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Waldau

 

 

 

Die Gemälde in der Kirche in Waldau haben den Rang von Welterbestätten wie Schloß Neuschwanstein. Nur sind sie viel älter, im Chorraum schon aus der Zeit der Templer im 13. Jahrhndert. Sie sollen nach und nach renoviert werden.

Ein Broschüre über die Kirche ist im Pfarramt Hinternah erhältlich.

 

 

Siedlungsgeschichte

 

Spuren frühgeschichtlicher Besiedlung:

Eine frühgeschichtliche Besiedlung des Schleusegebiets konnte bisher nicht nachgewiesen werden, obwohl entsprechende Fundplätze bis dicht an die Mündung der Schleuse in die Werra bei Kloster Veßra rücken, das Schleusegebiet selbst jedoch nicht erreichen. Von hier aus konnten aber zu dem ebenfalls in frühgeschichtlicher Zeit besiedelten Raum nördlich des Thüringer Waldes Beziehungen nachgewiesen werden, was voraussetzt, daß Menschengruppen jener Zeit bereits den Thüringer Wald überschritten haben müssen.

Einige dieser früh benutzten Verbindungswege über den Thüringer Wald hinweg durchquerten auch das Schleusegebiet. Ihr Verlauf und ihre Benutzung in den geschichtlichen Epochen sind noch nicht ausreichend erforscht. Sie führten aber schon in der frühesten Zeit aus dem Main- und Gleichberggebiet nach den Werraübergängen von Eisfeld, Hildburghausen, Reurieth, Trostadt oder Henfstädt-Themar und weiter zu den Rennsteigpässen von Kahlert-Neustadt, Frauenwald und zur Suhler und Zellaer Leube. Ihre Nahziele bildeten während der Latènezeit vermutlich die Steinsburg bei Römhild und die Erzfundplätze des Thüringer Waldes, ihre Fernziele in späterer Zeit und bis in das hohe Mittelalter hinein waren die großen Handelsplätze des Mittelalters, zu denen Nürnberg, Würzburg und Erfurt gehörten. Zur Förderung der erst in geschichtlicher Zeit einsetzenden Siedlungstätigkeit und zur wirtschaftlichen Belebung des Schleusegebiets können die Straßen als besonders wirksam angesehen werden.

 

Mittelalter:

Im dritten Jahrhundert nach Christus besiedelten noch die Chatten (Hessen) das Gebiet südlich des Rennsteigs. Sie wurden ab 288 abgelöst durch die Thüringer. Nach der Zerstörung des Thüringer Reiches im Jahre 531 gelangte das Schleusegebiet in den Machtbereich des fränkischen Staates und wurde dadurch im 8. Jahrhundert ein Teil des ostfränkischen Grabfeldgaues, der sich vom Main und der Rhön bis zum Rennsteig erstreckte.

Eine Verdichtung des Siedlungsnetzes trat aber erst ein, als sich das fränkische Herrschaftssystem gefestigt hatte und der fränkische König zum Rechtsbegründer und zum Herrn über Grund und Boden wurde. Weite Strecken seines Staatsgebietes wurden Reichsgüter und Reichsforsten, an geeigneten Plätzen entstanden Königshöfe. Der König nahm das Recht in Anspruch, Teile des Reichsgutes an bestimmte Menschengruppen als Lehen zu übertragen. Das Lehnswesen wurde zur Grundlage des mittelalterlichen Feudalstaates und übertrug Klöstern sowie weltlichen und kirchlichen Herren die Ausübung der Gerichtsbarkeit sowie das Recht auf Grund und Boden. Nutzungsrechte an demselben konnten mit Personal- und Naturalleistungen an die Herren erworben werden.

Im Rahmen der damit auch den kleineren weltlichen und geistlichen Feudalherren gegebenen Möglichkeiten vermochten diese ihre territoriale und wirtschaftliche Macht ständig zu erweitern. Dies konnte geschehen durch die Gründung neuer Siedlungen und die Erhöhung der Zahl von dienstverpflichteten Untertanen. Deshalb legten viele Feudalherren neue Siedlungen an und versuchten, ihre Herrschaftsgebiete durch Rodesiedlungen zu erweitern.

 

So gab es dann bis 900 eine erste Besiedlungswelle des Henneberger Landes bis zur Linie Kloster Veßra - Dietzhausen. Erst im 12. Jahrhundert kam eine zweite Besiedlungswelle infolge der Gründung der Klöster Reinhardsbrunn (1096) und Veßra (1131), die das Gebiet vor dem Gebirge, aber auch einige Täler erfaßte. Die Besiedlung der Höhen setzt erst im 16. Jahrhundert ein.

Die zweite Siedlungswelle drang in das Vorland des Thüringer Waldes ein und erreichte gegen Ende des 13. Jahrhunderts den Rand des geschlossenen Waldgebietes. Erst in einer dritten und langdauernden Siedlungsperiode erfolgte dann die Besiedlung des oberen Schleusegebiets bis zur Rennsteighöhe. Die Ausweitung der Besiedlung war begleitet von der Gründung landesherrlich konzessionierter Mühlen, Hämmer, Glashütten, Meiler- und anderer wirtschaftlicher Anlagen.

 

Flureinteilung Waldau:

Die ersten Ansiedler in Waldau sind mit Sicherheit aus Franken gekommen. Von der Grundherrschaft in der Rodesiedlung war aber nur eine beschränkte Zahl von Siedlungen vorgesehen. Bis ins 19. Jahrhundert sind in der Waldauer Flur 19 Anteile nachzuweisen, die der Zahl der ersten Siedler entsprechen dürften. Sie hießen „Erbe“ oder „Gut“.

Diese geschlossenen Güter reichten in einem 25 Meter breiten Streifen von der Schleuse durch die Aue, über den Berghang uns schließlich den Brunnberg bzw. Steinbacher Berg hinauf bis an die Hinternaher Grenze oder die Staatsforstgrenze. Jede Familie besaß einen Anteil an der Schleuseniederung, an der Hanglage und an der Höhenlage. Jedes Erbe war etwa 22 bis 25 Hektar groß. Dazu kam noch der herrschaftliche Besitz in Form der Kemenate, der die siedlungsnähesten Flurteile umfaßte und nach dem Übergang in bürgerlichen Besitz als „Freihof“ weiterlebte.

Durch die fränkische Erbteilung wurden die geschlossenen Güter sehr bald aufgesplittert.

Um 1500 bestanden durch Teilung bereits 25 Güter, und bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren daraus mehr als 1.000 Einzelteile entstanden. Im Jahre 1900 wurde eine Flurbereinigung mit Neueinteilung vorgenommen, es wurden wieder zusammenhängende Besitzungen geschaffen, zu denen die erstmals angelegten Flur- und Wendwege führten. Doch 1956 war die etwa 215 Hektar große Nutzfläche des Dorfes wieder in 156 bäuerliche Klein- und Kleinstbetriebe aufgeteilt.

Ersterwähnung

Die ersten Orte des Schleusegebiets werden in Urkunden des Bistums Würzburg und der Reichsabtei Fulda genannt. Es entsprach der Bedeutung dieser Zentren, wenn nicht nur der König, sondern auch kleine und große weltliche Grundherren sie mit reichen Landschenkungen begabten. Die Klosterbesitzungen von Fulda waren auch zahlreich im Werratal und fanden sich im Schleusegebiet. Die Benediktiner von Fulda hatten ebenso wie die weltlichen Herren allen Grund, den Umfang ihrer Besitzungen und vor allem ihrer Rechte darauf schriftlich festzuhalten.

Fuldaische Urkunden sagen aus, daß 874 Geisenhöhn bestanden hat. Es liegt an der alten Straße, die von den Gleichbergen über die Hohe Straße und den Hohen Stieg in das Schleusetal führte und sowohl zur Suhler Leube wie nach Vesser und Frauenwald Anschluß hatte. Um 900 wird Vesser erwähnt.

Alte Würzburger Besitzungen fanden sich 1137 in Veßra, wo 1135 Graf Gotebald von Henneberg das Chorherrnstift gegründet hatte. In die Reihe der frühen Siedlungen dürfte auch die „villa slusungen“ gehören, die zwar erst 1232 urkundlich genannt wurde, aber sicher vor der erfolgten Umsiedlung der Henneberger Grafen von Maßfeld nach Schleusingen im Jahre 1235 bestanden haben dürfte.

 

Die Herren von Heßberg ließen Rodesiedlungen in das angrenzende Waldgebiet vortreiben und faßten diese zu neuen Zentren zusammen. Auf diese Weise muß im 12. Jahrhundert am Eingang der alten Handelsstraße in das Waldgebiet eine heßbergische Zent Waldau entstanden sein.

 

Voraussetzung für die Herausbildung des neuen Machtzentrums der Henneberger an dem Platz, an dem die Quellflüsse der Schleuse die Wege zum Rennsteig öffnen, war die Einengung der bestehenden Macht der Heßberger im Schleusegebiet, wo ein alter heßbergischer Grundbesitzverband auch die Gegend bis Gethles, Rappelsdorf, Ratscher, Hinternah und Waldau umfaßte. Die Henneberger zerstörten die Burg Konrads von Heßberg und bildeten aus den obengenannten Orten eine hennebergische Zent Waldau mit dem Sitz eines Zentgrafen in Waldau.

Dieser Sachverhalt führte 1299 zur ersten Erwähnung von Waldau als Siedlung, die aber schon im 12. Jahrhundert bestanden haben dürfte: Am 23. Juni 1299 verkauft Konrad von Belrieth dem Ordenshaus zu Schleusingen eine Wiese für 16 Pfund Heller. Am Schluß der Urkunde wird eine ganze Reihe von Zeugen aufgeführt. Der letzte ist „Henricus de Rugeriet schultetus de Walten“, also „Heinrich von Reurieth, Schultheiß von Waldau“. Dieser ist kein üblicher Dorfbürgermeister, sondern als Auswärtiger von außen eingesetzt und als Zentgraf der Leiter der Zent Waldau und Vorsitzender des Dorfgerichts, dem noch zwölf „Schöppen“ angehörten. Im gleichen Jahre 1299 wurde auch noch Oberrod erstmalig genannt.

Von einem Geschlecht des Namens begegnet 1359 Cunrad von Walthen. Im Jahre 1380 in einem Kauf des Grafen Heinrich werden genannt die „kemenathin, daz schenkhus vnd hoff und der Zoll zu Walthin“, der von dem Durchgangsverkehr auf der alten Heerstraße von Hildburghausen nach Frauenwald erhoben wurde

 

Der Schultheiß hatte seinen Sitz im „Freihof“. Dieser wird heute umschlossen von der Brunnbergstraße und den beiden Häusern unterhalb und oberhalb. Er bestand aus zwei Hälften: Die eine war das bäuerliche Gehöft Hauptstraße 27 und das kleine Häuschen Hauptstraße 25, in dem die Gemeinde schon im 15. Jahrhundert eine Badestube einrichtete. Die andere Hälfte umfaßte die Nachbargehöfte, heute Hauptstraße 29 und 31. Beide Hälften bildeten aber eine Einheit und waren nur Teil einer größeren wirtschaftlichen Einheit im Dorf. Zu ihr gehörte außer dem Freihof noch die Schenkstatt mit Brauhaus und ursprünglich auch eine „Kemenate“; darunter ist im frühen Mittelalter ein Steinbau zu verstehen, der auch einen Kamin für den Herd enthielt.

Es war schon so etwas wie eine kleine herrschaftliche Burganlage entlang des Brunnbergs zwischen dem Ansbach und der Brunnbergsohle zwischen den Sumpfgebieten der Struth und der Spitze, wo die Hauptquelle aus dem Brunnberg entspringt.

Die ersten Anlagen müssen bereits vor dem Anfang des 13. Jahrhunderts (bevor die Grafen von Henneberg den Ort Schleusingen zu ihrer Residenz machten) von der Herren von Heßberg geschaffen worden sein, deren Stammburg in der Nähe von Rodach an der Werra lag. Sie machten diesen wirtschaftlicher und verwaltungstechnischer Stützpunkt zum Zentrum der heßbergischen Zent Waldau, die bis Hinternah und Gethles reichte.

Als Gegenentwicklung vollzog sich vom Maintal über das Grabfeld fast gleichzeitig die Festigung der Machtstellung der Grafen von Henneberg, deren Stammburg Henneburg in diesem Paßgebiet zwischen Saale und Werra stand. Begünstigt durch die Könige und Kaiser - von Heinrich IV. bis zu Ludwig dem Bayern - gelang es den Hennebergern, ihren Machtbereich über einen nach dem anderen Teil der Heßberger Herrschaft auszubauen und die Gerichtsbarkeit zu erlangen. Im Jahre 1232 zerstörte Graf Botho von Henneberg die Stammburg der Heßberger und zu gleicher Zeit verlegten die Henneberger ihren Herrschaftsmittelpunkt nach Schleusingen.

 

Die Henneberger Grafen hatten bereits 1299 die Schleuse vom Appeltal bei Oberrod (Appeltaler Mühle, südwestlich von Oberrod) bis zu ihrer Quelle zur Grenze ihrer Herrschaft gemacht. Die Besitzungen von Freihof und Schenkstatt mit Brauerei waren aber noch heßbergischer Besitz geblieben.

Im Jahre 1380 geben die Heßberger endgültig ihre Besitzungen in Waldau auf. Sie überlassen sie den Grafen von Henneberg für eine Zahlung von jährlich 80 Pfund Heller und verzichten damit auf ihre Kemenate, Schenkhaus und Hof. Waldau wurde ein Teil der größeren hennebergischen Zent Schleusingen, obwohl der Schultheiß von Waldau weiterhin den Titel „Zentgraf“ führen durfte.

Als Folge der Erweiterung des Herrschaftsbereiches der Henneberger um Schleusingen erhielt die alte Hohe Straße von Siegritz nach Schleusingen erhöhte lokale Bedeutung, rückte die Querverbindung vom Weißen Berg oder Schleusingen über den Einfirst und die Hohe Straße nach Frauenwald in den Vordergrund, gelangte die Straße von Hildburghausen über den Grauberg und Geisenhöhn zu wirtschaftlicher Bedeutung. Schließlich mußte die Ausbeutung des unmittelbar oberhalb Schleusingens sich öffnenden Waldgebietes mit seinem Holzreichtum und seinen Erzlagerstätten der wirtschaftlichen Entwicklung der Grafschaft Henneberg neue Impulse geben.

Die restlichen Einzelbesitzungen der Heßberger lagen nunmehr jenseits der Schleusegrenze innerhalb der erstandenen Ämter Eisfeld und Hildburghausen, die aber von Coburg aus verwaltet wurden. Das Schleusegebiet blieb aufgeteilt in diese beiden Herrschaftsgebiete, und Siedlungsgründungen gingen seit dem 13. Jahrhundert von den Machtzentren Schleusingen und Coburg aus. Lange Zeit war das auch der Grund für die kirchliche Trennung in Thüringen und Sachsen.

 

Namensgebung:

Das Waldgebiet, das sich in Waldau der Straße öffnete, hat wohl zur Namensgebung für die Siedlung Waldau beigetragen. Sie wird in der ältesten Urkunde aus dem Jahre 1299 mit Walten, 1380 mit Walthin und im 15. Jahrhundert wiederum mit Walten, Walthen und Walthenn bezeichnet. Dieser Ortsname hat sich bis zum heutigen Tage in der Mundart erhalten. Die Waldauer selbst und die nördlich und westlich liegenden Dörfer nennen den Ort „Walde“, und in den Dörfern des oberen Schleusetales heißt er „Walden“. Unter dem Einfluß der Schreibweise der später entstandenen Dörfer Schönau, 1406 als Schonowe und Lichtenau, um 1600 Lichtenowe genannt, wird unter Angleichung der Schreibweise auch der Name Walthen um 1550 in Walthau und später Waldau umgeformt worden sein.

 

Waldau als Zollstätte:

Im Jahre 1272 hatten die Grafen von Henneberg das Recht erhalten, an ihren Grenzen Zölle einzuziehen. Sie legten deshalb auch an der alten Handelsstraße, die Waldau berührte, am Übergang aus dem heßbergisch gebliebenen Bibertal in das Schleusetal eine Zollstätte an, die bereits 1330 in Waldau erwähnt wird. Die entsprechende heßbergische Zollschranke steht mit dem Bau der kleinen Burg Engenstein im Bibertal in Verbindung, unter der sich der „Schrank an der Biber“ befand („Schrank“ gleich Schranke, auch „Schlag“). Die Zollstätte war von 1332 bis 1380 von Waldau nach Frauenwald verlegt worden. Aber dann war das Schenkhaus wieder Zolleinnahmestätte.

Die Schleuse mit ihrem südlichen Steilufer war sowieso die Grenzlinie geblieben. Oberhalb dieses Steilufers legten die dortigen Grundherren um 1424 eine „Landwehr“ in Form eines tiefen Grabens mit Wällen, die mit dichten undurchdringlichen Hecken bestanden waren, an. Sie reichte im Waldauer Bereich von der Appelsthaler Mühle bei Oberrod bis nach Lichtenau. Ihr Gelände heißt heute im Volksmund noch „die Lamber“, eine mundartliche Veränderung von Landwehr.

 

Alte Straßen:

Waldau liegt an einer Reihe alter Handelswege am Eingang in das Waldgebiet:

1. Nürnberger Straße (auch: Kahlertstraße): In Coburg zweigte von der aus Nürnberg kommenden Straße auch ein Verkehrsweg in Richtung Erfurt ab. Er wird oft nach der erst 1727 gegründeten Schenke mit Brauerei der Familie Kahlen als Kahlertstraße bezeichnet. Heute noch gekennzeichnet durch Hohlwege, führte sie von Coburg westlich des Lautertales über die Langen Berge, vorbei an frühgeschichtlichen Anlagen an der Mirsdorfer Kuppe zum Werraübergang bei Eisfeld, wo schon im 10. Jahrhundert der feste Platz Eisfeld bestand, der sich dann zu einem wichtigen Rast- und Handelsplatz entwickelte. Über Eisfeld und Hirschendorf überwand sie den Steilanstieg nach Hinterrod-Waffenrod, flankiert vom alten Kultplatz auf dem Irmelsberg bei Crock und einer Wallanlage auf dem Burgberg. Hier trat sie in das Schleusegebiet ein. Durch die steilabfallende „Höll“ (Hohlweg) stieg sie in das Bibertal hinab. Im Seitenteil des Heidelbach stieg sie auf zur Wallfahrtskapelle St. Wolfgang, dem Beschützer der Reisenden. Weiter ging es zu einer Schenke zum Heidbach (Heubach), erklomm den Annsberg (Anspannberg) auf den heute noch erkennbaren Fuhrgeleisen und führte über den Ersteberg zum Rennsteig und zur Paßstelle von Kahlert-Neustadt, wo sie das Schleusegebiet wieder verließ.

Von hier aus benutzte sie den Rennsteig bis Neustadt a. R. Über Gehren führte sie über Ilmenau zur Käferburg, wo sie mit der Frauenwalder Straße zusammentraf.

 

2. Frauenwalder Straße: Bei der Werrafurt in Eisfeld zweigte erneut ein alter Verkehrsweg ab und führte auf anderem Wege nach Erfurt. Über die Höhe bei Crock und den Irmelsberg erreicht sie die Wasserscheide von Oberwind. Sie führte dann entweder über die Höhen zum Horn oder direkt in das Biber- und Schleusetal. An der „oberen Tregersfurt“ ging es über die Biber.

Die Heßberger entwickelten von Biberschlag aus in dem Paß zwischen Röderwand und Schreibersberg eine festen Stützpunkt: Sie erbauten auf dem Felsvorsprung über dem Tal die Burg Engenstein, deren wirtschaftlicher Rückhalt das „freieigentümliche Waldrittergut Engenstein“ wurde. Am Fuß des Berges in der engsten Stelle standen die Vogteigebäude, zu denen 1520 eine wichtige Schenkstätte kam. Noch zur Zeit des Grafen Berthold VII. entstand in dem Durchgang auch eine Kapelle, „ein Kirchlein, das den Umwohnern und Vorüberreisenden zur Andacht diente“. Die Kapelle soll 1577 abgerissen worden sein, ihre Steine habe man zum Ausbau der Vogteigebäude in Engenstein genutzt. Das Glöcklein mit der Jahreszahl 1311 sei in die St. Wolfgangkapelle in Heubach gekommen.

 

An der unteren Tregersfurt (auch „Traegersfurt“ oder „Traagersfurt“) oberhalb von Waldau ließ sie die Heßberger (später Coburger) Grenze hinter sich und führte der Handelsweg dann über die Schleuse. Nunmehr auf hennebergischem Gebiet überwand in zwei Abschnitten den durch umfangreiche Hohlwegsysteme heute noch erkennbaren Steilanstieg vor und hinter Steinbach.

 

Die Hochfläche oberhalb von Steinbach wird vom Kaltenstaudenkopf überragt, an dem der fünfarmige Wegweiser steht. Hier mündet die „Hohe Straße“ ein. Zum weiteren Verlauf stand nur ein ganz schmaler Höhenrücken zwischen Schleuse- und Nahetal zur Verfügung, auf dem sie den Quellplatz an einem „Sonnenstein“ erreichte, an dem seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts die „Frauen auf dem Wald“ eine kleine Klosteranlage unterhielten. Von Frauenwald führte sie über den Meisenhügel zum alten Knöllesmarkt von Allzunah, schließlich vorbei am Marienhäuschen, dem Einsiedelsbrunnen, über die Lerchenwiese zum Hermannstein und ins Ilmtal, das bei Ilmenau durchquert wurde, um weiter nach Erfurt zu führen.

 

Als Höhenweg zog sie danach über Oberpörlitz und die Reinsberge bis zu ihrer Vereinigung mit der Kahlertstraße bei der Käfernburg.

Für die Benutzung der Frauenwaldstraße sprechen die mittelalterlichen Burganlagen des 14. Jahrhundert in Engenstein und auf dem Hermannstein, die im 14. Jahrhundert bestehende Zollstation der Henneberger Grafen in Waldau bzw. Frauenwald, ein Waffenfund aus dem 13. Jahrhundert an der Tregersfurt bei Waldau und ein Steinbeilfund an der Quelle von Frauenwald .

 

3. Die Hohe Straße: Aus dem Gleichberggebiet führte eine alte Straße zur Werrafurt von Reurieth und Trostadt (zwischen Themar und Hildburghausen). Über Siegritz hatte sie als „Hohe Straße“ ihre Fortsetzung und erreichte zwischen Dambach- und Schleusetal die Höhen um Gottfriedsberg, von wo sie über Geisenhöhn auf dem „Hohen Stieg“ durch das Schleusetal zum Weißen Berg bei Schleusingen führte. Auf dem Kamm zwischen Schleuse- und Nahetal, dem Einfirst, blieb sie als „Einfirstweg“ erhalten und setzte sich fort als „Hohe Straße“ von der Hinternaher Höhe zwischen dem Nahetal und dem Ansbachtal zum „Vierarmigen Wegweiser“ und weiter zum „Fünfarmigen Wegweiser“. an der Kalten Staude fort. Dort vereinigt sie sich mit der Frauenwalder Straße

Jenseits von Erle und Vesser kann man ihren Verlauf über den Kohlberg, die Eiserne Hand, die Suhler Steinsburg nach Suhler Neundorf und durch Suhl hindurch als „Suhler Leube“ zum Rennsteig verfolgen. Am besten bezeugt ist die Benutzung der Paßstraße über die Suhler Leube in Richtung Oberhof durch den Fund einer mittelsteinzeitlichen Spitzhaue bei Oberhof, Steinbeilfunde von Rappelsdorf und Schleusingen, bandkeramische Steingeräte von Ahlstädt und Suhl, vor allem aber durch den Fund eines für den Handel bestimmten spätlatènezeitlichen Eisenbarrens sowie einer kaiserzeitlichen Kasserolle bei Oberhof.

 

4. Von Hildburghausen führte eine Straße über den Knotenpunkt Wiedersbach (Straße von Schleusingen nach Eisfeld) zur Schleusefurt in Oberrod, wo eine Brückenkapelle stand. Oberrod hatte schon im Mittelalter eine Bedeutung als Grenzort und Wegfurt. Die Straße führte dann weiter über Waldau auf der Frauenwalder Straße nach Ilmenau.

Mit dem in den letzten Jahrhunderten vor der Zeitrechnung erfolgten Ausbau des keltischen Oppidums auf der Steinsburg gelangte das ganze südwestliche Vorland des Thüringer Waldes in das politische, wirtschaftliche und kulturelle Spannungsfeld der Kelten, deren politisches und Wirtschaftszentrum die Entstehung von festeren Verkehrsverbindungen über den Rennsteig hinweg, vermutlich aber auch zu den Rohstoffbasen des Thüringer Waldes bewirken mußte. Im nordöstlichen Vorland der Steinsburg aber lag das Schleusegebiet mit seinen Eisenerzlagern um Vesser, Schmiedefeld und Frauenwald.

 

 

Die weitere Siedlungsgeschichte:

Die direkten Verbindungen von Schleusingen nach Eisfeld erhielten in jener Zeit erhöhte wirtschaftliche und siedlungsgeschichtliche Bedeutung. Jetzt bildete sich der Hof Gottfriedsberg vor dem Abstieg über den Hohen Stieg ins Schleusetal, von dem man aber auch über den Grauberg nach Hildburghausen und über den Schleusenberg durch die Poppenwinder Schrank der Landwehr nach Eisfeld gelangen konnte. Schon 1359 hatte der Graf Heinrich von Henneberg um 225 Heller Gottfriedsberg mit Geisenhöhn zusammen verpfändet. Es scheint wie auch in den späteren Jahrhunderten nur ein größerer Einzelbesitz, bestehend aus Hof, Gebäuden, Feldern und Gehölzen, gewesen zu sein, wie aus den Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts noch hervorgeht (30).

 

Schließlich konnte im 15. Jahrhundert auch die große Siedlungslücke zwischen Waldau und Frauenwald an der alten Frauenstraße durch die Entstehung von Steinbach geschlossen werden. Als 1406 der Graf Wilhelm von Henneberg seiner Mutter verschieden Dörfer als Witwengut überließ, hat das Dorf „an der Straß“ noch nicht existiert, wurde aber 1465 mit der namentlichen Nennung mehrerer seiner Einwohner erwähnt.

 

Im 16. Jahrhundert entstanden im Schleusegebiet noch fünf weitere Siedlungen, deren Entstehung rein ökonomischen Ursprungs ist.

1. Im Jahre 1525 erhielten zwei aus Württemberg eingewanderte Glasmacherfamilien Greiner und Poffinger vom Grafen von Henneberg die Erlaubnis, in einem Waldtal bei Waldau ihren Glasofen anzulegen. Zu ihnen gesellten sich etwa zehn weitere alte Glasmacherfamilien des Thüringer Waldes und trugen zur Entstehung des Dorfes Langenbach bei. Im Jahre 1564 legten Langenbacher Glasmacher durch den Bau einer Glashütte den Grundstein zur Entstehung des Dorfes Fehrenbach.

2. Im Jahre 1597 wurde Georg Bischof mit dem „Hammer im Heubacher Grund“ belehnt, der vorher bestanden haben muß und von der Hammerfamilie Bischof aus Hinternah gegründet wurde. Er bildet die Keimzelle des Dorfes Tellerhammer.

3. Im Jahre 1595 wurde der Eisenhammer „in der Lichtenau“ errichtet, aus dem gemeinsam mit der 1624 konzessionierten Mahlmühle und einem Gasthaus das Dorf Lichtenau entstand.

4. Noch vor Ende des 16. Jahrhunderts haben Schnetter Einwohner an der Biber die ersten Häuser „im Weidig“ erbaut und dort ihre Schnetter Mühle angelegt. Sie wohnten „im Einsiedel im Weidig“, dem heutigen Dörfchen Einsiedel.

5. Im Jahre 1547 erhielt der Hammerbesitzer Anthing Röhrich die Belehnungsurkunde für seinen Eisenhammer im Hirschbachtal unterhalb von Altendambach. Er wurde im Unterschied zu dem 1550 ebenfalls im Hirschbachtal von Schleusinger Bürgern angelegten „Neuen Eisenhammer“ der „Obere Hammer“ genannt. Aus beiden Hämmern erwuchs das Dorf Hirschbach.

Im 17. Jahrhundert erreicht die Besiedlung des Schleusegebiets ihr Ende, als im Rennsteiggebiet selbst noch drei Dörfer entstanden:

1. Im Jahre 1680 eröffnete ein Gastwirt aus Wildenspringe bei Ilmenau in der Nähe vom Rennsteig und Ersteberg sein Gasthaus zum Kalten Frosch, das gemeinsam mit den Häusern von Köhlern 1722 den Namen Masserberg übernahm.

2. Im Jahre 1681 entstand die Rennsteigsiedlung Allzunah mit der Gründung einer Glashütte durch den Glasmeister Franz Wentzel aus Alfeld/Leine.

3. Im Jahre 1698 erhielten die Glasmeister Schmidt und Heinz auf Altenfeld die Konzession für den Bau einer Glashütte am Rennsteig, wo vorher bereits älterer Bergbau betrieben wurde und fürstliche Jagdhäuser standen. Daraus wurde Neustadt a. R. (55).

Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts hatte somit das Siedlungsnetz, vom Vorland des Thüringer Waldes aus vorgetragen, den Rennsteig erreicht. Seine Dichte entsprach den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die die natürlichen Gegebenheiten erlaubten. Lediglich am Einfluß des Langenbach in die Schleuse entstand 1705 aus der Gründung einer Gastwirtschaft Engelau das kleine Dörfchen Engenau, das bis zu seiner Eingliederung in den heutigen Gemeindeverband Langenbach stets nur aus wenigen Häusern bestand.

 

Bevölkerungsentwicklung in Waldau:

Im Jahre 1330 taucht der erste Familienname einer Waldauer Einwohnerin auf: Adelheid Koch wird als Besitzerin eines Gutes in Waldau genannt. Erst Ende des 15. Jahrhundert folgen ein Caspar Hertlein als Kirchner von Walthen und die Einwohner Claus Eberlein und Hans Schneider sowie der bürgerliche Zentgraf Steffen Roßtäuscher.

Um die gleiche Zeit werden namentlich erwähnt ein Bader von Walthen sowie drei Steuermeister des Dorfes.

Aus dem Jahre 1517 stammt endlich das erste überlieferte Steuerregister mit 15 verschiedenen Familiennamen bei 39 Steuerzahlern. Die Einwohnerzahl des Dorfes mag zu der Zeit bei 180 gelegen haben.

Mit dem Jahre 1609 beginnen die vollständig erhaltenen Kirchenbücher von Waldau, die nun eine genaue Entwicklung der Bevölkerungsbewegung und der Familiennamen aufzeigen. Ergänzt werden sie durch Steuerlisten und Mannschaftszählungen. Als 1618 der 30-jährige Krieg begann, hatte Waldau 307 Einwohner. Bedingt durch die Straßenlage des Dorfes griffen die Kriegswirren oft in ihr Leben ein. Was von ihnen 1648 übriggeblieben war, waren 7 Ehepaare mit 15 Kindern, dazu zwei Ledige und drei Knechte und Mägde, insgesamt 34 Einwohner, die in fünf bis sieben Haushaltungen wohnten.

Es hat schließlich eineinhalb Jahrhunderte gedauert, bis die als Folge des Krieges entstandene Bevölkerungslücke wieder ausgefüllt war. Im Jahr 1781 ist Waldau ein Marktflecken von 50 Häusern, wohin Oberrod von 15 Häusern, Schönau von 27 Häusern, Langenbach von 14 Häusern und Steinbach von 27 Häusern nebst dem zu Waldau gehörigen Wirtshaus „Zur engen Aue“ (Engelaue) eingepfarrt ist. Im Jahre 1790 erst hatte das Dorf wieder 265 Einwohner, im Jahre 1890 waren es 543 und 1910 erst 577.

Schuld an der langsamen Entwicklung der Bevölkerungszahl trug wohl der enge wirtschaftliche Rahmen, der dem Leben des Dorfes Waldau von jeher gesetzt war. Obwohl die landwirtschaftliche Nutzfläche bis zum äußersten erweitert worden war, boten sich nur beschränkte Existenzmöglichkeiten. Zwar war Waldau durch die nahen Fernstraßen wirtschaftlich an die Außenwelt angeschlossen und hat auch durch Fernhandel und vor allem den Vorspanndienst daraus Nutzen ziehen können. Aber mit der Gründung der Eisenbahnen, deren Strecken Waldau stets gemieden haben, fand auch diese wirtschaftliche Möglichkeit ihr Ende. Deshalb pendelt die Einwohnerzahl, die durch den Ersten Weltkrieg mit 23 Gefallenen und dem Zweiten Weltkrieg mit 48 Toten zusätzlich geschwächt worden war, für Jahrzehnte um die Zahl 1000.

 

Einrichtungen des öffentlichen Lebens:

Markt:

Waldau besaß ein altes Marktrecht, aber es ist nicht bekannt, seit wann dieses bestand. Der Platz zwischen den Häusern des Freihofes und dem Ansbach diente als Marktplatz. Im Jahre 1764 beantragte der Schultheiß von Waldau die Wiederbelebung des „von alter Zeit“ bestehenden Rechts, jährlich zwei Jahrmärkte abhalten zu dürfen. Es war dies ein allgemeiner Frühjahrsmarkt und ein Viehmarkt im Herbst. Es wurden dann auch bis 1847 ein Frühjahrs- und ein Herbstmarkt auf der breiten Dorfstraße durchgeführt. Beide Märkte wurden auch 1847 noch einmal von der nunmehr preußisch gewordenen Herrschaft bestätigt. Die erhoffte Belebung des Wirtschaftslebens blieb aber aus. Die Märkte gingen wieder ein.

 

Kirche:

Da Waldau nicht zu den alten Kirchenorten des Henneberger Landes gehörte, wird die Kirche erst nach der Gründung des Dorfes entstanden sein, sie stammt aber noch aus vorreformatorischer Zeit. Im Jahre 1474 wird der Kirchner von Waldau erwähnt und 1490 berichtet eine Urkunde, daß „vorzeiten“ ein Pfarrer in Waldau gewesen sei. Bei ihm habe aber das Dorf wüst gelegen und er sei deshalb nach Schleusingen zum Johanniterorden gegangen. Zutreffend ist, daß die seit 1291 in Schleusingen errichtete Komturei des Johanniterordens auch die erste Waldauer Kirche betreute.

 Über das Aussehen des alten Kirchengebäudes wissen wir nichts. Sie war aber mit Graben und Mauer umgeben. Ab dem Jahre 1601wurde der Kirchenbau von Grund auf erneuert, wahrscheinlich unter Einbeziehung alter Bauteile, denn der heutige Kirchenbau trägt an verschiedenen Bauteilen die Jahreszahlen 1601 und 1624.

 

Schule:

Eine richtige Schule gibt es erst seit der Reformation. Seit 1609 liegen genaue Nachrichten über die Existenz einer Schule vor: Der erste Taufeintrag in den 1609 beginnenden Waldauer Kirchenbüchern verzeichnet die Taufe des Schulmeistersohnes Wolbach aus Waldau. Lückenlos kann anschließend die Existenz der Waldauer Schule nachgewiesen werden. Sie war einklassig, und die Schulmeister waren in der Regel auf diesen Beruf vorbereitet. Im Jahre 1659 wurde in einer Verordnung das jährliche Gehalt auf 30 Thaler festgesetzt, und mancher Schulmeister hat das Amt ein Menschenalter innegehabt: Thomas Knauer betreute es von 1682 - 1732, Johann Andreas Rohmann zusammen mit seinem Sohn von 1726 - 1772, Nikolaus Abicht von 1773 - 1822, Berthold Friedrich Apel und sein Sohn Heinrich Apel von 1852 - 1926, dem Berthold Ludwig von 1897 - 1945 folgte.

 

Im Jahre 1891 wurde ein neues Schulgebäude für eine nunmehr zweiklassige Schule errichtet, der 1921 die dreiklassige Schulform folgte, die bis 1945 Bestand hatte. Im Zuge der Schulreform entwickelte sich nach 1945 Waldau zum Sitz einer Polytechnischen Oberschule, in der die Kinder von Waldau, Oberrad, Steinbach, Langenbach, Lichtenau, Engenstein, Biberschlag und Tellerhammer eingeschult sind. Hier wurde1975 von 11 Fachlehrern, 5 Unterstufenlehrern und 2 Hortnerinnen unterrichtet. Ein Kindergarten betreut die vorschulpflichtigen Jahrgänge.

 

Die Wirtshäuser:

Als 1380 die Herren von Heßberg ihre Waldauer Besitzungen an die Grafen von Henneberg abtraten, gehörte zu ihnen neben der „kemenathin“ auch das Schenkhaus, das seitdem in ununterbrochener Folge dem dörflichen Leben gedient.

Schon 1443 ging die herrschaftliche Schenke in bürgerlichen Besitz über und hat seitdem manches Original zum Wirt gehabt oder als Gast betreut. So bekannt, wie das „Wälthner Bier“ im 30-jährigen Krieg in der Umgebung war, so schlecht war der bauliche Zustand der Schenke. Im Jahre 1620 heißt es von ihr: „Die Schenke ist dermaßen baufällig gewesen, daß man keinen ehrlichen Mann darin beherbergen kann, und sich sonderlich zugetragen hat, daß ein Wundermann, so die Nachtherberg daselbst genommen, also er zu Bett gehen wollte, durch den Boden in den Stall gefallen und sich eine Rippe gebrochen . . !“ Schon kurze Zeit später machte der Wirt Reklame für sein Schenkhaus, indem er an die Herrschaft berichtete: „Ich habe sie dermaßen herrichten lassen, daß alle fürstlichen Durchreisenden Personen ... selbst hier Unterkommen und Nachtlager finden können“.

Lange Zeit blieb dieses Gasthaus „Zum Henneberger Haus“ die einzige Schenke des Dorfes. Erst 1869 wurde das heutige Gasthaus „Weidmannsruh“ zugelassen und als Neubau errichtet. Im Jahre 1902 wurde eine dritte, heute wieder ruhende Konzession vergeben.

In einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren wurde von 1970 bis 1972 in mehr als 62.000 Arbeitsstunden an Wochenenden und Feierabenden von der Waldauer Bevölkerung das FDGB Haus Bergkristall Waldau am Steinbacher Berg erbaut, wobei das Spezialkombinat Magdeburg und der VEB Zellstoffwerk bedeutende finanzielle Hilfe leisteten. Heute ist dort ein Altenheim untergebracht.

 

Die Badestube:

In vielen Dörfern Südthüringens gehörte es schon im 15. Jahrhundert zur Selbstverständlichkeit, eine Badestube zu besitzen. In Waldau war sie auf altem herrschaftlichem Grund im heutigen Haus Hauptstraße 25 untergebracht. An sie erinnern heute nur noch das Badersgäßle und der Badersgraben im Ansbachtal. Im Jahre 1494 wird der Bader von Walthen genannt, der die Badestube betreute. Sie bestand aus zwei Räumen mit Frauen- und Männerbad. Auf überhitzten Kieselsteinen wurde aufgegossenes Wasser in Dampf verwandelt, und auf Bänken sitzend, nahm man das Dampfbad ein, wobei man die Haut mit Birkenruten peitschte. Im Jahre 1635 kam der letzte Bader noch Waldau, er betätigte sich aber schon als Arzthelfer und Friseur, und sein Sohn ließ sich als Barbier in Waldau nieder.

Nach dem Eingehen der Badestube blieben ein Jahrhundert lang die sanitären Verhältnisse primitiv. Erst durch die Schaffung der im Jahre 1957 erbauten Gruppenwasserversorgung erhielten die Haushalte die Möglichkeit, häusliche Badeeinrichtungen in moderner Form anzulegen. Sie fehlen heute kaum in einem Haushalt.

Mühlen und Backöfen:

Die Errichtung einer Mühle unterlag einer herrschaftlichen Genehmigung, und Mühlen wurden sogar häufig von der Herrschaft selbst unterhalten. Beide Waldauer Mühlen sind privaten Ursprungs, sie liegen an der Schleuse. Die noch ihrem letzten Besitzer genannte „Kaisermühle“ - Die Dorfmühle - wird in der Henneberger Mühlenordnung von 1552 bereits erwähnt, und 1517 wird „Veit ihren letzten Jahren zur Handelsmühle geworden und hat bis 1970 gearbeitet. Noch ihrer Stillegung wurde sie vom Spezialkombinat Magdeburg gekauft, um nach einem Umbau als Bettenhaus für dessen Feriengäste Verwendung zu finden.

Die Hornmühle (an der Schleuse in Höhe des Anfangs des Ansbachtals) war ursprünglich die Mahlmühle des Dorfes Merbelsrod, das kein fließendes Wasser besitzt. Heute gehört sie zum Waldauer Territorium und wird 1560 als „Mühl an der Schleuß“ und als bereits bestehend erwähnt. Auch sie hat als Mahlmühle und zeitweise auch als Schneidmühle die Bevölkerung versorgt. Im Jahre 1925 wurde ihr Wasserrad durch eine Turbine ersetzt, die Mahleinrichtung aber malte mit zwei Mahlsteinen weiter.

Im Jahre 1975 arbeitete sie noch mit einer alten Mühlsteinanlage als Schrotmühle. Sie ist die letzte Mühle des Schleusetales, die noch eine kontakte Mahleinrichtung mit Mühlsteinen besitzt.

Häufig hatten die Mühlen auch das Backrecht und versorgten die Dorfbevölkerung mit Brot. Die Waldauer Mühle hat das aber nur in geringem Umfang getan, denn in Waldau war tagein, tagaus ein Dorfbackofen im Betrieb. Er steht heute noch in der Hauptstraße, obwohl er seit einem Jahrzehnt nicht mehr benutzt wird. Auch ein zweiter Dorfbackofen, der 1923 in der Mühlenstraße noch erbaut wurde, steht still und wird als Zementsilo benutzt.

Pechhütte:

Herrschaftliche Waldgebiete hatten die Harzer als Harzwald in Pacht, um das Kiefernharz zu „scharren“. Es wurde in der Pechhütte, die auf dem Gelände der Häuser Hauptstraße 71, 73, 77 (am Ortsausgang Richtung Langenbach, linke Seite) noch im 18. Jahrhundert tätig war, zu Harzpech verarbeitet, das man zum Abdichten der Bierfässer und der vielen Holzgefäße, die in ländlichen Haushalten benutzt wurden, verwendete.

 

Kriegerdenkmal 1928

Im Jahre 1928 wurde auf dem Brunnenberg ein Kriegerdenkmal errichtet. Aus diesem Anlaß soll der Zaun des Pfarrgartens in würdigen Zustand versetzt werden .Heute ist dieses Denkmal nicht mehr vorhanden, aber es stehen drei Stelen dort zum Gedächtnis an die Kriegsopfer.

 

Wasser 1962 und 19863

 Am 31. März 1962 ist Hochwasser in Waldau. Im Dezember 1962 ist großer Wassermangel im Dorf, auch der Pfarrbrunnen versiegt. Aber am 18. und 19. Mai 1963 ist „Wasserfest“, nachdem das ganze Dorf endlich eine zentrale Wasserversorgung erhalten hat.

 

Rauchbelästigung 1988

Im April 1988 beschwert sich Pfarrer Beer beim Rat des Kreises über die Rauchschwaden, die oft tagelang von der Mülldeponie Waldau/Schwarzbach aufsteigen und die Atemluft verpesten und den Wald gefährden. Außerdem verpestet das Abwasser das Grundwasser und den Stausee Ratscher. Der Rat antwortet darauf, man werde Anweisung geben, daß nur noch kalte Asche abgelagert wird und keine Brände mehr entstehen

 

Einheitsgemeinde 1996

Mit Beginn des Jahres 1996 bilden Waldau (mit Oberrod und Lichtenau) mit Nahetal (Hinternah, Schleusingerneundorf, Silbach) eine Einheitsgemeinde, nachdem die Verwaltungsgemeinschaft Auengrund aufgelöst worden ist. Steinbach und Langenbach kommen zur Gemeinde Schleusegrund (mit dem Rathaus in Schönbrunn). Die Gemeinden wollten an sich eine neue Gemeinde „Mühlgrund" bilden mit den Orten Wiedersbach, Waldau und Biberschlag. Aber auf den Ämtern sah man nur darauf, wie man 3.000 Einwohner zusammenbekam, ohne Rücksicht auf Tradition und Entfernungen. Es kam zu heftigen Protesten bis hin zu einer Anrufung des Petitionsausschusses des Bundestags. Auch die Kirchengemeinde (Gemeindekirchenrat, Pfarrer) schrieben Briefe. Es hat alles nichts genutzt. Nur kirchlich blieben Steinbach und Langenbach bei Waldau.

 

 

 

 

19. Jahrhundert (Chronik Kelber)

 

Einquartierung 1814:

Vom 6. bis 8. Juni 1814 haben die Einwohner in Waldau und den eingepfarrten Ortschaften sehr starke Einquartierung von Russen und Kosaken gehabt. Am 9. Juni mußte der dasige Prediger Kelber, der kaum vor 14 Tagen erst in die Pfarrwohnung eingezogen war, auch die Einquartierung von Russen sich gefallen lassen. Er bekam einen Kommandanten und Capitain, des Generals Sohn, und zwei Bediente und 3 Pferde; ferner wieder einen Oberst und Capitain, 2 Bediente, 2 Pferde; mehrere Tage. Darauf wieder einen Capitain, 3 Bediente und 2 Pferde.

 

Wetter 1816 - 1831:

Zwischen 1816 und 1817 entstand eine wegen vorhergegangener Mißernte ganz unerwartete Teuerung. [Die Hungersnot war deutschlandweit].

Das Jahr 1829 ist merkwürdig gewesen durch seine häufigen Regengüsse („merkwürdig“ im Sinne von „denkwürdig“). Getreide ist viel gewachsen, aber es konnte des anhaltenden Regens wegen nicht dürr (trocken) eingeerntet werden. Das Stroh ist größtenteils mit den Körnern verschimmelt. Das Heu ist größtenteils schwarz eingebracht worden, so wie auch das Grummet. Der Regen hat die Ernte sehr aufgehalten und die Kartoffeln mußten mehrenteils aus dem Schnee hervorgeholt werden, welcher schon am 13. Oktober fiel und auch liegenblieb. Es fiel auch strenge Kälte ein, welche bis in die Mitte des Februar 1830 fortdauerte. Das Thermometer stand auf 26 und 27 Grad Reaumur. Mehrere Kartoffeln sind in Häusern erfroren, selbst die besten Keller suchte der Frost auf. Das Korn kostete im Herbst des Jahres 1829    10 Taler, 11 bis 12 Batzen, welcher Preis bis Petri 1830 gleich blieb. Von dieser Zeit an stieg aber das Korn im Preise, es wurde zu 24 bis 26 Batzen verkauft und erhielt sich in diesem Preise bis 1833.

Am 7. Januar 1831 war ein starkes Nordlicht, und im November eine Erderschütterung, welche in der ganzen Gegend verspürt wurde.

 

Feuerlöschteich 1835:

Im Jahre 1835 ist durch die Vermittlung der Ortsbehörde (Conrad Geyer) am 15. August die Wehd vor Gottlieb Heßens Haus hingebaut worden. Der Zimmermeister Heinrich Hanf von Steinbach hat diese Wehd angelegt und hergestellt [Eine Weed ist ein Feuerlöschteich, der auch zum Waschen der Pferde genutzt werden konnte].                                                 

 

Wetter 1834 - 1837:

Im Jahre 1834 ist durch im Juni eingefallenen sehr starken Gewittersturm und Wirbelwindbegleitung eine große Niederlage in Waldau in den Gärten angerichtet worden. Der Prediger des Orts Kelber hatte nach einer 10jährigen Durchschnittsberechnung einen Schaden (Verlust) an seinen Obstbäumen von 300 Talern erlitten. Der Sturm, einem Orkan ähnlich, entwurzelte die stärksten Bäume, teils brach er sie auch entzwei und zerschlitzte mehrere jüngere Bäume so, daß sie für die Zukunft ganz eingingen.

Das Jahr 1835 zeichnet sich besonders durch eine außerordentliche Hitze aus, wo Wiesen ausbrannten und Kartoffelstöcke im Erdboden verwelkten. Diese Hitze, nach Reaumur 36 Grad, dauerte bis in die Mitte Augusts. Es wurde daher wenig Grummet gebaut. Die Winterkornernte ist vortrefflich ausgefallen, weniger gut und reich die Sommerfrüchte. Kartoffeln hat es zum Teil viele gegeben. Durch zwei Regengüsse Anfang August haben sich dieselben sehr erholt. Der Schleusefluß ist auch in diesem Jahr so klein gewesen, daß er seit Menschengedenken nicht gewesen ist. An mehreren Orten konnte man trockenen Fußes hinübergehen und mehrere Fische sind im Wasser abgestorben, weil das Wasser von der brennenden Sonnenhitze zu warm ward. Viele Mühlengewerke blieben aus Wassermangel stehen.

Am Karfreitag 1837 ist eine so strenge Kälte gewesen, wie sie mitten im Winter nicht stärker gewesen ist, und am siebten April ist ein 3 bis 4 Fuß [etwa ein Meter] tiefer Schnee gefallen, dergleichen man im ganzen Winter nicht gehabt hat und seit Menschengedenken nicht gewesen ist.

 

Geldnot:

Die in diesem Jahr ausgebrochene Holznot hat auch die Geldnot herbeigeführt. Die Münzangelegenheiten machten einen großen und höchst unangenehmen Lärm (?) in ganz Deutschland. Sachsen-Coburg wagte es, seine 6 und 3 Kreuzerstücke ganz unter die Werte herabzusetzen, ohne vorherige Bekanntmachung. Damit die Münznot noch größer wurde, so wurde in Württemberg auch das preußische Geld, das kleiner ist als die 4 Groschen-Stücke, bei Staatsabgabe verrufen, so auch die sächsisch-polnische 1/3 oder 1/6 desgleichen die vor 1833 geprägten kurfürstlichen  1/3 1/6 Talerstücke. Die Dritteltaler kosten 33 Kreuzer, die Sechsteltaler 16 ½ Kreuzer. Die preußischen 1/12 Taler kosten 8 Kreuzer, die braunschweigischen 1/6 und 1/12 Taler 17 ½ und 8 ½ Kreuzer.                                                                                                          

In den meisten Städten haben die Kaufleute schon vor dem Schluß des Jahres die herabgesetzte Münze nur zu dem niedrigsten Werte angenommen. In München, Nürnberg, Mainz gab‘s deshalb auf dem Markte scharfe Redensarten, die nicht für jedes Ohr taugten. In den Städten München, Nürnberg, Würzburg, Stuttgart, Mainz, Mannheim und anderen hat der Handelsstand sich an die betreffenden Regierungen gewandt, um womöglich Abwendung der großen Verluste, nötigenfalls die Schritte beim Bundestag zu bewirken. Die Verwirrung ist so groß, daß nun in Stuttgart die 24 und 12 Kreuzerstücke, ja ganze Kronentaler sich nicht nehmen lassen. Überall wird vor den neuesten Coburger Münzen gewarnt, da sie unter keiner Garantie stehen. Nach öffentlichen Blättern hat das Herrenamt (?) in der Ständeversammlung sich jedoch geneigt erklärt, den süddeutschen Münzverein beizutreten, nachdem auch die jetzt noch erscheinende (?) Landmünze an Zutrauen gewinnen muß (Es folgt eine Umrechnungstabelle von Zehn-Kreuzer-Stücken in Drei-Kreuzer-Stücke in den verschiedenen Ländern).

 

Wetter 1839 bis 1840:

Am 22. Juni 1839 früh um 3 Uhr kam ein so starkes Gewitter von Nordost her, welches mit gewaltigem Hagel, wie Taubeneier so groß, alles zerschlug, was in den Gärten , auf den Feldern und Wiesen noch stand. In Langenbach sind dem Peter Schmidt zwei Fuhren Heu weggeflossen. Das noch stehende Gras auf den Wiesen war mir niedergemacht (?), die Kartoffelstöcke zerschlagen, der Salat in den Gärten ganz auseinander gerissen. Die Schlossen lagen handhoch aufeinander und waren bei dem heißesten Sonnenschein noch am Abend desselben Tages sichtbar.                                                                                                                    

Das Ende des Jahres 1839 bis Anfang des Jahres 1840 ist eines der merkwürdigsten. Der Herbst war sehr gelind und brachte keinen Schnee bis nach Weihnachten hin, und selbst im neuen Jahr bis hin 14. Februar, als dieses aufgezeichnet wurde, hatten wir noch keinen Schnee. Die Weihnachten waren mehr Frühlingstage, so auch die ersten Wochen im neuen Jahr, nur acht Tage ausgenommen, wo es kalt und frostig war. Zu Anfang Februar fuhren die Bauern aufs Feld, ackerten und hackten, die Wintersaat stand abermals üppig und im Wachstum begriffen, und man hatte allgemein ein segensreiches Jahr. Die Schleuse war in jenen Tagen des Januar stark zugefroren und hat nach erfolgtem Tauwetter  Stücke von 2 bis 3 Zentner bei entstandener Auftürmung auf die Wiesen herausgeworfen, welches aber nach einigen Tagen durch die milde warme Witterung wieder zerschmolzen waren.                       

 

Am 18. Februar kam sehr starke Kälte und den 19. Schnee mit Sturm und Kälte, vom 20. Februar sehr starke Kälte mit Sturm begleitet und stets Ostwind. Am 25. nachmittags trat gelinde Witterung ein und der Sturm bei gleichem Ostwinde hatte sich gelegt. Aber nur einige Stunden dauerte diese gelinde Witterung. Der Ostwind strich wieder so kalt wie vorher und erhielt sich gleich bis zum 29. Februar bei immer heiterem Wetter. Im März wurde es ganz lind und fiel am 15 und 16. so viel Schnee, daß Schlittenbahn wurde.

Das heftige Gewitter am 10. November 1840, das hier bei uns um ein Uhr war, stellte sich in Stuttgart zwischen 3 und 4 Uhr ein. Man bemerkte dabei, daß der Blitz eine eigentümliche Farbe hatte. Den ganzen Tag überwehte ein starker Wind, der hier und da Verwüstungen anrichtete

 

Königs Geburtstag 1840:

Am 15. Oktober 1840 wurde von Seiten der Gemeinden des Königs Geburtstag gefeiert und ihm zugleich gehuldigt. Die Feier wurde besonders für die Schuljugend angeordnet. Vor dem Schulhause wurde eine Ehrenpforte gebaut, worunter die Schuljugend im Trocknen tanzen konnte. Auf dem Wege nach der Kirche ward eine große Ehrenpforte mit dem Adler errichtet neben Johann Georg Witters Hause, und gegenüber der Schule und der Pfarrwohnung noch eine mit der Aufschrift: „Heil dem König!“ Vor der Pfarrwohnung brannte nachts ein Transparent: „Heil dem König, der sein Volk als Vater liebt, dem Volke Heil, das Gegenlieb Ihm wiedergibt!“ Altar, Kirche und Kanzel waren mit Girlanden geziert. Die Landwehrmänner sind bewehrt (?) mit aufgezogen und haben 20 an ihrer Zahl gut losgefeuert.                                                    

Wasserflut 1842:

Am 31. März und 1. April 1842  ist eine ungeheure Wasserflut entstanden, so daß die Schleuse bis an (den) Pfarrgarten ausgebrochen war und alle Kirchwiesen unter Wasser standen und das Flußbett durch herabströmende Steinmenge ganz verunstaltet worden ist und der Fischbahn großen Schaden getan.

 

Teuerung 1842:

Ein wahrhaft merkwürdiges Jahr ist das Jahr 1842. Vom Frühjahr bis in den Sommer hindurch fand eine abwechselnde Hitze statt, die die Grummetwiesen fast alle ausbrannte, so daß kein Grummet gemacht werden konnte. Die Kartoffelstöcke verwelkten vor dem reif werden derselben und blieben klein und von keiner Dauer. Kraut und Rübe starben ab. Selbst das Obst verbrannte vor der drückenden Sommerhitze (denn sie zählte oft 35 Grad Reaumur). Winterkorn ist gut geraten, mehlreich. Die Sommerfrucht blieb klein und war sehr dünn aufgegangen. Futtermangel trat ein. Das Vieh mußte zum Teil abgeschafft werden. Die Körner stiegen im Preis. Alle Quellen fast versiegten ganz. Die Schleuse ist so schwach, daß sie kaum noch die Möllermühle treibt. Daher kam es auch, daß Brotmangel eintrat, weil die Müller nicht mahlen konnten.

Eine Kuh, die man im Febr. und März noch um 24 bis 28 Taler kaufte, kostete im August 5 Taler und es fand sich kein Käufer dazu. Die Saugschweine, die man im März für 4 Taler 12 Kreuzer das Paar kaufte, kosteten im August 6 bis 8 Batzen. Um 6 Kreuzer sind mehrere verkauft worden. Der Zentner Heu wurde um 4 Taler gekauft. Der Flachs ist größtenteils auf dem Halm verbrannt. Der Herr Pfarrer Müller in Biberschlag schlachtete eine Kuh und verkaufte das Pfund Fleisch um 3 Kreuzer.

Erbsen, Wicken und Linsen hat es nicht gegeben. Die Gerste ist wenig gewachsen und stand im Preise dem Korn gleich. Letzteres kostete 1 Taler Preußisch, der Weizen 24 und 28 Batzen. Dies fand bis zum 26. August 1842 statt. Am 27. August kam der erste Gewitterregen. Mittags 12 Uhr. Am 14. September kamen mehrere und am 20. September starke Regengüsse, daß die ausgedorrten und zum Teil verbrannten Stellen in Wiesen und Gärten wieder ein grünes Kleid anlegten und für das Vieh eine gute Herbstweide darboten.

In Kartoffeln und Sommerfrüchten ist eine gänzliche Mißernte gewesen. Schreiber dieses hat auf 6 Achtel Land Aussaat 30 Säcke Kartoffeln, worauf er in vorhergehenden 150 Säcke gebaut u. geerntet hatten; und diese wenigen waren nicht vom Menschen genießbar, sie waren mitten im Sommer durch die brennende Sommerhitze abgestorben und unreif, alle so groß wie die welschen Nüsse [Walnüsse] und von Würmern durchfressen und ganz unrein und wäßrig. Das Vieh mußte daher aus Mangel an Futter für einen Spottpreis verkauft werden. Alles u. das Getreide war sehr teuer: Erbsen das Achtel 1 Taler 10 Silbergroschen, Linsen je Achtel 1 Taler 10 Silbergroschen, Hafer je Achtel 15 Batzen, Kartoffeln je Achtel 10 Silbergroschen, Korn je Achtel 24 Batzen, Weizen 28 bis 30 Batzen das Achtel.                

Der Zentner Heu wurde um 4 Taler verkauft. Grummet hat es teilweise gar nicht gegeben.

Teuerung und Hungersnot war die traurige Folge von der Mißernte. Viele Familienväter konnten hier mit Recht fragen: Woher kaufen wir Brot für unsere hungernden Kinder? Und, was das Schrecklichste dabei war: Kein Verdienst unter den Leuten. Kurz: Der Druck der Not hatte ihren höchsten Gipfel erreicht! Keiner konnte dem anderen helfen, weil sie alle der Hilfe bedurften! Man hörte nur aus dem Munde der Leute Jammern und Wehklagen.

 

Teuerung 1843:

Am 30. Januar 1843 haben wir, nachdem einige warme Frühlingstage vorausgegangen waren, das erste Gewitter mit heftigem Sturmwinde begleitet, und starken Blitzen abends 8 Uhr gehabt, welches ohne Schaden zu tun ablief. 

Dieses Jahr ist merkwürdig, ohnerachtet alle Früchte des Feldes viel versprochen, so war doch der Roggen vom neuen Jahr an beständig in hohem Preise:  1 Taler Preußisch hat er bis zum März gekostet. Von da an stieg er immer höher, so daß das Achtel bis zum 4. Juni 28 Batzen oder 1 Taler 8 gute Groschen kostete, das Achtel Weizen 29 Batzen oder 1 Taler 9 Groschen 4 Batzen, die Gerste 2 Silbergroschen oder 1 Taler 4 Silbergroschen 4 Batzen.                       

Die Kartoffeln das Achtel 7 Silbergroschen 6 Batzen im Anfang des Jahres, gegen Ostern und Pfingsten hin das Achtel 9 oder 10 oder 11 Batzen. Das Ochsenfleisch 4 Groschen, das Schweinefleisch 4 Groschen 4 Batzen. Die Wurst das Pfund 4 Batzen = 6 Silbergroschen. Die Butter je Pfund 7 Silbergroschen, ausgelassene Butter 8 Silbergroschen, für Käse 8 Batzen. Das Schock (Eier?) 1 preußischer Taler Das Schütt Stroh 4 Silbergroschen, auch 4 Silbergroschen 8 Batzen. Das Heu, der Zentner  1Taler 15 Silbergroschen. Die Milch das Maß 1 Silbergroschen 3 Batzen. Das Maß gutes Lagerbier 5 Kreuzer 1 Silbergroschen 4 Batzen und 8 Batzen. Der Laib Brot 7 Silbergroschen 6 Batzen. Die Saatkartoffeln gingen durch das langanhaltende Regenwetter im Erdboden zugrunde u. verfaulten, so daß andere nachgelegt werden mußten. 

Von Mitte Mai bis in die Mitte Juni und weiter hinaus dauerte es ununterbrochen fort und kein freundlicher Sonnenstrahl erheiterte das Angesicht der Menschen, die in banger Unruhe und ängstlicher Verzweiflung wie die Schatten umherzog. Das Getreide wurde durch den vielen Regen niedergeschmissen und geknickt, und dies geschah gerade in der Blütezeit. Am 14. Juni kostete das Korn in Schleusingen das Achtel 36 Batzen und 1 Achtel Weizen 38 Batzen. Am 1. Juli kostete das Achtel Korn 2 Taler 6 Batzen und stieg immer höher. Im Oktober fiel es wieder herab auf 24 Batzen. Im November stieg es wieder auf 29 und 30 Batzen, im Dezember auf 28 Batzen, der Weizen auf 34 Batzen, welche Preise sich bis ins Jahr 1844 erhielten.

 

Wetter 1844:

Das Jahr 1844 hatte sich soweit gut angefangen. Im Januar kam der erste Schnee und fiel dann in den folgenden Monaten, besonders zu Ausgang des Märzes in so großer Menge, daß er überall 2 bis 3 Ellen hoch und an manchen Orten 6 Ellen hoch gefallen war. Alle Wege waren ungangbar und mußten von unserem Ort aus geschäufelt und Bahn gemacht werden. Dabei war am 20. Und 21. März die strengste Kälte, die wir den ganzen Winter über hatten.

Seit Menschengedenken ist um diese Zeit noch kein so großer Schnee vorhanden gewesen als am 23. März. Der Schnee lag in Neustadt am Rennsteig im… 10 - 20 Fuß tief. Die Häuser lagen unter dem Schnee u. es mußten Tunnel von einem Haus zum anderen gegraben werden. Die Toten konnte nicht begraben werden, sondern mußten einstweilen auf den Schnee gesetzt werden. An mehreren Orten spielten die Kinder mit Kirchturmfahnen (vgl. Seite 40 der Winter 1845).

Die ältesten Leute erinnern sich nicht eines so langen u. strengen Winters wie in diesem Jahr 1845. Am 3. Dezember 1844 begann die strenge Winterkälte sich einzustellen und am 15. März 1845 ist sie noch immer sehr heftig. Der Schnee denkt noch nicht an den Abzug. Die Kälte war bis zu 24 Grad gestiegen. Mehrere sind im Bette erfroren, die sich mit ihren Lumpen gegen die grimmige Kälte nicht zu schützen vermochten.

 

Kartoffelkrankheit 1845:

Im Jahre 1845 ist in ganz Deutschland und auch außer demselben eine Kartoffelkrankheit ausgebrochen, die die Leute gar sehr in Verlegenheit versetzte und große Besorgnisse verursachte und eine enorme Hungersnot gegen das Frühjahr 1846 prophezeite. Allein nach Ausweis der Sache stand es mit der Krankheit in Deutschland nicht so schlimm, wie es anfangs die Leute gemacht haben. Schon bei der Ernte derselben fand man mehr schon halb verfaulte, welche man, ehe sie in den Keller kommen konnten, aussondern mußte, damit nicht die gesunden von kranken angesteckt würden. Es war teils eine trockene Fäulnis, die sich in den Kartoffeln zeigte, auch eine nasse, die schnell um sich griff und ganze Keller voll ansteckte, welche auf den Mist mußten geworfen werden. Man war daher sehr besorgt um die Saatkartoffeln.                                                                                                                       

Als die besten und einfachsten Mittel haben sich in vielen Orten ein trockener, luftiger Keller und das Legen der Kartoffeln auf Stroh bewährt. Man hat gefunden, daß die schon angesteckten Kartoffeln nicht weiter faulten und die vorhandenen schwarzen Flecken vertrockneten.

Von zwei und einem halben Schock Korn habe ich in diesem Jahr geerntet: 36 Achtel des schönste und. trocken eingebrachten Korns, und zwar auf einem in Oberrod gepachteten 6 Achtel alten Gemäßes enthaltenen Acker, von dem Justin Aufschützendorf.

 

Wasserflut 1846:

Am 21. Januar 1846 war die Schleuse mehrere Tage durch anhaltendes Regenwetter und Tauwetter so angeschwollen, daß das Wasser alle Wiesen überströmte und bis an die hinterste Tür des Pfarrgartens drang. Es hat so geregnet, daß die Pfarrwiese auf der Engelau überfließt, daß 40 Fröhner mehrere Tage zu arbeiten hatten, um die Masse des Kiesels und Sandes hinauszuschaffen. Mehrere Wagen und Radkarrenwurden dabei gebraucht. Waldau war eine Insel, an keiner Seite konnte man hinausgehen. Alle Keller waren voll Wasser und es ging über die darin liegenden Kartoffeln hinweg, dadurch haben die Kartoffeln sehr gelitten und sind ganz unbrauchbar geworden. Die Krankheit der Kartoffel hat mit dem Frühjahr zugenommen. Alle schwarzen mußten weggeworfen werden, weil sie das Vieh nicht fressen mochte. Diese Faulkrankheit derselben oder der schwarze Tod hat sich fast alle derselben verbreitet. Es wird schwer werden, daß man hier die Saatkartoffeln erübrigt.

 

Teuerung 1846:

In der letzen Hälfte dieses Jahres 1846 ist große Teuerung des Weizens und Korns nicht nur in Deutschland, sondern in fast ganz Europa ausgebrochen. Eine ungeheure Menge Getreide mußte zu dem Ende aus Nordamerika hierher gebracht werden. Ob es gleich in den Kornländern nicht an Getreide fehlte, so blieb es dennoch im Preise. Auch hielt man mit demselben zurück, weil es sehr gut gewachsen war.

Das Achtel hat bis in diesem Jahr 1847 einen Taler und 16 bis 20 Silbergroschen gekostet, der Weizen 1 Taler 22 Silbergroschen, der Hafer das Achtel 21 Silbergroschen, Rübsamen das Achtel 27 Silbergroschen. Grummet gibt es gar nicht zur Fütterung.

Die Sommerfrüchte waren größtenteils mißraten, daher die allgemeine Teuerung. In Berlin ist auf offener Straße ein Mann Hungers gestorben. Im Jahre 1847 den 3. April gegen Abend ist eine starke Erderschütterung verspürt worden, wodurch ein Teil der Gottesackermauer einstürzte.                                                                                                                                         

 

Teuerung 1847:

Dieses Jahr 1847 ist merkwürdig durch die eingetretenen Brot-Teuerung und Kartoffel-Teuerung. Das Korn je Achtel ist im Monat April zu 2 ½ Taler auf dem Markt verkauft worden, das Achtel Kartoffel zu 12 Groschen. Der Sack Kartoffeln ist in Coburg mit 1 Taler, auch 2 Gulden, bezahlt worden. Am 18. April ist der Schnee zwei Schuh tief gefallen, in den Waldungen lag er noch fast 2 Ellen hoch. Kein Bäcker hatte am 17. April in Schleusingen Brot, weil kein Korn zum Markt gebracht wurde. Es gibt Hungernde in Menge. Am 25.April kostete das Achtel Korn 3 1/2Taler Preuß. So mußte durch die Verwendung des Hr. Landrats von Flotow, um der Brotteuerung und Hungers zu wehren, das Militärmagazin in Erfurt angegriffen werden. Durch die Königliche Milde wurde der Scheffel Korn um 3 Taler 1 Silbergroschen 9 Batzen hergegeben. Sie wurden von den hiesigen Behörden abgeholt und sodann an die ärmere Klasse abgelassen, entweder um den angegebenen Preis oder dasselbe bis nach der Ernte in natura wieder ins Militärmagazin in Erfurt abzuliefern.

Die Suhler, Goldlauterer und Schmiedefelder litten besonders und wurden hart bedrückt durch Hunger und war kein Verdienst mehr unter ihnen. Die Landstände haben beim Vereinigten Landtage beim König besonders darauf angetragen, daß ihnen Brotteuerung und der Hungersnot gesteuert würden. Allein alles umsonst.

Das Schock langes Stroh wurde mit 8 Talern bezahlt, das Heu pro Zentner 1Taler 12 Groschen, Erbsen die Metzte 9 Batzen, das Faß Branntwein 36 Taler. Die Teuerung war allgemein verbreitet: in Preußen, Sachsen, in den Herzogtümern in Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Frankreich wie England und Österreich, Belgien und Irland. Zu Ausgang des Mai kostete auf dem Markt in Hildburghausen das Achtel Korn 2 Taler 8 Silbergroschen, der Weizen kostete gleich viel. Von jetzt an, am 23. Mai, fingen die Korn- und Weizenpreise an, allmählich zu weichen. Fast auf allen Märkten sind die Getreidepreise herabgesunken.

Wieviel dieses Jahr 1847 ganz Deutschland mehr als das vorige gekostet hat, ist von einem Herrn von Kuhn im statistischen Verein durch Zahlen dargetan worden. Er nimmt den Bedarf an Brotkorn für eine Arbeiterfamilie von 5 Personen auf 450 Mark an. Der Durchschnittspreis von 1½ aller für den Scheffel war aber seit der letzten Ernte um 75 Prozent gestiegen, also der Verbrauch desselben in ganz Deutschland gegen den Verbrauch in Mitteljahren um 150 Millionen Taler gestiegen. Der Durchschnittspreis von 10 Groschen für den Scheffel Kartoffeln war um 100 Prozent gestiegen und hat eine Mehrausgabe von 70 Millionen Talern nötig gemacht. Also wäre die Verteuerung allein dieser beiden Artikel in diesen Jahren auf 220 Millionen Taler für Deutschland zu veranschlagen, eine Summe, welche die Staatseinnahmen aller deutschen Staaten mit Ausnahme von Preußen und Österreich fast dreimal übertrifft. Den 20. Juni 1847.                                                                                                                   

Im Juni kostete in Bremen die Last Korn noch 225 Taler, jetzt wird sie um 80 Taler verkauft. In Schleusingen kostet das Achtel Korn 9 Silbergroschen, am 25. April 47 und bis im Oktober 1 Taler 5 Groschen, im November 10 Silbergroschen.

Das Jahr 1847 war ein außerordentlich reiches und gesegnetes, gutes u. geschmackvolles Obstjahr. Es reifte früher als sonst und lieferte den herrlichsten Obstwein. Bäume, die seit 25 und 30 Jahren nichts getragen hatten, lieferten in diesem Jahr überaus reiche Früchte. Ein ungeheurer Trieb lag in allen Pflanzengattungen, obgleich die Getreidepreise weniger herabsanken.

Zu Ausgang des Jahres kaufte man doch weniger (?), das Achtel Korn um 1 Taler 5 Silbergroschen. Im Herbste 1847 wurde die neue Orgel durch den Orgelbauer Witzmann (Stadtilm) aufgestellt. Auch der alte Taufstein, nicht durch Beiträge der Ortseinwohner, sondern durch

Gastwirt Nicolaus Reinhart (?) bekleidet worden.

 

Revolution 1848:

Pfarrer Kelber erwähnt in seiner Chronik kurz den Umsturz in Frankreich am 1. März 1848 und berichtet dann ganz ausführlich über die blutigen Ereignisse in Berlin. Auch auf dem flachen Land ist man also von diesen Vorgängen nicht unberührt geblieben. Der Pfarrer berichtet auch von der Niederschlagung der Freiheitsbewegung und regt sich dann furchtbar auf, weil auch auf kirchlichem Gebiet das Rad zurückgedreht wurde und die Gemeindekirchenräte nicht mehr von den Gemeindegliedern gewählt wurden, sondern von der Obrigkeit eingesetzt wurden und an sich nur noch die Aufgabe hatten, für Sitte und Ordnung zu sorgen bzw. Verstöße anzuzeigen.

 

Wetter 1849 bis 1851:

Das Jahr 1849 ist merkwürdig durch seine außerordentliche Fruchtbarkeit in Körnern und Obstgattungen. Es gibt Korn von 3 Ellen Länge. In Hildburghausen Halmen von 4 Ellen Länge. Alles freute sich eines gedeihlichen und schnellen Wachstums und eine reiche Ernte krönte den Fleiß des Landmanns.

Vom zweiten bis zum dritten Mai 1851 ist in der Nacht ein Wolkenbruch gekommen, der die ganze Nacht hindurch noch wütete und eine so große Wassernässe herbei führte, daß das Wasser stromweise durch den Pfarrgarten ging und 2 Fuß hoch in der Kirche und Sakristei stand.

Gerade an demselben Sonntage Quasimodogeniti wurde der Kirchenrat von allen Stimmberechtigten der Parusie gewählt: Herr Georg Brückner, Gottfried Brückner, Nicolaus Kronacher, Caspar Lindenlaub, Georg Adam Kolk, Georg Schmidt.

Das Gras im Pfarrgarten ward ganz überflutet und war verschlammt. Die Ernte aus dem Gemüsegarten hinweg geflutet. Der Kanal ward in derselben Nacht verstopft, die Schleuse brach aus. Das Wasser bahnte sich seinen Weg durch die hintere Gasse, ging in pleno [vollständig] die Kirchgasse hinter durch den Schulgarten, durch den Pfarrgarten und drang in die Kirche   2 Fuß hoch [60 Zentimeter].                                                                                                        

Wetter 1852:                                                

Zu Anfang des Februars 1852 stellte sich gelinde Witterung ein, mit einem gewaltigen Sturmwinde und starken Regengüssen ein, so daß in einer Nacht das Wasser von allen Bergen herabstürzte und alles überschwemmte. Waldau glich einer Insel. Die Ansbach war über ihre Ufer getreten, hatte eine ungeheure Masse von Sand, Kies und Steinen ausgeworfen, die Chaussee überflutet, der Kanal durch das Dorf ging verkiest, so daß der Strom durch die Häuser und von da auf den Kirchweg, durch den Pfarrgarten und in die Kirche ging. Das Wasser hatte alle Keller bis oben an angefüllt, worin die Leute noch ihrem armen Vorrat von Kartoffeln liegen hatten, welche in großer Besorgnis lebten, sie müßten in dem Wasser zugrunde gehen u. verderben. Nach einigen Tagen fing das Wasser jedoch wieder zu einzufallen, wo die Leute zu ihren Kartoffeln wieder können und ausräumen konnten. Pfarre und Schule standen ganz in Wasser und hinderte der Ausgang [er war nicht möglich].                                      

Geburtstag des Königs 1852:

Am 15. Oktober 1852 wurde in Waldau der Geburtstag seiner Majestät des Königs von Preußenfeierlich von der Schuljugend mit einem Fahnenaufzug und mit Musik begleitet begangen. Die Schuljugend bekam jedes von ihr eine Semmel mit einer Bratwurst, einen Biertrunk und ein Stück Lauge.                                                                                                                       

Wetter1853:

Der Herbst von 1852 bis zum 13. Januar 1853 war ohne Schnee geblieben. Ohne Forst, beständig gelinde Witterung u. Regen. Die Witterungspropheten verkündigen etwas Schnee, aber keinen anhaltenden Frost. Der erste Schnee fiel erst den 15. Januar immer mit gleicher Witterung. Um Mittag war er schon wieder geschmolzen. Am 19. Januar hatte es geschneit und Berg und Täler und Dächer der Häuser waren weiß von Schnee bedeckt. Am 20. Januar war er wieder verschwunden durch den warmen Sonnenschein. Es gab wenig Frost.

Das letzte halbe Jahr von Johannis bis Michaelis 1853 stieg der Preis des Korns, das Achtel bis zu einem Taler 20 Silbergroschen, das Achtel Gerste 30 Batzen, das Pfund Fleisch 3 Silbergroschen, 1 Pfund Butter… 7 Silbergroschen, 1 Maß Bier 18 Batzen.

 

 

 

 

 

Gemeindeleben

Visitationspredigt 1837

Bei den Akten befindet sich eine Visitationspredigt vom 14. Sonntag nach Trinitatis 1837, gehalten von Pfarrer M. Keller.

 

Kollekte für eine Kirche in Jerusalem

Im Jahre 1841 hat der König von Preußen Friedrich Wilhelm IV. zur finanziellen Ausstattung  eines protestantischen Bischofssitzes zu Jerusalem 15.000 Pfund Sterling für seine Hälfte ausgesetzt und die Urkunde darüber ausgestellt, während seine Untertanen über die großen Lasten der Abgaben klagen und darben und zugrunde gerichtet werden. Im Jahr 1842 ist am zweiten Ostertag in der ganzen Provinz Sachsen in allen Kirchen für die Gründung der evangelischen Gemeinde in Jerusalem und die Erbauung eines Hospitals für Pilger und eine Schule on eine Kollekte veranstaltet worden. In Waldau sind 6 Taler 5 Groschen eingelegt worden, im Kreise Schleusingen

 

Reformationsgedenkfeier 1844

Am 25. und 26. Januar 1844 fand die Feier des 300jährigen Reformationsjubiläums in Henneberg statt (in Waldau hätte sie schon 1840 gefeiert werden sollen, weil die Reformation hier früher begonnen als in Schleusingen). Der erste Tag begann mit einem Früh- und Nachmittagsgottesdienst. Über die Stelle Jeremia 15,16 wurde vormittags und über Psalm 67 den Nachmittag gepredigt. Auch wurden dabei die Altarleuchter angezündet. Eine Abendmahlsfeier kam nicht zustande, obwohl sie entsprechend der Verordnung vorher angekündigt worden war. Der Grund dafür war, daß noch ein Siebtel der Einwohner vom vorigen Jahr her noch „rückständig“ war. Sie hatten sich nicht zur Beichte angemeldet, weil sie arm waren und ihnen das Geld fehlte, um würdige Kleidungsstücke zu kaufen. Es herrschte Hungersnot und ihr wurde von den Behörden wenig entgegengewirkt. Der König hat nichts getan zur Linderung der allgemeinen Not. Er hat gar nichts davon erfahren. Sein Herz hätte erreicht werden müssen, wenn ihm die Not und das Elend des Volkes geschildert worden wäre.

Am anderen Tage, als am 26. Januar, wurde die Schuljugend der ganzen Parochie von den Lehrern aus der Schule des Dorfs zum Schulzenhaus geführt und holte daselbst mit Musik eine dazu gefertigte große Fahne mit einem Tannen- und Eichenkranz. Die Fahne wurde vom Schulzen des Orts getragen und an ihr hing ein schönes Tuch für den Schultheißen.

Der Zug der Waldauer und Oberroder Kinder wurde vom Pfarrer begleitet, der ein schönes damastenes Tuch mit einem Rosmarienstengel von der Waldauer Gemeinde und ein anderes ausgezeichnet schönes halbseidenes Tuch mit Rosmarienstengel  von der Oberroder Gemeinde in der Hand trug.

In der Kirche wurde gesungen: 1. „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“, 2. Hierauf wurde von dem Schullehrer Abicht eine Ausarbeitung des Pfarrers Kelber vorgelesen, die Bezug nahm auf die Reformation. 3. Ein Luthergedicht wurde von der ersten Klasse der Schuljugend hergesagt, 4. Ein kurzes Examen wurde mit den Schulkindern gehalten, wobei der Schullehrer Abicht. Die Kinder wurden nach der Geschichte der Einführung der Reformation in Henne­berg gefragt und auch des letzten Grafen Georg Ernst und seines Vaters Wilhelm dabei gedachte, 5. Hierauf sangen die Kinder der oberen Klasse allein ein Lied: „Wie durch Gewölk die Sonne bricht“ (nach der Melodie „Kommt her zu mir....“). Der Pfarrer schloß mit Gebet und Segen. Hierauf zog die Jugend wieder mit Musik in Prozession zum Wirtshaus, wo jedem Kind eine Bratwurst mit Semmel gereicht wurde. Gegen Abend gab es Tanz und Bier.

                       

Die Oberroder Schuljugend war ebenfalls mit Musik herauf nach Waldau in die Kirche gezogen, alle mit Fähnchen und mit ihren Eltern. Sie wurden von dem dortigen Schulzen Georg Kufner und dem Schulvorstand Jacob Kuhles (?) angeführt. Nach dem Gottesdienst zog man wieder nach Oberrad. Die Kinder bekamen einen Tanz und einen Trunk, die erwachsene Jugend bekam Bier und einen Nach­tanz, sowohl in Waldau als auch in Oberrod.

Das dreihundertjährige Reformationsjubiläum in Henneberg wurde auch in Steinbach - jedoch weniger als in Schönau - gefeiert. Hier wurde wegen der schlechten Witterung die Feier in der Schule im Betsaal begangen. Nach Beendigung des hier gehaltenen Gottesdienstes wurde die Schuljugend in der Gemeinde gespeist. Sie bekam namentlich Klöße und Braten und einen Trunk und Tanz. Jeder Nachbar bekam zwei Maß Bier ins Haus. Der Lehrer in Waldau bekam von der dortigen Gemeinde einen neuen Seidenhut und ein Tuch und von der Oberroder Gemeinde auch ein Seidentuch. Herr Robusch, Lehrer in Schönau, bekam auch ein schönes Tuch nebst Band und Strauß. Nachdem sich die Kinder satt gegessen hatten, wurden ihnen einige Stücke Tanz vergönnt und 30 Maß Bier gereicht. Die erwachsene Jugend hat in Schönau vor der Schule und dem Schulzenhause Ehrenpforten errichtet. Auch in Waldau wurden vor dem Schulzenhaus u. Wirtshaus Ehrenpforten von der erwachsenen Jungend errichtet.                                  

 

Vor dem Ersten Weltkrieg

Am 21. Mai 1882 sollen zwei Ehepaare aufgefordert werden, noch die Trauung vornehmen zu lassen (seit 1875 gibt es die zivile Eheschließung).

Der Kirchenstand Nummer 1 (Deckert) wird am 9.März1884 an den Mann der Tochter übertragen. Der Pfarrer hat ein Statut für die Kirchensitze aufgestellt.

Am 4. Dezember 1887 wird darüber geklagt, daß vor allem junge Burschen die Kirche vorzeitig verlassen und dann den Gottesdienst stören. Die Gemeinde wird gebeten, daß dieser Übelstand aufhört. Über die sittlichen Zustände in der Gemeinde wird gesprochen. Es wird festgestellt, welche Männerstände in der Kirche frei sind.

 

Bei dem Visitationsgespräch am 3. März 1889 wird festgehalten: Der vorsitzende Superintendent hält eine Liturgie im Nachmittagsgottesdienst für wünschenswert. Die Katechisation der konfirmierten Jugend ist wichtig. Die Wochenbetstunden sollen Dienstag und Freitag in Stein­bach gehalten werden, auch wenn - besonders bei schlechtem Wetter - der Besuch des Gottesdienstes in Waldau leidet. Auch für Langenbach könnte man solche Betstunden einrichten. Um den Abendmahlsbesuch zu heben könnte man in Waldau abends Gottesdienste halten, etwa zweimal im Jahr. Die Notwendigkeit von Morgen- und Abendandachten wird besprochen, der Pfarrer soll in der Predigt dazu Anleitung geben. Der Gemeindekirchenrat soll sich um die Verbreitung des Thüringer Sonntagsblatts kümmern. Es wird gewünscht, daß den Kindern unter 16 Jahren der Besuch des Tanzbodens und des Wirtshauses verboten wird. Auf das Verderbliche der „Lichtstuben“ wird hingewiesen, die jungen Leute müssen unbedingt durch den Lichtstubenhalter beaufsichtigt werden, ein gutes Buch zum Vorlesen könne manchen Schaden verhindern. Die Frage wird aufgeworfen, ob nicht eine kirchliche Armenpflege einzurichten sei; ein Anfang dafür sei, daß man die Kollekten beim Abendmahl und bei Begräbnissen für die Bescherung armer Kinder an Weihnachten verwende; aber es beteiligen sich nur wenige dran, vor allem nicht aus dem Außendörfern.

Bei der Kirchenvisitation am 3.November 189:  wird angemerkt: Der Kirchen- und Abend­mahlsbesuch hat sich gehoben. Auch die beiden letzten Jahrgänge der Schule sollen unter Aufsicht der Lehrer am Gottesdienst teilnehmen. In den Außenorten müssen Nachmittagsgottesdienste in der Schule ins Auge gefaßt werden, etwa alle zwei Monate. Eine Katechese mit der konfirmierten Jugend wäre wünschenswert. Auch bei Taufen und Trauungen soll für die Armen gesammelt werden. Die Gründung eines vaterländischen Frauenvereins wird angeregt. Die Zahl der un­ehelichen Geburten ist etwas zurückgegangen. „Lichtstuben“ sollen nur noch bei anständigen Leuten und unter Aufsicht gehalten werden. Die Vorschrift, daß Kinder unter 16 Jahren nicht auf den Tanzboden dürfen, muß in der Gemeinde beachtet werden.

Am 9. Dezember 1895 wird festgelegt, daß bei Taufen und Trauungen in den Häusern die Armenbüchse herumgehen soll.

Die neu gewählten Mitglieder der kirchlichen Körperschaften wurden am 1. Januar.1907 in ihr Amt eingeführt. In der Folgezeit fällt aber auf, daß viele Mitglieder sehr schnell wieder ausscheiden und durch Zuwahl ersetzt werden.

Der Älteste Schilling spricht am 9. Mai 1907den Wunsch aus, daß die Gemeinde gebeten werden soll, bei der Feier des Abendmahls zu bleiben und nicht während der Feier das Gotteshaus zu verlassen.

 

Das Amtsgericht in Schleusingen teilt am 26. September 1910: mit, daß der Fabrikarbeiter Weigand in Waldau seinen Austritt aus der Landeskirche erklärt hat. Der Pfarrer soll ihn aufsuchen und über die Folgen seines Schritts aufklären. Am 12. Dezember 1910 wird aber festgestellt, daß man ihm die Beerdigung auf dem Friedhof nicht verwehren darf. Aber nachträglich will man den Austritt des Porzellanarbeiters Weigand nicht in der Kirche öffentlich bekanntmachen (01.11.1911).

 

Der Festgottesdienst zur Jahrhundertfeier der Erhebung Preußens und der Befreiungskriege soll am Sonntag, dem 9. März, 1913 stattfinden; die Konfirmandenprüfung soll deshalb erst am Nachmittag sein.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg

Zur Wahl der kirchlichen Körperschaften am 10. November.1918 sind nur 14 Wahlberechtigte erschienen. Es wurde mündlich abgestimmt: Die drei Kirchenältesten wurden wiedergewählt. Weitere neun Gemeindevertreter wurden einstimmig gewählt. Nur ein Gemeindevertreter wird ersetzt, weil er verzogen ist.

 

Die Einführung der am 23. Januar 1921 gewählten Mitglieder des Gemeindekirchenrats (fünf Älteste) und der 24 Mitglieder der kirchlichen Gemeindevertretung ist am 13. Februar 1921.

 

Kirchensteuer:

Die Mehrzahl der Mitglieder des Gemeindekirchenrats lehnt es 6. November 1921 ab, daß die Kirchensteuer vom Finanzamt eingezogen werden soll. Am 1. Januar 1922 wird beschlossen, die Höhe des zu zahlenden „Opfergeldes“ soll in der nächsten Sitzung festgelegt werden. Es bleibt den einzelnen Gemeinden überlassen, ob das Geld von den Pflichtigen erhoben wird oder aus der Gemeindekasse bezahlt wird (das war also auch eine Art Kirchensteuer). Am 6. August 1922 stellt man fest: Für das laufende Jahr kann eine Einziehung der Kirchensteuer durch das Finanzamt nicht in Betracht gezogen werden, da ein Antrag zu spät kommt. Dafür soll das Pfarropfergeld für dieses Jahr so erhöht werden, daß kein Defizit in der Kirchenrechnung entsteht.

Das Pfarropfergeld wird am 29. Juli 1923 in Anbetracht der immer mehr zunehmenden Geldentwertung auf 10.000 Mark festgelegt, ab 7. Oktober dann eine Million Mark. Am 13. Dezember 1925 wird festgestellt: Das Konsistorium hat den Vorschlag abgelehnt, die Kirchensteuer auf das Opfergeld aufzuschlagen, abgelehnt, so daß jetzt doch die Kirchensteuer eingeführt werden muß. Es soll eine Umlage von 15 Prozent erhoben werden (davon 5 Prozent für die Pfarrbesoldung).

Am 22. August 1926 wird festgelegt: Die Erhebung der Kirchensteuer soll durch die Kirchengemeinde erfolgen. Am 12. Dezember wird das präzisiert: Die Kirchensteuer soll Haus für Haus von den Ältesten erhoben werden, nachdem die Aufforderung zum Abliefern der Beträge wenig erbracht hat. Gleichzeitig wird aber auch beschlossen, daß bevollmächtige Personen für die Einziehung der Kirchensteuer eine Vergütung erhalten sollen.

Am 16. Januar 1927 ist schon von einer Zwangsbeitreibung der Kirchensteuer die Rede. Die Frist für das Rechtsmittel des Einspruchs ist verstrichen. Das Finanzamt soll eine Liste der Nicht-Zahler erhalten.

Der Vollzugsbeamte des Finanzamtes erhält für die außerordentlich wirksame Einziehung der Kirchensteuerreste eine Vergütung von (zusätzlich) 15 Mark (15.04.1928)

Der Gemeindekirchenrat besteht am 22. August 1926: aus sieben Mitgliedern. Dazu kommen 20 Gemeindeverordnete.

           

Kirchenpatron:

Kirchenpatron war anfangs meist ein Adliger oder die Landesherrschaft. Der Patron hatte verschiedene Grundstücke in Besitz, die mit der Verpflichtung belastet waren, Kirche und Pfarrhaus zu erhalten. Doch als es die „Herrschaft“ nicht mehr gab, übernahm der Staat das Patronat (siehe kirchliche Gebräuche im Jahre 1932). Der Staat ernennt als Vertreter einen sogenannten „Patronats-Ältesten“. Am 16. Dezember 1885 wird gesagt, daß der Haushaltsplan der Zu­stimmung des Patronats bedarf, soweit es um das Kirchenland geht. Auch an der Gemeindekirchenratssitzung am 13. Februar 1921 nimmt der Patronatsälteste Richard Beetz aus Ober­rod teil, dessen Wahlperiode noch bis Ende 1921 dauert. Der Patron hat bis Ende des Zweiten Weltkriegs zwei Drittel der Baukosten der Kirche getragen.

 

Dienstanweisung für den Pfarrer in Waldau vom 18. Oktober 1931:

Der Pfarrer hat an allen Sonn- und Festtagen Vormittags- und Nachmittagsgottesdienste zu halten. Am zweiten Festtag darf am Nachmittag Lesegottesdienst gehalten werden. Der Gottesdienst beginnt im Sommer um 9.30 Uhr, im Winter um 10 Uhr, der Nachmittagsgottesdienst ist um 13.30 Uhr. In der Advents- und Passionszeit ist jeden Freitagabend Gottesdienst zu halten, die Ausgestaltung ist dem Pfarrer im Einvernehmen mit dem Gemeindekirchenrat überlassen. Am Kirchweihfest findet Vormittagsgottesdienst statt. An Weihnachtsheiligabend und Silvester wird eine liturgische Feier gehalten. Das Heilige Abendmahl wird im Anschluß an den Gottesdienst gehalten an folgenden Tagen: Karfreitag, Ostersonntag, Kantate, Rogate, Exaudi, Pfingstsonntag, am 2. und 6. und 14. und 18.Sonntag nach Trinitatis, am „Totenfest“, an den vier Adventssonntagen, am ersten Weihnachtsfeiertag und an Silvester. Die Beichte ist unmittelbar vor dem Abendmahlsgottesdienst nach dem zweiten Läuten zum allgemeinen Gottesdienst. Die Beichte der Neukonfirmierten vor dem ersten Abendmahlsgang findet am Gründonnerstag um 10 Uhr statt. Der Konfirmandenunterricht ist ganzjährig und beginnt 14 Tage nach Ostern. Der Pfarrer hat durch fleißigen Haus- und Krankenbesuch seines Amtes als Seelsorger zu warten. In den Wintermonaten sind nach Möglichkeit und nach Vereinbarung mit dem Gemeindekirchenrat Bibelstunden in den Orten zu halten.

 

Nazizeit

Die Gemeindekirchenratswahl soll am 13. November 1932 sein, eingeladen werden soll durch Ausklingeln, eine Anmeldung ist erforderlich. Man muß mindestens 24 Jahre alt sein, seit drei Monaten in der Gemeinde wohnen und die Kirchensteuer bezahlt haben.

Kantor Ludwig trägt am 26. November 1933 die Notwendigkeit vor, sich der Glaubensbewegung der deutschen Christen anzuschließen. Superintendent Eggebrecht ergänzt, in dem er die Hauptpunkte der Glaubensbewegung darstellt. Wenn sich alle bei den letzten Kirchenwahlen als „Deutsche Christen“ haben aufstellen lassen, ist ein formeller Anschluß jetzt eine Selbstverständlichkeit. Die Beitrittserklärungen werden herumgereicht und der Eintritt von allen vollzogen.

In den Jahren ab 1935 sind im Protokollbuch fast nur Finanzdinge festgehalten. Erst ab 1951 sind wieder andere Themen Gegenstand der Beratung.

 

Schönau:

Vom Vorsitzenden des Gemeindekirchenrats (dem Pfarrer) wird am 17. September 1933 die Frage aufgeworfen, ob ein Austausch zwischen Schönau und Lichtenau ratsam sei. Lichtenau gehört zum thüringischen Pfarramt Biberschlag, von dem es genauso weit entfernt ist wie von Waldau. Am 18. Februar 1951 billigt Der Gemeindekirchenrat einstimmig den Anschluß von Schönau an Unterneubrunn, weil er die Schwierigkeit einsieht, Waldau zu erreichen. An sich müßte dann ganz Lichtenau zu Waldau gehören, aber das ist nicht ausdrücklich gesagt. Traditionell war eine Trennung entlang der Schleuse, entsprechend der alten Grenze zwischen den Hennebergern und den Heßbergern. Durch den Austausch mit Schönau gehört aber ganz Lichtenau zu Waldau. Damit hat aber nichts zu tun, daß manche Gemeineglieder weiterhin sich zu Biberschlag gehörend fühlen und der Pfarrer von Biberschlag auch Gottesdienst in Lichtenau gehalten hat. Letzte Auskunft könnte das Amtsblatt der Ev.-Lutherischen Kirche von Thüringen mit dem Tauschvertrag geben.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Katechetin und Organistin Frau Hotop gibt im Juli 1958 aus familiären Gründen ihren Dienst auf. Frau Holzgreve aus Schleusingen wird als Kantor­kate­che­tin angestellt.

Am 11. Februar 1959 wird beschlossen: Wer Kirchensteuerrückstände hat, soll durch die Ältesten aufgesucht und zur Zahlung im Pfarramt veranlaßt werden. Wenn nichts erfolgt, will der Superintendent noch einmal schreiben. Wenn auch das nichts hilft, soll das Ruhen der Rechte ausgesprochen werden. Die Zahl der Ältesten soll nach der bald fälligen Wahl von 6 auf 8 erhöht werden

Am 6. Juni 1959 wird bei acht Gemeindegliedern das Ruhen der kirchlichen Rechte ausgesprochen. Am 1.April 1960 wird wieder bei 13 Gemeindegliedern und weiteren 9 Gemeindegliedern das Ruhen der Rechte ausgesprochen.

An jedem Mittwoch soll ein Abendsegen gehalten werden, die Zeit wird jeweils vom Pfarrer festgesetzt.

Am 5. Dezember 1961 wird festgelegt: Die Kirchensteuerbescheide sollen vom Gemeindekirchenrat überprüft und durch die Helfer verteilt werden. Am 12. Januar 1963 stellt man im Gemeindekirchenrat fest: Mehrere Gemeindeglieder bezahlen wieder Kirchensteuer, auch in der Folgezeit kann immer wieder das Ruhen der  Rechte aufgehoben werden.

 

Jugendweihe und andere Ersatzhandlungen:

Der Pfarrer spricht Anfang 1963 mit Lehrer Kasta gesprochen, der die Jugendweihe auf Ostern legen will. Die Jugendweihe war eine weltliche Veranstaltung eine staatlich geförderten Vereins, die immer mehr zu einer Pflichtveranstaltung der Schule wurde und nicht nur das Bekenntnis zum Staat, sondern auch das Bekenntnis zum Atheismus forderte. Immer mehr wurde Wert darauf gelegt, daß man n u r  an der Jugendweihe teilnimmt und sogar die häusliche Feier an diesem Tag (und nicht am Konfirmationstag) veranstaltet. Der Pfarrer will mit den Eltern der Kon­firmanden verhandeln.

Im Dezember 1966 wird im Gemeindekirchenrat wieder darüber gesprochen, daß einige Eltern die Jugendweihe an Ostern feiern wollen, aber für 1967 wird man daran nichts ändern können. Den Eltern paßten natürlich die Feiertage über Ostern für eine solche Feier, auch kam man eher in den Gaststätten an.

Der Vorschlag des Bürgermeisters und einiger Eltern, im Jahr 1967 die Jugendweihe um 9 Uhr zu halten und den Gottesdienst um11 Uhr, wird nicht angenommen (das war unklug, denn was würde die Jugendweihe mehr abwerten als ein nachfolgender Gottesdienstbesuch der Konfirmanden).

Am 10. April 1970 wird festgelegt, daß laut Empfehlung der Kreissynode die Einsegnung der Konfirmanden und der Abendmahlsgang in nur e i n e m Gottesdienst vorgenommen werden. Im Jahr 1970 soll die Abend­mahls­zulassung am Sonntag Kantate stattfinden. Laut Ordnung der Landeskirche Provinz-Sachsen konnte die Konfirmation und Abendmahlszulassung erst ein Jahr nach der Jugendweihe stattfinden.

Am 14. September 1972 wird erstmals ein „Gottesdienst zur Eheschließung“ genehmigt. Das war ein Ersatz für eine Trauung, wenn ein Ehepartner nicht der Kirche angehörte. Ungewöhnlich ist, daß der Gemeindekirchenrat darüber beschließt und nicht allein der Pfarrer entscheidet. Am 26. Mai 1976 wird kein Einwand erhoben, daß ein Kind getauft wird, das auch zur sozialistischen Namensgebung gebracht worden ist. Damit soll diese Handlung nicht unnötig aufgewertet werden, wie das bei der Jugendweihe geschehen ist. Zwei weitere Gottesdienste zur Eheschließung werden genehmigt.

 

Gemeindekirchenrat, Kirchensteuerhelfer, Kirchenchor und die Straßensammlungsfrauen machen am 30. Dezember 1973 ein Treffen und besprechen die Aufgaben für das neue Jahr. Die Kirchensteuerbescheide für 1974 werden gleich ausgegeben.

Zum Kindertag in Schleusingen im Januar 1980 waren 34 Kinder aus Waldau und die Kreissynode tagte erstmals in Waldau. Eine Zusammenlegung der Kirchenkreise Suhl und Schleusingen wird nicht mehr betrieben.

Die Zahl der Taufen, Trauungen und Beerdigungen ist 1984 gleich geblieben, die Teilnahme der Kinder am Unterricht ist stabil. Die Konfirmanden aus Steinbach und Langenbach werden nach Waldau gefahren, die Kinder treffen sich in der „Waldklause“. Kirchenchor und Betstunde sind weiterhin die Stützen der Gemeinde. Der Gottesdienstbesuch hat sich leicht gesteigert, hin und wieder sind auch Urlauber zu begrüßen.

 

Nach der Wende

Am 11. April 1989 wird über die Partnerbeziehung zu Bischofsheim gesprochen, auch in der nächsten Sitzung. Am 2. November 1989 wird ein Bericht gegeben über die gesellschaftlichen Aufbrüche in Suhl und anderswo, das lebhafte Engagement für das „Neue Forum“ und Mut zu Ehrlichkeit und Vertrauensbildung. Die Gastbereitschaft in der Kirche wird erklärt, falls Bedarf besteht. Es wird der Wunsch geäußert nach einem Sachgespräch mit kompetenten Leuten. Auf Ortsebene ist das schwierig, da viel Angestautes zu tiefen Feindschaften bzw. Unsachlichkeiten führen könnte.

In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 (Tag der Deutschen Einheit) wird es kein Geläut geben. Aber am 3. Oktober um 9 Uhr wird eine Andacht angeboten. Der Austausch der Heizung auf Gas wird einstimmig beschlossen (Kirche oder Pfarrhaus?)( 27.09.1990).

Bei den Gemeindekirchenratswahlen am 9. Mai 1993 sollen 4 Älteste aus Waldau, 1 aus Oberrod, 2 aus Steinbach und 1 aus Langenbach gewählt werden.

 

Erstmals seit 1978 ist am 6. Oktober 1996 wieder Kirmes.

Die Gemeindekirchenratswahl ist am 10. Mai.1998.

Zum Ortsjubiläum 1999 soll ein Festzug stattfinden, einige Mitglieder des Gemeindekirchenrats sind bereit mitzuarbeiten.

 

Der Superintendent schlägt am 16. März.1999 vor, daß Waldau und Hinternah künftig einen Pfarrbereich bilden sollen, weil jede Pfarrstelle 2.000 Gemeindeglieder haben soll. Man wünscht das Pfarrhaus in Waldau als Sitz des Pfarrers.

Am 18. Dezember 2000 wurde beschlossen: Im Gottesdienst soll die Epistel wieder gelesen werden und die Kollekte von den Konfirmanden eingesammelt werden.

Die „Konfirmandenprüfung“ in der Kirche wird 2001 auf landeskirchliche Weisung abgeschafft.

 

Zur Vorbereitung des Jubiläums „400 Jahre Kirche Waldau“ wird am 5. Juni 2000ein Ausschuß gebildet (am Erntedankfest auch Kirchweihe, danach noch drei Veranstaltungen).

Das Programm für die 400-Jahr-Feier (10.09.2001):

Montag, 24.09., 19.30 Uhr: Lichtbildervortrag  „Christen in Siebenbürgen“ (Dr. Seidel)

Mittwoch, 26.09.:19.30 Uhr „Katharina von Bora“ (Frau Seidel)

Donnerstag, 27.09., 19.30 Uhr: Gemütliches Zusammensein mit Musikanten:

Freitag, 28.09.,18.30 Uhr: Fackelzug mit den Brunnbergmusikanten

21.00 Uhr: Gruppe „Heaven‘s Gate“ aus Heubach mit Lagerfeuer

Sonntag, 30.09: Erntedankfestgottesdienst

Sonntag, 07.10.10o.00 Uhr: Festgottesdienst mit Pröpstin Begrich, Erfurt.

17.12.2001: Die Kirchenkasse wird an das Kreiskirchenamt Suhl übergeben.

16.12.2002: An die Kirchengemeinde Hinternah wird eine Verwaltungsumlage in Höhe von 255 Euro gezahlt, rückwirkend ab 2001.

22.06.2003: Der neue Gemeindekirchenrat wählt Pfarrer Münch zum Vorsitzenden und Elke Amm zur stellvertretenden Vorsitzenden. Herr Pfarrer Martin Hoffmann ist jetzt auch Mitglied im Gemeindekirchenrat und wird Vertreter in der Kreissynode.

 

Die Gemeindekirchenratswahl soll am 25. Mai 2003 (Sonntag Rogate) stattfinden.

 

Am 5. Mai 2006 wird die Übernahme des kommunalen Kindergartens durch die Diakonie „Henneber­ger Land“ erwogen. Nach mehreren weiteren Sitzung und Verhandlungen mit dem Waldwichtelverein kommt es aber zu keinem Entschluß.

Das Kreiskirchenchortreffen ist am Sonntag, dem 14. Mai 2006, in Waldau.

Am 26. Juli 2006 ist ein Gemeindeausflug nach Dresden.

Der Gemeinde ist von der Bundeswehr ein „Feld-Kult-Koffer“ übergeben worden.

 

Kirchliche Gebräche

Im Jahre 1887 (Pfarrer Sander):

Jede Geburt eines Kindes wird im Vormittagsgottesdienst nach der Predigt bekannt gemacht und ein kurzes Dankgebet gesprochen (aber nicht bei unehelichen Kindern). Bei der Taufe erscheinen die Paten geschmückt mit einem Strauß oder Kranz, wenn sie ledig sind. Bei einem Aufgebot „unehrlicher“ Paare bleiben die Ehrenprädikate“ Junggeselle“ und „Jungfrau“ weg. Zur Trauung kommt die Braut im Kranzschmuck und der Bräutigam geht barhaupt zur Kirche.

Bei Beerdigungen gibt es „öffentliche Leichen mit Predigt“, „Leichen mit Gebet“ und „stille Leichen“. Bei öffentlichen Leichen singt der Chor beim Versenken des Sargs ein einstimmiges Lied. Darauf wird ein Gebet aus der Agende verlesen und das Vaterunser und der Segen gesprochen. Dann folgt der eigentliche Trauergottesdienst in der Kirche.

Die nächsten Leidtragenden haben einen besonderen Platz („Stand“) in der Kirche: Die Männer hinter dem Altar, die Frauen in den ersten Bänken vor dem Altar. Nach der Predigt wird ein vom Kantor verfaßter Lebenslauf des Verstorbenen verlesen. Der Chor singt sodann eine Arie und mit dem erneuten Vaterunser und Segen wird die Feier beschlossen. Bei den Leichen mit Grabrede fällt der Gesang weg und es wird nur am Grab eine Rede gehalten. Bei stillen Leichen findet nur eine Einsegnung statt. Gehörte der Verstorbene dem Kriegerverein an, trägt die Feier ein militärisches Gepräge, sie werden von einem Musikkorps be­gleitet und bei Kriegern wird eine dreifache Salve über das Grab gegeben.

An allen hohen Festtagen und beim Abendmahl werden die Kerzen auf dem Altar angebrannt. Am zweiten Weihnachtstag, am zweiten Ostertag, am zweiten Pfingsttag sowie am Kirchweihfest wird eine Kirchenmusik aufgeführt. .Am Neujahrstag und den folgenden Tagen findet das Neujahrssingen statt durch den Kantor mit Chorsängern und in Begleitung von Musik. An Heiligabend und Silvester findet eine liturgische Feier in der Kirche statt. Am Königsgeburtstag und Sedansfest wird Predigtgottesdienst gehalten.

Der Pfarrer hat alle Sonn- und Festtage vormittags (9.30 0der 10 Uhr) und nachmittags (13.30 Uhr) Gottesdienst zu halten. Im Nachmittagsgottesdienst wechselt Predigt mit Missionsstunde und Katechese ab. Am zweiten Festtagnachmittag darf Lesegottesdienst gehalten werden. In der Advents- und Passionszeit ist jeden Freitagabend Gottesdienst mit Predigt zu halten. Am Kirchweihfest findet am Vormittag ein Gottesdienst mit Predigt statt.

Das Abendmahl wird im Anschluß an den Gottesdienst gefeiert, und zwar an den vier Adventssonntagen, erster Weihnachtstag,  Karfreitag, erster Ostertag, Kantate, Rogate, Exaudi, erster Pfingst­tag, Trinitatis, am 2. und 6. und 10. und 14. Sonntag nach Trinitatis und am Ewigkeitssonntag.

Die Beichte ist unmittelbar vor dem Abendmahlsgottesdienst nach dem zweiten Läuten. Die Beichte der Konfirmanden vor dem ersten Abendmahlsgang an Karfreitag findet am Gründonnertag morgens 10 Uhr statt.

Taufen finden in der Woche und am Sonntag statt. Bei unehelichen Kindern fallen das Geläut und das Orgelspiel weg. An die Taufe schließt sich die Segnung der Wöchnerin an. Trauungen werden am Wochentag oder nach Schluß des Vormittags- oder Nachmittagsgottesdienstes vollzogen.

Der nach Konfirmanden und Zuhörern getrennte Unterricht wird von Michalis bis Ostern erteilt, die wöchentliche Stundenzahl richtet sich nach den Vorschriften der Landeskirche. . Die Konfirmation ist am Sonntag Palmarum.

Jeden Dienstagmorgen und Freitagmorgen hat der Pfarrer Betstunde zu halten, im Sommer um 6 Uhr und im Winter um 8 Uhr. Währen der Schulferien fällt sie aus. In der Advents- und Passionszeit ist nur am Dienstag Betstunde. Es finden monatlich Sitzungen des Gemeinde- Kirchenrats statt

 

Kirchliche Gebräuche 1903:

Das Konsistorium genehmigt am 13. Oktober 1903 den Wegfall der Wochenbetstunde, verlangt aber sorgfältige Einhaltung der neu einzurichtenden Konfirmandenstunden und ausreichende Wochenstunden für Amtshandlungen. Die Kerzen werden jetzt zu allen Gottesdiensten angezündet und das Neujahrssingen ist abgeschafft. Der Konfirmandenunterricht findet von Ostern bis Michaelis statt, und zwar freitags von 7 bis 8 Uhr im Anschluß an die Betstunde.

 

Kirchliche Gebräuche 1932:

Patron der Kirche ist der Staat, der einen Patronats-Ältesten ernennt. Er hat bis Ende des Krieges zwei Drittel der Baukosten der Kirche getragen. Sonntags ist zweimal Gottesdienst.

Der Gemeindekirchenrat hat fünf Mitglieder (Namen genannt) und versammelt sich nach dem Nachmittagsgottesdienst, aber auch sonst gelegentlich. Die (kirchliche) Gemeindevertretung hat 34 Mitglieder (Namen genannt), er hält seine Sitzungen nach dem Hauptgottesdienst in der Schule.

Kantor ist Berthold Ludwig, sein Diensteinkommen als Küster und Organist beträgt 400 Mark. Kirchendiener ist Albin Witter; er erhält 12 Mark aus der Kirchenkasse und 10 oder 20 Mark pro Grab als Totengräber. Der Blasebalgtreter („Kalkant“) erhält 125 Mark aus der Kirchenkasse.

Kirchenrechnungsführer („Rendant“) ist Lehrer Hermann Witter; er erhält 60 Mark.

Waisen­rat ist der Pfarrer, ehrenamtlicher Waisenrat ist Eugen Sander. Hebamme ist Frau Lindenlaub für Waldau und Oberrod und Steinbach, Frau Meisch für Langenbach und Schönau.  

Einwohner:  Waldau 633 (in 163 Familien), Schönau 556 (in 110 Familien), Steinbach 316 (in 71 Familien), Langenbach 300 (in 64 Familien) und Oberrod 82 (in 18 Familien).

Die Glocken läuten den Sonntag ein, zum Gottesdienst wird eine Stunde vor Beginn mit einer Glocke, eine halbe Stunde vorher mit zwei Glocken und dann mit vier Glocken; zum Vaterunser wird auch geläutet und an Wochentagen bei Eintritt der Dunkelheit.

Die Glocken wurden im Mai 1926 von der Firma Schilling (Apolda) neu beschafft. Die Orgel hat 20 Register und wurde 1855 in Stadtilm gebaut. Zur Beleuchtung gibt es einen Kron­leuch­ter, zwei Altarleuchter und zwei Wandarme; sie brennen an Festtagen und werden vom Kirchendiener angezündet.

Gottesdienste sind am Sonntag um ½ 10 Uhr (im Winter 10 Uhr) und ½ 14 Uhr. Nachmittags ist am ersten Sonntag im Monat noch einmal Predigtgottesdienst in Waldau, am zweiten Sonntag in Schönau oder Steinbach, am dritten Sonntag Kindergottesdienst in Waldau, am vierten Sonntag kein Nachmittagsgottesdienst. Abends Andachten in der Passions- und Adventszeit am Freitagabend um 20 Uhr. Erntedankfest ist am Sonntag nach dem 15. Oktober:  Das Kirchweihfest ist am ersten Sonntag im Oktober mit Volksfest am Nachmittag auf einem freien Platz.

Katechisationen finden gleich nach Ostern mit der konfirmierten Jugend statt, Missionsfest ist gelegentlich. Die jungen Burschen sitzen auf der zweiten Empore links von der Kanzel, die Frauen sitzen im Mittelschiff. Taufen sind nach dem Gottesdienst mit Gesang und Rede, Orgelspiel gibt es nur gegen Gebühr. Kirchgang der Wöchnerin ist vier Wochen nach der Geburt.

Der Konfirmandenunterricht beginnt im Oktober, findet von 13 bis 15 Uhr in der Schule statt und dauert zwei Jahre. Konfirmation ist am Palmsonntag (Prüfung an Judika). Nachmittags ist noch eine Versammlung im Pfarrhaus. Eine Abbitte beim Pfarrer und den Paten ist üblich. Das erste Abendmahl ist an Karfreitag mit den Eltern; die Jungen gehen nach den Männern und die Mädchen nach den Frauen um den Altar. Zur Beichte muß man sich anmelden. Man kommt in schwarz. Die Beichte findet vor dem Abendmahl in der Kirche statt. Es wird ein Beichtgroschen auf den Altar gelegt. Viele gehen ein- oder zweimal im Jahr zum Abendmahl. aber nicht alle. Der Pfarrer spricht die Beichte und die stille Absolution. Jeweils drei bis vier Personen treten an den Altar.

Das Aufgebot für eine Trauung bestellt der Bräutigam. Die Ehrenprädikate „Junggeselle“ und „Jungfrau“ werden noch geübt. Polterabend ist im Hause der Braut.

Beerdigungen meldet ein Nachbar (der „Leichenbitter“) beim Pfarrer an. Die Beerdigung beginnt mit einem Lied am Haus. In der Kirche folgen Lied, Leichenrede, Gebet und Schluß­vers, am Grab erfolgt die Einsegnung nach der Liturgie. Es wird kein Unterschied zwischen „großer Leiche“ und „gewöhnlicher Leiche“ gemacht, aber es gibt die „stille Leiche“ bei ungetauften Kindern. Manchmal ist die Feier auch nur auf dem Friedhof. Wenn jemand dem Leichenzug begegnet, nimmt er die Kopfbedeckung ab. Am Grab singt der Kantor mit den Schulkindern. In Waldau ist der Friedhof kirchlich, in Steinbach und Schönau kommunal und außerhalb des Ortes.

Das Tischgebet ist teilweise noch Sitte. Die Schulkinder tragen das „Thüringer Evangelische Sonntagsblatt“ aus. Abgesehen von wenigen Ausnahmen herrscht ein gutes Familienleben. Dienstboten werden mit zur Familie gezählt. Doch die Kirchlichkeit läßt nach Meinung des Pfarrers zu wünschen übrig.

 

Statistik ab 1934

 

Jahr

Taufen

Trauungen

Bestattungen

Konfirmation

Abendmahl 

1934

37

27

24 *

47

77 und 122

1935

43

12

26

44

91 und 145

1938

36

13

15

39

31 und 78

1949

33

15

17

49

62 und 137

1951

29

16

23

52

42 und 95

1952

35

12

16

41

57 und61

1953

23

10

13

39

80 und 122

1956

33

9

11

 

 

1957

20

9

11

 

 

1958

27

13

11

22

46 und 106

1959

20

12

17

19

118 und 239

1960

24

9

15

 

 

1965

19

5

10

22

237

1966

18

4

12

20

300

1967

24

9

14

20

266

1968

11

2

14**

13

352

1969

16

5

9

20

274

1970

16

2

12

12

94 und 247

1972

17

6

12

13

65 und 215

1987

16

3

18

13

448

1991

13

-

 

 

 

1992

16

1

 

 

 

1993

9

2

 

 

 

1995

 

5

 

13

 

* davon eine Feuerbestattung

** davon zwei Feuerbestattungen

 

Zahl der Gemeindeglieder im Jahre 1935 beträgt1883 und 1495 im Jahre 1958:

 

1949: Kirchenbesuch 59

1951:  Frauenkreis mit durchschnittlich 35 Teilnehmern

 Kindergottesdienst (8 mal) 35 Kinder (aber 1958 nicht mehr)

Christenlehre  zwei Stunden in 5 Gruppen, 80 Jungen und 85 Mädchen

Konfirmandenunterricht 2 Stunden , 22 Jungen und 19 Mädchen.

Unterredungen mit der konfirmierten Jugend (3 mal) 22 Jungen, 30 Mädchen.

1952: Zweimal Abendmahl im Gottesdienst, dreimal im Anschluß an den Gottesdienst

1953: Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen 75 mit 2.579 Teilnehmern, dazu 8 Wochengottesdienste mit 76 Teilnehmern.

 

1957: Christenlehre in sechs Gruppen mit 58 Jungen und 59 Mädchen, allerdings nur 8 Vorkonfirmanden und 13 Konfirmanden (Druck durch die Jugendweihe).

Es gab 64 Gottesdienste mit 2.390 Besuchern und Sondergottesdienste und Gemeindeabende mit 430 Besuchern.

1959: Kirchenchor  an 40 Tagen mit 20 Mitgliedern, Posaunenchor an 30 Tagen mit 6 Bläsern. Junge Gemeinde 6 mal mit 10 Teilnehmern.

 

1963: Waldau 870 Einwohner, davon 782 evangelisch, Langenbach 227 Einwohner, davon 210 evangelisch, Steinbach 302 Einwohner, davon 296 evangelisch, Oberrod 76 Einwohner, davon 70 evangelisch.

1965: 46 Kindergottesdienste und 141 Christenlehrekinder

1968:  Bei 1475 Einwohnern 1332 Gemeindeglieder, 74 Gottesdienste,                                       32 Kindergottesdienste , 132 Christenlehrekinder.

 

Einwohnerzahl und Seelenzahl 1966:

Waldau: Etwa 925 Einwohner laut Bürgermeisteramt, 746 laut Kirchenältesten, wahrscheinlich 852. Gemeindeglieder 762 oder 746 (Ausgetretene 64 mit Kindern, Katholiken 13, Ruhen der Rechte 10).

Oberrod: 74 Einwohner, davon 67 evangelisch (Ausgetreten 5, Katholiken 2).

Langenbach: 230 Einwohner, davon 212 Evangelische (Ausgetreten 9, Katholisch 2.

Steinbach: 315, davon evangelisch 287 (Ausgetreten 23, Katholisch 5).

 

1987: Gemeindeglieder 1099 (einschließlich „Ruhen der Rechte“), Gottesdienstbesucher 6.311 (Heiligabend 620), Christenlehrekinder durchschnittlich 64.

1991: 1.072 Gemeindeglieder

1995: 60 Gottesdienste und eine Christvesper, Besucher 19 bis 108 (Erntedankfest), Durchschnitt 30. Zwölf Abendmahlsgottesdienste mit durchschnittlich 31 Teilnehmern

 

 

Umpfarrungen

Im 18. und 19. Jahrhundert ist genau festgehalten, welche Orte alle zum Kirchspiel Waldau gehören. Im Jahr 1781 heißt es: „Waldau, ein Marktflecken von 50 Häusern, wohin Oberrod von 15 Häusern, Schönau von 27 Häusern, Langenbach von 14 Häusern und Steinbach von 27 Häusern nebst dem zu Waldau gehörigen Wirtshaus „Zur engen Aue“ (Engelaue) eingepfarrt ist.“ Auch 1802 heißt es wieder: „Waldau, eingepfarrt Langenbach, Oberrod, Schönau und Steinbach und das einzelne Wirtshaus Engenau.“

Historisch gesehen gehört aber jedes Haus südlich der Schleuse zu Biberschlag, denn der Fluß trennt Heßberg von Henneberg. Weshalb dennoch die Engenau kirchlich zu Waldau gehörte, hat wohl praktische Gründe. Am Gasthaus Engenau lag sogar eine Pfarrwiese, und 1837 tauscht das Pfarramt Waldau einen Landstreifen der Pfarrwiese, damit der Wirt in der Engenau sein Haus größer bauen kann. Früher wurde die Abgrenzung der Kirchspiele durch die Einziehung der Kirchensteuer durch das jeweilige Kreiskirchenamt deutlich. Heute ist das nicht mehr möglich.

Im Juli 1951 äußern die Gemeindeglieder in Schönau, daß sie gern nach Unterneubrunn eingepfarrt werden möchten. Dieses gehört allerdings zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, so daß die Synoden zustimmen müssen. Der Gemeindekirchenrat wird für den 18. Februar 1951 einberufen. Ende Mai ist die Sache beschlossen und das Kreiskirchenamt Hildburghausen bittet um Meldung der Gemeindeglieder, damit sie zur Kirchensteuer veranlagt werden können

Der Gemeindekirchenrat Waldau ist 18. Mai 1967 mit der Umpfarrung der in der Hornmühle in Waldau wohnenden evangelischen Gemeindeglieder aus der Ev.- Lutherischen Kirchengemeinde Biberschlag in die Evangelische Kirchengemeinde Waldau einverstanden. Der Vertrag wird am 19. April 1968 geschlossen. Die Umpfarrung der Hornmühle nach Waldau wird am Sonntag, dem 12. Mai 1968, durch Kanzelabkündigung bekanntgegeben; dabei waren alle Gemeindeglieder aus dem Ortsteil Hornmühle anwesend. Die Vereinbarung tritt zum 1. Juni 1968 in Kraft.

Seit November 1967 hält der neue Pfarrer von Biberschlag für seine Gemeindeglieder in Lichtenau in einem Haus in Engenau, das zur Kirchengemeinde Waldau gehört, regelmäßig Gottesdienste. Man beachte: Lichtenau soll zu Biberschlag gehören, Engenau aber zu Waldau. Zu dem Gottesdienst in Engenau sind auch die Waldauer Gemeindeglieder in Engenau und Langenbach eingeladen. Seit 1. Januar 1968 werden diese Gottesdienste am 1. und 3. Sonntag des Monats wechselweise mit dem Waldauer Pfarrer gehalten, nachmittags um 14 Uhr in dem alten Engenauer Gasthaus.

Am 10. Juni 1985 schreibt das Konsistorium an das Pfarramt, weil der thüringische Pfarrer Westphal aus Biberschlag einen Kredit bei der provinzsächsischen Spar- und Darlehensgenossenschaft erbeten hat mit der Begründung, daß die Kirchengemeinde Biberau zur Hälfte der Kirchengemeinde Waldau zugeordnet sei. Bekannt sei beim Konsistorium nur die Um­pfarrung der Hornmühle. De Pfarrer antwortet am 17. Juni, daß sich Pfarrer Westphal wohl 4auf die „politischen“ Grenzen zwischen Waldau und Biberau bezieht. Danach gehört ein Teil der Ortslage Lichtenau und Engenau zu Waldau. Die dortigen Gemeindeglieder nehmen sowohl die Kirchengemeinde Waldau als auch die Kirchengemeinde Biberschlag in Anspruch. Das hat teilweise mit verwandtschaftlichen Bindungen zu tun oder auch mit dem Zusammenhalt in der Schulklasse. Aber durch Umzug auf die andere Straßenseite kann man dort die Landeskirche wechseln. Bei der Kirchensteuererfassung ist das aber eindeutig erklärt. Doch das grenzüberschreitende Handeln ist eine jahrzehntelang gelebte Gewohnheit, bei der die Strukturen nicht im Vordergrund stehen.

 

Visitationsbescheid 1954

Der Gottesdienst und die Gemeindeabende waren gut besucht. In den Familien wurde deutlich, daß der Pfarrer durch die Nöte der Zeit zu führen weiß. In der Christenlehre war die herzliche Verbundenheit mit der Katechetin Fräulein Schmidt zu erkennen. Kirchenkreis und Landeskirche haben bei der Beseitigung der Kriegsschäden an der Kirche geholfen.

 

Bericht an die Superintendentur 1959

Die kirchliche Situation ist allgemein gut. Aber in Langenbach ist es nicht gelungen, eine Gemeinde zusammenzurufen. Bei den Gottesdienstbesuchern überwiegen die älteren Frauen, an Festtagen sind aber überraschend viele Männer - auch jüngere - anwesend. An Festtagen, Trauungen und Bestattungen wirkt der Frauen-Chor mit. Ab 1959 übernimmt Frau Bauer den Orgeldienst.

Am Neujahrstag 1959 hat der neue Pfarrer Bauer erstmals wieder ein Krankenabendmahl im Haus gereicht. Der Altarumgang beim Abendmahl sollte zugunsten einer Kniebank vor dem Altar wegfallen. Es hat sich noch kein Konfirmand vom Unterricht abgemeldet, weil es ja den „Umweg“ gibt (Konfirmation erst ein Jahr nach der Jugendweihe). In Waldau kommen viele Kinder zur Christenlehre, aber nicht im gleichen Maße zum Kindergottesdienst. In Steinbach und Langenbach ist es mit der Teilnahme am Unterricht schwierig. Im Konfirmandenunterricht kommen viele Kinder mit Grundsatzfragen, weil das Elternhaus nicht mehr christlich geprägt ist. Da muß oft erst „gepflügt“ werden, ehe man „säen“ kann, meint Pfarrer Bauer.

Die Kirchenältesten in Waldau arbeiten mit, sind interessiert und sehr hilfsbereit.

Nur in Steinbach hat es der Pfarrer bisher noch nie erlebt, daß ein Kirchenältester zum Gottesdienst kam. Er möchte gern, daß zwischen Steinbach und Langenbach eine Kapelle gebaut wird. In Steinbach kann nach vorübergehender Störung wieder in der Schule der Gottesdienst gehalten werden, aber in Langenbach hat die Gemeinde keinen Raum zur Versammlung. . Die Gemeindeglieder aus Oberrod kommen am Sonntag vereinzelt nach Waldau und scheuen die 1,5 Kilometer nicht. Christenlehre erteilt seit 1. Oktober 1958 die Pfarrfrau, die ihren Lehrerberuf aufgegeben hat und ab 1959 an das Amt des Organisten übernahm. Die neue gesungene Liturgie war schon eingeführt. Beim Abendmahl gibt es noch den Umgang um den Altar, bei dem das „Beichtgeld“ auf einen Teller auf den Altar gelegt wird; Pfarrer Bauer möchte den Umgang abschaffen zugunsten einer Kniebank vor dem Altar.

Am Schluß seines Berichts schreibt Pfarrer Bauer einen schönen Satz: „Weil ganz allgemein die Nacht der Gottesferne so dunkel ist, deshalb leuchten die Sterne der Gläubigen umso heller. Ganz gewiß ist Gott auch noch heute am Werk und offenbar will er etwas Neues schaffen!“

Anfang 1961 wird berichtet, daß der Gottesdienstbesuch von 3.732 auf 4.223 gewachsen ist (also rund 70 pro Gottesdienst). Am 1. Christtag kamen in Steinbach 40 Leute zum Gottesdienst, in Langenbach waren es 36. Die Betstunde am Mittwoch wird von 25 Gemeindegliedern besucht, meist Frauen.

Der Kirchenchor hat 20 Mitglieder, darunter zehn Männer, der Posaunenchor 6 Bläser. Zum Kindergottesdienst kommen durchschnittlich 14 Kinder. Das Ruhen der kirchlichen Rechte wurde 1959 siebenmal und 1960 neunmal beschlossen.

Bei der Einführung des neuen Pfarrers waren der Bürgermeister, der Leiter der Oberschule und zwei weitere Gemeindevertreter anwesend. Der erste Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises und der Abteilungsleiter für Inneres machten im Pfarrhaus einen Antrittsbesuch.

 

 

1960

Der Prediger im Hilfsdienst Ewald Bauer wird am 31. Juli im Gottesdienst verabschiedet; wegen einer Kehlkopfkrankheit verläßt er danach die DDR. Der bisherige Studentenpfarrer in Erfurt, Paul Gerhard Keyser hält, am 2. Oktober den Gottesdienst und wird anschließend einstimmig zum neuen Pfarrer der Kirchengemeinde gewählt. Am 22. November zieht er in die Wohnung ein. Die Einführung ist am 27. November, dem 1. Advent.

 

1961

An Neujahr 1961 übernimmt Pfarrer Keyser den gesamten Unterricht für die Christenlehrkinder und Konfirmanden und versucht, sie wieder alle zu sammeln.

Das Pfarrhaus ist kalt, weil es ohne Doppelfenster ist. Es gibt auch keinen Wasseranschluß, dafür aber ein gutes Wasser am „Pfarrbrunnen“ vor dem Pfarrhaus.

Ein Beschluß über eine Vielzahl von „ Ruhen der kirchlichen Rechte“, die der Gemeindekirchenrat auf Weisung des Superintendenten fassen soll, wird am 4. Februar abgesetzt, weil der Pfarrer sich verpflichtet, zuvor alle betreffenden Gemeindeglieder zu besuchen. Daraus entwickelt sich eine große Kirchensteueraktion, bei der der Gemeindekirchenrat kräftig mithilft und die dazu führt, daß alle Reste beseitigt werden. Am 18. Februar wird über die Kirchensteuer von 38 Gemeindegliedern verhandelt. In Waldau wird am 30.September der letzte Kirchensteuerrest aus Vorjahren gezahlt.

Im Februar erhält der Waldauer Pfarrer den Auftrag, die Studierenden der Schleusinger Ingenieurschule für Straßenbau in einer Studentengemeinde zu betreuen. Am 18. und 19. März besuchen die Erfurter und der Ilmenauer Studentengemeinden die Waldauer Kirchengemeinde. Im Jahr 1963 wird die Ingenieurschule für Straßenbau in Schleusingen aufgelöst bzw. verlegt; am 31. Januar ist ein Abschiedsabend bei der Studentengemeinde.

Der Figuralchor der Gedächtnisgemeinde Stuttgart besucht vom 20. bis 23. Mai die Waldauer Kirchengemeinde. Die Chormitglieder schlafen und essen in Waldau, sie musizieren unter Leitung von Helmuth Rilling in Schleusingen, Waldau, Frauenwald und Schmiedefeld. Am Pfingst­montag singen sie in der Waldauer Kirche, die mit fast 400 Gemeindegliedern überfüllt ist.

Die Konfirmanden von 1961 werden am Sonntag Trinitatis zum Abendmahl zugelassen. In Zukunft werden sie aber entsprechend der Ordnung für das konfirmierende Handeln der Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen ein dreiviertel bis ein Jahr auf ihre Abendmahls­zulassung warten müssen.

Am 5. Juni ist erstmalig eine Zusammenkunft der Jungen Gemeinde. Am 25. Juni macht der Kirchenchor einen Ausflug. Am 27. September fährt die Kirchengemeinde nach Erfurt ins Augustinerkloster und zur Internationale Gartenbauausstellung.

Da im September die Zahl der Christenlehrkinder weiter zunimmt, müssen die Klassen einzeln unterrichtet werden. Der Gemeindekirchenrat beschäftigt sich i8m Oktober mit Problemen der Christenlehre und des Konfirmandenunterrichts; Themen sind unentschuldigtes Fehlen und Verantwortung der Eltern für die Christenlehre.

Im Gemeindekirchenrat wird am 5. November ein Helferkreis zur Einziehung der Kirchensteuern vorgeschlagen. Am 12. November ist eine Kirchensteueraktion in Langenbach: Pfarrer und drei Kirchenräte machen mehrere Stunden dort Besuche. Am 14. November muß der Pfarrer in Langenbach den Christenlehre-Unterricht abbrechen und mehrere Eltern besuchen

Am 11. November 1961 ist ein großer Einsatz auf dem Waldauer Friedhof mit 50 Gemeindegliedern.

Am Ewigkeitssonntag haben zwei Drittel aller Anwesenden den Gottesdienst vor Beginn der Abendmahlsfeier verlassen. Der Pfarrer kritisiert das im Gemeindekirchenrat am 19. Dezember. In Zukunft soll das nicht mehr geschehen. 24-.12.: Im Gottesdienst am Heiligabend sind rund 500 Gemeindeglieder.

Die Einnahmen der Kirchenkasse für 1961 erreichten eine Rekordhöhe von 22.577,70 Mark. Im Haushaltsplan waren nur 13.635,00 Mark angesetzt. In den Mehreinnahmen sind mehrere Tausend an Kirchensteuerresten aus Vorjahren und die erheblich angestiegenen Kollekten für die eigene Gemeinde enthalten.

 

1962

Am 14. Februar diskutiert der Pfarrer mit dem Lehrer Kasta über Fragen der Jugendweihe.

Am 27. März trägt er im Gemeindekirchenrat die Gesichtspunkte der Neuordnung des konfirmierenden Handelns der Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen vor, die in Zukunft in Waldau beachtet werden muß. Die Katechetin Frau Brückmann übernimmt am 7. Mai die Christenlehre.

Weitere Veranstaltungen:

27. Mai: Freizeit der Schleusinger Studentengemeinde in Waldau.

28. Juli: Feierstunde des Posaunendienstes Erfurt.

14. August: Verkündigungsspiel des Weißenfelser Spielkreises über Daniel 6.

23. September.: Posaunenfeierstunde des Schleusinger Posaunenchores

7. Oktober:  Erntedankfestgottesdienst  mit 518 Mark Kollekte.

13. Oktober: Fahrt zum Konzert des Dresdener Kreuzchores nach Hildburghausen.

Am 15. Dezember werden vom Gemeindekirchenrat mehrere Eltern von Christenlehrkindern bestimmt, die an der Christenlehre teilnehmen sollen, um durch ihre Anwesenheit zu unterstreichen, daß sie für die Christenlehre Verantwortung tragen.

 

1963

Vikar Brückmann übernimmt im Januar die katechetische Arbeit in Waldau von seiner Frau.

Die Lehrer Kasta und Roßmann von der zentralen polytechnischen Oberschule Waldau erklären am 11. Januar dem Pfarrer, daß die Jugendweihe zu Ostern sein müsse, da es die betreffenden Eltern so wünschen. Besuche bei den Eltern der Konfirmanden, die die Jugendweihe mitmachen, ergeben, daß die Eltern von dem Ostertermin zum großen Teil nichts wissen. Die Kinder hatten diesen Termin unter sich ausgemacht. Am 14. Januar ist eine Aussprache mit den Lehrern Grüthner und Müller wegen des Ostertermins der Jugendweihe. Eine beherzte Mutter erreicht - beauftragt von der kirchlichen Elternversammlung am 13. Januar - die Verlegung der Jugendweihe weg von dem Ostertermin!

Am 17. Januar hat der Pfarrer auf vereister Straße bei minus 20 Grad bei Ratscher auf dem Wege zur Schleusinger Studentengemeinde. Gott sei Dank gibt es nur Blechschaden und anderer Schaden von 1.000. Mark.

Ab Januar wird ein System der Kirchensteuerhelfer eingeführt. Die Kirchensteuern werden nicht mehr vom Schleusinger Kirchensteueramt, sondern von 22 freiwilligen Helfern in den vier Dörfern der Waldauer Kirchengemeinde eingesammelt. Im März gibt es in allen Dörfern der Kirchengemeinde keine Kirchsteuerreste aus Vorjahren mehr. Am 1. Februar wird erstmalig die. Kirchenkasse mit sämtlichen Belegen in einer mehrstündigen Sitzung von mehreren Kirchenräten ohne Anwesenheit des Pfarrers geprüft.

Passionsandachten werden ab März 1963 auch in Oberrod und Steinbach durchgeführt. Da es dort - wie auch in Langenbach, wo diese Andachten erst später eingeführt werden - keine kirchlichen Räume gibt, werden diese Andachten von Haus zu Haus durchgeführt. Die wichtigsten Inhalte dieser Andachten sind: Bibelarbeit, Probleme in Kirche und Gesellschaft,

gemeinsames Singen und Gebet.

 

Am 31. März (Sonntag Judika) werden die Konfirmanden von 1962 zum .Abendmahl zugelassen. Am Abend dieses Tages ist eine Feierstunde mit dem Schleusinger Posaunenchor, um den Tag der Abendmahlszulassung festlich auszugestalten.

 

Nachdem im Mai das ganze Dorf endlich eine zentrale Wasserversorgung erhalten hat, wird eine Danksagung im Gottesdienst gehalten. Die Neuwahl des Gemeindekirchenrats wird nur für den Wahlbezirk Waldau durchgeführt, bei einer Wahlbeteiligung von 220 Gemeindegliedern. Beim Kirchentag am 9. Juni sind 40 Gemeindeglieder aus Waldau dabei. Die Christenlehre wird ab September wieder von Frau Brückmann übernommen.

Am 2. Advent ist die Adventsfeier und zugleich Jahresversammlung aller Mitarbeiter der Kirchengemeinde (GKR, Kirchensteuerhelfer, Kirchendiener, Rendant, Frauen der Straßensammlung,  usw.). Der Pfarrer hält ein Referat: „Von der Volkskirche zur missionarischen Gemeinde“. In den folgenden Jahren findet dieses Mitarbeitertreffen regelmäßig am zweiten Advent statt. Der durch die Mitarbeiter überreich beschenkte Pfarrer schenkt seinen Mitarbeitern die Losungen des kommenden Jahres.

Für das Einsammeln der Christenlehrgebühr in Waldau und Oberrod werden am 16. Dezember sechs Frauen, die bisher noch keine besondere Aufgabe in der Kirchengemeinde hatten, aus den Müttern der Christenlehrkinder ausgewählt. Diese tun ihren Dienst von 1964 an regelmäßig.

In Waldau kommen 1963 bei einer Beerdigung 70 bis 220 Leute. In Steinbach und Langenbach sind die Beerdigungen die einzigen Gelegenheiten, Gottes Wort zu verkünden.

 

Bericht 1964

Am 22. Januar besucht der Pfarrer mehrere Konfirmandeneltern, um sie zu bewegen, daß die Jugendweihe nicht zu Ostern stattfindet. Der Gemeindekirchenrat bespricht am 28. Januar das Problem „Jugendweihe zu Ostern“.

 

Abendmahl ist jetzt auch an Judika (Abendmahlszulassung der im Jahr zuvor aus der kirchlichen Unterweisung Entlassenen) und Gründonnerstag, der bisher überhaupt nicht begangen wurde. Die stärkste Teilnahme ist im Winter, leider immer in einer kalten Kirche. An der Jugendweihe nehmen 100 Prozent der Schüler teil, aber andere sozialistische Weihehandlungen finden kaum statt.

Im Gemeindekirchenrat wird am 14. Mai die Mithilfe der Eltern bei der Christenlehre gefordert. Ein Jugendabend ist jeweils am ersten Dienstag im Monat, der Besuch ist aber zurückgegangen. Aber beim Besuch des Landesjugendtages wurde fast ein Bus voll. Auch der Kreisjugendsonntag wurde von Waldauern besucht.

Am 23. Februar sind 30 Waldauer Mitarbeiter bei der Rüste in Schleusingen. Die Jahresversammlung der Mitarbeiter findet ausnahmsweise erst in den Weihnachtstagen statt. Kirchenälteste und Helfer haben 1963 zum erstenmal die Kirchensteuer im laufenden Jahr eingesammelt, die Christenlehregebühr von sechs Frauen eingesammelt.

An den hohen Feiertagen werden die Leute aus den Außendörfern mit dem Bus geholt, nur Konfirmanden kommen kaum mit. Am 27. Februar beginnen die Passionsandachten auch in Langenbach. Am 10. Mai ist eine Feierstunde des- Posaunenchores Merseburg.

Im September gibt es Diskussionen mit dem Vorsitzenden der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft und dem Bürgermeister über eine Verschiebung des Erntedankfesttermins. Der Erntedankfesttermin bleibt, die Kirmes kann auch später stattfinden.

 

Bericht 1965

Der Pfarrer bemüht sich ab Januar entsprechend einem Auftrag des Erfurter Propstes und Ephorenkonvents um das Zustandekommen eines Taufauschusses in der Propstei Erfurt. Die Bemühungen schlagen aber fehl aus Mangel an Zeit oder Interesse bei den angeschriebenen Pfarrern. Zwei Jahre später „brennt“ das Taufproblem - ausgehend von dem Schmiedefelder Pfarrer - im Konvent und im ganzen Kirchenkreis.

Frau Münch, Kantorin in Hinternah, übernimmt ab Januar die Christenlehre in Waldau. Es kommen viele Kinder und Jugendliche zum Gottesdienst, besonders wenn er für Erwachsene und Kinder gemeinsam gehalten wird (Martini 100, Heiligabend 200, Reformationsfest 100). Es fehlt aber die mittlere Generation, die die größte Arbeitslast zu tragen. Die Epistel wird regelmäßig von konfirmierten Jugendlichen gelesen. Die Abende der Jungen Gemeinde werden wieder regelmäßiger besucht. Auch die Passionsandachten in allen vier Dörfern wurden vier Wochen lang gut besucht.

Der Pfarrer bleibt am 2. März (Fastnacht) nach der Christenlehre in Langenbach hoffnungslos mit seinem Auto im Schnee stecken und muß von einem Pferdegespann herausgezogen werden.

Die Waldauer Konfirmanden nehmen am 25. April am Landeskonfirmandentag in Meiningen.

Am Pfingstsonntag, dem 6. Juni, werden zwei Schwestern im Alter von 7 und 8 Jahren getauft. Sie waren aus eigenem Interesse zur Christenlehre nach Langenbach gekommen, hatten bei der Besprechung der Taufe gemerkt, daß sie noch nicht getauft sind und hatten von ihren Eltern die Taufe gefordert: „Wenn ihr nicht wollt, gehen wir selber nach Waldau und lassen uns taufen!“ Bei den Eltern ruhten die kirchlichen Rechte wegen Verweigerung der Kirchensteuerzahlung. Sie überlegen es sich, zahlen wieder und melden ihre Töchter zur Taufe an. Die beiden Mädchen erhalten einen ihrem Alter entsprechenden Taufunterricht und werden während der Taufhandlung ausdrücklich gefragt, ob sie sich taufen lassen wollen.

Die Abendmahlszulassung der Konfirmanden (des Vorjahres) wird vom Gemeindekirchenrat am 23. November von Judika auf Karfreitag verschoben. Durch den Judika-Abendmahlsgang und die Neueinführung des Abendmahlsgottesdienstes am Gründonnerstag war der Karfreitag fast entleert worden. Das schien dem Gemeindekirchenrat untragbar. Es wird erneut überlegt, wie man christlichen Eltern deutlich machen kann, daß sie zu Ostern die Auferstehung Jesu Christi feiern und nicht ein weltliches Fest wie die Jugendweihe.

Nachdem jahrelang immer die gleichen Gemeindeglieder den kircheneigenen Friedhof aufräumen und: in Ordnung halten, ihnen das aber auf die Dauer nicht zugemutet werden soll, beschließt der Gemeindekirchenrat am 16. Dezember 1965, die Bestimmung aus dem Jahr 1938 zu praktizieren, die bisher nicht angewandt wurde, zehn Prozent der. Kosten der Grabdenkmäler als Friedhofsgebühr zu erheben und damit die Friedhofsarbeiten zu finanzieren und um das Defizit der Friedhofskasse auszugleichen. Die Möglichkeit, Kaufgräber zu erwerben, wird aufgehoben. Es wurde ein Unterschied in der Gemeinde gemacht zwischen Kauf- und Reihengräbern als zwischen mehr und weniger „Ehren“. Dieser Unterschied ist einem kirchlichen Friedhof unangemessen. Die alte Friedhofsordnung vom 15. Juni 1:938 wird am 30. Dezember mit geringfügigen Änderungen vom Gemeindekirchenrat bestätigt und soll ab 1. Januar 1966 angewandt werden.

 

Bericht 1966

An einem üblichen Sonntag kommen 50 Besucher und zum Kindergottesdienst noch einmal 15. An Feiertagen ist der Besuch größer, vor allem kommen dann die Männer. Im Gottesdienst sind immer viele Leute aktiv: Die Konfirmanden läuten, Mitglieder des Kirchenchores singen die liturgischen Stücke, ein Konfirmierter liest (seit 1. Advent 1964) die Epistel, die Konfirmandinnen sammeln die Kollekte und die Kirchenältesten zählen sie. Die Zahl der Abendmahlsgäste schwankt zwischen 250 und 350.

Der Konfirmandenabschlußgottesdienst wird seit 1962 am zweiten Sonntag nach Ostern gehalten. Auch die Wartezeit von einem Jahr bis zum Erstabendmahl hat sich bewährt.

 Die Werbung für den Kirchenchor ist schwierig, weil der Lehrer, der den Schulchor hat, auch für einen neu zu gründenden Volkschor wirbt. Deshalb gibt es in der Kirchengemeinde die Kurrende, von der 13 Kinder vom 22. bis 29. August zur Singwoche in Neudietendorf (Leitung KMD Vogel).

Der Schulanfängergottesdienst wird erstmalig am Sonntag nach der Einschulung und zugleich am 4. September als Gottesdienst zu Beginn des neuen Christenlehrjahres begangen. Es kommen wesentlich mehr Kinder zu diesem Gottesdienst. Von 170 möglichen Kindern kommen 168 zum Gottesdienst. Die Schulanfänger und ihre Eltern sind wesentlich aufmerksamer, weil die Aufregungen der Einschulung bereits hinter ihnen liegen.

Am 11. August 1967 hielt ein Posaunenchor aus Halle eine hervorragende Abendmusik.

Am Kreis-Kirchenchortreffen am 23. Oktober in Schmiedefeldnehmen nehmen von Waldau teil: 13 vom Kirchenchor, 18 von der Kurrende und 13 vom Posaunenchor. Die Waldauer Kurrende fährt am 27. November zu einem Adventssingen ins Erfurter Augustinerkloster unter der Leitung von KMD Vogel.

Es bestehen auch in diesem Jahr Absichten, die Jugendweihe in Waldau wieder am ersten Osterfeiertag zu begehen. Der Pfarrer versucht den betreffenden Konfirmandeneltern klarzumachen, von welcher Bedeutung die Auferstehung Jesu Christi für das Leben als Christen bis hin zum Trost in Todesnot und bei der Beerdigung ist und daß man darum an Ostern nichts anderes als die Auferstehung Jesu Christi feiern sollte. Der Konvent kann sich am 19. Dezember zunächst nicht zu einer Kanzelabkündigungen in Sachen Jugendweihe an Ostern entschließen, weil man nicht schlafende Hunde wecken will. Aber zwei Monate später brennt es auch in anderen Gemeinden und es kommt zu einer gemeinsamen Abkündigung an Ostern 1967. In einer warmen Kirche versammeln sich an Heiligabend rund 460 Gemeindeglieder. Der Pfarrer läßt sich von seinem Gemeindekirchenrat bewegen, an diesem Abend keine Erklärung betreffend Ostertermin der Jugendweihe zu machen.

Der Waldauer Pfarrer besucht am 30. Dezember gemeinsam mit dem Pfarrer von Biberschlag - dessen Konfirmanden auch nach Waldau zur Schule gehen - den für die Jugendweihe an der Waldauer Schule zuständigen Lehrer Kasta, um eine Terminänderung des Jugendweihetermins zu erreichen. In gleicher Angelegenheit wird auch der Waldauer Bürgermeister vom Pfarrer besucht,

Nachdem an Silvester das neue Jahr eingeläutet ist spielt der Posaunenchor, der zugleich auch die Blaskapelle des Dorfes geworden ist (heute „Ansbachtaler?) an mehreren Orten im Dorf den Choral „Nun danket alle Gott“. Niemand auch der Pfarrer nicht, hat sie dazu aufgefordert und niemand hindert sie dran! Dieses Choralblasen wird zu einer neuen Sitte mitten in einer sich ständig verändernden Gesellschaft.

 

1967

Am 19. Januar kommt ein Telefonanruf von Bürgermeister Stubert: Es bleibt beim Ostertermin für die Jugendweihe. Im Ostergottesdienst fehlen die Konfirmanden und ihre Angehörigen, weil zu gleicher Zeit die Jugendweihe stattfindet.

Nachdem die Katechetin, Frau Leder, zum 1. April gekündigt hat, übernimmt. der Pfarrer auch die Christenlehrkinder in Waldau.

Die Gemeindekirchenratswahl wird am 14. April vorbesprochen. Es gibt soviel Kandidaten, daß man auch die Stellvertreter wählen könnte, aber das Konsistorium sagt nein, es sollen nur noch die eigentlichen Mitglieder gewählt werden. Es wird eine wirkliche Wahl durchgeführt außer in Langenbach, weil dort der bisherige Vertreter vorgeschlagen wurde. In Steinbach wird am 30. April um 14 Uhr im Gasthaus ein Gottesdienst gehalten und im Anschluß daran die Wahl durchgeführt. Wahlbeteiligung in Oberrod beträgt 27, in Steinbach 131, in Waldau: 196. In Langenbach wird von mehreren Gemeindegliedern Herr Erich Hanf zur Berufung durch den Kreiskirchenrat in Schleusingen vorgeschlagen. 

Der Pfarrer erhält den Auftrag, ab 1. Mai mit dem Predigerpraktikant Jensch die Predigten zu erarbeiten. Daraus entwickelt sich eine sehr gute Zusammenarbeit. Der Predigerpraktikant Jensch ist in Hinternah stationiert, wo der bisherige Pfarrer wegen schwerer Krebserkrankung in den Ruhestand versetzt werden mußte.

Wartburgtreffen der Evangelischen Jugend am 28. Mai fahren 31 Glieder der Jungen Gemeinde aus W:aldau nach Eisenach. Zum Propsteikirchenmusiktag am 4. Juni fahren 36 Gemeindeglieder nach Erfurt. Dort singt der Waldauer Kirchenchor in der Thomas-Kirche.        

Bischof D. Jänicke (Magdeburg) besucht die Mitarbeiter des Kirchenkreises; 30 Gemeindeglieder fahren am 20.August dazu nach Schleusingen.

An dem Schulanfängergottesdienst am 5. September, der zugleich Gottesdienst zu Beginn des neuen Christenlehrjahres ist, nehmen 115 Erwachsene und 168 Kinder teil. Die Kinder wurden alle listenmäßig eingeladen. Die Listen trugen die Konfirmanden aus. Ein Zeichen der Hoffnung, für das man nur dankbar sein kann...

Eine neue Katechetin, Fräulein Hentschel, bisher in Frauenwald, dann als Frau Jensch in Hinternah, übernimmt am 4.September in Waldau die Christenlehre der Klassen: 1 - 5. Der Gemeindekirchenrat beschließt am 3.September den Ankauf von 20 Familienbibeln mit dem revidierten Text für den Gebrauch in der Gemeinde. Konfirmanden und Betstundenfrauen lesen gern in diesen neuen Bibeln.

Zum Gottesdienst aus Anlaß der 450-Jahr-Feier der Reformation am 31. Oktober sind über 100 Kinder in der Kirche

Der Gemeindekirchenrat befaßt sich am 30. November erneut mit der Frage eines möglichen Ostertermins für die Jugendweihe. Die Eltern der Konfirmanden von 1968 sollen gebeten werden, nicht den Ostertermin zu wählen. Es werden Fragen der neuen Feiertagsregelung besprochen.

 

Bericht 1968

In Waldau einschließlich Oberrod wurden 79 Kinder in der Christenlehre unterrichtet, in zehn Fällen war ein Elternteil aus der Kirche ausgetreten, zwölf getaufte Kinder kommen trotz Bemühungen nicht, etwa 15 Kinder sind nicht getauft, der Bürgermeister hat seinen Sohn (der auch zum Kindergottesdienst kam)  aus der 5. Klasse abgemeldet.

In Langenbach wird am Dienstag in zwei Gruppen für 26 Kinder Christenlehre in der zur Zeit nicht benutzen Schule gehalten; die Kirchengemeinde Waldau zahlt dafür 3 Mark und die Kohlekosten. In Steinbach wird am Freitag in zwei Gruppen für 27 Kinder im Nebenraum des Gasthauses die Christenlehre gehalten, die Kirchengemeinde zahlt dafür 50 Mark im Jahr. Ende September 1970 wird das Vereinszimmer im Gasthaus Steinbach für die Christenlehre gekündigt, in Langenbach müssen Stühle beschafft werden, weil die Bänke in der Schule in Waldau gebraucht werden.

 

Der Gemeindekirchenrat beschließt am 3. Januar einen Grundstückstausch, um dem Rat der Gemeinde Waldau bei der Beschaffung von Bauland für die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft zu helfen.

Der Pfarrer von Waldau hält am 28. Januar erstmalig Gottesdienst in einem Privathaus in Engenau. Mit dem Pfarrer von Biberschlag wird folgende Vereinbarung getroffen: um den Gemeindegliedern von Langenbach und Engenau (Kirchengemeinde Waldau) und den Gemeinde­gliedern von Lichtenau (Kirchengemeinde Biberschlag), die alle einen langen Anmarschweg zu ihrer Kirche haben, die Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch zu geben, hält der Biberschlager Pfarrer an jedem ersten Sonntag im Monat und der Waldauer Pfarrer an jedem dritten Sonntag im Monat nachmittags um 14  Uhr in dem alten Engenauer Gasthaus einen Gottesdienst.

Die Steinbacher Konfirmanden kommen im Februar auf  die Idee, mit kleinen, selbstgeschriebenen Zetteln, die sie in jedes Haus tragen, für den monatlichen Gottesdienst im Steinbacher Gasthaus zu werben und führen diese Idee auch aus. Im Gottesdienst sind nach dieser Werbung 42 Gemeindeglieder. An jedem ersten Sonntag von Januar bis April ist Gottesdienst im Steinbacher Wirtshaus.

In einer zweistündigen, offenen und gut besuchten Mitarbeiterversammlung (32) in Waldau werden Gemeindefragen diskutiert: Gottesdienstbesuch, Christenlehrefragen, Möglichkeiten gemeinsamer-Predigtvorbereitung und Bibelarbeit. Es wird beschlossen, einen Büchertisch einzurichten, den Frau Ehrhardt und Frau Schreiber übernehmen. Aus Waldau fahren am 13. Februar 23 Gemeindeglieder zur Mitarbeiterrüste nach Schleusingen, auf der viele gute Anregungen über den Umgang mit Kranken und Alten gegeben werden.

Ein Ausschuß der Kreissynode fordert im September 1967 dazu auf, nach Einführung des arbeitsfreien Samstags dem Sonntag seine gottgewollte Würde wieder zu geben und aktiv im Gottesdienst mitzuarbeiten. Der Gemeindekirchenrat begrüßt am 14. März mehrere Artikel in dem Entwurf einer neuen Verfassung, legt aber Wert auf die Einarbeitung der Grundsätze von Glaubens- und Gewissensfreiheit, Trennung von Staat und Kirche, Seelsorge in Krankenhäuser, Haftanstalten und anderen öffentlichen Anstalten,  Erziehungsrecht der Eltern in religiösen Fragen bis zum 14. Lebensjahr, Abgabenrecht der Kirchen.

Pfarrer Keyser teilt dem Gemeindekirchenrat am 11. März mit, daß er im Sommer Waldau verlassen wird, weil ihn der Rat der Evangelischen Kirche der Union zum Direktor des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg ab 1. September 1968 berufen hat.

Der Gemeindekirchenrat beschäftigt sich eingehend mit dem Entwurf für eine neue Verfassung der DDR und beschließt eine entsprechende Eingabe zu machen.

Ein Bus der Firma W. Schmidt (Waldau) vollbesetzt mit Gemeindegliedern aus Steinbach und Waldau verunglückt am 18. März an der Ortseinfahrt von Waldau: Er weicht, um einen Zusammenstoß mit einem Taxi zu vermeiden, auf die Straßenböschung aus, die nachgibt, sodaß der Bus sich überschlägt und auf dem eingedrückten Dach liegenbleibt. Daß es dabei nur kleine Schnittwunden und eine leichte Gehirnerschütterung gibt, ist ein Wunder.

Der Kreisjugendpfarrer, Frau Pastorin Höritzsch, hält am 23. und 24. März eine Wochenendfreizeit für die Junge Gemeinde von Waldau. Der Gemeindekirchenrat befaßt sich erneut mit Fragen der Christenlehre und des Konfirmandenunterrichtes und beschließt, daß für jede Klasse ein verantwortliches Gemeindeglied bestimmt werden soll, das dafür sorgt, daß an jeder Unterrichtsstunde ein Vater oder Mutter oder Pate oder Großelternteil zugegen ist. Dies ist nötig, um den verschiedenen Störungen der kirchlichen Unterweisung (Disziplinschwierigkeiten, unentschuldigtes Fehlen, nicht gelernte Aufgaben, unangemeldete Terminüberschneidungen mit der Schule) zu wehren.

Am Pfingstsonntag, dem 2. Juni, wird. Pfarrer Keyser von Superintendent Rublack im Gottesdienst verabschiedet. Die Abschiedspredigt über den vorgeschriebenen Text (Acta 2,1ff) ist in der Beilage zu dieser Chronik enthalten (Die Predigt ist nichts Besonderes. Aber die Art seiner Gemeindearbeit macht ihn dennoch geeignet für das Predigerseminar). Der Umzug von Pfarrer Keyser ist für den 5. März 1968 vorgesehen. Solange die Pfarrstelle Waldau vakant ist, übernehmen Pastor Urff und Prediger Jensch den Vertretungsdienst.

 

Kirchliche Sitten 1965

Pfarrer Keyser hatte das besondere Anliegen, möglichst viele Gnadengaben zu entdecken, die Gott seiner Gemeinde auch in Waldau geschenkt hat. Diesem Anliegen diente die Heranziehung möglichst vieler Gemeindeglieder zur Mitarbeit im Gottesdienst, die Beauftragung der Konfirmanden, die auf die Abendmahlszulassung warten, mit der Epistellesung, die Gewinnung der Kirchensteuerhelfer und der Frauen, die die Christenlehrgebühr einsammeln, die Beteiligung der „Ersatzleute“ an allen Sitzungen des Gemeindekirchenrats und neben anderem schließlich auch die Heranziehung der Eltern zu Christenlehre und Konfirmandenunterricht. Das Erstaunliche war und ist, daß sich viele Gemeindeglieder zu bestimmten Diensten auffordern ließen. Schwierigkeiten gab es bei der Gewinnung neuer Mitglieder des Kirchenchores wegen der gleichzeitigen Werbung des Volkschores und bei der Aufforderung an die Eltern, an Christenlehre und Konfirmandenunterricht teilzunehmen.

An einem „normalen“ Gottesdienst sind folgende Gemeindeglieder regelmäßig beteiligt: die Konfirmanden läuten die Glocken, die Konfirmandinnen sammeln das Opfer ein und bringen es zum Altar, ein Glied Jungen Gemeinde liest die Epistel, mehrere Mitglieder der Kirchenchores singen die Liturgie, mehrere Kirchenräte zählen die Kollekten tragen sie ins Sakristei­buch ein und besprechen mit dem Pfarrer aktuelle Fragen. Bei Gottesdiensten an besonderen Feiertagen kommen noch folgende Dienste hinzu: Posaunenchor, Kirchenchor, Kurrende der Christenlehrkinder. Neu eingeführt wurde im Berichtsraum der Gottesdienst am Gründonnerstag um 19 Uhr.

Abendmahlsgottesdienste sind: Gründonnerstag, Karfreitag, Jubiläum der Konfirmation, Buß-und Bettag, Ewigkeitssonntag, Silvester. Eine Vermehrung der. Abendmahlstermine führte

zu keiner Vermehrung der Zahl der Abendmahlsgäste. Die jährliche Abendmahlsbeteiligung betrug im Berichtsabschnitt im Schnitt 290 Gemeindeglieder (erreichbare statistische Zahlen der Jahre 1949 bis 1953 ergeben einen Schnitt von 153 Gemeindegliedern). Die Zunahme der Abendmahlsgäste hat wohl seinen Grund darin, daß die Mitarbeiter in der Regel zweimal im Jahr zum Abendmahl gehen.

Die Taufen wurden jeweils. am ersten Sonntag im Monat gehalten und an den hohen Feiertagen. Sie wurden in der Regel im Kindergottesdienst gehalten, gelegentlich auch im Gemeindegottesdienst. Es scheint aber besser zu sein, die Taufen nur noch im Gemeindegottesdienst zu halten und dazu die Kinder einzuladen und aus diesem Anlaß einen Familiengottesdienst zu halten. Für den Besuch des Kindergottesdienstes hat es sich sehr positiv ausgewirkt, wenn der Pfarrer die Christenlehre selber gegeben hat. Anfangs stiegen die Zahlen bis auf 50.

Als besondere gottesdienstliche Veranstaltungen sind zu erwähnen: Konfirmanden-Abschluß­gottesdienst (Misericordias Domini), Jubiläum der Konfirmation (nur ab 50 Jahren, Kantate), Krippenspiel am vierten Advent (nur wenn es besonders gefordert wurde, für Heiligabend mit Entschiedenheit vom Pfarrer abgelehnt), Sonntag nach Weihnachten: statt Predigt Weihnachtsliedersingen.

Die Gottesdienstzeit ist um10 Uhr und um 11.15 Kindergottesdienst, bei Abendgottesdiensten empfiehlt sich 19Uhr, nur im Juli und August 20 Uhr; besondere Zeiten sind: Heiligabend 18Uhr, Silvester 18 Uhr, Gründonnerstag 19 Uhr, Ostermontag 19 Uhr, Himmelfahrt 19 Uhr Gedenktag der Reformation 19 Uhr, Martini 18 Uhr, Buß- und Bettag 19 Uhr.

 

Gemeindekreise: Der Gemeindekirchenrat tagt immer mit den gewählten Ersatzleuten, die allerdings nicht stimmberechtigt sind. Nur in wichtigen Angelegenheiten werden auch die Kirchenräte der Außendörfer eingeladen, denn wer soll sie zur Sitzung nach Waldau bringen? Der Pfarrer steht aber in ständigem Kontakt mit den Räten der Außendörfer und bespricht sich mit ihnen, wenn der Gemeindekirchenrat über Personen oder Angelegenheiten der Außendörfer verhandelt.

Der Kirchenchor, der wöchentlich zusammenkommt und in dem viele Kirchenräte und die Mehrzahl der Kirchensteuerhelfer sind, ist der aktivste Kreis der Gemeinde. Hier werden alle aktuellen Fragen aus Kirche und Gesellschaft besprochen, hier holt sich der Pfarrer Rat und hier ist man familiär zusammen, besonders wenn Geburtstage gefeiert werden.

Die Kurrende, die nicht immer regelmäßig zusammenkommt, zwischen 5 und 15, singt gelegentlich im Gottesdienst, übernimmt an zweiten Feiertagen den liturgischen Dienst, singt in der Karwoche und in der Adventszeit bei alten und kranken Gemeindegliedern und im übrigen sich selber zur Freude. Sie war zweimal auf Singefreizeiten 1966 in Neudietendorf und 1967 in Worbis. Sie ist der potentielle Kirchenchor von morgen.

Die Junge Gemeinde kommt regelmäßig am ersten Montag im Monat zusammen. Es kommen vor allem die Konfirmanden zwischen Konfirmandenabschlußgottesdienst und Abendmahls­zulassung. Dauer: 1½  Stunden, Gestaltung: Predigtvorbereitung, Filmstreifen, kirchliche Ereignisse, Gespräche über bestimmte Themen, Spiele; Schluß: Vaterunser und Segen.

Betstunde wird jeden Mittwochabend mit Ausnahme der Wochen, die einen zweiten Feiertag haben) im Winter um 20 Uhr, im Sommer um 20.30 gehalten. .Nach Luthers Abendsagen, einem Abendlied und dem im Wechsel gesprochenen Wochenpsalm wird der Predigttext des kommenden Sonntags gelesen und Fürbitte für konkrete Anliegen in Kirche und Gesellschaft gehalten. Mit Vaterunser, Vers und Segen schließt die Betstunde. Auch hier werden alle aktuellen Fragen aus Kirche und Gesellschaft, bestimmte Gebetsanliegen, die Kranken der Gemeinde usw. vor dem Abendgebet besprochen. Im Winter dauert die Betstunde statt einer halben zwei Stunden, weil sie dann zugleich Vorleseabend ist. Vorgelesen wurden im Berichtsabschnitt: Der Prediger von Buchenwald, das Tagebuch der Anne Frank, eine schwäbische Familiengeschichte, Ina Seidels „Lenacker“, Wilson „Um Füße bat ich und er gab mir Flügel'“. Alle vorgelesenen Bücher wurden auch eingehend besprochen und dabei Fragen des Glaubens, der Kirchengeschichte und der politischen Geschichte besprochen.

Der Posaunenchor, einst von Prediger Bauer ins Leben gerufen, wandelte sich zur Blasmusik des Dorfes, allerdings unter der Bedingung, daß jederzeit in der Kirche geblasen werden dürfe. Dieser Chor dient im Gottesdienst: Heiligabend, 1.Christtag, Silvester, Ostersonntag, Jubiläum der Konfirmation (aber erst am Nachmittag), Pfingstsonntag, Erntedankfest und Kirchweihfest.

 

Die Kirche ist in den Außen-Dörfern präsent insofern der Pfarrer präsent ist und die Gemeindekirchenräte dieser Dörfer ihres Amtes walten. Daß der Pfarrer regelmäßig in Steinbach und Langenbach die Christenlehre selber gegeben hat, hat sich sehr positiv ausgewirkt. So war er in der Schulzeit jede Woche einmal in diesen beiden Dörfern, konnte im Anschluß an den Unterricht die Ältesten besuchen und andere Besuche machen. Auch wußten die Gemeindeglieder, wann sie ihren Pfarrer im Dorf sprechen konnten: am Dienstag in Langenbach und am Freitag in Steinbach. An den hohen Feiertagen fuhren zudem regelmäßig Busse zum Gottesdienst nach Waldau: Heiligabend, Karfreitag, Ostersonntag, Konfirmanden-Abschlußgottes­dienst, Pfingsten, Erntedankfest, Ewigkeitssonntag; außerdem am Schulanfängergottesdienst (erster Sonntag im September). Der Einsatz der Busse bedarf der telefonischen Bitte und Rückfrage bei den Waldauer Omnibusunternehmer, der entsprechende Rückfrage bei den Gemeindekirchenräten, „ob es sich lohnt“, der Bekanntgabe in der Christenlehre und Konfirmandenunterricht in den beiden Dörfern und in Steinbach zusätzlich des Ausklingelns (Eberhard Sittig ist immer dazu bereitgewesen). Außerdem ist in Steinbach in den Monaten Januar bis April jeweils am ersten Sonntag im Monat Gottesdienst im Steinbacher Gasthaus um 14 Uhr. Gelegentlich begannen diese Gottesdienste schon im November. Ein Versuch, auch im Mai und den folgenden Monaten Gottes dienst zu halten, schlug fehl. Es kam niemand. Für Langenbach sind zusätzliche Gottesdienste in Engenau (bei Helene Stauch) eingerichtet worden am 1. und 3.Sonntag im Monat. Der Waldauer Pfarrer tut dort jeweils am 3.Sonntag im Monat (14 Uhr) Dienst. Die Gemeindeglieder aus Oberrod kommen zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto zur Kirche nach Waldau. Gelegentlich ist - nach Rücksprache und auf besonderen Wunsch - .am Heiligenabend ein Bus nach Oberrod gefahren.

Sehr wichtig für die „Versorgung“ der Außendörfer ist die Einrichtung der Passionsandachten. Sie sind Ende Februar bis Mitte März oder auch Ende März - je nach Lage der Passionszeit, aber nicht mehr im April wegen der Arbeit in der Landwirtschaft - in den Häusern der Kirchenräte nach vorheriger polizeilicher Anmeldung. Sie dauern vier Wochen lang und sind für den Pfarrer eine ziemliche Strapaze, aber er ist nirgends so eng im Kontakt mit seiner Gemeinde wie bei diesen Passionsandachten. Es haben sich folgende Termine ergeben: Dienstag in Oberrod, Mittwoch in Waldau (Pfarrhaus, auch andere Ausgestaltung, weil man dort regelmäßig mittwochs zusammenkommt), Donnerstag in Langenbach und Freitag in Steinbach. Aufbau dieser „Andachten“: Lied, zwangloses Gespräch über aktuelle Fragen aus Kirchengemeinde und Gesellschaft (kann sich auch erst am Ende ergeben), Filmstreifen über alte biblische Buchmalereien, über aktuelle kirchliche Ereignisse usw. (zum Beispiel M. L. King, Reformationsjubiläen in Wittenberg, Arbeit des Gustav-Adolf-Werkes, Paul Schnei­der, Albert Schweitzer); bei der Vorführung solcher Filmstreifen werden sehr viel Verkündigungssätze eingeflochten; die eigentliche Passionsendacht besteht aus einem Passionslied, dem Lesen eines entsprechenden Psalmes im Wechsel mit den Gemeindegliedern, der Lesung eines Abschnitts aus der Passionsgeschichte (aber nicht „Die Leidensgeschichte“ im Anhang des EKG, sondern jedes Jahr ein bestimmtes Evangelium), ausführliches Fürbittengebet, Vaterunser und Segen. Gelegentlich wurden in Oberrod auch Adventsandachten in ähnlichem Stil gehalten.

Die Christenlehre. Zu Beginn des Berichtsraumes, also 1960, war die Christenlehre in Steinbach und Langenbach ein halbes Jahr lang gar nicht mehr gehalten worden. Sie war eingegangen. Auch in Waldau kamen nur ein Drittel der Kinder, die in den Heften standen, zum Unterricht. Es war insgesamt das typische Bild einer aussterbenden Christenlehre. Wenn sich das grundlegend gewandelt hat und heute 170 Kinder in der Unterweisung sind (einschließlich der Konfirmanden), dann ist das eine Gnade Gottes.

Es bedeutet zugleich den ständigen Einsatz des Pfarrers und der Katechetin: Besuche zu Beginn des Unterrichts, Besuche bei unentschuldigtem Fehlen, Besuche bei undiszipliniertem Verhalten, Besuche in Schule bei Terminüberschneidungen, die nicht angemeldet waren, Besuche in der Schule bei negativen Äußerungen der Lehrer über die Christenlehre und Gott usw. In diesen Besuchsdienst sind auch der Gemeindekirchenrat, die Mitglieder von Kirchenchor und die Teilnehmer der Betstunde eingespannt. Was fehlt ist die Mitarbeit der Eltern, besonders in Waldau. Der Gemeindekirchenrat hat die entsprechenden Beschlüsse über die Beteiligung der Eltern an jeder Unterrichtstunde gefaßt, sie sind aber noch nicht voll verwirklicht. Das wird auch noch seine Zeit dauern.

Die Christenlehre ist wie anderen Orts bedroht durch die Gleichgültigkeit Eltern, durch die totale Beschäftigung und geistige Inanspruchnahme durch die Schule und dadurch daß der Glaube nicht jedermanns Sache ist. Auf der anderen Seite aber steht die Verpflichtung der Eltern und der ganzen Gemeinde, die aus der Taufe erwächst, zur christlichen Erziehung. Solange Säuglinge getauft werden, sind wir verpflichtet, unsere ganze Kraft für die Christenlehre einzusetzen.

In Langenbach wird die Christenlehre in der Schule gehalten. Eine entsprechende Genehmigung (Lange-Erlaß) ist beim Waldauer Schuldirektor einzuholen. In Steinbach ist die Christenlehre im Nebenzimmer des Gasthauses. Die Kinder von Oberrod gehen nach Waldau zur Christenlehre, was gelegentlich im Winter wegen allzu schlechtem Wetter nicht möglich ist. - Für die Erteilung der Christenlehre ist wesentlich wichtig, daß keine Stunde ausfällt. Der Pfarrer ist deswegen in den 7 ½ Jahren zu fast keiner Tagung oder dergleichen gefahren. Als Entschuldigungsgründe der Kinder wurden nur solche gestattet, die auch in der Schule gelten. Gelegentlich muß man jedoch auf die Arbeit in der Landwirtschaft Rücksicht nehmen während der Heu- und Kartoffelernte.

In Steinbach und Langenbach wurde nach dem Raffplan-Verfahren unterrichtet, weil die Klassen 1-3 und 4-6 in zwei Unterrichtsgruppen zusammengefaßt werden mußten. In Waldau werden die Klassen einzeln mit ihrem jeweiligen Stoff unterrichtet, allerdings waren 1967/68 die Klassen 4 und 5 zusammengelegt. Bei der Stundenplangestaltung hat sich bewährt, daß man an bestimmten Tagen festhält und sich nicht durch Schul- oder andere Termine durcheinanderbringen läßt; Montag = Christenlehre in Waldau, Dienstag = Unterricht in Langenbach, Donnerstag = Konfirmandenunterricht und Vorkonfirmandenunterricht, Freitag = Unterricht in Steinbach. Die Kinder der 7. und 8. Klasse sind aber in Waldau am Donnerstag in der Regel stark überlastet, so daß sich ein Ausweichen auf Mittwoch empfiehlt.

Für das Verhältnis zwischen Pfarrer und Schule war wohl typisch, daß ihm einerseits das Unterrichten in der Langenbacher Schule gestattet wurde, daß ihm aber strengstens verboten wurde, säumige Kinder aus dem Hort zur Christenlehre zu holen und daß seine Kinder die einzigen Nichtpioniere der Schule waren, er aber und seine Frau im Klassenelternaktiv der Klasse ihrer Kinder waren.

In der Christenlehre war das spannende Nacherzählen biblischer Geschichtenentscheidend für das Gelingen des Unterrichts. Bei diesem Nacherzählen wurde der Bericht vom Eingreifen Gottes in die Geschichte jeweils hermeneutisch genau bedacht. Die Christenlehre hat immer den ganzen Mann und seine ganze Theologie gefordert und wurde zur besten Vorschule für eine verständliche Predigt. - Die Erteilung der Christenlehre in Steinbach und Langenbach wurde als Missionsaufgabe verstanden und deswegen das Einziehen von Christenlehrgebühren mit Entschiedenheit abgelehnt. In Waldau und Oberrod gibt es dafür bestimmte Frauen, die aber die Weisung haben, die Christenlehrgebühr nur da zu sammeln, wo sie gern gegeben wird.

Die Konfirmation wurde 1960/61 im Kirchenkreis folgendermaßen gehandhabt: Prüfung im Gottesdienst in der Passionszeit, Konfirmandenabschlußgottesdienst in der Freudenzeit, ohne Segnung, ohne Versprechen, mit Konfirmationsspruch, ohne Katechese, Abendmahls­zu­lassung an Trinitatis oder an einem anderen Sonntag vor Beginn der großen Schulferien.

Diese in mehreren Punkten von der Ordnung für das konfirmierende Handeln der Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen abweichende Praxis wurde von dem Schleusinger Superintendent doppelt begründet: Wir dürfen nichts zerschlagen und wir müssen Rücksicht nehmen auf die Praxis der uns umgebenden Thüringer Kirche.

Die Stellungnahme des Waldauer Pfarrers war: Auf die Praxis der Thüringer Kirche brauchen wir nicht Rücksicht zu nehmen, wohl aber ist es richtig insgesamt vorsichtig vorzugehen. Ein vorsichtiges Vorgehen ist aber nur dann berechtigt, wenn man Schritt für Schritt an der Neuordnung der Konfirmation weiterarbeitet.

Folgendes wurde in Waldau und zum Teil auch in anderen Gemeinden geändert:

1.) Die Prüfung wird an einem Wochentag abends vor Eltern, Paten und dem Gemeindekirchenrat gehalten. Die Prüfung im alten Stil fördert die Meinung, daß auch der folgende Konfirmanden-Abschlußgottesdienst die alte Konfirmation ist.

2.) Im Konfirmanden-Abschlußgottesdienst wird eine Katechese gehalten, um der Zielsetzung und der Ordnung in der Kirchenprovinz Sachsen zu entsprechen. Darüber hinaus erhält jeder Konfirmand eine bestimmte Aufgabe im Gottesdienst zugewiesen. Die Katechese und die Aufgaben der Konfirmanden zeigen das Ziel des Konfirmierens an: Sie sollen mündige Christen werden!

3.) Die Abendmahlszulassung erfolgt erst in der Passionszeit des folgenden Jahres, um deutlich zu machen, daß Jugendweihe und Abendmahlszulassung nicht zusammenpassen, um Raum zu geben für eine freie Einübung in das Gemeindeleben und einen freiwilligen Zugang zum Abendmahl.

Das einjährige Warten auf die Abendmahlzulassung hat sich sehr bewährt, denn die Kinder sind „vernünftiger“ geworden, das Verhältnis von Pfarrer - Konfirmanden ist nichtmehr das Lehrer - Schüler = Verhältnis, an die Stelle des Zwanges zum Unterricht ist das Werben um das freie Ja getreten.

Das Lesen der Epistel im Gottesdienst schafft das Bewußtsein der Möglichkeit späteren bewußten Dienstes in der Kirche. - Die derzeitige Praxis der „Konfirmation“ ist aber noch nicht eine endgültige Lösung, an dieser muß vielmehr ständig weitergearbeitet werden. Das aber kann nicht ein einzelner Pfarrer tun, sondern die Gemeinschaft der Brüder im Konvent. Hier aber entsteht die Schwierigkeit, weil der Schleusinger Superintendent auf dem Konvent erklärte „ über Fragen der Konfirmation spreche ich nicht mehr“. Und seitdem ruhte das Thema. 

Der Konfirmanden-Abschlußgottesdienst: Alle Konfirmanden erhalten eine. besondere Aufgabe in diesem Gottesdienst. Psalm, Epistel, Evangelium Luthers- Credo-Lied (acht Mädchen vom Altar aus), Text der Katechese (und der kurzen Ansprache), Fürbittengebet (gesprochen von vier Mädchen). Nach dem Konfirmandenabschlußgottesdienst werden die Konfirmanden in die Junge Gemeinde aufgenommen und erhalten den Auftrag regelmäßig die Epistel im Gottesdienst zu lesen. Der Pfarrer besucht an jedem Sonnabend einen Konfirmanden oder Konfirmandin, um ihn um die Epistellesung zu bitten. Wer auch nach gutem Zureden „Nein“ sagt, wird nicht gezwungen bzw. die Abendmahlszulassung davon nicht abhängig gemacht. Das Epistellesen wird in der Kirche geübt. Außerdem haben die Konfirmanden im Abschlußgottesdienst jeder ein Neues Testament erhalten, in dem sie zu Hause das Lesen der Epistel üben können.

In der Jungen Gemeinde wird Folgendes getan: Filmstreifen über das weltweite Leben und die Aufgaben der Christenheit, Predigtvorbereitungen und Spiele; auch die Spielabende schließen mit dem Vaterunser und dem Segen. Die Vorbereitung auf die Abendmahlszulassung erfolgt an zwei Sonntagnachmittagen in der Passionszeit.

Anhangsweise sei hier noch kurz über das Problem der Jugendweihe berichtet. Schon die obigen Daten der Chronik erwähnen dies Problem immer wieder. Die Tendenz in der Propagierung der Jugendweihe ist ja deutlich: Erst gewann man nur einige Jugendliche dazu, dann war und ist man bestrebt, alle Jugendlichen im entsprechenden Alter zu gewinnen, dann fordert man auf, die Jugendweihe auch häuslich zu feiern und schließlich setzt man die Jugendweihe auf einem besonderen Tag, auf' Ostern, fest. Der Pfarrer hat entsprechend dem klaren Standpunkt der Kirche und dem Freiwilligkeitscharakter dieser Handlung die Eltern jedes Konfirmandenjahrgangs aufgefordert, ihre Kinder nicht zur Jugendweihe zu schicken. Die Mehrzahl der Eltern tat es doch, nur wenige Konfirmandinnen und Konfirmanden haben aus eigenem Entschluß die Jugendweihe für sich abgelehnt und diesen Entschluß auch durchgesetzt.

Ein anderes Problem war die Festsetzung des Jugendweihetermins auf Ostern. Dieser wurde offensichtlich von dem zuständigen Lehrer, Herrn Kasta, propagiert, obgleich er immer erklärte, diese Entscheidung treffen die Eltern der Kinder. Den Pfarrer hat dies Problem aufs schwerste beunruhigt. Jesus ist ganz gewiß unabhängig von unserem Feiern des Osterfestes auferstanden und zudem ist jeder Sonntag ein Tag des auferstandenen Herrn, auf der anderen Seite aber machte das gedankenlose Zustimmen vieler Eltern zu diesem Ostertermin für die Jugendweihe deutlich, wie wenig sie verstanden haben, von welcher entscheidenden Bedeutung die Auferstehung Jesu Christi für unser Leben und Sterben ist. Wer den Tag nicht achtet, an dem in besonderer Weise der Sieg Jesu über den Tod verkündigt wird, der nimmt sich selber den Trost in Todesnot und bei der nächsten Beerdigungsfeier in seiner Familie. Es geht eben nicht nur darum, daß ein einzelner Jugendlicher zur Jugendweihe geht, sondern in manchen Familien wird diese Handlung auch gefeiert, das heißt, daß die ganze Familie beteiligt wird und daß außerdem auch der Karfreitag mißachtet wird. Was soll der Pfarrer aber einer solchen Familie sagen wenn der Tod in ihre Mitte tritt?

 

Die Kirchensteuern. Nachdem einmal sämtliche Reste beseitigt waren, war es ein leichtes, das gemeindeeigene Kirchensteuersystem aufzubauen. Das Einsammeln der Kirchensteuern geht folgendermaßen vor sich:

a) In der ersten Januarwoche werden auf Arbeitsbesprechungen in den einzelnen Dörfern der Kirchengemeinde mit den Kirchenräten und den Stellvertretern die Hebelisten des neuen Jahres durchgesprochen. und auf unvollständige oder nicht mehr zutreffende Personalangaben durchgesehen. Außerdem werden in der Zwischenzeit lautgewordene Beschwerden und Ungerechtigkeiten besprochen. Am Tage nach den verschiedenen Sitzungen trägt der Pfarrer die Änderungen und Wünsche des Gemeindekirchenrats dem Kreiskirchenamt entsprechend seinen Notizen mündlich vor und das Kreiskirchenamt ändert sofort nach entsprechendem Übereinkommen die bereits fertiggestellten Bescheide.

Spätestens in der zweiten Januarwoche werden die Bescheide an die Helfer ausgegeben; in Waldau am Donnerstagabend vor Beginn der Singstunde des Kirchenchores, weil die Mehrzahl der Waldauer Kirchensteuerhelfer im Kirchenchor ist. Die Helfer tragen dann die Bescheide sofort aus und können bei sehr vielen Gemeindegliedern gleich kassieren, weil sie die ersten im Jahr sind, die Geld wollen. Ende Januar ist der erste Abrechnungstermin beim Pfarrer, bei dem schon fast 50 Prozent der gesamten Kirchensteuern des Jahres zusammenkommen. Dies ist wiederum dem Kreiskirchenamt sehr willkommen, weil es anfangs des Jahres oft in Zahlungsschwierigkeiten ist. Der nächste Abrechnungstermin beim Pfarrer ist dann Ende März und der dritte Termin Ende Mai, d.h. vor der Heuernte. Ende Mai 1968 waren zum Beispiel bereits über 90 Prozent aller Kirchensteuern abgeliefert. Danach ruhen die Kirchensteuern bis zum letzten Zahltag am 15. Oktober.

Ende Oktober ist der letzte Abrechnungstermin beim Pfarrer, der sich dann Anfang November vom Kirchensteueramt alle Gemeindeglieder herausschreiben läßt, die noch nicht gezahlt haben. Im November werden die Säumigen nochmals besucht, die Hartnäckigen unter ihnen vom Pfarrer. Wer bis Ende November immer noch nicht gezahlt hat, wird in der Sitzung des Gemeindekirchenrats besprochen und nach nochmaligem Besuch durch ein Mitglied des Gemeindekirchenrats das Ruhen der kirchlichen Rechte beschlossen. Reste werden nicht in das neue Jahr übernommen. Daß die Kirchengemeinde keine Reste mehr hat, läßt sich der Gemeindekirchenrat vom Kreiskirchenamt mündlich bestätigen.

Der Beschluß über das Ruhen der kirchlichen Rechte wurde nach mehrmaligem Besuch durch ein Mitglied des Gemeindekirchenrats und den Pfarrer seit dem 1. Januar 1961 gleich 39 mal gefaßt, davon allein 23 mal im Jahr 196, in den letzten Jahren aber kaum noch, 1967 und 1968 überhaupt nicht mehr. Zugleich aber konnte seit dem 1. Januar 1961 der Beschluß über das Ruhen der Rechte 21 mal wieder aufgehoben werden.

Diese Gemeindeglieder kamen mehrere Jahre, nachdem sie „zur Ruhe gelegt worden waren“ zum Pfarrer und erklärten, sie hätten einen großen Fehler gemacht und wollten nun wieder „ganz zur Kirche gehören“. Die Beschlüsse über das Ruhen der kirchlichen Rechte wegen hartnäckiger Weigerung der Kirchensteuerzahlung haben ihre problematische theologische Seite, dennoch hoffen wir hier richtig gehandelt zu haben, indem es uns zuerst um die betreffenden Menschen und um ihre Zugehörigkeit zur Kirche ging, die Kirchenräte und der Pfarrer unendlich viele persönliche Besuche gemacht haben, indem wir weiter wissen, daß die geringen Kirchensteuerbeträge im Bereich dessen liegen, wo die Gemeindeglieder frei entscheiden können, was sie damit machen, indem wir ferner das ganze Finanzwesen (Sammeln der Kirchensteuern, Zählen der Kollekte, genaueste Überprüfung der Kirchenkasse nach dem Jahresabschluß , die verantwortliche und auch praktische Zuständigkeit der „Laien“ übergeben haben und indem wir schließlich mit dem Gelde auch etwas angefangen haben.

 

Kirchliche Gebäude. Über die große Kirchenrenovierung gibt die spezielle Akte hinreichenden Aufschluß. Hier sei nur summarisch darauf hingewiesen, daß die Veränderungen in der Kirche aus den Renovierungen der Jahre 1890 und 1736 {Kanzelaltar, Chorraum außer Funktion gesetzt) wieder aufgehoben wurden und die Kirche ihre ursprüngliche Gestalt aus dem Jahre 1601/28 bzw. 1460 erhielt. An der Renovierung waren über 100 Gemeindeglieder in vielen, unzählbaren, unbezahlten Arbeitsstunden beteiligt. Außer der großen Kirchenrenovierung sind zu erwähnen: der Ausbau des Wirtschaftsgebäudes mit Garage, Waschküche und einer Lichtanlage, die totale Erneuerung der Blitzschutzanlage der Kirche, ein Wasser­rohr­system für das Regenwasser der Kirche mit Ausfluß in die Kirchwiese, die Neunagelung und zum Teil auch Neubeschieferung des Kirchturmes, der neue Taufstein, neue Liedertafel, neues Lesepult und die Freilegung der Stufe zum Chorraum, die elektrische Heizanlage für die Kirche, ein neuer Zaun am Friedhof entlang der Kirchwiese und die Fortsetzung der Neuanlage unseres Friedhofs. Für die Neunagelung des Kirchturms und für das Wirtschaftsgebäude erhielten wir Zuschüsse des Konsistoriums, für die sich der Schleusinger Superintendent einsetzte, alles andere wurde aus eigenen Mitteln finanziert. Dies war vor allem deswegen möglich, weil die Kollekten und Spenden für die eigene/ Gemeinde im Vergleich zu den fünfziger Jahren um das Zehnfache von 400 Mark auf 4.000.Mark gestiegen sind.

 

Für die Zukunft gibt Pfarrer Keyser folgende Anregungen:

a.) Für die Eltern der Christenlehrekinder und Konfirmanden sollten regelmäßig und mehr Elternabende durchgeführt werden und bei diesen Abenden bestimmte Probleme des Glaubens und der christlichen Existenz erörtert werden. Es hat sich nämlich gezeigt, mit welch großem Interesse Eltern inhaltlich dem Unterricht folgten, wenn sie gebeten worden waren, wegen Disziplinschwierigkeiten an der kirchlichen Unterweisung teilzunehmen.

b.) Für die Junge Gemeinde können Rüstzeiten im Heim in Frauenwald durchgeführt werden. Der Pfarrer hat es als einen großen Mangel seiner Jugendarbeit empfunden, daß er zu diesen Rüstzeiten in Frauenwald keine Zeit hatte.

c.) Im Gemeindekirchenrat ist in einer der letzten Sitzungen der Wunsch nach „Schulung in Glaubensfragen“ laut geworden. Diese sollte unter Einbeziehung des Kirchenchores und der Kirchensteuerhelfer und interessierter Gemeindeglieder ohne großen organisatorischen Aufwand in den Wintermonaten durchgeführt werden. Hier wird dann auch eine gewisse Bibelarbeit möglich sein. Sie ist immer wieder angeboten worden, jedoch wollte kein Gemeindeglied etwas davon wissen, denn der Vorgänger hatte sie offensichtlich in schulmeisterlicher Art mit viel Abfragen betrieben und damit den Gemeindeglieder alle Lust dazu genommen. Auch Bibelarbeit in Form der Predigtvorbereitung ist von dem jetzigen Pfarrer immer wieder angeboten worden, aber die Kirchenräte und Gemeindeglieder waren der Meinung, daß dies auf keinen Fall nötig sei, da jedermann die Predigten gut verstehen würde.

In Steinbach und Langenbach muß man damit rechnen, daß eines Tages die Christenlehre nicht mehr in Gasthaus bzw. in der Schule sein kann. Spätestens dann müßte die Kirche in diesen beiden Dörfern einen eigenen Raum haben. Den betreffenden Kirchenräten wurde und muß diese Frage immer wieder vorgelegt werden. Für Oberrod ist die Frage mit den zuständigen Räten besprochen worden und sollte weiter bedacht werden, ob in Zusammenarbeit mit der staatlichen Denkmalpflege die alte Kapelle mit der doppelten Zweckbestimmung als Andachtsraum und Leichenhalle wiederhergestellt werden sollte.

Für die Waldauer Kirche sind folgende Arbeiten wichtig: Verputzung des Turmaufgangs außen; Verlegung von Sandsteinplatten an der Triumphbogenwand links und rechts von der Stufe zum Chorraum; Zumauern der kleinen Tür an der Schulseite der Kirche; Neuanstrich (aber weiß und nicht gelb!) und neue Beleuchtung für die Sakristei; die Bronzeglocke ist aufzuziehen und die übrigen Glocken auf Pendelkugellager umzusetzen (zwei Paar Pendellager schon vorhanden; Ausführung dieser Arbeiten durch die Firma Schilling zugesagt); der elektrische Antrieb des Geläuts ist bereits von der Firma PGH Gloria (Bad Wilsnack) projektiert worden, es wird aber davon abgeraten, denn elektrisch läuten heißt zugleich den Konfirmanden ihre Aufgabe nehmen!

 

Neuer Pfarrer Beer 1968

Der neue Pfarrer Beer lädt am 18. Januar 1968 für Anfang Februar zu einer Mitarbeiterversammlung ein und verschickt dazu einen Fragebogen zum Rückgang der Gottesdienstbesucherzahlen und bittet um Vorschläge zur Änderung.

 

Kirchenkreis

Zusammenlegung der Kirchenkreise 1972 - 1976:

Am 3. Juni 1972 bekundet der Kreiskirchenrat seine Bereitschaft zu einer engeren Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Suhl (Pfarrkonvente, übergemeindliche Veranstaltungen). Man sollte aber eine Zusammenlegung nicht überstürzen, weil der Kirchenkreis Schleusingen in seiner jetzigen Abgrenzung eine intakte Einheit bildet. Erst nach der Zusammenarbeit könnte man auch über eine Verwaltungseinheit nachdenken.

Aber am 11. November 1972 teilt der Propst mit, daß die Kirchenkreise zusammengelegt werden sollen. Der Superintendent von Schleusingen wird nächstes Jahr in Ruhestand gehen, so daß der Raumordnungsausschuß über die Wiederbesetzung der Stelle entscheiden muß. Der Kreiskirchenrat möchte, daß auch die Ev.-Lutherische Kirche in Thüringen in die Neuordnung einbezogen wird. Aber eine Zusammenlegung nur der beiden provinzsächsischen Kirchenkreise lehnt man ab. Das Gebiet würde zu groß und vor allem im Winter verkehrstechnisch kaum mehr zu bewältigen. Auch am 22. Juni 1974 hat man „keinerlei Interesse an einer Fusion mit Suhl“.

Auch die beiden Pfarrkonvente lehnen am 29. August 1974 die Vereinigung ab: Die Gemeindearbeit würde nicht verbessert, sondern eher komplizierter. Man würde es begrüßen, wenn Oberhof und Zella-Mehlis hinzukämen. Aber der Rückgang der Zahlen mache eine Zusammenlegung nicht nötig, er sei nicht so stark wie anderswo. Die Leitungsbereiche müßten überschaubar bleiben.

Aber am 6. Februar 1976 schreibt das Konsistorium, daß die beiden Kreise unter Bildung eines Ausschusses aufeinander zugehen sollten mit dem Ziele einer künftigen Vereinigung. Bis 1. Januar 1977 soll die Zusammenlegung der Kreiskirchenämter entschieden werden. Doch der Kreiskirchenrat lehnt eine Planungsgruppe oder Kommission ab. Doch das Kreiskirchenamt Suhl-Schleusingen wird 1977 gebildet mit Sitz in Suhl und Nebenstelle in Schleusingen.

 

Kirchenkreis Henneberger Land:

Der Kirchenkreis existiert seit 1. Januar 1989. Langwierige Kämpfe gegen eine Zusammenlegung der beiden Kirchenkreise Suhl und Schleusingen gingen zugunsten der Bildung des neuen Kirchenkreises aus. Dabei sind bei verschiedenen Mitarbeitern durchaus noch die Gefühle überfahren worden zu sein vorhanden. Es kam aber zu einem Zusammenwirken. Alle Mitarbeiter wissen sich für das Ganze verantwortlich (so der Superintendent 1992).

Freilich ist der Aufwand an Verwaltungsaufgaben größer und die Entfernungen nicht unbeträchtlich. (Christes - Wiedersbach NW SO = 50 Kilometer und Stützerbach - Rohr O - W = 40 Kilometer) Der Kirchenkreis hat Verhandlungen mit den Verwaltungen von drei Kreisen (Suhl-Land, Hildburghausen, Ilmenau) und der kreisfreien Stadt Suhl zu führen. Der Kirchenkreis hat Inselcharakter. Von allen Seiten ist er umschlossen: von der Thüringischen Landeskirche und der Hessischen Landeskirche (Schmalkalden). Das ist trotz guter Nachbarschaftskontakte nicht unproblematisch.

Die Frömmigkeitssituation ist im Kirchenkreis unterschiedlich. Gemeinden wie Rohr und Kühndorf, Waldau und Hinternah mit traditionell intakten Gemeindeleben liegen dicht neben Christes, Stützerbach und Hirschbach, Beispiele, wo der Gottesdienstbesuch erschreckend minimal ist. 

Auf dem Gebiet der Denkmalpflege wurde zunächst einmal die Stadt Suhl gefördert. Aber auch Rohr, Viernau und Schmiedefeld wurden bedacht, in Goldlauter und Stützerbach wurden Orgeln erneuert. 

 

Bericht 1973

Nach einem Besuch des Stützerbacher Mütterkreises wurde in Waldau mit der Mütterarbeit begonnen, es kamen bis zu 14 meist jüngere Frauen. Für die Wahlen zum Gemeindekirchenrat wurden auch jüngere Kandidaten aufgestellt und gewählt. Die Teilnahme an der Wahl war über Erwarten gut. Der Kirchensteuerhelferkreis war gefährdet, weil einige Helfer nach Westdeutschland verzogen waren, aber es fanden sich sofort neue Gemeindeglieder. Durch den Wegzug erhielt die Kirchengemeinde als Geschenk noch ein Taufgerät für den neuen Taufstein; Schale und Kanne wurden aus Kupfer in den kirchlichen Werkstätten Erfurt angefertigt. Die langjährige Kirchendienerin Wilhelmine Höllein starb. Aber es fand sich schnell eine Nachfolgerin. Als nächste Aufgabe hat sich die Gemeinde den elektrische Antrieb der vier Glocken vorgenommen und schon 4.000 Mark gesammelt. Auch der Schiefer am Pfarrhaus und die Kirchenfenster sollen erneuert werden.

 

Beschlagnahme eines Buches 1985

Am 9. Juli 1985 beschwert sich Pfarrer Beer wegen der Beschlagnahme eines theologischen Buches in einer Postsendung aus der Bundesrepublik, das ja wohl kaum auf der „Liste der verbotenen Gegenstände“ stehen könne. Falls es nicht an ihn ausgeliefert werden kann, besteht er auf Rücksendung an den Absender. Am 15. August beschwert er sich erneut und argumentiert, daß er das Buch von Eberhard Stammler „Kirche am Ende des Jahrhunderts“ in jeder Universitätsbibliothek lesen könne. Die Zollverwaltung schreibt ihm am 17. September aber, daß die Beschlagnahme auf der Grundlage der gesetzlichen Bestimmungen erfolgt sei. Die Überprüfung erfolge immer anhand des Inhalts, ein Vorhandensein in einer Bibliothek der DDR habe keinen Einfluß auf die Entscheidung des Zolls.

 

Adventsmusik

Nach zwei Jahren Pause fand am Sonnabendnachmittag wieder ein Adventskonzert statt. .Die Singgemeinschaft Waldau-Wiedersbach hatte sich allerdings entschuldigt. Dafür spielte die Brunnenberg Blasmusik, singende Theologiestudenten und Vikare aus Halle. Begleitet wurden sie von Barbara Frenzel an der Orgel (in der Zeit von Pfarrer Beer).

 

Partnergemeinde 1989 und 1993

Das Konsistorium teilt am 10. März 1989 mit: Als Partnergemeinde ist Bischofsheim im Dekanat Rüsselsheim vorgesehen. Als Partnergemeinde wird 1993 aber auch die Evang.-Lutherische Kirchengemeinde St. Lukas in Coburg bezeichnet. Ende April fuhren die Frauen des Gesprächskreises „Sie und Es“ nach Waldau, um außer dem Pfarrerehepaar auch Gemeindeglieder kennenzulernen. Man wanderte in Grüppchen und besprach die gesellschaftlichen Veränderungen und schloß mit einer Andacht in der Kirche.

Die offizielle Partnergemeinde ist Bischofsheim im Dekanat Rüsselsheim. Sie schreibt, daß in Waldau 1.500 Einwohner wohnen, von denen 1.200 zur Kirche gehören. Es herrschen fast volkskirchliche Zustände, was man besonders bei der Konfirmation erleben kann. Die Kirchensteuer wird noch von ehrenamtlichen Helfern auf der Grundlage von freiwilligen Einkommensangaben eingesammelt. Im Mai 1990 besuchte eine kleine Delegation aus Bischofsheim die Partnergemeinde Waldau. Neben einem ersten Kennenlernen des Ortes und der Gemeinde ging es um die Ausgestaltung der Goldenen Konfirmation. Sinn der Partnerschaft könne nur sein, Vorurteile abzubauen.

 

Christenlehre 1990

Bericht von Marianne Urban vor der Kreissynode: Für die Christenlehre gibt es deutliche Erleichterungen. Angst und Druck sind von den Eltern genommen. Die Zahl der Christenlehre­kinder wächst - unterschiedlich stark in den einzelnen Orten. In fast allen Gemeinden ist regelmäßig Christenlehre. Die Kommission für die kirchliche Arbeit mit Kindern und Konfirmanden beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR hat festgestellt, daß „es für die Einführung von Religionsunterricht an den Schulen unter den jetzigen Verhältnissen keinen Handlungsbedarf gibt“. Den Kirchenkreis beschäftigt aber die Frage der fehlenden katechetischen Mitarbeiter sehr. Auch ist Wohnraum nötig, um die qualifizierte Ausbildung junger Mitarbeiter zu unterstützen.

 

Jubiläum 2001

Im September 2001 wurde das Jubiläum „400 Jahre Kirche zu Waldau“ gefeiert in einer Festwoche mit Lichtbildervortrag, Buchlesung, Kirchenmusik, Fackelumzug mit Lagerfeuer,

Rock-Konzert und Erntedankgottesdienst mit Umzug und Kirchgang der Kirmesgesellschaften aus Steinbach und Waldau mit den  „Brunnenbergmusikanten“ Waldau.

Am Sonntag, dem 7. Oktober war der Festgottesdienst mit einer Predigt von Pröpstin Elfriede Begrich (Erfurt).

 

Pfarrer Martin Hoffmann

Im Reformationsgottesdienst am 31. Oktober 2001 um 14 Uhr in der St. Johanniskirche zu Schleusingen wird Pfarrer Martin Hoffmann verabschiedet. Er nimmt seinen Wohnsitz im Pfarrhaus Waldau und hilft dort eifrig in der Gemeindearbeit mit. Im Jahre 2002 zum Beispiel übernimmt er die Gottesdienst- und Kasualvertretung für Ger­hardtsgereuth und Wiedersbach, weil der dortige Pfarrer Eisner seinen Dienst in der Schweiz antrat.

 

Das Jahr 2002

Im April 2002 war dann Konfirmation in Waldau mit 12 Mädchen und Jungen.

Im Jahre 2002 gab es einen Seniorenkreis Waldau, der sich einmal im Monat, zum Beispiel am Mittwoch, 30. Januar 14.00 Uhr, im Gemeinderaum im Pfarrhaus versammelte.

Am 16. März 2002 wird eine Passionsmusik aufgeführt und d am 1. Juni eine Frühlingsmusik

Im Sommer kommen beim Brunnenfest 32 Besucher zum Gottesdienst am Bergbrunnen mit Pfarrer Stephan Münch und dem Posaunenchor Hinternah

Am Samstag, 14. Dezember 2002, wurde die „Brieger Christnacht 1944“ von Max Drischner im Beisein des neuen Superintendenten Martin Herzfeld um 19 Uhr in der Kirche zu Waldau wiederholt.

 

2003

Vom 2. bis 4. Januar 2003 ist die erste Konfirmandenfreizeit mit Waldauer Konfirmanden in Freiberg. Vom 5. bis 8. August geht es dann wieder mit einer Waldauer Konfirmandengruppe nach Freiberg. Es findet wieder eine Passionsmusik und ein die Frühlingsmusik statt, der Lehrerinnenchor Ilmenau gibt ein Konzert. Am 10. November wird der Martinstag mit Andacht und anschließendem Umzug gefeiert.

Am Samstag, dem 15. November 2003, wird Franz Schubert „Deutsche Messe“ aufgeführt. Über 80 Musiker, Sängerinnen und Sänger sind Mitgestalter in der Waldauer Kirche. Zusammen mit dem erwartungsvollen Publikum waren es schätzungsweise über 350 Kirchenbesucher. In den Nischen der Kirche brannten Kerzen. Pfarrer i.R. Martin Hoffmann erzählte in einleitenden Worten über Schubert. Am 4. Advent, Sonntag, dem 21. Dezember 2003, gab es eine „Musik im Kerzenschein“.

Im Jahr 2003 hat Waldau 853 Einwohner, davon sind 481 Personen evangelische Christen. Zur Kirchgemeinde mit den Orten Waldau, Steinbach, Langenbach und Oberrod zählen insgesamt 813 Christen.

 

2003

Die Gemeindekirchenratswahl soll am 25. Mai 2003 (Sonntag Rogate) stattfinden.

 

2004

Ein Weihnachtssingspiel „Die sonderbare Nacht“ von Hella Heizmann wird am 4. Advent in der Kirche Waldau aufgeführt. Die Hauptrolle der Julia spielt in Waldau Lisa Grötenherd.

Am Donnerstag, 30. Dezember 2004, wird das Weihnachtsoratoriums von Camille Saint-Saens aufgeführt.

 

2005

Das Kindermusical „Emmaus“ wurde am 28. März 2005 in der Kirche in Waldau aufgeführt,

Am Sonntag, dem 24. Juli war um 10 Uhr ein Gottesdienst zum Country­fest Ratscher mit dem Posaunenchor. Am 3. Dezember gab es „Musik im Kerzenschein“ und ein Adventskonzert (mit dem Chor Waldau/Wiedersbach). Das Weihnachtsmusical von Gero Philippsen, dem Autor der beliebten „Weihnachtsmäuse“, ist am 4. Advent, 18. Dezember zu erleben. Die Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz wird am 28. Dezember aufgeführt.                          

 

Statistik

Posaunenchoreinsätze: 34, Kirchenchoreinsätze: 18, Flötenkreiseinsätze:7, Flötenkindereinsätze: 2, Kinderchoreinsätze: 9 (mit Band: Keyboard, Schlagzeug, Gitarre, Baßgitarre, Trompete, Posaune, Violine)

 

2006

Im April 2006 wurde das Musical „Der verlorene Sohn“ aufgeführt. Im November 2006 fand die traditionelle Hubertus-Messe der Kreisjägerschaft in der Waldauer Kirche statt.

 

Am Sonntag 10. Dezember wurde das Kindermusical „Die Weihnachtsmäuse“ aufgeführt.

Traditionell wurde auch in diesem Jahr Am Dienstag, dem 26. Dezember 2006, wieder zur „Weihnachtsmusik“ eingeladen.

 

Weitere Veranstaltungen

2007: Am Ostermontag gab es das Kinderostermusical „Die Ostermäuse“ von Gero Philippsen mit dem Kinderchor der Kirchengemeinden Hinternah-Waldau.

2008: An Ostern spielte der Kinderchor das kleine Musical „Ich bin bei euch!“ An Weihnachten gibt es das Kindermusical „Die sonderbare Nacht“.

2009: Am dritten Advent gibt es das Kindermusical „Ein Geschenk des Himmels“

2010: Nach Weihnachten gibt es das Konzert „Musik im Kerzenschein“

 

Namen der Gemeindekirchenratsmitglieder auf dem Bild in dem Heft über die Kirche:

Albin Nicolai, Mine Büttner, Oskar Ehrhardt, Emma Schreiber, Oskar Heerlein, Oskar Laube, Gustav Schneider, Albin Geyer, Hugo Schneider.

 

 

 

 

 

Pfarrer

 

Im Jahre 1474 wird der Kirchner von Waldau erwähnt und 1490 wird von einem Pfarrer berichtet, der „vorzeiten“ in Waldau gesessen habe. Die Kirche wurde vom Johanniterorden in Schleusingen betreut.

Da Waldau nicht zu den alten Kirchenorten des Henneberger Landes gehörte, wird die Kirche erst nach der Gründung des Dorfes entstanden sein, sie stammt aber noch aus vorreformatorischer Zeit. Im Jahre 1474 wird der Kirchner von Waldau erwähnt und 1490 berichtet eine Urkunde, daß „vorzeiten“ ein Pfarrer in Waldau gewesen sei. Bei ihm habe aber das Dorf wüst gelegen und er sei deshalb nach Schleusingen zum Johanniterorden gegangen. Zutreffend ist, daß die seit 1291 in Schleusingen errichtete Komturei des Johanniterordens auch die erste Waldauer Kirche betreute.

 

 

 

1. Wolfgang Möhring                                                                                   1540  - 1552

Er vertrat bereits 1528 die Lehre Luthers, mußte aber deshalb aus der Grafschaft Henneberg nach Crock im Fürstentum Coburg ausweichen, wo die Reformation eher eingeführt worden war. Er ist dort in den Visitationsakten von 1528 erwähnt: Er habe anstatt der Messen, die er in Crock und Schnett wöchentlich zu halten verpflichtet gewesen, das Evangelium aus dem Buche gelesen. Er kam aber 1540 als Pfarrer nach Waldau, noch ehe auch Henneberg-Schleu­singen der Reformation beigetreten war. Er starb dort1552.

 

2. Joachim                                                                                         1552-  1555

Er ist nur mit Vornamen bekannt und hatte das Amt auch nur zwei Jahre

 

3. Heinrich Bäder                                                                              1555 - 1581

Er hat in Wittenberg studiert. In der Unterschrift unter die Konkordienformel (lutherisches Bekenntnis) wird er „Bescherus“ genannt. Er starb 1581.

 

4. Johann Philipp Silchmüller                                                           1581 - 1593

Er war vorher Diakon (zweiter Pfarrer) in Suhl und wurde 1593 nach Belrieth versetzt.

 

5. Magister Heinrich Triebel                                                            1593 - 1595

Er wurde in Suhl geboren, wo sein Vater Thomas Eisengewerke und Hammermeister war. Ludwig schreibt in seinem Buch über das Gymnasium in Schleusingen, er wäre gewesen „vir propter antuiquam virtutem et fidem, maxime pietatem et divitiarum copiam, Sulae celebris, reique metallicae et ferrariae studiosissimus“. Vom Gymnasium in Schleusingen ging er 1584 nach Wittenberg. Nach seiner Rückkehr wurde er Rektor der Schule zu Suhl, um die er sich sehr verdient gemacht hat. Von da kam er 1591 als Konrektor an das Gymnasium zu Schleusingen und 1593 als Pfarrer nach Waldau. Von dort wurde er 1595 als Dekan nach Kühndorf versetzt, wo er am 11. Januar 1603 verstorben ist. Er war mit Anna Schmalz aus Leipzig verheiratet. Von ihm sind einige Predigten im Druck erschienen. Er verfaßte ein Loblied auf das Glas, das kunstvoll auf einem großen Glashumpen im Museum in Gotha aufgemalt ist. Das Gedicht ist sehr umfangreich, aber auch ziemlich holprig (Text unter „Material“).

 

6. Valtin Zentgraf                                                                              1596 - 1604

Er kam von Solz, wo er von 1590 an das Predigtamt verwaltet hatte und starb 1604.

 

7. Gregorius Dietrich                                                                        1604 - 1608

 

Er stammt aus Meißen und wurde 1608 nach Niederkatz (bei Meiningen) versetzt. Von da kam er 1612 als Dekan nach Kühndorf und 1619 übernahm er das Pfarramt in Rohr, wo er am 17. Januar 1634 gestorben ist.

 

8. Georg Wirsing                                                                               1608 - 1617

Er wurde in Gräfenreinfeld in Franken (heute: Grafenrheinfeld bei Schweinfurt) geboren. Er war ab 1592 Diakon in Ilmenau, ging dann nach Goldlauter und wurde 1608 von da nach Waldau berufen. Im Jahre 1617 kam er nach Behringen, wo er am 15. Oktober 1634 als ein mehr als 70jähriger Greis von den Kroaten so mißhandelt und verwundet wurde, daß er tags darauf starb.

 

9. Magister Wendelin Glümper                                                        1617 - 1620

Er kam 1617 nach Waldau und war ab 1620 Archidiakon in Schleusingen.

 

10. Mathias Gramann                                                                                   1620 - 1621

Er kam 1620 nach Waldau. Er muß aber bald wegberufen oder gestorben sein [dann müßte er im Waldauer Kirchenbuch stehen].

 

11. Johann Koch                                                                                1621 - 1632

Er ist geboren in Suhl, wo sein Vater ein Bäcker war. Er hat schon in Suhl bei dem damaligen Rektor Wendel einen guten Grund gelegt, auf dem er nachher in Schleusingen und Leipzig aufbaute. Hier genoß er beim Senator Lebzelter viele Wohltaten und promovierte auch 1616 zum Magister. Im Panegyrio heißt er „Cocus“ und über diesen Namen werden viele Wortspiele und witzig sein sollende Einfälle beigebracht. Dann war er Vierter Lehrer und Inspector Communitatis (so etwas wie Betreuer der Schülergemeinschaft) am Gymnasium zu Schleusingen. Am 29. Juni 1621 wurde in Meinigen zum Pfarramt in Waldau ordiniert. Von Waldau kann er 1632 nach Belrieth und schließlich nach Queienfeld, wo er am 11. April 1641 verstorben ist. Er war mit Anna Wagner, einer Tochter des Pfarrers Georg Wagner zu Vachdorf und Schwester des Superintendenten Johann Wagner in Suhl verheiratet.

 

12. Magister Johann Karl                                                                  1632 - 1634

Er ist geboren in Schleusingen und hat auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt und in Leipzig studiert. Dort hat er 1629 bei Andreas Corvinus promoviert, dem Dekan und Landsmann. Er hat auch Friederichs und Hornschuchs Unterricht und Wohlwollen vorzüglich genossen und wird im Panegyros gerühmt. Dann war er Vierter Lehrer und Inspektor am Gymnasium in Schleusingen. Nach Waldau kam er 1632. Beim Einfall der Kroaten 1634 floh er nach Arnstadt, wo er vor Schrecken und Kummer im gleichen Jahre starb. Er war verheiratet mit Anne Katharina Sorger, einer Tochter des Rektors am Gymnasium in Schleusingen.

 

13. Magister Sebastian Trott                                                                        1634 - 1635

Er war seit 1623 Pfarrer in Dingsleben, zog aber schon 1635 wieder weg nach Walldorf.

 

14. Magister Johann Melchior Abesser                                            1635 - 1636

Er wurde in Schleusingen geboren. Er wurde am 19. August 1635 zum Diakon in Waldau ordiniert, kam aber schon das Jahr darauf als Diakon nach Schleusingen, wo er 1674 gestorben.

 

15. Johann Wilhelm Haase                                                               1634 - 1643

Er war von 1636 bis 1643 Pfarrer in Waldau. Ab 1639 war er gleichzeitig Pfarrer von Wiedersbach, weil wegen der wenigen Einwohner und großen Teuerung die beiden Pfarrstellen Waldau und Wiedersbach zusammen geschlagen wurden. Von Waldau kam er nach Apfelstedt und am Ende nach Schleusingen.

 

16. Veit Scheidemantel                                                                     1643 (1647) - 1658

Er stammt aus Schleusingen und verwaltete von Wiedersbach aus auch die Pfarrstelle in Waldau. Im Jahre 1647 zog er nach Waldau und blieb bis 1658. Im Jahre 1638 wurde er nach Herpf versetzt, wo er 1690 starb. Er war verheiratet mit Barbara Schott, der Tochter M.
Balthasar Schotts, Dekan in Themar. Ihr Sohn Georg Wilhelm starb 1707 als Pfarrer in Untermaßfeld.

 

17. Magister Christoph Ernst Sauerbier                                           1658 - 1676

Von 1658 und 1676 war er in Waldau, dann wurde er als Diakon nach Schleusingen berufen.

 

18. Johann Höfer                                                                               1676 - 1680

Er kam 1676 von Hinternah und ging 1680 nach Wiedersbach.

 

19. Magister Martin Bauer                                                               1680- 1681

Er war zuvor Rektor der Schule in Suhl und danach von 1651 Pfarrer in Heinrichs und von 1668 in Wiedersbach. Von Wiedersbach kam er 1680 nach Waldau, wo er 1681 starb.

 

20. Johann Andreas Fiedler                                                               1682 - 1713

 Er wurde geboren in Ernstroda in Thüringen. Er war zunächst Vierter Lehrer und Inspektor am Gymnasium in Schleusingen und kam 1682 nach Waldau, wo er 1713 starb. Er war verheiratet mit einer Tochter des früheren Waldauer Pfarrers Sauerbier.

 

21. Johann Paul Decker                                                                     1714 - 1756

Er wurde 1682 in Schleusingen geboren und studierte auf dem vaterländischen Gymnasium in Leipzig. Nachdem er in Zeitz Privatunterricht erteilte, wurde er 1710 als Vierter Lehrer und Inspektor an das Gymnasium in Schleusingen berufen. Im Jahre 1714 kam er als Pfarrer nach Waldau und starb dort am 13.September 1756.

 

22. Magister Johann Christoph Hammer                                         1757 - 1773

Er wurde in Bitterfeld geboren, wo sein Vater Christian und sein Großvater Karl (aus Gade­busch) die Diakonatsstelle innehatten. Er besuchte das lutherische Gymnasium in Halle und studierte und promovierte in Wittenberg. Nachdem er sich dann lange mit dem Unterricht junger Leute beschäftigt hatte, wurde er 1754 nach Wiedersbach und 1757 nach Waldau berufen. Dort starb er am 29. März 1773, nachdem er ein Jahr zuvor seinen Nachfolger als Helfer („Substitut“) erhalten hatte. Mit seiner Frau Christiane geborene Heß hatte er einen Sohn Friedrich Wilhelm, der Pfarrer in Wahren bei Leipzig wurde. Dieser hatte in Schleusingen und Leipzig studiert und war 1783 zum Magister promoviert worden und war darauf Vesperprediger an der Universitätskirche in Leipzig.

 

23. Ernst August Christian Marisfelder                                            1773 - 1790

Geboren wurde er am 18. Juli 1739 in Schleusingen, wo sein Vater Georg Andreas ein Metzger war. Vom Gymnasium in Schleusingen ging er 1760 nach Leipzig, wo er 3 ½ Jahre die Lehrer Crusius, Ernesti, Gellert und Mai in den Fächern Philosophie, Theologie und Schöne Wissenschaften hörte. Nachdem er in Dresden die Prüfung zum Kandidaten abgelegt hatte, ging er in seine Vaterstadt zurück. Dort war er Hauslehrer beim Konsistorial-Assessor und Superintendenten Müller und nachher beim Kammer-Konsistorialrat und Justizamtmann Thyme. Im Jahre 1772 wurde er dem Pfarrer Hammer in Waldau als Helfer beigegeben mit dem Versprechen, daß er sein Nachfolger werden würde. So geschah es auch 1773. Im Jahr 1790 wurde er nach Benshausen berufen, wo er am 18. Dezember 1798 starb.

 

24. Johann Moritz Albertus                                                               1790 - 1792

Geboren wurde er in Schleusingen als Sohn eines Bäckers. Seine Mutter war die Schwester des Pfarrer Kuhles in Rohr. Er hat auf dem Gymnasium in Schleusingen und Leipzig studiert und wurde in Dresden in den kirchlichen Dienst übernommen („conditioniert“. Dies Wort meint eigentlich die Anstellung als Hauslehrer. Aber hier wird eher verwendet für „Übernahme in den kirchlichen Dienst“). Im Jahre 1790 wurde er nach Waldau berufen. Aber hatte das Amt nur zwei Jahre, weil er schon am 24. August 1792 im 38. Lebensjahr starb.

 

25. Johann Stephan Reck                                                                  1793 - 1800

Er wurde am 8. April 1753 geboren. Seine Eltern waren der Fei­len­hauermeister Valentin Reck und seine Mutter Katharina Margaretha Spindler aus Heiders­bach. Er war noch Säugling als am 1. Mai 1753 der größte Teil der Stadt Suhl abbrannte. Seine vorzügliche Stimme und die Empfehlung würdiger Männer an den Kantor Kessel in Freiberg bahnten ihm im 14. Lebensjahr den Weg auf das Gymnasium in Freiberg. Mehrmals erhielt er vom Stadttrat Geschenke und Prämien und mehrere Familien der Stadt machten sich um ihn verdient, vor allem in den Jahren der Teuerung 1771 und 1772.

Von Ostern 1776 bis 1779 setzte er in Leipzig seine Studien fort. Seine Lehrer waren Seydlitz und Platner in Philosophie, Borz in Mathematik, August Wilhelm Ernesti  und Morus erklärten ihm einige alte Schriftsteller, Bosseck und Dathe übten ihn in der hebräischen Sprache, und Birscher, Körner, Thalemann, Zollikofer und Wolf trugen ihm die Theologie vor. Auch der Verfasser des Buches konnte ihm nützlich sein durch seine Vorlesungen über einige alte Dichter und über Dichtkunst und Literaturgeschichte.

Nach der Universität war er Hauslehrer bei vier Familien. Im Juli 1791 übernahm er das Amt des Vierten Lehrers und die Aufsicht über die Schüler am Gymnasium in Schleusingen (die sogenannte „Communität“). Schon Ende des folgenden Jahres erhielt er den Ruf auf die Pfarrstelle in Waldau. Am Sonntag Lätare 1793 hielt er seine Antrittspredigt und versah das Amt sieben Jahre lang bis zum Jahr 1800, in dem er nach Albrechts berufen wurde. Verheiratet war er seit 1794 mit Sophia Margaretha, einer Tochter des Senators Christoph Gottfried Goll in Schweinfurt.

 

26. Johann Ernst Marr                                                                      1800 - 1814

Er wurde am 20. Januar 1771 in Dietzhausen geboren als Sohn des Schulmeister Johann Martin Marr und dessen Ehefrau Margarethe Recknagel. Aufgewachsen ist er aber in Unterschönau bei Schmalkalden, wo sein Vater anschließend Schulmeister war. Nach zehnjährigem Aufenthalt auf dem Gymnasium in Schleusingen kam er 1791 nach Leipzig, wo er wegen seiner Armut bei mehreren Lehrern kostenlos an den Vorlesungen teilnehmen durfte. Auch der Diakon Bernhardi an der Thomaskirche (ein Landsmann) machte sich durch seine Predigten und der Kaufmann Stoll durch Wohltaten verdient. Im Jahr 1798 wurde er dem wegen seines hohen Alters sehr schwachen Wichtshausener Pfarrer Gerstener beigegeben, und nach zwei Jahren erhielt er im Jahr 1800 den Ruf auf die Stelle in Waldau.

 

 Magister Nicolaus Wilhelm Kelber                                                  1815 - 1853

Er war vorher sieben Jahre Prediger am Gymnasium in Schleusingen und Vierter Lehrer und Inspektor. Am 27. Mai 1814 zog er als Pfarrer in Waldau ein. Es war auch nicht einen Stecken Brennholz vorrätig, weshalb er auf eigenen Kosten sich Holz anfahren ließ. Am 3. August 1815 hatte er gleich die Huldigungspredigt zu halten: Die Provinz Sachsen, die nach dem französischen Krieg an das Königreich Preußen fiel, samt dem Henneberger Kreise mußte an  diesem Tage dem König Friedrich Wilhelm III. huldigen. Auf Verlangen der Behörde mußte die Feier beschrieben und eingereicht werden.

 

Kelber hat eine Chronik von 1814 (1828) bis 1853 geschrieben, in der man allerdings die wichtigen Nachrichten suchen muß. Seitenweise hat er amtliche Verfügungen oder zum Beispiel den Kostenvoranschlag für eine neue Orgel abgeschrieben. Vor allem aber hat er offenbar ein eine Art Zeitung gehabt, aus der er die seiner Meinung nach wichtigen Ereignisse abgeschrieben hat, die sich an ganz anderen Orten zugetragen haben. Oft schont er depressiv zu sein und jedes Jahr scheint im schlimmer zu sein als früher.

Nach der Prüfung der Kirchenrechnung 1834 in Schleusingen hat der Schultheiß zu Steinbach, Elias Heerlein, der den Kopf voll Schnaps und Bier hatte, sowohl im „Goldnen Stern“ als auch vor dem oberen Tor am Keller auf öffentlicher Bierbank laut über den Prediger in Waldau losgezogen und ihn herabgewürdigt. Dabei hat er auch die Kirchenvorsteher, die mit in der Gesellschaft waren, dazu angereizt. Er hat sogar frei heraus gesagt, daß er nie wieder bei dem Pfarrer beichten und das Heilige Abendmahl genießen wollte.

Es waren aber auch einige Schmiedefelder dabei, die besser und edler dachten, unter anderen auch der Schullehrer (der hat es wohl nachher dem Pfarrer erzählt). Sie sagten zu dem Schult­heißen: „ Du liebe Einfalt, was kann denn das Abendmahl dazu, daß du e verschmähen willst, hat es denn auch etwas verschuldet? Es ist niederträchtig, auf öffentlicher Bierbank von deinem Geistlichen auf eine ehrenrührige Art zu sprechen und verrät einen schlechten Charakter!“

Pfarrumgänge betreffend (im Jahr 1839):                                                             

Seit 26 Jahren hat die Gemeinde zu Schönau ihre Pfarrumgänge sehr unregelmäßig und saumselig entrichtet. Der 4te Teil derselben brachte ungefähr alle Jahre seine Umgänge, entweder in natura (Fleischereien) oder in Geld (6 bis 8 Groschen). Die übrigen blieben viele Jahre, manche 26 Jahre, in Rest. Trotz mehrmaliger Erinnerungen blieb dennoch alles fruchtlos. Der Verlust, den ich von Jahr zu Jahr dadurch erlitt, war bedeutend. Länger, dachte ich, konnte nicht nachgesehen werden. Ich klagte bei der Landrätlichen Behörde zwei Jahre lang, aber nur vergeblich, bis ich selbst, um nur zum Ziele zu kommen ein nicht geringes Opfer brachte. Von jedem Opfergeldpflichtigen verlangte ich nur jährlich 3 Silbergroschen 9 Batzen und trug um Festsetzung der Summe an, bat aber, daß diese Angelegenheit durch einen Gemeindebeschluß aufgenommen und ausgeglichen werden sollte. Dieser wurde dann auch auf den Grund der Pfarracten meines Vorgängers, des Pfarrer Marr (1800) von der Landrätlichen Behörde genehmigt u. bestätigt und die Gemeinde Schönau angewiesen, denselben sofort in Ausführung zu bringen. Nach erhaltener Nachricht verfügte ich auch zur Ortsbehörde um ein Äquivalent für meine Umgänge an Fleisch und Flachs in Empfang zu nehmen. Was war es: Die Nachbarn kamen zwar und zahlten ihre 3 Silbergroschen 9 Batzen, ohne aber an die alten Reste zu denken. Statt 30 Taler und darüber einzunehmen, bekam ich 3 Taler 9 Batzen. Und die Nachbarn, die durch mich aufmerksam auf ihre Schuld gemacht worden waren, waren so generös, nichts weiter einzugestehen.                                                                                                        

Daraus lernt man den Charakter und die Gesinnung seiner Gemeinde kennen und zugleich, wie sehr sie noch vor den anderen Gemeinden, zum Beispiel Waldau, Steinbach, Langenbach und Oberrod in Hinsicht der sittlichen Bildung zurück sind. Dieses scheint größtenteils von den Männern hervorgerufen zu sein, die an der Spitze der Gemeinde stehen, teils aber auch von der großen Vernachlässigung öffentlicher Gottesdienste und anderen kirchlichen Gebräuchen.

Wehe dem Geistlichen, der solch traurige Erfahrung machen muß, wenn er seine Gerechtsame suchend, nach hintergangen und betrogen wird von seinen Beichtkindern. Aber auch die Lehrer in solcher Gemeinde richten viel Unheil an durch ihr böses Beispiel, welches sie nicht nur ihren Kindern, sondern auch die Glieder der Gemeine geben. Die Lautrufer haben von jeher nichts Gutes gestiftet. Sie waren allesamt Feind der Geistl. und Schullehrer, die die Einkünfte derselben zu schmälern suchten.

 

Am 13. März 1840 hatte der dasige Prediger M. Kelber nachmittags eine Leichenpredigt zu halten, kurz zuvor aber noch ein Kind zu taufen. Nach der Taufe klagte er über Frost und heftige Leibschmerzen. Er ging der Leiche der hinteren Gasse hinauf sogleich entgegen und begleitete sie bis auf den Gottesacker. Hier verrichtete er das gewöhnliche Gebet vor dem Grabe und vermahnte dann die Leichenbegleitung, sich in der Stille ins Gotteshaus zu verfügen. Nach dem Hauptlied bestieg er die Kanzel, hielt einige Minuten Vortrag und bald darauf wurde es ihm auf einmal schwarz vor den Augen und er fiel auf der Kanzel in Ohnmacht.

Des Pastors Frau, die gerade unter der Kanzel in ihrem Stuhle saß, bemerkte die Veränderung an ihrem Mann, stürzte sogleich hinaus und die Kanzeltreppe hinauf und erwischte denselben noch im Herunterstürzen beim oberen Teil des Körpers. Sie allein zu schwach, den Körper zu halten, hätte fast dasselbe Schicksal haben können, wenn nicht ein junger Mensch aus den Leidtragenden herbeigeeilt wäre (der Bruder der Verstorbenen, Philipp Borfing) und sie unterstützt hätte.                                                                                                             

So wurde er dann noch von mehreren, die herbeieilten, die Kanzeltreppe herunter gehoben. Einer von Waldau, der Maurermeister Caspar Wilder, ein großer starker Mann, erbot sich gleich dazu, denselben auf dem Rücken in die Pfarrwohnung zu tragen. Daselbst angelangt wurde dem Patienten schlecht und er übergab sich und bekam zugleich auch starke Diarrhö. Dadurch hatte sich das ganze Unheil gehoben. Nur eine kleine Kopfverletzung hatte er davon getragen. Es war die Verstorbene, die dritte Frau des Michael Linsennagels (?) (eine geborene Bärfing von Langenbach).

 

Im Jahre 1840 starb Friedrich Wilhelm III. derselbe. Sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. folgte ihm. Ihm wurde 1840 am 15. Oktober als dessen Geburtstag gehuldigt. Die stattgefundene Feierlichkeit ist auf Verlangen des Herrn Landrats Baron von Uslar von sämtlichen Ortsbehörden beschrieben eingeschickt worden.

Pfarrer Kelber erwähnt in seiner Chronik kurz den Umsturz in Frankreich am 1. März 1848 und berichtet dann ganz ausführlich über die blutigen Ereignisse in Berlin. Auch auf dem flachen Land ist man also von diesen Vorgängen nicht unberührt geblieben. Der Pfarrer berichtet auch von der Niederschlagung der Freiheitsbewegung und regt sich dann furchtbar auf, weil auch auf kirchlichem Gebiet das Rad zurückgedreht wurde und die Gemeindekirchenräte nicht mehr von den Gemeindegliedern gewählt wurden, sondern von der Obrigkeit eingesetzt wurden und an sich nur noch die Aufgabe hatten, für Sitte und Ordnung zu sorgen bzw. Verstöße anzuzeigen. Am 3. Dezember 1853 tritt Pastor Kelber in den Ruhestand, verläßt die Pfarrwohnung und zieht zum Herrn Vieweger allhier. 

 

 Hugo Kaemmerer                                                                             1854 - 1870

Albert Siegismund Kramer                                                                1871 - 1881

A. Rilke                                                                                                 1883 - 1885

Am 1. Oktober 1883 wird mitgeteilt, daß das Konsistorium den Hilfsprediger Rilke zum Pfarrer ernannt hat. Sein Vorname wird nirgends angegeben, er selber unterschreibt auch immer mit „A Rilke“.

 

Eugen Sander                                                                                    1886 - 1924

Im August 1885 stellt sich der Pfarramtskandidat Sander, Rektor aus Borgholzhausen in Westfalen, mit einer Predigt der Gemeinde vor. Die Regierung soll gebeten werden, ihn baldmöglichst als Pfarrer in Waldau einzusetzen. Am 30. August wird er mit allen Stimmen des Gemeindekirchenrats zum Pfarrer gewählt.

 

Kurt Schumann                                                                                  1924 - 1929

Kurt Kuchenbäcker                                                                            1931 - 1933

In Gegenwart des Superintendenten Eggebrecht wird am 25. Oktober 1931 die Pfarramtsübergabe vorgenommen. Die in der letzen Sitzung beschlossenen Richtlinien für die Amtstätigkeit eines Pfarrers in Waldau werden dem neuen Stelleninhaber zur Pflicht gemacht. Pfarrer Kuchenbäcker erkennt an, daß ihm die Pfarrwohnung in gutem Zustand übergeben worden ist. Er übernimmt gegen Bezahlung das Brennholz von seinem Vorgänger. Wegegelder werden ihm gemäß den bisherigen Sätzen aus der Kirchenkasse gezahlt bzw. in den Orten von den Ältesten eingesammelt. Am gleichen Tag hält der Superintendent auf Wunsch des Oberkirchenrats um 19 Uhr in der Schule einen Vortrag über die immer schärfer vorgehende Freidenkerbewegung.

 

Emil Krug                                                                                           1934 - 1958

Für die Neubesetzung der Pfarrstelle haben sich im September 1933 bereits zwei Herren gemeldet, obwohl noch keine Ausschreibung erfolgt ist. In der Ausschreibung soll aber nicht die Bedingung enthalten sein, daß der Bewerber zur Richtung der „Deutschen Christen“ gehören müsse, auch eine Zugehörigkeit zur NSDAP soll nicht in der Anzeige veröffentlicht werden.

Das Konsistorium lehnt es am 31. Dezember 1933 ab, die Auswahl der Bewerber um die Pfarrstelle dem Gemeindekirchenrat zu übertragen, weil dieser schon einen Bewerber abgelehnt hat und zwei aus anderen Provinzen stammen und nicht vom Konsistorium bestätigt würden. So wird dann Pfarrer Krug aus Bruchstedt eingeladen, am 14. Januar eine Vorstellungspredigt zu halten.

Im Juni 1934 sind fast alle Pfarrer den Deutschen Christen Berliner Richtung (also nicht Thüringer Deutsche Christen) beigetreten. Nur Pfarrer Rinneberg wurde zwar von seiner Frau an­gemeldet, zog dann aber seine Meldung zurück. Im Juni 1935 erfolgte der Übertritt der Thüringer Leitung zu den Thüringer Deutschen Christen. Daraufhin ist Pfarrer Krug - so wie die anderen auch - ausgetreten.

Im Juli 1958 ist der Ortspfarrer schwer erkrankt und eine Wiederaufnahme des Dienstes ist kaum zu erwarten. Die Arbeit wird auf mehrere Pfarrer verteilt. Man hofft, bis zum Winter einen Hilfsprediger zu erhalten. Eine Wiederbesetzung ist wegen der größeren Umbauarbeiten am Pfarrhaus nicht vor Herbst 1959 möglich.

 

Ewald Bauer                                                                                     1958 - 1960

Nach einer Ausbildung an der Predigerschule Paulinum beginnt er den pfarramtlichen Dienst am 1. Mai 1958 in Eigenrieden in Eichsfeld. Weil dort das Klima aber für seine asthmatisch veranlagte Frau zu rauh war, ließ er sich nach Waldau versetzen. Dort begann er am 1. Oktober 1958. Im Jahr 1959 begann er, einen Posaunenchor aufzubauen. Er besucht alle Gemeindeglieder über 50 Jahre zum Geburtstag, damit er die Gemeinde kennenlernt und nicht nur einer von der Kirche kommt, wenn er Kirchensteuer will.

 

Paul Gerhard Keyser                                                                         1960 - 1968

Pfarrer Keyser aus Erfurt stellt sich am 2. Oktober 1960 der Gemeinde im Gottesdienst vor und der Gemeindekirchenrat wählt ihn einstimmig.

. In Waldau hat er sogleich sehr viel getan, um die Gemeinde zu aktivieren. Immer mehr Leute wurde in den Verlauf des Gottesdienstes und zu andere Diensten in der Gemeinde einbezogen. Er hat es auch erreicht, daß es keine Kirchensteuerrückstände mehr gab. Wegen dieser einfallsreichen Gemeindearbeit wurde er zum Rektor des Predigerseminars berufen. Am Pfingstsonntag 1968 hält Pfarrer Keyser seine Abschiedspredigt.

 

Olaf Beer                                                                                          1968 -  1999

Am 5. Juli 1968 bittet der Gemeindekirchenrat um eine baldige Ausschreibung der Pfarrstelle, weil 170 Kinder keinen Unterricht haben und der Kirchenchor geleitet werden muß.

Am 5. September 1968 wird geteilt, daß ab 1. November 1968 wird der Hilfsprediger Olaf Beer aus Heeren bei Stendal mit dem Dienst in Waldau beauftragt wird. Ein Kirchenältester übernimmt die Bestellung der Einkellerungskartoffeln für die Pfarrfamilie, zwei Erwachsene, zwei Kinder (Kartoffeln wurden jeweils im Herbst für das ganze Jahr in großen Säcken ausgeteilt, in der Regel direkt von einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft). Am 9. Februar 1969 wird Pfarrer Beer von Superintendent Rublack in sein Amt eingeführt (also eine Festanstellung). Am 19. September 1999 geht Pfarrer Olaf Beer in den Ruhestand.

 

Pfarrer aus Waldau:

Johann Andreas Witthauer, geboren 1672 in Waldau, war Pfarrer in Hinternah und kam 1710 nach Kühndorf.

Georg Martin Anschütz, geboren 1711 zu Waldau, wo sein Vater Wagner war. Vom Gymnasium zu Schleusingen ging er nach Leipzig, wo vorzüglich Johann Gottlieb Pfeifer sein Lehrer war, nachher nach Wittenberg. Nachdem er hierauf in Sachsen conditionieret hatte, erhielt er 1740 den Ruf nach Wiedersbach und 1753 nach Goldlauter, wo er 1780 im 70. Lebensjahr verstorben ist. Von seinen, mit einer Tochter des Pfarrers Reinel zu Heinrichs erzeugten fünf Söhnen  haben die vier älteren zu Leipzig Theologie studiert, und als geschickte und brauchbare Männer - so wie auch der fünfte in seinem Fache - Gutes gestiftet und ihren Eltern große Freude gemacht.

 

 

 

Pfarrhaus und Ländereien

 

Das Pfarrhaus wurde in den Jahren 1855 und 1856 neu erbaut. Es gab auch Einnahmen in Höhe von 183 Gulden für das Abbruchmaterial des alten Pfarrhauses. Die Ausgaben beliefen sich auf 2.888 Gulden (die Kleinbeträge werden weggelassen):

Holz (Staatswald und Privatpersonen)          630 Gulden

Steine, Ziegel, Kalk                                            349 Gulden

Zimmerarbeit (Abbruch, Stall, Zaun)             251 Gulden

Maurerarbeit (Müller Schleusingen)             236

Tischlerarbeit mit Abbruch                             158

Glaserarbeit (42 Fenster)                                110

Schieferdecker                                                  122

Nägel                                                                   68

Fuhrlohn (auch von außerhalb)                     359

Stroh und Kleber                                              106

Tagelohn (40 Personen)                                    88

Anzeigengebühren für Verkauf                          1

Schlosser- und Schmiedearbeit                        85

Ofen und Kochherd                                           153

Tapezierarbeit                                                      24

Bier und Branntwein                                            8

Hausmiete (1 Jahr 5 Monate)                            51

Besoldungen (Aufsicht und Abrechnung)        82

Ein Betrag von 2.705 Gulden war also aufzubringen. Er wird auf die einzelnen Orte umgelegt, insgesamt 2.579 Gulden. Es blieb immer noch ein Defizit von 125 Gulden.

Waldau                                            1.100 Gulden

Oberrod                                             148 Gulden

Schönau                                             438 Gulden

Steinbach                                           524 Gulden

Langenbach                                       338 Gulden

Engenau (Friedrich Kleinschmidt)     30 Gulden,

 

19. Jahrhundert

Am 3. Juni 1814 werden neue Gartenstücke gesetzt und Planken um die Pfarrwiese gezogen.

Im Monat Mai 1814 wird der hintere Pfarrgartenzaun nebst dem in der Heiligenmarter (?) gebunden, wobei ein Schock (60 Stück) Buchen verbraucht wurden. Auch wird in demselben Jahre von sämtlichen Schultheißen ein Kostenvoranschlag gemacht zur Reparatur der beiden in der Pfarrwohnung befindlichen Ställe. Dazu werden drei Stämme Bauholz angewiesen und vom Maurermeister Caspar Witter ein anderthalb Fuß hoher Unterschlag angefertigt. Auch werden in demselben Jahre von dem Brattendorfer Ziegler 300 Stück breite Ziegel nebst fünf Stück Firstziegeln in die Pfarrwohnung abgeliefert, die laut Rechnung 6 fränkische Silbergroschen kosten, einschließlich des Fuhrlohnes.

Im Jahre 1815 wird der hintere und vordere Stall in der Pfarrwohnung repariert. Zu gleicher Zeit werden von Meister Wolfgang Hanf in Schönau ganz neue Röhren zum Brunnen bei der Pfarrwohnung verlegt. Jede Gemeinde der Parochie Waldau muß ihre Fröhner (Bauern, die Hand- und Spanndienste leisten müssen) schicken. Außerdem wird auch ein neuer Brunnenkasten eingelegt.

Im Jahre1828 werden 30 Stück Brunnröhren auf dem von Wolfgang Hanf in Schönau auf Kosten der Kirchenkasse angefertigten Bohrstuhle gebohrt, die in der Struth-Aue liegen und von denen am 18. November 1830 drei verbraucht werden.

Im Jahre 1849 bezahlt die Kirchenkasse 35 Brunnröhren für den Pfarrbrunnen und die von der Gemeinde geborgten Stücke können wieder zurückgegeben. Im Frühjahr 1850 sind sie gebohrt und in Teich geschafft worden (wohl zur Feuchthaltung).

Das Fundament ist aus Sandstein-Bruchsteinen in Kalkmörtel. Das Haus ist nicht unterkellert. Die Wände sind aus Fachwerk, zum Teil mit Ziegelmauerwerk, zum Teil Betonblockmauerwerk mit Schiefer auf Schalung. Die Dacheindeckung besteht aus Ziegeln. Die Decken haben Holzbalken, die Fußböden sind zum Teil aus Holz, zum Teil massiv. Am 23. Oktober 1888 wird auf Wunsch des Pfarramts im Grundbuch statt „Pfarre“ wieder der Begriff „Pfarrhaus“ eingetragen und ein entsprechender Lageplan angefertigt und dem Pfarramt ausgehändigt.

 

Das Wasch- und Backhaus auf dem Pfarrgehöft ist 1906 einer dringenden Reparatur dringend bedürftig. An der Pfarrscheune fehlt die Dachrinne. Der Bauunternehmer Hanf in Steinbach soll einen Kostenvoranschlag machen.

Die Feuerversicherung hat die Anlage eines Blitzableiters auf Pfarrhaus und Schule angeregt. Doch der Gemeindekirchenrat ist 1912 der Ansicht, daß beide Gebäude unter dem Schutz des vorhandenen Blitzableiters an der Kirche stehen.

Der dem Pfarrer Sander gehörende Hochstand am Zaun des Pfarrgartens wird 1924 von der Kirchengemeinde abgekauft. Deshalb werden 1929 auch dem Pfarrer Schumann 100 Mark gezahlt für die neu hergerichtete Gartenlaube und den über dem Gartenzaun angebrachten „Ausguck“.

Im Jahr 1928 soll im Pfarrhaus für 370 Mark eine neue Abortanlage durch den Bauunternehmer Büttner in Waldau gebaut werden. Die Dächer der Nebengebäude sollen ausgebessert werden. Das Stallgebäude soll 1934 eine Tür erhalten und die Wände sollen abgeputzt werden zur Schaffung einer Autogarage.

 

Versicherung:

Eine Versicherung für Pfarrhaus, Stallgebäude, Scheune, Holzremise, Backhaus und Einfriedigungen beginnt erstmals 28. März 1914. Am 1. September wird die Versicherung bei der Land-Feuersozietät des Herzogtums Sachsen erneuert. Die Kollektiv-Unfallversicherung bei der Allianz in Magdeburg für die kirchlichen Angestellten wird im Dezember 1945 gekündigt. Ab 1. Juli 1946 wird eine Haftpflichtversicherung mit der Landesversicherungsanstalt Thüringen abgeschlossen. Auch die Feuerversicherung für Kirche und Pfarrhaus wird am 1. Januar 1946 von dieser Versicherung übernommen. Ab 1. Januar 1947 aber werden die kirchlichen Gebäude - soweit sie nicht vorwiegend Wohnzwecken dienen- aus der Pflichtversicherung herausgenommen weil nur geringe Brandgefahr besteht. Bei eintretenden Schäden wird die Gesamtkirche eintreten.

Ab 1. Juni 1947 wird eine Gruppen-Unfallversicherung für kirchliche Angestellte abgeschlossen. Am 8. August 1948 kommt es zu einem Brandschaden (wohl im Pfarrhaus). Die Versicherung will zunächst nur ein Drittel der Schadenssumme zahlen, weil keine Vollversicherung vorliegt, zahlt dann aber doch 1.128 Mark. Ab 1. Januar 1949 wird die Kirche (mit Bahrraum) dann doch in die Gebäude-Feuer­ver­sicherung aufgenommen. Ab 1. Juli 1950 wird Hans Pfeufer mit einer Versicherungssumme von 1.000 Mark versichert.

Durch den Umbau des Pfarrhauses im Jahr 1960 ist eine erhebliche Wertsteigerung eingetreten, die auch eine Erhöhung der Prämie bei der Deutschen Versicherungsanstalt erforderlich macht. Auch die Kirche muß höher versichert werden: Ab 1961 wird ein Grundwert von 35.300 Mark angenommen (Prämie 32 Mark) ab 196439.600 Mark (Prämie 35,90 Mark), 1965 schon 91.60 Mark für beide Gebäude.

 

Nachkriegszeit

Das Pfarrhaus leidet 1945 durch Kanonenbeschuß. Ein Teil des Dachkastens der östlichen Traufe wird dabei stark beschädigt. Im Jahre 1948 können Scheiben für das Pfarrhaus besorgt werden. Im Jahre 1951 repariert der Dachdeckermeister Arno Müller in Oberneubrunn das Pfarrhausdach für 172 Mark und stellt für 90 Mark ein Gerüst auf für die Turmuhr.

Doch am 12. Juni 1952 stellt Herr Herborn vom Kirchlichen Bauamt Nordhausen fest, daß das Dach so schadhaft ist, daß dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen. Die östliche Dachhälfte ist mit Ziegeln gedeckt und noch gut. Die westliche Seite aber ist mit Schiefer gedeckt und sehr schadhaft. Das ganze Haus sollte ein Ziegeldach erhalten, zumal dann Holz für die Schalung gespart wird. Das Wirtschaftsgebäude ist stark verbraucht. Die Gemeinde möchte dort gern einen Gemeinderaum mit Waschküche und Toilette errichten.

Für die Neueindeckung der westlichen Hälfte des Pfarrhauses sind 4.000 Ziegel erforderlich. Herr Herborn möchte versuchen, sie für 1954 in den Lizenzplan zu bekommen. Aber im Herbst 1953 muß das Dach noch einmal ausgebessert werden. Im Dezember 1954 liefert der Dachdecker Alfred Schindler (Schleusingen) 400 Meter Dachlatten für das Ausbessern des Schieferdaches des Pfarrhauses. Die Dachhaut wird 1954 in Ordnung gebracht.

Die Gemeinde stellt ein Beihilfegesuch über 2.000 Mark an das Konsistorium; dieses bewilligt eine Beihilfe von etwas über 2.800 Mark für die Neudeckung des Pfarrhausdaches.

 

Reparatur 1957 bis 1959

Im Jahre 1957 ist die westliche Hälfte des Pfarrhauses provisorisch mit Dachpappe abgedeckt, weil keine Ziegel zu beschaffen waren. Auch die beiden Schornsteinköpfe konnten nicht erneuert werden, weil keine Backsteine zu beschaffen waren. Die Trockenabortanlage entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Im Inneren des Hauses ist der Putz auszubessern, die Malerarbeiten sollten sich auf Fenster und Türen konzentrieren. Die Fachwerkscheune befindet sich in einem verhältnismäßig guten Zustand. Im Osten ist ein Hochkeller eingefügt, von starken Bruchsteinwänden umschlossen und mit einer Halbtonne aus Bruchsteinen überdeckt; er ist allerdings nicht frostsicher. Der an den Westgiebel der Scheune angebaute Holzschuppen ist einsturzbedroht und sollte abgerissen werden. Das kleine Waschküchenhäuschen könnte auch abgebrochen werden. Im Sommer beschädigt ein schwerer Hagelschlag das Pappdach, so daß Wasser ins Haus läuft und zwei Zimmer geräumt werden müssen. Es ist also Gefahr im Verzug, so daß man das Beihilfegesuch an die Landeskirche erst nachträglich stellen kann.

Im August und September 1957 deckt Dachdecker Spindler aus Schleusingen das Pfarrhaus mit 102 Quadratmeter in altdeutscher Deck-Art (mit Schneefang) für 2.351 Mark. Der Schieferdeckermeister hat gerade im Dorf zu tun und auch ausreichend Schiefer zur Verfügung, so daß er nach Erledigung der anderen Aufträge auch das Gerüst am Pfarrhaus stellt. Er drängt aber, daß alles im laufenden Jahr noch fertig werden müsse.

Der Pfarrer legt am 3. Juli 1958 dem Gemeindekirchenrat die Zeichnung für den Umbau des Pfarrhauses und den Kostenvoranschlag vor. Es wird festgestellt, daß die Arbeiten dringend notwendig sind, weil das Pfarrhaus durch die Kriegseinwirkungen schwer gelitten hat. Besonders dringlich ist der Ausbau eines Unterrichts- und Gemeinderaums, wo auch in der kalten Jahreszeit die Gottesdienste stattfinden können. Die Installation soll erneuert werden, weil das ganze Dorf in den Jahren 1959 bis 1961 eine Wasserleitung erhalten soll. Außer den Reparaturarbeiten soll auch der Schornstein und die Klosettanlage erneuert werden (Einbau in einen Anbau, der die Zugluft abhalten soll). Der von Architekt Voigt (Schleusingen) erarbeitete Kostenvoranschlag mit einer Endsumme von 31.700 Mark soll als Grundlage dienen. Der Rat der Gemeinde hat am 12. Februar keine Bedenken. Die Baugenehmigung wird am 22. April 1959 erteilt, das Haus umgebaut.

Das Haus hat jetzt immerhin Doppelkastenfenster, Wasserleitung, Ofenheizung und elektrisches Licht. Halle und Schuppen sollen abgebrochen werden, um Baumaterial zu gewinnen. Aber das sonstige Hintergebäude soll repariert werden

 

 

Im Oktober 1962 beschließt der Gemeindekirchenrat die Instandsetzung des Wirtschaftsgebäudes beim Pfarrhaus, noch einmal wird die Erneuerung der Baugenehmigung für das Nebengebäude beantragt; vor allem soll eine Wachküche gebaut werden. Das Konsistorium gibt eine Beihilfe von 3.000 Mark und verlangt eine Eigenleistung von mindestens 100 Mark. Der Nachbar Edgar Höllein erlaubt am 19. Dezember 1962, daß im Wirtschaftsgebäude ein Fenster in Richtung auf sein Grundstück angelegt wird. Am 27. Februar 1963 gibt das Konsis­torium noch einmal eine Beihilfe von 600 Mark. Für die Reparatur des Giebels der Scheune liefert der kirchliche Förster Wurlitzer in Belrieth im Dezember 1964 die Bretter. Die Abnahme von Pfarrhaus und Nebengebäude erfolgt erst am 23. April 1965.

Am Nebengebäude für Gartengeräte ist im März 1968 eine Ecksäule verfault und die Gefache müßten neu ausgemauert werden. Aber auf die Dauer sollte man das Gebäude abreißen und die Scheune verwenden, die jetzt noch vermietet ist. Alle anderen Gebäude sind in den letzten zehn Jahren erneuert worden.

 

Wohnraumbelegung 1963

Der Mietwert der Pfarrwohnung wird im Juli 1961 auf 40 Mark festgesetzt. Die Nebengebäude auf dem Pfarrhof werden 1962 repariert und ausgebaut, ein Beihilfeantrag über 5.000 Mark wird gestellt.

Der Rat der Gemeinde wendet sich am 25. April 1963 an den Thüringer Bischof Mitzenheim, weil Pfarrer Krug die alleinstehende Katechetin Seifert nicht mit ins Pfarrhaus nehmen will. Das Haus sei groß genug ist (156 Quadratmeter) und das Ehepaar habe keine Kinder mehr im Haus. Die derzeitige Wohnung der Frau Seifert wird wegen der Wohnungsnot dringend benötigt. Dabei muß man aber bedenken, daß im Erdgeschoß nur Gemeinderäume sind. Und die Katechetin hätte durch die Pfarrwohnung zu den zwei Räumen auf den Dachboden gehen müssen. Am 5. Januar 1963 dringt Wasser ins Pfarrhaus ein.

Am Pfarrhaus sind im September 1968 Malerarbeiten notwendig. Der Westgiebel muß mit Schiefer nachgenagelt werden. Sämtliche Öfen müssen gereinigt und repariert werden, ein neuer Gasdurchlauferhitzer wird eingebaut.

Etwa Mai 1978 wird das Dach des Wirtschaftsgebäudes durch eine Feierabendbrigade gedeckt, die Dachrinnen sollen von der Jungen Gemeinde angebracht werden.

 

Stromkabel 1977

Der Rat der Gemeinde möchte im Mai 1977 ein Elektrokabel durch den Pfarrgarten verlegen, um die Schule mit Nachtspeicheröfen auszustatten. Da er erst jetzt erfahren hat, daß dazu die Zustimmung der übergeordneten Kirchenbehörde erforderlich, bittet er darum, dies zu veranlassen.

Das Kirchliche Bauamt schlägt im Mai vor, auch Bedingungen für den Verlauf der Trasse zu stellen und eine Zeichnung zu fordern und vielleicht an anderer Stelle noch etwas bei der Gemeinde herauszuschlagen. Daraufhin schlägt der Pfarrer als Entschädigung die Bereitstellung von Gerüstmaterial durch die Gemeinde vor.

Am 25.Mai stimmt die Kirche der Unterquerung des Pfarrgartens durch ein Elektro-Erdkabel zu. Ihr wird ein Plan des Trassenverlaufs überreicht. Der Graben soll in der Zeit 10. bis 25. Juni von Schülern ausgehoben werden. Als Gegenleistung stellt der Rat der Gemeinde das Rüstzeug für die Renovierung der Kirche zur Verfügung (Gerüstmaterial war damals sehr begehrt).

 

Achtziger Jahre

Die Kirchengemeinde hatte vor Jahren eine Straßenleuchte am Schulgebäude beantragt, damit die Bürger den öffentlichen Weg zum Friedhof gefahrlos gehen können. Die Beleuchtungsfrage wurde dann mit einem Scheinwerfer gelöst, der die Gefahrenstelle gut ausleuchtete und gleichzeitig einen interessanten [ist das ironisch gemeint?] Akzent in dem Erholungsort setzt. Aber im Januar 1980 erfolgt eine Abschaltung aus Gründen der Energieersparnis. Gleichzeitig gibt es aber eine Gala-Beleuchtung auf dem Brunnenberg bis weit über die Baude hinaus von 17 Uhr bis morgens 8 Uhr. Die Fürsorge für die Schulkinder ist aber wichtiger, so meint jedenfalls der Pfarrer. Im Pfarrhaus werden 1980 die Gemeinderäume renoviert und dabei die elektrischen Leitungen unter Putz gelegt. Neue Gardinen und ein neuer Ofen sorgen für eine gute Atmosphäre in den Räumen.

Beschlossen werden am 10. Februar 1981 die Instandsetzung der Scheune, Ofensetzung im Pfarrhaus, Dachrinne am Pfarrhaus und Schieferung der vierten Seite. Im November 1982 sind die Klempnerarbeiten durchgeführt, die Elektroarbeiten müssen noch weitergeführt werden. Am 8. Dezember 1981 wird beschlossen: Preolithbeschieferung und Klempnerabeiten am Pfarrhaus, Deckung und Instandsetzung der Scheune und Wirtschaftsgebäude und Elektro­installationsmaßnahmen.

Gleichzeitig nimmt man 1982 Werterhaltungsmaßnahmen an der Scheune vor, die künftig als Jugendraum genutzt werden soll. An der Garage werden zwei Tore zur besseren Nutzung montiert. Die Scheune ist schließlich als Übernachtungsmöglichkeit instandgesetzt.

Die Instandsetzung der elektrischen Anlage im Pfarrhaus kann 1984 weitergeführt werden, noch ein Raum muß überholt werden. Eine Orgel für den Gemeinderaum wird 1985 abgelehnt, aber im November .2003 soll die nicht mehr funktionsfähige Elektronenorgel an Interessenten abgegeben werden.

 

Im Jahre 1983 beschwert sich Pfarrer Beer bei der Firma Robotron über Geruchsbelästigungen, die vom Ferienheim der Firma auf dem Nachbargrundstück zum Pfarrhaus ausgehen: Küchenabfälle werden oft tagelang auf einem Kleinfahrzeug gelagert, faule Kartoffeln, Gemüsereste und Kaninchendung werden kompostiert. Baumaterial wird oft bis in den Asbestschieferbereich der Außenwand zum Pfarrgrundstück gelagert. Am 26. Juli schiebt er noch einmal nach, daß die Rauchbelästigung in den Morgen- und Abendstunden zwecks Warmwasser­bereitung unerträglich ist. Er verweist auch immer wieder auf Urlauber, die keinen guten Eindruck von dem Erholungsport gewinnen können.

Am 16. Oktober schreibt die Firma, sie werde eine Unterstellschuppen auf ihrem Gelände errichten, damit die Gerümpelecke verschwindet. Pfarrer Beer macht dann noch einmal eine Wahleingabe in dieser Sache und schlägt bei dieser Gelegenheit auch vor, die ehemalige Kirche in Oberrod zu einer kleinen Verkaufsstelle für den Ort und die Urlauber am Stausee Ratscher umzubauen.

Der VEB Robotron-Elektronik Radeberg teilt am 5. September 1983 dem Pfarramt mit, daß im Ferienobjekt Waldau für den Sommer ein kleiner Heizkessel installiert wurde. Jetzt höre man aber, daß diese Lösung nicht zur vollsten Zufriedenheit funktioniere. Deshalb will man im September mit Heizungsfachleuten die Sache noch einmal prüfen

 

Das Konsistorium hat im Januar 1986 keine Einwände, wenn die Kirchengemeinde die Kosten für eine Gemeinschaftsantenne für das Pfarrhaus übernimmt, weil dadurch der Wohnwert gesteigert wird. Sie regt aber an, daß der Pfarrer die laufenden Kosten dann übernimmt. Im Februar 1987 stimmt auch der Gemeinekirchenrat dem Beitritt zur Antennengemeinschaft zu; dies war eine private Gemeinschaft für den Empfang des Kabelfernsehens, vor allem des Westfernsehens.

 

Im Juni 1988 gibt der Pfarrer einen Hinweis zur Ortsbegehung wegen störender Ablagerungen vor der alten Schule, dem damaligen Verwaltungszentrum. Unmassen von leeren Flaschen (für die Altstoffsammlung) und Baustoffe waren dort gelagert. Der Rat der Gemeinde antwortet, dieser Zustand sei eingetreten, weil der Altstoffhandel nicht genügend Kisten zur Verfügung gestellt hat. In Zukunft sollen die Altstoffsammlungen auf dem Schulhof im Kirchwiesenweg durchgeführt werden

Im Januar 1990 schreibt der Pfarrer an die Schulleitung der „Rosa-Luxemburg-Oberschule“ und kritisiert, daß die Kinder vor der Abfahrt der Schulbusse nach Biberschlag auf dem Vorplatz der Schule gesammelt werden anstatt in der „kleinen Schule“. :Die Schulranzen werden in den Dreck gestellt, es entwickelt sich beträchtlicher Lärm, die Tore und Zäune sind Zielscheibe von Steinen. Der Schulleiter dankt nur für die Anregungen.

Im November 1989 beklagt sich Pfarrer Beer über Brände auf der Mülldeponie Waldau/ Schwarzbach, die durch glühende Asche aus Betrieben herbeigeführt wurden und zu wochenlagen Schwelbränden führten. Der Rat des Kreises will nach Möglichkeit Abhilfe schaffen und dafür sorgen, daß Asche getrennt gelagert wird.

 

Bauzustandsermittlung 1988: Das Dach hat an der Ostseite Doppelfalzziegel, an der Westseite Preolitschindeln (Dachpappe in einzelnen Stücken übereinander genagelt). Die Heizung erfolgt über eine Forster-Etagen­Heizung mit 21 Kilowatt für Amtszimmer, Archiv und erstes Obergeschoß (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Küche, Bad). Im zweiten Obergeschoß (zwei Zimmer) ist eine Kohleofenheizung. Die Entwässerung erfolgt über eine Klärgrube (neun Kubikmeter) ins Ortsnetz. Ein Stadtgasanschluß und ein Telefonanschluß ist vorhanden, aber keine Blitzschutz­anlage. Am Süd-Ost-Eckständer liegt vermutlich Schädlingsbefall vor. Ein Schornstein­kopfsanierung und malermäßige Instandsetzung ist erforderlich.

Es gab aber in den vergangenen zehn Jahren folgende Baumaßnahmen:

Schornsteinköpfe 1980 (600 Mark), Preolitschindel-Eindeckung 1984 (2.000 Mark), Außen­wandverschieferung mit beschichtetem Asbestzement und Dachrinnen 1976 - 86  (8.000 Mark), Elektroanlage unter Putz 1987 - 88 (2.000 Mark), Erneuerung der Wasserinstallation 1986 (1.500 Mark), Forster-Heizung 1987 (12.000 Mark), Türen 1979 - 89 (1.000 Mark), ins­gesamt 19.000 Mark aus Mitteln der Kirchengemeinde.

Für die Nebengebäude (Kohlenstall, Garagen, Waschküche, Keller, Pfarrscheune, teilweise massiv, teilweise Fachwerk, gedeckt mit Betonrömern) wurden weitere 9.700 Mark aus Mitteln der eigenen Gemeinde aufgebracht und viele Arbeiten in Feierabendtätigkeit geleistet.

 

 

Neunziger Jahre

Ab 1. Januar 1991 hat die Landeskirche neue Sammelversicherungsverträge beim Ecclesia-Versicherungsdienst in Detmold. Sie betreffen Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung, Gebäudeversicherung und Inventarversicherung (Feuer, Diebstahl, Vandalismus und Leitungsasser, aber ohne Glasbruch und Tankanlagen)

Im Januar 1992 werden die Kirchenländereien an die „LPG Veilsdorf“ verpachtet. Auch 1997 wird es wieder die Milch-Land GmbH Veilsdorf verpachtet.

 

Der Mietwert der Pfarrwohnung wird 1992 v on 40 Mark auf 152,10 Mark heraufgesetzt, im Jahre 1993 sind es schon 364 Mark, die Amtszimmerentschädigung wird mit 50 Mark monatlich neu festgesetzt.

 

Im September 1996 wird das Pfarrhausdach für fast 17.000 Mark durch die Dachbau GbR in Waldau saniert; dabei werden die Dachausstiege abgerissen und der Schornstein erneuert und neue Dachrinnen angebracht.

 

Hundezwinger 1997

Am 11. April 1997 fordert der Gemeindekirchenrat den Nachbarn auf, den Hundezwinger zu entfernen, weil das Gebell der Hunde die Trauerfeiern stört. Der Hundezwinger war im Anschluß an die Nebengebäude des Pfarrgehöfts nach Südosten errichtet worden. Am 15. April teilt der Bürgermeister mit, daß der Hundezwinger baugenehmigungspflichtig ist. Falls aber ein Antrag gestellt würde, dann würde man ihn ablehnen.

Der Nachbar behauptet am 3. September, die Pfarrerfamilie provoziere den Hund, wenn sie in größerer Runde im Garten sitze. Zeitweise waren zwei Hunde im Zwinger.

Am 6. Oktober gibt der Hundehalter aber an, daß er dort keine Hunde mehr halte, deshalb kann die Untere Bauaufsichtsbehörde nichts machen. Die von der Kirche beauftragte Rechtsanwältin bittet aber den Pfarrer, ihr mitzuteilen, ob wirklich keine Hunde dort gehalten werden.

Am 9. Oktober teilt Pfarrer Beer mit, daß dort immer noch ein Hund (Schäferhündin?) gehalten wird, der oft bellt und unangenehmen Geruch verbreitet, weil zu wenig gesäubert wird.

Die Rechtsanwältin wendet sich am 13. Oktober an die Bauaufsichtsbehörde in Hildburghausen. Dem Nachbarn setzt sie eine Frist bis 24. Oktober, den Hund zu entfernen und die Geruchs­belästi­gung zu beseitigen.

 

Geplanter Jugendclub:

Pfarrer Beer erhebt am 22. Oktober 1998 beim Ortschaftsrat Einspruch gegen den möglichen Umzug des Jugendclubs in das Backsteingebäude der Schule. Er befürchtet Lärm (Technoklänge und Kavalierstarts auf dem Schulhof) und Verunreinigungen auf dem Friedhof.

 

Vergabe der Pfarrwohnung:

Im Oktober 1999 stellt Pfarrer Hoffmann aus Schleusingen den Antrag, die Wohnung im Obergeschoß des Pfarrhauses zu mieten, weil er in den Ruhestand gehen möchte. Im Juli 2000 wird sie ihm überlassen.

Im Dezember 2000 werden Fördermittel für Sicherungsmaßnahmen an kirchlichen Gebäuden beantragt. In der Pfarrwohnung müssen die Fenster ausgewechselt werden und die Sanitäranlagen auf Standard gebracht werden. Von den Kosten von 32.000 Mark will Herr Hoffmann die Hälfte vorfinanzieren. Im März 2001 betont man im Gemeindekirchenrat, das Pfarrhaus wäre bezugsfertig im Gegensatz zu dem Pfarrhaus in Hinternah. Für das Pfarrhaus soll ein Kredit von 50.000 Mark aufgenommen werden, der durch die Mieteinnahmen abgedeckt werden soll. Als Mietpreis sollen 9,50 Mark pro Quadratmeter verlangt werden, aber nachher wird er doch auf 8,50 Mark festgesetzt.

 

Wiederbesetzung der Pfarrstelle 2001

Der Gemeindekirchenrat schreibt am 21. März 2001 an Bischof Noack wegen der Neubesetzung der Pfarrstellung und der Verwendung des Pfarrhauses. Nach dem Ausscheiden von Pfarrer Beer im Jahre 1999 gibt es am 16. März 1999 eine Gemeindekirchenratssitzung mit Superintendent Kretschmann. Dieser berichtet über die Reduzierung der Pfarrstellen. Im Augenblick besteht nur die Möglichkeit, die kirchliche Arbeit in Waldau durch Pfarrer Jensch aus Hinternah zu sichern. Bei einer Neubesetzung der Pfarrstelle in Hinternah im Jahre 2002 ist aber das dortige Pfarrhaus als Dienstwohnung vorgesehen. Am 21. Oktober 1999 stellt Pfarrer Hoffmann aus Schleusingen den Antrag, die Dienstwohnung in Waldau als Ruhestandswohnung nutzen zu dürfen.

Erst neun Monate später wird dem Antrag vom Gemeindekirchenrat zugestimmt. Darüber wird aber in sieben Sitzungen kein Protokoll geführt, weil Pfarrer Beer immer selber Protokoll führte und man annahm, daß Pfarrer Jensch das auch so machen würde. In dieser Zeit wird immer wieder um die Erhaltung des Pfarrhauses als Dienstwohnung gerungen, wo bei der Druck zur Beschlußfassung immer größer wird. Aber Superintendent Kretschmann teilte mit, daß in Zukunft die Gemeinden alle (auch Hinternah) von Schleusingen aus betreut würden. Bei einer Vermietung aber wäre Waldau von vornherein aus dem Rennen um den Dienstwohnungssitz. Pfarrer Jensch aber versichert, daß der Termin seines Ruhestandes in den nächsten Jahren nicht zu erwarten sei. Daraufhin wurde am 31. Juli 2000 der verhängnisvolle Beschluß gefaßt.

Man hat nichts gegen Pfarrer Hoffmann, es ging nur darum, bei einer Neubesetzung der Pfarrstelle als gleichwertiger Partner zur Verfügung zu stehen. Doch kurz nach dem Beschluß ist in der Zeitung zu lesen, daß Pfarrer Jensch in den Ruhestand geht und die Stelle neu besetzt wird. Als man noch einmal einen zaghaften Versuch unternimmt, das Ganze rückgängig zu machen, erhält man die Antwort, daß man es ja so beschlossen hätte. Bei der Sitzung waren allerdings von den 20 Mitgliedern nur sechs anwesend, von denen eines sich enthielt und eines eine Gegenstimme abgab.

Am 13. März 2001 erhält der Gemeindekirchenrat den weiteren Tiefschlag, daß für die dringend notwendige Notsanierung des Kirchturms keine Fördermittel zur Verfügung stünden, weil vorrangig Pfarrhäuser saniert werden, in diesem Fall das Pfarrhaus in Hinternah, wo es aber bestimmt teurer wird als in Waldau. „Den Glauben an Gott, aber nur an Gott haben wir behalten!“ beschließt der Gemeindekirchenrat seinen Brief.

Seit am 19. September 1999 der Waldauer Pfarrer Olaf Beer in den Ruhestand gegangen ist, hat Waldau zwar noch einen Pfarrer, aber der wohnt in Hinternah und hat zwei Kirchengemeinden zu versorgen. Der Dienstsitz ist, trotz mehrmaliger Widersprüche und immer wieder einmal aufbrechender Schmerz der Waldauer, im Pfarrhaus Hinternah.“ Die Landeskirche hat anders entschieden. Ein Glücksfall ist sicherlich, daß jetzt Pfarrer i.R. Martin Hoffmann im Waldauer Pfarrhaus wohnt.

 

Im Oktober 2001 wird im Gemeindekirchenrat beschlossen, daß bei der Fällung der Akazien durch die Feuerwehr auch die Dachrinnen des Pfarrhauses mit gereinigt werden.

Im November 2004 soll der Pfarrhauseingang eine neue Überdachung erhalten.

Das Pfarrhaus ist heute rundherum mit Asbestplatten beschiefert, das Dach mit einer heute nicht mehr angefertigten Art von Ziegeln gedeckt.

 

Grundstückssachen

Im Jahre 1817 gibt Pfarrer Kelber aus seinen eigenen Mitteln 9 Taler 8 Groschen für Tagelohn aus, weil er nur einen einzigen Acker von drei Achteln Aussaat hat, einen wüsten „Rangen“, worauf sehr viele Steine lagen. Die eigentliche Urbarmachung erfolgte erst 1829, wozu die Gemeinde Waldau 5 Fröhner, Oberrod 2, Steinbach 2, Schönau 2 und Langenbach 1 Fröh­ner herangezogen werden. Die übrigen Arbeiter auf 2 oder 3 Tage hat der Pfarrer auf eigene Kosten sich beschaffen müssen. Es sind aber noch 30 Personen erforderlich, ehe er richtig zum Anbauen hergestellt werden kann. In . Jahr 1829 wurde er zum ersten Mal bebaut.

 

Im Jahre 1836 hat er Schwierigkeiten wegen der Pfarrwiese, die beim Gasthaus Engenau liegt. Er wendet sich an die Behörde, die den neuen Wirt anweist, den Vertrag mit ihm von 1708 einzuhalten. Der Vertrag zwischen dem Pfarrer zu Waldau und dem Wirt Johann Valtin Geyer ist vom 6. Juli 1706:

Von der Pfarrwiese werden oben an dem Wege drei Ruthen abgemessen und zu dem Platz des neuen Wirtshauses hinzugefügt. Hanß Valtin Geyer soll dafür unten an die Pfarrwiese drei Ruthen abtreten und einen neuen Zaun mit Tor machen lassen. Nach seinem Tod soll der jeweilige Pfarrer die drei Ruthen behalten oder 15 Gulden bares Geld erhalten. Er und seine Nachkommen müssen auch die Wässerungsgräben, wie sie bisher gewesen sind, auf den drei Ruthen der bisherigen Pfarrerwiese erhalten. Er muß auch die freie Ab- und Zufahrt über jene drei Ruthen auf die Pfarrwiese gestatten, sie selber aber nicht als Weg benutzen. Im Mai 1706 werden die Grenzsteine entsprechend gesetzt.

Do0ch 1837 gibt es wieder Schwierigkeiten: Der Besitzer des Gasthauses hat in dem Haupt­wässergraben, der die Pfarrwiese von der Gemeindewiese scheidet, auf beiden Seiten Rasen abgehauen und den Graben von unten aus vertieft. Das ist ihm vom Pfarrer mehrmals untersagt worden, da er gar kein Recht an dem Graben hat. Kleinschmidt ist verpflichtet, eine Wasserrinne unten in der Pfarrwiese anzulegen, was aber nicht geschehen ist.             Und zwar muß diese Wasserrinne von ihm über diesen Wassergraben auf der Pfarrwiese angelegt werden, der von dem alten Wasserwehr durch die Pfarrwiese auf die Kleinschmidt Wiese führt. Denn daraus hat der Wirt Friedrich Kleinschmidt seine Wässerung, so wie alle Wiesen, die unter dem Wirt Kleinschmidt seiner Wiese liegen. Der Wirt Kleinschmidt muß das Wasserwehr auf seine und der unter ihm liegenden Wiesenbesitzer Kosten bauen lassen, wo er gehalten ist, die Hälfte der Kosten allein zu tragen, die übrige Hälfte der Kostendes Wasserwehrs tragen die anderen Wiesenbesitzer. Der Pfarrer schreibt deswegen an das Landratsamt. Die Ortsvorstände bekommen Anweisung, sich mit dem Pfarrer wegen seines Verlustes zu vergleichen. Das Ortsgericht schätzt den Verlust auf 20 Taler. Diese Entschädigung wird in die Kirchenklasse eingezahlt, aus der der Pfarrer dann jährlich einen Taler Vergütung bekommen soll.

 

Beim Hochwasser 1852 wird die Pfarrwiese größtenteils übersandet und mit vielem Kies und Steinen bedeckt, so daß mehr wie 1.000 (?) Fuhren auf derselben vorhanden waren und einen auf zehn Jahre langen öden und wüsten Platz darstellten. Gerade der größte und beste Teil derselben wurde so schrecklich heimgesucht und unfruchtbar gemacht. Mehr als zwei Fuhren im Heu und Grummet ist der Schaden. Durch eine landrätliche Verfügung werden die Gemeinden angehalten, die Räumung der Wiese zu übernehmen. Die Kosten dazu - man hatte sich auf 30 Taler geeinigt - wurden auf die Opferpflichtigen in der ganzen Parochie verteilt. Jedes Familienhaupt mußte 4 Silbergroschen 2 Batzen dazu beitragen

 

Am 19. April 1853 werden um das an der sogenannten „Planke“ (bei der Hornmühle) sieben Grenzsteine gesetzt. Das Grundstück wurde von dem Einwohner Georg Heinrich Franz freiwillig abgetreten und der Pfarrer erhält jetzt zusätzlich jedes Jahr 6 Metzen Korn und 6 Metzen Hafer Pfarrzinsgetreide. Der Pfarrer beschreibt die Lage und hält die Abmessungen genau fest, damit niemand anders dieses Stück Land schmälert.

 

Eigentum der Kirchengemeinde 1937:

Der Einheitswert der Grundstücke Kirchstraße 5 und 7 wird am 22. Dezember 1937 auf 7.900 Mark festgesetzt.

Grundbuchauszug Kirchengemeinde: Blatt 64

1  Kirche mit Turm                                          2  Ar 75 qm

1  Pfarrhaus mit Hofraum und Garten         20  Ar  20 qm

1 Hofraum im Dorf                                         1  Ar  30 qm

1 Begräbnisplatz                                            24  Ar  55 qm

5 Acker: Im Börnersgrund                             27  Ar  47 qm

2 Wiese: Die Kirchwiese                                37  Ar 81 qm

2 Garten: Die Kirchwiesen                              5  Ar  22 qm

6 Acker: Obere Aue                                       14  Ar 79 qm

  Acker: Obere Aue                                        12  Ar  13 qm

  Wiese: Die Kirchwiese                                 27  Ar 88 qm

Grundbuchauszug Pfarre Waldau, Band 1, Blatt 48 (Eigentum der Pfarrei):

Nr. 1 Acker: Obere Aue                                30 Ar  56 qm

Nr.2  Hutung: Am Brunnenberg                   7 Ar  20 qm (06.04.1952).

 

Ablösung Lehreramt:

Mit Bezug auf den Vertrag vom 17. Juli 1941 über die Auseinandersetzung über das Vermögen des bisher vereinigten Schul- und Kirchenamts wird am 21. Juli 1951 folgender Vertrag geschlossen: Das Grünland auf den Kirchwiesen war dem Gesamtschulverband überlassen worden mit der Auflage, der Kirche ein Grundstück mit dem gleiche Pachtertrag zur Verfügung zu stellen. Dies ist aber bisher nicht erfolgt. Mittlerweile hat aber das Ministerium genehmigt, daß die Gemeinde Waldau der Kirche ein Grundstück in Größe von 27,88 Ar (Blatt 2, Parzelle 82) in Erfüllung des Vertrags von 1941 übereignet. Das Grundstück hat einen Wert von etwa 400 Mark.

Der Superintendent bittet am 31. Mai 1966 die Pfarrer, die Akten über die Auseinandersetzung wegen des Küsterschulvermögens zu studieren und ihm zu berichten. In Waldau wurde der Betrag am 7. Juli 1941 geschlossen und eine Zahlung von 5.000 Mark vereinbart. Es wurden insgesamt 4.566,67 Mark gezahlt, die letzte Zahlung erfolgte am 14. Juni 1946. Die Grund­buchregelung erfolgte am 3. September 1952. Noch ausstehende Forderungen möchte das Konsistorium beim Rat des Kreises anmelden (Widerspruch zu den vorhergehenden Angaben).

 

Am 12. August 1964 erhält das Pfarramt einen Telefonanschluß.

 

Pachtvertrag mit der LPG:

Das Konsistorium macht am 1. September 1970: darauf aufmerksam: Die Pfarrei hat 0,37 Hektar, die Kirchengemeinde 1,72 Hektar. Davon gehen noch 0,47 Hektar als Gebäudefläche und Friedhof ab, so daß 1,63 Hektar verbleiben. Die Pachtverträge von 1963 gehen von 1,46 Hektar aus bei einem Pachtpreis von 107,90 Mark. Der neue Pachtvertrag geht aber von einer Fläche von 4,72 Hektar aus, der Pachtpreis deckt aber nur die 1,46 Hektar ab (offenbar ein Fehler im Pachtvertrag).

 

Erbbaurecht Domhardt 1992:

Der Fuhrunternehmer Dieter Domhardt, Hauptstraße 100, schließt 1992 mit der Kirchengemeinde einen Erbbauzinsvertrag auf 60 Jahre für jährlich 6.035,40 Mark mit Vorkaufsrecht für den Nutzer. Es handelt sich insgesamt um drei Grundstücke, etwa 570 Ar. Der Vertrag wird bewilligt am 22. September 1992 und eingetragen am 5. Juli 1994. Im Februar 1995 erhält er von der Kirchengemeinde die Erlaubnis, das Grundstück bis zu einem Betrag von 500.000 Mark bei der Bank zu beleihen.

 

Ablösesumme Witter 1993:

21.10.1993: Ein Einwohner Rolf Witter möchte ein Darlehen aufnehmen, aber auf seinem Grundstück ist noch eine geringe Belastung zugunsten des „Heiligen Kastens“ (= Kirchenkasse) eingetragen. Die Bank möchte gern, daß die Kirche nur als zweiter Berechtigter eingetragen wird. Das Konsistorium schlägt aber im November die Ablösung der alten Rechte zum Preis von 13,92 Mark vor, die Rolf Witter am 4.11.1993 zahlt.

 

 

 

 

Friedhof

Rund um die Kirche ist nach alter Tradition der Friedhof, weil die Gemeinde der Verstorbenen mit der Gemeinde der Leben­den vereint sein soll. Der Friedhof gehört der Kirche, aber er ist für alle Einwohner da. Das zeigt sich schon als am 26. September 1910 das Amtsgericht in Schleusingen mitteilt, daß der Fabrikarbeiter Weigand in Waldau seinen Austritt aus der Landeskirche erklärt hat. Am 12. Dezember 1910 wird festgestellt, daß man ihm die Beerdigung auf dem Friedhof nicht verwehren darf.

 

Kirchliche Gebräuche 1932:

Beerdigungen meldet ein Nachbar (der „Leichenbitter“) beim Pfarrer an. Die Beerdigung beginnt mit einem Lied am Haus. In der Kirche folgen Lied, Leichenrede, Gebet und Schluß­vers, am Grab erfolgt die Einsegnung nach der Liturgie. Es wird kein Unterschied zwischen „großer Leiche“ und „gewöhnlicher Leiche“ gemacht, aber es gibt die „stille Leiche“ bei ungetauften Kindern. Manchmal ist die Feier auch nur auf dem Friedhof. Wenn jemand dem Leichenzug begegnet, nimmt er die Kopfbedeckung ab. Am Grab singt der Kantor mit den Schulkindern. In Waldau ist der Friedhof kirchlich, in Steinbach und Schönau kommunal und außerhalb des Ortes.

 

Friedhofshalle 1953 bis1957:

Der Gemeindekirchenrat billigt am 7. Juni 1953 einem Vertrag mit der bürgerlichen Gemeinde über einen Grundstückstausch zum Bau einer Leichenhalle (am 20. Juni 1954 erneute Zustimmung). Die Friedhofshalle wird 1954 von der bürgerlichen Gemeinde begonnen, ist aber 1957 noch nicht fertiggestellt. Der Rohbau beeinträchtigt das Bild der Kirche.

 

Bauarbeiten 1964:

Der Brunnenkasten vom Platz vor der Schule wird 1964 auf den Friedhof umgesetzt - gleich links von der Eingangstür und an die Wasserleitung angeschlossen (heute nicht mehr). Die Kanalisierung samt Betonschächten für den Abfluß des Regenwassers von der Kirche wird fertiggestellt. Eisentore und Gitter des Friedhofs entrostet und neu gestrichen, die Wege um die Kirche und auf dem Friedhof neu planiert. Außerdem wurde an der Verbesserung der Friedhofsanlage weiter gearbeitet.

 

Friedhofsordnung 1965 :

Der Gemeindekirchenrat hat schon seit Jahren mehrfach größere Mengen an Kränzen und altem Grabschmuck in vielen freiwilligen Arbeitsstunden beseitigt, auch außerhalb des Friedhofs. Jetzt aber hat er darum gebeten, daß jeder seinen Grabschmuck wieder mit nach Hause nimmt. Er bittet den Rat der Gemeinde, die Anordnung des Gemeindekirchenrats zu unterstützen und bekannt zu geben.

Im November 1965 legt der Gemeindekirchenrat fest, daß die Friedhofsordnung von 1938 überprüft werden soll. Bisher war es jahrelang so, daß immer die gleichen Gemeindeglieder den kircheneigenen Friedhof aufräumen und in Ordnung halten. So gab es am 11. November 1961 einen großen Einsatz auf dem Waldauer Friedhof mit 50 Gemeindegliedern. Das soll ihnen aber auf die Dauer nicht zugemutet werden. Deshalb beschließt der Gemeindekirchenrat am 16. Dezember 1965, die Bestimmung aus dem Jahr 1938 zu praktizieren, die bisher nicht angewandt wurde: Zehn Prozent der Kosten der Grabdenkmäler sind als Friedhofsgebühr zu erheben und damit die Friedhofsarbeiten zu finanzieren, damit das Defizit der Friedhofskasse ausgeglichen wird.

Sinn dieser Bestimmung ist es, daß die am meisten zahlen, die sich einen großen Grabstein leisten. An sich ist das sehr sozial gedacht. In der Praxis stößt das nur auf die Schwierigkeit, daß die Kirche dann nachträglich noch dem Geld nachlaufen muß.

Die Möglichkeit, Kaufgräber zu erwerben, wird aufgehoben. Der Grund dafür ist: Es wurde ein Unterschied in der Gemeinde gemacht zwischen Kauf- und Reihengräbern, die Reihengräber hätten angeblich weniger „Ehren“. Dieser Unterschied ist einem kirchlichen Friedhof unangemessen. Die alte Friedhofsordnung vom 15. Juni 1938 wird am 30. Dezember mit geringfügigen Änderungen vom Gemeindekirchenrat bestätigt und wird ab 1. Januar 1966 angewandt werden.

Im Jahre 1966 wurde die Neugestaltung des Friedhofs fortgeführt und am Kirchwiesenweg ein neuer Zaun errichtet. Neuerdings wird den Helfern dafür eine kleine Entschädigung gezahlt, weil es immer die gleichen sind und weil durch die neue Friedhofsordnung (seit 1.1.1966) die Einnahmen verbessert wurden. Es wurden auch keine Kaufgräber mehr zur Verfügung gestellt, weil dadurch soziale Unterschiede zum Vorschein kamen.

 

Fundsache als Mahner (Bericht vom 12.11.1983):

Es geschah während der „Zehn Friedenstage“. Die herrliche Sonne am Sonnabend, dem 12.11.83, lockte von der Schreibmaschine trotz der kalten Luft nach draußen. Auf dem Friedhof gab es noch etwas zu tun. Wir wollten in einer Ecke Erde zum Planieren gewinnen, als der Spaten plötzlich auf etwas Hartes stieß. Zunächst vermuteten wir eine alte Wasserleitung. Doch weiteres Graben ließ unser Herz stocken. Der Zweite Weltkrieg meldete sich ungebeten. Zwei Panzerfäuste waren auf dem F r i e d h o f begraben! Der benachrichtigte ABV wurde blaß, als er die Fundsache in Augenschein nahm, denn die Kirchnerin hatte wie selbstverständlich ein Stück vom Ausgrabungsort entfernt hingelegt. Vorsichtig - wir anderen mußten in Abstand gehen - legte er sie zurück, und - um keine Neugier zu erwecken - häufte er abgefallenes Laub darüber. Drohend lastete das Wissen auf uns. Wieviel drohender sind aber die Raketen. Plötzlich war das Grauen hautnah. Der morgige Gottesdienst zum Frieden erhielt neuen tieferen Sinn. Noch in der Dunkelheit abends um 10 Uhr war ein Bergekommando auf dem Friedhof tätig. Wir atmeten auf, als die Gefahr mit dem Auto davon rollte. Könnten wir doch alle Beängstigungen und Waffendrohungen so in eine sichere Kiste legen und davon schicken (Der „ABV“ ist der „Abschnittsbevollmächtige der Volkspolizei“. Angespielt wird hier auf die Raketenrüstung bzw. Nachrüstung von Ost und West).

 

Baumaßnahmen:

Die Aufstellung eines Gedenksteins auf dem Denkmalplatz des Friedhofs wird am 18. Februar 1999 abgelehnt.

Sicherungsmaßnahmen für die Friedhofsmauer und Fortsetzung von Bauinstandsetzungen werden am 27.April 1995 beschlossen. Am 29. April 1996 soll sie nur noch teilweise instandgesetzt werden. Am 25. November wird der Firma Höhn der Auftrag zur Instandsetzung der Friedhofsmauer erteilt. Im April 2004 ist die Friedhofsmauer immer noch nicht fertig abgedeckt.

Gleichzeitig werden ein Baumgutachten und die Fällung von Bäumen werden zur Kenntnis genommen, die Linde und die Akazien müssen gefällt werden. Am 15. Oktober 2001 wird beschlossen, daß die Akazien durch die Feuerwehr gefällt werden sollen. Im Frühjahr sollen mit den Konfirmanden neue Ahornbäume gepflanzt werden. Doch erst am 3. November 2003 liegt die Fällgenehmigung für die Bäume auf dem Friedhof vor und Herr Gerhard Witter erhält die Vollmacht zum Fällen. Der große Lebensbaum links vom Haupteingang muß gefällt werden, um die Standfestigkeit der Friedhofsmauer zu gewähren.

Ab 2002 wird eine „grüne Wiese“ für anonyme Bestattungen angelegt, links neben der Leichenhalle. Da die Gemeinde die Mahd vom Friedhof im Jahr 2006 nicht mehr entsorgt, soll die Firma Schmidt aus Langenbach beauftragt werden.

Die beiden Toranlagen werden im Mai 2006 durch die Firma Blaurock für 3.288 Euro saniert.

Im November 2006 wird sie auch beauftragt, die Zaunanlage im Eingangsbereich des Friedhofs für 3.486 Euro zu reparieren.

 

Friedhofsordnung:

Nachdem schon am 10. April 1997 eine neue Friedhofsordnung beschlossen und von der Kommunalgemeinde befürwortet worden war, wird am 4. April 2005 im Gemeindekirchenrat eine Vorlage des kirchlichen Verwaltungsamts für eine Friedhofsordnung und Friedhofsgebührenordnung wird ausgeteilt. Am 13. April ist dann Frau Kornrodt vom Verwaltungsamt mit anwesend. Es wird beschlossen, daß wieder Familiengräber möglich sein sollen, aber für sonstige Erdgräber gibt es nur die Reihenbestattung. Die Liegezeiten betragen 25 und 15 Jahre. Die Friedhofsordnung wird am 6. Juli mit leichten Veränderungen beschlossen.

 

 

 

 

 

Schule

 

Schule:

Eine richtige Schule gibt es erst seit der Reformation. Seit 1609 liegen genaue Nachrichten über die Existenz einer Schule vor: Der erste Taufeintrag in den 1609 beginnenden Waldauer Kirchenbüchern verzeichnet die Taufe des Schulmeistersohnes Wolbach aus Waldau. Lückenlos kann anschließend die Existenz der Waldauer Schule nachgewiesen werden. Sie war einklassig, und die Schulmeister waren in der Regel auf diesen Beruf vorbereitet. Im Jahre 1659 wurde in einer Verordnung das jährliche Gehalt auf 30 Thaler festgesetzt.

Mancher Schulmeister hat das Amt ein Menschenalter innegehabt: Thomas Knauer betreute es von 1682 - 1732, Johann Andreas Rohmann zusammen mit seinem Sohn von 1726 - 1772, Nikolaus Abicht von 1773 - 1822, Berthold Friedrich Apel und sein Sohn Heinrich Apel von 1852 - 1926, dem Berthold Ludwig von 1897 - 1945 folgte.

Im Jahre 1891 wurde ein neues Schulgebäude für eine nunmehr zweiklassige Schule errichtet, der 1921 die dreiklassige Schulform folgte, die bis 1945 Bestand hatte. Im Zuge der Schulreform entwickelte sich nach 1945 Waldau zum Sitz einer Polytechnischen Ober­schule, in der die Kinder von Waldau, Oberrad, Steinbach, Langenbach, Lichtenau, Engenstein, Biberschlag und Tellerhammer eingeschult sind und 1975 von 11 Fachlehrern, 5 Unterstufenlehrern und 2 Hortnerinnen unterrichtet wurden. Ein Kindergarten betreut die vorschulpflichtigen Jahrgänge.

 

Am Sonntag Jubilate 1818 ist der Schullehrer Georg Gottlieb Abicht von dasigen Pastor provisorisch eingewiesen worden. Am ersten Sonntag nach Epiphanias 1823 ist er defintiv eingeführt worden. Im Jahre 1830 sind dem Schullehrer Abicht, nachdem ihm schon früherhin die Gemeinde Waldau einen Acker auf der Fagel-Aue zugelegt hatte, noch von der Gemeinde Waldau und Oberrod von jeder Haushaltung 4 Silbergroschen jährliches Schulgeld  als Zulage verwilligt worden, auch wieder von dem Presbyterium für Fertigung und Führung der Heiligenrechnung 20 Taler ausgesetzt, welches zu Anfang des Jahres 1835 geschehen ist.

Im Jahre 1835 wurde durch die Bemühung des dasigen Pfarrers das praktische Übungsbüchlein im Kopfrechnen von Heß in der Schule eingeführt. Der Schultheiß Conrad Geyer in Waldau subscribierte (bestellte durch Unterschrift) sogleich 60 Exemplare, der Schultheiß in Schönau auf 12, der Schultheiß in Langenbach auf 5 und der Schulze in Steinbach auf 20 Stück. Und dieses Übungsbuch im Kopfrechnen soll als inventarium [Eigentum der Schule] angesehen werden und jeder Schule beim Abgang der Schüler und Schülerinnen verbleiben. Wer eins davon verliert, unbrauchbar macht oder sonst abhanden kommen läßt, bezahlt dafür 5 Silbergroschen.

Im September des Jahres 1839 wurde auf Kosten der Gemeinde in die Schule zu Waldau Subfellien (Bänke?) gemacht, welche von dem Schreiner mit dem dazugehörigen Lehrstuhl 14 Taler 15 Silbergroschen kosteten. Die Gemeinde hat dazu die Baumstämme zu den dazu erforderlichen Bohlen und Brettern selbst hergegeben. Es waren nach Aussage des Schönauer Friedrich Geyer 14 Bloche [= Stämme]auf die Schneidmühle zu diesem Behufe gefahren worden (Das weiß alles duce clerico. K. = der Pfarrer hat das alles erfahren). Auch in die Schule zu Steinbach sollten auf des Pfarrers Verlangen Subfellien gemacht werden. Der dasige Schultheiß Georg Adam Kolk versprach, dieselben besorgen zu wollen.

 

 

Am 30. Juni1889 stimmt der Gemeindekirchenrat dem Plan zu, ein neues Küster- und Schulhaus in Waldau zu bauen. Er möchte allerdings nur ein Achtel der Kosten mit Hand- und Spanndiensten abdecken. Es soll auch eine Wohnung für den zweiten Lehrer gebaut werden.

Die zwischen dem Kantor Apel und dem Lehrer Ludwig geschlossene Vereinbarung über die Vertretung beim Orgeldienst wird am 12. Juni 1904 genehmigt.

Am 20. April 1913 werden beim Neubau der Schule 1,30 Ar Hofraum von der Kirche an die Schule verkauft, am 1. Januar 1915 werden weitere 16 Quadratmeter des alten Kirchwegs der Schule zur Bebauung überlassen.

Am 31. Oktober soll 1917 die Reformationsfeier der Schule gehalten werden, am Sonntag drauf die eigentliche Reformationsfestfeier.

 

Im Jahre 1932 ist Kantor Berthold Ludwig, sein Diensteinkommen als Küster und Organist beträgt 400 Mark. Kirchendiener ist Albin Witter; er erhält 12 Mark aus der Kirchenkasse und 10 oder 20 Mark pro Grab als Totengräber. Der Blasebalgtreter („Kalkant“) erhält 125 Mark aus der Kirchenkasse. Kirchenrechnungsführer („Rendant“) ist Lehrer Hermann Witter; er erhält 60 Mark.

 

Am 17. Februar 1934 wird über den Nutzungswert des ganzen Schul- und Küsterhauses gesprochen, an dem die Kirche immer noch einen Anteil hat. Der Wert des Landes wird auf 60 Mark geschätzt, aber über den Wert des Küstergehöfts kann man sich nicht einigen.

 

 

Steinbach:

Die Einführung des Herrn Schullehrers Reukauf für Steinbach geschah in Gegenwart des Orts- und Schulvorstandes daselbst von Steinbach und Langenbach am 16. Mai 1842, am 2ten Pfingstfeiertage Nachmittags, mit Benutzung der Bibelstelle Hebr. 13,17 „Gehorchet euren Lehrern und folge ihnen!“

Am 19. September 1852 wurde der Schulamtskandidat Herr Albold am 15. Sonntag nach Trinitatis als designierter [künftiger] Lehrer in Steinbach zu seinem Amte, nach abgelegter Probe, eingewiesen. Zu katechisieren hatte er über Mark 4, 26 und 29, zu Anfang des Gottesdienstes die Orgel zu spielen und den Gesang der Gemeinde zu leiten. Er ist eines reichen Ökonomen [Landwirt] Sohn, aus Walschleben bei Erfurt. Die Verpflichtung übernimmt der Herr Superintendent selber auf der Superintendentur in Schleusingen.                                

 

Neuere Zeit

 

 

 

Rekordbesuch beim Brunnenfest in Waldau                                       Sommer 2002

Die Welt traf sich gestern Nachmittag in Waldau. Mehr als 600 Besucher waren zum Brunnenfest rund um den Bergbrunnen gekommen, „soviel wie noch nie“, freute sich die Vorsitzende des Brunnenvereins, Brigitte Schmidt. Brigitte Schmidt und ihr Team hatten da schon eine Mammutaktion hinter sich. „Wenn ich die Augen zumache, sehe ich Klöße!“ scherzt sie. Der Ansturm auf das Mittagessen war enorm. 300 Klöße haben die Frauen eingelegt, um alle Essenwünsche zu befriedigen. Der Braten und das Kraut haben dann doch nicht ganz gereicht. Manfred Kost, Vorstandsmitglied des Brunnenvereins meinte: „Die Frauen haben sich ein großes Dankeschön verdient!“

„Nach der Disco am Samstagabend fing der Sonntag mit Gottes Segen schon gut an“, sagte Sybille Brückner. „32 Besucher kamen zum Gottesdienst am Bergbrunnen mit Pfarrer Stephan Münch, und wir sind sehr froh und dankbar, daß der Posaunenchor Hinternah trotz Urlaubszeit für uns gespielt hat.“

Der Brunnenverein Waldau kann sich auf die Fahnen schreiben, ein super Fest initiiert zu haben. Das fand auch Nahetal-Waldaus Bürgermeister Thomas Franz, der sich gestern Nachmittag unter das gutgelaunte Volk mischte und sich freute, daß die Leute von Hinternah und Schleusingerneundorf, von Schleusingen und anderswo gekommen waren. Jede Menge Biertisch-Garnituren mußten flugs noch von der Feuerwehr geholt werden.

Drei Damen aus Schleusingen waren eigens angereist, um den jungen Tenor Andre Hiltmann singen zu hören und hatten ihn dann doch verpaßt. Schnell schmetterte der ihnen mal ein „Sole mio“ extra und schrieb fleißig Autogramm-Plakate. Indes bauten die Ansbachtaler auf und heizten ein. Aber auch die Streufdorfer Mädchen Michele und Lisanne aus dem Klaus-Rogler-Rennsteigspatzen-Team kamen gut an.

An der Spielstraße konnten die Kinder diesmal u. a. eine alte Technik kennenlernen und sich Bälle filzen, sich von Clown Arno Luftballon-Figuren formen lassen oder am Glücksrad der Dekra drehen. Für einen Spieleinsatz konnte beim Würfeln ein gutes Werk für die Sanierung des Brunnens an der Hauptstraße getan werden.

 

Die Ansbachtaler werden 15                                                                                

Uli Oldenburg, Jürgen Fritz und Kersten Bär sind zwar schon etwas älter (was man ihnen natürlich nicht ansieht), aber als „Die Ansbachtaler“ im besten Teenie-Alter. Seit 15 Jahren stehen sie auf der Bühne. Und das Jubiläum wird am Sonntag zünftig gefeiert.

Wer kennt sie nicht, die Vollblutmusikanten aus dem idyllischen Ort Waldau? Inmitten von Bergen, Wäldern und Wiesen liegt das schöne Ansbachtal im Thüringer Wald, das natürlich auch in den Liedern der Jungs eine große Rolle spielt. Bereits seit ihrer frühesten Jugend sind die drei Musikanten Uli Oldenburg (Waldau), Kersten Bär (Schleusingen) und Jürgen Fritz (Hinternah) musikalisch aktiv und musizierten in verschiedenen Blasorchestern und Tanzkapellen.

Die Geburtsstunde des Trios schlug während der Hochzeitsfeier eines Freundes im Jahr 1978. Von da an machten die drei zusammen Musik - sind sie bis heute in der gleichen Besetzung und ohne Unterbrechung über die Wende gekommen, unterwegs.

Die Idee, sich mehr der Thüringer Volksmusik zuzuwenden, kam den drei Musikern, als immer mehr Fremdenverkehrsvereine und Urlauberorte sie zu Begrüßungs- und Abschiedsabenden für Feriengäste holten. Seit dieser Zeit stehen die Ansbachtaler nur noch m Trachtenhemd und in der Lederhose auf der Bühne.

Getragen von Begeisterung, guter Laune und garantierter Stimmung - Hauptmotto des Trios - brannte bei unzähligen Auftritten ein Feuerwerk der Volksmusik ab. Nicht nur musikalisch setzen die Musikanten mit ihrem Repertoire Akzente. Mit viel Humor, Witz und entsprechend lustiger Kostümierung wird den Zuschauern über Tisch und Bänke eingeheizt.

Kreativ wurden viele eigene Titel geschrieben, die bisher auf sechs verschiedenen Tonträgern erschienen sind, und die nächste CD wird schon vorbereitet.

Rundfunk- und TV-Sendungen machten die Gruppe auch über die Grenzen Thüringens bekannt. Auslandsgastspiele in Slowenien, der Schweiz und Kanada zählten zu den musikalischen Höhepunkten der Ansbachtaler.

Nun feiern Uli Oldenburg, Jürgen Fritz und Kersten Bär ihr 15jähriges Jubiläum - natürlich in Waldau, wie vor fünf Jahren das 10-jährige - mit vielen Gratulanten, darunter die Fans aus nah und fern. Andrea & Manuela, selbst bekannt durch unzählige Fernsehauftritte, überreichen einen musikalischen Blumenstrauß, der Humorist Günti wird als lustigster Sachse über die Thüringer Grenze kommen. Urige Musikanten aus Bayern und noch ganz jung sind Florian & Florian, aber schon eine Garantie für ausgelassene Stimmung, deshalb erhielten sie auch bei Stefan Raab einen Raab der Woche. Sonntag, ab 14 Uhr, wackelt das Waldauer Festzelt.

 

Hotel Bergkristall

 Trotzig steht das Hotel Bergkristall auf der kleinen Anhöhe über Waldau. Eine große Fensterfront zum Tale weisend. Zum Ort der Gemeinde Nahetal-Waldau im Landkreis Hildburghausen hin. So als wolle das Gebäude sagen: „Hier gehöre ich dazu. Hier bleibe ich.“ Daß es bleiben wird, ist unstrittig. Doch als was? Das Gästehaus, das eines der größten Hotels der Region ist, ist seit einem halben Jahr verkauft.

 

In aller Stille, hinter verschlossenen Türen wurde es aus Insolvenzmasse an Hans-Werner Richter verkauft, einen Betreiber von Altenpflegeeinrichtungen - mit Zustimmung der Kreissparkasse Hildburghausen, die der größte Insolvenzgläubiger war. Nun soll es ein Alters- und Pflegeheim werden. Als die Öffentlichkeit das im Nachhinein erfuhr, liefen große Teile der Gemeinde Sturm gegen den Verkauf. Denn die Kommune fürchtet nun um ihren Status als staatlich anerkannter Erholungsort. Und sie hat Angst, daß auf dem Berg bald eine Ruine stehen könnte. Deshalb steht die Frage, ob die Sparkasse mit ihrer Zustimmung zum Verkauf gegen ihren öffentlichen Auftrag verstieß.

Drei von vier Gästen nutzten Bergkristall

Sicher ist: Das Bergkristall wird nie wieder als Hotel öffnen. So trotzig es auch auf dem Berg stehen mag. Das ist eine unwiderrufliche Wahrheit. Eine, die viele nicht gerne hören. „Doch der Kristall“, in der Diktion der Freunde des Hauses, „hat aufgehört zu funkeln“. Ob es angesichts dieser Veränderung im Jahr 2013 wieder den Titel „Erholungsort“ für Waldau geben wird, ist fraglich. Denn das Vorhandensein eines Hotels ist eines der wesentlichen Kriterien für die Vergabe des Titels. Und auch jenseits von Buchstaben könnte der Verlust des Hauses einen Schlag für die Region insgesamt darstellen: „Wir hatten 2007 in der Gemeinde Nahetal-Waldau etwa 24.000 Übernachtungen“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Matthias Schupp. „Über 70 Prozent davon entfielen auf das Bergkristall.“

Das Thema Bergkristall bewegt deshalb ihn wie die ganze Gemeinde seit Monaten schon.

Es hat Unterschriftenaktionen gegen den Verkauf gegeben. Aufrufe. Ungezählte Leserbriefe sind dazu bei Freies Wort eingegangen. Fast ausnahmslos hatten die sich für den Erhalt des Hotels ausgesprochen. „Zu DDR-Zeiten“, erklärt Schupp diese Art der öffentlichen Willensbekundung, „war das Haus in unzähligen Arbeitsstunden als Kulturhaus gebaut worden.“

All das ist für den neuen Eigentümer von geringem Interesse. Er will nicht einfach ein Alten- und Pflegeheim aus dem Bergkristall machen. Eine „Seniorenresidenz“ soll es werden, sagt er manchmal. Oder er benutzt den Begriff „Pflegezentrum“. 70 Bewohner will er schrittweise unterbringen; bis zu 60 Arbeitsplätze schaffen. Das sind für ihn die Argumente, die zählen.

Das Hotel habe sich „doch gar nicht gerechnet“, meint er, und geht damit auf Konfrontationskurs zur ehemaligen Pächterin und zu deren Anwältin, die behaupten, „daß das Bergkristall schwarze Zahlen geschrieben hat“. Es ist das Spiel mit den Zahlen. Rechnet man Zinsen und Tilgung in die Gewinn-Verlust-Bilanz ein, ergibt sich dieses Bild, rechnet man sie heraus, ergibt sich jenes.

 

Politik sieht keinen Bedarf für Altenheim

Ebenso zählt für Hans-Werner Richter nicht, daß der stellvertretende Landrat und Sozialdezernent des Landkreises Hildburghausen, Helge Hoffmann, unlängst erklärte, für ein weiteres Alten- und Pflegeheim bestehe im Landkreis überhaupt kein Bedarf. „Ich komme aus der Branche. Ich weiß, wovon ich spreche“, entgegnet er. „Die werden mal froh sein, daß es dort ein Pflegezentrum geben wird.“ Richter betreibt seit Jahren eine Einrichtung für ältere Menschen: das Seniorenlandhaus in Schwickershausen bei Meiningen. Jetzt will er sein Netz von Pflegeangeboten um einen weiteren Stein ausbauen.

Der Konflikt ist deshalb vorprogrammiert. Die Gemeinde will mit dem Tourismus Geld verdienen, Richter mit der Unterbringung alter Menschen. Ironisch an der Sache ist: Nahetal-Waldau kann diese Pläne theoretisch verhindern. Im vorhabenbezogenen Bebauungsplan (vBP) für das Bergkristall ist ein Hotel festgeschrieben.

Will Richter nun ein Pflegezentrum aus dem Haus machen, braucht er die Zustimmung des Gemeinderates, der dafür einen neuen vBP verabschieden muß. Doch das wird er tun. Egal wie gut, mittelmäßig oder gar schlecht die Pläne den Gemeinderäten gefallen. Sie haben keine Alternative. „Das schlimmste, was uns passieren kann, ist, daß das Bergkristall leer steht und verfällt“, sagt Matthias Schupp und formuliert damit vorsichtig nichts anderes als: Auch wenn wir es nicht mögen, wir müssen die Senioreneinrichtung dort genehmigen. Die Logik dahinter: Besser ein Alten- und Pflegeheim auf dem Berg als eine Ruine. Hans-Werner Richter weiß das. „Ich setze darauf, daß die Gemeinderäte vernünftig sind und im Sinne ihrer Gemeinde entscheiden.“ So klingt das bei ihm.

 

Geräuschlos vollzogener Verkauf

Denn mit dem heimlichen Verkauf sind vollendete Tatsachen geschaffen worden. Vor drei Jahren hatte man schon einmal versucht, das Haus zu veräußern. Nach massiven öffentlichen Protesten war dieses Vorhaben gescheitert. In der Verschwiegenheit des Jahreswechsels 2007/2008 gelang es dann schließlich. Für 1,3 Millionen Euro ging das Haus an Richter. Die Frau, die das Haus aus der Insolvenzmasse gepachtet und bis Ende März als Hotel betrieben hatte - und dies auch weiterhin tun wollte -, hatte nicht einmal die Hälfte geboten. Aus Sicht Richters ein Coup. Aus Sicht der Gemeinde ein Desaster.

Gerade der Stil des Verkaufs ist es, der der Kreissparkasse Hildburghausen viel Kritik eingebracht hat. „Befremdlich“ nennt Schupp ihn. Jenseits des Sinns und Unsinns der Transaktion. Laut Thüringer Sparkassengesetz sind diese nämlich verpflichtet, „dem gemeinen Nutzen“, zu dienen, wie es in Paragraph 2 heißt. Und weiter steht dort: „Die Sparkassen führen ihre Geschäfte nach kaufmännischen Grundsätzen unter Wahrung ihres öffentlichen Auftrags; die Gewinnerzielung ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebs.“ Genau diesen Passus, sagen Kritiker, habe die Sparkasse nicht berücksichtigt, als sie die Zustimmung zum Verkauf gab. Die Sparkasse hätte damit wie eine private Bank gehandelt.

 

Brisanter wird all dies noch, wenn man fragt, wer ab wann wußte, daß die Pläne, aus dem Bergkristall ein Altersheim zu machen, einen neuen vBP er fordern wurden. Denn auch wenn Hans-Werner Richter der Presse gegenüber angibt, er habe davon vor Unterzeichnung des Kaufvertrages Kenntnis gehabt, erinnert sich Matthias Schupp an einen Auftritt Richters vor dem Gemeinderat Nahetal-Waldau anders: „Dort hat er öffentlich gesagt, daß er nicht wußte, daß der vorhabenbezogen Bebauungsplan neu gemacht werden muß.“

Dafür spricht immerhin, daß Richter nach eigenen Angaben vorhatte, im August dieses Jahres die ersten Bewohner in Waldau zu begrüßen. Diesen Termin wird er nun, da noch nicht mal ein Gemeinderatsbeschluß für einen neuen vBP vorliegt, keinesfalls halten können. Die Sparkasse, da ist sich Schupp sicher, habe aber von all dem Kenntnis gehabt.

So oder so: Die Kreissparkasse glaubt, in der Sache Bergkristall völlig richtig gehandelt zu haben. In einer Presseerklärung hatte der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Norbert Natterer, im März darauf verwiesen, daß die Sparkasse gar nicht Eigentümer des Objekts war und deshalb nicht für den Verkauf und die weitere Nutzung verantwortlich gemacht werden könne. Gleichzeitig sagte er, es habe dabei „keinen Ermessensspielraum“ gegeben. Es müsse aber klargestellt werden, „daß eine Sparkasse nicht dafür da ist, karitative Regionalförderung zu betreiben“. Dieser Stellungnahme, so Natterer, habe er nichts hinzuzufügen.

Ein Negativbeispiel aus der Gemeinde

Die Kritik der letzten Monate wird das Hotel nicht zurückbringen. Selbst wenn Richters Plan für ein Altenheim scheitern sollte, wird sich kaum jemand finden, der das Bergkristall wieder zum Gästehaus macht. Zu groß dürften in diesem Fall die erneuten Investitionskosten sein. Da ist sie wieder, die Angst vor der Ruine auf dem Berg. Die ein Produkt schlechter Erfahrungen ist: Das ehemalige Reichsbahn-Erholungsheim in Hinternah, das ebenfalls zur Gemeinde gehört, wurde vor Jahren von einem vermeintlichen Investor gekauft. „Bis zum heutigen Tag sind keine Aktivitäten zu erkennen, die auf eine sinnvolle Nachnutzung schließen lassen“, sagt Matthias Schupp.

 

 

 

Oberrod

Der Ort wird vom Mönch aus Vesser („monachus Vesserensis“) im Jahre 1299 erstmals genannt. Damals wird er von Schnapphähnen (berittene Wegelagerer) von Massenhausen (bei Hildburghausen) in der Nacht geplündert und ganz eingeäschert. Oberrod liegt an einer Schleusefurt, über die der alte Weg aus Hildburghausen nach Ilmenau führte. Es hatte offensichtlich schon im Mittelalter eine Bedeutung als Grenzort und Wegfurt.

Zwischen Schleuse und Mühlgraben steht eine Kapelle, die als „Brückenkapelle“ bezeichnet wird. Das würde bedeuten, daß es keine Gemeindekirche war und nur ein Geistlicher die Gottesdienste hielt ohne eine Gemeinde oder auch nur für die durchreisenden Kaufleute.

Die volkstümliche Bezeichnung ist „St. Oswald-Kapelle“. So wird sie 1491 erstmals genannt in einem Testament der Kathrin Schneiderin in Schleusingen, die der Kirche einige Schenkungen vermacht. Der Name bezieht sich auf den Schutzherrn der Kreuzfahrer und Schiffer und des Viehs; außerdem soll er vor der Pest schützen. Sein Gedenktag ist der 5. August. Da die Johanniter auch die Kreuzfahrer waren, könnte der Name von ihnen herrühren, die Oberrod ja von Schleusingen aus kirchlich betreuten.

Heute wird aber meist angegeben, sie sei St. Wolfgang geweiht nach dem Vorbild der Wallfahrtfahrtskapelle bei Crock oder der Kapelle in Heubach, die auch an Durchgangsstraßen liegen. Doch der Übergang über die Schleuse an der Straße von Wiedersbach nach Frauenwald war nicht so bedeutend. Die Kapelle könnte durchaus auch die Gemeindekirche für die ersten Ansiedler im Schleusetal gewesen sein.

St. Wolfgang gilt als Schutzpatron der Bildhauer, Holzarbeiter, Köhler, Zimmerleute, Schiffer und Hirten. Mit Ausnahme der Bildhauer und Schiffer sind das durchaus traditionsreiche Berufe im Gebiet des Thüringer Waldes, so daß dieser Name auch passen würde.

 

Das Erdgeschoß könnte entsprechend seiner gotischen Baumerkmale bis zu hundert Jahre älter sein als 1491. Es wird angenommen, daß die Kapelle bereits um 1555 wüst war, weil sie in den Visitationsakten dieses Jahres nicht aufgeführt wird. Das könnte aber auch daran liegen, daß sie nicht zum Visitationsbereich gehörte, weil sie den Johannitern unterstellt war. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 jedenfalls ist die Kirche bis auf das Erdgeschoß und einen Teil des Obergeschosses des Turmes abgebrochen, wie an den Baufugen und am Wechsel des verwendeten Materials an den Fassaden zu erkennen ist. Nach Junker ist sie erst im 30jährigen Krieg „ausspoliert“ worden (die Schmuckteile wurden ausgebaut, um sie anderswo zu verwenden).

Der Turm hat einen fast quadratischen Grundriß mit etwa sechs Metern Seitenlänge. Das Untergeschoß ist ein schlichter Raum mit einem sehr schönen erhaltenen Kreuzrippengewölbe. Er ist mit einem Spitzbogen gegen das breitere Schiff geöffnet. Außen an der Westseite ist unter der Treppe noch gut der Bogen der früheren Kirche zu sehen. Aber bei Grabungen in den dreißiger Jahren konnte nichts von der Kirche nachgewiesen werden, weil man offenbar alle Steine anderweitig verwendet hatte.

Nach Norden ist unten ein großes Spitzbogenfenster, nach Osten sind noch kleine Schlitze vorhanden. Das Obergeschoß ist durch ein gotisches Gesims abgetrennt.

Auf dem einfachen Satteldach steht in der Mitte ein sechseckiger und spitz auslaufender Dachreiter mit Schallöffnungen, der eine Turmzier und eine Wetterfahne hat. Diese zeigt vorne die Buchstaben „Obr.“, wohl für Oberrod. Dahinter befand sich auf der alten Wetterfahne ein Hahn bzw. eine Henne (heute in Verwahrung des Vereins). Als man aber im 19. Jahrhundert den Dachstuhl wieder neu aufrichtete, fügte man hier den gekrönten Adler der Preußen ein. Am Ende der Wetterfahne befinden sich noch kleine flatternde Fahnen.

Unterhalb der Schallöcher trägt der Turm das Zifferblatt einer Uhr, deren mechanisches Werk im Inneren steht; es wurde früher täglich aufgezogen, hat aber mittlerweile einen elektrischen Aufzug. Außerdem birgt der Turm eine kleine Bronzeglocke, gegossen im Jahr 1763 in Coburg.

Seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gibt es keine geschichtlichen Nachrichten mehr von der Kirche. Erst aus dem 19. Jahrhundert weiß man von erneuter Bautätigkeit. So wurde 1861 ein neuer Dachstuhl aufgebaut und 1870 ein beheizbarer Raum für den Ortsdiener und Hirten im Obergeschoß des Turmes eingerichtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Innenraum der Kapelle aufgrund eines allgemeinen Verbotes für Hausschlachtungen als örtliches Schlachthaus genutzt, wovon noch heute ein dafür eingebauter Querbalken zeugt.

Seit 1997 hat der „St. Wolfgangverein Oberrod e.V.“ die Kapelle gepachtet und sich der Pflege angenommen. Es wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, Dach und Wände gesichert und erneuert, die Turmuhr gerettet und Möglichkeiten zur Besichtigung und zur Nutzung durch die Einwohner und Gäste geschaffen. Jeweils zum „Tag des offenen Denkmals“ am zweiten Sonntag im September ist das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich.

 

 

Steinbach

 

Der Ort liegt mitten zwischen herrschaftlichen Wäldern, in die sich seit alter Zeit die Huterechte der Waldauer Einwohner erstreckten. In der 1406 erfolgten Festschreibung des Witwengutes der Henneberger Gräfin wird Steinbach nicht genannt. Aber bald darauf müssen vermutlich Waldauer Einwohner im oberen Steingrund ihre ersten Häuschen gebaut haben.

Im Jahre 1455 weist eine Urkunde erstmalig auf Bauern aus Steinbach hin, dessen Entstehung mit Sicherheit der steilen Auffahrt an der Frauenwalder Straße zum Rennsteig Beziehung hat. Seine alten Flurnamen der in vier Gütlein aufgeteilten Dorfflur tragen oft die Bezeichnung „an der Straß“ oder ähnliches. Im Jahre 1465 werden der Zentgraf von Waldau und Heinz von Schleusingen darum bemüht, einen Streit zwischen Steinbacher Familien wegen der Hute­rechte zu schlichten. Im Jahre 1493 wird dann ein Schultheiß von Steinbach erwähnt und 1530 hatte der Ort immerhin sechs Einwohner.

Im Jahre 1620 haben 20 Familien mit nur vier Familiennamen den Ort bewohnt, von denen nur 6 Männer und 22 Frauen und Kinder den 30jährigen Krieg überstanden haben. Waldarbeit und Holzverarbeitung bildeten die Ernährungsgrundlage und der auf oder Straße abrollende Durchgangsverkehr, für den auch die Steinbacher ebenso wie der Waldauer Vorspanndienst leisteten. Die Fahrgleise der alten Frauenwalder Straße führten durch das Gelände über den Kalten Staudenkopf und die Dürre Wiese nach Frauenwald. Die Straße war die Hauptsache im dörflichen Leben, denn sie verband mit der großen weiten Welt und brachte wirtschaftliche Vorteile: Die Einwohner durften mit herrschaftlicher Erlaubnis ihre Vorspannochsen für den Vorspanndienst von Waldau bis Frauenwald bereithalten.

Unterhalb des Hauses „Bergkristall“ in Waldau führt das Ansbachtal in die Berge und erschließt stille Talgründe. Der Bach wird in den Waldbereitungsbüchern des 16. Jahrhunderts bereits als „Wasser im Ansbach“ genannt. Der Name kann also nicht vom Wasser abgeleitet sein. Er kommt von der „Anspannwiese“, den schon im 19. Jahrhundert die Wiesen unterhalb des Hauses „Bergkristall“ führten. Dort war auch die „Anspannbrücke“. Hier hatten die Waldauer Bauern noch Mitte des 19. Jahrhunderts rund 50 Vorspannochsen auf der Weide. Diese standen für die durchkommenden Fuhrleute nach Frauenwald oder Eisfeld bereit.

Im Jahre 1711 wurde die einklassige Dorfschule eingerichtet, die erst 1965 aufgegeben wurde. Im Jahre 1726 wurde die Einrichtung einer Dorfschenke genehmigt. Zur Bewältigung des Verkehrs zur Naturbühne wurde die alte Höhenstraße nach Frauenwald ausgebaut, ebenso die Fahrstraße durch den Steingrund nach Waldau.

Steinbach und das in der Nähe gelegene Langenbach waren früher als die Dörfer der Löffelmacher und Böttcher bekannt. Dann arbeiteten ihre Bewohner zum großen Teil in den Glashütten von Waldau und Schönbrunn. Abseits von der in der Umgebung sich entfaltenden Wirtschaft und dem modernen Verkehr ging das Dorf durch die letzten hundert Jahre, bis es durch den Bau der Naturbühne aus eigener Kraft zu neuem Leben erwachte. Eine Genossenschaft für Kunststrickwaren bot den Einwohnern zahlreiche Arbeitsplätze.

 

Der Förster von Steinbach hat 1895 sein sieben Monate altes Kind noch nicht taufen lassen, er soll aufgefordert werden, sie nicht noch weiter hinauszuschieben.

Die Gemeinde Steinbach legt 1908 einen kommunalen Friedhof an. Der Gemeinde­kirchenrat hat zwar Bedenken, billigt aber die Maßnahme wegen der weiten Entfernung zum Friedhof in Waldau und dem vor allem im Winter beschwerlichen Weg. Die Gemeinde wird dem Pfarrer eine Fuhrkostenentschädigung von 20 Mark pro Beerdigung zahlen. Der Kantor soll die Leichengebühr weitererhalten, auch wenn er in Steinbach nicht in Funktion tritt.

Im Mai 1909 wird festgelegt: Wenn aber Steinbacher in Waldau beerdigt werden wollen, muß dafür eine Gebühr von 6 Mark gezahlt werden wie von den Waldauern auch.

 

 

 

Im Juli 1955 hatten die Einwohner den Platz der späteren Freilichtbühne für ein gemeinsames Waldfest ausgewählt. Danach war dann der Plan gereift, hier am Südabhang des Thüringer Waldes inmitten des Erholungsgebietes ein Freilichttheater zu errichten. Die zentrale Lage zu den Urlauber- und Ferienorten, die besonderen landschaftlichen Schönheiten und nicht zuletzt die hervorstechenden akustischen Bedingungen ließen den zunächst verwegen erscheinenden Plan bald Wirklichkeit werden. Ungezählte freiwillige Helfer, sowjetische Freunde, Grenzsoldaten, Schüler, Studenten und die Einwohner der umliegenden Waldgemeinden begannen das Aufbauwerk.

Es war ein feierlicher und zugleich ehrenvoller Tag, als am 13. Juli 1957 das Ensemble des Meininger Theaters mit Schillers „Räubern“ diese großartige Anlage einweihte und ihr als Ehrung der deutsch-sowjetischen Gemeinschaftsarbeit der verpflichtende Name Festspielstätte „Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ gegeben wurde.

Gleich einem Amphitheater steigt der Zuschauerraum am Berghang an. Die 3.000 Sitzplätze, auf fünf Zuschauerblocks verteilt und mit wertvoller, wetterbeständiger Plastofol-Auflage versehen, bieten von jeder Stelle aus gute Sicht und einwandfreie Akustik. De Bühnenfläche umfaßt 600 Quadratmeter, die für musikalische Aufführungen mit einem versenkten Orchesterraum ausgestattet ist. Für die Schauspieler ist ebenfalls ausgezeichnet gesorgt: Geräumige Umkleide-, Dusch- und Trockenräume sowie zeitgemäß eingerichtete Arbeitsstätten für Maskenbildner, Gewandmeister und Requisiteure stehen im modernen Unterkunftshaus zur Verfügung.

Nicht nur durch die nunmehr bestehenden ausgezeichneten Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, sondern auch durch die 1957 eingeweihte Festspielstätte „Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ sind die Bewohner beider Orte nicht mehr die vom Leben einst so weit abgeschiedenen „Hinterwäldler“, als die man sie bezeichnete, weil Hunger, Not und Elend an der Tagesordnung waren. Sie sind zu aufgeschlossenen klugen Menschen herangewachsen, die sich ihrer Aufgabe inmitten eines bedeutenden Zentrums im Kulturleben im Bezirk Suhl voll und ganz bewußt sind.

Für die Gottesdienste im Steinbacher Wirtshaus wird am 23. November 1965 das alte Waldauer Altarkreuz zur Verfügung gestellt. Im April 1967 plant der Gemeindekirchenrat, in Steinbach ein Grundstück zu kaufen, auf dem eine Kirchenbaracke aufgestellt werden kann.

 

Schule:

Die Einführung des Herrn Schullehrers Reukauf für Steinbach geschah in Gegenwart des Orts- und Schulvorstandes daselbst von Steinbach und Langenbach am 16. Mai 1842, am 2ten Pfingstfeiertage Nachmittags, mit Benutzung der Bibelstelle Hebr. 13,17 „Gehorchet euren Lehrern und folge ihnen!“

Am 19. September 1852 wurde der Schulamtskandidat Herr Albold am 15. Sonntag nach Trinitatis als designierter [künftiger] Lehrer in Steinbach zu seinem Amte, nach abgelegter Probe, eingewiesen. Zu katechisieren hatte er über Mark 4, 26 und 29, zu Anfang des Gottesdienstes die Orgel zu spielen und den Gesang der Gemeinde zu leiten. Er ist eines reichen Ökonomen [Landwirt] Sohn, aus Walschleben bei Erfurt. Die Verpflichtung übernimmt der Herr Superintendent selber auf der Superintendentur in Schleusingen.                                

 

Langenbach

 

Die Geschichte der Dorfglashütten des Thüringer Waldes

Der Übergang von der Wald- zur Dorfglashütte: Die Periode der Waldglashütten endete im Thüringer Wald in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihr schloß sich nahtlos die Entwicklung der ersten Dorfglashütten an, die sich nach wie vor in den herrschaftlichen Waldgebieten vollziehen mußte. Ausschlaggebend aber war letzten Endes, daß sich die Einrichtung der Glashütten dort lohnte, wo ausreichend Brennholz zum Feuer und zur Aschegewinnung verfügbar war und häufig auch Sand- und Kalkvorkommen anstanden. Für die Auswahl der Standorte wurde von der Herrschaft ein Forstfachmann heran­gezogen, der entscheiden mußte, wo die „Ausräumung der Wälder“ zur Brennholzgewinnung vertretbar war und unter Umständen durch Eisenhämmer nicht nutzbringender Verwendung finden konnte.

Man gestattete den Glasmeistern, durch Waldrodungen Äcker und Wiesen anzulegen, in der Nähe der Hütte die Wohn- und Gerätehäuser zu bauen. Um die Glashütten entstand eine neue Rodesiedlung, die ihr auch den Namen „Dorfglashütte“ einbrachte.

Die meisten Arbeitsmittel konnten von den Waldglashütten ohne Weiterentwicklung übernommen werden. Nur der Ofenbau erfuhr eine Verbesserung zu einer höheren technischen Qualität. Der kleine Rundbau der Waldglashütten für zwei bis vier kleine Schmelzhöfen wurde ersetzt durch einen langgezogenen Steinbau mit Tonnengewölbe, in Feuer- und Schmelzraum abgeteilt. Ihn hatten Württemberger Glasmeister in ihrer Heimat entwickelt und mit dem Bau der ersten Dorfglashütte in Langenbach im Thüringer Wald eingeführt.

An jeder Seite des Schmelzofens befanden sich je sechs Arbeitsöffnungen. Im Inneren des Ofens stand auf einer erhöhten Steinbank vor jeder Öffnung ein großer Schmelzhafen aus wertvollem Ton. An ihm arbeiteten in einem genau aufeinander abgestimmten Prozeß vier Glasmacher zusammen. Sie bildeten einen „Stand“ oder „Stuhl“. Dieser Schmelzofen mit zwölf Stühlen wurde in fast allen Dorfhütten des Thüringer Waldes der gebräuchlichste Ofentyp und blieb es bis zur Ablösung durch die Wannenöfen. Im Gegensatz dazu fanden in anderen deutschen Glasmacherlandschaften weiterhin die kleineren Öfen für 6, 8 oder 10 Häfen Verwendung.

Der zwölfstühlige Ofen hatte 48 Arbeitsplätze für Glasmacher, ohne die dazu notwendigen Hilfskräfte. Er konnte von einem Glasmeister allein nicht voll genutzt werden, außerdem überstieg auch sein Bau die wirtschaftlichen Möglichkeiten des einzelnen. Deshalb schlossen sich stets mehrere Glasmeister zum Bau und zur Nutzung der Dorfglashütte zusammen. Das kam schon bei der Belehnung zum Ausdruck, die entweder für einen, zwei oder auch mehrere Stühle erfolgte. So blieb das Hauptproduktionsmittel gemeinsames Eigentum einer „Glasmachergewerkschaft“, wie es in vielen Hütten auch bis in das 19. Jahrhundert hinein geblieben ist. Geschützt wurde der Ofenbau gegen Witterungseinflüsse durch einen hohen Holzbau mit Bretterdach und Rauchabzug, wie es die Bilder der Gehlberger und Lauschaer Dorfglashütte zeigen.

Während sich bei den städtischen Handwerkern die Lebensweise teilweise weitgehend von der bäuerlichen gelöst hatte, blieben die Glasmeister immer „halbe“ Bauern. Sie zahlten nicht nur Hüttenzins, sondern auch Abgaben für Räder-, Wiesen- und Artlandbesitz. So spezialisiert ihre Arbeitsteilung vor dem Ofen war, so wenig gesellschaftliche Arbeitsteilung wies das alltägliche Leben auf. Sie waren ihre eigenen Holzfäller, Fuhrleute, Dielenschneider, Ofenbauer, Zimmerleute und Bauern, die ihre Wiesen mähten, die Äcker bestellten und das Vieh versorgten. In der ersten Zeit lebten sie noch vorwiegend vom Tauschhandel, Glaswaren gegen Textilien und fehlende Lebensmittel.

Der Landesherrschaft gegenüber mußten sich die Glasmeister weitgehend loyal verhalten, denn von ihr waren sie in jeder Weise abhängig, insbesondere waren diese die Hauptabnehmer ihrer Produkte. Andererseits wußte auch die Herrschaft einzuschätzen, was ihnen tüchtige Glasmeister einbrachten. Sie gründeten deshalb neue Rodesiedlungen mit zinszahlenden und produzierenden Untertanen, so auch die erst im 16. Jahrhundert entstandenen Dörfer Langenbach, Fehrenbach und Lauscha.

 

Langenbach, die erste Dorfglashütte im Thüringer Wald

Eine Siedlung, deren Geschichte wir von der Gründung bis zur Gegenwort verfolgen können, ist Langenbach. Im Frühjahr 1525, noch vor Ausbruch der Bauernunruhen in Franken, trafen zwei württembergische Glasmeisterfamilien in der hennebergischen Residenz Schleusingen ein und erhielten vom Grafen Wilhelm IV. die Erlaubnis, in der Nähe eine Glashütte zu errichten. Schon 1508 hatte sich ein Glasmeister ihrer Familie in Schleusingen aufgehalten. Er war Besitzer einer Glashütte in Finsterroth im Mainhardtswald und wurde in seiner Heimat „der Glaser in Schleusingen“ genannt. Er war mit dem Besitzer der zweiten Glashütte in Finsterroth, dem mächtigen hohelohischen Staatskanzler Wendelin Hippler in Streit geraten und mußte außer Landes fliehen. Als man Hippler, der sich auf die Seite der kämpfenden schwäbischen Bauern gestellt hatte, Amt und Glashütte nahm, durfte Ulrich Greiner, „der Glaser in Schlusingen“ zurückkehren und bekam auch die Hipplersche Glashütte zugesprochen.

Die weitverzweigte Familie Greiner war schon im 13. Jahrhundert im Besitz mehrerer württembergischer Glashütten im Nassachtal und in Baiereck. Sie hatte in der in den Wäldern des Klosters Ellwangen liegenden Glashütte Nesselbach den neuen Ofentyp für zwölf Schmelzhäfen entwickelt. Aus den Glashütten des Nassachtales oder der von Stangenbach müssen 1525 die Glasmeister Greiner die Reise nach Schleusingen angetreten haben. Als am 11. April 1525 der „Bildhäuser Haufen“ das Kloster Bildhausen gestürmt und am 11. Mai die Burg Henneberg angegriffen hatte, müssen sie sich bereits in Schleusingen befunden haben. Sie reisten dabei über das Schloß Mainberg, wo sie sich, fast mittellos, zwei Gulden für die Weiterreise borgten.

Auf den Weg nach Schleusingen hatten sich gemacht: Hans Greiner I., etwa 55 Jahre alt, sein Sohn Hans Greiner II., etwa 35 Jahre alt, mit seiner Frau und dem Sohn Hans Greiner III., etwa drei Jahre alt. Dazu kamen Nikol Greiner und seine Schwester, beides Kinder von Hans Greiner I., und ein Freund der Familie, der Glasmacher Jakob Poffinger, der später die Witwe von Hans Greiner I. heiratete.

Als Standort wies ihnen den Grafen Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen das zum Hutgelände der Waldauer Bauern gehörende Langenbachtal zu, das mit ausgedehnten Waldbeständen bis zur Kalten Staude hinaufreichte. Da die Greinerfamilie die besondere Unterstützung des Grafen genoß, hat diese wohl auch veranlaßt, daß den Greiners ein zusätzliches Gut in Form landwirtschaftlicher Flächen geschaffen wurde. Es entstand im herrschaftlichen Bereich am Steinbacher Berg, beiderseits der alten Steinbacher Straße, im damals noch weglosen Steingrund, das „Schwabengut“. Dazu gehörte auch der Talgrund, der von der Höhe des Steinbacher Berges (der „Pfütze“) in das Ansbachtal hinabführte und „die Fallinge“ heißt (der Name ist bisher noch ungeklärt).

 

Der Glasofen mit dem zwölfstühligen Ofen stand dort, wo später der Dorfbackofen seinen Platz hat. Die neue Glashütte zog bald Glasmacher aus den abgegangenen Waldglashütten der Umgebung an: Aus Schleusingerneundorf zog die Familie Schott nach Schönau und arbeitete in Langenbach. Ein Glasmeister Setzpfand erwarb in Langenbach ein Gütlein, das er noch 1573 im Besitz hatte. Der aus den Glashütten des Spessarts oder der Südrhön stammende Glasmeister Wiegant war 1563 ebenfalls Glasmeister in Langenbach und Besitzer von „Rotland am Schönauer Bergk“.

Von 1563 bis 1589 war Michael Schmidt Besitzer eines Hüttenanteils, ebenso der Glasmeister Philipp Hollandt. Als Schürer arbeitete zur gleichen Zeit Michael Ernst, und 1560 ist Christoph Müller Mitbesitzer der Hütte und Inhaber eines Söllenhauses (Haus ohne Nachbar­schaftsrecht). Verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen haben ihn aus Württemberg oder Böhmen ins Land geführt, und über viele Generationen dauerten Freundschaft und Zusammenarbeit dieses „Christopfel uff der Hütten“ und seiner Nachkommen mit den Greiners an. In den folgenden vier Jahrhunderten wurden allein 385 Ehen zwischen den beiden Familien geschlossen.

Auf dem Setzpfandschen Gütlein hatte 1555 der zugewanderte Glasmeister Hans Heinz sein Söllenhaus erbaut. Seine Herkunft weist vermutlich in die Waldglashütten der Südrhön oder von Suhl. Im 15./16. Jahrhundert waren Mitglieder der Familie Heinz in Heinrichs als Fuhrleute tätig. Auch sie blieb mit der Familie Greiner mehr als drei Jahrhunderte durch Zusammenarbeit und verwandtschaftliche Beziehungen verbunden.

Wirtschaftsraum für die Glashütte wurde das etwa vier Kilometer lange Wiesen- und Waldtal, das vom Langenbach durchflossen wird. Beiderseits des schmalen Wiesengrundes steigen die bewaldeten Höhen steil an und ziehen sich vom Steinberg über den Buchenkopf bis zur 769 Meter hohen Kalten Staude hinauf.

Baumaterial für den Ofenbau und den Glassand konnten sie aber nur im nahegelegenen Buntsandsteingebiet von Waldau-Schwarzbach gewinnen. Die hier vorkommenden Schichten des mittleren Buntsandsteins enthalten stark wirkende kaolinhaltige Bindemittel. Vermutlich haben die Langenbacher Glasmeister die kessel- und schluchtenartigen Abbaustellen auf der Hornkoppe bei Waldau bei der Sandgewinnung hinterlassen, von denen etwa 30 noch sichtbare Hohlwege zur Schleusefurt hinab führen.

Von den zehn Gütlein, die 1530 von 36 Einwohnern bewirtschaftet wurden, gehörten dem Glasmeister Hans Greiner I. vier. Die dazu gehörigen Flurteile tragen im Flurbuch die Bezeichnungen „Rodland, Rotacker oder Röder“.  Im Jahre 1537 hatte das Dörfchen seinen ersten Schultheißen. Für die nach 1550 nachgeborenen Glasmeistersöhne und für die Zuwanderer wurden neue Rodegebiete zur Verfügung gestellt und Genehmigung zum Bau ihrer Söllen­häuser erteilt. Auch der um 1548 geborene Sohn von Hans Greiner III., Hans Greiner IV., wurde Glasmeister, heiratete eine Waldauer Bauerntochter und bekam in der Waldauer Flur den Steingrund und den Steinbacher Berg zugesprochen, die zusammen mit dem Wohnhaus in Waldau dann den Namen „Schwabengut“ trugen. Er hat auch in Waldau gewohnt und der Waldauer Friedhof wurde zur letzten Ruhestätte dieser ersten Langenbacher Glasmeister.

 

Über den Bau der Hütte gibt es keine Urkunden. Aber schon 1526 ging die erste Glaslieferung des „glasers von Langenbach“ mit „scheuben“ (Scheiben) für 20 Gulden an das im Bauernkrieg verwüstete Schloß Mainberg, wo die Greiner vor einem Jahr eingekehrt und einen Vorschuß von zwei Gulden erhalten hatten. Der Graf von Henneberg hat den Bau der Hütte durch einen Vorschuß von 78 Gulden ermöglicht, die beim Tod von Hans Greiner I. im Jahre 1531 noch nicht abgegolten sein konnten. Seine Erben mußten deshalb die Hütte an den Schleusin­ger Geldverleiher Moses verkaufen, nutzten sie aber weiter. Erst 1550 haben sie die Hütte wieder erwerben können.

I Jahre 1558, nach dem Tod von Hans Greiner II, übernahm dann die ganze Meistergeneration, die in der Hütte tätig war, gemeinsam den Betrieb der Hütte. An die Stelle „des Glasmeisters“ traten nun „die Glasmeister von Langenbach“. : Bis zum Abgang der Hütte 1589 war jeder Glasmeister von Langenbach ein selbstproduzierender Handwerker, der im Besitz seines Ofenanteils und der wenigen Arbeitsmittel zum Produzieren war.

 

Die Langenbacher Glasmeister besaßen immer das Wohlwollen der Grafen von Henneberg. Sie waren ihnen nicht nur Glaslieferanten und Steuerzahler, sondern ihre Hütte war eine wirtschaftlich attraktive Einrichtung, die sie oft besuchten und in die sie ihre hohen „ausländischen“ Gäste führten. Die Hütte war tatsächlich für ihre Zeit eine einmalige und technisch einzigartige Einrichtung im Thüringer Wald.

Daß sich der Langenbacher zwölfstühlige Ofen dem früheren Kuppelbau gegenüber als der bessere erwies, geht aus Überlieferungen hervor. Der Landgraf von Hessen war um die Mitte des 16. Jahrhundert bemüht, die Produktionsweise der vielen Waldglashütten seiner Herrschaft zu verbessern und ließ durch den Pfarrer Rhenanus, der sein „Glasexperte“ war, Versuche anstellen. Im Jahre 1579 holte er als Berater „den glaser aus Schleusingen“ nach Hessen. Im Ergebnis dieses Besuches erfahren wir auch eine Beschreibung des Langenbacher Ofens: „Sein Feuerofen sei ganz und gar rund gewölbt, er habe aber einen Glasofen darüber, so um 6 Zoll höher sei und ganz und gar rund gewölbt wie ein Kessel. Desgleichen seien seine Häfen nicht halb so hoch und weit wie diese“.

Noch im Herbst 1579 schickte der Landgraf Rhenanus nach Schleusingen-Langenbach und erhielt von diesem nach seiner Rückkehr folgenden Bericht: „Er habe die Hütten zu Schleusingen auf das fleißigste besichtigt und nachdem der Glasofen daselbst viel artiger und ordentlicher denn allhier unserer Gläsener Waldöfen angestellt, so viel abgenommen ... Es ist der Schleusinger Ofen nach einer Symmetrie also abgeteilet, daß, wiewohl ohne das 12 Gläsener vor einem Ofen aller Art Gläser kunstvoll Winter und Sommer wirken, sie gleichwohl ein Großes an Holz einsparen ...“ .

Die Produktion der Langenbacher Glasmeister war sehr vielseitig. Nach den Amtsrechnungen von 1537-1580 lieferten sie an die Hofhaltung in Schleusingen Fensterglas, Biergläser, Schalen und Apothekenglas, aber auch „Herrengläser“, bedeckte Gläser, Rote Kraußen wurden hergestellt. Ein Teil der Gläser kam in den Handel und schon auf die ausländischen Märkte. Im Jahre 1579 beklagten sich die Langenbacher Glasmeister, daß ihr Absatz stocke, weil „all unsere Wehrdleudte (Gewährsleute) auß den Niederlanden durch den schweren Krieg (Aufstand der Niederlande 1579) verhalten werden und der Glashandel bei ihnen sehr darnieder liege“. Für diese Fernhandelsbeziehungen war der Standort der Glashütte zwei Kilometer von der Nürnberg-Erfurter Straße mit Anschluß nach Würzburg besonders günstig

Auch die Glasveredlung wurde in Langenbach schon betrieben. Im Jahre 1534 mußte der „Malerhans“ hohe Gläser und etliche Kraußen von Schleusingen nach Berleburg (Westfalen) bringen. Hinter diesem Namen verbirgt sich der Sohn des im Waldauer Kirchenbuch ausgewiesenen Hans Heß vom Waldauer Hessengut. Er starb 1614. Sein Sohn Hans Heß II. wohnte in Steinbach und wurde ebenfalls Glasmaler. Aus seiner Hand können die beiden ältesten gemalten Thüringer Gläser stammen. Es handelt sich um den großen Glashumpen, der im Museum in Gotha steht, 25,5 Zentimeter hoch ist, und auf dem das vom Magister Triebel, bis 1593 Pfarrer in Waldau, verfaßte Loblied auf das Glas kunstvoll aufgemalt ist. Das zweite Glas steht in den Staatlichen Kunstsammlungen der Veste Coburg und trägt den Namen „Ursula Müller Glas“ mit der Jahreszahl 1596. Es wurde als Brautgeschenk für Ursula Müller (Lauscha) hergestellt.

 

Im Jahre 1583 starben die Grafen von Henneberg aus. Es folgten 76 Jahre gemeinschaftlicher sächsischer Verwaltung der Grafschaft. Die persönlichen Beziehungen zwischen Glasmeistern und Herrschaft gingen zu Ende. Den in Schleusingen tätigen Amtsleuten war die Hütte vor allem ein die Wälder verschlingender Betrieb, was ja auch nicht ganz unrichtig ist. Man sperrte ihr den Holzeinschlag, was das Ende der Glashütte bedeutete. Um 1587 ging die Langenbacher Glashütte wegen Holzmangel ein.

Im Jahre 1575 finden wir unter den Einwohnern Langenbachs die Namen der Glasmacherfamilien, die die Glasindustrie des Thüringer Waldes begründet und der deutschen Glasindustrie vielseitige Impulse gegeben haben. Zu ihnen gehörten auch die beiden Gründer von Lauscha und die Gründer von Fehrenbach. Aber die Langenbacher Glasmacher gaben ihren Beruf nicht auf. Sie suchten in den Nachbarstaaten um Einreise nach und erhielten 1593 bzw. 1595 die Einreisegenehmigung in die Herrschaft Coburg und in das Lauschatal, das zur Herrschaft Pappenheim gehörte.

Das Dorf vereinsamte mit seinen rund 100 Einwohnern. Seine Einwohner verlegten sich nun­mehr auf holzver­arbeitende Gewerbe. Der Ort wurde ein Böttcherdorf, bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich hier der Innungssitz. Aber auch von den Hammerfamilien Dellermann-Bischof und Appenfeller wurde Langenbach als Wohnort benutzt, die von hier aus ihre Eisenhämmer jenseits der Schleuse in Lichtenau einrichteten. Im Jahre 1590 hatte der Ort 103 Einwohner, 1611 war die Zahl auf 117 gestiegen. Nach dem 30-jährigen Krieg waren von den 25 Feuerstellen des Dorfes noch 5 übriggeblieben. Erst um 1820 war der Bevölkerungsstand von 1587 wieder erreicht, der bis 1910 auf 215 anstieg. Heute geben die Industrien der Umgebung den 189 Einwohnern des Dorfes Lebensmöglichkeiten.

 

Die Glasschneiderfamilie Heß:

Ein Sohn des Hans Heß II., Johann (Hannß) Heß, wurde 1605 in Langenbach geboren. Er arbeitete von 1635 bis 1639 an der herrschaftlichen Glashütte Tambach und folgte als Glasschneider seiner in Vilbel (bei Frankfurt/M.) verheirateten Tante. Am 22. April 1646 leistete er mit seiner Frau Susanna in Frankfurt den Bürgereid. Er begründet eine Glas- und Edelsteinschneiderfamilie, die sich über mehrere Generationen verfolgen läßt.

1. Johann Heß, geboren 1605 in Waldau, später in Tambach, verheiratet mit Susanna, Witwe des Jakob Müller. Vin1635 -1639 (vielleicht 1642) ist er in Tambach, wo Herzog Bernhard von Weimar mit Hilfe von italienischen Glasmachern eine Glashütte betrieb. Seit 1642 ist er in Frankfurt, gestorben 30. August 1689. Das Taufdatum findet sich allerdings nicht in den Kirchenbüchern, da diese erst 1609 beginnen.

2. Johann Benedikt I, geboren 1641 oder 1642 wahrscheinlich in Tambach, gestorben 6. Dezember 1680.

3.  Johann Benedikt II, geboren 26. März 1672, gestorben 16.Oktiober 1736.

4. Peter Heß, geboren 5. Dezember 1709, weit 1746 in Kassel, dort gestorben November 1782.

Johann Heß unterschreibt in Frankfurt mit „Johan Heß von Walda, von der Kunst des Glasschneidens“. In seinem Gesuch schreibt er, daß er bereits ein ganzes Jahr in Frankfurt sei und sich eine gesicherte Existenz geschaffen habe. Er erwähnt, daß er seine Frau in Tambach gefunden habe. Er stammt wohl aus einfacheren Kreisen (das zeigen die Paten seiner Kinder), kann aber durchaus als wohlhabend bezeichnet werden. Er beginnt allerdings mit gering bezahlten Arbeiten wie das Schneiden von Wappen. Seine erste urkundlich nachweisbare Arbeit ist ein großes Zunftglas mit dem Barbierer-Wappen. Die Werke der Familie befinden sich im Historischen Museum in Frankfurt. Als er 1689 starb, konnte er, der „sehr berühmte Glasschneider“, an Sohn und Enkel eine berühmte Glasschneiderschule hinterlassen (nach Gustav Pauzarek: Der Frankfurter Glasschnitt und die Familie Heß“, in „Der Kunstwanderer 1927)(siehe auch das Manuskript von Louis Heinz).

Auf Grund von Kirchenbüchern und Archivmaterial konnten bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts allein 2.458 männliche Nachkom­men des Langenbacher Gründers Hans Greiner I. nachgewiesen werden, von denen 1.181 in den Glashütten tätig waren. Von den 3.000 für den gleichen Zeitraum festgestellten männlichen Nachkommen des Glasmeisters Hans Heinz I. hat ebenfalls ein großer Teil im Beruf des Glasmachers die Glashüttengeschichte des Thüringer Waldes mitgestaltet. Es waren fast ausschließlich die Nachkommen der sieben in Langenbach tätigen Glasmacherfamilien, die bis zum 19. Jahrhundert im „Glasmacherland“ des mittleren Thüringer Waldes arbeiteten und darüber hinaus an vielen Plätzen Europas Glashütten gründeten oder darin als Pioniere ihres Handwerks tätig waren.

Eine ausführliche Geschichte der Glashütte in Langenbach bietet: Ernst Koch: Die ehemalige Glashütte zu Langenbach bei Schleusingen, die Mutter der Glashütten zu Fehrenbach und Lauscha (1525-1589), Meiningen 1908.

 

Kirchenzuchtmaßnahmen:

 Der Pfarrer soll 1892 den jungen Lehrer in Langenbach vor dem Verkehr mit einem notorischen Religionsspötter warnen, über den bei der Kreissynode gesprochen wurde.

Ein Paar aus Langenbach hat 1892 schon vor einem Jahr die Ehe in Suhl geschlossen, ist aber noch nicht getraut worden. Es wird ihm ein Termin gesetzt, widrigenfalls wird mit Strafe dagegen vorgegangen.

 

Musikalische Vereinigung:

Einwohner von Langenbach gehören einmal zur „Musikalischen Vereinigung Schleuse­grund“. Es handelt sich dabei um ein echtes Laiensinfonieorchester mit kompletter sinfonischer Besetzung, das sich an anspruchsvolle Musik heranwagte und diese einer ansehnlichen Zuhörerschaft darbot. Das ist vor allem einem glücklichen Umstand zu verdanken. Im Jahre 1903 nämlich trat an der Volksschule in Schönau der junge Lehramtsanwärter Ernst Schäfer seinen Dienst an.

Rasch zeigte sich, daß die Schönauer nicht nur einen guten Lehrer erhalten hatten, der bei alt und jung bald beliebt war, sondern es erwies sich zugleich: Ernst Schäfer war ein musikalisch hervorragend ausgebildeter und talentierter Mann, der zudem noch über organisatorisches Geschick verfügte. Unterstützt von seinem Gießbäder Kollegen Ernst Dahinten und vom Unterneubrunner Forstmeister Adolf Menzel verwirklichte der Schulmeister seine Idee von der Gründung eines sinfonischen Klangkörpers aus lauter Amateuren.

Am 18. Dezember 1909 wurde die Musikalische Vereinigung Schleusegrund aus der Taufe gehoben, gab bald ihr erstes Konzert und prägte von nun an das Kulturleben der Region mehr als zwei Jahrzehnte entscheidend mit. Schäfer, Dirigent und Musikalischer Leiter, mußte sich jedoch nicht nur auf völlig unbedarfte Laien stützen. Zu Zeiten gehörten der Vereinigung neun Lehrer und ein Pfarrer an, Berufsgruppen, die seinerzeit mindestens ein Instrument obligatorisch und zumeist recht gut beherrschten. Ernst Schäfer bemühte sich auch erfolgreich, talentierten Kindern einfacher Leute ein Instrument erlernen zu lassen und sie ins Orchester einzureihen.

Im Übrigen mußten die Schüler der Oberklasse bei Bedarf fleißig Partituren abschreiben oder vor Konzerten die Stühle im Saal aufstellen. Proben und Aufführungen waren vorwiegend im Winterhalbjahr, wenn neben der beruflichen Tätigkeit keine landwirtschaftlichen Arbeiten mehr anfielen. Jeden Donnerstag trafen sich die Musikanten im Gasthaus „Zur Hütte“ zum Einstudieren der Stücke.

An Auftrittstagen, in der Regel sonntags, fand vormittags 10 Uhr die Hauptprobe und nachmittags oder abends die Aufführung statt. Die Vereinigung musizierte im großen Saal der erwähnten „Hütte“ in Schönau, in Eisfeld im „Gambrinus“, in Veilsdorf sowie in Kirchen des oberen Waldgebietes. Die Orchestermitglieder spielten völlig unentgeltlich. Die Erlöse aus den Eintrittsgeldern (die Karte kostete 50 Pfennig), sowie Zuwendungen und Spenden wurden für den Kauf von Noten, Instrumenten und für die Deckung laufender Unkosten verwendet beziehungsweise gemeinnützigen Zwecken zugeführt.

Auch die Lokalpresse nahm vom Orchester Notiz. Die „Suhler Zeitung“ berichtete am 18.

August 1925 von einem Kirchenkonzert in Waldau, auf dem Lehrer Güntsch aus Steinbach das Präludium in G-Dur von Bach „mit großer Sorgfalt“ vorgetragen hat, Lehrer Schnoor aus Lichtenau und Pfarrer Perizonius aus Unterneubrunn ein Konzert für zwei Violinen zu Gehör brachten, der Waldauer Kirchenchor unter Kantor Ludwig sang sowie die Musikalische Vereinigung Schleusegrund, ein „30 Mann starkes Orchester“, von Lehrer Ernst Schäfer „zielbewußt und sicher“ geleitet wurde.

Um Besucher zu gewinnen, praktizierte Schäfer anfangs unter anderem eine ebenso einfache wie wirksame Methode. Jedes Schulkind brachte als Angebot den Eltern zwei Eintrittskarten mit nach Hause. Und dem verehrten Herrn Lehrer zuliebe nahm man in aller Regel an. Dieser sanfte Zwang änderte sich nach und nach bei nicht wenigen in eine Gewohnheit, und mit der Zeit hat sich das Bedürfnis entwickelt, im Winter Konzertaufführungen zu besuchen.

Das Repertoire der Vereinigung ist erstaunlich vielseitig gewesen: Sinfonien von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Robert Schumann sowie Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Joseph und Johann Strauß, Carl Maria von Weber, Joseph Lanner, Richard Wagner, Edward Grieg und anderen Tondichtern.

Am 7. Februar 1930, starb Schäfer völlig unerwartet im Alter von 47 Jahren. Das bedeutete das Ende der Vereinigung, weil der Dirigent und Musikalischer Leiter nicht ersetzt werden konnte. Es fanden noch einige Konzerte statt, an Neu-Einübungen war nicht zu denken, und 1934 war ganz Schluß. Nach dem zweiten Weltkrieg unternahmen der Schönauer Violin­spieler Max Leipold und der Flötist und langjährige Schriftführer der Vereinigung, August Götz aus Unterneubrunn, den energischen und erfolgreichen Versuch, eine Tradition wiederzubeleben.

In den Jahren 1950/51 wurde die musikalische Leitung dem Eisfelder Berufsmusiker Heinrich Stößel übertragen, der zu Proben und Aufführungen mit der Kleinbahn in den „Grund" fuhr und bei den Musikern im Wechsel Unterkunft und Verpflegung erhielt. Ein Leistungsvergleich von Orchestern aus den Kreisen Hildburghausen und Suhl im Jahre 1952 ging nicht zuletzt durch die Mitwirkung von Musikanten aus dem Schleusegrund zugunsten von Hildburghausen aus. Im Ergebnis dieses Ausscheids kam es 1953 zur Bildung des Kreiskulturorchesters Hildburghausen, dem Vorläufer der Suhler Philharmonie, das unter der Stabführung von Musikdirektor Max Langer erfolgreich agierte.

 

Langenbach nach dem Zweiten Weltkrieg:

Nach 1945 hat die Bevölkerung des kleinen Ortes  Wege aus der Isolierung heraus gefunden: Gemeinsam mit den Steinbachern hat sie den Bau der Naturbühne ausgeführt. Und sie hat begonnen, ihr Dorf zu einem schönen Feriendorf umzugestalten und ein Kulturhaus geschaffen, das 130 Urlauber versorgen konnte. Erst in den achtziger Jahren wurde Langenbach ein Erholungsort. Betriebseigene Bungalows besetzen die Talhänge, die Häuser boten angenehme Privatquartiere, und anstelle des Gebäudes einer ehemals einklassigen Dorfschule steht nun ein neues Kulturhaus.

 

Gemeinde Schleusegrund:

Im Jahr 1994 wurden Steinbach und Langenbach der Gemeinde Schleusegrund angeschlossen mit dem Rathaus in Schönbrunn. Die Gemeinden wollten lieber eine neue Gemeinde „Mühlgrund" bilden mit den Orten Wiedersbach, Waldau und Biberschlag. Aber auf den Ämtern sah man nur darauf, wie man 3.000 Einwohner zusammenbekam, ohne Rücksicht auf Tradition und Entfernungen. Es kam zu heftigen Protesten bis hin zu einer Anrufung des Petitionsausschusses des Bundestags. Auch die Kirchengemeinde (Gemeindekirchenrat, Pfarrer) schrieben Briefe. Es hat alles nichts genutzt. Waldau wurde mit dem ungeliebten Hinternah zusammengeschlossen. Nur kirchlich blieben Steinbach und Langenbach bei Waldau. Doch 2001 erhielten sie keine Pfarrer mehr und wurden vom Pfarrer in Hinternah versorgt. Waldau wollte gern den Pfarrsitz behalten, aber auch hier hat die Landeskirche anders entschieden.

 

 

 

 

Lichtenau

 

Der Ortsteil  hat seinen Namen sicher in Anlehnung an die Namen der älteren Siedlungen Waldau und Schönau erhalten und hat Bezug auf die Landschaft, die Tal-Aue, die man noch heute anspricht, wenn man sagt: „Ich geh in die Lichtnaa“. Hier, an Schleusefluß, Schleusefurt und Schleusegrenze wurde ein 1596 genannter Eisenhammer neben der 1624 genehmigten Mahlmühle Mittelpunkt der noch heute kleinen Siedlung.

Der Eisenhammer wurde 1596 von dem Hammermeister Appenfeller aus Hinternah eingerichtet und entnahm sein Betriebswasser der Schleuse. Als er 1740 von der Familie von Nordheim übernommen wurde, blühte er noch einmal auf und konnte bis 1846 tätig sein. An seinem Platz arbeitet noch heute ein Dorfschmied und war um die letzte Jahrhundertwende eine Streichholzfabrik in Betrieb. Im Jahre 1596 erhielt der Hammermeister Frank die Erlaubnis, neben seinem Eisenhammer in Lich­tenau ein Gasthaus einzurichten, das dem Durchgangsverkehr an der alten Straße zu dienen hatte. Er bekam aber die Auflage, nur Eisfelder Bier, also nur aus der gleichen Herrschaft stammendes, auszuschenken. Das Gasthaus „Zum grauen Bock“ existiert heute noch.

Auch die 1624 dem Förster Meckel aus Unterneubrunn genehmigte Mahlmühle hatte eine ähnliche Auflage: „Die neue Mühle uff der Lichtenau in dem Grund unter dem Wirtshaus aufzubauen und zu gebrauchen“, damit man „das Mahlwerk (Mehl) nicht in der Henneberger Herrschaft jenseits der Schleuse kaufen müsse“ (Das war im nahen Waldau!). Die Mahlmühle hat die Bevölkerung des Dorfes und der Umgebung bis etwa 1955 mit Mehl versorgt.

 

Vom Vorsitzenden des Gemeindekirchenrats (dem Pfarrer) wird am 17. September 1933 die Frage aufgeworfen, ob ein Austausch zwischen Schönau und Lichtenau ratsam sei. Lichtenau gehört zum thüringischen Pfarramt Biberschlag, von dem es genauso weit entfernt ist wie von Waldau. Am 18. Februar 1951 billigt der Gemeindekirchenrat einstimmig den Anschluß von Schönau an Unterneubrunn, weil er die Schwierigkeit einsieht, Waldau zu erreichen. An sich müßte dann ganz Lichtenau zu Waldau gehören, aber das ist nicht ausdrücklich gesagt. Traditionell war eine Trennung entlang der Schleuse, entsprechend der alten Grenze zwischen den Hennebergern und den Heßbergern. Durch den Austausch mit Schönau gehört aber ganz Lichtenau zu Waldau. Damit hat aber nichts zu tun, daß manche Gemeineglieder weiterhin sich zu Biberschlag gehörend fühlen und der Pfarrer von dort auch Gottesdienst in Lichtenau gehalten hat. Letzte Auskunft könnte das Amtsblatt der Ev.-Lutherischen Kirche von Thüringen mit dem Tauschvertrag geben.

Übrigens ist bei den Ortsschildern der westliche Teil von Lichtenau zu Langenbach gerechnet.

 

 

 

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