Hochstädter Häuser

Das alte Hochstadt ist nicht mehr das alte

 

Hochstadt wird auch als das „hessische Rothenburg“ bezeichnet. Daran ist schon etwas Wahres. Viele Fachwerkhäuser und die zu einem gewissen Teil noch erhaltene Ringmauer machen einen altertümlichen und anheimelnden Eindruck. Vor allem die Hauptstraße ist so etwas wie die gute Stube von Hochstadt (und Maintal). In anderen Orten kommt man aus der Landschaft in ein Dorf, durchfährt es und ist bald auf der anderen Seite wieder heraus in der Landschaft. Der Ort war gesichtslos und hinterläßt keinen Eindruck. Das alte Hochstadt aber betritt man durch das Obertor, gelangt zu die Gruppe von Kirche, Schule und Pfarrhaus, trifft dann auf Rathaus und Gaststätten, bemerkt die Weitung der Straße im Unterdorf und erfährt das Haus Klosterhofstraße 2 wie einen gelungenen Abschluß eines schönen Dorfes. Das Untertor fehlt zwar. Aber die Hauptstraße verliert sich dennoch nicht in der Weite des Raums.

Man muß sich allerdings klarmachen, daß das ganz alte Hochstadt noch anders aussah. Da waren alle Häuser bis auf die Amtsgebäude aus Holz und mit Stroh gedeckt. Was wir heute so schön finden, das ist der Zustand des 17. und 18. Jahrhunderts mit den Fachwerkhäusern und gepflasterten Straßen.

Aber auch dieser Zustand ist seit den Gründerjahren um das Jahr 1900 gestört durch große Klinkerbauten (Hauptstraße 12, 18, 21, 36, 53), durch ganz aus Stein gebaute Häuser (Pfarrhof 2, Hauptstraße 22 b, 43, 47, 59) und durch gemauerte Unterstockwerke.

In den siebziger Jahren wollte man noch alles modern machen: An der südlichen Ringstraße wurde mit Hilfe der Gemeinde ein weiterer Teil der Ringmauer abgetragen. Scheunen wurden wegerissen und durch Garagen ersetzt. Die Brandversicherung hat das stark gefördert und zum Teil sogar den Abriß finanziert. Die Hauptstraße wurde geteert und mit Gehsteigen versehen. Eine Ampelanlage mußte am Obertor den Durchgangsverkehr regeln. Es sollte Luft in die alten Gemäuer kommen, eine neue Zeit war angebrochen.

In den achtziger und neunziger Jahren setzte ein Umdenken ein. Damals wurden Professor von Staden und der Architekt Gerster aus Bruchköbel als Berater gewonnen. Eine Erhaltungssatzung wurde aufgestellt und es gab finanzielle Zuschüsse für Denkmalschutzmaßnahmen. Der damalige Baustadtrat Schreiber trieb die Erneuerung Hochstadts im alten Stil voran. Auch viele Hauseigentümer zogen mit und wollten aus eigenem Antrieb ihr Anwesen verbessern, ohne dabei auf den heutigen Komfort verzichten zu müssen.

Heute ist der ganze Ortskern einschließlich der unteren Hauptstraße bis zur Klosterhofstraße als Ensemble denkmalgeschützt. Darüber hinaus sind 60 Bauwerke unter speziellen Denkmalschutz gestellt (Liste in der Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“, Seiten73 bis 80).

Doch im Laufe der Jahre wurde die Erhaltungssatzung mehr und mehr vernachlässigt. So kam es dazu, daß in den Jahren nach 2000 die Bausünden der Zukunft zugelassen wurden. Ich kann jetzt etwa 70 Jahre der Veränderungen in Hochstadt überblicken. Und wenn ich dann die verdienstvollen zwei Bücher von Herrn Schellmann ansehe, dann erschrecke ich darüber, wieviel alte Substanz in Hochstadt verlorengegangen ist. Das heutige Hochstadt ist nicht mehr das Hochstadt meiner Kindheit und Jugend. Damals habe ich auf solche Dinge nicht geachtet, ich war der Meinung, das sei alles selbstverständlich und es sei überall so. Vielleicht erkennt man erst, was man am Heimatort hat, wenn man jahrzehntelang in der Fremde war. Jede Generation hat wieder Teile des alten Hochstadt preisgegeben. und wenn Herr Schellmann in seinen Büchern alt und neu gegenüberstellt, dann wird man wohl in Zukunft von seinen heutigen Bildern sagen: „Ach, so sah das damals 2015 noch aus!“

Im Folgenden will ich die Häuser im alten Ortskern beschreiben und die gelungenen und mißlungenen Beispiele ihrer Erhaltung schildern. Dabei fasse ich auch zusammen, was ich schon im meiner Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“ und in meinem Buch „Hochstädter Familien“ geschrieben habe.

Ringmauer

Schon 1231 war den Reichsfürsten befohlen worden, die Städte durch feste Mauern zu schützen. Auch Dörfer umgaben sich mit Ringmauern und Gräben. In unserer Gegend sind dies Bergen, Fechenheim, Hochstadt, Wachenbuchen und Dörnigheim; Bischofsheim hatte einen Wall und Graben und Hecke. Die Hochstädter Ringmauer wurde deshalb wahrscheinlich im 13. Jahrhundert erbaut. Sie soll 1333 erstmals erwähnt worden sein.

Laut einem Buch (das als Hanauer Geschichtsdblätter 51 herausgekommen ist) soll die Ringmauer erst aus dem 15. Jahrhundert sein. Einziges Argument ist die Bauart, vor allem die Dicke der Mauer. Nur die Wachenbucher Ringmauer könnte aus dem 14. Jahrhundert sein, weil die schmaler ist. Die Hochstädter Ringmauer hat hohe Flankentürme und niedrigere Schalentürme und Schießscharten. Im Norden ist die fast vollständig erhalten.

Wilhelm Mankel gibt an, die Ortsmauer habe früher auf der Höhe der Brunnenstraße geendet. An der Hauptstraße sei ein Graben mit einer Brücke gewesen. Wenn man sich den alten Ortsplan von 1715 ansieht und sich die heutigen Neubauten im Bereich des Gasthofs „Zur goldenen Krone“ wegdenkt, dann geht tatsächlich eine Linie von der Brunnenstraße zu der Stichstraße, die von der r Bogenstraße am Haus 20 abzweigt. Die dortige Grundstücksmauer aus Kalkstein könnte dann ein Rest jener ursprünglichen Ringmauer sein. An beiden Enden dieser Linie standen in der Ringmauer  sogenannte „Rondelle“. Auch die (heute nicht mehr verwendeten) Flurbezeichnungen „Oberdorf“ und „Unterdorf“ deuten vielleicht auf eine solche Teilung hin.

Die Fläche des Dorfes war bei der Errichtung der Mauer noch nicht vollständig mit Wohnstätten bebaut. Doch die freien Bauplätze wurden nach und nach ausgefüllt. Öfter ist von einem „Hof­raitheplatz“ die Rede, also einem noch unbebauten Grundstück. Am 26. November 1708 wird den Einwohnern befohlen, entweder die Bauplätze im Ortsbereich selber zu bebauen oder innerhalb eines halben Jahres zu verkaufen (bei Androhung von 30 Gulden Strafe). Daß die Mauer früher als die heutigen Häuser errichtet wurde, zeigt auch der gleichmäßige Abstand der Häuser bzw. des Wehrgangs von der Mauer.

Die Mauer, die heute nur noch an der Nordseite einigermaßen vollständig erhalten ist, war etwa 960 Meter lang (nicht 1.100 Meter, wie man es meist lesen kann), etwa 80 Zentimeter dick und bis zu vier Meter hoch. Die Mauer wurde ergänzt durch Türme. Die niedrigen Türme heißen „Rondell“ und waren durch eine Zwischen­decke aufgeteilt, so daß oben und unten Verteidiger stehen konnten und durch die Schießscharten schießen konnte. Die Frage ist, wie viele Türme die Mauer hatte und wie hoch diese waren.

Die alten Ortspläne sind in dieser Frage nicht eindeutig. Das Original des Plans von 1715 zeigt überhaupt keine Türme. Es gibt aber eine Art Abschrift in Schwarzweiß mit der Überschrift „Flecken Hochstadt 1715“. Dieser Plan dürfte auch alt sein, denn er zeigt alte Schrift, enthält aber auch die Türme. Und dann gibt es noch einen Lageplan von 1920, in den auch die Türme eingezeichnet sind, aber natürlich sind nur die in der Mauer noch vorhandenen Türme wirklich zuverlässig wiedergegeben.

 

Das Gelände wurde „Schied“ oder „Schütt“ genannt, und zwar an der Nordseite „Bettelschütt“ und an der Südseite „Konradschütt“. Der heutige „Wallgraben“ dient nur der Entwässerung, früher gab es hier nur eine freie Fläche.

Allerdings hätte die Mauer gegen feindliche Truppen nichts ausrichten können. Aber Räuber und einzelne Reitertrupps hat man dadurch schon abwehren können. Zumindest galt Hochstadt sicherer als Bischofsheim, das nur eine dichte Hecke als Befestigung hatte, so daß im 17. Jahrhundert Einwohner von Bischofsheim in Hochstadt Schutz suchten (die Familie der siamesischen Zwillinge stammte aus Bischofsheim).

 

Ein Abrücken von der alten Bauordnung erfolgt ab 1830. Die alte Numerierung der Häuser gibt wohl das Alter des Hauses an. Dann wäre die Reihenfolge der Errichtung der Häuser im untersten Teil der Hauptstraße und dann östlich des Obertors wie folgt gewesen: Hauptstraße 55, Hauptstraße 57, Im Brand 2, Hauptstraße 44, Hauptstraße 59, Bischofsheimer Straße 1, Hauptstraße 40, ein weiteres Haus, Hanauer Straße 4, Klosterhofstraße 2, Kalkhausstraße 1, zwei weitere Häuser, Klosterhofstraße 1, Ringstraße 1, Am Felsenkeller 11, Hanauer Straße 6 (erbaut 1901), Ringstraße 7, Bischofsheimer Straße 5, Bischofsheimer Straße 4 und Ringstraße 5. Es ist also nicht so, daß der Wirt Kaspar Schäfer als erster außerhalb der Mauer 1839 das Gasthaus „Zum Neuen Bau“ errichtete (zwar 1839, aber nichts als Erster).

Auch an der Ostseite des Dorfes wird gebaut. Der Schweinehirt wohnt 1839 schon 100 Schritte vom Ort. Nach 1847 wohnt Philipp Weber 200 „Gänge“ vom Ort in dem heutigen Haus Hanauer Straße 24. Und 1854 gibt es schon vier Hundehalter, die mehr als 100 „Gänge“ vom Dorf wohnen (und deshalb keine Hundesteuer zu zahlen brauchen). Im Jahre 1869 wird an Johann Hensel ein Bauplatz am Obertor verkauft. Er bricht 1892 einen Teil der Ringmauer ab und baut ein Haus. In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts werden viele Bauplätze außerhalb der Mauer von der Gemeinde verkauft. Auch ein Stück Gang innerhalb der Ringmauer wird 1891 verkauft und 1892 in einem Turm eine Wohnung eingerichtet.

    

Um die Jahrhundertwende wird der größte Teil der südlichen Ringmauer abgebrochen bis auf einen Rest am Obertor und im west­lichen Bereich. Im Jahre 1927 besichtigt der Bezirkskonservator die Befestigungsmauer und macht folgende Vorschläge: Schaffung einer mulden­förmigen Betonlage auf der Mauer, die mit Lehm gefüllt und eingesät wird (heute noch im Nordteil zu sehen, allerdings ohne Gras), Schließung der Türöffnungen, torbogenmäßiger Abschluß der Durchbrüche, Beseitigung der Materialhallen und Lattenzäune und Anlage eines Grünstreifens vor der Mauer.

In den siebziger Jahren wird ein weiteres Stück der südlichen Mauer abgerissen. Heute steht nur noch ein Teil Mauer an der Ostseite und ein Turm mit einem Stück Mauer an der Westseite. Dieser Turm steht nur deshalb noch, weil die Eigentümerin des dahinterliegenden Hauses, Frau Danziger, sich strikt geweigert hat, den Turm beseitigen zu lassen. Die Gemeinde Hochstadt hatte ihr das Angebot gemacht, die Mauer einzureißen und die Steine kostenlos abzufahren, so wie sie das schon im Bereich weiter östlich getan hatte. Nur dem Einspruch der Frau ist es zu verdanken, daß dieser Turm noch steht (Damals war Philipp Ziegler der Bürgermeister Hochstadts. doch die nördliche Ringmauer hat er instandsetzen lassen). Heute wird gesagt, der Turm sei Privateigentum und ginge die Stadt nichts an

 

Die Türme an der Nordseite wur­den nach dem ersten Weltkrieg abgerissen. Im Bereich zwischen Güldnergasse und Schützenstraße kann man noch hinter der Mauer hergehen. Einige Schießscharten in der Mauer sind zugemauert, weil sie im Winter oft von Einwohnern genutzt wurden, um Hasen zu schießen. Am 24. Juni 1784 wird über eine besondere Art von Wilddieberei geklagt: das Hasen-Schießen. Dabei werden vor der nördlichen Ringmauer in mondhellen Winternächten abgeschnittene Apfelbaumzweige ausgelegt. Dadurch werden die Hasen angelockt und können von den Schützen hinter der Mauer geschossen werden. Daraufhin wurden einige Schießscharten in der Mauer zugemauert (heute noch zu sehen). Wenn aber vor der Mauer freies Schußfeld war, dann hat es damals wohl auch keinen Graben gegeben. Was sollt er auch, denn wegen des abschüssigen Geländes konnte man ihn ja nicht mit Wasser füllen. Der jetzige kleine Graben wurde erst in den siebziger Jahren angelegt, vielleicht zusammen mit der neuen Straßenbezeichnung „Wallgraben“.

 

Nördliche Ringmauer:

Obertor von  außen:

Das kunstlose Turmgebäude hat ein Zeltdach, kleine Fenster oder Schießscharten und eine aufgemalte Eckquaderung. Es wurde wahrscheinlich 1589 / 1590 erbaut, weil in diesem Jahr auch das Untertor erbaut wurde. Das Obertor ist Teil der rund um den Ort laufenden Ringmauer. Da diese aber älter ist als das Tor, muß an dieser Stelle schon ein Vorgängerbau gestanden haben. In der Decke des Tor­bogens ist eine Öffnung zu sehen, die wohl ursprünglich beim Bau zum Hochziehen des Materials diente, durch die man aber auch Steine oder Pech oder heißes Wasser auf mögliche Feinde schütten konnte.

Der Torbogen war durch ein doppelflügeliges Holztor gesichert. Die Angeln des Tores und die Löcher für den Sperrbalken kann man noch sehen. Im Jahre 1866 besiegte Preußen die Österreicher und ihre süddeutschen Verbündeten, auch die Hessen. Der Ort Hochstadt durfte keine Festung mehr sein. Deshalb wurde das Holztor beseitigt und die Flügel 1868 verkauft.

Außerhalb der Ringmauer steht nördlich neben dem Obertor die östliche Scheune des Grundstücks Hauptstraße 2. Die Fläche nördlich davon gehört heute auch zu diesem Grundstück, war aber ein eigenes Grundstück mit der Hausnummer Ringstraße Nord 1. Das Haus stand innerhalb der Ringmauer und war so alt, daß es beim Abriß  in der Küche noch eine offene Feuerstelle hatte.

Der Kastanienbaum vor dem Friedhof war lange Jahre ein Blickfang, ob man nun aus dem Dorfinneren zum Obertor hinausschritt oder von der Hanauer Straße in den Ort strebte. Besonders im Frühjahr zog der in voller Blüte stehende Baum wegen seiner verschwenderischen Pracht alle Blicke auf sich. Die Wurzeln reichten bis in die Keller der gegenüberliegenden Häuser. Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Linde. Vielleicht wurde sie von einem Blitz getroffen. Jedenfalls wurde sie von einem Sturm umgeworfen. In der Gemeinderechnung heißt es 1756, daß das Holz der alten Linde am Obertor am 15. Juli verkauft wurde. In der Gemeinderechnung von 1757 heißt es dann: „Drei Albus für ein Kastanienbäumchen zu setzen vor dem Obertor, wo die alte Linde stand“. Diese Kastanie stand rund 200 Jahre. Dann mußte sie gefällt werden, weil immer mehr Zweige her­unter­gebrochen waren. Im Jahre 1958 oder 1959 wurde dann wieder eine Linde gepflanzt. Diese schmückt heute in stattlicher Größe den Eingang zum Friedhof in Hochstadt.

Die Nordseite Hochstadts ist weit und breit das einzige Beispiel für das Aussehen früherer Dörfer. Nur hier ist die Abfolge Wohnbebauung – Ringmauer - Gemüsegärten - Weingärten bzw. Streuobstwiesen noch erhalten. Es hat allerding schon viele Begehrlichkeiten gegeben, hier Bauland auszuweisen. Der ursprüngliche Zustand ist ja auch heute schon gestört durch Hallen, Hütten, Festplatz, Reiterhof, Abfallsammelstelle und Friedhof. Auch der Parkplatz ist nicht unbedingt eine Zierde, wenn auch dringend erforderlich. Der städtische Eigenbetrieb hat das Gelände aber vorbildlich hergerichtet und hält es in Ordnung.

Auf der Nordseite hatte die Mauer sechs Türme, davon mindestens zwei hohe Türme.

Die Türme haben ungefähr folgende Durchmesser:

  • Rondell Ringstraße Nord 1: Die Außenmaße betragen 5,50 Meter, der Innendurchmesser 3,90 Meter, also ein Rondell wie an der Guldnergasse. Der Abstand zum Obertor und zu dem Turm am Kirchberg ist allerdings nicht sehr groß. Dieser Turm könnte aber als zusätzlicher Schutz für den Kirchhof als den letzten Rückzugsort gedacht gewesen sein
  • Straße „Am Kirchberg“: Wenn es einen weiteren hohen Turm gab, dann müßte der am Ende der Straße „Am Kirchberg“ gestanden haben, nämlich ein Ausguck wie der runde Turm an der Westseite. Die heutige Maueröffnung ist jedoch 4,90 Meter breit und auch wenn man 1,60 Meter abzieht für die Mauern des Turms bleiben immer noch 3,30 Meter, also mehr als bei dem anderen hohen Turm. Auf dem Plan von 1920 ist der Turm an der Westseite auch mehr in die Mauer hineingestellt und deutlich im Durchmesser kleiner. Der Turm am Kirchberg ist dagegen deutlich breiter und im Westen noch von außen vor die Mauer gesetzt. So wird es sich hier auch um ein Rondell gehandelt haben. An dieser Stelle ist übrigens eine breitere Grundmauer zu sehen, es könnte sein, daß man die Hauswand mit den Steinen der Ringmauer neu aufgebaut hat. Man könnte die Existenz eines Turms an dieser Stelle in Zweifel ziehen, weil ganz in der Nähe einanderes Rondells steht. Aber dies war schließlich die gefährdetste Stelle des Ortes. Und weshalb hätte man sonst zwischen den Häusern so einen breiten Raum gelassen, der auch auf der Karte von 1715 schon zu sehen ist? Dieses kurze Stück Straße führt nicht zu einem Haus wie die anderen Straßen, die an der Mauer endeten. Dieser Turm ist das Gegenstück zu dem Turm in der Ringstraße Süd 10, der etwa auf der gleichen Höhe steht.
  • Guldnergasse : Der Turm am Ausgang der Guldnergasse war offenbar auch ein Rondell, denn der Ansatz zu der Rundung ist auf der Ostseite noch zu sehen und der Durchmesser ist auch ungefähr so wie bei dem Turm Nordstraße 1. Die Öffnung ist heute 4,70 Meter breit. Man muß aber noch 80 Zentimeter Ansatz der Rundung hinzurechnen, so daß man auf 5,50 Meter kommt. Davon wieder 1,60 Meter Mauerstärke abgerechnet ergibt ein Innenmaß von 3,90 Metern.
  • Rondell in der Mitte des Ortes: Außen 4,50 Meter, innen oben 2,90 Meter. Hier war offenbar das Ende der ersten Dorfmauer, die das Oberdorf nach Westen abschloß.

Der Durchbruch an der Schützenstraße hat nur ein Innenmaß von 3,30 Meter, hier hat kein Turm gestanden. Östlich davon wurde im Zweiten Weltkrieg ein Feuerlöschteich gebaut, der nach dem Krieg auch als Schwimmbad genutzt wurde. Die Mauer direkt an der Ringmauer ist heute noch zu sehen.

Im Bereich zwischen Guldnergasse und Schützenstraße ist der Gang hinter der Ringmauer noch begehbar. Auch kann man hier das Rondell sehr schön von innen sehen, mit seinen zwei Stockwerken und den Schießscharten.

Runder Turm im Westen: Außen 4,50 Meter minus 2 mal 80 Zentimeter Mauer ergibt einen Innendurchmesser von 2,90 Metern. - Zwischen beiden Türmen befindet sich der „Katze-Baum“. Der Weißdornbaum wurde nach dem Juden Salomon Katz benannt, der in der Ritterstraße 9 wohnte und oft unter diesem Baum saß. Der Baum wurde 1997 von einem Gärtner der Stadt gefällt, aber inzwischen durch einen neuen Baum ersetzt.

  •  „Narrenhaus“

Der viereckige hohe Turm an der Westseite der Ringmauer wird das „Narren­haus“ genannt.

Dies ist keine volkstümliche Bezeichnung, denn der Name kommt schon in der Gemeinderechnung von 1798 vor, als erwähnt wird, daß Jacob Emmel den Turm gefegt hat. Hier hat man in früheren Zeiten Geistesgestörte untergebracht, aber keine vermeint­lichen „Hexen“. Im Jahre 1601 muß die Gemeinde viel Geld ausgeben für eine Frau aus Dörnigheim, die „narrisch im Turm gesessen“. Er könnte aber auch - neben den Tortürmen - als Gefängnis benutzt worden sein. Im Jahre 1600 wird ein Mann aus dem Frankenlande in Wachenbuchen beim Diebstahl erwischt und in Hochstadt für acht Tage in den Turm gesperrt. Als zum Beispiel 1608 einer sagt: „Wenn ich die Summe schulde, sollen hunderttausend Teufel kommen und mich zerreißen!“ kommt er wegen des Fluchs in den Turm.

Die Eingangstür ist von innen vom Wehrgang aus und nur über das Grundstück Trinkbrunnenstraße 5 zu erreichen oder die (verschlossene) Tür rechts neben dem Turm. Durch eine spitzbogige gotische Tür gelangt man in einen überwölbten Raum, in den kein Licht fällt. Rechts befand sich bis etwa 1900 ein Halseisen. Bis zu die­ser Zeit wurden hier noch Jugendliche für einige Stunden eingesperrt, die einen Dumme-Jungen-Streich verübt hatten und denen damit Angst gemacht werden sollte.

Der Turm ist durch eine steinerne Decke unterteilt. Er muß aber früher eine Holzbalkendecke gehabt haben, denn die Löcher für die Balken sind noch zu sehen. Er hat im oberen Teil keine Schießscharten wie die Rondelle, war also wohl mehr ein Beobachtungsturm. Der Turm hat bis etwa 1800 ein „spitzes“ Dach gehabt, vielleicht ähnlich dem des Obertors.

 

  Die Eingangstür ist von innen vom Wehrgang aus. Durch eine spitzbogige gotische Tür gelangt man in einen überwölbten Raum, in den kein Licht fällt. Rechts befand sich bis etwa 1900 ein Halseisen. Bis zu die­ser Zeit wurden hier noch Jugendliche für einige Stunden eingesperrt, die einen Dumme-Jungen-Streich verübt hatten. Der Turm ist durch eine steinerne Decke unterteilt. Er muß aber früher eine Holzbalkendecke gehabt haben, denn  die Löcher für die Balken sind noch zu sehen. Der Turm hat im oberen Teil keine Schießscharten wie die Rondelle, war also wohl mehr ein Beobachtungsturm.

Der Turm hat bis etwa 1800 ein „spitzes“ Dach gehabt,  vielleicht ähnlich dem des Obertors. Seit 2013 ist das Gebäude vor Witterung gesichert, aber  leider nur durch ein flaches Dach, das zwar seinen Zweck erfüllt, aber wohl nicht dem Originalzustand entspricht. Auch wurde damals die  Mauer ein ganzes Stück verputzt, aber aus der Bevölkerung kamen deswegen Proteste.

Reinhard Schellmann sagt zu der Frage, inwieweit das Narrenhaus bzw. die Ringmauer früher verputzt waren oder nicht: „Nach der um 1910 aufgenommenen Fotos sind das Narrenhaus und der untere Teil der Ringmauer verputzt. Wenn man bei flüchtiger Betrachtung glauben könnte,  der obere Teil der Mauer sei schon immer unverputzt gewesen, so täuscht dieser Eindruck. Denn in diesem Bereich hat das Gemäuer wohl schon vor längerer Zeit seine schützende Putzschicht verloren. So ist es über die Jahre zu einem von oben nach unten fortschreitenden erheblichen Zerfallsprozess  der oberen Mauer­anteile gekommen, der ansatzweise auch schon am Narrenhaus zu erkennen ist. Nach anderen  Fotos vom Anfang des vorigen Jahrhunderts, kann man davon ausgehen, dass zu dieser Zeit alle Steinbauten des Dorfes einschließlich der Kirchhofmauer, der Kirche, des Rathauses und der Türme verputzt waren. Diese Maßnahme ließ sich bei der teilweise schlechten Qualität der Kalksteine nicht umgehen. So gesehen, war und ist das Verputzen des Narrenhauses sicher kein Fehler gewesen.“

Dazu kann man sagen: Das Bild des verputzten Narrenhauses zeigt gerade, daß die Mauer unverputzt war. Und außerdem war das Verputzen des Turms auch damals vielleicht ein Abweichen vom Original.

Natürlich kann auch Herr Schellmann recht haben. Wie in vielen Fällen bei historischen Fragen bleiben viele Dinge aus der Vergangenheit ungeklärt, weil es ja keine Augen­zeugen und oft auch keine sicheren Belege gibt. Aber seit Menschengedenken war die Mauer unver­putzt wie viele andere Ringmauern in der Umgebung auch. Im Bereich des Obertors hat man ja auch in aufwendiger Arbeit nur die Fugen neu verfugt. Aber ein durchgängiger Verputz ist natürlich billiger und bringt mehr Meter. Der Prostest der Bevölkerung richtete sich vor allem dagegen, daß sich die Mauer jetzt nicht mehr von einer Betonwand unterscheidet und bei Regen sich jetzt großflächige Schlieren von oben nach unten ziehen, die auch nachher schwarz bleiben.

 

 

Seit 2013 ist das Gebäude vor Witterung gesichert durch ein nur flaches Dach. Auch wurde die Mauer ein ganzes Stück verputzt, aber aus der Bevölkerung kamen deswegen Proteste (Nur an der Ostseite der Ringmauer beim Obertor wurde mit großem Aufwand der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt).

Schon im Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt von vor 1929 wird gesagt, daß am Narrenhaus eine Transformatorenstation war. Dieses turmartige Gebäude wurde erfreulicherweise durch einen holzverkleideten Schuppen ersetzt.

 

Daß der runde Turm etwas nördlich des Narrenhauses ein „Hexenturm“ gewesen sein soll, ist nicht erwiesen. Von „Hexenprozessen“ ist in Hochstadt keine Rede, abgesehen davon, daß es überhaupt keine Hexen gab oder gibt – nirgendwo. Die Bezeichnung „Hexenturm“ soll es auch schon früher gegeben haben. Aber so richtig populär wurde sie erst wieder durch die Stadtführungen von Frau Pohl, die wahlweise das Narrenhaus oder den östlich gelegenen hohen Turm so bezeichnet. Sofort hat der „Humor- und Musikverein“ das „Hexenturmfest“ daraus gemacht, obwohl zu einem Fastnachtsverein doch mehr der Name „Narrenhausfest“ passen würde (auch wenn das damals andere Narren waren). In der Zeitung heißt es dann einmal „der Hexenturm, der im Volksmund auch Narrenhaus genannt wird“. Aber ein paar Tage später heißt es am 9. Juli 2016: „Das ehemalige Narrenhaus, das im Hochstädter Volksmund auch als Hexenturm bekannt ist“.

 

Neben dem Narrenhaus sind noch zwei Schuppen: In dem linken war früher die Feuerwehr untergebracht mit einem Spritzenanhänger und einer Handpumpe, ehe sie ins Rathaus umzog. Im rechten Schuppen stand der Leichenwagen, der von dem Bauern Schmidt in der Hauptstraße 42 mit seinen schwarzen Pferden gelenkt wurde.

 

Untertor:

Am unteren Ende der Hauptstraße stand das Untertor. Es war eingefügt im Anschluß an die 

Häuser Hauptstraße 51 Hauptstraße 36. Es gab nur zwei Zugänge zum Dorf: vom Osten das Obertor und im Westen das Untertor. Entsprechend wurden auch die Straßen an das Dorf herangeführt: Ein Weg nach Dörnigheim ging über die heutige Klosterhofstraße und einer über die heutige Hanauer Straße und Jägerstraße.

Das erste Untertor soll im Jahre 1283 errichtet worden sein, also wohl im Rahmen des Baus der Ringmauer. Im Jahre 1589 / 1590 wird es neu gebaut. Die Steine holt man aus Büdingen. Auf dem Tor befand sich das „Bäuelin“, ein Stockwerk aus Holz mit einem Ziegeldach und mit einer Stube, die wohl ursprünglich für den Pförtner gedacht war.

Den Dienst als Pförtner an der Unterpforte versah anfangs der Kuhhirte. Ab 1648 war dann der Bäcker für das Untertor zuständig. Vielleicht wurde das Backhaus erst in diesem Jahr gebaut. Im Jahre 1725 werden jährlich drei Gulden bezahlt. Doch 1731 heißt es, der Gemeindebäcker müsse das Tor ohne besondere Entschädigung öffnen. Später gibt es wieder fünf Gulden und noch später wird für beide Tore nur ein Pförtner bestellt, der sechs Gulden erhält.

Am Untertor befand sich das Halseisen, wo zum Beispiel der an den Pranger gestellt wurde, der Wald- oder Felddiebstähle begangen hatte; das Diebesgut wurde dabei neben den Täter gelegt. Vor dem Tor war eine Brücke über einen Graben. Die Reinigung dieses Grabens wird 1746 und auch noch 1879 erwähnt.

Im Jahre 1874 wird das Untertor durch den Zimmermann Hensel für 1.890 Gulden (muß es nicht „Mark“ heißen?) abgebrochen. Die Hensels waren eine weitverzweigte Zimmermannfamilie. Allein sechs Männer kommen in der fraglichen Zeit in Frage. Am wahrscheinlichsten sind die Zimmermeister Johannes Hensel (1805-1875) oder sein gleichnamiger Sohn (1835-1908). Weil das Backhaus 1874 abgerissen wurde, kann man annehmen, daß dabei auch das Untertor mit abgerissen wurde.

Es gibt verschiedene Bilder vom Untertor. Das zutreffendste wird noch das Bild des Berger Amtsmanns Usener vom 29. August 1860 sein, denn er hat das Tor ja noch selber gesehen. Mit seiner Darstellung stimmt weitgehend überein das Bild von Friedrich Christian Reiner­mann, das in dem Buch „Hanau, Stadt und Land“, Seite 259, veröffentlicht wurde. Das Bild soll 1849 entstanden sein, nur ist Reinermann schon 1835 gestorben. Wenn es von diesem erwähnten Reinermann ist, dann muß es früher entstanden sein, stammt aber auch noch von einem Augenzeugen. Oder es könnte 1849 von einem Namensvetter (Sohn?) gemalt worden sein.

Nicht auf einen Augenzeugen dürfte das Bild zurückgehen, das die Stadt Maintal 2007 erworben hat, denn der Maler soll die Gegend erst 1893 bereist haben. Er folgt aber offenbar der Vorlage von Reinermann: Der Schornstein des Backhauses, der hohe Giebel auf der rechten Seite, die Schießscharten, selbst die Fahne auf dem Dach. Er gestaltet die Szene romantisch, in Art des Malers Spitzweg, mit einem Schloß hinten links.

 

 

Die südliche Ringmauer hatte drei (oder vier) Türme:

  • Hoher runder Turm im Westen: Er entspricht dem anderen hohen Turm im Norden. Er ist renovierungsbedürftig.
  • Bahnhofstraße: Auf dem Plan von 1920 ist hier den Viertelbogen eines Halbturms an der Westseite gezeichnet. Dazu paßt aber nicht die Angabe, man habe dort zunächst nur einen schmalen Durchbruch für Fußgänger gemacht. Der Durchgang wird „Ruß­loch“ genannt, weil die Steine durch die Fackeln der Passanten geschwärzt werden (nach anderer Theorie kommt der Name von den „Russensteinen“, mit denen die Öffnung ausgemauert gewesen sein soll). Aber die Leute, die zum Bahnhof wollten, trampelten bald einen Pfad quer durch die Privatgrundstücke bis zur Jägerstraße. Dann wird südlich der Ringstraße eine Scheune gebaut (heute Ringstraße Süd 19 a) und der Weg scharf um sie herum gelegt, so daß sich die Leute oft verliefen und in den Grundstücken herumirrten. Da ließ der Gastwirt Wilhelm Rauch mit Genehmigung des Eigentümers eine Laterne an der unübersichtlichen Stelle anbringen. Sie verlöschte von selbst, wenn das Petroleum verbraucht ist. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Durchgang erweitert und eine Straße aus Schotter gebaut, die der „Neue Weg“ genannt wurde. Im Zusammenhang mit diesen Problemen ist aber nie die Rede von einem Turm. Wenn man von der westliche Grundstücksgrenze zur Bordsteinkante im Osten geht, so sind es zwar wieder 5,70 Meter. Aber es ist doch sehr unwahrscheinlich, daß hier ein Turm gestanden hat, zu einem einigermaßen gleichmäßigen Abstand der Türme hätte er nicht gepaßt.
  • Brunnenstraße: Auf dem Plan von 1920 ist noch ein Turm zwischen den Häusern Lutherstraße 1 und 3 eingezeichnet. Aber auf der Südseite waren die Türme schon im 19. Jahrhundert abgerissen worden. Von den Abständen her paßt besser ein Turm vor der Brunnenstraße, wie er auf dem Plan von 1715 eingezeichnet ist. Dieser Turm war der südliche Eckturm des alten Dorfes, heute aber markiert er ungefähr die Mitte des späteren Ortskerns. Der Abstand zwischen den Häusern beträgt zwar nur 2,60 Meter, aber die Mauer stand ja mindestens einen Meter außerhalb. Wenn man dort von Grund­stücksgrenze zu Grundstücksgrenze geht, sind das 5,70 Meter, also ein Innenmaß von 3,90 Meter.
  • Ringstraße 10: Östlich des Hauses Ringstraße 10 ist eine Einfahrt und in Verlängerung dieser Einfahrt hat der Turm gestanden. Es gibt drei Schwarz-Weiß-Bilder von Wilhelm Dau­bert, die den Zustand zeigen, als der Turm noch zur Hälfte stand. Alle drei Bilder zeigen den gleichen Turm, einmal von rechts, einmal von vorne, einmal von links. Dieser Turm ist auf dem Plan von 1920 richtig eingezeichnet, weil er damals noch vorhanden war, denn die Straße war noch nicht bebaut (weil die dortigen Häuser keine alten Hausnummern hatten). Der Turm war ein Rondell, das man durch eine Lücke in der Mauer erreichte. Als man das Rondell abriß, schloß man die Lücke notdürftig mit einigen Steinen (nicht in Mauerstärke). Der untere Teil der Mauer ist aber herausgebrochen und den oberen Teil hat man mit einem Eisenstempel abgestützt.

Nördlich des Wehrgangs standen noch Wirtschaftsgebäude des Grundstücks Am Pfarrhof 1, von denen außer dem Wohngebäude nur noch ein Anbau vorhanden ist. Die anschließende Scheune ist abgerissen, an ihrer Südostsecke ist noch ein neun Meter tiefer Brunnen vorhanden. Das nächste Haus mit dem Giebel zur Mauer ist auch abgerissen. Dieses Haus war das Haus Hauptstraße 7, von dem nur noch die untere Mauer steht als Abgrenzung gegenüber dem Gang an der Ringmauer. Heute ist dort Garten mit Baumbestand (und eine Garage). In diesem Bereich der Ringmauer gibt es noch vier zugemauerte Schießscharten.

Im Jahre 1991 werden an der nördlichen Ringmauer Spielgeräte für die Kinder aufgestellt, die aber mit der Zeit wegen Baufälligkeit verschwinden. Am Ausgang der Schützenstraße (Westseite) war lange Zeit die „Happy-Horse-Ranch“. Dort feiert im Juni 1994 der Happy-Horse-Club seinen 20. Geburtstag. Der Verein wird von Klaus Karau geleitet und hat 15 Mitglieder. Bei der „Country-Nacht“ ist Dave Dudley aus Nashville dabei, einer der berühmtesten Country-Sänger unsrer Zeit.

 

 

 

HAUPTSTRASSE

 

Die Hauptstraße war jahrhundertelang Zentrum des öffentlichen Lebens. An ihr liegen das Rathaus, die Gasthäuser, die Kirche mit dem Kirchhof und das Obertor. Besonders stolz waren schon die alten Hochstädter darauf, daß ihre Hauptstraße so schön breit ist und daß sie schon vor 1770 mit Steinen gepflastert war, genau wie die Straßen in Frankfurt.

 

 Obertor von innen:

Das Tor wurde durch den Schweinehirten („Säuhirt“) auf- und zugeschlossen, der im Haus neben dem Tor wohnte. Die eigentliche Wache tagsüber hatten aber zu bestimmten Zeiten einzelne Einwohner zu halten, nämlich die „Portenhut“, also eine wirkliche Kontrolle. Der Dienst war sehr begehrt, weil er wohl gut bezahlt wurde.

Der kleine Durchgang am Obertor wurde auch tagsüber von Fußgängern benutzt (damit man vor dem anderen Verkehr geschützt war, so wie heute auch). Vor allem diente es aber dazu, den „Spätheimkehrern“ noch einen Zugang zu ermöglichen. Schwierigkeiten hatte der Pförtner dabei vor allem mit jungen Leuten, die nachts noch hinaus wollten. Einmal hatten die Hochstädter Jugendlichen aber den Schweinehirten bestochen, daß er ihnen das Tor auch nach Einbruch der Dunkelheit noch öffnete. Es kam wie es kommen mußte: Draußen schlugen sie sich mit den Kilianstädtern und holten sich dabei blutige Nasen. Dabei wurde der Torwärter jedes Jahr streng ermahnt, ohne Erlaubnis des Schultheißen oder eines anderen zuständigen Mannes niemand durchs Tor zu lassen. Zur Geschichte des Tors im Dreißigjährigen Krieg und über seine Rolle bei der „Turnerschlacht“ 1861 ver­gleiche die Chronik „Aus dem Leben der alten Hochstädter“, Seiten 32 bis 38 und Seite 50.

Im Jahr 1983 wollen Hochstädter Gewerbetreibende (der heute längst nicht mehr bestehenden Einzelhandelsgeschäfte) die neue Verkehrsführung über die Südumgehung und die Sperrung des Obertors nicht hinnehmen. Im Februar 1984 verlangen sie wieder die Öffnung des Ober­tors. Ihrem Verlangen wird schließlich nachgegeben, aber von einer „verkehrsberuhigten Hauptstraße“ kann seitdem nicht mehr die Rede sein.

 

Hauptstraße 1, ehemaliges Hirtenhaus:

Das Haus neben dem Obertor wurde 1722 erbaut. Über der Haustür steht die Inschrift eingeschnitzt: „WMB.....HAVR.B.B.M.V  1722“. Die ersten Buchstaben der Inschrift mit dem eng aneinandergestellten „MB“ dürften „Wilhelm Meerbott“ bedeuten. Das bezieht sich wahrscheinlich auf Schult­heiß Johann Wilhelm Meerbott, der 1707 geheiratet hat. Seine Frau heißt Anna Catharina Will, dazu passen aber nicht die anderen Buchstaben über der Haustür (oder sind sie falsch rekonstruiert?). Es ist auch sonderbar, wenn ein Schultheiß nur so ein kleines Haus gehabt haben soll. Die Familie besaß allerdings auch den westlichen Teil des heutigen Hauses Hauptstraße 14. Wenn aber eine Privatperson hier ihre Anfangsbuchstaben verewigt, dann dürfte das Haus damals nicht im Gemeindebesitz gewesen sein. Erst seit dem Jahre 1840 ist nachgewiesen, daß dort der Schweinehirte der Gemeinde wohnte. Es ist nicht klar, ob es damals im Gemeindebesitz war. Das Haus soll an die Gemeinde gefallen sein, als ein Besitzer ohne Erben starb.

Der letzte Hirt war Wilhelm Koch. Er starb im Dezember 1948 im Alter von 75 Jahren. Das Haus wurde dann von dem Friseur Heß genutzt und stand schließlich leer. Nach langem Hin und Her wurde es seit 1992 von der Architektenfamilie Mechthold saniert. Ende Oktober 1995 schließt sie die Innenrenovierung des Obertors ab. Sie hat eine Verbindung vom Hirtenhaus zum Turm geschaffen und dort ein Schlafzimmer und darüber ein Wohnzimmer geschaffen. Am 22. Oktober 1995 stellt sie bei einem „Tag der offenen Tür“ das Gebäude der Öffentlichkeit vor. Die Familie hat sich sehr um Obertor und Haus verdient gemacht. Wo früher das Nebengebäude stand hat sie eine Küche

geschaffen, allerdings nur mit Brettern verkleidet. Auch einen Teil der Ringmauer hat sie gesichert. Im Jahre 1996 läßt sie auch den Turm von außen renovieren, denn er sah jahrzehntelang sehr unansehnlich aus, nur grau und fleckig, und das Dach schadhaft. Kurz vor ihrem Auszug ließ sie den Turm noch einmal instandsetzen.

Danach wohnte dort Herr Bock­stahler, dem das Haus für seine Zwecke genügte und der den Turm an Urlauber vermietete, der ja noch den alten eigenen Zugang hat. Er zog dann jedoch in die Wachenbucher Straße, weil ihm das Treppensteigen zu schwierig wurde. Das Haus wurde seitdem als Gästehaus genutzt.

 

Hauptstraße 3:

Das eingeschossige Wohnhaus wird auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts geschätzt. Die Tür des Hauses Hauptstraße 3 war früher waagrecht geteilt, die Treppe ging direkt hoch. Über der Tür befindet sich das Hochstädter Wappen, das dem Gerichtssiegel nachempfunden ist. Hinter dem Gebäude ist nur ein kleiner Hof, die Scheune wurde abgerissen.

 

Hauptstraße 5+7:

Dieses Haus war ursprünglich nicht viel größer als die anderen Häuser in Hochstadt auch. Das Unterstockwerk war gemauert, Oberstockwerk und der hohe Giebel des rechten Teils waren in Fachwerk aufgeführt. Die Haustür war in der Mitte, eine gewinkelte Treppe führte hinein. Dann wurde an dem Haus immer wieder gebaut. Karl Krämer und seine Frau richteten in dem Haus einen Textilladen ein und brauchten dafür imemer mehr Platz. Der linke Teil des Hauses wurde aufgestockt und die Treppe verkleinert. Links von der Haustür war ein großes Schaufenster, rechts ein übliches Fenster. Im Laden wurde noch so verkauft, daß der Kunde an die Theke herantrat und ihm die gewünschte Ware vorgelegt wurde. Aber dann wurden die Ansprüche größer. Der Eingang wurde ebenerdig gelegt. Ein kurzer Gang führte zwischen zwei Schaufenstern zur Haustür. Im Laden konnte man herumgehen und sich die Ware selber aussuchen. Dazu brauchte man natürlich mehr Platz und ein großes Lager war ja auch nötig. Deshalb wurde das Haus immer mehr nach hinten erweitert. Das Grundstück Hauptstraße 7 wurde dazugekauft, das seine Zufahrt neben dem Haus Hauptstraße 5 hatte (diese führt heute auf die Garage zu). Zu dem Haus gehörte auch eine Scheune, deren Rückwand heute als Abgrenzung zum Gang an der Ringmauer dient. Das Haus Hauptstraße 5 aber wuchs immer mehr und hat heute die Ausmaße eines Wohnblocks. Das Geschäft allerdings ist aufgegeben. Das Haus ist heute - auch nach der Hauptstraße hin – mit Kunststoffplatten verkleidet.

 

Hauptstraße 9, ehemaliges Pfarrhaus:

Das Grundstück Hauptstraße 9 war früher der Pfarrhof. Im Jahre 1668 reisten die Kirchenältesten zum Konsistorium, um dort um ein neues Pfarrhaus zu bitten, also muß es damals schon bestanden haben. Bei dem einstöckigen Fachwerk­bau standen die Stallungen, Scheune und Kel­terhaus, der Eingang zum Gehöft war wahrscheinlich von Westen her (heute Straße „Am Pfarrhof“). Auf dem Denkmalschild sieht es so aus, als sei nur das Wohnhaus ein Fachwerkbau gewesen. Doch der ursprünglich vorgeschlagene Text lautete: „Früherer Pfarrhof mit Pfarrhaus, Stallungen, Scheune und Kel­terhaus in Fachwerkbauweise“. Danach waren alle Gebäude in Fachwerkbauweise errichtet. Die Unterhaltspflicht lag bei den Kirchenpatronen. Das waren die Herren von Carben im Auftrag des Erzbistums Mainz. Doch die Gebäude waren die meiste Zeit äußerst baufällig. Die Herren von Carben machten aber möglichst wenig daran, nahmen aber die Einnahmen aus den dafür vorgesehenen Grundstücken gerne an.

Deshalb baute man 1861 / 1862 das heutige Haus. Es wurde ein zweistöckiges Haus aus Basaltsteinen gebaut mit dem Eingang von der Hauptstraße her. Das Haus ist sehr geräumig, weil es ja auch für eine große Pfarrfamilie samt Angestellten reichen sollte. Beim Haus war westlich ein schöner Garten mit Teehaus. Der Nutzgarten ist südlich des Hauses. Entlang der heutigen Straße Am Pfarrhof standen Stallgebäude und daran anschließend die Scheune.

Wegen Geldmangels kann das Haus zunächst nicht an das elektrische Netz angeschlossen werden. Darum wird zunächst nur das halbe Haus beleuchtet, die übrigen vier Räume werden 1924 mit Leitungen versehen. Im Oktober 1924 wird beschlossen, das Haus an die Wasserleitung anzuschließen. Der Kreispfarrer verlangt 1926, daß Telefon in das Haus gelegt wird. Aber bis in die fünfziger Jahre hat das Haus noch kein Telefon, wie sich die Tochter des Pfarrers Gerlach erinnert.

Nach dem Krieg wird 1952 die Pfarrscheune zum Jugendheim und Gemeindehaus ausgebaut. Im Erdgeschoß entstehen zwei Räume, im Dachgeschoß ist die Küsterwohnung. Das Haus wird für diesen Zweck genutzt, bis 1974 das neue Gemeindehaus am Wallgraben gebaut wird.

Im Jahre 1956 löst der Hessische Staat die Unterhaltspflicht am Pfarrhaus ab. Das alte Pfarrhaus wird an die bürgerliche Gemeinde verkauft und dort die Gemeindeverwaltung untergebracht. Aus dem Gesamterlös des alten Pfarrhauses wird 1957 ein zweckmäßiges Pfarrhaus in der Ringstraße Süd 13 erbaut.

Die Gemeinde baut ein Feuerwehrhaus neben die ehemalige Scheune, wo früher das Kelterhaus stand. Als die Feuerwehr 1999 ein neues Haus an der Straße nach Hanau erhält, wird dort eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Im Jahre 2000 wird das südwestliche Gelände an einen Einzelhändler verkauft für 450.000 Mark (bei einer Schätzung durch den Grundstücksausschuß von 550.000 Mark). Dieser läßt das Flachdach des ehemaligen Feuerwehrhauses mit viel Geld sanieren. Er war der Meinung, er müsse aus Denkmalschutzgründen das Flachdach erhalten. Eine bessere Lösung wäre aber ein Satteldach oder ein Pultdach gewesen. Der Anblick von der Hauptstraße her würde sich jedenfalls wesentlich verbessern. Der Eigentümer läßt um 2010 einen Giebel in Richtung Norden anbauen, der sich gut einpaßt.

Als 1991 das neue Rathaus in der Klosterhofstraße fertig war, sollte laut Beschluß der Stadtverordnetenversammlung von 1992 in dem ganzen Haus das Museum von Maintal eingerichtet werden. Man brachte dort aber zunächst Asylbewerber unter. Als das Haus 1996 wieder frei wurde, hat man im Unterstockwerk die Stadtteilbücherei untergebracht und für das Museum blieb nur das Oberstockwerk. Hier werden in sechs Räumen folgende Themen dargestellt: Handwerk (Diamantschleifer, Schuhmacher, Schreiner), Wein- und Apfelweinherstellung, Küche, Apfelweinwirtschaft, Kleidung und Schlafzimmer. Im Jahre 1997 wurde das Museum eröffnet. Es wird getragen vom Verein „Heimatmuseum Maintal“

Am Haus wurde versucht, Kletterpflanzen anzupflanzen. Sie wurden jedoch immer wieder beschädigt, vermutlich von dem Mieter im Dachgeschoß. Die Fenster im Oberstockwerk waren zeitweise durch Blumenkästen verziert, aber als die Stadt dafür einen hohen Betrag verlangte, verzichtete der Heimatmuseumverein darauf.

 

 

Hauptstraße 2:

Der stattliche Bauernhof trägt oben am Torbogen die Jahreszahl 1570 und die Buchstaben „PW“ und ein Steinmetzzeichen. Das bedeutet wohl „Philipp Weber“, weil „Philipp“ damals der übliche Name war und „Weber“ damals der einzige Familienname in Hochstadt war, der mit einem „W“ beginnt. Unausrottbar ist die Behauptung, hier zwischen der Kirche und dem Obertor habe ein Kloster gestanden. So hat es schon der Lehrer Henning den Kindern in der Schule erzählt, da muß es doch stimmen. Richtig ist, daß verschiedene Klöster in Hochstadt umfangreichen Grundbesitz hatten, aber vor allem kommt auch das Erzbistum Mainz als Eigentümer in Frage. Es war wohl erforderlich, einen Hof zu haben, wo die Abgaben an das Mainzer Kloster gesammelt wurden. Vielleicht wurde der Hof sogar von einem Laienbruder des Klosters bearbeitet. Aber dann war dort kein Kloster, sondern allenfalls ein Klosterhof.

Am Wohnhaus steht: „Erbaut von D. Wagner 1842“. Diese Inschrift bezieht sich auf Daniel Wagner (1795 bis 1872), der 1819 Anna Margretha Stein heiratet. Diese ist die Enkelin des 1775 an der Scheune erwähnten Johann Georg Stein. Von den Lebensdaten her muß die Jahreszahl 1842 lauten und nicht 1812, wie man heute auch lesen könnte.

Das Haus hatte früher einen unansehnlichen Verputz mit weißen Flecken. Jetzt ist das Fachwerk nach der Straße zu freigelegt und auch das große Holztor wurde von Zimmermann Wilhelm Walzer

wieder ausgebessert. Allerdings haben die Fenster im ganzen Haus keine Kämpfer und sind mit Rolladen versehen. An der Westseite  ist das Fachwerk durch Schindeln bedeckt.

Nach Westen war auf dem schrägen Dach früher ein halbrundes Fenster, das aber jetzt entfernt ist.

An der nördlichen Scheune steht: „Johann Georg Stein und seine ehlige Hausfrau Anna Margreda haben mich erbaut den 15. Juni 1775“. Er ist ein Enkel des Andreas Stein, des Gründers der Gast­stätte Hauptstraße 21. Die Tochter Apollonia Wagner heiratet Philipp Basermann. Dieser ist verewigt an der östlichen Scheune, an der außen über dem Tor steht: „Erbaut von Philipp Basermann 1886“. Er lebt von 1822 bis 1886. Eine der Töchter heiratet Wilhelm Strohl und dessen Tochter wieder Andreas Brosch.

In der nördlichen Scheune gibt es eine Treppe zu einem früheren Gang, der auf die Ringstraße hinausführte. Heute ist dieser Gang verschmolzen mit der Fläche, die 1715 noch ein eigenes Grundstück war und nur von der Ringstraße Nord aus zugänglich war. Dieser östliche Teil des Grundstücks gehörte 1715 Peter Eberths Witwe Elisabeth. Das Wohnhaus auf diesem Grundstück stand an der Südseite, etwas abgesetzt von der Kirchhofsmauer. Anschließend an das Haus war ein Durchgang zum Kirchhof, der auch von der anderen Seite der Kirchhofsmauer aus zu sehen ist. In Höhe dieses Durchgangs befindet sich noch ein Gewölbe im Boden, das vielleicht ein unterirdischer Gang zum Eingang des Felsenkellers war, der sich ja am Haus Ringstraße Nord 2 befand. Ein Teil der Ringmauer ist 2004 neu verfugt worden. Nicht verfugt ist der nördliche Teil, wo früher die Scheune stand und der heute unter einem Bretterverschlag verborgen ist. Hier befinden sich noch zwei Ansätze für Fenster, die aber wohl erst beim Bau der Scheune ausgebrochen wurden.

An der Nordseite ist noch die in Kalkstein aufgeführte Rückwand der ehemaligen Scheune zu sehen, die ein wenig abgesetzt ist von der Verbindungsmauer vom Kirchhof zur Ringmauer. Diese Verbindungsmauer endet östlich mit einer glatten Kante aus Sandstein. Der Zwischenraum zwischen dieser Kante und der Ringmauer ist aber heute zugemauert mit Kalkstein. In der östlichen Wand nach der Straße zu befinden sich noch zwei zugemauerte Schießscharten.

 

Kriegerdenkmal:

Im Winkel zwischen dem Bauernhof Hauptstraße 2 und dem Kirch­turm steht das Kriegerdenkmal für die Teilnehmer am deutsch-französischen Krieg 1870 / 1871. Es trägt die Namen der „Kombattanten“ und „Nichtkombattanten“ des Krieges und wurde vom Kriegerverein gestiftet und 1883 eingeweiht (Eine Gedenktafel für die Gefallenen der Freiheitskriege kam schon 1814 in die Kirche). Der frühere Baustadtrat Schreiber wollte das Denkmal beseitigen lassen, weil es nicht zur deutsch-französischen Freundschaft passe. Aber es ist ein geschichtliches Zeugnis und eine Mahnung gegen den Krieg. Heute haben Deutsche und Franzosen ein gutes nachbar­liches Verhältnis. Seit 1973 ist Hochstadt (und Maintal) mit der Stadt Luisant bei Paris verschwistert. Der dortige Bür­germeister ist der erste Ehrenbürger von Maintal. Es besteht ein reger Austausch zwischen Vereinen, Schulen und Pri­vatpersonen und bei den Festen. An der Ecke steht ein großer Radabweiser.

 

Kirche:

Die Evangelische Kirche mit Schutzmauer aus dem 12. Jahrhundert stammt in der heutigen Gestalt aus der Zeit um 1490, der Turm ist von 1554. Eine ausführliche Darstellung der Kirche findet sich im Internet unter „www.peterheckert.de, Hochstadt, Kirche“.

 

Hauptstraße 4, ehemalige alte Schule:

Die erste Schule in Hochstadt wird 1555 erwähnt, ein „Schulmeister“ schon 1535 sowie 1538 und 1539. In der Gemeinderechnung von 1589 wird das Schulhaus erwähnt, das schon längere Zeit bestanden zu haben scheint. Die Schule hatte ihren Platz neben der Kirche auf dem Grundstück in der Hauptstraße 4. Sie bestand nur aus einem zweistöckigen Fachwerkhaus mit hohem Keller, wie es eine Zeichnung von 1815 zeigt (Bild in Schellmann I, Seite 40). Die Schule hatte eine Glocke, die ihr vom Hospital in Hanau verehrt wurde.

Im Frühjahr 1852 einigt man sich darauf, die neue Schule an der Stelle der alten reformierten Schule neben der Kirche zu bauen. Die Genehmigung lag schon vor, als einige Männer vorschlagen, das danebenliegende und stark baufällige Haus des Heinrich Heckert gegen die lutherische Schule zu tauschen. Ein neuer Plan für ein Gebäude mit zwei Schulsälen und zwei Lehrerwohnungen wird gemacht. Heinrich Heckert erhält das Grundstück der früheren lutherischen Schule in der Lutherstraße 9 und rund 200 Gulden Wertausgleich. Das alte Schulhaus wird 1852 an Philipp Bechert auf Abbruch verkauft (ohne Ziegel, Latten, Fundament und Ofen). Das Haus des Heinrich Heckert wird zur Gewinnung von Material an Wilhelm Schales und Johannes Strohl für 90 Gulden verkauft (ohne Ziegel, Latten und Einrichtung).

Am 17. Juli ist die Grundsteinlegung. Auf ein Glockenzeichen versammeln sich Orts- und Kirchenvorstand, Gesamtausschuß, Lehrer, Schüler und Schulfreunde vor dem Rathaus. Die Urkunden für den Grundstein werden verlesen und von den Anwesenden unterschrieben. Das älteste Mitglied des Gemeinderats und des Presbyteriums tragen die Urkunden dem Zug voran. Es werden auch geschmückte Werkzeuge (Axt, Kelle, Hammer, Säge, Winkelmaß) mitgeführt. Man zieht zur Baustelle.

Die Schüler stellen sich im Halbkreis auf dem Fundament auf, die Lehrer auf beiden Seiten des Portals. Vor dem Eingang wird ein Altar errichtet, hinter dem der Pfarrer steht. Auf beiden Seiten des Altars stehen die Vertreter der Orts und Kirchenbehörden, vor dem Altar die Beamten, hinter ihm die Bauleute. Unter dem Gesang der Schuljugend wird der Grundstein an Ort und Stelle gebracht. Offenbar liegt die Stelle vor dem Altar, heute in der Nähe des Eingangs.

Eingemauert werden eine Flasche Hochstädter Wein von 1848 (die der Wirt Johannes Weber gegeben hat), zwei Silbergroschen Hessischer Prägung, Preislisten und eine Liste aller Oberbehörden und des Ortsvorstandes. Am Schluß der Urkunde heißt es: „Der Herr segne die Arbeit an diesem Hause und schaffe, wenn es vollendet, der Früchte herrliche und viele, die drin gepflanzt werden sollen zu seiner Ehre und Hochstadts Wohlfahrt. Amen!“ Die Urkunde wird eingelegt und mit einer Platte geschlossen. Der Pfarrer hält eine Rede, spricht ein Gebet und weiht den Grundstein. Es folgen drei Bauschläge und der Segen.

Beim Richtfest für die Schule vertrinkt man für 1 Gulden 37 Kreuzer Branntwein. Bei der Einweihung am 12. Juli 1853 sind der Landrat und der Sekretär zugegen. Die Schulkinder erhalten Stutzweck aus der Bäckerei Koch, die Erwachsenen erhalten einen Schoppen Wein.

Das Gebäude hat zwei Schulsäle, zwei Lehrerwohnungen mit je fünf Zimmern, Küche und Dach­stube, Scheune, Stallung, Holzstall, Abortgebäude und Spielplatz (im Bereich der Ringstraße Süd 4). Der Keller des Schulhauses wird für zehn Gulden verpachtet, später sind es nur noch vier Gulden. Ein Stallgebäude stand im Winkel links neben dem Kirchturm.

Nach der Erweiterung der neuen Schule in der Klosterhofstraße 4 im Jahre 1911 wird in der alten Schule die Dienstwohnung des Hauptlehrers um ein Klassenzimmer vergrößert. Das andere Klassenzimmer bleibt leer stehen für die zu erwartende sechste Klasse. Am 1. November 1934 (oder 1. Dezember) zieht dann die Gemeindeverwaltung in die alte Schule ein. Die Lehrerwohnungen werden dabei stark verkleinert.

Vor dem Haus war früher ein Brunnen, der sein Wasser vom Kirchberg her erhielt (Bild in Schellmann I, Seite 42).

Das Haus wurde von der Stadt außen gründlich instandgesetzt und etwa 2010 für  240.000 Euro zum Kauf angeboten.

 

Hauptstraße 6:

Das Wohnhaus mit Torgebäude hat außen eine Treppe, die  früher als echte Treppe von der Straße ins Haus führte. Aber heute ist die Tür zugemauert und der Zugang erfolgt nur vom Hof her. Im Hof steht über dem Kellereingang die Jahreszahl „1587“ (die entsprechende Jahreszahl an der Außenfront des Hauses nach der Straße zu ist erst später aufgemalt worden). Im Hof befindet sich auf der Grenze zum Nachbargrundstück ein Brunnen. Leider wurden im Oberstockwerk breite Fenster mit Rolläden (!) eingebaut, unten sind wenigstens noch die Fensterläden („Schalen“) vorhanden.

 

Hauptstraße 8:

In dem Haus wohnte Johann Georg (Hans Jörg) Stein, der Vater des Gründers der Gaststätte Stein in der Hauptstraße 21. Über Kellertür steht die Jahreszahl „1764“, über dem Tor die Zahl „1807“.

Das Haus wurde von der Familie Ticha vorbildlich restauriert, der Sockel freigelegt und die hohe Treppe überarbeitet. Die Scheune auf dem hinteren Teil des Grundstücks wurde soweit abgerissen, daß nur noch die Malerwerkstatt übrigblieb.

 

Am Pfarrhof 1:

Das Haus war schon früher als Steinhaus gebaut, hatte aber ein viel besseres Aussehen, weil es durch waagrechte und senkrechte Farbbänder gegliedert war und Fenster mit Fensterläden hatte.

Jetzt ist das Haus nach Süden wesentlich erweitert und hat auch von dort die einzige Tür. Aber es ist heute wie ein langweiliger Neubau, der nicht in die Hauptstraße paßt.

 

Hauptstraße 11:

Im dem Haus hatte der Oberbäcker sein Geschäft. Gründer der Oberbäckerei ist Philipp Koch, der zweite Sohn Johann Jacob Kochs, der seine Bäckerei im Haus Hauptstraße 21 (Westseite) hatte. Er gibt sein Geschäft an seinen Sohn Hermann Koch weiter. Dessen Frau aus Langenselbold macht aber nicht so richtig im Geschäft mit. Auch er selber fühlt sich mehr zur Homöopathie hingezogen und gibt die Bäckerei deshalb auf. Er praktiziert zunächst in der heutigen Klosterhofstraße und später in Hanau.

Die Oberbäckerei wird - nach mündlicher Überlieferung - im Jahre 1903 übernommen von Jacob Koch, der Sohn des Unterbäckers war und den Beruf vom Vater gelernt hatte. Er war verheiratet seit 15. Mai1898 mit Marie Lenz, Tochter des Händlers Caspar Lenz. Jacob Koch war aber zunächst Eisenbahner, weil der Halbbruder Ohl die Gemeindebäckerei übernehmen würde. Doch da drängte ihn der Schwiegervater Kaspar Lenz, Vater des Maurermeisters und späteren Kohlehändlers Kaspar Lenz (Hauptstraße 15) dazu, die lukrative Oberbäckerei zu übernehmen. Er gab wohl auch den größten Teil des Geldes dazu. Nach Jacob Koch übernimmt Kaspar Koch die Oberbäckerei, die dann von seiner Tochter Annemarie und ihrem Mann Klaus Günther betrieben wird. Das Haus ist unten aus Stein gebaut, oben hat es Fachwerk, auch über der ehemaligen Torfahrt.

Diese veränderten das Haus und modernisierten die Bäckerei. Früher kam man nur über eine hohe oben überdachte Treppe in den Laden, der dann nach hinten in die Backstube führte. Weil das aber den Kundenwünschen nicht mehr entsprach, wurde der Wunsch geäußert, die Torfahrt für den Laden nehmen zu können. Dies war jedoch die gemeinsame Torfahrt mit dem Haus Hauptstraße 13. Solange dort noch Landwirtschaft getrieben wurde, war das problematisch, wenn an den Seiten der Torfahrt die gebackenen großen Kuchen gestapelt waren und der Heuwagen hindurch fuhr oder wenn die Kühe ausgerechnet vor dem Betreten der Straße sich noch einmal erleichterten. Weil es aber keine Landwirtschaft mehr gab einigte man sich wie folgt: Das Grundstück Hauptstraße 13 erhielt eine Ausfahrt nach der Lutherstraße zu, denn die beiden Scheunen waren inzwischen abgerissen. Für die Grundfläche wurden 1.600 Mark an den Bäcker bezahlt, der nun  seinen Laden in die Torfahrt einbauen konnte. Leider konnte der Sohn aber wegen einer Mehlstauballergie das Geschäft nicht weiterführen. Der Laden wurde zunächst an verschiedene Filialbäckereien verpachtet und schließlich zog dort ein Friseurgeschäft ein. Der Wohnbereich wurde abgetrennt, so daß die Eigentümer jetzt nur den Ausgang zur Lutherstraße haben (mit der inoffiziellen Hausummer Lutherstraße 2 a).

 

Hauptstraße 13:

Das Haus hat im Keller ein durchgehendes Kellergewölbe, das unten 80 Zentimeter dick ist und oben 100 Zentimeter, vielleicht das einzige Haus, in dem der Keller aus einer einzigen Tonne besteht. Es ist auch eines der wenigen Häuser in der Hauptstraße, das keine Ausfahrt nach der Straße hat so daß man die Ausfahrt der Bäckerei benutzen mußte (heute Friseurladen).

Durch einen Sturm wurde 1990 ein Teil des Daches abgedeckt. Der Dachdecker schlug vor, neben die Dachsparren neue Sparren zu verlegen, damit man die Einbauten im Dach nicht entfernen mußte. So wurde es dann auch vereinbart und mit dem Neubau des Daches begonnen. Aber auf Verlangen der Baubehörde der Stadt mußten die Latten geändert werden und das Dach mit Biberschwänzen belegt werden (die Erhaltungssatzung fordert nur „kleinteilige Ziegel“). Die Kosten erhöhten sich dadurch um ein Viertel und der Eigentümer mußte einen Kredit aufnehmen. So war das damals mit dem Denkmalschutz. Aber nachher ist kein Haus mehr in der Hauptstraße mit Biberschwänzen gedeckt worden, im Gegenteil: das Biberschwanzhaus Hauptstraße 61 (früher Büro Höhl) wurde mit Zementziegeln gedeckt.

In den Folgejahren wurde der Putz an dem Haus abgeschlagen. Dadurch verschwand auch das nur aufgemalte Scheinfenster in der Mitte des Oberstockwerks. Die in den fünfziger Jahren erweiterten Fensteröffnungen wurden wieder verkleinert. Balken aus Abrißhäusern wurden eingesetzt und die anderen Balken ausbessert. Dann wurde das Haus malermäßig instandgesetzt mit roten Balken und

rotgebrochenen Gefachen. Das Unterstock war schon 1887 in Stein gemauert worden, ist aber zum Keller hin nicht gegen Nässe gesichert. Hier ließ sich zunächst nichts verbessern. Auch die hohe Treppe mußte so bleiben, weil es keine Möglichkeit gibt, neben dem Haus auf das Grundstück zu gelangen, wie das in vielen Häusern der Hauptstraße der Fall ist. Die Treppe ist mit gelben Kacheln belegt, die einigermaßen zu den Kalksteinen des Kellers passen, aber durch das Efeu noch verdeckt werden. Am Keller wurden zwei Zementputzschichten entfernt, die Fugen ausgehackt, Fehlstellen ergänzt und dann alles wieder verfugt. Das Kellerfenster erhielt ein Sandsteingewände und eine neue Tür. Die westliche Brandmauer wurde auch im Bereich des Gengels verputzt, damit Feuchtig­keit nicht so leicht ins Innere dringen konnte.

Das Unterstockwerk und die Treppe wurden 1887 mit Backsteinen gemauert. Das zeigte eine aufgemalte Inschrift in den drei Glasscheiben über der Haustür „18 J.L. 87“ (Johannes Lind). Das Oberstockwerk ist aus Fachwerk aus der Zeit um 1700 (dendrochronologisches Gutachten). Die westliche Wand ist aus Backsteinen, eine vorgeblendete Brandmauer. Die Hofseite ist größtenteils auch noch aus Fachwerk. Die Nebengebäude sind von 1895, weil damals durch Blitzschlag die Scheunen der Grundstücke Hauptstraße 11-15 abbrannten.

 

Hauptstraße 15:

Das Alter des Wohnhauses wird auf etwa 1660 geschätzt. Es hat geschwungene Andreaskreuze und einen geschnitzte Eckständer mit Gesicht. Der linke Teil des Hauses ist offenbar ein späterer Anbau. Das Unterstockwerk ist aus Stein, das Oberstockwerk aus Fachwerk. Der Zugang zum Hof war früher auch von der Hauptstraße möglich. Aber als das Haus Hauptstraße 17 an einen anderen Eigentümer überging, zog der eine Wand und schloß sein Grundstück nach der Straße mit einem Tor ab. Dadurch ging das Überfahrtrecht für das Haus Hauptstraße 15 verloren, der Zugang in den Hof ist nur noch über die Lutherstraße möglich.

 

Hauptstraße 17:

Am östlichen Fenstersims befindet sich kaum noch lesbar die Inschrift „dis haus ist gebuet im jar 1535“. Im ersten Buch von Schellmann ist das Haus auf Seite 48 abgebildet, die Inschrift wird aber im Buch nicht wiedergegeben, weil sie zu verwittert ist und man auf einer Fotografie nichts erkennen könnte. Es dürfte sich aber um das älteste Haus in Hochstadt handeln. Das Haus ist heute verputzt.7

 

Hauptstraße 10:

Dieses Haus wird „Herrschaftliches Haus“ genannt, weil es der „Herrschaft“ gehörte, also den Grafen von Hanau. Im ersten Stock war ein großer Raum mit einer Säule in der Mitte, der größte Raum in einem Wohnhaus in Hochstadt (heute läßt sich davon allerdings nichts mehr feststellen). Das hohe Dach deutet darauf, daß hier die „Zehntfrüchte“ zwischengelagert wurden, ehe sie nach Hanau abgeliefert wurden. Über dem Kellereingang steht „1662“. Links und rechts über der Tür sind Schnitzereien, Überhang und Knaggen. Unter den Schindeln ist auch fränkisches Fachwerk vorhanden, die Verschindelung erfolgt erst in den siebziger Jahren und nimmt dem Haus viel von seinem Reiz.

Im Jahre 1715 gehörte das Haus Lyzenziat von der Strehl. Der Name ist aber sonst in Hochstadt nicht bekannt. Das Haus ging dann in den Besitz des Geheimrats von Goldner über (auch: „Herr von Goldner“), der seinen Stammsitz in Offenbach hatte. Nach ihm ist auch die „Guldnergasse“ neben dem Haus (zwischen der Hauptstraße und der Bogenstraße) benannt. Die Scheune an der Bogenstraße war das Kelterhaus zu dem Herrschaftlichen Haus und ist etwa 1820 aus Bruchsteinen erbaut. Die Herren von Goldner hatten früher in der Hochstädter Gemarkung ausgedehnte Liegenschaften, besonders Weinberge, die sie zum Teil selbst bebauten.

Im Jahre 1845 ging das Haus in den Besitz der Familien Peter Burger und Philipp Weber über. Es gehört auch heute noch ihren Nachkommen.

 

Hauptstraße 12:

Das Alter des Wohnhauses mit Torgebäude wird auf etwa 1670 geschätzt. Am Torgebäude befindet sich die Inschrift „1892“. Das Haus hat eine hohe Freitreppe. Es kam durch Tausch mit dem Haus Hauptstraße 19 an die Familie Koch. Die hohe Freitreppe ist auch heute noch der Zugang.

 

Hauptstraße 14:

Auf dem heutigen Grundstück standen ursprünglich zwei Häuser: Das östliche gehörte Wilhelm Dietz, der 1719 Johanna Margretha Rohrbach heiratete. Das westliche Haus gehörte dem Schultheißen Wilhelm Mehrbott. Er heiratete 1707 Anna Catharina Will aus Roßdorf. Der Grabstein des Sohnes Andreas, gestorben 1738, steht im Chor der Kirche links. Der Familie gehörte wahrscheinlich auch das Haus Hauptstraße 1.

Das heutige Haus mit Klinkerverblendung ist aus der Gründerzeit. Das zeigt die Inschrift: „Andreas Schales, 1892“. Es handelt sich um Andreas Schales, der 1862 Katharina Heckert heiratet. Der Sohn wohnte damals Am Rathaus 3.

 

Hauptstraße 16:

Das Haus mit Torfahrt ist unten aus Steinen erbaut, oben hat es Fachwerk. Es hat auch eine hohe Freitreppe.

 

Hauptstraße 19, ehemaliges Gemeindewirtshaus:

Das Haus Hauptstraße 19 war für viele Jahrzehnte das Gemeindewirtshaus. Um 1600 gibt es in Hochstadt zwei Wirtschaften: Die eine ist amtlich und befindet sich im „Spielhaus“ (= Rathaus) und der Wirt wechselt von Jahr zu Jahr (später wird allerdings für mehrere Jahre verpachtet). Die andere ist eine „Hecker­wirtschaft“, befindet sich also jedes Jahr in einem anderen Privathaus, allerdings ganzjährig und nicht nur in der Saison wie sonst bei einem „Heckewirt“.

Im Gerichtsbuch heißt es im Jahre 1600: „Hans Deniges wird der Gemeindewirt und Hans Weber in seinem eigenen Haus. Es haben die Beiden mit Handgelübde an Eides statt versprochen, den in acht Punkten festgelegten Verpflichtungen eines Gemeindewirtes getreulich nachzukommen!“ Deniges hat seine Wirtschaft noch im Rathaus. Irgendwann wird die Gemeindewirtschaft in das Haus Haupt­straße 19 verlegt. Das muß vor 1715 gewesen sein, denn auf dem Ortsplan aus diesem Jahr ist das Haus Hauptstraße 19 als Gemeindewirtschaft ausgewiesen. Rund 100 Jahre bleibt die Gemeindewirtschaft dort.

Das Grundstück umfaßt fast die ganze Fläche zwischen den umliegenden Straßen (außer dem Haus Ecke Hauptstraße / Brunnenstraße). Man konnte von der Hauptstraße hinein fahren und hinten wieder hinaus. Das war besonders praktisch für die Fuhrleute, die auf dem Weg zur Frankfurter Messe hier Halt machten. An den Gemeindewirt wird nämlich auch die Erhebung des Wegegeldes verpachtet, auch „Pflastergeld“ genannt: Jedes fremde Fuhrwerk, welches durch den Ort kommt, muß einen Kreuzer bezahlen. Im Jahre 1731 bringt das Wegegeld im Jahr zehn Gulden, im Jahre 1782 nur noch fünf Gulden.

Der letzte Pächter des Gemeindewirtshauses ist Johann Georg Koch. Es ist nicht sicher, wann seine Pachtzeit begonnen hat. Sein Vorgänger Daniel Porta soll bis 1710 der Gemeindewirt gewesen sein. Wilhelm Mankel gibt 1702 als Beginn der Pachtzeit Kochs an, aber da wäre er erst 19 Jahre alt gewesen. Eine weitere Angabe spricht von 1707. Sicher ist dagegen, wie lange die Pachtzeit ging: „Am 9. Januar 1723 ist das Haus bei Licht durch den Herrn Amtmann von Hanau öffentlich verkauft worden; und hat Johann Georg Koch mit 2.000 Gulden das letzte Gebot erhalten!“ (Nach anderer Angabe waren es 1.100 Gulden oder auch 2.100 Gulden). Johann Georg Koch kauft also das Haus von der Gemeinde. Seine Anfangsbuchstaben sieht man im Schlußstein des Torbogens der Toreinfahrt. Dazu kommen noch die Zunftzeichen: Maischegabel der Bierbrauer und Rethaken für Bender. Von da an wird das Haus nur noch „Koch‘sche Wirtschaft“ genannt.

Am 31. März 1801 geht die Wirtschaft durch Tausch an Karl Schmidt über. Die Familie Koch zieht in das Haus Hauptstraße 12. Die Nachkommen der Tauschpartner leben heute noch in den Häusern, der Tauschvertrag ist noch vorhanden. Koch hat die Wirtschaft nicht mehr halten können als Folge von Viehseuchen, der Besetzung durch fremde Soldaten (vor allem Franzosen), durch Plünderung fast aller Vorräte und durch Krankheit und Todesfälle in der Familie. Das Gebäude ist von da an nur noch landwirtschaftliches Anwesen.

 

Vor dem Haus mit der hohen Außentreppe steht ein Zieh-Brunnen, der letzte von ursprünglich fünf öffentlichen Brunnen. Er blieb erhalten, weil er den Verkehr nicht störte. Er hat auch eine Inschrift: „1702....C.S.Schultheis. CT.IK.BGM“. Dabei meint „CS Schmidt, Schult­heiß“ den Schultheißen Caspar Schmidt. Die anderen Buchstaben­gruppen nennen die Bürgermeister (= Gemeinderechner). Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Caspar Trapp (1671 bis 1729) und vielleicht um Jakob Kreischer (gestorben 1729).

Im Jahre 2008 wollte der Magistrat der Stadt Maintal den alten Brunnen abreißen lassen. Stadtrat Schächer sagt zwar, der Brunnen bleibe erhalten, nur der Bogen über dem Brunnen solle entfernt werden. Der obere Teil des Brunnens sei aber nicht mehr verkehrssicher, aber für eine Reparatur sei kein Geld mehr da. Doch ohne den Bogen wäre natürlich der ganze Brunnen dahin.

Dieser Brunnen gehört unbedingt zum Bild der Hauptstraße dazu. Es gibt Ansichtskarten mit dem Brunnen und blühenden Geranien im Vordergrund und der Kirche im Hintergrund. Maler nehmen den Brunnen gern als Motiv. Ohne diesen Brunnen ist die Hauptstraße nicht mehr das, was sie ist. Da könnte man ja auch das Historische Rathaus oder den Kirchturm abreißen, die kosten viel mehr.

Natürlich steht der Brunnen wie die ganze Hauptstraße unter Denkmalschutz. Den privaten Besitzern werden Auflagen mit hohen finanziellen Kosten gemacht, wenn sie ihr Haus renovieren wollen, aber die Stadt will nicht einmal bei einem so vergleichsweise kleinen Objekt mit gutem Beispiel vorangehen.

Es ist doch nichts weiter zu tun als den „Querbalken“ anzuheben und durch zwei Metallstifte zu sichern. Das kann jeder Steinmetzbetrieb machen, so wie man sonst Grabsteine sichert. Der Brunnen ist ein handgreifliches Zeugnis Hochstädter Geschichte. Hier ist ein Schultheiß verewigt und dazu zwei seiner Gemeinderechner. Wollte der damalige Bürgermeister von Maintal das Andenken an einen seiner Vorgänger auslöschen? Aufgrund von Eingaben an die Denkmalbehörde des Kreises wurde der Brunnen gesichert und erhalten.

 

Das kleine Haus zwischen Hauptstraße 19 und Brunnenstraße 1 ist 1715 noch ein eigenes Grundstück und gehört Juliana Schmöhl, der Tochter des Gemeindebäckers. Hier haben zuletzt zehn Personen gewohnt, ein Ehepaar mit acht Kindern (eins war gestorben). Es war dies die Familie Peter Heckert und Appolonia geborene Seipel, die 1864 geheiratet haben. Da der Zugang vom Hof des Hauses Hauptstraße 19 war und der Vater ein Trinker war, wollte der Besitzer Andreas Emmel (und Frau Susanna) die Familie los werden. Deshalb baute er für sie vor 1912 das Haus in der Hanauer Straße 10, das wesentlich besser ausgestattet war als das ursprüngliche Haus. Dieses ist heute im Grunde noch so erhalten ist, wie die Familie es verlassen hat. Es hat auch noch eine zweigeteilte Tür, wie sie früher in vielen Häusern üblich war. Dahinter war ein Stall für eine Kuh. Im Erdgeschoß waren Wohnzimmer und Küche in einem, im Oberstockwerk die Schlafräume.

 

 Brunnenstraße 1:

Als Eigentümer wird 1715 Elias Ermentraut genannt. Damit könnte vielleicht Jeremias Ermentraut gemeint sein. Er heiratet 1682 in Seckbach Juliana Matern und ist Gemeindeschäfer. Der Besitzer Völker hat in den neunziger Jahren noch von der Stadt einen Zuschuß dafür erhalten dafür, daß er das Fachwerk frei ließ und neu herrichtete. Aber der Giebel ist dabei mit Holz verschalt worden, „weil dort die Wetterseite ist“.

 

Die Brunnenstraße war früher ein Graben mit zwei Brücken, der bis um 1800 das Oberdorf vom Unterdorf trennte. Früher soll das Dorf nur bis hierher gegangen sein und durch eine Mauer nach Westen abgegrenzt gewesen sein, mit zwei Rondellen an den Enden. Auf dem Lageplan des Ortes kann man ihren Verlauf noch erahnen (Richtung Bogenstraße 22).

 

Hauptstraße 21, Gasthaus „Zum Tiger“:

Der Zeitpunkt der Gründung des Gasthauses „Zum Tiger“ in der Hochstädter Hauptstraße ist nicht genau festzustellen. Wilhelm Mankel, der früherer Hochstädter Bürgermeister und Geschichtsforscher, gibt an, daß das Gasthaus ab 1731 erwähnt wird. Er nimmt Johann Jakob Stein als Gründer an. Aufgrund der Angaben in den Kirchenbüchern ist das jedoch unwahrscheinlich. Auf alle Fälle ist die heutige Gaststätte „Zum Tiger“ die älteste Gaststätte in Hochstadt, die bis zum heutigen Tag ununterbrochen Bestand gehabt hat.

Der älteste bekannte Vertreter der Gastwirtsfamilie Stein ist Georg Stein. Das geht hervor aus dem Eintrag des Paten bei der Taufe von Johann Georg Stein am 14. Dezember 1662. Er dürfte also um 1600 geboren sein. Dieser Johann Georg Stein hat einen Sohn Andreas (geboren 1695), der 1724 Anna Magdalene Weber heiratet (geboren 1704). Diese ist die Tochter des Zieglers Johann Georg Weber, der am 17. Februar 1693 Margarethe Emmel aus Mittelbuchen heiratete. Sie wohnen in dem Haus Hauptstraße 21, denn es gehört 1715 Johann Georg Webers Witwe.

Andreas Stein gründet 1725 die Gaststätte (er könnte allerdings auch schon früher Wirt gewesen sein). Ab diesem Jahr 1725 ist die Gaststätte  im 17. und 18. Jahrhundert durchgehend bezeugt. Ihre Inhaber werden vorzugsweise als „Wirt“ bezeichne und nicht wie bei anderen Gaststätten als „Bender und Bierbrauer“. Zeitweise wird auch die Bezeichnung „Unterwirt“ verwendet, erstmals 1772 oder 1775, weil das Haus unterhalb des traditionellen Gemeindewirtshauses Hauptstraße 19 steht.

Aus dieser Gaststätte stammt auch Michael Weber, der Gründer der Gaststätte Rauch, aus der auch die Kelterei Höhl hervorging. Michael Weber (geboren am 21. Oktober.1762 als Sohn des Johann Georg Weber und Dorothea geborene Schales) war seit 27 April.1780 verheiratet mit Anna Magdalena Stein, Tochter des Michael Stein. Dabei kann es sich an sich nur um die am 18. April 1764 geborene Anna Magdalena Stein handeln (auch wenn sie bei der Hochzeit erst 16 Jahre alt war, aber es gibt sonst keine Trägerin dieses Namens in der in Frage kommenden Zeit). Ihr Vater war zwar kein Wirt, wohl aber ihr Großvater Andreas Stein, der Gründer der Stein’schen Wirtschaft. Michael Weber hat also in eine alteingesessene Gastwirtsfamilie eingeheiratet.

Philipp Stein, der letzte Besitzer der Stein’schen Wirtschaft dieses Namens, hat viele Schulden durch die kriegerischen Ereignisse 1806 bis 1813 oder auch durch Krankheit. So kommt es 1815 zum Verkauf an den Gastwirt Michael Weber, der seit 1786 im Haus gegenüber das Gasthaus „Zur goldenen Krone“ hat (Diese soll nach Wilhelm Mankel seit 1779 bestehen. Aber damals wäre Michael Weber erst 17 Jahre alt gewesen. Da paßt besser die Jahreszahl 1786, das Jahr, in dem die Gaststätte im Haus Hauptstraße 18 eingerichtet wurde). Michael Weber erweitert die Stein’sche Gaststätte 1817 durch Torbogen und Tanzsaal, wie die Inschrift „18 MW 17 / 1987“ auf dem Torbogen besagt (auch Eckstein links unten). Außerdem steht dort noch der Name „Eliashof“, den das Ehepaar Jochims dem Hof gab, als es 1987 die Gebäude renovierte bzw. neu baute. Sie gründeten eine Stiftung: Wie ein Schild am Hoftor ausweist lädt Herr Jochims ein zu einer Führung zur „Sammlung zur Weltkunst“, die er in seinen Räumen eingerichtet hat.

Nach Abschluß der Bauarbeiten übergibt er seine Wirtschaften an die jüngere Generation. Sein Sohn Johannes Weber (geboren 4. Mai 1787) erhält die Gaststätte in der Hauptstraße 21. Weil dieser 1832 Schultheiß wird, heißt die Wirtschaft im Volksmund „beim Scholze“. Im Haus gegenüber, Hauptstraße 18, richtet Michael Weber die Wirtschaft für seinen Schwiegersohn Johannes Strohl ein. Die Gastwirtschaften in der Mitte Hochstadts sind also seit 1815 in der Hand einer Familie. Es gibt nun nur noch diese zwei Wirtschaften in Hochstadt, denn die Koch’sche Wirtschaft existierte ja nicht mehr.

 

Ein Unfall mit einem Pferdegespann ereignete sich 1905 an der Treppe des Gasthauses. Das Führen eines Pferdegespanns konnte damals durchaus gefährlich werden. Die Pferde waren noch nicht durch Kreuzung lammfromm geworden wie heute. Sehr gern schlugen sie mit den Hinterbeinen aus oder sie gingen mit dem Gespann durch. So geschah es 1905 dem Landwirt Peter Stein, Hauptstraße 53: Die Pferde rasten mit einer Fuhre Mist die Hauptstraße hoch und stießen an die Treppe des Gasthauses. Bei dem Aufprall brachen die Deichselarme ab und die Pferde galoppierten ohne Wagen davon. Peter Stein starb einige Jahre später auf dem Transport ins Hanauer Krankenhaus, nachdem seine Pferde wieder gescheut hatten und er sie aufhalten wollte und sich dabei einige Rippen brach, von denen eine in die Lunge eindrang.

In den Gaststätten wurde früher die Kerb gefeiert. Deshalb gehörte zu jedem Gasthaus auch ein Tanzboden. Für die Kerb mußten die Wirte jedesmal drei Mark bezahlen, um eine öffentliche Lustbarkeit abhalten zu dürfen. Erst als die Tanzkapellen für die Wirte zu teuer wurden, griff man zur Lösung einer Zeltkerb, weil man dafür nur eine einzige Kapelle brauchte.

 

Von der Familie Weber geht die Wirtschaft an die Familie Keller über. Michael Webers Schwiegersohn Reinhard Keller, Sohn des Landwirts und Gastwirts Andreas Keller in der Bischofsheimer Obergasse (Ecke Breulgasse) war seit 23. Januar 1900 verheiratet mit Marie Weber. Nach dem Tod des Schwiegervaters wurde er 1912 Inhaber der Gaststätte. Bis dahin hieß die Gaststätte im Volks­mund nach ihrem Besitzer „Michel“. Vielleicht hat sie bis dahin keinen speziellen Namen gehabt und der Name „Zum Tiger“ kam erst mit der Familie Keller auf. Nachfolger Reinhard Kellers war sein Sohn Andreas Keller.

Seit 1923 war das Gasthaus „Zum Tiger“ das Vereinslokal der Fußballer. In diesem Jahr wurde die Vereinsfahne übrigens auf violett / weiß umgestellt. Nach jedem Spiel traf man sich in der Gaststube. Mancher Sieg wurde hier gefeiert. Und die Pokale wurden natürlich auch in der Gaststätte ausgestellt. Gerade in jener Zeit erlebte der Verein einen großen Aufschwung durch die Verpflichtung von Georg Bauer, dem besten Spieler Frankfurts, und stieg in die Spitze der A-Klasse auf. Der Wirt Andreas Keller („Scholtse Andres“) war selber ein großer Fußball-Fan. Er hieß deshalb „Flanke“, weil er öfter auf dem Sportplatz den Spielern „Flanke“ zurief. Heute treffen sich in der Gaststätte nur noch die „Alten Herren“, weil der Verein eine eigene Gaststätte auf dem Hochstädter Waldsportplatz hat.

Zwischen den (entfernten) Verwandten in den beiden Gaststätten kommt es 1920 noch einmal zu einer Hochzeit. Wilhelm Rauch, Bruder von Philipp Rauch, der die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ erhielt, heiratet 1920 Marie Keller, die Tochter Reinhard Kellers. Aus diesem Anlaß pflanzt er die Kastanie, die heute noch den Hof prägt. Als Beruf Wilhelm Rauchs wird im Kirchenbuch „Gastwirt“ angegeben. Aber er war eher Landwirt im Haus Hauptstraße 32 und hat nur in der Gaststätte Tiger ausgeholfen, vor allem in der Zeit, als die Schwiegereltern geschieden waren

 

Das Anwesen war mit etwas über fünf Hektar ein großer landwirtschaftlicher Hof. Andreas Keller hatte wie viele andere Hochstädter während des Zweiten Weltkriegs einen polnischen „Fremdarbeiter“, wie das damals hieß. Die Anweisung war, daß die Ausländer beim Essen nicht mit den Deutschen an einem Tisch sitzen durften. In Hochstadt hielt man sich meist daran und verwies den Polen oder Russen beim Essen zumindest in eine Ecke des Zimmers. Keller ließ sich aber von den angedrohten Strafen nicht beeindrucken und war einer von denen, die darauf beharrten, daß der Pole in seinem Haus auch mit am Tisch essen durfte.

Die Gaststätte ist schließlich im Besitz von Frau Elfriede Reismann, der Tochter von Andreas Keller, verheiratet mit Hans Reismann. Er repariert im Hof Autos und beult das Blech mit einem Baum­stamm aus. Doch wegen seiner Alkoholsucht verkommt das Grundstück immer mehr. Es war lange Zeit unverkäuflich. Der erzielte Preis langt gerade, in Dörnigheim in der Elbestraße ein Reihenhaus zu erwerben

Das Anwesen wird von Auswärtigen erworben. Neuer Besitzer wird das Ehepaar Jochims, das vorher in Frankfurt-Sachsenhausen gewohnt hat. Reimer Jochims ist 1935 in Kiel geboren und Lübeck aufgewachsen. Von Beruf ist er Maler und hat auch nebenbei Philosophie und Kunstgeschichte studiert. Außerdem ist er Bildhauer, also Künstler und Kunsttheoretiker.

Von 1967 bis 1971 lehrte er an den Kunsthochschulen Karlsruhe und München. Ab 1971 war er Professor für freie Malerei und Kunsttheorie an der Frankfurter Kunsthochschule (Städelschule) und von 1974 bis 1985 deren Rektor. Bis 1974 unterscheidet er zwei Arbeitsphasen in der Malerei, bei der die erste mehr von Zeichnungen geprägt ist, die zweite mehr von den „Formen der Farbe“. Seit 1976 widmet er sich auch der Bildhauerei und seit 1979 entstanden die Malbücher. Seit 1990 hat er Ausstellungen in vielen deutschen und österreichischen Städten. Bisher liegen sieben Veröffentlichungen von ihm vor.

Seine Frau Heinrike geborene Peters, geboren 1940, ist Psychotherapeutin und hat im Haus ihre Praxis. Das Grundstück in Hochstadt erwarben die Eheleute 1980. Sie leben zusammen mit Freunden in einer christlichen Wohngemeinschaft. Auf Vorschlag eines Freundes gaben sie dem Anwesen den Namen „Eliashof“. Damit beziehen sie sich auf den Propheten Elia aus dem Alten Testament. Von der Gestalt dieses einsamen, aber in seiner Glaubensüberzeugung unbeugsamen Mannes fühlten sie sich angesprochen. Seine Geschichte haben sie im Treppenhaus festgehalten zusammen mit einer Postkarte, die eine Elia-Ikone vom Berg Athos zeigt. Die Nebengebäude werden neu errichtet. Im Jahre 1989 ist die Renovierung abgeschlossen.

 

Die Gaststätte war dann lange verpachtet an Andreas Sielaff, geboren 1981 in Frankfurt. Nach Hochstadt kam er, weil seine Eltern seit 1965 (?) dort wohnten. Er wohnt in der Vogelsberg­straße, ist verheiratet und hat ein Kind. Die Gaststätte führt er seit 1987, im Jahre 1989 hat er sie renoviert und in der heutigen Form eingerichtet. Als er die Gaststätte im Bürgerhaus übernahm, wurde die Gaststätte erst wieder verpachtet.

Das Haus hat eine hohe Freitreppe, die für heutige Verhältnisse den Zugang zur Gaststätte erschwert. Hinter der Haustür ist der Flur abgesperrt und es ging rechts hinein in die Gaststube. Diese war bis in die achtziger Jahre noch mit den alten langen Tischen und Bänken ausgestattet. Ein Tisch und zwei Bänke aus der Gaststätte befinden sich heute im Gaststättenraum des Stadtmuseums. Ein Tisch und zwei Bänke aus der Gaststätte befinden sich heute im Gaststättenraum des Stadtmuseums. Aber dann wurde sie modernisiert. Anschließend an den Gasttraum war das Kolleg in dem westlichen Anbau der Häusergruppe. Aber 2017 wurde die Gaststätte zu Wohnungen umgebaut.

 

Der westliche Teil des heutigen verklinkerten Gebäudes war 1715 noch ein eigenes Grundstück, das Valentin Rohrbach gehörte (geboren 1670). Rohrbach wird schon 1695 als Gemeindebäcker in den Gemeindeakten erwähnt. In der Hauptstraße war aber nur sein Wohnhaus, denn das Gemeindebackhaus stand ja in der Hauptstraße 36 und wurde jeweils meistbietend verpachtet an einen Bäcker. Noch 1830 wohnt der Gemeindebäcker Johann Jacob Koch in dem Haus in der Hauptstraße 21 (damals Hausnummer 101). Er hat sich wahrscheinlich 1831 im Haus in der Hauptstraße selbständig gemacht und eine private Bäckerei eingerichtet haben. Als am 12. Juli 1853 bei der Einweihung der Schule in der Hauptstraße 4 die Schulkinder Stutzweck aus der Bäckerei Koch erhalten, kommen diese also aus der Bäckerei in der heutigen Hauptstraße 21 (Die Geschichte der Bäckereien in Hochstadt ist im Anhang geschildert).

 

Hauptstraße 18, Gasthaus „Zur goldenen Krone“:

Die Firma Höhl sagt heute: „Gasthaus und Kelterei (!) werden 1779 von Michael Weber gegründet und bis 1817 geführt. Michael Weber ist der Erste, der im Apfelwein eine gewerbliche Erwerbsquelle sieht und nicht mehr nur auf den Wein baut“. In der Festschrift zum 225jährigen Jubiläum heißt es unter der Überschrift „Der gute Stern des Michael Weber“: „Michael Webers Sternstunde kam im Jahre 1779. Sein Stern hatte die Gestalt eines Apfels. Michael Weber zögerte keinen Augenblick und gründete eine Apfelweinkelterei. Es gehörte damals eine Menge Mut dazu, den Apfel als Lebens- und Existenzgrundlage zu wählen. Denn im Jahre 1779 war Hochstadt eine blühende Weinbaugemeinde. Der Anbau von Äpfeln und anderem Obst wurde nur so nebenbei betrieben!“ Doch das ist wohl mehr ein Wunschdenken, das die heutige Werbung für den Apfelwein etwas unterstützen soll.

Bei Michael Weber ist nur die Rede davon, daß er Wirt ist. Er wird also vor allem Wein und Bier ausgeschenkt haben. Wahrscheinlich hat er für den Hausgebrauch auch etwas Apfelwein hergestellt. Aber seine Gäste wären dumm gewesen, wenn sie nur Apfelwein getrunken hätten, wo es doch Wein gab. Es kann also keine Rede davon sein, daß schon er im Apfelwein eine gewerbliche Erwerbsquelle gesehen hätte. Michael Weber hat nicht nur Apfelwein gekeltert, denn im Jahre 1805 wird gesagt, daß Frantz Fuchs aus Polnisch-Preußen als Branntweinbrenner bei Wirt Michael Weber ist.

Das Wort „Apfelwein“ ist in den Gemeinderechnungen des 16. und 17. Jahrhunderts nicht zu finden, obwohl man den Obstwein als Getränk für den Hausgebrauch kennt. Im Jahre 1753 gibt es drei Wirtschaften in Hochstadt. Jede zahlt Abgaben an die Gemeinde für 10 Ohm Wein und 55 Ohm Bier. Es wird also offenbar mehr Bier als Wein ausgeschenkt, von Apfelwein oder Branntwein ist nicht die Rede.

Die Gastwirtstradition der Familie Höhl reicht hinter das Jahr 1779 zurück. Das muß aber nicht unbedingt für die Keltertradition gelten und schon gar nicht für das Apfelweingeschäft. Das Apfelweingeschäft begann erst mit dem Gastwirt Georg Rauch.

 

Michael Webers Vorfahren hatten zunächst nichts mit dem Gastwirtsberuf zu tun. Der älteste bekannte Vorfahre ist Hans Weber, ein Leineweber aus Hanau. Sein Sohn Heinrich heiratet 1677 die Tochter des Lehrers Schüler und kommt so nach Hochstadt. Sein Grabstein steht noch heute auf dem Kirchhof rechts an der Mauer (Nummer 6). Sein Sohn Johannes ist wieder Ziegler. Das ist auch bei Johann Georg Weber, dem Vater des Michael Weber, anzunehmen, obwohl dessen Beruf nicht genannt wird.

Der Ausgangspunkt für Michael Weber war die Gaststätte Stein (heute: „Zum Tiger“). Zwei Söhne des Andreas Stein werden nacheinander Wirt in der Stein’schen Wirtschaft, nicht aber Johann Michael Stein, der Vater der Anna Magdalena Stein, die nachher Michael Weber geheiratet hat. Es waren die Onkels der Anna Magdalena Stein, die die Wirtschaft führten. Der ältere Onkel Johannes (nach 1775 gestorben) hat aber wohl bald die Wirtschaft aufgegeben, weil der jüngere Onkel Andreas bei seiner Trauung 1772 schon Wirt ist.

Am 21. Oktober 1762 ist Michael Weber geboren als Sohn des Johann Georg Weber und Dorothea geborene Schales. Im Jahr 1779, das von der Familie Höhl im Anschluß an ein Gutachten von Wilhelm Mankel als Gründungsdatum ihrer Firma angegeben wird, war er also gerade einmal 17 Jahre alt. In diesem Jahr hat er sich vielleicht verlobt mit Anna Magdalena Stein, Enkelin des Benders Andreas Stein (1695 bis 1759).

Danach hat er wahrscheinlich seine Lehre in der Stein’schen Gaststätte gemacht oder dort mit geholfen. Am 27. April 1780 heiratet er Anna Magdalena Stein, Tochter des Michael Stein. Dabei kann es sich nur um die am 18. April 1764 geborene Anna Magdalena Stein handeln (auch wenn sie bei der Hochzeit erst 16 Jahre alt war, aber es gibt sonst keine Trägerin dieses Namens in der in Frage kommenden Zeit). Ihr Vater war zwar kein Wirt, aber ihr Großvater Andreas Stein, der Gründer der Stein’schen Wirtschaft. Michael Weber hat also in eine alteingesessene Gastwirtsfamilie eingeheiratet.

 

Das Paar macht sich im Jahre 1786 selbständig. Aber Michael Weber „kauft“ nicht das gegen­überliegende Haus Hauptstraße 18, um dort eine Gaststätte einzurichten. Der obere Teil der heutigen Gaststätte gehörte ja schon der Familie. Den unteren Teil erbt er von seiner Mutter, die eine Enkelin des Johannes Trapp ist, der 1715 das Haus besaß. Auch der dritte Teil des Hauses nach dem Rathausplatz zu gehörte 1715 Gregor Trapp, einem Onkel des Johannes Trapp (der allerdings auch andere Nachkommen hat).

Wenn Michael Weber sich aber als Wirt selbständig machte, dann setzt das wohl voraus, daß er schon vorher in einer Gaststätte tätig war. Aber es war wohl nicht die Wirtschaft im Rat­haus, die noch 1787 als „Wirtschaft auf dem Rathaus“ bezeichnet wird. Eher war er doch wohl in der Wirtschaft Stein beschäftigt.

Im Jahre 1799 ist Michael Weber noch „Untertan“ und nicht Bender oder Wirt. Im Jahr 1790 wird er erstmals als „Wirt“ bezeichnet. Das ist bei der Beerdigung von Johann Adam Noll. Von ihm wird gesagt, er sei Knecht bei dem „Wirt“ Michael Weber. Auch im März 1803 wird Anna Katharina Weber Patin in der Familie des Zieglers Andreas Weber, eine Tochter des „Gastwirts“ Michael Weber.

Aber bei den Taufen der eigenen Kinder wird er erst im Jahre 1804 als „Unterthan und Gastwirt“ bezeichnet. Vielleicht war er anfangs noch nicht als offizieller Gastwirt anerkannt, weil er nur als „Unterthan“ bezeichnet wird und noch nicht als Gastwirt.

Von den Kirchenbüchern her gesehen wird Michael Weber erst um 1790 Gastwirt. Wie Wilhelm Mankel auf das Jahr 1779 gekommen ist, das ist nicht recht deutlich. Hat er noch andere Quellen ausgewertet, zum Beispiel die Gemeinderechnungen? Jedenfalls schreibt er in einem Gutachten vom 26. Februar 1951: „1779 wurde von dem hiesigen Einwohner Michael Weber in Hochstadt eine Gastwirtschaft auf der Hauptstraße gegenüber dem Rathaus, verbunden mit einer Wein- und Apfelweinkelterei, gegründet...“

Michael Weber führt die Gaststätte in der Hauptstraße 18 bis zum Jahre 1817. Beim Tod ist er nur noch „Landwirt“, weil er die Führung der Gaststätte schon abgegeben hatte. Als er am 9. September 1836 stirbt, wohnt er auch in der Hauptstraße 21. Die Eheleute haben neun Kinder, von denen aber nur drei heiraten. Sein Sohn Johannes wird der Schultheiß und führt die Stein’sche Wirtschaft.

 

Die Tochter Anna Magdalena, das sechste Kind (1795 bis 1867), heiratet 1812 den Witwer Johannes Strohl (1779 bis 1848), der „der Dicke“ genannt wird. Er ist im Jahre 1817 noch „Landwirt“, aber ab 1819 ist er dann „Gastwirt“. Er führt die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ bis 1829. Dann wird die Wirtschaft auf sechs Jahre an Kaspar Schäfer verpachtet, der später die Gaststätte „Zum Neuen Bau“ baut. Während dieser Zeit heiratet das dritte Kind des Besitzers Johannes Strohl, nämlich die Tochter Anna Katharina (1817 bis 1875), den Ortsbürger Wilhelm Schales (1810 bis 1861), der dann 1835 die Wirtschaft übernimmt. Er wird 1836 und 1857 als Gastwirt erwähnt.

 

Die Tochter Katharina (1836 bis 1893, das älteste Kind) heiratet 1858 den Ackermann (Johann) Georg Rauch (1833 bis 1911), Sohn des Gastwirts Johannes Rauch in Dörnigheim. Als Wilhelm Schales am 24. April 1861 (nicht 1860) im Alter von kaum 50 Jahren stirbt, übernimmt sein Schwiegersohn Georg Rauch von 1861 bis 1908 die Gaststätte. Bei der Geburt der Tochter Katharina am 6. Januar 1861 wird er noch als „Ackermann“ bezeichnet. bei der Geburt des Sohnes Wilhelm im Jahre 1862 ist kein Beruf angegeben. Bei der Geburt der Tochter Elisabethe 1863 lautet der Beruf „Gastwirt“.


Georg Rauch ist der Gründer des Apfelweingeschäfts, das er mit einem Versandhandel verbindet. Er erweitert den Kundenkreis auch auf Offizierskasinos und eine Militärreitschule. Die „besseren Kreise“ (Beamte, Unternehmer, Offiziere, Adlige) lassen sich den Apfelwein gern faßweise ins Haus senden. Der „kleine Mann“ dagegen trinkt seinen Schoppen eher im Stammlokal. Georg Rauch wird von den Hochstädtern „der alte Schorsch“ genannt, von den Gästen aus Hanau aber „Löwenschorsch“.

Georg Rauch stellt schon „Hochstädter Speierling“ her, nach dessen Rezept noch heute „Der alte Hochstädter“ hergestellt wird. Außerdem vertreibt er auch Traubenwein der Marke „Hochstädter Riesling“.

Der Name „Gasthaus zur Krone“ taucht in den Kirchenbüchern erstmals 1892 auf beim Tod der Wirtin Catharina Rauch. Bis 1896 wird für das Gasthaus die Hausnummer 103 (heute Klinkerbau) angegeben. Im Jahre 1899 ist es die Hausnummer 104 (Fachwerkbau). Die Familie ist wohl inzwischen in den anderen Teil des Hauses gezogen.

Das Gebäude Hauptstraße 18 ist ein Doppelhaus. Das westliche Haus war ursprünglich niedriger als das weiter oben gelegene. Es hatte zwei Freitreppen und eine Torfahrt. Hier hatte die Familie ihre Privatwohnung. Durch drei Treppenstufen waren die beiden Häuser miteinander verbunden. Das obere Haus wurde 1906 das Wohnhaus der Familie. Es ist unten aus Stein gebaut und hat oben Fachwerk.

Das linke Haus wurde 1908 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Zeichnung stamm­te vom Kreisbaumeister, der darauf bestand, daß das Oberstockwerk in Fachwerk ausgeführt wurde. Die Decke über dem Erdgeschoß besteht aus Balken, von denen einer neben dem anderen liegt, damit darüber ein Saal eingerichtet werden konnte.

Die aus Blendstein gemauerte Südwestecke ist bis zur 41. Schicht aus Steinen gemauert, die ein Maurer an Ort und Stelle zu einem stumpfen Winkel geschliffen hat. Das Grundstück ist nämlich nicht rechtwinklig, und deshalb paßten die angelieferten Steine nicht. Der Mann hatte so für einige Zeit einen bequemen Posten, bis dann die vom Werk gefertigten Steine ankamen. Das ganze Haus wurde mit Azetylengas vom Keller bis zum Dachboden erleuchtet.

Die vier großen Fenster im Oberstockwerk des rechten Gebäudes gehören zum alten Tanzsaal. Hinter den Fenstern rechts und links der Tür unterhalb des Saals befand sich bis 1906 die Gaststube. Heute ist rechts von der neuen Tür das Kolleg der Gaststätte. Mit zur Familie gehören auch die Gebäude am Rat­hausplatz bis in die Bogenstraße hinein (siehe unten).

 

Georg Rauch hat als erster Inhaber einen Sohn, der die Wirtschaft übernimmt (auch die Vorgänger hatten Söhne, aber offenbar wollte keiner die Wirtschaft haben). Es ist Wilhelm Rauch (1873 bis 1922), der zwar schon im Jahre 1899 als Gastwirt bezeichnet wird, aber erst von 1908 bis 1921 offiziell das Geschäft führt. Nach seinem Tod führt seine Witwe Elisabeth Rauch geborene Koch das Geschäft bis 1934 weiter.

Die Eheleute haben fünf Kinder:

1. Wilhelm Rauch (geboren 1895) heiratet am 1920 Maria Katharina Keller, Tochter des Gastwirts Reinhard Keller aus dem Gasthaus „Zum Tiger” (Kinder Andreas, Rudolf und Marianne).

2. Andreas Rauch (geboren 1896) stirbt schon im Alter von 22 Jahren.

3. Die Tochter Margarete (geboren 1899) heiratet den Zahnarzt Möbus.

4. Philipp Rauch (geboren am 6. Februar 1901) wird Nachfolger in der Gaststätte.

5. Die Tochter Magdalene (geboren 1902) heiratet 1926 Wilhelm Höhl, der die Kelterei übernimmt und zu einem Großbetrieb ausbaut.

Im Jahre 1934 übergibt Elisabeth Rauch die Gaststätte an ihren Sohn Philipp Rauch. Dieser heiratet 1923 Wilhelmine Maria Schäfer, die Witwe seines früh verstorbenen Bruders Andreas Rauch. Deren Kinder sind: Rudolf (gefallen), Elfriede Schöpel (Inhaberin der Gaststätte) und Wolfgang Rauch (Inhaber des Hotels). Philipp Rauch stirbt am 28. Mai 1968. Matthias Schöpel, der Enkel Philipp Rauchs, ist heute Eigentümer der Gaststätte und des Hotels und keltert auch selber wieder im alten Keller unter dem Hotel.

 

Die Kelterei übergibt Elisabeth Rauch damals ihrem Schwiegersohn Wilhelm Höhl. Dieser baut dann in der Hauptstraße 63 eine für damalige Verhältnisse moderne Großkelterei. Erst Wilhelm Höhl macht die Apfelweinherstellung zu seinem alleinigen Erwerbszweig, ohne selber eine Gaststätte zu haben. Seit 1963 ist die Kelterei im Osten Hochstadts ansässig. Als „Landkelterei Höhl“ war die lange Zeit der Marktführer bei der Apfelweinherstellung. Seit 2006 arbeitet sie bei eingeschränkter Produktion mit den Keltereien Heil (Laubuseschbach) und Rapps (Karben) zusammen. Danach ging sie ganz in das Eigentum von Rapps über.

 

Übrigens ist auch Valentin Höhl, der Großvater des Keltereigründers Wilhelm Höhl, von Beruf Gastwirt. Er ist geboren in Griesheim bei Darmstadt, woher seine Eltern stammen, und heiratet 1873 Margaretha Hartmann, die noch in Bergen geboren wurde, woher ihre Eltern stammen. Diese war bereits in erster Ehe verheiratet mit dem Gastwirt Jacob Schäfer, der am 15. Dezember 1872 gestorben war und die Gaststätte „Zum Neuen Bau“ hatte. Der Name „Höhl“ wird damals noch „Hehl“ geschrieben, wie man es im Dialekt ausspricht. Noch bei der Taufe des zweiten Kindes im Jahre 1877 wird angegeben, er sei Gastwirt von Beruf.

 

Am Rathaus 4:

Der westliche Teil der Gaststätte „Zur goldenen Krone“ nach dem Rathausplatz zu ist ein eigenes Grundstück und hat eine eigene Hausnummer 4, die an der Tür in der Bogenstraße angebracht ist. Dieses Grundstück gehört im Jahre 1715 Johannes Trapp, einem Neffen des Gregor Trapp (siehe: Hauptstraße 18). . Der Erker des Hauses wurde lange Zeit gekrönt von einem Apfelweinbembel, dessen Henkel beschädigt war (durch einen Schuß?). Leider ist der Bembel seit etwa 2010 nicht mehr vorhanden. Über der Haustür steht „Wilhelm Rauch 1911“. Gemeint ist damit der Wirt der Gaststätte „Zur goldenen Krone“. Der südliche Teil war früher die Kegelbahn der Gaststätte. An der westlichen Seite war ein Gartenlokal, aber der Platz wurde später zugebaut. An der Nordseite des Hauses sind Wohnungen. Früher war hier auch die Milchsammelstelle

 

Am Rathaus 5, Rathaus:

Das Historische Rathaus nimmt einen bevorzugten Platz innerhalb des Ortes ein. Frei steht es an der Hauptstraße und kündet jedem vom Stolz der Hochstädter Bürger aus vergangenen Tagen. Der Mittelpunkt eines Ortes hieß anfangs nicht Rathaus, sondern „Spielhaus“. Das Wort kommt von der Bezeichnung für „Rede, Erzählung“ in der mittelhochdeutschen Sprache. Diese Silbe „spiel“ kommt heute noch in dem Wort „Kirchspiel“ vor, das den Bereich bezeichnet, aus dem die Gemeinde zum Reden und Hören zusammenkommt. Das Haus war also für die ganze Gemeinde bestimmt. Hier gingen die „Nachbarn“ hin, wenn sie unter der Halle etwas bereden und Neuigkeiten erfahren wollten. Hier wurden Verordnungen bekanntgemacht.

Hier meldeten sich wegmüde Wanderer, wenn sie die Mildtätigkeit der Gemeinde in Anspruch nehmen wollten. Der Bürgermeister reichte ihnen dort Speise und Trank oder auch Almosen aus dem Gemeindesäckel. In Hochstadt wurden jährlich sechs Gulden „um Gottes willen“ gegeben. Das Unterstockwerk eines solchen Hauses bestand in der Regel aus einer offenen Halle mit Arkaden, so daß die Redewendung war „unter dem Spielhaus“.

Hier hielt das Gericht seine Sitzungen ab. Meist war auch eine Trinkstube in einem solchen Haus. Zeitweise muß im Rathaus auch Wirtschaft gewesen sein. Um 1600 gibt es in Hochstadt zwei Wirtschaften: Die eine ist amtlich und befindet sich zunächst im „Spielhaus“ (Rathaus) und der Wirt wechselt von Jahr zu Jahr. Sie wird noch 1787 als „Wirt­schaft auf dem Rathaus“ bezeichnet. Die andere Wirtschaft ist eine „Heckerwirtschaft“, befindet sich also jedes Jahr in einem anderen Privathaus, allerdings ganzjährig und nicht nur in der Saison wie sonst bei ei­nem „Heckewirt“. Später wird allerdings für mehrere Jahre verpachtet.

Mit der Zeit gab es aber immer mehr die Herbergen und Wirtshäuser. Andererseits vermehrten sich die Schreibereien und Geschäfte des Bürgermeisters immer mehr. So nahm dann die Gemeindeverwaltung das Haus in seinen alleinigen Besitz und es wurde zum Rathaus.

Im Oberstockwerk war der Sitzungsraum der Gemeinde­vertreter, der „Geschworenen, und wohl auch ein Dienstzimmer für den Bürgermeister. Das Rathaus war auch Tagungsort des Dorfgerichtes. Am Ostermittwoch 1605 zum Bei­spiel wird nach altem Brauch unter dem „Gemeindespielhaus“ das Dorfgericht gehalten. Die Feldschützen berichten über Verstöße gegenüber Nachbarn. Die Weinmeister bringen vor, was die Wirte, Metzger, Bäcker und Krä­mer sich an Betrügereien geleistet ha­ben. Die Gemeinde ist verpflichtet, Got­tes­lästerungen und Scheltworte anzu­bringen. Im Herbst findet immer ein sogenannter „Rügetag“ statt. Im Anschluß daran wird die Schließung der Weinberge ver­kündet. Seit 1614 darf der Rügetag auf Befehl des Amtmanns aber nicht mehr am Sonntag gehalten werden. Die Versamm­lung findet auf dem Rathaus statt, jeder muß bei Strafe von fünf Gulden erschei­nen.

 

Das alte Hochstädter Rathaus soll im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sein. In den Jahren 1683 / 1684 wird es neu aufgebaut als ein Fachwerkbau auf offener Steinhalle. Große Instandsetzungen gibt es 1752, neue Fenster werden 1768 eingesetzt. Eine neue Wetterfahne aus Niederdorfelden wird 1843 aufgesetzt. Im Jahre 1883 wird vermerkt, daß das Haus mit Kohlen beheizt wird. Größere Reparaturen gibt es noch einmal 1892 und 1896. Der Wert des Hauses wird 1915 mit 5.000 Mark angegeben. Zu einem Dachstuhlbrand kommt es 1916.

 

Das Fachwerk des Hauses hat viele Mannfiguren und geschnitzte Eckständer. Eine Arkade ist an sich wieder offen, aber sie wurde dann wieder mit durchsichtigen Plastikteilen in die Gaststätte einbezogen.

Die Inschrift über der heutigen Eingangstür lautet: „Vorsteher als HW Schultheis Gerichtsleith DB HS HMB PB PM HS PS CMB AST. 17 Burgermeister als MW HST 84, Gerichtsdiener A ST“.

Der Schultheiß ist Johann Weber (= Hans Weber). Er ist 1733 geboren und tritt 1784 sein Amt an. Unter den „Gerichtsleuten“ sind die Gemeindeverordneten zu verstehen, aber diese lassen sich natürlich nur schwer identifizieren. Wahrscheinlich handelt es sich um folgende Personen (mit Jahreszahl der Erwähnung in den Kirchenbüchern und mit dem Hochzeitsdatum):

„DB“      = Daniel Burger                               1767 und 1790           (verheiratet 1752)

„HS“      = Johannes Stein                              1773                           (verheiratet 1762)

„HMB“ = Johann Meerbott                           1769 bis 1781             (verheiratet 1773)

„PB“     = Peter Brosch (Johann Peter)          1786                           (verheiratet 1753)

„PM“    = Philipp Jakob Müller, Lehrer         1781 bis 1789 (?)

„HS“    = Johannes Schales                            1787 bis 1799             (verheiratet 1771)

„PS“     = Peter Schmidt (Schmitt)                 1797                           (verheiratet 1771)

„CMB“ = Johann Caspar Meerbott               1782 bis 1806             (verheiratet 1773)

„AST“  = Andreas Stein                                  1801 und 1807           (verheiratet 1772).

 

Die zwei Bürgermeister sind die Rechnungsführer der Gemeinde. Ihre Namen ließen sich aber nur über die Gemeinderechnung feststellen. Allerdings fehlt ausgerechnet die Gemeinderechnung von 1784. Doch die Bürgermeister haben auch noch in späteren Jahren Gelder in die Gemeindekasse eingezahlt, so daß sich die Namen „Michael Weber“ und „Jakob Stein“ feststellen lassen (diesen Hinweis gab Herr Werner Jung, Zum Groschlag 1).

Es handelt sich um Michael Weber, der kurz nach 1800 die Stein’sche Wirtschaft (Hauptstraße 21) übernimmt. Und mit „HST“ ist wahrscheinlich der 1742 geborene Johann Jacob Stein gemeint (der 1741 geborene Mann gleichen Namens ist schon 1786 gestorben, da kann er nicht noch später Außenstände eingezahlt haben).

Und Gerichtsdiener ist dann wohl sein Vater gewesen, der gelernte Bierbrauer Andreas Stein, geboren 1719, der seit 1746 „Gemeindediener“ ist (Weiteres zum Historischen Rathaus in der Chronik von Peter Heckert „Aus dem Leben der alten Hochstädter“, Seite 74).

 

In den sechziger Jahren will man das Rathaus abreißen und die Hauptstraße begradigen. Der Landeskonservator muß alle Energien aufbringen, um dieses Vorhaben zu verhindern. Aber 1963 wird das Untergeschoß durchbrochen, um für die Fußgänger einen Durchgang zu schaffen. Im Jahre 1964 kommt es zu einem großen Dachstuhlbrand, verursacht durch einen elektrischen Kurzschluß in den Behelfswohnungen im Dachgeschoß. Zahlreiche Feuerwehren sind im Einsatz, darunter auch die Hochstädter Wehr, die im mittleren Raum des Untergeschosses untergebracht ist. Dieses Unterstockwerk diente zeitweise auch als Gefängnis und enthielt einen Raum für den Nachtwächter und für Durchreisende.

Das Haus wird ab 1981 umgebaut, die Fassade erneuert und neue Fenster eingesetzt. Die Fertigstellung erfolgt 1983. Im Unterstockwerk wird eine Gaststätte eingerichtet. Zunächst soll sie reihum von den Vereinen genutzt werden. Doch es findet sich dann ein Pächter für den Dauerbetrieb.  Im Oberstockwerk entsteht ein Ausstellungsraum, der für viele kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann: Kunst-Ausstellungen, Dichterlesungen, Vorträge. Im Januar 1990 liest zum Beispiel der Fernsehmoderator llja Richter zusam­men mit seiner Mutter Eva aus deren Buch „Der Deutsche Jude“. Im Juli 1998 findet eine Ausstellung mit Bildern von Hans Ticha, Hauptstraße 8, im Histori­schen Rathaus statt. Im Dachgeschoß des Hauses wird das Gestühl für die Veranstaltungen gelagert.

Außerdem befindet sich dort ein Teil des Stadtarchivs.

Am Rathaus wuchs von etwa 1990  bis etwa 2010 ein Weinstock, der vom Winzerverein betreut wurde, der dafür dem Bürgermeister jedes Jahr zwei Flaschen Wein zur Verfügung stellte. Weshalb der Brauch nicht weitergeführt wurde, ist nicht bekannt.

 

Östlich des Rathauses ist auf dem Ortsplan von 1715 ein Brunnen eingezeichnet. Allerdings ist das nicht gleich zu erkennen, weil das Symbol kleiner ist als an den anderen Stellen. Bei genügender Vergrößerung kann man aber erkennen: Das Zeichen östlich des Rathauses besteht aus einem Kreis (unten) und einem Zeichen, das wie ein „D“ aussieht (oben) und den anderen vier Zeichen für die Brunnen entspricht, die laut Legende der Karte die Brunnen markiert. Wann diese Brunnen errichtet wurden, liegt im Dunkeln.

Norbert Mankel schrieb noch 2013 über den Brunnen am Rathaus: „Dieser war als Halbbrunnen ausgeführt. Somit befand sich die eine Hälfte innerhalb des Rathauses, die andere an der Straße.“ Diese Angaben seien auch „seit längerem in den bekannten Publikationen im Umlauf“, aber Mankel nennt die „Publikationen“ nicht näher. Am 14. Januar 2014 nahm er das dann auch nach dem Studium der Bilder in Schellmanns Buch in einem Artikel im Tagesanzeiger zurück. Aber jetzt spricht er von „Vollziehbrunnen“ und „Halbziehbrunnen“, aber auf dem Foto ist nicht sichtbar, daß es sich um einen Ziehbrunnen gehandelt haben könnte.  Hier wäre erst einmal zu prüfen, was wirklich im Rechnungsbuch steht. Es gibt auch die Mitteilung, daß der Brunnen am Rathaus im Jahre 1857 neu hergestellt wurde.

 

Weed:

Unterhalb des Rathauses und vor dem Grundstück Hauptstraße 20 Klees befand sich die „Weed“. Die „Weed“ war Viehtränke, vor allem Pferdetränke („da wo man pflegt die Pferd zu tränken und sie vom Staube abzuschwenken“). Gleichzeitig diente sie zu Feuerlöschzwecken (so noch 1951).

Sie war etwa fünf bis sechs Meter breit und an drei Seiten von einer etwa 80 Zentimeter hohen Mauer umgeben.

Nur an der oberen Seite befand sich ein starkes Holzgeländer, damit bei starkem Regen oder bei Vereisung keine Stauung auftreten konnte. Das Wasser war teilweise Grundwasser aus einem Brun­nen, zum Teil lief es als Regenwasser vom Oberdorf hinein. In der Mitte von der Hauptstraße her war ein Eingang, durch den man hineingehen oder reiten konnte. Unten befand sich der Überlauf, das sogenannte „Weedfloss“.

Ab 1862 wurde die Weed mit einem Gewölbe versehen. Später blieb davon aber nur eine niedrige Umrandung aus Sandsteinen mit einer Abdeckung. Doch auch dieser Rest wurde im Zuge des Neubaus der Ortsdurchfahrt vollständig beseitigt. Die Wappensteine mit dem alten Hochstädter Wappen befinden sich heute vor dem Stadtmuseum.

Etwas weiter unten vor dem Haus des Spenglers Burger befand sich die kleinere „Unter­weed“. Sie wurde auch bei Bränden als Feuerlöschbecken genutzt. Im Jahre 1770 werden in der Gemeinderechnung zwei Pferdeschwemmen erwähnt, für deren Säuberung die Gemeinde bezahlt; dabei könnte es sich um die Oberweed und die Unterweed gehandelt haben.

Ein schönes Gemälde dieser Weed befindet sich im Eingangsbereich der Gaststätte im Historischen Rathaus. Aber dabei muß man bedenken, daß die Zeichnung wohl nicht von einem Augenzeugen ist, denn die Weed reicht viel zu weit in die Straße hinein. Die Weed war länglich und ging von der untersten Ecke des Rathauses bis zur Mitte der Hauptstraße und längs derselben bis ungefähr an die Treppe des Hauses Hauptstraße 22. Zwischen der Weed und den Häusern war allerdings noch genügend Platz.

 

Hauptstraße 20:

Das Haus unterhalb des Rathauses war das Wohnhaus des Schmiedefamilie Klees. Die Schmiede

war hinter dem Haus und hatte einen direkten Zugang zum Rathausplatz. Im ersten Stock des Rathauses gab es allerdings eine „Freilufttoilette“, die in den „Gengel“ zum Nachbarhaus entleert wurde (der Ansatz ist noch in der Wand zu sehen). Wer also diesen schmalen Gang benutzen wollte - und der Schmied mußte das mehrmals am Tage - mußte er darauf achten, daß die Luft rein war.

Das Unterstockwerk des Wohngebäudes trägt die Inschrift 1590 mit einem Steinmetzzeichen (kein orthodoxes Kreuz) und einer Schmuckrose darunter. Links davon ist eine weitere Schmuckrose und noch weiter links eine kleinere Schmuckrose. Links darüber an der der mittleren Konsole ist ein Kopf,  der den Balken trägt. Das Fachwerk ist von 1786, darüber ist ein Krüppelwalmdach. Daß es aus Baumaterial aus Groschlag gebaut sei und die spätere Wohnung des letzten Einwohners von Gro­schlag gewesen sei, ist nicht erwiesen. Leider ist die Treppe unschön mit Klinkern belegt.

 

Hauptstraße 22:

Der östliche Teil des heutigen Hauses ist unten aus Stein und oben aus Fachwerk, das mit Backsteinen ausgefüllt ist. Der westliche Teil des Grundstücks hatte ursprünglich einen anderen Eigentümer. Hier steht jetzt gesichtsloser Neubau, der ein schönes Steinhaus mit großen Fensterfronten und Fensterläden ersetzt.

 

Hauptstraße 23:

Hier war eine Metzgerei, die erst einem Nix und dann Johannes Bauer und Ludwig Landmann ge­hörte. Die Metzgerei wurde von Bauer neu eingerichtet. Neben dem Hoftor war der Eingang zum Laden der nur über eine Treppe zu erreichen war, die vorwiegend im Haus war. Bauer hat teilweise zusammen mit dem jüdischen Metzger Stern (Hauptstraße 31) gearbeitet, weil dieser die Hinterteile der Kühe nicht verwenden durfte. Auch die Tochter war gelernte Metzgerin, Gesellenbrief und Bilder sind noch vorhanden. Das Bauernhaus ist unten aus Stein gemauert und hat oben Fachwerk. Es hat einen kühlem Keller und eine Scheune. Es reicht aber nicht bis zur Lutherstraße. Die hinterste Ecke gehört dem Besitzer von Hauptstraße 21, der einen Übergang gebaut hat und deshalb auch den „Gengel“ zwischen beiden Häusern gesperrt hat.

 

Hauptstraße 25:

Das Fachwerkhaus mit den Buchstaben „PW“ über der Tür gehörte Philipp Wagner und Magdalena Lind und wird heute als Gästehaus genutzt

 

Hauptstraße 27:

Über der Tür des Hauses steht „....1572 Strohl und Anna Margreda“, aber in den Kirchenbüchern lassen sich diese Personen nicht identifizieren, auch der Vorname des Mannes ist nicht lesbar. Im Oberstockwerk sind an den schrägen Balken „gotische Nasen“, ein Zeichen für hohes Alter. Das Haus wurde 1931 zusammen mit dem Haus Hauptstraße 29 durch einen Brand  beschädigt.

 

Hauptstraße 29:

Das Haus wurde 1931 zusammen mit dem Haus Hauptstraße 27 durch einen Brand  beschädigt. Vor allem die ‚Rückseite nach der Lutherstraße zu wurde fast vollständig zerstört. In den wiederaufgebauten Räumen hatten aber in den achtziger und neunziger Jahren die „Käwern“ ihr Vereinslokal „Käwernhof“.

 

Hauptstraße 31:

Das Alter des Wohnhauses wird auf das Ende des 17. Jahrhunderts geschätzt. In dem Haus wohnte 1715 der Ziegler Philipp Heckert, der später in der Ziegelei in Steinheim und auf dem Lehrhof arbeitete. Links war ursprünglich ein Torhaus, in dem der (jüdische) Metzger Stern sein Vieh ver­arbeitete (man sieht das noch an den Backsteinen im Fundament). Das Haus wurde dann von dem späteren Bürgermeister Wilhelm Mankel erworben. Es ist mustergültig renoviert, auch wenn es auf dem Dach drei Dachgauben erhalten hat. Leider ist aber der Giebel nach der Bahnhofstraße zu ver­brettert. Das Nebengebäude an der Ecke Bahnhofstraße / Lutherstraße wurde durch einen (Fast-) Neubau ersetzt, der sich einigermaßen anpaßt, aber auch wieder mit verbretterten Wänden arbeitet (mit Ausnahme der Giebelseite nach der Bahnhofstraße zu.

 

Hauptstraße 24:

In dem Haus wohnte Johannes Caspar Mehrbott, der 1703 Anna Margretha Schales heiratet. Der Nachkomme Johannes Meerbott, geboren am 24. Juli 1756, wird als Soldat nach England verkauft, um gegen die Amerikaner zu kämpfen. Er heiratet in den USA und wird zum Stammvater einer weit verzweigten Familie Marbut. Die Nachkommen von Johannes Meerbott wohnen 2010 noch in dem Haus. Das Unterstockwerk ist aus Backsteinen gemauert, das Oberstockwerk hat in den schrägen Balken „gotische Nasen“, die auf ein hohes Alter hindeuten.

 

Hauptstraße 26:

Das Haus gehörte „Isaak Jud“, also dem Juden Isaak. Es gehörte aber auch später jüdischen Familien, zuletzt der Familie Goldschmidt. Zwei Häuser waren hier unter einem Dach vereinigt, das rechts Haus mit einem Unterstockwerk aus Stein. Eine gewinkelte Treppe führte hinein. Das heutige Wohn- und Geschäftshaus mit Torbogen, Erker und Zwerchgiebel wurde 1914 erbaut. Es ahmt zwar im Oberstockwerk das Fachwerk nach, aber es ist sichtbar, daß es modernes Fachwerk ist. Hier praktizierte zeitweise der Arzt Seufert.

 

Hauptstraße 28:

Auf dem Grundstück stehen deutlich zwei Gebäude nebeneinander - das rechte mit der Torfahrt - auch die Dächer sind verschieden. Die Treppe von der Straße her wurde aber schon länger entfernt.

Der dort ansässige Bauer Heinrich Burger hat den Aussiedlerhof in der hinteren Weinbergstraße gebaut. Das Haus in der Hauptstraße war noch einige Jahre vermietet, stand aber dann lange Jahre leer. Aber 2011 erwarb ein Unternehmer aus Frankfurt das Anwesen und renovierte es gründlich.

Als der Verputz des Hauses abgeschlagen wurde, kam darunter ein Fachwerkbau hervor (bis auf einen Teil neben der Torfahrt). Es war kein ganz altes Fachwerk und die Gefache waren mit Back­steinen ausgefüllt. Aber der Zustand war viel besser als vorher und das Haus paßte jetzt zum Charakter der historischen Hauptstraße.

Doch dann wurde die Hausfront mit Hanf gedämmt, mit Brettern vernagelt und mit Schindeln verkleidet werden. Zugegeben: Das Haus hatte auch schon vorher Schindeln. Aber in der Satzung über die Erhaltung der baulichen Anlagen in Hochstadt heißt es: „Arbeiten an bestehenden Gebäuden sind so auszuführen, daß die zur Zeit der Entstehung des Bauwerks übliche Erscheinung sichtbar bleibt oder wird…. Bei Fachwerkhäusern, deren Fachwerk auf Sicht konzipiert ist, ist dieses freizuhalten bzw. freizulegen.... Als ausnahmsweise zulässige Wandverkleidung dürfen nur Holzschindeln verwendet werden!“ Wozu eine solche Satzung, wenn man davon befreit werden kann? Jetzt kann jeder Hauseigentümer in der Hauptstraße eine solche Wärmedämmung für sein Fachwerkhaus beantragen, und es muß ihm genehmigt werden.

Vor 20 Jahren war man da wesentlich strenger. Aber heute sagt ein Einwohner aus einer Nebenstraße im Ortskern. „Heute kann man machen was man will, man darf nur nicht fragen. Mein einer Nachbar hat immer gefragt und alles ist ihm abgelehnt worden. Der andere hat nicht gefragt und einfach ein Fenster in die Wand gebrochen, da ist nichts erfolgt!“

Der neue Besitzer ist auch noch stolz über seinen Einsatz für den Denk­malschutz und will auch „freiwillig“ die Größe der Fenster beibehalten und den Sockel un­verputzt lassen (er wurde aber verputzt).  Aber der neue Besitzer das Hauses Hauptstraße 28 hat halt solange gedrängt, bis man ihm nachgegeben hat. Jetzt aber wird eine Bausünde genehmigt: Es entsteht eine langweilige großflächige Außenfront, die nicht besser ist als Kalkverputz. Der neue Besitzer meint zwar, das sei besser als das aufgesetzte Fachwerk des Nebenhauses, das „Legoland“ sei. Aber sein Haus würde in den Schwarzwald oder nach Oberbayern passen, nicht aber in die Hauptstraße.

Zugestimmt haben außer den örtlichen Behörden die untere Denkmalbehörde beim Kreis und das Landesamt für Denkmalpflege (so daß eine Entscheidung der oberen Denkmalbehörde im Ministerium nicht mehr nötig war). Sie behaupten zwar, das Haus Hauptstraße 28 würde denkmalgerecht restauriert. Aber die Hauptstraße hat ein blaues Auge erhalten, und die Behörden, die sie schützen sollten, haben das nicht verhindert. Wozu braucht man sie dann noch, wenn sie das genehmigt, was sie verhindern soll?

Das Haus wird außerdem „verziert“ durch eine Litfaßssäule. Die nahegelegene früher knallgelbe und später graue Telefonzelle ist 2017 beseitigt.

 

Hauptstraße 30:

Das Haus gehörte 1715 Caspar Meerbott, der 1703 Anna Maria Strohl heiratet. Er ist Gastwirt und wird wohl auch die Gaststätte in dem Eckhaus Hauptstraße / Ritterstraße gehabt haben. Sie hatte aber nicht lange Bestand. An dem Haus wuchs früher ein Weinstock. Das Tor am Nebengebäude ist heute verschwunden. Aber dieses hat teilweise auch Fachwerk. Auch nach der Ritterstraße zu ist teilweise Fachwerk. Dort ist auch ein Fachwerk als Sichtfenster gestaltet, wo man sehen kann, wie so ein Fachwerk innen aussieht.

 

Hauptstraße 33:

Der große ehemalige Bauernhof bestand aus zwei Wohngebäuden mit Torbau. Das Alter wird auf um 1700 geschätzt, das Tor auf um 1800. Das Holz für das heutige Haus wurde laut einem dendro­chronologischen Gutachten im Winter des Jahres 1736 / 1737 geschlagen. Das Nebenhaus (Nummer 33 a) wurde 1732 erbaut und ist unten aus Stein. Auf dem linken Haus war früher das Storchennest, solange es noch Feuchtgebiete in der Umgebung Hochstadts gab. Das Fachwerk dieses Hauses ist mit soge­nannten „Russensteinen“ ausgemauert. Vor dem Haus waren ein Brunnen und die Haltestelle der Postkutsche. Durch einen Brand wurden die Nebengebäude zerstört. Dort hat man hochmoderne neue Häuser gebaut. Die Front nach der Bahnhofstraße wurde absichtlich kleinteilig gehalten. Ein Problem sind dort die Treppenstufen, die in die Straße hineinreichen. Im Süden ist der Eingang in die Tiefgarage, daneben zwei weiterte unterschiedliche Garagen. Die Häuser an der Hauptstraße sind nur schwer zu erhalten. Ein neuer Besitzer hat dafür einmal 1,5 Millionen Mark gezahlt und eine weitere Million hinein­gesteckt. Aber vor allem an dem rechten Haus zeigen sich schon wieder neue Schäden.

 

Hauptstraße 37:

Das Grundstück  ist nur durch eine kleine Stichstraße zu erreichen. Hier ist die Numerierung nicht konsequent durchgeführt, denn die Nummer 35 kommt erst nach der 37. Der südliche Teil des Grundstücks gehörte 1716 Johann Henrich Ellerbruch aus Mansbach bei Vacha. Er heiratet 1698 Anna Margreta Fuchs.

 

Hauptstraße 35:

In dem Haus war ein Laden für Lebensmittel und anderes. Zum Beispiel wurde dort auch das Lichtgeld bezahlt. Das Haus hatte auch schon früher ein Erdgeschoß aus Stein. Als man aber das Oberstockwerk schon abgerissen hatte, mußte die Fachwerkfront wieder hergestellt werden (man sieht, daß das Fachwerk nicht alt ist.

 

Hauptstraße 39:

 Über der ehemaligen Haustür steht „Erbaut von M. Stein im Jahr 1849“. Die Inschrift bezieht sich auf Michael Stein, der 1830 Apollonia Stein heiratet. Der Sinnspruch an dem Haus, der dem Theologen Oetinger zugeschrieben wird, wurde erst um 1995 angebracht worden:

„Der Herr gebe mir Gelassenheit

Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“.

Der südliche Teil des Grundstücks (heute Hausnummer 39 a) gehörte wahrscheinlich dem Bäcker Johann Casimir Rohrbach, genannt Caspar.

 

Hauptstraße 41:.

Die Hausnummer 41 fehlt heute.  Man hat sie auch nicht neu für das Haus Hauptstraße 39 a vergeben. Das Haus stand an der Ostseite des Synagogengrundstücks Hauptstraße 43 direkt am Gang hinter  der Mauer. Es wurde von den Schwestern Straus bewohnt, die einen kleinen Milchhandel hatten. Das Haus wurde 1938 mit der Synagoge zerstört.

 

Hauptstraße 43, ehemalige jüdische Schule:

Das heutige Gebäude mit einem Gewölbekeller unter dem nördlichen Teil wurde 1868 erbaut und diente als jüdische Schule. Das Hoftor stand etwas weiter hinten in der Gasse als heute. So konnte man von außen durch einen kleinen Gang hinter dem Schulhaus zur Synagoge gelangen. Die Eingangspfosten zu diesem Gang waren  später noch erhalten. Gleich links in diesem Gang war der Brunnen für das Grundstück. Zum Nachbargrundstück hin stand ein kleines Toilettengebäude.

Im Nebengebäude war eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad. Sie war etwa so groß wie eine Tischplatte und tief wie eine Badewanne und mit Ornamentstein umrandet (Bild in Schellmann I, Seite    267).

Die Mikwe wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zugeschüttet und mit einem Zementboden überzogen.

Mit leichtem Abstand folgte die Synagoge, das Bethaus der jüdischen Gemeinde. Sie stand auf dem hinteren Teil des Grundstücks bis an den Wehrgang hinter der Ringmauer. Das letzte Gebäude an dieser Stelle soll um 1850 gebaut worden sein. Es war ein einfacher Steinbau mit einem Satteldach aus Fachwerk, dessen First aber in gleicher Richtung wie die Ringmauer verlief (also anders als das heutige Wohnhaus). Die Synagoge war zweistöckig und so hoch wie die umliegenden Scheunen und das Schulhaus. Der Eingang war von der Seite des Schulhauses her.

Im Inneren ging rechts gleich eine Treppe hoch zur Frauenempore, die 53 Sitzplätze hatte.  In der Mitte des Raumes stand der „Almenor“, zu dem rechts und links je zwei Stufen hinaufführten. Von dort wurde aus den Thorarollen (Bücher des Mose) vorgelesen. Links davon waren ein kleines Vor­beterpult und der Thoraschrein, zu dem auch zwei Stufen hinaufführten. Im Thoraschrein werden die Thorarollen aufbewahrt. Links vom Eingang standen drei Bänke mit je vier Sitzplätzen, hinten an der Wand dann sechs Bänke mit je vier Sitzplätzen. Unter der Frauenempore befanden sich zwei Bänke. Insgesamt waren es 55 Sitzplätze für die Männer.

In der Nacht zum 10. November 1938 wurde die Synagoge wegen der umliegenden Häuser nicht in Brand gesteckt,  sondern sie wurde  von  nationalsozialistischen Fanatikern von Hand zerstört.

Die letzten jüdischen Einwohner 1943 deportiert und ermordet.

 

Das Nebengebäude wurde nach dem Jahr 2000 abgerissen und mit einem Neubau überbaut. Dabei wurde die unter dem Zementboden noch vorhandene Mikwe leider zusätzlich zubetoniert. Der neue Besitzer sagte zwar, man habe in den Fußboden gebohrt, aber nichts gefunden.  Wie kann aber etwas finden, wenn man nur bohrt? Im Garten waren auch noch Sandsteinreste, die vielleicht Grundmauern der Synagoge waren. Aber auch dieses wurde beseitigt.

 

Daß der Turm der Ringmauer hinter dem Grundstück noch steht, ist nur Frau Danziger zu verdanken, der früheren Eigentümerin des Grundstücks Hauptstraße 43. Die Gemeinde wollte ihn in den siebziger Jahren zusammen mit dem anderen Teil der südlichen Ringmauer abreißen. Sie aber hat gesagt: „Das ist mein Turm, der bleibt“. Er müßte allerdings unbedingt gesichert und restauriert werden. Aber die Stadt sagt heute: „Das ist nicht unser Eigentum, das geht uns nichts an!“ Doch hier handelt es sich um eine Sache der Allgemeinheit, das kann man nicht alles einem Privateigentümer aufbürden.

 

 

Hauptstraße 32:

Wohnhaus mit Torbau und Nebenbau sind aus der Gotik, wie schon die Balken in Form des „Wilden Mann“ zeigen (X-Form). Untersuchungen der Baumringe der Balken ergeben das Jahr 1537 als Fälljahr des Baums für das Gebälk im Oberstockwerk und 1821 für das Erdgeschoß. Über der Tür steht deshalb „18 HMB 23“. Entsprechend lautet die Inschrift rechts: „Errichtet 1538, UG. erneuert 1823, Renoviert 1998“. Die Anfangsbuchstaben verweisen auf Johannes Meerbott, der 1810 Johanna Maria Schröder heiratet. Das wird auch dadurch bestätigt, daß Johannes Meerbott ein Enkel einer Tochter des Johannes Weber ist. An der südöstlichen Hausecke ist ein Ausguck in Richtung mittlere Hauptstraße.

Mit zum Haus gehört das Gesindehaus neben der Torfahrt im westlichen Teil des heutigen Grundstücks. Im Hof steht über der Tür zum Nebengebäude „18 HMB 21“. Der Torbau und der Nebenbau sollen aber aus dem Jahre 1719 sein. Darauf könnte ein Stein deuten, der in die Wand des Durchgangs zur Straße eingefügt ist. Der Stein mit Schnecken am oberen Rand ist allerdings in zwei Teile gespalten und erst später wieder zusammengesetzt, so daß man nur noch die Anfangsbuchstaben „HW“ und „1..19“ lesen kann (also „Hans Weber“).

Im Jahr 1982 gewinnen die Eigentümer, die Familie Rauch, den Fassadenwettbewerb der Stadt Maintal „Schönstes Fachwerk in Maintal“.

Am Haus steht seit etwa 2000 der Spruch:

„Wer andere erkennt, ist gelehrt,

Wer sich selbst erkennt, ist weise,

Wer sich selbst besiegt, ist stark,

Wer zufrieden ist, ist reich“.

 

Hauptstraße 34:

Solange es aber keinen Arzt am Ort gibt, übernimmt oft der Barbier die medizinische Versorgung. Barbier in Hochstadt ist Peter Eibelshäuser. Er ist 1825 geboren und wirkt bis zum Jahre 1888. Er ist Sohn des Gemeindebäckers Kaspar Eibelshäuser und wohnt zunächst auch im Backhaus in der Hauptstraße 36. Im Jahre 1886 wohnt er in dem Eckhaus Ritterstraße 7, im Jahre 1888 wohnt er Bischofsheimer Straße 5. Als Barbier schneidet er den Leuten die Haare und rasiert die Bärte. Aber er zieht auch Zähne und setzt bei Zahnschmerzen „Schröpfköpfe“ an, eine kleine Glasglocke, die beim Aufsetzen ein Vakuum erzeugt. Außerdem ist er aber auch Bäcker im Gemeindebackhaus und damit Torwächter am Untertor. Schließlich ist er zunächst auch noch Leichenbeschauer; aber diese Aufgabe wird ihm verboten, weil sie sich nicht mit dem Backen verträgt. Seine Frau Apollonia geborene Fix ist aber die Hebamme in Hochstadt.

 

Hauptstraße 36, ehemaliges Backhaus:

Über der Haustür des heutigen Hauses aus Klinkersteinen steht „Erbaut im Jahre 1888 von Philipp Stein“. Das bezieht sich auf Johann Philipp Stein, der 1859 Elisabetha Rödiger heiratet.

Auf der Südwestecke des Grundstücks Hauptstraße 36 stand das Gemeindebackhaus. Es war nur klein und umfaßte praktisch nur die Backstube und war vom eigentlichen Haus durch einen Gang getrennt. Dieses Wohnhaus war aber zunächst nicht die Wohnung des Bäckers, sondern gehörte einer anderen Familie. Der Gemeindebäcker Rudolph Basermann (seit 1710) wohnte im Haus gegenüber im Haus Hauptstraße 49. Der Backofen stand außerhalb der Ringmauer wegen der Feuersgefahr. Der Backofen sah etwa so aus, wie heute noch in Oberdorfelden und in Roßdorf einer zu sehen ist, also rund und nach oben zu spitz auslaufend. Auf der Zeichnung des Amtmanns Usener aus Bergen ist das deutlich zu sehen.

Daß der Gemeindebäcker im angrenzenden Wohnhaus wohnt, ist erstmals bezeugt im Jahre 1858: Der Bäcker Johann Caspar Eibelshäuser wohnt bis 1857 in der Ritterstraße 15, im folgenden Jahr aber wohnt er dann im Gemeindebackhaus. Dort wohnen auch die folgenden Bäcker aus der Familie Koch: Johannes Koch, sein Bruder Philipp Koch und schließlich Philipp Koch, Sohn des Schuhmachers Daniel Koch, ein entfernter Verwandter. Dieser stirbt im Jahre 1871.

Seine Witwe Anna Maria geborene Wiegel heiratet 1873 den Bäcker Konrad Ohl aus Kilianstädten. Er ist 1874 der letzte Bäcker im alten Backhaus innerhalb der Ringmauer, denn im Zusammenhang mit der Abtragung des Untertores wird 1874 auch das Backhaus abgerissen.

 

Hauptstraße 45:

Das Wohnhaus mit Erker ist von 1610, wie die Jahreszahl am Balken ausweist. Das Unterstockwerk ist aus Stein. Der Sinnspruch von Schiller wurde etwa 1950  angebracht von dem damaligen Besitzer Huhn (später Ritterstraße 15, siehe dort):

„Willst du dich selber erkennen,

so sieh, wie es die anderen treiben.

Willst du die anderen verstehen,

blick’ in dein eigenes Herz“.

Das erst vor einigen Jahren angebrachte Brett „erbaut 1610“ wurde wieder entfernt, weil die Zahl ja sowieso auf dem Balkan steht. Auch die „Mosaiken“ sind so unansehnlich, daß man sie entfernen sollte. Ob man das auch mit dem Spruch von Schiller so machen sollte, ist zu überlegen. Das kleine Nebengebäude war ursprünglich das Kelterhaus, das in die Scheune eingebaut war, aber beim Abriß der Scheune erhalten blieb.

 

Hauptstraße 47:

Das heutige Grundstück war 1715 ein Teil des derzeitigen Grundstücks Nummer 45, das aber auch größer als heute war. In dem aus Stein gemauerten Wohnhaus war lange Zeit ein Lebensmittelladen. Als dieser aufgegeben wurde baute der Eigentümer seinen Gewölbekeller zu einer Gaststätte aus mit dem Namen „Babbelgass“. Anfangs wurde dort nur Wein ausgeschenkt und Essen angeboten. Aber inzwischen gibt es dort auch Apfelwein, vor allem seit im Hof im Sommer auch eine Gartenwirtschaft ist. Im früheren Laden war dann einige Jahre die Volksbank, bis diese mit der Raiffeisenbank zusammengelegt wurde und nur noch Automaten dort blieben.

 

Hauptstraße 49:

Das Wohnhaus soll laut Inschrift „17 SB 62“ von 1762 sein, das Fachwerk scheint aber zum Teil älter zu sein. Das Unterstockwerk ist aus Stein. In dem Haus wohnte der Gemeindebäcker Rudolf Basermann, Sohn des Gemeindebäckers von Dörnigheim. Er heiratet im Jahre 1710 Anna Margretha Schmöhl, im Jahre 1715 Anna Catharina Wentzel und im Jahre 1739 Anna Margretha Schäfer. Die Buchstaben über der Tür könnten sich auf das Ehepaar Basermann / Schäfer beziehen, also auf die dritte Ehe des Gemeindebäckers.

Aber dazu passen nicht gut die Handwerkszeichen Hammer, Kelle und Lot über Dreieck, die eher auf einen Maurer deuten. Die Maurerfamilie der damaligen Zeit war die Familie Bechert. Es handelt sich wohl um Jonas Bechert, der 1731 Catharina Schröder heiratet (dazu passen alle Buchstaben). Oder es könnte sich auch um seinen Sohn Johannes Bechert handeln, der 1753 Anna Catharina Müller heiratet. Nachkommen dieses Ehepaares, die aber Schuhmacher waren, wohnen auch weiter in dem Haus. Die Maurermeisterfamilie Bechert wohnt später in der Rohrbachstraße 1 und Bischofsheimer Straße 5.

 

Hauptstraße 51:

Das Alter des Wohnhauses mit Torgebäude wird auf um 1800 geschätzt, es ist aber im Oberstockwerk noch ziemlich ursprünglich erhalten. Das Erdgeschoß ist gemauert und wurde etwa 2005 erneuert. Bei der Renovierung sind im Erdgeschoß neue Balken eingezogen worden. Aber anschließend wurde das Stockwerk wieder verputzt. Hier hätte man durch Sichtbarlassen des Fachwerks eine Verbesserung herbeiführen können. Die westliche Wand ist aus Kalkstein, ist aber nicht ein Teil der Ringmauer, wie auch schon behauptet wurde. Die Ringmauer verlief aber etwas zwei Meter westlich.

 

Untertor von innen:

Ganz auf Fantasie beruht eine (Bleistift-) Zeichnung, die von Professor Noelpp aus den dreißiger Jahren stammen könnte. Es zeigt den Blick aus dem Inneren des Dorfes auf das Untertor. Hier ist das Untertor viel niedriger und die Durchfahrt ist rundbogig, der Backofen allerdings entspricht wohl mehr den Tatsachen. Dieses großformatige Bild hing bei Bürgermeister Wilhelm Mankel in der Bogenstraße 7 über dem Sofa, ist aber heute nicht mehr vorhanden.

 

Hauptstraße 53:

Hier stand ein kasernenartiger Klinkerbau aus der Zeit nach 1900 (Inschrift?) mit großer Torfahrt. Dieser wurde dann durch einen völligen Neubau ersetzt mit einem nie benutzten Balkon. Hier war der frühere HL-Markt untergebracht undverschandelte den Eingang zur historischen Hauptstraße. Im Jahre 2007 wollte die neue Eigentümerin, Frau Schütz aus Wachenbuchen, das Haus nach altem Vorbild umbauen.

Es wurde vorgeschlagen:

1. Die Front des Hauses sollte parallel zum Verlauf der Hauptstraße verlaufen.

2. Vorbild könnte das gegenüberliegende Haus Hauptstraße 38 sein, das etwa um 1875 entstanden ist.

3. Im Erdgeschoß sollten Fenster eingebaut werden, die dem Format der Fenster im Vorgängerbau entsprechen, also höher als im Oberstockwerk (wo man aber auch ändern könnte)

4. Das Haus hat keinen Keller mehr, deshalb ist eine Treppe zum Hauseingang nicht erforderlich.

5. Der Eingang könnte schräg an die Ecke gesetzt werden, mit einem Erker darüber mit einem spitzen Dach (ähnlich einem Turm).

6. Der andere Baukörper entlang der Ringstraße sollte auch Fenster erhalten und möglichst ein steiles Dach.

Der Fachdienst Stadtplanung schrieb aber am 21. August 2007: „Da Bauvorhaben an dieser Stelle im Bereich der Gestaltungssatzung von Hochstadt liegen, können entsprechende Anforderungen an die Gestalt gestellt werden und wird somit auch in Ihrem Sinne eine Verbesserung des Baukörpers erreicht werden. Da die Stadt Maintal jedoch nicht der Eigentümer ist, können Ihre Anregungen leider auch nur beschränkt Einfluß finden.“ Da braucht man natürlich auch keine Erhaltungssatzung.

Das Haus wurde ohne Rücksicht auf seine früheres Aussehen noch mehr verschandelt: Zuerst wurde auf den Balkon ein Aufbau aus Glas und Metall gesetzt, dann wurde die Wand in der Ringstraße aufgebrochen und mit Pfeilern und Türen versehen. Nach der Hauptstraße zu blieb der Fahrradladen mit den großen Schaufenstern. Ein kleiner Aufzug an der Südseite soll die Türme der Ringmauer zitieren.

 

Hauptstraße 55:

Das Fachwerkhaus wurde mit Schindeln überdeckt. Dabei ist dieses Haus das älteste außerhalb der Ringmauer, etwa 1830 erbaut. Falls die alte Numerierung der Häuser in Hochstadt  das Alter des Hauses angibt, dann wäre die Reihenfolge der Errichtung der Häuser im untersten Teil der Hauptstraße und dann östlich des Obertors wie folgt gewesen: Hauptstraße 55, Hauptstraße 57 (1830), Im Brand 2 (1836), Hauptstraße 44 (1839), Hauptstraße 59, Bischofsheimer Straße 1, Hauptstraße 40 (1843), ein weiteres Haus, Hanauer Straße 4, Klosterhofstraße 2 (1846), Kalkhausstraße 1, zwei weitere Häuser, Klosterhofstraße 1, Ringstraße 1, Am Felsenkeller 11, Hanauer Straße 6 (erbaut 1901), Ringstraße 7, Bischofsheimer Straße 5, Bischofsheimer Straße 4 und Ringstraße 5. An das Haus wurde im Osten ein Treppenhaus aus Stein angebaut. In einem Gebäudeteil nach der Ringstraße zu ist die Gaststätte „Dorfschänke“.

 

Hauptstraße 57:

Das Wohn- und Geschäftshaus trug früher die Inschrift „18 MF 30“ (MF = Michael Fix). Früher war hier die Poststelle. Vor dem Haus war ein Ziehbrunnen. Links vor dem Haus war die Gemeindewaage, auf der die Fuhrwerke gewogen wurden.

 

Im Brand 1:

In dem Haus waren eine Schneiderei und eine Schreinerwerkstatt

 

Im Brand 2:

Das Haus wurde von Anfang an von der Familie Bauer bewohnt. Der Maurer Conrad Bauer aus Schlüchtern heiratete 1771 die Tochter eines Unteroffiziers aus Hanau. Er ist vermutlich wegen seines Berufs nach Hochstadt gekommen. Die Wohnung der Familie ist aber nicht bekannt. Der Sohn Johann Philipp Bauer heiratete 1804 und war ebenfalls Maurer. Er müßte das Haus Im Brand 2 gebaut haben, wenn es 1836 errichtet wurde. Aber im Jahre 1851 wohnte er Hauptstraße 17 und 1860 im Wachthaus vor dem Untertor.

Das Haus wurde weiter bewohnt von seinem Sohn, dem Maurermeister Johannes Bauer, der 1832 geheiratet hatte. Im Jahre 1835 wohnt er noch Kirchberg 6, aber 1838 schon Im Brand 2, wo er auch 1873 bezeugt ist. Sein Sohn Johannes Bauer ist Schlosser und heiratet 1874. Er ist im Jahr 1881 in dem Haus bezeugt, wohnt aber 1882 in der Ringstraße 9. Ihm folgt der Schlosser Heinrich Bauer, verheiratet seit 1900, seit 1903 in dem Haus bezeugt. Sein Sohn Heinrich Bauer ist ebenfalls Schlosser und heiratet 1937. Sein Sohn ist Helmut Bauer (später Weinbergstraße 10).

Die Inschrift über der Haustür sieht aus wie „HB 1836“. Der erste Buchstabe, der fast wie „M“ aussieht, ist in Wirklichkeit ein „H“ (wie an dem Haus Lutherstraße 3). Der Familienname ist „Bauer“. Der Vorname wird von der Familie als „Heinrich Bauer“ gedeutet. Aber es gibt keine passende Person um das Jahr 1836. Der Sohn Heinrich Bauer wurde erst 1844 geboren (er war übrigens der erste Spengler in der Familie).

„HB“ heißt also „Hans Bauer“ oder genauer „Johannes Bauer“. Von den Lebensdaten her kommt nur Johannes Bauer (1806 bis 1873) in Frage (sein Vater Johann Philipp hatte nur den Beinamen Johannes und wäre mit seinem eigentlichen Vornamen „Philipp“ angegeben worden, den man wohl „Ph.“ abgekürzt hätte).

Bei der Renovierung durch den neuen Besitzer etwa im Jahre 2010 wurde der untere Teil des Haus wärmegedämmt und steht jetzt etwas nach außen. Das Fachwerk im Oberstockwerk blieb. Nach hinten wurde das Gebäude ziemlich kraß modernisiert, aber Architekten bezeichneten es als ein gelungenes Beispiel einer Modernisierung.

 

 

Hauptstraße 59:

Dieses Haus ist ein Steinbau, war aber gut anzusehen mit der Tür in der Mitte, den Fenstern mit Fensterläden und der aufgemalten Eckquaderung. Bei der Renovierung 2015 wurde leider nichts verbessert und der einförmige Zustand wieder hergestellt.

 

Hauptstraße 63, früher Höhl:

Hier steht an der Hauptstraße das frühere Verwaltungsgebäude der Apfelweinkelterei Höhl. Die Fabrikationsräume waren dort, wo  heute die Kreissparkasse und das Wohn- und Geschäftshaus stehen. Auch das Wohnhaus Hauptstraße 61 links davon gehört einem Teil der Höhl-Familie. Diese Gebäude bilden zusammen mit dem Rathaus und der katholischen Kirche einen modernen städtebaulichen Akzent.

 

Hauptstraße 38:

Für 3.900 Gulden wird 1874 von der Gemeinde Hochstadt eine neue Bäckerei außerhalb der Mauer auf dem Grundstück Hauptstraße 38 errichtet. Auf dem Ortsplan von 1715 hat das Gemeindebackhaus die Nummer 46. Die Nummer 47 fehlt, vielleicht hatte diese Nummer das Untertor, in dem ja auch eine Wohnung war. Dort stand vorher außer dem Backofen auch ein kleines Wachhaus, das auch bewohnt war. Wahrscheinlich hatte die Wohnung im Oberstockwerk des Untertors die Hausnummer 0 und das Wachthäuschen daneben die schöne Nummer 0 ½. Im Jahre 1866 wohnte Jacob Bauer „Am Untertor im Wachthäuschen“. Das „Pfortenhäuschen am Untertor“ wird auch 1868 erwähnt.

Beim Bau des neuen Backhauses werden wahrscheinlich Steine vom Untertor verwendet, denn das Erdgeschoß des Hauses ist aus Kalksteinen errichtet (das Obergeschoß aus Backsteinen). Es handelt sich um einen üblichen Bauernhof mit Stallung und Scheune. Links von Hinterausgang ist der Brunnen. Der Bäcker betreibt auch eine Landwirtschaft. Anfangs hatte er auch den „Faseleber“ (Vatertier) zu halten.

Die Bäckerei ist mit im Wohnhaus untergebracht. Von der Hauptstraße her kommt man zunächst in einen breiten Flur, in dem sogar die Kuchenbleche abgelegt werden können. Links ist die Wohnstube, rechts die Backstube. Der gemauerte Backofen steht hinten im Raum. Er wird mit Holz geheizt, vorwiegend mit Tannen- und Fichtenholz, das in Eigenarbeit vom Bäcker im Wald gewonnen wird.

Früher wurden Brot und Brötchen noch den Kunden ins Haus zugestellt. Die Bauern brauchten manchmal 15 Brote, um ihre Familie und das zahlreiche Gesinde versorgen zu können. Sie stellen selber das Mehl für das Brotbacken. Der Müller aus Niederdorfelden liefert das Mehl dann gleich in der Bäckerei ab. Die Bauern zahlen dann nur noch 10 Pfennig Backlohn für den Laib.

Auch das neue Gebäude in der Hauptstraße 38 ist Gemeindebackhaus und wird weiterhin verpachtet. Zum Beispiel 1889 / 18/90 wird das Backhaus an Konrad Ohl für 216 Mark verpachtet. Auch im Jahre 1899 wird er als Bäcker bezeichnet. Konrad Ohl stirbt 1894, seine Frau führt das Geschäft noch weiter. Auch sein Sohn Heinrich Ohl wohnt 1905 im (neuen) Gemeindebackhaus. Dessen Sohn Valentin Ohl wohnt bei der Trauung 1930 auch im Haus Hauptstraße 38, also dem neuen Gemeindebackhaus.

Aber auch das neue Gemeindebackhaus Hauptstraße 38 entspricht mit der Zeit nicht mehr den Vorschriften für eine Bäckerei und einen Backofen (zum Beispiel zu niedrige Decken). Aber für den Bäcker lohnt es sich auch nicht, in einem nur angemieteten Haus größere Investitionen vorzunehmen. So baut Valtin Ohl 1935 im Haus seiner Frau - einer geborenen Höhl - in der Ringstraße Süd 29 eine eigene private Bäckerei. Die Tochter Marie Ohl wird noch im Gemeindebackhaus geboren. Aber dann geht die Tradition des Unterbäckers über auf die neue Bäckerei in der Ringstraße. Das Gemeindebackhaus wird von der Gemeinde an den Fahrradhändler Philipp Lutz verkauft. Heute ist es im Besitz der Familie Reichert.

Diese hat auf der Rückseite des Hauses einige Veränderungen vorgenommen. Der kleine Balkon mit den hölzernen Säulen fügt sich noch gut ein. Aber daß dort drei moderne Garagen erlaubt wurden, ohne daß die alte Werkstatt des Fahrradhändlers Lutz abgerissen wurde, ist doch erstaunlich. Hier hätte man die Möglichkeit gehabt, den Blick auf die noch gut erhaltene Ringmauer frei zu machen.

 

Hauptstraße 40:

Das Haus war eine Schmiede, die 1846 erbaut wurde, wie die geschmiedete Inschrift im Tor richtig wiedergibt. Die Buchstaben bedeuten „Valentin Huhn“. Leider ist das Fachwerkhaus – genauso wie das gegenüberliegende Haus – mit Schindeln überdeckt.

 

Hauptstraße 42:

Das Haus hatte früher eine Tür in der Mitte des Erdgeschosses. In der vorderen Stube führte Bürgermei­ster Schäfer (um 1916) jahrelang seine Amtsgeschäfte, trotz einer Amtsstube im Rathaus (Im Jahre 1934 kam die Gemein­deverwaltung in die Schule Hauptstraße 4). Später war in dem Haus ein Geschäft.

 

Hauptstraße 44, Gasstätte „Zum Neuen Bau“:

Für die Hochstädter war der „Neue Bau“ eine Institution, die aus dem Leben nicht wegzudenken ist. Hier trafen sich viele Vereine, in der Gaststätte traf man sich zum Stammtisch und in der Metzgerei versorgte man sich mit Fleisch- und Wurstwaren. Die Gaststätte gehört nicht zu den ganz alten Gaststätten in Hochstadt, denn sie ist ja außerhalb der Hochstädter Ringmauer gebaut.

Weil man lange Zeit annahm, daß die Bebauung außerhalb der Ringmauer erst 1839 erlaubt wurde und die Gaststätte das erste Haus außerhalb gewesen sei, datiert man die Entstehungszeit auf das Jahr1839. Wenn man jedoch die alten Hausnummern heranzieht, so erkennt man, daß auch schon vorher Häuser außerhalb der Ringmauer gebaut wurden, weil man die Häuser in der Reihenfolge ihrer Entstehung numerierte. Diese begann am Untertor und endete zunächst mit den Nummern 128 (Hauptstraße 1, Hirtenhaus) und 129 (Obertor).

Nach der alten Hausnummer muß das Haus zwischen 1836 und 1843 erbaut worden sein. Genauer kann man das Jahr eingrenzen, wenn man die Lebensdaten des ersten Gastwirts Caspar Schäfer heranzieht. Dieser wohnte an sich im Haus Hauptstraße 10 und war seit 10. Oktober 1830 verheiratet mit Katharina Stein, Tochter des Schultheißen Johann Jacob Stein, der aus der Gastwirtsfamilie Hauptstraße 21 stammt („Stein‘sche Wirtschaft“).

Bei der Geburt des Sohnes Philipp am 1. Mai 1838 wohnt das Ehepaar noch Hauptstraße 10. Aber bei der Geburt des Sohnes Johannes am 20. Juli 1840 wohnt es Hausnummer 133, das entspricht Hauptstraße 44. Der „Neue Bau“ wird also im Jahr 1839 erbaut worden sein. Er ist deshalb ein neuer Bau, weil er von Anfang an als Gaststätte vorgesehen war, nämlich als erste Gaststätte außerhalb der Ringmauer.

Der Wirt Caspar Schäfer stammt aus einer Landwirtsfamilie, hatte aber schon Erfahrung mit der Gastwirtschaft, denn seine Frau stammte aus einer Gastwirtsfamilie und sie hatten von 1829 bis 1835 die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ gepachtet. In dieser Zeit war er übrigens auch „höfischer Schultheiß“ des ehemaligen Dorfes Groschlag und hatte noch die Ländereien des ehemaligen Klosterhofs zu verwalten.

Caspar Schäfer wird noch 1854 als Wirt bezeichnet und stirbt am 11. Oktober 1856. Nun übernimmt sein Sohn Jacob Schäfer die Gaststätte. Er ist geboren am 7. Mai 1834, heiratete am 9. November 1865 Margarethe geborene Hartmann, starb aber am 15. Dezember 1872. Seine Witwe heiratete dann am 14. August 1873 Valentin Höhl aus Griesheim bei Darmstadt und hatte mit ihm den Sohn Konrad Höhl, nach dem die Straße in Hochstadt benannt ist, die aber mehr zu Ehren dessen Sohnes Wilhelm Höhl so genannt wurde, der dort eine neue Großkelterei erbaute.

Nachfolger in der Gaststätte wird der Sohn aus erster Ehe, der auch Jacob heißt. Er ist geboren am 14. August 1871 und wird 1894 noch als Gastwirt bezeichnet. Aber offenbar war er krank, denn er starb schon 26. März 1903. Seine Krankheit könnte der Grund für den Verkauf der Gaststätte sein. Wenn es aber heißt, als Wirt sei von 1869 bis 1896 Jacob Schäfer genannt worden, so handelt es sich dabei im Vater und Sohn des gleichen Namens.

Das Haus bestand zunächst nur aus dem heutigen Mittelteil. Man konnte also von zwei Seiten

 in den Hof fahren: von der Hauptstraße (Grenze zum Haus Nr. 42) und von der Bischofsheimer Straße her. Die Gaststätte war Unterkunftsmöglichkeit für die Fuhrleute, die erst nach dem Schließen der Tore ankamen.

Bis etwa zum Jahre 1885 war die Fläche der Metzgerei und des späteren Eis-Cafés mit einem Lattenzaun eingefriedet. Darin pausierten oder übernachteten Schlachttiere für Frankfurt, wie Rinder, Schafe, Schweine, die aus dem Vogelsberg herangetrieben wurden. Für die Viehtreiber werden wohl Stroh- oder Heulager zur Verfügung gestanden haben. Im Jahre 1898 wurden die Anbauten links und rechts an das Haus angebaut. Links war das Ladengeschäft Nickel, das später in die Schulstraße (heute: Klosterhofstraße) verlegt wurde.

 

Im Jahre 1896 kauft die Familie Huhn die Gaststätte. Der Stammvater Gottlieb Huhn (geboren 1764) kam aus dem Amt Maulbronn in Württemberg nach Hochstadt. Er heiratet 1802, 1803 und 1810. Aus der dritten Ehe stammt der Sohn Heinrich Huhn, der aber Landwirt ist. Auch dieser ist dreimal verheiratet. Seine zweite Frau ist Katharine geborene Emmel. Deren Sohn Johannes Huhn (1851 bis 1907) heiratet 1873 Marie Elisabeth Seip aus Bischofsheim. Er ist an sich (Milch-) Händler und kauft die Gastwirtschaft im Grunde für seine Tochter Eleonore. Diese ist geboren am 10. April 1875 und heiratet am 10. Oktober 1897 Philipp Eibelshäuser, geboren am 28. April 1873.

Dessen Vater Philipp war Maurer und stammte aus der Familie, die dann im Haus Bischofsheimer Straße 7 wohnte. Er führt später ein Milchgeschäft und fährt die Milch bis nach Bergen aus. Auf dem Weg schnitzt er aus Zigarrenkisten ein Karussell mit Pferden und Öllämpchen, das dann an Weihnachten aufgebaut wird und heute noch im Besitz der Familie ist. Die Landwirtschaft und auch das Haus in der Bischofsheimer Straße gehen an den Schuhmacher Peter Eibelshäuser („Russe Peter“). Dessen Tochter ist Frau Breining, die später das Haus ihrer Patin in der Schützenstraße 4 übernimmt.

 

Die Gaststätte wird aber zunächst von dem Vater Johannes Huhn geführt und erst nach dessen Tod 1907 von der Tochter Eleonore und ihrem Mann Philipp Eibelshäuser. Von da an bleibt die Gast­stätte im Besitz der Familie Eibelshäuser, aber in Familienbesitz ist sie im Grund seit 1896. Der volkstümliche Name „Heckewirt“ wird nicht auf die Familie Schäfer zurückgehen, sondern paßt eher zu der Nachfolgefamilie Eibelshäuser, die vorher nichts mit der Gastwirtschaft zu tun hatte. Ein „Hecker“ war ein Weinbauer, der einige Wochen im Jahr in seinem Wohnhaus eine „Hecke­wirtschaft“ öffnen durfte, so wie das sonst bei einer Straußwirtschaft der Fall ist (das hat also nichts mit einer Hecke am Haus zu tun).

Nach dem Tod des Vaters übernimmt dann (Wilhelm) Philipp Eibelshäuser II. (1898 bis 1958) die Gaststätte. Er ist Metzger und Gastwirt und heiratet am 24. Oktober 1920 Catharine geborene Basermann, geboren 17. November 1897, aus dem Haus Trinkbrunnenstraße 10 / 12). Sie ist als „Kättche“ die gute Seele der Gaststätte ist, die bei den Einwohnern nach dem „Kättche“ benannt wird. Zunächst verkaufte in der Metzgerei und seit 1984 stand sie hinter der Theke. Sie war zwar kurzsichtig, hatte aber beim Griff in die Kasse immer das passende Wechselgeld parat. „Wie sie das machte, weiß ich nicht, das hat sie irgendwie gefühlt!“ sagt Verwaltungsmitarbeiter Wilfried Seng, der in seiner Jugend wie viele seiner Altersgenossen die Gaststätte besuchte. Gerhard Eibelshäuser erzählt: „Jeden Morgen hat sie im Wirtsraum eine Runde am Spielautomaten gespielt und ein Gläschen Korn getrunken!“

Philipps Bruder Wilhelm Eibelshäuser, geboren 5. April 1900, ist auch Metzger und arbeitet mit im Haus, er heiratet am 24. April 1918 Magdalene Bechert, geboren am 27. März 1901. Für ihn wird unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die Metzgerei mit Schlachthaus eingerichtet.

 

Unter der Familie Eibelshäuser ist die Gaststätte der Schauplatz zahlreicher Sänger- und Musikerwettstreite. Später finden dort bis in die fünfziger Jahre die Dorfunterhaltungsabende statt. Hier haben auch die Fastnachtsveranstaltungen der Humoristen ihren Ursprung. Hier feiern die Vereine ihre Weihnachtsfeiern, Kappenabende, Oktoberfeste, Singstunden und Vorstandssitzungen, hier werden viele Familienfeste ausgerichtet. Für die Irlandfahrer ist der „St. Patricksday“ zu einem festen Begriff geworden. Die Fans des FC Bayern München verfolgen hier jedes Spiel ihres Vereins.

Vereine wie der Humor- und Musikverein „Edelweiß“, die Sängervereinigung und der Schützenverein Tell trafen sich schon seit über 100 Jahren in ihrem Vereinslokal. Auch das Walzer’sche Doppelquartett, die CDU, der Obst- und Gartenbauverein, die Geflügelzüchter, die Vogelschützer, die Versehrtenspielgemeinschaft und die Nashville Rodeo Dancers waren. ebenfalls seit vielen Jahren dort zu Hause.

Der Turnverein turnte im großen Saal mit Barren, Reck, Bock, Pauschenpferd und Bodenmatten. Im Hof war eine Weitsprung und eine Hochsprunganlage angelegt. Nach der Straße zu war das Grundstück durch eine Mauer abgeschlossen, an der eine Kegelbahn entlang führte.

 

Anfang der siebziger Jahre wird eine komplett neue Metzgerei eingerichtet und das rückwärtige Kolleg (im Hof) angebaut. Der Sohn Philipp Eibelshäusers ist (Wilhelm) Philipp Eibelshäuser, geboren am 27. Januar 1925, ist auch Metzger und führt zusammen mit seiner Frau Gretel zunächst die Gaststätte.

Dann wird die Gaststätte ist an verschiedene Wirte verpachtet, nämlich Helmut Roog, Walter Müller und Dieter Dimter. Im Jahre 1984 übernimmt mit Gerhard Eibelshäuser wieder die Familie die Gaststätte. Sie bietet vor allem ausgezeichnete Wurstwaren nach alten Familienrezepten an: Hochstädter Rindswurst, Preßkopf und Hausmacherwurst.

Die Metzgerei wurde aber geschlossen. Wurst und Schinken wurden nur noch an die Fassade des ehemaligen Geschäftes gemalt („Scheinmetzgerei“ haben die Humoristen dazu gesagt). Ende Juni 1998 wurde mit einem viertägigen Fest gefeiert, daß die Gaststätte seit 100 Jahren in Familienbesitz ist. Später wurde ein Eis-Salon mit Café in der ehemaligen Metzgerei eingerichtet. Im Jahre 2005 wurde die Gaststätte wieder verpachtet an die Familie Hamburger und um einen Biergarten im Hof erweitert.

           

Im Jahre 2011 kauften Jennifer und Uwe Eibelshäuser den Eltern Eibelshäuser das umfangreiche Gebäude in Hochstadt ab, um es in Familienbesitz zu behalten, und begannen mit der Sanierung. „Das Haus war in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand", erinnert sich Uwe Eibelshäuser, der Sohn Gerhard Eibelshäusers, der gemeinsam mit seiner Frau eine Gartenbaufirma betreibt. „Bei Starkregen liefen regelmäßig die Keller voll.“ Viel ist in den vergangenen Jahren schon gemacht worden, jetzt war die Fassade an der Reihe.

Im Jahr 2016 wurde sie vollständig erneuert. „Erst ließen wir die Jahreszahl 1859 hinschreiben, so wie es in vielen Unterlagen zur Historie Hochstadts stand“, sagt Jennifer Eibelshäuser. Doch das Jahr 1859 steht in keinen Hochstädter Unterlagen, wo doch andererseits behauptet wird, das Haus sei das erste außerhalb der Ringmauer gewesen. Doch Reinhard Schellmann hatte ein anderes Datum im Kopf, nämlich das von 1839. Also rief er die Familie Eibelshäuser an, und die ließ nach Recherchen in den Kirchenbüchern die Jahreszahl korrigieren. Nun prangt die 1839 über der Tür sowie der Schriftzug „Zum Neuen Bau“.

Die alte Inschrift über der Tür lautete „1898“, das Jahr der Anbauten. Im Zuge früherer Renovierungsarbeiten wurde sie überputzt und verschwand. Jetzt hat Renate Schwab-Mankel von der ortsansässigen „Kreativwerkstatt“ die richtige Jahreszahl und die Ornamente entworfen, die jetzt den Eingang auf der Straßenseite zieren. Die Gaststätte wird seit 2013 von dem Elsässer Pächter Thierry Zuchner geführt („Thierrys Küche“)

 

Im linken Gebäudeteil befand sie bis Ende 2016 die Eisdiele „Anna e Chiara“. Ende 2016 wurden die Räume der Eis-Diele von den beiden Frauen von „Pearson & Puppe“ übernommen, die dort ein Café eröffneten. Michelle Blythe (geborene Pearson) und Katharina Puppe sind in und um Hochstadt bekannt für ihre hausgemachten Torten und Gebäckspezialitäten.

Hinter dem Café an der Bischofsheimer Straße hat Ingo Rohmann eine kleine Brauerei eingerichtet und stellt dort „Hochstädter Landbier und andere Spezialitäten her. Er besitzt auch die Gaststätte „Schalander“ in der Bischofsheimer Straße 13 hat. Im ersten Stock des „Neuen Bau“ befindet sich die Geschäftsstelle des Humor-Musik-Vereins „Edelweiß“

Über die Eibelshäuser und die Gaststätte erschien 1998 ein mehrseitiger Beitrag im „Maintal Tagesanzeiger“, über die Familie Uwe Eibelshäuser ein Beitrag am 9. Juni 2016.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NEBENSTRASSEN

 

Am Kirchberg:

Kirchberg1:

Das Haus gehörte 1715 dem Ziegler Johannes Weber. Er heiratet im Jahre 1713 seine Frau Elisabeth. Er ist Großvater des Wirts Michael Weber, der die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ gegründet hat. - Das jetzige Haus mit Klinkerverblendung ist aus der Gründerzeit. Das besagt die Inschrifttafel: „Erbaut von Valentin Burger 1898“. Die Inschrift bezieht sich auf den Schreiner Valentin Burger, verheiratet 1877 mit Catharine Fischer, der aber einen Sohn hat, der auch Valentin heißt. -Das Grundstücks wurde etwa im Jahre 2000 gekauft von Reimer Jochims (siehe Hauptstraße 21), der in den Wirtschaftsgebäuden sein Maler-Atelier einrichtete.

 

Kirchberg 3:

Das: Wohnhaus mit Nebenbauten könnte das einzige Haus mit Resten einer Ständerbauweise (durch zwei Stockwerke gehend) sein. Dann wäre es um 1500 erbaut worden und stand auch im Hessischen Kunstführer Dehio. Es könnte aber auch sein, daß die durchgehenden Balken links und rechts der Tür eher Zufall sind, denn das übrige Fachwerk ist eher wie üblich.

 

Kirchberg 5:

Das Haus ist unten aus Stein und oben mit Eternit verkleidet. Hier hatte der Schreiner Heinz Schmitz sein Haus und seine Werkstatt, bis er sie in die Hanauer Straße 1 verlegte. Die Werkstatt grenzt an die Bogenstraße. und hat auch nach dort einen Ausgang.

 

Kirchberg 7:

Am 18. Oktober 2010 erschien im „Maintal Tagesanzeiger“ ein Artikel mit der Überschrift „Ein wahres Schmuckstück im Hochstädter Ambiente“. Dort heißt es: „In dem Haus wohnen „bereits seit vielen Jahren Angelika und Klaus Weber. Ihr Fachwerkhaus wurde nach Schätzungen von Experten zwischen den Jahren 1470 und 1540 gebaut. Bereits seit vielen Jahrzehnten ist es im Familienbesitz.“ Im Jahr 2010 hat die Familie die Außenfassade saniert und auch die Wetterseite verschiefert.

Landrat Erich Pipa honorierte diese Arbeit durch die Übergabe eines Schecks in Höhe von 2.500 Euro, den er dem Ehepaar vor wenigen Tagen in der Hochstädter Altstadt übergab. Der Denkmalbeirat des Main-Kinzig-Kreises war bei einem Besuch in „Hochstadt zu dem Ergebnis gekommen, daß Angelika und Klaus Weber die Sanierung des äußeren Erscheinungsbildes ihres Fachwerkhauses außerordentlich gut gelungen sei. Davon konnte sich auch Landrat Erich Pipa bei seinem Termin vor Ort ausführlich überzeugen. „Ihr Haus ist ein wahres Schmuckstück für das Erscheinungsbild des Stadtteils Hochstadt“, erklärte Pipa bei dem Rundgang. Bereits vor 25 Jahren unterstützte der Main-Kinzig-Kreis die damals umfangreichen Sanierungsarbeiten.

Daß die Eheleute Weber außerordentlich gerne in dem Kulturdenkmal wohnen, erläuterten sie im Gespräch mit dem Landrat. Auch wenn die Sanierungsarbeiten oftmals von „Überraschungen“ geprägt seien und sie am Ende teurer ausfielen als ursprünglich angenommen, lieben die Webers ihr Fachwerkhaus. Für die Unterstützung des Main-Kinzig-Kreises bedankten sich die beiden Hochstädter herzlich beim Landrat.“

Professor von Staden schätzt das Wohnhaus auf das 17. bis 18. Jahrhundert. Aber auch diese Angabe dürfte noch zu hoch gegriffen sein, weil die Experten nur von der Art des Fachwerks ausgehen.

Über der Haustür steht aber „K.H. 1822“ und die (alte) Hausnummer 116. Die Bewohner deuten das auf Konrad Hofacker, der nach der Familienüberlieferung das Haus umgebaut habe. Doch Konrad Hofacker ist erst 1849 geboren und durch die Heirat 1874 nach Hochstadt gekommen. Er kann also mit der Inschrift über dem Türbalken nicht gemeint sein.

Die Initialen sind aber zu deuten auf „Johann Kaspar Hensel“ (Rufname: Kaspar), der von 1787 bis 1838 lebte und wie seine Nachkommen ein Zimmermann war. Er heiratete 1814 Barbara Stauff aus Marjoß und baute acht Jahre später das Haus. Aber er ist verheiratet mit Maria Elisabetha Hensel aus der Zimmermannsfamilie. Ihr Großvater ist Johann Kaspar Hensel, der 1814 heiratet und als Zimmermann natürlich bestens befähigt war, so ein schönes Haus zu bauen. Die Buchstaben „KH“ bedeuten also „Kaspar Hensel“.

Dieses war sozusagen sein Meisterstück. Daß er dafür traditionelle Formen des Fachwerks übernahm, ist nur verständlich, aber nicht Zeichen eines hohen Alters des Hauses. Sicherlich stand 1822 an dieser Stelle auch schon ein Haus. Vielleicht hat er von diesem die Art des Fachwerks übernommen, so daß die Experten das hohe Alter annahmen. Daß Kaspar Hensel etwa nur den Türsturz erneuert und seinen Namen darauf gesetzt hätte, ist wohl unwahrscheinlich, denn wenn er schon Zimmermann war, dann wollte er auch etwas Richtiges schaffen. - Das Haus ist musterhaft saniert bis auf die Westseite, wo man das interessante Fachwerk mit den geschwungenen Balken wieder mit (echtem) Schiefer zugedeckt hat.

 

Kirchberg 9:

Die ehemalige Scheune oberhalb des Wohnhauses hat nur schwaches Fachwerk und ist also jünger.

Leider ist heute alles mit Eternitplatten verkleidet.

 

Kirchberg 11:

Das Wohnhaus hat zwei Inschriften: Am Kellereingang steht die Inschrift „17 JIH 23“, über der Haustür steht: „Neu 1684, Renovatum 1791“. Die Inschrift über dem Kellereingang „17 JIH 23“ bezieht sich auf Johann Jacob Heckardt, der 1677 geboren ist. Er heiratet 1702 Maria Elisabeth Schmidt. Gebaut hat das Haus aber Peter Schmidt, der Schwiegervater Johann Jacob Heckerths, gestorben 1695. Das geht hervor aus der Inschrift über der Haustür: „Neu 1684, Renevatum 1798“ (richtig wäre: „renovatum“). Darunter stehen noch die Buchstaben „PS“, die auf Peter Schmidt deuten. Die Renovierung könnte dann der Sohn Johann Jacob Heckerts mit Namen Johann Henrich vorgenommen haben. Im Jahr 1978 wird das Haus wieder in seinen alten Zustand versetzt und auch im Inneren werden die Balken freigelegt. Das Haus ist das beste Beispiel für eine Renovierung in Hochstadt.

 

Kirchberg 4:

Im Jahre 1715 ist Eigentümer Conrad Bechert, der 1698 Anna Catharina Ebert heiratet. Das Haus ist heute aus Stein und steht auf dem westlichen Teil des Grundstücks. Das Gebäude  auf dem östlichen Teil des Grundstücks wurde abgerissen. Von dem Grundstück hat man den Zugang zu dem Rondell. Es wird nach Osten abgeschlossen durch eine Kalksteinmauer, die Ringmauer und Kirchhofsmauer verbindet.

 

Kirchberg 6:

Im Jahre 1715 gehört das Haus Kaspar Mehling, ein Maurer aus der Neustadt Hanau. Es bestand aus einem Wohnhaus auf der westlichen Seite des Grundstücks und der daneben .liegenden Scheune. . In der Hofmauer nach der Straße zu befindet sich ein Nische mit Sandsteingewände und der eingehauenen Jahreszahl „1574“. Doch das muß sich nicht unbedingt auf das Alter des Hauses beziehen und es muß sich nicht unbedingt um ein wirkliches Fenster handeln, die Steine können auch bei anderer Gelegenheit eingefügt worden sein. Das Haus ist ein Beispiel für die Verbindung von altem und neuem Fachwerkbau. Etwas problematisch sind aber die Vergrößerung des (schon vorhandenen) Ausgangs nach Norden und die Überbauung der Ringmauer mit einer Fensterfront.

 

 

Bogenstraße:

Bogenstraße 2:

Das Haus gehört 1715 Johann Dietz: Er wird „der Älteste“ genannt. Zusammen mit seiner Frau Anna Marie hat er 1693 und 1697 zwei Töchter. Das Haus sitzt auf der Ringmauer auf und war später eine Art Armenhaus der Gemeinde. Es wurde dann aber von dem Lehrer Vorberg erworben, der es erneuerte, das Nebengebäude abriß und den Hof mit einer Mauer umgab.

 

Bogenstraße 4:

Das Haus ist aus Stein und sitzt auf der Ringmauer auf.  In dem Haus wirkte lange der Sattler Hermann Koch, dessen Geräte heute zum Teil im Stadtmuseum ausgestellt sind.

 

Bogenstraße 6:

Das Haus gehörte 1715 Caspar Schmöhl oder seinem Bruder gleichen Namens, der 1684 geboren wurde. Das Nebengebäude ist vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, es hat gebogene Streben und war früher ein Ziegenstall. Hier wohnte der jüdische Händler Nathan Appel, der einen Esel hatte und mit einem Karren verschiedene Altstoffe einsammelte. Der Teil nach der Straße zu ist ein völliger Neubau, weil das Fachwerkhaus angeblich nicht mehr zu retten war. Der Teil nach der Ringmauer zu ist noch alt, aber auch verputzt und nur am Giebel nach der Ringmauer zu ist noch das Fachwerk zu sehen.

 

Bogenstraße 8:

Das Haus gehörte 1715 Johann Dietz, dem gleichen Eigentümer wie der des Hauses Bogenstraße 2. Das Haus hat geschwungene Streben und ein Ausguckfenster an der Ecke. An der rechten Hausecke des vorderen Hauses befindet sich auf dem Balken eine Inschrift: „Albo­nus Dietz 1687“. Alban Dietz und seine Frau Maria haben zwar drei Kinder, aber danach keine Nachkommen mehr.

 

Bogenstraße 10:

Dieses Haus steht hinter dem Haus Nummer 8, aber ursprünglich handelte es sich um ein einziges Grundstück. Heute haben beide Häuser eine eigene Hausnummer, weil man das frühere Haus Bogenstraße 12 der Guldnergasse zuordnete und das Nachbarhaus die Nummer 12 erhielt.

 

Bogenstraße 12:

Die frühere Hausnummer war Bogenstraße 10. Das Fachwerk des Hauses ist sehr gut restauriert. Die Außenwand des Nebengebäudes aus Fachwerk entlang der Guldnergasse war 2015 baufällig und wurde neu aufgemauert und mit Bretter zugenagelt, wie das in Hochstadt üblich geworden ist.

 

Bogenstraße 12, heute Guldnergasse 1:

Das Wohnhaus mit Nebengebäuden ist aus der Zeit um 1700. Es hat drei Überhänge und steht an dem offenen Gang hinter der Ringmauer. Das Fachwerkhaus ist ganz mit Schindeln verkleidet. Es gehörte Wilhelm Schmidt, der bei einem Flugzeugabsturz über Irland ums Leben kam und dessen Sohn gleichen Namens den ersten Aussiedlerhof in Hochstadt in der Konrad-Höhl.-Straße 1 baute (heute auch Rewe-Markt). Als das Haus 2017 an einen Rumänen verkauft werden sollte, hat selbst das Ministerium in Wiesbaden keinen Anbau im Inneren des Hofes genehmigt (während fast gleichzeitig gegenüber am Haus Bogenstraße 12 das nach außen sichtbare Fachwerk beseitigt wurde).

 

Bogenstraße 1:

Der Eigentümer des Hauses Bogenstraße 1 war im Jahre 1715 Johann Philipp Meed, entweder der Ziegler, der mit einer Elisabeth verheiratet ist, oder der Sohn gleichen Namens mit seiner Frau Elisabeth Schab aus Büdes­heim. Zu dieser Familie gehört einer der Grabsteine an der Südseite des Kirchhofs. Das Haus ist oben aus Fachwerk und unten aus Stein. Der Fliesenleger Fassing hat mit Fliesen Straße und Hausnummer am Haus angebracht.

 

Bogenstraße 3:

Das Wohnhaus ist aus dem 17./ 18. Jahrhundert und trägt am Kellereingang das Hanauer Wappen und andere Zeichen. Es gehörte 1715 Johann Jacob Heckerth, dem auch das Haus Kirchberg 11 gehörte. Das Wirtschaftsgebäude wurde neu gebaut zu einer gewinkelten Wohnung.

 

Guldnergasse 1,  früher Bogenstraße 12:

 

 

Bogenstraße 5, Guldnergasse 2:

Das Haus ist heute nicht mehr der Bogenstraße zugeordnet, sondern der Guldnergasse. Diese Änderung geschah wohl aus dem Wunsch, auch der Guldnergasse irgendwelche Häuser zuzuordnen, obwohl das gar nicht erforderlich ist. An der Südseite des Haus zwischen den Stockwerken nahe der Hausecke ist noch die alte Hausnummer 72 zu sehen. Das Haus wurde von dem Kohlenhändler Doll in der Hauptstraße 15 gekauft, weil er in seinem Haus auch die Milchsammelstelle hatte und beides sich nicht miteinander vertrug. Doll ließ die Scheune abreißen, so daß die Westseite der Häuser am Kirchberg sichtbar wurde.

 

Bogenstraße 7:

Wohnhaus und Stallgebäude sollen ursprünglich von 1631 sein. So hat es der frühere Eigentümer Wilhelm Mankel, der Heimatforscher und Bürgermeister, festgestellt. Der Gebäudeteil mit der Torfahrt wurde 1935 angefügt. Über der Torfahrt steht: „Wilhelm Mankel Erbaut 1934 Katharina geb. Weber“. In der Mitte ist das Hochstädter Wappen mit Messer, Karst und Spaten und den Hanauer Sparren zu sehen, das nach einem Gerichtssiegel gestaltet wurde. Über der Tür steht der Spruch „ora et labora“ – „bete und arbeite“. An der Stelle der heutigen Treppe war früher Brunnen, der innen noch erhalten ist und in den man im Keller noch hineinsehen kann. Das ganze Gebäude ist heute verputzt, besteht aber ganz aus Fachwerk.

 

Bogenstraße  9:

Dieses Haus ist heute nicht mehr als Wohnhaus erhalten. Es gehörte 1715 Peter Emmel, der

1698 seine Frau Juliane Trapp heiratete. In der heutigen Scheune hinter dem Haus Hauptstraße 12, die an der Bogenstraße steht, ist aber noch eine Wand zu sehen, die wie ein Haus verputzt ist.

 

Bogenstraße 11:

Auch dieses Haus, das 1715 Peter Strohl gehörte, ist nicht mehr vorhanden. Es ist heute Teil des Grundstücks Hauptstraße 14, die Rückwand ist aber aus Stein gebaut. Hier haben die Eigentümer in der Hauptstraße die Häuser gekauft und in Wirtschaftsgebäude umgewandelt. Dadurch hatten sie dann auch eine zweite Ausfahrt aus ihrem Hof und brauchten auf dem Hof nicht zu wenden.

 

Bogenstraße 13:

Auch dieses Haus, das 1715 Jeremias Schnepper gehörte, ist nicht mehr vorhanden, sondern heute Teil des Parkplatzes am Hotel.

 

Bogenstraße 14, herrschaftliche Zehntkelter:

Das Wohnhaus ist oben aus Fachwerk und unten aus Stein und soll aus dem 18. Jahrhundert sein. Es war früher die Herrschaftliche Zentkelter. So wird das Grundstück auf dem Ortsplan von 1715 bezeichnet und hat die Nummer 105. Fachleute setzen die Entstehungszeit des Kelterhauses im 18. Jahrhundert an. Die Bezeichnung „herrschaftlich“ bedeutet, daß sie den Landesherrn, also den Grafen von Hanau und ab 1736 dem kurhessischen Staat gehörte. Und der „Zehnte“ (das „e“ wird gedehnt gesprochen) war eine Steuer, die ursprünglich den zehnten Teil des Einkommens einer Familie ausmachen sollte. Und mit der „Kelter“ ist das Kelterhaus gemeint, in dem die Kelter stand, in der sogenannte „Weinzehnte“ gekeltert wurde, also der Anteil der Zehntzahlung, der in Form von Weintrauben abgeliefert werden mußte. Auf dem Grundstück stand auf der Ostseite das Wohnhaus. Das Kelterhaus stand auf der Westseite des Grundstücks. Hier wurden die Trauben aus den gräflichen Weingärten gekeltert, aber vor allem auch die Trauben, die die Hochstädter als Steuer abliefern mußten.

In den Jahren 1834/1835 aber wurde der Zehnte abgelöst: Die Gemeinde Hochstadt zahlte eine Ablösesumme an den kurhessischen Staat (den Nachfolger der Grafen von Hanau) und die Einwohner mußten dann jahrzehntelang jährlich eine gewissen Summe an die Gemeinde zahlen. Die Zehntkelter war damit überflüssig. So wurde das Anwesen 1836 für 1.800 Gulden an Johann Wilhelm Heckert verkauft. Der Kaufvertrag zwischen dem (Kur-) Hessischen Staatsministerium und Wilhelm Heckert ist noch vorhanden und gut erhalten.

Johann Wilhelm Heckert wird als „Gardegrenadier“ bezeichnet, weil er in seiner Jugend eine Zeit bei der Garde war. Aber im Grunde war er wie alle seine Vorfahren ein Bauer und übte diesen Beruf auch später aus. Das Grundstück wurde damit endgültig zu einem Bauernhof, wo bestenfalls der Eigentümer noch seinen eigenen Wein kelterte (der Name Heckert“ bezeichnet ja einen Weinbauern, aber damals hatten fast alle Bauern noch einen oder mehrere Weingärten).

Zum Wohnhaus führt eine Treppe hinauf. Geradeaus kam man in die kleine Küche, rechts waren zwei Wohnräume, links zwei Schlafräume. Eine hohe Treppe führt ins Oberstockwerk, wo die Aufteilung der Räume ähnlich war.

Das Nebengebäude quer zum Wohnhaus war das Stallgebäude. Unten war später auch eine Werk­statt und oben war ein Lagerraum für Holz und Ähnliches; heute ist das Nebengebäude zum Wohnraum ausgebaut. Zur Scheune hin war ein „Gengel“, ein Lücke zwischen den Gebäuden

Wenn man durch das Tor in den Hof kam, war links der Misthaufen. Die Scheune hatte rechts die Tenne und links den Kuhstall für vier Kühe. Dahinter war noch ein tiefer Keller, der nach oben aber nur mit einer Bretterdecke abgedeckt war. An der Rückwand der Tenne stand eine Windfege, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Heute ist von der Zehntkelter noch das Stück Mauer links vom Eingangstor erhalten. Unmittelbar neben dem Kelterhaus war noch eine kleine Tür mit einem Pfosten wie an dem großen Tor, die heute mit Backsteinen zugemauert ist. Auch die Grundmauern der späteren Scheune sind sicher noch alt. Auch der Dachstuhl in Fachwerkbauweise war sicherlich noch vom Kelterhaus. Aber das Unterstockwerk wurde 1895 mit Backsteinen erneuert und ein Kuhstall eingebaut. Das zeigt der Deckenstein im Kuhstall mit der Jahreszahl 1895. Er ist heute auf dem Grundstück Hauptstraße 13 in die Mauer zum Nebengrundstück Hauptstraße 15 eingefügt und trägt die Inschrift „K H K 1895“ (Kaspar Heckert). Bis 1950 wurde die Scheune von der Familie noch als „Kelterhaus“ bezeichnet. Das Haus gehörte bis 1995 noch einem Nachkommen des Käufers, die Scheune ist inzwischen abgerissen. Auch im Erdgeschoß des Wohnhauses wurde irgendwann das Fachwerk durch Backsteinwände ersetzt.

Bewohner des Hauses waren Johann Wilhelm Heckert (1766 – 1841), der aus einer alteingesessenen Hochstädter Familie stammt, die sich bis etwa 1620 zurückverfolgen läßt und deren ältestes bekanntes Ehepaar auf einem Grabstein auf dem Kirchhof erwähnt ist. Er heiratet 1800 in erster Ehe Anna Catharina Schäfer und hat mit ihr vier Kinder. Und im Jahre 1813 heiratet er Maria Elisabetha Ebert, mit der er einen Sohn hat.

Nach ihm wohnt Johann Heckert (1804 – 18732) in dem Haus, ein Sohn aus erster Ehe, verheiratet seit 1831 mit Magdalene geborene Weber (1801 – 1841). Es folgt Caspar Johann Heckert (1835 – 1909), verheiratet 1866 mit Elisabetha Huhn (18423 – 1907).

Im Jahre 1922 ist Peter Heckert (1877 – 1961) der Besitzer, zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth geborene Lind (1881 – 1963). Diese stammt aus dem Haus Hauptstraße 13, wo die Eheleute auch wohnten und arbeiteten und den Hof in der Bogenstraße nur in Reserve hatten.

In dem Haus Bogenstraße 14 wohnte der Sohn Wilhelm Heckert mit Familie, mit Frau Mat­h­ilde und Sohn Walter. Im Oberstockwerk wohnte die Familie Sauer. Durch Erbteilung kam das Grundstück dann an Walter Heckert, der in Wachenbuchen verheiratet war. Er vermachte das Haus dann an seine Tochter Heike. Diese baute mit ihrem damaligen Mann das Nebengebäude zu einem Wohn­raum aus. Die Scheune aber ließ man bewußt verfallen. Die Stadt hatte keine Abrißgenehmigung erteilt, da überließ man das Gebäude dem Zahn der Zeit. Ein Bild hält noch den Zustand fest.

Aber 1995 wurde das Grundstück an die Familie Wirth verkauft. Diese ließ die damals schon baufällige Scheune abreißen bis auf die Mauer um das Grundstück. Im Hof errichtete sie eine neue Überdachung. Im Jahre 2016 verkaufte die Familie das Haus wieder.

 

Bogenstraße 16, Mittelbäcker:

Früher gehörte das Haus dem Freiherrn von Edelsheim. Im Jahr 1673 wird Rat Seiffert in Hanau als Freiherr Johann Georg von Edelsheim in den Adelsstand erhoben, weil er für den irregeleiteten Friedrich Kasimir die Regierungsgeschäfte wieder in Ordnung gebracht hat. Er erbaut 1680 in Hanau in der Steingasse 4 das „Edelsheimsche Palais“. In Hochstadt gehörten ihm ausgedehnte Liegenschaften, besonders Weinberge, die aber frei von Abgaben blieben. Zum Teil verpachtete er sie, zum Teil aber bewirtschaftete er sie auch selbst. Deshalb hatte er auch ein Kelterhaus auf seinem Grundstück stehen. Das Gebäude stand aber etwas weiter westlich als die spätere Bäckerei.

Später lebte und arbeitete in dem Haus der „Mittelbäcker“, einer der Söhne des Bäckers im Haus Hauptstraße 21 (westlicher Teil). Das Haus wird 1910 umgebaut, vor allem der hintere Teil aus Steinen, wo die Bäckerei war. Diese war damals die modernste im Kreis und weiß gekachelt (heute unter Gipsplatten verborgen). Der Eingang am Vorderhaus ist später vorgesetzt. Die Rückwand des Hauses ist aus Lehm. Insgesamt handelt es sich um drei Gebäude, von denen das hinterste heute ein Wohnhaus ist. Die Bäckerei wird 1979 aufgegeben. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz.

 

Bogenstraße 18:

An dem Wohnhaus steht heute (handgemalt) die Jahreszahl „1631“. Diese ist aber nicht original, sondern wurde etwa 1980 vom damaligen Eigentümer angebracht, weil angeblich auch andere Häuser aus der Umgebung aus diesem Jahr sind, vor allem das Haus Bogenstraße 7. Das Fachwerk wird von einem Fachmann auf das 17. Jahrhundert geschätzt. Das Unterstockwerk ist aus Steinen und verputzt. Der nördliche Teil wurde erst später angebaut. Zu dem Haus gehört noch der nördlich sich anschließende Garten. Einen Teil des heutigen Grundstücks, wo jetzt Garten ist, beaß 1715 Johann Philipp Krebs, verheiratet 1701 mit Maria Elisabetha Trapp (geboren 1683). Er besaß außerdem noch das Haus Rohrbachstraße 3.

 

Bogenstraße 20:

Das Haus hat noch eine schöne alte Torfahrt, das Haus selber wurde aber 1985 total neu gebaut. Aber die westliche Mauer wurde bis auf den Sockel abgetragen, obwohl sie wahrscheinlich ein Teil der westlichen Abschlußmauer des Oberdorfs war.

 

Bogenstraße 22:

Die Parzelle gleich hinter dem heutigen Tor und die Parzelle nach der Ringmauer zu gehörte 1715 Jeremias Schnepper. Die vorletzte Parzelle an der Ostseite gehört dem Freiherrn von Edelsheim,

dem auch das Haus Bogenstraße 16 gehörte. Das alte Wohnhaus steht vorne rechts auf dem Grundstück und dient heute als Malerwerkstatt. Die frühere Scheune am Gang hinter der Ringmauer wurde zum Wohnhaus ausgebaut.

 

Bogenstraße 24:

Das Grundstück war 1715 nur Teilfläche der Grundstücke Rohrbachstraße 4 und 2. Es ist ganz aus Backsteinen gebaut, aber heute verputzt.

 

Bogenstraße 26:

Das Haus ist ein völliger Neubau.

 

 

Rohrbachstraße:

An der Südseite der Straße standen nur einige Scheunen, die zu dem Grundstück Schützenstraße 2 gehörten (hier war unter anderem die Schrotmühle für Hochstadt). Im Jahre 1715 waren das aber noch eigene Grundstücke, die einem Schröder (dessen Vorname nicht genannt wird) und einem Andreas Bautz gehörten, der aber auch nicht weiter bekannt ist. Im Jahre 2017 sind auf dem Grundstück  einige Bäume herangewachsen, die der Brache doch ein freundlicheres Aussehen gaben.

 

Rohrbachstraße 2:

Das Wohnhaus ist vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Es hat Fachwerk mit Mannfiguren und               Überhang. Der Sockel ist mit Fliesen belegt.

 

Rohrbachstraße 4:

Das Haus gehört 1715 Johannes Amerth aus Dirlos bei Fulda. Es ist heute ganz aus Stein gebaut.

 

Rohrbachstraße 6:

Das Wohnhaus mit Nebengebäude ist wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert und steht am Gang hinter der Ringmauer. Der Übergang zum Oberstockwerk ist mit einem offenbar  zu breiten Brett verdeckt.

 

Rohrbachstraße 1:

Das Haus gehört 1715 Michael Burger, der 1701 Maria Elisabetha Schmidt, die Tochter des Schult­heißen Caspar Schmidt, heiratet. Das Haus ist verputzt oder aus Stein.

 

Rohrbachstraße 3:

Das Haus gehört 1715 Johann Philipp Krebs, der 1701 Maria Elisabetha Trapp heiratet und auch Besitzer des Hauses Bogenstraße 16 ist. Das Wohnhaus mit östlichem Nebenbau, trägt am Tor die Inschrift: „1739“ und heute unleserliche Buchstaben. Auf der Grenze nach Westen war ein Brunnen, der früher vier umliegende Häuser versorgte.

 

Am Rathaus:

Hinter dem Rathaus ist der „Tanzplacken, wo das „Gebet“ abgehalten wurde. Das heißt: Hier wurden die öffentlichen Bekanntmachungen verlesen, die Gemeinde „ins Gebet genommen“. Wenn mit der kleinen Glocke geläutet wurde, mußte jeder Einwohner erscheinen. Nach den Bekanntmachungen wurde dann über die Gemeindeangelegenheiten beratschlagt. Später ging der Ortsdie­ner mit der Schelle herum und rief die Bekanntmachungen aus.

Auf dem Tanzplacken wurde auch die Kirchweih gehalten, weil man bei schlechtem Wetter auf dem Rathaussaal gehen konnte. Dafür mußten die Kerbburschen allerdings 1 Gulden 15 Albus bezahlen. An dem Fest betei­ligt sich die ganze Gemeinde. Die Famili­en schaffen Tische und Bänke auf die Tanzplacke, dazu Wein, Kuchen und Hausgeschlachtetes Dann wird bei Spiel und Tanz gefeiert. Auch Verkaufsbu­den werden aufgestellt. Der Platz wird mit Birkenbäumen geschmeckt, die nach Beendigung des Festes dann verkauft werden. Im Jahr 1747 nimmt die Hanauer Grafenfamilie an der Feier der Kerb teil. Sie wird im Rathaussaal von den Dorfjung­frauen mit Kuchen und Wein bewirtet. Auf der Tanzplacke wird mit den Kerb­burschen getanzt, die anschließend auf die Gesundheit der gräflichen Familie trinken und die Gläser wegwerfen. Auch die Fastnacht wurde schon auf dem Rathaus gefeiert. Auch die Fastnacht wurde schon auf dem Rathaus gefeiert.

In der heutigen Zeit fand An­fang Juni seit dem Wie­deraufbau des Rathauses im Jahre 1984 bis etwa 2010 das zweitägige Straßenfest (früher: Rathausfest) statt. Das Altstadtfest des Posau­nenchors und des Humor- und Musikver­eins Ende Juni wird noch gefeiert.

Dazu kommt noch der Weihnachtsmarkt am zweiten Advent. Die Anregung zum Weihnachtsmarkt kam 1981 vom Humor- und Musikver­ein. Unter Federführung von Helmut Roog wurde der Markt zwei Jahre lang von drei bis vier Vereinen bestritten. Danach übernahm Pfarrer Langheinrich die Initiative, nach weiteren zwei Jahren nahm der Gewerbeverein die Sache in die Hand. Seit 1985 die Hauptstraße fertig ist, steigt die Beteiligung immer mehr. Seit 1990 ist eine Interessengemeinschaft für den Weihnachtsmarkt zuständig. Bewußt hält man die Zahl der Verpflegungsstände klein und bevorzugt das Kunstgewerbe.

Auf dem Rathausplatz soll sich auch ein Vorfall zugetragen haben, der aber mehr in das Reich der Sage gehört: Beim Abzug Napoleons im Jahre 1813 kommt es zur Plünderung des Salzes auf dem Rathaus und zur Plünderung von Pferdegeschirren. Aus diesem Ereignis hat sich dann eine „Sage“ rund um die Familie Schales entwickelt, die sich hartnäckig in Hochstadt hält, aber kei­nen historischen Hintergrund hat. Mi­chael Schales baute im Jahre 1909 das Haus Bischofsheimer Straße 9. Er war da­mals der reichste Mann am Ort. Man hat sich natürlich gefragt, woher dieser Reichtum gekommen ist. Allein aus Weinbau und Landwirtschaft soll er nicht kommen können, denn die Bedin­gungen waren für alle Bauern gleich.

Es fällt aber auf, daß alle reichen Bauern in Hochstadt rund um den Rathausplatz ge­wohnt haben. Dort auf dem „Tanzplacken“ stellten die durchziehenden Solda­ten ihre Wagen und Geräte ab. Und so wie die Soldaten die Bauern beraubten und bestahlen, konnte es ja auch einmal umgedreht sein.

Eine günstige Gelegenheit wäre der Rückzug der Franzosen im Jahre 1813 ge­wesen.

Dazu paßt dann die Geschichte von einer Truhe, die sich im Besitz der Nachkommen befand und in den siebziger Jahren von einem Antiquitätenhändler gekauft wurde und jetzt in einem Museum in Würzburg stehen soll. Einige Zeit nach dem Kauf hat der Händler nämlich noch einmal bei den Verkäufern vorge­sprochen und nach Schlössern zu der Truhe gefragt. Die Truhe muß nämlich ursprünglich mit 36 Schlössern (bezie­hungsweise einem Schloß mit 36 Riegeln) ausgestattet gewesen sein. Solche Truhen waren vor allem auf Schiffen und auch zum Transport von Kriegskassen üblich. Solche „Kriegskassen“ gibt es auch heute noch in nicht geringer Zahl. Und auch wenn ein „N“ darauf gestanden hat, dann muß das noch nicht „Napoleon“ heißen.

Und so entsteht dann die Vermutung, die Familie Schales sei durch den Raub ei­ner französischen Kriegskasse zu ihrem Reichtum gekommen. Doch Napoleons Kriegskasse soll aber auch schon in Rothen­bergen gestohlen worden sein. Das ist ei­ne „Sage“, die immer wieder an immer anderen Orten erzählt wird, und die et­was erklären soll, was ganz natürliche Ursachen hat.

Der Reichtum der Familie Schales hat wohl eher seine Ursache in Fleiß, Ge­schick und Sparsamkeit der Familie. Mi­chael Schales lief zum Beispiel fast jedes Jahr einmal oder zweimal zu Fuß nach Bad Nauheim, hielt sich dort einige Stunden auf und kam wieder zu Fuß zurück, obwohl er sich doch eine Kutsche hätte leisten können (Oder hat er dort in der Spielbank sein Glück versucht? Das wäre dann aber eine neue Sage).

Das Haus unmittelbar am Rathaus, wo früher die Schmiede war, ist ein Neubau. Dann folgt das große Tor, das die Ausfahrt zu dem Grundstück Hauptstraße 22 ist. das zugehörige Haus ist unten aus Stein und oben aus Fachwerk. Dann folgt das Haus Am Rathausplatz 3. Auf dem Platz steht eine schöne Linde.

 

Am Rathaus 2:

Das Wohnhaus mit Nebengebäuden ist ein wichtiges städtebauliches Objekt. Über der Haustür steht die Inschrift „Michael Weber 1853“. Auch über der Torfahrt steht „MW“. Es handelt sich um den Sohn des Schultheißen und Gastwirts Johannes Weber, der auch die Häuser Hauptstraße 18, Brunnenstraße 2 und Lutherstraße 3 besitzt. Sein Bild und das seiner Frau. hängen noch im Haus.

 

Am Rathaus 3:

Das heutige Haus wurde erbaut laut Inschrift von „Johannes Schales 1864“. Er heiratet 1830 Katharina Krebs. Sein Sohn Andreas erbaut das Haus Hauptstraße 14. Das Haus ist aus Backsteinen gebaut und heute verputzt.

 

 

Schützenstraße:

Die Straße ist nach dem Schützenhaus benannt ist, das an der Ostseite des heutigen Festplatzes stand. Sie aber auch „Sieben-Häuser-Gasse“ genannt, hat aber nur sechs Häuser; wahrscheinlich hat man das Haus Trinkbrunnenstraße 2 mitgezählt.

 

Schützenstraße 1:

Das Haus gehört 1715 Laurentius (Lorenz) Stein: Er heiratet 1686 in zweiter Ehe Anna Maria Burger. Um 2000 gehörte es dem Fliesenleger Goldammer. Das Unterstockwerk ist aus Stein.  Aber das schöne Fachwerk im Oberstockwerk wurde verbrettert.

 

Schützenstraße 3:

Das Wohnhaus soll nach Auskunft des Eigentümers von 1547 sein, aber das Fachwerk ist aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahre 2017 wurde auch hier das Oberstockwerk verbrettert, das Unterstockwerk ausgebessert.

 

Schützenstraße 5:

Das Haus gehört 1715 Andreas Schröder: Er heiratet 1690 Anna Margrete Heckert. In unserer Zeit gehörte es der Familie Brosch. Der Schwiegersohn Klaus Karau war ein Western-Liebhaber und baute in dem Garten nördlich der  Ringmauer die „Happy-Horse Ranch“. Als die Bauten dort jedoch zu sehr ausgeweitet wurden, erhielt er ein Bauverbot und zog weg nach Bad Soden Salmünster.
Auch war die Art der Tierhaltung umstritten. Karau kam aber auch danach jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt und spielte den Nikolaus. Das Haus ist oben mit Eternit verkleidet, unten ist es aus Stein. Der Sockel ist mit Brettern im Westernstil zugenagelt, auch um das Hoftor herum sind Westernelemente angebracht:

 

Schützenstraße 2:

Das erste Haus rechts in der Straße gehört noch zum Hof Am Rathaus 2. Der Besitzer des Hauses Schützenstraße 2 war 1715 Andreas Rohn: Er ist der gleiche Eigentümer wie der des Hauses Schützenstraße 3. In dem Haus wohnte  Philipp Peter Seibel, der auf seinem Grundstück die Schrotmühle betrieb. Das große Tor ist von Fachwerk umgeben, aber das Wohnhaus ist aus Backstein.

 

Schützenstraße 4:

Das Wohnhaus soll nach Auskunft des Eigentümers von 1547 sein, aber das Fachwerk ist aus dem 17. Jahrhundert. Es hat eine schöne Eckverzierung. Nur rechts unten ist

r es aus Stein.

 

Schützenstraße 6:

Das Haus gehörte 1715 Joachim Hatzmann: Er heiratet 1699 Maria Elisabeth Burger. Das zweigeschossige Wohnhaus ist vermutlich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und hat einen Überhang. Am Kellerhals steht rechts: „17 W. S. 81“, links die Buchstaben „D.S.“ Die Initialen lassen sich nicht mit einer Person verbinden. Das Haus ist verputzt, auch das Hinterhaus.

 

 

Trinkbrunnenstraße:

Trinkbrunnenstraße 1:

Das Grundstück ist heute nur noch mit drei Garagen bebaut. dann folgt eine Mauer. Das nächste Gebäude ist  eine Scheune an. Die Scheune mit der Jahreszahl 1881 in den Steinen über dem Tor und den Buchstaben „A.B.“ Die Inschrift bezieht sich auf Andreas Burger, der 1860 Katharina Schales heiratete. Die Front nach der Straße so belassen, wie sie war, doch dahinter verbirgt sich das anstelle der Scheune gebaute Wohn­haus des Grundstückseigentümers mit der Hausnummer Trinkbrunnenstraße 1 a. Das große Scheunentor wurde erneuert mit einem Holzgitter im oberen Bereich, eine sehr gelungene Verbesserung. Von d m großen Hof blieb nur die Zufahrt für das Auto. Gleich links hinter dem Scheunentor ist neu gebaute Wohnhaus, das mit Holz verkleidet ist.

Die nächste große Scheu­ne gehört zum Grundstück Ritterstraße 2. Das erste Wohnhaus mit einer Hausnummer ist die heutige Nummer 3 erst westlich der Ritterstraße. Diese Nummer war früher die 1, die 5 war Nummer 3 und 7 war Nummer 5.

 

Trinkbrunnenstraße 2:

Eigentümer war 1715 Laurentius Stein, der gleiche Eigentümer wie der des Hauses Schützenstraße 1. Das Wohngebäude mit Fachwerk des 18. Jahrhunderts. Am Haus war früher die Inschrift „MW 1835“. Links wurde eine schöne kleine Torfahrt neu gebaut. Die Westseite ist leider mit Kunststoffplatten verkleidet. nach der Schützenstraße zu ist eine Garage eingebaut, aber noch teilweise Fachwerk erhalten. In dem Haus war lange Zeit die Raiffeisenkasse.

 

Trinkbrunnenstraße 4 alt:

Zwischen Nummer 2 und 6 stand aber noch ein Haus, das wahrscheinlich Johann Jacob Heckert besaß. Der zweite Teil des Vornamens ist auf dem Plan von 1715 kaum zu lesen. Er kann aber  nicht „Johann Georg“ heißen, weil es eine Person mit diesem Vornamen und dem Familiennamen Heckert nicht gibt. Von den Lebensdaten her käme vielleicht Johann Dietz Heckert in Frage, aber der untere Teil des ersten Buchstabens sieht doch eher wie ein „J“ aus (das große „D“ wird viel schwungvoller geschrieben). Wenn aber die Deutung des Namens auf Johann Jacob Heckert stimmt, dann handelt es sich um den gleichen Eigentümer wie der des Hauses Am Kirchberg 11 und Bogenstraße 3.

Das Wohnhaus war nach Auskunft des früheren Eigentümers von 1769. Hier war eine kleine Baustoffproduktion. Zement wird in Hochstadt 1842 erstmals erwähnt, wird aber nur in kleinsten Mengen verkauft. Seitdem wurden in der Trinkbrunnenstraße 4 bei auch Backsteine hergestellt, die sogenannten „Russensteine“. Sie heißen wahrscheinlich deshalb so, weil sie beim Brennen stark verrußen. In Hochstadt sind sie heute noch zu sehen an den Häusern Hauptstraße 22, 26. und 33. Der Besitzer war bekannt als „Zieler-Mankel“.

 

Trinkbrunnen:

In der Straße stand früher der Trinkbrunnen in Höhe des Hauses Nummer 4. Heute noch ist die Abdeckung sichtbar schräg gegenüber diesem Haus. Er wurde beseitigt, weil er angeblich die Dreschmaschine bei der Einfahrt in das Haus Nummer 4 (heute abgerissen) behinderte.

 

Trinkbrunnenstraße 4 neu:

Im Jahre 1715 ist Johann Gregorius Trapp der Besitzer. Später gehörte das Haus der Familie Grimm, die aus Bischofsheim stammt. Am Haus war an einem Balken noch schwach die alte Hausnummer 44 zu erkennen. Die Westseite ist aus Stein Das Grundstück setzt sich nach Norden fort. Dort steht ein eigenes Haus mit Haustür. Das Unterstockwerk ist aus Basaltsteinen mit Fachwerk im Oberstockwerk.

 

 Trinkbrunnenstraße 6:

In dem Haus wohnte Johan Golez, geboren 1915 in Wien. Er heiratete 1939 Elisabeth Anna Katharina Keller. Heute wohnt sein Sohn in dem Haus. Das Haus ist ganz mit Holzschindeln verkleidet.

 

Trinkbrunnenstraße 8:

Das Wohnhaus ist vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein Steinbau mit Leibungen aus Sand­stein. Die große Scheune im Westen wurde durch Garagen ersetzt. Von dem Grundstück aus kann man den hohen Turm in der Ringmauer betreten.

 

Trinkbrunnenstraße 10 und 12:

In der Trinkbrunnenstraße waren die Häuser 10 und 12 ursprünglich e i n Grundstück. Es gehörte der Familie Basermann, die beiden Häuser waren miteinander verbunden. Später erhielt das Vorderhaus zunächst die Nummer 10 a, dann die Nummer 12. Das Vorderhaus ist ein völliger Neubau, weil das alte Haus angeblich nicht mehr zu reparieren war.

 

Trinkbrunnenstraße 14:

Hier wohnte Carl Johannes Weiß (Sohn von Carl Weiß aus der Trinkbrunnenstraße 2) der seit 1921 mit Elise Grimm aus Bischofsheim verheiratet war. Sie haben zwei Kinder und wandern später nach Amerika aus. Das heutige Haus ist ein völliger Neubau. Das Hinterhaus in der Ritterstraße konnte man früher nur durch dieses Haus erreichen, heute hat es einen eigenen Zugang von der Ritterstraße her mit der Nummer Ritterstraße 4 a.

 

Trinkbrunnenstraße 16:

Das Wohnhaus ist aus dem 19. Jahrhundert, der Unterbau vielleicht aus dem 17. Jahrhundert.

 

Trinkbrunnenstraße 18:

Hinter dem Haus Nummer 16 stand noch ein Haus, das früher die Hausnummer 18 trug und heute abgerissen ist. Es gehörte zuletzt Johannes Basermann IV., dem auch die Scheune Ringstraße 21 gehörte. Die Scheune stand unmittelbar an der Scheune des Hauses Ritterstraße 15 (es gab sogar eine Tür zwischen beiden). Aber auf Drängen der Brandversicherung und mit einem Zuschuß von ihr wurden beide Scheunen abgerissen. Der Architekt Ulrich Huhn hat das Grundstück dann gekauft und auch das Wohnhaus abgerissen. Heute sind Hof und Garten schön hergerichtet.

 

Trinkbrunnenstraße 3:

Das Haus gehörte 1715 Johannes Strohl. Er heiratet vor 17034 seine Frau Anna Gertraud. Um 2000 ist der Besitzer Kurt Hensel, ein  bekannter Obstbauer.  

 

Trinkbrunnenstraße 5:

Das Haus gehört Andreas Seybel: Er heiratet vor 1705 seine Frau Catharina. Mit ihr hat er drei Kinder, aber sonst keine Nachkommen. Vor 1708 heiratet er in zweiter Ehe Christina Ebert. Mit ihr hat er sechs Kinder, von denen drei heiraten. Von diesem Grundstück aus erfolgt der Zugang zum Narrenhaus.

Der rechte Teil des heutigen Grundstücks gehörte 1715 Johannes Holler: Er kommt aus der Pfalz, aber von Geburt ist er ein Schweizer. Er heiratet im Jahre 1698 Susanna Spielmann. Und 1714 heiratet er in zweiter Ehe Anna Maria Säckler. Sie haben aber nur Nachkommen bis ins 18. Jahrhundert. Dieses Grundstück war so breit wie die heutige Garage rechts vom Hoftor.

 

Trinkbrunnenstraße 7:

In  diesem Haus wohnt 1715 Caspar Schales. Wahrscheinlich handelt es sich um den Mann, der im Jahre 1691 Anna Magdalena Burger aus Wachenbuchen heiratet. Er ist der Stammvater der Familie Schales. Wo heute der Garten ist stand früher die Scheune, die man abriß, als man die schmale Straße zum Haus Trinkbrunnenstraße 18 verbreiterte.

 

 

Ritterstraße (früher: Nordstraße):

Dem Nebengebäude von Hauptstraße 32 hat man die Hausnummer Ritterstraße 1 gegeben. Die Scheune des nächsten Hauses wurde Nummer 3 und die heutige Nummer 5 war ursprünglich die Nummer 1. Früher bildeten die heutige Nummer 3 und 5 eine Einheit und hatten eine gemeinsame Torfahrt. Von da an muß man von den heutigen Nummern immer vier Ziffern abziehen, um auf die alten Nummern zu kommen. Bei der heutigen Nummer 11(der früheren Nummer 9) hat man wohl dem Nebengebäude die Nummer 13 gegeben. Nummer 15 ist das Haus mit den Mosaiken. Die Num­mer 17 ist ein Neubau.

 

Ritterstraße 1:

Das frühere Nebengebäude zum Haus Hauptstraße 32 ist völlig neu gebaut und hat heute die Hausnummer Ritterstraße 1. Von hier aus ist auch ein Zugang zu dem Haus, vor allem auch ins Oberstockwerk, so daß die Mieter im Unterstockwerk den Zugang von der Hauptstraße nutzen können.

 

Ritterstraße  3+5:

Die zwei Wohnhäuser waren ursprünglich durch ein Torhaus verbunden und stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Unten sind sie aus Stein gebaut.

 

Ritterstraße 7:

Das Wohnhaus wurde 1708 erbaut. Es hat einen schrägen Balken in Form eines Gesichts und trägt die Inschrift:  „Veracht mich nicht und die Meinigen, sondern bedracht erst dich und die Deinigen. Und wann du dich und die Deinigen hast wohl betracht, so wirst du mich und die Meinigen lasen wohl unveracht. 1708“. In diesem Haus wohnte der Hochstädter Barbier, der eine Menge öffentlicher Aufgaben auf dem Gebiet des Gesundheitswesens übernommen hatte. Er hieß Peter Eibelshäuser, war 1824 geboren und wirkte bis zum Jahre 1868. Das Haus ist verputzt und die schöne Malerei des Malermeisters, der in diesem Haus wohnte, ist wieder überstrichen.

 

Ritterstraße 9:

Das Haus gehörte 1715 Abraham Dietrich, der aus der Hanauer Neustadt und 1709 Anna Maria Müller heiratete. es ist vollständig verputzt.

 

Ritterstraße 11 +13:

In dem Haus wohnte 1715 Andreas Ebert aus Bischofsheim, der und vor 1708 seine Frau Anna Margretha heiratete. Bis 1942 wohnten hier der letzte Leiter der jüdischen Gemeinde in Hochstadt, der Handelsmann (Textilhändler) Löb Katz und seine Frau Hannchen geborene Neumark. Die jetzigen Besitzer, das Ehepaar Kalbhenn, haben den Keller tiefer ausgeschachtet und dort eine Bar eingerichtet. Dem Nebenhaus hat man die Nummer 13 gegeben, es ist ein völliger Neubau.

 

Ritterstraße 15:

In dem Haus wohnte 1715 Johann Friedrich Müller: Er ist 1690 geboren, heiratete vor 1729 in erster Ehe seine Frau Anna Catharina (Familienname unbekannt) und 1730 in zweiter Ehe Susanna Catharina Schmöhl. Heute ist die Familie Huhn der Eigentümer. Philipp Huhn ist der Schöpfer der Mosaiken an diesem Haus und in der Hauptstraße 45. Die einzelnen Steine hat er sich aus Scherben und Keramik zusammengesucht. Nur noch drei Flächen an dem Oberstockwerks des Hauses sind aus Fachwerk.

 

Ritterstraße 17:

Das Haus gehörte 1715 Johann Caspar Schales, der im Jahre 1713 Apollonia Emmel heiratete.

Heute steht hier ein völliger Neubau des Architekten Ulrich Huhn, der aus dem Nebenhaus stammt.

 

Ritterstraße 2:

Das Wohnhaus mit Nebengebäude ist aus dem 18. Jahrhundert und hat ein Mansarddach. Es gehörte 1715 Johannes Meerbott, der Anna Ursula Heckard heiratete. Heute ist das Haus ganz verputzt. Es war ein großer Bauernhof mit großen Scheunen nach der Trinkbrunnenstraße zu

 

Ritterstraße 4:

Das Haus mit der heutigen Nummer Ritterstraße 4 a hatte früher die Nummer Trinkbrunnenstraße 16. Es steht hinter dem Haus Nummer 14 und war nur von der Trinkbrunnenstraße aus durch dieses zu erreichen. Heute hat es einen eigenen Zugang von der Ritterstraße her. Es ist ganz aus Fachwerk mit einem abenteuerlich gebogenen Schwellbalken. Aber oben und am Rückseitengiebel und nach Osten  ist es mit Eternit verkleidet. Auf der Garage ist ein Dachgarten. Ein Nebengebäude ist aus Stein.

 

Ritterstraße 6:

Das Haus gehörte 1715 Johann Heinrich Schäfer. Er heiratete 1698 Anna Magdalena Schwartz. Hier wurde bald nach der Gründung der lutherischen Gemeinde 1686 eine lutherische Schule unter­gebracht. Die Verhältnisse waren aber äußerst bescheiden. Im Jahre 1692 wurde das lutherische Pfarrhaus mit Schulsaal in der Lutherstraße gebaut. Das Haus in der Ritterstraße war bis zur Union 1818 nur noch eine Lehrerwohnung. Die Westseite ist mit Eternit verkleidet.

 

Lutherstraße

Die Straße wurde so genannt, weil in der Hausnummer 9  die lutherische Schule und dahinter nach der Ringmauer zu die lutherische Kirche war.

 

Am Pfarrhof 1:

Das Wohnhaus mit Nebengebäude soll 1687 gebaut worden sein. Es trägt aber die Inschrift „Anno     Johannes Trapp 1717“. Johannes Trapp  heiratet 1699 Maria Elisabeth Mehrbott. Er ist auch Eigentümer eines Teils der Gaststätte „Zur goldenen Krone“. Der Schwiegersohn ist Johann Philipp Schales (1699 bis 1767), dessen Tochter Dorothea verheiratet ist mit Johann Georg Weber, dem Vater des Wirts Michael Weber (der dann im Haus Hauptstraße 18 seine Gaststätte einrichtet und dabei wohl schon auf beide Grundstücke zurückgreifen kann). Die Scheune ist abgerissen, so daß ein Garten entlang des Ganges hinter der Ringmauer entstanden ist, in dem auch noch ganz hinten ein alter Brunnen ist.

 

Zwischen diesem Haus Pfarrhof 1 und dem Haus Lutherstraße 1 stand das Gemeindehirtenhaus für den Kuhhirten. Im Zusammenhang mit der Öffnung der Ringmauer wurde es abgerissen, damit eine Durchfahrt durch die heutige Straße Am Pfarrhof möglich war. Das dürfte im Jahre 1913 gewesen sein (nicht 1904, wie laut einer anderen Quelle auch angegeben wird), denn die Familie Reichert, die letzten Bewohner des Kuhhirtenhauses, kauft 1913 das Haus in der Taubenstraße 1.

 

Lutherstraße 1:

Die Gebäude sind aus Basaltsteinen, Backsteinen und Fachwerk

 

Lutherstraße 3:

Über der Toreinfahrt steht die Inschrift „Erbaut von P. Koche Witwer und Michael Weber Anno 1846“. Wahrscheinlich bezieht sich das auf alle Gebäude auf dem Grundstück. Johann Philipp Koch heiratet im Jahre 1800 Anna Margretha Schröder, die 1845 stirbt (er ist also der Witwer). Er ist ein Verwandter von Michael Weber: Die Halbschwester seines Vaters ist Catharina Sybilla Koch, die verheiratet ist mit Johannes Stein, dem Sohn des Andreas Stein, der die Gaststätte Hauptstraße 21 gegründet hat. Michael Weber wiederum ist ein Ururenkel dieses Gründers. Michael Weber ist der Wirt des Gasthauses „Zur goldenen Krone“, der in Hochstadt mehrere Häuser hat, zum Beispiel auch Brunnenstraße  2. Das Gebäude an der Lutherstraße ist unten aus Basalt und oben aus Fachwerk

 

Lutherstraße 5:

Als Eigentümerin der Häuser 5 und 7 wird 1715 „Frau von Wegenfeld“ genannt. Damit ist wahrscheinlich Frau von Westerfeld aus Kesselstadt gemeint. Das Haus ist heute ein völliger Neubau und steht mehr hinten auf dem Grundstück

 

Lutherstraße 7:

Das Haus wurde vom Ehepaar Keller gründlich renoviert, aber außen so belassen, wie es war. Das kleine Grundstück ist praktisch ohne Hof. Das Haus ist unten aus Stein und oben mit Eternit verkleidet.

 

Brunnenstraße 3:

Das Haus gehörte schon 1715 der Familie Strohl, denn ein Philipp Strohl heiratet in diesem Jahr Johanna Schäfer. Letzter Vertreter der Familie in diesem Haus war auch ein Philipp Strohl („Schanetz-Philipp“), die Tochter ist weggezogen. Zu dem großen Bauernhof gehörte noch die Scheune hinter dem Wohnhaus an der Ringstraße, die aber abgerissen ist.

 

Brunnenstraße 2:

Der südliche Teil des heutigen Grundstücks gehörte 1715 einem anderen Besitzer. Wohnhaus mit dem Zwerch­walm, Scheune und Mauern wurden 1835 erbaut von Heinrich Weber Über dem Kellereingang an der Westseite steht „HW 1835“, am Balken an der Scheune „HW 1836“. Die Inschrift wird von den heutigen Nachkommen jedenfalls als „HW“ gedeutet und würde dann „Hannes Weber“ bedeuten, also den Schultheiß Johannes Weber meinen. Der Buchstabe „H“ ist aber (vor allem am Keller) ähnlich wie am Haus Lutherstraße 3 fast so gemalt, daß er auch ein „M“ darstellen könnte. Dann wäre der Sohn Michael Weber gemeint, der Gründer der Gaststätte „Zur goldenen Krone“.

 

Lutherstraße 9:

Auf dem Grundstück stand an der Lutherstraße die lutherische Schule und dahinter an der Ringmauer die Evangelisch-Lutherische Kirche. Diese wurde aber bei der Union im Jahre:1818 abgerissen mit Ausnahme der Südmauer, die jedoch inzwischen durch den heutigen Neubau auch verschwunden ist. Nach der Vereinigung der Kirchengemeinden im Jahre 1818 wurde die Schule in Hochstadt geteilt. Die zweite Elementarschule kam in das ehemals lutherische Pfarrhaus. Doch zur Schulstelle gehörte zunächst nur eine Hälfte des Hauses, des Hofs und des Gartens. Aber 1831 verkauft die Kirche ihren Anteil an die bürgerliche Gemeinde. Diese führt 1835 einen Prozeß gegen Caspar Schäfer um den Verkauf des lutherischen Pfarrhauses. Heute ist das ganze Haus mit Eternit verkleidet

 

Lutherstraße 11:

In dem aus Stein erbauten Haus war das Lebensmittelgeschäft Weckmann, wo man alle Dinge des täglichen Bedarfs erhalten konnte und wo man auch einmal außerhalb der Geschäftszeit kommen und auch anschreiben lassen konnte.

 

Lutherstraße 13:

Das Haus gehörte 1715 Seyfrid Kraut. Er war aus Issigheim und heiratete 1680 Catharina Barbara Wolf aus Roßdorf.

 

Auf der nördlichen Seite der Lutherstraße sind auch noch einige bewohnte Gebäude: Das kleine Haus Lutherstraße 2 ist zwar niedlich anzusehen, aber es steckt natürlich ganz zwischen den anderen hohen Häusern und hat nicht einmal eine Heizung. Es folgen die Scheunen des Hauses Hauptstraße 19, die unten aus Basaltsteinen sind und oben aus Fachwerk. An der Ecke Lutherstraße / Brunnenstraße befinden sich die Neubauten des Eliashofs, die auch bewohnt sind. Und weiter unten wurde eine Scheune zu einer Wohnung mit der Hausnummer 12 ausgebaut. Diese gehört heute zu dem Gästehaus Hauptstraße 25.

 

 

Bahnhofstraße 160:

Das Wohn- und Geschäftshaus wird geschätzt auf das 18. Jahrhundert, der östliche Anbau war das Kelterhaus (mit Weinkeller) und wurde 1945 erneuert. Die Seite nach der Ringstraße zu wurde 1952 vom Eigentümer Hans Fischer erneuert: Die Balken dort waren nur aus Fichtenholz, weil man diese Seite wegen der Ringmauer nicht sehen konnte. Jetzt wurde das Fachwerk mit Eichenbrettern

überdeckt und bei Bedarf die Balken ergänzt. Am Haus steht heute der Spruch:

„Wenn dies Haus solange hält,

bis Neid, Leid und Haß zerfällt,

dann steht es bis zum End der Welt“

und dazu „Renoviert 1952, Hans Fischer“.

Die Seite nach der Bahnhofstraße zu ist mit Eichenstämmen ausgeführt. Der Mittelteil über dem ehemaligen Laden ist allerdings aus Steinen gemauert.

 

Bahnhofstraße 173:

Das Grundstück gehörte schon 1715 einem Philipp Schröder: Er heiratet vor 1683 seine erste Frau Apollonia und 1717 seine zweite Frau Anna Catharina. Auch die letzten Bewohner waren aus dieser Familie. Nach dem Brand der Wirtschaftsgebäude des Hauses Hauptstraße 33 wurde auch dieses Haus abgetragen und ein Neubau errichtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

STRASSEN AUSSERHALB  DES  ORTSKERNS

 

 

Bischofsheimer Straße:

Bischofsheimer Straße 1:

Das Wohnhaus mit Nebengebäude ist vermutlich von 1840. Es ist sehr gut restauriert, wenn auch unten nur aus Stein.

Bischofsheimer Straße 3:

Die Enkelin Peter Eibelshäusers aus den Haus Bischofsheimer Straße 7 hatte einen Mann, der sich mit der Medizin versucht. Er hieß Peter Mankel, wurde 1866 geboren und starb 1932. Im Hauptberuf war er Landwirt. Aber in seiner Soldatenzeit wurde er zum Sanitäter ausgebildet. Der damalige Gehilfenbrief vom 27. Juli 1889 ist noch vorhanden. In Hochstadt wurde Peter Mankel vor allem zum „verlängerten Arm“ des Arztes Dr. Schüler. Er leistete nicht nur Erste Hilfe, sondern er konnte auch Wunden vorschriftsmäßig verbinden und heilen. Er konnte sogar abgeschnittene Finger versorgen und macht in eigener Regie Hausbesuche. Ständig hat er einen Vorrat an „Kolomelpulver“ auf Lager. Es wurde in gefaltetem Papier verabreicht und sollte helfen gegen Halsschmerzen, Magenschmerzen und alles Mögliche. Außerdem war Mankel noch Leichenbeschauer.

Eine Verwandte Peter Mankels war auch auf medizinischem Gebiet tätig. Es ist Anna Maria Mankel geborene Schröder, Frau des Peter Mankel, eines Vetters des Sanitäters Peter Mankel. Die Eheleute wohnten in der Bischofsheimer Straße 17 (nicht 3). Marie Mankel kochte eine hervorragende Heilsalbe, die in fast jedem Haushalt vorrätig gehalten wurde. Nach dem Vornamen der Herstellerin wird sie „Marri-Marri-Salbe“ genannt. Die Salbe soll aus Leinöl und Bienenwachs oder Rinderfett bestanden haben und vor allem bei Verbrennungen und Verletzungen aller Art geholfen haben. Doch das Rezept für die Herstellung hat die Frau nie preisgegeben, sondern mit ins Grab genommen.

 

Weinbergstraße:

Die Straße wurde1914 angelegt. Sie führt heute zu zwei Aussiedlerhöfen.

 

Weinbergstraße 2:

Das Gebäude der Gaststätte in der Weinbergstraße 2 wurde von dem Arzt Dr. Schüler gebaut und auch einige Jahre von ihm bewohnt. Dann kauft es der Küfer Philipp Strohl (1864 bis 1945), dessen Vater Küfer in Hanau war. Strohl ist zunächst im Gasthaus „Zur goldenen Krone“ als Kellermeister beschäftigt. Dann macht er sich aber selbständig und betrieb in dem Haus in der Weinbergstraße eine Flaschenbierhandlung, indem er das Bier aus Fässern auf Flaschen zog und dann im Korb zu den Kunden brachte. Als Schankwirt wird er 1896 erstmals erwähnt. Der Sohn Philipp Strohl stirbt 1953. Die Gaststätte wird verpachtet und die Kelterei von dem gelernten Radiomechaniker Jakob Jost weitergeführt, dem zweiten Ehemann von Strohls Tochter Magdalene. Die Gaststätte war lange Zeit sehr beliebt und besucht. Hier fanden die großen Veranstaltungen der Vereine statt, hier gab es Tanz. Im Sommer lud ein großer Garten mit hohen Bäumen zum Verweilen ein. Auf dem südlichen Teil des Grundstücks betrieb Jakob Jost eine große Kelterei. Aber nach dem Weggang des Wirts Hartwig nahm der Besuch immer mehr ab. Im Jahre 2017 wurde das Gebäude mit Ausnahme der Torfahrt abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

 

Weinbergstraße 4:

Auch hier war eine große Kelterei der Familie Seibel. Ein Teil der Geräte ist heute im Stadtmuseum.

 

Klosterhofstraße:

Klosterhofstraße 2:

Das Wohnhaus mit Hofeinfahrt trägt die Inschrift: „18 AS 46“ (AS = Andreas Schmidt). An das Haus wurde 1992 nach Süden ein Anbau angefügt. Unten ist das Haus aus Stein.

 

Klosterhofstraße 4 - 6:

Westlich der katholischen Kirche stand seit 1905 die Hochstädter Schule, erbaut von der Firma Mesenberg aus Hanau. Die Gesamtkosten belaufen sich auf über 25.000 Mark. Doch die Schule hat zunächst nur e i n Klassenzimmer und keine Lehrerwohnung. Die Klassen 4 und 5 werden im Rat­haussaal unterrichtet.

Erst 1910 wird die neue Schule um drei Klassenzimmer erweitert. Sie hat auch eine Wohnung für Lehrerinnen und eine Schuldienerwohnung, dazu Konferenzzimmer, Turn- und Spielplatz und ein Abortgebäude. Der Bau wird am 26. Juli 1911 in Gegenwart des Landrats und weiterer Vertreter des Landratsamtes übergeben. Zugegen sind auch Gemeinderat, Lehrer, Handwerker und Lieferanten. Der Erweiterungsbau kostet über 36.000 Mark.

Weitere Schulen standen in Hochstadt auf dem Gelände des jetzigen Verwaltungsgebäudes in der Klosterhofstraße: Eine Schule von 1911 mit Kindergarten (heute abgerissen) und eine Schule von 1954 (heute ein Teil des Verwaltungsgebäudes an der Sandgasse). Die heutigen Schulen stehen im Bücherweg, ein Kindergarten ist in der Ahornstraße und im Bücherweg, wei­terführende Schulen sind in Dörnigheim und Bischofsheim.

Im November 1988 wurde der Grundstein zu dem neuen Verwaltungsgebäude der Stadt Maintal in der Klosterhofstraße gelegt. Es wurde zunächst nur als „Technisches Rathaus“ bezeichnet, weil das eigentliche Rathaus ja in Bischofsheim war. Ab 30. September 1999 aber wird das städtische Verwaltungsgebäude in Hoch­stadt offiziell zum Rathaus für Maintal, nachdem man das Rathaus in Bischofsheim aufgegeben hat.

Noch weiter entfernt ist das Neubaugebiet am Luisantring, der nach der französischen Partnerstadt Hochstadts in der Nähe von Paris genannt ist.

Weiter südlich im Bereich der Hofge­richtstraße und der Fahrgasse lag der Ort Groschlag, der bis zum Dreißigjährigen Krieg bestand und dessen „Höfisches Gericht“ bis ins 19. Jahrhundert gehalten wurde. Südlich der Autobahn liegen das Industriegebiet und die Siedlung Niederfeld.

 

Ringstraße Süd:

In dieser Straße kann man alles finden, von erhaltener alter Substanz bis zu groben Bausünden.

Der westliche Teil der Ringmauer ist schon lange abgetragen und bebaut. Der kleine Turm an der Rückseite des Hauses Hauptstraße 53 (Aufzug) zitiert zwar einen Turm, macht den Verlust aber nicht besser. Dann kommt ein runder hoher Turm, der nur durch den Einsatz der damaligen Anwohnerin vor dem Abriß gerettet werden konnte. Das anschließende Stück Mauer bis zur Bahnhofstraße wurde in den siebziger Jahren auf Kosten der Gemeinde abgetragen. Beim Neubau der zwei Häuser wurde auf den Verlauf der Ringmauer und die Grenze des alten Ortskerns keine Rücksicht genommen. Dann folgt das Haus Bahnhofstraße 160, das von dem Wagner Johannes Fischer nach dem zweiten Weltkrieg auch in seiner Front nach der Ringstraße mustergültig restauriert wurde. Auch der Anbau paßt dazu.

Dann aber folgen wieder zwei Mietshäuser, deren Modernität man sofort erkennt. Sie sind über den Verlauf der Ringmauer hinausgerückt und durch ihren Bau wurde auch die Südmauer der früheren lutherischen Kirche zerstört. Das nächste Haus dagegen (Brunnenstraße 2) wurde mustergültig restauriert. Die Grundmauern der Ringmauer sind noch zu sehen, und der altern Garten vor der Ringmauer ist auch noch vorhanden.

Auf der anderen Seite der Brunnenstraße hatte der Bauer eine Scheune an der Ringmauer gebaut,

die jedoch wieder weggerissen ist. Leider blieb noch eine Mauer stehen, die das Grundstück Brunnenstraße 1 jetzt abgrenzt, aber immerhin ist diese aus Sandstein und paßt sich einigermaßen ein.

Dann folgt wieder in Stück wo man vor den Häusern noch die Grundmauer der Ringmauer erkennen kann. Hinter dem Haus Lutherstraße 3 hatte die Stadt verlangt, daß die Grundmauer der Ringmauer erhalten bleibe. Aber dort wurde die originalen Steine abgefahren und die Stelle mit Steinen aus dem Baumarkt wieder geschlossen.

Das Haus Am Pfarrhof 1 ist wieder ein Blickfang. Aber im Hof des Hauses Am Pfarrhof 3 ist ein doppelter Carport aufgestellt worden und verschandelt den Blick auf das Fachwerkhaus Am Pfarrhof 1. Hier wäre ein Carport mit einem Satteldach (oder zwei kleineren Dächern) besser gewesen. Dazu kommt noch, daß das Holz nicht naturbelassen wurde, sondern mit einer häßlichen grauen Farbe gestrichen wurde.

Im weiteren Verlauf der Ringstraße sind die Reste der Ringmauer weitgehend durch die Häuser verdeckt. Sie ist aber noch in halber Höhe vorhanden, aber durch ein Tor verschlossen, das nur geöffnet wird, wenn der Eigenbetrieb der Stadt das Grünzeug entfernt. Auf dem Grundstück Ringstraße 12  ist noch die Schießscharte zu sehen. Ein Rondell stand hinter dem Grundstück Ringstraße 10.

Das frühere Haus Ringstraße 6 stand im Bereich der Nummer 8 und war so etwas wie das Gemeinde-Armenhaus, Nummer 4 war eine Scheune. Auf dem Platz des heutigen Grundstücks Ringstraße 10 bei dem Rondell  lag der Schulhof, solange die Schule im Haus Hauptstraße 4 war, also bis 1903.

 

   

 

 

 

Im Jahre 1869 wird an Johann Hensel ein Bauplatz am Obertor verkauft. Er bricht 1892 einen Teil der Ringmauer ab und baut das Haus Ringstraße Süd 2. Aber im Hof ist dennoch die (verputzte) Ringmauer mit ziemlicher Höhe zu sehen. In dem Haus  war bis in die Nachkriegszeit ein Lebensmittelgeschäft. Heute ist dort eine Fahrschule untergebracht.

 

Felsenkeller (früher Dorfelder Straße): 

Das Tunnelsystem der Kalksteinbrüche und der Felsenkeller:

Zwischen Bergen und Hochstadt gibt es ausgedehnte Kalkvorkommen, die aus dem Tertiär stammen. Die Kalksteine wurden genutzt für den Hausbau und den Bau der Ringmauer. Um die Steine zu gewinnen, grub man unterirdische Gänge, damit es keine Schwierigkeiten mit den Grundstückseigentümern gab. Außerdem hatte man gleich Transportwege, denn das Material wurde auf den unterirdischen Wegen mit Schubkarren an die Baustelle gebracht.

Die Ringmauer wurde erbaut aus den Kalksteinen, die in der Gemeinde vorkom­men. Zwischen Bergen und Hochstadt gibt es ausgedehnte Kalkvorkommen, die aus dem Tertiär stammen. Die Kalksteine wurden genutzt für den Hausbau und den Bau der Ringmauer. Um die Steine zu gewinnen, grub man unterirdische Gänge, damit es keine Schwierigkeiten mit den Grundstückseigentümern gab. Außerdem hatte man gleich Transportwege, denn das Material wurde auf den unterirdischen Wegen mit Schubkarren an die Baustelle gebracht.

In Hochstadt erstreckte sich das Abbaugebiet von der nördlichen Ringmauer bis zum Hochbehälter am Schützenhäuschen und von dort über die Weidekaute bis zur Börrwiese. Durch den unterirdischen Abbau entstanden die heute noch vorhandenen Gänge und Höhlen, die stellenweise fünf Meter hoch und fünf Meter breit sind. Viele Bauern hatten aber auch oberirdische Kalksteinbrüche beiderseits der Straße nach Dorfelden, wo sie Steine für den Eigenbedarf brachen. Der größte Steinbruch im Tagebau war die „Weidekaute“, etwa 100 Meter lang, 50 Meter breit und zwei Meter tief. Sie lag rechts der Straße nach Dorfelden mitten im Gemarkungsteil Weidekaute. Der Steinbruch wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Müllkippe benutzt und dann mit Muttererde abgedeckt (heute noch erkennbar an der veränderten Grasnarbe und dem Fehlen der Bäume).

Die Kalk-Adern verliefen teilweise nur knapp unter der Oberfläche. Deshalb kam es im Laufe der Zeit zu Einbrüchen in das Tunnelsystem oder es wurden Zugänge freigelegt. Schon beim Bau der ersten Wasserleitung für Hochstadt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden im Bereich der Börrwiese mehrere Gänge angeschnitten; auch bei späteren Reparaturarbeiten soll man wieder auf sie gestoßen sein.

Um die Jahrhundertwende entdeckte man bei Umbauarbeiten an den Nebengebäuden des Hauses Bogenstraße  12 (heute Guldnergasse 1) einen Gang in Richtung Felsenkeller, der als Fluchtweg gedient haben könnte. Das gilt auch für den Gang vom Kirchhof unter dem Haus Kirchberg 6 hindurch in Richtung Felsenkeller. Dieser wurde schon einmal bei Brunnenbauarbeiten angeschnitten und 1943 wieder entdeckt beim Bau eines Löschwasserbeckens an der Kreuzung Wallgraben / Kirchberg. Der Maurermeister Johannes Fischer stieß dabei an der Ostseite des Beckens auf einen Verzweigungsraum des Tunnelsystems. Den Gang in Richtung Kirchhof hat er etwa 20 Meter weit betreten. Auf dem Kirchhof ging er wahrscheinlich zu dem alten Kirchturm an der Nordwestecke der Kirche. Ein Gang ging von dem Verzweigungsraum zu dem Haus Ringstraße Nord 2, wo ein alter Einstieg war. Dort war an der Westseite des Hauses der Eingang in einen gemauerten Gang, der auf dem Bild von Usener deutlich zu sehen ist.

 

 

 

  

 

Herr Ferdinand Röll erzählt, daß in seiner Kindheit sein Vater in einen Schacht im Bereich der heutigen Treppe hinabgestiegen sei. Er war mit einer dicken Sandsteinplatte abgedeckt und war enger als ein Brunnen. Er war auch ziemlich tief, denn sie mußten noch eine weitere Leiter beim Nachbarn holen. Unten war ein Gewölbe, das aber fast bis oben mit Wasser gefüllt war. Beidem Schacht handelt es sich aber wohl nicht um den Eingang - der muß weiter unten gewesen sein - sondern wohl um eine Luftschacht. Der Vater hat den Schacht dann mit Erde verfüllt.

 

 

 

 

  

Ringstraße Nord 1

 Ein weiterer Gang ging von dem Verzweigungsraum durch die Garage am Haus Wallgraben 2 (Sittig) und weiter zum Felsenkeller. Auf der Nordseite des Grundstücks des Evangelischen Gemeindehauses befand sich bis etwa 1935 ein tiefes Loch, das wohl durch einen Tunneleinbruch entstanden ist und dann als Müllkippe benutzt wurde. Auf dem Gelände des Evangelischen Gemeindehauses hat man beim Bau mehrere Gänge angeschnitten.

 

Unter dem Haus Felsenkeller 7 (Huhn) befinden sich gemauerte Gewölbe. Am Felsenkeller 9 hat Otto Decker hat in der Nähe des Eingangs seines Hauses etwa vier Meter in die Tiefe gegraben und eine Wendeltreppe und freigelegt. Dann reichte das Abstützmaterial nicht mehr. Wegen Einsturzgefahr wurde die Stelle im Jahre 1940 wieder mit Bauschutt verfüllt.

 

Die im Krieg in Hochstadt stationierten Bayern hatten bei einer Übung im Gelände am Schützenhäuschen einen schweren Maschinengewehrstand errichtet. Doch der Bereich des Schanzloches sackte um etwa drei Meter ab, wohl infolge des Einbruchs eines Tunnels.

 

Das interessante Objekt in diesem Gebiet ist jedoch der eigentliche „Felsenkeller“, auf dem Gelände des Grundstücks Felsenkeller 11. Der Felsenkeller ist wohl kein geplantes Bauwerk, sondern er wurde Zug um Zug durch den Kalkabbau gebildet. Eines Tages waren die Hohlräume so groß, daß sie als Keller und Zufluchtsort genutzt werden konnten.

 

Um 1890 kauft die Brauerei Kaiser aus Hanau eine Parzelle über den Gewölben und errichtet darauf ein Gebäude und legt drei Bierkeller an. Diese sind aber viel größer als die Kalksteinhöhlen und haben nichts mit dem eigentlichen Tunnelsystem zu tun.

 Ein Industrieunternehmen aus Dietesheim läßt 1900 eine Eingangsstelle freilegen und macht dadurch eine Besichtigung der Gänge möglich. Aber Gebäude und Keller stehen mehrere Jahre leer, und die Keller laufen voller Wasser. Im Jahre 1904 oder 1905 zieht dann die Familie Kraft in das Haus ein, muß aber wegen säumiger Miete bald wieder ausziehen. Im Jahre 1907 wird das Anwesen von einem Hanauer Juden für Philipp Klees ersteigert. Die Nachkommen wohnen noch in dem Haus, das aber sehr stark erweitert wurde.

Im Jahre 1938 legt die SA (nationalsozialistische Organisation) erneut die Stelle frei. Dabei nimmt Otto Gerlach zwei Bilder auf, die in der Stadtbibliothek Hanau aufbewahrt werden. Man dringt damals etwa 30 bis 40 Meter in die Tunnelanlage ein. Mit langen Stablampen werden die Gänge ausgeleuchtet. Gerätschaften werden aber nicht gefunden. Nach diesem Tunnelabschnitt kommt ein Verzweigungsraum, der etwa 12 bis 20 Quadratmeter groß ist und von dem weitere Tunnel abzweigen. In der Mitte der Gänge sind noch die Radrillen der Schubkarren zu sehen, mit denen die Steine transportiert wurden.

Im Jahre 1940 / 1941 wird der Felsenkeller überprüft, ob er sich als Luftschutzkeller eigne. Es wird eine Wendeltreppe freigelegt. Man kommt bis zur 96. Treppenstufe, wo man auf Wasser stößt. Eine große Motorpumpe wird herbeigeschafft, um das Wasser abzupumpen. Dabei nutzt man auch einen weiteren Zugang vom Garten her, der als Bierfaßschacht der Brauerei Kaiser genutzt wurde. Aber das Wasser sickert so schnell nach, daß die Aktion abgebrochen werden muß. Bis 1980 ist der Zugang nur mit Bohlen verlegt, seitdem aber mit Zement überzogen.

Etwa im Jahre 1953 bricht ein Pferdefuhrwerk des Andreas Emmel ein, weil ein Gang eingestürzt war. Die Stelle ist auf dem „Steinkautenweg“, der Verlängerung der Straße nach Dorfelden, ein  wenig hinter der ersten Linksbiegung, wo die Büsche beginnen. In diesem Bereich sieht man auch links und rechts der Straße Einbrüche oder Tagebaureste. Dort befindet sich auch ein unterirdischer Gang, der im Ersten Weltkrieg zu Übungszwecken begangen wurde.

Im Jahre 1978 wird auf dem Grundstück „Am Felsenkeller“ 18 ein Tunneleinbruch verfüllt, neben dem sich ein Verzweigungsraum befindet. Auf dem Grundstück „Am Felsenkeller“ 11 bricht 1980 wieder ein kleines Teilstück ein. Kinder versuchten, durch dieses Loch einzusteigen. Bedienstete der Stadt verfüllen das Loch. Auch im „Bücherweg“ bricht beim Bau des Hauses Nr. 1 b ein Tunnel ein und wird verfüllt.

 

Der Felsenkeller spielt eine Rolle bei der „‘Turnerschlacht bei Hochstadt“: Im Jahre 1861 kommt es zur „Turnerschlacht bei Hochstadt“ und zur „Erstürmung von Hochstadt“. Vom 10. bis 12. August sollte in Berlin der „Deutsche Turntag“ stattfinden. Für Sonntag, den 4. August, lädt die Turngemeinde Hanau die Vereine des Maingaus zu einer geselligen Unterhaltung auf den Felsenkeller außerhalb Hochstadts ein. Das Gelände stellt Herr Rauch, der Wirt des Gasthauses „Zur goldenen Krone“, zur Verfügung, weil die Turner bei ihm ihr Vereinslokal haben.

Es sollen 600 bis 700 Turner aus Frankfurt, Offenbach, Fechenheim, Bockenheim, Kesselstadt und Hanau gekommen sein. Doch der Bürgermeister verbietet auf Weisung von oben das Musizieren und Singen freiheitlicher Lieder. Das Obertor ist gleich geschlossen worden. Aber durch das Untertor kommt eine Abordnung der Turner zum Bürgermeister, um ihn umzustimmen.

Da Bürgermeister Weber einen Bruder hat, der zufällig auch Wirt ist, kann man ihm persönliche Gründe unterstellen. Besonders übel wird vermerkt, daß schon vor Ankunft der Turner mehrere mit Schieß- und Spießwaffen versehene Gendarmen auf dem Felsenkeller aufgestellt wurden.

Plötzlich fängt ein Bockenheimer namens Ettlinger an, einen lustigen Marsch zu trommeln. Er läßt sich darin auch nicht durch das Verbot eines Gendarmen stören. Dieser will ihm die Trommel entreißen. Es entwickelt sich ein regelrechtes Handgemenge. Dem Gendarmen wird der Helm vom Kopf geschlagen, die Waffen werden ihm zum Teil abgenommen und weggeworfen.

Da kommt das Gerücht auf, die Abordnung im Dorf werde von den Bauern bedrängt. Ein Turner kommt mit blutender Kopfwunde aus dem Dorf. Die Aufregung der Turner steigert sich. Schließlich kostet der Apfelwein nur zwei Kreuzer je Schoppen und man ist schon in gehobener Stimmung.

Da läßt der Bürgermeister Sturm läuten und die Tore schließen. Das Gerücht verbreitet sich, die Turner seien weiterhin den Mißhandlungen der Einwohner ausgesetzt, die mit Steinen, Sensen und Dreschflegeln gegen sie vorgingen. Die Turner - meist Hanauer - werfen mit Steinen gegen das Obertor. Später wird erzählt, das Obertor sei von den Turnern mit einem Baumstamm eingerammt worden. Doch das stimmt nicht.

Vielmehr klettern einige junge Männer über die mit Efeu bewachsene nördliche Ringmauer und öffnen das Obertor von innen. Die Turner stürmen in das Dorf und werden mit einem Hagel von Steinen empfangen. Mehrere Häuser, aus denen geworfen wurde, werden übel zugerichtet.

Mittlerweile haben die Frankfurter und Offenbacher Turner den Ort umgangen und greifen ihn von Süden an. Weil sie mit einem Bombardement des Untertores drohen, wird auch dieses geöffnet. Die Turner befreien ihre im Rathaus eingesperrten Kameraden. Den Bürgermeister suchen sie vergeblich, er soll sich im Heu versteckt haben.

Die Turner zählen ihre Reihen, aber es wird keiner vermißt. Einige haben durch die Steinwürfe leichte Verletzungen. Aber die Aufregung legt sich doch. Sie wollen wieder in ihre Heimatorte abmarschieren.

Inzwischen hat sich der zweite Gendarm auf sein Pferd geschwungen und den Behörden in Hanau Meldung gemacht. Der Landrat ruft die Garnison zur Hilfe, die in Stärke von etwa zwei Kompanien abends gegen 20 Uhr ausrückt. Als die Turner das erfahren, wird ihnen doch anders und sie rücken alsbald in geordneter Formation ab.

Doch die Hanauer begegnen an der Fasanerie den vom Landrat angeführten Soldaten. Dieser ermahnt sie, ruhig nach Hause zu gehen. Das versprechen die Turner auch brav und bekräftigen dies noch mit einem Hoch auf den Kurfürsten. In Hochstadt findet die Truppe alles in Ordnung und begibt sich nach einem kräftigen Schluck wieder in die Kaserne.

Es kommt dann noch zu Untersuchungen in Hanau, Offenbach, Frankfurt und Bockenheim. Einige Bockenheimer Turner werden in Haft genommen. Da man aber nicht nachweisen kann, wer sich den Gendarmen widersetzt hat, werden sie wieder freigelassen.

Aber die Hanauer Polizeidirektion verbietet den Turnvereinen, auswärtige Turner einzuladen oder bei sich aufzunehmen, sonst würden sie aufgelöst. Erst Ende 1863 wird dieses kleinliche Verbot und das Verbot der schwarz-rot-goldenen Fahnen aufgehoben. Damit war die „Revolution“ in Hochstadt beendet. Die Hanauer Turner mieden die Hochstädter eine längere Zeit und gingen nicht mehr zum Apfelweintrinken nach Hochstadt. Auch die Hausfrauen wollten geraume Zeit nicht mehr bei den Hochstädter Marktfrauen kaufen.

 

Auch Bodenfunde könnten vom Felsenkeller stammen: Aus römisch-fränkischer Zeit gibt es folgende Funde: Eine römische Urne wurde „in den Weinbergen“ gefunden. Ein fränkischer Grabfund soll 1898 „am Weg nach Dörnigheim“ gefunden worden sein, nach anderer Angabe am Felsenkeller. Zu diesem Fund gehören eine Scharnierfibel, ein Wiegemesser, ein Beil, ein Messer, zwei Ringe und ein Topf aus blaugrauem Ton mit horizontal geraden Linien und Wellenlinien. Vor allem gehört dazu aber auch eine Kette aus Glas- und Bernsteinperlen, die zunächst als fränkisch eingeschätzt wurde, heute aber eher als unecht angesehen wird.

 

Über die Bebauung gibt eine alte Karte von  1887 (?) Auskunft darüber, welche Häuser außerhalb der alten Ortslage vorhanden sind. In der Hanauer Straße ist das Haus Nummer 24 einschließlich Scheune zu sehen. Außerdem zwei Häuser an der Ecke der „Rosenstraße“ (die noch nicht vorhanden ist) und die Häuser im oberen Teil der Hanauer Straße bis zur Kurve nach Süden. In der Ringstraße stehen fünf Häuser.

In der Straße „Am Felsenkeller“ stehen im oberen Bereich zwei Häuser, Nummer 11 (der eigentliche „Felsenkeller“) und etwas weiter südlich (etwa bei Nummer 7) ein Haus direkt vorne an der Straße, von dem aber heute nichts mehr bekannt ist. Im Jahre 1923 wird das Haus Felsenkeller 11 bewohnt von dem Schuhmacher Wilhelm Klees und seiner Frau Katharina geborene Gerlach.

 

Ein Friedhof befindet sich heute westlich des Felsenkellers. Doch das Gelände war schon einmal im Gespräch für einen Friedhof. Schon während der Typhusepidemie in den Jahren 1813 bis 1815 wird deutlich, daß der alte Kirchhof zu klein ist und eine Erweiterung nötig ist. Die Lutheraner hatten ja nie einen eigenen Friedhof. Dringend wird die Friedhofsfrage dann 1839. Man muß die Gräber viel zu früh wieder einebnen. Innerhalb der politischen und kirchlichen Körperschaften entsteht ein heftiger Streit: Die eine Partei will die Mauern durchbrechen und den Friedhof bis zur Dorfelderstraße (heute: „Am Felsenkeller“) erweitern (dort standen ja noch keine Gebäude). Etwa zwei Morgen Land hätten dafür hinzugekauft werden müssen. Die andere Partei ist für das Gelände des jetzigen Friedhofs und setzt sich durch. Aber noch viele Jahre tragen sich beide Parteien einen persönlichen Haß nach.

 

Auch ein Schießstand war schon auf dem Felsenkeller: Die „Flobertschützen-Gesellschaft Tell“ wird 1897 gegründet. Am 25. Oktober 1903 findet erstmals das Stiftungsfest auf der Bleiche statt. Bäckermeister Hermann Koch, der Erste Vorsitzende, hält dabei eine umfangreiche Ansprache.

Der erste Schießstand ist der Kalksteinbruch am Felsenkeller. Nach dem Ersten Weltkrieg wird ein Schießstand in der verlängerten Schützenstraße am heutigen Festplatz geschaffen. Dort trifft man sich sonntags um 7 Uhr zum Schießen.

 

Hanauer Straße:

Hanauer Straße 6:

In der Mitte des Tors befindet sich oben die Inschrift „19 A.B. 01“. Das bezieht sich auf  Andreas Brosch, der 1865 Anna Marie Weber heiratete. Seine Tochter Katharina war die Mutter von Heinrich Bauer.

 

Wachenbucher Straße:

 Wachenbucher Straße 6:

In dem Haus war zeitweise die Gaststätte Dorn. Johann Heinrich Dorn (1865 bis 1917) war zunächst Dienstknecht. Er stammte aus Gundhelm und seine Frau aus Sterbfritz. Im Jahre 1896 war er noch Fabrikarbeiter. Aber im Jahre 1913 hat er schon eine Wirtschaft in der Wachenbucher Straße 6, in der sich seitdem die Fußballer versammelten. Im Jahre 1916 war Dorn „Flaschenbierhändler“ und im Jahre 1917 „Inhaber einer alkoholfreien Wirtschaft“ bzw. „Kaffeewirt“. Später hieß die Gaststätte „Gretchen Dorns erste Reformgaststätte“.

 

Maulbeerweg:

Der Maulbeerweg heißt so, weil an seinem Anfang neben der Friedhofsmauer einige Maulbeerbäume stehen (sonst finden sie sich in der Flur nur an dem Bach unterhalb des Kochbergs). Leider werden die Bäume aber immer wieder stark zurechtgestutzt oder sogar abgesägt, zumal die Anwohner sich immer über die herunterfallenden Beeren beschweren.

 

Nördlich der Ringmauer:

Hochstadt ist der einzige Ort weit und breit, wo man noch die alte Abfolge aus alter Zeit  „Ortskern - Ringmauer - Krautgärten –Streuobstwiesen“ so einigermaßen erkennen kann. Dennoch gibt es auch nördlich der Ringmauer einige Verstöße gegen den Denkmalschutz. Aber durch einen Bebauungsplan soll das ja jetzt rechtmäßig werden.

Östlich der Straße Am Kirchberg ist sowieso schon alles bebaut: Die Straße Am Felsenkeller wurde schon lange bebaut. Dann kam der Steinmetzbetrieb dazu (heute Felsenkeller 1). Die Kirche brau­chte ein Gemeindehaus in der Nähe der Kirche. Schließlich hat man die Lücken noch aufgefüllt mit den Häusern in der Straße Wallgraben.

Der neue Friedhof sollte wiederum in der Nähe des Gemeindehauses sein (wegen des Kaffees nach der Trauerfeier). Aber jetzt ging es schon mächtig in die Streuobstwiesen hinein (das gekaufte Gelände reicht fast bis zum Schützenhäuschen). Ein Friedhof ist zwar keine Bebauung (obwohl dort auch ein alter Schuppen steht), aber er ist besten­falls naturnah, aber kein besonderes Biotop mehr. Dabei hätte man gar keinen neuen Friedhof gebraucht, höchstens ein Ausweichquartier für eine gewisse Zeit – denn der Trend geht ja zur Urnenbestattung mit bis zu vier Urnen auf einer Grabstelle. Aber damit man den Fehler nicht so merkt, wird jetzt nur noch auf dem neuen Friedhof bestattet, auch damit man den alten Friedhof in einiger Zukunft als Bauplatz nutzen kann.

Westlich der Straße Am Kirchberg beginnen dann die Gärten. Doch sie werden gleich durch Garagen gestört. Die Gartenhütten gehen noch einigermaßen. Aber ein großer Hundezwinger gehört nicht dort hin. Ein Bauwagen gegenüber dem Rondell ist wieder verschwunden, die Happy-Horse-Ranch ist stark zurückgefahren. Aber der Festplatz mit seine Gebäuden und versiegelten Flächen ist natürlich ein Fremdkörper. In der Nähe steht noch ein halbfertiges Gebäude, das wohl so etwas wie eine Scheune werden sollte. Und für die Sammelstelle für Grünschnitt hat man auch keinen anderen Platz gefunden als weit draußen kurz vor dem Hang zur Hartig mit ihrem Naturschutzgebiet.

Dann folgen zwei Scheunen in Höhe der Ritterstraße, die an sich nicht mehr gebraucht wurde, aber die eine ist  als „Andreashalle“ für den Humor- und Musikverein unverzichtbar. Daneben ist eine Ansammlung von Hühnerställen, einst aus kleinen Anfängen entstanden und  immer mehr gewachsen. Daneben ist ein verwildertes Grundstück, das immer einmal für Baumaterial und Schutt verwendet wird und mit einem Bauwagen verziert ist. Nicht weit davon wurde durch Bauarbeiten der ehemalige Parkplatz der Gaststätte Strohl erweitert und verschandelt. Ein kleiner Lichtblick ist das Transformatorenhaus, das wesentlich kleiner neu gebaut wurde und mit Holz etwas getarnt ist. Die Parkplätze vor der Mauer sind auch keine Zierde, aber irgendwie doch notwendig. Doch wenn sie nicht versiegelt und ohne Markierungen wären, sähe es besser aus. Die Straße „An der Weidbach“ wird immer mehr zugebaut, aber zumindest die Westseite liegt ja nicht mehr nördlich der Ringmauer.

 

Im Jahre 1991 werden an der nördlichen Ringmauer Spielgeräte für die Kinder aufgestellt, die aber mit der Zeit wegen Baufälligkeit verschwinden. Am Ausgang der Schützenstraße (Westseite) war lange Zeit die „Happy-Horse-Ranch“. Dort feiert im Juni 1994 der Happy-Horse-Club seinen 20. Geburtstag. Der Verein wird von Klaus Karau geleitet und hat 15 Mitglieder. Bei der „Country-Nacht“ ist Dave Dudley aus Nashville dabei, einer der berühmtesten Country-Sänger unsrer Zeit.

Die Ranch ist aber heute stark zurückgebaut.

 

 

 

 

 

 

 

Anhang:

Bäckereien: In Hochstadt hießen alle Bäcker „Koch“:

 

   Familiäre Zusammenhänge der Bäcker in Hochstadt:

 

              Johann Philipp Koch

              (1717-1772)

          oo II. Catharina E. Steinmetz

 

 

Johann Jakob Stein, Bender

                         

               Johann Philipp Koch  

             (1753-1814), Oberwirt

 

      

Johann Peter Stein, Maurer

oo I. 1774

Maria Burger

oo II. 1786

Anna Katharina Kern

       ↓

(Johannes Stein oo ) Anna Cath. Stein

           ↓

Hieronimus Koch, Küfer               

(1781-1813)

                                   ↓                                            ↓  

 Jakob (Karl) Koch, Gemeindebäcker     oo 1830 Katharina Stein  (1802-1849), Hauptstraße 21                                                                  

           ↓

Daniel Koch, Schuhmacher

(1810-1886) 

            

Johannes Koch, 

Gemeindebäcker

(1830 - 1877)  

Am Kirchberg 3             

        ↓

Philipp Koch                     Peter Koch                           Heinrich Ohl

(1839 – 1886)

Hauptstraße 11              

       ↓  

Peter Koch   

(1844 - 1914)    

           ↓

Philipp Koch

(1837-1871)

oo

I. Anna Maria Wiegel *

 

        ↓

Hermann Koch                  (1865 bis 1892)

oo Maria Lamm                    

           

 

      

Jakob Koch

(1867-1940)   

           ↓

Jacob Koch 

oo 1898 Maria Lenz

Neuer Oberbäcker

 

 

 

 

 

Alter Oberbäcker              

         

Heinrich Koch

(1891-1962)

 

Mittelbäcker

* Zweite Ehe der Frau mit  Konrad Ohl, Sohn Heinrich Ohl, Sohn Valentin,

   Tochter Maria Ohl,  verheiratet mit Heinrich Burger, Sohn Erich Burger    Unterbäcker

 

Gemeindebäckerei:

Anfangs hatte Hochstadt nur einen Gemeindebäcker. Das Gemeindebackhaus stand am Untertor, auf dem heutigen Grundstück Haupt­straße 36, in der Südwest-Ecke. Der Bäcker Konrad Spielmann wird erstmals 1648 als Pächter erwähnt. Doch meist hatte er nur die von den Einwohnern hergestellten Brote gebacken, denn er erhielt drei Albus Backlohn für das Verbacken von einem Achtel Mehl (später sind es nur zwei Albus). Der Gemeindebäcker hatte aber auch das Untertor auf- und zuzuschließen und erhielt dafür drei Gulden jährlich.

Der Backofen stand wegen der Brandgefahr außerhalb der Mauer. Üblich war, daß der Bäcker das Gemeindebackhaus nur für jeweils ein Jahr pachten konnte, aber natürlich mehrere Jahre hintereinander. Ist er dann in einen anderen Ort weitergezogen? Zumindest kommen die meisten Gemeindebäcker von außerhalb.

Im Jahre 1651 ist laut Unterlagen der Gemeinde Hochstadt ein Hans Scheuser Gemeindebäcker. In den Kirchenbüchern kommen verschiedene Gemeindebäcker vor. Die Jahreszahlen geben natürlich nur an, daß in diesem Jahr diese Person mit dem Beruf Bäcker erwähnt wurde, das heißt nicht, daß er auch wirklich in diesem Jahr als Bäcker tätig war.

Die Bäcker wohnten nicht im Backhaus, sondern zum Beispiel im Haus gegenüber in der Hauptstraße 49. Im Jahre 1830 wohnte der Gemeindebäcker Jacob Koch in dem Haus in der Hauptstraße 21 (damals Hausnummer 101), im Elternhaus seiner Frau Katharina geborene Stein aus der Familie der Gastwirte Stein in diesem Haus. Er wird 1830 noch als Gemeindebäcker erwähnt, obwohl es 1831 schon einen neuen Gemeindebäcker gibt. Offenbar wohnt der Gemeindebäcker aber später im Haus Hauptstraße 36, denn 1858 wird der Bäcker Johann Kaspar Eibelshäuser im Haus Hauptstraße 36 erwähnt.

 

Bäckerei Hauptstraße 21:

Jacob Koch ist der Stammvater aller späteren Bäcker in Hochstadt. Nach seiner Heirat 1830 hat er sich wohl im Haus Hauptstraße 21 selbständig gemacht und eine private Bäckerei eingerichtet. Koch wird auch noch 1859 als „Gemeindebäcker“ bezeichnet, obwohl er nicht mehr im Gemeindebackhaus backt. Als am 12. Juli 1853 bei der Einweihung der Schule in der Hauptstraße 4 die Schulkinder Stutzweck aus der Bäckerei Koch erhielten, kamen diese also aus der Bäckerei in der Hauptstraße 21.

Der westliche Teil des heutigen Gebäudes ist 1715 noch ein eigenes Grundstück, das Valentin Rohrbach gehört. Johann Valtin Rohrbach (geboren am 30. Januar 1670 in Bischofsheim, gestorben am 1. August 1730), heiratet am 18. November 1693 Anna Margaretha geborene Hirst (geboren am 17. Oktober 1667, gestorben am 12. Juni 1735). Er war auch schon Gemeindebäcker. Er wird schon 1693 in den Kirchenbüchern und 1695 in den Gemeindeakten als Gemeindebäcker erwähnt. In der Hauptstraße hatte er aber nur sein Wohnhaus, das Gemeindebackhaus stand ja in der Hauptstraße 36 und wurde jeweils meistbietend verpachtet an einen Bäcker.

Jacob Koch hat aber nichts mit dem früheren Gemeindebäcker Rohrbach zu tun, sondern ist ein Sohn des Oberwirts Johann Philipp Koch. Während sein Bruder Hieronimus die Gaststätte aufgeben muß, verlegt er sich auf die Bäckerei. Er wohnt 1834 in der Hauptstraße 21, dann eine kurze Zeit in der Lutherstraße 9 und in den Jahren 1844 und in der Hauptstraße 21. Es handelt sich dabei um den westlichen Teil des Gebäudes, der heute mit gelben Klinkersteinen versehen ist.

Jakob Koch hat neun Kinder, von denen dann drei Söhne Bäcker werden:

  1. Johannes Koch (1830 - 1877), zunächst Gemeindebäcker, dann Nachfolger des Vaters.,
  2. Philipp Koch (1839 - 1886) ist Gemeindebäcker und wird letztlich Oberbäcker.

    3.) Peter Koch (1844 - 1914) wird letztlich Mittelbäcker.

 

Johannes Koch (1830 - 1877), Sohn des Jakob Koch, ist 1859 bei der Hochzeit mit Elisabeth geborene Huhn Gemeindebäcker und wohnt im Gemeindebackhaus. In den Jahren 1863 bis 1872 wird er erwähnt im Haus Kirchberg 3. Auch sein Bruder wohnt zunächst auch dort und ist Bäcker. Johannes Koch stirbt am 12. Dezember 1877. Seine Frau heiratet am 5. Oktober 1879 Philipp Kraft. Bei der Hochzeit wird sie als „Witwe des Bäckers Johann Koch“ bezeichnet. Er wurde Nachfolger seines Vaters in der Bäckerei Hauptstraße 21. Er wurde am 2. August.1830 geboren und starb am 12. Dezember 1877.

Die Bäckerei in der Hauptstraße wurde danach weitergeführt von Peter Koch, dem dritten Sohn Johann Jakob Kochs, geboren am 11. August 844. Aber er mußte 1893 die Bäckerei aufgeben. Er zog mit der Tochter Marie in die Trinkbrunnenstraße 4.

 

Sein ältester Sohn Jacob, geboren am 15.Juni 1867, zog in das Anwesen seiner Frau - einer geborenen Meerbott - in der Bogenstraße 16, und richtete eine neue Bäckerei ein und wurde der „Mittelbäcker“.

 

Mittelbäcker:

Peter Koch, der Sohn Jakob Kochs (1844 bis 1914) wohnt 1867 im Haus Hauptstraße 2 und 1868 im Haus Kirchberg 3. Ab 1868 ist er Bäckermeister in der Hauptstraße 21 und wird noch 1875 und 1886 erwähnt. Aber er muß 1893 doch die Bäckerei aufgeben, die damit ganz aufhört zu bestehen.  

Er zieht mit der Tochter Marie in die Trinkbrunnenstraße 4. Der Sohn Jacob Koch (1867 bis 1940) heiratet 1890 Anna Maria Meerbott und zieht in deren Haus in der Bogenstraße 16. Dort richtet er eine Bäckerei ein und wird so der „Mittelbäcker“. Er wird 1893 und 1901 und 1910 erwähnt. Sein Sohn wiederum ist Heinrich Peter Koch (1891 bis 1962), der 1920 als Bäcker erwähnt wird. Dessen Sohn Otto wiederum gibt die Bäckerei im Oktober 1979 auf. Ein weiterer Sohn des Peter Koch ist Johannes Koch (1872 bis 1918), der auch Bäcker ist und in der Hanauer Straße 20 wohnt.

 

Oberbäcker:

Philipp Koch (1839 bis 1886), der zweite Sohn des Jacob Koch,  wohnt bei seiner Hochzeit im Jahre 1863 bei seinem älteren Bruder im Haus Kirchberg 3. In den Jahren 1864 und 1865 führt er das Gemeindebackhaus. Er gründet spätestens ab 1872 die Oberbäckerei in der Hauptstraße 11, Diese hatte bei seinem Tod am 8. Juni 1886 die Hausnummer 93, heute Hauptstraße 11. Im Jahre 1886 wird er ausdrücklich als „Oberbäcker“ bezeichnet.

Sein Sohn ist Hermann Koch (1865 bis 1892), der erstmals 1894 als Bäcker bezeichnet wird. Seine Frau ist Anna Maria Lamm aus Langenselbold. Sie macht aber nicht so richtig mit im Geschäft. Auch er selber fühlt sich mehr zur Homöopathie hingezogen. Er gibt deshalb die Bäckerei auf und praktiziert in der Klosterhofstraße 11 und später in Hanau.

Die Bäckerei wird von Jacob Koch (1867 bis 1939) übernommen. Er ist auch ein entfernter Verwandter: Während der bisherige Inhaber Philipp Koch ein Nachkomme in dritter Generation aus der ersten Ehe des Benders Johann Philipp Koch (1717 bis 1772) ist, so ist Jacob Koch ein Nachkomme in vierter Generation aus der zweiten Ehe des Benders Johann Philipp Koch (Gemeindegasthaus Hauptstraße 19).

Jacob Koch lernte den Beruf eines Bäckers beim Vater. Er wird aber Eisenbahner, weil geplant ist, daß der Halbbruder Konrad Ohl aus der zweiten Ehe der Mutter die Gemeindebäckerei in der Hauptstraße 38 übernehmen soll. Aber dann heiratet Jacob Koch im Jahre 1898 Maria geborene Lenz, Tochter des Händlers Caspar Lenz aus der Hauptstraße 15. Sein Schwiegervater Kaspar Lenz (Vater des Maurermeisters und späteren Kohlehändlers Kaspar Lenz, Hauptstraße 15) drängt ihn dazu, die einträgliche Oberbäckerei zu übernehmen. Er gibt wohl auch den größten Teil des Geldes für den Ankauf des Geschäfts. Als Jacob Koch 1898 heiratet, wohnt er schon in dem Haus Hauptstraße 11. Er wird 1899 als Bäckermeister bezeichnet. Nach mündlicher Überlieferung der Familie soll er erst im Jahre 1903 die Bäckerei übernommen haben.

Nach Jacob Koch ist dann Kaspar Koch der Oberbäcker, dem seine Tochter Annemarie und ihr Mann Klaus Günther folgen. Sie bauen die ehemalige Torfahrt zu dem heutigen Laden aus. Aber da der Sohn an Mehlstauballergie leidet, wird die Bäckerei zunächst an verschiedene Bäcker verpachtet und dann in einen Friseursalon umgewandelt.

 

Unterbäcker:

Das Gemeindebackhaus war nach der Einrichtung der Bäckerei in der Hauptstraße 21 weiterhin in Betrieb. Doch der Bäcker Caspar Gruner war 1831 so arm, daß die Gemeinde ihm die Arznei bezahlen mußte. Die Bäcker wechselten jetzt sehr oft. Im Jahre 1848 wirkte der Bäcker Eibelshäuser im Gemeindebackhaus, der im Haus in der heutigen Ritterstraße 7 auch als Barbier tätig war. Er starb 1848, seine Witwe führte das Geschäft erst noch einige Zeit weiter.

Im Jahre 1863 ist Philipp Koch I. der Pächter des Gemeindebackhauses, Sohn des Johann Jacob Koch. Bei der Geburt seines Sohnes Johannes am 27. August 1863 wird als Wohnung noch „Gemeindebackhaus“ angegeben. Er ist Gründer der Oberbäckerei und nicht der in den Gemeindeakten angegebene letzte Bäcker im Gemeindebackhaus.

Ein Philipp Koch wird nämlich 1868 in den Gemeindeakten als Bäcker im Gemeindebackhaus erwähnt. Er war der letzte Bäcker im alten Gemeindebackhaus innerhalb der Mauer, das wohl zusammen mit dem Untertor im Jahre 1874 abgerissen wurde. Aber dabei handelt es sich um Philipp Koch II., denn bei seinem Tod am 23. Dezember 1871 wird ausdrücklich als Wohnung angegeben „Am Unterthor“. Er wurde am 26. September 1837 geboren, stammte aber nicht aus dem Beruf, denn sein Vater Daniel Koch (verheiratet mit Apollonia Heckert) und sein Großvater Hieronymus Koch waren noch Landwirte (wohnhaft im Haus Nummer 20).

 

Der „Unterbäcker“ ist aus der Gemeindebäckerei entstanden: Der Gemeindebäcker Philipp Koch II. stirbt 1871. Seine Witwe Anna Maria geborene Wiegel heiratet am 26. März 1873 den Bäcker Konrad Ohl, Sohn des Andreas Ohl aus Kilianstädten. Sie betrieben weiter die Gemeindebäckerei. Konrad Ohl ist 1874 der letzte Bäcker im alten Backhaus innerhalb der Ringmauer, denn im Zusam­men­­hang mit der Abtragung des Unter­tores wird 1874 auch das Backhaus abgerissen.

Außerhalb der Ringmauer wurde dann für 3.900 Gulden (muß es nicht „Mark“ heißen?) ein neues Backhaus erbaut auf dem heutigen Grundstück Hauptstraße 38. Beim Bau wurden wahrscheinlich Steine vom Untertor verwendet, denn das Erdgeschoß des Hauses ist aus Kalksteinen errichtet (das Obergeschoß aus Backsteinen).

Auch das neue Gebäude in der Hauptstraße 38 ist Gemeindebackhaus und wird weiterhin verpachtet. Die Pacht beträgt zunächst 137 Mark im Jahr. Im Jahre 1889/90 wird das Backhaus an Konrad Ohl für 216 Mark verpachtet. Aber er wird auch verpflichtet, für eine Vergütung von 68 Mark den Zuchteber (das Faselschwein) zu halten, so daß er seine Abfälle gut verwerten kann.

Das Haus ist ein üblicher Bauernhof mit Stallung und Scheune, denn der Bäcker betrieb wie die meisten Einwohner auch eine Landwirtschaft. Die Bäckerei war mit im Wohnhaus. Wenn man es von der Hauptstraße her betrat, kam man zunächst in einen breiten Flur, in dem sogar die Kuchenbleche abgelegt werden konnten. Links war die Wohnstube, rechts die Backstube. Der gemauerte Ofen stand hinten im Raum und wurde mit Holz geheizt, vorwiegend mit Tannen- und Fichtenholz, das in Eigenarbeit im Wald gewonnen wurde. Links vom Hinterausgang war der Brunnen.

Konrad Ohl stirbt 1894, seine Frau führt das Geschäft noch weiter. Damals wurden Brot und Brötchen nach den Kunden ins Haus zugestellt. Die Bauern brauch­ten manchmal 15 Brote, um ihre Familie und das zahlreiche Gesinde versorgen zu können. Sie stellten selber das Mehl für das Brotbacken. Der Müller aus Niederdorfelden lieferte das Mehl gleich in der Bäckerei ab. Die Bauern zahlten dann nur noch 10 Pfennig Backlohn für den Laib.

Es folgen der Sohn Heinrich Ohl und dessen Sohn Valentin Ohl. Dieser macht sich dann unabhängig vom Gemeindebackhaus. Denn auch das neue Gemeindebackhaus in der Hauptstraße 38 entspricht mit der Zeit nicht mehr den Vorschriften für eine Bäckerei und für einen Backofen (zum Beispiel zu niedrige Decken). Aber für den Bäcker lohnt es sich auch nicht, in einem nur gemieteten Haus größere Investitionen vorzunehmen.

Im Jahre 1935 baut Valtin Ohl im Haus seiner Frau - einer geborenen Höhl - in der Ringstraße Süd 29 eine eigene private Bäckerei. Das Gemeindebackhaus wird von der Gemeinde an den Fahrradhändler Philipp Lutz verkauft.

Valentin Ohls Tochter Maria wird 1933 noch im Gemeindebackhaus geboren. Sie heiratet später Heinrich Wilhelm Burger, der die neue Unterbäckerei zusammen mit dem Sohn Erich weitergeführt. Im Jahre 1985 werden neben der alten Bäckerei neue Verkaufsräume errichtet, die die Tradition vom „Unnerbäcker“ fortgeführt.

 

In Hochstadt hießen im 19. und weit bis ins 20. Jahrhundert alle Bäcker „Koch“: der Gemeindebäcker, der alte und der neue Mittelbäcker, der alte und der neue Oberbäcker und auch der Unterbäcker heiratet in die Familie des Gemeindebäckers Koch ein. Sicherlich haben sie sich auch untereinander Konkurrenz gemacht. Aber die Einwohnerzahl wuchs ja auch, so daß wohl alle zusammen mit ihrer Landwirtschaft ein Auskommen hatten (nach Informationen von Wilhelm Seng, Wilhelm Merz, Marie Burger, Otto Koch, Annemarie Günther, Margarethe Mathias sowie den Kirchenbüchern).

 

Zu diesem Text gibt es auch eine bebilderte Datei, die ich aber aus gewissen Gründen nicht veröffentlichen kann.

 

 

 

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