Vogelsberg

 

I   Allgemein, Rundfahrten, Rundfahrten, Hirzenhain, Gedern, Breungeshain, Sichenhausen, Herchenhain , Bermuthshain, Völzberg, Wüstwillenroth, Mauswinkel, Birstein.

II  Eichselsdorf, Schotten, Hoherodskopf, Taufstein, Ulrichstein, Hopfmannsfeld Herbstein, Ilbeshausen, Hintersteinau.

III Wittgenborn, Waldensberg, Leisenwald, Brachttal, Freiensteinau, Mooser Seen, Ulmbach

IV  Alsfeled, Romrod, Lauterbach, Schlitz, Großenlüder, Stockhausen, Flieden.

 

 

Allgemeines

 

Vulkanismus:

„Achtung! Sie stehen auf einem Vulkan!“ Mit etwas Augenzwinkern „warnt“ neben dem Naturinformationszentrum des Hoherodskopfes eine Hinweistafel vor der Lava unter den Füßen der Wanderer und Ausflügler. Die Wahrscheinlichkeit, daß der einstmals größte Vulkan Europas erneut ausbrechen könnte, ist allerdings gleich Null. Wenn es auch vorkommt, daß sogar über Jahrhunderte und Jahrtausende ruhende Vulkane unvermittelt wieder aktiv werden, muß am Hoherodskopf niemand auf verdächtige Rauchwolken achten. Den Krater eines ehemals Feuer speienden Berges sucht man im Vogelsberg vergebens. Weil Afrika sich auf Europa zu bewegt, ist vor zehn Millionen Jahren am Vogelsberg durch die Spalten und Brüche Lava ausgetreten. Dieser Prozeß ist aber im Vogelsberg zur Ruhe gekommen (anders als in den Alpen), es gibt keinen Druck mehr und der Vulkan ist längst erloschen.

Vor rund sechs Millionen Jahren - noch vor der Eiszeit - hat sich der brodelnde Feuerkopf in der Mitte Hessens abgekühlt. Auf einer Fläche von etwa 2500 Quadratkilometern - doppelt so wie der Ätna - erstarrte er zu einem gewaltigen Basaltschild, wie ein riesiger Schildkröt­buckel. Seine Ausdehnung und die weitab entdeckten Eruptionsmassen bei Marburg, am Taunusrand und selbst südlich des Mains lassen auf einen unvorstellbar heftigen und langwährenden Vulkanismus schließen.

Wahrscheinlich hat es sich dabei weniger um explosionsartige Auswürfe aus einem Krater nach Art des Vesuv gehandelt. Dieser hätte bei einer Grundfläche von 50 auf 50 Kilometern alpine Höhen erreichen müssen. Vielmehr hat sich das Magma aus mehreren Schloten und Ausbruchsspalten in sogenannten Massenergüssen gleichmäßig über das Land verteilt. Mehrere unregelmäßige Schichten Basalt lagern seither bis über 700 Meter hoch zwischen und über dem Buntsteinboden. Sie haben Wasser, Ton, Sand und Geröll eingeschlossen und bilden zusammen das langsam ansteigende Bergmassiv bis hinauf zum Oberwald, einer sanft hügeligen Hochebene mit wenigen Taleinschnitten.

Der Vulkan wurde von der Erosion abgeschliffen und durch zahlreiche Bäche radial geädert.

An dem Modell im Naturschutzinformationszentrum kann man erkennen, wie 16 Bäche den stark zerlappten Kegelstumpf radial aus den tiefen Erosionsrinnen entwässern, unter ihnen der Ursprung der Nidda.

Auch die niedrigeren Krater hat die Erosion längst abgetragen, die Basaltdecke verschwand unter einem dicken Humusmantel. Nur an einigen wenigen Stellen liegt das Gestein offen an der Oberfläche, geröllartig am Taufstein oder an der von Wind und Wetter geformten 200 Meter langen Geiselsteinwand (nördlich des Taufsteins).

Der Vulkan prägte aber die Landschaft: Basaltboden, ein Hochmoor und viele Quellflüsse bilden eine schützenswerte Kulturlandschaft. Die Abfolge von Wald und Wiesen, Felsen und Fernsicht, Mooren und Bächen machen den Vogelsberg heute so unverwechselbar. Zu jeder Jahreszeit ist es ein Erlebnis, sich in dieser Natur zu bewegen, zumal wenn die Wiesen in höchstem Wuchs stehen.

 

Waldflächen:

Früher mussten die Bauern im Vogelsberg den dichten undurchdringlichen Wald roden, um Platz zu schaffen für die Felder und Weiden und um Baumaterial für ihre Häuser, Ställe und die ersten Kirchen zu erhalten. Viel Holz wurde auch geschlagen für das Heizen im Haus. Zur Verhüttung des Erzes stellten Köhler große Mengen von Holzkohle her. Das Weidevieh. das damals in den Wäldern gehalten wurde, fraß Jungtriebe der Bäume ab. So verschwanden nach und nach die großen Buchenwälder und damit auch das von den Römern so  benannte „Buchonia“.

Im 19. Jahrhundert versuchte man, diese Schäden durch Aufforstung mit schnell wachsenden Nadelbäumen wieder auszumerzen. Um dem Vogelsberg das ehemalige Bild der Landschaft wiederzugeben, sieht der heutige Forstwirtschaftsplan auch das Wiederanpflanzen von Laub­hölzern vor. Der Waldflächenanteil im Vogelsberg ist bereits wieder höher als der Durch­schnitt in Deutschland. Man betreibt sinn- und maßvolle Forstwirtschaft. Zum Beispiel kommen viele Weihnachtsbäume aus dem Vogelsberg.

 

Naturschutz:

Die Gegend rund um den hoch liegenden Oberwald wurde bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zum „Naturpark Hoher Vogelsberg“ bestimmt. Der Naturpark umfasst ein Gebiet von etwa 40.000 Hektar. Er ist geprägt durch Mischwälder, Fließgewässer und eine Heckenlandschaft mit artenreichen Wiesen und Feldern und bietet sich von flach bis nahezu gebirgig dar. Das Gebiet sollte bewahrt und gleichzeitig für die Erholung der Bevölkerung erschlossen werden. Es bekam dadurch eine übergebietliche Bedeutung für Mensch und Tier.

Viele seltene Vogelarten brüten seither in besonders ausgewiesenen Vogel- und Naturschutz­gebieten, hauptsächlich rund um die naturbelassenen kleinen Seen, Weiher und Teiche, die früher künstlich zur Fischzucht oder zur Holzeinlagerung angelegt wurden. Der Teich bei Ober-Moos - der vom Naturschutzbund Hessen angekauft wurde  - beherbergt so wieder Eisvögel, Schwarzhalstaucher und manchmal mehr als tausend Enten auf der Durchreise in den Süden. Auch den einen oder anderen Fischadler konnte man schon wieder über dem Wasser kreisen sehen.

Ein Motto der Naturparke lautet: „Schutz durch Nutzung“. Von einer umweltgerechten Landnutzung und einem sanftem Tourismus profitieren beide Seiten. Das oberste Ziel ist, den Wert der Natur zu erhalten. So sind im Naturpark keine Eingriffe und Vorhaben erlaubt, die dem Schutzzweck zuwiderlaufen. Die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes sowie die Tier- und Pflanzenwelt in ihren Lebensräumen (Biotope) soll auf Dauer gesichert werden.

Gemeinsam mit dem Zweckverband Naturpark Hoher Vogelsberg haben Behörden und Ge­meinden in den letzten Jahren aktive Arbeit geleistet. Dabei waren Akzeptanz und Beteiligung der Bevölkerung wichtig. Mit Vereinen und ehrenamtlichen Helfern bemüht man sich um die Errichtung von Schutz- und Grillhütten sowie das Aufstellen von Orientierungstafeln an Wan­derwegen und Parkplätzen. Im Winter werden rund 50 Kilometer Langlaufloipen gespurt. In freiwilligen Aktionen zur Renaturierung werden Laub- und Obstbäume auf Wiesen gepflanzt, Bäche zurückgebaut. Und seitdem Kommunen vielerorts die Weidenutzung und das Mähen fördern, ist die Erhaltung wertvollen Grünlandes für Landwirte wieder finanziell interessant geworden.

Klima:

Eigenartig: Der wasserreiche Vogelsberg an der Rhein-Weser-Scheide mit den höchsten Niederschlagsmengen und dem größten Grundwasservor­kommen Hessens besitzt kein einziges stehendes Gewässer, das nicht von Menschenhand angelegt wurde. Den Wasser­reichtum verdankt der Vogelsberg den hohen Niederschlagsmengen zwischen 1200 und 1400 Millimeter im Jahr. Er ist nicht nur Wasserscheide (von Rhein und Weser), er gilt auch als Wetterbarriere: Rund sechs Monate des Jahres hüllt er sich in Nebel und Regenwolken. Man sagt: „Dreiviertel des Jahres ist hier Winter, und im Rest wird es auch nicht warm“. „Hier brauchen die Zwetschen zwei Jahre zum Reifen“, „ im zweiten werden sie umgedreht“.

Die Vogelsberger musste früher hart um ihr tägliches Brot kämpfen. Von Kriegen und Krankheiten behelligt, rangen sie dem steinigen Boden und dem rauhen Klima Nahrung für sich und ihre Tiere ab. Mit ihrer Arbeit schufen sie aber zugleich die reizvoll herbe Kulturlandschaft, die heute so viele Besucher in den Vogelsberg lockt.

Herb die Landschaft, arm die Menschen. Dieser Ruf begleitete den Vogelsberg bis in die jüngste Vergangenheit. Die landwirtschaftlichen Erträge auf den kargen Böden waren gering und erlaubten kaum mehr als Viehwirtschaft. Keine der großen Verkehrslinien, ob Straße oder Schiene, wurde durch das unwirtliche Land geführt.

Fremdenverkehr:

Der vermeintliche Nachteil hat sich längst in sein Gegenteil verkehrt. Keine sechzig Kilometer vom Rhein-Main-Ballungszentrum entfernt, findet der Erholung Suchende noch eine weitgehend intakte, kaum zersiedelte Landschaft, seit den fünfziger Jahren zudem geschützt von den Auflagen des Naturparks Hoher Vogelsberg. Der Vogelsberg wurde wesentlich später als Naherholungsgebiet entdeckt als andere Mittelgebirge. In einem Vogelsbergführer aus dem Jahr 1956 ist noch zu lesen: „Alle über den Taunus sich ergießende Stadtflucht ging an dem Hohen Vogelsberg spurlos vorüber.“

Die Landschafts- und Naturschutzbestimmungen haben verhindert, daß der Vogelsberg zu einem verlängerten Wohnsitz für Städter werden konnte. Wer dorthin fährt, sucht nicht die Fortsetzung der häuslichen Zerstreuung in natürlicher Umgebung, er sucht (und findet) unverfälschte Natur. Es ist ein Erlebnis, durch die packende Landschaft zu wandern. Sie bündelt von allen Mittelgebirgen das Beste - die Weite der Rhön, die Wälder des Spessarts, die Fernsicht des Taunus und die Felsen des Odenwaldes - und wird doch immer unverwechselbar sein.

Mit der zunehmenden Bedeutung von aktivem Umweltschutz bei gesteigertem Ausflugsverkehr möchte man jetzt mit der Idee einer „vernetzten Region” beides fördern, ohne daß Tourismus und Natur in Widerspruch geraten. Aktuell wurde ein neues Radwegenetz eingerichtet, das man am besten mit dem „Vulkan-Express”, einer an den Wochenenden auf dem Vogelsberg verkehrenden Buslinie mit Fahrradanhänger ansteuert.

 

 

Vulkanradweg und Südbahnradweg

Der Vulkanradweg gehört dank seiner geringen Steigung, der ihn umgebenden Landschaft und der tollausgebauten Infrastruktur zu den schönsten Radwegen Hessens. Mit der zunehmenden Bedeutung von aktivem Umweltschutz bei gesteigertem Ausflugsverkehr möchte man jetzt mit der Idee einer „vernetzten Region” beides fördern, ohne daß Tourismus und Natur in Widerspruch geraten. Deshalb wurde im Vogelsbergkreis ein touristi­sches Leitsystem für Radfahrer eingerichtet. Dafür hat der Kreis in Zusammenarbeit mit 13 Kommunen 39 Informationstafeln aufgestellt, die neben örtlichen Sehenswürdigkeiten auf Sport­stätten, Fahrrad‑ und Wanderwege sowie aktuelle Angebote von Gastronomie und Hotellerie hinweisen. Zur Ergänzung des touristischen Leitsystems ist auch eine Fahrradkarte erschienen.

Der „Vulkanradweg“ des Vogelsbergkreises wurde dann ergänzt durch den „Südbahnradweg“ des Main-Kinzig-Kreises. Dieser darf jedoch nicht als „Verlängerung des Vulkanradweges“ beworben werden, weil der „Zweckverband Vulkanradweg“ sich den Namen und das entsprechende Logo hat schützen lassen. Eine Benutzung des Namens wurde aber nicht genehmigt, daß durch das Befahren des Radweges mit Fahrzeugen der Landwirtschaft die Qualität der Marke Vulkanradweg aufgeweicht werden würde. Der Vulkanradweg verläuft nämlich vorwiegend auf früheren Bahnstrecken und ist deshalb frei von jedem anderen Verkehr, während beim Südbahnradweg schon bestehende Wirtschaftswege und Radwege benutzt wurden. Dennoch werden beide Bereiche hier als Einheit behandelt.

Den Vulkanradweg erreicht man am besten mit dem „Vulkan-Express”, einer an den Wochenenden auf dem Vogelsberg verkehrenden Buslinie mit Fahrradanhänger. Der Bus führt auf die Höhe, und dann kann man gemütlich nach unten rollen .Vom Vulkanradweg kann man weiter fahren zum Milse­burgradweg und durchs Ulstertal

oder auch auf dem Solztalradweg. Fernsichten, Buchenwälder, die Flußauen von Nidder, Schlitz, Fulda und Ulster, sowie die imposante Kuppenrhön versprechen ein besonderes Erlebnis gespickt mit kulturellen Höhepunkten wie die Keltenwelt am Glauberg, Fachwerk in Lauterbach, die Burgenstadt Schlitz, das barocke Fulda oder die Kur- und Festspielstadt Bad Hersfeld.

 Seit Mai 2000 können Radler, Skater und Rollskifahrer unge­stört vom Autoverkehr den Vulkanradweg nutzen. Die Strecke führt von Lauterbach über Grebenhain nach Gedern. Ab Hartmannshain gibt es noch einen Abzweig nach Birstein. Außerdem gibt es einen neugebaute Fahrradweg „Hoherodskopf­steig“ auf den 764 Meter hohen Berg.

Es handelt sich um die ehe­malige Bahntrasse der Oberwaldbahn, die bis zu ihrer endgültigen Stillegung 1994 fast einhundert Jahre lang die Wet­terau mit dem Vogelsberg verband und von Stockheim durch das Niddertal nach Lauterbach in den Hohen Vogelsberg führte.

Durch die überwiegende Nutzung einer ehemaligen Eisenbahntrasse kommt die Strecke mit einer Steigung beziehungswei­se Gefälle von maximal drei Prozent besonders Familien sehr entgegen. Die Strecke ist bis auf wenige Eng­pässe durchgängig 2,50 Meter breit und eignet sich auch für Rollstuhlfahrer. Von Hartmannshain fällt der Weg auf der gesamten Länge in Richtung Lauter­bach leicht ab. Nach Gedern und Birstein fährt man am besten natürlich in die andere Richtung, also abwärts.

Das Projekt drohte aus verschiedenen Gründen zu scheitern. Jürgen Löffler‑Wegwerth hat als Leiter einer Initiativgruppe eine ganze Menge unternommen, um den Umbau zu einer Radstrecke durchzusetzen. Er ist Einwohner und Familienvater im Ort Ilbeshausen‑ Hochwaldhausen, der an der Strecke liegt. Schon als kleiner Junge war er diese Strecke immer mit dem Zug gefahren. Die Bahn wurde jedoch Ende der siebziger Jahre stillgelegt. Als jedoch 1997 beschlossen wurde, die Schienen abzubauen, mußte er handeln. Er schrieb im Mai des Jahres einen Leser­brief an die regionale Zeitung. Darin plä­dierte er für seine Vision, ein Radweg in der Region zu bauen. Er forderte aber auch Gleichgesinnte auf, sich ebenfalls für den Umbau einzusetzen.

Das Projekt drohte unter anderem da­ran zu scheitern, weil die Deutsche Bahn eine Milli­on Mark für die Strecke haben wollte. Sendungen im Radio brachten die Bahn dazu, die Strecke doch billiger abzugeben: Sie wurde gepachtet. Schließlich war noch die Genehmigung der Naturschutzbehörde einzuholen. Die Verhandlungen endeten im Juni 1998; im Herbst desselben Jahres begannen die Ro­dungsarbeiten.

 

Lauterbach – Gedern:

Aus dem historischen Zentrum Lauterbachs führt der Weg (auch R 7) am Naherholungszentrum Steinigsgrund vorbei zum Bahndamm. Nächstes Ziel ist das hoch über dem Tal des Radweges thronende Schloß Eisenbach Seit Jahrhunderten gehört es der Familie Riedesel. Der Schloßpark ist zwar zugänglich, das Schloß selbst in Privatbesitz. Weiter führt der Weg auf dem alten Bahndamm nach Herbstein, Hessens höchstgelegenes Thermalbad. Ein Abstecher in das Städtchen mit seinem Fastnachts-/Stattmuseum umfaßt etwa zwei Kilometer. Um die alles überragende Jakobuskirche legt sich ein Ring aus Fachwerkhäusern.

Dann der Abschnitt Ilbeshausen - Grebenhain. (Tip: Teufelsmühle in Ilbeshausen). Es geht weiter leicht bergauf, die Bahn vollführte hier große Bögen, um mit geringer Steigung Höhe zu gewinnen. In Hartmannshain ist der höchste Punkt des Vulkanradweges erreicht. Auf der anderen Seite geht es hinunter nach Gedern.

 

Gedern – Ortenberg - Glauburg – Altenstadt - Hanau:

Im Wetteraukreis verläuft der Weg von Gedern über Hirzenhain und Ortenberg bis nach Glauburg. In Glauburg ist ein Abstecher zum Archäologischen Park „Keltenwelt am Glauberg“ lohnenswert (Vorschlag: Abstecher nach Büdingen auf der Keltenroute etwa acht Kilometer). Ein Rastplatz mit Unterstellmöglichkeit befindet sich am Ortseingang von Enzheim (Tip: Einkehr). An der kleinen Kirche gibt es einen Friedhof mit alten Grabsteinen.

Am Naturschutzgebiet „Im Russland und in der Kuhweide“ südlich von Lindheim gibt es wenige Meter abseits vom Weg einen Naturbeobachtungspunkt. Auf einem Stück parallel zur B 521 geht es unter der A 45 hindurch. Weiter geht es parallel zur Trasse der Niddertalbahn nach Altenstadt.

Der Radweg führt am Bahnhof Altenstadt vorbei. Der Ortskern mit weiteren Gaststätten ist nur ein kleiner Abstecher. Kurz hinter Altenstadt gibt es einen schönen Rastplatz und einen Naturbeobachtungspunkt an einem Flachwasserteich. Ab Höchst fährt man zunächst parallel zur Trasse der noch aktiven Niddertalbahn. Auf dem Weg nach Höchst laden in regelmäßigen Abständen verschiedene Kunstobjekte zum Verweilen ein.

Auf Nidderauer Gebiet führt der Radweg über den Radweg von Altenstadt­-Höchst nach Eichen.  In Eichen geht es durch das Untertor - Teil der ehemaligen Befestigung - in den Ort. Man radelt nun in der Nidderaue über den Kalkofen und Ohlenberg nach Windecken

Dort kreuzt der Weg die Landstra­ße 3009, geht weiter entlang der alten Ostheimer Stra­ße, mündet hinter dem Viadukt auf den dort vorhandenen Feldweg und führt von dort weiter bis zum Wartbaum. Am Na­turdenkmal Wartbaum wird der neue Rad­weg mit der Hohen Straße verknüpft. Da­mit wird am Wartbaum ein Kreu­zungspunkt geschaffen, der eine Vielzahl von weiteren Streckenführungen im Kreis ermöglicht.

Die gesamte Maßnahme hat eine Länge von 22 Kilometern und wurde in den Bereichen, in denen die Trassenführung auf Erd- beziehungsweise Schotterwegen verläuft, in einer Breite von drei Metern neu angelegt und durchgehend bituminös befestigt. Aufgrund der Länge und des damit verbundenen finanziellen Aufwandes wurde in Absprache mit dem hessischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr die Gesamtmaßnahme in zwei Bauabschnitte aufgeteilt.

Im Schatten des mächtigen Wartbaums ist in Nidderau-Windecken im Jahre 2009 der symbolische Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt für den zehn Kilometer langen befestigten Radweg erfolgt, der durch die Gemarkung Nidderau bis zur Kreisgrenze und dem Anschluß des 93 Kilometer langen Vulkanradwegs führt und 920.000 Euro kostete. Der erste Abschnitt Hanau - Mittelbuchen - Bruchköbel – Roßdorf - Windecken wurde Ende 2008 mit einer Feier am Wartbaum in Windecken seiner Bestimmung übergeben und kostete 700.000 Euro.

 

Hartmannshain – Birstein:

Jetzt geht es links ab auf den Südbahnradweg, dem Spessart entgegen. Eine Infotafel informiert über den Südbahnradweg. Es ist der pure Genuß, das Rad rollt, man genießt die Umgebung. Weit geht der Blick hinunter in das Tal. Anfangs noch in sichtbarer Entfernung zur B 276 folgt der Weg im oberen Teil dem Wasser der Salz. Dunkler Fichtenwald wechselt mit Feldern und Weiden, über die sich tolle Fernsichten ergeben. Am Ortsrand von Völzberg gibt es eine Grillhütte.

In Höhe Sang-Mühle ändert sich die Landschaft, ein Bach und Teiche bestimmen das Bild.

Nach einem moderaten Anstieg folgen ein schöner Ausblick, ein Rastplatz mit Infotafeln. In der Nähe von Wettges verfolgt der Radweg nun die ehemalige Bahntrasse. Vor dem alten Bahnhof von Fischborn biegt der Weg nach links. Es folgt unvermittelt eine kurze Steigung von acht Prozent (rechtzeitig schalten). Nach einem kurzen Zwischenstück bleibt man nun bis Birstein auf der alten Bahntrasse. Vorbei am Freibad erreicht man im Tal des Reichenbaches Birstein. Hoch über der Stadt thront das Schloß derer von Isenburg auf einem der für den Hohen Vogelsberg typischen Vulkanschlote.

 

Birstein - Wächtersbach:

Ende April 2002 hat der Kreisausschuß dem Bau ei­nes rund 23 Kilometer langen Radweges ent­lang der ehemaligen Vogelsberger Südbahn zu­gestimmt. Auf der ehemaligen Bahntrasse hatte sich seit der Stillegung im Jahre 1967 ein beacht­licher Hecken‑ und Baumbewuchs entwickelt. Wegen des massiven Eingriffs in Natur und Landschaft hätte sich der Bau als sehr kosten­aufwendig gestaltet. Da sich die Trasse nicht mehr im Eigentum der Deutschen Bahn befindet, sahen die Planer zudem mögliche Erschwernisse beim Grunderwerb. Gemeinsam wurde mit der Gemeinde Birstein über­wiegend auf Forst‑ und Feldwegen eine neue Variante geplant.

 Somit wurde die Radstrecke mit durch­gehend bituminöser Befestigung auf rund 24 Kilometern parallel zur ursprünglichen Tras­se auf Wiesen und Wirtschaftswegen gebaut. Aufgrund des Vorschlages der Gemeinde Bir­stein heißt der neue Rad‑ und Gehweg „Vo­gelsberger Südbahnradweg“. . Der Radweg steht an Erlebniswert dem Vulkanradweg in Nichts nach. Diese knapp 51 Kilometer Radstrecke packt wirklich jeder.

Im März 2004 wurde die 11 Kilometer lange Lücke bis Wächtersbach geschlossen und ein Anschluß an den Radfernweg R 3 geschaffen. Damit hat der Vogelsberger Südbahnradweg eine Gesamtlänge von et­wa 35 Kilometern von Grebenhain-Hart­mannshain bis nach Wächtersbach. Vom Vogelsberg geht es zum Spessartrand im Kinzigtal und von dort zum Main.

Der Radweg begleitet ein kurzes Stück die Bundesstraße. Dann wird es sprichwörtlich sagenhaft. Aus dem Milchborn sollen nämlich die Birsteiner Kinder kommen, im Hintergrund die Felsengruppe Wildes Weib. Weiter geht es auf dem alten Bahndamm durch herrlichen Laubwald. Unten schimmern Teiche und der Bach.

Die Orte im Brachttal sind landwirtschaftlich geprägt und strahlen Ruhe aus. Bald ist Neudorf erreicht. Der Weidenhof-Laden lädt ein zu geschmackvollem Einkauf. Am Ortsrand Wäch­tersbach wird der R 3 erreicht, der sich ab hier mit dem Bahn-Radweg vereint. Am Jona-Haus (ehemaliges Bahnwärterhaus - jetzt als Ferienhaus zu mieten), fällt eine schöne alte Sonnenuhr aus Sandstein auf. Zur Abwechslung bietet der Rastplatz „Bibertreff“ auch Kanufahrten an.

 

Wächtersbach – Hanau (Kinzigtalradweg):

Das Kinzigtal hat viel landschaftlichen Reiz. Hier verläuft der Bahn-Radweg entlang einer aktiven Strecke. Außerdem wird mehrfach die Autobahn gekreuzt. Hinter dem Horizont der Ebene bauen sich rechterhand die südlichen Ausläufer des Vogelsberges auf und linkerhand grüßt der Spessart. Je näher man Hanau kommt, desto flacher wird das Relief und man trifft schon unterwegs auf Zeugnisse der Geschichte. In der Barbarossastadt Gelnhausen gibt es unter anderem eine Kaiserpfalz und historische Kirchen, in Langenselbold ein Schloß aus dem 18. Jahrhundert, in Erlensee trifft man auf die Spuren der Römer. Eine traumhafte Strecke. Viele Rastplätze, weite Ausblicke, perfekte Markierung und die Gewißheit, eine wunderbare Radreise vollführt zu haben.

Wenn man die Nähe der A 45 verläßt, strahlt die Landschaft sofort eine paradiesische Ruhe aus. Durch Erlensee geht es mit einigen Richtungswechseln. Am Ortsausgang Rückingen ein Spielplatz am Römerkastell . Gleich danach wird der Rätische Limes gequert. Durch einen lichten Buchenwald, dann über Hochwasserschutzdeiche zum Stadtrand von Hanau. Mit vielen Richtungswechseln radelt man durch die Stadt, vorbei am Kongreßpark und Heinrich-Fischer-Bad, zur Mündung der Kinzig in den Main. Hier sin d eine gepflegte Flußparklandschaft, Wiesen, Kinderspielplätze. Am Schloß Philippsruhe ist die Reise zu Ende.

 

 

Rundfahrten

Die Anfahrt geschieht am besten über die Autobahn 45 nach Altenstadt oder Florstadt oder die Autobahn 66 ins Kinzigtal oder die A 5 nach Alsfeld. Die einzelnen Rundfahrten dürften in vielen Fällen zu lang sein, weil der eine oder andere sich irgendwo längere Zeit nehmen will. Dann kann man bei nächster Gelegenheit die Tour von der anderen Seite beginnen oder auch mit anderen Toren verbinden

 

(1) Altenstadt, Ortenberg (siehe Wetterau), Lißberg (siehe Wetterau), Hirzenhain (eigene Datei), Merkenfritz (das Sieben-Mühlen-Dorf, aber die Mühlen sind nicht sehenswert). Dort Abstecher nach Steinberg (an der tiefsten Stelle im Ort Wegweiser nach links zur Weidenkirche am Ortsrand, gepflanzt im Jahre 2003). Zurück nach Merkenfritz und Abstecher nach Wenigs (Schloß) und dann weiter nach Gedern (eigene Datei).

Einen Kilometer hinter Gedern geht es links ab Richtung Schotten. Wenn man durch den Wald auf ein Wiesengelände kommt, dann steht in einer scharfen links Kurve auf der linken Seite ein Schild „Stumpe Kirche“. Man läßt das Auto stehen und läuft die gut 600 Meter zu der Ruine der Marcellinus-Kapelle. Diese verfiel seit der Reformation und war ganz unter Schutt verdeckt. aus der „Stumpen Kirche“ stammt der „Helgenstein“. Er wurde außen in die Kirche von Burkhards eingemauert. Von dort ist er aber immer wieder nachts verschwunden, weil er an seinen ursprünglichen Ort in der Marcellinus-Kapelle zurück wollte.

Zurück auf der Landstraße geht es rechts ab nach Burkhards (in die Kirche hat man einen Stein aus der Marcellinus-Kapelle einbauen wollen, aber er ist immer wieder an seinen alten Ort zurückgekehrt). Weiter geht es durch Kaulstoß, wo es viele Brücken geben soll, von denen aber keine von der Straße aus zu sehen ist. Weiter geht es über Sichenhausen (eigene Datei) und Herchenhain (eigene Datei), Bermuthshain (eigene Datei), Völzberg (eigene Datei), Wüstwillenroth (eigene Datei), Mauswinkel (eigene Datei), Fischborn (Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 161), Birstein (eigene Datei), Wächtersbach (siehe Kinzigtal).

 

(2) Florstadt, Nidda (siehe Wetterau), Eichelsdorf (eigene Datei), Schotten (eigene Datei).

In Schotten erst nach rechts in Richtung Rüdingshain fahren (Nach 300 Meter geht es übrigens links ab in Richtung Vogelpark, dann noch einmal 300 Meter durch ein Gewerbegebiet zu dem Vogelpark, Eintritt 3 €, Kinder 1,50 €). Dann rechts abbiegen Richtung Hoherods­kopf, Breungeshain (eigene Datei), Sichenhausen (Bilstein), Taufstein (eigene Datei), Richtung Ulrichstein, Rüdingshain, Schotten.

 

(3) Schotten, Breungeshain, Hoherodskopf (eigene Datei), Schwarzbachtal und Ilbeshausen (eigene Datei), Richtung Altenschlirf (Mittelpunktstein), Herbstein (eigene Datei), Hopf­mnansfeld (eigene Datei), Ulrichstein (eigene Datei), Kölzenhain, Feldkrücken, Wegweiser Schotten (nicht Rüdingshain), Götzen, dann Richtung Laubach.

Auf der Strecke hat man eine herrliche Aussicht in die Wetterau, nach Frankfurt und zum Taunus. Die Abfahrt nach links nach Einhartshausen darf man nicht verpassen (Im Dorf steht eine schöne Kirche mit dickem Turm). Man muß wieder aufpassen, daß man den Abzweig nach links in Richtung Stornfels nicht verpaßt. Der Ort thront auf dem Felskegel über der sanften Landschaft. Wäre die nur ein bißchen rauher, man würde sich an so manche Stadt in Mittel­italien erinnert fühlen. Die Kirche rechts der Straße war wohl eine Wehrkirche, aber eine Burg (wie in der Landkarte eingezeichnet) ist nicht zu sehen. Weiter geht es wieder in die Wetterau hinunter nach Ulfa und im Ort links nach Nidda und Florstadt

 

(4) Wächtersbach:

I. Wächtersbach, Schlierbach (eigene Datei), Brachttal (eigene Datei), Hellstein, Udenhain, Untersotzbach, Unterreichenbach, Radmühl (vor dem Ort eine Mühle mit funktionierendem Mühlrad, im Ort zwei Kirchsäle, weil der Ort früher unter zwei Herrschaften geteilt war), Salz), Obermoos (eigene Datei), Nieder-Moos (eigene Datei), Freiensteinau (eigene Datei), mit Abstecher nach Gunzenau, Ulmbach (eigene Datei), Autobahn Steinau-Süd.

 

II. Wächtersbach: Autobahn Wächtersbach, Richtung Stadt fahren, vor der Stadt nach links Richtung Wittgenborn. Man wird westlich um die ganze Stadt herumgeführt, am Globus und der Wächtersbacher Messe vorbei, dann erst ein Stück nach Osten und dann links ab. Am Schloß vorbei geht es steil bergauf nach Wittgenborn. Dort rechts nach Spielberg (eigene Datei) und weiter nach Streitberg. Hier ist man auf einer Hochfläche mit prächtiger Aussicht. In Streitberg geht es nach Westen weiter nach Leisenwald (im Herbst ist dort Hochzeitsmarkt) und Waldensberg (Wächtersbach Kulturwege). Weiter südlich liegt dann der Große Weiher nördlich von Wittgenborn. An der Ostseite der Straße liegt ein kleiner Parkplatz. Am Weiher ist eine uralte Eiche, auf der anderen Seite stehen die Gebäude des Weiherhofs. Es gibt einige Badestellen. Die Rückfahrt geht wieder nach Wächtersbach oder über Breitenborn nach Gründau.

 

(5) Alsfeld-West, Kirtorf (nördlich der Autobahn, eigene Datei), Romrod (südlich der Autobahn, eigene Datei), Vadenrod, Storndorf, Meiches (eigene Datei), Schloß Eisenbach, Lauterbach (eigene Datei), Schlitz (eigene Datei), Bad Salzschlirf, Angersbach, Großenlüder (eigene Datei), Kleinlüder (von dort Abstecher zur Wallfahrtskapelle Kleinheiligkreuz, links ein weißer Wegweiser, siehe Bonifatiusroute), Abstecher nach Blankenau (links Hofgut) und Stockhausen (links Schloß derer von Riedesel mit großem Park), Hainzell, Hosenfeld, Hauswurz, Flieden (eigene Datei).

 

Einzelne Orte

 

Hirzenhain

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahr 1272. Die Entstehung einer Waldschmiede und des Augustinerklosters wird in das Jahr 1375 angesetzt. Das Kloster wurde 1554 in eine Lateinschule umgewandelt, die bis in das Jahr 1595 bestand. Die Waldschmiede entwickelte sich zu einem Eisenwerk, das 1678 die Familie Buderus pachtete. Sie baute auch die ersten Hochöfen. Der Kauf des Eisenwerks durch die Familie Buderus erfolgte im Jahr 1869.

 

Kirche:

Zur Kirche (Karl-Brix-Straße 3) kommt man am besten nach Überqueren der großen Kreuzung, wenn man nach rechts auf den Edeka-Parkplatz fährt. Die Kirche ist allerdings geschlossen. Gottesdienst ist in der Regel um 9.30 Uhr. Ab dem 1. Mai ist die Kirche Hirzenhain ist für interessierte Besucher geöffnet und zwar samstags, sonntags und an Feiertagen, jeweils von 14.00 - 16.00 Uhr.

Die Ursprünge der Kirche liegen im Dunkeln. Erstmals erwähnt wurde 1357 eine Wallfahrtskapelle, die „unserer Lieben Frau“ geweiht war. Im Jahre 1437 kam es zur Gründung des Augustinerklosters. Im Jahre 1448 stellten die Augustiner-Chorherren die Klosterkirche und Klosteranlage fertig und weihten sie der Hl. Maria, der Hl. Anna und dem Hl. Antonius. In der folgenden hundertjährigen Klosterzeit zogen tausende von Pilgern zur Maria von Hirzenhain. Die Besitztümer des Klosters waren über die gesamte Wetterau verstreut und die Beteiligung des Klosters an der bedeutenden hiesigen Eisenverhüttung ist belegt.

 

Die heutige evangelische Kirche in Hirzenhain wurde 1725 / 1726  erbaut. Es muß eine Vorgängerkirche  gestanden haben: Auf einem Balken ist  die Jahreszahl 1688 zu lesen. Einmalig sind die Malereien aus dem Jahr  1725 / 1726. Sie sind bei einer Renovierung  im Jahre 1981 /  1982 freigelegt worden.

Geborgen in der schlichten großräumigen Kontur der ehemaligen Klosterkirche zu Hirzenhain findet sich  - für manchen vielleicht unerwartet  -  ein ungestört bewahrter Kirchenraum und erfreulich umfangreich erhaltener Schatz gotischer Kunst, der die beziehungsreichen Gliederungen des Innenraumes dieses ehemaligen Wallfahrtsortes in stiller und wohlgepflegter Pracht überhöht.

Zu dieser prunkvollen Ausstattung gehörte schon von Beginn an der steinerne Lettner, die Trennwand zwischen dem Versammlungsort der Chorherren und der Pilger und Laien. Am Lettner wie am gesamten Kirchenraum ist der Einfluß der Frankfurter Schule, geprägt vom Dombaumeister Madern Gerthner (1360 - 1431), zu erkennen.

Der Lettner erzählt in zehn Rundbildern die Lebensgeschichte der Maria. Das letzte Rundbild mit Maria, einem Hirsch, dem Hl. Augustinus und einem knienden Mönch verbildlicht die Legende der Klostergründung. Derzufolge erschien einem Mönch im Traum die Jungfrau Maria und erteilte ihm den Auftrag, dort ein Kloster zu gründen, wo er auf seinen Wegen eine äsende Hirschkuh auf einer Wiese am Bach sehe. Der Mönch tat, wie ihm geheißen, und nannte diesen Ort Hirzenhain, also Hirschwald. Naheliegend ist die These, daß diese Symbole auf ein älteres, vorchristliches, keltisches Hirschheiligtum verweisen (regionaler Zusam­men­­hang zur keltischen Glauberg-Kultur).

Der Lettner wird ebenso geschmückt von den Steinfiguren Petrus und Paulus und den Holzfiguren Maria mit Kind und Anna Selbdritt. Die großartigen Werke der Steinbildhauerkunst gehen möglicherweise ebenso auf Conrad Kuene (um 1430 - 1440) zurück wie die steinerne Madonna, die Himmelskönigin. Darüber hinaus gibt es noch drei hervorragende Schnitzwerke: Johannes der Täufer, Antonius (der Einsiedler) und Maria mit dem Kind. Diese Werke sind wohl Teile von Altären gewesen. Die hölzerne Maria mit dem Kind trägt noch eine leere Reliquienkapsel in ihrer Brust.

An der Nordseite des Chorraumes ist ein Epitaph zum Andenken an den 1535 verstorbenen und in Hirzenhain beigesetzten Besitzer des Klosters, Eberhard von Königstein, eingemauert.

Verschiedene Fresken, Inschriften und Bemalungen sind von der ursprünglichen Gestaltung erhalten.

Die spätgotische hölzerne Kanzel aus Groß-Felda steht seit 1978 in der Kirche, der 1964 für die Ortenberger Marienkirche angefertigte Taufstein seit 1987.

 

In der evangelischen Kirche in Hirzenhain sind möglicherweise Skulpturen von Til­man Riemenschneider (1460 ‑ 1531) ent­deckt worden. Dabei handele es sich um drei überlebensgroße Figuren - Johannes der Täufer, Antonius und die Madonna auf der Mondsichel -  die aus der Zeit zwischen 1490 und 1525 stammen müßten, sowie ein Kruzifix im Chorbogen.

Das Künstlerehepaar Christia­ne Kaiser und Walter von Rüden aus Hirzenhain hatte die Figuren durch Zufall entdeckt. Die Skulpturen sind bisher unerkannt ge­wesen, weil sie vereinzelt im Kirchenraum standen und niemand ihre Zusammenge­hörigkeit gesehen hatte. Die beiden Künstler haben nach eigenen Angaben die Herkunft der Figuren durch stilkritische Untersuchungen nachgewiesen. Derzeit sei sie dabei, die Zuschreibung der Werke in einer Dokumentation nachzuweisen.

Man sei sich schon seit langem bewußt, daß in der Kirche großartige Figuren lagerten.

 

Allerdings hatte man bisher vermutet, daß die Werke lediglich der „Schule Riemenschneiders“ entstammten. Ein Beleg ist erst jetzt möglich, weil die beiden Künstler die Figuren als Ensemble entdeckt hätten. Jetzt ist es plausibler, daß es sich um Werke des berühmten Würzburger Bildhauers handele. Als nächsten Schritt will man Riemenschneider‑Experten hinzuziehen.                

Um 1510 stand Riemenschneider auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Die Figuren in Hirze­nhain stammen aus der Zeit zwischen 1490 und 1525, einer Zeit, in der die Klos­terkapelle des Ortes ein bekannter Wall­fahrtsort war. Die reichen Eppsteiner Grafen waren Lehnherren des Klosters. Möglicherweise hatten sich die mächti­gen Grafen an Riemenschneiders Werkstatt gewandt.

 

Ab 1689 diente der Chorraum der evangelischen Gemeinde in Hirzenhain als Gottesdienstraum. Im Jahre 1897 wurde das Hauptschiff der Kirche gründlich renoviert und seitdem als Gottesdienstraum genutzt. Die letzte Renovierung wurde 1983 abgeschlossen. Im Rahmen dieser Renovierung erhielt die Kirche zwei Orgeln. Die Orgel auf der Empore an der Westwand des Langhauses hat einen barocken Prospekt. Sie wurde 1771 vom Orgelbauer Johann Michael Stumm für eine Kirche in Alzey angefertigt. Im  Jahre 1976 wurde sie von der Firma Oberlinger erneuert und erweitert. Sie enthält 33 Register. Die Chororgel wurde 1841 von dem Orgelbaumeister Link erbaut und umfaßt zehn Register.

 

[Es gibt noch einen Ort Hirzenhain bei Dillenburg. Dazu gehören die folgende Informationen:  Die Kirche in Hirzenhain gehört zu den ganz alten Pfarreien im Dekanat Dillenburg. Das ist umso erstaunlicher, da die Orte hier auf der Höhe sich verhältnismäßig spät gegründet haben. Erste Nennungen des Ortes Hirzenhain finden sich um 1269. Bekannt ist, daß Hirzen­hain bereits vor 1335 einen Pfarrer namens Jodocus hatte. Im Jahre 1335 wurde durch Otto, Pfarrer zu Herborn und Deutsch­ordensbruder, der Geistliche Wigand, Sohn des Wigand von Hirzen­hain, zum Pfarrer bestellt.

Zur Kirchengemeinde zählen die Eschenburger Ortsteile Hirzenhain und Hirzenhain-Bahnhof.

Die Kirchengemeinde gehört zum Dekanat Dillenburg. Die evangelische Kirche in Hirzen­hain- Bahnhof ist 1962 / 1963 im Neubau-Ortsteil entstanden. Der Name erinnert an die Scheldebahn, die 1909 - 1911 gebaut wurde und vom Nicolausstollen über Hirzenhain nach Gönnern führte. Die Bahnstecke wurde 1992 zurückgebaut.

Mit Hirzenhain verbunden war seit jeher Eiershausen, obwohl es dort im Ort seit 1378 eine eigene Kapelle und bisweilen mehr Familien gab. Das Leben der Menschen wie des Pfarrers war von Armut gezeichnet: „Er bewohnt ein altes Pfarrhaus, ...es kommen nur einige Gulden und Taler zusammen. Die Einnahmen aus dieser geringen Pfarre sind niedrig. Er quält sich mit dürren, bösen Äckern ab”, heißt es in einem Verzeichnis von 1577. Das hat sich glücklicherweise geändert].

 

Kunstgußmuseum:

Wenn man Richtung Gedern fährt, kommt man durch das Gelände der Firma Buderus. Dort ist am Ende rechts das Kunstgußmuseum (Nid­derstraße 10. Geöffnet sonntags von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr. Sonderführungen nach Vereinbarung unter Tel. 06045/682 35).

Im  „Kunstgußmu­seum“ ist die Bandbreite des Gezeigten groß. Eisen, das spröde, industriell genutzte Ma­terial, verwandelt sich in der Hand des Kunsthandwerkers in vielfältigste For­men. Tier‑ und Menschenplastiken von na­turalistisch bis expressiv‑modern, Reliefs und fein gearbeitete Orden aus Kaisers Zeiten, die ‑ mit markigen Sprüchen verse­hen ‑ je nach Geschmack - Schmunzeln oder Kopfschütteln auslösen, sind eigene Abtei­lungen in dem übersichtlich eingerichte­ten Museumsbau zugewiesen.

Der kulturhistorisch wertvollste Teil der Sammlung sind die 280 Kaminplatten aus fünf Jahrhunderten mit ihren biblischen mythologischen und heraldischen Motiven. Blickfang sind indes die filigran gearbeiteten, vielfach durchbrochenen ei­sernen Schmuckstücke. Mit herausragen­dem handwerklichem Können gelang es den Kunstgießern im vergangenen Jahr­hundert, aus diesem unscheinbaren Mate­rial zarte Ketten, Broschen und Ohrringe zu gießen, die keinen Vergleich mit von Hand bearbeiteten Schmuckstücken zu scheuen brauchen.

Die Herstellung von Eisenschmuck wur­de durch die bewegten Zeiten während der französischen Besetzung 1806 / 1807 voran getrieben. „Gold gab ich für Eisen“, laute­te das Schlagwort unter dem man seinen persönlichen Beitrag zur Finanzierung der Befreiungskriege leistete. Das Op­fern des Goldschmuckes und Tragen des schwarzen Eisenschmuckes dokumentier­te für alle sichtbar die Vaterlandsvereh­rung.

Ein Kleinod der historischen Schmuck­sammlung ist der gewichtsmäßig kleinste Kunstgenuß. Die Schmetterlings‑Brosche nach einem Entwurf von Simon Pierre De­varanne aus dem Jahr 1821 wie bei ei­ner Größe von knapp sechs auf dreiein­halb Zentimetern dank ihrer 256 Durch­brechungen lediglich 3,9 Gramm. Auch heute führen die Hirzenhainer Kunstgießer neben dem Serienprogramm Sonder­aufträge für Bildhauer aus. Neben dem Traditionswerkstoff Eisen wird dabei auch Bronze und Aluminium verarbeitet.

Die Eisengewinnung im Raum Hirzenhain hat Tradition. Im  Jahre 1375 wur­de sie das erst Mal urkundlich erwähnt.  Im Jahre 1817 übernahm das Stahlunternehmen Buderus die Hirzenhainer Hütte, seit 1874 gibt es eine Kunstgußabteilung. Nach der Zerstörung und dann der Wie­dereröffnung 1950 erlebte die Hirzenhai­ner Kunstgießerei dank ihres künstleri­schen Leiters Peter Lipp eine neue Blüte­zeit. Dessen Großplastik eines Gießers ziert heute den Platz vor der Kunstgieße­rei. Mittlerweile beschäftigt der selbst­ständige Firmenzweig zwölf Mitarbeiter, denen man in speziellen Führungen bei­ der Arbeit über die Schulter schauen kann. Sonntags muß man sich mit der Ausstellung begnügen, aber auch sie al­lein ist einen Besuch wert.

„Arbeitserziehungslager“:

In Hirzenhain bestand eine Außenstelle des Arbeitserziehungslagers Frankfurt-Heddernheim. Dort mußten deutsche und ausländische Häftlinge unter KZ-Bedingungen in der Produktion der Breuer-Werke (Rangierloks) arbeiten. Am 23. März 1945, kurz vor Kriegsende, wurden 49 Frauen aus dem Arbeitserziehungslager Frankfurt-Heddernheim zur Außenstelle nach Hirzenhain transportiert. Während des Transports flohen fünf Frauen. Die verbliebenen 44 wurden mit 37 weiteren Frauen und 6 Häftlingen aus dem Lager am 26. März 1945 durch die SS erschossen. In der Gemeinde selbst hielten sich unabhängig von Breuer im Juli 1944 dreiundzwanzig Zwangsarbeiter auf, darunter zwölf Letten. Im März 1945 waren es 25 Zwangsarbeiter.

 

 

Gedern

Gedern, in einem Talkessel an den Südwestabhängen des Vogelsberges liegend, von einem Kranz mittelhoher Bergzüge umgeben, wirbt mit dem Slogan „Luftkurort – Familienferienort – Campingstadt“ um Gäste. Die Auszeichnung „Staatlich anerkannter Luftkurort“ beruht auf der einladenden Lage des Ortes und auf einem recht günstigen Klima. Die Gebietsreform machte Gedern mit den Orten Ober-, Mittel-, Nieder-Seemen, Wenings und Steinberg zu einer Großgemeinde mit einer Einwohnerzahl von heute 7500.

Gederns baugeschichtliche Entwicklung läßt sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Bereits im Jahr 780 wird Gedern anläßlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch erwähnt. Im 13. Jahrhundert werden die Herren von Büdingen als Lehensbesitzer genannt, im 14. Jahrhundert erhielt Gedern Stadt- und Marktrechte durch Kaiser Karl. Spätestens seit dieser Zeit wird an dem heutigen Standort des Gederner Schlosses eine Befestigungsanlage als Ausgangspunkt der Stadtentwicklung Gederns vermutet.

Wenn man von Westen nach Gedern hineinfährt kommt man zunächst an der Kirche vorbei. Ein Stück weiter geht es dann rechts ab zum Schloß (auch Stadtverwaltung). Man fährt in Kurven den Schloßberg hoch und parkt auf dem Parkplatz links vom Eingang zum Schloßgelände.

 

Schloß:

Eine Urkunde aus dem Jahr 1255 benennt einen Wolfram von Gaudern (Gedern) als Zeugen. Daher wird das Schloß Gedern auch heute noch im Volksmund „Wolframsburg” genannt. Die Bausubstanz des Schlosses läßt den Schluß zu, daß es in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Von Eberhard von Breunberg über die Geschlechter der Trimberger, Eppsteiner und Königsteiner wechselten die Eigentümer, bis das Schloß 1535 von den Stolbergern übernommen wurde.

Graf Ludwig Christian nahm 1677 seinen Wohnsitz im Gederner Schloß und begann mit Um- und Ausbauten. Dazu gehörten auch eine Kellerei, Brauerei, Getreideböden, Gärtnerei, Gartenlusthaus, Orangenhaus und eine Schmiede. Das Schloß entwickelte sich um 1700 unter dem Stolberger Friedrich Carl durch Um- und Ausbauten einer ehemaligen Burg in seine heutige Form zu einer Barockanlage. Unter Friedrich Carl, der vom deutschen Kaiser das Fürstendiplom erhielt, wurde 1710 auch das Rentamt fertiggestellt und die und Außenmauern des Schloßbaues in ihren Abmessungen verdoppelt.

Die Residenz verfügte über Wohnräume, Wirtschaftsräume, einen Festsaal (den heutigen Wappensaal) und Gästezimmer. Sehenswert ist das um 1730 entstandene Treppenhaus, welches durch den Haupteingang betreten wird. Das darüber angebrachte Allianzwappen erinnert an dessen Erbauer Fürst Friedrich Carl und seiner Gemahlin Louise von Nassau-Saarbruck.

Von der hohen Kunst des Holzhandwerks zeugt zudem die barocke Treppe. Im Untergeschoß findet sich ein gotisches Spitzbogenportal. das auf einen weit älteren Vorgangerbau hinweist.

In einem der Raume im Obergeschoß wurde 1837 Fürst Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode, Vizekanzler unter Bismarck, geboren.

Mit dem Tod seines Enkels Carl Heinrich im Jahr 1804 fiel das Schloß an das gräfliche Haus Stolberg-Wernigerode zurück. Nach Auszug der fürstlichen Familie 1927 nutzten es von 1930 bis 1945 der Reichsarbeitsdienst und die Luftwaffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es lange Jahre als Betriebsstätte für eine Weberei und als Unterkunft für Vertriebene aus dem Osten. Im Jahr 1987 erwarb die Stadt Gedern das Gebäude nebst Gelände vom Fürstenhaus Stolberg-Wernigerode.

Die Ergebnisse der durchgeführten Bauforschung, der restauratorischen Untersuchungen sowie der Archivarbeit belegen, daß es am Schloß Gedern mehrere Umbau- beziehungsweise Anbauphasen gegeben hat. Sicher zu datieren sind der Bau des Treppenturms an der Nord-Ost-Ecke des Mitteltraktes von 1706 und der Anbau des Treppenhauses mit barocker Holztreppe von 1730 in Form eines Mittelrisaliten am Hauptbau. Der Anbau des Treppenhauses ist der barocken Umbauphase zuzuordnen, in der das Hauptgebäude auf einheitliche vier Geschosse erhöht wurde sowie die Fensterlaibungen auf heutige Größe verändert wurden. An der Südfassade des Renaissancebaus sind noch Reste der ursprünglichen Fensterwände erkennbar.

 

Ende der achtziger Jahre erwarb die Stadt das Areal für umgerechnet 600 000 Euro aus dem Besitz der Stolbergs. In mehreren Etappen hat die Stadt das Schloß mit Hauptbau, Nebentrakten und umliegenden Gebäuden herrichten lassen. Rund 13 Millionen Euro sind in die Restaurierung des Schloßbergs geflossen, woran sich das Land mit 3,6 Millionen beteiligte, und der Bund gab noch einmal 3,3 Millionen für den Erhalt eines Kulturdenkmals, das zu den bedeutendsten im Osten des Wetteraukreises zählt.

Als Stadt die Sanierung und Umgestaltung des Haupthauses mit seiner charakteristischen Haube in Auftrag gab, war das Gebäude in bedenklichem Zustand. Im Mauerwerk klafften Risse, in vielen Wänden hatte sich der Hausschwamm eingenistet, Feuchtigkeit hatte Deckenbalken und Fullbodenhölzer geschädigt, und vor allem die Dachkonstruktion war marode.

Da und dort sind noch Schäden am Putz zu beheben, Farben aufzutragen und brüchige Stellen der historischen Mauer, die das Areal umgibt, auszubessern.

Spuren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, als die Anlage erstmals urkundlich erwähnt wurde, fanden sich zwar nicht. Die Untersuchungen bestätigten aber, daß das Schloß im Auftrag seiner früheren Herren immer wieder umgebaut, erneuert und erweitert wurde. Der von Graf Ludwig Christian Stolberg errichtete Mitteltrakt wurde beispielsweise um 1730 im Stil des Barocks umgestaltet. Die Baumeister erhöhten das Bauwerk nicht nur um eine Etage, sondern sorgten auch für ein Kuriosum: Um von außen ein einheitliches Bild zu gewährleisten, ließ man zusätzliche Fenster einbauen, die vermutlich nie geöffnet wurden, weil sie nahe an Zimmerwänden plaziert waren.

Im Innern stieß man auf Wandmalereien, wie sie in verschiedenen Epochen vorkamen. All dies wurde behutsam restauriert und, wo möglich, als Blickfang hergerichtet. Was besonders für den repräsentativen Wappensaal gilt, der den Stadtverordneten für ihre Sitzungen und der Stadt für Empfänge dient.

In weiteren Abschnitten ließ die Stadt den stattlichen Anbau aus der Zeit des Barocks und die Nebengebäude wie den aus dem frühen 17. Jahrhundert stammenden Marstall, Torbogenhaus, Pförtnerhaus und Schmiede sanieren und unter Wahrung alter Substanz für neue Zwecke her- richten. Für die Instandsetzung des ehemaligen Rentamts aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts hat sich ein privater Investor gefunden, der den Bau von der Stadt kaufte und dort ein Geschäft für Gartenaccessoires mit Bewirtung betreibt.

Tatsächlich hat sich der Schloßberg in den zurückliegenden Jahren zu einer nach den Worten des Bürgermeisters „ersten Adresse“ des rund 7.500 Einwohner zählenden Vogelsbergstädt­chens gemausert - als Verwaltungssitz mit viel Bürgerservice ebenso wie als kulturelles Zentrum und Ausflugsziel. Im Torbogenhaus gibt das Tourismusbüro der Stadt Auskünfte zu Sehenswürdigkeiten und vermittelt Übernachtungen. Im Marstall hat das Stadtarchiv einen neuen Platz bekommen, eine Seifensiederei arbeitet dort als Manufaktur nach alten Methoden und bietet Mitmachaktionen an. In der ehemaligen Schmiede vermittelt ein Museum Wissenswertes über die Eisengewinnung und Metallverarbeitung in diesem Teil des Vogels­bergs und stellt anhand von Modellen die Geologie dieses Höhenzugs als größter urzeitlicher Vulkan Mitteleuropas vor.

Aus dem alten Kutschenhaus ist eine Kulturremise geworden, die ein breites Publikum zu Kleinkunstdarbietungen, Theateraufführungen und Konzerten lockt. Gartenbauausstellungen und Musikfestspiele im Park sorgen ebenfalls dafür, daß sich das Anwesen über den Dächern der Altstadt zu einem vielbesuchten Treffpunkt entwickelt hat.

Vor allem aber ist das Gederner Schloß erste Adresse für Hochzeitsgesellschaften. Im Trau­ungssaal mit fürstlichem Gepräge können sich Paare das Jawort geben. Im Schloßhotel - im Anbau nebendran - tischen der mehrfach ausgezeichnete Küchenmeister Hubertus Schultz und sein Team in Räumen früherer Regenten Menüs auf - und bieten auch Übernachtungen mit Schloßflair. Mehr als 70 Mal wird jedes Jahr laut Bürgermeister dort der Bund fürs Leben geschlossen. Manche Paare, deren Verwandte und Freunde nehmen dafür eine weite Anreise in Kauf, aus Hamburg etwa oder vom Bodensee, wie der Rathauschef sagt. Und manches Paar kehrt später gern noch einmal in die Stadt zurück, in der es getraut wurde: als Ehrengäste der Kerb.

Nach zweieinhalb Jahrzehnten ist das Großprojekt unter der Regie der Unternehmensgruppe „Nassauische Heimstätte Wohnstadt“ im Wesentlichen vollendet. Das Gederner Schloß wurde mit erheblichen Mitteln renoviert und restauriert. In seiner jetzigen, insgesamt zwar schmucklosen, jedoch wohlproportionierten Gestalt besteht das Schloßgebäude aus einem Hauptbau (auch Renaissancebau genannt) und dem Barockbau (auch Prinzeßbau oder neuer Bau genannt) mit dazwischenliegendem Mitteltrakt als Bindeglied. Seit Mitte 1997 sind hier die Gederner Stadtverwaltung und eine Anwaltskanzlei untergebracht.

Mancher Amtskollege könnte neidisch werden. Wo andere Rathauschefs in modernen Zweck­bauten ihren Dienstgeschäften nachgehen, führt der Weg zum Arbeitszimmer des Gederner Bürgermeisters durch ein mit Ornamenten verziertes Portal über ein repräsentatives Treppenhaus mit breiten Stufen aus Eichenbohlen, vorbei an getäfelten Sälen, ins Obergeschoß. Und von dort schweift der Blick über ein Ensemble schmucker Bauten aus früheren Jahrhunderten und stattliche Bäume eines Parks. t.

 

Nebengebäude:

Pförtnerhaus:

Es soll 1714 errichtet worden sein direkt neben der ehemaligen Zugbrücke. Es ist nicht ganz sicher, aus welchem Jahr die beiden Gebäude stammen. Alte Karten und ein Tür­sturz mit dem Datum 1806 legen nahe, daß sie knapp 200 Jahre alt sind. Das Pförtnerhaus

diente zunächst als Unterkunft für die Torwache. Durch die Schießscharte links neben der Zugbrücke hatte der Wächter freie Sicht auf die andere Seite des Grabens. Er konnte dann entweder einem Besucher die Brücke öffnen oder ihn mit Waffengewalt vertreiben. Seit dem 18. Jahrhundert diente das Gebäude als Gärtnerhaus. Heute beherbergt das Gebäude das Tourismusbüro und das kulturhistorische Museum (Eisenbahn, Sagen, Burgen).

Rentamt:

Es liegt östlich des Hauptgebäudes und ist aus dem Jahre 1710.

Marstall:

In dem im 17. Jahrhundert errichteten und unter Fürst Friedrich Carl von Stolberg-Gedern erweiterten Bau waren im Erdgeschoß die wertvollen Kutsch- und Reitpferde der Schloßherren untergebracht. Aufgrund ihres hohen Wertes, der nicht selten dem eines kleinen Bauernhofes entsprach, wurden die Tiere in unmittelbarer Nähe gehalten. Die Rösser teilten sich ihre komfortable Unterkunft mit den Pferdeknechten und berittenen Wachen, die im oberen Geschoß ihr Quartier hatten. Heute dient der Bau als Bürogebäude, beherbergt das städtische Archiv und die Gederner Seifensiederei (Dienstag bis Samstag 11- 16 (oder 17) Uhr, auch Internetshop.

Remise:

Sie liegt südlich Alte Fundamente in diesem Bereich lassen auf einen ehemals größeren Vorgängerbau schließen.

Park:

In dem von einer Mauer umgebenen Park steht ein Denkmal für Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode, Vizekanzler des Deutschen Reiches, geboren 1837 in Gedern, gestorben 1896 in Wernigerode.

 

Großes plante die Stadt Gedern im Bereich des Schlosses. Im südlichen Schloßhof sollte eine fast 1500 Quadratmeter große Stadthalle entstehen. Darin sollte der Marstall einbezogen werden. Die Gesamtanlage sollte einen großen Saal, Museums‑ und Ausstellungsräume, ein Café und ein Info‑Center enthalten. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude der alten Schmiede und Remise (früher eine Art Garage für die gräflich-stolbergischen Kutschen) müßten dazu abgerissen werden. Aber es wären auch gut ausgebaute Andienungs‑ und Rettungswege sowie die entsprechende hohe Anzahl von Parkplätzen erforderlich. Für den Bürgermeister aber haben Vorrang noch ausstehende Sanierungen, unter anderem die des Torbogen- und Pförtnergebäudes.

Unklar ist auch der denkmalrechtliche Status. In der Denkmaltopographie sind sie in der Tat nicht als geschützte Kulturdenkmäler ausgewiesen. Doch andererseits ist dort das gesamte Schloßgelände mit Park und allen Gebäuden als „denkmalgeschützte Grünanlage“ bezeichnet; Baumaßnahmen bedürfen einer Genehmigung der Denkmalschutzbehörden. Aufgrund seiner geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung ist das Schloß Gedern als Gesamtanlage mit Haupt- und Nebengebäuden sowie der Parkanlage als Kulturerbe eingestuft

 

Gederner See:

Zum See geht es von der Hauptstraße durch Gedern nach Westen (links) ab. Der seit einigen Jahren bei Wassersportlern und Campern zunehmend an Attraktivität verlierende Gederner See soll mit einem neuen Konzept aus seinem Stiefmütterchendasein geholt werden. Großes hat die Stadt mit dem Freizeitareal vor. Zunächst steht der Bau einer Seebühne in Form eines Amphitheaters für sommerliche Open‑Air‑Veranstaltungen aller Art an. Darüber hinaus sind Maßnahmen geplant, mit denen der Freizeit- und Erholungswert für junge und erwachsene Besucher gesteigert werden soll, nicht zuletzt mit einem kleinen Streichelzoo. Die Hauptanstrengungen richten sich jedoch auf die Verbesserung der baulichen Situation. Zusätzlich soll der Campingplatz neu angelegt werden Ganz neu entstehe auch ein Areal mit Ferienhäusern für Touristen, denen die dünne Zeltplane als Behausung nicht genug ist.

Die schlechte Wasserqualität hat in der Vergangenheit nicht unwesentlich zum Verlust von Besuchern beigetragen. Wegen der geringen Sichttiefe hieß es auch in diesem Sommer: Schwimmen verboten. Schuld an dem übermäßigen Algenwuchs haben nach Ansicht von Günter Thösen, Betriebsleiter des Campingplatzes, die Einschwemmungen von Düngemitteln über die landwirtschaftlichen Drainagen. Die Unterwassersicht sei zusätzlich durch Badende und zum Teil durch den Fischbestand beeinträchtigt. Für den Badebereich habe man bereits eine Maßnahme ergriffen und den Abschnitt gekiest. Die Gefahr für die Wasserqualität durch den geringen Zufluß des Sees und anderer Einflüsse wird kompensiert, indem ein qualifiziertes Wassermanagement eingeführt wird.

Gederns Regent Ludwig Christian zu Stolberg hatte den See bei Gedern um das Jahr 1700 aufstauen lassen, damit er stets genügend Fisch zu essen hatte. Noch heute gehört das Gewässer seinen Nachfahren. Sie kassieren von der Stadt eine Pacht, die von den Einnahmen des rund 600 Plätze fassenden städtischen Campingplatzes an seinem Ufer abhängt. Seit 1998 darf im drei Meter tiefen See nicht mehr gebadet werden, weil die Europäische Union eine Sichttiefe von mindestens eineinhalb Metern vorschreibt. Auch das Ausbaggern des Schlamms und die Veränderung des Fischbestandes änderten daran bislang nichts.

 

Burkards: Stumpe Kirch

Einen Kilometer hinter Gedern geht es links ab Richtung Schotten. Wenn man durch den Wald auf ein Wiesengelände kommt, dann steht in einer scharfen links Kurve auf der linken Seite ein Schild „Stumpe Kirche“. Man läßt das Auto stehen und läuft die gut 600 Meter zu der Ruine dem seit etwa 1926 als „Marcellinus-Kapelle“ bezeichneten Kirchenstumpf. Diese verfiel seit der Reformation und war ganz unter Schutt verdeckt.

Westlich, dicht unter dem Kamm der Hügelkette, verlief überJahrhunderte ein Zweig der stark benutzten „Hohe Straße“ nach Fulda („Rechte Nidderstraße“). Auf dieser Straße soll auch im Sommer 754 der Leichnam des Bonifatius transportiert worden sein. Überall wo man Mittagrast oder Nachtruhe einlegte, sollen nach einer Fuldaer Überlieferung im 11. Jahrhundert Kreuze oder Gotteshäuser errichtet worden sein. Seit 1925 wird deshalb der Kirchenstumpf als Bonifatiusweg-Station vereinnahmt.

Die im Durchschnitt 90 Zentimeter starken Sockelmauern sind in einer Höhe von etwa 1,30 Meter erhalten. Die Saalkirche hat eine Fläche von 17,10 mal 8,85 Meter. Eingänge sind die 1,25 Meter breite Haupttor auf der Westseite sowie eine einen Meter breite Pforte in der Nordostecke. Der Chor war vom Schiff durch eine 60 Zentimeter breite Mauer abgetrennt, er öffnete sich zum Gemeinderaum in Form eines 2,17 Meter weiten Durchgangs, der einmal von einem Triumphbogen überspannt war. Die Kirche hatte insgesamt drei Joche. Hinweise auf einen Chorturm oder Dachreiter gibt es nicht. . Im 16. Jahrhundert wurde das Gotteshaus aufgegeben. Ein Vergleichsbau ist die fast gleich große Kirche in Dexbach bei Biedenkopf.

 

Aus der „Stumpen Kirche“ stammt der „Helgenstein“. Er ist heute außen in die Kirche von Burkhards eingemauert. Die Burkhardser hatten zunächst eine Kirche bauen wollen, wo heute der Friedhof ist und wollten den Stein von der alten Kirche dort einbauen. Aber von dort ist er aber immer wieder nachts verschwunden, weil er an seinen ursprünglichen Ort in der Marcellinus-Kapelle zurück wollte. Erst beim Bau der neuen Dorfkirche 1754 / 1755 sei der Helch dort geblieben.

 

Breungeshain

Die Lage und Entstehung des Dorfes

Breungeshain liegt in dem kleinen Tal des Eichelbaches unmittelbar am Fuße des Hoherods­kopfes in einer Höhenlage von ungefähr 575 Meter. Der Ort wird auf drei Seiten von den höchsten Erhebungen des Vogelsberges umgeben, im Nordwesten vom Gackerstein (663 Meter), im Nordosten vom Taufstein (773 Meter), im Osten vom Hoherodskopf (764 Meter) und im Süden vom Bilstein (666 Meter). Nach Südwesten hin öffnet sich das Tal in Richtung Schotten-Nidda. Im Norden der Gemarkung liegt die Breungeshainer Heide, etwas weiter entfernt das bekannte Hochmoor, sowie die Niddaquelle, der Geiselstein (720 Meter) und die   Goldwiese.

Wann Breungeshain genau gegründet worden ist, wurde nicht überliefert. Der Sage nach lebte einst in der heutigen Gegend von Breungeshain ein alter Chatte namens Kaß. Dieser ließ sich taufen. Seine vier Söhne Dietz, Lutz, Götz und Heinz aber beharrten bei ihrem alten Glauben. Darüber erzürnte sich der Alte so sehr, dass er sich von seinen Kindern trennte und in eine    unbekannte Gegend ging. Seine Nachkommen bevölkerten die weiteren Täler um den Vogelsberg und gründeten zahlreiche Siedlungen.

Mit der Zeit gerieten aber die vier Söhne untereinander in Streit. Da alle Aussöhnungsversuche vergeblich waren, trafen sie sich eines Tages mit ihren Sippen auf der Heide zwischen dem heutigen Taufstein und dem Hoherodskopf, um ihren Streit mit den Waffen auszutragen. Schon standen sie sich zum Kampfe gerüstet gegenüber, als plötzlich der alte Kaß unerkannt unter sie trat.

Er ermahnte seine Söhne zum Frieden, und als diese ihren alten Vater erkannten, legten sie die Waffen nieder und erklärten sich bereit das Christentum anzunehmen. Ein Stein wurde zum Becken behauen. Dort taufte der alte Kaß alle seine Nachkommen und lebte noch viele Jahre auf diesem Berge, der von da an den Namen Taufstein erhielt.

Ein Enkel des Kaß,   Bruno, blieb bei ihm bis zu seinem Tode. Er baute in der Nähe des Taufsteines und des Hoherodskopfes ein Kirchlein in dessen Inneren er den Leichnam des alten Kaß beisetzte. Brunos Nachkommen aber, die Bruninger, siedelten sich in der Nähe des Kirchleins an. Ihr Wohnort hieß Bruningshain und wird jetzt Breungeshain genannt. Soweit die Sage.

Auch daß Bonifatius in dieser Gegend gewirkt haben soll, wird vermutet, steht aber geschichtlich nicht fest. Möglich ist es jedoch, da einige Stellen in der umliegenden Gegend nach ihm benannt wurden; zum Beispiel der Bonifatius-Brunnen auf dem Taufstein.

Es ist gelungen, viele Orte mit altertümlichen Namen in verschiedenen Siedlungsperioden einzureihen. Breungeshain fällt danach in die dritte Siedlungsperiode, die auch als die große Rodungsperiode (etwa um 800 - 1300 nCh) bekannt ist. Um neuen Boden für Land zu gewinnen, stiegen damals die Siedler aus den Tälern und Niederungen der Wetterau in die Regionen der Basaltböden des Oberwaldes hinauf und drängten den Wald immer weiter zurück. Die Mehrzahl der Namen dieser neu gegründeten Dörfer enden auf -rod, -rode, -hagen und -hain. Die -hain Orte liegen noch höher als die -rod Orte, sie sind also jünger als diese.

Aufgrund der Überlieferung soll jedoch das alte Dorf Breungeshain weiter hangaufwärts in der Nähe dieses oben schon erwähnten Kirchleins gelegen haben. Über den genauen Ort gibt es jedoch widersprüchliche Meinungen. Einerseits spricht man davon, dass der Ort in der Nähe des heutigen Friedhofes gelegen haben soll, wo auch angeblich die erste Kirche gestanden hat. Andere wiederum vertreten die Meinung, dass das Dorf noch weiter oben in der Nähe der Quelle des Eichelbaches gelegen habe.

Warum das alte Breungeshain von seinen Bewohnern verlassen und aufgegeben wurde, kann auch nur vermutet werden. Viele vertreten die Meinung, dass das Klima eine entscheidende Rolle für den Standort weiter talabwärts gespielt habe. Zweifellos ist die heutige Dorflage klimatisch günstiger als die alte, weil sie mehr Windschutz bietet. Manche Forscher vertreten jedoch die Meinung, dass das Klima alleine nicht der Grund für die Verlegung des Dorfes an seine heutige Stelle gewesen sei.

 

Die Bedeutung von Breungeshain im Mittelalter

Nach der ersten Erwähnung von Breungeshain im Jahre 1067 erfährt man erst wieder im 14. Jahrhundert etwas über die Geschichte des Dorfes. Aus zwei Urkunden aus den Jahren 1324 und 1348 geht hervor, dass das Antoniter-Kloster zu Grünberg Teile von Breungeshain in seinem Besitz hatte. Ihm gehörte auch die Kirche, was dokumentiert ist durch das Antoniter-Kreuz, das sich noch heute auf der Kirche befindet. Aus der Breungeshainer Kirchenchronik erfährt man, daß die Schenken zu Schweinsberg 1314 Dorf und Burg zu Lehen hatten. Sie bewohnten zu Breungeshain eine kleine, aber sehr feste, von Wall und Wassergraben umgebende Burg, das „Burghaus“ genannt. Wahrscheinlich wurde die Breungeshainer Burg im Jahre 1382 zusammen mit der Alteburg und dem Schloss in Schotten von dem Rheinischen Städtebund zerstört.

Kirche, Burg und Dorf verdanken ihr Dasein der wichtigen Paßlage. Denn in nächster Nähe überschreiten Nidda- und Niddastraße den Gipfel des Vogelsberges. Wer diese Pässe in der Hand hatte, konnte alle Transporte kontrollieren, konnte die Fahrten ermöglichen, durch Vorspann beschleunigen und erleichtern, konnte sie aber auch verhindern. Die Besatzung der Burg hatte die Straßen zu sichern, die Kirche am Fuße der Kuppe ermöglichte Bitt- und Dankesopfer vor oder nach dem beschwerlichen Übergang.

Breungeshain war also nicht ein einsames Dorf im weltvergessenem Winkel, sondern eine sehr wichtige Paßsicherung an uralten Fernstraßen. Auf den alten Höhenstraßen vollzog sich von ältesten Zeiten her der Verkehr von der Wetterau aus in Richtung Fulda, Hersfeld usw. Transporte, die von der Niddastraße abzweigend den Niddastraßenpaß bei Herchenhain erreichen wollten, benutzten die Verbindungsstraße zwischen Breungeshain und Sichenhausen. An der Stelle, wo diese „Sichenhäuser Straße“ den Eichelbach in einer Furt querte, entstand das zweite Dorf Breungeshain, da das Überqueren des Eichelbaches Schwierigkeiten bereitete und Hilfe erforderlich werden ließ. So entstanden hier die ersten Häuser am Eichelbach. Hinzu kam, dass durch die vorhandene Burg die Bewohner des alten Breungeshain das Oberdorf nach und nach aufgaben und sich in der Nähe der Burg ansiedelten, da sie sich hier sicherer fühlten.

Auch unter dem Dreißigjährigen Krieg hatte Breungeshain zu leiden. In den Jahren 1621 und 1622 plünderte das Kriegsvolk die Oberkirche und zerschlug die Fenster der Unterkirche, während es im Dorfe noch „andere Greuel“ verübte. Im Jahre 1634 stahlen die Schweden einen Teil der Opfer aus der Dorfkirche. Zu der Kriegsnot kam dann auch noch die Pest. Nach einem Bericht war die Zahl der Männer durch Krieg und Pest im Jahre 1636 auf 24 herabgesunken. Im Jahre 1652 hatte Breungeshain 27 Familien mit etwa 121 Einwohnern. Auch im Siebenjährigen Krieg hatten das Dorf und die Bevölkerung unter den Kriegsereignissen zu leiden. Im Jahre 1760 sollen französische Truppen geplündert und „gehaust“ haben.

 

Die Entwicklung von Breungeshain von 1800 bis heute

Aus den Jahren von 1840 - 1850 wird von vielen Mißernten berichtet, die dazu führten, dass viele Leute in den folgenden Jahren nach Amerika auswanderten. Breungeshain hatte am 3. Dezember 1852 noch 546 Einwohner. Diese Zahl verringerte sich jedoch in den folgenden Jahren recht schnell. So waren es 1864 nur noch 368 Einwohner. Im Jahre 1970 verlor die Gemeinde Breungeshain ihre Selbstständigkeit, als sie sich bei der Gebietsreform mit der Stadt Schotten zusammenschloss. Als Stadtteil von Schotten gehört Breungeshain seit 1972 zu dem neu gegründeten Vogelsbergkreis.

 

Breungeshain, der Vogelsberg und die heutige Zeit

Breungeshain hat sich wie viele andere Dörfer des Vogelsberges im Laufe der letzten 50 Jahre von einem reinen Bauerndorf in ein Gemeinde verwandelt, in der heute niemand mehr von dem alleinigen Beruf des Landwirtes lebt. Die Familien, die heute noch Landwirtschaft betreiben, tun dies nur noch als Nebenerwerb nach Feierabend und an den Wochenenden. Fast alle Männer fahren nach außerhalb, um in den benachbarten Städten wie Schotten, Nidda, Gießen oder sogar Frankfurt ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familie zu verdienen. In früheren Jahren gab es noch einen Gesangsverein, einen Kriegerverein, einen Verkehrsverein und in jüngerer Zeit einen Ski-Club, doch all diese Vereine haben sich wieder aufgelöst.

 

Die Kirchen des Dorfes

Um das Jahr 1000 nCh versuchte man vom Kloster Fulda aus, dem das hiesige Gebiet damals gehörte, neue Pfarreien gegen die zur gleichen Zeit von schottischen Missionaren gegründete schottisch-straßburgische Kirche anzulegen. So gründete der damalige Erzbischof von Mainz im Jahre 1016 Kirche und Pfarrei von Wingershausen (südlich von Schotten) und erhob diese zu einer Mutterkirche. Diesem Kirchenspiel wurde auch die Gemarkung Breungeshain zugeteilt.

Die erste urkundliche Erwähnung findet Breungeshain in einer Mainzer Urkunde aus dem Jahre 1067. Nach dieser Urkunde verleiht Erzbischof Siegfried von Mainz am 25. März 1067 der bereits schon früher erbauten Kirche zu Breungeshain die Eigenschaft einer Mutterkirche, weiht sie als solche ein und verleiht ihr den noch nicht gegebenen Zehnten der Pfarrei von Wingershausen.

Die 1067 geweihte und als Mutterkirche bestätigte erste Breungeshainer Kirche ist nicht mehr vorhanden. Sie stand auf dem östlich des Dorfes gelegenen Friedhof. Die heute auf ihm noch zu sehenden Grundmauern stammen von einer um 1300 erbauten Kirche. Diese Feld- oder Oberkirche wurde dann aber nur noch zur Abhaltung von Leichenpredigen benutzt. Um 1700 wurde sie - da sie baufällig geworden war - bis auf die hohen Mauern abgebrochen. Diese blieben noch etwa 100 Jahre stehen und wurden um 1800 niedergelegt. Heute stehen auf dem Friedhof rechts vom Eingange nur noch einige Grundmauern:

Wann die erste Kirche im heutigen Dorf erbaut wurde, ist nicht überliefert, vielleicht um 1300. Sie wird aber schon 1599 erwähnt. Der Grund für den neuen Bau einer neuen Kirche war, daß nach der Verlegung des Dorfes weiter den Eichelbach abwärts (also nach Südwesten), die alte zu weit vom Dorf lag. Im Dreißigjährigen Krieg erlitten beide Kirchen erhebliche Schäden. Trotzdem wurde 1639, also mitten in diesem schrecklichen Krieg, eine bedeutende Reparatur an der Dorfkirche vorgenommen.

Die heutige Kirche ist ein in den Jahren zwischen 1708 und 1715 entstandener Saalbau mit polygonalem Chor, erbaut von Zimmermeister H. G. Haubruch aus Herbstein. Das Gebäude aus kräftigem Eichenholz mit durchlaufenden Eckpfosten ist an der Westseite geschindelt. Der Turm wurde erst 1952 errichtet und das Südportal mit Holzpilastern erhielt ein Schutzdach.

Besonders interessant ist das alte hessische Wappen über dem Kirchenportal, sehr bemerkenswert ferner die an dem äußeren Chor hängende „Schreckmaske“. Auch die vier Köpfe, die hoch über dem Kircheneingang ihre Zungen herausstrecken, galten früher als Abwehrzauber.

Im Innern der Kirche ist eine flache Decke im Schiff, im Chorraum ein Holzgewölbe mit Rippen. Die Empore schmücken Brüstungsmalereien. Auf der Rückseite des Altars liegt ein großer runder, leicht abgeflachter Stein. Offenbar wurde hier ein vorchristlicher Kultbestandteil in die heiligste Stelle des christlichen Gottesdienstes integriert. Im Jahre 1972 wurde eine Elektroheizung eingebaut sowie die Sitzbänke und der Fußboden im Schiff erneuert. Des Weiteren wurde das gesamte Fachwerk im Jahre 1983 überarbeitet und neu gestrichen. Die Kirche ist täglich bis 18 Uhr geöffnet.

Man findet die Kirche wenn man von Schotten kommt rechts neben der Straße. Wenn man dann in Richtung Hoherodskopf weiterfährt, geht rechts die Oberwaldstraße ab, die steil zum Friedhof führt. Der Weg lohnt sich schon wegen der Aussicht.

 

Sichenhausen

Bilstein:

Auf der Straße zwischen Breungeshain und Sichenhausen kommt man auf der Höhe nach links zum Parkplatz „Waldsiedlung“ (Der Weg dort führt übrigens weiter zum Segelflugplatz). Nach Westen geht es auf einem Feldweg hinein in den Wald. Dann zeigt ein Schild nach rechts oben Richtung Bilstein (geradeaus ginge es im großen Bogen um den Berg herum nach Busenborn).

Auf halber Strecke nach oben steht die hölzerne Schuchardt-Schutzhütte. Hinter ihr  - verborgen zwischen Bäumen - liegt eins der vielen Blocksteinfelder des Vogelsberges. Mit Moos bewachsene Basaltbrocken zeugen von ehemaliger Vulkantätigkeit. Er ragt 666 Meter über NN aus dem Wald, einem Raubvogelfelsen gleich.

Oben weitet sich der Blick auf einen Hügel, aus dem der Basalt regelrecht herauszuquellen scheint. Der Bilstein ist ein senkrecht stehender Basaltzug. Dieser ist  Überbleibsel einer der vielen Schlote, aus denen das Magna des vor sechs Millionen Jahren erloschenen Vulkans in Massenausbrüchen zu Tage trat. Hier hat man eins der eindrucksvollsten Zeugnisse der ehemaligen Vulkantätigkeit im Vogelsberg.

Man kann den Felsen ungehindert besteigen, besonders gut von der Ostseite. Eine stabile Ruhebank steht links vom Felsen. Zu einer anderen gelangt man, wenn man die Klippe umrundet und sich einige Meter abwärts über die Wiese begibt. Dort fällt der Fels metertief ab, von unten wachsen die Laubbäume herauf.

Falls man die stufenförmigen Basaltsteine hinaufklettert, kommt einem bestimmt der Gedanke: Ein falscher Tritt, und es ergeht mir wie den ersten Christen, die sich zu Bonifatius Zeiten hatten taufen lassen und von den letzten Vogelsberger Heiden von den Klippen gestürzt wurden. Sie zerschellten am Fuße dieses Vulkanschlotes.

Vom Gipfel hat man einen berauschenden Fernblick. Der adlergleiche Blick über das Land ist verlockend. Es ergreift einen das Gefühl, das weite Vogelsberger Land nach Süden und Westen erobert zu haben.

Auf dem Gipfel des Bilsteins wird man eventuell einen geschlagenen Stamm verankert sehen, schräg in den Steinen verankert und als Kreuz gestaltet. Junge Leute aus der Umgebung pflegen gerne die Tradition, zum Beginn des Sommers einen Maibaum aufzustellen, als Symbol der Freiheit.

 

Den Weg zurück kann man in Richtung Osten nehmen. Nach 50 Metern abwärts kommt man an einem eingezäunten Grundstück mit zukünftigen Weihnachtsbäumen vorbei. Dort geht man gerade aus weiter und dann nach rechts. An dem gleichen Feldweg, den man anfänglich nahm, biegt man schließlich nach links wieder ab, um zum Parkplatz zu gelangen. Links ist eine Koppel, auf der manchmal eine Herde Lamas und Alpaccas weidet. Dahinter sieht man den Fernmeldeturm des Hoherodskopfs emporragen (der in einem Wanderbuch vorgeschlagene Weg links an den Weihnachtsbäumen vorbei ist nicht zu empfehlen, denn wenn man den unscheinbaren Grasweg nach rechts verpaßt, kommt man nach Breungeshain).

 

Ernstberg:

Ein Stück hinter dem Ortsausgang in Richtung Herchenhain geht rechts ein Weg ab. Oben geht man nach links zur Schutzhütte auf dem Ernstberg (Man kann auch vom Ortsanfang Herchenhain zu dieser Hütte kommen, muß aber nach rechts einen Rechts-Links-Knick machen).

Zu diesem beschaulichen 626 Meter hochgelegenen Naturschutzgebiet sollte man unbedingt einen Abstecher machen. Es bietet nicht nur ein Zeugnis ehemaligen bäuerlichen Wirtschaftens im Vogelsberg, sondern auch eine wundervolle Aussicht von einer kleinen Basaltnase.

Durch einen uralten Baumbestand geht man ein paar Meter abwärts und tritt dann wieder ins Freie. Eine einsame Bank unten auf der Wiese steht oberhalb einer ungefährlichen Basaltböschung, von wo aus man einen herrlichen Blick ins Tal und zum Hoherodskopf hinüber hat. Meistens ist man an diesem Hang alleine und kann in Ruhe seine Gedanken schweifen lassen.

Früher rodelten im Winter hier die Kinder.

Während des Sommers weiden auf den Wiesen am Berg selten gewordene Rote Vogelsberger Höhenrinder, eine genügsame Rasse, deren ausgezeichnete Vitalität man zur Landschaftspflege wiederentdeckt hat. Man bemüht sich, einen zweifachen Beitrag zum Agrarkulturerbe zu leisten: Durch die historisch überlieferte Beweidungsart soll die besondere Vegetation an dieser Stelle regeneriert werden. Und gleichzeitig beabsichtigt man, den Bestand dieser, vom Aussterben bedrohten Vogelsberger Haustierrasse zu sichern.

 

Alte Burg:

Noch weiter südlich liegt ein basaltischer Höhepunkte im wahrsten Sinne des Wortes: Die  617 Meter hohe  „Alte Burg“), eine von Moosen und Buchen bewachsene Felsformation.

 

 

Herchenhain

Herchenhainer Höhe:

Von der Ferne kann der Betrachter den lang gestreckten Höhenzug von den umliegenden Hügeln kaum unterscheiden. Bis auf ein schön gelegenes Wochenendgebiet am Rande des Ortes, dominiert auf der Herchenhainer Höhe ausschließlich bewaldete Natur. Den Ankömmling überrascht oben herrliche Ruhe. Die Höhe ist ein Geheimtip für Ruhebedürftige. Bis auf wenige Tage im Winter, wenn Wintersportler den Hang erobern, herrscht hier die ungewöhnliche Stille eines ursprünglichen Mittelgebirges.

Man hat  einen beeindruckenden Fernblick, mehr als die Arme umfangen könnten. Er entschädigt für alle Tage, die Herchenhain im Nebel verbringen muss. Bei klarer Sicht kann man bis nach Frankfurt schauen. Zusätzlich bietet abends die Sonne ein kostenloses Schauspiel auf großer Bühne, wenn sie am fernen Horizont untertaucht.

In der Mitte des Ortes biegt man von der Hauptstraße ab  und folgt dem Hinweisschild zum „Bergrasthaus“. Droben erwartet den Besucher am Ende eines fast endlosen Parkplatzes eine Sackgasse mit Wendehammer. Unterhalb des Wiesenhanges residiert dort einsam ein kleines Hotel, nur flankiert von einem dunkel verkleideten Appartementhaus.

Als die Herchenhainer Höhe in den sechziger Jahren von Hanau aus per Schneezug in das zwei Kilometer entfernte Hartmannshain angefahren werden konnte, tummelten sich viele Sportbegeisterte im Winter am Hügel unterhalb des Waldes. Heute wird dieser Höhe bevorzugt von Tourenfahrern, die im Nationalpark einen Zwischenstop einlegen. Auch Naturliebhaber kommen vorbei zum Rasten.

Am oberen Rand der Rodelwiese steht eine Art steinernes Tor. Durch das hindurch führt ein Weg zum moosbewachsenen Denkmal für die Kriegsgefallenen des Vogelsberghöhenclubs. Es wurde 1926 errichtet. Seit den fünfziger Jahren gedenkt man in jedem Juli dort der Opfer des Zweiten Weltkrieges sowie aller verstorbenen Wanderfreunde. Biegt man an diesem Ehrenmal unter den hohen Bäumen rechts ab, immer mit Blick nach unten auf den Waldrand, erreicht man den Endpunkt des Skiliftes. Von hier aus ist es nicht schwer, wieder ins Freie zu finden.

 

Bonifatiuskanzel und Meyerbruchquelle:

Hinter dem Denkmal des Vogelsberg-Höhenclubs führt ein beschilderter Pfad durch die Bäume auf einen Weg, von dem aus man über Baumwurzeln und federnden Waldboden immer weiter in unbewohnte Regionen vorstößt. Kaum ein Laut ist zu vernehmen. Laub- und Nadelwald umgibt den Wanderer in totaler Abgeschiedenheit.

Die ungefähr 200 Meter lange Basaltformation, an der einst der Vulkan Lava nach oben presste, prägen Moos überzogene dunkle Steinbrocken, die sich fast fünf Meter hoch zwischen Farnen und Bäumen auftürmen. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren von Bonifatius, der an diesem verborgenen Ort vor mehr als tausend Jahren gepredigt haben soll.

Einige Kilometer weiter über verschlungene Pfade und Wege plätschert auf einer Wald-

Wiese die in Stein gefaßte „Meyerbruchquelle“ in ein erfrischendes Wassertretbecken. In weitem Bogen geht es zurück zur Herchenhainer Höhe.

 

 

Bermuthshain

In der Mitte des Ortes steht auf der Nordseite der Durchgangsstraße das kleine Info-Häuschen „Alte Waage“. Dort biegt man nach Süden in den Bergweg ein (nicht nach Norden ins Dorf hinein). Man fährt etwa 1,5 Kilometer bergauf  zur „Wilhelm Dillemuth-Schanze“, die 1970 auf dem 575 Meter hohen Bermutshainer Berg Höllerich errichtet wurde. Damals hegte man die Hoffnung, den Ort zu einem Wintersportzentrum ausbauen zu können.

Zehn Jahre lang wurde die Sprungschanze von den Sportvereinen der Umgebung genutzt, bevor die Idee aufgegeben wurde. Seit einigen Jahren ist die freistehende, über 17 Meter hohe Rundholzkonstruktion unter Denkmalschutz gestellt. Im Zuge der Dorferneuerung wurde vor kurzem unterhalb des Schanzentisches eine Aussichtsplattform angebaut, zu der eine neue Steintreppe hinauf führt. Von oben hat man einen herrlich weiten Blick über die Talsenke, in der sich die Dörfer der Gemeinden Grebenhain und Freiensteinau ausbreiten.

Kurz vor dem ehemaligen Auslauf der Schanze kommt man an eine Kreuzung in einem Wäldchen. Von dort führt ein Schotterweg geradeaus, bis man zu einer dunklen Holzhütte gelangt. Hier kann man das 40 Meter lange Holz-Monument bereits erblicken.

In der Hangmitte fällt ein Schild zu einem „Urwaldpfad“ auf. Es weist zu einem neu angelegten Touristenweg, der am historischen Festplatz und Schießstand des Dorfes vorbei zum Rastplatz „Friedensstein“ bringt.

Unterwegs passiert man riesige Buchen und Douglasien, die jener Mann pflanzte, nach dem die Schanze benannt wurde. Er machte sich bis 1924 als Forstwart in der Gemeinde verdient und gilt als einer der Ski-Pioniere des Hohen Vogelsberges. Von einem Vorfahren der Firma Ski-Luft, dem damaligen Holzdreher und späteren Bürgermeister Friedrich Jost, ließ er sich 1886 nach norwegischem Vorbild die ersten Schneeschuhe anfertigen.

 

 

Völzberg (südlich von Grebenhain):

Völzberg ist ein für die Region typisches Dorf mit einem alten Forsthaus, einer Schmiede, malerischen alten Höfen und ohne Durchgangsverkehr. Aber viele Häuser sind auch mit Zementasbest verkleidet und stark verschandelt. Eine Besonderheit noch: Hier leben mehr Pferde als Menschen

Das 571 Meter hohe „Völzberger Köpfchen“ direkt nördlich des Ortes, ist eine grasbewachsene Basaltkuppe mit weitem Blick bis hin zur Rhön.

 

 

Wüstwillenroth (nördlich Birstein)

„Fahr langsam“, fordern Warnschilder an den Ortseingängen von Wüstwillenroth den Verkehrsteilnehmer auf, der das Dorf auf einer viel zu breiten Durchgangsstraße erreicht. Zu Recht, sollte man meinen: Die überdimensionierte Fahrbahn lädt förmlich dazu ein, den Flecken am Fuße des Vogelsberges möglichst schnell zu passieren. Das liegt wohl auch daran, daß er, zumindest auf den ersten Blick, wenig Sehenswertes zu bieten hat.

Die üblichen, eher zweckmäßigen als ansehnlichen Reihenhäuser aus den sechziger und siebziger Jahren haben die Ansiedlung weit über ihren histori­schen Kern hinauswuchern lassen. Immer Mal wieder aber findet sich da­zwischen ein älte­res, für diese Landschaft typisches Anwesen, mit filigra­nen oder auch grobschlächtigen Holzschin­deln vor den Unbilden eines rauhen Klimas geschützt. Bunt bemalte Holzhäuser erinnern etwas an die skandinavische Bauweise.

Backstein war offenbar ebenfalls ein ver­breiteter Baustoff. „Russen“ wurden die Ziegelsteine früher genannt. Der Begriff rührt wohl daher, daß diese Klinker je nach Eisenoxydgehalt „so rot wie die Kom­munisten“ waren. Am Vogelsberg spielt die Farbpalette allerdings ‑ auch politisch mehr in Richtung schwarz. „Feldbrand“ nennt das der Fach­mann, was bedeu­tet, daß die poten­tiellen Häuslebau­er die Steine selbst herstellten, indem sie den vorhande­nen Lehm ausgru­ben, stampften, in Formen preßten, trocknen ließen und dann in einer Art Köhlermeiler er­hitzten, bis er hart wurde.

Schon der Name verweist darauf, daß es die Men­schen, die sich hier niederließen, schon immer schwer hat­ten, eine Existenz aufzubauen und ihr Dasein zu fristen. „Wüst“, also kaum be­wohnt war die Ge­gend, ehe sie ein Siedler namens „Willin“ ‑ so die his­torische Recherche ‑ mit seinem Gesinde rodete („roth“) und urbar machte. Es könn­te sich dabei auch um Mönche des Klos­ters Fulda gehandelt haben. Sie gründe­ten entlang des Frankenweges zwischen Fulda und Mainz eine Reihe von Orten.

Dem Geschichtsforscher Edmund Spohr ist aufgefallen, daß das aus vier Höfen be­stehende Dorf erstmals 1488 unter dem Namen „Wülnrodt“ im Einkommensver­zeichnis des Reichenbacher Pfarrers er­wähnt wird. Über 20 Jahre später werden im Isenburger Verzeichnis ebenfalls vier Güter genannt, diesmal unter „Wusten­wilnrode“. Zudem sind die Nachnamen al­ler vier Besitzer verschieden von den ur­sprünglich genannten. Spohr schließt da­raus, daß der Ort zwischenzeitlich „wüst“ gelegen habe, etwa aufgrund einer grassie­renden Seuche, die die wenigen Familien dahinraffte, oder weil der karge Boden zu wenig Erträge brachte und sie zum Ab­wandern zwang.

In den folgenden Jahrhunderten taucht der Name dann kaum noch in der Geschichtssehreibung auf, allenfalls, wenn es um die Beurkundung irgendwelcher Grundstücksveränderungen geht. Was blieb, war die Armut in dieser Region, die vor allem im 19. Jahrhundert viele veranlaßte, in die neue Welt auszuwandern oder sich als Söldner zu verdingen.

Einige aus Wüstwillenroth waren auch an dem sogenannten hundertjährigen Prozeß gegen den Grafen von Ysenburg betei­ligt. Sie konnten und wollten die von ihm geforderten Frondienste nicht mehr leis­ten, weil sie dadurch keine Zeit mehr hat­ten, die eigenen Felder zu bestellen. Zwar erzielten die Kläger einen Teilerfolg, doch wurde der von den hohen Gerichtskosten mehr als aufgefressen und die Not nahm derart zu, daß es weitere kleinere Auf­stände gab.

Die Regierung von Büdingen beschloß daher im Jahr 1754, den Unge­horsam mit Gewalt zu brechen. Sie setzte 125 Musketiere und elf Husaren in Marsch, die den Ort umzingelten. Bei ei­nem nachfolgenden Handgemenge wur­den sechs Bauern getötet und 30 verletzt. Das Vieh des gesamten Dorfes wurde be­schlag­nahmt, 14 Männer wurden zu Zwangsarbeit verurteilt.

Ein neuerlicher Schicksalsschlag traf die Wüstwillenröther im Jahr 1810, als sie von einer Räuberbande heimgesucht wur­den, die eine Beute von 211 Gulden mach­ten. Beinahe wäre dabei noch das Dorf ab­gebrannt. Das sich entwickelnde Feuer konnte gerade noch rechtzeitig gelöscht werden.

Dank des rührigen Briefmarkenvereins von Birstein erfährt der geschichtlich Inte­ressierte ferner, daß hier 1902 eine kaiser­liche Posthilfsstelle eröffnet wurde. Die gibt es schon lange nicht mehr. Wenn sie heute ein Paket verschicken wollen, müs­sen die Dörfler ins benachbarte Lichen­roth fahren. Ebenso verhält es sich mit der 1886 erbauten Schule, die inzwischen als Dorfgemeinschaftshaus dient. Der letzte Lehrer wohnte dort bis 1967. Seither müs­sen die Kinder nach Birstein fahren.

Außer als Veranstaltungsort hat sich das markanteste Gebäude des Ortes we­gen seines Glockentürmchens noch eine weitere Funktion bewahrt: Die Glocke läu­tet zu Mittag und auf den letzten Weg, wenn jemand gestorben ist.

Der Bürgermeister Christian Günther wurde 1928 in den Reichstag zu Berlin gewählt, wo er eine Le­gislaturperiode lang als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei tätig war. Dort setz­te er sich vor allem für den Bau einer Kleinbahn in der Region ein. Sie wurde von 1930 bis 1934 errichtet und führte von Wächtersbach über Birstein nach Hart­mannshain, wo sie ein Stück weiter auf die alte Verbindung zwischen Lauterbach und Frankfurt stieß. In Wüstwillenroth gab es selbstverständlich auch einen Bahn­hof. Die Linie existiert, wie auch andere Pro­jekte aus dieser Zeit, schon lange nicht mehr. Das Birsteiner Schienenstück wur­de 1958 abgerissen und wer kein Auto hat, ist auf den Bus angewiesen.

Daß sie zur Gemeinschaft neigen, zeig­ten die Dörfler bereits vor 30 Jahren, als sie die große hessische Gebietsreform vor­wegnahmen und sich freiwillig ‑ zusam­men mit Völzberg, Lichenroth, Mauswin­kel und Wettges ‑ zur Gemeinde Oberland zusammenschlossen. Wer sich noch daran erinnert, welche Widerstände und erbitter­te Grabenkämpfe es da woanders gab und zum Teil noch gibt, kann ermessen, welche Integrationsleistung die Verantwortlichen damals vollbrachten. Lange Bestand hatte das „Vogelsberger Oberland“ allerdings nicht. Nur drei Jahre später wurde es Birstein mit nunmehr sa­ge und schreibe 16 Ortsteilen zugeschla­gen. In der Großgemeinde vertritt nun ein eige­ner Ortsbeirat die Interessen der Wüstwil­lenröther.

An eigenständigen Aktivitäten geblie­ben sind die Feuerwehr, der Gesangverein, der Dartclub und die KSG‑ Fußballgemein­schaft mit Lichenroth, die ebenso zu Kant­hersiegen wie beim 8:1 gegen Spielberg wie zu verheerenden Niederlagen wie beim 0:10 gegen Altenhaßlau neigt. Über solche und solche Ergebnisse kommt man hinweg bei einem Schoppen in der Dorf­wirtschaft „Isenburger Hof“.

Neben der alten Schule gibt es noch eine Sparkassenfiliale. Zum Einkaufen fährt man nach Birstein und Lichenroth. Dort findet auch der Kirchgang statt. Wer nicht nach Wächtersbach, Gelnhausen oder ins Rhein‑Main‑ Gebiet pendelt, arbeitet in der Maschinenfabrik oder im Sägewerk. Auch eine Ziegelei gab es einst. Früher war Wüstwillenroth ein reines Bauerndorf. Jetzt gibt es noch zwei Milchlieferanten und einen landwirt­schaftlichen Haupterwerbsbetrieb.

 

 

Mauswinkel (nördlich von Birstein)

Abseits der Hauptverkehrsstraße, die von Birstein nach Lauterbach führt, in einer Talmulde vom steten Wind auf den Höhen geschützt, liegt Mauswinkel. An einem Werktag, so um die Mittagsstunde, scheint das gepflegte 260‑Seelen‑Dorf am Vogelsberg menschenleer zu sein. Der Spielplatz ist verwaist. Nur ein paar Maurer sind im Begriff, ein neues Wohnhaus hochzuziehen.

Obwohl abseits der Verkehrsströme gelegen, führt eine breite Straße durch die schmucken, meist neueren Anwesen. Sie ist neu asphaltiert, die Gehsteige in rotem Pflaster ausgeführt. Ein kleiner Dorfplatz ist mit Rabatten gestaltet. Schon das überdachte, mit einem Blumenkasten verzierte, hölzerne Hinweisschild auf den Ort zeigt, daß die Menschen hier Wert auf ein gediegenes Äußeres legen. Auch das alte Spritzenhaus von 1955 zeugt davon, daß Mauswinkel nichts dem Verfall überlassen wird. Das neue Gerätehaus wirkt dagegen reichlich plump gegen den bescheidenen, zierlichen Backsteinbau.

Gepflegt auch die Grünfläche um das Kriegerdenkmal, mit einer Linde, die dem Bürgerhaus dem Namen gab. Ob und zu welchen Zeiten hier auch Gastronomie betrieben wird, läßt sich für den Fremden nicht ersehen. Zumindest um diese Zeit ist das Haus geschlossen. Immerhin gibt es zwei Getränkemärkte für den schlimmsten Durst. Dann gibt es noch eine Dreherei, die aber den wenigsten Einwohnern Arbeitsplätze bietet

Dafür hat es Mauswinkel aufgrund seines ungewöhnlichen Namens aber immerhin in die Charts des Internets gebracht und wird unter der Homepage „Mäuseasyl“ aufgeführt, zusammen etwa mit „Mausloch“, einer Kommune bei Landshut. Während andere Gemeinden stolz auf ihre Geschichten sind, die sich um so skurrile Bezeichnungen ranken, ihre Sagen und Mythen pflegen und weitergeben, bedurfte es in diesem Fall einiger Recherchen, um wenigstens bruchstückhaft zu erfahren, was es mit dem Winkel und der Maus auf sich hat. Die führenden Heimathistoriker Tobias Winter und Peter Kauck sind zwar in der Lage, die tatsächliche Entstehungsgeschichte darzulegen, aber ansonsten müssen sie passen.

Über die Entstehung des Ortes wird eine  Sage erzählt.  Sie geht ungefähr so: „Es herrschte einst ein gar böser Regent im Lande, der seine Untertanen bis hin zu den Tieren  alles andere als pfleglich behandelte. Besonders die Mäuse hatten unter seinem Regime zu leiden. Sie wußten aber, daß der König seine Macht verlöre, wenn ihm sein Siegelring abhanden käme. Eine besonders mutige Maus, wahrscheinlich der Vorläufer von Mickey, Speedy Gonzales oder Feivel, wagte den Streich und mopste dem garstigen Herrscher die Haupt­insignie seiner Macht. Der schickte nun Häscher aus, dem frechen Dieb die Beute abzujagen. Der Mäuserich aber versteckte sich im letzten Dorf des Reiches und dort wiederum im letzten Winkel (!), wo ihm außerdem eine Kuh zu Hilfe kam, indem sie den kleinen Helden und den wertvollen Ring mit einem Fladen zudeckte. So kehrten die Boten des Königs unverrichteter Dinge zurück. Der geriet daraufhin so in Rage, daß er an einem Herzschlag starb.

Sein Sohn war da offenbar von einem anderen Kaliber, nämlich milde und gütig. Ihm überbrachte die Maus den Ring und verhalf ihm so zur Thronfolge. Der revanchierte sich damit, das vormalige Versteck in „Mauswinkel“ umzubenennen. Die Mäuse wiederum versprachen, sich zum Dank in diesem Dorf ganz besonders zurückhaltend aufzuführen. Und wenn sie nicht gestorben sind...!“

Laut dem Heimatforscher Reinhold Winter geht der Name auf das Wort „Moos“ zurück, was im Althochdeutschen „Moor, Sumpf oder nasser Winkel“ bedeutet. Ein bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts bestehendes Sumpfgebiet (der „Lange Weiher“) zog sich von Fischborn bis Mauswinkel am Lauf des Riedbachs entlang und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch Heinrich Emrich trocken gelegt.

Zum ersten Mal taucht der Weiler als „Musswinkel“ im Jahr 1415 aus dem Dunkel der Geschichte auf, ist aber wahrscheinlich wesentlich älter. Jedenfalls soll es dort zu jener Zeit einen Schäfer gegeben haben, der die herrschaftlichen Äcker derer von Isenburg nutzte.

Im Jahre 1460 wird in einer alten Schrift ein „Reit zu Kirchbracht, in dem Meußwinkel gelegen“ erwähnt.

Der Ort selbst wurde in der Nähe einer im Dreißigjährigen Krieg geschleiften Ortschaft oder Burg Namens „Dietrichshain“ von drei Familien gegründet. Im Kompetenzverzeichnis der Reichenbacher Pfarrei wird 1488 das Dorf „Dietrichshain“ erwähnt, das in der Nähe von Kirchbracht lag. Im Tal lag der Dietrichshof, auf der gegenüberliegenden Anhöhe die Dietrichsburg. Von dieser Burg ist nur noch der Keller übrig, welcher der Umgegend den Namen „Alter Keller“ gab. (Jürgen Spielmann - Geschichte von Lichenroth, Seite 5).

Rund 150 Jahre später ist Mauswinkel als eigenständige Gemeinde notiert worden. Bis zum 17. Jahrhundert aber wurden Bewohner und Grundstücke bei notariellen Aufzeichnungen zumeist mit denen von Kirchbracht zusammengefaßt. Im Gedächtnis blieb der 27. Juni 1767,  als sich am Siebenschläfertag in der Region ein gewaltiges Unwetter mit Hagelschlag und Windhosen zusammenbraute. Die gesamte Ernte hier und andernorts wurde damals vernichtet.

Anfang des 20. Jahrhundert brachte es Mauswinkel immerhin zu einer Kaiserlichen Posthilfsstelle. Heutzutage müssen die Bewohner schon froh sein, einen Briefkasten zu finden. Einen Ortsbeirat gibt es noch und natürlich die Feuerwehr. Ansonsten sei hier „nix los“, befand zumindest die bayerische Kabarettformation „Biermösl Blosn“, als sie ein Gastspiel in Gelnhausen gab.

Mauswinkel könnte ein stilisiertes Windrad in sein Wappen aufnehmen. Die vier Rotoren auf der Höhe gen Wüstwillenroth - etwa zwei Kilometer von der Bebauung entfernt  - sind zum Wahrzeichen für das Dorf geworden und haben es zeitweise in die Schlagzeilen gebracht, vor allem als sich der streitbare Kreisbeigeordnete Erich Pipa monatelang mit dem Unternehmen Hessenwind herumstritt, wer wann wie viele Windkraftwerke aufstellen dürfe. Ursprünglich waren acht geplant. Nach sogar gerichtlichen Auseinandersetzungen einigte man sich schließlich darauf, daß Hessenwind und die Gelnhäuser Kreiswerke je zwei, der 60 Meter hohen Türme errichten dürften. Baubeginn war im Herbst 1997.

Zumindest Hessenwind ist mit seiner Investition zufrieden. Die beiden 600 Kilowatt‑ Generatoren erzeugten seither über 1,5 Millionen Kilowattstunden und haben die in sie gesetzten Erwartungen mehr als erfüllt ‑ im Gegensatz zu den Befürchtungen von Kritikern der Windnutzung, die Rotoren seien laut, gefährlich für Vögel und verschandelten die Landschaft. Ohnehin stehen die Mauswinkeler Anlagen so weit weg von jeglicher Bebauung, daß sie dort kaum zu sehen und noch weniger zu hören sind. Auch direkt unterhalb der sich drehenden Flügel ist nicht vielmehr als ein monotones Rauschen zu vernehmen.

Richtiger Lärm ginge allenfalls bei Sturm von ihnen aus. Aber bei entsprechender Windstärke werden sie ohnehin abgeschaltet, wie auch zu Zeiten, in denen der Strom nicht benötigt wird. Die Spitzen der Flügel werden dann gegen den Wind gestellt und bringen den Rotor zum Stehen.

In der anderen Himmelsrichtung, auf dem Weg nach Birstein‑Fischborn, lohnt sich ein Abstecher zum Hofgut „Entenfang“ mit eigener Schlachtung. Wer das selbst produzierte Fleisch und die Wurst nicht bei einer gediegenen Feier im 200 Personen fassenden Saal genießen kann oder das Hoffest verpaßt hat, kann sich zumindest im dortigen Metzgerladen mit allerlei kulinarischen Genüssen eindecken. Brot dazu gibt es beim Backhausfest in Mauswinkel. Es findet an jedem zweiten Juli‑Wochenende statt.

 

 

Birstein

 

Die Großgemeinde Birstein erstreckt sich mit einer Höhenlage zwischen 283 und 472 Metern ü.d.M. in den Ausläufern des südlichen Vogelsberges. Die Landschaft wird geprägt von den weitflächigen Wiesen und Waldgebieten des Naturparks Hoher Vogelsberg. Genannt wird sie auch wegen ihrer hervorragenden Lage und Schönheit. „Die Perle des Vogelsberges“.

 

Birstein ist die Residenz der Fürsten von Isenburg‑Birstein, die sich im Gegensatz zu den jüngeren Linien nicht mit Y schreiben. Seit 1744 das Land zum Fürstentum wurde, gilt die Schreibweise „Isenburg“ (mit I).

 

Wenn man von Niederreichenbach kommt, steht rechts die katholische Kirche. Man fährt weiter in den Ort hinein, zunächst nicht nach links Richtung Wächtersbach, sondern noch weiter. In der Haarnadelkurve nach rechts aber geradeaus fahren. Rechts ist die Evangelische Kirche, links das Schloß (vor dem man parken kann).

Im Jahr 2003 wurde vom Stadtrat der Anton-Praetorius-Weg nach dem Pfarrer benannt, der sich gegen die Hexenprozesse ausgesprochen hatte.

 

Geschichte:

 

744 

Nennung des Ortes Reichenbach in einer Urkunde

 850 

Älteste schriftliche Erwähnung der Dörfer Unterreichenbach und Kirchbracht als „Richenbah“ und „Villa Brataha“

1279

Urkundliche Ersterwähnung der Burg Birstein am 28. Mai

1241

Lichenroth wird urkundlich genannt als „Libechenrode“

1314

Erstmalige urkundliche Erwähnung des Dorfes Fischborn als „Fisseburnen“ am 9. Juni

1326

In einer Urkunde vom 30. April wird erstmalig die Ortsbezeichnung „Sotzbach superior“ („oberes Sotzbach“) verwendet

1332

Heinrich II. von Isenburg erhält durch Heirat Anteile an der Burg Birstein und dem Gericht Reichenbach

1361

 Hettersroth findet am 23. Juli seine erstmalige Erwähnung als „Heczelsrode

1372

 Oberreichenbach erscheint am 13. März erstmals unter der Bezeichnung „Obern Richenbach“

1384

Bösgesäß wird am 21 September als „Bunsgeseße“ erstmals urkundlich erwähnt

1438 

Diether von Isenburg erwirbt am 8. September allen weilnauischen Besitz im Gericht Reichenbach und der Burg Birstein

1442

Erhebung der Isenburger in den erblichen Reichsgrafenstand

1461

Die kriegerischen Händel der Mainzer Stiftsfehde ziehen das Gericht Reichenbach instarke Mitleidenschaft (bis 1463)

1465

 Zerstörung des Dorfes Herchenrod (Nähe Lichenroth) infolge einer Fehde (bis 1471)

1488

Die Orte Wettges und Wüstwillenroth erscheinen erstmals als „Wetges“ und „Wülnrot“

1489

Völzberg wird in einer Urkunde unter dem Namen „Fölsperg“ erwähnt

1517

Erste isenburgische Erbteilung. In der Folge­zeit bezieht Graf Johann von Isenburg  erstmals die Burg Birstein als Wohnsitz

1530

Der Pfarrer Johannes Henkel in Unterrei­chenbach wendet sich den Ideen der Refor­mation Martin Luthers zu

1544

Graf Reinhard von Isenburg führt ebenfalls die lutherische Reformation ein

1590

Der Kirchenbezirk Kirchbracht / Lichenroth wird als eigenes Kirchspiel von

 Unterreichenbach abgetrennt

1590

Gründung der Lateinschule in Birstein

1597

Graf Wolfgang Ernst I. zu Ysenburg beginnt am 7. August mit der Einführung der calvinischen Reformation

1620

Durchmarsch und Einquartierung von fremden Truppen trotz isenburgischer Neutralität

1635

Die Grafschaft Ysenburg wird dem Landgra­fen von Hessen‑Darmstadt unterstellt (bis 1642)

1643

Besetzung der Burg und des Ortes Birstein durch schwedische Soldaten

1644

Rückkehr des Grafen Wilhelm Moritz zu Ysenburg nach Birstein und

 Wiederherstel­lung der reformierten Konfession

1649

 Erstmals wohnt eine jüdische Familie in Birstein

1674

Beginn der jüdischen Gemeinde in Birstein. 1679 Anlage des Judenfriedhofs in Birstein

1648

Am 21. Juli Feuerkatastrophe: Auf dem Birsteiner Oberberg brennen 17 Wohnhäuser, 1 Backhaus, 18 Scheunen und 9 Ställe ab. Die Kirche und das Pfarrhaus blieben unbeschädigt

1692

Das Schulhaus für die Lateinschule wird erbaut

1744

Erhebung der Ysenburger in den Reichsfür­stenstand. Da im „Fürstenbrief“ der Name „Isenburg“ mit „I“ geschrieben ist, beginnt die Birsteiner Linie der Isenburger in späterer Zeit mit der Umstellung der Schreibweiseihres Namens von „Y“ auf „I“.

1744

Eine erneute Brandkatastrophe am 14. Juli auf dem Oberberg vernichtet 23 Wohnhäuser

1749

Die jüdische Gemeinde errichtet eine Synagoge

1764 

Schloß Birstein erhält seine heutige Gestalt (bis 1768

1767

Ein verheerendes Unwetter am 27. Juni wird zum Anlaß eines jährlichen Hageltages mit Arbeitsruhe und Gottesdienst genommen

1774

Die Lateinschule schließt für 9 Jahre

1790

Die Lateinschule wird nach Offenbach verlegt

1794

Aufhebung der Leibeigenschaft im Isenburger Land

1796

Am 7. September Durchmarsch der am 3. September bei Würzburg geschlagenen   

 französischen Sambre‑Maas‑Armee unter dem General Jean‑Baptiste Jourdan

1806

Das Isenburger Land wird unter Fürst Carl I. zu Isenburg zum souveränen Fürstentum

1815/16 

Teilung des Fürstentums Isenburg zwischen Darmstadt und Kassel.

 Birstein fällt an Kassel

1840

Bau eines kleinen katholischen Gotteshauses

1845

Gründung der israelitischen Volksschule, die bis 1936 bestand

1860

Wiedereröffnung der Lateinschule in Birstein (bis 1939)

1866

Neubau einer Synagoge durch die jüdische Gemeinde

1866

Birstein wird preußisch

1903

Neubau des königlich preußischen Amtsgerichtes

1912

Neubau der heutigen katholischen Kirche (bis 1914

1913

Die evangelische Kirche brennt am 7. Januar bis auf die Grundmauern ab.

Einweihung des Neubaues am 19.  April 1914

1963

  Ernennung Birsteins zum staatlich anerkannten Luftkurort

1971

Gründung der Großgemeinden (siehe unten) (bis1974

1977

Neubau des Bürgerzentrums Birstein

1987

Aufgrund fehlender Bettenzahlen Aberken­nung des Prädikates Luftkurort

1989

  Neubau einer großen Freizeitschwimmbadanlage

 

Gebietsreform:

Die heutige Gemeinde Birstein entstand in der Zeit der kommunalen Gebietsreform während der Jahre 1971 ‑ 1974. Der erste freiwillige Zusammenschluß findet 1971 zwischen den Gemeinden Birstein, Bösgesäß (preußisch Bösgesäß, ehemals Kreis Gelnhausen), Fischborn und Kirchbracht statt. Hettersroth und Oberreichenbach schließen sich an. Böß‑Gesäß (hessisch Böß‑Gesäß) und Illnhausen, beide früher zum Kreis Büdingen gehörend, treten der Gemeinde Birstein bei. Unterreichenbach, Obersotzbach und Unter­sotzbach schließen sich 1972 der Gemeinde Birstein an. Die Gemeinden Lichenroth, Mauswinkel, Völzberg, Wettges und Wüstwillenroth schließen sich zur Gemeinde Oberland zusammen. Die Gemeinde Oberland wird 1974 in die Gemeinde Birstein eingegliedert.

 

Schloß:

Das Schloß war im Mittelalter als Burg „Birsenstein“ bekannt und diente den Fuldaer Äbten als Jagdburg. Die Burg Birstein wurde errichtet von der Abtei Fulda im 12. oder beginnenden 13. Jahrhundert zunächst als kleine Siche­rungsburg zum Schutz ihres bedeutenden Vogtei‑ und Gerichtsbezirkes, der alten Cent Reichenbach und diente auch als Verwaltungssitz des Vogtes.

Im Jahre 1279 er­scheint sie erstmals in einer Urkunde un­ter dem Namen „castrum Birsten­stein“ als fuldisches Lehen der Familie von Trim­berg, die zu den Erben der alten Herren von Büdingen zählte. Konrad von Trim­berg übertrug damals die Vogtei Reichen­bach (mit der Burg) als Heiratsgut sei­ner Schwester Luitgard an ihren Gatten, den Grafen Heinrich von Weilnau-Diez.

Von den Eignern der Burg aus den Häusern Trimberg, Weilnau und zeitweise auch Ha­nau konnten sich die Isenburger seit 1335 durch Kauf Anteile an der Burg sichern ‑ und damit zu einem wichtigen Stützpunkt beim Aufbau ihres Territoriums rund um den Büdinger Wald ausbauen. Im Jahre 1438 erfolg­te der endgültige Erwerb unter Diether von Isenburg, der 1442 zum Reichsgrafen erhoben wurde.

Die Isenburger erwarben die Burg im 14. Jahrhundert und bauten sie schrittweise zu einem Schloß aus. Mit der Begründung der älteren Bir­steiner Linie des Hauses Isenburg im Erbbrüdervertrag von 1517 wurde die mittelal­terliche Burg zu einem Wohnschloß umge­baut und diente als ständige Residenz. In­nerhalb der ausgedehnten, um drei Innen­höfe gruppierten Anlage, sind von der al­ten Burg nur wenige Reste im so genann­ten Küchenbau aus dem 14. Jahrhundert und dem Bergfried erhal­ten.

Im Jahr 1517 entstand durch Erbteilung die Birsteiner Linie der Isenburger und die Burg wandelte sich in eine bewohnte Residenz. Seit 1521 war das Schloß Wohnsitz der Grafen von Ysen­burg-Büdingen. Aus dieser Zeit sind das Fürstenhaus von 1527, der Kapellenbau von 1555 und der Kutschenbau von 1553 ‑ 1591. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg zum Renaissanceschloß umgebaut, unter anderem vom Steinauer Baumeister Asmus. Im 18. Jahrhundert hat wieder Christian Ludwig Hermann am Schloß gebaut, zum Beispiel den „Archivbau“ oder „Kanzleibau“ (weil hier die alte Kanzlei stand). Der Bau quer vor dem eigentlichen Schloßbezirk gelegen, hatte später noch eine dritte Funktion zu erfüllen: die eines Torbaus, den es zu durchqueren galt, wenn man den vorderen Schloßhof betreten wollte.

Das Haus Isenburg-­Birstein war 1744 in den Fürstenstand erhoben worden. Deshalb folgten noch einmal einschneidende bauliche Veränderungen. Das heutige Residenzschloß wurde von dem nassau‑usingi­schen Hofbaumeister Johann Wilhelm Faber in den Jahren 1764 bis 1768 erbaut. Das alte Bollwerk und der Hauptbau wurden niedergerissen und durch einen Neu­bau ersetzt, der den neuen repräsentativen Wohnbedürfnissen entsprach.

Wenn man heute den Schloßbereich betritt, so steht links die Rentkammer, geradeaus geht man durch den Archivbau mit der Toreinfahrt. Der Springbrunnen im Vorhof stand ursprünglich im Park von Langenselbold. Seit 1744 ist das Schloß stän­dige Wohnung der Fürsten von Isenburg-Birstein. Es weist im Innern eine Rei­he von hervorragend stuckierten Rokoko­säulen und eine frei tragende Treppe.

Die Stuckarbeiten in den Räumen des Obergeschosses stammen von Meister Schwab aus Lohr. Im Schloß gibt es einen großen Saal, dessen Decke restauriert wurde, als der letzte Zar von Rußland zu Besuch war. Er war in Bad Nauheim zur Kur und besuchte von dort aus Birstein. An jedem Fenster stand damals ein Sicherheitsbeamter, und auf den Dörfern der Umgebung wurden alle verdächtigen Personen vorsorglich verhaftet.

Die Räume des Schlosses sind mit schönsten Stuckarbeiten aus der Zeit des Rokoko ausgestattet. Sehenswert ist der große Festsaal, dessen Stuck die schönen Künste, die Jahreszeiten, und die Erdteile darstellen. Die prunkvolle Gemäldesammlung zeigt Werke aus der Zeit zwischen 1766 und 1820.

Gezeigt wird auch ein Bild der Schlacht von Bergen, im Vordergrund der Fürst von Birstein, der schwer verwundet wurde und nach zwei Tagen starb. Gezeigt wird noch eine Schärpe mit einem Orden mit Seraphinen darauf und mit dem Blut des Verwundeten. Gezeigt wird das Brautkleid der Prinzessin Charlotte, die auf dem Wiener Kongreß war, um die Selbständigkeit ihres Landes zu erhalten; sie konnte gut Französisch.

Hinter dem neuen Schloß befindet sich das Höfchen, ein Renaissance‑Binnenhof. Der Garten im englischen Stil wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts angelegt. Der großflächig angelegte öffentliche Park rings um das Schloß mit seinem alten Baumbestand und Kneipp-Anlage lädt die Besucher zum Verweilen ein.

 

Die jetzigen Besitzer des Schlosses sind Fürst Alexander und Fürstin Christine von Isenburg-Birstein. Der Vater des Fürsten, Franz Ferdinand von Isenburg (1901 ‑ 1956), der mit Fürstin Irene von Isenburg geborene Tolstoi, verheiratet war, führte die Renovierung des Schlosses fort und legte dabei besonderen Wert auf die künstlerische Ausgestaltung, wobei dem „Weißen Saal“ neues An­sehen verliehen wurde.

Fürst Franz Alexander von Isenburg (Jahrgang 1943) und verheiratet mit Christine geborene Gräfin von Saur­ma (Jahrgang 1941), ist einziger Sohn der 1998 verstorbenen Fürstin Irina zu Isen­burg‑Birstein. Sie hatte 1917 als Gräfin Tolstoi bei Sankt Petersburg das Licht der Welt erblickt. Wegen der Wirren der Mas­sendemonstrationen in Petrograd, die sich zu einem allgemeinen Arbeiter‑ und Solda­tenaufstand ausweiteten (Februarrevoluti­on) und der Abdankung Nikolaus’ II. am 15. März 1917 floh Irinas Mutter ‑ und nahm das Kind mit. Irina wuchs auf in England, Freiburg, Mecklenburg und Ber­lin, studierte Kunstgeschichte und Archi­tektur. Im Jahre 1939 heiratet sie Franz Ferdinand von Isenburg. Das Paar lebte bis zum Krieg in der Offenbacher Residenz, das Ende des Krieges erlebte Irina im Schloß Birstein.

Die Zweige der Isenburger und Ysenbur­ger Familien haben Ludwig von Isenburg zum Stamm­vater. Er heiratete um 1250 Heilwig, die älteste Erbtochter des letzten Dynasten von Büdingen. Der Stammsitz war die Isenburg, um 1100 in einem Sei­tental des Rheins erbaut. Schon sehr früh gehörten die Isenburger im Raum Köln, Trier, Limburg und Mainz zu den Stützen der mächtigen Kirche. Sie waren Lehnsleu­te der großen Kirchenfürsten, gleichzeitig Ratsmannen der deutschen Könige und Kaiser. Ihre Macht dokumentierten die Isenburger mit dem Bau von Burgen, Kir­chen und Abteien.

Fürstin Christine von Isen­burg ist meist zu Hause mit ihrer Schwägerin Prinzessin Maria von Isenburg, die sich vor allem um die Garten‑ und Parkanlagen (letztere sind öffentlich zugänglich) kümmert, wäh­rend die fünf Kinder Alexander (32), Vik­tor (22), Katharina (29), Isabelle (28) und Sophie (23) entweder im In‑ und Ausland studieren, arbeiten oder leben und Ge­mahl Fürst Franz‑Alexander geschäftlich vor allem mit dem ausgedehnten Waldbe­sitz rund um das idyllische Städtchen Bir­stein im südlichen Vogelsberg zu tun hat.

Die Fürstin wird angesprochen mit „Euer Durchlaucht“. Sie gehört zu dem rund 800 Jahre alten Adelsge­schlechtes derer von Isenburg, von denen sich einst die zu Ysenburgs abspal­teten, deren Nachfahren noch heute im Büdin­ger Schloß residieren. Manchmal bricht es aus Tochter Katharina, der sonst so be­herrschten frischgebackenen Juristin, daß es sie manchmal „zerreißt“ beim Gedanken an das schwere Erbe und den unausgesprochen Druck der Ahnen. „Ich muß Geld verdienen wie jeder andere auch - doch dazu muß ich weit weg von hier!“ Dem ältesten Bruder geht es genauso. Nach Abitur, Wehrdienst und dem Stu­dium der Forstwirt­schaft ist er heute in Bad Homburg in einer Unterneh­mensberatung tä­tig, dort lebt er auch.

Der Erhalt des Schlosses ver­schlingt Jahr für Jahr so enorme Summen, daß selbst ein Vor­standvorsitzender eines Konzerns sich dieses Gemäuer al­leine nicht leisten könnte, betont er. Und sagt leise: „Zu­kunft heißt Weggehen; denn es gibt hier keine geschäftliche Grundlage“. Aber nie­mand wolle der Erste sein, der aufgibt. Dann beschreibt ihre Mutter, daß Ende der siebziger Jahre sämtliche Dächer neu ge­deckt werden mußten ‑ dabei stellten wir erstmals fest, daß es vier Hektar Dachfläche sind. Und: „Trügen wir all das Geld, das wir über Jahre in das Schloß steckten, auf die Bank, wären wir tatsäch­lich reich“. Beide atmen tief durch ‑ und erklären, nicht jammern zu wollen. Das Schloß sei identifikationsstiftend und der Familientreffpunkt; man werde es solange als möglich halten. Auch der Ge­meinde gehe es schließlich nicht so gut; die Besucher‑ und Touristenzahlen gingen stetig zurück.

Ein Jet‑Set‑Leben führen die von Isen­burgs nicht, „wollen wir auch nicht“. Man kennt zwar Gloria von Thurn und Taxis seit deren Kindheit und „sieht einmal pro Jahr mindestens Caroline von Monaco ir­gendwo auf einem Fest“ ‑ aber mehr habe man mit dieser Glitzerwelt, zu der natür­lich auch entsprechend Vermögen gehört, nicht zu tun. Und einen Porsche fährt auch niemand in dieser Familie; Waldbe­sitz hin oder her. Der Fürst kümmert sich traditionell um den Holz‑ und Wildbretver­kauf, die Pachten, die Holzproduktion, das Wegenetz, die Holzhackschnitzel‑Heizung, die nachhaltige Waldbewirtschaftung und den Betrieb eines Wasserkraftwerkes, das Elektrizität für rund 150 Haushalte bie­tet. Im vorderen Teil des Schlosses, die einstige Rentkammer, sind Wohnungen vermietet.

Die Vermarktung des prachtvollen Sit­zes inmitten des idyllischen Städtchens Birstein obliegt der Fürstin, die dies übri­gens auch per Internet (www.Isenburg.de) erledigt. Doch könnte die Vermietung als attraktive „Location“ für Film‑ und Foto­-Produktionen noch besser laufen als bis­her, wünscht sie sich. Denn Vermietungen wie den kleinen Stucksaal als Standesamt oder die ganzjährigen Führungen (ab zehn Personen) bringen nicht so sehr viel ein.

Eher kulturelle Herzensangelegenheit denn schnöde Einnahmequelle sind auch die jährlichen hochklassigen Konzerte im prachtvollen „Weißen Saal“ jeweils am zwei­ten September‑ Wochenende mit Unterstüt­zung einer Sparkassen‑Kulturstiftung. Vergangenes Jahr etwa brillierte Caroline, die Tochter des berühmten Dirigenten Kurt Masur. Diesmal war ein renommier­tes Orchester aus Bratislava zu Gast.

Das Schloß wird von der fürstlichen Familie bewohnt, eine Besichtigung ist nur nach Voranmeldung für Gruppen ab zehn Personen möglich. Information: Fürstliche Rentkammer Telefon 06054/ 2006. Fürstin Christine führt selber durch das Schloß (ab zehn Personen, 3 €). Die Führung geht auch durch die privaten Räume, die allerdings nur zu Festen benutzt werden wie der Speisesaal über dem großen Saal.

 

Evangelische Kirche:

Die alte Kirche von 1701 bestand bis zum Jahre 1913. Der Neubau entstand in der Zeit vom April 1913 ‑ April 1914. Der alte Rundturm mit barockem Helm aus dem 16. Jahrhundert wurde verändert in das Bauwerk einbezogen. Beachtenswert sind besonders die Fenster, so zwei figürliche Fenster im Chorraum (Kreuzigung und Auferstehung), gestiftet von der Familie Lomb aus Rochester l(USA), zwei Buntfenster in der sogenannten ehemaligen Fürstenloge mit einer Darstellung der Grafen und Fürsten von Isenburg in Birstein. Ein figürliches Rundfenster an der Ost­seite stellt die alte, durch Brand im Jahre 1913 zerstörte Kirche dar. Beachtung verdient auch die sehr schöne, in Holz geschnitzte Kanzel, die nach einer Fotografie der alten Kanzel von Meister Maldfeld aus Meerholz hergestellt wurde. In und außerhalb der Kirche befinden sich Grabsteine von ehemals bestatteten Mitgliedern des fürstlichen Hauses (16.‑ 19. Jahrhundert). Im Jahre 1914 wurde eine Orgel der Firma W. Ratzmann, Gelnhausen, angeschafft.

 

Katholische Kirche „Mariä Heimsuchung

An der Einmündung der Reichenbacher Straße in die B 276 befindet sich die im Jugend­stil erbaute Kirche. Sie ist weiß, leicht bräunlich verputzt und hat ein ausgedehntes Schieferdach mit Turm. Der Treppenaufgang ist aus Buntsandstein und führt zum Eingangsportal. Weiterhin besitzt sie über 20 langgestreckte Fenster, die innen von großen Säulen gestützt werden. Neben den reichhaltigen Jugendstilverzierungen fällt besonders die große Innenhöhe des Hauptschiffes auf. Seit 1840 befand sich an dem heutigen Standort des Gotteshauses bereits eine kleine Kapelle. Im Jahre 1961 wurde die Kirche gründlich renoviert. Im Chorraum steht hinter dem Hochaltar eine Kreuzigungsgruppe, links von der Kommunionbank ein Seitenaltar, rechts davon die fürstliche Loge, darüber eine Orgelempore mit einer 1905 angeschafften Orgel der Firma Wilhelm Ratzmann, Gelnhausen. Im Jahre 1936 schenkte Prinzessin Antoinette von Isenburg zu Birstein der Kirche das von Prof. Raffael Schuster‑Moldau gemalte Bild der Hl. Theresia vom Kinde Jesu. Zu erwähnen wäre noch ein Kreuzweg von 14, aus Lindenholz geschnitzten Stationen von der Firma Fleck, Fulda (1938).

 

Der Vogelsberger Südbahnradweg:

Die Vogelsberger Südbahn führte im oberen Abschnitt zwischen Birstein und Hartmannshain durch eine spärlich besiedelte Gegend. Die Züge mussten Dutzende Kurven auf fast 600 Meter Seehöhe hinaufschrauben, in harten Wintern immer wieder durch Schneeverwehungen ausgebremst. Deswegen war 1958 Schluss mit dem Bahnverkehr, nicht einmal 24 Jahre nach Inbetriebnahme. Neun Jahre später fuhren auf dem unteren Teilstück nach Wächtersbach die letzten Züge.

Heute ist die gut 30 Kilometer lange Route ein wunderschöner Radweg, bequem asphaltiert und hervorragend beschildert. Nicht immer verläuft die Radstrecke direkt auf der Eisenbahntrasse, dadurch ergeben sich zum Teil kräftigere Steigungen als für Züge üblich. Aber auf den flacheren Teilstücken geht es fast beständig bergan, immerhin wollen fast 400 Höhenmeter zwischen Kinzigtal und Oberwald überwunden werden.

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund läßt den Vogelsberger Vulkan-Express auf verschiedenen Buslinien mit Radanhängern verkehren: Von Bad Orb und Wächtersbach aus bringt die Linie VB-95 Biker an den Wochen den von Mai bis Oktober nach Hartmannhain oder sogar bis auf den Hoherodskopf. Wer von dort ins Tal zurückrollt, sollte spätestens in Birstein an der Denkmallok VL 13 eine Pause einlegen (Bahnhofstraße 5).

 

Birstein-Unterreichenbach

Schon mancher Besucher hat verwundert die massige Kirche be­trachtet, die zu dem kleinen Vogelsberg­ Dorf Unterreichenbach nicht so recht pas­sen will. Für rund 1.200 Menschen bietet das Gotteshaus Platz, deutlich mehr, als Unterreichenbachs Einwohnerschaft zählt. Deshalb wird es auch „Vogelsberger Dom“ genannt, ohne wirklich ein Dom zu sein.               Nicht nur die Größe und der 46 Meter hohe Turm an sich lassen den „Dom“ als Besonderheit erscheinen. Besonders eigen­artig erscheint auch die Anordnung des Turmes, durch den der Haupteingang führt, an der südlichen Längsseite des rechteckigen Grundrisses. Das Innere des Barockbaus ist äußerst schlicht gehalten: viel Holz, kaum Verzierungen. So gebot es die reformierte Lehre, die ab dem 17. Jahr­hundert in der Grafschaft Isenburg‑Bir­stein galt.

Die auffälligste Eigentümlichkeit ist, daß es nicht die übliche Aufteilung in Al­tarraum und Kirchenschiff gibt, sondern die Kirche ein Saal mit dem Altar in der Mitte ist. Die Bankreihen sind in einzelne Felder unterteilt, entsprechend den Dör­fern, die früher das Kirchspiel bildeten, in dem Unterreichenbach eine Mittelpunkt­funktion hatte.

Unterreichenbach war einst Gerichtsort für ein Gebiet, das etwa der Größe der Ge­markung der heutigen Großgemeinde Bir­stein mit ihren 16 Ortschaften entsprach. Das ist sicher eine aber nicht die einzige Erklärung für die Entstehung des „Do­mes“. Den Baubeschluß faßte die Ge­meinde im Jahr 1742 angesichts der Bau­fälligkeit der existierenden Kirche. Aus ei­gener Kraft alleine hätten die Dörfer ein Projekt dieser Größenordnung jedoch nicht finanzieren können.

Nach den Aufzeichnungen der Gemein­de betrugen die Baukosten 26.000 Gulden. Nur 5.000 davon legten die Dörfer zusam­men. Hinzu kam eine Spende des Fürsten und Einnahmen aus einer Kollekte im gan­zen Isenburger Land. Eine beträchtliche Summe entstammte einer Sammlung bei wohlhabenden reformierten Gemeinden in Holland. Private Kontakte des Unterrei­chenbacher Pfarrers zu vermögenden Krei­sen in Holland mögen manche Türe und Börse geöffnet haben. Reformierte Kir­chen in Holland dürften auch Vorbilder für die Planung des „Vogelsberger Domes“ gewesen sein.

Sechs Jahre nach dem Baubeschluß, am 27. April 1748, konnte die Gemeinde den Grundstein legen. Die Kirche wurde zwischen 1748 ‑ 1750 von Maurermeister Gallus Diemar aus Fulda, einem Schüler Andrea Gallasinis, erbaut. Sie ist ein quergelagerter Saalbau mit zwei­geschossiger Fensteranordnung und einem Mansardendach. Vor der südlichen Langseite befindet sich der hohe Turm mit einer Laternenhaube. Die gesamte Ausstattung des Gotteshauses besteht aus Holz. Die Kirche hat eine drei­seitige, zweigeschossige Empore. An der freien südlichen Längsseite sind die Kanzel und die Orgel untergebracht. Der Altar steht in der Raummitte und wird von einem Balustergeländer umgeben. Die Orgel wurde im Jahre 1880 von der Firma Wagner (Bad Hersfeld) hergestellt.

Zweieinhalb Jahre später, am 18. Oktober 1750, wurde die Einweihung gefeiert. Zweieinhalb Jahrhunderte bis heute hat die Kirche weitgehend im Originalzustand überdau­ert. Größere Veränderungen betrafen Ein­bauten wie die im vorigen Jahrhundert ausgetauschte Orgel und die Glocken, die für Kriegszwecke beschlagnahmt und ein­geschmolzen wurden.

Eigenartigerweise hat die Kirche von Unterreichenbach bis heute keinen „amtli­chen“ Namen. Doch die Gemeinde ist mit der Bezeichnung „Vogelsberger Dom“ durch­aus zufrieden und will diese anläßlich des Jubiläums im Jahre 2000 auch offiziell einführen. Eine kleine Mauer wurde im Kirchgarten in Ei­geninitiative errichtet, um eine entspre­chende Namenstafel zu tragen.

 

Rabensteiner Grund:

Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 165.

 

 

Birstein-Kirchbracht: Evangelische Nikolauskirche

Außerhalb der Gemeinde liegt die im Kern romanische Kirche von Kirchbracht. Bereits vor 1372 wurde ein Gotteshaus erwähnt, das in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und 1590 erneuert wurde. Fenster, Portale und Emporen stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Turmspitze wird von einem Wetterhahn geziert. Im Altarraum befindet sich ein Kreuzrippengewölbe mit einem sehr schön gehauenen Schlußstein. Die spätgotischen Malereien des Gewölbes sind heute leider nicht mehr sichtbar. Die Flachdecke mit Stuckmedaillons im Kirchenschiff stammt aus dem Jahre 1590, ebenso der Kanzelkorb. Das Innere der Kirche wurde von 1956 ‑ 1961 renoviert, die Orgel in den Jahren 1967 / 1968 unter Verwendung des alten Prospekts durch die Firma Bernhard Schmidt, Gelnhausen, erneuert. Kirchbracht ist Pfarrstelle seit 1590, mitversorgt wird das Vikariat Lichenroth.

 

Lichenroth: Evangelische Kirche

Die Kirche ist ein Saalbau aus dem Jahre 1732, wie eine Jahreszahl über dem Haupt­portal nachweist, die von einem dreigeschossigen Dachreiter mit einer achteckigen Ampel gekrönt wird. Die dreiseitigen querornamentierten Emporen des Gotteshauses stammen aus der Erbauungszeit. Eine ornamentierte Steinkanzel steht auf einer ge­bauchten Säule aus dem Jahre 1677. Im Jahre 1733 wurde am Korb ein Ysenburger Wappen hinzugefügt. Die Kanzel überstand als einzige die Feuersbrunst von 1700, bei der viele Häuser von Lichenroth und auch die Kirche eingeäschert wurden. Ferner be­findet sich noch ein alter Opferstock aus Sandstein im Gotteshaus. Die Turmspitze wird durch einen alten Wetterhahn geziert. In den Jahren 1956‑1961 wurde das Innere der Kirche renoviert. In den Jahren 1973/74 wurde durch die Firma Bernhard Schmidt, Gelnhausen, eine neue Orgel eingebaut.

 

Bösgesäß und Böß Gesäß

So klein der Birsteiner Orts­teil Bösgesäß auch ist, so gibt es doch gleich zwei davon, noch dazu mit unter­schiedlicher Schreibweise; Bösgesäß „hipp de Bach“ mit etwa 70 und „Böß‑ Gesäß“ „dripp de Bach“ mit rund 120 Einwoh­nern. Bösgesäß östlich des Flüssleins, Böß-Gesäß am Westufer Es wird erzählt: Ein Fremdling habe hier am Waldrand Rast ge­macht und sich auf einem großen Stein ausgeruht, wird von den Alten berichtet. Dabei habe er sich wohl verkühlt und ein böses Gesäß davongetragen...

Dazu gibt es sogar ein eigenes Gedicht, in dem es heißt:

Ja, man erzählt sogar die Sage,

daß einst ein Ritter führte Klage,

weil er auf einem Stein geruht,

obwohl er wußte, das tut nicht gut,

daß hinten alles sei entzündet und

da er tiefen Schmerz empfindet,

rief er: „Ich hab ein bös Gesäß“.

Jetzt lieber Mitmensch, weißt du es.

Rein historisch betrachtet ist das natür­lich nichts anderes als eine gutgemeinte Anekdote. Gesäß ist vielmehr ein altertümlicher Ausdruck für einen Wohnsitz, im konkreten Fall von Bösgesäß dem eines gewissen Bunzo, mittelhochdeutsch „Buensgesesze“. Der Ort wird in alten Schriften als „Bonßge­ßes“, „Bunsgesesze“ und „Bisslechtis“ be­zeichnet wird. Der Urheber könnte Boso, Bunizo oder Bunzo geheißen haben. Das Doppeldorf ist urkundlich schon 1384 ersterwähnt worden

Weil es sich seinerzeit begab, dass der Wiener Kongress 18 Fürstentum Isenburg teilte. Mit der Bracht als Grenze fiel Gesäß dem Großherzogtum Hessen (Hauptstadt Darmstadt), Bösgesäß wiederum ging an das Kurfürstentum Hessen (Hauptstadt Kassel), das fünfzig Jahre später von Preußen annektiert Deswegen wird noch heute umgangssprachlich zwischen Hessisch Bösgesäß und Preußisch-Bösgesäß differenziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten dann beide Orte zu Hessen, Böß-Gesäß allerdings zum Kreis Büdingen, Bösgesäß zum Kreis Gelnhausen.  Im Jahre 971 schließlich endete mit der Eingemeindung nach Birstein die 155-jährige Trennung der beiden Dörfer. Vereinigt sind die beiden Orte jetzt un­ter dem Dach der 6500-Einwohner‑Ge­meinde Birstein, die insgesamt 16 Ortsteile aufweist. Sie liegen zumeist entlang der Verbin­dungsstraße von Wächtersbach nach Lauterbach.

 

Die Bösgesäßer scheinen es darauf anzu­legen, Fremde an der Nase herumzufüh­ren. Es gibt keine Schule am Schulberg, keinen Platz am Dorfplatz und keine Hir­ten am Hirtenweg. Vergeblich auch die Su­che nach der Destille in der „Destille“, dem einzigen Lokal am Ort mit eher bescheide­nem gastronomischem Angebot.

Ein ungleich größeres Angebot findet der Besucher dagegen im einzigen Ge­schäft des Ortes. Das bietet aber weder Le­bensmittel noch sonstige Artikel des tägli­chen Bedarfs, wie man es hier „oben“ ei­gentlich erwarten und erhoffen sollte. Die Dörfler selbst frequentieren den Laden von Irmgard Höhl am seltensten. Dafür aber kommen Kunden von weither. Bis nach Aschaffenburg im Süden und Gießen im Norden reicht das Einzugsgebiet.

Irmgard Höhl verkauft beinahe alles, was einen Kuchen oder eine Torte auch optisch zu einem Meisterwerk werden läßt: von der Marzipanverzierung bis zum Hoch­zeitspärchen aus Keramik. Eßbares Bei­werk stapelt sich in den Regalen, Teletub­bies für den Kindergeburtstag, kleine Au­tos für den Hobby‑Rallyefahrer, geschwun­gene Kränze zum Ehejubiläum.

Sogar einen Computerdrucker hat Irmgard Höhl angeschafft, der Fotovorlagen in eine verdauliche Folie verwandelt, die dem Festtagsgebäck den letzten Pfiff verleiht. Und damit auch das Ambiente stimmt, gibt es je nach Wunsch entspre­chend bedruckte Servietten und Tischsets, Borten und Zierbänder, in­dividuell gestaltete Kerzen bis hin zur Etagere für das mehrteilige Naschwerk. Wer sich die Herstellung einer Torte nicht selbst zutraut, für den hält Irmgard Höhl überdies Backmi­schungen für Bis­kuit‑ oder Mürbeteigboden bis hin zur Füllung, ob schlichter Käse‑Sah­ne‑Fond, Maracuja­ oder Waldfrüchte­creme, bereit. Mit Wasser anrühren, Schlagsahne hinzugeben - fertig ist die kalorienreiche Leckerei.

Immer hatte sich die Hobby‑Konditorin darüber geärgert, daß solche Dekoratio­nen selbst in großen Städten kaum zu fin­den waren. Ihr Geschäft eröffnete sie 1987. Mittlerweile ‑ dank Mundpropagan­da ‑ läuft der Laden glänzend. Beim Verkauf hilft Schwiegertochter Lydia. Obwohl sie nicht aus der Gegend stammt, fühlt sie sich hier wohl. Zwar gebe es einige junge Leute, die wegzögen, „der harte Kern aber bleibt“. Gerade im Winter mit seinen lan­gen Nächten sei es wunderschön hier, wenn der Schnee die rauhe Landschaft über­zuckert.

Eine verschworene Gemeinschaft seien die Dörfler, die zusammenhalten und vieles miteinander auf die Beine stel­len. Das alte Backhaus haben sie wieder in Schuß gebracht, einen Sandsteinbrun­nen gehauen, der jetzt reichlich klares Wasser spendet. Man unterhält sich selbst, etwa mit der Theatergruppe „Mir sei mir“.

Diese intensive Form von Gesel­ligkeit wiegt die Nachteile der langen We­ge auf, die man hier ‑ fast am Rande der Zivilisation - in Kauf nehmen muß, ob für Besorgungen, Schulbesuch oder das tägli­che Pendeln zum Arbeitsplatz in Büdin­gen oder Frankfurt.

Außer für die paar Vollerwerbslandwirte gibt es nur zwei Jobs am Ort, etwa beim Zimmerer und Dachdeckerbetrieb Karnelka. Die 69 Jahre alte Gretel Karnelka war früher die Postfrau im Ort. Sie ist ebenso wie die 62 Jahre alte Anneliese Schneider noch in die alte Dorfschule gegangen. Diese wurde 1907 errichtet. So steht es noch heute auf der Wetterfahne, die auf einem schmucken Türmchen thront. Darin wie­derum ist ein Glöckchen untergebracht, das früher zum Unterrichtsbeginn rief, mittlerweile aber nur noch den Tod eines Dorfbewohners beklagt.

Das Backhaus haben die Einwohner wieder in Schuß gebracht. Regelmäßig alle zwei Wochen wird dort eingeheizt. Eine andere Eigenleistung ist die Fertigstellung des kleinen Sandsteinbrunnens. Da gibt es natürlich noch die Feuerwehr, den Motorradclub, die Fußballer, den Frauenverein und die Theatergruppe „Mir sei mir“, damit auch ja keine Langeweile aufkommt.

Das auffälligste Gebäude in Böß‑Gesäß wird inzwischen als Dorfgemeinschafts­haus genutzt. Die provisorische Instand­setzung war nicht eben denkmalgerecht. Davon kündet beispielsweise eine mit ro­ten Poroton‑Steinen vermauerte Außen­tür. Und auch die Sirene auf dem Dach will zum Ambiente nicht passen. Einige Räume in dem verschieferten Bau, der auf behauenen schwarzen Basaltsteinen ruht, sind vermietet. Bis in die sechziger Jahre hi­nein war das die Lehrerwohnung. Seither müssen die Kinder nach Birstein in die Schule. Auch einen Kindergarten gibt es hier nicht, lediglich einen Spiel‑ und einen Bolzplatz, der offenbar selten genutzt wird. Alles wird gut bewacht von den Hun­den des Dorfes, die jeden Fremden sofort verbellen.

 

Untersotzbach

Das 1488 erbaute Kirchlein ist reich geschmückt mit bäuerlicher Malerei. Den Altarraum zieren Bilder aus dem Neuen Testament, an den Emporen reihen sich Geschichten aus dem Alten Testament ‑ mit einer Ausnahme: dem Pfingstgeschehen direkt über der Eingangstür. Bemerkenswert: Der gemalte Raum mit einer Tür in der Mitte entspricht dem Kirchenraum, in dem der Betrachter selbst steht. Hier ist Jakobs Traum (1. Mose 28, 10‑15) abgebildet.

 

Im Ort gibt es in der Langgasse 1 in einem Vierseitenhof ein Feuerwehrmuseum. Gezeigt werden unter anderem fünf Löschahrzeuge, darunter ein Opel Blitz von 1959.- Außerdem gibt es einen Brandschutzlehrpfad.

 

Fischborn:

Im Jahre 1873 wurde die erste Wasserleitung aus dem Vogelsberg von Fischborn nach Frankfurt in Betrieb genommen. Um schon den Kindern klarzumachen, daß Wasser eine knappe Ressource ist, hat die Gemeinde 2012 einen Spielplatz am Südbahnradweg in der Nähe von „Zum Hofborn“ eingerichtet. Dort können die Kinder planschen, pumpen, Wasser reinigen und mit einer Spirale aufwärts befördern. So lernen sie, wieviel Arbeit die Wasserversorgung macht.

 

Schotten

Der Luftkurort Schotten ist das „Herz des Vogelsberges“. Das hübsche Fachwerk­städtchen wurde im 8. Jahr­hundert von irischen und schottischen Mönchen ge­gründet. Der mittelalterliche Dorfkern, die go­tische Liebfrauenkirche und die vielen Re­staurants und Cafés laden zur Rast gera­dezu ein. Imposante Bauten, entstanden im 14. bis 18. Jahrhundert, prägen seinen mittelalterlichen Kern. Durch eine gelungene Altstadtsanierung konnten die alten Fachwerkhäuser restauriert und der historische Charakter der Innenstadt erhalten werden. Gässchen, Passagen, gemütliche Ecken und liebenswerte Details erfreuen den Gast bei seinem Rundgang durch die Altstadt.

 

Das gotische Schloß der Eppsteiner wurde 1323 als Wasserburg angelegt. Nach einer Fehde im Jahre 1382 wurde es 1403 wieder aufgebaut als Steinbau mit Stufengie­bel. Ende des 19. Jahrhunderts brannte es völlig aus. Es wurde als Amtsgerichtsgebäude neu ausgebaut, heute befinden sich Anwaltskanzleien in dem Gebäude.

In einer Schenkungsurkunde von 778 werden acht Kirchen erwähnt, darunter eine in „bucho­nia ad scotis“, also bei den iroschottischen Missionaren in Schotten. Die heutige evangelische Liebfrauenkirche (geöffnet im Sommer von 15–16 Uhr) wurde nach 1300 als quadratische gotische Hallenkirche begonnen: Nach der Stadterweiterung wurde 1382 ein breiter Westbau angeschlossen, der aber unvollendet blieb, weil der Mainzer Erzbischof die doppeltürmige Westfront untersagte. Die Kirche hat ein reich gestaltetes Äußeres mit Maßwerkfenstern, am Südportal steht eine Madonna zwischen den Stiftern Konrad von Trim­berg und Luckarde von Eppstein (nach anderer Meinung die Heiligen Drei Könige).

Zur Innenausstattung gehört ein dreiflügliger gotischer Flügelaltar aus der Zeit um 1375, eines der bedeutendsten Werke hessischer Malerei. Die Tafelbilder zeigen Szenen aus dem Marienleben und von der Passionsgeschichte sowie, in der Mitte, eine geschnitz­te Muttergottes. Der Taufstein ruht auf drei Löwen. Die Orgel von 1782 hat einen reichen Prospekt.

Das kostbarste Stück aus Schottens Vergangenheit wurde 17 Jahre lang restauriert und steht seit 1988 wieder dort, wo es rund 600 Jahre gestanden hatte - im Chorraum der Liebfrauenkirche. Der gotische Flügelaltar mit ungewöhnlich reicher Figürlich- und Detailfreudigkeit (selbst die Leibesfrucht ist bei Maria und der heiligen Elisabeth im rechten oberen Feld erkennbar) findet in Hessen nur noch wenige Entsprechungen.

Als der Altar erneut aufgestellt wurde, leistete sich die Gemeinde zwar keinen Chagall als Kirchenfenstermaler, aber was die Zehntkläßler der Schottener Gesamtschule auf dem linken vorderen (Acrylglas-) Fenster schufen - das Leben Albert Schweit­zers, Jesu und Dietrich Bonhoeffers - darf sich durchaus mit künst­lerischen Maßstäben messen lassen. Niemand denkt mehr daran, die Scheiben zu entfernen. Welchen Werbewert dieses gewiß ein­zigartige Kirchenfenster hat, haben die Öffentlichkeitsarbeiter der Stadt noch gar nicht so recht bemerkt.

Die    Spitze des Glockenturms neigt sich ganz erheblich. Anders als in Pisa wurde er vermutlich aus statischen Gründen absichtlich gekippt. Bei den kräftigen Westwinden wird die Spitze grade gestellt und verleiht dem Gotteshaus die nötige Stand­haftigkeit.

 

Geheiratet wird stilecht im Hoch­zeitszimmer des herrlichen Fachwerk-Rathauses aus dem frühen 16. Jahrhundert (um 1512).    Nicht nur Japaner setzen somit eine lange, bis zu den Anfängen des spätgotischen Baues reichende Tradition fort, als Rats- und Festsaal noch eins war und gelegentlich die Sitzungen der Ratsherren außer Haus verlegt werden mußten, weil eine „Hoch­zeits-Kompagnie“ den Saal besetzt hielt.

Nach dem endgültigen Auszug der Stadtoberen blieb das Haus fest in Bürgerhand. Ein Anlaß zum Festefeiern unter den schweren Bal­ken ist immer schnell gefunden. Auf Wunsch von Einzelreisenden zeigen die Mitarbeiter des Verkehrsamtes auch gerne die hohe frü­here Markthalle, die das halbe Parterre einnahm.

Über das Fach­werk-Rathaus hinaus ist so mancher pittoreske Winkel in Schotten dazu angetan, nicht nur japanische Vorstellungen von Butzen­scheiben-Romantik und Beschaulichkeit deutscher Kleinstädtchen einzulösen. Von Verputz und Schindeln entblättert, wurde ein fast lückenloser Fachwerkbestand freigelegt, wie auch das Haus in der Vogelsbergstraße 95, das heutige Heimatmuseum. Sein herausra­gendes Exponat ist eine reich beschlagene sogenannte Seitstolltruhe aus dem 14. Jahrhundert und eine liebevoll gestaltete Ecke zur Er­innerung an die große Zeit der Motorradrennen auf dem Schottenring zwischen 1925 und 1955, darunter eine zweisitzige Zündapp aus dem Jahre 1928.

Am schönsten aber ist das Heimatmuseum südöstlich der verkehrsberuhigten Straße, ein aller­liebstes Bürgerhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert. Seine Sammlungen zeigen alles, was man über das Le­ben der Vogelsberger in frü­heren Zeiten auftreiben konnte ‑ von urgeschichtli­chen Funden über originelle Liebesbriefe, die auf Tuch geschrieben und ge­malt wurden, bis zur bäuerlichen Wohnkultur des vorigen Jahrhunderts. Auch die Ar­beitsstätte eines Schottener Metzgers ist zu sehen.

 

In Schotten gibt es Richtung Osten einen Vogelpark.

Am Rande von Schotten liegt der Hof von Nicolai Hampel mit Anguskühen und Galloways.

In der Western-World kostet die Tageskarte 7 €, dort kann man im Tippi-Hotel übernachten, muß aber seine Schlafsachen mit bringen.

Der Nidda-Stausee, eine beliebte Freizeiteinrichtung ganz in Stadtnähe, verbindet den Luftkurort Schotten mit dem Erholungsort Rainrod.

 

 

Hoherodskopf und Taufstein

Entspricht die Hochebene des zentralen Vogelsberges auch nicht unbedingt herkömmlichen Vorstellungen von einem Vulkan, wird am etwa zehn Quadratmeter großen Relief im Naturschutz-Informationszentrum sein geologischer und topographischer Aufbau offenkundig, wie stark er sich von anderen Mittelgebirgen unterscheidet. An der inselartigen, fast runden Gestalt des Vogelsberges erkennt man, wie 16 Bäche den stark zerlappten Kegelstumpf radial aus den tiefen Erosionsrinnen entwässern, unter ihnen der Ursprung der Nidda. Den Wasserreichtum verdankt der Vogelsberg den hohen Niederschlagsmengen zwischen 1200 und 1400 Millimeter im Jahr. Er ist nicht nur Wasserscheide von Rhein und Weser, er gilt auch als Wetterbarriere: Rund sechs Monate des Jahres hüllt er sich in Nebel und Regenwolken.

Von der Straße von Schotten nach Grebenstein geht rechts die Straße zum Hoherodskopf ab.

Den Taufstein kann man auch anfahren über die Straße nach Hochwaldhausen-Ilbeshausen. Günstiger ist aber die Anfahrt - wenn man vom Hoherodskopf kommt - nach rechts auf die Straße nach Feldkrücken. Dort ist rechts ein Parkplatz, von dem man nach Süden zum Taufstein gehen kann und nach Norden zum Naturschutzgebiet an der Niddaquelle. Der Parkplatz auf der Paßhöhe ist die Wasserscheide zwischen dem Rhein im Westen und der Weser im Norden.

 

Rundgang auf dem Hoherodskopf:

Vom Parkplatz Hoherodskopf geht man nach rechts zum Naturschutz-Informationszentrum

(Vogelsbergstraße 137a, 63679 Schotten, Internet www.schotten.de). Das Gebäude links ist Tagungsstätte, das Büro und die Ausstellung sind ganz rechts. Rechts steht auf einer Schautafel: „Achtung! Sie stehen auf einem Vulkan!“ Mit etwas Augenzwinkern wird „gewarnt“ vor der Lava unter den Füßen der Wanderer und Ausflügler. Die Wahrscheinlichkeit, daß der einstmals größte Vulkan Europas erneut ausbrechen könnte, ist allerdings gleich Null. Wenn es auch vorkommt, daß sogar über Jahrhunderte und Jahrtausende ruhende Vulkane unvermittelt wieder aktiv werden, muß am Hoherodskopf niemand auf verdächtige Rauchwolken achten und einen Ausbruch befürchten.

Das Naturschutz-Informationszentrum (kurz: NIZA) auf dem Hoherodskopf wurde zum Verständnis der geologischen und ökologischen Zusammenhänge eröffnet. Zahlreiche Schautafeln, Modelle, Tier- und Pflanzenpräparate geben Einblicke in Charakteristika des Vogelsberges, der vor allem von zwei Elementen bestimmt wurde und wird – von Feuer und Wasser.

Der weitere Rundgang auf dem Hoherodskopf führt vom Naturschutz-Informationszentrum entgegen dem Uhrzeigersinn vorbei an den riesigen Fernseh‑ und Fernmeldetürmen. Man kommt zum Baumkronenpfad: Europas erster Baumkronenpfad mit Hängebrücken gewährt den Besuchern ein einzigartiges Natur- und Walderlebnis und einen herrlichen Fernblick auf die Skyline in Frankfurt. Im Gegensatz zu allen anderen Baumkronenwegen ist dieser Baumkronenpfad schwebend und nur mit den Bäumen verbunden. Diese einzigartige Konstruktion verspricht noch spektakulärere Wald- und Wandererlebnisgefühle. Auf dem neuen Baumkronenpfad werden Familien und Kinder unvergeßliche Eindrücke erhalten. Man ist in bis zu 15 Meter Höhe in den Baumkronen und kann auf der Aussichtsterrasse den Fernblick auf die Frankfurter Skyline genießen (täglich ab 10 Uhr, Erwachsene 7,90 Euro, Kinder bis 17 Jahre 3,90 Euro).

Dann folgen verschiedene Gaststätten (und WC) und Kioske. Das „Vater Bender Heim“ links ist eine Übernachtungsmöglichkeit für Jugendliche. Rechts ist der Stützpunkt der Bergwacht mit dem Bergwachtduo, das das Lied singt: „Wir fahren mit dem Vulkanexpreß“. Dann kommt man zu einem Aussichtspunkt und nach links zu einem Sportfeld und der Wetterstation. Von dort geht auch die Sommerrodelbahn ins Tal. Man geht aber links vorbei, läßt einen Spielplatz links liegen und kommt wieder zum Parkplatz. Bei der Weiterfahrt nach Hochwaldhausen kommt man über die Wasserscheide, links geht es zur Taufstein-Loipe und rechts zu einer Liegewiese.

 

Höhenrundweg um den Taufstein:

Der Höhenrundweg wird auch beschrieben in der Broschüre „Vultour Vogelsberg Spezial“ ab Seite 28. Der Oberwald - die hochgelegene Region um den Hoherodskopf und den Taufstein - ist das Kerngebiet des Vogelsberges. Höhepunkte am Weg sind: Forellenteiche, Breungeshainer Heide (Hochmoor), Niddaquelle, Landgrafenborn, Geiselstein und Taufstein (773 Meter). Der Rundweg erschließt dem Wanderer auf fußfreundlichen Wegen die Attraktionen des Oberwaldes. Dafür wurde er mit dem Deutschen Wandersiegel ausgezeichnet.

Der fast völlig ebene Rundgang ist etwa acht Kilometer lang. Auf dem Plateau mit 600 - 700 Höhenmetern gibt es nicht nur die höchsten Bergkuppen, sondern auch eine vielseitige natürliche Landschaft mit abwechslungsreichen Buchenwäldern, Hochmooren und Heidelandschaft. Durch größtenteils durch geschützte Natur führt er an allen für den Hohen Vogelsberg typischen Landschaftsformen und Naturdenkmälern vorbei. Am eindrucksvollsten sind im Frühsommer die Hochmoore und Hochheiden.

 

Westlich des Naturinformationszentrums auf dem Hoherodskopf beginnt die Wanderung in nördlicher Richtung mit der Markierung „H“ auf Weiß. Nördlich der Straße nachSchotten und westlich der Straße nach Ulrichstein liegt die Taufsteinhütte, in der ab Mitte März die Lammwochen sind. Jürgen Camier bietet in seinem Restaurant Taufsteinhütte eine erstaunlich vielseitige Speisekarte: Wandersleute oder Ausflügler, die nur eine Kleinigkeit essen möchten, finden ebenso was sie suchen, wie Feinschmecker, die speziell wegen Jürgen Camiers Kochkünsten hoch auf den Vogelsberg gefahren sind. Das ungewöhnliche Konzept geht auf. Schließlich gibt es bei Jürgen Camier nichts aus der Packung. Gemüse, Suppen und Soßen entstehen wie bei seinem Urgroßvater in Handarbeit am Herd. Wie viele seiner Kollegen schwört auch Jürgen Garnier auf frische Produkte aus der Region. Eine seiner Spezialitäten: Vogelsberger Damwild, direkt vom Jäger und eigenhändig zerlegt.

Nördlich der Taufsteinhütte sind die Forellenteiche. Hier wurde der Oberlauf der Nidda gestaut, um bei Hochwasser durch zusätzliche Flutwellen Holz zu Tal schwemmen zu können. In den Jahren von 1616 bis 1647 wurden die Floßteiche angelegt und als solche genutzt. Heute erfolgt eine fischwirtschaftliche Nutzung durch die Forstverwaltung.

Etwas weiter nördlich ist die Niddaquelle. Sie ist mit Basaltsteinen gefaßt. Die Nidda fließt in westlicher Richtung und mündet nach 105 Kilometern bei Höchst in den Main. Die Quellen der Nidda und des Ellersbaches sind hier keine hundert Meter voneinander entfernt. Während die Nidda in südlicher Richtung zum Main fließt, führt der Ellersbach sein Wasser nach Norden über die Weser der Nordsee zu. Rechts am Wege, dort wo der Wald am tiefsten ist, befindet sich die Quelle der Nidda. Die Schutzhütte und Ruhebank sind ein schöner, kühler Rastplatz an heißen Sommertagen. Der Weg folgt dem Oberlauf der Nidda ein gutes Stück, bis der Bach zu einem Teich mit Schilf im Uferbereich angestaut wird.

Nach Norden geht es zum Landgrafenborn. Ihn soll einst ein hessischer Landgraf umgeleitet haben, damit das Wild in seinem Territorium trinken und dabei besser erlegt werden konnte. Er ist benannt nach den Landgrafen Ludwig VIII. (1739 - 1768), der hier von seinem Jagdschloß Zwiefalten (nordwestlich von Gedern) aus der Jagd nachging. Hier ist wieder die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.

Weiter östlich liegt die Goldwiese, im Frühling ein Meer von Arnika-Blüten. Dann geht man ein Stück nach Süden und macht dann nach Norden einen Abstecher zum Geiselstein Nordöstlich liegt der bizarre Geiselstein. Er ist der Rest eines vulkanischen Schlotes aus eisenhaltigem Basalt. Weil hier die Lava eisenhaltiges Gestein an die Oberfläche gebracht hat, geht der Kompaß nicht mehr. Auch hier tür­men sich - nur etwas kleiner - stark bemooste Basaltblöcke zu einem etwa zehn Meter hohen Gipfel auf. Er ist von Ahorn und Buchen sowie Farnen und Gräsern bewachsen. Ein gesicherter Fußweg führt mitten auf den harten Lavakern eines ehemaligen Vulkanschlotes. im Frühjahr blühen hier unzählige Maiglöckchen und leuchten vor dem dunklen Basalt. In dem Felsen soll es eine Höhle geben, in der drei Männer an einem Feuer sitzen und einen Schatz aus Gold und Silber bewachen. Nur alle sieben Jahre öffnet sich das Felsentor für kurze Zeit. Wer dann kommt, kann die Schätze mitnehmen.

Weiter südlich schließt sich das Hochmoor an. Bei tiefem Sonnenstand schillern die Gräser rötlich gelb, mit dicken weißen Flocken dazwischen: Blüten des Wollgras. Kleinwüchsige, knorrige Moorbirken vervollständigen das stimmungsvolle Bild. Die „Breungeshainer Heide“ ist eines der wenigen Hochmoore Hessens mit seinen Moorbirken, Sonnentau und vielerlei seltenen Pflanzen.

Das Moor steht unter be­sonders strengem Schutz und darf von niemandem be­treten werden, nur umrundet werden. Ein Rundwanderweg bringt aber nahe genug an die „Heide“ heran, um einen Eindruck von der melancholischen Schönheit des Hochmoores zu vermitteln. Der Untergrund ist aus Lößlehm, der hier das fla­che Plateau des Oberwaldes abdichtet. Der wasserundurchlässige Boden ist versauert und nährstoffarm. Die dicke Torfschicht darüber wird ausschließlich von Niederschlägen ge­speist, was einen extrem sauren Moorboden ergibt. Im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war durch Entwässerung und Torfabbau im Bestand gefährdet. Das Moor lebt aber fast nicht mehr, weil man es vor hundert Jahren trocken gelegt hat, um die zwölf Meter dicke Torfschicht auszubeuten. Der Säuregehalt ist nicht sehr hoch, so daß sich jetzt ganz andere Pflanzen ansiedeln, zum Beispiel die Karpatenbirken. Typische Pflanzengesellschaften entwickelten sich. Hier wachsen ‑ neben Moor­birken, Bergkiefern und Fichten ‑ auch Wollgras, Pfeifengras und der rund­blättrige Sonnentau, auf dessen klebrigen Tentakeln Insekten hängenbleiben und ausgesaugt werden. Gegenwärtig erfolgt der Versuch einer Renaturierung des Moors.

 

Südlich führt der Weg durch Mischwald entlang von urtümlichen Basaltbrocken. Der Sage nach haben sich vor langer Zeit Riesen gegenseitig damit beworfen. Zwischen Hochmoor und Park­platz Heide kommt man an kaum noch sichtbaren Pflanzgräben vorbei, die man Mitte des 19. Jahrhunderts anlegte. um die Höhen des Vogelsberges neu bewalden zu können. Der Rohstoff Holz wurde knapp. Für die Verhüttung des eisenhaltigen Basaltes waren die alten Baumbestände abgeholzt worden. Nach der Aufforstung dauerte es einige Jahre, bis in diesem rauhen Klima die Fichtensetzlinge Fuß faßten und an dieser Stelle wieder ein Wald emporwuchs. Doch die Nachfrage sank, und Holz verlor seinen Wert als wichtiger Wirtschaftsfaktor. In der Zeit der Industrialisierung ersetzte Kohle diesen Jahrhunderte lang benötigten Brennstoff.

Ein winziger Pfad bringt weiter an die „Ringstraße Hoher Vogelsberg“, biegt allerdings kurz vorher nach links ab. Man hört schon die Autos, sollte sich aber diesen kleinen Umweg nicht ersparen, der vor Jahren vom Vogelsberger Höhenclub, dem traditionellen Wanderverein bereits mit der Bitte: „Haltet Ruhe, schont das Wild“ als bequemer Spaziergang empfohlen wurde. Der Zauber des Waldes wird mit wunderbarer Ursprünglichkeit auf dieser Etappe beeindrucken. Neben der Landstraße windet sich der Weg über Baumwurzeln zum Parkplatz „Heide“.

Südlich des Parkplatzes ist der Taufstein, mit 774 Metern die höchste Erhebung auf dem Vogelsberg. Er sticht nicht so mar­kant hervor aus dem ansonsten eher flach abfallenden Relief des größten Schildvulkans Deutschlands, er ist mehr eine Kuppe mit Basaltblöcken (Blockfelder). Unterhalb des Gipfels stapeln sich ge­waltige Basaltblöcke, die zum Teil von malerisch ver­krüp­pelten Bäumen be­wachsen und von Moosen überwuchert sind. Die Gegend um den Taufstein steht unter strengem Naturschutz. Bereits seit 1906 wird sie nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt. Die damals kreuz und quer herumliegenden Hölzer, reichlich mit Moos bewachsen, und der wuchernde Farn trugen diesem Waldabschnitt die Bezeichnung „Urwald“ ein. Hier wird nichts gefällt. Was abstirbt, fällt irgendwann um und bleibt liegen. So kann man den Waldbestand am Hohen Vogelsberg in sei­nem ursprünglichen Zu­stand zu erleben.

In unmittelbarer Nähe befindet sich der Bismarckturm. Aus Ver­ehrung des Reichsgründers Otto von Bismarck (1815 ‑ 1898) wurden im ehemaligen Deutschen Reich zwi­schen 1869 und 1934 insgesamt 234 Bismarck‑Türme und Bismarcksäulen errichtet oder ältere Türme zu solchen umbenannt. Dieser Aus­sichtsturm auf dem Taufstein wurde auf Anregung des Vogelsberger Höhenklubs vom Architekten Hofmann aus Herborn entworfen. Grundsteinlegung war im Jahre 1907, die Einweihung folgte 1910. Der Bismarckturm stellt auf 792 Meter Höhe den höchstgelegenen Aussichtspunkt im Vogelsberg dar Es handelt sich um einen Basaltturm von 22 Meter Höhe (andere Angabe: 28 Meter) mit einem quadratischen Grundriß. Er wurde im Jahr 1910 vom VHC als Aussichtsturm errichtet. Über eine Treppe im Inneren gelangt man auf die Aussichtsplattform. In den Jahren 1999 und 2000 wurde der Bismarckturm renoviert. Man sollte sich keinesfalls die Aus­sieht vom Bismarckturm entgehen lassen, die an guten Tagen bis zur Amöneburg (NW), Gießen und Taunus (W), Frankfurt (SW), Spessart (S), Rhön und Inselberg im Thüringer Wald (O) reicht. Der Blick ist besonders in den Morgenstunden wunderschön.

Der Bonifatiusbrunnen oder Boni­fatiusborn inmitten eines der älte­sten Naturschutzgebiete Hessens steht als Taufstätte an der Stelle, an der der heilige Bonifatius im 8. Jahr­hundert gepredigt und die ersten Christen getauft haben soll. Er soll Heiden getauft und sie zu Christen bekehrt haben. In der Steinumrandung des Brunnen sprudelt heutzutage keine Quelle mehr. Ob es je so war, darüber ist wenig in der Literatur zu finden. Manche vermuten, daß der Born eine Überlaufquelle war, durch die Wasser nach außen sickerte, vom Basaltuntergrund gestaut. Als man den Turm erbaute, war es damit vorbei, die Quelle versiegte. Belegt ist davon allerdings nichts. Im Gegenteil, eine zweite Mär erzählt, daß es die alten Chatten aus Breungeshain waren, die diesen Basalthügel Taufstein nannten. Der Anlaß soll ein Friedensschluß zwischen verfeindeten Familiengruppen gewesen sein, die unterschiedlichen Glaubensrichtungen angehörten - Heiden und Christen. Letztendlich überzeugt, oder besser gesagt: gesiegt, haben die Christen, obwohl man zu Beginn der Christianisierung sie angeblich ein paar Kilometer weiter vom Bilstein gestürzt haben soll.

 

Rundwanderung vom Hoherodskopf nach Süden und Osten zum Taufstein:

Die Rundwanderung beginnt auf dem großen Parkplatz auf dem Hoherodskopf und folgt der Markierung blaues Andreaskreuz in südlicher Richtung. Unterhalb der Talstation des Skiliftes biegt man in östlicher Richtung ab (In südöstlicher Richtung erreicht der Blick die Herchenhainer Höhe mit dem Dorf Herchenhain an ihrer Flanke). Es geht durch das Kriepelsloch und vorbei am Klosborn. Hier hat man Gelegenheit, den Artenreichtum der Wiesenflora zu bewundern. Besonders in den Monaten Juni und Juli stehen die zahlreichen Waldwiesen in voller Blüte.

Etwa 200 Meter nördlich der Lauterbacher Hütte (Schutzhütte) trifft man auf die Markierung rot-weißes Band (Hauptwanderweg Frankfurt/M. - Alsfeld). Diesem Zeichen folgt man in nordwestlicher Richtung durch den Köhlerwald (östlich) bis zum Taufstein. Unterwegs quert man die Ringstraße Hoher Vogelsberg an dem Loipenhaus (Taufsteinloipe). Vom Bismarckturm auf dem Taufstein genießt man den Ausblick über den Oberwald in alle Richtungen.

Man steigt nun durch die Blockfelder am Taufstein hinunter zur Funkstation der amerikanischen Armee und trifft hier auf den mit einem grünen „H“ gekennzeichneten Höhenrundweg. Diese Markierung führt in südwestlicher Richtung - ein kurzes Stück parallel zur Ringstraße - zum Hoherodskopf zurück (rund fünf Kilometer).

 

Rundwanderung vom Hoherodskopf zu Gackerstein, Bilstein und zum Hoherodskopf zurück:

Am Natur-Informationszentrum beginnt die 9 Kilometer lange Wanderung und folgt zunächst dem mit einem grünen „H“ gekennzeichneten Höhenrundweg. Am Waldrand oberhalb des Gasthauses Taufsteinhütte und der Jugendherberge zweigt links die Markierung roter Ring ab. Ihr folgt man bis zum Gackerstein (663 Meter), einer Basaltkuppe vulkanischen Ursprungs. Man folgt dem Wanderweg noch rund 500 Meter weiter und trifft dann auf einen Wegweiser. Die Markierung grünes „V“ weist den Weg nach Breungeshain im Tal der Eichel (570 Meter). In Breungeshain nimmt man sich Zeit für eine Besichtigung der Fachwerkkirche. Von Breungeshain steigt man, dem grünen „V“ folgend, zum Bilstein (666 Meter) empor (siehe Datei „ Sichenhausen“).

Elvira Klein, Rhein-Main, Seite 102, beschreibt diesen Weg in umgekehrter Richtung und bezieht den Taufstein ein). Man kann auch die Vier-Gipfel-Wanderung (Bilstein, Gackerstein, Geiselstein, Taufstein) machen, Markierung Schwarzes „G“ auf Gelb, 16 Kilometer, vier Stunden.

 

Gipfeltour Schotten (vergleiche auch „Hoherodskopf“)

Die Schottener Gipfeltour kann durchaus alpine Gedanken wecken. Sie führt auf 14 Kilometern über insgesamt vier Gipfel im Oberwaldbereich mit teilweise starken Anstiegen. Viele naturbelassene Wege, schöne Pfade und wenige befestigte oder geteerte Wirtschaftswege ermöglichen eine fußfreundliche Wanderung. Die 400 Höhenmeter konzentrieren sich auf die meist steileren Passagen und setzen eine mittlere Kondition und gutes Schuhwerk voraus. Der Weg ist spannend und kann auch Kinder begeistern.

Der Einstieg in den Weg beginnt auf dem Hoherodskopf an der Wandertafel, vor dem Kiosk. Von da, geht es rechts am Waldrand entlang über die Magerrasen-Wiesen mit herrlichem Weitblick bis zur Taufsteinhütte. Auf weichen Waldwegen geht es durch Buchenwald zu den Forellenteichen und dem besonders geschützten Wiesen im Herzen des Naturparks. Die Steigung von hier bis zum nächsten Gipfel, dem Gackerstein, merkt man kaum. Der Blick schweift über sturmzerzauste Bäume und gewaltige Felsbrocken hinüber zum Hoherodskopf und hinab ins Tal.

Wie verwunschen schlängelt sich der Pfad durch den Wald hinunter und dann durch offene Feldfluren hinauf auf die „Platte“', eine grasbewachsene, kaum erkennbare Kuppe mit spektakulärem Rundumblick über den gesamten Verlauf der Tour. Von hier ist es nicht mehr weit nach Busenborn.

Beim Queren des Dörfchens lassen sich gepflegte Höfe und eine kleine Fachwerkkirche bewundern. Der Gasthof „Zum Bilstein“ in der Ortsmitte ist nahezu der tiefste Punkt der Tour. Hier kann man sich vor den steilen Anstiegen noch einmal stärken. Weiter geht es über Feldwege, gesäumt von Gehölzriegeln, mit sanften bis mittleren Steigungen bergan. Die Ausblicke über die kleinräumig gegliederte Landschaft werden immer schöner. Der letzte Kilometer bis zum Gipfel des Bilstein ist recht steil, dafür wird der Wanderer belohnt mit weichen Erdwegen durch den Wald, einer skurrilen Blockstein-Kuppe und einer tollen Fernsicht.

Vom Gipfel das Bilstein führt ein Waldweg bis auf den Sattel bei Breungeshain herab, wo die Landstraße L 3338 gequert wird. Ab da geht es wieder über offene Flure mit einzelnstehenden Bäumen auf den letzten Gipfel und Ausgangspunkt der Wanderung zu. Auf dem Hoherodskopf angekommen, laden mehrere Ausflugslokale und Sitzgruppen in freier Natur zu Rast und Einkehr ein. Hier läßt sich noch einmal die grandiose Aussicht genießen oder eine rasante Fahrt auf der Sommerrodelbahn.

 

Der Jakobsweg (E 3) im Vogelsberger Oberwald:

Der Apostel Jakobus der Ältere wurde 44 nCh enthauptet und am Berg Sinai im Katherinen­kloster begraben. Als im 7. Jahrhundert Sarazeneneinfälle drohten, wurde der Legende nach sein Leichnam in die Nähe des heutigen Kap Finisterre am Atlantik nach Nordspanien gebracht. Der Wagen mit dem Sarg wurde von Ochsen gezogen. An der Stelle, an der diese anhielten, errichtete man sein Grabmal. Weiter berichtet die Legende, daß im 9. Jahrhundert ein Hirte manchmal einen Stern über einem Feld sah. Dort entdeckte man dann ein Grab mit römischen Inschriften, das man Jakobus zuordnete. Santiago de Compostela wurde damals gegründet (Santiago = Jakob, Compostela = campus stellae = Stern über dem Feld).

Vom 16. Jahrhundert an ging das Pilgerwesen langsam zurück. Später standen die Reformatoren dem Pilgern und dem damit verbundenen Ablaßwesen sehr kritisch gegenüber, bekämpften es sogar. In der Zeit der Aufklärung und mit den geistigen Strömungen des Rationalismus brach man mit vielen Traditionen, Fernpilgerreisen kamen fast gänzlich zum Erliegen.

Der Jakobsweg jedoch erfuhr in unserer Zeit eine Neubelebung, als ihn der Europarat im Jahr 1987 zur ersten europäischen Kulturstraße erklärte. Es waren politische Motive, die den Weg wieder ins Bewußtsein der Menschen rückten, denn an seinem Beispiel sollte sichtbar werden, daß eine kulturelle europäische Identität über Jahrhunderte hindurch trotz vieler Nationalstaaten übergreifend existierte - lange bevor es eine Europäische Union gab. Eine weitere Steigerung in seiner Beliebtheit erfuhr der Jakobsweg, als die UNESCO im Jahr 1985 die Stadt Santiago de Compostela, im Jahr 1993 den Hauptweg durch Nordspanien und im Jahr 1998 die vier wichtigsten Jakobswege durch Frankreich zum Kulturgut der Menschheit erklärte.

 

Im Vogelsberg findet man immer wieder unter einem blauen „X „ als Wanderkennzeichen die Aufschrift E 3. Zusätzlich ist an einigen Stellen auch noch die Bezeichnung „Europäischer Fernwanderweg: Atlantik - Ardennen – Böhmerwald“ angebracht. Es ist der einzige von elf überregionalen Fernwanderwegen, welcher den Vogelsberg durchquert. Und er hat noch eine Besonderheit: Seine Streckenführung verläuft im Wesentlichen auf Wegen, welche die vielen Wallfahrer ab den 10. Jahrhundert das ganze Mittelalter hindurch nutzten, um zum Grab bzw. der Grabeskirche des heiligen Jakobus des Älteren an das Ende der damals bekannten Welt zu pilgern - nach Santiago de Compostela.

Im Landkreis Fulda ist seit dem Jahr 1999 die Strecke von Bremen in der Rhön über Hünfeld und Fulda bis Blankenau mit einer stilisierten Jakobsmuschel gekennzeichnet. Anschließend ist bis Herbstein auf den gängigen Wanderkarten die Bezeichnung „Jakobsweg“ eingetragen und am Weg das blaue „X“ zu finden, welches den Wanderer auch über die Höhe des Vogelsbergs nach Schotten führt.

Diese Streckenführung ist eine der Möglichkeiten, dem Jakobsweg zu folgen. War man in früheren Zeiten auf einer Pilgerreise in Fulda angelangt, konnte man für den Weiterweg außer der Route über Herbstein auch der alten Reichsstraße nach Frankfurt folgen. Gerade im Kinzigtal findet man heute noch viele Kirchen und Altäre, die Jakobus geweiht sind. Ein anderer Weg führte wahrscheinlich über Lauterbach nach Marburg. So ist im Schrein des Lauterbacher Marienaltars (heute Hohhausmuseum) eine geschnitzte Jakobusfigur eingestellt und am Taufstein in der kleinen Kirche zu Hopfgarten ist Jakobus ebenfalls abgebildet. Von Lauterbach aus dürften aber viele Pilger auch wieder den Weg über Herbstein gewählt haben.

Herbstein ist der Ort im Vogelsberg, welcher mit Jakobus am meisten verbunden ist. Als Stadtpatron ist er wesentlicher Bestandteil des Herbsteiner Wappens. Eine überlebensgroße Jakobusfigur, die früher das Untertor zierte, steht heute auf dem Platz vor dem Rathaus. Die Herbsteiner Kirche ist - solange es Aufzeichnungen gibt - Jakobus geweiht. An einem ihrer äußeren Strebepfeiler ist ein Reliefbild des Heiligen eingelassen, im Inneren der Kirche ist er am Becken des gotischen Taufsteins abgebildet und an einem der Pfeiler des Kirchenschiffs kann der Besucher eine Jakobusfigur bewundern.

An dem beachtenswerten Werk eines unbekannten Meisters sind deutlich die Attribute zu erkennen, welche die Figur als die des heiligen Jakobus identifizieren: Der lange Pilgermantel, der vor schlechtem Wetter schützen soll, der Wanderstab, die umgehängte Pilgertasche und der Pilgerhut, der nach vorne die Jakobsmuschel zeigt, dazu in der linken Hand einen Rosenkranz, welcher den Wanderer als Wallfahrer kennzeichnen soll.

Von Herbstein aus verläuft der Fernwanderweg E 3 über Lanzenhain zum Hohen Vogelsberg, von dort zu den markanten Felsformationen des Bilsteins und weiter über Busenborn nach Schotten. Warum aber sollten die Pilger des Mittelalters diesen beschwerlichen Weg gewählt haben? Schotten war zu dieser Zeit, wie auch die Kirche der Heiligen Elisabeth in Marburg, ein stark frequentierter Wallfahrtsort. Gerade solche Orte planten die Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela immer wieder ein, besonders, wenn sie wie in Schotten mit einem päpstlichen Ablaß von 40 Tagen ausgestattet waren. Die Pilger brachten viel Geld nach Schotten, und so begann man um das Jahr 1330 mit einer Vergrößerung der Kirche, auch „Vogelsberger Münster“ genannt. Der beabsichtigte Bau konnte allerdings nicht fertiggestellt werden, da durch das aufkommende Raubritterunwesen Wallfahrten sehr unsicher wurden und mit ihrem Rückgang auch die Geldeinnahmen entsprechend abnahmen.

Von Schotten aus zogen die mittelalterlichen Pilger weiter nach Südwesten, trafen spätestens in Köln mit denjenigen zusammen, welche die Routen über Frankfurt oder Marburg gewählt hatten. Die Grenze nach Frankreich wurde von den Pilgern hinter Aachen überschritten, nicht ohne vorher das Grab Karls des Großen aufgesucht zu haben.

Im Mittelalter war das hauptsächliche Motiv für eine Pilgerschaft die Suche nach dem Seelenheil, eine Schuld abzutragen oder Ablaß von Sünden zu erlangen. Für viele wird es wohl auch Abenteuerlust gewesen sein, fast die einzige Möglichkeit, aus einem streng geregelten Umfeld auszubrechen. Auch heute läßt man auf dem Jakobsweg den normalen Alltag zurück, knüpft in der Begegnung am Weg Kontakte zu Menschen, welche aus religiösem, kulturellem oder sportlichem Anlaß das gleiche Ziel vor sich haben.

 

 

Ulrichstein (nordöstlich des Taufsteins)

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung Ulrichsteins erfolgt 1279. Die geschichtliche Quelle läßt keinen Schluß darüber zu, ob der Ort zu damaliger Zeit schon Stadtrechte besaß. Am 23. März 1347 erfolgt die Verleihung der Stadtrechte durch Kaiser Ludwig den Bayern. Ulrichstein erhielt die gleichen Rechte und Freiheiten wie der Reichsstadt Friedberg. So konnte nun jeden Donnerstag ein Wochenmarkt abgehalten werden. Die günstige Lage an zwei wichtigen Handelstraßen führt zur Aufwärtsentwicklung bis zum Dreißigjäh­rigen Krieg. Aber bis zum Siebenjährigen Krieg (1756 – 63) erfolgte wieder ein Rückgang.

Am 1. Februar 1763 wird durch einen Jungen, der an Schießpulver gelangte und damit  auf Spatzen schießt, ein verheerender Brand ausgelöst. Mehr als 100 Häuser werden bei dieser Katastrophe zerstört. Die letzten Glutherde werden erst vier Wochen nach Brandbeginn gelöscht. Von diesem einschneidenden Ereignis erholt sich die Stadt Ulrichstein nicht mehr.

Ein weiteres Ereignis, das die Bedeutung Ulrichsteins mindert, ist die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt im Jahre 1765 und die daraus folgende Entwicklung der Dampfeisenbahn. Dieses neue Verkehrssystem, das 1825 in England und ab 1835 auch in Deutschland seine Ausbreitung beginnt, kann nur geringe Höhenunterschiede auf kurzen Strecken überwinden. Ulrichstein wird von der Eisenbahn nicht erfaßt. Die Bahnlinien verlaufen am Fuße des Vogelsberges von Gießen, Grünberg, Alsfeld, Lauterbach nach Fulda. Der Bahnhof „Mücke“ ist 14 Kilometer entfernt. Erst mit der Zunahme des Kraftfahrzeugverkehrs seit den sechziger Jahren ist wieder eine Steigerung der Wirtschaftskraft dieser Region zu beobachten.

 

Rundgang:

Von Süden kommend biegt man nach links in die Marktstraße ein. Dort ist der Lindenplatz, an dem  links das das 7 mal 7 Meter große Zollhaus (1). Es wurde 1464 aus Basaltgestein errichtet und ist zusammen mit dem Vorwerk das älteste Bauwerk der Stadt. Hier nahm der Zöllner die Abgaben und den Wegzoll für den Burgherrn ein. Im Jahre 1825 ging das Zollhaus in den Besitz der Stadt Ulrichstein über und wurde als Markthaus genutzt. Von 1945 bis 1965 diente es als Wohngebäude. Nach einem Umbau 1968 beherbergte es ein kleines Heimatmuseum.

 

In nordwestlicher Richtung geht man weiter zur Straße Schnappenhain und folgt der Beschilderung zum Schloßberg (Straße „Am Schloßberg“). Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg erreicht man

hinter dem letzten Haus links den Eingang zum Vogelsberggarten. In den Jahren 1999 / 2000 entstanden ist er ein Demonstrationsgarten für Vogelsberger Pflanzenwelt. Man geht rund um die Burg (aber rechtzeitig nach rechts abbiegen, nicht den steilen Weg hinunter). Der Garten will hinführen in die Zeit der  historischen Landwirtschaft mit ihren Auswirkungen auf den Naturhaushalt des alten Vulkans. Auf 6,5 Hektar verdeutlicht er, wie die Bauern nach der Rodung der Wälder im Mittelalter über viele Jahrhunderte diese markante Region mit ihren Äckern, Wiesen, Weiden, Hecken, Wäldern verschiedenster Prägung und einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt entwickelten. Dazu gehören auch regionale Haustierrassen und Pflanzensorten, die nur bei entsprechender Pflege erhalten werden können. Ein Bauerngarten mit alten Rosensorten und ein Heilpflanzengärtchen fehlen in der Ausstellung ebensowenig wie einige Wildpflanzenbeete, die die unterschiedlichen Wiesen und die schönsten Wildblumen des Vogelsberges zeigen. Auf dem kleinen Acker werden in jährlich wechselnder Fruchtfolge alte Kulturpflanzen wie Dinkel, Buchweizen oder Faserlein angebaut.

Auch der Friedhof mit Kriegstoten des Zweiten Weltkrieges, der seit 1969 besteht, wird mehr und mehr mit Grabschmuck aus dörflichem Brauchtum geschmückt. Dieser Friedhof liegt links am äußeren Eingang der Burg (2), die 610 Meter hoch liegt (rechts eine Gedenktafel für die Gefallenen von 1759). Nicht versäumen sollte man einen Blick in den Kräutergarten rechts vor dem eigentlichen Eingang zur Burg.

Die ältere Geschichte Ulrichsteins liegt im Dunkeln. Nach historischen Unterlagen ist die Burg jedoch älter als die Stadt Ulrichstein. Wann der Bau der Anlage begann, ist nicht ganz sicher. Es wird ein Zeitraum um das Jahr 1200 diskutiert. Aus einer Zeit dürfte ein Wartturm herrühren, der sich an der höchsten Stelle des Schloßberges befand  (ein Gedenkstein markiert die Stelle). Damaliger Besitzer war Gerlach genannt „Reiz von Breuberg“, der die Anlage zwischen den Jahren 1287 und 1296 an die Landgrafen von Hessen verkaufte. In diesen Zeitraum, nämlich in das Jahr 1279, fällt die erste urkundliche Erwähnung der Burg.

Die hessischen Landgrafen überließen im Jahr 1337 die Burg und Stadt als Lehen den Herren von Eisenbach. Um das Jahr 1340 erbaute Johannes von Eisenbach auf der Nordseite ein Burggebäude, den  „Palas“. Sein jüngerer Bruder Heinrich, der Eiserne, umgab etwa 1345 die Feste Ulrichstein mit Mauern und Graben. Vermutlich im Jahr 1360 errichteten die Eisenbacher auch eine Kapelle, die Maria, der Mutter Gottes, geweiht war und die dem Archidiakonate St. Johann von Mainz unterstand.

Im Jahre 1484 wurde unter dem Amtmann Thilemann von Sassen der westliche Bau der Kernburg errichtet. Zehn Jahre später entstand unter Landgraf Wilhelm III. der östliche Bau der Kernburg.

Im Jahre 1569, als Christoph Ernst von Dietz auf der Burg residierte und hier ein wildes und zügelloses Leben führte, ließ dieser die äußere Ringmauer und die Bastionen erneuern. In der Nacht vom 6. zum 7. April 1570 wird er durch seine Halbbrüder Ludwig I. und Georg I. festgenommen und nach Ziegenhain in Festungshaft gebracht.

Die endgültige Größe erreichte die Burg im Jahre 1569, als Graf Christoph Ernst von Dietz die äußere Burgmauer errichten ließ. Als Landgraf Ludwig von Hessen-Marburg Besitzer der Burg wurde, ließ dieser 1577 eine umfassende Ausbesserung der baufällig gewordenen Dächer durchführen. Die Besitzer wechselten häufig, und die Burg war während verschiedener Kriege immer wieder Angriffen ausgesetzt, was auch die Bevölkerung leidvoll mit ertragen mußte. Während des Siebenjährigen Krieges (1756 - 1763) war die Burg besonders umkämpft.

Im Jahre 1826 verkauft der Großherzog von Hessen-Darmstadt die Burg an Georg Friedrich Schuchardt für 820 Gulden. Dieser gab die Burg 1835 / 1836 als Steinbruch frei und verkaufte das Material als Baumaterial für Neubauten in Ulrichstein. Im Jahre 1853 kauft das Land Hessen die Ruine zurück. Sie ist somit eine Liegenschaft des Landes Hessen.

Durch den Ausschuß des Historischen Vereins für das Großherzogtum Hessen wurde 1890 angeregt, die Überreste der Burg zu erhalten und nicht dem gänzlichen Verfall zu überlassen. Im Jahre 1894 konnte so mit den dringendsten Ausbesserungsarbeiten begonnen werden. Im Jahr 1903 konnte dann für 3.500 Mark eine umfassende Sanierung der Burganlage durchgeführt werden. Dabei wurden die alten Grundmauern der verschiedenen Bauten und Türme freigelegt, so daß man nun einen Überblick über die ganze Schloßanlage mit ihren Räumen und Höfen bekam. Auch die Burgkapelle wurde in ihren Grundmauern freigelegt.

Am 28. Juni 1905 legten dann die Ulrichsteiner den Grundstein für den Schloßbergturm, der am 2. September des folgenden Jahres feierlich eingeweiht wurde. Er hat keinen historischen Bezug zur ehemaligen Anlage. Am Turmaufgang ist ein Wappen (KRZE 1423/1479) eingelassen. Am Turm ist das Gesicht eines Brei-Leckers. Vom Turm hat man eine schöne Rundsicht, eine Tafel zeigt die Ziele in der Umgebung. Der Besucher hat von hier bei schönem Wetter einen guten Blick in die weitere Umgebung.

Seit dieser Zeit gab es keine größeren Sanierungsmaßnahmen an der Burganlage mehr, was allerdings schlimme Folgen haben sollte: Im Jahr 1988 brach nämlich ein Teil der Schloßmauer in sich zusammen. Dank verschiedener Zuschüsse konnte die Mauer aber 1989 wieder erstellt werden. Von 1991 an bemüht sich der Verein zur Erhaltung der Burgruine um die Sanierung der Mauerreste, die unter Denkmalschutz stehen.

 

Über die Straße Schnappenhain und Schloßberg geht man nach links zur Marktstraße, die ab der Kirche Hauptstraße heißt. Die evangelische Kirche (3) wurde am 20. Oktober 1861 eingeweiht und steht an der Stelle, an der 1575 die erste Kirche im Stadtgebiet gebaut worden war, die wegen Baufälligkeit 1851 abgebrochen werden mußte. In der heutigen Kirche befinden sich noch Relikte aus der Burgkapelle und der früheren Kirche.

 

Rechts von der Kirche steht das ehemalige Gemeindegasthaus (4). Die Tafel weist auf den Besuch des FeldmarschallsBlücher „Fürst v. Wahlstatt“ hin, der Napoleon nach dessen Niederlage am 16.. 18. - 19. Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig Richtung Rhein verfolgte.

Auf der  Straße geht man an einem alten Dorfbrunnen mit Pumpe vorbei und kommt zum ehemaligen Amtsgericht (5). Vor diesem Gebäude stehen zwei alte Linden (links: „Friedenslinde“ 1870 / 1871. rechts: „Bismarck-Linde“ 80. Geburtstag Bismarcks). Das Gebäude wurde 1838 im Zuge der erneuten Installation des Gerichtes Ulrichstein erbaut. Auch der Sitz eines Gerichts zeigte in früheren Zeiten den Stadtstatus einer Gemeinde an. Am 30. Juni 1968 wurde das Amt Ulrichstein schließlich aufgelöst.

 

Man folgt nun der Marktstraße bis zur Abzweigung Ludwigstraße. Diese geht man abwärts bis an die Herrngartenstraße, in die man nach links einbiegt. Nach etwa 40 Metern erreicht man auf der linken Straßenseite die ehemalige Synagoge (6). Das 1847 erbaute Haus diente den jüdischen Bürgern als sakrale Stätte und Religionsschule. Wenige Schritte weiter erreicht man auf der rechten Seite ein Wohnhaus, das ursprünglich das Judenbad (7) und Judenbackhaus darstellte. Das Gebäude war 1849 erbaut worden aufgrund einer Verfügung des Kreisamtes in Grünberg, die die Benutzung der häuslichen Bäder aus hygienischen Gründen für die rituellen Waschungen nicht mehr zuließ.

 

An der Ecke zur Ulrich-Mull-Straße steht das Haus Pebler (8). Es handelt sich um das älteste Wohnhaus Ulrichsteins, das den großen Brand von 1763 überstanden hat. Am  Rathaus (9) in der Hauptstraße vorbei geht man zur Alten Post (10). Von diesem 1853 erbauten Haus hatte Ulrichstein seine Verbindung zur Welt hergestellt.

 

 Auf der Hauptstraße geht man Richtung Bobenhausen zum so genannten Vorwerk (11), der langgestreckten ehemaligen Zehntscheune. Es stammt wie das Zollhaus aus dem Jahre 1464 und gehörte wie dieses zur Burg. Bis 1825 wurden hier die Abgaben der Bevölkerung gesammelt. Deshalb trägt das Gebäude auch den Namen „Zehntscheuer“. Von etwa 1700 bis 1849 war hier die „Ulrichsteiner Stutterey“, ein Teil des großherzoglichen Landgestüts, untergebracht. Aus diesem Gestüt stammte die „Ulrichsteiner Pferderasse“. Im Jahre 1870 verkaufte das großherzogliche Haus das Vorwerk an zwei Privatleute. Im Jahre 1933 erwarb es die Stadt Ulrichstein, die es ab 1945 /  1946 bis zum Jahre 1990 als Wohngebäude nutzte. Danach wurde es zum „Museum im Vorwerk“ umgestaltet. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten fand dort in einer, das neu eingerichtete Stadt- und Vogelsbergmuseum adäquate Räumlichkeiten. Handwerk, Landwirtschaft, Forsten und Jagden werden in verschiedenen Abteilungen thematisiert. Vogelsberggarten und Regionalmuseum vermitteln eine repräsentative Übersicht über die Lebensweise und die Arbeit der Vogelsberger Landbewohner in früherer Zeit.

 

Zurück über die Hauptstraße kommt man in den „Altebergsweg“, der sich nach etwa 50 Metern gabelt. Man folgt dem linken Ast. Auf streckenweise unbefestigtem Weg gelangt man  zum Judenfriedhof (12).  Die Anlage wurde schon vor 1800 benutzt. Im Jahre 1938 fand die letzte Bestattung eines jüdischen Bürgers statt. Von hier geht man die Straße „Schöne Aussicht“ weiter zum Lindenplatz zurück (Man kann die letzten Ziele natürlich auch mit dem Auto anfahren).

 

Auf der Landstraße 3073 in Richtung Oberseibertenrod geht es weiter. Von ihr geht rechts die Straße nach Stumpertenrod ab. Hier fährt man dann durch den Windpark. Von den gut hundert Windkraftanlagen im Vogelsberg steht mehr als ein Drittel auf den grünen Wiesen der höchstgelegenen Gemeinde Hessens. Wie günstig hier die Windbedingungen sind, sieht und spürt man auf den Zinnen der Burgruine von Ulrichstein: Nach Südwesten fällt die offene, fast parkartige Landschaft sanft ab, kein Bergzug und kein Wald hindern den steten Luftstrom. An schönen Tagen reicht die Sicht bis zum Taunus und zur Frankfurter Skyline. Ein Lehrpfad erläutert die Windenergie. Hier sind Erläuterungen zur Geschichte und Technik der umweltfreundlichen Energiegewinnung einem „Windenergie-Lehrpfad” zu entnehmen.

 

Stumpertenrod

In Stumpertenrod versteckt sich die größte Fachwerkkirche Hessens  (1696 - 1712) und eine der schönsten Fachwerk-Kirchen Hessens. Dabei muß man  schon genau hinschauen muß: An der südwestlichen, der Wetterseite, ist das 300 Jahre alte Gotteshaus dick verschindelt. Erst nach dem Herumgehen erkennt man die hoch ragende Balkenkonstruktion, in die gotisierende Fenster eingelassen sind. Das Innere überrascht mit der Originalausstattung von Kanzel und doppelstöckiger Empore. Deren Brüstungsfelder sind in fast rührend einfacher Form mit Köpfen von Jesus und den zwölf Jüngern sowie Luther ausgemalt.

Nördlich an der Straße nach Stumpertenrod liegt rechts das Jugendlager Eckmannshain. Bei Eckmannshain präsentiert sich eine urig große Basaltblockhalde inmitten alter Hainbuchen - die Dicken Steine und die Schleuningsteine sind beide Überbleibsel von Vulkanschloten.

 

Kölzenhain

Fachwerkkirchen sind eine Vogelsberger Besonderheit Protestanten begannen im 17Jahrhundert mit diesem sparsamen Kirchenbau. Die Kirche in Kölzenhain zeigt einen typischen, als Hauben­dachreiter aufgesetzten Kirchturm. Typisch ist auch der beengende und schlichte Innenraum.

 

Meiches

Nordöstlich von Ulrichstein liegt Helpershain und östlich davon und südlich von Meiches ist der Totenköppel: Der geschichtsträchtige Ort war ehemals Kultstätte der Chatten. Um 1300 wurde die erste Kirche gebaut. Lange diente der Köppel als Wallfahrtsort, sogar Bonifatius soll hier gepredigt haben. In der Totenkirche wurden Gemälde entdeckt (Christus als Schmerzensmann). Bemerkenswert ist der Sippenfriedhof: Für jede Familie gibt es eine Grabanlage.  Unter uraltenBuchen stehen historische Grabsteine. Nicht zuletzt der Blick bis zur Rhön oder Burg Herzberg lohnend en Aufstieg -ein überaus friedlicher Ort für eine Rast.

 

Hopfmannsfeld (nordwestlich von Herbstein)

Hopfmannsfeld  erscheint  1276 als „Holzmannesvuelt“. Die Ortslage: ist 469 Meter NN, die Lage der Flur: 470 - 530 Meter NN. Die Einwohnerzahl betrug  2002: 348 Einwohner. Hopf­mannsfeld ist der Hauptort des ehemaligen Gerichts gleichen Namens, das später mit dem Gericht Engelrod vereinigt wurde. Hopfmannsfeld leitet sich ab von Holzmannsveld - der Ort, wo der Holzmann (Holzbauer, auch Holzkünstler) wohnt. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um den Siedlungsplatz von Rodungsarbeitern des Klosters Hersfeld.

Im Jahre 1276 – dem Datum der ersten urkundlichen Erwähnung -  verpfändete die Gräfin Hedwig von Ziegenhain ihre Güter zu Hopfmannsfeld an Friedrich von Schlitz. Kurz danach kam die Vogtei über die Gerichte Hopfmannsfeld und Engelrod, an die Grafen von Orla­münde und 1287 käuflich an Gerlach Herrn von Breuberg. Das Gericht Hopfmannsfeld umfaßte die Orte Dirlammen, Frischborn, Allmenrod, Blitzenrod, Ober- und Niedersickendorf. Ausgegangene Orte sind Breinten, Wilhelmsrode und Woffenrod.

 

Das Steinkreuz in de Schitzgasse:

Im Ort ist rechts an der Straße „Im Hag“ ein Feldkreuz mit einer Hinweistafel. Geradeaus geht es nach Dirlammen, von wo man nach Meiches kommt (wenn man nach dort einen Abstecher machen will). Das Steinkreuz war lange Jahre nicht zu sehen, weil das damalige Wiegenhaus davor gebaut wurde. Beim Straßenbau verschwand das Wiegenhaus und das Steinkreuz wurde wieder sichtbar. Ein Arm des Sühnekreuzes ist vor langer Zeit abgebrochen und soll in der Nähe des Kreuzes gelegen haben. Verschiedene Einwohner behaupten, der fehlende Arm des Kreuzes sei beim Straßenbau an der Einmündung der Schlitzgasse im Straßenuntergrund verschwunden.

 

Die Geschichte vom Kesselgehännesje

Nach langen Kriegszeiten wußte niemand mehr den genauen Verlauf der Herbsteiner Gemarkungsgrenze gegen Hopfmannsfeld und Frischborn zu. Um den Streit mit diesen Gemeinden ein Ende zu bereiten, holte man den ältesten Mann der Umgegend, einen alten Kesselflicker aus Hopfmannsfeld, das sogenannte Kesselgehännesje. Der aber gab den Grenzverlauf zugunsten seiner Gemeinde und zum Nachteil von Herbstein an. Für diese falsche Aussage muß seine Seele büßen. Ruhelos reitet er des Nachts auf einem Pferd der Grenze entlang. Mit Hundegebell, Peitschenknallen und Trompetenblasen zieht er dahin. Er wird von den Leuten, die ihn gesehen haben, geschildert als ein altes Männchen mit aschfahlem Gesicht und einem Plüschkäppchen auf dem Kopf. Auf dem Rücken trägt er einen Kessel. In der rechten Hand hat er einen Stock. Zur Mittagszeit und zur Abendzeit schleppt er einen Grenzstein durch das Geröll. In der hohlen Eiche am Butzelweg hält er sich auf. Tatsächlich sind die Grenzsteine nirgends so nahe an der Stadt Herbstein als auf der Nordseite.

 

Gericht und Galgen:

An der Straße von Herbstein  nach Lauterbach liegt der Bahnhof Herbstein. Dort fährt man nach Westen Richtung Hopfmannsfeld. Von der Landestraße fährt man nach rechts auf die Kreisstraße nach links in Richtung Eichenrod  (der Wegweiser ist nur klein und unscheinbar, kein großes gelbes Schild).  Im  Ort  biegt man in den Galgenweg. Dieser ist zwar ab Ortsausgang für den allgemeinen Fahrzeugverkehr gesperrt, aber er führt zum Galgen und nach Hörgenau.

Hopfmannsfeld war bereits im 13. Jahrhundert ei n  Hersfelder Landgerichtsort. Es behielt den Gerichtssitz auch unter der Herrschaft der Riedesel zu Eisenbach, wurde aber im Jahr 1736 dem Gericht Engelrod unterstellt. Auch danach dürfte in Hopfmannsfeld noch Recht gesprochen worden sein, denn die ehemalige Gerichtsstube befand sich im „Scheiche-Haus“,  das erst im Jahr 1768 erbaut wurde. Man kann also davon ausgehen, daß in Hopfmannsfeld auch nach der Auflösung des selbständigen Gerichts noch Gerichtstage gehalten wurden - als Außenstellen des Gerichts Engelrod.

In einer alten Urkunde wird das Hopfmannsfelder Gericht als „Halßgericht“ bezeichnet, was bedeutet, daß dort auch Leibes- und Lebensstrafen ausgesprochen wurden. Zu dieser Zeit dürfte der Gerichtsplatz außerhalb des Ortes gewesen sein, vielleicht wie im Nachbargericht Engelrod, auch unter einer alten „Lieen“ (Linde) und als Galgen wird wohl der starke Ast eines Baumes oder ein Holzgerüst gedient haben. Warum man zum beginnenden 18. Jahrhundert einen steinernen Galgen errichtete, ist unklar. Vielleicht war es eine Modeerscheinung. vielleicht richtete man sich auch nur auf eine regere Benutzung des Geräts ein, da das Bandenunwesen in dieser Zeit auch im Vogelsberg stark zunahm.  Jedes Halsgericht hatte als Zeichen seiner Strafgewalt einen Galgen aufzuweisen. Der Galgen ist im Jahre 1707 erbaut worden. Er wurde wahrscheinlich zur Abschreckung erbaut und um weithin sichtbar die Gerichtsbarkeit anzuzeigen.

Die Riedesel haben, so scheint es zumindest, während des 18. Jahrhunderts als damalige Landesherren die Halsgerichtsbarkeit zentral nach Lauterbach verlegt. Somit sind auch mündliche Überlieferungen wahrscheinlich, daß an dem neuen Sandsteingalgen nahe Hopfmannsfeld nie ein Urteil vollstreckt wurde. Spätere unruhige Zeiten hat die Richtstätte überstanden, auch die des Jahres 1848, als revolutionäre Studenten den Lauterbacher Galgen zerstörten… Der Galgen hat auch das Ansinnen der Hopfmannsfelder im Jahr 1891 überstanden, die Sandsteine zum Bau von Grabenschleusen zur Minderung des Hochwassers zu nutzen: Das Kreisamt bestand damals auf Erhaltung der Überreste, da sie von „historischem Wert“ sind. Lediglich der hölzerne Querbalken war mit der Zeit morsch geworden und heruntergefallen. Eine Hopf­manns­felderin nahm die Reste mit nach Hause und nutzte sie als Brennholz.

 

Eine Sage: Warum der Hopfmannsfelder Galgen gebaut wurde:

„Hopfmannsfeld besaß zwar sein eigenes Gericht aber keinen Galgen um die Verurteilten Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Wenn nun aber einer zum Tode durch Erhängen verurteilt war, blieb den Hopfmannsfeldern nichts anderes übrig als die Stockhäuser um die Benutzung ihres Galgen zu bitten. Noch heute stehen die Steinsäulen des Stockhäuser Galgens zwischen Rixfeld und Herbstein.

Eines Tages nun hatten die Hopfmannsfelder einen Dieb gefangen und in eine kleine Zelle beim Dorfbackhaus gesperrt. Noch am selben Abend versammelten sich der Bürgermeister Suppes und die Schöffen unter der Gerichtslinde zur feierlichen Gerichtssitzung. Und der Dieb wurde einstimmig zum Tode verurteilt.

Als man auch diesen Verurteilten nun wieder in Stockhausen hängen lassen wollte, stieß man auf ernste Schwierigkeiten dergestalt, daß die Stockhäuser nämlich nicht weniger als 100 Gulden Benutzungsgebühr für ihren Galgen verlangten. Es wundert wohl nicht, daß der Bürgermeister Suppes ziemlich erschrak, als er die Forderung der Stockhäuser vernahm; denn für diesen Betrag konnte man ja selbst einen Galgen errichten. Auch blieben alle Verhandlungen mit den Stockhäusern über eine niedrigere Gebühr erfolglos.

So verstrich die Zeit und die Unterbringung und Verpflegung des Delinquenten kostete die Gemeinde eine gehörige Summe Geldes. So kamen der Bürgermeister und die Männer des Ortes zusammen um zu beraten was zu tun sei. Man redete hin und her und die Meinungen gingen mehr und mehr auseinander, ihr einen meinten man solle den Stockhäusern die 100 Gulden zahlen, um die Sache endlich hinter sich zu bringen. Andere aber waren so erbost über den hohen Betrag, daß für die Errichtung eines eigenen Galgens eintraten.

Da ergriff der allseits geachtete Scheiche Hannes das Wort und stellte folgenden Antrag: „Ei zem Donnerkeil,  ich meen, woas brauche mir daene igebildete Stockhaiser die honnert Gulde i de Rache se schmeiße, an woas brauche mir ens die Erwet an Mih se mache en naue Galche se baue - wer waeß, wonn dae ferdich is? Ich menn, mir gaewe dem Galcheyuchel die honnert Gulde an de soll sich haenge losse, bu e well - an mir sei die Erwet lous."

Die anderen Männer beratschlagten kurz und man war sich schnell einig, daß dieser Vorschlag gar nicht so übel sei und schließlich einstimmig angenommen wurde. Ein Schöffe überbrachte dem Gefangenen diese Nachricht und man gab ihm Bedenkzeit bis zum nächsten Tag. Das ganze Ortsgericht war erleichtert, als der Dieb diesen Verschlag annahm. Schmunzelnd steckte er die 100 Gulden ein und zog pfeifend davon. Bis zum heutigen Tag konnte nicht geklärt werden, wann und wo er sich hat hängen lassen“.

 

Wenn der Wind pfeift, sich dreht und wendet und ständig aus einer anderen Richtung bläst, wenn Vollmond ist und die Sterne klar blinken, wenn der Winter mit dem Frühling streitet, dann sollte man die Hopfmannsfelder Galgensäulen meiden. Es raschelt und raunt dann in den Büschen, es zieht aus allen Ecken und man bekommt eine Gänsehaut. Will man jetzt wegrennen, sind Beine und Füße schwer wie Vogelsberger Basalt. Man steht starr vor Angst und wartet auf das, was da noch alles kommen wird.

Die Hopfmannsfelder aber bauten kurze Zeit später ihren eigenen Galgen im Galgenfeld – „ANO 1707“, wie auf der rechten der beiden Sandsteinsäulen zu lesen ist - genau eineinhalb Meter vor der Hörgenauer Gemarkungsgrenze. Wie ein solcher Galgen erbaut wurde, ist allgemein überliefert: Alle erwachsenen Personen des Gerichtsbezirkes mußten sich an der „ehrlosen“ bzw. „unehrlichen“ Arbeit des Galgenbauens beteiligen. Steinmetze übernahmen das Herstellen der Säulen. Zimmerleute lieferten den Querbalken. Schreiner die Leitern und die restliche Bevölkerung war zu Handdiensten eingeteilt. Keinem konnte deshalb nach Fertigstellung des Galgens vorgeworfen werden, daß nur er an der „unehrenhaften“ Arbeit beteiligt gewesen sei.

 

Galgen im Vogelsberg:

An allen Orten im Vogelsberg, an denen früher Gerichtsstätten waren oder Galgen standen, ist es heute noch nicht geheuer, so sagt man. Ein Mann ist spät abends im Schächental bei Schlitz zu sehen, der mit den Füßen nicht auf dem Boden stehen kann. Am Galgenstrauch zwischen Bobenhausen und Ober Seibertenrod geistert es immer noch. Dort wurden Straßenräuber und Spitzbuben gehängt, auf dem Galgenfeld nahe Freiensteinau. All diese alten Gemarkungsnamen - auch Schächenäcker oder Galgenhecken - deuten auf ehemalige Richtstätten hin und alle haben etwas gemeinsam: Sie liegen immer dicht an der Grenze zur Nachbargemeinde. Es könnte sein, daß man dadurch umherziehendes Diebs- und Raubgesindel schon weit entfernt vom Ort abschrecken, aber auch wohl den unseligen Platz so weit wie möglich vom eigenen Ort entfernt haben wollte, denn die Delinquenten ließ man oft bis zum „Verfaulen“ an der Richtstätte baumeln.

So ist die folgende Geschichte fast glaubhaft: Ein Schneiderlein wurde verurteilt und aufgeknüpft. Freunde banden es unbemerkt los, bevor der Tod richtig zupacken konnte und verhalfen ihm zur Flucht. Als Schöffen. Richter und Henker am nächsten Tag den leeren Strick sahen, glaubten sie, das Leichtgewicht sei vom Wind über die Grenze geweht worden.

 

Eine Hinrichtung entwickelte sich oft zu einem großen Schauspiel. So hatte ein riedeselscher Leutnant im Mai des Jahres 1772 bei Reichlos einen Landstreicher gefangen und in Ketten nach Lauterbach geschafft. Man wies ihm acht Einbrüche nach und verurteilte ihn deshalb zum Tode. Mit Rücksicht auf die Herrschaft sollte er aber nicht am Galgen zu Tode kommen, vielmehr wurde er zum Schwertstreich begnadigt! Das geschah dann auch mit viel Spektakel. Der katholische Probst von Blankenau war sogar mit einem Pfaffen und Diener per Pferd angereist, und der evangelische Pfarrer Lauterbachs verstand es, den Delinquenten zum Übertritt vom katholischen zum protestantischen Glauben zu bewegen, daß man „an seiner Seligkeit zu zweiffeln eben nicht Ursach hatte“. Zum Richtplatz marschierte dann viel Volk, allen voran der Verurteilte, und gleich hinter ihm der Probst. Mit einem letzten Gebet und dem Segen des Pfarrers verabschiedete man schließlich den Delinquenten.

Im Heiligenwald bei Engelrod hatte man im Sommer des Jahres 1772 sieben Banditen gefangen. Auch sie wurden nach Lauterbach gebracht und gaben freiwillig - ohne auf die Folter gespannt zu werden - 34 Diebstähle zu. Die Anführerin, ein 56 Jahre altes Weib, sollte am Galgen enden, ein Mann mit dem Schwert bekannt werden, doch die Frau wurde auch in diesem Fall zur milderen Todesart begnadigt. Die übrigen Diebe mußten aus erzieherischen Gründen den Exekutionen zusehen, bevor sie selbst ihre Strafen bekamen: Einer von ihnen erhielt auf einem öffentlichen Platz dreimal hintereinander fünfzig Prügel. Geholfen hat angeblich beides nicht viel.

Übrigens richtete man sich in Lauterbach auf eine rege Benutzung des Galgens ein und ersetzte im Oktober 1772 die uralte Holzkonstruktion am Schlitzer Pfad durch eine wesentlich stabilere aus Stein.

 „Die kleinen Diebe hängt man auf

Die Großen läßt man laufen.

Wär umgekehrt der Welten Lauf

Würd ich mehr Strick verkaufen.“

Heinrich  Süßel, Seilermeister (Werbeschild in Schotten).

 

 

Herbstein

Wenn man auf der B 275 aus Richtung Altenschlirf kommt, steht in einer Rechtskurve auf der anderen Seite ein mannshoher Granitblock, der den „physikalischen Mittelpunkt Deutschlands“ markiert. Es ist exakt bei 50 Grad, 32 Minuten, 18 Sekunden nördlicher Breite und 9 Grad, 27 Minuten, 41 Sekunden östlicher Länge. Bei einem spielerischen Experiment während einer Kinder-Fernsehsendung des WDR entdeckte man, daß die (alte) Bundesrepublik, aufgespießt auf einer Nadel, sich just bei der Vogelsberggemeinde einpendeln würde. Heute ist ein Zusatzschild angebracht, das auf die deutsche Einheit hinweist.

Unübersehbar thront das Städtchen auf einem rund 450 Meter hoch gelegenen Basaltkegel, womit man, wie am Ortseingang zu lesen, das „höchstgelegene Thermalbad Hessens” sei - zugleich das mit der „am tiefsten niedergebrachten Quellbohrung”. In genau einem Kilometer Tiefe wird der Natrium-Calcium-Sulfat-Säuerling angezapft, der Herbstein den Titel „Heilbad” eingetragen hat. An der Infrastruktur mit dem Thermalbad sowie einem mit langen Birkenalleen durchzogenen Kurpark fehlt es nicht.

Im Ort kann man an der Rechtskurve geradeaus in die sehenswerte Straße „Lange Reihe” fahren.

 

Geschichte:

Geschichtlich wird Herbstein zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts erwähnt, als dem Kloster Fulda Ländereien, damals „Heribrahteshusun“ geschenkt wurde. Die erste urkundliche Erwähnung Herbsteins erfolgte 1011. Um 1260 ließ Abt Heinrich IV. von Fulda eine Burg und Wehranlage erbauen. Im  Jahre 1338 erhielt Herbstein die Stadtrechte. Staatlich gehörte Herbstein von seiner Gründung an zum Kloster Fulda und zwar bis zur Auflösung der Fürstabtei in 1802. Gerichtsvögte waren die Herren von Schlitz, die von Eisenbach, von Merlau und von Fischborn. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden die Stadt, das Gericht und die Burg oft teilweise oder sogar ganz verpfändet.

Von 1802 - 1806 war die Stadt im Besitz des Prinzen Wilhelm von Nassau - Oranien. Bevor Herbstein 1810 zum Großherzogtum Hessen kam, war die Stadt von 1806 - 1810 mit dem Departement Fulda französisch und gehörte zum Großherzogtum Frankfurt. Infolge der in Hessen durchgeführten Gemeindegebietsreform (1971  / 1972) wurden die ehemals selbständigen Gemeinden Altenschlirf, Lanzenhain, Rixfeld, Schadges, Schlechtenwegen, Steinfurt und Stockhausen in die Stadt eingegliedert.

Auch Herbstein hatte im Laufe seiner Geschichte zwei Riesenbrände erlebt, die einen großen Teil der Stadt in Schutt und Asche legten. Im Jahre 1540 brannten 88 Häuser und Scheuern nieder und 1907 waren es 64 Gebäude, die dem Feuer zum Opfer fielen. Trotzdem ist die Struktur der Stadt, innerhalb der Stadtmauer, mit ihren ringförmig um die Kirche angelegten Straßen erhalten geblieben. Im 16. Jahrhundert wurde während des Dreißigjährigen Krieges die Stadt belagert und beschossen, wobei die Burg und Teile der Ringmauer zerstört wurden. Auch der Siebenjährige Krieg im 18. Jahrhundert brachte für Herbstein große wirtschaftliche Not.

In der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts verließen viele Herbsteiner aus wirtschaftlicher Not ihre Heimat und zogen in die Industriezentren des Ruhrgebietes oder wanderten in andere Länder aus. Bevorzugtes Zielland waren die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nach dem zweiten Weltkrieg war Herbstein überwiegend landwirtschaftlich strukturiert. Erst seit den sechziger Jahren siedelten sich vereinzelte, überwiegend gewerbliche Betriebe an. Auch der Tourismus nahm zu.

 

Rundgang:

Der Marktplatz war früher Burgplatz, denn hier stand bis Ende des Dreißigjährigen Krieges die Burg. Ein Relikt aus dieser Zeit sind die Teile der unterirdischen Gewölbe, die man auch besichtigen kann. Am Brunnen auf dem Marktplatz steht Jakobus der Ältere, der Stadtpatron der Stadt Herbstein.  Das Rathaus wurde 1910 errichtet, ein Meisterstück des Zimmermanns und seiner Gesellen, das damals schon 62.000 Mark gekostet hat. Das vorherige Rathaus wurde genau wie weitere 63 Gebäude beim Großbrand 1907 ein Raub der Flammen.

Links davon steht  die evangelische Kirche aus dem Jahr 1882. Dahinter befindet sich der Ost­turm und rechts davon das ehemalige Amtsgericht. Hier ist heute das Fastnachtsmuseum, die „Foaselt“, untergebracht. Über Jahrhunderte lag die Stadt als Enklave der Abtei Fulda in einem rein protestantischen Umfeld. So nimmt es kaum wunder, daß sich hier auch das einzigartige Fastnachtsbrauchtum eines „Springerzuges” gehalten hat. Stundenlang hüpft die aus sechs - rein männlichen - Paaren bestehende Kolonne an der Spitze des Rosenmontagzugs nach einem festen Ritus durch die Straßen. Das zeitliche Ende ist offen, da bei vielen Anwohnern eigens für das „Foaseltbitten” aufgesprungen wird. Gegen eine kleine Anerkennung natürlich, denn Vereinsheim, Kostüme und ein kleines Museum (wo der Springerzug lebensgroß nachgestellt ist) wollen unterhalten sein. Nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg kamen Ende des 17. Jahrhunderts Maurer und Steinmetze aus Tirol und halfen bei dem Aufbau der Stadtmauer. Vermutlich brachten sie auch das „Foaseltenbrauchtum“ mit.

Vom Parkplatz aus kann man auf die Stadtmauer gehen und den Blick schweifen lassen, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Aber bei 1572 Sonnenstunden im Jahr dürfte die Wahrscheinlichkeit groß sein. Weit unten im Tal siehst man Rixfeld, einen der Stadtteile von Herbstein im schönen Tal der Ellersbach gelegen, ebenso Schadges und Stockhausen. Hinter dem Gebirgsrücken im Süd-Osten liegen die Orte Altenschlirf, Schlechtenwegen und Steinfurt, welche seit 1971/ 1972 zur Großgemeinde Herbstein gehören.

Weiter nach rechts, in Richtung katholischer Kirche steht die Apotheke, das ehemalige Amtshaus. Es ist wahrscheinlich das älteste Haus Herbsteins, denn eine im Keller eingehauene Jahreszahl datiert das Jahr 1567. Nach rechts kommt man in die Obergasse mit dem Statt-Museum. Um die Kirche stehen die teilweise keilförmigen Häuser. Am Ende einer Sackgasse steht rechts der Eulenturm. Noch ein Stück weiter und rechts ab sieht man die Stadtmauer. Hier stand früher auch das Obertor. Rechts steht das ehemalige Gefängnis, links das ehemalige Schwesternhaus (früher Kindergarten) und das Gemeindezentrum der katholischen Kirche - heute Sitz der Herbsteiner „Foaselt“. Daneben das große Haus war das Krankenhaus.

An der Ecke steht ein Bildstock aus dem Jahre 1730. Er zeigt auf der Rückseite das Abbild des Heiligen Michael als Begleiter der Toten, denn hier war bis 1854 der Friedhof. Gegenüber kann man die steile Anhöhe zum „Hain“ hinaufgehen, vermutlich eine ehemalige heidnische Kultstätte, und den Ausblick genießen. Der kleine Ort im Westen ist übrigens Lanzenhain, der höchst gelegene Stadtteil von Herbstein. Nun geht man links den Fußweg zum Westturm, dem dritten Turm der Stadtbefestigung. Man beachte, wie dick die Mauern sind.

 

Die katholische Kirche ist eine barockisierte, spätgotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert (Eingang an der Seite). Kirchlich gehörte die Gemeinde Herbstein von Anfang an ununterbrochen zu Fulda; erst zum Kloster, dann zur Abtei, ab 1220 zur Fürstabtei und schließlich (ab 1752) zum Fürstbistum. Nach der Säkularisierung wurde die katholische Pfarrei Herbstein von ihrer religiösen Heimat Fulda getrennt und im Jahre 1821 der Diözese Mainz zugeordnet.

Über die Erbauung der Pfarrkirche ist urkundlich nichts überliefert. Deshalb muß man von der Bauform auf die Entstehungszeit schließen. Die ältesten gotischen Gebäudeteile stammen aus dem 14. Jahrhundert. Diese sind: der steinerne Turm und die dreischiffige Halle mit dem überhöhten Mittelschiff, dem Chor und den beiden niederen nördlichen und südlichen Seitenschiffen. Hier ruhen die herablaufenden Gurte und Joche auf Konsolen.

Stilmäßig jünger sind die Kreuzrippengewölbe der dreischiffigen Halle. Bei diesen Bauteilen münden die Gurte und Rippen in die Wand ein. Die Schlußsteine an den Gewölbescheiteln tragen verschiedenartigen Schmuck, der zum Teil auf Wappen (Mainzer Rad, von Fischbach) und Symbole hinweist, anderenteils rein ornamentale Bedeutung besitzt.

Nach 1682 erfolgte eine weitere Vergrößerung der Kirche. Damals wurden die beiden Seitenschiffe nach Westen um ein und nach Osten um zwei rippenlose Joche verlängert. So wurde die spätgotische Wandmalerei im Chorraum wohl durch einen erforderlich gewordenen Arkaden­durchbruch zerstört.

An der Westseite hat man die Seitenschiffe nach Norden und Süden verbreitert, so daß der Turm in den Kirchenraum mit einbezogen wurde. Bei diesen baulichen Veränderungen verloren die Fenster der Kirchenschiffe, wie auch die nördlichen und südlichen Seiteneingänge, ihre gotische Form. Die ursprünglichen Spitzbögen blieben bei den Fenstern im Chor und beim Haupteingang im Westen erhalten.

Im Jahre 1727 wurde die Sakristei an den äußeren östlichen Teil des Chores angebaut, und der Turm bekam ein Zwiebeldach. Der letzte Um- bzw. Anbau der Kirche erfolgte in den Jahren 1959 / 1960. Die Sakristei wurde nach Süden erweitert. Der Vorbau zum Haupteingang; die Empore und vier von fünf Altären im Inneren wurden beseitigt. Nur der spätbarocke Marienaltar aus dem Ende des 18. Jahrhunderts an der Ostseite ist erhalten geblieben.

Der neue Hochaltar mit der barocken Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1700 erhielt seinen Standort am Eingang zum Chor. Im Chorpolykon wurde eine neue Orgel eingebaut. Die holzgeschnitzte spätgotische Mondsichelmadonna in barocker Fassung am linken Triumphbogenpfeiler (heute rechts) und die Statue des Heiligen Jakobus des Älteren, des Kirchenpatrons, an einem Chorpfeiler sind Werke aus dem 2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Beide stammen von der gleichen Hand eines unbekannten Künstlers. Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt die barocke holzgeschnitzte Figur des Heiligen Joseph am rechten Triumphbogenpfeiler.

Die barocke Pietà, die als Gnadenbild im Reich-Klara-Kloster in Mainz verehrt worden ist, wurde um 1700 gefertigt. Im Jahre 1857 kam dieses Bild der schmerzhaften Muttergottes nach Herb­stein und wurde an einem Chorpfeiler im südlichen Seitenschiff angebracht.

Ein wahres Meisterwerk ist die hochbarocke Kanzel aus der Zeit um 1700. Am Schalldeckel befindet sich das Wappen des damaligen Fürstabtes Placidus von Droste (1678 - 1700). Sie stammt aus der Werkstatt des Johann Bien in Blankenau. Die barocken Figuren der Evangelisten fertigte der Bildhauer Joachim Ulrich aus Fulda.

Die wertvollen spätgotischen Wandmalereien an der Nordseite des Chores stammen von einem unbekannten Meister, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Ein nicht alltägliches Motiv ist der drachentötende Heilige Michael mit dem Schutzmantel aus der Zeit um 1420. Aus der gleichen Zeit stammt wohl auch das untere Fresko, welches die Leidenswerkzeuge Christi darstellt.

Das Mittelteil des Freskos wurde 1682 beim Durchbruch der Arkade zerstört. Aus etwas späterer Zeit  (um 1440)stammen die beiden Wandgemälde im Langhaus, die das Antlitz Christi auf dem Schweißtuch der Heiligen. Veronika über dem Triumphbogen und die Kreuzigung Christi über einer Arkade im Mittelschiff zeigen.

Der schöne Taufstein von 1580 trägt das Meisterzeichen „AB“, das ihn als Werk des Kasseler Bildhauers Andreas Herber ausweist. Von ihm stammen auch die wertvollen Grabmale in der Lauterbacher Kirche.: Die fünf Felder tragen folgende Bildwerke: 1. Taufe Christi, 2. HI. Jakobus, 3. Wappen der Familie Milchling, 4. Wappen der Familie von Waiblingen, 5. Unter dem Fuldaer Wappen und der Jahreszahl 1580 sin d noch zwei Wappenschilder.

Um 1490 wurden die beiden holzgeschnitzten Figuren der Apostel Petrus und Paul geschaffen. Sie stammen aus der Kirche auf dem Petersberg bei Fulda und wurden 1859 von einem Wohltäter der Herbsteiner Kirche gestiftet. Sie standen bis zur Renovierung der Kirche 1959 / 1960 auf dem Hochaltar und haben jetzt einander gegenüber an den Seitenschiffwänden auf Konsolen ihren Platz gefunden. Die. beiden Gemälde mit Christus an der Martersäule und der Heiligen Katharina  - die früher dem Heiligkreuz- und dem Katharinenaltar zugehörten - hängen seit 1959 / 1960 an der Westwand der beiden Seitenschiffe. Beide haben die gleichen prächtigen, schweren Barockrahmen mit gedrehten Säulen. Das Bild der Heiligen Katharina trägt die Jahreszahl 1685, das Wappen des damaligen Fürstabtes Placidus von Droste und die Signatur E. Albin Fecit (Hofmaler in Fulda).

Das älteste Kunstwerk der Kirche, das Relief mit der Anbetung der Heiligen drei Könige ist an einem Turmpfeiler angebracht. Seine Entstehungszeit dürfte um 1380 liegen. Das Bildwerk gehörte wohl einst zu einem größeren Altarwerk, vielleicht zu dem ältesten Herbsteiner Marienaltar.

An der Nordseite der Kirche befindet sich in einer Außennische eine weitere holzgeschnitzte Pietà, die etwa um 1460 geschaffen wurde. Sehenswert sind auch die vier barocken Epitaphien in der Kirche und die zwölf Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert um die Kirche (Nachwort: Seit der Innenrenovierung 1998 sind einige Figuren und Bilder in der Kirche an anderen Plätzen aufgestellt. Andere sind noch nicht renoviert und fehlen deshalb).

 

Vom Marktplatz rechts den Postberg hinunter verläßt man den Bereich der Ringmauer. Hier stand früher das Untertor, auf dem bis 1819 der Heilige Jakobus als Beschützer der Stadt meinen Platz hatte.

Eine Frau in Herbstein  hat eine Sammlung von Puppen.

 

Anschriften:

Kurbetriebsgesellschaft Herbstein GmhH, Marktplatz 7, 36358 Herbstein, Tel.: 0 66 43 / 96 00 19 Fax: 0 66 43 / 96 00 27, eMail: info@ herbstein.de Internet: www.herbstein.de

Touristinformation: Obergasse 5, 36358 Herbstein Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 8.30 - 12.00 Uhr 14.00 - 16.00 Uhr

Fastnachtsmuseum, Amtsgasse 2, April - Oktober sonntags 16.30 - 17.30 Uhr Führungen auf Anfrage bei Josef Leister Tel. 06643/1422

Privatmuseum Ruhl, Hessenstraße 64, u. a. mit einer umfangreichen Puppensammlung,

Info und Terminvereinbarung Tel. 06643/ 15 52

Statt-Museum, Obergasse 5, Mo. - Fr. 8.30 - 12.00 Uhr, Puppenstuben aus zwei Jahrhunderten, Apothekerzimmer, Bürgermeisterzimmer, Geschichte der Auswanderbewegung, Bildstöcke und Wegkreuze der Gemarkung Herbstein.

 

Fastnacht:

Herbstein feiert die originellste und traditionsreichste Fastnacht Hessens. Hier in einer katholischen Enklave inmitten protestantischer Gebiete hat sich ein Stück Brauchtum bewahrt, das längst Gegenstand völkerkundlichen Interesses ist. Einen Springerzug mit sechs nach geheimnisvollen Riten hüpfenden „Pärchen“ - das bietet keine der bekannten Fastnachtshochburgen. Vor dem Zug marschiert der „Bajaß“. Eine auch andernorts anzutreffende Figur, in Herbstein aber mit besonders viel Narren-, weil Bewegungsfreiheit unterwegs. Gleichklang müssen dagegen die Springer wahren. Die zwölf in kurzen Lederhosen steckenden Burschen fassen sich mit nach oben gestreckten Armen an den Händen und ziehen auf Kommando die Beine bis zur Hüfte an. Beim ersten Sprung wenden sie sich einander zu, beim zweiten drehen sie sich nach außen - immer und immer wieder, bis sie am Ende des vier bis fünf Stunden dauernden Rosenmontagszuges erschöpft zu Boden sinken. Das Ende des Treibens ist offen, da die Springer rund fünfzigmal für das „Foaseltbitten“ Sondereinlagen bieten müssen. Die so beehrten Bürger zeigen sich mit Geld und Sachspenden an die „Fastnachtsvereinigung Herbstein“ erkenntlich, die sich qua Satzung verpflichtet hat, „das Faschingsbrauchtum unverfälscht und rein zu bewahren“. Vereinsheim, Kostüme, Motivwagen und das Material der kunstvollen „Fastnachtsrosen“ wollen bezahlt sein, und so müssen selbst die Springer ihre Teilnahme ersteigern. Mehrere tausend Mark kann es kosten, das erste  - das „Tiroler Pärchen“ -  bilden zu dürfen. Frauen dürfen dabei nicht mitbieten, wie es schon immer „Sitte und Brauch“ war.

Wie weit die historischen Wurzeln der Herbsteiner Fastnacht reichen, kann nur vermutet werden. Nach manchen Schätzungen soll sie schon im 13. Jahrhundert entstanden sein. Einigermaßen gesichert scheint der Tiroler Einfluß auf das hiesige Geschehen. Die Ähnlichkeit der Kostüme mit alpenländischen Verkleidungen und Trachten wird auf den nachweislichen Aufenthalt einiger Tiroler im 17. Jahrhundert zurückgeführt. Erstmals erwähnt wurde das närrische Treiben im   Jahre 1845. Damals sollen schon weitere Traditionsfiguren wie der Erbsenstrohbär als Sinnbild für das baldige Winterende oder das Siebpferdchen - eine Verhohnepipelung schneidiger Kavalleristen  - dabeigewesen sein.

Mit der „Fastnachtsverbrennung“ in der Nacht zum Aschermittwoch ist in Herbstein noch nicht alles vorbei, sondern erst am nachfolgenden „Hutzelsonntag“, wie er typisch ist für das fuldaische Land. Gegen Abend werden große Strohfeuer abgebrannt, und zum Tagesausklang gibt es gedörrte – verhutzelte – Birnen, gleichermaßen Inbegriff für das Ende des kargen Winters und den Beginn der Fastenzeit.

Doch eigentlich endet die „Foaselt“ in Herbstein nie. Im einzigen Fastnachtsmuseum Hessens hat die rührige Narrenvereinigung ihren traditionsreichsten Figuren einen Ehrenplatz eingeräumt. Alle sind sie dort versammelt, Erbsenstrohbär, Bajaß und natürlich der Springerzug. Nur „springen“ tut er dort nicht. Das gibt es bloß einmal im Jahr, am Rosenmontag zu erleben.

 

Kurbezirk nördlich der Altstadt:

Wenn man von Lanzenhain kommt, fährt man in Höhe des Nordrings schon am Südrand des Kurparks vorbei. Man fährt nach links auf die B 275 Richtung Lauterbach. Von ihr geht nach Westen eine Straße zum Kurhaus, zur „Vulkantherme“ (Wegweiser). Herbstein nennt sich stolz das „höchstgelegene Thermalbad Hessens mit der am tiefsten niedergebrachten Quellenbohrung“. In Zahlen: Die Gemeinde liegt 450 Meter über dem Meeresspiegel, und der 33,6 Grad warme Calcium-Natrium-Sulfatsprudel wurde in einer Tiefe von einem Kilometer und fünf Zentimetern angezapft. Das Werk verantwortete mit nicht unerheblichen finanziellen Risiken einer der dienstältesten Bürgermeister Hessens, Lothar Wyrtki, der 1991 nach 30 Jahren aus seinem Amt schied.

Eine geologische Karte im Eingangsbereich verdeutlicht, durch welche Gesteinsschichten man sich wühlen mußte um die Thermalquelle in tausend Meter Tiefe anzuzapfen

Kurz vor der Vulkantherme geht nach Süden die „Straße der Ehe“ ab. Dem langjährigen Stadtoberhaupt verdankt die Gemeinde auch diese Einrichtung. Aus der Anfang der sechziger Jahre geborenen Idee, jedes Brautpaar als Symbol der Treue und Beständigkeit auf Gemeindekosten drei Birken pflanzen zu lassen als Symbole für Glaube, Liebe und Hoffnung, sind unterdessen ganze „Straßen der Ehe“ mit Hunderten von Bäumen geworden, die sich als Alleen über gut einen Kilometer durch den Kurpark ziehen.

Den Park zwischen der Altstadt oben auf dem Berg und dem Thermalbad unten auf der grünen Wiese nennen die Herbsteiner mit etwas Augenzwinkern die „kleinste Bundesgartenschau Deutschlands“. Aus den Hinterlassenschaften der Frankfurter Blumenolympiade 1989 ersteigerte die Gemeinde zwölf Lastwagenladungen – von der Tulpenzwiebel bis zum kompletten Irrgarten, vom einfachen Gestühl bis zu den Kunstwerken Friedrich Deventers (Prismatischer Punkt) und Klaus Scheeles (Liebeskuppel) - und versammelte alles im Kurpark.

 

Wanderung zu den Schalksbachteichen:

Am Ende der Straße „Nordring“ am Beginn der „Lanzenhainer Straße“ fährt man im spitzen Winkel nach Norden in die Straße „Eichenröde“ und dann nach links in die „Adolph-Kolping-Straße“ zum Kolping Feriendorf. Dort kann man parken, die Weiterfahrt ist verboten (wird aber trotzdem gemacht)

Am Zaun des Feriendorfes entlang nach Westen und am Ende des Zauns mit einem Knick nach links kommt man zum Naturdenkmal Felsenruhe. Dieser Basaltdurchbruch unterteilt den Wald auf zwei Etagen Er bildet auf einer Länge von 200 Metern eine bizarre Felsenwand. Eine Bank lädt zum Verweilen auf. Aber besonders spektakulär ist die Wand nicht. Auf dem gleichen Weg geht es zurück zum Parkplatz, vorbei an vielen Grenzsteinen  von 1775, die das Fürstentum Fulda von Hessen-Darmstadt abgrenzten.

Auch nach Osten geht es auf der ehemaligen Grenze zwischen dem Fürstbistum Fulda und dem Großherzogtum Hessen Darmstadt entlang. Die 200 Jahre alten Grenzsteine flankieren den Weg bis zum Ende des Waldes. Dort steht die Kreuzkapelle, etwas weiter unten befindet sich das Caritasheim, dessen Ferienbungalows zu sehen sind.

Am Waldrand geht man nach Norden über den Schalksbach. Dort ist rechts eine Andachtstäte mit einer kleinen Darstellung der Taufe Jesu. Am Waldrand geht man dann nach Western zu den Schalksbachteichen. Das sind Fischteiche, die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt wurden. Das gesamte Gebiet (31 Hektar) ist wegen seiner seltenen Grünland- und Wasserpflanzen heute Naturschutzgebiet. Die Teiche haben eine herausragende Funktion als Rast- und Brutplatz seltener Wasservögel, als Lebensraum von Libellen, Schmetterlingen und Lurchen. Die Haubentaucher gehören zu den seltenen Wasservögeln, die sich hier heimisch fühlen.

Die Teiche befinden sich im Eigentums der Gräflich Westerholt’schen Verwaltung. Sie wurden 1994 unter Naturschutz gestellt. Die Beweidung mit Rindern ist eine wichtige Pflegemaßnahme, um die seltenen Grünlandgesellschaften zu erhalten. Für Hessen einmalig sind die Lebensgemeinschaften sommerlich trockenfallender schlammiger Teichufer (zum Teil erreicht durch künstliches Absenken des Wasserstandes) und die Borstgras-Pfeifengras-Wiesen im Umfeld des unteren Schalksbachteichs. Es kommen 345 Pflanzen vor, von denen 29 vom Aussterben bedroht sind, zum Beispiel Dreimänniger Tännel, Ei-Sumpfbinse, Wilder Reis, Färber-Scharte und Kriech-Weide. Auch für Wiesenbrüter haben die Teiche eine hohe Bedeutung. Wiesenpieper und Bekassine haben hier eine starke Brutdichte. Auch der Raubwürger brütet hier.

Eine Informationstafel am südlichen Weiher erläutert die Besonderheiten der im Rahmen des „Netzwerkes Natura 2000” der Europäischen Union geschützten Gewässer. Weil diese im Sommer trocken fallen, hat sich hier seltene Teichbodenflora angesiedelt, so daß auch viele Pflanzen geschützt sind.

Man muß nicht auch um den nördlichen Teich herumgehen, um nach Süden wieder zum Kolping-Feriendorf zu kommen. Man kann auch über den Damm des Teiches gehen, dann auf der anderen Seite ein Stück aufwärts und dann nach rechts (!) zu der geteerten Straße, die nach links wieder zum Feriendorf führt (Länge 3,8 Kilometer).

 

Historische Grenzsteine:

Die Grenzsteine am Wegesrand um Herbstein liefern Zeugnis vom Ende langjähriger Streitigkeiten zwischen der ehemaligen fuldischen Enklave Herbstein, den Riedeseln, Freiherren zu Eisenbach und dem Herzogtum Hessen-Darmstadt. Mitte des 18. Jahrhunderts. gesetzt, sind viele bis heute erhalten und am Wegesrand oder mitten in verwachsenen Lesesteinwällen zu entdecken.

Im Jahre 1665 wird in Herbstein ein Grenzgang durchgeführt,  um die Streitigkeiten mit dem Nachbarn - vornehmlich den Riedeseln - ein Ende zu bereiten. Dazu erscheinen im Auftrag des Abtes Joachim von Fulda der Notar Johann Peter Rabich, die Ältesten und der Rat der Stadt Herbstein, die Landgerichtschöffen, sowie Zeugen. Am 28. März, morgens, versammeln sich alle im Schultheißamt, und danach setzt sich der Zug der Teilnehmer samt der  „gemeinen Bürgerschaft“ mit Trommelschlag und mit dem „besten Gewehr“ zum Jakobswäldchen in Bewegung.

Der Reihe nach erwähnt das Protokoll folgende Gewannnamen: Jakobswäldchen, Heeg, Fulder Weeg, Herbsteiner Heeg, Rockies, Steimel, das Wehr, die Gretenbach, Knechtswiesen, Steinrücken, die Herbsteinische Heege in der Haingruben, Weege die nach dem Lohe gehen, Eichholtz, Hopfmannsfelder Pfad, Eichenräder Pfad, die Schnitteichen, das Floß, Kauleich, Seiften, Eichborn, die Moß, Scheichenborn, Ahrborn, Keberhennen, Mähfeld, Münchenhain, Küntzen­floß, Ellers, Küntzges Ahln, Sewbadt, Lantzenhainer Pfad, Hetzgeshain, Born an der Ilbeshäuser Mark, Burgfrieden, Born an dern Schuch, Kuntzen Wiesen, Haßel. „Über des dicken Lentzen Acker“ endet der Gang des ersten Tages. Am 29. März erscheinen an dieser Stelle auch die Ilbeshäuser Landgerichtsschöffen.

Das Vorgefecht beginnt schon 1670. Die Streitenden sind Herbstein und die Riedesel. Der Grenzgang von 1665 dient noch der allgemeinen Klärung. Im Jahre 1688 schon verhandeln nicht mehr die beiden Amtschultheißen in Herbstein und Lauterbach, jetzt heißt es Lanzenhain contra Herbstein. Etappen in dem Kampf sind die Jahre 1702, wo man mit den Ilbeshäusern einig wird, 1709 mit einer Reihe von Vernehmungen, 1726 mit einem lahmen Urteil, das eine Verschiebung des Endurteils auf unbestimmte Zeit bedeutete. Im Jahre 1734 wird Lanzenhain die Koppelhut auf dem sogenannten Burgfrieden solange zugestanden, bis Herbstein im Prozeß ein anderes dargetan habe.

Im Jahre 1735 kommt ein sogenannter Verpflöckungsrezeß zustande, der die Grenzen zwischen Riedesel und Herbstein festlegt. Alles was zum Gerichte Engelrod gehört, also auch Lanzenhain ist in die Verpflöckung als Vorbereitung zu der späteren Aussteinung einbegriffen. Die Steine werden 1775 gesetzt. Es sind die bekannten heute noch vorhandenen. Im Jahre 1780 wird der Grenz-Executions-Rezeß unterschrieben. Im Jahre 1793 machte Lanzenhain erneut Ansprüche gel­tend, da es 1753 nicht um seine Zustimmung gefragt worden wäre. Die Riedesel als Landesherren hätten keine Lanzenhainer Rechte vergeben dürfen.

Der Prozeß dauerte bis 1816 und endete mit einem Vergleich. Für entgangenen Nutzen hatte Lanzenhain 76.026 Gulden verlangt, wobei die Rückerstattung von Pfändungswerten und Prozeßkosten nicht einbegriffen war. Durch den Vergleich ging etwa ein Drittel der Koppelhut in Lanzenhainer Besitz. Die Entschädigungssumme, die Herbstein zu zahlen hatte, wurde auf 6.200 Gulden festgesetzt. Von der 275 Mitglieder zählenden Bürgerschaft unterschrieben 200 den verlangten Schuldschein, der eine Zahlung der 6.200 Gulden in sechs Raten vorsah. Bemerkenswert ist, daß nur acht von diesen nicht imstande waren, ihren Namen zu schreiben, für die damalige Zeit ein ganz beachtliches Zeichen.

Seit der Zugehörigkeit der Stadt Herbstein zu Hessen Darmstadt 1810 und auch seit der Gebietsreform von 1971 haben die historischen Grenzen nur noch untergeordnete Bedeutung, zumal viele Grenzführungen im Laufe der Zeit vereinfacht worden sind. Trotzdem gibt es sie noch die steinernen Dokumente entlang der alten Grenze. Bei einem Grenzrundgang im Jahre 1998 wurden bis zu 150 Steine gezählt, die in den unterschiedlichsten Positionen zu finden sind. Am zahlreichsten sind sie in den Buchenwäldern Richtung Eichenrod zu finden, sowie im Bereich der Burgfriede Richtung Lanzenhain. Dazwischen liegt das Münchenhain, die als Herbsteiner Flur weit in das Lanzenhainer Gebiet hineinreicht. Besonders gezackt gestaltet sich die ehemalige Grenze im Gebiet der Koppelhuthe - ein Ergebnis der Jahrhunderte langen Grenzstreitigkeiten. Eine größere Anzahl von Grenzsteinen in Reih und Glied findet man auch in den Waldgebieten am Steimel. Manche liegen um oder sind abgebrochen.

Es fällt auf, daß Steine in offener Feldflur (Weiden, Wiesen und Äcker) fast völlig verschwunden sind - teilweise eine Folge der zunehmenden Industrialisierung der landwirtschaftlichen Arbeiten. Interessant ist, daß man die Grenze in vielen Abschnitten durch die vorgefundene Landschafts- und Bewuchsformation noch erahnen kann: Meist besteht ein etwa ein Meter breiter wilder Heckenknick, Lesesteinwall, Weg oder Bachlauf. Und tatsächlich lehnen sich die ältesten Grenzen hauptsächlich an Wasserläufe. Wald- und Wiesenränder und Bergkuppen. Heute gilt es, die verbliebenen Grenzsteine auf ihrem alten Ort zu sichern und als Kleindenkmale in die Denkmaltopographie des Vogelsbergkreises mit aufzunehmen, denn sie sind Zeugen der geschichtlichen Entwicklung der Stadt Herbstein.

Allerdings gibt es kaum ein offeneres, und damit auch gefährdeteres Denkmal wie die aus Sandstein gehauenen Grenzsteine! Die Steine in diesen Dickichten selbst zu entdecken und nebenbei interessante Geschichten über Grenzen im Allgemeinen zu erfahren, dazu lockt der etwa vier Kilometer lange Grenzgang am „Tag des offenen Denkmals“, für den der Museums-, Geschichts- und Kulturverein Herbstein den ehemaligen Landvermesser Helmut Volz aus Fulda gewinnen konnte.                

 

Felsentour Herbstein:

Felsbrocken in allen Größen sind das Leitthema dieser Tour: zu Basalt erstarrte Lava -Zeugnis des lange erloschenen Vulkans. Der Weg erschließt drei große Basaltdurchbrüche. Dazwischen gibt es liebliche Wiesenlandschaften, kleine Seen und schöne Ausblicke sowie geschichtsträchtige Grenzsteine am Wegesrand. Viele naturbelassene Wege sowie Feldwege kennzeichnen diese Tour, die mit 300 Höhenmetern leicht zu laufen ist. Eine Übersichtskarte hängt am Kolping-Feriendorf.

Die Wanderung zu besonderen Gesteinsformationen führt zunächst um die Schalksbachteiche herum und dann  nach Westen durch den  „Heiligenwald“ und - flankiert von Lesesteinwällen und Gehölzriegeln -  durch den lieblichen Seifengrund weiter im Süden.

Hier kann man eine Abkürzung gehen: Am Waldrand des „Hochholz“ zweigt ein Feldweg nach links ab. Auf diesem gelangt man nach etwa 600 Metern auf den Höhenweg hinter dem Birkenhof. Über diese kleine Spange läßt sich der Weg für Kurzwanderer in zwei kleinere Runden teilen und entsprechend in zwei Etappen (12,8 und 7,6 Kilometer) laufen.

Im harmonischen Wechsel von Wald- und Wiesenlandschaften geht es dann zum 570 Meter hohen „Diebstein"), einem Basaltdurchbruch,  der höchsten Stelle der Tour, westlich von Lanzenhain. Der Pfad verläuft unterhalb der eindrucksvollen Felsenformation.

Von da aus führt ein Feldweg quer durch Lanzenhain, einem typischen Vogelsbergdorf, mit liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern und einem Bach mitten im Ortskern. Östlich von Lanzenhain geht es dann in einen Buchenmischwald, durchsetzt von Basaltblöcken. Stellenweise ein richtiger Urwald, in dem auch umgestürzte Bäume ihre letzte Ruhe finden, langsam mit Pflanzen überwuchern und seltenen Tier- und Pflanzenarten Nahrung bieten. In seinem Zentrum befindet sich der „Burgfrieden“, direkt östlich von Lanzenhain, eine weitere mächtige Basaltformation, umgeben von einem Basalt-Blockmeer. Er vermittelt aufgrund der vermoosten Felsbrocken an abfallenden Waldhängen einen gespenstigen Eindruck

Der Rückweg führt zunächst zur Wolfsmühle im Norden, durch eine kleinräumige Wiesenlandschaft. Auf der Landstraße geht es ein Stück nach Osten und dann wieder nach Norden, vorbei an einem Teich, durch eine lange Allee erhabener alter Linden („Lindenallee“) und über Wege mit herrlichen Aussichten auf die charakteristische Silhouette von Herbstein, das auf einem ehemaligen Vulkanschlot thront.

Ein Erlebnis ist die Querung eines quirligen Wiesenbaches, dem Eichhölzchen-Wasser im As­pert­zer Grund. Nach der Schneeschmelze braucht man für die Furt lange Beine, oder man muß ein Weilchen nach einer guten Übergangsstelle Ausschau halten.

Das letzte Highlight ist der Basaltdurchbruch „Felsenruhe“ (Auf der Karte als „ND“ gekennzeichnet). Er bildet eine riesige Stufe im Wald. Der Basalt ist hier in kompakten großen Felsen erstarrt, die durch die Erosion abgeschliffen und gerundet wurden. Dann geht es über den Grenzweg wieder zum Ausgangsort am Kolping-Feriendorf.

 

 

Ilbeshausen-Hochwaldhausen - Schwarzbachtal

Der Luftkurort Ilbeshausen-Hochwaldhausen gehört zur Gemeinde Grebenhain. Das etwa 1.000 Jahre alte Dorf Ilbeshausen bildet mit dem erst hundertjährigen, westlich gelegenen Hochwaldhausen, eine zusammengewachsene Einheit.

Im Jahre 1903 wurde das Areal für den zukünftigen Kurort Hochwaldhausen von Jean Berlit, dem Badedirektor aus Bad Salzschlirf, erworben. Durch eine neue Bahnverbindung war die Oberwaldregion seit einiger Zeit gut erreichbar. In Erwartung vieler Gäste wurde bald darauf das damals prächtige Hotel „Felsenmeer“ an der Hauptstraße errichtet.

Nicht nur Patienten aus Bad Salzschlirf kamen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in den Oberwald, sondern auch Prominente. Die Geschwister Klaus und Erika Mann verbrachten einige Monate ihrer Schulzeit in der Bergschule von Hochwaldhausen, einem Landerziehungsheim mit reformpädagogischen Ansatz.

Rund zehn Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges begann mit dem Bau eines Genesungsheims der AOK eine zweite Blütezeit Hochwaldhausens. Die Vogelsbergbahn brachte zahlreiche Feriengäste und  im Winter Skifahrer. Viele im Ort erinnern sich noch, wo später der Skilift durch den Wald hinauf führte. Ältere Karten weisen südlich von Ilbeshausen ein Skigelände am Hegholz unterhalb des 555 Meter hohen Kleekopfes aus.

Im Jahr 1963 ersetzte man das Naturschwimmbad am Haselbach durch ein modernes Freibad nahe des Kurparks, um den Status „Luftkurort“ zu erhalten. Im großen Kurpark nordöstlich der Gaststätte Felsenmeer wurden zur Erbauung der Besucher neben einem Tiergehege eine Minigolf- und eine Kneipp-Anlage wie auch ein Info-Haus errichtet.

Das Genesungsheim wurde 1989 von der Vogelsberg-Klinik übernommen, die das Haus am Waldrand zu einem schmucken 200-Betten-Komplex für Reha-Behandlungen ausbaute. Hier werden Menschen mit psychischen Schäden behandelt.

Für die Gäste und Besucher im Oberwald wurden viele Spazier- und Rundwanderwege angelegt. Übersichtstafeln zeigen die Rundwege, auch Wegweiser sind vorhanden und viele Ruhebänke.

 

Ausgangspunkt ist der Parkplatz Felsenmeer in Hochwaldhausen, den man erreicht, wenn man an der Gaststätte „Felsenmeer“ in Richtung Vogelsbergklinik fährt und dann am Ende der Klinik rechts parkt (ehe der offene Graben beginnt). Hier beginnt auch der Wanderweg über die Flößerhütte und die Lauterbacher Hütte zum acht Kilometer entfernten Hoherods­kopf.

Man geht zunächst die Rundwege 1 und 2 hinauf. An einer Schutzhütte biegt der Rundweg 1 nach links ab. Man geht weiter bergauf bis zu einer Kreuzung mehrerer Wege (Der Wegweiser „Burg“ ist allerdings falsch, er müßte umgedreht sein, denn die Burg liegt westlich). Dort folgt man dem mittleren Weg, der zu den „Spitzen Steine“ führt. Diese bestehen aus mehreren langgezogenen Basaltfelsen, den Überresten eines Vulkankraters, der allerdings nur zur Hälfte erhalten ist.

Zwischen den Steinen geht man hindurch und rechts abwärts. Man quert einen Forstweg und etwas weiter unten geht links ein Weg ab zum Nonnenstein. Dorthin macht man einen Abstecher von etwa 300 Meter Länge. Die Sage erzählt: Osimunde, eine leidenschaftliche Jägerin, wurde hier von einem Jüngling, dessen Liebe sie verschmähte, ermordet. Als dieser als alter Mann an die Stätte seiner Untat zurückkehrte, um Buße zu tun, fand er die Leiche der Osi­munde unter dichten Dornenhecken genauso vor, wie er sie nach seiner Untat verlassen hatte. Er beichtete sein Verbrechen und stellte sich dem Richter. Die Menschen konnten sich von dem Wunder, das hier geschehen war, überzeugen. Es wurde ein Nonnenkloster errichtet, und die Nonnen erhielten das Recht, im Oberwald die Jagd auszuüben. Die Delle im Stein bezeichnet noch die Stelle, wo das Haupt der Osimunde ruhte.

 

Wieder auf dem breiten Weg geht es weiter hinunter, bis man links die hoch aufragende Teufelskanzel stehen sieht, von der einst der Teufel gepredigt haben soll. Im Wald zeugen überall Basaltmassive und einzelne Basalblöcke von der einstigen vulkanischen Tätigkeit.

Unten trifft man auf den Weg, der westlich des Schwarzbachs durch das Tal führt. Man geht ihn links hinauf und kommt an einer  Informationstafel (links) vorbei, wo man gut die Verwitterung der Steine beobachten kann. Der Weg führt dann wieder abwärts zu einer Stelle, wo sich mehrere Weg treffen: Links geht es auf der Grenzschneise zur Herchenhainer Höhe, gerade aus zum Hoherodskopf.

Man wählt den Weg nach rechts über den Schwarzbach, gekennzeichnet mit R 4. Gleich rechts steht eine Schutzhütte. Nachdem rechts ein Weg nach Hochwaldhausen abgegangen ist, zeigt links ein Wegweiser zum Teufelsstein und zu den Uhuklippen. Der Teufelsstein ist bald erreicht. Er ist eher ein steinerner Tisch mit steinernen Sitze (und einer Holzbank). Dort, so wird erzählt, soll der Teufel Waldarbeitern ihr letztes Geld beim Kartenspiel abgewonnen haben. Man geht ein ganzes  Stück noch weiter zu dem Naturdenkmal Uhuklippen, eine der größten Basaltformationen der Region, eine verwitterten Vulkanspalte. Auf der linken Seite  soll der Kopf eines Riesen versteinert sein, wer genau hinschaut, kann ihn erkennen.

Ein Stück hinter den Uhuklippen geht es rechts steil bergab. Man kreuzt einen Forstweg und geht noch weiter nach unten.  Dort geht es rechts ab.  Am nächsten Weg nach links sieht man schon die Häuser der Straße „Lärchentor“. Man geht aber geradeaus bis zur Vogelsbergklinik, die man links umrundet.

 

Mit dieser Wanderung hat man aber erst einen kleinen Teil des Schwarzbachtals erkundet.

Man kann aber auch am Übergang über den Schwarzbach weiter nach oben gehen. Dann kommt man zum Ludwigsteich und noch ein ganzes Stück weiter oben zur von Süd nach Nord ziehenden breiten Oberwaldschneise. Auf ihr geht es nach links bis zu einer Gabelung, wo sie wiederum links weiter geht. Der nächste breite Weg nach links ist die Burgschneise.  Sie führt über die Ludwigschneise zu der Felsformation Burg. Hier hat der schützende Wald das Abtragen der eindrucksvollen Felsen verhindert. An der Grenzschneise geht es dann nach links und zum Übergang über den Schwarzbach.

 

Mit dem Auto fährt man dann noch in den Ortsteil Ilbeshausen. Dort geht südlich von der Durchgangsstraße Hindenburgstraße der Mühlweg ab. Rechts steht die Teufelsmühle, ein schöner Fachwerkbau, an dem auch noch das Mühlrad in Betrieb ist.

Die Sage von der Teufelsmühle „Der Müller wollte die Mühle hauen und hatte kein Geld. Nachdenklich ging er im Oberwald spazieren. Da begegnete ihm ein fremder Mann. Sie kamen ins Gespräch, und der Fremde fragte, warum der Müller so nachdenklich sei. Der Müller vertraute seine Sorgen dem freundlichen Wanderer an, und dieser versprach, ihm das Geld zu besorgen. Der Müller war hocherfreut, und jeder ging seines Weges.

Beim Weggehen lief dem Müller auf, daß der Fremde einen Pferdefuß hatte. Nun wußte er, mit wem er es zu tun hatte. Nach einiger Zeit sollte der Müller einen Teil des Geldes zurückzahlen, er hatte aber keins, und der Bau des Hauses war auch noch nicht weit fortgeschritten. So kam es zwischen den beiden zu einer Wette. Jeder wollte einen Giebel bauen, und wer am ersten fertig war, hatte gewonnen.

Der Teufel nahm den unteren Giebel, der Müller den oberen. Als beide fertig waren, sahen sie, der Teufel hatte schneller und auch schöner gebaut. Der untere Giebel ist mit kunstvollem Fachwerk versehen, und oben in der Dachspitze sind vier blinde Fenster, durch diese ist der Teufel ein- und ausgefahren. Wenn Sie zur Teufelsmühle kommen, eines dieser Fenster ist immer geöffnet“.

Somit hatte der Teufel die Wette gewonnen, der Müller zitterte um sein Leben. Die Sage berichtet, der Teufel zerriß den Müller in den Lütten über dem Crainfelder Feld. Seit dieser Zeit heißt die Hansenmühle „Teufelsmühle“. Im Dorf ist die alte Bezeichnung „Hansemellersch“ geblieben. Die Teufelsmühle ist weit bekannt, und es wäre schön, wenn die alte Mär einmal wieder bekannt würde.

 

Hintersteinau:

Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 164.

 

Wächtersbach Kulturwanderweg I nach Wittgenborn

Der Kulturwanderweg ist etwa 16 Kilometer lang und verläuft in einer Höhe zwischen 160 und 390 Meter. Er ist markiert mit dem Zeichen des Wächersbacher Krugs. Start und Ziel ist der Marktplatz von Wächtersbach. Von hier führt der Weg zum Schloß und durch den Schloßpark. Zur  Stadt  Wächtersbach siehe „Spessart, Kinzig unten“

 

Schloß Wächtersbach:

Eine Reihe von Orten an „des Reiches Straße“, die einst das Kinzigtal durchzog, hat geschichtliche Bedeutung erlangt. Nicht so Wächtersbach, wo der Handels­strom weiter östlich vorbeizog. Seine Aufgabe war aber die Überwachung des Büdinger Waldes. Zu diesem Zweck wurde Ende des 12. Jahrhunderts eine Wasserburg erbaut. Die staufische Jagd- und Sicherungsburg ließ die Kaiser Friedrich I. Barbarossa errichten und vergab sie als Reichslehen an die Herren von Büdingen, von Trimberg und von Ysenburg. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1236 durch seinen Enkel. Zeitweilig war sie Sitz des Forstmeisters des Büdinger Waldes. Bereits 100 Jahre später war daraus eine wehrfähige Wasserburg entstanden, die bis Anfang des 19. Jahrhunderts bestand.

Im Jahre 1458 wurde den Ysenburgern die Burg als alleinigen Besitzern zuer­kannt. Im Jahre 1480 entstand das Burg‑Schloß mit vier Rundtürmen, von der alten Burganlage ist jedoch nichts erhalten geblie­ben. Im Jahre 1522 bezog Graf  Anton das Gebäude und verschönerte es. Der Nord­flügel und der Turmanbau von der Westseite wurden von 1522 ‑ 1539 errichtet und  Baumeister Asmus schuf weitere Anbauten. Um das Jahr 1650 erhielt das Schloß seine dreistöckige Gestalt. Seit 1685 ist sie Sitz der Grafen von Ysenburg-Wächtersbach. Im Jahre 1687 wurde der Besitz des Büdinger Stammteiles unter die vier Söhne des Grafen Johann Ernst aufgeteilt, und es entstand die Linie Ysenburg-Wächtersbach. Wächtersbach wurde somit Residenzstadt.

Vom Marktplatz aus sieht man zuerst auf der linken Seite den Prinzessinnen‑Bau von 1750, verbunden mit dem gräflichen Marstall von 1718. Nördlich davon stehen das ehemalige Sudhaus der Brauerei von 1959 und der Kammerbau (Rentkammer), erbaut 1735 ‑ 1736. Rechts ist das eigentliche Schloß, wie es seit Anfang des 19. Jahrhunderts aussieht. Mehrere Umbauten folgten, bis das Schloß zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor knapp 200 Jahren seine heutige Form einer geschlossenen Vierflügelanlage erhielt. Im Jahre 1875 wurde der Bau des Treppenturmes im Hof, unter Verwendung eines Portals der Ronneburg, begonnen.

Nach dem Erlöschen der Meerholzer Linie der Grafen von Ysenburg im Jahre 1929 erhielt der damals in Wächtersbach regierende Fürst Friedrich Wilhelm zwei Fünftel  dieses Besitzes. Da sein einziger Sohn noch vor ihm starb, ging der Besitz an seinen Enkel Otto Friedrich über. Drei Jahre später adoptierte Fürst Karl von der Büdinger Linie der Ysenburger seinen Neffen Otto Friedrich in Wächtersbach, der Besitzer des Wächtersbacher Schlosses wurde. Heute wohnt hier S. D. Fürst Wolfgang zu Ysenburg-Büdingen. Das Schloß kann nicht besichtigt werden. Es war einmal Ausbildungsstätte des Deutschen Entwicklungsdienstes ist, steht aber heute leer  und ist von Weinranken eingewachsen.

Das Schloß wird von einem großen Park umgeben, in dem sich auch ein Teich befindet. Er wurde ab 1840 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Bodenbender als englischer Landschaftspark gestaltet. Ein Baumlehrpfad führt unter anderem zu exotischen, etwa 160 Jahre alten Bäumen, die noch aus der Planungszeit des Parks stammen (Gingko, Tulpenbaum, u.a.). Fast am Ende des Parks stehen links im Brauereigelände zwei etwa 50 Jahre alte Riesen-Mammut­bäume, Zypressen und ein Urweltmammutbaum, die alle aus einer Versuchspflanzung stammen. Am Ende des Parks biegt der Weg nach rechts ab und dann gleich wieder nach links.

 

Steinbruch:

Aus diesem Buntsandsteinbruch stammt das Baumaterial für viele alte Gebäude in Wächtersbach. Es handelt sich um Buntsandstein der sogenannten Sollingfolge, zu erkennen durch die helle Gesteinsfarbe, grobe Körnung und eine Anteil an weißlichen Kieselsteinen. Nach einiger Zeit geht es nach rechts in den Teufelsgraben

 

Gesteinsgrenze:

Buntsandstein ist eines der Hauptgesteine unserer Region. Seine Entstehung begann vor etwa 240 Millionen Jahren. Auch der Sockel des Vogelsbergs besteht aus Buntsandstein. Während des Vogelsberg-Vulkanismus (Beginn vor 23 Millionen Jahren, Ende vor 7 Millionen Jahren) ergoß sich der Gesteinsbrei über das Land und türmte den Vogelsberg auf. Der Basalt-Kegel war entstanden. Im Laufe der Zeit wurde an den Talrändern der Buntsandstein durch Verwitterung und Abtragung wieder freigesetzt. Ab dieser Gesteinsgrenze befindet sich bergauf nur noch Basaltgestein. Wenn man aus dem Wald heraustritt, kann man schon die ersten Häuser von Wittgenborn sehen. Der Weg führt über den Hollerstrauchweg und an der Kirche vorbei zum Töpfermuseum und  zum Dorfgemeinschaftshaus am Dorfplatz.

 

Töpfermuseum in Wittgenborn:

Das Töpferhandwerk wurde 1572  in dieser Region erstmals urkundlich erwähnt. Es ist überliefert, daß der Ton eine gute Qualität hatte. Tongruben gab es am Ortsrand. Der heutige Weiher des Angelsportvereins gegenüber der Kartbahn war in früherer Zeit eine Tongrube. Der Wald lieferte das Holz für die Brennöfen, und so prägte die Töpferei in Wittgenborn über Jahrhunderte das Dorfleben.

Um 1850 gab es in Wittgenborn 101 Häuser, in 99 davon wurde getöpfert. Starke Konkurrenz war natürlich die 1832 eröffnete Wächtersbacher Steingutfabrik, heute in Schlierbach ansässig, die erstmals mit Gießformen arbeitete und so Gebrauchsgegenstände aus Ton industriell herstellen konnte.

Dennoch blieben um 1900 Wittgenborn und das Töpferhandwerk eng miteinander verbunden. Doch der Wandel der Zeit verschonte auch die Töpfereien nicht, Plastik löste bald die schweren Keramikarbeiten ab, und der allgemeine Trend ging hin zu leichtem Geschirr und gefälligem Design. Ende der sechziger Jahre erlebte die Keramik dann noch einmal einen Aufschwung, war hoch angesehen und fand auch im Bereich von Geschirr und Gebrauchsgegenständen ihre Liebhaber, Käufer und Sammler.

Neben dem Dorfgemeinschaftshaus wurde im renovierten alten Backhaus das Töpfermuseum eingerichtet mit Exponaten, welche die Bandbreite der Töpfergeschichte und der Produkte aufzeigen. Auch alte Feuerwehrgerätschaften haben im alten Backhaus ihre Bleibe gefunden.

 

Weiherhof:

Nördlich des Dorfs liegt der große Weiher. Wem es nach einem kühlen Bad gelüstet, dem sei ein Abstecher zum Weiherhof-See empfohlen. Der kleine, von Schilf umsäumte Teich auf der Wittgenborner Platte ist kein Badesee, aber gegen ein kurzes Bad gibt es keine Einwände.

Östlich des Sees  liegt ein Naturschutzgebiet (Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 167).

 

Ortslage:

Man kann dann noch im Gasthaus „Bergeshöh“ an der Waldensberger Straße einkehren (nur beschränkte Öffnungszeiten). Man geht dann direkt auf der Waldensberger Straße weiter und folgt nicht den verschlungenen Wegen des Kulturwanderwegs. Am Ende des Ortes geht nach links der frühere Bornring ab, heute Fritz-Sterl-Weg. Der Maler lernte, lebte und arbeite in dem Haus Ecke Waldensberg Straß / Sterlweg. Der Weg führt zum Dorfweiher.

 

Dorfweiher von Wittgenborn:

Um das Jahr 1620 wurde der Dorfweiher angelegt. Der speziell für solche Gewässer zuständige Berufsstand nannte sich „Seegräber“.  Eine natürliche Senke  und mehrere Quellen sowie eine Wasser absperrende Lehmschicht haben das Anlegen begünstigt. Bis 1953 wurde der Weiher von der Fürstlichen Verwaltung (Fürst zu Ysenburg und Büdingen) zur Fischzucht genutzt, danach als Badeweiher. Heute dient er Angelervereinen wieder zur Fischzucht. Dann geht es noch durch das Neubaugebiet am südlichen Ende des Dorfes, etwas kompliziert, aber gut markiert. Man trifft schließlich auf die Straße nach Wächtersbach und geht dort auf dem Waldweg weiter. Rechts ist dann die Stelle durch eine Hinweistafel markiert, wo der Weg zum Stolleneingang führt.

 

Braunkohlengrube „Winterfreude“:

Von 1907 bis 1929 wurde hier unter Tage Braunkohle abgebaut. Bis zu 60.000 Tonen wurden jährlich an die Industrie im Rhein-Main-Gebiet verkauft.  Arbeiter aus der näheren Umgebung schlugen die Kohle und förderten sie mit Loren aus dem Berg. Bis zu 100 Mitarbeiter, meist aus der näheren Umgebung, wurden hier beschäftigt. Mit einer Drahtseilbahn, der sogenannten „Eselsbahn“,  wurde die Kohlen nach Wächtersbach gebracht und von dort mit der Bahn weitertransportiert. Der Stolleneingang und eine Abraumhalde sind noch zu sehen.   Bei den Hügeln in der Nähe des Stolleneingangs handelt es sich um Abraumhalden aus dieser Zeit. Im Jahre 1926 wurde die Grube geschlossen, denn letztlich setzte sich die Kohle aus dem Ruhrgebiet gegenüber der Braunkohle mit ihrem geringen Heizwert und hohem Schadstoffgehalt durch.

 

Versteinerter Meeresboden, Muschelkalk:

Etwa 300 Meter südlich des Stolleneingangs (wo der Weg nach links knickt) steht man auf versteinertem Boden eines urzeitlichen Meeres, des sogenannten Muschelkalkmeeres. Es bedeckte vor etwa 220 Jahren die Buntsandsteinlandschaft auch in unserer Heimat. Seine Ablagerungen verfestigten sich zu hartem Kalkgestein. Davon sind bis heute Reste erhalten. Der Weg wendet sich jetzt mehrfach hin und her, ist aber gut markiert.

Buntsandsteinfelsblö>Fundamente der Seilbahn des Basaltwerks:

Hier ist eine Hinweistafel angebracht. Vom Steinbruch in Breitenborn wurde der Basalt bis 1979 mit einer Seilbahn nach Wächtersbach zum Verarbeiten transportiert. Anschließend erfolgte die Verladung per Bahn. Noch heute zeigt die Schneise durch den Wald deren Verlauf. Sie konnte bis zu 3.000 Tonnen pro Tag über eine Entfernung von 6,5 Kilometer transportieren. Etliche Stützen und zwei Ausgleichspannwerke waren nötig, um die Strecke von etwa 6,5 Kilometer Länge zu überwinden. Im Jahre 1906 wurde die Seilbahn erbaut und bis 1979 von der Mitteldeutschen Hartstein Industrie, heute Vereinigte Hartsteinwerke GmbH, betrieben. Am 5. August 1981 wurde die Schutzbrücke der Seilbahn an der Gelnhäuser Straße (in Höhe der Einmündung der Basaltstraße) abgerissen. Sie diente als Schutz vor herabfallenden Steinen aus den Loren. Noch heute wird im Werk in Breitenborn Basalt abgebaut, aber jetzt mit Lastwagen transportiert.

Nach einer Spitzkehre nach links tauchen bald die ersten Gartenhütten auf. An einer Hütte stehen Grabschilder mit lustigen Sprüchen wie diesen:.

Hast du mit dem Nachbarn Streit, wünsch ihn in die Ewigkeit.

Hier liegen meine Gebeine, ich wünscht, es wären deine.

Arbeite und bete und sei nicht faul, bezahl deine Steuer und halts’s Maul.

Hier ruht der Chirurg Dokter Frumm, die er operierte rundherum.

Alle Leute müssen sterben, nur der alte Glaser nicht, er besteht aus Kitt und Scherben, und die frißt der Teufel nicht.

Hier ruhen unter Schnee und Eis ein toter Bayer und ein Preiß. Bet für den Bayer, Wandersmann, der Preiß, der geht dich gar nichts an. Doch wenn du bittest, bete leis, sonst wacht er wieder auf, der Preiß.

Vorne Weh und hinten Ach, so ist unser Wächtersbach. Die Schoppesänger.

 Erst danach kommt die Florianhütte.

 

Florianhütte:

Die Grillhütte wurde 1976 von der Wächtersbacher Feuerwehr gebaut.  Vereine und Privatpersonen können sie bei der Feuerwehr anmieten. Ihre offene Bauweise kann auch dem Wanderer als Schutzhütte dienen. Danach kommt man ins Freie und hat einen schönen Blick auf die Altstadt von Wächtersbach. Nach rechts geht es steil hinunter zur Kirche.

 

Evangelische Kirche

Die Kirche entstand in drei Bauabschnitten:

1. Im Jahre 1354 als einschiffige gotische Marienkapelle ohne Turm und Querschiff. Sie wurde von Kon­rad von Trimberg 1354 errichtet und war der heiligen Maria gewidmet. Von dem ehemaligen Bau des 14. Jahrhunderts sind der westliche Teil des Schiffes und der dreiseitige Chor erhalten.

2. Im Jahre 1514 (Zahl am Turm) folgte der Turm als Wachtturm neben der Stadtmauer gelegen. Er erhielt 1702 seine markante helmförmige Bede­ckung.

3. Die heutige Kirche ist ein einfacher Hallenbau. Im Kircheninneren befinden sich die Kanzel (wahrscheinlich aus dem Jahre 1650) und Doppelemporen, die 1664  ‑ 1702 eingebaut wurden. Im Jahre 1702 wurden die Wände des Chores nie­dergelegt und nach Norden und Süden zwei Flügel angebaut, so daß ein großes Querschiff entstand. Dadurch gewann man Platz für die Herrschaftslogen und für einen Unterrichtsraum für die Lateinschule. Diese erstreckte sich auch auf die oberste südliche Empore und bestand bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1902 wurden die zwei querhausartigen Flügel und östlich vorgelagerten, nebenchor­artig wirkenden Treppenhäuser als Zugang zur Chorloge sowie des Aufbaues eines Fachwerkgiebels quer über dem Chor erweitert.

Die Ausmalung im Inneren entstand 1938 nach Entwürfen des Frankfurter Kirchenmalers Gottfried Hubel. Im Altarraum befinden sich bunte Kirchenfenster, die aus dem vorigen Jahrhundert stammen. In dem Gotteshaus steht eine Orgel der Firma. Ratzmann (Gelnhausen) aus dem Jahre 1851. Eine neue Orgel soll frühestens Ende 2003 auf der Haupt­empore ihren Platz finden.

Bei Renovierungsarbeiten im Jahre 2002 wurde die Ruhestätte der Maria Albertina von Ysenburg‑Wächtersbach vom 29. November 1711 wiederentdeckt. Die im Alter von 48 Jahren verstor­bene Maria‑Albertina aus der Linie derer von Sayn-­Wittgenstein war verheiratet mit Ferdinand‑Maximilian (1661 ‑ 1703). Aus der Ehe er­wuchs die spätere Wächtersbacher Fürstenlinie. Immerhin 14 Kinder hatte das Ehe­paar gezeugt, von denen allerdings beim Tod der Gräfin nur noch vier lebten. Als einziges Grab aus der Familie war das der Gräfin bei früheren Umbauten unangetastet geblieben und zuletzt unter Holzbohlen und fest installierten Bänken in Vergessenheit geraten. Die Konturen waren klar erkennbar, Wappen und Inschrift mü­helos zu entziffern. Denkmalpfleger Jürgen Ackermann wollte die Platte möglichst gut sichtbar im Bereich des Altarraums aufgestellt wissen, sie wurde aber wieder in den Boden verlegt.

 

Wächtersbach Kulturweg 2

Von der 16 Kilometer langen Route 1 zweigt in Wittgenborn die elf Kilometer umfassende Route 2 nach Waldensberg und Leisenwald ab. Diese drei Wächtersbacher Stadtteile liegen auf der sogenannten „Spielberger Platte“ auf einer Höhe zwischen 350 Meter und 390 Meter und bieten herrliche Ausblicke in den Vogelsberg und teilweise bis in die Rhön.

 

Sehenswertes entlang der Stre>Von Wittgenborn führt der Weg nach Waldensberg. Linker Hand liegt der malerische Erlenwiesenweiher. Mit seiner Fläche von etwa 7 Hektar ist er ein ausgezeichnetes Anglerrevier und ist mit einheimischen Fischen von „A – Z“, von Aal bis Zander, besetzt. Er wurde etwa um1600 von den Ysenburger Grafen mit anderen Fisch- und Laichweihern in dieser Gegend

angelegt. Es geht vorbei am „Großen Weiher“ mit seiner insgesamt etwa 19 Hektar großen Fläche und dem Weiherhof. Der Weiherhof war ein herrschaftlicher Gutshof in der Grafschaft Ysenburg - Wächtersbach und erhielt seinen Namen vom angrenzenden Fischweiher. Das älteste Dokument über den Gutshof stammt von 1683. Über die Jahrhunderte wurde der Weiherhof verschiedenartig genutzt, von der Acker- und Viehwirtschaft über eine große Weberei bis hin zur Pferdezucht. Er befindet sich heute weiterhin in Privatbesitz.

 

Einen Abstecher wert: Basaltsteinbruch

Etwa zwei Kilometerwestlich vom Großen Weiher befindet sich im „Büdinger Wald“ ein Basaltsteinbruch. Vom Stolberg-Ysenburg-Weg des Vogelsberger Höhen-Clubs, gekennzeichnet mit zwei waagerechten Balken, bieten sich imposante Einblicke auf Basaltbrüche und verschiedene Seen. Riesige Felsen sind am Wegesrand zu bestaunen.

 

Fürstengräber

Wer von Waldensberg oder Leisenwald der Reffestrasse nach Vonhausen folgt, gelangt nach etwa drei Kilometern zu den Fürstengräbern. Hier befinden sich die Ruhestätten von Fürst Otto Friedrich zu Ysenburg und Büdingen, gestorben 1990, seiner Gemahlin, der Fürstin Felizitas zu Ysenburg und Büdingen, Prinzessin Reus, gestorben 1989, von zweien ihrer Söhne, sowie von Prinz Welf Heinrich von Hannover, Großbritannien und Irland, ein naher Verwandter des Fürstenhauses.

Hungersteine und Hungerpyramide

Sie liegt in der „Erlenau“ etwa zwei Kilometer südwestlich von Wittgenborn am Litterbach und hat etwa einen Durchmesser von 16 Meter und eine Höhe von 4 – 5 Meter. Ihre Entstehung ist noch nicht völlig geklärt. In der 2. Hälfte des 18.Jahrhunderts wurden hier Nutzflächen geschaffen und die Basaltsteine zu Lesesteinhaufen zusammen getragen. Wahrscheinlich um das Jahr 1860 wurden dann diese Steine pyramidenartig aufgeschichtet. In einer der Stufen findet sich die Jahreszahl 1862. Da diese Zeit von Hungersnöten geprägt war, könnten die Arbeiten eine Art bezahlte Arbeitsbeschaffung gewesen sein. Die Hungersnöte dieser Zeit gaben der Pyramide ihren Namen.

 

 

Wächtersbach Panoramaweg:

Er bietet einen Blick auf das Kinzigtal und das Brachttal mit den Stadtteilen Aufenau, Weilers, Neudorf. Die gegenüberliegenden Höhen (300 - 400 Meter) gehören zum Spessart, da die Kinzig Vogelsberg und Spessart teilt.

Durch Hesseldorf (Triebstraße, Sterzberg, eine Treppe zur Bundesstraße) führt der Weg ins Tal (145 Meter) nach Weilers (bis hier etwa 7 Kilometer). Aufwärts geht es durch die Kuhgasse wieder zu Wald und Wiesen in Richtung Neudorf.

Der Panoramaweg folgt nun dem Wiesenweg bis er auf eine befestigte Straße trifft, in Höhe der Gebäude des (zuständig für die Wasser-Aufbereitung und -Lieferung an den Main-Kinzig-Kreis, Hanau und Frankfurt, sowie für Hochwasserschutz).

Die Straße abwärts folgt der Panoramaweg nach 200 einem Feld- und Waldweg.Von hier wandert der Blick ins Brachttal mit Hesseldorf, Weilers und Neudorf, zum Kinzigtal mit Aufenau und Kinzighausen, sowie zur gegenüberliegenden Innenstadt.

Durch den Wald geht es hinab ins Tal. Unter den Bahngleisen hindurch führt der Weg über Kinzighausen, mit dem ältesten Gebäude von Neudorf - einer ehemaligen Papiermühle - durch die Auenlandschaft der Kinzig nach Aufenau und ist damit im nördlichen Spessart angekommen (bis hier weitere 7 Kilometer). Der Wanderweg überquert an der Rotgartenstraße die ehemalige und steigt wieder den Hang hinauf.

 

 

Waldensberg

Die Gründung Waldensbergs begann 1699, als eine kleine Delegation der Waldenser anreiste, um die Möglichkeit einer Ansiedlung zu prüfen. Die Waldenser wurden von Graf Ferdinand Maximilian I zu Ysenburg und Büdingen - Wächtersbach aufgenommen. Französische Flur- und Straßenbezeichnungen sowie Familiennamen erinnern noch heute an die Herkunft der Einwohner des Dörfchens. Mit dem Jahr 1699 begann eine vielschichtige Entwicklung, durch die die Grafschaft Ysenburg einen besonderen Ruf als Freistätte religiös verfolgter Minderheiten erhielt. Die Bevölkerungsverluste durch den 30jährigen Krieg waren noch lange nicht aufgeholt, und die Hugenotten galten als wirtschaftlich aktive Schicht. Die Erwar­tungen richteten, sich auf Handwerker und Kaufleute, die bäuerlichen Waldenser waren dagegen schwieriger unterzubrin­gen.

Schon 1688 waren mit der ersten Flüchtlingswelle Waldenser ins Gebiet der Grafschaft Hanau gelangt.  Dort ergab sich aber keine Möglichkeit für eine An­siedlung. Wenn auch der erste Versuch scheiterte, so hatte man in der Grafschaft die Vertriebenen als „bescheidene, 0aufrich­tige, fromme und wackere Leute“ kennen­gelernt. Zehn Jahre später, mit der zwei­ten großen. Auswanderungswelle, sollte bei Wächtersbach eine waldensische Sied­lung entstehen.

Der Wächtersbacher Graf Ferdinand Maximilian I. (1662 ‑ 1703) hatte auf einer Bildungsreise auch den Hof des Son­nenkönigs besucht und sich danach einige Monate an der hugenottischen Akademie in Angers aufgehalten. Anschließend weil­te er noch in den Niederlanden und in England, kannte folglich die Brennpunkte des politischen Geschehens der folgenden Jahre aus eigener Anschauung.

Seit 1687 verwaltete Ferdinand Maxi­milian den ihm zugefallenen Wächtersba­cher Stammteil. Der Wächtersbacher Graf hatte angedeutet, er könne wohl einhun­dert Familien „bey den Weyerhoff und dort herum noch wüst liegende Güter setzen“. Anfang Juli 1699 reisten vier Deputierte der Waldenser in die kleine Residenz, be­sichtigten die Örtlichkeiten und zeigten „ziemlichen Lusten“, etwa 70 Familien bei Wächtersbach anzusiedeln.

Pieter Valkenier, Sonderbeauftragter der Niederlande für die waldensischen Angelegenheiten, war derjenige, der sich um die Ansiedlung der Glaubensflüchtlin­ge kümmerte. In Graf Ferdinand Maximi­lian traf er auf einen Partner, der wußte, was er für sein. Engagement fordern konnte. Der Graf wollte den Flüchtlingen „dasjenige landt, so vor dem Büdinger­Walt zwischen Leysenwalt und dem Weyerhof liegt und annoch vacant ist, as­signiren lassen.“

Obwohl inzwischen die Grundsatzfrage für Wächtersbach gefallen war, bean­spruchte, die Klärung noch strittiger Fragen noch viele Wochen. Der Graf forderte eine Gegenleistung der Schutzmacht Nieder­lande für die Aufnahme der Waldenser: Sein Sohn, der 1692 geborene Graf Ferdi­nand Maximilian II., sollte einen Posten in der Armee erhalten. Er wußte genau, daß er nur diese Gelegenheit hatte, an einen der begehrten Offiziersränge zu kommen. Das Versprechen wurde auch eingehalten.

Ende August erreichten 300 Waldenser aus Mentoules und Usseaux ihre künftige Heimat. Sie wurden zunächst in Nachbar­dörfern untergebracht, bis die Kolonie eingemessen und Baracken gebaut wor­den waren. Die Bewohner der Dörfer be­gegneten den „bösen Franzosen“ vor ihrer Haustür zunächst mit Skepsis. Ihren Got­tesdienst hielten die Waldenser in der­ Spielberger Kirche, wo am 30. August mit Anne Bonnet die erste Beerdigung ver­merkt wurde. Bis Ende 1699 forderten die Strapazen der Reise 23 weitere Men­schenleben.

Doch die eigentlichen Schwierigkeiten begannen erst. Die Flüchtlingskolonie sollte auf der dem Wetter ausgesetzten Hochfläche angelegt werden, obwohl die Waldenser wünschten, ihr Dorf in einem kleinen Tal am Eintritt des Büdinger Waldes zu bauen. Möglicherweise fürchteten die gräflichen Behörden Holzfrevel und Wilderei. Eine Hauptschwierigkeit bildete die Wasserversorgung. Trinkwas­ser mußte aus dem entfernten Leisenwalder Born geholt werden. Die zugesagte Landzuteilung gestaltete sich schleppend und sorgte für Unzufriedenheit. Von den versprochenen 25 Morgen konnte noch keine Rede sein, jede Familie hatte nur einen halben Morgen erhalten. In Abstän­den kamen dann weitere Stücke hinzu, darunter auch Äcker‑ und Weideland vom Weiherhof.

Allerdings war auch dieser Bruchteil nur schwer zu bearbeiten, denn es fehlte den Waldensern an allem auch an Kenntnissen. Die Bergbauern waren im Umgang mit Zugvieh, Gespannen und Gerätschaften nicht geübt. Die Bestellung der Felder verzögerte sich und noch im Frühjahr 1700 machten die Waldenser keine Anstalten, ihre Felder urbar zu machen, sie pochten auf die Erfüllung ­der vertraglichen Vereinbarungen.

Am 28. April 1700 beriefen sie eine Versammlung in Spielberg ein; es zeichnete sich ab, daß ein Großteil der Waldenser wieder abziehen wollte. Es war ein Zustand der Lähmung eingetreten. Für Wächtersbacher Verwaltung lag das Problem darin, daß nur Boden abgegeben werden konnte, der frei war, und vor neuen Waldrodungen schreckte der zurück.

Mitte des Jahres zogen 204 Personen wieder aus „Waldensberg“  - wie die Kolonie mittlerweile genannt wurde - ab. Aber 157 Männer, Frauen und Kinder hatten sich zum Bleiben entschlos­sen, meist kleine Familien oder Ledige, die hofften, mit dem wenigen Land auszukommen. An zusätzliche Einkünfte durch das Flachshecheln oder Wollspinnen war kaum zu denken, denn für den Verkauf im Wandergewerbe lag der Ort zu weit abseits. Erst später Einen machten sich bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts die „Waldensberger Wollkäm­mer“, die über Land zogen und ihre Dienste anboten, einen  besonderen Namen.

Reichtümer waren kaum zu erwerben, doch die Waldenser hielten nun zäh an ihrer neuen Heimat fest. Eine Schule gab es zwar schon 1703. Die erste Kirche jedoch wurde erst im Jahr 1739 fertiggestellt. Fleiß und Zähigkeit der Bewohner führten doch noch zu einer Verbesserung der Existenzgrundlagen, etwa durch Saisonarbeiten und die im 18. Jahrhundert blühende Strumpfweberei.

Die französischen Namen von einst sind heute eingedeutscht. So wohnt Ortsvorsteher Thomas Wittmann in der Bonnetstraße, gespro­chen wie geschrieben. Auch die wenigen Nachnamen, die sich bis heute in Wal­densberg gehalten haben ‑ Piston, Tal­mon, Guiliomon, Salomon und Parandiere ‑ haben heute eine deutsche En­dung.

Waldensberg un­terscheidet sich erst auf den zwei­ten Blick von allen anderen Dörfern der Um­gebung. Sind die übrigen Ortsdurchfahrten kurvig, findet man in Waldensberg eine schnurgerade Hauptstraße vor, von der links und rechts ebenso gera­de die Nebenstra­ßen abgehen. Wal­densberg war eine bewußt angelegte und geplante Flüchtlingssiedlung im Gegensatz zu den Haufendör­fern, die im Laufe von Jahrhunderten entstanden.

Auf der Wal­densberger Kirch­turmspitze findet sich statt des erwarteten Wetterhahns oder Kreuzes eine fliegende Taube, im Gotteshaus selbst ist das Waldenser‑Sym­hol angebracht. Dennoch unterscheiden sich die Gottesdienste in Waldensberg nicht von denen der Nachbarorte. Nur der Kirchenvorstand besteht aus zwölf statt aus sechs Personen.

Waldensberg hat im Jahr seines 300. Bestehens 425 Einwohner, eine Gaststät­te ‑ die „Waldenser‑ Schenke“, einen eigenen Bäcker, einen Metzger, ein Le­bensmittelgeschäft und bis vor einem hal­ben Jahr gab es sogar noch eine Poststel­le, ungewöhnlich für ein solch kleines Dorf. Die ursprünglich bäuerlich geprägte Siedlung kann heute nur noch einen einzi­gen Haupterwerbslandwirt vorweisen, da­neben gibt es noch ein paar „Feierabend­bauern“.

Der Sportgemeinschaft Waldensberg  steht ein Sportplatz zur Verfügung, Sport­heim und Dorfgemeinschaftshaus sind in einem Gebäude untergebracht. Fast jeder Waldensberger ist in mehreren Vereinen engagiert. So gibt es die Freiwillige Feu­erwehr, die Wanderfreunde, eine Laien­spielgruppe, die Waldjugend‑ den Angel­verein und den Frauenchor.

Pfarrer August Grefe, dem Vorgänger des heutigen Pfarrers Hansjörg Haags, ist es zu verdanken, daß sich die Waldens­berger auf ihre Wurzeln besinnen. Pfarrer Grefe knüpfte Kontakte in das Tal, aus dem die ursprünglichen Bewohner Wal­densbergs flüchteten. Heute besteht eine Partnerschaft mit dem Ort Bobbio Pellice, etwa 60 Kilometer westlich von Turin ge­legen; eine Abordnung der italienischen Waldensergemeinde wird zu den Festlich­keiten im August erwartet. Diese Part­nerschaft ist ganz wichtig, weil die Leute hier sehen, daß die Waldenser zum Teil heute noch diskriminiert werden. „Bis 1984 mußten die evangelischen Kin­der in Italien am katholischen Religions­unterricht teilnehmen“, berichtet Pfarrer Haag.

Ein Stück Rückbesinnung auf die alten Traditionen stellen auch die Vorbereitun­gen auf die Feierlichkeiten im August dar: So werden im Haus der Conna Bopp zur Zeit Waldensertrachten gefertigt. Die Vorlagen stammen aus Besuchen im Clu­sontal, die Pfarrer Grefe schon Ende der fünfziger Jahre organisierte.

In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 wurde Waldensberg durch Beschuss noch stark zerstört und später durch den Fleiß seiner Einwohner wieder aufgebaut. Es gibt heute kaum noch Zeugnisse der Ortsgründung: Kein Haus, keine Scheune, die die 300 Jahre überdauert hätte. Lediglich auf dem Friedhof wird der Geschichtsinteressierte fündig, denn dort gibt es noch alte Grab­steine.

Der Dorfbrunnen wurde von einem einheimischen Künstler mit Gold verziert, um zu veranschaulichen, daß das Wasser einst für das Dorf Gold wert war! Der nahegelegene Dorfweiher liegt idyllisch beim Dorfgemeinschaftshaus und ist einen kleinen Umweg wert. Durch das Nagelsgäßchen führt der Weg in Richtung Kirche.

Der Bau der evangelischen Kirche geht auf das Jahr 1739 zurück. Das Gotteshaus wurde am 2. April 1945 während der Kämpfe zwischen deutschen und amerikanischen Truppen zerstört und in der Zeit von 1947 bis 1949 wieder aufgebaut. Die Kirche wurde beim Wiederaufbau durch einen Anbau erweitert und am 28. August 1949 aus Anlaß der 250‑Jahrfeier der Gemeinde eingeweiht. Die Taube auf der Turmspitze verweist auf die Taufe Jesu und den Heiligen Geist und ist ein Symbol der Waldenser.

Die Innenausstattung des Gotteshauses ist sehr bescheiden, der Altar in Waldensberg ist ein Eichentisch aus der Kirche in Wittgenborn. Rechts neben dem Altar in einer Mauernische befinden sich Tafeln mit Daten aus der Geschichte der Kirche, so: „Grün­dung 1699, verbrannt 1945, aufgebaut 1949. Soli deo gloria”. Im Jahre 1978 wurde durch den Orgelbauer Bernhard Schmidt, Gelnhausen, eine Orgel einge­baut. Vor der Kirche steht eine Bronzetafel, die auf den Ursprung der Gemeinde hinweist.

Am Bubenrain bei Waldensberg: Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 161.

 

 

Leisenwald 

Entlang der Bonnetstraße geht es an den Ortsrand und durch freies Feld gelangt der Wanderer in das ländliche Leisenwald, das noch immer überwiegend durch landwirtschaftliche Betriebe mit Ackerbau und Viehzucht geprägt ist. Seit 1680 wird alljährlich zu Pfingsten der weithin bekannte „Leisenwäder Heiratsmarkt“ veranstaltet. Von Leisenwald aus eröffnet sich dem Betrachter bei guter Sicht ein weiter Blick rundum in die Vogelsberg-Landschaft mit ihren Erhebungen Hoherodskopf und Taufstein.

Das alte Backhaus wurde renoviert, und zu besonderen Anlässen wird darin auch wieder gebacken. Noch heute erinnert ein Straßenname an die Reffestraße (Reffe war eine geflochtene Trage), ein Teil der „HohenStraße“, die als alte Handelsstraße von West nach Ost durch

Leisenwald verlief und zum Beispiel Mainz mit Fulda verband.

Für den Namen „Leisenwald“ seien hier zwei Möglichkeiten genannt: die Geleise, also die Fahrrinnen der Reffestraße, gaben dem Ort den Namen, oder ein Mann mit Namen Leis

im Wald, der in der Nähe der Reffestraße lebte und zwei schöne Töchter hatte, so dass die Fuhrleute gerne bei ihm reinschauten.

Erwähnenswert ist ein etwa mannshoher aus Sandstein gehauener Stein aus dem 18. Jahrhundert. Er steht an der Straße nach Streitberg, etwa 200 Meter nach Ortsende auf der linken Seite. Er war ein „Durchfahrts-Verbotsschild“, der eine Seitenstraße sperrte, damit man das Wegegeld (Maut) für die Reffestraße nicht umgehen konnte. Bei Leisenwald endet der Main-Kinzig-Kreis.

 

 

Brachttal

Das faszinierende an Brachttal ist seine Mittelgebirgslandschaft. Bedingt durch die Lage der sechs Ortsteile – „drei Ortsteile auf dem Berg“ und „drei Ortstelle im Tal der Bracht“ ‑ kommt die landschaft­liche Vielfalt sehr zur Geltung. Brachttal verfügt über eine gute Infrastruktur, eine Keramikfabrik von Weltruf, eine Vielzahl von Mittel‑ und Kleinbetrieben, aber auch Land‑ und Forstwirtschaft. Der Ort zählt mit seinen sechs Ortsteilen rund 5.000 Einwohner.

 

Zeittafel:

Um 800

Erste urkundlicher Erwähnung der Bracht und ihrer Anwohner mit dem Namen „brahtaha“

Um 900

Erstmalige Erwähnung des Ortsteils Hell­stein als Ellenstein und Elentenstein

1276

Erste Erwähnung Schlierbachs

1291

Erste Erwähnung Udenhains

1323

Erste Erwähnung Hellsteins

1365

Erste Erwähnung Spielbergs

1377

Erste Erwähnung Streitbergs

1489

Erste Erwähnung von Neuenschmidten

1953

Das Rathaus in Schlierbach wird gebaut ( An‑ und Umbau 1984)

1957

Schul­verband der Gemeinden Schlierbach, Hell­stein und Neuenschmidten

1970

Zusammenschluß der Ortsteile Schlierbach, Hellstein und Neuenschmidten unter dem Namen „Brachttal“

1971

Aufnahme der Ortsteile Spielberg und Streit­berg

1974

Eingemeindung des letzten Ortsteils Uden­hain

 

Radtour:

Den Bahnhof Wächtersbach verläßt man am Hinter­eingang, hält sich nach den Silos von „Kinzig‑Beton“ links und erreicht an der Honda‑Niederlassung den Hessenradweg R 3. Auf dem R 3 geradeaus (Richtung Osten) zur B 276, neben der Bundesstraße verläuft ein Radweg. Wenn man erst noch durch Wächtersbach fahren will, hält man sich vom Haupteingang des Bahnhofs kommend rechts, nach 300 Metern links in die Brückenstraße, dem Radwegschild nach Bracht­tal folgen. Nach der Brückenstraße weiter auf der Schlierbacher Straße und an deren Ende (bei den Zeugen Jehovas) halbrechts auf einem landwirtschaftlichen Weg, der die Bundesstraße un­terquert. Nach der Unterführung links auf den R 3. Bis zum Schwimmbad auf dem R 3 neben der Bundesstraße und nach dem Schwimm­bad neben der Landstraße nach Neudorf. Beim ersten Haus von Neudorf halblinks in die Neue Straße, das Radwegschild nach Brachttal führt aus dem Ort.

Bei Punkt 1 nach dem Sportplatz fährt man rechtsversetzt weiter geradeaus, am Ortsende (Punkt 2) von Weilers muß man rechts in Richtung Dorf abbiegen und kurz vor Schlierbach weist bei Punkt 3 nur ein Fahrradwegsymbol darauf hin, daß rechts abzubiegen ist. Der Radweg führt zur Keramikfabrik. Das Museum mit den Raritäten der „Wächtersbacher Jugendstilkeramik“ ist zur Zeit geschlossen. An der Fabrik fährt man weiter geradeaus durch die Klein­bahnstraße und biegt rechts in die Struth­straße. Der anschließende Wirt­schaftsweg führt nach Hellstein. In Hell­stein sieht man den Hinweis auf die Gast­stätte „Alte Schmiede“. Auf der Hauptstra­ße kommt man an der renovierten „Alten Schule“ vorbei, nach der Brücke über den Reichenbach muß man links in die Sandwerkstraße abbiegen.

Die anschließende Forststraße bringt die ersten Steigungen, sie verläuft ober­halb des Bachlaufs und endet auf der Hö­he des Birsteiner Schlosses an der Bun­desstraße. Wer das Schloß be­suchen will, stellt die Räder am besten bei dem Abenteuerspielplatz ab und läuft zu Fuß hoch zum Schloßein­gang.

Zur Weiterfahrt biegt man auf Höhe des Abenteuer‑Spielplatzes von der Bundes­straße rechts auf die Straße nach Schlüch­tern / Steinau (Schild) ab. Die Landstraße teilt sich, man muß sich rechts in Rich­tung Untersotzbach halten. Steil geht es bergauf, am Parkplatz 50 Meter weiter die sehenswerten alten Linden, links in einen Wirtschaftsweg biegen. Nach 300 Metern beim nächsten Wirt­schaftsweg (Punkt 4) rechts, er führt nach Obersotzbach.

Im Wiesengrund nimmt man die Spur des Wanderzeichen rotes „V“ auf, biegt mit ihm links in die Hauptstraße und gleich wieder nach rechts, dem Schild zur „Schö­nen Aussicht“ folgen. Die Gast­stätte liegt am Ortsausgang. Wenn man ab der „Schönen Aussicht“ weiter dem roten „V“ nachfährt, kommt man direkt zum Waschweiher; der Weg ist etwas holprig. Schöner fährt es sich, wenn man nicht unmittelbar bei der „Schönen Aussicht“, sondern erst 50 Meter später links abbiegt. Der asphaltierte Wirt­schaftsweg verläuft oberhalb des Wasch­weihers. Auf beiden Routen kommt man zum Weiler Schöndorf.

Nach dem letzten Haus schwenkt man links auf den Wirtschaftsweg. Die anschließende Forststraße, in die man am Waldrand rechts einbiegt, führt abwärts ins Salztal. Das „V“ ist selten zu sehen; der Weg führt steil bergab und ist recht holprig. Auch der nächste Abzweig im Tal ist schwer zu finden. Bei einem Wegedrei­eck (Punkt 5) biegt man rechts auf einen asphaltierten Wirtschaftsweg, der zur Hilpertsmühle führt.

Der Weg ist mit einer blauen 7 mar­kiert; die erste „7“ ist von Laub bedeckt. Nach der Hilpertsmühle kommt die Baiersmühle. Die 7 wird verlassen, der Wirtschaftsweg führt zur Landstraße Kerbersdorf – Romsthal. Dort rechts, bergab auf der Landstraße und an der nächsten Kreu­zung in Romsthal rechts (Schild Birstein). Romsthal geht über in Eckardroth, dort links, dem Schild nach Wahlert folgen. Wahlert wird durchquert; an der Gaststätte Salzmühle gerade­aus und dem Lauf der Salz bis nach Bad Soden folgen.

Direkt an der Salz liegen in Bad Soden die „Fuhrmannschänke“ und das „Alte Kurhaus“. Wer etwas für seinen Rücken tun will, läßt die Fahrt mit einem Besuch Thermal‑Sole‑Bad ausklingen; unser Weg führt direkt daran vorbei. Mit Blick auf das Kurzentrum überquert man die Salz und fährt am linken Ufer wei­ter. Hinter dem Parkplatz erreicht man die Straße nach Salmünster. Rechts vom Parkplatz stößt man auch auf den Hes­senradweg R 3, auf dem man nach Wäch­tersbach zurückfahren kann. Zum Bahn­hof fährt man auf dem linksseitigen Rad­weg nach Salmünster. Bei der griechi­schen Gaststätte biegt man links zum Bahnhof.

 

Spielberg

Die im Jahre 1727 erbaute evangelische Kirche steht in der Mitte des Ortes am Abzweig nach Eisenhammer. Sie ist ein langgestreckter Saalbau aus Bruchstein mit flacher Decke und Bogenfenstern sowie einem kleinem Dachreiter in der Mitte der Kirche. Die Eingangstür wird von einem Ysenburgischen‑Allianzwappen bekrönt. Auch an der Tür der Langseite ist ein Wappen. Im Innern befinden sich an drei Seiten Emporen und die Kanzel. Im Gotteshaus wurde 1978 ein Taufstein des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen auf­gestellt. Eine Orgel der Firma Wilhelm Ratzmann (Gelnhausen) ziert die Kirche.

Das Gebäude des früheren Gerichts Spielberg liegt an der rechts abbiegenden Straße nach Eisenhammer. Das Gericht wird um 1170 / 1790 zum ersten Mal erwähnt. Es ist entstanden aus einem Forsthof im Reichswald und wurde mehrfach erweitert und 1624 zerstört. Erhalten ist ein ein Meter hoher Turmstumpf. Das Gebäude wurde in den vergangenen Jahren von Grund auf restauriert und dient der Gemeinde heute als „Brachttal­-Museum“ (Schulwaldstraße 10). Das Museum hat sich auf die Schwerpunkte „Wächtersbacher Keramik“, „Landwirtschaftliche Gerätschaften“, „Schuster‑ und Wagnerwerkstatt“ sowie ein Modell der „Vogels­berger Südbahn“ spezialisiert.

 

Streitberg

Das Lindenhof Keramikmuseum in Streitberg ist in der Lindenstraße 2, nördlich der nord-süd verlaufenden Wetterauer Straße.

 

Hellstein

Hellstein wurde um 900 erstmals urkundlich genannt. Die evangelische Kirche von Hellstein war früher eine alte Kapelle, deren Turm im Jahre 1768 durch einen Blitz zerstört wurde. Eine Reparatur war daher nötig. Die Kirche mußte später wegen Baufälligkeit geschlossen werden und erst im Jahre 1844 nach langen Verhandlungen bis auf den Chor abgebrochen und mit einem erheblichen Kostenaufwand zu ihrer jetzigen Gestalt erweitert werden. Das Gotteshaus ist ein Langhaus. Die Fenster weisen romanische Formen auf. Im Juli 1969 wurde das Gotteshaus erneut vom Blitz getroffen. Dabei wurde ein Balken herausgerissen. Ein auf der Kirche aufgesetzter vierkantiger Glockenstuhl wird durch ein Kreuz und einen Wetterhahn gekrönt. Im Kircheninneren befinden sich zwei Emporen. Links vor dem Altar steht die neuerrichtete Kanzel. Der Altar wurde aus Sandstein hergestellt. Eine Orgel der Firma Ratzmann (Gelnhausen) steht hinter dem Altar auf einer in hellen Farben gehaltenen Orgelempore mit einem sehr schönen Orgelprospekt. Bedauerlicherweise wurde die Orgel durch einen früheren Pfarrer in den schon an sich kleinen Chorraum gestellt. Das Gotteshaus wurde im Jahre 1966 innen renoviert und soll auch außen instand gesetzt werden. Die Sandsteinecken an der Kirche sollen wieder sichtbar ge­macht werden.

Udenhain

Udenhain wurde 1325 erstmals urkundlich genannt. Die evangelische Kirche in Udenhain, deren Chor im 15. Jahrhundert erbaut und 1829 neu herge­stellt wurde, ist eine alte Wehrkirche, die mit einer dicken Mauer umgeben ist. Bereits 1375 wurde jedoch eine Kapelle erwähnt. Der Haupteingang führt vom Westen durch einen vierkantigen Wehrturm mit Spitzhelm und dem Rest einer Pechnase. Auf beiden Seiten des Gotteshauses sind heute noch die zugemauerten Türen zur ehemali­gen Sakristei und einem Nebeneingang zu sehen. Der schlichte Baustil war im Laufe der Zeit durch Farbe und Meißel in seiner Einfachheit verfälscht worden. Durch einen Dachstuhlbrand hatte die Kirche gelitten und somit wurde eine Renovierung notwen­dig. Der Altarraum wurde weiß getüncht und erhielt einen neuen Altar. Die Vorarbei­ten hierzu ließen alte Wappen und Kreuze unter dem Verputz hervortreten, die nun als einziger Wandschmuck den Altarraum zieren.

Der Chorraum wird durch ein wunderbar ausgemaltes Kreuzgewölbe geschlossen. In ihm steht der aus Sandstein hergestellte Altar, links hinter ihm eine alte holzgeschnitzte Kanzel Auf der gleichen Seite befindet sich in der Außenwand das Sakramentshäus­chen mit den Wappen der Stifter der Kirche. In der rechten Wand ist eine Öffnung zum Ausschütten des Taufwassers noch sehr gut erhalten. Das Schnitzwerk des alten Gestühls wurde beibehalten. Die Orgel wurde überholt. Sie ist die Arbeit der Firma H. Möller (Rotenburg a.d.Fulda). Auch die beiden Doppelemporen sind in der alten Form belassen worden.

In unmittelbarer Nähe des Eingangs befindet sich die unter Naturschutz stehende Ge­richts­linde. Bereits zweimal wurde ein Brandanschlag auf das Udenhainer Wahrzeichen verübt, die Jahrhunderte al­te Gerichtslinde an der Martinskirche. Der unter Denkmalschutz stehen­de Baum ist stark beschädigt wor­den. Der alte Baum steht weithin sichtbar auf einem Hochplateau rund fünf Meter seitlich des Haupteingangs der Martinskir­ehe, einer alten Wehrkirche. Mit ihrer Hö­he von 31 Metern ragt die Linde über den Kirchturm hinaus. Auch ihr Umfang ist stattlich: 6,4 Meter mißt der Stamm. Das Alter schätzt sie auf 200 bis 400 Jahre. Der Baum ist teilweise hohl und mit Eisenstangen stabilisiert.

 

Neuenschmidten

Der Ortsteil Neuenschmidten wurde 1529 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name „Eisenhammer“ erinnert an die Zeit der Eisenerzgewinnung (um 1700). Im Jahre 1707 ließ Gräfin Albertina Maria zu Ysenburg „neue Schmieden“ an den Ufern der Bracht errichten. Es entstand eine Eisenhütte mit Hochöfen und Hammerwerken für den Gießereibetrieb. Im Jahre 1723 ließen die Ysenburger Grafen das schloßartige Verwaltungsgebäude erbauen, aber 1759 verkauften sie die Anlage. Im Jahre 1835 erwarb Prinz Viktor von Isenburg-Birstein die Industrieansiedlung und nutzte „Schloß Hammer“ als Jagd- und Sommerresidenz. Ab 1885 wurden in den Räumen Verpackungen für die Wächtersbacher Steingutfabrik hergestellt, bis 1993 Möbel. Heute ist es leer und Teil des Streits zwischen dem Grafen und der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau.

Der Graf ist seit 1267 der Patron des Vermögens der Pfarrei Büdingen, der „alten Präsenz“. Diese Stiftung ist zuständig für zwei Kirchen und zwei Pfarrhäuser in Büdingen und für den Friedhof und eine Reihe von Immobilien und Grundstücke. Alleiniger Geschäftsführer der Stiftung ist der Graf, der 2008 Insolvenz angemeldet hat. Nun stellt er fest, daß der Stiftungsertrag nur noch gering ist. In diesem Fall kann die Stiftung aufgelöst werden, Kirchen und Pfarrhäuser fallen dann an die Kirche, die restlichen Grundstücke aber an den Grafen. Dieser hat nun einige wertlose Nebengebäude des Schlosses Eisenhammer zum überhöhten Preis an die Stiftung verkauft, die dadurch mit 273.000 Euro Schulden belastet ist. Der Graf hat auch die ursprünglich kirchliche Stiftung in eine öffentliche Stiftung umgewandelt, und dagegen und gegen die neue Stiftungssatzung klagt nun die Landeskirche vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt.

Gegenüber dem alten Schulhaus stand eine Pyramideneiche, die von Unbekannten angezündet wurde und lichterloh in Flammen stand.

 

 

Schlierbach

Die erste urkundliche Erwähnung Schlier­bachs erfolgte 1276, als Kö­nig Rudolf der I. von Habsburg die Amtseinkünfte an den Grafen von Weilnau verpfändete. Der Bau einer Kapelle 1460, Zerstörung im 30jährigen Krieg, Wiedererrichtung, Verelendung der Bevölkerung zu Beginn des 19. Jahrhunderts, Auswanderung: Das Schicksal der Bewohner im Tal der Bracht unterscheidet sich lange nicht we­sentlich von dem denen anderer ländlich geprägter Regionen.

 

Keramik:

Das Werksgebäude der Wächtersbacher Keramik steht in der Fabrikstraße 12. Diese zweigt östlich von der Durchgangsstraße ab in Richtung Bahnhof. Gegründet wurde die Wächters­bacher Keramikwerk schon am 8. Juni 1832 von Graf Adolf zu Ysenburg und Büdingen durch den Abschluß eines Sozitätsvertrages mit weiteren Teilhabern. Die Tonvorkom­men im nahen Forst und die Wasserkraft der Schlierbacher Mühle wurden Aus­gangspunkt für eine Fabrikation, von der schon bald ein halbes Dutzend rauchender Schlote kündeten, die aus der sanften Hügel­landschaft herausstachen. Das ver­gleichsweise billige Steingut wurde „Por­zellan des kleinen Mannes“ genannt. Zunächst wurden Gebrauchsgegenstände hergestellt. Die Erzeugnisse der Anfangszeit waren sparsam dekoriert.

Bekannt für ihre einzigartigen, brillanten Farbglasuren, liefert die Wächtersbacher Keramik zahlreiche farbenfrohe Dekore in alle Welt. In etwa 40 Ländern rund um den Globus war die Wächtersbacher Keramik erhältlich. Um 1870 wurden neben der bisherigen Gebrauchs­ware mit den beliebten Dekoren wie zum Beispiel der „Waechtersbacher Rose” historisierende Formen und Dekore hergestellt. Ende des 19. Jahrhunderts überzeugte die Wächters­bacher Keramik mit qualitätvollen und technisch aufwendigen Arbeiten, die den schon damaligen hohen Standard in der Fabrikation belegen, der von vielen Konkurrenten kopiert wurde. Sicherlich spielte auch die 1867 fertiggestellte Eisenbahnlinie Hanau-Wächters­bach eine Rolle für die Verbreitung der Wächtersbacher Keramik.

Mehr als 700 Menschen aus dem Dorf und umliegenden Siedlungen wie Wittgenborn, Spielberg, Neuenschmidten oder Hellstein strömten jeden Morgen in die „Keramik“, wie der Be­trieb in der Bevölkerung einfach heißt. Das ver­gleichsweise billige Steingut, auch Por­zellan des kleinen Mannes genannt, prägte und ernährte die Vogelsberg-Dörfer Wittgenborn, Spielberg, Neuen­schmidten oder Hellstein.

Mitte des 19. Jahrhunderts lei­den die Beschäftigten unter strapaziösen und ungesunden Arbeitsbedingungen. Unter dem Chemiker Josef Max Roesler (1840 ‑ 1922), der 1878 zum Direktor er­nannt wird, steigt das Schlierbacher Werk nicht nur in die führende Gruppe der Steinguterzeuger auf. Eine Betriebskran­kenkasse wird gegründet. Seiner unter­nehmerischen Fürsorgepflicht verdankt der damals keine 1000 Einwohner zählende Ort beispielhafte Arbeitersiedlungen, und ein aufstrebendes Vereinswesen. Im Jahre 1882 wird der TSV Schlierbach, anfänglich ein reiner Werksverein, gegründet. Die Leibes­ertüchtigung der Mitglieder findet je nach Witterung im Turngarten oder in der Fabrikkantine statt. Doch sein „idealisti­sches Temperament“ und sein „unorthodo­xer Führungsstil“, so ist in der Firmenge­schichte zu lesen, führen zum Bruch zwi­schen Roesler und der Eigentümerfamilie.

Unter dem vor 99 Jahren eingestellten Direktor Max Ehrlich kam es im Oktober 1903 zu einem reichsweit beachteten Ar­beitskampf. Mindestens 300, vielleicht so­gar 500 der seinerzeit 738 Beschäftigten beteiligen sich aus Protest gegen die ver­schärften Arbeitsbedingungen in der Ma­nufaktur an einem Streik. Viele Schlierba­cher waren im sozialdemokratischen Ver­band der Porzellanarbeiter organisiert und versteckten Bilder von August Bebel in ihrem Hut. Im Mai 1903 kam im Saale der „Frankfurter Hofs“ zwischen SPD-­Sympathisanten und königstreuen Bau­ern zu Tumulten. Als Ehrlich zwölf Arbei­ter entließ, eskalierte die Situation. Auf Streik folgte Aussperrung, der Direktor heuerte neue Arbeitskräfte aus Bayern und Thüringen an. Der Arbeitskampf spal­tet die Dorfbevölkerung. Nach neunmona­tiger Auseinandersetzung, die auch ein To­desopfer forderte, mußte die Arbeiter im am 25. Juni 1904 bedingungslos kapitulie­ren. Viele verloren ihren Besitz, darunter zumeist Häuser, die mit Hypotheken der Fabriksparkasse belegt waren.

Die schnelle Konsolidierung der Fabrik ist eng mit dem Namen des Kunstkerami­kers Christian Neureuther (1869 ‑ 1921) verbunden, der den „Wächtersbacher Ju­gendstil“ prägte und den Namen der Fa­brik in die Welt hinaustrug. Im Jahre 1901 gründete Christian Neureuther mit der Zustimmung des Werks ein künstlerisches Atelier, das 1903 als eigenständige „Kunst­keramische Abteilung” in die Steingutfabrik eingegliedert wurde. Den unverwechselbare „Wächtersbacher Stil” Neureuthers ist bis heute bei Sammlern sehr begehrt.

Im Jahre 1931 wurde mit Ursula Fesca eine weitere renommierte Entwerferin verpflichtet, die nicht nur Dekore entwarf, sondern auch die Formgebung betreute und Elemente des Bauhausstils mit einbrachte. Krieg und Wirtschaftskrisen stoppten die Blütezeit. Im Jahre 1936 zählte das Werk 328 Ar­beiter. Nach mehr als einjähriger Unter­brechung nahmen im Februar 1946 immerhin 135 Be­schäftigte die Produktion wieder auf.

Kaolin, Ton, Quarz und Kalkspat sind die Zutaten, die in der Wächtersbacher Kera­mikfabrik in Schlierbach zu Tellern, Tassen, Schalen und anderer hochwertiger Keramik verarbeitet wurden. Genau wie im Gründungsjahr 1832 wurde in dem Familienbe­trieb Steingut in einem von Tradition und Handwerk geprägten Pro­duktionsverfahren gefertigt. Das Sortiment umfaßte eine große Palette an Produkten und Motiven, Geschirre in leuchtend bunten Farben, geschmackvol­len Dekoren und in formschönem Design.

Ein Henkelbecher war der Exportschla­ger der Wächtersbacher Keramik. Um 1960 für den US-Markt entwi­ckelt, erfreut sich das rustikale Gefäß auch hierzulande als Geschenkartikel und Werbeträger weiter Verbreitung. Mehr als 50 Millionen Exemplare wur­den seither in der Steingut-Fabrik in Brachttal-Schlierbach gebrannt. Es wurden rund 1500 Artikel der Tischkultur in Schlierbach produziert.

Rund 1500 Artikel der Tischkultur wurden in Schlierbach produziert. Dabei gab es laut Michels zuletzt auch einige Probleme im Fertigungsablauf durch Verun­reinigungen. Die Ware zweiter Wahl wird zumeist im Fabrikshop mit deutlichen Preisabschlägen verkauft.

Ende der siebziger Jahre eröffnete die Fürstenfamilie Ysenburg eine Produktionsstätte mit 150 Mitarbeitern im zentral-spanischen Caceres. Anfang 2002 wurde das Zweigwerk aufgegeben. In den USA existiert eine Vertriebsniederlassung mit 20 Beschäftigten.

Die Wächtersbacher Keramik galt als Marktführer unter drei Steingut-Herstel­lern in Deutsch­land. Mangelnde Aufträge führten 2002 zur Schließung eines Zweig­werks in Spanien. Angesichts der schwa­chen Binnenkonjunktur in Deutschland ver­wies die Geschäftsleitung zuletzt stets auf die gute Auftragslage aus den USA. Trotz schwieriger Marktverhältnisse habe das Un­ternehmen 2003 und 2004 eine positive Ent­wicklung genommen, das Geschäftsergeb­nis deutlich verbessert und die Gewinnzone erreicht, hieß es.

Das Traditionsunternehmen Wächtersbacher Keramik feierte im September 2007 sein 175-jähriges Bestehen. Aber durch den Konjunktureinbruch in der Konsumgüterindustrie jenseits des At­lantiks ging der Absatzmarkt in den USA verloren, die Fabrik mußte Insolvenz anmelden. Die Zahlungsunfähigkeit hat die traditi­onsreiche Manufaktur in einem sehr emp­find­lichen Verhandlungsstadium getroffen. Seit einigen Jahren sucht Fürst Wolfgang Ernst zu Ysenburg und Büdingen neue Eig­ner. Die In­vestorenverhandlungen wurden abgebrochen. Nachdem auch ein Käufer aus dem Familienkreis zurückge­treten ist, der vor Jahresfrist Beteiligungen übernommen hatte, war nun wieder der Ysen­burger Fürst der Mehrheitsgesellschafter.

Zur Fabrik gehört ein Keramikmuseum, das die handwerkliche Tradition der Keramik­herstellung der „Wächtersbacher“ doku­mentiert. Glanzstücke sind die Wächters­bacher Rose oder die Raketenvase von Christian Neureuther, dem bekanntesten Vertreter des von der Darmstädter Künstlerkolonie geprägten „Wächtersbacher Jugendstil“ mit so prominenten Designern wie Ernst Riegel, Annie Offterdinger und Hans Behrens. Leider sind diese Raritäten zur Zeit nicht zu sehen, da das Museum wegen Umbau bis „auf Weiteres“ geschlos­sen bleibt.

Keramikmarkt: Mo‑Fr 9‑18, Sa 9‑13 Uhr. Führungen in der Keramikfabrik für Grup­pen ab 10 Personen: 9.30 und 13 Uhr nach Anmeldung unter Telefon 06053/8010.

 

Kirche:

Hier finden wir noch den Chor einer im Spitzbogenstil im Jahre 1460 erbauten Kirche. Von 1864 ‑ 1865 wurde dem Gotteshaus ein Schiff in gotischem Stil angefügt. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Kirche aus. Im Jahre 1858 wurde das Gotteshaus wegen Baufälligkeit geschlossen. Die Wiederher­stellung und Vergrößerung wurde am 2. April 1863 verfügt. Im Jahre 1960 wur­de die Kirche innen und außen erneut renoviert. In der Mitte des Kirchendaches ist ein geschindelter Glockenturm aufgesetzt, den man über eine Wendeltreppe erreichen kann. Das Gotteshaus ist ein Langhaus mit in gotischem Stil gehaltenen Fenstern. Im Chor­raum steht der Sandsteinaltar. Rechts davor eine Kanzel. Im einfachen Chorraum befinden sich außerdem ein Sakramentshäuschen und der Patronatssitz, rechts der Auf­gang zur Kanzel. Gegenüber dem Altar steht auf einer Empore eine Orgel der Firma Wilhelm Ratzmann (Geln­hausen) aus dem Jahre 1864. Eine kleine Sakristei ist neu errichtet worden. In Schlierbach gibt es noch die katholische Herz-Jesu-Kirche aus den Jahren 1959 ‑ 1960.

 

 

Im südlichen Zipfel des Vogelsbergkreises entstand die Großgemeinde aus zwölf Dörfern mit etwa 3.500 Einwohnern. Ungewöhnlich für ein Vogelsbergdorf mit rund 400 Einwohnern sind seine zahlreichen großen und kleinen Gasthöfe.

Umgeben von der Vogelsberger Seenplatte und weitläufigen Wäldern findet sich hier eine heilklimatisch günstige Mittelgebirgslandschaft. Gesundheitsbewussten Besuchern bietet die Großgemeinde eine Vielzahl an Aktivitäten wie Schwimmen, Segeln, Surfen, Angeln, Wassertreten, Kneipp-Anlage, Kegelbahnen und vieles mehr.

Beim Wandern auf markierten Wanderwegen kann man die noch unberührte Natur genießen. Beliebte Ausflugsziele sind die sechs Naturschutzgebiete, der unter Naturschutz gestellte Ober-Mooser See mit seinen vielfältigen und seltenen Vogelarten und das Naturschutz-Informations-Zentrum. Zusätzlich bieten sich noch zahlreiche Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in der gesamten Großgemeinde sowie in der Umgebung an.

Sehenswert ist auch die Kirche (Am Kirchberg). Sie wurde erbaut 1721-24 als Saalkirche mit rechteckigem Grundriss, Flachdecke und Emporendecke. Sie ist geschmückt mit Stuck und hat mittelalterliche Wandmalereien von 1380.

 

Gunzenau (nördlich von Freiensteinau): Die alte Kirche ist geöffnet.

 

Salz (westlich von Freiensteinau):

Salz ist ein Ortsteil von Freiensteinau im Vogelsberg, dicht an der Grenze zum Main‑Kinzig­-Kreis. Es verdankt seinen Namen dem gleichnamigen Bach, der durch Salz­vorkommen an seinem Lauf schwach salzi­ges Wasser führt. Eben dieses Bächlein hat den Ortsteil von Freien­steinau weit über die regionalen Grenzen hinaus berühmt‑berüchtigt gemacht. Denn der Mül­lermeister oder auch „Vogelsberger Re­bell“ Heinrich Muth in der Speckmühle (südlich von Salz) kämpfte einen 20 Jahre währen­den Kampf wie David gegen Goliath ‑ und siegte schließlich.

Die Stadt Frankfurt hat­te ihm buchstäblich das Wasser, sein Le­benselement, abgegraben; der Mühlbach drohte auszutrocknen. Schon vor der Jahr­hun­dert­wende hatte die Mainmetropole den Wasserwert des Quellgebiets im Vo­gelsberg erkannt und kaufte vorausschau­end Grundstücke von den Bauern der Ge­gend für immerhin eine Goldmark pro Quadratmeter auf, um das Wasserreser­voir für die Städter zu nutzen.

Gegen diese Austrocknung hatte der gebürtige Salzer, den viele zunächst für ei­nen ausgemachten Spinner hielten, mit immer mehr Mitstreitern demonstriert. Schon 1972 protestiert der „Speckmüller“ mit Flugblättern gegen das drohende Leer­pumpen des Vogelsbergs und hatte sich schließlich mit Schläue und Zähigkeit ge­gen den großmächtigen Wasserverband Kinzig durchgesetzt. Das Mühlrad dreht sich immer noch.

„Eine jahrzehntelan­ge Auseinandersetzung, die mich viel Frei­zeit und auch Geld gekostet hat ‑ aber es hat sich gelohnt“, resümierte der Müller im April 1992 stolz anläßlich der Auswei­sung des Naturschutzgebietes „Bruchwie­sen bei Salz“. Denn dank dieser Schutz­funk­tion wurde das knapp 22 Hektar gro­ße Gebiet als Wassergewinnungszone tabu ‑ Grund genug für eine ausgelassene Feier im Dorf des erfolgreichen Rebells.

Der damalige Frankfurter Stadtrat Tom Koenigs räumte bei der offiziellen Feier­stunde ein, daß im betreffenden Gebiet Salzer Bruchwiesen von den großstädti­schen Wasserbeschaffern in der Vergan­genheit heftig gesündigt worden sei. Der Speckmüller ist auch im hohen Alter noch stolz darauf, der Obrigkeit Paroli gebo­ten zu haben.

Der Landgasthof Dorfschän­ke in Salz wirbt denn auch mit Vogelsber­ger Spezialitäten, einem fortschrittlich ausgestatteten Tagungsraum für Se­minare, zwei modernen Kegelbahnen und nicht zuletzt mit der reizvollen Umge­bung. „...wilde Bäche bahnen sich ihren Weg durch das Basaltgestein“, heißt es im Hochglanzprospekt. Inhaber Gerhard Muth lacht auf die Fra­ge nach seinem bekannten Namensvetter Heinrich: „Natürlich Verwandtschaft“, sagt er stolz.

 

Nieder-Moos  und Ober-Moos

Nieder-Moos:

Die Kirche in Nieder-Moos kann man nur erreichen, wenn man in die Metzloser Straße nach Osten einfährt und dann in die Mittelgasse einbiegt. Die Kirche hat 900 Sitzplätze für das ganze Kirchspiel. Der Altar steht auf der Seite, weil man nachträglich versuchte, eine runde Kirche zu bauen. Die Orgel aus der Zeit um 1800 ist eine der bedeutendsten Denkmalsorgeln in Deutschlands, die einzige Barockorgel Hessens, die klanglich wie äußerlich seit ihrer Aufstellung vor 200 Jahren unverändert blieb. Hier finden die Nieder-Mooser Orgelkonzerte statt.

In dem neuen, großflächigen Reitsportzentrum in Nieder-Moos können alle Pferdebegeisterten dem touristischen und auch therapeutischen Reitsport nachgehen

 

Ober-Moos:

Ober-Moos hat eine sehr schöne Bruchsteinkirche.

 

Seenplatte:

Zur Mooser Seenplatte gehören der Nieder-Mooser-See, der Ober-Mooser-See, der Reichloser Teich (südlich von Gunzenau und Reichlos) und der idyllisch im Wald versteckte Rothen­bach­­teich nördlich der Straße nach Bermuthshain. Hier gibt es einen rauschenden Gebirgsbach, Felsformationen und Felsengalerien, Waldpfade und auch eine Allee aus mächtigen Linden.

Der Fischbesatz verweist auf die Ursprünge der Mooser Seenplatte. Haben sie auch alle dank der unbebauten Uferzonen mit einem dichten Schilf-, Baum- und Strauchbewuchs den Charakter von natürlichen Gewässern angenommen, angelegt wurden sie im 17. Jahrhundert von Mönchen des Klosters Fulda zur Zucht der Fastenspeise. Ein großes Moorgelände, wie es früher ty­pisch war für den Vogelsberg, wurde dafür umgewandelt.

 

Nieder-Mooser-See:

Das Dorf Nieder-Moos ist überregional als abwechslungsreicher Ferien- und Erholungsort bekannt. Am  Niedermooser See mit Campingplatz herrscht überschäumende Freizeitaktivität.

Aber man ach­tet auf gewisse Regeln. Trotz seiner Größe von gut 30 Hektar dürfen nur etwa 40 Surfer gleichzeitig den See befahren. Wie den Badegästen ist es auch ihnen nur an einer Stelle - im Bereich des Campingplatzes - erlaubt zu wassern. Wer zuerst kommt, segelt zuerst. Mit diesen Beschränkungen sollen die großflächigen Flachwasser­zonen am West- und Nordufer geschützt werden.

Im Westen haben zudem die Angler ihr Revier. Wer mit eigener Rute und einem Jah­resschein ausgestattet ist, darf in dem fischreichen Gewässer auf einen großen Fang hoffen: Karpfen, Schleie, Hechte, Aale, Barsche, Rotaugen, Zander und Forellen beißen hier an. Bis zu sechs Edelfische dürfen pro Tag und Person gefangen werden.

Man kann den See auch von der Südseite her – von der Straße nach Ober-Moos aus - anfahren. Dazu dient ein kleiner Parkplatz und etwas weiter westlich ein Feldweg.

 

Ober-Mooser-See:

Der Ober-Mooser See (südlich der Straße nach Bermuthshain) entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte ein Ökotop für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Besonders die Wasser- und Uferflächen des Sees ziehen viele Vögel an. Bislang wurden hier über 100 Brut- und Gastvogel­arten beobachtet. Daher wurde das Gebiet bereits 1975 zum Naturschutzgebiet und vom Naturschutzbund Hessen angekauft

Vor allem die große ornithologische Vielfalt an dem gut einsehbaren Ober-Mooser See zieht die Vogelkundler und -schützer an. Sie umstehen zum Höhepunkt der Brutzeit im Frühsommer bewaffnet mit Feldstechern und Aufzeichnungsgeräten das Gewässer und registrieren jede Bewegung im Schilf. Mehr noch achten sie darauf, daß kein Unbefugter die Spazierwege verläßt oder mit (verbotenen) Wassersportarten die Gehege aufstört.

Mit etwas Geduld entdeckt der Kenner bald mehr als majestätisch übers Wasser segelnde Schwäne. Auch Bleßrallen und Teichrallen, Stock-, Rei­her- und Tafelenten können in beachtlicher Zahl beobachtet werden. Für die schmucken Reiher- und Tafelenten ist das Teichgebiet eines der wichtigsten Brutplätze in Hessen. Auch die Entenvielfalt steht weitgehend einzigartig da: Krick-, Löffel-, Spieß-, Knäk-, Pfeif- und Schnatterenten wurden ebenso gezählt wie die sehr seltenen Kol­ben-, Berg- und Moorenten.

Von den gefiederten Taucherarten stellt der Schwarz­­halstaucher eine besondere Rarität dar, der nach Jahrzehnten der Abwesenheit erst in den letzten Jahren wieder als Brut­vogel an den See zurückgekehrt ist.

Die Röhrichtgürtel der Teiche bieten ferner Sumpf- und Teichrohrsän­gern sowie Rohrammern Brutgelegenheiten. In den angrenzenden Wiesenflächen sind weitere gefährdete Vogelarten zu Hause. Dort nisten unter anderen Bekassine, Braunkehlchen und mitunter auch Schafstelze und Kiebitz und der Eisvogel.

Der Fischreichtum zieht weitere seltene Vogelarten an: Graureiher, Kormorane und den welt­weit gefährdeten Fischadler. Regelmäßig stellt sich auch der Schwarzmilan ein, der in den angrenzenden Wal­dungen ebenso brütet wie der Schwarzstorch. Nach mehr als 100 Jahren Abwesenheit wurde diese Storchenart wieder im Vogelsberg gesichtet.

Eine unschätzbare Bedeutung hat die Mooser Seenplatte auch als „Trittstein“ für die Zugvögel auf ihrem Weg nach Süden oder Nor­den. Besonders die extrem seltenen Watvögel (Li­mikolen), von denen schon bis zu 13 Arten gleichzeitig auftraten, wissen die in Mitteleuropa kaum anzutreffende sogenannte Teichbodengesell­schaft zu schätzen. Sie entwickelt sich nur bei abgesenktem Was­serstand auf den freiliegenden Uferschlammbereichen im Spätsom­mer und Herbst. Der Vielfalt der Fauna steht die der Flora kaum nach, sie bedingen einander. Bei Untersuchungen in den achtziger Jahren wurden für den Bereich des Naturschutzgebietes Obermoos allein 275 Farne und Blütenpflanzen nachgewiesen.

Im großen und ganzen hat sich der Kompromiß be­währt, mit der unterschiedlichen Nutzung beider Gewässer einen Ausgleich zwischen den Interessen erholungsuchender Menschen sowie der bedrohten Tier- und Pflanzenwelt herzustellen. Dennoch ist der Obermooser See weder völlig unzugänglich noch sein Nachbar überall frei zugänglich.

 

Ulmbach

In der Stubbbach bei Ulmbach: Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 164.

Märzgrund bei Ulmbach: Naturschutzgebiete in Hessen, Band I, Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau, Seite 165.

 

 

Alsfeld

In der Bäckerei Udo Rahn ist das Haus auch innen noch original bemalt.

Am Rathaus ist die „Alsfelder Strebe“ zu sehen, ein Balken, der vom Schwellholz in den Rähm hineinreicht.

Am Rathaus ist noch der Pranger.

 

 

Alsfeld- Angenrod

 Haus Speier, Leuseler Straße

Irgendwo zwischen Dornröschen-Schloß und dem Hotel aus dem Film „Psycho“ - so präsentierte sich noch vor zwei Jahren das Haus Speier in Angenrod, einem Ortsteil von Alsfeld. In gemeinsamer Arbeit haben Ehrenamtliche und Flüchtlinge das ehemalige Wohnhaus der jüdischen Familie Speier vor dem Einsturz gerettet. Es ist das letzte jüdische Haus im Ort, 1942 wurden aus dem Gebäude die letzten Juden Angenrods deportiert, im Volksmund heißt es Ghetto-Haus. Bis in die achtziger Jahre als Wohnhaus genutzt, verfiel es. Eine Sanierung wurde zunächst im Ortsbeirat einhellig abgelehnt.

Das Fachwerkhaus von etwa 1845 steht unter Denkmalschutz, zuletzt war das Dach undicht, die Böden eingebrochen. Eine Gruppe von Geschichtsinteressierten gründete einen Verein. Ziel ist dabei, an die jüdischen Vogelsberger, die Landjuden, zu erinnern. Das geht besonders gut in Angenrod, wo um 1860 rund 42 Prozent der Bevölkerung jüdisch war, der zweithöchste Wert Hessens. Angenrod steht exemplarisch für ein Dutzend Dörfer und Städte im Vogelsberg mit verwehten Spuren des früheren Zusammenlebens der Kulturen.

Im Frühjahr 2015 konnte man loslegen, weil die Denkmalpflege mit 25.000 Euro die Sicherung des Gebäudes ermöglichte. Weitere 25.000 Euro flossen aus einem Kulturtopf der Stadt Alsfeld, dazu kamen Spenden. Die Zimmerleute mußten mit Spanngurten die Außenwände zusammenziehen, damit sie ein Dach aufschlagen konnten. Ehrenamtliche und Flüchtlinge aus Albanien sowie Afghanistan säuberten alte Dachziegel für die Eindeckung, mauerten Fachungen auf, räumten auf und sägten Bäume ab.

Manche im Ort freunden sich mit dem Haus Speier an, andere lehnen das Projekt ab. Das Ziel ist eine Gedenkstätte mit zwei Zielsetzungen: Die Bewohner der Umgebung mit der Dorfgeschichte zu versöhnen und als Gedenkstätte, vor allem für Schulklassen, nach außen zu wirken. Man will im Haus Speier einen Ort bieten, an dem christlich-jüdische Geschichte vom Zusammenleben bis zur Ermordung mit Händen zu greifen ist. Es ist wichtig, andere Kulturen

anzunehmen, Toleranz reicht nicht.

 

Romrod

Die Burg wurde  von den Landgrafen von Hessen zum Schloß  erklärt und zur Residenz gemacht. Seit 1996 ist hier die deutsche Stiftung Denkmalschutz untergebracht. Sie führt Kurse für Handwerker und angehende Architekten in den alten Handwerkstechniken durch. Auch ein Hotel ist jetzt vorhanden. Im Hof hat man im Jahre 2002 Holzhäuser aus dem 12. Jahrhundert entdeckt, mit einem Reisigweg und Gebrauchsgegenständen.

 

Lauterbach

Ein bißchen wie aus der Spielzeugkiste wirkt dieses zauberhafte Fachwerkstädtchen. Vor allem am Oberen und Unteren Graben reiht sich ein schmuckes Häuschen ans andere. Wenn auch der baulichen Harmonie des einst unge­wöhnlich malerischen Marktes unschöne Wunden zugefügt wurden, ist Lauter­bach noch immer eine se­henswerte Stadt. Es gibt vor allem viele Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhun­dert.

 

Stadtschloß Hohhaus:

Das ehemalige barocke Stadtschloß Hohhaus am Berliner Platz westlich des Marktplatzes mit seinem feinst verzierten Rokokosaal gibt dem Heimatmuseum ein angemessenes Ambiente. Die Rokokoausstattung, die bin 1904 in Gebrauch war, ist noch zu sehen. Besonders gut vertreten sind handwerkli­che Produkte der letzten 500 Jahre: Möbel, Fayencen, Porzellan und Glaswaren. Aus der einstigen Pfarrkir­che stammt der Flügelaltar, der im späten 15. Jahrhun­dert entstand. Auch in der benachbarten Stadtmühle von 1628 wurden die Sammlungen des Lau­terbacher Museums unter­gebracht. - Es gibt aber auch noch ein Schloß der Familie Riedesel.

 

Stadtkirche:

Die spätbarocke Stadtkirche ist ungewöhnlich reich ausgestattet. Die evangelische Stadtkir­che wurde im 18. Jahrhun­dert anstelle einer älteren, baufälligen Vorgängerin ge­baut. Sie gilt als schönstes Beispiel spätbarocker Kir­chenarchitektur in Hessen und enthält eine vornehme Ausstattung, zu der vor al­lem die prachtvolle Rokoko-­Orgel zählt. Viele der inter­essanten Grabmäler sind weit älter als das Gebäude.

 

Anker­turm:

Der Anker­turm steht unterhalb des Marktplatzes, sein oberes, acht­eckiges Geschoß ist in Fach­werk ausgeführt. Auch Reste der alten Wehrmauern stehen noch. Etwas abseits, im längsten Fachwerkhaus Hessens, sind heute die Musikschule und das Gehörlosenzentrum untergebracht.

 

Lauterbacher Strolch:

Ziemlich einmalig ist Lauterbachs älteste Brü>Hutfabrik Wegener:

Eröffnungsfeiern von Olympischen Sommerspielen und Fernsehübertragungen aus dem britischen Ascot treiben Hans Theodor Wegener wohlige Schauer über den Rücken. Wenn deutsche Athleten in ein Stadion einmarschieren oder betuchte Briten den Galopprennen zuschauen, tragen sie nicht selten seine Hüte. Denn Wegener ist Chef der gleichnamigen Hutfabrik im osthessischen Lauterbach. Er führt den Betrieb in der sechsten Generation. Damals wie heute ist die Herstellung von Hüten vor allem Handarbeit. Sie entstehen in einer geradezu anachronistischen Art: Hinter den roten Backsteinmauern des dreigeschossigen Gebäudes stehen Maschinen, die zum Teil aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen und für die es keine Ersatzteile mehr gibt. Die Holzformen, auf denen die Hüte und Zylinder aus Kaninchenhaar entstehen, haben längst verstorbene Tischler gefertigt. Fertige Modelle trocknen unter der Last warmer Sandsäcke.

„Das Handwerk hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert“, sagt Wegener. Sein Familienunternehmen, dessen Historie bis ins Jahr 1816 reicht, ist eines von rund einem halben Dutzend industriellen Fertiger in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es noch 53. Den Wandel verpaßt hat die Firma indes nicht: Nur hochwertige Modelle kommen noch aus der Fabrik in Lauterbach. In ihr arbeiten noch 58 Beschäftigte, von einst mehr als 400. Die Massenware vom Basecap (Schirmmütze) über Strick- und Wintermützen bis hin zu Strohhüten entwirft Wegener zwar selbst, er läßt sie aber seit langem in China fertigen. Seit Anfang der neunziger Jahre wird zusätzlich in einem Joint Venture in Polen produziert. Das Werk mit 220 Mitarbeitern gehört Wegener zwar nicht, dort stellen aber eigene Maschinen Hutrohlinge her.

Die Osthessen bringen jährlich rund 1,5 Millionen Kopfbedeckungen auf den Weltmarkt, davon rund 40.000 Hüte und Zylinder. Damit erreichen sie nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 20 bis 25 Prozent. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt laut Wegener bei rund elf Millionen Euro.

Produziert wird unter anderem in Lizenz für Modemarken wie Bugatti, Bruno Banani und Baldessarini und als Lohnfertiger für den Bekleidungshersteller Schöffel. Dieser Umsatzanteil mache rund 50 Prozent aus, sei jedoch profitabler als das übrige Geschäft über Fachhandel, Handelsketten und Ausschreibungen, weil höhere Preise erreicht werden können.

Das zweite Standbein für Wegener ist der Vertrieb unter eigener Marke über Fachhändler und Direktaufträge: Das Unternehmen schmückt die Köpfe von Polizisten in mehreren Bundesländern, der Schweiz und Dänemark, und von deutschen Förstern. Seine Hüte trugen Jugendliche beim Weltjugendtag in Sydney, deutsche Teilnehmer von sechs Olympischen Sommerspielen, Stewardessen und Sportreiter.

Auch Einzelanfertigungen wie eine historische Kopfbedeckung der Königin Nofretete seien möglich und zeigten, daß die Konkurrenz aus Fernost der Hutfirma nichts anhaben kann, weil dort die Fabrikation erst mit der Masse lohne.

Das Traditionshandwerk in Lauterbach hat noch aus einem weiteren Grund überlebt: Unternehmen wie Wegener haben sich über mehrere Generationen auf ihre Kernkompetenz konzentriert und sind mit der Zeit gegangen. In Deutschland gibt es noch rund ein Dutzend kleiner und großer Hutmacher. Über die Zukunft des Unternehmens macht sich Wegener keine Sorgen: Die beiden Kinder stünden bereit, um die Hutfabrik weiter zu führen.

 

Schloß  Eisenbach:

Fünf Kilometer südlich von Lauterbach an der Straße nach Friedberg und Herbstein erhebt sich das mächtige Schloß Eisenbach über dem Lautertal. Ein hüb­scher Wanderweg führt hin. Um einen länglichen Innen­hof gruppiert sich die Kernburg aus dem 13. Jahr­hundert samt zahlreichen Anbauten, die 300 Jahre spä­ter dazu kamen. Ein stattli­cher Park schließt sich an. Leider können nur der schö­ne Innenhof und der Park besichtigt werden. Das Schloß wird nach wie vor von den Herren zu Riedesel bewohnt. Dieser Familie gehörten auch Schloß Sickendorf am Ostrand von Sickendorf (westlich von Lauterbach), das von einem Ehepaar gekauft wurde und die Lauterbacher Schlösser. Ihr Wappen zeigt zwei Eselsköfe, die Riedgras fressen.

 

 

Schlitz

Wenn man vom Westen kommt, kann man im Bereich der Ringmauerstraße parken. Man kann  aber auch noch ein Stück weiter fahren in die Günthersgasse. An deren Anfang ist links das Hospital. Nach rechts geht es dann hoch in die Brauhausstraße. An deren Anfang steht rechts das Rot - Schilling- Haus, etwas weiter oben stehen geradeaus das Niedertor und rechts das Brauerreihaus als Eingang zur Auerhahnbrauerei. Nach der Rechtskurve kann man in der Straße parken oder auf einem kleinen Parkplatz ziemlich oben rechts. Von dort geht man steil die Straße „Auf der Wacht“ hoch und betritt am ehemaligen Obertor die Altstadt. Hier  ist links an einem Haus eine Übersichtstafel mit den Sehenswürdigkeiten.

Das knapp 10.000 Einwohner zählende Städtchen zeigt eine der malerischsten Gesamt­silhouetten, die man in Deutschland zu sehen be­kommt. Die kleine Bergstadt Schlitz ist eine wunderhübsche Residenz, die durch die Entschlußkraft und die Baulust der Herren von Schlitz seit 1116 kontinuierlich Gestalt annahm. Seit 1317 trägt das Grafengeschlecht den Zunamen „von Görtz“. Die vier Stadtburgen gehörten alle den Herren von Schlitz.

Der eindrucksvolle Burgenring umschließt vier Stadtburgen, die Kirche, den Marktplatz und wenige Wohnbauten. Um 1400 kam zur Verstärkung die Stadtbefestigung als Wehr- und Stützmauer hinzu. Besonders an der Westseite ist die Stadtmauer noch auf einer längeren Strecke erhalten. Die Plätze, an denen ehemals das Ober- und das Niedertor standen, bilden noch heute die einzigen Stadtzugänge.

Wie im Bilderbuch drängeln sich die alterskrummen Fachwerkhäuser um den Marktplatz mit dem kleinen St. Georgsbrunnen. Dazu gehört auch das malerisch verbaute Rathaus aus Spätgotik und Frühbarock. Die Pfarrkirche mit den interessanten Grabsteinen ist ebenfalls ein verschachtelter Bau aus vielen Jahrhunderten. Die Stadt ist eine traditionelle Leineweberstadt und hat heute noch fünf Webereien.

Die Geschichte der Stadt Schlitz beginnt urkundlich im Jahre 812, als auf dem Hügel Slitese eine kleine romanische Säulenbasilika (heute Westteil der Stadtkirche) geweiht wird. Im Zuge der Christianisierung gelangten Schlitz und das Schlitzerland unter die Herrschaft der Abtei Fulda. Vögte verwalteten das Gebiet und übten die Gerichtsbarkeit aus. Diese Ministerialen waren im Schlitzer Gebiet die Herren von Schlitz, die seit 1116 belegt sind. Kurz nach 1300 führt dies Geschlecht den ungeklärten Beinahmen „von Görtz“. Von mehreren Linien der Ganerben sind heute alle ausgestorben bis auf die Hallenburglinie derer „von Schlitz genannt von Görtz“.

Die Stadt Schlitz liegt am gleichnamigen Fluß, im Mittelalter „Slitisa“ oder „Slitise“ genannt ( = wie ein Schlitten dahingleitendes Wasser). Neben frühmittelalterlichen Quartieren außerhalb und unterhalb des Burghügels umfaßt die Siedlung auf der Höhe Kirche und Marktplatz

Mit den benachbarten Häusern sowie vier Burgen oder Schlösser. Sie war und ist von einer starken Wehrmauer umgeben. Schlitz wird 1418 als (Burg-) Flecken mit eigener Gerichtsbarkeit  bezeichnet und 1439 „Stadt“ genannt.

Das mit dem Stadtrecht verbundene Marktrecht führte zu einer grundlegenden Veränderung der Baufluchten im Innenstadtbereich. Aus den ehemaligen Befestigungsanlagen wurden im Verlauf des 16. Jahrhunderts Wohnburgen, bei deren Ausbau Stadtmauer, Wehrgänge, Zwinger und Wallgraben teilweise wegfielen.

Die Reformation wird ab 1546 eingeführt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte eine rege Bautätigkeit ein, deren Ergebnisse heute maßgeblich das Bild der Schlitzer Innenstadt und ihrer beiden Vorstädte bestimmen. Jahre 1726 erlangte die Herrschaft Schlitz die Reichsunmittelbarkeit, aber 1806 wird sie dem Großherzogtum Hessen zugeordnet. Die 1200 Jahre alte Geschichte von Schlitz ist wesentlich vom Miteinander  und auch vom Gegeneinander ihrer Bürger und Herren geprägt. Schlitz geht 1971 im Rahmen der hessischen Gebietsreform in den Vogelsbergkreis über, im Rahmen der Gebietsreform schließen sich Schlitz und 16 Gemeinden des Schlitzerlandes freiwillig und durch Gesetz zur Großgemeinde Schlitz zusammen.

Seit alters her besteht in  Schlitz die Leineweberei, deren Erzeugnisse damals wie heute begehrt sind. Heute gilt das zusätzlich für die Produkte der Schlitzer Kornbrennerei.

 

Obertor:

Mit Wagen und Gespann konnte man nur hier in die Stadt kommen. Die ausgedehnte Obertoranalage war ursprünglich mit einer Zugbrücke versehen.

 

Hohes Haus (links):

Die Herrenschänke der Vorderburg aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Mit ihr war ein in der Nähe liegendes Brauhaus verbunden.

 

Benderhaus:

Das Haus wurde ursprünglich als Fruchtboden und Speicherraum der Schlitzer Herrschaft um 1600 errichtet. Im Keller befand sich früher eine Faßbenderei, die dem Gebäude den Namen gab.

 

Vorderburg:

Am höchsten ragt die zweiflüge­lige Vorderburg mit dem vierkantigen Mittelturm und den geschwungenen Renaissance‑Giebeln empor. Sie wurde erbaut im 12. Jahrhundert als Wohnturm (Unterbau vor 1181). Später wurde sie erweitert durch einen gotischen Ostflügel. Um 1600 wurde die ganze Burg überbaut und um den Westflügel erweitert. Die Schmal- und Rückseiten haben Renaissance-Giebel

Die Turmhaube aus dem 16. Jahrhundert erhielt 1950 ein aus 26 Glocken bestehendes Läutewerk, gestiftet von Graf Otto Hartmann von Schlitz. Es soll der internationalen Verständigung dienen. Jeweils um 15 und 17 Uhr erklingen Volkslieder der verschiedenen Nationen im wöchentlichen Wechsel.

Die Vorderburg enthält einige Ämter. Den Wohnungen Festsaal der Stadt, die Graf Görtz­ische Verwaltung und das  das Schlitzer Heimatmuseum. Dort sind - neben Waffen und Töpfereierzeugnissen ‑ auch Geräte zur Herstellung des seit dem 15. Jahrhundert bekannten „Schlitzer Leinens“ sowie Trachten aus diesem Stoff zu sehen. Die Schlitzer Trachten sind die schönsten in Hessen. Beim Schlitzer Heimat‑ und Trachtenfest, das in jedem Jahr mit ungerader Zahl am zweiten Wochenende im Juli gefeiert wird, kann man sich davon überzeugen.

Im Hof steht ein Brunnen aus der Zeit um 1600. Der Schachtbrunnen mit hölzernem Brunnenhaus  und hölzernem Räderwerk war einst über 50 Meter tief. Das Brunnenhäuschen wurde von Professor Bodo Eckhardt im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. (einem Freund des Schlitzer Grafen Emil) für den Ausbau der Hochkönigsburg im Elsaß kopiert. Ein Nebengebäude ist als Hotel ausgebaut.

 

Stadtmauer:

Der Schlitzer Burgenring war mit einer starken Mauer umgeben. Sie war mit Wehrgängen und Bastionen versehen. Ein mit Wasser gefüllter Wallgraben umschloß die äußere Mauer des Burgenrings, der teilweise noch mit einem Zwinger umgeben war. Teile dieses schmalen Zwischenraums zwischen äußerer und innerer Mauer sind noch erhalten.

 

Evangelisches Pfarrhaus:

Das evangelische Pfarrhaus wurde erbaut im Jahre 1610 von Pfarrer Christian Schellenberg. Es steht mit seiner Westseite auf der Stadtmauer. Die alte Pfarrscheune von 1647 wurde 1926 / 1927 zum Gemeindehaus ausgebaut und 1977 zum evangelischen Gemeindezentrum umgebaut. Die mit einer Rundbank versehene Linde auf dem  Platz zwischen Oberpfarrhaus  und Kirche wurde 1884 zum 400. Geburtstag des Reformators Dr. Martin Luther gepflanzt.

Evangelische Kirche:

Die Kirche St. Margareten wurde von dem Fuldaer Abt Ratgar als dreischiffige Säulenbasilika erbaut und am 20. September 812 vom Mainzer Erzbischof Richolf geweiht. Die Kirche in Schlitz ist eine der ältesten steinernen Sakralbauten, die außerhalb des unmittelbaren Fuldaer Klosterbezirks errichtet wurden. Der fast 30 Meter hohe Spitzhelm des Turms ist ein beachtliches Werk des 17. Jahrhunderts. Die südliche Vorhalle der Kirche erhielt 1557 einen Renaissancegiebel, welcher im Giebelfeld ein Bekenntnis zum protestantischen Glauben enthält. 

An der Kirche steht ein Gedenkstein von 1917 zur Erinnerung an die Einführung der Reformation im Jahre 1546 durch Junker Werner von Schlitz genannt Görtz und Pfarrer Heinrich Repa

 

Hinterburg:

Die Hinterburg wird bereits 1493 erwähnt und war ursprünglich Teil der Stadtbefestigung. Der jetzige dreigeschossige Bau wurde von 1561 bis 1565 errichtet und 1647 umgebaut. Der in reinem Renaissancestil errichtete Baukörper wird durch prachtvolle Giebel und einem Treppenturm mit achteckigem Fachwerkaufbau geschmückt. Den Fachwerkaufbau krönt eine „welsche Haube“.

Im Zuge mehrerer Umbauten wurde eine katholische Kapelle mit sehenswerter, von den Münchener Werkstätten geschaffenen Mosaikwand angebaut. Seit 1950 ist in der Hinter­burg die Stiftung  Graf Görtzisches Alten- und Pflegeheim untergebracht, die von Graf Otto Hartmann von Schlitz und seiner Frau Marta gegründet wurde.

Der Wohnbau der Hinterburg wurde 1553 mit einem rückwärtigen Treppenturm erbaut. Vom Dachstuhl aus führte eine Holzbrücke zum Hinterturm. Das Fachwerkgeschoß wurde 1653 aufgesetzt. Früher diente das Gebäude als Dienstwohnung gräflicher Beamter - vor allem des gräflichen Forstmeisters -  und als Renterei. Heute gehört es zur Stiftung Graf Görtzisches Alten- und Pflegeheim.

Als älte­ster Bauteil erhebt sich der romanische Bergfried aus dem 14. Jahrhundert mit einer  Höhe von 36 Metern. Er hatte ursprünglich einen spätgotischen Abschluß. Seit dem 17. Jahrhundert trug er eine barocke Schieferhaube. Er wurde 1906 / 1907 nach altem Vorbild mit einer Steinhaube versehen. Der Turm enthält drei Verliese und war Turmgefängnis der gräflichen Landesherrschaft.

Man sieht dem runden Turm nicht an, daß er einen modernen Fahrstuhl enthält, mit dem man hinauffahren kann, um in die Runde zu blicken. Er ist täglich geöffnet im April und Mai von 10 - 12 und 13 - 18 Uhr, von Juni bis August von 10 - 12 und 13 - 19 Uhr und  im September und Oktober von 10 - 12 und 13 - 18 Uhr.  In der Adventszeit erstrahlt der Turm als „größte Kerze der Welt“ (eingetragen im Guiness-Buch der Rekorde).

 

Schachtenburg:

Das Südhaus des zweiflügeligen Fachwerkgebäudes wurde 1557 erbaut von Dietrich von Schachten (nach anderer Angabe von Elisabeth Schachten, der Witwe des hessischen Kriegsrats Wilhelm von Schachten, Tochter des Junker Werner von Schlitz). Das Steinportal ver­einigt Spätgotik mit Renaissance-Elementen und geheimnisvollen Symbolen und zeigt eine Steinmaske (den „Breilecker“). Ein Sandsteinrelief trägt die Wappen derer von Schlitz und derer von Schachten. Das Nordhaus ist aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Gebäude war bis 1894 Sitz des Großherzoglichen Hessischen Amtsgerichts. Heute ist es Teil des Graf Görtzischen Alters- und Pflegeheims.

 

Ehemaliges Gasthaus „Zum Schwarzen Adler“:

Östlich des Aufgangs vom Niedertor steht das frühere Stadtwirtshaus. Es mußte seit dem frühen 17. Jahrhundert von den Schlitzer Bürger­brauern im Braulosverfahren mit Bier versorgt werden. Im Jahre 1631 soll dort der kaiserliche General Tilly dort übernachtet haben, als seine Truppen die Burg Herzberg bei Breitenbach belagerten. Im Jahre 1784 (oder 1786) ging das Haus in Privathand über und wurde später Schildwirtshaus „Zum Schwarzen Adler“. In den Jahren 1869 bis 1882 diente es als Posthalterei.

 

Rathaus:

Das Rathaus ist ein Steinbau des 16. Jahrhunderts in spätgotischen Formen in seinem älteren unverputzten Teil. Dach und Haubendachreiter sind von 1757. Seit 1994 ist durch die Verbindung von fünf historischen Häusern eine neue Rathauszeile entstanden.  Drei Bogenportale und ein aus dem Jahre 1757 stammender Dachreiter mit Laterne und doppelter Haube heben das Gebäude aus der Menge der übrigen Häuser hervor. Am Rathaus sind zwei Gedenktafeln angebracht, die an die Aufnahme von 2500 Heimatvertriebenen im Schlitzer Land nach dem Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung der Juden aus der Stadt Schlitz in den Jahren 1933 - 1939 erinnern.

Im Rathaus befindet sich das Büro des Bürgermeisters. Im historischen Sitzungssaal - der mit den Wappen einheimischer Schlitzer Bürgerfamilien geschmückt ist - werden heute die standesamtlichen Eheschließungen vollzogen. Ein Fahnenband über der Ein­gangstür  mahnt die Schlitzer Ratsherren mit dem Spruch „Suchet der Stadt Bestes“.

 

Marktbrunnen:

Der Schöpfbrunnen diente der Wasserversorgung der Innenstadt. An seinem oberen Rand hat das deutliche Spuren hinterlassen. Der Steintrog wurde in seiner jetzigen Form im 16. Jahrhundert erstellt. Die Brunnenfigur St. Georg wurde 1930 errichtet und heißt im Volksmund „Bornschorsch“. Damit hat sich die Familie des Färbereibesitzers Schmidt ein Denkmal in ihrer Heimatstadt gesetzt.

 

Ottoburg:

Der doppelgeschossiger Bau aus dem Frühbarock mit zwei halbrunden Ecktürmen ist in zwei Bauabschnitten entstanden. Der nördliche Eckturm ist Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Ab 1653 wurde das Schloß umgebaut und erweitert. Das Gebäude steht auf der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Stadtmauer ist im Keller des Gebäudes noch gut zu erkennen. Dort befindet sich auch eine steinerne Gedenktafel, die Otto Hartmann von Schlitz als Erbauer der Burg im Jahre 1653 nennt. Aus der Ottoburger Linie der Herren von Schlitz stammt Georg Heinrich von Görtz, Minister Karls des XII. von Schweden; er starb 1719 in Stockholm. Von 1955 bis 1990 war die Burg eine Jugendherberge, heute ist sie in Privatbesitz.

 

Das Hospital (Günthersgasse):

Es  wurde 1547 von den Brüdern Werner und Friedrich von Schlitz als Armen - und Siechen­haus gestiftet. Im Jahre 1810 wurde es wegen Baufälligkeit der Gebäude erneuert und mit einem Krankenhaus versehen.  Die Straßenfront ist ein Zeugnis klassizistischen Fachwerkbaus. Das Hospital Schlitzerland wurde seit 1864 von den Diakonissen des Darmstädter  Elisabethenstifts betreut. Es ist seit 1972 dem Eichhof-Medizinischen Zentrum in Lauterbach angeschlossen.

 

Rot-Schilling-Haus:

Etwas weiter westlich in der Günthersgasse am Eingang der Brauhausstraße steht auf der rechten Seite das Rot-Schilling-Haus. Es wurde um 1772 zusammen mit dem gegenüberliegenden Gebäude und einer Schmie­de erbaut. Die Schmiede wurde bei der Neuführung der Straße abgebrochen. Die Angehörigen der Familie Schilling gehörten als Leineweber und Handelsleute zu den begütertsten Bürgern der Stadt.

 

Niedertor:

Am Eingang der Brauhaustraße steht geradeaus das Niedertor.  Es war der südliche Eingang zum Burgenring. Das Tor war bis etwa 1600 durch zwei starke Söller gesichert, die den Zwinger begrenzten, den Burgenring in seinem Südteil umschloß. Der jetzt vorhandene Sandsteinbogen wurde 1930 errichtet.

 

Brauereihaus:

Etwas weiter links steht das Brauereihaus. Es wurde 1788 erbaut und stellt einen Torbau mit Fachwerk und offenen Steinarkaden dar. Er bildet die historische Einfahrt zur „Auerhahnbrauerei“, die 1585 im Schlitzer Stadtteil Sandlofs gegründet wurde. Daran schließt sich Richtung Westen die Brauerei an.

 

Auerhahn-Brauerei:

Im 17. Jahrhundert besaßen die verschiedenen Zweige der Schlitzer Ganerbenschaft eigene Baustätten. Nachdem 1720 alle Familienzweige bis auf die Hallenburger Linie erloschen waren und der Besitz wieder in einer Hand vereinigt war, ließ Friedrich Wilhelm von Schlitz genannt von Görtz im Jahre 1725 eine neue Zentralbrauerei auf dem Gelände unterhalb der Schachtenburg bauen. Der Türsturzstein am Eingang in die sogenannten „Tenne“ zeigt seine Anfangsbuchstaben und das Baujahr.

 

Judenschule:

Am Ende der Günthersgasse und am Beginn der Herrengartenstraße steht rechts die „Judenschule“. Sie wurde 1830 als Kurmittel- und Badehaus errichtet („Ludwigsbad“). Im Jahre 1899 erwarb Samuel Cahn das Haus und richtete nach Gründung der Schlitzer jüdischen Religionsgemeinde im Jahre 1900 dort eine bescheidene Synagoge und Judenschule ein.

 

Falls man sich die Günthersgasse nicht erspart hat, geht man diese jetzt wieder zurück und nach rechts in den Steinweg, wo auf der linken Seite der Park des Schlosses Hallenberg ist.

Wenn man erst sein Auto holen will, fährt man nach rechts über die Straße „Ringmauer“ in die Günthersgasse und dann links.

 

Hallenburg (Gräfin-Anna-Straße 4):

Ursprünglich handelte es sich dabei um ein befestigtes Hofgut, das im 16. Jahrhundert ausgebaut wurde. Im Jahre 1708 wurde die Burg nach den zeitgenössischen Komfort- und Repräsentationsbedürfnissen von Remy de la Fosse, dem bedeutenden Barockbaumeister, in ihre gefällige Form gebracht.

Leider wurden 1755 wesentliche Teile des stattlichen barocken Schloßbau durch einen Brand zerstört. Ein Neubau stand an, den Graf Carl Heinrich (1752 - 1826) ab 1802 klassi­zistisch umgestalten ließ: Das ursprünglich zweigeschossige Gebäude mit Mansarddach wurde durch ein drittes Geschoß verändert und die Gartenfront erhielt ein Mittelrisalit und eine Freitreppe. Zudem wurde der barocke Garten der Mode gemäß anglisiert.

Bis 1954 blieb das Schloß Hallenburg in gräflichem Besitz, dann wurde es der Stadt übereignet, die das Gebäude fortan als Gymnasium nutzte, was freilich gravierende bauliche Eingriffe mit sich brachte. Nur der Gartensaal und das Musikzimmer (Tapetenzimmer) blieben unverändert, weil die Statik der Räume für Klassenzimmer unzureichend war. Der überwiegende Teil der zauberhaften Ausstattung des Schlosses wurde mit der neuen Nutzung leider zerstört. Nach der Verlegung der Schule stand das Gebäude einige Zeit leer. Dann beschloß die Landesregierung in den neunziger Jahren, das Schloß Hallenburg als Landesmusikakademie umzunutzen.

Von vorrangigem Interesse ist die verbliebene Innenausstattung, die im Wesentlichen aus dieser Umbauphase stammt. Dazu gehört auch das Tapetenzimmer, das seine berühmte chinesische Tapete erhielt durch den Weltreisenden Carl Heinrich, der die Kunst um 1820 mitgebracht hatte (nach anderer Angabe hat Graf Georg die Tapete aus Kanton mitgebracht). Die Tapete zeigt eine Landschaftsmalerei auf insgesamt sechs großen, papierenen Tapetenbahnen. Diese Tapete stellte durchaus eine Sensation dar und fand in den Anekdoten „Heimat“ der Gräfin von Schlitz (1822 -1889) eine enthusiastische Erwähnung: „Der Urgroßvater schaffte dem Saal eine schöne und würdige Ausschmückung durch die chinesische Tapete, die wir alle so lieben. Auf gelblichem Grund ist sehr naturgetreu, in reicher Abwechslung und in niemals sich wiederholender Zeichnung eine Fülle von blühenden Bäumen, Vögeln und Schmetterlingen zu sehen. Die Tapete ist Handmalerei, Aquarell, überaus fein und geschmackvoll gemalt.“

Gemalte chinesische Dekors waren Ende in den Schlössern des 18. Jahrhunderts große Mode. Untersuchungen und Vergleiche mit ähnlichen chinesischen Tapeten der Zeit führen zu der berechtigten Vermutung, daß die gelobten Bögen aus Londoner Werkstätten kamen, in denen Chinesen gewissermaßen im „Teamwork“ arbeiteten, wobei jeder für bestimmte Details zuständig war. Erfreulich ist vor allem, daß sich die Ausstattung in der Hallenburg noch an ihrem ursprünglichen Platz befindet. Dem Umstand, daß das bemalte Papier direkt auf die Wand geklebt wurde (was keineswegs üblich war) ist es zu verdanken, daß sie seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ihren Platz nicht gewechselt hat.

Die restauratorischen Voruntersuchungen zeigten die starken Schäden, die durch die mangelnde Pflege und den unsachgemäßen Umgang mit der Kostbarkeit entstanden waren. Vandalismus verletzte nicht nur die Tapete, einzelne Motive waren einfach herausgeschnitten worden. Gleichzeitig verschandelten Wasserränder das Papier, das stark gedunkelt war. Die Schadenskartierung zeigte zu dem Schimmelbefall, ungeschaute Übermalungen und häßliche Gipsausbesserungen. Partiell hatte sich die Tapete auch vom Untergrund gehoben. Hier gab es nur eine Möglichkeit der Rettung: trockenes, mechanisches Ablösen der Tapete. Sie wurde mit der Makulaturschicht vom Lehmputz in ganzen Bahnen abgenommen. In einem auf Papierrestauration spezialisierten Atelier wurden die Panneaux sodann sensibel bearbeitet. Nach einer Grundreinigung führte man die Retuschen der Fehlstellen in der Manier des Pointillismus aus, wobei große Fehlstellen malerisch auf chinesischem Papier ergänzt wurden. Um das Zerfließen der Tusche zu verhindern, tränkte man das Papier vorab mit Alaun. Zu guter Letzt wurden die Bahnen komplett zum Schutz mit einer Gelatinelösung übersprüht.

In Anbetracht der neuen Nutzung des Schlosses als Landesmusikakademie, bei der mit starkem Publikumsverkehr zu rechnen ist, hat man die Bahnen auf dickes Japanpapier gespannt und sie in Holzrahmen an der Wand befestigt. Auf diese Weise ist die kunstvolle handgearbeitete Wandbekleidung leichter zu pflegen und partiell nach Bedarf abzunehmen.

Die Chinesische Tapete in Schloß Hallenburg umfaßt mit 18 Bahnen und drei Supraporten eine Fläche von rund 68 Quadratmeter und gilt damit europaweit als Rarität. Sie gehört zum Typus der floralen Panoramatapete: Auf hellem Hintergrund sind florale Motive mit Bäumen, Blumen, Vögeln und Insekten dargestellt, die - wie auch schon in Pompeji - eine illusionistische Verknüpfung von Innenraum und Garten bewirken. Ähnliche Tapeten finden wir zum Beispiel auch in Wilhelmsthal, Rheinsberg, Coppet und in England.

Die Art der Malerei geht auf eine alte chinesische Tradition aus der Tang-Zeit (618 - 909) zurück. Eine besondere Blüte erreichte sie in der Sung-Periode (909 - 1270), wurde aber an den kaiserlichen Akademien bis zum Ende des Kaiserreichs weiter gepflegt. Für den Chinesen stellen die gemalten Naturausschnitte einen Mikrokosmos dar, in dem sich zum Beispiel Werden und Vergehen widerspiegeln.

Die Tapete wird auf die neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts datiert, sie wurde als Auftragsarbeit in China selbst hergestellt und kurz nach 1800 auf einer Makulatur aus barocken Leichenpredigten und alten Akten im Saal der Bel-Etage angebracht. In Europa herrschte während des 18. Jahrhunderts die so genannte „China-Mode“: Zuerst sammelte der Adel Porzellan, danach Seiden- und Papiermalereien. Höhepunkt fand diese Modeströmung im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Intellektuell wurde sie durch das Interesse der Aufklärung (Voltaire!) an China gefördert. Man sah in China moralisch Beispielhaftes für Europa.

Das Papier der Tapete besteht aus drei übereinander geklebten dünnen Lagen, die aus Maulbeerbaumfasern hergestellt wurden. Die Naturmotive auf der Tapete sind der klassischen chinesischen Malerei entnommen und haben vielfach symbolische Bedeutung: Schmetterlings- und Vogelpaare unter Prunus-Zweigen weisen zum Beispiel auf Liebesfreuden im Frühling hin. Neben exotischen Vogelarten finden wir auch einheimische Bekannte (Meisen, Finken, Amseln).

Im Zuge der Restaurierung von Schloß Hallenburg wurde die Tapete zusammen mit ihrer Makulatur von der Wand genommen und für 250.000 Euro restauriert. Die im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Schäden (Oberflächenverschmutzung, Risse, Fehlstellen, Schimmelbefall, Tintenfraß) wurden aufwendig beseitigt und die Tapete dann wieder nach dem ursprünglichen Vorbild auf einer Unterkonstruktion an die Wand montiert. Heute stellt sie eine einzigartige Attraktion dar.

 

Umgebung von Schlitz:

Über Hutzdorf, Queck, Rimbach kommt man nach Ober-Wegfurth. Dann fährt man rechts ab und nach vor dem Ort Unter-Schwarz links ab in Richtung Norden. Man kommt zum Richthof.  Er wurde 1784 als Jagdschloß der Schlitzer Grafen erbaut und war im 19. Jahrhundert Gästehaus. Kaiser Wilhelm war hier zu Besuch bei Graf Emil von Schlitz. Es gibt auch ein Musikzimmer von 1930. Die Gebäude dienen heute einer Lebensgemeinschaft für Behinderte. Im Schloßpark  wurde die „Schlitzerländer Tierfreiheit“ eingerichtet. In diesem weitläufigen Tierpark haben die Tiere (Bären, Dam‑, Rot‑ und Schwarzwild sowie Hängebauchschweine und andere lustige Exoten) große Gehege, in denen sie sich artgemäß bewegen können. Die „Tierfreiheit“ ist das ganze Jahr hindurch tagsüber geöffnet.

 

Fraurombach (östlich von Schlitz):

Die Evangelische Kirche (Hinter der Linde 6) ist erbaut im 12. Jahrhundert als Dorfkirche im romanischen Stil und enthält Heraklius-Wandmalereien von 1330.

 

Hartershausen (südlich von Schlitz an der Straße nach Fulda):

Die Evangelische Nikolaikirche mit Dachreiter (Großenlüderer Weg 4) ist 1282 im spätgotischen Stil erbaut. Das Kruzifix ist aus dem Ende 15. Jahrhundert, der spätgotische Taufstein ist von 1507, die Orgel von 1684 von Johan Christian Hart, die Emporen von 1702.

 

 

Großen-Lüder

Der Kalk ist Ge­schäftsgrundlage für einen großen Abbau­betrieb, dessen Ge­bäude hoch über dem Ort den Eingang von Großenlüder, westlich von Fulda, bil­den. Und er ist auch im wahren Wortsin­ne Basis für die Flora dieses Landstrichs. Nadelhölzer und Heidelbeere mögen es  eher sauer.

Der Gieseler Forst ist eines der größten zusam­menhängenden Waldgebiete im Kreis Ful­da. Er ist bekannt für intakte Wildpopulation und reiche Heidelbeer‑Vorkommen. Beim Gieseler Heidelbeer‑Fest mit Königin und Beer‑Heinz muß sich der Mann mit zusammen­gebundenen Händen möglichst  schnell durch einen großen runden Heidelbeerku­chen zu einem eingebackenen Fünfmark­stück durchessen.

Der Finken­berg war in den Zeiten des Kalten Kriegs und großer Militär‑Präsenz der Amerika­ner der Standort eines streng abgeschirmten US‑Waffen‑Depot. Was alles tief im Berg deponiert und versteckt war, dar­über kursierten einst die wildesten Ge­schich­ten. Heute interessiert sich nie­mand mehr dafür.

 

Klein-Lüder

Am östlichen Ausgang von Klein-Lüder geht eine geteerte Straße ab nach der Wallfahrtskirche Kleinheiligkreuz. Vor der Hessenmühle geht es links ab zu der Kirche. Der Familienbetrieb Hessen­mühle ist längst kein Ge­heimtip mehr. Aus der einst spartanisch eingerichteten Gaststube ist ein auf alle Bedürfnisse abgestellter Gasthof gewor­den. Wanderer sind ebenso willkommen wie feine Gesellschaften. Die Karte bietet alles ‑ von deftiger Hausmannskost bis fast zur Haute cuisine. Rippchen mit Kraut erscheinen uns heute angebracht.

Die Kirche Kleinheiligkreuz ist heute noch Wallfahrtsort, malerisch in einen Wiesenwinkel gebaut. Die Kirche wurde 1692 erbaut an der Kreuzung zweier damaliger Straßen. Sie  hat einen Hochaltar, eine Schnitzplastik von Bonifatius und Nepomuk und mit Bildern gestaltete Kreuzwegstationen.

Bei der Kirche sind der Jagdhof und eine Gaststätte mit Wild‑Spezialitäten. Hinter der Kirche sind ein Spielplatz und ein kleiner Friedhof. Unterhalb der Kirche ist ein Gatter mit Haustieren. Verlockend der Freisitz trotz Blicks auf den alten Friedhof.

 

Stockhausen

Hier gibt es ein barockes Schloß mit romantischem Park.

 

Flieden

Im Jahre 806 wurde Flieden in Fuldaer Klosterurkunden erstmals erwähnt. Im Hochmittelalter war der Ort sowohl Gerichts- und Verwaltungsort als auch Pfarrort für das Fliedetal. Im Jahre 1972 ent­stand die Großgemeinde Buchenrod, Höf und Haid, Magdlos, Rückers, Schweben, Stork und Flieden mit insgesamt rund 9.000 Einwohnern. Sehenswert in Flieden sind die Barockkirche und der Freizeitpark mit Teich.

Das Hüttnergut Lenzis (Ringweg 5) ist ein seit 1553 nachgewiesenes kleinbäuerliches Anwesen. Der heutige Bau ist um 1800 entstanden und enthält  eine heimatkundliche Sammlung.

 

 

 

Rhön

 

Inhalt:

Allgemeines (Kelten), Radwege.

 

Hessische Rhön:

Gerstungen, Wildeck, Eiterfeld, Rasdorf, Hünfeld, Sargenzell, Mackenzell, Fulda, Petersberg, SchloßFasanerie, Eichenzell, Kalbach, Hofbieber, Tann, Hilders, Eckweißbach, Milseburg, Waserkuppe, Poppenhausen, Gersfeld.

 

Thüringische Rhön:

Gerstungen, Bad Salzungen, Vacha, Geisa, Spahl, Dermbach, Neidhartshausen, Feldatal, Kaltennordheim, Frankenheim, Geba, Dolmar, Meiningen, Henneberg.

 

Bayerische Rhön:

Fladungen, Nordheim, Ostheim, Mellrichstadt, Bad Neustadt, Kleinbardorf, Münnerstadt, Bad Kissingen, Bad Bocklet, Bischofsheim (Kreuzberg),

 Wildflecken, Oberbach.

 

 

Allgemeines

Das rund 185.000 Hektar große länder­übergreifende Gebiet in Hessen, Bayern und Thüringen ist seit 1991 eine Modelle­gion, in der die Menschen die Landschaft im Einklang mit der Natur nutzen sollen. Zudem sollen regionale Lebensmittel bes­ser vermarktet und die Landwirtschaft ge­stärkt werden. Ein Projekt war unter ande­rem die Erhaltung des Rhönschafs. Künf­tig will sich die Rhön als Wander‑Region profilieren. „Die Rhön hat aber auch einen weltwei­ten Glanz“, sagte der Leiter der hessi­schen Verwaltungsstelle auf der Wasser­kuppe. Das zeige der Besuch vieler auslän­discher Delegationen, die sich über die Entwicklung in der Rhön informierten.

 

Hohe, von vulkanischer Tätigkeit markant geformte Berge, dazwi­schen flachwellige, waldarme Hochebenen: Zwei gegensätzliche Landschaftsformen geben der Rhön ihren unverwechselbaren Cha­rakter. Die großflächig geschützten Plateaus verleihen dem Gebirge im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen eine grandiose Weite. Aber: Die offene Landschaftsform ist Menschenwerk. Bis zum Ausgang des Mittelalters war die Rhön von Buchen bedeckt und wur­de erst im 16. Jahrhundert großflächig abgeholzt.

Im Rahmen „akti­ven“ Schutzes des seitdem Gewachsenen wird heute einmal im Jahr gemäht, um das Keimen von Baumsamen zu verhindern. Flora und Fauna haben hier ein ideales Rückzugsgebiet gefunden. Den Bemü­hungen, ihre Lebensbedingungen zu erhalten und die Rhön als Kul­turlandschaft zu bewahren, hat auch die Unesco Rechnung getragen und das Gebirge 1992 als Biosphärenreservat anerkannt.

Zu den empfindlichsten und schützenswertesten Gebieten gehören die Moore. Sie können in ihrer Bedeutung nicht hoch genug einge­schätzt werden. So gelten das Schwarze und das Rote Moor als einzigartiges pflanzen- und tiergeographisches Zwischenglied inner­halb der alpinen und nordischen Moore, sowie der in den Ardennen und im Osten gelegenen.

Bettelarm waren die Rhöner Bauern einst, hatten manchmal nicht einmal einen Löffel Leinöl zu den Erdäpfeln. Kein Wunder also, daß sich die Küche des rau­hen Mittelgebirges vor allem um die Kartof­fel drehte. Aufläufe wie der „Lakekander“, Bratkartoffelgerichte wie „Zam­me­te“ mit „Grom Melich“, also Dickmilch, kamen meist auf den Teller. Üppig gespeist haben nur die feinen Leute wie etwa die Fürstbi­schöfe zu Fulda, die kulinarisch fleischli­chen Genüssen durchaus zugetan waren.

Heute bemüht man sich im „Land der offe­nen Fernen“ um den Erhalt der traditionel­len Rezepte. Die von der Unesco zum Bio­sphärenreservat geadelte Rhön ist eine Kulturlandschaft, in der Mensch und Natur seit jeher eng zusammenwirken. Das gilt auch für Küche und Keller.

 

Gebietstypische Produkte

Gasthof „Zur Krone“ in Ehrenberg-Seiferts:

Zum Beispiel im Gasthof „Zur Krone“ in Seiferts, das auch den Beinamen „Rhön­schafhotel“ führt. Nicht weil hier Schafe absteigen oder hinterm Haus blöken, son­dern weil sich die Küche der Herberge dem heimischen Lammfleisch in allen nur denkbaren kulinarischen Varianten wid­met. „Aus der Rhön für die Rhön“ lautet die Devise, mit der man dem Wahnwitz von Tiertransporten quer durch Europa und Importwaren vom anderen Ende der Welt mit örtlichen Produkten begegnen will.

Aus diesem Grund ist der Gasthof nicht nur für seine Lammspezialitäten, sondern auch für seine Köstlichkeiten rund um den Rhöner Apfel bekannt. Wirt Jürgen Kren­zer und seine Lebensgefährtin Sylvia Gros­ser hatten es leid, im Herbst die aromati­schen Früchte auf den umliegenden Streu­obstwiesen verfaulen zu sehen, weil Groß­keltereien kaum noch etwas für das Obst bezahlten. Die Wirtsleute der „Krone“ bau­ten eine eigene Schaukelterei, die Besu­chern durch eine Glaswand Einblick in die Verarbeitung gewährt. Viele Apfelspezialitä­ten werden hier inzwischen produziert: Ap­felwein ebenso wie Cidre, Apfelsherry, Ap­felessig und Gelee oder hochprozentige „geistreiche“ Raritäten.

Der Gasthof organisiert auch Wanderungen zu dem Rhönschäfer Dietmar Weckmann, der zusammen mit Hütehund Tiger über 600 Mutterschafe und 400 Lämmer wacht. Weckmann ist alles andere als ein wortkar­ger Hirte, er erzählt gern von der Arbeit mit den Rhöner Schafsköpfen. Rund 200 Gruppen und ungezählte Einzelbesucher führt er pro Jahr auf die Weide und er­klärt ausführlich, was es mit der Rettung der Rhönschafe auf sich hat. Die grobe Wol­le wird inzwischen von einer Öko‑Baustoff­irma zu Dämmaterial verarbeitet. Das Fleisch der Tiere, zarte Lammkeulen eben­so wie deftige Salami, wird mittlerweile in der Region verarbeitet und angeboten.

 

Streuobstlehrpfad in  Hausen bei Fladungen:

Wer mehr über einheimische Köstlich­keiten wie Bohnapfel, Sternrenette oder den „geflammten Kardinal“ wissen will, fährt am besten zum Streuobstlehrpfad in Hausen na­he der Kirche und sieht sich auf einem Spazier­gang um. Die „Rhöner Apfelinitiative“ sorgt inzwischen zudem dafür, daß unge­spritzte Früchte aus Streuobstbeständen einen Preis erzielen, der die Mühe der Ernte lohnt.

 

Apfelbier bei Rother Brau in Hausen:

Manche der aromatischen Äpfel wandern sogar ins Bier, Braumeister Georg Weydringer von Rother Bräu macht ein erfrischendes Apfelbier daraus. Für sei­ne Ökobiere aus Biogetreide hat das seit 1788 bestehende Familienunternehmen viele Preise eingeheimst. Der kleinen Tradi­tionsbrauerei geht es gut, auch wenn sich Meister Weydringer zuweilen wünscht, die ökologisch bewußte Kundschaft möge doch ihr eher „mädchenhaftes Trinkverhal­ten“ steigern.

Hopfen, Gerste und Weizen werden bei Rother Bräu heute mit Lastwagen angelie­fert. Das war früher anders, als noch Och­sen vor die Fuhrwerke gespannt wurden und für Feldarbeit und Transportwesen zu­ständig waren. Mit Traktoren und Lastern kam das Aus für die vierbeinigen Kraftpa­kete. Dennoch erlebt sogar der Rhöner Wei­deochse derzeit eine Renaissance und kaut vielerorts wieder an Wiesenkräutern. Sein Fleisch schmeckt eben viel saftiger und aro­matischer als Steaks aus Massentierhal­tung.

 

Ochsenstrudel aus Hofbieber:

Matthias Kollmann vom Gasthof „Zur Linde“ in Hofbieber serviert einen im Ofen gebackenen „Ochsenstrudel“ mit köst­licher Kräuterrahmsoße. Apropos backen: in vielen Rhöndörfern finden sich an zentralem Platz oft mit schönem Fachwerk geschmückte Katen. Wenn hier der Schornstein raucht, sollte man sofort anhalten. In diesen Back­häusern schieben rührige Hausfrauen nach alter Art Bauernbrot, „Zwiebelploatz“ oder Wagenräder von saf­tig belegten Obstkuchen in die Röhre und verkaufen in der Regel einen Teil des Backwerks. Manch ofenwarme Köstlichkeit wird gleich unterm nächsten Ap­felbaum bei einem defti­gen Picknick im „Land der offenen Fernen“ ver­putzt.

 

Rhönhof“:

„Rhönhof am Drei­ländereck“, Gasthaus und Archehof in Hausen am Dreiländereck nahe der Hochrhönstraße, im Sommerhalbjahr geöffnet von Di‑So von 10.30 bis 20.30 Uhr.

Manche Gäste macht der Blick in die Speise‑ und Getränkekarte des „Rhönhof“ freilich ratlos. Keine Cola, keine Fanta und schon gar nicht Pommes oder Hawaii­toast sind darauf zu finden. Statt süßer Einheitsbrause in Gelb oder Braun gibt es für die Kinder Holunderblütenlimonade, Johannisbeer‑Fliedersaft oder naturtrübe Apfelschorle. Für durstige Wanderer wird Apfelbier und anderer Gerstensaft von ei­ner nahen Brauerei ausgeschenkt. Auf den Teller kommen bodenständige Stärkungen wie Kartoffelsuppe, Lammfleisch vom Schäfer, Brot­zeiten mit Bauernwurst oder die Hausspezialität „Rhöner Rönke“: eine dicke Scheibe geröstetes Landbrot, üp­pig belegt mit Lauchgemüse, Speck und ge­schmolzenem Käse. Serviert wird im ehe­maligen Kuhstall oder auf der Terrasse mit Blick in die sanft gewellte Landschaft. Statt plärrender Lautsprecher sind jubeln­de Goldammern für die Tafelmusik zuständig.

Gerade kleine Gäste kommen im Archehofs auch ohne Fastfood auf ihre Kosten. Pächter Ulrich Kolb züchtet auf dem hoch­gelegenen Anwesen vom Aussterben be­drohte heimische Haustierrassen wie Rhönschafe, Frankenfleckvieh und diver­ses Federvieh. Im Freiluftzoo sind außer­dem Wollschweine, Ziegen und zwei Shet­landponys zu finden. Wanderer und Familien dürfen für geringes Entgelt im Heu übernachten. Für Schulklassen bietet der rührige Betreiber dieses „Archehofs“ auch Naturerlebnistage mit Ausklang am La­gerfeuer. Im  Jahre  2008 meldete der Rhönhof allerdings Insolvenz an.

 

 

Die Kelten in der Rhön

„Gewaltige Körperlänge, rötliche Haare, große Schilder und über­lange Schwerter, dazu ihr Gesang, wenn sie in die Schlacht ziehen... all das bewußt darauf angelegt, Schrecken zu erre­gen“, notierte der Römer Titus Livius über die wehrhaften Nachbarn im Norden. Im Jahre 387 vor Christus waren sie unter Fürst Bren­nus weit nach Süden gezogen und hatten Rom erobert und geplündert. Bis nach Kleinasien kamen die keltischen Krieger, weite Teile Europas wur­den von ihnen vor der Zeitenwende beherrscht. Erst mit dem Gallischen Krieg unter Julius Caesar begann der Stern der Kelten zu sinken.

Doch nicht nur im Kampfgetümmel zeig­ten sie sich ideenreich. Auf sie geht die Er­findung der Seife ebenso zurück wie die der Pflugschar und anderer schmiedeeiser­ner Geräte. Sie fertigten kunstvolle Schmuckstücke aus Bronze und Glas. Schade nur, dass das Kulturvolk keine schriftlichen Zeugnisse hinterließ. Was wir über sie wissen, stammt vor allem aus der Feder der alten Lateiner. Spuren kelti­scher Besiedelung lassen sich dennoch an vielen Orten ausfindig machen, unter an­derem in der hessischen Rhön.

 

1. Unweit von Fulda liegt der Bergrücken der Milseburg, mit 835 Metern Höhe die höchste Erhebung der westlichen Kup­penrhön. Eine Burganlage wird man ver­geblich suchen, nur unscheinbare Reste künden von der mittelalterlichen Wehran­lage, die bereits im 13. Jahrhundert ver­fiel. Umso eindrucksvoller präsentieren sich dagegen die Spuren der Kelten. Ein et­wa 1300 Meter langer, breiter Steinwall be­ginnt im Norden an der Geröllhalde des Kälberhutsteines und zieht sich in einem weiten Bogen um die Ostseite des Berges. Eine zweite, innere Befestigungslinie ver­läuft entlang eines nach Westen ausgerich­teten Plateaus. Die imposante Wehranla­ge von insgesamt 32 Hektar ist das größte archäologische Denkmal der Rhön.

Nun muß man nicht denken, daß die alten Kelten zum Schutz ihres „Oppi­dums“ einfach tonnenweise Steine auf­schütteten. Was heute zu sehen ist, sind nur die Reste einer gigantischen Wehr­mauer, die von einer massiven Holzver­schalung gehalten wurde. Die hölzernen Pfosten und Bretter sind dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen.

 

2.  Wem nach gallischer Folklore zumute ist, der sollte ins „Keltenhotel Goldene Aue“ in Sünna reisen. Direkt am Wald­rand liegt die Herberge. Zwar sind die Zim­mer modern ausgestattet, sogar ein Freibad und eine Sauna gibt es, doch Wirt und Personal sind gewandet wie in einem His­torienfilm. Auf den Tisch kommen Dinge, die auch unsere Vorfahren schon gegessen haben mögen: Braten mit Wiesenkräu­tern, Pilzsuppe und Waldbeeren etwa. Die Stühle sind mit Fellen bespannt, im Ka­min lodert ein offenes Feuer, und manch­mal spielt die Gruppe „Megin“ mit Trom­mel und „Dord“ auf, dem Nachbau eines keltischen Blasinstruments aus Bronze. .

 

3. Auf dem Dietrichs‑ und dem Öchsenberg, beide in unmittelbarer Nähe, gelegen, fin­det man bis heute Reste von Wallanlagen sowie Grabhügel und Quellheiligtümer.

 

4. Auf dem Thüringischen Dolmar  kann man eine sol­che Anlage sogar aus der Luft bewundern. Gleich unterhalb des Berges residiert die „Flugschule Dolmar“ mit der Ausflugsgast­stätte „Quax“. Von hier aus kann man mit Ultraleicht‑Fliegern in die Luft gehen und eine Runde über Keltenresten drehen.

 

5.  Die Kelten waren es auch, die im nahen Bad Salzungen als erste das „weiße Gold“ gewannen. Das moderne Solebewegungs­bad hinterm pittoresken Fachwerkensem­ble des Kurhauses wurde nach den alten Galliern „Keltenbad“ benannt. Wer den Zusammenhang nicht glaubt, kann an der Kasse nicht nur den Eintritt lösen, sondern auch Plüschdruiden, Keltendolche und Keltenkosmetik erstehen. Draußen im Gradierwerk inhalieren die Kurgäste die heilsame Sole im historischen Wandel­gang. Damit das Salz nicht ihre Kleider be­schmutzt, tragen die Patienten lange wei­ße Leinenkutten mit Kapuzen und sehen wirklich wie Druiden aus.

 

6.  Sehr sehenswerte keltische Fundstücke fin­den sich im südlichen Thüringen am Fuß der Gleichberge im Steinsburgmuseum, Waldhaussiedlung 8, 98631 Römhild. Tel. 036948/20561, tägl. geöffnet von 9‑17 Uhr, Eintritt: 2 Euro, Kinder 0,50 Euro.

Radwege

 

 

Regeln auf den Strecken

*Der Gebrauch von offenem Feuer und die Abhaltung von Veranstaltungen auf der gesamten Strecke sind ebenso untersagt wie das Übernachten im Tunnel.

*Als Verkehrsteilnehmer haben Sie sich auf alle Gefahren und Straßenverhältnisse einzustellen und die Straßen und Wege so hinzunehmen, wie sie sich Ihnen darbieten. Generell handeln Sie bei der Nutzung des Weges auf eigenes Risiko.

* Auf der gesamten Strecke gilt die Straßenverkehrsordnung.

* Hinter den Drängelgittern ist äußerste Vorsicht geboten, da der kreuzende Verkehr von Landes- bzw. Kreisstraßen absoluten Vorrang hat.

* Die allgemeinen Sicherheitshinweise sind zu beachten.

* Der Weg darf von Radfahrern, Fußgängern und Inlineskatern genutzt werden.

* Die Nutzung erstreckt sich nur auf die ausgewiesenen und öffentlichen Wege, Flächen und Plätze entlang der Strecke, nicht aber auf Abkürzungen, Privatgrund oder sonstige nichtöffentliche bzw. Naturschutzflächen.

* Hunde und andere Haustiere sind an der Leine zu führen.

* Es herrscht generelles Verbot für Pferde, landwirtschaftlichen und sonstigen Kraftfahrzeugverkehr, außer für dienstliche Kontrollfahrten bzw. bauliche Unterhaltungsfahrten.

* Die Geschwindigkeit ist so anzupassen, daß ein rechtzeitiges Anhalten jederzeit möglich ist. Generell bitten wir um gegenseitige Rücksichtnahme.

 

Fuldaradweg I Fulda -Kassel

Radwandern Sie in einer der schönsten und unberührtesten Regionen Deutschlands. Entdecken Sie das Fuldatal mit dem Rad. Erleben Sie Geschichte entlang der Fulda, der in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist. Genießen Sie Aktivurlaub in Nordhessen!

Der Fulda-Radweg R 1 verläuft über 193 Kilometer von der Fuldaquelle auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe in der Rhön bis ins Wesertal nach Hann-Münden, wo  „Fulda und Werra sich küssen und ihren Namen büßen müssen“.

Romantische Fachwerkstädte wie Bad Hersfeld, Rotenburg a. d. Fulda, Melsungen und die Documenta-Stadt Kassel schlängeln sich entlang der Fulda und laden Sie zu einem Zwischenstop ein. Auf gemütlichen Tagesetappen radeln Sie dahin und erleben hautnah die Geschichte von Nordhessen. In Rotenburg a. d. Fulda erwartet Sie dann noch eine besondere Überraschung - ein Stadtrundgang mit der letzten Hexe „Gunilla“.

Und seit Mitte letzten Jahres erwartet den Radler eine bundesweite Einzigartigkeit - eine Seilbahn über die Fulda zwischen Malsfeld-Beiseförth und Morschen-Binsförth. Auf zwei Handkurbeln muß ein Druck von etwa 15 Kilogramm ausgeübt werden, um die 50 Meter lange Strecke zu überwinden. Ein sportlicher Einsatz, der sich lohnt: Mit dem Fahrrad über einen Fluß zu schweben ist ein wirklich besonderes Erlebnis.

 

Besondere Veranstaltungen im Laufe des Jahres entlang des Fulda Radweges R 1

* Bad Hersfeld: Entdecken Sie das „Theater unter Freien Himmel“ während der Bad Hersfelder Festspiele in der Stiftsruine (Juni-August)

* Rotenburg a. d. Fulda: Alljährlich am ersten Wochenende im Juli findet das traditionelle Heimat- und Strandfest statt. Besonderer Höhepunkt ist hierbei das Schloßparkfest am Samstagabend. Tausende Teelichter werden im Schloßpark ausgelegt und schaffen so eine einmalige Atmosphäre.

* Melsungen: Besuchen Sie das Nordhessische Spezialitäten Festival und probieren Sie hausgemachte Leckereien aller Art! (Anfang Oktober) 

* Kassel: Lassen Sie sich faszinieren von den berühmten Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe! Die Wasserspiele funktionieren allein durch den natürlichen Druck und die Schwerkraft. (Mai-Oktober)

* Hann-Münden: Erkunden Sie die schöne Fachwerkstadt am Zusammenfluß von Fulda und Werra, wo der legendäre Wanderarzt. Dr. Eisenbart noch heute Patienten aus nah und fern zur Sprechstunde bittet (Mai bis August)

 

Infos/Kontakt: Verkehrs- und Kulturamt Rotenburg a. d. Fulda, Weingasse 3

36199 Rotenburg a. d. Fulda

Tel: +49 (6623) 5555, Fax: +49 (6623) 93313

verkehrsamt@rotenburg.de. www.rotenburg.de

 

Fuldaradweg II Bad Hersfeld - Lauterbach

Diese Etappe kombiniert Flüsseradeln mit Bahnradeln entlang der schlingenreichen Fulda und auf dem neuen Bahn-Radweg Hessen. Die lückenlose Markierung des R 1 (auch R 7, dann R 7A) nutzend, genießt man - immerzu gemütlich dahinradelnd - die Schönheiten der abwechslungsreichen Landschaft. Die Fulda ist ein stiller Fluß mit kaum merklicher Strömung. Kolonien an Wasserpflanzen bedecken die Wasserfläche, die zuweilen eher einem langen schmalen See denn einem bedeutenden Fluß ähnelt.

Die Streckenführung von Bad Hersfeld über Niederjossa und Schlitz nach Bad Salzschlirf folgt der alten Trasse der Knüllgebirgsbahn. Im Jahre 1898 fiel der Startschuß zum Bau. Dieser zog sich fast 30 Jahre hin. Im Jahre 1964 begann die schrittweise Stillegung der Strecken. Parallel dazu begann auch der teilweise Abbau der Gleisanlagen. Heute nutzt man zum Teil die Originaltrassen als Radwege. Bei etwas Aufmerksamkeit sind die Bahndämme mit ihren Geraden, langgezogenen Kurvenradien und sanften Höhenunterschieden noch gut auszumachen.

 

Wegbeschreibung:

Raus aus dem sehenswerten Bad Hersfeld und rein in das Tal der Fulda. Bevor man die B 62 unterquert, noch ein Blick zurück zum historischen Zentrum mit der Stiftsruine und dann immerzu geradeaus. Man rollt recht gemütlich dahin. Bald nach dem Stadtrand erreicht man die Felder des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen Schloß Eichhof (Tip: Im Schloßinnenhof gibt es in den Sommermonaten Theateraufführungen)(1). Neben der Strecke wachsen auf den Äckern verschiedene Kulturen zur Gewinnung erneuerbarer Energien. Auch Radler sind nachhaltig unterwegs. Anhand von Infotafeln kann man sich über die Zusammenhänge informieren.

Danach geht die unmittelbare Bindung mit dem Fluß etwas verloren. Man radelt mehr an der Straße, vorbei an Asbach durch Kerspenhausen nach Mengshausen. Nach Querung der A 7 (2) trennen sich die Radwege R 1 und R 7. Auf dem Weg nach Lauterbach folgt man dem Verlauf der ehemaligen Bahnstrecke Richtung Schlitz (weiter R 1, auch R 7A).

Man muß links der Beschilderung R 1 folgen, der Weg führt zwischen Landesstraße und der Fulda, an dem Weiler Unter-Wegfurth vorbei. In der Nähe des ehemaligen Haltepunktes Ober-Wegfurth geht es zur Abwechslung mal rechts der Fulda weiter. Nach Unter-Schwarz fährt man auf einem Wirtschaftsweg, dann vorbei „Am Walpersgraben“, bevor in der Zufahrt auf Queck, vor dem Sportplatz, erneut die Flußseite gewechselt wird.

Nun wieder auf der linken Fuldaseite, zurück auf die alte Bahntrasse. Kurz vor dem Ortsteil Hutzdorf gabelt sich der Radweg (3). Der Fuldaradweg R 1 führt links weiter Richtung Fulda, rechts wieder die Markierung des Bahn-Radweges (auch Vulkanradweg und R 7A) Richtung Schlitz und weiter nach Lauterbach. Der Rest der Etappe verläuft nun - freilich in Gegenrichtung - auf einem Teilstück aus der zweiten Etappe. Neue Blickrichtung, neues Erleben.

Man folgt jetzt also ganz entspannt der Markierung des Bahn-Radweges. Auch bei einer bekannten Strecke ist es spannend, die veränderten Sichten und Perspektiven wahrzunehmen. Schlitz, der Etappenort der zweiten Etappe, wird gestreift. Im Tal der Schlitz wird wenig später der Rastplatz Bernshausen (4) erreicht. Hinter Bad Salzschlirf erinnert man sich vielleicht noch an die genußvolle Abfahrt der zweiten Etappe, nun geht es bergan. An der Ruine Wartenberg vorbei, dann zur B 25, und Lauterbach, der Etappenort ist bald erreicht.

 

Solztalradweg I Bad Hersfeld – Schenklengsfeld

Der Bahntrassenweg von Bad Hersfeld nach Schenklengsfeld (ehemalige Hersfelder Kreisbahn) ist gut gemacht und landschaftlich sehr reizvoll, nur in Schenklengsfeld landet man auf der Landesstraße. Auch die Durch­bindung zur Werra ist eher enttäuschend ausgefallen.

Streckenlänge (einfach):

Die Strecke ist etwa 14,5 Kilometer lang, davon verlaufen  etwa 13 Kilometer auf der ehemaligen Bahntrasse. Der Radweg endet etwa 1,3 Kilometer nördlich des Ortzentrums von Schenk­lengsfeld).  Höhenprofil: langgezogene leichte Steigung von Bad Hersfeld (200 m ü. NN; Abzweigung vom R 1) bis nach Schenklengsfeld (320 Meter). Oberfläche: Asphalt.

 Feierliche Eröffnung am 4. Oktober 2003. Der Lückenschluß nach Malkomes soll im Frühjahr 2008 erfolgen.

 

Route: Bad Hersfeld – Oberode – Sorga – Malkomes – Schenksolz – Schenklengsfeld.

Fahrtrichtung Ost

  • 0,0 Parkplatz am Bahnhof Bad Hersfeld östlich der Gleise: Beginn des R/F (Drängelgitter, ein Anschlußgleis queren), der anfangs parallel zur Bahnstrecke Fulda – Bebra verläuft (teilweise auf der Kreisbahntrasse); eine Straße unterqueren und am R/F-Ende (Pfostensperre) geradeaus, dem Weg geradeaus folgen;
  • bei 1,6 die B 27 unterqueren und schräg links folgen, rechts zurück: R 1 / D 9 (Richtung: Fulda); R 7 (Richtung: Lauterbach)
  • 1,8 Beginn des asphaltierten Bahntrassen-R/F am Tierheim; die Fulda überqueren und später an einer Tischgruppe vorbei; der Weg verläuft am Hang, später Einschnitt
  • 3,1am Gut Oberode einen Weg queren (Pfostensperren); langgezogen mit Steigung, an zwei Vogelbeobachtungsständen vorbei; ein Querweg mit Pfostensperren, ein weiterer mit Halbsperren
  • 3,1 links: Rotenburg 20, Friedlos 3,0; R 1 / D 9
  • 4,6 bei Sorga eine Hauszufahrt queren (Halbsperren) und an einer Tischgruppe vorbei;
  • bei 4,7 eine Straße queren (Drängelgitter), am ehemaligen Bahnhof vorbei (jetzt Wohnhaus, Bahnsteigkante ist noch vorhanden), dann zwei kleine Straßen (Halbsperren) und bei 5,7 eine Straße mit Pfostensperren queren
  • 6,1 am Ortsende weitere Querstraße mit Pfostensperren; langgezogene leichte Steigung; an einer Tischgruppe vorbei und bei 7,0 die BAB 4 unterqueren6,1 schräg links: Phillipsthal 22; Friedewalde 7,1; R 7
  • 7,1 eine Straße mit Drängelgittern queren (langgezogene leichte Steigung, der Weg verläuft am Hang und später durch einen Einschnitt); zwei Querwege (Pfostensperren)Schenklengsfeld (Kreis Hersfeld-Rotenburg)
  • 8,8 geradeaus folgen (Pfostensperre) und die B 62 unterqueren (sehr leichte Steigung); später am ehemaligen Bahnhof Malkomes vorbei (Querweg mit Pfostensperren)
  • 9,9 an der Brücke eine Straße queren: asphaltierter R/F (Pfostensperren); einen Seitenbach überqueren (mindere Steigung, flacher Damm); eine Feldzufahrt mit Pfostensperren, Einschnitt und weiterer flacher Damm; bei 11,1 eine Straße unterqueren, dann die Solz überqueren
  • 11,3 am ehemaligen Haltepunkt Schenk-Solz (Bahnsteigkante, Schutzhütte) eine Straße queren (Pfostensperren); die Solz erneut überqueren (langgezogene leichte Steigung, ein Einschnitt)
  • 12,9 am ehemaligen Haltepunkt Lampertsfeld einen Weg queren (Pfostensperren)
  • 13,4 am Ende des R/F (Pfostensperre) links versetzt: leicht hügeliger Weg parallel zur Trasse; die L 3171 unterqueren
  • 14,1am Bahnübergang schräg links (Gefahr) und an der Straße rechts (14,2): Hersfelder Straße / L 3171 ins Ortszentrum von Schenklengsfeld
  • 14,4 links: Landecker Straße / K 13; am Abzweig Friedewalde geradeaus folgen (leichte Steigung) und der Vorfahrtsstraße rechts folgen: Vachaer Straße / K 13; an der Einmündung Bahnhofstraße geradeaus folgen (parallel zur Bahnstrecke); am Abzweig Soislieden schräg links folgen (Steigung)
  • 16,3 links: L 3172 (langgezogene leichte Steigung); bei 18,0 am Abzweig Wehrshausen geradeaus folgen: langgezogenes Gefälle.
  • 19,5 an der Kreuzung links nach Ransbach: Mansbacher Straße / K 12.

Infos/Kontakt: Verkehrs- und Kulturamt Rotenburg a. d. Fulda, Weingasse 3

36199 Rotenburg a. d. Fulda, Tel: +49 (6623) 5555, Fax: +49 (6623) 93313

verkehrsamt@rotenburg.de. www.rotenburg.de

 

Gemeinde Petersberg, Rathausplatz 1, 36100 Petersberg, Telefon 06 61/62 06-0

Telefax 06 61/62 06-50,  E-Mail: gemeinde@petersberg.de

Tourist-Information Hofbieber, Schulweg 5, 36145 Hofbieber

Telefon 0 66 57/9 87 412, Telefax 0 66 57/9 87 419, E-Mail: info@hofbieber.de

Touristen-Information Hilders, Schulstraße 2, 36115 Hilders/Rhön

Telefon 0 66 81/96 08 15, Telefax 0 66 81/96 08 25, E-Mail: gemeinde@hilders.de

 

Solztalradweg II  Philippsthal - Bad Hersfeld

Die Etappe führt aus dem Werratal am Nordrand der Rhön in das Tal der Fulda und ist angelehnt an die Strecke der ehemaligen Hersfelder Kreisbahn. Diese verband seit Beginn des 20. Jahrhunderts (1910 bis 1912 erbaut) zwischen Bad Hersfeld und Heimboldshausen beide Täler. Bis 1993 rollten die Züge. Eigentlich für den Personenverkehr angelegt, war die Strecke seit den fünfziger Jahren bis 1990 die einzige Möglichkeit, Kalitransporte von Philippsthal nur auf westdeutschem Gebiet zu bewegen. Im Jahre 1993 wurde der Bahnbetrieb eingestellt und 1999 begann der Abbau.

Inzwischen gibt es eine Interessengemeinschaft, die auf den noch vorhandenen Anlagen zwischen Heimboldshausen und Schenklengsfeld den Betrieb einer Museumsbahn aufrechterhalten will, bei regelmäßigem Verkehr ganz sicher eine interessante Kombination zwischen der heutigen Nutzung der Trassen als Radweg und ihrer ursprünglichen Bestimmung. Das Tagesziel, die Kur- und Festspielstadt Bad Hersfeld, bietet neben vielen Sehenswürdigkeiten und interessanter Geschichte auch Theater in der größten romanischen Kirchenruine nördlich der Alpen sowie körperliche Entspannung in der im Park der Jahreszeiten gelegenen Kurbad-Therme.

 

Wegbeschreibung:

Vor dem Start in Philippsthal lohnt sich ein Abstecher zur berühmten Steinbogenbrücke über die Werra in Vacha oder zur dortigen Burg Wendelstein. Hin und zurück braucht man etwa. 60 Minuten. In Philippsthal kann man sich das Schloß, die Orangerie und das Grenzlandmuseum im Torburgenhaus anschauen. An der Brückenstraße trifft man auf die Ausschilderung des Bahn-Radweges (Infotafel mit Gesamtübersicht). Vorbei am Freibad radelt man rechts der Werra bis zur Werrabrücke in Heimboldshausen. Durch den Ort beschreibt der Weg einen Linksbogen, entlang der B 62. Gegenüber der Agip- Tankstelle zeigt der Wegweiser des Bahn-Radweges gemeinsam mit dem R 15 nach rechts auf die Straße Richtung Mansbach. Es gibt keine Probleme mit der Orientierung.

Man fährt auf einer wenig befahrenen Straße durch ein sanft geschwungenes Bachtal mit Wiesen und Baumgruppen und hat viel Muße, die Umgebung zu genießen. Aus Ausbach (1) geht es ein wenig bergan, dann über eine Hochfläche mit viel freier Sicht nach allen Seiten. Das Gebiet im nördlichen Ulstertal / Werratal ist auf hessischer und thüringischer Seite durch den Kalibergbau geprägt. Schneeweiße Salzberge liegen in der Landschaft.

Von der Ausbacher Höhe geht es auf Wirtschaftswegen hinunter in das Tal des Zellersbaches. Nach dem Ortsausgang Ransbach trennt sich der R 15 vom Bahn-Radweg und führt nach links. Der Bahn-Radweg folgt der Straße Richtung Oberlengsfeld / Schenklengsfeld.

Es folgt der Anstieg zum Südhang des Landeckers. Hier ist der Scheitelpunkt der Etappe erreicht. Durch den Ort (2) und am Ortsausgang dann auf einen separaten Radweg, der alten Bahntrasse der Hersfelder Kreisbahn. Sie führt im Tal der Solz, den Windungen des kleinen Flusses folgend, bis zu seiner Mündung in die Fulda nördlich von Bad Hersfeld.

Am ehemaligen Bahnhof Schenksolz (3) gibt es eine Schutzhütte. Beim Hermannshof die historische Wassermühle „Rothe Mühle“. Am Ortseingang Sorga trifft man auf den R 7 (Tip: von Donnerstag bis Sonntag lädt nachmittags ein Biergarten am Hofgut Oberode zur Rast ein). Im Fuldatal wird die Trasse des Radweges R 1 erreicht. Zwischen dem Fluß auf der einen und den Bahnanlagen auf der anderen Seite führt der Bahn-Radweg direkt zum Bahnhof Bad Hersfeld. Hier am Kilometer Null des Bahn-Radweges gibt es eine Infotafel.

 

 

Milseburgradweg

Auf der ehemaligen Rhönbahntrasse zwischen Petersberg-Götzenhof über Hofbieber nach Hilders erstreckt sich der durchgängig asphaltierte Radweg als Teil des Hessischen Fernradweges R 3 auf einer Länge von 27 Kilometern.

 Ein Highlight der Strecke ist der 1.172 Meter lange „Milseburgtunnel“, in dem eine Durchschnittstemperatur von 8 – 10 Grad Celsius herrscht. Der aus dem Jahre 1889 stammende Tunnel ist tagsüber beleuchtet und wird zur Sicherheit der Tunnelnutzer durch Videokameras überwacht. Im Tunnel befinden sich zudem Notrufsäulen, die eine direkte Verbindung zur Polizeistation in Hilders herstellen.

Die Beleuchtung des Tunnels erfolgt durch umweltschonende Natriumdampflampen, die durch Bewegungsmelder gesteuert werden. Bei Anbruch der Dämmerung schaltet sich nur für die Dauer von etwa 30 Minuten die Notbeleuchtung ein. Im Anschluß daran bleibt der Tunnel bis zum nächsten Morgen unbeleuchtet.

 Der Milseburgtunnel ist in der Zeit vom 16. April bis 31. Oktober geöffnet. Während der Sperrzeit des Tunnels vom 1. November bis 31. März (dann ist der Tunnel ein Feldermausquartier) steht die Umfahrungsstrecke zur Verfügung, die vier Kilometer lang ist. (Aus Richtung Elters kommend muß ein Höhenunterschied von 145 Meter, vom Bahnhof Milseburg kommend ein Höhenunterschied von 112 Meter überwunden werden) In den Wintermonaten wird auf der gesamten Strecke des Milseburg­radweges kein Winterdienst geleistet.

 

Die gesamten Kosten belaufen sich auf 4,89 Millionen Euro, wovon 3,825 Millionen Euro im Rahmen einer Landesförderung übernommen wurden. Mit dem 28 Kilometer langen Milseburg-Radweg wurde ein attraktives Freizeitangebot sowohl für die einheimische Bevölkerung als auch auswärtige Besucher geschaffen.

Das Streckenprofil weist nur geringe Steigungen auf, und ermöglicht Normalbürgern das Radfahren in den Zentralbereich des Biosphärenreservats Rhön. Die Einbindung in die reizvolle Mittelgebirgslandschaft der hessischen Rhön stellt eine Einladung insbesondere an Touristen und Tagesausflügler dar, sich ohne Auto zu bewegen: Informationstafeln weisen auf Sehenswürdigkeiten und gastronomische Einrichtungen am Wegesrand hin.

Im Streckenverlauf befinden sich 14 Brückenbauwerke, zwölf Rastplätze mit Schutzhütte sowie zwei Parkplätze in Götzenhof und Hilders, die an den Öffentlichen Personennahverkehr angebunden sind.

 

 Besondere Erlebnisse erwarten den Besucher ohne Bahnhistorie. Das Fuldatal ist hier besonders reizvoll. Man radelt sehr angenehm in der flachen Talmulde, der Bischofsstadt Fulda entgegen. Ein Spaziergang durch die Barockstadt mit Dom, Schloß und verschiedenen Museen ist absolut empfehlenswert. Ab Fulda folgt der Bahn-Radweg einer ehemaligen Bahnstrecke, diesmal ist es die einstige Verbindung von Fulda-Götzenhof nach Hilders. Die Strecke wurde 1889 / 1890 gebaut und diente als Transportverbindung für ein Braunkohlebergwerk in Melpers sowie einen Basaltsteinbruch in Seiferts. Außerdem sollte der Tourismus in der Rhön gefördert werden.

Im Jahr 1986 wurde die Strecke eingestellt, 1995 begann der Abbau, 2003 der Bau des heutigen hervorragenden Radweges, auch bekannt als Milseburgradweg. Die Bergkuppen der Rhön am Horizont, dominiert bald der Anblick der charakteristischen Silhouette der berühmten Milseburg. Höhepunkt auf der Strecke ist der vom 1. April bis 31.Oktober geöffnete, 1173 Meter lange Milseburgtunnel. Im Winter gibt es eine Umfahrung, dann gehört der Tunnel ganz den Fledermäusen.

 

Wegbeschreibung:

Von Schlitz sind es nur noch etwa zwei Kilometer bis zum Fuldaradweg R 1. Man fährt flußaufwärts, was wohl niemand dank der geringen Strömung des Flusses bemerken wird. Es ist ein lieblich anmutendes Tal mit Wiesen und Auenwald. Nach etwa 1600 Meter ist der Abzweig nach Fraurombach (1) erreicht (lohnenswert ist der Abstecher zur Kirche). Die Orte an der Fulda werden gestreift oder direkt umfahren. Nach etwa 15 Kilometer tauchen hinter einem kleinen Anstieg erstmals die Türme des Fuldaer Domes auf. An der Sportanlage Maberzell gibt es eine kleine Schutzhütte. Bis zur Bundesstraße hat der Weg einen etwas holprigen Schotterbelag. Zunächst am Stadtrand durch den Gartenring (Gartenkulturpfad), dann (auch als R 3 markiert) geht es in das Zentrum der Bischofsstadt (2) und am Dom und der Orangerie vorbei. Durch ein bewaldetes Bachtal fährt man aus der Stadt heraus nach Lehnerz.

Nach der Unterquerung der A7 (Parkplatz mit Schutzhütte und Toilette) ist der Ziel- oder Startpunkt des Milseburgradweges (3) erreicht. Eine Infotafel gibt Auskunft über Verlauf, Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten. Anstrengungsfreies Radeln ist angesagt. Die ehemaligen Haltepunkte an der Strecke sind mit Schutzhütten ausgestattet. Die Erhebungen der Berge der Rhön bilden eine imposante Kulisse. Bald ist die charakteristische Silhouette der Milseburg zu erkennen. Schon seit geraumer Fahrzeit grüßt von weitem das Schloß Bieberstein. Die ursprüngliche Burg war im 12. Jahrhundert eine der ersten befestigten Anlagen des Klosters Fulda und wurde im 18. Jahrhundert durch ein Barockschloß ersetzt (heute eine Internatsschule).

In großzügigen Schleifen windend, gewinnt der Radweg an Höhe. In weiten Bögen führt der Weg durch herrliche Natur mit Ausblicken auf die Kuppen der Rhön. Besonders markant sind der Stellberg und die Milseburg. Allmählich wird die Strecke etwas steiler und verschwindet im Wald. Ein wirklicher Höhepunkt steht bevor: der Milseburgtunnel (4), nichts für Klaustro­phobiker, aber ein riesiger Spaß. Nun erreicht man den ehemaligen Bahnhof Milseburg. Danach geht es bis Hilders fast nur noch bergab. Ein schöner Spielplatz in Ruppertsrot bietet Kindern Abwechslung. Kurz vor Aura trifft man auf die Markierung des Ulstertalradweges (5). Ihm nach geht e s rechts ab - den Bahn-Radweg verlassend - nach Hilders.

 

 Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an die zuständigen Anliegergemeinden oder an das Rhön-Info-Zentrum Wasserkuppe. Weitere Informationen und aktuelle Hinweise finden Sie im Internet unter „www.milseburgradweg.de”.

 

 

Freizeit- und Kulturangebote an der Strecke:

 Petersberg

* Rauschenberg Naherholungsgebiet am Ortsrand von Petersberg, gut ausgebautes Netz von Rundwegen

* Grabeskirche der hl. Lioba: Romanische Basilika (9. Jahrhundert mit Schrein der hl. Lioba und drei Altarsteinen aus der Gründerzeit

* Freibad und Sportanlage „Waidesgrund“:  Beheiztes Bad mit 2 Schwimmbecken, 1 Kinderbecken und Sprungbrett, Stadion für sportliche Wettkämpfe

* Haunetalsperre Naturschutzgebiet bei Marbach, verschieden lange Routen für Jogger, Wanderer, Spaziergänger

* Wasserspielplatz Steinau: Sehr schön angelegter Wasserspielplatz im Ortskern von Steinau, Wasserparadies mit Pumpen, Rinnen, Stauwehren und Ziehfloß. Wendelinuskapelle am Werthesberg, oberhalb des Ortsteiles Steinhaus gelegen, Namensgeber ist der HI. Wendelin, Schutzpatron der Tiere

* Wehrkirche „St. Margareta“, Pfarrkirche in Margretenhaun aus dem Jahre 1093, wurde später zur Wehrkirche umgebaut

* Feldkapelle im Ortsteil Rex: Kleine Kapelle nordwestlich des Ortsteiles Rex, herrlicher Blick über das „Land der offenen Fernen“.

 

Hofbieber

* Malerdorf Kleinsassen: Kunstdorf in der Rhön mit der Kunststation Kleinsassen in der alten Dorfschule, Pfunds-Museum mit alten Maßen und Waagen und Traumtheater Kleinsassen, dem bezaubernden Marionettenspiel

* Bauerndorf Allmus: Landwirtschaftlich ausgerichtetes Dorf mit gut erhaltenen alten Höfen, Dorfgemeinschaftshaus mit Spielplatz und Bauernhof-Cafe.  Kirche „St. Johannes der Täufer“  im Jahr 2000 aufwendig restaurierte Kirche im Ortsteil Allmus, erbaut um 1500, Glocke aus dem Jahr 1619

* Golfplatz Hofbieber: 420 Meter hoch gelegener 18-Loch-Panorama-Golfplatz zwischen Kuppenrhön und Rhönvorland

* Spielscheune Langenbieber: 2003 umgebaute Halle mit unzähligen Spielmöglichkeiten für Kinder

* Freibad Bieberstein: Freibad mit familiärer Atmosphäre unterhalb des Schlosses Bieberstein, Badewassertemperatur: 24 °C

* Schloß Bieberstein Im Jahr 1713 auf einer alten Burganlage erbautes Schloß mit 57 Meter tiefen Ziehbrunnen, seit 1904 im Besitz der Dr.-Hermann-Lietz-Stiftung, heutige Nutzung als Internat

* Naturlehrgarten Fohlenweide: verschiedene Landschaftsformen, wie Rhöner Gesteins- und Feuchtbiotope in einer alten Schloßgartenanlage

* 1. Rhöner Barfuß-Erlebnispfad: Auf über 18 verschiedenen natürlichen Untergrundmaterialien die natürlichste Fußreflexzonenmassage der Welt erleben!

* Freizeitspiele Dame, Mühle, Schach: an der Kirche in Hofbieber und an der alten Schule in Elters

* Wassertretbecken in Hofbieber am Barfuß-Erlebnispfad

 

Hilders

* Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe: 4,9 Hektar großes Naturschutzgebiet mit Raum für wilden Thymian, verschiedene Orchideenarten und Silberdistel

* Milseburg (835 m ü. NN): Freies Gipfelmassiv mit einmaliger Aussicht in die Rhön, Kreuzigungsgruppe auf dem Gipfel von 1756, Wallfahrtskapelle St. Gangolf unterhalb des Gipfels

* Honigkuchen-/Wachsmuseum: Ehemaliger Bahnhof Milseburg/ Oberbernhards mit Museum über Wachs und Lebkuchen, Galerie-Cafe

* Kirche „St. Michael“: Stattlicher Putzbau der Neugotik (1898/99), viergeschossiger Glockenturm ohne Gesimstrennung

* Ruine Auersburg: Ruine einer Ritterburg mit erhaltener Umfassungsmauer, Kellergewölbe, Aussichtsturm

* Naturkunde-Lehrpfade: Fisch- und Gewässerkundelehrpfad entlang der Ulster, Vogelkundelehrpfad in der „Ritterschlucht“, Natur- und Waldlehrpfad am Auersberg

* Freizeitbad Ulsterwelle, Heideweg 19, Hilders, Telefon: 0 66 81/91 72 78: kombiniertes Frei- und Hallenbad mit Ganzjahres Innen- und Außenbecken, Wasserrutsche, Sauna

* Kirche „St. Bartholomäus“: 1792-1796 erbaute Kirche des Hochbarock, Weihnachtskrippe mit über 300 Figuren (Dez.-Jan.)

* Minigolfanlage: 18-Loch-Minigolfanlage an der Tourist-Info/Alte Schule Hilders, Schlägerausgabe Tourist-Info: Mo.-Fr., 9-16.30, Sa., 10-11.30 Uhr, Schlägerausgabe Cafe Schnaus: Di.-Do., ab 16 Uhr, Fr.-So., ab 14 Uhr

 

Tann (Rhön)

* Schloß Burganlage mit „Rotem“, „Blauem“ und „Gelbem Schloß“ aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, Besichtigung des Ahnensaals („Gelbes Schloß“)

* Stadttor: Schönes Renaissance-Stadttor aus den Jahren 1557 - 1563

* Rhöner Museumsdorf: Lebensnah eingerichtetes Bauerndorf, originalgetreu aufgebaute und eingerichtete Rhöner Bauernhöfe aus den letzten 250 Jahren

* Naturkundemuseum Tann: Rhöner Naturmuseum über die erdgeschichtliche Entwicklung des Rhöngebirges und die heimische Tier- und Vogelwelt

* Elf-Apostelhaus um 1500 gebautes, prächtiges Fachwerkhaus mit hölzernen Flachreliefs an der Frontseite

* Stadtkirche:  Nachfolgebau der 1879 zerstörten evangelischen Stadtkirche, 1888 bis 1889 errichtet

 

 

Ulstertalradweg  Philippsthal – Hilders – Wüstensachsen

Der Ulstertalradweg verläuft entlang der etwa  47 Kilometer langen Ulster, die am Heidelstein in der Hochrhön in einer Höhe von 820 Meter entspringt und über die Orte Wüstensachsen, Hilders, Tann nach Thüringen fließt und bei Philippsthal in die Werra mündet. Die Ulster zählt zu den ökologisch wertvollsten Gewässern in Thüringen und Hessen. Ihr Name ist keltischen Ursprungs und steht für „springendes Wasser“. Basaltblöcke im oberen Bachverlauf, Kies- und Sandbänke im Flußbett und der Uferbewuchs mit Weiden, Erlen und Eschen zeichnen ihre naturnahen Abschnitte.

Der Verlauf des zumeist asphaltierten Flußtalradweges entlang der Ulster von Philippsthal flußaufwärts bis Hilders verläuft überwiegend auf der Trasse der stillgelegten Ulstertalbahn und verlangt daher nur geringe Steigungen. Rhön-Radeln ohne zu schnaufen, aber mit herrlichen Aussichten und das meistens abseits der Straßen! Ab Hilders steigt die Strecke stetig leicht an. Leichte Steigungen wechseln mit kurzen Abfahrten bevor es in Wüstensachsen an die Bergwertung geht. Ab Hilders sind bis Wüstensachsen etwa 170 Höhenmeter zu bewältigen und von Wüstensachsen bis zur Ulsterquelle oder zur Hochrhönüberquerung und weiterfahrt auf dem Rhönradweg sind nochmals etwa 230 Höhenmeter mit dem Rad zu erklimmen.

Der Ulstertalradweg beginnt in Phillipsthal (Anschluß zum Hessischen Fernradweg R 7, Werratalweg). Zunächst prägen die schneeweiße Salzhalde in Unterbreizbach und der Ulsterberg (487Meter) die Aussicht. Weit voraus leuchtet grau und weiß der „Kalimandscharo“.  Auf dem kurzen Abschnitt durch Thüringen geben der Ulstertal- und der Rhönradweg - grünes Piktogramm auf weißem Grund - die Richtung vor.  An den ehemaligen Bahnhöfen Pferdsdorf und Räsa vorbei, radelt man sehr angenehm in unmittelbarer Nähe der Ulster.

Im sogenannten „Ulstersack“ informieren (Infotafeln zu den geologischen und politisch-geschichtlichen Besonderheiten). Am ehemaligen Bahnhof Wenigentaft verlief die Strecke der Oechsenbahn (Hinweistafel) (5). In Buttlar wird die Ulster-Brücke überquert. Über Borsch, Geisa und Motzlar geht es zur zur Landesgrenze. Rechts erheben sich Bocks- und Abendberg, nach links reicht der Blick über Tal, Wiesen, Felder und Baumgruppen. Alleen markieren den Straßenverlauf.Am Parkplatz (3) unmittelbar an der Landesgrenze mit einigen Infotafeln steht eine Schutzhütte.

Von Tann geht es weiter über Wendershausen, Lahrbach, Unterrückersbach, Neuschwambach und Aura nach Hilders in der Rhön. Auf dem Teilstück zwischen Hilders und Tann (Rhön) rollten ab 1891 die ersten Züge. Der Stillegung im Jahre 1952 folgte bis 1976 der schrittweise Abbau. Da die Bahnstrecke mehrmals die Grenze zwischen Hessen und Thüringen und somit lange Zeit die zwischen der DDR und der BRD überschritt, war in der Zeit des Kalten Krieges jeglicher Verkehr unterbrochen. Ein Kuriosum stellte die Umfahrung des thüringischen Ortes Unterbreiz­bach dar. Sie war notwendig geworden, weil nach der Sperrung der Werratalbahn durch die DDR-Behörden die Durchfahrt durch Philippsthal durch die BRD geschlossen wurde. Einerlei, den Radler freut es: Kulturgeschichte, Deutsche Geschichte, Eisenbahngeschichte und herrliche Natur.

Hier trifft der Ulstertalradweg auf den Milseburgradweg (Hessischer Fernradweg R 3), der nach Fulda führt und als einziger Radweg in Deutschland eine über einen Kilometer lange Tunneldurchfahrt hat. 

Von Hilders aus geht es auf Nebenstraßen weiter über Findlos, Thaiden, Seiferts, Melperts nach Wüstensachsen, dem südlichsten und höchstgelegenen Ort im Ulstertal. Von Wüstensachsen (600 Meter) aus geht es durch grüne Wiesen und Wälder stetig bergauf zur Ulster­quelle (820 Meter) oder zur Hochrhönüberquerung und weiterfahrt auf dem Rhönradweg über Bischofsheim, Bad Neustadt bis nach Hammelburg.

 

 

 

Hessische Rhön

 

Gerstungen

Die thüringische Gemeinde hat ein Schloß und Kammergut sowie ein Kaliwerk. Sie ist Ausgangspunkt einer schönen Wanderung nach dem Greienberg und dem Landecker, den nördlichsten Erhebungen, die noch zur eigentlichen vulkanischen Rhön zu rechnen sind. Mit der Eisenbahn  kann n man bis Hönebach fahren, der Halte­stelle vor dem Hönebacher Tunnel.  Zu Fuß geht es dann durchs Dorf und weiter auf sandigem Fußweg, der nach einer halben Stunde die Landstraße nach Friedewald er­reicht. Diese durchschneidet den Säulingswald, ein Buntsandsteingebiet, das die Rhön im Norden abschließt. Südlich von Friedewald ist der 511 Meter hohe Greienberg mit schöner Rundsicht. Anschließend kommt der Landecker, eine breite 508 Meter hohe Fläche, an deren Süd­westende die Ruine Landeck liegt. Endpunkt der Wanderung ist der Flecken Schenklengsfeld am Fuß des Landeckers.

 

Wildeck-Obersuhl: Deutsch-deutsche Grenze

„Geschichte zum Anfassen“, das bietet der Grenzlehrpfad dem Besucher in wohl einmaliger Weise.    „Wir erinnern          uns gemeinsam“, unter diesem Motto wurde 2009 im Rahmen einer Fest- und Gedenk-Woche anläßlich 20 Jahre Öffnung der innerdeutschen Grenze auch ein Grenzlehrpfad  offiziell eröffnet. Es war die Idee von Mitgliedern des Geschichtsvereins Wildeck, durch einen Grenzlehrpfad die Erinnerung an die Situation an die Zonengrenze wach zu halten und für die, die sie selbst erlebt haben, vor allem für die Generation der jetzt Heranwachsenden.

Aus Mitteln des Leader-Programms der EU und der Gemeinde Wildeck wurden entlang der ehemaligen Zonengrenze am Ortsende von Wildeck-Obersuhl in Richtung Gerstungen-Untersuhl sieben Schaukästen mit Zusatztafeln aufgestellt.

Durch Texte, Datenübersichten und Bilder werden dem Betrachter die Stufen des Ausbaus der ehemaligen Grenze erläutert. Die Unmenschlichkeit dieser Grenze und deren Auswirkungen auf das Leben der Menschen auf beiden Seiten werden deutlich gemacht. Der etwa 800 Meter lange Grenzlehrpfad beginnt am Ortsende von Wildeck-Obersuhl in Richtung Gerstungen und endet am Grenzmuseum auf der Wache.

Die einzelnen Stationen:

Station 1: Geschichtliche Entwicklung der Grenze

Station 2: Darstellung der Grenzsperranlagen

Station 3: Grenzopfer und Fluchtfälle

Station 4: Obersuhl - Gerstungen-Untersuhl, eine Straße im Wandel der Zeit     

Station 5: Herausragende Grenzereignisse Ost und West

Station 6: Die Bahnlinie Bebra - Eisenach, Reste ehemaliger Grenzsperranlagen

Station 7: Die  Autobahn Bad Hersfeld - Eisenach und die Grenzöffnungen 1989 im Bereich Wildeck.

 

Eiterfeld

Die Rhön rund um Hünfeld ist geprägt durch die Kuppen des Hessischen Kegelspiels. Die Berge sind vulkanischen Ursprungs – einer uralten Sage folgend sind die neun Kegel für die einheimische Bevölkerung allerdings das Relikt einer Kegelbahn für Riesen. Eiterfeld  war mit 370 Metern der höchste Punkt der ehemaligen Eisenbahnlinie. Rechts  hat mand den Soisberg vor Augen, 1inks begleitet von Großentaft an eine Kette kegelförmiger Basaltkuppen: Stallberg (540 Meter), Appels­berg (531 Meter ), Rückers­berg (524 Meter), Lichberg (483 Meter), die zusammen mit einigen anderen Bergen (Gehilfenberg mit Kapelle, Morsberg, Hübelsberg, Wieselsberg und dem „König“ Soisberg) unter dem Namen „Hessisches Kegel­spiel“ zusammengefaßt werden.

 Nördlich von Eiterfeld ist Schloß Fürsteneck malerisch auf einem Hügel gelegen und jetzt Domäne. Die Bahn üb erschritt auf hohem Via­dukt bei dem Hof Clausmarbach ein Seitental und erreichte in Hünfeld die Hauptlinie Bebra‑Frankfurt.

 

 Saurierspuren:

Vor 220 Millionen Jahren lebten hier große Urzeitechsen. Die Vorderfüße waren so groß wie Handflächen, deshalb nennt man sie „Handtiere“. Diese gibt es weltweit. Sie hatten im Gegensatz zu den Krokodilen gerade Beine unter dem Körper. Die in Eiterfeld hatten 40 Zentimeter lange Füße, die Tiere waren etwa sieben bis acht Meter groß. Die Steinplatte mit den Fußspuren wurde 1964 von Renate Motzkau entdeckt, nachdem der Steinbruch jahrelang mit Müll bedeckt war. Im Jahre 2004 wurden sie wieder freigelegt in einer Tiefe von zwei Metern. Die Spuren sind sehr gut erhalten, insgesamt sind es 70 Abdrücke.  Saurier­freunde versuchen, den Acker zu kaufen. Die Platte ist heute in einem Museum in Kassel.

 

Leibolz: Der Zintlhof

Mitten in dieser atemberaubenden Landschaft liegt der Zintlhof in Leibolz, einem Ortsteil der Marktgemeinde Eiterfeld. Seit 1996 betreibt Thomas Zintl den Hof zusammen mit seiner Frau. Im Zentrum steht dabei eigentlich eine Geflügelzucht, aber die Leidenschaft für exotische Tiere hat aus dem Geflügelhof inzwischen einen kleinen Zoo werden lassen, den sich Wasserbüffel, Pferde, Lamas, Riesenesel, Zwergesel, Sattelschweine, Nandus, Alpaccas und vor allem 16 Kamele teilen.

Diese sind übrigens nicht nur zum Anschauen und Anfassen da, sondern auch zum Reiten. Kameltrekking ist auf dem Zintlhof auf kleineren oder ausgedehnten Touren durch die „Höckerrhön“ möglich.

Weitere Infos: Thomas Zintl, Im Unterdorf 6, 36132 Eiterfeld-Leibolz

Telefon: 06672 307. Internet: www.zintlhof.de

 

Rasdorf

Rasdorf ist ein idyllischer Ort in der nördlichen Rhön. Zu den Bräuchen im Jahres­kreis gehört die Kirmes am ersten Novem­berwochenende. Paare zeigen am Sonntag­nachmittag  -  wie in vielen Orten der Rhön- den Dreireihentanz auf Hessens größtem Dorfplatz. Gereicht werden Zwiebelku­chen und Schnaps.

Die Bauernhöfe Rasdorfs las­sen noch jene Auszugshäuser erkennen, in die die ältere Generation umzog, wenn die Söhne den Hof übernahmen. Ein mehr als 400 Jahre alten Fachwerkhaus beher­bergt ein Landschafts‑Informati­onszentrum über die erdgeschichtliche Entstehung der umliegenden Basalt‑Erhe­bungen im Biosphärenreservat Rhön  (Großentafter Straße 10a).

Die Bornmüh­le zählt zu den wenigen Wassermühlen, die noch in Betrieb sind.

Die Stiftskirche (Am Anger 30) wurde 1274 erbaut  als romanisch-gotische Basilika, die Säulen sind aus dem 9. Jahrhundert, der Taufstein aus dem 12. Jahrhundert, die Ausstattung ist barock. Der Wehrfriedhof am Geisaer Tor wurde angelegt um 1200, das Friedhofskreuz ist von 1751.

 

Die Wallfahrtskapelle  „St. Maria und Vierzehn Nothelfer“ auf dem 456 Meter hohen Gehil­fersberg wurde um 1625 - 1630 erbaut und ist seit dem 17. / 18. Jahrhundert ein bedeutender Wallfahrtsort des Hochstifts Fulda. Der Berg ist schon seit einem halben Jahrtausend ein christlicher Wallfahrtsort. Durch Brandstiftung wurde sie 1996 von Unbekannten bis auf die Umfassungsmauern zerstört, aber bereits im folgenden Jahr detailgetreu wieder aufgebaut. Ein Architekt aus dem Dorf  - der nach einer Erkrankung ein entsprechendes Gelübde getan hat - hat den Wiederaufbau geleitet. Der Hochaltar wurde nach dem Original in Fulda rekonstruiert. Auf dem Berg ist auch ein Friedhofswald.

 

Es wurden drei thematische Wanderwege ausge­arbeitet:

1. Die kunstge­schichtlich bedeutsame, derzeit gerade mit Millionenaufwand renovierte Stiftskir­che mit einem karolingischen Baukern.

2. Ein zweiter Rundwanderweg zeigt das Entstehen der Landschaft über Jahrmillio­nen der Erdgeschichte.

3. Ein dritter zeugt davon, daß die Bauern über Jahrhunder­te mit ihren Händen eine vielfältige Kul­turlandschaft gestalteten.

 

 Point Alpha:

Seit 1999 ist Rasdorf um eine Sehens­würdigkeit reicher: die Mahn‑, Gedenk- ­und Begegnungsstätte Point Alpha. Sie rührt her aus der strategisch exponierten Stellung des Dorfes am Ostrand des Nato-Gebiets bis 1989. Der ehemalige US-Stützpunkt zählte zu den kritischsten Orten im Kalten Krieg. An kaum einer anderen Stelle war die Konfrontation der beiden Machtblöcke von NATO und Warschauer Pakt deutlicher zu spüren als dort: Weniger als 100 Meter trennten den Beobachtungsturm des Point Alpha von den Grenzanlagen der DDR. Die US‑Armee unter­hielt dort an der innerdeutschen Grenze im Kalten Krieg von 1948 an einen 120 Sol­daten starken Grenzposten namens Point Alpha. Hier wollte der Warschauer Pakt im Kriegsfall in die Bundesrepublik ein­dringen. Das US‑Militär nannte sie „Fulda Gap“. Daher konzentrierte sich die bundes­deutsche Friedensbewegung im Herbst 1984 auf den Raum Fulda.

Aus der Friedensbewegung kam kurz nach der Grenzöffnung die Forderung, Point Alpha solle zu einer internationalen Stätte der Begegnung und blockübergrei­fenden Friedensarbeit werden. Ein 1995 gegründeter Förderverein hatte örtliche Wurzeln. Im Jahr 1999 öffnete die gemein­same Gedenkstätte mit drei Hektar auf hessischer und vier auf thüringischer Seite. Zu sehen sind ein Wachturm auf westlicher und einer auf östlicher Seite der frü­heren Demarkationslinie, die teils als Wan­derweg dient.

Das Museum in drei früheren Well­blech‑Baracken des US‑Regiments zeigt den berüchtigten Selbstschuß- Apparat SM 70, der auf DDR‑Seite Metallsplitter auf Menschen schleuderte, die in den Wes­ten fliehen wollten. Dokumentiert werden der martialische Fahneneid der DDR -Grenztruppen und in einer Sonderausstel­lung mit Stasi‑Originalfotos, welcher Vehi­kel sich erwischte Flüchtlinge bedien­ten: Ballons, Fluggleiter, segelfähiges Mo­torfluggerät, Falt‑ und Schlauchboote.

In einer großen Halle sind Panzer, Lastwa­gen und ein Hubschrauber von beiden Sei­ten der Ex‑Grenzbewacher zu besichtigen. Ausgestellt sind Skulpturen der Jugendbe­gegnungsstätte Buchenwald, die ein Zei­chen für den Frieden und gegen Rassis­mus sein sollen. Im Gästebuch hat sich ein US‑Amerikaner verewigt: „No more war on planet earth.“

Die Begegnungsstätte ver­zeichnet jährlich 50.000 Gäste, viele aus den USA. Sie beherbergt auch Schulklassen. Das Museum ist eines von rund 20 an der ehemaligen Zonengren­ze. Es stellt als Einziges den Ost‑West­-Konflikt dar. Wo die Ausstellung Insignien US‑amerikani­scher Macht zeigt, fehlt aber jeder Hinweis auf die Gefahr; die eine atomare Fulda-Gap‑ Strategie der US‑Ar­mee für die verbündete Bevölkerung in Westdeutschland bedeutete.

Point Alpha ist am Ortsausgang Richtung Gei­sa ausgeschildert, im Winterhalbjahr von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Landschafts‑Informati­onszentrum, Telefon 06651/96010, Point-Al­pha‑ Museum 06651/919030. Informationen im Internet unter www.pointalpha.com.

 

Seit 2013 hat die Gedenkstätte Point Alpha ihre Dauerausstellung modernisiert.  Die Kosten beliefen sich auf mehr als 440.000 Euro, es zahlten Bund, die Länder Hessen und Thüringen sowie zum Teil auch die Stiftung. Die auf 350 Quadratmetern Fläche überarbeitete Schau zur Geschichte des Kalten Krieges und der deutschen Teilung soll für die Besucher attraktiver werden. Die Ausstellung wird kommunikativer, multimedialer und interaktiver.  Es gibt neue Installationen, Touchscreens und mehr Elektronik in der Präsentation der Exponate. Junge Menschen sollen einen besseren Zugang bekommen, wenn sie ihre gewohnte Technik wiederfinden. Alte Dokumente wurden eingescannt und sollen komfortabler lesbar sein, auf Bildschirmen würden Zeitzeugen-Interviews gezeigt.

Trotz der Modernisierung und Digitalisierung soll es eine Ausstellung zum Anfassen bleiben. Es wird unter anderem noch Autos und Grenzzäune geben. Point Alpha hat zudem begonnen, ein Video-Archiv mit Zeitzeugen-Gesprächen aufzubauen.

Mit einem attraktiven Programm - unter anderem zur deutsch-amerikanischen Beziehung - will Point Alpha viele Zuschauer nach Rasdorf ins ehemalige Camp des US-Militärs und nach Geisa locken. Jährlich strömen rund 100.000 Besucher zu den dortigen Angeboten.

In einer Schriftenreihe wurden bereits erste Bücher von Fachleuten zu historischen Ereignissen veröffentlicht worden. Ein neuer Internetauftritt und die Präsenz in sozialen Netzwerken haben in den vergangenen Monaten zunehmend auch jüngere Besucher angesprochen.

 

Hünfeld

In Hünfeld gibt es einen Märchenrundweg.

Es gibt auch einen Ringwall auf dem Steinberg.

 

Sargenzell

Millionen von Früchten und Samen bilden hier alljährlich ein etwa 25 Quadratmeter großes Bild. Der Teppich des Jahre 2009 hatte die Vorlage  „Die Heilung des Gelähmten“ von Bartolome Esteban Murillo (1618 - 1682). Das Original hängt in der „National Gallery“ in London. Der Besuch ist kostenlos – Spenden zum Erhalt der alten Kirche freuen die Macher des Teppichs aber natürlich sehr!

Kontakt und Information: Telefon: 06652-7938591(Frau Kascherus)

E-Mail: info@fruechteteppich.de

Internet: www.fruechteteppich.de.

 

Mackenzell

Am östlichen Ortsrand des Hünfelder Stadtteils Mackenzell, Richtung Nüst, steht das „Keltendorf: Zwei „Hütten in unterschiedlicher vorgeschichtlicher Bauweise stehen auf einem kleinen Dreiecksgrundstück, das durch einen Weidenflechtzaun eingegrenzt wird. In Originalgröße nach Grabungsbefunden und fast genau auf den Fundorten stehen ein Pfostenständerfachwerkhaus in Reetdeckung und ein Blockhaus mit Holzschindeldeckung.

Nach Forschungsgrabungen 2001 / 2002 mit den spektakulären Ergebnissen einer späthallstattzeitlichen Dorfanlage wurde 2005 - 2007 der Keltenhof errichtet. Seitdem werden für Kinder und Erwachsene „Mitmachwerkstätten“ und ein ergänzendes, vielfältiges Programm angeboten. Im Mittelpunkt steht dabei eine Einführung in die Welt der frühen Kelten, die Grabungs­geschichte und die Techniken der Archäologie, die durch Tafeln und Nachbauten der Kera­mik­funde und der Bronzefibel veranschaulicht wird.

Die Mitarbeiter treten dabei im historischen Gewand auf. Hier soll aber nicht nur abstrakt vorgeschichtliches Wohnen und Arbeiten vermittelt werden, die Gruppen erfahren in den Mitmachwerkstätten - ansatzweise - den vorgeschichtlichen Kampf um das Überleben. Das aufwendige Herstellen von Getreidemehl durch Reibsteine oder Handmühlen hat sich als wenig beliebt herausgestellt, war aber früher lebensnotwendig. Ohne diese Tätigkeit, die in der Regel von Mädchen und Frauen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geleistet wurde, hätte es kein Fladenbrot oder keinen Brei gegeben, das damalige Grundnahrungsmittel!

Beliebter sind dagegen die Stationen, in denen Keramiken nach Grabungsgebefunden nachgebaut werden oder mittels Kupferdraht Schmuck, Amulette, Hals- oder Armreife mit Muster hergestellt werden können.

Der „Keltenhof Mackenzell“ kann jederzeit besucht werden. Die beiden hier rekonstruierten Gebäude sind allerdings nur zu speziellen Anlässen auch von innen zu besichtigen. Führungen kann man über das Konrad-Zuse-Museum, Abteilung Vor- und Frühgeschichte erfragen. Bei solchen Führungen zeigt der Abteilungsleiter Christian Aschenbrenner dann unter anderem auch mal persönlich, wie die Kelten eine komplizierte Schließanlage für ihre Haustüren konzipierten.

Kontakt und Information: Zusemuseum, Kirchplatz 4-6, Telefon: 06652 – 919 884

Internet: www.zuse-museum-huenfeld.de . Internet: www.mackenzell.de

 

 

 

 

 

Fulda

 

 

Geschichtliches:

Wo gegenwärtig Fulda liegt, war ehemals eine Stätte vorgeschichtlicher Niederlassungen, für welche die aufgefundenen Pfahlbauten und Gebrauchs­gegenstände vollgültige Zeugen sind. In der Nähe gründete am 12. März 744 Sturmius auf Geheiß des Heiligen Bonifatius eine Abtei, um die herum sich der Ort Fulda entwickelte. Für die weitere Entwicklung des Klosters war es von großer Bedeutung, daß Bonifatius 751 bei Papst Zacharias das Privileg der Exemtion bewirken konnte, das das Kloster der Gerichtsbarkeit der örtlichen Bischöfe entzog. Die direkte Unterstellung unter Rom und Landschenkungen - die im besonderen Maße nach denn Tode von Bonifatius und seiner Beisetzung in der Klosterkirche erfolgten - sind die Wurzeln der politischen und geistlichen Unabhängigkeit des späteren Hochstiftes Fulda. Die Äbte des Klosters kamen zu immer höherem Ansehen.

Dem Abt des Klosters Fulda kam wegen des großen Landbesitzes und der durch Papst und König verliehenen Privilegien daher neben seiner Aufgabe als geistlicher Führer der Mönchsgemeinschaft auch die eines weltli­chen Territorialherren zu. Die hierdurch eingeleitete Entwicklung fand ihren äußeren Abschluß durch die 1220 eingetretene Erhebung des Abtes zum Reichs­fürsten und dem damit verbundenen Titel „Fürstabt“. In seiner Eigenschaft als Grundherr förderte der Abt auch die Ansiedlung von Handwerkern und Kaufleuten. Diese Siedlung erhielt im Jahre 1019 das Marktrecht und wurde 1160 unter Abt Marquard mit einer starken Befes­tigung umgeben, deren Reste heute noch zu sehen sind. Auf im Jahre 1114 geprägten Münzen wird die Siedlung bereits als „Stadt Fulda“ bezeichnet.

Der ursprüngliche Fuldaer Dom war ein mächtiges romanisches Gotteshaus, das nördlich der Alpen nicht seines­gleichen hatte. Mit dem Kirchenbau wuchs die Bedeutung des Klosters Fulda als geistiger Mittelpunkt des christlichen Deutschland. Ihre höchste Blüte erlebte die Abtei zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert. Weithin berühmt war die Klosterschule; viele bedeutende Männer gingen aus ihr hervor. Ein frühes noch erhaltenes Zeugnis althochdeutscher Schriftsprache ist das „Hildebrandslied“, das zwei Fuldaer Mönche um 850 von einer älteren Vorlage abschrieben.  

Das Kloster Fulda stand hoch in der Gunst von Päpsten und Kaisern, die in reichen Schenkun­gen Ausdruck fand. Papst Benedikt VIII. und Kaiser Heinrich IL trafen sich 1020 dort, um kirchliche Dinge zu besprechen. Barba­rossa verlieh dem Marktflecken der neben den Kloster Stadtrechte. Rudolf von Habsburg machte die Fuldaer Äbte zu Reichsfürsten. Während die Bedeutung des Klosters in der Zeit des Spätmittelalters deutlich zurückging, nahm die Wirt­schaftskraft der Stadt zu. Die in Verbindung mit der Reformation stehenden Ereignisse bedeuteten einen deutlichen Einschnitt in die Entwicklung des Fürsten­tums Fulda.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden durch Fürstabt Adalbert von Schleifras der Dom und das Schloß, und die Stadt ver­größerte und verschönerte sich mehr und mehr. Eine erfolgreiche und sparsame Politik der Fürstäbte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts schuf die Grundlage für die zweite Blüte von Stadt und Hochstift Fulda in der Barockzeit des 18. Jahrhunderts. Die umfangreiche barocke Bautätigkeit begann mit der Errichtung des Doms und prägt das Stadtbild vor allem auch durch den neuen Schloßbau, die Anlage des Schloßgartens, die Errich­tung großer Adelspalais in der Umgebung des Residenz­schlosses, eines Gebäudes für die Landesuniversität, eines Hospitals sowie eines gegenüber der Residenz gelegenen Wachgebäudes.

Damit wurde ein barockes Ensemble von großem kunsthistorischem und städtebaulichem Wert geschaffen. Nach dem Siebenjährigen Krieg entstandene spätere Barockbauten wie die Pfarrkirche der Stadt und das ehemalige Bibliotheksgebäude weisen nicht mehr vergleichbare bauhistorische Qualität auf. Dafür erlangte die Fuldaer Porzellanmanufaktur (1764 ‑ 1789) einen ausgesprochen hohen Qualitätsstandard. Nach der Säkularisation 1802 ging das Hochstift Fulda als Fürstentum an das Haus Nassau­-Oranien unter Wilhelm von Oranien. Nach verschiedenen politischen Wechselfällen kam Fulda 1815 an den Kurfürsten von Hessen‑Kassel und 1866 mit dem ganzen Kurfürstentum an Preußen. Im Jahre 1829 wurde wieder ein Bistum Fulda gegründet und seit dieser Zeit ist Fulda wieder Bischofssitz.

 

 

Rundgang:

Stadtschloß (Residenzschloß) (1):

Den glanzvollen Mittelpunkt unter den profanen Bauwerken bildet das Stadtschloß. An dem umfangreichen Barockbau sind zwei Flügel durch Querhauten so verbunden, daß mehrere Höfe entstehen. Im Auftrag der Fürstäbte entstand dieses Residenzschloß in der Zeit von 1706 bis 1721 als Erweiterung des früheren Renaissance-­Schlosses ebenfalls nach Entwürfen von Johann Dientzen­hofer in mächtiger, schöner barocker Pracht. In den „Historischen Räumen“ sind die Privatappartements der Fuldaer Fürstäbte, die Festsäle und die berühmte Sammlung Fuldaer Porzellans zu sehen.

Alle fein dekorierten und ausgestat­teten Räume sind (soweit dort nicht die Stadtverwal­tung Amtsstuben hat) zu besichtigen. Die über mehrere Trakte verteilten Kunst­sammlungen machen den Besuch doppelt lohnend. Ausstellungen in den Flu­ren, Kammerkonzerte im Fürstensaal und Hochzeiten im ehedem fürstlichen Schlafgemach (es ist jetzt das Standesamt) bringen weiteres Leben ins Schloß. Es können der große Festsaal mit den zugehörigen Vorräumen und eine fürstliche Wohnung (18. Jahrhundert) besichtigt werden.

Im Schloß wird zudem eine Ausstellung zu Ferdinand Braun (1850 ‑ 1918), dem Erfinder der Braun'schen Röhre, gezeigt, der in Fulda geboren wurde und 1909 den Nobelpreis für Physik erhielt. Öffnungszeiten: Täglich außer Freitag: 10.00 bis 18.00 Uhr, Freitag: 14.00 bis 18.00 Uhr.

 

Schloßgarten (2):

An der Ostseite des Stadtschlosses steht ein Rest des Heertores.

Östlich und nördlich des Schlosses dehnt sich der schöne Schloßpark aus. Der Teil zwischen Schloß und Orangerie wurde im Stil des Barocks angelegt und im 19. Jahrhundert in einen englischen Landschaftsgarten umgewan­delt. Beide klassische Stilrichtungen der Gartenbaukunst bilden heute noch eine Symbiose im Schloßgarten.

 

Orangerie (3):

Im Schloßgarten steht die 1730 vollendete Orange­rie ‑ eines der vollkommen­sten Beispiele für den Über­gang vom Barock zum Roko­ko, die es in Deutschland zu sehen gibt. Den großen gesellschaftlichen Ereignissen in Fulda bietet die Orangerie mit ihren zauberhaft gestalteten barocken Sälen ebenso einen passenden Rahmen wie den inter­nationalen Kongressen und überregionalen Tagungen. Die Orangerie wurde zwischen 1722 und 1725 nach Plänen des Kurmainzischen Baudirektors Maximilian von Welsch erbaut.

Auf der elegan­ten Freitreppe davor erhebt sich eine gigantische, von Girlanden und Putten wimmelnde Floravase, die angeblich aus einem einzigen Stein ge­hauen wurde. Das Werk des Bamberger Bildhauers Johann Friedrich Humbach zählt zu den schönsten barocken Plastiken Deutschlands.

 

Paulus­tor (4):

Das barocke Tor grenzt den Residenzbe­zirk nach Norden ab. Neben dem Paulustor steht das Generalvikariat (5), westlich davon ist der Bischofssitz. Durch die städtischen Anlagen kann man hier nach dem Frauenberg mit Kirche und Franziskanerkloster gelangen und hat eine herrliche Aussicht auf die Stadt und das Rhöngebirge.

 

Kloster Frauenberg (25) (Am Frauenberg 1, nordwestlich des Schlosses):

Das seit 1623 bestehende Franziskanerkloster liegt in einem Park auf einem der sieben Hügel Fuldas. Die Klosteranlage ist ein spätbarocker Bau mit einer künstlerisch wertvoll ausgestatteten Kirche. Von dort aus hat man eine herrliche Sicht über die Stadt und die umliegenden Berge von Rhön und Vogelsberg. Kloster Frauenberg liegt etwa 15 Gehminuten vom Dom entfernt.

Am Südhang des Klosters Frauenberg, hinter hohen Sandsteinmauern, errichtete der Weinhistorische Konvent Fulda einen Weingarten, um die umfangreiche und alte Fuldaer Weingeschichte sichtbar zu machen. Hier wurde auch eine Tradition der Weinbauern wieder ins Leben gerufen, eine Winzermahlzeit, genannt: „Wäck, Woarscht on Wie“. Zu einem Schoppen Rieslingwein („Wie“) reicht man ein Knobelinchen („Woarscht“) mit Brötchen („Wäck“). In einer Runde gleichgesinnter Weinnasen werden Gespräche rund um der Wein geführt oder ganz einfach die Mystik des Gartens der Weingeschichte genossen. Öffnungszeiten: Von Mai bis September werden die Tore des Weingartens jeden 2. Samstag im Monat ab 14.00 Uhr geöffnet. Ab 14.00 Uhr findet „Wäck, Woarscht on Wie“ statt.

 

Michaelskirche (6): Michaelsberg (nördlich des Domes)

Die Michaelskirche entstand in den Jahren 819 bis 822 als Kapelle des ehemaligen sich an dieser Stelle befindlichen Mönchsfriedhofs des Benediktinerklosters Fulda. Sie zählt zu den bedeutendsten mittelalter­lichen Sakralbauten Deutschlands. Der Rundbau (vor allem die Krypta) aus dem 9. und 11. Jahrhundert ist nächst dem Dom zu Aachen das älteste kirchliche Bauwerk Deutschlands. Die Krypta stammt aus karolingischer Zeit. Sie wurde später mehrfach aufgestockt und verändert. Interessant ist die gotische Reliefplatte in der angebauten barocken Rochuskapelle (nur von der Michaelskirche her zugänglich). Da wird der Leidensweg Christi auf ungewöhnliche, symbolhafte Weise geschildert. Öffnungszeiten: 1. April bis 15. Oktober täglich: 10.00 bis 18.00 Uhr, 16. Oktober bis 31. März täglich:14.00 bis 16.00 Uhr.

Die Nähe der Heiligen versprach eine erlösende Wirkung, so daß viele Krypten zu Begräb­nisstätten und Orten einer gesteigerten Auferstehungshoffnung wurden. Die Michaelskirche ist ein besonderes Zeugnis der Totensorge. Als Rundbau konzipiert, trägt eine mächtige gedrungene Säule in der Mitte das Gewölbe. Sie wird als Jesus Christus gedeutet, der dank seiner Kraft das unverrückbare Fundament des Weltkreises bildet.

Wäh­­rend für die frühen Krypten enge Stollen und niedrige Gewölbehöhen kennzeichnend sind, weitet sich die Architektur in der Romanik zur vollentwickelten Räumlichkeit aus, wie es bei der um 1180 entstandenen Krypta im Dom zu Fritzlar der Fall ist. Welch große Rolle die Standortwahl und die Nutzung natürlicher Lichtquellen zur Verdeutlichung religiöser Heilserwartung spielte, zeigt sich in der Hallenkrypta des frühen 11. Jahrhunderts auf dem Neuenberg bei Fulda. Zur Tag- und Nachtgleiche fällt dort das Licht bei Sonnenaufgang horizontal durch das mittlere Fenster.

 

Dom (8):

Der Dom ist eines der bedeutendsten barocken Bau­werke Fuldas und wur­de von 1704 bis 1712 in römischem Barockstil erbaut. Der Erbauer Fürstabt Adalbert von Schleiffras und sein Architekt Johann Dientzen­hofer wollten ein beispielgebendes barockes Gesamtkunstwerk gestalten. Dabei wurde noch alte Bausubstanz der viel größeren früh­romanischen Ratger‑ Basilika von 817 verwendet. Die Pfeilerskulptur Karls des Großen erinnert an den bedeu­tenden Vorgängerbau. Von der alten Ausstattung hat man aber nur die Petrus-Skulptur übernommen (rechts vor dem Altar).

In der Krypta unter dem Mönchschor ruhen auf der linken Seite die Gebeine des heiligen Bonifatius in dem altarähnlichen Grab. Bonifatius wurde um 675 in Crediton, nahe der Südküste Englands, geboren und auf den Namen Winfried getauft. Er wird er in jungen Jahren Mönch und Priester in den Benediktinerklöstern Exe­ter und Nursling. Ein mächtiger missionarischer Drang läßt den jungen Mönch nicht los. Der Abt gibt schließlich 716 seine Erlaubnis für die Missionsarbeit im Lande der Friesen, wo der Glaubensbote Willibrord seit Jahren wirkt. Doch Kriegswirren und Haß der heidnischen Friesen lassen Winfrieds Wirken ohne Erfolg. Nach einigen Monaten kehrt er zurück in sein Kloster, um noch einmal zwei Jahre der Vorbereitung zu widmen. Im Jahre 718 nimmt er erneut Abschied; diesmal für immer. Nie wird er England wiedersehen!

Er reist nach Rom. Vom Heiligen Vater will er Sendung und Segen zu seinem Missionswerk er­bitten. Am 14. Mai 719 kniet Winfried zu den Füßen Papst Gregors II. An diesem Tag feiert die römische Kirche das Fest des hl. Märtyrers Bonifatius. Gregor II. gibt dem Be­nediktinermönch Winfried den Namen des Tagesheiligen; von diesem Tage an trägt der vom Papst gesandte Missionar den Namen „Bonifatius“.

Er zieht über die Alpen, beginnt sein Missionswerk in Thüringen, geht aber dann noch einmal nach Friesland zu Willibrord. Im Jahre 721 begibt er sich nach Hessen, wird 722 nach Rom zurückgerufen und dort am 30. November zum Bischof geweiht. Im Jahre 723 fällt er die Donar­eiche bei Fritzlar, 725 geht er wieder nach Thüringen. Er bleibt in dauernder brieflicher Verbindung mit Rom und England. Gregor III. ernennt ihn zum Erzbischof. Im Jahre 738 wird er bei seiner dritten Romreise päpstlicher Legat für das Frankenreich, gründet Bistümer (Büraberg, Erfurt, Würzburg), ordnet in Bayern die Diözesen und sorgt für gute Bischö­fe, übernimmt selbst den Bischofstuhl von Mainz, hält mehrere Kirchenversammlungen zusammen mit den Großen des Frankenreiches.

Durch seinen Schüler Sturmius läßt er 744 das Kloster Fulda gründen; es wird sein Lieb­lingskloster, er zieht sich zur Rast nach Fulda zurück (Bischofsberg, jetzt Frauenberg) und bestimmt Fulda als seine Grabstätte.

Von der im Jahr 1708 während der Domerbauung entstandenen Barockorgel besteht heute nur noch der Prospekt. Im Jahre 1877 wurde die Hauptorgel von Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder eingebaut, aber im Laufe der Jahre mehrfach umgearbeitet, ergänzt, verschnitten und teilweise falsch rekonstruiert. Vor ihrer Wiederherstellung in den Jahren 1995 bis 1996 stellte die Orgel nach Ansicht des Domorganisten Kaiser ein „wirre Konglomerat aus An- und Umbauten der ehemaligen barocken Orgel durch verschiedene Firmen dar“.

Nach der umfassen­den sechs Millionen Mark teuren Erneuerung wurde die Orgel auf 72 Register verkleinert, die Decken und Wände des Barockgehäuses wurde wieder­hergestellt, das Pfeifenwerk ergänzt und technische Verbesserungen wie Schwellblatt und Tremulate eingebaut. Heute gilt die Orgel im Dom bei Experten und Laien mit ihren vier Manualen in Erscheinung und Klangbild mittlerweile als einzig­artig in der Region.

Besichtigungszeiten: 1. April bis 31. Oktober: Montag bis Freitag: 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag: 10.00 bis 15.00 Uhr, Sonn‑ und Feiertag: 13.00 bis 18.00 Uhr. 1. November bis 31. März: Montag bis Freitag: 10.00 bis 17.00 Uhr. Samstag: 10.00 bis 15.00 Uhr, Sonn‑ und Feiertag: 13.00 bis 18.00 Uhr.

 

Schatzkammer des Doms (9) (Dom-Museum, westlich des Doms):

Die Sammlung der Reliquiare, sakralen Gewänder und liturgischen Geräte bietet einen umfassenden Einblick in die Geschichte des Klosters Fulda. Das Dommuseum mit seinen neugeordneten Beständen knüpft an die Tradition der ehemals klösterlichen Schatzkammer an. Im Dom‑Museum wird ein kostbarer Codex aufbewahrt, den der Apostel Bonifatius schützend über sich gehalten haben soll, als ihn 754 die heidnischen Friesen erschlugen. Tatsächlich ist der Einband des Buches durch mehrere Schwerthiebe zerschnitten.

Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Oktober: Dienstag bis Samstag: 10.00 bis 17.30 Uhr, Sonn‑ und Feiertag: 12.30 bis 17.30 Uhr. 1. November bis 31. März: Dienstag bis Samstag: 10.00 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16.00 Uhr, Sonn‑ und Feiertag: 12.30 bis 16.00 Uhr.

 

 

 

Philosophisch-Theologische Hochschule (7):

Westlich an den Dom schließt sich die Philosophisch-Theologische Hochschule des Bistums Fulda an. Zu dem Gebäudekomplex gehört auch das Dom-Museum.

 

Barockviertel (10):

Vom Bonifatiusplatz südwestlich des Stadtschlosses aus hat man eine vollständige Übersicht über verschiedene barocken Adelspalais. Diese herrschaft­lichen Gebäude waren Wohnungen der Hofbeamten und sind alle mit dem Namen des Baumeisters Andreas Gallasini verbunden. Mit ihnen wurde ein barockes Ensemble geschaffen, das besonders künstlerische und städtebauliche Qualität aufweist.

 

Fürstliche Hauptwache von 1758: Bonifatiusplatz 2 an der Nordseite

Die Hauptwache ist ein ehemaliges Wachgebäude, das 1757 bis 1759 von Andreas Gallasini für den Fürstbischof Adalbert von Walderdorff errichtet wurde. Genutzt wurde sie damals als Hauptquartier der städtischen Polizei- oder Militärtruppe. Noch heute glänzt sie durch ihre typisch-barocke Architektur: Über dem eingeschossigen Bau erstreckt sich zur Straßenseite eine siebenteilige Bogenreihe, die sich mit einem Bogen um die Südostecke fortsetzt. Die Mitte der Hauptfassade ist mit einem Dreiecksgiebel betont, auf einer Erhöhung zieren Kriegstrophäen das Gesamtbild. Im Giebel ist das erneuerte Wappen des Adalbert von Walderdorff zu sehen. Die fünfzehn großen Satteldachgauben schmücken das gesamte Dach. Vor der Hauptfront verläuft eine Treppenanlage, die nachträglich erbaut wurde. Im Inneren des heutigen Restaurants sind im Keller sogar noch die alten Gefängniszellen erhalten geblieben. Das Gebäude wurde nach dem Frankfurter Vorbild entworfen und ist heute eines der markantesten Gebäude in Fulda. Bedingt durch seine räumliche Anordnung ist es Angelpunkt zwischen Dom, Schloss und der nördlichen Altstadt. Direkt neben der Hauptwache befindet sich übrigens der heilige Bonifatius – eine vier Meter hohe Bronzeplastik, die 1842 von Werner Henschel gegossen wurde. Es ist das erste Denkmal in Fulda, das von den Bürgern aufgestellt wurde und hat damit einen ganz besonderen Stellenwert.

 

Palais Buseck: Bonifatiusplatz 4

Erbaut wurde er in den Jahren 1731 und 1732 im Stile des Barock vom italienischen Baumeister Andrea Gallasini für Ernst Johann von Buseck. Von 1803 bis zum Jahr 1814 lebte der letzte Fürstabt von Fulda, Adalbert von Harstall im Palais. Er wurde durch die Säkularisation entmachtet. Im Jahr 1832 kaufte dann das Stift Wallenstein, ein evangelisches Frauenstift, das in Fulda ansässig war, das Palais Buseck. Bis zum Jahr 2006 wurde es vom Stift als Wohnheim für ledige und adlige Damen protestantischen Glaubens genutzt. In den sechziger Jahren wurden einige Einbauten im Palais durchgeführt. Diese wurden in jüngster Zeit wieder zurückgebaut, um den ursprünglich barocken Zustand des Gebäudes wieder herzustellen. Auch nahm das Palais Buseck in den Weltkriegen kaum Schaden. In den Jahren 2007 und 2008 fanden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen statt. Heute befindet sich unter anderem eine Krabbelstube im Palais.
 

Palais Buttlar: Bonifatiusplatz 1-3 an der Südseite

Erbaut wurde das Gebäude, das sich direkt neben dem Schloss und in unmittelbarer Nachbarschaft der restlichen Palais befindet, in den Jahren 1737-1739. Er gehört zu den Adelspalais, die sich zum Fuldaer Barockviertel vereinigt haben. Bei den Bauherren, den Herren von Buttlar, handelte es sich um ein oberfränkisch-hessisches Adelsgeschlecht. Sie waren einst Ministerial des Hochstifts Fulda. Ein erstes Auftreten des Geschlechts fand im Jahr 1170 statt. Im Palais Buttlar sind heute unter anderem das Tourismus- und Kongressmanagement der Stadt Fulda, das Amt für Jugend, Familie und Senioren, die Sparkasse und die Landesleihbank untergebracht.

 

Palais derer von der Tann: Schloßgasse 2

Östlich vom Bonifatiusplatz geht nach Osten die Schloßgasse, die neben dem Schloß herführt.

Das Palais von Buttlar und das direkt dem Stadtschloß seitlich gegenüberliegende Palais von der Tann bilden ein symmetrische Paar von Kavaliershäusern. Beide rahmen die Friedrichstraße, die im Herzen der Stadt am Kanzlerpalais endet, das den Endpunkt der Sichtachse bildet. Exakte Entsprechung der Proportionen und der Bauformen erzeugen eine fast monumental zu nennende Wirkung. Beide Palais rechts und links der Friedrichstraße waren wichtige Elemente der städtebaulichen Neugestaltung des Schloßplatzes und schufen eine einheitliche Platzfront, eine Architekturkulisse von 120 Meter Breite und eine repräsentative Rahmung des Zugangs in die Bürgerstadt.

Das Palais von der Tann wurde 1737-1739 von dem Barock-Architekten Andrea(s) Gallasini errichtet. Die Umgestaltung wurde unter Fürstabt Adolf von Dalberg begonnen und unter Fürstabt Amand von Buseck vollendet. Dreigeschossige Eckpavillons flankieren zweigeschossige Verbindungstrakte und rhythmisieren so die Baumasse. Typische Gestaltungselemente Gallasinis sind genutete Ecklisenen, Fensterrahmen mit den Viertelkreis-Aussparungen an den oberen Ecken und Gurtgesims.

Hier waren Wohnungen hoher Hofbeamter der weltlichen Regierung. Baumeister Gallasini zog selber in den Trakt an der Friedrichstraße ein. Ein anderer Bewohner dieses Traktes war Graf Tattenbach. In den östlichen Gebäudetrakt zogen Oberjägermeister Friedrich Johann Lothar von Hanxleden (1687-1770), Hofkammerdirektor Karl Benedikt Welle (1718-1799) und Geheimrat Dr. med. Hans Burkhard von Schlereth (1703-1766) ein, letzterer in den Eckpavillon östlich der Friedrichstraße. Im Jahre 1786 ging der Trakt des Herrn von Hanxleden an Geheimrat Friedrich von der Tann über, daher der Name für das Palais.

Am 29. Dezember 1814 kaufte der Weinhändler Michael Müller einen Teil des Hauses. Er betrieb hier seinen Weinhandel und eröffnete im Folgejahr einen Gasthof. Seit 1815 wurde das Gebäude als Hotel und Restaurant benutzt. Im 19. Jahrhundert. stiegen hier mehrere Prominente als Gäste ab, darunter Zar Nikolaus I. und Queen Victoria. In den Jahren 1816-1867 war hier auch die Thurn- und Taxische Post untergebracht. Danach wurde hier das Hotel Kurfürst geführt, weshalb das Palais im Volksmund „Kurfürst“ heißt. Im Jahre 1971 kaufte der Gastronom Richard Schimetschka das Hotel. Danach kam das Anwesen 1997 in den Besitz des Arztes und Unternehmers Dr. Lutz Helmig aus Grebenhain. Hier war lange die Konzernzentrale der Helios-Kliniken und außerdem der Sitz der Aton GmbH beziehungsweise ihrer Tochter Edag Engineering GmbH. Der Hotel- und Gastronomiebetrieb wurde noch bis 2017 fortgeführt, aber nur als Gästehaus für Aton sowie der EDAG. Danach wurde das Gästehaus aufgegeben; die Flächen wurden zu Büros umgebaut.

Im Jahre 2018 erwarb die Stadt Fulda das historische Hotel „Kurfürst“ sowie drei angrenzende Immobilien, Nonnengasse 19 und 21 sowie Friedrichstraße 26 für einen einstelligen Millionenbetrag unter Übernahme der bestehenden Mietverträge. Im ersten Obergeschoß haben sich die Räume teils im bauzeitlichen Zustand, teils aus den Ausstattungsphasen etwa 1750/ 1760 und 1784 erhalten. Zwei Zimmer im Schlereth-Teil sind besonders hervorhebenswert, weil sich dort die um 1738 entstandenen Stuckdecken des Andreas Schwarzmann aus der Bandelwerkzeit erhalten haben.

 

Palais Altenstein (Schloßgasse 4)

Ein Stadtpalais des 18. Jahrhunderts. Es ist nach seinem Bauherrn, dem fuldisichen Gehekimen und Holfm,rschall Christian Adam Ludwig Freiherr Stein zu Altenstein  , benannt. Das unterkellerte, langrechteckige, ursprünglich vier auf siebzehnachsige, zweistöckige Palais Altenstein hart ein ausgebautes Mansardenwalmdach sowie zwei Eingangsportalen mit Giebelung und Freitreppen.

 

Benediktinerinnenabtei St. Maria (15): Nonnengasse 16

Von der Schloßgasse geht es nach rechts in die Nonnengasse. Dort steht die bereits 1626 gegründeten Abtei St. Maria. Die Abteikirche ist ein schlichter Bau in den Formen der Spätgotik und Renaissance. Besonders beachtenswert ist im Innenraum die Lage des Altars und des Nonnenchores, der über dem Altar liegt und nur über eine hohe Treppe erreicht werden kann. In der Kirche und im Kloster finden sich die Arbeiten der 1997 verstorbenen Künstlerin des Klosters, Frau Lioba Munz OSB. In einem an der Klostermauer neu eingerichteten Laden werden u.a. die Erzeugnisse der Abtei angeboten.

Öffnungszeiten des Klosterladens: Montag bis Freitag: 9.00 bis 13.30 Uhr und14.30 bis 17.15 Uhr, Samstag: 9.30 bis 17.15 Uhr. Der Klosterladen bleibt an allen Feiertagen geschlossen. Im Klosterladen gibt es die „Nonnenseufzer“, ein hartes Gebäck, das vorher lange geknetet werden muß (daher der Name).

 

Alte Universität: Universitätsstraße 1

In der Nonnenstraße geht man nach Süden und dann an der Stadtpfarrkirche  nach links auf den Universitätsplatz (auch Jesuitenplatz), der sich fortsetzt in die Bahnhofstraße. Man geht aber etwas nach Süden in die Universitätsstraße. Das dreiflüglige barocke Universitätsgebäude wurde von 1731–1734 nach Plänen von Andreas Gallasini gebaut. Auftraggeber war der Namensgeber Fürstabt Adolph von Dalberg. Nachdem die zur Eröffnung notwendigen päpstlichen und kaiserlichen Privilegien erlangt waren, wurde Fulda Universitätsstadt. Allerdings nur bis 1805, bis die Universität aufgrund der Säkularisation aufgelöst wurde. Doch bis heute bleibt das Gebäude ein Ort der Lehre – von der Theologischen Fakultät, Gymnasien, einem akademischen Lyzeum bis hin zur heutigen Adolf-von-Dalberg-Grundschule gab es viele Nachfolger, in deren Zentrum stets die Bildung stand. Aus das heute bekannte Domgymnasium, auch Rabanus-Maurus-Schule, hatte einst seinen Sitz in dem Bau.

Von außen ist der stattliche, zweigeschossige Barockbau eine imposante Erscheinung. Die drei Flügel umschließen hufeisenförmig einen Hof. Durch gefugte Eck- und Frontmauerblenden sowie profilierte Gurtgesimse aus Sandstein erhält das verputze Bruchsteinmauerwerk eine Gliederung. Das große Mansarddach über dem kräftig profilierten Hauptgesims ist mit Satteldachgaupen und Kupferknöpfen besetzt. Beim Mittelbau wurden die mittleren Fenster durch vier Mauerblenden zu einem Risalit zusammengefasst. Bekrönt wird dieser durch ein Dreiecksgiebel, in dem das große Sandsteinwappen des Bauherren Fürstabt Adolph von Dalberg – mit reicher Helmzier und Akanthuswerk geschmückt – von Löwen gehalten wird. Über dem Portal zum Marienoratorium – der Aula – erblickt man eine Steinplastik der Gottesmutter mit zwei Engeln auf seitlichen Voluten.

Der Universitätsplatz ist der alte „Kaiserplatz“ mit dem Kaiser Friedrich‑ Denkmal, hinter dem sich das Gymnasium sowie der Stadtschulbau befinden. Weiterer Blickfang ist das Ehrenmal für die im Krieg gefallenen Schüler und Lehrer des früheren Gymnasiums – eine Bronzeplastik eines jungen Mannes auf einem einfachen Postament. Das Marienoratorium sollte man sich nicht entgehen lassen: Kunstvoller Stuck und zahlreiche Gemälde machen den Saalbau zu einem prachtvollen Raum. Die Orgel aus dem Jahr 1734 erinnert an die frühere Nutzung als Kirche – auch heute kann sei noch gespielt werden.

 

Peterstor

Die Universitätsstraße führt nach Süden zur Straße Peterstor. Das spätere Peterstor liegt an der Kreuzung mit dem der Rabanusstraße. In der Höhe der heutigen Hausnummer 20 auf der Südseite der Straße Peterstor stand bis 1823 das alte Peterstor, das den südöstlichen Zugang zur Stadt regelte. Von dort führte eine große Brücke über den Stadtgraben, an deren Ende ein Vortor lag – ein Wachthaus, das mit einer turmartigen Bastion gesichert war. Von diesem ist noch heute ein Teil erhalten und als das „Peterstor“ in aller Munde. So mächtig und erhaben, wie es früher mal war, sieht die halbrunde sechs Meter hohe Ruine nun nicht mehr aus. Versteckt unter grünem Efeu und einer Kletterhortensie wirkt sie fast schon etwas verloren und kann inmitten des Autotrubels auf der Rabanusstraße auch schnell mal übersehen werden. Mit ihren Schießscharten und ihrem dicken Gemäuer erzählt sie von kämpferischen, vergangenen Zeiten.

 

Ehemaliges päpstliche Seminar: Jesuitenplatz/auch Universitätslatz 

Auf der Straße Peterstor geht man wieder nach Westen und dann nach Norden in den Steinweg. Rechts ist dann das Päpstliche Seminar, eine Vierflügelanlage um einen zentralen rechteckigen Innenhof, die in mehreren Bauphasen in der Zeit zwischen 1584 und 1732 entstand. Die finanzielle Ausstattung des Seminars wurde durch eine Stiftung von Papst Gregor XIII. (1572-1585) im Jahre 1584 gesichert. Es handelte sich um das vierte päpstliche Seminar auf deutschem Boden. Sein Ziel war die katholische Priester-Ausbildung von jungen Adligen aus dem protestantischen Territorien Mittel- und Norddeutschlands und ihre Rückgewinnung für den Katholizismus. Bald fanden aber auch nichtadelige Alumni Aufnahme ins Seminar. Der Westflügel des Gebäudes, in dem das päpstliche Seminar und die Jesuitenschule untergebracht waren, stammt von 1620-1621, der Südflügel von 1679-1682. Der Rest (Eckbau) wurde unter Fürstabt Adolf von Dalberg (1726-1737) in den Jahren 1729-1732 durch den Architekten Andrea(s) Gallasini gebaut.

Das päpstliche Seminar existierte parallel neben dem Priesterseminar. Es war weit größer geplant, als es tatsächlich ausgeführt wurde. Fürstabt Adolf von Dalberg (1726-1737) stiftete 1734 aufgrund päpstlicher und kaiserlicher Privilegien eine aus vier Fakultäten bestehende Universität und plante eine Vereinigung der beiden Seminare, was jedoch am Widerstand der Jesuiten scheiterte. Nach der Säkularisierung wurde das Gebäude als Kaserne und Schule genutzt. Dabei wurde der Bau um ein Mezzaningeschoß aufgestockt. Heute befindet sich in den Räumen das Vonderau-Museum.

 

Vonderau Museum (14): Anschrift Jesuitenplatz 2

Das 1994 neu eröffnete Vonderau Museum präsentiert drei Dauerausstellungen. Die Ausstellung zur Kulturgeschichte gibt einen Überblick über die Geschichte Fuldas von der Frühgeschichte bis in die heutige Zeit, die mit Grab­nachbauten, Modellen, Rekonstruktionen von bürgerlichen Wohnräumen und der „Drogerie zum Krokodil“ sowie dem Fulda‑Mobil, dem in der Stadt über einen Zeitraum von 20 Jahren hergestellten Kleinwagen, anschaulich dargestellt wird. Eine Ausstellung von Gemälden und Skulpturen zeigt Werke, die unter verschiedenen Aspekten Verbindungen zu Fulda aufweisen. Die Ausstellung zur Naturkunde zeigt die erdgeschichtliche Entstehung der Region Osthessen sowie die Ökosysteme mit ihren pflanzlichen und tierlichen Bewohnern, die in lebensgroßen Schaukästen präsentiert werden. Öffnungszeiten: Täglich außer Montag: 10.00 bis 18.00 Uhr

Planetarium im Vonderau Museum: Bestandteil des Museums ist ein Planetarium mit 35 Plätzen, in dem regelmäßig Vorführungen zu verschiedenen himmelskundlichen Themen stattfinden. In diesem Planetarium bekommt der unter einer Kuppel sitzende Besucher mit Hilfe von speziellen Projektoren einen fast realen Eindruck des Sternenhimmels mit Lauf der Sonne, Mond und Planeten vermittelt. Die so entste­hende Illusion wird durch Musik‑ und Live‑ Moderation zu einem „himmlischen“ Erlebnis für die Besucher. Vorführungen: Termine und Informationen zu den einzelnen Vorführungen sind dem Veranstaltungsprogramm des Museums zu entnehmen. Es können Termine für Sondervorführungen vereinbart werden. Tel.: (06 61) 92 83 50

 

Stadtpfarrkirche (12): Unterm Heilig Kreuz 1

Weiter nach Norden kommt man dann zur Stadtpfarrkirche. Sie wurde 1770 bis 1786 unter Fürst­abt Heinrich von Bibra errichtet. Jeder Mittwoch findet um „5 vor 12“ eine Meditation in Wort und Musik statt, bei der meditative Texte und darauf abgestimmte Orgelmusik prä­sentiert werden (Sommerpause im August).

 

Altes Rathaus: Unterm Heilig Kreuz 10 

Die Straße südlich der Stadtpfarrkirche heißt „Unterm Heilig Kreuz“. Her stehen verschiedene sehenswerte Gebäude. Das sehr schön restaurierte Alte Rathaus, das im Mittel­alter und während der Renaissance entstand, ist ein hochgiebeliger Fachwerkbau mit dekorativen Spitztürmchen und Laubengängen im Untergeschoß.

 

Salzhaus: Platz unterm Heilig Kreuz

Das „Mollenhauer-Haus“ hat die weiteste Wölbung der gekrümmten Bebauungslinie auf der Westseite in den Platz unterm Heilig Kreuz hinein, was auf eine alte spitzwinklige Kreuzung zweier Fernverbindungswege, etwa in Form eines „Andreaskreuzes“ hindeutet

Der Fuldaer Hofmaler Hans Brosamer überlieferte auf einer Zeichnung die ursprüngliche Hausansicht des gotischen Fachwerkhauses, dessen Baujahr 1540 im massiven Erdgeschoß eingemeißelt ist.

Der vorgebaute Erker war mit einer runden Haube abgeschlossen, vermutlich handelte es sich um einen drehbaren Kran mit Ausleger. In alten Rechnungen, so 1671/1672 und 1708/1709, wird das Haus die „Saltzmesten“ genannt, was auf vorhandene Speicher zum Salztrocknen und Lagern hindeutet. Ältester bekannter Besitzer des Salzhauses der Residenzstadt war Hannß Gergk im Jahre 1571, vermutlich fürstlicher Hofmeister des Altenhofes.

Obrist und Oberstallmeister von Hattstein erwarb 1727 das Anwesen, später Hauptmann von Boyneburg und Hofmarschall von derTann. Um 1800 kam es in die Hand von Geheimrat Heinhold, des Thurn & Taxischen Postmeisters, so dass sich für einige Jahre hier die Fuldaer Poststelle befand.

Schließlich kam das Haus 1892 in die Hände des Holzblasinstrumentenmachers Thomas Mollenhauer. Die Instrumentenmanufaktur der Familie Mollenhauer war weit über die Grenzen Fuldas bekannt. Der Vertrieb der Instrumente reichte von Europa bis in die USA sowie auf die britischen Kolonien in Indien. 1921 wurde das verputzte Fachwerk freigelegt. Am 11. Sept. 1944 erlitt das Haus schwere Bombenschäden und wurde 1946/1948 wiederaufgebaut.

 

Löwenapotheke“: Unterm Heilig Kreuz 9

Das Haus daneben ist Sitz der Familien von Tann und Hattstein.

 

Altes Kanzlerpalais (13) Unterm Heilig Kreuz:

Im Westen an der Südseite des Platzes ist das Kanzlerpalais. Das Gebäude wurde 1730 vom Architekten der Alten Universität und von Schloss Fasanerie in Eichenzell, Andreas Gallasini, erbaut und fügt sich mit seinen Neuerungen perfekt in die typisch Fuldische Mischung aus traditionellen Bauten und modernen Strukturen ein.

Von 1782 bis 1900 war es Rathaus und später Landratsamt. Dann wurde es von der städtischen Sparkasse genutzt, heute ist es Veranstaltungsort.

 

Straße „Am Stockhaus“ (früher Obere Judengasse 2)

 Westlich des Kanzlerpalais verläuft die Friedrichstraße. Auf dieser geht man nach Süden und gleich wieder nach links und dann nach rechts in die Straße „Am Stockhaus“, die früher die Judengasse hieß. Dort standen gleich recht die Synagoge und das jüdische Gemeindehaus Nördlich an die Synagoge anschließend war das Stockhaus, das bis 183 als fürstliches Gefängnis gedient hat.

Das Haus Nummer 2 b wurden 1902 als jüdische Gemeinde- und Schulhaus gebaut.(heute ist hier eine Gedenktafel). Dabei wurde im Erdgeschoß eine Doppelmikwe angelegt, zwei in den Boden eingelassene L-förmige Tauchbecken, ein dazwischenliegendes Wasserreservoir und vier Badewannen in den Ecken des Raums zur Reinigung. Die Tauchbecken wurden aus einem großen Bassin im Innenhof des Gebäudes gespeist. Es handelt sich also um eine Regenwassermikwe.  Bei dem Brand im November 1938 wurden die Gebäude stark geschädigt. Nachdem verschiedene Privatleute das Schul-gebäude in Besitz hatten, hat die Stadt das Synagogengelände übernommen, um dort eine Gedenkstätte einzurichten. In den Jahren 2020 und 2021 wurden beide Tauchbeclen freigelegt. Am 9. November 2021 wurde im „Fenster der Erinnerung“ mit großformatigen Fotos der jüsichen Vergangenheit gedacht. Auf dem Gelände der Synagoge sollen weitere archäologische Grabungen vorgenommen werden.

 

Severikirche (11): Severiberg 1

Zu dieser Kirche kommt man, wenn man an der Stadtpfarrkirhe links vorbei geht und b ald danach nach links abbiegt.

Die Kirche wurde als Stiftung des Bürgers Erasmus Kämmerer von 1438 bis 1445 errichtet und diente ab 1451 als Zunftkirche der Wollweber, die den heiligen Severus von Ravenna als Schutzpatron verehrten. Die Wollweber bildeten in dieser Zeit die größte Zunft in der Stadt Fulda. Nach einer Renovierung Anfang des 17. Jahrhunderts diente der Sakralbau von 1620 bis 1623 zunächst als erste Klosterkirche der Franziskaner, die damals nach Fulda berufen wurden und später auf dem Frauenberg ansässig waren. Anschließend wurde die Kirche für kurze Zeit von den Benediktinerinnen genutzt. Von 1722 bis 1882 war die Severikirche Pfarrkirche der Garnison. Heute ist sie Filialkirche der 2015 neu gegründeten Innenstadtpfarrei St. Blasius. Der Innenraum hat eine flache Holzbalkendecke und der Chor ein Sterngewölbe mit Bienstabprofil der Rippen und eine gotische Madonnenplastik. Die Kirche ist das einzige spätgotische Gotteshaus von Fulda.

 

Hexenturm

Durch die Rittergasse nach Westen und nach Norden über die Kanalstraße kommt man zum Hexenturm. Der im 12.Jahrhundert erbaute 14 Meter hohe Turm war Teil der inneren Stadtmauer und Teil des Nordtores. Das Tor und der Turm grenzten die Stadt vom Klosterbezirk ab. Der ursprünglich als Wähterturm der Stadtmauer entstandene Turm wurde später auch als Frauengefängnis genutzt. Die Opfer der Hexenverfolgun wurden laut Originaldokumenten aus dem Jahr 1603 jedoch nachweislich nicht in diesem Turm, sondern im Fuldaer Stadtschloß gefangen gehalten. Der Name Hexenturm entstand im Volksmund wohl erst am Ende des 19. Jahrhunderts. Am Turm befindet sich ein Hinweisschild zur Gedenkstätte für die 270 Opfer der Hexenverfolgung in Fulda, die im November 2008 auf dem Alten Dompfarrlichen Friedhof (Elisabethenstraße, nördlich des des Schlosses) errichtet wurde. Der Hexenturm ist für die Öffentlichkeit zugänglich. - In direkter Nachbarschaft des Turmes an der Kanalstraße befindet sich in der Kanalstraße 1 das Geburtshaus des Erfinders der Braunschen  Röhre, Ferdinand Braujn  - Über die Johannes-Dyba-Straße geht es nach Osten wieder zum Dom und zum Schloß.

 

 

Weitere Ziele außerhalb der Altstadt:

Hessische Landesbibliothek (18): Fulda-Ziehers, Heinrich-von-Bibra-Platz

Die Schausammlung zeigt kostbare Buchschätze aus dem Mittelalter (Bonifatiusbücher, Gutenbergbibel), Heinrich‑von‑Bibra Platz 12 (ehemaliger Vieh­markt), Öffnungszeiten: Montag und Freitag: 10.00 bis 12.00 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag: 14.00 bis 16.00 Uhr.

Vor der Bibliothek steht ein Den kam für Ferdinand ‚Braun, den Erfinder der Braunschen Röhre. Neben der Bibliothek steht die evangelische Kirche.

 

Umweltzentrum Fulda (34) (im Südwesten): Johannisstraße 44

Information, Beratung und Bildung zu allen Umweltfragen, Umweltprogramme für Besuchergruppen nach Absprache. Johannisstraße 44, am Eingang Auepark; an überregionalen Fernradwegen gelegen, Tel.: (06 61) 9 70 97 90. Öffnungszeiten: Garten: Sonnenauf‑ bis Sonnenuntergang, Haus: Montag, Mittwoch und Freitag: 12.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag: 12.00 bis 18.00 Uhr.

 

Deutsches Feuerwehr‑Museum (35): (Südwesten): Fulda-Neuenberg, St. Laurentius-Straße 3

In zwei Hallen werden Feuerlöschgeräte aus der Renaissance bis in die jüngste Gegenwart sowie die Entwicklung des Feuerlöschwesens und  des Brandschutzes in Originalen und Modellen seit dem 14. Jahrhundert gezeigt. Das Deutsche Feuerwehr‑Museum befindet sich in Fulda‑Neuenberg, St.‑Laurentius‑Straße 3. Öffnungszeiten: Täglich außer Montag 10.00 bis 17.00 Uhr

 

Kinder‑Akademie Fulda, Werkraum Museum (37) (Mehlerstraße 8, an der Bahnlinie, südlich des Bahnhofs und südlich des Emailwerks)):

Erlebnismuseum ‑ für Kinder und Familien ‑ zum Anfassen und Experimentieren mit zahlreichen künstlerischen, technischen und naturwissenschaftlichen Objekten, z. B. das „Begehbare Herz“ (Führungen ‑ empfohlen für Kinder ab acht Jahren). Meilensteine der Kulturgeschichte werden in wechselnden Ausstellungen gezeigt: u. a. zum Thema Kleidung „Von Kopf bis Fuß ‑ Machen Kleider Leute?“ und von Kindern künstlerisch gestaltete Erlebnis­räume. In Werkräumen finden Workshops statt. Jährliche Sonderausstellung im Frühjahr „Vom Ei zum Küken“. Internationale Kinderbibliothek, Museumscafé und Museumsshop, Mehlerstraße 4,

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10.00 bis 13.00 Uhr und14.00 bis 17.30 Uhr, Mittwoch: (nur Juni, Juli, August) bis 19.00 Uhr geöffnet, Sonntag: 14.00 bis 17.30 Uhr. Führungen durch das „Begehbare Herz“: Täglich außer Samstag: 16.00 Uhr

 

 

Propsteikirche St. Peter, Petersberg:

Diese Kirche wurde von Rabanus Maurus 836 vollendet und als Grabesstätte der heiligen Lioba ausgestattet. In der Krypta sind die ältesten deutschen Wandmalereien (836 bis 847)  zu sehen. Bildeten die Krypten im Frühmittelalter liturgische Zentren, so verloren sie mit der Verlagerung der Reliquienschätze in die Oberkirchen an Bedeutung. Ihrer eigentlichen Funktionen beraubt, blieben sie in den folgenden Jahrhunderten häufig ungenutzt. In der Krypta auf dem Petersberg bei Fulda hat sich jedoch am Grab der Heiligen Lioba eine über die Jahrhunderte lebendige Heiligenverehrung erhalten. Der Abt Rabanus Maurus hatte dort um das Jahr 836 eine neue Kirche errichten und zahlreiche Reliquienschätze in der Krypta bestatten lassen. Der Ort entwickelte sich zu einem spirituellen Zentrum, an dem vor allen Dingen Frauen die Hilfe Liobas erflehten. Obwohl die Gebeine schon lange Zeit aus dem Sarkophag entfernt worden waren, suchten die Mütter ihn noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf und beteten dort für ihre kranken Kinder. Hierzu brachten sie Hemdchen der Erkrankten mit und legten sie in den Sarkophag, um sie nach einiger Zeit den Kindern anzuziehen.

Öffnungszeiten: 1. April bis 31. Dezember: Täglich außer Montag: 10.00 bis 11.30 Uhr und 14.30 bis 16.30 Uhr, 1. November bis 31. März: Täglich außer Montag: 14.30 bis 16.00 Uhr.

 

Rhönbahn

Die Rhön mit ihrer einzigartigen Natur‑ und Kulturland­schaft wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Täglich kann man Fahrten auf der romantischen Strecke der Rhönbahn nach Gersfeld unternehmen, um von dort aus die Rhön zu entdecken. Fahrplanauskünfte erteilt die Deutsche Bahn AG; Tel.: (0 18 05) 99 66 33.

 

 

 

Petersberg

* Rauschenberg Naherholungsgebiet am Ortsrand von Petersberg, gut ausgebautes Netz von Rundwegen

* Grabeskirche der hl. Lioba: Romanische Basilika (9. Jahrhundert mit Schrein der hl. Lioba und drei Altarsteinen aus der Gründerzeit

* Freibad und Sportanlage „Waidesgrund“:  Beheiztes Bad mit 2 Schwimmbecken, 1 Kinderbecken und Sprungbrett, Stadion für sportliche Wettkämpfe

* Haunetalsperre Naturschutzgebiet bei Marbach, verschieden lange Routen für Jogger, Wanderer, Spaziergänger

* Wasserspielplatz Steinau: Sehr schön angelegter Wasserspielplatz im Ortskern von Steinau, Wasserparadies mit Pumpen, Rinnen, Stauwehren und Ziehfloß. Wendelinuskapelle am Werthesberg, oberhalb des Ortsteiles Steinhaus gelegen, Namensgeber ist der HI. Wendelin, Schutzpatron der Tiere

* Wehrkirche „St. Margareta“, Pfarrkirche in Margretenhaun aus dem Jahre 1093, wurde später zur Wehrkirche umgebaut

* Feldkapelle im Ortsteil Rex: Kleine Kapelle nordwestlich des Ortsteiles Rex, herrlicher Blick über das „Land der offenen Fernen“.

 

Fulda: Fasanerie

Das Fuldaer Benediktinerkloster war schon im 13. Jahrhundert von Kaiser Friedrich II. zur Fürstabtei erhoben worden und dadurch in den Genuß zahlreicher Privilegien gekommen. So war die Abtei zum Beispiel von keinem Fürsten lehnsabhängig und konnte selbst große Territorien erwerben und verwalten. Der Fuldaer Abt erhielt Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat des Reichstages und bestimmte so die Politik des Reiches mit. Am 5. Oktober 1752 erhob Papst Benedikt XIV. die Fürstabtei dann sogar in den Rang eines Fürstbistums und Amand von Buseck zum ersten Fürstbischof. Damit war er den Reichsfürsten des Heiligen Römischen Reiches gleichgestellt. Viel höher konnte man damals nicht steigen. Nur die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier waren noch mächtiger, denn sie wählten (wie 1356 in der Goldenen Bulle festgelegt) zusammen mit vier weltlichen Kurfürsten den deutschen Kaiser.

Eines tat Amand von Buseck für sein Leben gern: reisen. Der erste Fürstbischof des Bistums Fulda, der 1685 unter dem Namen Friedrich Franz Ludwig von Buseck in Eppelborn geboren wurde, besuchte nach seiner Aufnahme in das Fuldaer Kloster 1704 unter anderem Holland, Flandern, Paris, Lothringen und das Elsaß. Sein besonderes Interesse galt der Architektur und der Gartenkunst dieser Länder, in denen Prunk und Pracht des barocken Zeitalters zu voller Entfaltung kamen. Wahrscheinlich entstand schon zu jener Zeit der Wunsch in ihm, selber einmal etwas Vergleichbares zu schaffen.

Bis es soweit war, vergingen allerdings noch viele ereignisreiche Jahre. Im Jahre 1708 wurde Buseck in Erfurt zum Priester geweiht, 1724 wählte man ihn zum Dekan des Fuldaer Stifts, 1728 wurde er Weihbischof in Fulda, neun Jahre später Fürstabt, 1752 dann schließlich Fürstbischof. Die finanziellen Mittel, die er brauchte, um sich ein Schloß mit Park nach französischem Vorbild bauen zu lassen, standen ihm erst als Fürstabt zur Verfügung. Denn als solcher übte er auch die weltliche Herrschaft über das Kloster Fulda aus und profitierte von den Einnahmen aus Landwirtschaft und Viehzucht.

Als Buseck 1740 mit dem Bauen begann, gab es bereits ein kleines Schloß an der von ihm bevorzugten Stelle. Sein Vorgänger, Fürstabt Anton Adolph Freiherr von Dalberg, hatte es 1710 als bescheidene Sommerresidenz der Fuldaer Äbte errichten lassen.

Der von Buseck beauftragte Baumeister Andreas Gallasini erweiterte diesen „Adolphshof“ nun von 1740 an zu einer streng symmetrischen hochherrschaftlichen Anlage. Wie bei allen Barockschlössern ging es auch hier vor allem um eines: den Reichtum und die Macht ihres Besitzers herauszustellen.

Das Äußere ist das Werk Andrea Gallasinis. Sein Auftraggeber dürfte mit dem Ergebnis wohl recht zufrieden gewesen sein. Schließlich entsprach die streng symmetrische Resi­denz mit dem hufeisenförmigen Innenhof, den Türmen und den Pavillonbauten voll seinen repräsentativen Bedürfnissen. Indes: Allzulange konnte sich der Kirchenfürst seines Prachtbaues nicht erfreuen. Er starb im Jahre 1756, genau sechs Jahre nach der feierlichen Einweihung. Ein halbes Jahrhundert später sorgte die Säkularisation für den ersten Besitzerwechsel.

Neuer Schloßherr wurde Wilhelm V. von Oranien, der erste König der Niederlande. Allerdings nur fünf Jahre lang, dann vertrieb ihn Napoleon. Nun folgten zehn bittere Jahre. Napo­leons Verwalter, Marschall Duroc, ließ die weitläufige Barock­anlage gehörig verkommen. In  den  Jahren1812 / 1813 dienen ihre Räumlichkei­ten nicht nur als Lazarett für die aus Rußland zurückkehrende napleonische Armee, sondern auch als deren Selbstbedienungsladen. Beim Abzug der Franzosen war das imposante Bauwerk jedenfalls völlig ruiniert.

Nach dem Ende Napoleons ging das Großherzogtum Fulda - wie das ehemalige Fürstbistum mittlerweile hieß - an das Haus Hessen- Kassel oder Kurhessen. Im Jahre 1803 war Hessen-Kassel nämlich zum Kurfürstentum erhoben worden, was aber praktisch bedeutungslos war, da es nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Jahr 1806 keine Kaiser mehr zu wählen gab. Trotzdem behielten die Kasseler die Bezeichnung bei.  Der baulustige Kurfürst Wilhelm erkor die Fasanerie zum Sommersitz und begann 1823 die längst fällige Renovierung. Regie führte dabei sein Baumeister J. C. Bromeis, der vor allem im Inneren einige beachtliche Änderungen kre­ierte: Der gesamte Südflügel wurde klassizistisch gestaltet, allen voran die prunkartigen Festsäle.

Die kurfürstliche Idylle dauerte immerhin bis zur Annektion durch Preußen im Jahre 1866.

Nunmehr in preußischem Besitz wurde Schloß Fasanerie nach langen Verhandlungen 1878 zusammen mit dem Fuldaer Stadtschloß dem Erben der hessischen Kurwürde, Landgraf Friedrich Wilhelm, zurückgegeben. Der nutzte es fortan als Sommersitz für sich und seine Frau. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloß durch Fliegerbomben schwer beschädigt, danach aber von Landgraf Philipp von Hessen schrittweise wieder instand gesetzt. Im Jahre 1951 konnten die ersten Schauräume eröffnet werden, seit 1972 ist das Museum fertiggestellt. Heute vermitteln Schloß und Park, besonders an einem schönen Sommertag, mehr als nur eine Ahnung von der einstigen barocken Pracht.

 

Das Gebäude:

Das Schloß selbst besteht aus zwei lang gestreckten Flügeln, die die Flanken für einen geschlossenen Hof und einen nach vorne offenen Ehrenhof bilden. Kavalierhäuser, Gittersperren sowie vorgelagerte Wacht- und Wirtschaftsgebäude ergänzen die Anlage. In letzteren sind heute die Pferdeställe des Reitclubs Fulda untergebracht.

Man betritt das Schloß über die prächtige Kaisertreppe mit zahlreichen Büsten und Bildern römischer Kaiser und ihrer deutschen Nachfahren. Mehr als sechzig Räume sind im Nord- und Südflügel insgesamt zu besichtigen, wobei das Inventar der fürstlichen Wohnräume fast ausschließlich aus dem 19. Jahrhundert stammt, als das Schloß den Landgrafen von Hessen gehörte. Die barocken Ursprünge sind dagegen noch gut in den Stuckdecken aus der Erbauungszeit zu entdecken. In gesonderten Schauräumen wird eine wertvolle Porzel­lan­­sammlung mit Stücken aus Meißen, Sèvres, Kopenhagen und Fürstenberg gezeigt. Auch antike Kunst gibt es zu sehen, von griechischen und etruskischen Vasen über römische Porträtbüsten bis zu Terrakotten und Bronzen.

Da ist zum Beispiel der klassizistische Antikensaal. Hier imponieren besonders die kunstvolle Kassettendecke, die anti­ken Skulpturen und die zahlreichen Schöpfungen griechischer Gefäßkunst. Sehenswert aber auch der Festsaal. Ihn ziert ein monumentales Deckengemälde des Hofmalers Emanuel Wohl­haupt. Oder der Galeriesaal mit dem goldbronzenen Tafelauf­satz und dem Thronsessel nebst Wappenteppich. Nicht zu ver­gessen die See- und Landschaftsmalereien berühmter Holländer sowie die Werke romantischer Maler. Sie geleiten hinüber in den Südflügel zu den kurfürstlichen Räumen. Dort erkennt man sogleich das Prinzip des kurfürstlichen Familienlebens. Gattin Auguste bewohnte den linken Flügelteil, Kurfürst Wilhelm resi­dierte in der vorderen Hälfte. Die Kurfürstin tröstete sich derweil mit russischem Mobiliar, Kopenhagener Porzellan, dem prachtvollen dänischen Wohnzimmer - und mit ihrem Malleh­rer Friedrich Bury.

Aber auch Wilhelms Refugium weiß durchaus zu gefallen. Sei es der beeindruckende Reihersaal, sein Arbeits-, Schlaf- oder das Audienzzimmer. Allesamt Glanzlichter, denen die folgende Begehung des barocken Nordflügels in nichts nachsteht: Das Päonienzimmer mit chinesischen Seidentapeten, die Ahnen­kammer, das blaue Schlafzimmer mit Kasseler Mobiliar und die Toilettengarnitur der Zarin Katharina II. von Rußland beschlie­ßen eine eindrucksvolle Besichtigungsrunde.

 Immer wieder werden Sonderausstellungen im Schloß veranstaltet, wie etwa im Herbst 2007 die Schau „Die Darmstädter Silberkammer - Werke alter Edelschmiedekunst“.

Öffnungszeiten von April bis Oktober (im Winter geschlos­sen): Dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Führungen alle halbe Stunde. Letzte Führung um 16 Uhr. Eine gesonderte Führung durch die Porzellan- und Antikensammlung erfolgt um 11.30 Uhr und um 15 Uhr.

Eintritt: Erwachsene zahlen vier, Jugendliche drei Mark.

 

Museum:

Die ehemalige Residenz der Fuldaer Fürstbischöfe ist heute ein bedeutendes Schloßmuseum mit Sammlungen zu höfischer Wohnkultur, antiker Kunst und Porzellan. Eichenzell, Schloß Fasanerie. Es  wurde die äußerst folgenrei­che Idee geboren, die heruntergekommenen Gebäude der ehemaligen Propstei Johannes­berg zu einem Ausbildungszentrum für Hand­werk und Denkmalpflege auszubauen. Zu­gleich sollte die großartige, von Andreas Gal­lasini für den einflußreichen Probst Konrad von Mengersen geplante Barockanlage, die das ursprüngliche romanische Kloster überformte. ein Musterbeispiel und Vorzeigeobjekt für die Denkmalpflege werden.

Nach der mustergültigen Restaurierung des Kreuzbaus, der Werkstätten und des gewalti­gen Hauptgebäudes „Roter Bau“, nach den ba­rocken Pavillons und der Wiederherstellung des Propsteigartens sowie dem Ausbau des ehemaligen Schafstalls zu Werkstätten ist die Restaurierung des Aktuargebäudes ‑ einem der barocken Eckpfeiler der Anlage ‑ und der Ausbau des Pferdestalles zu einem Kommuni­kations‑ und Vortragszentrum der letzte Akt der über zwei Jahrzehnte währenden Sanierung.

Nach langem Ringen um eine für die ganze Anlage verbindliche restaura­torische Konzeption entschied man sich für die so genannte Domänenfassung, die letzte greif­bare Bauphase des 19. Jahrhunderts. Sie be­ruht auf dem einzigen authentischen Plan. den es für die Gesamtanlage überhaupt gibt, auf dem so genannten „Domänenplan“ von 1820. Die Wiederherstellung des barocken Erschei­nungsbildes dagegen, die auch gefordert wurde, hätte lediglich auf Analogien zu anderen Gallasini‑Bauten oder zum Fuldaer Stadtschloß basieren können. Man entschied sich für die historische Authentizität der letzten be­legbaren Kulturepoche. Die unter der Domä­nenfassung liegende Raumausstattung der Barockzeit wurde sorgfältig gesichert und doku­mentiert. Dieselbe Methode wurde an der Au­ßenhaut der Gebäude angewandt.

Das Aktuargebäude dient der Bewahrung und behutsamen Sanierung historischer Bausubstanz. Der aus der Domänenzeit des 19. Jahrhunderts stammende Pferdestall ist im In­neren überwiegend als Tummelfeld der Nutzer­inter­essen (großer Vortragssaal, Foyer, Toilet­ten, Café) und dem modernen Gestaltungs­willen der Architekten des Staatsbauamtes Ful­da freigegeben worden. Die expandierende Außenwirkung des Deutschen Zentrums für Handwerk und Denkmalpflege macht eine me­dienwirksame und publikumsintensive Dimen­sionierung von Großräumen notwendig, die in dem hochkarätigen historischen Ensemble sonst nicht untergebracht werden können.

Öffnungszeiten:

1. April bis 31. Oktober: Täglich außer Montag: 10.00 bis 17.00 Uhr, Eintritt nur mit Führung; Führungsbeginn zu jeder halben Stunde. Letzter Einlaß: 16.00 Uhr. Sonderausstellung 2001, 26. Mai bis 31. Oktober: Die vergessene Kaiserin ‑ Victoria Kaiserin Friedrich ‑ Kunstsammlerin und Malerin

 

Mindestens genauso sehenswert wie das Innere des Schlosses ist der fast einhundert Hektar große Park, der die Anlage umgibt. Kunstvoll arrangierte Baumgruppen, stille Teiche, weite Wiesen und zierliche Pavillons laden nicht nur im Sommer zu einem Spaziergang ein. Ur­sprünglich war der Park von Buseck als typischer Barockpark mit verschiedenen Terrassen und streng symmetrischer Linienführung konzipiert worden. Seine heutige Gestalt erhielt er erst im 19. Jahrhundert von den hessischen Kurfürsten. Kurfürst Wilhelm II. von Hessen- Kassel ließ ihn von dem Kasseler Hofgartendirektor Wilhelm Henze 1825 nach englischem Vorbild zu einem Landschaftsgarten umgestalten. Ein guter Ausgangs- oder auch Endpunkt für einen Streifzug durch die teils wilde, teils gestaltete Natur ist die zum Park hin offene Terrasse des Schloßrestaurants.

 

 

Eichenzell - Zillbach

Rhöner Ofenmuseum, Familie Brähler, Heidkopfweg 4.

Mo, Di, Do, Fr  9-12 und 14-18 Uhr

Mi und Sa 9-12 Uhr.  Eintritt 2,50 €

 

Eichenzell - Rothemann

Rosenkranztreppe auf dem Steinhauck (?). Achtung: Vier  Blitzer an der B 27.

 

Kalbach

Südlich von Fulda liegt die Großgemeinde mit den Ortsteilen Eichenried, Heubach, Mittelkalbach, Niederkalbach, Oberkalbach, Uttrichshausen und Veitsteinbach.

Der ursprüngliche Name der Kerngemeinde war „Calbaha“, wobei „calb“ Bergabhang und „aha” Wasser oder Bach bedeutet. Schon im 8. Jahrhundert entstanden erste Ansiedlungen an dem Fluß Calbaha. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in Verzeichnissen des Klosters Fulda (826). In nachmittelalterlicher Zeit erhielt Johann Werner von Plittersdorf ein Schloß in Niederkalbach, aus dem später das Dorf Niederkalbach entstand.

Ausflugsziele: Aussichtspunkte mit Rhön-Rundblick, Taufstein am Sparhof.

 

Hofbieber

* Malerdorf Kleinsassen: Kunstdorf in der Rhön mit der Kunststation Kleinsassen in der alten Dorfschule, Pfunds-Museum mit alten Maßen und Waagen und Traumtheater Kleinsassen, dem bezaubernden Marionettenspiel

 

* Bauerndorf Allmus: Landwirtschaftlich ausgerichtetes Dorf mit gut erhaltenen alten Höfen, Dorfgemeinschaftshaus mit Spielplatz und Bauernhof-Cafe.  Kirche „St. Johannes der Täufer“  im Jahr 2000 aufwendig restaurierte Kirche im Ortsteil Allmus, erbaut um 1500, Glocke aus dem Jahr 1619

 

* Golfplatz Hofbieber: 420 Meter hoch gelegener 18-Loch-Panorama-Golfplatz zwischen Kuppenrhön und Rhönvorland

 

* Spielscheune Langenbieber: 2003 umgebaute Halle mit unzähligen Spielmöglichkeiten für Kinder

 

* Freibad Bieberstein: Freibad mit familiärer Atmosphäre unterhalb des Schlosses Bieberstein, Badewassertemperatur: 24 °C

 

* Schloß Bieberstein Im Jahr 1713 auf einer alten Burganlage erbautes Schloß mit 57 Meter tiefen Ziehbrunnen, seit 1904 im Besitz der Dr.-Hermann-Lietz-Stiftung, heutige Nutzung als Internat

 

* Naturlehrgarten Fohlenweide: verschiedene Landschaftsformen, wie Rhöner Gesteins- und Feuchtbiotope in einer alten Schloßgartenanlage

 

* 1. Rhöner Barfuß-Erlebnispfad: Auf über 18 verschiedenen natürlichen Untergrundmaterialien die natürlichste Fußreflexzonenmassage der Welt erleben!

 

* Freizeitspiele Dame, Mühle, Schach: an der Kirche in Hofbieber und an der alten Schule in Elters

 

* Wassertretbecken in Hofbieber am Barfuß-Erlebnispfad

 

* Schwarzbach: „Dom der Rhön“, 1914 erbaut auf Betreiben des damaligen Pfarrers, innen reich neugotisch ausgestattet.

 

 

Tann              

Die Stadt liegt anmutig im Wiesengrund der Ulster, zwischen Hainberg im Westen und Engelsberg im Osten. Das historische Städtchen liegt in einem Zipfel Hessens, der sich in das Gebiet Thürigens hineinschiebt.

Der Ursprung der ersten Siedlung der Stadt reicht zurück ins erste Jahrtausend mit der Errichtung einer Burg des Rittergeschlechtes „von der Tann“. Im Jahr 1541 erhielt der einstige Flecken von Kaiser Karl V. das Recht, im Jahr zwei freie Markttage abzuhalten und wurde damit Stadt. Ein Eberhard von der Tann in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist ein per­sönlicher Freund Luthers gewesen, und seine Verbindung zu den Führern der Reformation ergibt auch frühzeitig die Einführung des lutherischen Glaubens in Tann und den zu seinem Herrschaftsbezirk gehörenden umliegenden Ortschaften, wie Neuswarts, Günthers, Schlitzen­hausen, Theobaldshof, Hundsbach, Wendershau­sen, Habel und Neuschwambach.

Er ließ 1564 / 1565 eine evangelische Kirche bauen und befestigte die Stadt 1557 bis 1563 mit einer Mauer. Reste dieser Befestigung finden wir heute nur noch im Stadttor (1357) und einem Teil der alten Stadtmauer im „Graben“ und in der Brunnengasse. Auch durch die Wirren der Gegenreformation konnte sich der Protestantismus dort behaupten, und so kam es, daß bis zum zweiten Weltkrieg Tann mit seinen umliegenden acht Dörfern ein rein evangelischer Sprengel war.

Zur Zeit der Bauernkriege war die Not der Bauern auch im Ulstertal durch die zu leistenden Abgaben (Zehnten) und Dienste groß. Sie schlossen sich zu einer Kampfgruppe zusammen, zerstörten umliegende Burgen, doch Tann selbst und die damalige Burg blieben von der Plünderung und Zerstörung verschont, da die Herren von der Tann ihren hörigen Bauern die Erfüllung ihrer 12 Artikel versprachen.

Spuren der Not der Bevölkerung und der Zerstörung in der Stadt und ihrer Umgebung hinterließ auch der Dreißigjährige Krieg. Kontributionen und Abgaben von Getreide, Heu und Schlachtvieh brachten die Bevölkerung an den Rand einer Hungersnot. Der Schweidhof am Südwesthang des Engelsberges ging in Flammen auf, wurde jedoch wiederaufgebaut. Ebenso fiel das aus 22 Häusern bestehende Dorf „Engelsberg“, im Sattel zwischen Engelsberg und Dadenberg gelegen, der Zerstörung anheim. Bis nach dem ersten Weltkrieg waren Mauerreste und Kellereingänge erkennbar; später wurde die Fläche eingeebnet und aufgeforstet. Heute erinnert nur die alte „Dorflinde“ an den Ort der einstigen Zerstörung.

Kriege im 17. und 18. Jahrhundert brachten immer wieder mit ihren Truppendurchzügen und Einquartierungen sowie durch Seuchen und Brände schwere Belastungen über die um das tägliche Brot kämpfende arme Bevölkerung. Im Zuge der Säkularisation, durch die die geistlichen Besitzungen ihre Selbständigkeit verloren, wurde auch den ritterschaftlichen Territorien das Recht der Selbstverwaltung genommen.

Das Schicksal der Stadt war aufs engste verbunden mit dem Herrschaftsgebiet des Adelsgeschlechtes „von der Tann“ - in seiner jahrhundertealten Geschichte immer das Schicksal eines Grenzgebietes. Die Besitzungen der „von der Tanns“ lagen an den Nahtstellen der Territorien der Bischöfe von Würzburg, der Äbte von Fulda, der Landgrafen von Hessen und der Grafen von Henneberg (bzw. ihrer Nachfolger, der Herzöge von Sachsen). Später war Tann mit seinen Randorten Grenzgebiet an der Landesgrenze zwischen Bayern bzw. Preußen und Thüringen.

So fiel das Tann’sche Herrschaftsgebiet an das Großherzogtum Würzburg (1806) und 1814 an Bayern. Nach dem Bruderkrieg 1866 wurde es von Bayern abgetrennt und bildete mit dem Gersfelder Bezirk den selbständigen Kreis Gersfeld in der preußischen Provinz Hessen-Nassau. Eine Verwaltungsreform vereinte 1932 den Kreis Gersfeld mit dem Kreis Fulda, wodurch sich im vielhundertjährigen, wechselvollen Lauf der Geschichte der Kreis schloß: Tann, einst als Lehen zu Fulda gehörend, war wieder Fulda angegliedert.

Wohl haben kleine Brände und der Großbrand vom 12. Mai 1879, dem 86 Wohnhäuser, 240 Nebengebäude und die schöne alte Stadtkirche mit ihren unersetzlichen alten Kunstwerken zum Opfer fielen, das alte Stadtbild weitgehend verändert. Trotzdem vermag Tann immer noch eine Reihe von Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, die dem stillen Rhönstädtchen ein mittelalterliches Gepräge geben.

Die Stadt an der Ulster (380 Meter) ist Sitz des uralten reichsunmittelbaren Adelsge­schlechtes der Freiherren von und zu der Tann‑Rathsamhausen, die hier im 16. und 17. Jahrhundert drei Schlösser, das Rote, Blaue und das Gelbe Schloß. Alle drei sind bewohnt und leider nicht zu besichtigen, nur im Gelben Schloß kann der Ahnensaal besichtigt werden. Das Gelbe Schloß ist der Stammsitz des aus dem Krieg von 1870 /1871 berühmten bayerischen Generals, dem auf dem Marktplatz ein Denkmal errichtet wurde.

 

Rundgang:

Da ist zunächst das am Südausgang der Stadt gelegene Renaissance-Stadttor aus dem Jahre 1557 - 1563. Es ist ein reiner Renaissance-Bau aus rotem Sandstein. Mit seinen welschen Haubentürmchen läßt es ahnen, wie das Städtchen einst mit seiner Stadtmauer einmal ausgesehen haben mag.

Rund um den abfallenden Marktplatz gibt es alte Fachwerk- und Steinhäuser. Auf dem Marktplatz steht das Standbild des bayerischen Generals der Infanterie Ludwig von und zu der Tann-Rathsam­hausen, als Anerkennung seiner großen Verdienste 1870 / 1871, namentlich in der Schlacht bei Orleans.

Gegenüber dem Marktbrunnen steht das wohl älteste Haus der Stadt, das „Elf-Apostel-Haus“, ein um 1500 gebautes, prächtiges Fachwerkhaus mit hölzernen Flachreliefs an der Frontseite. Es zeigt über der reichverzierten Verkragung des ersten Stockwerkes eine Reihe von elf ins Balkenwerk eingeschnitzten und bemalten Apostelfiguren.

Die Stadtkirche, ein Nachfolgebau der 1879 zerstörten evangelischen Stadtkirche,  wurde 1888 bis 1889 errichtet

Weiterhin zieren zwei reizvolle Brunnen das Stadtbild, der Marktbrunnen aus dem Jahre 1710 und der prächtige Barockbrunnen vor dem Roten Schloß aus dem Jahre 1680, der aus vier bronzenen patinaverwitterten Delphinen sein Wasser speit.

Das Schloß wurde aus drei Bauperioden zu einem Gesamtbau an Stelle der einstigen Burg zusammen­gefügt, mit dem Haupttrakt, dem „Gelben Schloß“. In ihm befindet sich der Ahnensaal (Museum) mit etwa 150 Ölporträts des Tann’schen Geschlechtes, auch Originaldokumente mit den Unterschriften Friedrichs II. und Napoleon I., eine Sammlung alter Stoß- und Schußwaffen und vieles für den Beschauer Interessante.

Die alte ehrwürdige Barockkirche zu St. Nikolaus am Friedhof, die älteste Kirche des Ulstertales, schließt nach Norden das Stadtbild ab. Viele Grabsteine im Innern sowie an der Außenwand, deren prunkvollster der Epitaph des Melchior Arnak von der Tann aus dem Jahre 1608 ist, schmücken die Kirche und sind Zeugen der Geschichte der Stadt und ihrer Kirchen.

 

In landschaftlich reizvoller Lage wurde ein Kurgebiet ausgewiesen. Die hier in den letzten Jahren neugebauten Hotels, Privatpensionen und Ferienhäuser verfügen zur Zeit  über zusammen 200 Betten. Der endgültige Ausbau dieses Gebietes ist noch nicht abgeschlossen. Weitere Häuser befinden sich noch im Bau bzw. in der Planung. Ebenfalls im Kurgebiet befinden sich das moderne heizbare Schwimmbad mit Kleingolfplatz und die Geriethanlagen mit Kneipptretbecken. Gepflegte, im Waldschatten liegende Spazierwege mit zahlreichen Ruhebänken und schönen Aussichtspunkten, die den Blick über die Rhönberge freigeben, laden hier zum Ver­weilen ein.

Die große Attraktion von Tann ist jedoch das Rhöner Museumsdorf. Da stehen original eingerichtete Bauern­häuser, die man aus verschiedenen Teilen der Rhön zusammentrug, samt aller Neben‑ und Nutzbauten aus den letzten 250 Jahren. Das Rhöner Naturmuseum zeigt die erdgeschichtliche Entwicklung des Rhöngebirges und die heimische Tier- und Vogelwelt.

 

Ausflüge:

1. Habelstein: Der Weg führt um den Habelberg rechts herum über das Heufeld nach dem Habelstein, einem wildromantischen, 50 Meter hohen Basaltfelsen, dessen Spitze schöne Aussicht auf die Rhön gewährt.

2. Ulsterquelle, Heidelstein, Schwabenhimmel, Rotes Moor: Auf der Landstraße Wüstensachsen ­- Bischofsheim bis zur Kniebreche oberhalb der Mathes­bergerhöfe, dann 1inks Waldstraße durch den Schwarz­wald (blaues Dreieck) bis zur Ulsterquelle; herrlicher Blick ins Ulster­tal. Von hier geht der Aufstieg zum Heidelstein (915 Meter, schöner Überblick über die Hohe Rhön). In westlicher Richtung über den Schwabenhimmel (913 Meter) nach dem Roten Moor, einer rötlich gefärbten weiten Moor­fläche jenseits der Landstraße Wüstensachsen‑Bischofs­heim. Auf der Landstraße geht es zurück.

 

Hilders

Vom Weiherberg blickt man über die Enzianhütte ins Brandtal zu den Ortsteilen Dietges, Brand und Wickers. Die Barockkirche, die liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser, die „Alte Schule“ (Tourist-Informationszentrum) und die modernen Bauten wie das zentral gelegene Gemeindezentrum mit Hallenbad, fügen sich zu einem harmonischen Bild zusammen.

Die Kirche „St. Michael“ ist ein  stattlicher Putzbau der Neugotik (1898 / 1899) mit einem viergeschossigen Glockenturm ohne Gesimstrennung.

Die  Kirche „St. Bartholomäus“ ist eine 1792 - 1796 erbaute Kirche des Hochbarock mit einer Weihnachtskrippe mit über 300 Figuren (Dezember bis Januar).

Alljährlich wird am 2. Sonntag im August  das „Große Heimatfest“ gefeiert und am 4. Sonntag im September der „Michaelismarkt“ abgehalten. Die Marktrechte wurden dem Ort schon 1798 verliehen.

 

Lehrpfade:

Naturkunde-Lehrpfade: Fisch- und Gewässerkundelehrpfad entlang der Ulster, Vogelkundelehrpfad in der „Ritterschlucht“, Natur- und Waldlehrpfad am Auersberg

 

Freizeit:

Freizeitbad Ulsterwelle, Heideweg 19, Hilders, Telefon: 0 66 81/91 72 78: kombiniertes Frei- und Hallenbad mit Ganzjahres Innen- und Außenbecken, Wasserrutsche, Sauna. 

Minigolfanlage: 18-Loch-Minigolfanlage an der Tourist-Info/Alte Schule Hilders, Schlägerausgabe Tourist-Info: Mo.-Fr., 9-16.30, Sa., 10-11.30 Uhr, Schlägerausgabe Cafe Schnaus: Di.-Do., ab 16 Uhr, Fr.-So., ab 14 Uhr

 

Ausflugsziele:

Oberbernhards:

* Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe: 4,9 Hektar großes Naturschutzgebiet mit Raum für wilden Thymian, verschiedene Orchideenarten und Silberdistel

* Milseburg (835 m ü. NN): Freies Gipfelmassiv mit einmaliger Aussicht in die Rhön, Kreuzigungsgruppe auf dem Gipfel von 1756, Wallfahrtskapelle St. Gangolf unterhalb des Gipfels

* Honigkuchen- / Wachsmuseum: Ehemaliger Bahnhof Milseburg/ Oberbernhards mit Museum über Wachs und Lebkuchen, Galerie-Cafe.

 

Simmershausen:

Um eine optimale Wanderdramaturgie zu erleben, startet man die Extratour „Der Hilderser” am besten vom Wanderparkplatz „Köpfchen” aus. An der Kreisstraße von Hilders nach Simmers­hausen gelegen, braucht man ab hier nur ein paar Schritte zu gehen und schon hat man den ersten „rhönischen” Blick: Simmershausen fügt sich im Tal harmonisch in die typische Rhönlandschaft mit ihren sanften Kuppen ein. Wie bei einer Mönchstonsur liegen die „Schädelplatten” baumfrei, während an den Hängen der Bewuchs einsetzt. Bevor die Extratour über eine solche Kuppe der Hohen Rhön führt  - allerdings mit weniger „Haaren” als rhönüblich - kommt sie an zwei Fischteichen vorbei, wobei der zweite nicht vom Weg einsehbar ist, aber traumhaft idyllisch von einem Rastplatz mit Trauerweide umrahmt wird.

 

Auersburg:

Der Buchschirmküppel (750 Meter) ist der Hilderser Hausberg, mit einem Aussichtsplateau und mit seiner Aussicht über die gesamte Rhön, mit Schutzhütte auf der kahlen, rasigen Höhe, Aussicht noch umfassender als vom Auersberg. Diese und ähnliche Aussichten kann der Extra­tourer ab diesem Punkt bis zur Ruine Auersburg immer wieder genießen. Auch am Westhang des Buchschirmberges ist die Tour sehr abwechslungsreich. Auf freie Wiesenflächen mit Feldgehölzen und Alleen folgt das Kerbtal der „Ritterschlucht” mit dem Vogelkundelehrpfad.

 

Letzter Höhepunkt ist die ganz versteckt liegende Ruine Auersburg, in halber Höhe des Auerberges 758 Meter hoch gelegen. Von ihr ist nur eine quadratische, dicke Außenmauer aus Basalt und Sandstein erhalten geblieben und ein Kellergewölbe. Obenauf steht ein kleiner Aussichtspavillon mit Blick in das Scheppenbachtal bis zur Milseburg, nach dem Ulstertal und zur Wasserkuppe. Es gibt hier einen Natur- und Waldlehrpfad. Ein verwunschenes Plätzchen, an dem man lange verweilen möchte! Der Abschied wird einem aber leicht gemacht, denn das letzte Stück zum Ausgangspunkt zurück führt durch herrlichen Buchenwald.

 

 Ellenbogen (814 Meter): Basaltf­elsen mit Kapelle und schöner Aussicht: weiter am Rhön­häuschen vorbei, einem reizend im Wald gelegenen Jagd­haus oberhalb der Weidquelle, zum Gipfel mit dem Eisenacher Haus.

 

Billstein (789 Meter): Der Weg führt von Hilders unter dem Battenstein hin die sogenannte Frankenheimer Allee hinauf, von der man am Rande des zweiten Wäldchens rechts abbiegt. Auf dem Gipfel ein geräumiger Schutztempel. Weite Aussicht. Unterhalb des Billsteins eine gewaltig Schutthalde (Felsenmeer).

 

Wasserkuppe (950 Meter): Hinter dem Bahnhof Hilders rechts hinauf, dann links über den Findloser Berg (635 Meter) nach dem Tannenfels (669 Meter), der durch seinen Fichtenschopf auf dem Gipfel auffällt (Reste der Burg Eberstein), weiter auf der anfangs be­waldeten, dann kahlen Höhe hin nach dem Dorf Dietges und auf der Chaussee nach Abtsroda; von da  zum Gipfel.

 

Eckweisbach

Der Ort  hat  eine Dorferneuerung  erfahren: bis 2001 einen großen Teil der Fassadensanierung und bis 2007 die Wohnraumschaffun. Das Landes­amt für Denkmalpflege unterstützte mit einem Geldbetrag, der es ermöglichte, eine Befunduntersuchung durchführen zu lassen. Durch Zufall ergaben sich eine Bestandsaufnahme und weitere Untersuchungen im Rahmen einer Projektarbeit von zwei angehenden Bautechnikern. Der Landkreis Fulda war der  dritte Zuschußgeber. Ohne die Unterstützung aller wär m an nicht in der Lage gewesen, das Vorhaben umzusetzen. Trotzdem mußte ein großer Teil der Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt werden.

 

 

Rundfahrt zur Milseburg                                                                           

Von Fulda aus führt man über Dipperz bis zur Kreuzung mit der Straße von Poppenhausen nach Kleinsassen. Man biegt links ab und kommt in den Ort Steinwand. Auf der Höhe geht es links (noch vor der Gaststätte) zur Steinwand auf 645 Meter Höhe, ein Felsgebilde, das in hohen Phonolith­säulen steil aus der Hochfläche emporsteigt. Die Steinwand ist durch eine vom Rhön­klub hergestellte Naturtreppe zugänglich gemacht und gewährt eine hervorragend schöne Aussicht (diese „Naturtreppe“ ist heute nicht mehr zu erkennen).

Man kann um die ganze Steinwand herumgehen. Dazu geht man vom Parkplatz erst den breiten Weg direkt hoch und dann nach links. Von hinten sehen die Felsen allerdings nicht sehr imposant aus. Der Weg zieht sich auch weit ins Tal hinunter. Man kann über die Felsen oder später durch den Wald etwas abkürzen. Die spektakulärste Ansicht hat man aber erst am Ende des Rundwegs, wenn man kurz vor dem Parkplatz zu den höchsten Felsen kommt, wo auch Kletterer ihre Kunst üben (man kann natürlich vom Parkplatz auch gleich an diese Stelle gehen, indem man auf den schmalen Weg nach links einbiegt).

 

Wieder zurück auf der Straße kann man nach der anderen Seite fahren zur Maulkuppe. Nach zwei Kilometern geht es halbrechts ab auf einem asphaltierten Weg zum Fuldaer Haus. Dieser auffällige Rundbau aus Natursteinen hat schon vielen harten Rhöner Wintern getrotzt und ist Generationen von Wanderern und Kurzurlaubern in nachhaltiger Erinnerung geblieben (montags hat das Fuldaer Haus geschlossen). Von hier oben hat man eine hervorragende Aussicht. Man muß aber wieder zurück nach Steinwand und fährt dann weiter nach Norden.

 

Vor sich hat man dabei immer Schloß Bieberstein, der „Wartburg“ der westlichen Rhön. Lange Zeit im Besitz des Fuldaer Bistums, wurde das Schloß in hessischen Zeiten Gerichtssitz, ging dann in Privathände über und gehört seit 1904 zur Stiftung „Deutsche Landerziehungsheime, Hermann-Lietz-Schule“. Es enthält die Klassen der Oberstufe einer Oberrealschule und die Verwaltung dieser großen Schulorganisation, die noch sechs andere Heime umfaßt. Die Aussicht vom Garten aus ist entzückend, besonders nach der nahen Milseburg hinüber.

 

Man kommt nach Kleinsassen, dem Malerdorf mit verschiedenen „Kunststationen“. Dort gibt es aber auch das „Pfundsmuseum“, wenn man an der tiefsten Stelle der Straße nach rechts abbiegt und dann etwas links hinauffährt zum ehemalige Amtshaus von Kleinsassen, Julius-von-Kreyfelt-Straße 1, 36145 Hofbieber-Kleinsassen, Telefon und Fax 06657/1607. Öffnungszeiten: April bis Oktober, samstags, sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr, während der Kunstwoche täglich von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

Das Museum befindet sich in einem Fachwerkhaus, das 1797 auf älterem Fundament neu errichtet worden ist und dann als Gastwirtschaft „Öwwerwirts“ (= Oberwirt) ab etwa 1850 bis zur nationalsozialistischen Diktatur das Zentrum der Kleinsassener Maler war. Ein Raum des Museums war für viele Jahre das Atelier des Malers Julius von Kreyfelt, der die Wirtstochter Sophie („das Rhönröschen“) geheiratet hatte.

Der Rentner Reinhard Kremer sammelt seit zwei Jahrzehnten alles, was einst zum Wiegen und Messen diente, was Maß oder Gewicht hat: von der gerstenkornförmigen Grundeinheit - dem in England und Frankreich bis in die zwanziger Jahre gängigen „grain“ bis zur Viehwaage. Erst der Fernhandel machte Maße und Gewichte notwendig. Aber nicht nur Bezahlung, Bewertung oder Vergleich seien mit der Geschichte der Gewichte verbunden, sondern auch Unterdrückung. Kam ein Herrscher an die Macht, wurden die Steuern angehoben, erklärt der Fachmann. Nicht selten folgten darauf Aufstände oder Revolutionen.

In der ganzen Welt hat der frühere Sozialarbeiter aus Stuttgart  seine Sammlung zusammengetragen. Er spannt Freunde und Bekannte ein, für ihn überall auf die Pirsch zu gehen und besucht selbst Sammlerbörsen und Flohmärkte. Seine besondere Liebe gilt den Einsatzgewichten, becherförmigen Messingteilen, die sich ineinander setzen lassen. Gar keinen Spaß hingegen hat Kremer am Zeit-Meßgerät: Die Uhr war und ist ein Folterinstrument.

Im „Pfundsmuseum“ kann man in sieben Räumen auf einer Fläche von 3125 alt-fuldaischen Quadratfuß (= etwa 250 Quadratmeter) alte Waagen, Maße und Meßgeräte aus den vergangenen Jahrhunderten und Gewichte von den alten Ägyptern, Babyloniern, Chinesen, Griechen, Römern und Wikingern bis auf die heutigen Tage besichtigen und sich an deren Vielfalt und oft schöner Gestattung erfreuen.

Im Erdgeschoß sind die besonders großen Waagen und schweren Gewichte und Sonderausstellungen. Im mittleren Stockwerk findet man Waagen, Gewichte, Maße und Meßgeräte, wie sie in den letzten drei Jahrhunderten in den verschiedenen Berufen gebraucht worden sind, zum Beispiel Apotheker, Bäcker, Bauern, Bauhandwerker, Chemiker, Friseure, Gold- und Silberschmiede und Juweliere, Hausfrauen, Metzger, Papier- und Textilhersteller und -verarbeiter, Post, Schneider/-innen, Schuhmacher, Waagenbauer und andere.

„Bitte berühren“ heißt es im mittleren Stockwerk des Hauses. Auf einem langen Tisch sind Waagen aufgebaut, die vor allem bei Kindern Interesse wecken. Die kennen nur noch die Maßangaben per Digitalanzeige und sind verwundert, wenn sie die Schalen einer Kaufmannswaage ausbalancieren können. Die steht in dem Original-Kaufmanns-Laden von 1912, in dem sich allerlei Meßgerät findet. Die Etage ist der Berufswelt gewidmet: Da gibt es den Pedometer für den Schuster, die Haarwaage für den Perückenmacher und den Alkoholmesser für den Bierbrauer.

Im Dachgeschoß befinden sich Kremers älteste Stü>Die Waagen unterschiedlicher Bauweise sind frei zugänglich, an denen vor allem Kinder deren Funktionsweise spielerisch erfahren können. Für Reise-, Studien-, Kindergarten- und Jugendgruppen und für Schulklassen können besondere Führungen vereinbart werden, entweder allgemein oder zu bestimmten gewünschten Interessengebieten oder Themen.

 

An der Kirche vorbei kann man direkt auf die Landstraße nach Oberbernhards fahren. Dabei überquert man den früheren Milseburgtunnel, der 1150 Meter lang ist. Der westliche Eingangspunkt liegt ungefähr 510 Meter, der östliche 535 Meter hoch. Am jenseitigen Ende des Tunnels liegt der Bahnhof Milseburg, der höchste Punkt der Linie. Die Wasserscheide zwischen Fulda und Werra ist überschritten; geradeaus nach Osten liegt das Tal der Ulster mit den angrenzenden Bergkegeln und Höhenzügen. Rechts, unmittelbar am Bahnhof, von wohlgepflegten Gartenanlagen und Promenadenwegen umgeben, das Hotel Milseburg, dahinter türmt sich steil empor die Milseburg, die Perle der Rhön.

 

Milseburg:

Der Berg wird unter „Archäologische Denkmäler in Hessen“ in den Heften 50 und 168 behandelt.

Das neuere Heft enthält auch einen Plan des archäologischen Wanderwegs.

Östlich von Fulda, etwa 1,7 Kilometer südöstlich der Ortschaft Kleinsassen, liegt auf einem zur Triaszeit ausgebildeten Gesteinssockel der Bergrücken der Milseburg. Sie ist mit 835 Metern Höhe die höchste Erhebung der westlichen Kuppenrhön und überragt hier am Übergang zur Hohen Rhön die umliegende Landschaft um etwa 130 Meter. Sie ist sicherlich der schönste und historisch sowohl wie geologisch und touristisch interessanteste Berg des Rhöngebirges.

Jede der drei Seiten hat eine andere Vegetation, auf einer Fläche zum Beispiel gibt es die rote Fetthennne. Aus den Spalten zwischen den Felsblöcken strömt immer wieder kalte Luft, deshalb haben sich hier noch eiszeitliche Pflanzen erhalten

Der riesige, stark zerklüftete Phonolithfelsen ist nach Westen hin mit schönen, uralten Buchen und Eichen bewachsen. Er hat die Form einer abgestumpften dreikantigen Pyramide, die auf eine Seitenfläche umgelegt ist, so daß die größere Grundfläche nach Süden, die kleinere nach Norden gerichtet ist. Diese Felsmasse sitzt selbst wieder auf einem Berg auf, der nach Westen ins Tal der Bieber außerordentlich steil abstürzt, während er sich nach Osten zu sanfter abdacht.

Nach Norden hin hängt die Milseburg durch einen Sattel, unter dem der Milseburgtunnel hin­durchgeht, mit dem Fuchsstein zusammen, nach Süden hin vermittelt ein flacher, sandiger  Rücken die Verbindung mit dem Weiherberg und dem Abtsröder Gebirge. Dem Milseburgfelsen lagern sich auf halber Höhe im Westen die Schnittlauchsteine vor, nach Nordwesten der Lieden­küppel. Nach Norden hin ist er durch einen kurzen, scharfen Einschnitt von der sogenannten „Kleinen Milseburg“ getrennt, im Osten lagert sich in einiger Entfernung ein isolierter Felsblock, der Gaisstein, vor.

Die groteske Gestalt hat der Milseburg im Volke allerlei Namen eingetragen: Von Westen betrachtet könnte er für eine Burgruine gehalten werden. Bei den Hessen im Norden heißt er „Totenlade“ und im Vogelsberg „Heufuder“.

Im Süden und Westen wird die Milseburg von der Bieber umflossen, in deren Tal ihre Steilhänge tief einfallen, während sie im Osten nur kurz, aber ebenso steil vom Gesteinssockel aufragt. Mit einem Höhenunterschied von 115 Metern neigt sich die Kuppe von der im Südosten gelegenen höchsten Erhebung zur schmalen, fast gänzlich vom Felsen des Kälberhutsteins beherrschten Nordseite.

 

Zugänge:

Zu diesem charakteristischen Berg gibt es verschiedene Zugänge, aber nur im Nordwesten befindet sich der einzige leichte Zugang zum Berg:

1. Der Zugang von Süden beginnt am „Fuldaer Haus. Von dort geht es weiter auf dem Hauptwanderweg 3 durch den Talgrund der Bieber zum Südtor des Ringwalls. Im Weiler Eselsbronn stößt man auf die erste Markierung, verläßt den befestigten Weg und folgt den schwarzen offenen Dreiecken bis zum Waldrand. Hier endet die Markierung. Jetzt wandert man  den roten Winkeln des Main-Werra-Weges nach. Die Strecke erweitert sich zu einem breiten Fahrweg oberhalb der Bieberquellen. Später kommt man zu den Bubenbader Steinen, mächtige Phonolithfelsen, wie sie in diesem Teil der Rhön häufig vorkommen. Sitzgruppen und ein kleiner Teich laden hier zum Verweilen ein. Wenn man  aus dem Wald herauskommt, bewegt man sich der Markierung nach über die Hochfläche dem Kleinsassener Weiler Danzwiesen entgegen, biegt aber vorher nach links zur Milseburg ab.

2. Ein anderer Zugang geht vom Gasthaus „Grabenhöfchen“ an der Bundesstraße Richtung Hilders (dort steht auch eine Wegetafel). Man nimmt den Weg rechts herum zur Milseburg und kehrt auf dem Weg über die Maulkuppe zurück.

3. Vom Weiler Vorder-Eselsborn kann man nach links gehen zum Teufelstein (Hinweisschild auch etwas oberhalb der Kreuzung der Bundesstraße mit der Straße Kleinsassen-Poppenhausen). Nach gut einem Kilometer schlägt man sich nach links ins Unterholz und befindet sich bald in einem bizarren Steingarten. Basaltsäulen ragen in den Himmel, Geröllhalden machen den Aufstieg schwer. Einigermaßen geübte Kletterer - mit Turnschuhen geht nichts - können es sogar auf das Plateau schaffen, einem Riesenquader mit vier Quadratmetern Fläche. Die Aussicht von hier oben ist gut. Von den Zinnen des Teufelsteins aus hat man auch Blickkontakt zu einem anderen Fixpunkt im Bannkreis der Maulkuppe. Hoch ragen im Tal die Phonolithformationen der Steinwand hervor. Senkrechte Felswände, die sich 40 Meter hoch in den trüben Winterhimmel erheben, idealer Übungsort für Bergsteiger.

4. Der drei Kilometer lange kulturhistorische Rundwanderweg beginnt schon beim Weiler Delzen und vermittelt mit Übersichts- und Informationstafeln Wissenswertes über Bauweise und Bewohner der keltischen Burg. Noch deutlich erkennbar führt er über Reste einer keltischen Ringwallanlage, die als Fliehburg und zum Schutz der alten Handelsstraße von der Kohlhäuser Furt ins Buchenland angelegt worden war und die größte und am besten erforschte der Rhön ist.

5. Vom Bahnhof Bieberstein aus führen schwarze Zeichen über Schackau hinauf zur Wendebuche auf der Höhe der Fahrstraße Kleinsassen-Oberbernhards, weiter geht der Fußweg zur Milseburg (rote Zeichen) über Schackau und Kleinsassen nach dem Delzenhof und zur Milseburg.

6. Der einfachste Zugang ist vom Parkplatz an der Straße von Kleinsassen nach Dörmbach. Man kann aber auch schon von Oberbernhards aufsteigen. Das Markierungszeichen schwarzes, zugespitztes Ei führt an der Wendebuche vorbei, einer Kehre in der Straße (an der bis vor Kurzem eine Buche stand), an der früher die Kutschen umkehren mußten, weil hier ihr Bereich endete (etwas unterhalb der Höhe).

 

Geschichte:

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die „Milsiburg“ am 25. Juli 980, als Kaiser Otto II. dem Kloster Fulda den Wildbann über den Bramforst, das heißt über die Waldgebiete östlich der Fulda, zwischen Milseburg und der nördlichen Grenze des ehemaligen Hünfelder Kreises, verlieh. Im Mittelalter war der Berg samt seiner Umgebung Besitztum der Herren von Eberstein.

 

Grabungen:

Bereits 1870 entdeckte der bekannte Forscher R. Virchow (1821 - 1902) die stärkste Befestigung der Milseburg, den Steinwall mit 32,5 Hektar Flächeninhalt, der die Nord-, Ost- und Südseite des Berges an seinem Fuße umzieht. Er berichtete darüber im selben Jahr auf einer Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.

Leider wurde der Wall auch später noch in der Gegend für eine viel jüngere und damit unbedeutende Ackergrenze gehalten, so 1896 beim Bau der vorbeiführenden Bahnlinie in seinem nord- und nordöstlichen Abschnitt fast gänzlich abgetragen und die Steine zur Schotterherstellung verwendet. Es ist das Verdienst des Bauinspektors F. Maiss aus Berlin, erneut die Bedeutung des Walles erkannt zu haben, und dank seinem schnellen Eingreifen konnte der verbliebene Teil der Anlage noch 1896 unter Denkmalschutz gestellt und gerettet werden. Seine Veröffentlichung gab zudem den Anstoß zur eingehenderen Erforschung der vor- und frühgeschichtlichen Befestigungen im Fuldaer Land.

Kurze Zeit später machten der Fuldaer Vor- und Frühgeschichtsforscher Joseph Vonderau (1863 - 1951) und das Landesmuseum Kassel (J. Boehlau sowie G. Eisentraut und W. Lange) in den Jahren zwischen 1900 und 1906 hier erste Grabungen und bewiesen die Bedeutung der Anlage. Besonders 1905 wurden vor allem in der Nähe der Quellen und auf den Terrassen des Plateaus zahlreiche Siedlungsspuren aufgedeckt. Vonderaus Funde sind heute in dem nach ihm benannten Vonderau-Museum in Fulda ausgestellt. Zehn Zentner Tonzeug, Küchengeräte und ein kapitales Schwert wurden damals gefunden.

Die Grabungen zu Beginn des Jahrhunderts waren kaum mehr als Suchschnitte. Der dabei geborgene Fundstoff, der ohne jede nähere Herkunftsangabe, genauen Fundzusammenhang oder entsprechende Grabungsberichte vorliegt, umfaßt neben zahlreichen Eisengegenständen allein mehrere Zentner Siedlungskeramik. Er zeigt, daß die Milseburg von der Späthallstatt-Frühlatènezeit im 6. / 5. Jahrhundert vCh bis in die Spätlatènezeit im 1. Jahrhundert vCh - aus der die meisten Funde stammen  - besiedelt worden war.

Seit nunmehr knapp 100 Jahren aber ist an der Milseburg keine Forschung oder Grabung mehr getätigt worden, obwohl man hier nach anhaltendem Regen die keltischen Tonscherben direkt vom Boden auflesen kann. Um das Jahr 2000 wurde erstmals wieder eine ausführliche Grabung vorgenommen. Diese Gra­bung wurde im Jahre 2006 abgeschlossen. Seitdem weiß man etwas mehr über die Sied­lungsgeschichte des Fuldaer Lan­des. Die Milseburg ist von ihrer Bedeu­tung her in eine Reihe mit der Torhalle in Lorsch, dem Glauberg in der Wetterau und der Amöneburg zu stellen. Die Rekonstruktion eines Mau­erabschnitts und des inhaltlich überarbeiteten und neu anlegten archäologischen Lehrpfads wur­den Mitte Oktober der Öffentlichkeit übergeben.

Be­reits im Jahr 1969 ist kurz nach Gründung des Naturparks Hessi­sche Rhön am Fuß der Milseburg ei­ner der ersten archäologischen Lehrpfade in Deutschland ent­standen sei. Von Anfang an habe es sich der Naturpark zur Aufga­be gemacht, die Besucher zu umweltgerechtem Verhalten und zur verantwortungsvollen Nut­zung dieses höchst sensiblen wie ausgesucht schönen Lebens­raums anzuleiten.

Nachdem der Lehrpfad in die Jahre gekommen war, sollte vor dem Hintergrund neuerer wis­sen­schaft­licher Erkenntnisse aus Grabungen am Dünsberg bei Gießen und am Glauberg die Ge­schichte des 1,4 Kilometer lan­gen Ringswalls an der Milseburg erforscht werden. Da keine Lan­deszuwendung in Aussicht ge­stellt werden konnte, beschränk­te man sich auf die Untersu­chung eines 20 mal 12 Meter breiten Abschnitts unweit der ersten Vonderau-Grabung, die noch als Kerbe im Ringwall erkennbar ist.

In zwei Grabungsperioden 2003 und 2004 wurden neue Er­kenntnisse sowohl zur zeitlichen Abfolge der Besiedlung als auch zur Bauart des Ringwalls gewon­nen, die durch die volumenmäßige Rekonstruktion eines Mau­erteils anschaulich erläutert werden. Die Hinweistafeln zu den archäologisch bedeutenden Be­reichen an der Milseburg wurden auf den neuesten Stand gebracht und durch einige naturkundliche Tafeln zu den Lebensräumen er­gänzt.

An der Südseite der Milseburg hat man einen kleinen Teil des keltischen Ringwalls wiederhergestellt. Zudem werden Besucher der Rhön an acht Punkten im Um­feld der Milseburg in einer Vor­abin­forma­tion auf die vielfältige Bedeutung dieses Berges sowie das Biosphärenreservat Rhön aufmerksam gemacht.

 

Aufstieg auf den Berg:

An der Informationstafel am Fuß des Berges (mit Gedenkstein) geht man nach rechts und kommt zunächst zu dem Tor, das in die Ringwallanlage führt. Bald dahinter waren links die Häuser der keltischen Edlen. Dort ist auch ein Gedenkstein für einen Geistlichen. Wo der Weg scharf nach links abknickt und aufsteigt, kann man nach rechts unten zur Gangolfsquelle absteigen. Zu deren Entstehung habe der Heilige das Wasser in einem Trog von Fulda hierher geschleppt, es ausgeschüttet und gebetet, daß es nie versiegen möge. Das Wasser wird noch heute zur Heilung von Augenleiden und als Fruchtbarkeitsborn für Frauen getrunken.

Auf halber Höhe steht das Denkmal des verdienstvollen Rhönschriftstellers und Begründers des Rhönklubs, Dr. Justus Schneider. Dicht unterhalb des Berggipfels steht noch einmal ein Hinweisschild auf den sakralen Bezirk auf dem Berg. In der Nähe steht außerdem noch ein Bildstock.

 

In der Hütte etwas unterhalb des Gipfels hat man Gelegenheit, eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Des Wanderers größte und meist auch am wenigsten erwartete Freude hier oben, mehr als 800 Meter über dem Meeresspiegel, ist die Berghütte, die sich unterhalb des Gipfels duckt und in der es in der Saison rustikal und gemütlich zugeht. Hüttenwirt war lange Zeit Ernst Bleuel, der jeden Tag, wenn es das Wetter zuläßt, gegen Mittag öffnete. Der Wirt wird vom Archäologen Müller scherzhaft „unser letzter Kelte“ genannt, weil Livius’ Beschreibung recht gut auf ihn paßt. Er hat keinen leichten Job. Mit seinem Uralt-Landrover kutschiert er jeden Tag Bauernwürstchen, Brot und Getränke aus Fulda heran. Den steilen Wirtschaftsweg hoch zum Gipfel, schmal und glatt, würde ein normaler PKW nicht schaffen. Das Speisenangebot in der Hütte ist nicht überbordend, aber es genügt und schmeckt. Kräftige Suppen, knackige Würste und hausgebackene Kuchen sind - allerdings nur in begrenzten Mengen - zu haben. Fließend Wasser gibt es nicht, der Segen kommt im Kanister von unten und in Form von aufgefangenem Regen von oben - im Winter wird ab und an schon mal Schnee geschmolzen. Und abends erleuchten Petroleum-Lampen und Kerzen die Idylle.

Die Hütte wird jetzt von der Familie Kümpel betrieben, besonders von Frau Kümpel, die bis zu 100 Gäste versorgt. Montags ist es immer sehr voll, weil dann die Montagssänger kommen. Öffnungszeiten: Mo - Mi 1-20 Uhr, So 11-20 Uhr, Fr + Sa 11-22 Uhr, Do geschlossen.

 

Die Gangolfskapelle auf der Felsspitze wurde durch Blitzschlag abgebrannt und neu erstellt mit einem Freskogemälde von Ferdinand Lammeyer - Professor am Frankfurter Städel - ausgestaltet.  Es heißt, daß da, wo jetzt die Kapelle steht, vor Zeiten der Riese Mils hauste. Der sollte hier oben einst im Dienste des Teufels Wache halten und sicher stellen, daß die christlichen Missionare nicht in der Rhön Fuß fassen würden. Mils aber war ein unaufmerksamer Geselle, der nichts von der frommen Umtriebigkeit mitbekam und deshalb eines Morgens vom goldglänzenden Gipfelkreuz auf dem Kreuzberg geblendet wurde. Als er sah, daß der heilige Gangolf die ganze Gegend zum Christentum bekehrte, erzürnte der Riese sehr. Vor Wut warf er einen Steinhagel in die Landschaft, woraus die Kuppen­rhön entstand. Auch  seine Burg zerstörte er und fiel tot hin. Der Teufel begrub ihn unter den Trümmern und gab dadurch dem Berg die Form eines Sarges. Der heilige Gangolf lebte fortan als Eremit auf dem Berg.

 

Der Gipfel des Felsens ist eine schmale Platte, die eine barocke Kreuzigungsgruppe und ein trigonometrisches Signal trägt. Es gibt einen faszinierenden Rundblick über die Täler und Kuppen der Rhön, von Fulda bis zur Wasserkuppe und nach Thüringen, an guten Tagen sogar bis in den Vogelsberg. Der Ausblick von der Milseburg in das „Land der offenen Fernen“ ist überwältigend. Genau westlich liegt der Dom zu Fulda, darum gruppieren sich die Stadt und die Dörfer und Berge der Umgegend: Frauenberg, Petersberg und Rauschenberg, dahinter das Vogelsgebirge, während im Vordergrund die Dörfer Kleinsassen und Schackau liegen. Nach Nordwesten bis Norden: Schloß Bieberstein, entfernter die Stadt Hünfeld, das Hessische Kegelspiel (eine Gruppe kegelförmiger Berge), der Rockenstuhl bei Geisa. Oechsen und Dietrichsberg bei Vacha; nach Nordosten bis Osten: Habelberg, Stadt Tann, Engelsberg, Auersberg, Battenstein, Ellenbogen. Hohe Rhön, dahinter der Thüringer Wald mit dem Inselberg. Nach Südosten bis Süden: ganz im Vordergrund der Bubenbader Stein, dann Weiherberg und das Abtsröder Gebirge mit der Wasserkuppe, dem Pferdskopf und der Eube, endlich die Waldgebirgige Rhön vom Himmeldunkberg bis zum Dammersfeld.

 

Der Ringwall:

Die Spuren der Kelten präsentieren sich auch heute noch eindrucksvoll. Ein etwa 1300 Meter langer, breiter Steinwall beginnt im Norden an der Geröllhalde des Kälberhutsteines und umrundet in einem weiten Bogen - etwa 50 bis 75 Meter vom Fuß entfernt - die ganze Ostseite des Berges. Dabei wird ein einzelner, in der Mitte der Ostseite gelegener 5 Meter hoher Felsblock, der Geisstein, mit in die Befestigungslinie eingebunden. Im Süden nähert sich der Wall, der Höhenlinie folgend, wieder dem Berg und läuft in der hier ansteigenden Blockhalde aus.

Drei Tore liegen auf der Nordost-, Ost- und Südseite. Nach der bayrischen Flurkarte von 1849, in der die später abgetragene Wallstrecke noch eingetragen ist, war das nördliche Tor eine einfache Mauerlücke. Der auf dieser Karte eingezeichnete Steinwall, der vom Tor aus mit etwa 150 Meter Länge nach Norden abging, ist heute völlig verschwunden. Es ist nicht nachprüfbar, ob es ein den Weg zum Tor flankierender und damit zur Befestigung gehörender „Strahlenwall“ war, oder ob es sich  (wohl wahrscheinlicher) um einen der in der Landschaft häufigen Lesesteinwälle handelte.

Sicher eine moderne Ackergrenze ist der vom ebenfalls als Lücke im Wall gebildeten Südtor nach Süden ziehende Steinwall. Das dritte, östliche Tor, nur 75 Meter südlich vom Geisstein angelegt, war durch zwei weit sich überlappende Mauerenden, die eine fast 25 Meter lange Torgasse schufen, besonders geschützt. Die äußere Torwange weist zudem an ihrem Ende (wieweit original?) eine bastionsartige Verdickung auf.

Durch ein zwischen Südtor und Wallende angesetztes Annexsystem sind zusätzlich weitere Flächen am süd- und südwestlichen Bergfuß in die Befestigung einbezogen. Ein erster Annex geht -, unmittelbar am Südtor ansetzend - nach Süden vom Wall aus, biegt nach 25 Meter im scharfen Knick nach Südwesten um und zieht im Bogen mit etwa 160 Meter Länge am Rande einer früher wohl wasserführenden Mulde entlang, wo er dann ohne Abschluß an einer modernen Wegekante endet.

Ein zweiter, etwa 315 Meter langer Annex geht, 125 Meter nordwestlich des ersten, leicht gerundet vom Wall nach Südwesten ab. Er läuft am gegenüberliegenden Rand der genannten Mulde entlang, biegt dann scharf nach Nordwesten um und schneidet geradlinig das umschlossene Gebiet gegen das ansteigende Gelände ab. Im kleinen Bogen nach Nordosten schließt er - nur schlecht erhalten  - wieder am Berg an. Der in der Südwestecke befindliche Walldurchbruch ist neueren Datums.

Beobachtungen, die der Erforscher der Taunusringwälle Ch. L. Thomas (1848 - 1913) im Jahre 1906 am Hauptwall in der Nähe des Gänsbornes durchführen konnte, haben gezeigt, daß es sich hier um die Reste einer zerfallenen, ehemals etwa 4 Meter breiten Trockenmauer aus dem anstehenden Phonolith mit senkrechten Pfostenschlitzen handelt (Typ Altkönig-Preist). Im Abstand von 1,50 Meter waren an der Außenfront Pfosten in den Boden gesetzt worden, die durch waagerechte Balken mit den entsprechenden Pfosten auf der Innenseite verbunden waren, wodurch die Mauern zusammengehalten wurden. Abgesehen von der bereits abgetragenen Wallstrecke (nur noch stellenweise als schwache Erhebung zu sehen), läßt sich die Mauer noch deutlich als bis zu 12 Meter breiter Steinwall im Gelände verfolgen.

Die imposante Wehranlage von insgesamt 32 Hektar ist das größte archäologische Denkmal der Rhön. Nun muß man nicht denken, daß die alten Kelten zum Schutz ihres „Oppidums“ einfach tonnenweise Steine aufschütteten. Was heute zu sehen ist, sind nur die Reste einer gigantischen Wehrmauer, die von einer massiven Holzverschalung gehalten wurde. Die hölzernen Pfosten und Bretter sind dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Aber die Überreste, Tore, Türme und Mauern, sind heute noch gut zu sehen.

 

Eine zweite, innere Befestigungslinie verläuft am Rande des 450 Meter langen und 275 Meter breiten, nach Westen hängenden und durch Terrassen gegliederten Plateaus. Die natürlichen Gegebenheiten sind so günstig, daß die Anlage nur an wenigen Stellen einer Verstärkung durch Mauerwerk bedurfte: im Westen bis zu 60 Meter steile Felswände, im Süden Blockhalden, im Osten die Felsengruppe der Kleinen Milseburg und im Norden der Kälberhutstein. Die beiden letzten sind durch einen etwa 50 Meter langen Steinwall, der einem Felsgrat aufliegt, miteinander verbunden.

Ein mit geringer Steigung vom nordöstlichen Bergfuß kommender Weg stellt den einzigen leichten und zugleich den einzigen fahrbaren Aufweg zum Plateau dar. Er verläuft zwischen Kälberhutstein und einer nordwestlich benachbarten, tiefergelegenen Klippe. Hier wird sich auch der alte Zugang befunden haben. Ein etwa 20 Meter langer Wall, der von der der Klippe gegenüberliegenden Wegseite zur Kuppe des Kälberhutsteins hinaufzieht, bildet eine Sperre gegen das wegbegleitende Vorgelände.

Auf der Nordwestseite läßt sich die Fortsetzung der Befestigungslinie in Form einer scharfen Terrassenkante verfolgen, die von der Felskuppe nach Süden zum Steilhang verläuft. Keine deutlichen Spuren einer Befestigung finden sich an der Ostkante des Plateaus, wo eine Mauer gegen den Aufweg vom Osttor her zu erwarten wäre.

Bislang unklar bleibt die Bedeutung eines Abschnittswalles von etwa 100 Meter Länge, der zwischen den 800 und 810 Meter-Höhenlinien verläuft, und zwar nördlich unterhalb der höchsten Erhebung des Berges mit St. Gangolfskapelle und Schutzhütte des Rhönklubs. Er trennt somit die Anhöhe vom restlichen Plateau. Inwieweit es sich bei dem dadurch abgesonderten Bereich der Bergkuppe um einen „sakralen Bezirk“ handelt, kann nur vermutet werden.

Durch mehrere Quellen innerhalb der Wehranlagen war die nötige Wasserversorgung gegeben. Je eine entspringt im Nord- und Südosten am Fuß des Berges. Eine weitere tritt tief außerhalb der Befestigung am nordwestlichen Hang, wenige Meter südlich des Gangolfspfades, aus dem Gestein aus. Sie war durch zwei im Bogen geführte Abschnittswälle von etwa 65 und 85 Meter Länge gesichert, deren Bauart und Anbindung an die anderen Wallanlagen allerdings nicht geklärt ist. Die innere Befestigung besaß eine eigene Quelle (Gangolfsborn) am Westrand des Plateaus. Alle Quellen schütten nur gering und können nach längerer Trockenheit sogar versiegen, wodurch sich vielleicht auch der Bau des südlichen Annexwalles erklärt.

 

In Nachbarschaft der nordöstlichen Quelle konnte eine größere Ansiedlung in einer unterhalb Kleiner Milseburg und Kälberhutstein gelegenen Einbuchtung festgestellt werden. Hierbei handelte es sich um etwa 30 kreisrunde, mit Steinen umgrenzte „Wohnpodien“ mit Durchmessern von 3,50 bis 5,00 Meter, durchschnittlich 4,00 Meter. Durch eine im Nordosten vorgelagerte Mauer und eine weitere, die die Quelle einschloß, erfuhr das „Dörfchen“, wie Vonderau die Siedlung nannte, einen zusätzlichen Schutz. Offenbar wurden nur zwei der Podien planmäßig untersucht, dabei auch latènezeitliche Funde geborgen, doch es ergaben sich - etwa durch eindeutige Pfostenlöcher - keine Hinweise auf die Form der Häuser, die auf diesen kleinen Verebnungen gestanden haben sollen. Die Zeitstellung der einzelnen Strukturen, die in gleicher Form auch außerhalb der Befestigungen festzustellen sind,  wie auch der sogenannten Dorfmauern ist jedenfalls im Einzelnen noch nicht geklärt.

 

Unmittelbar südlich des Kälberhutsteins fanden sich auf künstlich angelegten Terrassen neben runden Podien auch die Mauerreste verschiedener rechteckiger Gebäude, unter denen die noch gut erkennbaren Fundamente der mehrräumigen, etwa 20 Meter langen und 7 Meterbreiten sog. „Einsiedelei“ besonders auffallen. Hier handelt es sich sicher um mittelalterliche bis neuzeitliche Bauten, die auf vorgeschichtlich besiedeltem Gelände angelegt wurden. Größere Terrassen, durch die Konzentrierung der Erforschung auf den Nordbereich auch kartographisch noch nicht erfaßt, finden sich auch sonst auf dem Plateau, vor allem südlich und oberhalb des Gangolfsborns, und sprechen für eine recht dichte Besiedlung.

Die Milseburg darf sie als ein „spätkeltisches“ Oppidum, eine jener bei Caesar beschriebenen stadtartigen Anlagen angesprochen werden, die hier im Übergangsbereich zwischen Kelten und Germanen den Mittelpunkt für den umliegenden Siedlungsraum darstellte, wobei es bislang noch unklar ist, welchem von beiden Kulturvölkern die Bevölkerung ethnisch näher stand.

Die bisher gemachten  Funde werden im Landesmuseum Kassel und im Vonderau-Museum Fulda aufbewahrt; darunter auch eine bronzene Lanzenspitze aus der Urnenfelderzeit (etwa 12.  -  8. Jahrhundert vCh) sowie eine Scherbe der Schnurkeramik (etwa 2500 - 1800 vCh), die belegen, daß der Berg auch schon in früherer Zeit aufgesucht worden war.

 

Archäologischer Wanderweg:

Der Verlauf der steinernen Wälle – Reste ehemals aufragender Mauern - kann im Gelände gut verfolgt werden. Der Hauptwall umrundet den Bergklotz an drei Seiten im Abstand von bis zu 100 Metern und schließt so einigermaßen siedlungsgünstiges Terrain im Vorfeld der Blockschutthalden - besonders auf der nur mäßig hängigen Ostseite - ein. Im Norden - am Kälberhutstein beginnend - zieht die Hauptmauer in einem weiten Bogen nach Süden, bindet dort wieder an den Steilhang an und wird an dieser Stelle nach Südwesten noch durch zwei wohl zu späteren Zeiten bogenförmig angeschlossene Annexwälle erweitert.

Den Zugang zur äußeren Anlage gewährten drei mutmaßliche Tore im äußeren Wall: ein nördlicher Durchlaß  - der dem Steinraub im Zuge des Eisenbahnbaus im ausgehenden 19. Jahrhundert zum Opfer fiel - ein südlicher sowie das noch gut erhaltene etwa mittig im Osten liegende Tor. Von dort konnte man vermutlich über verschiedene Fußpfade (wie auch heut) das Plateau und den Gipfel erreichen. Jedoch führte wohl nur eine Fahrwegtrasse durch ein Tor am Kälberhutstein zur inneren Anlage.

Den Gipfelbereich schirmt ein geradliniger Wall ab, ein ebensolcher erstreckt sich auch auf dem Felsgrat zwischen Kälberhutstein und Kleiner Milseburg oberhalb des „Dörfchens“. Zwei weitere parallel verlaufende Wallreste bei der Nordwestquelle deuten vielleicht auf eine Mehrphasigkeit hin, sollten in jedem Fall aber die abgelegene Wasserstelle einfassen und schützen.

Von den Befestigungswerken der Milseburg werden vier Quellen eingeschlossen. Als einzige Wasserstelle in der Kernanlage befindet sich der Gangolfsborn am westlichen Plateaurand, die Übrigen treten am Bergfuß im Nordwesten, im Norden beim „Dörfchen“ und im Südosten (Gänsborn) zutage. Das Einzugsgebiet der Quellen ist klein, deshalb schütten sie nur gering und können in trockenen Jahreszeiten ganz versiegen. Auf dem Plateau der Milseburg mögen daher für die Wasserversorgung zusätzlich Zisternen existiert haben. Die Flurbezeichnungen „Mooren“ und „Erles­wiesen“ am Osthang der Milseburg deuten zumindest für den historischen Zeitabschnitt darauf hin, daß es dort großflächige Vernässungen gegeben hat. Auch J. Vonderau beschrieb eine 160 Meter lange Wasser führende Mulde, die durch den Südannex der Wallanlage umfaßt wird. Allein beim Gänsborn, der Quelle im Südosten, sind heute noch obertägig von Menschen angelegte Veränderungen im sanft geneigten Hang erkennbar: Ein künstlicher Damm und Böschungen bilden eine Art ,,Rück­halte­becken“, in der sich das Quellwasser sammelt.

 

Die neuen Grabungen von 2003  / 2004  haben folgende Ergebnisse gebracht:

Die äußere Ringmauer weist zwei Bauphasen auf: die eigentliche Kernmauer und die nachträgliche Hinterschüttung. Sie war aber nicht in der Art einer „Pfostenschlitzmauer“, sondern als selbsttragende Kastenkonstruktion mit regelloser Steinfüllung erbaut worden. Weiterhin zeigte sich, daß man die Mauer auf einem älteren, bereits in der Urnenfelderzeit angelegten und besiedelten Terrassensystem errichtet hatte, das sich großflächig über das umliegende Hanggelände erstreckte. Der Zeitpunkt des Mauerbaus ist zwar nicht sicher zu fassen, kann aber am ehesten im Verlauf der Frühlatènezeit (450 - 250 vCh) angenommen werden. Die innenseitige Rampe scheint erst deutlich später, frühestens in der Mittellatènezeit (250 - 130 vCh) angefügt worden zu sein. Nachweise für eine Besiedlung in der Spätlaténezeit konnten im gesamten Untersuchungsbereich nicht erbracht werden.

Die Besiedlungsdauer der Milseburg reicht also deutlich weiter als bisher angenommen in ältere Perioden zurück. Des Weiteren gab es im Verlauf der Zeiten offenbar unterschiedliche Besiedlungsschwerpunkte: Im Norden (Bereich „Dörfchen“) und auf dem Plateau sind Funde von der Urnenfelderzeit bis zur Spätlatènezeit reichhaltig vorhanden.

Sowohl die Ausgrabungen als auch die Arbeiten zur „Rekonstruktion“ haben in eindrucksvoller Weise deutlich gemacht, welchen logistischen und arbeitstechnischen Aufwand die Errichtung der Mauer heute noch erfordert und erst recht damals bedeutete und welche enorme Leistung von den Bewohnern der Siedlungsregion dafür erbracht wurde.

 

Jüngere Nutzungen des Berges:

Daß die Milseburg im Bewußtsein der Menschen auch nach den prähistorischen Siedlungsphasen noch eine wichtige Rolle spielte, zeigt der schon eingangs angeführte urkundliche Beleg von 980. Doch ebenso am Berg selbst finden sich Zeugnisse einer mittelalterlichen und neuzeitlichen Nutzung des Berges besonders augenfällig in den Mauerresten der sogenannten „Einsiedelei“, die sich unmittelbar südlich des Kälberhutsteins an den Hang schmiegt. Am besten sichtbar ist der rechteckige Grundriß eines mehrräumigen Gebäudes von 20 Meter Länge und 7 Meter Breite, daneben existieren hier noch weitere Spuren einstiger Geländeveränderungen, die aber nur anhand archäologischer Untersuchungen sichtbar gemacht und datiert werden könnten. Aus der schriftlichen Überlieferung ist nichts weiter über diese „Einsiedelei" bekannt, so daß  wir diese Deutung und die Vermutung ihres Ursprungs im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit einstweilen im Raume stehen lassen müssen.

Unmittelbar unterhalb des Gipfels steht die dem Heiligen. Gangolf geweihte Wallfahrtskapelle, die uns heute zwar als Bauwerk der dreißiger Jahre entgegen tritt, die aber auf eine ins Mittelalter reichende Tradition zurückblickt. Nachdem ein Blitzschlag 1929 den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Vorgängerbau weitgehend zerstört hatte, wurde der jetzige Neubau in stark veränderter Baukonzeption errichtet. Vom Ende des 15. Jahrhunderts stammt die älteste Überlieferung einer Gangolfskapelle, deren Wallfahrern der Würzburger Bischof den Ablaß gewährte. Wie weit indes die Verehrung des Heiligen Gangolf - eines fränkischen Adligen am Hofe Pippins und Zeitgenossen des Bonifatius - als Schutzpatron heilkräftiger und Kindersegen bringender Quellen und Bergkapellen zurückreicht, kann kaum abgeschätzt werden. Bemerkenswert ist immerhin die Verbindung von Quellen- und Kapellenkult im Volksglauben, denn unterhalb der Kapelle am Plateau tritt der „Gangolfsborn“ aus. Diese Verknüpfung verweist vielleicht in die Frühzeit der Christianisierung, als die Mission heidnische Kultplätze umzuwidmen und so den neuen Glauben in der Bevölkerung zu verankern trachtete.

 

Name:

Der Berg heißt zwar „Milseburg“, aber eine Burganlage wird man vergeblich suchen. Aber auf dem der Milseburg im Nordwesten vorgelagerten, durch einen schmalen Sattel mit ihr verbundenen steilen Bergsporn des Liedenküppels lag die mittelalterliche „Milseburg“, von der noch Spuren zu sehen sind. Zum Sattel hin war sie durch einen nicht ganz durchgeführten Halsgraben mit hinterliegen­dem Wall abgetrennt, unterhalb der Kuppe läuft ein teils verschleifter Hanggraben um. Es handelt sich um eine kleine Turmburg, deren Innenraum von nur rund 21 mal 24 Meter von einer 1,20 -1,40 Meter starken vieleckigen Mauer umgeben war und kaum mehr Platz als für einen starken Wohnturm bot. Im Jahre 1119 erstmals erwähnt, dürfte sie spätestens im 11. Jahrhundert entstanden und im 13. Jahrhundert aufgelassen worden sein.

 

Eigentümer:

Ende 2005 teilte der Ful­daer Landrat Fritz Kramer mit, daß die Milseburg „im Bürgerin­teresse an öffentliche Hände übergeht”. Regina Rinke, die Vorsitzende des Rhönklubs, hat der Kauf der Milse­burg zutiefst gerührt: „Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk meines Lebens”, sagte sie unter Trä­nen.  Der Berg ist nicht mehr im Besitz des bisheri­gen Grundstückseigentümers Johan­nes von und zu Guttenberg ist.

Das 26 Hektar große Areal ist bereits seit mehr als 30 Jahren Naturschutzgebiet und gehört zu den Kernzonen des Biosphären­reservats Rhön. Doch vielmehr noch ist der markante Berg ein Wahrzeichen für die Rhöner.  „Die Wasserkuppe ist der Kopf der Rhön, aber die Milseburg ist ihr Herz”, sagte Rinke. Zahlreiche Gottes­dienste finden dort oben statt, Wanderer erklimmen das ganze Jahr über den 835 Meter hohen Gipfel und staunen. „Wenn da oben schönes Wetter ist, bleibt einem fast das Herz stehen”, beschreibt Rinke das Erlebnis. Landrat Kramer hat auch schon Erfahrungen mit den steilen Wanderwe­gen gemacht - besonders auf dem Weg zu den Gottesdiensten: „Ein Teil der Sünden ist bereits vergeben, wenn man es da rauf geschafft hat”, sagte der Landrat.

Der Kauf des Grundstücks hat 200.000 Euro gekostet. Das Land beteiligt sich mit 52.000 Euro, der Kreis Fulda mit 10.000 Euro. „Die 52.000 Euro entsprechen dem Bodenwert des Grundstücks”, sagte Finanzstaatsse­kretär Walter Arnold. Unternehmen aus der Region und zahlreiche Privatspender steuern den Rest der Summe bei. Neue Besitzerin des Gebietes, auf dem die Milseburg steht, ist die Rhöngemeinde Hofbieber.

Den Ausschlag für den Verkauf der Milseburg hatte die Kün­digung der Rhönklubhütte auf dem Berg gegeben, die Guttenberg dem Verein Ende 2004 aussprach. Der Rhönklub sollte die Hütte abreißen und den Urzustand von 1882 wieder herstellen. Der Rhönklub hatte die Hütte bereits seit mehr als 100 Jahren gepachtet und vor einigen Jahren für rund 40.000 Euro renoviert. Gerüchten zufolge sollte auch der allgemeine Zugang für Besucher auf dem Berg eingeschränkt werden (23.12.2005).

 

Zum Rückweg vom Berg geht man ein kurzes Stück wieder zurück und steigt dann steil nach rechts ab. Man kommt noch an einer Marienfigur vorbei, ehe sich der Weg teilt. Nach rechts geht es zum Südtor im Ringwall. Nach links kommt man wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die Wiesen rechts mit ihren Steinwällen haben vielleicht schon vorgeschichtlichen Ursprung. Links am Berg befanden sich die Wohnhäuser der einfacheren Leute. An der Informationstafel geht man wieder abwärts und kann unten rechts noch einmal dem Gasthaus an der Milseburg einen Besuch abstatten.

Die Autofahrt geht weiter über Oberbernhards, Dernbach, Dietzes, vorbei an Abtsroda nach Poppenhausen (siehe eigene Datei). Die kürzeste Strecke ist aber über Kleinsassen, Wolferts. Finkenhain. Frieesenhausen, Dipperz, Fulda.

 

 

Wasserkuppe

Die Hohe Rhön:

Die Hohe oder Lange Rhön, die den Grundstock des ganzen Rhöngebirges bildet, ist eine plateauartige Erhebung von durchschnittlich 800 Meter Höhe, ungefähr 25 Kilometer Länge und 6  bis 8 Kilometer Breite. Sie ist weder durch tief eingeschnittene Täler unterbrochen noch er­scheint sie stark senkrecht gegliedert. Die Hohe Rhön stellt eine mächtige Basaltdecke dar, die der Zernagung durch Wasserläufe bedeutenden Widerstand entgegensetzt. Erst am Abhang des Plateaus beginnt die Gliederung, bedingt durch die größere oder geringere Weichheit der zutage tretenden Schichten des Muschelkalkes und des Buntsandsteins.

Die sanften Wellen der Hochfläche, die am Abhang bewaldet ist, sind auf der Höhe mit Rasen bedeckt, teilweise soga rmit subalpiner45 Flora). Sie hat einen besonderen und eigenartigen Reiz, der noch durch merkwürdig geformte Phonolit‑ und Basaltfelsbildungen erhöht wird, zu dem auch die weiten seltsam getönten Flächen des Schwarzen und Roten Moores beitragen. Nicht selten herrscht dichter Nebel, besonders im Herbst und Winter.

Die Hohe Rhön beginnt im Norden mit dem 814 Meter hohen Ellenbogen, zieht sich südlich bis zum Schwaben­himmel (913 Meter) und Heidelstein (930 Meter), biegt hier in spitzem Winkel nach Nordwesten um und endet in der höchsten Erhebung des ganzen Gebirges, der 950 Meter hohen Wasserkuppe. Nirgends senkt sich die Hochfläche unter 700 Meter herab, die schmalste Stelle ist bei Frankenheim und Birx, wo sich die Höhenlinien von 700 Meter auf vier Kilometer nähern, während ihre Entfernung an der breitesten Stelle zwischen dem Steinkopf bei Wüstensachsen und dem Gangolfsberg bei Oberelsbach zwölf Kilometer beträgt. Im nördlichen Teil - hart am Rande der Hochfläche – finden sich, die einzigen größeren Ansiedlungen in dieser Gegend, die thüringischen Dörfer Birx und Frankenheim, in etwa 750 Meter Höhe.

 

Die Wasserkuppe im weiteren Sinn ist ein mächtiger Gebirgsstock mit mehreren Kup­pen zwischen dem durch die Straße von Poppenhausen über Abtsrod nach Hilders gekennzeichneten Paß und dem Einschnitt am Fuchsstein oberhalb Obernhausen, ebenfalls am besten gekennzeichnet durch die Straße Gers­feld‑Wüstensachsen. Über allen ragt die Gro­ße Wasserkuppe mit 950 Me­ter auf, dann folgt die Abts­roder Kuppe (906 Meter), die Kleine Wasserkuppe (900 Meter), der Pferdskopf (876 Meter) und die Eube (814 Meter). Weite Wie­senflächen bedecken die ab­geflachten Kuppen. Hier und dort sieht man ein Wald­stück ‑ und von irgendwo­her bläst immer der Wind. Die Wasserkuppe ist mit 950 Metern der höchste Berg der Rhön und Hessens.

Die Eube ist ein sich west‑östlich erstreckender, im Westen und Osten spärlich bewaldeter, in der Mitte kahler basaltischer Rücken, der besonders nach Westen und Nor­den hin steil abfällt und reich an interessanten Felspartien ist. Den sanft geneigten südlichen Abhang nach Gers­feld zu bedeckt eine große Zahl von Einzelhöfen, die der Landschaft ein eigenartiges Gepräge geben. Auf dieser Seite ist der Eube ein kleiner kahler Hügel, das Hünkelshäuptchen, vorgelagert.

Der Pferdskopf (20 Minuten von der Wasserkuppe) ist ein Bergrücken mit scharfem Grat, dessen Profil wunderlich geschnitten erscheint. Nach Süden, Westen und Norden senkt er sich schroff in die Tiefe, nach Nordost hängt er mit der Großen Wasserkuppe durch eine leichte Einsenkung zusammen, aus der Stein‑ und Lerchen­küppel, zwei niedrige Basaltpyramiden, aufsteigen. Mit der Eube ist er im Osten durch einen Sattel verbunden, so daß ein nach Westen offener kraterartiger Kessel, das Goldloch, entsteht. Hier bildet die in diesem Kessel entspringende Lütter einen kleinen Teich beim Hof Guckai. Ringsum im Grunde sieht man Matten mit weidendem Vieh, einzelne Baumgruppen, Basaltblöcke; amphitheatralisch steigen im Norden, Osten und Süden Berge und Felsen empor; nach Westen erblickt man sanft geschwungene Formen, aus denen die steile Ebersburg emporragt.

 

Das Abtsröder Gebirge am Nordhang des Wasserkuppenmassivs bietet schöne Aussicht nach der Milseburg, der Kuppenreichen und der Hohen Rhön, sonst ist es ohne Reiz. Etwas abgesondert, aber nicht ohne Zusammenhang mit der Wasserkuppe, erhebt sich oberhalb Wüsten­sachsen der Schafstein (830 Meter), eine mit schönem Laubwald bewachsene, von mächtigen Basaltblöcken überschüttete Kuppe, deren Besteigung große Vorsicht erfordert (unter Naturschutz gestellt).

 

Rundsicht von der Wasserkuppe:

Im Norden sieht man die Berge der Vorderrhön: Soisberg Rockenstuhl, Oechsen und Diet­richs­berg bei Vacha, in der Nähe Roßbergsebene mit dem Theobaldshof, Auersberg bei Tann, entfernter Baier bei Dermbach, dann folgt fern der Thüringer Wald bei Eisenach (Wartburg an klaren Tagen), Pleß, Inselsberg; im Nordosten: Ellenbogen, Billstein, die Spitze des Franken­heimer Kirchturms, Disburg, Geba, Dolmar, davor ganz in der Nähe das hochgelegene Dorf Birx.

Im Osten liegen der Stürnberg, der die Ferne verdeckt, der Große Gleichberg, der Steinkopf, sodann im Südosten Schwabenhimmel und Heidelstein, davor das Rote Moor der Kreuzberg bei Bischofsheim.

Im Süden sieht man die herrliche Kette der Gersfelder Berge: Himmeldunkberg, dahinter der Kreuzberg mit Kreuz und Kloster, der Simmelsberg und der Reeßberg mit den Schwarzen Bergen im Hintergrund, der Eierhauck mit den hochgelegenen Dörfern Kippel­bach und Rengersfeld, der Beilstein und das eindrucksvolle Dammersfeld. Dieser ganze Gebirgszug wird nach vorn durch die gewaltige Eube abgeschlossen, die die Fortsetzung der Wasserkuppe nach Süden bildet. Im Südwesten die Große Nalle bei Gersfeld, die Dalherdaer Kuppe mit dem gleichnamigen Dorf, tiefer und näher der Wachtküppel, in der Ferne der Taunus und im Vordergrund der ebenfalls mit der Wasserkuppe zusammenhän­gende Pferdskopf.

Im Westen liegt Ebersburg, im Tal Poppenhausen, Giebelrain, dann die Stadt Fulda mit ihren zahlreichen Kirchen, weit in der Ferne der Vogelsberg. Im Nordwesten endlich sieht man die Gruppe von Er­hebungen, die die Kuppenreiche Rhön bilden: Steinwand, Teufelstein, Stellberg, Weiherberg und zuletzt die Perle der Rhön, die stattliche Milseburg.

 

Die Hochfläche der Wasserkuppe:

Am Westrand der Wasserkuppe nahe dem Berggasthof wurde 1923 vom Ring Deutscher Flieger das Fliegerehrenmal für die im Weltkrieg gefallenen deutschen Flieger errichtet, gekrönt von einem Adler. Das Denkmal trägt die Inschrift: „Wir toten Flieger blieben Sieger durch uns allein. Volk, flieg Du wieder, und Du wirst Sieger durch Dich allein.“

Im Segelflugmuseum ist die Entwicklungsgeschichte dieses Sportes belegt. Die Helden dieser ersten Tage waren Hanna Reitsch, Heini Dittmar, Wolf Hirth und viele andere. Vor dem Ersten Weltkrieg machten kühne Flugpioniere an diesen baumlosen Hängen mit der günstigen Thermik die ersten Gleitflugversuche. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Motorfliegen verboten. Deshalb erprobte die begeisterte Jugend unter Führung der Flugpioniers Oskar Ursinus an 1919 das Gleit- und Segelfliegen. Der „Rhönvater“ rief 1920 zum Flugwettbewerb auf. Es kamen 25 Flieger. Der Flugrekord betrug zwei Minuten und 22 Sekunden. Im Jahre 1922 waren es schon drei Stunden. Das Ausnutzen der Warmluft­ströme, deren Ende jeweils ein Kumuluswölkchen anzeigt, erbrachte die ersten großen Leistungen des Thermikfluges. Im  Jahre 1923 betrug die Fluglänge zwanzig Kilometer.

Im Jahre 1924 wurde von dem Rekordsegelflieger Martens die erste Segelfliegerschule der Welt auf der Wasserkuppe gegründet und eingeweiht. Im Jahre 1925 wurde sie von der Rhön‑ Rossitten‑Gesellschaft übernommen. Heute führt die Fritz‑Stamer­-Schule die Tradition fort. Im Jahre 1938 war das Segelfliegen bereits so perfektioniert, daß man von der Wasserkuppe bei guten Aufwinden Höhen bis zu 9.000 Meter erreichte. Im Jahre 1970 an der festlichen fünfzigsten Wiederkehr des ersten Segelflugwettbewerbs waren es 643 Kilometer.

Alljährlich gibt es hier ein internationales Segelfliegertreffen. Die Segelfliegerschule am Gipfel hat noch heute den besten Ruf.  In den letzten Jahren hat sich die Wasserkuppe zum ersten Segelflugsportplatz der Welt so­wie zum höchstgelegenen klimatischen Luftkurort und idealsten Wintersportplatz des Rhöngebirges ent­wickelt. Seit 1920 finden hier alljährlich im Juli oder August die Rhönsegelflugwettbewerbe statt, an denen die besten deutschen und aus­ländischen Segelflieger teilnehmen und die zu den be­deutendsten luftsportlichen Veranstaltungen überhaupt zäh­len.

 

Rhönturnfest:

Alljährlich im Sommer fand auf der Wasserkuppe das große Rhönturnfestes statt, an dem etwa 1000 erwachsene und jugendliche Turner, hauptsächlich aus den Kreisen Fulda und Gers­feld, teilnehmen; jetzt aber. schon lange auf dem Sportplatz in Gersfeld. Im Winter bietet die Wasserkuppe das idealste Ge­lände für den Skilauf in allen Schwierigkeitsgraden, auch für Langlauf und als Stütz­punkt für Skihöhenwanderungen.

 

Basaltsäule:

Eine Basaltsäule soll den höchsten Punkt des Landkreises markieren.

 

Geologischer Lehrpfad:

Mit dem roten Pfeil geht man, bis man an der Waldecke vorbei in einer Mulde angekommen ist. Hier biegt an dem Fahrverbotsschild nach rechts ein befestigter Weg ab, der als Abschnitt eines geologischen Wanderpfades keine Markierung außer hin und wieder einer erklärenden Tafel zur Geologie dieses Gebietes  aufweist. Es ist das Goldloch, durch das sich der Weg windet, ein kraterartiger Kessel zwischen dem bizarr geformten, scharfgratigen Pferdskopf  (875 Meter) und der Eube (814 Meter), wo die hier entspringende Lütter ihren Weg durch den Guckaisee nimmt, ein neu angelegtes Erholungsgebiet zum Schwimmen und Rudern.

 

Das Radom:

Wo heute Spaziergänger flanieren, waren zu Zeiten des Kalten Krieges bis zu 200 Soldaten stationiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten zunächst die Engländer das Gebiet auf der rund 950 Meter hohen Wasserkuppe. Von 1947 an übernahmen die Amerikaner das Gelände und errichten Radarstationen mit zeitweise bis zu fünf Kuppeln, zur Luftraumüber­wachung der früheren Ostblockstaaten. Im Jahre 1979 ging der Standort an die Bundeswehr über. Die Soldaten betrieben die Station bis 2003. In dieser Zeit wurden alle Kuppeln abgerissen. Im Zuge der Entspannungspolitik wurde die Luftüberwachung nicht mehr für nötig befunden.

Erst nach dem Mauerfall wurde die eine Radarkuppel ausgebaut, die noch heute auf dem Berg steht und touristisch genutzt wird. Die weithin sichtbare Kuppel ist aber fester Be­standteil des Bildes der Wasserkuppe und als Landmarke des höchsten Punktes in Hessen nicht mehr wegzudenken.

Hessens höchster Aussichtspunkt ist am 26. Juni 2009 auf der Wasserkuppe in der Rhön eröffnet worden. Er besteht aus einer Panorama-Plattform, die sich auf Hessens höchstem Berg in 960 Metern Höhe um das Radom zieht. Gegen eine Gebühr von zwei Euro pro Person können Besucher auf einem 60 Meter langen und drei Meter breiten Rundlauf an der Außenwand des 24 Meter hohen Radoms entlang spazieren. Der Bau der Aussichtsplattform kostete 215.000 Euro. An den Kosten für den Bau der Besucherplattform beteiligt sich das Land Hessen mit mehr als 100.000 Euro. Zu den weiteren Geldgebern gehören der Landkreis Fulda und die Radom-Fluggesellschaft (je 40.000 Euro) sowie die Anliegerkommunen Gersfeld und Poppenhausen.

Im unteren Bereich des Radoms ist eine Ausstellung zu sehen, die die Geschichte der Wasserkuppe widerspiegelt. Im oberen, 150 Quadratmeter großen Kuppelraum sollen auch Konzerte und andere Veranstaltungen gegeben werden. Der Flachbau, der an das Radom angrenzt, wird von Gleitschirm- und Drachenfliegern als Vereinsraum genutzt. Der Zaun um das Radom ist abgerissen worden.

 

Übersicht über aktuelle Entwicklungen  von 2013:

Mit Tourismus-Experten und Landschaftsplanern wurde Zukunftsszenarien entwickelt, wie die Wasserkuppe in einigen Jahren aussehen soll.

  • Logo: Die Wasserkuppe hat ein neues Erkennungszeichen. Das Logo mit einem stilisierten W (wie Wasserkuppe) wurde vor kurzem vorgestellt. Es ist blau wie der Himmel, in den die vielen Flieger starten und grün wie die prachtvolle Natur ringsherum. Auf weißem Grund steht zudem der Slogan: Dem Alltag entfliegen. „Uns hat ein Erkennungszeichen gefehlt“, sagt Roland Frormann, Chef des Rhön-InfoZentrums auf der Wasserkuppe.
  • Luftsportzentrum: Auf der Wasserkuppe ist ein kleiner Flugplatz entstanden. Die neue Einrichtung umfaßt einen Hangar, einen Tower und ein Selbstbedienungsrestaurant mit Panoramafenstern. Highlight ist ein 200 Quadratmeter großes Besucherdeck. Darauf ist man dem Flugbetrieb noch näher. Bei gutem Wetter finden etwa 250 Starts statt. Untergebracht im neuen Gebäude sind auch Verwaltungs-. Besprechungs- und Versammlungsräume. Bauherr ist die Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe. Der Verein hat rund 1,4 Millionen Euro investiert.
  • Märchenwiesenhütte: Derzeit wird eine neue Hütte an der Märchenwiese gebaut. Sie soll im Herbst fertig sein und dann 200 Sitzplätze bieten - Platz, der vor allem für die vielen Skifahrer, Snowboarder und Rodler im Winter gebraucht wird. Die alte Hütte war nur halb so groß. Das Skigebiet will Liftbetreiber Josef Wiegand ausbauen. Mit mehr Beschneiungsanlagen und einem Vierer-Sessellift. Es wäre der erste Sessellift auf der Wasserkuppe und er würde für deutlich mehr Komfort sorgen. Laut einer ersten Planung könnte der Lift eine Länge von 1300 Metern und eine Höhendifferenz von 260 Metern haben. Die Pistenlänge liegt womöglich bei 1,5 Kilometern:   
  • Parkkonzept: Im Winter kollabiert bei schönem Ausflugswetter und guten Skibedingun­gen oft der Verkehr auf dem Berg. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll schrittweise ein neues Verkehrsleitsystem mit erweiterten Parkmöglichkeiten umgesetzt werden. Kosten: Rund drei Millionen Euro. Die Zahl der Parkplätze soll von 790 auf 990 steigen. Rund 200 neue Buchten sollen 2015 in der Nähe der Skipisten an der Märchenwiese geschaffen werden. Mit kostenlosem Parken auf der Wasserkuppe ist es aber bald vorbei. Zwei Euro pro Tag und Auto sind im Gespräch. Ein Park-and-Ride-System mit Sammelparkplätzen unterhalb des Zentrums auf der Wasserkuppe und einem Zubringer-Bus sei nicht wirtschaftlich, erklärt Günkel.
  • Event-Fläche: Auf dem Platz vor dem Rhön-Info-Zentrum sollen die Parkplätze weitgehend weichen. Es soll Platz für Veranstaltungen freigehalten werden, zum Beispiel für Märkte und Feste.
  • Kritik: Die Modernisierung des Zentrums auf der Wasserkuppe sorgt aber auch für Unmut. Naturschützer und Freunde des sanften Tourismus fürchten, daß auf der Wasserkuppe zu viel Spektakel veranstaltet wird. Es gibt Stimmen, die den Betrieb entschleunigen wollen: Zurück zu den Wurzeln, zurück zur Natur.

 

Wanderung von der Milseburg über die Wasserkuppe nach dem Kreuzberg:

Diese Wanderung ist besonders denen zu empfehlen, die in wenigen Tagen die wichtigsten und schönsten Punkte der Rhön kennenlernen wollen. Sie ist außerordentlich genußreich, besonders an klaren Herbsttagen mit guter Fernsicht, da nur selten die Aussicht durch Wald verdeckt wird. Der ganze Weg beansprucht etwa sieben Stunden, man richtet die Wanderung aber am besten so ein, daß man am ersten Tag bis zur Wasserkuppe geht (3 Stunden), hier übernachtet und am zweiten Tag nach dem Kreuzberg (4 Stunden) wandert.

Vom Bahnhof Milseburg steigt man nach dem Gipfel auf. Beim Abstieg wendet man sich rechts zwischen den Fichten, den roten Zeichen folgend. Links im Vorder­grund sieht man den schroff abstürzenden Bubenbader Stein, geradeaus (im Hintergrund) die Wasserkuppe mit dem Berg­gasthof und dem Hotel, halb verdeckt durch den Weiher­berg. Am Bubenbader Stein rechts vorbei, durch Wald über einen flachen Sattel, die sogenannte Sandplatte, in die Höhe, bis man - ins Freie tretend - mehrere zerstreute Höfe vor sich sieht, die sich an Felskuppen anlehnen. Am Kreuzungs­punkt des Weges mit der Landstraße, die aus der Fuldaer Gegend hinüber ins Ulstertal führt, liegt das Grabenhöfchen

Vom Grabenhöfchen geht ein Fußpfad über den Rasen des Weiherberge.  Bei einer Biegung des Weges überrascht das plötzliche Auf­tauchen der wuchtigen Wasserkuppe, die hier aus der Ein­senkung des Abtsrodaer Passes außerordentlich steil 300 Meter hoch emporsteigt. Steiler Pfad links vom Weg durch Wiesen und Gehölz hinab nach Abtsroda (660 Meter), einem preußischen Dorf. Von hier führt der Weg größten­teils durch Wald in einer knappen Stunde steil empor zur Wasserkuppe.

Von der Wasserkuppe aus ist der Weg bis zum Kreuzberg blau bezeichnet bis zum Roten Moor. Dann Landstraße Bischofsheim-­Wüstensachsen, über die bayerische Grenze (in deren Nähe rechts das Rhönhäuschen)  und den Zeichen nach, die rechts von der Straße ab über steinigen Rasen nach dem bayeri­schen Dorf Frankenkeim vor der Rhön führen. Jenseits desselben steigt der Weg wieder ziemlich steil an, führt westlich unter der Ruine Osterburg, östlich unter dem Arnsberg (843 Meter) vorbei und mündet bei einem Bildstock auf der Wasserscheide zwischen Sinn und Brend in den Fahrweg von Bischofsheim nach dem Kreuzberg ein, der schon einige Zeit vorher sichtbar geworden ist. In einer halben Stunde kommt man zum Kloster.

 

 

 

Poppenhausen

Der 550 Meter hoch gelegene Marktflecken im tief ein­geschnittenen Tal der Lütter hat Bierbrauereien und Fisch­züchterei, Luft‑ und Schwimmbad. Die schöne und günstige Lage macht den Ort geeignet als Sommerfrische und Stand­quartier für Ausflüge und Wanderungen.

Rund um Poppenhausen gibt es rund 50 Bildstöcke. Der älteste ist von 1623 und steht bei Sieblos. Einer steht an der Wallfahrtskapelle und einer an der Mariengrotte.

 

1. Von Poppenhausen nach dem Giebelrain führt westlich die Straße über Leimbachmühle, hier rechts ab zum Kalchofen und Giebelrain. Ein anderer Weg führt über Heiligenkopf, Grashof, das Bildsteiner Küppelchen (580 Meter, mit herrlicher Aussicht), Heimenhof und Hof Hausfürst. Der Giebelrain (518 Meter), ein wenig bewaldeter Berg, verdankt den Ruhm, den er genießt, seiner außerordentlich günstigen Lage. Die Aus­sieht umfaßt Stellberg, Milseburg, Maulkuppe, Weiherberg, Wasserkuppe, Pferdskopf, Eube, Wachtküppel, die Wald­gebirgige Rhön vom Himmeldunkberg bis zum Dammersfeld, davor Große Nalle und Ebersberg.

 

2. Wasserkuppe   über Abtsroda oder bis Tränkhof und von dort den Heuweg zur Wasserkuppe, oder von der Tränkhofer Höhe rechts über Farn­linden, Heckenhöfchen, Pferdskopf.

 

3. Nach dem Heidelstein, dem Steinernen Haus und Bischofs­heim: Bis zum Roten Moor und von da bis zum Steinernen Haus. Vom Steinernen Haus in westlicher Richtung durch den Wald und auf der Hut weiter auf blau bezeichnetem Pfad südlich unter dem Schwabenhimmel vorüber, durch einen flachen, feuchten Grund nach einem durch ein hohes Kreuz auffallen­den Hügel, der Leimertshecke, von dem aus der aus dem Brendtal aufsteigende wuchtige Kreuzberg einen imposanten Anblick darbietet. Rechts in einer Schlucht die Gebäude des Holzbergerhofs. Nun geht der Weg links am Waldrand hinab bis zum Braunkohlenbergwerk am Bauersberg (668 Meter) und nach Bischofskeim.

 

4. Nach dem Kreuzberg: Durch den Sparbroder Grund über Sparbrod, Töpfen­mühle und den Kalbenhof auf die Bischofsheimer Chaussee und auf dieser über die bayerische Grenze nach Oberweißen­brunn. Unterhalb der Kirche zweigt der rot bezeichnete Pfad rechts ab, führt an einer Mühle vorbei in hübschem Wiesen­grund empor zwischen Osterburg und Armberg bis zur Weg­scheide oberhalb der Kniebreche und auf dem beschriebenen Weg nach dem Kreuzberg.

 

5. Nach dem Dammersfeld (gelbes Zeichen auf weißem Grund): Über die Ziegelhütte nach Rommers.   Von hier folgt man den Zeichen über den Bach und im Wald aufwärts, dann rechts einen steilen Fußpfad empor am Bremerkopf vorbei zu den Otter­steinen, drei ansehnlichen Basaltfelsen mit schönem Blick nach der Fuldaer und Gersfelder Gegend. Die farbige Be­zeichnung führt um das Dammersfeld herum zum Wiesen­haus; empfehlenswerter: den steilen Hang in die Höhe und über den Kamm des Berges hinab zum Wiesenhaus oder in südöstlicher Richtung zum Haus Franken (834 Meter). Rückweg über den Eierhauck, immer auf der Höhe wandernd, den rot‑weißen keilförmigen Zeichen nach, oder auf dem hübschen Verbindungsweg zwischen Gersfeld und Reußen­dorf, der am Ostfuß des Dammersfelds den Gebirgskamm überschreitet, über das Forsthaus am Rommerser Berg und über Rengersfeld und Sparbrod nach Gersfeld führt.

 

 

Ebersburg

Südlich von Poppenhausen liegt die Ebersburg, die größte und besterhaltene Burg in der Rhön. Zunächst fährt man durch die Georgstraße (nicht Richtung Gersfeld) in Richtung Gackenhof und Güntersberg. Rechts der Straße ist der Wachtküppel, ein Basaltschlot aus der Entstehungszeit der Rhön. Einen Zugang gibt es auch über Dörstehof, von wo aus man nach Norden in Richtung Maiers geht. Dann geht es wieder zurück nach Gackenhof und westlich um Neuwart herum. Der Aufstieg beginnt oberhalb des Wirtshauses. Diesen Weg kann man auch mit den Lamas aus Poppenhausen machen. Die Weiterfahrt geht dann über Oberlütter und Weyhers und von dort nach Süden nach Ebersburg und Thalau.

Die 699 Meter hoch gelegene Ruine Ebersberg besteht aus einer gut erhaltenen Mauer mit zwei Türmen, deren östlicher be­stiegen werden kann. Die Aussicht ist besonders nach Nordosten, Osten und Südosten auf das Rhöngebirge sehr schön. Die Burg war vom 12. Jahrhundert an der Sitz eines tapfereren Rittergeschlechtes, der Herren von Ebersberg, denen sie von Fulda zu Lehen gegeben war. Indessen lebten die Ritter mit den Äbten von Fulda in ständiger Fehde, bis die Burg gegen 1300 zerstört wurde. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts wurde sie wieder aufgebaut, 1465 zum zweiten Male zerstört.         

 

 

Gersfeld

Das 500 Meter hoch gelegene Städtchen  hat sich als Kneippkurort einen Namen gemacht.  Es liegt in einem geschützten Talkessel der Fulda. Drei Schlösser stehen hier: zwei aus dem 17. Jahr­hundert, eines von 1740. Das eine hat einen repräsen­tativen Rokokosaal und ein Heimat­museum mit bäuerlichem Gerät, einer Mineralien­sammlung und Produkten aus  Fuldaer Porzellan­manufaktur des 18. Jahrhun­derts. Im Gasthaus „Zum Hirsch“ wurde 1896 der Rhönclub gegründet.

 

Rund­fahrt um Gersfeld:

Es empfiehlt sich, mit dem Rad oder Auto zu fahren. Über den Parkplatz an der Wasser­kuppen­straße fährt nach links erst in Richtung Wasserkuppe und dann rechts ab nach Mornau (?) und die geteerte Straße immer weiter  bis zu einem Schild „Naturpark Rhön, Kaskadenschlucht“. Dort geht es links ab und es ist noch ein ganzes Stück zu fahren. Rechts zweigt ein Weg zum Roten Moor ab. Es geht aber noch geradeaus und dann rechts noch ein Stück hoch zum Parkplatz. Hier beginnt die Kaskadenschlucht ‑ eines der Na­turdenkmäler des Naturparks Rhön.

Die von den Hochlagen fließenden Wasser­massen haben sich seit Jahrtausenden ‑ vor allem während der Schneeschmelzen ‑ hier Weg und Bett gesucht. Man begleitet auf einem erst breiten, dann immer schmaler werdenden Weg den plätschern­den Feldbach gegen seine Laufrichtung. Der  Weg ist aber bis oben gut zu begehen. Er führt auf den westlichen Zweig des Rundweges durch das Rote Moor. Nach links geht es zum Aussichtsturm und dann über den Bohlenweg am Rand des Moors entlang zur Schutzhütte. Dort rechts zum Parkplatz Schwedenwall. Dort geht man jetzt geradeaus Richtung Gersfeld. Der Weg führt zu dem Wegweiser,

der bei der Herfahrt zum Roten Moor wies. Dort nach rechts zurück zum Parkplatz unterhalb der Kaskadenschlucht,

Wenn man nur die Schlucht besuchen will, fährt man rückwärts vom Parkplatz geradeaus in den Ort Sandberg. Wenn man wieder nach Gersfeld will, biegt man dort links ab. Wenn man weiter in Richtung Wasserkuppe will, biegt man rechts ab (auch wenn der Weg sich erst noch einmal nach links wendet, ehe man auf die Landstraße kommt).

 

 

Ausflüge:

1. Von Gersfeld fährt man in Richtung Bischofsheim. An der Töpfen-Mühle geht es nach links ab. Über die B 279 kommt man nach Rodenbach und von dort über den Dammelhof, vor­bei am Hochwildschutzpark im Ehrengrund, ebenfalls zum Parkplatz Langen­berg. Im Ehrengrund, einem von Wald umschlossenen Wie­sental südöstlich von Gers­feld, findet man hinter den Kur‑ und Sportanlagen einer 40 Hektar großen Hochwild­-Schutz­park. Hier leben in weitläufigen Gehegen Muff­lons, Steinböcke, Hirsche, Rehe und Wildschweine so­wie ‑ in überschaubaren Kleingattern ‑ Waschbären, Eichhörn­chen und derglei­chen mehr. Der Hochwildschutz‑Park mit Waldtieren der Region ist immer einen Besuch wert. Zeit sollte man schon mitbringen. In den weitläufigen Gehegen dauert es im­mer ein bißchen, bis sich prächtige Zwöl­fender, stolze Gemsböcke oder putzige Frischlinge mit Muttersau zeigen ‑ von eifrigen Waschbären ganz zu schweigen. Lediglich die knopfäugigen Zwergziegen sind immer präsent. Sie betteln das ganze Jahr durch und sind liebgewonnene Attraktion für die Kinder.

 

2. Um die Große Nalle herum (gelb­-weiße Zeichen), größtenteils Wald. Von der Schneidmühle über die Fulda und oben über die Schienen bis zur Ruhe­bank am Waldesrand, dann rechts in den Wald den Zeichen nach (Schafbuche, unter Naturschutz).

 

3. Über die Marburger Bank nach der Ziegelhütte. Am Bahnhof rechts der Rommerser Straße bis zum Schützen­haus oder der Waldvilla und dann rechts ab auf dem Feldweg bis an den Waldesrand oberhalb der Scheibelbachswiese zur Marburger Bank. Hier schöner Blick auf den Wachtküppel. Dann durch Wald und am Rand desselben 1inks hinüber nach der Ziegelhütte.

 

4. Nach dem Eierhauck und über den Reeßberg und die Schwedenschanze zurück (gelbe Zeichen): Der Weg führt über Sparbrod, Rengersfeld und Kippelbach, am Fuß des Rommerser Berges und des Reeßberges hin, dann zwischen beiden steil hinauf bis zur bayerischen Grenze, wo man den Eierhauck (910 Meter), eine regelmäßige kahle Kuppe, vor sich sieht. Zum Eierhauck kann man allerdings nicht gehen, weil dort der Truppenübunghsplatz ist.

Aussicht umfassend und hervorragend schön: Nach Westen nahe Dammersfeld, Dalherdaer Kuppe; nach Nordwesten Ebersberg, Nalle; Norden: Wachtküppel, Milseburg Eube, Pferdskopf Wasserkuppe; Nordosten: Hohe Rhön, dahinter Thüringer Wald und Inselberg; Osten: Osterburg; Südosten: Kreuzberg; Süden: Schwarze Berge; Südwesten: Auersberge.

Vom Gipfel den gleichen Weg zurück bis zur Grenze, diese entlang nach Nordosten, an kleineren Schanzen vorbei, dann 1inks rechtwinklig abbiegend nach dem Gipfel des 861 Meter hohen Reeßberges, mit ähnlicher Aussicht wie vom Eier­hauck. Nach Westen zu liegt tief unten das Dorf Kippel­bach. Man hüte sich, in dieser Richtung zu weit am Abhang hinunterzugehen, weil der Berg hier plötzlich fast senkrecht abstürzt (Warnungstafel).

Vom Gipfel des Reeßberges über den rasigen Rücken genau nach Osten direkt auf die Schwe­denschanze zu, die als Stern-Achteck, sich flach über den Rasen erhebend, fort­während sichtbar ist. Es ist dies eine Verschanzung mit Lauf­gräben, die von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg angelegt worden sein soll. Hinunter auf die Bischofsheimer Straße und auf dieser nach Gersfeld oder durch den hübschen Wiesen­grund über den Kalbenhof, Töpfen­mühle und Sparbrod zurück.

 

5. Auf den Himmeldunkberg (889 Meter, blaue Zeichen) kann man heute nicht mehr gehen, weil hier der Truppenmübungsplatz isz: Der Weg führt durch den Ehrengrund und weiter über die bayerische Grenze auf die freie Höhe, von der man besonders nach Osten und Südosten einen schönen Blick auf Thüringer Wald, Gleichberge usw. hat. Auf dem Rückweg von der Hohen Hölle, dem Nordgipfel des Himmeldunkberges Aussicht ins Gers­felder Tal und nach dem Vorgebirge. Von der Hohen Hölle auf die alte Bischofsheimer Straße und an Mosbach vorbei nach Gersfeld zurück.

6. Nach dem Wachtküppel und dem Ebersberg und über Altenfeld zurück (gelbe Zeichen). Auf der Fuldaer Straße bis zur Rendelmühle, bei der Ab­zweigung der Poppenhäuser Landstraße rechts steil im Wald hinauf durch den Hof Holenbrunn; hier hat man den Wacht­küppel direkt vor Augen. Der Wachtküppel (706 Meter) ist merkwürdig durch seine geometrisch vollendete Kegelform; er ist durch einen in Windungen herumführenden Pfad zu­gänglich gemacht und bietet von der Spitze eine überraschend umfassende Aussicht auf fast alle bedeutenden Rhönberge. Auf dem Bodenhof die Frauenbildungsstätte Schwarzerden.

 

7. Über die Ziegelhütte durch den Rommerser Grund nach Hettenhausen: Von der Ziegelhütte den gelben Zeichen nach hinunter in den Rommerser Grund und durch Wiesen, die von schönen Wäldern umsäumt sind, an verschiedenen Höfen vorbei bis zum Gasthaus in Gichenbach, dann zwischen Lahnwald und Horstberg nach Hettenhausen, von da mit der Bahn nach Gersfeld.

 

8. Nach der Wasserkuppe und über die Fuldaquelle zu­rück: Von der Straße nach Schachen zweigt oberhalb Gersfeld ein Feldweg rechts ab, der über den Dreierhof und den Mittelhof hinauf zur Eube (814 Meter) führt; schöner Blick auf Gersfeld und seine Berge. Die Eube stellt hier als Fortsetzung der im Norden auftauchenden Wasserkuppe eine weite Rasenfläche dar, während sie nach Westen hin sich schroff in die Tiefe senk und bewaldet ist. Etwas 1inks von der Wasserkuppe, weiter vorn, fällt das scharf geschnittene Profil des jäh abstürzenden Pferds­kopfes (872 Meter) auf, dessen Rücken mit dem der Eube ein sehr reizvolles Tal, das Goldloch, umschließt. Vom Berggasthof auf der Wasserkuppe durch das Flieger­lager den blauen Zeichen nach bis zur Fuldaquelle und von da am Waldrand oberhalb Obernhausen steil hinunter über Basaltblöcke bis zur Fahrstraße im Fuldagrund nach Gersfeld.

 

9. Über die Wasserkuppe nach der Milseburg: Nach der Wasserkuppe, von hier über Abtsroda und das Grabenhöfchen bis zur Milseburg. Rückweg zunächst bis zum Grabenhöfchen. Dann ein Stück auf dem Pfad nach Abtsroda und zwischen Heidigskuppe und Weiherkuppe auf gelb bezeichnetem Weg hinab nach Dorf Sieblos (585 Meter) .Von hier führt ein Pfad am Fuß des Was­ser­kupppengebirges durch die Gehöfte Heckenhöfchen, Kohlstöcke, Schwarzerden (hier wur­de die gleichnamige Frauenbildungsstätte gegründet), Güntersberg und Sommersberg, schließ­lich am Hünkelhäuptchen vorbei nach Schachen und Gersfeld.

 

10. Zur Ruine Ebersberg: An der Straße vom Bahnhof Schmalnau nach dem Ort links ab und steil in die Höhe über die Höfe Mittbach und Haukeller und den Weiher Oberrod  zur Ruine Ebersberg. Von der Rui­ne der Ebersburg kann man unterhalb des Hochplateaus der Wasserkup­pe bis fast zur Fuldaquelle vordringen. Der langen Abfahrt parallel zur jungen Fulda folgt als land­schaftlicher Höhepunkt: die Kaskaden­schlucht. Der Aufstieg lohnt auf alle Fälle. Denn oben erwartet uns das Rote Moor. Wieder hinaus ins Grüne, und zwar ins Gichenbachtal. Das „Tal der Liebe“ (so heißt es bei den Einheimischen) beglückt uns vor allem mit einem satten Aufstieg bis nach Dalherda.

 

11. Zur Hohen Geis: Von Hettenhausen (rot bezeichnet) oder be­quemer Fußweg, von Altenfeld (schwarz‑weiß bezeichneter) steiler Fußweg durch schönen Wald. Die Hohe Geis ist ein früheres Jäger­haus, von dem aus man einen hübschen Blick auf den Ebersberg im Norden und das Dammersfeld im Süden hat. Rechts türmt sich die Große Nalle empor, links erhebt sich der Bodenhofküppel, dann öffnet sich das Tal wieder, und man sieht inmitten eines Kranzes herrlicher Berge das freund­liche Gersfeld liegen.

 

 

 Simmelsberg:

Vom Parkplatz Schwedenwall kann man noch weiter wandern auf zwei Vari­anten: Man kann den steilen direkten Weg über den Himmeldunkberg nehmen. Dieser führt über die 894 Meter hohe Hohe Hölle, ist beschwerlich und führt vorbei an Befestigungsanlagen der Schwe­den aus dem Dreißigjährigen Krieg. Der breite Wanderweg geht über in einen Saum‑ und Grenzpfad mit markanten Steinsetzungen zwischen Hessen und Bayern. Vom Gipfel des Himmeldunkber­ges genießt der Wanderer einen weiten Blick auf die südliche Rhön: Arns­berg, Kreuzberg, Schwarze Berge und Dam­mersfeldrhön.

Man kann aber auch am Fuße des Himmeldunkberges in weitaus weniger ansteigendem Terrain um den Berg her­umgehen. Dabei bietet sich dann auch noch eine Rast in der Würzburger Hütte, einer sektionseigenen Selbstversorger­-Hütte des Bergbundes Würzburg, 835 Me­ter hoch gelegen, an. Sie ist immer an Wo­chenenden geöffnet, seine Brotzeit kann man dort mitbringen, Getränke gibt es zu kaufen.

Hinter der Hohen Hölle treffen sich die beiden Wege wieder (siehe Zeichnung). Der Wanderweg verläuft auch hinter dem Wegweiser weiter geradeaus, abwärts durch Fichtenkulturen. Hinter einer Mulde öffnet sich der Wald und die Markie­rung biegt nach rechts ab. Der geradeaus und steil ansteigende, unmarkierte Weg­führt auf das Plateau des Simmelsberges (848 m), der zu den schönsten Aussichts­bergen der Rhön gehört. Den blauen Dreiecken nach führt der Rückweg an der Frankfurter Hütte (nicht mehr bewirtschaftet) und am Dammelhof vorbei nach Gers­feld, das in Sichtweite liegt.

Vom Parkplatz Moordorf gibt es nach zwei Routen für eine Fahrradtour:

Weg 1 führt nach Osten zum Heidelstein mit dem Fernsehsender. Und weiter zur Rhönclubgedenkstätte. Dort biegt man nach Norden ab bis auf die Straße nach Ritterhof / Weiherhof. Auf dieser Straße fährt man ein Stück entlang und biegt dann links ab in das Naturschutzgebiet Kesselrein.

Noch ein Stück weiter ist dann die Ulsterquelle. Von dort geht es nach Norden zur Mordwiese, im Linksbogen um diese herum bis zum Parkplatz an der Landstraße (8,5 Kilometer). Von dort kann man wieder nach Süden fahren zum Parkplatz Moordorf. Man kann aber auch gleich noch die Tour auf dem Weg 3 anschließen (Großer Moorrundweg). Vom Parkplatz an der Landstraße fährt man nach Westen zum Matthesberg, der linksherum umfahren wird. Dann geht es hufeisenförmig nach links ab zur B 284, auf der man ein Stück nach Süden fährt, um dann wieder nach links abzubiegen zum Roten Moor (10,5 Kilometer).

 

 

Thüringische Rhön

 

Bad Salzungen

Die 262 Meter  hoch gelegene Stadt an der Werra wird wegen ihrer starken Solquellen und eigenartigen Inhalationseinrichtnngen sehr besucht.  Das Solbad liegt anmutig in weitem Wiesengrund zwischen den südwestlichen Vorbergen des Thüringer Waldes und den nördlichsten Vorbergen der Rhön. Das unmittelbar am Bahnhof gelegene, schon 755 genannte Salzwerk produziert jährlich gegen 200.000 Zentner Siedesalz: Speise-, Vieh- und Gewerbesalz. Die beiden Gradierhäuser nördlich der Bahn, sind gegen Wind und Sonne geschützt; die Wirkung der In­halationskur ist daher unvergleichlich viel stärker als bei offenen Gradierwerken.

Besuchenswert ist der Salzunger See, 1,5 Kilometer im Umfang, 10,5 Hektar Flächengehalt, von 30 Meter Tiefe, um den herum schattige Promenadenwege führen.

Von der Schanze über den Seeberg hat man eine Aussicht nach der Rhön und dem Thüringer Wald. An der Westseite des Sees steht das schöne Kurhaus mit großem Kurpark, der Mittelpunkt des Badelebens. Ausflüge kann man machen zum Pleß (645 Meter) und über die Ki­li­ans­kuppe (493 Meter) nach der Station Breitungen. Der Weg führt über den Oberen Sorghof nach Kaltenborn und von da durch prächtigen Wald.

 

Vacha

Die thüringische Stadt an der Werra ist Endpunkt der Eisenbahnlinie Salzungen ‑Vacha. Sie  war an der Heerstraße Leipzig‑Frankfurt einst wichtige Etappe für Handel und Militär. Nach dem Bau der großen thüringischen und hessischen Eisenbahn­ sank die Bedeutung Vachas, hat sich aber infolge des Aufblühens der Kaliindustrie in der Umgegend  und unter dem Einfluß des gesteigerten Fremdenverkehrs nach der Rhön wieder gehoben.

Sehenswert sind der alte Befestigungsturm mit dem Storchnest in der Nähe des Bahnhofs, der hübsche Marktplatz mit dem Vitus‑Brunnen  (einem der ältesten Brunnen Thüringens) und der „Widemark“, einem stattlichen Renaissancebauwerk in malerischer Holzarchitektur (jetzt Rathaus mit vorzüglichem Ratskeller). Die alte Werrabrücke verbindet die Ufer durch 14 Bogen. In der Nähe ist  der verwilderte Berg­park Weidenhain, der zum Schloß des Landgrafen von Hessen­-Philippstal führt.

 

Geisa

Die Stadt  liegt malerisch am linken Ufer der U1ster auf einem Hügel. ­Sie hat ein altes Schloß, jetzt Sitz des Amtsgerichts und Forstamts. Daneben  sind die evangelische  Kirche und die Synagoge. Unter einem Lindenbaum stehen  fünf große Steine, Überbleibsel des alten Cent­gerichts. Auf dem Marktplatz stehen das Rathaus und die katholische Pfarrkirche.

           

Wanderungen:

1. Rockenstuhl: (529 Meter, schwarze Zeichen): Wanderung über den Abendsberg und Bocksberg. Auf der Höhe ist das Schutzhaus mit Turm und Plattform, von der aus man eine überraschend umfassende Rundsicht genießt.

2. Haselstein: Zunächst geht man auf der  Fahrstraße über Wiesenfeld und Setzelbach. Auf der Höhe zwischen Setzelbach und Dorf Haselstein gibt es einen überraschenden Blick auf den aus dem jen­seitigen Tal jäh emporsteigenden, ungeheuren Felsblock. Vom Dorf Haselstein, das sich an diesen Felsen anlehnt, noch eine Viertelstunde steil zur Höhe. Oben stehen Reste eines Raubritterschlosses.

 

Spahl

Auf über 270 Quadratmeter Ausstellungsfläche gibt es hier eine kluge Kombination aus Historischem, Kuriosem und Witzigem! Zusammengetragen von Christoph Trabert aus dem „Rhöner Landleben“ stehen hier Szenen aus ländlichem und bäuerlichem Leben immer garniert mit einem passenden Spruch oder Witz! Dort gibt es auch Sprüche zu lesen wie die Aussage eines Metzgers: „Wenn das rauskommt, was da rein kommt, dann kommen wir rein und nie wieder raus!“

 Das erste Rhöner Spaßmuseum bietet auch Platz für Übernachtungen und mit der „Heilen Schern“ einen angeschlossenen Gasthof, in dem man  speisen und trinken kann.

Öffnungszeiten: Montags geschlossen, Dienstag bis Sonntag, 12:00 - 20:00 Uhr.

Eintritt: pro Person EUR 2,00

Internet: www.heileschern.de

 

Dermbach

Der 360 Meter hoch gelegene, berg­umsäumte Marktflecken an der Felda­bahn  war, früher Sitz vieler Verwaltungsbehörden und Centort. Es hat einen alten Markt.  Der Ort bietet, an der Eingangspforte zur Rhön gelegen, mannigfache Gelegenheit zu größeren und kleineren Gebirgswanderungen wie auch zu Spaziergängen in die Umgebung und ist daher als Sommerfrische und Tourenstandquartier beliebt. Dermbach ist Hauptsitz der thüringischen Korkwarenindustrie.

Die katholische Kirche ist ein Barockbau mit großem Hochaltar aus Stuckmarmor und gut geschnitzten Beichtstühlen. Bau­lich mit der Kirche verbunden ist das Franziskanerkloster,  das 1818 aufgehoben wurde und jetzt Wohnungen und die Schule enthält. Dem Kloster gegenüber steht  das früher Fuldaische Schloß, im Jahre 1707 im Barockstil erbaut, mit schön ge­arbeiteten Wappen; jetzt sind  dort Amtsräume. Die protestantische Kirche hat ein gutes Holzrelief des Abendmahls aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Bei Dermbach fand am 3  / 4. Juli 1866 zwischen Bayern und Preußen ein Kampf statt, dessen Opfer zum Teil auf dem Dermhacher Friedhof begraben sind.

Spaziergänge:

Nachdem Karl-Friedrich-Stein führen viele schattige Promenadenwege mit herrlichen Aussichten, von welchen besonders die sogenannte Hirtentränke zu erwähnen ist, ein idyllischer Fleck mit Brunnen und Ruhebänken. Sehenswert ist ferner der Ibengarten, ein Wald jenseits der Felda auf dem Neuberg, der mit etwa 450 Stämmen den größten geschlossenen Bestand an Ibenbäumen in Deutsch­land aufweist. Das alte Schloß   liegt 650 Meter hoch mit einem

Wallgraben und inmitten schöner Basaltfelder.

 

Ausflüge:

1. Glaser (672 Meter): unbewaldeter Berg mit ausgedehnten Hutflächen. Am Gipfel 10 Meter hohes Holzkreuz und das Glaserhaus

2. Hessenkuppe (687 Meter) mit großem, vorgeschichtlichem Ringwall, eng verbunden mit der Sachsenburg (707 Meter) mit interessanten, meterlangen, zum Teil aufrechtstehenden sechskantigen Basaltsäulen.  Rundwanderung über Sachsenburg, Zellerkopf, das Alte Schloß und den Karl-Friedrich-Stein.

 

Neidhartshausen

Was wäre eine Landschaft ohne ihre besonderen Orte, die Geschichte illustrieren, örtlich verankern und Ereignisse im Bewußtsein der Menschen wachhalten. Der Wahrheitsgehalt ist für die einen unbestritten, für die anderen gehört das Erzählte oder zumindest Teile davon ins Reich der Sagen und Legenden.

Da ist zum Beispiel der „Taufstein“ oberhalb von Neidhartshausen.  Mehr als vierhundert Meter liegt er über dem Rhöndorf, auf halber Strecke zwischen den beiden einstigen Burganlagen des Grafen „Erpho von Nithardishusen“. Der sagenumwobene Felsen auf dem bewaldeten Neuberg ist von einer Ringwallanlage umgeben. Mit weitem Blick auf das Feldtal soll dort oben in luftiger Höhe bereits Bonifatius bzw. der Fuldaer Abt Sturmius (700 - 779) den Heiden des Umlandes den christlichen Glauben nahegebracht und sie getauft haben. So jedenfalls berichtet es Sagenforscher Christian Wucke im 19. Jahrhundert in seinen Rhönsagen und so schreibt es im selben Jahrhundert der Fischbacher Geistliche W. Krauße in seiner „Rhöngeschichte“.

„Möglich ist auch, daß schon in der Bronzezeit Menschen hier lebten“, erklärt Frank Gümbel. Der gelernte Elektriker widmet sich schon lange gemeinsam mit Ehefrau Carola der Geschichte seiner Heimat. „Das auf dem Neuberg gefundene bronzene Schwert und eine Lanzenspitze gleichen Materials, die in die Sammlung des Dermbacher Apothekers Keller eingingen, legen diesen Schluß nahe,“ meinen sie.

In der 1879 erschienenen „Landeskunde des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach“ führt C. Kronfeld, ehemals Rektor der Bürgerschule in Apolda, sogar an, der Taufstein müsse vormals ein heidnischer Kultplatz gewesen sein, auf dem christliche Missionare später eine Kapelle errichtet hätten. Als Beweis für diese Thesen erwähnt er, daß ein Förster namens Sladek aus dem Nachbarort Zella oben auf dem „Taufstein“ zahlreiche gut erhaltene Eber­zähne sowie einen Schlüssel nebst Schloßfragment, eine bronzene Platte und einen Steigbügel gefunden habe.

„Durch den verstärkten Tourismus in den neunziger Jahren ist auch der Taufstein zum Wanderziel geworden“, erzählen die Gümbels. Im Zuge des Rundwanderwegebaus ist das Areal deshalb mit einem Geländer gesichert worden. Den ursprünglichen ovalen weißen Taufstein habe man Anfang der fünfziger Jahre mittels Pferdekraft durch einen kleineren Sandstein aus dem Steinbruch bei Hartschwinden ersetzen müssen, weil Jugendliche gegen Ende des Ersten Weltkrieges den alten Taufstein den Berg hinuntergerollt hatten. Dabei ist das Original leider verlorengegangen

 

Feldatal

Merkers: Bei Merkers liegt  rechts der steile, schön bewaldete Krayenberg mit Burgruine (Aufstieg von Tiefenort aus).

 

Dietlas: Es empfiehlt sich der Besuch des Öchsen­berg (Weg, grün bezeichnet, steil im Wald empor), an Martinroda vorbei auf freiem Felde nach Völkershausen. Von hier in einer drei­viertel Stunde auf schönem Promenaden­weg bis zum Gipfel.

 

Stadtlengsfeld an der Felda (271 Meter): Stammschloß der Freiherren von Boineburg, anmutige Lage, beliebte Sommerfrische.

 

Weilar: Von Boyneburg’sches Schloß mit Park

 

Urnshausen: Von hier aus ist der Besuch des herr­lich gelegenen Schönsees, eines mit Wasser gefüllten Erd­falls, wie sie in jener Gegend häufig vorkommen, sehr zu empfehlen

 

Bernshausen: Hinter Bernshausen liegt in 400 Meter Höhe inmitten von Erlengebüsch am Fuße der Stoffelskuppe, die fast kreisrunde, tiefe, im Durch­messer 220 Meter breite Berns­häuser Kutte in märchen­hafter Einsamkeit.

 

Zella (St. Martini): Schöne Barockkirche und ehemaligem Nonnenkloster, jetzt Gutsgebäude, in herrlicher Lage auf einer Anhöhe; schöner Blick auf den Thüringer Wald bei Eisenach.

 

 

Feldatal

Merkers: Bei Merkers liegt  rechts der steile, schön bewaldete Krayenberg mit Burgruine (Aufstieg von Tiefenort aus).

 

Dietlas: Es empfiehlt sich der Besuch des Öchsen­berg (Weg, grün bezeichnet, steil im Wald empor), an Martinroda vorbei auf freiem Felde nach Völkershausen. Von hier in einer drei­viertel Stunde auf schönem Promenaden­weg bis zum Gipfel.

 

Stadtlengsfeld an der Felda (271 Meter): Stammschloß der Freiherren von Boineburg, anmutige Lage, beliebte Sommerfrische.

 

Weilar: Von Boyneburg’sches Schloß mit Park

 

Urnshausen: Von hier aus ist der Besuch des herr­lich gelegenen Schönsees, eines mit Wasser gefüllten Erd­falls, wie sie in jener Gegend häufig vorkommen, sehr zu empfehlen

 

Bernshausen: Hinter Bernshausen liegt in 400 Meter Höhe inmitten von Erlengebüsch am Fuße der Stoffelskuppe, die fast kreisrunde, tiefe, im Durch­messer 220 Meter breite Berns­häuser Kutte in märchen­hafter Einsamkeit.

 

Zella (St. Martini): Schöne Barockkirche und ehemaligem Nonnenkloster, jetzt Gutsgebäude, in herrlicher Lage auf einer Anhöhe; schöner Blick auf den Thüringer Wald bei Eisenach.

 

 

Frankenheim

Mit 750 Metern ist Frankenheim das höchstgelegene Dorf des ganzen Gebirges, politisch zu Thüringen gehörig. Es wird wegen seiner reinen Luft und Gelegenheit zu bequemen Waldspaziergängen als Sommerfrische aufgesucht, auch von Kissinger Ärzten für Nachkuren, Liegekuren usw. im Sommer und Winter empfohlen. Für Wintersport (Skilauf) ist es vorzüglich geeignet. Der Billstein (789 Meter) ist eine Basaltanhäufung am Westrande der Hohen Rhön mit herrlicher Aussicht auf den Ulstergrund.

 

Birx: Ebenfalls politisch zu Thüringen gehörend liegt Birx etwas geschützter als Frankenheim in 730 Meter Höhe. Am Dungküppel hat man einen schönen Blick nach der Wasser­kuppe.

 

Wanderungen:

1. Schwarzes Moor: Zunächst geht m an nach dem Braunkohlewerk im Lettengraben, dann hinauf auf den Melpertser Rasenberg. Hier sieht man in einiger Ent­fernung das Moor als eine schwärz­liche Fläche. Am oberen Rand geht es vorbei nach dem Dorf Birx und dann die Landstraße Fladungen ‑ Seiferts entweder bis Seiferts (Bahnstation) oder bei der Birxmühle den Fußpfad hin­unter nach Melperts und die Straße weiter nach Wüsten­sachsen zurück.

 

2. Ehemalige Grenze:

Aus Richtung Fulda fährt man über die Bundesstraße 458 in Richtung Hilders. Im Ortsteil Batten nach rechts bis zum Ehrenber­ger Ortsteil Seiferts, dort links in Richtung Birx / Hochrhönstraße abbiegen. Der Weg beginnt an der Abzweigung der Landesstraße 3476 von Seiferts im Landkreis Fulda nach Fla­dungen in der bayrischen Rhön. Direkt nach der Abzweigung in Richtung Birx ori­entieren wie uns am Schild Basaltwerk.

An der breiten Fahr­straße, die aller­dings an Werkta­gen stark von, Last­kraftwagen befah­ren ist, finden wir im Einfahrtsbe­reich gleich einen Parkplatz am Stra­ßenrand. Ab jetzt wird nur noch gelaufen. Ein altes Wege­kreuz aus dem Mittelalter an der Ecke der Einfahrt dient als imposanter Anhalts­punkt in Basalt.

Vierzig Meter oberhalb des Kreuzes von der Basaltwerkszufahrt her schlägt man sich rechts in die Büsche. Nur schwach ist ein überwachsener Weg zu erkennen. Grenzsteine und Stümpfe der westlichen Grenzmarkierung zeigen die Rich­tung: Hier verlief die Demarkationslinie. Überall in diesem Ge­biet stößt man auf Betontrümmer, hervor­stehende Stacheldrahtreste, Relikte des Doppelzaunes von 1962 ‑ eine Schutthal­de der Geschichte. Die Natur hat sich schon vieles wieder zurückgeholt. Die frü­her breit ausgeschlagene Schneise ist fast völlig wieder ausgefüllt. Man steht vor der Entscheidung, auf welchem Weg man den immerhin 770 Meter hohen Dungberg meistern will, entlang der Basaltwerkzu­fahrt um den Berg herum ist bequemer als direkt.

Überwachsene Betonpfähle liegen, ei­ner unsichtbaren Linie folgend, in der Landschaft. Sie markieren Kolonnenweg und Sperrgraben, dem man nun in Rich­tung Nordosten folgt. Man läuft auf ein­gezäunten Viehweiden.

Ein Forst­weg führt nach rechts ein Feldweg nach Birx. Geradeaus ist ein fast zugewachse­ner Trampelpfad zu erkennen. Hier geht die Wanderung weiter, eine kleine An­höhe und man steht vor einem etwa zwei Meter hohen Basaltkopf, dem Bildstein, der bereits auf thüringischem Gelände liegt. Das Gebiet hier gelangte zu trauriger Berühmtheit: Vier jun­ge Männer, die am Karfreitag des Jahres 1962 einen Ausflug an die Grenze gemacht hatten, waren auf dem Basaltkopf sitzend von Volkspolizisten mit Maschinengewehr­garben beschossen worden. Ein junger Mann konnte nur durch glückliche Um­stände gerettet werden. Der erste deutsch­-deutsche Grenzzwischenfall in diesem Ge­biet. Erst 1999 mußte sich der Schütze vor dem Meininger Landgericht verantwor­ten.

Man wendet sich auf dem Kolonnen­weg nach Süden, passiert einen grünen Betonturm, wohl ein rückwärtiger Füh­rungsturm. Jetzt hat man ständig Sicht­kontakt nach Birx und kann sich die viel­fältigen Wegelängen, die das weitverzweig­te Feldwegenetz hier anbietet, nach Lust, Zeit und Fitneß aussuchen. Über die Kreis­straße nach Seiferts gelangt man nach ei­nem halben Kilometer wieder an den  Ausgangspunkt zurück.

 

3. Wanderung von Frankenheim über die Hohe Rhön:

Auf der Straße nach Birx bis zu dem Wegweiser, der nach dem Schwarzen Moor zeigt, diesem nach und kurz vor dem Moor etwas nach rechts ab, am Querenberg (804 Meter) vorbei. Man sieht eine flache Erhebung vor sich, den Stürnberg (902 Meter) mit dein Hohen Polster, die man ersteigen muß, um sumpfige Stellen zu vermeiden. Oben gibt es eine umfassende Aussicht: Nach Osten sieht man ins Frankenland hinein, nach Westen zur Wasserkuppe und Milseburg hin, nach Süden zu erblickt man als Abschluß einer ausgedehnten Rasenfläche einen flachen zweigzipfligen Bergrücken, links der Schwabenhimmel (913 Meter) und Heidel­stein (930 Meter).

Weiter vorn, etwas nach rechts, liegt eine basaltische, teilweise bewaldete Kuppe, der Steinkopf bei Wüstensachsen. Diese Hochfläche war zur Zeit der Heuernte - Mitte bis Ende Juli - der Schauplatz bunten Lebens. Ans den Dörfern im Tal (Wüstensachsen, Oberelsbach, Ginolfs, Sondheim, Roth, Hausen) kamen die Mäher herauf, um das Gras auf den Hutflächen zu mähen und das gemähte Gras zum Trocknen zu wen­den. Das nahm bei gutem Wetter einige Tage, bei ungünstigem dagegen oft Wochen in Anspruch. Während dieser Zeit hausten die Leute auf der Hochfläche in Zelten, deren Zahl viele Hunderte betrug und die mit ihren weißen, schimmern­den Flächen der Landschaft ein ganz eigenartiges Gepräge verliehen. Später wurde das Bild noch mehr belebt durch die Hunderte von Ochsengespannen, die in Kreuz‑ und Querfahrten über die weite Fläche zogen, um das Heu zu Tal zu schaffen.

Zwischen Stürnberg und Heidelstein gibt es keinen zu­sammenhängenden Weg, doch zeigen die in gewissen Ab­ständen angebrachten Pfähle die Richtung genau an. Am Fuße des Hei­delsteins (Schwabenhimmels), in der Ein­senkung zwischen Ulster und Elsbach, wendet man sich links und verfolgt den Weg, der die Ortschaften Wüstensachsen und Oberelsbach verbindet, überschreitet den östlich vom Heidelstein (Schwabenhimmel) liegenden Maihügel. Jen­seits wird eine Schutzhütte sichtbar.

Es empfiehlt sich, von der Schutzhütte dem Bächlein und der Markierung folgend, durch junge Tannen hinab bis zum Fahrweg, dann links zur Basaltanhäufung des Steinernen Hauses zu gehen Man verfolgt nun den von Oberelsbach heraufführenden, bezeichneten Weg in westlicher Richtung und gelangt auf den Gipfel des Heidelsteins (930 Meter), den Mittelpunkt des ganzen Gebirges. Hier übersieht man seine Gliederung am besten: Nach Norden zu spaltet das Ulstertal die Hohe Rhön in ihre beiden Äste, nach Südwest erstreckt sich der wuchtige Rücken der Waldgebirgigen Rhön, nach Süden türmt sich der Gebirgsstock des Kreuz­bergs mit den Schwarzen Bergen auf. Ein Denkmal für die im Weltkrieg gefallenen Rhönklubmitglieder ist auf dem Schwaben­himmel.

Nunmehr folgt man den roten Zeichen, die hinunter nach Gersfeld führen, bis zum Roten Moor (818 Meter) an der Straße Bischofsheim ‑ Wüstensachsen, einer 3,3 Hektar großen Fläche, die 6 ‑ 10 Meter in die Tiefe geht. Die Ausbeute an Moorerde wurde nach Gersfeld und Bischofsheim abgefahren und in den umliegenden Badeorten Kissingen, Brückenau, Orb und anderen zur Herstellung von Moorbädern verwendet. Am Moor wendet man sich nach rechts und folgt den blauen Zeichen, die vom Kreuzberg herüberkommen. Bald kreuzt man die Straße Obernhansen ‑ Wüstensachsen und sieht hinab in das Gersfelder Tal mit seiner Bergmauer im Hinter­grund. Links vom Wege eine Anlage, welche die unter einem Haufen zusammengeschichteter Basaltsteine entspringende, vom Rhönklub gefaßte Fuldaquelle (855 Meter) umgibt. Hier ist eine Inschrift angebracht.

Nach halbstündiger Wanderung erreicht man den Gipfel der Großen Wasserkuppe, den höchsten Punkt des Rhöngebirges (950 Meter). Von hier senkt sich die Hochfläche nach allen Richtungen hin, zum Teil sehr schroff in die Tiefe.

 

 

Geba

Man geht entweder auf grün bezeichnetem Weg über Dreißigacker, dessen Schloß seit 1920 ein Volkshoch­schulheim beherbergt, oder den grünen Zeichen nach über Herpf. Bei dem Dörfchen Traebes - durch das beide Wege führen -  ist ein mit Sträuchern und Bäumen bewachsener trichterförmiger Erdfall, das Traebeser Loch. Der Gipfel der 751Meter hohen Geba  ist kahl und trägt die Meininger Hütte. Die Aussicht ist hervorragend schön: Nach Norden Habichts­wald bei Kassel mit dem Herkules, Meißner, näher Stoffelskuppe und Pleß, die Wart­burg, Kissel, Inselberg, nahe Wasungen die Maienluft; nach Osten Thüringer Wald, Dolmar. Fichtelgebirge mit Schneeberg und Ochsenkopf (sehr entfernt), die Veste Coburg, die Gleichberge bei Röm­hild: nach Süden Steigerwahl mit dem Zabelstein bei Gerolzhofen, nahe die Ruine Henneberg, ferner die Haßberge, die Salzburg bei Neustadt, Schwarze Berge und Kreuzberg; nach Westen Hohe Rhön mit Schwaben­himmel, Wasserkuppe, Ellenbogen (Milseburg verdeckt), ferner Auersberg, Habel, Engelsberg und die Berge bei Dermbach.

 

Meiningen

Vom Bahnhof aus betritt man den Englischen Garten mit herrlichen Bäumen, Teichanlagen und verschie­denen Denkmälern (Jean-Paul-Denkmal, Kriegerdenkmal, Märchenbrunnen zu Ludwig Bechsteins Gedächtnis). Am jenseitigen Ende, an der Bernhardstraße, steht das Landes­theater, an Stelle des 1908 abgebrannten Hoftheaters erbaut, wegen seiner Musteraufführungen in der Theatergeschichte bekannt. Von der Bernhardstraße geht es an verschiede­nen ehemaligen Palais vorbei nach der Georgstraße und, rechts abbiegend, durch die Klostergase zum Schloß (Elisabethenburg). Es wurde 1682 von Bernhard I. zu Ehren seiner Gemahn Elisabeth in E-Form erbaut. Es enthält in einem Rundbau die Räumlichkeiten der Verwaltungsbehör­den und verschiedener Archive, namentlich das Hennebergische Archiv. Vom Schloß geht man wieder zurück durch die Georgstraße zum Markt mit der zweitürmigen Stadtkirche und dem Rathaus. Den Markt ziert ein Brunnen mit dem Standbild Kaiser Heinrichs II., der die Stadt befestigte.

 

Ruine Henneberg

Der Weg geht auf der Landstraße nach Mellrichstadt im Werratal bis zum „Still“ und dann im Sulzbachgrund hinauf. Oberhalb von Sülzfeld zweigt eine Allee rechts nach der Fasanerie ab, einem ehemaligen herzog­lichen Schloß mit Wildpark. Von den Saalfenstern im ersten Stock hat man eine schöne Aussicht auf die Hohe Rhön bei Franken­heim. Nach einer weiteren halben Stunde erreicht man Dorf Henneberg, das sich malerisch an den Burgberg anlehnt. Die Ruine Henneberg ist die Stammburg der Grafen von Henneberg, die im Bauernkrieg 1525 zerstört wurde. Von hier aus geht  es über Bauerbach - wo sich Schiller 1782 ‑ 1783 aufhielt und „Kabale und Liebe“ dichtete - nach Ritschenhausen und mit der Eisenbahn wieder nach Meiningen zurück.

 

 

Bayerische Rhön

 

Fladungen

 Dieses 410 Meter hoch gelegene Städtchen mutet mit seinen Mauern und zahlreichen Türmen - gleich den übrigen Ortschaften im Streutal - wie eine Stadt aus dem Mittelalter an. Im Herzen Deutschlands liegt das alte reizende Rhönstädtchen, das im Jahre 789 in einer fuldi­schen Urkunde zum ersten Male erwähnt und 1335 mit Stadtrechten ausgestattet wurde.

Mit festen, turmbewehrten Mauern wurde der Ort im 14. Jahrhundert zur Bastion ausgebaut. Die Be­festigungsmauer ist besonders nach Norden und Westen hin außer­ordentlich hoch. Vier Mauertürme sind noch gut erhalten, darunter der „Vexierturm“ mit seiner schiefen Haube und der „Maulaffe“ am nördlichen Torausgang mit dem „Maulaffe“ genannten steinernen Männchen, das dem Betrachter die Kehrseite zu wendet.

Fladungen hat schöne alte Fachwerkhäuser sowie ein Zentgebäude aus der Renaissance, das die umfang­ reichen und attraktiv zu­sammengestellten Sammlungen des 1921 eröffneten Rhönmuseums beherbergt. Da sieht man unter anderem Stubeneinrichtungen, Webstühle für das einst sehr gefragte Rhöner Leinen, eine Sammlung schöner Truhen, Kinderspielzeug, Volkskunst und ein Herbarium der Rhön­flora. Es gibt mit seiner Sammlung von Holzbildhauerarbeiten, Zimmereinrichtungen, Gerätschaften, Karten usw. ein ge­schmackvoll angeordnetes und geschichtlich interessantes Bild der bodenständigen Kultur.

Fladungen liegt unmittelbar am Ostfuß der Hohen Rhön und ist daher als Ausgangspunkt mannigfacher Wanderungen von Touristen sehr besucht. Auch Sommerfrischler kommen auf ihre Rechnung, da die Wege in der Umgebung gut instand ge­halten, farbig bezeichnet und mit Ruhebänken versehen sind. Eine Orientierungstafel ist am Bahnhof.

 

Ausflüge:

1. Eisgraben und Schwarzes Moor: (rote, blaue und grüne Zeichen).

Vom Bahnhof Fladungen Weg 1inks hin­auf über den Hammelberg mit der Gangolf-Kapelle bis vor das Dorf Hausen. Das Dorf durchsehreitend, am rechten Ufer des Baches von Hausen zu einem Steg über den Aschelbach, dessen Bett durch Basaltgeröll ausgefüllt ist, der sogenannte Eisgraben. Über den Steg, Fahrweg am 1inken Ufer aufwärts zur Straßenbrücke (links zur nahen Frauenhöhle, einer un­bedeutenden Basalthöhle). Dann schlechter Fußweg am Hang aufwärts zu einem Steg, oder ‑ etwas weiter ‑ zum neuen Steg, steil aufwärts durch Wald; ins Freie tretend, hat man die Hohe Rhön erreicht, eine weite Gras­fläche, deren einförmiges, Profil kaum durch einige flach­gewölbte Hügel unterbrochen wird. Links bald das Schwarze Moor (779 Meter), 60 Hektar große Moorfläche mit vielen Tüm­peln und Pfützen, deren Wasser durch das verdorrende Moos ein schwärzliches Aussehen erhält. Die Ränder des Moors kennzeichnen sieh durch niedrige Birkenbüsche, und man tut gut, bei nassem Wetter diese Grenzen zu beachten (Den Pfählen nach gelangt man nach Franken­heim.). Rückweg nach Fladungen über das Dorf Rüden­schwinden; bei nassem Wetter eine kurze Strecke am Schwarzen Moor vorbei, dann rechts einen Pfad zwischen zwei Waldabschnitten hinunter ins Tal.

2. Königsburg:

Interessanter, sehr lohnender Ausflug meist durch Wald, über die Hohe Straße zur Königsburg und in derselben Richtung weiter zur Lichten­burg bei Ostheim.

3. Heidelstein:

Für Wanderer, die von Fladungen aus die Rhön, durchqueren wollen, empfiehlt es sich, vom Schwar­zen Moor aus entweder nach Frankenheim (den Pfählen nach) und Hilders (grüne Zeichen) oder nach Wüsten­sachsen (rote Zeichen) oder endlich über die Hohe Rhön („Hohes Polster“) nach dem Heidelstein zu gehen.

4. Ellenbogen (814 Meter) und dem Rhönhäuschen (grüne Zeichen):

Straße über Oberfladungen nach dem Gut Huflar, von da Waldweg im Streugrund hinauf, an der Streuquelle vorbei, über die Straße von Kalten­nordheim nach Frankenheim auf die rasige Kuppe mit dem Eisenacher Haus und schöner Aussicht nach den nördlichen Rhönbergen und dem Thüringer Wald. Vom Ellenbogen gelangt Man in südwestlicher Richtung nach einem Jägerhaus, dem sogenannten Rhönhäuschen (siehe auch Bischofsheim). Einige Schritte unterhalb desselben ist  der Ursprung der Weid, der Landgrafenbrunnen, durch eine Tafel mit In­schrift gekennzeichnet.

 

Nordheim vor der Rhön

Das bayerische Dorf hat alte herrschaftliche Gebäude und einen malerischem Kirchenaufgang. es ist Station für die Basaltverladung vom Rother Berg.

 

Ausflüge:

1. Königsburg (533 Meter, blaue Zei­chen): Schön bewaldeter Berg mit Mauerresten und Aus­sichtsturm.

2. Rother Kuppe (723 Meter): Von Nord­heim auf der Landstraße bis Roth, dann durch das Dorf, das als Sommerfrische besucht wird, und steil in die Höhe (blaue Zeichen), an dem Justus‑Brunnen vorbei (zu Ehren des Gründers des Rhönklubs, Dr. Justus Schneider in Fulda). Links am Rother Berg das Basaltwerk von Leimbach in Nord­heim. Vom Aussichtsturm auf der Kuppe hat man eine schöne Aus­sieht nach Franken hinein.

3. Steinerne Haus: Eine kolossale Anhäufung von vielen tausend meterlangen, fünfkantigen Basaltsäulen. Man geht über Oberelsbach - einen stattlichen Ort an der Els - steil nach der Hohen Rhön hinauf bis kurz vor den Maihügel und dann 1inks in den Wald, nach einigen Minuten liegen rechts am Weg die Basalt­massen. Auf einer aus Basaltsäulen erbauten Traverse überquert man das Vorkommen in seiner ganzen Aus­dehnung und gelangt auf den Maihügel.

4. Gangolfs­berg (737 Meter): Vom Schweinfurter Haus des Rhönklubs vorbei an der Thüringer Hütte erreicht man das Natur­schutzgebiet „Am Gangolfsberg“. Dort stehen ein Aussichtsturm und eine Kapellenruine. Ein Basaltvorkommen mit Prismenwand aus Basaltsäulen und Blockhalden ist seit einigen Jahren dem Abbau entzogen und als Naturdenkmal geschützt.

Der Gangolfsberg ist durch einen Naturlehrpfad er­schlossen. Hier wird man nicht nur über heimische Flora und Fauna informiert, sondern auch über die geologischen Gegeben­heiten des Berges. Er hat diesbe­züglich einiges an Eindrucksvol­lem - wie z.B. den „Teufelskeller“ - zu bieten. Dieser Berg ist somit in jeder Hinsicht eine Ausnah­meerscheinung.

Man wandert weiter zum Gipfel und zu den Grundmauern der Gangolfskapelle, vorbei an alten Ringwallanlagen. Der Weg hat teilweise starke Steigungen. Aber letztlich wird die Mühe belohnt und bei guter Fern­sicht kann man unterhalb des Gip­fels bis weit ins Grabfeld sehen. Auf markierten Wegen geht man zum Ausgangspunkt zurück. Die Wanderung kann auch in Obe­relsbach begonnen werden und verlängert sich dadurch um etwa zwei Stunden.

 

 

Ostheim vor der Rhön

Das 292 Meter hoch gelegene ehemals thüringische Städtchen an der Streu ist  malerisch und reizend gelegen. Wenige Kleinstädte Deutschlands haben das Vorgestrige so gut bewah­ren können  Da gibt es malerische Gerberhäuser am Ufer der Streu und manches schöne Fachwerkhaus an der brei­ten, baum‑ und brunnenbestandenen Marktstraße. Dazu gehört auch das Ende des 16.Jahrhunderts im Renaissancestil erbaute stattliche Rathaus mit der repräsentativen Freitreppe, das 1587 sein heutiges Aussehen erhielt.

Besonders reizvoll bieten sieh die alten Gerberhäuser an der Streu, die stei­nerne Torbrücke mit ihren vier Bogen aus dem 17. Jahrhundert und darüber im Hintergrund die Kirche mit den Befesti­gungsmauern und vier Ecktürmen von Süden, etwa vom Bahnhof aus. Durch die Stadt zieht sieh eine breite, mit Bäumen bepflanzte Straße, an der im Osten des Paulinenstift und des Armenhaus, ferner des Kranken­haus, vormals von Hanstein’sches Schloß im Renaissancestil.

 

Vor allem sehens­wert ist die Kirchenbefestigung aus dem  Jahre 1400, die um­fangreichste dieser Art. Die Kirche ist in eine vollständig erhaltene doppelte Ringmauer hineingebaut.  An den vier Ecken der inneren Mauer erheben sich vier Türme, der Pulverturm, der achtlöcherige Turm, der Waagglockenturm und der Schulglockenturm.

Im Kirchhof finden sich einige 60 Keller („Gaden“) unter der doppelten Ringmau­er, in der zu Kriegszeiten die Einwohner ihre Habe bargen. Sie gehören traditionsgemäß Alt‑Ostheimer Familien.

In der Mitte der Anlage er­hebt sich, als Nachfolger der ursprünglichen Kirche, ein Gotteshaus im Stil von Re­naissance und Früh­barock. Es paßt zwar äußerlich nicht ganz dazu, enthält aber ei­nen ungewöhnlich reizvoll gestalteten Innenraum mit dreigeschossigen Emporen, bemaltem Tonnengewölbe und einer Barockorgel von 1730.

Ostheim ist die Heimat der berühmten Ostheimer Weichselkirschen.

 

Rund200 Meter über dem Städtchen liegt nördlich das Schloß Lichtenburg in 477 Meter Höhe. Der Weg dahin führt am Städtischen Wasserwerk vorbei. Die Entstehung der Burg geht in das 12. Jahrhundert zurück und ist einem Henneberger Grafen zugeschrieben. Aus den Händen dieses Geschlechtes ging sie in die des Stiftes Würzburg über und wechselte in der Folgezeit ihre Besitzer öfter, bis sie im 15. Jahrhundert wieder an die Familie Henneberg zurückfiel. Im Bauernkrieg wurde die Burg fast völlig zerstört; während jedoch die übrigen Henne­berger Schlösser als Ruinen liegen blieben, wurde die Lichtenburg wieder aufgebaut.  Jahre 1555 kam sie an die Herzöge von Sachsen-Eisenach, 1741 an Sachsen-Weimar.

Gegenwärtig stehen außer den Mauern nur noch der Bergfried, ein schöner hoher Turm mit bequemer Treppe, die Kemenate und vom Palas die östliche Giebelwand, die mit ihren Fensterlöchern einen eigenartigen Anblick bietet. An Stelle des alten Torhauses ist ein neues er-richtet und als Gaststube eingerichtet worden  In der Kemenate wohnt der Burgvogt, der gleichzeitig das Gasthaus leitet.

Im äußeren Hof stehen unter Lindenbäumen Tische und Bänke, man hat von hier nach Süden und Südosten einen schönen Ausblick. Viel umfassender ist der Blick vom Turm: Er erreicht gegen Nordosten den Inselberg, gegen Osten und Südosten die Gleichberge bei Römhild, die Veste Heldburg und Veste Coburg, gegen Südwesten den Kreuzberg. Vor dem Eingang zur Lichtenburg ist eine Freilichtbühne des Lichtenburg-Vereins (Pfingstfestspiele).

 

Mellrichstadt

Das 272 Meter hoch gelegene alte Städtchen an der Streu war Sitz eines Bezirks­amts  und hat Türme und Befestigungsmauern. Bekannt wurde  es  durch die im Jahr 1078 hier geschlagene Schlacht zwischen Heinrich IV. und Rudolf von Schwaben. Ausflüge gehen nach der Ruine Henneberg und nach der Lichtenburg bei Ostheim und nach dem Frickenhäuser See.

 

Bad Neustadt a. d. Saale

Die bayerische Stadt an dem Einfluß der Brend in die fränkische Saale liegt an der der Bahnlinie Meiningen‑ Schweinfurt. Sie hat einen beträchtlichen Han­del, die Viehmärkte gehören zu den bedeutendsten Deutsch­lands. Neustadt hat eine reizende Lage im weiten Wiesental der Fränkischen Saale auf einer kleinen Anhöhe am rechten Ufer.

Um die Stadt zieht sich der Ring der alten Befesti­gungsmauern mit den mittelalterlichen Türmen. Die Gründung der Stadt wird Karl dem Großen zugeschrieben, denn er soll die „Neustadt“ für seine junge Frau Fastrada herzförmig angelegt haben. Auch das Innere des Städtchens ist freundlich, besonders beachtenswert der schöne Markt­platz mit Brunnen. Die klassizi­stisch‑kühle katholische Stadtpfarrkir­che mit 28 römisch‑ korinthischen Säulen wurde anfangs des 19. Jahrhunderts erbaut. Die ehemalige Klosterkirche der beschuhten Karmeliterinnen ist gotisches Bauwerk mit einer frühbarocken Kassetten­decke und schönen Beicht­stühle und mit einem Turm aus der Renaissance.

Zu den Toren und Türmen der Stadtmauer kam 1579 / 1580 das eindrucksvolle neunstöcki­ge Hohntor hinzu mit dem Wappen des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespel­brunn und schönem Renaissancegiebel. Das Heimatmu­seum (Rhön‑Museum) ist im alten Würzbur­gischen Amtshaus aus dem früheren 18. Jahrhundert zu Hause.

 

Das Kurviertel von Neustadt liegt jenseits der Saale, zu Füßen der Salzburg. In die­sem früher selbständigen Bad Neuhaus sprudeln fünf kohlensäurehaltige Koch­salzquellen: Marienquelle, Bonifatiusquelle, Hermannquelle, Elisabethenquelle. In ihrer Zusammensetzung und Wirkung sind diese Quellen denen von Bad Kissingen, Homburg, Nauheim und Soden gleich­wertig, von denen „keine bei einer gleichen Quantität von Salzen eine so große Menge von Kohlensäure besitzt“ (von Uebig).

Die Neuhauser Quellen finden Anwendung bei chronischen Magen‑ und Darmleiden, Rheumatismus, Gicht, Herz‑ und Nervenleiden, Frauenleiden und allgemeiner Nervenabspannung. Zu den vielen Kurangeboten zählt auch das Mineralsole‑Hallenwel­lenbad mit Sauna und Sola­rium, das jedem ‑ nicht nur Heilsuchenden - zugänglich ist. In dem großen Park, der die Quellen umgibt, befindet sich eine Trinkhalle mit 400 Quadratmeter großer Wandelhalle. Das Schloßhotel ist ein früheres freiherrliches Schloß.

 

Die 304 Meter hoch gelegene Salzburg wurde nicht - wie es die Sage will - für Kaiser Karl gebaut, damit er von dort wohl­gefällig auf die herzförmige Stadt herabblicken könne. Im Jahr 1000 schenkte Otto III. die Burg dem Bistum Würz­burg, das sie Vögten zu Lehen gab, die die Gerichtsbarkeit von hier aus über die zugehörigen Ortschaften ausübten. Die Festung entstand erst um 1100 als Residenz des Stadthalters der Würzbur­ger Fürstbischöfe.

Die Salzburg, zu der man von Neustadt auf schattigem Treppenweg hinauf­spaziert, ist nicht nur eine erstaunlich gut erhaltene Burganlage - das Mauerwerk stammt teilweise noch aus dem 12. und 13. Jahrhun­dert - sondern auch eine der größten der Bundesrepublik Deutschland. Die späteren Besitzer ließen die Burg verfallen, und so ist sie jetzt eine Ruine, eine der umfangreich­sten Deutschlands.

Die Salzburg liegt 80 Meter über der Talsohle auf einem bewaldeten Kalkberg, von dessen Fuß aus in Neuhaus ein schöner Fahrweg und Promenadenweg sanft ansteigend zur Burg führt. Die Umfassungsmauern sind noch vollständig erhalten, außerdem mehrere Wart‑ und Tortürme, Gebäude mit schönen Fensternischen und Giebelwände mit Bogen­fenstern in gotischem Stil. Im Hof ist ein 75 Meter tiefer Brunnen, dessen Wasser mittels Tretrades berauf­geholt wird. Mitten in die Mauerreste hinein wurde 1841‑ 1848 eine Kapelle ge­baut, die den altertümlichen Eindruck des Ganzen empfind­lich stört. Von der westlichen Mauerbrüstung hat man eine herrliche Aussicht auf Neustadt und die Rhönberge im Hintergrund, besonders den Kreuzberg.

 

Ausflüge von Neustadt.

1. Nach Kloster Bildhausen (rote Zeichen), eine alte Zisterzienserabtei.

2. Nach Münnerstadt, ein altes Städtchen mit gut erhaltenen Befestigungsanlagen und Tortürmen. In der Pfarrkirche sind zwei berühmte Reliefs von Tilmann Riemenschneider. Von Münnerstadt kann man eine Wan­derung machen über den Michelsberg und Burghausen nach Bad Bocklet.

3. Nach Wechterswinkel und dem Frickenhäuser See (blaue Zeichen). Wechterwinkel ist ein ehe­maliges Zisterzienserkloster (Besuch kaum lohnend). Der Frickenhäuser See liegt zehn Minuten vom Dorf Frickenhausen am Weg nach Unsleben links. Der unbedeutende Weiher ist 11.000 Quadratmeter groß und der einzige Landsee Unterfrankens.

4. Die Eisenbahn berührt zunächst das uralte Dorf Brendlorenzen, dessen Kirche im Jahr 706 ge­gründet sein soll. Die Fahrt geht im Wiesental der Brend aufwärts, oft auf dem Straßendamm, durch hübschen Wald, und endet in Bischofsheim vor der Rhön.

 

Kleinbardorf (Unterfranken)

Der Ort gehört zu  Sulzfeld östlich von Bad Neustadt und südwestlich von Bad Königshofen. Schon der einen Kilometer lange Weg vom Ortsrand zum Friedhof nötigt besonderen Respekt ab. Denn es handelt sich um eine schmale Straße mit einer Steigung von unglaublichen 20 Prozent, welche die Leichenwagen bewältigen mussten. Die Lage auf einem Bergsporn der unterfränkischen Haßberge erinnert an das Plateau des Glaubergs, denn auch hier gibt es hochgelegene, markante Bodendenkmäler mit Funden bis zur Jungsteinzeit.

Das südlich der Rhön gelegene Areal ist mit heute noch über 4400 Grabsteinen der größte jüdische Landfriedhof in Bayern. Vor 1933 zählte man dort annähernd 20.000 Grabstätten.

Der Friedhof bei Kleinbardorf wurde erstmals 1574 als Grabstätte der Juden erwähnt. Noch erhalten ist ein steinernes Leichenwaschhaus („Tahara-Haus“) aus dem Jahre 1697. Begraben sind auf der Fläche die sterblichen Überreste der Juden aus 28 umliegenden, teils mehr als zehn Kilometer entfernten Gemeinden.

Das reizvolle Wasserschloss Kleinbardorf wurde restaturiert, ein Nebengebäude wurde für sommerliche Kulturveranstaltungen ausgebaut.

 

Münnerstadt

Der Ort ist, berühmt vor allem durch den 15 Meter hohen Riemenschneider-Altar.

 

Bad Kissingen

Von Hammelburg aus kann man durch das Thulbatal nach Brückenau und in die südliche Rhön vordringen und über die Schloßruine Trimberg, Aura mit den Überresten seines Klosters und Garitz nach Bad Kissingen wandern.

Das 201 Meter hoch gelegene  Bad Kissingen ist das größte bayerische Staats­bad, eines der berühmtesten deutschen Heilbäder überhaupt. Seine Anfänge reichen bis in das frühe Mittelalter zurück, seine Salzlager wurden schon in der vorgeschicht­lichen Zeit benutzt. Die fränkischen Fürstbischöfe haben zuerst die wirtschaftliche und medizinische Bedeutung der Quellen erkannt und die erste Gestaltung Kissingens als Kurort in die Hand genommen. Um den weiteren Ausbau von Stadt und Bad machten sich die bayerischen Könige, darunter besonders der kunstliebende Ludwig I. verdient.

Seine Bedeutung und seinen Weltruf aber verdankt Bad Kissingen den Erfolgen seiner heilkräftigen Trink‑ und Bade­quellen, die auf dem linken Saale-Ufer entspringen. Es sind dies die drei stark kohlesäurehaltigen, radioaktiven Trinkquellen Rakoczy-, Pandur- und der Max­brunnen und die beiden Solequellen Solesprudel auf der unteren Saline bei Kissingen und der Schönbornsprudel in dem drei Kilometer entfernten Hausen. Sie zeichnen  sich durch ihren überaus großen Gehalt an Kohlesäure aus (etwa 2800 mg per Liter) und werden zum Trinken sowohl als auch zum Baden benutzt.

Hinzu kommt noch der Luitpold‑Sprudel in Kleinbrach. Letzterem kommt infolge seines Gehaltes an Arsen und Eisen ein anderer Charakter zu als den übrigen Kissinger Heilquellen.  Er erweist sich sowohl als Badequelle als ein äußerst wirksames Mittel bei Krankheiten des Herzens und der Gefäße und bei rheuma­tischen Leiden, wie auch als Trinkquelle bei Blutarmut und gewissen Magen‑ und Darmkrankheiten. Durch einen neuartigen Pumpentypus ist es gelungen, das Wasser des Sprudels ohne nennenswerten Verlust des gewaltigen Kohlensäuregehaltes in das sieben Kilometer entfernte Kissingen zu leiten.

Die Solequellen dienen ihres hohen Kohlensäuregehaltes wegen in erster Linie Badezwecken. Außer diesen Quellen kommen als Kurmittel in Betracht: Kissinger Bitterwasser, Molke (aus Ziegenmilch gewonnen), das Bockleter Phosphor­-Arsen‑Eisenwasser und die Mineralmoorbäder, aus dem Moor­vorrat der Rhön bereitet. Die Quellen bewähren sich bei allen Erkrankungen des Magens und Darmes, der Galle, bei Stoffwechselleiden, Kor­pulenz und Herzerkrankungen, die Kissinger Moorbäder bei rheumatischen Beschwerden.

Bad Kissingen weist hohe Belegungsziffern auf. Die Liste seiner Kurgäste zählte ehedem Fürstlichkeiten in Menge, als berühmtesten, langjährigen Kurgast nennt sie Fürst Bismarck, den deutschen  Reichskanzler. Heute treffen sich hier ein internationales Publikum und prominente Persönlich­keiten.

Einen wichtigen Bestandteil der Kurmittel bildet ferner der Gradierbau, in dessen Nähe die Luft außerordentlich salzhaltig, heilkräftig und stärkend ist. Zum Inhalieren verwendet man den Salzdampf (In­halatorium). Im Gurgelkabinett (unter den Arkaden beim Rakoczy‑ Brunnen) wird die Sole zu Trinkkuren und Spü­lungen benutzt. Die Heilquellen und übrigen Heilmittel Kissingens werden in erster Linie bei katarrhalischen Er­krankungen der Verdauungsorgane, organischen und ner­vösen Störungen des Herzens und der Gefäße, Frauen­krankheiten, ferner Stoffwechselkrankheiten, Nervenleiden und Nierenerkrankungen angewandt.

Schon in vorrömischer Zeit waren die Solequellen Kissingens be­kannt. Im späten Mittelalter herrschte hier munterer Badebetrieb. Vor allem aber spielte die Salzgewinnung eine große Rolle.

Prachtvolle, zu Beginn unse­res Jahrhunderts entworfe­ne Kur‑ und Gartenanlagen reihen sich beiderseits der Saale: rechts des Wasser­laufs das Luitpoldbad mit dem Spielkasino, links der Regentenbau mit dem schönen Konzert‑ und Festsaal, mit Wandelhalle und Trinkquellen. Es gibt den weitläufigen Luitpoldpark, den schmucken Rosengarten und den Pal­mengarten am Hochufer der Fränkischen Saale. Außerhalb der autofreien Kurzone erhebt sich das Jugendstil‑Kurtheater.

 

Rundgang:

Vom Bahnhof geradeaus durch die Bahnhofsanlagen in die an Villen, Kur‑ und Logierhäusern reiche Kurhausstraße, die links Ausblick ge­währt auf das großartige Prinzregent‑Luitpold‑Bad jenseits der Saale, an das sich der Neue Kurpark mit seinen herr­lichen Anlagen anschließt. Diesseits der Saale der Kurgarten, mit der neuen Wandelhalle, die die beiden berühmtesten Quellen Rakoczy und Pandur enthält, die Arkaden mit dem Konversationssaal und das Neue Kurhaus (Regentenbau). Dieser durch reiche Architektur und edles Steinmaterial ausgezeichnete Monumentalbau ist ebenso wie die Wandelhalle nach Entwürfen und unter Leitung des Geheimrats Professor Littmann in München 1911‑1913 ausgeführt.

Den Hauptraum des Baus nimmt der großartige Festsaal mit 1063 Sitzplätzen ein, die sich auf Parkett und Galerie verteilen; an ihn schließt sich eine Flucht weiterer Säle an, die sich um den als Ziergarten ausgebildeten Schmuck­hof gruppieren: Konversationssaal, Spielsaal, zwei Lesesäle sowie Herren‑ und Damenschreibzimmer.

Dem Kur­garten gegenüber, an der Straße, das Kurhaushotel, das im Zusammenhang mit dem 1927 / 1928 erfolgten Neubau des Kur­hausbades an der Prinzregentenstraße 1930 renoviert wurde. Geht man vor dem Kurhaushotel rechts die Theaterstraße hinauf, so trifft man auf die, im romanischen Stil erbaute Evangelische Kirche, rechts in der Straße geradeaus auf das neu eingerichtete Theater. Links in die Hofrat‑Hessing‑Straße, an der neuen Katholischen, Kirche vorbei und 1inks in die obere Marktstraße zum Marktplatz mit dem Rathaus.

Das Alte Rathaus ist von 1577, das Neue Rathaus von 1775 mit dem mittelalterlichen Nebengebäude.  Vom Rathaus geht es die Kirchgasse entlang, an der quadratisch angelegten katholischen Barockkirche St. Jacobus mit dem dreihundert Jahre älteren Turm vorbei und weiter durch die Spital­gasse bis zur Kreuzung mit der breiten Maxstraße, an der schräg nach links die Synagoge und weiter oben an der Straßenecke das Englische Bethaus sichtbar wird, durch die Promenadenstraße, die an die Saale und nach dem Promenadenweg zur Unteren und Oberen Saline führt.

Die Saline, ungefähr eine halbe Stunde von Kissingen entfernt, kann man auf Promenadenwegen an beiden Ufern der Saale wie auch mit Dampfboot erreichen. Hier fällt der Gradierbau auf, eine 300 Meter lange Wand aus 12 Meter hoch geschichteten Weißdornen, an denen ständig die Sole herabtropft. Eine Sehenswürdigkeit ist ferner der 100 Meter tiefe intermittierende Solesprudel.

In der Nähe in den Anlagen steht ein Stand­bild des Fürsten Bismarck, 5 Minuten weiter die Obere Saline, ein ehemaliges fürstliches Jagdschlößchen, einst die Wohnung Bis­marcks während seines Kuraufenthaltes. Die Räume sind im damaligen Zustand erhalten geblieben und zu jeder Tageszeit zu besichtigen. Oberhalb der Oberen Saline ragt rechts von der Straße, beim Dorf Hausen, ein achteckiger roter Turm empor, in dem der Schönbornsprudel entspringt.

 

Umgebung:

Es gibt hier viele Waldwan­derwege. Der beliebteste führt zum vier Kilometer nordwestlich gelegenen Wildpark Klaushof, in dem man alle in Franken beheima­teten Wildarten zu Gesicht bekommen kann.

Von Anfang Mai bis Mitte Oktober fährt eine von vier Apfelschimmeln gezogene Biedermeier‑Postkutsche von Bad Kissingen nach Schloß Aschach bei Bad Bocklet.

Da ist das wälderreiche Bad Brückenau am Fuße der Rhön, ein bekanntes Nierenbad (siehe   Spessart, Sinntal).

Auf der anderen Seite Bad Neuhaus mit der gewaltigen Salzburg, einer ehemaligen Kaiserpfalz.

Ein typisches, malerisches Frankenstädtchen ist das nahegelegene idyllische Münner­stadt. Es birgt Schätze mittelalterlicher Kunst, vor allem in der hochinteressanten Pfarrkirche, neben kostbaren Glas­malereien vielgenannte Riemenschneideraltäre.

Efeuumsponnene Burgen im Tale der fränkischen Saale, so Saaleck bei Hammelburg, bei Euerdorf die Ruine Trimburg und in Bad Kissingen selbst die Bodenlaube und Herrensitze aus üppigem Barock im Umkreise.

 

Ausflüge:

1. Ruine Bodenlaube, der Stammsitz des Minnesängers Otto von Bodenlauben

2. Staffelshöhe mit dem 20 Meter hohen Ludwigsturm und Café. Jagdhaus.

3. Kaskadental, am rechten Ufer der Saale, eine Viertelstunde vom Schönbornsprudel.

4. Wittelsbach‑Jubiläumsturm auf dem Scheinberg (32 Meter), mit schöner Rundsieht.

5. Aura mit gleichnamigem Kloster,

6. Trimberg mit Schloß Trimberg

7. Aschach: Zwei Kilometer südwestlich von Bad Kissingen, an der nächsten Saale‑Schleife, liegt der Ortsteil Aschach mit seinem Schloß. Das Bauwerk mit den hohen Treppengiebeln entstand im 12. Jahrhundert als Burg der Grafen von Henneberg und wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts für die Würzburger Fürstbischöfe neu erbaut. Es hat sich seit­dem sehr verändert, zumal es im 19. Jahrhundert von einem Industriellen zur Stein­gutfabrik umfunktioniert wurde. Im Jahre 1874 kaufte es der da­malige Regierungspräsi­dent Graf Luxburg. Er machte das alte Gemäuer im Stil der Zeit wieder wohnlich und richtete es mit seinen beachtlichen Kunstsammlungen ein. Sein Sohn schenkte alles zusammen dem Bezirk Unterfranken. So ist Schloß Aschach heute das Graf Luxburg‑Museum und kann - bis auf einen kleinen, noch bewohnten Teil ‑ besichtigt werden. Auch ohne die privaten Räume bekommt der Besucher mehr als genug zu sehen: sehr schöne alte Möbel aus verschiedenen Stilepochen, Gemälde, Plastiken, Por­zellan‑, Glas‑ und Silbersammlungen ‑ und was der schönen, teuren Dingen mehr sind.

8. Stahlbad Bad Bocklet: Bocklet ist ein Dorf an der Saale, nördlich von Kissingen. Es liegt überaus an­mutig zwischen Wiesen und Bäumen versteckt einsam am Wald. Das kleine Stahl‑ und Mineralbad stellt eine angenehme Mischung von biedermeierlichem Charme und modernen Kureinrichtungen dar. Das Bad besitzt eine Arsen‑Eisenquelle und Moorbadanlagen und wird gegen Blutarmut und Nervenschwäche gebraucht. Das Wasser ist sehr wirksam bei Frauenkrankheiten.

8. Die Schwarzen Berge: Von Platz (527 Meter), einem bayerischen Dorf an der Kraftpostlinie Kissingen‑Stadt Brückenau hinauf zur Platzer Kuppe führen gelbe Zeichen (738 Meter), von der ans man eine überraschend schöne und weite Aussicht genießt. Unter dem Namen der Schwarzen Berge versteht man einen Höhenzug von acht Kilometer Länge, südwestlich vom Kreuzberg und mit diesem durch den Sattel des Guggas zusammenhängend, der den oberen Lauf der Vorderen Sinn an ihrem linken Ufer begleitet. Seine Höhe beträgt im Durchschnitt 800 Meter, bleibt also nur wenig hinter der Hohen Rhön zurück. Aus dem Höhenzug ragen

einzelne flache Kuppen empor: außer der schon erwähnten Platzer Kuppe der Schwarzenberg (832 Meter), der Todtemannsberg (auch Totmansberg, 840 Metzer) und der Feuerberg (834 Meter), der ringsum freie Aussicht bietet.

 

Bad Bocklet

Das kleine Stahl‑ und Mineralbad liegt in einem freund­lichen Wiesental der Fränki­schen Saale, am Südhang ei­nes bewaldeten Höhenzuges der Vorrhön. Es stellt eine angenehme Mischung von biedermeierlichem Charme und modernen Kureinrichtungen dar.

Zwei Kilometer südwestlich, an der nächsten Saale‑Schleife, liegt der Ortsteil Aschach mit seinem Schloß. Das Bauwerk mit den hohen Treppengiebeln entstand im 12. Jahrhundert als Burg der Grafen von Henneberg und wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts für die Würzburger Fürstbischöfe neu erbaut. Es hat sich seit­dem sehr verändert, zumal es im 19. Jahrhundert von einem Industriellen zur Stein­gutfabrik umfunktioniert wurde.

Im Jahre 1874 kaufte es der da­malige Regierungspräsi­dent Graf Luxburg. Er machte das alte Gemäuer im Stil der Zeit wieder wohnlich und richtete es mit seinen beachtlichen Kunstsammlungen ein. Sein Sohn schenkte alles zusammen dem Bezirk Unterfranken. So ist Schloß Aschach heute das Graf Luxburg‑Museum und kann – bis auf einen kleinen noch bewohnten Teil ‑ besichtigt werden. Auch ohne die privaten Räume bekommt der Besucher mehr als genug zu sehen: sehr schöne alte Möbel aus verschiedenen Stilepochen, Gemälde, Plastiken, Por­zellan‑, Glas‑ und Silbersammlungen ‑ und was der schönen, teuren Dingen mehr sind.

 

 

Bischofsheim vor der Rhön:

Das 432 Meter hoch gelegene bayerische Städtchen ist außerordentlich günstig für kleinere und größere Rhön­wanderungen gelegen. Auch weitere Ziele, wie die Schwarzen Berge, die Waldgebirgige Rhön, Gersfeld und Umgebung, besonders die Wasserkuppe, sind bequem zu erreichen. Es gibt eine protestantische Kirche und am Bahnhof, die gotische Pfarrkirche. Amtsgebäude und Centturm stehen nahe dem Markt, dessen geschlossenes Bild ein Beispiel des städtebaulichen Empfindens einer vergangenen Zeit ist. Im Rathaus befindet sich eine Sammlung der Funde von der Ruine Osterburg. Dazu ein Basaltwerk und ein städtisches Schwimmbad.

Seit 1862 ist in Bischofsheim eine renommierte Holz­schnitzerschule mit ständiger Ausstellung zu Hause. In dieser (inzwischen staatli­chen) Lehranstalt lernen junge Menschen ein Kunst­handwerk, das traditionell zur Rhön gehört. Zur rauhen Winterzeit hat man hier seit Menschengedenken ge­schnitzt: in einem Ort Holz­schuhe, im anderen Löffel und Schüsseln, in wieder ei­nem anderen Butterfässer oder Pfeifenköpfe. So ver­diente man sich ein Zubrot. ­Heute verkaufen sich Heili­genfiguren und Krippen besser ‑ aber die zu schnit­zen will gelernt sein. Darum gründete man die Holz­schnitzerschule.Viele ehemalige Schüler haben sich in der Rhön niederge­lassen.

 

Kreuzberg:

Neben Wasserkuppe und Milseburg ist die 932 Meter hohe Erhebung eine der auffallendsten Bergformen der Hochrhön. So verschieden ihre Silhouette, so unterschiedlich ist auch ihre Kulturgeschichte. Während an der Milseburg ausgedehnte Ringwälle auf prähistorische Besiedlung verweisen, die windreiche Wasserkuppe zum „Berg der Flieger“ wurde, gilt der Kreuzberg als „Heiliger Berg“ der Wallfahrer.

Das ganze Jahr über ziehen viele tausend Wanderer und Wallfahrer zum Kreuzberg, dem bekanntesten Berg der Rhön in Bayern (928 Meter oder 932) - dem „Heiligen Berg der Franken“. Der Kreuzberg ist wegen seiner herrlichen Fernsicht und seiner sonstigen landschaftlichen Schönheiten von alters her das Ziel aller Rhönwanderer und wegen seiner für die Erholung besonders günstigen klimatischen Vorzüge eine gern besuchte Höhensommerfrische. Infolge seiner außerordentlich günstigen Geländeverhältnisse und der in der Regel guten und reichlichen Schneelage ist er einer der besuchtesten Wintersportplätze in der Rhön.

Der Kreuzberg hieß im Mittelalter Aschberg. Der Sage nach wurde das Wahrzeichen des Berges, das Kreuz, von Kilian, dem Schutzheiligen Frankens, im 7. Jahrhundert hier aufgepflanzt; nach ihm ist der östlich vom Kreuzberg liegende Hügel Kilianskopf und der am Fuße desselben gelegene Hof Kilianhof genannt. Die Legende sagt, daß der heilige Kilian, der Schutzpatron der Franken, bei seiner Missionsreise durchs Land der Heiden hier oben das allererste Kreuz aufstellte.

 

Es gibt verschiedene Aufstiege:

Mußten die Pilger über Jahrhunderte hinweg auf ungebahnten Pfaden den Berg hinaufklettern, finden Wanderer heutzutage von Bischofsheim aus gut markierte Wege, Autofahrer finden eine ausgebaute Straße bis kurz vor die Klostergebäude.

1. An einem Steinkreuz am Ortsrand von Sandberg beginnt diese Wanderung. Über Wiesen, Weiden und schmale Waldstreifen geht es zum Kreuzberghang hinauf. Der Anstieg ist teilweise sehr steil. Das „Marienbrünnle“ - es wird von Wanderern stets mit frischen Feldblumen geschmückt, oder der „Herrgottsquell“, laden Sie zum Verweilen ein. Über eine Waldwiese erreicht man das Kloster Kreuzberg. Hier kann man eine zünftige Rast einlegen. Auf dem Gipfel des Kreuzberges wird man für die Mühen des Aufstieges durch die phantastische Rundumsicht belohnt.

2. Man geht durch das Städtchen nach dem Dorf Haselbach. Am Ende des Dorfes zweigt 1inks der direkte Weg nach dem Kreuzberg ab, die sogenannte „Kniebreche“, die durch Wald empor führt bis ins Freie. Oben sieht man eine echte Rhönlandschaft mit herrlichem Ausblick.

Man sieht im Norden die mittlere Rhön, im Nordosten den Thüringer Wald mit Inselsberg, Schneekopf, davor die Geba, die Lichtenburg bei Ostheim, die Ruine Henneberg, im Osten die Veste Coburg, näher die Gleichberge, im Südosten Fichtelgebirge und Steigerwald, im Süden Kissingen mit der Bodenlaube, die Festung Marienburg bei Würzburg, den Gram­schatzer Wald, die Ruinen Saaleck und Sodenberg (nahe), im Südwesten den Spessart, davor den Dreistelz, im Westen die Auersberge im Sinngrund, dahinter den Taunus, im Nordwesten die Waldgebirgige Rhön vorn Dammersfeld bis zum Himmeldunkberg, Osterburg mit dem Schwabenhimmel im Hintergrund, dahinter Vogelsberg und Knüll in Hessen.

 

Das Kloster:

Mit den christianisierten Franken begannen die Wallfahrten auf den Kreuzberg, die in den Wirren der Bauernkriege und der Reformationszeit zum Erliegen kamen. Erst im Zuge der Gegenreformation ließ 1598 der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn das im Bauernkrieg zerstörte heilige Kreuz auf dem Gipfel wiedererrichten.

Als 1647 der Dreißigjährige Krieg bereits 29 Jahre gedauert hatte und immer noch kein Ende abzusehen war, zogen aus Würzburg Bittwallfahrer in großer Zahl auf den Kreuzberg, um Frieden zu erflehen. Zu dem kam es dann ein Jahr später. Zum Dank (und weil die Pilgerscharen nun nicht mehr abreißen wollten) entstanden noch im gleichen Jahrhundert an Stelle der Hütte ein Kloster und die Wallfahrtskirche: Nachdem die kleine Kapelle auf dem Berg errichtet worden war, erbaute wegen des wachsenden Pilgerstroms in den Jahren 1680 / 1692 der Würzburger Fürstbischof Philipp von Dernbach ein Franziskanerkloster mit Wallfahrtskirche. Deren größte Kostbarkeit ist eine wertvolle Monstranz, die einen Splitter vom Kreuz Christi enthalten soll. Nun zogen auch die Franziskaner auf den Gipfel, die bis zu diesem Zeitpunkt die Wallfahrer von Bischofsheim aus betreut hatten.

Zum gottgefälligen Werk der Mönche gehört seit 1731 das Brauen eigenen Bieres. Das süffige Dunkelbier, zünftig in Maßkrügen ausgeschenkt, ist schon eine Versuchung wert. Ob Pilger oder Besucher, vereint sitzt man an den langen, blankgescheuerten Tischen der Kloster-Gaststube und läßt sich Gerstensaft und Brotzeit schmecken. Als Wirtshaus versteht sich das Kloster allerdings nicht. Früh abends schon werden die Zapfhähne abgeschraubt, und während der Hauptgottesdienste wird nicht ausgeschenkt.

Das Kloster mit seinen grauen Mauern und mit seiner Kirche liegt 64 Meter unterhalb des Gipfels. Es enthält eine Gastwirtschaft und Fremdenherberge, ferner den Kreuzberggasthof und hinter dem Kloster den Berggasthof Bavaria. Das Kloster mit seinem Kiosk‑Rummel und dem Menschengewimmel in den übervollen, verrauchten Restaurationsräumen ist nicht gerade ein Ort der stillen Andacht. Aber das von den Franziskanern gebraute Rauchbier ist ausgezeichnet ‑ weshalb es von Pilgern wie von Rhönwanderern sehr geschätzt wird.    

Im Kilian-Jahr 1989 entstand am Kreuzberghotel an der Gipfelauffahrt ein 4,30 Meter hohes Kiliansdenkmal aus fränkischem Muschelkalk. Das Kreuz weist ihn als Missionar, das Schwert als Märtyrer aus.

 

Den Gipfel erreicht man am besten auf dem Pfad, an dem die 13 Stationen liegen, bis zur Kreuzigungsgruppe und von hier weiter zum Observatorium und dem 23,4 Meter hohen Holzkreuz. Wenig unterhalb des Holzkreuzes erheben sich die drei mächtigen „Kreuze von Golgatha“, die Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn an Stelle des alten verschwunde7nen Kreuzes im 16. Jahrhundert zusammen mit einer kleinen Schutzhütte errichten ließ.

Oben hat man eine großartige Fernsicht. Der 864 Meter (928 Meter) hohe Berg liegt malerisch auf einer Felsplatte, die sich nach Süden, Westen und Norden sanft abdacht, während nach Osten der Berg steil ansteigt. Lohn der Mühe ist ein grandioses Panorama über das geschwungene Auf und Ab der nördlichen Rhön und den hessischen Vogelsberg im Westen. An klaren Tagen reicht die Sicht bis Taunus und Spessart.

Etwa 100 Schritte östlich vom Kreuz ist eine Terrasse, von der aus sich gewaltige Basaltmassen in wirrem Durcheinander in die Tiefe senken, das Johannisfeuer genannt. Von hier aus ist der Blick auf die nähere Umgebung nach Osten hin freier als vom Gipfel aus. In der Nähe des Johannisfeuers die vom Rhönklub‑Zweigverein Würzburg errichtete Gedenktafel für den Rhönsänger und ‑dichter Pfarrer Leopold Höhl. Den Kreuzberg zu erklimmen gehört zu einem Rhönbesuch wie der Gang übers Hochmoor.

 

Neustädter Haus:

Im Wald des Käulingberges erreicht man das „Neustädter Haus“ des Rhönklubs. Einmalig ist auch das Irenkreuz, eine Hochplastik, nahe am Weg. Schon im Jahre 686 soll der Franken-Apostel Kilian mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan auf dem Gipfel das Kreuz errichtet und den Heiden gepredigt haben. Berg- und Quellennamen erinnern noch heute an das legendäre Wirken der iro-schottischen Mönche. Ihnen zu Ehren wurde das sogenannte Irenkreuz an der Fahrstraße zwischen Bischofsheim und Sandberg errichtet, das in den heimischen Bildstöcken keine Entsprechung hat und eher an die Kreuzräder irischer Friedhöfe denken läßt.

 

Osterburg:

Man er­reicht die 715Meter hohe Osterburg (rote Zeichen) entweder auf dem Weg durch Haselbach, von wo der bezeichnete Weg rechts abzweigt und in die Höhe führt, oder direkt, indem man bei der Schnitzschule, den roten Zeichen folgend, aufwärts geht. Die Osterburg ist eine umfangreiche Burgruine auf dem Osterberg, einem Basaltkegel westlich von Bischofsheim.

Die Spuren der Ruine wurden 1897 von dem Forstmeister Fuchs in Bischofsheim bei Anlegung eines Waldweges aufgefunden und all­mählich freigelegt. Bis dahin war sie unter Rasen und Fichtenbestand verborgen gewesen. Der Durchmesser von Osten nach Westen be­trägt 114 Meter, die größte Breite von Norden nach Süden 70 Meter. Von dem Haupteingang sind noch die Stümpfe zweier Tortürme erhalten. Die Ringmauern sind in einer Höhe von 1 bis 3 Meter vor­handen. Am besten erhalten ist der Bergfried. Seine lichte Weite beträgt fast 10 Meter, die Mauerstärke 1,5 Meter, seine Höhe betrug bei der Aus­grabung 2,5 Meter und wird auf ursprünglich 40 ‑ 50 Meter geschätzt.

Man be­absichtigt, ihn als Aussichtsturm aufzubauen. Der Bau ist bereits bis auf ungefähr 13 Meter Höhe vorgeschritten, aber dann wieder eingestellt. Die Ring­mauer ist in einer Entfer nung von ungefähr 15 Meter von einem Graben umgeben, dessen Tiefe 6 ‑ 8 Meter und dessen Breite 8 ‑ 10 Meter beträgt. Be­sondere Beachtung verdienen die Kleinfunde aus Stein, Ton und Metall, Konsolen, Säulenreste, Gefäße, Bronzeschüsseln, Schnallen, Gürtel­schlösser, Sporen, Eßwerkzeuge, Geschirrteile, die von nicht geringer Kunstfertigkeit zeugen; sie werden im Rathaus zu Bischofsheim gezeigt.

Gräben und ein Teil der Mauern der Burg weisen auf die Entstehung in vorgeschicht­licher Zeit hin, andere Spuren lassen auf die merowingische Zeit schließen,als eine weitere Bauperiode mag das 11. und 12. Jahrhundert anzusprechen sein. Die Baugeschichte der Burg schließt mit der romanischen Periode ab. Um die Mitte des 13. Jahr­hunderts scheint die Burg zerstört worden zu sein, und zwar aller Wahr­scheinlichkeit nach durch Feuerbrunst infolge Blitzschlages. Von dem alten Bergfried aus hat man einen schönen Blick in das Tal der Brend bis zur Salzburg hinunter.

 

 

Rhönhaus:

Das Rhön­haus an der Rhönstraße Bischofsheim‑Wüstensachsen ist ein einfach bewirtschaftetes Straßenwärterhaus. Von hier gibt es einen Fußpfad über den Bauersberg nach dem Holzbergerhof (mit Schloß des Grafen Schimmelmann) und hinab durch die Basaltgruppe der Teufelsmiihle auf die Straße (siehe auch Fladungen).

 

Heidelstein und Schwabenhimmel: Der Hinweg führt über das Basaltwerk, die Teufelsmühle und den Holzbergerhof, von da zum Heidel­stein. Der Rückweg geht vom Schwabenhimmel aus.

 

Rotes und Schwarzes Moor:

Als „in der Nähe von Bischofsheim liegend“ wird das Schwarze Moor bezeichnet. Wenn man von Bischofsheim nach Norden fährt Richtung Wüstensachsen (die westlichere Straße, nicht auf der Hochrhönstraße) kommt man zum Roten Moor. Wenn man zum Schwarzen Moor will, muß man in Wüstensachsen nach Osten fahren zur Hochrhönstraße und dann nach Norden oder gleich in Bischofsheim auf die Hochrhönstraße fahren (die östlichere der Straßen nach Norden). Das Schwarze Moor liegt in Bayern, jedoch südöstlich des thüringischen Ortes Birx. Während das bayerische Schwarze Moor schon 1939 unter Naturschutz gestellt wurde, konnte man sich für Rote Moor erst 1979 zu einem solchen Schritt durchringen. Seit 1984 steht das Rote Moor unter strengem Naturschutz. sonst gibt es in Hessen nur noch das Große Moor bei Großenmoor im Kreis Hersfeld-Rotenburg.

 

Der Torfabbau - zuletzt 20 000 Quadrat­meter im Jahr - wurde gar erst 1984 endgültig eingestellt; Gleiskör­per, Loren und Kipper verschwanden. Am Beispiel des am Rande der Hochebene der „Langen Rhön“ liegenden Roten Moores läßt sich seitdem gut verfolgen, wie die Renaturierung voranschreitet. Zunächst hob man das durch den Torfabbau gesunkene Grundwas­ser an, um das Wachstum typischer Hochmoorpflanzen zu unterstüt­zen. Flechten werden zurückgedrängt, Feuchtrasen, Seggen, Troll­blumen und Sonnentau dagegen begünstigt. Weitläufig wurden die artfremden Fichten entfernt zugunsten von Bergahorn, Eschen, Schwarzerlen und vor allem dem typischsten Baum im Roten Moor, der Karpatenbirke. Sie wächst hier auf einem Gebiet von insgesamt 45 Hektar und ist im mitteleuropäischen Raum nirgends sonst so stark vertreten.

Man parkt am Parkplatz Moordorf. Dort geht man auf der anderen Seite in   den Wald hinein. Rechts ist hinter einer Böschung ein kleiner See. Links steht ein Gedenkstein an die Notstandsarbeiten 1932 - 1936. An der Schutzhütte biegt man dann rechts ab auf den Moorweg. Der mehr als einen Kilometer lange, mit einem Handlauf versehene Holzbohlenpfad ist auch für gehbehinderte Wanderer und Rollstuhlfahrer geeignet, bei Nässe aber nur mit festen Schuhen oder gar Gummistiefeln zu begehen ist.  Der elf Meter hohe neue Holzturm am über einen Kilometer langen Bohlenweg durch das Moor wurde im Jahr 2008 eingeweiht. Vom neuen Turm aus hat man einen guten Blick in das Rote Moor.

Ein als „Moor-Lehrpfad“ ausgewiesener Bohlenweg führt quer durch das Gebiet. Man wandert durch einen ein­zigartigen Lebensraum für seltene Pflan­zen und Insekten durch Torfstichge­biete und Karparten‑Birken‑Moorwald sowie durch Wiesen mit Trollblumen und Wollgras. Schautafeln am Lehrpfad erläutern die Pflanzen.  Wachstum und Alter (12.000 Jahre) des sumpfigen Ge­ländes, das Entstehen des Torfes, Schutzmaßnahmen sowie Botanik und Zoologie werden auf Texttafeln erläutert. So erfährt man, daß neben der subarktischen Pflanzengesellschaft auch viele bestandge­fährdete Tierarten in dem 315 Hektar großen Areal ein unschätzbares Rückzugsgebiet gefunden haben: Langschnäbelige Bekassine gründeln hier ebenso wie Wiesenpieper und Waldschnepfen. Selbst eini­ge Birkhühner, die einzige natürlich vorkommende Population Hes­sens, haben im Roten Moor ihr Zuhause.

Der Aussichtsturm am Ende des Weges bietet eine Verschnauf­pause mit sagenhaf­tem Rundblick.  Dann geht es nach links weiter und noch einmal links auf den westlichen Zweig des Rundweges. Dort geht nach rechts der Weg in die Kaskadenschlucht ab, der aber auf der Übersichtskarte nicht angegeben ist. Der Moorrundweg führt zum Parkplatz Schwedenwall. Dort biegt man wieder links ab auf den bekannten Weg zum Parkplatz Moordorf.

Der Rhönklub hat eine spezielle Broschüre erstellt. Informationen:

Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, Groenhoff-Haus-Wasserkuppe

36129 Gersfeld, Telefon: 06654 96120, Fax: 06654 961220

E-Mail: vwst@biosphaerenreservat-rhoen.de

Internet: www.biosphaerenreservat-rhoen.de

 

 

 

Wildflecken

Der 500 Meter hoch gelegene Ort inmitten von Laub‑ und Nadelwald ist Ausgangspunkt für viele Ausflüge. Allrdings sind Dammersfeld, Eierhauck und Dalherdaer Kuppe ind er Regel nicht zugänglich. Sie liegen im Bereich des Truppenübungsplatzes Wildflecken. Dort ist ein „militärischer Sicherheitsbereich“, dessen Betreten zum Schutze der Zivilbevölkerung verboten ist und dessen Missachtung entsprechende Sanktionen nach sich ziehen kann (Auferlegen eines Bußgeldes zum Beispiel). Bei der Schießausbildung entstehen beispielsweise „Gefahrenbereiche“, in denen jeglicher Aufenthalt von Personen verboten ist. Ebenso können in vielen Bereichen „Blindgänger“, also nicht zur Explosion gekommene Granaten oder Geschosse, vorhanden sein, die bei Berührung oder Auslösen zu schwersten   oder gar tödlichen Verletzungen führen können.

Im Rahmen der einmal jedes Jahr am letzten Juli-Wochenende  von der Bundeswehr durchgeführten „Wandertage“ ist aber ein offizielles Betreten des militärischen Geländes möglich. An diesen beiden Tagen werden unterschiedlich lange Wanderstrecken, die beispielsweise auch auf den „Eierhauck“ führen können, angeboten. Diese Möglichkeit kann von allen am Truppenübungsplatz-Gelände mit seinen Besonderheiten  Interessierten genutzt werden.

 

Vor er Nutzung als Truppenübungsplatz wurden folgende Ausflüge beschrieben:

1. Dammersfeld (928 Meter), nordwestlich, einer der bedeutendsten und besuchtesten Rhönberge: Straße bis Reussendorf, von da den gelben Zeichen nach zum Wiesenhaus (853 Meter), einfaches Gasthaus auf weiter Wiesenmatte, bis zum Gipfel noch etwa 20 Minuten. Höchste Erhebung der wald­gebirgigen Rhön. Die eigentliche Dammersfelder Kuppe besteht aus zwei durch einen flachen Rücken zusammenhängenden Erhebungen. Von der Südkuppe aus sieht man nach Süden die Berge des Sinngrundes in schöner Gruppierung vor sich liegen, dahinter Saaleck und Soden­berg bei Hammelburg, nach rechts folgen Spessart, weiter Taunus und Vogelsgebirge. Die Aussicht von der Nord­kuppe ist zugewachsen. An der Nordostseite des Dammersfeldes unter der Kuppe das Haus Franken.

Man bezeichnet mit Dammersfeld im weiteren Sinne ein größeres Massiv, zu dem außer der eigentlichen Dammersfelder Kuppe noch Maria‑Ehrenberg im Sudwesten, Dreifelskuppe und Dalherdaer Kuppe im Nordwesten gehören. Maria‑Ehrenberg (676 Meter) ist ein prächtig mit Buchen bewaldeter, steil aus dem Grunde der Kleinen Sinn aufsteigender Bergkegel mit einer vielbesuchten Wallfahrtskapelle, die 1666 erbaut und 1732 erweitert wurde.

2. Die Dalherdaer Kuppe (800 Meter) ist eine kahle, nach Norden steil abfallende Erhebung mit Windhütte und Aussichtstafel und einer überraschend umfangreichen Rundsicht, insbesondere nach dem Hessischen Bergland. Am Nordhang steht der „Kuppemann“, eine eigentümliche Felspartie, der Gestalt eines riesigen Mannes gleichend.

3. Eierhauck (910 Meter, gelbe Zeichen): In Wildflecken Fahrweg 1inks von der Straße nach Oberweißen­brunn ab und über einen Bach und hinauf nach dem Wald, der sich bis kurz vor den Gipfel hinzieht. Der Eierhauck ist eine steile grüne Basaltkuppe. Die Aus­sicht ist frei nach allen Seiten hin und eine der schönsten im Rhöngebirge.

Nach Süden gleicht Die Kuppe des Eierhaucks der des Dammersfeldes, nach Westen baut sich dieses machtvoll auf. Dann folgen nach rechts die Kuppenreiche Rhön und nach Norden die schöne Gruppe: Eube, Pferdskopf, Wasserkuppe. Nach Nordost zieht sich über der Hohen Rhön der Thüringer Wald mit dem Inselberg hin. Auch die Gleichberge bei Römhild sind sichtbar.

 

 

 

Oberbach  (südwestlich von Wildflecken)

Zum Würzburger Haus:

Ausgangspunkt für unseren Wander­vorschlag ist das „Haus der Schwar­zen Berge“ in Oberbach, ein Informa­tionszentrum des Biosphärenreservats Rhön (sehenswert). Man folgt der Beschilderung Rosengarten ‑ Gestüt Berghof Islandpferde ‑ und dem Hin­weis Wanderwege des Rhönklubs. Die wichtigste Orientierungshilfe ist von nun an der gelbe Tropfen, der den Wanderer bis zum Würzburger Haus begleitet. Nach etwa zehn Gehminuten auf einem geteerten „Sträßchen“ biegt man rechts ab. Bald wird der Blick frei zum Kleinen und Großen Auersberg und zum Lösershag. Der wild‑roman­tische Wanderweg führt uns weiter oberhalb des Weilers an der Ziegel­hütte und am „Rosengarten“ mit seinen Wacholderbüschen vorbei. Bald erreicht man ein geteertes „Sträßchen“, das in Richtung Würz­burger Haus mäßig ansteigt. Man  folgt dem Hinweisschild „Würzburger Haus 200 Meter2. Im Vereinshaus stärkt man sich für den Rückweg, mittwochs ist Ruhetag (etwa 5 Kilometer, Wanderzeit etwa zwei Stunden).

 

Würzburger Haus zur Kissinger Hütte:

Als Markierungszeichen dient hier das rote Dreieck. Die Wegstrecke vom Würzburger Haus zur Kissinger Hütte ist fast eben und führt großteils durch den Wald. Beim Basaltwerk überquert man die Straße Oberbach‑Gefäll, vorbei am Eisernen Kreuz. Nach dem Basaltwerk setzt sich der Waldweg, nun mäßig ansteigend, fort bis schließlich die Kissinger Hütte über eine Wiese schnell erreicht ist. Die Kissinger Hütte (Montag Ruhe­tag) steht auf dem 830 Meter hohen Feuerberg. Der Name mag ein Hinweis auf die Rhön als Vulkangebirge sein. Der Kreuzberg scheint nun ganz nahe zu sein, ebenso die Wasser­kuppe (etwa 6 Kilometer, Wanderzeit etwa 1 ½ Stunden).

 

Kissinger Hütte noch Ober­bach:

Der gelbe Keildient uns als Markierung. Durch den Wald geht es nun bergab. Auf der Waldstraße biegen wir an der Waldhütte links ab. Dem gelben Keil folgend erreicht man schnell das kleine Tal des Zünters­baches am Fuße des Lösershag. Links unterhalb blickt man in ein kleines Seitental des Sinngrundes ‑ das Ober­bach‑Tal. Vorbei an der Sparkasse erreicht  man die Ortsmitte (Bushaltestelle) (etwa 6 Kilometer, Wanderzeit etwa eine Stunde).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

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