Geschenk für Präsident Truman suchte. Er überreicht dem Präsidenten den Leuchter am 8. Mai 1951. Auch dem Präsidenten George W. Bush wurde bei einem Empfang zum Chanukka-Fest im Dezember 2008 der Leuchter aus Bürgel präsentiert und die erste Kerze wurde durch Professor Yariv Ben-Eliezer, einen Enkel von David Ben Gurion, entzündet. 

Unter den jüdischen Vereinen der Gemeinde ist neben den Wohltätigkeitsvereinen vor allem der jüdische Gesangverein „Concordia“ zu nennen. Er wurde 1866 zunächst als Synagogen­chor­verein gegründet, um „den Gottesdienst in der Synagoge zu heben“. Später nahm der Chor mit weltlichem Gesang auch an Sängerfesten teil (Fahnenweihe 1868).

Aus Bürgel stammte der Kantor Isaac Eberst (auch Juda Eberscht genannt). Er wurde 1779 in Bürgel geboren und heiratete ein Mädchen aus der Bürgeler jüdischen Familie Schlesinger. Eberscht nahm später den Namen „Offenbach“ an. Sein Sohn Jacques Offenbach wurde 1819 in Köln geboren und wurde ein berühmter Operetten­komponist. Dieser war der Vetter der damaligen Inhaber des Café Schlesinger (Ecke Schifferstraße / Am Maingarten). Eine Spezialität des Cafés war das sogenannte „Judenplätzchen“, ein Gebäck mit Mohn in Untertassengröße. Letzter Inhaber war der Schwiegersohn Schlesingers mit Namen Reinwald. Das Haus stand bis nach dem Ersten Weltkrieg, heute steht dort ein Hochhaus.

Im weiteren Verlauf der Straße „Am Maingarten“ sieht man links ein Haus, dessen Fachwerkbalken frei liegen und dazwischen ist ein Kopf zu sehen, der an Alois Senefelder (1771 - 1834) erinnert, den Erfinder des Steindrucks (Lithographie). Wo die Maingartenstraße endet, geht es nach rechts durch das Hochwassertor und dann gleich wieder links am Main entlang nach Offenbach auf einer schönen Uferpromenade. Am Hochwassertor fährt man dann nach links durch das Tor. Links sind auf einer Säule die großen Mainhochwasser von 1687, 1764 und 1845 markiert. Über die ampelgesicherte Straße kommt man zum Schloß.

 

Schloß in Offenbach:

An der Stelle des Isenburger Schlosses stand eine Wasserburg aus dem Jahr 1448. Von dieser Burg sind im heutigen Schloß noch das Erdgeschoß mit dem Rundbogenfries und die halbrunden Vorbauten (Überreste der alten Flankentürme) erhalten ist.

Auf diese Burg folgte ein Schloß, das 1556 begonnen wurde und 1559 fertig wurde, so daß die Residenz von Birstein nach Offenbach verlegt werden konnte. Dieses Schloß brannte 1564 ab, von ihm ist im heutigen Schloß die Nordseite mit Ausnahme des obersten Geschosses erhalten.

Das heutige Schloß wurde 1569 - 1578 unter Graf Reinhard von Isenburg erbaut. Nach der Inschrift über einer Tür am Eckturm wurde es im Jahre 1572 vollendet. Es hatte einst Seitenflügel und ist eine der schönsten Renaissancebauten. Das gilt besonders für die Hoffassade mit den zweigeschossigen Laubengängen und den kunstvollen Turmportalen. An dieser Südfassade sind auch die Wappen der Isenburger und ihrer Verwandten zu sehen .Rechts  am Schloß nach der Straße zu ist eine Gedenktafel für Alois Senefelder (1771 - 1834), Erfinder des Steindrucks, der zeitweise in Offenbach wohnte.

Direkt neben dem Schloß war einmal der Schlachthof. Neben der damaligen Schloßkirche stand in einer längst verschwundenen Baumwollfabrik die erste Dampfmaschine Hessens. Der wohlhabende Besitzer wohnte in der Nähe in einem Fachwerkhaus nach Schweizer Art, das sich in diesem Industriegebiet seltsam ausgenommen haben muß. An der Schloßstraße war auch die Krafft’sche Tabakfabrik. Dort steht eine der wenigen erhaltenen historischen Bauten der ganzen Altstadt: ein klassizistisches Wohnhaus, an dem ein Flügel des originalen Holz­tores, der halbverbrannt die Bombennächte überstanden hat, in einer Nische installiert werden soll.

Man fährt dann wieder durch das Hochwassertor und nun nach links am Main entlang. Man sieht links den Stumpf des Turms der Schloßkirche, die im Krieg ausbrannte und abgerissen wurde. Der Ausbau der Turmruine durch einen Privatmann war im Gespräch, der darin eine Wohnung einrichten wollte.

Ein Stück weiter sieht man den Lili-Park mit dem „Lili­häus­chen“. Es ist benannt nach Lili Schönemann, die sich hier mit Johann Wolfgang von Goethe getroffen hat, mit dem sie seit 1775 verlobt war. Goethe arbeitete hier am „Faust“, eine Gedenktafel weist darauf hin. 

Das heutige Gebäude ist aber erst 1798 im Auftrag des geheimen Rates und Frankfurter Bankiers Friedrich Metzler entstanden. Es ist im Laufe der Jahre verfallen, bis es Volker Hohmann wieder sanierte und in einen „dem denkmalpflegerischen Wert würdigen Zustand“ versetzte. Weiter am Mainufer geht es bis zur Carl-Ulrich-Brücke.

 

Carl-Ulrich-Brücke

Die Brücke ist benannt nach dem späteren hessische Ministerpräsident Carl Ulrich, der wegen seiner aufrührerischen sozialistischen Zeitungsartikel im Bezirksgefängnis am Französischen Gäßchen (dort steht heute das DGB-Haus) einsitzen mußte. Wenn man die Brücke überquert und fast das Ende der Rampe erreicht hat, muß man vom Bürgersteig auf die Fahrbahn her­unterfahren, wo ein Stück Radweg markiert ist. Dort geht noch vor dem Zaun des großen Parkplatzes links ein schmaler Weg ab (Wegweiser zu einer Gaststätte), der im großen Links­bogen zum Main führt. Unter der Brücke hindurch geht es auf der Fechenheimer Seite zurück.

 

Fechenheimer Mainbogen (Westseite):

An dem Haus einer Rudergesellschaft stößt eine historische Lindenallee (Starkenburger Straße) mit 100 Jahre alten Winter‑ und Sommerlinden an den Main. Als die Grüngürtel‑ Projektgruppe im Jahre 1998 hier drei Kaiserlinden als eine der ersten Grüngürtel‑ Baumgruppen pflanzte und den ehemals als Müllhalde und Autoreparaturplatz genutzten Wiesenflecken mit Granitpollern unzugänglich machte, lagen die frisch gepflanzten Bäume Tage darauf aus dem Boden gerissen herum. Eine von drei Silberweiden, die 1999 als Baumgruppe ein paar hundert Meter weiter gepflanzt wurden, fand man eines Tages umgehackt am Boden.

Die Allee läuft auf das Offenbacher Schloß auf der anderen Mainseite zu. Hier fuhr von 1819 bis1887 eine Fähre, eine so genannte „Schiffsbrücke“. Der Fährbetrieb wurde eingestellt, als die Carl‑Ulrich‑Brücke fertig wurde.

Im weiteren Verlauf des Pfads geht es immer so weiter: Baumriese folgt auf Baumriese ‑ die für den Auwald typischen Schwarzerlen, Eschen (Baum des Jahres 2001), Schwarzpappeln, Silberweiden, hainbuchenblattrigen Ulmen und Kastanien.

Das durch die Biegung des Mains geformte Halbrund soll von 2005 an fast komplett Grünland werden. Damit sind die Pläne vom Tisch, eine Straße über eine Mainbrücke von Offenbach durch den Mainbogen nach Bad Vilbel zu führen. Fast jedes Jahr wird die 100 Hektar große Fläche vom anschwellenden Fluß überflutet und schützt so die Innenstadt bei Hochwasser vor Überschwemmungen. Künftig soll Ackerbau nur noch auf dem etwas höher liegenden sogenannten Mittelfeld erlaubt sein. Aber ansonsten soll hier ein naturnaher Auenwald entstehen, wie er sonst nirgendwo im Stadtgebiet mehr entwickelt werden konnte.

Der reinste botanische Garten ist hier: die rosa Blüte des Blutweiderich etwa oder das weiß blühende Mädesüß, beides typische Auenpflanzen. Der hochgiftige Schierling, zu erkennen an den roten Flecken auf dem Halm, wächst hier gleich neben Baldrian, Klette, Beinwell, Beifuß und Engelwurz neben gemeinem Springkraut. Man hat 14 Brutpaare der Nachtigall festgestellt oder die vielen anderen Vogelarten, die in der niedrigen Krautschicht brüten, wie Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Fitis und Trauerschnäpper.

Ein alter Mainarm (der den Bogen abschneidet) soll wieder freigelegt werden. Zwischen den Jahren 1800 und 1850 bekam der Main den noch heute aktuellen Verlauf. Die Hochwasserflächen wurden in den letzten 200 Jahren für die Landwirtschaft genutzt. Direkt am Flußlauf entsteht ein Auenwald, in den Brutzonen für Wasservögel und Laichgebiete für Fische einbettet werden. Eine entsprechende Wegführung für Radler und Spaziergänger ermöglichen eine gute Beobachtung von Fauna und Flora.

Die Planungen haben aber auch schwerwiegende Auswirkung auf die private Freizeitnutzung. Die Gärtner der freien Gärten im Mainbogen müssen ihre Gärten stillegen und verkaufen. Die Gärten werden bereits seit mindestens 150 Jahren bewirtschaftet und haben eine sehr dunkle Erde. Im Laufe der letzten hundert Jahre erfüllten die Gärten eine wichtige Versorgungsaufgabe. In beiden Weltkriegen wurde jeder Quadratmeter Acker für den Anbau genutzt. Dort hielt man sogar Hasen und Hühner.

Mit der Unteren Naturschutzbehörde wurden inzwischen Verträge über die Renaturierung der Gärten abgeschlossen, nachdem keine Genehmigungen für Zäune, Befestigungen und die Schutzhütten vorgelegt werden konnten. Bis Ende 2016 muß renaturiert sein. Die Art, wie die Stadt Frankfurt an die Grundstücke gelangt, ist recht perfide. Zunächst wird über Planungen und Verfügungen die jahrzehntelang geduldete Nutzung der Grundstücke unterbunden und geltende neue Ver­ordnungen werden durchgesetzt. Dabei gibt die Stadt Frankfurt zu verstehen, daß sie am Kauf der Grundstücke interessiert ist. Weil die Grundstücke nun infolge der unterbundenen Nutzung wertlos sind, bleibt den Besitzern nur noch der Verkauf.

Die Grundstücke werden von der Stadt Frankfurt jedoch nur „renaturiert“ übernommen. Somit entstehen den alten Besitzern Kosten, die teilweise den Verkaufserlös auffressen oder gar übersteigen. Die Gartenbesitzer verlieren zugunsten der allgemeinen Nutzung nicht nur ihren Garten, sondern auch ein Freizeitvergnügen mit Erholungswert, das ihnen enorm ans Herz gewachsen ist (Klaus Klee, in. „60 Aufwärts  2015 II).

 

Fechenheim:

In Fechenheim bleibt man links der Straßenbahnschienen. Erst an der Plessengasse wechselt man im Bereich der Straßenbahnhaltestelle auf die andere Seite, um zur Mainbrücke zu gelangen.

Der Name des Ortes Fechenheim wird abgeleitet von dem ersten Siedler „Vecho“ (der Rothaarige), also „Wohnort eines Vecho“. Nach einer anderen Deutung kommt der Name von „Fach“, einer Vorrichtung zum Fischfang mit Reusen.

Man nahm lange an, der Ort sei 977 erstmals erwähnt worden. Doch die Urkunde aus dem Jahre 882 erwies sich als Verfälschung. Die erste sichere Erwähnung Fechenheims erfolgte erst 1177-1191. Er wurde im Mittelalter als „Vechenheim“ bezeichnet und wechselte mehrmals den Besitzer und fiel schließlich an die Grafschaft Hanau.

Später gehörte Fechenheim zu Kurhessen und war schließlich ab 1867 eine selbständige Gemeinde des Landkreises Hanau. Im Jahre 1765 wurde die Hanauer Landstraße als wichtiger Verkehrsweg zwischen Frankfurt und Hanau ausgebaut, Ende des 18. Jahrhunderts öffneten hier die auch ersten Gasthäuser „Zur Mainkur“.

Ursprünglich war der Ort ein kleines Fischerdorf im Mainbogen. Neben dem dörflichen Ortskern sind große Teile des Stadtteils geprägt von Industrieanlagen und Gewerbegebieten. Das dörfliche Zentrum wurde um die Nachkriegssiedlungen im Norden und Industrie erweitert. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich links und rechts der Straße Industriebetriebe an, darunter die Cassella Farbwerke, die hier 1870 von Leo Gans gegründet wurden und mit 15 Arbeitern ihren Betrieb aufnahmen. Das Unternehmen wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten der größte Arbeitgeber des Ortes und auch der Stadt Frankfurt. Die Dieburger Straße stellte dabei die Grenze zum südlichen Mainbogen dar.

Als nach dem Ersten Weltkrieg der Frankfurter Osthafen erweitert wurde und an die östliche Frankfurter Stadtgrenze stieß, nahm die Stadt Gespräche über eine Eingemeindung auf. Der Fechenheimer Bürgermeister Adolf Miersch sowie der Frankfurter Oberbürgermeister Ludwig Landmann unterzeichneten am 17. Dezember 1926 den Eingemeindungsvertrag.

Fechenheim wurde am 1. April 1928 der damals östlichste Stadtteil Frankfurts. Der Stadtteil hat eine Fläche von 717,8 Hektar. Die Bewohnerzahl wuchs von 1.500 im Jahr 1850 auf 6.400 fünfzig Jahre später. Heute zählt Fechenheim knapp 16.000 Einwohner.

Als Wahrzeichen des Stadtteils gilt das historische Rathaus, das sich Fechenheim 1902 geleistet hat. Es ist noch heute Schmuckstück und Wahrzeichen des Stadtteils und sicherlich eines der schönsten Frankfurts. Ganz im Geschmack der wilhelminischen Kaiserzeit wählte man für die Fassade Vorbilder aus der florentinischen und römischen Renaissance. Ein großer Balkon über dem Eingang, ein Erker, gewellte Giebel sowie eine Fachwerk-Gaube verzieren den Bau.

Es gibt die Kirche der evangelischen Melanchthongemeinde von 1772 (im Süden, Kreuzung Alt Fechenheim mit der Pfortenstraße) und die Kirche der katholischen Kirchengemeinde Herz Jesu von 1895/1896 (im Norden, Kreuzung Alt Fechenheim mit Jakobsbrunnenstraße). Ferner gibt es eine neuapostolische Gemeinde sowie eine islamische Moschee und einen buddhistischen Tempel.

 

Carl-von-Weinberg Steg:

Die jüdischen Brüder Carl und Arthur von Weinberg führten lange das Chemiewerk Cassella, Ernährer des halben Frankfurter Ostens. Ihren Reichtum setzten sie - wie viele ihrer Zeit - auch großzügig für Wohltaten ein. Der bekanntere der Brüder ist Arthur von Weinberg. Er wurde am 17. August 1860 in Frankfurt geboren. Er studiert Chemie, Physik, Mathematik und Altphilologie in Straßburg und München und promoviert 1882. Ein Jahr später wurde er Teilhaber und technischer Leiter der Firma Cassella. Er war Mitbegründer der Frankfurter Universität. Im Jahre 1908 ließ er die Villa Buchenrode in Niederrad errichten (Sie wird 1944 zerstört). Im Ersten Weltkrieg ist er Reserveoffizier. Aufgrund seines sozialen Engagements wird er zahlreich geehrt: Im Jahre 1927 bekommt er die silberne Plakette der Stadt Frankfurt, 1930 wird er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. 1932 bekommt er die Goethe‑Medaille des Reichspräsidenten.

Nach 1933 ist Arthur von Weinberg auf Druck der Nationalsozialisten gezwungen, seine Wirt­­schaftsämter niederzulegen. Im Jahre 1938 muß er seine Villa an die Stadt verkaufen. Er verläßt Frankfurt und zieht zu seiner Tochter noch Oberbayern. Anfang Juni 1942 wird er dort verhaftet. Im Alter von 81 Jahren wird er in das Durchgangs-­ und Konzentrationslager There­sienstadt verschleppt. Im März 1943 stirbt er dort an den Folgen einer Operation.

Der Steg wurde vor allem deswegen gebaut, weil die Firma Casella über ihn ihre Leitungen zu ihrem Werk auf der Offenbacher Seite verlegen wollte.

Auf der anderen Seite des Stegs geht es zunächst nach rechts auf dem Almeiweg bis auf den Uferdamm am Beginn der Ger­hard-Becker-Straße.

Auf dem Damm geht es im spitzen Winkel nach links auf dem geteerten Weg weiter, den man auf der Hinfahrt schon einmal gefahren ist (die im Stadtplan eingezeichneten kürzeren Wege sind zugewachsen). Wo eine Treppe mit beidseitigem Geländer über den Damm führt, biegt man rechts ab. Man überquert zwei Schotterwege und gleich danach teilt sich der Weg. Man muß links fahren, auch wenn der Weg ein kurzes Stück etwas eng und zugewachsen ist.

Aber dann geht es gleich wieder nach rechts am zugewachsenen Entensee entlang.

 

Entensee:

Er ist ein Rest eines alten Main­arms und Naturschutzgebiet seit dem Ende der vierziger Jahre. Ein gepflasterter Weg führt ins Innere zu einer etwas erhöhten Stelle mit einer hufeisenförmigen Sitzbank. Von hier aus konnte man früher sicher in das Gebiet hinein sehen. Aber heute ist alles zugewachsen, eine offene Wasserfläche kann man nicht mehr sehen.

Weiter auf dem Seegewannweg kommt man zum Friedhof und in die Mainkurstraße, wo links das ehemalige herrschaftliche Hofgut steht, erkennbar an den Bruchsteinen und den Stallfenstern zur Straße hin. Es ersetzte das Hofgut, an dessen Stelle das Schloß gebaut wurde. Heute sind hier Eigentumswohnungen. Über die Breite Straße kommt man in den Schloßgarten, wo man nach rechts zur Kirche fährt.

 

Schloßpark Rumpenheim / Kirche:

Man sieht nun die Rückseite des Schlosses mit seinen Seitenflügeln und dem Marstall. Etwas nach rechts geht es zur Kirche. Im 14. Jahrhundert wird eine Pfarrei am Ort genannt. Die mittelalterliche, vermutlich romanische Kirche ist aber im 18. Jahrhundert eingestürzt. Am 13. August 1756 legten die Rumpenheimer aus eigener Kraft den Grundstein für ihre Evangelisch-Reformierte Rokoko-Kirche.

Der Turm im Norden der Kirche ist 32,10 Meter hoch. Die vier Glocken sind 1952 nach dem Krieg wieder neu angeschafft worden. Über der Eingangstüre im Turm ist das Wappen des Hauses Hanau angebracht. Darunter lautet die lateinische Inschrift: „Unter der Regierung Wilhelms VIII., des Fürsten von Hessen und Hanau, des frommen Vaters des Vaterlandes, ist dieses Haus, welches der Pflege der reineren Religion geweiht ist, im Jahre 1756 erbaut worden.“ Die „reinere Religion“ bezeichnet die reformiert-calvinistische Linie der evangelischen Reformation im Gegensatz zur lutherischen Konfession. Vor allem Jean Calvin aus Genf vertrat eine sehr strenge Form des evangelischen Glaubens, bei dem kein Bilderschmuck zugelassen war.

Im Eingangsbereich der Turmhalle ist auf die Opfer der Weltkriege durch die Jahreszahlen 1914-18 und 1939-45 verwiesen. Über dem Zugang zum Kircheninnern steht die Jahreszahl der Grundsteinlegung 1756. Im Innern der Kirche fällt die helle und freundliche Farbgebung auf. Im Jahre 1994 wurde die ursprüngliche blaue Farbgebung wieder hergestellt. Jüngere Ausmalungen und Schriftzüge aus dem 20. Jahrhundert wurden entfernt. In den sogenannten „Pfarrständen“ im Chor saß der gewählte Kirchenvorstand. Früher gab es solche Verschläge für die unbeobachtete Teilnahme der Schloßbediensteten an beiden Wänden unter den Emporen. Unter der Orgelempore sind die Logen der Fürsten.

Unter der Kanzel liegt die Bibel auf einem Altartisch aus Holz. Die im Kirchenraum unge­wöhnliche Nähe von Altar und Kanzel, die für den evangelischen Kirchenbau typisch ist, führte in der Kunstgeschichte zum Begriff des „Kanzelaltars“. Der silberne Kruzifixus ist eine Stiftung des Landgrafen Alexander von Hessen aus dem Jahre 1889. Dazu gehört das silberne Abendmahlsgeschirr mit Kelch, Weinkanne und Brotschale. Es wurde 1851 von Prinz Georg von Hessen gestiftet, wie auch das silberne Taufgeschirr: zur Taufe wird eine Taufschale auf den Altar gestellt, dazu eine Wasserkanne. Die gewaltige Kanzel zieht alle Blicke auf sich. Die Fensteröffnung hinter der Kanzel wurde noch in der Bauzeit zugemauert, als sich ein Stifter für den Schalldeckel gefunden hatte.

 

Das Innere der Schloßkirche ist ein typisches Beispiel für die Konzentration des Gottesdienstes auf die Predigt des Evangeliums im reformiert-calvinistischen Geiste der Reformation. Der einzige Kirchenschmuck ist an der Kanzel zu finden: auf dem Schalldeckel sitzt ein goldener Vogel, der seinen langen Hals zur Brust neigt. Es soll einen Pelikan darstellen: von diesem Vogel wird erzählt, daß er in der größten Not sich selbst mit dem Schnabel Verletzungen beibringt, um seine Jungen zu füttern - in der christlichen Kunst ein Symbol für das Selbstopfer Christi. Unten an der kelchartigen Kanzel hängt eine geschnitzte Weinrebe: Sie verweist auf das Abendmahl in Brot und Wein, mit dem sich die Gemeinde Tod und Auferstehung Jesu vergegenwärtigt.

Die erste Orgel wurde 1776 in die Schloßkirche gestellt, war aber nach etwa einem halben Jahrhundert unbespielbar geworden. Bei der Hochzeit mit der Enkelin des Landgrafen Friedrich von Hessen, Adelheid von Anhalt, stiftete 1851 der Herzog Adolph von Nassau, später Großherzog von Luxemburg, der Rumpenheimer Kirche eine neue Orgel. Erst im Rahmen der jüngsten Orgelüberholung hat sich die Herkunft der Orgel geklärt: Der Orgelbauer hieß Friedrich Voigt aus Igstadt in Nassau. Die Orgel hat eine bewegte Geschichte: 50 Jahre nach der Stiftung wurde ein Register der Frankfurter Paulskirche in die Orgel eingebaut.

Im Jahre 1917 mußten die wertvollen Prospektpfeifen für die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Es ist geplant, die Zinnpfeifen zu restaurieren. Im Jahre 1955 wurde die Orgel völlig umgestaltet, was nicht zu sehen ist, aber zu hören war: Aus einem dunklen Gesamtklang der Orgel wurden durch Umbau von zehn Registern ein heller, obertöniger Klang, der sich damals für die neu entdeckte barocke Orgelmusik eignete. Im Jahre 2003 wurde die Orgel nach gründlicher Erforschung ihres Innern in den vom Orgelbauer entworfenen ursprünglichen Klang zurückgeführt. Hinter der Orgel auf der Empore ist in der Decke eine Holzverschalung zu sehen: Die fünf Meter hohen Holzorgelpfeifen (Violonbass 16`) ragten bis 1955 in den Dachstuhl hinein.

Zum Jubiläum „250 Jahre Schloßkirche“ wurde ein Jubiläumswein ausgeschenkt. Der Kirchenvorstand hat die Reben im Rumpenheimer Weingarten selbst gelesen. Der örtliche Winzer hat den Rivaner im Holzfaß ausgebaut. Einmal im Monat und zu hohen christlichen Feiertagen wird der Jubiläumswein zur Heiligen Mahlfeier auch im Gottesdienst der Gemeinde gereicht.

Nördlich der Kirche steht das ehemalige fürstliche Mausoleum, in dem bis 1964 die Särge standen. Danach wurde das Mausoleum zeitweise von einem Architekten genutzt. Die Grablege des Hauses Hessen zu Rumpenheim ist heute an der Parkmauer zur Schloßgartenstraße.

Man fährt weiter durch den Park, der im Mai üppig von Bärlauch bestanden ist. Am Ende des Wegs darf man nicht links abbiegen, sondern rechts zum Tor und dann gleich wieder links außen am Zaun entlang.

 

Mühlenwanderweg  I:

Auf dem Damm (nicht wieder am Mainufer) geht es in Richtung Mühlheim. Man kann auf der geteerten Straße fahren, denn sie wird nachher wieder mit dem Dammweg zusammengeführt. Vor dem Klärwerk geht es kurz einmal links und dann rechts. Kurz vor der Rodau an der Mainstraße mit dem Hochwassertor darf man nicht links abbiegen, sondern fährt rechts zur Straße hinunter und auf der anderen Seite wieder hoch. Hier trifft man auf den nördlichen Teil des Mühlenwanderwegs mit den vier unteren Rodaumühlen:

1. Mainmühle:

Die Mainmühle war die jüngste aller Mühlen, und die erste, die wieder aufgegeben wurde. Im Jahre 1717 erbaut, war die Mainmühle schon 1810 nicht mehr Im Mühlenverzeichnis enthalten. Möglicherweise ist sie einem der zahlreichen Hochwasser im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts zum Opfer gefallen. Wahrscheinlich ist aber, daß sie wegen ihrer ungünstigen Lage (wegen des Hochwasserrückstaus aus dem Main konnte fast den ganzen Winter nicht gemahlen werden) um 1780 aufgegeben und an den Unterlauf der Bieber verlegt wurde.

2. Kretzermühle:

Einen ersten urkundlichen Hinweis auf die Mühle findet man 1497. Man vermutet, daß sie ursprünglich nicht als Mahlmühle erbaut wurde, da sie im gesamten 18. Jahrhunderts in den Seligenstädter Klosterrechnungen als Schleifmühle geführt wird. Von 1638 bis 1842 war die Mühle im Besitz der Familie Zahn. Bereits 1719 war neben dem gewöhnlichen Mahlgang zum Kornmahlen auch eine Vorrichtung zum Schälen von Hirse vorhanden. Im Jahre 1842 ging die Mühle an Ferdinand Kretzer, dessen Bruder Paul die Mühleinrichtung zur Erzeugung von Farben benutzte. Im Jahre 1843 kam noch ein Ofen zum Branntweinbrennen hinzu, der aber zwischen 1879 und 1896 wieder aufgegeben wurde. Bereits 1907 war die Mühle außer Betrieb. Es war kein Mühlrad mehr vorhanden und der damalige Besitzer hatte sich eine kleine Wäscherei eingebaut. Danach diente die Mühle nur noch zu Wohnzwecken. Heute steht hier ein Wohnblock.

3. Lindenmühle:

Die Lindenmühle wird 1352 als erste Mühle von Mühlheim urkundlich erwähnt. Ab 1490 sind zahlreiche Pächter und Besitzer - meist Erbengemeinschaften - urkundlich belegt. Die Lindenmühle war 1867 die beste der Mühlheimer Mühlen, an die auch ein Bäckereibetrieb angegliedert war. Sie war mit zwei Wasserrädern, zwei Kanälen und Schleusen sowie einem Mühlbett mit zwei Gängen, Kammrädern und Kasten ausgestattet. Aufgrund der allgemeinen technischen Fortentwicklung verlor sie ab 1876 immer mehr an Wert. Um 1890 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Im Jahre 1920 war die Mühle Bestandteil einer Schlosserei, in der die Wasserkraft zum Eisensägen   benutzt wurde. Im Jahre 1924 wurde sie wegen des Baus des Rodaudammes stillgelegt. Die Obergeschosse blieben weiterhin als Wohnräume erhalten, die alten Wirtschaftsräume wurden staatliches Materiallager. Im Jahre 1951 kam die Mühle wieder in Privathand und diente seither zu Wohn- und Gewerbezwecken. Die Stadt Mühlheim wurde 1986 Eigentümer und vergab das Anwesen 1988 in Erbpacht. Diese Mühle ist noch gut erhalten und bietet einen schönen Anblick.

4. Dorfmühle:

Der Zeitpunkt ihrer Erbauung ist unbekannt, doch läßt ihre Lage im Dorfzentrum vermuten, daß sie wesentlich älter ist als ihre erste urkundliche Nennung 1490. Vielleicht war die sie Mühle, die Mühlheim den Namen gab. Durch die ständigen Kriegszerstörungen und die großen Menschenverluste durch die Pest wurde von 1632 bis 1638 kein Getreide geerntet und die einzelnen Mühlen standen in hartem Konkurrenzkampf. Dagegen war die Dorfmühle 1755 wiederum die einzige Mühle mit zwei Mahlgängen, was auf wirtschaftliche Erholung und einen hohen Beschäftigungsgrad hinweist. Ab 1881 erfolgte eine allmähliche Vergrößerung des Wohntraktes auf Kosten der Mühleneinrichtung. Im Jahre 1894 wurde die Mühle stillgelegt, später erfolgte der Umbau zum Wohnhaus.

Der Name Mühlheim ist wie alle Orte auf „heim“ fränkischen Ursprungs und bedeutet etwa „Ort der Mühle“. Die Urzelle des Ortes war eine einzige Mühle, die wahrscheinlich im Zentrum des Ortskerns stand. Später standen in der Gemarkung Mühlheim an der Rodau und dem Bieberbach bis zu neun Mühlen. Jedoch klapperten diese neun Mühlen nicht alle zur gleichen Zeit. Sie wurden bei Bedarf gebaut, liefen einige Müllergenerationen und verfielen wieder.

 

[Exkurs: Dabei war es überhaupt nicht einfach, eine Mühle zu bauen, denn das war im Hoch- und Spätmittelalter juristisch an den Besitz von Land gebunden. Nur Grundherren, also der Adel und der Klerus, kamen als Erbauer In Frage. Es muß allerdings dazugesagt werden, daß die Grundherren auch die einzigen waren, die damals das erforderliche Kapital zum Bau und zur Unterhaltung einer Mühle aufbringen konnten.

Die Mühlen wurden zunächst gegen einen Pachtzins, der anfangs in Naturalien, später zunehmend in Geld entrichtet werden mußte, auf Zeit verpachtet. Der Müller konnten die Mühlen weder vererben noch verkaufen. Für die Instandhaltung waren die Grundherren verantwortlich.

Dieses Pachtverhältnis änderte sich Mitte des 16. Jahrhunderts, als die Grundherren dazu übergingen, die Mühlen in Erbpacht zu vergeben. Nun konnten die Müller die Mühlen tauschen, vererben oder veräußern, sofern die Obereigentümer, die weiterhin den Grund und Boden besaßen, ihr Einverständnis gaben. Diese neuen Rechte der Müller waren jedoch mit der Pflicht verbunden, die Mühlen selbst instand zu halten und auch die Kosten hierfür zu übernehmen. Offenbar war letzteres den Grundbesitzern, deren Rechte sich nun auf die Einnahme der jährlichen Pachtabgaben und eine Entscheidungsbefugnis bei eventuell auftretenden Streitigkeiten beschränkte, zu teuer geworden.

Die Pflicht zur selbständigen Instandhaltung war mit zwei neuen Anforderungen an das Müllerhandwerk verbunden:  Zum einen wurde es sinnvoll und möglich, längere Zeiträume in die wirtschaftliche Kalkulation (Abschreibung von Investitionen, Vererbungsmöglichkeiten) mit einzubeziehen.

Zum anderen machte der Wechsel zur Erbpacht am Übergang des Spätmittelalters zur Renaissance den Müller vom abhängigen Pächter zum selbständig kalkulierenden Unternehmer. Zudem ist zur Instandhaltung einer Mühle ein erhebliches Maß an technischem Verstand und handwerklichem Können erforderlich. Auf die Müller dieser Zeit zurückblickend schreibt ein englischer Ingenieur 1861: „Das ganze mechanische Wissen des Landes fand in den Müllern seinen Mittelpunkt!“'

Die Pachtabgaben der Mühlheimer Mühlen waren am Ende des 16. Jahrhunderts im Vergleich zu anderen Gemeinden, die keine geistlichen Herren hatten, gering. Aus diesem Grund dürfte diese Zeit die wirtschaftliche Hochphase der Mühlheimer Müller gewesen sein.

Die Zeit der Blüte wurde durch den Dreißigjährigen Krieg unterbrochen, in dessen Verlauf die meisten Mühlen zerstört wurden und die meisten Müller abwanderten, vertrieben oder getötet wurden, so daß sich um 1650 nur noch eine ehemalige Müllerfamilie im Kirchenbuch findet. Die Grundbesitzer waren froh, daß Zugewanderte die zerstörten Mühlen wieder aufbauten und der Pachtzins wieder auflebte. Die wirtschaftlich besten Zeiten aber waren Ende des 17. Jahrhunderts endgültig vorbei.

Neben der zunehmenden Konkurrenz um 1720 kamen zu den sieben vorhandenen Mühlen zwei weitere hinzu. Es war vor allem die Auflösung der klassischen Dreifelderwirtschaft

im 18. Jahrhundert, die zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Müller beitrug. Die Mühlen verloren den Anschluß an die technische Entwicklung ihrer Zeit. Um 1890 arbeiteten die meisten von ihnen noch genauso wie im Mittelalter.

Die schon seit Ausgang des 18. Jahrhunderts unter großem Kapitaleinsatz in den Städten errichteten Dampfmühlen mit Walzenmahlwerk waren den alten Wassermühlen mit scheibenförmigen Mühlsteinen hinsichtlich Leistung, Kapazität, Produktivität, Qualität des gemahlenen Mehls, Unabhängigkeit des Standortes und Unabhängigkeit von natürlichen Einflüssen (Hoch-, Niedrigwasser) schon weit überlegen.

Als Ende des 19. Jahrhunderts diese Mühlen durch die noch moderneren Mühlen mit Benzin- oder Elektromotoren abgelöst wurden, hatte auch die letzte Stunde der Mühlheimer Mühlen endgültig geschlagen. Zwischen 1890 und 1910 wurde eine nach der anderen stillgelegt. Nur die Brückenmühle erfuhr durch den Einbau eines Walzenmahlwerks und einer halbautomatischen Siebanlage 1910 eine technische Modernisierung, die sie den Ersten und Zweiten Weltkrieg überdauern ließ].

 

Ortskern:

Kurz hinter der Dorfmühle kommt man rechts zur Kirche Sankt Markus - ein Wahrzeichen Mühlheims. In der Schenkungsurkunde Kaiser Ludwigs (Sohn Kaiser Karls des Großen) an seinen Verwalter und Biographen Einhard aus dem Jahre 815 wird noch nicht von einer Kirche in Mühlheim gesprochen. Die erste steinerne Kirche stammt wohl aus dem Jahre 1239, erwähnt wird sie 1356, von ihr steht noch der Turm. Die heutige Kirche wurde 1876 erbaut und durch einen modernen Bau erweitert.

Sie hat zwei Nebenkapellen und noch einige alte Schnitzfiguren. Das Äußere wie das Innere der Kirche wurden mehrfach verändert, zuletzt 2001, um sie den neuen Platzbedürfnissen der Gemeinde und liturgischen Verhältnissen anzupassen.

Man fährt nach rechts in die Pfarrgasse und dann wieder links zum Absthof: In der Pfarrgasse Nr. 10 und 12 stehen zwei sorgfältig renovierte Fachwerkhäuser, die zum ältesten Baubestand der Stadt gehören, heute Gasthaus „Alt Mühlheim“. Die beiden Gebäude gehörten der Benediktinerabtei Seligenstadt und bildeten den sogenannten Fron- oder Abtshof, mitunter auch Klosterhof genannt. Von diesem Hof aus kontrollierten die Hofschultheißen jahrhundertelang die Bewirtschaftung der Klosterländereien in Mühlheim und der näheren Umgebung.

Weiter geht es zur Marktstraße und dort nach links in Richtung Dietesheiemnr Straße. An dem kleinen Haus links mit den vorgestellten Säulen an der Ostseite des Platzes an der Kirche ist eine Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus und für die frühere Synagoge in der Friedrichstraße.

Durch die Marktstraße fährt man zur Dietesheimer Straße. Hier steht rechts an der Westseite das Alte Rathaus. Es wurde 1786 als Gasthaus „Zum Goldenen Engel“ erstellt, zu Schule und Rathaus umfunktioniert. Nach grundlegenden Umbauten wurde es zum Museum für kunst- und kulturgeschichtliche Ausgrabungsstücke aus dem Mühlheimer Raum, einem der wichtigsten spätpaläolithischen Fundstätten Mitteleuropas. Das Mühlenmuseum wurde allerdings nach kurzem Dasein eingemottet. Seitdem ein Mainfischer 1909 unverhofft ein schwarzes Steinbeil an Land zog, war der Ehrgeiz kundiger Heimatforscher geweckt. Auf weitere mehr oder weniger zufällige Funde folgten mit Beginn der sechziger Jahre systematische Grabungen.

Von hier aus ist es etwas umständlich, wie der zur Fähre zu kommen, denn die Dietesheimer Straße ist Einbahnstraße in westlicher Richtung. Man kann das Fahrrad schieben bis zur Bleichstraße, durch diese nach links fahren und dann wieder nach rechts in die Jean–Monet-Straße und dann links in die Fährenstraße (oder nach rechts noch ein Abstecher in das „   Probierstübchen“ an der Ecke Dietesheimer Straße / Fährenstraße).

Man kann aber auch vom Museum über die Dietesheimer Straße in die Friedrichstraße fahren, wo links eine Gedenktafel für die Synagoge ist. Nach links geht es dann in die Rodaustraße, über die Rodau und dann wieder links an der Rodau entlang zur Brückenmühle (diese wird in der Rundfahrt Dietesheim-Lämmerspiel-Mühlheim beschrieben)

Man kann die Gast­stätte „Alte Wagnerei“ besuchen, die östlich des Parkplatzes an der Brückenmühle ist (Montag nur für Gruppen ab 30 Leuten nach Voranmeldung).

Andernfalls fährt von der Rampe zum Parkplatz hinunter und nach links in die Fußgängerzone und zur Bahnhofstraße und über die Dietesheimer Straße in die Bleichstraße und dann wie oben beschrieben.

 

Mittelbuchen - Kinzigheimer Hof  2012 (19 Kilometer)                                       2012

Der Weg bis zum Bärensee ist für die Gruppe zu lang, etwa 30 Kilometer. Deshalb wird eine kürzere Strecke nur bis zum Kinzigheimer Hof vorgeschlagen. Von der Turnhalle in Hochstadt geht es zunächst nach Wachenbuchen. Um nicht zu sehr im Verkehr zu fahren, biegt man auf der Sttaße „Am Hochstädter Rain“ kurz vor der Durchgangsstraße nach links ab und fährt die Ronneburgstraße hoch bis zum Hessenring. Dort geht es nach rechts über den Hessenring und Mühltorring am Nordrand von Wachenbuchen entlang. Am Ende fährt man den Bogen nach rechts weiter und kommt zum alten Friedhof und auf die Kilianstädter Straße. Diese fährt man ein Stück hinab und dann nach dem Kindergarten links ab auf den Radweg nach Mittelbuchen.

Kurz hinter dem Ort wird eine Rast eingelegt, damit über die Orte Wachenbuchen und Mittelbuchen informiert werden kann (siehe unten) und um auf das Storchennest auf einem Baum direkt östlich der Maschinenhalle hinzuweisen. Erstmals seit 1961 unternehmnen hier Jungstörche einen Brutversuch.

Richtung Mittelbuchen fährt man dann weiter zunächst auf dem rechten Weg, ein Stück nach der Schule wechselt man lieber auf den linken Weg. In Mittelbuchen kommt man in der Büchertalstraße an und biegt nach rechts ab in die Schelmenstraße, quert die Wachenbucher Straße, fährt weiter in der Riedstraße und kommt nach links über die Gräbenstraße auf die Kesselstädter Straße. Hier wechselt man auf die andere Seite, wo der schmale Radweg Richtung Wilhelmsbnad beginnt.

 

Wachenbuchen:

Der Name „Buchen“ wird 798 erstmals in einem Urkundenverzeichnis des Klosters Lorsch genannt als „bucha marca“. Damit war ein Gebiet gemeint, das neben Wachenbuchen auch die Orte Mittelbuchen und Lützelbuchen (das kleine Buchen, heute Neubaugebiet am Ostrand von Mittelbuchen) umfaßte. Wachenbuchen war dann das „Buchen an der Bach“, an dem Ortsbach, der heute noch durch den Ort fließt (wenn auch verrohrt).

Durch den Ort ging die Römerstraße von Kesselstadt nach Friedberg, unterhalb des Ortes ver­lief eine alte Handelsstraße von Frankfurt nach Gelnhausen. Der Ort war von einer Mauer, Gemüsegärten und Streuobstwiesen um­geben. Die Mauer hatte ein Tor im Süden und ein Tor im Westen. Mittelpunkt ist die Kirche mit einem Turm von 1461, in der ein Viergötterstein gefunden wurde, der heute im Heimatmuseum Mittelbuchen steht. Das Kirchenschiff wurde nach der Zerstörung im Krieg wieder aufgebaut. Westlich der Kirche stehen die ehemalige Küsterschule und das Rathaus aus dem Jahr 1555. Dann gibt es noch die Mühle, den Herrenhof, das Hofgut Hanstein, das Geibelhaus (Vorfahren des Dichters Emanuel Geibel), die Synagoge und viele alte Fach­werkhäuser

 

Mittelbuchen:

Auch Mittelbuchen war von einer Mauer umgeben und hatte ein Tor im Süden und eines im Norden, das noch erhalten ist und das Heimatmuseum beherbergt. Eine kleine Kirche wurde spätestens im 13. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet, vermutlich an der Stelle eines früheren heidnischen Heiligtums erbaut, denn unter der Kirche befindet sich eine Quelle. Im Jahr 1344 wurde an die Kirche eine Michaelskapelle (Michael war der Schutzherr heiliger Quellen) angebaut.

Im Jahre 1494 wurde der Grundstein zum Wehr­turm gelegt und die Michaelskapelle in das  Erdgeschoß des Turms verlegt. Die alte Kapelle wurde zur Kirche hin durchgebrochen und als Chorraum genutzt. Der Turm muß noch recht lange frei gestanden haben. Spätestens 1709 wird das Dach an den bis da­hin freistehenden Kirchturm vorgezogen. Von 1756 bis 1772 wird die Kirche neu und viel größer gebaut. Der Turm wird nun mit einbe­zogen: Die Turmkapelle im Erdgeschoß wird zur Eingangs­halle umgebaut und ein Zu­gang zur Kirche gebrochen.

Der Turm er­hält anstelle seiner Platt­form für die Bewachung des Ortes eine hohe schlanke Haube mit vier Ecktürmchen.

Am 6. Januar 1945 brannte die Kirche bei einem Luftangriff bis auf das Mauerwerk total aus, die Kanzel von 1659 verbrannte. Nach der Währungsre­form wurde die Kirche bis 1952 wie­der aufgebaut, 1955 war sie ganz fertiggestellt. Der Turm erhielt eine pyramidenförmige Haube.

In der Dorfmitte steht noch das „Steinerne Haus“, in dem Erbprinz Wilhelm einige seiner Geliebten unterbrachte (Alte Rathaus Straße 25). Dann gab es noch das Gasthaus „Weißes Roß“ und einen Lauf­brunnen mit Viehtränke. Rund um den Ort gibt es viele archäologische Funde: Im Westen eine bandkeramische Siedlung, im Osten ein römisches Kleinkastell am damaligen Limes und schon fast an der Hohen Straße einen großen gemauerten römischen Brunnen.

In Mittelbuchen gab es das erste Dorfgemeinschaftshaus Hessens. Bei der Gebietsreform kam der Ort mit einer Stimme Mehrheit zu Hanau. Seitdem wurden immer neue Wohngebiete im Westen und Osten erschlossen.

Auf dem Radweg in Richtung Wilhelmsbad kommt man am Haus „Waldfrieden“ vorbei.

Wo rechts der Sportplatz ist geht es  links in den Wald Richtung Osten. Wo der doppelte Weg endet ist eine Wegespinne. Man fährt nicht im spitzen Winkel nach links, sondern auf dem Weg, der im stumpfen Winkel nach links abgeht. Nach gut 200 Metern kommt man mit einem leichten Bogen zur  „Alteburg“ (hier geht man besser zu Fuß, weil der Weg oft sehr zugerwachsen ist).

 

Die Alteburg:

Die Alteburg liegt etwa 500 Meter südwestlich des Kinzigheimer Hofs im Wald, ist aber am besten zu erreichen vom Mittelbucher Sportplatz her. Sie ist eine mittelalterliche rechteckige Wallanlage mit bis zu 3 Meter hohen und 20 Meter breiten Wällen, in Nord-Süd-Richtung etwa 120 Meter lang und 60 bis 100 Meter in der Breite. Die Anlage ist von einem Graben umgeben und liegt im feuchten bis sumpfigen Gelände. Nur an der Nordseite, die etwas höher ist, befindet sich ein Eingang.

Früher nahm man an, daß hier an der Stelle einer Niederlassung der jüngeren Eisenzeit in der ersten Zeit der römischen Besetzung eine Station des älteren Straßenlimes angelegt worden wäre. Doch das rechteckige, turmartige Gebäude in der Nordwestecke, 19 mal 11 Meter groß und mit 1,80 Meter starken Grundmauern, ist ein „festes Haus“, das im 9. und 10. Jahrhundert die Frühform der Adelsburg war und im 11. und 12. Jahrhundert neben den Wohntürmen noch vorkam. Man muß sich vorstellen, daß neben diesem Steinbau die ganze Anlage von Holzbauten ausgefüllt war, sich also ein ganzes Dorf hier befand.

Als Besitzer werden - allerdings nicht unwidersprochen - die Herren von Kensheim genannt, also die  Herren des heutigen Kinzigheimer Hofs, die im 16. Jahrhundert ausstarben. Die durch Wald und Sumpf geschützte Lage hätte dann in fränkischer Zeit die Erbauung einer Fliehburg für die Bewohner von Kensheim veranlaßt.

Von der Alteburg fährt man wieder das Stück zurück bis zur Wegspinne und jetzt auf dem gradeaus verlaufenden (leicht nach links abgeknickten) Weg nach Süden. An der Schutzhütte fährt man rechts vorbei bis fast zur Autobahn. Dort teilt sich der Weg. Man fährt mit dem Wegweiser „Bruchköbel“ nach links auf einem Stück des Jakobswegs. Es geht über eine Wiese und über den Krebsbach, der in Marköbel entspringt und die künstlich angelegte Braubach mit Wasser versorgt (der Abzweig ist etwas weiter unten und geht durch die Fasanerie). Am Waldrand entlang geht es bis fast zur Bundesstraße und an dieser entlang nach links zum Kinzigheimer Hof.

 

Kinzigheimer Hof:

Der Kinzigheimerhof war ursprünglich eine dörfliche Siedlung Kensheim („Kinzigheim“), die 1235 und 1244 urkundlich genannt wird und im Bereich des Kinzigheimer Hofs lag. Die Namen waren:  Kenesheim 1235, Kainshem 1237, Keinsheim 1259, Kynsheim 1392, Kintz­heimer oder Kinsheimer Hof 1719; zuerst 1736 daneben Kinzigheimer Hof, ab 1781 nur noch so. Besitzer war eine Adelsfamilie (1257‑1367). Im 16. Jahrhundert gab es dort drei Adels­höfe: der von Wasen, von Heusenstamm und von Specht. Im Jahre 1597 kaufte Hanau die drei Höfe von denen von Lauter. Dann war der Hof eine herr­schaftliche (staatliche) Domäne und wurde verpachtet. Bis 1928 war der Hof ein Gutsbezirk (wie Wilhelmsbad).

Auf der vom Land Hessen verpachteten Domäne überwiegt die Pferdehaltung (Pensionspferde, Reit- und Springturniere). Angebaut werden Erdbeeren, Getreide und Mais. Das Hauptgebäude wurde 1830 aus Bruchsteinen und Basalt erbaut. In dem Gebäude rechts vom Eingangstor unterhielten die Künstlerinnen Bruni Heller und Elsa Plein eine Keramikwerkstatt (Eingnag von außen her, heute Büro des Hofguts)..

Vom Hof fährt man erst ein Stück nach Norden und dann nach Westen. Hier ist der Weg allerdings sehr holprig, anfangs wegen der landwirtschaftlichen Fahrzeuge, nachher wegen der aufgeschütteten Steine und Ziegel. Am Wald geht es etwas nach rechts und dann wieder nach links. In Höhe des (ersten) Hochsitzes geht rechts ein Weg ab, der dann nach links abknickt. Hier ist rechts ist ein Landschaftsschutzgebiet mit einer Nisthilfe für Störche, die allerdings nicht in Anspruch genommen wird.

Der Weg führt bis zur Landstraße Mittelbuchen - Wilhelmsbad. Dort biegt man auf den Radweg nach links ab. In Höhe der Gärtnerei Hüfner überquert man die Straße. Man fährt durch die Gärtnerei hindurch bis der Weg auf einen Querweg stößt. Hier fährt man rechts weiter fahren nach Mittelbuchen. Man kommt durch das Neubaugebiet, überquert die Straße nach Wachenbuchen und fährt weiter in die Lützelbergstraße, zunächst im Linksbogen, dann nach rechts. Man kommt wieder auf diue Büchertalstraße und biegt nach links auf den Radweg nach Wachenbuchen ein.

In Wachenbuchen kann man über die Kilianstädter Straße und die Burgstraße auf den Radweg südlich von Wachenbuchen fahren und dann auf dem Radweg nach Hochstadt. Das ist dann eine andere Strecke als auf der Hinfahrt. Durch die verkehrsberuhigte Straße kommt man durch Hochstadt  zur Gaststätte „Historisches Rathaus“ oder zum Garten der Gaststätte „Strohl“. 

 

 

Dörnigheim - Steinheim - Mühlheim (14,5 Kilometer)                                                   

 

Fähre Dörnigheim:

Früher gab es nur wenige Brücken über Flüsse. Deshalb waren flache Bereiche wichtig, also Furten, die ein Durchqueren von Menschen und Fuhrwerken zuließen. Bei Dörnigheim gab es auch eine solche Furt, vielleicht bei der jetzigen Fähre als Verbindung der Straßen, aber vielleicht auch weiter oben bei der heutigen Gaststätte „Mainterrassen“, wo es eine Insel im Main gab.

Bereits 1366 heißt es im Weistum über die Rechte des Jakobsklosters in Dörnigheim, daß niemand einen anderen für Lohn über den Main fahren darf außer dem vom Abt eingesetzten Fährmann. Nur kleine Weidenboote durften kostenlos übersetzen.

Die Fährmänner waren geachtete Leute und wurden immer wieder als Zeugen für Verträge herangezogen. So wird 1380 der Fährmann Henne Vischer als Zeuge in einer Pachtsache genannt. Später gab es noch die Fähre bei Rumpenheim und auch eine Fähre zwischen Dietesheim und Dörnigheim, die von den Dietesheimern betrieben wurde. Im 17. Jahrhundert wurde der Fährbetrieb wegen des niedrigen Wasserstandes eingestellt. Ein Stechkahn genügte, um ans andere Ufer zu gelangen. An einer besonders flachen Stelle konnten sogar Fuhrwerke den Main passieren.

Erst durch die Kanalisierung wurde der Main tiefer und die Verbindung unterbrochen, bis der Landkreis Offenbach 1904 eine Wagen-Gierseil­fähre einrichtete. Eine Gierseilfähre („Fliegende Brücke“) nutzt die Wasserströmung zur Querung des Flusses. Sie ist an einem im Fluß verankerten Drahtseil befestigt, das sich kurz vor der Fähre in zwei Enden aufteilt. Durch Veränderung der an Bug und Heck befestigten Seillängen wird der Winkel des Bootes zum Strom verändert. Der Druck des anströmenden Wassers schiebt die Fähre an das jeweilige Ufer. Das Drahtseil wird mit Bojen markiert, damit  die anderen Schiffe sie auch gut sehen können

Einer der Pächter war in dieser Zeit schon der Dörnigheimer Heinrich Schäfer. Aber schon 1921 war niemand mehr bereit, die Pacht zu übernehmen. Die Fähre wurde stillgelegt und verrottete zunächst  im Offenbacher Hafen. Durch die Errichtung der Schleusen stieg der Wasserstand des Mains so sehr an, daß man nicht mehr mit einem Stechkahn übersetzen konnte. Auf Drängen der Bürgermeister von Dörnigheim und Mühlheim erklärte sich Heinrich Schäfer 1923 bereit, die Fähre wieder in Gang zu setzen. Er nahm einen Hypothek auf sein Haus auf und nahm den Verkehr wieder auf.

Im Jahre 1934 trat Fritz Schäfer in das Familienunternehmen ein. In dieser Zeit mußten die Fahrgäste 5 Pfennig Aufschlag zahlen, wenn bei Nebel oder einbrechender Dunkelheit eine Laterne im Mast entzündet wurde. Während des Krieges überahmen seine Mutter Elisabeth und seine Frau Martha die Fähre. Von 1923 bis 2001 betrieb die Familie Schäfer über vier Generationen die Fähre.

Beim Heranrücken der Amerikaner wurde die Fähre versenkt und war - als man sie nach dem Kriegsende wieder hob - an sich nicht mehr brauchbar. Sie wurde dennoch  renoviert, weil überall die Brücken zerstört waren. Die Fähre war von 1904 bis 1946 eine Gierfähre. Aber 1946 entschloß sich die Familie Schäfer, eine größere Fähre mit einem Elektromotor anzuschaffen. Aber während eines Sommergewitters traf ein Blitz die Fähre: Der Kugelblitz rollte wie ein Rad über das Gierseil und schlug in drei Bäume auf Mühlheimer Seite ein. Das Gierseil riß, und die Fähre trieb im Sturm führungslos auf dem Main. Einige beherzte Männer holten sie dann zurück.

Im Jahre 1971 wurde in Haßfurt eine gebrauchte, vollautomatische Fähre mit einem Mercedes-Dieselmotor gekauft und für den Autoverkehr verbreitert. Im Jahre 2001 ging der Fährbetrieb von Peter Schäfer auf Peter Spiegel über. Er starb 2012, erst 2013 gab es wieder Verstärkung für die Fährenmannschaft.

 

Das Dorf Dörnigheim:

Den er­sten schriftlichen Beweis sei­ner Existenz schon im ersten Jahrtausend verdankt Dörnig­heim einer Schenkung, bei der im Jahre 793 ein Wolfbodo dem Kloster Lorsch neben anderem auch alles Gebiet vermachte, das im Maingau in „Turincheim“ lag. Aus der erhalten gebliebenen Abschrift der Schenkungsurkunde geht hervor, daß Wolfbodo „dem heiligen Nazarius, dessen Körper im Kloster Lorsch ruht, wo der ehrwürdige Richbodo als Abt vorsteht“, im Maingau in Turincheim „alles Gebiet zwischen Braubach und Surdafalache vermachte, samt der Kirche über dem Main, die zu Ehren der Jungfrau Maria errichtet wurde. Durch Handschlag bekräftigt. Geschehen im Kloster Lorsch, am 3. Februar 793, im 25. Jahr des Königs Karl.“

Mit der „Braubach“ dürfte nicht die heutige Braubach gemeint sein, die erst im Zuge des Baus von Wilhelmsbad entstand, unter Verwendung des Baches, der durch Wachenbuchen läuft und heute im unteren Bereich „Seulbach“ heißt. Früher trug dieser Bach den Namen „Brau­bach“, wie eine Landkarte im Museum Steinheim ausweist. Die „Surdafalacha“ müßte dann westlich von Dörnigheim gelegen haben. Dafür kommt nur die „Mühlbach“ in Frage, die westlich von Hochstadt herabkommt und im unteren Bereich „Landgraben“ heißt. Weiter nach Westen (bis zum „Roten Graben“ kann man nicht gehen, weil hier früher schon das Dorf Vorderhausen mit seiner Gemarkung lag). Die Vermutung von Frau Schall, die das alte Dörnigheim zwischen der heutigen Braubach und der Nurlache ansetzen möchte, ist sehr unwahrscheinlich, denn für „das ganze Gebiet“ ist diese Fläche zu klein es besteht ja ausdrücklich die Verbindung mit der Kirche:  Das Dorf lag da, wo die Kirche ist.

Es gibt aber auch noch eine Möglichkeit: Da die Braubach westlich von Dörnigheim in den Main mündet, müßte die „surdafa­lacha“ östlich des Ortes in den Main münden. Dann könnte es sich um die Fallbach handeln, die damals dort gemündet wäre. Jedenfalls kommt der Name „Fallbach“ im Bereich Hochstadt vor und wird dort vielleicht mit der Braubach gleichgesetzt.

Es könnte aber auch sein, daß der „Oberlauf“ der Braubach gemeint ist, nämlich der heutige Seulbach bei Wachenbuchen. Dann müßte Surdafalalcha im Westen von Dörnigheim sein, also etwa der Landgraben und die heutige Mündung der Braubach.

Man muß jedoch damit rechnen, daß das Bachsystem in früheren Zeiten anders war als heute und vor allem durch die Anlage der Burg in Hanau und später des Teiches in Wilhelmsbad mancher Lauf verändert wurde. Siedlungsraum war jedenfalls nur zu finden an einer erhöhten Stelle am Mainufer und nicht im Überschwemmungsgebiet an der Nurlache.

Benannt ist in dieser Urkunde ausdrücklich auch die Schenkung einer Kir­che in Dörnigheim. Daher kann es als gesichert gelten, daß die Region des heutigen Maintal bereits von der Chri­stianisierung erfaßt war, die Bonifatius um das Jahr 720 in eine feste Organisation überführte.  Man geht davon aus, daß die Kirche etwa 50 Jahre vor der Ausstellung der Urkunde erbaut wurde. Teile ihres Fundaments wurden bei Renovierungsarbeiten unter der heutigen Kirche gefunden.

Im Jahre 826 schenkte Imma (Tochter Karls des Großen?) dem Kloster Lorsch weitere sechs (oder fünf) Tagwerke „in Turincheim“, was auf bereits bebautes Ackerland hindeutet und ein Hofgut voraussetzte.

Viele fränkische Ortsgrün­dungen endeten auf „‑heim“. Dör­nigheims erste Bezeichnung war „Tu­rinchheim“. Was der Ortsname einst be­deutete, ist bislang nicht mit Sicherheit geklärt. „Turinchheim“ könnte vom althochdeutschen „turnen“ (=drehen) abgeleitet sein, möglicherweise auch etwas mit Dornen zu tun haben oder auch den Namen eines fränkischen Herrn beinhalten, dem Güter in diesem Gebiet gehörten. Oder es könnte personenbezogenen „das Heim des Thüringers“ bedeuten. Diese Deutung bevorzugt Frau Schall, die dazu sagt: „Karl der Große eroberte nach und nach Sachsen und Thüringen, und es gehörte zu seinen Plänen, Unterworfene im Kernreich anzusiedeln.”

 

 

Der Name „Dörnigheim“ ent­wickelte sich im Laufe der Geschichte aus Turincheim (793) und Turenkeim (850). Im Jahre 1258 ist von Dorenkeim,­ 1470 von Dorenken und 1801 von Dörnigheim die Rede, was im 19.  Jahrhundert von dem Hanauer Geschichtsschreiber Bernhard folgendermaßen interpretiert wird: „Dornickheim, da es vermutlich von einem dor­nisch­ten Orte, da es erbauet, benannt ist.“

Das Dorf hatte eine Ringmauer. Mit der Weiterentwicklung der Kriegswaffen allerdings nahm die Ringmauer mit ihren Toren und Wehrtürmen als Befestigung an Wichtigkeit ab. Im 18. Jahrhundert begann man mit ihrem teilweisen Abbruch und die Steine fanden 1751 Verwendung bei der Errichtung der Mainmauer und später beim Bau von Häusern. Zugänge zum Main waren die „Mainpforten“: Das Obertor war am Ende der Schwanengasse, das Untertor östlich des Gasthauses Schiffchen. Die Tore konnten durch Holztore verschlossen werden, die zu ihrem Schutz Strohdächer trugen.

 

Der erste namentlich bekannte Wasserbeaufsichtiger in Dörnigheim ist Henrich Gehring. Er hat vermutlich den Bau der Mainmauern veranlaßt. Als die Südseite der Untergasse bebaut wurde, erforderte dies den Schutz gegen Hochwasser.

 

Der Dörnigheimer Treidelpfad (auch „Leinpfad“) war vier bis fünf Meter breit und gepflastert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fahrrinne des Mains tiefer gelegt. Den Erdaushub verteilte man gleichmäßig über das Ufergelände und legte rund 50 Zentimeter über dem alten Pfad wieder einen Weg an.

Von der Fähre fährt man Richtung Osten. Man kommt am Spielplatz und an den Gaststätten „Mainlust“ (Familiengaststätte) und „Zum Schiffchen“ “ (Traditionsgaststätte)  und an der Kirche vorbei. In Höhe der Gaststätte „Mainterrassen“ (Turnergaststätte) war einmal ein Schwimmbad im Main.

Vom Schwimmbad im Main war aber nach dem Krieg nur noch ein großer Holzsteg mit Treppe ins Wasser übrig, die Kabinen sind schon in den zwanziger Jahren abgerissen worden. Der Eintritt war übrigens frei. Die Kinder stillten vorher ihren Heißhunger in den Gär­ten mit jungen grünen Erbsen, Karotten und Erd­beeren. Sie mußten nur aufpas­sen, daß sie der „lange Bilz“, der Feldschütz, nicht erwischte. Bar­fuß ging es am Ufer entlang. Der Gänsedreck klebte an den Fußsohlen. Deshalb sprangen die Kinder gleich ins Wasser.

Die „Derngemer“ hatten ihren eigenen Bade­platz. Die Hochstädter lagerten am Ufer der schlammigen Bucht unter den Weiden, wo heute der Kinderspielplatz ist. Dort führte ein Rohr mit den Abwässern des Dorfes direkt in den Fluß. Aber später badeten die Hochstädter auch weiter oben am Fluß, wo ein dichtes Weidengebüsch war.

Die Augen der Schwimmer suchten in der Ferne einen Lastkahn, der dann hoffentlich ein kleines Beiboot im Schlepp hatte. Man konnte sich aber auch direkt auf die tiefliegenden Schiffe wälzen, der Kapitän sagte da nichts. Mit dem Schiff  konnte man fluß­aufwärts bis zur Schleuse mitfahren. Stromabwärts ging es dann leichter zu schwimmen mit der Strö­mung. Auf der Mühlheimer Seite gab es eine Sandbank, wo sich die Kinder den Teer von dem Schiff  mit Sand abrieben, damit sie nicht so verschmiert heimkamen.

 

Denkmal Flußkraftwerk                                                                                02.07.2016  MTA

Ein Denkmal, das an das frühere Laufwasserkraftwerk mitten im Main zwischen Dörnigheim und Kesselstadt erinnern soll, ist  Ende Juni 2016 vom Ersten Stadtrat Ralf Sachtleber und Vertretern der Regionalpark Rhein-Main-GmbH offiziell eingeweiht worden.

Zu den Laudatoren der ehe- mals als „Kirche im Fluss“ bezeichneten Bauwerks, das im Jahr 1989 durch Sprengung endgültig abgerissen worden war, gehörte auch der Journalist und HR-Moderator Holger Weinert, bekannt vor allem durch die „Hessenschau“ und seine Serie „Holgers Hessen“. Sein Satz: „Ich halte es (den Abriss; Anm d Red.) heute noch füreine ungeheure Schweinerei“, drückte dras tisch aus, was Viele empfanden, die das Gebäude, das wie ein Kirchenschiff mit Turm wirkte, gerne als Kulturdenkmal erhalten wollten.

Denn dies war der Tenor bei der offiziellen Einweihung des Denkmals „Kirche im Fluss“ am nördlichen Mainufer an der Maintal-Kesselstädter Gemarkungsgrenze. Erster Stadtrat Ralf Sachtleber sprach die Begrüßungsworte vor den gut 40 Zuschauern, die sich auf dem Fahrradweg am Denkmal eingefunden hatten. Das Zahnrad der ehemaligen Generator-Welle aus dem Kraftwerk ist es, das außer ein paar Sandsteinbrocken die Sprengung überlebt hatte, und einige Jahrzehnte auf dem Betriebshof der Stadt vor sich hin rosten durfte.

Es nennt sich „Glockenrad“, was aber nichts mit der Funktion einer Glocke oder gar Kirche zu tun hat, sondern mit der eines Schwungrades zur Umsetzung der Kräfte. Ebenfalls rostig, aber nicht durchrostend, präsentiert sich das Dach über dem Rad Es solle ruhig „Patina anset- zen“, meinte Architekt Thomas Seipel vom Büro THS, der den Bauantrag gestellt und die Gesamtleitung bei der Denkmalgestaltung innehatte.

Die Idee dahinter: den italienischen Cartoonisten Osvaldo Cavandoli etwas nachahmen, der mit seinen legendären Strichzeichnungen „La Linea" gewissermaßen Pate für das Stahldenkmal gestanden hatte. Projektleiter Jochen Pfeifer von der Stadt Maintal hatte schließlich dafür gesorgt, dass auch die Realisierung ihren Weg durch Behörden ging.

Es soll gar nicht so einfach sein, auf einer Gemarkungsgrenze, die noch dazu einen unterirdischen Speichersee des Mains bei Hochwasser überdeckt, zu bauen, war zu hören. Das Denkmal entstand als Co-Produktion gemeinsam mit den Projektpartnern Maintal-Werke GmbH (MWG) und der Regionalpark Rhein-Main GmbH. Außerdem waren das Land Hessen und die Fraport AG beteiligt, auch finanziell.

Das war auch nötig, die rund 96.000 Euro, welche das stählerne Monument und seine Beton-Bodenplatte gekostet haben, wurden zu zwei Dritteln von den Projektpartnern aufgebracht, den Rest übernahmen Spender.

Und noch einen Spruch hinterließ Holger Weinert, der früher einmal in Kessel stadt gewohnt hat und den Blick auf die „Kathedrale im Fluss“ noch kannte. „Hingerichtet von Bürokraten“, kommentierte der HR-Mode rator das Bild eines 1921 erbauten Wasserkraftwerks. Das immerhin eine Leistung von 1,7 Megawatt ins Stromnetz einspeiste, aber der (angeblichen) Moderne in Form des Baus eines neuen Kraftwerks rund 400 Meter mainaufwärts, an der heutigen Kesselstädter Schleuse, weichen musste.

 

Schloß Philippsruhe:

 Das an der westlichen Peripherie am Mainufer gelegene Schloß Philippsruhe ist das älteste nach französischem Vorbild erbaute Barockschloß östlich der Rheinlinie. Im Jahr 1701 begann Graf Philipp Reinhard von Hanau (1664-1712) mit der Errichtung des nach ihm benannten Bauwerkes. Die Plane für den Schloßbau stammen von dem in Frankreich geschulten Architekten Julius Ludwig Rothweil, der sich das nahe Paris gelegene Lustschloß Clagny zum Vorbild nahm. Hier wie dort dominiert ein dreigeschossiger, um einen Ehrenhof gruppierter Wohntrakt.

Seitliche, nur eingeschossige Flügelbauten unterstreichen die Dominanz des Mittelbaues. Wenige Monate nach Baubeginn fiel Rothweil aber bei seinem Auftraggeber in Ungnade.

Der Pariser Baumeister Jacques Girard trat 1702 seine Nachfolge an. Er erweiterte die Flügel um dreigeschossige Eckpavillons. Nach seinen Plänen entstanden fünf Jahre später auch die zwei den Seitenflügeln symmetrisch vorgelagerten Bauten des Marstalles und der Remise.

 

Als die 1803 zu Kurfürsten aufgestiegenen Landgrafen von Hessen-Cassel 1866 Land- und Hoheitsrechte an die preußische Krone verloren, kam Philippsruhe an den Landgrafen Wilhelm von Hessen-Rumpenheim, der zu den reichsten Fürsten seiner Zeit zählte. Von 1875-1880 ließ er den Kopenhagener Professor Friedrich Ferdinand Meldahl umfangreiche Umbau- und Renovierungsarbeiten vornehmen.

Er ließ den Mitteltrakt um drei Fensterachsen nach vorne vergrößern (das heutige Haupttreppenhaus) und errichtete den vorgelagerten Säulenportikus und anstelle eines einfachen Dachreiters die Kuppel errichtete.

Philippsruhe blieb bis 1918 Wohnschloß. Im Zweiten Weltkrieg unzerstört, diente es von 1945 bis 1964 als Rathaus. Im Jahre 1950 erwarb es die Stadt Hanau von der Witwe des Landgrafen Alexander Friedrich von Hessen, Gisela von Hessen, und führte es nach dem Auszug der Stadtverwaltung Zug um Zug kultureller Verwendung zu. Im prächtigen „Reihersaal“ des Schlosses Philippsruhe heiraten nicht nur die Hanauer, auch viele Paare von außerhalb der Stadt wählen diesen Rahmen für ihre Trauung.

Das Museum zeigt in einem Abschnitt „Kunst und Kunsthandwerk des 17. und 18. Jahrhunderts“ bedeutende Stücke Hanauer Fayencen, frühe Zeugnisse der hiesigen Silberschmiede und des Eisenkunstgusses sowie niederländische Malerei, Stilleben und Porträts. Weitere Abteilungen - zum Teil noch im Aufbau - widmen sich den in Hanau geborenen Sprachforschern und Märchensammlern Brüder Grimm, den revolutionären Bewegungen 1830 und 1848, der Hanauer Malerei des 19. Jahrhunderts, der Industrialisierung und der Arbeiterbewegung, der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegsepoche.

Im Zuge des Umbaus zum Wohnsitz bekam das Schloß ein neues Portal, das der Landgraf anno 1878 bei Bergeotte & Dauvillier in Paris zum Preis von 32.000 Goldmark in Auftrag gegeben hatte. Ende März 1880 traf die gewaltige Sendung auf dem Hanauer Westbahnhof ein. Das Hauptportal ist 6,30 Meter breit, die Seiten kommen auf 3,40 Meter, die gesamte Anlage auf die Breite von 22 Metern.

Das Schloß ist auf einer künstlichen Terrasse über dem Mainlauf errichtet. Gegen das alljährliche Hochwasser mußten Schutzmauern erstellt werden: Deshalb begann man im Frühjahr 1696 mit der Errichtung der langen, jetzt noch vorhandenen Stützmauer zum Main hin. Dadurch wurde das Gebiet  über den Fluß erhoben und gab der Gesamtanlage gerade vom ge­genüberliegenden Ufer einen imposanten und vielfach von Künstlerhand festgehaltenen Eindruck. Die Land­schaft war zu der Zeit, als der Garten angelegt wurde, noch offen, nicht verbaut, der Blick konnte frei über die Mainebene schweifen.

Damit war auch die Voraussetzung für die Anlage eines Parks geschaffen. Noch im Herbst des gleichen Jahres konnte mit der Bepflanzung begonnen werden.  Nicht die Gebäudegruppe bildete den Ausgangspunkt der Gesamtanlage, sondern ein nach den Prinzipien französischer Gartenarchitektur angelegter Lustgarten. Aber - das  Schloß gleichsam in die Landschaft verlängernd - wurde damals  ein streng geometrischer Garten rein französischen Gepräges angelegt.

 

Kesselstadt:

Am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus errichteten römische Truppen am östlichen Rand der Wetterau Militärstützpunkte, die mit gut ausgebauten Straßen verbunden wurden. Die ältere Limeslinie ging von Kesselstadt über Mittelbuchen nach Heldenbergen, die jüngere Limeslinie ging vom Großkrotzenburg über Rückingen und Marköbel nach Altenstadt. Die Straße führte von Kesselstadt über Wachenbuchen nach Friedberg.

Der Name „Kesselstadt“ kommt von diesem Kastell, die heutigen Straßen im Ortskern folgen noch den Straßen im Kastell.

Im Jahre 1886 wurde von G. Wolff das große Kesselstädter Steinkastell östlich des Schlosses Philippsruhe entdeckt und sein Grundriß 1887 und 1896 im Auftrag der Reichslimeskommission erforscht. Ausgrabungen 1976 ergaben weitere wichtige Anhaltspunkte.

 

Das 375 Meter lange Kastell liegt auf der hochwasserfreien Mainterrasse, wobei die Seitenerosion des Prallhanges die Südost-Flanke in nachrömische Zeit abgerissen hat. Aufgrund der verschobenen Prinzipalachse dürfte die Anlage nach Nordosten zur Kinzig hin orientiert gewesen sein.

Unserer heutigen Kenntnis nach war das Kastell von Anfang an in Stein errichtet. Die auf einem 2,2 Meter breiten Fundament ruhende Wehrmauer bestand aus mächtigen Basaltbruchsteinen, die aus den nahegelegenen Wilhelmsbader Steinbrüchen stammen dürften. Das nördliche Kastelltor (porta principalis sinistra) mit zwei über die Mauerfront vorspringenden Türmen wurde vollständig freigelegt. Die Torstellen im Nordosten und Südwesten sind durch kleinere Erkundungsgrabungen lokalisiert.

Der Platz des Kastells war nie mit regulären Truppen besetzt, sondern schon während der Bauarbeiten oder zumindest nach Fertigstellung der Kastellmauer aufgegeben wurde. Auch die außergewöhnliche Größe von mindestens 14 Hektar und das dahinter stehende strategische Ziel verlangen eine besondere Erklärung. Es handelt sich nämlich um das größte Kastell am obergermanischen Limes überhaupt, einzig übertroffen von den Legionslagern am Rhein. Nach seiner ausgewählten Lage am Mainufer möchte man weniger an eine Garnison größerer Truppenkontingente als eher an einen Depot- und Umschlagplatz für Versorgungsgüter denken.

In jedem Fall aber konnte nur ein schwerwiegendes Ereignis die römische Heeresleitung bewogen haben, diesen wichtigen Platz aufzugeben: Nach heutiger Forschungsmeinung kommt nur die Zeit nach den Chattenkriegen des Kaiser Domitian in Frage, wobei der Aufstand des Mainzer Legaten L. Antonius Saturninus im Winter 88/89 und der anschließende Strategiewandel in der Sicherung der eroberten Gebiete Anlaß gewesen sein könnten, das praktisch bezugsfertige Kastell zu räumen.

Das 1913 bei der Anlage des heutigen Friedhofes am Baumweg entdeckte römische Bad wurde vor und nach dem Ersten Weltkrieg durch Georg Wolff ausgegraben. In der kleineren Anlage auf dem Salisberg gibt es zwei kurz hintereinander gebaute Badeanlagen aus dem späten 1. und frühen 2. Jahrhundert.

 

Friedenskirche

Die Friedenskirche wurde 1904 anstelle der spätgotischen Vorgängerkirche erbaut. Pfarrer Friedrich Hufnagel (1884-1916) brachte Bewegung in das Leben der Gemeinde. Der Gründer der Kinderheilanstalt Bad Orb rief schon bald mit großer Energie und erheblichen Opfern in der eigenen Gemeinde eine Kleinkinderschule (1885) und eine Gemeindepflegestation (1888) ins Leben. Nachdem sich Hufnagels Bemühungen um die Sicherung der völlig baufällig gewordenen Kirche als sinnlos erwiesen, betrieb er tatkräftig einen Neubau.

Am 28. April 1903 wurde mit dem Abbruch der alten Kirche begonnen. Am 2. August fand die Grundsteinlegung statt. Am 25. September 1904 konnte in einem Festgottesdienst die am alten Platz - nur mit einer Nord-Südachse - errichtete, wesentlich größere, neugotische „Friedenskirche“ eingeweiht werden. Das Gotteshaus ist ein zweischiffiger neugotischer Bau. Die neue Kirche erhielt für den 52,5 Meter hohen Turm vier Glocken. Davon mußten im ersten Weltkrieg 1917 die drei großen Glocken abgeliefert werden, die erst 1925 (nach der Inflation) ersetzt werden konnten.

In die neue Kirche wurden übernommen der barocke Orgel­prospekt, die Kanzel, der Taufstein von 1590, den wieder zutage geförderten Opferstock mit dem Wahrzeichen der ehemaligen Kesselstädter Fischerzunft (einem Fährbaum mit Haken) aus dem Jahre 1696 und das wohl aus dem Jahre 1736 stammende Turmkreuz. Beeindruckend sind auch die aus dem Jahr 1964 stammenden Glasfenster von August Peukert.

 

Olof-Palme-Haus

Das Olof-Palme-Haus, wie es heute als prächtige Villa die Philippsruher Allee an der Ecke zur Pfarrer-Hufnagel-Straße in Hanau schmückt, wurde 1654 als adliges Anwesen im barocken Stil von Johann von Sauter erbaut. Vorher stand auf dem Gelände eines der drei Kesselstädter Hofgüter, das im 30-jährigen Krieg zerstört worden war.

Im Jahre 1711 erwarb Philipp Christoph Fabricii das Anwesen, dessen Grundriß 1730 erstmals im Plan des Dorfes Kesselstadt dargestellt wurde. 1767 tauchte in der Hanauer „Europäischen Zeitung“ dann eine Anzeige auf, in der das Grundstück ausführlich beschrieben und zur Versteigerung angeboten wurde. Wer den Zuschlag bekam, ist allerdings nicht bekannt;  ebensowenig, wer in den folgenden rund 30 Jahren die Besitzer des Hauses waren.

Die ersten Besitzer des heutigen Olof-Palme-Hauses müssen feine Herrschaften gewesen sein. Bereits 1654 ließen sie eine Toilette einbauen - ein Luxus, den sich damals meist nur die Bewohner von Schlössern und Burgen leisten konnten. Der Förderverein des Olof-Palme-Hauses machte den unerwarteten Fund bei der Renovierung des „Gelben Salons“ im ersten Stock. Hinter einer Wand stießen die Arbeiter auf eine Nische im Mauerwerk. Wegen des Rundbogens, der sich über den Hohlraum rankt, dachten sie zunächst, einen Schrein für eine Marienfigur entdeckt zu haben. Doch dann sahen die Handwerker das große Loch in der Mitte des Sockels. Ein Blick hinein offenbart ein Rohr mit einem Durchmesser von etwa 30 Zentimetern, das vom „Gelben Salon“ im ersten Stock, der früher wahrscheinlich der Schlafraum war, bis auf den Grund des Hauses reicht. Im 15. und 16. Jahrhundert etwa war es auf Schlössern und Burgen gängig gewesen, einen Erker direkt über dem Graben zu bauen, wohin die Notdurft „im freien Fall“

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts diente das Haus als Wohnort des Juweliers Georg Christ, ein in Amerika zu Geld gekommener Hanauer. Er kaufte die Villa 1857, erweiterte sie um den Balkon auf der Mainseite und ließ den Dachgiebel verbreitern und ließ somit den alten Adelssitz im amerikanischen Südstaatenstil ausbauen. Sein Reichtum und sein aufwendiger Lebensstil sorgte in Hanau für Aufsehen.

Von ihm ist auch eine hübsche Anekdote überliefert, die der langjährige „Hausherr“ Erich Becker erzählt: Nach dem Tod seiner Frau ging Georg Christ erneut auf Brautschau. Da er selbst aber nicht mehr „taufrisch“ und „ansehnlich" gewesen sei, entschloß sich der reiche Herr zu einem originellen Trick: Er ließ einfach von seinem prächtigen Haus mehrere Bilder malen - und so für sich werben; es soll tatsächlich funktioniert haben ... Diese Gemälde sind übrigens bis heute in Schloß Philippsruhe erhalten.

Nach seinem Tod wechselte das Gebäude weitere drei Male die Besitzer. Dort wohnten die Industriellen Krebs (Klingsor Grammophone) und Kling (Holzfurniere). Nach 1945 ernannten die US-Kommandeure das Gebäude zum Amerikahaus. Es wurde Sitz der US-Militärregie­rung in Hanau. Die weiße Prachtvilla mit dem großen Garten erinnert stets ein wenig an eine Kulisse aus „Vom Winde verweht“. In einem rundum holzvertäfelten Raum im ersten Stock, dem späteren Zimmertheater, bezog der Stadtkommandant sein Büro.

Im Jahre 1955 wurde es wieder der kommunalen Verwaltung übergeben und näherte sich dann seiner heutigen Nutzung an und wurde als „Haus der Jugend“ der Allgemeinheit zugänglich. Die Jugendherberge wurde 1955 eröffnet und 1962 wieder geschlossen. Danach betrieb die Stadt das Haus weiter als Jugendheim für Hanauer Gruppen.

Im Jahre 1987 wurde das Haus nach dem ein Jahr zuvor ermordeten schwedischen Premierminister Olof Palme benannt. Im Jahre  1995 wurde der Bau vor dem Verkauf gerettet und der Förderverein gegründet. In zähen Gesprächen erarbeiteten Förderverein und Politik anschließend eine außergewöhnliche Vereinbarung: Die Stadt saniert Fassade, Dach, Terrasse und Garten des Hauses (900000 Mark hat das gekostet), der Verein richtet das Innere her, kümmert sich um die Vermarktung und verpflichtet sich, die Betriebskosten auf Dauer zu tragen. Im Jahre 1999 hatte das Baudezernat seinen Part abgeschlossen, seitdem erstrahlt die Villa von außen wieder in altem Glanz.

Im ersten Stock ist mittlerweile der „Blaue Salon“ - dem alte Tapetenreste seinen Namen gegeben haben - komplett hergerichtet. Der „Gelbe Salon“ ist benachbart. In beide Zimmerwerden demnächst die Bridgespieler Einzug halten, die bislang in der Stadthalle ihr Domizil hatten.

Im Flur zwischen „Blauem Salon“ und dem größten Raum im ersten Stock prangt schon jetzt ein prächtiges Deckengemälde, das gereinigt wurde und noch original restauriert werden soll. Den Vermerk „Hildebrandt Wiesbaden 1897“ hat der Förderverein dort gefunden - seitdem wird in der Landeshauptstadt nach einem Meister solchen Namens geforscht, der das Deckengemälde in besagtem Jahr vermutlich ausgebessert hat. Der Saal nebenan bekam lediglich Schönheitskorrekturen: neue Vorhänge und ansehnlichere Lampen. Das eigentliche Schmuckstück im Haus ist das holzvertäfelte Kaminzimmer.

Das Lesecafé im Erdgeschoß mit seiner großen Front zum Garten hin ist nun komplett ausgestattet: Es hat eine Theke mit allem nötigen Inventar bekommen, wodurch sich bei Veranstaltungen besser bewirten läßt. Das Haus ist von großen alten Bäumen und einer Grünfläche von ungefähr 7.000 Quadratmetern umgeben.

 

Alte Pumpstation:

An der Straße steht der alte Wasserturm, der 1878 erbaut und 1895 vollendet wurde, um den Springbrunnen vor dem Schloß betreiben zu können. Das in den Jahren 1909/10 erbaute Pumpenhaus ist stilistisch und zeitlich baugleich mit der Pumpstation, wo ursprünglich der erste grobe Dreck auf Rechen gefangen und das Abwasser per Druckleitung zum Klärwerk hinübergeschickt wurde. Es war Teil des damals neu entstehenden Abwassersystems der Stadt und reinigte bis 1965 auch das Wasser der Kinzig. M it dem danebenliegenden Frachtausgleichsbecken, mit dem Belastungsspitzen gekappt werden: In den Zeiten, da am meisten Schmutzwasser anfällt, wird das Frachtausgleichsbecken gefüllt. Nachts wird das Becken dann in den Reinigungskreislauf gepumpt. So kann die Kapazität deutlich kleiner gehalten werden, als eine Gesamtauslegung auf Belastungsspitzen erfordern würde.

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wurde restauriert. Innen gleicht es eher einer Halle, durchgängig offen vom Keller bis unter den Giebel. Die Tragekonstruktion fürs Dach gilt als baugeschichtlich besonders wertvoll. Sie besteht aus Metallprofilen wie der Eiffelturm in Paris.

Im Jahre 2002 zog nach Jahrzehnten des Leerstands die Kesselstädter Feuerwehr ein. Zudem wurden zwei Wohnungen vermietet. Immer wieder bekundeten Investoren ihr Interesse an dem Objekt, ließen ihre Pläne nach den ersten wirtschaftlichen Berechnungen aber stets fallen.

Nun will es Investor Ernst Hain, der in Hanau schon als in Brockenhaus, des Waschwerk und jetzt aktuell ins Café überm Fluss investiert hat, wissen. Sein Plan: die Sanierung der Pumpstation und die Errichtung eines Neubaus. Nach dessen Fertigstellung soll das Gesamtobjekt an das Behindertenwerk Main-Kinzig (BVVMK) vermietet werden, das mit seinem derzeit im Lamboy-Viertel beheimateten Schwanennest nach Kesselstadt umsiedeln wird und damit die Chance hat, sich zu vergrößern.  Hain wird rund eine Million Euro in den Umbau der Pumphalle in eine Multifunktionshalle investieren, weitere 2,7 Millionen fließen in den Neubau  für Kinder  im Alter von zwei bis 18 Jahren, ein „Kinderhotel“ ztur Pflege und Unterbringung von Kindern mit Behinderung. Insgesamt werden bis zu 30 Plätze für die Eltern behinderter Kinder zur Verfügung stehen.

 Der nächste Schritt  ist im Jahre 2016 der Vorhabens- und Erschließungsplan, also das Werk, was der Investor mit der Stadt abstimmen muss, um sein Bauvorhaben durchzuführen. Genehmigt werden muss dieser von allen beteiligten 6 4  Ämtern.

Nachdem die Stadtverordnetenversammlung dem Verkauf der in städtischer Hand befindlichen Pumpstation an das Behindertenwerk Anfang des Jahres zugestimmt hatte und auch die Neunutzung als Kinderhotel abgesegnet hatte, konnte Hain loslegen - nicht mit dem Bauen, sondern mit dem Einholen von Anträgen. Die Stadtverordnetenversammlung soll im September den Offenlegungsbeschluss genehmigen, dann ist damit zu rechnen, dass im Januar 2017  Baurecht erteilt wird, parallel soll der Bauantrag gestellt werden. Spätestens im Februar/März sollen dann die Bagger anrollen.

Die geplante Multifunktionshalle wird dann innerhalb der folgenden zwei Jahre saniert.

Mit dem Wiesbadener Denkmalschutzamt wird über das Dach des Neubaus verhandelt. Hains Plan war die Gestaltung eines Flachdachs, um bei etwaigem Erweiterungsbedarf in ein paar Jahren problemlos Aufstocken zu können. Damit zeigt sich das Amt nicht einverstanden. Es fordert vielmehr ein Spitzdach. Nun muss vom Gelnhäuser Architekten Andreas Hänsel vom Architekturbüro Hänsel und Rollmann eine andere Lösung gefunden werden.

Auch mit der Naturschutzbehörde muss sich der Investor auseinander setzen. Unter anderem kommen die Herren vorbei, und prüfen akribisch, ausgestattet mit Lupen, ob Fledermauskot im oder am Haus zu finden ist. Im Haus ist aber keiner gefunden worden. Um den kleinen Flugsäugern aber dennoch gerecht zu werden, will man in den alten Zu- und Ableitungen ein Zuhause für die Tiere schaffen. Dazu sollen nun die großen Rohre, Silschächte genannt, aufgebohrt werden.

Mit der Naturschutzbehörde ist zudem zu klären, wie viele der alten Bäume rund um die Pumpstation zu erhalten sind. Durch den dichten Baumbestand gelangt zu wenig Sonnenlicht an die Hauswand und diese deshalb an vielen Stellen bereits derart feucht ist, dass sich Feuchtigkeitsschäden auch schon an den Innenwänden abzeichnen.

Weiterhin zu klären ist die Frage der Zufahrt zu dem Areal. Wenn wir Hochwasser haben, ist der Weg, der von der Philippsruher Allee kommt, überschwemmt. Also braucht man eine Alternantive.b Bei hohem Wasserstand soll die Pumpstation also künftig von hinten, über die Sportplätze des VfR Kesselstadt, angefahren werden.

Nötig ist außerdem ein Schallschutzgutachten und ein Bodengutachten. Aber mn hat keine Bomben gefunden.. Herausgefunden werden konnte aber, dass der Boden nicht ausreichend verdichtet ist. Der kleine Hügel war einst aufgeschüttet worden und ist nur bedingt belastungsfähig. Die Folge: Für den geplanten Neubau direkt neben der Pumpstation, der die Zimmer für die jungen Übernachtungsgäste beherbergen soll, müssen Säulen in den Boden eingelassen werden, das Bauwerk selber wird dann auf Pfählen stehen.

Die Katakomben wurden komplett leer gepumnpt, es läuft auch kaum Wasser nach. Tagelang hat das gedauert. Um die Katzakomben nun dauerhaft trocken zu halten, sollen zwei feste Pumpen installiert werden. Für die darüber liegende Gewölbehalle mit ihren pittoresken Lichtschächten hat der Investor Hain bereits eine Vision: Hier könnten Theateraufführungen stattfinden. Letztlich obliegt es aber dem Behindertenwerk als künftigem Mieter, wofür die große Halle ge nutzt werden soll  (02.07.2016 HA).

 

Schiffahrt auf dem Main:

Getreidelt wurde auf dem Main seit Jahrhunderten. Selbst die Römer benutzten die Wasserstraße, um Tonziegel aus ihrer Heeresziegelei bei Großkrotzenburg an Kastelle und Siedlungen im Umkreis zu liefern.

Ging es flußaufwärts, bedienten sie sich dabei der Muskelkraft ihrer Sklaven und Gefangenen, die dann an einer Schleppleine die Schiffe mit ihrer Fracht hinter sich her zogen. Lastentiere waren den Römern für diese Knochenarbeit wohl doch zu schade.

Das Treideln erreichte seine Hochphase an diesem Mainabschnitt im 17. Jahrhundert, als befestigte Leinpfade angelegt wurden. Bis zu sechs Pferde - je nach Schiffsgröße - liefen den Main entlang auf eigens dazu angelegten Lein- oder Treidelpfaden und zogen das Schiff an Leinen. Gegen die Strömung lag die Höchstgeschwindigkeit bei drei Kilometer in der Stunde.

„Leinreiter“ führten die Pferde und die Steuerleute mußten darauf achten, daß ihr Schiff nicht mit dem Ufer kollidierte. Da der Main zwischen Hanau und Frankfurt flach war, mußten selbst stromabwärts größere Schiffe über seichte Stellen gezogen werden.

 

 

 

Um 1750 begann die große Zeit der Treidelschifahrt. Die Ufer entlang des Mains wurden geräumt und befestigte Treidelwege angelegt. Um hier Ordnung zu halten wurden Wasserbeauf­sichtiger eingesetzt. Diese sorgten für Uferbau, Regulierung des Mains und Schutzeinrichtungen gegen Hochwasser.

Den vier Gäulen zittern vor Anstrengung die Knie. Weißer Schaum spritzt in alle Richtungen, wenn sie die verbrauchte Luft durch ihre weit aufgerissenen Nüstern pressen. Mit aller Kraft kämpfen sie gegen die Strömung des Mains. Die droht den Frachtkahn, den die Tiere im Schlepptau haben, zu erfassen. Wüst fluchend feuert der Leinreiter die Tiere mit seiner Peitsche zu immer neuen Höchstleistungen an.

Meter um Meter ringen die Klepper dem Fluß ab, quälen sich voran auf dem gut drei Meter breiten Leinpfad am Mainufer bei Großauheim. Die stählerne Schleppleine, mit der die Tiere das Schiff stromaufwärts ziehen, ist straff gespannt. Unerbittlich frißt sie sich in die Leiber der Gäule; wund und blutig sind die Flanken der Pferde.

In Dörnigheim befand sich ein Ausspannplatz an der Gaststätte „Zum Schiffchen“. Die Leinreiter-Rast in Steinheim (Am Maintor 6) diente als Quartier für die Nacht. An der Mainpromenade in Großauheim zeigt ein Fresko des Künstlers August Peukert vorbei­ziehende Leinreiter. Und auf der Mainwiese bei Großauheim sind noch Reste des mit Grauwacke, einem Sandstein, gepflasterten Leinpfades erhalten.

Obwohl die letzten Leinreiter längst verstorben sind, zeugen noch heute zahlreiche Spuren in und um Hanau von dem traditionsreichen Gewerbe aus vergangenen Zeiten. Viele ufernahe Straßen erinnern an das alte Handwerk: der Leinpfad in Großauheim etwa, genauso wie der Leinweg in Steinheim.

Eine Vergnügungsreise war das Treideln zu keiner Jahreszeit. An trockenen, heißen Tagen plagten Durst und Stechmücken Roß und Reiter. Bei Eis und Hochwasser kämpften die Pferde, teilweise bis zum Bauch im Wasser, gegen Kälte, tückische Strudel und reißende Strömung. Oft standen die Tiere die Knochenarbeit nicht länger als ein Jahr durch, bevor sie ihr letzter Ritt zum Abdecker führte. Dementsprechend billig war das Fleisch der Tiere zur Zeit des Leinritts: Um die 20 Pfennig kostete ein Pfund Pferdefleisch im 19. Jahrhundert.

Doch auch für die Männer, die das Treideln besorgten, war die „Reise” von Frankfurt bis Aschaffenburg kein Zuckerschlecken. Aber die vergleichsweise gute Bezahlung entschädigte die rauhen Burschen für das harte Geschäft: Zwischen 60 und 90 Pfennig pro Kilometer betrug ihr Lohn Mitte des 19. Jahrhunderts. Den sollen sie meist schon auf dem Rückweg in einer der eigens für sie eingerichteten Gaststätten versoffen haben.

Das erste Dampfschiff langte am 6. März 1838 in Frankfurt an. Wegen des geringen Tiefgangs von etwa einem Meter war es ein Raddampfer. In Dörnigheim gab es allerdings keine Anlagestelle. Im Jahre 1842 wurde die sogenannte „Main-Dampf­schiffahrts-Gesellschaft“ gegründet, so daß die Treidelschiffahrt beendet war, weil die Schiffe nun aus eigener Kraft flußaufwärts fahren konnten.

Auch  die industrielle Revolution läutete den Niedergang der Leinreiterei ein. Der Siegeszug der Eisenbahn bedeutete dann das endgültige Aus für die Leinreiterei. Schon seit 1848, mit dem Bau des Wilhelmsbader Bahnhofs, war Hanau über die Schiene mit Frank­furt verbunden. Als dann 30 Jahre später der Hanauer Bahnhof mit seinen sechs Strecken hinzu kam und der Frachtverkehr immer mehr auf die Schiene verlegt wurde, mußten die Leinreiter ihre Pferde für immer ausspannen.

Im Jahre 1886 begann die Kettenschiffahrt auf dem Main. Eine etwa 314 Kilometer lange Eisenkette mit 4,7 Millionen armdicken Gliedern wurde in den Main gelegt. An dieser Kette zog sich ein Lastkahn bis nach Bamberg hinauf.

Die Kette wurde von dem Dampfer aufgenommen, lief über Bord, ein durch eine Dampfmaschine angetriebenes Zahnrad griff in die Lücken ein und trieb so das Schiff voran. Das Rasseln der Kette war weithin zu hören.

Mittels einer Sirene, die sich anhörte wie das Heulen einer Kuh, warnte der Kapitän entgegenkommende Schiffe - daher rührt dann der Spitzname „Maakuh”.  Von weitem glich die einer Fähre mit Schorn­stein: Das Schiff war etwa 50 Meter lang, sieben Meter breit und hatten einen Tiefgang von einem halben Meter. Bis zu 30 Schiffe  zog eine „Moakou”  aus eigener Kraft hinter sich her. Erst 1921 wurde dieses mit zwei Schornsteinen ausgestattete Schleppschiff wieder abge­schafft, die Kette wurde 1938 aus dem Main gezogen.

 

Brücken:

In Höhe des Wasserturms ist eine Brücke. An ihrer Abdeckung kann man noch  die tiefen Rillen sehen, die das Schleppseil der Leinreiter im Laufe der Jahre in den Sandstein gefressen hat (irgendein Eifriger hat sie allerdings mit Zement ausgefüllt). Neben der Brücke stehen zwei Säulen, die (in deutscher und lateinischer Sprache) an den ersten Erbauer der Philipps­ruher Allee erinnern. Es folgt dann die Flutbrücke am Ende eines alten Kinzigarmes. An der Abdeckung sind auch hier die Schleifspuren der Leinen zu erkennen, mit denen die Pferde die Schiffe gezogen haben

Schließlich kommt man zur Hellerbrücke. Sie wurde 1716 über die Kinzig kurz vor ihrer Mün­dung in den Main gebaut und erst in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts erneuert.

Noch im Anfang des 19. Jahrhunderts mußte hier ein Heller Brückengeld gezahlt werden. Daher kommt der Name der Brücke. Kurz vor der Mündung der Kinzig in den Main war ein breiter Wasserfall.

 

Römerbrücke:

An der Hellerbrücke geht es rechts hinunter und dann links weiter. Kurz vor dem Hafen der Wasser- und Schiffahrtsdirektion hat man 1886 bei Baggerarbeiten die Reste einer Holzbrücke entdeckt, die vom den Römern am Ende des 1. Jahrhunderts über den Main gebaut wurde und die beiden römischen Ansiedlungen in Steinheim und Kesselstadt verband. In Kesselstadt verlief die Straße östlich des Kastells, machte aber vor dem Main noch einen Knick nach Süden.

Die Ausgrabungen führten auch zur Auffindung zahlreicher Gebrauchsgüter aus dem 1.-3. Jahrhundert nCh. Die Haupterwerbsquelle der Bewohner dieser Ansiedlung, die offenbar bis zum endgültigen Fall des Limes bestand, dürfte die Verarbeitung des Steinheimer Basaltes zu Werksteinen und Gebrauchsgerät gewesen sein. Am Schloß Philipps­ruhe gab es eine Furt durch den Main.

Auf der Steinheimer Seite entsprach dem die Freilegung der Reste römischer Gebäude auf der Steinheimer Mainspitze. Bereits 1845 und später wieder 1875 konnten sie freigelegt werden.

Im Jahre 1875 grub der Hanauer Geschichtsverein zwei in Ost-West-Richtung verlaufende Mauerstücke aus. Im Jahre 1894 wurde ein rechteckiges Gebäude festgestellt, das als Teil einer militärischen Anlage gedeutet wurde. Bei Ausgrabungen 1961/62 und 1965 wurde der Gesamtgrundriß des langrechteckigen Gebäudes (45,50 x 18,60 Meter) aufgenommen. Eine Innenraumeinteilung war nicht mehr zu ermitteln. Aufgrund der Breitenmaße kann aber mit Dachträgern gerechnet werden, die die Anlage vielleicht zwei- oder gar dreischiffig gestalteten.

In dem aus Basaltmauerwerk errichteten Gebäude ist vermutlich ein Nebengebäude eines römische Gutshofes (villa rustica) zu sehen, vielleicht aber auch das Hauptgebäude, das dann dem sogenannten „Hallenhaustyp“ zuzuordnen wäre.

Etwa 50 Meter östlich dieses Gebäudegrundrisses wurde das zugehörige Badegebäude aufgedeckt, das sich über einen holzverschalten Keller erstreckte, der vermutlich zu einem früheren Holzgebäude gehörte.

Unter verbranntem Lehmfachwerk, das in den Keller gestürzt war, lagen acht Amphoren, mehrere Fibeln sowie ein Denar des Kaisers Severus Alexander. Danach ist die Kellerfüllung in die Zeit der Alamanneneinfälle der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts nCh zu datieren.

Nach dieser Brandkatastrophe wurde über dem Keller ein Badegebäude aus Stein errichtet. Es zeigt einen einfachen Grundriß. Der Eingang hat im Süden gelegen. Dort befand sich das Kaltbad F (frigidarium) mit der Kaltwasserwanne P (piscina). Es schloß sich das Heiß­bad C (caldarium) an. Von der Hypokaustheizung war lediglich der Unterboden erhalten. Es fanden sich auch noch andere Gebäude auf der Mainspitze. Heute ist hier ist die Straße „Zur Römerbrücke“ und die Gaststätte „Nizza“.

 

Kinzdorf:

Der Stadtteil am Westbahnhof östlich der Philippsruher Allee heißt „Kinzdorf“ und war eine Keimzelle der Stadt. Es lag im oberen Winkel zwischen dem Main und einem alten Kinzig­arm, der später zum Mainkanal ausgebaut wurde. Hier stand die alte Marienkirche, eine Missionskirche für die ganze Gegend. Urkundlich tritt der Name „Kinzdorf“ in den Jahren 1338, 1353 und 1364 auf.

Wie die Entstehungsgeschichte des Kinzdorfes ungewiß und geheimnisvoll ist, so auch das Werden der Kinzdorfkirche. Sie soll schon vor der Wirkungszeit des Bonifatius bestanden haben und so eine der ersten Gründungen christlicher Prägung in unserer Heimat gewesen sein. Die Kirche war der Maria geweiht. Sie barg ein Marienbild, dem man Wunderkraft beimaß. Das Marienbild befindet sich heute in der Kirche von Groß-Steinheim.

Das Kinzdorfer Kirchlein war jahrhundertelang die Hauptkirche für die später entstandene Stadt Hanau, und die Marien-Magdalenenkirche in der Altstadt Hanau galt als eine Tochterkirche der Kinzdorfer Kirche. Jahrhunderte hindurch wurden hier die Kinder der Stadt Hanau getauft. 

In unmittelbarer Nähe der Kirche war auch der Friedhof. Er erstreckte sich bis dahin, wo sich heute der Eisenbahndamm hinzieht. Ursprünglich beerdigten die Altstädter und die Neustädter ihre Toten hier. Die nahe Lage der älteren Kinzdorfkirche mit ihrem Kirchhof ersparte den Bürgern bei der Gründung der Stadt die Anlage eines Friedhofes um die Pfarrkirche.

Allmählich sank die Bedeutung der Kinzdorfer Kirche immer mehr. Die Kirche diente nur noch zur Abhaltung von Leichenfeiern. Es wird angenommen, daß das Kinzdorf im Jahre 1504 durch hessische Kriegshorden verwüstet wurde. Bei einer Erweiterung der Neu-Hanauer Festungswerke durch Kommandant Huwald im Jahre 1633 wurde die Kinzdorfer Kirche abgebrochen, da man auf dem Kirchenhügel eine Schanze errichten wollte. Der verbleibende Rest ist infolge großer Überschwemmungen in den Jahren 1564 und 1590 vernichtet worden.

Von dem Kinzdorf selbst stand um 1600 nur noch die alte Pfarrkirche, die auf der Ansicht der Stadt Hanau von Dilich vor den Wällen der Neustadt noch zu erkennen ist. An das Kinzdorf erinnern heute nur noch einige Flurnamen: „Im Kinzdorfer Grund“, „Am Kinzdorfer Grund“ und „Der Kinzdorfer Weg“.

Man fährt hier am Main entlang und muß dabei das Gelände der Wasser- und Schiffahrtsdirektion links umfahren. Dabei sieht man nördlich  die Anlage, die früher der Mainkanal war.

 

Mainkanal

Man hat schon früh versucht, die wichtige natürliche Wasserstraße, den Main, durch den bis in die Stadt hineinführenden Kanal für den Handelsverkehr nutzbar zu machen. Es ist anzunehmen, daß der Mainkanal aus einem toten Kinzigarm gestaltet wurde. Man wollte mit seinem Bau den Güterverkehr der Stadt auf direktem Wasserwege ermöglichen.

Der Mainkanal wurde unter dem überwölbten Stadtwall hindurchgeführt. Vor dem „Heumarkt“ sollte er in einem Hafen mit Ladeplatz enden. So war es geplant. Die Ausführung kostete viel Geld, ohne daß der Zweck jemals recht erfüllt wurde. Die Bauzeit dauerte von 1600 bis 1619.

 

 

Im Dreißigjährigen Krieg verwandelte sich der mit so vielen Kosten und Mühen angelegte Binnenhafen in ein „wüstes ungesundes Loch“, die „Stincke-Kauth“. Bereits 1666 schüttete man den Hafen zu und bebaute das Gelände mit Wohnhäusern. Das verbleibende Stück des Kanals wurde 1833/34 um ein weiteres Stück gekürzt und diente dann nur als Winterhafen.

Der Zufluß des Hafenbeckens, der Stichkanal, blieb über die Zeiten hinweg erhalten. Als breiter Wasserarm führte der „Mainkanal“ bis in unsere Tage vom Westbahnhof zum Main und diente dabei zugleich als Abfluß des Stadtgrabens, der ja als letzter Rest der alten Stadtbefestigung noch einen geringen Teil der Stadt umfließt.

Vor dem Bau des neuen Mainhafens diente der Mainkanal als Zufluchtsort für Schiffe im Winter und bei Hochwasser. Auch die „Strandbäder“ des Mainufers stellten hier ihr „Mobiliar“, die Schwimmtanks, unter, und die Angler saßen stundenlang am Ufer. Eine herrliche Allee, die einstmals gepflegt und mit Bänken versehen war, begleitete den Kanal. In unseren Tagen ist der letzte Rest des Mainkanals zugeschüttet worden, und nur die Straßenbezeichnung „Am Mainkanal“ wird die Erinnerung wachhalten.

Bei den Ausschachtungsarbeiten zum Wiederaufbau des Gebäudes „Zur schwedischen Krone“, zuletzt „Rheinischer Hof“ genannt, im Jahre 1954 kam man auf die Sohle des alten Hafenbeckens. Einige interessante Fundstücke konnten vom Hanauer Geschichtsverein sichergestellt werden.           

 

Das Hanauer Marktschiff

König Albrechts Stadtrechtsprivileg des Jahres 1303 hatte Hanau für jeden Mittwoch einen geschützten Wochenmarkt genehmigt, und im Jahr 1468 bewilligte Kaiser Friedrich III.. dem Hanauer Grafen zwei Jahrmärkte, einen für Sonntag Misericordias Domini nach Ostern und den anderen im Herbst für den Sonntag nach St. Martin.

An diesen beiden - wir würden heute sagen „verkaufsoffenen“ -  Sonntagen und an den wöchentlichen Markttagen gab es in der Stadt ein lebhaftes Handeln, Kaufen und Verkaufen, freilich in einem kleinen regionalen Rahmen.

Dies änderte sich Ende des 16. Jahrhunderts mit der Gründung der Neustadt. Graf Philipp Ludwig II. siedelte Glaubensflüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden an, emsige, geschäftstüchtige Leute, welche die Grundlagen für ein blühendes produzierendes Gewerbe schaffen sollten. Der Graf setzte auf Wirtschaftswachstum. Dazu gehörte damals wie heute ein leistungsfähiges Bankwesen, deshalb folgte im Dezember 1600 die Privilegierung der Judengemeinde. Aber produzierendes Gewerbe und Bankwesen reichten als Standortfaktoren nicht aus, wenn es an Verkehrsverbindungen zu den Abnehmern der produzierten  Güter fehlte. Damals, in einer Zeit ohne Flugzeuge, ohne Autobahnen und Kraftfahrzeuge, ohne Eisenbahnverbindungen, waren Flüsse und Kanäle die günstigsten Verkehrswege, um Waren in größerer Menge zu transportieren.

Aus diesem Grund hatten sich die Neustädter in § 16 der Gründungsurkunde vom 1. Juni 1597 ausbedungen: „Item das ein oder zwey ordinari Schiff, so täglichs oder zum wenigsten zwey oder dreymhal inn der Wochen auff- und ab naher Franckfurth fahren angestellt und gegen die gebür gehallten werdenn.“

Es war der Anspruch, daß Hanau über ein fahrplanmäßig und verläßlich verkehrendes Transportmittel zum benachbarten Handelszentrum Frankfurt verfügen müsse.

Ernst Julius Zimmermann, der auch heute noch als der beste Kenner der älteren Hanauer Geschichte gelten darf, hat vermutet, daß die Fahrten des Marktschiffs im Jahr 1600 begannen. Dabei ging es nicht ohne Streit ab. Der Erzbischof und Kurfürst von Mainz sah die Mainschiffahrt als eigenes Privileg an, und so kam es zu Diskussionen, zu geharnischten Schriftwechseln und schließlich auch zu Überfällen seitens der Mainzer.

Es folgten die Wirren des Dreißigjährigen Krieges mit all ihren Negativfolgen für Handel und Wandel, und gerade in dieser Zeit war die Fahrt mit dem Marktschiff von Hanau nach Frankfurt und zurück bisweilen ein wirklich gefährliches Abenteuer.

Im Lauf der Zeit etablierte sich das Marktschiff als eine in der Tat zuverlässige fahrplanmäßige Verkehrsverbindung für Menschen und Güter zwischen Hanau und Frankfurt. Allerdings - eine solche Hin- und Rückfahrt war jeweils eine Tagesreise. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts ging das wohl an, doch dann änderte sich alles: Dampfschiffe, noch von Pferden gezogene Omnibusse, Eilwagen und schließlich die Eisenbahn waren Konkurrenten, gegen die ich das zwar zuverlässige, aber jetzt zu langsame Marktschiff nicht auf Dauer behaupten konnte.

Im November 1847 machte Georg Christian Bein seine letzte Fahrt als Hanauer Marktschiffer, und ab September 1848 ersetzt die dem Main folgende kurhessische Hanau-Frankfurter Eisenbahn die alte Marktschifflinie. Nach dem Beginn der Dampfschiffahrt Anfang der vierziger Jahr markierte die Eröffnung dieser Eisenbahnlinie für das Verkehrswesen unsere Raums den Anfang des industriellen Zeitalters.

Im Sommer 1897 feierte Hanau das 300. Gründungsjubiläum der Neustadt, und eine Attraktion im Festzug war ein Schiff, das der Kaufmännische Verein hatte bauen lassen. Es war eine Erinnerung an das alte Hanauer Marktschiff. Von Pferden gezogen, die Zugleine oben am Mast befestigt, erinnerte es das zahlreiche Publikum an die Zeit der vorindustriellen Schiffahrt.

 

Weiter geht es auf einem hohen Damm am Main entlang. Rechts steht noch ein Schild, das den Eingang zum Licht- und Luftbad markiert. Etwas nach rechts geht es dann unter der S-Bahn-Brücke hindurch und dann gleich unter die Mainbrücke nach Steinheim. Man fährt erst ganz unter der Brücke hindurch, um auf die Ostseite der Brücke zu kommen. Diese wird überquert. Um nicht auf der Umgehungsstraße weiter fahren zu müssen, fährt man durch Klein-Stein­heim.

Von der Brücke fährt man zunächst dem Schild „Mainuferweg“ nach, biegt aber dann rechts ab  zur Uferstraße, die bis zur St. Nikolauskirche führt

 

Klein-Steinheim:

Klein-Steinheim (früher: Niedersteinheim) ist älter als Groß-Steinheim. Im Jahre 1938 wurden Ober- und Niedersteinheim zur Stadt Steinheim verbunden und 1974 wurde diese nach Hanau eingemeindet. Die katholische Nikolauskirche wurde nach der Überlieferung des Klosters Seligenstadt auf dem dem Kloster gehörenden Grund und Boden gegründet. Das war im. 9. Jahrhundert noch zu Lebzeiten Einhards (770 bis 840), also vor 840. Sie war die Pfarrkirche eines größeren Sprengels. Im Jahre 1294 wurde das Gotteshaus durch den Mainzer Erzbischof Gerhard II. dem Kloster Seligenstadt inkorporiert. Nachdem 1320 Obersteinheim Stadt geworden war und 1425 die Herren von Eppstein das ganze Amt Steinheim mit Stadt und Burg an das Erzstift verkauft hatten, verlegte Erzbischof Theoderich von Erbach am 21. Oktober 1449 die Pfarrkirche von dem Dorf  Niedersteinheim in die Stadt Steinheim in die seitherige Stadtkapelle.

 

In den Jahren 1892/93 erfolgte der Neubau der Kirche in Klein-Steinheim. Die ältesten Teil sind im Turm und Chor (heute: Sakristei) noch erhalten Das Langhaus der alten Kirche zwischen Turm und Chor wurde vorher abgebrochen. Dazwischen wurde das Schiff der neuen Kirche gestellt, die am 23. Juli 1893 geweiht wurde. Im Jahre 1930 wurde der Kirchturm erhöht. Schäden erlitt das Gotteshaus durch Brandbomben bei einem Angriff am 19.3.1945, die zunächst provisorisch ausgebessert wurden. Im Jahre 1950 fand eine Ausbesserung des Turmdaches statt und 1951 wurden neue Kirchenfenster nach Entwürfen von August Peukert (Großauheim) angeschafft.

Das Gotteshaus enthält eine Barockkanzel von 1651, vom Eingang her gesehen besteht der rechte Seitenaltar aus gewundenen Säulen des alten Kreuzaltars, der aus der Schloßkapelle stammen soll. Zu dem linken Seitenaltar gehört eine Pietà.

Über dem Turmeingang befindet sich ein großes Gemälde des Heiligen Nikolaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, wohl von dem Hanauer Maler Louis Schleissner. In den Längsseiten der Kirche befinden sich die Gemälde der vierzehn Kreuzstationen von dem Maler Joseph Schäfermeier, gestorben 1899 in Kleinsteinheim. Seit 1900 ist die Gemeinde wieder ein selbständige Pfarrei.

Hinter Kirche steht die Kreuzkapelle. Sie wurde erbaut an der Stelle, wo am 3. Mai 1309 das „heilige Kreuz von Klein-Steinheim“ gefunden wurde. Seitdem gibt es die Wallfahrt zum Heiligen Kreuz. Der Sockel des Wallfahrts- Kreuzes enthält zwei Reliquienpartikel des Heiligen Kreuzes und eine Reliquie des Antonius von Padua, die 1746 der Aschaffenburger Jakob Geibig aus Rom mitbrachte. Auf dem Kirchhof stehen mehrere Heiligenfiguren und alte Gräber. Zur Kreuzkapelle führt der sogenannte „Kreuzweg“ vom Groß-Steinheim mit sieben Bild­stöcken aus Sandstein.

Wenn man am Ende des Kirchengrundstücks nach rechts in die Molitorstraße fährt, hat man noch einen Blick auf den Kirchhof. Man kommt  an der Theodor-Heuß-Schule vorbei zur Ludwigstraße, der Hauptstraße von Klein-Steinheim. Rechts in der Ludwigstraße sieht man das Rathaus.

 

Am Ende der Molitorstraße trifft man auf die Gartenstraße (kein Straßenschild), fährt nach rechts ein Stück auf dieser Straße und  dann gleich wieder links in die Eppsteinstraße.

Wo nach rechts die zweite Straße abzweigt ist ein Kreisel, den man aber durchfahren muß.

Hier steht eine Pestkapelle (die bekanntere Pestkapelle steht aber am Friedhof). Die dritte Straße rechts in den Gai­lingsweg. Dort geht es nach rechts unter der  Bundesstraße hindurch in die Senefelder Straße (das Schild Sackgasse“ gilt nur für Autofahrer). 

 

Amerikafeld                                                                                                            

Links zwischen den Fabrikgebäuden sieht man auf die Flur „Amerikafeld“. Dies ist ein unter Naturschutz stehendes Trockenrasengebiet mit seltenen Orchideenarten und Eidechsen, das außerdem ein Lebensraum für Neuntöter, Blauracke und Pirol ist. Das Areal wirkt zunächst unscheinbar. Versteckt hinter hohen Bäumen liegt das Amerikafeld - ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet der Stadt Hanau. Durch die Holzabsperrungen wird sichergestellt, dass die Wiesenflächen nicht betreten wird. Auf den trockenen Sanddünen wachsen auf 4000 Quadratmetern diverse Magerrasen unterschiedlichster Ausprägungen - und damit zunehmend seltener werdende Pflanzenarten.

Die Weideflächen haben in gleich doppelter Hinsicht europäische Relevanz. Zum einen sind sie Zeugen einer nach der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren stattgefundenen Vegetation. Zum anderen ist das Amerikafeld dank der Einhaltung europäischer Naturschutznormen ein Natura-2000-Areal, also ein Teil des Schutzgebiet-Netzes der EU. Noch bis Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde das Areal von der Stadt als Ackerland genutzt, ehe es 1995 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde.

Das Amerikafeld bietet eine besondere ökologische Nische. Dank des nährstoffarmen und trockenen Bodens seien Rückzugsgebiete für seltene Tierarten, darunter die Zauneidechse oder die blauflüglige Ödlandschrecke, vorhanden. Die Bäume der Streuobstwiesen beheimaten den Steinkauz, während liegendes Totholz vor allem Insekten anlockt.

Entgegen geläufiger Vermutungen werden Naturschutzgebiete jedoch nicht sich selbst überlassen. Das wäre hinsichtlich der Artenvielfalt grob fahrlässig. Würde man hier auf Dauer nichts unternehmen, würde der Magerrasen schon bald einem dichten Waldgebiet weichen.

Im Sinne der Artenvielfalt ist es beispielsweise wichtig, den Magerrasen nicht zu hoch wachsen zu lassen. Eine der essenziellen Maßnahmen stellt die Beweidung durch Schafe dar.

 

 

Das Abfressen der Gräser durch Nutztiere ist die natürlichste und schonendste Form der Wiesenpflege. Anders als ein Rasenmäher sorgen die Tiere am Ende für unterschiedlich hohe Halme. Manche Teile lassen sie sogar gänzlich stehen. Dadurch entsteht eine unregelmäßige Wiesenfläche, die ideale ökologische Bedingungen schafft.

In regelmäßig neu abgestecken Koppeln grasen die Schafe nach und nach die gesamte Fläche ab. Um dies zu erreichen, arbeitet Hessen Forst mit Schäfer Armin Bergmann und seiner Frau Angela aus Mömbris zusammen Für rund vier Wochen im Jahr werden knapp 360 Rhönschafe sowie Koburger Fuchsschafe zum Amerikafeld transportiert. Ein sehr umständlicher Transport, der sich lohnen muss.

An Familie Bergmann schätzt Hessen Forst vor allem die seit vier Generationen weitergetragene Erfahrung bezüglich der Pflege und Absicherung der Schafe. Inzwischen ist es schwer geworden, gute Schäfer zu finden. Das Geschäft ist knallhart. Trotz hohem Arbeitsaufwand bleiben am Ende oft nur geringe finanzielle Handlungsspielräume. Aus diesem Grund schließen auch immer mehr Betriebe ihre Pforten. Gleichzeitig trägt der Schäfer bei der Beweidung ein hohes Risiko: Wenn die Herde aufgeschreckt wird, flüchtet sie. Es ist schon vorgekommen, dass Schafe auf nahegelegene Autobahnen oder Schnellstraßen gerannt sind. Bei den dadurch entstehenden Schäden muss dann natürlich ein Schuldiger gefunden werden, der bezahlt.

 

Im Wald fanden sich zahlreiche Hügelgrä­ber, deren Be­stattungs­bei­gaben teilweise im Mu­seum des Steinheimer Schlosses gezeigt werden. Aber vom Weg aus sind sie nicht zu sehen.

Wo der Weg sich teilt (kein Wegweiser) kann man nach links etwas hoch fahren und dann am  Wegweiser „Dietesheimer Seen“ nach rechts; dann kommt man rechts am Oberwaldsee und links vom Hansteinweiher vorbei.

Man kann aber auch an der Gabelung rechts fahren. Dann kommt man auf der Forstmeisterschneise bis zur Pfaffenbrunnenstraße. Dort geht es links weiter auf dem Pfaffenbrunnenweg, vorbei an der Polizeihundeführerschule und nördlich am Hansteinweiher vorbei. In beiden Fällen muß man dann aber die Straße „Am grünen See“ weiterfahren (vom Pfaffenbrunnenweg geradeaus, von der Straße „Am Hansteinweiher“ nach links) und rechts abbiegen zum Südring. Unter der S-Bahn und kommt man über die Bundesstraße und fährt ein

Stück nach links und dann wieder rechts zur Schleuse.

 

Dietesheim:

Der Stadtteil  verfügte über kein Fließwasser, das eine Mühle hätte treiben können. Daher verlegten sich die Dietesheimer auf die Mainfischerei neben der allgemeinen dörflichen Feldwirtschaft. Die Mainfischerei war ein Spezialgewerbe, das seit dem Mittelalter als Zunft organisiert ist.

Die Dietesheimer, liebevoll auch „Basaltköpp“ genannt, haben ihre Eingemeindung vom 1. April 1939 nie richtig verwunden und sind nach wie vor stolz auf ihre Eigenständigkeit, die sich bis zum Jahr 1013 zurückverfolgen läßt. Damals wurde der Name Dietesheim zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als Heinrich II. seinen Besitz in Dietesheim mit dem Kloster Lorsch tauschte. Die Pfarrkirche St. Sebastian ist in der Kirchstraße im Westen des Ortes (mit dem schlanken Turm). Älter ist die Kirche in der Untermainstraße mit der geschwungenen Haube.

Eine dritte Kirche ist die  St. Wendelinus-Kapelle am Alten Friedhof. Sie wurde 1450 erstmals urkundlich erwähnt. Sie wurde immer wieder restauriert und zuletzt 1987 neu geweiht. Die Kapelle ist aus Basaltstein gebaut, ihr Vorbau ist aus Holz. Im Inneren befindet sich heute eine Statue des HI. Wendelinus. Der früher im Innern aufgestellte „Anna-Selbdritt-Altar“ steht heute in der Dietesheimer Pfarrkirche St. Sebastian..

 

 

 

Schleuse:

Die alte Mühlheimer (oder Dörnigheimer) Schleuse wurde 1921 gebaut. Das Betriebsgebäude zur Stromgewinnung wurde aufgrund seiner Architektur „Kirche im Fluß“ genannt. Das Bau­werk war mitten im Main plaziert und durch Wehrstege mit dem Ufer verbunden. Es wurde aber 1988 durch die heutige Anlage ersetzt, die für Euro-Schiffe geeignet ist.

Von dem Kraftwerk ist lediglich ein gußeisernes Verzahnungsgetriebe erhalten geblieben. Die Stadt Maintal hat es aufbewahrt, aber nicht aufgestellt, weil dies zusammen mit einer Schutzhütte 40.000 Euro kosten sollte. Im Jahre 2013 aber beschloß die Regionalpark Ballungsraum Rhein-Main GmbH, die Förderung dieses Vorhabens:

Eine Behausung für das Getriebe soll an den Turm des ehemaligen Kraftwerks erinnern, wobei die Giebelseiten offen und somit für Fußgänger und Radfahrer einsehbar sind. Die Frontseite informiert über den historischen Zusammenhang. Das Material der Behausung soll sich im Boden fortsetzen, überquert den Radweg zum Ufer und mündet dort in Sitzstufen mit Aussicht auf den ehemaligen Kraftwerksstandort. Zwischen dem Denkmal für das ehemaligen Flußkraftwerk und dem Mainufer soll ein Verbindungsweg hergestellt werden.  An Fördermittel sollen vom Regionalpark rund 64.000 Euro fließen, die Zuschüsse aus dem Umweltfonds der Fraport AG an den Regionalpark mit eingeschlossen. Träger ist die Stadt Maintal, die zur Verwirklichung der Maßnahme 32.000 Euro zur Verfügung stellt.

 

Denkmal Flußkraftwerk                                                                                           02.07.2016

Ein Denkmal, das an das frühere Laufwasserkraftwerk mitten im Main zwischen Dörnigheim und Kesselstadt erinnern soll, ist Ende Juni 2016 vom Ersten Stadtrat Ralf Sachtleber und Vertretern der Regionalpark Rhein-Main-GmbH offiziell eingeweiht worden.

Zu den Laudatoren der ehe- mals als „Kirche im Fluss“ bezeichneten Bauwerks, das im Jahr 1989 durch Sprengung endgültig abgerissen worden war, gehörte auch der Journalist und HR-Moderator Holger Weinert, bekannt vor allem durch die „Hessenschau“ und seine Serie „Holgers Hessen“. Sein Satz: „Ich halte es (den Abriss; Anm d Red.) heute noch füreine ungeheure Schweinerei“, drückte dras tisch aus, was Viele empfanden, die das Gebäude, das wie ein Kirchenschiff mit Turm wirkte, gerne als Kulturdenkmal erhalten wollten.

Denn dies war der Tenor bei der offiziellen Einweihung des Denkmals „Kirche im Fluss“ am nördlichen Mainufer an der Maintal-Kesselstädter Gemarkungsgrenze. Erster Stadtrat Ralf Sachtleber sprach die Begrüßungsworte vor den gut 40 Zuschauern, die sich auf dem Fahrradweg am Denkmal eingefunden hatten. Das Zahnrad der ehemaligen Generator-Welle aus dem Kraftwerk ist es, das außer ein paar Sandsteinbrocken die Sprengung überlebt hatte, und einige Jahrzehnte auf dem Betriebshof der Stadt vor sich hin rosten durfte.

Es nennt sich „Glockenrad“, was aber nichts mit der Funktion einer Glocke oder gar Kirche zu tun hat, sondern mit der eines Schwungrades zur Umsetzung der Kräfte. Ebenfalls rostig, aber nicht durchrostend, präsentiert sich das Dach über dem Rad Es solle ruhig „Patina anset- zen“, meinte Architekt Thomas Seipel vom Büro THS, der den Bauantrag gestellt und die Gesamtleitung bei der Denkmalgestaltung innehatte.

Die Idee dahinter: den italienischen Cartoonisten Osvaldo Cavandoli etwas nachahmen, der mit seinen legendären Strichzeichnungen „La Linea" gewissermaßen Pate für das Stahldenkmal gestanden hatte. Projektleiter Jochen Pfeifer von der Stadt Maintal hatte schließlich dafür gesorgt, dass auch die Realisierung ihren Weg durch Behörden ging.

Es soll gar nicht so einfach sein, auf einer Gemarkungsgrenze, die noch dazu einen unterirdischen Speichersee des Mains bei Hochwasser überdeckt, zu bauen, war zu hören. Das Denkmal entstand als Co-Produktion gemeinsam mit den Projektpartnern Maintal-Werke GmbH (MWG) und der Regionalpark Rhein-Main GmbH. Außerdem waren das Land Hessen und die Fraport AG beteiligt, auch finanziell.

Das war auch nötig, die rund 96.000 Euro, welche das stählerne Monument und seine Beton-Bodenplatte gekostet haben, wurden zu zwei Dritteln von den Projektpartnern aufgebracht, den Rest übernahmen Spender.

Und noch einen Spruch hinterließ Holger Weinert, der früher einmal in Kessel stadt gewohnt hat und den Blick auf die „Kathedrale im Fluss“ noch kannte. „Hingerichtet von Bürokraten“, kommentierte der HR-Mode rator das Bild eines 1921 erbauten Wasserkraftwerks. Das immerhin eine Leistung von 1,7 Megawatt ins Stromnetz einspeiste, aber der (angeblichen) Moderne in Form des Baus eines neuen Kraftwerks rund 400 Meter mainaufwärts, an der heutigen Kesselstädter Schleuse, weichen musste.

 

Die Schleuse wird überquert und man fährt auf dem  Mainuferweg wieder zurück nach Dörnigheim. Hinter der Kirche geht es rechts die Karl-Leis-Straße hoch zur Gaststätte „Frankfurter Hof“, in dem sich eine Pizzeria befindet (Dauer etwa zwei Stunden).

 

 

 

Bischofsheim- Enkheimer Ried - Sausee - Teufelsbruch (14,6 Kilometer)                      Treffpunkt:

Wer von Wachenbuchen und Hochstadt kommt, fährt  nach Bischofsheim hinein, dann immer geradeaus (nicht mit der abbiegenden Hauptstraße) und durch die Pfortenstraße zur Stumpfgrabenstraße. Von Dörnigheim her fährt man am Doorm-Hotel in die Grüne Mitte und über die Eisenbahn und unter der Autobahn hindurch und immer geradeaus bis es nicht mehr geht. Dort an der Schäfergasse nach rechts und dann weiter, bis nach links die Stumpfgraben­straße abgeht. Treffpunkt ist bei den Hühnerzüchtern.     Start

 

Tränkebach:

Am Ende der Bebauung in der Stumpfgrabenstraße liegt zunächst eine Wiese, an deren Ende man aber schon das Schilf am Tränkebach sieht. Nachher geht die ganze Fläche in Schilf über. Man kommt zum Gelände der Geflügelzüchter und zu einer Informationstafel über das Enkheimer Ried. Dann folgt wieder eine Schilffläche, die in einen kleinen Teich übergeht, der vom Tennisclub unterhalten wird.  Dessen großes Gelände mit Vereinsheim und Kinderspielplatz schließt sich an. Aber im Grunde stören die beiden Vereinsanlagen das Feuchtgebiet am Tränkebach.

Der Tränkebach entspringt nördlich von Bischofsheim, durchfließt das Rothersried, vereinigt sich mit dem Dorfelder Bach. Das Wasser fließt nun durch eine Wiese, verschwindet in einem Rohr unter der Um­gehungsstraße und passiert die Reitanlage Hubertus. Dort verschwindet der Tränke­bach unter dem Stadtteil Bischofsheim und taucht in der Aue westlich des Ortes wieder auf. Der Tränkebach wurde 1927 begradigt und zwischen 1970 und 1974 in Betonhalbschalen verlegt. Der Bach war nach einer Untersuchung von 2004 durch Frau Häger-Hogerland stark verunreinigt. Der Bach war zu einem öden, lebensfeindlichen Kanal geworden. Auf der Brücke westlich des Tennisplatzes kann man den alten Zustand noch sehen.

Nach Westen dagegen beginnt hier der renaturierte Tränkebach. Im Herbst 1997 wurden die Betonschalen aus dem Tränkebach herausgenommen und der Bach wurde auf einer Strecke von etwa 600 Metern zwischen der Stadtgrenze von Frankfurt und den Tennisplätzen in Bischofsheim naturnah ungestaltet. In sanften Schwün­­gen mit flacheren und steileren Ufern mit schnel­ler und langsamer fließenden Ab­schnitten mäandert das  aus seinem Betonbett befreite Bächlein verschlafen dahin. Dabei hat man nur sparsam Erlen, Weiden, Schilf und Lilien angepflanzt. Man kann anhand der wechselnden Schilfzonen erkennen, wo die renaturierten Flächen sind und wo noch Wiesen genutzt werden. In der Vegetationsper­i­ode kann man allerdings nicht erkennen, wie der Bach mäandert und sich durch die Wiese schlängelt (der Bach entlang des südlichen Wegs dient nur als Sammler).

Allerdings klagen jetzt Anlieger in Bischofsheim, das Wasser fließe nicht mehr schnell genug ab und sie hätten deshalb  im Keller Probleme mit dem Wasser (aus diesem Grund hatte man ja auch nicht den ganzen Bach denaturiert). Je schneller das Wasser der Zuflüsse nach einem Regen in den Fluß gelangt, desto eher entwickelt sich ein gefährliches Hochwasser. Natürliche Bäche mit mäandrierendem Verlauf, zeitweise überfluteten Wiesen und Schilfgürtel halten große Wassermengen zurück und verringern die Hochwassergefahr. Die naturnahe Umgestaltung des Tränkebachs trägt so zum Schutz vor Hochwasser des Mains bei.

Die Renaturierung des Tränkebachs hat sich sehr positiv auf Pflanzen- und Tiergemeinschaften des knapp 13 Hektar großen Naturschutzgebiets „Bischofsheimer Wiesen“ ausgewirkt. Es hat sich prächtig entwickelt und dank des Schilfes wird auch das Wasser rein und sauber blei­ben. Der Bach hat sich im Laufe der Jahre fast völlig erholt, Libellen zeugen von seiner Reinheit.

 

An Pflanzen finden sich Schein-Zyper‑Segge, Großes Flohkraut und Zungenhahnenfuß. Im Frühjahr kann man wieder beobachten, wie aus Kaulquappen quakende Grünfrösche werden. Auch Wasserläufer und Furchenschwimmer sowie andere Wasserkäfer kann man dann wieder sehen. Bachflohkrebse nehmen erneut ihre wertvolle Arbeit auf und zerkleinern die übriggebliebenen abgestorbenen Pflanzenteile. Sie liefern so Nahrung für reinigende Bakterien im Bach und gleichzeitig sind sie Futter für Fische und Vögel wie die Wasseramsel. Um Vogelarten wie Wasserralle, Bekassine oder Rohrweihe zu schützen, sollte man das Naturschutzgebiet nicht betreten und Hunde an die Leine nehmen.

Wenn man Glück hat, kann man vielleicht sogar einer der höchst seltenen europäischen Sumpfschildkröten begegnen. Es ist durchaus möglich, daß das eine oder andere Exemplar sein Rückzugsgebiet Enkheimer Ried verläßt und den Tränkebach entlang wandert. Im Sommer 2008 stellte man nach einigen Wochen genauer Beobachtung und mit Hilfe von Tonbandaufnahmen der Balzgeräusche fest, daß der vom Naturschutzbund Deutschland als Lurch des Jahres 2008 gewählte Laubfrosch wieder da ist. In den warmen Mai- und Juni-Nächten hört man mit etwas Glück an seinen Laichgewässern den lauten Balzruf der Laubfrosch-Männchen. Der Lockruf gilt den Weibchen, die diesem aus größeren Entfernungen folgen. Nach der Frosch-Hochzeit wird der Laich in Laichballen abgelegt. Nach etwa 50 bis 80 Tagen entwickeln sich Kaulquappen, die dann im Sommer zu Jungtieren herangewachsen sind. In den flachen, warmen Gewässern ist im Umfeld des Naturschutzgebietes Tränkebach für den Laubfrosch wieder ein idealer Lebensraum zum Laichen entstanden.

 

Berger Hang:

Man fährt südlich des Tränkebachs weiter, denn der nördliche Weg ist in einem zu schlechten Zustand. Rechts sieht man ein kleines weißes Gebäude. Hier führt nach Norden der Weg hoch zum Bergen-Bischofsheimer Hang: Das 1954 ausgewiesene und zehn Hektar große Naturschutzgebiet ist das nördliche Steilufer eines alten Mainarmes. Seine geographische Lage be­dingt ein mildes und warmes Klein­klima. Hier blüht alles ein wenig früher als im restlichen Frankfurt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier noch Wein angebaut.

Das heutige Streuobstgebiet Berger Hang ist eine alte Kulturlandschaft ganz anderer Art als der Urwald im Ried. Feuchte Wiesen und knorrige Apfel‑ und Speierlingbäume prägen den Hang, der bis hinter Hoch­stadt reicht und sowohl als größtes zu­sammen­hän­gendes Streuobstgebiet in ganz Hessen gilt. Ein Vier­tel des hessenweiten Bestands der Streuobstwiesen findet sich hier, ein Wiesentyp, den es in Hessen kaum noch gibt. Hier findet sich auch der größte hessische Steinkauzbestand. Seine Existenz verdanke dieser Lebensraum dem regelmäßigen Mähen. Er ist selten geworden, weil das Interesse der Landwirte schwindet. Der Ber­ger Hang ist mit seinen Streuobstwiesen und dem gemähten Halbtrockenrasen von überregionaler Bedeutung.

Aber ganze Baumgenerationen fehlen, denn umfangreiche Rodungen, die in den sechziger und siebziger Jahren sogar vom Land Hessen unterstützt und prämiert wurden, haben hier große Lüc­ken hinterlassen. Den hohen Naherholungswert berühren diese Sünden der Geschichte indes nicht: Blau schim­mernder Wiesensalbei, der zottige Klap­pertopf und andere Naturschönheiten wachsen hier weiter ungestört.

Ein Problem am Fuße des Hangs sind die zahlreichen Privatgärten mit standortfremden Hölzern und Pflan­zen, ökologisch wertlos und der Allge­meinheit entzogen sind. „Verstädterung des ländlichen Raumes“ würden Soziologen sagen. Teilweise sind es vor Jahrzehnten genehmigte, teilweise infolge illegaler Landnahme entstandene Gärten, die hier ihren Platz am Rande des Land­schaftsschutzgebietes gefunden haben. Problematisch ist vor allem das Müllpro­blem: Es gibt wohl einige, die Unrat aus den Gärten einfach im Riedbereich „ent­sorgen“.

Jenseits der Gärten findet sich ein Bei­spiel naturnaher Rinderhaltung: Auf saf­tigen Wiesen weidet eine Herde, ein­schließlich der Bullen, und fühlt sich sichtlich wohl. Die Rückansiedelung von Weidetieren, also Schaf‑ und Mutterkuh­herden, ist durchaus gewollt und wird un­terstützt, denn es gibt keine natürlichere und zugleich preiswertere Form der Grünlandpflege, das Mahdgut muß nicht teuer entsorgt werden.

Obwohl das Gebiet so groß ist, ist es nicht eintönig. Es gibt botanisch interessante Übergangszonen von der Hecke zur Fläche, Wiesensäu­me mit lilafarbenen Wicken, verschieden stark geneigte Hanggebiete und die schat­tigeren Flächen unter den Obstbäumen. Überall fühlten sich andere Pflanzen be­sonders wohl. Man hat 288 höhere Pflanzenarten im Naturschutzgebiet ge­zählt, auf rund 100 bringt es allein der Halbtrockenrasen.

Auf den Wiesen wachsen kalklieben­de Blütenpflanzen. Allein acht zum Teil geschützte Orchideenarten wurden hier schon gesichtet. Nur hier gedeihen  die schon fast verblühte rosafarbene Orchidee „Helmknabenkraut“, sein gerade erblühen­des Schwesterchen, das hellrosa‑violett blühende „Händelwurz“, das rosa‑violett blü­hende seltene „Kreuzblümchen“ und das im Wind zitternde Zittergras sowie Stendelwurz und Bienen-Ragwurz.

Einer der Stars des Gebiets ist der violett blühende „Große Ehrenpreis“, eine selten gewordene Pflanze, die nur an außergewöhnlichen Standorten gedeiht und deshalb auf der Roten Liste der geschützten Arten steht: Sie mag keine sauren Böden, liebt Wärme und viel Licht, kann aber Nährstoffreichtum nicht aushalten. Sobald gedüngt wird, ist sie fort.

Der „Kleine Klappertopf“ ist ein Halb­parasit und heißt so, weil die trockenen Samen in den Früchten klappern, wenn man sie schüttelt. Ein Halbparasit ist das Pflänz­chen, weil es sich an die Wurzeln anderer Pflanzen dran hängt. So spart es sich, selbst lange Wurzeln auszubilden. Er vernichtet bis zum Herbst das Gras, aber im nächsten Jahr ist es wieder da.

Ein blattloses gelblich blühendes Pflänzchen ist die „Würger“ genannte Schmarotzerpflanze „Orobanche“, eine Rote‑ Liste‑Art, die ‑ ohne Blätter ‑ keine Photosynthese machen, also Zucker und Starke nicht mehr aus der Luft gewin­nen kann und deshalb die Wurzeln ande­rer Pflanzen anzapfen muß.

Gewürzpflanzen wie Oregano, auch Thy­mian und Rosmarin, sind typische Ge­wächse trockener Böden. Je trockener, des­to größer die Gefahr, vom Vieh gefressen zu werden. Die Gewürzpflanzen wehrten sich mit starkem Aroma gegen die Pflanzenfresser.

Die Aufrechte Trespe (bromus erectus) ist Namensgeber und mit vielen anderen Gräsern zusammen die dominante Art der Pflanzengesellschaft Mesobro­metum, die auf dem gemähten Halbtro­ckenrasen gedeiht. Angesichts der bunten Blütenpracht ist dieser Wiesentyp ein Tum­melplatz für Insekten.

An der südlichen Grenze des Naturschutzgebiets stehen die Buschgewächse: Hundsrose, Schlehe, Holunder, Weißdorn, Hagebutte, Sauerkirsche. Und am Wiesensaum (wo vermutlich nicht im­mer ganz gründlich gemäht wird) eine weitere, pinkfarben blühende Besonderheit des Ge­biets: der „Blutstorchschnabel“.

An vielen Stellen des Hanges treten lokal auch kleine Quellhorizonte auf. Diese nassen Stellen sind bewachsen mit Schilf und Sauergräsern. Auf dem größten Horizont finden sich eine Erlen­gruppe, Sumpfdotterblumen und Lungen­kraut. Das Besondere des Hanges ist der Umstand, daß hier Pflanzen der trockenen Steppen direkt neben sol­chen der Feuchtbiotope vorkommen. Solche Quellhori­zonte finden sich auch in Hochstadt und eben am Bischofsheimer und Berger Hang. Das hiesige Gebiet wurde schon früh besie­delt, weil der Boden fruchtbar war und es Wasser im Überfluß gab. Buchfink, Kuckuck und Grauammer brüten im Gebiet, der Rote Milan zeigt sich immer mal wieder auf der Durchreise.

 

Überwachsenes Trümmerfeld:

Wo der Tränkebach in das Enkheimer Ried mündet fährt man etwas links und dann an der Schranke vorbei gleich wieder rechts am Ried entlang auf dem Nachtigallenweg. Wo das Gelände sich etwas erhöht hat man nach dem Krieg hier Bauschutt aus Frankfurt abgelagert. Eine Ruhebank und eine Stele markiert die Stelle.

Auf dieser Fläche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Trümmer abgelagert und mit Erde überdeckt. Die Natur erobert das Gebiet zurück  und es entsteht ein Mosaik verschiedener Lebensräume. Zu sehen sind offene Wiesenflächen, Reitgrasbestände, Strauchweiden und Schilf, auch Büsche und junge Bäume.  Im Laufe der Jahre werden die Bäume die Fläche vollständig erobern und schließlich wieder einen geschlossenen Wald bilden. 

 

Enkheimer Ried:  Pause

Der Riedteich ist ein verlandeter Altarm des Mains. Die Mainschlinge führte ursprünglich am Berger Hang entlang und versumpfte später. Als der westliche Abfluß abgeschnitten wurde, verlande­te er langsam. Es entstand eine fünf Meter dicke Torfschicht, die zwischen 1829 und 1864 teilweise industriell abgebaut wurde. Wieder begann das Ried zuzuwachsen und zu verlanden.

Dieser Prozeß wurde erst unterbrochen, als zwischen 1884 und 1924 die Firma Eis‑Günther begann, hier Natureis zu ge­winnen. Sie ließ die gesamte Fläche des heutigen Naturschutz­ge­biets fluten, so daß ein riesiger See entstand. Immer im Sep­tember wurden Schilf und Wasser­pflanzen entfernt, um möglichst sau­beres Eis zu gewinnen, das im Winter mit Eispflügen in meterbreiten Tafeln gestochen wurde. Das Eis wurde in Hallen gelagert und im Sommer zum Kühlen benutzt. Als man 1924 zum Kunsteis überging, geschah das zu Lasten des Rieds: Weil aus dem Wei­her nicht mehr regelmäßig die Biomasse in Form von Wasserpflanzen rausgeholt wurden, unterstützte das die fortschreitende Verlandung. Seit dieser Zeit waren es zunächst zwei Riedteiche, doch ihr biologischer und ökologischer Wert nahm mit der Zeit eher ab: Verschiedene Einleitungen ließen vor allem den westlichen Riedteich „zum Himmel stinken“. Eine Starenplage sorgte bei Anwohnern für Verdruß.

Das Enkheimer Ried steht seit 1937 (oder 1935) unter Naturschutz. Damals umfaßte das Naturschutzgebiet eine Fläche von 8,63 Hektar. Aber die Vernachlässigung während des Zweiten Weltkriegs führte dazu, daß das Ried immer mehr verlandete und Ende der fünfziger Jahre praktisch kein feuchtes Gebiet mehr war. Im Jahre 1958 war das Ried zu 99 Prozent verlan­det. Nur eine Radikalkur konnte damals helfen: Um das Jahr 1960 wurde der westliche Riedteich trockengelegt und zuge­kippt, es entstanden die heutigen Sportanlagen.

Zwei­mal wurde das restliche Feuchtgebiet bis 1969 ausgebaggert und entschlammt. Einmal holten die nicht zimperlichen Ried‑Retter 38.000 Kubikmeter Schlamm und 38.000 Quadratmeter Schilf aus dem Weiher, ein anderes Mal 50.000 Kubikme­ter Schlamm. Seither wurde der alte Teil des Naturschutzgebiets nicht mehr groß angefaßt. Ein Auenwald und Schilfzo­nen bildeten sich, die Vegetation konnte sich frei entfalten. Hier darf ein Baum so alt werden, bis er stirbt. Rund 14 Hektar sind heute eingezäunt, es gibt keinen direkten Zugang. Mit der Zeit wird der östliche Riedteich verlanden, doch die hohe Wasserqualität verlangsamt diesen Prozeß.

Im Jahre 1973 wurde das Ried vergrößert auf 15,44 Hektar. Im Jahre 1986 beantragte die  Arbeitsgemeinschaft „Heimischer Orchideen“ die Gebietserweiterung nach Osten. Ein Gut­achten belegte 1992 die Schutzwürdigkeit der Erweiterungsfläche. Das Naturschutzgebiet „Enkheimer Ried“ wurde darauf mit der Verordnung vom 6. Oktober 1995 nach Osten unter Einbeziehung von Teilen des Tränkebachtals in Bi­schofsheim auf eine Gebietsgröße von 28,23 Hektar erweitert.

 

Die 1995 ausgewiesene Erweiterungsfläche des Naturschutzgebiets „Enkheimer Ried“ umfaßt die Bischofsheimer Wiesen mit dem Eislaufweiher, Bach und den Gehölzen. Durch mehrere Gutachten ist die Flora und Fauna gut untersucht und wird regelmäßig nachkontrolliert. Heute gilt das Feuchtgebiet Bischofsheimer Wiesen nicht nur als Biotop artenreicher Pflanzengesellschaften, sondern ist auch ein regional bedeutendes Vogelbrutgebiet.

An Tieren finden sich Kormorane, Haubentaucher oder die Knäk-Ente. Dazu Brutvögel

wie Beutelmeise, Teichrohrsänger und Gelbspötter, alles bedrohte Vögel von der Roten Liste. Ebenfalls schüt­zenswert sind die Fischarten Moderlieschen, Hecht und Dreistachliger Stichling.  Außerdem gibt es die Gebänderte Prachtlibelle, die Erdkröte und den Teichfrosch, sowie Käfer und Amphibien.

Von internationaler Be­deutung ist das Enkheimer Ried durch den in ganz Westeuropa einzigen, sich selbst vermehrenden Bestand an Europäischen Sumpf­schildkröten, der allerdings nur noch aus knapp zehn Exemplaren besteht und vom Ausster­ben bedroht ist. Zu sehen bekommt man die Tiere allerdings nicht, erstens sind sie sehr rar, zweitens menschenscheu und drittens sehr ruhebedürftig.

 

Am westlichen Ende des Teichs gewährt eine kleine Lich­tung mit einer Plattform einen kurzen Einblick in das Ried­-Reich der Sumpfschildkröte. Hier hat die Obere Naturschutzbehörde

auch eine „künstliche Düne“ mit lockerem Substrat anlegen lassen, um die seltenen Tiere, die bis zu 130 Jahre alt werden, zum Eierle­gen zu animieren. Im Jahre 1986 schlüpf­ten hier letzt­mals Jungtiere. Einer Diplomarbeit der Studentin Sylvia Hanka ist es zu verdanken, daß man über die Herkunft der Sumpf­­schild­kröte nun Genaueres weiß: Durch kriminologisches „Finger‑Printing“, Blutproben, DNA‑Analysen und der Un­tersuchung fossiler Schildkrötenpanzer aus dem Berger Heimatmuseum ist es gelungen, die überwiegend südeuropäische Herkunft der Sumpfschildkröte zu belegen.

Es darf durchaus bezweifelt wer­den, ob die knapp zehn Exem­plare im Enkheimer Ried tatsächlich einen Stammbaum haben, der jahrhunder­telang nach Enkheim und nur nach Enk­heim reicht. Wahrscheinlich haben wohlmeinende Schildkrötenliebhaber irgendwann einmal die in Oberitalien hei­mische Europäische Sumpfschildkröte hier ausgesetzt. Denn in den Genen der hiesigen Verwand­ten finden sich Hinweise, die nach Oberita­lien weisen.

Die Monate Mai bis Juli sind die gefährlichs­ten für Hessens Schildkröten. Sie leben fast ihr ganzes Leben im Wasser, hier schlafen und fressen sie und verbringen sogar den Winter. Aber jetzt ziehen sie, von ihren Instinkten ge­leitet, oft für vie­le Tage an Land. An Land aber lauern zahlreiche Gefahren. Manche Tiere werden Opfer des Straßen­verkehrs, der die kleine hessische Popula­tion weiter ausdünnt. Mehrere Exemplare wurden bereits in Ortschaften oder am Rand verkehrsreicher Straßen aufgefun­den.

Die Ursachen für das Wanderverhalten der urzeitlichen Panzerträger sind vielfältig. Vor allem die Weib­chen suchen meist an Land geeig­nete Eiablagestellen. Hier legen sie bis zu 16 Eier, die von der Sonne ausgebrütet werden. Da Brutplätze immer seltener in Gewässernähe zu finden sind, wandern die Tiere im Juni und Juli lange Strecken über Land, um geeignete Stellen zu finden. Be­reits ab Mai wandern männliche Tiere manchmal mehrere Kilometer weit auf der Suche nach neuen Lebensräumen oder Weibchen, denn die heimische Population ist bereits so ausgedünnt, daß sich die Ge­schlechtspartner kaum noch begegnen.

Insgesamt sind es vier Schildkrötenarten, die im Enkheimer Ried heimisch gewor­den sind. Die Hauptpopulation sind die aus Nordamerika stammenden Rotwangenschildkröten, die den Weg aus Frankfurter Aqua­rien ins Ried gefunden haben, die aber die Natur­schützer gar nicht gern sehen, da sie die anderen verdrängen. Aufgeschüt­teter Sand für Sonnenplätze und gefällte Pappeln dienen aber immer auch den amerikanischen Zu­wandern. Eine weitere Gefahr ist überzogene Tierlie­be, gepaart mit Unwissen. Viele der Wild­tiere werden bei Wanderungen auf­gesammelt und von den Findern für ent­laufene Terrarientiere gehalten. Oft lan­den die Findlinge dann im privaten Gar­tenteich oder Aquarium.

Der BUND Hessen hat daher gemeinsam mit Naturschützern, Biologen und dem Zoo Frankfurt ein Zucht‑ und Auswil­derungsprogramm ins Leben gerufen, dem sich in diesem Sommer aus Taucher der Hanauer Tauchschule von Claus Wilkens angeschlossen haben. Die im Zoo lebenden Europäischen Sumpfschildkrö­ten werden gefangen und anschließend in renatu­rierte Biotope in Südhessen und dem Enk­heimer Ried wieder ausge­setzt. Vor ihrer Auswilderung werden die Tie­re auf Krankheiten und Geschlecht unter­sucht. Damit sie später wiedergefunden und bestimmt werden können, wird den Schildkröten zudem ein Minisender und winziger Computerchip eingebaut.

Den Stars unter den Pflanzenar­ten, die im feuchten Ried prächtig gedei­hen, fehlt es an Bühnenpräsenz. Entwe­der sie sind tief im unzugänglichen Schilf verborgen, wie das Fleisch­farbene Knaben­kraut, das an der Nordseite des Riedweihers noch im Frühjahr mit mindestens 80 Exemplaren gesichtet wurde.

Auch die Pflanzen sind gefährdet. Heute müssen sie ihren Lebensraum gegen gierige Einwanderer wie den Riesenbären­klau oder die Kanadische Goldrute behaupten ‑ was nicht überall gelingt.  Die medizinballgroßen weißen Blütendolden, die auf bis zu 3,50 Meter großen Stengeln ruhen, blitzen auf der Nord­seite des Feuchtgebiets immer wieder durchs Schilf. Die gelb­blühende Goldrute hat am Wegesrand ganze Lichtungen unter Kon­trolle gebracht. Das lichtliebende in Gär­ten hübsch anzusehende Gewächs wird hier erst zu­rückgedrängt, wenn das Auwäldchen wie­der zu einem dichten Wald herangewach­sen ist.

 

Weiher „Leuchte“:

Man fährt von der Aussichtskanzel am Ried wieder ein Stück zurück und in Verlängerung des Nachtigallenwegs auf dem Martin-Dietz-Weg weiter (der nördlich gelegene Riedweg ist im Bereich des Freibads im Sommer gesperrt). An den Sportanlagen vorbei kommt man zum

Weiher „Leuchte“. Man plant, die historische Verbindung zwischen Ried und Ostparkweiher wiederherzustellen. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts ist in Berichten von feuchtnassen Wiesengründen, schilfbestandenen Tümpeln und üppigen Weiden, Erlen und Pappeln die Rede. Sie waren auf den fruchtbaren Böden gewachsen, die der Main hinterlassen hatte: Nach der Eiszeit vor 12.000 Jahren versuchte sich das Gewässer zu entfalten. Doch Felsbarrieren wie die zwischen Röderberg und Mühlberg hinderten den freien Fluß. Der Main bildete deshalb Seitenarme aus. Zwei solcher Schleifen  über Bischofsheimer-, Enkheimer- und Seckbacher Ried sowie über Erlenbruch und Teufelsbruch verbanden sich am heutigen Ostpark.

Im Laufe der Jahrhunderte versandeten die Mainarme. Auf dem Grund entfalteten sich Au‑ und Bruchwälder. Bauern, die das Land bewirtschaften oder als Weidegrund benutzen wollten, holzten die Wälder später ab. Mit dem Bau des Osthafens 1908 veränderte sich der Frankfurter Osten: Industrieanlagen und Siedlungen entstanden.

Es war geplant, vom Enkheimer Riedteich einen Graben zum Weiher Leuchte auszuheben und das Wasser dorthin zu pumpen. Bislang rinnt es in die Kanalisation wie der Enkheimer Mühlbach oder der Röhrborn, die auch an die Verbindung angeschlossen werden sollen. Nicht weit von der Leuchte soll ein neues Gewässer, der Eiswerkweiher, angelegt werden. Damit das kühle Naß den Tümpel erreicht, ist eine zweite Pumpe nötig. Unterirdisch geht es von da aus weiter durch Enkheim. Dann soll das Wasser in das bestehende Grabensystem über Seck­bacher Ried bis zur Hallgartenschule eingespeist werden.

Hinter dem Weiher fährt man nicht unter der Straße „Leuchte“ hindurch, sondern fährt vorher rechts über den Parkplatz und am Ende links in die Riedstraße. Dort geht nach etwa 100 Meter nach rechts die „Winzersteige“ ab. Dort liegt der Mönchhof.

 

 

Mönchhof: Pause

Bereits anläßlich der Stiftung des Klosters Arnsburg in der Wetterau durch den einflußreichen staufischen Ministerialen Konrad II. von Hagen im Jahre 1151 kam das Enkheimer Gehöft in den Besitz der dortigen Benediktiner (daher auch „Bruderhof“ oder „Arnsburgerhof“). Im Jahre 1174 wurden sie von den Zisterziensern aus Eberbach abgelöst. Da der Mönchhof eine Klostersiedlung war, hat er natürlich auch eine Klosterkirche gehabt. Tatsächlich gibt es auch eine Urkunde aus dem Jahre 1377, in der von einem Weg die Rede ist, der an der Kapelle bei dem Hof des Klosters Arnsburg in Enkheim vorbeiführt.

Die Zisterzienser waren während des Mittelalters für ihre Bodenkultivierung berühmt, die zumeist beim Roden von Wäldern oder Trockenlegen von Sümpfen zur Gewinnung neuen Ackerlandes beginnen mußte. In Ergänzung ihres kontemplativen Klosterlebens maßen sie der Landwirtschaft einen besonderen Wert bei; denn darin lag die notwendige wirtschaftliche Voraussetzung zur Verwirklichung ihrer Ordensziele.

Üblicherweise lagen die Klosterhöfe nicht mehr als drei Tagesreisen vom Kloster entfernt. Bewirtschaftet wurden sie von Konversen d.h. Laienbrüdern, die ‑ ohne ausreichende Bildung ‑ nach Ablegung der ersten Gelübde in die klösterliche Spiritualität nicht vollkommen einbezogen waren. Der Niedergang des Ordens förderte die Verpachtung all jener Gangrien (Höfe in Dörfern oder auf dem freien Feld, die rechtlich und geistlich dem Kloster unterstanden, zum Beispiel  Butterstadt und Hirzbacher Höfe).

Als Folge zahlreicher Stiftungen meist adliger Territorialherren hat es allein Arnsburg bis zur Säkularisation (1803) auf etwa 250 derartige Höfe gebracht. Die Bindung an Arnsburg war aber bei der barocken Erneuerung des Enkheimer Mönchhofs - gleichzeitig wie der Bau des Bolongaro‑Palasts in Höchst - nur noch finanzieller Art. Das barocke Hofgut wurde 1771-74 als symmetrische Hofanlage auf rechteckigem Grundriß mit zurückliegendem Herrenhaus erneuert. Die ursprüngliche Symmetrie der Gesamtanlage ist aber durch den Bau einer Scheune im Südwesten nachträglich gestört worden. Im Jahre 1803 fiel der Hof an die Grafen von Solms und wurde dann aufgeteilt.

 

Weiter auf der Riedstraße kommt man zum Röhrbrunnen  an der Kreuzung  mit der Röhr­born­straße. Am Ende der Straße biegt man links ab in die Triebstraße. Von dort geht es rechts in die Taschnerstraße. Der Fußgängerübergang über die Vilbeler Landstraße ist auf der linken Seiter. Man fährt erst ein Stück rechts in Richtung Bergen und biegt dann am Voltenseeweg Richtung Westen ab. Der dortige Entenbach ist zunächst verrohrt, tritt aber dann wieder an die Oberfläche. „Die“ Entenbach ist die Bebauungsgrenze des Industriegebietes. Zur Seck­bacher Seite hin erstrecken sich Wiesen mit Pferdekoppeln und Freizeitgärten.

 

Seckbacher Ried: Pause

Entlang des nun offen fließenden Bachlaufes mit den alten Weidenbäumen kommt man zum Naturschutzgebiet „Seckbacher Ried“. Vor etwa 10.000 Jahren verlandete hier ein Altarm des Mains, Überschwemmungen überlagerten die Moore mit Lehm, Feuchtgebiete entstanden. In der Kriegs- und Nachkriegszeit versuchte die meist offene Wiesenlandschaft, es bildeten sich Strukturen ähnlich wie im Auwald. In den neunziger Jahren begann an mit der Pflege der verbliebenen Offenlandflächen, im Jahre 2008 wurde das Seckbacher Ried mit seinen angrenzenden Naturflächen  als Fauna-Flora-Habitat in das europäische  Schutzgebietsnetz NATURA aufgenommen.

Das schon sehr verlandete, sumpfige Gelände ist nicht zugänglich. Es war noch bis in die vierziger Jahre Wiesenfläche. Hier konnten die Frankfurter noch durch eine offene Fettwiesenlandschaft laufen, mit Gräben, die der im 19. Jahrhundert verlandete Altarm des Mains zurückgelassen hat, an deren Rand Korbweiden standen. Seit den 40er Jahren wurden die Wiesen nicht mehr beweidet oder gemäht, weshalb sie allmählich zuwuchsen. So wuchs der heutige Silberweidenwald heran.

Das einstige Feuchtgebiet wurde immer trockener, als der Main begradigt wurde, das Gewerbegebiet für großflächige Oberflächenversiegelung sorgte und die Quellen am Seckbacher Hang in Rohre gezwängt wurden. Erst in den 80er Jahren wurde gegengesteuert: Der Seck­bacher Mühlbach und die Draisborn­quellen wurden von Westen her eingeleitet, die Klingenwegquellen im Osten.

An der Südwestecke des Rieds ist eine Aussichtskanzel an der  Mündung der Straße „Am Seckbacher Ried“ in die „Gwinnerstraße“. Mitten in dem bißchen Wiese, das jahrzehntelange Vernachlässigung übriggelassen hat, zieht eine prächtige Kopfweide die Blicke auf sich. Zumindest so lange, bis eine kleine Herde Zebu‑Rinder auftaucht. Seit sie ins Naturschutzgebiet gebracht wurden, um hier alljährlich von Mai bis Herbst die Baumtriebe aus der Wiese zu fressen, hat sich der im Kern des Gebiets gewachsene Silberweidenwald nicht weiter ausgebreitet.

Bis jetzt sind die Naturschützer hochzufrieden mit den aus dem Kaukasus stammenden buckligen Zwerg‑Zebus, die auch deshalb so hervorragend für das Seckbacher Ried geeignet sind, weil sie so genügsam sind: Unsere normalen Rinder würden hier wahrscheinlich verhungern,

denn die  harten Seggen und Schilfblätter haben einen hohen Kieselsäuregehalt. Die Zebus, die sogar ihre Kälber ohne menschliche Mithilfe in der Wiese auf die Welt bringen, sind Kummer gewohnt. Schließlich schlagen sie sich auch in den kargen Landschaften Afrikas durchs Leben. Ob sie auch langfristig keinen negativen Einfluß auf die Riedwiesen haben, wird in einer Langzeitstudie regelmäßig untersucht.

Bedroht vom gierigen Staudenknöterich, einer sich schnell ausbreitenden Gartenpflanze mit großen herzförmigen Blättern, die wohl über die zahlreichen Gartenabfälle, die immer wieder ins Gebiet geworfen werden, eingedrungen sind.

Im Seggenried, am Rand des Silberweidenwalds, wachsen die Rote‑Liste‑Arten Fuchs‑Segge und Hain‑Segge, auf den Wiesen die Sumpfplatterbse, im Wald der Große Wasserfenchel und am Wasser die Wasserfeder. Schützenswert sei das Ried unter anderem wegen der über die Jahre schmal gewordenen Wiesenfuchsschwanzglatthaferwiesen, die typisch für die Tallage des Rieds seien. Das sind typische Mähwiesen, aber die sind ja in Zeiten intensiver Landwirtschaft immer seltener geworden. Auch Weichholzauen wie der Silberweidenwald machten sich inzwischen rar.

 

Sausee: Pause

Nach links durch die Gwinnerstraße und gleich wieder rechts in die Gelastraße kommt man zum Sausee. Er ist vermutlich eine ehemalige Sandgrube und wurde früher als Saupfuhl benutzt. Das Besondere ist der wechselnde Wasserstand, im Sommer kann das Wasser vollständig versickern. Man nennt diese Erscheinung auch einen „Himmelsee“. Auf diesem Standort haben sich Pflanzenspezialisten wie der Große Wasserfenchel sowie der Schildwasserhahnenfuß und als Tierart neben Amphibien, Wasservögeln und Wasserkäfern auch die seltene Gefleckte Heidelibelle angesiedelt.

Man fährt ein Stück am See entlang und dann nach links in die Straße „Am Sausee“, die in die Walter-Behringer-Straße übergeht. Rechts liegt der U-Bahn-Betriebsbahnhof. Hier ist noch einmal auf die geplante neue Entwässerung des Enkheimer Rieds und der anderen Wasserflächen einzugehen.

Im Jahre  2004 sollte als Ausgleich für den U‑Bahn‑Betriebshof Ost zwischen dem Enkheimer Ried und dem Ostparkweiher wieder Wasser fließen und  dem Naturschutzgebiet zusätzliche Feuchtigkeit bringen. Das Wasser, das jetzt noch im Anhauptgraben steht (der Verlängerung des Riedgrabens) sollte dann wieder in Bewegung kommen. Die Stadtentwässerung sollte den Graben bis kurz vor den FSV‑Sportplatz verlängern, das Wasser durch unterirdische Rohre daran vorbei pumpen und danach oberirdisch im offenen Gefälle in den Ostparkweiher leiten. Insgesamt sollte das Wasser über 3,5 Kilometer in Gräben plätschern, Rohre sollten über 2,1 Kilometer verlegt werden.

Finanzieren sollte das Projekt, das seit den achtziger Jahren im Gespräch ist, die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). Der städtische Betrieb ist dazu verpflichtet, weil durch den geplanten Bau des U‑Bahn‑Betriebshof Ost 7,5 Hektar Grünland zwischen Seckbach und Riederwald verlorengingen. Beim Bau des Betriebshofs wurden auch mehrere Wassertümpel geschaffen, die aber heute alle wied0er zugeschüttet sind. Nur in den Büschen findet man noch einzelne kleine Tümpel. Vorerst ist es beim Plan geblieben.

Links liegt der Eintrachtsportplatz und den anderen Sportstätten. An der Pestalozzischule geht es nach rechts und der der U-Bahn an den Schienen entlang. An der Flinschstraße ist die Ampel zu beachten. Danach geht es gleich rechts über die Schienen und auf dem Radweg entlang der Straße „Am Erlenbruch“ über mehre Fußgängerampeln über die Borsigallee und ein kleines Stück in die Wächtersbacher Straße hinein und dann links in den Wiesengrund. Hier sind schon die Kleingärten beseitigt, weil es hier eine Auffahrt zur Autobahn geben soll.

 

Teufelsbruch:

Hier beginnt das „Teufelsbruch“, fast verträumt, mit einem kleinen Bachlauf, den Uferwiesen und dem alten Baumbestand. Links im Wald ist ein kleiner Graben mit dem hohen Wall (vom Weg aus nicht zu sehen. Entlang des Grabens findet man noch einige alte Grenzsteine („F“ und „S“ 1851). Links im Bogen des Weges befindet sich ein „verunglückter“ Dreimärker, vermutlich aus einem anderen Grenzstein aus Basalt gehauen. Auf ihm findet man die Buchstaben „F“ für Fechenheim, „S“ für Seckbach und „B“ für Bergen‑Enkheim. Wer noch mehr Grenzsteine finden möchte, muß sich „in die Büsche schlagen“. Der Waldrand verdeckt hier Grenzgraben, Grenzwall und einige gut erhaltene Grenzsteine. Die Grenze läßt sich - nicht ohne Mühe - anhand der Karte bis zur Vilbeler Landstraße verfolgen.

Das Waldstück ist ein Rest des ehemaligen Auwaldes ‑ nur wenige hundert Meter von der Ausfahrt A 66 und dem „Hessen-Center“. Der Wald ist aber vom Ausbau der Autobahn A 66 bedroht, besonders das „Teufelsbruch“ und das „Steinbruch“, bis in unser Jahrhundert Überschwemmungsgebiete des Mains beim Frühjahrshochwasser. Das Steinruch liegt links vom Weg, ein Rest des einst mäandernden Mains. „Bruch“ ist dabei ein anderer Ausdruck für „Ried“, das „Stein“ bezieht sich auf die Grenzsteine.

 

Im Wald kommt man am zweiten Weg nach rechts (die Schranke an der Steinauer Straße ist zu sehen) zur Staatlichen Vogelschutzwarte, an deren Zaun man links entlang fährt. An Ende des Zauns geht es wieder nach links und dann wieder rechts auf den „Schwarzen Weg“. Dieser heißt so, weil er früher mit einem schwarzen Belag belegt war. Er überquert die Vilbeler Landstraße (Ampel!) und führt nördlich am Heinrich-Kraft-Park vorbei.

 

Roter Graben:

An der Schutzhütte (links) kreuzt man den „Roten Graben“. Dieser war der Entwässerungsgraben des „Enkheimer Rieds“ zum Main. . Als das Bischofsheimer Ried immer wieder bei Hochwasser überflutet wurde und das Wasser monatelang nicht abfloß, weil der Untergrund aus wasserundurchlässigem Rupel­ton besteht, veranlaßte Kaiser Friedrich III.  im Jahr 1888 einen Entwässerungsraben nach Westen auszulegen. Der ursprünglich offene Graben hat seinen Namen „Roter Graben“ von der früheren roten Backsteinauskleidung. Im Jahre 1927 wurde er von der Firma „Günther Natureis“ durch eine Steingutleitung ersetzt. In den fünfziger Jahren wurde er verrohrt. Teile des Weges gehörten einst zur Landwehr und wurden auch als „Nonnweg“ bezeichnet. Südlich von hier befindet sich das Alten- und Freizeitzentrum „Roter Graben“.

 

 

 

 

Waldsee: Pause

Kurz darauf kommt man auf dem Schwarzen Weg zum Waldsee. Hier sollte man unbedingt nach rechts abbiegen am See entlang und auch einmal eine Rast einlegen an einem der Zugänge, am besten weit im Osten, wo eine breitere strecke den Blick auf den See freigibt und wo gleich zwei Stelen des Lehrpfads stehen, auf denen die einzelnen Baumarten erklärt werden.

Wo der See nach rechts abbiegt fährt man nach links und ist gleich auf dem Parkplatz. Auf ihm fährt man weiter. Vor der Autobahn muß man nach rechts (!) abbiegen und erst wieder ein Stück zurück fahren, damit man die Brücke über die Autobahn in Richtung  Bischofsheim überqueren kann. Am zweiten Weg nach der Brücke geht es links ab zum Gänsweiher, der links umrundet wird. Am Ende des Weihers geht es links ab, dann gleich wieder rechts zum Eugen-Kaiser-Ring.

Hier kann man jetzt zwei Wege wählen. Wenn man wieder zum Startpunkt kommen will, fährt man links und biegt nach rechts in die Waldstraße ein. Am nächsten Weg geht es links und man kommt geradeaus wieder zum See neben der Hühnerzuchtanlage. Wenn man aber noch in die Pizzeria will, dann fährt man am Eugen-Kaiser-Ring rechts, dann rechts ein Stück die Friedhofstraße entlang und gleich wieder links in die Lindenstraße. Dann geht es rechts weiter auf der Waldstraße und links in die Haingrabenstraße, an der Niedergasse nach rechts und  in die Schäfergasse nach rechts und dort in die Pizzeria. In beiden Fällen kreuzt man die Jahnstraße, die alte Gelnhäuser Poststraße, die von Höchst kommt und über den Kochberg und Langendiebach nach Gelnhausen führt. Auf den auf der Karte eingezeichneten Schlenker in Bischofsheim über die Straße „A der Pforte“ kann man verzichten. (14 Kilometer, etwa eineinhalb Stunden mit Pausen).

 

 

Hochstadt - Dörnigheim – Mühlheim 2016    (17 Kilometer)                                          2016

(Eine Variante zu der ersten Tour)

 

Treffpunkt am Parkplatz am Sportplatz in Hochstadt (südlich der Feuerwehr, unter der Südumgehung durch). Auf dem Radweg entlang der Kreisstraße nach Hanau bis zu dem (inoffiziellen) Parkplatz auf der linken Seite. Man fährt anfangs durch ein Gebiet mit mehreten Bodenfun den: Rechts im Wald liegt ein Hügelgrab, an dem sich 1990 noch ein Grabräuber versucht hat. Nach links geht es dann in den Wald. Rechts lag die Gemeindesandgrube  mit mehreren archäologischen Fundstätten, links ist das Hügelgrab an der Burgheege). Am nächsten Weg geht es rechts zum Försterstein.

Am ersten Querweg nördlich der Hochstädter Landstraße steht heute ein Gedenkstein, gerade noch auf Wachenbucher Gebiet. Er stand ursprünglich weiter östlich an der Wachenbucher Gemeindesandgrube, mußte aber dem Autobahnbau weichen. Es ging aber auch darum, daß er nicht auf dem Gebiet bleibt, das jetzt zu Hanau gehört.

Es ist der „Mankel­stein“. Die Inschrift berichtet von dem landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel, der von einem Wilderer erschossen wurde. Die Inschrift auf dem „Försterstein" lautet: „Zur Erinnerung an unseren treuen Kameraden, den Landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Ph. Mankel von Wachenbuchen. Als Krieger hatte er während des ruhmreichen Feldzugs 1870/71 dem Tod mit Ruhe ins Auge geschaut. An dieser Stelle wurde er am 30. März 1898 meuchlings durch Wilderers Hand erschossen. Ehre seinem Andenken!“ (Der Stein wurde offenbar vom Kriegerverein gesetzt).

Die Wilddiebstähle häuften sich so, daß Mankel vom Großherzog von Hessen gedroht wurde, falls es nicht anders werde, müsse er mit seiner fristlosen Entlassung rechnen. Am frühen Morgen des 30. März 1898, am Karfreitag, will Mankel in dem wildreichen Revier nach dem Rechten sehen. Da gewahrt er am Eingang zum Sandkautenweg zwei Wilderer. Er will sie stellen, aber sie antworten mit Schüssen. Durch den Schuß des Wilderers Morlok aus Hanau wird er von einer Schrotladung in den Unterleib tödlich getroffen.

Der Mörder wird noch am gleichen Tag oder einen Tag später gefaßt. Die beiden Wilderer sind aus Hanau und sind den Förstern der Gegend keine Unbekannten. Sie gestehen die Tat sehr bald und werden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Morlok erhält lebenslänglich, wird aber nach einigen Monaten durch Helfer befreit, die aus hohen Kreisen stammen und seine Beute im Hotel Adler gegessen haben. Er läßt seine Frau und drei Kinder sitzen, die nun auf mildtätige Gaben von Freunden angewiesen sind. Er entkommt nach Amerika, die Fahrt wird von seinen Gönnern finanziert. Um die Jahrhundertwende, also bald nach der Tat, stirbt der Täter in Amerika. Dies wird aber erst nach langen Jahren bekannt.

Noch ein Stück weiter  nach Osten geht links ein Weg zum Butterbaum ab. Hier lädt eine Bank zum Verweilen ein. Der Name „Butterbaum“ kommt wohl von den nördlich gelegenen Butterwiesen, die sehr mageren Boden haben und deshalb oft mit „Butterblumen" (Hahnenfuß) bestanden sind. Hier am Butterbaum befindet sich eine Vogelfütterstelle. Südlich des Weges Richtung Hochstadt (ein Rest der Schneise von Wilhelmsbad zur Hartig bei Hochstadt) wurde eine vorgeschichtliche Handmühle gefunden.

Über die Kreisstraße nach Wachenbuchen geht es bis kurz  vor dem Waldrand, wo es  nach rechts zum Kewa-Sportplatz geht.  Von dort weiter nach Osten zum Simmichtsweg und nach rechts über die Autobahn. Die nächsten  Stationen sind wie auf der Tour  Hochstadt-Dörnigheim über Autobahn, Waldportal, Bismarckturm, Hohe Tanne, Waldschlößchen, Ruhbank.

 

Autobahn:

Die Geschichte der Autobahn beginnt in Wachenbuchen mit der Planung für den Rhein-Main-Schnellweg. Im Jahre 1968 werden Vermessungen vorgenommen. Die Trasse liegt aber weiter von der Hohen Tanne entfernt, als zunächst angenommen. Im Jahre 1971 ist dann klar, daß die Autobahn nicht 120 Meter entfernt von der Hohen Tanne vorbeiführen wird, sondern 250 Meter. Allerdings soll zunächst ein Zubringer in unmittelbarer Nähe zu den Häusern gebaut werden. Aber schon bald danach heißt es wieder, die Auffahrt solle weit weg von der Hohen Tanne gebaut werden, der Zubringer soll in Richtung Hanau verschoben werden.

Ende 1972 läuft das Planfeststellungsverfahren für die Autobahn. Beim Anhörungstermin für den Bau der Autobahn sollen folgende Forderungen gestellt werden: Erdwall nach der Hohen Tanne zu, Überführung des Weges zur Hohen Tanne mehr nach Westen, Überführung des Simmichtswegs, keine finanziellen Belastungen der Gemeinde und schließlich Ausgleich für den Verlust an Bauland bei der Hohen Tanne.

Am 12. Februar 1973 stimmt die Gemeindevertretung vonWachenbuchen der Trassenführung der Autobahn zu. Der Plan, die Autobahn weiter nördlich zwischen Ortslage und Wald zu verlegen, wird am 22. Oktober abgelehnt. Am 12. August 1983 wird das Autobahnteilstück zwischen der Hohen Tanne und dem Hanauer Kreuz für den Verkehr freigegeben.

Weil die Autobahn ursprünglich etwas weiter südlich verlaufen sollte, verläuft die Grenze zwischen Maintal und Hanau zunächst nördlich der Autobahn und wechselt dann zwischen der Hanauer- und der Hochstädter Landstraße auf die Südseite.

Der Simmichtsweg wird heute gerade über die Autobahn geführt. Aber ursprünglich bog er in Richtung Westen zur Verlängerung des Hanauer Wegs ab. Im Waldstück „In der Aue“ liefen beide Wege zusammen und führten mitten durch das spätere Steinbruchgelände auf das Kurhaus zu. Heute ist es umgedreht: Der Hanauer Weg wird nach Osten zum Simmichtsweg umgeleitet und beide Wege werden gemeinsam über die Autobahn geführt. Dann trennen sie sich jedoch wieder: Der Simmichtsweg führt nördlich des Steinbruchs bis zur Mittelbucher Straße und setzt sich fort auf dem Weg nordöstlich der Tennisplätze. Der Hanauer Weg dagegen geht südlich am Steinbruch vorbei zur Kreuzung westlich des Kurhauses. Dieser Weg wird nun  genommen.

 

„Waldportal“:

Der Bund der Steuerzahler hat am 27. September 2007 die Verschwendung öffentlicher Gelder durch Fehlplanungen und sinnlose Projekte angeprangert. Unter den in Berlin vorgestellten Beispielen sind auch acht aus Hessen.  Kritik gab es auch an einem Bauwerk in Hanau-Wilhelmsbad, dem sogenannten „Waldportal“.  Es soll einen Beitrag zur regionalen Identität stiften  und ist Be­standteil einer Regionalparkroute, mit dem der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main die reizvollsten Prunkte der Region verbinden will.Außerdem  bin det es Hanau an die Route „Hohe Straße” an.

Aber einen wirklichen Sinn kann man dem Bauwerk nicht abgewinnen, kritisiert der Bund der Steuerzahler. So handele es sich bei dem „Entree” nur um zwei Mauerstückchen aus gelbem Sandstein vor einem Waldweg. Der Steuer­zahlerbund schreibt auf seiner Homepage: „Die offizielle Begründung für dieses Bauwerk hilft auch nicht viel weiter: Die Mauer nehme ein wichtiges Stilelement einer Straße auf, auf der ebenfalls solche Mäu­erchen zu finden sind. Und da die alte We­geverbindung auch Polen tangierte, habe man das Material für die gelben Sandstein­mäuerchen aus einem Ort in Polen be­sorgt, der ebenfalls an dieser Straße liegt.” Stolze 40.000 Euro hätten die Steuerzahler dafür aufwenden müssen, lautet die Kri­tik.

 

Bismarckturm:

Der Turm wird 1903/04 zu Ehren des Feldmarschalls und Reichskanzlers Bismarck errichtet. Entstanden ist der Bismarckturm aus dem Geist nationaler Begeisterung Ende des 19. Jahrhunderts ‑ eine Folge der Ei­nigung des deutschen Reiches durch Otto von Bismarck. In dieser Stimmung schrieb die studentische Jugend 1899 einen Wettbewerb zum Bau von Türmen zu Ehren Bismarcks aus, der ein Jahr zu­vor gestorben war.

Sieger war der junge Dresdner Architekt Wilhelm Heinrich Kreis, der damals noch nicht einmal sein Diplom in der Tasche hatte. Nach seinem Entwurf wurden in Deutschland mehr als 50 Bismarcktürme gebaut, darunter auch der in Wilhelmsbad. Insgesamt entstan­den in jener Zeit sogar an die 400 Türme zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers. Davon haben 175 die Kriege und die politischen Veränderungen der ver­gangenen hundert Jahren überdauert, darunter auch der Turm in Wilhelmsbad.

Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck hatte energisch die Einigung des Deutschen Reiches betrieben, die schließlich 1871 er­reicht wurde. Mit seinem Tod 1898 verfiel die nationalgesinnte deutsche Studentenschaft in ihrem Personenkult um den „Eisernen Kanz­ler” in die Forderung, „Feuersäulen” im gan­zen Reich samt der deutschen Kolonien aufzustellen. Schon ob des grob bearbeiteten Materials wirkt der Bau martialisch. Er ist ein Gleichnis für einen starken Nationalgedanken mit Boll­werk­symbolik und (aus heutiger Sicht) für einen von absoluten Machtwillen getrieben Politiker. Zwar sorgte Bismarck für eine fortschrittliche Sozialgesetzge­bung, die sei aber nur darauf ausgerichtet ge­wesen, der Sozialdemokratie die Arbeiter ab­spenstig zu machen, erklären Historiker.

Im allgemeinen Bismarck‑Fieber wollte auch die Stadt Hanau nicht fehlen. Die Hanauer Bürger spendeten kräftig und man entschied sich für den Entwurf des Dresdner Architekten Wilhelm Heinrich Kreis, der das Modell „Götterdämmerung“ kreiert hatte. Aus nahegelegenen Steinbrüchen karrte man Basaltsteine an, die zu dem wuchtigen Bauwerk aufge­chichtet wurden. Einfach, prunklos und massiv ‑ so die Formensprache der Zeit.

Ein ganzes Jahr verstrich, bis der Turm stand. Er soll Stadt und Stifter 24.000 Mark gekostet haben. Die Gemeinde Wachenbuchen gibt dafür ein Stück Wald ab und stellt auch Material aus dem Steinbruch für den Ausbau der Straße.

Am 3. September 1905 war der große Tag. Ganz Hanau war auf den Beinen. In Kut­schen fuhren die Stadtväter sowie die Abordnungen der Vereine nach Wil­helmsbad, während die Bevölkerung die Eisenbahn vom Westbahnhof aus benutzte oder sich Ehrenformationen anschloß, die in ihren Paradeuniformen in Richtung Kurhaus marschierten. Schulklassen zogen singend durch die Straßen, mit von der Partie auch die Vertreter der Kriegervereine, geht aus Zeitungsberichten hervor.

Feierlich zogen die Honoratioren, Bür­ger und Schüler an der Kurpromenade vorbei zu dem 18 Meter hohen Turm, der wenig später feierlich enthüllt wurde. Auf dem Dach des Turms steht eine riesige Schale von gut zwei Metern Durchmesser. Die Idee war es, über das ganze deutsche Reich Feuerfanale zu verbreiten.

Als endlich der Reichsadler mit dem Namen des ersten deutschen Kanzlers zu se­hen war, loderte oben auf der Kuppel die Flam­me aus der Feuerschale. Wie oft es auf dem Bismarck­turm tatsächlich ge­brannt hat, ist nicht überliefert. Belegt ist, daß zur Eröffnung am 3. September 1905 die Flammen loder­ten. Vor allem an Otto von Bismarcks Geburtstag am 1. April und an dessen Todestag wurde das Feuer in den Folgejahren entzündet. Das Feuer brannte aber auch am Tag der Feier der Reichseinheit (18. Januar 1871) oder bei Son­nenwendfeiern.

In ihrem Inneren gibt sich die Wilhelms­bader Bismarcksäule, die übrigens nie als Aussichtsturm gebaut wurde, ziemlich un­pathetisch. Der Aufbau bildet einen riesigen

Hohlraum, an dessen Innenwänden sich eine sehr schmale Stahltreppe nach oben win­det, heute noch original erhalten. Der Bau ist auch sonst augenscheinlich nicht marode.

Während des Zweiten Weltkriegs diente das Bauwerk in Wilhelmsbad wegen sei­ner massiven Mauern aus Basaltsteinen als Sicherheitslager. Hier wurden zeit­weise Bücher der Stadtbibliothek vor ei­nem Bomberangriff in Sicherheit ge­bracht.

In den 50er Jahren brannte es noch einmal auf dem Turm, als Hanauer Bürger dort Reifen verbrannten zum Protest gegen das Vorhaben der Stadt, den Turm abzureißen, weil er mitten in der Straße steht. Das Interesse der Bürger an der Säule nahm in der Nachkriegszeit zunächst immer mehr ab. Das hat sich erst in den vergangenen Jahren geändert, als Mitar­beiter der Stadtverwaltung den Zugang beim „Tag des offenen Denkmals“ öffne­ten.

Die Stadt Hanau, in deren Besitz der markante Turm seit vielen Jahren ist, hat nur geringen Pflegeaufwand mit dem Bauwerk. Es sind allerdings weniger bauliche Mängel oder Reparaturen, die auf ihr Konto gehen, sondern in erster Linie gärtnerische Tätigkeiten. Denn im­mer wieder sprießen aus der Plattform die unterschiedlichsten Birken und an­dere Pflanzen. Diese Form der Dachbegrünung kann aber irgendwann durch eindringende Nässe ins Auge gehen, weshalb die An­fluggehölze regelmäßig entfernt werden, wie es im städtischen Bauverwaltungsamt heißt.

Nach links geht es dann durch die Amselstraße und Eichhornstraße durch die Siedlung „Hohe Tanne“ auf die Landstraße in Richtung Hochstadt. Von hier aus gibt es drei Möglichkeiten  der Fahrt  nach Dörnigheim:

 

1.Am Ende der Bebauung auf der  linken Seite  zum Autobahnzubringer. Dort nach links und über den Zubringer. Nach rechts auf der anderen Seite zurück  und dann  links zur Bahnstrecke. Dort muß man an der Rufsäule Bescheid sagen, daß sie die Schranke öffnen. dann  fährt man auf dem Weg weiter bis zur verlängerten Wilhelmsbader Straße und dann nach links zu den drei Seen.

2.Noch ein Stück weiter auf der Straße nach Hochstadt. Links ist eine Schranke. Dort auf dem ziemlich zugewachsenen Weg weiterfahren  im Bogen über die Braubach und zum Autobahnzubringer, der hier unterquert werden kann. Auf dem Weg dann geradeaus weiter bis zu dem breiten Forstweg. Jetzt nicht  geradeaus zu dem Bahnwärterhaus, sondern links zu dem anderen  Bahnwärterhaus an der Bedarfsschranke und weiter wie unter 2.,

3. Über die Autobahn weiter Richtung Hochstadt: 

Waldschlößchen:

Heute sieht man dort noch das Schild „Hotel Waldschlößchen“.  Hier stand ursprünglich die  Pumpstation für die Hohe Tanne. Dann kauft 1931 Direktor Busse das Gebäude samt umliegendem Gelände. Aber 1941 wird es zur gärtnerischen Nutzung verpachtet. Schließlich ist es im Besitz der Familie Felix Voigt aus Dörnigheim. Schon 1950 will Herr Voigt sein Wohnhaus erweitern und eine Gastwirtschaft einrichten. Erst im Juni 1957 kann er eine Schankwirtschaft mit zwei Gasträumen und Küche eröffnen.

Im Jahre 1960 kauft Frau Renate Röder geborene Töpfer das Haus, die auf dem Hühnerberg eine Gaststätte hatte. Im Jahre 1965 ergänzt sie das mit dem Giebel zur Straße stehende Haus durch einen Querbau und schafft so das Hotel „Waldschlößchen“ und eine Gast­stätte (diese ist allerdings seit Anfang 1997 geschlossen). Das  Hotel hat 32 Betten, alle mit Dusche und WC und teilweise auch Balkon. Von Vorteil ist auch der große Parkplatz. Es liegt verkehrsgünstig im Rhein-Main-Gebiet und wird gern besucht von Geschäftsreisenden, Monteuren und Gästen der Firmen in Maintal und Hanau. Heute werden nur noch diese festen Gäste aufgenommen.

Postalisch gehört das Hotel weiter zu Hanau, und wegen der auswärtigen Gäste ist das der Inhaberin ganz recht. Das Wahllokal für die ständigen Bewohner ist aber in Hochstadt. „Gemarkung Wachenbuchen“ stimmt aber auch noch. Verwechslungen sind da natürlich vorprogrammiert.

Ursprünglich lag das Haus einmal idyllisch im Wald. Heute wird es umgrenzt von Autobahn, Autobahnzubringer und Kreisstraße. Aber bei den gut verglasten Fenstern und der Lärmschutzwand zur Autobahn stört das höchstens, wenn man im Sommer im Freien sitzen will.

Durch den Autobahnbau hat sich allerdings der Grundwasserspiegel gesenkt, so daß sich Setzrisse am Haus bildeten. Am Rande des Grundstücks verläuft der Seulbach, wird unter der Autobahn hindurchgeführt und mündet in die Braubach. Die Abwässer des Hotels werden durch eine aufwendige Schilfkläranlage gereinigt.  - Am nächsten Weg links geht es zur Ruhbank.

 

Dreimärker:

Nahe der Straße steht ein Dreimärker, der aber meist von  der V egetation  verdeckt ist..  Auf dem Stein sind die Buchstaben „W“ und „H“ zu sehen sind, auf der Dörnigheimer Seite ist der Stein leider abgeschlagen. Hier ist also der Grenzpunkt der Gemeinden Wachenbuchen, Hochstadt und Dörnigheim bezeichnet.

 

Ruhbank:

Etwas weiter südlich steht die Ruhbank. Sie diente den Marktfrauen zum Ausruhen, wenn sie mit ihrer schweren Last zur Stadt gingen. Eine solche Ruhbank besteht aus zwei Teilen: einer kleineren Sitzbank und einer höheren Bank zum Abstellen der Körbe. Der Volks­mund nennt die Bank auch „Butterbank", wohl wegen der Butter in den Körben. Früher stand die Ruhbank mehr an der Straße. Die Steine werden am Kriegsende von amerikanischen Panzern umgefahren und sind verschwunden.

Im Mai 2003 wurde eine Nachbildung der historischen Ruhbank wieder neu aufgestellt, weitgehend finanziert von Spenden von Firmen und aus der Bevölkerung. Sie wurde etwas weiter in den Wald hineingestellt und etwas weiter südlich genau auf der Grenze an dem Weg, der früher nach Hanau führte. Der Graben wurde durch eine Holzbrücke überbrückt. Dadurch ging man dem Grenzgraben aus dem Weg, der heute tiefer ist als früher.

Nicht klären läßt sich die Frage, ob diese Ruhbank etwas zu tun hat mit einer Geschichte über die Entstehung der Ruhbänke: Napoleon Bonaparte soll einmal - an der Spitze seiner Armee reitend - auf eine alte Frau mit schwerer Tragelast getroffen sein. Mit den Worten „Respect au Fardeau“ („Habet Acht vor der Bürde“) befahl er seinen Soldaten, die Straße freizumachen. Es ist nicht ganz auszuschließen, daß dieser Vorfall der Ur­sprung zur Installation von Ruhesteinen oder Ruhebänken war. Man findet sie in vielen Regionen, besonders im Nord-Elsaß, im Neckarland oder im Kraichgau - teilweise unter dem Namen „Napo­leonsruhe“. - Von  der Ruhbank geht es weiter nach Süden über die Braubach

 

Braubach:

Dieser Weg führt auch zu einem Bereich zwischen der Hohen Tanne und Dörnigheim, wo die Braubach renaturiert werden soll. Eine Umlegung wurde schon durchgeführt. Dadurch soll auch Hochwasser oberhalb von Dörnigheim zurückgehalten werden. Main und Kinzig samt heutiger Fallbach (von Ravolzhausen), Krebsbach (von Bruchköbel) und Braubach bildeten ein verschlungenes Flußsystem. Daraus wird das Wasser gewonnen, das im Park von Wilhelmsbad zu einem See aufgestaut ist. Die Braubach hat also gar keine eigene Quelle, sondern sie ist künstlich angelegt unter Benutzung alter Flußläufe. Sie hat auch sehr wenig Gefälle und muß zwischen Wilhelmsbad und der Einmündung des Seulbachs südlich von Wachenbuchen oft gereinigt werden. Unterhalb ist eine Reinigung nicht mehr nötig, weil der Seulbach mehr Strömung hat.

Der Seulbach ist die Fortsetzung des Wachenbucher Ortsbachs, der auf einer altenKarte, die im Schloß  Steinheim gezeigt wird, als Braubach bezeichnet wird. Beim Bau der Hanauer Burg werden Fallbach und Krebsbach in die Kinzig geleitet. Die Kinzig wird zur Burg geführt und von dort in den Main.

Ein Flußlauf (in alten Karten als „Königsgraben" bezeichnet) zieht sich von Wilhelmsbad durch den Töngeswald bei Hochstadt und den Riedgraben bei Bischofsheim bis zum Enkheimer Ried und nach Frankfurt. Noch im Dreißigjährigen Krieg transportiert man Truppen von Frankfurt auf diesem Main-Kinzig-Lauf bis nach Hochstadt und Dörnigheim. Die Kinzig könnte bei Hochstadt in den Main gemündet sein.

Der Weg führt bis an den Zaun an der Autobahn. Dann geht es rechts weiter bis zur Brücke über  die Autobahn in Höhe des Hochstädter Sportplatzes. Man überquert die Autobahn und fährt vor den Kleingärten nach rechts, dann wieder links und an der Philipp-Reis-Straße links und über den Bahnübergang Eichenheege (wenn dieser nicht mehr da sein sollte, muß man am Bahnhof die Eisenbahn queren und über die Berliner Straße und die Siemens-Allee wieder zur Eichenheege fahren).

Man fährt die Straße  Eichenheege entlang. Am Beginn der Siemensallee geht es links auf den Radweg zwischen Wald und Bebauung zur Nurlache. Dort biegt man links ab und fährt   nördlich der Bebauung  entlang. Am integrativen Kindergarten geht es rechts  ab zur Dicken Buche.  Dort fährt man nach  links zu den drei Seen, nach Süden, über die Umgehungsstraße, Straße „Auf der Burg“, Schleuse. Abschluß in der Gaststätte „Probierstübchen“ in  Mühlheim Ecke Dietesheimer Straße - Fährenstraße.

Beschreibung der Sehenswürdigkeiten wie auf der ersten Tour.

 

 

Drei Radtouren Frankfurt und Maintal

Übergreifende Naherholung von Hochstadt bis Bergen-Enkheim:

Wozu in die Ferne schweifen . . . : Mit der Auszeich­nung dreier neuer Wanderwege und dem Druck einer dazugehörigen Wan­derkarte ziehen die Städte Frankfurt und Maintal im Bereich Berger/Bi­schofsheimer Hang und Hochstadt an einem Strang und schaffen neue, inte­ressante Angebote zur Naherholung.

Die Idee entstand in der Umweltbehörde der Stadt Frankfurt und stieß bei den Maintaler Kollegen sogleich auf Gegenlie­be. Zur Auswahl werden drei Rundwege stehen, die sowohl beschritten als auch mit dem Fahrrad bewältigt werden können. Die Wege werden mit Holzpfosten be­stückt, auf denen Stahlplatten mit Textin­formationen Auskunft über die Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke geben werden. Die Wanderkarten werden zunächst in einer Auflage von 10.000 Stück gedruckt und ab März/April kommenden Jahres je zur Hälfte über städtische An­laufstellen in Frankfurt und Maintal ver­teilt werden.

• Herzstück der Gemeinschaftsproduktion der Nachbarstädte ist der 18,5 Kilometer lange „Große Rundweg“, der am Enkhei­mer Riedteich beginnt. Die Strecke führt durch den Enkheimer Wald am Tränke­bach vorbei nach Bischofsheim, weiter bis zur Hochstädter Altstadt und von dort über die Hartig bis zur Hohen Straße. Von dort geht es weiter zum Stadtkern von Ber­gen und talwärts zurück zum Enkheimer Ried.      

• Rundweg Nummer zwei (7,2 Kilometer verläuft durch Bergen-Enkheim. Start wiederum am Riedteich, Wendepunkt an der Stadtgrenze am Tränkebach, von dort führt der Weg durch das Naturschutzgebiet Berger Hang zurück zum Riedteich

• Komplett auf Maintaler Gemarkung verläuft der dritte und mit 6,5 Kilometern kürzeste Rundweg. Er beginnt auf der Hochstädter Hauptstraße, führt über Hartig und weitere Streuobstwiesen und endet wieder in der Hochstädter Altstadt.

Maintals Erster Stadtrat Erik Schächer zeigte sich gestern hoch erfreut über das Vorhaben, das auch im Bergen-Enkheimer Ortsbeirat auf Zustimmung stieß. Die Finanzierung soll weitgehend über Sponsoren gewährleistet werden (04.11.2005).

 

 

 

Vorschläge zu Radwegen in Maintal

 

Maintal hat an sich außerhalb der Stadtteile ein gutes Netz von Wirtschaftswegen, die auch als Radwege genutzt werden können. Nur die Durchfahrten durch die Stadtteile sind problematisch.

 

In Wachenbuchen wäre wünschenswert eine Verbindung von der Straße „Am Hochstädter Rain“ über die Hanauer Straße und Schulstraße zum Kilianstädter Weg. Dieser führt weit ins Feld hinein und hat jetzt auch eine Verbindung zur „Hohen Straße“, über die man Oberdorfelden und Niederdorfelden sowie Kilianstädten erreichen kann.

In der Ortslage müßte man einen Radweg von der Fahrbahn abmarkieren und gegebenenfalls ein Parkverbot aussprechen. Aber so wäre auch eine gute Verbindung zum Radweg nach Wilhelmsbad geschaffen. In der Hanauer Straße sollte man ein Hinweisschild anbringen, daß man über die Brucknerstraße den Radweg südlich von Wachenbuchen erreichen kann.

 

In Hochstadt fehlt nur eine Verbindung in der Bahnhofstraße zwischen der Tankstelle und der Apotheke. Hier sollte man die Durchfahrt  gegen die Fahrtrichtung der Einbahnstraße freigeben, gegebenenfalls auch wieder mit einer Abmarkierung und einem Parkverbot.

 

In Bischofsheim wäre eine Verbindung über den Fechenheimer Weg und die Straße „Alt Bischofsheim“ wünschenswert, ist aber wegen der Enge der Straße nicht möglich. Man könnte aber Alternativen schaffen über die Taunusstraße zur Unterführung unter der Autobahn oder zur Goethestraße. Oder man könnte einen Weg über die Haingrabenstraße und „An der Pforte“ und Hochstädter Straße ausschildern, an die auch der Radweg durch den Wald nach Enkheim angebunden wäre.

Es fehlt auch eine Verbindung vom Radweg R 4 in Höhe der Einmündung der Straße von Niederdorfelden auf die Querspange. Über die Bergerstraße und „Am Kreuzstein“ bis zur Einmündung der Straße „Alt Bischofsheim“ könnte man eine Anbindung an den Radweg Richtung Rumpenheim schaffen.

Auch ein Radweg von der Kreuzung an der Rumpenheimer Fähre bis zum Mainuferweg wäre wünschenswert, weil gerade hier die Radfahrer immer wieder durch Autos gefährdet werden.

 

In Dörnigheim endet der Radweg in der Berliner Straße kurz vor dem Opelkreisel. Im Bereich vor dem „Frankfurter Hof“ fehlt eine klare Radwegführung. Der auch jetzt schon bestehende Radweg durch die Frankfurter Straße sollte bestehen bleiben.

Eine Verbindung vom Radweg R 4 ab der Querspange zum Mainuferweg ist jetzt geschaffen worden. Durch die Freigabe des wenig benutzen Gehwegs zur Kennedystraße neben der Querspange für Radfahrer und eine Radfahrerampel an der Kennedystraße ist dieses Problem jetzt gelöst.

Die Westendstraße ist zu eng. Eine Alternative wäre noch über das Schulgelände. Dann müßte aber in Höhe Bonhoefferstraße ein Radweg durch die Ascher Straße bis zum HL-Markt geschaffen werden (evtl. über das Schulgelände), damit über den ampelgesicherten Übergang über die Bundesstraße das Mainufer erreicht wird.

 

 

Maintal-Ring (in Planung)

Der „Maintal-Ring“ soll die Besonderheiten der Stadt aufnehmen, ihre Stärken betonen und die Stadt als Einheit herausarbeiten und einen gesamt­heitlichen Eindruck entstehen lassen. Auch naturnahe Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten werden vorgestellt. Das Ziel ist es, eine Marke zu schaffen, die identitätsstiftend wirkt und mit der jeder etwas verbinden kann. Ein Maintal-Ring ist ein „weicher“ Standortfaktor. Im Folgenden wird ein Fahrradweg geschildert, aber natürlich kann man den Weg auch in Etappen zu Fuß gehen

Grundlage war ein Antrag der CDU im Jahr 2012. Nach dem positiven Entscheid der Stadtverordnetenversammlung fanden noch im Jahr 2012 erste Sondierungsgespräche statt und wurden Ideen gesammelt, wie das Konzept Maintal-Ring umgesetzt werden könnte. Daß mit der Umsetzung des Vorhabens erst in diesem Jahr begonnen wurde, begründet die Stadt auf Nachfrage mit Kapazitätsgründen. „Die für das Projekt federführend verantwortlichen Beschäftigten waren bislang in anderen, äußerst zeitaufwendigen Projekten, unter anderem zur Nordmainischen S-Bahn, zum Mainradweg und zu den Bushaltestellen, gebunden“, so die städtische Pressestelle. Doch nun sollen Taten folgen. Seitens der Verwaltung sei eine Projektgrüppe einberufen worden, heißt es aus dem Rathaus. Diese bestehe neben Beschäftigten der Verwaltung aus engagierten Bürgern, unter anderem aus den Reihen der Stadtleitbild-Gruppe „Radfahrer und fußgängerfreundliches Maintal (Ruff)“ und des Heimatmuseums. Auch der Kulturbeauftragte Jochen Spaeth sei beteiligt.

Das Vorhaben nimmt endlich Fahrt auf im Jahr 2016  in Form einer Projektgruppe. Der geplante Rundweg soll kein Neubau sein, sondern auf bereits bestehenden Radwegen innerhalb Maintals verlaufen und alle vier Stadtteile miteinander verbinden. Die Gruppe erarbeitete eine Route um ganz Maintal entlang der vier Stadtteile und vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Ganze auf Basis bereits bestehender Radwege in und um Maintal, wie beispielsweise die Regionalpark-Route, die Fernradwege R 3 und R 4, die Hessische Apfelweinstraße, die Apfelweinroute sowie die von der Stadtleitbild-Gruppe „Ruff" entwickelte kommunale Route MT 01 (Maintal 01). Bei diesem Konzept handelt es sich um eine Radwegverbindung zwischen Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen.

Sehenswürdigkeiten, an denen die Strecke vorbeiführen soll, sind nach den vorläufigen Vorstellungen der Gruppe unter anderem in Bischofsheim die Hügelgräber und der Marktplatzbrunnen, in Dörnigheim die Altstadt und der Frauenhain, in Hochstadt die Altstadt und das Schützenhäuschen sowie in Wachenbuchen der Partnerschaftsbrunnen und das Römergrab.

Schließlich wurde folgender Plan entwickelt. Dabei macht man einen Unterschied zwischen dem eigentliche Ring und den Ortskernen. Es besteht also die Möglichkeit, mit dem Fahrrad den Ring zu befahren und die Ortskerne zusätzlich zu erkunden oder nur die Ortskerne zu besuchen.

Die Gesamtstrecke ist mit dem Fahrrad bequem abzufahren, zu Fuß ist sie schon eine gute Tagesleistung und sollte auf zwei oder mehr Etappen verteilt werden

Im Grund ist es egal, wo man einsteigt. Hier soll einmal ganz im Norden, nämlich in Wachen­buchen, eingestiegen werden.

 

 Wachenbuchen:

Im Augenblick ist vorgesehen, nur nördlich um Wachenbuchen herumzufahren. Dort gibt es aber so gut wie gar nichts von Wachenbuchen zu sehen. Wenn man schon nur durchfährt, dann genügt auch der direkte Weg durch Mittelbucher- und  Schulstraße. Wenn man dem Autoverkehr aus dem Weg gehen will, dann fährt man vom Simmichtsweg links in die Bleichstraße, dann gleich rechts in den anderen Arm der Bleichstraße und über die Burgstraße und die Mittelbucher Straße in den Kilianstädter Weg. Hinter dem Friedhof geht dann ein Fußweg zur Kirchhofstraße und vorbei an Kirche und Rathaus kommt man über die Straße Alt-Wachenbuchen wieder aus dem Ort heraus. In der Hanauer Landstraße biegt man nach links ab und fährt bis zum „Hochstädter Rain“, auf den man nach rechts abbiegt und dann links weiter.

Der Fußweg durch den Ortskerndagegen sollte über in der Mittelbucher Straße beginnen und in die Straße Alt Wachenbuchen einbiegen. Rechts geht es dann hoch in die Erbsengasse, zum  alten Friedhof,  und durch die Kirchhofstraße zum Ortsmittelpunkt .Von Kirche und Rathaus geht es erst ein Stück durch die Straße „Alt Wachenbuchen“, dann links in die Bachgasse  zum Geibelhaus. Weiter geht es  nach rechts in die Schulstraße, dann wieder rechts in die Hainstraße zur  ehemaligen Synagoge und dann links durch „Alt Wachenbucben“ zur „Hanauer Landstraße“.

 

Hochstadt:

Der Weg führt dann weiter auf dem Wirtschaftsweg  nördlich der Landstraße nach Hochstadt. Über den Bücherweg kommt man zur Straße „Am Felsenkeller“. Hier kann man hinunterfahren und durch das Obertor in die Hauptstraße und diese wieder durch die Klosterhofstraße verlassen.

Der jetzt  vorgesehene Fußweg führt nicht durch die Ortslage, sondern durch die Streuobstwiesen nördlich von Hochstadt, läßt aber auch das zunächst vorgesehene Schützenhäuschen aus. Außerdem hat er einen unnötigen Schlenker nach Osten, es genügt aber, wenn man von d er Straße „Am Felsenkeller“ nach Norden geht (mit Abstecher zum Schützenhäuschen) zur Südostecke der Hartig, dann unter dieser entlang bis zur verlängerten Weinbergstraße. Am Beginn der Ortslage (hinter dem Weinberghof) geht es dann links und dann rechts in die Straße „An der Weidbach“, damit man noch zur Ringmauer kommt.  Dann weiter über die Hauptstraße zur Klosterhofstraße.

Für die Ortslage ist ein anderer Weg möglich, der sogar mit dem Fahrrad befahren werden kann: Obertor und Hauptstraße. Hier trifft man auf Kirche, alte Schule, altes Pfarrhaus und im weiteren Verlauf auf das ehemalige Gemeindewirtshaus, weitere Gaststätten und das historische Rathaus. Durch die Schützenstraße (alternativ: Ritterstraße) kommt man zu Ringmauer (Narrenhaus) und Hauptstraße.

 

Bischofsheim:

Von der Klosterhofstraße geht es unten nach  rechts in die Fahrgasse in den Bereich des früheren Ortes Groschlag. Südlich des Riederwäldchens geht es dann unter der Querspange hindurch und  zur Kochbergkreuzung. Dort fährt man Richtung Bischofsheim, aber zwischen den Wohnblöcken hindurch zur Goethestraße, die zur Straße „Alt-Bischofsheim“ führt.

Dann soll es wohl in die Jahnstraße gehen (die frühere „Gelnhäuser Poststraße“), damit man zu dem Hügelgrab kommt.

Der vorgesehene Fußweg  ist zu umfangreich und führt im Wesentlichen durch Neubaugebiete. Es genügt, wenn man schon in der Stra0ße „Alt Bischofsheim“ ist, noch einmal eine Ehrenrunde nachNorden durch die Obergasse zu gehen (oder auch zu fahren).

Noch sinnvoller ist an sich eine kürzere Strecke (unter Auslassung des Hügelgrabs) wenn man südlich des Aldimarkts in die Riedstraße fährt. Dann kommt man in die Obergasse,

bis zur Schäfergasse, auf dieser nach links bis zur Straße „Alt Bischofsheim“ und in diese nach links hinein und wieder an der anderen Seite der Kirche und dem Marktplatz  vorbei. An der „alten Dorfstraße“ geht es dann nach rechts zum „Rumpenheimer Weg und auf diesem nach links über die Straße „Am Kreuzstein“ im­mer weiter in den „Dörnigheimer Weg“. Man kommt zum Bürgerhaus, geht um den Ver­kehrskreisel und unter der Autobahnunterführung hindurch in die „Grüne Mitte“. 

Wenn man zum Hügelgrab will biegt man im Wald nach links ab, dann wieder links und südlich um den Gänsweiher zum Eugen-Kaiser-Ring, in die Friedhofstraße, Gänsseestraße, Waldstraße, Rumpenheimer Weg, Dörnigheimer Weg

 

Dörnigheim:

Der Weg führt über die Eisenbahnlinie zum Höllsee. Die Querspange wird überquert und an ihr entlang kommt man über die Bundesstraße zum Main. Hier liegt der  Frauenhain.  Der weitere Weg führt nun den Main entlang, an der Fähre vorbei bis  zur Regionalparkstation „Kirche  im Fluß“ und zur Schleuse.

Der Fußweg durch den Ortskern führt über die Schwanengasse kommt man zur Linde. Durch die Untergasse kommt man zur Kirche und zum Herrenhof. Dann weiter durch die Kirchgasse in die Frankfurter Straße und Hintergasse wieder zur Linde.

Dörnigheim-Wachenbuchen:
Zwischen diesen Stadtteilen gibt es keine direkte Verbindung, aber mehrere Alternativen

(durch die Waldsiedlung oder über den Bahnübergang Eichenheege). Vorgesehen ist aber eine weite Umfahrung von der Schleuse am Ostrand des Gewerbegebiets entlang zu den drei Seen (den Schlenker nach Osten sollte man auslassen). Zwischen den beiden nördlichen Seen geht es nach links, dann im spitzen Winkel nach rechts, über den Autobahnabzweig nach Hanau zur Straße Kesselstadt-Hochstadt (schlechte Wegstrecke). Durch die Hohe Tanne und links am ehemaligen Steinbruch vorbei kommt man dann auf den Simmichtsweg nach Wachenbuchen.

 

Weitere Informationen zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten finden sich auf der Webseite „peterheckert.de“ unter dem Link „Maintal“, „Spaziergänge“ und „Rundgänge“

 

 

 

 

 

 

Kataster für Kultur- und Landschaftsdenkmäler in Maintal

 

Kataster für Kultur- und Landschaftsdenkmäler des Planungsverbandes

 

Ergänzungen und Berichtigungen werden gerne entgegen genommen

 

 

1. Grenzstein von 1822 an der Hohen Straße am Schnittpunkt der Gemeinden

Wachenbuchen, Niederdorfelden, Oberdorfelden (der Läusbaum etwas weiter östlich gehört nicht zu Maintal).

Dieser  S t e i n  ist schon von 1822 und trägt den Buchstaben "W" oder "Wk". Das angedeutete "K" kann aber nicht Kilianstädten meinen, denn hier treffen sich erst die Gemarkungen von Niederdorfelden und Oberdorfelden.

Der eigentliche Grenzstein steht südlich der Hohen Straße. Die Buchstaben ND und OD sind noch zu sehen, die andere Seite mit dem Buchstaben W ist abgeschlagen.

Gleich daneben in östlicher Richtung liegt noch ein Stein, bei dem es sich um den 1855 erwähnten Dreieckspunkt dritter Ordnung aus rotem Sandstein handeln könnte. Den ältesten Stein, der an dieser Ecke stand, bewahrt aber Wilhelm Schäfer, Bachstraße 18, auf: ein Grenzstein von 1615.

Der  O b e r d o r f e l d e r  W a l d  reichte im Jahr 1855 bis an diese Stelle. Er ist 1830 laut Staatsarchiv Marburg an Oberdorfelden verkauft worden. Die Grenze verläuft zunächst südlich der Hohen Straße, überquert diese jedoch im Bereich der Flur "Auf der Steinrutsche" auf den Wald zu.

Der Wald heißt "Kleine Lohe", wie ein Schild des Forstamtes ausweist. Auch das heutige Flurstück "An der Hohen Straße" heißt 1855 noch "An der Kleinen Lohe". In Wachenbuchen sagt man auch "Äppel-Lohe" dazu, weil sich südlich davon viele Apfelstücke befanden. Heute ist dort der Übungsplatz der Modellflieger. In diesem Bereich verläuft die Grenze wieder südlich der Hohen Straße bis über den Wald hinaus.

 

2. Hohe Straße, Handelsweg und Verbindung schon in vorgeschichtlicher Zeit

Die Wachenbucher Grenze biegt fast rechtwinklig nach Norden ab in Richtung auf den 

L ä u s b a u m. Hier gehört der Weg wieder zu Wachenbuchen. Im Jahre 1855 reichte der Wald noch bis hierher und darüber hinaus.

Der Läusbaum auf dem Schäferküppel steht schon auf Oberdorfelder Gemarkung. Er soll seinen Namen von Landfahrern haben, die zum Volk der Roma und Sinti gehörten. Diese hätten sich immer dort gelagert und ihre Läuse hinterlassen. Wenn das auch nicht stimmt, so ist es doch typisch erfunden!              

Die Hohe Straße führt nach der Beschreibung von 1855 nicht am Läusbaum vorbei, sondern biegt vorher nach Südosten ab, knickt dann wieder nach Nordosten, überquert die Gemarkungsgrenze und verläuft dann östlich der Gemarkung im großen Bogen in Richtung Marköbel.

 

3. Flur Auborn, ehemaliger Brunnen und römische Bodenfunde

Westlich des Weges liegt die Flur  A u b o r n. Sie ist benannt nach einem Brunnen, der mitten in dem Gewann lag und von der Gemeinde unterhalten werden mußte. Heute wird das Wasser unterirdisch in den Bach abgeleitet. Es gibt aber noch zwei deutlich nasse Stellen auf dem Gewann. Etwa in der Mitte des Gewanns, gegenüber der Stelle, wo der Weg den Hang herunterkommt, ist eine vorgeschichtliche Fundstelle.

Beim Pflügen stößt der Landwirt Wilhelm Schäfer, Bachstraße 18, Ende März 1950 auf Steine. Die Fundstelle liegt westlich des alten Wasserwerks in der Flur "Im Auborn" gegenüber dem Weg, der östlich den Hang herabkommt (Fundstelle 98).

Zum Vorschein kommt eine fast viereckige, etwa 60 x 65 Zentimeter große Steinplatte aus gelblichem Sandstein. Sie ist der Deckel einer alten  S a n d s t e i n k i s t e, die 56 x 62 Zentimeter groß und 35 Zentimeter hoch ist, die Wände zehn Zentimeter dick. Das Innere ist mit eingeschwemmtem Erdreich ausgefüllt. Den Boden bedeckt eine Schicht Holzkohle, in der sich einige eiserne Nägel finden, die wohl von einem Holzkasten herrühren.

Außerhalb der Kiste an der Südostseite stehen drei einhenklige Krüge, 17 bis 20 Zentimeter hoch. Dazwischen liegen zwei größere Bruchstücke einer Sigillatbilderschüssel (terra sigillata) mit Medaillondekoration aus der Werkstatt des Rheinzaberner Töpfers Comitialis; eine der Scherben trägt den rückläufigen Stempel "LATIN(NI)". Die Kiste ist heute im Museum in Hanau-Steinheim, die Gefäße sind im Besitz des Finders.

Solche Steinkistengräber wurden in unsrer Gegend bisher nur in den Gemarkungen Wachenbuchen und Mittelbuchen gefunden. Alle diese Gräber liegen in der Nähe römischer Gutshöfe, so daß auch hier mit einem benachbarten Gutshof zu rechnen ist. Auf Luftbildaufnahmen sieht man in diesem Gewann (Flurstück) einen dunklen Fleck, der eine feuchte Stelle markiert. Hier könnte die Wasserquelle für die Ansiedlung gewesen sein.

Der Auborn liegt südwestlich des alten Wasserwerks und kann beim Bau der Wachenbucher Wasserleitung 1897 nicht mit einbezogen werden. Die Quelle wird heute mit Röhren vom Acker abgeleitet in die Bach und hilft mit bei der Spülung des Kanalsystems. Das Wasser geht zunächst in das Ortsnetz. Auf den Bau eines neuen Hochbehälters verzichtet man zunächst noch. Der Überschuß wird in den 1928 gebauten Hochbehälter am Auborn (Fassungsvermögen 200 Kubikmeter) gedrückt. Das Wasser ist hart und enthält kein Eisen. Eine Aufbereitung ist aber nicht nötig, sagt man. Der Behälter von 1898 (110 Kubikmeter Inhalt) soll als Brandreserve dienen und von den Quellen an der Pfingstweide gespeist werden. Aber er ist undicht und muß ausgeschaltet werden.

 

4. Ortslage Wachenbuchen mit ehemaliger Wehrkirche und ehemaliger Ortsmauer

Ausführliche Darstellung in dem Buch „Liebenswertes Wachenbuchen“ von Peter Heckert. Im folgenden aber zwei wichtige Gebäude:

 

5. Historisches Rathaus Wachenbuchen von 1555 mit Treppenturm

Das Haus ist aus dem 16. Jahrhundert. Der Sockel des Hauses ist schon vor 1555 erbaut. Am Eingang zum Treppenaufgang im Inneren des Hauses steht die Jahreszahl 1555. Das Wappen deutet auf die Zugehörigkeit Wachenbuchens zur Grafschaft Hanau hin. Es zeigt die Wappen Philipps III. von Hanau und seiner Frau Helene von Pfalz-Simmern.

Der Baukörper ist typisch für das 16. Jahrhundert und noch "gotisch" aufragend, wie Professor von Staden urteilt. In der jetzigen Form wird das Alte Rathaus 1705 errichtet, wie die Jahresringe an den Balken ausweisen (nach dem dendrologischen Gutachten). Es ist ein Fachwerkbau mit rundem Treppenturm und mit Knaggen über dem Erdgeschoß. Es hat einen tiefen Keller, der an Nachbarn verpachtet wurde (zum Beispiel 1870).

Vor dem Rathaus stand das Spritzenhaus. Im Jahre 1833 wird das "Rathaus neben dem Spritzenhaus neben der Straße" erwähnt. Als das Spritzenhaus 1863 abgerissen wird, stehen Brunnen und hölzerne Pumpe zunächst frei da. Ein neuer Brunnen mit einer Pumpe aus Messing wird 1865 gebaut. Später befindet sich dort die Gemeindewaage für Fuhrwerke und Vieh, die 1907 beschafft und 1924 renoviert wird. Das kleine Wiegehaus mit dem Wellblechdach wird in den sechziger Jahren abgerissen.

Ob das Rathaus die erste Schule war, ist nicht zu beweisen. Allerdings könnte das Türmchen auf dem Dach darauf deuten, weil es dann die Schulglocke getragen hätte. Um die Jahrhundertwende wird der untere Raum zeitweise von der Schule genutzt.

Nach dem Ersten Weltkrieg muß die Renovierung auf das Nötigste beschränkt werden. Erst 1921 kann das Haus richtig renoviert werden. Dabei wird es auch verputzt. Im Jahre 1951 wird es von drei Weißbinderfirmen erneut renoviert. Das Dach wird neu gemacht, der Schornstein und die Fenster werden erneuert, die Heizungsanlage und auch die Lichtanlage werden instandgesetzt. Die Verwaltung zieht 1970 aus. Die obere Etage wird zur Wohnung umgebaut. Der Mieter muß die Betreuung des Gebäudes übernehmen. Seit 1981 wird vor dem Rathaus das Straßenfest gefeiert. Es wird zunächst zehn Jahre vom Geflügelzuchtverein und von den Landfrauen ausgerichtet, heute von mehreren Ortsvereinen.

Im Jahre 1984 wird das Haus für 150.000 Mark renoviert. Das Fachwerk im Obergeschoß wird wieder freigelegt. Das Haus wird nach dem Erdreich zu isoliert, das Fachwerk ausgebessert, Fenster und Klappladen erneuert, das Dach wird repariert und die neu vergoldete Wetterfahne aufgesetzt.

Seit diesem Jahr wird beim Straßenfest der evangelische Gottesdienst vor dem Rathaus gehalten. Die Bücherei zieht 1988 aus der Feldstraße in das alte Rathaus um (eine Volksbücherei gibt es schon 1936).

Im März 1989 beschließen die Politiker, daß vor dem Rathaus wieder ein Brunnen aufgestellt werden soll. Doch der dann aufgestellte Brunnen ist in den Augen der Wachenbucher viel zu modern. Sie würden einen Laufbrunnen mit Trog vorziehen oder einen kleinen Springbrunnen, bei dem das Wasser über zwei Mahlsteine abläuft. So wird der Brunnen wieder entfernt.

Seit 2006 steht hier der Partnerschaftsbrunnen, der die Partnerschaft mit Moosburg in Kärnten symbolisiert.

 

6 . Ehemalige Synagoge in Wachenbuchen, daneben ehemals die jüdische Schule

Eine Synagoge wird schon 1852 in Wachenbuchen gebaut. Das heute noch vorhandene Gebäude des ehemaligen jüdischen Gotteshauses wird 1880 erbaut. Die Synagoge ist ein Bruchsteinbau und bietet Sitzplätze für 50 Männer und 28 Frauen. Der Aufgang zum ersten Stock ging außen nach oben (an der Seite nach der Hainstraße zu). Im November 1938 wird sie von den Nazis zerstört (Näheres im Kapitel "Die nicht vergessenen Wachenbucher").

Eine Zeit nutzt die Firma Jacobi das Haus. Am 18. Januar 1950 wird es zum Kauf oder zur Verpachtung angeboten. Ab Februar nutzen die KEWA und die Turner das Haus für Trainingszwecke. Im September aber erhält die Kirchengemeinde den Vortritt bei der Verpachtung der Synagoge. Sie muß die Instandsetzung und jährlich 300 Mark zahlen.

Am 29. April 1969 wird die Synagoge für 13.000 Mark an den Schmiedemeister Hans Oswald verkauft. Heute dient das Gebäude als Wohnhaus. Zu diesem gehört auch ein kleiner Garten hinter dem Haus Nr. 32 außerhalb der Ringmauer.

Neben der Synagoge stand das jüdische Schulhaus (Nr. 36), in dem auch der Lehrer wohnte. In dem Haus befand sich auch eine "Mikwe", ein Bad für rituelle Waschungen. Diese Schule wurde im November 1938 durch Nazis total zerstört.

 

7.  Ehemalige Burg derer zu Buchen, später Wohnsitz der Herren zu Dorfelden, die sich später Grafen von Hanau nannten.

Der Ort Buchen verdankt seine Ersterwähnung einer Schenkung an das Kloster Lorsch. Hinweise auf die Herren von Buchen und auf das Vorhandensein einer Burg finden sich aber nicht. Nur 1338 gibt Ulrich II. von Hanau "das erledigte Burglehen in Buchen" weiter. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist die Existenz einer Burg zwar sicher, über deren genaue Lage herrscht aber Unklarheit. Damals kommt man überein, die Burg südlich von Wachenbuchen als den namengebenden Stammsitz des Geschlechts anzusehen. Erst in Karten des vorigen Jahrhunderts wird die Burg dort eingezeichnet, wo sie liegt, z. B. auf der offiziellen Karte des Kurfürstentums Hessen aus dem Jahre 1856. Dort sind die beiden Hügel südöstlich des Dorfes Wachenbuchen eindeutig mit "Burg derer von Buchen" gekennzeichnet.

Die Tradition der "Burg von Buchen" hängt aber nun einmal an der Stelle etwa einen Kilometer südlich des Ortskerns, in einem ebenen Wiesengelände, wo heute ein kleines Wäldchen ist. Die Westseite trägt den Flurnamen "Die Burg". Solche Namen haften sehr sicher an ihrem Ort. Nie hat man es anders gewußt, als daß diese Stelle die Burg derer von Buchen war.

Die Beschreibungen weichen in den Zahlen etwas voneinander ab. Georg Landau schreibt 1858: In sumpfigen Wiesen liegen nebeneinander zwei 10 bis 12 Fuß hohe Steinhaufen mit Spuren von Kellern und Mauerwerk. Beide sind mit 50 Fuß, stellenweise gegen 80 Fuß breiten, zum Teil versumpften Gräben umgeben.

Die größere, nördlich gelegene Burgstätte ist 270 Fuß lang und 180 Fuß breit, die kleinere 210 Fuß breit und lang. Beide bilden unregelmäßige Formen und sind mit Bäumen bewachsen. Schenck zu Schweinsberg spricht im Jahre 1876 von zwei 8 bis 11 Fuß hohen Erhebungen, die von einem gemeinschaftlichen breiten Graben umschlossen werden. Der nördliche Hügel habe 40 Schritt Länge und Breite, der südliche sei halb so groß.

Es handelt sich nicht um zwei beisammen liegende Burgen, denn der Abstand der Hügel ist dafür zu gering. Der Hanauer Geschichtsschreiber Arnd hat diese Theorie zunächst vertreten, aber im gleichen Buch dann doch wieder von nur einer Burg gesprochen.

Günter Binding schreibt 1963: "Die Burg bestand aus einer quadratischen, einst von Wassergräben umgebenen Wirtschaftsburg und einem getrennt davon stehenden Wachtturm, der ebenfalls von Wassergräben geschützt und wohl nur durch die Wirtschaftsburg zugänglich war!"

Die Burg ist etwa 150 auf 130 Meter groß. Aber sie ist in großen Teilen verschleift, die Hügel abgetragen, die Gräben eingeebnet, im Nordteil ist sie sogar überackert. Doch läßt sich im Gelände und durch Luftbildaufnahmen ein Bild gewinnen über den ehemaligen Grundriß der Burg.

Kern der Burg bildet ein aufgeschütteter Hügel im Süden der Anlage. Er ist rechteckig mit gerundeten Ecken. An der Basis ist er etwa 40 mal 50 Meter groß, die Kuppe bietet bei einer Höhe des Hügels von fünf Metern einen Platz von etwa 20 mal 28 Metern. Die Kuppe erhebt sich etwa 2,60 Meter über die tiefste Stelle des eingeebneten, etwa zehn Meter breiten Grabens.

Die Burg war sicher in wesentlichen Teilen aus Stein erbaut. Es gibt Berichte aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, die "Spuren von Kellern und Mauerwerk" und einen Mauerrest auf dem südlichen Burghügel erwähnen. Auch heute noch schauen einzelne Steine aus dem Erdreich der kurzen Hangschrägen hervor: Sie könnten ein Hinweis auf eine Steinmauer oder ein aus Steinen gemauertes Innengebäude sein.

Dem Burghügel ist im Norden noch eine rundlich-rechteckige Vorburg vorgelagert, aber etwas nach Osten versetzt, von der Burg durch einen Wassergraben getrennt. Diese Vorburg ist ebenfalls aufgeschüttet, allerdings nur gut einen Meter hoch. Die Basis ist etwa 40 mal 60 Meter groß, oben sind es etwa 25 mal 40 Meter.

Auch um diese Vorburg läuft ein Wassergraben. Sie ist aber rundum angegraben und von einem Netz vom Grabungsschnitten und Suchtrichtern überzogen.

Um die Gesamtanlage läuft ein ovaler Wassergraben in durchschnittlichem Abstand von zehn Metern vor den inneren Gräben. Er schließt mit einer deutlich ausbiegenden Verbreiterung an den südlichen Graben des Burghügels an.

Im Süden der Westseite bricht er unvermittelt ab und wird durch einen anderen querlaufenden Graben abgeschnitten. Hier stand wohl eine andere Vorburg, die dem Burghügel in einer jüngeren Bauphase nach Westen vorgelagert wurde. Auch diese Vorburg war von einem Graben umgeben, der die Verbindung zum Graben der nördlichen Vorburg darstellte (vielleicht wurde der ovale Umfassungsgraben bei dieser Erweiterung aufgegeben).

Bert Worbs, der derzeit beste Kenner der Burgen im Altkreis Hanau, meint: Bei der Burg handelt es sich wohl um eine Turmburg auf künstlich aufgeschüttetem Hügel mit danebenliegendem befestigtem Wirtschaftshof. Dieser Typ einer Talburg ist im 11. und 12. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa weit verbreitet und auch im Rhein-Main-Gebiet an mehreren Orten nachzuweisen.

Als Beispiele für eine derartige Bauweise nennt Worbs die Burg bei Bickenbach, die ehemalige Turmburg in Obertshausen und die Burg in Eschborn. Die Anlage ähnelt dem Burgtyp der "Motte" (das Wort kommt aus dem Französischen), der Turmhügelburg, die aus Holz oder Stein erbaut wurde und meist einen Wirtschaftshof hatte. Dieser Typ tritt erst zu Beginn des Hochmittelalters in Erscheinung.

Es läßt sich nicht belegen, daß die Burg in den Jahren 1388/89 zerstört wurde, wie es der von der Heimatstelle des Main-Kinzig-Kreises herausgegebene Burgenführer schreibt.

In den dreißiger Jahren wird auf dem größeren der Hügel durch Heinrich Ricken ein Suchschnitt angelegt, der sich noch heute deutlich abzeichnet. Davon sind aber keine Aufzeichnungen oder Funde bekannt.

Immerhin werden Keramiken, die Schüler in der nördlichen Vorburg ausgewühlt haben, in das 14. Jahrhundert datiert. Die Burg könnte bis dahin bestanden haben. Dann erlitt sie das Schicksal vieler mittelalterlicher Burgen: Entweder wurden sie zum Schloß oder zur Festung ausgebaut wie die Burg von Hanau. Oder sie verfielen wie die Burgen in Buchen und Dorfelden und dienten als Steinbruch für Wohnhausbauten in den Dörfern der näheren Umgebung.

Im Jahre 1934 wird das Gelände der Burg von dem Wachenbucher Philipp Klees im Auftrag des Kreisvogelwarts, aber ohne höhere Erlaubnis, mit Vogelschutzhecken bepflanzt. Die Gemeinde zahlt ab 1935 die jährlichen fünf Mark Pacht an das Preußische Domänenrentamt. Heute ranken sich um die alten Gemäuer nur noch Sagen.

 

8. „Römergrab“ an der Römerstraße von Kesselstadt nach Friedberg.

Ein  r ö m i s c h e r  G r a b h ü g e l  am Simmichtsweg ist heute gekennzeichnet, kurz nach dessen Eintritt in den Wald, auf der östlichen Seite (Fundstelle 97). Der Hügel hat 23 Meter Durchmesser und 1,60 Meter Höhe. Erstmals wird er am 7. September 1875 untersucht, aber gefunden werden nur rohe Scherben (Bild siehe Seite 95)

Doch als man erkennt, daß genau an dem Hügel eines römische Straße von 5,50 Meter Breite und mit Gräben an beiden Seiten vorbeiführt, gräbt man im Jahre 1898 noch einmal nach. Jetzt findet man im gewachsenen Boden neben einigen Scherben ein römisches Grab.

Die Aschenreste mit verschlacktem Glas und angebrannten Tonscherben des 2. Jahrhunderts sind in einer runden Sandsteinkiste mit Nasen untergebracht. Auf der oberen Seite ist sie sorgfältig geglättet, offenbar für einen Holzdeckel.

Auf diesem steht eine eiserne Lampe von gewöhnlicher Form, die nach Verwitterung des hölzernen Deckels auf dem Rand der Kiste liegengeblieben ist, wo sie zerbrochen gefunden wird.

Es liegt deshalb eine Verbindung von römischem und germanischem Grabritus vor, denn die Verbrennung ist römisch, aber eine Totenlampe wäre wohl aus Ton gewesen. So kann man vermuten, daß der verbrannte Tote ein halbromanisierter Provinziale von germanischer oder keltischer Herkunft war.

Wo der Simmichtsweg schon ein Stück durch den Wald führt, steht die "Simmichtseiche", auch "Dicke Eiche" genannt. Der bizarre und knorrige Baum ist etwa 300 bis 350 Jahre alt und weist bei einer Höhe von 23 Metern einen Stammumfang von sechs Metern auf. Auffallend ist vor allem die Form des Stammes, der sich vom Fuß her blasenförmig nach oben ausweitet. Der Wald auf der westlichen Seite ist erst 1971 angepflanzt worden. Früher hatte man hier einen weiteren Ausblick auf die Wiesen als heute.

Die mächtige Krone der Eiche beschirmt ein in direkter Nähe liegendes Hügelgrab aus römischer Zeit (siehe Seite 9). Der Simmichtsweg ist vermutlich ein Römerweg, der vom römischen Kastell Kesselstadt in die Wetterau führte.

 

9. Renaturierte Braubach

Main und Kinzig samt heutiger Fallbach (von Ravolzhausen), Krebsbach (von Bruchköbel) und Braubach bildeten ein verschlungenes Flußsystem. Daraus wird das Wasser gewonnen, das im Park von Wilhelmsbad zu einem See aufgestaut ist. Die Braubach hat also gar keine eigene Quelle, sondern sie ist künstlich angelegt unter Benutzung alter Flußläufe. Sie hat auch sehr wenig Gefälle und muß zwischen Wilhelmsbad und der Einmündung des Seulbachs südlich von Wachenbuchen oft gereinigt werden; unterhalb ist eine Reinigung nicht mehr nötig.

Beim Bau der Hanauer Burg werden Fallbach und Krebsbach in die Kinzig geleitet. Die Kinzig wird zur Burg geführt und von dort in den Main.

Ein Flußlauf (in alten Karten als "Königsgraben" bezeichnet) zieht sich von Wilhelmsbad durch den Töngeswald bei Hochstadt und den Riedgraben bei Bischofsheim bis zum Enkheimer Ried und nach Frankfurt. Noch im Dreißigjährigen Krieg transportiert man Truppen von Frankfurt auf diesem Main-Kinzig-Lauf bis nach Hochstadt und Dörnigheim. Die Kinzig könnte bei Hochstadt in den Main gemündet sein.

Der Bereich der Braubach zwischen Hoher Tanne und Dörnigheim soll in der nächsten Zeit renaturiert werden. Eine Umlegung wurde schon durchgeführt. Dadurch soll auch Hochwasser oberhalb von Dörnigheim zurückgehalten werden.

 

10. „Mankelstein“, zur Erinnerung an einen von einem Wilderer erschossenen Förster

Am ersten Querweg nördlich der Straße von Hochstadt nach Hanau östlich der Hochspannungsleitung steht der Mankelstein, gerade noch auf Wachenbucher Gebiet. Ursprünglich stand er aber südlich der alten Gemeindesandgrube, am Ende des Querweges, wo dieser jetzt auf die Autobahn trifft.,

Die Inschrift berichtet von dem landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Philipp Mankel, der von einem Wilderer erschossen wurde. Die Inschrift auf dem „Försterstein“ lautet: „Zur Erinnerung an unseren treuen Kameraden, den Landgräflichen Jagdaufseher Kaspar Ph. Mankel von Wachenbuchen. Als Krieger hatte er während des ruhmreichen Feldzugs 1870/71 dem Tod mit Ruhe ins Auge geschaut. An dieser Stelle wurde er am 30. März 1898 meuchlings durch Wilderers Hand erschossen. Ehre seinem Andenken!“ (Der Stein wurde offenbar vom Kriegerverein gesetzt).

Die Wilddiebstähle häuften sich so, daß Mankel vom Großherzog von Hessen gedroht wurde, falls es nicht anders werde, müsse er mit seiner fristlosen Entlassung rechnen. Am frühen Morgen des 30. März 1898, am Karfreitag, will Mankel in dem wildreichen Revier nach dem Rechten sehen. Da gewahrt er am Eingang zum Sandkautenweg zwei Wilderer. Er will sie stellen, aber sie antworten mit Schüssen.

Durch den Schuß des Wilderes Morlok aus Hanau wird er von einer Schrotladung in den Unterleib tödlich getroffen. Der Mörder wird noch am gleichen Tag oder einen Tag später gefaßt. Die beiden Wilderer sind aus Hanau und sind den Förstern der Gegend keine Unbekannten. Sie gestehen die Tat sehr bald und werden zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Morlok erhält lebenslänglich, wird aber nach einigen Monaten durch Helfer befreit, die aus hohen Kreisen stammen und seine Beute im Hotel „Adler“ gegessen haben. Er läßt seine Frau und drei Kinder sitzen, die nun auf mildtätige Gaben von Freunden angewiesen sind. Er entkommt nach Amerika, die Fahrt wird von seinen Gönnern finanziert. Um die Jahrhundertwende, also bald nach der Tat, stirbt der Täter in Amerika. Dies wird aber erst nach langen Jahren bekannt.

Der Mankelstein mußte dem Autobahnbau weichen. Es ging aber auch darum, daß er nicht auf dem Gebiet bleibt, das jetzt zu Hanau gehört. Er kommt zunächst auf den Bauhof, bis ein Steinmetz die Schrift wieder neu in den roten Sandstein eingraviert. Förster Koch mit seinen Leuten und die Mitarbeiter des Bauhofs sorgen dafür, daß er einen gebührenden Platz an einem Hauptspazierweg erhält. Ein Bild des Jagdaufsehers findet sich in der Chronik „Liebenswertes Wachenbuchen“.

 

11.  „Wilhelm-Mankel-Eiche“, zur Erinnerung an einen Bürgermeister von Hochstadt

Wilhelm Mankel war von 1948 bis 1956 für die CDU Bürgermeister in Hochstadt. Er wurde am 2. August 1883 in Hochstadt geboren, heiratete 1910 seine Frau Catharine geborene Weber und hatte fünf Kinder. Er war von Beruf Landwirt und hatte einen Hof in der Bogenstraße Nr. 7.  Aber er hatte auch zwei gewichtige Hobbys: In der Bevölkerung war er als „Tauben-Mankel“ bekannt. Und er machte sich einen Namen als Heimatforscher.

Sein Interesse galt dabei besonders dem Weinbau, den Gaststätten und dem früheren Ort Groschlag südwestlich von Hochstadt. Für sein Buch „Das Dorf und Gericht zu Groschlag“ erforscht er die Archive von Assenheim bis St. Gallen.

Er entwarf auch wahrscheinlich das neuere Hochstädter Wappen mit den drei Weinberggeräten Hacke, Karst und Wingertkneip. In einem Vortrag über den Hochstädter Weinbau beschreibt er nämlich diese Werkzeuge ausführlich, so daß man annehmen kann, daß er auch der Urheber des Wappens ist, das sich auch an seinem Haus findet.

Seine Arbeit als Bürgermeister war von einer konservativen Haltung geprägt. Man erzählt sich, vor allem die Heimatvertriebenen hätten ihn gewählt, weil er sie als Landwirt oft mit Lebensmitteln versorgte.

Die Eiche am nördlichen Waldrand mit einem schönen Blick auf Hochstadt ist natürlich älter als der ehemalige Bürgermeister. Ihr Alter wird mit 300 Jahren angegeben. Nach Mankels Tod wurde die Eiche nach ihm benannt und ein Fußweg dorthin angelegt. Gestorben ist er am 22.10.1955 in Hanau. Ein Bild findet sich in der Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“ bei dem Zug der neuen Glocken durch den Ort (dort geht er zusammen mit dem Pfarrer hinter dem Auto her).

 

12. Grabhügel in der „Burgheege“

Aus der Hallstattzeit ist der Grabfund im Flurstück Burgheege mit einer Urne und Resten von Bechern und Schalen. Der Grabhügel ist noch gut im Wald zu sehen.

 

13. Grabhügel im „Töngeswald“

Systematisch erforscht ist eine Grabhügelgruppe aus der Bronzezeit im Töngeswald südlich der Straße nach Hanau. Ursprünglich waren es zwölf Hügel, heute sind noch ein großer und drei kleinere erhalten. Der Hügel I enthielt ein Frauenbrandgrab mit Doppelradnadeln, Ringen, Perlen und Scherben einer weitmundigen Schale. Der Hügel II enthielt nur Scherben. Im Hügel III aber fand man die Reste einer Männerbestattung mit dem berühmten Griffplattenschwert aus dem ostalpinen-ungarischen Raum, mit einem Absatzbeil, Nadeln, Spiralen und den Resten einer Halskette. Der eine Grabhügel fast and er Straße ist noch gut zu sehen.

 

14. Gemeindesandgrube (Bodenfund)

Brandgräber aus der Hallstattzeit wurden 1931 bis 1938 in der Gemeindesandgrube nördlich der Straße nach Hanau gefunden. Sie enthielten eine Koberstädter Urne und einen Spitzbecher; und in der Nähe fanden sich noch drei Schalen.

 

15. Ruhbank für die früheren Marktfrauen

An der Grenze zwischen Hochstadt und Wachenbuchen südlich der Landstraße stand bis zum Kriegsende die Ruhbank. Sie stand nicht direkt and er heutigen Straße, sondern etwas weiter südlich genau auf der Grenze an dem Weg, der früher entlang dieser Grenze nach Hanau führte. Sie diente den Marktfrauen zum Ausruhen, wenn sie mit ihrer schweren Last zur Stadt gingen. Eine solche Ruhbank besteht aus zwei Teilen: einer kleineren Sitzbank und einer höheren Bank zum Abstellen der Körbe. Der Volksmund nennt die Bank auch „Butterbank“, wohl wegen der Butter in den Körben.

Ruhebänke wurden von der Gemeinde Hochstadt 1776 und 1801 aufgestellt. Der Antrag des Tagelöhners Dorn aus Hochstadt zur Errichtung eines Schenkhäuschens für Limonade und Wasser an der Ruhbank wurde 1906 abgelehnt. Die Ruhbank wurde am Kriegsende von amerikanischen Truppen zerstört. Eine vollständige Ruhbank ist noch erhalten am östlichen Ortseingang von Bergen am Gräsigter Weg. Im Mai 2003 wurde eine Nachbildung der historischen Ruhbank wieder neu aufgestellt, weitgehend finanziert von Spenden von Firmen und aus der Bevölkerung.

Die Ruhbank wurde etwas weiter in den Wald hineingestellt und der Graben durch eine Holzbrücke überbrückt. Dadurch ging man dem Grenzgraben aus dem  Weg, der heute tiefer ist als früher.

Der Graben markiert die Grenze zwischen Hochstadt und Wachenbuchen. Am  „Dreimärker“ nördlich der Ruhbank beginnt aber auch die Gemarkung Dörnigheim. Der Stein markiert also die Grenze zwischen Hochstadt, Dörnigheim und Wachenbuchen. Die Wappen oder Initialen der Orte waren an den drei Seiten angebracht, das Zeichen für Dörnigheim fehlt heute leider.

Etwas weiter in Richtung Hanau stand das Rindenhäuschen, eine Schutzhütte für 20 Personen, deren Wände innen mit Rinde verkleidet waren. Aber auch sie ist verfallen und nicht mehr vorhanden.

Ausstellung: Napoleon Bonaparte soll einmal - an der Spitze seiner Armee reitend - auf eine alte Frau mit schwerer Tragelast getroffen sein. Mit den Worten „Respect au Fardeau“ (“Habet Acht vor der Bürde“) befahl er seinen Soldaten, die Straße freizumachen. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass dieser Vorfall der Ursprung zur Installation von Ruhesteinen oder Ruhebänken war. Ihr Zweck war, den Bauern oder Marktfrauen auf dem Weg eine Ruhepause von den schweren Tragelasten zu ermöglichen. Man findet sie in vielen Regionen, besonders im Nord-Elsaß, im Neckarland oder im Kraichgau - teilweise unter dem Namen „Napoleonsruhe“.

In den Jahren 1776 und 1801 wurden zwischen Hochstadt und Wachenbuchen zwei Ruhebänke für die Marktfrauen am Weg nach Hanau aufgestellt. Diese Ruhebänke, sie wurden im Volksmund auch „Butterbänke“ genannt, bestehen aus zwei Teilen: kleineren Bänken zum Sitzen oder Anlehnen und einer höheren zum Abstellen der Körbe.

Die Ruhebank im Stadtteil Hochstadt ist eine Nachbildung der historischen, die 2003 auf Initiative der lokalen Agenda 21-Maintal aufgestellt wurde.

[Die Angabe „zwischen Hochstadt und Wachenbuchen“ ist mißverständlich, weil man da an die Landstraße nach Wachenbuchen denkt. Richtig ist „zwischen Hochstadt und Hanau- Hohe Tanne“].

 

16. Feldholzinsel „Börrwiese“ mit alten Grenzsteinen

An der St