Rundgang durch Bischofsheim

 

    

 

 

Früheres Rathaus  (Alt-Bischofsheim 28):

Ab dem 15.Jahrhundert stand hier ein Fronhof. Dieser wurde 1845 für 6.000 Gulden von der Gemeinde gekauft und zum Schulhaus umgebaut. Von 1957 bis 1968 war hier die Gemeindeverwaltung untergebracht, bis dann an dieser Stelle das heutige Rathaus gebaut wurde. Es gibt eine Fotografie vom Zwinger aus auf das frühere Rathaus und das damalige Postgebäude, das früher auch eine Schule war.

Das Bischofsheimer Rathaus aus dem Jahre 1968 diente eine Zeit der Stadtverwaltung Maintal. Aber im Zuge von Sparmaßnahmen verlegte man die Verwaltung in das Rathaus in Hochstadt. Viele Bischofsheimer trauern diesem Rathaus nach, weil es für sie der Ausdruck dafür war, daß Bischofsheim einmal Stadt werden sollte.

 

Östlich des Friedhofs waren im alten Bischofsheim noch vier Grundstücke. Der Ortsrand war also zwischen Alt-Bischofsheim 58 und 40 und gegenüber an der Westseite des Parkplatzes westlich der Apotheke (Nr. 23).

Noch weiter östlich liegt die „Alte Dorfstraße“. Dieser Name erinnert an das alte Dorf Bischofsheim, das hier lag und 1558 abbrannte. Das Dorf wurde danach etwas weiter westlich aufgebaut. Es hatte allerdings nur einfache Befestigungsanlagen: einen inneren Dorfgraben, davor ein mit einer Dornenhecke bepflanzter Wall und davor im Norden und Westen der Stumpfgraben und der Haingraben. Zugang war nur möglich über zwei Tore (Breultor, Schäfertor) und zwei Pforten. Eine davon war die Katharinenpforte am Ende der Hintergasse (heute: Alt-Bischofsheim). Die Verbindung von der Hintergasse zum Kreuzstein wurde 1901 geschaffen, Hintergasse und Obergasse wurden 1905 gepflastert.

 

Post:

Seit 1857 kam die Post aus Bergen, seit 1869 gab es einen ersten Briefkasten. Seit 1895 kam die Post aus Fechenheim, 1907 gab es das erste Telefon. Die erste Postagentur war bei Johannes Wörn, im alten Backhaus, heute Alt-Bischofsheim Nr.16. Seit die Rentenzahlung durch die Post eingeführt wurde, befand sie sich in einem Anbau eines Hauses in der Zwingerstraße. Im Jahre 1958 wurde die alte Schule, Alt-Bischofsheim Nr. 30, gepachtet und umgebaut. Das Gebäude ist heute abgerissen, die Postagentur in einer Bank.

 

Friedhof:

Im Jahre 1847 wurde hinter den Gebäuden auf dem Grundstück Alt Bischofsheim 28 der Friedhof auf errichtet und 1875/76 bis zur Zwingerstraße erweitert. An der Ostseite ist die Mauer noch fast vollständig erhalten. Erhalten ist eine Zeichnung von Amtmann Usener aus Bergen, die den Eingang des alten Friedhofs zeigt. Der Friedhof wurde 1940 eingeebnet und nach dem Krieg dort das Rathaus und die Häuser an der Zwingerstraße gebaut.

Der jetzige Friedhof in der Friedhofstraße wurde 1908 angelegt (mit einer Ruhefrist von 100 Jahren). Er hatte auch eine Leichenhalle, so daß es keine Beerdigungen vom Haus aus mehr gab. Eine neue Trauerhalle wurde 1967 gebaut und 1970 erweitert. Das Ehrenmal von 1925 wurde nach dem zweiten Weltkrieg erweitert.

 

 

 

 

 

Schäfergasse:

Am Anfang der Schäfergasse zweigt die Niedergaase ab.

Die Gaststätte „Schäferstube“ in der Schäfergasse 6 ist erst neu eingerichtet. Das Haus ist aber alt, von 1718, auch von hinten sehenswert; die Fenster sind allerdings zu wenig gegliedert und hinten mit Rolläden versehen. Gegenüber stand das ganz alte Rathaus.

Die Straße wurde 1900 gepflastert. Sie ging bis zum Schäfertor (Untertor), das 1695 neu gebaut wurde und mit einer Wohnung ver­sehen war. Es wurde 1854 abgebrochen. Es stand an der Einmündung von Zwingerstraße und Jahnstraße.

Das Haus an der westlichen Ecke war die Gaststätte  „Zum grünen Baum“. An diesem Haus hat man das Fachwerk zugekleistert, die Fenster mit Rolläden versehen, die Tür ist nicht original, der Sockel mit Platten belegt. Bemerkenswert sind drei Kastanien in der Jahnstraße am Schäfertor.

Die Häuserflucht in der Jahnstraße zeigt den Verlauf der alten Ortsbegrenzung. Diese knickte etwa beim Haus Nr.8 (gegenüber Leder Wörner) nach Nordwesten ab, verlief durch die heutigen Gärten und ist wieder zu erkennen am Verlauf der Grundstücksgrenze nördlich der Häuser Haingrabenstraße Nr. 40-56. Danach bilden Haingrabenstraße und Stumpfgrabenstraße (südlich der südlichen Häuserzeile) die Grenze.

 

Borngasse:

An der Einmündung der Obergasse stand der alte Dorf-Brunnen. Das Wasser wurde schon vor 1750 durch hölzerne Rohre von der Bornbergquelle durch das Pförtchen und die Borngasse zu diesem „Springbrunnen‘“ mit vier Rohren und zwei steinernen Trögen geleitet. Der Brunnen wurde 1856 völlig erneuert und war der Treffpunkt der Jugend. Als 1911 die Wasserleitung gebaut wurde, wurde auch der Brunnen abgebrochen (davon gibt es noch ein Bild). Der Brunnen stand zunächst in einem Garten am Bornberg, dann auf dem alten Friedhof und seit 1974 nördlich der Kirche. Aber auch dort wurde er wieder entfernt.

Am nördlichen Ende der Borngasse war die Pforte zwischen der Mitte des Hauses Nr. 10 und dem Schuppen auf dem Grundstück Nr.17. An der Straße „An der Pforte“ kann man im mittleren Teil an den Scheunen noch den Rand der alten Ortslage erkennen.

 

Ortsansicht von Norden: Handzeichnung von 1859

Das im Jahre 1841 abgerissene Pförtchen am Eingang der Borngasse ist nicht mehr vorhanden; es ist nur durch einen Schlagbaum an gedeutet, der Anfang des Jahrhunderts noch vorhanden war. Der Künstler stand am Bornberg ungefähr an der Stelle des Hauses Bergerstraße 59. Der Blick geht nach Süden und fällt in die Borngasse und die Schäfergasse. Das Schäfertor wurde allerdings schon 1854 abgebrochen. Der Brunnen am Ende der Borngasse ist genau eingezeichnet. Neben dem  Tor fehlt das 1668 erbaute und 1962 abgerissene alte Rathaus, das ja das größte und höchste Gebäude in der Gemeinde war.  Der Kirchturm ist mit fotografischer Treue gezeichnet. Das rechts von der Kirche liegende Gebäude mit dem Walmdach ist das Wohnhaus der Heß'schen Hofraite, das 1845 von der Gemeinde für 6.000 Gulden angekauft und zum Schulhaus umgebaut wurde und später Rathaus war.

Der Blick auf den Hang zeigt keine Weinreben mehr. Aber die malerische, etwas vernachlässigte Dornenhecke ist im Verlauf des Stumpfgrabens naturgetreu gezeichnet. Es ist ganz deutlich zusehen, daß das Breultor höher war als das Schäfertor, auch wenn es im Volksmund immer umgedreht behauptet wird. Außerhalb des Tors standen um diese Zeit nur einzelne Gebäude, eine größere Bautätigkeit trat erst nach 1870 ein.

 

 

Breulgasse:

An der Kreuzung von „An der Pforte“ und „Breulgasse“ blickt man auf die Hochhäuser im ehemaligen Hochstädter Ried. Bilder von Überschwemmungen in der Nachkriegszeit sind noch vorhanden (Blick von dieser Stelle in die obere Breulgasse). Ein Pflasterstein aus der oberen Breulgasse wurde 1975 in einem Ständer im Rathaus aufbewahrt. Probleme gibt es bis heute mit dem Durchgangsverkehr durch diese Straße.

Das Breultor (Obertor) stand in der Höhe der Ortsgrenze zwischen Haus Nr. 8 und dem 10 und dem gegenüberliegenden Hof. Es wurde wie das Untertor 1695 erbaut und enthielt eine Wohnung, die auch Armenstube und Hirtenhaus war.

Im Jahre 1867 wurde das Tor abgerissen. Die Straße ist heute stark mit modernen Gebäuden durchsetzt, sogar mit einem Industriebetrieb. Neben dem Tor stand die Schule.

 

Schule:

Ein Lehrer („Schuldiener“) wird 1608 erstmals erwähnt. Die erste Schule stand auf dem Kirchhof, die zweite  auf dem Grundstück des Gemeindebackhauses Alt-Bischofsheim Nr. 16. Dann wurde 1665 ein Schulhaus am Ende der Breulgasse vor dem Breultor gebaut, von der noch ein Bild vorhanden ist. Allerdings ist das Haus 1776 abgebrannt und neu gebaut worden, der Neubau stand bis 1971 (Schmied Schäfer), er hatte eine Sonnenuhr. Im Jahre 1715 gab es (zusätzlich?) eine „Freyschule“, für die die Eltern außer den Schulscheiten keine Kosten zu tragen hatten. Und  1899 wurde noch ein Schulraum im Alten Rathaus eingerichtet. Weitere Schulen gab es in Alt-Bischofsheim Nr. 28 und 30.

Die Waldschule von 1907 ist noch heute in Betrieb. Auf dem Hof stehen noch drei Platanen aus dieser Zeit. Ein Bild zeigt die Schule mit dem seit 1914 geplanten und 1958 errichteten Erweiterungsbau und im Vordergrund mit dem Kindergarten, der von 1929 bis 1959 bestand. Heute befindet sich der Kindergarten im ehemaligen Dorfgemeinschaftshaus in der Gänsseestraße, weitere Kindergärten sind in der Schillerstraße und in der Uhlandstraße. Als Schulen gibt es die Erich-Kästner-Gesamtschule, die Villa Kunterbunt und das Albert-Einstein-Gymnasium.

 

Obergasse:

Der östliche Teil heißt „Ranzen“. Der Abschluß war an der Ostseite des Bauernhofs Nr. 26 und an der Ostseite des Hauses Nr. 25. Sie verlief dann südlich der Hochstädter Straße hinter der ersten Grundstücksreihe (diese Reihe wurde auf Wall und Graben gebaut, die Straße verlief schon immer dort).

Das Haus Nr.15 hat noch altes Fachwerk, Nr. 17 hat nachgemachtes Fachwerk, das Haus Nr. 19 ist das alte Pfarrhaus, das 1899 gebaut wurde.

Im westlichen Teil der Obergasse befinden sich einige bemerkenswerte Gebäude:

Nr.12:  Niedriges Unterstockwerk massiv, Oberstockwerk original, Giebel neu, Eisentor mit Löwenköpfen, alte Lampe, Handwerkerschild; die Hofseite des Hauses ist besser erhalten.

Nr. 9: Metzgerei Ebert, früher Gaststätte

Nr. 7: Dachausbau problematisch

Nr. 5: Unten massiv, Geschoßbalken neu, oben original, Weinstock (von dieser Stelle aus gibt es ein Foto in Richtung Westen).

Nr. 1: Inzwischen leider mit Eternit verkleidet. Das Eckhaus war eine Gaststätte

Die Zwerchgasse (diese Schreibweise ist an sich richtig) ist heute sehr stark verbaut. Auch ein Besuch der Niedergasse lohnt sich kaum, weil sie stark mit modernen Bauten durchsetzt ist (z.B. einer Autowerkstatt und einem Wohnblock). Nur hinten rechts am alten Ortsrand befindet sich noch ein kleines Haus mit teilweisem Fachwerk.

 

Gastwirtschaften:       (vor dem 1.Weltkrieg)

  1. Obergasse 7 : Gaststätte Ebert, „Bürgermeisters Fritz“.
  2. Obergasse/Ecke Borngasse: „Zur Krone“, Kellersche Wirtschaft, „Merdian“.
  3. Alt-Bischofsheim/Schäfergasse (heute Sparkasse): „Hessischer Hof“, „Bauers Peter“.
  4. Schäfergasse 16: „Zum grünen Baum“, Besitzer Heinrich Reuhl
  5. Fechenheimer Weg 11: „Kaiser Friedrich“, heute „Dorfschänke“.

Bild: Eine Bischofsheimer Gastwirtschaft um 1830 (von Anton Radl, Historisches Museum Frankfurt)

 

Alt-Bischofsheim:

Eckhaus zur Schäfergasse: Gut erhaltenes Fachwerk.

Nr. 6: Fachwerkhaus mit Backsteinen.

Nr. 9: Gutes Fachwerk.

Nr. 1: Modernisiertes Fachwerk, Bäckerei und Raiffeisenbank (Zeugen einer Zeit, in der man modernisieren wollte und Luft schaffen durch Abriß der Nebengebäude).

Nr. 16: Dieses Haus war das Backhaus. Es gehörte der Gemeinde, der Bäcker pachtete es und mußte dafür den Gemeinde-Eber halten. Alle zwei Jahre wurde ein neuer Backofen gebaut. Auf dem Grundstück waren Wohnhaus, Backhaus, Stall und Scheune. Man kaufte in der Regel zwei Brote für zwei Tage. Ab 1826 war das Haus an die Familie Wörn verpachtet, die es 1850 kaufte.

 

 

 

 

Kirche

Die Kirche war in früheren Zeiten der Mittelpunkt des Ortes und die Kirchturmspitze der höchste Punkt im Dorf. Von der Kirche gibt es naturgemäß die meisten alten Bilder. Die heutige alte Kirche ist in den Jahren zwischen 1538 und 1559 erbaut worden (Begründung unter „Kirche Geschichte“ ).

 

Baugeschichte der Kirche:

Bei einer Reparatur der hölzernen Kirchturmspitze im Jahre 1718 fand man die eingehauene Jahreszahl 1565. Der Turm hatte also über 150 Jahre allen Stürmen standgehalten und auch den Dreißigjährigen Krieg überdauert.

Im Jahre 1565 wurde also die Kirchturmspitze neu errichtet. In einem Hanauer Regierungsprotokoll vom 12. November 1569 ist zu lesen, daß Erasmus Steindecker zur „Vollführung des Kirchturmes noch etwas Geld bedürfe“.

Eine Kirchenturmuhr wird schon im 13. Jahrhundert erwähnt. Sie hatte allerdings kein Zifferblatt, sondern wirkte nur akustisch. Heute hat die Kirche keine Uhr mehr.

Im Jahre 1684 wurde die Nordseite des Kirchenschiffs mit Schiefer gedeckt, die Südseite etwas später. Ein steinerner Opferstock aus dem Jahre 1686 ist heute noch vorhanden. Die Glocken von 1679 und 1714 wurden im Ersten Weltkrieg einschmolzen.

Am 11. Mai 1695, abends zwischen 8 und 9 Uhr, schlug der Blitz in den Turm, er verursachte aber nur Schaden am Gemäuer. Hier berichtet der Pfarrer, daß das Gewitter am folgenden Tage, dem Pfingstfest, wiederkam und 17 Stunden lang tobte. Gewaltige Wassermassen stürzten nieder, Kinzig und Main traten über die Ufer, das Dorf ersoff fast. Alle Zeitungen (!) hätten über das Unwetter berichtet.

In einer „Beschreibung der ev. Pfarrei Bischofsheim“ aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts wird über die Kirche gesagt:  „1731 erhält sie eine bedeutende Ausbesserung“.

Im Jahre 1740 hatte der Sturm ein Fenster im Chor eingeschlagen. Man wußte wohl, daß das Bartholomäusstift in Frankfurt unterhaltungspflichtig sei, hatte es jedoch seit Menschengedenken nicht mehr in Anspruch genommen und traute sich nicht so recht. Der Pfarrer entwarf ein äußerst geschickt abgefaßtes Schreiben und sandte den Schulmeister damit los. Die Herren in Frankfurt berieten lange und drückten dem Schulmeister die verlangten zwei Gulden in die Hand. In Bischofsheim freute man sich, das alte Recht bestätigt zu sehen.

Im Jahre 1730 wurde Leutnant von Knobloch im Chor der Kirche beigesetzt. Das Kirchenschiff erhielt 1832 einen neuen Anstrich, Kugel und Hahn wurden 1858 neu gefertigt.

Am 14. Juli 1884 schlägt der Blitz abermals in den Kirchturm, aber er richtet nur im Gebälk allerlei Verwüstungen an.

Bei der Repara­tur entdeckte man, daß die 1858 über der Turmspitze aufgesetzte Kugel ein Loch hatte, Bienen und Vögel darin nisteten und von den darin aufbewahrten Urkunden keine Spur mehr vorhanden war. Kreuz, Kugel und Hahn wurden neu gefertigt und vergoldet, doch im Bombenkrieg 1944 wurde alles wieder vernichtet.

Im Jahre 1885 erkannte die Kirchengemeinde, daß trotz einiger ausgeliehener größerer Hypotheken das Geld für einen Kirchenanbau nicht ausreiche, man be­schränkte sich auf die Ausgestaltung des vorhandenen Raumes. Die neue Orgel, die bis 1967 ihren Dienst tun sollte und 3.300,- Mark kostete, kam nicht mehr in den Chor, sondern auf die Empore. Im Chor wurden hinter dem Altar aufsteigende Bänke angebracht, auch an die Nordseite kam eine neue Em­pore, die durch einen Treppenaufgang von außen erreicht wurde. Zudem bekam die Kirche einen neuen Außen- und Innenputz, Bibelzitate zierten die Innenwände. Die Gemeinde weigerte sich, für die Bauarbeiten Hand- und Spanndienste anzuordnen, aber die meisten Bauern machten freiwillig viele Fuhren. Die Malerarbeiten wurden durch auswärtige Handwerker ausgeführt, da die Bischofsheimer Weißbinder zu hohe Preise forderten. Die Kirche erhielt einen neuen Außen- und Innenputz und Bibelzitate an den Innenwänden.

 

Seit 1893 hingen drei Glocken im Kirchturm: Die alte Glocke war von 1714 (andere Angabe: 1704), die kleine Glocke war im Jahre 1859 durch Ph. H. Bach in Windecken geliefert worden. Dazu kam im Dezember 1893 die große Glocke von der Firma G. A. Jancke in Leipzig.

Am Sonntag, den 8. Juli 1917, abends von 7 - 8 Uhr wurden die beiden für den Heeresdienst und für Kriegszwecke beschlagnahmten und enteigneten Kirchenglocken [die größte und die kleinste] zum letzten Mal geläutet. „Nur die älteste, 1704 gegossene Glocke blieb. Der Ausbau der beiden Glocken erfolgte durch den hiesigen Zimmermann und Bauunternehmer Heinrich Reuhl, der auch im Jahre 1899 das Pfarrhaus [Neubau] gebaut hat. Am 26. Juli 1917 wurden die Pfeifen der Orgel herausgenommen, die auch abgegeben werden mußten. Im Jahre 1925 entstanden ihnen Nachfolgerinnen, die aber 1942 das gleiche Schicksal erfuhren wie ihre Vorgängerinnen. So versah in ihrer einsamen Höhe die alte Glocke allein den Dienst.

 

Turm:

Der Turm im Westen hatte ursprüng­lich einen Zinnenkranz, der später durch eine Art Turmstube ersetzt wurde. Der geschieferte Turmhelm saß darauf auf und hatte an der Spitze noch eine Verdickung, ehe er in einer kleinen birnenförmigen Verdickung, der Kugel, dem Wind­spiel und einem Hahn auslief.

Am 4. Februar 1944 brannte der Kirchturm nach einem Bombenangriff im oberen Teil aus. Die Kirche hat stark gelitten: Der Turmhahn schmolz, der Turmhelm verschwand ganz im Feuer, das Gebälk des Glockenstuhls brannte auch an, die Balken verkohlten zum Teil. Das Dach des Kirchenschiffs hatte ein Drittel seiner Schieferbedeckung verloren, so daß Regen und Schnee ungehindert ins Kircheninnere eindringen konnten. Die alte Glocke ließ aber auch danach nach behelfsmäßiger Ausbesserung des Turmes im Jahre 1945 wieder  ihre Stimme erklingen.

Im Laufe des Sommers 1949 wurden verschiedene Reparaturarbeiten an der Kirche durchgeführt: Das Chordach wurde mit Dachpappe belegt, die durch Bomben und Granatsplittern beschädigte Südwand repariert und der Kirchturm mit einem Notdach versehen. Auch das Dach des Kirchenschiffs wurde an den beschädigten Stellen mit Dach­pappe belegt. Schiefer war damals sehr teuer und schlecht aus der französisch besetzten Zone zu erhalten. Ein neuer Ofen wurde links vorne gesetzt. Die Dachrinnen wurden repariert. Von 1945 bis 1952 war die Kirche ohne richtiges Turmdach. Das Dach des Kirchenschiffes wurde dann doch noch mit Schiefer ausgebessert, weil der Regen ständig ins Kirchenschiff drang.

 

 

Im Sommer 1950 wird mit der Instandsetzung des Kircheninneren begonnen. Unter Beratung des Landeskonservators werden an der Decke von Chor und Kirchenschiff alte Blumenornamente freigelegt. Am 13. Dezember 1952 wurde durch einen gewaltigen Sturm das Notdach vom Turm abgerissen.

 

Im Jahre 1953 wurde mit dem Ausbau des Turmes be­gonnen. Vom Zinnenkranz blieb nur der untere Rand erhalten. Auf den Turm wurde eine Betondecke gesetzt und darauf wieder ein schmalerer Turmaufsatz, so daß ein Umgang um den Turm entstand, von dem aus das Musikkorps blasen konnte. Aber leider zeigte sich sehr bald, daß die Abdichtung des Rundgangs nicht gut genug war und Wasser in den Turm eindrang. Die Turmmauern wurden langsam feucht. Vor allem im Herbst war der Kirchturm im oberen Teil seines Verputzes, also unterhalb des Schutzgitters, sehr feucht. So mußte nochmals an dem Turm herumgebaut werden, bis der Umgang dicht war.

Die Spitze des Turms besteht zunächst aus senkrechten, im Achteck angeordneten Mauern, ehe das spitze Turmdach beginnt. Es trägt auch wieder Knopf, Wind­spiel und Hahn. Diese Kirchrumspitze wurde von dem Bischofsheimer Schmiedemeister Fritz Kinkel geschmiedet und montiert.

Die Wiederherstellung erfolgte durch die politische Gemeinde, geldlich stark unterstützt durch die Kirchengemeinde und den Landeskonservator von Hessen. Lange war man sich über die Form des Turms nicht klar. Landeskonservator, Landeskirchenamt (soweit es überhaupt gefragt wurde) wollten nicht mehr die alte Form haben. Anders dagegen der Kirchenvorstand, der mehr am Althergebrachten hing. Endlich kam es zu der endgültigen Form. Landeskonservator und Landeskirchenamt stifteten einen vierstelligen Betrag.

 

Als vielerorts nach der Währungsreform neue Glocken beschafft wurden, regte sich auch in Bischofsheim der Wille zur Vervollständigung des Geläuts. Aber erst im Jahre 1953 konnte die Verwirklichung erfolgen. In einer Sammlung brachten 30 Männer und Frauen eine ansehnliche Summe von  nahezu 14.000 DM.

Im Oktober geschah der Guß dreier neuer Glocken, während sich die alte inzwischen in einer Glockenschweißerei einer „Operation“ unterziehen mußte, da sie sich einen gefährlichen Riß zugezogen hatte. Den Glockendienst versah in dieser Zeit eine kleine Leihglocke, die lustig und hell vom Turm herunterklang.

Bei prachtvollem Sommerwetter konnte unter starker Beteiligung der Gemeinde alle vier Glocken eingeholt werden. Ein Reitertrupp der Ortsbauernschaft, der Spielmannszug, der Kirchenchor, die beiden Gesangvereine „Eintracht“ und „Liederlust“, die Feuerwehr, Vertreter fast aller sonstigen Vereine und andere Gemeindeglieder geleiteten in langem Zuge durch die Hauptstraßen des Dorfes die Glocken auf geschmückten, von starken Rossen gezogenen Wagen vor den Kirchhof, wo dann eine kurze Feier stattfand, bei der die beiden Gesangvereine mitwirkten.

Der Vertreter der Gießerei Wilhelm Wörner übergab die Glocken an Pfarrer Burhenne, der allen Spendern für ihre Gaben herzlich dankte und die Hoffnung aussprach, daß die Glocken in Frieden ihre Stimmen Gottes zu Lob und Ehre erschallen lassen mögen. Bürgermeister Krieger betonte, die Glocken sollten niemals wieder für Zwecke des Unfriedens und der Vernichtung abmontiert werden.

 

Am darauffolgenden Sonntag, dem 13. Dezember 1953, wurde dann die Glockenweihe gehalten im vollbesetzten Gotteshaus. Dabei half der Kirchenchor durch seine Lieder mit. Pfarrer Burhenne hielt die Liturgie, Propst Wibbeling die Festpredigt über Sacharja 3,14 b: „In Dank und Lob gegen Gott möchte die Gemeinde allezeit die Botschaft dessen hören und in Verantwortung annehmen, der da ist und kommen wird. Dazu rufen auch die Glocken die Gemeinde mit auf.“

Dekan Wessendorft nahm die Weihe der Glocken vor, bei der die jedes Mal aufgerufene Glocke ihre Stimme erhob, bis schließlich alle vier in Vollgeläut weithin über den das Dorf erschallten.

Zu der aus dem Jahre 1714 stammenden Glocke konnten 1953 wieder drei neue hinzu­gekauft werden, so daß vom Turm wieder das volle Geläut in den Tönen „f - as - b - des“ erschallen kann. Die große F-Glocke trägt als Zeichen zwischen Alpha und Omega das Monogramm Christi, dazu die Inschrift: „Gelobet sie der Herr täglich!“ Die As-Glocke (die alte) trägt das Lamm und Fahne und einen König (oder Wanderer). Die B-Glocke ist geschmückt mit betenden Händen und dem Spruch: „Tue das Gebet mit Freude!“ und die kleinste Des-Glocke hat die Taube über dem Kreuz und den Spruch: „Lasset die Kindlein zu mir kommen!“

Leider ist die kleine Glocke, die auch neu gegossen war, Anfang der sechziger Jahre gesprungen. Ein Neuguß war nötig geworden. Im Jahre 1967 konnte die neue Glocke eingeholt werden.

 

 

Inneres der Kirche:

Zwei alte Aufnahmen zeigen das Innere der Kirche. Sie sollen von 1951 sein und den Zustand vor und nach der Renovierung zeigen. Auf dem älteren Bild (für das auch die Zeit um 1900 angegeben wird) hängt von der Decke ein größerer Kronleuchter und über dem Chorbogen ist ein Spruch angebracht. Rechts ist die Kanzel, links ein Ofen. Zwischen beiden steht der Altar und dahinter sind (leicht ansteigend) Bänke aufgestellt. Das Glasfenster ist auf der Aufnahme nicht zu sehen (aber sicher auch vorhanden), links steht in kunstvoller Schrift der Spruch „Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“. Rechts steht „Selig sind, die zum Abendmahl des Herrn …“.

Auf dem neueren Bild (das nach einer Angabe von 1953 sein soll) ist die Kirche einfacher gestaltet. Über dem Chorbogen war ein einfaches Kreuz angebracht. Etwas hinter dem Chorbogen steht der Altar, dahinter sieht man (leicht ansteigend) Bänke, links ist jetzt ein „Kirchenstand“ besser zu sehen, vielleicht für die Pfarrerfamilie. Hinten sieht man das Glasfenster, das auch heute noch im Chorraum ist, daneben links und rechts die zwei Sprüche. Auf dem Bild sieht man auch an beiden Seiten die Emporen, die am unteren Rand mit Sprüchen versehen waren.

Im Juli / August 1950 haben die Kirchenältesten und freiwillige Helfer eine Sammlung durchgeführt. Zuvor war ein Aufruf verteilt worden. Der Pfarrer hat dabei allein rund 100 Familien besucht. Überhaupt brachte die Arbeit in der Kirche für den Pfarrer viel Lauferei und Schreiberei. Am 3. September 1950 hielt man den ersten Gottesdienst in dem schönen Kirchlein.

 Am 26. Juni 1950 begann die Ausmalung des Kircheninneren. Die Aufsicht hatte Kirchenmaler Velte aus Darmstadt, die Arbeiten führten aus der Weißbindermeister Burger und Brüder Frischkorn mit ihren Arbeitsleuten. Die Fensterarbeiten macht Glasköhler aus Frankfurt, die. Holzarbeiten Wilhelm Stiz, die Schlosserarbeit der Schmied Heinrich Schäfer, die Maurerarbeiten Jakob Günther. Zwei neue Läufer für den Chorraum wurden in der Kunstwerkstätte Cornelius in Kassel gefertigt. Die elektrische Installation führt Herr Bauch durch. Bei der Beseitigung des alten Putzes kamen besonders um die Schlußsteine und auf diesen selbst schöne alte Blumenornamente und Bilder zum Vorschein.

 

Die Kirche ist eine zweijochige spätgotische Halle. Zwei starke Säulen tragen das ganze Kreuzgewölbe des Schiffes. Auffallend ist, daß der Chorraum gegen­über dem Kirchenschiff etwas groß ist. Aber das kam öfter bei Kirchen vor, weil man mit dem Chorraum zu bauen begann und dann doch nicht die Mittel hatte, um eine entsprechend große Kirche zu bauen.

Der Chorraum hat zwei unterschiedliche Kreuzrippengewölbe: Ein schmaleres nach dem Kirchenschiff zu (wollte man den Chorraum ursprünglich noch größer bauen?) und ein breiteres an der Ostseite. Die Decke ist ausgemalt mit Blumenornamenten und in den Heiligen Protus und Hyacinthus in den Schlußsteinen

Protus und Hyacinthus wurden im 2. Jahrhundert geboren und starben entweder 258 oder 262 oder um 305 in Rom. Sie waren frühchristliche Märtyrer aus der Zeit der Christenverfolgung unter Valerian um 258, gegebenenfalls aber auch erst in der Verfolgung unter Diokletian um 305. Sie werden in der katholischen, in der orthodoxen und in der koptischen Kirche als Heilige verehrt. Gedenktag ist in der römisch- katholischen Kirche der 11. September, in den orthodoxen und koptischen Kirchen der 24. Dezember. Als Gedenktag des Hyacinthus wird auch der 16.August angegeben. Kirchweihtag in Bischofsheim war der Sonntag nach dem 11. September.

 

Der lateinische Name Protus bedeutet „der Erste“. Er wird auch als Protatius, Proteus, Prothus, Prote und Proto erwähnt. Im Englischen wurde daraus Saint Pratt. Der lateinische Name Hyacinthus wurde im Französischen zu Hyacinthe, im Spanischen zu Jacinto und im Italienischen zu Giacinto.

Nach traditioneller Überlieferung des Römischen Martyrologiums waren Protus und Hyacin­thus Brüder, einige Quellen bezeichnen sie auch als Eunuchen. Deshalb werden sie auch immer zusammen dargestellt als junge Männer mit Märtyrerkrone oder –palme, zum Beispiel in einem Mosaik in San Apollinare Nuovo in Ravenna. Sie beschäftigten sich mit dem Studium alter Schriften und lebten als Eremiten. Als Hauslehrer wurden sie um 240 angestellt bei Philippus, dem Präfekten von Ägypten. Sie unterrichteten dessen Tochter Eugenia und bekehrten diese wohl zum Christentum. Gemeinsam mit ihr sollen sie sich einem Kloster angeschlossen haben und von Bischof Helenus von Heliopolis getauft worden sein.

Der Legende nach begleiteten sie Eugenia nach Rom, wo sie Basilla, eine Verwandte Kaiser Valerians bekehrten. Wegen ihres Glaubens angeklagt, wurden sie gemeinsam mit Eugenia und Basilla entweder um 258 in der Christenverfolgung unter Kaiser Valerian oder um 262 unter Kaiser Gallienus mit dem Schwert hingerichtet.

Die beiden Märtyrer sind Namenspatrone einiger Kirchen in Italien, Frankreich und im angelsächsischen Raum. Im spanischen und italienischen Sprachraum ist aufgrund der Verbreitung entsprechend abgeleiteter Vornamen von einer früher starken Verehrung vor allem des Hya­cinthus auszugehen. Ihre Reliquien werden verehrt in San Giovanni dei Fiorentini in Rom sowie im Palazzo di Propaganda Fide. Papst Damasus I. (366-384) ehrte beide Heilige als „Heilige Brüder“ mit einem Epitaph, welches teilweise noch existiert.

Papst Leo IV. (847–855) ließ zahlreiche Märtyrergräber öffnen und die Reliquien auf unzählige römische Kirchen verteilen. Im Zuge der vorgesehenen Verlagerung der Gebeine der Heiligen Protus und Hyacinthus mußte aber festgestellt werden, daß nur das Grab des Protus noch aufzufinden war. Anscheinend war die Grabanlage des Hyacinthus schon zuvor zerstört worden. Die Gebeine des heiligen Protus wurden daraufhin nach San Salvatore auf dem Palatin verbracht. Später wurden sie in die Kirche San Giovanni dei Fiorentini übertragen.

In einem frühchristlichen Martyrologium aus Rom wurde zum Gedenktag des 11. September vermerkt, die Begräbnisstätte der Märtyrer sei im Coemeterium Basillae, der heutigen Katakombe S. Hermes an der Via Salaria Vetere. Der italienische Archäologe Giuseppe Marchi SJ fand aufgrund dieses Hinweises am 21. März 1845 genau dort das Grab des heiligen Hyacin­thus. Das Grab, seine Verschlußplatte und die Inschrift darauf waren unversehrt. Im Grab selbst wurden Asche und Knochenreste einer eingeäscherten Leiche gefunden. Dies ließ darauf schließen, daß der Märtyrer den Feuertod erlitten hatte. Diese Entdeckung ist bis heute der einzige Fall eines unversehrt aufgefundenen Märtyrergrabes. Nachdem die Inschrift paläographisch ins 3. Jahrhundert datiert werden kann, dürfte die Gravur unmittelbar nach der Beisetzung beziehungsweise nach Verschluß des Grabes angebracht worden sein.

In derselben Grabkammer wurden auch Reste eines alten Architravs gefunden, der zu einer offenkundig später angebrachten Verzierung gehörte. Auf ihm war eine weitere Inschrift

„Grab des Märtyrers Protus“. Beide Märtyrer waren also ursprünglich in derselben Grabanlage beerdigt.

Nachdem die Gebeine des heiligen Protus schon Jahrhunderte zuvor an einen anderen Ort übertragen worden waren, wurden die erst von Marchi aufgefundenen Gebeine des heiligen Hyacinthus 1849 in die Hauskapelle des Palazzo di Congregatio de Propaganda Fide an der Piazza di Spagna übertragen.

 

Der Chorraum ist heute mit Stühlen ausgestattet und wird für kleinere Gottesdienste genutzt. Das Glasfenster an der Strinseite mit der Christusfigur war schon vor der Renovierung in den fünfziger Jahren in der Kirche. Darunter steht ein ganz schmaler Altar. Ein abgemeißelter Sandstein an dieser Wand, auf dem vielleicht einmal eine Marienstatue stand, ist heute nicht mehr sichtbar. Links ist die Nische für das Sakramentshäuschen, in der heute ein Kelch und ein Brotteller stehen.

Ganz links an der Nordwand des Chorraums wurde bei Renovierungsarbeiten im Jahr 2012 eine alte Tür freigelegt. Man hat den alten Betonputz aus den sechziger Jahren entfernt, der mit bis zu zehn Zentimetern deutlich dicker war als zuvor angenommen; nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sehr viel Zement und Beton bei Neubauten, aber ebenso bei Sanierungen verwendet. Diese Tür kann aber nicht aus der Kirche von 880 / 8832 stammen und auch nicht aus einer früheren Kirche aus dem 13. und 14. Jahrhundert, wie man damals bei den Reno­vierungsarbeiten annahm. Man hat sie aber unverputzt gelassen, damit man ein „Fenster“ zu der alten Kirche hat, wohl zu der Kirche von 1540 - 1550.

Links am Ausgang des Chorraums steht heute ein steinerner Opferstock aus dem Jahre 1686.

Rechts vom Altar steht der steinerne Fuß der ehemaligen Kanzel. rechts am Chorbogen stand früher die Kanzel (daneben noch ein Ofen). In den Feldern der Kanzel standen Schnitzfiguren, nämlich vier Evangelisten und zwei Propheten (die sich heute in einer Nische an der Westwand der Kirche befinden). Weshalb man die ansprechende Kanzel zerstörte, ist nicht recht verständlich.

 

Bei den Renovierungsarbeiten wurden im Chor auch fünf alte Weihekreuze sichtbar. Insgesamt hatten die Kirchen immer zwölf Weihekreuze, die die Stelle bezeichneten, wo der Bischof bei der Weihe die Kirche gesalbt hatte. Ein Weihekreuzüber dem Stuhl des Pfarrers wollte man sichtbar lassen, es wurde aber ebenso übermalt wie die anderen, weil ungleichmäßig verteilt waren (eine unregelmäßige Verteilung ist bei Weihekreuzen üblich!).

Bei der Renovierung von 1953 kamen um die Schlußsteine alte Blumenornamente zum Vorschein, auf den Schlußsteinen selbst Bilder von Heiligen und Szenen aus dem Leben Jesu.

Die Schlußsteine im Chorraum zeigen im Osten (in dem größeren Kreuzgewölbe) den Heiligen Protus und im Westen den Heiligen Hyacinthus, denen die Kirche geweiht ist.

Ihre Märtyrerkennzeichen sind Palmzweig und Bibel, aber die kann man heute in der Kirche nicht mehr ausmachen. Überhaupt ist die Qualität der Bilder im Vergleich zur Zeit der Renovierung der Kirche schlechter geworden. Vielleicht hätte man doch besser daran getan, sie vorsichtig erneuern, wie man das im Chorraum der Hochstädter Kirche getan hat. Aber nur am Schlußstein an der Ostseite des Schiffs hat der Kirchenmaler behutsam und nur andeutend hier und da die Farben verstärkt und das „Soli Deo Gloria“ hinzugefügt.

 

An der Westseite des Mittelschiffs findet sich im Schlußstein das Wappen von Hanau-Münzenberg, das über das Alter der Kirche entscheidet. Es zeigt links oben und rechts unten die roten Hanauer Sparren auf goldenem Grund (richtig sind allerdings drei Sparren wie in Hochstadt), rechts oben und links unten sind die zwei Münzenberger Balken, oben rot und unten gold.

Dies ist das Wappen von Philipp III. (dem Älteren), der von 1529 bis 1561 regierte (anders als in Hochstadt ist nicht auch das Wappen seiner Frau dargestellt). Da die Kirche erst nach dem Brand des alten Dorfes im Jahre 1538 gebaut sein kann, das Wappen von Hanau-Münzenberg aber 1559 geändert wurde in ein Wappen mit den fünf Rienecker Balken, muß die Kirche zwischen 1540 und 1550 erbaut worden sein. Sie ist auch deutlicher von gotischem Baustil geprägt als zum Beispiel die Hochstädter Kirche, die auch rund 50 Jahre älter ist.

Rechts und links des Mittelschiffes waren früher die Emporen. Über der Nordempore sind in den Schlußsteinen dargestellt auf der Westseite die Heilige Familie und auf der Ostseite die Heiligen drei Könige. Im südlichen Seitenschiff sind zwei Märtyrer- oder Heiligenbilder zu finden.

Bei den Pflanzen hat man zum Beispiel des bittersüßen Nachtschatten oder Wein erkennen wollen. Aber man beläßt es wohl am ehesten dabei, daß es sich hier um Darstellungen von Pflanzen handelt, ohne sie einer bestimmten Gattung zuzuordnen. Frau Loeki Häger-Hogerland hat dennoch eine Bestimmung versucht:

Protus                         : Rote Johannisbeere

Hyacinthus                  : Schwertlilie

Heilige Drei Könige    : Kratzdistel

Die Acker-Distel hat keine Dornen. Die Echte Kratzdistel ist aber  stark bedornt. Die Blätter sind tief fiederspaltig, manche buchtig, Die Blüten stehen einzeln.

Heilige Familie           : Sonnenröschen

Soli Deo Gloria           : Kreuzdorn mit Johannisbeere

Wappen                      : Ehrenpreis

Das Bild zeigt einige Blüten mit vier Kronblättern. In Betracht kämen auch  Wiesen-Schaumkraut und Nachtviole. Beide Pflanzen haben andere Blätter als auf dem Deckenbild. Die Erdbeere hat fünf Kronblätter. Die größte Ähnlichkeit der Blätter hat das Persische Ehrenpreis (Veronica persica).

Märtyrer 1                 : Tulpe

Ein deutliches Bild der einfachen und der mehrblütigen Tulpe.

Märtyrer 2                 : Pfingstrose

Die „Rose ohne Dorn“ ist in der christlichen Symbolik die Blume der Heiligen Maria. Rosen haben keine Dornen, sondern Stacheln und gehören zu den Rosengewächsen. Gemeint ist hier die Pfingstrose, die zu den Pfingstrosengewächsen gehört. Die Blätter in einem Blumenkranz brauchen in der künstlerischen Darstellung nicht naturgetreu wieder gegeben zu werden. Weinblätter jedoch müssen immer getreu nach der Natur gemalt werden.

 

An einer Säule hängt ein Bilderrahmen mit Fotografien der alten Kirche vor 1944 innen und außen und darüber die Bilder zweier Pfarrer, der rechte ist Pfarrer Wagner (1909- 1936), der andere könnte sein Vorgänger Gustav Gans (1899 – 1909) sein.

 

An der Rückwand der Kirche nach dem Turm zu ist eine Sandsteinplatte eingelassen, auf der die Familie des Pfarrers Henricus Heyn (gestorben 1582) und seiner Frau Elisabeth (gestorben 1598), zu sehen ist. Diese Tafel befand sich nach der Aufhebung des Kirchhofes außen an der Nordwand des Chors. Sie trägt im oberen Giebelfeld die Aufschrift [in Kleinbuchstaben, Original Großbuchstaben]:

„Heinis Heinricus hic sub cespite Pastor gaudia coelestis spritus aedis habet. W. Helb  [Meister des Grabsteins]. Darunter sieht man kniend den Pfarrer mit seiner Familie (Frau und zwölf Kinder).

Eine Inschrift weiter unten soll gelautet haben: „Ano D[omini] 1582 de 22 February starb der ehrwirdige Her Heinricus Hayn, der das Predigtamt zu Bischofsheim 24 Jahr verwesen [versehen] hat. Got gebe im ein fröhliche Auferstehung. Amen.“ „Ano D [omini] 1598 den 22  Sept starb die erbare und tugentreiche Fraw Elisabeth Edle ehelich G[emahl] havsfra Got gnad. Amen.“

 

Rechts davon ist eine Nische in der Wand, die durch ein eisernes Gitter verschlossen ist. Hier war jedoch nicht das Sakramentshäuschen, denn dieses befand sich ja im Chorraum. Heute stehen in der Nische die Holzfiguren, die früher an der Kanzel waren.

Eine Kanzel fehlt heute in der alten Kirche. Die Orgel wurde 1953 gereinigt und ein großer Teil umgebaut zum Preis von 4.000 Mark. Heute gibt es jedoch nur noch die Orgel in der neuen Kirche

 

 

 

Neue Kirche:

Im Jahre 1968 erwiesen sich der Umbau und Erweiterung der Kirche als notwendig. Schon lange erwies sich der Zustand der alten Kirche als untragbar. Die Bänke waren so gebaut, daß man es keinem Menschen zumuten konnte, längere Zeit darauf zu sitzen: schmale Sitzflächen, unbequeme Rückenlehne und zu hohe Fußleisten. Die einzige Heizmöglichkeit war ein Ofen, der in einer Ecke stand. Das bedeutete aber: In der Nähe des Ofens war es unerträglich heiß, ein wenig weiter entfernt spürte man von der Wärme nichts mehr. Und die Emporen nahmen so viel Licht weg, daß fast das ganze Jahr hindurch während des Gottesdienstes die elektrische Beleuchtung eingeschaltet werden mußte.

Daher wurden bereits im April 1964 Verhandlungen mit dem Landeskirchenamt (Kirchbaurat Maurer) und dem Herrn Landeskonservator Dr. Feldtkeller über Umbau und Erweiterung der Kirche geführt. Da die vorhandene gotische Kirche in ihrem Bestand erhalten werden mußte, konnte die Erweiterung deshalb nur in Nord‑Süd‑Richtung erfolgen und die Verbindung mit der alten Kirche durch Öffnen einer Seitenwand des Kirchenschiffs hergestellt werden. Die Erweiterung in Anlehnung des vorhandenen gotischen Teils mit Pfeilerstellung und Kreuzgewölbe wurde nach eingehenden Überlegungen und Untersuchungen fallengelassen.

In seiner Sitzung vom 19. Oktober 1964 beauftragte der Kirchenvorstand dann Herrn Architekt Georg A. Müller (Frankfurt) mit der Planung und Bauleitung. Da der Kirchplatz sich als zu klein erwies, mußte mit der bürgerlichen Gemeinde wegen Ankauf des Nachbargrundstücks verhandelt werden. Im Frühjahr 1966 kam es dann zum Abschluß eines Kaufvertrages. Am 15. November 1966 wurde mit dem Abbruch der alten Gebäude auf dem angekauften Nachbargrundstück begonnen.

Dank der günstigen Witterung und der zügigen Arbeit der Arbeiter der Firma Kellermann (Hanau), der die Erd- und Maurerarbeiten übertragen wurden, konnte man nach relativ kurzer Zeit  schon den Grundstein zum Erweiterungsbaues legen. In der eingelegten Urkunde heißt es am Anfang: „Uns, Herr, wirst du Frieden schaffen; denn auch alles, was wir ausrichten, das hast du für uns getan.“ (Jesaja 26, 12). Unter dieser Losung für das Jahr 1967 legen wir heute, am 5. Februar 1967, Sonntag Estomihi, den Grundstein für den Erweiterungsbau der evangelischen Kirche in Bischofsheim, Kreis Hanau.“

Bereits am 17. April 1967 konnte das Richtfest gefeiert werden. Naturgemäß nahmen die Innenarbeiten längere Zeit in Anspruch. In der Zwischenzeit wurden die Gottesdienste im evangelischen Gemeindehaus, Berliner Straße 2 (heute: Rhönstraße), gehalten.

Im weiteren Verlauf der Arbeiten erhob sich die Frage, ob man warten solle, bis die gesamte Kirche bezugsfertig würde. Alle Beteiligten waren jedoch der Meinung, daß man den Erweiterungsbau provisorisch von der alten Kirche abtrennen könnte und zunächst den Erweiterungsbau fertigstellen sollte. So war die Möglichkeit gegeben, die Gottesdienste bereits in der Kirche zu halten und in Ruhe die schwierigeren Arbeiten in der alten Kirche durchzuführen.

Am Sonntag, dem 10. Dezember 1967, wurde in einem Festgottesdienst der Erweiterungsbau der Kirche durch Propst Martiny (Hanau) eingeweiht. Die Beteiligung der Gemeinde war so groß, daß der neue Kirchenraum bei weitern nicht ausreichte. Ein Teil der Gemeinde verfolgte den Gottesdienst in der alten Kirche, wohin er durch Lautsprecher übertragen wurde.

Im Laufe des Jahres 1968 wurden die Arbeiten in der alten Kirche fortgeführt. Am Sonntag, dem 30. Juni 1968, soll nun in einem festlichen Gottesdienst, in dem wieder Herr Propst Martiny (Hanau) die Festpredigt halten wird, die gesamte Kirche in Gebrauch genommen werden. Ein besonderes Ereignis dieses Tages wird ein Konzert der berühmten Laubacher Kantorei sein.

Das Kriegerdenkmal an der Südseite wurde in diesem Zusammenhang beseitigt (die alte hölzerne Vorhalle an der Südseite des Gotteshauses war 1956 zu einer einfachen und würdigen Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkriege ausgebaut worden).

 

 

Der Erweiterungsbau ist stützenlos mit einem Altarplatz an der neuen Südwand. Kon­struktion und Material aus unserer Zeit bestimmte die Gestaltung, ohne daß eine Unstimmigkeit  mit dem gotischen Raum entstand. Bewußt wurde der Fußboden des neuen größeren Teiles drei Stufen gegenüber dem der alten Kirche tiefer gelegt und damit die Einheit des alten gotischen Teils noch deutlicher erhalten. Der alte Kirchenraum ist dadurch Empore zum neuen Raum geworden.

Die zurückhaltende sachliche Gestaltung des neuen Raumes kann neben dem gotischen Raum bestehen. Wohl sind zwei verschiedene Räume entstanden, die aber funktionell eine Einheit bilden und harmonisch miteinander Verbindung aufnehmen.

Im Erweiterungsbau sind an der Ost- und Westseite Emporen eingebaut, wovon die Westempore zu gegebener Zeit die Orgel aufnahm und dem Kirchenchor vorbehalten ist. Seine Belichtung erhält der Erweiterungsbau von drei in Dreieckwaben aufgeteilten Giebeln, die in Sichtbeton ausgeführt und mit echtem Antikglas verglast sind.

 

Die in einer späteren Zeit eingebauten Emporen in der gotischen Kirche wurden entfernt und damit der Raum in seiner ursprünglichen Gestaltung wieder hergestellt. Der ehemalige gotische Chor ist vom Kirchenschiff durch eine Glaswand abgetrennt und soll als Werktagskapelle, die dem Gläubigen immer offen steht, benutzt werden. Die Binsenstühle, die in dieser Werktagskapelle und im gotischen Kirchenschiff Aufstellung fanden, geben die Möglichkeit zu Alternativen, so daß die Bestuhlung des Kirchenschiffes auch zur Werktagskapelle bei gottesdienstlichen Handlungen, zum Beispiel  Trauungen, ausgerichtet werden kann.

Im Kirchenschiff des Erweiterungsbaues ist festes Gestühl eingebaut, die Emporen sind mit Binsenstühlen ausgestattet. Insgesamt hat die Kirche nun im neuen Teil 339, im gotischen Kirchenschiff 100 und in der Kapelle 40 Sitzplätze ohne Notsitze, die zusätzlich aufgestellt werden können.

Kunstmaler Karl Seidl (Frankfurt) ist für die Gestaltung der Betonglasfenster unter den Emporen verantwortlich. Kunstmaler Georg Landgrebe (Kassel) nahm die Restaurierung der Decke in der alten Kirche vor.

 

Die neue Orgel kam 1998 aus der Werkstatt Fischer & Krämer, die Anfang 1970 in Endingen im Südschwarzwald gegründet worden war. Die neue Orgel für die Evangelische Kirche Bischofsheim mit 31 Registern und mit der Besonderheit der Doppelregistertraktur (d.h. die Register können sowohl mechanisch wie auch elektrisch gezogen werden) orientiert sich äußerlich an der Architektur des Kirchenraums; das Gehäuse nimmt die vorhandenen Formen auf, setzt sie in interessanter Weise um, so daß das Werk sich mit seiner strengen Gliederung optimal in den Kirchenraum einfügt.

Klanglich basiert das Werk gemäß der Tradition unseres Hauses auf dem Klangideal der badisch-elsässischen Orgellandschaft; als Ergänzung zu diesem Klangbestand sind entsprechend den heutigen Anforderungen auch die sich gut einfügenden romantischen Register zu finden.

 

 

Die Disposition

Hauptwerk I. Manual C – g‘‘‘:'         

Bourdon 16 Fuß, Principal 8 Fuß, Rohrgedeckt 8 Fuß, Gambe 8 Fuß, Octave 4 Fuß, Holzflöte 4 Fuß, Quinte 2 ⅔  Fuß, Cornet 5f.  8 Fuß,, Octave 2 Fuß,  Mixtur 4f. 1⅓ Fuß, Trompete 8 Fuß, Tremulant

 

Schwellwerk II. Manual C – g‘‘‘:

Flötenprincipal 8 Fuß, Gedeckt 8 Fuß, Salicional 8 Fuß, Voix cleste 8 Fuß, Octave 4 Fuß, Blockflöte 4 Fuß, Nazard 2 ⅔ Fuß, Flageolet 2 Fuß, Tierce 1 3/5 Fuß, Larigot 1 ⅓ Fuß, Fourniture 4f.  2 Fuß, Trompette harm. 8 Fuß, Hautbois 8 Fuß, Tremulant

 

Pedalwerk C – f’:

Subbaß 16 Fuß, Octavbaß 8 Fuß,' Flöte 8 Fuß, Cello 8 Fuß , Choralbaß 4 Fuß, Posaune 16 Fuß, Trompete 8 Fuß

 

Anzahl der Pfeifen: 1. 856, 31 Register: 26 Labialregister, 5 Zungenregister.

Schleifladen, mechanische Spieltraktur (Doppelregistertraktur).

Setzeranlage mit 3.840 Kombinationen

Längste Pfeife: 5 Meter, Gewicht: 35 Kilogramm

Kleinste Pfeife: (Klangkörper) 8 Millimeter, Gewicht: 30  Gramm.

Winddruck: 1. Manual 70 Millimeter Wassersäule 2. Manual 75 Millimeter WS; Pedal 75 Milimeter WS.

 Orgelgehäuse: Breite: 5 Meter,       Tiefe: 2,50 Meter, Höhe: 7,20 Meter.

Gesamtgewicht der Orgel: 7 Tonnen

Orgel Nr. 157 der Orgelbaufirma Fischer & Krämer, Endingen im Kaiserstuhl.

 

Turmerneuerung:

Anfang 2018 wurde berichtet (zum Beispiel Extra Tipp vom 13.01.2018), daß der Kirchturm unbedingt sanierungsbedürftig sei. Auch im gerade vergangenen Jahr konnte das traditionelle Turmblasen am 31. Dezember nicht vom Kirchturm der Bischofsheimer evangelischen Kirche erklingen. Das Gelände am schmalen Turmbalkon ist marode und nicht das einzige, was an dem Turm renovierungsbedürftig ist. Aber im Jahr 2018 soll das Bauwerk endlich saniert werden. Dafür sammelt der Kirchenvorstand unter anderem auch mit einer Glockensalami Spenden. Der untere Teil des Turms ist noch in gutem Zustand. Die großen Schäden kommen erst ganz oben. Im Mauerwerk befinde sich ein Ring aus Metall. Durch Feuchtigkeit korrodiert dieser Ring und drückt von innen durchs Mauerwerk und den Putz. Auch außen an der Turmspitze platzt großflächig der Putz ab.

Auch auf dem Turmhelm liegt einiges im Argen: So sind die Schieferschindeln porös und brüchig und müssen alle erneuert werden. Erst wenn die Schindeln ab sind, sieht man den Zustand des Holzgebälks. Auf insgesamt 500.000 Euro wird die Sanierung des Turms geschätzt. Den Hauptanteil dieser stolzen Summe kann die Gemeinde dank Rücklagen selbst tragen. Zudem rechnet der Kirchenvorstand damit, Mittel aus dem Landesdenkmalschutz und von der Landeskirche zu erhalten und hat errechnet, daß die Gemeinde am Ende noch 75.000 Euro aufbringen muß. In einem Spendenbrief hat der Kirchenvorstand zu diesem Zweck um Spenden gebeten - und ist damit auf große Resonanz gestoßen. Über 14.000 Euro kamen bereits zusammen.

Auch am Marktstand von Metzger Alexander Neun ist der Kirchturm präsent. Neun, der schon als Kind mit seinem Vater und seinem Großvater zum Bischofsheimer Markt gekommen ist, hat extra eine Glockensalami erfunden, um die Sanierung des Turms zu unterstützen. Denn ein Teil des Verkaufserlöses fließt dem Kirchturm zu. „Pfarrer Heller hat mich angesprochen und wir sind gemeinsam auf die Idee gekommen“, berichtet Metzger Neun. Bereits mehr als 50 Stück hat Neun von der haltbaren Salami in Form einer Glocke verkauft. Und die Nachfrage steige. Bereits Ende Februar sollen die Arbeiten am Turm mit dem Aufbau des Baugerüsts beginnen. Zum Winter 2018 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

 

 

Pfarrhaus:

Ein neues Pfarrhaus wurde 1899 in der Obergasse 19 gegenüber der Kirche gebaut. Es trug das Bischofsheimer Storchennest, weil niemand sonst im Dorf die Verunreinigung des Daches durch die Störche haben wollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man im Pfarrgarten ein neues Pfarrhaus mit Gemeindebüro gebaut. Ein weiteres Pfarrhaus ist in der Berger Straße. Ein Gemeindehaus wurde 1959 in der Rhönstraße 2 erbaut.

 

Kirchhof:

Rund um die Kirche sind heute noch Reste des Kirchhofs. Er erhielt 1666 zwei neue Tore, die Mauer ist von 1677. Im Jahre 1685 war er stark verwildert und wurde wieder instandgesetzt und die Tore erhielten neue Schlösser. An der Ostseite ist die alte Mauer noch erhalten, ebenso im Westen.

Vom Kirchhof zu unterscheiden ist der Friedhof: Im Jahre 1847 wurde hinter den Gebäuden auf dem Grundstück Alt Bischofsheim 28 der Friedhof errichtet und 1875 / 1876 bis zur Zwingerstraße erweitert. An der Ostseite ist die Mauer noch fast vollständig erhalten. Erhalten ist eine Zeichnung von Amtmann Usener aus Bergen, die den Eingang des alten Friedhofs zeigt. Der Friedhof wurde 1940 eingeebnet und nach dem Krieg wurden dort das Rathaus und die Häuser an der Zwingerstraße gebaut.

Der jetzige Friedhof in der Friedhofstraße wurde 1908 angelegt (mit einer Ruhefrist von 100 Jahren). Er hatte auch eine Leichenhalle, so daß es keine Beerdigungen vom Haus aus mehr gab. Eine neue Trauerhalle wurde 1967 gebaut und 1970 erweitert. Das Ehrenmal von 1925 wurde nach dem zweiten Weltkrieg erweitert.

 

In Bischofsheim gibt es in der Rhönstraße noch die katholische Kirche „St. Theresia vom Kinde Jesu“ aus dem Jahre 1960, mit Pfarrhaus und Gemeindehaus.

 

Literatur:

Über den Altbau der Kirche liegt eine Studie des Kunstgeschichtlichen Institutes der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt vor. Dort ist sie allerdings nicht mehr erhalten und auch sonst verschollen

Festschrift: Evangelische Kirche zu Bischofsheim Kreis Hanau, Kirchenvorstand 1968.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Pfarrer in Bischofheim

Erarbeitet von Inge Mankel, Bischofsheim (vor allem nach  Metropolitan Lorenz Kohlenbusch in Gelnhausen-Meerholz und Herbert Lippert aus Bischofsheim.

 

Vorreformatorische Zeit:

    1460                       Symon, Johann

    1548 – 1555           Pfleger, Heinrich. Bei der Visitation 1548 war Bischofsheim einer der wenigen noch katholischen Orte der Gegend. Auch bei der Kirchenvisitation 1549 war Bischofsheim noch altkatholisch und alle Sakramente und Zeremonien wurden nach Weise und Gewohnheit der alten christlichen Kirche gehalten

 

 

Pfarrer seit der Reformation:

(1.) 1555 - 1558          Reuel, Konrad  (Ruel), der nachweislich erste evangelische Pfarrer

 

(2.) 1558 - 1582          Heyn  Heinrich (auch: Hein oder Heinius)

Aus Gelnhausen; 1541 ins Kloster Schlüchtern eingetreten; in Schlüchtern durch Philipp Melanchthon ordiniert; 1549–1558 Pfarrer in Sterbfritz, gestorben 22.2.1- Zwölf Kinder, Tochter Susanne, am 27.7.1584 getraut mit Stephan Reuel, Witwer in Bischofsheim, Zentgraf,  gestorben 14.4.1589.

Bei der Visitation 1562 heißt es von ihm: „Er lehrt der Augsburgischen Konfession gemäß, will auch durch göttliche Gnade dabei verharren und bleiben bis an sein Ende. Er predigt sonntags zweimal, in der Woche außerdem auf den Mittwoch. Er hält das Abendmahl alle vier Wochen. Er spricht jeden einzeln von Sünden los, unterrichtet die die Abendmahlsgäste, erteilt Strafe und Buße.

Er lehrt sein Volk deutsche Psalmen. Er hält das Katechismus-Examen mit den Kindern. Er hält sich in den Zeremonien nach der Mecklenburgischen Agende. Er besucht die Kranken. Er hält Leichenpredigten bei den Begräbnissen. Er hat angelegt ein Verzeichnis seiner jährlichen Besoldung; er sagt, es genüge ihm ziemlich wohl. Der Pfarrhof ist wohl gebaut, die Patrone unterhalten ihn. Er ist mit seiner Obrigkeit wohl zufrieden.

Die Pfaffen zu St. Bartholomäus nehmen den Zehnten. Die Kirche ist wohl gebauet. Der Pfarrer zeigt an, daß seine Zuhörer sonntags nachmittags nicht fleißig zu Kirchen gehen und sitzen während der Predigt auf der Gasse. Leier Hennrich, Henn Gerlach und Eye Doss gehen nicht zum Sakrament. Mechel Hen und sein Weib leben nicht in ehelicher Gemeinschaft.

Der Zentgraf hält sich nicht fleißig in die Kirche und gibt ein böses Beispiel. Dergleichen hat er nicht viel Gemeinschaft mit seiner Frau, daß er sich aber nicht sollte ehrlich halten, kann der Pastor nicht sagen.“

 

(3.) 1582 – 1585         Menger, Wilhelm

Wahrscheinlich in Windecken geboren,  vielleicht Sohn des Diakonus Konrad Menger.  1578-82 Schulmeister in Windecken. Ehefrau Katharina. Kinder: 1. Maria, getauft 16.2.1578 in Windecken, 2. Nikolaus, getauft 12.6.1580 in Windecken, 3. Margreth, getauft 4.11.1582 in Bischofsheim, 4. Balthasar, getauft 25.4.1585 in Bischofsheim (verheiratet mit Katharina Bender in Windecken, gestorben 1611 in Windecken). Die Witwe des Pfarrers Wilhelm Menger verheiratet sich am 16.1.1593 in zweiter Ehe mit Nikolaus Fauerbach in Windecken. 29.3.1613, dort gestorben 29.3.1613.

 

(4.) 1586 – 1596         Göbel, Engelbert:

Aus Hanau; getraut 21.8.1587 in Bischofsheim mit Minna Acker, Tochter des Bürgers Stephan Acker in Bischofsheim, Kinder: 1. Johannes, getauft 9.1.1589 in Bischofsheim, 2. Elias getauft 9.12.1590, begraben 27.8.1592

 

(5.) 1596-1597            Nebius Johann

Aus Siegen. Er war erster Pfarrer des reformierten Bekenntnisses. Ehefrau: Christine, gestorben 30.3.1597 in Siegen, wahrscheinlich an der Pest, die 1597 viele Menschen in Bischofsheim hinraffte

 

(6.) 1597 – 1602         Rudolphi, Michael

 Vorher 1596 – 1597 Pfarrer in Bruchköbel, gestorben 8.1.1602, Ehefrau: Christine Löhnhöffer, Tochter des Martin L. von Ketz bei Coblenz. Sie  heiratete in zweiter Ehe 14.11.1602 Johann Rullmann, Pfarrer zu Obereschbach; Tochter Helene, geboren 22.8.1596, verheiratet mit Daniel Holstins, aufgeboten in Schlüchtern, Schuldiener in Schlüchtern, dann Pfarrer in Freimersheim und in Klein-Umstadt. Sohn des verstorbenen Pastor Holstins, Pfarrer in Danzig.

 

(7.) 1602 – 1624        Heuser, Jakob (auch: Jacobus Heuserus)

Inspektor (= Dekan) der Klasse (= Kirchenkreis) Bornheimer Berg, 1596-97 Pfarrer in Eschersheim; 1600 –1602 Pfarrer in Niederrodenbach. Erste Ehefrau: Regina Sprenger, begraben 16.11.1602. Kinder: 1. Johannes, gestorben 20.8.1603 in Bischofsheim, 12 Jahre alt; 2. Katharina aufgeboten und getraut mit Johannes Creß , Schulmeister in Hochstadt, dann Pfarrer in Bischofsheim, begraben 1.4.1678 in Bischofsheim. Die zweite Ehefrau war eine verwitwete Rüscher

 

(8.)  1624 – 1630      Ammon, Konrad (auch: Copraetus Ammon)

Danach 1630 – 1637 Stadt- und Hofprediger in Hanau, gestorben 19.12.1637 in Hanau. Ehefrau Magdalene, sie war „Apothekerfrau bei Hof“. Als solche 1650 Patin in Hanau.

Kinder: 1. Johann Wilhelm; Buchhändler in Frankfurt/M, getraut 23.4.1654 mit Maria Prehs, Tochter des verstorbenen Johannes Prehs, Buchhändler in Frankfurt/M.  2. Katharine; 3. Marie, geboren 29.4.1632 in Hanau; 4. Johann Konrad, geboren 3.11.1633 in Hanau

 

(9.)  1632 – 1635      Junius, Johannes (Jung?)

Ehefrau nicht bekannt. Kinder: Katharine; Elisabeth, begraben 25.7.1635 (Hanau). Auch Dekan des Kirchenkreises („Inspector Classis“).

 

(10 ). 1636 – 1662      Creß Johannes (auch: Johannes Cressius)

Geboren 1599 in Schlüchtern, 1625 – 27 Schuldiener in Hochstadt. Von Dezember  1627 – 32 Pfarrer in Rüdigheim; 1632 – 62 Pfarrer in Hochstadt; gleichzeitig war er auch Pfarrer in Bischofsheim. Sohn des Johannes Creß in Schlüchtern; Ehefrau: Katharine Helene Heuser, getauft 25.6.1602 in Niederrodenbach, getraut in Bischofsheim 13.4.1626. Johamnes Creß ist gestorben 28.2.1662 in Schlüchtern, 63 Jahre alt, seine Ehefrau ist gestorben in Bischofsheim am 1.4.1678. Kinder: Maria, gestorben 10.3.1720; getraut mit Johann Karl Hatzmann, Pfarrer in Hochstadt und Bischofsheim

 

(11.)  1663 – 1689      Hatzmann, Johann Karl (auch :Carolus Hatzmannus)

Geboren 1638 in Birkenbach in Nassau; 1660-63 Pfarrgehilfe („Adjunkt“); 1663 – 1689 Pfarrer in Hochstadt und Bischofsheim, gestorben am 16.9.1689. Ehefrau: Maria Creß; geboren 1638, Tochter des Pfarrers Johannes Creß in Hochstadt-Bischofsheim; gestorben in Mittelbuchen 10.3.1720, 82 Jahre alt. Von den elf Kindern werden sechs in Hochstadt geboren.

(12.)  1690 – 1729      Creß, Johannes

Geboren 1661 in Steinau; Sohn des Bürgers Konrad Creß und seiner Ehefrau Maria (?) In Steinau; Ehefrau: Jacobi Maria, getraut in Steinau am 27.2.1690, gestorben in Bischofsheim 12.11.1729, Alter 68 Jahre minus ein Monat und vier Tage.

Ehefrau: Tochter des verstorbenen Zentgrafen von Steinau, Kasper Jacobi in Steinau; Ehefrau gestorben 20.1.1730 in Dörnigheim, 70 Jahre, fünf Monate und 20 Tage alt. Beerdigt in Bischofsheim am 23.1.1730; Kinder: 1. Karl Christoph, getauft 22.12.1690 in Bischofsheim; gestorben 10.1.1745 in Rodheim; 1719-1720 Pfarrer in Ostheim, 1720 – 1733 Pfarrer in Kesselstadt; 1733 – 1745 Pfarrer in Rodheim; 2. Maria Modesta Ursula; geboren am 19.10.1692; getraut am 7.12.1724 in Bischofsheim mit Benjamin Frey, Pfarrer in Bischofsheim , gestorben 11.3.1766 in Bischofsheim; 3. Johann Ludwig, geboren am 30.11.1696, getauft am 7.12.1696; Leutnant der Landmiliz des Amts Bornheimer Bergs, getraut am 13.1.1718 in Bischofsheim mit Anna Elisabeth Ebert. 4. Susanne Elisabeth, geboren in 21.5.1699 in Bischofsheim, getraut in Bischofsheim am 2.3.1729 mit Johannes Fassing, Pfarrer in Dörnigheim, dann in Rodheim .

 

(13.)  1729 – 1758      Frey, Benjamin

Schon vom 27.10.1724 an Pfarrgehilfe ( Adjunkt) in Bischofsheim.. Getraut am 7.12.1724 in Bischofsheim mit Maria Modesta Ursula Creß. Sohn des Bürgers Nikolaus Frey und seiner Frau Anna Katharina, geborene  Theobald in Hanau, die Mutter des Pfarrers Benjamin Frey, gestorben in Bischofsheim am 27.10.1731. Ehefrau: Maria Modesta Ursula, Tochter des Pfarrers Johannes Creß und seienr Frau, einer geborenen Jacobi, gestorben am 11.3.1766 in Bischofsheim ; Frey Benjamin, gestorben in Bischofsheim am 28.2.1758; Kinder: 1. Johannes, geboren am 22.10.1725 in Bischofsheim, Pfarrer in Bischofsheim, gestorben in Bischofsheim am 24.11.1768

 

(14.)  1758 – 1768      Frey, Johannes

Sohn von Johannes Frey, geboren am 22.10.1725 in Bischofsheim, gestorben am 24.11.1768, ebenfalls in Bischofsheim; vorgeschlagen vom Kollegium an St. Bartholomäus (präsentatus a collegio ad St. Bartholomaeum) den 12.4.1758; bestätigt (confirmatus) am 18.9.1758, unverheiratet.

 

(15.)  1769 – 1829      Brand, Elias Friedrich

 Kirchenrat, geboren am 31.7.1742 in Hanau; Sohn des verstorbenen Pfarrers Johannes  Paul Brand und dessen zweiter. Ehefrau Christiane Elisabeth, geborene Scheffer, in Hanau, getraut in Bischofsheim amk 19.6.1769 mit Sara Jassoy, Tochter des Laurent Jassoy, Fabrikant, und der Katharina Elisabeth Pichon.  Sara ist gestorben am 23.1.1811 in Bischofsheim, 62 Jahre, vier Monate alt. Elias Friedrich Brand ist gestorben in Bischofsheim am 27.6.1829.  Kinder: 1. Laurenz Friedrich; 9.4.1770 – 25.10.1771; 2. Eliaß Friedrich; 19.7.1771 – 3.2.1773; 3. Christine Susanne Luisa; 6.11.1772 – 7.2.1773; 5. August; 31.7.1775 – 8.4.1805; 6. Johann Wilhelm; 20.5.1777 – 1.10.1812 (Pfarrer in Seckbach, dort gestorben); 7. Heinrich; 16.3.1779, gestorben in Erbach 1857; 8. Eliaß Hermann, 14.2.1781, getraut 16.10.1822 Kläre Wynands in Hanau mit Anna, Goldarbeiter in Hanau; 9. Karl Wilhelm; 16.9.1782 – 25.11.1833 in Hanau; 10. Justuß Ludwig, 19.7.1784 – 11.3.1850 in Frankfurt; 11. Katharine Modesta, 2.2.1786 – 3.2.1786; 12. Friedrich Karl Jakob, 16.6.1787; 13. Anna Magdalene Henriette, geboren 20.10.1789, getraut 21.3.1830 in Bischofsheim mit Philipp Kaspar Kühn, Zentgraf in Bischofsheim, gestorben 1854.

 

(16.) 1830 – 1836      Jung, Ludwig Christoph

Geboren 1769 in Praunheim, 41 Jahre war er Pfarrer in Gronau, Ginnheim und Bischofsheim, gestorben 27.12.1836 in Bischofsheim im  68.Jahr; Ehefrau ist Maria Friederike Jakobine Blum, Tochter des Pfarrers Laurenz Blum in Seckbach

 

(17.)  1837 – 1859       Hartmann, Johannes Heinrich

Metropolitan (= Dekan). Geboren in Eichen am 3.9.1783, gestorben in Marburg am 24.10.1867, Sohn des Pfarrers Hermann Dietrich Hartmann un d dessen Ehefrau Barbara Elisabeth geborene Bode in Eichen. Seit 10.1.1804 ordinierter Pfarrgehilfe in Mottgers. Ab 1809 Pfarrgehilfe in Sterbfritz; von 1818 – 1837 Pfarrer in Sterbfritz.

Getraut 1815 mit Susanne Wilhelmine Schunk, geboren in Schlüchtern am 11.9.1784, gestorben in Bischofsheim am 12.6.1846, Tochter des Klosteramtmanns und Majors Karl Schunk in Schlüchtern und dessen Ehefrau  Christine Wilhelmine geborene Hartmann.

Kinder: 1. Hermann Heinrich Theodor, geboren in Sterbfritz am 27.2.1816, gestorben am 4.4.1817; 2. Johann Karl Jakob; geboren am 24.11.1817, getraut 1848 mit Christiane Henkel, Ingenieur in Nauheim, gestorben in Fulda;

3. Hermann Heinrich Theodor, geboren in Sterbfritz am 27.6.1820, getraut am 2.6.1854 in Buchenau, gestorben in Bischofsheim am 1.11.1898; Pfarrer zu Buchenau; 1862 – 1879 Pfarrer in Seckbach; 1879 – 1898 Pfarrer in Bischofsheim; 4. Marie Christiane Mathilde, geboren am 25.6.1823, getraut am 28.7.1853 in Bischofsheim mit Prof. Dr. Rubino, Professor der Geschichte in Marburg. Johannes Heinrich Hartmann wurde 1859 in den Ruhestand versetzt (emeritiert).

In der Zeit von Pfarrer Hartmann1845 - 1847 wurde der südlich der Kirche hinter der „neuen Schule“ angelegt.

 

(18.)  1859 – 1868      Pfarreiverweser:

Ernst Lopp, bereits seit 1854 Pfarrgehilfe in Bischofsheim (Name auch „Sopp“).

Vom 1.8.1859 – 1865 1859 Schäfer, Emil, später Pfarrer in Fulda.

1.12.1865 -1868 Schmidt, Friedrich.

 

(19.) 1868 – 1878      Albach, Johann  Valentin (auch: Albusach)

Geboren am 26.3.1811 in Hanau, gestorben am 29.8.1878 in Bischofsheim; 1843 – 1856 Zweiter Pfarrer in Schlüchtern; 1856 – 1868 Pfarrer in Nieder-Issigheim; Sohn des Metzgermeisters Friedrich Philipp Albach und dessen Ehefrau  Katherine geboprene Schindler in Hanau. Erste  Ehefrau: Johanna Elisabeth Leipold, geboren am 29.12.1824 in Schlüchtern; getraut in Schlüchtern am 30.6.1844, gestorben am 4.8.1859 in Niederissigheim; Tochter des Gastwirts Johann Kasper Leipold.

Kinder: 1. fehlt; 2. Emilie Mathilde, geboren am 1.10.1850; 3. Katharine Elisabeth, geboren am 25.5.1852; 4. Mathilde, geborenam 18.11.1855 in Schlüchtern, gestorben bei der Geburt. Zweite Ehefrau: Emilie Friederike Wilhelmine Wagner, geboren in Kemel in Nassau am 9.9.1827, getraut in Kemel am 1.10.1861. Kinder: Johanna Berta Dorothea Luise, geboren in Niederissigheim am 31.8.1862;,getraut in Schlüchtern am 25.5.1898 mit Wulff Ludwig Heinrich Martin, Seminarlehrer in Schlüchtern.

 

(20.)  1879 – 1898      Hartmann, Heinrich Pilipp Theodor Hermann

Geboren am 27.6.1820 in Sterbfritz; Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Hartmann in Sterbfritz, dann in Bischofsheim; von 1851 bis 1862 Pfarrer in Buchenau; 1862 bis 1879 in Seckbach.

Getraut am 12.6.1854 in Buchenau mit Luise Adelheid Grosch, geboren in Kassel, Garnisongemeinde, am 3.11.1828, gestorben 28.12.1895 in Hanau (Diakonissenheim), Tochter des Forstinspektors Heinrich Grosch in Hünfeld uind dessen Ehefrau Christiane geborene Sturm. Hjartmann war seit 1.5.1879 Metropolitan (=Dekan). Kinder: ein Sohn, Heinrich Theodor, Sohn, 1859-1863 gestorben in Seckbach.

 

(21.)  1899 – 1909 Ganß, Gustav (auch: Ganhs)

Geboren am 24.3.1863 in Wolferborn; Sohn des Pfarrers Pastor Ganß und dessen Ehefrau Luise geborene Schäfer. Von 1886 – 87 Pfarrgehilfe in Bieber; 1887 – 88 Pfarrverweser daselbst; 1888 – 99 Pfarrer in Bieber.

Getraut in Wetzlar am 5.9.1899 mit Hedwig Öhler, geboren am 15.8.1876 in Völklingen, Tochter des Rektors Emil Öhler und dessen Ehefrau Anna Maria geborene Gün (?).

 

(22.) 1909 –1936     Wagner, Theodor

Geboren 26.9.1869 in Fulda; Sohn des Prof. Dr. Johannes Balthasar Wagner in Fulda und dessen Ehefrau Marie geborene Fuchs. Vom 1.10.1891 – 1.10.1892 Pfarrgehilfe in Bischofsheim; 1.10.1892 – 1.10.1893 „Einjjähriger“ (= Freiwilliger) im 19. Brigade Infanterie-Regiment (5. Kompanie) in Erlangen; 1.10.1893 – 15.6.1897 Pfarrgehilfe  in Bischofsheim; 16.6.1897 – 1.11.1909 Pfarrer in Gronau. Seit  1.11.1909 Pfarrer in Bischofsheim. 

Ehefrau: Mary Bertram; Tochter des Hermann Bertram, Kaufmann, und dessen Ehefrau Alwine geborene Schröder; geboren am 21.4.1876 in Großengottern, Kreis Langensalza, in Thüringen. Getraut am 20.7.1897 in Mühlhausen in Thüringen durch Generalsuperintendenten D. Carl Fuchs in Kassel (damals Pfarrer an.,Student der Medizin).

 

(23.)  1937 –1960      Burhenne, Friedrich Karl

 Geboren am. 6.1.1890 in Langendiebach Kreis Hanau. Eltern: Johannes Burhenne und Ehefrau  Elisabeth, geborne Fittich. Schulbesuch: Volksschule Langendiebach, Gymnasium Hanau, Universität Marburg und  Berlin. Teilnahme am Ersten Weltkriege vom 2.8.1914 – 23.12.1918 in Belgien, Frankreich, Polen, Serbien, Frankreich; Leutnant R. EK I. und II. Klasse. Ordination am 19.10.1919 in Hanau. 19.10.1919 – 31.3.1924 Pfarrer in Langenselbold; 1.4.1924 – 31.7.1928 Pfarrer Lichterhasenau.

Getraut am 22.4.1925 mit Margarete geborene Melcher,  geboren am 30.7.1895 in Friedberg als Tochter des Oberregierungsrats Melcher und dessen Ehefrau Antonia geborene Rinke. Kinder: 1. Elisabeth, geb. 12.4.1926 in Schlüchtern; 2. Rosel, geb. 6.6.1928 in Hintersteinau; 3. Hans-Ferdinand, geboren am 2.11.1930 in Schlüchtern.

Vom 1.8.1928 – 31.1.1937 Schlüchtern; Teilnahme am Zweiten Weltkriege vom 25.8.1939 bis 25.3.1948. West...Garnison, Frankreich, Russland bis Kaukasus und Rumänien, Polen. 25.1.1945 in russische Kriegsgefangenschaft. 1946 - 1949 Waldemar Falkenhagen  als Vertreter.         

 

(24.) 1960 – 1969      Köster, Georg Adam Wolfgang.

Geboren am 18.8.1933 in Melsungen. Eltern: Lehrer Ernst Köster und Anna geborne Weinreich. Schulbesuch: Volksschule Grebenhagen (Kreis Fritzlar-Homberg), Realgymnasium in Melsungen und Homberg/Efze, Abitur

März 1954 in Homberg; Studium an den theologischen Fakultäten der Universitäten Marburg, Heidelberg und Göttingen. Juli 1958: Erstes theologisches Examen in Marburg, Vikariat in Frankenberg und Langendiebach, Predigerseminar Hofgeismar, Juli 1960: zweites theologisches Examen. Ordination am 18.9.1960 durch Prälat Vellmer in der Brunnenkirche zu Hofgeismar. Ab 1. 10.1960 zunächst Hilfspfarrer (Pfarrer extraordinarius), ab  1.10.1962 – 28.2.1969 Pfarrer in Bischofsheim.

Verheiratet seit 8.4.1961 mit Sigrid geborene Trost, geboren am 27.1.1940 in Marburg als Tochter des Bäckermeisters Heinrich Trost und dessen Ehefrau Maria, geborne Loderhose aus Frankenberg. Kinder: 1. Albrecht, geboren am 24.5.1963 in

Bischofsheim; 2. Hermann, geboren am 5.8.1965 in Bischofsheim; 3. Ulrich.

 

 (25.) 1967 – 2001      Siebert, Helmut

 

(26.). 1969 – 1979      Käberich, Hartmut

 

(27.) 1979 – 2006       Dirksen, Ulrich

 

(28.)  2001 – 2003      Schudt, Sabine und Axel (Eheleute)

 

(29.) 2003 – heute      Schulmeyer, Kirsten

 

(30.) Februar 2007 – Januar  2010      Kohl, Rüdiger

 

(31.) Seit September 2011                  Heller Jens (½ Pfarrstelle)

 

 

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Aus der Geschichte der Kirchengemeinde

 

Die Anfänge

Bischofsheim ist eine recht alte Siedlung. In einer Urkunde von 882 bestätigt König Ludwig, daß sein Vater im Jahr 880 der Salvatorkirche in Frankfurt (dem heutigen Dom) die Kapelle in Bischofsheim mit Zehnten und allem Zubehör geschenkt habe; das Gleiche macht Otto II. im Jahre 977. Mehrere Königs- ­und Papsturkunden bestätigen dem Salvator‑ bzw. Bartholo­mäusstift den Besitz. Der Frankfurter Probst Philipp von Diez schenkte 1222 dem Stiftskapitel in Frank­furt das Patronatsrecht über die Kirche in Bischofsheim. Papst Honorius III. bestätigt 1223 die Schenkung von 1222 und nimmt das Frankfurter Stift mit seinen Besitzungen, namentlich der Kapelle zu Bischofsheim, in seinen Schutz.

Papst Gregor IX. bestätigt 1238 dem Stiftskapital von St. Bartholomäus in Frankfurt den Besitz des Patronatsrechtes. Kaiser Rudolf von Habsburg bestätigt 1282 dem Stiftskapitel von St. Bartholomäus die Schenkung in Bischofsheim. Im Jahre 1291 gibt es Streit wegen des Patronatsrechtes, der durch das Kapitel in Roßdorf zugunsten des Salvatorstiftes in Frankfurt entschieden wird. Das Patronat hatte also die Bartholomäus­kirche in Frankfurt gegen Mainz durchgesetzt. Die Kirche gehörte zum Dekanat Roßdorf des Archidiakonats S. Maria ad Gradus in Mainz.

Die Kirche wurde den Märtyrern Protus und Hyacin­thus geweiht. Der Gedenktag des Protus ist der 11. September, der Gedenktag des Hyacinthus ist der 16.August. Kirchweihtag war der Sonntag nach dem 11. September.

Die weltlichen Gerichte hatten gegen Geistliche nicht allzu große Macht. Im Jahre 1400 bittet Reinhard und Johann von Hanau die Stadt Frankfurt, doch dafür Sorge zu tragen, daß ihr „Armann“ Bodehenne zu Bischofsheim von dem Johanniterkomtur Matern nicht bedrängt und bei seinen Rechten gelassen werde. Die Stadt Frankfurt verspricht zwar, behilflich sein zu wollen, sagt aber: „Nachdem Herr Madhern geistlich ist, so trauen wir uns derzeit nicht,

weiter auf ihn einzudringen“.

 

Reformation

In der Reformationszeit wurde wiederholt wurde der Versuch unternommen, den Fortgang der Reformation in Hanauischen zu hemmen und die von der alten Kirche Losgesagten wieder zurück zu führen. Auf dem Reichstag zu Augsburg hatte der Kaiser alle Stände ermahnt, „Mittel und Wege zu suchen, damit die Ungleichheit der Religion aufgehoben und die Mängel und Gebrechen gebessert werden“. Hierauf entschloß sich im Jahre 1548 der Erzbischof von Mainz, Sebastian von Heusenstamm, „aus Pflicht und unvermeidlicher Not“, eine geistliche Visitation in ganzen Erzbistum vorzunehmen, „um die Mängel zu erkundigen und zur Besserung zu bringen“. Die vom Erzbischof ernannte Kommission kam 1549 in die Grafschaft Hanau.

In der Untergrafschaft fand die Kommission nur noch die Orte Kesselstadt, Bischofsheim, Ober­issigheim, Rüdigheim und Eichen sowie das Klösterlein Naumburg katholisch, die Pfarrer aller andern Orte waren „schismatisch“, also vom alten Glauben abgewichen. Der Hanauer Pfarrer Neunheller war sogar „ein Schwär­mer“. Aber der Bischofsheimer Pfarrer Heinrich Pfleger bejaht das „lnterim“ (den alten Glauben mit kleinen Änderungen). Deshalb wird die Gemeinde noch als katholisch bezeichnet. Vor allem die Pfarrei (nicht die Gemeinde) blieb auch nach Einführung der Reformation im Hanauischen ein Patronat des Domstiftes zu Frankfurt, das heißt: die Pfarrstelle wurde vom Domstift besetzt. Daher kam es wohl, daß der Pfarrer von Bischofsheim, Heinrich Pfleger, zu denen gehörte, die im Jahr 1548 das Interim unterschrieben.

Den von der Diözesangewalt erhofften Erfolg hat die Visitation allerdings nicht gebracht. Im Jahr 1555 wurde das Interim aufgehoben. Seit dieser Zeit ist auch in Bischofsheim evangelischer Gottesdienst gehalten worden. Nachweislich erster evangelischer Pfarrer ist Konrad Reuel, der um 1555 - 1558 Pfarrer in Bischofsheim war. Der Name (heute Reuhl) ist auch heute noch vielfach in Bischofsheim vorhanden.

 

Entstehungszeit der Kirche

Die Entstehung der Kirche wird aufgrund des Baustils von einigen auf zwei bis drei Jahrhunderte vor der Reformation angesetzt. Meist (zum Beispiel in der Festschrift von 1968) wird aber die Zeit um 1450 angenommen. Dabei verweist man auch auf das Wappen an der Decke. Doch damals gehörte Bischofsheim noch gar nicht zur Grafschaft Hanau.

Diese hatte zwar 1434 das Amt Bornheimer Berg als Lehen erhalten, aber verschiedene Punkte waren noch umstritten. Ein langjähriger Streit mit Frankfurt wurde 1481 beendet, als Frankfurt auf seinen An­teil an der Zentgerichtsbarkeit des Amtes Born­heimer Berg verzichtete. Aber das Eigentum und die niedere Gerichtsbarkeit in Bischofsheim erwarb Hanau erst 1500 endgültig.

Das Wappen in der Kirche soll das Wappen von Graf Philipp I. der Jüngere sein, der von 1452 bis 1500 regierte. Es war damals üblich, daß man das Wappen des Auftraggebers in der Kirche anbrachte. Das Wappen der Grafschaft Hanau war seit Reinhard I. ein steigender Löwe. Als man 1271 durch Heirat einen Anteil an der Herrschaft Rieneck erwarb, übernahm man deren Wappen, aber man formte die rot-goldenen  Balken in die bekannten rot-goldenen Sparren um und verringerte die Zahl der roten Sparren von fünf auf drei. Unter Ulrich II. kam noch die Rienecker Helmzier mit dem wachsenden halben Schwan hinzu. Unter Philipp I. gab es nur das Wappen mit den Sparren.

Zur Zeit der Grafschaft Hanau-Münzenberg von 1558 bis 1642 gab es aber ein viergeteiltes Wappen: Links oben und rechts unten die Hanauer Sparren, rechts oben und links unten die zwei Münzenberger Balken. Genau dieses Wappen findet sich aber im Westteil des Mittelschiffs der Bischofsheimer Kirche.

 

 

Die Hanauer Grafen

(nach Wilipedia "Hanauer Adelsgeschlecht,nr Regierungszeit, nur Auszüge)

Reinhard I.                             1225 - 1281

Ulrich I.                                  1281 - 1306

Ulrich II.                                 1306 - 1346

 

Reinhard II.                             1404 – 1451, der erste Graf von Hanau, verheiratet seit 1407 mit Katharina von Nassau-Beilstein

Reinhard III.                           1451 – 1452

Philipp I. der Ältere               1452 - 1458

Danach Teilung des Landes:

Philipp I. der Ältere wird Graf von Hanau-Babenhausen (später Hanau-Lichtenberg).

Er wird Vormund von Philipp I. dem Jüngeren bis zu dessen Volljährigkeit im Jahre 1467.

Philipp I. der Jüngere regierte als Graf in Hanau weiter und nannte sich ab 1496 „von Hanau-Münzenberg“.

Philipp I. der Jüngere             1458 – 1500, seit 1468 verheiratet mit Adriana von Nassau – Dillenburg

Reinhard IV.                           1496 – 1512 (Mitregent 1496 – 1500)

Philipp II.                                1512 - 1529 verheiratet seit 1523 mit Juliane von Stolberg

Philipp III. (der Ältere)           1529 - 1561

Philipp Ludwig I.                     1561 – 1580, verheiratet mit Magdalene von Waldeck

Philipp Ludwig II.                    1580 - 1612

Philipp Ludwig III.                   1638 - 1641

Hanauer Wappen:

Das erste Wappen der Herrschaft und der Grafschaft Hanau war ein steigender Löwe, wahrscheinlich mit roter Zunge und nach rechts gewandt, wie er heute noch im Wappen der Stadt Hanau zu sehen ist. Das Wappen der Stadt ist zu unterscheiden von dem Wappen der Grafschaft. Das Hanauer Wappen zeigt links diesen Löwen, nach rechts gewandt und von sieben Kreuzchen umgeben. Rechts sind dann die roten Sparren auf goldenem Grund (die Darstellung im Scheiblerschen Wappenbuch „goldene Sparren auf rotem Grund“ ist falsch).

Nachdem aber Ulrich I. im Jahre 1271 Elisabeth von Rieneck geheiratet hatte und ein Teil dieser Herrschaft 1290 zu Hanau kam, fühlte man sich aufgewertet und übernahm von den Rieneckern das rot-goldene Wappen, jedoch nicht mehr in Balkenform, sondern in Sparrenform. So jedenfalls die eine Lesart. Es gibt aber auch die Angabe, daß es das Sparrenwappen schon früher gegeben habe (Wikipedia: Liste der Wappen mit hanauischen Sparren).

 

Die erste Kirche in Bischofsheim stand im sogenannten „alten Dorf“. Dieses war im Bereich „Alte Dorfstraße“ (die also nicht eine alte Straße ist, sondern eine Straße im alten Dorf). Die Schenkungsurkunde von 880 / 882 bezieht sich auf diese Kirche in diesem Dorf. Dieses ist aber im Jahre 1538 abgebrannt. Das Dorf hat man dann neu aufgebaut an der Stelle rund um die heutige Kirche. Das muß in den Jahren zwischen 1538 (Brand des alten Dorfs 1538) und 1559 (Wappen von Nassau) geschehen sein.

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß im Chorraum der Kirche noch die Bilder der Heiligen Protus und Hyacinthus zu finden sind, denen schon die alte Kirche geweiht war.

Bischofsheim blieb lange beim alten Glauben und der Pfarrer erkannte 1549 noch das „Interim“ an (leicht veränderter alter Glaube). Der erste nachweislich evangelische Pfarrer war ab 1555 Konrad Reuhl.

nur Regierungszeiten, nur Auszug)

Reinhard I.                             1225 - 1281

Ulrich I.                                  1281 - 1306

Ulrich II.                                 1306 - 1346

 

Reinhard II.                             1404 – 1451, der erste Graf von Hanau, verheiratet seit 1407 mit Katharina von Nassau-Beilstein

Reinhard III.                           1451 – 1452

Philipp I. der Ältere               1452 - 1458

Danach Teilung des Landes:

Philipp I. der Ältere wird Graf von Hanau-Babenhausen (später Hanau-Lichtenberg).

Er wird Vormund von Philipp I. dem Jüngeren bis zu dessen Volljährigkeit im Jahre 1467.

Philipp I. der Jüngere regierte als Graf in Hanau weiter und nannte sich ab 1496 „von Hanau-Münzenberg“.

Philipp I. der Jüngere             1458 – 1500, seit 1468 verheiratet mit Adriana von Nassau – Dillenburg

Reinhard IV.                           1496 – 1512 (Mitregent 1496 – 1500)

Philipp II.                                1512 - 1529 verheiratet seit 1523 mit Juliane von Stolberg

Philipp III. (der Ältere)           1529 - 1561

Philipp Ludwig I.                     1561 – 1580, verheiratet mit Magdalene von Waldeck

Philipp Ludwig II.                    1580 - 1612

Philipp Ludwig III.                   1638 - 1641

Hanauer Wappen:

Das erste Wappen der Herrschaft und der Grafschaft Hanau war ein steigender Löwe, wahrscheinlich mit roter Zunge und nach rechts gewandt, wie er heute noch im Wappen der Stadt Hanau zu sehen ist. Das Wappen der Stadt ist zu unterscheiden von dem Wappen der Grafschaft. Das Hanauer Wappen zeigt links diesen Löwen, nach rechts gewandt und von sieben Kreuzchen umgeben. Rechts sind dann die roten Sparren auf goldenem Grund (die Darstellung im Scheiblerschen Wappenbuch „goldene Sparren auf rotem Grund“ ist falsch).

Nachdem aber Ulrich I. im Jahre 1271 Elisabeth von Rieneck geheiratet hatte und ein Teil dieser Herrschaft 1290 zu Hanau kam, fühlte man sich aufgewertet und übernahm von den Rieneckern das rot-goldene Wappen, jedoch nicht mehr in Balkenform, sondern in Sparrenform. So jedenfalls die eine Lesart. Es gibt aber auch die Angabe, daß es das Sparrenwappen schon früher gegeben habe (Wikipedia: Liste der Wappen mit hanauischen Sparren).

 

Die erste Kirche in Bischofsheim stand im sogenannten „alten Dorf“. Dieses war im Bereich „Alte Dorfstraße“ (die also nicht eine alte Straße ist, sondern eine Straße im alten Dorf). Die Schenkungsurkunde von 880 / 882 bezieht sich auf diese Kirche in diesem Dorf. Dieses ist aber im Jahre 1538 abgebrannt. Das Dorf hat man dann neu aufgebaut an der Stelle rund um die heutige Kirche. Das muß in den Jahren zwischen 1538 (Brand des alten Dorfs 1538) und 1559 (Wappen von Nassau) geschehen sein.

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß im Chorraum der Kirche noch die Bilder der Heiligen Protus und Hyacinthus zu finden sind, denen schon die alte Kirche geweiht war.

Bischofsheim blieb lange beim alten Glauben und der Pfarrer erkannte 1549 noch das „Interim“ an (leicht veränderter alter Glaube). Der erste nachweislich evangelische Pfarrer war ab 1555 Konrad Reuhl.

 

Entweder wurde die Kirche also vor Pfarrer Reuhl gebaut oder man hat aus Anhänglichkeit an die alte Kirche die Bilder der Märtyrer auch in der neuen Kirche wieder angebracht (zumal man damals noch nicht so bilderfeindlich war wie am Ende des Jahrhunderts).

Die Malereien  in der Bischofsheimer Kirche ähneln stark den Bildern in der Marienkirche in Hanau und in der Kirche in Hochstadt. Die Marienkirche wurde 1488 - 1489 ausgemalt und die Hochstädter Kirche 1490 (Jahreszahl im Chorbogen). Aber diese Maler können nicht anschließend in Bischofsheim tätig geworden sein, weil die dortige Kirche frühestens nach 1538 erbaut wurde. Vor allem die Sonnenstrahlen sehen zwar so aus wie eine Kopie der Bilder in Hochstadt. Man muß aber in Betracht ziehen, daß die Maler so etwas wie Musterbücher hatten, aus denen sie ihre Vorlagen bezogen.

 

17. und 18.Jahrhundert

Die Kirche und die Presbyter in den Jahren 1650 bis 1690: Die Mitglieder des Kirchenvorstandes sind die Presbyter. Es war eine große Ehre ihnen anzugehören. Sie mußten vorbildlich leben und konnten Strafen gegen Bürger aussprechen. Wenn ein Presbyter fluchte, wurde er entlassen. Die Bürger erhielten Geldstrafen, wenn sie gegen die Kirchenordnung verstoßen hatten. Strafbar waren zum Beispiel Kritik an der Kirche und Entheiligung des Sonntags. Ab 1870 ließ die strenge Einhaltung der Kirchengesetze dann nach und wurde bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts völlig vergessen.

Am 11. Mai 1695 schlug der Blitz in den Kirchturm ein. Das Gewitter tobte 17 Stunden lang. Gewaltige Wassermassen stürzen nieder, Kinzig und Main treten über die Ufer.

Die Kirche bekam 1705 für ihren Turm eine neue Glocke. Kreuz, Kugel und Hahn auf dem Kirchturm wurden 1884 erneuert

Im Jahr 1706 hatte der Ort 432 Einwohner und 21 Kinder wurden getauft.

 

Chronik des Pfarrers Burhenne ab 1937

1937: Am 30. April 1936 wurde Pfarrer Wagner pensioniert. Am 1. Ostertag 1936 verabschiedete er sich von seiner Gemeinde. Pfarrer Gerlach (Hochstadt) versieht die Pfarrstelle mit. Gottesdienste halten alle Pfarrer des Kirchenkreises Hanau I. Während der Vakanzzeit wurde das Pfarrhaus durch neuen Innenanstrich und Tapeten zum großen Teil erneuert.

Am 27. Januar 1937 hielt Pfarrer Friedrich Wilhelm Burhenne mit seiner Familie Einzug.

Es hatte geschneit und gefroren. Jetzt taute es. Die Familie kam gegen 2 Uhr an, um 3 Uhr erschienen die Möbelwagen. Nachts um ½ 3 Uhr war man mit dem Ausladen fertig. Ein Willkommen über der Eingangstür des Pfarrhauses erfreute die Familie. Am nächsten Tag entboten die zwei ältesten Mitglieder des Kirchenvorstandes dem Pfarrer ihren Gruß: Bernhard Klaas und Johannes Grimm XIII.

Am Sonntag, dem 7. Februar 1937,  sollte Landeskirchenrat Dr. Merzyn (Kassel) den neuen Pfarrer einführen. Er mußte absagen, da infolge der kirchlichen Wirren seine Anwesenheit in Kassel für Verhandlungen notwendig war. Ebenso schien es am 14. Februar werden, den Dr. Merzyn neu zugesagt hatte. Als sich auch da keine genaue Verabredung ergab, entschloß sich Kreispfarrer Kaiser, den Pfarrer einzuführen. So geschah es auch am 14. Februar, unter Assistenz von Pfarrer Kath (Hanau) und Pfarrer Gerlach (Hochstadt). Die Kirche war übervoll, der Kirchenchor sang. Die Predigt ging über Matthäus 4,4 (Invokavit-Evangelium). Nachmittags saß man noch friedlich beisammen.

Pfarrer Burhenne beschreibt: Die Gemeinde ist durch eine starke kommunistische Zeit hindurchgegangen. Man merkt es am Kirchenbesuch, am zum Teil geringen Verständnis kirchlicher Dinge. Die Entfremdung gegenüber der Kirche nimmt allerorts zu, also auch hier. Das wird noch mehr verständlich, wenn man die ablehnende Haltung bestimmter Kreise im Rathaus kennt. Freilich ist Gott sei Dank auch noch ein guter Gemeindekern vorhanden. Aber Lauheit, Faulheit, Angst halten viele von dem Leben in der Gemeinde fern. So viel Charakterlosigkeit gibt es. Die Jugend hat auch wenig Zeit zur Beteiligung am Gottesdienst. Die Kollekten sind auch nicht sehr groß, haben sich aber gegen die Jahre vorher gehoben. Die Männer, die größtenteils in der weiter aufblühenden Metallindustrie in Frankfurt beschäftigt sind, verdienen gut, durch Überstunden viel. Kirchensteuer geht ordentlich ein. Aber sonst ist keine Gebefreudigkeit vorhanden.

Da der Pfarrer auch Passionsgottesdienste hielt, wurde im Kirchhof nach der Leitergasse [heute: Ostteil der Obergasse] zu eine elektrische Lampe am dort stehenden Pfahl angebracht. Die Gottesdienste waren gut besucht. Das Vater-Unser-Läuten mußte wieder eingeführt werden, der Vorgänger hat es einschlafen lassen.

Diamantene Hochzeit konnten feiern: Jean Wörner und Frau Elisabeth geborene Puler. Kreispfarrer Kaiser überreicht namens des Landeskirchenamtes ein Kruzifix aus Holz, Der Pfarrer überbrachte die Grüße und Wünsche des Kirchenvorstands. Abends ehrte der Kirchenchor die Jubilare mit zwei schönen Liedern. Mit Hilfe des Chors konnte der Pfarrer etliche neue Melodien im Gottesdienst singen lassen. Am zweiten Ostertag legte der alte Kantor Knöll sein Amt nieder, das er 49 Jahre hindurch verwaltet hat, in Gewissenhaftigkeit und Treue. Christenlehre [für die Konfirmierten] fand noch statt. Etliche Mädchen besuchten sie sehr treu, andere selten, die Jungen sehr selten.

Der Pfarrer hält im Pfarrhaus Bibelstunden, das Wohnzimmer und sein Arbeitszimmer werden ausgeräumt. Für Hausfrau und Mädchen ist das nachher viel Arbeit. Es kommen im Durchschnitt 65Besucher, Frauen in großer Mehrzahl, Jugend fehlt ganz. Auch ein Zeichen der Zeit. Bei der Beerdigung zweier neuapostolischer Personen wurde das Geläut nicht gestattet.

Vom 25. -27. April 1937 wurde der Blitzableiter auf dem Kirchturm nachgesehen. Die Kosten für die Aufstellung des Gerüsts waren höher als die eigentlichen Reparaturkosten.

 

 

Pfarrer Burhenne beschreibt: Es gab gar wenig Obst, obwohl alles in schönster Blüte stand. Das war nach Aussage der alten Leute noch nie, daß so wenige Bäume etwas trugen. Aber kein Mensch macht sich eigentlich etwas daraus. Es wird genug verdient. Das „Freut euch des Lebens“ hat die Oberflächlichen gepackt. Man genießt und drängt nach Genuß. Im Sommer läßt an manchen Sonntagen der Gottesdienstbesuch sehr nach. Was früher in der Nachkriegszeit von allen verständigen Menschen verworfen wurde, wird heute überstark betrieben: Die Vergnügungen, Aufmärsche, Vorbeimärsche am Gotteshaus finden sehr viel am Sonntagvormittag statt.

 

Im September kam Unruhe in die Bevölkerung wegen der politischen Geschehnisse. Der Pfarrer hält aber alle politischen Zwistigkeitserscheinungen von der Kanzel fern. Dafür ist Kirche und Kanzel nicht da, um Polemik gegen irgendeine kirchliche Gruppe zu treiben [Gemeint ist hier die Auseinandersetzung mit den „Deutschen Christen“, die den Nazis nahe standen, zu denen aber der Pfarrer von der Kanzel nichts sagen will].

 

1938: Der Zugang vom Tor in der Obergasse zur Kirchentür wird durch Erneuerung des Plattenwegs gebessert. Die Sandsteinplatten wurden aus alten Grabsteinen vom aufgegebenen Friedhof gefertigt. Dieser Friedhof zwischen Hintergasse [heute: Alt-Bischofsheim] und Zwin­ger gelegen wurde eingeebnet. Daher wurde das Grabmal von Pfarrer Ahlhut an der Südmauer der Kirche aufgestellt. So ist nur noch ein kleiner Teil dieses Friedhofs vorhanden, obwohl vor Gras, Efeu und Gestrüpp kaum ein Grab zu erkennen ist. Ein Zeichen der Pietätlosigkeit. Auch dieser Teil ist zur Säkularisation freigegeben.

Die Passionsabendgottesdienste sind auch in diesem Jahr gut besucht. Aber der Pfarrer meint doch ein Nachlassen der Freudigkeit zum Tisch des Herrn zu gehen bemerken zu können. Antichristliche Kreise sind überall spürbar. Austritte aus der Kirche sind allerdings verschwindend gering, noch kein alteingesessener Bischofsheimer ist ausgetreten.

Am 3. April (Sonntag Judika) mußte Prüfung und Konfirmation in einer Feier am Nachmittag stattfinden wegen der Abstimmung in Österreich am Sonntag Palmarum [Es ging um den Anschluß Österreichs an Deutschland]. Am 12. April gab es einen Dankgottesdienst über den Anschluß Österreichs an das Mutterland. Die im Gottesdienst hätten sein sollen, fehlten [Gemeint sind die NS-Partei­mitglieder]. Die Gliederungen der Partei beanspruchen die Gemeindeglieder, jung und alt so sehr am Sonntag, daß Zeit zum Gottesdienstbesuch vielfach ganz fehlt.

Der Kirchenchor kann seine Gesangstunden noch halten und verschönt die Gottesdienste durch seinen Gesang. Die Christenlehre ist von den Mädchen einigermaßen besucht, von den Jungen gar nicht, hier und da stellen sich einige ein. Auch der Kindergottesdienst leidet unter der Einspannung der Kinder in die Parteiarbeit.

Zu den Weihnachtsgottesdiensten äußert der Pfarrer wie auch in 1937 nur kurze Gedanken. Am Erntedankfest wurde 1937 und 1938 einen Rundgang um den Altar gemacht, wobei jeder Gottesdienstbesucher sein Geldopfer auf zwei bereitgestellte Teller legen konnte. Am 3. Juli wurde ein ganztägiger Pfarrkonvent des Kreises Hanau-Stadt in Bischofsheim gehalten.

 

1939: Die Bibelstunden ab Januar waren einigermaßen besucht. Eine Volksmissionswoche (fünf Tage) schuf für ihre Zeit allabendlich eine volle Kirche. Von verschiedenen Pfarrern - auch von dem Ortspfarrer - wurde sie in sechs Gemeinden gehalten. Durch Volksmissionswochen und durch Goldene Konfirmation unternahm man überall im Land den Versuch, die Menschen wieder mehr für die Kirche zu gewinnen. Die Beteiligung bei Beerdigungen war merkwürdig groß.

Am Sonntag Exaudi wurde die Goldene Konfirmation gefeiert. Das goldene Jubiläum der vor 50 Jahren eingesegneten hiesigen Konfirmanden gestaltete sich zu einer erhebenden Feier. Von den damaligen 26 Konfirmanden konnten noch 14 an der Jubelfeier teilnehmen.

Vor dem Gottesdienst am Sonntag versammelten sich die Jubilare im Pfarrhaus, von wo aus sie in feierlichem Zuge von Pfarrer Burhenne und den Kirchenältesten in die Kirche geführt wurden. Pfarrer Burhenne fand in seiner Ansprache ergreifende Worte über die Bedeutung der goldenen Konfirmationsfeier, die einen tiefen Eindruck hinterließen. Der Kirchenchor verschönte die Feier durch Vortrag in ihren Rahmen passender Chöre. Am Nachmittag fand in der Ebert‘schen Gastwirtschaft eine Nachfeier statt, bei der sich sämtliche Konfirmanden mit ihren Familien eingefunden hatten. Eine Rede des Pfarrers, Erzählungen aus alten Zeiten und Gedichtvorträge der Enkelkinder hielten die Feiernden nach lange in echter Gemeinschaft zusammen.

Bei der Beerdigung des Fabrikanten Wörner, der ausgetreten war, wurde kein Geläut zugestanden. Die Partei hat ihn mit Pomp beerdigt. Die Angehörigen haben dem Pfarrer die Absage in keiner Hinsicht nachgetragen. Am 25. August beerdigte der Pfarrer den Leiter der örtlichen NSV, Herrn Kaiser. Um 4 Uhr nachmittags, als er zum Friedhof ging, wo nur die Beerdigung stattfinden sollte, wunderte ich mich, daß niemand in schwarzen Kleidern - also Teilnehmer am Begräbnis - zu sehen war, nur eine Frau, Verwandte von Herrn Wörner. Als er in die Lindenallee einbog, sah er aus dem Friedhofstor die Parteigliederungen kommen, dagegen keine Zivilisten. Die Partei marschierte am Pfarrer vorbei. Auf dem Friedhof war die gesamte Teilnehmerschaft noch anwesend. Herr Wörner hatte die kirchliche Beerdigung gewünscht, so stand auch der Sarg noch über der Erde. Der Pfarrer hielt in ruhiger Weise ohne Eingehen auf das Auftreten der Partei die Rede und sprach das Gebet. Zum ersten Mal hat die Partei ihre Kranzniederlegung gesondert von der kirchlichen Beerdigung gehalten. Dabei spürte jeder, wie die Luft geladen ist, die politische Lage ist ungeheuer gespannt.

Am Abend des 25. August erhielt der Pfarrer ein Telegramm vom Artillerieregiment Nr. 51, erste Abteilung, sich sofort in Fulda zu melden. Er war der erste und älteste der zur Zeit aktiv Dienenden, der zum Heer einberufen wird. Es ist so still sonst im Dorf. Alle, die von dieser Einberufung hören, werden sich fragen: Jetzt wird es ernst! Abends um halb elf Uhr fuhr Burhenne mit Auto ab nach Hanau, um den Schnellzug nach Fulda zu erreichen. Die Nachbarn saßen am Tor und wünschten gesunde Heimkehr. Was für ein Gegensatz zu 1914. Keine Begeisterung. Pfarrer Gerlach (Hochstadt) vertrat und hielt im Wechsel mit Hochstadt, hier einmal vormittags, einmal nachmittags Gottesdienst. Die antikirchlichen Kreise haben die Abwesenheit des Pfarrers für sich gut ausgenutzt, die Austrittserklärungen häufen sich, zumal ihr Bürgermeister vom Amtsgericht oft einen Angestellten zur Entgegennahme dieser Erklärungen kommen läßt.

 

1948: An Himmelfahrt 1948 war nachmittags ein furchtbarer Wolkenbruch entstanden, der große Teile des Dorfes mit seinen Wassermassen überschwemmte. Im Pfarrhof stand das Wasser hoch, mehr noch im Pfarrgarten, ein halber Meter.

Seit 25. August 1939 war Burhenne bei der Wehrmacht und geriet im Januar 1945 im Mittelabschnitt der Front im Osten (Polen) in russische Kriegsgefangenschaft. Am 25. März 1948 (Ostern) ist Pfarrer Burhenne aus der russischen Kriegsgefangenschaft über das Heim­kehrer­lager „Waldstück“ (Hersfeld) heimgekehrt. Es war eine bittere Zeit. Beinahe neun Jahre abwesend von der Heimat und vom Dienst im Heimatpfarramt. Wie sah die Heimat aus: Hanau und Frankfurt wie zahlreiche weitere deutsche Städte zerbombt, zerstört, entvölkert, aber auch wieder übervölkert durch die Flüchtlinge, auch Bischofsheim. Kirchlich schien es besser geworden zu sein. Es beruht aber vielfach auf nur Schein. Die religiöse Gleichgültigkeit bricht doch wieder hervor, die antikirchliche Haltung hat sich bei vielen nicht geändert, trotz schwersten Erlebnissen. Aber der Glaubensstand dünkt besser geworden zu sein.

Solange die Menschen die Fragen des Entnazifizierungsantrags zu beantworten hatten, kamen sie wenigstens äußerlich zur Kirche und begehrten die Wiederaufnahme. Wo diese Entnazifizierungsverhandlungen zum Teil beendet sind oder ihre Schärfe verloren haben, hört die Hin­wendung zur Kirche auch wieder auf.

Außerdem geht es vielen nach der Währungsreform wieder gut. So kann Gott und sein Gebot wieder in weite Ferne rücken [Die Entnazifizierung sollte Nazitäter von Mitläufern unterscheiden und diesen wieder die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen].

Am 1. August 1948 übernahm Burhenne nach erfolgter Operation wieder sein Amt. Das Herz hat natürlich durch Krieg und Gefangenschaft in Rußland gelitten. Die Gemeinde muß der Pfarrer erst wieder neu kennenlernen. Daher beginnt er mit Hausbesuchen.

Der Kirchenchor ist seit 1946 wieder in Tätigkeit, wobei Frau Burhenne viel Werbedienst getan hat. Sie und sein jüngerer Sohn haben während der letzten Kriegsjahre auch den Kirchendienst mit Läuten, Reinigung usw. übernommen, weil sich niemand dazu gemeldet hat (Angst vor der Partei).

Die Jugend in der Gemeinde ist wie überall in großer Gefahr der Verwahrlosung. Ehrfurcht und Achtung vor Mensch, Tier und Sache ist so stark geschwunden. Aber die Erwachsenen sind mit schuld. Die Gebefreudigkeit nimmt ab. Allerdings ist auch jede Ware teuer. Und endlich nach der Währungsreform gibt es wieder Waren aller Art, während vorher der schwarze Markt blühte. Um die Familien zu besuchen, sammelte Burhenne bei den großen Sammlungen für Innere Mission und Evangelisches Hilfswerk auch mit.

An Weihnachten 1948 konnte Burhenne seit 1940 das erste Weihnachtsfest wieder in der Heimat mitfeiern. der Kirchenchor sang in den Gottesdiensten, dazu die Konfirmanden. Im Dezember 1948 wurde die Evangelische Frauenhilfe gegründet. Immerhin gelang es 20 Frauen in einem losen Bund zu sammeln, ohne feste Beiträge und Verpflichtungen. Die Adventsandachten fanden wegen der Kälte im Pfarrhaus (Wohnzimmer und Arbeitszimmer) statt.

 

1949: Die Kirche hat stark gelitten. Am 4. Februar 1944 brannte der Turm im oberen Teil aus. Der Turmhahn schmolz, der Turmhelm verschwand ganz im Feuer, das Gebälk des Glockenstuhls brannte auch an, die Balken verkohlten zum Teil. Das Schiffdach hatte ein Drittel seiner Schieferbedeckung verloren, so daß Regen und Schnee ungehindert ins Kircheninnere eindringen konnten. So ergab sich die Notwendigkeit der Instandsetzung des Gotteshauses. Bisher war noch nichts geschehen. So wollte man in diesem Jahr die Arbeiten beginnen. Am 13. März hielt der Gesangverein „Eintracht“ in der Kirche eine kirchenmusikalische Feierstunde. Eine gute Kollekte sollte nun helfen, die Arbeiten durchzuführen.

Jede Woche ab Neujahr bis Ostern ist Abendandacht im Pfarrhaus, ebenso Zusammenkunft der Frauenhilfe. Am 10. April ward das Ehrenmitglied des Kirchenvorstandes Bernhard Klaas 90 Jahre alt. Der Herr Bischof schickte ihm ein Glückwunschschreiben. Am gleichen Tage wurden die Konfirmanden konfirmiert. Die Kinder, überhaupt die Jugend, ist sehr unerzogen: Folgen des Krieges, aber auch mangelnder Erziehung im Elternhaus machen sich bemerkbar. Alle Lehrer klagen sehr über die Frechheit, Zerstreutheit, Faulheit, das Unvermögen zum Denken und Auswendiglernen. Im kirchlichen Unterricht ist es nicht besser. Die Achtung fehlt. Und die Eltern finden beinahe nicht mehr dabei: „Es ist ebenso!“

Die Gemeindeglieder nehmen weiter am alljährigen Missionsfest in Enkheim teil, das am Himmelfahrtstage stattfindet.

Am Sonntag Exaudi 1949 feierte der Konfirmandenjahrgang 1899 seine goldene Konfirmationsfeier mit Gottesdienstbesuch und Nachfeier. Am 1. April wurde ein neuer Kirchendiener eingestellt. Gottlieb Streicher wird hoffentlich seine Arbeit als Küster gut erledigen. Die beiden Männergesangvereine singen bei Trauungen manchmal in der Kirche.

Die Friedhofsverwaltung hat nach dem Krieg die politische Gemeinde an sich gerissen. Sogar die Nationalsozialisten haben an der Friedhofskommission nichts geändert. Es wird jetzt aber besser sein, die alte Friedhofsverwaltungsordnung wieder aufzurichten. Die Kirchenverwaltung hätte sich die Aufsicht von der politischen Gemeinde nicht nehmen lassen dürfen.

Der Kirchenchor besuchte den Frauenchor in Dörnigheim und stärkte dadurch auch das Selbstgefühl des Dörnigheimers Chors für seinen Dienst.

Die politische Gemeinde bildet auf Anweisung der vorgesetzten Behörden einen örtlichen Wohlfahrtsausschuß, zu dem neben der Arbeiterwohlfahrt, der Caritas, der Flüchtlingsorganisation auch die Innere Mission gehört.

Mit der katholischen Flüchtlingsgemeinde wird ein Vertrag über die Nutzung des Gotteshauses durch diese abgeschlossen.

Am 23. Oktober hielt der Kirchenchor eine musikalische Feierstunde in der Kirche, der Chor sang gut. Dirigent war Wilhelm Saiz, Orgel und Geige waren auch dabei. Im November hielt die Diakonisse Maria Fröhlich einen Vortrag über ihre Arbeit in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, desgleichen sprach Diakonisse Bertha Klamm an zwei Abenden zu der weiblichen Jugend und zu den Frauen. Adventsandachten wurden gehalten. Man sammelte Gaben für das Lager in Großauheim. Dort leben heimatlose freigelassene Kriegsgefangene. Ebenso wurden Erntegaben für das Altersheim in Wilhelmsbad gesammelt.

An der Kirche sind im Laufe des Sommers mancherlei Arbeiten durchgeführt worden. Das schadhafte Chordach wurde mit Dachpappe belegt. Schiefer ist zur Zeit sehr teuer und schlecht aus der französisch besetzten Zone zu erhalten. Ein neuer Ofen wird gesetzt. Die Dachrinnen wurden repariert, ebenso die durch Bomben und die von Granatsplittern beschädigte Südwand der Kirche.

Das Dach des Kirchenschiffes wurde doch noch mit Schiefer ausgebessert. Es war nötig, denn der Regen drang ständig ins Kirchenschiff. So sah die Kirche aus: Turmhahn verbrannt, Notdach auf Turm. Schiffsdach mit Dachpappe an den beschädigten Stellen belegt. Jetzt ist das Dach des Schiffes wenigstens in Ordnung [im oberen Teil des Daches am Turm eine größere Fläche und am rechten Rand des Daches etwas weiter unten eine weitere kleinere Fläche]

In diesem Jahr konnten sieben Ehepaare die Goldene Hochzeit feiern.

Man hat wieder eine eifrige Sammlung für die Bischofsheimer Diakonissenstation durchgeführt, die wir aus freiwilligen Beiträgen der Gemeindeglieder, soweit die dazu willig sind, erhalten.

 

1950: Fräulein Funk von dem Landesverband der Frauenhilfe spricht am 11. Januar in Bischofsheim. Dieses Jahr gibt es keine Konfirmation, die Kinder werden erst in 1951 konfirmiert [Grund ist die Umstellung des Schuljahrbeginns, die später wieder rückgängig gemacht wurde].Zum ganztägigen Kirchenchorfest in Langenselbold, am 14. Mai fahren die Bischofsheimer mit 85 Personen hin. Am 4. Juni ist Goldene Konfirmationsfeier.

Die Instandsetzung des Kircheninneren wird geplant. Im Juli erläßt der Kirchenvorstand einen Aufruf zu einer freiwilligen Spende für die Instandsetzung der Kirche: „Unsere Kirche hat durch Kriegseinwirkung nicht unerheblich gelitten. Zwei Glocken und der große Kronleuchter mußten abgegeben werden. Der Turm ist ausgebrannt; das Dach, die Fenster und die Lichtleitungen waren stark beschädigt, die Dachrinnen von Bomben- und Granatsplittern durchlöchert und der Mauerbewurf an der Südseite unseres Gotteshauses hatte sich an vielen Stellen gelöst.

Im Kircheninnern ist durch die infolge der Dach- und Fensterschäden eindringende Nässe der Wand- und Deckenbewurf und Anstrich immer mehr abgeblättert. Holzteile sind gefault und an der Orgel haben sich manche Holzpfeifen verzogen.

Das Gotteshaus, das in seiner jetzigen Gestalt - abgesehen von kleineren später erfolgten Anbauten - um das .Jahr 1450 errichtet worden ist und unter Denkmalschutz steht, soll in seiner Eigenart als gotischer Bau erhalten und wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden.

Im Jahr 1949 sind die Dachrinnen wieder instandgesetzt, das Dach selbst ist teils mit Schiefer, teils mit Dachpappe belegt worden, die Außenwand ausgebessert, ein neuer Ofen gesetzt und ein elektrisches Orgelgebläse eingebaut worden.

Es verbleiben noch als Hauptarbeiten der Innenanstrich der Kirche, der der Turmausbau und die Glockenbeschaffung. Um in diesem Jahre den Anstrich im Innern erneuern zu können, ist man  auf die Mithilfe, Freigebigkeit und Opferfreudigkeit der Gemeindeglieder angewiesen, die Kirchensteuereinnahmen reichen dazu nicht aus.

So hat der Kirchenvorstand es für notwendig und gut befunden eine Geldsammlung durchzuführen, wie es bereits in vielen Gemeinden geschehen ist.

Der Gemeinde werden am 11. Juni die Farbproben in der Kirche gezeigt. Am 26. Juni beginnt die Ausmalung des Kircheninneren. Die Aufsicht hat Kirchenmaler Velte aus Darmstadt, die Arbeiten führen aus der Weißbindermeister Burger und Brüder Frischkorn mit ihren Arbeitsleuten.

Die Fensterarbeiten macht Glasköhler aus Frankfurt, die. Holzarbeiten Wilhelm Stiz, die Maurerarbeiten Jakob Günther, die Schlosserarbeit der Schmied Heinrich Schäfer. Der Landeskonservator Dr. Bleibaum aus Marburg berät die Gemeinde. Große Hilfe leistet dabei auch das Mitglied des Kirchenvorstandes Wilhelm Schäfer. Später besichtigt der neue Landeskonservator Dr. Nothnagel ebenfalls die Kirche. Zwei neue Läufer für den Chorraum wurden in der Kunstwerkstätte Cornelius in Kassel gefertigt. Die elektrische Installation führt Herr Bauch durch.

Bei der Beseitigung des alten Putzes kamen besonders um die Schlußsteine und auf diesen selbst schöne, wohl 500 Jahre alte Blumenornamente zum Vorschein. Die Schlußsteine 1 und 2 im Chor zeigen einen Abt- oder Heiligenbilder [Protus und Hyacinthus].Am Schlußstein 3 in der Mitte des Schiffs hat der Kirchenmaler behutsam und nur andeutend hier und da die Farben verstärkt, das „Soli Deo Gloria“ ist neu. Die Schlußstein 4 a+b sind auf der Empore.

Im Chor werden auch fünf alte Weihekreuze sichtbar. Eins über dem Stuhl des Pfarrers bleibt sichtbar. Die anderen werden - weil ungleichmäßig verteilt - wieder überpinselt [!]. Desgleichen kommt ein abgemeißelter Sandstein an der Rückwand des Chors zum Vorschein. Ob es ehemals eine Marienstatue darstellte oder ein Sakramentshäuschen war?

Am 28. August fuhren Frauen der Gemeinde bei prächtigem Wetter zum Frauenhilfstag nach Windecken. Am 3. September hielt man den ersten Gottesdienst in dem schönen Kirchlein.

Im Juli / August haben die Kirchenältesten und freiwillige Helfer eine Sammlung durchgeführt. Zuvor war ein Aufruf verteilt worden. Der Pfarrer hat dabei allein rund 100 Familien besucht. Überhaupt brachte die Arbeit in der Kirche für den Pfarrer viel Lauferei und Schreiberei.

In diesem Jahr wurde auch in Bischofsheim mit der Arbeit unter der Jugend begonnen. Zunächst entstand eine Knaben-Jungschar. Später entstand ein kleiner Mädchenkreis von kon­fir­mierten Mädchen [Diese Gruppen wurden im Kirchenkreis von Diakonen und Jugendarbeiterinnen geleitet].

Um der Not in den evangelischen Gemeinden in der Sowjetzone etwas steuern zu können, erhält jede Kirchengemeinde in Westdeutschland eine Patengemeinde in der Sowjetzone: Bischofsheim erhält Schönfeld bei Artern an der Unstrut. Es sollen Pakete mit guten Lebensmitteln dorthin gesandt werden. Man sammelt wieder Erntegaben für das evangelische Altersheim in Wilhelmsbad.

Der Kirchenchor geht an einem Herbstsonntagnachmittag nach Enkheim zu einem frohen Nachmittag mit dem Enkheimer und Dörnigheimer Chor zusammen. Zum Weihnachtsfest wurde die Patengemeinde wieder von der Frauenhilfe reichlich mit Paketen bedacht. Es wird Zeit, daß der Turm seinen Helm erhält. Das Notdach ist nur ein Notdach-Behelf.

 

1951: Die durch die Weihnachtsfeiertage unterbrochenen Abendandachten werden wieder aufgenommen. Vom 21. bis 27. Januar wurde eine volksmissionarische Woche gehalten mit Diplom-Ingenieur Wolkenlos aus Wiesbaden und mit sehr gutem Besuch.

Propst Wibbeling (Langendiebach) und Dekan Wessendorft (Bergen) besichtigen die Kirche.

In diesem Jahr fand wieder die Konfirmation am Palmsonntag statt. Es ist die allgemeine Klage: Die Konfirmanden lernen auch im zweijährigen Konfirmandenunterricht nicht viel. Das Elternhaus steht nicht hinter den Kindern.

Am 21. Mai nehmen Gemeindeglieder am Gustav-Adolf-Vereinsfest in Hanau teil.

Am 24. Juni machte der Kirchenchor einen Ausflug mit Autobus nach Obernburg (Main), Miltenberg und Wertheim, zurück über Klingenberg, Mespelbrunn, Aschaffenburg. In der Diasporagemeine Obernburg [evangelische Gemeinde in katholischer Umgebung] sang der Chor im Gemeindegottesdienst.

Die Frauenhilfe fuhr am 19. August zum Frauenhilfstreffen. 750 Frauen aus dem Hanauerland fanden sich ein. Am 26. August nahm der Kirchenchor am Kreisverbandsfest der Kirchenchöre teil. Die Gemeinde sammelte Erntegaben, Kartoffeln, Gemüse, Obst und Lebensmittel in Packungen, dazu gab man Geld für das evangelische Altersheim in Wilhelmsbad, nach Angabe der dortigen Schwester waren die Gaben reichlich

Am 28. Oktober besuchen die Kirchenchöre von Dörnigheim und Enkheim die Bischofsheimer. In der Bußtagswoche fand in diesem Jahr die besser besuchte Gebetswoche statt. Die Bauern und Gartenbesitzer sind mit ihrer Arbeit zum großen Teil fertig. Die Fünfzigjährigen halten wie 1950 eine Feier mit Kirchgang und Andacht auf dem Friedhof ab und mit Grüßen des Ortspfarrers.

 

1952: Ein Jungmädchenchor bildet sich. Etliche Adventsandachten werden gehalten.

Zum Weihnachtsfest spendet die Frauenhilfe einen Zentner Lebensmittel und alte Bekleidungsstücke an unsere Patengemeinde Schönfeld bei Artern [Nordthüringen]. Ebenso sammelten die Konfirmanden drei Pakete. Am Reformationsfest wurde ein Schulgottesdienst gehalten

Die übliche Winterarbeit nimmt viel Zeit in Anspruch. Es gibt Frauen-, Männer- und Jugendarbeit. Doch der Eindruck ist immer, es geht innerlich nicht vorwärts. Die Konfirmanden sind zerfahren, können nicht still sitzen und können nicht hören. Auswendiglernen nur bei denen möglich, die von ihrem Elternhaus dazu angehalten werden. Überhaupt lernt man gerade auch durch den Konfirmandenunterricht den Segen eines frommen Elternhauses kennen, der in den Kindern im Allgemeinen sich widerspiegelt.

Die Ehrfurchtslosigkeit ist allenthalben groß, zum Teil ein Erbe der vergangenen Zeit, zum Teil veranlaßt durch die jetzigen Verhältnisse, Schamlosigkeit, Schonungslosigkeit gegenüber den Kindern und an Kindern, Entsittlichung auf allen Lebensgebieten, im Verhalten der Menschen. Film, Zeitschriften, Illustrierte, Rundfunk tragen viel dazu bei, daß alle gute Sitte mißachtet wird und verschwindet und derart leichtsinnige Lebensauffassung sich breit macht, daß man die nach uns kommenden Geschlechter nur bedauern kann. Aber es fehlt ja an Verantwortungsgefühl. Die Eltern sehen es gern, wenn das kaum schulentlassene konfirmierte Mädchen schon einen Freund hat. Die Jugend hat gar keine Jugend mehr.

Unter den rund 3000 Gemeindemitgliedern sind rund 155 Siebzigjährige, die zum Teil noch sehr rüstig sind. .Der Großteil der Werktätigen ist in Frankfurt-Ost (Mainkur) in der Metallindustrie beschäftigt und verdient gut. Allerdings machen viele Überstunden und Sonntagsarbeit, wodurch sich ihr Lebensstandard beträchtlich erhöht. Es ist den Leuten zu gönnen. Die sich unter erschwerten Umständen ein Haus bauen, sind durchweg äußerst tüchtige Leute, Vater, Mutter, Kinder, Verwandte und Freunde helfen mit. Kaum ist der Mann von seiner Berufsarbeit zurückgekommen, da hat er schon wieder die Hacke oder den Spaten in der Hand, um den Bau seines Hauses voran zu treiben [Mit Hacke und Spaten kann man kein Haus bauen. Gemeint ist das Ausschachten der Baugrube]. Das geht oft bis in die späte Nacht hinein. Leider wird der Sonntag auch allzugern und willig zur Arbeit genommen, auch von solchen, die die Sonntagsarbeit nicht brauchten. Manche Einwohner laufen den halben Sonntag im Werktagsarbeitskittel herum.

Das Vergnügen macht auch den Sonntag zum Alltag. So mancher ist am Montag müder als er am Samstag die Woche abschloß. Für Vergnügen ist Geld genug da. Von den schlimmsten Feiernden, aber für mildtätige Zwecke am wenigsten zu haben.

 

Der Klassenkämpfer glaubt ein feiner, freier Kerl zu sein. Aber gerade die Kirche mache ihn zum Unfreien. In dieser Rolle fühlt er sich in seiner Selbstüberschätzung glücklich. Die Hinwendung zur Kirche zum Ende des Krieges ist vorbei. Viel Selbstsicherheit hat die Herzen wieder erfaßt. Auch der Gedanke an die Atombombe kann für längere Zeit die Menschen nicht zur Vernunft bringen, vorläufig ist es ja noch nicht so weit.

Die Beratungen und Verhandlungen mit der politischen Gemeinde betreffend den Turmaufbau haben bisher noch nicht zu einem Ergebnis geführt. Es sieht bisher so aus, als ob die politische Gemeinde die Unterhaltungsverpflichtung langsam aberkennen wolle. Aber diese ist ja neuerdings erst von der hessischen Regierung den Gemeinden durch eine Verordnung ins Gedächtnis gerufen worden.

Am 16. März führte der Kirchenchor eine feine kirchenmusikalische Feierstunde durch, die gut besucht war.

Am 13. Dezember 1952 wurde das Notdach durch gewaltigen Sturm vom Dach abgerissen, bis zum Vorgarten (neben Wohnhaus Reuhl) geschleudert und derart wuchtig auf den eisernen Staketenzaun gedrückt, daß dieser zusammendrückte. Von 1945 bis 1952 war die Kirche ohne richtiges Turmdach.

 

1953: Das neue Jahr soll den Turmaufbau und neue Glocken bringen. Ein entsprechender Kirchensteuerbeschluß wurde gefaßt [Offenbar wurde aus diesem Grund die damals noch bestehende Ortskirchensteuer für dieses Jahr erhöht].

Der Kirchenvorstand erließ im Juli 1953 3einen Aufruf zu einer freiwilligen Spende für die Instandsetzung der Kirche: „Unsere Kirche hat durch Kriegseinwirkung nicht unerheblich gelitten. Zwei Glocken und der große Kronleuchter mußten abgegeben werden. Der Turm ist ausgebrannt; das Dach, die Fenster und die Lichtleitungen waren stark beschädigt, die Dachrinnen von Bomben- und Granatsplittern durchlöchert und der Mauerbewurf an der Südseite unseres Gotteshauses hatte sich an vielen Stellen gelöst.

Im Kircheninnern ist durch die infolge der Dach- und Fensterschäden eindringende Nässe der Wand- und Deckenbewurf und Anstrich immer mehr abgeblättert. Holzteile sind gefault und an der Orgel haben sich manche Holzpfeifen verzogen. Im vergangenen Jahre sind die Dachrinnen wieder instandgesetzt, das Dach selbst ist teils mit Schiefer, teils mit Dachpappe belegt, die Außenwand ausgebessert, ein neuer Ofen gesetzt und ein elektrisches Orgelgebläse eingebaut worden. Zur Zeit werden die Fenster, soweit nötig. in Ordnung gebracht. Es verbleiben noch die Hauptarbeiten der Innenanstrich der Kirche, der Turmausbau und die Glockenbeschaffung.

Um in diesem Jahre den Anstrich im Innern erneuern zu können, sind wir auf die Mithilfe, Freigebigkeit und Opferfreudigkeit der Gemeindeglieder angewiesen, die Kirchensteuer-einnahmen reichen dazu nicht aus. So hat der Kirchenvorstand es für notwendig und gut befunden eine Geldsammlung durchzuführen, wie es bereits in vielen Gemeinden geschehen ist.

Unser Gotteshaus, das in seiner jetzigen Gestalt -abgesehen von kleineren später erfolgten Anbauten - um das .Jahr 1450 errichtet worden ist und unter Denkmalschutz steht, soll in seiner Eigenart als gotischer Bau erhalten und wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden.

Darum bitten wir bei der Sammlung in der nächsten Zeit alle Familien und Einzelpersonen der Gemeinde herzlich um ein Geldopfer und wir hoffen, daß unsere Bitte ein gutes Gehör, ein offenes Herz und eine gebefreudige Hand findet.“

Zum Weihnachtsfest wurde die Patengemeinde wieder von der Frauenhilfe reichlich mit Paketen bedacht. Es wird Zeit, daß der Turm seinen Helm erhält. Das Notdach ist nur ein Notdach-Behelf.

 

 

Ab Februar wurde gesammelt. Es wurde zum Teil gut gespendet, zum Teil auch schlecht. Der Pfarrer selbst hat viele, viele Gänge gemacht, um wirtschaftlich besser gestellte zur Hingabe eines größeren Betrags - einer dreistelligen Zahl - zu veranlassen. Es hat sich gelohnt, wie die Listen ausweisen.

Zum Beispiel stiftete ein Rentnerehepaar 15 Mark. Als sie eine Nachzahlung von 20 Mark erhielten, erklärten die Eheleute: „Wir behalten 5 Mark, die anderen 15 Mark spenden wir für die Glocken!“ (Die 15 Mark waren damals bei vielleicht 100 Mark Rente sehr viel Geld). Eine Witwe besuchte der Pfarrer zu ihrem Geburtstag (70 Jahre). Auf ihre Frage, was sie geben solle, sagte ich: „Ist Ihnen die Gabe von drei Mark zu viel?“ „Nein!“ „Nun, dann geben Sie fünf Mark!“ „Ich möchte zehn Mark spenden. Kann es freilich nicht auf einmal!“ Sie gab die Summe von zehn Mark in drei Raten. Die politische Gemeinde wurde nicht angegangen zu einer Spende, sie hat auch nichts gegeben.

Auch der Kirchturm wird wieder aufgebaut. Allerdings hat die politische Gemeinde kaum den Kirchenvorstand mit zu der Beratung herangezogen. Das liegt im Wesen der Partei. Lange war man sich über die Form des Turms nicht klar. Landeskonservator, Landeskirchenamt (soweit es überhaupt gefragt wurde) wollten nicht mehr die alte Form haben. Anders dagegen der Kirchenvorstand, der am Althergebrachten mehr hängt. So kam es dann endlich zu der endgültigen Formung. Landeskonservator und Landeskirchenamt stifteten vierstellige Zahlen mit. Aber leider zeigte sich sehr bald, daß die Abdichtung des Rundgangs nicht gut genug war. Die Turmmauern wurden langsam feucht. So wird nochmals an dem Turm herumgebaut werden müssen. Dann im Jahre 1953 wurde der spitze Kirchenturm aufgebaut und der Bischofsheimer Schmiedemeister Fritz Kinkel schmiedete und montierte die stählerne Turmspitze.

Große und kleine Gaben zusammen ergaben die schöne Summe von fast 14.000 Mark, darunter eine Familienspende von 1.200 Mark. Jedenfalls bestellte man drei neue Glocken. Der Glockenbrief half auch dazu, gebefreudig zu machen.

Neue Glocken unter neuem Turmhelm (Zeitungsbericht „Kasseler Sonntagsbote):

Im Jahre 1944 verbrannte der Turmhelm und alle Holzteile des Glockenstuhls und des Turmes. Die alte Glocke ließ aber auch danach nach behelfsmäßiger Ausbesserung des Turms im Jahre 1945 ihre Stimme erklingen. Als vielerorts nach der Währungsreform neue Glocken beschafft wurden, regte sich auch in unserem Dorf der Wille zur Vervollständigung des Geläuts. Aber erst im Jahre 1953 konnte die Verwirklichung erfolgen. In einer Sammlung brachten 30 Männer und Frauen eine ansehnliche Summe zusammen. Denn fast überall hatten sie ein freundliches Gehör und gebefreudige Herzen und Hände gefunden. Im Oktober geschah der Guß dreier neuer Glocken, während sich die alte inzwischen in einer Glockenschweißerei einer „Operation“ unterziehen mußte, da sie sich einen gefährlichen Riß zugezogen hatte. Den Glockendienst versah in dieser Zeit eine kleine Leihglocke, die lustig und hell vom Turm herunter klang.

Bei prachtvollem Sommerwetter konnten unter starker Beteiligung der Gemeinde alle vier Glocken eingeholt werden. Ein Reitertrupp der Ortsbauernschaft, der Spielmannszug, der Kirchenchor, die beiden Gesangvereine „Eintracht“ und „Liederlust“ , die Feuerwehr, Vertreter fast aller sonstigen Vereine und andere Gemeindeglieder geleiteten in langem Zuge durch die Hauptstraßen des Dorfes die Glocken auf geschmückten, von starken Rossen gezogenen Wagen vor den Kirchhof, wo dann eine kurze Feuer stattfand, bei der die beiden Gesangvereine mitwirkten.

Der Vertreter der Gießerei Wilhelm Wörner übergab die Glocken an Pfarrer Burhenne, der allen Spendern für ihre Gaben herzlich dankte und die Hoffnung aussprach, daß die Glocken in Frieden ihre Stimmen Gottes zu Lob und Ehre erschallen lassen mögen. Bürgermeister Krieger betonte, die Glocken sollten niemals wieder für Zwecke des Unfriedens und der Vernichtung abmontiert werden.

An einem Sonntag im Herbst 1953 wurde dann die Glockenweihe gehalten in unserem vollbesetzten Gotteshaus. Dabei half der Kirchenchor durch seine Lieder mit. Pfarrer Burhenne hielt die Liturgie, Propst Wibbeling die Festpredigt über Sacharja 3,14 b: „In Dank und Lob gegen Gott möchte die Gemeinde allezeit die Botschaft dessen hören und in Verantwortung annehmen, der da ist und kommen wird. Dazu rufen auch die Glocken die Gemeinde mit auf.“

Dekan Wessendorft nahm die Weihe der Glocken vor, bei die jedes Mal aufgerufene Glocke ihre Stimme erhob, bis schließlich alle vier in Vollgeläut weithin über unser Heimatdorf ertönten.

So hängen wieder Glocken im Turm, der auch im Jahr 1953 bis auf die Dachdeckerarbeiten in neuer Gestalt aufgebaut worden ist, worüber sich alle Bischofsheimer freuen. Knauf, Kreuz und Hahn stehen darüber in der Höhe und wollen mit dem Geläute uns zum Himmel weisen, daß wir als Gemeinde uns sammeln unter dem Kreuz und achthaben auf uns selbst, um stets Gottes Ehre kundzutun in der Erhabenheit der Freude, in der Stunde des Leids. Gott halte schützend und segnend seine Hand über unsre Kirche und Gemeinde.

 

1954 / 1955: Die Orgel wurde gereinigt und ein großer Teil umgebaut zum Preis von 4.000 Mark. Der Kirchturm ist aufgebaut. Das Storchennest auf dem Schornstein des Pfarrhauses ist altersschwach geworden, das Rad verfault, das ganze Nest hängt schief, also ist Ersatz zu schaffen. Die Störche verstopfen jährlich die Dachrinnen mit ihrem Kot. Aber niemand will das Nest auf seinem Haus haben. Also die gutmütige Kirchengemeinde läßt das Nest wieder aufbauen. Bauer Bernhard Reitz stiftet ein brauchbares Rad dazu.

Im Herbst ist der Kirchturm ist im oberen Teil seines Verputzes, also unterhalb des Schutzgitters, sehr feucht. Die Erhaltarbeiten sind sehr schlecht gemacht, daher kommt die Nässe in den Mauern. Die Paketaktion für die Patengemeinde hat an Weihnachten guten Erfolg gehabt.

1955: Der Acker „Am Linnes“, für den niemand bis vor kurzem eine halbe Mark pro Quadratmeter gegeben hätte, bringt mit allen dortigen Äckern einen guten Preis wegen der Kiesgewinnung zum Aufbau Frankfurts. Die Gemeinde will den Acker verkaufen. Firma Kern beutet ab 1956 den Acker „Am Linnes“ aus.

Ein Gemeindehaus ist erforderlich. Die Gemeinde steht in Verhandlungen mit dem Ehrenmitglied des Kirchenvorstandes, Schmiedemeister Johannes Schäfer, wegen Tauschs eines „Am Wellenpfad“ gelegenen Grundstückes. Es ist kaum ein anderes zu haben, die Preise sind hoch. Im Flurstück „Unterer Drisch“ wird der Preis noch höher.

1956: Etwas Erfreuliches zeitigte die Teilnahme am Männertag im Rahmen des Evangelischen Kirchentages in Frankfurt. In der großen Festhalle waren. 2000 evangelische Männer zu einer großen Kundgebung versammelt. Es sprechen Bischof Dr. Dibe­lius, Kirchenpräsident Niemölller und Bundesinnenminister Dr. Heinemann. Ein kleiner Männerkreis bildete sich, der regelmäßige Zusammenkünfte halten will. Zum Frankfurter Kirchentag hatte die Gemeinde 175 Quartiere zur Verfügung gestellt. Aber niemand kam. Die Frankfurter Bürger haben sich zuletzt doch noch besonnen und Quartiere in großer Zahl zur Verfügung gestellt.

Die Fünfzigjährigen hatten am 8. Oktober einen gemeinsamen Kirchgang und nachmittags eine kurze Kranzniederlegungsfeier auf dem Friedhof, bei der der Pfarrer die Ansprache hielt

Eine Gebetswoche für Kriegsgefangene usw. findet statt, aber mit geringer Beteiligung. Alle Kriegsgefangenen sind nunmehr daheim, soweit sie Nachricht bisher gegeben haben (Man vermutete aber, daß es noch „Schweigelager“ gibt). Nur Konrad Weingang wird noch in Rußland festgehalten, meinte man.

Zu Weihnachten sandte man wieder Päckchen in das Großauheimer Lager und ins Altersheim. 60 Pakete haben gebefreudige Familien gepackt und in die Patengemeinde Schönfeld gesandt.

Etliche Goldene Hochzeiten wurden auch in diesem Jahr in einer festlichen Feier, werktags oder sonntags, begangen.

Zur Bestreitung der Kosten des Ausbaus des Kircheninneren hat ein Fabrikant ein zinsloses Darlehen von 2.500 Mark zur Verfügung gestellt. Die letzten 500 Mark hat er der Kirche geschenkt.

Die alte hölzerne Vorhalle an der Südseite der Kirche wurde zu einer einfachen und würdigen Gedenkstätte ausgebaut.

Man steht immer noch in Verhandlung mit Schmiedemeister Schäfer (Ehrenmitglied des Kirchenvorstandes) zwecks Erwerbs eines Grundstücks für das Gemeindehaus „Am Wellenpfad“.

Bei den alljährlichen Erntedankspenden für das evangelische Altersheim steht Bischofsheim vermutlich an der Spitze der im Westen liegenden Kirchengemeinden von Hanau-Stadt. Überhaupt haben Bethel und die Betheler Mission aus Bischofsheim bei Vorträgen und Filmvorführungen höhere Beträge hereinsammeln können als bei anderen Gemeinden. Hoffentlich bleibt das so!

Der Gottesdienstbesuch wechselte, aber auch die Teilnahme der Kirchenvorsteher daran. Es gibt Sonntagsarbeit! Und es kann nicht genug gefeiert werden!

 

1957: Es wurden weitere Verhandlungen wegen des Gemeindehausbauses geführt. Gern hätte man an der Hauptstraße ein Gehöft erworben. Aber ein nicht hier wohnender Besitzer wollte sein Gehöft nicht abgeben. Vielleicht darum, weil wir keinen Preis unter der Theke als Behörde zahlen konnten oder aus antikirchlicher Einstellung?

Kirchenvorstehr und Frauenhilfe gehen alljährlich auf Fahrt (letztere nur halbtägig) zum Ken­­nenlernen der Heimat und Festigung der Gemeinschaft. Die Jugendarbeit ist in festen Händen. Die Teilnahme an der Männerarbeit läßt nach. Unter den Konfirmanden gibt es freilich r auch sehr ordentliche.

 

1958: Allmählich wird man sich über die Form des Gemeindehauses klar. Aber es gibt auch ärgerliche Mißverständnisse. Das kirchliche Bauamt Kassel will in mancher Hinsicht etwas anderes als der Kirchenvorstand. Der Bauplatz ist nicht sehr groß, reicht aber aus. Wer bauen will, muß Geld haben, Geduld und immerwährende Freudigkeit. Das merkt man sehr, sagt der Pfarrer.

Die seit 1948 bestehende Frauenhilfe entwickelt sich gut. Für das Gemeindeleben ist sie wertvoll. Auch der Kirchenchor leistet Gutes. Ebenso macht die Arbeit an der Jugend Fortschritte, besonders bei den Jungscharen.

Der Architekt Wilhelm Schäfer legt erste Pläne für den Gemeindehausbau vor.

 

1959: Jetzt beginnt der Gemeindehausbau. Die Meinungen zwischen Landeskirchenamt und Kirchenvorstand gehen in manchen Dingen auseinander. Im März begann die Erdarbeit. Die. Witterung war gut. Eine Wasserader wurde angerissen, es mußten Ablenkungsarbeiten ausgeführt werden. Dann erfolgte der Rohbau, zuerst der Saal, dann das Wohnhaus mit Eingangshalle.

Unstimmigkeit gab es wegen der Schrägen, besonders am Saal. Nach Fertigstellung des Rohbaus wurden erste Innenarbeiten ausgeführt. Der Arbeitsfortgang kann mit einer Schnecke an Langsamkeit gut konkurrieren. Die Gemeinde freut sich auf die Fertigstellung des Hauses.

Der Ertrag der Haussammlungen steigt. Aber die Kirchlichkeit läßt viel zu wünschen übrig. Geld, Geld ist die Parole, damit die persönlichen Wünsche erfüllt werden können. Weltseligkeit guckt allenthalben hervor: Die Eroberung des Weltalls beginnt (mit dem Start des Sputniks! Braucht man noch Gott? Sind wir in der Kirche sehr verschieden von denen, die außerhalb von ihr stehen?

Ein kleiner Kreis von schultentlassenen Mädchen und Jungen hat sich gebildet bzw. wird weiter verstärkt.

1960: Endlich gewinnt das Innere des Hauses sein Gesicht. Der Hausmeister kann am 1. Februar seine Wohnung schon beziehen. Aber für den Saal und die Halle stockt die Arbeit. Es gibt weiter Kontroversen zwischen dem Landeskirchenamt dem Architekten des Kirchenvorstandes wegen der Schrägen. Der Außenputz fehlt noch, ebenso die Einfriedigung. Aber Kirchenchor, Frauenhilfe, die Jugend hat nun Räume zum Üben, Versammlung, Zusammenkunft, Beratung, frohe Abende, usw. Was war das doch eng - zurückschauend vermerkt - im größten Zimmer des Pfarrhauses im Erdgeschoß, wo die ganzen Jahre hindurch die Veranstaltungen von Andachten, Gebetsstunden bis zur Jugendstunde und Kirchenvorstandssitzungen (besonders diese Sitzungen hielt der Pfarrer in seinem Arbeitszimmer wegen des Mithörenkönnens der Mieter neben dem Gemeinde­zimmer). Mein Nachfolger kann nun gut alle kirchlichen Gemeinschaften im neuen Gemeindehaus unterbringen.

Nochmals sei es betont: Wie hilfreich kann die Frauenhilfe mit 100 Mitgliedern in der Gemeinde sich betätigen. Sicherlich bedingt nun der schöne Raum auch das Wachstum der „Vereine“, denn im Pfarrhaus war es eng, alte Tapeten, viele Stühle ungemütlich, daß bei manchem sicherlich die rechte Freudigkeit zum Kommen fehlte.

Der Kirchenchor ist auch erfreut, im größeren Raum üben zu können. Und vor allem die Jugend mit den zwei schönen Jugendräumen wird dankbar sein, sich ausdehnen zu können. Die kleinen Verschönerungen lassen sich durchführen und der Außenputz stört das Leben im Inneren nicht. Denn daß rechtes, frohes, unverkrampftes Leben die Räume erfülle, ist aller Wunsch.

 

Einwohnerzahl

Nach einer Zählung von 1761 hat Bischofsheim 932 evangelische Einwohner, 22 Juden, 2 Katholiken. Die nächste Angabe stammt aus dem Jahr 1905. Danach hatte Bischofsheim am 1. Dez. 1905 1629 evangelische Einwohner, 27 Juden, 82 Katholiken. Das Kirchliche Jahrbuch aus dem Jahr 1926 weist für Bischofsheim folgende Zahlen auf: 2000 evangelische Einwohner, 30 Juden, 50 Katholiken. Gegen Ende des 2. Weltkrieges sind etwa 2300 evangelische Einwohner in Bischofsheim. Im nächsten Jahrzehnt ist ein Zuwachs von etwa 600 evangelischen Einwohnern zu verzeichnen. Im Jahr 1957 sind erstmals 3.000 überschritten (3150 ev. Einwohner). Ab 1963 (seit Fertigstellung mehrerer Wohnblocks in der Albert-Schweitzer-Siedlung) steigt die Zahl sprunghaft an. Bereits im Jahr 1964 wird 4.000 überschritten (4.340 evangelische Einwohner). Ende 1967 wohnen bereits etwa 5.200 Evangelische in Bischofsheim. Allerdings hat in dieser Zeit auch die Zahl der Katholiken in Bischofsheim beträchtlich zugenommen. War es früher nur ein geringer Prozentsatz, so sind heute etwa ein Drittel der Bevölkerung Angehörige der römisch-katholischen Kirche. Seit 1960 hat die katholische Kirchengemeinde eine eigene Kirche. Bisher von Bergen-Enkheim betreut, hat die katholische Kirchengemeinde seit 1964 einen eigenen Pfarrer.

 

Renovierung 2012

Bei Renovierungsarbeiten im Februar 2012 stieß nun auf verbaute Steine, von denen man annahm, daß sie aus dem achten Jahrhundert stammen. Ebenso ging man davon aus, daß die jetzige Kirche im 13. oder 14. Jahrhundert an dieser Stelle gebaut worden war. Nun jedoch nahm man an, daß es dort bereits wesentlich früher ein Gotteshaus gegeben haben muß. Auch in der Festschrift von 1968 heißt es: „Ob der Chorraum der alten Kirche auf den Grundmauern der 882 beurkundeten Kapelle aufgebaut wurde, wird wohl kaum zu klären sein. Auffallend ist nur, daß dieser Chorraum gegenüber dem Kirchenschiff viel zu groß ist. Wahrscheinlich wurde die Kirche um 1450 gebaut.“

Aber hierbei ist nicht bedacht, daß die 880 / 882 erwähnte Kirche im alten Dorf stand, das 1538 abgebrannt ist und im Bereich der heutigen „Alte Dorfstraße“ lag. Auf diese Kirche bezieht sich auch die Notiz im Hanauer Regierungsprotokoll vom 12. November 1569: „Erasmus Steindecker, Kirchenpfleger allhier, zeigt bei den Befehlshabern an, daß er zu Vollführung des Kirchturmes noch etliches Geld bedürfe, wie dann die Fenster und sonsten allerhand noch daran zu verfertigen. Es soll die Hälfte der ausgetretenen Wiedertäufergüter zu Bischofsheim, so 156 Gulden beträgt, verwendet werden. Anton Hatstein, der junge Kanzleiverwandte soll diese Summe dem Kirchenpfleger übergeben“.

Aber man fand im westlichen Bereich der alten Kirche eine Tür, die später zugemauert wurde. Man hat den alten Betonputz aus den sechziger Jahren entfernt. Er war mit bis zu zehn Zentimetern deutlich dicker ist als zuvor angenommen, denn nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sehr viel Zement und Beton bei Neubauten, aber ebenso bei Sanierungen verwendet.

Möglicherweise wird man diesen ehemaligen Türbereich nicht wieder mit Putz versehen, sondern dort eine Scheibe anbringen, um damit auch einen Teil des historischen Mauerwerks weiterhin sichtbar zu lassen.

Aufgrund dieser bemerkenswerten Entdeckung und der zusätzlichen Arbeiten sind auch die Sanierungskosten gestiegen. Man rechnet aktuell mit einem Betrag von rund 300.000 Euro. Da die Gemeinde diesen finanziellen Aufwand nahezu komplett selbst tragen müssen, auch keine Zuwendung von der Landeskirche erhalten, ist sie auf Spenden angewiesen.

Die Sanierung im Inneren des historischen Teils der evangelischen Kirche wird vermutlich im April abgeschlossen sein. Zunächst nämlich muß das freigelegte Mauerwerk abtrocknen, bevor der neue Putz aufgetragen werden kann. Auch dieser Prozeß wird einige Zeit in Anspruch nehmen.  

 

 

 

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