Beerdigungspredigten
Allgemeines
Der heutige Mensch erlebt das Sterben nicht mehr als einen Vollzug. Der Mensch bereitet sich nicht mehr zum Sterben, sondern wird angelogen, wenn die Sache hoffnungslos ist. Der Kranke aber spürt, daß der Mensch, d er an sein Bett tritt, in sich gespalten ist. Wenn sich der Pfarrer hier falsch verhält, hat er alles verloren.
Der Seelsorger ist hier so gefordert, als läge dort ein ihm nahestehender Mensch. Aber von ihm soll Ruhe ausgehen, trotz aller Beteiligung. Hier ist Diakonie am Sterbenden nötig, denn der Arzt macht nur noch formale Besuche oder schiebt den Sterbenden in den Baderaum ab. Allein die Gegenwart eines Menschen ist hilfreich.
Auch wenn das Bewußtsein geschwunden ist, bleiben die Tiefenschichten des Menschen noch lebendig. Man vermutet sogar, daß das Gehör noch über den klinischen Tod hinaus wirkt. Wie schlimm ist es da, wenn noch am Totenbett die Erbstreitigkeiten einsetzen. Oft kann man hier den Menschen erleben, wie er wirklich ist.
Trauer:
Wir können da nicht nur proklamieren: „Weinet mit den Weinenden!“. Wir können nur das rechte Wort finden, wenn wir uns existentiell in die Lage des Angehörigen versetzen. Wer nicht vorher in die Situation geht, wird dann scheitern, wenn er selber in dieser Situation ist. Manchmal wird auch der Pfarrer zugeben müssen, daß er erschüttert ist. Er darf nicht fassungslos sein. Doch er darf nicht so tun, als wüßte er selber Gottes Gedanken, die nicht unsere Gedanken sind.
Trauergespräch:
Der Pfarrer sollte auch dabei sein, wenn der Tote aus dem Haus gebracht wird. Für die Angehörigen ist es ein harter Augenblick, wenn d er Tote über die Schwelle des Hauses getragen wird. Bei diesem Gang wird der Pfarrer viel lernen für die nachfolgende Trauerfeier.
Von mancher Seite wird aber empfohlen, das Gespräch mit den Angehörigen sollte im Amtszimmer stattfinden, weil die Leute zu Hause in Bindungen sind, die sie nicht aus sich herausgehen lassen. Aber vielleicht sollte man diese Frage eher von der Situation und dem Wunsch der Angehörigen abhängig machen. Für das Gespräch sollte man sich Zeit lassen. Häufig bricht bei Beerdigungen etwas auf, hier muß man nachsetzen und seelsorgerliches Geleit geben.
Dann hat der Angehörige das Wort, nur lenkende Fragen sind nötig. Dabei soll ein Bild des Menschen entstehen. Zur Kontrolle sollte man einen Vertrauten aus der Gemeinde fragen. Man sollte keine Kritik üben, aber man kann gewisse Dinge verschweigen, damit man nicht von den Angehörigen hinters Licht geführt wird.
Beerdigungsansprache:
Bei der Beerdigungsansprache fallen weitreichende Entscheidungen. Die Beerdigung ist heute die missionarischste und seelsorgerischste Situation, weil hier eine Gemeinde versammelt ist, die mit der Sonntagsgemeinde nicht zu vergleichen ist, und die oft auch zahlreicher ist.
Durch die Ansprache soll der Mensch wieder aus der Zuschauerhaltung und der Formelwelt in den existentiellen Bezug geführt werden. Bei vielen ist die Neugierde dabei, aber sie wollen auch angesprochen werden durch die Ansprache. Sie wollen mit traurig sein und endlich einmal ihre Gefühle zeigen, auch wenn sie nur in Sentimentalität geäußert werden. Aber von „Stille Nacht“ und Händels „Largo“ sollen die Menschen dann ein Stück weitergeführt werden. Zum Ablauf der Trauerfeier gehört unbedingt der Choral der Gemeinde, die durch das Lied in die Beerdigung einbezogen wird. Die oft sentimentalen Lieder des Chors könnten vielleicht mit der Zeit umgestellt werden. Eine Notlösung ist die Musik von Datenträgern. Aber wir können die sentimentale Schicht nicht einfach überspringen.
Die Menschen sollen sich auch ausweinen können, damit nichts verdrängt wird. Aber dann sollen sie aus dem Schmerz herausgelöst und zur Ruhe geführt werden. Man darf durch Sachlichkeit nicht Gefühle überspielen. Wir müssen eine gültige Antwort finden auf die Frage nach Leid und Tod und nach dem Sinn des Lebens. Das ist heute auch die Frage der Kirchenfernen.
Text:
Entscheidend ist schon die Textwahl. Der Verstorbene gehört ja mit in die Predigt hinein. Gegenstand ist sein Leben und Sterben. Aber Gott spricht durch den Menschen hindurch und führt ihn persönlich in seinem Leben. Wir können nicht den Menschen überspringen und nur Gottes Wort proklamieren.
Man sollte auch die Angehörigen nach ihrem Wunsch fragen. Meist werden sie die Auswahl des Textes an den Pfarrer delegieren: Was man selber wünscht, nimmt man nachher lieber an. Der Pfarrer muß auch spüren, ob die Angehörigen wirklich Leid tragen oder froh sind, daß der Alte endlich gestorben ist. Im ersten Fall muß man trösten, im anderen auf das „memento mori“ verweisen, aber nicht richten, sondern ermahnen und über anderes schweigen.
Bilder:
Wir müssen Bilder finden, die heute den Menschen ansprechen, die aber doch alles in der Schwebe lassen:
1. Alles vergeht wie die Saat auf dem Gottesacker, die nicht in die Furche der Ewigkeit fällt.
2. Im Bild vom Schnitter läßt sich ausdrücken: Es kommt der Tod, der das Leben abschneidet, dann kommt das Gericht auf dem Dreschplatz und das Aussieben in Gottes Sieben.
3. Alter und neuer Mensch sind wie ein Stadtteil, der abgebrannt wird, bei dem die Menschen aber doch die Vorstellung des neuen Stadtteils haben.
Wiedersehen:
Es wird auch gefragt: „Werden wir unsere Angehörigen wieder sehen?“ Ein hartes „Nein“ ist hier unmöglich. Wenn man aber nicht ehrlich „Ja“ sagen kann, sollte man es sein lassen. Im Bild vom alten und neuen Adam läßt sich eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem alten Menschen und seiner Neuschöpfung durch Gott vorstellen, wenn es auch nicht um eine Ähnlichkeit nach Fleisch und Blut geht. Man darf sich die Ewigkeit nicht zu realistisch ausmalen. Nur die menschliche Wärme bleibt uns. Das ist das Wahrheitsmoment in dem Begriff „Wiedersehen“, der eigentlich aus der Individualpsychologie und der Spätromantik stammt.
Es besteht sicher ein Kontinuum, aber über das „Wie“ kann man nichts sagen. Wenn es Kontakt gibt mit dem Haupt des Leibes, dann gibt es auch Kontakt untereinander. Die Möglichkeit, daß es anders ist, als die Theologen meinen, muß immer offen bleiben. Was in diesem Leben war, ist nicht unbedeutend, es wirkt weiter. Die „Person“ ist in dieser und der andren Welt die gleiche. Wie es auf der Erde die Gemeinschaft der Gemeinde gibt, wird es auch in Ewigkeit eine Gemeinschaft des Glaubens geben, nicht nur eine Gemeinschaft mit Christus, sondern auch eine Gemeinschaft der Glaubenden.
Außerdem hängt daran der Sinn unseres ganzen Lebens. Wenn mit dem Tode alles aus ist, brauchen wir keine Christen zu sein. Doch wir sollten als Gegengewicht anbringen: Die Beziehung zu Christus ist wichtiger als die Beziehung zum Nächsten. Am Tode entscheidet sich der Sinn des Lebens.
Eine Flucht ist es, wenn man sagt: „Ich lebe weiter im Gedächtnis der Menschen oder in den Kindern!“ Hier lebt nicht das Individuum, sondern ein numinoses „Es“.
Seele:
Häufig besteht die Anschauung, die Seele komme in den Himmel. Man kann diese Vorstellung nicht radikal bekämpfen. Man findet auch nicht so schnell etwas Entsprechendes als neues Bild. An sich wäre der Begriff „Person“ zutreffend, aber er findet sich nicht im Neuen Testament.
Rituale:
Das Beerdigungsritual enthält viel Heidnisches, zum Beispiel der dreimalige Erdwurf. Mit dem Glauben ist immer auch der Aberglaube verbunden. Man kann den Aberglauben nicht mit Gewalt abschaffen.
Fürbitte für die Toten:
Kann man Fürbitte tun für die Toten? Paulus kennt die Vikariatstaufe (nachträgliche Taufe eines Verstorbenen) und daraus leitet die katholische Kirche die Totenmessen her, in denen sie aus dem Schatz der Kirche den Toten etwas zuweist. Von den Reformatoren wurden sogar Gebete für die Toten abgelehnt. Aber dem muß man heute nicht folgen
Selbstmord:
Selbstmörder erhielten bis 1945 einen anderen Platz auf dem Friedhof. Die Beerdigung wurde ohne Feierlichkeit gehalten und der Pfarrer hielt eine Gerichtspredigt. Doch das hat nur dazu geführt, daß man den Selbstmord vertuschen wollte, um ein richtiges Begräbnis zu erhalten. Wir müssen deutlich machen, daß der Selbstmord auch Mord ist. Auch der Gemeinde ist ihre Schuld aufzuzeigen. Aber eine abschreckende Wirkung geht von Kirchenzuchtmaßnahmen nicht aus. Außerdem können wir das Jüngste Gericht nicht vorwegnehmen. Auch gibt es krankhafte Selbstmordfälle, man kann aber Menschen nicht für eine Krankheit bestrafen.
Die Angehörigen sind bei einem Selbstmord in doppelter Bedrängnis, von innen und von außen: Man wird auch ihnen Vorwürfe machen. Hier sollte man einfach still werden vor dem, was geschehen ist. Nur bei frivolem Selbstmord könnte man soviel Gericht predigen wie sonst auch, wenn einer eines natürlichen Todes starb.
Es gibt auch eine Kategorie von Selbstmördern, die sich oder ihre Familie vor Schlimmerem bewahren wollen. Es gibt eine Verzweiflung, die wir nicht nachvollziehen können und wo wir nicht richten können. Wir sollten den Makel, der auf dem Selbstmord liegt, nicht noch verstärken. Es gibt Dinge, die wir nicht beurteilen können. Man muß mit den Angehörigen reden und danach seine Predigt gestalten, aber man sollte auch die Kirchenältesten fragen.
Bei einem Selbstmord kommt es darauf an, den Richtgeist der anderen abzubiegen, ohne die Schuld zu verharmlosen. Die Gemeinde ist zu stärken gegen die Versuchung zum Selbstmord. Eine Gerichtspredigt würde die seelisch Labilen nur erst recht in den Tod treiben. Man kann nicht Gott als den Allerbarmer hinstellen, höchstens die Hoffnung auf Gottes Erbarmen andeuten und offen lassen. Man darf aber nicht nur entschuldigen, man muß auch von Schuld reden.
Totgeborene und ungetaufte Kinder:
Die Mutter hat das Kind schon monatelang gekannt und ist schwer darüber betroffen, wenn es tot geboren wird. Man hat mit dem Menschen nicht erst dann gelebt, wenn man ihn rational kennengelernt hat. Die Gesetzeslage hat sich aber geändert, auch Kinder unter 500 Gramm können beerdigt werden. An manchen Orten gibt es extra Friedhofsplätze für diese „Sternenkinder“.
Ungetaufte Kinder christlicher Eltern, die den Willen zur Taufe hatten, sollte man beerdigen. Gott ist frei, das Kind auch so zu sich zu nehmen. Über die Nottaufe ist neu nachzudenken: Muß die Taufe unbedingt da sein für die Wiedergeburt? Aber man kann kein Taufbewußtsein schaffen durch eine Gerichtspredigt am Grab eines ungetauften Kindes.
Grabpflege:
Es darf nicht soweit kommen, daß Gräber verwildern und alleinstehende Gemeindeglieder fürchten müssen, ihr Grab werde nicht gepflegt werden. Schon während ihres Lebens sollte man ihnen sonntags die Altarblumen bringen. Heute kommt es zu schlimmen Auswüchsen: Manche Leichen werden ohne Feier verbrannt. Viele Urnen werden nicht mehr abgeholt. Man wird heute „geschmackvoll“ beerdigt
Zwei Haupt-Typen von Ansprachen bei Beerdigungen:
1. Der Lebenslauf des Verstorbenen wird mit der Verkündigung vermischt. Es besteht dann aber die Gefahr, daß die Verkündigung zu kurz kommt.
2. Der Lebenslauf wird der Predigt vorangestellt. Diese Möglichkeit ist bei den folgenden Beispielen vorausgesetzt.
Es gibt sogar noch eine weitere Form, die das Christliche ziemlich verbirgt: Kein Eingangswort, kein Psalm, keine Schriftlesung. Am Anfang kann man gar nicht erkennen, ob es sich um eine kirchliche oder weltliche Trauerfeier handelt. Selbst bei dem Bibelspruch am Anfang wird nicht gesagt, daß er aus der Bibel ist. Und dann in den letzten zehn Prozent der Ansprache, in der viel von „Hoffnung“ und „Mut“ die Rede war, heißt es dann einmal: „Hoffnung“ kann auch christlich verstanden werden. Das ist meine Überzeugung!“ Am Grab dann keine christliche Bestattungsformel, aber immerhin ein Gebet und die Einladung, sich am Vaterunser zu beteiligen. Dabei wird über Gebühr Rücksicht genommen auf die Nichtkirchlichen, anstatt die Gelegenheit zu nutzen, auch einmal diese Menschen zu erreichen.
Die Bestattungsfeier ist ist nicht das Schwierigste bei einem Todesfall. Da hat man seine Agende, die eine gewisse Objektivität bietet und hinter die man sich zurückziehen kann. Schwieriger ist das Gespräch mit den Angehörigen oder gar das Überbringen einer Todesnachricht. Das ist der Pfarrer viel stärker gefordert und gefühlsmäßig betroffen.
Vielleicht wird man auch erst einmal einen Augenblick schweigen müssen, um seine Anteilnahem zu zeigen, über die formale Beileidsbekundung hinaus. In der Regel werden die Angehörigen von sich aus beginnen zu erzählen. Sonst fragt man nach Krankheit und Umständen des Todes. Dann kommt man auch meist schon auf den Lebenslauf zu sprechen.
Nach einiger Zeit nimmt man Zettel und Schreibgerät und sagt. „Ich will mir das alles einmal etwas aufschreiben!“ Die Angehörigen begrüßen das, weil sie ja auch wollen, daß alles exakt wiedergegeben wird.
Schwierig wird es natürlich, wenn sie den Verstorbenen über den grünen Klee loben. Gelegentlich haben sie auch schon einen Lebenslauf verfaßt. Da muß man dann unabhängig bleiben und nachher nur das sagen, was man auch vertreten kann. Hilfreich kann auch sein, wenn ein Kirchenältester weitere Hinweise gibt, vor allem wenn man neu in der Gemeinde ist und die Verhältnisse noch nicht so gut kennt. Aber oftmals sind die Angehörigen auch durchaus ehrlich, wenn es um die schwachen Seiten des Verstorbenen geht. Nur darf man diese natürlich nicht öffentlich äußern, sie bewahren nur davor, eine zu positive Formulierung zu wählen.
Dann sind immer einige technische Fragen zu klären. Die Leute sind dankbar, wenn man ihnen etwas zum Ablauf sagt. Nach Liedern fragt man lieber nicht, denn da kommen immer nur wenige bekannte Lieder. Nur wenn ein Wunsch von Seiten der Angehörigen kommt, sollte man natürlich darauf eingehen; auch Musikstücke von einer CD sollte man zulassen.
Sonderfälle
Weihnachten siehe Ps 112,4 und Lk 2,29-30
Selbstmord siehe 1. Kor 4,5
Geistig Behinderte siehe Mt 1814
Kind siehe Joh 10,27-28 II
Kirchlicher Mitarbeiter siehe Kol 3,16
Hohes Alter siehe Mt 10,22b
Übersicht Altes Testament:
Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe! (1. Mose 24,56)
Hier ist die Pforte des Himmels! (1. Mose 28,17)
Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knechte getan hast
(1. Mose 32,11)
Gedenke an den Herrn, deinen Gott, denn er ist's, der dir Kräfte gibt! (5. Mose 8,18)
Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist! (Jos 1,9)
Die ihn liebhaben müssen sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht! (Ri 5,31)
Es ist genug; so nimm nun Herr, meine Seele; (ich bin nicht besser als meine Väter)!
(1. Kön 19,4)
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken! (Jes 5, 5-9)
Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind (Jes 8,23)
Gott wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen! (Jes 25,8)
Auch das kommt her vom Herrn; sein Rat ist wunderbar und er führt es herrlich hinaus!
(Jes 28,29)
Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! (Jes 35,4)
Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott (Jes 40,1)
Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden! (Jes 40,31)
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch (Jes 41,10)
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein (Jes 43,1)
Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben und tragen und erretten! (Jes 46,4)
Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln! (Jes 54,7)
Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen! (Jes 54,10)
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken! (Jes 55, 8-9)
Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden! (Jes 55,12)
Der Herr wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben!
(Jes 60, 20 i.A.)
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet! (Jes 66,13)
Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen! (Jer 17,14)
Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet!“ (Jer 29,11)
Ich bin bei dir, spricht der Herr, daß ich dir helfe! (Jer 30,11)
Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte! (Jer 31,3)
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer! (Sach 9,9)
Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hi 1,21)
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt: und als der letzte wird er über dem Staube sich erheben. Und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott schauen! (Hiob 19,25-26)
Der Herr kennt meinen Weg wohl. Er wird vollführen, was mir bestimmt ist! (Hi 23,10+14)
Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen! (Spr 3,5-6)
Bei dem Herrn findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk! (Ps 3,9)
Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne! (Ps 4,8)
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben! (Ps 16,8)
Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese. Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich! (Ps 16,10-11)
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Die Elenden, die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben! (Ps 22,3.27)
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn hier ist kein Helfer! (Ps 22,12)
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser; er erquicket meine Seele! (Ps 23,1-2)
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir dein Stecken und Stab trösten mich! (Ps 23,3-4)
Ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich (Ps 23,4)
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar! (Ps 23,6)
Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! (Ps 27,14)
In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott! (Ps 31,6)
Meine Zeit steht in deinen Händen! (Ps 31,16)
Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! (Ps 32,2)
Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen! (Ps 37,5)
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn! (Ps 37,7)
Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß. Herr, wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich!“ (Ps 39, 5+8)
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! (Ps 39,6)
Nun, Herr, wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich! (Ps 39,8)
Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden; laß deine Güte und Treue allewege mich behüten! (Ps 40,12)
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken! (Ps 46,1-2)
Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen! (Ps 55,23)
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft! (Ps 62,2)
Deine Güte ist besser als Leben! (Ps 63,4)
Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf; aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet! (Ps 68,20)
Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde! (Ps 71, 9)
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an! (Ps 73,23)
Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil (Ps 73,25-26)
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil! (Ps 73,26)
In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn! (Ps 77,3)
Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, daß ich deinen Namen fürchte! (Ps 86,11)
Ich will dir danken, Herr, mein Gott, aus ganzem Herzen, will deinen Namen ehren immer! (Ps 86,12)
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für! Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! (Ps 90,1+3)
Unser Leben währet siebzig Jahre und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre. Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden (Ps 90,10+12)
Unser Leben währet siebzig Jahre und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände. (Ps 90, Vers 10.12.17)
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe! (Ps 91,1-2)
Gott hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest! (Ps 91,11-12)
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! (Ps 103,2)
Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, die ihn fürchten.
(Ps 103, 17a)
Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen, Gerechten Weihnachten (Ps 112,4)
Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen (Ps 116,9)
Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?
(Ps 118, 6)
Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen (Ps 118,17)
Wie wird ein Mensch („ein junger Mann“) seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte (Ps 119,9)
Ich bin ein Gast auf Erden! (Ps 119,19)
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat! (Ps 121,1)
Wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten (Ps 139,7b.9-10)
Wenn mein Geist in Ängsten ist, so nimmst du dich meiner an (Ps 142,4)
Übersicht Neues Testament
Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden! (Mt 5,4)
Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen! (Mt 5,8)
Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen! (Mt 6,33)
„Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden!“
(Mt 7,13-14)
Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig! (Mt 10,22b) Hohes Alter
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“
(Mt 11,2)
Also ist's auch bei eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß eins von diesen Kleinen verloren werde! (Mt 18,14) Geistig behindert
Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen! (Mt 22,32 b)
Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig! (Mt 24,13)
„Wachet, denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird!“ (Mt 25,13)
„Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Mt 28,20)
Fürchte dich nicht‚ glaube nur! (Mk 5,36)
Er (der Herr) hat alles wohl gemacht (Mk 7,37)
Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen! (Lk 2,29-30)
Wißt ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist! (Lk 2,49 )
Jesus sprach: Weint nicht! Sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft! Er nahm sie bei der Hand und rief und sprach: Kind stehe auf! (Lk 8,52 -54)
„Laßt sie in Frieden! Sie hat getan, was sie konnte!“ (Lk 14,6.8)
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen! (Lk 15,18)
Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein! (Lk 23,43)
Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! (Lk 23,46)
Herr bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt!
(Lk 24,29)
Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade! (Joh 1 ,16)
Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben! (Joh 3,36)
Ich denke an das Leben (Joh 5,24)
Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Joh 6,37)
Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, daß ich nichts verlieren von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tag! (Joh 6,39)
Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! (Joh 6,68)
Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen! (Joh 8,31+32)
Jesus Christus spricht: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich! (Joh 8,51)
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe! (Joh 10,11)
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben und nie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen I (Joh 10,27-28)
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen! II (Joh 10,27-28) Kind
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe (Joh 11,25)
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht! (Joh 12,24)
Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen! (Joh 14,1-2)
Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Lebe; niemand kommt zum Vater denn durch mich! (Joh 14,6)
Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns! (Joh 14,8)
Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch! (Joh 14,18)
Ich lebe, und ihr sollt auch leben! (Joh 14,19)
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht! (Joh 14,27)
Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden! (Joh 16,20 b)
Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen!“ (Joh 16,22)
In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden! (Joh 16,33)
Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf daß sie meine Herrlichkeit sehen! (Joh 17,24)
Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen! (Act 14,22)
Wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt. Geduld aber bringt Bewährung; Bewährung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden! (Rm 5,3-5)
Als wir getauft wurden, wurden wir mit Christus begraben. Aber wie er durch die wunderbare Macht Gottes aus dem Tod zurückgerufen wurde, so können auch wir jetzt ein neues Leben führen (Röm 6,4, neue Übersetzung)
Der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn! (Röm 6,23)
Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Gottes Erben und Miterben Christi.
(Röm 8,17)
Wenn wir wirklich mit Christus leiden, dann sollen wir auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen. Die künftige Herrlichkeit, die Gott für uns bereit hält, ist so groß, daß alles, was wir jetzt leiden müssen, in gar keinem Verhältnis dazu steht!
(Röm 8,17-18, neue Übersetzung)
In der Hoffnung ist unsre Rettung schon vollendet – aber nur in der Hoffnung. Wir hoffen auf das, was wir nicht sehen, und warten geduldig darauf! (Röm 8, 24a.25)
Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen! (Röm 8,28)
Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder gegenwärtiges noch Zukünftiges kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn! (Röm 8,38-39 i.A.)
Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet! (Röm 12,12)
Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben so sind wir des Herrn! (Röm 14,7-8) Selbstmord
Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes! (1.Kor 3,23)
Der Herr ist’s, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt!
(1. Kor 4, 4 - 5)
„Die Zeit ist kurz. Fortan müssen auch die, die da weinen, sein als weinten sie nicht, und die sich freuen, als freuten sie sich nicht, und die diese Welt gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht. Ich möchte aber, daß ihr ohne Sorge seid!“ (1. Kor 7,29-32 i.A.)
Die Liebe höret nimmer auf! (1. Kor 13,8a)
Das Hohe Lied der Liebe (1. Kor 13)
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen! (1. Kor 15,20)
Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod! (1.Kor 15,26)
Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib!
(1. Kor 15,44)
Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! (1. Kor 15,55.57)
Gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus! (2. Kor 1,5)
Darum werden wir nicht müde; sondern ob auch unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert! (2. Kor 4,16)
Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern au£ das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich. was aber unsichtbar ist, das ist ewig!
(2. Kor 4,17-18)
Wenn unser irdisch Haus, diese Hütte zerbrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel! (2.Kor 5,1)
Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei den Herrn! (2. Kor 5,8)
Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!
(2. Kor 12,9 bzw. V. 7-9).
Zuletzt liebe Brüder, freuet euch, lasset euch zurechtbringen, lasset euch mahnen! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein! (2.Kor 13,11)
Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen! (2. Thess 3,3)
Christus ist unser Leben, und Sterben ist mein Gewinn (Phil 1,21)
Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre!
(Phil 1,23)
Unsre Heimat aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesus Christus, welcher unsren nichtigen Leib verklären wird, daß er gleich werde seinem verklärten Leibe (Phil 3,20-21 a)
Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ (Phil 4,4)
Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit!“ (Kol 3,4)
Lasset das Wort Christi reichlich wohnen in euch: Lehret und vermahnet euch selbst in aller Weisheit mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern und singet Gott dankbar in euren Herzen! (Kol 3,16) Kirchlicher Mitarbeiter
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, dazu du berufen bist und bekamt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen! (1.Tim 6,12)
Ich habe denn guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben (2.Tim 4,7-8)
Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich! (2. Tim 4,18)
Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertraut ist, da du ja weißt, von wem du gelernt hast! (2.Tim 3,14)
Wir warten aber eines neues Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13)
Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt“ (1. Joh 2,8 )
Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind. Wer nicht liebt, der bleibt im Tode. Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat (1. Joh 3,14+16)
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes Kinder sollen heißen und es auch sind! (1. Joh 3,1)
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen! (1. Joh 4, 9)
Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“
(1. Joh 4,16)
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat! (1. Joh 5,4)
Es ist eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes! (Hebr 4,9)
Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfanget! (Hebr 10,35-36)
Er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn (Hebr 11,27b)
Lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens!
(Hebr. 12,2)
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!
(Hebr. 13,14)
,Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit! (Offb. 1,17)
Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben! (Offb 2,10)
Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme
(Offb. 3,11)
Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach! (Offb. 14,13)
Ich sah die Toten stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein anderes Buch ward aufgetan, das ist das Buch des Lebens (Offb 20, 12).
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein! (Offb 21,4)
Es wird keine Nacht mehr sein, und sie werden nicht mehr bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten! (Offb. 22,5)
Trauerfeier Altes Testament
Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe! (1. Mose 24,56)
Wohl jeder von uns hat schon einmal eine Reise unternommen. Manche haben dann Reisefieber. Sie können es gar nicht erwarten, bis es endlich losgeht. Sie rennen aufgeregt hin und her und sind zu nichts Rechtem zu gebrauchen.
Eine Reise bringt ja schließlich auch allerhand Unwägbarkeiten mit sich. Man weiß ja nie, ob alles gut gehen wird. Sehr schnell kann etwas in die Quere kommen, und es kommt dann alles anders als man denkt.
Aber gerade das macht eine Reise auch so reizvoll. Meist bringt sie ja etwas Gutes und Schönes mit sich. Deshalb freut man sich und möchte, daß es bald losgeht. So ist auch alle Unruheverständlich.
Die letzte Reise unsres Lebens ist der Gang in den Tod. Darauf freuen wir uns meist nicht. Er bringt uns in Unruhe und Sorge, und die Angst steht im Vordergrund. Wir spüren nämlich, daß wir irgendwie für unser Leben zur Verantwortung gezogen werden könnten. Es könnte uns ja vielleicht doch schlecht ergehen nach unserem Tode, fürchten wir. Deshalb sind wir so aufgeregt.
So kann uns das alltägliche Ereignis einer Reise zum Gleichnis werden für das, was nach unserem Leben sein wird. In diesem Vers aus dem 1. Mosebuch will einer die Braut eines anderen zur Hochzeit abholen. Aber ihre Verwandten wollen sie noch einige Tage zurückhalten. Er aber sagt: „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben!“ Er hat wirklich Grund zur Freude und will die gute Nachricht nun möglichst bald nach Hause bringen.
Wenn wir nun diesen Ausspruch übertragen auf die Situation des Todes, dann steht nicht die Freude, sondern die Angst im Vordergrund. Ist das aber richtig? Sollten wir uns nicht auch freuen können, so wie man sich auf eine schöne Reise freut?
Das ist leicht gesagt, wenn man nicht selber davor steht. Im Angesicht des Todes fällt es uns schwer, auch an die Freude zu denken, die Gott uns nach diesem Leben schenken will. Aber als Christen sollten wir gerade im Falle des Todes auch von der Freude wissen.
Wir wissen ja doch wenigstens etwas über unseren Weg. Wir wissen, daß es mit dem Tode nicht einfach aus ist. Gott hat noch mehr mit uns vor. Unser Weg wird sich nicht im Ungewissen verlieren, sondern neu und zukunftssicher weitergehen.
Vor allen Dingen wissen wir, wer uns am Ende des Weges erwartet. „Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn gehe!“1 So hieß es bei der Brautwerbung im 1.Mosebuch. So könnte es aber auch heißen, wenn ein Mensch diese Welt verlassen muß. Wir werden es bei dem Herrn besser haben. Deshalb sollten wir uns auch aus dieser Welt lösen können.
Das muß man auch den Angehörigen eines Sterbenden sagen. Wenn die Zeit gekommen ist, können wir keinen mehr zurückhalten. Gott hat es beschlossen; da können wir nicht klüger sein wollen und haben uns dem zu fügen.
Das darf aber auch jeder wissen, dem es vielleicht schwerfällt, diese Welt zu verlassen. Wir gehen zum Herrn, zu dem, der uns kennt und den wir kennen. Er erwartet uns schon, und es sollte uns eine Freude sein, zu ihm kommen zu dürfen.
Deshalb hat es auch keinen Sinn, sich an das Irdische zu klammern. Was könnten wir denn dort noch haben? Etwa Krankheit, Sorgen, Leid? Ist das wirklich so ein erstrebenswertes Ziel? Ist es da nicht besser, doch lieber bei dem Herrn zu sein?
Wenn Zeit und Stunde gekommen sind, dann sollten wir uns schon auf die Reise machen. Sicherlich gehören etwas Aufregung und Unsicherheit dazu. Aber wenn die Reise erst einmal begonnen hat, wird sie auch schön sein.
Der Herr gibt Gnade zu dieser Reise in die Ewigkeit, Er meint es gut mit uns, wenn er uns endlich heimholt. Erst im Tod kommen wir ganz an das Ziel unsres Lebens. Dann erst zeigt sich ganz, daß unser Weg zu Gott hin führt.
Wenn wir diese Welt verlassen, gehen wir nicht in die Fremde, sondern umgekehrt: Wir kommen nach Hause. Wir müssen zwar etwas Schönes verlassen, aber wir kommen zu etwas noch Schönerem. Gott helfe uns dazu, daß wir das einsehen können, daß wir dann eben auch sagen können: „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben. Laßt mich, daß ich zu meinem Herrn ziehe!“
Hier ist die Pforte des Himmels! (1. Mose 28,17)
Am Tempel in Jerusalem gab es eine Tür, die hieß die ,,schöne Pforte“, weil sie besonders prachtvoll ausgestattet war. Wenn die armen Leute in die Hauptstadt kamen, dann waren sie überwältigt von ihrer Schönheit. Für unsre Begriffe wäre es sicher eine ärmliche Kleinstadt gewesen. Aber für die Menschen damals war es so etwas wie die Pforte des Himmels.
Da ist sicher auch etwas Wahres dran: Die Gotteshäuser sind so etwas wie die Kontaktstellen zwischen der Welt Gottes und unserer Welt. Hier will sich Gott in besonderer Weise finden lasse und besonders nahe sein. Das Gotteshaus ist das Symbol für die Gegenwart Gottes in dieser Welt.
Gott ist immer da, ob wir das bemerken oder nicht. Er ist da, wenn es uns gut geht .Er ist aber auch da, wenn wir in Not sind. Als Jakob sich auf der Flucht abends zur Ruhe legte, da wußte er nicht, daß dort ein heiliger Ort ist. Aber als er im Traum die Himmelsleiter sieht, da errichtet er dort einen Stein, der der Grundstein für ein späteres Gotteshaus wird.
Wenn unser Leben zu Ende geht, dann ist es gut, wenn wir den Weg nu Gott wissen, wenn wir sozusagen die Treppe zu Gott finden. Das wird leichter sein, wenn man das Gotteshaus kennt, wenn man mit dem Gottesdienst und der Gemeinde vertraut ist. Die beste Vorbereitung auf die Welt Gottes ist es, wenn man sein Leben in der Verbindung mit Gott führt. Dann kennt er uns gut und wir kennen ihn gut und dann ist der Übergang aus unsrer Welt in seine nicht so schwer.
Mancher wird sich ja gar nicht so gern auf den Weg zu Gott machen wollen. Zu sehr hängen wir doch an dieser Welt, an ihren Menschen und an ihren Schönheiten. Auch wenn man sehr alt hat werden dürfen, dann fällt einem manchmal der Abschied doch schwer. Dann ist es hart, wenn man unweigerlich doch abberufen wird.
Aber bedenken wir auch, daß dieses Leben nicht nur Freuden bereit hält. Oftmals ist es auch geprägt von Schmerzen und Leiden, von Versagen und Verzweiflung. Da ist es gut, wenn man davon auch einmal erlöst wird, wenn man einmal Ruhe und Frieden finden kann. Aber der Preis dafür ist das Ende des irdischen Lebens: Wir können nur das eine oder das andere haben. Und weil das so ist, sind wir von Trauer erfüllt.
Aber leichter wird es uns sein, wenn wir das Leben bei Gott als etwas Schönes und Erstrebenswertes ansehen. Und wir müßten jederzeit wissen, wo Gott zu finden ist, wo die Pforte des Himmels ist. Aber so schwierig ist das nun auch wieder nicht.
Jeder hat Gelegenheit, mit Gott in Verbindung zu treten. Angefangen hat es meist mit der Taufe. Davon kann man immer schon ausgehen. Dann kommen der kirchliche Unterricht und die vielen Gottesdienste, in denen man Gottes Wort hören kann. Bei besonderen Anlässen wie Konfirmation, Trauung und Jubiläum wird einem sogar ein bestimmtes Gotteswort ganz persönlich zugesagt. Das Abendmahl wird angeboten, Schrifttum und Rundfunk.
Das alles ist die nötige Verpflegung, wenn es einmal auf die letzte Reise geht. Wenn man das hat, dann wird es nicht so schwer. Dann weiß man, wo das richtige Tor zum Himmel ist und findet es leicht. Dann kann man schon sein ganzes Leben anders führen, weil man ja das Ziel kennt und es mit Sicherheit erreichen wird.
Das verheißt uns Jesus Christus, der uns den Weg schon vorangegangen ist. Gott hat ihn auferweckt von den Toten und hat ihn sozusagen zur Pforte des Himmels gemacht. An Jesus kommt keiner vorbei, der zu Gott will. Aber Jesus steht gewissermaßen an der Pforte und ruft uns herbei. Er lädt uns ein, mit ihm und mit Gott vereint zu sein und noch einmal ein neues Leben zu beginnen, ein Leben, das aber nicht begrenzt ist durch Krankheit und Tod.
Wenn man im Naumburger Dom in den Chorraum will, wo nie berühmten Stifterfiguren stehen, dann muß man erst unter den ausgebreiteten Armen des gekreuzigten Christus hindurchgehen. Er muß sich beugen unter den, der sein Leben für ihn gelassen hat, damit er durch eine solche Tür hindurchgehen kann. Aber er darf sich auch einladen lassen durch den Christus, der die Arme ausbreitet und sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“
Wer im Glauben gestorben ist, der darf hineingehen in die Wett Gottes. Er darf sich geborgen fühlen unter dem Schutz Gottes. Aber auch, wer jetzt noch weiterlebt, darf sich der lenkenden Hand Gottes anvertrauen. Sie wird ihn auf rechter Bahn führen, so daß er das Ziel nicht verfehlen kann. Ohne Quälerei und Rast und mit getroster Zuversicht wird er sein Leben führen und wissen: Am Ende wird mir die Pforte des Himmels offen stehen.
Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knechte getan hast (1. Mose 32,11)
Wenn man auf das Leben eines Menschen zurückzuschauen versucht, dann wird man in der Regel viele Beispiele für die Barmherzigkeit und Treue Gottes finden. Es ist schon nicht selbstverständlich, daß wir leben dürfen, denn Gott hat uns ins Leben gerufen. In der Taufe hat er uns zu seinem Kind angenommen. Gott erhält unser Leben von Tag zu Tag. Das ist erst recht nicht selbstverständlich.
Man kann nur dankbar sein, wenn ein Mensch gesund ist und heranwachsen kann. Er muß sich eine Arbeit suchen und trägt an seinem Ort zum Gelingen des menschlichen Zusammenlebens bei. Man kann eine Familie gründen, sich gemeinsam etwas schaffen.
Gewiß ist nicht alles in unserem Leben leicht und angenehm. Wir müssen auch mit den dunklen Seiten des Lebens rechnen. Auch der (die) Verstorbene ist davon nicht verschont worden. Auch schwere Zeiten, auch Krankheit und Sterben, sollten wir aus Gottes Hand nehmen und nicht vergessen, daß seine Barmherzigkeit und Treue auch dann noch gilt.
Es ist immer wichtig, auch an das zu denken, was einen nur mit Dankbarkeit gegenüber Gott erfüllen kann. In jedem Leben gibt es doch auch schöne Zeiten. Wir brauchen nur jeden Abend den Tag noch einmal zu überdenken, dann wird uns vieles einfallen, was Grund zum Dank gibt.
Über …...Jahre hat der (die) Verstorbene ein Leben mit Gott geführt. Der Glaube war nicht nur eine Äußerlichkeit oder Gewohnheit, sondern er war fest in seinem (ihrem) Leben verwurzelt. Im Gottesdienst hat er (sie) immer wieder von Gottes Treue und Barmherzigkeit gehört. So etwas gibt Kraft auch für schwere Zeiten.
Für alles‚ was man im Leben leisten kann, muß man sich die Kraft bei Gott holen. Und was man hat tun können, dient nicht dem eigenen Ruhm, sondern dem Lob Gottes. Er will, daß wir seine Gaben in seinem Dienst einsetzen. Dazu hat er sie uns gegeben und darüber wird er
Rechenschaft von uns fordern.
Aber wir können auch immer wieder nur sagen: Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit!“ Alles‚ was wir tun konnten, kann uns nur mit Dankbarkeit erfüllen. Aus Eigenem hätten wir es ja nicht tun können. Das gilt für unseren Beruf‚ für unsere Familie, für das Leben in der Gemeinschaft mit anderen Menschen, auch für den Dienst in der Kirche.
Letztlich sind wir doch schwache und fehlerhafte Menschen. Wir sind nicht so, wie Gott uns an sich haben möchte.
Auch in dem besten Leben gibt es Versagen und Schuld. Daraus kann uns nur immer wieder die Barmherzigkeit Gottes retten. Marin Luther hat nach einem erfüllten und arbeitsreichen Leben auf dem Sterbebett gesagt „Wir sind Bettler, das ist wahr!“Das war die Bilanz seines Lebens. Aber Gott gegenüber kann man es nur so sagen.
Gott ist unser einziger Trost im Leben. Er ist es erst recht im Sterben. Wenn wir diese Welt verlassen müssen, dann zeigt sich Gottes Barmherzigkeit noch einmal ganz andere Weise. Er will uns nämlich nicht im Tode lassen, sondern er verspricht uns das ewige Leben, in ungetrübter Gemeinschaft mit ihm. Dann wird nichts Trennendes zwischen ihm und uns sein, keine Schuld und keine Not.
Wahrscheinlich werden wir erst dann richtig erkennen, wie armselig doch unser Leben war und wir herrlich die Welt Gottes ist. Und es könnte uns das widerfahren, was schon der Physiker Isaak Newton zum Ausdruck brachte, wenn er sagte: „Wenn wir einmal zu Gott kommen, dann werden wir uns über drei Dinge wundern: Viele Leute werden nicht da sein, die wir dort erwartet hatten; viele werden da sein, die wir nicht erwartet hätten. Und schließlich werden wir uns am meisten wundern, daß wir selber da sind!“
Gott aber hat uns verheißen daß wir bei ihm sein werden, auch wenn wir es nicht verdient haben. Sein Sohn Jesus Christus hat uns freigekauft von aller Schuld. Deswegen können wir ohne Angst dem letzten Tag unseres Lebens entgegensehen.
Aber wir sollten Verbindung mit ihm halten uns durch sein Wort stärken lassen. Uns wird dann zwar je länger je mehr deutlich werden, daß wir nur noch auf die Barmherzigkeit und Treue Gottes hoffen dürfen.
Aber wir werden auch erkennen, daß Gott nicht unseren Tod will, jedenfalls nicht den ewigen Tod. Er hält uns nicht für zu gering, sondern er kümmert sich um jeden einzelnen von uns. Keiner soll bei ihm vergessen sein Deshalb rettet er uns auch aus dem Tod zu einer neuen Art von Gemeinschaft mit ihm.
Gedenke an den Herrn, deinen Gott, denn er ist's der dir Kräfte gibt! ( 1. Mose 8,18)
Es sind viele Dinge, die wir zum Leben brauchen. Zunächst einmal die Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken, Wohnung und Kleidung. Damit könnte man fast ja schon auskommen‚ aber das ist ja längst noch nicht alles. Wer sich ein Ziel im Leben setzt, der will mehr haben, der versucht, seinen Lebensstandard zu verbessern und auszubauen.
So sind viele Dinge, die früher als Luxus galten, jetzt schon selbstverständlich geworden. Wir können nur dankbar sein, daß es uns so gut geht und wir sogar die Möglichkeit haben, uns weiter zu verbessern. Denn anderswo müssen die Menschen auch hart arbeiten und kommen doch auf keinen grünen Zweig.
Das Streben nach Verbesserung der Lebensverhältnisse liegt wohl in den meisten Menschen drin. Gott billigt das, denn er hat gesagt: „Macht euch die Erde untertan!“ Aber Gott erwartet auch, daß wir ihm danken für alles, was wir erreicht haben. Nicht daß wir nachher denken oder sagen: „Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen!“ (wie es im vorhergehenden Vers heißt).
Viele Menschen brauchen Gott ja nur, wenn es ihnen schlecht geht oder wenn sie Angst vor einer Sache haben. Aber wenn es nachher geglückt ist, dann vergessen sie, was vorher war, vergessen auch den Dank gegenüber Gott und meinen, sie hätten alles nur ihrem Geschick oder ihrem Glück zu verdanken.
Deshalb mag es in gewisser Hinsicht auch ganz gut sein, wenn einen Menschen auch Krankheit trifft. Gewiß können wir nur beklagen, wenn ein Mensch zu leiden hat. Wem es gut geht und wer gesund ist, der kann wohl gar nicht nachempfinden, was Schmerzen und Schwäche bedeuten.
Und doch bedeutet Krankheit auch eine Chance. Wenn ein Mensch krank ist, dann wird ihm deutlich gemacht: Ich vermag nichts aus mir selbst. Jeden kleinen Schritt, den ich noch tun kann, verdanke ich Gott. Jeden Tag empfange ich neu aus der Hand Gottes. Jede Stunde ist mir ein Geschenk. Wenn einem die Kräfte nur für den nächsten kleinen Schritt zugeteilt werden, dann erkennt man, daß man doch auch Grund zur Dankbarkeit hat.
So führt einen die Krankheit zum Nachdenken über sich selbst‚ über die Mitmenschen, über die Welt und hoffentlich auch über Gott. Nicht daß man ihn wegen des schwerer Loses, das man zu tragen hat‚ nun anklagen dürfte. Er will vielmehr ja sehen, ob wir ihm dennoch vertrauen. Dieses einzusehen, wird seine Zeit erfordern; aber wenn man es einsehen kann, dann wird das auch zum Segen werden.
Solange man gesund ist, steht doch meist die Arbeit im Vordergrund. Etwas zu leisten und es zu etwas zu bringen, das ist dann das Ziel. Da kommt man dann nicht dazu, sich tiefere Gedanken über sein Leben zu machen. Aber wenn eine Krankheit dazu hilft, einmal innezuhalten und sich über alles klar zu werden, dann hat sie einen Sinn gehabt.
Eines Tages allerdings hat alles ein Ende, auch eine Krankheit. Dann braucht man nur noch Kraft, den letzten schweren Gang gehen zu körnen. Aber auch dann gilt: „Gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt!“
Das gilt für den, der die Welt verlassen muß und einen Weg geht, bei dem nur Gott ihm helfen kann. Mar sagt, diesen letzten Weg müsse man allein gehen. Aber das stimmt nur insofern, als kein Mensch mit dabei sein kann. Gott aber begleitet uns auf dem Weg in sein Reich, er gibt Kraft und Zuversicht.
Er will aber auch die stärken, die übrigbleiben und nun traurig sind, weil ein Mensch aus ihrer Mitte fehlt. Gott will uns auch Kräfte geben, damit wir uns nicht in der Trauer verlieren, sondern uns vor ihm stärken lassen zu einem erfüllten Leben im Vertrauen auf Gott.
Der Heimgang eines lieben Menschen ist uns Verpflichtung, in seinem Sinne weiterzuleben. Die Erfahrungen, die er in seinem Leben gemacht hat, können auch für unser Leben fruchtbar gemacht werden. Wenn wir begreifen: Gott ist es, der unser Leben erhält; er setzt ihm eine Grenze, aber er überbietet es auch durch das ewige Leben. Er gibt uns Kraft, unser Leben zu bestehen und mit seiner Hilfe auch den Tod zu überwinden.
Wenn wir das begreifen, dann ist das Leiden und Sterben dieses Menschen nicht vergeblich gewesen.
Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist! (Jos 1,9)
Der Tod eines Menschen stellt uns vor eine neue Situation. Solange er noch da ist, kann man ihm noch Gutes tun. Aber dann ist mit einem Mal alles abgebrochen. Man muß sich in seinem ganzen Leben umstellen. Mai merkt schmerzlich die Lücke und beginnt zu begreifen, was man verloren hat.
Da sucht man noch einem Wort des Trostes, nach etwas, das hilft, die Situation zu bewältigen. Dieses Wort können uns andere Menschen sagen. Wir werden vielleicht schon getröstet, wenn wir vom Leid anderer Menschen hören. Wir sagen uns vielleicht auch selber: Du hast an den Verstorbener getan, was du konntest.
Aber wichtig ist, daß wir uns auch Gottes Wort sagen lassen. Es gibt ja Bibelworte, die einem besonders an den wichtigen Punkten des Lebens begegnen. Sie sollen uns begleiten auf unsrem Lebensweg. Sie sollen uns einfallen, wenn wir einmal nach einem Wort suchen, an das wir uns halten können.
So ging es auch dem Josia, der der Führer des Volkes Israel in das gelobte Land sein sollte. Mose war gestorben. Nun lastete die Aufgabe allein auf Josua. Sicherlich hatte er sich schon innerlich auf diese Aufgabe vorbereiten müssen. Aber jetzt, wo er davor stand, ist er doch verzagt.
Wird er es allein schaffen können? Wird er den Anforderrungen gerecht werden können, die das Volk und die auch Gott an ihn stellt? Werden seine bisherigen Erfahrungen ausreichen können? Wird er das neue bewältigen können?
Doch Gott sagt ihm: Mach dir nicht soviel Gedanken und Sorgen darum. Ich habe dich für diese Aufgabe ausgesucht. Da gebe ich dir auch die Kraft, sie zu bestehen. Pack sie nur getrost und freudig an, dann wirst du sehen, daß alles geht.
Es heißt ausdrücklich: Ich habe dir geboten! Wenn Gott etwas befiehlt, dann geschieht es auch. Da ist kein Widerspruch mehr möglich. Da gibt es keine verzagten Einwände. Er garantiert dafür, daß alles weiter geht und man die gestellten Aufgaben bewältigen kann. Die Verantwortung liegt bei ihm. Wenn er den Befehl gibt, dann weiß er, daß er richtig ist. Kein Mensch braucht sich dann mehr Sorgen zu machen
So sagt uns Gott auch heute: „Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und freudig seist!“ Er sagt das auch angesichts des Todes. Er will uns dadurch helfen, mit dem schweren Schicksal fertig zu werden. Er will uns sagen: Starre nicht allein auf den Tod, auf das, was du verloren hast und jetzt entbehrst.
Sieh lieber auf die Zukunft. Ein Mensch ist von seinem Leiden erlöst. Er hat es jetzt besser als du. Sein irdisches Leben hat zwar ein Ende gefunden. Aber Gott hat ihm ein neues Leben gegeben, das ewige Leben. Das ist viel mehr, als er auf der Erde gehabt hat. Deshalb darfst du nicht traurig sein, sagt Gott. Wenn du jetzt noch traurig wärst, dann würdest du die Gabe Gottes verachten, dann würdest du nicht an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott glauben. Das soll allerdings nicht heißen, daß wir gar nicht um einen Menschen trauern dürften. Es wäre ja schlimm, wenn wir nicht trauern könnten. Diese menschliche Trauer dürfen wir schon haben und auch zeigen. Aber es ist eine getröstete Trauer, frei von Anklagen gegenüber Gott und überboten von der Gewißheit, daß wir letztlich doch einen Grund zur Freude haben.
Der Tod macht uns traurig. Aber die Gewißheit des ewigen Lebens macht uns freudig. Der Tod eines lieben Menschen soll uns nicht umwerfen können, sondern uns erst recht zu einem starken und bewährten Glauben führen.
Bei Josua heißt es dann noch: „Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst!“ Uns sollte nicht grauen vor der Zukunft und dem Alleinsein. Gott steht uns bei, er kennt unsren Weg.
Dieser läuft auf das gleiche Ziel hin, nämlich das Leben mit Gott. Dieses wird unser irdisches Leben weit überbieten. Dann wird uns auch erst richtig deutlich sein, daß wir wirklich Grund hatten, im Vertrauen auf Gott getrost und freudig zu sein. Wenn uns das heute vielleicht noch schwer fällt, so wird es doch vom Ende her gesehen ganz leicht sein.
So wollen wir diese(n) Verstorbene(n) hergeben. Wir geben nie nicht dem Tod, sondern wir geben sie Gott, dem Herrn über Leben und Tod. Das kann uns den Abschied von ihr leichter machen, uns zur Bewältigung der Trauer helfen und uns mit Zuversicht in die Zukunft blicken lassen.
Die ihn liebhaben müssen sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht! (Ri 5,31)
Paßt dieser Spruch nicht gut zu einem Menschen, der sehr mit der Natur verbunden. war? Paßt er nicht gut zu einem Tag wie heute, an dem die Sonne scheint? Paßt er nicht auch gut zu dem Leben eines Christen? Wir wollen doch auch Gott unsren Herrn liebhaben und möchten daraus Kraft für unser Leben erhalten! Nun aber ist das Leben eines Menschen abgeschlossen. Wir schauen auf das zurück, was wir mit ihm erlebt haben, auf all die schönen und auch schweren Stunden, auf Freude und Leid.
Dieses Leben ist nun abgeschlossen, der (die) Entschlafene ist nun schon bei Gott. Wir suchen aber auch Wegweisung aus Gottes Wort. Es soll uns den Sinn dieses Geschehens aufschließen und uns wieder Mut für die Zukunft geben. So gilt dieses Bibelwort uns, die wir weiterleben: „Die ihn liebhaben müssen sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht!“
Können wir aber Gott liebhaben, wo er uns doch der Tod schickt? Seit Anbeginn der Menschheit gibt es Werden und Vergehen und keiner kann sein Leben in dieser Welt sichern. Das hängt damit zusammen, daß wir eben keine vollkommenen Menschen sind und immer wieder einmal gegen die Gebote Gottes und seinen ausdrücklichen Willen verstoßen.
Manchmal wird ja von einem Menschen gesagt: „Er tat immer nur Gutes, weil er selber ein guter Mensch war“. Aber da ist sicher auch übertrieben. Was die Bibel „Sünde“ nennt steckt in jedem Menschen drin und kann ihm nur durch Gott genommen werden. Deswegen müssen wir sterben, damit unser Fehlverhalten aufhört. Gott holt uns ganz zu sich, damit wir ganz seinen Willen tun.
Wir können eben Gott nicht von ganzem Herzen liebhaben. Wir sind nur Menschen und nicht selber Gott. Wir können nicht so sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht. Aber wir können es immer wieder versuchen, nach dem Willen Gottes zu leben.
Vielleicht ermahnt uns gerade der Tod eines Entschlafenen daran, daß es noch Zeit ist, Gott voll und ganz lieb zu haben. Ein solch schmerzhaftes Ereignis kann dadurch auch zu einer Hilfe für uns werden. Wir werden angeregt, einmal über alles nachzudenken und uns auch Gedanken über unsere Zukunft zu machen.
Sonst haben wir doch vielfach andere Dinge im Kopf, an die wir auch unser Herz hängen: unsere Arbeit, unser Haus, unseren Fernsehapparat! Das ist zwar alles gut und schön und notwendig. Aber es darf uns nicht den Weg zu Gott verstellen.
Von den Gütern dieses Lebens können wir ja doch nichts in die Ewigkeit mitnehmen. Und den Nachkommen ist vielleicht gleichgültig, woran unser Herz gehängt hat. Auch in unseren Kindern körnen wir nicht weiterleben. Einmal ist unser Leben unweigerlich zu Ende. Und dann werden wir gefragt: „Wo ist Sott in deinem Leben geblieben?“ Erst wenn wir i h n liebhaben, werden wir auch seine Hilfe spüren und seine Verheißung auf uns beziehen können. Es steht ja da: „Die ihn liebhaben, die müssen einfach so sein wie die Sonne!“
Wenn wir uns von Gott helfen lassen, dann werden wir ganz von selbst wieder frohe und zuversichtliche Menschen sein. Gott will uns ja helfen, er möchte nicht, daß wir uns in der Traurigkeit verlieren. Es soll wieder weitem gehen mit uns.
Wenn wir ihn liebhaben, wird er uns auch hinweghelfen über den Tod eines lieben Menschen und über unseren eigenen Tod. Gott ist uns heute nahe und wird uns auch nahe sein, wenn einmal unsre letzte Stunde kommt und wir davon müssen.
Es ist ja so: Vor unsrer Geburt waren wir schon einmal bei Gott. Dann hat er uns dieses Leben leben lassen, für das wir ihm voll verantwortlich sind. Dann aber holt er uns wieder zu sich. Gottes Geschichte mit uns umfaßt aber mehr als unser irdisches Leben: Sie umfaßt auch die Zeit vorher und nachher. Gottes Möglichkeiten sind eben vielfältiger als wir es uns vorstellen können.
Wer das glauben kann, der wird spüren, wie in ihm die Sonne aufgeht mit aller Macht. Nicht nur ein kleiner Lichtstrahl oder ein Hoffnungsschimmer, sondern ein hell glänzendes Licht. Das wird dann so hell sein, daß es auch auf andere überstrahlt. Sie sollen und werden es merken, daß dieses Bibelwort recht hat: „Die ihn liebhaben müssen sein wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht!“
Es ist genug; so nimm nun Herr, meine Seele; (ich bin nicht besser als meine Väter)! (1. Kön 19,4)
Das spricht ein Mensch, der sterben will. Er hat genug vom Leben und will den Kampf aufgeben. Es ist der Prophet Elia. Die Königin hat ihm den Tod angedroht, weil er ihre Priester umgebracht hat. Elia ist daraufhin geflohen, er war feige und verzagt. Am Abend setzt er sich unter einen Wacholder, wünscht sich zu sterben und spricht: „Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele!“
Das ist sicherlich schon jedem von uns einmal ähnlich ergangen. Es kommt doch jeder einmal an den Punkt, wo er total fertig ist und nicht mehr weiter weiß, wo einem alles egal ist und wo man sich nicht mehr rührt. So mag es einem Kriegsgefangenen zumute sein oder einem Verdurstenden oder einem Erfrierenden.
Vor allem aber kennen wir das von Schwerkranken. Erst kämpfen sie gegen die Krankheit an, hängen am Leben und wollen nicht aufgeben. Aber dann werden sie von den Schmerzen mürbe gemacht und lassen alle Hoffnung fahren. Und die einzige Sehnsucht ist dann: Wenn es nur bald ein Ende hat und die Schmerzen und Mühen aufhören. Wie mancher sehnt sich doch dann den Tod herbei. Der scheint dann wirklich der beste und einzig mögliche Ausweg zu sein.
So ähnlich ergeht es auch dem Elia. Er sagt sich: Wenn ich doch sterben muß, dann lieber gleich. Was soll ich mich noch lange abhetzen und um mein Leben kämpfen. Der König und die Königin sitzen doch am längeren Hebelarm, sie werden mich schon noch kriegen. Aber Gott läßt das nicht zu. Er schickt ihm einen Boten, der zu ihm sagt. ,,Steh auf und iß! Du kannst hier jetzt nicht die Flügel hängen lassen, denn ich brauche dich noch!“
Das ist aber auch jedem von uns heute gesagt: Einmal den Angehörigen eines Sterbenden, die ja doch einmal über alles hinwegkommen müssen und wieder an ihr Tagwerk gehen müssen. Vor allem aber ist das natürlich einem Sterbenden selbst gesagt. Gott will nicht, daß wir einfach auf dem Schrotthaufen landen und nutzlos und sinnlos vergessen gehen. Das wäre doch etwas zu wenig, was von unserem Leben bliebe. Gott hat auch nach unserem Tode noch etwas mit uns vor.
Gewiß, das Leben auf dieser Erde ist abgeschlossen und kehrt nicht wieder. Aber Gottes Möglichkeiten sind größer als es unser Verstand im Augenblick begreifen kann. Nur müssen wir dazu eben erst dieses irdische Leben lassen.
Als Christ kann man sich so vielleicht doch auf den Tod freuen und getrosten Herzens sagen: „So nimm nun, Herr, meine Seele!“ Nicht weil wir dadurch unsre Schmerzen loswerden, sondern weil unser himmlischer Vater auf uns wartet. Er will uns in eine andere und bessere Welt versetzen, sicherlich der unseren ähnlich, aber eben doch ganz anders. Dort brauchen wir nicht von Leid und Schmerz erlöst zu werden, weil es das erst gar nicht gibt. Gott muß nichts überwinden, sondern er hat es gleich richtig eingerichtet.
Von. dieser Hoffnung verkünden wir an Ostern. Jesus ist für uns das Beispiel, wie die Auferstehung vor sich gehen soll. Durch ihn haben wir auch Gewißheit. Ein Mann wie Elia mußte noch bitten. Wir aber wissen, daß Gott uns nicht im Tode verloren gehen lassen will. Allerdings sollte uns auch klar sein, daß wir das nicht aus eigener Kraft verdient haben. Elia sagt: „Ich bin nicht besser als meine Väter!“ Kein Mensch verdient eine Vorzugsstellung. Es kann sich auch keiner das ewige Leben verdienen - das steht nicht in unsrer Macht.
Im Gegenteil: Wir tun manches, was uns von Gott trennt. Schon allein eine solche Verzagtheit wie bei Elia ist doch ein Mangel an Gottvertrauen. Aber auch sonst machen wir oft krumme Touren, wie sie sich nicht gehören für einen, der zu Gott gehören will. Dennoch dürfen wir Gott immer wieder darum bitten, daß er uns in sein Reich aufnimmt, denn Jesus hat am Kreuz die Strafe für unsere Schuld getragen.
Deshalb schenkt Gott uns mehr, als wir eigentlich verdient haben. Gott will uns mit dem Tode nicht das Leben nehmen, sondern uns ein ganz neues Leben geben. Natürlich erscheint uns das äußerlich gesehen wie ein Widerspruch. Aber bei Gott ist das nicht so. Wenn unsre Stunde da ist (für Elia war sie noch nicht da, aber sie kommt ja für jeden), dann beschenkt Gott uns mit einem neuen und ungetrübten Leben.
Wer das ganz sicher weiß, der kann dann auch am Ende seines irdischen Lebens getrost sagen: ,,So nimm nun, Herr, meine Leben; ich bin nicht besser als meine Väter! Aber du hast doch versprochen, mein Herr und Heiland zu sein, auch und gerade im Tod. Auf diese Gewißheit hin kann ich ruhig leben und ruhig sterben. Gott wird schon richtig machen, was er vorhat!
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken! (Jes 5, 5-9)
Jeder Mensch hat eine Vorstellung von seiner Zukunft. Dabei ist immer vorausgesetzt, daß wir noch lange zu leben haben. Das geht ja auch im Grunde nicht anders, denn man kann ja nicht jeden Tag mit dem Gedanken an den Tod herumlaufen. Wir wissen zwar theoretisch, daß etwas dazwischenkommen kann. Aber in der Praxis rechnen wir doch nicht damit.
Wenn aber der Tod in unser Leben eingreift, dann merken wir, wie begrenzt doch alles ist. Unsre Zeit steht in Gottes Händen. Er hat längst beschlossen, wann er uns abruft, ehe wir nur im geringsten daran denken. Er hat uns das Leben gegeben, da kann er es auch wieder von uns nehmen.
Meist sind unsre Gedanken von anderen Dingen erfüllt. Das läßt sich auch kaum anders machen: Wir haben uns um Haus und Hof zu kümmern, man hat seine Arbeit (und Familie), viele Verpflichtungen kommen täglich auf uns zu. Da sind wir gefordert und können uns dem nicht entziehen.
Doch Gott will auch zum Zug bei uns kommen. Er hat die Macht, unser Leben auf seinen Weg zu lenken. Wie oft müssen wir dann feststellen, daß Gottes Wege anders sind, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir hätten es uns bestimmt nicht ausgesucht, wenn wir danach gefragt worden wären. Manchmal läßt sich das ja noch ertragen. Aber manchmal geht es auch an die Grundlagen unsres Lebens. Dann schreit man schnell voller Anklage: „Gott, warum hast du mir das getan?“
Der Fehler liegt aber vielleicht darin, daß wir uns selbst eine Gottesvorstellung zurechtgebastelt haben. In Wirklichkeit aber ist Gott ganz anders. Wir möchten gern einen, bei dem alles wunschgemäß verläuft. Da fällt es dann auch leicht, die eigenen Erfolge als ein Zeichen des Segens Gottes anzusehen. Dann ist es auch leicht zu singen: ,,Jesu geh voran, auf der Lebensbahn!“ Aber wir dürfen uns keinen Gott zurechtbasteln, auch nicht in Gedanken, der uns nicht aus der Ruhe bringt und unsre selbstgezogenen Kreise nicht stört. Gott läßt sich aber nicht zum ausführenden Organ unsrer eigenen Einfälle machen. Er läßt uns zwar viel Freiheit, aber die Eckpunkte unsres Lebens bestimmt allein er.
Wenn wir dann einmal Schwierigkeiten in unseren Glauben an Gott haben, dann zerbricht immer etwas von dem Gottesbild, das wir uns selbst gemacht haben. So richtig werden wir Gott erst verstehen und begreifen können, wenn wir ihn sehen von Angesicht zu Angesicht. Im Augenblick ist es noch viel zu schwer, Gott zu begreifen. Heute verstellt uns der Tod den Blick auf Gottes Willen. Im Augenblick sehen wir nur Ende und Abbruch.
Aber Gottes Wort will uns anleiten, auch wieder auf andere Gedanken zu kommen. Gott sagt uns: „Ich weiß, was das Bessere für euch ist. Ihr denkt. jetzt, daß der Weg in die Sackgasse geführt hat. Aber in Wirklichkeit ist das der allein richtige Weg gewesen! Das kann er nur sagen, weil er das harte Geschick des Todes wenden kann. Er verheißt uns die Auferstehung
und das ewige Leben. Dann werden. wir ihn sehen, wie er ist, und all unser Fragen wird beendet sein. Das ist das, was ein Verstorbener uns voraus hat: er darf schon Gott schauen. Er - braucht sich keine Gedanken mehr über seinen Lebensweg zu machen, sondern er weiß, daß er am Ziel angekommen ist.
Deshalb sollten wir dieses Bibelwort: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken!“ nicht so verstehen, als bliebe uns nur das Sichfügen in Gottes Willen übrig. Natürlich gilt Gottes Wille. Aber das sollte uns nicht traurig stimmen, sondern unser Vertrauen stärken. Gott garantiert uns wenigstens, daß sein Wille der beste ist.
Nach Gottes Willen sollen wir ihm nahe sein, näher als wir das auf Erden konnten. Das sollten wir uns zum Trost sagen lassen, bei aller Trauer. Gott möchte nicht, daß wir uns in Trauer verlieren, sondern zur Erkenntnis seines heiligen Willens mit uns kommen.
Auf Erden ist alles noch undurchsichtig und schwer. Gott aber möchte uns frei machen von dem Starren auf den Tod. Nicht der Tod steht am Ende unsres Lebens, sondern Gott, der uns in das neue Leben hineinführen will. Er überbietet das irdische Dasein in seiner Barmherzigkeit. Er nimmt uns etwas. Aber er gibt uns auch etwas, das mehr ist, als wir uns vorstellen, und als unsre Vernunft begreifen kann.
Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind (Jes 8,23)
Wenn ein Mensch blind ist, dann lebt er in der Dunkelheit. Wer gesund ist, der kann sich das sicherlich gar nicht vorstellen, wie das ist: Man kann die Blumen und das Grüne nicht sehen, nicht die Häuser und Berge, vor allem aber auch nicht die Menschen, mit denen man täglich zu tun hat.
Besonders schlimm ist es sicherlich für einen, der von Geburt an blind ist. Er kann sich zum Beispiel gar nicht vorstellen, was Farbe ist. Auch die Form der Gegenstände wird er nur durch Tasten erahnen können .Ein solcher Mensch ist dann sehr vom Leben in unserer Welt abgeschnitten. Wenn er überhaupt etwas erfahren will ist er meist auf die Hilfe anderer angewiesen.
Das ist eine schlimme Dunkelheit, wenn man vom Leben der anderen Menschen abgeschritten ist. Leicht wird man einsam und schließlich auch manchmal eigensinnig und durch die Hilfe eines liebevollen und verständnisvollen Menschen kann man Kontakt mit anderen halten. Wenn man aber diesen Menschen hat, dann kann man wenigstens mit Hilfe der Sprache noch manches aufnehmen und erfahren.
Aber wenn man allein ist, wird man leicht unsicher. Und aus der Unsicherheit entsteht Angst. Stellen wir uns nur vor, wie ein Blinder die Straße überqueren will. Noch schlimmer wird es, wenn eine weitere Krankheit hinzukommt. Krankheit ist immer etwas Schlimmes und führt in manche Dunkelheiten. Aber wenn man sowieso schon viel mitmachen muß, ist es doppelt schwer.
Es gibt aber auch noch eine andere Blindheit und Dunkelheit, die uns alle betrifft: unsre Blindheit gegenüber dem Wort Gottes und die Dunkelheit, die dort ist, wo man fern von Gott lebt. Damit haben wir alle etwas zu tun. Aber dadurch isolieren wir uns auch von Gott und trennen uns von den Mitmenschen.
Deshalb sieht es oft auch so düster aus in der Welt: Weil wir so wenig auf Gott hören, klappt es in den Beziehungen untereinander nicht richtig. Und deshalb hat auch oft einer vor dem anderen Angst. Das gilt im Verhältnis von Mensch zu Mensch, aber auch im Zusammenleben der Völker. Wenn man miteinander redet oder sich gar in die Augen sehen kann, dann kann man auch Verständnis füreinander finden.
Aber es gibt noch eine andere Angst, gegen die uns kein Mensch helfen kann: es ist die Angst vor dem Tod, der uns in die letzte und unheimlichste Dunkelheit- hineinbringt. Wir meinen ja doch, so ganz richtig könnten wir ja nicht wissen, was kommt. Und Nichtwissen macht unsicher und führt in die Angst.
Diese Angst aber führt dazu, daß wir innerlich blind durchs Leben gehen. Dabei könnten wir doch wissen, was kommt. Beim Propheten Jesaja wird uns schon gesagt: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind!“ Und erst recht ist das bekräftigt worden durch Jesus, den Gott von den Toten auferweckt hat.
Im Augenblick mag es zwar noch dunkel sein, aber es muß nicht so bleiben. Gott will unsere Dunkelheiten und Ängste überwinden und uns zu freien und unbeschwerten Menschen machen. Auch der Tod soll uns dann nichts mehr anhaben können, weil wir frei sind von Sünde und Schuld durch die Vergebung Gottes.
Eigentlich müßten wir noch genauer sagen: Christus h a t uns schon befreit. Er hat ja schon alles für uns getan. Wir brauchen nur anzunehmen, was er uns geben will. Wir haben ja schon den guten Freund, der uns über die gefährliche Straße des Todes bringt auf die andere Seite, wo wir sicher sein können.
Wir selber sind blind. Aber an Jesu Hand können wir getrost gehen: Er läßt uns nicht ins Unglück rennen, sondern führt uns den richtigen Weg durch alle Gefahren hindurch in die Welt Gottes.
Jesus Christus ist das Licht, das über unsrer Dunkelheit aufgegangen ist. Er kann auch die Tiefen des Todes erhellen und uns wieder eine Zukunft geben. Im nächsten Vers geht es ja-weiter: „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über die da wohnen in Finsternis und Schatten des Todes scheint es hell!“
Auf dieses Licht Jesus Christus können wir uns verlassen, wenn einmal unsere letzte Stunde kommt .Wir können auch getrost diese (n) Entschlafene (n) der Erde überlassen. Für sie (ihn) gibt es keine Dunkelheit und keine Angst mehr, sie (er) sieht schon das Licht Gottes, dem auch wir entgegengehen. Einst werden wir auch diesen Weg gehen müssen. Aber dann sollte uns die Gewißheit begleiten: „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind!“
Gott wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen! (Jes 25,8)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann mag es uns so vorkommen, als sei er vom Tod verschlungen worden. Eben noch hat er geatmet und sich bewegt, aber plötzlich hört alles auf und es ist still. Und der Mensch wird immer unwirklicher ganz anders, als man ihn vorher gekannt hat.
Und wenn dann ein Toter in den Sarg gelegt wird und in die Erde bestattet wird, dann kann uns das Grab auch vorkommen wie ein Schlund, der alles verschlingt. Ein offenes Grab ist wie ein Tor zur Totenwelt, durch das ein Mensch auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Auf den Bildern für die Christenlehre wird die gegen Gott gerichtete Macht oft wie ein Abgrund oder wie der Rachen eines wilden Tieres dargestellt. Schlangenarme greifen nach einem Menschen und wollen ihn in die Tiefe ziehen.
So greift das Böse unser ganzes Leben nach uns und will uns von Gott wegziehen. Und der letzte Versuch in dieser Richtung ist der Tod. Er scheint so mächtig und so endgültig zu sein, daß wir nur vor ihm erschrecken können. Er raubt uns die letzte Widerstandskraft und könnte
uns auch an Gott zweifeln lassen.
Dieses Bibelwort aber macht uns wieder Mut und gibt uns eine Hoffnung: Gott wird den Tod verschlingen auf ewig! Den Spieß wird herumgedreht. Und der zunächst wie der Sieger aussah, ist nun selbst der Besiegte. Das ist wie wenn ein Frosch nach einer Fliege schnappt und dabei selber von einem Storch verspeist wird. Gott erweist sich als stärker als der Tod und läßt ihm den Triumph nicht. Einen Augenblick mag es so aussehen, als habe der noch die Oberhand. Das mag uns so vorkommen, wenn ein Mensch so regungslos und starr vor uns liegt.
Aber Gott verheißt uns die Auferstehung der Toten. Wir können das jetzt im Augenblick noch nicht sehen. Das geschieht ja schon in einer anderen Welt, zu der wir noch keinen Zugang haben, s0o lange wir in dieser Welt sind. Wenn ein Mensch stirbt, dann fällt gewissermaßen ein Vorhang vor ihm nieder, so daß wir nicht mehr sehen können, was Gott an ihm tut. Wir können nur noch das wahrnehmen, was mit dem Körper des Menschen geschieht, aber nicht, was Gott mit dem Menschen macht.
Nur einmal wurde der Vorhang ein wenig gelüftet. Das war, als Jesus von den Toten auferweckt wurde. Da ist er den Jüngern und einigen anderen erschienen, aber in veränderter Gestalt, nicht gleich so deutlich zu erkennen wie vorher. Aber es war doch so, daß sie sicher sein konnten: Er lebt!
Die Auferstehung Jesu gibt uns die Gewißheit, daß Gott auch uns einmal auferwecken wird. Und das wird dann auf ewig sein. Der Tod kann den Menschen nur für eine begrenzte Zeit in der Gewalt haben. Wenn Gott aber den Menschen aus dem Rachen des Todes befreit hat, dann gehört der Mensch für ewig zu ihm und niemand kann ihn mehr aus der Hand Gottes reißen; dort bleibt er für ewig.
Wenn aber das Sterben nur eine kurze Zeitspanne ausmacht, das Leben bei Gott dagegen ewig dauert, dann kann uns das auch über den schweren Verlust hinweghelfen. Wir wissen den Verstorbenen dann in einer besseren Welt, wo es kein Leiden und keine Krankheit, keine Mühen und keine Sorgen mehr geben wird.
Das allein auch wird unsre Tränen zum Versiegen bringen können. Es ist gut, wenn man um einen Menschen weinen kann. Das zeigt, wie lieb man ihn gehabt hat, und es erleichtert einen auch irgendwie. Wenn ein Mensch gestorben ist, dann ist auch die Zeit zum Weinen gekommen.
Aber es muß damit auch wieder ein Ende haben. Doch das geht nicht, indem wir uns innerlich einen Ruck geben und alles ist wieder in Ordnung. Die Hilfe muß uns da von außen kommen. Gott allein kann der Helfer sein, der uns über den Berg hinweghilft.
In jenem Jesajawort heißt es ja auch von ihm: „Gott wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen!“ So wie eine Mutter ihrem Kind die Tränen aus dem Gesicht abwischt, so wendet sich uns Gott in Liebe zu und tröstet uns und hilft uns wieder weiter. Sein Trost ist allerdings nicht nur oberflächlich und nur so dahingesagt. Hinter seinen Worten und seinem Tun steht vielmehr eine starke Kraft, die Kraft, die auch Tote auferwecken kann. An diesem Verstorbenen wird er seine Kraft erweisen, aber auch an uns, wenn einmal unsere letzte Stunde kommt. Der Tod hat keine Chance gegen ihn. Deshalb können unsre Tränen versiegen, kann unser Leben wieder mit einer großen Zuversicht erfüllt werden.
Auch das kommt her vom Herrn; sein Rat ist wunderbar und er führt es herrlich hinaus! (Jes 28,29) Ein solcher Bibelspruch mag uns angesichts des Todes verwunderlich erscheinen. Wir würden doch im ersten Augenblick sagen: Das hat mit Gott gar nichts zu tun. Das ist ein blindes Schicksal, das uns unerwartet und heimtückisch trifft, gegen das auch Gott machtlos ist. Wir denken: Gott kann das doch nicht wollen. Es muß sich doch hier um eine gottfeindliche Macht handeln, die uns den Tod bringt.
Wie könnte Gott denn daß zulassen, daß der sowieso schon alleinstehenden Mutter auch die einzige Tochter genommen wird? Wie könnte er dem Mann die Gefährtin so früh nehmen wollen? Wie könnte er die Kinder ohne den Rat und das Verständnis der Mutter lassen?
Von Gott können wir uns das eigentlich nicht denken. Und doch wird uns hier bei Jesaja gesagt: Es gibt nicht, das nicht von Gott kommt!
Er denkt dabei zunächst nur an ganz praktische Ratschläge für die tägliche Arbeit. Aber wir können das sicher auch sinngemäß erweitern und auf den Tod anwenden: Es gibt keinen Bereich der Welt, von dem wir Gott ausschließen müßten oder auch nur könnten. Selbst ganz alltägliche und geringfügige Dinge stehen unter seinem Blick. Wieviel mehr dann der Tod, der doch so ein wichtiger Punkt in unserem Leben ist!
Wenn wir ein ganzes Leben über die Begleitung und Führung Gottes verspürt haben, warum sollte er uns dann nicht auch auf dem letzten Stück Weg durch unser Leben begleiten? Gott ist bei allem dabei, was wir tun. Wir können ihm nicht entfliehen.
Auf der anderen Seite aber hat das auch den Vorteil: Er ist da, wenn wir ihn brauchen. Und wir brauchen ihn gerade angesichts des Todes. Wir müssen ihn nicht erst von weit herholen, sondern er ist uns zur Seite und stellt uns jederzeit zur Verfügung, wenn wir ihn nur darum, bitten. Gott ist nicht ein ferner Gott, sondern er will uns allezeit nahe sein bei allen Fragen unsres Lebens.
„Sein Rat ist wunderbar!“ heißt es dann. Nur, für uns erscheint er in diesem Fall zunächst gar nicht wunder. Es mag manchen geben, der in so einem Fall an Gott zerbricht. Aber hier zeigt sich dann erst die Stärke des Glaubens, daß man auch einen solchen Rat und einen solchen Ausgang von Gott annimmt.
Ja, im Grunde kann man so ein schweres persönliches Erlebnis gar nicht verkraften ohne einen festen Glauben an Gott. Ich weiß nicht, was die Menschen in so einem Fall machen wollen, die nicht an Gott glauben. Die können doch nur in der Verzweiflung enden, für die kann -es doch nur trostlos sein.
Aber wir haben doch wenigstens eine Hoffnung und wir haben einen Gott, dem wir vertrauen können. Gewiß verstehen wir manches nicht, denn Gott ist größer als unser bißchen Verstand. Aber wenn wir uns in diesem Gott geborgen wissen, dann nehmen wir auch das von ihm an, was wir zunächst nicht verstehen. Wir sind dankbar für das, das von Gott kommt; da wollen wir auch das Schwere annehmen.
Vielleicht kann man es so sagen, wie man es oft Kindern erklärt: Wenn einer bereit ist für das Leben bei Gott, dann kann er auch mit Zuversicht gehen. Anderen läßt Gott noch eine Chance, damit sie ihr Leben ändern. Aber wer schon fertig ist, der darf auch zu ihm kommen, auch wenn er das Alter nach unsrer Meinung noch' nicht ganz erreicht hat.
Vielleicht geht es etwas zu weit, wenn wir diese Erklärung geben. Was wissen wir schon über die Absichten Gottes?! Wir wollen auch nicht zu viel hineinlegen und etwas erklären wollen, was man nicht erklären kann. Aber Gott wird es uns sicher nicht verwehren, so zu denken: Er hat diese(n) Entschlafene(n) zu sich geholt, weil es Zeit war und sie (er) dazu; bereit war. Er allein bestimmt, wann unser Leben zu Ende ist und wenn unsre Zeit und Stunde gekommen ist.
Eins aber, das Dritte nun, ist uns ganz sicher: „Er führt es herrlich hinaus!“ Unser Leben geht ja zunächst immer nur bergauf. Wenn dann die Höhe erreicht ist, geht es auf dem Grat lange Zeit weiter. Aber schließlich kommt das tiefe Tal des Todes, durch das wir hindurch müssen. Aber als Christen wissen wir: Wir sind schon durch die Talsohle hindurch, es geht auf der anderen Seite schon wieder hoch, es geht noch weiter. Gott gibt uns auf der anderen Seite ein neues Leben, das frei ist von solchen bösen Schicksalsschlägen.
Diese Gewißheit soll uns Mut machen, über die gegenwärtige schwere Not hinwegzukommen. Im Augenblick sind wir sehr betrübt. Aber Gott hält schon den Ausweg bereit. Er führt es herrlich hinaus!
Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! (Jes 35,4)
Wenn wir das Sterben eines so jungen Menschen erleben, dann sind wir verzagt. Die Zukunft liegt vor der Familie wie ein großer Berg, über den man nicht hinwegkommt. Und wenn man schon Angst hat, schafft man es erst recht nicht.
Wir fühlen bestimmt in dieser Stunde mit dieser Familie mit, die den Vater (....) verloren
hat. Wir möchten auch gern helfen und aus dieser Trauer wieder herausholen. Aber wir wissen auch, wie schwer das ist. Denn an dem äußeren Geschehen können wir ja doch nichts mehr ändern.
Aber dennoch ist das kein Grund, nun verzagt und mutlos zu sein. Im Augenblick scheint eine Welt einzustürzen und man kann nur verzagt sein. Aber mit der Zeit gewinnt man auch wieder eine andere Sicht der Dinge.
Oft hilft es uns ja schon, mit einem anderen Menschen darüber zu sprechen. Geteiltes Leid ist schon fast halbes Leid. Anteilnahme tut gut, auch wenn natürlich jeder froh ist, daß es ihn nicht getroffen hat. Vor allem aber haben wir Gott, der Anteil nimmt an unsrem Geschick. Er fordert uns auf: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht!“ Aber er will auch selber helfen. Er allein kann uns ja den Trost geben, der uns wirklich hilft
Als Christen wissen wir: Gottes Wille geschieht. Auch wenn wir nicht gleich alles begreifen, so irrt er sich doch nicht. Wenn er schon einen Menschen sterben läßt, dann dürfen wir ihn auch bei ihm gut aufgehoben wissen. Gott gibt ihm eine neue Zukunft. Das allein kann uns ein Trost sein.
Wenn wir nur sagen könnten: Er hat geschafft bis zum Umfallen!“ dann wäre das wenig. So aber dürfen wir bekennen: „Es war ein Mensch, der nach dem Willen Gottes seine Jahre gelebt hat. Nun hat Gott ihn heimgerufen und ihn ganz in seine Nähe geholt. Er ist nicht mehr in unsrer Mitte. Aber einst werden wir mit ihm vereint sein in Gottes Reich!
Deswegen brauchen wir uns auch nicht zu fürchten, weder wenn ein anderer Mensch stirbt noch wenn wir an unseren eigenen Tod denken. Da tut sich nicht plötzlich ein großes dunkles Loch auf, in das wir fallen, sondern wir fallen immer in Gottes Hand.
Manche Menschen fürchten sich ja vor einem langsamen Dahinsterben, andere wieder vor einem plötzlichen Tod. Angeblich ist es ein schöner Tod, wenn man plötzlich umfällt und nichts mehr spürt. Aber dann hatte man auch keine Zeit, sich innerlich vorzubereiten. Deshalb ist es gut, jederzeit bereit zu sein (In der Adventszeit werden wir na daran erinnert, daß Jesus nicht nur einmal in die Welt gekommen ist, sondern daß er wiederkommen wird, vor allem wird er in unser persönliches Leben kommen, wenn wir abgerufen werden durch den Tod. Nur wenn man schon dauernd in Verbindung mit ihm stand, braucht man sich nicht zu fürchten und wird auch Trost erfahren).
Dieses Kapitel aus Jesaja schildert ja die neue Welt Gottes. Oft wird der Glaube schwach, wir zweifeln daran, daß es diese Welt gibt und wir einmal zu ihr gehören. Aber da wird uns gesagt: Seht, da ist euer Gott!“ Er ist uns gerade dann nahe, wenn wir verzagt sind und Hilfe brauchen Nicht unbedingt so, wie es bei Jesaja steht, nämlich um Rache zu nehmen an seinen Feinden. Aber er überwindet tatsächlich seinen ärgsten Feind, den Tod.
Der möchte nämlich, daß wir mit unsrem körperlichen Tod auch endgültig erledigt sind. Aber wir haben einen Gott, der stärker ist. Er rettet uns aus der Tiefe heraus und holt uns in seine Nähe. Dann kann uns niemand mehr etwas anhaben und wir werden mit Gott zusammen sein in Ewigkeit.
Deshalb ist Verzagtheit nicht mehr am Platz. Diese(n) Verstorbene ist ihren (seinen) Weg gegangen. Wir werden noch folgen. Gott wird uns die Kraft geben, unsren Weg und vor allem die nächsten Schritte zu gehen, auch wenn nun eine Lücke an unsrer Seite bleibt.
Aber dafür haben wir Gott an unsrer Seite. Er kennt unsren Schmerz. Er gibt uns aber auch die Zuversicht, daß der Tod noch nicht das Letzte ist. Das kann uns helfen, daß wir uns hier und heute bewähren, daß wir im Glauben an Gott mit unseren Problemen fertig werden und ohne Furcht der Zukunft entgegengehen, die Gott heraufführen wird. In seiner Hand sind alle unsre Toten. Er wird auch uns halten, im Leben und im Sterben.
Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott (Jes 40,1)
Wenn Gott einen Menschen aus unsrer Mitte zu sich gerufen hat, dann erfüllt uns das mit Trauer. Sicherlich sehen wir notfalls alle noch ein, daß jeder Mensch einmal sterben muß. Aber wenn es dann soweit ist, dann ist es eben doch schwer, ob es sich nun um einen alten Menschen oder um einen noch relativ jungen handelt. Wir hängen doch jeder an seinem Leben. Wir möchten doch alle möglichst lange mit den lieben Menschen zusammen sein, die uns durch lange Jahre vertraut sind und an denen wir hängen.
Deshalb ist der Tod so hart für uns, weil er uns von einem lieben Menschen trennt. Nie wieder werden wir mit ihm sprechen können, nie wieder werden wir die vertrauten Bewegungen sehen können. Und gerade wenn es ein guter Mensch gewesen ist, empfindet man den Verlust sehr schmerzlich.
Wir suchen dann nach einem Trost, ein menschlich verstehenden Wort, das uns das Schwere leichter erträglich macht. Wir suchen nach anderen Menschen, die uns einen kleinen Ausgleich geben für das, was wir entbehren.
Doch letztlich kann wahrer Trost nur von Gott kommen. Er versteht besser als alle Menschen, was uns bedrückt und was uns das Herz schwer macht. Er kann mitfühlen mit unseren Leiden, weil sein Sohn gelitten hat und der Vater mitgelitten hat. Wer selber viel Schweres mitgemacht hat, der kann noch am ehesten mit anderen mitleiden und zu trösten versuchen.
Es gibt natürlich auch menschliche Tröstungsversuche. Denken wir nur einmal daran, was bei einem Trauerfall von Menschen gesagt wird, die nicht an Gott glauben. Da ist dann die Rede davon, der Verstorbene lebe im Andenken seiner Mitmenschen fort. Es heißt dann groß artig: Wir werden ihn nie vergessen! Oder neuerdings spricht man davon, der Mensch lebe in seinem Werk weiter, in dem, was er geschaffen und hinterlassen hat. Oder es wird gesagt: Wir leben fort in unsren Kindern! Aber jeder spürt doch dabei: Das ist nur ein schwacher Trost, das ist doch alles nicht ehrlich gemeint. Es soll zwar ein Trost sein, aber es tröstet nicht, weil es innerlich hohl ist. Wir können ja gar nicht in unsren. Kindern weiterleben. S i e leben weiter, aber nicht wir. Und wie schnell ein Mensch bei allem guten Willen vergessen ist, erleben wir doch täglich.
Menschlicher Trost ist ein schwacher Trost. Gott aber will, daß wir wirklich getröstet werden. Er sagt: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ Das ist damals zum Volk Israel gesagt worden, das in Babylon in der Verbannung lebte. Wie sehnten sich diese Menschen nach der Heimat und hofften auf einen Menschen, der sie nach Hause führen würde.
Das könnte doch auch für uns heute eine Hilfe sein, wenn uns dieser Gedanke vielleicht auch zunächst als überraschend erscheint: Gott tröstet uns, indem er uns die Heimat zeigt, zu der diese(r) Verstorbene gelangt ist und zu der wir auch einmal gelangen werden. Gott kann auch uns, die wir zunächst weiterhin in dieser Welt leben, den Weg zu unsrer himmlischen Heimat zeigen.
Gott nimmt uns gewissermaßen an der Hand und führt uns diesem Ziel entgegen. Wenn eine Mutter ihr Kind trösten will, dann nimmt sie es ja auch bei der Hand, streicht ihm über das Haar und sagt ihm ein paar liebe Worte. So aber macht Gott es auch. Er will uns auch so trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Deshalb fragen wir ja auch in einer solchen Lage nach einem Wort Gottes, das uns Trost geben soll. Natürlich wissen wir nicht, ob wir bei Gott wieder so mit unseren Lieben vereint sein werden wie hier auf dieser Erde. Die Aussagen der Bibel sprechen eher dagegen. Aber das eine ist doch sicher: Wir werden in enger Gemeinschaft mit Gott leben.
Es kann zwar sein, daß die Menschen, die hier auf Erden im Glauben miteinander verbunden sind, auch dort im Glauben miteinander verbunden sein werden. Aber was uns hier als so wichtig erscheint, das wird dann verblassen gegenüber der Verbindungmit Gott. Den Trost haben wir ganz sicher: Wir werden alle eins sein in Gott, der unser aller Herr und Tröster ist.
Von ihm kommt ein Trost, der echt ist, weil Gott auch das Leid überwinden kann. Menschen können immer nur versuchen, uns das Unbegreifliche zu erklären, damit wir uns schließlich hinein schicken. Aber Gott kann etwas dagegen t u n. Er hat damals an den Israeliten gehandelt und hat sie sehr bald wieder in ihre Heimat zurückgeführt. Er wird auch uns nach dem Tod in unsre himmlische Heimat zurückführen, wen kein Trost mehr nötig sein wird, weil es kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird.
Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden! (Jes 40,31)
Es gibt Menschen, die schon an der Schwelle des Todes gestanden haben, die aber im letzten Augenblick noch zurückgerissen wurden. Also etwa erfrorene oder Ertrunkene, die man wieder ins Leben hat zurückrufen können. Diese berichten uns zweierlei von dem, was sie in diesem Augenblick empfunden haben.
Einmal sei ihr ganzes Leben in Sekundenschnelle wie in einem Film an ihnen vorüber gelaufen und sie hätten noch einmal all das gesehen, was sie erlebt hatten, von der frühesten Kindheit an. Es habe ihnen noch einmal all das vor Augen gestanden, was sie an Gutem oder Bösem getan hatten.
Das Zweite war: Sie hätten eine ungeahnte Leichtigkeit gespürt. Alles Schwere sei von ihnen abgefallen und sie hätten sich frei und ungebunden gefühlt wie nie zuvor.
Vielleicht können wir daraus für uns entnehmen: Mit dem Tod werden wir erstens vor das Gericht Gottes gestellt. Wir sind verantwortlich für unsre Taten und werden zur Rechenschaft gezogen. Keine Einzelheit wird dabei ausgelassen. Aber zweitens bringt der Tod auch eine große Befreiung mit sich. Er macht all das unwirksam, was unser Leben belastet hat.
Der eine stöhnt unter einer schweren Krankheit, die ihm lange zu schaffen macht, bis er durch den Tod erlöst wird. Dem anderen ist der tägliche Kampf des Lebens zu viel und er möchte Ruhe und Frieden haben. Wieder ein anderer hat persönliche Schwierigkeiten, mit denen er nicht fertig wird oder eine innere Angst, die ihn gefangen hält. All das aber hat mit dem Tod ein Ende und es beginnt eine neue Existenz ohne Leid und Streit, ohne Mühe und Plage.
Davon spricht nun auch unser Spruch aus dem Jesajabuch: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft?“ Es wird ihnen wieder leicht ums Herz und es geht wieder voran, auch wenn vielleicht etwas Schweres durchzumachen war. Der Tod ist ja etwas Schweres, zu dem man viel Kraft braucht. Doch diese Kraft kommt nicht aus uns selber. Man darf körperlich noch so stark sein und sich sicher fühlen - gegen diesen letzten Feind sind wir nicht gewappnet. Auch wenn einer noch jung ist, kann ihn der Tod ereilen.
Im Vers vorher heißt es: „Jünglinge fallen!“ Wir sind geneigt anzunehmen: Bi jungen Menschen ist das Sterben schwerer, ein alter Mensch rechnet doch damit und richtet sich darauf ein. Das mag sein. Vor allem aber wird man sagen können: Ein alter Mensch wird es eher gelernt haben, auf Gott zu vertrauen. Er hat schon seine Erfahrungen und weiß, wie begrenzt seine Kraft ist. Er wird eher mit einem solchen Spruch einverstanden sein.
Es heißt hier ganz betont: „Die auf den Herrn harren!“ Nur wer von Gott alles erwartet, wird diese Kraft erlangen. Manchmal wird das ja am christlichen Glauben kritisiert: er mache die Menschen schwach und nehme ihnen jeden Widerstandswillen. Gott sei so übermächtig, daß für die Entfaltung der menschlichen Kraft kein Raum mehr bleibe.
Aber unsre Stärke liegt doch gerade darin, daß wir uns der Kraft Gottes anvertrauen! Natürlich können wir uns auch viel allein helfen. Aber gerade wenn wir vor dem Tod stehen, ist es doch aus mit unsrer Kraft. Es ist keine Schwäche, wenn man auf Gott vertraut, sondern das einzig Richtige.
Gott kann uns die neue Kraft und das neue Leben geben, das wir brauchen. Dann kann man laufen, ohne matt zu werden, man kann gehen, ohne müde zu werden. Es wird eben eine andere Welt sein als unsre jetzige. Zusammengefaßt ist das hier mit den Worten: Wir werden auffahren mit Flügeln wie Adler! Damit ist aber nicht etwa unsre Seele wie mit Flügeln in den Himmel fliegt. Das wäre doch etwas wenig. Es soll doch nicht nur ein Teil von uns bei Gott sein, sondern der ganze Mensch soll ja neue Kraft kriegen.
Etwas von dieser Kraft der zukünftigen Welt soll aber auch schon in dieser Welt wirksam werden. Wer in diesem Leben auf Gott vertraut, der wird auch Kraft empfangen, um es zu bestehen. Er braucht nicht mehr wie gebannt auf das Ende zu starren, sondern kann den Sprung wagen- und es ist wirklich nur ein Sprung aus dieser Welt in den Bereich Gottes. Vielleicht hat der(die)Entschlafene in ihrem Leben manches spüren können von dieser Kraft Gottes. Wir wollen seinen(ihren) Leib getrost der Erde übergeben und wissen: Gottes Kraft ist stärker als der Tod. Sie kann auch uns einmal geleiten, wenn einmal unsre letzte Stunde gekommen ist.
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch! (Jes 41,10)
Wie tröstlich ist das doch zu hören! Wie oft im Leben fürchten wir uns und wollen vor der Gefahr ausweichen. Aber damit ist ja nichts aus der Welt geschafft. Es gilt, die Gefahr durchzustehen und dadurch zu überwinden Aber eine gute Rückenstärkung ist dabei doch sehr von Nutzen.
Ein Kind kann sich immer zu seinen Eltern flüchten, wenn es sich bedroht fühlt. Ein Erwachsener ist da mehr auf sich selber gestellt. Manchmal kann er auf die Mithilfe anderer Menschen hoffen. Aber oftmals wird er nur Gott um Hilfe anrufen können.
Gott will uns ja beistehen. Er sagt: „Ich bin mit dir!“ Das hat er uns versprochen bei der Taufe. Damals hat er uns sein Eigentumszeichen aufgedrückt und nun gehören wir ganz ihm. Da haben wir wenigstens einen Helfer sicher.
Das gilt auch angesichts des Todes. Hier haben wir ja besondere Angst und bedürfen des menschlichen Beistands. Sterben muß jeder Mensch allein. Keiner kann ihm das Abnehmen oder auch nur erleichtern. Höchstens gewisse äußere Hilfeleistungen sind möglich und eine innere Begleitung.
Aber die Angst vor dem Sterben ist da und läßt sich nicht einfach so wegschieben. All unsre menschliche Angst wird letztlich aus dieser letzten Angst hervorkommen. Weil wir sterbliche Menschen sind, haben wir vor so vielen Dingen in unserem Leben Angst. Wir können nur damit fertigwerden, wenn uns diese letzte Angst nichts mehr ausmacht.
Aber dazu muß Gott uns helfen. Nur wenn er bei uns ist, braucht uns nichts zu schrecken. Dann brauchen wir auch vor dem Tod nicht auszuweichen, sondern können ihm im Vertrauen auf Gottes Hilfe entgegengehen.
Dann brauchen wir auch von unserem Glauben nicht abzuweichen, sondern er wird sich bewähren können und dadurch wird er gestärkt werden. Der Tod könnte uns ja Anlaß sein, von Gott abzulassen. Man könnte sagen: Gott hilft mir ja nicht, er kann es überhaupt nicht, wenn es darauf ankommt, läßt er einen im Stich. So könnte der Tod schon eine schwere Anfechtung für unseren Glauben werden.
Aber das ist eine nur sehr vordergründige Sicht der Dinge. Es bleibt dabei, was Gott uns verspricht, nämlich: „Ich bin mit dir! Ich bin dein Gott!“ Wenn er unser Gott ist, dann kann er uns doch nicht im Stich lassen, wenn es gefährlich wird. Das tut er auch nicht.
Er sagt: „Ich stärke dich, ich helfe dir auch!“ Das sin zwei unterschiedliche Dinge. In manchen Fällen haben wir nur eine Rückenstärkung nötig. Aber durchstehen müssen und können wir alles selber. Da ist nur der Beistand Gottes nötig.
Es gibt aber auch Dinge, wo unsre menschliche Kraft versagt. Dazu gehört der Tod. Hier erleben wir die ganze Ohnmacht menschlichen Könnens und Wollens. Da kann uns nur Gott noch helfen.
Diese Hilfe muß nicht immer so aussehen, daß er den Tod noch einmal an uns vorübergehen läßt. Aber er sorgt dafür, daß der Tod nicht ewig Macht über uns behält. Er beherrscht uns zwar einige Zeit mit aller Macht, aber seine Kraft ist auch bald wieder erschöpft.
Gott überwindet den Tod, indem er uns auferwecken wird zu einem neuen Leben. Das ist die Hilfe, die allein Gott uns geben kann. Aber es ist nicht die einzige Hilfe, die er für uns hat.
Gott will auch schon während unsres Lebens mit uns zu tun haben. Es gilt, immer in Verbindung mit ihm zu bleiben, damit er unser Gott sein kann. Er verspricht uns ja, daß er sich um uns kümmert. Aber es geht darum, daß wir auch seine Hilfe annehmen.
Es kann ja auch sein, daß unser Leben einmal sehr plötzlich endet. Da ist es gut, wenn wir schon vorher fest mit Gott verbunden waren. Es könnte ja sein, daß sonst keine Zeit mehr bleibt, die Verbindung wieder mit ihm aufzunehmen.
Wer aber in der Gemeinschaft mit Gott geblieben ist, der braucht vor nichts und niemandem Angst zu haben. Der kann auch in seiner letzten Stunde in der Gewißheit entgegensehen: Gott wird mir helfen, durch den Tod hindurchzukommen zu einem neuen Leben. Er hat mir mein ganzes Leben über geholfen, da wird er es jetzt erst recht tun.
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein! (Jes 43,1)
Diesen Spruch gibt man häufig einem Kind bei der Taufe mit. Jetzt, am Ende eines Lebens, wollen wir einmal fragen: „Stimmt das denn eigentlich, hat dieses Wort sich in diesem Leben bewahrheitet?“
Es gibt viele Dinge, vor denen wir uns in unserem Leben fürchten: Der eine fürchtet sich vor dem Verlust seiner Stellung, der andere fürchtet um sein Geld und seinen Besitz, wieder ein anderer hat Angst vor der Zukunft oder vor bösen Gewalten. Aber sicher haben wir auch alle Angst vor dem Tode, das ist ganz natürlich und menschlich.
Sicherlich hängt das auch damit zusammen, daß wir alle unser Ungenügen und unser Versagen spüren. Wir wissen, daß wir nicht so sind, wie Gott uns haben will. Wir werden schuldig und hätten Strafe verdient.
Die Bibel spricht dann von der „Sünde“, von der alle Menschen betroffen sind. Und vielleicht ist diese Sünde der eigentliche Grund aller Angst vor dem Tode. Viele Menschen reden sich deshalb ein, es gäbe kein Leben nach dem Tode; sie wollen es nicht wahr haben, daß wir zur Verantwortung gezogen werden, um ihre Angst loszuwerden.
Dabei brauchen wir doch gar keine Angst zu haben! Gott sagt uns: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst!“ Wir können uns nicht selbst erlösen. Aber Jesus Christus mußte an unsrer Stelle sterben, damit wir nicht für ewig tot sein müssen.
Im Altertum kam es gelegentlich vor, daß ein reicher Mann auf den Sklavenmarkt ging, dort einen Sklaven kaufte und ihm anschließend die Freiheit schenkte. Dieser Mann wurde dann vor seinen Ketten losgemacht, er wurde „erlöst“ und konnte dann hingehen, wohin er wollte, niemand hatte mehr Gewalt über ihn.
So heißt Erlösung für uns: Wir sind freigekauft von all den Ängsten, die uns das Leben so schwer machen. Das kann uns alles nichts mehr anhaben, weil wir einen Herrn haben, der stärker ist als alle anderen Mächte. Er ist auch stärker als der Tod, der uns zwar eine Zeit binden kann, aber dann sein Opfer wieder hergeben muß. Der Tod ist nur der Durchgang zum Leben mit Gott.
Woher wollen wir aber wissen, daß er gerade mich erlöst hat? Es kann ja sein, daß es so eine Amnestie gibt, aber daß ich nicht darunter falle. Doch da wird uns hier gesagt: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“
Gott hat jeden Einzelnen mit Namen gerufen bei der Taufe. Er will mit jedem von uns etwas zu tun haben, nicht nur in diesem Leben, sondern in alle Ewigkeit. Unser Name hier und dort bleibt derselbe. Gott kennt unseren Namen schon. Und unser Name zeigt uns an, daß wir mit Gott verbunden bleiben und unser Leben nicht mit einem Schlag ein Ende hat.
Der Name ist deshalb so wichtig, weil er unsre ganz persönliche Note ist und uns unverwechselbar macht, also auch jedem die persönliche Erlösung verspricht. Der Name wird bei der Taufe genannt, er wird auch bei der Beerdigung gesagt, er begleitet den Menschen das ganze Leben lang und darüber hinaus.
Wenn sich ein Kind in einer großen Stadt verlaufen hat, dann ist es bald sehr unglücklich und fängt an zu weinen. Aber dem Kind kann sehr leicht geholfen werden, wenn es seinen Namen nennen kann. Andere Menschen werden sich dann sicher um das Kind kümmern und bald die Eltern ausfindig machen. Schon wird alles wieder gut. Ein Kind kann gar nicht verlorengehen, wenn es einen Namen hat und diesen Namen sagen kann, damit es zurückgebracht werden kann.
So kann auch ein Kind Gottes nicht verlorengehen. Es hat bei der Taufe den Namen eines Christen erhalten und wird deshalb immer wieder zu seinem himmlischen Vater zurückfinden.
Deshalb können wir diese (n) Verstorbene (n)getrost in die Hände Gottes geben. Er (Sie) hat nur zurückgefunden zu dem, von dem er gekommen ist. Gott hat ihn (sie) am Ende seines (ihres) Lebens ein letztes Mal bei seinem (ihrem) Namen gerufen und gesagt: „Du bist mein!“
Kein anderer Herr hat nun noch Macht über ihn (sie). Auch von uns muß keiner Angst haben. Denn wir dürfen getrost wissen: Gott ist der einzige Herr, der sagen kann: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!“
Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben und tragen und erretten! (Jes 46,4)
Nicht jedem Menschen ist es vergönnt, ein hohes Alter zu erreichen. Wir erschrecken, wenn wir vom Tod eines noch relativ jungen Menschen erfahren. Und heutzutage ist man ja mit 65 Jahren noch einigermaßen jung und es ist eigentlich noch zu früh zum Sterben.
Wenn einer über 80 Jahre alt ist, dann hat er ein gesegnetes Alter, dann ist jeder Tag ein zusätzliches Geschenk. Und doch sollte man nicht meinen, daß der Abschied dann leichter wäre. Es ist immer schlimm, wenn man einen Menschen hergeben muß.
Es war ja doch die Mutter und Großmutter, der (die) Nachbar(in) und Schulkamerad(in). Viele Menschen haben mit ihr (ihm) zu tun gehabt. Es fehlt nun doch jemand aus unsrer Mitte, der immer mit dazugehört hat. Unser Leben Ist jetzt ärmer geworden.
Aber wir wollen an diesem Tage auch dankbar sein. Ein Mensch, der vieles im Leben mitgemacht hat, durfte ein hohes Alter erreichen. Es hat auch schöne Stunden gegeben, in denen Gott besonders nahe war. Hier hat sich dann der Satz bewahrheitet: „Ich will euch tragen bis ins Alter uni bis ihr grau werdet!“
Gott trägt uns von Kindheit an. Wenn die Eltern ihr neugeborenes Kind auf den Arm nehmen, dann tun sie das auch als Stellvertreter Gottes. Sie haben es zu führen und zu schützen für viele Jahre. Einmal aber wird das Kind groß und geht seine eigenen Wege. Dann können die Eltern nur noch bedingt für ihr Kind dasein.
Aber dann ist ein anderer da, der uns führt und leitet. Wir haben einen Vater im Himmel, der will uns heben, tragen und erretten. Er ist immer da, in guten und in bösen Tagen, in Freude und Leid, wenn wir allein sind oder mit anderen zusammenkommen. Das kann uns eine große Stärkung und Hilfe bedeuten.
Bei Jesaja ist das ja gesagt, um vor dem Vertrauen auf andere Götter zu warnen. Solche Götter gibt es ja gar nicht, also können sie auch nicht helfen. Denn der Gott des Himmels und der Erde aber verspricht, zu tragen bis ins Alter. Er erinnert daran, was er den Menschen und dem Volk in der Vergangenheit schon Gutes getan hat. Daraus können sie auch Zuversicht gewinnen für die Zukunft.
Daran wollen wir uns auch erinnern, wenn wir jetzt im Angesicht des Todes stehen. Er hat uns schon so vielen im Leben gegeben. Da wird er uns auch beistehen, wenn einmal der Tod auf uns zukommt.
Dann wird er uns retten aus der Macht des Todes. Gewiß, sterben müssen wir alle einmal. Jeder muß einmal von seinen Angehörigen und von dieser Welt Abschied nehmen. Aber die Macht des Todes wirkt nicht ewig. Was zunächst wie ein Sieg des Todes aussah, ist in Wirklichkeit der Beginn seiner Niederlage.
Gott trägt uns auch weiter, über den Tod hinaus. Vor allen Dingen hat er auch die Macht dazu. Das hat er an Jesus bewiesen. Die Menschen haben ihn umgebracht. Aber Gott hat ihn nicht dem Tod gelassen, sondern hat ihn auferweckt von den Toten.
Seitdem dürfen wir auch eine Hoffnung haben, die über den Tod hinausreicht. Jesus ist nur der Erste unter denen, die auferstehen werden. Wir dürfen mit zu der großen Zahl derer gehören, die mit Jesus in Gottes Reich leben dürfen.
Dann erst wird uns so richtig deutlich werden, was es heißt: „Ich will euch tragen bis ins Alter“ Unter „Alter“ brauchen wir dann nicht mehr nur unser biologisches Alter zu verstehen. Unser irdisches Leben ist ja nur ein kleiner Ausschnitt aus unsrer gesamten Existenz. Ehe wir in diese Welt geboren wurden, waren wir schon da bei Gott. Und wenn wir diese Welt verlassen, dann sind wir auch noch da bei Gott. Dann beginnt erst unser wahres Alter, in dem Gott uns trägt und erhält und rettet.
Ja, er will uns retten aus dieser Welt in sein Reich. In seiner Hand sind auch heute schon alle unsre Toten. So können wir auch diese(n) Entschlafene(n) ihm anbefehlen. Er hat sie (ihn) getragen durch ein langes Leben hindurch. Das wird er auch jetzt weiter tun, wo dieses Leben ein Ende hat.
Und wir, die wir vorerst noch weiterleben, dürfen auf das Gleiche hoffen. Wir erfahren jetzt schon oft, wie er uns trägt. Aber seine volle Liebe werden wir erst erleben, wenn wir einmal ganz ihm vereint sind. Dann werden wir erst recht begreifen, was er schon zu unsren Lebzeiten an uns getan hat.
Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen! (Jes 54,10)
Die Berge sind für uns das Symbol für das Beständige. Wir wissen genau, daß ein Berg so gut wie nie weichen kann. Vielleicht bricht einmal ein Vulkan aus oder es gibt einen Erdrutsch oder Menschen bewegen mit großem technischem Aufwand einen Hügel fort. Aber unsre Berge hier, die stehen seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden so, wie wir sie heute sehen. Sie sind uns ein Beispiel für das Bleibende und Beharrende.
Nun heißt es aber hier in der Bibel bei Jesaja: Selbst wenn das doch einmal ausnahmsweise vorkommen sollte, daß Berge weichen und Hügel hinfallen, dann wird doch Gottes Gnade bleiben. So unwahrscheinlich das Erste schon ist, umso unwahrscheinlicher ist das Zweite: Gott kann seinen Gnadenwillen gar nicht von uns abziehen, sonst wäre er nicht mehr Gott. Machen wir uns einmal deutlich, worin sich diese Gnade in unserem Leben äußert. Es beginnt mit unsrer Geburt. Welch ein Wunder ist es doch, daß immer wieder neue Menschen das Licht der Welt erblicken. Gott allein rief sie ins Leben, denn kein Mensch kann es von sich aus machen, daß er ein Kind bekommt oder daß sein Kind noch Geschwister dazubekommt.
Es kommen dann die Jahre des Lernens und Aufnehmens, des Heranwachsens und Reifens. Man sucht sich einen Beruf ( ) und einen Lebenspartner( ). Wieviel kann da schiefgehen und wie sehr brauchen wir da doch die Gnade Gottes. Sein Wort gibt uns Wegweisung und macht uns immer wieder Mut.
Wir gehen dann in Familie und Beruf an die Bewältigung unsrer Lebensaufgaben, wo wir uns für andere Menschen und vor allem für die eigenen. Kinder einsetzen. Viele sehen hier den eigentlichen Sinn des Lebens. In der Tat ist es ja auch so etwas wie ein Höhepunkt im Leben. Aber entscheidend wird sein, ob wir hier die Verbindung mit Gott nicht verlieren. Jedenfalls wendet er uns weiter unvermindert seine Gnade zu. Wie oft hilft er uns wieder auf, wenn etwas nicht geklappt hat und wir mutlos geworden sind.
Wir müssen aber auch damit rechnen, daß Schweres im Leben kommt, das uns an der Gnade Gottes zweifeln läßt. Aber gerade dann hilft Gott uns auch wieder heraus. Dann ist er uns mit seiner Hilfe auch besonders nahe und schenkt uns den Trost seines Wortes.
Schließlich kommt im Leben dann die Zeit des Abstiegs, wo wir kürzer treten müssen und Manches ein anderes Gesicht erhält. Dann merken wir wieder mehr, daß wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind und auch Gott brauchen. Zuletzt wird dann auch unser Leben ein Ende finden. Das ist der Weg, den wir alle gehen und der uns unweigerlich vorgezeichnet ist. Bei dem einen tritt es früher ein, bei dem anderen später. Der eine darf sanft entschlafen, der andere kann nur unter großen Schmerzen heimgehen. Aber immer ist das Ende der Tod. Hat damit auch die Gnade Gottes ein Ende gefunden? Ist der Tod nicht ein grausames Geschick, das der Gnade Gottes geradezu ins Gesicht schlägt? Ist damit nicht doch alles zusammengebrochen?
Nein, müssen wir da sagen, hier gilt der Jesajavers erst recht. Der Tod macht die Gnade Gottes nicht überflüssig oder unmöglich. Er fordert sie vielmehr erst richtig heraus. Hier soll sie ihre Kraft erweisen und ihre letzte Bewährungsprobe bestehen.
Gott will ja nicht nur in diesem Leben mit uns zu tun haben. Seine Möglichkeiten reichen weiter als der begrenzte Raum unsres Lebens. Er kannte uns schon, ehe wir ins Leben kamen. Er bleibt auch unser lieber Vater, wenn uns der Tod aus dieser Welt herausholt. Nur eins konnte uns von Gottes Gnade trennen: Unser eigener Ungehorsam. Er stellt sich gegen das Angebot Gottes und droht ihm seine Kraft zu nehmen. Wenn wir eine Mauer gegen Gott errichten, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir nichts von seiner Gnade verspüren. Aber Gott hat sogar versucht, auch eine solche Mauer zu durchstoßen. Er hat seinen Sohn dafür hergegeben, damit wir nicht verlorengehen. Jesus ist auf unsre Seite der Mauer gekommen. Er hat die Macht unsres Ungehorsams und unsrer Sünde durchbrochen und uns zu Gott zurückgebracht.
Deshalb können wir sicher sein, daß Gottes Gnade nicht von uns weichen wird. Jesus bringt uns immer wieder in Verbindung mit Gott. Er garantiert uns auch, daß diese Verbindung über unseren Tod hinaus bestehenbleibt. Als er gestorben war, hat Gott auch die Verbindung zu seinem Sohn wieder aufgenommen. Jetzt brauchen wir uns nur an diesen Jesus anzuhängen, um zu Gott gelangen zu können. Wenn wir auch jetzt betrübt sind, so dürfen wir doch wissen: Dieser Mensch ist in Gottes Gnade wohl geborgen. Und wir selbst dürfen uns auch von dieser Gnade umfangen wissen, denn Gott hat gesagt: Meine Gnade soll nicht von dir weichen!
Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln! (Jes 54,7)
Man kann schon den Eindruck haben, man sei von Gott verlassen, wenn ein lieber Mensch gestorben ist. Ja, wenn er schon sehr alt gewesen war, mögen wir uns noch damit abfinden. Aber wenn wir denken, es hätte schon noch einige Jahre Zeit gehabt, dann ist es doch schwer.
Dann fragt man sich doch: Warum mußte gerade u n s das zustoßen? Andere sind doch auch nicht besser oder schlechter und werden steinalt! Warum werden da solche Unterschiede gemacht?
Doch dazu ist zunächst zu sagen: Wir haben darüber nicht zu bestimmen. Jede Stunde, die Gott uns gewährt, haben wir seiner Barmherzigkeit zu verdanken. Wir sollten deshalb nicht so sehr auf das sehen, was wir nicht gehabt haben, sondern dankbar sein für das, was uns geschenkt wurde.
Dennoch ist es nun einmal so, daß Menschen uns verlassen müssen und wir Menschen verlassen müssen. Eine Mutter z.B. kann nicht immer bei ihren Kindern bleiben, sie muß auch einmal ihre eigenen Wege gehen können und die Kinder allein lassen. Ein Mann kann nicht immer die gleichen Schritte tun wie seine Frau. Jeder hat einen eigenen Arbeitsbereich und muß auch einmal seine eigenen Wege gehen.
Unter den Menschen ist es einfach nötig, daß man sich ab und zu verlassen muß. Aber dann kann man auch immer wieder zusammenkommen und die Gemeinschaft wieder aufnehmen. Bei Gott jedoch ist das nicht so. Er verläßt uns nicht, auch nicht e i n e n Augenblick - er ist immer bei uns. Er kann gar nicht anders, weil er unser Gott ist und versprochen hat, uns immer nahe zu sein. Dessen sollten wir immer gewiß sein.
Wenn wir vielleicht manchmal den Eindruck haben als hätte Gott uns verlassen, so ist das eben nur unsre persönliche Sicht der Dinge; aber in Wirklichkeit ist das nicht so: Gott kann uns gar nicht sitzenlassen, sonst wäre er nicht mehr Gott.
Der Prophet Jesaja gebraucht absichtlich den Vergleich mit dem Zusammenleben zwischen Mann und Frau. Er sagt: Eine Witwe wird nicht von ihrem Mann sitzen gelassen, sondern sie hat jetzt Gott, an den sie sich halten kann. Sie ist nicht alleingelassen und schutzlos den Gefahren und Anfeindungen ausgesetzt, sondern Gott ist jetzt ihr Beschützer und Helfer.
Gott läßt keinen allein, auch nicht im Tod. Wir könnten vielleicht meinen, da reiße der Kontakt ab, weil Gott zu unterliegen scheint. Aber das ist nicht so. Gerade dann will er uns nahe sein, wenn wir einen lieben Menschen an den Tod hergeben müssen oder wenn wir selber sterben müssen.
Es könnte sein, daß wir dann vor Gott fliehen möchten und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Aber er sammelt uns wieder ein und bringt uns an den Punkt, wo er uns haben will.
So wie eine Glucke ihre Küken ruft und zusammenhält, so holt Gott uns zusammen, damit wir unter dem Schatten seiner Flügel sicher sind. Keiner soll durch irgendein Erlebnis seines Lebens aus der Bahn geworfen werden, sondern soll sich immer wieder zu Gott flüchten dürfen.
Gott will uns einsammeln für sein Reich Er kann auf keinen verzichten. Wir mögen zwar manchmal so gelebt haben, daß wir eigentlich nicht mehr in die Nähe Gottes gehörten. Aber Gott ist barmherzig. Er behandelt uns nicht, wie wir es eigentlich verdient hatten sondern wie er es in seiner Güte will. So wie eine Mutter immer wieder ihre Kinder zu sich ruft, auch wenn sie unartig gewesen sind, so will Gott auch uns bei sich haben.
Er will auch diesen Menschen bei sich haben, der nun diese Welt hat verlassen müssen. Wir dürfen auch ganz fest vertrauen, daß er nun bei Gott ist. Gott vergißt keinen, wenn er daran geht, die Menschen einzusammeln. Wem in der Taufe das Eigentumszeichen Gottes aufgeprägt wurde, den erkennt er wieder und beansprucht ihn für sich.
Da müssen ihn auch die Angehörigen hergeben, die Ärzte müssen ihre Bemühungen einstellen, die Arbeitskollegen müssen die Arbeit mit übernehmen und die Freunde sind um die Beziehung zu einem Menschen ärmer. Aber Gott hat eins seiner Kinder wieder ganz nahe bei sich.
Bei Gott wird sich keiner verlassen vorkommen. Und auch wir, die wir weiterleben, sind nicht allein. Gott ist bei uns und wird uns stärken in unseren Nöten. Er will uns helfen, auch wieder zur Ruhe und Zufriedenheit zu finden. Wir dürfen darauf vertrauen, daß sich dieses Bibelwort an uns erfüllt: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, Aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln:“
Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen! (Jes 54,10)
Die Berge sind für uns das Symbol für das Beständige. Wir wissen genau, daß ein Berg so gut wie nie weichen kann. Vielleicht bricht einmal ein Vulkan aus oder es gibt einen
Erdrutsch oder Menschen bewegen mit großem technischem Aufwand einen Hügel fort. Aber unsre Berge hier, die stehen seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden so, wie wir sie heute sehen. Sie sind uns ein Beispiel für das Bleibende und Beharrende.
Nun heißt es aber hier in der Bibel bei Jesaja: Selbst wenn das doch einmal ausnahmsweise vorkommen sollte, daß Berge weichen und Hügel hinfallen, dann wird doch Gottes Gnade bleiben. So unwahrscheinlich das Erste schon ist, umso unwahrscheinlicher ist das Zweite: Gott kann seinen Gnadenwillen gar nicht von uns abziehen, sonst wäre er nicht mehr Gott. Machen wir uns einmal deutlich, worin sich diese Gnade in unserem Leben äußert. Es beginnt mit unsrer Geburt. Welch ein Wunder ist es doch, daß immer wieder neue Menschen das Licht der Welt erblicken. Gott allein rief sie ins Leben, denn kein Mensch kann es von sich aus machen, daß er ein Kind bekommt oder daß sein Kind noch Geschwister dazubekommt.
Es kommen dann die Jahre des Lernens und Aufnehmens, des Heranwachsens und Reifens. Man sucht sich einen Beruf ( ) und einen Lebenspartner( ). Wieviel kann da schiefgehen und wie sehr brauchen wir da doch die Gnade Gottes. Sein Wort gibt uns Wegweisung und macht uns immer wieder Mut.
Wir gehen dann in Familie und Beruf an die Bewältigung unsrer Lebensaufgaben, wo wir uns für andere Menschen und vor allem für die eigenen. Kinder einsetzen. Viele sehen hier den eigentlichen Sinn des Lebens. In der Tat ist es ja auch so etwas wie ein Höhepunkt im Leben. Aber entscheidend wird sein, ob wir hier die Verbindung mit Gott nicht verlieren. Jedenfalls wendet er uns weiter unvermindert seine Gnade zu. Wie oft hilft er uns wieder auf, wenn etwas nicht geklappt hat und wir mutlos geworden sind.
Wir müssen aber auch damit rechnen, daß Schweres im Leben kommt, das uns an der Gnade Gottes zweifeln läßt. Aber gerade dann hilft Gott uns auch wieder heraus. Dann ist er uns mit seiner Hilfe auch besonders nahe und schenkt uns den Trost seines Wortes.
Schließlich kommt im Leben dann die Zeit des Abstiegs, wo wir kürzer treten müssen und Manches ein anderes Gesicht erhält. Dann merken wir wieder mehr, daß wir auf die Hilfe anderer angewiesen sind und auch Gott brauchen. Zuletzt wird dann auch unser Leben ein Ende finden. Das ist der Weg, den wir alle gehen und der uns unweigerlich vorgezeichnet ist. Bei dem einen tritt es früher ein, bei dem anderen später. Der eine darf sanft entschlafen, der andere kann nur unter großen Schmerzen heimgehen. Aber immer ist das Ende der Tod. Hat damit auch die Gnade Gottes ein Ende gefunden? Ist der Tod nicht ein grausames Geschick, das der Gnade Gottes geradezu ins Gesicht schlägt? Ist damit nicht doch alles zusammengebrochen?
Nein, müssen wir da sagen, hier gilt der Jesajavers erst recht. Der Tod macht die Gnade Gottes nicht überflüssig oder unmöglich. Er fordert sie vielmehr erst richtig heraus. Hier soll sie ihre Kraft erweisen und ihre letzte Bewährungsprobe bestehen.
Gott will ja nicht nur in diesem Leben mit uns zu tun haben. Seine Möglichkeiten reichen weiter als der begrenzte Raum unsres Lebens. Er kannte uns schon, ehe wir ins Leben kamen. Er bleibt auch unser lieber Vater, wenn uns der Tod aus dieser Welt herausholt. Nur eins konnte uns von Gottes Gnade trennen: Unser eigener Ungehorsam. Er stellt sich gegen das Angebot Gottes und droht ihm seine Kraft zu nehmen. Wenn wir eine Mauer gegen Gott errichten, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir nichts von seiner Gnade verspüren. Aber Gott hat sogar versucht, auch eine solche Mauer zu durchstoßen. Er hat seinen Sohn dafür hergegeben, damit wir nicht verloren gehen. Jesus ist auf unsre Seite der Mauer gekommen. Er hat die Macht unsres Ungehorsams und unsrer Sünde durchbrochen und uns zu Gott zurückgebracht.
Deshalb können wir sicher sein, daß Gottes Gnade nicht von uns weichen wird. Jesus bringt uns immer wieder in Verbindung mit Gott. Er garantiert uns auch, daß diese Verbindung über unseren Tod hinaus bestehen bleibt. Als er gestorben war, hat Gott auch die Verbindung zu seinem Sohn wieder aufgenommen. Jetzt brauchen wir uns nur an diesen Jesus anzuhängen, um zu Gott gelangen zu können. Wenn wir auch jetzt betrübt sind, so dürfen wir doch wissen: Dieser Mensch ist in Gottes Gnade wohl geborgen. Und wir selbst dürfen uns auch von dieser Gnade umfangen wissen, denn Gott hat gesagt: Meine Gnade soll nicht von dir weichen!
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken! (Jes 55,8-9)
Jeder Mensch hat eine Vorstellung von seiner Zukunft. Dabei ist immer vorausgesetzt, daß wir noch lange zu leben haben. Das geht ja auch im Grunde nicht anders, denn man kann ja nicht jeden Tag mit dem Gedanken an den Tod herumlaufen. Wir wissen zwar theoretisch, daß etwas dazwischenkommen kann. Aber in der Praxis rechnen wir doch nicht damit, jedenfalls noch nicht jetzt.
Wenn dann der Tod in unser Leben eingreift, dann merken wir, wie begrenzt doch alles ist. Unsre Zeit steht in Gottes Händen. Er hat längst beschlossen, wann er uns abberuft, ehe wir nur im Geringsten daran denken. Er hat uns das Leben gegeben, da kann er es auch wieder von uns nehmen.
Meist sind unsere Gedanken von andren Dingen erfüllt. Das läßt sich auch kaum anders machen: Wir haben uns in Haus und Hof zu kümmern, man hat seine Arbeit und Familie, viele Verpflichtungen kommen täglich auf uns zu. Da sind wir gefordert und können uns dem nicht entziehen.
Doch Gott will auch zum Zug bei uns kommen. Er hat die Macht, unser Leben auf seinen Weg zu lenken. Wie oft müssen wir dann feststellen, daß Gottes Wege andere sind, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir hätten sie uns bestimmt nicht ausgesucht, wenn wir danach gefragt worden wären. Manchmal läßt sich das ja noch ertragen. Aber manchmal geht es auch an die Grundlagen unsers Lebens. Dann schreit man schnell voller Anklage: „Gott, warum hast du mir das getan?“
Der Fehler liegt aber vielleicht darin, daß wir uns selbst eine Gottesvorstellung zurechtgebastelt haben. In Wirklichkeit aber ist Gott ganz anders. Wir möchten gern einen, bei dem alles wunschgemäß verläuft. Da fällt es dann auch leicht, die eigenen Erfolge als ein Zeichen des Segens Gottes anzusehen. Dann ist es auch leicht zu singen: ,,Jesus geh voran, auf der Lebensbahn!“
Aber wir dürfen uns keinen Gott zurechtbasteln - auch nicht in Gedanken - der uns nicht aus der Ruhe bringt und unsre selbstgezogenen Kreise nicht- stört. Gott läßt sich aber nicht zum ausführenden Organ unsrer eigenen Einfälle machen. Er läßt uns zwar viel Freiheit, aber die Eckpunkte unsres Lebens bestimmt allein er.
Zwischen unsren Vorstellungen und dem Willen Gottes besteht im wahrsten Sinne des Wortes ein „himmelweiter“ Unterschied. Und wenn wir dann einmal in Schwierigkeiten kommen mit unserem Glaube an Gott, dann zerbricht immer etwas von dem Gottesbild, das wir uns selbst gemacht haben.
So richtig werden wir Gott erst verstehen und begreifen können, wenn wir ihn sehen von Angesicht zu Angesicht. Im Augenblick ist es noch viel zu schwer, Gott zu begreifen. Zu sehr verstellt uns der Tod den Blick auf Gottes Willen. Im Augenblick sehen wir nur den und Abbruch.
Aber Gottes Wort will uns anleiten, auch wieder auf andere Gedanken zu kommen. Gott sagt uns: „Ich weiß was das Bessere für euch ist. Ihr denkt. jetzt, daß der Weg in die Sackgasse geführt hat. Aber in Wirklichkeit ist das der allein richtige Weg gewesen!“
Das kann er nur sagen, weil er das harte Geschick des Todes wenden kann. Er verheißt uns die Auferstehung und das ewige Leben. Dann werden wir ihn sehen, wie er ist, und all unser Fragen wird beendet sein. Das ist das, was ein Verstorbener uns voraus hat: Er darf schon Gott schauen. Er braucht sich keine Gedanken mehr über seinen Lebensweg zu machen, sondern er weiß, daß er am Ziel angekommen ist.
Deshalb sollten wir dieses Bibelwort ,,Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken“, nicht so verstehen, als bliebe uns nur das Sichfügen in Gottes Willen übrig. Natürlich gilt Gottes Wille. Aber das sollte uns nicht traurig stimmen, sondern unser Vertrauen stärken: Gott garantiert uns wenigstens, daß sein Wille der beste ist.
Nach Gottes Willen. sollen wir ihm nähe sein, näher als wir das auf Erden konnten. Das sollten wir uns zum Trost sagen lassen bei aller Trauer. Gott möchte nicht, daß wir uns in Trauer verlieren, sondern zur Erkenntnis seines heiligen Willens mit uns kommen.
Auf Erden ist alles noch undurchsichtig und schwer. Gott aber möchte uns freimachen von dem Starren auf den Tod. Nicht der Tod steht am Ende unsres Lebens, sondern Gott, der uns in das neue Leben hineinführen will. Er überbietet das irdische Dasein in seiner Barmherzigkeit. Er nimmt uns etwas. Aber er gibt uns auch etwas, was mehr als, ist wir uns vorstellen können und als unsre Vernunft begreifen kann.
Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden! (Jes 55,12)
Wenn ein junger Mensch ins Leben hinauszieht, dann packt er es meist mit Freude an. Man erlernt einen Beruf, man sucht und findet einen Ehepartner, eine Familie wird gegründet. Wohnung und Hausrat sind nötig. Kinder wird man sich wünschen. Aber es ist auch schön, wenn man sich mit der Verwandtschaft und Nachbarschaft gut versteht und gute Freunde findet.
An eine solche Zeit des Aufbaus geht man meist mit sehr viel Schwung heran. Man hat noch Kräfte und kann etwas 1eisten. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es nicht an, weil man ja Freude daran hat. Und wenn einmal Hindernisse auftauchen, dann sind sie nur Anlaß zu noch mehr Einsatz.
Meist denkt man auch, es müsse immer so weitergehen. Kein Regenwölkchen soll den Sonnenschein trüben, nur Glück und Freude soll es im Leben geben. Die Gefahr ist nur, daß man leicht den Geber aller dieser Gaben vergißt. Wenn man zu sehr nur seine persönlichen Ziele vor Augen hat, dann verliert man leicht die Dankbarkeit gegenüber Gott aus dem Blick.
Gott möchte aber, daß wir gerade dann mit ihm in Verbindung bleiben, wenn wir uns stark und wohl fühlen. Wenn es nachher einmal andersherum kommt, da wird Gott sowieso uns eher einfallen. Wenn Not am Mann ist, dann erinnern wir uns ganz von selber an ihn; dann soll er gleich nur Stelle sein und möglichst auch sofort helfen.
Es ist ja Manches, was uns in unserem Leben in die Quere kommen kann, womit wir nicht gerechnet hatten. In vergangenen Zeiten hatte man sehr unter Krieg und wirtschaftlichen Notzeiten zu leiden. Aber es gibt auch viel persönliches Leid, das wahllos den Einzelnen zu treffen scheint: Plötzlich eine schwere Krankheit, eine Auseinandersetzung mit einem anderen Menschen, Sorgen mit den Kindern.
Und schließlich als Schlimmstes von allem der Tod. Wir wissen ja, daß wir immer mit ihm rechnen müssen. Aber immer denken wir doch auch, die anderen mag es schon treffen, aber ich werde schon noch einmal davonkommen! Daß unsre Uhr auch einmal abgelaufen sein könnte, das wissen wir zwar theoretisch, aber wir nehmen es doch nicht so in unser praktisches Leben auf.
Aber es wäre natürlich auch nicht recht, wenn wir immer nur ans Sterben dächten und davon redeten. Da könnte man ja seines Lebens nicht mehr froh werden. Wir sollen doch - auch nach Gottes Willen - mit Freuden durchs Leben gehen können.
Nur müssen wir dann auch damit zufrieden sein, wenn es wieder einmal anders kommt. Gott hat uns alles zugeteilt, die Zeiten der Freude und die Zeiten des Leides. Und wenn wir wieder einmal gerade in einem tiefen Tal sind, dann dürfen wir uns doch von Gottes Liebe umfangen und getragen wissen.
Auch am Ablauf der Kirchenjahreszeiten kann man sich das deutlich mache Da gibt es zum Beispiel die Passionszeit, in der wir an das Leiden und Sterben Jesu denken. Aber natürlich ist das auch immer eine Zeit nach der Auferstehung Jesu. Wir wissen ja, daß am Ende doch die Auferstehung gestanden hat. Alle Zeit ist Zeit nach jenem ersten Ostern, an dem die große Wende vom Tod zum Leben geschah. Insofern sind auch die traurigen Zeiten von der Osterfreude erfüllt.
Wenn ein Mensch gestorben ist, werden wir zwar nicht gerade mit Freuden ausziehen können. Aber wir können doch getrost unsren Weg gehen. Und das liegt daran, daß wir im Frieden von Gott geleitet werden. Er ist bei uns im Leben und ist erst recht bei uns im Tod und noch darüber hinaus.
Es ist doch gut, wenn man im Frieden heimgehen darf. Eines Tages hören Krankheit und Schmerzen auf, da hat man den Kampf des Lebens überwunden, da darf man sich ausruhen bei Gott. Sicherlich ist es auch ein schmerzhafter Abschied. Aber es ist doch eine Heimkehr zu dem himmlischen Herrn.
Gott geleitet uns auch auf dem letzten Stück unsres Weges. Es ist wie eine Meerenge mit vielen unvorhergesehenen Strömungen und gefährlichen Klippen. Aber dahinter öffnet sich das weite Meer, die Gefahr ist vorbei und man hat die Freiheit, hinzugehen wohin man will.
Auf diesem Weg ist der (die) Verstorbene uns schon vorangegangen. Er (Sie) hat schon zum Frieden hingefunden. Diese Gewißheit kann auch uns mit Frieden erfüllen. Wir haben einen Menschen hergeben müssen. Aber er hat schon Anteil an der Welt Gottes und wartet schon der Auferstehung der Toten entgegen.
Der Herr wird dein ewiges Licht sein, und die Tage deines Leides sollen ein Ende haben! (Jes 60,20 i.A.)
Zum Leben der Menschen gehört das Leiden mit hinzu. Es gibt keinen Menschen, der nicht einmal unter etwas oder an etwas leiden müßte. Wir denken an Enttäuschungen und Schwierigkeiten im Leben, an äußere Not und Sorgen, an Krankheit und Tod. Aber wenn es das nicht gäbe, könnten wir ja gar nicht achten, wie gut wir es oft haben. Nur wenn man Leid erfahren hat, weiß man die gute Zeit zu schätzen. Wenn es uns immer nur gut ginge, würden wir ja keinen Unterschied merken und alles als selbstverständlich hinnehmen.
Gott aber sieht schon darauf, daß wir nicht zuviel zu tragen haben. Wenn uns etwas zustößt, dann ist das nicht etwas, was über unsre Kräfte geht, sondern es ist gerade noch auszuhalten. Vielleicht will Gott uns damit auf die Probe stellen, will sehen, ob wir Glauben haben bzw. ob unser Glaube sich auch bei Belastungen bewährt. Gott will uns aber auch helfen in unserem Leiden. Es geht nicht ohne Leiden ab in unserem Leben. Aber es geht auch nicht ohne Gott ab, wenn wir dieses Leben bewältigen wollen. Gott läßt nicht nur das Leiden zu und läßt uns dann damit allein. Er ist auch unser Helfer gerade in Leide.
Der Prophet Jesaja kann seinem Volk die Verheißung Gottes mitteilen: „Die Tage deines Leidens sollen ein Ende haben!“ Damit ist nicht gemeint: einmal nimmt eben alles ein Ende, man muß nur lange genug drauf warten! Hier ist vielmehr an ein aktives Eingreifen Gottes und ein bewußtes Beenden gemeint.
Wir denken vielleicht auch: Spätestens wenn wir tot sind hat alles Leiden ein Ende. Das stimmt natürlich auch. Aber das ist nicht alles.
Ein Trost könnte sein, daß wir an einen Ausgleich für die Leiden in dieser Welt denken, der uns dann in einer jenseitigen Welt zuteil wird. Dann könnten wir uns nur auf eine bessere Zukunft vertrösten lassen und hätten noch nichts für die bedrängende Gegenwart. Wir möchten aber doch schon hier und heute Trost und Hilfe finden, wollen doch schon heute etwas haben, was uns jetzt in Augenblick über das Leiden hinweghilft.
Ich denke: Wer fest an Gott glaubt, dem wird das Leiden heute schon verkürzt! Nicht unbedingt das körperliche Leiden, wohl aber das innerliche Leiden. Man fragt sich doch leicht: Warum ist alles so gekommen? Warum hat es gerade mich getroffen? Hätte es keine andere Lösung gegeben? Die seelische Qual ist dabei dann oftmals noch schlimmer als die körperliche.
Gegen solche Fragen aber will uns Gottes Wort helfen. Es will uns helfen, alles aus Gottes Hand zu nehmen und das Vertrauen zu ihm nicht zu verlieren. Unser Leben behält auch dann einen Sinn, wenn wir leiden müssen. Gott ist mit uns noch nicht am Ende, wenn wir am Ende zu sein meinen.
Auch der Anblick des Leidens und Sterbens des Gottessohnes Jesus kann uns Trost geben in unserem Leide. Gott kennt unsre Not, hat sie selber durchgemacht. Er weiß, wie uns zumute ist und kann uns deshalb auch am besten helfen.
Im Augenblick mag manches Dunkel um uns sein. Wir sehen nur die Gewalt des Todes ganz handgreiflich vor Augen. Aber Gott will das Dunkel erhellen. Er will die Finsternis mehr und mehr zurückdrängen, so daß schließlich nur noch Licht übrigbleibt. Wenn uns die Schatten des Todes zu übermannen drohen, dann gilt es, sich in das Licht Gottes zu begeben. Wo ein Licht ist, da ist das Dunkel schon nicht mehr so unheimlich und da wird unser Weg wieder erhellt.
„,Der Herr wird dein ewiges Licht sein!“ heißt es bei Jesaja. In den katholischen Kirchen brennt ständig ein „ewiges Licht“, das daran erinnern soll: Gott ist immer gegenwärtig! Auch für uns wird er immer da sein, wenn wir nur auf ihn sehen. Gerade im Dunkel des Todes gilt es, sich dem Licht Gottes zuzuwenden.
Das gilt für den, der sterben muß. Wenn die Lichter dieser Erde für ihn ausgehen, dann darf er doch bald das ewige Licht Gottes sehen. Aber auch für die überlebenden gilt es, sich Gott zu zuwenden. Er ist das einzige Licht, das uns aus der Trauer herausführen kann und uns wieder Mut zum Leben geben kann. Dadurch werden die Tage unsres Leidens schneller ein Ende haben.
Wir werden uns innerlich schneller von dem Schrecklichen lösen können, weil wir wissen: Unsre Toten sind bei Gott gut aufgehoben. Ihnen scheint schon das ewige Licht Gottes in voller Herrlichkeit, während wir es oft nur schwach sehen können. Aber einst werden auch wir in den vollen Lichtglanz Gottes gelangen.
Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet! (Jes 66,13)
Wir haben das alle schon erlebt, wie eine Mutter ihr Kind tröstet: Sie zieht es an sich und streicht ihm über den Kopf und sagt einige beruhigende Worte. Dann ist oft schon alles wieder gut. Vielleicht können wir uns noch selber daran erinnern, daß uns unsre Mutter so getröstet hat.
Es ist schlimm, wenn Menschen ihre Mutter entbehren mußten und bei fremden Leuten aufgewachsen sind. Eine Mutter kann doch niemand ersetzen, und Mutterliebe ist mit das Wichtigste, das man einem Menschen mitgeben kann für sein Leben und Gedeihen. Diese Frau, von der wir heute Abschied nehmen, war auch eine Mutter. Sie, die Kinder, werden sicher selber gut genug wissen, was ihre Mutter an ihnen getan hat in einem langen Leben, nicht nur an den kleinen Kindern, sondern sicher auch noch an den großen. Die Mutter bleibt doch immer die Mutter, auch wenn die Kinder inzwischen erwachsen sind.
Überlegen wir uns doch einmal für einen Augenblick, womit Kinder zu ihrer Mutter kommen: Wenn das Knie aufgeschlagen ist, wird es die Mutter verbinden. Wenn das Kind Angst hat vor einer unbekannten Gefahr, dann ist die Hand der Mutter da. Wenn es mit den Schulaufgaben nicht klappt, muß die Mutter ran. Wenn die Hose zerrissen ist, muß die Mutter sie wieder flicken. Und so gibt es tausend Dinge, wo es heißt: Mutter hier und Mutter dort. Eine Mutter ist einfach unentbehrlich.
Von der Mutter lernen wir das Sprechen und meist auch das Laufen. Sie hilft uns, wenn wir selbständig werden. Und manchmal lernt man auch von der Mutter das Beten. Aber das Schönste an einer Mutter ist vielleicht doch, daß sie so gut trösten kann. Das kann niemand so gut wie eine Mutter.
Das gilt auch, wenn die Kinder dann größer sind. Dann sind die Sorgen zwar andere, aber Trost kann man dann noch genauso gebrauchen. Es ist gut, wenn man dann noch eine Mutter hat, auch wenn man natürlich mit der Zeit mit immer mehr Dingen selber fertig wird und die Hilfe der Eltern nicht mehr so nötig ist.
Aber in diesem Spruch aus dem Jesajabuch ist uns nun auch gesagt: Gott kann uns trösten, so wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Einmal müssen wir ja alle unsre Mutter hergeben. Und dann brauchen wir einen anderen Tröster. Aber es gibt auch Dinge, bei denen menschlicher Trost versagt und wo alle menschlichen Worte nichts auszurichten vermögen. Auch dann will Gott uns trösten. Wo Menschen nicht mehr weiter wissen, dann kann Gott doch noch trösten.
Gott tröstet mit noch mehr Ausdauer und Liebe, als ein Mensch das vermöchte. Sein Trost ist auch stärker und wirkungsvoller als selbst eine Mutter das kann; aber er ist dem Trost ähnlich, den wir von der Mutter gewohnt sind.
Vor allem brauchen wir diesen starken Trost Gottes, wenn uns so etwas Schlimmes wie der Tod begegnet. Menschen können da nur Worte machen, weil sie doch nichts daran ändern können. Bei Gott aber ist es anders: Er kann etwas daran ändern! Und das macht seinen Trost so stark. Seine Worte sind nicht einfach so hingeredet, sondern es steht eine wirkliche Macht dahinter.
Natürlich ändert sich äußerlich gesehen nicht sehr viel. Wenn ein Mensch gestorben ist, dann können wir ihn nicht mehr zum Leben erwecken. Aber Gott kann das. Seine Macht reicht über den Tod hinaus und er kann uns neues Leben geben. Das ist erst der letzte Grund für den Trost Gottes.
Wenn es ans Sterben geht, haben wir auch Angst vor einer unbekannten Gefahr. Aber Gott nimmt uns dann an der Hand und führt uns durch das dunkle Tor des Todes in sein Reich. Wenn wir es rechtzeitig gelernt haben, zu diesem Gott zu beten, werden wir auch ohne Furcht diesen Weg gehen können.
Wir dürfen es unserem Gott schon zutrauen, daß er es am Ende mit uns gut machen wird, so wie eine Mutter immer nur das Beste für ihre Kinder will. Wir aber sind alle Gottes Kinder, die er nicht im Stich lassen wird, wenn es schwierig für sie wird. Für unser Leben und unser Sterben dürfen wir gewiß sein: Gott ist uns mit seinem Troste nahe, denn er will uns „trösten, wie einen seine Mutter tröstet!“
Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen! (Jer 17,14)
Wir müssen es immer wieder erleben, daß es für einer Menschen keine Heilung mehr gibt. Die Ärzte tun ihr Bestes, die Verwandten setzen alles mögliche in Gang - aber wenn Zeit und Stunde gekommen sind, nützt alles nichts mehr.
Sicherlich ist es uns nicht verwehrt, auch in sogenannten aussichtslosen Fällen zu Gott zu beten, daß er doch noch eine Wendung herbeiführt. Aber die Entscheidung liegt ja allein bei Gott. Wir sollten nicht meinen, er ließe sich ja doch nicht umstimmen. Aber wenn er es anders beschlossen hat, werden wir es auch aus seiner Hand hinzunehmen haben.
Wenn wir uns an Gott wenden, wird er uns oftmals die Heilung versagen. Aber sein Heil werden wir immer erfahren. Wir haben ja in unsrer Sprache diesen Unterschied zwischen Heilung und Heil. Die Heilung bezieht sich nur auf unseren Körper, auf seine Gebrechen und Leiden, das was der Arzt behandelt.
Das Heil aber ist mehr. Hier geht es um unsre Beziehung zu Gott und zur Ewigkeit. Heil ist das gute Einverständnis mit Gott, wenn wir uns unter sein Wort stellen und nach seinem Willen leben. Heil reicht auch über unsere irdische Welt hinaus und bringt uns in Verbindung mit Gott, für alle Ewigkeit.
Was ist nun wichtiger für unser Leben: die Heilung oder das Heil? Wonach sollen wir streben, was wird das Ziel unsres Lebens sein? Sicherlich werden viele sofort sagen: „Auf das Heil kommt es an!“ Doch wir wollen nicht zu vorschnell urteilen. Wenn einer wirklich krank ist, dann wird es ihm auch auf die Heilung ankommen. Nicht umsonst wünscht man sich etwa zum Geburtstag Gesundheit und Wohlergehen. Dagegen ist auch sicher nichts einzuwenden, wenn man darüber nicht die Sorge um das Heil vergißt.
Ohne das Heil hätte auch die Heilung keinen Sinn. Was nützte es denn, wenn wir äußerlich wieder hergestellt wären, aber doch Schaden an unsrer Seele genommen hätten? Dann ist es tatsächlich besser, wenn wir das irdische Leben verlieren und das ewige dafür gewinnen, denn das irdische Leben ist nur wenig wert, wenn es nicht auch mit dem ewigen Leben verbunden ist.
Dennoch werden wir auch Verständnis haben für den Wunsch Jeremias nach Heilung. Da sind Menschen gekommen und haben über ihr gespottet und gesagt: „Beweise doch einmal, daß dein Gott dir hilft!“ Für Jeremia ist schon das Heil das Wichtigste. Aber um diese Spötter zu widerlegen, bittet er auch um Heilung.
Wir sind ja heute in der gleichen Lage. Wir verkündigen die Auferstehung vor den Toten. Aber beweisen können wir gar nichts. Und es bedarf schon eines starken Glaubens, wenn man trotz unterbliebener Heilung doch am Heil festhalten will. Dazu brauchen wir die lebenslange Verbindung mit Gott. Dazu gehört die Erkenntnis, daß Gott uns viel Gutes in unserem Leben getan hat, wofür wir dankbar sein können. Dazu gehört auch die Gemeinschaft mit anderen Christen und das Hören auf die Zeugnisse der Vorfahren.
Wenn wir in diesem Sinne leben, werden wir auch einen starken Glauben gewinnen, der auch einmal Belastungen aushält. Ein solcher Glaube wird dann auch nicht gleich zerbrechen, wenn einmal die Heilung versagt blieb. Er wird sich ausrichten auf das Heil und freudig dem
neuen Leben bei Gott entgegensehen.
Die Hilfe Gottes muß nicht immer so aussehen, daß er sofort alles Unangenehme und Schwere von uns wegnimmt. Was wirklich zu unsrem Heile dient, das müssen wir ihm schon überlassen. Aber wir dürfen sicher sein, daß er in jedem Fall unser Heil will.
Zunächst mag uns das noch durch die Dunkelheit des Todes verborgen sein. Er ist wie eine Wand, die das Licht des göttlichen Heils vor uns abschirmen will. Aber Jesus hat uns vor dem Licht hinter der Wand erzählt, er hat uns das Heil Gottes gepredigt. Und er hat auch eine Tür in der Ward aufgetan, durch die er uns den Weg zum göttlichen Heil eröffnet.
Wir brauchen nur seinem Wort zu vertrauen und ihm nachzugehen, dann sind wir bald durch die Anfechtungen und Ängste hindurch. Er ist denen mit seiner Hilfe nahe, die im Herrn entschlafen sind. Aber er will auch deren helfen, die vorerst noch weiterleben. Wer hier schon zu ihm gehört, wird auch in Ewigkeit bei ihm sein. Und wer auf ein Leben in der Ewigkeit mit ihm hoffen darf, der wird auch sein Leben von heute bewältigen können.
Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet! (Jer 29,11)
Wir haben alle so unsre Gedanken über unser Leben. Wir machen unsre Pläne und rechnen noch mit dem oder jenem. Wir wollen meist noch sehr viel schaffen, und doch kann uns heute schon alles aus der Hand genommen werden. Gott bestimmt, was wir tun können und was wir nicht mehr tun können.
Warum schickt Gott uns denn den Tod? Warum macht er denn oft so grausam einem Leben ein Ende? Viele Fragen drängen sich auf, besonders wenn ein Mensch von uns genommen wurde, von dem wir denken: Eigentlich hätte es mit ihm noch etwas Zeit gehabt. Wir hätten ihn noch gern in unsrer Mitte gehabt; aber nun war es eben anders beschlossen.
Doch überlegen wir uns nur einmal, was denn vorher war! Wie oft leidet ein Mensch unter einer schweren Krankheit und keiner kann ihm helfen. Er sehnt vielleicht den Tod herbei, um Ruhe zu haben, und seine An gehörigen denken es im Grunde auch.
Oder da hat einer sein Leben lang nur Ärger und Aufregung gehabt oder es gab nur Streit und Kampf. Irgendwann muß es damit ja auch einmal ein Ende haben Und spätestens am Ende unsres Lebens haben wir Ruhe und Frieden. Ist das nicht auch ein Geschenk Gottes: Endlich einmal Frieden zu haben?
Gott sagt: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides!“ Wir müssen es Gott überlassen, was er tut. Vielleicht dient das, was wir zunächst als Leid ansehen, nur zu unserem Frieden.
Natürlich schafft uns der Tod zunächst einmal großes Leid. Es ist ganz natürlich, wenn man da traurig ist. Aber wir sollten vielleicht auch noch etwas weiter denken: Letztlich will Gott Frieden für uns. Nicht das Leid ist der letzte Zweck, sondern der Friede, den es nur bei Gott gibt - für die Entschlafenen und für uns, die wir weiterleben.
Für uns sieht es vielleicht enttäuschend aus. Aber Gott hat mehr mit uns vor; als wir es uns. im Augenblick denken können. Bei ihm kann noch das zum guten Ende kommen, was in unsren Augen hoffnungslos aussieht.
Es kann ja auch sein, daß einer nun Gott anklagt und in Unfrieden mit Gott lebt. Doch er will ja gerade, daß wir auch dann Frieden mit Ihm haben, wenn es uns vielleicht schwer fällt.
Wir können von uns sehr viel tun, um Frieden zu haben mit Gott und den Menschen. Wir können nicht immer alles Gott in die Schuhe schieben wollen. Gott will Frieden!
Doch wir Menschen fügen uns untereinander immer wieder soviel Leid zu. Wir sind heute betrübt über den Tod dieses e i n e n Menschen (Gatte, Mutter, Vater, usw.). Aber in Vietnam und im Nahen Osten oder anderswo in der Welt sterben täglich Hunderte von Menschen durch menschliche Schuld.
Gegen den Tod an sich können wir nichts tun, gegen den natürlichen Tod. Aber für den Tod im Krieg sind allein Menschen verantwortlich. Gott aber will Frieden haben mit uns und mit allen Menschen. Dann sollten aber auch wir Frieden untereinander haben.
„Ich gebe euch das Ende, das ihr erwartet!“ sagt Gott. Wir erwarten doch alle kein Ende mit Schrecken, sondern ein Ende in Frieden. Doch das können wir uns durch keine Anstrengung selber beschaffen. Nur Gott kann uns Ruhe und Frieden geben.
Als Christen erwarten wir ja vor allem ein Ende bei Gott. Jeremia hat das noch nicht so deutlich wissen können, wie wir heute: Es gibt ein Leben nach dem Tode, ein Leben in Frieden. Und Gott verspricht, uns dieses Leben zu geben, auf das wir warten.
Wir Menschen erwarten Vieles in unsrem Leben und oft auch für unsren Tod. Das ist auch verständlich, und Gott wird es schon nicht verdammen. Aber zu unsren Erwartungen sollte eben auch ganz fest die Hoffnung auf das ewige Leben gehören.
Wer darauf wartet und daran glaubt, dem wird es auch von Gott zuteil werden. Denn Gott spricht: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leidens, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet!“
Ich bin bei dir, spricht der Herr, daß ich dir helfe! (Jer 30,11)
Wenn ein Mensch von uns gegangen ist, dann suchen wir den Beistand und die Hilfe eines anderen Menschen. Sie, liebe Angehörige, haben sicher in den letzten Tagen manches Wort des Mitgefühls gehört. Es ist gut, wenn die Familie in einem solchen Fall zusammenhält und auch manch anderer seine Hilfe anbietet. Das gibt Ihnen zwar auch nicht den Verstorbenen wieder, aber es hilft doch, mit allem fertig zu werden.
Aber vergessen wir nicht, daß wir auch noch einen anderen Helfer haben. Darauf weist Jeremia hin: „Ich bin bei dir, spricht der Herr, daß ich dir helfe!“ Gott will und kann uns helfen in allem, was uns begegnet. Das möchte ich an drei Punkten aufzeigen: Gott hat dem (der) Verstorbenen geholfen, er will den Angehörigen helfen und er wird uns allen helfen.
Zunächst wollen wir an das Leben des Verstorbenen denken. Im Leben eines jeden Menschen gibt es Stunden, wo es schwer wird. Aber gerade dann darf man sich der Hilfe Gottes gewiß sein. Gott räumt uns nicht alle Steine aus dem Weg. Aber er sorgt dafür, daß wir dran vorbei oder drüber weg kommen, ohne großen Schaden zu nehmen.
Und wenn man sein Leben überdenkt, dann findet man gewiß Beispiele dafür. Und wer ehrlich ist, der wird dann nicht von Glück oder Zufall reden, sondern erkennen: Hier hat Gott mir geholfen! Nicht immer sind uns Gottes Pläne mit uns gleich deutlich, nicht immer sind wir damit einverstanden. Aber es kommt darauf an, daß wir hinter allem doch seine Hilfe verspüren.
Das wird besonders deutlich, wenn es ans Sterben geht. Sicherlich hängt jeder Mensch am Leben und möchte noch nicht so bald diese Welt verlassen. Andererseits hat aber auch wohl jeder Angst vor dem Sterben. Wo soll da Hilfe herkommen?
Ein Mensch kann sie uns nicht geben. Er kann uns nicht unser irdisches Leben erhalten, er kann uns nicht die Angst nehmen. Nur im Vertrauen auf Gott kann man damit fertig werden. Erst wenn man weiß: Gott meint es gut mit mir und wird mir beistehen! kann man auch mit allem fertig werden. Dann kann auch ein Mensch zur Ruhe kommen, selbst wenn er den Tod auf sich zukommen sieht.
Auch den Angehörigen kann der Glaube an die Hilfe Gottes ein Trost sein. Gewiß stehen Sie jetzt noch sehr unter dem Eindruck dessen, was gewesen ist. Zu viel wird ihnen fehlen, als daß man schnell damit fertig werden könnte. Und dennoch gilt es, den Blick nach vorne zu richten auf das, was Gott noch mit uns vorhat.
Und es ist auch gut, wenn wir zurückdenken an das, was gewesen ist. Besonders die schönen Stunden sollten uns im Gedächtnis haften bleiben. Es gibt doch immer Augenblicke des Glücks und der Erfüllung, die das Leben wertvoll machen, so daß es sich erst lohnt, gelebt zu haben.
Schließlich kann Ihnen noch helfen, wenn Sie das Schicksal des Jesus von Nazareth bedenken. In der Blüte seiner Jahre mußte er diese Welt verlassen. Allein und verachtet hing er am Kreuz, obwohl er doch unschuldig war. Er wäre sinnlos und unnötig gestorben, wenn das nicht für uns geschehen wäre.
Er starb, um all das auch mitzumachen, was Menschen zustößt. Und er starb, damit er uns vom ewigen Tod erlöst. Er ging den Weg alles Irdischen. Aber Gott hat ihn auf erweckt von den Toten und ihm ein neues Leben gegeben. So erkennen wir, daß selbst der Gottessohn leiden mußte. Warum sollte es uns da besser ergehen? Und wir erkennen, daß er unsre Hoffnung ist.
Weil Jesus auferstanden ist und auch heute noch bei Gott ist, haben wir die Gewißheit, daß wir den gleichen Weg gehen werden. Vor uns tut sich nicht ein großes dunkles Loch auf, sondern der Übergang in die Herrlichkeit der Welt Gottes.
Das ist auch die Hoffnung für uns alle, die wir sterbliche Menschen sind, die wir Angst vor dem Tode haben und die nicht wissen, was uns noch bevorsteht. Was auch kommen mag: Gott ist bei uns und will uns helfen. Er ist bei uns in guten wie in schweren Zeiten, wenn wir nur recht darauf achten.
Vor allem aber will er bei uns sein, wenn einmal unsre letzte Stunde schlägt. Dann wird sich erst erweisen, ob unser Glaube an Gott nur eine Formsache war oder ob er wirklich eine Hilfe ist. Gott will uns jederzeit helfen; und wenn wir uns helfen lassen, dann braucht uns um unsre Zukunft nicht bange zu sein.
Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte! (Jer 31,3)
Wir können uns nur schwer vorstellen, daß es ein Zeichen der Liebe Gottes sein soll, wenn ein Mensch aus dem Leben abberufen wird. Zu gern leben wir auf dieser Erde, haben dort unsere Aufgaben und haben Menschen, an denen wir hängen. (Auch wenn ein Mensch lange krank war und seiner Umgebung viel Mühe gemacht hat‚ so ist sein Tod doch schmerzlich. Auch wenn wir sagen: „Der Tod war eine Erlösung!" so bleibt doch eine Lücke).
Aber die Liebe Gottes zeigt sich nicht erst, wenn es ans Sterben geht: Gott kennt uns vom erster Augenblick unseres Lebens. Er geleitet uns durchs ganze Leben, durch Höhen und Tiefen. Sicherlich kommt auch einmal Schweres und sehr Schweres, aber das kann die Liebe Gottes nicht aufheben oder zunichtemachen: Gott ändert sich nicht, er bleibt uns immer freundlich zugewandt.
Vielleicht will Gott uns nur prüfen, wenn er uns Leid und Unglück schickt oder Unheil zuläßt. Wenn Eltern ihrem Kind jeden Willen lassen, dann ist es leicht für das Kind, mit den Eltern zufrieden zu sein. Aber das ist nicht unbedingt Liebe. Zur Liebe gehören auch die Strenge und die Forderung. Gott kann auch von uns fordern, daß wir frühes Alleinsein oder jahrelange Krankheit ertragen und dennoch nicht an seiner Liebe irre werden.
Die schwerste Anfechtung aber ist wohl, daß wir sterben müssen. Das ist der letzte Angriff auf unserer Glauben an Gott. Da sollen wir uns fragen: Warum muß das sein, daß es Krankheit und Schmerzen, Leiden und Tod gibt? Warum hat Gott die Welt nicht besser eingerichtet?
Ist das wirklich ein lieber Gott, der so etwas mit ansieht? Vielleicht mag er andere Menschen liebhaben. Denen gelingt immer alles, die haben keine Sorgen, die haben es leicht, an die Liebe Gottes zu glauben. Aber ich, wo spüre ich die Liebe Gottes?
Aber in einer solchen Situation sagt uns das Bibelwort ausdrücklich: Ich habe dich geliebt! Dich, der du leiden und sterben mußt! Dich, der du um einen lieben Menschen trauerst! Dich, der keinen Ausweg zu sehen meint! Gott wendet sich dem Einzelnen zu und kennt sein Schicksal. Er vergißt keinen in seiner Not. Deshalb können wir auch Zuversicht haben, daß Gott uns helfen kann.
Den ersten Schritt dazu hat er schon getan, indem er seinen Sohn Jesus vor den Toten auferweckte. Daß er seinen Sohn überhaupt zu den Menschen sandte, war ein Zeichen seiner Liebe, ein erster großer Schritt auf die Menschen zu. Das war sicher auch nicht leicht, ihn de- Menschen auszuliefern, ihrer Gewalt und ihrem Unverständnis, dazu dem Leiden und Sterben. Seither weiß Gott, wie es der Menschen zumute ist. Aber er hat auch den Weg gewiesen, wieder herauszukommen. Durch die Auferweckung Jesu hat er eine Bahn gemacht, auf der die anderen ihm nachfolgen können. Wenn erst einmal einer den Durchbruch geschafft hat, ist es für die anderen ein Kinderspiel.
Jesus ist das Haupt seiner Gemeinde. Wo der Kopf ist, da muß auch der Körper sein. Der Kopf ist das Wichtigste. Wenn er überlebt, kann auch der Körper weiterleben. Wenn Christus auferstanden ist, können wir auch auferstehen.
Deshalb ist es gut, wenn wir unser Schicksal bald mit dem Schicksal Jesu verketten. Wir müssen dann zwar mit ihm durch den Tod hindurch, aber wir werden dann auch zur Auferstehung gelangen.
Das ist, wie wenn man im Wasser untertauchen muß. Der Tod ist wie eine Sperre im Wasser, die man nicht übersteigen oder umgehen kann. Man kann nur unter dem Hindernis hindurch tauchen und muß dazu erst einmal unter Wasser gehen. Aber auf der anderer Seite kann man wieder auftauchen und wird in eine neue und bessere Welt kommen. Aber erst muß man hindurch, ehe man das Neue genießen kann.
So müssen wir auch durch die Leiden dieser Welt und schließlich den Tod hindurch, wenn wir auf ewig mit Gott verbunden bleiben wollen. Es ist seine Güte, wenn er uns bei sich haben will und uns mit sich nimmt. Wir dürfen ihm vertrauen, daß er uns richtig führt und nicht um das Ziel betrügt.
Diese (r) Verstorbene ist schon an ihrem (seinem) Ziel angelangt Sie (Er) hat ihren (seinen) Lauf vollendet und alles Leid überwunden. In ihrem (seinem) Tod körnen wir ein Zeichen der Liebe Gottes sehen, weil sie (er) jetzt in einer besseren Welt ist. Die Güte, die jeder Mensch schon zu seinen Lebzeiten erfahren darf, gilt sicherlich erst recht in der Welt Gottes. Deshalb sollten wir jeden Sterbenden ziehen lassen und uns auch selber gern auf den Weg machen, wenn unsre Zeit einmal gekommen ist.
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer! (Sach 9,9)
Wenn Besuch zu uns kommt, dann sehen wir ihm oft mit ganz unterschiedlichen Gefühlen entgegen. Wenn es ein lieber Besuch ist, ein guter Verwandter oder Bekannter, wenn wir uns über das Kommen freuen, dann ist ja alles gut; dann kann er ruhig kommen, denn einen solchen Besuch haben wir gern. Aber wenn es unangenehmer Besuch ist, dann können wir gar nicht warten, bis er wieder geht. Vielleicht will er ja nur Geld haben. Oder er will uns zurechtweisen Oder wir können den Betreffenden sowieso aus irgendeinem Grund nicht leiden. Immer möchten wir, daß es möglichst bald vorbei ist.
Zu welcher Art von Besuchern gehört nun Jesus? Ist er uns ein lieber oder ein unliebsamer Besuch? Aus unsrem Gefühl heraus würden wir sagen: Er ist uns willkommen. Wenn Jesus kommt, dann ist das doch nichts Schlimmes, sondern eine große Ehre und Freude. Warum sehen aber viele Leute diesen Besuch vielleicht gar nicht so gern? Nun, meist hängt das damit zusammen, daß das Haus nicht in Ordnung ist für einen Besuch. Man kann auch nicht im letzten Augenblick noch aufräumen. Da ist dann die Not groß.
So könnte es uns auch gehen, wenn Jesus kommt: Vielleicht ist unser Leben noch nicht so in Ordnung, daß wir ihn schon empfangen könnten. Auf einmal fallen uns alle Versäumnisse und Fehler ein. Die Gebote stehen uns vor Augen, dazu unsre Müdigkeit und Halbheit. Wir sehen, was Jesus von uns fordert und wie wenig wir seinen Anforderungen entsprechen. Daher kommt dann unser schlechtes Gewissen. Wenn alles in Ordnung wäre, brauchten wir auch keine Beklemmungen zu haben, dann könnten wir alles zeigen, auch unser Inneres.
Vergessen wir nicht: Es ist ein König, der da kommen will. Bei einem hohen Herrn kann man sich noch weniger gehen lassen als bei einem anderen. Deshalb haben auch viele Angst davor.
Jesus kommt auch noch heute wie ein König in unser Leben, spätestens, wenn wir aus diesem Leben abberufen werden. Er kommt als ein Gerechter und ein Helfer: Er ist streng und unbestechlich, aber er hilft auch.
Auf dieser letzten Aussage liegt der Ton: Er ist vor allem ein Helfer. Richter hat es immer schon gegeben. Aber die haben die Welt nicht verbessert, sondern konnten immer nur reagieren auf die Untaten der Menschen. Jesus aber will uns von vornherein davor bewahren. Er ist mehr ein Helfer als ein Richter, er ist ein Vater.
Das ist unser Trost, wenn wir vielleicht Angst vor der Zukunft haben, vor allem aber vor dem Tod. Am Ende erwartet uns eben nicht ein Vernichter, sondern ein Helfer. Und wenn er gerecht ist, dann nur, weil er a 1 1 e n helfen will.
Wir sind so oft nach Hilfe aus. Wen suchen wir nicht alles, um bei ihm Hilfe zu finden: Da sind andere Menschen oder Organisationen, wir haben Bücher und Maschinen, wir haben Geld und Arzneien. All das soll uns helfen und hilft uns auch. Aber oft fehlt es uns auch an diesen Hilfsmitteln und was dann? Dann suchen wir hier und da und verzehren uns bei der vergeblichen Suche und sind doch nie zufrieden.
Dabei ist es doch viel einfacher mit der Hilfe: Jesus kommt mit seiner Hilfe zu u n s. Jetzt in dieser Adventszeit denken wir ja besonders an das Kommen Jesu. Aber kommt es nicht vor allem darauf an, daß er auch h e u t e zu uns kommt, zu jedem einzelnen von uns, so wie wir hier sind?
Keiner muß Angst haben vor dieser Begegnung. Jesus weiß, daß wir alle nicht vollkommen sind, wenn wir auch getan haben, was wir konnten. Er gibt uns auch die letzte Hilfe, die wir brauchen: Er schiebt unser Versagen zur Seite, er übernimmt all unsre Schulden und streicht sie durch.
Keiner muß seine Lebensschuld bezahlen und vor Angst vergehen. Jesus sorgt von sich aus dafür, daß wir mit reinen Kleidern dastehen können, um dem König zu begegnen. Für unsere Zukunft ist gesorgt. Wir werden nicht einfach in dem großen Kreislauf der Natur untergehen, sondern die Geschichte Gottes mit uns geht weiter. Er gibt uns ein neues Leben, das nie vergeht.
Damit ist endgültig sichergestellt, daß wir diesen Besuch mit Freuden empfangen können. Er kommt, um uns das Leben zu bringen und nicht den Tod. Gewiß - äußerlich gesehen vergeht unser Leib. Aber in Wirklichkeit werden wir bei Gott ganz neu, so daß wir uns ohne Schwierigkeiten bei diesem König aufhalten können. Unser jetziger Leib wäre nämlich dazu nicht geeignet, weil er zu sehr dem Irdischen verhaftet ist.
Auf zwei Worte in dieser Verheißung wollen wir am Schluß noch besonders hören: „Dein König kommt zu dir!“ Er geht nicht an unsrer Tür vorüber, er ist nicht nur für die anderen da sondern er ist d e i n König. Deshalb ist für uns nichts weiter nötig als ihn hereinzulassen in unser Leben, damit er auch im Tod de König ist und der Sieger über den Tod wird
Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hi 1,21)
Wenn wir einen solchen Schmerz erfahren, dann mag es eine Hilfe sein, wenn wir hören, anderen Menschen ist es genauso oder noch schlimmer ergangen. So wollen wir uns heute einen Menschen aus dem Alten Testament zum Vorbild nehmen. Ein ganzes Buch berichtet von dem gottesfürchtigen Mann Hiob.
Er hatte alles, was das Herz begehrt: Zehn Kinder, ein Haus, riesige Viehherden, viele Arbeiter. Sichtbarer Segen lag über seinem Haus. Da war es auch nicht so schwer, an Gott zu glauben, der das alles gegeben und ermöglicht hat.
Aber nun nimmt Gott ihm nacheinander alles weg, auch die Kinder. Das ist bestimmt genau so schwer, wie wenn man den Ehepartner verliert. Als Hiob diese letzte, schwere Botschaft erhalten hat, steht er auf, zerreißt sein Kleid und rauft sich die Haare. Er wird eben auch von Trauer und Schmerz überwältigt.
Wir können das Schwere in unserem Leben nicht einfach überspringen. Wir können nicht sagen: „Es ist ja nur halb so schlimm, Gott hat es so gewollt!“ Ob Gott wirklich der Tod dieses Menschen gewollt hat? Und wenn er es gewollt hat, dann wissen wir nicht warum. Hat er sie (ihn) vor Schlimmerem bewahren wollen? Wir können nur schwer eine Antwort geben.
Aber wir können auf Hiob sehen und uns fragen, wie er denn nun weiter gehandelt hat. Er trauert wie wir. Aber er fällt auf die Knie und betet an: „Ich bin nackt vor meiner Mutter Leib gekommen", sagt er, „nackt werde ich wieder dahinfahren. Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“
Es wird Ihnen, liebe Angehörige, sicher schwerfallen, diese Worte des Hiob im 21.Vers des 1.Kapitels nachzusprechen, besonders den letzten Satz: „Der Name des Herrn sei gelobt!“ Gottes Handeln erscheint uns hier unverständlich, da gibt es doch nichts zu loben, sondern nur zu klagen.
Aber wir Menschen sind nicht Richter über Gottes Wege. Wir können ihm nicht vorschreiben, wie er zu handeln hat. Was er zu tun und zu lassen hat. Er ist unser Herr und Schöpfer, wir sind nur seine Geschöpfe, die sich seinem Willen fügen müssen Und darauf vertrauen sollen, daß er es richtig macht.
Ein kleiner Nachsatz folgt noch: „In all diesen Dingen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes gegen Gott!“ Es wäre töricht, Gott nun anklagen zu wollen. Der Ehepartner ist nicht ein Besitzstück, das man für alle Zeiten behalten darf (das Gleiche gilt für ein Kind). Menschen sind uns nur anvertraut. Wir sollten jede gemeinsame Stunde dankbar annehmen und zu würdigen wissen.
Wenn aber einer aus unsrer Mitte abberufen wird, dann können wir nur eine Erklärung dafür finden: Gott hat ihn schon bei sich haben wollen! Das irdische Leben wurde verkürzt, um eher an der Welt Gottes teilhaben zu können. Gott will das Beste für jeden Menschen. Und auch im Tode können wir nirgends anders hinfallen als in Gottes Hand.
Auch für die Zurückbleibenden wird es weitergehen mit ihrem Leben. Vieles wird sich ändern. Aber es wird nicht unmöglich sein, überhaupt zu existieren. Gottes helfende Hand wird über den Angehörigen bleiben, wenn sie ihn nur bei sich haben wollen.
Hiob hat viel schwereres Leid erfahren müssen. Aber er ist doch bei Gott geblieben. Er-hat das alles nur als eine Prüfung verstanden, die es durchzustehen gilt -im Glauben an Gott. Er hat diese Prüfung auch bestanden. Weil sich Hiob weiter zu Gott gehalten hat, wurde ihm noch einmal alles geschenkt, was er vorher hatte, Besitz und Kinder.
Auch für uns wird es darauf ankommen, immer bei Gott zu bleiben, unser ganzes Leben hindurch. Was nützen uns- denn alle Güter dieser Welt, was nützt uns Erfolg im Leben und eine geachtete Stellung, wenn wir Gott nicht haben? Nur mit ihm werden wir auch den Tod eines lieben Menschen innerlich überstehen können.
Und wir werden auch die Kraft finden, unseren eigenen Tod zu bestehen. Heute aber können wir Gott nur bitten, daß er uns die Kraft gibt, diese Worte Hiobs nachzusprechen: „Der Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen, der Name des Herrn sei gelobt!“
Von ihm sind wir hergekommen, zu ihm werden wir wieder zurückkehren. Beim einen ist es früher, beim anderen später. Wir wollen daran denken, daß es bei uns auch einmal so schnell gehen kann, von einer Stunde zur anderen. Aber wir wollen-immer gerüstet sein auf diesen Augenblick - und uns dadurch nicht von unserem Gott abbringen lassen.
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt: und als der letzte wird er über dem Staube sich erheben. Und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott schauen! (Hiob 19,25-26)
Wir sind betrübt über den Tod dieses Menschen. Lange Jahre war er unter uns: Wir haben vieles gemeinsam mit ihm durchgemacht. Es gab schöne Stunden und Erfolge, es gab aber auch Kampf undVersagen, Krankheit und Leid. Aber so ist nun einmal unser Leben, daß Licht und Schatten eng beieinander wohnen.
So war es auch bei Hiob. Es ging ihm gut, er hatte alles, was das Herz begehrt: Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter -- und das alles noch im reichen Übermaß. Aber dann wurde ihm nach und nach all das genommen, was uns doch so das Ziel unseres Lebens zu sein scheint: das Vieh. kam um, die Kinder starben und er selbst wurde krank und körperlich furchtbar entstellt. Es war zum Verzweifeln mit ihm.
Aber er sagt: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!“ Er hält an Gott fest, auch wenn ihm die anderen abraten. Er läßt sich durch ein solches Unglück nicht von Gott abbringen, sondern hält sich nur noch eher an ihm fest. Er weiß: Gott ist nicht gestorben und machtlos geworden, sondern er lebt und wird ihn schon wieder von diesem Übel befreien.
Bei dem Wort „Erlöser“ dachte man in der Antike an einen ganz bestimmten Vorgang: Es gab damals Sklaven, also Menschen, die das Besitzstück eines anderen Menschen waren. Deshalb wurden sie auch wie ein solches verkauft. In jeder Stadt gab es einen Sklavenmarkt, wo die Menschen aneinandergekettet standen und auf einen Käufer warteten.
Nun kam es aber hin und wieder vor, daß ein reicher Herr einen solchen Sklaven kaufte und ihm die Freiheit schenkte. Dann wurden ihm die Ketten abgenommen und er war alle Bindungen los. Sein Wohltäter war dann der „Erlöser“ für ihn, also der, der ihn „losgemacht“ hatte.
So weiß auch Hiob, daß einer kommen wird, der ihn wieder erlösen wird.
Und so dürfen auch wir wissen, daß wir einen Erlöser haben. Jesus Christus hat uns wieder deutlich gemacht, daß wir an Gottes Erlösung glauben dürfen. Ja, dieser Jesus ist selber unser Erlöser. Wir sind ja alle Gefangene unserer Sünde. Wir haben manches Böse in unserem Leben getan. Wir kommen nicht wieder davon los. Es muß schon ein anderer kommen, der uns wieder frei macht.
Jesus ist unser Befreier. Er hat uns von den Ketten des Bösen erlöst, hat sie fortgetragen, so daß wir sie nicht mehr mit uns herumschleppen müssen: Wir sind wieder zu freien Menschen geworden. Wir müssen nicht fürchten, ein anderer könnte diese Ketten wieder holen und uns erneut gefangensetzen. .Es mag zwar sein, daß wir jetzt von der Macht dieses Er1ösers wenig merken. Es mag uns so vorkommen, als seien Unecht und Leid, Krankheit und Tod stärker als Christus.
Aber da wird uns heute gesagt: „Als der Letzte wird er über dem Staube sich erheben!“ Auch wenn alles kaputt geht, so geht Gott doch neu und kräftig aus allem hervor und läßt sich durch nichts unterkriegen. Er ist auch stärker als der Tod. Was für uns wie eine Niederlage aussieht, ist in Wirklichkeit der Beginn eines Neuen. Wenn etwa ein Haus abgerissen wird, dann gibt es auch viel Staub und Dreck. Aber aus all dem wächst dann doch wieder etwas Neues und Schönes hervor.
So muß auch unser irdischer Leib erst zerschlagen werden, ehe er neu werden kann. Gewiß ist das schmerzhaft und stimmt uns traurig. Wir wollen lieber leben und noch eine Zukunft haben. Aber der Tod ist notwendig, wenn etwas Besseres entstehen soll.
Hiob weiß: „Nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen!“ Erst wenn der-irdische Körper zerstört ist, können wir .Gott sehen. Vorher sind wir noch zu sehr dem Bösen verhaftet und voller Schwächen und Mängel, daß wir vor der Herrlichkeit Gottes nicht bestehen können.
Nur ohne unseren irdischen Leib können wir Gott gegenübertreten. Aber das bedeutet auf der anderen Seite: Gott hat auch über den Tod hinaus mit uns zu tun. Wir .können nur nicht all das mit hinüberretten‚ woran wir hier so hängen. Das wäre ein zu großes Gewicht, das uns belastet und unnötig vom wesentlichen abhält, von dem, was Gott uns geben will.
Gott will uns unbelastet vor sich haben. Er schafft die Voraussetzungen dafür, indem er uns zu sich holt. Wir sehen hier nicht ein grausames Geschick, sondern ein Zeichen der Liebe Gottes. Wenn wir das begreifen, können wir auch voller Zuversicht sagen: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!“
Der Herr kennt meinen Weg wohl. Er wird vollführen, was mir bestimmt ist! (Hi 23, 10+14)
Wir Menschen wissen unsren Weg ja nicht. Eines Tages sind wir in diese Welt hineingeboren worden, eines Tages werden wir sie wieder verlassen müssen. Was dazwischen liegt, wissen wir nicht: Ob unser Leben in ruhigen und geordneten Bahnen verlaufen wird oder ob es viel Ungewöhnliches geben wird, ob wir es leicht oder schwer haben werden, ob es Not oder Überfluß, ob es Krieg oder Frieden geben wird - all das wissen nicht von vornherein.
Vor allem wissen wir nicht, w a n n unser Leben ein Ende haben wird. Ein junger Mann sagen: „Das mit der Kirche hat noch Zeit, bis ich 60 bin!“ Aber wer sagt ihm denn, daß er dieses Alter erreichen wird? Gewiß rechnen wir wohl alle damit. Aber es steht ja nicht in unserer Macht, ob uns das wirklich vergönnt ist.
Deshalb haben wir wohl auch solche Angst vor dem Tode. Er kann uns so plötzlich überfallen, auch wenn wir gar nicht damit gerechnet hatten. oder gerade, wenn wir uns sicher fühlten. Sonst ist unser Leben doch so geordnet. Aber hier ist etwas Unberechenbares, was alles wieder über den Haufen wirft. Unsicherheit aber erzeugt Angst. Deshalb dann das Bestreben, alles, was mit dem Tod zusammenhängt, nur möglichst weit wegzuschieben.
Aber bei Hiob heißt es nun: „Der Herr kennt meinen Weg wohl!“ Wo wir unsicher sind, da ist e r ganz sicher. Bei ihm liegt unser Weg, unsere Zukunft und unser Ziel, klar und offen. Wir brauchen eigentlich nur den Weisungen dieses Herrn zu folgen.
Diese Weisungen sind für uns niedergelegt in seinem Wort, in der Bibel und in der Verkündigung der Kirche. Wir brauchen eigentlich nur diesen Wegweisern nachzugehen und schon sind wir auf dem richtigen Weg. Gott garantiert dafür, daß die Wegweiser stimmen und ans richtige Ziel führen, auf ihn können wir uns verlassen.
Nur auf uns selber können wir uns nicht immer verlassen. Oftmals gehen wir doch auf eigene Faust los und wollen es besser wissen als Gott. Wir gehen unsre eigenen Wege und verzichten auf Gottes Richtpunkte. Gott läßt uns dann auch zunächst einmal gehen. Er ist kein Gewaltherrscher, der uns alles bis ins Kleinste vorschreibt.
Gott hat zwar einen Vorschlag, welchen Weg wir gehen sollen. Aber er zwingt uns nicht, diesen Weg auch zu nehmen. Es ist uns also nicht alles vorherbestimmt im Leben, so daß wir nichts mehr daran ändern könnten. Gott ist nicht so kleinlich, daß er uns nicht auch Freiheit ließe. Mancher muß auch erst durch Schaden klug werden und aus Erfahrung von selber darauf kommen.
Aber Gott kennt unseren Weg, auch wenn wir uns einen eigenen Weg suchen sollten. Gott ist immer dabei. Wir können uns nicht vor ihm verbergen. Auch wenn wir vielleicht lange in die Irre gehen, so gehen wir für Gott doch nicht verloren.
Am Ende macht sich das dann bezahlt für uns. Denn wir dürfen sicher sein, daß Gott uns auch im Tode nicht verläßt. Er kennt auch das letzte Ende unsres Weges und will uns dabei beistehen. „Er wird vollführen, was mir bestimmt ist!“ heißt es bei Hiob.
Ja, was ist uns bestimmt? Ist uns nur ein langes Leiden mit vielen Schmerzen und am Ende der Tod bestimmt? Nein, Gott weiß es besser: Er hält am Ende das ewige Leben für uns bereit. Als Christen haben wir die Hoffnung: Unser Leben wird nicht im Grab enden, sondern wir warten auf die Auferstehung der Toten und das Leben in der zukünftigen Welt.
Aber einen solchen Satz: „Der Herr kennt meinen Weg wohl. Er wird vollführen, was mir bestimmt ist!“ kann man nur sagen im vollen Vertrauen auf Gott. So wie ein Kind seinem Vater vertraut und sich an der Hand führen läßt, ohne zu fragen, wo es nun hingeht, so führt auch Gott uns durch unser Leben.
Ein Vater läßt sein Kind auch einmal ein Stück voraus oder zur Seite laufen. Aber bei Gefahr nimmt er es doch wieder an die Hand. Und am Schluß weiß das Kind: Der Vater hat mich doch ans Ziel gebracht.
So hat auch diese (r) Verstorbene (n) an der Hand des Vaters das Ziel ihres (seines) Lebens erreicht. Wir dürfen sie (ihn) getrost in den Händen des Vaters lassen. Und wir wissen, daß wir ja auch den gleichen Weg gehen werden. Lassen wir uns deshalb auch von diesem Gott führen. Er kennt unsren Weg wohl. Er wird vollführen, was er uns bestimmt hat!
Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen! (Spr 3,5-6)
Das ist leicht gesagt: Verlaß dich auf den Herrn! Angesichts des Todes eines lieben Menschen wird man eher sagen wollen: Gott hat mich. verlassen Er hat seine Versprechungen nicht wahr gemacht und mich nun im Stich gelassen!
Aber Gott hat uns ja nicht versprochen, daß unser Leben auf der Erde ewig dauert. Er hat uns das ewige Leben versprochen, aber nicht ein unendlich. langes Leben auf dieser Erde. Das ist ja doch ein Unterschied. Und auch ein Mensch, der sich treu zu Gott und zur Kirche gehalten hat, muß damit rechnen, daß er früh sterben kann.
Es ist sicher gut, daß unsre Lebenszeit begrenzt ist. Denn dieses Leben ist ja auch die Zeit unseres Ungehorsams gegenüber Gott, die Zeit des Leidens und der Schmerzen, die Zeit der Angst und Verzweiflung. Das alles hört ja mit dem Tod endlich auf.
Aber noch aus einem anderen Grund ist es gut, daß wir sterblich sind: Wenn ein Mensch durch. einen Unglücksfall umkommt, dann ist das nicht ein so unendlich schwerer Verlust. Es ist ja ein Mensch, der doch einmal hätte sterben müssen. Gewiß fällt uns der Abschied schwer. Besonders die Angehörigen nimmt es sehr mit. Aber dadurch ist ja noch nicht unsere ganze menschliche Existenz abgeschnitten.
Wir müssen zwar sterben. Aber das ist notwendig, damit uns das ewige Leben zuteil werden kann. Die Sterblichkeit ist der Preis für unsre Unsterblichkeit. Wenn wir ewig in dieser Welt zu leben hätten, dann wüßten wir ja gar nicht, was das ewige Leben bei Gott bedeutet. Dann meinten wir, unser irdisches Leben sei das einzige und das höchste und außer ihm gäbe es nichts mehr für uns zu erhoffen.
Gott aber hat es anders mit uns vor. Für ihn ist unser irdisches Leben nur ein kleiner Ausschnitt aus unserer gesamten Existenz. Wir waren schon bei ihm, he wir in diese Welt geboren wurden. Und wir werden wieder bei ihm sein, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat. Gott hat mehr mit uns vor als nur die paar Jahrzehnte unseres irdischen Daseins.
Doch das zu glauben ist eine Sache unsres Herzens und unsres Glaubens und nicht unsres Verstandes. Gott hat uns auch den, Verstand gegeben. Aber mit ihm können wir nur bestimmte Bereiche unsrer Umwelt erkennen uni begreifen. Für andere Dinge hat er uns den Glauben gegeben, damit wir auch hier Erkenntnisse gewinnen können.
Es ist gut, wenn jede dieser Möglichkeiten ihr Recht behält und nicht eins ins andere hinüberzugreifen versucht. Der Verstand würde natürlich sagen: Nach dem Tod ist alles aus. Da gibt es nichts anderes mehr, als daß der Mensch zu Staub und Asche zerfällt. Mehr zu erfassen ist dem Verstand nicht möglich, hier hat er seine Grenze. Daß es eine noch tiefere Wahrheit gibt bleibt ihm verborgen.
Deshalb heißt es hier in den Sprüchen zu recht: „Verlaß dich nicht auf deinen Verstand!“ Jedenfalls nicht, wenn es um Erkenntnisse geht, die dein Leben und Sterben betreffen. Da ist es besser, auf Gott zu hören und sich bei dem Gewißheit zu holen, was uns sein Wort zu sagen hat.
Dort heißt es weiter: „Gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen!“ Gott hat auch diese (n) Verstorbene (n) recht geführt. Zwar kommt nicht immer alles so, wie man es sich selber gedacht hat, aber meist stellt sich ja erst am Ende heraus, ob ein Weg gut war oder nicht.
So wollen wir Gott heute danken, daß er der (dem) Verstorbenen ein langes Leben geschenkt hat. In der Taufe hat er sie (ihn) zu seinem Kind angenommen, über Konfirmation und Trauung und bei vielen anderen Gelegenheiten hat er sie (ihr,) im Leben geführt. Durch sein Wort und die Gemeinschaft, anderer Christen ist er ihr (ihm) nahe gewesen. Nun hat er sie (ihn) friedlich einschlafen lassen.
Gottes Weg sind schon richtig. Darauf wollen wir vertrauen. Und wir dürfen wissen: Unser Weg ist mit dem Tod noch nicht zu ende. Der Tod ist nur ein Meilenstein, an dem Gott auf uns wartet, um uns ganz zu sich zu holen. Wenn wir an ihn immer denken, dann sind wir auf dem richtigen Weg und werden ans Ziel unseres Lebens gelangen.
Bei dem Herrn findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk! (Ps 3,9)
Wenn ein Mensch ins Wasser gefallen ist, aber nicht schwimmen kann, dann schreit er um Hilfe Wenn man sich selber nicht helfen kann, dann muß man darauf vertrauen, daß ein anderer zu Hilfe kommt. So könnte es einem im übertragenen Sinne auch ergehen, wenn man vor Krankheit und Leiden betroffen wird.
Bei einer nicht leicht zu nehmenden Krankheit holen wir ja auch den Arzt zu Hilfe. Wir vertrauen darauf, daß er tut, was er kann und wir wieder gesund werden können. Wenn es um die Gesundheit geht, tun wir überhaupt alles Mögliche, damit alles wieder in Ordnung kommt.
Da ist es auch nicht falsch, sich im Gebet an Gott zu wenden. Auch wenn die Sache nicht so schlimm zu sein scheint, hängt die Gesundheit doch auch vom Willen Gottes und von seiner Hilfe ab. Es ist überhaupt immer richtig, sich nicht nur im äußersten Notfall an Gott zu wenden, sondern ständig Verbindung mit ihm zu haben.
Der Psalm, aus dem dieser Bibelvers genommen ist, ist ja an sich ein Morgenlied, das man regelmäßig gebetet hat. Da hat einer schlimme Feindschaft erlebt, doch Gott hat ihn erhört und gehalten. Nun ist die Gefahr vorüber, und er lobt Gott für seine Durchhilfe.
Seine Erfahrung: „Bei dem Herrn findet man Hilfe“ möchte er nicht auf einen einzigen Fall beschränkt wissen, sondern weiter tragen in die Zukunft. Die Hilfe Gottes in der Vergangenheit gibt ihm den Mut, Gott auch für die Zukunft zu bitten: „Dein Segen komme über dein Volk!“
Eine Krankheit ist auch ein Feind, der dem Menschen nach dem Leben greift. Sie beeinträchtigt das Leben, macht es manchmal gar nicht mehr lebenswert und führt auch einmal zum Tode. Da kann man sich schon fühlen, der nur noch von außen Hilfe erhoffen kann. Wer schon einmal eine richtig schwere Krankheit mitgemacht hat am eigenen Leib oder bei einem anderen erlebt hat, wird das wissen.
„Gegen die Krankheit ist kein Kraut gewachsen!“ sagen wir. Manche Krankheit kann zwar behoben werden, aber manche ist auch eine Krankheit zum Tode. Aber auch dagegen hat Gott noch ein Mittel, auch wenn dieses anders ist, als wir es uns oft vorstellen. Wir wünschen natürlich, daß die äußere Gesundheit wiederhergestellt wird. Aber Gott hat manchmal auch etwas anderes mit einem Menschen vor.
Wenn er einen Menschen abruft aus dieser Welt, dann will er ihm etwas Besseres dafür geben. Er möchte, daß alle Krankheit und alles Leiden aufhören und der Mensch in ungetrübter Gemeinschaft mit ihm leben darf. Seine Hilfe sieht dann so aus, daß er uns auferweckt vom Tod und ein neues Leben gibt. „Bei dem Herrn findet man Hilfe“, auch wenn diese manchmal anders aussieht, als wir es uns zunächst erhofft haben.
Wir sollten den Satz auch nicht so verstehen: „Wenn ein Mensch schon lange krank war und ihm doch nicht mehr zu helfen ist, dann ist es eine Hilfe, wenn er endlich abgerufen wird. Das wird man zwar manchmal denken. Aber es wird doch immer schmerzlich, wenn ein Mensch sterben muß. Wir haben doch viele Verbindungen zu ihm gehabt und wir hätten ihn auch noch gern bei uns gehabt.
Aushalten kann man das im Grunde nur, wenn man weiß: Bei Gott hat er es jetzt besser! Wir müssen ihn zwar hergeben. Aber am Ende hat er das neue Leben lieber als das jetzige. Wir hoffen jedenfalls darauf, daß des Leben bei Gott mehr ist als das irdische.
Den Segen Gottes jedenfalls können wir hier wie dort erfahren. Wir können immer wieder nur darum bitten, daß unser Leben gesegnet sei, daß aber auch das Sterben gesegnet sei und wir auch nach dem Tod weiter unter dem Segen Gottes stehen.
Deshalb sollten wir auch diesen Verstorbenen getrost hergeben. Wir dürfen wissen: Er wird nicht endgültig verloren und vergessen sein sondern er wird gerettet von Gott aus dem Tod heraus und wird bei ihm aufgehoben in Ewigkeit. Wir aber haben unseren Lauf erst noch zu vollenden. Wir sollten es tun im Vertrauen auf Gott, bei dem man Hilfe findet und der mit seinem Segen unser Leber begleiten will bis in Ewigkeit.
Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne! (Ps 4,8)
In dieser unsrer Welt leben wir in großer Unsicherheit. Uns liegt die Frage auf den Lippen: Was ist denn der Sinn des Lebens? Wie wird denn das alles enden in der großen Politik, im Wirtschaftsleben, in unsrem Dorf, in unserer Familie? Was nützt das denn alles, was wir in unserem Leben getan haben? Ist wirklich die Arbeit der Sinn des Lebens? Oder sind wir zuerst für die Familie da? Leben wir in den Kindern weiter?
Unsere Arbeit kann auch ein anderer tun. Das erlebt jeder schmerzlich, der Rentner wird und durch einen anderen ersetzt wird. Mancher, der sich so wichtig vorkam, der muß dann erkennen, daß ein anderer es genauso gut oder noch besser kann.
Auch in den Kindern und Enkeln können wir nicht weiter leben. Diese sind ganz eigene Persönlichkeiten, die ihr eigenes Leben haben. Sie leben weiter, aber wir müssen sterben. Jeder hat nur sein eigenes Leben zu leben. Und das hat unweigerlich einmal ein Ende.
Ist denn der Tod das einzige Ziel und der einzige Sinn unsres Lebens? Es gibt ja auch den Spruch, der auch über Gräbern steht: „Das Beste, das der Mensch in dieser Welt erlebt, ist, daß er endlich stirbt und daß man ihn begräbt!“ Solch ein Satz ist trostlos und läßt uns keine Hoffnung. Dann wäre der Tod das einzig Gute in der Welt.
Ich hörte einmal einen reden: „Der Tod ist doch nur ein sanftes Verlöschen und Zurückkehren in den Schoß der allgütigen Mutter Natur!“' So kann man noch reden, wenn man den Tod fern wähnt, wenn man noch ruhig im Sessel sitzt und alles noch unbeteiligt betrachten kann.
Die Natur ist ja gar nicht so gütig, wie das oft dargestellt wird. Es gibt in ihr ständigen Kampf jedes gegen jeden, es gibt Leiden und Tod. Auch wir Menschen sind davon betroffen und fühlen uns oft dadurch bedroht. Die Natur ist oft grausam und unbarmherzig. Gott aber ist gütig und barmherzig. Er will nicht, daß wir im Tode bleiben müssen.
Gewiß sind wir betroffen, wenn uns der Tod plötzlich erreicht. Dann ist unsre Sicherheit auf einmal dahin. Wenn der vertraute Lebensgefährte sich auf einmal nicht mehr bewegt und nicht mehr spricht, dann spüren wir doch selber, daß wir auch einmal werden sterben müssen.
Der Tod ist ein hartes Geschick, das uns trifft, besonders wenn er uns unerwartet trifft. Aber er ist nicht ein blindes Schicksal. Denn hinter dem Tod kommt ja Gott, der weiß, warum er uns zu sich holt und was er mit dieser (m) Verstorbenen vorhat.
Im Psalm 4 steht auch die Frage: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?“ Wir können diese Frage beantworten und sagen: G o t t wird uns Gutes sehen lassen, wenn er uns zu sich ruft. W i e das im Einzelnen aussehen wird, das wissen wir nicht. Wir können höchstens sagen, was nicht mehr sein wird:
Es wird keine Aufregung und Hetze, keine Arbeit und Mühe, keine Enttäuschungen und kein Versagen, keine Not und kein Elend, kein Leid und Schmerz und auch keinen Tod mehr geben. Gott wird alles neu machen und uns ein besseres und schöneres Leben gehen.
Wir wissen, daß mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern Gott weiter mit uns zu tun hat. Deshalb kann auch dieser Mensch, den Gott jetzt zu sich geholt hat, ruhig sprechen: „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher lebe!“ Er hat schon zur Ruhe Gottes gefunden und braucht sich nicht mehr abzumühen wie wir.
Der Schlaf ist zwar etwas anderes als die ewige Ruhe, aber er ist Vorabbildung dessen, was Gott uns verheißt.
Wir, die wir weiterleben, sind auch weiter unbehauste Menschen in der Welt. Natürlich haben wir Wohnung und Essen und für unser äußerliches Leben ist durchaus gesorgt. Aber unsre innere Angst werden wir nicht los, auch wenn wir sie wegschieben wollen. Deshalb sind wir oft so ruhelos und rastlos in der Welt.
Nur Gott kann uns helfen, daß wir schon in dieser Welt Frieden erlangen: Frieden mit uns selbst, Frieden mit den Mitmenschen und Frieden mit Gott. Sichere Wohnung haben wir nicht erst in der Ewigkeit, sondern auch schon in diesem Leben, wenn wir von Gott alles erwarten und uns von ihm helfen lassen.
Wenn wir nun noch einmal wie am Anfang nach dem Sinn unsres Lebens fragen, so können wir nun antworten: G o t t ist der Sinn unsres Lebens, und das, was er heute, morgen und übermorgen und in der Ewigkeit mit uns vorhat. Das Ziel unsres Lebens ist, daß auch wir sagen können: „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne!“
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; steht er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben! (Ps 16,8) Eigentlich sind das ja erschreckende Aussichten, wenn man bedenkt, daß Gott immer vor unseren Augen ist. Er sieht, was wir tun und was wir unterlassen und ist bei allem dabei. Kein Augenblick unsres Lebens kann ihm entgehen.
Man wird das leicht als Zwang und Bevormundung empfinden. Wer läßt sich schon gern in die Karten sehen! Vielen Leuten ist es doch auch sonst einfach unangenehm, wenn der Vorgesetzte bei ihrer Arbeit dabei ist. Man will doch lieber unter sich sein und sich ungezwungen bewegen können.
Nun meint der Beter dieses Psalms allerdings: Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er folgt diesem Herrn gern hinterher und tut das, was sein Herr auch tut. Sein Weg ist wohl schwierig: Da sind Steine, über die er stolpern kann; da sind Löcher, in die er treten kann. Es gibt Biegungen, bei denen man den Vordermann leicht verlieren kann - aber dieser Mannbehält doch Gott fest im Auge und folgt ihm unbeirrt.
Eigentlich ist Gott ein guter Führer für unser Leben. Wenn wir ihn vor Augen haben, werden wir schon den richtigen Weg gehen, auch wenn manches dazwischenzukommen scheint. Einem menschlichen Führer können wir nicht so ohne Bedenken folgen, denn er kann leicht
in die Irre führen.
Aber auf Gott können wir uns verlassen, ein ganzes langes Leben hindurch. Allerdings gilt das nur unter der Voraussetzung, daß wir Gott wirklich allezeit vor Augen haben. Viele bekommen ihn nur aus besonderen Anlässen zu Gesicht, zu Weihnachten oder bei einer Trauerfeier. Da erscheint Gott einmal flüchtig am Horizont des Lebens, um bald darauf wieder zu verschwinden. Er ist dann nicht allezeit vor Augen. Gott will jedoch unser ganzes Leben begleiten. Er will wirklich in allen Lebenslagen unser guter Leitstern sein. Vielleicht könnten wir uns vor mancher Entscheidung und vor mancher Tat fragen: Was würde Gott jetzt dazu sagen?
Gott will sogar über unsren Tod hinaus an unserer Seite bleiben. Die rechte Seite ist nicht nur die Ehrenseite sondern auch die Seite der Macht: wer rechts steht, hat die Macht. Und wenn Gott uns zur Rechten steht, dann bedeutet das: Unser Herr hat auch die Macht über den Tod.
Gott hat zum Beispiel seinen Sohn nicht im Tod gelassen, sondern ihm das ewige Leben gegeben .Er lebt - und wir sollen auch leben. Und wir w e r d e n leben, wenn wir ihn allezeit vor Augen haben.
Wir brauchen diesen Herrn dringend, um fest zu bleiben. Es gibt so viele Dinge und Kräfte, die uns von Gott trennen wollen. Deshalb schaffen wir es nicht allein, fest im Glauben zu bleiben. Wir brauchen dazu die Hilfe Gottes.
Gerade angesichts des Todes fragen wir uns ja: Wird die Verbindung zu Gott auch nicht abreißen? Werden wir bei diesem Gott bleiben? Warum gibt es überhaupt die Trennung von unsren Lieben? Wird nicht auch mit dem Ende unsres Lebens alles andere aus sein?
Solche Fragen kommen uns schon. Aber wir wollen aus diesem Psalmwort auch eine Antwort finden. Ganz betont steht hier das Wort „allezeit“, das uns daran erinnert uns, jeden Augenblick vor dem Angesicht Gottes zu leben.
Das bedeutet einmal das Bewußtsein, daß Gott unserem Leben an jedem Tag ein Ende setzen kann. Wir bemühen uns ja auch, immer daran zu denken. Aber wenn es dann soweit ist, dann ist es eben doch schwer. Es bedeutet aber auch, daß wir Gott über unsren Tod hinaus vor Augen haben. Nichts kann uns die Sicht auf Gott versperren, und nichts kann ihn hindern, uns nahe zu sein.
Wir wollen diesen Satz: „Er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben!“ nicht als eine Drohung verstehen, so als ob Gott immer unser Kontrolleur wäre. Wir wollen in ihm vielmehr die Verheißung sehen: Wir dürfen Gott allezeit vor Augen haben.
In Jesus hat er sich uns gezeigt. Aber er will auch heute unser Leben leiten und uns durch den Tod hindurch geleiten in ein neues Leben. Dieses Leben kann uns aber auch nur Gott geben. Deshalb dürfen wir ihm vertrauen und belehnen: „Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben!“
Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese. Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich! (Ps 16,10-11)
Wenn ein Mensch durch den Tod von uns genommen wird, dann fällt uns das immer schwer. Auch wenn er schwerkrank war und der Tod eigentlich eine Erlösung für ihn bedeutete, dann sind wir doch betrübt. Es fehlt etwas, das man nicht so schnell vergessen kann.
Es kommen dann auch manche Fragen: einmal dem, der sterben muß, aber auch den Angehörigen. Wir suchen dann nach einem Wort Gottes, das uns Trost und wieder neue Zuversicht geben kann. Aber auch für einen glaubenden Menschen ist es nicht leicht; er kommt vielleicht auch in Anfechtungen und Zweifel - davor ist keiner sicher. Sicher können wir nur gehen, wenn wir uns an Jesus halten, den Gott von den Toten auferweckt hat. Er kann uns durch all diese äußeren und inneren Nöte hindurch retten hin zu Gott.
Dieser Psalm hier kann uns natürlich noch nichts von Jesus sagen. Er spricht aber von dem Vertrauen auf Gott, das auch schon den Menschen des Alten Testaments gegeben war. Nur konnten sie noch nicht diese Gewißheit haben wie wir; denn wir können wenigstens an dem Beispiel Jesus sehen, was bei Gott alles möglich ist.
Der Psalm trägt die Überschrift: „Ein gülden Kleinod“. Ja, es ist wirklich ein goldener Schatz, der uns ins Herz gegeben ist, wenn wir das Vertrauen zu Gott haben. Ein Schatz, auf den vielleicht andere begehrlich blicken, den uns aber niemand wegnehmen kann.
Der ganze Psalm ist durchzogen von diesem Vertrauen zu dem Herrn, der seinen Kindern schon längst ein Erbteil in seinem Reich zugesichert hat. Am Schluß wird das dann auf die Situation des Todes bezogen und entsprechend ausgelegt: „Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese .Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich!“
In den Tod muß jeder Mensch gehen, aber er muß nicht darin bleiben: Gott wird das nicht zulassen. Eltern werden ihr Kind auch in die Schule lassen. Aber sie würden es nicht zulassen, wenn es dort mißhandelt würde oder behindert würde. Oder sie gehen mit dem Kind ins Schwimmbad. Aber wenn das Kind zu ertrinken droht, werden sie alles tun, um es zu retten. So muß Gott uns auch manchmal in andere Hände geben. Aber wir sind niemals außerhalb seines Machtbereichs. Wenn es nötig wird, nimmt er uns schon an die Hand und läßt uns nicht los.
So wird er es auch nicht zulassen, daß ein Heiliger verwest. Ein Heiliger ist ja einer, der zu Gott gehört. Zu Gott gehören wir aber alle durch die Taufe. Seitdem ist Gott für uns verantwortlich und kann uns nicht man so einfach untergehen lassen.
Allerdings wissen wir ja alle, daß ein Toter, wenn er in die Erde gelegt wird, sehr wohl verwest. Doch das ist ja nur die äußerliche Seite der Sache. Gott ist von unserem irdischen Körper nicht abhängig, wenn er mit uns in Verbindung bleiben will. Wir können auch ohne das noch etwas mit Gott zu tun haben, da sorgt er schon dafür. Gott will ja nicht den Tod, sondern er will uns das Leben geben - das ewige Leben.
Er zeigt uns ja auch immer den Weg zum Leben. Wir kommen oftmals an eine Weggabelung, an der wir uns entscheiden müssen: Gehst du jetzt rechts oder links, welcher Weg ist wohl der bequemste oder der angenehmste. Manche behaupten ja, sie wüßten nicht, welcher Weg zum Leben führt und welcher in den Tod.
Aber das stimmt ja nicht: Gott hat uns schon Wegweiser an den Weg gestellt, daß wir genau wissen, welches der richtige Weg für uns ist. Er sagt uns in seinem Wort und in seinen Geboten, was wir tun sollen. Wir müssen nur darauf hören, dann gehen wir sicher.
Am Ende winkt uns dann Freude in Fülle und ein liebliches Wesen zur Rechten Gottes. Wir wollen doch alle in unserem Leben etwas Freude haben. Und wir erleben doch auch viel Angenehmes. Das wollen wir bei allem Schweren doch nicht vergessen. Jeder Mensch hat Grund zur Dankbarkeit, auch wenn er es noch so schwer im Leben gehabt hat.
Aber Gott hat uns versprochen, daß bei ihm erst die wahre Freude ist. Aller Kampf des Lebens wird dann zu Ende sein, alle Mühen und Schmerzen werden nicht mehr sein. Niemand und nichts wird unsere Freude mehr stören können,
Der Beter des Psalms spricht von einem „lieblichen Wesen zur Rechten Gottes“. Die rechte Seite ist die Ehrenseite, aber auch die Seite der Macht. Bei Gott werden wir auch teilhaben an seinem Sieg über den Tod. Gottes Macht ist größer als die Gefahren dieses Lebens. Sie ist auch stärker als der Tod.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe. Die Elenden, die nach dem Herrn fragen, werden ihn preisen; euer Herz soll ewiglich leben! (Ps 22,3.27)
Aus diesem Psalm muß man schon zwei Verse herausgreifen, wenn man ihn ganz verstehen will. Wie bei vielen anderer Psalmen ist er zweigeteilt: Er beginnt mit einer Klage, schildert die Not eines Menschen, läßt uns in die Bedrängnisse eines Menschenherzens schauen. Aber im zweite Teil tritt eine Wende ein: Der Beter findet zum Gottvertrauen und zur Zuversicht zurück. Dazwischen liegt die Hilfe Gottes oder doch zumindest die neu gewonnene Zuversicht, daß Gott helfen wird.
Diesen Weg werden wir auch gehen müssen, wo jetzt ein Mensch nicht mehr unter uns ist. Zunächst wird uns die Trauer übermannen, wenn der Tod so plötzlich und unerwartet kam. Man scheint vor dem Nichts zu stehen, weil plötzlich einer fehlt, an den man sich immer noch halten konnte. Auch wenn man den Rat des Vaters oder der Mutter in der Praxis nur selten in Anspruch genommen hat, so war doch allein der Gedanke daran, daß es möglich ist, eine große Hilfe.
Nun aber fühlt man sich viel mehr auf sich allein gestellt. Vielfach wird einem auch erst so recht deutlich, was man an einem anderen Menschen hatte, wenn er nicht mehr da ist. Man wird auch an den eigenen Tod erinnert. An sich müßte man natürlich immer damit rechnen, daß jeder Tag der letzte sein kann. Aber wenn der Tod dann so plötzlich in unser Leben tritt, dann ist er uns doch wieder näher gekommen.
Schwer ist es auch, wenn ein Ehepaar durch den Tod auseinandergerissen wird. Gewiß muß man damit rechnen, daß einer eher gehen muß als der andere. Aber wenn man so viele Jahre an alles gewohnt war, dann kommt einem das Leben nur noch halb so viel vor.
Leicht kommt man dann auch ins Grübeln und ist mit sich und der Welt nicht mehr zufrieden. Dann kann es auch sein, daß man Gott nicht mehr versteht. Man wendet sich an ihn, aber er scheint nicht zu hören. Wir werden halt leicht ungeduldig, wenn nicht alles so läuft, wie wir es gern hätten. Oft stellen wir uns Gott vor wie einen Automaten, in den man nur oben etwas hineinwirft und unten kommt prompt das Gewünschte heraus. Aber so einfach ist das dann doch nicht.
Diese Erfahrung hat selbst Jesus machen müssen. Er hat ja diesen 22. Psalm am Kreuz gebetet. Er fängt an mit den Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Einige haben gemeint, Jesus sei am Ende doch noch verzweifelt und an Gott irre geworden. Aber man muß beachten, daß der Psalm ja dann eine Wende nimmt und zum Gottvertrauen zurückfindet.
Für uns müßte es doch an sich leichter sein, diesen Weg zu gehen. Wir haben doch Jesus als Vorbild und Helfer. Er hat auch die Not der Menschen kennengelernt, Angst und Schmerzen und Tod. Aber mit Gottes Hilfe hat er das alles überwunden und der Sieg über den Tod davongetragen.
Deshalb dürfen auch wir Hoffnung haben. Jesu Tod und Auferstehung kommen auch uns zugute. Gerade wenn wir uns elend fühlen, will er uns nahe sein. Er hat nicht nur Verständnis für die Elenden, sondern ergibt ihnen auch Anteil an seiner Auferstehung.
Allerdings wird hier ausdrücklich gesagt: „...die nach dem Herrn fragen!“ Wer sich in einer solchen Lage selber helfen will, dem kann er nicht helfen. Wer nur auf seine eigene Kraft und seine Möglichkeiten vertraut, der braucht nicht mit Jesus zu rechnen. Die aber traurig und hilflos sind, an denen wird er seine Macht erweisen.
In diesem Fall ist es besonders die Macht über den Tod. „Euer Herz soll ewiglich leben!“ Das heißt doch: Ihr werdet ewig bei Gott sein. Wenn dieses Leben ein Ende hat, dann wartet ein neues Leben bei Gott auf euch. Diese Gewißheit allein kann eurer Traurigkeit ein Ende machen.
Am Ende werden wir noch Gott preisen können für seine Hilfe. Im Augenblick wird uns das noch schwer fallen, bzw. es wird uns sogar sonderbar vorkommen. Wie soll man Gott loben können in dieser Stunde, in der man so schweren Schmerz empfindet?
Aber wenn wir an das wirkliche Ende unsres Daseins denken, dann ist das schon möglich. Das wirkliche Ende ist ja nicht der Tod, sondern das Leben bei Gott. Weil er es uns geben kann und will, dürfen wir heute schon getrost und ruhig sein. Wir dürfen Gott danken für
alles, was er an uns getan hat und noch tun wird. Und wir dürfen unsre Toten in seine Hand geben, wo sie ewiglich leben werden.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn hier ist kein Helfer! (Ps 22,12)
Manche Menschen stehen uns nahe, andere sind uns wieder ferner. Wir sprechen ja von nahen Verwandten und nahen Freunden. Wir sind froh, wenn wir sie in der Nähe haben, wenn jemand da ist, auf den wir uns verlassen können, in guten wie in bösen Tagen.
So ganz allein kann man ja doch nicht durchs Leben gehen. Für so manchen Handgriff brauchen wir einen Helfer. Die Kinder brauchen ihre Eltern und die altgewordenen Eltern brauchen wieder ihre Kinder. Mann und Frau müssen zusammenstehen. Oft ist es auch noch eine große Verwandtschaft, die hinter dem Einzelnen steht. Natürlich kann notfalls auch jeder allein auskommen. Aber es wird dadurch sehr viel beschwerlicher. Und sicherlich ist so ein Mensch auch sehr viel einsamer als andere.
Vor allem Kinder und alte Leute sind auf die Hilfe der anderen angewiesen. Die Kinder, weil ihre Fähigkeiten noch nicht voll ausgebildet sind. Die alten Leute, weil ihre Kräfte schon wieder abnehmen. Deshalb haben sie oft auch Angst, obwohl sie sich vielleicht durchaus mehr zutrauen könnten. Aber ein Kind nimmt eben doch gern wieder die Hand des Vaters oder der Mutter. Und auch ein älterer Mensch läßt sich gern von einem stärkeren führen. Deshalb sind wir ja alle in die Gemeinschaft der Menschen gestellt, damit einer dem anderen hilft und keiner Angst zu haben braucht.
Wir haben aber oft Angst in unserem Leben. Viele haben andere Menschen zu fürchten, die ihnen feindlich gesinnt sind. Andere fürchten jegliche Unruhe und jede Veränderung der Verhältnisse. Wieder andere haben Angst vor der Zukunft, vor Krankheit und Tod.
Vor allem das Letzte, die Angst vor dem Tode, wird untergründig bei jedem Menschen da sein. Das mag auch damit zusammenhängen, daß wir manches in unserem Leben tun, was nicht so ganz in Ordnung ist. So irgendwie haben wir doch alle das Gefühl, einmal Rechenschaft ablegen zu müssen für unser Leben.
Gott aber will nicht, daß wir Angst haben müssen. Deshalb hat er uns gezeigt, wie lieb er uns hat: Er hat seinen Sohn Jesus Christus zu uns geschickt und ist uns damit so nahe gekommen, wie nur ein Vater seinem Kind nahe kommen kann.
Er ist nicht ein ferner Gott, der hoch über den Wolken thront, sondern er ist uns in unserer Angst nahe. Er ist uns ein zweiter, der neben uns steht. Wenn man zu zweit ist, dann wird schon alles nicht so schlimm, da kann einer dem anderen Mut zusprechen und ihm helfen.
Menschliche Helfer fehlen uns oft: „Hier ist kein Helfer!“ klagt der Beter des Psalms. Menschen bieten uns zwar oft ihre Hilfe an. Aber im entscheidenden Augenblick versagen sie. Dann wenden wir uns an Gott, denn der ist immer für uns da.
Natürlich geht es nicht so, daß wir ihn erst im allerletzten Notfall holen; dann ist es vielleicht schon zu spät. Man muß schon ständig in Verbindung mit diesem Gott stehen, man muß schon auf der gleichen Wellenlänge mit ihm sein, damit ein Kontakt zustande kommt. Von seiner Seite her ist immer die Bereitschaft zum Hören da. Die Frage ist nur, ob w i r ihn in jedem Augenblick unseres Lebens brauchen und deshalb auch für der letzten Augenblick gewappnet sind.
Der Mann, der diesen Psalm gebetet hat, konnte aber noch nicht wissen, was w i r heute wissen. Er ruft noch um Hilfe und spricht eine Bitte aus: „Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe!“ Wir aber wissen vom Neuen Testament her, daß diese Bitte schon erfüllt ist. Alle Angst ist uns genommen, weil ein Helfer da ist, der uns nahe ist.
Dieser Jesus weiß, wie einem Menschen zumute ist, wenn er Angst hat. Er hat ja selber Angst gehabt und er hat auch den Tod erlitten wie die Menschen alle. So nahe ist er uns gekommen, daß er auch unsre letzte Not kennengelernt hat.
Aber dann ist er von Gott aus diesem Elend emporgehoben worden in Gottes ewiges Reich. Zwar können wir das nicht beweisen, denn es ist ein Satz unsres Glaubens. Aber wir wissen genau, daß Gott in Jesus Christus Mensch wurde. Das können wir nachprüfen, das ist sicher. Deshalb können wir daraus auch die Gewißheit mitnehmen, daß Gott auch den zweiten Schritt getan hat: die Auferweckung von den Toten.
Wir können gewiß sein, daß er auch mit uns diesen zweiten Schritt tun wird, daß uns das Leben bei Gott sicher ist. Jesus ist uns auf unsrem Weg vorangegangen. Wir brauchen ihm nur zu folgen, dann schwindet alle Angst.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser; er erquicket meine Seele! (Ps 23,1-2)
Gute Hirten gibt es heute nicht mehr oder kaum noch. Einmal gibt es den Beruf des Hirten nicht mehr, aber auch nicht die Sache, die hier in diesem Psalm gemeint ist, nämlich ein Mensch, der sich ganz für andere einsetzt, so wie ein Hirte für seine Schafe.
Ein Hirte hatte früher einen gefährlichen Beruf. Er inü3'nte nicht nur seine Herde zusammenhalten, sondern er mußte sie auch gegen wilde Tiere und Räuber verteidigen, d.h. er mußte oft seine eigene Sicherheit. und Bequemlichkeit zurückstellen und für die ihm anvertrauten Schafe kämpfen.
Wo gibt es so etwas heute noch unter uns Menschen? Vielleicht gibt es hie und da noch einmal einen, der sein Leben für einen anderen wagt, aber das ist selten und nicht die Regel.
Aber hier in diesem Psalm heißt es nun: „Gott ist mein Hirte“, in dem guten alten Sinne, einer der sich ganz für die Menschen einsetzt, der selbst seinen Sohn für die Menschen dahingegeben hat.
Was wir bei den Menschen vielleicht nicht mehr finden, das ist bei Gott noch ganz da. Er verteidigt uns gegen die Gefahren des Lebens und sieht zu, daß uns nichts Böses widerfahren kann. Wenn wir schon keinen Menschen zum Beistand haben, dann dürfen wir uns doch auf Gott verlassen.
Bei diesem Gott wird es uns an nichts mangeln. Überlegen wir uns doch einmal, was Gott uns alles im Laufe eines langen Lebens schenkt: Dazu gehören doch nicht nur Essen und Trinken, Kleidung und Wohnung, sondern auch ein bißchen Freude im Leben, Glück und Gesundheit. Sicher hat jeder auch einmal schöne Stunden in seinem Leben gehabt, wenn auch sonst vielleicht manches Schwere auf ihn zugekommen ist.
Wir sollten auch vielleicht mehr die schönen Stunden im Gedächtnis behalten und Gott dankbar dafür sein. Jeder Mensch hat Grund zum Danken, und wenn er danken kann, dann wird ihm auch das andere eher verständlich sein.
Was hier in diesem Leben geschehen ist, daß Gott nämlich unser guter Hirte ist, das hat auch mit dem Tode noch kein Ende gefunden. Wer in seinem Leben Vertrauen zu diesem Gott gefunden hat, dessen Verhältnis zu Gott wird auch über den Tod hinaus bestehen bleiben. Ja, erst im Tode zeigt sich doch so richtig, ob Gott wirklich ein guter Hirte ist.
„Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser“ heißt es hier. So haben sich viele das Leben bei Gott vorgestellt: grüne, saftige Weiden und ein Leben in Hülle und Fülle. Aber ob es wirklich so kommt, wissen wir nicht.
Aber daß Gott auch nach diesem Leben für uns sorgt, das wissen wir. Eigentlich ist unser Leben auf der Erde nur ein Sinnbild für das Leben bei Gott. Oder man kann es auch anders sagen: Das ewige Leben ist schon auf dieser Erde voraus abgebildet. Ein Stückchen vom Reich Gottes ist auch schon in unsrer Welt wirksam. Immer wenn ein Mensch nach dem Willen Gottes lebt und ihn den guten Hirten sein läßt, haben wir ein Stück Himmel auf der Erde. Aber natürlich ist das nur ein Abglanz des wirklichen Lebens bei Gott, so wie ein Schatten nur eine Ahnung gibt von dem wirklichen Gegenstand.
Essen und Trinken, fette Weiden und frische Quellen, brauchen wir zum Leben. Aber das ist noch nicht alles. Auch unser innerer Mensch braucht Nahrung. Zum rechten Leben gehört auch das Wort Gottes, das unsrem Leben erst die Richtung gibt.
Gott läßt es daran nicht mangeln. Er bietet uns sein Wort immer wieder an, so wie ein Hirte immer wieder die besten Weiden für seine Schafe aussucht. Ein ganzes langes Leben hindurch haben wir Gelegenheit, uns von diesem frischen Wasser stärken zu lassen. Wer jetzt schon damit vertraut ist, der wird auch in diesem Wort Trost finden, wenn es einmal ans Sterben geht. Gott hat uns aber auch zugesagt, daß er uns verteidigen will gegen alle, die uns von ihm abbringen wollen. Und dazu gehört auch der Tod. Er möchte uns von Gott trennen Aber wir haben einen Hirten, der uns auch gegen den Tod und über den Tod hinaus behütet und erhält. Wer sich zu diesem Hirten hält, der ist bei ihm geborgen, der darf auch des neuen Lebens bei Gott gewiß sein.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir dein Stecken und Stab trösten mich! (Ps 23,3-4)
Das Leben eines Menschen können wir mit einem Weg vergleichen. Nicht umsonst sprechen wir von einem Lebensweg. Oft ist uns dieser Lebensweg vorgeschrieben. So wie man nicht mit einem Auto quer durch den Wald fahren kann, so können wir uns im Leben auch nicht bewegen, wie wir wollen. Es sind uns Wege vorgeschrieben, die wir uns nicht ausgesucht hätten. Wer sich selber einen Weg suchen will, der muß in Kauf nehmen, daß es ihm schwer dabei wird.
Allerdings kommt das oft vor: Anstatt auf der schön ausgebauten Hauptstraße zu bleiben, wollen wir lieber einen Nebenweg benützen, weil er wie Abkürzung aussieht. Manchmal können wir auch nichts dafür, dann sind wir einfach dorthin verschlagen worden. Manchmal geht es zunächst noch gut. Aber dann wird es immer schlimmer und die Abkürzung wird zu einem mühsamen Umweg.
Die Bibel spricht hier von „Sünde“. In uns allen steckt eine unerklärliche Kraft drin, die uns immer wieder einen anderen Weg suchen läßt. Von jedem Menschen kann man das sagen, daß er irgendwann einmal vom rechten Weg abgewichen ist und dabei sehr schlecht gefahren ist, auch wenn er an sich ein anständiger Mensch ist.
Es kommt aber auch vor, daß uns einer eine gute Straße verspricht und sagt: „Hier kommt man gut ans Ziel!“ Es geht auch oft erst sehr gut. Aber dann wird aus der Straße wieder ein Feldweg und man kommt nur ab vom Ziel.
Gott aber ist kein Verführer. Er führt uns auf rechter Straße, auf dem richtigen Weg. Er hat es uns versprochen, daß er uns richtig führen wird; dafür hat er seinen Namen und seine Ehre eingesetzt.
Wir sehen das nicht immer ein. Gottes Weg erscheint uns zweifelhaft und rätselvoll. Mancher kommt da leicht ins Grübeln und macht sich Sorgen, wo man sich gar keine Sorgen zu machen braucht. Besonders wird das auch der Fall sein, wenn man damit rechnen muß, daß die Lebenszeit bald ein Ende nehmen wird.
Dabei brauchen wir in diesem Fall nichts anderes zu tun, als uns auf den Weg Gottes zu begeben und diesen Weg auch zu gehen. Schon am Anfang unseres bewußten Lebens haben wir diese Entscheidung zu fällen. Aber auch nachher stehen wir immer wieder am Scheideweg.
Zum Glück hat Gott aber auch Wegweiser an unseren Weg gestellt, die uns eindeutig sagen, welches der Weg Gottes ist. Er hat uns seine Gebote gegeben, er sagt uns immer wieder sein Wort. Wenn wir wollen, können wir schon wissen, welches der richtige Weg ist. Da sollten wir es nicht besser wissen wollen.
Allerdings führt uns der Weg Gottes auch manchmal durch ein finsteres Tal. Er hat gefährliche Kurven und gewaltige Abgründe. Da geht es vielleicht sogar durch dunkle Tunnel und über wacklige Brücken. Das gehört nun einmal auch mit zu unserem menschlichen Leben: Es geht nicht alles so glatt, wie wir es vielleicht gewollt haben. Aber Gott hat es so bestimmt.
Vor allem müssen wir auch damit rechnen, daß die Kräfte abnehmen, daß Krankheit und Leiden kommen. Denken wir nur an das Leben der Verstorbenen.........Wir wollen aber auch nicht vergessen, was an Gutem und Schönem in diesem Leben gewesen ist - und wofür wir zu danken haben.
Da kann man dann schon auch sagen: „Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück!“ Ein Unglück ist schnell passiert, durch Unachtsamkeit oder technische Fehler. Da könnte einem schon Angst werden. Aber der Beter des Psalms sagt: „Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich!“
So wie der Hirte mit einem Stock alle Gefahren von seiner Herde fernhält, so will Gott unsren Lebensweg beschützen. Er ist bei uns im Leben und im Tod. Wenn wir immer den Weg Gottes verfolgt haben, dann geht es auch durch den Tod hindurch gradlinig weiter zu Gott.
Im Leben wie im Tod haben wir einen, der uns wie ein guter Hirte geleitet. Er hat uns kennengelernt und wir ihn. Wir dürfen uns auf ihn verlassen. Es wäre gut, wenn wir diesen Weg doch alle erkennten, den Gott uns führen will - und diesen Weg dann auch gehen.
Ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich (Ps 23,4)
Viele Menschen leben glücklich und zufrieden. Sie haben allen, was sie zum Leben brauchen, die Kinder sind wohl geraten und sie dürfen sich der Anerkennung und Achtung ihrer Mitmenschen erfreuen. Sie leben auf der Sonnenseite des Lebens und erleben vorwiegend die Höhen dieser Welt.
Andere wieder müssen fast ständig im Finsteren gehen. Nichts gelingt ihnen so recht, sie werden von da anderen beiseite gedrängt und haben selten einmal eine rechte Freude.
Manchmal kann der Betreffende selber nichts dazu, sein Unglück ist unverschuldet. Wir denken hier zum Beispiel an eine Krankheit, die einfach über einen kommt, ohne daß man sich wehren könnte. Es gibt so manches Schicksal, das wir einfach zu tragen haben, ob wir es wollen oder nicht.
Es kann aber auch sein, daß wir uns in unserem Leben verlaufen haben und dabei in ein finsteres Tal geraten sind. Wir müssen uns ja immer wieder entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen. Es wird uns sogar leicht gemacht, den richtigen Weg zu finden: an jeder Weggabelung stehen Wegweiser, die uns den Weg Gottes zeige. Wir brauchten ihnen nur zu folgen, dann gingen wir schon den richtigen Weg.
Aber wie so oft sind wir dann diesen Hilfen ungehorsam und gehen doch den anderen Weg. Was verboten ist, reizt ja gerade. Dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn wir in ein finsteres Tal geraten, aus dem wir mit eigener Kraft nicht wieder herausfinden.
Aber auch auf dem Weg Gottes kommt man durch finstere Täler. Der Weg zu Gott ist keine Autobahn, auf der es sich bequem reisen läßt. Gott macht es uns nicht immer leicht im Leben. Nur verheißt er uns, daß wir nicht irgendwo in einer Sackgasse steckenbleiben, sondern hindurchkommen und wieder ins Freie gelangen. Solange wir noch im Tal sind, geht es uns schlecht. Da gibt es gefährliche Kurven und gewaltige Abgründe. Da geht es vielleicht durch dunkle Tunnels und über wacklige Brücken. Das gehört nun einmal mit zu unsrem menschlichen Leben dazu: Es geht nicht alles so glatt, wie wir es gewollt haben. Aber Gott hat es doch ebenso für uns bestimmt.
Denken wir nur an das Leben der (des) Verstorbenen Fast die Hälfte ihres (seines) Lebens hat sie unter ihren Krankheit zu leiden gehabt. Da ist viel Finsternis, viel Verzicht und viel Leiden gewesen. Oder denken wir an die Jahre der wirtschaftlichen Not des Krieges und der Zeit danach. Jeder, der das mitgemacht hat, wird ein Lied davon singen können.
Aber wir wollen auch an das Schöne denken, das es in jedem Lehen gibt. Die (der) Verstorbene hat doch im Kreise ihrer Familie, der Kinder und Enkel auch viel Freude erleben dürfen. Auch wenn sie (er) nicht viel hat machen können - sie (er) wurde doch immer einmal gebraucht als Ratgeber und Freund.
Doch sicherlich kann man ein solches Leben nur ertragen, wenn man einen festen Glauben an Gott hat. Man kann schon Schweres durchmachen, aber man muß sich dann- auf Gott verlassen, der immer wieder herausführen kann. „Ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück!“
Schnell ist einmal ein Unglück passiert: durch Unachtsamkeit, durch menschliches Versagen, durch eine Kette unglücklicher Umstände Wenn man dann nur sagen könnte ,,Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich!“ So wie der Hirte mit seinem Stab alle Gefahren von seiner Herde fernhält, so will nun Gott unsren Lebensweg beschützen.
Gott ist bei uns im Leben und im Tod. Er wird uns auch das letzte Stück unsres Lebens begleiten. Der Tod ist noch einmal ein- finsteres Tor, durch das wir hindurch müssen. Aber auch da wird Gott uns hindurchbringen in sein Reich.
Wer nur immer dem Weg Gottes gefolgt ist, der findet auch am Ende ans Ziel. Für den geht es gradlinig durch den Tod hindurch zu Gott. Der kann dann auch jetzt in seinem Leben schon getrost sein. Er braucht sich vor dem finsteren Tal nicht zu fürchten. Er wird auch mit Gottes Hilfe alle Gefahren des Lebens meistern können. Und er wird am Ende teilhaben an- dem Sieg Gottes über den Tod. Wenn wir nur alle erkennen möchten, welchen Weg Gott uns führen will - und diesen dann auch gehen!
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar! (Ps 23,6)
Wenn man das Leben eines Menschen überdenkt, dann kann man sicher sehr viel Gutes finden. Denken wir nur in diesem Fall daran, daß die Verstorbene ihr Leben lang nicht ernstlich krank war. Das kann nicht hoch genug veranschlagt werden.
Natürlich gibt es auch Schweres in jedem Leben. Wenn man sein ganzes Leben lang hat hart arbeiten müssen, wenn man schwere Zeiten durchgemacht hat, dann ist das sicher nicht einfach gewesen. Jeder kann sicher Ähnliches in seinem Leben aufzählen.
Aber im Gedächtnis wollen wir lieber das Gute behalten, das wir in unserem Leben von Gott erfahren haben. Wir wollen nicht undankbar sein und froh sein, daß es nicht schlimmer gekommen ist. Im Grunde haben wir es alle noch gut in unserem Leben. Das haben wir aber allein Gott zu verdanken. Er ist wie ein guter Hirte, der voller Sorgfalt seine Schafe behütet und beschützt. Er hat uns auf den rechten Weg geführt, der uns ans Ziel bringt. Wenn es auch manchmal durch Finsternis hindurchgeht, so ist das Ende doch Licht und Freude, besonders wenn wir an unser Dasein nach diesem Leben denken.
Wer ein ganzes Leben lang die Güte und Barmherzigkeit Gottes erfahren hat, dem sollte es doch nicht schwer fallen, auch über den Tod hinaus mit dieser Güte zu rechnen. Gottes Möglichkeiten hören mit dem Tod nicht auf. Im Gegenteil: Vielleicht wird uns dann erst richtig deutlich, daß alles nur Güte und Gnade war.
In diesen Leben ist Gottes Hilfe uns oft verdunkelt. Wir sagen lieber: „Glück gehabt!“ oder: Das ist eben Schicksal!“ Aber nachher werden wir alles klar und deutlich sehen und erkennen, wieviel wir Gott zu verdanken haben.
Dieser Gott garantiert uns das Leben auch über unsren leiblichen Tod hinaus. Er hat noch ein Haus für uns vorbereitet, das uns ewig bleibt. Unser irdisches Haus muß ständig unterhalten werden, es ist brüchig und oft nicht mehr auf uns zugeschnitten.
Auch unser irdischer Leib zerfällt und wir sind nicht zufrieden damit. Aber das Haus Gottes ist unser letztes. Das Ende ist nicht das Grab, sondern das Leben bei Gott. Es unterliegt nicht mehr dem Verfall, sondern wird sich gleich bleiben. Keiner kann es uns mehr wegnehmen, denn es gehört Gott.
Aber es heißt hier ausdrücklich: „Ich werde bleiben!“ „Bleiben“ kann man doch nur, wenn man schon drin ist. Das heißt: „Wir müssen uns hier in diesem Leben schon darauf vorbereiten und vielleicht auch schon etwas darin einrichten.
Wir haben unter uns ja auch manche Gotteshäuser. Hier können wir uns vielleicht noch am besten auf das Leben bei Gott vorbereiten, indem wir im Gottesdienst auf sein Wort hören und uns im Sakrament seine Gemeinschaft schenken lassen. Das Haus Gottes ist anders als unser Haus. Wir können nicht ohne Weiteres vom einen ins andere umziehen, weil dazwischen die Schwelle des Todes liegt. Deshalb ist es unbedingt notwendig, sich schon jetzt mit dem Gedanken zu befassen: Wir müssen alle einmal umziehen und sollen in ein anderes Haus
Kommen.
Werden wir dann in dieses Haus passen? Werden wir uns dort wohlfühlen? Wird Gott uns gar wieder hinausweisen? Hier in diesem Leben entscheidet sich diese Frage an unserer Stellung zu unsrem Herrn Jesus Christus.
Der Beter dieses Psalms aber ist sich sicher: „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar!“ Nicht aus uns selber, sondern weil Gott es garantiert. Wir haben es nicht verdient, aber unser guter Hirte schenkt es uns. Der Beter hat das Zutrauen zu diesem Gott, der Tote erwecken kann und uns ein neues Leben schenken kann. Auch wir werden dem Tod nur entgegentreten können in der Gewiß0heit der Errettung und des Sieges, den Gott durch seinen Sohn Jesus Christus errungen hat.
Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! (Ps 27,14)
Wenn das nur so einfach wäre getrost und unverzagt zu sein. So etwas kann einem kein anderer Mensch befehlen, das kann man sich auch nicht selber befehlen. Mit Gewalt kann man da sowieso nichts erreichen, Trost muß einem immer geschenkt werden.
Im Augenblick aber scheint es nur Verzagtheit zu geben. Zu schwer ist das, was da durch den Tod über Menschen hereingebrochen ist. Dabei läßt sich die Lücke am Arbeitsplatz noch am ehester zu überbrücken. Dort ist jeder Mensch zu ersetzen, wenn auch nicht gleich und oft nicht so gut.
Wesentlich schlimmer ist der Verlust für die Familie. Für die Angehörigen ist ein Mensch der unverwechselbar Einzige, der diese Stelle ausfüllen konnte. Man brauchte ihn auf Schritt und Tritt, und er brauchte natürlich auch seine Leute.
Doch nun soll und muß es auch ohne ihn gehen. Mit wem wird man nun alles besprechen können? Wen kann man einmal um Rat fragen? Wer soll einem die vielen Wege abnehmen, die doch oft nötig sind? Man könnte Angst bekommen vor der Zukunft. Es wurde niemand verwundern, wenn ein Mensch in einer solchen Lage dann verzagt ist.
Sicher erfährt man in einer solchen Lage auch manchen Beistand, oftmals auch mehr, als man zu hoffen gewagt hat. Aber Menschen sind im Grunde immer auch ratlos und wissen nicht, was sie sagen sollen. Deshalb ist es gut, sich an Gott zu wenden und aus Gottes Wort Trost zu suchen.
Gerade unter den Psalmen gibt es viele Gebete von Menschen, die in einer verzweifelten Lage waren. Doch sie haben immer zu einem tiefen Gottvertrauen gefunden und sind dadurch mit ihrem Tod fertig geworden, durch Gottes Hilfe,
Wenn Menschen nicht mehr weiter wissen, dann gilt es umzog mehr, sich an Gott zu halten und alles von ihm zu erwarten. Er hat uns ja auch beigestanden in guten Zeiten. Vieles Schöne haben wir uns gern von ihm gefallen lassen und haben es oft viel zu selbstverständlich hingenommen. Wer hätte wohl bei der Trauung daran gedacht, daß so ein Bibelwort auch einmal einen ganz anderen Sinn bekommen könnte, in einem anderen Zusammenhang ganz neu und anders sprechen könnte.
An der Grenze des Lebens, auf der Schwelle des Todes, werden wir den Beistand Gottes erst in seiner ganzen Tiefe erfahren. Dann ist er es allein, der uns aus der Tiefe herausführen kann zu einem neuen Leben, in eine neue Zukunft.
Das hat er uns beispielhaft deutlich gemacht an Jesus. Diesen seinen Sohn hat er in der Blüte seiner Jahre an den Tod hergeben müssen. Aber er hat ihn nicht im Tod gelassen, sondern hat ihm ein neues Leben gegeben. Dieses war dann unvergänglich und nicht mehr von Leid und Schmerzen bedroht.
Das kann auch uns Hoffnung geben. Den Weg Jesu werden wir nämlich auch gehen, wenn wir uns fest an diesen Jesus halten. Er nimmt uns bei der Hand und führt uns durch Schrecken und Tod hindurch. Und das Ziel ist das ungetrübte Leben bei Gott.
Weil das so sein wird, können wir heute schon getrost und unverzagt sein. Unser Leben wird durch den Tod eines lieben Menschen nicht plötzlich abgeschritten und sinnlos, sondern es öffnet sich in eine neue Weite hinein.
Auf einmal können wir neue Erfahrungen mit Gott machen. Und wir werden auch merken, wie er uns Kraft gibt, all das Schwere zu bewältigen. Gott läßt nicht mehr zu als das, was wir gerade noch tragen können. Und er stärkt uns dann auch wieder, damit es sogar leichter wird.
Es ist gut, wenn man eine solche Zukunft schon vor sich hat, wenn diese schon sicher ist. Dann wird es leichter, die trübe Gegenwart durchzustehen.
Wenn ein Raumflugkörper auf die Erde zurückkehrt, dann reißt für einige Sekunden die Verbindung ab. Es sind immer etwas bange Sekunden. Aber wenn das Fahrzeug auf die richtige Bahn gebracht worden ist, dann kann eigentlich nichts passieren. So dürfen wir auch darauf vertrauen, daß Gott unsere Toten auf die rechte Bahn gebracht hat. Sie werden im Frieden zu ihm heimkehren und bei ihm geborgen sein.
Aber auch wir, die wir noch weiterleben, sollten uns auf die Bahn Gottes bringen lassen und uns von nichts beeindrucken lassen. Gott hat den richtigen Anfang gesetzt, da wird er uns auch zum Ziel bringen. Wenn wir auf ihn hoffen, geht unser Leben weiter und hat einer Sinn.
In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott! (Ps 31,6)
Unsere Welt ist voller Angst und Leid und Schrecken. Es gibt Kriege und Hungersnöte und Katastrophen. Es gibt Haß unter den Völkern und Streit unter Verwandten und Nachbarn. Immer wieder stoßen wir auf Mißverständnisse und Mißtrauen. Jeder Mensch hat auch seine privaten Schwierigkeiten und Probleme. Wo spüren wir da etwas von der Erlösung, von der Erlösung durch Gott?
Ja, wenn jemand von uns gegangen ist, der es nicht leicht gehabt hat in seinem Leben, da denken wir schon, daß es eine Erlösung für ihn war. Manchmal wird das Leben auf dieser Erde objektiv oder auch nur subjektiv so schwer, daß man es lieber aufgeben möchte. Aber soll das die einzige Form der Erlösung sein, die Gott für uns bereithält? Sieht Erlösung so aus, daß wir erst vom Tod erlöst werden?
Wir möchten doch schon erlöste sein in dieser Welt. Die Ruhe von allem Leid und Streit soll doch nicht erst kommen, wenn wir bei Gott sind. Wir möchten doch, daß unser Leben jetzt schon besser wird. Sonst hätten die Leute mit ihren Vorwürfe- doch recht, die sagen: Die Christen glauben nur an ein jenseitiges Paradies und verschließen vor der Wirklichkeit der heutigen Welt die Augen.
Der Mann, der den 31. Psalm gebetet hat, meinte jedenfalls nicht irgendeine ferne Zeit in der Zukunft, sondern seine Gegenwart. Er sagt ausdrücklich: „Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!“ Das ist ihm schon derart zur festen Gewißheit geworden, daß er jetzt schon leben kann wie ein Erlöster.
Es ist natürlich nicht immer leicht, schon wie ein Erlöster auszusehen. Wenn einer unter einer harten Krankheit des Leibes oder der Seele leidet, dann sieht er eher nach dem Gegenteil aus. Viele ziehen aus der Krankheit deshalb die entgegengesetzte Folgerung. Sie fragen dann: „Warum muß gerade ich dauernd so krank sein?“ Und die nächste Frage ist dann: „Warum ist Gott so zu mir?“ Viele wenden sich von Gott ab und fluchen ihm sogar; aber denen geht es gut und sie haben keine Sorgen. Ich aber bin immer zur Kirche gegangen und nun muß es mir so schlecht ergehen!"
Wer so denkt, begreift eben noch nicht, daß man an einer Krankheit auch innerlich wachsen kann und sie dann letztlich doch zum Segen werden kann. An der Krankheit begreift man, wie begrenzt das menschliche Leben ist und wie sehr wir die Hilfe Gottes brauchen. Man findet auch Ruhe, sein Leben einmal zu überdenken und auf die wirklich wichtigen Dinge zu achten. Zum anderen ist jeder Kranke eine Aufgabe für seine Umwelt. Wir sollten Gott manchmal dankbar sein, wenn er uns so einen Menschen in den Weg gelegt hat, an dem wir uns Liebe beweisen können und sollen.
Jeder Verstorbene ist für uns ein Mahnzeichen, das uns unsere Versäumnisse und unsere Schuld trotz allen guten Bemühens vor Augen stellt. Wir dürfen froh sein für alles, was wir einem kranken Menschen tun konnten und daß Gott uns die Kraft dazu gegeben hat. Aber wir müssen auch bekennen, daß unsere Kräfte immer nur begrenzt sind und wir manches Mal versagen.
Den wichtigsten Dienst an uns tut aber immer Gott selber. Er allein kann uns erlösen, entweder i n dieser Welt oder v o n dieser Welt. Schon in diesem Leben können wir die Ruhe bei Gott finden, wenn wir ihm vertrauen und alles in seine Hände legen.
Aber Gott läßt doch die Möglichkeit offen, uns erst nach diesem Leben die vollkommene Ruhe zu geben. In unserem Leben kann es deshalb noch sehr viel Leid und Not geben. Wir werden sie tragen müssen, Aber wir dürfen sicher sein, daß Gott mitträgt.
Wenn wir doch alle sagen könnten: „In deine Hände befehle ich meinen Geist!“ Vielleicht wären wir bereit, das nach einem langen und segensreichen Leben zu sprechen. Gott will aber, daß wir unser Leben schon heute in seine Hände legen, so wie es ist, mit all seinen Schwächen und Nöten.
Im letzten Grunde hat Gott uns ja längst in den Händen und wir dürfen uns in seinen Händen geborgen wissen. Es ist gut, wenn wir von uns aus bei ihm Hilfe suchen und uns von selbst in seine Hände begeben. Da braucht er uns nicht erst zu holen. Und es wird uns ein Trost sein, wenn wir im Leben und im Sterben sagen können: „In deine Hände befehle ich meinen Geist, du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!“
Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! (Ps 32,2) Wenn uns ein lieber Mensch genommen wurde, dann kann es leicht so kommen, daß wir Gott Vorwürfe machen. Der Tod an sich ist schon ein hartes Geschick. Er reißt uns von unsren Angehörigen und aus der Gemeinschaft der Lebenden weg. Viele Pläne lassen sich nicht mehr verwirklichen. Was man sich erträumt hatte, läßt sich von einem Tag auf der anderen nicht mehr verwirklichen.
Besonders denken wir das sicherlich, wenn ein Mensch in so relativ jungen Jahren abberufen wurde. Wie kann Gott so etwas zulassen? Ist das nicht ungerecht, unnötig hart und unfaßbar? Ist Gott nicht ein Gott der Liebe? Oder ist er immer noch der drohenden und strafender Gott des Alten Testaments?
Das ist genau die Situation, in der auch der Beter des 32. Psalms steht. Er möchte auch Gott anklagen und ihm alles vor die Füße werfen. Viele Psalmen künden ja von solcher Not der Menschen, von Glaubensanfechtungen und Verzweiflung. Gerade deshalb sprechen uns diese Gebete ja auch heute noch an. Sie sind so menschlich und künden uns doch von dem Glauben an Gott.
Deshalb heißt es ja auch hier gleich am Anfang des Psalms: „Wohl dem Marschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet!“ Mit Schuld sind hier die anklagenden Fragen an Gott gemeint. Gott hat sicher Verständnis für uns, wenn solche Gedanken in uns aufkommen. Der Psalmbeter jedenfalls weiß: Gott wendet sein Wohl dem Menschen auch zu, der einmal schwankend geworden ist.
Das gilt auch für all unsere Lebensschuld, die wir sonst auf uns geladen haben. Kein Mensch kann ja von dem Verfallensein an das Böse ausgenommen werden, auch wenn er in unserer Augen ein noch so guter Marsch war. Jeder hat Punkte, wo er nicht so war, wie Gott es erwartet.
Dennoch soll uns all das nicht vor Gott wegreißen. Gott beschlagnahmt uns für sich und sagt: „Der gehört mir!“ Nicht der menschliche Augenschein entscheidet darüber, ob wir bei Gott angenehm sind, sondern Gott allein bestimmt, wer zu ihm gehören darf.
Gott will uns nicht immer unsre Schuld vorrechnen, sondern er ist uns wohlgesinnt, er will unser Heil. Das gilt auch angesichts des Todes. Wenn es die richtige Zeit ist, beruft er uns ab - und dann ist das eben das Wohl für uns!
Darauf kommt es eben an, daß wir immer an das Wohl Gottes glauben. Wir müssen in Kontakt mit ihm bleiben, dürfen das Vertrauen nicht verlieren und können uns immer von ihm geborgen wissen. Dann läßt sich auch das zunächst Unfaßbare ertragen.
Zufriedenheit finden wir nicht bei dem, was sonst allgemein als Wohl angesehen wird, was so unseren Wohlstand ausmacht. Bei Gott gilt nicht das Haus oder die Arbeitsleistung oder das ersparte Geld. Er fragt nur nach dem Glauben und sagt: „Wohl dem Menschen, der sich zu mir gehalten hat!“
Das ist auch gut so. Nicht was wir auf Erden geleistet haben, entscheidet über unser Verhältnis zu Gott. Es kommt nur darauf an, wie er zu, uns steht und wir zu ihm. Er möchte sich gut zu uns stellen. Die Frage ist nur, ob wir uns auch auf ihn einlassen.
Wer das aber tut, der darf sich dann auch getragen wissen von Gott bis an sein Lebensende und darüber hinaus. Der weiß dann auch: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes: weder unser eigenes Unvermögen noch die Angriff anderer Menschen und auch nicht der Tod. Gott ist stärker als alle diese Mächte.
Eltern haben mit ihren Kinder ja auch hin und wieder Mühe. Es läuft nicht alles so, wie es eigentlich gedacht war. Und doch haben die Eltern ihre Kinder lieb und bleiben auch immer die Eltern. Ein Kind kann immer wieder zu seinen Eltern zurückkehren.
So bleibt auch Gott immer unser himmlischer Vater. Er meint es gut mit uns, was auch immer geschieht. Er führt uns in tiefe Täler hinein, aber er holt uns auch wieder heraus. Sicherlich geht das nicht ohne Mühen und Beschwerden für uns ab. Aber letztlich führt Gott doch alles zu einem herrlichen Ende.
So wollen wir auch jetzt alles unserem Gott überlassen. Er wird bei uns sein im Leben und im Tod. Diese (r) Entschlafene darf nun schon hören: „Wohl dem Menschen!“ Und wir als die Lebenden dürfen auch darauf vertrauen: Gott will uns wohl. Vielleicht schenkt er uns nicht den äußeren Wohlstand. Aber er läßt uns jetzt schon das Heil erfahren. Durch all das Schwere hindurch leuchtet uns doch die herrliche Zukunft Gottes entgegen.
Jetzt sind wir noch betrübt und stehen im Kampf und in den Mühen des Alltags. Aber wir haben keinen Grund, Gott Vorwürfe zu machen. Er wird es schon richtig mit uns machen. Wer so lebt, der darf dann auch dieses Bibelwort auf sich beziehen: „Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist!“
Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird’s wohl machen! (Ps 37,5)
Am Tod erfahren wir, daß unsrem Leben eine Grenze gesetzt ist. Aber wir fragen uns doch: Warum muß es so schweres Leid geben, bei dem alle ärztliche Kunst keine Hilfe mehr bringen kann? Eine schwere Krankheit macht den Abschied nicht leichter. Es war ja doch die Gattin und Mutter, die Nachbarin und Schulkameradin. Den Verlust eines Menschen kann man nur schwer überwinden, auch wenn unser aller Leben weitergeht. Wir suchen in dieser Stunde nach Trost in einem Bibelwort. Wir sind ja ratlos, angesichts der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Hier wird ja all unsre Ohnmacht aufgedeckt und eine Grenze aufgerichtet, die wir nicht überspringen können.
Was ist nun das Sterben? Ist es nur ein Teilstück in dem ewigen Werden und Vergehen? Der Mensch ist doch mehr als ein Tier. Er steht in einem Verhältnis zu anderen Menschen, er spricht mit ihnen und hat Gemeinschaft mit ihnen. Deshalb sind wir ja auch so betroffen über den Tod, weil wir nun nicht mehr mit diesem Menschen sprechen und mit ihm gemeinsam etwas erleben können.
Aber weil der Mensch mehr ist als ein Tier, ist er auch verantwortlich für sein Leben. Gott will, daß wir unseren Mitmenschen lieben. Aber wie oft versagen wir hier trotz alles guten Bemühens. Wie schnell wird aus einem Miteinander ein Auseinander und aus dem Miteinander ein Gegeneinander. Dann ist es schwer, alles wieder ins rechte Geleis zu bringen.
Deshalb setzt Gott unsrem Leben ein Ende durch den Tod. Dann fragt er uns: Wie hast du mit diesem Menschen zusammen gelebt? Hast du es richtig gemacht oder hast du dir etwas vorzuwerfen? Hast du offene Augen und Ohren gehabt für die Menschen, die dir in den Weg gestellt wurden? Hast du deine Lebenszeit gut ausgenutzt? Denn jetzt ist nichts mehr gut zumachen. Wenn wir einem Menschen Gutes tun wollen, dann nur zu seinen Lebzeiten.
Wir dürfen Gott aber auch danken für die Liebe und das Vertrauen, das wir in unserem Leben erfahren haben. Auch diese Frau (dieser Mann) hat die Hilfe Gottes in mancherlei Hinsicht erfahren dürfen. Und wir dürfen Gott auch danken für die Gaben, die er dieser Frau (diesem Mann) zum Wohle anderer Menschen mitgegeben hat.
Beides müssen wir in unserem Leben immer zusammen sehen: die Gaben, die Gott uns mitgibt, und die Aufgaben, die er uns stellt. Beides ist wichtig auf dem Lebensweg, auf den Gott uns gestellt hat. Für beides aber dürfen wir auch den Beistand Gottes erbitten: Er gibt uns die nötigen Gaben mit und rüstet uns somit aus für die Aufgaben. Beides dürfen wir ihm anbefehlen.
Allein und ohne, Gott können wir unseren Weg durchs Leben nicht gehen. Dieser Weg ist oft steinig und schmutzig, er ist gefährlich und man kann leicht in einen Graben fallen. Da brauchen wir schon einen, der uns behütet und beschützt.
Gott tut das für uns. Er hat Wegweiser für uns auf gestellt, die uns vor Irrwegen und Sackgassen bewahren sollen. Und ein solches Wegzeichen ist auch dieses Wort aus dem 37. Psalm: „Befiehl dem Herrn deine Wege!“ Wenn wir uns von Gott den rechten Weg zeigen lassen und jeden Schritt unter den Schutz Gottes stellen, dann wird schon alles gut gehen.
Auch unsren letzten Weg dürfen wir uns der Fürsorge Gottes anbefehlen. Wer sein ganzes Leben über mit Gott gegangen ist, der darf sich auch am Ende behütet wissen. Und er darf auf das hoffen, was Gott uns seit der Taufe versprochen hat: das Leben bei ihm in der Ewigkeit.
Kein Lebensweg läuft immer schnurgerade, sondern es gibt manche Abweichung. Wo wir aber Fehler gemacht haben, da kann Gott sie im Tod vergeben. All unsre Fehler hat er auf Jesus Christus gelegt. Der hat an unsrer Stelle die Strafe am Kreuz erlitten. Nur deshalb dürfen wir die Hoffnung auf ein ungetrübtes Leben bei Gott haben.
Gott kennt uns, vom Anfang unsres Lebens an. Mit dem Tod hört das nicht auf, sondern es geht in einer anderen Weise weiter. Wir erschrecken natürlich über den Tod. Aber mitten in aller Angst dürfen wir uns von Gott wieder Mut geben lassen und aus der Vergebung Gottes leben. Wo Gott ist, da sind auch die, die zu ihm gehören. Darauf dürfen wir uns verlassen, in diesem Leben und dann, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat.
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn! (Ps 37,7)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann können wir nicht still sein. Zu groß ist der Schmerz, als daß man nicht weinen und klagen müßte. Auch wenn ein Mensch das biblische Alter erreicht hat, ist das Abschiednehmen doch schwer. Zu viele Jahre hat man in enger Gemeinschaft mit ihm gelebt. Das kann man nicht von einem Tag auf den anderen wegwischen.
Gerade wenn der (die) Verstorbene oft krank gewesen ist, hängt man doch mit besonderer Liebe an ihm (ihr). Worum man sich Sorgen gemacht hat, das ist einem besonders ans Herz gewachsen. Deshalb ist es doppelt hart, wenn plötzlich alles aufhört.
Gott hat sicher Verständnis dafür, wenn es uns dann schwer ums Herz ist, wenn wir eben nicht still sind. Wenn es hier heißt: „Sei stille gegenüber dem Herrn!" dann ist damit wohl nicht gemeint, daß man überhaupt nicht weinen dürfte. So unbarmherzig ist Gott nicht. Wenn man weinen kann, löst sich der Schmerz leichter. Wenn alles heraus ist, wird man auch wieder ruhiger im Inneren.
Einmal muß es auch wieder aufhören mit dem Klagen. So wird es hier in diesem Psalm einem Menschen gesagt, der sich in seinem Leid zu verlieren droht. Tröstend klingen diese Worte: „Nun sei doch wieder still!“ So wie eine Mutter begütigend auf ihr Kind einredet, so wollen wir es uns auch angesichts dieses Todes sagen lassen.
Oftmals sind es Menschen aus unsrer Umgebung, die so reden. Es tut uns gut, wenn wir wissen: Da sind andere, die mit tragen helfen und denen der Tod dieses Menschen auch nicht gleichgültig ist. Da ist alles doch schon etwas leichter.
Aber auch Gott will uns trösten. Er hilft uns durch sein Wort. Gerade in den Psalmen stehen viele Worte eines starken Gottvertrauens, die uns Trost und Hilfe geben können. Allerdings geht das nur, wenn man wirklich auf Gott vertraut und von ihm etwas erwartet. Dann erst redet sein Wort zu uns und wird für uns lebendig. Wenn wir uns darauf einlassen, wird uns auch geholfen.
Oftmals sind wir aufgewühlt und erregt wie ein Meer im Sturm. Doch wenn Jesus da ist, wird alles wieder still. So haben wir es vorhin in der Lesung von der Sturmstillung gehört und so kann es auch in unserem Leben eintreten. Gott will Stille für uns, Ruhe von allen Sorgen und Mühen, und Vertrauen auf eine bessere Zukunft.
Doch gemeint ist nicht eine Grabesstille, bei der nichts mehr geschieht. Mit unserem Tod ist nicht alles aus, wir versinken nicht einfach im Nichts, sondern Gottes Sache mit uns geht weiter. Er hat noch mehr mit uns vor und wird vielleicht erst noch richtig beginnen.
Gott bringt uns nicht mit Gewalt zum Schweigen, sondern wir werden aufgefordert, für uns selber stille zu werden und auf das zu warten, was kommen soll. Manchmal kann man ja vor lauter Lärm und Hetze ganz taub sein für das, was eigentlich wichtig ist. Der Tod zwingt uns, daß wir einhalten; und er richtet unseren Blick auf die Zukunft.
Dort wartet nicht ein dunkles Geschick auf uns, sondern Gott, der unser Herr und Vater ist. Nicht der Tod ist unser Herr, sondern Gott, der Herr über Leben und Tod. Er will nicht, daß wir im unendlichen Schweigen des Todes versinken, sondern er will uns einen neuen Leib und neues Leben geben. Von ihm dürfen wir noch alles erwarten, er hält nicht nur Versprechungen bereit, sondern er will wirklich unser Herr und Schöpfer sein.
Im Vers vorher heißt es: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn!“ Unser Weg ist uns von Gott vorgezeichnet. Aber er endet nicht einfach mit unserem Tod. Dann ist nur eine Haltestelle erreicht. An ihr müssen wir stille halten und auf Gott warten. Aber er kommt dann, auch und holt uns in sein Reich, da brauchen wir gar keine Angst zu haben. Er kommt zu uns, nicht wir zu ihm.
Deshalb hat es auch gar keinen Sinn, sich in Sorgen und Trauer zu verzehren. Zwar müssen wir schon alle stillhalten und können nichts gegen den Tod tun. Aber wir halten ja nur stille für Gott, der unseren weiteren Weg schon weiß. Es hat keinen Sinn, wenn wir uns zur Ruhe zwingen wollten. Aber Gott will sie uns schenken und wir müssen uns nur zu ihm hinbegeben.
Einmal wird dann. auch das Warten ein Ende haben. Dann wird sich auch für uns das Tor öffnen und wir werden bei Gott sein. Dann wird unser Fragen ein Ende haben und unser Leben an sein Ziel gekommen sein. Im Vorblick auf diese zukünftige Welt wollen wir jetzt schon unser Leben führen. Wir können beruhigt und getröstet in unsre Zukunft gehen, weil wir wissen, daß wir auf Gott zugehen. Und so können wir uns auch untereinander trösten mit den Worten: „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn!“
Herr, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß. Herr, wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich! (Ps 39,5+8)
Wenn man sich einen Plan für das Leben macht, dann setzt man sich auch ein Ziel. Jeder will es zu etwas bringen, will möglichst weiter kommen als die Eltern, möchte von Verwandten, Freunden und Nachbarn geachtet sein. Er möchte auch etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun, seinen Beitrag zum Gelingen des Ganzen mit leisten.
Aber man denkt dann nicht daran, daß auch alles anders kommen kann. Letztlich setzt nämlich Gott unserem Leben ein Ziel. Er entscheidet, was wir im Leben erreichen oder nicht erreichen. Und er bestimmt auch, wann unser Leben ganz ein Ende hat.
Wir erfahren es oft schmerzlich, wenn ein Mensch aus dem Leben gerissen wird. Wir erleben zwar täglich, daß Menschen sterben. Aber solange sie uns nichts oder nicht viel angehen, beeindruckt uns das wenig. Wir müßten uns an sich sagen: „Du kannst auch jeden Tag dran sein!“ Aber in Wirklichkeit sind wir froh, daß wir nicht dran waren.
Andererseits können wir auch nicht jeden Tag mit dem Gedanken an den Tod herumlaufen. Das würde unser Leben ja unfroh machen, und das soll ja auch nicht sein. Wir dürfen uns schon unsres Lebens freuen. Wenn es dann anders kommt, werden wir schon Kräfte erhalten, um alles durchzustehen.
Aber dennoch werden wir lernen müssen, daß es einmal ein Ende mit uns haben muß. Dieses Bewußtsein wird sich nämlich auswirken auf die Sicht unsres Lebens und unser Verhalten. Man lebt nämlich anders, wenn man mit einem Ende rechnen muß, das Gott setzt.
Dann weiß man auch: Ich habe mich für mein Leben einmal vor Gott zu verantworten. Er wird mich nicht nur danach fragen, was ich geleistet und geschafft habe. Er wird auch darauf achten, wie ich zu den Menschen und natürlich auch zu Gott gestanden habe.
Das wird auch mit ein Grund sein, daß wir Angst vor dem Sterben haben. Wir wissen ja nicht so genau, ob wir den Ansprüchen Gottes gerecht geworden sind, ja nicht einmal, ob wir den Ansprüchen der Gesellschaft und der unmittelbaren Mitmenschen gerecht geworden sind. Wir haben das beste Bemühen, aber wir versagen doch oft.
Im Psalm wird gefragt: „Wessen soll ich mich trösten?“ Wir suchen heute auch nach einem Trost in dieser schweren Lage. Gerade an Wendepunkten des Lebens brauchen wir der Beistand Gottes. Wir sind dankbar für jedes Wort menschlichen Verstehens. Aber wo menschliche Macht am Ende ist, da suchen wir auch nach einem Wort Gottes. Besonders die Psalmen des Alten Testaments sprechen da unmittelbar zu uns. Hier kommen Menschen zu Wort, die auch Schweres haben mitmachen müssen. Hier heißt es: „Ich bin verstummt und still und schweige fern der Freude!“ Hier spricht nicht einer aus der Theorie heraus, sondern aus eigener Erfahrung.
Doch die Antwort wird hier auch gegeben: „Ich hoffe auf dich!“ Daraus spricht ein gläubiges Vertrauen, eine Hoffnung, die nur noch von Gott eine Wende erwartet. Das ist auch das Einzige, was noch möglich ist. Hier ist ein Mensch völlig in die Enge getrieben und sieht nur noch einen kleinen Ausweg. Nur gut, daß Gott diese Hilfe wirklich geben kann. Allerdings geschieht sie nicht mehr in dieser Welt.
Wenn ein Mensch durch den Tod von uns genommen wurde, dann müssen wir endgültig von ihm Abschied nehmen. Nur in unseren Gedanken, in seinem Vorbild und in seinem Wollen ist er noch da. Aber Gott stellt uns ein neues Ziel vor Augen. Das Ziel unsres Lebens ist nicht der Tod unsres Körpers, sondern das Leben bei Gott. Der Tod ist nur ein Etappenziel, ein Abschnitt auf unserem Weg. Aber er ist noch nicht das Ende. Das eigentliche Ziel liegt noch dahinter und muß erst noch erreicht werden.
Den Blick auf dieses Ziel hat uns Jesus eröffnet, als er von den Toten auferweckt wurde. Seitdem können wir wissen, daß Leid und Tod nur Vorspiel sind für das Leben bei Gott. Gottes Wege mit uns gehen weiter, unser Dasein umfaßt mehr als die Jahrzehnte, die uns auf dieser Erde gewährt werden.
Deshalb wollen wir uns heute auch belehren lassen über das wahre Ziel unsres Lebens. Das gibt uns Trost angesichts des erlittenen Verlustes. Einer hat davon gemußt. Aber er ist zu Gott gekommen, der ihm den wahren Sinn seines Lebens und das Ziel seines Daseins zeigen will. Er darf jetzt schon schauen, was wir nur glauben können. Aber wir dürfen darauf vertrauen, daß Gott es schon recht gemacht hat und auch mit uns recht machen wird.
Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! (Ps 39,6)
Wenn man vor einem Uhrenladen steht und sieht die vielen Uhren ticken, da kann einem so recht die Vergänglichkeit der Zeit deutlich werden. Vielleicht ist eine Uhr mit einem großen Sekundenzeiger dabei. Während wir sie noch betrachten, geht die Zeit unaufhaltsam weiter, Sekunde um Sekunde. Gewiß denken wir: Du hast ja viele Tausende und Millionen von Sekunden zu leben; in einem Jahr sind es schon über 3 Millionen. Und doch sind in wenigen Augenblicken schon 10 Sekunden unsres Lebens vorüber.
Wenn wir am Anfang des Lebens stehen, scheint. uns die Zeit unendlich lang zu sein. Und es ist ja auch lang, wenn man 80 oder gar 90 Jahre alt werden darf. Mancher ist froh, wenn es dann ein Ende hat, weil er die Beschwerden des Alters nicht mehr tragen möchte oder meint, er fiele den anderen zur Last.
Aber wenn es dann zu Ende geht, denkt man doch wieder: Es war eigentlich kurz gewesen, du hättest gerne noch länger Zeit gehabt. Als Kind kann man es gar nicht erwarten, bis man erwachsen ist. Aber je älter man wird, desto schneller scheinen die Jahre vorüberzugehen. Und dann mag es für uns schon so aussehen, als sei unser ganzes Leben nur ein nichtiger Hauch.
Es ist ja auch so: Was bedeuten schon die wenigen Jahrzehnte im Ablauf der Erdgeschichte? Dort rechnet man mit Milliarden Jahren und selbst 100 Jahre sind da nur wie eine Sekunde. Dieses Gefühl der Nichtigkeit ist in der Bibel so ausgedrückt: „Meine Tage sind eine Handbreit bei dir!“ In der Sicht Gottes schrumpft das Leben eines Menschen zusammen auf die Breite einer Hand, es stellt überhaupt nichts dar im Vergleich zum ewigen Werden und Vergehen in der Welt.
Und doch will Gott sich gerade mit diesem kleinen und unscheinbaren Leben eines jeden Einzelnen beschäftigen. Schon in der Taufe hat er uns zu seinem Kind gemacht. Aber auch später hat er uns das ganze Leben über begleitet. und in manchen Fällen zur Seite gestanden. Für Gott ist nichts zu gering, als daß er sich nicht damit befassen würde. Auch wenn unser Leben wie nichts vor Gott ist, so ist es doch ein Leben unter Gott, unter seinem Schutz und seiner Schirmherrschaft. Wir mögen uns gering gegenüber Gott vorkommen - und wir sind es ja auch - aber er denkt groß von uns!
Das wird vor allem deutlich, wenn es ans Sterben geht. Da wird der Mensch noch einmal besonders klein und hilflos und schwach, und seine Nichtigkeit wird allen deutlich. Da merkt man oft erst, was der Mensch wert ist und wie wenig er sein Leben sichern kann.
Wir kennen wohl die Geschichte vom reichen Kornbauern, der sich Sorgen darüber macht, wie er den Ertrag seiner großen Ernte sicher lagern soll und der in der Nacht dann plötzlich stirbt. Er dachte noch nicht ans Sterben und wiegte sich in Sicherheit.
Aber der Beter des 39. Psalms sagt mit Recht: „Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!“ Einmal hat es ein Ende; und dann hilft gar nichts, was man sich im Leben geschaffen hat. Dann kann uns nur noch retten, was wir uns bei Gott angesammelt haben und was nicht mit unsrem Tod vergeht. All unsre menschlichen Sicherheiten sind doch bei Gott null und nichtig, es bleibt schließlich nur, was wir im Namen Gottes den anderen an Gutem getan haben.
Wie sollen wir uns da nun Trost holen, wenn ein lieber Mensch uns verlassen hat oder wenn es an unser eigenes Sterben geht? Zwei Verse weiter heißt es in dem Psalm: „Wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich!“ Gott ist unsere einzige Hoffnung für unser Leben und für unser Sterben.
Mit den Menschen und mit den Dingen dieser Welt erleben wir oft bittere Enttäuschungen. Sie sind ein Nichts, wenn es ernst wird und darauf ankommt. Aber Gott beweist seine Treue gerade dann, wenn es hart auf hart geht. Wer sich deshalb im Leben und im Sterben auf ihn verläßt, wird seine Hilfe erfahren; der wird auch spüren können, wie Gott jedes Leben achtet und jeder Mensch ihm gleich viel wert ist.
Deshalb will er auch niemanden im Tod verloren gehen lassen. Ihm ist es gleichgültig, ob einer nach Ansicht der Menschen viel geleistet hat oder wenig. Gott legt andere Maßstäbe an: Er fragt nur, ob wir uns zu ihm gehalten haben.
Wer sein Leben in diesem Sinne eingerichtet hat, der wird auch den Trost Gottes spüren können. Und er wird eine Hoffnung haben, die über den Tod hinausreicht. Unser Leben ist sehr viel bei ihm. Deshalb will er uns auch für immer bei sich haben.
Nun, Herr, wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich! (Ps 39,8)
Der Tod greift immer hart in das Leben der Menschen ein. Auch wenn man lange hat zusammen leben dürfen, auch wenn einer ziemlich alt hat werden können, so ist der Abschied doch immer schwer. Gern hätte man sich gewünscht, daß es noch weitergegangen wäre. Aber eines Tages ist die letzte Stunde da, und dann geht nichts mehr.
Das ist nun einmal der Lauf der Welt. Wir werden in die Welt geboren, wir wachsen heran und lernen, wir arbeiten und mühen uns ab, für uns selber, für die Familie und für die Allgemeinheit. Aber eines Tages geht es nicht mehr. Und dann kommt auch einmal der Tag unseres Todes und des Abschieds vor unseren Leben.
Liegt ein Sinn in dem Ganzen? Nur wenn ein Sinn und ein Ziel in unserem Leben da ist, werden wir uns doch mit dem Tod abfinden können. Wenn selbst in unserem Sterben noch ein Sinn sein soll, dann werden wir uns leichter damit abfinden können.
Bei einem Todesfall kommen immer die Freunde und Nachbarn und wollen Trost geben. Dafür können wir nur dankbar sein. Man erfährt dann eben doch, daß man nicht allein gelassen wird in seinem Schmerz, daß auch andere Anteil nehmen und ein klein wenig mittragen wollen. Aber man muß natürlich auch die Grenzen dieser Bemühung sehen: Alles bleibt im Menschlichen.
Trost könnte uns geben, daß das Leiden eines Menschen durch den Tod beerdet wurde. Dabei braucht man nicht nur an Krankheit zu denken, sondern eben aller Kampf und alle Mühen des Lebens allgemein. Trost könnte uns sein, daß jeder Mensch ja etwas geleistet hat und etwas hinterläßt, daß er in mancher Hinsicht auch in seinen Kindern und Enkeln weiterlebt.
Aber all das reicht offenbar nicht aus. Der 39. Psalm fragt jedenfalls: „Herr, wessen soll ich mich trösten?“ Der Beter klagt darüber, daß viele Menschen so sicher in den Tag hinein leben, aber er selber sieht, daß seine Tage nur noch eine Handbreit sind und sein Leben wie nichts ist vor Gott. Nur einer kann ihm da noch helfen, kann seinem Leben ein Ziel zeigen: „Ich hoffe auf dich!“ sagte er. Gott allein kann ihm Trost geben, der über dieses Leben hinausreicht. Er allein kann ihm die Schuld seines Lebens nehmen und ihm eine neue Zukunft eröffnen
Mit dem Sterben ist es in mancher Hinsicht wie mit der Geburt. Wenn eine Frau ein Kind erwartet, dann ist sie schon von einer großer Gewißheit erfüllt. Sie weiß: Das Entscheidende ist schon geschehen, das neue Leben ist da, es ist in mir. Deshalb kann sie auch in Geduld warten, denn alles hat seine Zeit. Das Geborenwerden hat seine Zeit und auch das Sterben. Wir können unser Leben nicht verlängern, können es aber auch nicht verkürzen - alles hat seine Zeit, so wie Gott es bestimmt hat.
Wenn ein Kind geboren werden soll, dann weiß die Mutter, daß sie Schmerzen haben wird. Aber sie weiß auch: Der Schmerz wird der Anfang der Erfüllung sein. Wenn die Schmerzen beginnen, dann ist bald alles überstanden, dann ist das das sichere Zeichen für den Beginn eines Neuen.
So ist auch das Sterben der Beginn eines Neuen. Es ist mit Schmerzen verbunden. Aber dahinter wartet ein neues Leben. Das Sterben ist so etwas wie eine neue Geburt. Wir sehen es meist als Abschied vom Leben. Aber vielleicht werden wir einmal davon überrascht sein, wie schön es in dem Leben nach unsrem Tod sein wird. Gott hat uns jedenfalls dieses Leben verheißen, er wird sein Wort auch einhalten.
Unser ganzes irdisches Leben ist dann im Grunde nur ein Warten auf das Reich Gottes. Das Entscheidende dafür hat Gott schon getan. Er hat ja seinen Sohn schon zu den Menschen geschickt, er hat sich ja schon ans Kreuz schlagen lassen, damit unsere Schuld von uns genommen wird. Und vor allem hat er seinen Sohn wieder von den Toten auferweckt und uns damit am Beispiel gezeigt, daß so etwas möglich ist.
So hat das neue Leben für uns alle schor angefangen. Das ist der einzig wirkliche Trost, der uns im Angesicht des Todes zuteil werden kann. Diese Gewißheit wirkt sieh aber auch schon auf unser jetziges Leben aus. Es hat ja dadurch einen Sinn und ein Ziel. Wenn das Ende gesichert ist, wenn der Ausgang feststeht, dann verläuft auch der Weg dorthin in rechten Bahnen.
So wollen wir uns heute trösten lassen aus Gottes Wort, das uns ein neues Leben bei unserem Schöpfer verheißt. Wir wollen auf Gott hoffen, der uns einst das Leben gegeben hat und der es uns neu geben wird nach unsrem Tod. Und wir wollen diese (n) Verstorbene (n) in der Hand Gottes geborgen wissen, der unser Herr ist im Leben und im Tod.
Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden; laß deine Güte und Treue allewege mich behüten! (Ps 40,12)
Wir nehmen doch von vornherein an, daß wir die Barmherzigkeit Gottes gepachtet haben: Wir sind ja schließlich getauft und da wird Gott auch schon auf unsrer Seite stehen. Doch der Beter dieses Psalms weiß, daß man immer wieder darum bitten muß. Es geht um ein Geschenk, zu dem Gott nicht unbedingt verpflichtet ist, das er also aus freien Stücken gibt.
Es kann ja gar manches dazwischenkommen, so daß uns die Barmherzigkeit Gottes gar nicht erst erreicht. Da ist vor allem unser eigener Ungehorsam gegenüber Gott. Oder da sind schwere Schicksalsschläge und harte Prüfungen, die gewissermaßen eine Trennwand zwischen uns und Gott aufrichten.
Doch wir wollen es nicht falsch verstehen: Diese Wand baut nicht Gott, sondern die bauen immer wir selber. Jeder Mangel an Gottvertrauen ist wieder ein neuer Stein an dieser Mauer. Gott bietet uns seine Barmherzigkeit immer ungehindert an. Wenn einer ihn hindert, dann sind w i r das.
Gott will keine Trennwand bauen, sondern eine Schutzwand, die uns vor allem Bösen bewahren soll. Im Altertum war der Weg von Athen nach der Hafenstadt Piräus zu beiden Seiten durch eine Mauer geschützt, die von Soldaten bewacht wurde. Zwischen diesen Mauern konnte man in Sicherheit zum Hafen gelangen und wieder in die Stadt. Man hatte einen guten Schutz. Hier konnte nichts passieren, hier wurde man in Ruhe gelassen.
So sind auch die Güte und Treue Gottes wie zwei Mauern, die uns vor allem Bösen behüten. Dadurch wird der Weg sicher. Aber Gott muß uns diese Mauer bauen. Wir können von uns aus nichts dazu tun, nicht einmal bewachen können wir sie, weil wir doch immer wieder vom Bösen überlistet würden.
Aber das ist ja auch nicht nötig. Gott sorgt selber für die Sicherheit, da ist alles in Ordnung. Wenn Gott etwas in die Hand nimmt, dann ist es solide, dann können wir uns ganz darauf verlassen und dürfen uns unter seinen Schutz geborgen wissen.
Aber noch wichtiger ist doch eigentlich, daß dieser Weg auch zum Ziel hinführt. Wenn man zwischen diesen Mauern hindurchgeht, dann kann man das Ziel doch gar nicht verlieren. Sie bieten also nicht nur Schutz, sondern sie führen auch ans richtige Ziel. Wieder müssen wir sagen: Auf Gott können wir uns verlassen. Er ist treu und schickt uns schon nicht auf den falschen Weg. In seiner Güte würde er das gar nicht fertig bringen. Wenn wir uns erst einmal auf seinen Weg begeben haben, kommen wir sicher ans Ziel.
Das ist ja schließlich entscheidend am Ende unsres Lebens: Haben wir uns richtig leiten lassen und ist uns das Ziel gewiß? Beides aber will uns Gott schenken, wir brauchen uns ihm nur anzuvertrauen.
Wie oft haben wir in unserem Leber erfahren dürfen, daß Gott uns hilft. Wie vielen Menschen hat er doch in großer Not geholfen: in Krieg, in Armut, in persönlichem Leid. Wir wollen doch lieber nicht auf das sehen was uns fehlt, sondern an das denken, was uns schon geschenkt ist und wofür wir danken dürfen.
Gott hilft uns auch im Tod noch und über den Tod hinaus. Gewiß verspüren wir jetzt den Schmerz und die Lücke. Aber Gottes Barmherzigkeit reicht weiter als dieses Leben, das so schnell vergeht.
In dem neuen Leben bei Gott aber werden wir erst recht die Güte und Treue Gottes verspüren können, hier werden sie sich erst richtig bewähren. Gott behütet uns auf allen Wegen unsres Lebens und da gibt es keinen Pfad, wo er nicht hingelangen. könnte. Aber er behütet uns auch erst recht, wenn wir einmal unsren letzten Gang antreten müssen.
So einen Spruch: „Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden; laß deine Güte und Treue allewege mich behüten!“ muß man sich immer wieder vor sagen; er- gilt für unser Leben und Sterben, für unser aller Leben.
Wer so beten kann wie in diesem Psalmvers, den wird Gott nicht abweisen. Wer so wie dieser Beter weiß, daß er ganz auf Gott angewiesen ist, der kann getrost auf die Güte und Treue Gottes rechnen: Gott wird ihn auch im Tode nicht allein lassen!
Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken! (Ps 46,1-2)
Es ist nicht leicht, wenn einer sterben muß. Auch ein Christ macht dabei keine Ausnahme. Er ist nicht frei von Angst, wenn er an seine letzte Stunde denkt. Das ist schon eine große Not, die den Menschen betrifft; keiner kann sich dem entziehen.
Aber es gibt hier zweierlei Angst; und darin unterscheidet sich das Leben und Sterben eines gläubigen Christen von dem eines Nichtchristen. Man kann Angst haben, weil sich hinter dem Tod ein großes schwarzes Loch aufzutun droht. Eine solche Angst ist wirklich zum Verzweifeln, weil sie keinen Raum für eine Hoffnung läßt.
Aber es gibt auch noch die andere Angst, von der auch ein Christ nicht ganz frei ist. Da weiß man zwar, daß nach dem Tod noch etwas kommt. Dann weiß man zwar: Gott ist unsre Zuversicht und Stärke! Aber man hat doch Angst vor dem, was unmittelbar davor kommt und wo man eben hindurch muß.
Das ist wie bei den Wehen vor der Geburt: Sie sind nötig wenn ein Kind das Licht der Welt erblicken soll. Und ebenso sind am Ende unseres Lebens die Wehen des Todes notwendig, wenn das neue Leben zum Vorschein kommen soll. Im Augenblick der Not ist die Furcht zwar groß, aber hinterher ist sie auch bald wieder vergessen, weil ein herrlicher Lohn wartet. Aber ehe es soweit ist, muß man eben hindurch.
Viele haben Angst vor einem plötzlichen Tod. Sie könnten ja ihren Platz sozusagen „unaufgeräumt“ verlassen müssen. Vielleicht sind Streitereien und Unstimmigkeiten noch nicht in Ordnung gebracht. Vielleicht hat man sich noch eine bestimmte Leistung vorgenommen und möchte sie gerne auch noch zu Ende führen.
Es fällt auch schwer, die Gemeinschaft mit lieben Menschen aufzugeben. Man hat Angst vor Krankheit und unerträglichen Schmerzen, die oft dem Tod vorausgehen. Und letztlich wird auch Angst vor dem richtenden Gott eine Rolle spielen. Ja, hier legt vielleicht die eigentliche Not der Menschen, wenn sie ans Sterben denken.
Auch einem Ungläubigen dämmert es vielleicht noch im letzten Augenblick: Es könnte ja doch sein, daß man für sein Leben zur Rechenschaft gezogen wird. Auch ein Christ wird von einer gewissen Beklemmung nicht frei sein. Aber er weiß von der Liebe und Gnade Gottes und von der Erlösungstat Jesu Christi für uns.
Er weiß: Gott ist überall. Dann ist er auch im Grab. Gottes Macht reicht durch alle Mauern hindurch und wird auch durch den Tod nicht eingeschränkt. Der uns ein ganzes Leben über behütet und beschützt hat, der läßt uns auch im Tode nicht im Stich.
Man muß eben seine Erfahrungen mit Gott machen, dann kann man auch Vertrauen zu ihm gewinnen. Es ist gut, wer man rechtzeitig damit beginnt. Dazu haben wir ja unser ganzes Leben, daß uns Gott vertraut werden kann. Immer wieder treffen uns Nöte in unserem Leben. Dann sollen wir lernen, mit Gottes Hilfe damit fertig zu werden. Gerade am Ende unseres Lebens werden wir starke innere Kräfte zur Bewältigung unseres letzten Gangs gebrauchen können.
Ein Mittel zur Stärkung wird uns dabei das Abendmahl sein. Es will unser ganzes Leben begleiten, auch die guten Zeiten. Es hilft uns aber besonders, wenn wir in Not kommen oder wenn es gar dem Ende zugeht. Es ist das Unterpfand des ewigen Lebens und ein Stück vom Reich Gottes.
Wenn man fest im Glauben steht, auf Gottes Wort hört und sich durch das Sakrament stärken läßt, dann braucht man sich wirklich nicht zu fürchten, wenn auch die Welt unterginge. Wenn ein Mensch stirbt, dann geht ja für ihn sozusagen die Welt unter, auch wenn sie für die anderen weiter besteht; wer gestorben ist, der hat ja nichts mehr von der Welt.
Aber er hat Gott. Und den braucht er mehr als die ganze Welt. Wir brauchen ihn in unserem Leben, wir brauchen ihn bei unserem Sterben, wir haben ihn im ewigen Leben. Einmal werden wir ganz mit Gott vereint sein, Menschen nach dem Willen unseres himmlischen Vaters. Auf ihn dürfen wir schon heute unsere Zuversicht setzen. Er hat unsere Toten in der Hand, er hat auch uns in der Hand. Wenn wir uns an ihn halten, werden wir stark sein und die Schwierigkeiten unseres Lebens bewältigen können.
Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen! (Ps 55,23)
Im Zusammenhang mit dem Sterben eines Menschen haben wir sicherlich manche Anliegen. Der größte Wunsch wäre natürlich, daß es wieder besser mit ihm wird. Aber wir wissen natürlich alle, daß das nicht immer möglich ist. Wenn Zeit und Stunde gekommen sind, dann müssen wir uns eben bereit machen für den Abschied. Wenn Gott einen Menschen bei sich haben will, dann können wir ihm das nicht verwehren.
Aber wir werden dann vielleicht darum bitten, daß Gott es gut mit dem Kranken macht. Wenn einem Menschen ein langes und qualvolles Sterben auferlegt wird, dann muß er es auch tragen. Wenn er sanft einschlafen darf, dann kann er sich glücklich schätzen. Im Frieden heimgehen kann man in beiden Fällen.
Das hängt eben davon ab, ob man sein Anliegen tatsächlich auf den Herrn wirft. Gemeint ist damit doch: Das, was uns im Leben bedrückt, was uns das Leben schwer macht und uns am Sinn des Lebens zweifeln läßt, was uns als Kreuz auferlegt wird, das brauchen wir nicht weiter zu tragen und mit uns herumzuschleppen. Wir dürfen es unserem Gott, wir dürfen es Jesus Christus auferlegen.
„Wirf dein Anliegen auf den Herrn!“ Das ist die Lösung unserer Nöte. Der Beter des Psalms hat sich an Gott gewandt, weil Menschen ihm das Leben schwer gemacht haben und ihn bedrängt haben. Aber sicherlich gilt das auch in anderen Fällen, gilt das auch im Angesicht des Todes für jeden Menschen.
Vielleicht denkt man in einem solchen Augenblick auch noch einmal über sein Leben nach. Man wird dabei entdecken, daß manches nicht so war, wie Gott es sicherlich erwartet hätte. Man wird vielleicht erschrecken, wenn einem alles wieder so einfällt. Man wird vielleicht auch Angst haben, daß man unter diesen Umständen gar nicht zu Gott kommen kann.
Aber auch dieses Anliegen dürfen wir auf den Herrn werfen. Wir dürfen ihn um Vergebung bitten und dürfen der Erhörung dieser Bitte gewiß sein. Wohl dem Menschen, der noch Zeit hat, vor seinem Sterben alles mit Gott ins Reine zu bringen. Und noch schöner ist es, wenn er schon zur Zeit seines Lebens sich immer mit Gott eins weiß und mit ihm in Verbindung bleibt.
Wer sich zu Gott hält, der wird auch merken, wie der ihn versorgt mit allem, was man zum Leben braucht. Hierbei ist nicht einmal so sehr an die äußeren Dinge des Lebens zu denken. Es gibt ja noch viel mehr Fragen, die uns Sorgen machen und uns an einem glücklichen und zufriedenen Leben hindern. Da suchen wir nach Trost und Hilfe.
Gott aber will uns dann „versorgen“, das heißt: Er will alles tun, damit wir uns keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Das gilt auch für die Angehörigen des (der) Verstorbenen und für alle, die um ihn (sie) trauern. Gott will uns helfen, unseren Schmerz über den Verlust zu überwinden, all unsere Fragen und Sorgen ihm zu überlassen und getröstet in die Zukunft und an unsere Arbeit zu gehen.
Gott kann dieses Leid wenden, weil er uns ein neues Leben geben wird. Das ist das Größte, was er uns schenkt und womit er für uns sorgt: Nach dieser Zeit gibt es für uns noch ein Leben in der Ewigkeit.
In diesem Psalmwort heißt es: „Er wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen!“ Gerechte müssen wir schon sein. Aber gerecht werden wir nicht durch unsere eigenen Verdienste, sondern weil Jesus Christus für uns gestorben ist. Wir können uns nicht gerecht machen, sondern Gott macht uns gerecht.
Deswegen können wir auch beruhigt unsrem Ende entgegensehen. Wir brauchen uns nicht zu fragen: Werden unsere Verdienste auch ausreichen, um zu Gott zu kommen? Jesu Opfer reicht für uns aus, für heute, für morgen und für alle Ewigkeit.
„Ewigkeit“, das ist nicht etwas, was sich einfach an unsere Zeit anschließt, was unsere Zeit einfach auf andere Art fortsetzt. Die Ewigkeit umschließt vielmehr unsere Zeit, so wie ein Kreis den Mittelpunkt. Und so wirkt die Ewigkeit dann auch in unsere Zeit hinein und bestimmt unser Leben heute schon mit.
Wenn wir das vor Augen haben, werden unsere Sorgen klein. Wir werfen unsere Anliegen auf den Herrn und lassen ihn sorgen. Wir werden in getroster Zuversicht einen Menschen hergeben können. Und wir werden unserem eigenen Tod in Ruhe entgegensehen, weil er uns ja endgültig in Verbindung bringt mit der Ewigkeit Gottes.
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft! (Ps 62,2)
Wir können oft nicht still sein angesichts des Unglücks, das es in der Welt gibt. Wir möchten lieber schreien, weil diese Welt so unvollkommen ist und wir dennoch in ihr leben müssen. Es gibt Kriege, Katastrophen und Hungersnöte und der kleine Mann ist ihnen oft hilflos ausgeliefert. Manchmal ist auch menschliches Versagen im Spiel, manchmal auch höhere Gewalt.
Ist etwa auch der Tod so etwas wie „höhere Gewalt“? So unpersönlich kann man wohl doch nicht davon reden. Schließlich ist es ein Unterschied, ob man von einem Unglück weit in der Ferne hört oder ob man selber davon betroffen wird. Den Tod kennt jeder aus eigener Anschauung aus nächster Nähe, man kann ihm nicht entgehen.
Zum anderen muß man sich doch fragen: Wer steht hinter dem Tod? Ein gläubiger Mensch sagt: „Ich nehme ihr hin als Fügung Gottes!“ Hier trifft uns nicht ein urpersönliches Schicksal, sondern der lebendige Gott, der nur unser Bestes will.
Aber das ist manchmal schwer für uns einzusehen. Da sind wir oftmals wie die Kinder. Die schreien ja auch, wenn sie ihren Willen nicht kriegen, und lassen sich durch nichts davon abbringen. Welches Kind würde wohl schon einsehen, daß die Eltern nur das Beste für es wollen?
Wir sind aber alle solche uneinsichtigen Kinder Gottes, die den Tod nicht in ihre Gedanken und ihr Leben aufnehmen wollen. Zu fern liegt er uns doch, obwohl wir alle wissen, daß der Tod uns jederzeit erreichen kann. Wenn es ans Abschiednehmen geht, fällt es doch jedem schwer.
Damit soll aber nun nicht gesagt sein, daß man nicht weinen darf, wenn einem ein lieber Mensch genommen wurde. Der Schmerz ist manchmal heilsam, um über etwas hinwegzukommen. Wir dürfen auch einmal unseren Gefühlen freien Lauf lassen, um mit allem fertig zu werden. Gott hat uns diese höchst menschliche Möglichkeit gelassen. Aber wir müssen dann auch einen Weg finden, um den Schmerz hinter uns zu lassen und stille zu werden.
„Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft!“ betet der Mann, von dem der 62. Psalm überliefert wurde. Er hat auch viel mitgemacht in seinem Leben. Aber er fängt sein Gebet mit dieser getrosten Zuversicht an. Erst nachher zählt er auf, was ihn bedrückt, um dann wieder zu Aussagen des Gottvertrauens zurückzufinden.
Mit unserem Schmerz ist das oftmals wie mit einem Gebirgsbach: Erst ist er schäumend und wild und reißt alles weg. Aber nachher wird sein Bett breiter, sein Lauf ruhiger und seine Gewalt gebremst. So bleibt auch unser Schmerz erhalten und geht eigentlich nie verloren. Aber wir können ihn dann doch ertragen und sind stille geworden. Aber es heißt ausdrücklich: „...stille zu G o t t, der mir hilft!“ Selber können wir uns nicht beruhigen. Da helfen keine Medikamente und keine wohlgemeinten Redensarten. Echter, tiefer Trost kann uns nur Gott geben. Er allein kann auch in unserer Not helfen.
Sicherlich macht er auch diesen Tod nicht ungeschehen. Aber er verheißt uns ein neues Leben, wo wir nicht mehr schreien müssen, sondern stille werden im Aufblick zu Gott. Er hat ein neues und besseres Leben für uns bereit und er will, daß wir gerne nach dorthin aufbrechen.
Es mag sein, daß wir zuerst unwillig sind, wenn der Tod uns holen will. Wir wollen nicht folgen und müssen doch. Nachher schicken wir uns dann doch hinein, wenn wir wissen: „Es geht ja nur zu Gott, unsrem himmlischen Vater!“ Er wird schon wissen, was für uns gut ist. Er wird auch eine neue Heimat für uns bereit haben.
Auch wenn wir den Weg dorthin nicht wissen, so werden wir doch dort ankommen. Wenn wir nur fest den Blick auf Gott richten, werden wir das Ziel nicht verfehlen. Und wenn wir nur Jesus Christus nachfolgen, werden wir einen guten Weg gehen. Jesus hat sich auch erst gegen der Tod aufgebäumt und dann doch gesagt: „Dein Wille geschehe!“ Möchten wir doch auch einsehen und von ganzem Herzen sagen können: „Es war Gottes Wille!“ Es war sein Wille, daß wir ins Leben kamen; es ist sein Wille, wenn wir es wieder verlassen müssen.
Aber Gottes Wille mit uns geht ja noch weiter. Das können wir wiederum an Jesus ablesen: Gott hat ihr nicht im Tode gelassen, sondern hat ihn auferweckt. Er lebt, und wir werden auch leben. Das verheißt uns Gottes Wort, das uns gerade auch immer wieder angesichts des Todes gesagt wird. Es will uns helfen, daß wir stille werden können in unserem Schmerz. In der Stille wachsen uns dann schon von Gott die Kräfte zu, die uns dem Leben gerecht werden lassen.
Unser Leben geht weiter. Wir wollen dankbar jeden Tag aus Gottes Hand nehmen, den wir noch haben. Wir wollen getrost diese (n) Entschlafene (r) ihrer (seiner) himmlischen Ruhe überlassen und in der Gewißheit weiterleben: „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft!“
Deine Güte ist besser als Leben! (Ps 63,4)
Zunächst einmal werden wir einen solchen Satz nur schwer bejahen können: Wenn ein Mensch gestorben ist, dann sind wir doch traurig und können darin nicht ein Zeichen der Güte Gottes sehen. Schließlich sind wir doch mit jedem Angehörigen eng verbunden. Auch wenn er ein schönes Alter erreicht hat, so tut es uns doch leid, wenn er nicht mehr da ist. Selbst wenn man kaum noch mit ihm hat sprechen können, so war er doch da und bedeutet eine Aufgabe.
Der Tod aber macht den Abschied endgültig. Wir wissen: So wie vorher werden wir nicht wieder mit dem Betreffenden zu tun haben. Mit dem Tod ist eine Phase des Lebens abgeschlossen, die so nicht mehr wiederkommt und auch gar nicht wiederkommen soll. Denn so sagt der Psalmist: „Deine Güte ist besser als Leben!“ Er meint damit das irdische Leben, das ihm vorkommt wie eine Wüste, in der es kein Wasser gibt. Weil es bei Gott anders sein wird, sagt er: „Mein ganzer Mensch verlangt nach dir!“
Wenn wir das doch auch so sagen könnten! Uns verlangt doch eher danach, das Leben in dieser Welt zu genießen und möglichst viel dabei herauszuholen. Man möchte es zu etwas bringen in der Welt und etwas vom Leben haben.
Diese Formulierung „etwas vom Leben“ verrät eigentlich schon alles. Es ist immer nur „etwas“, das wir in diesem Leben haben können. Aber nicht das Leben selber, das ganze Leben, nämlich ein Leben mit Gott und im Sinne Gottes.
Unter Leben verstehen wir ja einmal die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod, unser irdisches Leben mit all seinen Aufgaben und Zwängen, mit seinen Freuden und Erfolgen.
Aber das ist ja nur ein Ausschnitt aus unserem gesamten Leben, so wie ein Scheinwerfer in seinem Lichtkegel immer nur ein Teil des Ganzen erfaßt und heraushebt. Als Christen dürfen wir wissen, daß Gott noch ein anderem Leben für uns bereithält, das schon vor unsrem irdischen Leben da war und auch nachher erst recht da sein wird.
Gott hat uns das irdische Leben gegeben. Er nimmt es auch wieder, wenn die Zeit da ist. Wenn es im Psalm heißt: „Deine Güte ist besser als Leben!“ dann ist damit unser irdisches Leben gemeint. Dieses kann uns genommen werden, wenn uns nur die Güte Gottes erhalten bleibt.
Doch Wir sollten nun nicht meinen, die Güte Gottes bestünde allein darin, daß er uns aus dem Elend dieser Welt erlöst. Es gehört wohl mit zur Güte Gottes dazu, daß er einen kranken Menschen nicht ewig leiden läßt. Es ist gut, daß wir nicht ewig zu leben haben auf dieser Erde, sondern auch einmal Ruhe haben von allen Mühen und Sorgen.
Aber dann fragt sich natürlich, was nach dem Tode kommen soll. Hier aber dürfen wir auf ein neues Leben bei Gott hoffen. Jesus hat uns davon erzählt und ist uns den Weg dorthin schon vorausgegangen; und im Alten Testament ist das alles auch schon angedeutet und vorausgeahnt.
Wo aber soll dieses Reich Gottes sein, in dem wir die Güte Gottes erst in vollem Maß erfahren werden? Wir können nicht genau sagen: „Hier ist es“ oder „Da ist es.“ Vielleicht ist es rund um uns herum, auch wenn wir es nicht bemerken können.
Seit Jesus aber hat dieses Reich endgültig unter uns seinen Anfang genommen. Er hat gezeigt, daß man die Güte Gottes in der Welt verwirklichen kann. Und er hat uns deutlich gemacht, daß diese Güte Gottes erst in der Ewigkeit zur Vollendung kommt.
Deshalb dürfen wir getrost und mit Zuversicht von diesem (dieser) Verstorbenen Abschied nehmen. Wir dürfen wissen: Er (sie) erfährt schon in vollem Maße die Güte Gottes. Bei Gott zu sein ist mehr als dieses menschliche Leben: Es ist das Ziel unsres Lebens und der Sinn unseres Daseins.
Auch wir, die wir noch weiterleben, dürfen diese Hoffnung haben. Gottes Güte wird uns auch in Zukunft begleiten. Sie wird uns helfen in diesen und im zukünftigen Leben. Was Gottes Güte bedeutet, können wir im Augenblick nur ahnen. Wir werden sie einst aber in ihrer vollen Größe erfahren. Diese Aussicht kann uns die Angst vor dem Sterben nehmen und uns den Abschied von diesem Menschen leichter machen: Er darf sicher schon erfahren: „Gottes Güte ist besser als Leben!“
Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf; aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet! (Ps 68,20)
Es mag seltsam erscheinen, wenn wir hier mit einem Lob Gottes beginnen. Aber das hat schon seine Berechtigung. Wir dürfen ja heute auf viele Jahre eines erfüllten Lebens zurückschauen, dürfen dankbar sein für all das, was der (die) Verstorbene an Gutem getan hat und was gerade die Angehörigen ihm (ihr) verdanken.
Natürlich sind wir auch traurig, weil wir einen lieben Menschen hergeben müssen. Aber vergessen wir doch nicht, daß wir ihn auch viele Jahre haben durften. Bei aller Trauer wollen wir doch nicht vergessen, daß wir auch viel Schönes mit diesem Menschen erlebt haben.
Deshalb dürfen wir auch am heutigen Tag Gott loben. Gott legt uns zwar eire Last auf, aber er hilft uns auch. Er hat diesem (dieser) Verstorbenen eine Last auferlegt, so wie das ja praktisch im Leben eines jeden Menschen ist. Jeder Mensch hat ja sein Päckchen zu tragen, der eine mehr, der andere weniger, aber für jeden wird es schon so sein, daß es ihm schwer genug ist.
Aber es geht uns damit nicht wie einem Lastesel, der alles schleppen muß, ob er will oder nicht, ob er kann oder nicht. Gott läßt es nicht soweit kommen, daß wir erst zusammenbrechen. Manchmal haben wir vielleicht den Eindruck: Jetzt geht es nicht mehr, jetzt ist alles aus, jetzt sind wir am Ende.
Aber in Wirklichkeit sind wir noch lange rieht am Erde. Gott gibt uns nur soviel zu tragen, wie wir auch tragen können. Allerdings ist es wohl doch so, daß wir es nicht allein tragen können. Gott gibt uns die Kraft dazu, daß es wieder weiter geht. Wenn wir schon in die Knie gebrochen sind und aufgeben wollen, dann hilft er uns wieder auf und dann geht es auch wieder weiter.
Besonders kann uns das deutlich werden beim Tod eines lieben Menschen. Wenn man den Ehepartner verliert, dann denkt man natürlich gleich: Jetzt ist alles zu Ende, jetzt hat auch dein Leben keinen Sinn mehr. Oder die Kinder sagen sich: Jetzt hast du keinen Menschen mehr, den du um Rat fragen könntest oder der noch einmal eine kleine Hilfeleistung tun könntest, jetzt mußt du endgültig ganz auf eigenen Füßen stehen. Aber wenn erst einige Zeit dahingegangen ist, dann merken wir, daß es doch weitergeht, anders sicher als vorher, es fehlt etwas, aber die Zukunft ist doch nicht einfach abgeschnitten.
Doch das liegt nicht daran, wie man so volkstümlich sagt: „Die Zeit heilt Wunden!“ Das mag auch eine Rolle spielen, aber das ist nicht das Entscheidende. Vielmehr liegt es daran, daß wir einen Gott haben, der hilft. Weil er uns beisteht, heilen die Wunden mit der Zeit, nicht einfach von selber.
Menschen ohne Gott versuchen natürlich auch, mit dem Schweren im Leben fertig zu werden. Sicherlich gelingt ihnen das auch ein ganzes Stück. Aber sie machen es sich unnötig schwer, weil sie sich nicht von einem Höheren helfen lassen wollen und meist auch nicht von einem anderen Menschen.
Es ist aber keine Schande, wenn man sich von Gott helfe lassen will, wenn man Trost in seinem Wort sucht, wenn man sich im Gebet an ihn wendet. Gott will uns ja gerne helfen, gerade auch in den schweren Stunden unsres Lebens. Und er hilft durchgreifend.
Gott hat uns ja nicht nur tröstende Worte anzubieten, sondern er hilft uns mit der Tat: Wir haben den Herrn, der vom Tode errettet! Heute zum Osterfest wird uns das ja besonders deutlich werden. Man kann traurig sein, weil man gerade an diesem Fest einen Menschen zu Grabe tragen muß.
Aber es ist auch ein passender Tag, ist es doch der Auferstehungstag unseres Herrn Jesus Christus. Diese Tatsache gibt uns die Gewißheit, daß auch wir auferstehen werden. Er ist uns nur vorangegangen. Heute verkünden wir seinen Sieg über den Tod und entnehmen daraus die Gewißheit, daß auch wir nicht ewig im Tod verloren sein werden.
Deshalb haben wir Grund, gerade heute zum Osterfest Gott zu loben. Trotz alles persönliche- Leides haben wir doch Grund zur Freude, weil wir uns an der Auferstehung unseres Herrn wieder innerlich aufrichten können und einen Weg in die Zukunft finden. Unsere Lasten sind ja leicht, weil wir diesen Helfer haben. Er wird auch da sein, wenn wir uns wieder einmal schwach fühlen und verzagt sind. Gott laßt uns nicht allein, heute nicht und in unserem ganzen Leben und erst recht nicht im Sterben.
Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde! (Ps 71,9)
Ein Kind weiß genau, wie sehr es auf seine Eltern angewiesen ist. Es sucht Zuflucht bei ihnen und weiß: Nur sie werden mich beschützen, bei ihnen ich sicher. Wenn ein Kind sich in die Arme des Vaters oder der Mutter flüchtet, dann hat es keine Angst mehr, dann kann es die Augen zumachen und ist geborgen. Es fällt der Mutter dann nicht ein, das Kind wegzuschicken in eine Umwelt, wo es Angst hat. Ein Kind ist eben schwach und auf die Hilfe und den Schutz der Eltern angewiesen. Das weiß jeder und richtet sich auch danach.
Anders ist es, wenn ein Mensch alt ist und die Kräfte nachlassen. Am Ende unsres Lebens werden wir alle schwach und oft auch hilflos und brauchen die Unterstützung und das Verstehen anderer Menschen sehr notwendig. Viele sehen das allerdings nicht ein. Sie sehen nicht, daß die Kräfte des anderen nachlassen, weil sie selber noch stark sind. Aber es darf keiner verlassen sein, wenn er schwach wird. Wir werden es ja alle einmal erlebe, wie es ist, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist und nicht mehr allein weiter kann. In einer Leistungsgesellschaft ist es eben die große Gefahr, daß die Schwache unter die Räder kommen.
Ein kleines Kind hat es da leichter, denn es weiß sofort, wo es sich hinwenden soll: Es läuft zu seinen Eltern! Und auch erwachsenen Kinder sind oftmals dankbar, wenn sie noch die Eltern haben, mit denen sie einmal die eine oder andere Sache beraten können.
Ein alter Mensch dagegen hat nicht unbedingt gleich jemanden, der ihm hilft. Es ist schön, wenn er seine
Angehörigen noch im Hause hat und wenn Kinder da sind, die an den Eltern die Liebe wieder gut machen wollen, sie selbst in ihrer Kindheit von den Eltern empfangen haben.
Aber manchmal sucht man gerade im Alter nach etwas, das uns ein Mensch nicht geben kann, auch nicht die eigenen Kinder. Menschen können uns zwar ein ganzes Stück weiterhelfen; aber gerade am Ende des Lebens richtet sich der Blick des Menschen weg von der Welt und hin auf Gott. Die Dinge, die vorher so wichtig erschienen, treten mehr in den Hintergrund; man rüstet sich mehr auf die Ewigkeit und fragt sich: Werde ich dort bestehen können?
Der Beter des Psalms wendet sich an Gott und bittet ihn um Hilfe: „Verwirf mich nicht in meinem Alter; verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde!“ Er geht wohl davon aus, daß ihm das ganze Leben über die Hilfe Gottes zuteil geworden ist. Nun bittet er: Verwirf mich auch im Alter nicht!
Vielleicht spürt er, daß nach dem Ende dieses Lebens erst ein Gericht kommt, in dem man verworfen oder angenommen werden kann. Auch wer nach menschlichen Maßstäben ein guter Mensch war, muß sich diesem Gericht stellen. Deshalb bittet der Beter darum, unter die Geretteten und Freigesprochenen eingereiht zu werden Der Tod könnte ein Zeichen sein, daß Gott ihn verworfen hat. Wenn Gott ihm aber eine Hoffnung läßt, dann wäre das ein Zeichen des Angenommenseins.
Vielleicht hat er auch schon erlebt, wie Menschen ihn verlassen haben, als er schwach wurde. Es ist ja oft so, daß ein Mensch viele Freunde hat, wenn er auf der Höhe des Lebens steht. Aber wenn es mit ihm nachläßt, dann verlassen sie ihn und er scheint auf dem Schrottplatz zu landen. Gott ist nicht so. Er will unser ganzes Leben begleiten, von Anfang bis ans Ende. Er verläßt uns nicht, wenn Menschen uns verlassen und wenn es äußerlich gesehen mit uns bergab geht. Ja gerade dann ist er uns besonders nahe. Wenn die Not am größten ist, dann ist Gott am nächsten. Die Starken brauchen ihn ja nicht, sondern gerade die Schwachen.
Gott verläßt uns auch nicht am Ende unsres Lebens, wenn wir alle Menschen verlassen müssen. Gottes Macht reicht auch über den Tod hinaus, ja sie wird hier erst richtig deutlich. Es ist unser einziger Trost im Leben und im Sterben.
Diese Bitte um Beistand im Alter ist aber nun nicht das Einzige, was in diesem Psalm steht, denn am Schluß bekennt der Beter: „Du machst mich wieder lebendig und holst mich wieder aus der Tiefe der Erde herauf. Du machst mich sehr groß und tröstest mich wieder. Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sind fröhlich und lobsingen dir!“
Wenn wir vielleicht jetzt auch sehr betrübt sind und die Lücke sehr empfinden, so dürfen wir doch wissen: Dieser Entschlafene ist gut aufgehoben bei Gott! Wir wollen diesem Gott lobsingen, der ihn erlöst hat und uns erlösen wird. Wir wollen zuversichtlich und fröhlich sein, weil wir diesen Gott haben.
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an! (Ps 73,23)
Vieles macht uns das Bleiben bei Gott schwer. Wir erleben so manches, was uns die Gnade Gottes zweifelhaft macht. Viele haben den Krieg miterlebt und dabei ihren Glauben verloren. Mancher hat auch einen lieben Menschen dabei hergeben müssen oder schwere materielle Verluste gehabt. Aber denken wir auch an persönliches Leid, das nur einen Einzelnen trifft: Mancher plagt sich jahrelang mit einer Krankheit herum. Oder er versteht sich mit einem Menschen nicht mehr. Oder die Arbeit ist ihm zu schwer und er kann keine Freude an ihr finden. Es gibt ja so vieles, was einem das Leben schwer macht.
Einige ziehen dann daraus immer den Schluß: Es kann keinen Gott geben, denn wie könnte er sonst so etwas zulassen? Doch dazu ist zunächst zu sagen: Vieles haben wir uns selber zuzuschreiben, entweder daß der Einzelne persönlich Schuld hat oder er hat unter den Fehlern und Versäumnissen anderer zu leiden.
Doch in diesem Psalm. hören wir von einem Mann, der sich anders entschieden hat: „Dennoch bleibe ich stets an dir!“ Es mag kommen, was will - und wenn es noch so schwer fällt, ich will doch an Gott festhalten! Vor allem hat es ihm zu schaffen gemacht, daß es den Gottlosen so gut geht und sie Gott auch noch verspotten können und nichts geschieht. Doch er weiß, daß sie ein Ende mit Schrecken nehmen werden. Gott läßt sich oft viel Zeit. Aber am Ende bringt er doch wieder alles ins rechte Geleis, dann entscheidet es sich erst, wie es mit uns bestellt ist.
Vor allem aber könnte uns der Tod von Gott abbringen. Warum gibt es überhaupt diesen Tod? Warum müssen wir denn immer wieder von einem lieben Menschen Abschied nehmen? Der Tod muß sein, damit allem die Macht genommen wird, was uns von Gott fernhält. Es ist nicht so, daß Gott einfach alles beseitigt, was ihm entgegensteht. Er macht es anders: Er rückt u n s von diesen Gefahren weg, indem er uns den Tod schickt. Damit stehen wir nur noch in der Gewalt Gottes und niemand anders hat noch Macht über uns. Durch den Tod sollen wir nicht von Gott getreu trennt werden, sondern erst recht zu ihm hinfinden und auf ihn allein vertrauen.
Das ist das Tröstliche, was wir angesichts des Todes sagen müssen: Obwohl es den Tod gibt, bleiben wir dennoch bei Gott, ja, wir sind jetzt nur noch und für immer bei ihm. Niemand kann uns mehr von ihm trennen. Im Gegenteil: Jetzt können wir über all das lachen, was uns vorher solche Mühen und Fragen gemacht hat.
Wir können bei Gott bleiben, weil e r bei uns bleibt. Er hat uns schon unser ganzes Leben an der Hand geführt. Nun führt er uns auch durch das dunkle Tal des Todes. Ein Kind hat doch auch Angst, wenn es im Dunkeln gehen soll. Es flüchtet sich dann zur Mutter oder zum Vater und sucht nach einer Hand, die es führt. Wenn diese Hand da ist, dann ist alles schon nicht mehr so unheimlich.
So geht es uns aber doch auch, wenn wir an der Hand Gottes in den Tod gehen. Wenn man einen solchen Begleiter hat, braucht man keine Angst zu haben. Auch wenn da noch ein unbekanntes Land vor uns liegt: Uns führt einer, der sich dort auskennt. Da kann uns nichts mehr passieren. Nun sind alle Gefahren und Anfechtungen ausgeräumt und nur noch Gott hat über uns zu bestimmen. Er leitet uns nun nach seinem Rat.
Solange wir leben, handeln wir oft nach unserem eigenen Rat und gehen unsere eigenen Wege. Das ist war im Augenblick ein schönes Gefühl. Wir meinen, wir seien frei und unsere eigenen Herren. Aber nachher müssen wir dann feststellen, daß doch manches schief gelaufen ist. Da sind wir dann vielleicht froh, wenn uns einer wieder auf den richtigen Weg zurückführt.
Am Ende kann es dann heißen: „Du nimmst mich endlich mit Ehren an!“ Gott wischt alles weg, was sich so an Ungutem in unserem Leben angehäuft hat und macht uns wieder zu einem Ehrenmann mit weißer Weste. Und das ist notwendig, wenn wir in seinem Reich bestehen wollen.
Dort wird manches anders sein als auf dieser Erde. Dann werden wir nur noch nach Gottes gutem Rat fragen und bei ihm unsre Ehre suchen. Aber von diesem Gott dürfen wir auch alles erwarten, im Leben und im Tod.
Wer jetzt schon Vertrauen gewinnt zu diesem Gott und wem jetzt schon das Ende gewiß ist, der wird auch keine Angst mehr haben. Vor allem wird ihm die Angst vor dem Tode genommen. Er weiß dann: Es erwartet uns nur der Gott, den wir aus unsrem Leben kennen, der uns festgehalten und vor manchen Gefahren behütet hat, der uns nach seinem Rat geleitet hat und endlich mit Ehren annehmen wird.
Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil (Ps 73,25-26)
Wenn man einen Menschen fragt, was er sich für sein Leben wünscht, dann werden viele Menschen sagen: „Hauptsache: Gesundheit!“ Gerade zum bevorstehenden Jahreswechsel wird man sich das wieder vielfach wünschen. Nach einer Umfrage kam die Gesundheit allerdings erst an dritter Stelle und die höchste Sehnsucht war der Wunsch nach Frieden.
Aber es gibt natürlich auch noch andere Wünsche: Zufriedenheit mit der Arbeit, Erfolg im Leben, eine harmonisch Ehe, gute Freunde und Nachbarn. Daneben gibt es andere Dinge, die wir uns auf keinen Fall wünschen würden: Krankheit, Armut, Einsamkeit und Trauer, eben all das Leid dieser Welt.
Dennoch weiß niemand, was ihm die Zukunft bringen wird; dunkel und unergründlich liegt sie vor uns. Ein Tag oder ein Jahr kann so fröhlich beginnen. Und dann kommt ein Schlag nach dem anderen und man weiß nicht mehr aus noch ein. So schnell wendet sich das Blatt und Freude wird zur Trauer.
Nur eins kann uns helfen in der Wechselfällen des Lebens: der Glaube an Gott. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde!“ Das klingt fast wie ein Schlagertext. Aber gemeint ist nicht das Vertrauen auf einen Menschen, sondern das Bekenntnis zu Gott.
Nur Gott gibt uns den festen Halt, den wir brauchen. Wenn er auf unserer Seite steht, dann braucht uns nichts zu kümmern, was sonst noch auf der Erde oder im Himmel geschieht. Alles was aufregend und weltbewegend, niederschmetternd oder erhebend ist, braucht uns nicht zu beeindrucken. Auch die Ereignisse und Probleme, die in den Zeitungen die Schlagzeilen machen, stehen für uns nicht im Vordergrund.
All das hilft uns doch nicht bei unseren persönlichen Problemen. Wenn einer krank ist oder sterben muß, dann braucht er etwas anderes, was ihm Trost und Hilfe sein kann und den Blick in die Zukunft wieder eröffnet.
Das hat auch der Mann erfahren müssen, der diesen Psalm gebetet hat. Er hat festgestellt, daß es den anderer besser ergeht als ihm: sie sind reich und leben gut, sie sind gesund und fröhlich, aber an Gott glauben sie nicht. Er selber aber sitzt im Elend und leidet Qualen.
Es sind die gleichen Fragen noch, die auch uns heute bewegen. Gerade angesichts von Krankheit und Tod wird sich doch mancher fragen: „Warum trifft es gerade mich? Die anderen kümmern sich nicht um Gott und es geht ihnen gut!“ Doch das ist nur die vordergründige Sicht der Dinge.
Der Beter des 73. Psalms hat es gelernt, hinter die Dinge zu schauen. Und da stellt er fest: „Das Ende der Menschen, die ohne Gott leben, ist schrecklich. Gewiß, äußerlich gesehen mögen sie es auch da noch gut haben. Aber in Wirklichkeit sind sie einsam und verlassen, vor allen Dingen auch von Gott verlassen. Das merkt man ja erst, wenn es einmal wirklich ernst wird und alle menschlichen Hilfen versagen und uns verlassen.
So müssen auch wir umlernen. Nicht nur die schönen und erfreulichen Dinge machen unser Leben lebenswert. Entscheidend ist, daß Gott immer bei uns bleibt und daß er vor allem in der letzten Stunde unseres Lebens unser Beistand ist.
Am Ende werden alle anderen Dinge unwichtig und es zählt nur, was bleibt. So wie ein Mann eben nur seine Frau braucht im Leben, so ausschließlich wird auch Gott nach diesem Leben für uns wichtig sein. Zu einer Ehe braucht man nur zwei Menschen und kein anderer darf sich da hineindrängen. Wer es mit Gott zu tun bekommt, für den verlieren auch alle anderen Dinge an Bedeutung.
Das gilt auch umgedreht. Menschen müssen voneinander Abschied nehmen. Es ist nun einmal der Lauf der Welt und der Wille Gottes. Aber Gott bleibt bei dem, der gestorben ist, und er bleibt bei denen, die übrigbleiben. Keiner ist einsam und verlassen, er hat mindestens noch Gott auf seiner Seite.
Das darf unser Trost sein im Leben und im Sterben. Das ist unser Vorteil gegenüber denen, die nicht an Gott glauben: Es mag zwar sein, daß uns in unserem Leben Leib und Seele verschmachtet und es uns ganz schlimm ergeht. Aber Gott steht immer auf unserer Seite: Wir haben Anteil an ihm und an dem neuen Leben bei ihm. So wollen wir denn auch dieses Gebet nachsprechen „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde!“ Dann brauchen wir auch nichts nach dem Tod zu fragen, weil er längst von Gott überwunden ist: Wir haben auch dann noch Anteil an ihm, wenn wir nicht mehr auf dieser Welt sind!
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil! (Ps 73,26)
Menschen müssen manchmal schlimm leiden unter einer Krankheit. Wer es nicht selbst ständig miterlebt, kann sich gar nicht vorstellen, was es alles gibt. Man meint, der betreffende Mensch müßte es doch bald nicht mehr aushalten können. Und doch kann man immer wieder nur staunen, wie Menschen die Kraft erhalten, ihr Leiden zu tragen.
Die Gefahr ist nämlich, daß einem nicht nur der Leib verschmachtet. sondern auch die Seele. Das heißt: Eine schwere Krankheit könnte dazu führen, daß man an Gott verzweifelt. Man könnte ihm Vorwürfe machen, weil er einem so etwas schickt. Dann wird etwa gesagt: „Ich habe mich doch immer bemüht anständig zu leben und allen Menschen Gutes zu tun!“ oder- auch: „Ich bin doch wirklich oft in die Kirche gegangen und habe Gott wohlgefallen wollen!" Und dann manchmal ausgesprochen, manchmal auch nicht, der Vorwurf: „Warum schickt Gott mir denn ein so schweres Leiden?“
Man kann solche Gedanken erstaunlich oft tatsächlich hören. Und doch habe ich oft den Eindruck, daß dahinter keine grundsätzliche Ablehnung Gottes steht. Das würde ja bedeuten, daß einem tatsächlich die Seele verschmachtet. Es kann zwar auch manchmal sein, daß einer tatsächlich an Gott irre wird. Aber meist ist es doch so, daß man zwar schwere Fragen und vielleicht auch Zweifel hat, aber sich dennoch nicht von Gott trennen möchte. Man kann sich nur schwer in sein Geschick fügen. Aber man sagt doch: Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, er wird schon wissen, wozu das alles gut ist,
Diese Haltung nimmt auch der Mann ein, der den 73. Psalm gebetet und aufgeschrieben hat. Er leugnet nicht das menschliche Leid. Es bedeutet ihm schon eine schwere Anfechtung, wenn es den anderen gut geht und er so leiden muß. Er kann das nicht so einfach vom Tisch wischen. Aber er sagt am Ende doch: „Gott, du bist allezeit meines Herzens Trost und mein Teil!“
Das ist die Einsicht, zu der wir uns auch angesichts des Todes durchringen sollten. Im Augenblick sind wir betrübt, weil ein Mensch von uns genommen wurde, der zu unserem Lebenskreis gehört hat. Wir können nichts mehr rückgängig machen und unser Leben ist jetzt ärmer geworden.
Aber gerade so ein schwerwiegendes Ereignis, das uns im Innersten mitnimmt, könnte uns doch helfen, uns über unsren Glauben an Gott klarzuwerden. Vielleicht hat Gott uns nur auf die Probe stellen wollen, hat sehen wollen, ob wir auch im Unglück an ihm festhalten. Oder er hat deutlich machen wollen, daß wir nichts aus uns selber vermögen, sondern alles ihm verdanken. Er wollte uns zeigen, wie reich er uns beschenken kann, wenn wir nur ihm vertrauen.
Er hat ja das getan, was uns allein zum Trost werden kann: Er hat seinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckt und auch uns damit die Möglichkeit eröffnet, aus dem Tod wieder in das Leben zu kommen.
Darin unterscheidet sich das Leben, aber auch das Leiden und Sterben eines Christen grundsätzlich von dem anderer Menschen: Sie haben keine Hoffnung und können sich nur sagen, daß der Genuß in diesem Leben alles ist und das Leid sinnlos ist.
Ein Christ aber weiß sich bei allem getragen von der gnädigen Hand Gottes. Er hat eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht. Er weiß: da kommt noch etwas, das erst diesem Leben seinen letzten tiefen Sinn gibt. Wir leben nicht für uns, sondern für Gott auf dieser Welt.
Dieses Wissen wirkt sich aber auch schon auf unser Leben aus. Es erscheint in einem anderen Licht, wenn es von Gott her beleuchtet wird. Die schweren Dinge kann man leichter ertragen, und für die schönen wird man eher dankbar sein. Gott gibt unserem Leben einen Sinn und läßt uns auch die dunklen Ereignisse leichter ertragen.
Wenn wir auch einen Menschen hergeben mußten an den Tod, so wollen wir uns jetzt umso fester an Gott halten. Er hat einen Trost bereit, der uns über alles hinweg hilft. Er wird uns auch helfen, wenn uns wieder einmal etwas Schweres zustoßen sollte. Diese Erfahrung können wir aus dem Geschehen dieser Tage mitnehmen. Gott läßt keinen verloren gehen, sondern er steht ihm bei mit seinem Trost und hilft ihm zu einem erfüllten Leben und einem getrosten Sterben.
In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn! (Ps 77,3)
Auf einem Bild für die Christenlehre ist eine Treppe zu sehen, deren Stufen die einzelnen Schritte zum Schlimmen darstellen. Ein Mensch ist diese Stufen hinab gestiegen, er hat sich immer mehr in das Böse verstrickt und ist immer tiefer gesunken. Nun steckt er im Sumpf und schreit um Hilfe.
Aus eigener Kraft kann er sich nicht wieder befreien. Er streckt die Arme nach oben. Und dort streckt sich ihm eine Hand entgegen, die Hand des gekreuzigten Christus. Er ist der Retter aus aller Not, er läßt uns nicht versinken, er ist die einzige Rettung für uns.
In Not geraten können wir durch die Umstände, unter denen wir leben. Denken wir nur an die schlimmen Zeiten vergangener Jahrzehnte, die auch der Verstorbene hat mitmachen müssen. Mancher hat alles bis zum Letzten durchmachen müssen; und daß er es überstanden hat, war eher ein Wunder Gottes als ein günstiges Schicksal.
In Not geraten können wir durch andere Menschen, aber auch durch eigene Schuld. Kein Mensch lebt so, wie er leben sollte und wie Gott es von ihm erwartet. Auch wenn sich einer noch so ehrlich müht, so wird er doch nie vollkommen. Wir sind nun einmal fehlsame Menschen und können das auch aus eigener Kraft nicht überwinden. So sind wir dann unverschuldet oder durch eigene Fehler in Not geraten. Nur gut, wenn wir dann auch den Retter kennen, zu dem wir die Hände ausstrecken können. Gott will uns beistehen - und aus jeder Not wieder herausholen.
Das gilt auch jetzt, wo wir um einen Menschen trauern. Der Tod ist eine besondere Not, die keinem Menschen erspart wird. Er erlebt den Tod seiner Angehörigen und Freunde. Aber er geht auch immer seinem eigenen Tod entgegen. Wir merken, was uns plötzlich fehlt. Erst wenn jemand nicht mehr da ist, wird uns richtig deutlich, was wir an ihm gehabt haben und wie sehr wir doch alles als selbstverständlich hingenommen haben. Wenn wir der Tatsache des Todes gegenüberstehen, dann wird uns deutlich: Wir werden auch einmal das Gleiche erfahren, wir werden auch einmal Abschied nehmen müssen, wir werden auch einmal diese besondere Not des Todes durchmachen müssen.
Der Beter dieses 77. Psalms hat auch großes Leid erfahren. Ob er wohl auch um einen lieben Menschen trauert? Auf jeden Fall leidet er darunter, daß es ihm jetzt nicht mehr so gut geht und sein Schicksal sich gewendet zu haben scheint. Hat Gott mich vergessen, ist er etwa böse auf mich? - so fragt er sich.
Aber dann stellt er sich vor Augen, was Gott ihm alles Gutes getan hat, er denkt an die früheren Taten des Herrn und gewinnt daraus neue Zuversicht. Gott hat ihm bisher geholfen, da wird er ihn auch jetzt aus dieser Not ziehen. Gott- ändert seinen Sinn nicht, sondern er bleibt immer ein Gerechter und ein Helfer.
So wollen wir auch heute nicht vergessen, was Gott diesem Verstorbenen und uns allen an Gutem getan hat. Ein langes Leben über hat er ihn begleitet und ihn gnädig bewahrt bis auf diesen Tag.
Und selbst wenn einer sterben muß, dann braucht uns das nicht mit abgrundtiefer Trauer zu erfüllen. Gewiß, wir können den Verlust nicht so leicht überwinden. Aber wir haben doch wenigstens jemand, der uns wieder aus der Tiefe emporholt.
Jesus Christus ergreift uns an der Hand und richten uns wieder auf. Er sagt: Ich habe den Tod überwunden. Und ihr werdet alle teilhaben an meinem Sieg. Er verheißt uns die Auferstehung und das ewige Leben und gibt uns so Sinn und Hoffnung, die über den Tod hinausreicht.
Es wird nur darauf ankommen, in der Zeit der Not auch wirklich den Herrn zu suchen. Es wäre falsch, sich selber helfen zu wollen oder Hilfe bei anderen Mächten zu suchen. Dann ehern schon Hilfe bei anderen Menschen, die im Glauben schon fortgeschrittener sind, die im Augenblick stärker im Glauben sind als wir und die uns Trost und Zuversicht geben können.
Die Erfahrungen eines Mannes, die uns im 77. Psalm erhalten sind, können uns auch heute den Glauben an Gott stärken, der von den Toten auferwecken kann.
Gott hat diesen Entschlafenen an der Hand ergriffen und in sein Reich geführt. Er will auch uns weiter an der Hand führen durch unser Leben und einst auch durch den Tod hindurch. Wenn wir nur ihn suchen, dann haben wir auch eine starke Hilfe in der Not, im Leben und im Sterben.
Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, daß ich deinen Namen fürchte! (Ps 86,11)
Es gibt Punkte in unserem Leben, da wissen wir nicht so recht, wie es weitergehen soll. Unser Leben gleicht ja einem Weg über Höhen und Tiefen, durch Schaffenskraft und Einsamkeit, manchmal bequem und breit, manchmal eng und beschwerlich. Wir sind auf der Wanderschaft, weniger in beschaulicher Ruhe als vielmehr ständig im Kampf und unter manchen Mühen.
Nur gut, daß wir den Weg nicht allein suchen und finden müssen. Gott hat ihn uns schon vorgezeichnet. Er hat uns Wegweiser aufgestellt, damit wir den rechten Weg finden Manchmal kommen wir ja auch an Punkte, an denen wir uns entscheiden müssen. Der Weg Gottes ist nicht immer der bequeme Weg. Aber er allein führt zum Ziel. Deshalb ist es so wichtig, daß wir ihn finden.
Gott hat uns sein Wort gegeben, damit wir uns zurechtfinden. Gerade an besonders wichtigen Punkten unsres Lebens will er mit seinem Wort dabei sein. Mancher hat in den schönen Stunden seines Lebens durch Gottes Wort zur Dankbarkeit hingefunden. Und mancher hat in schweren Stunden in Gottes Wort Trost gesucht.
So brauchen wir den Weg durchs Leben nicht allein zu gehen. Andere Menschen sind mit uns unterwegs, die mit uns verwandt oder bekannt sind. Sie geben uns manchen Rat und manche Hilfe. Und wenn wir im Glauben mit ihnen verbunden sind, dann ist das Wandern auf Gottes Wegen doppelt schön und leicht.
Gott aber ist auch mit dabei. Vielleicht ist uns das nicht immer bewußt. Wenn es uns gut geht, vergessen wir ihn leicht auch einmal. Wenn wir in Not sind, fragen wir eher nach ihm. Aber gerade dann erweist sich seine Macht und Kraft.
Wir sind jetzt wieder an einem solchen Punkt angelangt, an dem wir die Hilfe Gottes besonders brauchen. Ein Mensch, den wir gekannt und geliebt haben, ist nicht mehr. Wir fragen uns: „Hat es schon sein müssen, daß er nicht mehr unter uns ist? Zu gern wären wir noch einige Jahre mit ihm gegangen. Jeder Mensch wird noch gebraucht, kann noch für andere da sein, ist in gewisser Weise unersetzbar. Nun aber wird unser Leben ärmer werden und. nicht mehr so selbstsicher und selbstverständlich. Wir stehen vor Fragen und suchen auch immer wieder nach Antworten.
Da ist es recht, wenn wir Gott bitten: „Weise mir, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in deiner Wahrheit!“ Gerade an solchen Weggabelungen unseres Lebens ist es wieder wichtig, auf Gottes Rat zu hören. Jetzt gilt es, nicht den falschen Weg einzuschlagen, der von Gott wegführt und zur Verzweiflung bringt.
Gewiß ist es jetzt ein Mensch weniger, der mit uns auf der Wanderschaft ist. Aber dafür bleibt Gott immer bei uns, bis wir auch ans Ziel unsrer Reise gelangt sind. Menschen müssen wir hergeben. Wir verlieren sie aus den Augen oder sie werden uns genommen. Aber Gott bleibt immer bei uns, was auch kommen mag.
Das wollen wir uns gerade angesichts des Todes sagen lassen. Es gibt nur e i n e n Weg, der zu der Wahrheit führt, und das ist der Weg mit Gott. Gottes Wahrheit lautet: „Du wirst nicht sterben, sondern du kommst in ein neues Leben! Was im Augenblick aussieht wie ein finsteres Geschick, das ist nur ein Mittel Gottes, es besser und schöner mit uns zu machen.
Der Weg in die Zukunft sieht oft finster aus. Aber Gott hat ihn längst erhellt. Er deutet uns das zunächst unfaßbare Geschehen und sagt uns: Auch darin kannst du meine Liebe erkennen. ich will euch nicht in Angst und Schrecken versetzen, sondern will euch nur deutlich machen: Es gibt auch noch etwas anderes als dieses irdische Leben.
Auf diesen Weg, zu dieser Erkenntnis, will Gott uns führen. Er will uns zu einer Wahrheit verhelfen, die mehr ist als unsre vordergründigen menschlichen Wahrheiten. Seine Wahrheit lautet: Eure Toten sind bei mir gut aufgehoben. Sie sind den Weg schon gegangen, der zu der Wahrheit führt. Für euch kommt es darauf an, auf diesem Weg zu bleiben, damit ihr auch dorthin gelangt.
Deshalb kann es auch heute nur unsere Bitte sein: „Halte mein Herz bei dem einen, daß ich deinen Namen fürchte!“ Das Wort „fürchten“ ist hier im Sinne von „Ehrfurcht haben“ gemeint. Wir können nur voller Ehrfurcht das anschauen, was jetzt geschehen ist. Gott hat es getan. Auch wenn wir ihn da nicht gleich verstehen, so sind wir doch darauf angewiesen, bei ihm zu bleiben.
Er ist der einzige, der uns auch im Leid weiterhelfen kann. Wenn wir bei ihm bleiben, wenn wir ihn nicht anklagen, sondern mit Ehrfurcht von ihm sprechen, dann hat der Tod dieses Menschen einen Sinn gehabt, dann hilft er uns dazu, nun erst recht bei Gott zu bleiben und auf seinem Weg zu gehen.
Ich will dir danken, Herr, mein Gott, aus ganzem Herzen, will deinen Namen ehren immer! (Ps 86,12) Es mag uns seltsam vorkommen, an einem Sarge vom Dank zu sprechen. Aber haben wir nicht immer Grund dafür, wenn das Leben eines Menschen zu Ende gegangen ist, besonders wenn es im Segen zu Ende ging? Es gibt immer etwas, wenn man so das ganze Leben überblickt, das Grund zum Danken gibt.
Gewiß hat mancher ein reichlich schweres Leben. In der Jugend hat man Pläne gemacht und hat sich viel vorgenommen. Aber wenn die Jahre so dahingehen, wird manches anders, und man hat keinen Einfluß darauf. Gott entscheidet darüber, was in unserem Leben möglich ist und was nicht.
Da ist es gut, wenn man alles aus Gottes Hand nimmt. Das Gute lassen wir uns natürlich gern gefallen. Wenn alles mit unseren Wünschen übereinstimmt, sind wir natürlich sehr zufrieden. Aber wahrer Glaube zeigt sich erst, wenn man auch das Schwere aus Gottes Hand nehmen kann. Vor allem müssen wir ja auch bedenken, daß dieses Leben einmal zu Ende geht. Hier wird es am Schwersten sein, mit Gott übereinzustimmen. Gar mancher denkt doch, das Leben könnte für ihn noch weiterdauern, er sei noch nicht fertig, es müsse noch etwas kommen.
Doch wie so oft hatte Gott es auch in diesem Falle anders beschlossen. Nun ist ein Leben unter uns zu Ende gegangen, das nach dem Willen Gottes so und nicht anders hatte ablaufen sollen: ein Leben wie viele, mit Licht- und Schattenseiten, mit Höhen und Tiefen.
Überlegen wir einmal, wofür wir heute zu danken haben, ganz im Sirre des Psalmworts: „Ich will dir danken, Herr, mein Gott!“ Wir haben zu danken für die Geburt. Sie ist ein Wunder, genauso unerklärlich wie der Tod. Da tritt ein Mensch ins Leben, er ist gezwungen, dieses Leben zu leben, und er wird immer wissen: Am Ende wird der Tod stehen. Es ist gut, wenn man durch die Taufe möglichst bald mit Gott in Verbindung tritt. Er soll doch die Hand über uns halten und uns führen und leiten in guten und in bösen Tagen. Der Glaube ist doch so ungeheuer wichtig für unser Leben! Da ist es recht, wenn man möglichst bald die Nähe Gottes sucht.
Aber wir haben auch zu danken für all das, was nachher kommt: Man darf lernen und arbeiten, man darf heiraten (und Kinder kriegen). Man kommt mit Menschen zusammen, erlebt Freude und Leid, macht Erfahrungen und muß Enttäuschungen überwinden. Und wenn es manchmal auch nicht weiterzugehen scheint, dann zeigt Gott doch immer wieder einen Ausweg.
Für all das dürfen wir danken. Aber können wir auch für den Tod danken? Manche meinen das, weil der Tod allen Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten des Lebens ein Ende macht; aber das wäre nur vordergründig. Wahren Grund zum Danken habe wir zum einen, weil wir in diesem Leben viele Wohltaten von Gott empfangen haben. Und noch mehr Grund haben wir zum anderen, weil nach diesem Leben noch ein anderes kommt.
Nur weil dies so ist, hat unser Leben einen Sinn gehabt. Weil wir diesen letzten, tiefsten Grund zum Danken haben, werden wir auch für die vielen kleinen täglichen Durchhilfen danken können. Weil Gott uns am Erde das ewige Leben schenken will, werden wir erst so richtig erkennen, daß wir auch schon vorher immer wieder Grund zum Danken haben.
Der Dank soll vor ganzem Herzen geschehen. Er ist nicht nur so eine Pflichtübung oder eine Höflichkeit, sondern er ist uns ein tiefes Bedürfnis. Wer nicht gedankenlos durchs Leben geht, der kann nicht anders, als Gott zu danken. So erging es jedenfalls dem Mann, der den 86. Psalm uns aufgeschrieben hat. Erst klagt er auch darüber, daß er so viele Schwierigkeiten hat. Aber er schließt mit einem Dank an Gott, der ihm geholfen hat.
Aber auch wenn man es nicht so schlimm gehabt hat, wenn alles so einigermaßen gelaufen ist, sollten wir den Dank nicht vergessen. Nichts ist selbstverständlich. Alles wird uns aus Gottes Hand zuteil.
Nur einen kleinen Teil des Dankes können wir ihm auf die eine oder andere Art und Weise zurückerstatten. Im Psalm heißt es etwa: „Ich will deinen Namen ehren immer!“ Dies können wir in unserem irdischen Leben tun. Und die (der) Verstorbene hat das in ihrem (seinem) Leben getan. Aber das wird seine Fortsetzung finden im ewigen Leben.
Das Lob Gottes verbindet irdisches und ewiges Leben. Heute schon dürfen wir ihm danken. Aber im umfassenden Sinn werden wir das erst tun können, wenn wir ganz mit Gott vereint sein werden. Er ruft uns durch den Tod zu sich, damit wir seine Herrlichkeit erst voll erkennen können.
Herr, du bist unsre Zuflucht für und für! Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! (Ps 90,1 + 3)
Ein Mensch kann schlecht für sich allein leben. Er ist dazu geschaffen, mit anderen Menschen in Verbindung zu treten und auch seinerseits für andere Menschen da zu sein. Der Mensch ist ein geselliges Wesen und braucht die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Und wenn diese einmal nicht gegeben ist, dann wird das doch als schwerer Mangel empfunden.
Das merkt man besonders, wenn man einmal die Hilfe eines anderer nötig braucht. Wer da nicht weiß, wo er einmal hingehen kann, der ist arm dran. Wenn man dann erst suchen muß, hat man oft wenig Erfolg. Da ist es besser, wenn man schon vorher Kontakte geknüpft hat und weiß, wo man hingehen kann. Vor allem aber dürfen wir wissen: Gott ist immer für uns da. Er ist unsere Zuflucht, auch und gerade dann, wenn Menschen uns nicht mehr helfen können. Es gibt ja Dinge, wo alle menschliche Kunst versagt, wo wir hilflos und ohnmächtig dastehen und nicht mehr weiterwissen.
Ein solcher Fall ist gegeben, wenn ein Mensch sterben muß. Wir müssen doch ehrlich zugeben, daß wir Angst haben vor dem Sterben. Wir wissen: Alles, was uns bisher wichtig erschien, wird vergangen sein. Wir können nicht mehr am Leben dieser Welt teilnehmen, wir können nicht mehr mit Menschen in Kontakt treten. Auch ein Mensch, der schon ziemlich alt ist, ist manchmal noch nicht bereit zum Sterben.
Dann ist es gut, wenn man die Liebe und Hilfe eines anderen Menschen spüren darf. Man ist dankbar für die äußere Versorgung. Man ist aber noch mehr dankbar für jedes tröstende und beruhigende Wort. Da kann doch viel an Geleit und Beistand erfolgen. Und es ist gut, wenn sich immer wieder Menschen zu solchem Dienst bereit finden.
Doch vor allem dürfen wir wissen: Gott ist unsere Zuflucht! Gerade an ihn dürfen wir uns wenden, wenn Menschen nicht mehr weiter wissen. Wo es besonders schwer ist, da kann sowieso nur noch Gott helfen. Und gegen den Tod ist ja bekanntlich kein Kraut gewachsen. Da hat nur Gott einen Weg, um ihn zu überwinden, um uns zu schützen vor den ewigen Folgen des Todes.
„Gott ist unsre Zuflucht!“ heißt es in dem Psalm. Wir denken dabei vielleicht an eine Burg, die für die Menschen früherer Zeiten zur Zufluchtsstätte wurde. Manche Burg ist nie von Feinden erobert werden, sondern höchstens durch Verrat eingenommen worden oder mit der Zeit verfallen, weil sie keiner mehr instand hielt. Gott ist so eine uneinnehmbare Festung. Der Tod mag gegen ihn anrennen, wie er will, er wird letztlich keinen Erfolg haben. Er kann einige Außenmauern überwinden, er kann den Körper eines Menschen töten, aber zum eigentlichen Zentrum kann er nicht vordringen. Da hält Gott die Wacht und läßt keinen Feind eindringen. Die letzte Zuflucht kann nicht erobert werden:
So kann uns unser irdisches Leben genommen werden, aber Gott sichert uns das ewige Leben. Er läßt die Menschen sterben, heißtauch in diesem Psalm. Weiter hinten-heißt es ja auch: „Unser Leben währet70 Jahre und wenn es hoch kommt, so sind es 80 Jahre. Gott bestimmt darüber, wie lange unser Leben dauert. Er hat uns das Leben geschenkt, er kann es auch wieder nehmen.
Gott läßt dem Tod diesen ersten kleinen Triumph. Aber dann sagt er: „Kommt wieder, Menschenkinder!“ Der Tod darf sie nicht behalten, sondern sie gehören Gott. Sie sind seine Kinder, er läßt sie nicht im Stich. Er ruft sie wieder zu sich. Von ihm sind sie ausgegangen, zu ihm kehren sie wieder zurück.
Was für uns ein schmerzhafter Abschied ist, ist für Gott nur die Heimkehr eines lieben Kindes. Er hat darauf gewartet, er ist froh über die Rückkehr. Wenn wir den Tod eines lieber Mensch-en einmal unter diesem Gesichtswinkel sehen, werden wir vielleicht ruhiger und getroster sein können .
Gott ist auch die Zuflucht für die, die trauen. Er will auch sie führen und geleiten, heute schon und heute erst recht. Gerade wenn wir innerlich bewegt und angerührt sind, wenn wir Fragen haben und unsicher sind, bietet er sich als Zufluchtsstätte an. Und wenn einmal unsere Zeit auf dieser Erde abgelaufen ist, dann werden wir uns auch zu ihm flüchten können und bei ihm Geborgenheit und Zukunft finden.
Unser Leben währet siebzig Jahre und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre. Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. (Ps 90,10+12)
Wir wissen alle nicht, wie lange wir noch zu leben haben. Jeden Tag kann es mit uns zu Ende gehen und unser Leben das Ziel seiner Reise erreicht haben. Deshalb können wir nur dankbar sein für jeden Tag, der uns noch geschenkt ist. Jede Stunde können wir aus der gnädigen Hand Gottes nehmen wie eine Frist, die uns gerade noch geschenkt ist.
Aber eines Tages ist unsere Uhr abgelaufen und wir müssen unweigerlich Abschied nehmen von dieser Erde. Das haben Sie, die Angehörigen, in diesen Tagen ganz besonders spüren müssen. Ein Mensch, der jahrzehntelang zu Ihrem Lebenskreis gehört hat, mit dem Sie durch viele Fasern ihres Herzens verbunden waren, ist nicht mehr.
Es bleibt eine Lücke, auch wenn wir eines Tages damit haben rechnen müssen. Wir wollen dankbar zurückdenken an das was gewesen ist. Viele Jahre haben die Eheleute zusammen sein dürfen. Sie haben Kinder gehabt und haben die Enkel heranwachsen sehen. Unser Leben ist doch so reich und vielgestaltig, daß jeder Mensch immer an sehr viel Schönes zurückdenken kann.
Aber wir wollen auch dankbar sein für das Alter, das der (die) Verstorbene hat erreichen dürfen. Gewiß gibt es Menschen, die noch etwas älter werden. Aber 70 Jahre ist eben schon das biblische Alter. Wer so alt wird, der darf sich schon glücklich schätzen. Es gibt je andere Länder, da werden die Menschen durchweg nicht so alt. Durch Hunger und mangelnde ärztliche Versorgung können sie nur mit wesentlich weniger Jahren rechnen. Viele sterben schon als kleine Kinder. Da können wir froh sein, in einem Land geboren zu sein, wo es uns gut geht.
Aber noch wichtiger dürfte für uns sein, daß es uns auch gut geht, wenn wir nicht mehr auf dieser Erde leben. Dieses jetzige Leben ist ja nicht das einzige und letzte, sondern wir warten ja noch auf ein neues Leben bei Gott. Und das wird länger als 70 oder 80 Jahre dauern - es wird das ewige Leben sein, in dem es dann keine Veränderung und kein Ende mehr geben wird.
Aber an unserem irdischen Leben entscheidet es sich, ob wir einmal das ewige Leben haben werden. Deshalb ist es gut, wenn wir klug sind und rechtzeitig mit dem Ende unseres Lebens rechnen. Klugheit ist nicht, wenn man Geld und Vermögen anhäuft, wenn man arbeitet bis zum Umfallen und sich nichts im Leben gönnt. Klugheit ist auch nicht, wenn man nach Anerkennung unter den Menschen strebt und ein bedeutender Mensch werden möchte. All das gehört zwar auch mit zu unserem Leben dazu. Aber es ist nicht das Entscheidende und Wichtige.
Klug ist, wenn man schon jetzt in diesem Leben mit dem ewigen Leben rechnet. Einmal in dem Sinne, daß wir dort über unser Leben Rechenschaft ablegen müssen. Wir sollen sagen können, ob wir im Sinne Gottes gelebt haben oder nur unsere eigenen Gedanken im Kopf hatten, ob wir auf Gott gehört haben oder auf uns selber. Zum anderen aber dürfen wir uns auf ein Leben mit Gott freuen. Dann wird alle Unvollkommenheit dieses Lebens ein Ende haben und wir werden in ungetrübter Freude bei Gott sein können.
Das aber wiederum wird schon seine Auswirkungen auf unser jetziges Leben haben. Dieses Wort: „Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen!“ hängt ja nicht wie eine Drohung über unserem Leben, sondern wie eine große Verheißung. Das Sterbenmüssen kann dann auch etwas Schönes für uns sein, dem wir voller Erwartung entgegen sehen.
Auf uns wartet ja einer, der uns gut kennt und den wir gut kennen. Unser ganzes irdisches Leben über haben wir schon mit ihm zu tun gehabt. Nun wird er erst recht nach diesem Leben mit uns zu tun haben. Darauf fest zu vertrauen, das ist Klugheit.
Weil Jesus Christus auf uns wartet, braucht uns vor dem Sterben nicht Angst zu sein. Und wir dürfen diese (n) Verstorbene (n) auch gern hergeben. (Sie) Er hat es nun schon gut bei Jesus. Für uns selber aber wollen wir die Lehre daraus ziehen: Es ist gut, auf Jesus zu vertrauen, im Leben und im Sterben. Wer mit Jesus rechnet, der kann sich nicht verrechnen, sondern er hat seinem Leben das rechte Ziel gesteckt.
Unser Leben währet siebzig Jahre und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände. (Ps 90, Vers 10.12.17)
Wir dürfen dankbar sein für jeden Tag, den wir erleben dürfen. Und wenn wir dabei über das siebzigste oder gar achtzigste Lebensjahr hinauskommen, dürfen wir es umso mehr sein. Nichts ist selbstverständlich. Jeden Tag empfangen wir neu aus der Hand unsres Schöpfers. Er bestimmt, wann dieses Leben ein Ende hat und die Arbeit unsres Lebens ihr Ziel erreicht hat.
Mancher wird noch einen anderen Wortlaut des 90. Psalms im Ohr haben. Luther hat nämlich an dieser Stelle übersetzt: „Und wenn das Leben köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen“. Man verstand darunter, daß die Arbeit das Leben des Menschen prägt. Auch wenn der Mensch Mühe und Arbeit in seinem Leben gehabt hat – und das hat ja praktisch jeder – so konnte er sich doch mit dem Gedanken trösten, daß insgesamt gesehen das Leben doch köstlich war. Gerade wegen der eigenen Leistungen im Leben sah man das Leben sinnvoll an. Hätte man nicht arbeiten könne, dann wäre auch das Leben nicht so recht sinnvoll gewesen.
Aber der Psalm meint an dieser Stelle etwas anderes, das sich durchaus negativer anhört: Auch das, was wir noch als köstlich ansehen, ist doch nur vergebliche Mühe! Das mag einer schon einmal sagen in einem Augenblick des Lebens, in dem er ziemlich verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr sieht. Dann mag er schon einmal sagen: Es war alles vergeblich! Der Bibel sind solche Gedankengänge nicht fremd, denn sie berichtet ja vom Leben der Menschen, so wie es ist.
Doch der Psalmbeter bleibt nicht dabei stehen. Zunächst einmal zieht er die Folgerung: „Gott, lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden!“ Dieses Wissen soll nicht wie eine dunkle Drohung über unsrem Leben stehen. Aber wer klug ist, der rechnet jeden Tag damit, daß es auch der letzte sein könnte. Er hat seine Angelegenheiten geordnet und ist nicht überrascht, wenn der Tod plötzlich kommt.
Und am Ende des Psalms heißt es: „Der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände!“ Der Beter weiß also doch, daß Gott letztlich freundlich ist und das Werk unsrer Hände fördert. Das ganze Leben über erfahren wir die Hilfe Gottes. Wir dürfen froh sein, wenn wir früh aufstehen können, unsre Arbeit machen können, mit Menschen Kontakt aufnehmen können und überhaupt einen Sinn in unserem Leben sehen.
Das wird uns umso besser gelingen, wenn wir wissen, daß wir einen freundlichen Gott an unsrer Seite haben. Vor allem aber gehört dazu auch, daß wir eine Hoffnung über unser Leben hinaus haben. Nur wenn die siebzig oder achtzig Jahre unsres Lebens nicht das Einzige gewesen sind, hat es letztlich einen Sinn gehabt. Für einen Christen hat das Leben zwar auch in sich einen Sinn. Aber seine rechte Erfüllung findet es erst, wenn es auch eine Hoffnung über den Tod hinaus gibt.
Vor einigen Wochen mußte ich mich einer medizinischen Untersuchung unterziehen, bei der ein Teil der inneren Organe mit Hilfe einer Sonde untersucht wurden. Ich erhielt dabei eine leichte Betäubung und war der Meinung, ich hätte den ganzen Vorgang mehr oder weniger bewußt miterlebt.
Ich hörte, wie die Ärzte sich unterhielten und den weiteren Fortgang der Untersuchung diskutierten. Nach meiner Meinung dauerte alles etwa eine Viertelstunde. Aber als ich auf die Uhr sah, war doch mehr als eine Stunde vergangen. Mit anderen Worten: Zwischendrin war ich doch eine ganze Zeit ohne Bewußtsein.
Hinterher kam mir der Gedanke, daß das Sterben eines Menschen doch ähnlich sein müsse: Man gleitet sanft in einen Schlafzustand hinüber. Dann weiß man eine ganze Zeit gar nichts. Dabei ist es auch unerheblich, wie lange diese Zeit dauert, denn es gibt ja im Grunde keine Zeit mehr.
Und dann kehrt das Bewußtsein langsam wieder. Nur während der Kranke nachher wieder in seiner Welt da ist, findet sich der Verstorbene in der Welt Gottes vor. Aber er hat keine Angst mehr und sagt sich: Hätte ich gewußt, daß es so leicht ist, hätte ich mir nicht so viel Gedanken darum gemacht.
Sicherlich wird das wirkliche Sterben noch einmal etwas anderes sein als so eine kurze Bewußtlosigkeit während einer ärztlichen Untersuchung. Aber ich denke doch, daß man es sich ähnlich vorstellen darf. Der Unterschied liegt darin, daß das irdische Leben dann unwiederbringlich abgeschlossen ist. Aber wir dürfen uns stattdessen auf die neue Welt Gottes freuen. Wir verlieren etwas, aber wir gewinnen etwas Größeres dafür. Das wird uns anspornen, unsre tägliche Arbeit ordentlich zu tun, jeden Tag zu genießen und dankbar dafür zu sein.
Aber der Blick geht auch schon weiter über dieses Leben hinaus. Wir wissen: Dieses Leben ist zwar wichtig und wir hängen zu Recht daran. Aber es ist nicht alles.
So sind wir heute traurig, daß ein Mensch von uns genommen wurde. Wir beginnen zu ahnen, welchen Verlust wir erlitten haben.
Aber wir dürfen auch darauf vertrauen: Wenn dieses Leben einmal ein Ende hat, dann wartet die Welt Gottes auf uns. Sie wird sicher anders sein als diese Welt, aber nicht schlechter.
Deshalb können wir einen Menschen auch gehen lassen in dem Wissen: Er hat es jetzt besser. Wir haben einen freundlichen Gott, der uns seine Freundlichkeit schon in diesem Leben erfahren läßt, der aber vor allem auch dann bei uns ist, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat und wir uns auf die neue Welt Gottes freuen dürfen.
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe! (Ps 91,1-2)
Mit zwei Bildern wird uns hier deutlich gemacht, wie das Verhältnis Gottes zu uns Menschen ist, oder besser gesagt: Wie es sein kann, wenn wir nur wollen. Wir können es nämlich gut haben bei Gott, wenn wir uns nur zu ihm halten. Vor allen Dingen soll uns mit diesem Wort der Schutz Gottes deutlich gemacht werden.
Einmal ist die Rede vom „Schirm des Höchsten“. In einem heißen Land wie Palästina ist man gewiß dankbar für jedes kleine bißchen Schatten. Dort kann man sich aus ruhen und kann neue Kräfte sammeln für den weiteren Weg.
So sind wir auch jetzt, wo ein lieber Mensch von uns gegangen ist, an einem solchen Ruhepunkt angelangt. Wir überlegen unsren weiteren Weg. Entscheidend wird aber sein, ob wir an diesem Punkt unsres Lebens in Berührung kommen mit Gott; ob wir wirklich unter dem Schirm des Höchsten sitzen und unter dem Schatten des Allmächtigen bleiben.
Auf das Bleiben wird es hier ankommen. Jeder hat doch einmal Berührung mit Gott gehabt. Vielleicht ist das besonders deutlich geworden bei Taufe - Konfirmation und Trauung. Aber auch heute soll es wieder besonders deutlich werden. Auch im Angesicht des Todes gilt es, unter dem Schutz des Allmächtigen zu bleiben. Sicherlich ist es schwer, auch im Leiden an Gott fest zuhalten. Aber viele Menschen stehen tagtäglich im Leiden und sind doch nicht an Gott irre geworden. Das geht halt nur, wenn man bei dem Allmächtigen bleibt und darauf vertraut, daß er es schon richtig machen wird und daß unser Weg auf jeden Fall weitergehen wird. Wer innerlich immer bei Gott bleibt, der kann auch ruhigen Herzens auf seinen weiteren Weg sehen, der sieht dann auch einen Ausweg.
Damit hat nun das zweite Bildwort zu tun, das wir in diesen Bibelversen finden: Meine Burg!
Der Beter des Psalms vergleicht Gott mit einer Burg, in die man sich zurückziehen kann, wenn Gefahr im Verzug
ist.
Früher haben sich die Menschen gern im Schutz einer Burg angesiedelt oder sie haben sich eine solche Zufluchtsstätte gebaut. Sie wußten eben: Am Fuß einer solchen Burg konnte man ruhiger leben, weil
man sich notfalls in Sicherheit bringen konnte.
Manchmal war einfach die Kirche zu einer solchen Burg ausgebaut. Die Menschen wußten eben, was sie an ihrer Kirche hatten. Vielleicht haben sie auch gehofft oder gewußt, hier unter dem besonderen Schütz Gottes zu stehen.
Das stimmt ja auch: Wo Gottes Wort gepredigt wird, da ist er mit dabei. Deshalb ist er auch hier in der Stunde des Abschiednehmens. Er will uns trösten und beistehen. Und zu ihm dürfen wir uns flüchten wie hinter die starken Mauern einer Burg.
Der Tod ist schön ein starker Feind der uns in seine Gewalt zu bringen versucht. Gewiß haben wir Hilfen: Die Ärzte tun ihr Bestes, kranke Menschenwerden oft aufopfernd gepflegt, mancher hat einen unbändigen Willen zum Leben.
Aber einmal ist es dann aus. Dann spüren wir, wie macht -los wir im Grunde sind und wie wenig wir ausrichten können. Dann ist es gut, wenn wir schon in der Nähe der rettenden Ufers sind, wenn wir nicht erst lange suchen müssen, sondern bald in Sicherheit sind.
Gott schließt das Tor hinter uns zu. Der böse Feind muß draußen bleiben. Wir aber dürfen in die Welt Gottes eintreten und uns bei ihm geborgen und sicher fühlen. Von da an wird uns nichts mehr beschweren können, was unser irdisches Leben so belastet.
Allerdings müssen wir dafür auch unser irdisches Leben hergeben. Es hat uns ja doch nur Gefahr und Anfeindung, Not und Elend gebracht. Aber unsre Zuversicht ist, daß das alles einmal aufhören wird und Gott uns ein neues Leben geben wird.
Ohne Zuversicht und Hoffnung kann man nicht leben, da stirbt man ab wie ein Pf1anze ohne Wasser. Gott will, daß wir jetzt schon Zuversicht haben und uns nicht gleich aus der Bahn werfen lassen, wenn einmal Schweres kommt. Wer die Hoffnung auf die Zukunft nicht verliert, der wird auch sein Leben meistern.
So müssen wir auch mit dem fertig werden, was jetzt im Augenblick vor uns steht. Gott hat diese(n) Entschlafene(n) schon in Sicherheit gebracht vor den Gefahren des Lebens. Er sitzt unter dem Schirm des Höchsten und bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen.
Uns aber bleibt die Hoffnung, daß wir den gleichen Weg gehen werden. Vielleicht wird es uns schwer fallen. Vielleicht wird es auch leicht sein. Entscheidend aber ist, ob am Ende auch Gott steht. Er wartet auf uns und will uns in die Arme nehmen. Wir sind eingeladen, zu ihm zu kommen. Und er hat wenigstens die Macht, unsre Zukunft auch über den Tod hinaus zu sichern.
Gott hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest! (Ps 91,11-12)
Auf einem Bild kann man zwei Kinder auf einem schmalen Steg über einen Bach balancieren sehn. Aber hinter ihnen geht ein Schutzengel, der die Hände schützend über sie hält, damit sie nicht ins Wasser fallen.
Wenn ein Mensch älter wird, braucht er in ähnlicher Weise wieder so einen Schutzengel, der ihn behütet auf allen seinen Wegen. Wenn die Kräfte nachlassen, wenn man unsicher wird, da ist man dankbar für jede Hilfe und für Jedes Geleit.
Der „,Schutzengel“ ist natürlich ein Bild. Es ist ja nicht so, daß eine Art Geistwesen unsichtbar hinter dem Menschen hergeht. Vielmehr ist damit Gott selber gemeint, der uns behütet auf allen unsren Wegen. Und er tut das natürlich nicht nur am Anfang unseres Lebens, wenn wir noch Kinder sind, sondern immer.
Gott will der Erste und der Letzte sein in unserem Leben. Aber er ist auch bei uns während unserer ganzen Lebenszeit. Er ist nicht nur ein Gott für die Wechselfälle des Lebens, sondern er ist auch unser Herr, wenn es uns gut geht. Es gibt keinen Augenblick in unserem Leben, in dem wir allein wären.
Das gilt selbst noch für den Tod. Gottes Wege mit uns sind nicht zu Ende, wenn wir sterben müssen. Dann will er uns erst recht auf Händen tragen, wie es das zweite Bild in diesem Psalm ausdrückt.
Zuerst tragen Mutter und Vater das Kind auf den Armen, um es zu beschützen und ihm Geborgenheit zu vermitteln. Nachher steht der Mensch auf eigenen Beinen und denkt vielleicht, er habe Gottes Beistand nicht mehr so nötig. Es ist na auch tastsächlich so, daß man sich in vielen Dingen selber helfen kann und andere nur wenig braucht.
Wenn man es allein schafft, soll man nicht andere in Anspruch nehmen. Auch Gott ist nicht der Lückenbüßer in unserem Leben, sondern er gibt uns die Kraft, zunächst einmal selber mit allem fertig zu werden.
Gott räumt uns nicht alle Gefahren aus dem Weg, sondern man kann durchaus auch einma1 an einen Stein stoßen, wie es in dem dritten Bild dieses Psalmverses heißt. Jeder Mensch erlebt Dinge in seinem Leben, die schwierig und gefährlich sind (.....).
Der Glaube an Gott ist keine Lebensversicherung, so daß wir denken könnten, es würde gar nichts passieren. Es gibt schon gefährliche Stellen, an unserem Lebensweg, tiefe Abgründe und hohe Berge. Aber Gott hilft uns, mit diesen Gefahren fertig zu werden. Er räumt uns die Steine nicht weg, sondern er hilft, daß wir drumherum kommen.
Das gilt auch für den Tod. Er wird uns nicht erspart. Selbst der Sohn Gottes mußte ja sterbe. Aber so wie Jesus auferstanden ist, so hilft Gott uns auch durch den Tod hindurch. Auch auf diesem letzten Weg unsres Lebens behütet er uns und trägt uns auf Händen. Dann sind wir wieder ganz sein Kind, das er in die Arme nimmt und über die gefährlichen Stellen hinwegträgt.
Wir dürfen darauf vertrauen, daß Gott uns nach dem Tod seine neue Welt eröffnen wird, in der es keine Gefahren und kein Leid mehr für uns geben wird. Sicher können wir heute noch nicht über den Tod hinausschauen, die Welt Gottes ist uns noch verschlossen.
Das ist wie bei einem Spiegel: Wenn wir hineinschauen, wird uns immer wieder nur das eigene Bild zurückgeworfen. Wir können nie gleichzeitig sehen, was hinter dem Spiegel ist. Wenn wir von unserem Standpunkt aus den Tod betrachten, dann ist und bleibt der Tod, wir können nicht dahinter schauen. Gott aber sieht alles von der andern Seite und sagt: Auferstehung!
Die Auferstehung der Toten ist die andere Seite des Sterbens. Da wird noch einmal deutlich, wie Gott das Beste für uns will. Richtig erfassen werden wir es erst, wenn wir Gott schauen von Angesicht zu Angesicht. Heute stehen nur Abschied und Verlust vor unsren Augen.
Aber wir dürfen uns doch auch freuen auf die neue Welt Gottes. Dort erst dürfen wir uns geborgen und sicher fühlen, dort erst wird unser Dasein zur Vollendung gekommen sein. Deshalb sollten wir diese (n) Verstorbene(n) getrost hergeben in der Gewißheit: Sie (Er) hat es nun besser, hat das Leid dieser Welt überwunden und ein reicheres Leben gewonnen. Das wird ihr (ihm) nicht wieder genommen werden.
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! (Ps 103,2)
Es wird uns schwerfallen, am heutigen Tag Gott zu loben. Ein lieber Mensch ist uns genommen worden, den wir noch gebraucht hätten. Ein Ehepaar ist auseinandergerissen worden, der Vater und Großvater wurde genommen. Man hat zwar einmal damit rechnen müssen. Aber ein Todesfall ist doch eher ein Anlaß zum Trauern als zum Lob Gottes.
Grund zum Loben haben wir, wenn wir in die Vergangenheit blicken, wenn wir nach diesem Psalmwort handeln: Vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Dieses Gute hat schon am Beginn unsres Lebens gestanden. Daß wir überhaupt leben durften, verdanken wir Gott. Er hat uns ins Leben gerufen, er kann uns auch wieder abberufen.
In der Taufe hat sich Gott für uns erklärt und uns in seine Gemeinde gestellt. Dort sind wir konfirmiert und getraut worden. Dort hat das Ehepaar die Goldene Hochzeit feiern können. Daß sie so lange zusammen sein konnten, ist doch auch etwas Gutes, das nicht vergessen werden sollte.
Aber zum Guten gehört auch, daß man immer eine Arbeit gehabt hat und die Arbeit vielleicht sogar Spaß gemacht hat. Die vielen Begegnungen mit Kollegen und Nachbarn, Freunde und Verwandten bereichern unser Leben doch sehr.
Wir freuen uns darüber, wenn wir im Kreise der Familie ein ruhiges und gesichertes Leben führen können. Wohl bleiben Aufregungen und Enttäuschungen nicht aus. Aber wenn man es gemeinsam durchstehen kann, da ist es nicht so schlimm und stärkt im Gegenteil noch. Wenn man Wohnung und Kleidung, Essen und Trinken hat, dann kann man doch zufrieden sein.
Für all diese Dinge dürfen wir Gott dankbar sein, auch wenn wir selber viel dazu haben tun müssen, daß das alles da ist. Aber all das macht noch nicht unser ganzes Leben aus. Das merken wir auch, wenn ein Mensch gestorben ist. Dann tritt all das in den Hintergrund, was wir uns geschaffen haben.
Am Ende unsres Lebens gilt nur noch das, was wir uns an Beziehungen zu Gott aufgebaut haben. Wenn wir zu ihm Verbindung gehalten haben, wenn wir ihm für das Gute gedankt haben, was wir in unserem Leben erfahren haben, dann brauchen wir auch am Ende unsres Lebens keine Angst zu haben.
Gottes Güte hört nicht einfach auf. Zunächst könnte es so aussehen: So wie die Beziehung zu unseren Lieben aufhört, so könnte ja auch die Beziehung zu Gott abreißen. Aber das ist zum Glück nicht so. Im Gegenteil: Durch den Tod hindurch will Gott noch einmal ganz neu mit uns in Verbindung treten.
Deutlich gemacht hat uns das Jesus Christus. Er hat zwar auch seine Jünger zurück lassen müssen. Aber er hat ihnen den Heiligen Geist geschickt, durch den er wieder auf neue Art und Weise mit ihnen Verbindung aufgenommen hat. Er ist ja derjenige, den Gott als Ersten von den Toten auferweckt hat. Das gibt auch uns die Zuversicht, daß wir einmal am ewigen Leben bei Gott teilhaben werden.
Unsre Erfahrungen in der Vergangenheit dürfen wir ruhig auch auf die Zukunft übertragen: So wie Gott uns bisher manches Gutes getan hat, so dürfen wir auch in Zukunft nach unserem Tod noch viel Gutes von ihm erwarten. Es wird anders sein als jetzt, aber genauso wichtig. Dafür dürfen wir Gott heute schon loben. Wir haben noch nichts Gewisses in Händen. Wir haben höchstens die Verheißungen der Bibel und die Berichte von den Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus. Aber ist das nichts? Unser Glaube hat doch einen gewissen Anhaltspunkt in dem, was Gott getan hat. Daraus kann er schon schließen auf das, was Gott noch tun wird.
Wir können Gott heute schon loben, weil das ganz gewiß ist, was er uns versprochen hat. Wir können davon ausgehen, daß seine Verheißungen wahr werden und sich nichts mehr daran ändern wird. In dieser Gewißheit können wir auch getrost von unsren Toten Abschied nehmen. Sie sind bei Gott gut aufgehoben.
Gott hat uns alle immer wieder gut geführt und geleitet, die Toten und die Lebenden. Er will auch uns, die wir jetzt noch weiter leben, viel Gutes tun. Dazu gehört auch, daß er uns trösten will über den schweren Verlust, den wir jetzt erlitten haben.
Nur Gott kann uns trösten, weil er die Macht hat Gutes zu tun. Er kann sogar den Tod überwinden und in ein neues Leben hineinführen .Darauf dürfen wir fest vertrauen, heute und alle Zeit.
Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, die ihn fürchten. (Ps 103,17a)
Es gibt nur wenig Dinge, die währen, d.h. die auf Dauer Bestand haben: In unserer schnellebigen Zeit wird uns das besonders deutlich. Was hat sich doch alles in diesem Menschenalter getan, auf das wir zurückschauen?!
Man denkt, daß die guten Zustände ewig dauern. Glückliche Zeiten möchte man gern festhalten. Gerade ältere Menschen werden das besonders empfinden. Sie hängen immer noch am Vergangenen und finden sich dann in der heutigen Zeit nicht mehr zurecht. Kein Wunder, wenn es sie dann besonders zur Kirche zieht, wo vieles beim Alten geblieben ist. Doch wollen wir nicht vergessen, daß bei den meisten auch echter Glaube dahintersteht. Viele haben eben begriffen und in ihrem Leben erfahren, daß die Kirche ihnen etwas ganz Besonderes zu vermitteln hat, nämlich die Gnade Gottes.
Was ist Gnade? Machen wir es uns deutlich an einer Gerichtsverhandlung. Wir werden ja alle einmal vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Jeder wird für seine Taten zur Rechenschaft gezogen. Und das Urteil ist eigentlich klar: Gott müßte uns mit dem Tode bestrafen, denn keiner hat so gelebt, daß er Gott gehorsam gewesen wäre oder auch nur seine Gebote gehalten hätte.
Zeugenaussagen sind gar nicht nötig, weil Gott selber alles weiß. Leugnen ist zwecklos. Es wird uns nur ein Geständnis übrigbleiben. Wenn sich das Gericht zur Beratung zurückzieht, erwarten alle einen eindeutigen Urteilsspruch, nämlich den Tod. Der Urteilsspruch wird auch eindeutig. Aber er lautet auf Freispruch. In der Urteilsbegründung wird gesagt: Ein anderer hat alle Schuld auf sich genommen, Jesus Christus, der nur an unserer Stelle die Schuld zu tragen hat. Das aber ist Gnade: Statt des Todesurteils ein Freispruch, und zwar ohne, daß wir es verdient hätten.
Diese Gnade aber können wir schon unser ganzes Leben spüren. Schon ein kleines Kind steht unter dem Schutz Gottes. Gerade weil es noch so schwach und hilflos ist, braucht es die Hilfe eines Größeren umso mehr. Aber auch nach der Kindheit noch will Gott unsren ganzen Lebensweg begleiten.
Es heißt im Psalm: „Die Gnade des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Sie war schon da, als wir noch nicht lebten, und sie wird auch unser Leben überdauern. Ja, gerade am Ende unsres Lebens wird sie besonders deutlich werden. Gott will keinen von uns im Tod lassen, sondern er verheißt uns allen die Auferstehung und das ewige Leben. Jesus ist uns darin als erster vorangegangen. Wenn Bergleute in einem Bergwerk verschüttet worden sind, dann braucht nur einem der Durchbruch nach draußen zu gelingen und alle anderen können nachfolgen. So wird auch Jesus alle nach sich ziehen.
Manchmal kommt es uns allerdings so vor, als sei von der Gnade Gottes in unserem Leben wenig zu spüren. Wenn einer krank ist, dann fragt er sich doch: „Warum mußte gerade mir das passieren?“ Oder die Leute sagen: „Das hat er nun davon! Jeden Sonntag ist er in die Kirche gerannt und es hat ihm auch nichts genützt!“ So wird man es halt sehen, wenn man nicht viel von Gott hält.
Aber umgedreht kann man fragen: „Wie will einer all das Schwere aushalten, wenn man nichts von Gott weiß?“Woran soll man sich noch halten, wenn einen alle Kräfte verlassen und wenn man nicht mehr ein noch aus weiß? Dann ist man doch voll auf die Gnade Gottes angewiesen, so wie ein leeres Gefäß, das erst gefüllt werden muß, wenn es seinen Sinn erfüllen soll.
Mancher allerdings ist wie ein Gefäß, bei dem man den Deckel nicht abkriegt, so daß auch nichts hineinkommen kann, oder wie ein Gefäß mit lauter Löchern, in dem nichts drin bleibt. Bei einem solchen Menschen ist dann die Gnade Gottes vergeblich gewesen.
Wer aber merkt, daß er angesichts des Todes nur schwach ist, der nimmt aus der reichen Fülle der Gnade Gottes alles dankbar an. Er wird sie auch über den Tod hinaus spüren, denn Gottes Treue bleibt auch in Ewigkeit bestehen. Von seiner Seite aus ändert sich nichts.
Es kommt nur darauf an, daß wir uns helfen lassen und ihn fürchten. Aber das heißt nicht, daß wir Angst vor ihm haben müßten. Vielmehr ist gemeint, daß wir ihm mit Ehrfurcht entgegentreten, auf ihn hören und uns zu ihm halten. Von seiner Seite aus ändert sich nichts. Es kommt nur darauf an, daß wir uns helfen lassen wollen. Dann werden wir auch in Ewigkeit nicht verlorengehen und können getrost dem Tod entgegen gehen. Denn: „Die Gnade aber des Herrn wärt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, die ihn fürchten!“
Den Frommen geht ein Licht auf in de Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen, Gerechten (Ps 112,4) Weihnachten
Es gibt viel Finsternis in der Welt. Wir hören von Naturkatastrophen und Kriegen, wir hören von Hunger und Unterdrückungen, von Krankheit und Gefahren! Manches mag uns im Augenblick als fern erscheinen. Aber sehr schnell kann es ja auch uns einmal treffen. Manche meinen deshalb, die Welt sei nur von Finsternis erfüllt, in ihr herrsche nur das Böse und es werde alles immer schlimmer. Alles wird unter dem Gesichtswinkel des Abstiegs gesehen und als eine Verfallserscheinung betrachtet.
So erscheint dann auch das einzelne menschliche Leben als ein einziges Nachlassen und eine Verschlechterung. Man wird alt und schwach, vielleicht stellen sich Krankheiten ein, vielleicht wird man auch einsam und fühlt sich überflüssig. Und das Ende ist dann der Tod. Das ist die letzte schwere Finsternis, die uns bevorsteht. Wir verstehen, wenn einer Angst davor hat und nicht in diese Finsternis hinein will.
So geht es etwa Kindern, wenn sie Eisenbahn fahren und es geht in einen Tunnel hinein. Da haben sie oft auch Angst vor dem Dunkeln, weil es etwas Unbekanntes und Drohendes ist. Selbst uns Erwachsener geht es ja teilweise noch so. Aber wir wissen, doch dann: Auf der anderen Seite wird es wieder hell, alles hat einmal ein Ende und es sieht auch wieder freundlicher aus. Man muß eben nur wissen: Wir kommen doch hindurch, es wird wieder alles normal und so wie vorher!
Die Jahreszeit, die wir gerade haben, ist auch dazu geeignet, uns das deutlich zu machen. Die Dunkelheit der Nächte dauert länger, das helle Tageslicht scheint kürzer. Aber in wenigen Wochen geht es schon wieder andersherum, weil die Kraft des Winters schon gebrochen ist (Advent und Weihnachten in dieser Zeit!). Allerdings heißt es hier betont: „Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis!“ Nicht jeder kann dieses Licht sehen und seine erhellende und wärmende Kraft verspüren. Nur wer sich zu Gott hält, hat auch eine Hoffnung über den Tod hinaus.
Wer aber diesen Trost nicht hat, der steckt doch eigentlich sehr tief in der Finsternis. Der muß doch Angst haben, daß er für immer in dieser Finsternis bleibt und nie mehr ein Licht sehen wird. Man kann sich wohl kaum vorstellen, wie man in einem solchen Fall ein ruhiges und sinnerfülltes Leben führen kann, wo man doch an sich nur auf ein Ende im Dunkeln warten kann.
Wer nichts von Gott hält, der muß doch eigentlich im Tod etwas Sinnloses und Grauenvolles finden‚ das all den Halbheiten und Schwachheiten dieser Welt noch die Krone aufsetzt. Wer aber sein Leben an Gott ausrichtet, der weiß: Im Augenblick ist es zwar noch dunkel. Aber Gott wird das alles einmal erhellen und uns den Sinn kundtun. Wir müssen zwar durch Finsternis hindurch, aber am anderen Ende wird uns wieder ein neues Licht aufgehen. Nur wenn man wirklich fromm ist, d.h. wenn man etwas von Gott hält und von ihm erwartet, wird man auch verstehen‚ daß er ein Gnädiger, Barmherziger und Gerechter ist.
Viele sagen zwar: „Der Tod ist das einzig Gerechte in der Welt‚ denn er trifft alle!“ Aber viele denken doch auch: Warum hatte gerade ich es so schwer im Leben und einem anderen ist alles in den Schoß gefallen. Warum hat der eine einen so leichten Tod und der andere hat sich so mühen müssen? Mancher ist dann auch geneigt, sich und die Welt dafür verantwortlich zu machen und von Gott gar nichts mehr zu halten.
Nur wer auf Gott vertraut, findet eigentlich einen Ausweg aus diesen Fragen, der erkennt auch, daß Gott doch gnädig und barmherzig ist. Wenn Gott tatsächlich gerecht sein wollte - so wie wir Menschen meist „Gerechtigkeit“ verstehen - dann müßte er uns alle verdammen und dann müßten wir alle im Tod bleiben. Aber seine Gerechtigkeit besteht darin, daß er uns trotz unseres bösen Lebens gerecht spricht und uns doch wieder seine Gnade und Barmherzigkeit zuwendet.
Wenn wir auf diesen gnädigen Gott vertrauen‚ dann brauchen wir auch keine Angst vor dem Tode zu haben, dann sehen wir hinter der Finsternis schon das Licht aufleuchten und können sie getrosten Mutes durchschreiten. Dann wissen wir auch diese (n) Verstorbene (n) in Gottes Hand, der uns sagen läßt: „Den Frommen geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten!“
Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen (Ps 116,9)
Das „Land der Lebendigen“, das ist doch unsere Welt - so würden wir sicher zunächst denken. Hier, wo Menschen arbeiten und lernen, wo sie ihren Geschäften nachgehen und sich ausruhen, wo gegessen und getrunken wird, da ist das Leben. Leben bedeutet Leid und Schmerzen, es bringt Mißerfolge und Versagen mit sich, es besteht vielfach in Kampf und Streit. Aber gerade wenn es so aufregend zugeht, sehen wir darin doch ein Zeichen des pulsierenden Lebens.
Das Leben hat allerdings auch gute Seiten, das werden wir gerade heute nicht vergessen. Jeder Mensch hat auch glückliche Stunden gehabt, hat Erfüllung und Zufriedenheit gefunden. Deshalb hängt er ja so daran und möchte es nicht aufgeben.
Aber wir wissen, daß dieses Leben nicht ewig ist, sondern ein Ziel hat und wir davon müssen. Einmal kommt die Stunde, in der wir Abschied nehmen müssen von dieser Welt und von unseren Lieben. Oftmals erkennt man dann erst richtig, was man am Leben gehabt hat. Wenn man es hergeben soll, spürt man erst, was man verliert. Dann merkt man erst, wie sehr man doch an diesem „Land der Lebendigen“ gehängt. hat.
Aber manchem wird auch seine Schuld vor Augen stehen. Er wird sehen, was er im Leben versäumt hat und wo er Fehler gemacht hat. Sicherlich ist das auch mit ein Grund, weshalb man Angst vor dem Sterben hat.
Dann ist es gut, wenn man von jenem anderen „Land der Lebendigen“ weiß, das Gott für uns bereit hält. Unsere irdische Welt ist nur begrenzt, unser Aufenthalt in ihr dauert nur eine gewisse Zeit. Aber auch dann geht es mit uns noch weiter. Man kann nicht sagen, daß dann erst das wahre Leben käme. Wir können nicht aus dieser unserer jetzigen Welt innerlich fliehen und uns nur auf die Welt Gottes vertrösten, dabei aber die Aufgaben und Probleme dieser Welt vergessen. Es handelt sich vielmehr um zwei Seiten der gleichen Sache. Jeder Teil unsres Lebens - das irdische wie das himmlische - hat seinen Sinn; er steht gleichwertig neben dem anderen und das eine ist nur die Fortsetzung des anderen auf eine neue Weise.
Beide Hälften verhalten sich zueinander wie ein Gegenstand zu seinem Schatten. Unser jetziges Leben ist nur wie ein Schattendes ewigen Lebens. Wir sind manchmal der Meinung, die Schattenbilder unseres irdischen Lebens seien das wahre Leben. Aber sie geben uns nur einen ungefähren Eindruck vom Leben. Manchmal kann man allerdings schon an einem Schatten erkennen, um welche Person oder welchen Gegenstand es sich handelt. Und so ist unser irdisches Leben schon ein Hinweis auf das himmlische Leben.
Aber es geht nicht um eine Kopie oder eine Fortsetzung unseres jetzigen Lebens ins Unendliche hinein. Gott will, daß wir ein besseres Leben haben. Dann wird es keinen Kampf und keine Krankheit und keine Schuld mehr geben. Alles, was schlecht war an unserem Leben, wird dann nicht mehr sein und wir werden in ungetrübter Freude bei Gott sein können.
Das ist auch der Trost für den Mann, der der 116. Psalm gebetet hat. Er sagt: „Stricke des Todes hatten mich umfangen und Ängste der Hölle hatten mich getroffen. Ich kam in Jammer und Not!“ Doch da wendet er sich an Gott, damit der ihn rette. Und Gott hat seine Seele wieder aus dem Tode gerissen und sein Auge von den Tränen.
Nun wird er „wandeln vor dem Herrn, d.h. er wird auch so ähnlich leben können wie vorher. Aber es wird noch mehr als auf der Erde unter den Augen Gottes sein. Weil Gott so nahe ist, werden wir ganz mit ihm eins sein. Unser Schuldkonto wird nicht mehr weiter ansteigen und unsre alte Schuld wird abgetragen sein.
Das hat der (die) Verstorbene uns voraus. Er (Sie) hat nun schon das Ziel seines (ihres) Lebens erreicht. Deshalb sollten wir uns gern von ihm (ihr) trennen. Wir werden ihn (sie) in guter Erinnerung behalten. Aber wir dürfen auch wissen, daß er (sie) es nun besser hat bei Gott.
Unser Leben geht zunächst noch weiter. Wir wollen es führen in der Verantwortung vor Gott, damit wir auch einmal bei ihm sein können. Das „Land der Lebendigen“ ist auch für uns da. Dort wird es keinen Tod mehr geben, sondern nur noch das ewige Leben. Wenn wir nicht wieder sterben .müssen, dann haben wir erst das richtige Leben. Das ist unsere Hoffnung und unsere Zuversicht, heute und alle Zeit.
Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun? (Ps 118,6) In unserem Leben ist nicht alles vollkommen. Wir dürfen zwar für Vieles dankbar sein, und es ist ja auch Manches, was uns gelingt. Aber wir erleben doch auch Not und Verzweiflung, Kampf und Enttäuschung. Deshalb spüren wir auch Furcht über unserem Leben und merken, wie grenzt es doch ist. Jeder Mensch hat solche Furcht in seinem Leben verspürt. Und wenn ein Mensch gestorben ist, dann denken wir auch an all das Schwere, das er hat mitmachen müssen. Wenn man so ein Leben überdenkt, dann stößt man immer wieder darauf (Lebenslauf).
Alle Not unseres Lebens ist ein Vorzeichen für das Schwerste, das uns erwartet: der Tod. Vielleicht empfinden wir letztlich nur deshalb Furcht, weil wir immer in der Bewußtsein leben, daß wir sterben müssen. Dieses Wissen liegt wie ein Schatten über unsrem Leben und macht es deshalb so unruhig.
Wovor müßten wir uns fürchten? Oftmals sind es Menschen, die uns das Leben schwer machen. Sie wollen über uns bestimmen oder haben etwas an uns zu kritisieren. Sie haben Macht über uns oder sie körnen uns in Verlegenheit bringen. Dennoch müssen wir mit ihnen zusammenleben und sind oftmals auch auf sie angewiesen.
Weiterhin fürchten wir uns vor Krankheiten. Wie schnell kann doch eine Krankheit aus einem Menschen herausbrechen, der erst noch kerngesund war. Wir alle wissen nicht, was in uns steckt. Eines Tages könnten wir auch dran sein. Und das erfüllt jeden Tag unseres Lebens
mit Furcht.
Viele fürchten sich auch vor dem, was man so „Schicksal“ nennt. Sie meinen, unser Leben liefe rein zufällig ab. Blindlings würden Glück und Unglück verteilt. Und selbst wenn man sich eigentlich glücklich fühlt, kann man das dann doch nicht so recht genießen, weil man immer denkt, im nächsten Augenblick kann es wieder anders sein.
Doch diese Sicht ist falsch. Über unsrem Leben wütet nicht ein blindes Schicksal, sondern es wird von Gott gelenkt. Er hat uns erschaffen, er begleitet uns durchs Leben und er ruft uns endlich auch wieder heim in sein Reich. Nichts ist zufällig in unserem Leben. Gott bestimmt alles oder läßt es doch zumindest zu, ohne ihn geht nichts.
Das Gute nehmen wir dabei gerne an. Oftmals ist es uns sogar so selbstverständlich, daß wir sogar das Danken dafür vergessen. Warum fügen wir uns da nicht auch mit der gleicher Selbstverständlichkeit dem Schweren? Gott wird schon wissen, was er tut, und wir sollten ihn nicht kritisieren wollen.
Eins aber können wir wissen, nämlich das, was der Beter dieses Psalms bekennt: „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht!“ Wenn wir alleine wären, müßten wir uns in der Tat fürchten. Dann wären wir verloren, ehe wir noch begonnen haben zu kämpfen. So aber ist Gott an unserer Seite und hilft uns. Jetzt brauchen wir nicht mehr vom „Schicksal“ zu reden, sondern wir nehmen alles, Glück und Unglück, aus der gnädigen Hand Gottes. Erst recht nicht brauchen wir uns vor Menschen zu fürchten, denn Gott ist Herr über sie alle.
Auch vor Krankheit und Tod brauchen wir uns nicht zu fürchten. Es ist zwar schwer, wenn wir einen Menschen leiden sehen und können ihm nicht helfen. Und es ist sicher noch Schwerer, wenn wir ihn hergeben müssen an der Tod, wenn wir nicht mehr seine vertraute Nähe, seine beratenden Worte und seine helfende Tat vernehmen können.
Aber wir dürfen auch dann sagen: „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht!“ Gott begleitet uns auch durch Krankheit und Tod hindurch in ein neues Leben, wo es Furcht und Verzagtheit nicht mehr geben wird.
Kinder fürchten sich oftmals vor dem Dunkel. Wenn es etwa mit der Eiserbahn durch einen Tunnel geht, halten sie sich ängstlich an der Mutter fest. Aber die Freude ist groß, wenn sie endlich an der anderen Seite wieder das Tageslicht erblicken.
So müssen wir euch erst durch die Dunkelheit des Todes hindurch. Aber wir brauchen uns nicht zu fürchten. Der Herr ist bei uns. Am anderen Ende wird es wieder hell. Dann ist alle Furcht wie von selber verflogen. Aber nur wer erst die Dunkelheit durchgemacht hat, weiß nachher das Licht zu schätzen.
So mußte auch Jesus alle Not und alles Leid dieser Welt erst einmal durchmachen, ehe es für ihr Ostern werden konnte. Und so müssen wir auch durch manches Schwere und Traurige hindurch, ehe wir ganz die Güte Gottes begreifen lernen und zu der Gewißheit gelangen: „Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht!“
Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. (Ps 118,17)
Wir sind fast alle stolz auf das Werk, das wir in diesem Leben vollbracht haben. Und mancher hat auch allen Grund dazu. In den Augen der Menschen zumindest hat er es zu etwas gebracht. Wenn einer aus kleinen Anfängen heraus etwas geschaffen hat, dann hat er Ansehen bei den Leuten gewonnen und wird vielleicht auch voller Befriedigung auf sein Werk sehen.
Dennoch wissen wir alle, daß all das Erreichte vor dem Tod und vor Gott nicht bestehen kann. Wir können dadurch unser Leben nicht sichern. Wir müssen auch hergeben können. Und vielleicht ist nur das ein Trost für uns, daß andere unser Werk fortführen.
Doch letztlich kommt es nicht auf unser Werk an, sondern auf das Werk, das Gott an uns tut. Gott hat uns in der Taufe zu seinem Kind angenommen. Er hat uns ein ganzes langes Leben über begleitet und beschützt. Immer wieder haben wir trotz allem Schwerem die Güte Gottes verspüren dürfen. Er will uns dann auch in unserer letzten Stunde nahe sein.
Ja, hier zeigt sich erst so richtig Gottes Werk. Wir müssen doch alle versagen vor der Gewalt des Todes. Da zeigt sich erst, wie wenig all das ist, was wir in unserem Leben geleistet haben. Von einer Stunde zur anderen kann sich die Sachlage völlig ändern und ganz andere Dinge werden auf einmal wichtig. Dann vergeht unser irdisches Werk und Gottes Werk tritt in den Vordergrund. Wenn es auch vielleicht zu unseren Lebzeiten etwas verborgen war, so kommt es doch jetzt ans helle Licht der Öffentlichkeit und wird allen deutlich.
Gottes Werk angesichts des Todes heißt: „Ich werde nicht sterben, sondern leben!“Natürlich müssen wir sterben. Unser äußerlicher Mensch vergeht, er wird wieder zur Erde, wie es bei jeder Trauerfeier heißt. Und doch können wir sagen: „Ich werde leben, sogar in alle Ewigkeit leben!“
Wir werden nicht aus Gottes Gedächtnis gestrichen, so wie man einen Menschen aus dem Gedächtnis zu streichen versucht, mit dem man sich überworfen hat. Gott kennt uns auch nach dem Tode, ja dann dürfen wir erst ganz bei ihm sein. Bei Gott dürfen wir weiterleben, wenn auch in anderer Form,
Dann brauchen wir auch keine Werke mehr, um sie vorzeigen zu können. Gott können wir sowieso nichts bieten, das uns bei ihm angenehm machen könnte. Bei Gott zählt nichts, was uns bei den Menschen groß macht. Das ist eine Währung, die im Himmel nichts gilt. Bei Gott gilt höchstens das Werk, das wir schon zu unseren Lebzeiten im Namen Gottes unserem Mitmenschen getan haben. Das geht bei Gott nicht vergessen und schlägt dann in der Ewigkeit zu Buche.
Natürlich fällt uns diese Art von Werken meist nicht so auf. Es sind in unserer Augen oft nur unscheinbare Dinge, die aber bei Gott schwer wiegen. Vielleicht ist es nur eine Freundlichkeit, ein helfender Handgriff, ein Wort des Verständnisses und des Trostes. Aber wieviel kann man dadurch doch erreichen und in Ordnung bringen, das sonst unsere Welt schwer belasten würde.
Wir sollten nicht meinen, es ließe sich ja doch nichts ändern in der Welt. Mit kleinen Schritten fängt es an, hat aber oft eine große Auswirkung. Wir sollten nicht sagen: Es hat ja doch keinen Zweck! Über den Erfolg entscheiden nicht Menschen, sondern Gott. Was wir in seinem Namen tun, das wird schon Frucht bringen.
Von diesem Gott und seinem Willen sollten wir in unserem Leben erzählen, denn nachher geht es nicht mehr. Unser ganzes Leben ist eine Chance, die Gott uns läßt. Vielleicht haben wir auch schon einmal eine schwere Krankheit mitgemacht, haben sie gut überstanden und haben die Möglichkeit gehabt, des Herrn Werke zu verkündigen, die er uns getan hat und die er tun wird in der Zukunft.
Gottes Macht zeigt sich aber auch schon hier in diesem Leben. Etwas von dem Glanz der Herrlichkeit Gottes kann auch schon in diesem Leben aufleuchten. Aber zur Vollendung kommt das dann erst in Gottes Reich. Da wird es keinen Schmerz und kein Leid mehr geben; da wird auch der Tod keine Macht mehr haben, sondern wir werden in der Gemeinschaft mit Gott und mit anderen ein neues Leben leben.
Einmal müssen wir alle Abschied nehmen von dieser Welt. Aber dann soll uns die Gewißheit begleiten, daß wir bei Gott gut aufgehoben sind. Er wird sein Werk schon an uns tun, damit es weitergeht mit uns. Aber auf sein Werk wird a l l e s ankommen.
Wie wird ein Mensch („ein junger Mann“) seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte (Ps 119,9)
Wir blicken heute zurück auf den Lebensweg eines Menschen, dessen Leben unter uns zu Ende gegangen ist. Wie bei jedem Menschen hat es Höhen und Tiefen gegeben, Erfreuliches und Trauriges, Gelingen und Versagen. So vielfältig wie unsre Welt ist, so vielfältig ist doch oft auch das Leben des Einzelnen.
Es läßt sich durchaus mit einem Weg vergleichen. Dieser wird zunächst noch von den Eltern und sonstigen Erziehern vorgeschrieben. Aber es kommt einmal die Zeit, wo man sich selber entscheiden muß, wie es weitergehen soll. Gott hat dem Menschen eine weitgehende Freiheit gegeben. Er will ihn nicht bis ins Einzelne gängeln, sondern traut ihm durchaus zu, daß er schon den richtigen Weg einschlägt.
Allerdings besteht dabei natürlich auch die Gefahr, daß man nicht nur den richtigen Weg verfehlt, sondern auch das Ziel nicht erreicht. Gerade gegen Ende des Lebens wird manchem doch schmerzlich bewußt, was alles falsch gelaufen ist bei ihm. Wir sind eben Menschen mit Fehlern und Schwächen. Kein Mensch ist davon ausgenommen.
Dabei wäre es so wichtig, immer alles richtig zu machen. Unser Leben ist kurz, auch wenn es Jahrzehnte dauert. Und in diesem Leben entscheidet es sich, ob wir einmal das ewige Leben bei Gott erlangen werden. Deshalb müßt er wir doch an sich versuchen, möglichst unsträflich unseren Weg durchs Leben zu gehen.
Gott will uns ja auch dabei helfen. Er möchte nicht, daß wir in Ewigkeit verloren sind. Er liebt uns doch und möchte uns alle bei sich haben. Deshalb sagt er uns, was er für richtig hält und was er von uns möchte.
Niedergelegt ist das in seinem Wort, in den Zehn Geboten und in der Bibel überhaupt. Im 119. Psalm bekennt sich ein Mensch zu den Geboten Gottes. Sie sind ihm eine große Hilfe im Leben gewesen. Er dankt Gott dafür und ist glücklich, sie als Wegweiser zu haben. Und so ist er auch zu der Erkenntnis gekommen: „Wie wird ein Mensch seinen Weg unsträflich gehen? Wenn er sich hält an deine Worte!“ Man kann also wissen, was Gott erwartet und wo es im Leben langgehen soll. Die Frage ist nur, ob wir auch tatsächlich auf Gott hören.
Allerdings hat Gott auch versprochen, uns wieder zurecht zubringen, wenn etwas bei uns schief gelaufen ist. Er sagt uns die Vergebung zu, wenn wir uns nur an ihr wenden und alles von ihm erhoffen. Das gibt unserem Leben Hoffnung und richtet uns immer wieder auf. Wir brauchen nicht alle Lasten auf ewig mit uns herumzuschleppen.
Aber Gottes Wort hat auch noch einen anderen Inhalt, an den wir uns besonders halten können, wenn ein Mensch gestorben ist. Gottes Wort verheißt uns die Auferstehung der Toten und auch unsere eigene Auferstehung. Im Alten Testament ist das zwar noch nicht so deutlich, in jenem Psalm ist nicht die Rede davor. Aber wir lesen ja das Alte Testament vom Neuen her und ergänzen eins durch das andere.
An das Wort von der Auferstehung dürfen wir uns halten, wenn ein lieber Mensch von uns genommen wurde. Er hat schon erfahren dürfen, ob dieses Wort wahr ist oder nicht. Spätesters wenn wir gestorben sind, wird der Inhalt unseres Glaubens bestätigt sein. Dann werden wir unumstößlich wissen, daß Gott recht hatte.
Nur mit dieser Gewißheit im Rücken können wir die Schwierigkeiten und Fragen unseres Lebens bestehen. Wenn wir ein solches Ziel vor Augen haben, wird uns vieles leichter sein. Wir haben nicht nur ein Endziel vor Augen, sondern werden auch viele Einzelschritte getroster gehen können.
Ein solcher schwerer Schritt ist der Weg vom Leben in den Tod und dann wieder von dort hinein in das Leben bei Gott. Schwer ist es auch für die Angehörigen, die sich in vielem doch umstellen müssen und derer Leben nun ärmer geworden ist.
Und doch können wir nichts anderes tun, als uns an Gottes Wort zu halten. Es will uns führen und leiten in unserem ganzen Leben. Der 119.Psalm ist ein eindrucksvolles Zeugnis eines Menschen, der Gott für alle Hilfe dankt, die er durch Gottes Wort erfahren hat. Gottes Wort will uns auch besonders helfen, wenn einmal schwere Stunden kommen. Es will uns helfen, dem Tod eines lieben Menschen und auch unserem eigenen Tod mutig entgegenzugehen. Es kann uns ja letztlich nichts geschehen, weil Gott an unserer Seite ist. Wenn wir uns an ihn halten, werden wir schließlich auch Sieger sein über den Tod.
Ich bin ein Gast auf Erden! (Ps 119,19)
Wir haben alle schon einmal Besuch gehabt. Und das ist ja auch etwas Schönes, wenn man sich wieder einmal sehen und miteinander sprechen kann. Aber dann kommt auch wieder einmal die Zeit des Abschiednehmens. So schön die Tage waren, so schnell sind sie auch vorüber. Dann geht der Alltag los mit all seiner Arbeit und man ist wieder allein.
Abschied ist immer etwas Trauriges. Wenn man auf dem Bahnsteig steht oder an der Bushaltestelle, dann kann man oft herzbewegende Abschiedsszenen sehen. Man weiß ja doch nie, ob und wann man sich wiedersehen kann; denn jeder Tag kann der letzte sein.
Wir hoffen aber doch immer, daß wir unsere Gäste wieder sehen werden. Wir sagen beim Abschied: „Komm; bald wieder!“ Oder: „Nächstes Jahr besuchen wir dich einmal!“ Das gibt uns dann doch Trost und hilft uns über den augenblicklichen Schmerz hinweg. Man kann nicht auseinandergehen, ohne eine Hoffnung zu haben.
So ist auch der Tod immer ein trauriger Abschied für uns. Wir wissen ja zunächst nicht, was danach kommt. Vielleicht ist es doch ein Abschied auf Nimmerwiedersehen, denken doch viele. Einer geht halt fort und die anderen gehen wieder an ihre Arbeit.
Wir haben ein paar schöne Jahre gehabt auf der Erde. Aber dann ist unsrem Leben ein Ende gesetzt, oft sehr plötzlich und unerwartet und noch in jungen Jahren. Natürlich denken wir immer: es hat noch Zeit bis zur Abreise. Aber plötzlich heißt es: „Fertigmachen zur Abfahrt!“ Dann muß der Koffer schon gepackt sein, damit wir jederzeit abrufbereit sind.
Doch wir haben bei alldem eine Hoffnung. Zwar kann einer der davongeht, nicht sagen: „Ich komme bald wieder!“ Aber die Zurückbleibenden können sagen: „Wir kommen bald nach!“ Wir gehen alle den gleichen Weg. Was machen da schon die paar Jahre aus, die der eine oder andere früher oder später geht? Wir sehen uns wieder in der anderen Welt.
Wir spielen alle nur eine Gastrolle auf Erden, auch wenn diese in der Regel Jahrzehnte dauert. Wir sind nicht auf Gottes Erde zu Hause, sondern sind hier nur zu Gast. Ein Gast kann sich zwar bei seinem Gastgeber fast wie zu Hause fühlen, aber er wird doch Rücksicht auf ihn nehmen und ganz von selber spüren, wann es Zeit zum Gehen ist.
Sollen wir nun sagen: Wir müssen uns eben hineinfügen, wenn unsre Zeit abgelaufen ist? Wir werden zwar nicht unbedingt rausgeworfen, aber es ist doch besser, man geht gleich, ehe es soweit kommt. Doch das klingt zu niedergeschlagen. Hier fehlt die Hoffnung, von der wir Christen doch wissen. Wenn wir hier nur Gäste sind, dann heißt das doch: Wir haben unsre Heimat woanders. Unsre eigentliche Wohnung ist bei Gott.
In der Regel ist es doch so, daß wir uns in unseren eigenen vier Wänden am wohlsten fühlen. Aber unsre Abwesenheit von Gott dauert in der Regel so lange, daß wir uns auch in dem fremden Haus auf dieser Erde ganz wohl fühlen. Wir sind menschliche Bindungen eingegangen und haben uns etwas geschaffen. Das gibt man nicht so gern wieder auf.
Doch die Erinnerung an unsre Herkunft sollte uns nie verlorengehen. Unser irdisches Leben ist nur ein kleiner Ausschnitt aus unsrer Gesamt-Existenz. Schon vor unsrer Geburt waren wir bei Gott, ohne daß wir jetzt noch davon wissen. Warum sollte das mit unserem Tod alles aus sein? Gott hat noch ein anderes Leben für uns bereit. Und die Bibel sagt uns, daß das unser eigentliches Leben ist oder doch zumindest gleichwertig ist.
Im Alten Testament konnte man allerdings noch nicht wissen, was wir heute wissen: Sicherheit darüber haben wir erst durch Jesus Christus! Er ist uns diesen Weg vorangegangen und wieder zu seinem Vater zurückgekehrt. Auch uns steht dieser Weg noch bevor. Diese(r) Entschlafene geht ihn schon.
Jesus aber hat mehr als nur eine Gastrolle gespielt. Er hatte von Gott den Auftrag, uns alle an unsre himmlische Heimat zu erinnern und uns die Zukunft bei Gott gewiß zu machen. Auch wenn es uns jetzt schwerfällt mit diesem Abschied, so dürfen wir doch wissen: Das ist nicht das Letzte in unserem Leben. Wir gehen nur wieder unsrer eigentlichen Wohnung bei Gott entgegen; unsre Gastrolle hat ein Ende und wir dürfen wieder zuhause bei unsrem himmlischen Vater sein.
Wenn ein Kind außerhalb in den Ferien zu Besuch ist; freut es sich sehr darüber. Aber wenn die Zeit zu Ende geht, sehnt es sich in der Regel auch wieder nach Hause. Und so sollten wir uns auch darauf freuen, wieder bei Gott zu sein, weil wir es da doch noch am besten haben. So können wir auch diese(n) Entschlafene(n)(seiner) ihrer himmlischen Ruhe überlassen und uns auf den gleichen Weg vorbereiten. Wir haben mit ihm (ihr) das gleiche Ziel: Das Leben bei Gott!
Wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten (Ps 139,7b.9-10)
Gott ist mit uns auf allen unseren Wegen. Das wird besonders deutlich, wenn das Leben eines Menschen ein Ende hat. Da steht Gott dann urausweichlich vor uns und wir können ihm nicht entfliehen. Dann fragt er uns, wie wir gelebt haben, ob wir uns nach seinen Geboten gerichtet haben und vor ihm alles erwartet haben. Leider müssen wir dann bekennen, daß wir auch oft so gelebt haben, als ob es Gott nicht gäbe. Selbst wenn einer ein tüchtiger Kirchgänger ist, so wird er doch nicht immer Gott vor Augen haben. Zu leicht wollen wir uns zunächst einmal selber helfen und Gott nicht mit unseren Problemen belasten.
Gott aber hat uns immer vor Augen, ob wir das wollen oder nicht. Wir können ihm nicht entfliehen, was wir auch anstellen mögen. Nirgendwo gibt es ein Plätzchen, wo wir vor Gott sicher wären.
Doch der Beter dieses 139. Psalms sagt das nicht aus einer Angst heraus. Er bekennt sich dankbar dazu, daß Gottes Hand ihn überall führt und leitet. Gott ist nicht ein lästiger Oberaufseher, sondern ein Helfer in den vielen Wechselfällen des Lebens.
Gott ist selbst bei den Toten. Das war damals eine ungeheuer neue Aussage. Vorher meinte man, daß mit dem Tod jede Beziehung zu Gott aufhört. Wo die Toten sind, da ist Gott nicht. Zum Glück wissen wir es da heute besser. Jesus hat uns deutlich gemacht, daß mit dem Tode nicht alles aus ist, sondern noch einmal ein neues Leben für uns beginnt in der ungetrübten Gemeinschaft mit Gott.
Gott ist zwar ein Gott der Lebenden, aber auch der Toten. Im Leben und im Tod haben wir die Möglichkeit, mit Gott verbunden zu sein. Und wenn vielleicht der eine oder andere von Gott weggehen will, so bleibt Gott doch immer in der Nähe. Wenn uns plötzlich einmal einfällt, daß wir ihn doch brauchen könnten, dann ist er da und kann uns helfen. Er drängt sich uns nicht auf. Aber wenn wir ihn brauchen, dann ist er jederzeit und an jedem Ort für uns da. Damit soll nicht gesagt sein, daß es bis zum Sterben Zeit hat mit Gott. Aber den Trost dürfen wir doch haben, daß es nie zu spät ist, sich doch noch Gott zuzuwenden, solange wir leben. Erst mit dem Tode geht nichts mehr.
Deshalb kommt alles darauf an, daß wir uns in diesem Leben bewähren. Gott aber will uns dabei helfen. Er verlangt nichts Unmögliches von uns, sondern zeigt uns den Weg, den wir gehen sollen.
Seine Hand führt uns. So wie ein Vater sein Kind an der Hand hält, so geleitet auch Gott uns durchs Leben. Ein Kind kann ja nicht immer schon für alles verantwortlich sein, es braucht noch den Stärkeren, damit es ohne Angst durchs Leben gehen kann.
So aber haben wir alle unseren himmlischen Vater, der uns sagt, ob wir links oder rechts gehen sollen an den Scheidewegen unseres Lebens. Gerade wenn wir uns einen Rat wünschten, dann zieht er uns schon auf die richtige Seite und es kann gar nichts schief gehen. Auch wenn wir sterben müssen, so ist das doch der richtige Weg, um zu Gott zu gelangen.
Gottes Hand hält uns aber auch. Es kann ja sein, daß wir plötzlich Angst bekommen an den Abgründen unseres Lebens. Sehr schnell hat man einmal einen Fehltritt getan und ist abgestürzt. Gott führt uns zwar den richtigen Weg, Aber das muß ja nicht heißen, daß es ein Weg ohne Gefahren ist. Deshalb ist es gut, wenn er uns gerade an den gefährlichen Stellen festhält, so daß nichts passieren kann.
Das Sterben ist so eine ganz gefährliche Stelle. Aber auch gerade dann fallen wir nicht aus Gottes Hand. Er hält uns fest, damit niemand uns aus seiner Hand reißen kann. Er weiß selber auch, wie gefährlich dieser Augenblick ist; deshalb paßt er besonders auf.
Auch für die Angehörigen eines Sterbenden wird es oft gefährlich, weil sie sehr leicht an Gott irre werden können, wenn sie das Ende eines lieben Menschen erleben. Aber auch sie sind umschlossen von den Händen Gottes, der sie wieder zu einer festen Gewißheit im Glauben führen wird.
Es gibt ein Bild, das ein kleines Kind zeigt, das von zwei großen Händen eingeschlossen ist. Das aber ist unsre Situation, gerade auch im Angesicht des Todes. Gottes Hände umschließen uns, im Leben und im Sterben. Sie nehmen uns bei der Hand und halten uns, und führen uns dorthin, wo Gott uns hinhaben will und wohin wir hoffentlich auch gern wollen.
Wenn mein Geist in Ängsten ist, so nimmst du dich meiner an (Ps 142,4)
Wir erfahren in unserem Leben manche Angst. Das fängt bei dem kleinen Kind an und geht bis zu den alten Menschen. Entweder droht eine Gefahr von außen oder wir fürchten das eigene Versagen. Es geht eben nicht immer alles so glatt im Leben, wie man sich das wohl wünscht.
Vor allen. Dingen wird es schwierig, wenn es ans Sterben geht. Davor wird jeder doch irgendwie Angst haben. Wir wissen zwar als Christen von der Auferstehung der Toten. Aber es ist doch ein schwerer Schritt aus dem Leben in den Tod und wieder hinein in ein neues Leben bei Gott.
Wenn ein Mensch so daliegt, der sich eher noch bewegt hat, mit dem wir gerade noch gesprochen haben, dann fällt es schon schwer, an die Auferstehung zu glauben und noch etwas zu erwarten. Zu sehr scheinen die massiven Tatsachen des Geschehenen zu sprechen.
Aber bei Jesus war das ja auch nichts Anderes. Als er am Kreuz gestorben war, hat niemand mehr etwas auf seine Zukunft gegeben. Was dann an Ostern geschah, hat alle überrascht. Wir haben es da besser. Uns wird vorausgesagt, was mit uns geschieht. Wir wissen, daß wir noch etwas zu erwarten haben.
Das allein kann uns auch helfen, mit einem solchen Geschick fertig zu werden. Wenn uns wieder einmal die Angst überfallen will, wenn wir erschrecken vor der Gewalt des Todes, dann haben wir doch Gott, der uns weiterhelfen kann und will.
Man kann sich nur fragen, wie das wohl bei den Leuten ist, die nicht an Gott glauben. Vielleicht können sie so tun, als mache ihnen das alles nichts aus. Aber wenn dann doch die Angst kommt, dann haben sie nichts, was sie wieder da herausholt.
Wir aber dürfen wissen, daß Gott uns gerade in der Angst nahe ist. Er kann uns auch die Angst nehmen, weil er uns auch nach dem Tode etwas bieten kann. Er macht keine leeren Versprechungen, sondern an Jesus hat er gezeigt, was uns alle erwartet.
Das ist eine Hilfe für den Sterbenden, aber auch für die Angehörigen. Die sind ja oft auch ratlos, weil sie nicht helfen können oder sich mit allem abfinden müssen. Auch in ihnen steckt die Angst, weil sie nicht so recht wissen, wie sie mit allem fertigwerden sollen.
Da ist es gut, wenn wir wissen: Du nimmst dich meiner an! Gott nimmt den (die) Verstorbene(r) an, aber auch die Angehörigen, die um ihn (sie) trauern. Wir müssen ja doch über alles hinwegkommen in der guten Zuversicht, daß Gott es mit dem (der) Entschlafenen schon gut gemacht hat und auch mit uns gut machen wird.
Wenn Gott sich unser annimmt, dann tut er das so, wie Eltern für ihr Kind sorgen. Denken wir etwa an ein Kind, das keine Eltern mehr hat. Es braucht dann neue Eltern, die sich seiner annehmen. Oft ist das nicht leicht. Viele Kinder müssen ja dann in Heimen untergebracht werden. Aber wenn ein Kind Adoptiveltern gefunden hat, dann ist wieder alles in Ordnung, dann geht es ihm wieder gut.
So ist das aber auch in unserem Verhältnis zu Gott. Er nimmt sich des Verstorbenen an, der nun keine Menschen mehr hat, die für ihn sorgen können. Mit dem Tod hören ja alle Kontakte zu dieser Erde und ihren Menschen auf. Das ist schmerzlich für uns, wenn wir nun nicht mehr in Verbindung mit dem anderer treten können.
Aber dafür hat des Verstorbene einen anderen, der besser für ihn (sie) sorgt. Gott kümmert sich dann um uns, wenn wir diese Welt verlassen müssen. Er ist dann der Vater, wie er sein soll. Es kommt ja gar nicht so sehr darauf an, wer der leibliche Vater ist .Wer für das Kind sorgt, der ist der wahre Vater.
Und so sorgt Gott als unser himmlischer Vater für uns, besser als ein Mensch das könnte. Er hilft uns schon in diesem Leben und erst recht in der Ewigkeit. Darauf wird es eben auch ankommen, daß wir uns jetzt schon von ihm helfen lassen.
Wer ihn jetzt schon kennt, den wird er auch kennen, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat. Es gilt, ihm zu vertrauen; dann verschwindet auch die Angst und wir dürfen uns bei Gott geborgen wissen. Es gilt, schon jetzt die nötigen Erfahrungen mit ihm zu machen. Dann wird der Übergang in die Welt Gottes nicht so schwer sein, sondern etwas von der österlichen Freude wird dabei zu spüren sein.
So wollen wir auch diesen (diese) Verstorbene (n) den Händen Gottes übergeben. Er hat ihm (ihr) schon die Angst genommen. Gott hat sich des (der) Verstorbenen angenommen. Da können wir nichts weiter tun, als ihn (sie) der Gnade Gottes anbefehlen und wieder getröstet an unser Tagwerk gehen: Gott macht es gut mit uns allen, mit den Lebenden und den Gestorbenen!
Trauerfeier Neues Testament
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden!“ (Mt 5,4)
Wir haben manches Leid im Leben zu tragen. Viele haben Jahre wirtschaftlicher Not und schlimmster Entbehrungen mitgemacht. Die meisten haben auch ihr Leben über hart arbeiten müssen. Manche Enttäuschungen hat man erleben müssen. Viele Pläne haben sich nicht verwirklichen lassen.
Aber das schlimmste Leid ist doch, wenn wir einen Menschen hergeben müssen an den Tod. Es ist schon schlimm, wenn man sich für einige Zeit von einem Menschen trennen muß. Jeder Abschied fällt uns schwer, wenn wir den anderen noch gern bei uns gehabt hätten.
Aber das Schlimme am Tod ist eben, daß er uns endgültig zu sein scheint. Wir wissen genau: So wie bisher werden wir mit dem Verstorbenen nicht mehr zu tun haben können. Hier wird ein Schritt gemacht, hinter den wir nicht mehr zurückkönnen.
Deshalb mag uns auch dieser Bibelspruch seltsam vorkommen: „Selig sind, die da Leid tragen!“ Wir würden einen Leidtragenden doch eher bemitleiden und uns selber nichts Ähnliches wünschen; wir möchten doch am liebsten einen großen Bogen um alles Leid machen können.
Und doch hat dieser Spruch seine Berechtigung, weil er noch eine Fortsetzung hat: „...denn sie sollen getröstet werden!“ Nur so hat der Satz einen Sinn. Wenn man weiß: Ich werde getröstet werden! dann kommt man auch über das Leid hinweg, dann ist es nur noch halb so schlimm zu tragen.
Das ist wie bei einem Sprung über ein Hindernis. Wenn man genau weiß: „Ich schaffe es bestimmt!“ dann ist der Sprung schon nicht mehr so schwer. Er macht zwar noch Mühe und bedeutet schon eine Anstrengung; aber er ist doch keine schwere Last mehr.
So müssen wir auch über diesen Tod hinwegkommen. Mit Gottes Hilfe wird das auch möglich sein. Allerdings heißt es auch: N u r mit Gottes Hilfe! Sicherlich können auch Menschen trösten. Sie, die Angehörigen, haben wohl in den letzten Tagen manches Wort menschlichen Verstehens hören können. Denken wir auch daran, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Niemand kann das so gut wie eine Mutter: Sie streicht dem Kind über den Kopf, sagt ihm einige beruhigende Worte und sucht vielleicht auch das Leid zu beheben.
Genauso wird auch Gott uns trösten durch sein Wort. Gott verspricht uns, daß der Tod nicht das Letzte ist. In seinem Wort sagt er uns zu, daß Auferstehung und ewiges Leben auf uns warten. Am Beispiel Jesu sehen wir, daß das nicht nur ein leeres Versprechen ist, sondern eine wirkliche Macht dahinter steht.
Bei menschlichen Tröstungsversuchen sind es meist nur schöne Worte, die wir hören. Aber ändern können die anderen eben auch nichts. Gott aber kann und w i r d etwas ändern. Sonst könnte es hier nicht so bestimmt heißen: „...denn sie sollen getröstet werden!“
Getröstet werden kann nur einer, der vorher auch Leid erfahren hat. Wenn es kein4 Leid gäbe, wüßten wir gar nicht, was Trost bedeutet. Leid und Trost hängen für Gott untrennbar zusammen, das eine zieht das andere immer nach sich.
Wenn man im Leid ist, gilt es daher, immer schon an den nächsten Schritt zu denken. Man kommt noch am besten über den Augenblick hinweg, wenn man schon an den nächsten denkt. Alles hat einmal ein Ende, und dann zeigt Gott uns auch wieder einmal die andere Seite des Lebens.
Das Gute und Angenehme nehmen wir ja auch gern in Kauf. Da wollen wir auch nicht murren, wenn wir einmal zu leiden haben. Gott schickt uns beides, Leid und Freude. In diesem Fall aber im Angesicht des Todes wollen wir darauf vertrauen, daß er es richtig macht. Im Augenblick mag uns noch alles unverständlich erscheinen. Aber er führt es doch herrlich hinaus. Unser Verstand ist zu klein, um alles begreifen zu können. Aber wenn wir uns in Gottes Arme fallen lassen, dann werden wir auch Trost erfahren. Es kommt alles darauf an, ob wir auf diesen Gott vertrauen können. Er will uns doch helfen und tut es gern.
Wenn wir ihm vertrauen, werden wir auch im Leben und im Sterben seinen Trost verspüren, aber ohne daß wir uns anstrengen müssen. Es geht alles von ihm aus, er will uns beschenken, indem er uns tröstet im Leid.
„Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!” (Mt 5,8)
Viele werden das Kindergebet kennen: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein!“ Es ist seit der Kindheit vertraut, und für manche ist es sicher das einzige Gebet geblieben, das er außer dem Vaterunser kennt. Aber man muß sich ja auch einmal überlegen, was damit wohl gemeint ist, daß unser Herz rein ist?
Stimmt das denn eigentlich, daß unser Herz rein ist? Bei einem kleinen Kind wird es stimmen, denken wir, denn es hat ja noch nichts Böses getan. Bei Säuglingen kann man noch nicht von einer Schuld sprechen. Doch bei einem Erwachsenen fragen wir schon: Wie wird Gott ihn beurteilen, wird er ihn annehmen?
Wir wissen alle, daß jeder Mensch in seinem Leben Böses tut. Davon ist keiner ausgenommen und keiner braucht sich da besonders hervorzuheben. Die Bibel sagt: Wir sind alle Sünder und können vor Gott nicht bestehen. Sicher gibt es dabei Unterschiede. Aber im Zusammenleben der Menschen geht es einfach nicht ohne Schwierigkeiten mit der Familie oder den Nachbarn ab.
Vor allen Dingen aber werden wir auch schuldig vor Gott, weil wir ihn nicht beachten oder seinen Willen übergehen oder nicht fest genug auf ihn vertrauen und ihn den Herrn sein lassen. Aber sind wir dadurch von Gott getrennt?
Unter Menschen ist das meist so: Wenn wir einen beleidigt haben, dann will er nichts mehr mit uns zu tun haben, dann sind die Beziehungen abgebrochen. Aber Gott ist nicht so. Er läßt uns nicht gleich fallen, wenn einmal etwas schief gelaufen ist. So- wie Eltern ihren Kindern auch immer wieder verzeihen - sie bleiben ja doch immer die Kinder - so will auch Gott uns immer wieder in seine Gemeinschaft hineinnehmen.
Es liegt nicht in unserer Macht, wenn wir bei ihm bleiben dürfen. Unser Herz ist schmutzig und wir könnten es eigentlich nur vor Gott verstecken, wenn wir ihm begegnen. Wir können keinen Staat mit uns selber machen und können uns nicht selber erlösen. Aber Gott will uns reinwaschen von allem Unsauberen und will uns wieder so herstellen, wie wir ursprünglich waren.
Das gibt uns auch die Kraft, anderen Menschen Gutes zu tun, mit unseren Mitteln und Möglichkeiten zu helfen, daß andere Freude! erfahren. Jedem Menschen sind da Gaben mitgegeben; die kann er einsetzen, wenn er ein reines Herz hat.
Deshalb muß jenes Kindergebet auch richtig heißen: „Ich bin klein, mein Herz mach rein!“ Wir sind nicht von vornherein rein, sondern wir müssen erst rein gemacht werden. Dabei macht es aber gar nichts, ob unsre Schuld größer oder kleiner war. Wenn Gott uns rein macht, dann sind wir auch ganz und gar rein, ohne Abstriche.
Zeichenhaft geschieht das schon in der Taufe. Durch sie werden wir mit Gott verbunden. Wir sind Heilige, die ihm niemand wieder wegnehmen kann. Er wird uns immer wieder reinwaschen von allem Bösen.
Deshalb können wir auch am Ende unsres Lebens rein dastehen. Nicht umsonst zieht man einem Täufling ein weißes Taufkleid an. Und nicht umsonst erhält ein Verstorbener wieder ein weißes Sterbehemd. Weiß ist die Farbe der Reinheit, sagt man. Sie erinnert uns daran, daß Gott uns rein macht.
Wenn wir uns zu Gott halten, werden wir auch rein sein. Dann werden wir die Hilfe Gottes schon in unserem Leben erfahren, in Familie und Beruf, in Freude und Leid, in Krankheit und Tod. Dann werden wir auch Gott schauen. Schon in diesem Leben können wir ihn auf vielfältige Weise erfahren.
Aber so richtig schauen werden wir ihn erst im Tod. Da wird der Schleier weggezogen, der uns noch den Blick auf Gott verhüllt. Dann werden wir ihn sehen können von Angesicht zu Angesicht, so wie er ist. Doch dazu müssen wir erst von ihm rein gemacht werden, sonst kann man ihm nicht gegenübertreten.
Unser Leben gleicht manchmal einem Anstieg, einen steilen Berg hinan. Wir mühen uns ab, es ist heiß und staubig, der Weg ist schlecht. Das Leben ist eben nicht leicht. Aber wenn man dann oben ist, dann hat an auch eine herrliche Aussicht auf die andere Seite. Es wird uns eine Welt erschlossen, die wir vorher nicht hatten vermuten können.
So werden wir auch hinter der Schwelle des Todes Gott schauen können, wie wir es vorher nicht hatten annehmen können. Vielleicht haben es die Gestorbenen viel schöner als wir. Deshalb sollten wir getröstet von ihnen Abschied nehmen. Sie dürfen schon schauen, was uns noch im vollen Glanz verwehrt ist. -
Unser Leben wird noch weitergehen, mit all seinen Mühen und Plagen, seinen Freuden und Überraschungen. Aber einst werden wir auch Gott schauen dürfen, mit rein gewaschenem Herzen und in der festen Gewißheit: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!“
Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. (Mt 6,33)
Diesen Spruch kann man einem Menschen bei seiner Taufe mit auf den Weg geben. Man kann ihn aber auch zur Konfirmation oder zur Trauung verwenden. Heute wollen wir uns beim Abschied von einem lieben Menschen unter dieses Wort Gottes stellen. Es ist gut, wenn man sich an jeder wichtigen Station des Lebens solch ein Wort ins Gedächtnis ruft. Diese Stationen sind ja schnell aufgezeigt: Lebenslauf!
Wir könnten nun noch fragen: Geht es gerecht in einem solchen Leben zu? Wir haben in unsrer Welt doch dringend die Gerechtigkeit notwendig. Oft geht es sehr ungerecht zu, einer sucht den anderen zu übervorteilen und das beste Stück für sich zu erlangen.
Dem einen fällt es in den Schoß, der andere müht sich sein Leben lang ab und kommt doch auf keinen grünen Zweig. Aber so ist es halt in unserem Leben, da wird uns nichts geschenkt und es geht eben ungerecht zu.
Doch was ist nun Recht und was ist Gerechtigkeit? Nehmen wir einmal an, ich habe 100 Euro und soll sie an zwei Kinder verteilen. Das eine hat begüterte Eltern und das andere ist arm. Man kann nun jedem die Hälfte geben; dann erhält jeder sein Recht und keiner kann Vorwürfe machen. Aber das ist keine Gerechtigkeit. Wenn es gerecht zugehen soll, dann muß ich dem armen Kind wesentlich mehr geben als dem, das schon alles .hat.
So ist es aber auch mit der Gerechtigkeit, die Jesus hier meint. Wir sind alle ganz arme Kinder Gottes. Wenn er ein Urteil über uns und unser Leben fällen sollte, dann könnte er uns nur schuldig sprechen, denn wir haben kaum etwas Gutes vorzuweisen und sind ganz auf die Gnade und Barmherzigkeit Gottes angewiesen.
Gott schenkt uns dann seine Gerechtigkeit, indem er uns, die wir so viel nötig haben, aus freien Stücken gerecht spricht, also zu Menschen macht, die zu ihm gehören dürfen, gerade weil sie so bedürftig sind.
Eigentlich kann man das ja gar nicht fassen und begreifen: Aber Jesus hat es uns so vorgelebt, er hat sich gerade um die gekümmert, die solche große Hilfe nötig haben. Warum sollten wir da nicht auch ein Stück dieser Gerechtigkeit Gottes in unserem menschlichen Zusammenleben verwirklichen? Gott hat es uns vorgemacht und wir brauchen nur seinem Vorbild zu folgen. Aber das Entscheidende muß hier auch Gott tun, er muß erst alle unsere Bemühungen zur Vollendung führen.
Fast klingt dieses Wort Jesu: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit!“ wie ein Befehl. Aber wir sollten viel lieber heraushören: „Ihr könnt das auch, weil ich es euch verheiße!“ Gott hilft uns, unser Leben zu gestalten, indem wir seine Gerechtigkeit verwirklichen. Er hilft uns auch, wenn unser Leben einmal zu Ende geht.
Man kann sich natürlich viele Ziele setzen in seinem Leben. Man kann nach vielen Dingen trachten: Nach Anerkennung, nach Wohlstand, nach Glück. Jesus aber sagt: Das ist ja alles gut und schön, aber trachtet z u e r s t nach dem Reich Gottes! Dadurch wird eine Rangordnung aller Werte aufgestellt, die richtungsweisend für unser Leben sein kann.
Wer diese Richtschnur befolgt, der darf vor allem den zweiten Teil des Satzes hören: „....so wird euch das alles zufallen!“ Wer sich in seinem Leben zu Gott hält, der wird damit gut fahren. Er wird sich dann auch im Tod bei Gott geborgen wissen. Wenn uns vielleicht auch im Leben vieles zugefallen ist - entscheidend bleibt doch, was uns im Tod zufällt.
Gott hält seine Gerechtigkeit für jeden von uns bereit. Er will uns neues, anderes Leben geben. Er beendet alles Leid und allen Kampf und schenkt uns seinen Frieden. So dürfen wir auch diese (n) Entschlafene (n) bei ihm geborgen wissen und die Gewißheit mitnehmen: Wer nach dem Reich Gottes trachtet, dem wird das alles zufallen! Der Tod eines lieben Menschen ist uns so immer Mahnung und Verheißung zugleich: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alle zufallen!“
„Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden!“ (Mt 7,13-14)
Bei einer Familie sah ich neulich diesen Bibelvers bildlich dargestellt: der breite Weg, auf dem viele gehen und unscheinbar daneben der schmale Weg, den nur wenige finden. So ist doch auch unser Lebensweg. Da müssen wir uns doch auch oft entscheiden, ob wir links oder rechts gehen wollen.
Bequemer ist es meist, den breiten Weg zu gehen. Ihn gehen doch so viele. Und warum soll er falsch sein, wenn ihn so viele wählen? Warum sollen gerade die wenigen recht haben, die alles anders machen als die anderen. Ohne viel zu fragen mit dem großen Strom mitzuschwimmen, das ist doch einfacher.
Und doch kann es manchmal richtiger sein, den unbequemen Weg zu gehen, wenn es nur der Weg ist, den Gott uns vorschreibt. Gott will uns ja helfen, diesen Weg zu finden, der der richtige Weg für unser Leben ist. Er hat sein Wort und seine Gebote gewissermaßen wie Wegweiser an den Weg gestellt, damit wir das richtige Ziel zumindest wissen können.
Am Ende wartet dann noch einmal ein Tor auf uns das wir Tod nennen. Das eine Tor ist breit und scheint keine Probleme zu machen. Man merkt gar nicht, daß es ein Tor war. Und plötzlich ist das Leben zu Ende, mitten aus dem Schaffen gerissen tut man seinen letzten Schritt - aber dann steht man vor dem Nichts.
Die enge Pforte dagegen ist nur schwierig zu passieren. Vielleicht hat man auch Angst davor. Selbst gläubige Menschen können den Gedanken an den Tod nicht einfach beiseite schieben. Sie wissen eben darum, daß er auch so etwas wie ein Gericht bedeutet, daß ihr Leben gewogen wird und erst vor Gott bestehen muß.
Aber sie wissen eben auch, daß Gott gnädig und barmherzig ist. Er hilft, durch dieses enge und dunkle Tor hindurch zu kommen. Und dahinter eröffnet sich dann eine neue Welt, die Welt Gottes, die nur der erreicht, der vorher den schmaler Pfad gegangen ist und die enge Pforte gewählt hat. Das Ziel schien zunächst nicht lohnend zu sein, und war dann doch das einzige, was Sinn gehabt hat.
Es ist nicht immer leicht, seinen Weg durchs Leben mit Gott zu gehen. Viele Menschen raten einem ab, bei Gott zu bleiben; vielleicht werden einem sogar Hindernisse in den Weg gelegt oder Fallen gestellt. Da gilt es fest zu bleiben und allein auf Gott zu vertrauen. Dann gilt es, aus all den vielen Stimmen in dieser Welt die eine Stimme Gottes herauszuhören, die allein ans Ziel, ans richtige Ziel, führt. Darum gilt es, das ganze Leben zu ringen. Das Leben hat nur dann einen Sinn gehabt, wenn auch das Ende gut war. Und Gott verheißt uns ein gutes Ende, wenn wir seinen Weg gehen.
Am Ende dieses Weges steht das Leben, nicht ein Leben, wie wir es hier auf dieser Erde hatten. Das geht vorbei. Es nimmt ein Ende, wenn unsre Uhr abgelaufen ist. Es läßt sich auch nicht wieder zurückspulen und neu beginnen. Mit dem Tod ist dieses irdische Leben unwiederbringlich vorbei.
Aber Gott eröffnet uns die Möglichkeit zu einem neuen Leben. Er allein kann es uns geben, so wie er uns auch schon unser irdisches Leben gegeben hat. Jenes ewige Leben wird nicht wieder vergehen, sondern wir werden dann in ungetrübter Freude bei Gott sein können.
Jesus Christus ist diesen Weg uns vorangegangen. Er hat auch alle Höhen und Tiefen es menschlichen Lebens durchgemacht. E hat am Ende sogar sterben müssen wie wir. Aber Gott hat ihn durch die enge Pforte hindurch gebracht und hat ihn wieder erweckt zu einem neuen Leben
Aus dieser Tatsache dürfen wir die Gewißheit entnehmen, daß auch diese(r) Verstorbene bei Gott gut aufgehoben ist. Sie (Er) hat ihren(seinen) Lebensweg vollendet und hat friedlich einschlafen dürfen .Nun darf sie (er) schauen, was sie (er) geglaubt hat.
Uns steht jener letzte Schritt noch bevor. Doch wir sollten ihm entgegensehen im Vertrauen auf Gott. Der Tod eines Menschen sollte uns darin bestärken, den Weg Gottes zu gehen. Wenn abgerechnet wird, dann zählt nicht, was wir gedacht und was die anderen gemacht haben. Dann wird es nur darauf ankommen, ob wir das richtige Ziel im Auge gehabt haben und auf Gottes Wort gehört haben. Wer das aber getan hat, de darf sicher sein, zu einem Leben
bei Gott geführt zu werden.
Wer aber bis ans Ende beharrt, der wird selig! (Mt 10,22b) Hohes Alter
Ein Mensch in einem gesegneten Alter ist von uns genommen worden. Wir sind traurig, weil jeder Mensch, der nicht mehr da ist, eine Lücke hinterläßt. Das wird. gerade auch deutlich, wenn ein Mensch sehr alt geworden ist. Dann hatte man sich so sehr daran gewöhnt, daß er da ist, man konnte sich gar nicht vorstellen, daß es auch anders kommen könnte. Aber einmal geht es dann doch ans Abschiednehmen. Wir dürfen dann aber doch voller Dankbarkeit auf all die Jahre gemeinsamen Lebens zurückschauen, dürfen einen Menschen in guter Erinnerung behalten und versuchen, in seinem Sinne weiterzuleben.
Vor allem könnten wir uns den Glauben des (der) Verstorbenen zum Vorbild nehmen. Über 90 Jahre hat er (sie) am Glauben an Gott festgehalten. Er (Sie) gehört noch zu jener Generation, die schon in der Schule mit dem christlichen Glauben bekannt gemacht wurde. Er (Sie) ist in einer Zeit aufgewachsen, in der der sonntägliche Kirchgang eine Selbstverständlichkeit war. Manche meinen heute, das sei damals ein gesellschaftlicher Zwang gewesen, der sich nicht mit evangelischer Freiheit vertrage. Aber eher ist es doch so, daß die Menschen damals wie heute aus eigenem Antrieb Gottes Wort hören wollten. Man mußte sie nicht zum Kirchgang zwingen, sondern sie wußten selber genau, daß man hier die Quelle des Lebens finden kann.
Das wird dann besonders wichtig, wenn man älter wird und nicht mehr so kann, auch nicht mehr am Gottesdienst der Gemeinde teilnehmen kann. Dann braucht man einen Vorrat von geistlichen Schätzen, von denen man dann noch zehren kann. Vor allem braucht man das aber auch, wenn man sterben muß. Hier soll uns der Glaube besonders helfen, diesen letzten schweren Schritt zu bestehen. Es könnte sein, daß im letzten Augenblick unsres Lebens noch einmal alles zusammenbricht, worauf wir vorher vertraut haben. Oder sagen wir besser: Wir könnten meinen, es breche alles zusammen. Deshalb mahnt uns Jesus: „Wer aber bis ans Ende beharrt, wird selig!“ Es bricht nichts zusammen, dafür garantiert uns Gott. Gerade am Ende des Lebens wird sich ein fester Glaube bewähren.
Auf das Beharren wird es dabei ankommen. Es geht also nicht darum, etwas zu erringen oder mit eigenen Kräften zu erreichen. Wir sind ja schon bei Gott durch die Taufe. Es ist ja alles schon geregelt. Es kommt nur auf uns an. Aber wir brauchen nicht mehr zu tun, als da zu bleiben, wo wir sind.
So wie schon zur Zeit Jesu gibt es ja auch heute manche Kräfte, die einen Menschen von Gott abbringen wollen. Selbst vor alten Menschen macht man da nicht halt, vor allem wenn sie sich allein gelassen fühlen. Wohl aber dem Menschen, der dann sagen kann: „Ich habe Verwandte oder gute Freunde, die für das alles sorgen!“ Da fällt es ihm leichter, bei Gott zu bleiben. Und das ist wichtig, bei Gott zu bleiben, fest in dem zu stehen, was man gelernt hat. Denn wer seinen Herrn noch am Ende verleugnet, der hat damit ja alles durchgestrichen, was vorher war, bei dem hat der; ganze Glaube nichts getaugt.
Wer aber bei Gott und Jesus Christus bleibt, der wird selig. Er hat eine Hoffnung, die über den Tod hinaus reicht. Sie besteht nicht in einem Glauben an ein Schattendaein oder an eine Insel der Seligen, sondern es geht um das Verhältnis zu Gott. Und das besteht auch über den Tod hinaus. Diese Hoffnung - ja diese Gewißheit - gibt erst dem Leben einen Sinn und macht es uns leicht, an Gott festzuhalten.
Unser irdisches Leben ist doch. nur ein kleines Stück unsrer gesamten Existenz. Unser Leben ist kurz, auch wenn es Jahrzehnte dauert. Unser ewiges Leben aber ist demgegenüber unvergleichbar lange. Sollten wir nun dieses ewige Leben aufs Spiel setzen, nur weil wir in unserem irdischen Leben nicht nach Gott fragen? Das wäre doch töricht.
Deswegen lohnt es sich, an Gott festzuhalten. Der Glaube gibt schon unserem jetzigen Leben einen Sinn und ein Ziel. Er hilft uns, viele Gefahren und Schwierigkeiten besser zu bestehen. Er hilft uns auch, wenn wir einmal sterben müssen, diesen letzten Schritt im Vertrauen auf Gott zu tun. Wer ihm treu geblieben ist, der hat vor dem Tod keine Angst, sondern er versteht ihn als Heimkehr zu dem himmlischen Vater. Er wird auch nicht haben wollen, daß seine Angehörigen in Trauer verharren. Sie sollen. Freude empfinden, weil er im Glauben verharrt hat und die ewige Seligkeit erlangen wird.
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich woill euch erquicken. (Mt 11,28)
Bald jeder Mensch ist mühselig und beladen, bald jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Häufig ist es eine Krankheit, die uns belastet. Fast jeder Mensch ist doch einmal mehr oder weniger krank gewesen. Doch noch schwerer zu ertragen ist eine langanhaltende dauernde Krankheit, die man auf Schritt und Tritt spürt.Parallel damit geht oft die wachsende Last des Alters. Ein jeder wird das einmal merken, wie die Kräfte nachlassen und alles nicht mehr so gut geht wie in der Jugend. Auch der Kräftigste muß einmal dem Alter Tribut zollen. Ja, wer sonst immer gesund und stark war, der empfindet die Beschwerden des Alters umso mehr. Viele haben in ihrem n Leben schwere Zeiten mitgemacht, wirtschaftliche Not und viele Entbehrungen. Mancher hat auch in seinem persönlichen Leben Ungerechtigkeit und Haß erfahren. Fast jeder Mensch, auch wenn er sich noch so sehr um Freundlichkeit und Nächstenliebe bemüht, hat doch seine Feinde und Neider. Und manchmal kämpft man für ein besseres Leben für sich oder für andere, aber man erhält doch kein Recht.
Wenn man das alles so bedenkt, dann könnte man fast sagen: Es ist ein Elend in dieser Welt zu leben. Wir sind alle gefangen von den Mächten und Kräften dieser Welt, wir werden nur geschoben und gedrängt und haben keinen eigenen Willen.
Deshalb haben die Menschen aller Zeiten versucht, aus diesem Elend herauszukommen. Sie wollten sich aus eigener Kraft befreien und eine neue bessere Welt schaffen, in der es all dieses Elend nicht mehr gibt.
Das war schon zur Zeit Jesu so: Einmal im ganzen römischen Weltreich, wo der Kaiser Augustus versprochen hatte, einen ewigen Frieden zu schaffen. Aber um das zu erreichen, mußte er Krieg führen und hat viel Elend über die Menschen. gebracht.
Auch die Pharisäer im Lande Jesu versuchten, auf ihre Weise das Elend zu überwinden. Sie nahmen es sehr ernst mit ihrem Glauben, aber sie stellten auch strenge Gesetze auf und wurden so zu Fanatikern, die von allen Menschen verlangten, sie sollten so leben wie sie. Auch in der Kirche des Mittelalters meinte man, sich durch eigene Leistungen den Himmel verdienen zu können. Wer ins Kloster ging, hatte das ewige Leben sicher. Martin Luther aber hat erfahren, daß es so nicht geht.
Auch politische Führergestalten der neueren Zeit haben den Menschen den Himmel auf Erden versprochen, von Hitler und Stalin bis zu den Führern mancher afrikanischer Staaten, die sich als Gott verehren ließen. Sie alle haben ein mehr oder weniger schlimmes Ende gefunden und haben zum Teil ihre Völker in tiefes Elend gestürzt.
Wer aus eigener Kraft das Elend überwinden will, wer sich selbst erlösen will und gewissermaßen auf einer selbstgebauten Treppe zu Gott hinaufklettern will, der stürzt nur noch tiefer ins Elend und verfängt sich darin wie in einem Spinnennetz.
Der Weg von unten nach oben ist uns versperrt. Aber wir haben ihn ja auch nicht nötig. Gott ist ja von sich aus zu uns gekommen, die wir mühselig und beladen sind. Jesus ist in unser Elend hinabgestiegen und hat es auf sich genommen. Er hat diesen Teufelskreis des Elends, der uns umfangen hält, an e i n e r Stelle durchbrochen und damit uns überhaupt befreit: Wenn erst einmal an einer Stelle ein Durchbruch geschafft ist, dann haben wir schon gewonnen.
Jesus sagt uns das Himmelreich zu, wo Friede und Gerechtigkeit, Liebe und Leben sind. Dort sind wir nicht mehr im Elend, sondern im Vaterhaus. Dort sind wir sicher vor allem, was das Leben in dieser Welt belastet. Dort hat auch der Tod keine Macht mehr, sondern das ewige Leben ist uns sicher.
Wenn wir nach einem harten Arbeitstag oder wenn es heiß war uns zur Ruhe setzen, dann sind wir über jede kleine Erfrischung froh. Unser Leben ist auch so etwas wie ein langer Weg auf staubiger Straße, an dessen Ende wir wieder neue Kraft brauchen. Jesus kann uns dann wieder neues Leben geben, so wie eine frische Quelle uns wieder belebt.
Doch Christus stärkt uns auch schon jetzt im Elend dieser Welt: Er reicht uns im Abendmahl Brot und Wein und damit Speise und Trank für unser Leben. Er lädt jeden ein und sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“
Wer dieses Geschenk entgegennimmt, ist nicht mehr im Elend, sondern ist schon mit einem Stück der Welt Gottes verbunden. Wer sich in seinem Leben dazu gehalten hat, der wird nicht nur für den Augenblick erquickt, sondern darf der Ewigkeit Gottes gewiß sein.
Also ist's auch bei eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß eins von diesen Kleinen verloren werde! (Mt 18,14) Geistig behindert
Wie viele Menschen gehen Gott verloren, die sich mutwillig von ihm entfernt haben: Vielleicht sind sie gleichgültig geworden, vielleicht ist ihnen anderes wichtiger. Oft fängt es mit Kleinigkeiten an und dann wird auf einmal alles über Bord geworfen. Das ist der Preis dafür, daß wir unseren Verstand haben und einen freien Willen, so daß wir selber entscheiden können. Gott läßt uns auch entscheiden; und er läßt jeden gehen, der gehen will. Aber niemand kann seinem Machtbereich entfliehen. Gott ist immer da und wirbt um jeden Menschen und lädt ihn ein. Es ist unsere Schuld, wenn wir nicht zu ihm kommen.
Deshalb müssen wir ja schließlich alle einmal sterben. Wir vergehen uns immer wieder einmal, gegen den erklärten Willen Gottes, wird sind sündige Menschen und deshalb nicht unsterblich. Wir müssen alle einmal diesen Weg des Todes gehen und unsre Strafe erleiden.
Nur ganz wenige Menschen kann man von diesem Zusammenhang zwischen Sünde, Schuld und Tod ausnehmen: die Menschen, die ihres Verstandes und ihrer Sinne nicht .mehr mächtig sind; sie können für die Zeit ihres Umnachtetseins nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn die Einsicht in die Fragen und Probleme dieser Welt nicht gegeben ist, wenn der Betreffende nicht mehr wissen konnte, was gut und böse ist - dann hat ihm Gott eine Ausnahmestellung gegeben.
Natürlich ist solch ein kranker Mensch auch eine schwierige Aufgabe für seine Angehörigen und seine Umwelt. Er kann vieles durcheinanderbringen und Pläne zerstören. Aber wer weiß denn, ob es uns nicht morgen genauso ergeht? Jeder von sollte deshalb Nachsicht üben mit einem solchen Menschen und ihm nach Kräften beistehen.
Aber solche Menschen muß es auch unter uns geben, damit wir lernen. Gott hat uns manches zu sagen durch solch ein Leben: Nicht unsere Arbeit, unsere guten Taten, unser Geld, unser guter Ruf verdienen uns das Himmelreich. Gott kann seine Gnade auch einem Menschen zuwenden, der nie produktiv gearbeitet hat und der anderen nicht helfen konnte, sondern der selber Hilfe nötig hatte.
Auch die Zeit ist nicht das Wichtigste in unserem Leben. Was ist schon die Zeit im Leben so eines kranken Menschen?! Und auch der, der für ihn sorgt, kann nicht nach der Zeit fragen. Wir denken immer, wir hätten keine Zeit. Doch manches Mal wäre es gut für uns, wenn wir auch einmal krank würden, und wenn es auch nur für einige Tage wäre: dann hätten wir Zeit, auch Zeit für Gott.
Gott kümmert sich um uns. Er kümmert sich auch um so einen kranken Menschen. Er will, daß keiner von diesen Kleinen, von den Kleinen im Geist, verloren geht. Er will aber auch nicht, daß wir verloren gehen, wir, die wir weiterleben. Wir haben noch die Möglichkeit, uns jeden Tag neu für Gott zu entscheiden und uns zu ihm zu bekennen. Wir wollen dankbar sein, wenn wir noch unsere Verstandeskräfte haben und einen eigenen Willen, um uns frei entscheiden zu können. Eines Tages kann es auch einmal zu spät sein.
Gott möchte, daß auch wir einmal bei ihm sein können und dem großen Tag der Auferstehung entgegengehen. Er läßt uns nicht einfach im Tode, er vergißt uns nicht, wir dürfen weiter in seiner Gemeinschaft sein. Gott wird es schon recht machen.
Unser Leben hat immer einen Sinn, auch so ein Leben, das im Dunkel endete. Es gibt ja Menschen, die sagen auch heute noch: „Es ist doch Unsinn, sich solche Mühe mit einem Menschen zu machen, der die Gesellschaft nur belastet!“ Doch wer so denkt, der spricht schließlich auch den Kranken und Schwachen das Lebensrecht ab, der läßt die alten Menschen verkommen und kümmert sich nicht mehr um die Verstorbenen. Aber damit sind wir in der Barbarei gelandet, dann gibt es keinen Halt mehr. Gott aber sagt: „Keiner soll verloren gehen, keiner von den Gesunden und keiner von den Kranken!“ Er will uns alle zu sich ziehen.
Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen! (Mt 22,32 b)
Nur gut, daß wir einen Gott haben, der uns im Leben hält und trägt. Sonst stünden wir jetzt fassungslos und hilflos vor dem, was uns widerfahren ist. Wenn ein Mensch aus unsrer Mitte genommen wurde, der ganz selbstverständlich zu unsrem Lebenskreis gehörte, dann können wir darin zunächst keinen Sinn sehen.
Allerdings werden wir auch zugeben müssen, daß wir viel zu selbstverständlich damit rechnen, daß wir noch viele Jahre zu leben haben. Der Tod macht uns deutlich, daß das nicht so ist. Besonders wenn er uns so nahe rückt, erschrecken wir doch.
Ein wenig fassungslos sind wir dann doch. Auch wenn ein Mensch schon längere Zeit krank war, trifft es uns hart, wenn es dann so weit ist, daß er nicht mehr ist. Immer noch meint man: Jetzt müßte er doch zur Tür hereinkommen und etwas sagen oder besprechen wollen.
Aber wir sind nicht hilflos im Angesicht des Todes. Wir haben einen Gott, der uns im Leben und im Sterben zur Seite steht. Auch über den Tod hinaus bleibt er mit uns verbunden. Oder sagen wir lieber: Dann ist er erst recht mit uns verbunden.
Solange wir leben, gibt es doch manches, was zwischen uns und Gott steht. Wir leben oft nicht so, wie es den Geboten Gottes und seinem Willen entspricht. Wir denken oft zu sehr an uns und nicht an den anderen. Unser Glaube und unser Vertrauen zu Gott sind schwach.
All das hört mit dem Tode auf. Dann gibt es nur noch eins: Entweder man ist vollkommen fern von Gott oder man ist ganz eng mit ihm verbunden. Wer aber in diesem Leben schon mit Gott verbunden war, der darf auch darauf hoffen, in Ewigkeit mit ihm verbunden zu sein.
Deshalb ist es so wichtig, sich jetzt schon zu Gott zu halten. Denn Jesus sagt: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen!“ Er will damit alle Spekulationen abwehren, wie es wohl in der Welt der Toten ist. Das braucht uns nicht weiter zu interessieren. Wenn es soweit ist, werden wir es schon sehen.
Gott ist allerdings auch ein Gott der Toten. Die Toten werden ja nicht irgendwo aufgehoben, sondern bei Gott. Er sichert ihnen ja erst ein Weiterleben auf eine andere Art und Weise. Ohne Gott gäbe es ja kein Dasein nach dem Tode.
Aber vor allem will Gott ein Gott der Lebendigen sein. Wenn wir erst einmal gestorben sind, dann sind ja alle Probleme für uns gelöst. Dann hat Gott uns ja sowieso, ob wir wollen oder nicht. Der Gott der Toten ist er ganz selbstverständlich.
Aber wichtiger ist ihm, daß er schon in diesem Leben mit zu tun hat. Wenn wir ehrlich sind, dann geben wir ja auch zu, daß wir ihn dann am meisten brauchen. Schließlich steckt unser Leben voller Aufgaben und Schwierigkeiten.
Es geht nicht immer so glatt, wie wir uns das oft wünschen. Im Beruf läuft es nicht immer wie geplant. Es gibt Reibereien mit anderen Menschen. Wir haben Angst vor Krankheit, vor Schicksalsschlägen, vor der Zukunft. Dann ist es immer gut, wenn wir wissen: Es steht einer hinter uns oder über uns, der das alles lenkt und in der Hand behält.
Gewiß entscheiden wir auch vieles selber und können oft aus eigener Kraft weiterkommen. Aber wir lehnen uns auch gern an einen Stärkeren an, wenn es einmal schwierig wird. Gott will uns dann helfen, wenn wir nicht mehr weiterwissen.
Aber er will auch bei uns sein, wenn wir uns wohlfühlen und zufrieden sind. Sicher hat jeder Mensch auch vieles, wofür er Gott dankbar sein kann. Immer wieder haben wir doch seine Durchhilfe erfahren dürfen. Hier hat sich Gott dann als ein Gott der Lebendigen bewährt. Umgekehrt haben wir uns aber auch zu bewähren in diese~ Leben als Menschen, die zu Gott gehören. Nur wenn wir schon in diesem Leben mit ihm zu tun hatten, wird er auch unser Gott sein in jenem anderen Leben. Dann wird er der Gott des Toten sein, so wie er schon der Gott des Lebenden war.
Ob er hier und heute schon unser Gott ist, das zeigt sich auch daran, wie wir mit diesem Todesfall in unsrer Mitte fertig werden. Sehen wir den Tod wirklich an als einen Weg zu Gott? Erkennen wir, daß er dadurch erst recht unser Gott sein will? Vertrauen wir ihm, daß er es richtig mit uns macht und mit den Toten? Wenn wir so denken, dann haben wir schon einen Gott für dieses Leben, der auch unser Gott bleiben wird, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat.
Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig! (Mt 24,13)
Es gibt Menschen, die würden wir als halsstarrig bezeichnen. Was man ihnen auch zu erklären versucht, sie bleiben bei ihrer Meinung. Meist kann man nur schwierig mit ihnen auskommen. Aber auf dem Gebiet des Glaubens ist solche Hartnäckigkeit eine große Tugend. Da gilt es, unverrückbar am Alten festzuhalten und sich durch nichts in der Welt davon abbringen zu lassen. Im Matthäusevangelium heißt es deshalb: „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig!“
Gemeint ist damit in erster Linie, im Glauben und in der Liebe auszuharren. Das ist eine Aufforderung, die gilt uns heute genauso wie den Menschen damals. Nur wer immer am Glauben an Gott festgehalten hat und in der Liebe zu seiner Mitmenschen nicht nachgelassen hat, wird durch die Bedrängnisse dieser Welt hindurch zu Gott hin gerettet werden.
Es werden allerhand Dinge bei Matthäus aufgezählt, die uns vom rechten Glauben an Gott abhalten können. Sehr oft wird doch die Meinung vertreten, viele Anzeichen der heutigen Zeit deuteten auf ein nahes Ende der Welt hin. Es wird auf Kriege, Hungersnöte und Erdbeben verwiesen, aber auch auf den Abfall von Gott und falsche Propheten.
Doch solche Erwartungen hat es schon oft gegeben. Jesus hat uns vor allen Spekulationen über den Zeitpunkt gewarnt. Entscheidend ist nur, daß wir bis ans Ende an Gott festgehalten haben, ganz gleich, wie lange es auch dauert.
Es mag sein, daß es trotz aller Anzeichen noch lange dauern wird mit dem Ende der Welt. Aber für uns ist wichtiger, daß sehr bald unser persönliches Leben ein Ende hat. Deshalb sollten wir uns darum mehr kümmern als um die mehr neugierige Frage, wann denn nun alles aus sei.
Für uns wird entscheidend sein, daß wir uns einmal vor Gott zu verantworten haben. Er wird uns nur nach unserem eigenen Leben fragen und nicht, was so allgemein gewesen ist und was wir darüber denken. Deshalb ist es so wichtig, wie wir uns hier und heute verhalten und in unserem Leben bewähren. Es mag sein, daß man einmal wankend wird. Jeder Christ hat auch einmal schwache Stunden. Entscheidend ist, daß wir dennoch wieder auf der richtigen Weg zurückfinden und bis zum Ende durchhalten.
Einer der gefährlichsten Feinde für unsren Glauben ist der Tod. Er will uns immer einreden: Eines Tages ist doch alles aus, dann wird dein Leben spurlos ausgelöscht sein und damit auch keinen Sinn gehabt haben; so sinnlos wie der Tod wird dann auch das Leben gewesen sein. Solche Gedanken können uns schon einmal kommen. Gott aber will uns mit seinem Wort wieder Mut machen, an die Zukunft bei ihm zu glauben. In dieser Welt mag es manchmal turbulent zugehen. Es mag manches geben, das uns von Gott abbringen will. Aber wir können am Ende doch gerettet werden.
Dazu verhilft uns Jesus Christus. Er ist den Weg durch alle Mühsal und Wirrnis dieses Lebens vorausgegangen. Er hat uns den Weg zu dem Retter gezeigt und hat selber zu dieser Rettung mit beigetragen, indem er sein Leben für uns einsetzte.
Die Seligkeit ist also nicht ein liebliches Schlaraffenland, sondern ein Leben bei Gott ohne alle Mühe und Wirrnis dieses Lebens. Seligkeit bedeutet Rettung vor dem Bösen und vor der Macht des Todes.
Das ist uns verheißen, wenn wir an Gott festhalten und beharrlich sind bis ans Ende unseres Lebens. Dann wird Gott nämlich auch beharrlich sein über das Ende unseres Lebens hinaus. Er hat die Möglichkeit, noch an uns festzuhalten, wenn dieses irdische Leben ein Ende hat.
Gott hat ja den ersten Schritt getan. Er hat uns ins Leben gerufen und uns in der Taufe zu seinem Kind gemacht. Er hat uns dann ein ganzes Leben über geführt und geleitet. Nun wird er uns auch am Ende nicht im Stich lassen.
In dieser Gewißheit können wir auch von diesem (dieser) Entschlafenen Abschied nehmen. Wenn man bekannt hat bis ans Ende, dann wird sie auch selig werden. .Dann hat Leben einen Sinn gehabt und wird einen guten Ausgang nehmen: Gott wird dann bei uns sein, wie im Leben, so auch im Tod.
„Wachet, denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird!" (Mt 25,13)
Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir doch sagen: Wir leben so ziemlich in den Tag hinein. Wir gehen morgens zur Arbeit und sind guter oder weniger guter Dinge. Wir haben unsre Aufgaben und Ziele. Es gibt auch einmal Probleme und Schwierigkeiten. Aber unser Leben spult sich doch ab, als müsse es kein Ende haben und als hätten wir noch ewig u leben.
Aber ein Tag geht auch schnell herum. Und je älter man wird, desto schneller fliegen wohl die Tage und Jahre vorüber. Aber wir meinen doch alle, wir hätten noch unendlich viele Tage vor uns.
Letztlich kann man ja auch gar nichts anders, als so zu leben. Was wäre das denn für ein Leben, wenn wir jeden Augenblick nur mit dem Gedanken beschäftigt wären, in der nächsten Stunde kann es zu Ende sein!? Wir würden doch verkrampft und wären unsres Lebens nicht mehr froh; wir könnten gar nicht mehr unsre alltäglichen. Pflichten und Aufgaben wahrnehmen, weil wir immer dächten: Es ist ja doch vergebliche Mühe!
Wir klammern uns doch alle an das bißchen Leben. Wir möchten etwas leisten und hinterlassen. Das ist menschlich gesehen nur zu verständlich. Wir wollen eben nicht einsehen, daß wir letztlich nur Gäste auf dieser Erde sind und eines Tages wirklich, alles hinter uns lassen müssen. Wer weiß denn, wenn er morgens aus dem Hause geht, ob er abends wiederkommt oder ob er wieder aufwacht, wenn, er zu Bett geht
Unser Denken ist also zwiespältig: Auf der einen Seite müssen wir einfach so leben, als. Hätten wir noch ewig Zeit. Aber auf der anderen Seite wissen wir eben doch, daß es ein Ende mit uns haben muß und wir davon müssen. Nur wissen wir eben nicht, wann dieser Tag gekommen ist. Es kann heute noch sein oder morgen oder erst in einem Jahr oder in 10 oder 50 Jahren. „Ihr wißt weder Tag noch Stunde!“ sagt uns Jesus.
Von daher kommt auch unsre geheime Angst. Hier liegt ein Unsicherheitsfaktor über unsrem Leben, den wir nicht in den Griff kriegen können. Vieles können wir Menschen machen und manches wird noch möglich werden. Aber hier kommen wir an eine Grenze, wo alle menschliche Kunst versagt. Das macht den Tod so unheimlich, wenn wir wissen; Er ist unausweichlich; es ist. Nur unsicher, wann er kommt.
Manchem mag das so vorkommen wie ein lauerndes Tier, das irgendwo im Dunkeln sitzt und uns plötzlich anfallen kann. Doch es ist ja nicht ein blindes Schicksal, das uns überraschend überfällt, sondern es ist der Menschensohn, es ist Jesus Christus, der uns begegnet. Er kommt nicht wie ein Polizist, der einem die Hand auf die Schulter legt und sagt: „Los, mitkommen!“ sondern eher wie ein alter Bekannter, den wir treffen und der zu uns sagt: „Komm doch bitte mit, ich möchte dir etwas zeigen!“ Es kommt nicht eine anonyme Macht, sondern ein guter Freund, den wir alle schon aus unsrem irdischen Leben gut kennen sollten.
Dann brauchen wir auch keine Angst zu haben und es ist auch ziemlich gleichgültig, w a n n es geschieht. Wenn ein guter Freund zu uns kommen will, freuen wir uns doch darüber und versuchen nicht, ihm aus dem Weg zu gehen. Nur muß jetzt schon klar sein, daß es wirklich ein guter Freund ist. Diese Erfahrung muß man jetzt schon machen, wir müssen jetzt schon mit diesem Jesus vertraut werden, sonst wird es nachher auch nichts mehr.
Ein Freund, der viel für uns getan hat, kann aber auch dann etwas fordern. Auch wenn er überraschend kommt, will er uns nicht unvorbereitet treffen. Nicht ohne Grund steht am Anfang des Verses: „Wachet! Seid so vorbereitet, daß ihr jederzeit alles stehen und liegen lassen könnt, um mitzukommen!“
Der Vers steht ja am Schluß der Geschichte von den klugen und törichten Jungfrauen, von denen nur die klugen vorbereitet waren und mit zur Hochzeit konnten. Ja, es ist in der Tat eine Hochzeitsfeier, die uns bei Gott erwartet; es kommt nicht ein finsteres Loch ohne Sinn und Zweck, sondern ein Freudenmahl in der himmlischen Heimat.
Darauf lohnt es sich doch zu warten, nicht voller Angst und Besorgnis, sondern eher mit Freude und Spannung. Es braucht keiner zu erschrecken, wenn er bereit ist. Auch wenn wir Zeit und Stunde nicht wissen, so ist uns doch gewiß: Unser Herr kommt! Diesem Herrn können wir uns getrost anvertrauen, denn er weiß schon, was das Beste für uns ist. Wir müssen ihm nur zutrauen, daß er Zeit und Stunde unsres Endes und das Ziel unsres Lebens weiß und es zum guten Ende führen wird.
„Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Mt 28,20)
Mancher wird am Grab eines lieben Menschen sagen: „Was ist schon der Mensch? Er ist doch nichts!“ Wenn sein Leben vorüber ist, dann muß er sterben und so gut wie nichts bleibt noch von ihm übrig. Aber das klingt so enttäuscht und so hoffnungslos. Natürlich ist es äußerlich gesehen so; Wir sind aus Erde und werden wieder zu Erde werden! Oder sagen wir es etwas moderner: Wir sind Materie und werden wieder zu Materie werden.
Auch wird alles, was wir geschaffen und erreicht haben, doch hinfällig im Augenblick des Todes. Nur die Erinnerung bleibt. Aber die verblaßt doch auch mit der Zeit, auch wenn wir das nicht wollen und jedem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren möchten.
Wo haben wir denn da einen festen Halt in unserem Leben? Wo erhält unser Leben einen Sinn und ein Ziel? War alles nur vergeblich? War es so gut, als sei überhaupt nichts geschehen? Was bleibt, wenn man Abschied nehmen muß?
Jesus sagte seinen Jüngern zum Abschied: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Matthäus hat es uns am Schluß seines Evangeliums gewissermaßen als das Vermächtnis Jesu aufgeschrieben.
Gott ist bei unserem Leben immer mit dabei: bei der Geburt und beim Tode, bei Tag und bei Nacht, bei Arbeit und Ruhe. Das kann uns manchmal erschrecken, wenn wir daran denken, wie nah Gott immer bei unserem Tun ist. Er sieht unsre Erfolge und Wohltaten. Er sieht aber auch unser Versagen und wie wir uns oft gegenseitig das Leben schwer machen.
Kein Mensch ist vollkommen. Deshalb muß er ja auch sterben. Wir werden immer wieder - bewußt oder unbewußt - schuldig gegenüber Gott und den Menschen. Deshalb werden wir von Gott gerichtet. Aber er fragt nicht zuerst danach, ob einer gut oder böse war, ihm geht es darum, ob einer Glauben gehabt hat.
Wenn Jesus zu uns sagt: „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!?“ dann will er auch von uns wissen, ob w i r bei i h m geblieben sind. Von seiner Seite her ist alles klar. Aber wir werden gefragt, ob wir auch bei ihm bleiben wollen.
Wenn ein Kind zu seiner Mutter sagt: „Ich bleibe immer bei dir!“ 'dann tut es das auch nur, weil es weiß: Bei der Mutter hat man es gut, da darf man sich immer wohlfühlen, da kann nichts passieren.
Wenn man von den Eltern weggeht, dann hat man es nicht mehr so gut. Das geht schon los, wenn das Kind in den Kindergarten oder in die Schule muß. Kinder werden aber auch einmal groß und selbständig und machen sich von den Eltern unabhängig.
Wenn Eltern klug sind, dann lassen sie ihre Kinder auch gehen. Sie werden auch dann noch die Eltern bleiben, wenn die Kinder etwa gar nichts mehr von ihnen wissen wollen. Wenn die Tür immer offen bleibt, dann werden die Kinder um so eher wieder zurückfinden.
Vielen Menschen geht es aber auch mit Gott so. Wenn sie größer geworden sind, dann meinen sie: Wir kommen auch ohne Gott aus, ohne Gebet und ohne Sonntag, ohne Bibel und ohne Gesangbuch. Wir gehen einfach in die Welt, an unsre Arbeit und zu unsrem Vergnügen, aber um Gott kümmern wir uns nicht.
Jesus aber sagt uns. „Ich bleibe bei euch alle Tage!“ Er gibt uns diese Verheißung mit, trotz allem, was auch geschehen mag. Zunächst fragt er nicht danach, ob wir auch bei ihm bleiben wollen und wie wir uns zu ihm stellen. Er läßt uns erst einmal laufen.
Doch am Ende sagt er uns: „Ich kenne nur die, die sich schon immer zu mir gehalten haben. Was soll ich denn jetzt mit denen, die sich ihr ganzes Leben nicht um mich gekümmert haben?“
Die beste Vorbereitung auf das Sterben ist also: sich jetzt schon in diesem Leben zu Gott halten! Gott bietet uns seine Gemeinschaft an. Wir dürfen die Verheißung hören: „Ich bin bei euch im Leben und im Tod. Der Tod ist kein Einschnitt, mit dem alles aus ist, sondern nur der Übergang in eine andere Form des Lebens. Auch nach= her ist Gott bei uns. Seine Tage haben dann noch kein Ende!“
Deshalb ist es gut, wenn wir immer bei Gott bleiben. Selig sind die Menschen, die sagen können, wie es in einem Lied für Kinder heißt: „Leb ich, Gott, bist du bei mir, sterb ich, bleib ich auch bei dir, und im Leben und im Tod bin ich dein, du lieber Gott!“
Fürchte dich nicht‚ glaube nur! (Mk 5,36)
Von Trauernden erwartet niemand, daß sie ihre Trauer von heute auf morgen überwinden. Als Christen werden wir auf Christus hingewiesen‚ der uns helfen will‚ alle Trauer zu überwinden. Aber wir denken doch eher an den Verstorbenen als an Christus. Ihn wird das nicht
stören. Er kann warten und wendet sich nicht von denen ab‚ die 'im Augenblick nur trauern können.
Erst nach einiger Zeit wird es möglich sein, das Schicksal eines Verstorbenen zusammen zu denken mit dem Leiden und Sterben Jesu Christi. Dann können wir uns daran erinnern: Jesus hat es auch nicht leicht gehabt. Er hat schon zu seinen Lebzeiten viel leiden müssen durch Anfeindung, Unverständnis, Unglaube‚ durch Entsetzen über die Krankheit:
Auch Jesus hat erleben müssen‚ daß Menschen um ihn herum sterben mußten. Da waren sicher auch ganz besonders schwere Fälle dabei wie der der Tochter des Jairus. Jesus konnte nicht in jedem Fall helfen‚ denn es ist nun einmal das Los der Menschen zu sterben. Aber
wenigstens in Einzelfällen wollte Jesus zeigen, was die Menschen nach dem Tod erwartet. Deshalb hat er die Tochter den Eltern wiedergegeben‚ damit, alle Menschen glauben können: So wird Gott uns alle auferwecken am Jüngsten Tag.
Gleichzeitig hat er damit zeigen wollen, was mit ihm nach seinem Tod geschehen wird: Gott wird ihn nicht im Tode lassen, sondern ihn auferwecken. Der Unterschied zur Tochter des Jairus wird nur sein: Diese ist eines Tages endgültig gestorben‚ während Jesus in Ewigkeit bei Gott lebte und lebt. Wenn aber Christus lebt, dann können wir daraus die Gewißheit entnehmen: auch der (die) Heimgegangene wird leben! Das ist nicht falsches Wunschdenken, sondern Christus läßt unsere Sehnsucht nach wahrem Leben in Erfüllung gehen.
Beachten wir: Jesus sagt sein „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ als noch keine Wende in Sicht ist. Die Tochter ist noch tot und es besteht keine Hoffnung. Aber der Vater wird aufgefordert, zu glauben und sich nicht zu fürchten‚ sich nicht von vornherein geschlagen zu geben von der Gewalt des Todes. Das soll auch uns heute gesagt sein‚ wenn wir um einen verstorbenen Menschen trauern.
Jeder Todesfall in unserer Mitte stellt die Frage an uns, ob wir uns der Wahrheit Gottes öffnen wollen. Gott will uns helfen mit solchen Geschichten wie der von der Auferweckung der Tochter des Jairus, mit anderen Bibelworten und Gesangbuchliedern. Jeder hat die Möglichkeit sich von Gott trösten zu lassen, wenn er nur will.
Wer sich aber gegen Gott entscheidet, der hat schon das Gericht an sich selber vollzogen. Der hat keine Hoffnung über den Tod hinaus und sein Leben ist im Grunde sinnlosgewesen. Dan ist es auch im Grunde gleichgültig, ob die Welt bald untergeht oder nicht: Wer sich jetzt von Gott trennt, für den ist es schon so, als habe alles ein Ende.
Jesus kämpft um den Menschen, solange er noch lebt. Er will die Gewißheit vermitteln: Wer sich an Gott hält, dem kann geholfen werden. Er erhält schon Anteil an der Kraft und Herrlichkeit Gottes. Er wird die Probleme seines Lebens bewältigen können und auch dem Tod getrost entgegensehen können.
Wir müssen zwar einmal durch den Tod des Körpers hindurch. Aber in uns ist etwas, das nicht verloren gehen wird. Man, mag es „Seele“ nennen oder „Person“ oder sonstwie, etwas von uns bleibt. Es ist aber nicht nur ein göttlicher Funke in uns, sondern der ganze Mensch wird bei Gott weiterleben.
Allerdings wird Gott uns mit einem neuen Leib ausstatten, so wie man etwa ein neues Gewand überzieht. Aller Schmutz dieser Welt wird dabei abgetan sein und wir werden vor Gott rein dastehen können. Alle Vergänglichkeit dieses Lebens wird aufhören, aller Schmerz und alles Leid. Und dann wird auch endgültig deutlich werden, daß sich ein Leben mit Gott lohnt, heute und in Ewigkeit.
Nur wird es dazu nötig sein, immer mehr in der Erkenntnis Gottes voranzuschreiten und sich. auf seine Worte zu verlassen. Darum sollten wir uns mühen, solange unser Leben währt. Wenn wir das tun, werden wir Frieden mit Gott erlangen und seine Gnade von Tag zu Tag neu erfahren können. Dann werden wir auch den Tod eines lieben Menschen bewältigen können. Wer glaubt, der braucht keine Furcht zu haben!
Er (der Herr) hat alles wohl gemacht (Mk 7,37)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann körnen wir doch zunächst einmal nicht so ohne weiteres sagen: „Der Herr hat alles wohl gemacht!“ Von den meisten Menschen wird der Tod doch als ein großes Unglück empfunden; und er ist es ja auch. Menschen, die jahrelang und jahrzehntelang miteinander gelebt haben, werden auseinandergerissen. Pläne, die man noch gehabt hat, lassen sich nicht mehr verwirklichen. Die Arbeit des Lebens ist zu Ende und andere Menschen führen sie weiter.
Dennoch körnen wir gerade im Angesicht des Todes in gewisser Hinsicht auch sagen: „Der Herr hat alles wohl gemacht!“ Man wird nur etwas tiefer nachdenken müssen, um zu dieser Einsicht zu gelangen -im Grunde kann man einen solchen Satz nur aus einem .festen und gewissen Glauben heraus sagen.
Hier unterscheidet sich eben das Reden eines Christen an einem Sarg von dem Reden eines
Nichtchristen. Dieser kann doch nur in Klagen ausbrechen über den Verlust, den man erlitten hat. Man kann das sogenannte „Schicksal“ anklagen und vielleicht noch einen Menschen nachträglich wegen seiner Verdienste in den Himmel heben. Aber man wird nicht sagen: „Der Herr hat alles wohlgemacht!“Das würde man in einem solchen Fall sogar als Hohn empfinden.
Sicherlich wird auch ein Christ Schmerz empfinden. Es wäre ja unnatürlich, wenn es nicht so wäre. Aber wir dürfen doch auch eine Hoffnung haben und mit Vertrauen in die Zukunft blicken .Aus dem Glauben heraus dürfen wir sagen: Was auch geschieht - der Herr macht es wohl!
Das kann man zunächst einmal am Leben des Verstorbenen ablesen. Er hat es doch zu etwas gebracht im Leben. Er hat viele Jahre arbeiten dürfen und auch vielen Menschen durch seinen persönlichen Einsatz geholfen. Bis ins Alter war er bei Kräften und hat seinen Beruf ausüben können. Über ….Jahre hat er mit seiner Frau in der Ehe gelebt und Freud und Leid mit ihr geteilt. Und auch wenn die letzten Monate seines Lebens von Krankheit gezeichnet waren, so ist diese Zeit doch sicherlich nicht sinnlos gewesen.
In dieser Geschichte aus Markus 7 geht es ja um die Heilung eines Taubstummen. Jesus rührt ihm die Ohren und die Zunge an und er kann wieder hören und sprechen. Die Menschen wundern sich darüber und sagen: „Er hat alles wohl gemacht!“
Wenn wir das doch nur auch immer sagen könnten! Ja, wenn ein Mensch wieder gesund wird, dann ist das eine Wohltat. Daß eine Krankheit aber auch eine Wohltat Gottes sein kann, das werden wir nicht so ohne weiteres erkennen können.
Aber denken wir nur einmal daran, wie schlimm eine Krankheit einen Menschen mitnehmen kann. Mancher hat monate- und jahrelang schwer zu leiden, hat Schmerzen und trübe Gedanken. Wie mancher hat doch schwer zu kämpfen, bis alles überstanden ist, ob er nun ein gläubiger Mensch war oder nicht.
Mancher fällt auch plötzlich um und ist tot. Wie groß ist doch dann der Schreck für die Angehörigen! Manche sagen zwar, das sei ein schöner Tod. Aber es hat doch auch etwas für sich, wenn man sich langsam auf den Tod vorbereiten kann. So mag eine solche langsame Krankheit in gewisser Hinsicht auch eine Wohltat Gottes sein.
Die größte Wohltat aber ist, daß Gott uns nicht im Tode lassen wird. Er verheißt uns ein neues Leben ohne Krankheit und Mühen in ungestörter Gemeinschaft mit ihm. Das erst hilft uns, den Tod zu ertragen, das erst gibt uns das Recht zu sagen: „Er hat alles wohl gemacht!“
Nicht immer wird die Heilung am Ende der Krankheit stehen. Einmal kommt auch unser letzter Tag, an dem es keine Hilfe mehr von Seiten der Menschen gibt. Aber dann dürfen wir darauf vertrauen, daß auch dies der Wille Gottes ist.
Er will uns nicht ausschließen aus dieser Welt, aber er will uns hinein holen in sein Reich. Diese positive Seite des Sterbens sollten wir vor Augen haben, wenn einmal unsere letzte Stunde kommt. Gott will es auch mit uns wohl machen. Schon jetzt in unserem Leben, das noch unter vielen Sorgen und Mühen steht, und erst recht, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat. In seiner Hand sind unsere Toten und wir selbst; das kann uns auch am heutigen Tag und in der Zukunft mit Zuversicht erfüllen.
Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen! (Lk 2,29-30)
Es ist gut, wenn sich ein Mensch in seinem Leben als Diener Gottes verstanden hat. Das Wort „dienen“ ist zwar nicht mehr modern, weil es an Unfreiheit und Unterdrückung erinnert. Aber Gott möchte unseren Dienst ja nur, wenn wir ihn freiwillig und gern tun; er sucht unser Einverständnis.
Wer Diener Gottes sein will, wird aber auch Diener der Menschen sein müssen. Er wird nicht nur an sich selber denken können, sondern er wird das Wohl aller Menschen seiner Umgebung im Auge haben. Wenn wir Gott gewisse Wohltaten erweise wollen, dann verweist er uns an den Mitmenschen.
Dort können wir zeigen, wie unser Glaube praktisch aussieht. Wenn wir Frieden mit Gott haben, dann werden wir auch Frieden mit den Menschen halten können. Dann werden wir auch an jedem Tag unser Leben abschließen können, ohne Angst vor der Zukunft haben zu müssen und wir werden m Frieden heimgehen können.
Aber wie sieht es in unsrer Welt oft aus? Da gibt es Kriege und Hungersnöte, Umstürze und innerer und äußerer Verfall. Der einzelne Mensch erfährt daran immer wieder seine Ohnmacht. Und wenn er wirklich meint, er habe etwas geschaffen, dann muß er doch immer in der Angst leben, ob ihm das nicht alles wiedergenommen werden wird. In einem langen Leben erfährt man immer wieder Enttäuschungen und Mißerfolge. Unser Leben ist ein unermüdlicher Kampf, in dem es wenig Ruhepunkte gibt.
Und der letzte Feind, der uns dann überwindet, ist der Tod. Krankheit und Schmerz, körperlicher Verfall und mangelndes Lebensinteresse sind seine Vorboten. Wir wissen alle, daß wir einmal sterben müssen. Aber oft leben wir doch so, als ob es den Tod nicht gäbe. Jeder Mensch, der von uns genommen wurde, mahnt uns an den eigenen Tod und stellt uns die Frage: „Bist du auf den Tod vorbereitet? Hast du Frieden mit Gott?“
Nicht wir können diesen Frieden herstellen, er kann uns nur geschenkt werden. Manche Leute sagen ja: „Laßt uns nur erst Frieden unter den Menschen schaffen, dann kommt unser Verhältnis zu Gott ganz von selber ins Reine!“ Mit Gewalt versuchen sie dann, Frieden zu schaffen. Aber das Ende sind Chaos und Unterdrückung.
Wir Christen sagen es andersherum: „Wenn wir Frieden haben mit Gott, dann regelt sich das Verhältnis zu den Mitmenschen ganz von selbst!“ Gott will uns dazu helfen, indem er uns seinen Frieden anbietet. Wir brauchen ihn nicht darum zu bitten und zu betteln, er geht selber auf uns zu. Doch nicht immer nehmen wir dieses Geschenk an und dann herrscht Unfrieden. Die Bibel bezeichnet diesen Kriegszustand mit Gott als „Sünde“ und sagt: „Weil wir alle sündige Menschen sind, müssen wir einmal sterben!"
Aber der Tod ist nicht das Letzte. Gott streicht ja alles durch in unserem Leben, was nicht richtig war, und gibt uns somit seinen Frieden. Das hat der alte Simeon erkannt, als das Jesuskind in den Tempel gebracht wurde. Er erkannte: „Jetzt kann meine Sehnsucht gestillt werden. Jetzt ist endlich ist der Heiland da, der die Schuld vor mir wegnimmt und mein Leben rundum in Ordnung birgt!
Deshalb spricht er: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen!“ Wer das sprechen kann, der ist durch den Tod hindurchgerettet zu Gott. Dem kann der Tod in seiner letzter Stunde nichts mehr anhaben, sondern er kann vertrauensvoll sagen: „Lieber Gott nimm mich doch hin zu dir!“
Doch retten kann uns nur der Anblick des gekreuzigter Jesus, den Gott von den Toten auferweckt hat. Das wußte auch Simeon, als er sprach: „Meine Augen haben deinen Heiland gesehen!“ Er wußte: Dieser Heiland hält, was er verspricht. Weil er lebt, sollen auch wir mit ihm leben und eine Zukunft haben.
W i e das vor sich gehen soll und wo das sein wird, wissen wir nicht. Aber eins wissen wir ganz sicher: Gott hat Frieden mit uns gemacht. Er verheißt uns auch die Auferstehung, wenn wir ihm glauben, daß er uns aus dem Tode retten kann. Unser Leben hat einen Sinn gehabt, wenn es auf Gott zuläuft.
Dieses Wissen kann uns aber auch jetzt schon Sicherheit und Gelassenheit verleihen. Wenn unsere Zukunft gesichert ist, dann können wir auch die Gegenwart mit Freude anpacken, unsere Aufgaben erfüllen und im Sinne Gottes wirken. Dann können wir auch getröstet von einem lieben Menschen Abschied nehmen und ihn der Gnade Gottes anbefehlen. Und eines Tages werden wir selber getrost mit aller Zuversicht bekennen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen!“
Wißt ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist! (Lk 2,49 )
Dieser Spruch steht ja in der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Die Eltern fragen da ihren Sohn, wo er denn solange gewesen sei. Und da sagt er ihnen: „Ich war doch im Tempel, ich gehöre doch in das Haus meines himmlischen Vaters!“
Müßte man das nicht eigentlich von jedem Christen sagen können? Müßte nicht jeder sagen: „Ich bin gern dort, wo mein Vater ist!“ Verstehen wir das zunächst einmal ganz äußerlich von unserem Gotteshaus: Fast jeden Sonntag war doch der Verstorbene auf seinem Platz in der Kirche zu finden und war ein aufmerksamer Predigthörer. Sicher ist das mit eine Voraussetzung dafür, daß man dort bleibt, wo Gott ist. Ohne das Hören auf sein Wort wird man auch nicht im Tod bestehen können.
Allerdings denken wir oft gar nicht an den Tod. Aber wie schnell und plötzlich kann er einen überfallen. Manchmal denkt man: Jetzt mußt du dich darauf vorbereiten; aber er geht wieder vorüber. Doch dann auf einmal steht er unausweichlich vor uns und es gibt kein Entrinnen. Es könnte fast so aussehen, als sei das ein unausweichliches Geschick, das uns plötzlich überfällt.
Man kann es aber auch anders verstehen, wenn man sich diesen Spruch zum Vorbild nimmt. Warum sollte man nicht auch in Bezug auf den Tod sagen können: „Wißt ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?“ Der Tod ist nicht ein blindes Schicksal, sondern der notwendige Weg zu Gott.
Wir wollen unseren Blick auch auf die andere Seite lenken. Gewiß, wir, die wir den Verstorbenen gekannt haben, sind heute traurig, weil er nicht mehr bei uns ist. Aber dieser Abschied ist ja nur die eine Seite des Todes. Vor uns liegt aber die Rückkehr ins Vaterhaus. Wir haben uns unser Leben nicht selber gegeben. Wir sind nur ausgesandt von unserem himmlischen Vater in diese Welt. Wir dürfen unser Leben leben. Aber dann ist es Zeit, wieder ins Vaterhaus zurückzukehren, wo wir eigentlich hingehören.
Mancher hat das ja vergessen und hat sich innerlich und äußerlich von seinem Vaterhaus entfernt. Fast könnte es so scheinen, als sei er ganz den Augen des himmlischen Vaters entschwunden. Aber spätestens in der Todesstunde ruft Gott uns wieder zu sich und beruft uns aus dieser Welt ab.
Mancher fürchtet diesen Augenblick, wenn er auch vielleicht sehr sicher tut. Aber wer ein schlechtes Gewissen hat, traut sich nicht heim. Nur wer sein Leben in jedem Augenblick in Ordnung gebracht hat, kann getrost dieser letzten Stunde entgegengehen. Im Gegenteil: Er wird sich vielleicht sehr danach sehnen, wieder ganz mit Gott vereint zu sein. Für ihn ist es dann ein großer Augenblick, wenn aller Kampf und Streit dieser Welt ein Ende hat und nur noch Gottes Reich bevorsteht.
Überlegen wir uns doch einmal für einen Augenblick, was uns da von unserem himmlischen Vater verheißen. ist: Wir sollten nicht immer an dem kleben, was wir verloren haben, sondern auf das schauen, was uns verheißen ist. Natürlich können wir uns das immer nur in Bildern deutlich machen. Heute soll einmal vom „Vaterhaus“ die Rede sein.
Im Vaterhaus kennt man sich aus, dort ist alles vertraut. Man sehnt sich immer wieder nach dort zurück. auch wenn es vielleicht anderswo zunächst schöner zu sein scheint. Aber das Vaterhaus kann einem niemand ersetzen. Doch das liegt nicht an dem Haus an sich, das könnte uns gleichgültig bleiben. Entscheidend ist, daß dort der Vater ist; und dort sind auch die Brüder. Wir wissen also, zu wem wir kommen. Und weil wir zu diesem Vater bedingungsloses Vertrauen haben, können wir uns auch getrost zu ihm aufmachen. Wir gehen nicht ins Ungewisse, sondern zu dem, der uns kennt und den wir schon lange kennen.
Das ist heute vor allem denen gesagt, die um den (die) Entschlafene (n) trauern. Die Eltern Jesu haben sicher auch nicht verstanden, weshalb ihr Sohn nicht bei ihnen geblieben ist, sondern daß es ihn anderswo hingezogen hat. Deshalb sollten wir auch diese (n) Entschlafene(n) ruhig zu seinem Vater ziehen lassen und wissen: Er (Sie) ist dort gut aufgehoben, er ist nur bei dem Vater, der auch unser Vater ist und zu dem wir auch kommen werden.
Doch vergessen wir nicht: Es ist des Vaters Haus. Wir können nicht daran bauen, wir können nichts dazu beitragen, daß es ein großes und schönes Haus wird. Wir können auch nichts dazu tun, daß wir überhaupt hineinkommen. Es ist immer die freie Entscheidung Gottes, der uns zu seinen Kindern annimmt. Dennoch werden wir natürlich aufgefordert, im Blick auf diese Zukunft zu leben; nicht um einmal Lohn dafür einzuheimsen, sondern weil das für Kinder Gottes selbstverständlich ist.
So wollen wir dann unser Leben weiterführen in der Verantwortung vor Gott. Wir wollen den Entschlafenen der Gnade Gottes befehlen und getröstet wieder an unser Tagwerk gehen. Wenn wir uns zu unsrem himmlischen Vater halten, können wir nicht verloren gehen, weder in diesem Leben noch in dem Leben bei Gott.
Und wenn einmal unsere letzte Stunde kommt, dann sollten wir auch sagen können: „Wißt ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist!“ Wir sollten es zu uns selbst sagen, aber auch zu den Angehörigen, die trauern. Wir gehen alle diesen Weg, aber es ist doch nur ein Weg zu Gott
Jesus sprach: Weint nicht! Sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft! Er nahm sie bei der Hand und rief und sprach: Kind stehe auf! (Lk 8,52 -54)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann weinen wir. Selbst wenn er schon länger krank war und wir damit haben rechnen müssen oder wenn er sehr alt war, so tut es uns doch sehr weh, daß ein lieber Mensch nicht mehr bei uns sein kann. Die Stunde des Abschieds ist immer schwer.
Dennoch finden wir uns meist sehr bald mit der Tatsache des Todes ab. Wir sagen uns: Sterben muß jeder einmal, da können wir nichts daran ändern, gegen den Tod ist kein Kraut gewachsen! Und so richten wir uns darauf ein, daß unser Leben ja weiter geht, bis uns einmal das gleiche Schicksal ereilt.
Jesus aber gerät in Wut über eine solche Einstellung. Er möchte nicht, daß wir in diese Hoffnungslosigkeit verfallen, daß wir uns schon vor dem Tod zurückziehen, ehe wir überhaupt mit ihm gekämpft haben. Jesus sieht immer noch einen Weg, wo wir keinen Ausweg mehr zu erkennen meinen.
Die anderen aber lachen nur über ihn. Sie haben, kaum daß das Mädchen die Augen zugemacht hat, schon mit den Beerdigungsfeierlichkeiten begonnen. Da läuft nun mit einer unheimlichen Genauigkeit eine Maschinerie ab, der sich keiner entgegenzustellen wagt. Wenn einer gestorben ist, dann muß man halt das und das machen: da muß man klagen und Leute bestellen und alles in Ordnung bringen.
Nur Jesus stellt sich dieser ins Rollen gekommenen Lawine entgegen. Für ihn ist nichts hoffnungslos und endgültig verloren. Jesus weiß zwar, daß er einem seiner schlimmsten Feinde gegenübersteht, nämlich dem Tod, der die Menschen in seine Gewalt bringen will. Aber er weiß einen hinter sich stehen, der noch stärker ist.
Jesus verläßt sich auf Gott, der dem Menschen das Leben gegeben hat, der es ihm letztlich auch wieder nimmt - der aber auch das Leben wieder neu machen kann. Gott ist der Herr über Leben und Tod. Er bestimmt das Ende unsres Lebens, er entscheidet auch darüber, ob uns ein neues Leben in seiner Nähe geschenkt werden wird.
Im Vertrauen auf diese Macht Gottes kann Jesus deshalb sagen: „Weint nicht, sie schläft nur!“1 Die anderen lachen nur darüber, so wie heute auch viele Leute über die christliche Verkündigung von Auferstehung und ewigem Leben lachen. Es widerspricht ja auch alles dem Augenschein und der Vernunft.
Aber Jesus sieht einen Toten schon mit den Augen Gottes. Und für Gott ist der Tod nur wie ein Schlaf. Er wartet nur darauf, bis es Zeit ist, wieder von diesem Schlaf aufzustehen. Gott wird die Toten dann wieder aufwecken, so wie ein Mensch früh am Morgen aus dem Schlaf geweckt wird.
Was uns aber erst für das Ende der Zeit verheißen ist, das nimmt Jesus hier in diesem Einzelfall schon einmal vorweg: Er faßt das Mädchen an, so als habe es nur geschlafen und als brauche man es nur wieder aufzuwecken. Wir wissen alle, daß der Tod etwas anderes ist als der Schlaf, auch daß uns eine Totenauferweckung nicht möglich ist, weil nur Gott dazu die Macht hat. Aber wir dürfen doch darauf vertrauen, daß Gott am Ende der Tage uns und alle Toten wieder auferwecken wird, so als sei nichts gewesen.
Jesus setzt mit der Auferweckung dieses Mädchens ein Zeichen der Hoffnung. Er will und kann es nicht mit allen so machen. Aber er will uns ein Beispiel geben für das, was noch kommen soll. Damit aber gibt er uns den Mut, unsren eigenen Tod zu bestehen. Denn wenn man eine Hoffnung hat, kann man doch den nächsten schweren Schritt leichter tun.
Erst hatte der Tod nach dem Mädchen gegriffen. Nun ergreift Jesus ihre Hand und richtet sie wieder auf. Nun kann niemand sie wieder von der Hand Gottes losreißen, auch nicht der Tod.
So dürfen wir auch darauf vertrauen, daß Gott schon die Hand unsrer Toten ergriffen hat. Er wird auch uns einmal an der Hand nehmen und hinführen in sein Reich. Deshalb können wir auch getröstet und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Der Tod wird nicht ewig Macht über uns behalten, sondern Gott wird unser Herr sein, heute und allezeit.
„Laßt sie in Frieden! Sie hat getan, was sie konnte!“ (Lk 14,6.8)
Diese Worte stehen in der Geschichte von der Salbung Jesu. Kurz vor seiner Verhaftung sitzt Jesus mit seinen Jüngern zusammen, als eine Frau hereinkommt und sein Haupt mit Öl übergießt. Aber es sind einige Leute dabei, die sich darüber aufregen: „Das ist doch Verschwendung!“ Aber Jesus sagt; „Laßt sie doch in Frieden!“
So geht es eben im Leben zu: Da gibt es Meinungsverschiedenheiten und Streit. Jedem kann man es sowieso nicht recht machen. Es wird immer jemanden geben, der etwas zu kritisieren hat und es besser weiß, Und besonders wenn jemand schwach und benachteiligt ist, denken die anderen leicht, sie könnten mit ihm machen, was sie wollen.
Aber Jesus tritt für diese armen Menschen ein. Die Starken brauchen den Arzt ja nicht. Aber die Schwachen haben einen starken Fürsprecher, der mächtiger ist als alle Starken dieser Welt. Das hat er damals gezeigt, als er jene Frau in Schutz nahm, die ihm mit ungewöhnlichen Mitteln die Ehre gegeben hat.
Und so versteht Jesus es auch, wenn ihn heute jemand ehren will und vielleicht nicht die richtigen Mittel und Wege findet, um sich auszudrücken. Jesus weiß, was einer getan hat und was er nicht mehr hat tun können ohne eigene Schuld.
Kein Mensch kann sagen: Ich habe hundertprozentig alles getan, was ich konnte! Wir sind keine vollkommenen Menschen und machen alle einmal Fehler. Und deshalb gehören wir im Grunde alle zu den Schwachen. Wir versuchen schon, ein einigermaßen anständiges Leben zu führen. Aber wir können uns nicht selbst erlösen. Die letzte Vollendung unsres Tuns kann uns nur Jesus geben.
So wollen wir auch am Sarg dieses Menschen nicht seine Vorzüge und Nachteile erwägen, nicht Leistungen herausstellen und das Versagen offenlegen. Wir wollen nur erkennen: Jesus hat Verständnis für den Menschen, so wie er ist. Er fällt nicht ein schnelles Urteil, wie es die Menschen gern tun. Er sagt nicht: Du bist zu nichts mehr nütze! sondern er hat uns von vornherein besser verstanden, als wir uns selber verstehen.
Deshalb nimmt er uns auch gegen menschliche Angriffe in Schutz und wehrt unberechtigte Verdächtigungen ab mit dem Satz: „Laßt sie in Frieden!“ Jeder Mensch hat das Seine getan und ist auch dann noch wertvoll, wenn er krank und hilflos ist.
Das Wichtigste für unser Leben ist aber sicher der Schutz vor dem letzten Feind, der uns bedroht: vor dem Tod. Natürlich müssen wir alle einmal sterben. Aber daß es nicht ein Sterben zum ewigen Tod ist, dafür sorgt Jesus.
Auch zum Tod sagt er: „Laß sie in Frieden!“ Der Tod kann zwar angreifen. Aber er hat seit Christus keine Macht mehr Er mu0 seine Beute wieder herausgeben und den Betreffenden in Frieden lassen.
Nicht umsonst heißt die letzte Ruhestätte der Toten „Friedhof“. Dort finden sie Frieden. Einmal Frieden von den Unruhen des Lebens in dieser Welt. Aber auch Frieden vor der Bedrohung durch den Tod.
Nur einen Augenblick kann der Tod einige Gewalt über den Menschen erlangen. Aber Jesus haut ihn im gleichen Augenblick wieder heraus und bringt ihn zu Gott. Wir Menschen können einiges tun zur Vorbereitung auf den Tod. Aber das Entscheidende hat immer schon Gott getan: Er hat Christus auferweckt! Und er hat damit das getan, was kein Mensch tun konnte: Er hat den Tod überwunden.
So können und sollen wir uns natürlich auch auf den Tod vorbereiten. Und die beste Vorbereitung ist immer noch, daß wir uns unser ganzes Leben über zu Gott halten. Aber auch wenn wir alles getan haben, was wir tun konnten, dann dürfen wir doch nur sprechen: Wir sind unnütze Knechte!
Wir können uns nicht selber retten. Nur Gott hilft uns über den Tod hinweg. Auf ihn dürfen wir vertrauen in unsrer Not. Er verteidigt uns gegen den Tod und sorgt dafür, daß wir in den ewigen Frieden eingehen können, in den Frieden bei Gott.
Wahrer Friede ist aber nun nicht die äußere Friedhofsruhe, sondern das neue Leben bei Gott. Erst dort kann man gesichert sein vor allem Kampf und Streit, erst dort ist dann alles getan, was Gott tun konnte; erst dann kann man getrost in die Zukunft blicken, indem man nur noch Gott vor Augen hat.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen! (Lk 15,18)
Dieser Satz steht in dem berühmten Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Sohn, der seinem Vater weggelaufen ist, hat in der Fremde nur Böses erfahren müssen. Erst ging es ihm gut. Aber als das Geld all war, verließen ihn alle seine Freunde und er hatte nur noch seinen Vater. Was sollte er anders tun als zu sich selber sprechen: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!“
Sind wir aber nicht alle solche verlorenen Söhne? Irgendwann kommt für jeden einmal die Zeit, wo er von Gott weggeht. Woanders scheint es sich leichter leben zu lassen. Da muß dann erst jeder selber die Erfahrung machen: Im Ausland ist man im „Elend“, wer von Gott weggeht, dem geht es schlecht.
Nur gut, daß wir dann doch ein Zuhause haben. Jeder Mensch hat seinen Vater im Himmel, zu dem er immer wieder zurückkehren darf. Wenn wir auch manchmal untreu werden - dieser Vater bleibt uns treu. Wir bleiben immer seine Kinder, auch wenn wir ihm vielleicht sehr weh getan haben. Er gibt es nicht gleich auf mit uns, sondern er hält die Tür immer für uns offen.
Bei irdischen Eltern soll es ja manchmal vorkommen, daß sie ihr Kind aus dem Haus werfen. Aber auch dann werden sie doch innerlich immer darauf warten, daß ihr Kind wieder zurückkehrt. Es bleibt ja doch auch weiterhin ihr Kind.
Wieviel mehr wird da Gott auf die Rückkehr seiner Kinder warten, die er ja nicht davongejagt hat, sondern die ihm vielmehr davongelaufen sind. Er hängt an jedem seiner Kinder mit ganzem Herzen und möchte sie alle bei sich haben. Er will für sie da sein und sie sollen für ihn
da sein.
Einmal aber holt Gott alle seine Kinder zu sich, nämlich dann, wenn er ihnen den Tod schickt. Aber dann ist es ja keine freiwillige Rückkehr mehr, sondern dann werden auch die gerufen, die nicht kommen wollten. Der Tod ist ein unerbittliches Geschick, das jeden Menschen einmal trifft. Er ist so unberechenbar, so fremd und unheimlich. Deshalb haben wir ja auch so Angst davor.
Wir würden doch zunächst nicht sagen: Der Tod ist nur eine Heimkehr zum Vater. Dieses Verständnis hat uns erst Jesus gelehrt. Er sah in Gott seinen Vater, der ihn in die Welt geschickt hat und zu dem er wieder zurückkehren wird, wenn es dazu Zeit ist.
Dieser Gott ist aber auch unser Vater. Er hat uns nur in diese Welt geschickt, damit wir hier unser Leben leben. Aber er ruft uns auch wieder zurück. Ein jedes menschliche Leben ist nur ein Zwischenzustand, auch wenn es noch so lange dauert. Es kommt einmal der Tag, wo es Zeit wird, sich aufzumachen und zum Vater zu gehen.
Mancher wird das als einen harten Zwang empfinden. Aber das wird nur so sein, wenn er nicht gern bei diesem Vater ist -vielleicht weil er ein schlechtes Gewissen hat oder von diesem Vater nichts hält. Im Allgemeinen kommen Kinder doch gern zu ihrem Vater, auch wenn das Verhältnis getrübt war. Wir könnten doch auch solche Kinder sein, die gern zum Vater kommen. Der Tod wäre dann nicht mehr ein hartes Muß, sondern eine freudige Heimkehr ins Vaterhaus, vor dem man ausgegangen war. So wie jeder alte Mensch gern in sein Geburtshaus und zu den Stätten seiner Jugend zurückkehrt, so könnten wir doch auch zu Gott zurückkehren.
Wir hätten dann das Problem des Todes bewältigt, wenn wir wirklich aus ganzem Herzen sagen könnten: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!“ Von uns aus würden wir das nicht sagen. Aber vom Glauben her kann man das so sehen und verstehen.
Natürlich können wir nicht von uns aus sagen: „Ich will meinem Leben ein Ende setzen!“ Gott allein bestimmt, wann wir heimgehen sollen, ob er uns bald heimholt oder uns lange leben läßt, ob wir sehr plötzlich abberufen werden oder lange zu leiden haben. In jedem Fall aber ist es eine Heimkehr zu Gott.
So wie wenn einer nach einer langen Wanderung abgekämpft und verschmutzt wieder nach Hause kommt, so wird es auch sein, wenn wir zu Gott kommen. Dort ist der Tisch dann schon für uns vorbereitet und alles für das Fest gerüstet. Gott freut sich, wenn wir dann endlich dazu kommen und mit an seiner Tafel sitzen.
Deshalb sollten wir uns auch freuen. Wir kommen ja nicht zu Unbekannten. Gott kennt uns ja von Anfang an gut. Jesus ist da, und vielleicht auch mancher, den wir aus unsrem Leben kennen. Es wird bald eine uns vertraute Welt sein, wenn sie auch so ganz anders ist als unsere jetzige Welt.
So wollen wir uns dann auch auf den Weg machen zu unsrem himmlischen Vater. Wir wissen nicht, wie weit dieser Weg noch sein wird. Aber wir kennen das Ziel: Das Leben im Vaterhaus! Selig ist, wer am Ende seines Lebens mit getrostem Herzen sagen kann: „Ja, ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!“
„Wahrlich ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“ (Lk 23,43)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann erfüllt uns das mit Trauer. Auch wenn er schon älter gewesen ist, auch wenn wir dankbar auf viele gemeinsame Jahre zurückblicken können - es fehlt uns dann doch etwas in unserem Leben. Wir müssen zwar alle mit dem Tod rechnen, aber wenn es uns dann so betrifft, dann ist es doch schwer für uns.
Auch für Jesus ist es nicht leicht gewesen, in den Tod zu gehen. Wir stellen uns das ja leicht so vor, als sei das für ihn ein Spaziergang gewesen, weil er ja wußte, er nachher wieder auferweckt wird. Aber dann müßte es ja auch für uns so leicht sein, weil wir in gleicher Weise ja wissen, da0 es nach dem Tod noch mit uns weiter geht.
Aber Jesus hat alle Not mitgemacht, die wir auch erleiden, wenn wir sterben müssen. Dennoch findet er Zeit, sich um den Menschen neben ihm zu kümmern. Zwei Männer werden mit ihm gekreuzigt. Der eine spottet über ihn und macht dadurch deutlich, daß er auch im letzten Augenblick sein Leben nicht ändern will. Der andere dagegen kehrt noch in der Stunde seines Todes um.
Das sind die beiden Haltungen, die wir grundsätzlich gegenüber Gott und Jesus einnehmen können: Entweder wir verachten ihn oder wir erwarten von ihm die Rettung. Wie wir uns hier entscheiden, das wird eine Rolle spielen, wenn wir einmal sterben müssen. Es ist nur e i n Schritt zu Jesus!
Es mag sein, daß wir in unserem ganzen Leben nur wenig Verbindung mit Jesus hatten. Aber im letzten Augenblick können wir noch ganz zu ihm kommen. Dieser eine Mann bereut sein Leben und es kommt noch in Ordnung. Besser ist es natürlich, man weiß sich schon sein ganzes Leben über in der Gemeinschaft mit Christus. Dann kann man auch seiner letzten Stunde ruhiger entgegensehen. Dann weiß man, daß auch der Tod nicht die Verbindung mit Christus zerreißen kann. Dann darf man auch diesen Spruch auf sich beziehen: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein!“
Das Wort „heute“ darf man dabei nicht zu sehr pressen. Es gibt ja den alten Streit, wie man sich die Auferstehung vorzustellen habe. Die einen meinen, die Toten würden erst alle aufgehoben und dann irgendwann einmal alle auferstehen. Die anderen dagegen meinen, immer wenn ein Mensch sterbe, werde er auch sogleich auferweckt. Doch an sich ist dieser Streit überflüssig. In der Ewigkeit gibt es sowieso keine Zeit mehr. Ob die Auferweckung nun gleich oder erst am Ende der Tage stattfindet, bleibt sich dann gleich.
Aber entscheidend wird sein, daß wir überhaupt bei Jesus sein werden. Ob das heute schon ist oder in ein paar Jahren oder erst am jüngsten Tag, das ist doch gleich gültig. Es geht nicht darum, wann es geschieht, sondern d a ß es geschieht.
Auch über das Ort „Paradies“ wird man erst einmal nachdenken müssen. Von der Bibel her legt sich die Vorstellung eines Gartens nahe, wo für die äußeren Bedürfnisse gesorgt ist, wo alles in Eintracht miteinander lebt, wo es nichts Böses gibt und auch keine Krankheit und kein Gebrechen.
Doch wir müssen vorsichtig sein, damit wir uns das nicht alles zu sehr ausmalen. Es geht nicht um unsre menschlichen Wunschvorstellungen, sondern um das, was Gott mit uns vorhat. Unsre Wünsche werden sich bald erledigt haben, wenn wir nur bei Gott sind. Dann wird uns das nicht mehr so wichtig sein, was uns jetzt als das Wichtigste im Leben erscheint. Wir werden nur noch froh sein, mit Gott vereint zu sein.
Wie das im Einzelnen aussehen mag, braucht uns jetzt noch nicht zu interessieren. Das ist Gottes Sache und wir werden ja dann schon sehen, wenn es für uns so weit ist. Wichtig ist nur, daß wir jetzt schon in der Gewißheit einer ewigen Gemeinschaft mit Gott leben können und unser Leben somit einen Sinn hat.
Gottes Wort verheißt uns dieses neue Leben, wenn wir auf den Namen Gottes getauft sind und unser Leben in seinem Sinne geführt haben. Diesen Satz Jesu: „Heute noch wirst du bei Gott sein!“ dürfen wir dann auch auf uns beziehen.
Jesus wird dann mit dabei sein; er kennt uns jetzt schon und wir haben dann bei Gott einen Bekannten. Er ist uns den Weg vorangegangen und wir werden ihm nur nachfolgen. Deshalb können wir getröstet durch Leben und Tod gehen im Vertrauen auf Gottes Hilfe.
„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!" (Lk 23,46)
In Paris mußte einmal ein ganzer Stadtteil erneuert werden. Die Einwohner wurden evakuiert und sollten auf die anderen Stadtteile verteilt werden, in alle Winde verstreut. Nun standen sie am Rand ihres Wohnbezirks und sahen, wie ihre Häuser niedergebrannt wurden. Aber sie waren nicht traurig: Sie hatten ja die Baupläne für die neuen Häuser gesehen. Alles sollte ja doch moderner und schöner und besser werden. Sie kannten auch den Baumeister, den Architekten, der ihnen die neuen Häuser bauen wollte. Sie hatten Vertrauen zu ihm; er würde ihnen schon wieder eine neue und schönere Heimat geben. Im Augenblick fiel es schwer, Abschied zu nehmen von der altvertrauten Umgebung, von den Nachbarn und Freunden. Aber sie würden wieder zurückkehren in ihren alten Stadtteil, der aber inzwischen ein neuer geworden war.
So geht das auch mit unserem Leben. Unser Leib ist solch ein alter Stadtteil, der abgebrannt werden muß. Er paßt nicht mehr in die neuen Verhältnisse, paßt nicht mehr zu dem Leben, das Gott uns geben will. Die wenigen Daten unsres alten Lebens sind ja schnell aufgezählt: (Lebenslauf).
Unser Leben ist vielleicht bisher auch so oder ähnlich verlaufen. Aber wir sollten immer daran denken, daß dieses Leben einmal ein Ende hat und abgebrochen wird. Aber dann sollen wir das sagen können, was Jesus gesprochen hat, als er ans Sterben kam: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“
Das kann auch uns ein Trost sein: Wir müssen zwar weg in die Fremde, durch das dunkle Tor des Todes. Wir müssen all unsre Lieben zurücklassen. Wir können auch alle materiellen Güter dieses Lebens nicht mitnehmen. Unser Dasein wird sich total verändern.
Aber wir kennen den Architekten, der uns das neue bauen wird. Wir dürfen sogar „Vater“ zu ihm sagen. So wie ein Vater doch oftmals sein Haus für die Kinder ausbaut und erneuert, so bereitet uns auch der himmlische Vater eine neue Wohnung vor. Er wird sie so gut einrichten, daß wir alles haben, was wir brauchen. Wir werden uns wohlfühlen dort. Und wir dürfen Vertrauen haben zu Gott, der schon weiß, was er mit uns vorhat und was er uns Neues schenken wird.
Das neue Leben bei Gott wird anders sein; aber es wird dem irdischen Leben sehr ähnlich sein, nur ohne dessen Fehler und Schwächen. Man muß sich ja hin und wieder einmal verbessern und auch einen Fortschritt sehen. Gott will uns dazu verhelfen.
Deshalb dürfen wir uns ganz in die Hände dieses Herrn befehlen. Es sind schützende und bewahrende Hände, aber auch sorgsame und aufbauende Hände. So wie man einen verletzten Vogel in den Händen schützt, so will auch Gott uns mit seinen starken Händen bewahren, im Leben und im Tod.
Ein Kind vertraut sich ja auch bedenkenlos den Händen des Vaters an. Es geht blindlings mit, weil es weiß: Der Vater wird mich schon den richtigen Weg führen, bei ihm kann nichts schiefgehen. Der Vater wird es schon halten und nicht fallen lassen. Und so können wir uns auch den starken Händen Gottes anvertrauen.
Wir sollten uns vielleicht immer wieder einmal Gedanken machen über den Tod und die Ewigkeit. Wir sollten aber dabei nicht nur an die Toten der Vergangenheit denken, auch nicht an diese(n) Entschlafene(n), die (der) nun schon vor Gott steht. Viel wichtiger ist für uns unser eigener Tod. Wir müssen uns fragen, ob wir Vertrauen haben zu dem Gott, der uns nach dem Tod neu schaffen will und uns Zukunft geben kann.
Jeder Tod ist eine Frage an uns, die wir weiterleben: Wie stehst du zu Gott? Kannst du dem Ende deines Lebens mit Ruhe entgegensehen oder mußt du Angst haben vor der Begegnung mit Gott? Ist er nur ein strenger Richter für dich oder wartest du auf einen liebenden Vater?
Wer sich in diesem Leben zu Gott gehalten hat, den wird e r auch halten in der letzten Stunde seines Lebens. Er wird ihn durch den Tod hindurch zu sich holen. Wer dessen gewiß ist, kann auch seiner letzten Stunde getrost entgegensehen. Er darf dann auch aus Überzeugung sagen: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“
„Herr bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt!“ (Lk 24,29)
Das Leben beginnt mit einem steilen Anstieg, Mindestens 20 Jahre besteht es nur aus Lernen und Aufnehmen. Da scheint alles ganz normal zu gehen und besser zu werden, es stehen noch alle Möglichkeiten offen und vor einem jungen Menschen liegt noch das ganze Leben.
Es folgt dann die lange Zeit, in der man das erworbene Wissen an die nächste Generation weiter gibt und seinen Teil am Gelingen des Zusammenlebens der Menschen beiträgt. Viele sehen in diesen Jahren der Blüte den eigentlichen Sinn des Lebens.
Und schließlich folgt als dritte Stufe das Alter, das man mit einem langsamen Abstieg vergleichen könnte. Aber auch diese Zeit hat ihre Aufgabe und ist nicht einfach nutzlos vertan. Im Grunde hat jedes Lebensalter seine guten und bösen Seiten, es ist leicht und schwer zugleich. Wir sollten es jeweils aus der Hand Gottes nehmen und dann das Beste mit ihm anfangen.
Aber einmal kommt dann doch diese letzte Stufe, das Alter. In Psalm 90 steht: „Unser Leben währet 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es 80 Jahre!“ Von 90 steht nichts da, dieses Alter ist nur sehr wenigen vergönnt. Natürlich brauchen wir dieses Wort nicht eng wörtlich zu verstehen, aber hier ist doch eine Grenze angedeutet, über die man selten hinausgelangt.
Man kann das Leben eines Menschen auch vergleichen mit dem Ablauf eines Tages: Am Morgen gebt die Sonne auf und es wird hell. Dann kommt die Höhe des Tages, wo das helle Licht die Welt erleuchtet. Und dann wird es langsam dunkler und es kommt der Abend und die Nacht.
Meist fürchten wir uns vor der Dunkelheit. Und der Tod ist doch auch so ein dunkles Tor, durch das wir hindurch müssen. Wenn es Nacht um uns zu werden droht, dann werden wir auch ganz von selbst unsicher und suchen Hilfe.
Glücklich kann sich schätzen, wer nicht allein ist, wenn es Abend wird und die Dunkelheit kommt. Ein Kind sucht dann Zuflucht bei den Eltern, die Frau bei dem Mann und der Kranke bei dem Gesunden. Wir brauchen die Gemeinschaft der Menschen, um dem Schweren in der Welt begegnen zu können
In einem Lied heißt es deshalb auch: Wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: viel Freunde sind mit unterwegs, auf gleichen Kurs gestellt. Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein. So läuft das Schiff nach langer Fahrt, in Gottes Hafen ein!“
Und der Kehrreim des Liedes lautet dann: „Bleibe bei uns Herr, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer, o bleibe bei uns Herr!“
Noch wichtiger als die Hilfe anderer Menschen ist die Gemeinschaft mit Gott. Das haben die Jünger Jesu gespürt, als sie nach der Kreuzigung auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus waren. Natürlich waren sie nicht allein, denn sie waren ja zu zweit. Aber der fremde Wanderer, der sich unterwegs zu ihnen gesellt hatte, der konnte ihnen mehr geben, denn er kam von Gott. Wenn wir wirklich nicht allein und verlassen sein wollen am Abend unsres Lebens, dann müssen wir uns schon zu Gott halten und ihn bitten, daß er auch im Tode bei uns bleibt.
Manchem Konfirmanden gibt man den schönen Spruch mit auf den Weg: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben!“ Das klingt so, als könnten wir uns selber die Krone erringen. Wer aber älter geworden ist, der kann vielleicht nicht mehr sagen als dieses Gebet: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt!“ Gott muß bei uns bleiben, dann können wir auch treu sein.
Aber das ist nun das Schöne, das wir auch wissen dürfen: Gott bleibt bei uns, im Leben und im Sterben. Menschen verlassen uns oft, aber Gott ist treu, Nicht einmal der Tod kann uns von Gott trennen: Im Gegenteil: Er treibt uns nur hinein in die offenen Arme Gottes.
Wenn wir auch manchmal in unserem Leben meinen, es sei dunkel um uns und wir müßten durch große Tiefen gehen. Gott sagt uns: „Ich bleibe bei euch, wenn es Abend wird!“ Auf diesen Gott können wir uns verlassen, denn er verläßt uns nicht. Am Morgen und am Abend ist er unser Gott, wenn wir ihn darum bitten, bei uns zu bleiben.
„Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade!" (Joh 1,16)
Wenn man das Leben eines Menschen in der Rückschau überblickt, kann man an vielen Punkten die Gnade Gottes entdecken. Schon allein daß wir ins Leben traten, verdanken wir Gott. Er hat gewollt, daß wir leben. Er hat jeden Menschen geschaffen, mit all seinen äußeren Kennzeichen und seinen Fähigkeiten, einmalig und unverwechselbar, ein Mensch, den er liebt und das ganze Leben über begleiten will.
In der Taufe hat er dann diesen Menschen zu seinem Kind angenommen. Die Eltern haben ihm das Geschenk zurückgebracht und gesagt: Es soll auch mit dein Kind sein! Gott darf das Kind sozusagen adoptieren und ist nun mit dafür verantwortlich. Das verspricht er auch für die Zeit des Lebens.
Jeder Mensch braucht dann einen Beruf und eine Tätigkeit. Nicht immer kann man das tun, was man sich gewünscht hat. Aber man kann doch jeweils an seinem Ort zur Ehre Gottes und zum Wohle der Mitmenschen seine Aufgaben erfüllen. Jeder ist von Gott zu seiner Tätigkeit berufen. Und wenn er Erfolg hat und zufrieden ist, so darf man auch darin eine Gnade Gottes sehen.
Eine entscheidende Frage im Leben ist auch, ob man einen Lebenspartner findet, der zu einem paßt, und ob man eine Familie gründen kann, für die man da ist und in der man die Erfüllung seiner Ziele finden kann. Und wenn man dann noch viele Jahrzehnte zusammen sein darf, dann kann man nur dankbar dafür sein.
Schließlich denken wir auch noch an das Lebensalter, das ein Mensch erreicht. Wir wissen alle: Es steht nicht in unsrer Hand, wie alt wir werden. Keiner kann seinem Leben auch nur e i n e n Tag hinzufügen, wenn Gott es nicht will.
Aber Gott gibt uns das Leben jeden Tag wieder neu. Und wenn es am Ende viele Tage gewesen sind, dann dürfen wir Gott, unsrem Schöpfer, danken und schließlich unser Leben wieder ganz in seine Hand zurücklegen.
Auch mit dem Tode hört das nicht auf. „Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade!“ Das zeigt sich auch und besonders im Tode. Ja, hier muß sich diese Gnade erst richtig bewähren, hier zeigt sich erst endgültig, ob die Gnade überhaupt Macht hat.
Mancher wird natürlich sagen: „Aber es ist doch keine Gnade, wenn wir sterben müssen?!" Gewiß empfinden wir jetzt Schmerz darüber, weil wir von einem Menschen Abschied nehmen müssen. Besonders wenn man gut zusammen gelebt hat, empfindet man doch schmerzhaft die Lücke.
Aber es ist doch auch Gnade, wenn dieses Leben nach erfüllten Jahrzehnten ein Ende hat. Es gibt ja doch auch negative Seiten. Die hören nun auf. Jeder Mensch erlebt einmal Enttäuschungen, entweder weil ihm bestimmte Dinge nicht gelungen sind oder weil bestimmte Menschen versagt haben. Man hat sich Pläne für sein Leben gemacht. Vieles hat sich verwirklichen lassen, manches war auch nicht möglich.
Dazu kommt noch, daß wir vieles auch nicht so machen, wie Gott es von uns erwartet. Die Bibel spricht hier von „Sünde“, die in jedem Menschen drinsteckt und die sich in vielfachen Formen zeigt. Kein Mensch ist davon frei, auch nicht der beste.
Aber all das hört mit dem Tode auf. Gott setzt auch dieser Seite unsres Lebens einmal ein Ende und läßt nur die andere, die gute Seite weiterbestehen. Gott will uns nämlich mehr geben als dieses irdische Leben. Bei ihm ist die Fülle aller guten Dinge. Er läßt uns teilhaben an dieser Fülle, ohne daß er selber etwas dabei verliert. Das ist das Wunderbare an Gott: Er kann uns alle reich beschenken in unserem Leben, er kann uns allen das ewige Leben geben - und doch bleibt die ganze Fülle erhalten.
Es braucht keiner zu befürchten, er könnte bei Gott zu spät kommen und alles sei schon ausverkauft. Wenn Gott uns zu sich ruft, dann wendet er jedem seine volle Gnade zu. Er verheißt uns ein Leben in ungetrübter Gemeinschaft mit ihm, auch wenn wir es eigentlich nicht verdient haben.
Gott verspricht uns, daß wir nach diesem Leben seine Gnade in ihrer ganzen Fülle erleben werden Deshalb können wir unsrer letzten Stunde getröstet entgegengehen. Wir werden auch Kraft empfangen heute und in den kommenden Tagen mit dem schweren Verlust fertigzuwerden. Gott gibt uns ein besseres und schöneres Leben. Da können wir auch dieses Leben mit all seinen schönen und schweren Seiten hingeben. So wie wir bisher Gottes Gnade erfahren haben, so werden wir sie nachher erst recht erleben. Denn „Von seiner Fülle haben wir genommen Gnade um Gnade!“
„Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben!“ (Joh 3,36)
Wir glauben an alles Mögliche. Die meisten Menschen glauben an ihren eigenen Verstand und an ihre Leistung. Was sie sich geschaffen haben, was sichtbar vor Augen ist, das zählt allein. Darauf vertrauen sie, darauf verlassen sie sich.
Wenn es ans Sterben geht, muß man natürlich auch etwas glauben. Am einfachsten ist es, man sagt: „Mit dem Tod ist alles aus!“ Etwas muß man ja einfach glauben, wenn man nicht an Gott glaubt. Oder man läßt die Sache mehr offen, indem man sagt: „Was nachher kommt, wissen wir nicht!“ So sagte es mir jedenfalls eine Frau, die nicht gleich mitkriegte, daß ich der Pfarrer war.
Dabei wissen wir doch als Christen schon, was nachher kommt. Gewiß kennen wir nicht die Einzelheiten. Aber es ist ja auch nicht nötig, dies zu wissen. Wir würden ja doch nur viel zu sehr mit unsren menschlichen Vorstellungen arbeiten und gar nicht mehr vor Augen haben, daß Gottes Welt ja etwas ganz anderes ist als das, was wir kennen.
Bei Johannes ist deshalb auch nur ganz allgemein vom ewigen Leben die Rede: Wichtig ist noch allein, daß es dieses Leben für uns nach unsrem Tod gibt. Wie es dann im Einzelnen aussehen wird, das werden wir ja sehen, wenn es soweit ist.
Das ewige Leben wird unsrem irdischen Leben ähnlich sein. Es kann nicht etwas vollkommen Neues sein, weil wir uns ja dann gar nicht darauf freuen könnten. Unser irdisches Leben wird schon eine Fortsetzung finden im ewigen Leben.
Vor allem aber wird dann all das aufhören, was uns von Gott und den Menschen trennt. Alle Unvollkommenheiten unsres menschlichen Lebens werden von uns abfallen und wir werden so sein, wie Gott uns haben will.
Auch Krankheit und Schmerzen wird es dann nicht mehr geben. Das ist ja oftmals etwas, was unser Leben sehr belastet. Ein kranker Mensch kann vielfach nur noch seine Krankheit sehen und hat keine Augen und keine Ohren mehr für all die anderen Dinge des Lebens, vor allem auch für seine schönen Seiten.
Doch einmal wird auch dies ein Ende haben, werden all unsere Probleme gelöst sein. Im ewigen Leben wird es keine Veränderung mehr geben, weil alles so ist, wie Gott es haben will und wie es auch uns gefällt.
Wie werden wir aber nun in dieses ewige Leben gelangen? Das ist doch wohl unsre Frage, wenn wir das alles so hören. Es ist doch sicher ein gutes Ziel für unser Leben, wenn wir auch einmal das Leben bei Gott anstreben und mit Gott vereint zu sein trachten.
Die Antwort auf die Frage gibt uns die Bibel, nämlich dieser Vers aus dem Johannesevangelium: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben!“ Nur über Jesus und im Vertrauen auf seine Hilfe werden wir das ewige Leben erhalten.
Das Wort ist ja dem Johannes dem Täufer in den Mund gelegt. Er will damit deutlich machen: An mich dürft ihr euch nicht halten, ich bin ja nur ein Mensch. Auf Jesus, den Sohn Gottes, müßt ihr sehen, dann seid ihr gerettet! Das gilt auch für uns heute: Nicht von Menschen oder menschlichen Ideen können wir Hilfe erwarten, sondern nur von Jesus, dem Sohn Gottes.
Das gilt für unser Leben und für unser Sterben. Wir brauchen immer einen, der uns den richtigen Weg zeigt. Jesus ist so etwas wie ein Reiseführer für uns. Er geleitet uns durchs Leben. Er macht uns aufmerksam auf die wichtigen Dinge, er warnt vor Gefahren und führt uns daran vorbei, er sorgt für Essen und Trinken und für unser Fortkommen.
Genauso wird er aber auch nach diesem Leben für uns sorgen. Dann ist es ja noch wichtiger, daß wir einen Begleiter haben, weil wir dann in ein völlig unbekanntes Land kommen. Wir würden uns sofort unsicher und vielleicht gar nicht wohl fühlen, wenn wir nicht noch einen an unsrer Seite haben.
So aber haben wir einen, der sich dort auskennt, der dort zu Hause ist. Er wird uns die neue Welt Gottes erschließen und sie uns bald vertraut machen. Es wird allein wichtig sein, daß wir uns jetzt schon diesem Führer anvertrauen und ihm allein vertrauen. Dann kennen wir ihn schon und er kennt uns schon. Dann wird der Grenzübergang in die Welt Gottes, den wir „Tod“ nennen, gar nicht mehr einen so tiefen Einschnitt bedeuten.
Der uns schon in diesem Leben geleitet hat, wird auch bei uns sein, wenn unser Dasein in dieser Welt einmal ein Ende hat. In dieser Gewißheit können wir diese(n) Verstorbene(n) getrost der Erde übergeben: Sie (Er) geht jetzt schon hinter dem Sohn Gottes her in das ewige Leben!
„Ich denke an das Leben” (Joh 5,24)
Gerade ältere Menschen haben das Gefühl, daß die Zeit immer schneller abläuft. Für ein Kind dehnt sich die Zeit, bis wieder Weihnachten ist. Aber wenn man älter ist, sagt man überrascht „Was? Schon wieder Weihnachten!“ Da wird einem deutlich, wie begrenzt die Lebenszeit ist und daß sie unaufhörlich verrinnt.
Günther Jauch fragte einmal in einem Interview ein Mädchen, das eine unheilbare Krankheit hatte: „Denkst Du an den Tod?" Sie antwortete: „Ich denke nicht an das Sterben, sondern an das Leben. Ich denke an die Ziele, die ich mir noch gesetzt habe. Zeit ist wie ein Strahl. Jede Sekunde, die ist unwiederbringlich dahin, sie kann nicht wieder mit etwas anderem gefüllt werden!“
Das ist doch eine tröstende Aussage eines jungen Menschen, der im Gegensatz zu den meisten Menschen nicht mehr viel Zeit hat. Das Mädchen will die verbleibende Zeit noch möglichst gut nutzen. Denn jede Sekunde ist sofort Vergangenheit, ein Fehler kann nicht mehr berichtigt werden. Aber hilfreich kann sein, wenn man sich Ziele setzt, die man noch erreichen will. Dann wird die Zeit sinnvoll gefüllt und nicht vertan.
Eine Möglichkeit, die Zeit zu nutzen, ist auch die Beschäftigung mit Gottes Wort. Mancher hat erst wieder Zeit dafür, wenn er ans Bett gefesselt ist. Dann bedauert er am Ende noch, daß er vorher nicht die Gelegenheit genutzt hat, zum Gottesdienst zu gehen oder sich einmal mit einem biblischen Text zu befassen. Zum Glück läßt sich das leicht wieder einüben, man kommt doch schnell wieder hinein.
Eine gute Möglichkeit sind die Psalmen, die die ganze Bandbreite menschlichen Leids widerspiegeln, aber auch die Fülle der Hilfe und des Trostes, die Gott gibt. Das Gesangbuch mit seinen alten und neuen Liedern leitet uns an zum rechten Umgang mit unserer Zeit und unserem Leben.
Ich hatte einmal die Aufgabe, für die neue Glocke in einer Friedhofskirche einen Bibelspruch auszusuchen, der auf die Glocke geschrieben werden sollte. Ich wollte nichts mit dem Stichwort „Tod“ aussuchen, sondern die christliche Hoffnung auf die Auferstehung zum Ausdruck bringen. Also suchte ich im Register unter dem Stichwort „Leben“. Dabei stieß ich auf eine Aussage im Johannesevangelium in Kapitel 5, Vers 24, die ich dann aus Platzgründen kürzte, um die Hauptsache hervorzuheben: „Wer mein Wort hört, der hat das ewige Leben!“ Ich fand das passend für eine Friedhofskirche, in der im Angesicht des Todes das Wort Gottes gepredigt wird und dem Sterben entgegengesetzt wird.
Jeder hat die Gelegenheit, dieses Wort zuhören, jeden Tag und vor allem jeden Sonntag. Es kann helfen, das Leben zu bewältigen und die im Augenblick nötigen Aufgaben wahr zu nehmen. Der Blick auf den Tod soll uns dabei nicht lähmen, sondern die Hoffnung auf ein neues Leben wecken. Davon kündet die Glocke auf der Friedhofskirche bei jeder Trauerfeier, auch wenn man den Bibelspruch auf ihr in der Regel nicht lesen kann.
Demnächst habe ich Geburtstag. Ich denke dann immer an einen Organisten, der zusammen mit mir Geburtstag hatte. Wenn wir uns dann gegenseitig gratulierten, dann sagte er scherzhaft: „Geburtstag ist eine Alterserscheinung!“ Aber er meinte das nicht unbedingt bedauernd. Er war längst Rentner und freute sich über jedes Jahr, das ihm noch geschenkt wurde. Heute bin ich selber Rentner und kann mich über jeden Geburtstag freuen. Ich werde an diesem Tag auf Gottes Wort hören und mich über jeden Tag meines Lebens freuen in der Hoffnung auf das ewige Leben.
„Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. (Joh 6,37)
Was brauchen wir wirklich und unbedingt zu unserem Leben? Das können wir uns doch gerade angesichts des Todes eines Menschen fragen. Da wird doch deutlich, daß nicht allein die materiellen Güter das Leben ausmachen. Die haben schon für einen Todkranken keine Bedeutung mehr. Und endgültig sind sie abgetan, wenn dieses Leben beendet ist.
Dann wird besonders deutlich, daß das Glück des Menschen von mehr abhängt als von all den Dingen, die wir so tagtäglich brauchen. In allem Unglück bleibt uns doch etwas, das Johannes als „Brot des Lebens“ bezeichnet. Er meint damit Das Wort Gottes, das unser Denken und Tun begleiten soll.
Deshalb ist es so wichtig, daß wir dieses Wort Gottes im Gottesdienst immer wieder hören. Deshalb wird es uns gerade auch angesichts des Todes gesagt. An sich sind wir nicht so, wie Gott uns haben will. Wir sind Sünder und haben den Tod verdient.
Aber wenn wir zu Jesus Christus kommen, empfangen wir nicht den Tod, sondern das Leben. Er will uns das ewige Leben schenken. Allerdings kommt dieses Leben nicht automatisch, wenn wir gestorben sind, wie manche meinen. Wir haben nicht eine unsterbliche Seele in uns, die sich einfach entfaltet, wenn sie beim Tod den Körper verläßt. Wir können uns auch nicht mit vielen guten Taten das ewige Leben verdienen.
Aber mit dem Tode ist nicht alles aus. Wir brauchen nicht im Tod zu bleiben. Jesus Christus schenkt uns ewiges Leben. Dieses Geschenk können wir schon heute empfangen im Gottesdienst; und dann haben wir es für die Ewigkeit.
Niemand kann uns dieses neue Leben wieder wegnehmen, denn geschenkt ist geschenkt. Wir können es höchstens von uns aus wegnehmen oder gegen den Tod eintauschen. Aber das ist dann unser eigenes Tun und unsre eigene Schuld. Aber der Tod kann es uns nicht wieder nehmen. Er scheint etwas Endgültiges und Hartes zu haben. Aber Jesus sagt: „Ihr kommt ja nur zu mir!“ Seit der Taufe ist das ja schon beschlossen. Es steht nur nicht fest, wann er uns zu sich holen wird und wie lange es noch dauern wird in dieser Welt.
Wichtig ist nur, daß man sich auch von Jesus helfen lassen will und sich auch tatsächlich an ihn wendet. Wenn man Hilfe braucht, dann muß man jemanden suchen, der dafür in Frage kommt. Sie kommt nicht von allein, man muß darum bitten. Gott aber läßt sich gern bitten und will und kann auch helfen.
Bei den Menschen kann man manchmal anderes erleben. Da wird die Tür nicht immer aufgemacht, wenn einer anklopft. Da kann es sogar vorkommen, daß man einen Menschen in Lebensgefahr allein läßt. Mancher wird doch einfach in seinem Elend allein gelassen und von den anderen sogar verstoßen.
Natürlich ist es nicht immer leicht, einem Menschen zu helfen. Oft steht man ja hilflos an einem Krankenbett und muß die Begrenztheit menschlicher Möglichkeiten schmerzlich erfahren. Aber Gott kann dieses Leid wenden. Bei ihm gibt es keinen Schmerz mehr, sondern nur noch die ungetrübte Gemeinschaft mit ihm. Wir müssen liebe Menschen hergeben an den Tod; aber Gott wird ihn nicht wieder hergeben. Er hat ja gerade seinen Sohn hergegeben, damit dies nicht bei allen Menschen so sein muß. Jesus mußte sterben, um wieder auferweckt werden zu können. Gott wollte zeigen, daß er Macht hat über den Tod. Aber vorher mußte eben Jesus erst einmal sterben.
Und so müssen wir auch erst einmal sterben, um ganz mit Gott vereint zu sein. Deshalb dürfen wir auch eine Hoffnung haben. Wir brauchen uns nicht in unserem Schmerz zu verlieren, sondern dürfen es mit Gott immer neu wagen. Wir haben noch eine Zukunft, wir dürfen uns noch auf etwas freuen, was Gott noch mit uns vor hat, jetzt in diesem Leben und einst in der Ewigkeit.
Jesus hat uns den Weg zum Vaterhaus schon geöffnet. Die Tür steht auf. Der (Die) Verstorbene ist schon durch diese Tür geschritten, er (sie) hat schon die Barmherzigkeit Gottes verspüren dürfen, der keinen abweist. Wir werden einmal durch die gleiche Tür gehen, um mit unseren Lieben vereint zu sein. Heute sind wir traurig. Aber einst werden wir in ewiger Freude mit Gott leben können. Wir können auch sicher sein, daß auf dem Weg zu Gott keiner verloren geht. Jesus führt uns hin und sorgt dafür, daß niemand uns noch wegreißen kann. Denn er hat gesagt: „Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen!“
Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, daß ich nichts verlieren von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tag! (Joh 6,39)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann sagen wir: „Jetzt haben wir ihn verloren!“ Das ist ja auch so: Wir können ihn nicht mehr sehen, können nicht mehr mit ihm sprechen, er kann uns nicht mehr raten, wir können ihm nichts mehr schenken, usw. Wenn ein Mensch stirbt, dann ist das immer ein Verlust, für die Angehöriger und oft auch für die ganze Umwelt.
Aber was für uns wie ein Verlust aussieht, ist für Jesus ein Gewinn. Denn wenn wir die Welt und unsere Lieben verlassen müssen, dann kommen wir zu Jesus, dann hat er uns ganz für sich allein.
Vorher mußte er uns mit allem möglichen anderen teilen. Je mehr Beziehungen zu anderen Menschen einer hat, desto mehr muß er sich innerlich aufteilen, muß sich bald diesem, bald jenem zuwenden. Dazu kommen die Aufgaben im Beruf, die Sorge für Haus und Garten und was es sonst noch für Verpflichtungen gibt. Solange wir leben, ist unsre Aufmerksamkeit geteilt und richtet sich unsere Zuwendung bald auf dies und bald auf jenes.
Da ist es wichtig, daß wir Gott nicht in unserem Leben übersehen. Er hat uns ins Leben gerufen, er begleitet uns durch die Zeit, und er wird uns auch wieder einmal abberufen aus dieser Welt. Manchmal wird er uns aus den Augen entschwinden. Aber wir können sicher sein: E r sieht uns und läßt uns nicht aus den Augen.
Schließlich ist Jesus ja Gott gegenüber verantwortlich für alle Menschen, die er ihm anvertraut hat. Jesus hat die Aufgabe eines Hirten, dem eine große Herde anvertraut ist. Sie gehört ihm nicht, sondern Gott. Aber er muß für sie sorgen, als ob sie sein eigen wäre.
Wenn einem Hirten eine Herde anvertraut wird, dann werden die Tiere genau gezählt. Und wenn nachher eins fehlen sollte, dann muß er Rechenschaft darüber ablegen. Und wenn eigenes Verschulden die Ursache war, dann muß er dafür geradestehen. Deshalb verteidigt ein guter Hirte seine Herde gegen alle Gefahren und geht jedem Tier nach, das sich einmal verlaufen hat. Keines soll verloren gehen, jedes einzelne ist gleich wichtig.
Auch in unserem menschlichen Leben gibt es manches, was uns von Gott trennen könnte. Da sind Menschen, die uns von ihm abbringen wollen, die uns einreden, anderswo hätten wir es besser. Und da ist auch unser eigener Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit. Wir wollen das Gefühl abschütteln, irgendwie bevormundet zu werden.
Dabei ist Gott doch wirklich wie ein guter Hirte, der nur unser Bestes will. Das gilt selbst noch für den Tod. Auch da darf Jesus keinen verlieren, der ihm anvertraut ist. Der Tod unternimmt noch einmal alle Anstrengungen, uns unserem himmlischen Herrn abzujagen. Er hat auch gute Chancen, weil das Sterben etwas Furchtbares ist und der Mensch sehr schwach wird und in der Gefahr steht, an Gott irre zu werden.
Aber Christus ist stärker als der Tod. Er verteidigt uns gegen alle Angriffe und sagt: „Gerade diesen Menschen will ich bei mir haben!“ Das ist ein Sinn des Todes, daß Christus uns ganz für sich haben will. Er will uns mit niemanden mehr teilen müssen, sondern ganz allein unser Herr sein.
Das bedeutet aber, daß er auch den Tod besiegen muß. Doch das ist ja schon geschehen, als Gott seinen Sohn von den Toten auferweckte. Da wurde gezeigt, daß das ewige Leben bei Gott möglich ist. Das gibt uns die Hoffnung, ja die Gewißheit, daß auch wir auferweckt werden.
Wer an Gott glaubt, der wird nicht verloren gehen, wenn sein irdisches Leben ein Erde hat. Gott holt ihn durch den Tod zu sich und führt sein Leben auf andere Art und Weise fort. Gott möchte seine Geschöpfe bei sich haben, freut sich an ihnen und möchte mit ihnen in Austausch treten.
Deshalb muß ein Mensch diese Welt verlassen. Aber er macht einen guten Tausch, denn bei Gott hat er es nun besser. Vor allem ist nun sicher, daß er nicht mehr verloren gehen kann, sondern er immer mit Gott verbunden bleibt. Deshalb sollten wir einen Menschen auch gern gehen lassen. Wir sollten uns freuen, daß wir ihn, so lange gehabt haben. Wir sollten ihn aber auch ohne Murren an der zurückgeben, der unser Herr und Vater ist und auch ein Recht an uns hat und der dieses Leben noch überbieten will durch das ewige Leben.
„Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Joh 6,68)
Wenn wir zu einem weit entfernten Ziel hinwollen, dann müssen wir uns überlegen, w i e wir dorthin kommen. Es gibt zwar Wegweiser, aber die helfen nicht in jedem Fall weiter. Wenn wir nach Berlin fahren wollen, dann finden wir bei uns vielleicht einen Wegweiser nach Erfurt, Gotha oder Eisenach, aber keinen, der uns den Weg nach Berlin anzeigt.
Dann sind zwei Dinge nötig: Einmal, daß wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren und uns nicht ablenken lassen. Zum anderen, daß wir weitere Erkundigungen einziehen und uns vorher alles genau zurechtlegen. Aber dennoch kann es passieren, daß man nachher einen Umweg gemacht hat.
Aber auf unserem Lebensweg ist das ja oft so, daß wir Umwege machen. Manchmal merken wir es gar nicht und manchmal stellt es sich auch erst nachher heraus; manchmal aber kalkulieren wir das auch von vornherein ein. Nur eins wird in jedem Fall notwendig sein: Nie das Ziel aus den Augen verlieren. Wer immer geradeaus auf das Ziel sieht, wird es auch am Ende erreichen.
Aber wir werden dazu auch oft um Rat fragen müssen. Man kann heute nicht mehr allein durchs Leben kommen, sondern man ist auf die Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen. Doch genauso benötigen wir auch den Beistand Gottes. Menschen können uns viel helfen, aber einmal kommen sie auch an eine Grenze und nur mit Gott geht es dann noch weiter – besonders wenn der Tod kommt.
Gott gibt uns aber auch viele Hilfestellungen, gewisser maßen Wegweiser auf unsrem Lebensweg: Einmal gibt er uns sein Wort in der Bibel und in der Predigt. Dort hören wir zunächst einmal klare Richtlinien, die dann mit Leben erfüllt werden müssen und auf den konkreten Fall angewendet werden können. Wenn wir doch nur diesen Reichtum ausschöpfen würden!
Dann kommt dazu der Rat, den uns vom Glauben erfüllte Menschen geben können. Gerade im Glauben ist man auf die Hilfe der Brüder und Schwestern angewiesen. Mancher kann doch mit seiner Erfahrung weiterhelfen, wo wir vor unüberwindlichen Schwierigkeiten stehen.
Und schließlich erwächst uns direkte Hilfe im Gebet. Wir sind nicht nur auf andere angewiesen, sondern wir haben Gott, der das Ziel unsres Lebens ist. Wir haben also viele Hinweise, wo wir hingehen sollen. Keiner kann sieh herausreden, er hätte nichts von Gott gewußt. Wer verkehrt geht, ist selbst daran schuld!
Nun wissen wir aber, daß nicht alles so glatt geht in unserem Leben, wie Gott es eigentlich von uns erwartet Wir hören nämlich doch so oft nicht auf Gott und gehen unsre eigenen Wege. Aber Gott hat dann immer noch Möglichkeiten, uns wieder zurechtzubringen. Wenn man nur den Fehler merkt, nachdem man sich verfahren hat, dann kann man doch wieder auf den richtigen Weg zurückfinden. Man sieht ja dann auch wieder einmal Wegweiser oder man kann sich durchfragen.
Auf unsrem Lebensweg ist das allerdings oft schwieriger als sonst auf der Straße. Im Leben kann uns oft nur Gott wieder aus unsrer Verkehrtheit herausholen. Deshalb. mußte ja Jesus für unsre Schuld leiden und den Weg ans Kreuz gehen. Er ist diesen schwersten Weg eines Menschen gegangen ohne Murren und ohne Widerstand. Er konnte das, weil ihm das Ziel gewiß war, weil ihn dort am Kreuz niemand anders als Gott erwartete. Diesen Weg sah er schon vor sich, als er am Wendepunkt seines Wirkens mit den Jüngern spricht. Viele Menschen haben ihn verlassen und haben sich von ihm abgewandt. Und nun fragt er die Jünger: „1Wollt ihr auch weggehen?“1 Petrus aber bekennt sich zu ihm mit den Worten: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!“
Wo könnte ein Jünger anders hingehen als mit seinem Herrn? Alle anderen Wege führen doch vom Ziel ab! Aber er wird dann auch diesen letzten Weg Jesu mitgehen müssen, den Weg in den Tod!
Allerdings endet der Weg Jesu nicht im Tode: Der Tod ist aber notwendig, damit er überwunden wird in der Auferstehung. Gott hat seinen Sohn aus dem Tod wieder auferweckt und er wird auch uns auferwecken. Dieser letzte Teil gehört unbedingt mit zu unsrem Weg wie die Spitze zu einem Pfeil. Der Tod ist noch nicht die Endstation, sondern es geht noch ein Stück weiter, bis wir am Ziel sind: in dem Leben bei Gott!
Das ist mit den Worten ausgedrückt: „Du hast Worte des ewigen Lebens!“ Es werden so viele Worte gemacht; aber es gibt nur ein Wort, das zum Leben führt: das Wort von der Auferstehung!
Dieses wird uns gerade angesichts des Todes gesagt, damit wir wieder dessen ganz gewiß werden: Wir können gar nicht anders, als diesem Herrn nachzufolgen, hier, in diesem Leben und über den Tod hinaus hin zu Gott. Wer ihm nachfolgt, braucht sich um seinen Weg und das Ziel keine Sorgen zu machen: Gott wird ihm das Leben geben!
Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen! (Joh 8,31+32)
Wenn es einem gut geht‚ dann ist es leicht, an Gott festzuhalten und sein Jünger zu sein. Wenn Gott uns alle Wünsche erfüllt, dann sind wir mit ihm zufrieden, dann könnte es immer so weitergehen. Viele meinen einfach, Gott sei einer, der unser Wohlergehen und unser Fortkommen zu garantieren habe.
Aber nun hat er Einhalt geboten, hat in das Leben einer Familie einschneidend eingegriffen. Ein Mensch ist aus unserer Mitte gerissen worden, der noch gebraucht worden wäre, im Beruf, in der Familie, in der Kirche. Da ist es schon schwerer, mit dem Willen Gottes einverstanden zu sein
Aber gerade dann gilt es, an der Rede Gottes dranzubleiben. Die Betonung liegt dabei auf dem „bleiben“. Es genügt nicht, das Wort Gottes nur einmal kurz gehört zu haben, ihm vielleicht auch in einer Aufwallung der Gefühle zugestimmt zu haben, es dann aber wieder in den Hintergrund treten zu lassen.
Mit Gottes Wort kann man erst Erfahrungen machen, wenn es sich auch in schweren Zeiten bewähren kann. Da rückt einem das alles viel näher auf den Leib, was man einmal gehört und gelesen hat: Da wird es erst seine wahre Kraft erweisen.
Da zeigt sich dann oft erst, ob man in Wahrheit ein Jünger Jesu ist. Ein Jünger ist einer, der Jesus nachfolgt. Und Jesus hat ja auch Leiden und Schmerz und Tod aushalten müssen. Einem Jünger geht es nicht besser als seinem Meister. Aber erst wenn einer wirklich durch dick und dünn mit dem Meister geht, ist er ein rechter Jünger.
Man wird das nur verstehen können, wenn man eine feste innere Verbindung zu diesem Herrn hat. Und man wird den Inhalt seiner Rede und die Wahrheit seiner Worte begreifen müssen. Erst dann wird man sich dem anderen auch ganz ausliefern können alles vor ihm erwarten und alles aus seiner Hand nehmen. Man gibt dabei etwas hin, aber man gewinnt auch etwas hinzu. Man erhält Anteil an dem Sieg Gottes und kann dadurch viel getroster durchs Leben gehen, beschützt und geleitet vor der gnädigen Hand Gottes und einem klaren Ziel vor Augen.
Welches ist nun die Wahrheit, zu der uns der Glaube an Gott und an Christus verhelfen will? Zunächst einmal würden wir doch sagen: Wahrheit ist, daß ein Mensch gestorben ist. Das kann man sehen und feststellen, das ist die harte und nüchterne Wirklichkeit.
Gottes Wort aber will uns anleiten, mehr auf Gottes Wahrheit zu achten. Und diese lautet, mit den Worten des Johannesevangeliums „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Diese Worten des auferstandenen Christus beschreiben eine Wahrheit, die höher ist als unsere menschliche Vernunft.
Gewiß ist es auch eine Wahrheit, daß wir sterben müssen. Es ist auch gut, wenn man sich diese Wahrheit sagen kann, wenn man nicht voreinander Versteck spielen muß, sondern sich und seine Familie in Ruhe auf das Notwendige vorbereiten kann. Wenn man um die letzte Wahrheit weiß, kann man das wohl.
Diese letzte Wahrheit umschließt unsere vordergründige menschliche Wahrheit wie ein großer Kreis einen kleineren. Wir sollten auch am heutigen Tage über den kleineren Kreis hinaussehen, uns nicht von ihm einengen und gefangennehmen lassen. Dann kann sich uns auch die Weite der Wahrheit Gottes erschließen.
Gott läßt nicht zu, daß der Tod das Letzte bleibt. So wie er seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckt hat, so wird er auch uns auferwecken, wenn wir bleiben an seiner Rede. Es gilt nicht, was uns vielleicht Menschen einreden wollen und was vielleicht auch in unseren eigenen Gedanken hochkommt. Es gilt nur, was Gott als seine Wahrheit von außen an uns heranträgt.
Den Angehörigen eines Verstorbenen mag es so vorkommen, als seien sie in einen Tunnel gefahren, dessen Ende sie noch nicht sehen können. Aber auch der Anfang ist ihren Blicken entschwunden, sie können nicht mehr zurück. Es hilft nur eins: weiter nach vorne, im Vertrauen darauf, daß es am anderen Ende wieder hell wird.
Daß es am anderen Ende wieder hell wird, darauf dürfen wir vertrauen. Darauf hat sich der (die) Verstorbene verlassen. Darauf dürfen sich auch die Angehörigen und wir alle verlassen. Die Wahrheit Gottes ist heller als die Dunkelheit, die uns jetzt umgeben mag. Einst wird es auch um uns ganz hell sein, wenn wir aus dieser Welt in jene gehen müssen, um dadurch ganz mit Gott vereint zu werden.
Jesus Christus spricht: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich! (Joh 8,51)
Es gibt zwei Arten von Sehen: Einmal meinen wir damit das Sehen mit den Augen. Wir freuen uns alle, daß wir Augen haben und damit die Welt und die Menschen wahrnehmen können. Wie schwer hat es doch ein Blinder, sich zurechtzufinden und sein Leben zu bewältigen. Viele Schönheiten der Welt sind ihm verschlossen. Es fehlt etwas, was zum Leben des Menschen dazugehört
Das spüren wir ja auch jetzt, wo ein Mensch von uns genommen wurde. Er kann nicht mehr an unserem Leben teilnehmen. Diese Welt mit all ihren Aufregungen. Und Problemen ist ihm verschlossen, aber auch all die Schönheiten und die erfreulichen Seiten des Lebens bedeuten ihm nichts mehr.
Auch für die Angehörigen hat sich manches geändert. Jeder Mensch, der durch den Tod aus unserer Mitte gerissen wurde, hinterläßt eine Lücke. Er kann nicht mehr unser Leben bereichern, sondern er ist leblos und stumm, er ist fast zu einem Fremden geworden.
Wenn wir einen Verstorbenen sehen, dann steht uns zunächst nur der Tod vor Augen. Mit unseren Augen können wir auch nicht mehr sehen als daß dieser Mensch tot ist. Und doch werden wir durch das Evangelium Jesu Christi aufgefordert, noch mehr zu sehen: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich!“ Das ist die andere Art des Sehens, und diese ist bei Johannes gemeint.
Es wird darauf ankommen‚ durch die sterbliche Hülle des Todes hindurchzusehen und hinter dem Äußeren dennoch Gottes Herrlichkeit zu erkennen. Gottes Wort macht uns deutlich: Der Tod ist nicht das Letzte, sondern wir dürfen auf die Auferstehung der Toten hoffen. Gott wird diesem Menschen einen neuen Leib geben und wird ihm eine neue Art des Lebens ermöglichen
Sicherlich wird man zunächst nur den Tod vor sich sehen. Aber das ist nicht das Wesentliche. Viel wichtiger ist, daß wir im Tode .Gott sehen werden. Der Tod eröffnet uns die Möglichkeit, daß wir Gott sehen dürfen und in Ewigkeit mit ihm vereint sein dürfen. Erst durch den Tod hindurch werden wir wissen, wer Gott ist.
Viele Menschen wünschen sich, schon zur Zeit ihres Lebens Gott sehen zu können. Das wird uns verwehrt. Solange wir leben, sind wir zum Glauben aufgefordert und können noch nicht schauen. Natürlich wäre es gut, wenn wir auf diese Art allen Menschen zeigen könnten, daß es Gott gibt und daß auch an dem Glauben an die Auferstehung etwas dran ist.
Aber leider ist es so, daß eins das andere ausschließt: Wenn wir Gott sehen wollen, können wir diese Welt nicht mehr sehen. Wir müssen das eine aufgeben, um das andere zu erlangen. Aber die Frage ist: Was ist wichtiger für uns? Das Leben in dieser Welt oder das Leben in der Welt Gottes?
Es ist beides gleich wichtig, aber es liegt auf einer jeweils anderen Ebene. Wenn wir in dieser Welt leben, dürfen wir uns an ihr freuen und sollen in ihr unseren Mann stehen. Wir dürfen uns auch auf die Welt Gottes freuen und von unserer Zukunft nach dem Tode noch etwas erwarten. Wir werden Gott sehen. Und, wir werden dann auch sicherlich einsehen, daß die Welt Gottes unsere irdische Welt überbietet. Im Augenblick mag uns das noch zweifelhaft sein. Wir sind betrübt, wenn einer diese Welt verlassen muß und wir haben Angst, auch einmal alles hergeben zu müssen. Aber wenn wir bei Gott sind, werden wir schon sehen, wie alles ist und was für uns besser ist.
Allerdings macht Jesus auch eine Bedingung dabei. Er sagt: „So jemand mein Wort wird halten!“ Es geht nicht nur um das Hören des Wortes, sondern auch um das Halten! Heute ist für uns die Gelegenheit, daß Gottes Wort nicht nur reine Theorie für uns bleibt, sondern daß wir es hineinnehmen in unser Leben. Heute wird uns das Wort von der Auferstehung der Toten gesagt; und wir werden dazu aufgerufen, es zu glauben.
Wenn wir glauben können und diesem Wort vertrauen können, dann werden wir auch diese (n) Verstorbene (n) getrost hergeben können. Wir wissen sie (ihn) bei Gott gut aufgehoben. Und wir selbst dürfen uns auch bei diesen Gott gut aufgehoben wissen, schon in diesen Leben und dann einmal, wenn auch wir sterben müssen. Denn Jesus Christus spricht: „So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich!“
„Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe!“ (Joh 10,11)
Manchmal werden wir sicher bezweifeln, daß Gott unser guter Hirte ist. Wie kann es gut sein, wenn er uns den Tod schickt (und gar noch in so jungen Jahren)? Wir erwarten doch gerade non einem Hirten, daß er die Schafe beschützt und gegen alle Feinde verteidigt, auch gegen den Tod.
Aber hat er uns nicht doch behütet? Nur hat er auf eine ganz ungewöhnliche und für uns auch unverständliche Art und Weise gekämpft: Er hat für uns den Tod auf sich genommenen, obwohl er unschuldig war. Aber damit hat er uns das Leben gerettet.
Das Wort „Leben“ hat ja zweierlei Bedeutung: Einmal meinen wir das äußerliche Leben, das aus Bewegung, Essen, Trinken, Kreislauf, usw. besteht. Dieses Leben spult sich für uns mit der Präzision eines Uhrwerks ab und ist eines Tages zu Ende. Dieses Leben müssen wir hergeben, das kann uns auch Gott nicht anders einrichten.
Aber es gibt auch noch das andere Leben, das unabhängig von unserem Körper ist und über den Tod hinaus greift. Es war schon da, ehe wir geboren wurden und wird bis in alle Ewigkeit bleiben. Es gibt Redewendungen, in denen wird das Wort „Leben“ in dieser zweiten Bedeutung verwendet, etwa wenn wir sagen: „Ich will etwas vom Leben haben!“ „Ich will mein Leben anständig führen!“ „Mein Leben soll einen Sinn haben!“
Diese Art Leben zeigt sich vor allem auch darin, daß wir eine Beziehung zu Gott haben und wissen: Er ist unser guter Hirte! Das ist allerdings eine Sache des Vertrauens. Nicht jeder begibt sich ganz in die Hände dieses Gottes. Gar mancher zögert und hält erst noch Ausschau nach anderen Hirten. Ein Schaf handelt da anders. Es kann sich den Hirten nicht aussuche, sondern gehört einfach zu ihm. Deshalb vertraut es ihm auch bedingungslos, nachdem er es zum ersten Mal wirklich beschützt hat.
Ein Hirte mußte in Palästina immer wieder einmal mit dem Angriff wilder Tiere rechnen. Dann war er verpflichtet, sich schützend vor seine Herde zu stellen und den Angriff abzuwehren. Oft wurde er dabei schwer verletzt oder wurde selber das Opfer. Die Hauptsache war: der Herde geschah nichts.
Genauso hat Jesus sich für uns eingesetzt. Als der Tod nach den Menschen griff, hat er sich freiwillig als Opfer angeboten. So wurden wir frei von der Strafe. Zwar muß auch weiterhin jeder Mensch sterben. Aber das ewige Leben kann ihm nicht genommen werden. Alle Menschen sind für Jesus gleich wichtig und gleich wertvoll. Deshalb will er auch im Tod keinen verloren gehen lassen.
Manchmal läuft ja eins der Schafe von ihm weg. Er kann das nicht immer verhindern. Aber er geht dem abgeirrten Schaf nach und sucht es, weil es sonst ohne den Hirten und ohne die Herde verloren wäre. Auch wenn wir uns einmal von Jesus entfernt haben, so findet er uns doch und holt uns wieder aus allem heraus. Ehe der körperliche Tod uns erreichen kann, ist Jesus bei uns und beansprucht uns für sich.
Die Frage ist nur, ob wir uns von Ihm helfen lassen wollen! Bei den Tieren ist es anders, die halten sich an ihren Herrn. Deshalb ist auch ihr Sterben ohne Probleme und gehört mit in den Kreislauf der Natur. Wir Menschen aber sind frei in unsren Entscheidungen und müssen dafür Rechenschaft ablegen für unser Leben. Deshalb haben wir auch Angst vor dem Sterben. Aber die müssen wir nicht haben, denn wir haben einen guten Hirten, der uns in Schutz nimmt. Er läßt uns nicht im Stich, wenn es gefährlich wird. So machen das die falschen Hirten, die nur für Geld ihre Arbeit verrichten, denen es aber nichts ausmacht, wenn ein Tier verloren geht.
Jesus aber hat sein Schicksal an unseres gekettet. Wo er hingeht, da nimmt er uns mit. Wir sind sein Eigentum und er gibt uns nicht mehr her. Lieber will er selber umkommen. Er läßt uns auch dem Tod nicht. So wie er selber von den Toten auferstanden ist, wird er auch uns hinter sich herziehen in das ewige Leben hinein und uns damit ans Ziel bringen.
Bei ihm können wir sicher sein. Deshalb wollen wir getröstet und im Vertrauen auf ihn durch unser Leben gehen. Auch wenn es manchmal so aussehen mag, als habe er uns verlassen: Der Schein trügt! Er kann uns gar nicht allein lassen und er will es auch nicht - weil wir sein eigen sind im Leben wie im Tod.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben und nie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen (Joh 10,27-28)
Alle Menschen gehören Gott. Zwar wollen nicht alle von ihm wissen und mit ihm zu tun haben. Aber er hat sie alle geschaffen und wendet sich ihnen zu. Und wenn das Leben sich zu Ende neigt, dann nimmt er sie weg von der Erde. Da gibt es kein Sträuben. Unser Leben liegt nicht in unsrer Hand.
Unser Leben ist ein Geschenk. Das wird uns gerade am Tod deutlich, auch wenn das widersprüchlich klingt. Wir nehmen unser Leben oft zu selbstverständlich. Wir denken, das müßte einfach so sein und es könnte nie etwas dazwischen kommen.
Aber Gott kann es auch anders beschlossen haben. Die Medizin macht zwar Vieles möglich. Aber unser Leben steht doch letztlich in Gottes Hand. Er entscheidet, was für uns gut ist und wann es ein Ende hat mit dem Leben auf dieser Erde. Einmal ist unwiderruflich die letzte Stunde da.
Viele denken: Nur gut, daß es mich nicht getroffen hat!“ Aber wir müssen ja immer sagen „noch nicht getroffen hat“. Morgen kann es bei jedem anderen auch so sein. Vielleicht will Gott uns mit dem Leben und Sterben dieses Menschen ein Warnzeichen geben, damit wir wieder daran denken: Wir können unser Leben nicht erhalten oder verlängern, wenn Gott es nicht will. Aber wir sollten wissen; auch wenn wir ihn nicht verstehen, dann hat er doch das Richtige mit uns vor.
Eins steht jedenfalls fest: Wir gehören im Leben und im Sterben zu Gott. Wir sind wie Schafe, die auf die Stimme ihres Hirten hören. Schafe wissen genau, wer ihnen Gutes tun will, wer ihre Bedürfnisse am besten kennt, sie zu den besten Weideplätzen führt und vor Gefahren bewahren will. So will uns auch Jesus vom Anfang unsres Lebens den rechten Weg führen.
Wenn ein Mensch getauft wird, dann wird das in das Kirchenbuch eingetragen; von da an ist er bei der Kirche bekannt. Aber viel wichtiger ist doch, daß er auch bei Gott bekannt ist. Natürlich dürfen wir uns das nicht so vorstellen, als habe Gott wirklich ein großes goldenes Buch, in das er die Namen der Menschen und ihre guten und bösen Taten einschreibt. Solch eine Gedächtnisstütze hat er nicht nötig. Denn mit dem Bild soll uns eben doch gesagt sein: Gott kennt uns genau!
Das hat uns Jesus ganz gewiß gemacht. Er möchte, daß wir das auch in unserem Leben wissen und er mit Recht sagen kann: Sie folgen mir! Zum Nachfolgen gehört aber auch, daß man mit Jesus in den Tod geht. Auch diesen letzten Weg müssen wir mit ihm gehen. Der Tod kann uns auf dem Weg mit Jesus nicht erspart bleiben. Aber als „Lohn“ winkt uns das ewige Leben bei Gott, auch wenn unser Leben äußerlich gesehen ein Ende hat.
Gott hat mehr Möglichkeiten, als wir im Augenblick ahnen. Kein Menschenleben ist sinnlos gewesen, wenn es nur zu Gott hinführt. Wir gehen alle den gleichen Weg, der eine früher, der andere später. Entscheidend ist doch nur, wie das Ende aussieht aber nicht, wie lange wir brauchen, um dorthin zugelangen.
Daß wir dorthin kommen werden, das verspricht uns Jesus. Er sagt: „Niemand kann sie aus meiner Hand reißen!“ Es sind viele Mächte, die nach dem Leben eines Menschen greifen. Sie reden ihm ein: Auf das Geld kommt es an im Leben. Hauptsache, du hast Macht. Unsre Weltanschauung ist die allein richtige. Mit all solchen Stimmen haben wir es doch tagtäglich zu tun und eine Entscheidung ist oft schwer.
Wenn aber das Ende des Lebens kommt, dann brauchen wir uns nicht mehr zu entscheiden. Dann nimmt Gott unser Leben in seine Hand. Aber wenn er uns erst ein= mal in der Hand hat, dann kann uns auch niemand wieder aus seiner Hand herausreißen. Dann wird er uns verteidigen, so wie eine Mutter oder ein Vater sein Kind verteidigt, so wie ein guter Hirte sich für seine Schafe einsetzt.
Auch vor dem ewigen Tod wird Gott uns schützen. Der Tod will ja nicht nur diesen ersten Triumph, daß er unserm irdischen Leben ein Ende setzt; er will uns ja auch für immer haben. Aber da schiebt Jesus einen Riegel vor und sagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen!“
Der Tod ist nur ein Werkzeug. Ehe er seine Beute einstecken kann, nimmt Jesus sie ihm ab und gibt sie nicht wieder her. Denn er hat gesagt: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen!
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen! (Joh 10,27-28) Kind
Alle Menschen gehören zu Christus, auch die Kinder. Das wird uns in diesem Fall wieder einmal besonders deutlich. Kinder sind ein Geschenk Gottes. Oft ist uns das viel zu selbstverständlich, so als müßte das einfach so sein und als könnte nie etwas dazwischen kommen.
Aber wie wir sehen, kann Gott es auch anders beschlossen haben. Die Medizin macht zwar Vieles möglich. Aber unser Leben steht doch letztlich in Gottes Hand. Er entscheidet, was für uns gut ist und wann es ein Ende hat mit dem Leben auf dieser Erde.
Viele werden sagen: „Die armen Eltern!“ Aber im nächsten Augenblick denken sie: „Nur gut, daß es mich nicht getroffen hat!“ Aber morgen kann es bei jedem anderen auch so sein. Vielleicht will Gott uns mit dem Leben und Sterben dieses Kindes ein Warnzeichen geben, damit wir wieder daran denken: Wir können unser Leben nicht erhalten oder verlängern, wenn Gott es nicht will. Aber auch wenn wir ihn nicht verstehen, dann hat er doch das Richtige mit uns vor.
Eins steht jedenfalls fest: Wir gehören im Leben und im Tod zu Gott. Wir sind wie Schafe, die auf die Stimme ihres Hirten hören. Schafe wissen genau, wer ihnen Gutes tun will, wer ihre Bedürfnisse kennt, sie zu den besten Weideplätzen führt und vor Gefahren bewahren will. So will uns auch Jesus vom Anfang unseres Lebens den rechten Weg führen.
Wenn ein Mensch getauft wird, dann wird das ins Kirchenbuch eingetragen und er ist von da an bei der Kirche bekannt. Aber viel wichtiger ist noch, daß er auch bei Gott im Buch des Lebens steht. Natürlich dürfen wir uns das nicht so vorstellen, als habe Gott wirklich ein großes goldenes Buch, in das er die Namen der Menschen und ihre guten und bösen Taten einschreibt. Doch eine Gedächtnisstütze hat er nicht nötig. Aber mit diesem Bild soll uns doch eben gesagt sein: Gott kennt uns genau.
Das hat uns Jesus ganz gewiß gemacht. Ja, er sagt sogar: Sie folgen mir! Jesus hat auch in den Tod gehen müssen als er noch jung an Jahren war. So müssen wir auch diesen letzten Weg mit ihm gehen. Der Tod kann uns nicht erspart werden, wenn wir Jesus nachfolgen wollen. Aber als Lohn winkt uns das ewige Leben bei Gott, auch wenn unser Leben äußerlich gesehen ein Ende hat.
Gott hat mehr Möglichkeiten, als wir im Augenblick ahnen. Auch dieses junge Menschenleben ist bei ihm nicht verloren. Es hat einen Sinn gehabt, wenn es nur zu Gott hinführt. Wir gehen alle den gleichen Weg, der eine früher, der andere später. Entscheidend ist doch nur, wie das Ende aussieht, nicht, wie lange wir brauchen, um dorthin zu gelangen.
Daß wir dorthin kommen, verspricht uns Jesus. Er sagt: Niemand wird sie aus meiner Hand reißen! Es sind viele Mächte, die nach dem Leben eines Menschen greifen. Sie reden ihm ein: Auf das Geld kommt es im Leben an. Hauptsache, du hast Macht. Unsere Weltanschauung ist die allein richtige. Mit all solchen Stimmen haben wir es doch tagtäglich zu tun und eine Entscheidung ist oft schwer.
Diesem Kind aber ist dieser Kampf erspart geblieben. Es hat glücklich leben können. Der Ernst des Lebens hatte noch nicht begonnen. Die Eltern hatten noch alle Verantwortung und das Kind konnte sorglos leben und sich an allem freuen. Es hat sich nicht entscheiden müssen, es hat nicht im Leben kämpfen müssen.
Nur einmal hat es den Ernst des Lebens zu spüren bekommen, als Gott es zu sich geholt hat. Es war Gottes Gnade, daß er dieses Kind schon jetzt in seine Hand genommen hat. Niemand wird es da wieder herausreißen können. Nun wird Gott sein Kind verteidigen, so wie eine Mutter oder ein Vater sein Kind verteidigt.
Auch vor dem ewigen Tod wird Gott das Kind schützen. Der Tod will ja nicht nur diesen ersten Triumph, daß er unsrem irdischen Leben ein Ende setzt, er will uns auch für immer haben. Aber da schiebt Jesus einen Riegel vor. Er sagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen!“ Der Tod ist nur ein Werkzeug. Ehe er seine Beute einstecken kann, nimmt Jesus sie ihm ab und gibt sie nicht wieder her. Denn er hat gesagt: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie aus meiner Hand reißen!“
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe!“ (Joh 11,25))
Natürlich muß jeder Mensch sterben. Auch wenn er über 100 Jahre alt werden sollte, ist das Ende doch der Tod. Von vielen großen Männern werden ihre Taten aufgezählt. Aber am Schluß heißt es immer: Und dann starb er! Was bleibt dann von diesem Leben? Was ist dann mit den Taten, die man so gerühmt hat? Was wird aus dem Besitz, den einer angesammelt hat?
Für viele Menschen wird es doch sicher hoffnungslos, wenn es ans Sterben geht. Sie sehen alles dahin schwinden, aber es tut sich nichts Neues vor ihnen auf. Ihr Ende ist trostlos und im Grunde war damit auch ihr ganzes Leben trostlos. „Das Ende trägt die Last“, sagt man. Auf dem Ende liegt das ganze Gewicht, da entscheidet sich erst alles, da stellt sich erst heraus, ob das Ganze Sinn gehabt hat oder nicht.
Deshalb ist zwar oft von den Taten großer Männer die Rede. Aber dafür um so weniger von ihrem Ende. Denn da geht es oft sehr kläglich zu, da ist nichts mehr von Größe zu spüren, sondern nur noch Erschrecken vor der Gewalt des Todes. Am Ende sieht alles oft ganz anders aus.
Nun heißt es hier: „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe!“ D a s ist der Unterschied! Hier unterscheidet sich das Leben eines schlichten, aber glaubenden Menschen von dem eines anderen, der nichts von Gott wissen will. Christen haben eine Hoffnung. Mit dem Tode ist nicht einfach alles aus, sondern da geht es oft erst richtig los. Natürlich wird nur der zu Christus gehören können, der sich auch -schon in seinem Leben zu ihm gehalten hat. Nur wer Jesus schon heute kennt, den wird er auch kennen, wenn dieses Leben einmal endet. Wenn wir in eine fremde Stadt kommen, in der wir uns gar nicht auskennen, dann haben wir Beklemmungen und sind unsicher. Es wird aber alles einfacher, wenn wir in dieser Stadt einen Bekannten haben, der uns am Bahnhof abholt. Dann ist die ganze Fahrt nach dort schon leichter und wir brauchen keine Angst zu haben.
So ist auch der Weg zu Gott nur die Fahrt zu einem alten Bekannten: Jesus erwartet uns und zeigt uns die fremde Stadt und die unbekannte Welt, die er uns verheißen hat. Wir wissen wirklich nicht, wie es dort aussieht. Es hat uns noch keiner von dort berichten können. Aber es ist ja auch gar nicht nötig, über alle Einzelheiten Bescheid zu wissen. Wichtig ist doch nur, daß es diese Gottesstadt gibt und daß wir in ihr wohnen werden dürfen. Wichtig ist doch nur, daß wir einen Herrn haben, der uns das Unbekannte bekannt macht. Und dieser Herr hat gesagt: „Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe!“
Natürlich können wir den Tod nicht einfach überspielen, wir können nicht so tun, als sei gar nichts gewesen. Äußerlich gesehen ist es doch wirklich aus. Und es fällt uns doch wirklich schwer, von dieser Erde Abschied zu nehmen, zu der wir nie wieder zurückkehren werden.
Aber wir wissen doch: Es wartet eine neue und schönere Welt auf uns. Das verheißt uns der, der uns diesen Weg schon vorangegangen ist. Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Das sagt er zu den Angehörigen des Lazarus, die nicht glauben können, daß ihr Bruder das ewige Leben schon sicher hat. Wo aber Jesus ist, da hat der Tod schon jetzt keine Macht mehr, da ist der Sieg des Lebens schon ausgemacht.
Wenn uns auch das Wort „Auferstehung“ vielleicht etwas fremd erscheint - unter dem Wort „Leben“ können wir uns schon etwas vorstellen: ein Leben bei Gott in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Wenn wir es recht überlegen, dann ist mit diesem Wort Jesu eigentlich alles gesagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe!“
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht!“ (Joh 12,24)
Es ist jetzt wieder die Zeit, in der wir in den Garten gehen und den Samen in die Erde legen. Wenn etwas wachsen soll, dann muß es erst einmal gesät worden sein. Das macht erst einmal Mühe und Arbeit, und manchem von uns ist das sicherlich nicht so angenehm. Aber es muß eben sein und so unterziehen wir uns eben allen Beschwerden
Wir wissen nämlich: Bald wird aus dem Samenkorn etwas Neues hervorsprossen. Schon nach kurzer Zeit ist etwas zu sehen, und nachher im Herbst ist dann auch die Frucht da. Aus einem kleinen, unscheinbaren Samenkorn ist etwas Neues und Herrliches entstanden.
Das ursprüngliche Samenkorn ist dabei zugrundegegangen. Wenn wir im Herbst nachsehen, ist nichts mehr oder bestenfalls noch die leere, äußere Hülle zu entdecken. Aber dieses Opfer war notwendig, damit es nachher weiter gehen kann mit neuem Samen.
So muß es auch mit dem Tod sein, damit Gott uns neu machen kann. Unser irdischer Leib taugt nichts für das Reich Gottes, er kann nicht dorthin kommen. Deshalb muß er in die Erde gelegt werden und vergehen. Das ist zwar im Augenblick schwer für uns. Wir müssen von einem lieben Menschen Abschied nehmen und werden ihn nie wiedersehen. Aber nur wenn das geschehen ist, kann Gott sein Werk anfangen. Man kann nicht beides haben wollen: Das irdische Leben und das Leben bei Gott. Das eine müssen wir aufgeben, um das andere zu gewinnen. Wenn Gott uns das Leben nimmt, dann nur, um uns ein neues und besseres zu geben. Seine Güte reicht auch über unsren irdischen Tod noch hinaus.
Der Vergleich mit dem Samenkorn kann uns dabei zweierlei deutlich machen: Einmal das Fortbestehen des Alten. Das Wesen des Samenkorns geht in das neue Korn über. Alle Eigenschaften des Alten werden an das Neue weitergegeben, weil der Bauplan für künftige Generationen schon in jedem Korn drin liegt.
So wird auch das Wesen eines Menschen den Tod überdauern. Der Mensch, den Gott ins Leben rief, den er in der Taufe zu seinem Kind angenommen hat, den er ein Leben lang begleitet hat, den er kennt und liebt, der ist auch im Tode nicht vergessen. Gott gibt jedem Menschen noch eine Zukunft.
Aber auf der anderen Seite muß man auch sagen: Gott wird etwas ganz Neues schaffen. Er umgibt den Menschen mit einem neuen Leib, ehe er in sein Reich kommen kann. Es geschieht also ein vollständiger Bruch mit der Vergangenheit und ein neues Leben beginnt.
Das Samenkorn verschwindet ja auch ganz. Das einzelne Korn vergeht, höchstens die Art bleibt bestehen - Abbild der des Alten, aber eben doch nicht das Alte selber. So müssen wir dann beide Aussagen zusammensehen: das Weiterbestehen und der Bruch.
Das wird uns davor bewahren, jene billige Redensart nachzusprechen: „Wir leben in unseren Kindern weiter!“ Das stimmt nicht. In dieser Richtung gibt es nur einen Bruch. Wir leben nicht in den Kindern weiter, sondern nur bei Gott. Was hinter uns liegt, das ist abgetan. Aber vor uns liegt die Zukunft Gottes, der noch viel mit uns vorhat.
Unsre Hoffnung liegt nicht im Bereich dieser Welt, sondern geht über sie hinaus. Alle menschlichen Tröstungsversuche bleiben doch nur im innerweltlichen Bereich. Gott aber gibt uns mehr Sicherheit als diese Welt.
Unser Blick sollte deshalb ganz in die Zukunft gerichtet sein. Das gilt zunächst einmal für einen Sterbenden. Er muß sowieso diese Welt hinter sich lassen. Es wird ihm leichter fallen, wenn er weiß, wohin sein Weg führt. Das gilt aber auch für die Angehörigen eines Verstorbenen. Sie müssen an die Aufgaben denken, die sie noch in dieser Welt haben. Der (Die) Verstorbene ist bei Gott gut aufgehoben. Wir brauchen uns keine Sorgen mehr um ihn (sie) zu machen. Das Leben aber der anderen geht weiter. Sie müssen sich noch in dieser Welt bewähren und nach Gottes Willen leben.
Das gilt schließlich aber auch uns allen, die wir weiter leben. Auch unser Blick sollte auf das Ende gerichtet sein, das Gott uns einmal bereitet. Wir müssen alle einmal sterben. Aber das steht nicht als Drohung über unserem Leben, sondern als eine große Verheißung: Der Tod ist nur Durchgang zum Leben.
So sicher, wie ein Samenkorn Furcht bringt, so sicher ist uns auch das Leben bei Gott. Natürlich geht auch das eine oder andere Korn nicht auf. Aber dann hat es nie richtiges Leben in sich gehabt. Gott aber gibt uns die Zusage: Durch die Taufe ist in jeden von uns der Keim zum künftigen Leben gelegt. Wer diesen Keim nicht mit Gewalt ausgetreten hat, der kann auch beruhigt dem Tod entgegen gehen: er wird in ein neues Leben kommen, so wie eine Pflanze sich aus einem kleinen Samenkorn zu neuer Pracht entfaltet.
Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen! (Joh 14,1-2)
Wir erschrecken, wenn ein Mensch durch den Tod plötzlich von uns genommen wird. Auch wenn er alt war und wir mit dem Ende seines Lebens zu rechnen hatten, ist es doch schlimm, wenn er plötzlich nicht mehr da ist. Zu sehr war er mit unserem Leben verwurzelt, als daß er nicht eine Lücke hinterließe.
Aber es ist eben unsre Bestimmung, daß wir in diese Welt treten und sie wieder verlassen müssen. Nur die Nachkommen werden ihr Leben weiterführen, bis auch sie an das Ende ihres irdischen Daseins gekommen sind. Menschen werden alt und sterben und andere rücken nach, das ist der Lauf der Welt.
Doch über unserem ganzen Leben steht die Verheißung aus dem 14. Kapitel des Johannesevangeliums: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen!“ Jesus kommt vom Vater und weiß, wie es dort aussieht. Er versichert uns, daß wir auch einmal dort sein werden. So gilt dieses Wort den Lebenden und den Toten, es gilt dem (der) Entschlafenen und uns. Unser irdisches Leben ist nicht das Letzte, weil Gott noch mehr Möglichkeiten hat als das Dasein auf der Erde einschließlich des Todes, der am Ende auf uns wartet.
Jesus hat dieses Wort: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen!“ kurz vor seinem Tode gesagt, der dann mit der Himmelfahrt endete. Dürfen wir nun aus diesem Geschehen die Hoffnung ableiten, daß wir auch einmal eine solche Himmelfahrt erleben werden? Was geschieht mit den Verstorbenen, was wird mit uns geschehen?
Das sind die Fragen, die uns Menschen immer wieder bewegen. Die Bibel gibt da sehr nüchterne Artworten: Der Mensch ist aus Staub und wird wieder zu Staub! Unser irdischer Leib wird zerfallen. Er taugt nichts für die Wohnungen Gottes, deshalb ist er vergänglich. Gottes Liebe zu uns aber ist unvergänglich. Sie reicht auch über unseren Tod hinaus.
Gott hat die Wohnung schon für uns bereit. Sicherdürfen wir uns das nicht zu wörtlich vorstellen. Gottes Wohnung ist nicht eine verbesserte Ausgabe unserer irdischen Wohnung. W i e es im Einzelnen sein wird, brauchen wir nicht zu wissen. Wichtig ist doch allein, daß Gott für jeden von uns Platz hat und uns gern bei sich haben möchte.
Elters sorgen ja auch häufig vor, sie möchten ihre Kinder möglichst mit im gleichen Haus haben. Aber oft wollen die Kinder das gar nicht, wollen selbständig sein und sich selber etwas suchen. So geht es Gott aber auch mit uns. Er erlebt, wie viele seiner Menschenkinder eigene Wege gehen.
Aber einmal setzt er ihrem Leben ein Erde und holt sie zu sich. Wer gern zum himmlischen Vater heimkehrt, für den hat er die Wohnung schon bereit. Er muß zwar Abschied nehmen von seinen Lieben. Aber das Ende ist noch nicht gekommen, wird nie kommen.
Mit dem Tod beginnt noch einmal etwas Neues in einer ganz anderen Welt. Jesus Christus hat uns den Weg nach dort gezeigt. Und wir dürfen sicher sein, daß Gotte alles für unser Kommen vorbereitet hat.
Damit sollen wir nicht auf eine bessere himmlische Zukunft vertröstet werden, von der wir ja heute doch nichts haben. Wir dürfen auch gern und mit allen Fasern unseres Herzens in dieser Welt leben. Schließlich ist sie ja auch die Welt Gottes und uns für einige Zeit als Wohnung zugewiesen.
Manche Leute sagen ja: „Religion ist Opium für das Volk!“ Sie sei Volksverdummung, die nur von der Veränderung der gegenwärtigen, schlimmen Zustände abhält! Das ist eine ernste Kritik. Aber sie trifft uns heute nicht mehr so ganz.
Wir dürfen ruhig alles tun zur Verbesserung des Lebens auf dieser Erde. Wir dürfen es auch mit gutem Gewissen tun und nicht nur so nebenbei, als ob unsere wahre Aufgabe in einer jenseitigen Welt läge. Unsere Heimat ist erst einmal die Erde. Aber wir dürfen wissen, daß es außer unserer irdischen Hütte auch noch ein Haus für uns gibt, von Gott gebaut und für uns offen.
Deshalb können wir auch diese (n) Entschlafene (n) getrost dahingeben und unsere gewöhnliche Alltagsarbeit wieder in Angriff nehmen. Jesus hat nicht umsonst gesagt: „Euer Herz erschrecke nicht!“ Wir wollen dieses Wort im Ohr behalten für unser eigenes Leben und für den Tag, an dem wir wieder einmal vor der Tatsache des Todes stehen werden: „Euer Herz erschrecke nicht! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen!“
Jesus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Lebe; niemand kommt zum Vater denn durch mich! (Joh 14,6)
Wir fragen heute nach dem richtigen Weg, wie es weiter gehe soll. Allzufrüh ist ein Mensch aus seiner Familie dem Kreis seiner Kollegen und Freunde herausgerissen worden. Er wäre noch an allen Ecken und Enden gebraucht worden. Zuhause war noch Arbeit fortzuführen, in der Firma ist seine Arbeitsstelle leer, gar mancher wird die Hilfe des Verstorbenen vermissen.
In gewisser Hinsicht ist jeder Mensch zu ersetzen. Wir sollten nicht so vermessen sein und meinen, ohne uns ginge es nicht. Es muß auch so weitergehen, wenn auch vielleicht nicht so gut und nicht so schnell. Wenn erst einmal ein' Platz leer ist, dann muß einfach jemand gefunden werden, der dort weitermacht.
Aber in anderer Hinsicht ist ein Mensch niemals zu ersetzen: Er war ein verständnisvoller Zuhörer und guter Ratgeber, er hat bestimmte Dinge angeregt und manche Gefahr abgewendet. Er war einfach da und hat die Geschicke seiner Familie mitbestimmt. Was ein Mann für seine Frau und ein Vater für seine Kinder ist, das kann niemand ersetzen.
Aber dann ist es gut, wen man noch einen himmlischen Vater hat, an den man sich wenden kann, wenn man einen Herrn über sich weiß, der unser Geschick in den Händen hält. Manchmal ist uns der Plan Gottes allerdings auch dunkel und unverständlich. Wir können nicht begreifen, weshalb er gerade uns so Schweres schickt. Gerade bei einem Todesfall werden uns solche Fragen kommen. Aber Jesus Christus spricht: „Ich bin der Weg!“ Er führt uns nicht in ein dunkles Tal, um uns darin umkommen zu lassen. Er zeigt uns auch wieder einen Weg heraus. Aber es gibt nur diesen einen Weg. Aus dem Tod kann uns kein Mensch wieder herausholen. Das kann nur Gott allein. Und er wird es tun, wenn wir uns an seinen Sohn Jesus Christus halten.
Jesus hat auch in der Blüte seiner Jahre sterben müssen. Aber er tat es im Gehorsam gegenüber dem himmlischen Vater und im Vertrauen darauf, daß Gott auch wieder eine Wende herbeiführen wird. Gott kann vom Tode erwecken. Das ist der Weg, auf dem er uns helfen kann und will. Wenn wir unsre Toten in der Gewißheit der Auferstehung hergeben können, dann wird auch unser Weg leichter werden.
An diesem Punkt entscheidet sich alles: Können wir Vertrauen haben zu Gott, dann wird er uns auch helfen. Es geht darum, ob wir glauben können, daß Jesus die Wahrheit gesagt hat. Er spricht: Ich bin die Wahrheit! Alle anderen Wahrheiten in dieser Welt sind nur vorläufig und geben nur einen Teilaspekt wieder.
Im Augenblick allerdings sehen wir nur die harte Wahrheit des Todes. Doch das ist nur die eine menschliche Sicht der Dinge. Die volle Wahrheit aber will Gott uns vermitteln. Er sagt: Das ewige Leben ist erst die Wahrheit, also nicht das, was ihr jetzt sehen könnt, sondern das, was Gott euch zeigen wird. Jesus ist das Leben. Wer sich an ihn hält, der hat Anteil an dem ewigen Leben Gottes. Dort wird es keine Krankheit und kein Leid, kein Mißverstehen und keine Enttäuschungen mehr geben, keine Last und keine Mühen, kein Alleinsein und keine Hoffnungslosigkeit.
Gerade im Angesicht des Todes dürfen wir von der Hoffnung reden, die Gott uns geben kann. Wir können dem Tod sagen: Du hast nur einen vorläufigen Sieg errungen. einen Zwischenspurt, aber am Ende wirst du unterliegen. Jesus bleibt der Sieger, er ist auch stärker als der Tod, er kann auch uns in das neue Leben bei Gott hinführen.
Für die Angehörigen des Verstorbenen wird nun auch ein anderes Leben beginnen. Manches wird anders geregelt werden müssen, vieles wird schwerer werden. Dennoch braucht keiner Angst zu haben, er könnte das nicht bewältigen. Wer sich von Jesus helfen läßt, wird auch vorankommen und seinen Weg schon finden. Das ewige Leben soll nicht erst etwas für die Zukunft sein, sondern es wirkt auch schon in unsre Gegenwart hinein. Weil wir eine Hoffnung für die Zukunft haben, können wir auch unsre Gegenwart besser bewältigen.
Die Frage ist immer nur: Wollen wir wirklich zu unsrem himmlischen Vater kommen? Ist er wirklich das Ziel unsres Lebens? Wenn das so ist, dann dürfte gar nicht so entscheidend sein, wie lange dieses irdische Leben dauert. Die Hauptsache ist dann, daß wir mit Jesus gehen wollen, in guten wie in schlimmen Tagen. Dann werden wir auch ans richtige Ziel kommen. Denn Jesus hat gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich!“
„Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns!“ (Joh 14,8)
Jeder Mensch hat einen Vater. Noch bei der Beerdigung wird der Name des Vaters genannt. Er deutet uns nämlich an, woher wir kommen und wo wir hingehören. Wer den Namen seines Vaters nennen kann, der hat ein Zuhause und kann nicht verloren gehen.
Jeder Mensch - oder doch fast jeder Mensch - kennt seinen Vater und weiß, an wen er sich wenden kann, wenn er einmal in Not ist. Es ist gut, wenn man so einen festen Punkt hat, an den man immer wieder zurück kehren kann und wo man geborgen ist.
Jedes Kind geht aber einmal innerlich und äußerlich vom Vater weg. Das ist notwendig, damit der Mensch eine eigene Persönlichkeit wird und selbständig handelt und denkt. Das ist eine ganz natürliche Entwicklung.
Aber irgendwann muß jedes Kind einmal wieder zurückkehren zum Vater. Er wird dann ein anderer sein: er wird gern wieder auf seinen Vater zugehen und ihm danken für alles, was er an ihm getan hat. Auch von unsrem himmlischen Vater entfernen wir uns oft. Ein Kind vertraut noch ganz wie selbstverständlich auf Gott, wenn dieser ihm nahegebracht worden ist.
Aber irgendwann kommt es im Leben auch einmal zu einer Krise im Glauben. Jeder Mensch geht einmal von Gott weg und will selbständig sein. Jesus hat das ja
im Gleichnis vom verlorenen Sohn unnachahmlich dargestellt. Und wir sind ja im Grunde alle einmal solche verlorenen Söhne gewesen.
Aber entscheidend wichtig ist für uns, daß wir wieder zu unsrem Gott zurückfinden. Einmal kommt der Zeitpunkt, wo es dazu höchste Zeit ist. Es ist noch nicht schlimm, wenn einer unsicher im Glauben geworden ist. Aber er muß dann auch wieder einmal festen Grund unter den Füßen gewinnen.
Mancher kommt schon sehr früh in seinem Leben dazu, ein anderer erkennt es erst gegen Ende seines Lebens Aber Gott hat wie ein menschlicher Vater Verständnis für seine mißratenen Kinder: Er packt sie manchmal hart an. Aber er verzeiht ihnen auch wieder, wenn sie zu ihm zurückkehren.
Manchmal kann es auch sogar so aussehen, als ob ein Mensch seinen Vater ganz vergessen hätte oder sich doch zumindest von ihm getrennt hat. Es gibt sogar Menschen, die ihren Vater beschimpfen und verfluchen. Aber deshalb bleibt er doch ihr Vater, der sie lieb hat.
Bei den Jüngern Jesu hier in Johannes 14 sieht es auch fast so aus, als hätten sie vergessen, wer ihr Vater ist. Jesus hatte zu ihnen von dem Vater gesprochen. Aber Philippus sagt zu ihm: „Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns!“ Dabei war Philippus doch auch ein Glied des Gottesvolkes und wußte von Gott, sowie wir durch die Taufe zu Gott gehören und von ihm wissen, zumindest wissen können.
Aber Philippus will noch mehr. Er will nicht nur theoretisch etwas von Gott wissen, sondern er will ihn auch ganz praktisch vor sich sehen. Wie oft wünschen wir uns das doch auch: Gott einmal wirklich sehen zu können oder doch zumindest seine Machttaten einmal sichtbar gezeigt zu bekommen oder einen Beweis für die Auferstehung.
Unser Glaube braucht immer wieder einmal Stützen, Wunder Gottes oder sichtbare Zeichen seines Eingreifens „Wenn ich dich sehen kann, Gott, dann will ich auch an dich glauben!“ mag mancher denken. Dabei steht das eigentliche Wunder uns doch sichtbar vor Augen: Jesus Christus, der Gottessohn! Darüber sollten wir uns wundern, daß Gott diese vor ihm davonlaufenden Menschen doch so lieb hat, daß er seinen Sohn zu ihnen schickt.
So sagt Jesus dann auch zu Philippus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater!“ Der Wunsch, Gott zu sehen, ist töricht, wo wir doch Jesus haben. Auf den sollen wir sehen, und das genügt uns, denn er ist nichts anderes als der Vater auch.
Ein ganzes langes Leben hindurch dürfen wir die Güte und Barmherzigkeit Gottes verspüren. Aber diese Liebe Gottes reicht auch über unser irdisches Leber hinaus. Gott findet am Tod noch keine Grenze. Im Gegenteil: Gerade dann zeigt sich erst richtig seine Macht! Jesus hat es uns gezeigt, daß dieser Gott auch unser Gott ist. Deshalb müssen wir uns an Jesus halten, wenn wir im Leben und im Tod und vor Gott bestehen wollen. Deshalb wollen wir Jesus bitten: „Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns!“
„Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch!“ (Joh 14,18)
Auch wenn man selber schon Enkel hat, kann es einem doch so vorkommen, wie wenn man Waise wird, weil man den Vater oder die Mutter hergeben muß. Solange man noch einen vor sich hat, braucht man die Verantwortung doch nicht ganz allein zu tragen. Man hat noch einen, den man einmal fragen kann und von dem man vielleicht auch noch Hilfe erfahren kann
Aber wenn man beide Eltern nicht mehr hat, kann man sich leicht einsam vorkommen. Und man beginnt auch zu spüren: Jetzt bist du als Nächster dran! Auf einmal ist man selber ein Stück älter geworden und empfindet eine neue Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.
Vor allem ist es auch schwer, wenn man die Mutter hergeben muß. Mit der Mutter ist man von Geburt her besonders verbunden. Und wenn man im Leben gemeinsam viel Schweres, aber auch Schönes mitgemacht hat, dann ist die Verbindung noch fester geworden. Die Mutter sorgt in besonderer Weise für ihre Kinder, sie kann vieles ausgleichen, so daß man kaum etwas entbehren muß.
Aber wenn auch die Mutter nicht mehr da ist, dann könnte man meinen: Jetzt bin ich ganz allein und nur auf mich angewiesen! Das stimmt auch bis zu einem gewissen Grade. Aber wir wollen auch nicht vergessen, was Gott dazu zu sagen hat: Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch!“
Das hat Jesus zu seinen Jüngern gesagt, als er von ihnen Abschied nahm. Lange Zeit haben sie immer bei ihm sein dürfen. Er hat sie geführt und sie hingen an seinen Lippen. Was er sagte, war für sie das Evangelium. Was er tat, war ihnen Vorbild, wenn sie es auch manchmal nicht ganz verstanden. Aber einmal war halt diese schöne Gemeinschaft zu Ende. Er mußte sie verlassen und sie waren wieder auf sich allein gestellt.
Ja, waren sie wirklich allein? Er hat ihnen ja sein Wort hinterlassen und seinen Heiligen Geist, der sie- trösten sollte. Er ging zu- seinem Vater. Aber sie blieben ja auch Kinder dieses himmlischen Vaters. Man kann doch nirgendwo in der Welt allein sein, wenn man ein Kind Gottes ist. Gott ist jedem nahe, wo immer er auch ist. Und vielleicht ist er uns besonders nahe, wenn wir in tiefem Leid sind. In der Bergpredigt heißt es ja: „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden!“
Gott läßt keinen als Waisen zurück, schutzlos und rechtlos. Wenn Menschen uns nicht mehr helfen und beschützen können, dann wird Gott es tun. Er wird es besser tun, als ein Mensch das könnte. Man muß nur auf ihn vertrauen. Dann wird sich die Kraft des Glaubens erweisen, auf den man einst getauft worden ist, dessen Inhalte man gelernt hat und der vielfach erprobt worden ist.
Jesus hat beim Abschied von seinen Jüngern gesagt: „Ich komme zu euch!“ Das gilt aber auch uns, die wir uns oft sehr allein gelassen vorkommen. Wenn wir doch alle ganz fest daran glauben könnten, daß Christus immer wieder zu uns kommt und unser Heiland und Tröster sein will. Wir sind nicht allein, solange wir auf diesen Helfer vertrauen.
Wir brauchen gar nicht erst nach ihm zu suchen. Vielmehr kommt er zu uns. So wie Gott in Jesus Mensch geworden ist und sich so zu den Menschen aufgemacht hat, so will er auch heute immer wieder zu uns kommen. Vor allem will er zu denen kommen, die durch schweres Leid tief gebeugt sind und seine Hilfe besonders brauchen. Wir dürfen darauf vertrauen: Gott läßt keinen allein!
Aber das ist natürlich auch eine Aufforderung an uns alle, die Leidtragenden nicht allein zu lassen. Sie sollen aber nicht nur heute unser Mitgefühl spüren, sondern immer wissen, daß sie auch von den Menschen nicht allein gelassen werden.
Die Leidtragenden aber seien immer wieder auf Gottes' Wort verwiesen .Wenn man persönlich betroffen ist, wird dieses Wort viel deutlicher und konkreter zu uns sprechen als sonst. Man wird besser verstehen, was in der Bibel gesagt wird oder in manchen Kirchenliedern festgehalten ist.
Gerade in einer schwierigen persönlichen Lage kann man besondere Erfahrungen mit Gott machen. Man wird viel offener sein für seine Hilfe und seinen Trost. Und vielleicht kann man am Ende sogar Gott loben für seine Taten. Wir wollen ja auch nicht vergessen, was er in einem langen Leben an dem (der) Verstorbenen getan
Hat an Gutem und Hilfreichem. Und vor allem wollen wir auch nicht außer acht lassen, was er jetzt tut: Er hat einen Menschen heimgeholt in sein Reich. Aber er will auch die nicht allein lassen, die jetzt zurückbleiben. Er will bei allen sein, die ihn besonders brauchen.
„Ich lebe, und ihr sollt auch leben!'1 (Joh 14,19)
Der Schweizer Dichter Friedrich Dürrenmatt schreibt in seiner Erzählung „Der Tunnel“ von einem Studenten, der Sonntagsnachmittag in den gewohnten Zug steigt, aber nie ankommt. Nach 20 Minuten fährt der Zug in einen an sich kurzen Tunnel ein. Er ist so kurz, daß nicht einmal das Licht eingeschaltet wird. Aber an diesem Tag nimmt der Tunnel kein Ende. Der Mann denkt, er hätte den falschen Zug erwischt. Aber es ist der Zug nach Zürich. Er fragt den Zugführer, aber den scheint das alles nicht zu kümmern. Der Zug fährt immer schneller. Er rast durch den Tunnel, immer weiter abwärts, in die Tiefe. Tosend stürzt er schließlich ins Bodenlose, unaufhaltsam, es gibt kein Entrinnen mehr.
Was will der Dichter wohl mit dieser Geschichte deutlich machen? Will er damit sagen: So widerfährt es dem Menschen, der dem Tod entgegengeht? Er denkt sich nichts Besonders; aber in Wirklichkeit sitzt er schon in dem Zug, der dem Tod entgegenrast. Sein Todesschicksal ist, daß er in einen dunklen Tunnel rast und nichts dagegen tun kann. Er kann nicht noch schnell aussteigen oder in einen anderen Zug umsteigen, er kann nicht die Notbremse ziehen, er kann nicht andere um Hilfe bitten.
Aber das ist nicht die christliche Botschaft von Tod und Auferstehung. Das ist nicht das letzte Wort, das wir zu sagen haben. Gewiß mag manchem Menschen das Leben so vorkommen. Es geht immer schneller voran, die Jahre fliegen dahin wie ein Schatten. Viele sagen eines Tages: „Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal so alt werde!“ Ja, vielfach wundert man sich einfach, daß man schon so alt ist.
Gerade wenn es auf das Ende des Lebens zugeht, dann fragt man sich doch: Was wird nachher kommen? Werde ich einfach in ein tiefes Loch stürzen oder ist da noch etwas, das mein Leben auf andere Art und Weise weiter führt?
Die Bibel macht uns deutlich: Gott läßt uns nicht in einem Tunnel umkommen. Der Tunnel öffnet sich vielmehr zum Leben und zur Ewigkeit. Wir haben mehr zu erwarten, als der Dichter geben kann. Wir dürfen auf das Wort Jesu hören: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“
Dennoch mag uns an jener Geschichte beeindrucken; mit welcher Nüchternheit und Schonungslosigkeit hier vom Tod gesprochen wird. Auch wir können nicht billiger vom Sterben eines Todgeweihten sprechen. Der Tod hat sein eigenes Gewicht: Er kann den Geringen erheben und den Mächtigen zerstören. Er läßt sich nicht betrügen oder mit Blumen verschleiern. Wir kommen nicht am Tod vorbei. Er ist ein brutaler Herr, der unendlich viel Leben und Liebe zerstören kann.
Für viele Menschen ist auch einfach der Gedanke an den Tod schrecklich. Wie ein dunkler Schatten legt er sich über ihr ganzes Leben. Dadurch aber greift er nach unsrer Hoffnung und bedroht unsren Glauben. Er droht, nicht nur unsren Leib zu verschlingen, sondern auch unsre Seele, unsre ganze Person und unsren Gott.
Doch jene Geschichte von Dürrenmatt hat noch einen Schluß. Der Zugführer schreit schließlich dem Studenten ins Ohr: „Was sollen wir tun?“ Dieser antwortet nur: „Nichts können wir tun! Gott ließ uns fallen, und so stürzen wir denn auf Ihn zu!“
Woher weiß der Dichter das: Wer auf Gott zustürzt, der ist nicht verloren? Er kann es nur von Jesus haben, der gesagt hat: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben!“
Das bedeutet zunächst einmal: „Ich sterbe, und ihr sollt auch sterben!“ Jesus ist wirklich einen schrecklichen Tod gestorben. Aber am Auferstehungsmorgen verlor der Tod seine letzte Schlacht. Aus dem Tod brach das Leben wieder hervor.
Und der mit uns und für uns gestorben ist, der nimmt uns in dieses Leben mit hinein. Er ist der Einzige, der über den Tod mehr zu sagen weiß als alle Menschen. Er ist der Einzige, der voller Berechtigung zum Leben rufen kann, weil er im Machtbereich des neuen Lebens steht.
Angesichts des Todes und in der Nähe unsrer Toten können wir dennoch tapfer und getröstet sein. Wenn wir auch durchs Dunkel stürzen, so haben wir doch eine Hoffnung: Wir stürzen ja auf Gott zu! Der Glaube ist das Wachstum in diese Gewißheit hinein. Doch diese Gewißheit will immer wieder neu ergriffen sein. Heute ist dazu wieder Gelegenheit.
„Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht! (Joh 14,27)
Ein Mensch ist im hohen Alter gestorben. Wir können sagen: Er ist im Frieden heimgegangen. Man kann sich das nur wünschen, daß der Tod nicht plötzlich kommt, sondern man sich in Ruhe darauf vorbereiten kann. Mancher trifft die notwendigen Vorbereitungen, gibt vielleicht Anweisungen für den Fall seines Ablebens, legt vielleicht Einzelheiten der Trauerfeier fest. Das zeigt, daß er ohne Angst seiner letzten Stunde entgegensieht.
Jesus möchte, daß wir im Frieden leben und sterben können. Frieden ist wichtig für das Verhältnis der Völker und der Menschen. Wenn wir da keinen Frieden haben, ist das Leben sehr belastet und oft nicht mehr zu ertragen.
Aber noch wichtiger ist der Frieden mit Gott. Nur wenn wir mit Gott Frieden haben, können wir auch im Frieden sterben. Gott wendet sich ja freundlich uns zu, er möchte ein gutes Verhältnis zu uns haben. An ihm liegt es nicht, wenn Schwierigkeiten auftreten. Im Gegenteil: Er will das ja wegtun, was wir im Leben falsch gemacht haben.
Mit dem Tod hört unsre Sünde auf. Gott möchte, daß es uns nicht mehr belasten kann. Deshalb vergibt er uns die Schuld unsres Lebens und schafft somit die Voraussetzung, daß wir zu ihm kommen können. Jesus macht uns frei und stellt den Frieden her.
Dann wird auch alles unwichtig, was die Welt geben könnte. Es ist natürlich schön, wenn wir im Leben etwas haben schaffen können. Mancher hat aus kleinsten Anfängen heraus sich etwas aufgebaut, was man vorzeigen kann und was als Lebensarbeit allen sichtbar ist. Wir dürfen dankbar sein, wenn das möglich war. Aber all das sichert unser Leben nicht. In dieser Welt können wir nur äußerlich unser irdisches Leben sichern, wenn auch nur in einem gewissen Maße. Aber schon gegen eine Krankheit oder Invalidität können wir uns nicht sichern.
Alles, was wir uns auf Erden schaffen konnten, ist nicht auf Dauer. Unser irdisches Leben ist auch nur ein kleiner Teil unsrer Existenz. Wir waren schon vorher da und werden auch nachher noch sein. Das ewige Leben ist eben mehr als nur die paar Jahrzehnte auf dieser Erde.
Jesus spricht allerdings zu den Jüngern, als er von ihnen Abschied nimmt. Ein Abschied ist immer eine traurige Sache. Man weiß ja doch nie, ob man sich einmal wiedersehen wird. Wenn es ein lieber Mensch ist, von dem man sich verabschieden muß, dann ist es besonders schwer.
Jesus weiß, daß der Abschied von den Jüngern endgültig ist, jedenfalls was das irdische Leben angeht. Sie werden jetzt ohne Führer und Berater sein. Vielleicht werden sie kopflos sein und gar nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Deshalb muß Jesus ihnen das Nötige sagen. So kann es auch sein, daß ein Sterbender noch seine Angehörigen tröstet und stärker ist als sie und ihnen Hilfe geben kann.
Jesus kann ja auch einen wirklichen Trost geben. Wenn man sich verabschiedet, dann sagt man oft: Wir wollen uns wiedersehen. Schreib doch einmal! Jesus kann sagen: Wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen! Deshalb braucht sich keiner zu fürchten, wenn jetzt die Stunde des Abschieds schlägt.
Natürlich erschrecken wir, wenn ein Mensch nicht mehr ist. Dann ist der Mensch oft anders, als wir ihn vorher gekannt haben. Unser Leben ist doch ziemlich anders geworden. Der Tod ist schon ein hartes Geschick. Aber er wird besiegt durch Jesus, der zu seinen Jüngern schon sagte: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“
Deshalb können wir auch getrost von einem Menschen Abschied nehmen. Ein friedlicher Tod kann auch uns zum Frieden bringen. Und selbst wenn ein Mensch ein schweres Sterben hatte, dann muß sein Ende nicht unbedingt ungesegnet gewesen sein. Aber wir können dankbar sein für dieses Leben, das unter uns zu Ende gegangen ist. Wir dürfen darauf vertrauen, daß die (der) Verstorbene den Frieden Gottes gefunden hat.
Das kann auch uns stärken für die eigene Zukunft. Denn auch wir brauchen den eigenen Tod nicht zu fürchten. Jesus sagt auch uns: „Euer Herz fürchte sich nicht. denn meinen Frieden gebe ich euch!“ Wir dürfen wissen, daß wir auf der Seite des Siegers stehen. Der Tod kann uns nichts anhaben, sondern wir gehören in Ewigkeit zum Herrn der Welt und unsres Lebens.
„Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden!" (Joh 16,20b)
Wenn ein Mensch sterben muß, dann versetzt das die Angehörigen in Traurigkeit. Sie waren es gewohnt, alle beieinander zu sein. Alles ging seinen Gang und das Leben war geordnet. Wenn nun einer fehlt, kommt vieles erst einmal durcheinander und manches muß neu überlegt werden.
Oft merkt man ja erst, wenn ein Mensch nicht mehr da ist, was er für uns bedeutet hat und was wir ihm verdenken. Am Tod erfahren wir, daß nichts selbstverständlich ist. Wir können immer nur wieder dankbar sein, solange wir einen Menschen noch haben. Wir können. uns an seinen Wohltaten freuen und selber gut zu ihm sein. Aber eines Tages geht nichts mehr und wir müssen allein fertig werden.
So ging es auch schon den Jüngern Jesu, die plötzlich erkennen mußten: Bald wird ihr Herr nicht mehr unter ihnen sein! Sie drohen kopflos zu werden und dann alles hinzuwerfen. Zu sehr waren sie bisher darauf angewiesen, Jesus in ihrer Mitte zu haben. Sicher können wir gerade heute die Jünger gut verstehen.
Jesus kann ihnen zunächst auch nur sagen: „Ihr werdet weinen und heulen und die anderen werden sich noch darüber freuen!“ Sie werden sagen: Seht, da wollten sie so fromm sein, sie gehören zur Kirche, aber nachher verhalten sie sich auch nicht anders als andere Leute. Sie sind traurig und verzweifelt, so als gäbe es keinen Glauben an die Auferstehung von den Toten.
Unsre Trauer ist zunächst einmal die menschlich verständliche Reaktion. Es wäre schlecht, wenn wir keine Trauer mehr empfänden oder nicht empfinden dürften. Jesus läßt das zu und hat Verständnis für uns. Aber er möchte uns nicht auf dieser Stufe stehen lassen. Deshalb sagt er: „Eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden!“ Er will uns helfen, durch den Zeitabschnitt der Trauer hindurchzugelangen und wieder Zuversicht zu schöpfen
Deswegen haben wir uns ja hier zu diesem Gottesdienst versammelt, damit wir auf Jesu Wort hören und uns da durch Mut machen lassen für die Zukunft. Wir hören hier von Menschen, die in einer gleichen Lage waren. Aber wir hören auch davon, wie das Wort Jesu ihnen geholfen hat, daß es wieder weiter geht.
Hilfe erfahren wir aber nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern auch durch die Menschen in unsrer Umgebung. Es wird wohl kaum einen Menschen geben, der wirklich allein ist. Und wenn man im Augenblick keinen weiß, dann muß man selber danach suchen. Es geht nicht, daß man sich vor lauter Schmerz in sein Schneckenhaus zurückzieht und sich um niemand mehr kümmert. Jesus will nicht, daß wir uns in der Trauer verlieren. Er schickt uns Menschen, die ihre Aufgabe gerade an einem trauernden Menschen erkennen. Es gilt nur, auf dieses Angebot der Hilfe auch einzugehen.
Und selbst wenn man meint, keinen Menschen zu haben, so dürfen wir uns doch immer noch an Gott wenden. In manchen Dingen können uns ja auch Menschen tatsächlich nicht mehr helfen. Da dürfen wir aber wissen, daß wir noch einen anderen haben, der uns beisteht.
Hilfe braucht man aber, wenn es weitergehen soll. Denn zunächst einmal ist geteiltes Leid nur halbes Leid. Wenn man sich mit einem Menschen aussprechen kann, geht vieles schon leichter. Oft braucht man aber auch den Rat des anderen, ein aufmunterndes Wort oder die helfende Tat.
Deshalb gilt es, gerade in dieser Situation nach Hilfe Ausschau zu halten. Wir brauchen die Gemeinschaft mit anderen Menschen und die Gemeinschaft mit Gott, wenn es weitergehen soll. Nur so werden wir die Traurigkeit mit Gottes Hilfe überwinden können.
Jesus spricht sogar davon, daß wir wieder zur Freude hinfinden können. Das kann er natürlich nur, wenn er uns reale Zusagen machen kann. Er sagt seinen Jüngern: „Ich werde euch wiedersehen. Das alles hier dauert nur eine kleine Weile, und dann werden wir wieder vereint sein!
So verheißt er auch uns ein Leben nach dem Tode. Das gibt uns Kraft, mit den harten Tatsachen fertigzuwerden. Es hilft uns, nun die nächsten Schritte zu tun, das Leben auf die neuen Gegebenheiten einzurichten und mit Freude jeden Tag zu erleben.
Unsre Tage sind alle gezählt. Einmal werden auch wir diese Welt verlassen müssen. Aber bis dahin dürfen wir unsre Toten bei Gott gut aufgehoben wissen. Wir gehen einmal den gleichen Weg und werden mit ihnen und Gott vereint sein.
„Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen!" (Joh 16,22)
Wenn man Abschied nehmen muß, dann ist das meist eine traurige Sache. Natürlich, manche Menschen sieht man lieber wieder gehen als kommen. Aber wenn es sich um einen lieben Besuch handelt, dann ist es uns doch weh ums Herz. Vielleicht hat man sich nach langer Zeit zum ersten Mal wiedersehen können. Und nun weiß man nicht, wann man sich wieder einmal wird treffen können und ob es überhaupt möglich sein wird. Es kann ja von einem Tag zum anderen anders werden, so daß man sich nicht mehr sehen kann. Einmal müssen wir ja alle Abschied nehmen von dieser Welt und von unseren Lieben. Solch ein gewöhnlicher Abschied von einem gern gesehenen Besuch erinnert uns immer daran und gibt uns eine Ahnung davon, was ein endgültiger Abschied bedeutet.
Jesus hat diesen Spruch gesagt, als er von seinen Jüngern Abschied nahm. Er wußte, was ihm in Jerusalem bevorstand. Aber er wußte auch, daß er dem nicht entgehen konnte. Nun versucht er seine Jünger zu trösten. Er weiß, wie ihnen ums Herz ist: Sie werden nun allein ohne ihren Führer und Berater sein, sie werden wie Schafe ohne Hirten sein. Das macht den Abschied für Jesus nur noch schwerer.
Wenn man an sich selber Leiden ertragen muß, dann wird man oftmals noch damit fertig. Aber wenn man einen anderen leiden sieht, dann wird es oft erst richtig schwer. Man kann ja dem anderen nicht helfen, und oftmals hat man ja mit sich selber schon genug zu tun.
Aber selbst das gibt es, daß ein Sterbender noch seine Angehörigen tröstet und innerlich stärker und gefaßter ist als sie. Manchmal wachsen einem Menschen in einer Notlage ja Kräfte zu, die man ihm nicht zugetraut hätte.
Jesus kann seinen Jüngern auch nur sagen: Ich will euch wiedersehen! Auf der einen Seite weiß er also um alle menschliche Traurigkeit. Aber er hat auch einen Trost bereit, um alle Trauer zu überwinden. Er kann so etwas sagen, weil er bestimmt weiß: Es gibt ein Wiedersehen! Wenn wir uns von einem Besuch verabschieden, dann sagen wir vielleicht auch: „Komm bald wieder! Schreib einmal! Bestimmt sehen wir uns bald einmal!“ Aber so genau wissen wir es eben nicht; und das gibt unsren Worten so einen unsicheren Unterton.
Wenn Jesus aber sagt: „Ich will euch wiedersehen!“ dann heißt das: Ich werde euch ganz bestimmt wiedersehen! Natürlich wird das nicht mehr in dieser Welt sein - die muß er ja verlassen. Aber er weiß von der neuen Welt Gottes, die für alle Menschen schon bereit Ist.
Wenn man in einer fremden Stadt einen Menschen wieder sehen will, dann macht man mit ihm einen Treffpunkt aus sagen wir einmal: den Wartesaal im Bahnhof. Da kann man sich nicht verfehlen, wenn jeder zur bestimmten Zeit da ist. So sagt Jesus auch: Ich fahre euch schon voraus. Aber wir treffen uns dann in dem großen „Wartesaal der Zukunft“, wie das einmal ein Theologe genannt hat. Und dann geht Jesus mit uns zu Gott, damit wir den Weg finden und nicht so allein sind.
Nur eins wissen wir nicht: den Zeitpunkt dieses Treffens. Eines Tages werden wir eben abberufen und müssen fort. Aber wir können dann sicher sein: Jesus wartet zu jedem Zeitpunkt auf uns, er ist Immer da, wenn unsre Stunde gekommen ist. Letztlich heißt es dann doch: „Eure Freude soll niemand von euch nehmen!“
Das ist doch überraschend, bei einem schmerzlichen Abschied von der Freude zu reden. Aber wir wissen ja: Beim Abschied freut man sich schon auf das Wiedersehen; nur weil man Abschied nehmen muß, ist das Wiedersehen so schön.
Wir Christen haben eine Hoffnung, die über den Tod hinausreicht: Wir werden Jesus wiedersehen und wir werden vielleicht unsre Lieben wieder sehen. Das erste ist uns gewiß, Das zweite ist uns nicht ausdrücklich verheißen, aber bei Gott ist ja kein Ding unmöglich. Jedenfalls werden wir uns auf ein Wiedersehen mit Jesus freuen können.
Weil uns dieses Ende bei Gott schon sicher ist, können wir auch schon in dieser Welt etwas von der ewigen Freude verspüren. In einem Lied heißt es: „Jesus gibt Freude, Freude die nie vergeht, drum such ihn heute, eh es zu spät!“ Wenn wir uns hier und heute zu Jesus halten, dann braucht uns kein Abschied das Herz schwer zu machen; dann werden wir auch dem Tod erhobenen Hauptes entgegengehen können und wissen: Er bedeutet nur einen Abschied auf Zeit. Selbst der Tod kann uns die Freude nicht nehmen, die Jesus uns geben will. Wenn wir auf ihn vertrauen, werden wir ihn wieder sehen und mit ihm den Tod überwinden.
„In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Joh 16,33)
Wir sind Bürger zweier Welten. Einmal leben wir unsre 60 oder 70 oder 80 Jahre in dieser Welt, die dem Menschen von Gott zur Wohnung zugewiesen ist. Hier haben wir unsre Aufgaben und Pflichten. Hier dürfen wir manches Schöne erleben. Hier sehen wir zunächst einmal den eigentlichen Sinn unsres Lebens.
Aber wir gehören auch zur Welt Gottes. Dort erwartet uns noch ein ganz anderes Leben, von dem wir uns jetzt noch wenig träumen lassen. Es wird von unsrem heutigen Dasein verschieden sein, Aber es wird doch dem irdischen Leben ähneln.
Sollen wir nun sagen: Dieses andere Leben ist das eigentliche? Doch dann liegt die Versuchung nahe, daß wir die Aufgaben von heute vernachlässigen. Dabei ist es doch entscheidend, wie wir hier und heute handeln. Zunächst sind wir ja nur für unsre Gegenwart verantwortlich. Aber die Bibel sagt uns: In diesem Leben entscheidet es sich, wie Gott einmal über uns entscheiden wird. Es gilt, sich heute zu bewähren, denn nachher ist es doch zu spät.
Allerdings ist das nicht leicht, denn in dieser Welt türmen sich mancherlei Schwierigkeiten auf. Denken wir zunächst einmal an persönliche Dinge. Gar mancher ist doch krank oder hat ein Leiden, das ihm immer zu schaffen macht. Ein anderer kommt mit seinem Beruf nicht zu recht und fühlt sich nicht wohl. Wieder ein anderer hat Schwierigkeiten in der Familie oder im Bekanntenkreis. Es gibt schon gar manches, was uns das Leben schwer macht und uns auch leicht schuldig werden läßt.
Aber es sind ja nicht nur die privaten Dinge, sondern auch die großen Umwälzungen in der Welt und in der Gesellschaft, die uns unsicher machen. Denken wir nur an Krieg und Katastrophen, Gewalttat und Unterdrückung. Wer weiß, was einem die Zukunft noch alles bringen wird. Da kann einem schon angst und bange werden.
Oder denken wir auch an eine schwere Krankheit wie.... Da sieht man doch schon seinen Weg vorgezeichnet und es gibt keine Rettung - da muß man doch Angst haben.
Zwar denkt jeder: Bei mir wird es schon nicht kommen. Aber untergründig ist die Angst doch da. Und die Angst ist deshalb so groß, weil am Ende der Tod steht, dem wir nicht entweichen können. Die Bibel sagt uns: In der Welt ist es nun einmal so, da gibt es solche furchtbaren Krankheiten und den Tod, die uns zeigen, wie beschränkt unsre Welt ist.
In jener anderen Welt bei Gott soll es anders werden. Da soll es keine Angst mehr geben, keine Krankheit und keinen Tod. Da werden wir. uns nicht mehr selber mühen müssen, sondern Gott wird alles für uns tun. Aber wir werden nicht aus eigener Kraft von einer Welt in die andere überwechseln können. Es heißt hier ganz betont: I c h habe die Welt überwunden! Gott allein setzt unserem Leben eine Grenze. Er sagt, wann wir in seine Welt überwechseln dürfen. Wir können unsrem Leben nicht selber ein Ende setzen. Wir können uns aber auch nicht von uns aus in das Reich Gottes versetzen. Jesus weiß auch: „In der Welt habt ihr Angst!“ Er kennt unsre Not, weil er sie selber mit ertragen hat, Angst und Verlassenheit und Ausgeliefertsein kennengelernt hat. Doch er macht uns die Zusage: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Unsre Welt bleibt zwar bestehen, wie sie ist, und wir müssen weiter in dieser Welt leben und können nicht aus ihr entfliehen.
Aber Gottes Reich wirkt so in unsre Welt hinein, daß wir jetzt schon etwas davon spüren können. Dadurch ist alles in ein anderes Licht gekommen. Wir wissen nun:
Was uns solche Angst einjagt, ist gar nicht so groß und mächtig, wie es aussieht. Gott hat diese Mächte der Welt überwunden und sie in ihre Schranken verwiesen. Sie können gar nicht solche Gewalt haben, weil Gott stärker ist. Das hat sich ja an Ostern gezeigt, als er seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckte.
So aber wird er auch uns vom Tode erwecken. Das ist unser Trost in dieser Angst der Welt. Der Tod ist nicht ein Ende mit Schrecken, sondern der Durchgang zur Welt Gottes. Um nach dorthin zu gelangen, brauchen wir keine Reisepapiere, weil Christus schon alle Schranken beseitigt hat. Wir brauchen keine Sondergenehmigung und es wird auch kein Zoll verlangt. Wir sind Bürger des Reiches Gottes und haben dort alle Rechte.
Deshalb stimmt das auch, was uns Johannes hier am Schluß des 16.Kapitels aufgeschrieben hat und was unser Trost im Leben und im Sterben sein kann: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, i c h habe die Welt überwunden!“"
„Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf daß sie meine Herrlichkeit sehen! (Joh 17,24)
Wenn junge Leute heiraten, können sie manchmal noch nicht zusammenziehen, weil keine Wohnung für sie vorhanden ist. Aber sie heiraten trotzdem, weil sie zusammen gehören wollen. Sie denken: Wenn wir erst einmal verheiratet sind, dann geht es schneller mit der Wohnung. Wer innerlich zusammengehört, der möchte auch äußerlich beisammen sein.
Bis es soweit ist, kann man manchmal nur mit Hilfe von Briefen die Verbindung aufrecht erhalten. So kann auch ein intensiver Kontakt zustande kommen. Das ist immerhin besser als gar nichts, aber es ist kein Dauerzustand. Damit kann man einmal eine gewisse Zeit überbrücken. Aber dieser Zustand drängt danach, überwunden zu werden, und zwar möglichst bald.
So sagt auch Jesus: Ich möchte die bei mir haben, die Gott mir gegeben hat! Er hat es in der Situation des Abschieds von seinen Jüngern gesagt. Er weiß, daß er wird sterben müssen. Der Tod wird ihn von seinen Jüngern trennen. Er wird nun einige Zeit von ihnen getrennt leben. Aber sein Ziel ist es, sie möglichst bald nach sich zu ziehen, um wieder ganz mit ihnen vereint zu sein.
So ist es auch am Ende einer Ehe: Einer der Partner muß ja einmal der Erste sein, der gehen muß. Für den Zurückbleibenden ist das Leben dann sehr viel ärmer geworden .sicherlich ist es nicht sinnlos. Das gibt es überhaupt nie, daß das Leben eines Menschen sinnlos wäre. Aber es ist doch nicht mehr das Leben, das es vorher war.
Mancher verwitwete Mensch hat dann den Wunsch, möglichst bald nachgerufen zu werden. Das kann uns ein Hinweis darauf sein, wie sich auch Christus danach sehnt, mit uns vereint zu sein. Von ihm kommen wir her, er hat uns das Leben gegeben und uns in diese Welt gesandt. Aber dadurch wurden wir auch in gewisser Weise von ihm getrennt. Er ist uns auch hier nahe. Aber es ist doch anders, etwa so, wie wenn man dem anderen nur Briefe schreiben kann, ihn aber nicht persönlich sehen und sprechen kann. Deshalb sehnen wir uns danach, wieder ganz mit ihm vereint zu sein. Oder wenn wir es nicht tun, so ist es doch bei ihm so, daß er uns möglichst bald wieder bei sich haben möchte.
In der Bibel wird oft das Bild von der Hochzeit gebraucht, wenn die Gemeinschaft zwischen Christus und seiner Gemeinde beschrieben werden soll. So eng wie Eheleute miteinander verbunden sind, so will auch Christus mit uns verbunden sein. Er war den Menschen schon einmal ganz nahe, als er selber Mensch geworden war.
Doch damals mußte er die- Menschen wieder allein zurück lassen, als er für sie in den Tod ging. Wenn wir wieder mit ihm vereint sein wollen und er mit uns, dann müssen wir eben auch diesen Weg gehen: Wir müssen sterben, um bei Gott und seinem Sohn Jesus Christus sein zu können, anders geht es nicht.
Für uns ist der Tod das Ende unsres Lebens. Er ist wie ein Spiegel, der am Ende unsrer Lebensbahn steht und durch den wir nicht hindurchsehen können. Aber von der anderen Seite her ist der Spiegel durchsichtig. Gott kann durch ihn hindurchsehen auf unser Leben, kann es mit seinen Gedanken und Hilfen begleiten. Aus seiner Sicht ist der Tod nicht das Ende, sondern der Anfang einer engeren Gemeinschaft mit uns.
Durch diesen Spiegel müssen wir erst hindurchsehen, wenn wir die dahinterliegende Herrlichkeit Gottes sehen wollen. Deshalb will ja auch Jesus seine Jünger bald bei sich haben, damit sie diese Herrlichkeit auch einmal sehen können. Sie sollen mit dabei sein bei dem Fest, das Gott für uns veranstaltet. Insofern kann der Tod uns auch neue freudige Aussichten eröffnen. Er bedeutet einerseits zwar die Trennung von den Lieben, bringt aber andererseits eine neue Art der Gemeinschaft mit Christus mit sich.
Das Abschiednehmen fällt uns jetzt noch schwer. Aber wir werden ja alle einmal den gleichen Weg gehen müssen oder dürfen. Dann wird die Trennungszeit aufhören. Dann werden wir die Bewährung bestanden haben und ans Ziel unsrer Wünsche gelangt sein. Christus zieht uns alle zu sich hin. Es ist nicht unser Verdienst, wenn wir einmal seine Herrlichkeit schauen werden. Aber wir dürfen darauf vertrauen, daß er es richtig macht und daß er auch die Kraft hat, uns wirklich ein neues Leben zu geben.
„Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen!“ (Act 14,22)
Was Trübsal ist, wissen wir alle. Ein jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Manchmal geht es ja noch. Aber dann wieder kommt es Schlag auf Schlag und man weiß gar nicht mehr aus noch ein. Wenn dann alles zu viel wird, dann stöhnt man auch einmal und schimpft. Aber jeder ist sich doch darüber im Klaren, daß es davon nicht besser wird.
Vor allem sind wir betrübt über den Tod. Einmal über den Tod lieber Menschen, mit denen wir nun nicht mehr in Kontakt treten können. Auch nenn man viele Jahre hat zusammenleben dürfen, entsteht durch den Tod doch eine Lücke. Man wäre auch dann noch zusammengeblieben. Im Gegenteil: Je länger man zusammengewesen ist, desto schwerer kann man sich trennen, jedenfalls wenn man sich gut verstanden hat.
Wir sind aber auch betrübt, weil wir selber einmal sterben müssen. Jeder Mensch hat Angst vor seinem eigenen Tod, weil doch eine gewisse Unbestimmtheit damit verbunden ist. Wir ahnen auch, daß wir für unsre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Und wir zweifeln doch leicht daran, ob Gott seine Zusagen auch wahr machen wird. Das ist menschlich verständlich, entspricht aber nicht den Tatsachen.
Lukas dagegen schreibt von Paulus, er habe gepredigt, daß wir durch viel Trübsale müssen in das Reich Gottes gehen. All unsre Nöte, Sorgen und Fragen sind das sicherste Zeichen dafür, daß wir in das Reich Gottes gelangen werden. Vielleicht hat dieses Wort „müssen“ sogar noch einen besonderen Sinn: Wer jetzt Trübsal leidet, der muß einfach einen Ausgleich bei Gott erhalten. Wir können nicht in der Trübsal steckenbleiben, sondern schreiten fort zur Freude.
Wenn ein Kind geboren werden soll, dann kommt die Mutter auch erst in große Trübsal. Und doch muß alles so sein, wenn neues Leben ans Licht der Welt kommen soll. So müssen wir auch am Ende unsres Lebens auch oft durch viel Leiden und durch den Tod hindurch. Aber das muß sein, damit wir in einer neuen Art des Daseins das Licht der Welt erblicken können. So wie Gott uns in der Geburt das Leben gegeben hat, so kann er uns auch durch den Tod hindurch ein neues Leben geben.
Trübsal muß sein. Aber das Reich Gottes muß auch sein! Was Trübsal ist, wissen wir. Was Reich Gottes ist, das wissen wir nicht im Einzelnen. Wir können uns da nur auf das Wort Jesu verlassen, der uns die neue Welt bei Gott verheißen hat.
Das Reich Gottes wird uns oft als ein Freudenmahl beschrieben, bei dem man ißt und trinkt, lacht und singt. Wir dürfen es uns zwar nicht zu diesseitig vorstellen; aber etwas von einem freudigen Hochzeitsmahl ist eben doch dabei. Jesus ist der Gastgeber und wir sind alle eingeladen. Wir brauchen nur seiner Einladung Folge zu leisten, und uns recht darauf vorbereiten. Wer bereit ist, diesen Weg zu Gott zu gehen, der wird dann auch schon in diesem Leben etwas von der zukünftigen Kraft Gottes verspüren. Die zukünftige Welt will auch jetzt schon die Trübsal unsrer Welt etwas aufhellen. Wir können jetzt schon die Gewißheit gewinnen: „Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes gehen!“ Aber am Ende wird eben das Reich Gottes stehen!
„Wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt. Geduld aber bringt Bewährung; Bewährung aber bringt Hoffnung; Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden!“ (Rm 5,3-5)
Jeder Mensch braucht eine Hoffnung für sein Leben. Keiner kann auf die Dauer arbeiten, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Oft müssen wir sogar in die Zukunft hineinplanen und meinen wohl auch, uns auf diese Weise die Zukunft sichern zu können.
Dennoch müssen wir feststellen, daß die entscheidenden Wendungen in unserem Leben immer unvorhergesehen kamen. Man muß zwar vieles planen und vorbereiten. Aber der alte Satz aus der Bibel gilt immer noch: „Der Mensch denkt, Gott lenkt. Bei allem notwendigen Planen sollten wir doch wissen, daß alles anders kommen kann.
In unsrer heutigen Welt können wir nicht mehr ohne Berechnungen auskommen. Aber wo die Berechnung aufhört, da fängt die Hoffnung an. Die Hoffnung beflügelt die Berechnungen des Menschen und sie gibt die Kraft, sich an die berechnete Zukunft zu wagen. Die Hoffnung ist ein typisch biblischer Gedanke und speziell ein christlicher. Für die Griechen war die Welt in sich abgeschlossen, sie waren nur am Bleibenden interessiert. Das Christentum aber versteht die Welt und das Leben als eine gewaltige Bewegung von einem gesetzten Anfang auf ein noch nicht erreichtes Ziel hin
In der christlichen Theologie fragt man heute nicht mehr so sehr nach der Vergangenheit, sondern nach der Zukunft. Man interessiert sich nicht so sehr für das, was geschehen ist, sondern für das, was geschehen muß und was zu geschehen hat. Darin spiegelt sich aber die Einstellung vieler Menschen von heute.
Daß wir von der Hoffnung leben, wird besonders deutlich, bei einer Krankheit. Mancher Mensch ist von den Ärzten schon aufgegeben und gibt doch die Hoffnung auf Genesung bis zum letzten Atemzug nicht auf. Man sagt dann: „Es hofft der Mensch, so lang er lebt!“
Aber man kann auch umgedreht sagen: „Es lebt der Mensch, solang er hofft!“ Solange der Wille zum Gesundwerden noch da ist, kann man noch Hoffnung haben. Die Hoffnung hilft mit bei der Heilung. Das wissen die Ärzte sehr genau. Das Aufgeben der Hoffnung bedeutet oftmals auch das Aufgeben des Lebens.
Einmal allerdings erreicht uns in jedem Fall der Tod. Aber der Tod ist nicht das Ende, das mein Ich endgültig auslöscht. Wenn es so wäre, dann wäre es töricht, auf die Zukunft zu hoffen, denn die brächte mich ja dann nur meinem Untergang näher. Hoffnung ist nicht etwas, was sich nur innerhalb dieser Welt abspielt.
Wenn man die biblischen Stellen einmal durchsieht, die von der Hoffnung handeln, dann geht es meist um die Hoffnung, die über unser irdisches Leben hinausreicht. Hoffnung ist letztlich immer Hoffnung auf das ewige Leben, auf eine Zukunft, die auch durch den Tod nicht gefährdet werden kann.
Allerdings liegt die Hoffnung nicht darin begründet, daß wir eine unsterbliche Seele haben. So sprachen die Griechen, die die Seele scharf vom Körper trennten und nur ihr eine Zukunft gaben. Diese Lehre ist auch in das Christentum eingedrungen, obwohl sie nicht der biblischen Auffassung entspricht.
Nach der Bibel und übrigens auch nach der Meinung der heutigen Wissenschaft ist der Mensch eine Einheit von Leib und Seele. Und ein Weiterleben nach dem Tode kann für den Christen nur eine Auferstehung bedeuten; d.h. wir werden ganz neu werden, mit Leib und Seele, allerdings mit einem neuen Leib.
Zwar kann kein Element unsres gegenwärtigen Menschseins den Tod überdauern, auch nicht unsre Schönheit oder unser Charakter. Aber wir bleiben auch im Tod ein Mensch unter den Augen Gottes. Von unserem Körper wird nichts übrig bleiben. Aber der wiedererweckte Mensch wird derselbe sein wie der, der gelebt hat.
Ein Gleichnis aus unsrer Zeit kann uns das vielleicht deutlich machen: Nach dem Krieg war die Stadt Hanau so zerstört, daß sie nicht wieder aufgebaut werden sollte. Dennoch machte man sich an die Arbeit. Das Material war neu. Aber die Straßenzüge blieben die gleichen, die Menschen waren zum großen Teil die gleichen. Was der Stadt ihren Charakter gab, ist geblieben, auch wenn einige Einzelheiten anders wurden.
So behält auch Gott uns im Gedächtnis und läßt uns wieder neu erstehen. Unsre Eigenart bleibt erhalten. Aber es wird alles neu und dauerhafter. Das ist die Hoffnung, die wir als Christen haben und die unser Leben schon jetzt mit Zuversicht erfüllen kann.
Als wir getauft wurden, wurden wir mit Christus begraben. Aber wie er durch die wunderbare Macht Gottes aus dem Tod zurückgerufen wurde, so können auch wir jetzt ein neues Leben führen (Röm 6,4, neue Übersetzung)
Weil wir getauft wurden, gehören wir zu Christus und können deshalb nicht mehr verloren gehen. Die Taufe gibt uns ein Anrecht auf das Leben mit Gott und ist deshalb fast noch wichtiger als unsere Geburt. Ein Mensch wird geboren und stirbt wieder. Gottes Handeln mit ihm reicht aber über den Zeitraum zwischen Geburt und Tod hinaus.
Allerdings bedeutet die Taufe zunächst einmal so etwas wie ein Sterben. Es wird ja mit Wasser getauft, und d das hat ja seine besondere symbolische Bedeutung: Im Wasser wird alles ertränkt, was böse am Menschen ist. Es wird abgewaschen und „ersäuft“, wie Luther sagt. Und damit darf jeder Getaufte wissen: Was auch im Leben kommen mag, es kann mich nicht von Gott trennen - nicht der eigene Ungehorsam, nicht das Versagen anderer, nicht die Verhältnisse - Gott hält uns fest, weil wir durch die Taufe zu ihm gehören.
Selbst Jesus hat die Taufe auf sich genommen, obwohl er es doch gar nicht nötig gehabt hätte, weil er ganz eins war mit Gott. Aber er wollte sich ganz auf die Seite der Menschen stellen und sie so mit sich ziehen zu einem neuen und besseren Dasein.
Jesus hat sich an den tiefsten Punkt begeben, um auch ja alle Menschen zu erreichen und mit sich ziehen zu können. Denn das war der Sinn seines Sterbens. Gott wollte ihn wieder aus dem Tod erwecken und er sollte dann alle mit sich ziehen, die zu ihm gehören. Seitdem haben wir eine Hoffnung. Wir wissen, daß der Tod nicht das Letzte ist, was auf uns wartet. Gott wird noch einmal neu mit uns anfangen und wird alle Zeit bei uns sein.
Dazu müssen wir allerdings erst durch den Tod hindurch so wie Jesus auch. Bei der Taufe geht es ja auch nicht ohne Wasser. Da genügen auch nicht bloß die Worte, sondern die Handlung gehört dazu, sonst ist es keine Taufe. Und früher hat man das sogar ganz realistisch gemacht und die Kinder vollkommen in den großen Taufsteinen untergetaucht.
So ist auch der Tod nicht nur eine theoretische Sache, die man nur im Geiste vollzieht, sondern hier passiert etwas handgreiflich Sichtbares. Das haben vor allem Sie, die Angehörigen, gemerkt. Aus Ihrem Lebenskreis fehlt jetzt ein Mensch, mit dem wir in diesem Leben keinen Kontakt mehr aufnehmen können. Aber wir dürfen wissen, daß er es jetzt besser hat. Mit dem Sterben hört ja auch alles Leiden und alle Unvollkommenheit unseres Lebens auf. Der (Die) Verstorbene hat jetzt schon Anteil an der Herrlichkeit Gottes und braucht sich nicht mehr abzuplagen mit den Mühen dieser Welt.
Denken wir wieder an das Wasser, wie es bei der. Taufe verwendet wird. Wasser ist ja nicht nur das lebensbedrohende Element, sondern auch das lebenserhaltende. Ohne Wasser können wir nicht leben und müßten sofort elend zugrunde gehen.
Durch die Taufe aber haben wir das Wasser des Lebens erhalten. Nun ist unsere Zukunft gesichert und wir können voller Hoffnung dem Kommenden entgegensehen. Weil wir in die Todesgemeinschaft mit Jesus gestellt sind, werden wir auch die Lebensgemeinschaft mit ihm haben. Das eine ist uns so sicher wie das andere. Gott hat sich einmal für uns erklärt, nun kann und will er nicht anders, er wird unser Retter sein im Tode.
Wir mögen uns vorkommen wie ein Ertrinkender. Aus eigener Kraft ist nichts mehr zu machen. Nur von außen her kann uns noch einer helfen. Aber dieser Retter steht schon bereit. Unser ganzes Leben über war er schon da und wartet nur darauf, daß wir Hilfe brauchen. Dann zieht er uns wieder aus den Fluten des Todes heraus und schenkt uns somit das Leben neu.
Diese Gewißheit kann jetzt schon unser Leben bestimmen und frei von Sorgen machen. Wir brauchen uns nicht zu verkrampfen aus Angst, es könnte uns etwas passieren. Wenn uns etwas passiert, dann kommen wir dadurch doch nur in Gottes Hand. Ihm wollen wir nun auch diese (n) Verstorbene (n) überlassen und schon jetzt ein Leben führen wie Menschen, die von Gott wiedergeboren sind, ohne Sorge und Angst aber im Vertrauen auf Gottes Zukunft.
„Der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn!“ (Röm 6,23)
Wir haben als Menschen alle bewußt oder unbewußt ein Ziel für unser Leben. Wir möchten etwas hinterlassen, das auch unseren Tod überdauert und das ein wertvoller Beitrag für die Entwicklung der Menschheit war. Deshalb setzen wir uns so ein für die Familie oder im Beruf oder im öffentlichen Leben.
Nur jeder erwartet auch irgendetwas wie einen Lohn dafür. Das liegt einfach in der Natur des Menschen drin, daß er selten einmal etwas umsonst tut. Zumindest wird er doch heimlich nach Lohn schielen, und sei es nur die Anerkennung anderer Menschen.
Lohn wird uns auch in der Regel zuteil, meint Paulus. Es fragt sich nur, wie dieser Lohn aussieht. Und das hängt wiederum von dem ab, bei dem man in Diensten steht. Man muß sich deshalb seinen Herrn gut ansehen und fragen, welchen Lohn er zahlen wird.
Paulus spricht hier etwas militaristisch, er kann uns aber dadurch doch manches deutlich machen für unser Leben. Er sagt: Du kannst natürlich auch ohne Gott zu leben versuchen. Dann führst du eben ein Leben der Sünde und kämpfst auf Seiten der Sünde.
Aber dann wird eines Tages wie bei den Soldaten der Sold ausgezahlt, dann erhältst du nichts weiter als den Tod. Wer sein Leben lang nur der Sünde gedient hat, der erhält nicht das, was er erhoffte, sondern er wird mit dem Tod bestraft.
Dann wären also alle Menschen Sünder, weil ja alle sterben? Da ist schon etwas Wahres dran. Wir alle tun Dinge, die nicht mit dem Willen Gottes übereinstimmen. Wir alle haben Anteil an der Sünde, die von Anfang an in den Menschen drinsteckt.
Aber die Frage ist eben doch, welchen Anteil die Sünde in unsrem Leben einnimmt. Wenn wir uns ihr ganz und gar hingeben, dann sind wir natürlich verloren. Dann sind wir auch von Gott getrennt und dann wird er uns auch nicht mehr helfen. Dann werden wir auch nicht nur biologisch gesehen sterben, sondern ewig von Gott getrennt sein und damit den ewigen Tod erleiden. Tod und Tod ist nämlich zweierlei. Es gibt den Tod, den wir alle sterben, indem unsre biologischen Funktionen aufhören und ein Kontakt mit dieser Erde und ihren Menschen nicht mehr möglich ist.
Es gibt aber auch den ewigen Tod, und der ist schlimmer. Er bedeutet, daß wir auf ewig von Gott getrennt sind, weil wir in unserem Leben nicht ihm gedient haben, sondern uns einen anderen Herrn gesucht haben. Gott möchte aber nicht, daß wir Diener der Sünde werden und darin den ewigen Tod erleiden. Er hat sich in der Taufe auf unsre Seite gestellt und will uns stärken in unserem Kampf gegen das Böse.
Am sichersten gehen wir aber, wenn wir uns voll und ganz in das Heer Gottes einreihen. Da sind andere, die vor den gleichen Problemen stehen und die mithelfen, alles zu bewältigen. Und wenn man selber aktiv mitmacht, dann denkt man auch am wenigsten daran, sich auf die andere Seite ziehen zu lassen.
Wer auf der Seite Gottes kämpft, der erhält einen anderer Lohn. Allerdings ist „Lohn“ eigentlich nicht der richtige Ausdruck. Wir können uns ja nichts verdienen, sondern es wird uns geschenkt.
Die Gabe Gottes ist das ewige Leben. Dieses wird uns nicht wegen unsrer Verdienste verliehen, sondern weil Gott sich für uns erklärt hat. Ewiges Leben in seiner ganzen Fülle und Vollkommenheit ist uns sicher, wenn wir Mitstreiter Gottes waren.
Jesus Christus ist dafür eingetreten, daß wir zu Gott gehören dürfen. Er hat selber die Schwachheit menschlicher Natur mitgemacht und weiß, wie sehr wir der göttlichen Hilfe bedürfen. Er hat sich selber für uns eingesetzt und mitgeholfen, daß wir den Sieg erringen können.
Im Vertrauen auf Jesus dürfen wir durchs Leben gehen, dürfen wir auch unsrem eigenen Tod entgegensehen. Er wird einst all unsrem irdischen Kampf ein Ende setzen und uns Ruhe und Frieden in einem Leben bei Gott schenken.
Diese(r) Verstorbene ist diesen Weg schon gegangen. Wir dürfen darauf vertrauen, daß er schon jetzt schon bei Gott geborgen ist in seinem himmlischen Reich. Wer im Leben den richtigen Herrn gewählt hat, der hat auch dann einen Herrn, der stärker ist als der Tod, und der sein Herr bleiben wird in alle Ewigkeit.
„Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Gottes Erben und Miterben Christi.“ (Röm 8,17)
Jeder Mensch wünscht sich, daß er einmal Erben haben möge. Mit welcher Freude wird doch ein Stammhalter oder eine Stammhalterin begrüßt. Man möchte doch jemanden haben, für den man arbeiten kann, man möchte etwas schaffen, das man einem Erben hinterlassen kann. Für viele hängt davon sogar der Sinn des Lebens ab, ob er für einen anderen da sein konnte oder nicht.
Aber wir vererben nicht nur weiter, sondern wir haben auch selber etwas von unsren Vorfahren empfangen. Dieses Erbe sollen wir bewahren und möglichst noch vergrößern; denn jeder will doch möglichst mehr weiter geben, als er erhalten hat.
Eine Erbschaft bringt deshalb auch immer eine Verpflichtung mit sich; wir dürfen sie nicht verschleudern, sondern sollen sie zusammenhalten. Erst dadurch stellt sich ja heraus, ob wir des Erbes würdig gewesen sind oder ob wir es besser nicht verdient hätten. Ein Erbe ist nicht immer nur erfreulich - es kann auch zu einer Last werden: dann nämlich, wenn man nichts damit anzufangen weiß und es sinnlos gebraucht und vertut. Aber dann hat man es mißbraucht und hätte es eigentlich nicht verdient gehabt.
E i n e Erbschaft haben wir allerdings alle gemacht, auch wenn wir sonst keine materiellen Güter erhalten haben: Wir haben den Glauben von unsren Vorvätern übernommen bzw. Gott hat ihn uns geschenkt und zum eifrigen Gebrauch gegeben.
Das hängt damit zusammen, daß wir alle Kinder Gottes sind. Daß wir Gottes Kinder sind, das ist sicher, darüber braucht man nicht zu diskutieren, das steht seit unsrer Taufe fest. Die Kinder sind aber immer zuerst erbberechtigt. Nur wenn keine Kinder da sind, wird ein anderer erben. Doch die Kinder kann man nicht einmal enterben; sie erhalten immer den ihnen zustehenden Teil des Erbes - so wichtig nimmt man schon unter den Menschen das Recht der Kinder.
Aber in genau dem gleichen Sinne sind wir auch alle Erben Gottes. Niemand kann uns diese Erbschaft streitig machen, die uns Gott schon bei der Taufe zugesagt hat. Niemand kann dieses Erbe noch nachträglich anfechten und uns wieder entreißen wollen.
Was haben wir denn von Gott geerbt? Zunächst könnte man ganz allgemein sagen: den Glauben! Der ist unauslöschlich in unsre Herzen eingegraben, den kann uns niemand nehmen. Wir können ihn höchstens leichtsinnig verschleudern oder achtlos wegwerfen. Aber daran ist dann jeder selber schuld, wenn ihm sein Erbe verloren geht.
Doch der Glaube zeigt sich ja nun vor allem bei ganz besonderen Gelegenheiten. Vor allem in den entscheidenden Augenblicken unsres Lebens stellt sich heraus, was der Glaube wert ist. Das beste Beispiel dafür ist der Tod: da hat dann der Glaube seine letzte und schwerste Prüfung abzulegen.
Aber gerade hier wird uns verheißen: Wir haben das ewige Leben bei Gott schon geerbt. Niemand kann es uns wieder streitig machen. Der Tod hat keine Macht, uns in sein Reich zu ziehen, weil wir zum Reich Gottes gehören und dort nicht nur geduldete Gäste sind, sondern Kinder mit allen Rechten und Vorteilen.
Das bedeutet aber auch: Wir sind Miterben Christi! Er ist uns den Weg vorangegangen, den wir auch gehen werden. Er hat sterben müssen, aber Gott hat ihn wieder auferweckt. Er hat geerbt und wir werden auch erben, das steht fest.
Wir sind also nicht nur zugelaufene Kinder, die man aus Mitleid annimmt, sondern wir sind richtige Kinder. Natürlich sind wir nicht Gottes leibliche Kinder. Aber wir sind von ihm adoptiert, wir tragen seinen Namen und sind erbberechtigt.
Eine Adoption kann man ja auch nicht rückgängig machen; dazu kann man sich nur einmal entschließen und dann muß man immer dabei bleiben. Gott aber hat sich gern für uns entschlossen. Er denkt gar nicht daran, seine Zusage wieder rückgängig zu machen. Und wenn er uns durch den Tod zu sich ruft, dann zeigt sich darin auch nur seine Liebe. Denn dann dürfen wir unser Erbe erst richtig antreten, dann sind wir erst in vollem Sinne auch in der Praxis
seine Kinder. Kinder aber sind nicht traurig, wenn sie zu ihrem Vater kommen dürfen. Sie wissen im Gegenteil: der Vater wird uns beschützen, wir sind bei ihm geborgen. Deshalb dürfen wir auch diese(n) Entschlafene(n) getrost dem himmlischen Vater überlassen. Und wir dürfen uns auf unsren eigenen Tod vorbereiten in der Gewißheit: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Gottes Erben und Miterben Christi!
„Wenn wir wirklich mit Christus leiden, dann sollen wir auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen. Die künftige Herrlichkeit, die Gott für uns bereit hält, ist so groß, daß alles, was wir jetzt leiden müssen, in gar keinem Verhältnis dazu steht!
(Röm 8,17-18, neue Übersetzung)
Wir können im letzten Grunde nicht sagen, weshalb Menschen leiden müssen. Es könnte doch auch eine Welt geben, wo es Krankheit und Tod, Leid und not nicht mehr gibt. Dann bliebe uns doch vieles erspart und wir hätten es in mancher Hinsicht leichter in unserem Leben. Aber wir wissen auch, daß uns ein solches Dasein erst für die Zeit nach diesem Leben verheißen ist. Hier in dieser Welt werden wir von Leid und Schmerzen geplagt. Aber wir dürfen den Trost haben, daß es dann einmal aufhören wird.
Den Tod empfinden wir jetzt als einen schmerzlichen Verlust. Wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist, dann verspüren wir doch eine empfindliche Lücke. Und auch wenn jemand sehr lange krank war und wegen seiner Krankheit nicht mehr so leben konnte, wie es sonst ein gesunder Mensch tut, - wenn er dann nicht mehr da ist, so fehlt doch etwas.
Aber wenn Christus hat leiden müssen bis zur Hingabe seines Lebens, dann dürfen wir nicht erwarten, daß es uns anders gehen könnte. Wenn wir ihm aber im Leiden gleich geworden sind, dann werden wir auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen.
Wer bereit ist, den g a n z e n Weg mit Christus zu gehen, der wird dann auch das herrliche Ende miterleben: Man darf nur nicht vorher aufgeben und dann von Jesus weggehen, wenn es schwer wird.
Manche sagen ja, wenn sie schweres Leid betrifft: „Wie kann Gott das zulassen? Warum trifft es gerade mich?“ Sie werden durch das Schwere nicht erst recht in die Arme Gottes getrieben, sondern sie wenden sich von ihm weg. Dabei kommt es doch so sehr darauf an, bis ans Ende an Gott festzuhalten, um nachher alles verstehen zu können.
Gott will uns durchs Leid führen, damit wir nachher die Herrlichkeit bei ihm auch recht zu würdigen wissen. Wenn man nie Schweres mitgemacht hat, dann weiß man ja gar nicht, wie gut man es hat in der neuen Welt bei Gott. Dort wird es keine Schmerzen und keine Krankheit, kein Vergehen und kein Abschied, kein Leid und keine Verzweiflung mehr geben.
Gott wird es so machen, wie wir es uns schon immer gewünscht haben. Was wir hier in dieser Welt noch entbehren, das wird uns dann im Überfluß zuteil: Ein Leben in der Gemeinschaft mit Gott, das nicht mehr durch irdische Schwierigkeiten gestört wird.
Was uns dann zuteil wird, steht in gar keinem, Verhältnis zu den Leiden dieser Welt. Die Herrlichkeit Gottes wird so überwältigend sein, daß wir darüber ganz nie voraus gegangenen Mühen vergessen werden. Die schlimmen Erinnerungen werden verblassen und nur der dunkle Hintergrund sein für die Freuden, die wir bei Gott erleben dürfen.
Das jedenfalls meint Paulus, der selber von einer schweren Krankheit geplagt war. Er hat sich gewiß nicht nur mit schönen Worten über sein Leiden hinweggetröstet, sondern tatsächlich Kraft empfangen, es durchzustehen. Er redet hier nicht nur aus der Theorie heraus, sondern gibt seine praktischen Erfahrungen an seine Leser weiter.
Für Sie, liebe Leidtragende, und für uns alle hier, wird es in Zukunft darauf ankommen, aus dieser Zuversicht zu leben. Wir sollten auf das Ende sehen und daraus Kraft empfangen, die Gegenwart zu bewältigen, die noch voller Leid ist. Wir sollten wissen, daß alles Leid dieser Welt einmal ein Ende hat und abgelöst wird durch die Freude bei Gott.
Damit soll nicht von den Problemen dieser Welt abgelenkt und auf eine bessere Welt vertröstet werden. Das wäre nur ein teilweiser Trost. Aber wer weiß, daß es bei Gott einmal anders sein wird, der wird dadurch auch für sein irdisches Leben eine Hilfe erfahren und Zuversicht gewinnen.
Diese(r) Verstorbene, deren(dessen) wir heute gedenken, hat jetzt schon Anteil an der Welt Gottes. Wir aber sind noch auf dem Wege dorthin. Wir werden noch durch manches Leid hindurch müssen, ehe wir das erleben und schauen werden, was wir jetzt glauben. Diese(r) Verstorbene hat uns etwas Entscheidendes vor aus: Sie (Er) darf schon miterleben, was uns immer nur gepredigt wird, was uns aber nicht anschaulich vor Augen ist. Eine(r) von uns ist die(der) Glückliche, die(der) weiß, ob wir recht geglaubt haben. Deshalb sollten wir sie(ihn) gern hergeben in dem Wissen, daß sie(er) es schon besser hat als wir.
„In der Hoffnung ist unsre Rettung schon vollendet – aber nur in der Hoffnung. Wir hoffen auf das, was wir nicht sehen, und warten geduldig darauf!“ (Röm 8, 24a.25)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann wird ein Nichtchrist wohl sagen: „Da siehst du nun, was aus deiner Hoffnung geworden ist! Ein Mensch ist tot und wird tot bleiben, da kannst du nichts daran ändern! Aber da ist auch nichts weiter dabei. Das ist ein üblicher naturwissenschaftlicher Vorgang. Wenn der Organismus alt und verbraucht ist, geht er eben kaputt. In der Natur gibt es eben dieses ewige Werden und Vergehen. Und wenn eine Maschine nicht mehr brauchbar ist, dann kommt sie eben auf den Schrotthaufen!“
Doch so kann wahrscheinlich nur reden, wer den Tod noch fern wähnt, wer sich nicht bewußt macht, daß er jeden Tag auch dran sein kann. Im Angesicht des Todes wird jeder doch besonders am Leben hängen. Da wird ihm erst einmal deutlich, was er bisher gehabt hat und was er nun verlieren soll.
Wir haben auch alle ein Gefühl dafür, daß wir mehr sind als ein Stück Natur. Der Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen. Deshalb wäre es besonders schade, wenn sich seine Spur irgendwo im Dunkel verlöre und mit den Tode alles aus wäre.
So etwas erhoffen vielleicht die Menschen, die etwas zu verbergen haben. Sie möchten nicht, daß sie für ihre Taten einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb müssen sie behaupten, nach dem Tode gebe es nichts mehr, auch nicht das Gericht Gottes. Das ist auch eine Hoffnung, allerdings negativer Art.
Als Christen aber haben wir Grund zu einer positiven Hoffnung. Uns ist die Auferstehung der Toten und das ewigen Leben verheißen. Das macht das Gericht nicht überflüssig. Aber es gibt uns die Möglichkeit, im Gericht mit Jesu Hilfe zu bestehen. Jesus nimmt die Schuld unsres Lebens auf sich und sorgt dafür, daß wir frei ausgehen. Wir werden gerettet sein vor dem ewigen Tod und bei Gott leben können. Das ist unsre Hoffnung, ja das ist schon mehr als eine Hoffnung. Hier wird ja nicht einfach etwas in den Wind genagt, um uns nur erst einmal zu beruhigen, sondern hier verbürgt sich Gott für seine Zusagen.
Allerdings heißt es hier: „In der Hoffnung ist unsre Rettung schon vollendet!“ Die Rettung vor Tod und Verderben ist noch nicht voll da bei uns. Wir sagen dann: „Es ist nur eine Hoffnung?“ Und wir meinen damit: „Man weiß nichts Genaues!“
Aber so hat es Paulus sicher nicht gemeint. Er will gerade die Gewißheit der Hoffnung ausdrücken und damit etwas gegen den Augenschein sagen. Äußerlich betrachtet sieht man nur Tod und Trauer. Dagegen aber stellt Paulus die gewisse Hoffnung, daß Gott auch noch an einem Verstorbenen handeln wird.
Wer diese Hoffnung hat, kann so leben, als sei der Sieg über den Tod schon Wirklichkeit. Das hilft ihm, mit dem Verlust eines lieben Menschen fertig zu werden. Das hilft ihm vor allem aber auch, den Gedanken an den eigenen Tod auszuhalten. Wer eine Hoffnung hat, braucht sich um die Gegenwart nicht so zu sorgen.
Wir hoffen allerdings auf etwas, das wir nicht sehen. Das ist manchmal schwer. Der Mensch glaubt eher, was er handgreiflich vor Augen hat. Und wenn er selber etwas nicht nachprüfen kann, dann möchte er doch einen haben, der ihm aus eigener Erfahrung sichere Auskunft geben kann.
Aber von den Toten ist bisher noch keiner zurückgekehrt. Doch Paulus meint: Wenn wir wirklich etwas Sichtbares in Händen hätten, wäre es ja keine Hoffnung mehr. Dann hätten wir ja auch nichts mehr, worauf wir uns freuen könnten, denn dann wäre doch alles klar.
So hoffen wir auf etwas, das wir nicht sehen und warten darauf mit Geduld. Dieses Warten fällt uns manchmal schwer. Aber nur gar zu gern möchten wir wissen, was nach dem Tode kommt. Aber leider kann uns immer nur eins gegeben werden: entweder das irdische Leben oder das ewige Leben. Dieser Verstorbene darf nun schon. schauen, was er geglaubt hat. Seine Hoffnung hat schon konkrete Formen angenommen.
Wir aber sollten uns freuen über das Leben, das wir noch haben. Wir sollten nie Hoffnung auf das Leben bei Gott hochhalten, auch wenn wir im Augenblick noch nichts davon sehen können. Aber wir können in Ruhe darauf warten in der Gewißheit, daß dieses Leben und sein Ende noch nicht das Letzte sind, sondern Gott uns einer neuen Zukunft entgegen führen wird.
Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen! (Röm 8,28)
Der Tod eines Menschen trifft uns hart. Durch zu viele Bande waren wir mit ihm verbunden. Nun kann das nicht mehr sein, und wir sind erschüttert. Zwar wissen wir alle, daß wir einmal werden sterben müssen. Aber wenn der Tod dann so in unserer Alltag tritt, bringt er uns doch
Sehr durcheinander.
Können wir da wirklich sagen: Er wird uns zum Bester dienen? Es steht doch ein negatives Vorzeichen vor allem, was mit dem Tod zu tun hat. Wir empfinden ihn als etwas Bedrohliches, das uns oftmals das Beste im Leben wegnimmt.
Manche sagen ja: „Das Beste, das der Mensch in dieser Welt erlebt, ist, daß er endlich stirbt und daß man ihn begräbt!“ Aber sollte das der einzige Sinn unseres Lebens und der einzige Sinn des Todes sein? Kommt es wirklich nur darauf an, mit Würde zu sterben und ehrenvoll begraben zu werden?
Mancher wird das in der Tat denken, wenn er das langsame und oft qualvolle Sterben eines Menschen sieht. Was bleibt dann schon von dem eigentlich Menschlichen? Wo sehen wir da noch etwas von dem, was sonst unser Leben ausmacht?
Viele verfluchen das Leben, wenn es ein solches Ende hat. Sie vergessen darüber, auch die. guten Seiten und schönen Stunden zu sehen. Sie sind undankbar und verbittert und sagen: Da wäre es besser, man hätte gar nicht gelebt! Aber so darf man nicht reden, wenn man gerecht sein will.
Für uns als Christen wird es darauf ankommen, ein positives Vorzeichen vor unser Leben und Sterben zu setzen. Wir könnten alles ja auch einmal mit den Augen Gott sehen. Für ihn ist der Tod nicht das Ende einer langen Kette von Ereignissen, sondern der Anfang eines neuen Weges. Er hat auch nach dem Tod noch viel mit uns vor. Jetzt will er uns erst das wahre Leben zeigen, das er für uns bereit hält.
Insofern können wir tatsächlich sagen: Auch der Tod kann uns zum Besten dienen! Er bringt uns nämlich noch einmal in ganz enge Verbindung mit Gott. Wir haben mit ihm zu tun seit unserer Taufe. Aber während unseres Lebens ist unser Verhältnis zu Gott oft gestört, weil wir nicht so leben, wie Gott es von uns erwartet. Nur nach unsrem Tod kann nichts mehr zwischen uns und Gott kommen, da können wir in ungetrübter Freude bei ihm leben.
Aber auch in anderer Hinsicht kann der Tod eines Menschen uns zum Besten dienen. Denken wir daran, welche Kräfte der Liebe oftmals in den Angehörigen geweckt werden. Sie wollen das wieder gut machen, was sie selber einst empfangen haben. Auch wenn sie dieses unheimliche Geschehen nicht aufhalten können‚ so können sie doch alles tun, um den Abschied leichter zu machen. Mancher entdeckt dann Fähigkeiten in sich, die er vorher nicht geahnt hat. So kann der Tod eines lieben Menschen unsere Erfahrungen erweitern und vertiefen. Außerdem hilft er uns auch‚ unser Leben zu überdenken.
Wir leben ja weiter und haben uns in diesem Leben auch weiterhin zu bewähren. Oftmals leben wir aber so, als ob es Gott nicht gäbe. Es ist ja auch so, daß wir oft so viel um die Ohren herumhaben, daß wir kaum einmal zur Ruhe kommen. Wie hätten wir da noch Zeit und Gelegenheit, uns mit Gott zu befassen?
Aber der Tod mahnt uns, daß wir einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Wir sollen uns für unser Leben verantworten. Vor allem müssen wir Auskunft geben über unser Verhältnis zu Gott. Wenn wir uns auch sonst nicht viel um ihn gekümmert haben: im Tod holt er uns ein!
Deshalb mögen auch viele Menschen solche Angst vor dem Tod haben. Es beginnt ihnen dann doch zu dämmern, daß mit dem Tode nicht alles aus ist. Sie fürchten, es könnte ihnen nun erst noch schlecht ergehen.
Aber wir wissen, daß wir keine Angst zu haben brauchen: „Denen, die Gott liebe, dienen alle Dinge zum Besten!“ Aber die Voraussetzung ist, daß wir Gott lieben. Wenn wir uns in diesem Leben zu Gott halten‚ werden wir auch in der Ewigkeit bei Gott sein. Das ist nicht nur eine bloße Vermutung, sondern das wissen wir tatsächlich aus der Bibel.
Letztlich geht es ja gar nicht darum, daß w i r Gott lieben. Er hat uns doch zuerst geliebt, alles ging doch von ihm aus. Wir antworten ihm, indem wir uns von ihm lieben lassen und ihn wieder lieben. Wir brauchen nicht den Tod zu lieben und auch nicht diese Welt‚ sondern allein Gott. Dann wird auch unser Leben sicher sein und einen Sinn gehabt haben.
Dann können wir auch beruhigt sein über das Schicksal der Toten. Wer Gott geliebt hat, dem wird auch der Tod zum Besten dienen. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen und können auch unserem eigenen Tod getrost entgegensehen. Gott wird es schon richtig machen mit diesem (r) Entschlafenen und mit uns. Es wird alles nur zu unserem Besten dienen.
„Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder gegenwärtiges noch Zukünftiges kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn!“ (Röm 8,38-39 i.A.)
In unserem Leben erfahren wir oftmals die Liebe Gottes. Das beginnt im Grunde schon vor unsrer Geburt. Es entspringt Gottes Willen, daß wir überhaupt existieren und welche Gaben uns mitgegeben werden. Auch daß wir Eltern haben dürfen und im Kreis der Familie aufwachsen dürfen, ist nicht selbstverständlich.
Gewiß war das Leben früher nicht einfach. Schwere Arbeit und dennoch wenig Verdienst waren die Regel. Oftmals herrschte bittere Not. Aber vielleicht waren die Menschen doch glücklicher. Vor allen Dingen hatten viele noch eine lebendige Beziehung zum Glauben und zur sie wußten noch, wieviel sie der Liebe Gottes verdankten.
Heute sind die wirtschaftlichen Verhältnisse geregelt. Aber schwierig bleiben die menschlichen Beziehungen. Wie oft wird man von einem Menschen enttäuscht. Oder man muß mit Menschen zusammenarbeiten, die man nicht leiden kann. Oder man fühlt sich allein gelassen. Mancher hat heute den Eindruck1daß es an der Liebe unter den Menschen fehle.
Sehr schnell meint man dann auch, die Liebe Gottes habe aufgehört. Aber schon in der Taufe hat sich Gott uns zugewendet. Da hat er sich an uns gebunden und uns versprochen, unser Leben zu begleiten. Mancher sagt zwar auch: „Die Taufe nützt mir nichts im Leben. Aber es gibt auch viele Christen, die in ihrem Glauben einen starken Halt haben. Sie wissen sich getragen von der Liebe Gottes, richten ihr Leben nach dem Wort Gottes ein und sind freundlich und hilfsbereit gegen jedermann. Und diese Menschen lassen sich dann auch nicht von schweren Dingen im Leben aus der Bahn werfen.
Der Glaube hat schon eine große Bedeutung für unser Leben, wenn wir nur die Liebe Gottes für uns annehmen, die er uns zuwendet. wir tun nämlich auch manches in unserem Leben, was sich zwischen uns und Gott schieben könnte. Machen wir es uns einmal an einem Bild deutlich: Auf einem Boot wagen wir uns aufs Meer des Lebens hinaus. Es ist ein schönes Gefühl, immer mehr vom Ufer weg zu kommen auf die freie See. Irgendwann im Leben hat jeder einmal das Gefühl, alle Bindungen und alles Begrenzte hinter sich lassen zu müssen und nur noch auf eigene Faust einen Weg suchen zu müssen.
Zu dem, was man zurückläßt gehört dann auch Gott. Aber je mehr man sich hinauswagt, desto mehr trennt man sich dann auch von Gott. W i r sind es, die weggehen; das Festland bleibt, nur das Boot entfernt sich. Aber nachher kommen die Stürme und das Boot ist allein und es ist gut, wenn es bald wieder an Land zurückfindet.
So geht es doch wohl in unser aller Leben, daß wir einmal näher und einmal weiter vom Festland entfernt sind. Aber Gottes Liebe zu uns bleibt unveränderlich. Das zeigt sich auch besonders, wenn eine Wende in unserem Leben eintritt, wenn man nicht mehr arbeiten kann und vielleicht sogar krank wird.
Mancher denkt dann, nun habe ihn die Liebe Gottes endgültig verlassen. Aber man kann es auch anders sehen. Wenn Gott uns die Arbeit an der Hand nimmt, dann gibt er uns Zeit, über unser Leben und unsere Beziehung zu Gott und den Menschen nachzudenken.
Eine schwere Krankheit freilich ist eine schwere Prüfung für unseren Glauben. Aber sie macht uns deutlich, wie unvollkommen unser irdischer Leib ist und wie wir es nötig haben, daß Gott uns einen neuen Leib gibt. Das aber ist unser Glaube, daß Gottes Liebe auch mit dem Tod nicht aufhört: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes! Nicht was wir im Leben getan oder nicht getan haben, trennt uns von Gott. Auch unser schlimmster Feind, der Tod, hebt die Verbindung zu Gott nicht auf. Allerdings liegt das nicht an uns, weil wir besonders gute oder besonders wertvolle Menschen wären. Von uns aus hätten wir es wahrscheinlich nicht verdient, daß Gott sich weiter um uns kümmert. Aber Gott hat uns seine Liebe zugewandt ,,in Christus Jesus, unserm Herrn“. Dieser Jesus hat sogar für uns sterben müssen, damit wir ewig bei Gott bleiben dürfen.
So können wir noch im Tod ein Zeichen der Liebe Gottes sehen. Nicht unbedingt so, daß wir meinen, der Tod bringe uns eine Erlösung von Krankheit und Schmerzen. Viel wichtiger ist doch eigentlich, daß wir dadurch in eine ganz enge Verbindung zu Gott treten können. Deshalb kann auch unser Leben und Sterben überstrahlt sein von der festen Gewißheit, daß wir immer zu Gott gehören. Das kann unserem Leben den festen Halt geben. Wir haben die Gewißheit, daß wir auf ein Ziel zugehen. Und wir dürfen auf ein Leben mit Gott hoffen, der stärker ist als alle Mächte der Welt und auch stärker ist als der Tod.
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!“ (Röm 12,12)
Mit welchen Hoffnungen beginnt doch das Leben eines Menschen! Die Eltern sehen alles Mögliche in ihrem neugeborenen Kind. Es soll einmal etwas werden und soll es besser haben als seine Eltern. Am Anfang eines Lebens stehen ja auch noch alle Möglichkeiten offen. Da kann man wirklich fröhlich sein und dem Leben mit großer Zuversicht entgegengehen.
Und wenn der junge Mensch dann hinausgeht ins Leben, dann ist er wieder voller Hoffnungen. Es liegt noch alles vor ihm und er denkt, er könnte die Welt erobern. Voller Kraft geht er an die Verwirklichung und Bewältigung seiner Aufgaben. Alles scheint in Ordnung zu
Sein.
Aber bald kommt auch Trübsal. Schwierigkeiten türmen sich auf und es gibt auch traurige Ereignisse und Enttäuschungen zeichnen ein Leben. Kein Mensch bleibt davon verschont, wenn er auch noch so tüchtig ist. Er spürt eben doch das eigene Versagen und das anderer Menschen und erfährt die Beschränktheit menschlichen Daseins.
Es geht nicht alles so glatt, wie man sich das gedacht und geplant hat. Es gibt keine heile Welt, in der alles vollkommen ist. Zu unsrer Welt gehört es nun einmal dazu, daß es Trübsal und Schwachheit gibt.
Das Schlimmste für uns ist vielleicht noch die Krankheit, die doch vielen Menschen zu schaffen macht und zu jahrelangem Leiden führt. Das ist schon eine Trübsal, die einen Menschen schwer belasten kann. Es kann sich ja jeder von uns ja. einmal selber ausdenken, ob er damit fertig würde. Deshalb sagt Paulus hier: „Seid geduldig in Trübsal!“ Wie schnell werden wir doch ungeduldig, wenn etwas nicht klappt. Aber gerade wenn es uns schlecht geht, müssen wir uns in Geduld üben - auch dann, wenn sich alle Pläne nicht verwirklichen lassen.
Wie viele Pläne haben wir alle begraben müssen! Und doch ist das Leben weiter gegangen. Man darf nur nicht aufgeben und sein Gottvertrauen nicht verlieren. Immer wieder werden wir auf die Bibel hingewiesen, auf die Worte der Zuversicht, die von gläubigen Menschen wie Paulus stammen, damit wir mit dem Schweren fertig werden durch die Hilfe Gottes.
Wieviel Geduld braucht man dann! Erst ist man voller Ungeduld vorangestürmt. Aber dann muß man merken, daß man langsamer treten muß und daß unsre menschlichen Kräfte beschränkt sind. Jeder kommt einmal an eine Grenze seiner Leistungskraft und muß stillhalten. Besonders wenn man krank wird, kommt man zu dieser Einsicht. Und dann muß sich mancher in Geduld üben, der vorher ruhelos und ratlos war.
Woher soll man aber die Kraft nehmen für diese Geduld? Da wird nun der dritte Teil dieses Verses wichtig: „Haltet an am Gebet!“ Wenn wir fröhlich sind, brauchen wir das Gebet, um zu danken. Wenn wir in Trübsal sind, brauchen wir das Gebet, um Gott zu bitten. Beides gehört aber zusammen, der Dank und die Bitte. Unser ganzes Leben will begleitet sein vom Gebet.
Wer das Beten nicht in guten Zeiten gelernt hat, wird es auch nicht können, wenn er sich in der Not an Gott wenden will. Und vielleicht hört Gott dann auch nicht so gut, wenn man sich sonst auch nicht um ihn gekümmert hat. Deshalb werden wir hier zum ständigen Gebet
Ermahnt
Mancher hat als Kind ja gebetet. Aber als Erwachsener hat er das abgelegt und denkt, das sei nicht mehr nötig, es sei etwas Kindisches. Doch Paulus sagt uns hier: „Haltet an au Gebet!“. ,,Laßt euch durch Nichts abbringen. Werdet nicht gleichgültig, wenn es euch gut geht. Laßt euch nicht entmutigen und bleibt dabei, wenn es euch schlecht geht.
Das ist denjenigen gesagt, die diese Welt verlassen müssen. Es soll aber heute auch den Angehörigen des Verstorbenen gesagt sein, die leicht in der Gefahr stehen, an Gott zu verzweifeln und das Beten aufzugeben. Wer rechtzeitig beten lernt hat, wird sich durch Schwierigkeiten nicht so leicht davon abbringen lassen. Er wird auch in den letzten- Stunden seines Lebens damit durchhalten und Kraft für den letzten Gang davon empfangen.
Zwei Dinge bestimmen also unser Leben: Fröhlichkeit und Traurigkeit. Wir sind beidem unterworfen. Aber über dem allen steht das Wort: Haltet an am Gebet! Das allein gibt uns im Leben Trost und Zuversicht. Wer sein ganzes Leben über gebetet hat. der ist auch gewiß, daß Gott ihn auferwecken wird und ihm ewiges Leben geben wird.
Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: Wir leben oder sterben so sind wir des Herrn! (Röm 14,7-8)
Wenn ein Leben zu Ende gegangen ist, dann fragen wir wohl auch: Was hat dieses Leben für einen Sinn gehabt? Da war jemand für einige Jahrzehnte auf dieser Erde. Aber hat es sich eigentlich gelohnt für ihn und für seine Umwelt? Oder ist es besser, wenn er nun endlich von dieser Welt erlöst ist?
Wenn man praktisch nur für sich selbst lebte, dann hätte das Leben tatsächlich nur wenig Sinn. Ein Mensch, der nur für sich selbst da ist, ist ja ein Widerspruch in sich selbst. Er könnte ja gar nicht existieren, irgendwie sind wir doch alle durch viele unsichtbare Fäden mit anderen Menschen verbunden.
Nicht nur die Verwandten und Bekannten haben mit uns zu tun, auch viele Menschen, die wir gar nicht kennen. Wir profitieren von den Ergebnissen ihrer Arbeit, nehmen sie in Anspruch und lassen uns das Leben angenehm machen. Aber umgedreht trägt auch jeder Mensch zum Wohle anderer Menschen bei. Selbst wenn er krank und schwach ist, kann er noch für andere da sein, und wenn er nur die Hände faltet und für andere betet.
So sind wir also mehr oder weniger fest mit vielen anderen Menschen verbunden. Deshalb ist es ja auch so schwer, wenn wir einen Menschen hergeben müssen an den Tod. Gerade weil er nicht für sich gelebt hat, hinterläßt er eine Lücke und der Abschied ist schwer. Auch wenn uns das vorher nicht so bewußt war, wenn wir alles so selbstverständlich hingenommen haben - beim Tod eines Menschen wird uns deutlich, was er uns bedeutet hat.
„Keiner lebt für sich allein, keiner stirbt für sich allein!“ sagt Paulus deshalb. Zwar kann keiner dem anderen das Sterben abnehmen, aber wenn einer sterben muß, dann betrifft das andere immer mit. Sie versuchen auch, einem Sterbenden Hilfe und Beistand zu geben und ihm das Sterben so leicht wie möglich zu machen. Hier kann vieles von dem wieder gutgemacht werden, was man selbst einmal von dem Sterbenden empfangen hat: So wie er sich um uns gesorgt hat und uns beigestanden hat, so sollten auch wir für ihr sorgen und ihm äußerlich und innerlich beistehen.
Aber die Beziehung zu anderen Menschen ist ja nur die eine Seite unsres Lebens. Genauso wichtig oder noch wichtiger ist die Verbindung mit Gott. Deshalb sagt Paulus auch: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn!“ Unser Leben hat nur dann einen Sinn, wenn es ein Leben mit Gott und für Gott ist. Er gibt uns die Regeln und Maßstäbe für unser Leben mit. Er hält uns sein Wort als Richtschnur vor, damit wir es leichter haben. Wenn wir darauf hören, verläuft unser Leben in den richtigen Bahnen und hat einen Sinn.
Dann wird aber auch unsern Sterben einen Sinn haben können. Es bedeutet dann nur die Heimkehr zu dem, der der Henn über unser ganzes Leben ist. Er ruft uns heim, damit unser unvollkommenes menschliches Leben ein Ende hat und wir ganz in ungetrübter Gemeinschaft mit ihm sein können.
Unser irdischer Leib und unser irdisches Wesen taugt nämlich nichts für die Ewigkeit. Das ist nur gut für die begrenzte Zeit unseres Daseins auf der Erde. Danach brauchen wir einen neuen Leib und zum Teil auch ein neues Wesen, nämlich ein Wesen, das Gott gereinigt hat von allen Schwachheiten des Menschen und das so ist, wie Gott es haben möchte.
In unserem irdischen Leben haben wir uns zu bewähren als Geschöpfe Gottes. Er will in Gemeinschaft mit uns stehen und will uns helfen, unser Leben besser zu bewältigen. Aber er hat dann auch gewisse Erwartungen an uns, nämlich daß wir auf ihn Rücksicht nehmen und in seinem Sinne leben.
Wir müssen sogar beides miteinander koppeln: Wenn wir für den Herrn leben, werden wir auch mit ihm und in ihm sterben. Dann ist aber auch der Tod kein Bruch, kein tiefer Graben, über den es keine Brücke gibt. Aus menschlicher Sicht mag er schon ein Einschnitt sein. Aber von Gott her ändert sich nicht viel.
Er war schon in unserem Leben unser Gott und er wird es auch und erst recht nach diesem Leben bleiben. Wenn wir ihn in unserem Leben unseren Gott sein lassen, dann wird auch der Tod daran nichts ändern können, daß er weiter unser Gott bleibt. Das Wichtige ist, daß wir dem Herrn gehören. Ob wir dabei leben oder schon gestorben sind, kommt erst in zweiter Linie. „Wir leben oder sterben, so sind wir das Herrn!“
„Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes!“ 1 .Kor 3,23)
Gott hat uns vieles gegeben: unsre Eltern und Geschwister unsre Wohnung und Nahrung, unsre Kleidung und all das, was wir zum Leben brauchen. Natürlich müssen wir uns das
auch erarbeiten; aber wir können es doch nur mit der Gnade Gottes erwerben.
Gott sagt aber: All das ist euer, es steht zu eurer Verfügung und ihr könnt mit königlicher Freiheit damit umgehen. Es ist schon etwas Großes, daß wir einen solchen Gott haben dürfen, der uns das alles schenkt und uns damit zu seinen Gehilfen macht. Der Mensch ist nur wenig geringer als Gott und sehr viel ist in seine Hand gegeben. Es ist schon eine Lust, in dieser Welt Gottes zu leben.
Aber genau hier liegt auch der wunde Punkt: Gott hat uns alles gegeben, aber über unsern Leben können wir nicht verfügen - das steht allein in seiner Macht. An jedem Tag und zu jeder Stunde kann er uns abrufen in sein Reich. Natürlich wissen wir alle, daß wir nicht Herren über unser Leben sind. Aber wenn uns dann plötzlich und unerwartet der Tod trifft, dann ist es doch schwer. Sicher ist es aber auch gut so, daß nur Gott das Ende unsres Lebens kennt. Ihm gehören wir ja doch mit Leib und Seele. Wir haben uns das Leben nicht gegeben, deshalb können wir auch nicht darüber verfügen. Es ist uns nur von Gott verliehen und er kann es jederzeit von uns zurückfordern.
Aber das bedeutet auch einen Schutz für uns: Wir gehören allein zu Christus. Seit unsrer Taufe kann kein anderer mehr über uns verfügen. Das ist die feste Gewißheit, die uns das ganze Leben über begleitet. Es gibt ja manche Mächte, die uns von Gott abbringen wollen, solche Mächte wie Gleichgültigkeit, Gewinnstreben, Weltanschauungen. Aber all das hat keinen Erfolg, wenn man sich nur fest zu diesem Jesus Christus hält.
Nicht einmal der Tod kann uns von Gott wegreißen. Der Tod kommt nicht von selbst, sondern es steht Gottes Wille dahinter. Wenn Gott nicht will, dann hat auch der Tod keine Macht; wenn Gott ihm Halt gebietet, muß er wieder umkehren. Gott kann immer sagen: Dieser Mensch gehört mir, um den darf sich niemand anders kümmern, auf dem ist mein Eigentumszeichen und da lasse ich keinen ran.
Das ist doch tröstlich zu wissen: Es geschieht alles nach Gottes Plan. Auch das Schwere und Unfaßbare geht nicht über seine Macht hinaus. Er hat uns von der Taufe über die Konfirmation und Trauung geleitet. Warum sollte er uns da am Ende unsres Lebens im Stich lassen? So etwas können wir uns doch von Gott nicht vorstellen. Er hat sich doch freiwillig für uns erklärt und wird auch dabei bleiben. Es ist gut, einen solchen Herrn zu haben, der nicht enttäuscht. Andere Herren geben ihre Schützlinge schnell auf, wenn sich der Wind dreht oder wenn sie es sich anders überlegt haben. Doch unser Herr ist treu. Er läßt uns nicht irgendwo verkommen, sondern geht uns nach und steht uns zur Seite, auch gerade wenn es schwer wird.
Dessen will uns auch dieser Vers aus dem 1. Korintherbrief gewiß machen. Er ist ja dreigliedrig: „Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes!“ Das ist wie bei drei Stufen, von denen immer eine ein Stück höher führt als die andere.
Entscheidend für uns wird dabei wohl das Mittelstück sein: „Ihr aber seid Christi!“ Das ist wie eine Brücke, die zu Gott hinführt. Über diese Brücke müssen wir gehen, wenn wir zu Gott gehören wollen. Zu diesem Christus müssen wir uns halten, wenn wir ein Kind Gottes sein wollen.
An sich ist zwischen Gott und den Menschen eine tiefe Kluft. Aber Christus führt uns hinüber und bringt uns so in Verbindung mit Gott. Er zeigt uns den Weg in jenes neue Land Gottes, das er für uns vorbereitet hat. Christus garantiert uns dafür, daß dieser Weg der richtige ist und daß an der anderen Seite der Brücke wirklich Gott steht. Gott und Christus sind eins. Und wenn wir auf der Seite Christi stehen, dann können wir auch Gott nicht verfehlen.
Jedes dieser drei Glieder ist gleich wichtig: So gewiß, wie wir alle Güter dieser Welt besitzen, so gewiß gehören wir auch zu Christus und so gewiß gehören wir auch zu Gott; nur ist eben das erste sichtbar für alle, das andere nicht. Aber das Unsichtbare soll uns auch so sicher werden wie das Sichtbare.
Wir müssen zwar aus dieser Welt fortgehen. Aber wir kommen nur zu Gott, denn da gehören wir hin. Diese(r) Entschlafene steht nun schon vor Gott. Wir sind noch auf dem Weg. Aber wir gehören auch zu Gott. Er wartet schon auf uns an der anderen Seite der Brücke. Wenn es Zeit ist, holt er auch uns hinüber. Dann dürfen auch wir diesen Weg gehen im Vertrauen auf dieses Wort: „Alle ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes!“
Der Herr ist’s, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt! Selbstmord (1. Kor 4,4-5)
Wenn ein Mensch aus dem Leben geschieden ist, dann werden doch viele andere davon bewegt. Sie schütteln den Kopf und sagen: „Wie körnte der nur so etwas tun? Er war doch immer so ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch, ein zuverlässiger Arbeiter und von den Nachbarn geachtet. Aber keiner denkt daran, daß er vielleicht schon morgen an der gleichen Stelle stehen kann. Fragen wir uns doch einmal ehrlich: „Haben wir nicht irgendwann im Leben auch mit so einem Gedanken gespielt? Wenn man verzweifelt ist und keinen Ausweg mehr sieht, dann denkt man schon einmal an einen solchen Schritt, der auf den ersten Blick eine Lösung zu bringen scheint.
Wir können in keinen Menschen hineinsehen. Deshalb dürfen wir kein Urteil über ihn fällen, wer weiß, in welche Versuchung wir einmal geführt werden und wie schwach wir am Ende dabei sind. Wir können nur Mitgefühl haben mit einem Menschen, der so einen letzter Schritt getan hat.
Wir sollten Mitgefühl haben mit der Familie, die von einem großer Schreck betroffen wurde. Man fragt sich dann doch: „Hättest du es nicht verhindern können. Was hast du falsch gemacht? Hast du dir zu wenig Zeit genommen für ein Gespräch mit dem Betreffenden? Hast du nicht die richtigen Wörter gefunden, um ihn vor seinem Vorhaben abzubringen?“
Aber das müssen sich im Grunde alle fragen, die mit dem Verstorbenen mehr oder weniger zu tun gehabt haben. Immer ist es eine Sache, die die ganze Gemeinde angeht. Keiner hat das Recht, jetzt vorschnell ein Urteil zu fällen über einen Menschen, den man im Grunde doch viel zu wenig gekannt hat. Jeder sollte sich viel mehr an, die eigene Brust schlagen, sich fragen, was er versäumte, und Gott danken, daß er ihn vor Ähnlichem bewahrt hat: Entweder hat er ihn gar nicht in eine solche Lage geführt, oder er hat ihn Menschen finden lassen, die ihm raten und helfen konnten. Ein Selbstmord ist jedenfalls die schlechteste aller Lösungen, ist meist eine Kurzschlußhandlung, zu der man nicht gegriffen hätte, wenn man eine bestimmte Krise hätte überwinden können.
Gott kennt diese unsere menschliche Schwäche. Und deshalb hat er uns das fünfte Gebot gegeben: „Du sollst nicht töten!“ Das gilt auch für das eigene Leben. Wir haben es uns nicht gegeben, deshalb dürfen wir auch nicht darüber verfügen. Gott will uns durch sein Gebot helfen, daß wir nicht leichtfertig mit dem Leben umgehen, nicht mit fremdem und nicht mit eigenem. Er schützt das Leben anderer Menschen, aber er schützt auch unser eigenes Leben, auch vor uns selber.
Aber beachten wir die Mahnung des Paulus: „Der Henn ist's, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt!“ Ob einer das Gebot Gottes eingehalten hat oder nicht, das kann nur Gott allein beurteilen. Niemand darf seinem Urteil und seinem Handeln vorgreifen.
Das soll auch denen gesagt sein, die sich vielleicht mit einem ähnlichen Gedanken tragen. Wenn man freiwillig aus dem Leben scheidet, dann hat man zwar die Schmerzen und Probleme des Augenblicks ausgeschaltet. Man kann alle irdische Not und den täglichen Kampf hinter sich lassen. Man weiß dann mit einem Schlag, wie das mit dem Sterben und dem Leben danach ist. Aber man hat eben nicht ausgehalten, was Gott auferlegt hat.
Man kann auch nicht all seine menschlichen Schuld ausstreichen und das Gericht Gottes vorwegnehmen wollen. Kein Mensch darf über uns zu Gericht sitzen, aber auch wir selber nicht. Wir dürfen uns aber in die gnädige Hand Gottes befehlen, der allein ein gerechter Richter ist: Er sieht in unser Herz und kennt alle Hintergründe. Er allein war bei diesem letzten Schritt dabei und kann ihn gerecht beurteilen.
Deshalb können wir diese (n) Verstorbene (n) in die Hand Gottes befehlen, der ihr (ihm) ein gerechter Richter sein wird. Wir selber aber sollten wissen, daß wir einen solchen Ausweg nicht nötig haben. Auch wenn uns kein Mensch mehr helfen kann, so haben wir doch noch Gott, an den wir uns wenden können. Gott hört uns auch in der tiefsten Not. Er ist da, wenn es uns gut geht. Aber er will immer mit uns in Verbindung bleiben, auch im Notfall. Er kann uns mehr helfen, als wir oft denken. Er wird auch jetzt da sein, damit es weitergehen kann.
„Die Zeit ist kurz. Fortan müssen auch die, die da weinen, sein als weinten sie nicht, und die sich freuen, als freuten sie sich nicht, und die diese Welt gebrauchen, als brauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht. Ich möchte aber, daß ihr ohne Sorge seid!“ (1. Kor 7,29-32 i.A.)
Daß die Zeit kurz ist, erfahren wir jeden Tag neu. Sicherlich meinen wir alle, noch viel Zeit zu haben. Aber dann trifft es bald diesen oder jenen aus unsrer Mitte, der diese Welt verlassen muß. Da kommt uns dann doch einmal der Gedanke an den Tod. Und vielleicht kommt uns auch zu Bewußtsein, daß wir nur noch wenig Zeit haben könnten.
Als Paulus diese Sätze an die Korinther schrieb, war er sogar der Meinung, das Ende für alle Menschen und die ganze Welt werde bald kommen. Deshalb lohne es sich nicht mehr recht, um all die vielen Dinge dieser Welt sich noch zu kümmern, die uns sonst so wichtig sind. Wenn ja doch alles bald ein Ende hat, dann braucht man ja nur noch zu versuchen, einigermaßen über die Runden zu kommen.
Nun, das Ende der Welt ist damals nicht gekommen. Aber die innere Haltung, die Paulus damals einnehmen wollte, die ist auch heute noch angebracht. Er sagt: Nehmt das alles in Gebrauch, als hättet ihr es nicht. Macht euch frei von dem Zwang, ohne gewisse Dinge im Leben nicht auskommen zu können. Einmal muß man es ja doch hergeben. Deshalb gilt es, sich rechtzeitig innerlich davon zu lösen. Dann wird man auch wieder eher dankbar sein können für alles, was man hat.
Es sind ja viele Dinge, die wir unter Umständen in unserem Leben hergeben müssen. Heute werden wir besonders schmerzlich empfinden, daß der Ehepartner weg genommen wurde. Aber die Erfahrung muß eben jeder machen, daß einmal geschieden sein muß. Der Tod trennt dann ein Ehepaar, das dankbar auf viele Jahre gemeinsamen Lebens zurückschauen kann.
Oftmals hat man auch Teile seines Besitzes hergeben müssen oder man hat Dinge hergeben müssen, an denen das Herz hing. Vieles, wofür man sich sein ganzes Leben über eingesetzt hat, ist auf einmal dahin.
Wir können eben nichts festhalten, sei es ein lieber Mensch oder ein Besitzstück. Vor der Gewalt des Todes muß sich jeder beugen. Wir können die unangenehmen Seiten dieser Welt nur gebrauchen, als gebrauchten wir sie nicht; denn das Wesen dieser Welt vergeht.
Auch in der Freude dürfen wir nicht übertreiben. Sicherlich gibt es viele Dinge, die uns Freude machen. Unser Leben hat auch seine schönen Seiten, zum Beispiel wenn man einen liebevollen Ehepartner gefunden hat oder sich mit den Menschen gut versteht. Nur muß man wissen, daß diese Freude auch plötzlich wieder genommen werden kann
Umgedreht kann aber auch die Trauer sehr schnell gewendet werden. Auch wer jetzt weint, kann leben, als weinte er nicht. Gott kann unsre Traurigkeit wieder zur Freude machen, weil er uns einen Ausweg aus unsren Sorgen zeigt.
Paulus sagt: „Ich möchte, daß ihr ohne Sorge seid!“ Gott möchte das auch. Wir dürfen uns nicht an den Sorgen dieser Welt zerreiben, denn das Wesen dieser Welt vergeht. Gerade weil unser Leben nur kurz ist, sollten wir es doch nicht nur mit Sorgen und Kummer zubringen.
Gott will uns vor allem die Sorge um unser Leben und unsre Zukunft nehmen. Viele hängen sich zu sehr daran, daß sie es nachher nicht mehr hergeben wollen. Dabei liegt es allein in Gottes Hand. Wir können nichts dazu tun, wir können auch nichts wegnehmen. Gott hat schon für unsre Zukunft gesorgt.
Diese Haltung des „Haben, als hätte man nicht“ ist ja letztlich getragen von einer großen Hoffnung. Wir wissen, daß wir bei Gott alles haben werden. Freude und Leid werden aufgehoben sein, und wir werden ohne Sorgen bei Gott sein können.
Diese Gewißheit strahlt schon herein in unser Leben und kann es mit Zuversicht erfüllen unter dem Schutz eines größeren Herrn, der uns über die Probleme unsres Lebens hinweghelfen kann. Gott kann uns auch helfen, mit dem Tod dieses Menschen fertig zu werden.
Wir können das, indem wir auf den vertrauen, der uns ein neues Leben geben kann. Er will nicht, daß wir in Trauer und Leid untergehen, sondern aufblicken zu ihm, dem Herrn über Leben und Tod. Er will dem Leben zum Sinn verhelfen und uns teilhaben lassen am ewigen Leben. Er sagt: „Ich möchte, daß ihr ohne Sorge seid! Er hat auch die Macht uns alle Sorgen zu nehmen, so daß wir unser Leben und Sterben im Glauben bewältigen können.
Die Liebe höret nimmer auf! (1. Kor 13,8a)
Einen solchen Spruch hätte man vielleicht eher bei einer Trauung erwartet. Da hat es Sinn, wenn man sagt: Die Liebe geht auch nach der Hochzeit noch weiter. Sie soll sogar bis zum Ende des Lebens dauern, bis einer der Ehepartner diese Welt verlassen muß. Es ist schön, wenn man am Ende eines Lebens sagen kann: „Bei uns hat die Liebe nie aufgehört. In den schönen Tagen haben wir zusammengehalten. Aber auch wenn es schwer war, dann hat einer für den anderen eingestanden.
Wenn man eine Ehe beginnt, da ahnt man noch nicht, was alles kommen kann. Natürlich hofft man das Beste und stellt sieh alles im rosigem Licht vor. An Krankheit und schweres Leid denkt niemand. Sicher ist das auch recht so, denn was soll man sich denn Sorgen machen, wenn es noch gar nicht so weit ist.
Aber wir müssen auch nüchtern sein und damit rechnen, daß Krankheit und Tod kommen. Schon bei der Trauung wird ja gesagt: „…bis der Tod euch scheidet!“ Die Ehe dauert, bis einer der beiden Ehepartner stirbt. Sie geht nicht auseinander, wenn Krankheit oder lange Trennung dazwischen kommen, solche Belastungen muß eine Ehe aushalten.
Dazu ist die Ehe gerade da, daß in der Not einer dem anderen beistehen kann. Es ist doch selten, daß beide Ehepartner gleichzeitig hilfsbedürftig werden. Meist kann doch der eine dem anderen helfen und für ihn da sein. Voller Dankbarkeit kann man später nur auf diese Zeit eines gemeinsamen Lebens zurückschauen und daraus dann neue Kraft für die Zukunft empfangen.
Da könnte man doch ein Fragezeichen hinter diesen Satz setzen: „….bis der Tod euch scheidet!“ Ist das denn möglich, daß der Tod zwei Menschen voneinander scheidet? Natürlich, äußerlich gesehen können sie nicht mehr zusammen sein; da schafft der Tod eine endgültige Trennung: man kann nicht mehr miteinander reden, man kann den anderen nicht mehr sehen, man kann ihn nicht mehr spüren.
Aber warum sieht man oft Menschen am Grab des verstorbenen Ehepartners stehen und mit ihm reden? Natürlich kann das der Verstorbene nicht mehr tatsächlich hören, so wie wir mit unseren Ohren hören. Aber es gibt auch noch anderes Hören, eine innere Verbindung, die auch durch den körperlichen Tod nicht abreißt.
„Die Liebe höret nimmer auf“, sagt Paulus. Es gibt eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die über unsre fünf Sinne hinausgehen. Ein Außenstehender lächelt vielleicht darüber. Aber wer das selber mitmacht, für den ist es eine Realität. Der Tod kann der Liebe nicht wirklich ein Ende setzen. Er macht sie eher noch tiefer und sehnsüchtiger.
Allerdings redet hier Paulus mehr von der Liebe Gottes zu den Menschen. Aber sicher ist es auch erlaubt, diese Worte einmal auf die Liebe unter den Menschen zu beziehen. Alle menschliche Liebe bezieht nämlich ihre Kraft aus der Liebe Gottes. Sie ist gewissermaßen das irdische Abbild der göttlichen Liebe. Nur weil Gott u n s geliebt hat, können wir auch einander lieben.
Gottes Liebe ist aber noch mehr als alle menschliche Liebe. Wir machen auch einmal Fehler und versagen. Aber Gott wendet sich jedem Menschen mit der gleichen Liebe zu und läßt sich nicht von irgendwelchen Stimmungen beeinflussen. Seine Liebe zu uns Menschen hört nimmer auf!
Das gilt nun besonders auch in Bezug auf den Tod. Gottes Liebe zu uns reicht auch über den Tod hinaus. Er liebt uns weiter mit unverminderter Kraft, auch wenn wir diese Welt verlassen müssen. Seine Liebe findet keine Grenzen.
Warum sollte der Gott, der uns ein ganzes Leben lang viel Gutes getan hat, nicht auch Möglichkeiten haben, uns auch nach dem Tod seine Liebe zu erweisen? Durch den Tod wird uns Gottes Liebe erst richtig deutlich, wird sich erst beweisen‚ wieviel seine Hilfe für uns wert ist.
Was Gott einmal begonnen hat, das führt er auch zum guten Ende. Er möchte uns für immer bei sich haben und gibt uns deshalb eine neues Leben. Vielleicht schickt er uns nur deshalb den Tod, damit wir für immer ganz bei ihm sein können, und so einen letzten Beweis seiner Liebe erfahren:
Vielleicht dürfen wir aber auch die Hoffnung mitnehmen, daß Gott auch die Verbindung der Menschen untereinander bestehen läßt und wir mit unseren Lieben auch weiterhin vereint sein werden. Nur wird uns dann doch die Liebe zu Gott wichtiger sein. Ihm können wir bekennen: „Meine Liebe zu dir hört nimmer auf!“ So kann uns der Tod eines lieben Menschen nicht vorn Gott wegführen, sondern wird uns umso mehr der Liebe dessen gewiß machen, der gesagt hat: „Die Liebe höret immer auf!“
Das Hohe Lied der Liebe (1. Kor 13)
Im 1. Korintherbrief in Kapitel 13 übernimmt Paulus ein Gedicht, das ihm sicher auch persönlich viel gesagt hat. Es handelt von der Liebe unter den Menschen, setzt sie aber in Beziehung zu der Liebe Gottes gegenüber den Menschen. Man kann dabei gar nicht so richtig erkennen, wie das eine in das andere übergeht.
Zuerst wird gesagt, daß ohne die Liebe gar nichts im Leben geht. Alles Reden wäre leer, alles Wissen nutzlos. Selbst der Glaube oder mitmenschliches Denken oder Tun zählten nichts ohne die Liebe. Da könnte einer all seine Habe den Armen geben; aber wenn er dabei kaltblütig bleibt und nur seine eigene Ehre im Kopf hat, dann ist das alles nichts. Wenn man schon etwas für einen anderen Menschen tut, dann tut man es um seinetwillen, um ihm zu helfen und ihm etwas Liebe mitzugeben und sein Leben etwas zu erhellen.
Das Gleiche gilt übrigens für die Musik. Man kann sie rein mechanisch betreiben und technisch hervorragend gut wiedergeben. Aber nur wenn man mit dem Herzen dabei ist, kann die Musik auch andere Menschen anrühren und zu etwas bewegen. Das zeichnet ja die großen Musiker aus, die Musik aufführen: Das Publikum merkt, daß da nicht nur Töne herüberkommen, sondern auch etwas von der Art und dem Wesen des Menschen. Nur wenn man mit Liebe und seiner ganzen Person dabei ist, kann die Musik ihre Wirkung entfalten.
Als Zweites wird gesagt: Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht, sie stellet sich nicht ungebärdig, 4sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit!“
Damit wird sehr treffend beschrieben, worauf es im Zusammenleben der Menschen ankommt.
Wie schnell sind wir aufbrausend, haben nur unsren eigenen Vorteil im Blick, wollen uns selber groß machen, sehen nur die Fehler des anderen und übersehen die eigenen großzügig. Wir erleben viel Ungerechtigkeit im Leben und tragen auch selber mit dazu bei. So ist der Mensch eben. Da entsteht auch immer wieder Schuld im Leben, trotz allen guten Bemühens. Die Liebe sieht das ungeschminkt und deckt die Wahrheit auf. Aber sie kann auch verzeihen und hilft immer wieder zu einem Neuanfang.
In unnachahmlicher Weise wird in dem Gedicht dann formuliert: „Sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf!“ Hier wird schon darauf hingewiesen, daß unser Leben ein Ende hat und dann zunächst einmal keine Möglichkeit mehr besteht, einem anderen Menschen Liebe zu erweisen. Deshalb kommt es ja auf jeden Tag unsres Lebens an: Jeder Tag sollte mit Liebe erfüllt sein. Jeden Tag sollten wir wenigstens einmal einem anderen Menschen etwas Liebes erweisen, sonst war er im Grunde vergeblich.
Aber der Satz „Die Liebe höret nimmer auf!“ deutet schon auf etwas hin, was über dieses Leben hinausreicht, hier erkennen wir den Übergang von der Liebe der Menschen untereinander zur Liebe Gottes. Unsre menschliche Liebe wird zwar mit dem Tode nicht zunichte gemacht, aber es wird die Möglichkeit genommen, noch weiter Liebe auszuüben. Die Liebe Gottes aber reicht über den Tod hinaus, ja sie kommt dann erst richtig zur Vollendung.
Gott, der uns schon vor unserem Leben kannte, der wird auch unser Gott sein, wenn unser Leben einmal ein Ende hat, denn seine Liebe hört niemals auf. Wie das möglich sein soll, ist uns vielleicht nicht so recht klar. Auch im 1. Korintherbrief wird zugegeben: „Unser Wissen ist Stückwerk!“ Auch alle Vermutungen in dieser Richtung sind nur Stückwerk.
Aber es muß ja auch nicht sein, daß wir alles wissen. Wie Gott uns ein neues Leben schenken kann, das ist nicht unser Problem, sondern seins.
Doch das Gedicht kommt fast ins Schwärmen: „Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören!“ Im Augenblick können wir nur einzelne Teile der Wirklichkeit Gottes erkennen. Aber in der Welt Gottes werden wir alles erkennen. Vor allem werden wir auch sehen, daß Gottes Liebe zu uns über unseren Tod hinausreicht und wir uns auch dann noch von seiner Liebe umfangen wissen dürfen.
Paulus macht das noch einmal mit einem Bild deutlich: Wenn wir in einen Spiegel schauen, dann sehen wir immer nur unser eigenes Bild. Wir bleiben immer nur im Bereich unsrer menschlichen Möglichkeiten und können menschliche Grenzen nicht überwinden. Aber in der Welt Gottes sehen wir Gott von Angesicht zu Angesicht. Und dann werden all unsere Fragen und Zweifel beendet sein und wir werden erkennen, wie alles wirklich ist.
Am Schluß dieses Kapitels stehen dann die unnachahmlichen Worte: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen!“ Wieder denken wir zunächst an die Liebe der Menschen untereinander. Aber wir wissen auch: Diese Liebe wird umfangen von der Liebe Gottes, die weiter reicht als dieses irdische Leben. So bleibt uns heute die Erinnerung an einen lieben Menschen. Es bleibt uns aber vor allem die Liebe Gottes, der uns jeden Tag durchs Leben geleitet und auch dann bei uns sein wird, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat.
„Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen!“ (1. Kor 15,20)
Wenn ein Mensch gestorben ist, dann sagen wir manchmal: „er ist eingeschlafen!“ Vielleicht wollen wir damit umschreiben, was an sich hart und grausam ist: ein Mensch ist gestorben, er bewegt sich nicht mehr, er spricht nicht mehr zu uns, wir können nicht mehr mit ihm in Verbindung treten.
Oft ist schon eine lange und schwere Krankheit vorausgegangen. Man steht hilflos dabei wenn ein Mensch immer weniger wird. Man wird dadurch innerlich aufgewühlt und angegriffen. Man muß ja dabei immer daran denken, daß es einem selber so gehen könnte und daß man selber einmal wird sterben müssen.
Da mag es hilfreich sein, wenn man die harte Tatsache des Todes ein wenig umschreibt: „Einschlafen“ klingt milder. Und tatsächlich erinnert das Sterben ja auch an das Einschlafen. Nur dauert eben das Schlafen länger als bis zum nächsten Morgen.
Aber im Grunde nehmen wir täglich das Sterben in einem gleichnishaften Akt vorweg. Wenn wir uns zum Schlafen hinlegen, dann sind wir auch für einige Zeit „weg“, wir nehmen nicht mehr am Leben der anderen teil, wir sind wie in einer anderen Welt.
Mancher hat allerdings auch Schwierigkeiten mit dem Einschlafen. Das mag seine Ursache darin haben, daß er einen aufregenden Tag hinter sich gebracht hat und noch nicht verarbeitet hat, was ihn belastet hat.
Aber auch so werden wir manche verdrängte Angst mit in die Nacht nehmen. Sie hindert uns, daß wir uns wirklich in den Schlaf fallen lassen und erholt dann wieder einen neuen Tag beginnen können.
So mag auch mancher Angst vor dem Sterben haben, weil er die Schuld seines Lebens noch nicht bewältigt hat, weil sie ihm noch nicht vergeben worden ist. Der Tod stellt uns unerbittlich vor die Aufgabe, auch das ins Reine zu bringen. Das soll nicht heißen, daß ein sogenanntes „schweres Sterben der Hinweis auf eine verborgene Schuld wäre. Aber es ist gut, wenn man jederzeit seine Angelegenheiten geordnet hat, damit man beruhigt Abschied nehmen kann. Ein Gebet vor dem täglichen Einschlafen dürfte ein Anzeichen dafür sein. Wer das übt, wird auch für die Ewigkeit vorbereitet sein.
Paulus vergleicht im 1. Korintherbrief den Tod auch mit einem Schlaf. Oft sieht ein Verstorbener so aus, als würde er nur schlafen. Vorher war das Gesicht noch von Schmerzen gezeichnet. Doch zuletzt hat es sich doch noch entspannt und man konnte den Eindruck haben, als sei er schon in einer anderen Welt, auch wenn das Herz noch schlug und der Atem noch ging.
Das kann uns ein Hinweis darauf sein, daß wir tatsächlich mit der Welt Gottes rechnen dürfen. Die Toten schlafen solange in Frieden, bis sie von Gott auferweckt werden zu einem neuen Leben mit Gott. Aber Sicherheit in diesem Punkt haben wir nur durch Jesus Christus.
Er war der Erste unter denen, die schlafen, die Gott auferweckt hat. Das bedeutet aber auch: Er ist gestorben wie alle Menschen. Er hat das mitgemacht, was auch uns widerfährt. Dadurch ist er ganz Mensch geworden und kein Sonderfall. So sicher wie sein Tod war, so sicher soll uns aber auch seine Auferstehung sein.
Vorher hat Paulus erwogen, was wohl wäre, wenn Jesus nicht auferstanden sei, wie das offenbar einige Leute schon in seiner Zeit behauptet haben. Aber dann sagt er ganz betont und bestimmt: „Nun i s t Christus auferstanden!“ Für Paulus ist das gar keine Frage, denn er hat ihn selber erfahren in jener Stunde, als er selber ein Christ wurde.
Doch Jesus ist nur der Erste, der von den Toten auferweckt wurde. Gott hat ihn als Beispiel genommen für das, was er mit allen vorhat, die an ihn glauben. Wenn. Einer erst einmal den Durchbruch geschafft hat, dann können die anderen leicht folgen. Wenn ein neues Mittel gegen eine Krankheit gefunden wurde und sich in Einzelfällen schon als wirksam erwiesen hat, dann kann es leicht auf andere ausgedehnt werden.
So kommt die Auferstehung Jesu auch uns allen zugute. Wir dürfen ihm unsre Toten anbefehlen und darauf vertrauen, daß sie bei ihm gut aufgehoben sind und mit ihm in die
Welt Gottes eingehen werden. So wie wir uns an einem jeden. Abend voller Vertrauen in Gottes Hand fallen lassen, so dürfen wir uns auch am Abend des Lebens ihm anvertrauen. Er wird über uns wachen bis zu dem Augenblick, wo wir an einem neuen Morgen auferweckt werden.
„Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod!“ (1.Kor 15,26)
Jeder Mensch hat in seinem Leben Feinde. Da kann er ein noch so guter Kerl sein, der niemandem etwas zuleide tut und mit allen in Frieden leben will - wenn es ihm gut geht und er zufrieden ist und die anderen begegnen ihm mit Achtung, dann kommen Neider, die ihm das nicht gönnen. Ohne, daß man es will, hat man Feinde und muß versuchen, mit ihnen auszukommen.
In vielen Fällen ist das auch möglich. Aber es gibt einen Feind, dem wir nicht beikommen könne und der uns am Ende dann schließlich in die Tasche steckt: das ist der Tod. Keiner von uns wünscht sich ihn als Feind, aber er ist nun einmal da.
Gegen ihn gibt es auch kein Mittel, wenn wir auch noch so viel Medizin schlucken und noch so viele Kuren machen. Ja, je mehr wir uns auf solche Gegenmittel verlassen und uns dadurch wappnen lassen wollen, desto eher hat er uns.
Wir können zwar die Augen verschließen und den Kopf in den Sand stecken und so tun, als hätten wir nichts bemerkt; aber er nimmt uns doch im Vorübergehen mit, ehe wir es uns versehen. Gegen diesen Feind können wir uns nicht schützen, durch keine Medizin, durch keine Versicherung, durch kein Nichtanerkennen.
Aber es ist auch der letzte Feind, der uns gegenüber tritt. Das ist eben unser Trost: Mit dem Tod hört der Kampf des Lebens auf. Alle Anfeindung hat ein Ende und die ewige Ruhe ist uns vergönnt. Unser leidvolles Leben, wie wir es jetzt haben, hat einmal ein Ende, und Gott beginnt etwas Neues mit uns.
Doch es ist nicht einfach eine Ruhe im Grab, sondern eine Ruhe bei Gott. Er hat das mit dem Tod so eingerichtet, damit er uns wieder zu sich holen kann. Aber er ist dann stärker als der Tod. Wir Menschen können uns ja nicht vor dem Sterben schützen. Aber Gott hebt die Folgen des Sterbens auf: das Ende ist nicht der ewige Tod, sondern die Auferstehung und ein ewiges Leben bei Gott, frei von Sorgen und Nöten, aber in einer großen Ruhe, wie sie nur bei Gott möglich ist.
Paulus zählt hier genau den Ablauf der Ereignisse auf: Christus ist der Erste, der auferstanden ist. Dann werden alle wieder lebendig gemacht, die zu Christus gehören. Und dann kommt das Ende: dann wird alle Herrschaft und Gewalt über die Menschen vernichtet werden und am Ende auch der Tod.
Aber der Tod ist schon eine Gewalt, die harten Widerstand leistet. Nur Gott kann sie überwinden, denn er ist noch stärker als der Tod. Aber ihm gelingt auch ein völliger Sieg. Die Macht des Todes wird nicht nur eingedämmt und beschränkt. Nein, sie wird total vernichtet, radikal beseitigt, so daß sie nie wieder aufleben kann und sich als Macht. aufspielen kann. Es ist wirklich nur eine Überheblichkeit, wenn der Tod meint, er hätte wirkliche und endgültige Macht über uns. Er kann ja nur so weit herrschen, wie Gott ihn gewähren läßt. Er ist nur ein Werkzeug Gottes, und nachher wird er besiegt.
Wenn wir Anteil haben wollen an diesem Sieg, dann müssen wir uns eben fest entschlossen zu dem Sieger halten. Er wird uns dann helfen, auch in diesem Leben schon mit dem letzten Feind fertig zu werde Dann können wir nämlich zuversichtlicher in die Zukunft blicken und. auch diesem Feind entgegentreten, weil wir ja den Sieg schon in der Tasche haben.
Denn es ist noch eine bedrängende Frage für unser Leben: Was geschieht beim Tode, was geschieht danach? Wie werden wir bestehen in unsrer letzten Stunde? Allein können wir diese Fragen sicherlich nicht beantworten, da müssen wir schon in Gottes Wort nachfragen. Und Paulus sagt uns hier: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod!“
Wir können unser Leben vielleicht vergleichen mit einer Wanderung durch verschiedene Räume. Jedesmal müssen wir durch eine Tür hindurch, um in den nächsten Raum zu gelangen. Jedesmal aber wird die Tür etwas schmaler und niedriger. Wir haben Angst, weil der Weg immer beschwerlicher wird. Die letzte Tür scheint uns die kleinste zu sein. Doch das sieht nur so aus: Wir haben nur ein kleines Türchen gesehen. Doch dieses war eingebaut in ein großes Tor. Dieses wird nun auf gemacht von dem, der alle Enge und Begrenzung dieser Welt hinter sich gelassen hat und ein Herr im Himmel ist - und wir dürfen hineintreten in den Herrschaftsbereich Gottes, wo es keine Feinde und keine Beschränkung mehr gibt. Denn der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.
Es wird gesät ein natürlicher Leib und aufersthehen ein geistlicher Leib!" (1. Kor 15 ,44)
In dieser Frühjahrszeit gehen wir daran, in unserem Garte die Beete einzusäen. Vielleicht macht sich keiner mehr so recht Gedanken darüber, aber eigentlich ist es doch immer ein Wunder: Oftmals sprießt schon nach einigen Tagen ein grüner Halm aus dem Boden, ja es ist nicht nur einer, sondern es ist dann immer gleich ein ganzes Beet. So gleicht auch unser Friedhof mit seinen vielen Grabstätten einem großen Beet. An manchen Orten sagt man zum Friedhof auch „Gottesacker“. Es ist also der Acker, wo die Toten für die Auferweckung durch Gott aufgehoben werden. So heißt es ja auch in einem alten Kirchenlied: „Wir säen ihn, einst blüht er auf!“
Wir als Menschen können nichts anderes tun als das Säen zu besorgen. Das ist für uns eine traurige Pflicht, die uns großen inneren Schmerz bereitet. Wir wissen ja doch, daß wir von einem Menschen Abschied nehmen müssen, den wir auf dieser Erde nicht mehr wiedersehen werden. Das einzige, was wir ihm als letzten Liebesdienst noch tun können: Wir betten ihn in die Erde.
Aber dann können wir nichts mehr tun. Dann ist unsre Kraft zu Ende und wir können nur noch auf Gottes Eingreifen hoffen. Das heißt aber: Wir müssen warten und können nichts beschleunigen. So ist es ja auch im Garten: Alles braucht seine Zeit, und es steht nicht in unsrer Macht, ob es schneller oder langsamer geht.
Für unsre technisierte Weit ist es aber vielleicht ganz gut, wenn man erfährt: Es ist nicht alles machbar. Wir kommen immer wieder an Grenze unsres Vermögens. Wir können viel. Aber gegen den Tod z.B. haben wir kein Mittel in der Hand. Nur Gott kann etwas gegen den Tod ausrichten, weil er der Herr auch über den Tod ist. Und wenn er den Zeitpunkt für gekommen hält, wird er auch etwas Neues entstehen lassen. Aber es wird dann ganz seine Neuschöpfung sein, zu der wir nichts beitragen können.
Gott schafft etwas Neues: Das macht Paulus im gleichen 15. Kapitel des 1. Korintherbriefes deutlich, wo er den Vergleich mit einem Weizenkorn bringt: Das Korn wird in die Erde gelegt und stirbt. Im Herbst kann man davon bestenfalls noch die Reste der Schale feststellen. Aber das einzelne Korn ist zerfallen. Aber inzwischen ist eine neue Pflanze entstanden, die ganz anders aussieht als das Korn, aber doch das Alte mit enthält.
Paulus will damit nicht sagen, daß wir in unseren Nachkommen weiterleben; das wäre eine etwas zu kurz gegriffene Auferstehungshoffnung. Der Vergleich mit dem Samenkorn soll uns vielmehr deutlich machen: Gott wird etwas ganz Neues aus uns schaffen. Unser irdischer Leib wäre gar nicht tauglich für die Welt Gottes, denn er ist sterblich. Deshalb muß Gott uns einen neuen Leib geben, der zu seiner Welt paßt und unvergänglich ist. „Es wird gesät ein natürlicher Leib und es wird auferstehen ein geistlicher Leib!“
Sicherlich können wir uns nicht vorstellen, was ein „geistlicher Leib“ sein soll. Aber es ist ja auch nicht nötig, gleich alles zu wissen. Uns muß nur gewiß sein, daß es die Auferstehung gibt und daß diese(r) Verstorbene bei Gott gut aufgehoben ist und daß auch wir zu ihm gelangen werden.
Aber zunächst wird es dazu durch das Sterben hindurchgehen. Wenn man ein Korn nicht sät, kann auch nichts daraus wachsen. Und wenn der Mensch nicht stirbt, kann er nicht zu Gott kommen. Paulus macht uns aber mit seinem Vergleich zweierlei deutlich. Einmal: Gott setzt einen ganz neuen Anfang. Und zweitens: Das Alte wird in das Neue mit hinüber genommen und bleibt auf andere Art und Weise dort erhalten.
Das soll unser Trost sein im Leben und im Sterben: Es gibt eine Auferstehung und es gibt einen neuen Leib. Auferstehung ist nicht etwas Abstraktes, das nur in Gedanken vor sich geht, sondern sie geschieht auch an unserem Leib und ist eine handgreifliche Wirklichkeit. Dessen können wir gewiß sein, auch wenn wir es uns im Einzelnen nicht vorstellen können.
Wir sollten uns auch nicht von dem Eigentlichen abbringen lassen, wenn andere von der Auferstehung in der Natur reden. Gewiß ähnelt dieser Vorgang der Auferstehung. Aber im Herbst vergeht alles wieder und stirbt ab. Die Auferstehung zu einem Leben bei Gott aber ist endgültig und wird nicht wieder rückgängig gemacht.
Das soll uns helfen, auch diesen Tod zu bewältigen. Gott will, daß wir uns schon auf das freuen können, was nachher kommt. Gottes Möglichkeiten fangen mit dem Tod erst an und er will alles fortführen zu einem herrlichen Ende. Das sollten wir ganz fest wissen, ehe wir nachher wieder auseinandergehen: Es wird gesät ein natürlicher Leib und es wird auferstehen ein geistlicher Leib! Gott wir es schon recht machen.
,,Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! (1. Kor 15,55.57)
Wenn wir das Sterben eines Menschen erleben, dann sind wir traurig. Vor uns tut sich ein Abgrund auf, in den wir zu versinken meinen. Ein Mensch, den wir noch gebraucht hätten, ist nicht mehr. Wir denken voller Dankbarkeit an das, was er geleistet ha und was er für uns bedeutet hat.
Es geht ja nicht nur um die geleistete Arbeit, sondern vor allem auch um die menschlichen Beziehung, die nicht mehr sein kann. Unser Leben ist jetzt ärmer geworden. Wir können nicht mehr mit diesem Menschen sprechen, unsre Gedanken nicht mehr austauschen, einander nicht mehr Gutes tun.
Deshalb ist der Tod ja so etwas Schlimmes für uns, weil wir nun nichts mehr gut machen können. Jeder hat nur eine bestimmte Lebenszeit. In ihr muß er sich bewähren, dazu ist sie uns ja gegeben, nachher ist nichts mehr möglich.
Wer aber nach dem Willen Gottes gelebt hat, sich zu ihm gehalten hat und mit seinen Mitmenschen gut ausgekommen ist, braucht sich vor den Tod nicht zu fürchten. Er muß zwar auch sterben. Aber der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Wenn man ein Seil dreht, dann kann man einen andersfarbigen Faden so hineinbringen, so daß man von außen nichts davon sieht. So ist auch der Tod derart in das Leben hinein verschlungen, daß man ihn gar nicht mehr sehen kann.
Gewiß wird man äußerlich gesehen nur „Tod“ sehen. Aber als Christen wissen wir, daß der Tod nur der Eingang in ein neues Leben ist. Wenn man einen Weg entlang geht und plötzlich vor ein Tor kommt, da denkt man auch zuerst: Jetzt ist es aus, jetzt geht es nicht mehr weiter, nun mußt du wieder umkehren.
Aber dann tut sich doch ein Tor auf und dahinter öffnet sich eine weite und schöne Parklandschaft. Aber man muß durch das Tor, wenn man sie genießen will. So müssen wir auch durch den Tod hindurchgehen, wenn wir in die Welt Gottes gelangen wollen. Nur wenn wir ohne Zögern durch das Tor des Todes hindurchgehen, wird uns das Leben zuteil werden.
Wenn man weiß, was dahinter kommt, ist dem Tod auch schon der Stachel genommen. Gefährlich ist er nur für einen, der nicht an Gott glaubt. Er muß sich vor dem Tod fürchten, weil er annehmen muß, mit dem Tod ist alles aus! Nur wer eine Hoffnung hat, kann über den Tod hinausblicken und braucht sich nicht vor ihm zu fürchten.
Daß wir diese Hoffnung haben dürfen, liegt aber nur an Gott. Er gibt uns den Sieg durch unsern Herrn Jesus Christus. Wenn wir aus eigener Kraft das Tor aufstoßen wollen, würde es uns nicht gelingen. Mit menschlicher Kraft, menschlichem Kennen und Wissen, können wir den Tod nicht überwinden. Das sehen wir ja gerade, wenn ein Mensch schwer krank ist und kein Arzt ihm helfen kann. Oder das sehen wir auch, wenn wir hier an einem Sarg stehen und unsre Ohnmacht einsehen müssen.
Jesus Christus aber ist durch das Tor des Todes hindurch gegangen. Er hat es weit aufgemacht, so daß wir ihm ungehindert folgen können. Jesus ist der Sieger. Er hat alle Ketten und Tore aufgesprengt und ist in die Welt Gottes gelangt. Uns wird er auf diesem Weg mitziehen.
Deshalb haben wir Grund, Gott zu danken. Wir brauchen am Sarg eines lieben Menschen nicht zu verzweifeln und uns in Hoffnungslosigkeit zu verlieren. Wir stehen auf der Seite des Siegers und kommen in den Genuß der Früchte seines Sieges.
Selbst an einem Grabe können wir noch dankbar sein. Wir denken daran, daß Gott einen Menschen in der Taufe zu seinem Kind gemacht hat. Durch viele Jahre seines Lebens hat ihn Gott mit seiner Hilfe und seinem Beistand begleitet. Nun hat er ihn heimgeholt in sein Reich. In Freude und Leid, in guten und in bösen Tagen, war Gott dem (der) Verstorbenen nahe.
Er ist auch uns nahe, wenn wir uns zu ihm halten und uns von ihm helfen lassen. Dann werden wir auch Anteil haben an seinem Sieg und der Zukunft Gottes entgegen gehen. Dann brauchen wir auch keine Angst vor unsrem eigenen Tod zu haben, sondern können getrost durchs Leben gehen. Gottes Sieg über den Tod steht fest. Da kann auch uns nichts passieren.
„Gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus!“ (2. Kor 1,5)
Wir haben alle viel zu leiden in dieser Welt. Heute denken wir besonders an Krankheit. Was müssen doch Menschen alles aushalten, wenn sie krank sind. In jeder Stunde wird tausendfach, ja millionenfach gelitten unter der Krankheit. Und oft ist es doch so, daß die anderen nicht helfen können, daß auch die Ärzte machtlos dastehen und das Ende ist dann der Tod. Manchmal weiß man wirklich nicht, was schlimmer ist, der Tod oder das Leiden, das ihm oft voraus geht. Für manchen ist der Tod einfach die Erlösung von seinem Leiden und man kann nur ehrlichen Herzens darum bitten, daß es bald ein Ende haben möge.
Wir leiden oft unter dem Tod naher Angehöriger oder guter Bekannter. Immer wieder reißt er Lücken in unsre Reihen und wir müssen still halten. Das ist vielleicht noch das Schlimmste am Leiden, daß wir nichts dagegen tun können.
Aber wir leiden auch unter ganz anderen Dingen: Der eine hat vielleicht Schwierigkeiten mit den Nachbarn und versteht sich nicht mit ihnen. Ein anderer wieder leidet unter seiner Arbeit, die er nicht liebt, von der er aber auch nicht loskommen kann! Oder man leidet überhaupt an den Verhältnissen und ist mit sich und der Welt zerfallen. Schon kleine Kinder leiden unter dem Unverstand der Erwachsenen, die Schüler leiden unter ihren Lehrern und Erziehern, die Erwachsenen unter den vielfachen Zwängen und Rücksichten, die nun einmal unser Leben bestimmen.
Nun heißt es hier: Auch Christus hat gelitten! Denken wir nur daran, was er von den Menschen hat aushalten müssen. Die Meisten hielten ihn für einen, der die Gebote nicht hält, die Leute aufwiegelt und neue Lehren verbreitet. Immer wieder hören wir, daß sie ihm nach dem Leben trachten. Und am Schluß ist er dann ja auch tatsächlich umgebracht worden. Was ist da schlimmer: Der körperliche Schmerz oder die innere Qual, nicht verstanden und geachtet zu werden?
Paulus sagt hier: Ich habe auch viel von dem Leiden Christi an mir. Er hatte auch eine schlimme Krankheit und ist dann auch für seinen Herrn in den Tod gegangen Als ehemaliger Jude hat er schlimmste Verfolgungen mitmachen müssen. Sie haben es ihm nicht leicht gemacht, auch nicht in seinen eigenen Gemeinden, auch nicht in Korinth: „Wir haben des Leidens Christi viel!“
Aber Paulus meint: Das gehört eben zum Leben eines Christen mit dazu. Christus und viele seine Jünger haben gelitten. Warum sollte es da uns anders ergehen? Ob es nun ein Leiden um des Glaubens willen ist oder ein körperliches Leiden - unser Leben ist voll davon und es wird auch nicht anders werden.
Aber Paulus weiß auch, wie wir damit fertig werden können: Zwar müssen wir viel leiden, aber umso mehr werden wir auch getröstet. Je größer das Leiden wird, desto größer wird auch der Trost, der uns von Gott kommt. Gott sorgt schon dafür, daß das Leiden nicht zu groß wird, denn sein Trost ist immer noch größer. Dieser Trost hat noch eine ganz andere Qualität als alles Leiden; er liegt sozusagen auf einer anderen Ebene.
Wir sehen das etwa daran, wie eine Mutter sich zu ihrem Kind verhält. Wenn das Kind zufrieden ist und keine Sorgen hat, braucht die Mutter sich weniger um es zu kümmern. Wenn es aber traurig ist und heulend angerannt kommt, dann muß sich die Mutter ganz besonders mit dem Kind befassen und ihm mehr Trost spenden als sonst.
So kennt auch Gott unsre Not und weiß genau, was wir nötig haben. Er ist uns auch mit seinem Troste nahe, wenn wir ihn nur suchen und ihn um seine Hilfe bitten. Er ist uns Menschen in Christus nahegekommen und hat all unsre Not durchgekostet. Deshalb weiß er auch, welchen Trost man nötig hat und wie man trösten muß. Jesus hat immer ein Herz für die Traurigen gehabt. Wir brauchen nur seine Worte zu lesen, wenn wir diesen Trost spüren wollen.
Vor allem wird uns dieser Trost deutlich, wenn ein Mensch aus unsrer Mitte weggenommen wurde durch den Tod. Nur macht Jesus keine leeren Worte, sondern er kann auch garantieren, daß der Tod wirklich überwunden ist. Echter Trost ist ja nur möglich, wenn wirklich die Ursache des Übels beseitigt wird.
Natürlich können wir diesen konkreten Tod jetzt nicht rückgängig machen. Aber Gott wird es tun. Er wird uns ein neues Leben geben. Und dann haben wir Trost gar nicht mehr nötig, weil es keinen Anlaß zum Leid mehr gibt. Wenn uns dieses Ende aber jetzt schon sicher ist, dann können wir schon heute Trost daraus schöpfen. Wir brauchen dazu nur auf den Herrn zu sehen, der gelitten hat, der aber auch getröstet wurde und uns heute trösten will: „Gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus!“
„Darum werden wir nicht müde; sondern ob auch unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert!“ (2. Kor 4,16)
Daß unser äußerlicher Mensch verfällt, merken wir von Tag zu Tag. Solange man noch jung ist, fühlt man sich im Vollbesitz seiner Kräfte und meint wunder, was man schaffen könnte. Und es ist ja auch so: Mit 20 Jahren geht alles doppelt so schnell voran als mit 60 Jahren.
Unser Leben erscheint uns dann wie ein einziger Abstieg. Die Jugend ist das Ideal; das Alter aber erscheint wie ein lästiger Anhang ohne großen Sinn. Viele möchten deshalb ewig jung bleiben. Oder sie möchten nicht alt werden, um die Last des Alters nicht tragen zu müssen.
Die letzte Station auf unsren Weg ist dann der Tod. Er ist der tiefste Punkt des Abstiegs und bereitet uns deshalb soviel Sorgen. Wir möchten ihn gern aus unsrem Leben streichen, aber er gehört unweigerlich mit dazu. Ja, sollen wir nun am Sarge eines lieben Menschen in Mutlosigkeit verfallen und sagen: Es hat ja doch alles keinen Zweck, es geht dem Ende zu und es ist alles trostlos und hoffnungslos?
Paulus denkt nicht so. Gewiß, er sieht auch, wie es den Menschen geht. Er muß es ja an sich selber erleben. Zunächst einmal war er ja selber mit einer unheilbaren Krankheit behaftet. Dann hatte er große Strapazen auf seinen Reisen durchzustehen. Und schließlich ist er auch noch oft verprügelt und verwundet worden. Paulus hat sicher die Schwächen des menschlichen Körpers mit erlebt.
Aber er sagt trotzdem: Wir werden nicht müde! Das, was unser Leben so schwer macht, kann ihn nicht entmutigen; das Alter kann ihn nicht müde machen. Denn in ihm steckt eine Kraft Gottes, die ihn das alles überwinden läßt.
Es kommt doch immer wieder vor, daß wir körperlich müde sind. Aber wenn wir etwa abends noch etwas Schönes vorhaben, ist die Müdigkeit wie mit einem Schlag verflogen. Ein freudiger Anlaß hilft uns über vieles hinweg. Und so macht es Paulus hier auch: Wenn er müde zu werden droht, hält er sich an Gottes Wort und läßt sich wieder neue Kraft und Hoffnung geben. Doch das ist nicht so ein Aufputschen, wie wenn wir Kaffee trinken. Nein, hier werden wirklich neue Kräfte geschenkt, die eine dauernde Besserung mit sich bringen.
Paulus drückt es hier so aus: Unser innerlicher Mensch wird von Tag zu Tag erneuert. Äußerlich gesehen mag es bergab gehen. Aber innerlich geht es bergauf. Der äußere Mensch verfällt, aber der innere Mensch wächst. Das kann man bei vielen alten Leuten beobachten: Sie erlangen eine innere Weisheit und Einsicht, die sie auf eine ganz andere Art schön erscheinen läßt als junge Menschen. Aber sie haben auch mehr ein offenes Ohr für die Dinge des Glaubens. Wenn man erst einmal älter wird, dann sehen viele Dinge gleich ganz anders aus. Sollen wir nun sagen: Glauben ist etwas für alte Leute; wenn man krank und schwach ist, kann man sich damit befassen!? Gott will es anders: Gerade wenn wir uns stark fühlen, wenn uns alles gut von der Hand läuft, auf der Höhe unsres Lebens, will er mit uns zu tun haben. Also nicht erst, wenn unser äußerer Mensch abnimmt. Denn dann muß der innere Mensch schon herangewachsen sein, damit wir über die Krise des äußerlichen Verfalls hinwegkommen.
Das ist wie bei einer Schlangenhaut: Wenn eine Schlange die alte Haut abstößt, dann hat sie darunter schon eine neue, viel schöner und haltbarer als die alte. Und so müssen wir auch gerüstet sein für den Augenblick, in dem unser Körper endgültig zerfällt und äußerlich gesehen nichts mehr bleibt.
Gott aber macht uns die Zusage, daß sich unser innerer Mensch von Tag zu Tag erneuern kann und auf den ganz neuen Menschen zuwachsen kann. Dieser neue Mensch wird aber dann auch in die Ewigkeit hinein Bestand haben und der Tod kann ihm nichts mehr anhaben
Bei Jesus ist auch der äußere Leib zerfallen. Aber in der Auferstehung hat sein innerer Mensch den Tod überwunden. Der Tod hat nur Macht über das Äußere. Was aber in die Ewigkeit hinein bleibt, das hat nur Gott in seiner Gewalt.
Wir müssen nicht müde und gelähmt unsrem Tod entgegen gehen. Gott verheißt uns, daß er unsren inneren Menschen von Tag zu Tag erneuern will und ihn schließlich ganz neu machen will in der Auferstehung. Wir haben Angst, weil unser äußerlicher Mensch verfällt; aber wir dürfen uns auch freuen, weil unser innerer Mensch dadurch wächst. Deshalb dürfen wir diesen Entschlafenen auch getrost der Erde überlassen. Er schläft nur der Ewigkeit entgegen in der Gott seinen inneren Menschen wieder ganz neu machen wird.
„Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern au£ das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich. was aber unsichtbar ist, das ist ewig!“
(2. Kor 4,17-18)
Liebe Angehörige, Sie werden im Augenblick sicherlich nicht sagen können, daß Ihre Trübsal leicht und nur von kurzer Dauer sei. Zu sehr stehen Sie noch unter dem Eindruck der letzten Tage und was an ihnen geschehen ist. Zu sehr sind Sie in tiefste Trübsal gestürzt worden, als daß Sie sich jetzt leicht wieder daraus erheben könnten.
Die Zeit heilt Wunden! sagt man. Das mag so sein. Aber auch wenn die Wunden vielleicht zuheilen, so bleiben doch Narben zurück. Der offene und wühlende Schmerz wird nachlassen, aber es wird doch nie wieder ganz so werden wie vorher. Dafür ist doch viel zu sehr der Nerv dieser Lebensgemeinschaft durchschnitten und eine Lücke entstanden, die nicht wieder zu schließen ist.
Aber Paulus meint hier, daß diese Trübsal einfach notwendig ist, damit es nachher anders werden kann. Nur wenn man vorher das tiefe Tal durchschritten hat, kann man sich nachher auch an dem schönen Rundblick auf der Höhe erfreuen. Nur wenn man die Kälte des Winters gespürt hat weiß man die Wärme des Frühlings zu schätzen.
Man muß immer schon auf den nächsten Abschnitt schauen, dann läßt sich der gegenwärtige leichter ertragen. Wenn man das Ende kennt, dann ist die Gegenwart nicht ungewiß und läßt sich leichter bewältigen.
So gilt es auch jetzt im Angesicht des Todes auf das zu sehen, was nach diesem Leben kommt. Gewiß, wir müssen jetzt durch Trübsal hindurch, aber am Ende wartet eine über alle Maßen wichtige Herrlichkeit auf uns.
Aber halten wir denn das Leben bei Gott tatsächlich für so wichtig? Meist sind doch die Aufgaben des Berufs, der Familie und des öffentlichen Lebens viel mehr im Vordergrund. Das nimmt doch oft unsre ganze Zeit und Schaffenskraft in Anspruch.
Für einen kranken Menschen aber verschieben sich die Maßstäbe schon ganz beträchtlich. Er ist schon froh, wenn er sein Leben erhalten kann, und er ist für jeden Tag dankbar. Vollends werden sich aber die Gewichte verschieben, wenn dieses Leben einmal ein Ende hat. Vielleicht werden wir tatsächlich erst erkennen, was wir an Gott haben.
Gewiß, dieses Leben ist auch herrlich und wir hängen ja auch mit allen Fasern unsres Herzens daran. Aber all das ist gewissermaßen nur die Außenseite der eigentlichen Herrlichkeit. Das ist wie bei einem Haus, dessen äußere Fassade uns schon zusagt, das wir aber erst dann zu schätzen wissen, wenn auch das Innere zur vollsten Zufriedenheit ausgefallen ist. So dürfen wir auch nach diesem Leben in das Haus Gottes eingehen und werden dann erst so richtig erfahren, was Leben ist. Natürlich sind wir Menschen, die mehr auf das Sichtbare sehen. Wir glauben eher, was wir sehen können als das, was wir hören. Gottes Welt kann man nicht in allen Einzelheiten vor Augen sehen. Deshalb fällt es uns so schwer, daran zu glauben.
Paulus aber wertet unsre Maßstäbe um. Er sagt: Was sichtbar ist, das ist zeitlich und das vergeht auch mit der Zeit. Das ist der Preis, den wir für dieses schöne Leben auf dieser schönen Erde zu zahlen haben: es ist eben vergänglich!
Was aber unsichtbar ist, das ist ewig! Es gibt so vieles, das unsichtbar ist und das doch eine sehr handfeste Wirklichkeit ist: die Liebe des Ehemannes und Vaters, die Achtung der Arbeitskollegen, die Anerkennung der Mitmenschen - all das kann man nicht direkt sehen, aber es ist doch da und wird auch immer bleiben. Ebenso wird auch die Liebe Gottes bleiben. Wir können ihn nicht sehen. Aber er wacht doch über unsrem Leben und Sterben und sorgt dafür, daß wir nicht einfach verloren gehen. Seine Macht reicht auch über unsren leiblichen Tod hinaus.
Das kann uns auch trösten in unsrer Trübsal. Nur von Gott her kann ihr ein Ende gesetzt werden. Und nur Gott kann machen, daß sie für uns tragbar wird. Wer ein festes Vertrauen zu diesem Gott hat, der wird auch erfahren, wie dieser Gott helfen kann. Er ist nicht einfach fern und unsichtbar, sondern er ist da bei uns, wenn wir seine Hilfe haben wollen.
Vor allem will er uns dahin bringen, daß wir von unsrer Trübsal wegsehen und seine Herrlichkeit erkennen. Noch ist sie uns verborgen. Aber sie wird in vollem Glanz aufstrahlen, wenn wir unsrem Schöpfer und Herrn gegenüber stehen und uns von seiner Liebe umfangen lassen. Er hat Macht über unser Leben; er hat aber noch mehr Macht, uns ein neues Leben zu geben. Deshalb wollen wir ihm vertrauen und ihm alles befehlen: Er wird schon alles zur Herrlichkeit vollenden!
„Wenn unser irdisch Haus, diese Hütte zerbrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel!“ (2.Kor 5,1)
Jedes Haus wird einmal alt. Es kann Jahrhunderte stehen, man kann es gut pflegen und erhalten. Aber eines Tages entspricht es doch nicht mehr den Anforderungen. Einige wenige Beispiele bleiben als Museum erhalten, aber die Regel ist doch, daß ein altes Haus abgerissen werden muß.
So ist es auch mit dem Menschen, zumindest mit seinem Körper. Der wird alt und schwach und kann nicht mehr in dieser Welt bleiben. So nie er ist, taugt er nicht in die neue Welt Gottes. Deshalb muß er ein Ende haben und zerstört werden.
Dieses Ende kann für den Betroffenen und seine Angehörigen furchtbar sein. Wie qualvoll und langgezogen ist doch oft das Leiden und Sterben eines Menschen. Die Ärzte können ihm nicht mehr helfen, bestenfalls noch das Leiden lindern. Seine Angehörigen können nichts anderes tun, als ihn gut zu pflegen und ihm seine letzten Tage noch so angenehm wie möglich zu machen. Und dann merkt der Betreffende auch, daß es mit ihm zu Ende gehen wird. Er deutet dieses Wissen auch an, aber er möchte es doch nicht von den anderen bestätigt bekommen. Da ist es schwer, in rechter Weise mit ihm zu reden.
An sich gibt es da nur eine Möglichkeit: Wir können nur auf Gott verweisen, der diesem Leben ein Ende macht, um uns ein neues zu geben. Menschliche Tröstungsversuche können ja nur eine bedingte Hilfe sein. Wenn schon, dann ist es besser, sich gleich an Gott zu wenden.
Gott allein ist es, der etwas Neues an die Stelle unsres irdischen Körpers setzen kann. Wenn man ein Haus abreißen muß, dann ist es gut, wenn man schon ein anderes hat, in das man einziehen kann. Dann sind alle Probleme gelöst und man wird bald dem alten Haus nicht mehr nachtrauern. Schließlich hat man sich ja verbessern können und wird sich auch bald in der neuen Umgebung wohl fühlen. Wenn man eine Ausweichmöglichkeit hat, dann ist alles nicht so schlimm.
So dürfen wir auch nach dem Tod hinüberwechseln in das Leben bei Gott. Nur diese Gewißheit kann uns den Schmerz über das Ende unsres irdischen Daseins leichter machen. Damit ist nicht gesagt, daß es überhaupt leicht sei. Dafür hängen wir zu sehr an diesem Leben. Mancher merkt erst, was er am Leben hat, wenn er es hergeben soll. Oft leben wir doch viel zu selbstverständlich in den Tag hinein. Wenn dann einer aus unsrer Mitte weggerissen wurde, dann denken wir eher einmal über alles nach.
Wichtig ist dabei aber, daß wir nicht zu kurzschlüssig denken. Wir sollten dabei nicht nur über den Tod nachdenken, obwohl das natürlich nahe liegt, weil wir das ja direkt vor Augen haben. Wir sollten vielmehr auch unsren Blick auf die Auferstehung richten, weil nur das über die gegenwärtige Trauer hinweghelfen kann.
Halten wir uns noch einmal das Bild vom Haus vor Augen, das Paulus hier verwendet. Er will doch damit sagen: Die Welt Gottes wird ähnlich sein wie die irdische Welt. Nur wird das Haus dort nicht von Händen gemacht sein und damit auch dem Verfall preisgegeben sein, sondern es wird ewig sein.
Letztlich ist damit der neue Leib gemeint, den Gott uns geben will. Der alte war wirklich nur wie eine baufällige Hütte. Der neue aber wird uns erst richtig angemessen sein.
Unser Leben läuft auf dieses Ziel zu, bei Gott zu sein. Diese(r) Verstorbene hat dieses Ziel schon erreicht. Sie (Er) hat Leiden und Schmerzen überwunden und darf sich nun eines ungestörten und frohen Lebens erfreuen
Uns wird einmal der gleiche Weg bevorstehen. Dieses Wissen sollte uns zu der Einsicht bringen, daß dieses Leben mit seinen Leiden und Freuden, seinen Aufgaben und Pflichten, seinen Besitz und seinen Verlusten nicht das Letzte ist. Der Tod dieses Menschen will uns ermahnen auf Gott zu sehen, der unser Herr im Leben und im Tod ist. Er will uns über diesen Verlust hinweg helfen und uns beistehen bei der Bewältigung unsres eigenen Lebensweges. Dieser wird anders verlaufen als der anderer Menschen, weil wir als Ziel das Leben bei Gott haben.
,,Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn!" (2. Kor 5,8)
Ein alter Mensch äußert manchmal, daß er genug vom Leben habe und sterben wolle. Wenn man die Arbeit des Lebens getan hat, wenn man kaum noch etwas Nützliches für die Gemeinschaft tun kann, wenn man im Gegenteil noch anderen Menschen Mühe macht, dann wäre es besser, von der Bühne des Lebens abzutreten. Mancher hat sogar das Gefühl, er sei im Wege und würde doch nur als eine Last empfunden, auch wenn das in Wirklichkeit gar nicht so ist.
Doch auf der anderen Seite kann man dann doch wieder feststellen, daß jeder Mensch am Leben hängt. Da macht er auf einmal noch Pläne für die Zukunft, besorgt noch dies und das, will dieses oder jenes noch einmal sehen. Man redet zwar vom Sterben. Aber in Wirklichkeit denkt man doch, daß es damit noch etwas Zeit hätte.
Nun ist es natürlich recht, wenn man auch den Gedanken an den Tod in seine Überlegungen mit einbezieht. Einmal kommt unweigerlich unser letzter Tag. Da ist es gut, wenn wir darauf gewappnet sind. Zu unserem Leben gehört auch die rechte Vorbereitung auf den Tod. Gerade wenn man schon im vorgerückten Alter ist, werden solche Überlegungen mehr in den Vordergrund treten.
Paulus war allerdings noch in den besten Jahren, als er an die Korinther schrieb: „Ich habe vielmehr Lust, außer dem Leib zu wallen!“ also außerhalb seines irdischen Leibes zu leben. Er stellt sich offenbar vor, daß er seinen irdischen Leib verlassen kann und ohne ihn umhergehen kann. Im Tod fällt die materielle Hülle ab und der Mensch kann frei von irdischen Gebundenheiten sich bewegen.
Vor allem wird Paulus daran denken, daß dann alle Anfeindungen aufhören, die Strapazen seiner Missionsreisen und der Spott seiner Gegner. Es kann auch einmal sein, daß man den Kampf des Lebens müde ist, daß man einfach nicht mehr will.