Caspar Schmidt

Zusammenfassung

Die einzelnen Blätter sind wahrscheinlich der Rest eines umfangreicheren Dokuments. Die Reihenfolge der Seiten wurde für diese Auswertung geändert und geordnet nach dem Jahr der Aufzeichnung. Diese umfassen besonders die Jahre 1815 bis 1828 und enthalten vor allem Aufzeichnungen über Ausgaben. Aus diesen kann man einiges über die Lebensverhältnisse der damaligen Zeit entnehmen.

Der Verfasser  ist allerdings nur schwer zu identifizieren. Es gibt in dieser Zeit nur  einen Johann Caspar Schmidt (Familie 2682), der von 1772 bis 1828 lebte, der aber keine verheirateten Nachkommen hat, so daß man seine Wohnung nicht feststellen kann. Er ist Bruder des Gastwirts Andreas Schmidt, der in die Ziegler- und Gastwirtsfamilie Weber eingeheiratet hat (Hauptstraße 21). Seine Mutter stammt aus der Gastwirtsfamilie Koch, Hauptstraße 19 (früheres Gemeindewirtshaus). Über diesen gibt es auch eine ganz entfernte Verwandtschaft mit den Bewohnern des Hauses Hauptstraße 8 (in dem die Unterlagen ja gefunden wurden), denn Johann Caspar Schmidt hat einen zweiten Urgroßvater in Johann Jacob Koch  (1659 bis 1742).

 

 (1.)

Die erste Seite seiner Aufzeichnungen  ist eine Art gereimte Predigt, allerdings durch einen Wasserschaden nicht vollständig lesbar. Das Schema ist etwas so:

„Trau auf Gott            . Dann er wird vom Himmel leisten

Seines Segens Ström und Quellen, die dein Herz zufriedenstellen.

Trau auf Gott, wenn's stürmt und schneyet, und die donner Wolke schreyet

Was mir mein Gott zuschicken wird  Nehme ich geduldig an.

In allem Kreutz und Elend mein Wird Gott allzeit mein Beystand sein….

 

(2.)

Die zweite Seite nimmt Bezug auf zwei Kriege, die offenbar auch Anfang des 19. Jahrhunderts noch Eindruck gemacht  haben: Der Dreißigjährige Krieg - in dem angeblich in  Hanau 22.000 Menschen an der Pest starben – und die Kriege von der französischen Revolution bis zum Ende Napoleons, die sich auch im Raum Frankfurt bemerkbar machten.

 

(3.)

Auf der dritten Seite führt er vor allem die Ausgaben für Schmiedearbeiten ab dem Jahr 1815 auf. Sein Schneidermeister ist Andreas Schales, der Hauptstraße 37 wohnte (im Jahre 1813 dort erwähnt). In den Jahren 1825 und 1826 läßt er auch einmal etwas bei dem Schmied Klees (Hauptstraße 20) machen. Und in den Jahren  1826 und 1827 bezieht er von dem Bruchköbeler Schmied Arbeitsgeräte wie Hacken und Beile; ansonsten werden nur noch eine Pumpe und ein Meßkasten für Kartoffeln erwähnt.

Interessant ist die Art der Bezahlung. Natürlich wird oft bares Geld gezahlt. Aber ab 1819 wird auch mit Dinkelkorn bezahlt, zwei Simmer im Jahr (Fruchtmaß von etwa 30 Liter). Das zeigt auch, daß in dieser Zeit in Hochstadt Dinkel angebaut wurde. Sonst wird noch erwähnt der Wagnermeister Johannes Schales, dessen Familie 1846 nach Amerika auswanderte und dessen Sohn Jacob der Stammvater der Schales in den UJSA wurde. Und der Gemeindebäcker Caspar Gruner erhält 1823 seinen Backlohn (Caspar Gruner, geboren 1790 in Oberdorfelden, verheiratet 1819  und seitdem Gemeindebäcker).

 

 (4.)

Auf dem nächsten Blatt sind die Jahre nicht sichtbar (es kann nicht die Fortsetzung von Blatt 3 sein, weil dieses mit 1828 endet, dem Todesjahr Caspar Schmidts). Zunächst geht es um Bier, das aus Hanau bezogen wird von Carl Friedrich Reinert, aus dem „Anker“ und aus der „Krone“. Vom Küfermeister Michael Raab in Hanau bezieht Schmidt insgesamt 13 Faßdauben von fast zwei Meter Länge.

Auch der Wagnermeister Johannes Schales (wie Eggenbalken) und Carl Friedrich Reinert (Eisenwaren) kommen wieder vor sowie der Bäckermeister Caspar Gruner. Der Kupferschmied Weiland repariert einen Branntweinhut. Und beim Müller (in Niederdorfelden?) werden 31 Malter Frucht gemahlen (ein Malter etwa 120 Liter).

 

(5.)

Auf dieser Seite geht es zunächst um Stroh, das 1824 und 1826 aus Wachenbuchen und Mittelbuchen geholt wird. Außerdem erhält Johann Stein für  38 ½ Tag den Tagelohn (Eine Summe wird nicht genannt. Es könnte sich um den 1783 geborenen Johannes Stein handeln, -Familie 596 - oder auch um den 1770 geborenen  Johannes Stein  - Familie 484).

 

Ein großer Posten ist dann die Abrechnung für das Jahr 1825 mit dem Tagelöhner Caspar Hensel, der sich allerdings nicht identifizieren läßt und vielleicht von außerhalb ist. Er erhält 10 Gulden 12 Kreuzer für folgende Arbeiten: Mist ausbreiten, Kartoffel stecken, hacken und ausmachen, Birnen abmachen, Holz machen, Dickwurzel setzen, Heu machen und Kleesamen dreschen. Viele Arbeiten sind im Weinberg zu machen: Mist ausbreiten, Pfähle stecken, Weinberg hacken, Reihen hacken, Weinstöcke schneiden,  Bäume (oder Weinstöcke?) zubinden in den Weinbergen.

Für sieben Tage gibt es nur rund 1½ Gulden. Am besten bezahlt ist noch das Bäumesetzen mit

1 Gulden 36 Kreuzer für einen halben Tag. Ein Tag in der Ölmühle (in Niederdorfelden?) bringt zwölf Kreuzer. Der Tagelöhner erhält zunächst 3 Gulden 50 Kreuzer in bar, dazu ein Pfund Wolle und ein Maßband, und dann noch einmal am 2. Juli in bar 6 Gulden.

 

Danach wird im Juli der Familie Andreas Fischer (Ehepaar, zwei Kinder) 1 Gulden 12 Kreuzer gegeben für Arbeiten im Weinberg, vielleicht für das Ausreißen der alten Weinstöcke. Es handelt sich um Andreas Fischer, Nordstraße 1, der 1797 Maria Elisabetha Philipp heiratet und einen Sohn Heinrich hat, der auch später ausdrücklich als Tagelöhner bezeichnet wird und Am Rathaus 4 wohnt.

Ab Mitte 1825 und  im Jahr 1826 ist Caspar Dietz, Am Kirchberg 5, der Tagelöhner, der gleichzeitig aber auch „Tagwächter“ ist.

Am 28. November 1827 erhält Peter Dahl aus Mühlheim für Mahnen (großer zweihenkliger Korb)  und Körbe zu machen 2 Gulden 1 Kreuzer und für Wolle zu spinnen 2 Gulden 5 Kreuzer.

 

(6.)

Auf dieser Seite wird geschildert, wie in Hochstadt die Vereinigung zwischen den reformierten und lutherischen Gemeinden im Hanauer Land (sogenannte „Hanauer Union“) begangen wurde. Am 13. September 1818 wurde das „Vereinigungsfest“ in Hochstadt gefeiert mit dem gemeinsamen Empfang des Abendmahls, das von dem „jungen Geistlichen“ Adam Theobald

ausgeteilt wurde. Er wurde am 18. September 1779 in Luisendorf bei Frankenberg geboren und war nach dem Pfarramt in Niederrodenbach von 1819 bis 1844 Pfarrer in Hochstadt. Von beiden Gemeinden wurde das Lied „O Vater der Barmherzigkeit“ gesungen und über

Epheser 4, 3 -5 gepredigt (die Texte werden zitiert).

In der Chronik Heckert heißt es dazu: „Am 28. Mai 1818 zieht die Versammlung vom reformierten Konsistorium neben dem Neustädter Rathaus zur Aula der Hohen Landesschule, wo die Vertreter der beiden Konsistorien schon anwesend sind. Die Kirchliche Vereinigung wird beschlossen. Freudentränen fließen bei den Pfarrern der nun vereinigten Kirchen. Am 1. Juni wird die Synode geschlossen. Der Landesfürst bestätigt die Vereinigung am 4. Juli 1818.

Aus Hochstadt ist Pfarrer Hoene vertreten und erhält 28 Gulden Diäten für die Teilnahme an der Synode. Einen eigenen lutherischen Pfarrer hat Hochstadt seit 1808 ja nicht mehr.

Am 2. März 1819 wird die Vereinigung in Hochstadt vollzogen. Die Sitzung beginnt mit einem Gebet. Pfarrer und Kirchenälteste geben sich die Hände zum Zeichen gegenseitiger Liebe und Treue. Das Presbyterium der nunmehr vereinigten evangelischen Kirche bittet um den Beistand Gottes für Frieden und Glück der Gemeinde mit wahrer Liebe und festem Vertrauen. Der feierliche Akt wird mit einem Gebet beschlossen. Ein Buch über die Union wird angeschafft [Hier geht es nur noch um die Vereinigung der Kirchenvorstände].

 

(7. und 8.)

Im Dezember 1819 wird mit Michael Dietz zwei Seiten lang der Lohn abgerechnet. Dieser ist der Neffe des bisherigen Tagelöhners Caspar Dietz, dessen Bruder Johannes einen Sohn Johann Michael hat, geboren 1798. Am Anfang der Seite steht „Vor dreiysig  gulden ein Paar Schu“. Das könnte bedeuten, daß ein Jahreslohn von 30 Gulden ausgemacht war und dazu ein Paar Schuhe. Es scheint so zu sein, daß jeweils nach Bedarf ein Bargeldbetrag ausgezahlt wurde, weil man dem 21jährigen noch nicht so recht traute.

 

Es gibt verschiedene Ausgabenposten
1.Stoff:

Eine halbe Elle Tuch zum Flicken, Tuch zu einer Lamm-Weste, Tuch zu einer Hose,

zwei Ellen Leinentuch für ein Wams mit Zubehör, Tuch zu einem Hemd (2 Gulden 16 Kreuzer) und Macherlohn 20 Kreuzer, Tuch zu einer Leinenhose (1 Gulden 6 Kreuzer).

Macherlohn: blaue Hose 36 Kreuzer, Leinenhose 18 Kreuzer für Schneidermeister Johannes  Zöller (Am Kirchberg 9), eine Hose zu reparieren, den Mantel und Strümpfe zu flicken 6 Kreuzer.

2. Kleidungsstü>Halstuch, Kappe, ein Paar Strümpfe, wollen Wams 2 Gulden 3 Kreuzer,

wie er nach Mittelbuchen ist gegangen zu einem Hemd und Gamaschen (= Schienbeinschützer) 2 Gulden 42 Kreuzer.

3. Schuhe:

In dem einen Jahr werden die Schuhe siebenmal besohlt zum Preis von 38 bis 48 Kreuzern, einmal werden sie für 9 Kreuzer geflickt, ein Paar neue Schuhe  kosten 2 Gulden 40 Kreuzer und als Lohn hat Michael Dietz einmal Schuhe bekommen im Wert von für 3 Gulden (wie vereinbart). Es werden also sehr viele Schuhe gebraucht.

 

Vergnügungen:

Vor jedem Fest wird eine bestimmte, aber unterschiedliche Summe ausgezahlt:

  • Wie er nach Ostheim ist gegangen              2 Gulden   42 Kreuzer
  • Kirchweihfest                                     1 Gulden    21 Kreuzer
  • Nachkerb                                                              24 Kreuzer
  • nach Hanau gegangen                                         18 Kreuzer
  • wie die Musikanten im September kommen        24 Kreuzer
  • auf einen Sontag an barem Geld                         18 Kreuzer
  • auf den Sonntag bekommen                                  6 Kreuzer
  • auf das Kirchweihfest                         3 Gulden   18 Kreuzer
  • auf die Wachenbücher Kirchweih                        12 Kreuzer

 

Tabak:

Ein Viertel Tabak kostet 4 oder 5 Kreuzer. Michael Dietz hat viermal zwei Viertel und einmal ein Viertel erhalten und dann noch auf einmal vier halbe Pfund, die nur 20 Kreuzer kosten.

An barem Geld ohne Zahlungsgrund hat Dietz noch zweimal 24 Kreuzer erhalten.

 

In den Tabellen ist die Währungsbezeichnung in der ersten Spalte nicht so deutlich zu erkennen. Es muß aber „fl.“ gleich „Gulden“ heißen, denn die Summe beider Seiten ergibt etwas über 36 Gulden, also den Jahreslohn an Bargeld plus zwei Paar Schuhe.

 

(9.)

Auf dieser Seite wird wieder vermerkt, daß Caspar Schmidt dem Schmied Schales am 23. Januar 1821 sein Dinkelkorn für 1820 gegeben hat.

 Am 20. Januar 1822 hat er den Philipp Eibelshäuser als Weinbergschützen angestellt für zwei Achtel Korn („und die Freyheit“). Er hat ihm  zum Abschlag drei Simmer (Simmer = etwa 30o Liter) gegeben und beim  zweitenmal den Rest. PhilippEibelshäuser war Gemeindediner und wohnte in dem damaligen Haus Hauptstraße 41.

Am 28. Dezember 1822 erhält der Schäfer Philipp Müller sein Hirtenkorn, weil er 24 Hammel gehütet hat, er erhält fünf Simmer.

Dann folgen noch Angaben  zum Kauf von Ochsen, die Caspar Schmidt wohl als Zugtiere nutzte (keine Kühe):

31. Dezember 1822: Dem Juden Hertz aus Kesselstadt ein Paar Ochsen im Viehhof zu Frankfurt abgekauft. Das Geld hat er ihm gleich gegeben und ein Achtel Korn noch obendrein.

März 1824: Dem Juden Baruch ein paar Ochsen abgekauft (Es könnte sich um Baruch Goldschmidt (Hauptstraße 36) handeln, der allgemein als „Handelsmann“ bezeichnet wird, aber speziell ein Viehhändler war.

1825: Dem Juden Baruch einen Ochsen abgekauft für 54 Gold-Gulden.

 

21. April 1825: Ein Paar Ochsen nach Frankfurt geliefert. Von da nach Großzimmern, Mün­ster und Dieburg und Lengfeld, Habitzheim, Otzberg oder Hering.

 

1826: Drei Ochsen nach Frankfurt geliefert. Von da wieder den obigen Weg gemacht ….

[Es ist nicht erkennbar, ob die Ochsen nur vom Händler weiterverkauft wurden oder ob Caspar Schmidt selber sie dorthin hat bringen müssen].

 

(10.)

Am 4. November 1823 haben wir die Weinlese („Herbst“) gehalten und haben Wein gemacht, 16 Ohm ergaben 12 Gulden.

Am 5. November 1824 haben wir Herbst gehalten und hatten Wein gemacht  [Zahl fehlt] Ohm galten 9 Gulden.

Am 18. Oktober 1825, einem Dienstag, wurde mit der Weinlese begonnen  und am Samstagabend ging sie zu Ende. Pro Ohm von unserer Kelter gab es 26 Gulden, zum Teil 25 Gulden. Wir haben am 28. Oktober an Johann Stein im Schwarzen Roß in Hanau am Kanaltor 14 Ohm 16 Viertel. geliefert.

Am 20. Oktober 1826 haben wir Weinlese gehabt vom Dienstag bis Samstagnachmittag 3 Uhr. Der Wein ist gut worden und ich habe noch keine so große Trauben in  unserem Weinberg gesehen. Sie sind verkauft worden für 22 Gulden oder 20 Gulden, aber auch für 14 Gulden. Wir haben 32 Ohm in unseren Weinbergen geerntet.

Am 10. Oktober 1827 haben wir Weinlese gehabt Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonntag. Der Wein ist recht gut geworden, aber im allgemeinen oder im Vergleich zu 1826 hat es nur den vierten Teil dafür geben.

 

(11.)

Jakob Fetter aus Niederdorfelden ist immer einmal nach Hochstadt gekommen, um sich bei Caspar Schmidt seinen Lohn für die Tagelöhnerarbeit abzuholen. Am 5. Januar 1824 hat er das Geld für das Besohlen von zwei Paar Schuhe erhalten.

Am 2. März erhielt er ein Paar neue Schuhe von dem Schuhmachermeister Weigel aus Hanau (2 Gulden 59 Kreuzer), Geld für eine Weste (2 Gulden) und 1 Gulden 30 Kreuzer für die Kirchweih. Am 8. August erhielt er 4 Gulden an barem Geld, am 31.August noch einmal so viel, um auf den Berger Markt zu gehen. am8. November noch einmal 3 Gulden, am 3. Dezember 2 Gulden 42 Kreuzer und schließlich am 21. Dezember  6 Gulden an barem Geld und dazu noch 1 Gulden für den  Besuch des Gasthauses „Zum Ochsen“. Insgesamt hat er in diesem Jahr bekommen 28 Gulden 37 Kreuzer, am 2. April 1825 wurde darüber in Hochstadt abgerechnet.

 

(12.)

In den Jahren 1824 und 1825 erhielt aber auch Carl Friedrich seinen Lohn. Meist erhielt er Geld, zum Beispiel, wenn er auf Dörnigheimer Kerb wollte (1 Gulden), wie er zweimal nach Hanau (ins Wirtshaus) ging (30 Kreuzer), wie er zweimal nach Bergen ging (1 Gulden), aber auch oft ohne besonderen Anlaß. Aber er brauchte auch mehrfach Geld für mehrere Arztbesuche, weil er böse Augen hatte und deshalb zu dem Doktor Kisselbach und nach Ravolzhausen gegangen ist. Auch in Vilbel war er einmal beim Doktor. Aber er erhielt auch Geld, um in Dörnigheim ein Hemd zu holen oder beim Schuhmacher Emmel in Wachenbuchen ein  paar neue Schuhe machen zu lassen. Einmal erhielt er auch 40 Kreuzer für ein Wämschen für den Schulmeister Müller. Insgesamt erhielt er 18 Gulden 50 Kreuzer

 

(13.)

In den Jahren 1825 bis 1827 führt Caspar Schmidt folgende Ausgaben auf:

24.10.1824: Dem Jacob Fetter für fünf Tage Bütten zu tragen               1 Gulden 40 Kreuzer       

        Der Magd des  Jacob Heuse für fünf Tage                                            40 Kreuzer

        Dem langen Hauer von Dillheim bei Wetzlar für fünf Tage 1 Gulden 40 Kreuzer

        Dem Daniel Schmidt aus Oberdorfelden für 10 Tage           1 Gulden 40 Kreuzer 

        Dem Jungen des Jacob Fetter für Weinbergsarbeit und Fuhrwerk und für Stroh

        und Heu von unseren Wiesen zu holen                                  2 Gulden 52 Kreuzer.

07.01.1826: Dem Becker Caspar als Botenlohn (?)                                20 Gulden  50 Kreuzer

        Dem Johannes Strohl als bares Geld gegeben                    [Betrag fehlt]

                    Dem Grimm für sechsmal aufs neue Gebräu gegeben                   7 Gulden  48 Kreuzer

11.03.          Dem Heinrich Seibel als Tagelöhner gegeben                                2 Gulden  24 Kreuzer

        Seiner Mutter, der Frau des  Wilhelm Seibel,                      2 Gulden

13.06.     :   Dem Caspar Dietz  als Tagelohn                                                           12 Kreuzer

24.06.      :   Der Frau des Andreas Eberth  als Tagelohn                         2 Gulden   6 Kreuzer

25.07.      :   Maria Catharina Seibel als Tagelohn                                   1 Gulden 12 Kreuzer

                    Ihrem Bruder Wilhelm, Rohrbachstraße 2 (Familie 582)                    30 Kreuzer

13.08.      :   Anna Maria Eyser für 10 halbe Tage Lohn                           1 Gulden

        Anna Maria Sittler ( Fam 123) für 10 halbe Tage Lohn         1 Gulden

11.09.      :   Caspar Dietz als Tagelohn                                                    1 Gulden 37 Kreuzer

22.09.     :    Den Weinlesern und Trägern für 5 Tage                           14 Gulden 9 Kreuzer

27.11      :    Jacob Fetter von Niederdorfelden als Arbeitslohn               6 Gulden 40 Kreuzer

19.11.     :    Caspar Eibelshäuser an Tagelohn geben vor 32 Tag          6 Gulden 24 Kreuzer

Der  unterschiedliche Verdienst für die Tagelöhnerarbeit scheint sich aus unterschiedlicher Dauer der Arbeitszeit zu ergeben.

 

03.12.1826: Von Herr Stoll in Hanau ein Stück Eisen gekauft für einen Kupfertopf  45 x

                    Dem Tor-Müller für 21 Achtel feuchte Mühlen(?)              2 Gulden   6 Kreuzer

                     Ein Kalbfell gekauft 2 Gulden. und Sohlenleder für               2 Gulden 30 Kreuzer

14.02.1827: Conrad Berger von 1824 – 1826 für 23 halbe Tage Lohn    7 Gulden 48 Kreuzer              

 

12.02.       :  Dem Schlossermeister Bertholt für ein Faß zu beschlagen

        und zwei Schüssel                                                                    4 Gulden 40 Kreuzer

        Dem Küfermeister Reb für ein Faß zu reparieren und eine Tüte Geld           17 Gulden

        Dem Schmiedemeister Conrad Kleeß als Abschlag gegeben 11 Gulden

14.02.      :  Dem Schmiedemeister Peter Alt an Geld gegeben  [Betrag fehlt]

30.08.      :  Dem Küfer Caspar Schäfer für Küferarbeit gegeben            11 Gulden 48 Kreuzer

14.02.       :  Dem Wirt Lottig zu Wachenbuchen an „Verzehrung“            5 Gulden 28 Kreuzer

   Summe    165 Gulden.

 

 (14.)

Am 15. Februar 1825 an Fastnachtabend zwischen 11 und 12 Uhr in der Nacht hat in der Holländischen Kirche in der Neustadt Hanau die Orgel gespielt, so daß man geglaubt hat, es wären Orgelspieler darinnen. Manche  haben auch damit gerechnet, es könnte ein Diebstahl gewesen sein. Man hat aber keinen Menschen darinnen gesehen oder gefunden.

Am 2. Juli 1825 sind wir zu Roßdorf gewesen und haben Stroh geholt. Abends gegen zehn Uhr ist zwischen Wachenbuchen und Mittelbuchen ein Zeichen am Himmel gewesen, als würde von Kilianstädten wie mit einer der größten Kanone nach Wilhelmsbad zu geschossen.  Es war so hell, daß man den kleinsten Kreuzer hätte auf heben können.

Am 26. Februar 1827 haben die Küfer unter dem Holzhof auf dem Main ein neues Faß gemacht, am 27. auf Fastnacht noch eins, das zum Andenken in die Stadt Hanau gefahren wurde.

Am 18. Juli 1827 haben die Küfermeister ein Weinfaß mit fürstlichem Wappen zum Ehrengeschenk gemacht.

 

(15.) 21. Februar 1825:

Ein Rezept, wenn sich jemand verbrannt hat: Man nimmt 6 Loth roten Mennig (`) und ein halb Pfund weißes Baumöl und kocht es in einen Messinggeschirr. Zum Brandpflaster braucht man es nicht zu dick zu  machen, zum andern aber kann man es aber ein wenig dicker kochen. Es ist recht gut. Caspar Schmidt in  Hochstadt (Auf dieser Seite hat Schmidt wieder die Zeichnung einer Blume, die sich ähnlich auch auf der ersten Seite findet).

 

(16.)

Wenn das Vieh bezaubert ist, wie man es wieder wegbringt: Reiner Weihrauch und junge Birken („Mayen“) im roten Knoblauch zerstoßen, es unter einander mengen und an einem Donnerstag nach dem Mittag dort anbringen, wo das Vieh aus geht (?). Als dann einen neugebackenen Laib Brot schneiden und einige Bissen davon nehme und ein jeder tue ein wenig von dem Brei darauf (?), dann ein wenig Salz darauf gestreut und das Vieh bald danach ins Feld getrieben. Es hilft.

 

 

 

Zusammenfassung

Familie Mankel

 

Die Schriftstücke aus dem Haus Hauptstraße 8 (verwahrt bei Reinhard Schellmann) stammen mehrheitlich von Johann Georg Mankel (1800 bis 1866), der 1840 in der Schützenstraße 1 gewohnt hat und 1842 in der Hauptstraße 8. Die Familie in diesem Haus wird „Treppenstein“ genannt, weil sie über Generationen in dem Haus gewohnt hat, das eine hohe Treppe hat. Die Schriftstücke wurden überliefert von den Eheleuten (Familie 801) Philipp Mankel (1863 bis 1948) und Margarethe Stein (1868 bis 1948). Die Mutter der Frau hieß auch Margarethe Stein (1842 bis 18659 war aber eine geborene Mankel (Familie 379). Deren Vater wiederum war

Johann Georg Mankel (1800 bis 1866) (Familie 56). Dessen Vater wiederum war verheiratet mit Anna Maria Stein aus der Gaststätte Hauptstraße 21

 

(1.)

Das zeitlich älteste Schriftstück ist aber eine Übersicht über die Einnahme für die Kirchenrechnung von 1764. Die Kirchenrechnungen wurden aufbewahrt in einer Truhe, der „Kirchenbau­lade“ und wurden geführt von dem „Kirchenbaumeister“, der aber nur am Rande mit Bauarbeiten an der Kirche zu tun hatte, sondern vor allem die Gelder für die Kirche verwahrte. Im Jahre 1764 war Kirchenbaumeister der Schulmeister Braun (der ältere).

Über ihn heißt es in der Chronik Heckert: Er hat ein ausgezeichnetes Verhältnis zum Pfarrer und wird auch Kirchenbaumeister. Doch am 18. März 1764 nimmt das Konsistorium ihm dieses Amt wieder ab, weil 244 Gulden ausstehen. Er soll nur noch die Außenstände eintreiben. Er soll den Schuldnern sagen: „Wer nicht innerhalb einer Woche abliefert, wird bestraft!“ Die Außenstände waren nicht ein Versäumnis des Rechners, sondern die Leute zahlten einfach nicht.

Es könnte also sein, daß die Führung der Kirchenrechnung an einen Vorfahren des Johann Georg Mankel überging, vielleicht an seinen Großvater Johann Michael Mankel (1739 bis 1791). Denn am gleichen Tag, als dem Schulmeister die Kasse abgenommen wurde, wird sie an den neuen Kirchenbaumeister mit einem Bestand von 23 Gulden, acht Albus und vier Pfennigen übergeben. Dann werden (fast) monatlich die Kollekten aus dem Opferstock in der Kirche übernommen

Am 1. Mai 1764 zahlt Andreas Reul aus Bischofsheim ein Kapital von 100 Gulden zurück. Die Kirchenbaukasse war damals so etwas wie in Kreditinstitut, das die vorhandenen Gelder auslieh, solange sich nicht gebraucht wurden. Am 20. Mai 1764 liefert Schulmeister Braun noch Reste von 19 Gulden 15 Albus ein, die er inzwischen eingetrieben hat.

Am 1. Juli 1764 zahlt Catharina Klor 15 Albus für einen Kirchenstuhl. Der Name kommt in Hochstadt kaum vor: Am 19. Februar 1732 stirbt Anna Margaretha Klor. Eine Catharina Klor kommt noch einmal vor im Presbyterialprotokoll vom 1. Juli 1764 als Base des Kirchenältesten Philipp Schales.

 

 (2 und 3.)

Die nächsten zwei Dokumente zählen die Namen der Bauern auf, die in der Viehkasse sind und Vieh verloren haben. Ein Jahr ist allerdings nicht angegeben, aber es sind immerhin 29 Fälle. Seltsam ist, daß nur 29 Kreuzer ausgezahlt werden, das wird nicht viel geholfen haben beim Verlust einer Kuh.

 

(4.)

Es folgt eine Aufstellung über die geernteten Gebund „Korn“ im Jahre 1835. Zunächst wird die Größe des Grundstücke angegeben, dann das Flurstück und schließlich die Anzahl der Gebunde.

Aus den Angaben kann man ungefähr Auskunft erhalten über den Ertrag einzelner Ackerstücke und Flurlagen. Es werden 328 Gebunde geerntet, die 5 Fuder 30 Gebund ergeben, also 60 Gebund ergeben ein Fuder (Fuder bedeutet hier nicht das Flüssigkeitsmaß, sondern eine Wagenladung). Es werden nur Fluren erwähnt, die man heute auch noch so kennt.

Nicht deutlich ist, ob es sich um Aufzeichnungen für einen Tagelöhner handelt oder ob nur der Bauer Buchführung machen wollte.

 

(5.)

Jetzt folgt eine entsprechende Aufstellung über den geernteten Weizen im Jahr 1835, nämlich 282 Gebund oder 4 Fuder 37 Gebund (nach Abzug von 5 Gebund). Dazu 65 Gebund Erbsen (damals offenbar ein  wichtiges Lebensmittel).

 

(6 und 7.)

Im  gleichen Jahr 1835 ist Johann Georg Mankel für die Gemeinde tätig

(„Was ich für Gänge getan habe für die Gemeinde“):

21. Januar: mit den Flurschützen auf der Polizei gewesen wegen der Feldbuße.

13. Januar: Feuerbesichtigung (wohl Besichtigung und Prüfung der Feuerstätten im Dorf).

06. Februar: Wege besichtigt mit dem Herr Aufner (wohl von der Behörde in Hanau).

12. Februar: Ein Gang wegen Holzfrevel in der Hartig.

16. Februar: Mit dem Herrn Aufner den Weg an der Ziegelhütte besehen.

14. April: Mit dem Herrn Bürgermeister auf dem Landgericht gewesen wegen den Hypotheken, um die Erklärung anzuhören, wie sie gemacht werden sollen.

30. Mai: Mit der Bürgermeister auf der Renterei („Rechnungsstelle“) in Hanau gewesen und das letzte Geld bezahlt.

 

09. Juli: Die Forstbesichtigung gehalten, also den Waldzustand überprüft.

28. Juli: In Hanau gewesen wegen des Brauwesens des Ortsbürger Kaspar Schäfer.

06. August: Am Landgericht gewesen wegen der Erbauung des Hauses des Kaspar Schäfer vor dem Untertor.

29. Dezember: Auf dem Rathaus den  Zehnten (die Steuer) ab- und zu geschrieben.

16. und 24. Februar 1836 das Gleiche.

Bei Kaspar Schäfer handelt es sich darum, daß er außerhalb der Ringmauer eine Gaststätte bauen wollte, die heutige Gaststätte „Zum neuen Bau“, Hauptstraße 44.

 

(8.)

Am 14. Februar 1835  übergibt Georg Mankel dem Schullehrer Henning den Weihnachtsfestleib Brot. Diesen hatten alle Einwohner zu liefern, aber natürlich über das ganze Jahr verteilt.

Am 30. Oktober erhält der „Schuhmacher Peter“ seinen „Herbstlohn“ für das Tragen der Wein-Butten. Er beträgt 1 Gulden 48 Kreuzer. Bei dem Schuhmacher dürfte es sich um Peter Burger, Nachbar in Hauptstraße 10, handeln. Er dürfte auch mit dem „Peter“ gemeint sein, dem Mankel am 9. Oktober  36 Kreuzer leiht.

 

(9 und 10.)

Die Aufstellung der Grundstücke zeigt, daß Johann Georg Mankel nicht gerade ein  Kleinbauer war. Schätzungsweise sind es 16 Acker oder 4 Hektar, allerdings zersplittert in 31 Grundstücke, nur sechs sind über eine Acker groß. Wenn es sich aber um „hinterlassene Güter“ handelt, dann müssen es die seines Vaters Johannes sein, der 1825 starb.

 

 

Nicht alle Grundstücke sind im Kalkhausfeld (wie oben angegeben), sondern in der ganzen Flur. Meist wird die genaue Lage durch die Angabe des Nachbarn angezeigt. Es ist auch anzunehmen, daß es sich nicht nur um Ackerflächen  handelt, sondern auch um Wiesen.

Was die letzte Spalte angeben soll, ist nicht deutlich.

 

(11 und 12.)  

Zwei Quittungen belegen die Zahlung von Weinsteuer an Rainer Hohmann in Hanau:

10. Juni 1835: 8 Taler 17 Groschen für 39 Viertel 5 Maß  für das  Jahr 1834.

30. Juli 1836: 3 Taler 6 Groschen 3 Heller für 19 Viertel 11 Maß für das Jahr 1835.

 

(13.)

Im Oktober 1830 waren 130 Soldaten für zehn Tage in Hochstadt einquartiert. Georg Mankel hatte  an zwei Tagen zwei Mann aufzunehmen, einen Füselier und einen Hauptmann, und sieben Tage einen Mann.

Im Dezember 1830  waren 16 Mann Dragoner da mit 6 Wagen. Darunter waren 11 Unteroffizier, die bis zum Mai blieben. Mankel hat einen Mann sechs Tage gefüttert. Im März 1831 waren (wieder) blaue Husaren eine Woche da, ein  Unteroffizier und elf Mann, Georg Mankel hat einen 3½ Tage gefüttert.

Am 25. April 1831 wurden wieder die blauen Husaren einquartiert: 15 Mann kamen zu Georg Mankel, Johannes Fuß, Peter Emmel und Peter Brosch (der jüngere). Den 25. bis 27. April hat er noch einen Mann und ein Pferd gefüttert anstelle von Valtin. Von da an sind keine Verpflegungskosten mehr bezahlt worden. Am 22. Dezember 1831 kamen wieder 110 Soldaten nach Hochstadt, Mankel hat einen Mann allein gehabt. Am 5. Januar 1832 sind sie wieder ausmarschiert.

 

(14.)

Am 19.  Oktober 1831 hat Georg Mankel an den Schmied Konrad Klees  12 Batzen  bezahlt, weil er vier neue Reifen an ein Fäßchen gemacht hat.

Am 1. Juni 1831 hat Georg Mankel  fünf Bütten Kalk in Hanau gekauft für 1 Gulden 40 Kreuzer die Bütte, also 8 Gulden 20 Kreuzer für alles.

Am 3. Juni macht Georg Mankel einen Vertrag mit dem Maurermeister Bechert, damit er zwei Fundamente und zwei Wände macht. Am 11. Juni bezahlt er sieben Gulden als Abschlag, am 8. September noch einmal sieben Gulden als Abschlag. Der Maurermeister ist Johannes Bechert (1787 bis 1866) aus der Rohrbachstraße 1.

Den alten Ofen hat er getauscht gegen einen neuen Ofen  für 8 Gulden 44 Kreuzer.

 

(15.)

Am 6. August 1833   zwei Bütten Kalk gekauft.

Am 9. August 406 Backensteine.

Am 10. August 300 Ziegel

am  24. November 1833 Zinsen bezahlt.

 

Am 12. Dezember 1841 zahlte Georg Mankel an seine Schwester Katarina 440 Gulden als Anteil von dem elterlichen Haus, das sie geschwisterlich verlost haben (Sie haben gelost, wer das Haus erhalten und die anderen Geschwister auszahlen soll). Es könnte sich um das Haus Schützenstraße 1 handeln, in dem er 1840 erwähnt wird. Eher ist es aber das Haus Hauptstraße 8, in dem er 1842 erwähnt wird und das er damit übernommen hätte.  Eine Schwester Katarina ist aber nicht bekannt, er hatte nur eine Schwester Anna, die 1893 geboren wurde. Auch werden die drei Brüder nicht erwähnt.

Am 17. April zahlt er dem Ziegler für 150 Backensteine und eine Viertel Bütte Kalk 1 Gulden 52 Kreuzer. Am 4. November 1842 zahlte Georg Mankel an die Witwe Philipp Kochs 190 Gulden ab. Dieser war am 7. August 1842 gestorben und wohnte in der  Schützenstraße 6.

 

(16.)        

Am 11. Februar 1841 hat Georg Mankel durch den Schüler Johannes Strohl den Christtags Laib Brot für 1840 für den Schullehrer Henning  holen lassen

Am 4. März hat er  dem Schäfer sein Korn geben 19 ½ Gescheid (Ein Gescheid etwa  1,8 Liter. Da Schäfer hat dafür die Schafe des Bauern mit gehütet).

Am 13. Juli 1841 hat er dem Schullehrer Henning den Osterfest Laib Brot gegeben, der Schüler Peter Brosch hat ihn geholt.

Am 9. Juli 1841 hat er die Festalbus in Höhe von 4 Batzen durch den Schüler Konrad Merbott holen lassen (sie waren auch Vergütung für den Lehrer).

Am 2. Dezember hat Georg Mankel 27 Kreuzer Kontribution nach Bruchköbel bezahlt, der Ortsdiener Georg Schütz hat das Geld bei mir erhoben. Die Kontribution war an sich eine Kriegssteuer, wurde dann aber auch in Friedenszeiten erhoben.

Am 2. Mai 1848 hat er dem Schäfer sein Frucht geben für das Jahr 1841 im Wert von  9 ¾ Groschen.

 

(17.)

Im Jahr 1848 hat Georg Mankel offenbar öffentlich Aufgaben wahrgenommen, vor allem das Vermessen von  Grundstücken. Er zählt auf:

Am 24. März die Fahrgasse abgemessen in Anwesenheit von Bürgermeister Johannes Strohl und Philipp Stein.

Am 25. März die Weidbach vermessen und den Hintergassen-Weinberg und den 5. (März?) in dem Brunnenstuhl. Dabei sind vier Leute gewesen wie sie oben stehen (oben sind außer ihm nur zwei erwähnt). Am 29. April wurde im Jäger abgemessen für Johannes Basermann. Dabei sind gewesen Georg Mankel, Peter Weber, Philipp Stein der Bürgermeister.

 

Am 2. Mai wurde im Dauheim abgemessen für Kaspar Burger. Es sind dabei gewesen Georg Mankel, Johannes Strohl und Philipp Stein.

Am 6. Mai wurden Steine gesetzt im Kleeberger für Peter Wagner Karl Eibelshäuser, Andreas Schmidt (die jeweilige Angabe 1½.meint wohl die Größe der Grundstücke).

Auch wurden Steine gesetzt im Krummen Gewann für  Daniel Koch, Peter Koch, Jakob Koch, Daniel Koch junior, Philipp Koch junior, Johannes. Merbott und Andreas Burger.

 

(18.)

Georg Mankel schreibt: „Am 26. Mai 1842 sein wir in unser Haus gezogen, nämlich in das Haus meines Vaters, das  wir durch das Los gewonnen haben!“

Am 1. Juni kauft er eine Ruthe Steine im Wachenbücher Steinbruch in Wilhelmsbad für 6 Gulden 12 Kreuzer (eine Ruthe umfaßt als Körpermaß 6,6, Kubikmeter).

Am 9. und 10. Juni hat er den Hof pflastern lassen, 4 Ruthen kosten  7 Gulden 15 Kreuzer (Hier ist die Ruthe ein Längen- bzw. Flächenmaß, eine Ruthe ist vier Meter lang).

Dann kauft er noch Fensterbretter und läßt drei Fenster rahmen für 6 Gulden 4 Kreuzer, 16 Pfund Blei kosten 3 Gulden  12 Kreuzer.

Am 23. Juni wird dann ein Ofen gekauft für 52 Gulden, dazu ein Herd mit drei Töpfen, Brotofen und Kessel.

Am 27. Juni kauft er  100 Backsteine, am 29. noch einmal 200  und am 14. November 100 Backsteine. Am 16. November kauft er 14 Eimer Kalk und am 17. noch einmal 14 Eimer Kalk. Dem Ziegler zahlt er 7 Gulden.

 

(19.)

Ausgaben 1769:

Am 24. Januar leiht jemand ein Kapital  von 100 Gulden an  Johannes Brod und an Johann Heinrich Brust 200 Gulden und noch einmal an Caspar Brust ein Betrag  von  100 Gulden. Außerdem 28. Februar nach Ober Erlenbach ein Kapital von 300 Gulden. Es könnte sich um den Großvater Johann Michael Mankel (1739 bis 17091) handeln.

Georg Mankel war offenbar nicht so wohlhabend, denn am 16. Mai 1840 zahlt er an Philipp Koch junior 3 Gulden  Zinsen für ein Kapital von 50 Gulden, das er 1840 geliehen hat.

Am 17. April 1842 zahlt er an Philipp Koch junior die Zinsen von 50 Gulden Kapital mit 3 Gulden für  1842. Am 9. April 1843 zahlte er wieder die Zinsen von 50 Gulden Kapital an Philipp Kochs Witwe  mit 2 Gulden. Am 16. Mai 1843 zahlt er das Kapital von 50 Gulden ab (siehe Seite 15).

Am 27. Februar 1842 zahlt Georg Mankel an den Rechnungsführer Johannes Strohl für einen Eichenstamm aus dem Jahr 1841 im Waldgebiet Schmalhorn 5 Gulden 25 Kreuzer.

 

(20.)

Im Jahr 1846 beschreibt Georg Mankel, daß er Wein gemacht hat. Der Wein ist sehr gut gewesen. Er konnte aus den Trauben 9 Ohm 14 Viertel gewinnen, das sind fast 1.500 Liter. Diese hat er an Peter Brosch I. verkauft zum Preis von 30 Gulden für die Ohm (Der Ertrag scheint doch wohl sehr hoch, oder hatte die Ohm nicht mehr 155 Liter?).

 

(21.)

Am 30. Juni 1849 hat Georg Mankel dem Schäfer seine Lohn-Frucht gegeben. Für die Zeit von Michaelis (29. September)  bis Michalis 1850 waren das  ein Simmer Getreide (30 Liter)

und 8 gute Groschen.

Am 16. Januar 1850 zahlte Georg Mankel den Kirchenbauzins für das Jahr  1849 an den Kirchenbaumeister Peter Wagner in Höhe von 12 Kreuzen und 8 Gescheid Korn (Gescheid gleich 1,7 Liter). Der „Kirchenbauzins“ war eine Art Kirchensteuer für den baulichen Erhalt der Kirche. Der Kirchenbaumeister war weniger Baumeister, als vielmehr vor allem der Verwalter dieser Kasse. Solange das Geld nicht gebraucht wurde, konnte es ausgeliehen werden

Die Kirchenbaukasse war also ein beliebtes Kreditinstitut.

 

(22.)

Am 4. September 1853 wird „unser Haus“ für 35 Gulden vermietet an Peter Broschs Witwe, nämlich für die Zeit vom 1. September 1853 bis 1. September 1854. Offenbar handelt es sich nicht um das Haus, in dem Georg Mankel wohnte, sondern um ein anderes Haus, wohl das, in dem er wohnte, also Schützenstraße 1. Allerdings hat er die halbe Scheune und den hinteren Keller behalten. Er bestätigt, daß er die Hausmiete für 1853 richtig erhalten hat. auch 1854 und 1855 erhält er die Miete von 35 Gulden für ein Jahr.

 

(23.)   

Jetzt beginnt eine Aufzählung von Todesfällen, verfaßt von 1858 von Margaretha Mankel. Dabei handelt es sich um die Tochter Georg Mankels, die 1842 geboren wurde und sich deshalb auch vor allem für Todesfälle von Kindern interessiert:

14. Oktober: Johannes Klees, der Sohn des Andreas Klees, ein Jahr alt.

14.  Oktober: Elisabetha Burger, die Tochter von Valtin Burger, 5 Jahr alt.

31. Oktober: Katharina Bauer, die Tochter des Philipp Bauer, 5 Jahre alt.

14. November: Johannes Mankel, der Sohn des Michael Mankel, 17 Jahre alt.

(Die Angaben stimmen mit dem Kirchenbuch überein).

 

 

(24.)

Im Jahr 1858 war die Ruhr, eine sehr böse Krankheit. In Hochstadt lagen sehr viele Leute krank und daran gestorben sind die Folgenden

10. Oktober: Maria Basermann, 6 Jahre alt.

13. Oktober: Philipp Basermann, 4 Jahre alt.

14. Oktober: Johannes Basermann, alt 9 Jahre alt.

Dies waren drei Geschwister und waren Kinder des Johannes Basermann.

11. Oktober: Hermann Huhn, der Sohn des Heinrich Huhn

13. Oktober: Margaretha Brosch, die Tochter des Peter Brosch, 4 Jahre alt.

13. Oktober: Anna Meerbott, eine Witwe.

14. Oktober: Philipp Weifenbach, der Sohn des Adam Weifenbach, 20 Jahre alt.

(Die Angaben stimmen mit dem Kirchenbuch überein).

 

(25.)                                                               [Wieder Handschrift Georg Mankel]

Am 1.September 1861 vermietet Georg Mankel sein Haus wieder an die Witwe Peter Broschs für 35 Gulden bis zum letzten August 1862.

 

 

(26.)                                                   [Neue Handschrift von P. Stein aus dem Jahr 1878]

Am 10. Januar 1878 habe ich 30 Stück Wellen aus Eichenholz  kauft für 3 Mark und 19 Stück für 2 Mark.

Am 15. März 1878 habe ich zwei „Nacht Pferch“ gekauft für 4 Mark 80 Pfennig, aber die ein Nacht habe ich nicht bekommen. [Bei dem „Nacht-Pfirg“ könnte es sich um den Schafdung handeln, der sich über Nacht im Schaf-Pferch angesammelt hat. Die Unterschrift lautet „P. Stein“, aber eine nähere Verwandtschaft ist nicht festzustellen.

Am 19. März habe ich in der (Flurbezeichnung) 200 Wellen gekauft.

Am  21. März habe ich im hiesigen Wald zwei Meter Tannen Holz gekauft (Angabe des Waldstücks).

Am 17 und 18. April 1878 habe ich zwei Nacht Pferch gekauft, die Nacht für 3 Mark 80 Pfennige.

Am 13. August hat der Lehrer Orth seinen Osterlaib geholt.

Am 1. September drei Nacht Pferch gekauft.

Vom 13. bis 15. September, die Nacht für  1 Mark 60 Pfennige.

 

(27.)

Herrn Philipp Mankel V., Hochstadt,  [Ehepaar Stein, das bis 1948  im Haus wohnte].

Laut Rezepte und Notierungen vom 1.7.1919:

Bis 1.1.1915 beträgt Ihre Rechnung  2,25 Mark.

Betrag empfangen Engel Apotheke Otto Vetter, Marktplatz.

Die vorhandenen Rezepte dienen als Beleg und wird auf Verlangen spezifizierte Rechnung ausgestellt. Rechnungen werden am 1. Januar und 1. Juli ausgegeben.

 

(28.)

Herrn Landwirt Philipp Mankel V. in Hochstadt, gegenüber Bäckermeister Koch, Hauptstraße, gestatte ich mir, meine Liquidation für tierärztliche Bemühungen zu überreichen.

  1. tierärztliche Bemühungen: Im Jahre 1930 wurde ein Gebärmuttervorfall behandelt.
  2. Arzneien: von 1928 bis 1930 wurden verschiedene Arzneien verabreicht,

      insgesamt ein Betrag von 85 Mark.       Obigen Betrag habe ich heute erhalten.

 

 

 

Michael Weber

Michael Weber wohnt bis 1854 Hausnummer 108, entspricht Hauptstraße 12, im Jahre 1856 bis 1899 Hausnummer 53, entspricht Am Rathaus 2.

Michael Weber hat ein handschriftliches Buch hinterlassen, das von seinem Nachkommen Hans Puth, Wachenbuchen, Erbsenstraße 9, aufbewahrt wird. In dem Buch befaßt er sich zunächst umfangreich mit Landvermessung und notiert sich Beispiele, wie man die Flächengröße berechnet. Im Jahre 1837, als er also 20 Jahre alt ist, schreibt er aber: „Da ich im Jahr 1837 das Fuhrwerk bei meinem Vater betreiben mußte, so konnte ich diese edle Rechenkunst nicht auslernen, indem ich immer zu viel zu tun hatte, die Wirtschaft hat mich auch verhindert, ich habe daher dieses Buch zu anderen nützlichen Gebräuche verwendet. Hochstadt, den 18. Dezember 1842, Michael Weber.“

Sein Vater ist der Schultheiß Johannes Weber, Gastwirt in der heutigen Gaststätte „Zum Tiger“. Mit der „Wirtschaft“ dürfte also die Gaststätte gemeint sein. Er fährt dann fort mit Familiennachrichten:

„Am 27. Oktober 1842 , morgens gegen 4 Uhr, ist mir und meiner ehelichen Hausfrau Anna Katharina, eine geborene Burger, ein Söhnlein zur Welt geboren, im Zeichen des Löwen, den 6. November hat er die heilige Taufe empfangen und wurde Johannes genant. Gevatter war mein Bruder namens Johannes Weber, 20 Jahre alt, noch ledigen Standes.

Am 17. Februar 1845 abends um 1/2 11 Uhr ist mir und meiner ehelichen Hausfrau Anna Katharina geb. Burger ein Söhnlein zur Welt geboren und zwar im Zeichen des Stiers und wurde Michael genannt. Gevatter war meines Bruders Sohn, den ich aus der Taufe gehoben habe, namens Michael Weber, die heilige Taufe empfing er am 2. März in dem Pfarrhaus von dem Sohn des verstorbenen Pfarrers Theobald, welcher ebenfalls das Pfarramt bekleidet, namens Gottfried“.

Der Pate Michael ist Sohn des Peter Weber. Die weiteren Kinder sind dann nicht eingetragen. Stattdessen fährt er mit dem Wetter fort: „Den 25. März haben wir angefangen, die Weinberge zu schneiden und den 4. April haben wir den Beschluß gemacht. Die Weinberge waren in diesem Jahr gut zu schneiden, sie waren auch nicht erfroren, indem wir einen gelinden Winter hatten. Was daraus entstehen wird, wollen wir Gott überlassen. Das Weitere werde ich, wenn ich gesund bleibe, noch bemerken. Der Wein ist in dem 44. Jahr nicht gut geraten, die Ohm wurde verkauft für 8 Gulden. Es hat auch in diesem Jahr ganz wenig Äpfel und Birnen gegeben. Das Korn ist gut gewesen, der Weizen desgleichen, allein der Wind hat ihn auf dem Stand zum Teil ausgejagt. Die Gerste sowie der Hafer und die Kartoffeln sind gut geraten. Hochstadt, am 1. Januar 1845. Michael Weber".

Das waren schon alle persönlichen Eintragungen. Sein Sohn Johannes, der Bürgermeister wurde, hat nachgetragen: „Am 20. Februar 1880 ist mein Vater Michael Weber abends um 11 Uhr gestorben. Er hat das Bürgermeisteramt vom 19.12.1854 bis 13.5.1878 bekleidet und hatte einen sehr sanften Tod: Krank hat er gelegen vom 24. Oktober bis zum schon genannten Todestage (17 Wochen 1 Tag), wo wir ihn aus einem Bett in das andere heben mußten. Schmerzen hat er nicht viel gehabt, sein letztes verständliches Wort, welches er zu mir sprach, war, ich solle ihm noch einmal reines Wasser geben. Der Herr schenke ihm durch seinen Sohn, unsern Herrn und Heiland Jesus Christus, den ewigen seligen Frieden. Amen. Leichentext Röm 14, Vers 7 und 8. Johannes Weber“.

In dem Buch (etwa noch zwei Drittel der Seiten) folgen dann Aufzeichnungen über ausgeliehene Kapitalien und deren Rückzahlung, auch an Schuldner in den umliegenden Dörfern und in Frankfurt, auch der Pfarrer und der Lehrer sind dabei. Im Jahre 1877 leiht z.B. der Gastwirt Höhl aus Hochstadt 400 Mark.

 

 

 

Heinrich Huhn

Zusammenfassung

 

Das Buch

Die Familie Ulrich Huhn in der Ritterstraße 17 in Hochstadt bewahrt eine handgeschriebene  Chronik ihres Vorfahren Heinrich Huhn (1811 bis 1871) auf, die wertvollen Aufschluß gibt über sein Leben, über die damaligen Lebensverhältnisse und über einzelne Ereignisse der örtlichen Geschichte.

 

Das Buch besteht aus drei Teilen:

I. Im ersten Teil von 1850 bis September 1871 berichtet Heinrich Huhn über Grundstückssachen, verschiedene Käufe und Verkäufe, die Erträge aus der Landwirtschaft, auch über besondere Ereignisse aus dem Dorf.

II. Gleichzeitig führt er im zweiten Teil von 1849 bis 1871 Buch über seine persönlichen Ausgaben. Es ist nicht klar, weshalb er zwei Abteilungen für die Ausgaben macht, aber die gleiche Ausgabe kommt nur jeweils einmal vor. Im zweiten Teil hat er allerdings nur Ausgaben aufgeführt, keine anderen Angaben. Aber im ersten Teil kommen auch Ausgaben vor. Waren das vielleicht die wichtigeren Ausgaben? Die Viehkasse zum Beispiel wird in Abteilung I nur erwähnt im Zusammenhang mit Huhns Berufung in dieses Amt, in Abteilung II geht es um die Einzelfälle. Huhn war wohl der oberste Verwalter der Viehkasse. Aber so ganz konsequent wird die Trennung doch nicht eingehalten, denn auch in II 29.08.1863 schreibt er von einem Grundstückskauf.

III. Der dritte Teil ist ein Register der Geburten, Todesfälle, Konfirmationen und Trauungen (diese schon ab 1843). Die sehr umfangreiche Arbeit von etwa eng beschriebenen 65 Seiten bringt nicht sehr viel für die Geschichte, zumal das alles auch in den Kirchenbüchern zu finden ist. Die Abweichungen sind gering, manchmal ist das Datum anders, manchmal der Vorname. Aber natürlich hat Huhn auch die jüdischen Einwohner mit erfaßt, die ja nicht im Kirchenbuch stehen, sondern in einem eigenen Register der Synagoge.

Schließlich sind nach einige Nachträge angefügt: Der Verkauf der Kleidung der verstorbenen Louise Huhn geborene Emmel (Mutter des Heinrich Huhn) am 5. März 1860 (der Erlös von 45 Gulden 10 Kreuzern wird zur Bezahlung von Schulden verwandt), die Verstorbenen von 1894 - 96 und die Quartalsmeldung über Verstorbene an den Kreisarzt für das zweite Quartal des Jahres 1859.

Der letzte Eintrag erfolgt am 6. September 1871, gestorben ist Heinrich Huhn am 20. November.

Die Aufzeichnungen dienen auch der Buchführung, damit keine Rechnung vergessen geht, weder die eigene offenstehende Rechnung noch die Rechnungen, die andere Einwohner noch bei ihm offen hatten. Das wird auch dadurch deutlich, daß verschiedene Angaben offenbar später wieder ausgestrichen wurden, weil sie sich erledigt hatten. Es ist überhaupt erstaunlich, wie viele Rechnungen nicht gleich bezahlt werden, sondern oft erst nach Monaten.

Das Buch ist an sich nur als Verzeichnis der Ausgaben angelegt. Aber dabei ergeben sich so viele Angaben zur allgemeinen Ortsgeschichte, daß dieses Buch eine wertvolle Quelle zur

Geschichte Hochstadts in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts darstellt.

 

 

Verfasser

Heinrich Huhn wird am 1. Januar 1811 geboren. Sein Vater ist Schuhmacher, sein ältester Sohn ist Ackermann, er selber hat auch eine eigene Landwirtschaft.

Er heiratet in erster Ehe am 6. April 1833 Anna Margaretha geborene Bauer. Sie haben fünf Kinder. Die Wohnungen sind 1832 und 1835 in der Guldnergasse 2, im Jahre 1837 Hauptstraße 36 und ab dem Jahre 1838 Hauptstraße 55. Die Frau stirbt 1845.

In zweiter Ehe ist Heinrich Huhn ab 23. Juli 1848 verheiratet mit Katharine geborene Emmel. Sie haben vier Kinder und wohnen weiter in der Hauptstraße 55. Die Frau stirbt 1859.

In dritter Ehe ist Heinrich Huhn verheiratet ab 12. Februar 1860 mit Christina geborene Bauer. Mit ihr hat er noch ein Kind, das aber im Alter von einem Jahr und neun Monaten stirbt. Die Familie wohnt auch Hauptstraße 55. Heinrich Huhn stirbt am 20. November 1871 im Alter von 60 Jahren.

Kinder:

I . Ehe:             Peter Valentin               1832 - 1909

Katharina                       1835 - 1837

Jacob                             1838 - 1854

Conrad                           1840 - 1920

Valentin                         1845 - 1845

II. Ehe:

Wilhelm                         1849 - 1850

Johannes                        1851 - 1907

Hermann Carl Ludwig  1854 - 1858

Marie                            1857

III. Ehe:            Wilhelmine, Tochter der Frau, geboren 1853.

 

Von seinen neun leiblichen Kindern werden nur drei erwachsen. Er hat durchaus ein schweres Schicksal: Am 18. Mai 1854 geht sein Sohn Jacob nach Offenbach, um bei dem Zimmermeister Förster den Beruf des Zimmerers zu lernen. Er bekommt anfangs 15 Kreuzer am Tag und das Mittagessen, er soll drei Jahre lang lernen und die Vergütung wird mit der Zeit steigen. Aber am 22. August wird der Sohn krank und stirbt am 8. September. Nachdem im Oktober 1858 der Sohn Hermann gestorben ist, stirbt im Februar 1859 auch seine (zweite) Frau.

 

 

Tätigkeiten

(1.) Als Beruf wird 1833 bei der Hochzeit „Tage­löhner“ angegeben. Er arbeitet tatsächlich auch zum Tagelohn bei Michael Weber (Am Rathaus 2), der ab 1854 Bürgermeister wird. Auch Frau und Sohn arbeiten gelegentlich mit. Allerdings ist die Tagelöhnerarbeit nicht sehr umfangreich, denn Heinrich Huhn erhält für das ganze Jahr nur etwas über 10 Gulden. Je länger je mehr tritt der Tagelohn in den Hintergrund, er ist mehr Ausdruck seines Fleißes. Am 16. Februar 1861 erhält er noch einmal 14 Gulden von Bürgermeister Weber als Tagelohn.

 

Heinrich Huhn ist durchaus nicht arm: Schon 1850 hat er auch ein eigenes Haus, denn er kann seiner Schwester einen Anteil am Haus abkaufen. Für die Brandkasse wird sein Haus 1870 auf 550 Taler geschätzt (II 18.03.1870).

Fast jedes Jahr kauft er einen neuen Acker dazu. Sicherlich waren es nur kleine Stücke, in den letzten Jahren sind es auch weniger. Aber zum Beispiel am 4. Februar 1856 kauft er von Kaspar Kraft sechs Grundstücke und bezahlt die 295 Gulden sofort. Im gleichen Jahr zahlt er noch einmal 250 Gulden für mehrere Grundstücke.

Außerdem pachtet er beträchtliche Grundstücke  - Äcker und Wiesen - dazu. Anfang 1855 zahlt er an vier Eigentümer insgesamt über 15 Gulden, davon allein 10 Gulden an die Salzmann-Witwe (diese war mit einem Steueraufseher in Hanau verheiratet, stammte aber aus Hochstadt).

Auch einen teuren Ackerwagen kann er sich kaufen. Obwohl er praktisch jährlich Kälber und Schweine verkauft - gelegentlich auch eine Ziege (4. März 1851 an Pfarrer Pauli und am 16. November 1853 an Jakob Sichel) oder zwei Lämmer (I4. Mai 1851) - kann er auch für sich selber jedes Jahr ein Schwein schlachten.

Mit der Zeit arbeitet er sich sogar zu einem gewissen Wohlstand hoch. Daß er hin und wieder auch einmal einige Gulden leiht, war wohl nicht Ausdruck von Finanzschwierigkeiten, sondern eher gehörte das zum guten Ton und stärkte die Freundschaft. Nur bei Bürgermeister Weber hat er aus jungen Jahren einen großen Kredit, den er erst im Alter aber ziemlich schnell zurückzahlt.

 

(2.) Der Hauptberuf Heinrich Huhns ist die eine eigene Landwirtschaft, so wie bei fast allen anderen Einwohner auch. Jedes Jahr vermerkt er, was er auf seinen Äckern anbaut und was sie ihm bringen (man könnte hier sehr genau nachprüfen, wie er die Fruchtfolge eingehalten hat und wie das Wetter war). Außer Getreide baut er auch Kartoffeln an, in einem Jahr erntet er zum Beispiel 42 Sack von vier Äckern.

Er ist Kuhbauer, wie wahrscheinlich alle Bauern im Dorf (von Pferden ist nie die Rede). Eine Kuh ist damals schon eine Anschaffung, denn am 9. Februar 1857 (II 09.02.1857) zahlt er an Hiskias Kahn von Dörnigheim 59 Gulden, den Rest von 10 Gulden zahlt er am 8. März.  Andererseits wird aber auch öfter erwähnt, daß er für andere Leute in der Landwirtschaft und mit Fuhren tätig wird.

Im Stall hat er zwei Kühe, zunächst eine gelbe und eine rote, die letzten Jahre aber eine „Bleß“, also eine rot-braune Kuh. Dazu eine Ziege und zwei Schweine. Ein Schwein schlachtet er selbst geschlachtet und eines verkauft er. Die Ferkel kauft er meist von anderen Bauern oder Händlern an.

Daß er an die jüdische Gemeinde jährlich Mehl für „Mazzen“ geliefert habe (Brot für religiöse Feiern der Juden), läßt sich nicht behaupten, denn es handelt sich um private Verkäufe an Juden, zunächst 110 Pfund, ab 1863 auch mehr.

 

(3.) Jahr für Jahr übernimmt Heinrich Huhn den Gemeindedienst (im Jahre 1850 schreibt er „wieder“, er hat es also schon länger gemacht). Am 5. Juni 1852 erhält er sogar vom Amt in Hanau eine neue Dienstmütze. Für das Amt wird er am Landgericht verpflichtet (I 08.02. 1854).

Der Dienst besteht zunächst aus der Gemeinde- und Tagwacht. Dafür erhält er 29 Gulden von der Gemeinde und von jedem Ortsbürger weitere 20 Kreuzer. Am 6. Dezember 1851 erhält er auch einmal von der Renterei in Hanau weitere 5 Gulden 30 Kreuzer für den Ortsdienerdienst. Im Jahre 1853 erhält er von der Gemeinde 32 Gulden und drei Gulden für Schuhe (I 18.12. 1854), allerdings offenbar nur in diesem Jahr. Aber für 1854 sind es wieder 29 Gulden, dazu aber 18 Gulden 30 Kreuzer für das Landvermessen. Im Jahr 1855 erhält er 35 Gulden (I 14. 02. 1856).

Aber Ende des Jahres schreibt er, daß ab 1856 die Aufgaben ausgeweitet werden und er jetzt 76 Gulden erhält (I 27. 12.1855). Er ist dann Ortsdiener, Tagwächter, Amtsbote, Vollstreckungsbeamter und hat weitere Nebenverdienste und erhält Geschenke. Bis einschließlich 1860 hat er dieses Amt, ab 1861 wird Kaspar Eibelshäuser sein Nachfolger.

 

(4) Heinrich Huhn hilft immer wieder den Landvermessern, und zwar nicht nur bei Hilfsarbeiten, sondern auch beim Nachschlagen der Katasterbücher. Am 3. Dezember 1862 erhält er von dem Geometer Pabst für das Setzen von 4.442 Grenzsteinen und sonstige Arbeitstage 156 Gulden. Am 19. Mai 1863 hat der Geometer Pabst die Vermessung abgeschlossen. Heinrich Huhn hat von 1859 bis dahin 10.978 Steine (!) gesetzt, pro Stück für zwei Kreuzer. Der Verdienst bei dem Geometer Pabst beläuft sich auf 400 Gulden.

 

(5.) Er liefert immer wieder Steine zum Hausbau oder zum Wegebau. Jedes Jahr gibt er eine Fuhre Steine an die Gemeinde ab, und auch vom Pflasterer erhält er gelegentlich Geld. Die Steine werden aus den Steinbrüchen in Dietesheim oder aus Wilhelmsbad geholt, gelegentlich gingen sie auch an Privatleute.

So erhält er am 14. Juli 1850 für Steine in Größe einer Ruthe (12,6 Quadratmeter) vier Gulden von einem Dörnigheimer. Er beteiligt sich auch direkt am Wegebau, schafft Steine herbei oder setzt sie zur Schaffung einer Fahrbahn auf. Am 12. Juni 1867 fährt er vier Haufen Steine von Wilhelmsbad in den Kalkhausweg (Die Steine waren sicher aus dem Steinbruch und wohl nicht zum Wegebau bestimmt, sondern zum Hausbau).

 

(6.) Am 3. August 1855 erhält er 8 Gulden aus der Gemeindekasse für das Spalten von Holz zu Blöcken (auch am 25. Januar 1856 für 76 Tage im September bis November 30 Gulden).

(Oder sollte es sich um das Behauen von Steinblöcken gehandelt haben?). Das Holzmachen erbringt pro Tag nur 28 Kreuzer

 

(7.) Im April 1859 erhält er von Johannes Bornkessel 1 Gulden 15 Kreuzer für Arbeiten im Jahr 1858  auf dem Totenhof bei der Kirche.

 

(8.) Ab 22. Januar 1863 wird er zum Rechnungsführer bei der Viehkasse gewählt. Er ist wohl der oberste Verwalter, denn in jedem einzelnen Fall wird das Geld von einem anderen Einwohner eingesammelt. Er wird auch selbst einmal Nutznießer dieser Kasse.

 

(9.) Ab 9. März 1865 übernimmt er das Maulwurffangen für 28 Gulden jährlich, eine Tätigkeit, die er bis an sein Lebensende ausübt.

 

(10.) Schließlich führt er noch Gelegenheitsarbeiten aus wie Arbeiten auf dem Kirchhof bei der Kirche oder Ausputzen der „Weed“ (des Wasserbeckens unterhalb des Rathauses).

 

Heinrich Huhn war also ein äußerst fleißiger Mann. Für das Jahr 1850 gibt er seine baren Einkünfte mit rund 111 Gulden an:

Gemeindedienst                     29 Gulden

Tagwachtgeld                        42 Gulden

Vom Landbereiter                    7 Gulden

Nebenverdienste                    23 Gulden

Tagelohn (Frau und Sohn)      10 Gulden

Er wird aber wohl eher zu den Leuten gehört haben, die ein gutes Auskommen haben. Aber sicher war das nur mit viel Fleiß und Entbehrung zu erreichen.

 

Sein Lebenskreis beschränkte sich auf das Gebiet zwischen Hanau, Steinheim, Mühlheim, Rumpenheim, Bürgel, Frankfurt, Seckbach, Bergen, Niederdorfelden, Oberdorfelden, Eichen, Ostheim und Bruchköbel.

 

Familiäre Ereignisse

Familiäre Ereignisse werden nur kurz und oft mehr indirekt erwähnt: Im Jahre 1850 muß er einen Sarg für Wilhelm kaufen und 1854 stirbt Jakob kurz nach Beginn seiner Lehre. Beide waren seine Söhne. Sein Sohn Peter heiratet 1857 Margarete geborene Seibel. Im Jahre 1858 sterben sein Sohn Hermann und seine Frau und 1860 seine zweite Frau Katharina geborene Emmel. Allerdings ist es so, daß er am 24. Januar 1860 den Totenschein bezahlt und am nächsten Tag beim Amt in Hanau 24 Kreuzer für das Eheverlöbnis.

 

Heirat

Am 11. November 1857 ist Heinrich Huhn mit seinem Sohn Peter auf dem Amt in Hanau zur Vorbereitung der Heirat Peters mit Margareta Seibel. Er hat ihm zur Brautgabe vier Grundstücke mit fast 60 Ruthen Größe und ein neues Bettuch gegeben. Der Sohn heiratet am 6. Dezember 1857 und wohnt in der Hauptstraße 5 im Elternhaus seiner Frau.

Dem Amt in Hanau muß eine Gebühr von 1 Gulden 15 Kreuzer für das Eheprotokoll gezahlt werden (II. 11.11.1857). Bei einer Verlobung sind an das Amt in Hanau 1 Gulden 24 Kreuzer zu zahlen (II 25.01.1860).

 

Erbschaft

Am 13. März 1850 findet sich die Familie auf dem Landgericht ein, wo ihr die „Teilzettel“ gewährt werden. Wahrung ist die offizielle Eintragung in das Wahrungsbuch, das heutige Grundbuch: Der Andreas bekommt 30 Gulden heraus, die Margaretha bekommt das halbe Haus mit 500 Gulden Schulden und muß noch 100 Gulden sofort herausgeben. Der Valtin bekommt die andere Hälfte nach dem Tod der Mutter und muß 500 Gulden hernach herausgeben, die 500 Gulden werden aber gleich in sechs Teile geteilt

Der Erblasser ist offenbar der Vater Gottlieb (gestorben 1825), seine dritte Frau Anna Elisabetha lebt noch. Andreas ist der einzige überlebende Sohn aus der ersten Ehe des Gottlieb Huhn, die Kinder aus der zweiten Ehe starben im Kindesalter. Valtin ist das dritte Kind aus der dritten Ehe und Margaretha das siebte Kind.

Wenn Heinrich Huhn schreibt „Wir waren auf dem Landgericht“, dann war er mit dabei, aber er erhält am 10. Juli 1850 von seiner Schwester Margaretha nur 10 Gulden 35 Kreuzer als Anteil an dem Haus. Auch Peter (geboren 1816) und Conrad (geboren 1819) erhalten nichts. Das Haus wird unter Margaretha und Valtin geteilt, nach dem Tod der Mutter (das war dann im Jahr 1864) soll es an Valtin gehen, der dann aber 500 Gulden an sechs Verwandte herausgeben soll. Dadurch erhalten auch Heinrich, Peter und Conrad einen Anteil. Weshalb aber Margaretha allein die 500 Gulden Schulden übernehmen muß, ist nicht klar.

Am 3. Juni 1850 teilen sie noch einmal Haus- und Ackergerät, das die Mutter offenbar nicht braucht.

Am 25. Juni 1864 wird der Nachlaß der Mutter geteilt und Heinrich Huhn erhält: Kleidungs­stücke, Bettuch, Tischtuch, Bett, Stuhl und zwei Gulden Geld. Schon 1861 hat er verschiedene Gegenstände bekommen: Tisch, Backwanne, kleiner Schrank, eine Mistgabel, Schüssel, Steintopf, Pfanne. Am 3. Juli 1864 erhält er als Erbteil von seiner Mutter: Vom Haus 83 Gulden 20 Kreuzer und von einem Acker 16 Gulden von seiner Schwester Margaretha (die 99 Gulden zahlt er gleich dem Bürgermeister Weber auf das Kapital ab (welches Kapital?)

 

Vormundschaft

Am 5. November 1851 wird er beim Landgericht verpflichtet als Vormund über die Kinder Elisabeth und Philipp des verstorbenen Philipp Fischer aus dritter Ehe (Familie 210). Er wird dadurch Verwalter ihres Vermögens von 29 Taler 7 Silbergroschen 6 ½ Pfennige. Jährlich muß er auf dem Amt erscheinen und Rechenschaft ablegen, besonders über die Vermögensverwaltung. Am 18. September 1853 erhält er für die Kinder von einer Bruchköbeler Stiftung 1 Gulden 30 Kreuzer und gibt gleich 36 Kreuzer aus. Am 10. Mai 1854 ist Heinrich Huhn auf dem Amt zu Hanau zur Abhörung der Vormundschaftsrechnung.

Am 24. Januar 1855 stirbt Elisabeth, die Tochter der Witwe Philipp Fischers, im Waisenhaus zu Hanau und wird am 27.des Monats beerdigt (die Mutter wohnt in der Rohrbachstraße 4). Vielleicht ist die Tochter im Waisenhaus gestorben, weil sie behindert war.

Am 19. Mai 1855 ist Heinrich Huhn auf dem Amt in Hanau mit der der Witwe Philipp Fischer wegen des Erbteils ihrer verstorbenen Tochter Elisabeth. Das väterliche Vermögen beträgt 51 Gulden 11Kreuzer. Davon bekommt die Mutter 1 Gulden 11 Kreuzer und die Zinsen von 1851 für die 50 Gulden, die auf einem Konto bei der Leihbank in Hanau liegen, also bleiben für den Sohn Philipp 50 Gulden.

Am 21. Februar 1857 ist Heinrich Huhn beim Amt in Hanau zur Prüfung der Vormundschaft des Philip Fischer; dabei zahlt er auch gleich die Zinsen auf der Leihbank in Höhe von 1 Gulden 30 Kreuzer ein.

 

Geschäftspartner

Heinrich Huhns bevorzugter Geschäftspartner ist Michael Weber (Am Rathaus 2), der 1854 Bürgermeister wird (auch sein Vater aus der Gaststätte Hauptstraße 21 und sein Sohn waren Bürgermeister). Es ist aber nicht so, daß er zu Bürgermeister Weber in einem Verhältnis stand wie der Herr zum Knecht. Seine Frau und sein Sohn gehen dort zum Tagelohn, später nach dem Tod der Frau auch er selber. Wenn er dafür 10 Gulden 30 Kreuzer oder auch 21 Gulden erhält und gleich wieder zur Bezahlung von Schulden verwendet, dann zeigt das nur, daß er ein ehrlicher Mann ist und Schulden möglichst schnell wieder zurückzahlt. De jährliche Weinernte verkauft er deshalb an Bürgermeister Weber, weil er selber nicht keltert.

 

Kredit

Schon von 4. Januar 1837 (!) erhält Heinrich Huhn von Michael Weber einen größeren Kredit. Damals ist er 25 Jahre alt. Offenbar wird der Kredit bis 1862 gestundet. Erst am 27. Dezember 1862 taucht plötzlich ein Abschlag von 100 Gulden auf das Kapital von 500 Gulden auf. Weitere Rückzahlungen sind 100 Gulden am 4. Juli 1863, 50 Gulden am 2. Juli 1865,

am 22. Oktober 1865 einmal 50 Gulden „auf das Kapital von 250“ (Rest des ursprünglichen Kredits), 100 Gulden am 4. März 1866 und den Rest 104 Gulden (mit Zinsen) am 4. Januar 1867. Immerhin ist er jetzt so vermögend, daß er zurückzahlen kann. Am gleichen Tag zahlt er außerdem dem Bürgermeister Weber 8 Gulden Zinsen von 1865.

 

Grundstückskäufe

Heinrich Huhn kauft immer wieder meist kleinere Grundstücke in der Nähe seines Hauses Hauptstraße 55, wohl mehr für eine Gartennutzung: Am 19. Februar 1851 wird ein 11 ½ Ruthen großes Grundstück am Untertor am Landgericht auf Heinrich Huhn eingetragen, das von Philipp Wagner für 33 ½ Gulden gekauft hat. Am 23. April 1851 kauft er außerdem von Johannes Schales für 13 Gulden 4 Ruthen am Untertor. Am  4. Juni 1851 für 13 Gulden  4 Ruthen am Untertor von Johannes Schales. Am 3. April 1853  für 24 Gulden 7 Quadratmeter Stückland am Untertor von Konrad Huhn. Selbst kurz vor seinem Tod kauft er noch am 4. Januar 1870 von Michael Schales 2 ½ Ruthen am Untertor für 15 Gulden und am 23. April 1871 für 18 Gulden (Restbetrag) 3 Ruthen am Untertor von Michael Schales.

Am 8. November 1869 zahlt Heinrich Huhn dem Michael Schales 62 Gulden für die von Andreas Klees gekauften Grundstücke (Klees hatte wohl Schulden bei Michael Schales, dem reichsten Mann in Hochstadt). Am 14. Januar 1870 zahlt er dem Michael Schales noch einmal 40 Gulden aus diesem Kauf.

 

Am 4. Februar 1856 kauft Heinrich Huhn  von Kaspar Kraft (damals Hanauer Straße 18) sechs Grundstücke und bezahlt die 295 Gulden fast sofort, 70 Gulden gleich, den Rest am 14. Juli.

Gleichzeitig kauft er von Kaspar Kraft weitere Grundstücke, zahlt den Kaufpreis aber an Jacob Beyer in Windecken, um damit eine Hypothek abzulösen, die Kaspar Kraft aufgenommen hatte. Schon am 4. Februar 1856 zahlt er an Beyer 30  Gulden und die Zinsen auf zwei Kapitalien von 88 Gulden und 30 Gulden (II  04.02. 1856). Den Rest von 61 Gulden 41 Kreuzer einschließlich Zinsen zahlt er am 27. November 1856 (II  27.11.1856)

Am 19. Juni 1856 kauft er für 200 Gulden ein weiteres Grundstück des Kaspar Kraft, aber den Kaufpreis kann er nicht gleich bezahlen. Er läßt sich deshalb wieder von Bürgermeister Weber das Geld vorlegen, zu einem Zinssatz von 4 Prozent. Am  8. Februar 1861 zahlt Heinrich Huhn 75 Gulden Abschlag auf den Handschein vom 19. Juni 1856. Am 3. November 1862 zahlt er dem Bürgermeister Weber den Rest vom 19. Juni 1856, nämlich 100 Gulden samt 1 Gulden 50 Kreuzer Zinsen (II 3.11.1862).

 

Am 19. Juni 1856 leiht Bürgermeister Weber weitere 200 Gulden zu 4 Prozent zur Bezahlung des Kaufvertrags vom 4. Februar 1856  mit Kaspar Kraft, aber das Geld geht an Jacob Levi in Windecken, bei dem Kraft auch eine Hypothek hat. Heinrich Huhn selber legt noch 16 Gulden 18 Kreuzer dazu, damit die Hypothek ganz abgegolten ist (I  19.06.1856, vgl .II  19.06.1856). Die Summe war schon 4.  Februar 1856 vereinbart worden. Aber am 27. November 1856 leiht er sich noch einmal 15 Gulden für Jacob Levi in Windecken, die er am 18. Januar 1857 abbezahlt.

Einen größeren Kauf schließt er auch mit Karl Puth ab (der aber in Hochstadt nicht vorkommt, wahrscheinlich aus Wachenbuchen). Am 12. November 1860 zahlt er 100 Gulden als Abschlag, am 11. November 1861 den Rest von 176 Gulden nebst 8 Gulden 48 Kreuzer Zinsen.

 

Strafen

Am 25. Januar 1862 muß er fast zwei Gulden Strafe an die Renterei in Hanau zahlen, eine „Feldbuße“, vielleicht für das Fahren über einen fremden Acker. Am 15. Februar 1866 sind es erneut 1 Gulden 3,5 Kreuzer Forststrafe bei der Renterei zu Hanau. Am 20.  November 1868 zahlt er an Kaspar Eibelshäuser die Holzstrafe vom 27. Dezember 1867 in Höhe von 1 Gulden 45 Kreuzer. Am 12. August 1869 zahlt er dem Amtsdiener Lieser einen Gulden als Feldstrafe  für das Vergehen vom 15. April 1869.

Daß er zweimal eine „Feldstrafe“ und einmal eine „Holzstrafe“ erhielt, sagt nichts über seine moralische Einstellung, das waren damals übliche Delikte.

Am 25. November 1853 ist Heinrich Huhn als Zeuge am Kriminalgericht wegen dem Steuer­erheber Fritz von Dörnigheim; er erhält dabei 24 Kreuzer.

Ein Mann aus Züntersbach, der einen Juden umgebracht hat, wird am 3. März 1854 in Hanau hingerichtet.

 

 

Ortsgeschichte

 

 

Einquartierungen

Offenbar sind 1850 auch Preußen einquartiert, obwohl Hochstadt noch zu Kurhessen gehörte. Aber als sie am 13. März 1850 nach Wetzlar abziehen, wird am 5. April 1850 die 8. Kompanie vom dritten Regiment in Hanau einquartiert am 10. Mai ist die 5. Kompanie vom dritten Regiment wieder nach Hanau gegangen (war es nun die 8. oder die 5. Kompanie?).

Auch danach kommen immer wieder Truppen, die zum Beispiel vom 21. bis 23. Juli und am 25. Juli  1850 aus dem Badischen kommen und in Hochstadt einquartiert werden. Es sind jedesmal 95 bis 100 Mann und 40 bis 49 Pferde. Immerhin wird für die Einquartierung bezahlt: Pro  Mann werden für jeden Tag 19 Kreuzer 3 Pfennige bezahlt und dann noch einmal pro Mann 6 ½ Kreuzer. Die Truppen ziehen dann ins Preußische ab. Diese Truppenbewegungen hängen wohl mit der Unterdrückung der Demokratiebewegung von 1848 zusammen.

Am 6. September 850 wird von dem dritten Regiment die 7. Kompanie einquartiert und zieht am 7. September wieder ab. Am 16. September wird die 4. Kompanie  einquartiert, am 30. September ist die 5. Kompagnie von dem Garderegiment einquartiert

Am 30. Oktober ist die 1. und 2. Kompanie der Garde mit 12 Offizieren und 100 gemeinen Soldaten einquartiert. Am 20. Dezember 1850 sind die zwei Kompanien der Leibgarde ausmarschiert und zwei Kompanien von dem Leibregiment, dabei sind 11 Offiziere und ihr General Baum mit dem ganzen Stab.  Am 20. Dezember 1851 wird das Verpflegungsgeld] ausbezahlt mit 13 Kreuzer und am 1. April  noch 2 Kreuzer (wohl für Mann und Tag).

Am 28. Dezember 1850 zieht der Kurfürst wieder in Kassel ein mit der Garde  (Er hatte wohl vor der Demokratiebewegung fliehen müssen).

Am 20. Februar 1851 zieht das 1. Regiment wieder nach Kassel ab; im November 1852 wird von dem Regiment das Verpflegungsgeld ausbezahlt, jedem 13 ½ Kreuzer.

Am 3. April 1851 wird die 6. Kompanie vom 3.Regiment einquartiert und am 7. Juni zieht sie wieder ab. Vom 7. Juni bis 10. Juli 1851 ist die 2. Kompanie wieder einquartiert. Am 13. August 1851 rückt die 4. Kompanie in Hanau wieder in Hochstadt ein mit 112 Mann und 6 Offizieren.

Am 13. November 1852 erhält der Bürgermeister Stein auf dem Landratsamt 113 Taler 22 Silbergroschen für die Einquartierung des Garderegiments vom 1. Oktober bis 19. Dezember 1850.

 

Krieg 1966

Im Krieg Preußens gegen die süddeutschen Staaten kämpft Kurhessen gegen Preußen und wird besiegt, Kurhessen und Frankfurt kommen zu Preußen.

Vom 24. Juni 1866 von mittags 12 Uhr bis 30 Juni morgens 8 Uhr hat Heinrich Huhn zwei Mann von dem Jägerbataillon zur Einquartierung. Am 26. Mai 1867 wird das Verpflegungsgeld in Höhe von 2 Gulden 36 Kreuzer gezahlt. Vom 8. Juli nachmittags 6 Uhr bis 11. Juli nachmittags 5 Uhr (also 3 Tage) ist ein Württemberger einquartiert (Verpflegungsgeld 1 Gulden 27 Kreuzer). Am 12. Juli sind Truppen des Großherzogtums Hessen von mittags 11 Uhr bis 13. Juli morgens 5 Uhr im Ort. Außerdem  preußische Truppen vom 70. Regiment. Bei Heinrich Huhn sind vier Mann bis zum 21. Juli morgens 5 Uhr (Verpflegungsgeld 3 Gulden 44 Kreuzer und 32 Kreuzer 2 Pfennige erhalten am 1. Februar 1869). Am 16. Juli 1866 rücken die Preußen in Frankfurt ein.

Ab 24. August 1866 ist das Preußische 25. Regiment im Ort. Heinrich Huhn hat abwechselnd zusammen mit Philipp Koch einen Mann zur Einquartierung, bei ihm ist er am 24. und 27. und 29. August. Am 13. September 1866 hat er einen Mann von den Preußischen Pionieren bis 15 morgens 5 Uhr (Verpflegungsgeld 1 Gulden 28 Kreuzer). Am 26. Januar 1868 erhält er das Verpflegungsgeld von der Großherzogtum-Sächsischen Einquartierung in Höhe von  19 ¾ Kreuzern.

Vom 24. bis 26. August 1869 ist ein Mann drei Tage einquartiert vom Regiment 88 wegen der Herbstmanöver. Am 3. September 1869  dann ein Mann von den Füsilieren vom Regiment 88, für einen Tag werden 1 Gulden 24 Kreuzer gezahlt. Die Kriegsereignisse 1870/71 und die Gründung des Deutschen Reiches kommen bei Heinrich Huhn nicht zur Sprache.

 

Wahl

Die Wahl zum Reichstag in Erfurt erfolgt nach dem Dreiklassenwahlrecht. Dabei werden die Wähler nach ihrem Steueraufkommen in drei Klassen eingeteilt, von denen jede nur einen Abgeordneten wählt. Die große Masse ist dabei  in der dritten Klasse, in der ersten Klasse aber kann ein einziger Reicher sein, dessen Stimme dann das gleiche Gewicht hat wie die Stimmen der großen Masse. Am 17. Januar 1850 wählt die dritte Klasse einen Wahlmann, dazu war der Bürgermeister Müller (?) in Seckbach. Die zweite Klasse wählt Kesselstadt und die erste in Mittelbuchen. Bei dem Reichstag in Erfurt wird es sich um das Parlament des Deutschen Bundes gehandelt haben.

 

Gemeindeorgane

Am 14. Februar 1850 wird  auf dem Rathaus der „Ausschuß“ gewählt, die örtliche Gemeindevertretung (nicht die Miliz, die auch als „Ausschuß“ bezeichnet wurde).  Der Ausschuß ist die Gemeindevertretung der Einwohner,  die Ortsräte oder Gemeinderäte bilden den Gemeindevorstand, also die Ortsregierung.

Am 13. Juni 1850 wird Johannes Strohl auf dem Rathaus zum Ortsrat gewählt. Am 10. August 1852 wird der Schreiner Philipp Stein (Hanauer Straße 4) als Gemeinderat am Landratsamt verpflichtet (Ortsrat und Gemeinderat ist wohl das gleiche Amt).

Am 30. Januar 1854 werden acht Mann zum Ausschuß gewählt, nämlich Bürgermeister Stein, Johannes Weber, Johannes Strohl, Wilhelm Schales II., Philipp Stein III. und Michael Weber. Georg Mankel und Karl Schmidt bleiben weiter im Ersten Ausschuß (Notiz vom 2. Februar).

Am 15 März werden sechs Ausschußmitglieder zu Ortsräten gewählt, nämlich Johannes Weber, Georg Mankel, Johannes Strohl, Karl Schmidt, Wilhelm Schales und Philipp Stein. Am 28. März werden die Ortsräte verpflichtet.

Am 10. April 1854 wird der Ausschuß ergänzt durch eine Wahl der Gemeinde: Zum Ständigen Ausschuß werden Peter Brosch I., Peter Wagner und Johannes Schales gewählt.  In den Zweiten  Ausschuß kommen Michael Mankel, Daniel Koch I. und Andreas Schales I. Dafür sind drei Wahlgänge erforderlich (es gibt also einen Ständigen Ausschuß und einen Zweiten Ausschuß, vielleicht nur eine Erweiterung des Ständigen Ausschusses, nicht ein eigenes Gremium).

Am 8. Juni 1854 wird Philipp Rödiger anstelle des Bürgermeisters Stein zum Ständigen Ausschuß gewählt (Stein kommt später in den Zweiten Ausschuß). Peter Wagner ist Ausschußvorsteher und Peter Brosch I. ist Stellvertreter (Der Bürgermeister kann jetzt offenbar nicht mehr zum Ausschuß gehören, es kommt zu einer Gewaltenteilung).

Am 8. Mai 1855 wird Peter Koch II. als Ortsrat auf der Polizeidirektion verpflichtet. Am 24. März 1861 kommt Johannes Weber anstelle von Wilhelm Schales zu den Ortsräten (Gemeinderat). Im Frühjahr 1861 kommt Peter Weber in den Ausschuß.

 

Bürgermeister

  • Johannes Weber, Hauptstraße 21 (1787 - 1855), erwähnt 1832, Mitglied des Presbyteriums.
  • Johannes Schales, erwähnt 1840.
  • Philipp Stein, am 22. Mai 1850 gewählt und am 4. Juni verpflichtet. Er bekommt jährlich 100 Gulden und ist fronfrei, das heißt er muß keine unentgeltliche Dienstleistung für die Landesherrschaft leisten wie jeder andere Bürger, der entweder mit der Hand oder durch eine Fuhre fronen mußte. Am 9. Dezember 1854 kommt er in den Zweiten Ausschuß.
  • Michael Weber wird gleichzeitig als Bürgermeister verpflichtet. Er wohnt  Am Rat­haus 2 und ist Sohn des früheren Bürgermeisters Johannes Weber. Sein Gehalt beträgt 295 Gulden.
  • Johannes Weber, Am Rathaus 2 (1842 - 1909) seit 1878, Sohn des vorherigen Bürgermeisters. Sein Gehalt beträgt 1.000 Mark. Er hat das Amt bis 1905 inne und stirbt 1909.

 

Im Ort wird in eine Brandkasse eingezahlt (II 19.02.1850 und öfter).

Eine Ortsschelle wird am 10. Mai 1852 eingeführt.

 

Gemeindeabgaben

Dem Gemeinderechner werden jeweils zu Anfang des Jahres Grundabgaben und Pacht gezahlt (II 28.04.1870), durchaus erhebliche Beträge, zum Beispiel zahlt Heinrich Huhn über 24 Gulden.

Der Gemeinderechner ist Peter Brosch, die Familie hatte dieses Amt jahrzehntelang inne, noch 1950 spricht man von „Rechnungsführer Brosch“ (damals Altkönigstraße 1). Im Jahre 1850 verrechnet Heinrich Huhn mit Brosch seine Entlohnung für den Gemeindedienst in Höhe von 29 Gulden mit dem Kauf (oder nur Pacht?) von mehreren kleineren Grundstücken und der Steuerzahlung (Beed und Zehnt) in Höhe von fast 20 Gulden  (II 07.04.1850). Am 18. Mai 1851 verrechnet Heinrich Huhn die Gemeindeabgaben mit seinem Verdienst (29 Gulden) und erhält noch 5 Gulden 48 Kreuzer heraus. Auch am 9. Juni 1852 verrechnet er die 29 Gulden mit den Gemeindeabgaben und erhält noch 13 Gulden heraus.

Die Beede beträgt:

Ein Morgen Hofreite                         1  Gulden

Ein Morgen Acker                            2  Kreuzer

Ein Morgen Weingarten                 16  Kreuzer

Ein Morgen Baum- und Grasgarten  5 Kreuzer

 

Der Große Zehnte beträgt:

Der Zehnte war 1834/1835 durch eine Zahlung der Gemeinde an den Staat abgelöst worden.

Aber die Gemeinde zieht nun  ihrerseits das Geld von den Bürgern ein. Die Tilgungsbeträge werden bei Heinrich Huhn wir folgt aufgeführt:

Der Morgen abzuzahlen 6  Gulden 36 Kreuzer.

Die Zinsen zu 4 Prozent beträgt den Morgen 11 Kreuzer jährlich.

Erst 1882 wird der Zehnte völlig aufgelöst.

 

Der Pfarrzehnte besteht weiter:

Der halbjährliche Pfarrzehnte beträgt auf das Viertel Land:

  1 Viertel     3 Kreuzer      ¾ Pfennig

20 Ruthe       1 Kreuzer   2 ½ Pfennig

10 Ruthe       1 Kreuzer   3 ¼ Pfennig

  5 Ruthe       1 Kreuzer   1 ¾ Pfennig

  4 Ruthe       1 Kreuzer   1 ½ Pfennig

  3 Ruthe       1 Kreuzer   1     Pfennig

  2 Ruthe       1 Kreuzer       ½ Pfennig

  1 Ruthe       1 Kreuzer       ¼ Pfennig

 

Einwohnerzahl

 

Jahr

Einwohner

Ehepaare

Verwitwete

Männliche Jugendliche

Kinder unter 14

 1852

862

 

 

 

 

1855

836

155

56

118

118

1858

798

 

 

 

 

1861

797

 

 

 

 

 

Stichtag ist immer der 3. Dezember. Wo bleiben aber 1855 die weiblichen Jugendlichen? Es müßten 234 sein, von der Gesamteinwohnerzahl her gerechnet. Die Zahl der Ehepaare ist gering im Vergleich zu den Ledigen. Das wird daran liegen, daß man erst heiraten konnte, wenn man auch ein Auskommen hatte, also Grundbesitz.

 

Auswanderung

Am 5. April 1852 verkauft Heinrich Stein seine Güter, um nach Amerika zu ziehen. Am 25. Mai 1852 fährt die ganze Familie (mit Frau, zwei Kindern und der Schwiegermutter) nach Amerika. Auch der Johannes Gruner der Letzte bekommt aus der Gemeinde 50 Gulden und noch ein Geschenk, von jedem Einwohner werden 16 bis 18 Kreuzer gegeben.

 

Umzug in den Vogelsberg

In den Jahren 1854/1855 ziehen mehrere Familien in den Vogelsberg, nach Untersotzbach und Unterreichenbach, zum Teil ohne erkennbaren Bezug zu dem Ort:

Am 6. Dezember 1854 zieht der Johannes Hensel mit seiner Familie von Hochstadt ins Oberland nach Sotzbach und verkauft hier alles. Hensel gehört zu der Zimmermannsfamilie und wohnt Hauptstraße 2. Er zieht nach Untersotzbach in den Vogelsberg, wohin er aber vorher wohl keine Beziehungen hatte.

Am 27. Januar zieht Kaspar Kraft nach Reichenbach, also nach Unterreichenbach im Vogelsberg. Dort ist seine zweite Frau geboren, war aber von Elm nach Hochstadt im das Haus  Ringstraße Nord 1 gezogen.

Am 1. März 1855 zieht Johannes Heckert nach Sotzbach.

 

Landvermessung

Am 19. Juli 1854 fangen die Landmesser Briehl und Brandenburg an, das Land aufzumessen. Sie beginnen im Hartigfeld an dem Dorfelder Feld (nicht: Im Hartigfeld und am Dorfelder­feld). Am 11. April 1856 wird die Arbeit beendet. Am 20. November ziehen die Landmesser Brühl, Brandenburg, Rumpf, Hugfeld und Reineman wieder nach Hanau. Der Landmesser Wehrman hatte seinen Aufenthalt in Wachenbuchen, weil er im Kalkhausfeld gemessen hat.

Heinrich Huhn hilft beim Vermessen (siehe 8. Januar 1855), sieht Katasterpläne ein und setzt über 10.000 Grenzsteine gesetzt. Vom 16. Juni bis 16. Juli 1857 haben die Vermessungs-Karten zur Einsicht offen gelegen. Die Vermessungskosten werden (zumindest zum Teil) auf die Einwohner umgelegt: Am 2. Oktober 1864 zahlt Heinrich Huhn als „Regulierungskosten“ des Landmessers Pabst über 16 Gulden. Am 6. September 1871 zahlt er weitere 2 Gulden 48 Kreuzer an Vermessungskosten von 1854.

 

Brücken

Am 12. Dezember 1851 wird die „Kuhbrücke“ vor dem Wald an der Straße nach  Hanau erwähnt. Am 16. Dezember putzt Jacob Bauer I. die Brücke am Untertor aus.

 

Brunnen

Am 1. September 1851 zahlt Heinrich Huhn wieder auf drei Jahre die Pacht für ein Grundstück am Mittelsten Born (im Feld).

Am 16. August 1853 putzen die Unterdörfer  (bis an Jacob Strohls Haus) die Oberweed aus.

Die Bezeichnung „Unterdörfer“ beweist, daß das Dorf in Oberdorf und Unterdorf eingeteilt war. Allerdings wird hier das Unterdorf bis zum Haus Bogenstraße 18 (Jacob Strohl) gerechnet, obwohl das Haus Bogenstraße 20 schon zum Oberdorf gehört. Die „Oberweed“ war das Feuerlöschbecken am Rathaus, das auch als Pferdetränke genutzt wurde.

Am 26. August 1857 ist der Brunnen am Daniel Burger und am Andreas Sch [?] Haus ausgeputzt worden. Peter Fischer hat für das Hineinsteigen und Ausputzen 4 Gulden  15 Kreuzer bekommen (Daniel Burger starb 1893 im Haus Hauptstraße 33. Von dem zweiten Familiennamen ist nur „Sch“ sicher zu lesen, aber Schales und Schmidt passen nicht. Doch durch den anderen Namen ist die Lage des Brunnens ausreichend bezeugt).

 

 

Feuerwehr

 

Jahr

Ort

Abteilung

Juli 1850

Niederissigheim

3. Rotte bis nach…

9. März 1854

Bruchköbel, Scheune

1. Rotte

6. Mai 1858

Roßdorf

Spritze,  2. und 3. Rotte

14. August 1859,

Rumpenheim

Spitze ,  2. Rotte

8. September 1859

Roßdorf

3. Rotte bis Mittelbuchen

24. September 1861 abends

Bergen zwei Scheunen

1. Rotte, Spritze

22. August 1862 

Oberissigheim

2. Rotte war auf dem Weg

28. September 1863

Oberdorfelden

3. Rotte

23. Januar 1867

Wachenbuchen, Bäcker Lottich, eine Scheune

1. Rotte

14. Mai 1867

Dörnigheim

2. und 3. Rotte

18. Oktober 1868

Bischofsheim, Johannes Schäfer, die Scheune

Nicht gesagt,

daß die Hoch-

städter

Feuerwehr

dort war

 

 

18. Oktober 1868 abends

Bruchköbel, Heinrich Rödiger, die Scheune

 

in Bergen 2 Scheunen

16. November 1868

Mittelbuchen,  1 Haus 8 Scheunen  abgebrannt

18. November 1868 

Bischofsheim

 

Das ist ein ziemlich weiter Weg bis Oberissigheim oder über den Main nach Rumpenheim.

Fürchtete man einen großen Brand, der wegen der Holzbauweise und  mit den damaligen Mitteln zur schwer zu bekämpfen war? Oder ging es nur um die Vergütung für das Ausrücken?

Wenn die Feuerwehr dann doch nur bis Mittelbuchen und nicht bis Roßdorf kommt, hat man den Verdacht, daß es auch um die gute Verpflegung bei so einem Anlaß geht. Diese hat dabei die jeweilige Gemeinde zu zahlen (einschließlich der Getränke). In Rumpenheim ist man zum Beispiel von nachmittags bis den andern Mittag.

 

Jagd

Am 13. Januar 1853 pachtet ein Frankfurter namens Trostbach für 911 Gulden die Jagd  ab 22. Februar auf sechs Jahre und bezahlt auch gleich bar. Der Vertrag wird aber 1854 wieder aufgehoben und am 31. März 1854 werden wieder 800 Gulden zurückgezahlt. Am 23. November 1865 wird die Jagd wieder verpachtet.

 

Hinrichtung

Am 11. Januar 1861 wird ein Mann namens Heinrich Nolde auf dem Richtplatz bei Hanau gerichtet (der Galgen stand in der Flur „Am Hofgericht“ nördlich von Kesselstadt).

 

Silvesternacht 1862

Am 29. September 1862 zahlt Heinrich Huhn an Georg Mankel für die am 1. Januar 1862 nachts beschädigten Bäume des Bürgermeisters Weber 48 Kreuzer. Was ist da wohl in der Silvesternacht passiert? Haben vielleicht die Kinder etwas angestellt?

 

 

Lehrer und Schule

Als der Schullehrer Henning am 1. August 1851 pensioniert wird, behält er für jährlich 192 Gulden die Wohnung in der „oberen Schule“ (nicht im Pfarrhaus, wie in der Chronik Heckert gesagt). Die „obere Schule“ war wohl das Oberstockwerk im rechten Teil der Schule in der Hauptstraße 4  (es gab keine andere Schule an einer anderen Stelle in Hochstadt). Dazu behält er das Gartenstück „Im Bückling“ bis auf weiteres in Besitz. Eingesetzt wird der Lehrer Zinkan und bis auf weiteres hier angestellt.

Im Mai 1852 tauscht die Gemeinde mit Heinrich Heckert das Haus neben der bisherigen Schule gegen das ehemalige lutherische Schulhaus (Lutherstraße 9): Heckert bekommt 200 Gulden heraus. Das alte Schulhaus (in der Hauptstraße 4) kauft Philipp Bechert für 200 Gulden ohne Ziegel  und Latten und Fundament und Ofen. Das Haus des Heinrich Heckert kaufen Wilhelm Schales und Johannes Strohl für 90 Gulden ohne Ziegel und Latten und alle Inneneinrichtung.

Am 28. Mai wird die Inneneinrichtung verkauft. Die Maurer bekommen für das Abdecken der Ziegel und Latten zwölf Kreuzer.

 

Am 28. Mai werden die ersten Mauersteine von Mühlheim-Dietesheim angefahren. Am 14. Juni wird der Auftrag zum Bau der neuen Schule Hauptstraße 4 vergeben: Jacob Bauer II. erhält die Maurerarbeit für 1600 Gulden, außerdem 28 Gulden für das Streichen. Die Zimmerarbeit macht Johannes Hensel für 164 Gulden, Philipp Stein die Schmiedearbeit für 794 Gulden, der Steinhauer Adelmann erhält  649 Gulden, der Glaser Gerhard von Hanau  226 Gulden, der Schlosser Busch von Hanau 272 Gulden, der Weißbinder 429 Gulden, der Dachdecker 270 Gulden, der Klempner Trapper von Hanau 57 Gulden.

Am 17. Juli wird der Grundstein gelegt. Hineingelegt werden ein Schreiben und eine kleine Flasche 1846er Wein, eine Liste mit den Namen der Oberbehörden und des Ortsvorstandes sowie zwei Silbergroschen von Hessischer Prägung

Am 1. Mai 1853 wird Adam Seitz von Dörnigheim als Erster Schullehrer in der Kirche vorgestellt. Am 12. Juli 1853 wird das neue Schulhaus eingeweiht. Der Landrat und der Sekretär sind zugegen. Die Schulkinder bekommen Weck und ein jeder Ortsbürger einen Schoppen Wein.

Am 5. April wird der Schullehrer Müller im Landratsamt pensioniert. Der Schulamtskandidat Claus von Windecken tritt den Dienst an.

Am 17. September  1863 zieht der Schullehrer Orth von Gronau nach Hochstadt. Am 1. Mai 1861 kommt der Schullehrer Johannes Müller von Hailer hierher und wird am 5. Mai in der Kirche vorgestellt.

Den Lehrern stehen bestimmte Naturalleistungen als Einkommensbestandteil zu. Heinrich Huhn vermerkt immer sehr sorgfältig, wann er dem Lehrer den Festtags-Laib-Brot hat zukommen lassen, meist durch ein Schulkind: Am 9. Dezember 1856 gibt er dem Schulmeister Zeiß einen Laib Brot von Ostern 1856 durch den Sohn des Andreas Brosch. Dem Lehrer stand zu Ostern ein Brot von jedem Einwohner zu, man hat die Lieferung aber aus praktischen Gründen auf das ganze Jahr verteilt. Das gleiche gilt für das Christtagsbrot (17. Januar 1857).

Der Lehrer erhält aber auch den „Glocken­sichling“ in Form eines Gebunds Gerste (an sich nur so viel, wie man mit einer Sichel auf einmal abhauen kann). So erhält am 23. August 1855 der Schullehrer Zeiß den Glockensichling, aber auch noch einen „Festalbus“. An sich ist das ein geringer Betrag von 4 Kreuzern, der aber doch eine schöne Summe ausmacht, wenn alle Einwohner zahlen.

 

Kirche

Im Juni 1850 zieht der Pfarrer Faber von hier nach Marköbel. Am 28. Juli hält der Pfarrer Pauli sein Antrittspredigt und am 6. August zieht er von Nauheim (später: Bad Nauheim) hier ein mit seiner Familie.

Die Orgel in der Kirche, welche der Pfarrer Pauli 1857durch den Orgelbauer Helwig zu Hanau auf die Chor-Empore  hat versetzen lassen, wird am 5. September 1858 wieder durch den Orgelbauer Degenhart in Hanau an ihre alte Stelle gebracht. Die letzte Versetzung haben die Einwohner durch eine Sammlung bezahlt (weitere Einzelheiten in der Chronik Heckert).

Pfarrer Pauli wird, als auf Michaeli das Abendmahl gehalten werden sollte, so krank in seinem Kopf, daß er keinen Gottesdienst mehr halten kann; er bekommt einen Gehilfe von Hanau namens Starck.

Im Nachsommer 1861 wird das Pfarrhaus neu gebaut. Am 23. September  1861 zieht der Pfarrer Emmel von Seckbach in Hochstadt ein und wird am 29. September in der Kirche vorgestellt.

Am 13. August 1862 wird eine Kollekte für Nieder- und Oberrodenbach erhoben, für die Heinrich Huhn auch 3 Kreuzer gibt. Der Grund ist nicht ersichtlich.

Die Zehnt ist abgelöst bzw. ersetzt durch die Zahlungen an die Gemeinde, aber die kirchlichen Gebühren gelten weiter. Pfarrer Pauli erhält am 31. März 1854 von Heinrich Huhn für die Konfirmation des Sohnes Konrad 52 Kreuzer.

Am 14. November 1857 sind an Pfarrer Pauli 51 Kreuzer für zwei Taufen und eine Totenschein zu zahlen. Dazu kommen Kosten in Höhe von 40 Kreuzer für tatsächliche Aufwendungen wie für den Schullehrer Zeiß beim Begräbnis von Hermann (II 28.10.1858). Bei einem Begräbnis erhält der Pfarrer 45 Kreuzer, der Lehrer für das Orgelspiel 40 Kreuzer, der Totengräber dagegen nur 20 Kreuzer (II 17. Februar 1859).

Am 9. Juni 1865 ist in Hochstadt ein Missions-Fest, bei dem 159 Gulden durch Erhebung einer Kollekte einkommen. Der 11. November wird 1869 zum ersten Mal gefeiert worden (es kann sich nur um Luthers Geburtstag gehandelt haben).

Am 20. Januar 1868 wird durch den Ortsvorstand eine Kollekte für die Hungersnot in Ostpreußen erhoben, pro Familie 3 Kreuzer.

 

Arzt und Apotheker

Am 14. Feb 1855 zahlt Heinrich Huhn dem Doktor Merz in Hanau 3 Gulden 30 Kreuzer für „ärztliche Bemühung“ für Heinrich Huhns Frau.

Am 13. November 1856  zahlt er an Dokter Heisterhagen in Hanau 3 Gulden 30 Kreuzer für das Jahr 1850. Am 13. Juli 1858 zahlt er 12 Kreuzer dem Doktor Merz zu Hanau und in der Apotheke 13 Kreuzer. Am 23. Juli sucht er noch einmal den Doktor Sacksatski auf und zahlt 36 Kreuzer, in der Apotheke muß er 1 Gulden 3 Kreuzer zahlen.

Am 2. März  1859 zahlt Heinrich Huhn dem Doktor Merz 2 Gulden Rest von 1858, dem Apotheker Beyer zu Hanau 2 Gulden 2 Kreuzer und dem Apotheker beim Gasthaus „Zum Riesen“ 37 Kreuzer.

Doktor Gies wird auch vom Amt nach Hochstadt bemüht, als sich im Januar 1859 im Schind­kautenwald ein Mann aus Hettenhausen erschossen hat.

Am 22. September 1863 und 28. März 1867 ist Heinrich Huhn bei Dr. Gies in Hanau und auch wieder am 28. März 1867. Am 18. Februar 1871 zahlt er 2 Gulden 24 Kreuzer für eine Bruchbinde an Neubert in Hanau.

 

Hebamme

Am 1. Mai 1857 wird die Frau des  Peter Eibelshäuser, eine geborene Fix, als Hebamme für die Gemeinde auf der Polizei zu Hanau verpflichtet. Sie hat drei Monate zuvor in Marburg gelernt. Das erste Kind, bei dem sie hilft, ist die Tochter von Peter Rohn.

 

 

Landwirtschaft

 

Feldschützen und Hirten

Die Feldschützen werden jeweils zu Anfang des Jahres bestimmt, immer fünf Mann. Diese nehmen ihre Aufgabe aber nur nebenamtlich wahr, erhalten aber von den anderen Einwohnern eine Gebühr  (II 31.10.1849). Diese beträgt 13 bis 15 Kreuzer und wird in Naturalien bezahlt (Roggen und Hafer)(II 31.10.1862).

Am 1. Januar 1853 nimmt Johannes Eibelshäuser den Kuhhirtendienst für dieses Jahr an gegen eine Vergütung von 8 Malter Mehl.

 

Getreideanbau

Getreide wird auch auf Feldern angebaut, die wohl ursprünglich Wald waren, wie die Bezeichnungen „Im Wald“ oder „Kleewiesenwald“ zeigen (I 20.03.1850). Getreide wird aber auch auf ehemaligen Wiesen angebaut (wie die Kreuzwiese), aber auch auf der Weidekaute, die heute Wiese ist. Offenbar war diese Umwidmung wegen der wachsenden Bevölkerung notwendig. Die Grundstückspreise erscheinen auch ziemlich hoch.

Raps wird auch schon angebaut: Am 15. Oktober 1850 verkauft Heinrich Huhn 17 Gescheidt Raps an einen Döring aus Hanau und am 7. November 1853 noch einmal 1 ½  Simmer Raps.

 

Landwirtschaftliches Gerät

Ackerwagen:

Ein Ackerwagen ist schon eine größere Anschaffung. Am 10. Juni 1852 bestellt  Heinrich Huhn einen neuen Wagen bei dem Wagner Philipp Lind (Am Pfarrhof 1). Er selber stellt dafür praktisch aber alle Holzteile (Speichen, Reibrett, Rungen, Sprossen und Spangen für die Leitern und vier Liesen) zur Verfügung. Am 27. Juni 1852 zahlt er einen Abschlag auf den Wagen von 10 Gulden (II 27.06.52). Am 9. Januar zahlt er noch einmal 8 Gulden 10 Kreuzer.

 

Das Eisen für einen Pflug kauft Heinrich Huhn wohl in Hanau (I 19.07 1852 und II 19.07. und 14.09.1852). Die Beschläge macht Valtin Huhn (Hauptstraße 40). Dieser erhält 21 Gulden  57 Kreuzer, etwa 18 Gulden in bar, der Rest in Naturalleistungen (Rechenbücher, Fuhren, Mist wenden, Steine klopfen, Schießgeld). Ein ganzer Pflug ohne Wagen und ohne „Sielscheid“ (Querholz am Wagen) kommt an sich auf über 15 Gulden. Als Heinrich Huhn 1854 den neuen Pflug erhält, zahlt er noch einmal 6 Gulden.

In einem Nachtrag zum  4. September 1852 schreibt er allerdings:  Am 8. März 1854 ein neuen Pflug von Philipp Lind 5 Gulden 50 Kreuzer. Für Eisen vom Gütge 1 Gulden 21 Kreuzer (war Gütge ein Hanauer?). Handelt es sich hier nur um eine Restzahlung?

 

Am 22. April 1871 bezahlt Heinrich Huhn dem Koch in Hanau für Eisen zum Pflug  4 Gulden 14 Kreuzer. Daraus fertigt  Johannes Huhn am 29. Mai 1871 einem Schaufelpflug  für 4 Gulden 36 Kreuzer. Gleichzeitig kauft er am 24. April 1871 von Kaspar Lind einen Schaufelpflug für 4 Gulden 12 Kreuzer (wohl ein gebrauchter Pflug, Lind wohnt Hauptstraße 13 und ist nur Bauer, nicht Schmied).

 

Hacke

Hacken werden  beim Schmied Huhn in Hochstadt oder beim Schmied Gruner in Niederdorfelden gekauft. Der Preis bewegt sich zwischen 48 Kreuzer und einem Gulden (27.12.1861). Im Laufe der Jahre steigt er auf 1 Gulden 12 Kreuzer (09.02.1869). Gebraucht kauft man sie auch bei anderen Einwohnern.

 

Schmied

Langjähriger Schmied in Hochstadt ist Johann Valentin Huhn (1814 bis 1868), Hauptstraße 40. Am 28. Januar 1869 zahlt Heinrich Huhn  noch einmal eine neue Hacke an Valtins Huhn Frau.  Die Schmiede übernimmt Johannes Huhn. Aber Heinrich Huhn ist ab 1866 Kunde bei dem neuen Schmiedemeister Philipp Krebs, Trinkbrunnenstraße 8, Sohn eines Landwirts (II  07.01.1866). Auch dem neuen Schmied Klees („Schmitt Klees“, Hauptstraße 20) zahlt er am 24. Januar 1869 den Arbeitslohn von 1868, nämlich 4 Gulden. Außerdem ist er Kunde bei dem Schmied Gruner in Oberdorfelden (zum Beispiel II  02.04.1862).

 

Kuh

Eine Kuh kostet 1854 bei Kaspar Kraft (dem örtlichen Viehhändler) 44 Gulden 12 Kreuzer.

Auch dem Isai Hamburger von Alzenau verkauft Heinrich Huhn am 25. Januar 1857 eine Kuh für 42 Gulden. Wahrscheinlich wird diese Kuh zum Schlachten verkauft, denn eine neue Kuh, die er am 9. Februar 1857 von Hiskia Kahn von Dörnigheim kauft, kostet 68 Gulden 30 Kreuzer. Am 22. Dezember 1869 verkauft Heinrich Huhn für 52 Gulden 30 Kreuzer dem Michael Schales eine Kuh

 

 

Viehkasse

Ab 1. Oktober wird die Viehkasse verändert: die Kuh wird mit 35 Gulden vergütet, ein bald kalbendes Rind mit 25 Gulden, ein Rind mit 15 Gulden. Am 25. August 1859 stirbt bei Heinrich Huhn eine Kuh. Aus der Kasse erhält er 35 Gulden und für die Haut von Isai Sichel weitere 8 Gulden.

Man zahlt aber nicht in eine echte Versicherung ein, sondern es wird nur im jeweiligen Fall im Ort zusammengelegt, denn die Zahlungen sind sehr unregelmäßig und es wird immer dabei der Name des Unterstützten genannt. Es sammelt immer ein anderer das Geld ein. Die Fälle kommen allerdings ziemlich häufig vor, oft mehrmals im Jahr, so daß es sich eher um eine Versicherung für die Tierarztkosten gehandelt haben wird.

Die Kosten betragen zunächst  9  Kreuzer (II 30.09.1849), dann auch nur 3 oder 5 Kreuzer,

8 Kreuzer am 14. September 1851, dann mehrfach 7 Kreuzer, ab 21. Januar 1855 dann 14 Kreuzer und ab 1858  16 Kreuzer. Ab 1859 sind es auch einmal 18 Kreuzer, oder nur jeweils 9 Kreuzer, wenn zwei Fälle kurz nacheinander kommen, nachher aber auch wieder 16 Kreuzer. Ab Ende 1859 aber werden auf einmal nur 6 Kreuzer oder 7 Kreuzer erhoben, dann auch ab 1859 wieder gelegentlich 14 Kreuzer, ab 1861 wieder 16 Kreuzer, aber auch nur 8 Kreuzer. Ab 1863 sind es 12 oder 18 Kreuzer. Wenn Heinrich Huhn selber betroffen ist, zahlte er auch ein.

 

Verkauf von Kälbern

Ein Kalb wird für 8 bis 16 Gulden verkauft, ein größeres Kalb auch einmal für 22 Gulden. Im Einkauf jedoch kostet es bei Isai Sichel 66 Gulden 30 Kreuzer (I  14.01.1860).

Die Kühe werden möglichst oft gedeckt, um nachher das Kalb verkaufen zu können. Wenn eine Kuh nicht trächtig wird, versucht man es auch mehrfach. Wenn gesagt wird, daß die Kuh mehrfach hintereinander „gelaufen“ hat, dann war wohl der Deckversuch zunächst erfolglos.

 

Schwein

Die Schweinepreise schwanken stark je nach Gewicht des Schweins, im Verkauf bringen sie 25 bis 30 Kreuzer.

 

Maulwurffangen

Am 18. Februar 1856 übernimmt Philipp Schlägel für 26 Gulden das Maulwurffangen. Damals gelten Maulwürfe noch als Schädlinge. Am 9. März 1865 übernimmt Heinrich Huhn das Maulwurffangen für 28 Gulden jährlich.

 

Getreideernte

 

Ernte (Getreide in Gebund angegeben, Kartoffel in Säcken insgesamt)

Jahr

Roggen

Weizen

Gerste

Hafer

Kartoffeln

1850

49

 

18

 

42

1851

56 (wenig Körner)

schlecht

35

15

31

1852

 

 

26

 

40

     

Frucht und Futter gut geraten, aber nicht viel Obst

1853

98

 

20

17

40

                  Frucht und Futter und Obst gut geraten, Kartoffel aber nicht gut.

1854

70

 

52

 

30

                  Frucht so ziemlich geraten, das Obst ganz schlecht, die Kartoffel auch schlecht

1855

29

Erbsen 24

126

26

45

1856

14

48

127 + 30

20

42

1857

162

31

57

16

40

1858

63

13

46

15

 

1859

77

24

41

17

43

1860

Seiten fehlen

1861

73

22

48

 

56

                  Dieses Jahr hat es gar kein Obst gegeben. Die Winterfrucht war gut geraten.

                  Das Kurzfutter haben die Mäuse sehr gefressen

1862

60

33

87

9

58

1863

102

36

46

 

34

1864

75

33

95

65

 

1865

113

37

47

9

53

1866

102

20

73

Weidekaute

29

1867

99

21

61

25

64

1868

140

31

47

11

56

1869

146

 

155

43

41

1870

110

33

81

13

76

1871

151

35

60

13

 

 

Gelegentlich wird auch noch die Erbsenernte angegeben. Heinrich Huhn verkauft auch oft größere Mengen von Äpfeln (über 100 Säcke im Jahr).

Die Grundstücke scheinen sehr klein gewesen zu sein, denn zehn Gebund ergeben gerade mal eine „Hocke“, eine Haufen, zu dem die Gebunde zum Trocknen zusammen­gestellt wurden. Oder das Getreide war nicht so ertragreich wie später.

 

 

Weinernte

 

Jahr

Weinlese

Qualität

Menge

Menge Huhn

Preis

1850

29. Oktober

schlecht

 

 

pro Viertel 3 Kreuzer

1852

26.Oktober

mittelmäßig

 

9 Viertel

 

1853

8.November

schlecht

 

3 Viertel

 

1854

 

ganz schlecht

 

 

 

1855

6. November

gut

wenig

1 Viertel,

pro Viertel 40 Kreuzer

1856

6. November

schlecht

wenig

 

 

1857

21. Oktober

gut

wenig

 

 

1858

19. Oktober

gut

 

2 Viertel

 

1859

19. Oktober

gut

 

2 ½ Viertel

 

1860

Seiten fehlen

 

1861

15.Oktober

 

sehr wenig

 

 

1862

9. Oktober

 

 

 

 

1863

28. Oktober

 

 

3 Viertel

 

1864

3. November

sehr schlecht

 

 

 

1865

4. Oktober

gut

 

4 Viertel

Ohm zu 48 Gulden

1866

27.Oktober

 

 

7 ½ Viertel

Viertel 30 Kreuzer

1867

6. November

 

 

4 Viertel

 

1868

2. Oktober

gut

viel

30 Viertel

 

1869

26. Oktober

 

 

 23 ½ Viertel

Viertel zu 36 Kreuzer

1870

26.Oktober

 

 

3 Maß

 

 

Die Weinberge werden rund einen Monat vor der Ernte geschlossen, d.h. es darf sie niemand mehr betreten, die Weinbergschützen überwachen das. Die Ernte erfolgt dann aber wohl an einem einzigen Tag (oder ist es nur der Beginn der Ernte?).

Heinrich Huhn scheint alle seine Trauben zu verkaufen, selber gekeltert hat er wohl nicht.

„Gestoßene Trauben“ könnten schon leicht gestampfte Trauben sein.

Am 9. Juli 1870 werden 5 Morgen 13 Ruthen Staats-Weinberg und Baumstücke für 1.653 Gulden verkauft, vielleicht ein Hinweis auf den Wandeln vom Weinbau zum Obstbau.

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Einsaat von Eicheln

Zweimal erwähnt wird eine gemeinsame Einsaat von Eicheln und Weizen: Am 23. Oktober 1852 das Grundstück neben dem Weg am Kurzwiesenwald und am 10. November 1855 das Grundstück auf dem  Niederfeld im Kleewiesenwald. Ziel ist es dabei wohl nicht, einen richtigen Eichenwald entstehen zu lassen, sondern man will Eicheln für die Schweinemast gewinnen. Im Mai 1857 werden die Ferkel zum ersten Mal (im Jahr) zur Hute in den Wald getrieben

 

 

 Lebensverhältnisse

 

Hauskauf

Am 1. Juni 1850 wird das große Doppelhaus des verstorbenen Kaspar Burger in der Hauptstraße 33 und 33a für über 4.000 Taler verkauft. Zunächst hat Johannes Weber I. das letzte Gebot mit 2.480 Talern gemacht. Doch dann werden die Häuser mit viel Hoffläche am 28. Juni wieder ausgeboten und Daniel Burger erhält sie für 4.015 Taler. Der Preis wird in Talern angegeben, ein Taler hatte an sich 1 ½ Gulden. Das Doppelhaus wird hoch bezahlt, denn andererseits kostet ein Anteil an einem Haus nur etwas über 10 Gulden.

Am 26. Januar 1856 verkauft die Witwe Daniel Heckerts das Haus des Heinrich Heckert für 2.140 Gulden öffentlich auf dem Rathaus.

Am 6. Februar 1851 tauschen Michael und Konrad Fix (geboren 1810 und 1817, Hauptstraße 57) ihre Güter. Das geschieht meist, wenn einer von beiden in wirtschaftliche Not geraten ist. Bei dieser Gelegenheit kauft Heinrich Huhn von Konrad Fix  10 Ruthen auf der Kleewiese für 12 ½  Taler.

 

Zwangsversteigerung

„Vergantung“ heißt die Versteigerung von Gütern, meist zwangsweise. Daß am 14. Januar 1850 bei dem Juden Sisel Sichel eine Zwangsversteigerung stattfindet zeigt, daß die Juden nicht gerade zu den reichen Leuten gehören (er ist allerdings nicht aus Hochstadt, obwohl es eine Familie Sichel in der Rohrbachstraße 2 gab). Zwangsversteigerungen kommen offenbar öfters vor. Dabei wurden auch ganz gewöhnliche Gegenstände wie ein Strohsack ersteigert.

 

Eine Art Zwangsversteigerung war auch die Aufteilung eines Hauses: Auf Antrag des Johannes Bartholomäus (Barthlomay) wird am 4. Oktober 1851 das Haus verkauft, das ihm zusammen mit Peter Fischer gehört. Johannes Bartholomäus kauft es für 1.700 Gulden. Peter Fischer ist der Bruder seiner Frau.

 

 

Pacht

Wenn Hochstädter nach auswärts verziehen, verpachten sie zum Teil ihre Güter in Hochstadt.

Am 21. Februar 1855 verpachten Karl Puth und Ehefrau Katharina geborene Strohl aus Nieder­wöllstadt ihre Güter in Hochstadt auf drei Jahre. Im Jahre 1860 verkauft die Frau die Grundstücke.

Am 23. Februar 1855 verpachten Daniel Müller und seine Ehefrau Maria geborene Strohl aus Wiesbaden auf drei Jahre ihre Güter in Hochstadt. Der Mann ist Gastwirt in Wiesbaden, die Frau stammt aus dem Haus Hauptstraße 14. Aber 1856 verkaufen sie dann ihre Grundstücke

 

Am  30. November 1864 hat Heinrich Huhn  eine Pacht von 10 Gulden 31 Kreuzer zu zahlen an die Kirchengemeinde („Pfarrer Emmel“), also für eine beträchtliche Fläche. Es handelt sich um Land der Kirche, dessen Ertrag dem Pfarrer als Stelleneinkommen zustand. Der Betrag bleibt immer gleich und wird auch 1870 noch gezahlt.

 

Grundstücksverkäufe

Am 23. September 1853 verkauft Sophie Stein ihre Güter für 1.605 Gulden (Es gibt allerdings nur eine Frau mit dem Vornamen Sophie und dem Geburtsnamen Stein. Diese ist verheiratet mit Caspar Mohr, der aber 1850 wieder heiratet, so daß sie davor gestorben sein muß. Es müß­­ten dann von ihrem Mann ihre Güter verkauft worden sein).

Am 20. Januar 1855 verkauft Johannes Burger für 6.317 Gulden Grundstücke.

Am 27. März 1856 verkauft Daniel Müllers Ehefrau aus Wiesbaden ihre Grundstücke; Heinrich Huhn kauft fünf Grundstücke für 250 Gulden

Vom 21 bis.28. März 1860 verkauft die Ehefrau Karl Puths aus Niederwöllstadt ihre Grundstücke  in Hochstadt in Größe von 79 Morgen (fast 20 Hektar) für 38.100 Gulden und 3 Morgen Wiesen in Wachenbuchen. Heinrich Huhn kauft zwei Viertel „Auf dem Niederfeld“ für 276 Gulden.

 

Geldgeschäfte

Die Zinsen betragen an sich 5 Prozent (II 18. Februar 1859). Aber Bürgermeister Weber verlangt von Heinrich Huhn nur 4 Prozent (I  19.06.1856) und auch die Gemeinde verlangt nur 4 Prozent für die Ablösung des Zehnten.

 

Rechnungen

Viele Rechnungen werden erst ein halbes Jahr später oder erst im nächsten Jahr bezahlt, auch geringe Beträge von 30 Kreuzer. Es liegt also nicht an den fehlenden Mitteln, sondern das gehört offenbar zum guten Ton, das machen alle so. Denn was für einen Grund soll es haben, einen Betrag von 12 Gulden in vier Raten in einem Zeitraum von sechs Wochen zu zahlen? (II  12. April bis 27. Mai 1867). Am 7. Mai 1853 ist es aber extrem, wenn das Saatgut nicht bei der Ernte, sondern erst zwei Jahre später bezahlt wird.

 

Holzverlosung

Anfang des Jahres wird von der Gemeinde  das Holz im Wald verlost, abwechselnd in den verschiedenen Waldstücken, zum Beispiel im Herrenwald oder auf dem Schmalhorn. Jeder Interessent bekommt aber die gleiche Menge, verlost wird nur die Fläche, von der das Holz kommt. Offenbar ist dafür nur der Macherlohn zu zahlen, also der Arbeitsaufwand für das Fällen und Spalten.

Meist gibt es ein Viertel Scheitholz, wobei ein Viertel ein Kubikmaß ist (Es kann sich hier nicht um das Hohlmaß von 14 Litern handeln, das wäre ja viel zu wenig. Selbst ein Viertel Festmeter wäre zu wenig). Dazu gibt es mindestens 13 Wellen (Reisigbündel), oft aber auch 18 oder sogar einmal 30.

 

Handwerker

Der Schneider ist Conrad Eibelshäuser in dem Haus Hauptstraße 41 (existiert heute nicht mehr, in der Nazizeit zusammen mit der Synagoge abgerissen, jedenfalls ein sehr kleines und ärmliches Haus) (II 01.01.1852).

Ein Sattler ist in Dörnigheim (II 05.01.1853).

 

 

Tischler ist Georg Daubert, Hauptstraße 57, bei dem Heinrich Huhn einen neuen Tisch bestellt (II 18.03.1854). Daubert macht auch Särge: Ein Kindersarg kostet 1 Gulden 12 Kreuzer  (II 18.05.1850) bis 3 Gulden (I  Oktober 1858), ein Sarg für Erwachsene 7 Gulden (I Februar 1859).

Es gibt zwar schon einen privaten Bäcker, aber der Gemeinde-Backofen ist noch in Betrieb. Er steht außerhalb der Ringmauer, wo heute das Haus Hauptstraße 38 ist (das Backhaus aber ist innerhalb der Ringmauer). Wenn Heinrich Huhn am 24. Februar das „Backofenstück“ auf sechs Jahre für 8 Gulden pachtet  für15 Kreuzer jährlich, dann muß es sich um ein Stück beim Backofen handeln.

 

Kleidungsstücke

Größere Mengen an Stoff werden oft beim Leineweber Gruner in Oberdorfelden eingekauft.

Aber Stoff oder Gegenstände aus Stoff werden auch oft  „von dem Gütge“ gekauft. Der Name ist jüdisch, es handelt sich um den Vornamen  „Getge“ oder „Gitel“. Wahrscheinlich wohnt die Frau in Hanau. Stoffe: werden auch sonst in Hanau gekauft, zum Beispiel 7 ½ Ellen Stoff für Handtücher  (II 12.11.1864).

Einen Rock für sich selber kauft Heinrich Huhn  am 21.11. 1864 für 5 Gulden 20 Kreuzer in Bürgel:

An Kappen hat Heinrich Huhn plötzlich einen hohen Verbrauch: Sie sind relativ teuer im Vergleich zu anderen Kleidungsstücken. Waren die Kappen erst Mode geworden? Am 13. Dezember 1862 kauft er eine Kappe für 54 Kreuzer, am 5. Mai 1866 in Hanau eine neue Kappe für 1 Gulden, am 19. Oktober 1867 in Hanau eine neue Kappe für 54 Kreuzer.

Geschlafen wird auf  einem Unterbett und Strohsack (II 10.07.1850). Die Unterwäsche ist aus Wolle (!): Am 12. November 1870 wird Wollezeug zum Unterhemd in Hanau gekauft für 1 Gulden 24 Kreuzer. Am 14. November 1867 kauft er in Hanau eine wollene Unterhose für sich.

Schuhe kauft man beim örtlichen Schuhmacher Koch (Lutherstraße 5), auf dem Berger Markt ((II 03.06.1851 und II 01.09.1868 und öfter), bei Grimm in Bischofsheim (II 05.09.1868) oder Bauscher in Bischofsheim (II 20. 08.1865) oder in Hanau (II 18.12.1852) oder auf dem Mühlheimer Markt (II 11.11.1853) oder auch in Frankfurt (II 15.098.1862).

Schuhe repariert Peter Koch, (II 07.101849 und II 03.08.1851). Vor allem die Kinder brauchen oft neue Schuhe.

 

Waren des täglichen Bedarfs

Hausgeräte und andere Waren des täglichen Bedarfs kauft man vielfach von anderen Einwohnern und bei Haushaltsauflösungen. Dazu kommen Käufe in auswärtigen Geschäften:

 

Frankfurt: Hanf (II 16.01. 1850 und (II 14.09.1865 und öfter)(natürlich kein Hanf für Rauschgift, sondern für Kleidung), Oberrock (II 13.09.1952) (Überrock im Gegensatz zum Wams, der dann mehr eine Weste ist).

 

Hanau: Ferkel (auf dem Markt), Eimer  (II 07.09.1850), Eisentiegel (II 12.10.1850),

Überrock zur Konfirmation ( 02.04.1854), gestrickter Wams (II 16.01.1855), Mehl (II 22.01.1853 und öfter), Schaufel (II 14.021851), Säge (Eisenhändler Koch) (II 28.03.1854),

 „Gebrau Treber“ (also Rückstand vom Brauen, wohl als Viehfutter ) (II 22.01.1855), Jochriemen (II 21.04. 1855), Blecheimer (II 20. 09. 1862), Lampe (II 11 01. 1868), Kaffeemühle (!)  (II 04.05.1861), Gießkanne (22.04.1865), steinerner Schweinetrog 90 Zentimeter lang (II 08.11.1864), neuer  Zuber (hölzerne Wanne)  (II  11.12. 1849 und  II 03.11.1866 und öfter),

Schaufel (II 17.11.1866).

 

Daß Heinrich Huhn selber aber mit Eisen oder Eisenwaren gehandelt habe  (Ankauf und Verkauf),  ist doch wohl übertrieben. Am 12. März 1860 kauft er von Johannes Krieg für 40 Kreuzer ein Waage, die er dem Kaspar Weifenbach für 44 Kreuzer weiter verkauft. Die weiteste Geschäftsbeziehung geht 1870 nach Friedrichsdorf im Taunus, wo von einer Frau Fessel mehrfach Kleidung und Stoff bezogen wird (II 21.01. und 03.03.1870).

 

Mehl für Brot wird immer wieder in Hanau gekauft, entweder beim Bäcker oder auch direkt in der Kanalmühl (II 28.05.1855), wohl der Herrenmühle in der Nordstraße. Interessanterweise ist es beim Bäcker etwas billiger als in der Mühle (der Bäcker erhielt wohl Rabatt von der Mühle).

Öl kauft der Sohn Peter Huhn am 14. November 1856 in der Ölmühle in Hanau (6 Maß Öl), aus Frankfurt bringt Heinrich Huhn ein Maß Öl mit (II 07.11.1864) und am 20. November 1865 ist er in Niederdorfelden in der Ölmühle.

 

Baumaterial

Backsteine kauft man in Ostheim (II 20.05.18685 und 11.06.1869), Kalk in Bischofsheim (II 31.05.1869), Dielen und Latten in  Hanau ((II 03.11.1866 und II 18.05 1869), Holz in Hanau (28.08.1869). Bevorzugter Holzhändler ist Müller in Hanau: Am 10. Juni 1856 kauft Heinrich Huhn  sechs Tannen-Stämme für 19 Gulden und. 26 Latten für 1 Gulden 26 Kreuzer. Noch gegen Ende seines Lebens hat Heinrich Huhn offenbar ein größeres Bauvorhaben vor, denn er kauft 1869  tausend Ziegel von Johann Wenzel aus Hainstadt und bezahlt sie am 7. Februar 1870 mit 11 Gulden.

 

 

Verschiedene Ereignisse nach dem Datum geordnet

 

1850

 

24.02.

Der Ausschuß ist auf dem Rathaus gewählt worden

13.03. 

 Die preußische Landwehr ist nach Wetzlar abgezogen                 

20.03.

Die Stücke im Kleewiesenwald sind verpachtet worden

05.04.

Eine Kompanie des 3. Regiments aus Hanau wurde einquartiert und zog am 10.05. wieder ab

22.05.

Philipp Stein zum Bürgermeister gewählt, am 04.06. verpflichtet, Vergütung jährlich 100 Gulden und Freiheit von der Fron

13.06.

Johannes Strohl auf dem Rathaus zum Ortsrat gewählt

06.

Pfarrer Faber nach Marköbel verzogen

21.07.

Badische Truppen nach Preußen abgezogen, jeweils etwa 95 - 100 Mann am 21.22.23. 25.7. mit jeweils 40-49 Pferden

28.07.

Pfarrer Pauli hat die erste Predigt gehalten, am 6.8. ist er von Nauheim kommend in Hochstadt eingezogen

19.08

386 Backsteine vom Main geholt, über die Fähre in (Groß-) Steinheim [also wahrscheinlich aus Dietesheim]

06.09.

7. Kompanie des 3.Regiments für 7 Tage einquartiert

30.09

5. Kompanie des Garderegiments einquartiert

30.10.

1.und 2. Kompanie der Garde mit 12 Offizieren und 70 Soldaten einquartiert, am 20.12. wieder abgezogen

10.10.

Weinlese, die Trauben waren schlecht

24.12.

Fruchtbares Jahr, alles gut geraten, nur der Wein nicht

 

1851

 

05.02.

Wie jedes Jahr 5 Feldschützen gewählt

20.02.

Erstes Regiment wieder nach Kassel abgezogen, Verpflegungsgeld erst im Mai 1852 ausgezahlt.

30.04

6. Kompanie des 3. Regiments einquartiert bis 7.6.

19.05.

Schweine zum ersten Mal ausgetrieben

07.06.

2. Kompanie einquartiert (bis 10.7.)

10.07.

5. Kompanie einquartiert

01.08.

Schulleiter Henning pensioniert, behält aber Wohnung im Pfarrhaus und Gartenstück im Bückling für 192 Gulden. Der Lehrer Zinkhan wird eingeführt

10.08

4. Kompanie einquartiert, am 13.8. sind sie mit 112 Mann und 6 Offizieren wieder in Hanau eingerückt

12.12.

Holz im Herrenwäldchen verlost, pro Interessent gibt es 18 Wellen Eiche und ½  Viertel Dickes und 8 Weiden an der Kuhbrücke

16.12.

Jakob Bauer hat für 1 Gulden 30 Kreuzer die Brücke am Untertor ausgeputzt (wohl den Graben unter der Brücke)

20.12.

Frucht einigermaßen geraten, allerdings viele Gebunde Korn und wenig Körner, die Sommerfrucht ziemlich gut geraten, der Wein aber ganz schlecht

 

Schulhausneubau 1852:

 Die Gemeinde hat mit dem Heinrich Heckert dessen Haus mit dem ehemals lutherischen Schulhaus getauscht. Heckert bekommt 200 Gulden heraus. Das alte Schulhaus wird an Philipp Bechert auf Abbruch verkauft für 200 Gulden (ohne Ziegel, Latten, Fundament und Ofen), das andere Haus wird an Wilhelm Schales und Johannes Strohl für 90 Gulden verkauft (ohne Ziegel Latten und Einrichtung). Am 28. Mai wird die Einrichtung verkauft. Maurer decken Ziegel und Latten ab. Heinrich Huhn kauft sich ein Fenster für 10 Kreuzer. Am 28. Mai werden die ersten Mauersteine von Dietesheim angefahren. Am 14. Juni werden die Verträge geschlossen:

Maurerarbeiten Jacob Bauer                        1.600 Gulden

Zimmerarbeit Johannes Hensel        1.645 Gulden

Schreinerarbeit Philipp Stein               794 Gulden

Steinhauer Adelmann (?)                     649 Gulden

Glaser Gerhard aus Hanau                  226 Gulden

Schlosser Busch von Hanau                 272 Gulden

Weißbinder                                          429 Gulden

Dachdecker                                          270 Gulden

Spengler                                                 57 Gulden

Am 17. Juli ist die Grundsteinlegung. Eingemauert wird eine Flasche 1846er Wein, zwei Silbergroschen Hessischer Prägung und eine Liste aller Oberbehörden und des Ortsvorstandes.

 

1852

 

10.05.

In der Gemeinde ist das erste Mal ausgeschellt worden

15.08

Schreiner Philipp Stein als Gemeinderat im Landratsamt verpflichtet.

26.10

Weinlese. Heinrich Huhn gibt 9 Viertel Trauben an Michael Weber

13.11.

Bürgermeister Stein hat 1.136 Reichsthaler 22 Silbergroschen vom Landratsamt erhalten [zur Verteilung an die Einwohner] für die Einquartierung des Garderegiments vom 1.10. - 19. Dezember 1850. Am 20. Mai desgleichen für das 1 .Regiment vom 20. Dezember 1850 bis 19. Febraur.1951.

03.12

862 Einwohner in Hochstadt

 

Frucht und Futter sind gut gewesen, aber nicht viel Obst, der Wein mittelmäßig geraten

 

1853

 

01.01

Johannes Eibelshäuser hat den Kuhhirtendienst für 28 Malter Mehl angenommen

13.01.

Die Jagd ist für 6 Jahre an einen Frankfurter verpachtet worden, die 911 Gulden hat er sofort bezahlt. Der Vertrag wurde aber 1854 wieder aufgehoben, und am 31.3. wurden 800 Gulden wieder zurückgezahlt

01.05.

Adam Seitz (?) von Dörnigheim ist als 1. Schullehrer in der Kirche vorgestellt worden

12.07.

Einweihung des neuen Schulhauses. Der Landrat und der Sekretär waren zugegen. Die Schulkinder haben Weck und jeder Ortsbürger einen Schoppen Wein bekommen

16.08

 Die Unterdörfer Weth bis an das Haus von Jacob Strahl und die Oberweth werden ausgeputzt

08.11

Weinlese, die Trauben waren schlecht

25.11.

Huhn erscheint als Zeuge vor dem Kriminalgericht in Hanau wegen des Steuererhebers Fritz aus Dörnigheim

Dezember

: Frucht, Futter und Obst gut geraten, Wein und Kartoffeln nicht gut

 

1854

 

30.01.

Für den Ausschuß sind 8 Mann gewählt worden: Bürgermeister Stein, Johannes Weber, Johannes Strohl, Wilhelm Schales, Philipp Stein, Michael Weber, Georg Mankel, Karl Schmidt

04.02.

Flurbezeichnung „An der Fahrgaß“

08.02.

Der Gemeindediener wird am Landgericht verpflichtet

03.03

Ein Mann aus Züntersbach, der einen Juden umgebracht hat, wird in Hanau hingerichtet

09.03.

In Bruchköbel ist eine Scheune abgebrannt; die Spritze und die

erste Ratte der Feuerwehr haben geholfen beim Löschen

15.03.

Die 6 Ortsräte sind gewählt worden: Johannes Weber, Georg Mankel, Johannes Strohl, Karl Schmidt, Wilhelm Schales, Philipp Stein; am 28. März werden sie verpflichtet

20.03.

Bäume am Kalkhaus gesetzt

05.04.

Schullehrer Müller im Landratsamt pensioniert. Schulkandidat Claus von Windecken hat den Dienst angetreten

10.04.

Der Ausschuß wurde ergänzt: drei Mann kommen zum ständigen Ausschuß, drei zum zweiten Ausschuß dazu

18.05.

Ein Zimmererlehrling bekommt am Tag 15 Kreuzer und das Mittagessen, der Lohn steigert sich im Laufe der drei Jahre etwas

08.06.

Anstelle von Bürgermeister Stein wird Philipp Rödiger in den ständigen Ausschuß gewählt; Peter Wagner ist Vorsteher und Peter Brosch Stellvertreter

Juni

Ein Stück der Weid ist von 70 Leuten „chaussiert“ worden, jeder mußte 6 Fuß machen

19.07.

Zwei Landmesser haben das Land aufgenommen und haben im Hartigfeld und im Dorfelderfeld angefangen und bis 11. April 1856 gearbeitet

30.10.

Johannes Hensel hat seine Güter und das Haus verkauft.

20.11.

Die zwei Landmesser sind wieder nach Hanau gezogen, ein dritter hat in Wachenbuchen gewohnt, weil er das Kalkhausfeld zu vermessen hatte

06.12.

Johannes Hensel hat alles verkauft und ist mit Familie nach Sotzbach ins Oberland gezogen

09.12

Michael Weber wurde als Bürgermeister verpflichtet, der frühere Bürgermeister Stein kam zum zweiten Ausschuß

 

Die Frucht war so ziemlich geraten, das Obst und der Wein aber ganz schlecht, die Kartoffel ganz schlecht

 

1855

 

08.01.

Holz im Schmalhorn verlost: 1 ½  Viertel Scheitholz und 18 Wellen

27.01.

Kaspar Kraft nach Reichenbach gezogen

14.02

Doktor Merz und Apotheker Beyer in Hanau (31.3.1855)

01.03.

Johannes Heckert nach Sotzbach gezogen

08.03.

Kaspar Koch als Ortsrat verpflichtet

23.08.

Schullehrer Zeiß erhält ein Gebund Gerste zum Glockensichling

10.11.

Stück am Niederfeld im Kleewiesenwald ist mit Eichel und Weizen eingesät

06.11

Weinlese; Trauben gut, aber wenig, das Viertel wurde für 40 Kreuzer verkauft

03.12.

1855: Hochstadt hat 836 Einwohner: 155 Ehepaare, 15 Witwer, 41 Witwen,

118 ledige Männer, 122 Jungen unter 14 Jahren, 112 ledige Frauen und

118 Mädchen unter 14 Jahren, insgesamt 836 (siehe auch 23.12.1855)

 

1856

 

18.02.

Philipp Schlägel erhält von der Gemeinde 26 Gulden fürs Maulwurfsfangen

01.05.

Die Frau des Peter Eibelshäuser, eine geborene Fix, wurde als Hebamme auf der Polizei in Hanau verpflichtet. Vorher hat sie drei Monate in Marburg gelernt. Ihr erster Kind war die Tochter Peter Rohns

16.06.

Die Vermessungskarten liegen aus bis 16.7.1856

06.11

Weinlese, Trauben schlecht und wenig

17.11.

Schuhe kann man auf dem Berger und Mühlheimer Markt kaufen

09.12

: Schulmeister Zeiß erhält zu Ostern einen Laib Brot, im August 1857 durch ein Kind überbracht

 

1857

 

26.08.

Brunnen am Haus von Daniel Burger und Andreas Sch. ausgeputzt, Peter Fischer hat dafür 4 Gulden 15 Kreuzer bekommen

21.10.

Weinlese, Trauben gut, aber sehr wenig

11.11.

Im Zusammenhang mit der Eheschließung geht man zum Amt nach Hanau um Grundstücke auf den Sohn umschreiben zu lassen. Als Brautgabe werden 4 Äcker (59 Ruthen) und ein Bettuch gegeben

31.12.

Der Schullehrer erhält auch an Weihnachten einen Laib Brot

 

1858

 

01.04.

Philipp Stohl hat sein Hausgerät verkauft

06.05.

Brand in Roßdorf, die Spritze und die 1.und 2. Rotte sind ausgerückt

13.07.

Doktor Merz in Hanau, nimmt Ratenzahlung bis 1859 an

29.07.

Doktor Saksatski (?) und zwei Apotheker in Hanau

28.08.

Schließung der Weinberge

05.09.

Die Orgel war unter Pfarrer Pauli von dem Orgelbauer Helwig in Hanau auf die Chorbühne versetzt worden (Empore). Nun wurde sie durch den Orgelbauer Degenhart in Hanau an ihre alte Stelle gesetzt. Die Einwohner haben dafür gesammelt.

 

Pfarrer Pauli wurde, als er an Michaelis das Abendmahl halten sollte, so krank im Kopf, daß er keine Kirche mehr halten konnte und ihm aus Hanau ein Gehilfe namens Stark (?) gegeben wurde

19.10.

Weinlese, Trauben gut

03.12

Volkszählung: 798 Einwohner

 

1859

 

05.06.

Im Schindkautenwald hat sich ein Mann aus Hättenhausen in Bayern erschossen, Vertreter des Amtes und der Doktor Gies waren zur Untersuchung da

14.08.

Brand in Rumpenheim, die Spritze und die 2. Rotte waren von nachmittags

bis zum anderen Mittags dort

25.08.

Für eine verstorbene Kuh zahlt die Versicherung 35 Gulden und (vom Händler) 8 Gulden für die Haut

01.09.

Weinberge geschlossen

08.09.

Brand in Roßdorf, die 3. Rotte bis Mittelbuchen ausgerückt

19.10.

Weinlese, Trauben gut und genug

 

1860

Für die Viehkasse werden 35 Gulden 37 Kreuzer erhoben

 

1861

 

01.01.

Gemeindediener und Tagwächter wird Kaspar Eibelshäuser

11.01.

Ein Heinrich Nolde wird auf dem Richtplatz bei Hanau hingerichtet

 

Der Sandhof in Hanau liefert, Kalk, Backsteine, Sandplatten

24.03

Johannes Weber in den Ortsrat gewählt anstelle von Wilhelm Schales

01.05.

Schullehrer Johannes Müller ist aus Hailer nach Hochstadt gekommen und am 5. Mai in der Kirche vorgestellt worden

04.05.

Schmalhorn das zweite Mal mit Tannensamen eingesät

Frühjahr

Johannes Weber kommt in den Gemeinderat und Peter Weber in den Ausschuß

30.08.

Weinberge geschlossen

23.09.

Pfarrer Emmel von Seckbach zugezogen und am 29. September vorgestellt

24.09.

abends in Bergen 2 Scheunen abgebrannt, die 1. Rotte und die Spritze dort

15.10.

Weinlese, sehr wenig Trauben

03.12.

797 Einwohner

 

Im Jahr 1861 hat Heinrich Huhn 7 mal mit der Hand gefront und ist zweimal gefahren.

 

Im Nachsommer ist das Pfarrhaus neu gebaut worden

 

Es hat gar kein Obst gegeben, die Winterfrucht ist gut geraten, das Kurzfutter haben die Mäuse sehr gefressen

 

1862

 

22.08.

Brand in Oberissigheim, die 2. Rotte war dort.

30.08.

Weinberge geschlossen, am 9. Oktober Weinlese

20.11.

Fahrt zur Ölmühle (in Niederdorfelden?).(vgl. 20.11.1865)

 

1863

 

19.05.

Der Geometer Pabst hat die Messung abgeschlossen. Heinrich Huhn hat vom Jahre 1859 bis 1863 geholfen und 10.978 Steine gesetzt und pro Stück zwei Kreuzer erhalten, insgesamt 400 Gulden

22.09.

Besuch beim Arzt Gies in Hanau

28.09.

Brand in Oberdorfelden, die 3.Rotte war dort.

17.09.

Schullehrer Orth von Gronau nach Hochstadt gezogen

28.10.

Weinlese.

 

 

1864

 

15.03

Die Schweine zum ersten Mal im Jahr mit der Herde ausgetrieben

03.11

Weinlese, Trauben sehr schlecht

 

 

1865

 

09.06.

Missionsfest mit 159 Gulden Kollekte

04.10.

Weinlese, Trauben gut, die Ohm wurde zu 48 Gulden verkauft

23.11.

: Jagd verpachtet

 

1866

 

24.06.

Für die Einquartierung von zwei Mann vom Jägerbataillon werden 2 Gulden und 36 Kreuzer vergütet (bis 30.6.1866)

07.07.

Einquartierung durch Großherzogtum Hessen bis 19.7.1866

16.07.

Einrücken der Preußen in Frankfurt

17.07.

Einquartierung von Preußen bis 21.7.1866., auch 24.8.-29.8. und 13.9 .- 15.9.

27.10.

Weinlese, Huhns Ernte betrug 7 ½  Viertel.

 

1867

 

04.01.

 Festlaibbrot von Christtag 1866 geliefert

23.01

Brand in Wachenbuchen beim Bäcker Lottig, eine Scheune abgebrannt, die 1. Rotte war dort

28.01.

Besuch beim Arzt Gies in Hanau

14.05.

Brand in Dörnigheim, 2. und 3. Rotte war dort

12.07.

Vier Haufen Steine von Wilhelmsbad in den Kalkhausweg gefahren

06.11.

Weinlese, 4 Viertel geerntet

 

1868

 

14.01.

Dem Bäcker Philipp Koch ein Viertel Tannenholz für 3 Gulden verkauft

20.01

Durch den Ortsvorstand wurde eine Kollekte für die Hungersnot in Ostpreußen erhoben

29.04.

Vom Leineweber in Oberdorfelden für 13 Pfund Leinen und 3 3/4 Pfund Baumwolle etwas über 55 Ellen Tuch erhalten

02.10.

Weinlese, Trauben gut und viel, 30 Viertel geerntet

18.10.

In Bischofsheim Scheune abgebrannt, am gleichen Abend in Bruchköbel eine Scheune abgebrannt, kurz darauf in Bergen zwei Scheunen abgebrannt, am 18.11. ein Brand in Bischofsheim

 

1869

 

11.09.

Weinberge geschlossen, 26. Oktober Weinlese, 23 ½ m Viertel geerntet

. 11.11

Der Tag ist dieses Jahr das erste Mal gefeiert worden (Anlaß?)

 

Heinrich Huhn hat eine gelbe Kuh und eine „Bleß“ (rot-braune Kuh)

09.07.

Es werden 5 Morgen 13 Ruthen Staatsweinberg und Baumstücke für 1.659 Thaler verkauft (Der Verkauf von Staatsweinberg und Baumstücken wird nebeneinander erwähnt, weil hier ein Hinweis vorliegt auf den Übergang vom Weinbau zum Obstbau).

 

1870

 

28.09.

Weinberge geschlossen, 26. Oktober Weinlese, 11 Viertel geerntet

 

1871

 

18.02.

Bruchbinde von Neubert in Hanau bezogen für 2 Gulden 2 Kreuzer

 

Steine wurden aufgesetzt in der Straße und am Jägerschlag (Richtung Hanau?)

 

Die Einträge gehen bis Ende August 1871. Nicht erwähnt werden der „Sturm auf Hochstadt“ durch die Turner (schon 1848), die Besetzung durch die Preußen wird nur indirekt erwähnt, der Krieg 1870 - 1871 überhaupt nicht.

 

 

Preise

 

Immobilien

5 Morgen 13 Ruthen Weinberg

1.653   Gulden

10 Ruthen auf der Kleewiese

     12,5 Taler

11 Ruthen am Untertor

     33,5 Gulden

Pacht für 6 Jahre (Backofenstück)

  8 Gulden 50 Kreuzer

Pacht für 3 Jahre (Kleewiese)

  5 Gulden

Haus

2.480 Thaler

Haus

4.015 Thaler

Haus

1.700 Gulden

Haus

2.140 Gulden

 

Baumaterial

Eichenstamm

  6 Gulden 35 Kreuzer

50 Russensteine (Backsteine)

39 Kreuzer

400 Ziegel

  3 Gulden 12 Kreuzer

276 Pfund Eisen                                                        pro Pfund

  5 Kreuzer

Fenster von Glaser Fix

  2 Gulden

Stube weißen

  1 Gulden 30 Kreuzer

Brandkasse

  4  bis 58 Kreuzer

¼  Tannenholz

  3 Gulden

 

Vieh

Kuh

40 - 60 Gulden

Kalb (14 Tage alt)

 

  8 -12 Gulden, Durchschnitt 12- 13 Gulden, bis zu 17 Gulden je nach Alter

Zwei Ferkel

  3 Gulden 30 Kreuzer bis zu 10 Gulden 12 Kreuzer, auf dem Hanauer Markt teurer als auf den Dörfern

Schweine

20 Gulden bis 41 Gulden, Durchschnitt 30 Gulden

Ziege

  5 Gulden

6 Pfund Rindfleisch

42 Kreuzer

5,5 Pfund Rindfleisch

  1 Gulden 6 Kreuzer

 

Feldfrüchte

Malter Weizen

15 Gulden 30 Kreuzer

Malter Hafer

  4 Gulden 10 Kreuzer

2 Simmer Mehl

  2 Gulden

8 Gescheid Mehl für Brot

  1 Gulden 15 Kreuzer

6 - Pfund - Brot

26 Kreuzer

310 Pfund Äpfel

  8 Gulden 15 Kreuzer

Malter Äpfel

  3 Gulden   3 Kreuzer

Zentner Birnen

  1 Gulden 30 Kreuzer

Viertel Wein

              36 - 40 Kreuzer

 

Ackergeräte

Pflug

5 Gulden

Schaufelpflug

4 Gulden 12 Kreuzer

Macherlohn für einen Pflug

5 Gulden 50 Kreuzer

Hacke

1 Gulden   4 Kreuzer

Mistgabel

12 Kreuzer

Steinerner Schweinetrog

  1 Gulden 12 Kreuzer

 

Kleidung

1 Pfund Wolle

                45 Kreuzer

1 Biberlaken

2 Gulden 30 Kreuzer

1 Überrock (in Frankfurt gekauft)

4 Gulden 30 Kreuzer

1 Kleid

11 Gulden 30 Kreuzer

1 Wollunterhose

1 Gulden 30 Kreuzer

1 Kinderwams (Blautuch)

1 Gulden 20 Kreuzer

1 Paar Männerschuhe

4 Gulden 30 Kreuzer

1 Paar Frauenschuhe

2 Gulden

1 Paar Kinderschuhe

                40 Kreuzer

Schuhe vom Berger Markt

1 Gulden 40 Kreuzer

Stiefel besohlen

                44 Kreuzer

Tausch mit dem Leineweber in Oberdorfeiden: 18 Pfund Leinen und 4 Pfund Baumwolle getauscht für 65 Ellen Stoff

 

Einrichtungsgegenstände

Küchenschrank

3 Gulden 20 Kreuzer

Tisch

4 Gulden 30 Kreuzer

Macherlohn für ein Ehebett

1 Gulden 18 Kreuzer

Backwanne

1 Gulden 8 Kreuzer

Kuchenblech

                20 Kreuzer

Kaffeemühle

                34 Kreuzer

Faß

3 Gulden 36 Kreuzer

Zuber (hölzerne Wanne)

                28 Kreuzer

Blecheimer

                42 Kreuzer

Eimer

                10 Kreuzer

Gießkanne

                46 Kreuzer

 

Medizin

Arzthonorar   

3 Gulden 34 Kreuzer

Bruchbinde von Neubert in Hanau

2 Gulden 2 Kreuzer

Sarg

3 Gulden

 

 

Sonstiges

 

Gebühr für ein Eheverlöbnis

24 Kreuzer

Vergütung für einen Lehrling

15 Kreuzer am Tag und das Mittagessen frei

     

 

Aus diesen Angaben kann man einiges über die Bezugsquellen ersehen: Am Ort gab es den Bäcker Philipp Koch, den Schreiner Daubert (Sargtischler) und den Wagner Philipp Lind. In Wachenbuchen gab es den Glaser Fix, in Oberdorfelden einen Leineweber und in Niederdorfelden die Ölmühle. Auf dem Berger Markt kauft man in der Regel die Schuhe (einmal auch in Mühlheim), einen Überrock dagegen besorgt man sich in Frankfurt. Arzt und Apotheker gibt es in Hanau, auch eine Art Sanitätshaus (wo man eine Bruchbinde bekommen kann). Außerdem gibt es in Hanau einen Eisenhändler.

Bei Holzarbeiten stellt man oft das Material selber, zum Beispiel für ein Ehebett oder für einen Ackerwagen (z.B. Speichen, Rungen, Sprossen, Spangen, Leitern).

 

 

 

Gustav Schäfer, Pfarrer

Tagebuch

 

Gustav Christian Ludwig Schäfer: 1882 bis 1990.

Er ist geboren am 20. Oktober 1830 in Marburg als Sohn des Kaufmanns Konrad Schäfer in Marburg. Nach dem Studium in Marburg und der Ordination am 22. Januar 1854 durch Konsistorialrat Carl in der Johanniskirche in Hanau wird er zunächst Pfarrverweser in Ravolz­hausen.

Danach ist er der Zweite Pfarrer und Rektor in Wächtersbach und Pfarrer in Aufenau bei Gelnhausen. Verheiratet ist er seit 1863 in Marburg (laut Genealogieprogramm am 20.10.1874) mit Henriette Caroline Amalie Andreae aus Wächtersbach. Sie ist geboren am 31.8.1840 in Wächtersbach, gestorben 15.11.1912 in Schlierbach. Mit ihr hat er zwei Kinder, die aber nicht in Hochstadt geboren sind.

 

Von Oktober 1882 bis 1900 ist er Pfarrer in Hochstadt. Durch Beschluß des Konsistoriums in Kassel vom 15. Juni 1882 wird er zum Pfarrer in Hochstadt bestellt. Er wird eingeführt durch Superintendent Wenzel aus Hanau am 8. Oktober 1882. In den hiesigen Dienst tritt er ein am 1. Oktober 1882. Im Oktober 1887 entbindet das Konsistorium den Hochstädter Pfarrer von Hilfsleistungen in der Kirchengemeinde Wachenbuchen. Die Beiträge zur Pfarrwitwenkasse für 1896 werden von der Kirchenkasse übernommen, doch das soll ohne Verbindlichkeit für die kommenden Jahre sein.

 

Er

 

hat ein Tagebuch geschrieben, beginnend am 16. September des Jahres 1864 und reichend bis 1895. Im ersten Teil beschreibt er seine Zeit in Wächtersbach und Aufenau.

Ehe er  nach Hochstadt kommt sind seine  zwei Söhne an Scharlach erkrankt. Besonders um das Leben des jüngeren Sohns Wilhelm bangen die Eltern. Anfang Februar 1882 war es besonders schlimm. Der ältere Sohn Ludwig hat es nicht so schlimm und nahm auch brav seine Arznei, so daß er bald wieder gesund wurde. Bei Wilhelm bleib Schwerhörigkeit zurück, die von einem Arzt in Frankfurt behandelt wurde.

Am 18. April 1882 bewarb er sich um die freie Pfarrstelle zu Hochstadt, nachdem er in der Woche vorher sich Kirche und Pfarrhaus angesehen hatte.

Durch Schreiben des Konsistoriums in Kassel vom 15. Juni 1882 wurde er zum Pfarrer der durch den  Tod des Metropolitans Emmel erledigten Pfarrei Hochstadt in der Klasse Bergen ernannt. Am 12. Juli war er in Hochstadt, um die neue Gemeinde persönlich zu begrüßen. Die Leute waren sehr freundlich und hießen ihn recht herzlich willkommen. Am 18.Juli reiste er mit Frau und Sohn Ludwig nach Hochstadt, um das Pfarrhaus zu zeigen.

 

Am 10. September hielt er in der Betschule Orb seinen Abschiedsgottesdienst. Die Gemeinde überreichte ihm ein Bild „Das Abendmahl des Herrn“ von Leonardo da Vinci. Am 17. September hielt er seinen Abschiedsgottesdienst in der Gemeinde Salmünster. Die Gemeinde überreichte ihm  einen silbernen Becher mit eingravierter Widmung als Dank.

 

In der Woche vom 17. bis 23. September verpackten die Familie alles, was in Kisten verpackt werden mußte. Am Freitag, dem 22. September, hielt er in Aufenau seinen Abschiedsgottesdienst.  Montag, dem 25. September, wurde der Möbelwagen geladen und ging nachmittags ab. Am 26. September reisten Frau und Kinder und die Schwägerin Louise mit Zug 7 Uhr 15 morgens nach Hochstadt ab. Er selbst verlud im Verlauf des Vormittags die übrigen Möbel auf Bauerwagen und ließ sie auf den Bahnhof schaffen. Dort wurden sie in einen Güterwagen geladen, der 12 Uhr abging.

Am Mittwoch, dem 27. September kam Metropolitan Manns zur Übergabe der Akten und Inventare. Am Dienstag, dem 27. September machte er seinen Abschiedsbesuch in Neundorf und Aufenau und reiste Freitag, den 29. September vormittags mit dem Zug 10 Uhr 48 nach Hanau ab. Dort nahm er sich auf  dem Ostbahnhof eine Droschke und kam gegen 2 Uhr nachmittags glücklich in seinem neuen Daheim des Pfarrhauses zu Hochstadt an. Am Sonntag, dem 1. Oktober  begann seine Dienstzeit in Hochstadt. Er besuchte die Lehrer Orth und Claus, der nachmittags in der Kirche Lesegottesdienste gehalten hatte, dem er beiwohnte

In der Woche vom 1. bis 7. Oktober wurden dann die Vorbereitungen zur Einführung gemacht.

Am 8. Oktober fand seine Einführung in Hochstadt durch Herrn Superintendenten Wendel in Hanau statt. Die Assistenz leisteten die Kollegen Hartmann in Bischofsheim und Biscamp in Dörnigheim. Seiner Einführungsrede hatte der Herr Superintendent die Worte des Herrn an Simon Petrus: „Hast du mich lieber als diese mich haben?“ zugrunde gelegt. Nach Absingung des Liedes „Eins ist Noth, ach Herr dies eine“ betrat Schäfer zum ersten Mal die Kanzel und predigte über 1. Kor 4, 1-5: „Dafür halte uns jedermann!“. Als Thema stellte er auf: „Ich trete unter euch als ein Diener Christi. Haushalter über Gottes Geheimnisse!“ Zum Schlusse des Gottesdienstes nach der Predigt trug der hiesige Gesangverein „Liederkranz“ das Lied vor: „Harre meine Seele, harre des Herrn, alles ihm befehle, hilft er doch so gern!“ Nach Absingung dieses Liedes sprach Kollege Biscamp den Segen. Eine kurze Schilderung der Einführung brachte der Hanauer Anzeiger in seiner Nummer 235 des Jahrgangs 1882, datiert vom Montag, dem 9. Oktober 1882.

Nach dem Einführungsgottesdienst fand im Pfarrhaus ein Mittagessen statt, zu dem außer dem Herrn Superintendenten und seinen beiden Assistenten auch die beiden Lehrer Orth und Claus, den Bürgermeister Weber, die beiden Kirchenältesten Rödiger und Rohn sowie die sechs Gemeinderäte geladen waren. Außerdem hatte Schäfer auch den Landrat Schrötter sowie den Bau-Inspektor Arnold  in Hanau eingeladen, von denen aber nur der letztere erschienen war.

Der Vorwinter charakterisierte sich durch viel Regenwetter und in Folge dessen durch viel Hochwasser auch im Maintal. Eine weitere Folge davon war, daß man sehr häuslich sein mußte und fast nicht einmal die nötigen Spaziergänge machen konnte. Am 27. November war das Hochwasser beinahe bis zu der Höhe dessen von 1845.

Am Heiligen Abend und am Silvesterabend hielt Schäfer Abendgottesdienste, die zahlreich besucht wurden. Solche Gottesdienste waren bisher hier nicht gehalten worden und waren etwas ganz Neues für die hiesigen Leute. Nach dem Abendgottesdienste des Silvester verbrachten er und seine Frau den Rest des Abends noch allein im ernsten Gespräch und erinnerten sich daran, wie manch schwere Stunde das alte Jahr durch die Erkrankung der Kinder  gebracht hatte, wie Gott der Herr so gnädig durch diese hindurch geholfen; sie baten darum, daß Gott auch ferner seine Gnade über ihnen walten lassen möge.

 

Pfarrer Schäfer war natürlich kaisertreu wie alle damaligen Pfarrer. In seinem privaten Tagebuch notiert er die Geburt eines Urenkels des Kaisers Wilhelm. Er vermerkt den Tod Kaiser Wilhelms I. am 9. März 1888 und den Tod Friedrichs III. am 16. Juni.

Im Herbste 1883 und zwar im September fand in der hiesigen Gegend das diesjährige Kaisermanöver statt, das unter den Augen des Kaisers Wilhelm verlief. Derselbe residierte während desselben in Homburg im Taunus und dort fand auch die Kaiserparade  des ganzen 11. Armeecorps statt. Dieselbe fand an einem Freitage statt. Dem folgten am Samstag, Montag, Dienstag und Mittwoch vier Manövertage. Die letzten drei Manövertage wohnte Schäfer den Manövern bei. Am letzten Tage wurde auch die Gemarkung Hochstadt vom  Manöver berührt. Im Lohfeld oben unter der Kleinen Lohe stand die Artillerie des Ostkorps und beschoß von da Bergen, wo das Manöver am letzen Tage mit dessen Einnahme endete.

Zwei Tage nach Beendigung des Manövers fand am 28. und 29. September die Enthüllung  des Niederwaldenkmals bei Rüdesheim am Rhein statt, welcher der Kaiser, die Generäle, die Kriegervereine, ferner Deputierte aus ganz Deutschland beiwohnten. Zugleich kam hierbei ein großartig angelegtes Verbrechen zutage: Anarchisten hatten Minen gelegt, dieselben mit Pulver gefüllt, um Denkmal und Festgäste in die Luft zu sprengen. Doch wurde das Verbrechen noch rechtzeitig vereitelt.

Am 10. und 11. November wurde das Andenken an die 1483 erfolgte Geburt des Martin Luthers gefeiert, und zwar mit kirchlichen Schulfeiern.

Am 22. März wurde die Majestät, der Kaiser Wilhelm 90 Jahre alt, ein seltener Fall. Der Geburtstag wurde deshalb auch an allen Orten im Deutschen Reich sehr gefeiert. Hier in Hochstadt geschah es durch eine kirchliche Feier, Schulfeier, Fackelzug am Abend und danach einer Art Festkommers des Kriegervereins. Es war der Fackelzug der erste, welcher hier in Hochstadt gehalten wurde, soweit die Leute sich entsinnen können.

Am 18. April 1887 trat der Sohn Ludwig in das Gymnasium zu Hanau ein und zwar in die Quinta. Kost und Logis erhielt er bei Herrn Konrektor Krause, Oberlehrer am dortigen Gymnasium. Am 2. Juli kam er heim, um die an diesem Tag begonnenen Brunnenfeiern zu erleben

[Es wird sich dabei wohl um eine Feier in Hochstadt handeln, von der aber sonst nichts weiter bekannt ist].

Am 6. Juli nachmittags ging er nach Hanau in das Kränzchen der Pfarrer der Klasse Bücherthal, holte dann in Kesselstadtseine Frau ab und erkrankte abends zu Hause. Es überfiel ihn erst arger Frost, dann Hitze. Am 9. Juli ließ er den Arzt holen, Sanitätsrath Sunkel, der die Krankheit  als Lungenentzündung bezeichnete. Nach 8 Tagen wurde die Krankheit jedoch heftiger, da eine Rippenfellentzündung nachfolgte, die ihn körperlich sehr angriff und herunter brachte. Erst am 8. August durfte er zum ersten Male eine Stunde außer Bett sein, am 15. August führte ihn seine Frau zum ersten Male wieder zum Obertor hinaus und am 22. August fuhr er mit der Bahn zum ersten Male nach Hanau, um dort den Arzt zu aufzusuchen.

 

Am 30. August reiste seine Frau mit ihm nach Wiesbaden über Lorsbach, Eppstein und Niedern­hausen. Die Fahrt durchs Lorsbacher Thal war sehr schön. Sie kamen gegen ½ 1 Uhr mittags in Wiesbaden glücklich an. Zunächst gingen sie in den Kölnischen Hof, um dort zu Mittag zu essen. Das Diner in einem anderen Restaurant war zwar sehr ausgewählt, aber beide verdorben sich den Magen daran, so daß sie noch den folgenden Tag hindurch Beschwerden hatten. Im Römerbad wurde Quartier genommen.

Am 31.August, dem Geburtstag der Frau, besuchte gegen Mittag Bruder Louis und Evchen von Frankfurt aus das Ehepaar. Sie aßen zu Mittag zusammen im Römerbad, dann gingen sie zu Rodrian, machten gegen Abend noch einen Gang  in den Kurgarten und reisten gegen neun

9 Uhr wieder nach Frankfurt zurück.

Am 2. September fuhren sie morgens nach Biebrich und wollten den Tag am Rhein zubringen; es fing jedoch gegen 11 Uhr heftig an zu regnen und sie kehrten deshalb um 12 Uhr wieder nach Wiesbaden zurück, wo sie den Nachmittag noch zu einem Spaziergang verwendeten.

Am 3. September kehrten sie wieder von Wiesbaden nach Hochstadt zurück, da beide eingesehen hatten, daß Wiesbaden bei seinen weiten Entfernungen und bei seiner damaligen, noch sehr intensiven Körperschwäche durchaus kein geeigneter Kurort sei. Sie fuhren morgens 11 Uhr von Wiesbaden ab und kamen gegen 1 Uhr in Frankfurt und mittags 3 Uhr in Hochstadt an.

Vom 1. November an wurde er von seinen bisherigen Hilfeleistungen in der Pfarrei Wachenbuchen entbunden, was sehr wohltätig für ihn war, da die lange schwere Krankheit und seine geringe körperliche Leistungsfähigkeit sich doch immer noch geltend machte.

Am 14. Januar 1888 brach Schäfer sich durch einen Fall im Hausgärtchen das linke Wadenbein und mußte acht Tage ganz still liegen und danach aber noch Wochen lang das Zimmer hüten. Der Winter war deshalb für ihn sehr trübe, umso mehr, als auch die Winterzeit sehr lange anhielt.

 

Am 29. April 1889 trat unser Wilhelm in das Gymnasium zu Hanau ein und zwar in die Quarta. Am 29. März 1890 (Ostern)  wurde Ludwig in die Obertertia,  Wilhelm in die Untertertia versetzt. Am  21. März 1891 begannen die Osterferien. Wilhelm wurde in die Obertertia versetzt, Ludwig blieb leider in derselben zurück, was sehr unangenehm war, so daß beide sich jetzt in derselben Klasse befanden. Am 9. April 1892 begannen die Osterferien des Gymnasiums zu Hanau. Ludwig und Wilhelm wurden beide in die Untersekunda versetzt.

 

Am 12. Juni 1892 fand die zweite Generalkirchenvisitation in der Klasse Bergen durch den Generalsuperintendenten Fuchs statt. Derselbe kam tags vorher, wohnte im Pfarrhaus, hielt am 12. Juni, einem Sonntag, die Visitation in Hochstadt und am folgenden Tage in Bischofsheim die Konferenz der Geistlichen der Klasse. Am 14.Juli fand dann die Konferenz der Pfarrer der Generaldiözese Hanau zu Gelnhausen statt. Am 9. August war die Einführung des neu ernannten Superintendenten Wiederhold, dem ersten Pfarrer an der Johanneskirche zu Hanau, durch den Generalsuperintendenten Fuchs. Am 18. August war die diesjährige Diözesansynode in der Marienkirche zu Hanau.

 

Am 10. September 1892 trat Ludwig aus der Untersekunda des Gymnasiums zu Hanau aus [10. Klasse], um in das zu Büdingen  überzutreten. Das fiel dem Vater sehr schwer, da er von der Quinta an dem Gymnasium in Hanau angehört hatte und eine Trennung der beiden Brüder hierdurch notwendig wurde. Am  Montag, dem 12., kam Ludwig abends von Hanau nach Hochstadt, um seine Sachen zum Umzug nach Büdingen zu ordnen. Am 18. September reiste Ludwig mit zwei Jungen aus Dörnigheim nach Büdingen und wurde Montag, den 19., in die Untersekunda des dortigen Gymnasiums aufgenommen. Er bezog Wohnung und Kost bei der Witwe des Postsekretärs Witzel. Am 24. September begannen die Herbstferien auf dem Gymnasium zu Hanau; Wilhelm kam an diesem Tage heim. Am zehnten Oktober1892 begann das Wintersemester auf dem Gymnasium zu Hanau. Wilhelm bezog mit Beginn des Semesters Wohnung und Kost bei Zahlmeister Wagner in Hanau

 

Ludwig und Wilhelm kamen, um die gesamten Ferien im Vaterhause zuzubringen. Beide brachten gute Zeugnisse mit und waren deshalb vergnügt angekommen. Die Ferientage wurden im häuslichen Kreise verlebt und das alte Jahr in aller Stille beschlossen.

 

Am 5. Januar 1893 begann in Büdingen wieder  Unterricht im Gymnasium und Ludwig mußte deshalb  am 4.Januar schon wieder dorthin abreisen. Wilhelm mußte leider noch 14 Tage bis zum 22. Januar hier bleiben, da er an Mumps erkrankt war. Er ging erst am 22. Januar wieder nach Hanau ab. In der Woche des 12. Februar machte Wilhelm auf dem Gymnasium zu Hanau ein sehr stattliches Abschlußexamen.

Am 16. März 1893 kam Wilhelm morgens von Hanau unerwartet überbrachte die uns  sehr erfreuende Nachricht, daß er im mündlichen Abschlußexamen von allen Unterrichtsgegenständen gänzlich befreit worden sei [weil seine sonstigen Leistungen so gut waren]. Am 17. März kam Ludwig von Büdingen, brachte ein gutes Zeugnis mit heim, die Versetzung nach Obersekunda war Berechtigung zum „Einjährigen Dienst“ [nur einjährige Dienstzeit beim  Militär].

 

Am 30. Juni 1893 fand die Diözesankonferenz zu Gelnhausen statt, auf der Schäfer den erbaulichen Vortrag zu halten hatte.

Am 3. September 1893 wurde der Sedantag kirchlich gefeiert in der gewohnten Weise.

 

Ostern 1894 wurden zu Ostern Ludwig und Wilhelm in die Prima versetzt, der erstere des Gymnasiums zu Büdingen, der Letztere in die des Gymnasiums zu Haunau. Ersterer fing mit  Beginn des Sommersemesters 1894/95 auch den Unterricht im Hebräischen an, trat jedoch Herbst1894 leider wieder aus demselben aus, da er erklärte, nicht Theologie studieren zu wollen, was für den Vater sehr betrübend war. Ludwig brachte ein in den fremden Sprachen sehr schwaches Zeugnis mit, was dem Vater sehr unangenehm war. Wilhelm dagegen hatte ein befriedigendes.

 

Das Jahr 1895 begann mit mehreren Sorgen. Bald nach Winterbeginn der Schule erkrankte Wilhelm in Hanau am 12. Januar in hohem Grade an Masern, so daß  meine Frau drei Wochen zu seiner Pflege zubringen mußte und Wilhelm sechs Wochen die Schule versäumte. Darauf mußte Schäfer selbst von einem hartnäckigen Brustkatarrh fast 4 Wochen belästigt. Danach erkrankte seine Frau auf einige Tage an einem Anflug von Grippe, so daß das ganze erste Vierteljahr mit Erkrankungen verlief.

Hinzu kamen sehr unangenehme Verhandlungen mit Ludwig, der seine Nicht-Verset­zung in die Oberprima fürchtete, weshalb er das  Gymnasium kündigen und ebenfalls wieder austreten wollte.

Er war ganz auf die Wahl eines Berufs konzentriert und unter diesen Erwägungen nahte das Ende. Am Freitag, dem 29. März, kam Ludwig aus Büdingen, war nicht in die Oberprima versetzt und brachte eins ehr schwaches Zeugnis. Er selbst sehr aufgeregt und niedergeschlagen. Nur es erhob sich nun von neuem die Frage, ob Ludwig kündigen, bleiben oder aber besser austreten solle. Am 17. April reiste Ludwig nach Büdingen, um seinen Austritt aus dem dortigen Gymnasium zu erklären. Mit schwerem Herzen gab ich meine Einwilligung dazu.

Am 6. April kam Wilhelm aus Hanau in die Osterferien  und war leider  infolge des langen Schulversäumnisses durch seinen Krankheit auch nicht versetzt, was ebenfalls sehr verdrießlich war. Wilhelm konnte einem leid tun, da er nach seiner Krankheit allen Fleiß angewendet hatte, um das Versäumte wieder aufzuholen. Am Montag, dem 22. April, ging Wilhelm wieder nach Hanau ab zum Antritt des Schuljahres 1895/96.

Ludwig dagegen verweilte noch in Hochstadt, um eine Antwort des Landeskurators Freiherrn von Riedesel abzuwarten darüber, ob es möglich sei, Ludwig auf Grund seiner Schulzeugnisse für den gehobenen Dienst der hessischen Landesverwaltung zu zu lassen. Da die Nachricht nicht eintraf, mußte Schäfer am 25. April nach Kassel, um sich persönlich zu erkundigen und  fuhr am 27. wieder hierher zurück. Er erhielt dort eine Antwort vom  Landesdirektor, datiert am 25. April Nr. 739, worin sich derselbe bereit erklärte, Ludwig auf Grund seiner Schulzeugnisse alsbald nach seiner Bewerbung notieren zu lassen. Zugleich fügte er die „Allgemeinen Bestimmungen zur Annahme von Anwärtern“ bei. Ludwig sandte darauf in der folgenden Woche seine Bewerbung um Notierung als Anwärter. Darauf erfolgte vom 4. Mai eine Zuschrift des Herrn Landesdirektors, worin derselbe mitteilte, daß er Ludwig in das Verzeichnis der Anwärter habe eintragen lassen.

 

Am Ende seiner Amtszeit kommt es zu einer Auseinandersetzung über die Besoldung des Pfarrers. Der Pfarrer legt am 18. August 1899 eine Abrechnung vor mit einem Abfindungsbetrag von 746 Mark. Falls der Ertrag des Holzes aus dem Hanauer Forst aber höher ist als angenommen, möchte er die Differenz noch nachgezahlt haben. Das Presbyterium will zu diesem Zweck eine Anleihe verkaufen.

Nach einem Schlaganfall ist Schäfer längere Zeit leidend und wird durch Pfarrvikar Volkwein und Pfarrer Wörner aus Dörnigheim unterstützt. Ab 16. November 1899 setzt das Konsistorium den Pfarramtskandidaten Volkwein als Pfarrgehilfen des erkrankten Pfarrers Schäfer ein (deshalb ist er längere Zeit nicht bei den Presbyteriumssitzungen dabei, wahrscheinlich aber sein Vertreter Volkwein). Am 4. August 1900 stirbt er in Hochstadt. Schäfers Witwe hinterläßt das Pfarrhaus in einem sehr schmutzigen Zustand, so daß der Kirchenvorstand die Kosten für die Reinigung übernehmen muß.

 

 

Emil Zimmermann

Ausschnitte

Zimmermann „Hanau Stadt und Land“, 2. Auflage, 1917

 

Im 16. Jahrhundert war Hochstadt ein Guldenecken, aber ohne Marktrecht und hatte etwa 550 bis 600 Einwohner. Die älteste der im Geschichtsvereins-Archiv aufbewahrten Bürgermeister-Rechnungen von Hochstadt ist von 1584/85, Michaelis beginnend und endend. Der nachfolgenden Zusammenstellung liegen die lückenhaft erhaltenen Rechnungen bis in die Zeiten des 30jährigen Krieges zu Grunde, und zwar folgende Jahrgänge: 1585, 1590, 1592, 1596, 1599, 1600,.1603, 1605, 1607, 1608, 1616, 1617, 1618, 1622 und später. Von 1618 an gehen die Rechnungen vom 1. Jan. bis 31. Dezember.

 

A. Einnahmen (1585):

(1.) Beede (Grundsteuer „von denen Hofraiten, Feldgütern, Wasser und Weide“)

a) inheimische Beede: von 118 Einwohnern 273 Gulden  23 Schilling.

b) ausheimische Beede (von Ausmärkern, d. h. Fremden, welche in Hochstädter Gemarkung Grundstücke besaßen): von Groschlag von 32 Einwohnern 20 Gulden 13 Schillinge 6 Pfennige (von 1600 an kommt der Name des Ortes nicht mehr in den Rechnungen vor); von Dörnigheim 29 Gulden 2 Schillinge; von Wachenbuchen 23 Gulden 4 Schillinge; von Mittelbuchen 8 Schillinge; von Hanau 8 Gulden 4 Schillinge; von Roßdorf 5 Schillinge 8 Pfennige; von Kesselstadt 1 Gulden 7 Schillinge; von Frankfurt 4 Gulden 5 Schillinge 7 Pfennige; von Bergen 12 Schillinge 2 Pfennige; von Bischofsheim 1 Gulden 16 Schillinge 7 Pfennige; Summa aller ausländischen Beede 78 Gulden 12 Schillinge 2 Pfennige.

(2.) Gemein oder ständige Zins (Grund- oder Hauszins von Gemeinde-Eigentum): von 73 Einwohnern zu Hochstadt und einigen in benachbarten Orten, zusammen 6 Gulden 12 Schillinge

(3.) Landgeld auf Hochstädter Beede, auch als „Übersatz von der inheimischen Beede“ bezeichnet, beträgt von jedem Gulden 12 Pfennige, im Ganzen 15 Gulden 3 Schillinge Es kam in die Landkiste des Bücherthals, diente also zur Bestreitung der Verwaltungskosten des Amtsbezirkes u. dgl.

(4.) Zins- und Pachtgelder, sowie sonstige Erlöse aus dem Gemeinde-Grundbesitz:

a) Wiesen und Gärten; das Heu in der langen Weide bringt 8 Gulden, in andern Jahren jedoch das Doppelte, 1622 sogar 25 Gulden ein; das Obst in der oberen Schied vor der Unterpforte, etwa 2 Gulden; 1623: Zins vom Schulgarten bei der Unterpforte 1 Gulden 22 Schillinge

b) Wald; für das Fallholz:                                                     9 Gulden 1622 dagegen 81 Gulden.

c) Weiden; für die Bindeweiden in der Leimenkaut:           5 Gulden.

d) Miete vom Rathaus-Boden:                                              5 bis 6 Gulden.

e) Hauszins von der Gemeinde-Herberge:                           9 bis 14 Gulden.

f) Von der Mehlwage (erst von 1602 an): Die „Mehlelß“ gibt das Jahr einen Gulden in die Gemeinde.

(5.) Bußen: Forststrafen und Rügegeld etwa 15 Gulden. Daß einmal keine Bußen eingegangen seien, scheint nie vorgekommen zu sein, denn als 1726 die Wachenbuchener in ihrer Rechnung angaben, es seien keine Strafgelder gefallen, schrieb der Rechnungs-Revisor darunter: „ist onglaublich, der Schütz aber ist todt“.

(6.) Verdienst am Wein- (und Bier-)schank. Wie für Hanau bildete auch für Hochstadt der Weinschank eine große Einnahmequelle. 1585 liefern zwar die Weinmeister nur 33 Gulden ab, 1590 dagegen 133 und 1596 sogar 120 Gulden.

(7.) Weggeld (von den Durchfahrenden) beträgt etwa 15 Gulden. Im 30jährigen Krieg wurde das Weggeld verpachtet, so 1634 dem Gemeindewirt um 70 Gulden.

(8.) Judengeld, auch „Statutengeld“ genannt, beträgt von den 4 Juden (Familien) zusammen 4 Gulden. Im Jahre 1603 wohnen 5 Juden (Familien), 1607 sind es 6, 1615 bis 1634 dagegen nur 2 Familien in Hochstadt. Im Jahre 1623 heißt es in der Rechnung: „3 Gulden 18 Schillinge von Juden empfangen, so auß der Judengassen (zu Hanau) wegen Pestzeit nacher Hochstadt gezogen, alda eine Zeitlang wohnen“. Von 1635 bis 1639 wohnten keine Juden in Hochstadt, es heißt in den Rechnungen: Weil unsere 2 Juden in Hanau wohnen, ist kein Geld von ihnen empfangen worden.

(9.) Einzugsgeld: Von neu Hinzuziehenden „vor den Inzuegk“ zweieinhalb Gulden. Ein solches Ereignis kommt jedoch selten vor; 1605 zahlt einer für den Inzug 5 Gulden, 1617 eine Ehepaar 6 Gulden, „sie ist aus der Herrschaft, er aber in der Herrschaft bürtig“. Im Jahre  1618 waren die meisten Zuziehenden und zwar sechs Personen, respektive Familien; fünf von diesen zahlen zwei und eine vier Gulden.

(10.) Erlös für abgängig gewordene Zuchttiere: Im Jahre 1585 nichts.

(11.) Außerordentliche Umlagen für besondere Zwecke, wie Kriegs- und Türkensteuer, herrschaftliche Bausteuer u. s. w. (vgl. außerordentliche Ausgaben).

(12.) Insgemein: Im Jahre 1618 erhält die Gemeinde 22 Gulden „von samentlichen Junkern von Carben wegen des Bischofsheimer Streits".

 

Die Gesamt-Einnahmen belaufen sich 1584/85 auf 495 Gulden. Neue Einnahmequellen verschaffte sich notgedrungen erst die Gemeinde Hochstadt während des 30jährigen Krieges und zwar richtete sie 1628 eine Kalkbrennerei ein und verkaufte in demselben Jahr auch einen Teil ihres Waldes und zwar für 610 Gulden. Die Einnahme für den Kalk betrug 510 Gulden, hierauf ruhten jedoch etwa die Hälfte Unkosten, der Bau des Kalkofens kostete allein 44 Gulden. Im Jahre 1632 betrug der Reingewinn am Kalk 200 Gulden. Auch Eckerngeld wurde nach dem 30jährigen Krieg unter den Nachbarn erhoben. Noch später kamen neue Steuern: „das ohnständig Dienstgeld und die halbe Beed“ hinzu, ersteres haftete auf dem Mann, die halbe Beede aber wurde von den Feldgütern erhoben. Ferner kamen später: Wachtgeld, Pfründ- und Hirtenlohn, Mastungsgeld, Beitrag zu den Kriminalkosten, Römergeld u. a. mehr.

 

B. Ausgaben (1585):

(1.) Abgaben an die Herrschaft (den Staat):

a) Beede:         223 Gulden

b) Atzgeld:      7 bis 12 Gulden

c) Kalbgeld:     9 Schillinge

d) ständiges Ungeld vom Weinschank: 4 Gulden; außerdem erhielt die Herrschaft noch von den Weinmeistern für jedes verzapfte Fuder Wein 3 Gulden und für jede Ohm Bier 5 Albus Ungeld;

e) „Geschworenen-Hafer“: 16 Achtel im Werte von 18 bis 22 Gulden. Im Jahre 1608 liefern die Nachbarn (=Einwohner)  45 Achtel „Beedehafer“.

Unter die Abgaben an die Herrschaft sind auch die unter Nr. 14 aufgeführte Kriegssteuer und Türkenschatzung zu zählen.

Das Atzgeld ist die Ablösung von dem Recht des freien Atzes der Herrschaft, doch wurde nach wie vor von derselben der freie Atz bei einem Aufenthalte oder Durchfahrt durch den Ort beansprucht.

Von 1608 an kommen zu den herrschaftlichen Abgaben auch die Beiträge zur hohen Landesschule; sie betrugen in dem genannten Jahre 47 ½ Gulden. Um die Abgabe aufzubringen, wurden besteuert: Wein, von jeder jungen Maß 1 Heller, ferner außer Land verkaufter Wein, verkaufte Frucht, die Hochzeitstische, Erbschaftsteilungen, Kaufkontrakte u. s. w.. Der ständige Beitrag aus dem Gemeindesäckel zur hohen Schule betrug jährlich 4Gulden.

(2.) Landgeld. Der „Übersatz von der Beede in die Landkiste des Bücherthals“ betrug 11 Gulden

(3.) Besoldungen. Es bezogen:

a) der Schultheiß 8 Gulden „für seine Freiheit“

b) der „Beisaß“ (Schöffe des Landgerichts) 8 Gulden „für seine Freiheit“

c) die beiden Bürgermeister 6 Gulden zu Jahrlohn

d) der gemeine Schreiber von allen Schreiben durchs Jahr 6 Gulden; später heißt es: 6 Gulden dem Landschreiber vor seine Besoldung aus der Gemeinde und 1 Gulden dem gemein Schreiber vom Manual zu halten

e) der Büttel (öfter „Püdel“ geschrieben): 4 Gulden

f) die beiden Pförtner zusammen 9 Gulden, der „oberste“ d, h. derjenige der Oberpforte  4, der an der Unterpforte 5 Gulden; später wurde für beide Thore nur ein Pförtner bestellt, welcher 6 Gulden erhielt. Von 1616 an kommt noch hinzu 3 ¼ Gulden „von dem hanauischen Schlag außer Hochstadt uff und zu zu thun“. Eine Ausgabe für die Nachtwacht kommt nicht vor.

(4.) Abgabe an andere Beamte:

a) dem Mehlwieger von der Mehlwaage 4 Gulden;

b) dem Gemeindewirt für die Wegzeichen auszugeben und das Weggeld aufzuheben 2 Gulden;

c) dem Glöckner für die Uhr zu stellen 3 Gulden und für die Weinglocke (auch Achtuhrglocke genannt, welche jedoch im Sommer um 9 Uhr zum Schließen der Schenken mahnte) und große Glocke zu läuten 3 Gulden;

d) der „Kindermutter“ 2 Gulden Hauszins; im Jahre 1600 heißt es: 2 Gulden 16 Schillinge der Ammen anstatt des Hauszinses. Dieser Posten kommt später nicht mehr vor.

 

(5.) Dem Schulmeister als Beitrag zu seiner Jahrbesoldung aus der Gemeinde 11 Gulden.

Dieser Betrag kommt erst von 1607 an in den Rechnungen vor und zwar zumeist unter „Glöckner“. Schon 1539 bat die Gemeinde Hochstadt, wie ich aus den Regierungs-Protokollen ersehen, die Herrschaft, diese möge doch ihrem Schulmeister etwas aus den „vacierenden Beneficien“ zur „Belohnung“ zuweisen. Hieraus können wir wohl schließen, daß die Schule in Hochstadt schon im 15. Jahrhundert eingerichtet worden ist [Die „vakierenden Beneficien“ sind wohl die Erträge für die drei Altäre in der Kirche in katholischer Zeit].

 

(6.) Unterhaltungskosten der öffentlichen Bauten u. a.

Die Gemeinde Hochstadt unterhielt: Das Spielhaus, das Schulhaus, die Herberge, den Glockenturm (1596 wurde von einem Weißbender aus Bergen ein Sonnenzeiger für zwei Gulden daran gemalt) mit den zwei Glocken und der Uhr, die beiden Thortürme mit dem (gewölbten) Gefängnis, die Ring­mauer mit ihren Türmen, Wege, Stege und Brücken, die „Schläge“ vor dem Ort (sie wurden besonders in den Zeiten der Frankfurter Messe im Stand gehalten), die Schützenhütte, die Ortsstraßen, den Gemeinde-Backofen und die Brotwaage, die zwei „Gemein Brunnen“ (= Gemeindebrunnen, den Spielhaus- und den Thorbrunnen); die Brunnen in der Feldmark und zu Groschlag, den „Gemein Keller“ (Darres Keller ?), den Pferdestall in der Gemeinde-Herberge, den Kuhstall bei der Schule, das „Hühnerhaus im Schulhaus“, die „Kuhtreppe“, den „Rost an der Mauer“ (wohl Friedhofsmauer), die beiden Weeden oder Tränken zu Hochstadt und zu Groschlag (letztere wurde 1590, um die Zeit, als der Ort einging, erneuert), die Feuereimer und -Leitern (letztere hingen am Pfarrhof) u. a. mehr. Auch die Kosten vom Prüfen von Maß und Gewicht rechne ich hierher: Im Jahre 1596 wurde das Brot- und Weckgewicht nach dem Hanauer Gewicht geändert. Von Krämern und Metzgern scheint nur einer vorhanden gewesen zu sein, denn es heißt 1607: „11 Schillinge verzehrt, als dem Wirt die Banden geaicht und dem Krämer und Metzgern die Gewicht uffgezogen worden“. Hier muß auch des Fronbrotes und Fronweines Erwähnung geschehen, welche die Einwohner erhielten beim Mähen des Grases in der langen Schied, beim Fahren der Steine in die Ortsstraßen, welche schon 1585 gepflastert oder gestückt waren, und bei anderen Fronarbeiten in Feld und Wald. Im Jahre 1617 gingen 2 Gulden darauf, „als der Tannenwald ist gesäet worden“.

Der Neubau der Unterpforte im Jahre 1590 kostete 129 Gulden: Treppen- und andere Hausteine wurden zu Büdingen geholt, Kalk zu Offenbach; auf dem Turm befand sich ein „Bäuelin“, wohl Stube für den Pförtner.

 

(7.) Zehrungen:

Bei folgenden Gelegenheiten wurden „Zehrungen“, wie es in den Rechnungen heißt, gehalten:

Beim Aufheben der Schatzung für 5 Gulden; beim Einfordern von „unsers gnäd. Herrn Beede“ in drei Tagen 3 Gulden; als man die „gemein-Aemter“ besetzte, nur  ½ Gulden, 1617 dagegen schon

3 ½  Gulden; als mit allen „gemein Dienern“ durchs Jahr abgerechnet, 20 Schillinge; beim Anfertigen der Rechnung 18 Schillinge; bei der Annahme des Gemeindewirts und wenn den Wirten Wein „beigelegt“ wurde; beim Dingen der Hirten und Pförtner 1 ½ Gulden; beim Vereidigen der fünf Feldschützen „für ihr Suppen alten Brauch nach“   2 Gulden, im Jahre 1618 wurden bei der letzteren Gelegenheit über 4 Gulden verzehrt; die Hirten erhielten auch „auf Hochstädter Kirbe“ ½ Viertel Wein. Beim Fegen der Brunnen und Weeden gingen über 1 ½ Gulden drauf; ebensoviel, wenn den Nachbarn das Brennholz im Wald zugewiesen wurde. Im Jahre 1590 sind „1 Gulden 8 Schillinge uffgangen, als die Säu im Spessart gebrannt worden und uf den Lehrhof geliefert“. In der Rechnung von 1599 heißt es u. a.: „28 Gulden 10 Schillinge 6 Pfennige haben 10 Personen in 10 Tagen oder zu 20 Imbßen an Kost verzehrt, vor jede Person jedes Imbß 4 albus. Außerdem 2 ½  Ohm Wein ferner in 10 Tagen zu 20 Imbßen uff 10 Personen, jedes Imbß uff einen jeden 1 Maß Wein (4 Schoppen), wie die Schatzung beschrieben“ (Imbß= Imbiß). Zu diesem letzteren Posten kommen noch Verzehrungen beim „Collaktionieren“ der Schatzung und Anfertigung der „Extracte vor jeden Guldenecken zu Köbel“, ferner zu Hanau bei Beschreibung der Schatzung und bei Lieferung der Schatzung nach Hanau, zusammen 5 Gulden 18 Schillinge. Als 1618 der neue Oberschultheiß präsentiert wurde, gingen 1½  Gulden auf die Zehrung. Ferner kommen hinzu die Zehrungen mit dem Landbereiter, wenn er amtshalber in der Gemeinde zu thun hatte; beim Abhören der Rechnungen zu Hanau in der Kanzlei; beim „inhalten des Herbsts halben“ ebenda; 1½  Gulden gehen darauf, wie der Bannwein abgeholt worden u. s. w.

Während am Ende des 16. Jahrhunderts die Ausgaben für Zehrungen noch ein bescheidenes Maß einhalten, steigen sie im 17. Jahrhundert mitunter auf das Doppelte des früheren Betrages. Im Jahre 1607 betrugen die jährlichen Zehrungskosten 59 Gulden. Gar nicht eingerechnet ist hier der aus dem Gemeinde-Weinkeller auf Gemeinde-Unkosten gezapfte Wein, welcher 1599 durchs Jahr 4 Ohm 2 Viertel oder 1312 Schoppen betrug und einen Wert von etwa 30 Gulden entsprach, wobei wiederum nicht die Verzehrungen der Weinmeister und beim Weingeschäft - die Weinschröter erhielten „der Aich halben“ sogar einen Imbs - eingerechnet sind. Da die Gesamt-Ausgaben der Gemeinde bis um 1600 im Durchschnitt etwa 550 Gulden betrugen, so kommen hiervon als ein Sechstel auf die Zehrungen. Bei aller Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit der damaligen Generation müssen wir doch sagen, daß die „Geschworenen und Nachbarn“ auf Gemeindekosten recht unbescheiden waren. Als ein Krebsschaden der früheren Zeit muß auch der Weinkauf  bezeichnet werden, welcher die Gemeinde-Ausgaben ebenfalls erhöhte.

8. Verehrungen:

Dem Pfarrherrn und dem Glöckner „auf die drei hohen Fest“ 3 Viertel Wein (48 Schoppen); den Hirten auf Hochstädter Kirbe ½ Viertel; 1 Viertel „durchs Jahr in die Kirche zum hl. Nachtmahl“ Die Verehrungen an die Schützen sind unter Schützen-Unkosten verzeichnet. Hier mag auch noch der besonderen Gelegenheiten Erwähnung geschehen, wie 1615: „1 Gulden 18 Schillinge den Jägerknechten verehret, als sie den Wolf, so gefangen worden, umher im Guldenecken getragen“ und 1616 „2½ Gulden für 3 Viertel Wein in den Pfarrhof, als der Convent gehalten worden“.

 

9. Ankauf und Unterhaltung der Zuchttiere:

6 bis 8 Gulden wurden jährlich für das Halten des „gemeinen Ochsen“ bezahlt. Der Ankauf eines „Ochsen“ erforderte gewöhnlich 8 bis 12 Gulden und geschah mitunter auf dem Hirzbacher Markt.

Die Hirten zu Hochstadt, welche dem Eber die Zähne abbrachen, erhielten hierfür ein Maß Wein. Die Pfarrherrn hatten also nicht mehr wie vor der Reformation die große Last, das Faselvieh zu halten.

 

10. Schützen-Unkosten:

Auf die Schießtage: Jeden Sonntag von Walpurgis bis Michaelis, verehrte die Gemeinde den Schützen 1 Viertel oder 16 Schoppen Wein. Zum An- und Abschießen wurde regelmäßig ein Stück Stoff, gewöhnlich 5 bis 6 Ellen Barchent für 18 bis 22 Schillinge geschenkt, im Jahre 1592 erhielten die Schützen auch auf Hochstädter Kirbe ein gleiches Geschenk. Auf Walpurgis „weisen die Nachbarn ihre Wehr“ oder Rüstung, wobei ihnen ein Imbs für etwa 2 Gulden gegeben wurde. Während die Unkosten für die Schützen - 1605 werden sie Büchsenschützen und Hellebardierer genannt – im Jahr 1585 nur 5 Gulden betrugen, waren sie 1607 schon auf 22 gestiegen und vermehrten sich beständig. Im Jahre 1596 muß eine Neuorganisation stattgefunden haben, denn Meister Simon, der Rüstmeister, lieferte die neue Fahne gen Hochstadt und auf der Leuchte und im Bücherthal fand ein großes Fest statt, wobei man für 18 Gulden verzehrte. Im Jahre 1599 wurde zu Hochstadt ein Hauptschießen gehalten, über welches es in der Rechnung heißt: „6 Gulden aus der Gemein an den zween Ochsen zum Besten gegeben, wurden contribuirt“. Ferner heißt es in derselben Rechnung: „3 Gulden 15 Schillinge 5 Heller zu unterschiedlichen malen das Jahr über, wann Meister Simon und Hans Kester von Rodheim die unserge, auch Dörnigheim, Kestedter und andere dazu gehörige Guldeneckenschützen gemustert und unterwiesen“. Im Jahre  1605 wurde die Schützenordnung erneuert und 1608 hielt Graf Philipp Ludwig II auf der Berger Leuchte eine Musterung, wobei für 7 Gulden „uffgangen“. Der Rottmeister erhielt 20 Heller für jeden der sechs Schießtage im Jahre 1607. Wenn die Schützen „uffs Schießen“ nach andern Orten zogen, so gab ihnen die Gemeinde 1½  bis 2 Gulden „Inleggeld“ mit. Wie bescheiden sind hier die Hochstädter (und auch die Hanauer) Schützen zu nennen!

 

11. Unterstützungen an Arme und Kranke:

Die Ausgaben „um Gotteswillen“ betrugen jährlich 3 bis 10 Gulden. Wir finden unter den Unterstützten: Schüler, Landsknechte, vertriebene Pfarrer u. s. w. In dem Bürgermeister-Manual von 1605 sind die Ausgaben detailliert, woraus ich einige Beispiele anführe: 4 Albus einem armen Krüppel, so seine Wegsteuer nit wol haben kann, 3 Schilling 1 Heller einem armen Mann gesteuert, dem der liebe Gott zwei junge Söhn bescheert; 3 Batzen einem schadhaftigen Mann; 14 Schillinge 6 Heller einer armen Kindbetterin gesteuert, so uff die vier Wochen bei Peter Zink gelegen; ferner werden 3 vertriebene Pfarrer unterstützt. Im Jahre 1608 heißt es: „9 Schillinge 6 Heller einem vom Adel gesteuert, so vom Türken gefangen worden“; im Jahre 1585 kostete eine arme Frau zu begraben, „so unterm gemeinen Haus (Spielhaus) krank gelegen“ 1 Gulden.

 

12. Zinsen (Pension) für entliehenes Geld und Abtragung des Kapitals:

Der Zinsfuß ist immer 5 Prozent. 1585 beträgt die Pension 7 ½ Gulden in die Präsenz Hanau. Beständig steigt von da an die Zinsenlast der Gemeinde. Im Jahre 1591 kommen hinzu 10 Gulden Pension an die Karmeliter zu Frankfurt, 1599 wiederum 10 Gulden an das Bartholomäusstift, so daß die Gemeinde 400 Gulden Schulden hatte, im Jahre 1605 waren es sogar 730. Von da ab wurde das Kapital bis zum Beginn des 30jährigen Krieges zum größten Teil zurückgezahlt; der furchtbare Krieg jedoch stürzte die Gemeinde wiederum in hohe Schulden.

Wie zu ersehen, sind es hauptsächlich die Klöster, Stifter und Präsenzen, welche damals die Bankhäuser waren und Geldgeschäfte betrieben; auch die Spitäler sind häufig in der Lage Geld auszuleihen, wie ich schon bei dem Hanauer Spital erwähnt habe. Man wendete sich umso lieber an solche Anstalten, weil man mit den Juden nichts zu tun haben wollte. Ganz mit Unrecht aber macht man jenen Anstalten einen Vorwurf aus ihrem Rentenleihgeschäft, wenn man diesen Ausdruck für gelegentliches Ausleihen zumeist kleiner Summen, um welche sie angegangen worden waren, anwenden darf. Warum sollte das vorhandene Bargeld nicht nutzbringend auch von geistlichen Instituten angelegt werden.

 

13. Außerordentliche Ausgaben:

Hierher rechne ich die Hülfe bei den herrschaftlichen Jagden, die Beisteuer zum herrschaftlichen Schloßbau, Geschenke an die Herrschaft bei Hochzeit, Taufe u.s.w., die Zehrungen bei Huldigungen oder beim Durchritt des Grafen durch die Gemeinde, bei welcher Gelegenheit mit den Hakenbüchsen von den Pforten geschossen wurde u. a.

Im Jahre 1596 wurden zu der Hochzeit des Grafen Philipp Ludwig II immerhin 31 Gulden beigesteuert, im Jahre 1605 waren es 35 Gulden zum Bau des Hanauer Schloßturmes. Die Hilfe bei den Jagden bestand gewöhnlich in Frondiensten, doch kommen auch Unkosten auf die Gemeinde, z. B. 1600: „10 Schillinge 7 Heller hat der Herrschaft Vogler bei uns verzehrt, wie er etliche Rebhühner gefangen; 2 Gulden 4 Schillinge 3 Heller an Essenspeiß und 2 Viertel Wein, die Maß zu 5 Albus, uf die Leuchten hinaußgetragen wie .... Graf Philipps Ludwig und Graf Albrecht daselbst gejagt“. Ferner gehören hierher die Ausgaben an die Landscheider beim Prüfen und Regeln der Grenzen des Gemeindegrundbesitzes und Setzen von „Marksteinen“ in Feld und Wald; im Jahre 1585 verdienten dieselben in der Gemein 3 Gulden 16 Schillinge und 1608 über 15 Gulden. Auch die Beisteuer an abgehende herrschaftliche Beamte gehört hierher, so 1603: „6 Gulden dem gewesenen Ober-Schultheißen Johann Friedrich Löschern geben auf Befehl der Herrn Räte“. Nachfolgende Ausgabe dürfte vielleicht auch hier angegeben werden: „21 Schillinge 3 Heller etlichen Büchsenschützen für 2 Viertel Wein geben, uf des Ober-Schultheißen Bescheid, die er mit sich in der Nacht nacher Groschlag (unterhalb Hochstadt gelegen) genommen, als die Schöffen des höfischen Gerichts den Schultheißen-Imbs gehalten“. Es ist vielleicht das letzte zu Groschlag gehaltene höfische Gericht im Jahre 1600, denn der kleine Ort ging kurz darauf ein.

 

14. Kriegssteuer (Kontribution), Türkenschatzung und Kriegskosten:

Die Summen der beiden ersteren gehen nicht aus den Bürgermeister-Rechnungen hervor, da besondere Kontributions- und Schatzungslisten geführt wurden. Nur die beim Ansetzen und Aufheben dieser Steuern entstandenen Zehrungskosten sind verzeichnet, so 1591: „2 Gulden 7 Schillinge 2 Heller verzehrt, als der Stadtschreiber zu Hanaw beneben Jörg Vöglern die Nawarische Krieger-Zehrung bey unß gesetzt und beschrieben hat“. Die Kriegskosten, welche die Gemeinde Hochstadt hatte, lassen sich aus den Rechnungen ersehen. Die „Contribution zur König. Schwed. Casse“ betrug 1632 immerhin 624 Gulden.

 

15. Insgemein.

Hülfe bei Feuersbrünsten, beim Brunnenfegen u. dgl. Die Nachbarn erhielten beim Fegen der Ortsbrunnen 18 Schillinge zu vertrinken, die fünf Feldschützen bekamen für das Fegen der Brunnen in Hochstädter Terminei 16 Schillinge. Auch die Kosten für Anfertigen der Bürgermeister-Rechnung durch den Hanauer Stadtschreiber und für Abhören derselben durch die Kanzleiräte (2 Taler oder 3 Gulden) gehören hierher, ebenso der Gulden, welchen der Pfarrer „für S. Johannis-Evangelium zu predigen“ erhielt, und das Huhn, welches demselben und dem Bürgermeister aus der Gemeindeherberge zu errichten war. Hierher gehören auch die den Gemeinden im 18. Jahrhundert auferlegten Lieferungen von Rabeneiern oder Rabenfängen und Spatzenköpfen

Das von dem Pfarrer zu predigende St. Johannis-Evangelium ist von mir früher (S. 218) für die auf den Johannistag abgehaltene, nach der Reformation beibehaltene kirchliche Feier erklärt worden. Inzwischen habe ich mich überzeugt, daß diese Angabe nicht zutreffend zu sein scheint. In einer Urkunde von 1458 (Mitteil. d. Oberhess. Geschichts-Ver. N. F. VIII, S. 197) welche über Streitigkeiten zwischen der Gemeinde Schotten und ihrem Pfarrherrn Johann Usener handelt, wird gesagt, es solle der Pastor zu gewöhnlichen Zeiten St. Johannis-Evangelium nach der Messe in der Kirche singen oder lesen und auf die heiligen Sonntage das Weihwasser und Salz segnen. Es scheint demnach, daß damals das heutzutage am Schlusse der Messe von dem Pfarrer auf der Evangeliumseite des. Altars gelesene Johannis-Evangelium noch nicht ein fester Bestandteil der Messe gewesen ist, sonst hätte der Pfarrer ohne Vergütung und ohne Mahnung es lesen müssen. Da zu Hochstadt die Vergütung (aus der Gemeindekasse!) für das „Johannis-Evangelium zu predigen“ noch in der Rechnung von 1700 (weiter reichen meine Quellen nicht) vorkommt, so hat man demnach dasselbe auch im evangelischen Gottesdienst beibehalten, wenn man nicht annehmen will, daß der Pfarrer später noch den Gulden bekam, ohne das zu tun, wofür er honoriert wurde.

Da die Gemeinde den Feuerläufern eine Verehrung gab, so finden wir sehr häufig Leute in die weitentlegensten Orte zu den Bränden laufen, vielleicht nicht immer, um zu helfen, sondern öfter blos der kleinen Spende wegen. In nachfolgendem gebe ich von einigen Jahren eine Zusammenstellung der Brände, bei welchen man von Hochstadt aus Hülfe leistete: 1590 Dörnigheim, Ostheim, Ravolzhausen; 1592 Auheim und Rendel; 1596 Florstadt, Rüdigheim, Wachenbuchen, Bruderdiebach und Griesheim; 1599 Heldenbergen; 1600 Bruchköbel und Bergen; 1603 Praunheim; 1605 Offenbach; 1616 Wachenbuchen, Rembrücken, Enkheim, Mittelbuchen und Niederrad; 1617 Seulberg; 1618 Obernhofen. Im Jahre 1592 wurde die Feuerordnung von neuem gesetzt und beschrieben. Im Jahre 1726 wurde für das Amt Bücherthal eine Feuerspritze angeschafft, der Anteil der Gemeinde Wachenbuchen an den Kosten betrug 34 Gulden. Jeder einziehende neue Nachbar hatte einen ledernen Eimer „in natura“ in die Gemeinde zu liefern.

 

Um eine Übersicht über die Bilanz im Haushalt der Gemeinde Hochstadt zu haben, folgen hier die Einnahmen und Ausgaben einiger Jahre (in Gulden):

Jahr

1585

1592

1599

1608

1616

1622

1624

1649

1657

1675

Einnahmen

495

545

453

783

773

608

366

3004

1537

1386

Ausgaben

414

539

536

770

728

554

574

2998

1556

1393

 

Wie ersichtlich, bewegte sich am Ende des 16. Jahrhunderts die Summe im Durchschnitt auf 500 Gulden jährliche Einnahme und Aus­gabe, hundert Jahre später betrug sie das Dreifache, der Zeit des Dreißigjährigen Krieges nicht zu gedenken. Vergleichen wir zum Schlusse bei dem städtischen und ländlichen Haushalt die Abgaben an die Herrschaft. Wie gering ist die Abgabe der Stadt! Der Flecken Hochstadt hatte um die Mitte des 16. Jahr­hunderts kaum die Hälfte der Einwohnerzahl Hanaus und mußte weit über das Doppelte an Steuern entrichten. Die zu entrichtende Beede der anderen Hanauischen Orte an die Herrschaft blieb immer die gleiche und betrug am Ende des 15. Jahrhunderts ebensoviel, wie am Ende des 18. Jahrhunderts, nur während des Dreißigjährigen Krieges kommen selbstverständlich Ausnahmen vor.

 

Allgemeine Zustände Hochstadts vom 15. bis 17. Jahrhundert

Hochstadt gehörte zum Land- oder Centgericht Hanau, dem Amt Bücherthal, dessen größter Ort es war. Die Gerichts- und Gemeindeverwaltung, sowie die Ortspolizei wurde versehen durch einen (Herrschaftlichen) Schultheißen, zwei Bürgermeister, fünf oder sechs Schöffen, Geschworene genannt, einen Gemeindeschreiber - gewöhnlich war es der Schulmeister - fünf Feldschützen, zwei Pförtner, zwei Hirten, einen Büttel; weitere Beamte waren der Beisasse am Landgericht (Landgerichtsschöffe) - es war gewöhnlich der Schultheiß selbst - die beiden Weinmeister, die Landscheider, der herrschaftliche Zehnter, der Mehlwieger, der Weggeld-Einnehmer (es war der Gemeindewirt) und gewissermaßen auch die Hebamme. Die Beamten waren von den gemeinen Diensten, wie Wachen und Thorhüten, befreit. Kirche und Schule wurden durch den Pfarrherrn und den Glöckner versehen; das Glocken- und Schulamt waren fast stets vereint.

Über den Schulmeister von Hochstadt fand ich im Bescheidbuch der gräfllichen Vormünder von 1538 eine Bemerkung, welche hier als Nachtrag zu Seite 227 folgen möge: „Dem Schulmeister soll begerter Gestalt der Weingarten, Haus ec. vermög der Supplication zugestellt werden; hat ein Weib genommen, ein Wittfrau“. Armen Kindern wurden im vorigen Jahrhundert aus dem Kirchenbau die Schulscheitchen vergütet; 1770 betrug die Ausgabe für das Schulholz für fünf arme Kinder 2 Gulden.

Über die Wahl und Tätigkeit der einzelnen Gemeindebeamten ist folgendes zu sagen. Der Schultheiß vertrat die Herrschaft, der von Hochstadt auch in Groschlag, wo kein Schultheiß war. Er wurde von der Herrschaft eingesetzt und war noch im 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts gewöhnlich ein reisiger Knecht, dem die Herrschaft ein Pferd unterhielt und ihn von der Beede im Betrage von acht Gulden befreite. Hatte der Schultheiß jedoch keinen Grundbesitz, von welchem er Beede hätte zahlen müssen, so erhielt er diese acht Gulden von der Gemeinde „für seine Freiheit“, gewissermaßen als Besoldung.

Die Bürgermeister wurden aus den Schöffen gewählt und wechselten jährlich im Amt. Sie hatten die Rechnungen zu führen, die Beede- und Schatzungslisten anzufertigen und für richtige Ablieferung der Beede und Schatzung an die Herrschaft zu sorgen. Geschah letzteres nicht pünktlich, so wurden sie in Hanau in Arrest gesetzt, so z. B. 1647. Weitere 2 (?) Gulden 8 Schillinge verzehrten wir (die Bürgermeister), als wir drei Tag zu Hanau wegen der Beed im Arrest gewesen. Auch in andern Gemeinden kam dieses vor, besonders in den traurigen Zeiten des 30jährigen Krieges. Der Arrest war jedoch erträglich: „im Ochsen“, heißt es einmal; sie wurden also in Gasthäusern oder Herbergen inhaftiert, wo sie auf Gemeindekosten zehrten.

Die „geschworenen Landscheider“ bildeten eine Zunft von zumeist neun Mitgliedern; sie hatten ihre Ordnung, welche schon 1451 für die Orte des Landgerichts Hanau aufgerichtet wurde und führten Buch über ihre Entscheidungen und Gänge, sie durften sogar gerichtliche Entscheidungen in Grenzstreitigkeiten erlassen. Erschien der von ihnen vorgeladene Nachbar nicht, so verzehrten sie auf dessen Unkosten im Wirtshaus mitunter 3 bis 6 Gulden. Als sich einmal ein Nachbar von Hochstadt in der Kanzlei zu Hanau wegen Grenz- und Bauirrungen beklagte, wurde er hier ab- und an die Landscheider seiner Gemeinde zurückgewiesen.

Das älteste Landscheiderbuch von Hochstadt beginnt 1572. Der herrschaftliche „Zehender“ hatte die Aufsicht über die richtige Abgabe des Zehntens zu führen. Die Weinmeister wechselten jährlich im Amt; die Pförtner und Hirten wurden alle Jahre neu gedingt, letztere auf Petri-Tag (22.Februar).

Trotzdem Hochstadt einen oder zwei Pförtner hatte, waren doch die Ortsbürger nicht von der Pfortenhut befreit und mußten, wenn der Schultheiß sie dazu aufforderte, wachen; entfernte sich einer ohne Vorwissen des Schultheißen, so brachte derselbe ihn in der Kanzlei zu Anzeige. Nachtwächter gab es nicht; es wurde in Hochstadt wie in andern Orten damit gehalten: jeder Nachbar hatte abwechselnd die „Dorfhut“. Sogar die Witwen waren mitunter von diesem Frondienst nicht verschont.

Besondere Bekanntmachungen ließ der Schultheiß den Nachbarn durch die Schelle, oder wie es heißt, „mit läutender Glocke“, mitteilen; sämtliche Nachbar waren zu erscheinen verpflichtet. Bei feierlichen Gelegenheiten und besonderen Anlässen wurde die Gemeinde „auf der Leuchte“ zusammen berufen; hier wurden ihnen die neuen herrschaftlichen Beamten vorgestellt, neue Verordnungen bekannt gegeben und der Herrschaft gehuldigt. Auch die Gemeinde Wachenbuchen versammelte sich dort, wohl zu gleicher Zeit mit Hochstadt. Jetzt ist die Gemarkungsbezeichnung „auf der Leuchte“ in Hochstadt wenig bekannt, man versteht heute darunter einen Waldbezirk auf der Grenze des Hochstädter und des Wachenbuchener Waldes. Auf der Leuchte, 1339 uff der Luchtstat genannt, war früher ein Tannenwald, der 1611 wegen des Wildes mit einem Zaun umgeben wurde. Auch ein „See“ befand sich dort, in welchen man 1596 rund 200 „Setzling“ Fische tat; im Jahre 1585 wurde der Graben nach diesem See zu von der Nachbarschaft gemacht und „abgeworfen“, ob das Wasser hinein fließen wollen“[Mit dem „See“ ist wohl der Teufelsee nördlich der Thingstraße gemeint. Deshalb heißt die Straße ja so. Wenn die Leuchte daneben war, dann lag sie nicht an der Wachenbucher Grenze. Wenn sie dort war, dann müßte ein anderer See gemeint sein].

 

Jährlich auf den „Aschtag“ (= Aschermittwoch), gingen zu Hochstadt die „Geschworenen nach alter Gewohnheit die Bruch (Mängel) im Weinberg und Guldenecken „besichtigen; hierauf bekamen die Nachbarn - so heißen die Gemeindemitglieder – etwas „zum besten“, gewöhnlich 24 Maß Wein. Es ist dieser Umgang ein Rest des uralten Bannganges, welcher im Mittelalter überall jährlich, später alle zwei bis fünf Jahre, mit Kreuz und Fahnen um die Grenzen der Mark stattfand und oft durch die dabei vorkommenden Zehrungen der Gemeinde eher schädlich wie nützlich war. Während des 30jährigen Krieges in unsern Gemeinde vernachlässigt, wurde 1656 von den benachbarten Wachenbuchenern ein solcher Banngang oder „Abgehen der Mark“ vorgenommen, „so in 40 Jahren nit geschehen“. Danach wurde mit den Dörnigheimern 1 Ohm Bier vertrunken und ein Imbs veranstaltet.

Zweimal im Jahre wurden „Ruge gehalten“ oder „Ruge gesetzt“, d. h. Gericht über die Feld- und Waldfrevel gehalten und die Bußen festgesetzt und eingefordert. In manchen Orten wurden diese Einnahmen vertrunken. Im Jahre 1539 beschwerte sich die Gemeinde Roßdorf in der Kanzlei, daß die Buße, welche durch die Rugen eingehe, vertrunken wurde; es wäre doch besser, wenn dieselbe zum gemeinen Nutzen ihrer Dorfschaft verwendet werde. Wie sehr die Herrschaft bemüht war, gute Zucht und Ordnung auf dem Lande zu halten, ersieht man aus den 80 „Land- und Rügegerichtsfragen“, welche im vorigen Jahrhundert gedruckt den Gemeinden zugingen. Frage 45 lautete: Ob beim Auf- und Austrieb der Schafe, Wollenschaaren, Bienenschneiden, Guldenachs-rauffen und Reffen, Häuser-Aufrichten u. dgl. Zehrungen angestellet werden? Frage 46: Ob nicht offenbare Müssiggänger, Saufer, Verschwender, Schlemmer, so ihr Hauswesen zu Grund gehen lassen und demselben nicht behörig vorstehen, deßgleichen Zänker oder böse Suppliquen-Schrei­ber, so die Unterthanen zum litigiren anhetzen, oder auch Wucherer in Stadt und Amt befindlich?

 

Die Aufnahme eines neuen Ortsbürgers mußte in jedem Falle bei der Herrschaft nachgesucht und deren Genehmigung eingeholt werden, wie unter anderen folgendes Beispiel vom Jahre 1540 - aus den Regierungsprotokollen - zeigt: „Peter Spitellatz von Büdingen, Schuhmacher, begehrt in Gegenwärtigkeit des Schultheißen und etlicher Geschworenen zu Hochstadt und dieselben begehren auch mit ihm, daß er zu einem Nachbaur und Mitbürger zu Hochstadt uffgenommen moge werden, dann sie in der ganzen Gemein eines Schuhmachers hochlich von noten“ Ist der Bescheid: „Man will ihn zu Hochstadt ein Jahr lang versuchen und nachdem er sich hält, soll er auch gehalten und uffgenommen werden“.

Der zu Hochstadt verzapfte Wein war zumeist Hochstädter Gewächs, nur wenig wurde von außerhalb bezogen, von Bergen oder Hanau. Das Fuder Wein  (1 Fuder = 6 Ohm, 1 Ohm = 20 Viertel, 1 Viertel = 4 Maß oder 16 Schoppen) wurde im Einkauf mit 42 bis 56 Gulden bezahlt. Wie Konrad Appel in seiner Hochstädter Chronik (1563 - 1617) meldet, erzielte man für einen Wein, welcher im Jahre 1599 im Einkauf 42 Gulden gekostet hatte, nachdem er ein Jahr gelegen, 100 Gulden und einen ebensolchen Preis 1605, wo man für den Wein im Einkauf nur 36 Gulden bezahlte. Die Gemeinde kaufte 1599 von dem Oberamtmann Junker Hans Engelbert von Lauttern 5½ Ohm Wein, das Fuder zum Preise von 48 Gulden. Den heute so berühmten Hochstädter Apfelwein kannte man damals nicht.

Wie schon gesagt, bildete der Weinschank für den Gemeindesäckel eine große Einnahmequelle und zwei Weinmeister waren angestellt, denen die Fürsorge über den Weinkeller oblag. Im Jahre 1599 betrug die Gesamt-Ausgabe für Wein 766 Gulden, die Einnahme 928 Gulden. Die Unkosten waren in dem genannten Jahr: Dem Bender ein Jahrlohn von 6 Gulden; den beiden Weinmeistern für ihr Ehrenamt nur zusammen 2 Gulden, dem Gemeindeschreiber für Führung des Wein-Manuals 2 Gulden und dem Stadtschreiber von Hanau für Anfertigung der Weinrechnung 1 Gulden 20 Schillinge; letztere wurde mit den Bürgermeister-Rechnungen in der Kanzel abgehört. Ferner kamen hinzu die Abgaben an die Herrschaft: 4 Gulden ständig Ungeld und 38 Gulden zu Ungeld von 12 Fuder 4½ Ohm, so zum Zapfen verschenkt, vom Fuder 3 Gulden. Zu Schenklohn erhielt der Wirt von den Weinmeistern vom Fuder 2½ Gulden. Die Maß (4 Schoppen) wurde ausgeschenkt zu 8 und 10 Heller, „samt der jungen Maß“, sowie einer besseren zu 2 Batzen und einer zu 1 Schilling. Neun Personen (wohl Wirten) wurde im Jahre 1599 aus dem Keller Wein „beigelegt“, 1598 nur sieben. Ausgeschenkt wurden in Hochstadt im Jahre 1599 13 Fuder 4 Ohm und 2 Viertel Wein, oder 6.568 Maß (26.272 Schoppen!). Später wurde der Weinschank von der Gemeinde verpachtet, und die Wirte zahlten vom Fuder zu verzapfen 15 Gulden, außerdem noch einen Hauszins für das Gemeindewirtshaus von 15 Gulden.

Weingärten hatten im Jahre 1650 in der Hochstädter Terminei außer den Ortseingesessenen noch 17 Auswärtige: aus Hanau, Kesselstadt, Mittelbuchen, Bischofsheim und Frankfurt. Die Weingärten, welche die Herrschaft Hanau um das Jahr 1500 zu Hochstadt hatte, sind Seite 254 schon verzeichnet.

Sehr gering ist das ausgeschenkte Bierquantum; im Jahr 1599 wurden nur im ganzen Jahre 6 ½ Ohm oder 520 Maß ausgeschenkt, die Maß zu 8 und 10 Heller. Das Bier wurde zu Hanau und Windecken gekauft und kostete das Fuder im Einkauf 14 Gulden; für das Verzapfen von einem Fuder gab der Wirt 2 Gulden, das Ungeld von der Ohm betrug 5 Albus. Während und nach dem 30jährigen Kriege wurde das Biertrinken allgemeiner: die verwüsteten Weingärten und die Armut der Gemeinden erzwangen den fast ausschließlichen Gebrauch des billigeren Getränkes. In früherer Zeit braute sich jeder, der Bier trinken wollte, was bei uns selten vorkam, dasselbe selbst.

 

Aus den Rechnungen und dem Landscheiderbuch lernen wir die Gemarkungsnamen kennen, unter welchen recht sonderbare vorkommen wie: im Bettstroh, im Teufels Sehe, in der Unterpitz am Wiblistweg u. s. w. Der gemeine Wald, der Boderbaum ist heute noch vorhanden, er wurde 1596 abgesteint. Im Ort war eine Detzgasse, 1358 schon so genannt und als an dem Detzebaume gelegen bezeichnet, heute Dietzgasse. Auch ein Großlocher Heiligenhaus kommt vor.

Der Teufels-See ist eine Vertiefung im Hochstädterwalde, welche im Winter mit Wasser angefüllt, im Sommer dagegen trocken ist. Hochstädter Gemarkungsnamen finden sich auch in einem Verzeichnis der Einkünfte des Kirchenbaues, d. h. der Pfarrei zu Mittelbuchen vom Jahre 1490. Wir finden da Einkünfte von Weingärten im Distelberg und in der Horegassen von Gärten in dem Kalkuß und in dem Brunßberge (1293 Brunesberge genannt) u. a. Aus dem Hochstädter Landscheiderbuch erfahren wir, daß um 1580 eine Hofraite zu Hochstadt einen Wert von 70 bis 200 Gulden hatte.

 

 

August Keim

Zusammenfassung

Westlich von Hanau erweitert sich das Maintal zu einer weiten, fruchtbaren Ebene, die im Süden in den Rodgau übergehend, bis zu den Vorbergen des Odenwaldes reicht. Im Norden wird die Mainebene von einem Höhenzuge begrenzt, der sich in West-Ost-Richtung erstreckt und in der kleinen und großen Lohe, dem Hühner- und Galgenberg die Höhe von 200 und mehr Metern erreicht. Dieser Höhenzug trennt das Main- von dem Niddertal und ist somit die eigentliche Grenze zwischen Wetterau und Mainebene. Dort, wo dieser Höhenzug nach Nordosten abbiegt, geht die Mainebene in das Bücher- und Kinzigtal über. Durch eine bewaldete Bodenschwelle, die sich von der Hohen Tanne in nordöstlicher Richtung erstreckt, werden diese beiden Täler voneinander getrennt.

Dem erwähnten Höhenzug im Norden ist auf seiner Südseite eine Anhöhe vorgelagert, die den Namen Hartig trägt. Auf der Nordseite dieser Anhöhe haben wir ein tief eingeschnittenes Tälchen, das von dem Mühlbach durchflossen wird. Am Südhang, der Hartig, auf uraltem Siedlungsboden, liegt das Dorf Hochstadt, in dem sich die Bauweisen verschiedener Jahrhunderte zu einem malerischen Bilde vereinigen, wenn auch hier und da einige Blendsteinbauten in ihrer protzigen Art, wie man sie um die Jahrhundertwende anstelle der alten Fachwerkhäuser errichtet hat, das Gesamtbild stören.

Bis zum Jahre 1839 wurde das Ortsbild durch die, heute noch sehr gut erhaltene Ringmauer bestimmt. Bis zu diesem Jahre wurde in Hochstadt keine Erlaubnis erteilt, außerhalb der Ringmauer zu bauen. Hieraus erklärt sich auch die überaus enge Bauweise im alten Hochstadt. Die Häuser sind dicht aneinandergedrängt und im Innern sehr beengt. Im Jahre 1839 stellte der Bauer und Gastwirt Kaspar Schäfer den Antrag, seine neuen Gebäude, die er auszuführen gedachte, auf einem Grundstück außerhalb der Ringmauer zu errichten. Nach langen, auf beiden Seiten mit Verbissenheit geführten Verhandlungen, die mit vielen persönlichen Anfeindungen und Beleidigungen verbunden waren, wurde ihm endlich gestattet, außerhalb der Mauer zu bauen. Noch in demselben Jahre wurde die Gastwirtschaft „Zum Neuen Bau“ im Rohbau ausgeführt, im nächsten Jahre vollendet und eingeweiht.

Damit war der bestehende enge Bauplan gesprengt, und das Dorf begann sich nach allen Seiten hin auszudehnen. Damit war natürlich auch eine Auflockerung innerhalb des alten Hochstadt verbunden. Manches baufällige Fachwerkhaus wurde abgerissen und nicht wieder an der alten Stelle aufgebaut. Da diese Auflockerung im heutigen Ortsbild kaum in Erscheinung tritt, kann man sich ungefähr ein Bild davon machen, wie eng die Raum- und Wohnverhältnisse im alten Hochstadt bis vor 110 Jahren gewesen sein müssen.

Vom Jahre 1839 ab erfuhr das Dorfbild laufende Änderungen. An den vorhandenen Straßen außerhalb der Mauer, die nach Bischofsheim, Dörnigheim, Hanau und Wachenbuchen führten, wurden Hofgebäude und Wohnhäuser errichtet. Eine neue Straße an der Südseite der Ringmauer entstand. Besonders dehnte sich das Dorf in den letzten Jahrzehnten nach Westen und Südwesten aus. Es entstanden die Siedlungen in der Jäger-, Weiher- und Schulstraße, am Röderberg und im Raume des früheren Großschlag.

 

Hochstadt im Laufe der Zeiten

Die überaus günstige Lage Hochstadts am Abhange einer Anhöhe, die sich in die fruchtbare Mainebene erstreckt, auf altem Siedlungsboden erbaut, in der Nähe einer, in der Vergangenheit sehr berühmten Höhenstraße (Hohe Straße), hat es mit sich gebracht, daß der Wandel der Zeiten besonders in Hochstadt seine Spuren hinterlassen hat.

Wenn auch die früheste Geschichte Hochstadts in ein Dunkel gehüllt ist, so wissen wir doch, daß hier schon seit Jahrtausenden Menschen gelebt, ihre Wohnungen hatten und dem Boden die Nahrung abgewonnen haben. Das Maintal ist ja schon seit undenklichen Zeiten Wohn- oder auch Durchzugsgebiet der verschiedensten Völkerschaften gewesen. Hier haben Kelten und später germanische Menschen gewohnt. Über die Hohe Straße sind vor 2000 und mehr Jahren die römischen Legionen gezogen. Im Maintal lagen zahlreiche römische Festungsbauten. In das Maintal strömten die germanischen Stämme aus dem Osten ein, als der Limes durchbrochen war. Ausgrabungen im Maintal haben die Grundmauern zahlreicher Kastelle, Bäder und Wohnanlagen der römischen Zeit

freigelegt. Auf der Hohen Straße sind zu allen Zeiten die Kaufmannszüge von Osten und Westen zu den berühmten Handelsplätzen des Mittelalters gezogen. So war auch das Maintal Hauptdurchzugsgebiet bei all den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahrhunderte. Alle Diese Ereignisse uns Begebenheiten haben ihren Einfluß auf die Gestaltung unseres Dorfes gehabt oder ihre Spuren bis zur Gegenwart hinterlassen.

Wohl sind zahlreiche Funde, die im Hochstädter Boden gemacht wurden, heute nicht mehr vorhanden. Sie befanden sich im Heimatmuseum zu Hanau und wurden in den Bombennächten des letzten Krieges vernichtet. Doch geben sie uns darüber Kunde, daß dieser Raum schon lange vor der geschichtlichen Zeit besiedelt war.

 

Das älteste, urkundliche Material enthält nur lückenhafte Berichte über Schenkungs-, Kauf- und Tauschgeschäfte. So wird in einer Urkunde aus dem Jahre 819 zum ersten Male der Weinanbau in Hochstadt erwähnt. Die reichen Klöster, die durch Schenkung großen Grundbesitz erhalten hatten, pflegten überall den Weinbau. Die Mönche sorgten für die Ausbreitung und Veredelung der Reben. Der Südhang der Hartig mit seinem günstigen Kalksteinboden, bestrahlt von der Sonne, lieferte einen vorzüglichen Wein.

Im Jahre 846 wird Hochstadt in einer anderen Urkunde genannt. Ein Mann namens Geroch schenkte dem Kloster Lorsch seinen Besitz in der Hohunsteter marca. Im Jahre 850 erscheint Hochstadt in einer anderen Urkunde unter dem Namen villa Hohenstet. Um das Jahr 1256 wird es Hohstat genannt.

In einer Urkunde aus dem Jahre 1359 wird zum ersten Male der Ort Großschlag erwähnt. Dieses Dorf ist seit dem Jahre 1615 eine Wüstung. In den letzten Jahren entstanden dort die Siedlungen am Röderberg und an der Hofgerichtsstraße. Damit ist das alte Großschlag, das einst ein Weistum vor den Toren Hochstadts war und dann zu einer Wüstung wurde, wieder als Ortsteil Hochstadts neu erstanden. Die Ritter von Graslock, später Groschlag, standen in enger Beziehung zur Herrschaft Hanau. Der letzte Einwohner von Großschlag hieß Konrad Appel. Er zog nach Hochstadt und ist dort im Jahre 1615 gestorben. (Näheres über Großschlag ist in der Broschüre von Herrn Bürgermeister Mankel „Das Weistum Großschlag“ zu ersehen).

 

Besonders hatte das Maingebiet und damit auch Hochstadt in den Wirren des 30jährigen Krieges zu leiden. Schon im Jahre 1620 wurde das Maintal von den spanischen Truppen des Generals Spinola durchzogen. Städte und Dörfer wurden geplündert. Kaum zwei Jahre später war es der tolle Christian, der mit seinen Horden die Menschen um Hab und Gut brachte. Kaiserliche und auch Unionstruppen zogen plündernd, sengend und brennend durch das Maintal. Die Not wuchs von Jahr zu Jahr und erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1635. Der Preis für das Brotgetreide stieg auf das Zehnfache. Die Menschen brachen vor Hunger auf offener Straße zusammen. Hunde, Katzen, Frösche und Kröten wurden in der Not von den Menschen verzehrt, selbst Ratten und Mäuse waren begehrte Leckerbissen. In all diesen Jahren war Hochstadt gar oft im Brennpunkte der Ereignisse. Am 4. Aug. 1646 hatte die Unionsarmee ihr Hauptquartier in Hochstadt aufgeschlagen.

Aber 40 Jahre nach diesem furchtbaren Kriegsgeschehen tobte schon wieder die Kriegsfurie sich im Maintal aus. Französische Soldaten rückten gegen die freie Reichsstadt Frankfurt vor. Die Stadt selbst blieb verschont, aber umsomehr mußten die Orte im Westen und Osten von Frankfurt leiden. Wenige Jahre vor diesem Angriff auf Frankfurt wollten die Franzosen Holland erobern. Damals kam der Kurfürst von Brandenburg den Holländern zu Hilfe. Auf seinem Zuge nach dem Rhein schlug der Kurfürst zu Bergen sein Hauptquartier auf. Die Bewohner der umliegenden Ortschaften mußten für die Verpflegung seiner Truppen aufkommen.

 

Aus dem vorliegenden „Register über die Unkosten, so bei Ihro Kurfürstlich von Brandenburg und dessen Völker ist aufgegangen und nach Bergen ins Hauptquartier ist geliefert worden vom 4. - 23. Okt. 1672“ (von Hochstadt) wollen wir nur zwei Tage herausgreifen:

 8. Okt. 1672: 20 Achtel Hafer, 1 Ohm 9 Viertel Wein, 10 Hühner, 1 Rind, 6 Pfund Licht,

3 Hämmel, 17 Pfund Butter, 3 Ohm 2 Viertel Bier, 1 Gans, 400 Pfd. Brot.

22. Okt. 1672: 10 Achtel Hafer, 50 Laib Brot, 10 Ohm Wein, 1 Rind, 6 Hühner, 10 Pfd. Butter.

 

Diese Abgaben wurden gegen Bezahlung durch die Gemeinde bei den Ortsbürgern gesammelt und auf Gemeindekosten in das Hauptquartier nach Bergen geschafft. So entrichtete die Gemeinde an den Bürgermeister Alban Dietz für

Eine Ohm, eineinhalb Viertel Bier                2 Reichstaler   6 Albus  4 Kreuzer

dazu für das Faß                                                                    20 Albus

Sieben Hühner                                               1 Reichstaler

Hafer, 1 Achtel, 1 Simmer 1 Sechter                        1 Reichstaler   2 Albus 6 Kreuzer

Ein Hammel                                                   1 Reichstaler 15 Albus

15 Eier                                                                                              5 Albus

Ein 1 Rind                                                      7 Reichstaler.

Der Bauer Kaspar Schmidt erhielt für die Fuhren nach Bergen aus der Gemeindekasse 6 Reichstaler.

Die gebräuchlichen Getreidemaße waren damals das Achtel, manchmal auch als Malter bezeichnet, zu 4 Simmern, 1 Simmer = 4 Sechter, 1 Sechter = 4 Gescheid, 2 Sechter = 1 Meste.

Anm. Die Meste ist heute noch in vielen Bauernhäusern in Gebrauch und findet als Getreidebehälter beim Einfüllen in die Säcke Verwendung. Sie ist ein rundes Holzgefäß von ungefähr 35 Zentimeter Durchmesser und 25 bis 28 Zentimeter Höhe.)

 

Auch die kriegerischen Verwicklungen in den Jahren 1792 bis 1815 brachten für Hochstadt zahlreiche Einquartierungen und sonstige Lasten mit sich. Darüber berichten die Hochstädter Chronisten Georg Stein (1796) und Philipp Stein (1808 - 1815)(wahrscheinlich die Wirte im späteren Gasthaus „Zum Tiger “) folgendes:

Mittwoch, 6. Juli 1796 haben wir auf dem Rathaus eine kaiserliche Kanzlei bekommen und 100 Mann Einquartierung. Vom 6. - 9. hatte ich ein Mann, 1 Weib und 3 Kinder. Auf Sonntag den 10. Juli 1796 hatten die Kaiserlichen mit den Franzosen in der Gegend von Friedberg ein Mehlbach eine harte Schlacht und ebenfalls den 11. Juli sind noch viele Leute geblieben.

Freitag, den 15. Juli 1796 bekamen wir Franzosen zur Einquartierung: Ein General mit seinen Offizieren und an demselben Tage war ein großes französisches Lager in unserem Hartigfeld aufgeschlagen. Von 1796 - 98 waren fortwährend Einquartierung, teils Franzosen, teils kaiserliche, die Bauern mußten Vorspann leisten.

Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts bereiteten sich neue Kriegsereignisse vor, die das Hanauer Land stark in Unruhe versetzten. Ein französisches Heer war im Juli 1800 von Mainz aus nach Frankfurt vorgedrungen und kam bis vor Hochstadt. Vor Hanau erschienen zur gleichen Zeit die Österreicher. Am 11. Juli kam es dann zu dem bekannten Gefecht bei Hochstadt.

Über die Zeit zwischen 1808 und 1815 berichtet der Chronist Philipp Stein:

1808/09 Einquartierung französischer Truppen.

1812 Durchmarsch der französischen Armee nach Rußland.

Anfangs des Jahres 1813 schwankten die elenden Trümmer der stolzen Armee, Leichen gleich, den Tod im Herzen, in Lumpen, in Weiberröcke gehüllt, über die preußische Grenze.

31. Oktober                Vertreibung der letzten franz. Truppen durch russische Kosaken

 1. November             Einquartierung von 1200 Kosaken.

 2. November             Einquartierung von 400 Bayern

3. - 6. November        Einquartierung von 500 Kaiserlichen Kavalleristen

8. - 11. November      Einquartierung von 700 ungarischen Grenadieren

16. November            Einquartierung von 1300 Russen.

18. November            Einquartierung von 800 kaiserlichen Truppen.

20. November            Einquartierung von einem Regiment russischer Kosaken.

23. Dezember, nachts 12 Uhr            Einquartierung von 160 Kosaken mit 180 Pferden.

25. Dezember             zogen zum ersten Male preußische Truppen durch Hochstadt, kamen von Schlesien und gingen über den Rhein.

18. März 1814                        Auf dem Rathaus wird ein Lazarett aufgeschlagen, 400 Kosaken

werden untergebracht. Gefangene Rheinbundtruppen kommen durch

Hochstadt.

13. Dezember 1815    Letzte Einquartierung in Hochstadt, 149 Mann, 2 Offiziere und 161 Pferde (Preußische Artillerie).

An Kriegskontributionen hatte Hochstadt während dieser Jahre an Frankreich [?] die stattliche Summe von 118.000 Gulden laut Nachweis in den Gemeindebüchern zu entrichten.

 

Die nächsten Jahrzehnte in der Geschichte Hochstadts verliefen ohne nennenswerte Ereignisse. Erst das Revolutionsjahr 1848 brachte wieder allerlei Durcheinander. Besonders auswärtige Menschen, die vorgaben, Revolutionäre zu sein, stiften viel Unruhe in Hochstadt und stellen große Forderungen an die Bevölkerung. (Siehe dazu den Bericht des Bürgermeisters Mankel in seinem Buch „Der Dinghof und Gericht zu Groschlag“) Dieses Buch hat einen Anhang, der sich mit „Hochstadt im 30jährigen Krieg“ und dem Revolutionsjahr 1848 befaßt. Das Jahr 1861 spielt in der Hochstädter Chronik eine besondere Rolle. Dazu ein Augenzeugenbericht über jene Ereignisse.

Am 5. und 6. Aug. 1860 wurde das erste Mittelrheinische Turnfest abgehalten, und am 7. Okt. hatten die umliegenden Vereine von Hanau, Frankfurt und Offenbach auf der Mainkur den Maingau-Verband gegründet. Aber die kurhessischen Turner durften sich diesem Verband nicht anschließen, da er ausländisch war. Trotzdem kamen am 4. Aug. 1861 die Vereine, die zum Maingau gehörten, auf dem außerhalb Hochstadts liegenden Felsenkeller zusammen. Die Zahl der Turner, die sich hier einfanden, mag ungefähr 700 betragen haben.

Auf Grund einer Anweisung, die der damalige Bürgermeister von Hochstadt von seiner vorgesetzten Behörde erhalten hatte, verbot er den Turnern das Trommeln beim Einmarsch. Mehrere Gendarmen waren auch auf den Felsenkeller beordert. Als nun ein Bockenheimer trotz des Verbotes einen Marsch trommelte, wollte ihm ein Gendarm die Trommel entreißen, es entwickelte sich ein regelrechtes Handgemenge, wobei dem Gendarmen der Helm vom Kopfe geschlagen und die Waffen zum Teil abgenommen und fortgeworfen wurden.

Die Aufregung auf dem Felsenkeller steigerte sich noch mehr, als ein Turner aus dem Dorfe mit blutender Kopfwunde, die er sich dort in einem Streite geholt hatte, ankam. Der Bürgermeister ließ die Tore von Hochstadt schließen und Sturm läuten. Ein Gendarm warf sich auf sein Pferd und sprengte nach Hanau, um dort Meldung zu erstatten. Da sich das Gerücht verbreitete, im Orte befänden sich viele Turner, die der Mißhandlung durch die erbitterten Einwohner ausgesetzt seien, die gegen die Turner mit Dreschflegeln, Sensen und Steinen vorgingen, da eröffneten nun die Turner auf dem Felsenkeller einen regelrechten Sturm auf Hochstadts geschlossene Tore. Ein Steinhagel prasselte auf das Obertor.

Mit einem Baumstamm wurde dann das Tor gewaltsam geöffnet. Dann wurde das Dorf mit einem Hagel von Steinen überschüttet. Mehre Häuser, aus denen auch geworfen wurde, wurden schändlich zugerichtet. Inzwischen hatten Frankfurter Turner das Untertor gewaltsam geöffnet. Die jetzt von zwei Seiten in Hochstadt eingedrungenen Turner gewannen bald die Oberhand. Die im Rathaus eingesperrten Turner wurden befreit. Inzwischen hatte der Landrat von Hanau, Polizeidirektor Cornelius, das Hanauer Militär zu Hilfe gerufen.

Zwei Kompanien rückten gegen 8 Uhr in Hanau ab. Auf die Kunde von dieser Tatsache verließen die Turner schleunigst den Platz ihres Kampfes und Sieges. Die Hanauer Turner begegneten an der Fasanerie den ausrückenden Soldaten. Sie wurden aufgefordert, ruhig nach Hause zu gehen. Da durch die Untersuchung der tatsächliche Tatbestand nicht geklärt werden konnte, verlief die ganze Angelegenheit im Sande. Natürlich mieden die Hanauer Turner in der nächsten Zeit das wein- und apfelweinspendende Hochstadt. Auch die Hanauer Hausfrauen wollten den Hochstädter Marktweibern nichts mehr abkaufen.

 

Hochstadt gehörte schon immer zu dem Land- und Centgericht Hanau. Die Grafschaft Hanau kam dann im 17. Jahrhundert zu dem Lande Kurhessen. Im Jahre 1866 wurde Kurhessen aufgelöst und bildete mit dem Herzogtum Nassau und der freien Stadt Frankfurt zusammen die neue preußische Provinz Hessen-Nassau. Aus der Grafschaft Hanau wurde der Kreis Hanau, der bis zum Jahre 1943 zum Regierungsbezirk Kassel und dann zum Regierungsbezirk Wiesbaden kam. Als auf alliierten Befehl nach dem Zweiten Weltkrieg Preußen aufgelöst wurde, bildeten nunmehr die Gebiete am unteren Main und an der Fulda, im Raume des Taunus und Westerwaldes den Freistaat Hessen mit den Regierungsbezirken Wiesbaden, Darmstadt und Kassel. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges, die die Kreisstadt Hanau zum größten Teil vernichteten, haben Hochstadt verschont.

 

Die Hochstädter Ringmauer

In den unruhigen Zeiten des früheren Mittelalters dienten die Kirchhöfe als Zufluchtsstätte bei feindlichen Überfällen. In der Not verbrachten die Bewohner ihre wertvolle Habe und ihr Vieh hinter die Mauern des Kirchhofes. Die festen Balkentore wurden dann geschlossen. Man verteidigte sich, so gut es eben ging. Das uralte Mauerwerk, das heute noch die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche umgibt, berichtet uns noch aus der Zeit, da die Menschen hier Schutz suchten.

Dieses Mauerwerk, das wahrscheinlich im 11., spätestens aber im 12. Jahrhundert errichtet wurde, läßt noch die Spuren eines Wehrganges erkennen. Vor und in das Mauerwerk waren Warttürme eingebaut. Von diesen Türmen aus konnten die Wächter bei Tag und bei Nacht das weite Land überschauen und die Bevölkerung rechtzeitig warnen. Im Jahre 1554 wurde der vordere Wachtturm, der scheinbar sehr baufällig geworden war, abgerissen. An seiner Stelle wurde die jetzige Kirchenpforte mit dem Glockenturm errichtet. Dieser Glockenturm wurde aus Steinmauerwerk errichtet, bekam aber vor 150 Jahren einen schieferbedeckten Hut. Im Jahre 1952 wurde dieser Schieferhut erneuert, trotzdem von verschiedenen Seiten aus die Instandsetzung des ursprünglichen Turmes gefordert und gewünscht wurde.

Als die Zeiten im 13. und 14. Jahrhundert immer unsicherer wurden, als Raubritter und allerlei Gesindel die Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen ließen, wurde Hochstadt von einer Festungsmauer umgeben Sie sollte die Wohnungen, Scheunen und Stallungen der Bewohner vor der Wut und Habgier des Feindes schützen. Diese Mauer, die in ihrem Grundriß die Form eines Eies hat, ist auf der Nordseite von Hochstadt noch wunderbar erhalten. Auf der Südseite ist sie zum größten Teil niedergelegt oder durch Anbauten verdeckt. Zahlreiche Wehr- und Wachttürme lassen heute noch die Macht und Stärke dieses Werkes erkennen. Erbaut wurde die Mauer in der Hauptsache aus Kalkgestein, das in der Hartig gegraben wurde. Bei der Mörtelherstellung wurde gebrannter Kalk aus dem Hochstädter Kalkofen verwandt, Die Mauer, die heute unter Denkmalschutz steht, wird von der Gemeinde Hochstadt laufend unterhalten und gepflegt, damit die Verwitterungskräfte im Verein mit Efeu, Gras und Sträuchern sie nicht zerstören.

Vollständig erhalten ist noch das alte Obertor oder die Oberpforte. Seit dem Jahre 1866 sind die beiden schweren Torflügel verschwunden. Neben dem Obertor befindet sich heute noch die kleine Pforte, durch die der Wanderer nach Sonnenuntergang, wenn das Haupttor geschlossen war, eingelassen werden konnte. Das Untertor mußte um die Jahrhundertwende der Neuzeit Platz machen. Es wurde abgerissen, da es durch seine Enge hindernd geworden war. Ein Gemälde von diesem prächtigen Tore befindet sich im Besitz von Herrn Bürgermeister Mankel, der gern eine Nachbildung zu unterrichtlichen Zwecken zur Verfügung stellt. Das Untertor befand sich dort, wo heute die Ringstraße im rechten Winkel auf die Hauptstraße stößt. (Also zwischen den Häusern von Lutz und Philipp Stein.)[Nummer 36 und 38]. Hoffentlich zwingen nicht verkehrstechnische Erwägungen noch zur Entfernung des Obertores, das durch seine Enge für die großen und schweren Lastwagen zu einem Gefahrenpunkt geworden ist.

 

Hochstadt und seine Bewohner

Hochstadt war von jeher eine der bedeutendsten Siedlungen am Rande der Mainebene und des Büchertales. Als im Raume des heutigen Hanaus nur eine Wasserburg stand, war Hochstadt schon eine in alten Schriften erwähnte Bauern- und Winzergemeinde. Wenn auch die Aufwendungen

für die Schutzmauer zu allen Zeiten von den Einwohnern große Opfer forderten, so blieben sie im Schutze der Ringmauer vor großen Verlusten an Häusern und sonstigem Besitze verschont. Geborgen gegen die Raublust der Feinde vollzog hinter der Mauer eine stetige Entwicklung, und die Bevölkerung gelangte zu einem gewissen Wohlstand.

Bereits im 12., 13., 14. und 15. Jahrhundert hatte Hochstadt mindestens eine Bevölkerungszahl, die nahe bei 1000 lag. Im Jahre 1585 wohnten hier 125 Familien mit rund 600 Menschen. 118 waren davon als Bedezahlende (Grundsteuer) und 106 als Wehrhafte in die Listen eingetragen. Die Wehrhaften waren alle die Männer, denen der Schutz des Ortes anvertraut war, die die Wache auf dem Wehrgang zu halten hatten. Der Chronist Konrad Appel schreibt in seiner Hochstädter Chronik, daß die Einwohnerzahl vor dem Jahre viel stärker gewesen sei, die aber unter den Nachwirkungen des großen Sterbens im Jahre 1563 leide. In diesem Jahre starben in Hochstadt allein 500 Menschen an der Pest.

Im Jahre 1587 hatte Hochstadt an wehrhaften Männern: 67 Schützen mit Sturmhüten und Seitengewehr, 25 mit Harnisch, Sturmhüten und langen Spießen, 14 mit Federspießen, Seitengewehren und Sturmhüten. Während des 30jährigen Krieges zählte Hochstadt etwa 550 Einwohner, darunter 8 jüdische Familien. Die Unterhaltung der Waffen für die Schützen und die Musterungen sowie Übungen verursachten der Gemeinde zahlreiche Ausgaben, die in den alten Gemeinderechnungen unter „Schützen-Unkosten“ vermerkt sind. Im Jahre 1599 wurde in Hochstadt ein Hauptschießen veranstaltet, über welches es in der Rechnung heißt: „6 Gulden aus der Gemein an den zween Ochsen zum Besten gegeben, wurden contribuirt“. Ferner heißt es in derselben Rechnung: „3 Gulden 15 sch 5 hlr zu unterschiedlichen malen das Jahr über, wann Meister Simon und Hans Bester von Rodheim die unserge Fleckenschützen gemustert und unterwiesen“.

Im Jahre 1605 wurde die Schützenordnung erneuert, und 1608 hielt der Graf Philipp von Hanau auf der Berger Leuchte eine Musterung der Schützen ab, wobei 7 Gulden „uffgangen“. Hochstadt war in jener Zeit ein Marktflecken und durfte öffentliche Märkte abhalten. Hanau hatte sich in der Zwischenzeit stärker entwickelt und zählte zu Beginn des 17. Jahrhunderts doppelt soviel Einwohner wie Hochstadt. Doch mußten die Einwohner von Hochstadt doppelt soviel Steuern zahlen. Daraus kann man schließen, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse hier sehr günstig lagen und Gemeinde als auch die Einwohnerschaft über einen gewissen Wohlstand verfügten.

Anmerkung: 1 Gulden fl = 24 Schilling, 1 Schilling = 9 Heller, 1 Albus = 8 Heller, 1 Kreuzer = 4 Heller oder Pfennig, 1 Batzen = 14 Heller.

 

Infolge der örtlichen Wohlhabenheit wurden Fremde nicht gern in Hochstadt als Bürger aufgenommen. Der Antragsteller mußte lange Verhandlungen und Prüfungen über sich ergehen lassen wie folgendes Beispiel aus dem Jahre 1540 zeigt:

 

Peter Spitellatz von Büdingen, Schuhmacher, begehret in Gegenwärtigkeit des Schultheißen und etlicher Geschwornen zu Hochstadt und dieselben begehren mit ihm, daß er zu einem Nachbaur und Mitbürger zu Hochstadt uffgenommen moge werden, dann sie in der ganzen Gemein eines Schuhmachers hochlich von noten, ist der Bescheid: „Man will ihn zu Hochstadt ein Jahr lang versuchen und nachdem er sich hält, soll er auch gehalten und uffgenommen werden“.

 

Im Jahre 1754 hatte Hochstadt 108 Familien und 602 Einwohner. Das Dorf zählte 120 Wohn- und Gemeindehäuser, ein herrschaftliches und adliges Haus, eine reformierte und eine lutherische Kirche. In den letzten 150 Jahren stieg die Einwohnerzahl in Hochstadt verhältnismäßig stark an. Im Jahre 1813 wurde Hochstadt durch Typhus schwer heimgesucht. Es starben in dem einen Jahr 92 Menschen.

Im Jahre 1817 zählte Hochstadt 627 Einwohner

1820                           waren es  684 Einwohner

1875                                            932 Einwohner

1880                                            967 Einwohner

1885                                            953 Einwohner

1890                                          1002 Einwohner

1895                                         1067 Einwohner

1900                                         1188 Einwohner

 

Bei der Personenstandsaufnahme am 15. Oktober 1913 hatte Hochstadt 1456 Einwohner. Durch den Zustrom an Evakuierten während des Zweiten Weltkrieges und durch die Einweisung zahlreicher Flüchtlinge aus dem Osten und Südosten nach diesem Kriege nahm die Bevölkerung des Dorfes sehr stark zu. So zählt heute [1955] Hochstadt 2.589 Einwohner, darunter 777 Flüchtlinge und Evakuierte. Die vorhandenen Wohnräume reichen natürlich nicht aus, um allen Menschen eine geordnete Wohnmöglichkeit zu geben. Hoffentlich wird eine regere Bautätigkeit in der nahen Zukunft diesen Mangel beheben. Infolge seiner günstigen Lage zu dem industriereichen Frankfurt wird Hochstadt immer als Wohnort für viele Menschen wertvoll sein.

 

Familien, die heute noch in Hochstadt wohnen, deren Geschlechter aber bis zum 30jährigen Krieg, wahrscheinlich aber noch viel weiter zurückreichen, sind: Borger (jetzt Burger), Bornkessel, Fischer, Heckert, Koch, Schäfer, Schales, Schmidt, Schröder, Stein, Strohl und Weber.

Folgende Familiennamen, die vor 300 Jahren hier vertreten waren, und deren Träger ausgestorben sind, kehren in den alten Gemeindeakten immer wieder: Büdel, Cauß, Dietz, Ebert, Eckstein, Frenkel, Hirst, Hinkel, Katzenberger, Meiserer, Meth, Müller, Ostheimer, Philippus, Schaul, Schüler, Schmoll, Schmiß, Schorneck, Schmöhl, Spons, Schmuck, Schwarz, Strunk, Schnepper, Spielmann, Schlemmer, Trapp und Wenzel.

Durch Zuzug oder Einheirat sind nun einige Namen wie Wenzel, Schlemmer, Müller und Ebert wieder in Hochstadt aufgetaucht

 

 

Die Gemeindeverwaltung

Im Mittelalter lag die Verwaltung der Gemeinde Hochstadt in den Händen, des von der Herrschaft Hanau bestimmten Ortsschultheißen. Ihm zur Seite standen zwei Bürgermeister und fünf oder sechs Schöffen. Diese Schöffen wurden auch Geschworene genannt. Die Arbeiten eines Gemeindeschreibers wurden durch den Schulmeister erledigt. Fünf Feldschützen sorgten für die Ordnung innerhalb der Gemarkung. Ihr Augenmerk galt besonders den Feld- und Weinbergdieben. Weiter beschäftigte die Gemeinde zwei Hirten, den Kuh- und den Schweinehirten, zwei Pförtner, einen für das Ober- und den anderen für das Untertor, die beiden Weinmeister, den Landrichter, den herrschaftlichen Zehnter, den Mehlwieger und den Weggeldeinnehmer. Obwohl Hochstadt zwei Pförtner hatte, waren die Einwohner nicht von der Pfortenhut befreit. Sie mußten abwechselnd die Pfortenhut übernehmen, auch die Dorfhut wurde von den einzelnen Ortsbürgern in einer festgelegten Reihenfolge durchgeführt.

Die Gemeindeverwaltung, Schultheiß, Bürgermeister und die Geschworenen kamen öfters im Rathaus zusammen, um über das Wohl der Gemeinde zu beraten, neue Anordnungen der Herrschaft durchzusprechen, Gemeindearbeiten in die Wege zu leiten, den Frondienst der Ortsbürger zu regeln, alle Rechte und Pflichten der Bürger festzulegen. Diese Verwaltung blieb bis zum Jahre 1866, dem Jahr, da der Kreis Hanau in preußischen Besitz überging, wirksam.

Amtssitz der Gemeindeverwaltung war immer das schöne, alte Rathaus, das leider in dem letzten Jahrhundert sehr vernachlässigt worden ist. Ein Teil des schönen Fachwerkbaues ist verputzt worden, dadurch hat das Gebäude in seinem Ansehen außerordentlich gelitten. Hoffentlich bringt die gegenwärtige Gemeindeverwaltung einmal die Mittel auf, um dieses Gebäude in seiner ursprünglichen Form wieder erstehen zu lassen. Das Rathaus würde dann zu einem Schmuckstück im Ortsbild werden. Schon seit nahezu 100 Jahren wird das Gebäude nicht mehr für seien tatsächlichen Verwendungszwecke gebraucht. Das alte Schulgebäude neben der Kirche ist gegenwärtig teilweise für die Gemeindeverwaltung eingerichtet worden. Um die Jahrhundertwende versah der amtierende Bürgermeister seine Amtsgeschäfte von seiner Wohnung aus. Dort hatte er sich ein Dienstzimmer eingerichtet.

Heute wird die Gemeinde nach der Magistratsverfassung verwaltet. Oberste Stelle in der Ortsverwaltung ist die Gemeindevertretung, die aus zwölf Vertretern besteht und von den Ortseinwohnern auf vier Jahre in freier geheimer Wahl gewählt worden sind. Die Gemeindevertretung wählt den Gemeindevorstand und den Bürgermeister.

 

Mit Hilfe der erhaltenen Bürgermeisterrechnungen ist es uns heute noch möglich, einen tieferen Blick in den Haushalt der Gemeinde in früheren Zeiten zu tun. So belaufen sich die Gesamteinnahmen von Hochstadt in dem Rechnungsjahre 1584/85 auf 495 Gulden. Als die Anforderungen während des 30jährigen Krieges die Finanzkraft der Gemeinde gewaltig überstiegen, mußte sie sich neue Einnahmequellen erschließen. Im Jahre 1628 richtete sie wieder den Kalkofen, der völlig verfallen war, auf. Aus der Kalkbrennerei, die in der Kalkhausstraße stand, verkaufte die Gemeinde allein in diesem Jahre für 510 Gulden gebrannten Kalk. Weiter verkaufte Hochstadt in diesem Jahre einen Teil des Waldes für 610 Gulden.

Die Hauptausgaben waren Unterhaltungskosten der öffentlichen Bauten. Hochstadt hatte neben dem Spiel- oder Rathaus noch das Schulhaus, die Herberge, der Glockenturm mit den zwei Glocken und der Uhr, die beiden Tortürme mit dem Gefängnis, die Ringmauer mit ihren Türmen, Wege, Stege, Brücken, die „Schläge“ vor dem Ort, die Schützenhütte, die Ortsstraßen, den Gemeindebackofen und die Brotwaage, die Gemeindebrunnen, den Gemeindekeller, den „Rost“ an der Mauer (wahrscheinlich Friedhofsmauer) zu unterhalten.

Im Jahre 1596 wurden auf Kosten der Käufer das Brot- und das Weckgewicht nach dem Hanauer Gewicht geändert. Hier muß auch des Fronbrotes und Weines Erwähnung geschehen, das die Einwohner beim Mähen des Grases in der „langen Schied“, beim Fahren der Steine in die Ortsstraßen, die schon um 1585 gepflastert waren, erhielten. Auch der Wald bereitete der Gemeinde manche Ausgabe. Im Jahre 1617 ist in der Gemeinderechnung eine Ausgabe von zwei Gulden verzeichnet mit dem Vermerk „als der Tannenwald gesäet worden ist“. Bei der Neuanpflanzung der Wälder mußten die Ortsbürger Frondienste leisten, oder es wurde jedem Nachbar aufgegeben, ein Bäumlein zu setzen. So war es am 23. Oktober 1612, als neben dem Tannenwald in der Schelmenkaute ein Eichwäldchen angelegt wurde. Schon 1606 war auf diese Art ein Landstück neben der Leuchte, einem freien Platz an der Hochstädter-Wachenbucher Gemarkungsgrenze (im Wald)[richtig: an der Thingstraße], die den Hochstädtern bei freudigen Ereignissen als Versammlungsplatz diente, ebenfalls mit Eicheln und Bäumen besetzt worden. Das Wäldchen am Großschlag war damals noch vorhanden, denn der Graf von Solms, Vormund des Grafen von Hanau, ließ es 1537 auf Gemeindekosten vermessen.

Im Jahre 1590 wurde die Unterpforte neu aufgebaut und kostete 129 Gulden. Hau- und Treppensteine wurden in Büdingen geholt, Kalk in Offenbach, da die hiesige Kalkbrennerei nicht im Betrieb war. Auf dem Turm des neuerrichteten Untertores befand sich eine Stube für den Pförtner.

 

 

Die Wasserversorgung von Hochstadt

Den ersten Siedlern haben die Quellen im Ortsbereich genügend Wasser für ihren Bedarf geliefert. Später wurden zwei Brunnen in der heutigen Hauptstraße gebaut, aus denen das Wasser mit einem Seil, an dem ein Schöpfeimer befestigt war und über eine Rolle lief, herausgezogen. Diese Brunnen dienten Jahrhunderte hindurch allen Einwohnern und lieferten ihnen genügend Wasser. Besonders gutes Trinkwasser spendete ein Brunnen in der heutigen Trinkbrunnenstraße. Als der Brunnen sich in der Neuzeit als verkehrshindernd erwies, wurde er abgerissen, der Brunnenschacht dann mit einer Betondecke überzogen.

Viele Einwohner haben später, als das vorhandene Wasser nicht mehr den Bedarf deckte, in ihren Höfen und Gärten selbst Brunnen gegraben. Dieses Wasser war meistens Grundwasser und eignete sich nicht für den menschlichen Genuß. Da beschloß die Gemeinde, zwei Quellen mit sehr gutem Wasser, die sich in der Hartig und an der Lehmenkaute befanden, in das Dorf zu leiten. Im Jahre 1834 wurde die erste Hochstädter Wasserleitung gebaut. Als Leitungsrohre dienten ausgebohrte Holzstämme, die ineinander gesteckt wurden. Diese Leitung verlief in Richtung der Dorfelderstraße. Vor dem alten Schulhaus lief das Wasser aus einem Brunnenstock mit zwei Ausflußrohren in zwei lange Brunnentröge, aus denen das Vieh getränkt wurde. Hier konnten die Einwohner des Oberdorfes ihren Wasserbedarf decken. Ein zweiter Brunnen war in der Nähe des Hauses Burger errichtet. Hier konnte das Wasser nur gezapft werden, da beim freien Wasserfluß der obere Brunnen infolge des starken Gefälles meistens ohne Wasser gewesen wäre.

Als dann durch den Anschluß Hochstadts an das Elektrizitätsnetz die Möglichkeit bestand, das Quellwasser der verschiedenen Quellen zu sammeln und auf einen höheren Punkt zu pumpen, wurde im Jahre 1926 die jetzige Wasserleitung gebaut, die durch ihr Rohrsystem das Wasser überall dahin leitet, wo es von den Menschen gebraucht wird. Das elektrische Pumpwerk am Sportplatz pumpt das Wasser der Quellen, das hingeleitet und gesammelt wird, nach dem Wasserwerk hinter dem Schützenhaus. Von diesem Hochdruckbehälter, der höher als der höchste Punkt im Ortsbereich liegt, fließt das Wasser in einem verzweigten Rohrnetz, die wie verbundene Röhren wirken, in alle Häuser des Ortes. Der Bau und die Unterhaltung der Wasserleitung kostet der Gemeinde viel Geld, darum müssen die Einwohner jeden Monat einen bestimmten Betrag als Wassergeld an die Gemeindekasse entrichten. Das Wassergeld richtet sich in seiner Höhe nach dem Verbrauch eines jeden Haushaltes.

 

Die Lichtversorgung

In den ältesten Zeiten genügte den Menschen das Tageslicht der Sonne. Später begnügte man sich bei Eintritt der Dunkelheit mit dem Lichte, das das Herdfeuer ausstrahlte. Dann ging der Mensch dazu über, besonders getrocknetes und harzhaltiges Holz, das in Späne geschnitten wurde, zur Beleuchtung der Räume zu verwenden. An der Wand war ein Ring angebracht, in den der brennende Kienspan eingesteckt wurde. Sobald der Span abgebrannt war, mußte er durch einen neue ersetzt werden. Da mußte immer ein Mann bereit sein, das wichtige Amt des Kienspanwechsels rechtzeitig vorzunehmen, damit einigermaßen der Raum beleuchtet war. Neben der Kienbeleuchtung wurde auch die Kerzenbeleuchtung verwandt. Die Kerzen wurden aus Bienenwachs gegossen, waren aber für den allgemeinen Gebrauch zu kostspielig.

Nach dem 30jährigen Kriege findet die Ölfunzel allgemeine Verwendung. In einem eisernen Töpfchen, das mit Rüböl gefüllt war, wurde ein Docht eingelegt. Das Öl verbrannte mit einer rötlichen Flamme. Das lästige Wechseln des Kienspanes hörte wohl auf, aber die Beleuchtung war nicht wesentlich verbessert. Als vor 80 und mehr Jahren von Amerika das Petroleum nach Deutschland kam, wurden die Lichtverhältnisse wesentlich besser. Die Petroleumlampe hielt in allen Häusern ihren Einzug. Beim Kaufmann konnte man das Petroleum kaufen. In allen Orten wurde damals auch eine verbesserte Straßenbeleuchtung eingeführt. Die Nachtzeit hatte jetzt für viele Menschen den Schrecken verloren. Einigen reichen Bauern in Hochstadt genügte auch diese Beleuchtung nicht mehr. Sie ließen sich nach dem Jahre 1900 eine Azetylenbeleuchtung in ihren Häusern anlegen.

Nach dem ersten Weltkriege wurde dann Hochstadt an die Überlandleitungen der Elektrizität angeschlossen. Damit war die Lichtfrage, die gerade während des Krieges so unangenehm für die Einwohnerschaft in Erscheinung getreten war, endgültig behoben. Häuser, Ställe, Scheunen und Straßen konnten nunmehr hell beleuchtet werden. Auch nahm die Elektrizität den Menschen manche Arbeit ab, die er früher mit eigner Hand oder durch die Kraft seiner Tiere hatte machen lassen.

 

 

Weinbau und Landwirtschaft

Die günstige Lage am Südhang auf kalkhaltigem Boden, in klimatisch einer der günstigsten Gegenden Deutschlands, brachte es mit sich, daß in Hochstadt schon sehr früh der Weinbau gepflegt wurde. Ob bereits schon zur römischen Besatzungszeit, also um die Zeitenwende hier der Weinbau durchgeführt wurde, läßt sich nicht nachweisen. Zum ersten Male wird der Hochstädter Weinanbau im Jahre 819 urkundlich erwähnt. Mehr als 1000 Jahre haben die Bürger von Hochstadt in den Wingerten gearbeitet, Weinstöcke gepflanzt, gehackt, gedüngt und die Trauben gelesen, gekeltert und den Wein bereitet. Das Hochstädter Wappen zeigt die Geräte, die zur Arbeit im Weinberge nötig waren. Mönche sind es wohl gewesen, die die ersten Weingärten in Hochstadt angelegt haben. Sie brachten die Weinreben aus Italien mit nach Deutschland. Sie lehrten den deutschen Bauern den Weinbau und die Pflege des Weines. Der Wein wurde im Laufe der Jahrhunderte zum täglichen Getränk. Der Weintrunk gehörte zum Abschluß eines Verkaufs, zum Dingen eines Gesellen, eines Knechtes oder einer Magd. Keine Gerichtsverhandlung oder Ratssitzung wäre denkbar ohne einen Weinumtrunk gewesen. Der Wein wurde nach Fudern berechnet und gemessen. (1 Fuder = 6 Ohm, 1 Ohm = 20 Viertel, 1 Viertel = 4 Maß oder 16 Schoppen). Für ein Fuder Wein wurden im Durchschnitt 42 - 46 Gulden gezahlt. Ausgeschenkt wurden in Hochstadt z. B. im Jahre 1599 13 Fuder 4 Ohm und 2 Viertel Wein, das sind rund 26.272 Schoppen.

Neben dem Wein kannten auch schon damals die Hochstädter den Obstwein. Der Apfelwein wurde aber erst allgemein anerkannt, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Weinbau in Hochstadt eingestellt wurde. Die Weinstöcke wurden ausgerodet und in den alten Weingärten wurden Apfel-, Birn- und Kirschbäume angepflanzt. Warum eigentlich der Weinbau in Hochstadt eingegangen ist, läßt sich nicht mit Gewißheit feststellen. Hauptursache war wohl, daß in den letzten 100 Jahren der Wein immer weniger getrunken wurde. Das Bier, das in neuen und größeren Brauereien gebraut und unter Zusatz von Kohlensäuregas verzapft wurde, war zum täglichen Getränk geworden. Wein wurde nur noch zu ganz besonderen Anlässen getrunken. Damit stockte der Weinabsatz, hinzu kam noch, daß die Hochstädter Weinstöcke entartet waren und wohl an Menge und an Qualität nachließen. Der. Boden war auch ausgenutzt, und der Weinanbau brachte den Winzern nicht mehr den gewohnten Erfolg. Aus den Weingärten wurden Obstanlagen oder Äcker. Die Kelteranlagen verfielen.

Anstelle der Weinzubereitung trat die Aufbereitung von Äpfeln zu Apfelwein. In Hochstadt entstanden drei größere Apfelweinkeltereien, die durch Zusatz von Speierlingsaft den bekannten Hochstädter Speierling herstellen. Neben Speierling und Apfelwein werden auch hier Obstschaumweine hergestellt.

 

Die Bewohner von Hochstadt waren wohl zu allen Zeiten bäuerliche Menschen, die dem Boden die Dinge des täglichen Lebens abgewannen. Sie bauten auf ihren Äckern ihr Brotgetreide an, säten dort ihre Ölsaaten und ihren Flachs, hüteten auf den Weiden, Wiesen und Brachländern ihr Vieh, mästeten in den Eichen- und Buchenwäldern ihre Schweine. Die Frauen bereiteten aus Flachs und Wolle ihre Garne, die sie dann selbst oder in den späteren Jahrhunderten durch die Leineweber zu Leinen, Zwillich, Drillich oder Beiderwand verweben ließen. In mächtigen Leinenschränken wahrte dann die Bauersfrau ihre wertvollen Schätze an Leinen bis zum Verbrauch auf. Der Reichtum einer Bauersfrau wurde nach der Größe ihrer Leinenvorräte gemessen.

 

Die Hochstädter Gemarkung, die an die Bischofsheimer im Westen, im Süden an die Dörnigheimer, im Osten an die Wachenbucher und im Norden an die Dorfelder Gemarkung grenzt, umfaßte im Mittelalter 555 Morgen Gemeindewald,

    36 Morgen herrschaftlichen Wald,

  209 Morgen Gärten,

  148 Morgen Wiesen,

1808 Morgen  Äcker

  226 Morgen Triescher, Eller (Ödland).

 

Dazu kamen noch zahlreiche Gerechtsame und Hut- und Weide-Gerechtsame. So gingen die alten Weidegerechtsame bis nach Wilhelmsbad. Als der Graf Wilhelm das Bad dort aufbauen ließ, mußte er zuvor die Hochstädter Gerechtsame auf die dortigen Waldungen und Weiden ablösen. Durch Tausch gingen die gräflichen Besitzungen (Wald bei Groschlag) in Gemeinde- bzw. Privateigentum über, und die Hochstädter verzichteten auf ihre Gerechtsame bei Wilhelmsbad.

Der Morgen war ein Ackerstück, das an einem Morgen umgepflügt werden konnte. Der Morgen wurde in 4 Viertel eingeteilt. Fünf Morgen haben ungefähr die Größe eines Hektars.

 

Bis ungefähr vor 100 Jahren war die Dreifelderwirtschaft allgemein. Die gesamten Felder bildeten drei große Feldgebiete, die nach einem bestimmten Plan bewirtschaftet wurden. Auf dem einen Gebiete wurden die Wintersaaten ausgesät, während auf dem zweiten Gebiet das Sommergetreide angepflanzt wurde, der dritte Teil sollte sich erholen und blieb brach liegen. Von Jahr zu Jahr wurde nun gewechselt. Mit dem Aufkommen des größeren Hackfruchtanbaues und der besseren Düngung hörte natürlich die Dreifelderwirtschaft auf. Das Brachland gab es nicht mehr, damit fehlte auch der Weidegrund für die Viehherden. Der Weideauftrieb hörte auf, die Bauern mußten für ihr Vieh zur Stallfütterung übergehen.

 

Die Gemarkung umfaßt heute eine Fläche von 724 Hektar = 7,24 Quadratkilometer.

Davon sind     

378,60 Hektar            Ackerland

  15,67 Hektar            Gartenland

    7,56 Hektar            Obstanlagen

    0,04 Hektar            Baumschulen,

146,46 Hektar            Wiesen,

     3,70 Hektar           Viehweiden,

     0,14 Hektar           Korbweidenanlagen

Summe 552,17 Hektar

    86,10 Hektar          Waldflächen

      1,25 Hektar          Ödland

    13,68 Hektar          Gebäude- und Hofflächen

    67,75 Hektar          Wegeland

      3,24 Hektar          Friedhöfe

Summe 724,19 Hektar

 

83 größere, mittlere und kleine landwirtschaftliche Betriebe teilen sich den Boden der Gemarkung. Nur ein Teil der Hochstädter Einwohner wird von dem Boden der Gemarkung noch ernährt und findet auf ihm seine Arbeit. Für viele ist Hochstadt nur noch die Wohngemeinde, während sie den Unterhalt für sich und ihre Familie auswärts suchen müssen.

 

Aus dem kirchlichen Leben Hochstadts:

Das Maingebiet gehört wohl zu Teilen Deutschlands, in das irische und englische Mönche schon sehr frühzeitig das Christentum brachten. Überall entstanden Klöster, von denen aus die Mönche die neue Lehre verkündigten und den Menschen auch in ihrem täglichen Leben zu Helfern und Förderern wurden. Sie lehrten die Menschen den Weinanbau, zeigten ihnen wertvolle Verbesserungen im Gemüse -und Fruchtanbau, lehrten sie die Nächstenhilfe und auch die Krankenpflege. Hochstadt gehörte bis zur Reformation zum Erzbistum Mainz und unterstand dem Erzpriesterstuhl Roßdorf. Die Probstei des Stiftes Mainz St. Peter in Mainz zog ein Drittel des Zehnten ein und war darum zum Bau und Unterhalt des Chores und Pfarrgebäudes verpflichtet. Bei der Säkularisierung des Stiftes gingen diese Rechte und Verpflichtungen auf den Staat über. Darum muß heute noch für die Unterhaltung des Pfarrhauses und des Kirchenchores der Staat aufkommen.

Die Reformation fand in der Grafschaft Hanau mehr im Geiste der Schweizer Reformatoren Zwingli und Calvin ihren Eingang, wenn auch hier und da der Geist Luthers Anklang fand. Besonders setzte sich der Pfarrer Philipp Neunheller, der aus dem Elsaß stammte, für eine Reformation im Geiste der Schweizer ein. Andere Geistliche lehrten im Sinne Luthers, weil in dieser Form der Reformation noch zahlreiche Gebräuche und Zeremonien, die noch der katholischen Zeit entstammten, weiter gepflegt werden konnten. Andere Gemeinden, besonders in der unteren Grafschaft, wie Bischofsheim, Rampenheim, blieben der katholischen Lehre treu.

Erst im Jahre 1596 wurde durch den jungen Grafen Philipp II. von Hessen die Reformation in der Grafschaft einzeitlich durchgeführt. Die Pfarrer, die sich seinen Anordnungen widersetzten, wurden abgesetzt. Dazu gehörte auch der Pfarrer Gereum von Hochstadt. Am Mittwoch vor Palmsonntag 1596 wurden aus der Hochstädter Kirche alles Bildwerk und die vorhandenen Altäre entfernt. Die drei Altäre (Heilige Kreuz Altar, der Altar der Maria Magdalena und der Altar St. Nicolaus) und der Taufstein wurden abgebrochen. Der Heidelberger Katechismus und die Pfälzer Agende, die Einrichtung des Konsistoriums und der Presbyterien wurden eingeführt. Im Jahre 1612 war die Reformation in der Grafschaft Hanau nach kurpfälzischem Vorbild zum Abschluß gebracht.

 

Während und nach dem 30jährigen Kriege blieben in der Grafschaft' und damit auch in Hochstadt zahlreiche Menschen zurück, die von Hause aus lutherisch waren. Sie erklärten sich mit den einfachen Gebräuchen der reformierten Kirche nicht einverstanden. Das Grafengeschlecht in Hanau war auch lutherisch geworden. So ist es zu verstehen, daß neben der reformierten Kirche nun auch das lutherische Bekenntnis in der Grafschaft volle Gleichberechtigung erhielt (Unter Graf Friedrich Casimir um 1660). Um das Jahr 1670 bildeten die Lutheraner in Hochstadt eine eigene Pfarrei, 1686 wurde auch eine lutherische Schule mit einem eignen Schulmeister eingerichtet. Die lutherische Gemeinde von Hochstadt umfaßte 25 Familien. Ihre Kirche stand in der Lutherstraße. Die Schule, zunächst in der Nordstraße, wurde dann neben der Kirche errichtet. Der erste Pfarrer der lutherischen Gemeinde war Johann Martin Junker.

Damit war ein Zwiespalt in die Gemeinde Hochstadt gekommen. Die beiden Konfessionen bekämpften sich bis aufs Messer. Es galt als Verbrechen, wenn Angehörige der beiden Konfessionen die Ehe miteinander eingingen. Selbst die Kinder hielten strengsten Abstand.

 

 

Günther Pistorius

Anmerkungen zu dem Buch: „Die Bilder jener fernen Tage. Kinderjahre in Hochstadt“.

 

S. 11: Nicht Dreschmaschine der Gemeinde, sondern der Dreschgenossenschaft.

S. 12: Die Autos kamen nicht die Hanauer (!) Straße hoch.

S. 13: Es hat nichts mit Preußen zu tun, daß die Ringmauer abgerissen wurde (die Preußen haben nur das hölzerne Obertor ausgehängt).

S. 14: Das Untertor wird 1874 abgerissen, nicht 1878.

Der Name „Schütt“ hat nichts mit zuschütten zu tun, wahrscheinlich gab es gar keine Graben vor der Mauer, denn beim „Hasenschießen“ ist von einer glatten Fläche vor der Mauer die Rede.

S. 17: Die Gaststätte heißt traditionell „Zur goldenen Krone“.

S. 19: Die „Käwern“ werden 1908 gegründet (auch die Chronik Heckert ist hier nicht eindeutig). Sie werden wohl 1924 wieder gegründet.

S. 22: Zwischen Hochstadt und Bischofsheim gab es nur ein Ried, das von den Hochstädtern nach ihrem Ort und von den Bischofsheimern nach ihrem Ort genannt wurde (auch S. 57).

S. 25: Die versunkene Truppe lag im „Deibelsee“ nördlich der Thingstraße.

S. 26: Einen Ort „Wallendorf im Thüringer Wald“ gibt es nicht, vielleicht ist Walldorf an der Werra gemeint (auch S. 28).

S. 41: Der Name „Weidbach“ ist falsch. Es ist der Bach in der „Gemeindeweide“, der im unteren Teil „Mühlbach“ und dann „Landgraben“ heißt. Die „Weidbach“ führt von der heutigen Abfallsammelstelle zur Straße „In der Weidbach“.

S. 54: Alle Ackerflächen wurden „Stück“ genannt, zum Beispiel „Baumstück“, es gibt keine Flurbezeichnung „Stück“ (höchstens „Im Stückes“).

S. 62: Der Speierling ist eine Ebereschenart (nicht Esche).

S. 70: Die Entstehung der Kelterei Höhl wird hier nach der Lesart der Familie wiedergegeben. Aber Michael Weber hat natürlich Traubenwein ausgeschenkt. Den Apfelweinversand hat erst Wilhelm Rauch aufgenommen. Auch der Name „Zur goldenen Krone“ ist erst später aufgekommen.

S. 71: Die „Krone“ ist heute keine Apfelweinwirtschaft.

S. 73: Der Kilianstag ist zwar der 8. Juli, aber das Kilianspatronat ist erst sekundär. Es paßt auch der Tag der „Zehntausend Märtyrer“ am 10. Juli.

Es gibt an der Ringmauer keinen „Hexenturm“, gemeint ist das „Narrenhaus“ (auch Seite 91).

Auf dem Titelbild ist Jakob Seng mit seinem Fuhrwerk zu sehen.

 

 

 

 

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