Bibel für Einsteiger
Neues Testament
Das Leben Jesu
Die ältesten Schriften des Neuen Testaments sind die Briefe des Apostels Paulus. Erste 20 bis 50 Jahre danach begannen die vier Evangelisten, die Erzählungen über Jesus von Nazareth schriftlich festzuhalten, die in ihren Gemeinden bisher mündlich überliefert worden waren. Dennoch werden hier die Ereignisse in ihrer zeitlichen Reihenfolge dargestellt. Die vier Evangelien werden dabei in nur e i n e durchgängige Darstellung eingefügt. Dadurch geht zwar die Eigenart des einzelnen Evangelisten verloren, aber es kommen nicht so viele Wiederholungen vor.
Das Markusevangelium ist das älteste, etwa um das Jahr 70 entstanden. Es wird von den beiden anderen Evangelienschreibern Matthäus und Lukas verwendet, die etwa um 85 geschrieben haben. Beide haben aber auch noch je eigenes Material, das sie in ihre Darstellung einbinden. Das Johannesevangelium dagegen ist ein ganz eigener Entwurf, etwa um das Jahr 90 entstanden. Es nimmt die Sprache der Gnosis auf, einer damals weitverbreiteten religiösen Weltanschauung, die ein starker Konkurrent des Christentums war. Johannes übernimmt aber nicht die Ideologie der Gnosis, sondern grenzt sich deutlich von ihr ab und ist deshalb ein echtes „Evangelium“. Es gibt daneben auch noch weitere Evangelien, die aber kaum zuverlässige neue Nachrichten enthalten, sondern eher Irrlehren vertreten und deshalb nicht in das Neue Testament aufgenommen wurden.
Kernpunkt der Erzählungen von Jesus ist die Schilderung seines Leidens, Sterbens und Auferstehens. Vor allem die Auferstehung ist der Ausgangspunkt für den Glauben an Jesus. Doch man kann dieses Geschehen schlecht anschaulich machen. Deshalb hat man nach orientalischer Gewohnheit Geschichten erzählt, die die Glaubensaussage anschaulich machen sollen, aber nicht unbedingt wirklich so passiert sind.
Im Vordergrund der Geschichten über Osten stand zunächst nur die Aussage: Jesus ist
seinen Freunden wieder erschienen. Erst nachher hat man daraus gefolgert: Dann muß auch sein Grab leer gewesen sein! Der Evangelist Lukas hat dann den Vorgang zeitlich auseinander genommen und den
endgültigen Abschied Jesu als „Himmelfahrt“ dargestellt und die Gabe des Heiligen Geistes und die Gründung der Kirche als „Pfingsten“ extra betont.
[Die Wiedergabe des Bibeltextes ist selbst erarbeitet. Für erfahrene Bibelleser werden hier einige häufige Übertragungen in moderne Ausdrücke zusammengestellt: Jünger = Anhänger; Menschensohn = Gottessohn; Knechte = Wachleute, seine Leute, Verwalter; Magd = Hausangestellte; Reich Gottes = Herrschaft Gottes; Sabbat = Feiertag; Schule = Bethaus; Volk = die Leute)
Der Ausgangspunkt des christlichen Glaubens
Die Auferstehung Jesu
[Auferstehung meint nicht, daß eine Leiche wieder belebt worden sei. Vielmehr wird dadurch der Glaube der Anhänger Jesu - damals wie heute - zum Ausdruck gebracht, daß es nach der Kreuzigung weiter ging und Jesus auf andere Art und Weise gegenwärtig ist].
Die Auferstehungserzählungen
Als der Feiertag herum war und der erste Tag der Woche anbrach, gingen Maria Magdalena und Maria (die Mutter des Jakobus) und Salome, noch sehr früh, als die Sonne aufging, zum Grab. Sie wollten noch einmal nach Jesus sehen und seine Leiche noch nachträglich einsalben, wie es damals Brauch war.
Jetzt kamen ihnen aber doch ‚Bedenken und sie sprachen untereinander: „Wer rollt uns den Stein von der Tür des Grabes?“ Da geschah ein großes Erdbeben und ein Gottesbote des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Tür und setzte sich darauf. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und fielen wie tot um. Die Frauen sahen wieder hin und stellten auf einmal fest, daß der Stein abgewälzt war. Sie gingen hinein in das Grab, fanden aber den Leib Jesu nicht.
Als sie noch deswegen traurig waren, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Die Frauen erschraken und schlugen ihre Angesichter nieder zur Erde. Die Männer aber sprachen zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Hier seht ihr die Stelle, wo sie ihn hinlegten! Denkt doch daran, wie er euch sagte, als er noch in Galiläa war und sprach: Der Gottessohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen!“ Da fielen ihnen seine Worte wieder ein. Die Gottesboten aber fuhren fort: „Gehet hin und sagt es seinen Anhängern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat!“
Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen, aber auch eine große Freude. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich. Nur den elf Anhängern sagten sie, was sie gesehen und gehört hatten (Mk 16/ Mt 28/Lk 24).
Abwehr des Verdachts, der Leichnam Jesu könnte gestohlen worden sein Als die Anhänger schon auf dem Weg nach Galiläa waren kamen einige von den Grabwächtern in die Stadt und verkündigten den Oberpriestern alles, was geschehen war. Diese kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat und gaben den Soldaten einen Haufen Geld und sprachen: „Erzählt einfach, seine Anhänger kamen in der Nacht und stahlen ihn, während wir schliefen. Und wenn es der Statthalter erfahren würde, wollen wir ihn zum Stilhalten bringen und dafür sorgen, daß ihr sicher seid. Sie nahmen das Geld und taten, wie es ihnen gesagt worden war. Daraus ist dann das Gerücht vom Diebstahl des Leichnams entstanden, das die Juden bis auf den heutigen Tag verbreiten (Mt 28,1-15).
Zweifel der Anhänger:
Als die beiden Maria und Salome aber auf die Anhänger trafen, kamen denen die Worte der Frauen vor wie Märchen und sie glaubten ihnen nicht. Petrus stand schließlich auf und lief zum Grabe und bückte sich hinein. Er sah die leinenen Tücher dort allein liegen. Da ging er still davon, denn er verstand nicht, wie das zugegangen sein sollte.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, waren die Anhänger versammelt und die Türen verschlossen aus Furcht vor den Juden. Da trat Jesus mitten unter sie und spricht zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ Dann zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Anhänger froh, daß sie ihren Herrn wieder sahen.
Dann sagte Jesus zu ihnen: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: „Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Jh 20,19-23)
Die zwei Anhänger auf dem Weg nach Emmaus
Zwei der Anhänger gingen noch am Sontag nach dem Dorf Emmaus, das von Jerusalem zwei Stunden Wegs weit entfernt ist. Sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten über Jesus. Wie sie noch so redeten und die Fragen untereinander besprachen, nahte sich Jesus zu ihnen und ging mit ihnen. Aber ihre Augen waren wie blind, so daß sie ihn nicht erkannten.
Jesus aber sprach zu ihnen: „Was sind das für Reden, die ihr auf dem Weg zwischen euch verhandelt? Warum seid ihr so traurig?“ Da antwortete Kleophas und sprach zu ihm: „Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen in der Stadt geschehen ist?“
Jesus sprach zu ihnen: „Was meinst du?“ Sie aber sprachen zu ihm: „Das von Jesus von Nazareth. Er war ein Prophet mächtig an Taten und Worten vor Gott und allem Volk. Aber unsre Oberpriester und die für das Volk Verantwortlichen haben ihn zum Tod verurteilen lassen, so daß er gekreuzigt wurde. Wir aber hofften, er würde Israel erlösen. Es ist heute schon der dritte Tag, daß das Alles geschehen ist. Auch einige Frauen von uns haben uns erschreckt: Sie sind früh bei dem Grab gewesen, haben aber seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Gottesboten gesehen, die gesagt haben, daß er lebe. Es gingen auch einige von uns hin zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen sagten. Aber ihn sahen sie nicht!“
Da sprach er zu ihnen: „O ihr Dummköpfe, die ihr in eurer Meinung festgefahren seid! Warum glaubt ihr denn so schwerfällig, daß ihr dem nicht glaubt, was die Propheten geredet haben! Mußte nicht Christus das alles leiden, um so zu seiner Herrlichkeit eingehen zu können?“
Und legte ihnen alle Schriften aus, in denen von ihm die Rede ist, von Mose bis zu den Propheten
Mittlerweile kamen sie nahe an das Dorf und wollten hineingehen. Er aber tat so, als wollte er weiter gehen. Aber sie nötigten ihn und sprachen: „Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt!“ Und er ging mit ihnen, um bei ihnen zu bleiben.
Als er aber mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte zuerst, brach es dann und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Aber er verschwand vor ihnen in diesem Augenblick.
Sie aber sprachen untereinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift erklärte?“ Und sie standen sofort auf, kehrten wieder um nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren. Diese aber sprachen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen!“ Sie aber erzählten ihnen ihrerseits, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen daran erkannt worden wäre an der Art, wie er das Brot brach (Lk 24, 13-34).
Spätere „Beweise“ für die Auferstehung:
Als die Anhänger über Jesus redeten, trat Jesus selbst mitten unter sie und sprach: „Friede sei mit euch!“ Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist. Er aber sprach zu ihnen: „Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Sehet meine Hände und meine Füße: ich bin‘s selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe!“ Und als er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße.
Da sie aber immer noch nicht glaubten und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: „Habt ihr etwas zu essen?“ Sie legten ihm ein Stück von gebratenem Fisch und Honig vor. Und er nahm‘s und aß vor ihnen.
Dann sagt er zu ihnen: „Ich habe es euch doch alles schon gesagt, als ich noch bei euch war: Es muß alles erfüllet werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen!“ So öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden, und er sprach zu ihnen: „So ist es doch geschrieben, daß Christus leiden mußte und auferstehen von den Toten am dritten Tage und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern, angefangen in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen für das alles! Ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis ihr ausgestattet werdet mit der Kraft aus der Höhe!“
Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf in den Himmel. Sie aber beteten ihn an und kehrten wieder mit großer Freude zurück nach Jerusalem und waren immer im Tempel, priesen und lobten Gott. (Lk 24,50-52)
Die etwas andere Darstellung im Johannesevangelium
Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab Jesu und sieht, daß der Stein vom Grabe weg war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Anhänger, den Jesus liebhatte (Johannes), und spricht zu ihnen: „Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hin gelegt haben!“
Da gingen Petrus und der andere Anhänger hinaus zum Grab. Die zwei liefen miteinander um die Wette, und der andere Anhänger lief schneller als Petrus und kam zuerst am Grab an. Er guckt hinein und sieht die Leinen dort hingelegt; er ging aber nicht hinein.
Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Leinen hingelegt. Das Schweißtuch aber, das Jesus um das Haupt gebunden war, war nicht zu den Leinen gelegt, sondern zusammengewickelt an einen besonderen Ort auf der Seite. Da ging auch der andere Anhänger hinein und er sah und glaubte alles. Denn sie kannten die Schrift noch nicht, daß Jesus von den Toten auferstehen müßte. Dann gingen die Anhänger wieder heim.
Maria aber stand vor dem Grab und weinte draußen. Dann sah sie aber doch in das Grab und sieht zwei Gottesboten in weißen Kleidern sitzen, einen an der Seite des Kopfes und einen an den Füßen, wo sie den Leichnam hin gelegt hatten. Die Männer sprachen zu ihr: „Frau, was weinest du?“ Sie spricht zu ihnen: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hin gelegt haben!“
Uns als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist. Da spricht er zu ihr: „Frau, was weinst du? Wen suchst du?“ Sie meint es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: „Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hin gelegt, so will ich ihn holen!“ Da spricht Jesus zu ihr: „Maria!“ Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: „Rabbuni“ (das heißt: „Meister“)!
Aber Jesus spricht zu ihr: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott!“ Maria Magdalena kommt und verkündigt den Anhängern: „Ich habe den Herrn gesehen, und er hat zu mir gesprochen!“ (Joh 20).
Der ungläubige Thomas
Einer der zwölf Anhänger mit Namen Thomas aber war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Als die andern Anhänger zu ihm sagten: „Wir haben den Herrn gesehen!“ da entgegnete er zu ihnen: „Wenn ich nicht die Wunden von den Nägeln in seinen Händen sehe und lege meinen Finger in diese Wunden und lege meine Hand in seine Seite, will ich es nicht glauben!“
Acht Tage später waren die Anhänger wieder in einem Haus zusammen und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, tritt mitten unter sie und spricht: „Friede sei mit euch!“ Danach spricht er zu Thomas: „Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände, und reiche dein Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Da antwortete Thomas: „Mein Herr und mein Gott!“ Jesus aber sagt zu ihm: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubest du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh 20,24-31).
Noch eine Auferstehungserzählung
Jesus offenbarte sich noch einmal den Anhängern am Tiberias-See. Es waren beieinander Simon Petrus, Thomas der Zwilling, Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Anhänger. Simon Petrus spricht zu ihnen: „Ich will fischen gehen!“ Sie sprechen zu ihm: „So wollen wir mit dir gehen!“ Sie gingen hinaus und traten in das Schiff, aber in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als es aber Morgen wurde, stand Jesus am Ufer; aber die Anhänger wußten nicht, daß es Jesus war. Jesus spricht zu ihnen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ Sie antworteten ihm: „Nein!“ Er aber sprach zu ihnen: „Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffs, da werdet ihr etwas finden!“ Da warfen sie die Netze aus und konnten sie nicht mehr ziehen wegen der großen Menge der Fische, die sie gefangen hatten.
Da spricht der Anhänger, den Jesus liebhatte, zu Petrus: „Es ist der Herr!“Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr war, zog er sein Hemd an und warf sich ins Meer. Die andern Anhänger aber kamen auf dem Schiff und zogen das Netz mit den Fischen.
Als sie wieder ans Ufer traten, sahen sie eine Feuerstelle mit Kohlen und Fische darauf und Brot. Da spricht Jesus zu ihnen: „Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!“
Simon Petrus stieg wieder ins Boot und zog das Netz voll großer Fische auf das Land. Und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht.
Jetzt spricht Jesus zu ihnen: „Kommt und haltet das Mahl!“ Niemand aber unter den Anhängern wagte, ihn zu fragen: „Wer bist du?“ denn sie wußten, daß es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, ebenso auch die Fische.
Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: „Simon Jona, hast du mich lieber, als mich die anderen haben?“ Er spricht zu ihm: „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe!“ Da spricht er zu ihm: „Weide meine Lämmer!“ Aber Jesus fragt noch einmal: „Simon Jona, hast du mich lieb?“ Er spricht zu ihm: „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe!“ Spricht Jesus zu ihm: „Weide meine Schafe!“
Da spricht er zum drittenmal zu ihm: „Simon Jona, hast du mich lieb?“ Petrus wurde traurig, weil er zum drittenmal zu ihm sagte: „Hast du mich lieb?“ und sprach zu ihm: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich liebhabe!“ Spricht Jesus zu ihm: „Weide meine Schafe! Ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst angezogen und bist hingegangen, wohin du wolltest. Aber im Alter wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich anziehen und führen, wohin du nicht willst!“ (Das sagte er aber, um anzudeuten, mit welchem Tode Petrus einmal Gott preisen würde). Und da er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: „Folge mir nach!“
Petrus aber wandte sich um und sah den Anhänger folgen, den Jesus liebhatte, der auch an seiner Brust beim Abendessen gelegen hatte und gesagt hatte: „Herr, wer ist's, der dich verrät?“ Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: „Herr, was wird aus diesem werden?“
Jesus spricht zu ihm: „Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ Seitdem ging eine Rede aus unter den Brüdern: „Dieser Anhänger stirbt nicht!“ Aber Jesus sprach nicht zu ihm: „Er stirbt nicht“, sondern: „Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?“ Dies ist der Anhänger, der diese Dinge bezeugt und der dies geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahrhaftig ist. Es gibt noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn sie aber eins nach dem andern geschrieben werden sollten, würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären (Joh 21).
Die unterschiedlichen Erzählungen von der Auferstehung Jesu wollen nicht darstellen, wie es wirklich war, denn bei der Auferstehung war kein Mensch dabei. Sie entfalten aber in anschaulichen Erzählungen, was die „Ostererfahrung“ der Anhänger war und was im Glaubensbekenntnis ausgesprochen ist mit den Worten „am dritten Tag auferstanden von den Toten!“
Himmelfahrt
[Himmelfahrt bedeutet nicht, daß ein Mensch wie mit einer Rakete in die Luft geflogen wäre. Vielmehr bedeutet dieses Ereignis den endgültigen Abschied Jesu von der Erde. Weil er aber nicht mehr an Raum und Zeit gebunden ist, kann er jetzt Herrscher über die ganze Welt sein und seine Anhänger als seien Boten in die Welt schicken].
Himmelfahrt in Galiläa
Die elf Anhänger Jesu gingen nach Galiläa auf einen Berg, wie es Jesus ihnen befohlen hatte.
Als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Deshalb geht hin und macht zu Jüngern alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Mt 28,16-20).
Himmelfahrt in Jerusalem
Jesus hatte sich nach seinem Leiden noch lebendig gezeigt durch verschiedene Erscheinungen und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen von der Herrschaft Gottes. Eines Tages versammelte er dann seine auserwählten Anhänger und befahl ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, auf die Kraft aus der Höhe.
Er sagte: „Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen!“
Bald darauf führte er die Anhänger hinaus auf den Ölberg. Die zusammengekommen waren, fragten ihn: „Herr, wirst du noch in dieser Zeit das Israel wieder aufrichten?“ Er aber sprach zu ihnen: „Es steht euch nicht zu, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Aber: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“
Als er das aber gesagt hatte, hob die Hände auf und segnete sie. Und als er sie segnete, verließ er sie und fuhr auf in den Himmel. Er wurde immer mehr hochgehoben und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
Als sie ihm nachsahen, wie er in den Himmel fuhr, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, die sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet in den Himmel? Dieser Jesus, der von euch ist weggenommen worden in den Himmel, wird so wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt fahren gesehen!“
Da wandten sie um nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott. Dann wählten sie einen Ersatzmann für Judas, der Jesus ja verraten hatte.
Sie waren ja nur noch elf Männer, nämlich Petrus und Jakobus, Johannes und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus (Sohn des Alphäus) und Simon Zelotes und Judas (Sohn des Jakobus). Ihr Wortführer war Petrus. Er schlug vor einen Mann zu wählen, der so wie sie die ganze Zeit über mit Jesus zusammen war und ein Zeuge seiner Auferstehung war. Dafür kamen Joseph Just und Matthias in Frage.
Sie beteten: „Her, der du alle Herzen kennst, zeige uns an, wen du erwählt hast von diesen zweien, damit einer empfange dieses Amt!“ Dann warfen sie das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias; und er ward zugeordnet zu den elf engeren Anhängern Jesu, die man jetzt „Apostel“ nannte (Lk 24,50-53/Apg 1).
Pfingsten
[Nachdem Jesus nicht mehr leibhaftig unter seinen Jüngern war, sollte es nach seinem Willen dennoch weitergehen mit seiner Sache. Er hatte ihnen ja versprochen, er werde ihnen die Kraft Gottes schicken, die man „Heiliger Geist“ nennt. Dieser würde ihnen die Kraft geben, unerschrocken von Jesus zu reden und sie auch fest zusammenfügen zu einer neuen Gemeinschaft, aus der die Kirche erwuchs].
Die Verleihung des Heiligen Geistes Als das Pfingstfest begann, waren alle Anhänger Jesu wieder einmütig beieinander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Es erschienen ihnen Zungen wie aus Feuer, und irgend etwas setzte sich auf einen jeden unter ihnen und sie wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit anderen Sprachen, je nachdem, wie der Geist es ihnen gab auszusprechen.
Als man das hörte, kam die Menge zusammen und wurden bestürzt; denn es hörte ein jeder, daß sie mit seiner Sprache redeten. In Jerusalem wohnten ja allerhand gottesfürchtige Männer aus aller Herren Länder, die dort im Zentrum des jüdischen Glaubens ihren Lebensabend verbringen wollten. Sie entsetzten sich aber alle, wunderten sich und sprachen untereinander: „Sind nicht alle diese, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein jeder seine Muttersprache?“
Es waren nämlich Parther und Meder und Elamiter, Leute aus Mesopotamien, aber auch aus Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien. Sie kamen aus Phrygien und Pamphylien, Ägypten und Lybien. Es waren Ausländer von Rom, Juden und Mitläufer der jüdischen Religion, Kreter und Araber. Sie alle hörten sie in ihrer Sprache von den großen Taten Gottes reden.
Sie entsetzten sich aber alle und wurden irre und sprachen einer zum anderen: Was wird daraus noch werden? Die andern aber spotteten nur und sprachen: „Sie sind voll süßen Weins!“
Da trat Petrus auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: „Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr zu Jerusalem wohnt. Das sei euch kundgetan, und laßt meine Worte zu euren Ohren eingehen. Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr annehmt, zumal es erst um neun Uhr am Morgen ist!“
Petrus zitiert den Propheten Joel und sagt, daß jetzt das geschieht, was der Prophet vorausgesagt hat mit den Worten: „Es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da ich will meinen Geist auf alle Menschen ausgießen; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Erscheinungen sehen, und eure Ältesten sollen Träume haben; und auf meine Männer und Frauen will ich in denselben Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben im Himmel und Zeichen unten auf Erden: Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der große und offenbare Tag des Herrn kommt. Und wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll selig werden.“
Petrus erläutert weiter: „Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, wurde von Gott mit Taten und Wundern und Zeichen ausgewiesen, die Gott durch ihn tat unter euch. Aber ihr habt ihn genommen durch die Hände der Ungläubigen und ihn angeheftet ans Kreuz und erwürgt. Den hat Gott auferweckt und aufgelöst die Schmerzen des Todes, dem es nicht möglich war, ihn festzuhalten!“
Weiter fährt Petrus fort: „Ihr Männer, liebe Brüder, laßt mich frei reden zu euch von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag. Weil er ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott verheißen hatte mit einem Eide, daß ein Nachkomme sollte auf seinem Stuhl sitzen, hat er geredet von der Auferstehung Christi, daß er nicht dem Tode gelassen werde und sein Fleisch die Verwesung nicht sehen würde!“
Schließlich faßt Petrus zusammen: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen. Nun ist er durch Gott erhöht und hat den Heiligen Geist vom Vater empfangen. Diesen hat er jetzt auf uns ausgegossen. Das ist es, was ihr jetzt seht und hört! So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christus gemacht hat!“
Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie fragten Petrus und die andern Apostel: „Ihr Männer, was sollen wir tun?“ Petrus sprach zu ihnen: „Ändert euer Leben und es lasse sich ein jeder taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden. Dann werdet ihr auch die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn diese Verheißung gilt euch und euren Kindern und allen, die ferne sind, die Gott aber herbeirufen wird!“
Mit vielen anderen Worten bezeugte er alles noch einmal und ermahnte sie: „Laßt euch erretten aus dieser verkehrten Menschheit!“ Die nun sein Wort gern annahmen, ließen sich taufen. Und es wurden an dem Tage ungefähr dreitausend Menschen zur Gemeinde hinzugetan. Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet (Apostelgeschichte 2).
Das Leiden Jesu (seine „Passion“)
[Wenn Jesus aber auferstanden ist und in seiner Gemeinde gegenwärtig ist, dann muß man sich auch daran erinnern, was denn vor seiner Auferstehung war. Zuerst stellte man deshalb die Erzählungen von seinem Leiden und Sterben zusammen. Hier wird auch noch nach Jahrzehnten festgehalten, was wirklich so passiert ist. Die Passionserzählungen geben am ehesten die historischen Tatsachen wieder].
Einzug Jesu in Jerusalem
Nachdem Jesus sich entschlossen hatte, von Galiläa in die Hauptstadt Jerusalem zu gehen, um auch dort seine Botschaft zu verbreiten, kam er an den Ölberg und sprach zu zwei seiner Anhänger: „Geht hin in Das Dorf, das vor euch liegt, und ihr werdet gleich eine Eselin angebunden finden und ihr Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn jemand etwas zu euch sagen wird, dann sprecht: „Der Herr braucht sie. Dann wird er sie euch gleich lassen!“
Die Anhänger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten Jesus darauf. Er zog den Ölberg herab und der ganze Haufe seiner Anhänger fing an, fröhlich Gott zu loben mit lauter Stimme wegen all der Taten, die sie gesehen hatten.
Viele Leute kamen mit Palmenzweigen dem Zug entgegen und breiteten die Kleider auf den Weg. Die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die vorne und nachfolgte, schrie: „Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ Einige der Frommen im Volk sprachen zu ihm: „Meister, strafe doch deine Anhänger!“ Er antwortete: „Ich sage euch: Wo diese schweigen werden, so werden die Steine schreien!“
Als er näher kam, sah er die Stadt an und weinte über sie und sprach: „Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Einwohner eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängsten. Sie werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, weil du nicht erkannt hast die Zeit, in der Gott dir begegnet ist [So geschah es bei der Belagerung Jerusalems im Jahre 70].
Als Jesus in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: „Wer ist der?“ Die Leute aber sagten: „Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth in Galiläa!“ Die Frommen aber sprachen untereinander: „Ihr seht, daß ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach!
Und Jesus ging in den Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stühle der Taubenkrämer und ließ nicht zu, das jemand etwas durch den Tempel trüge. Jesus sprach zu ihnen: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen. Ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht!“
Das wurde den Schriftgelehrten und Oberpriester gesagt, und sie überlegten, wie sie ihn umbrächten. . Aber sie fanden nichts, was sie ihm antun könnten, denn die Leute hingen ihm an und hörten ihn und wunderten sich über seine Lehre.
Und Jesus lehrte täglich im Tempel. Und es gingen Blinde und Lahme zu ihm in den Tempel, und er heilte sie. Als aber die Oberpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrieen und sagten: „Hosianna dem Sohn Davids!“ wurden sie entrüstet und sprachen zu ihm: „Hörst du auch, was diese sagen?“
Jesus sprach zu ihnen: „Ja! Habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet?“ Er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus zum Dorf Bethanien und blieb dort.
Als er aber am Morgen wieder in die Stadt ging, hungerte ihn. Er sah einen Feigenbaum am Weg und ging hin, fand aber nichts daran als nur Blätter, denn es war noch nicht die Zeit für die Feigen. Jesus sprach zu dem Baum: „Jetzt wachse auf dir niemals mehr eine Frucht!“ Und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle. Als das die Jünger sahen, wunderten sie sich und sprachen: „Wie ist der Feigenbaum so bald verdorrt?“ Jesus aber antwortete: „Ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein so etwas mit dem Feigenbaum tun: Wenn ihr sagen werdet zu diesem Berge: ‚Hebe dich auf und wirf dich ins Meer!‘ so wird es geschehen. Wer nicht zweifelt in seinem Herzen, sondern glaubt, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird es ihm geschehen, was er sagt. Und alles, was ihr bittet im Gebet, werdet ihr empfangen, wenn ihr glaubt!“ (Mt 21,1-22; (Mk 11, 1-26; Lk 19, 1-47; Joh 12,12-19).
Das Johannesevangelium beschreibt die Tempelreinigung wie folgt: Danach zog Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Anhänger; aber sie blieben nicht lange dort. Das Passahfest der Juden („Ostern“) war aber nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel Leute sitzen, die Ochsen, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler. Jesus machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um und sprach zu denen, die die Tauben anboten: „Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“ Seine Anhänger aber dachten daran, daß geschrieben steht: „Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen!“
Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: „Was zeigst du uns für ein Zeichen, daß du so etwas tun darfst?“ Jesus antwortete ihnen: „Brecht diesen Tempel ab, und am dritten Tag will ich ihn wieder aufrichten!“ Da sprachen die Juden: „Dieser Tempel ist in 46 Jahren erbaut, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?“ (Er redete aber von dem Tempel seines Leibes. Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Anhänger daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und der Rede, die Jesus gesagt hatte.)
Als Jesus in Jerusalem war am Passahfest, glaubten viele an ihn, weil sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und hatte es nicht nötig, daß ein Mensch für ihn spräche, denn er wußte wohl, was im Menschen war (Joh 2,12-25).
Jesus lehrt im Tempel
Als Jesus in den Tempel kam und zu lehren anfing, traten zu ihm die Oberpriester und die Ältesten im Volk und sprachen: „Aus welcher Macht tust du das? Und wer hat dir die Macht gegeben?“ Jesus aber antwortete: „Ich will euch auch eine Frage stellen. Wenn ihr mir darauf antworten könnt, will ich euch auch sagen, aus welcher Macht ich das tue: ‚Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen?“Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: „Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht? Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten; denn sie halten alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten Jesu: „Wir wissen es nicht!“ Da sprach er zu ihnen: „So sage ich euch auch nicht, aus welcher Macht ich das tue!“
Und Jesus fuhr fort: Was meint ihr aber zu folgendem Vorgang? Ein Mann hatte zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: „Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinem Weinberg“. Er antwortete aber: „Ich will es nicht tun!“. Aber danach bedauerte er es und er ging hin! Da ging der Mann zum andern Sohn und sagte das Gleiche. Er antwortete aber und sprach: „Herr, ja!“ – und ging nicht hin. Wer von den zweien hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: „Der erste!“ Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen als ihr! Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, aber ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr's wohl saht, seid ihr dennoch nicht umgekehrt, daß ihr ihm danach auch geglaubt hätte!
Jesus fährt fort mit einem anderen Gleichnis: Es war ein Hausbesitzer, der pflanzte einen Weinberg und setzte einen Zaun darum und eine Kelter und errichtete einen Turm und übergab ihn den Weingärtnern und zog über Land. Als nun die Erntezeit herbeikam, sandte er seine Leute zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte abholten. Da nahmen die Weingärtner seine Leute: einen schlugen sie, den andern töteten sie, den dritten steinigten sie. Daraufhin sandte er andere Leute, mehr als die ersten waren; und sie taten ihnen das Gleiche. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: „Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen!“
Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: „Das ist der Erbe; kommt laßt uns ihn töten und sein Erbe an uns bringen!“ Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun? Sie sprachen zu ihm: „Er wird die Bösewichte umbringen und seinen Weinberg anderen Weingärtnern überlasen, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.
Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Der Herrn hat das so gemacht, und es ist wunderbar vor unseren Augen“? Deshalb sage ich euch: „Die Herrschaft Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.
Als die Oberpriester und Frommen seine Gleichnisse hörten, verstanden sie, daß er von ihnen redete. Und versuchten, ihn zu greifen. Aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten (Mt 21,23-46; Mk 11,27-33; Lk 20,1-8).
Todesbeschluß über Jesus
Als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: „Ihr wißt, daß nach zwei Tagen das Osterfest sein wird. Dann wird der Gottessohn ausgeliefert werden, daß er gekreuzigt werde!“ Da versammelten sich die Oberpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten im Volk im Palast des Oberpriesters mit Namen Kaiphas und berieten darüber, wie sie Jesus mit List ergriffen und töteten. Sie sprachen aber: „Ja nicht zum Fest, damit nicht ein Aufruhr komme im Volk!“ (MK 14,1-2; Mt 26,1-5; Lk 2,1-2).
Salbung
Als Jesus im Dorf Bethanien war im Hause Simons, des Aussätzigen, und am Tisch saß, da trat eine Frau an ihn heran, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und köstlichem Duftöl aus der Wurzel der indischen Nardepflanze. Sie zerbrach das Glas und goß das Duftwasser auf Jesu Kopf.
Als das seine Anhänger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: „Wozu diese Vergeudung? Man hätte das Wasser für mehr als dreihundert Groschen verkaufen können und es den Armen geben. Und sie murrten über die Frau.
Als das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: „Laßt sie mit Frieden! Weshalb macht ihr der Frau ein schlechtes Gewissen. Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat schon vorweggenommen, daß mein Leib gesalbt wird zu meinem Begräbnis. Ich sage euch: „Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man erzählen, was sie jetzt getan hat, und an sie erinnern!“ (Mk 14,1-9; Mt 16,6-13).
Das Johannesevangelium setzt bei dieser Erzählung einige andere Akzente: Sechs Tage vor dem Passahfest kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, den er auferweckt hatte von den Toten. Dort machten sie ihm ein Abendessen. Martha bediente am Tisch und Lazarus war einer unter denen, die mit ihm am Tisch saßen. Da nahm Maria ein Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde voll vom Geruch der Salbe.
Da sprach einer seiner Anhänger, Judas Ischariot, Sohn des Simon, der ihn später verriet: „Warum hat man diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Geldstücke und den Armen gegeben?“Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb und trug den Geldbeutel mit dem, was gegeben wurde.
Da sprach Jesus: „Laß sie in Frieden! Das hat sie aufgehoben für den Tag meines Begräbnisses. Denn Arme habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer.
Da erfuhren viele Leute, daß Jesus dort war. Und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern damit sie auch Lazarus sähen, den er von den Toten auferweckt hatte. Aber die Oberpriester trachteten danach, daß sie auch Lazarus töteten, denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus (Joh 12,1-11)
Verrat des Judas
Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging zu den Oberpriestern, um Jesus zu verraten. Er sprach: „Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten!“ Als sie das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm dreißig Silberstücke zu geben. Von da an suchte Judas eine Gelegenheit, wie er Jesus ohne Aufhebens ausliefern könnte (Mk 14,10-11; Mt 26,14-35; Lk 22,1-6).
Letzte Mahlzeit
Am ersten Tage des jüdischen Osterfestes, an dem man das Osterlamm opferte, sprachen Jesu Anhänger zu ihm: „Wo sollen wir hingehen und das Essen des Osterlamms vorzubereiten?“
Er sandte Petrus und Johannes und sprach zu ihnen: „Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser, folgt ihm nach in das Haus, in das hineingeht. Sprecht zu ihm: ‚Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Osterfest halten mit meinen Anhängern!“ Er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und für alles bereit ist; dort richtet alles für uns zu. Die Anhänger taten wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm zu.
Am Abend setzte er sich zu Tische mit den Zwölfen. Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: „Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir ißt, wird mich verraten!“ Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: „Bin ich's?“ und ein anderer: „Bin ich's?“
Er antwortete und sprach zu ihnen: „Einer aus den Zwölfen, der mit der Hand mit mir in die Schüssel taucht, der wird mich verraten. Es ist zwar schon von dem Gottessohn gesagt, daß er hingehen muß, weh aber dem Menschen, durch den der Gottessohn verraten wird. Es wäre für diesen Menschen besser, daß er nie geboren wäre!“ Da fragte Judas, der ihn verriet: „Bin ich es, Lehrer?“ Er sprach zu ihm: „Du sagst es!“ (Wo hier das Wort „Gottessohn“ angegeben ist, steht im Original „Menschensohn“. Aber damit soll nicht gesagt sein, daß Jesus ein Mensch war, sondern im Gegenteil, diese traditionelle Bezeichnung bei den Juden bezeichnet eine göttliche Gestalt. Dieser Bezeichnung wird im Folgenden immer mit „Gottessohn“ wiedergegeben).
Dann sprach Jesus zu ihnen: „Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide. Denn ich sage euch, daß ich jetzt nicht mehr davon essen werde, bis daß das alles erfüllt wird im Reich Gottes!“ Dann spricht er die bekannten Worte, die hier wiedergegeben, wie sie heute in der Kirche gebräuchlich sind, unter Verwendung des Wortlauts im 1. Korintherbrief):
Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach es und gab es seinen Jüngern sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, gab ihnen den und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr‘s trinket, zu meinem Gedächtnis.
Dann fügte er noch hinzu: „Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes!“
In diesem Augenblick erhob sich ein Zank unter ihnen, wer unter ihnen der Größte sei. Jesus aber sprach zu ihnen: „Die weltlichen Könige Herrschen, und die Gewaltigen heißt man gnädige Herren. Ihr aber nicht so! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener.
Denn wer ist größer: „Der zu Tische sitzt oder der bedient? Ist's nicht so, daß der zu Tische sitzt der Größere ist? Ich aber bin unter euch wie ein Diener. Ihr aber seid es, die ihr beharrt habt bei mir in meinen Anfechtungen. Und ich will euch das Reich geben, wie mir es mein Vater gegeben hat, daß ihr essen und trinken sollt an meinem Tische in meinem Reich und sitzen auf Stühlen und richten die zwölf Volksstämme Israels“.
Zu Petrus sprach er besonders: „Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dich einst bekehrst, so stärke deine Brüder!“ Petrus sprach aber zu ihm: „Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!“ Jesus aber sprach: „Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe denn du dreimal verleugnet hast, daß du mich kennest!“
Jesus sagte noch zu ihnen: „So oft ich euch ausgesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt?“ Sie sprachen: „Niemals!“ Da sprach er zu ihnen: „Aber jetzt gilt: Wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso die die Tasche. Wer aber nichts hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: „Es muß noch das auch vollendet werden an mir, was geschrieben steht: ‚Er ist unter die Übeltäter gerechnet.“ Denn was von mir geschrieben ist, das hat ein Ende!“ Sie sprachen aber: „Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter!“ Er aber sprach zu ihnen: „Es ist genug!“
Und als sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg östlich von Jerusalem. Und Jesus sprach zu ihnen: „Ihr werdet euch in dieser Nacht alle an mir ärgern; denn es steht geschrieben: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen“. Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galiläa!“
Petrus aber sagte zu ihm: „Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte doch ich mich nicht ärgern!“ Aber Jesus sprach zu ihm: „Ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!“ Er aber redete noch weiter: „Auch wenn ich mit dir auch sterben müßte, wollte ich dich doch nicht verleugnen!“ Das Gleiche sagten auch alle anderen (Mk 14,10-31; Mt 26,17-35; Lk 22,7-38).
Jesu Gebet im Garten Gethsemane
Sie kamen zu einem Hof mit Namen „Gethsemane“. Und Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Setzt euch hier, damit ich hingehe und bete. Betet auch ihr, damit ihr nicht in Versuchung fallt!!“ Und er nahm Petrus und Jakobus und Johannes mit sich und fing an, zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht!“
Er riß sich von ihnen einen Steinwurf weit weg, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“Da erschien ihm ein Bote vom Himmel und stärkte ihn. Er rang mit dem Tode und betete heftiger. Sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.
Als er aber zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend und sprach zu Petrus: „Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung (Versuchung) fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach!“
Dann ging er wieder hin und betete und sprach dieselben Worte: „Mein Vater, ist es nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, aber ich trinke ihn, es geschehe dein Wille!“ Als er wieder kam, fand wer sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm antworteten.
Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum drittenmal und redete dieselben Worte.
Als er zum drittenmal kam, sprach er zu ihnen: „Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Gottessohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. Steht auf, laßt uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe!“ (Mk 14,32-42;Mt 26,36-46; Lk 22,39-46).
Gefangenahme Jesu
Und als er noch redete, da kam Judas, einer der Zwölf, und mit ihm eine große Schar, mit Schwertern und mit Stangen bewaffnet, geschickt von den Oberpriestern und Ältesten des Volks. Der Verräter hatte ihnen aber ein Zeichen gegeben und gesagt: „Den ich küssen werde, der ist es, den greift!“ Er kam, trat zu Jesus und sprach zu ihm: „Gegrüßet seist du, Rabbi!“(Lehrer) und küßte ihn. Jesus aber sprach zu ihm: „Mein Freund, warum bist du gekommen? Judas, verrätst du den Gottessohn mit einem Kuß?“
Jesus wußte alles, was ihm widerfahren sollte. Deshalb sprach er zu ihnen: „Wen suchet ihr?“ Sie antworteten ihm: „Jesus von Nazareth!“ Jesus spricht zu ihnen: „Ich bin es! Aber wenn ihr mich sucht, so laßt diese gehen!“
Als seine Anhänger aber sahen, was jetzt geschehen, sprachen sie zu ihm: „Herr, sollen wir mit dem Schwert drein schlagen?“ Und schon schlug einer von ihnen auf den Wachmann des Oberpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Jesus aber antwortete und sprach: „Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Oder meinst du, daß ich nicht meinen Vater bitten könnte, daß er mir zuschickte mehr als zwölf Legionen Gottesboten? Wie soll aber dann die Schrift erfüllt werden? Es muß alles so gehen. Laßt sie doch machen!“ Und er berührte sein Ohr und heilte ihn.
Dann sprach Jesus zu den Scharen: „Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder, mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. Aber ich habe doch täglich bei euch gesessen und habe gelehrt im Tempel, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis!“
Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn. Da verließen ihn die Jünger und flohen. Es war auch ein junger Man dabei, der folgte ihm nach, der war nur mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut. Als die Wachleute ihn griffen, ließ er die Leinwand fahren und floh nackt von ihnen (Mk 14, 43-52; Mt 26,47-56; Lk 22,47-53; Jh 18,1-1).
Verhör durch den Oberpriester
Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn zum Haus des Oberpriester Kaiphas, wo sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten. Kaiphas war es, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, daß e i n Mensch umgebracht würde anstatt des Volks.
Petrus aber folgte ihnen nach in einiger Entfernung bis hinein in Palast des Oberpriesters. Er setzte sich zu den Wachleuten und wärmte sich beim Schein des Feuers, und wollte sehen, worauf alles hinauslaufen würde
Die Oberpriester aber und die Ältesten und der ganze Rat suchten eine falsche Anklage gegen Jesus, damit sie ihn töten könnten. Aber sie fanden nichts. Viele machten zwar falsche Aussagen gegen ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein. Zuletzt traten dann zwei falsche Zeugen auf und sprachen: „Wir haben gehört, daß er sagte: Ich kann den Tempel Gottes, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht mit Händen gemacht sei!“
Da stand der Oberpriester auf und sprach zu ihm: „Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?“ Aber Jesus schwieg still. Da sagte der Hohepriester zu ihm: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes!“
Jesus aber sprach: „Du sagst es. Ich bin es; und ihr werdet sehen den Gottessohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels!“ (in einem der Evangelien ist die Antwort Jesu wiedergegeben mit „Das sagst du!“ Das könnte so aussehen, als wolle Jesus die Frage des Oberpriesters verneinen. Aber hier soll wohl eher ein wenig ein Geheimnis um alles gemacht werden, Jesus hat sich in Wirklichkeit eindeutig zu seiner Gottessohnschaft bekannt).
Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und sprach: „Was brauchen wir weiter Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr?“ Sie aber verdammten ihn alle und sagten, daß er des Todes schuldig wäre.
Einige fingen an, auf ihn zu spucken und sein Gesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: „Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?“ Und die Wachleute schlugen ihn ins Angesicht.
Jesus aber sprach zu ihnen: „Sage ich es euch, so glaubt ihr es nicht; frage ich aber, so antwortet ihr nicht und laßt mich doch nicht los. Aber von nun an wird der Gottessohn sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes!“ Da sprachen sie alle: „Bist du denn Gottes Sohn?“ Er aber sprach zu ihnen: „Ihr sagt es, denn ich bin es!“ (Mk 14, 53-65; Mt 26,57-68; Lk 22,66-71; Jh 18,12-14, 19-24).
Verleugnung des Petrus
Die Wachleute zündeten mitten im Hof ein Feuer an und setzten sich zusammen. Petrus setzte sich unter sie. Da kam eine von den Hausangestellten des Oberpriesters. Als sie sah Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: „Du warst doch auch mit Jesus von Nazareth!“ Er leugnete aber und sprach: „Ich kenne ihn nicht, weiß auch nicht, was du sagst!“
Als er aber zur Tür hinausging, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: „Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth!“ Und er leugnete abermals und schwur dazu: „Ich kenne den Menschen nicht!“ Und nach einer Weile traten die hinzu, die dastanden, und sprachen zu Petrus: „Du bist doch auch einer von denen; denn deine Sprache verrät dich, du bist ein Galiläer!“ Da fing er an, sich zu verfluchen und zu schwören: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“
Und als er noch redete, krähte der Hahn. Und Jesus drehte sich um und sah Petrus an. Da dachte Petrus an die Worte Jesu, als er zu ihm sagte: „Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen“, und ging hinaus und weinte bitterlich (Mk 14,66-72; Mt 26,69-75; Lk 22, 54-62; Jh 18,15-18.25-27).
Verhör durch den Statthalter Pilatus
Am Morgen hielten die Oberpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat, damit sie ihn töteten. Als Judas sah, daß Jesus zum Tode verdammt war, reute ihn alles, und brachte die dreißig Silberstücke wieder den Oberpriestern und den Ältesten und sprach: „Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe!“ Sie sprachen: „Was geht uns das an? Sieh du zu, wie du damit fertig wirst!“ Judas warf die Silberlinge in den Tempel, machte sich davon, ging hin und erhängte sich selbst. Aber die Obernpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: „Es taugt nicht, daß wir sie in den Opferkasten legen, denn es ist Blutgeld!“ Sie hielten einen Rat und kauften den Töpfersacker zum Begräbnis der Pilger. Daher ist dieser Acker genannt der „Blutacker“ bis auf den heutigen Tag.
Die Oberpriester und der Hohe Rat banden Jesus und führten ihn vor das Richthaus. Aber sie gingen nicht in das Richthaus, damit sie nicht unrein würden, sondern am Ostermahl teilnehmen könnten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: „Was habt ihr für eine Klage gegen diesen Menschen?“ Sie antworteten ihm: „Wäre er nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht übergeben!“ Da sprach Pilatus zu ihnen: „So nehmet ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz!“ Da sprachen die Juden zu ihm: „Wir dürfen niemand töten!“
Da ging Pilatus wieder hinein ins Richthaus und rief Jesus und sprach zu ihm: „Bist du der Juden König?“ Jesus antwortete: „Redest du das von dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?“ Pilatus antwortete: „Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Oberpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?“
Jesus antwortete: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Leute würden kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt!“ Da sprach Pilatus zu ihm: „So bist du dennoch ein König?“
Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme!“ Da spricht Pilatus zu ihm: „Was ist Wahrheit?“
Dan fragte der Statthalter: „Bist du der Juden König?“ Jesus aber sprach zu ihm: „Du sagst es!“ Die Oberpriester und Ältesten klagten ihn an: „Dieser wendet das Volk ab und verbietet, dem Kaiser die Steuer zu geben, und spricht, er sei ein König“ Aber Jesus antwortete nicht. Da sprach Pilatus zu ihm: „Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen?“ Aber Jesus antwortete ihm nicht auf ein Wort, so daß der Statthalter sich verwunderte.
Pilatus sprach zu den Oberpriestern und zum Volk: „Ich finde keine Ursache, weshalb man diesem Menschen verurteilen könnte!“ Sie aber blieben dabei und sprachen: „Er hat das Volk aufgestachelt damit, daß er gelehrt hat hin und her im ganzen jüdischen Land, in Galiläa hat er angefangen und jetzt ist er bis hierher gekommen!“ Als aber Pilatus „Galiläa“ hörte, fragte er, ob er aus Galiläa wäre. Und als er vernahm, daß Jesus unter die Herrschaft des Herodes gehörte, übersandte er ihn an Herodes, der in diesen Tagen auch zu Jerusalem war.
Da aber Herodes Jesus sah, ward er sehr froh; denn er hätte ihn längst gern gesehen, denn er hatte viel von ihm gehört, und hoffte, er würde ein Wunderzeichen von ihm sehen. Und er fragte ihn mancherlei. Aber Jesus antwortete ihm nichts. Die Oberpriester aber und Schriftgelehrten standen und verklagten ihn hart. Herodes seine Leute verachteten und verspotteten ihn, legte ihm ein weißes Kleid an und sandten ihn wieder zu Pilatus. Seit dem Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde miteinander, vorher waren sie einander feind.
Da ihn die Oberpriester und ihre Wachleute sahen, schrieen sie und sprachen: „Kreuzige! Kreuzige!“ Pilatus spricht zu ihnen: „Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm!“ Die Juden antworteten ihm: „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht!“ Als Pilatus das Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesus: „Woher bist du?“ Aber Jesus gab ihm keine Antwort.
Da sprach Pilatus zu ihm: „Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?“ Jesus antwortete: „Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wäre; deshalb hat der größere Sünde, der mich dir überantwortet hat!“
Von da an überlegte Pilatus, wie er ihn losließe. Die Juden aber schrieen und sprachen: „Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser!“ Da Pilatus das Wort hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die „Hochpflaster“ heißt.
Es war aber der Rüsttag vor Ostern, gegen Mittag. Und er spricht zu den Juden: „Seht, das ist euer König!“ Sie schrieen aber: „Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!“ Spricht Pilatus zu ihnen: „Soll ich euren König kreuzigen?“ Die Oberpriester antworteten: „Wir haben keinen König außer dem Kaiser!“
Wieder bei Pilatus zogen sie ihm einen Purpurmantel um und setzten ihm eine Dornenkrone auf. Pilatus führt Jesus hinaus, stellt ihn vor die Juden und spricht zu ihnen: „Seht, welch ein Mensch! Ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde! Ich habe aber eine Gewohnheit, daß ich zum Osterfest euch einen Gefangenen loszugebe!“
Er hatte aber zu der Zeit einen besonderen Gefangenen, der hieß Barabbas. Dieser war gefangen genommen worden mit anderen Aufrührern und hatte im Aufruhr einen Mord begangen.
Da sprach Pilatus zu ihnen: „Welchen soll ich euch losgeben? Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei Christus? Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe?“ Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid ihm überstellt hatten. Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen: „Nicht diesen, sondern Barabbas!“
Als Pilatus auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau eine Botschaft zu ihm und ließ ihm sagen: „Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten. Ich habe im Traum heute viel erlitten seinetwegen!“ Aber die Oberpriester stachelten das Volk an, daß er ihnen viel lieber den Barabbas losgäbe, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesus umgebracht werden sollte. Pilatus sprach zu ihnen: „Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei Christus?“ Sie sprachen alle: „Laß ihn kreuzigen!“ Der Statthalter sagte: „Was hat er denn Böses getan?“ Sie schrieen aber noch mehr: „Laß ihn kreuzigen!“
Pilatus sagte: „Ich habe ihn vor euch verhört und finde keine Sache, deren ihr ihn beschuldiget. Herodes auch nicht, denn ich habe euch zu ihm gesandt, und man hat nichts gegen ihn vorgebracht, das des Todes wert sei. Deshalb will ich ihn züchtigen und loslassen!“ Da schrie der ganze Haufe und sprach: „Hinweg mit diesem und gib uns Barabbas los!“
Da rief ihnen Pilatus abermals zu und wollte Jesus loslassen. Sie riefen aber: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ Er aber sprach zum drittenmal zu ihnen: „Was hat denn dieser Böses getan? Ich finde kein todeswürdiges Vergehen an ihm. Deshalb will ich ihn züchtigen und loslassen!“ Aber sie lagen ihm in den Ohren mit großem Geschrei und forderten, daß er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei und das der Oberpriester nahm überhand.
Als Pilatus sah, daß er nichts ausrichten konnte, sondern daß ein viel größer Getümmel entstand, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: „Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten, sehet ihr zu!“ Da antwortete das ganze Volk und sprach: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“
Schließlich fällte Pilatus das Urteil, daß ihrer Bitte entsprochen werden sollte, und ließ den los, der um Aufruhrs und Mordes willen ins Gefängnis geworfen worden war, um den sie gebeten hatten. Er gab ihnen Barabbas los und geißelte Jesus und übergab ihn, daß er gekreuzigt würde (Mk 15,1-15; Mt 27,1-26; Lk 23,1; Jh 18,28-40 und 19,4-15).
Verspottung Jesu
Da ließ Pilatus Jesus geißeln. Die Soldaten aber führten Jesus hinein in das Richthaus und riefen zusammen die ganze Schar. Sie flochten eine Krone von Dornen und setzten sie auf seinen Kopf und legten ihm einen Purpurmantel an und sprachen: „Sei gegrüßt, lieber Judenkönig!“ und gaben ihm Backpfeifen und schlugen ihm das Haupt mit einem Rohr, spuckten ihn an und fielen auf die Knie und taten so, als beteten sie ihn an. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen seine eigenen Kleider an und führten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten. Sie deckten ihm den Kopf ab und schlugen ihn ins Gesicht und fragten ihn: „Rate, wer ist es, der dich schlug?“ Und viele Spöttereien sagten sie gegen ihn (Mk 15,16-20; Mt 27, 27-31; Lk 22, 63-65; Jh 19,1-3).
Kreuzigung Jesu
Als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam. Den zwangen sie und legten das Kreuz auf ihn, daß er es Jesu nachtrüge. Es folgte ihnen aber nach eine große Volksmenge und Frauen, die beklagten und beweinten ihn.
Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: „Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: ‚Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht gesäugt haben!‘ Dann werden sie anfangen, zu sagen zu den Bergen: ‚Fallt über uns!‘ und zu den Hügeln: ‚Decket uns!‘ Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?“
Und sie brachten ihn zum Hügel „Golgatha“, das ist übersetzt „Schädelstätte“. Es wurden aber auch zwei andere Übeltäter hingeführt, daß sie mit ihm hingerichtet würden. Dort kreuzigten sie ihn, die zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.
Pilatus aber ließ eine Tafel auf das Kreuz setzen, auf der in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache geschrieben stand: „Jesus von Nazareth, der König der Juden!“ Diese Überschrift lasen viele Juden; denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt ward, war nahe bei der Stadt. Da sprachen die Oberpriester zu Pilatus: „Schreibe nicht: ‚Der König der Juden‘, sondern daß er gesagt habe: ‚Ich bin der König der Juden!“ Pilatus aber antwortete: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben“
Die Soldaten gaben Jesus Essig zu trinken mit Galle vermischt. Aber als er es schmeckte, wollte er nicht trinken. Sie machten vier Teile, für jeden Soldaten ein Teil, dazu auch den Rock (Der Rock aber war ungenäht, von obenan gewirkt durch und durch). Dann losten aus, was jeder von ihnen bekäme. Jesus aber sprach: „Vater, vergib ihnen sie wissen nicht, was sie tun!“
Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: „Der du den Tempel Gottes zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab von Kreuz!“ So sprachen auch die Obernpriester, Schriftgelehrten und Ältesten und spotteten über ihn samt den und sprachen: „Andern hat er geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, wenn er Lust hat; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn!“
Einer der Übeltäter, die mit gehenkt wurden, spottete auch über Jesus: „Bist du Christus, so hilf dir selber und uns!“ Da antwortete der andere, rügte ihn und sprach: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sterben hier zu recht, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unredliches getan. Er sprach zu Jesu: „Herr, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Und Jesus sprach zu ihm: „Ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“
Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, des Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: „Frau, das ist dein Sohn!“ Danach spricht er zu dem Jünger: „Siehe, das ist deine Mutter!“ Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Nach dem Mittag kam eine Finsternis über das ganze Land bis etwa drei Stunden später. Dann rief Jesus laut und sprach: „Eli, Eli lamah asaphtani?“ das heißt übersetzt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Hier zitiert Jesus den Psalm 22, der aber in der Folge von einem starken Gottvertrauen zeugt).
Einige Umstehende sprachen, als sie das hörten: „Siehe er ruft den Elia“. Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn und sprach: „Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!“
Als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllt würde, spricht er: „Mich dürstet!“ Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um eine Isop-Pflanze und hielten es ihm hin an den Mund.
Jesus rief laut und sprach: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ Als er den Essig genommen hatte, sprach er: „Es ist vollbracht!“ und schrie laut und neigte das Haupt und verschied.
Und die Sonne verlor ihren Schein und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von oben bis unten. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, die Gräber taten sich auf. Der Hauptmann und die bei ihm waren und Jesus bewachten, als sie das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sehr. Und der Hauptmann, der ihm gegenüber stand und sah, daß er mit solchem Geschrei verschied, sprach: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!“
Das Volk, das dabei war und zusah, da sie sahen, was da geschah, schlugen sich an ihre Brust und wandten sich wieder um.
Es waren auch Frauen da, die von ferne alles sahen. Unter ihnen waren Maria Magdalena und Maria, Jakobus des Kleinen und des Joses Mutter, und Salome, die waren ihm nachgefolgt von Galiläa und hatten ihn versorgt, und viele andere, die mit ihm hinauf nach Jerusalem gegangen waren.
Weil es aber der Rüsttag war und die Leichname nicht den Feiertag über am Kreuze blieben sollten, baten die Juden Pilatus, daß den Gekreuzigten die Beine gebrochen und sie abgenommen würden.
Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten öffnete seine Seite mit einem Speer, und alsbald ging Blut und Wasser heraus (Mk 15,21-41; Mt 27,32-56); Lk 23, 26-55; Jh 19,16- 37).
Beerdigung Jesu
Jesus mußte schnell beerdigt werden, weil es der Rüsttag war, der Tag vor dem jüdischen Feiertag (Sabbat). Am Abend kam Joseph von Arimathia, ein reicher Mann und ehrbarer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete. Er war ein frommer Mann und hatte nicht in den Beschluß des Hohen Rats und den Handel mit Pilatus eingewilligt
Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Er machte es heimlich aus Furcht vor den Juden. Pilatus verwunderte sich, daß Jesus schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre. Und als der Hauptmann alles bestätigte, gab er Joseph den Leichnam.
Joseph kaufte eine Leinwand, nahm Jesus vom Kreuz ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab. Es war sein eigenes Grab, das er in einen Fels hatte hauen lassen und das noch nie benutzt worden war.
Bald darauf kamen einige Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, darunter Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter. Sie beschauten das Grab und wie sein Leib hingelegt wurde. Dann rollte Joseph den großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon. Die Frauen kehrten um und bereiteten Gewürze und Salben. Und den Sabbat über waren sie still nach der Vorschrift des Gesetzes
Am nächsten Tag kamen alle Oberpriester und Frommen zu Pilatus und sprachen: „Herr, wir haben gedacht, daß dieser Verführer sprach, als er noch lebte: ‚Ich will nach drei Tagen auferstehen‘. Deshalb befiehl, daß man das Grab bewache bis zum dritten Tag, damit nicht seine Anhänger kommen und stehlen ihn und sagen dem Volk: ‚Er ist auferstanden von den Toten‘, und dadurch der letzte Betrug ärger werde als der erste. Pilatus sprach zu ihnen: „Da habt ihr die Hüter; gehet hin und bewacht das Grab, so gut ihr könnt!“Sie gingen hin und verwahrten das Grab mit Wächtern und versiegelten den Stein (Mk 15,42-47; Mt 27,57-66; Lk 23,50-56; Jh 19,38-42).
Seit wann ist Jesus Gottes Sohn?
[Mit der Zeit überlegte man sich, daß Jesus nicht erst mit seiner Auferstehung der Sohn Gottes wurde, sondern schon immer der Sohn war. Zunächst ging man dabei zurück bis zur Erzählung von der „Verklärung“ Jesu. Aber dann überlegte man, daß man früher einsetzen müßte: bei der Taufe, dann bei der Geburt und schließlich (bei Johannes) schon bei der Erschaffung der Welt].
1. Die „Verklärung“ Jesu:
Jesus sprach zu seinen Anhängern: „Ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie die Herrschaft Gottes mit seiner Kraft kommen sehen!“ Nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes für sich allein und führte sie auf einen hohen Berg. Dort wurde er verklärt vor ihnen: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie der Schnee, wie sie kein Färber auf der Erde so weiß machen kann. Und es erschienen Mose und Elia, die redeten mit ihm
Da sprach Petrus zu Jesus: „Meister, hier ist gut sein. Laß uns drei Hütten machen: dir eine, Mose eine und Elia eine!“ Er wußte aber nicht, was er da redete; sie waren alle bestürzt.
Als Petrus noch so redete, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und eine Stimme aus der Wolke sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!“ Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: „Steht auf und fürchtet euch nicht!“ Als sie aber ihre Augen wieder hochhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.
Als sie aber vom Berg herab gingen, befahl ihnen Jesus: „Ihr dürft von dieser Erscheinung niemand etwas sagen, bis der Gottessohn auferstanden ist von den Toten!“ Die Anhänger dachten noch über dieses Wort nach und fragten sich untereinander: „Wie ist das mit dem Auferstehen von den Toten?“ Und sie fragten Jesus: „Die Schriftgelehrten sagen doch, daß Elia erst vor der Auferstehung kommen muß!“ Jesus antwortete: „Elia soll ja zuvor kommen und alles wieder zurechtbringen; dazu soll der Gottessohn viel leiden und verachtet werden, wie geschrieben steht. Aber ich sage euch auch: Elia ist ja schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt und haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in den alten Schriften vorausgesagt wurde. So wird auch der Gottessohn leiden müssen von ihnen!“Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte (Mk 9,1-13; Mt 17,1-13; Lk 9,29-36).
2. Die Taufe Jesu:
Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Es war im fünfzehnten Jahr des Kaisertums Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes ein Viertelfürst in Galiläa und sein Bruder Philippus ein Viertelfürst in Ituräa und in der Gegend Trachonitis und Lysanias ein Viertelfürst zu Abilene, als Hannas und Kaiphas Oberpriester waren.
Zu der Zeit kam Johannes, der Sohn des Zacharias, und predigte in der Wüste in der Gegend um den Jordan. Er hatte ein Gewand aus Kamelhaaren und einem ledernen Gürtel um seine Lenden. Er aß Heuschrecken und Honig von wilden Bienen.
Er wurde angesehen als der Vorbereiter des Retters, den schon der Prophet Jesaja vorausgesagt hatte: „Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste, der sagt: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige richtig!
Alle Täler sollen aufgefüllt werden, und alle Berge und Hügel erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll schlichter Weg werden. Und jedermann wird den Heiland Gottes sehen!“
Johannes erhielt den Befehl Gottes, die Menschen zur Umkehr aufzufordern, damit sie Vergebung Sünden erlangen und zum äußeren Zeichen dafür die Taufe empfangen. Er sprach: „Ändert euer Leben, denn die Herrschaft Gottes ist nahe herbeigekommen!“ Und es gingen zu ihm hinaus die Menschen aus dem ganzen jüdischen Land und die von Jerusalem. Sie bekannten alle ihre Sünden und ließen sich von Johannes im Jordan taufen.
Johannes aber sprach zu ihnen: „Ihr Otternbrut, wer hat euch denn gesagt, daß ihr dem zukünftigen Zorn Gottes entrinnen werdet? Seht zu, daß ihr eure Umkehr auch wirkliche Frucht bringt. Nehmt euch nicht vor, zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken! Die Axt ist schon den Bäumen an die Wurzel gelegt, Jeder Baum, der nicht eine gute Frucht bringt, wird abgehauen und in das Feuer geworfen!“
Einige Leute fragten ihn daraufhin: „Was sollen wir denn tun?“ Er antwortete ihnen: „Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat. Und wer Speise hat, der mache es genauso!“ Es kamen auch die Zöllner, daß sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: „Meister, was sollen denn wir tun?“ Er sprach zu ihnen: „Fordert nicht mehr, denn gesetzlich festgelegt ist!“ Da fragten ihn auch die Soldaten: „Was sollen denn wir tun?“ Und er sprach zu ihnen: „Tut niemand Gewalt oder Unrecht an und seid zufrieden mit eurem Sold!“
Da wurden sie Leute fast wahnsinnig und dachten in ihren Herzen, Johannes könnte der verheißene Retter, der Christus, sein. Da antwortete Johannes: „Ich taufe euch nur mit Wasser zur Umkehr. Aber nach mir kommt ein Stärkerer, für den bin ich nicht wert genug, daß ich seine Schuhe trage. Der wird euch mit dem Geist Gottes und mit Feuer taufen. Aber er hat seine Wurfschaufel schon in der Hand: Er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln. Aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer!“
Schließlich kam Jesus aus Galiläa zu Johannes an den Jordan, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wehrte ab und sprach: „Du kommst zu mir? Es müßte doch umgedreht sein, nämlich daß ich von dir getauft würde!“ Jesus aber antwortete: „Laß es heute gut sein! Es gehört sich für uns, daß wir alle Gerechtigkeit erfüllen!“ Da ließ Johannes es schließlich zu.
Als Jesus getauft war und er wieder herauf stieg aus dem Wasser, da tat sich der Himmel auf über ihm. Und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über ihn kommen. Und eine Stimme vom Himmel herab sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ Und Jesus war, als er sein Wirken anfing, ungefähr dreißig Jahre alt. Herodes aber, der Viertelfürst, den Johannes kritisiert hatte wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen all des Übels, das er tat, ließ bald darauf Johannes gefangensetzen (Mk 1,1-12; Mt 3; Lk 3).
Das Johannesevangelium beschreibt die Taufe Jesu wie folgt: Am anderen Tag sieht Johannes Jesus zu ihm kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Dieser ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber ich bin ich gekommen, um mit Wasser zu taufen, damit er bekannt würde in Israel!“ Und Johannes bezeugte: „Ich sah, daß der Geist Gottes herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir:
Auf wen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist es, der mit dem heiligen Geist tauft. Und ich sah es und bezeugte, daß dieser Gottes Sohn ist (Joh 1,29-34).
Versuchung Jesu:
Daraufhin wurde Jesus vom Geist Gottes vom Jordan in die Wüste geführt, damit er vom Teufel versucht würde. Er aß nichts in diesen Tagen, aber nach vierzig Tagen hungerte ihn. In diesem Augenblick trat der Versucher zu ihm und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden!“ Jesus aber antwortete: „In der Bibel steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das durch den Mund Gottes geht!“
Da führte ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: „Bist du Gottes Sohn, so laß dich hier hinunter. Denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln befehlen, daß sie dich bewahren und auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt“, Da sprach Jesus zu ihm: „Wiederum steht aber auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen!“
Da führte ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Das alles will ich dir geben, alle Macht und Herrlichkeit, wenn du niederfällst und mich anbetest!“ Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst allein Gott anbeten und ihm allein dienen!“ Da verließ ihn der Teufel; und die Engel traten zu ihm und dienten ihm (Mk 1,12-15; Mt 4, 1-11; Lk 4,1-14).
3. Die Geburt Jesu:
Lukas schreibt: Es haben schon viele versucht, Bericht zu geben von den Geschichten, die sich unter uns zugetragen haben. Mitgeteilt haben uns das diejenigen, die von Anfang alles selbst gesehen haben und „Diener des Worts“ gewesen sind. Nachdem ich alles von Anbeginn fleißig erfragte, habe ich es für gut angesehen, daß ich es dir, mein guter Theophilus, der Reihe nach schriebe, damit du die sichere Grundlage der Lehre erfährst, in der du unterrichtet bist.
Als Herodes König von Judäa war, lebte ein Priester mit Namen Zacharias aus der Priesterklasse Abia. Seine Frau Elisabeth gehörte zu der religiösen Gruppe der „Töchter Aarons“. Sie waren alle beide fromm vor Gott und lebten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Aber sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar, und waren beide hochbetagt.
Als er wieder einmal an der Reihe war, das Priesteramt auszuüben und Brandopfer durchzuführen, ging er in den Tempel des Herrn. Eine große Menge Leute war draußen und betete zur Zeit des Brandopfers. Da erschien ihm der Bote des Herrn rechts vom Räucheraltar. Als Zacharias ihn sah, erschrak er und Furcht kam in ihm hoch.
Aber der Bote sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias! denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn zur Welt bringen, dem sollst du den Namen Johannes geben. Und du wirst deshalb Freude und Wonne haben, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird noch im Mutterleibe erfüllt werden mit dem Geist Gottes. Und er wird der viele Israeliten zu Gott bekehren. Und er wird vor dem Retter her gehen im Geist und Kraft des Elia, um zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungläubigen zu der Klugheit der Gerechten, um dem Herrn ein vorbereitetes Volk zu übergeben!“
Zacharias sprach zu dem Engel: „Woran soll ich erkennen, daß das alles eintrifft? Denn ich bin alt und meine Frau ist betagt!“ Der Bote antwortete ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Ich bin gesandt, mit dir zu reden und dir dieses zu verkündigen. Du wirst verstummen und nicht reden können bis auf den Tag, da dies alles geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit!“
Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, daß er so lange im Tempel ausblieb. Als er herausging, konnte er nicht mit ihnen reden. Da merkten sie, daß er eine Erscheinung gehabt hatte im Tempel. Und er winkte ihnen und blieb stumm. Und als seine Amtszeit vorüber war, ging er heim in sein Haus.
Nach den Tagen wurde seine Frau Elisabeth schwanger und lebte fünf Monate sehr zurückgezogen und sprach: „Das hat mir der Herr getan, als er mich angesehen hat, damit er die Schmach unter den Menschen von mir nähme!“
Im sechsten Monat wurde der Gottesbote Gabriel von Gott gesandt in Stadt Nazareth in Galiläa, zu einer jungen Frau, die verlobt war mit Joseph aus der Familie Davids; und die junge Frau hieß Maria. Der Bote Gottes kam zu ihr hinein und sprach: „Sei gegrüßt, du Anmutige! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen!“
Als sie ihn sah, erschrak sie über seine Rede und dachte: „Welch ein Gruß ist das?“ Aber der Bote Gottes sprach zu ihr: „Fürchte dich nicht, Maria! du hast Gnade bei Gott gefunden. Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen, den sollst du Jesus nennen. Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vorfahren David geben. Und er wird ein König sein über Israel auf ewig und seine Herrschaft wird kein Ende haben!“
Da sprach Maria zu dem BotenGottes: „Wie soll das möglich sein, weil ich doch nie etwas mit einem Mann hatte?“ Der Bote Gottes antwortete ihr: „Der Geist Gottes wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Auch deine Freundin Elisabeth ist schwanger mit einem Sohn, obwohl sie doch schon so alt ist und man von ihr sagt, daß sie unfruchtbar sei. Aber sie ist jetzt schon im sechsten Monat. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich!“ Maria aber sprach: „Ich bin die Dienerin des Herrn, mir geschehe, wie du gesagt hast!“ Da verließ sie der Bote Gottes.
In diesen Tagen ging Maria eilends auf das Gebirge in die Stadt Juda und kam in das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Und Elisabeth wurde vom Geist Gottes erfüllt und rief laut: „Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Wie kommt das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Bauch. Glücklich zu preisen bist du, die du geglaubt hast! denn es wird alles vollendet werden, was dir von dem Herrn gesagt ist!“ Maria aber sprach:
„Mein ganzes Inneres macht Gott groß,
und mein Geist freut sich über Gott, meinen Heiland.
Denn er hat die Niedrigkeit seiner Dienerin angesehen.
Von nun an werden mich alle Kindeskinder selig preisen;
denn er hat große Dinge an mir getan,
der mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit dauert immer gegenüber denen,
die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut,
die hochmütig sind in ihrem Herzen.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und hebt die Niedrigen hoch.
Die Hungrigen sättigt er mit Gütern und läßt die Reichen leer.
Er erinnert sich an seine Barmherzigkeit und hilft Israel wieder auf,
wie er schon geredet hat zu unseren Vorfahren,
Abraham und seinen Nachkommen für ewig!“
Und Maria blieb drei Monate bei Elisabeth. Danach kehrte sie wieder heim. Als der Geburtstermin herangekommen war, brachte Elisabeth einen Sohn zur Welt. Als ihre Nachbarn und Freunde hörten, daß der Herr eine so große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, da freuten sie sich mit ihr.
Am achten Tag wollten sie das Kind in die jüdische Gemeinde aufnehmen durch die Beschneidung und hießen den Sohn nach seinem Vater Zacharias. Aber seine Mutter widersprach: „Nein, er soll Johannes heißen!“ Sie aber sprachen zu ihr: „Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt!“ Da winkten sie seinem Vater, wie er ihn wollte heißen lassen. Der forderte ein Täfelchen und schrieb: „Er heißt Johannes!“ Und sie wunderten sich alle. Aber in dem Augenblick wurden sein Mund und seine Zunge aufgetan, und er redete und lobte Gott. Es kam aber eine Furcht über alle Nachbarn. Und die ganze Geschichte wurde bekannt auf dem ganzen jüdischen Gebirge. Und alle, die es hörten, nahmen es sich zu Herzen und sprachen: „Was, meinst du, wird wohl aus dem Kindl werden? Denn die Hand des Herrn war mit ihm!“
Sein Vater Zacharias aber wurde vom Geist Gottes erfüllt und weissagte:
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels! denn er hat besucht und erlöst sein Volk und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils im Haus seines Dieners David.
So hat er schon vor langer Zeit geredet durch den Mund des Propheten:
daß er uns errettete von unseren Feinden und von der Hand aller, die uns hassen, und Barmherzigkeit zeigte unsern Vätern und dachte an seinen heiligen Bund und an den Eid, den er geschworen hat unserm Urvater Abraham.
Er wollte uns alles geben, damit wir - erlöst aus der Hand unserer Feinde - ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang in Heiligkeit und Gerechtigkeit, wie sie ihm gefällt.
Und du, Kind, wirst ein Prophet des Höchsten heißen.
Du wirst vor dem Herrn her gehen, damit du seinen Weg vorbereitest und
seinem Volk zur Erkenntnis des Heils hilfst durch die Vergebung ihrer Sünden und durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch den uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe.
Er soll denen erscheinen, die sitzen in der Finsternis und im Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!“
Und das Kind wuchs und wurde stark im Geist. Schließlich war er in der Wüste, bis er vor das Volk Israel hervortreten sollte (Lk 1).
Matthäus schreibt: Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi, der ein Nachkomme Davids und Abrahams ist [Jetzt folgt bei Matthäus ein angeblicher Stammbaum Jesu, der mit Abraham beginnt und vor allem nachweisen will, daß Jesus ein Nachkomme des Königs David war. Lukas hat einen anderen Stammbaum Jesu erst nach der Taufe und führt die Linie von Jesus bis zu Adam].
Die Geburt Jesu geschah wie folgt: Als seine Mutter Maria mit Joseph verheiratet war, stellte sich heraus, daß sie schwanger war vom Geist Gottes, ehe Joseph sie in sein Haus geholt hatte. Joseph war aber ehrenhaft und wollte sie nicht in Schande bringen, dachte aber daran, sie heimlich zu verlassen.
Als er aber so dachte, da erschien ihm ein Bote Gottes im Traum und sprach: „Joseph, du Nachkomme Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das in ihr heranwächst, das ist vom Geist Gottes. Sie wird einen Sohn zur Welt bringen, den sollst du Jesus nennen, d.h. er wird ein Helfer sein, der sein Volk retten wird von seinen Sünden. Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, wenn er spricht: „Siehe, eine junge Frau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihn Immanuel heißen, das heißt: Gott mit uns!“
Als nun Joseph aus dem Schlaf erwachte, tat er, wie ihm Bote Gottes befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Aber er hatte keinen Geschlechtsverkehr mehr mit ihr, bis sie ihren ersten Sohn zur Welt brachte. Und er gab ihm den Namen „Jesus“ (Mt 1).
[Die Vorstellung von der „Jungfrauengeburt“ war ein Bild der antiken Zeit, das immer dann verwendet wurde, wenn man eine Person als besonders herausragend kennzeichnen wollte, zum Beispiel Könige. So muß man das auch bei Jesus verstehen. Aber biologisch gesehen ist er entstanden wie jeder andere Mensch auch, Joseph ist sein leiblicher Vater. Aber das tut seiner Besonderheit keinen Abbruch, er ist auch Gottes Sohn, wenn Maria keine „Jungfrau“ war](Mt 1).
Lukas schreibt: Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt zur Steuerschätzung herangezogen würde. Diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, als Kyrenius Statthalter von Syrien war. Jeder ging in seine Geburtsstadt, daß er sich einschreiben ließe.
Da machte sich auch auf Joseph aus der Stadt Nazareth in Galiläa, nach Bethlehem, der Stadt Davids im jüdischen Land, weil er aus der Familie Davids war, damit er sich schätzen ließe mit seiner Frau Maria, die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Es waren aber auch Hirten in dieser Gegend auf dem Feld bei den Hürden, die hüteten in der Nacht ihre Herde.
Da trat der Bote Gottes zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie, und sie fürchteten sich sehr. Der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen!“ Zugleich war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens!“
Und als die Boten Gottes von ihnen zum Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: „Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat!“ Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Und alle, die es hörten, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten und wie n zu ihnen gesagt war (Lk 2,1-20).
Die Weisen aus dem Osten:
Als Jesus geboren wurde zur Zeit des Königs Herodes in Bethlehem im jüdischen Land, da kamen die Weisen aus dem Osten nach Jerusalem und sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Osten und sind gekommen, ihn anzubeten!“ Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Herodes versammelte alle Oberpriester und Schriftgelehrten aus dem Volk und erforschte von ihnen, wo der „Christus“ sollte geboren werden.
Sie sagten ihm: „In Bethlehem im jüdischen Land! Denn es steht geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas. Denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei!“
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und versuchte eifrig, von ihnen zu erfahren, wann der Stern erschienen wäre. Dann wies er sie nach Bethlehem und sprach: „Geht hin und forscht fleißig nach dem Kind. Und wenn ihr es findet, so sagt es mir, damit ich auch komme und es anbete!“
Als die Weisen nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er oben über dem Stall stand, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria, und fielen nieder und beteten es an. Dann taten sie ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe [Weihrauch ist ein Harz, Myrrhe eine Pflanze]. Aber Gott befahl den Weisen im Traum, daß sie nicht wieder zu Herodes gehen sollten. Und sie zogen auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.
[Es folgt nun die Geschichte vom „Kindermord in Bethlehem“. Diese ist aber unhistorisch und soll nur erklären, weshalb Joseph und seine Familie nach Ägypten kamen, damit sich das Bibelwort erfüllen sollte, daß der Sohn Gottes aus Ägypten gerufen werden sollte, so wie schon das Volk Israel aus Ägypten ausgezogen war].
Als die Weisen weggezogen waren, da erschien der Bote Gottes dem Joseph im Traum und sprach: „Steh auf und nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach Ägypten und bleib dort, bis ich es dir sage!“ Da stand er auf und nahm das Kind und seine Mutter und floh in der Nacht nach Ägypten. Er blieb dort bis nach dem Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen!“
Als Herodes gestorben war, da erschien der Bote Gottes dem Joseph im Traum in Ägypten und sprach: „Stehe auf und zieh hin in das Land Israel!“ So ging er und wohnte in der Stadt Nazareth, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: „Er soll Nazarener heißen!“ (Mt 2).
Aufnahme Jesu in die Gemeinde:
Als acht Tage um waren, sollte das Kind in die jüdische Gemeinde aufgenommen werden durch die Beschneidung, da wurde ihm der Name „Jesus“ gegeben. Dieser Name war genannt worden von dem Boten Gottes, als er noch im Mutterleibe war.
Als die Tage der Reinigung nach den Vorschriften des Mose kamen, brachten sie das Kind nach Jerusalem, daß sie es (symbolisch) Gott übergaben und das vorgeschriebene Tieropfer leisteten.
Es war aber ein Mensch war in Jerusalem mit Namen Simeon. Dieser war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Geist Gottes war in ihm. Er hatte eine erhalten vom Geist Gottes, er würde nicht sterben, ehe er nicht zuvor den Christus des Herrn gesehen hätte.
Er kam auf Anregung des Geistes in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, daß sie für ihn das täten, was man nach dem Gesetz, zu tun pflegt, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;
denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitest hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel.
Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von dem Kind geredet wurde.
Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria: „Dieser wird eingesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird (und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen), damit die Gedanken vieler Herzen offenbar werden!“
Es war dort aber auch eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, die war hoch betagt und hatte sieben Jahre mit ihrem Manne gelebt. Sie war jetzt eine Witwe im Alter von vierundachtzig Jahren. Die kam niemals mehr vom Tempel fort und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die trat auch hinzu in derselben Stunde und pries den Herrn und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung in Jerusalem warteten.
Als die Eltern alles vollendet hatten, wie es das Gesetz des Herrn vorschrieb, kehrten sie wieder nach Galiläa zu ihrer Stadt Nazareth. Aber das Kind wuchs und wurde stark im Geist und voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm (Lk 2,21-40).
4. Der Anfang des Johannesevangeliums:
[Hier ist das Ende der theologischen Überlegungen erreicht. Jesus muß schon von Anfang der Welt an der Sohn Gottes gewesen sein. Wenn Johannes hier in der Sprache der Gnosis von dem „Wort“ (logos) spricht, dann meint er damit Jesus].
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.
Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Dieser kam, daß er von dem Licht zeugte, damit sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.
Jesus war das wahrhaftige Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch es gemacht, aber die Welt kannte es nicht. Jesus kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben.
Diese sind nicht aus Blut noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes entstanden, sondern von Gott geboren. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Das Leben Jesu, seine Predigt und sein Wirken
[Neben den Daten über Geburt und Tod Jesu sammelte man dann aber auch die Erzählungen von seinen „Wundern“, stellte seine einprägsamen Worte in „Reden“ zusammen und hielt seine „Gleichnisse“ fest.
Der zwölfjährige Jesus im Tempel:
Die Eltern Jesu gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Osterfest. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie zum Fest hinauf nach Jerusalem, wie sie es gewohnt waren. Als die Festtage um waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus in Jerusalem. Seine Eltern merkten es nicht, denn sie meinten, er wäre unter ihren Gefährten. Sie kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Freunden und Bekannten. Als sie ihn aber nicht fanden, gingen sie wieder nach Jerusalem und suchten ihn. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den (Glaubens-) Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte und alle, die ihm zuhörten, wunderten sich über seinen Verstand und seine Antworten.
Als die Eltern ihn sahen, entsetzten sie sich. Seine Mutter aber sprach zu ihm: „Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!“.
Er aber sprach zu ihnen: „Weshalb habt ihr mich gesucht? Wißt ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?“ Aber sie verstanden das Wort nicht, das er mit ihnen redete. Dann ging er aber mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und ordnete sich ihnen unter. Aber seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen (Lk 2,41-52).
Berufung der ersten Anhänger:
Als Jesus hörte, daß Johannes gefangen war, zog er nach Galiläa. Er ging aber nicht nach Nazareth, sondern wohnte zu Kapernaum am See Genezareth. Die Kunde von ihm erscholl bald in alle umliegenden Orte. Er predigte die frohe Botschaft vom Reich Gottes und sprach: „Die Zeit ist erfüllt und die Herrschaft Gottes ist herbeigekommen. Ändert euer Leben und glaubt an die frohe Botschaft Gottes!“
Als Jesus am See Genezareth entlang ging, sah er zwei Brüder: Simon, der später Petrus genannt wurde, und sein Bruder Andreas. Die warfen ihre Netze in den See, denn sie waren Fischer. Jesus aber sprach zu ihnen: „Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Und sofort verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.
Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus und seinen Bruder Johannes, die die Netze im Schiff flickten. Auch sie rief er, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit den Tagelöhnern im Schiff und folgten ihm nach (Mk 1,16-20; Mt 4,12-25).
Berufung des Petrus:
Als Jesus am See Genezareth predigte, sah er zwei Schiffe am See stehen, die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Netze. Da trat er in eines der Schiffe, das Simon gehörte, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande wegführte. Und er setzte sich und lehrte das Volk aus dem Schiff.
Als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: „Fahre in die Mitte des Sees und werft eure Netze aus, daß ihr einen Fang macht!“ Simon antwortete: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich das Netz auswerfen!“ Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihr Netz zerriß.
Sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, daß sie kämen und ihnen beim Ziehen helfen. Die kamen auch und füllten beide Schiffe voll, so daß sie fast sanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er vor Jesus auf die Knie und sprach: „Herr, gehe von mir weg! Ich bin ein sündiger Mensch“ Denn er und auch alle, die mit ihm waren, hatten einen fürchterlichen Schrecken bekommen, wegen dieses Fischzugs, den sie miteinander gemacht hatten. Jesus aber sprach zu Simon: „Fürchte dich nicht, denn von nun an wirst du Menschen fangen!" Und sie führten die Schiffe ans Land und verließen alles und folgten Jesus nach (Lk 5, 1-11)
Berufung des Levi (Matthäus):
Danach ging Jesus weiter und sah einen Zöllner mit Namen Levi, der auch Matthäus genannt wurde, an der Zollstation sitzen und sprach zu ihm: „Folge mir nach!“ Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.
Zunächst aber richtete Levi ein großes Mahl zu in seinem Haus, und viele Zöllner und andere saßen mit ihm am Tisch. Als die Schriftgelehrten und Frommen sahen, daß er mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu seinen Anhängern: „Warum ißt und trinkt er mit den Zöllnern und Sündern?“ Als Jesus das hörte, sprach er zu ihnen: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Umkehr zu rufen, und nicht die Gerechten!“ (Mk 2,13-17; Mt 9, 10-13).
Schließlich berief Jesus einen engeren Anhängerkreis von zwölf Männern. Ihre Namen waren: Simon (genannt Petrus) und Andreas (sein Bruder), Jakobus (Sohn des Zebedäus) und Johannes (sein Bruder), Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus (der Zöllner), Jakobus (der Sohn des Alphäus), Lebbäus (mit dem Zunamen Thaddäus), Simon von Kana und Judas Ischariot, der Jesus dann später verriet.
Diese zwölf Männer sandte Jesus und befahl ihnen: „Geht nicht auf die Straße der Andersgläubigen und zieht nicht in die Städte der Samariter. Sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Volk Israel. Geht aber und predigt: Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Hautkranken, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus!“
Dann fuhr Jesus fort: „Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch. Ihr sollt nicht Gold oder Silber oder Erz in euren Gürteln haben, auch keine Tasche auf der Fahrt, auch nicht zwei Gewänder, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn ein Arbeiter ist seiner Speise wert. Wo ihr aber in eine Stadt oder ein Dorf geht, da erkundigt euch, ob jemand darin ist, der es wert ist. Bei dem bleibt, bis ihr von davon zieht. Wo ihr aber in ein Haus geht, so grüßt es. Und wenn es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. Und wo euch jemand nicht annehmen wird und eure Rede nicht hören will, dann geht heraus aus dem Haus oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen. Ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher ergehen am Jüngsten Gericht als dieser Stadt!“
Jesus sagt aber auch ehrlich: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Deshalb seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch vor den Menschen, denn sie werden euch vor ihre Rathäuser zerren und werden euch geißeln in ihren Bethäusern. Man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, damit herauskommt, wie sie und die Andersgläubigen sind. Wenn sie euch aber vor Gericht stellen werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt, denn es soll euch in dieser Stunde eingegeben werden, was ihr reden sollt. Denn ihr seid es dann nicht, die reden, sondern eures der Geist Gottes ist es, der durch euch redet.
Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören gegen die Eltern und ihnen zum Tode helfen. Und ihr müßt gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig.
Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, dann flieht in eine andere. Ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Gottes Sohn kommt. Der Anhänger ist nicht über seinen Meister und der Diener nicht über den Herrn. Es ist für den Anhänger genug, daß es ihm geht wie seinem Meister und dem Diener so wie seinem Herrn. Haben sie schon den Hausvater „Teufel“ geheißen, wieviel mehr werden sie seine Mitbewohner so heißen! So fürchtet euch denn nicht vor ihnen. Es ist nichts verborgen, das es nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht, und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern!“
Schließlich sagt Jesus dann noch: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt keiner von denen auf die Erde ohne euren Vater. Auch eure Haare auf dem Kopf sind alle gezählt. So fürchtet euch nicht, ihr seid besser als viele Sperlinge. Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.
Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen aufzustacheln gegen seinen Vater und die Tochter gegen ihre Mutter und die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert: Und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren. Und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.
Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt im Namen eines Propheten, der wird den Lohn eines Propheten empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt im Namen eines Gerechten, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen. Und wer einen von diesen Geringsten nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, das wird ihm nicht unbelohnt bleiben [Hier werden schon Erfahrungen der späteren christlichen Gemeinde verarbeitet](Mk 3,14-18; Mk 6.7-13; Mt 10; Lk 6,1-19).
Das Johannesevangelium kennt weitere Berufungen: Am anderen Tag stand Johannes abermals und mit zwei seiner Anhänger zusammen. Und als er Jesus kommen sah, sprach er: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“ Und die zwei Anhänger hörten ihn reden und folgten Jesu nach. Jesus aber wandte sich um und sah, wie sie hinter ihm hergingen, und sprach zu ihnen: „Was suchet ihr?“ Sie aber sprachen zu ihm: „Meister, wo bist du untergebracht?“ Er sprach zu ihnen: „Kommt und seht es!“ Sie kamen und sahen es und blieben den Tag bei ihm.
Einer von de zweien, die von Johannes hörten und Jesus nachfolgten, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus. Der findet am ersten seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: „Wir haben den Messias gefunden!“ (das heißt übersetzt „der Gesalbte“), und führte ihn zu Jesus. Da ihn Jesus sah, sprach er: „Du bist Simon, Jonas Sohn. Du sollst Kephas („Fels“) heißen.
Am anderen Tag wollte Jesus wieder nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: „Folge mir nach!“ Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: „Wir haben den gefunden, von dem Moses und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josephs Sohn von Nazareth. Aber Nathanael sprach zu ihm: „Was kann von Nazareth Gutes kommen?“ Philippus spricht zu ihm: „Komm und sieh es!“ Jesus sah Nathanael zu sich kommen und spricht von ihm: „Siehe, ein rechter Israeliter, an dem kein Falsch ist!“
Nathanael spricht zu ihm: „Woher kennst du mich?“ Jesus antwortete: „Ehe denn dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich!“ Nathanael antwortete: „Meister, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“ Jesus antwortete ihm: „Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum. Du wirst noch Größeres als das sehen!“ Und er spricht zu ihm: „Ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Boten Gottes hinauf und herab fahren auf den Gottessohn (Joh 1,35-51).
Erste Heilungen:
Jesus kam nach Kapernaum und lehrte am Feiertag. Die Leute wunderten sich über seine Lehre; denn seine Rede war gewaltig, denn er lehrte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten. Es war aber ein Mensch im Bethaus, der war besessen von einem unsauberen Teufel. Der schrie laut: „Halt, was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? Du bist gekommen uns zu verderben. Ich weiß wer du bist: der Heilige Gottes!“ Und Jesus bedrohte ihn: „Verstumme und fahre aus von ihm!“ Und der Teufel warf ihn mitten unter die Leute und fuhr von ihm aus und schrie laut und tat ihm keinen Schaden. Und es kam eine Furcht über sie alle, und redeten miteinander und sprachen: „Was ist das für ein Ding? Er gebietet mit Macht und Gewalt den unsauberen Geistern, und sie fahren aus!“
Jesus stand auf und kam in Simons Haus. Und Simons Schwiegermutter hatte ein schweres Fieber. Sie erzählen ihm von ihr und baten ihn für sie. Da trat er zu ihr und richtete sie auf und hielt sie an der Hand und befahl dem Fieber zu weichen, und es verließ sie. Und sofort stand sie auf und bediente sie. Als die Sonne untergegangen war, brachten alle, die Kranke mit mancherlei Krankheiten hatten, diese zu ihm. Und er legte auf einen jeden die Hände und machte sie gesund. Es fuhren auch die Teufel aus von vielen und schrieen: „Du bist Christus, der Sohn Gottes!“ Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wußten, daß er der Christus war.
Da es aber Tag ward, ging er hinaus an eine wüste Stätte. Die Leute suchten ihn und kamen zu ihm und hielten ihn auf, daß er nicht von ihnen ginge. Er sprach aber zu ihnen: „Ich muß auch andern Städten die frohe Botschaft verkündigen von der Herrschaft Gottes, denn dazu bin ich gesandt. Und er predigte in den Bethäusern Galiläas (Mt 8,14-17; Mt 13,53-58; Lk 4,31-44).
Dann ging Jesus umher im ganzen galiläischen Land, lehrte in den Bethäusern und predigte die frohe Botschaft von der Herrschaft Gottes und heilte allerhand Seuchen und Krankheit im Volk. Und sie brachten zu ihm allerhand Kranke, die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen, und er machte sie alle gesund. Und es folgten ihm viele Leute aus Galiläa, aus den Zehn-Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordans
In Nazareth:
Als Jesus nach Nazareth kam, wo er aufgewachsen war, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen, schickten einen zu ihm und ließen ihn rufen, sie wollten mit ihm reden. Die Leute saßen um ihn.
Da sprach einer zu ihm: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden!“ Er aber reckte die Hand aus über seine Anhänger und sprach zu dem, der es ihm ansagte: „Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder, Schwester und Mutter (Mt 12, 46-50; Mk 3,20-35).
Am Feiertag ging er in das Bethaus, wie er es gewohnt war. Als er aufstand und vorlesen wollte, wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: „Der Geist des Herrn ist bei mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, zu verkündigen die frohe Botschaft den Armen, zu heilen die ein zerstoßenes Herz haben, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden, daß sie wieder sehen können und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, und zu verkünden das angenehme Jahr des Herrn!“
Als er die Rolle zusammenrollte, gab er sie dem Helfer und setzte sich. Und aller Augen, die im Bethaus waren, sahen auf ihn. Da fing er an, zu ihnen zu sagen: „Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren!“
Alle lobten ihn und wunderten sich über die aufmunternden Worte aus seinem Mund und sprachen: „Woher kommt denn so etwas? Und was ist für eine Weisheit, die ihm gegeben ist, und welche Taten, die durch seine Hände geschehen? Ist das nicht der Sohn Josephs und Marias, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.
Er sprach zu ihnen: „Ihr werdet freilich zu mir das Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, die in Kapernaum geschehen sind! Tu das auch hier in deiner Vaterstadt!“
Er sprach aber: „Kein Prophet ist angesehen in seinem Vaterland. Aber ich sage euch: Es waren viele Witwen in Israel zu Elias Zeiten, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und als eine große Teuerung war im ganzen Land. Aber zu keiner wurde Elia gesandt als allein nach Sarepta zu einer Witwe. Und viele Aussätzige waren in Israel zu Zeiten des Propheten Elisa. Aber keiner wurde von seiner Hautkrankheit gereinigt als allein Naeman aus Syrien!“ Er wunderte sich über ihren Unglauben, und er konnte dort nicht eine einzige Wohltat tun.
Als sie das hörten, wurden sie alle voll Zorns, die im Bethaus waren, und standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn auf einen Hügel des Berges, darauf ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen. Aber er ging mitten durch sie hinweg (Mk 6,1-6; Lk 4, 15-30).
Die Verkündigung Jesu
Die „Bergpredigt“:
[Unter diesem Namen sind verschiedene Aussprüche Jeu zusammengefaßt worden. Die entsprechenden Aussprüche bei Lukas werden als „Feldrede“ bezeichnet. Daraus schließt man, daß hier als Quelle eine frühere Sammlung von Jesusworten vorlag, die Matthäus und Lukas außer dem Markusevangelium benutzen. Das heißt aber nicht, daß Jesu wirklich einmal eine solche kompakte „Rede“ gehalten hat]
Seligpreisungen:
Glücklich zu preisen sind, die arm an Glauben sind, denn ihnen gehört Gott.
Glücklich zu preisen sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Glücklich zu preisen sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Glücklich zu preisen sind, die hungert und dürstet, denn sie sollen satt werden.
Glücklich zu preisen sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Glücklich zu preisen sind die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.
Glücklich zu preisen sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Glücklich zu preisen sind, die wegen der Gerechtigkeit verfolgt werden, denn das Reich Gottes gehört ihnen.
Glücklich zu preisen seid ihr, die ihr hier weint, denn ihr werdet lachen Glücklich zu preisen seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Böses gegen euch, wenn sie dabei lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch bei Gott wohl belohnt werden. Denn so haben sie auch verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.
Licht der Welt:
Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz fad wird, womit soll man salzen? Es ist in Zukunft zu nichts nütze, als daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Meßbecher oder unter eine Bank, sondern auf einen Leuchter, so leuchtet es allen, die im Hause sind. Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar werde, auch nichts Heimliches, das nicht kund werde und an den Tag komme. Also laßt euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Das Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn nun dein Auge hell ist, so ist dein ganzer Leib licht; so aber dein Auge ein Schelm ist, so ist auch dein Leib finster. So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsternis sei. Wenn nun dein Leib ganz licht ist, daß er kein Stück von Finsternis hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz dich erleuchtet (Mk 4,21-25; Lk 8,16-18; Lk 11,33-36)
Das bessere Gesetz:
Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch: Bis Himmel und Erde zergehen, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein I-Punkt vom Gesetz, bis daß das alles geschehe. Wer nun eins von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Reich Gottes. Wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Reich Gottes. Ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Frommen, so werdet ihr nicht in die Herrschaft Gottes kommen.
Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: „Du sollst nicht töten. Wer aber tötet, der soll vor Gericht kommen!“ Ich aber sage euch: „Wer mit seinem Mitmenschen zürnt, der wird schon vor Gericht gestellt. Wer aber zu seinem Mitmenschen 'Racha' sagt, der kommt vor den Rat. Wer aber sagt: Du Narr! der kommt ins höllische Feuer!“
Deshalb, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und es fällt dir dort ein, daß dein Mitmensch etwas gegen dich habe, so laß vor deine Gabe dem Altar und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Mitmenschen, und dann komm und opfere deine Gabe.
Sei deinem Widersacher bald zu willen, während du noch bei ihm auf dem Wege bist, damit dich der Widersacher nicht einst überantworte dem Richter, und der Richter überantworte dich dem Gerichtsdiener und du wirst in den Kerker geworfen. Ich sage dir: „Du wirst nicht dort herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast!“
Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Ich aber sage euch: „Wer eine Frau ansieht und sie begehrt, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Es ist auch gesagt: „Wer sich von seiner Frau scheiden will, der soll ihr einen Scheidebrief geben!“ Ich aber sage euch: „Wer sich von seiner Frau scheidet (es sei denn, sie habe Ehebruch begangen), der macht, daß sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe!“
Ärgert dich aber dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf' es von dir. Es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verderbe, aber nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verderbe, aber nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.
Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist: „Du sollst keinen falschen Eid leisten und sollst Gott deinen Eid halten!“ Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einziges Haar schwarz oder weiß zu machen. Eure Rede aber sei: „Ja, ja; nein, nein!“ Was darüber ist, das ist vom Übel.
Feindesliebe:
Ihr habt gehört, daß gesagt ist: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern wenn dir jemand einen Schlag gibt auf deinen rechten Backen, dem biete auch den andern hin. Wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Wenn dich jemand drängt eine Meile zu gehen, so gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der von dir etwas borgen will. Wer dir das deine nimmt, da fordere es nicht wieder. Tut wohl und leiht aus, ohne etwas dafür zu erhoffen, so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein, denn er ist gütig über die Undankbaren und Bösen.
Ihr habt gehört, daß gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Ich aber sage euch: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vater im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Dasselbe tun doch auch die Betrüger! Und die Sünder lieben auch ihre Liebhaber! Und wenn ihr euch nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Besonderes? Tun das nicht auch die Betrüger! Wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, so tut auch ihnen. Deshalb sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Spenden:
Habt acht auf eure Spenden, daß ihr die nicht gebt, um von den Leuten gesehen zu werden, sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du Spenden gibst, sollst du das nicht vor dir herposaunen lassen, wie die Täuscher tun in den Bethäusern und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden.
Ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin! Wenn du Spenden gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit deine Spende verborgen bleibt. Und dein Vater im Himmel, der in das Verborgene sieht, wird dir das vergelten öffentlich.
Beten:
Wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Täuscher, die gerne da stehen und beten in den Bethäusern und an den Ecken auf den Gassen, damit sie von den Leuten gesehen werden. Ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin! Wenn du betest, so gehe in dein Zimmer und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen: Und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir das vergelten öffentlich.
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Andersgläubigen, denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Ihr sollt euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr braucht, ehe ihr ihn bittet. Deshalb sollt ihr so beten:
Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein sind das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.
Dann erläutert Jesus: Wer unter euch ginge um Mitternacht zu einem Freund und spräche zu ihm: „Lieber Freund, leihe mir drei Brote, denn es ist mein Freund zu mir gekommen von der Straße, und ich habe nichts, was ich ihm vorlege!“ Und der drinnen würde antworten: „Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Zimmer. Ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben!“
Ich sage euch: „Wenn er auch nicht aufsteht und gibt ihm, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, wieviel er braucht. Und ich sage euch auch: „Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan! Denn wer da bittet, der nimmt, und wer da sucht, der findet, und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater ums Brot, der ihm einen Stein dafür biete? Und wenn er um einen Fisch bittet, der ihm eine Schlange für den Fisch biete?
Oder wenn er um ein Ei bittet, der ihm einen Skorpion dafür biete? Wenn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern doch gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den göttlichen Geist geben denen, die ihn bitten! (Lk 11,1-13).
Fasten:
Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Täuscher, denn sie verstellen ihr Angesicht, damit sie vor den Leuten gut erscheinen mit ihrem Fasten. Ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin! Wenn du aber fastest, so salbe deinen Kopf und wasche dein Gesicht, damit du nicht gut erscheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der verborgen ist. Und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir das vergelten öffentlich.
Schätze:
Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und die Diebe nachgraben und sie stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
Auge:
Das Auge ist die Leuchte des Leibes. Wenn dein Auge rein ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. Ist aber dein Auge böse, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn aber das Licht in dir Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!
Sorgen:
Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld. Deshalb sage ich euch: Sorgt nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Körper, was ihr anziehen werdet. Das Leben ist mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung. Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht. Sie haben auch keinen Keller und keine Scheune. Aber Gott ernährt sie doch.
Seid ihr denn nicht viel mehr als die Vögel? Wer ist unter euch, der seiner Lebenslänge ein Stückchen hinzufügen möge, auch wenn er sich darum sorgt? Wenn ihr schon dieses Geringste nicht könnt, warum sorgt ihr euch um das andere?
Und warum sorgt ihr für die Kleidung? Seht die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie keinen Stoff! Ich sage euch, daß auch der König Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht so bekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld, das doch heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, derartig kleidet, sollte er das nicht viel mehr mit euch tun, ihr Kleingläubigen? Deshalb fragt auch ihr nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und macht euch keine Unruhe. Nach dem allem trachten auch die Andersgläubigen in der Welt. Aber euer himmlischer Vater weiß wohl, daß ihr das alles braucht.
Strebt zuerst die Herrschaft Gottes und seine Gerechtigkeit an, so wird euch das alles zufallen. Deshalb sorgt nicht für den andern Morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeder Tag seine eigene Plage habe. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es eurem Vater, euch die Herrschaft zu geben. Verkauft, was ihr habt, und spendet es anderen. Macht euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz im Himmel, der niemals abnimmt, wo kein Dieb drankommt und den keine Motten fressen. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein (Parallele in Lk 12,22-34).
Nicht richten:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebe, so wird euch vergeben. Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden.
Was siehst du den Splitter im Auge deines Mitmenschen und bemerkst nicht den Balken in deinem Auge? Oder wie darfst du sagen zu deinem Mitmenschen: „Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen!“ und siehe ein Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach siehe zu, wie du den Splitter aus dem Auge des Anderen ziehst!
Gebt, so wird euch gegeben. Dann wird man ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß in euren Schoß geben. Denn eben mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird man euch wieder messen.
Er sagte ihnen ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg zeigen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Schüler steht nicht über seinem Meister; erst wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen.
Es gibt keinen guten Baum, der faule Frucht trägt, und keinen faulen Baum, der gute Frucht trägt. Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt. Denn man liest nicht Feigen von den Dornen und liest nicht Trauben von den Hecken. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz seines Herzens. Wem aber das Herz voll ist, des geht der Mund über. Was ruft ihr mich aber „Herr, Herr“, und tut nicht, was ich euch sage?
Weherufe:
Wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin.
Wehe euch, die ihr voll seid, denn euch wird hungern.
Weh euch, die ihr hier lachet, denn ihr werdet weinen und heulen.
Weh euch, wenn euch jedermann nach dem Munde redet!
Das Gleiche taten eure Väter den falschen Propheten auch.
Bitten:
Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer bittet, der empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan. Wer ist unter euch, der, wenn ihn sein Sohn bittet ums Brot, ihm einen Stein biete? Oder wenn er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete? Wenn also ihr, die ihr doch arg seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten! Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten.
Enge Pforte:
Geht ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg zur Verdammnis ist breit, und es sind viele, die darauf gehen. Aber die Pforte ist eng und der Weg zum Leben ist schmal, und wenige sind es, die ihn finden.
Falsche Propheten:
Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Ein jeder guter Baum bringt gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte.
Ein guter Baum kann keine bösen Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum aber, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Deshalb: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Den Willen Gottes tun:
Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! ins Reich Gottes kommen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: „Ich habe euch noch nie erkannt, weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“
Hausbau:
Wer diese meine Rede hört und tut danach, den vergleiche ich einem klugen Mann, der tief grub und den Grund des Hauses auf den Fels legte. Als nun ein Platzregen fiel und ein Gewässer kam und die Winde wehten und an das Haus stießen, fiel es doch nicht um, denn es war auf einen Felsen gegründet.
Wer aber diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und ein Gewässer kam und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es um, erlitt einen großen Riß und tat einen großen Fall.
Als Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre, denn er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten (Mt 5-7; Lk 6, 20-49).
Heilungen
[Jesus hatte sicherlich eine Gabe, Krankheiten zu heilen, vor allem wenn sie auf seelischen Störungen beruhten. Aber das muß nicht heißen, daß jede Krankenheilung sich wirklich so ereignet hat. Doch durch solche Erzählungen soll gezeigt werden, daß Jesus der Herr auch über die Krankheit ist].
Heilung des Gichtkranken:
Als Jesus in Kapernaum war, sprach es sich herum, daß er im Hause war. Da versammelten sich bald viele - und weil nicht genug Platz war auch draußen vor der Tür - und er sagte ihnen das Wort Gottes.
Da kamen vier Männer zu ihm, die trugen einen Gichtkranken auf einer Trage herbei. Aber wegen der vielen Leute fanden sie keine Stelle, wo sie ihn hineinbrächten. Da stiegen sie auf das flache Dach, deckten es auf und ließen den Kranken mit der Trage durch die Ziegel hernieder mitten vor Jesus. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtkranken: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“
Es waren aber einige Schriftgelehrte da, die dachten in ihrem Herzen: „Wie kann dieser eine solche Gotteslästerung aussprechen? Wer kann Sünden vergeben als allein Gott? Dieser lästert Gott!“ Als Jesus ihre Gedanken merkte, antwortete er: „Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter: zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und gehe umher? Aber ihr sollt erkennen, daß der Gottessohn die Macht hat, Sünden zu vergeben!“
Und damit sprach er zu dem Gichtkranken: „Ich sage dir, stehe auf, nimm deine Trage und gehe heim!“ Sogleich stand er auf, nahm seine Trage und ging hinaus vor allen, so daß sie sich entsetzten und Gott priesen, der solche Macht den Menschen gegeben hat. Sie sprachen: „Wir haben so seltsame Dinge noch nie gesehen!“ (Mk 2,1-12; Mt 9,1-8: Lk 5, 18-26).
Heilung eines Hautkranken:
Ein Aussätziger kam und bat ihn: „Herr, wenn du willst, kannst du mich wohl reinigen!“ Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: „Ich will es tun, sei gereinigt!“ Sofort wurde er von der Hautkrankheit geheilt. Jesus sprach zu ihm: „Sage es niemand, sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat!“ (Mt 8, 2-4; Lk 5,12-17).
Heilung einer Frau mit Blutungen:
Eine Frau hatte zwölf Jahre Blutungen gehabt und hatte all ihr Vermögen an die Ärzte gewandt, und konnte von niemand geheilt werden. Die trat von hinten an Jesus heran und rührte den Saum seines Gewandes an. Denn sie hatte sich überlegt: Wenn ich nur sein Gewand anrühre, werde ich gesund. Da drehte sich Jesus um und fragte: „Wer hat mich angerührt?“ Als sie aber alle leugneten, sprach Petrus und die mit ihm waren: „Meister, das Volk drängt und drückt dich, und du sprichst: Wer hat mich angerührt?“ Jesus aber sprach: „Es hat mich jemand angerührt, denn ich fühle, daß eine Kraft von mir gegangen ist!“ Als die Frau sah, daß es nicht mehr verborgen war, kam sie zitternd und fiel vor Jesus nieder und verkündete vor allem Volk, weshalb sie ihn angerührt hatte und wie sie sogleich gesund geworden war. Jesus sah die Frau an und sprach: „Sei getrost, meine Tochter; dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin mit Frieden!“ Und die Frau wurde gesund in dieser Stunde (Mk 5,24-34; Mt 9,20-26; Lk 8,43-48).
Heilung der Tochter des Jairus:
Es kam ein Mann mit Namen Jairus, der ein Leiter des Bethauses war, und fiel Jesu vor die Füßen und bat ihn, er möge in sein Haus kommen. Er hatte nämlich eine einzige Tochter von zwölf Jahren, die lag in den letzten Zügen.
Als er noch redete, kam einer von seinen Leuten und sprach zu ihm: „Deine Tochter ist gestorben, bemühe den Meister nicht!“ Als Jesus das aber hörte, antwortete er ihm: „Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie gesund!“
Als er aber in das Haus des Leiters kam, ließ er niemand hineingehen außer Petrus und Jakobus und Johannes und dem Vater und der Mutter des Kindes.
Als er die Pfeifer und das Getümmel der Leute sah, sprach er zu ihnen: „Geht weg, denn das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft. Weint nicht, sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft!“ Sie lachten über ihn, denn sie wußten wohl, daß sie gestorben war. Als aber die Leute hinausgetrieben waren, ging er hinein und ergriff das Mädchen bei der Hand und rief „ Kind, stehe auf!“ Ihr Leben kam wieder, und sie stand sofort. Und er befahl, man sollte ihr zu essen geben. Die Eltern entsetzten sich. Jesus aber gebot ihnen, daß sie niemand sagten, was geschehen war. Dennoch erscholl das Gerücht im ganzen Land (Mk 5,21-23.35-43; Mt 9, 18-19.23-26; Lk 8,40-42. 49-56).
Heilung eines Geisteskranken:
Sie kamen jenseits des Sees Genezareth in die Gegend der Stadt Gadara. Als Jesus aus dem Schiff trat, lief ihm sofort aus dem Gräberfeld ein geistig verwirrter Mensch entgegen. Niemand konnte ihn zähmen, niemand konnte ihn binden, auch nicht mit Ketten, denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen, und hatte die Ketten abgerissen und die Fesseln zerrieben. Er zog keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern war allezeit - Tag und Nacht - auf den Bergen und in den Gräbern, schrie und schlug sich mit Steinen.
Als er aber Jesus von ferne sah, lief er hin und fiel vor ihm nieder, schrie laut: „Was habe ich mit dir zu tun, o Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälst!“ denn Jesus hatte zu ihm gesagt:“ „Fahre heraus dem Menschen, du unsauberer Geist!“ Und er fragte ihn: „Wie heißt du?“ Er antwortete und sprach: „Legion heiße ich, denn wir sind viele!“Und er bat ihn sehr, daß er sie nicht aus der Gegend triebe und sie nicht in die Tiefe fahren lasse.
Es war aber dort an den Bergen eine große Herde Schweine auf der Weide. Da baten ihn alle Teufel: „Laß uns in die Schweine fahren!“ Jesus erlaubte es ihnen sofort.
Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich von dem Abhang in den See, wo sie ertranken. Die Schweinehirten aber flohen und verkündeten alles in der Stadt und auf dem Lande. Und viele gingen hinaus, um zu sehen, was dort geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen den, der von den Teufeln besessen war. Er saß jetzt da und war bekleidet und vernünftig. Und sie fürchteten sich.
Die aber alles gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und das von den Schweinen. Sie baten ihn, daß er aus ihrer Gegend wegzöge, denn es war eine große Furcht über sie gekommen. Als Jesus in das Schiff trat, sagte ihm der Geheilte, daß er bei ihm bleiben möchte. Aber Jesus ließ es nicht zu, sondern sprach zu ihm: „Gehe hin in dein Haus und zu den Deinen und verkünde ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt hat!“ Er ging hin und fing an, auszurufen in den zehn Städten, wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte. Und jedermann wunderte sich (Mk 5,1-20; Mt 8,28-34; Lk 8,26-39).
Heilung eines Stummen:
Sie da brachten zu Jesus einen Menschen, der war stumm und geistesgestört. Als aber der Teufel ausgetrieben war, redete der Stumme. Das Volk wunderte sich und sprach: „So etwas ist noch nie in Israel gesehen worden!“ Aber die Frommen sprachen: „Er treibt die Teufel aus durch den Obersten der Teufel!“ (Mt 9,32-34)
Heilung eines Mondsüchtigen:
Ein Mensch trat zu Jesus und fiel ihm zu Füßen und sprach: „Herr, erbarme dich über meinen Sohn, denn er ist mondsüchtig und hat ein schweres Leiden: Er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser. Ich habe ihn zu deinen Anhängern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen!“ Jesus aber antwortete: „O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange soll ich euch dulden? Bringt ihn hierher!“ Jesus bedrohte ihn, und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund in der gleichen Stunde.
Da traten seine Anhänger zu ihm und sprachen: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?“ Jesus antwortete: „Wegen eures Unglaubens. Denn ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hier nach dort! so wird er sich heben, und euch wird nichts unmöglich sein. Aber diese Art fährt nicht anders aus als durch Beten und Fasten (Mt 17,14-21).
[Lukas hat das Wort vom [Senfkorn in einem anderen Zusammenhang: Die Anhänger sprachen zum Herrn: „Stärke uns den Glauben!“ Der Herr aber sprach: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und sagt zu diesem Maulbeerbaum: ‚Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!‘ so wird er euch gehorsam sein (Lk 17,6)].
Heilung eines Epileptikers:
Jesus kam zu seinen Jüngern und sah viele Leute um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen stritten. Als alle ihn sahen, entsetzten sie sich, liefen herzu und grüßten ihn. Jesus fragte die Schriftgelehrten: „Was streitet ihr euch mit ihnen?“ Einer von den Leuten antwortete: „Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, da reißt er ihn, und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und verdorrt. Ich habe mit deinen Anhängern geredet, damit sie ihn austrieben, aber sie können es nicht!“
Jesus antwortete ihm: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch tragen? Bringet ihn her zu mir!“ Und sie brachten ihn her zu ihm. Und sofort, als ihn der Geist sah, riß er ihn um und er fiel auf die Erde und wälzte sich und Schaum trat vor seinen Mund.
Jesus fragte seinen Vater: „Wie lange widerfährt ihm das schon?“ Er sprach: „Von Kind auf. Und oft hat er ihn in Feuer und Wasser geworfen, damit er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Wenn du könntest glauben! Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt!“ Sogleich schrie der Vater des Kindes und weinte und sprach: „Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben!“
Als nun Jesus sah, daß die Leute herbeiliefen, bedrohte er den unsauberen Geist und sprach zu ihm: „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfährst und fährst in Zukunft nicht in ihn!“
Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Es schien, als wäre der Sohn tot, so daß auch viele sagten: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn an der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Es entsetzten sich aber alle über die Herrlichkeit Gottes.
Als er heimkam, fragten ihn seine Jünger: „Warum konnten wir ihn nicht austreiben?“ Er sprach: „Diese Art kann mit nichts ausfahren als durch Beten und Fasten (Mk 9,14-28: Lk 9,37-45).
[Die Frage nach dem Unglauben erscheint in zwei verschiedenen Heilungsgeschichten. Das zeigt, daß im Laufe der Zeit die Erinnerung verblaßte und die Rede Jesu unterschiedlich eingeordnet wurde. Das ändert aber nichts daran, daß diese Worte tatsächlich von Jesus gesprochen wurden].
Hauptmann von Kapernaum:
Als Jesus nach Kapernaum hinein ging, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn: „Herr, mein Untergebener, der mir sehr viel wert ist, liegt zu Hause und hat Gicht und hat große Qual!“
Jesus sprach zu ihm: „Ich will kommen und ihn gesund machen!“ Der Hauptmann antwortete: „Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Untergebener gesund. Denn ich bin ein Mensch, meinen Vorgesetzen untergeben, und habe wiederum unter mir Soldaten. Und wenn ich zu einem sage: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Untergebenen: Tu das! so tut er es!“
Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: „Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! Aber ich sage euch auch: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Reich der Himmel sitzen. Aber die Kinder des Reiches werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus, da wird sein Heulen und Zähneklappen!“
Und zu dem Hauptmann Jesus sprach: „Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast!“ Und sein Untergebener wurde gesund in der gleichen Stunde (Mt 8,5-13; bei Lukas (Lk 7,1-10) wird noch vorgeschaltet, daß die Ältesten der Juden die Bitte vorbringen und sich für den Hauptmann einsetzen, weil er das Volk der Juden lieb hat und das Bethaus für sie hat bauen lassen
Heilung der Syrerin:
Eine griechische Frau aus Syrophönizien hatte von Jesus gehört. Ihre Tochter war geistig behindert. Sie kam und fiel vor Jesus nieder und sie bat ihn: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt!“ Er antwortete ihr aber kein Wort. Da traten zu ihm seine Anhänger und baten ihn: „Schick sie doch fort, denn sie schreit uns nach!“
Da antwortete er: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel!“ Die Frau kam aber und fiel erneut vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!“
Jesus aber sprach zu ihr: „Laß zuvor die Kinder satt werden, denn es ist nicht fein, daß man das Brot der Kinder nehme und werfe es vor die Hunde!“ Sie antwortete aber: „Ja, Herr. Aber doch essen die Hunde von den Brotkrumen, die von ihrer Herren Tisch fallen!“ Jesus sprach zu ihr: „O Frau, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst. Um dieses Wortes willen gehe hin; der Teufel ist von deiner Tochter ausgefahren!“ Und sie ging hin in ihr Haus und fand, daß der Teufel ausgefahren war und die Tochter lag auf dem Bett ((Mt 15,21-31; Mk 7,25-30).
Heilung eines Taubstummen:
Am See Genezareth, mitten in das Gebiet der zehn Städte, brachten sie einen Tauben, der auch stumm war, zu ihm und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte.
Jesus nahm ihn besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und spuckte und rührte seine Zunge an und sah auf zum Himmel, seufzte und sprach zu ihm: „Hephatha!“ das heißt „Tu dich auf!“ Sogleich taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge war los, und er redete wieder richtig .Aber Jesusverbot ihnen, sie sollten es niemand sagen. Je mehr er aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: „Er hat alles wohl gemacht: Die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend (Mk 7,31-37).
Heilung eines Blinden:
Jesus kam nach Bethsaida. Die Leute brachten einen Blinden zu ihm und baten ihn, daß er ihn anrührte. Er nahm den Blinden an der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf. Dort spuckte er in seine Augen und legte seine Hände auf ihn und fragte ihn, ob er etwas sähe?
Der Mann sah auf und sprach: „Ich sehe Menschen gehen, als sähe ich Bäume!“ Danach legte Jesus abermals die Hände auf die Augen des Mannes und forderte ihn auf, noch einmal zu sehen: Jetzt wurde er wieder zurechtgebracht, so daß er alles scharf sehen konnte. Jesus schickte ihn heim und sprach: „Geh nicht hinein in das Dorf und sage es auch niemand drinnen (Mk 8,22-26)
Heilung zweier Blinder:
Zwei Blinde folgten Jesus, die schrieen: „Ach, du Nachkomme Davids, erbarme dich unser!“ Und als er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Jesus sprach zu ihnen: „Glaubt ihr, daß ich euch das tun kann, was ihr wollt?“ Da sprachen sie zu ihm: „Herr, ja!“ Da rührte er ihre Augen an und sprach: „Euch geschehe, wie ihr geglaubt habt!“ Und ihre Augen wurden geöffnet. Aber Jesus bedrohte sie: „Seht zu, daß es niemand erfahre!“ Aber sie gingen aus und machten ihn bekannt im ganzen Lande (Mt 9,27-31).
Heilung zweier anderer Blinder:
Als sie von Jericho auszogen, folgte ihm viel Volks nach. Da saßen zwei Blinde am Weg. Als sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrieen sie und sprachen: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Aber die Leute bedrohten sie, daß sie schweigen sollten. Aber sie schrieen noch mehr und sprachen: „Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!“ Jesus aber stand still und rief sie: „Was wollt ihr, daß ich euch tun soll?“ Sie sprachen zu ihm: „Herr, daß unsere Augen aufgetan werden!“ Jesus hatte Mitleid mit ihnen, sie jammerten ihn, und er rührte ihre Augen an. Sogleich wurden ihre Augen wieder sehend, und sie folgten ihm nach (Mt 20,29-34; bei Lk 18,1-43 ist es nur ein Blinder).
Heilung des blinden Bartimäus:
Als Jesus und seine Anhänger und viele andere Leute aus Jericho gingen, da saß ein Blinder am Weg und bettelte. Es war Bartimäus, der Sohn des Timäus. Als er hörte, daß Jesus von Nazareth vorbeiging, fing er an zu schreien: „Jesus, du Nachkomme Davids, erbarme dich meiner!“ Viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie viel mehr: „Du Nachkomme Davids, erbarme dich meiner!“ Jesus stand still und ließ ihn rufen. Sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: „Sei getrost! Stehe auf, er ruft dich!“ Er warf sein Gewand von sich, stand auf und kam zu Jesus. Jesus antwortete: „Was willst du, daß ich dir tun soll?“ Der Blinde sprach zu ihm: „Meister, daß ich sehend werde!“ Jesus sprach zu ihm: „Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen!“ Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Weg (Mk 10, 46-52).
Junger Mann in Nain:
Als Jesus in eine Stadt mit Namen Nain ging und viele seiner Anhänger und viele andere Leute gingen mit ihm. Als er aber nahe an das Stadttor kam, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war. Sie war eine Witwe, und viele Leute aus der Stadt gingen mit ihr.
Als sie Jesus sah, tat sie ihm leid, und er sprach zu ihr: „Weine nicht!“ Und er trat hinzu und rührte den Sarg an. Die Träger hielten an. Jesus sprach: „Junge, ich sage dir, stehe auf!“ Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden. Und Jesus gab ihn seiner Mutter. Sie begannen sich alle zu fürchten und sie priesen Gott und sprachen: „Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk besucht!“ (Lk 7,1-17).
Zusammenfassung:
Jesus entwich mit seinen Anhängern an den See Genezareth. Viele Leute folgten ihm nach aus Galiläa und aus Judäa und von Jerusalem und aus Idumäa und von jenseits des Jordans, und aus der Gegend von Tyrus und Sidon. Es war eine große Menge, die seine Taten hörten, und sie kamen zu ihm. Und er sprach zu seinen Anhängern daß sie ihm ein Boot bereit hielten wegen der Leute, daß sie ihn nicht drängten. Denn er heilte viele von ihnen, ihn überfielen alle, die geplagt waren, damit sie ihn anrührten. Und wenn ihn die unsauberen Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrieen: „Du bist Gottes Sohn!“ Aber er bedrohte sie hart, daß sie ihn nicht öffentlich machten. Dann ging er auf einen Berg und rief zu sich, wen er wollte, und sie gingen hin zu ihm (Mk 3,7-13).
Naturwunder
[Aus den Heilungen hat man geschlossen, daß Jesus auch der Herr über die Natur sein müsse. Außerdem war er als der Sohn Gottes ja auch der Schöpfer. Diese Glaubensaussage soll durch solche Geschichten untermalt werden, aber das muß nicht heißen, daß jede Geschichte sich tatsächlich zu ereignet hat]
Stillung des Seesturms:
Jesus trat in ein Schiff, und seine Anhänger folgten ihm. Da erhob sich ein großes Ungestüm im Meer, so daß auch das Boot mit Wellen bedeckt wurde. Jesus aber schlief hinten auf dem Schiff auf einem Kissen. Die Anhänger traten zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: „Herr, hilf uns, wir verderben!“ Da sagte er zu ihnen: „Ihr Kleingläubigen, warum fürchtet ihr euch so? Habt ihr keinen Glauben?“ Und er stand auf und bedrohte den Wind und das Wasser. Da wurde es ganz stille. Die Menschen aber wunderten sich und sprachen: „Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam sind?“ (Mt 8,23-27; Mk 4,35-41; Lk 8,22-25).
Gang auf dem See:
Als Jesus wieder einmal am See Genezareth war, trieb er seine Anhänger an, daß sie in das Boot träten und vor ihm hinüberführen nach der Stadt Bethsaida. Er selbst aber stieg allein auf einen Berg, um zu beten. Die Anhänger waren mit dem Boot schon mitten auf dem See. Sie litten Not wegen der Wellen, denn der Wind blies ihnen entgegen.
Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer und wollte an ihnen vorübergehen. Als ihn die Jünger auf dem See gehen sahen, erschraken sie und sprachen: „Es ist ein Gespenst! und sie schrieen vor Furcht!“ Jesus aber redete sogleich mit ihnen: „Seid getrost! Ich bin es doch, fürchtet euch nicht!“
Petrus aber antwortete ihm: „Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser!“ Jesus sprach: „Komm her!“ Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, damit er zu Jesu käme. Dann sah er aber einen starken Wind, erschrak er und fing an zu sinken und schrie: „Herr, hilf mir!“ Jesus reckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: „O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?“ Und sie traten in das Boot, und der Wind legte sich.
Die aber im Schiff waren entsetzten sich aber und verwunderten sich über die Maßen. Sie kamen und fielen vor Jesus nieder und sprachen: „Du bist wahrhaftig der Sohn Gottes!“ Dann fuhren sie mit dem Boot über den See und kamen in das Land Genezareth (Mt 14, 23-36; Mk 6,45-56).
Speisung der Fünftausend:
Jesus und seine Anhänger fuhren mit seinen mit einem Boot an eine einsame Stelle. Die Leute sahen sie wegfahren und liefen zu Fuß um den See herum und kamen ihnen zuvor. Als Jesus ausstieg und die große Menge sah, taten sie ihm leid, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten hatten.
Als nun der Tag fast um war, traten seine Anhänger zu ihm und sprachen: „Dies ist eine Wüste, und die Nacht fällt herein. Entlasse die Leute, damit sie hin in die Dörfer und Märkte gehen und kaufen sich Brot, denn sie haben nichts zu essen!“
Jesus taten die Leute leid, denn sie hatten schon drei Tage bei ihm ausgeharrt und hatten nichts zu essen. Wenn er sie ohne Essen heim gehen ließe, würden sie auf dem Weg verhungern, denn einige waren von fern gekommen.
Deshalb sagte er zu seinen Anhängern: „Das ist gar nicht nötig, daß sie hingehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“ Sie sprachen zu ihm: „Woher nehmen wir Brot hier in der Wüste? Sollen wir denn hingehen und Brot kaufen und ihnen zu essen geben?“
Er aber sprach zu ihnen: „Wieviele Brote habt ihr? Geht hin und seht!“ Als sie es erfragt hatten, sprachen sie: „Fünf Brote und zwei Fische!“ Er sprach: „Bringt sie mir her!“ Dann befahl er ihnen, daß sie sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras.
Jesus er nahm die sieben Brote, sah auf zum Himmel und dankte und brach sie und gab sie seinen Anhängern, damit sie die Brote den Leuten vorlegten. Die Jünger gaben sie dem Volk.
Und die zwei Fische teilte er in gleicher Weise unter sie alle. Sie aßen alle und wurden satt. Schließlich hoben sie die Brocken auf, zwölf Körbe voll, dazu auch noch etwas von den Fischen. Die aber gegessen hatten waren, waren etwa fünftausend Mann, ohne Frauen und Kinder (Mt 14, 14-22; Mt 15,32-39; Mk 6,35-44; Mk 8, 1-10; Lk 9,10-17)
Das Johannesevangelium beschreibt die Speisung der Fünftausend wie folgt: Jesus fuhr davon über den See an der Stadt Tiberias in Galiläa. Es zogen ihm viele Leute nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Anhängern. Das jüdische Paasahfest war nahe. Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: „Wo kaufen wir Brot, daß diese zu essen haben?“ (Das sagte er aber, um Philippus zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte). Philippus antwortete ihm: „Für zweihundert Geldstücke Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeder unter ihnen ein wenig nehme!“
Da spricht zu ihm Andreas, der Bruder des Simon Petrus: „Es ist ein Junge hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das unter so viele?“ Jesus aber sprach: Macht, daß die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich an die fünftausend Mann. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie den Anhängern, und diese gaben sie denen, die, die sich gelagert hatten. So machten sie es auch mit von den Fischen und gaben ihnen soviel sie wollten.
Als sie aber satt waren, sprach Jesus zu seinen Anhängern: „Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt!“ Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die übrig geblieben waren von denen, die gespeist worden waren.
Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: „Das ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll!“ Als Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn ergreifen, damit ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein (Joh 6,1-16).
Zusammenfassung:
Jesus ging umher in alle Städte und Märkte, lehrte in den Bethäusern und predigte die frohe Botschaft von der Herrschaft Gottes und heilte allerlei Seuche und allerlei Krankheit im Volk.
Und als er das Volk sah, jammerte ihn dasselbe, denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Anhängern: „Die Ernte ist groß, aber die Arbeiter sind wenige. Deshalb bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende (Mk 6,29; Mt 9,35-38).
Wende im Wirken Jesu
Johannes der Täufer:
Als Johannes im Gefängnis von den Taten Jesu hörte, sandte er zwei seiner Jünger und ließ ihm sagen: „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Jesus antwortete: „Geht hin und sagt Johannes, was ihr seht und hört: Blinde sehen und Lahmen gehen, Aussätzigen werden rein und Taube hören, Toten stehen auf und den Armen wird die frohe Botschaft gepredigt, und selig ist, der sich nicht an mir ärgert!“
Als die wieder gingen, sprach Jesus zu den Leuten von Johannes: „Was wolltet ihr sehen, als ihr hinausgegangen seid in die Wüste? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her bewegt? Oder wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Seht, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. Oder wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, er ist mehr ist als ein Prophet. Von steht geschrieben: Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll! Ich sage euch: Unter allen Geborenen sind gibt es keinen, der größer ist als Johannes der Täufer. Aber der Kleinste in der Herrschaft Gottes ist aber größer als er!“
Dann fuhr Jesus fort: „Von den Tagen Johannes des Täufers bis hierher leidet die Herrschaft Gottes Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen sie an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis zu Johannes. Wenn ihr es glauben wollt: Er ist der wiedergekommene Elia! Wer Ohren hat, zu hören, der höre! Mit wem soll ich aber diese Generation vergleichen? Sie ist den Kindern gleich, die am Markt sitzen und rufen ihren Kameraden zu: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklagt, und ihr wolltet nicht weinen. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht. Aber sie sagen: Er hat den Teufel! Der Gottessohn ist gekommen, ißt und trinkt. Da sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinsäufer, der Freund der Zöllner und der Sünder! So muß die Weisheit sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern!“(Mt 11,1-19; Lk 7, 18-35).
Das Johannesevangelium schreibt von Johannes dem Täufer: Johannes sagte von Jesus: „Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen außerdem dem einzigen Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündet!“
Dies ist die Aussage des Johannes, als die Juden sandten Priester und Gottesdiensthelfer von Jerusalem, daß sie ihn fragten: „Wer bist du?“ Und er leugnete nicht und bekannte: „Ich bin nicht Christus!“ Sie fragten ihn: „Wer denn? Bist du Elia?“ Er sprach: „Ich bin es nicht!“ „ Bist du der Prophet?“ Und er antwortete: „Nein!“ Da sprachen sie zu ihm: „Wer bist du denn? Damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?“ Er sprach: „Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn! wie der Prophet Jesaja gesagt hat!“
Die gesandt waren von den Frommen fragten ihn: „Warum taufst du denn, wenn du nicht Christus bist noch Elia noch der Prophet?“ Johannes antwortete ihnen: „Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt. Der ist es, der nach mir kommen wird, der vor mir gewesen ist, gegenüber dem ich es nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse!“ Dies geschah jenseits des Jordans, wo Johannes taufte (Joh 1, 15-28).
Tod Johannes des Täufers:
Eines Tages hörte der Viertelfürst Herodes von Jesus. Einige meinten: „Er ist Elia!“ Andere aber sagten: „Er ist ein Prophet oder einer von den Propheten!“ Als das aber Herodes hörte, sprach er zu seinen Leuten: „Das ist Johannes der Täufer, den ich enthauptet habe. Er ist von den Toten auferstanden, deshalb tut er solche Taten!“
Herodes hatte Johannes gegriffen und in das Gefängnis geworfen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: „Es ist nicht recht, daß du sie als Frau hast!“ Deshalb stellte Herodias ihm nach und wollte ihn töten konnte es aber nicht. Herodes aber fürchtete Johannes; denn er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war. Deshalb verwahrte er ihn nur und gehorchte ihm in vielen Sachen und hörte ihn ganz gern.
Als Herodes aber den Jahrestag seines Regierungsantritts mit einem Abendessen für die Obersten und Hauptleute und Vornehmsten in Galiläa beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel Herodes sehr gut. Deshalb versprach er ihr mit einem Eid, er wollte ihr geben, was sie fordern würde, bis zur Hälfte seines Königreichs.
Und wie sie vorher von ihrer Mutter angestiftet worden war, sprach sie: „Gib mir jetzt sofort auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!“ Da wurde der König traurig. Doch wegen des Eides und wegen denen, die mit ihm zu Tische saßen, befahl er, es ihr zu geben. Er schickte den Henker hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten. Und sein Kopf wurde hergetragen in einer Schüssel und dem Mädchen gegeben. Und sie brachte ihn ihrer Mutter.
Da kamen die Anhänger des Johannes und nahmen seinen Körper und begruben ihn. Dann gingen sie und verkündeten es Jesus. Als Jesus das hörte, ging er von dort auf einem Schiff in eine Wüste (Mk 6,14-28; Mt 14,1-13; Lk 9,7-9).
Bekenntnis des Petrus in Cäsarea:
Jesus ging aus mit seinen Anhängern in die Märkte der Stadt Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger: „Wer sagen die Leute, daß ich sei?“ Sie antworteten: „Sie sagen du seist Johannes der Täufer; einige sagen, du seist Elia; einige, du seist einer der Propheten!“ Er sprach zu ihnen: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“ Da antwortete Petrus: „Du bist Christus, der Gesalbte!“
Jesus antwortete: „Glücklich zu preisen bist du, Simon, Sohn des Jona. Denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir des Himmelsreichs Schlüssel geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein!“ Aber er bedrohte sie, daß sie niemand etwas über ihn sagen sollten, daß er, der Christus wäre (Mt 16,13-20; Mk 8,27-30; Lk 9,18-21).
Das Johannesevangelium schildert den Vorgang wie folgt: Jesus sprach zu den zwölf engsten Anhängern: „Wollt ihr auch weggehen?“ Da antwortete ihm Simon Petrus: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Jesus antwortete ihnen: „Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Aber einer von euch ist ein Teufel!“ Er redete aber von dem Judas Ischariot, Simons Sohn. Der verriet ihn hernach, und war einer der Zwölf (Joh 6,66 -71).
Aussendung der siebzig Anhänger:
Eines Tages wählte Jesus siebzig weitere Anhänger aus und sandte sie je zwei und zwei vor ihm her in alle Städte und Orte, wo er hinkommen wollte, und sprach zu ihnen: „Die Ernte ist groß, es sind aber wenige Arbeiter. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in seine Ernte. Geht hin, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Tragt keinen Beutel noch Tasche noch Schuhe. Es soll auch keiner zwei Gewänder haben. Und grüßt niemand auf der Straße. Wo ihr in ein Haus kommt, da sprecht zuerst: Friede sei in diesem Hause! Wenn dort ein Anhänger des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm beruhen; wenn aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.
In dem Haus aber bleibt, eßt und trinkt, was sie haben, denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum anderen gehen. Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da eßt, was euch vorgetragen wird, und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Die Herrschaft Gottes ist nahe zu euch gekommen. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, wo sie euch nicht aufnehmen, da geht heraus auf ihre Gassen und sprecht: Auch den Staub, der sich an uns gehängt hat von eurer Stadt, schlagen wir ab auf euch. Doch ihr sollt wissen, daß euch die Herrschaft Gottes nahe gewesen ist. Ich sage euch aber: Es wird Sodom erträglicher gehen an jenem Tage als dieser Stadt.
Weh dir Stadt Chorazin! Weh dir Stadt Bethsaida! Denn wären solche Taten zu Tyrus oder Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten beizeiten im Sack und in der Asche gesessen und wären umgekehrt. Doch es wird Tyrus und Sidon im Gericht erträglicher gehen als euch. Und du, Stadt Kapernaum, die du bis an den Himmel erhoben bist, du wirst in die Hölle hinunter gestoßen werden. Wer euch hört, der hört mich. Wer euch verachtet, der verachtet mich. Wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat!“
Die Siebzig aber kamen wieder zurück mit Freuden und sprachen: „Herr, es sind uns auch die Teufel gefügig in deinem Namen!“ Da sprach noch zu ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz. Ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione. Ich habe euch Macht gegeben über alle Gewalt des Feindes. Nichts wird euch mehr beschädigen. Doch darüber freut euch nicht, daß euch die Geister gefügig sind. Freut euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Im gleichen Augenblick freute sich Jesus im Geist und sprach: „Ich preise dich, Vater und Herr des Himmels und der Erde, daß du das alles verborgen hast den Weisen und Klugen, und hast es offenbart den Unmündigen. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Es ist mir alles übergeben von meinem Vater. Und niemand weiß, wer der Sohn ist oder wer der Vater ist. Nur der Vater und der Sohn wissen es und wem der Sohn es offenbaren will!“.
Dann wandte er sich zu seinen Anhängern und sprach sie besonders an: „Selig sind die Augen, die da sehen, was ihr seht. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hören, was ihr höre, und haben es nicht gehört! Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid: Ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht (Mt 11,20-30; Lk 9,1-6; Lk 10,1-24).
Hochzeit zu Kana: Am dritten Tag wurde eine Hochzeit in Kana in Galiläa gehalten. Die Mutter Jesu war auch da. Jesus und seine Anhänger wurden auch auf die Hochzeit geladen. Als es an Wein fehlte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: „Sie haben keinen Wein mehr!“ Jesus spricht zu ihr: „Frau, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen!“ Seine Mutter spricht zu den Angestellten: „Was er euch sagt, das tut!“
Es waren aber dort sechs steinerne Wasserkrüge entsprechend den jüdischen Reinigungsvorschriften, und es gingen in jeden zwanzig oder dreißig Liter. Jesus spricht zu ihnen: „Füllt die Wasserkrüge mit Wasser!“ Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: „Schöpft nun und bringt es dem Leiter des Essens!“ Und sie brachten es. Als aber der Leiter den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, woher er kam, ruft er den Bräutigam und spricht zu ihm: „Jeder gibt zum ersten guten Wein, und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren… Du hast den guten Wein bisher behalten!“ Das ist das erste Wunder („Zeichen“), das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und machte seine Herrlichkeit offenbar. Und seine Anhänger glaubten an ihn (Joh 2,1-11).
Heilung des Sohns des königlichen Angestellten:
Nach zwei Tagen zog Jesus nach Galiläa. Denn Jesus selber machte die Feststellung, daß ein Prophet daheim nichts gilt. Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die alles gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte, denn sie waren auch zum Fest gekommen. Und Jesus kam erneut nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte.
Dort war ein Angestellter des Königs, dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Dieser hörte, daß Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinabkäme und seinem Sohn helfe, denn der war todkrank. Jesus sprach zu ihm: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!“
Der Vater sprach zu ihm: „Herr, komm hinab, ehe mein Kind stirbt!“ Jesus spricht zu ihm: „Gehe hin, dein Sohn lebt!“ Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und als er hinabging, begegneten ihm seine Leute und teilten ihm mit: „Dein Kind lebt!“
Da erfragte er von ihnen die Stunde, in der es besser mit dem Sohn geworden war. Sie sprachen zu ihm: „Gestern, etwa eine Stunde nach Mittag, verließ ihn das Fieber!“ Da merkte der Vater, daß es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: „Dein Sohn lebt!“ Und er wurde gläubig mit seiner ganzen Familie. Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam (Joh 4,43-54).
Heilung am Teich Bethesda
Es war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch „Bethesda“ und hat fünf Hallen. In dem lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Verdorrte, die warteten, wann sich das Wasser bewegte. Von Zeit zu Zeit kam nämlich ein Bote Gottes in den Teich und bewegte das Wasser. Wer nun zuerst hineinstieg, nachdem das Wasser bewegt war, wurde er gesund, ganz gleich mit welcher Krankheit er behaftet war.
Es war aber dort ein Mensch, der achtunddreißig Jahre lang krank gelegen hatte.
Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, daß er so lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: „Willst du gesund werden?“ Der Kranke antwortete ihm: „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich lasse, wenn das Wasser sich bewegt. Wenn ich komme, so steigt ein anderer vor mir hinein!“ Jesus spricht zu ihm: „Steh auf, nimm deine Liege und geh hin!“ Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm seine Liege und ging hin.
Es war aber an diesem Tag der Feiertag („Sabbat“). Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: „Es ist heute Feiertag. Da gehört es sich nicht, die Liege zu tragen!“ Er antwortete ihnen: „Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm dein Bett und gehe hin!“ Da fragten sie ihn: „Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und gehe hin!? Der aber geheilt worden war, wußte nicht, wer es war, denn Jesus war entflohen, weil so viele Leute an dem Ort waren.
Danach fand Jesus ihn im Tempel und sprach zu ihm: „Siehe zu, du bist gesund geworden. Sündige in Zukunft nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre!“ Der Mensch ging hin und verkündete es den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.
Deshalb verfolgten die Juden Jesus undversuchten ihn zu töten, weil er so etwas getan hatte am Feiertag. Jesus aber antwortete ihnen: „Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch!“ Deshalb strebten die Juden immer mehr danach, daß sie ihn töteten, weil er nicht allein den Feiertag brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich damit selbst Gott gleich (Joh, 5,1-18).
Gang auf dem See:
Am Abend gingen die Anhänger hinab an das Meer und traten in das Boot und kamen über den See nach Kapernaum. Es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen. Und der See wurde stürmisch von einem großen Wind.
Als sie nun eine gewisse Strecke gerudert hatten, sahen sie Jesus auf dem See gehen und nahe zum Boot kommen; und sie fürchteten sich. Er aber sprach zu ihnen: „Ich bin es, fürchtet euch nicht!“ Da wollten sie ihn in das Boot nehmen. Aber kurz darauf war das Boot am Land, wo sie hin fuhren (Joh 6,16-21).
Heilung eines Blindgeborenen:
Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war. Und seine Anhänger fragten ihn und sprachen: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren ist?“ Jesus antwortete: „ Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern er ist krank, damit die ist Werke Gottes offenbar würden an ihm. Ich muß wirken die Werke dessen, der mich gesandt hat, solange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt!“
Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde und machte einen Brei aus dem Speichel und schmierte ihn auf die Augen des Blinden und sprach zu ihm: „Geh hin zu dem Teich Siloah und wasche dich!“ Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: „Ist das nicht der, der dasaß und bettelte?“ Einige sprachen: „Er ist' es!“ Einige aber: „Er ist ihm ähnlich!“ Er selbst aber sprach: „Ich bin es!“.
Da sprachen sie zu ihm: „Wie wurden deine Augen wieder geöffnet?“ Er antwortete: „Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und schmierte ihn auf meine Augen und sprach: Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend!“ Da sprachen sie zu ihm: „Wo ist er?“ Er sprach: „Ich weiß es nicht!“
Da führten sie den, der bisher blind war, zu den Frommen. Es war aber Feiertag, als Jesus den Brei machte und dem Blinden die Augen öffnete. Jetzt fragten ihn auch die Frommen, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: „Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend!“ Da sprachen einige der Frommen: „Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Feiertag nicht einhält!“ Die andern aber sprachen: „Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?“
Und es kam ein Streit unter ihnen auf. Sie sprachen wieder zu dem Blinden: „Was sagst du von ihm, weil er deine Augen aufgetan hat?“ Er aber sprach: „Er ist ein Prophet!“ Die Juden glaubten aber nicht, daß er blind gewesen und sehend geworden wäre. Sie riefen die Eltern und fragten sie: „Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren? Wie kommt es denn nun, daß er sehend geworden ist?“ Seine Eltern antworteten ihnen: „Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren ist. Wie er aber nun sehend geworden ist, wissen wir nicht: Oder wer ihm hat seine Augen aufgetan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fragt ihn, laßt ihn selbst für sich reden!“
So sprachen seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon darüber geeinigt, daß ausgestoßen („gebannt“) würde, wer Jesus als den Christus anerkennt. Deshalb sprachen seine Eltern: „Er ist alt genug, frage ihn selbst!“ Da riefen sie erneut den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: „Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist!“ Er antwortete aber: „Ob er ein Sünder ist, das weiß ich nicht. Aber eins weiß ich wohl, daß ich blind war und bin nun sehend!“
Da sprachen sie wieder zu ihm: „Was hat er mit dir gemacht? Wie tat er deine Augen auf?“ Er antwortete ihnen: „Ich habe es euch doch gesagt. Habt ihr es nicht gehört? Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt ihr auch seine Anhänger werden?“
Da schimpften sie ihn und sprachen: „Du bist sein Anhänger .Wir aber sind Anhänger des Mose. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat. Woher aber dieser ist, wissen wir nicht!“
Der Mensch antwortete ihnen: „Das wundert mich doch, daß ihr nicht wißt, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan. Wir wissen aber, daß Gott die Sünder nicht hört. Aber wenn jemand gläubig ist und tut Gottes Willen, den hört er. Vom Beginn der Welt hat man nicht gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun!“
Sie antworteten: „Du bist ganz in Sünde geboren und willst uns belehren?“ Und sie stießen ihn hinaus. Jesus erfuhr, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, sprach er zu ihm: „Glaubst du an den Sohn Gottes? Er antwortete: „Herr, wer ist es, damit ich an ihn glaube!“
Jesus sprach zu ihm: „Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es!“ Er aber sprach: „Herr, ich glaube!“ Und er betete ihn an.
Jesus sprach: „Ich bin zum Gericht auf diese Welt gekommen, damit die, die nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, sollen blind werden!“ Das hörten einige der Frommen, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: „Sind wir denn auch blind?“ Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr nur blind, so hättet ihr keine Sünde. Wenn ihr aber sprecht: ‚Wir sind sehend‘ bleibt eure Sünde (Joh 9,1-49).
Auferweckung des Lazarus:
Einer mit Namen Lazarus lag krank in Bethanien, in dem Dorf Marias und ihrer Schwester Martha (Maria war die, die Jesus gesalbt hat mit Salbe und seine Füße getrocknet mit ihrem Haar). Da schickten die Schwestern Botschaft zu Jesus und ließen ihm sagen: „Herr, siehe, der den du liebhast, liegt krank darnieder!“ Als Jesus das hörte, sprach er: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch geehrt werde!“
Jesus aber hatte Martha lieb und ihre Schwester und Lazarus. Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er dennoch zwei Tage an dem Ort, wo er war. Danach spricht er zu seinen Anhängern: „Laßt uns wieder nach Judäa ziehen!“ Seine Anhänger sprachen zu ihm: „Meister, damals wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dahin ziehen?“
Jesus antwortete: „Hat nicht der Tag zwölf Stunden? Wer am Tag umhergeht, der stößt sich nicht, denn er sieht das Licht dieser Welt. Wer aber nachts umhergeht, der stößt sich, denn es ist kein Licht in ihm!“
Danach spricht er zu ihnen: „Lazarus, unser Freund, schläft. Aber ich gehe hin, daß ich ihn auferwecke!“ Da sprachen seine Anhänger: „Herr, wenn er schläft, so wird es besser mit ihm!“ Jesus aber hatte von seinem Tod gesprochen. Sie aber meinten, er redete vom leiblichen Schlaf. Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: „Lazarus ist gestorben. Aber ich bin froh, daß ich nicht da gewesen bin, und zwar um euretwillen, damit ihr glaubt. Aber laßt uns zu ihm ziehen!“ Da sprach Thomas, der „Zwilling“ genannt wird, zu den Anhängern: „Laßt uns mit ziehen, daß wir mit ihm sterben!“
Da kam Jesus und fand Lazarus, der schon vier Tage im Grabe gelegen hatte. Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa fünf Kilometer. Und viele Juden waren zu Martha und Maria gekommen, sie zu trösten wegen ihres Bruders. Als Martha nun hörte, daß Jesus kommt, geht sie ihm entgegen. Maria aber blieb daheim sitzen. Da sprach Martha zu Jesus: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Aber ich weiß auch, daß dir Gott geben wird, was du von ihm bittest!“
Jesus spricht zu ihr: „Dein Bruder soll auferstehen!“ Martha spricht zu ihm: „Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Letzen Tag!“ Jesus spricht zu ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird niemals sterben. Glaubst du das?“
Sie spricht zu ihm: „Herr, ja, ich glaube, daß du bist der Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist!“Und als sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach: „Der Meister ist da und ruft dich!“ Als diese das hörte, stand sie eilend auf und kam zu ihm. Als die Juden, die bei ihr im Haus waren und sie trösteten, sahen, daß Maria eilend aufstand und hinausging, folgten sie ihr nach und sprachen: „Sie geht zum Grabe, damit sie dort weine!“
Als nun Maria zu Jesus kam und sah ihn, fiel sie zu seinen Füßen und sprach zu ihm: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!“ Als Jesus sie und die Leute, die mit ihr gekommen waren, weinen sah, wurde er zornig und betrübt und sprach: „Wo habt ihr ihn hingelegt?“ Sie sprachen zu ihm: „Herr, komm und sieh es!“ Und Jesus fing an zu weinen über. Da sprachen die Juden: „Siehe, wie hat er ihn so liebgehabt!“
Einige aber unter ihnen sprachen: „Konnte nicht der, der den Blinden die Augen aufgetan hat, auch machen, daß dieser nicht stirbt?“ Da wurde Jesus erneut zornig und kam zum Grab. Das war aber eine Höhle, und ein Stein war darauf gelegt. Jesus sprach: „Hebt den Stein hoch!“ Da spricht zu ihm Martha, die Schwester des Verstorbenen: „Herr, er stinkt schon, denn er hat schon vier Tage gelegen!“ Jesus spricht zu ihr: „Habe ich dir nicht gesagt, wenn glauben würdest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?!“
Da hoben sie den Stein ab, wo der Verstorbene lag. Jesus aber hob seine Augen empor und sprach: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Doch ich weiß, daß du mich immer erhörst. Aber wegen der Menschen, die hier herumstehen, sage ich es, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast!“ Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen und sein Angesicht verhüllt mit dem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: „Löst ihm die Binden auf und laßt ihn gehen!“ Viele von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn (Joh 11,1-45).
Lehr- und Streitgespräche
Fasten:
Die Jünger des Johannes kamen zu Jesus und sprachen: „Warum fasten wir und die Frommen so viel, und deine Jünger essen und trinken?“ Jesus sprach zu ihnen: „Ihr könnt nicht die Hochzeitleute zum Fasten treiben, solange der Bräutigam bei ihnen ist. Es wird aber die Zeit kommen, in der der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie fasten! Niemand flickt auch ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch, denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger. Der neue Lappen reimt sich nicht auf das alte Kleid. Man füllt auch nicht Most in alte Schläuche, sonst zerreißen die Schläuche und der Most wird verschüttet. Sondern man füllt Most in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten (Mk 2,18-22; Mt 9,9. 14-17; Lk 5,27-39).
Ährenausrupfen am Feiertag:
Als Jesus am Feiertrag durch die Saat ging, fingen seine Jünger an, im Gehen Ähren auszurupfen; sie rieben sie mit den Händen und aßen sie. Und die Frommen sprachen zu ihm: „Siehe mal, was deine Jünger am Feiertag tun, das ist nicht recht?“ Er aber sprach zu ihnen: „Habt ihr nie gelesen was David tat, als er in Not war und ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? Da ging er in das Haus Gottes zur Zeit des Oberpriesters Abjathar und aß die Schaubrote, die niemand durfte essen als die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren? Habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie auch die Priester im Tempel den Feiertag brechen und sind doch ohne Schuld? Ich sage euch aber, daß hier der ist, der auch größer ist als der Tempel. Wenn ihr aber wüßtet, was das bedeutet: Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer! hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt!“ Dann sagte er noch zu ihnen: „Der Feiertag ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Feiertags willen. So ist der Gottessohn auch ein Herr des Feiertags (Mk 2,18-28; Mt 12,1-8; Lk 6,1-5).
Heilung am Feiertag:
An einem andern Feiertag ging Jesus in das Bethaus und lehrte. Da war ein Mensch, dessen rechte Hand war gelähmt. Aber die Schriftgelehrten und die Frommen lauerten darauf, ob er auch am Feiertag heilen würde, damit sie eine Anklage gegen ihn fänden. Jesus aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Menschen mit der dürren Hand: „Stehe auf und tritt hervor!“ Und er stand auf und trat dahin.
Da sprach Jesus zu ihnen: „Ich frage euch: Was darf man an den Feiertagen tun, Gutes oder Böses, das Leben erhalten oder verderben?“ Er sah sie alle umher an und sprach zu dem Menschen: „Strecke deine Hand aus!“ Er tat es. Da wurde seine Hand wieder zurechtgebracht und so gesund wie die andere. Die Gegner aber wurden ganz unsinnig und beredeten sich miteinander, was sie ihm tun wollten. Die Frommen gingen hinaus und hielten einen Rat mit den Leuten des Herodes, wie sie ihn umbrächten (Mt 12,9-13; Mk 3,1-6; Lk 6,6-11).
Weitere Heilung am Feiertag:
Eine Frau war da, das hatte schon achtzehn Jahre eine Krankheit: Sie war krumm und konnte nicht gut aufstehen. Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: „Frau, sei los von deiner Krankheit!“ Er legte die Hände auf sie, und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott. Da wurde der Leiter des Bethauses unwillig, weil Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: „Sechs Tage soll man arbeiten. An denen kommt und laßt euch heilen, und nicht am Feiertag!“
Da antwortete Jesus ihm: „Du Heuchler! Macht nicht jeder von euch auch am Feiertag seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Sollte da nicht diese Frau am Feiertag gelöst werden von dieser Fessel, die der Satan gebunden hat nun schon achtzehn Jahre?“ Als er das sagte, mußten sich alle schämen, die gegen ihn gewesen waren: Und alle Leute freuten sich über alle herrlichen Taten, die von Jesus geschahen waren.
(Lk 13,10-17).
Der Oberteufel Beelzebub:
Ein Geistesgestörter wurde zu Jesus gebracht, der ward blind und stumm. Er heilte ihn, so daß der Blinde und Stumme redete und sah: Als der Teufel ausfuhr, da redete der Stumme. Und die Leute wunderten sich. Die Frommen unter ihnen sprachen aber: „Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel!“ Jesus erkannte aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: „Jedes Reich, das mit sich selbst uneins wird, das wird wüst. Und jede Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins wird, kann nicht bestehen. Wenn nun ein Satan den andern austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein. Wie kann denn sein Reich bestehen?
Wenn ich aber die Teufel durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Kinder die Teufel aus? Deshalb werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber die Teufel durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja die Herrschaft Gottes schon zu euch gekommen!“.
Wenn ein stark Gewappneter seinen Palast bewahrt, so bleibt das seine im Frieden. Wie kann jemand in das Haus eines Starken gehen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet und dann ihm sein Haus ausraubt? Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und teilt den Raub aus.
Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, so wandelt er durch dürre Stätten, sucht Ruhe .Aber wenn er sie nicht findet, so spricht er: „Ich will wieder umkehren in mein Haus, aus dem ich gegangen bin!“ Und wenn er kommt, so findet er es gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind als er selbst. Und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und es wird hernach mit demselben Menschen ärger als zuvor.
Setzt entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut. Oder setzt einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Otternbrut, wie könnt ihr Gutes reden, obwohl ihr böse seid? Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus seinem guten Schatz des Herzens. Und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben im letzten Gericht von einem jeden unnützen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich. Und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
Die Leute aber drangen herzu. Da sagte er: „Dies ist eine böse Art. Sie begehrt ein Zeichen, und es wird ihr kein Zeichen gegeben denn nur das Zeichen des Propheten Jona. Die Leute von Ninive werden auftreten vor dem Gericht mit diesen hier und werden sie verdammen. Denn sie kehrten um nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona. Wie Jona ein Zeichen war den Leuten von Ninive, so wird der Gottessohn sein für diese Gattung. Die Königin aus dem Süden wird auftreten vor dem Gericht mit diesen Leuten und wird sie verdammen. Denn sie kam vom Ende der Welt, um die Weisheit Salomos zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.
Jesus fuhr fort: Alle Sünde und Schmähung wird den Menschen vergeben. Aber die Schmähung den Geist Gottes wird den Menschen nicht vergeben. Wer etwas redet gegen den Gottessohn, dem wird es vergeben. Aber wer etwas redet gegen den Geist Gottes, dem wird es nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.
Als er das noch redete, erhob ein Frau in der Menge die Stimme und sprach zu ihm: „Selig ist der Bauch, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast!“ Er aber sprach: „Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren!“ (Mt 12,22-30.38-45; Mk 3,22-27; Lk 11,14-32).
Zusätze zum Gesetz:
Schriftgelehrte und Fromme von Jerusalem kamen zu Jesus. Sie sahen einige seiner Anhänger mit ungewaschenen Händen das Brot essen. Die Frommen und alle Juden essen aber nicht, ohne vorher die Hände gewaschen zu haben, um so die Zusätze der Alten zum Gesetz einzuhalten.
Sie sprachen: „Warum übertreten deine Anhänger die Zusätze zum Gesetz? Sie waschen ihre Hände nicht, ehe sie Brot essen!“ Er antwortete: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Zusätze zu den Geboten willen? Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren, wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben! Ihr aber lehrt: Wer zum Vater oder Mutter spricht: Ich habe es Gott gegeben, was dir sollte von mir zu kommen! der tut wohl. Damit ist es möglich, daß niemand mehr seinen Vater oder seine Mutter ehrt. Somit habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Zusätze willen.
Ihr Heuchler, wohl fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen: Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; aber vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind!“ Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: „Hört zu und begreift es! Was zum Mund hineingeht, das verunreinigt den Menschen nicht; sondern was zum Munde herausgeht, das verunreinigt den Menschen!“
Da traten seine Anhänger zu ihm und sprachen:
„Weißt du auch, daß sich die Pharisäer ärgerten, als sie das Wort hörten?“ Er antwortete: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgerottet. Laßt sie fahren! Sie sind
blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube!“
Da sprach Petrus zu ihm: „Deute uns dieses Gleichnis!“ Jesus sprach zu ihnen: „Versteht ihr denn gar nicht? Merkt ihr noch nicht, daß alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird
durch den natürlichen Gang ausgeworfen? Was aber aus dem Mund herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch,
Hurerei, Diebstahl, Lüge, Schmähung, böse Gedanken, Geiz, List, Gotteslästerung, Hochmut, Unvernunft. Das sind Stücke, die den Menschen verunreinigen. Aber mit ungewaschenen Händen essen
verunreinigt den Menschen nicht!“ (Mt 15,1-20; Mk 7,1-24).
Ehe:
Ein Frommer trat zu Jesus, versuchten ihn und sprach zu ihm: „Ist es recht, daß sich ein Mann scheide von seiner Frau aus irgendeiner Ursache?“ Er antwortete aber und sprach zu ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, daß Gott den Menschen als Mann und Frau gemacht hat und sprach: Deshalb wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und werden die zwei ein Körper sein? So sind sie nun nicht zwei, sondern ein Körper. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“
Da sprachen sie: „Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und sich von der Frau zu scheiden? Er sprach zu ihnen: „Mose hat euch die Scheidung nur erlaubt
wegen der Härteeures Herzens Am Anfang aber ist es nicht also gewesen. Ich sage aber euch: Wer sich von seiner Frau scheidet und heiratet eine andere, der bricht die Ehe: Wer eine Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe! Und wenn eine Frau sich scheidet von ihrem Manne und heiratet einen anderen, die bricht ihre Ehe!“ Da sprachen die Jünger zu ihm: „Wenn das Verhältnis eines Mannes mit seiner Frau so sein soll, dann ist es nicht gut, eine Ehe einzugehen!“ Er sprach zu ihnen: „Dieses Wort begreift nicht jeder, sondern nur der, dem es gegeben ist!“ (Mt 19,1-12; Mk 10,1-12).
Steuermünze:
Die Oberpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie die Hände an ihn legten. Aber sie fürchteten sich vor den Leuten. Aber sie stellten ihm nach und sandten Fallensteller aus, die sich stellen sollten, als wären sie fromm, damit sie ihn in der Rede fingen, damit sie ihn dann den Behörden und Gewalt des römischen Statthalters überantworten könnten. Sie kamen und sprachen zu ihm: „Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und fragst nach niemand, denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg Gottes recht. Ist es recht, daß man dem Kaiser Steuer zahle oder nicht? Sollen wir ihn geben oder nicht geben?“
Jesus merkte aber ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: „Was wollt ihr mich aufs Glatteis führen? Bringet mir eine Münze, damit ich sie sehe!“ Und sie brachten ihm. Da sprach er: „Wem gehört das Bild und die Überschrift?“ Sie sprachen zu ihm: „Dem Kaisers!“ Da antwortete Jesus: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser ist, und gebt „Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn. Sie konnten sein Wort nicht tadeln vor den Leuten und wunderten sich über seine Antwort und schwiegen still (Mt 12,13-17; Lk 20, 19-26).
Als sie einmal nach Kapernaum kamen, gingen die Steuererheber zu Petrus und sprachen: „Pflegt euer Meister nicht die Steuer zu bezahlen? Petrus sprach: „Ja!“ Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: „Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder die Steuer? Von Ihren Kindern oder von den Fremden?“ Da sprach zu ihm Petrus: „Von den Fremden!“ Jesus sprach zu ihm: „So sind die Kinder frei!“ Damit wir sie aber nicht ärgern, so gehe hin an das Meer und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den nimm. Und wenn du seinen Mund aufmachst, wirst du eine Stater-Münze finden. Die nimm und gib sie den Steuererhebern für mich und dich (Mt 17,24-27).
Auferstehung:
Da traten die Sadduzäer zu ihm, die der Ansicht sind, es gäbe keine Auferstehung. Die fragten ihn und sprachen: „Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn ein Bruder stirbt und hinterläßt eine Frau, aber keine Kinder, so soll sein Bruder seine Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun sind sieben Brüder gewesen. Der erste nahm eine Frau und starb und hinterließ keine Nachkommen. Der andere nahm sie und starb und hinterließ auch keine Nachkommen. Es heirateten sie alle sieben und hinterließen keine Nachkommen. Zuletzt nach allen starb auch die Frau. Wenn sie nun auferstehen, wessen Frau wird sie dann sein, denn sieben haben sie zur Frau gehabt?“
Da antwortete Jesus: „Ihr irrt, weil ihr nichts wisset von der Schrift noch von der Kraft Gottes. Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber würdig sein werden, in die Welt Gottes zu gelangen und zur Auferstehung von den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen. Sie können in Zukunft nicht sterben, sondern sie sind wie die Boten Gottes im Himmel. Habt ihr nicht gelesen im Buch des Mose von den Toten, daß sie auferstehen werden? Da sagte doch Gott bei dem Busch zu ihm: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs! Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen Gott, denn sie leben ihm alle. Da antworteten einige der Schriftgelehrten: „Meister, du hast recht gesagt!“ Und sie wagten ihn nichts mehr zu fragen (Mk 12,18-27; Lk 20,27-44).
Lehrstreitigkeiten
Da hielten die Frommen einen Rat, wie sie ihm in seiner Rede eine Falle stellten. Sie sandten zu ihm ihre Anhänger samt den Leuten des Herodes. Und sie sprachen: „Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und du fragst nach niemand; denn du beachtest nicht das Ansehen der Menschen. Deshalb sage uns, was meinst du: Ist es recht, daß man dem Kaiser die Steuer gebe oder nicht?“ Jesus merkte ihre Hinterlist und sprach er: „Ihr Heuchler, was wollt ihr mich hereinlegen? Zeigt mir die Steuermünze!“ Sie reichten ihm einen Groschen. Da sprach er zu ihnen: „Wen zeigt das Bild und wessen Aufschrift ist darauf?“ Sie sprachen zu ihm: „Das Bild des Kaisers!“ Da sprach er zu ihnen: „So gebt dem Kaiser, was dem Kaisers gehört, und gebt Gott, was Gottes gehört!“ Als sie das hörten, wunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.
Am gleichen Tage kamen zu ihm die Anhänger der Glaubensrichtung der Sadduzäer, die die Meinung vertreten, es gäbe keine Auferstehung, und fragten ihn: „Meister, Mose hat gesagt: Wenn einer stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau heiraten und für Nachkommen seines Bruders sorgen. Nun sind aber bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, ließ er seine Frau seinem Bruder. Ebenso war es auch mit dem zweiten und dem dritten bis zum siebten. Zuletzt nach allen starb auch die Frau. Wenn nun die Auferstehung kommt, wessen Frau wird sie dann sein von den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt!“
Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: „Ihr irrt und kennt weder die Schrift noch die Kraft Gottes. Bei der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie die Boten Gottes im Himmel. Habt ihr nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der nicht ein Gott der Toten ist, sondern ein Gott der Lebendigen. Als das Volk das hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre (Mt 22,15-33).
Vornehmstes Gebot:
Einer der Schriftgelehrten trat zu Jesus, wollte ihn hereinlegen und fragte ihn: „Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?“ Jesus aber antwortete ihm: „Das vornehmste Gebot vor allen anderen Geboten ist das: ‚Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist ein einziger Gott; und du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften!‘ Das ist das vornehmste Gebot. Und das andere ist ihm gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘. Es ist kein anderes Gebot größer als diese!“
Der Schriftgelehrte sprach zu ihm: „Meister, du hast wirklich recht geredet, denn es ist ein Gott und es gibt keinen anderen außer ihm. Und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte, von ganzer Seele, und von allen Kräften, und lieben seinen Nächsten wie sich selbst, das ist mehr als Brandopfer und alle Opfer!“
Als Jesus aber sah, daß er vernünftig antwortete, sprach er zu ihm: „Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes!“Und es wagte ihn niemand weiter zu fragen. (Mt 22,34-40; Mk 12,28-34; Lk10,25-28)
Reden gegen die Schriftgelehrten und die Frommen:
Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Frommen. Was sie euch sagen, daß ihr es einhalten sollt, das haltet alles ein und tut es. Aber nach ihren Taten sollt ihr nicht tun: Sie sagen es wohl, tun es aber nicht. Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie selbst wollen diese nicht mit einem Finger anregen. Alle ihre Werke aber tun sie, daß sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Merkzettel breit und die Säume an ihren Kleidern groß. Sie sitzen gern obenan am Tisch und im Bethaus und haben es gern, daß sie gegrüßt werden auf dem Markt und von den Menschen „Rabbi“ (Meister) genannt werden.
Aber i h r sollt euch nicht „Rabbi“ nennen lassen; denn: Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder. Ihr sollt auch niemand „Vater“ heißen auf der Erde, denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht „Meister“ nennen lassen, denn einer ist euer Meister, Christus. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn: Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen.
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser auffreßt und schützt dabei lange Gebete vor! Dafür werdet ihr umzog mehr Verdammnis empfangen.
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und allerlei Kohl, laßt aber außer acht das Schwerste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies soll man tun und jenes nicht lassen.
Wehe euch Frommen, daß ihr gerne obenan sitzt in den Schulen und wollt gegrüßt sein auf dem Markte.
Da antwortete einer von den Schriftgelehrten und sprach zu ihm: „Meister, mit deinen Worten schmähst du uns auch!“ Er aber sprach: „Wehe auch euch Schriftgelehrten! Denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr rührt sie nicht mit einem Finger an.
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die auf Land und Wasser umherzieht, damit ihr einen Anwärter auf das Judentum gewinnt. Und wenn er es geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt schlimmer als ihr seid!
Wehe euch, ihr verblendeten Leiter, die ihr sagt: „Wer beim Tempel schwört, das ist nichts; wer aber schwört beim Gold am Tempel, das bindet den Schwörenden!“
Ihr Narren und Blinden! Was ist größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Oder: „Wer schwört bei dem Altar, das ist nichts; wer aber schwört beim Opfer, das darauf ist, das bindet den Schwörenden!“ Ihr Narren und Blinden! Was ist größer: das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt? Deshalb: Wer schwört beim Altar, der schwört bei demselben und bei allem, was darauf ist. Und wer schwört beim Tempel, der schwört bei demselben und bei dem, der darin wohnt. Und wer schwört beim Himmel, der schwört bei dem Stuhl Gottes und bei dem, der darauf sitzt.
Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seiht und Kamele verschluckt! Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln von außen rein haltet, innen aber sind sie voll Raub und Fraß! Du blinder Frommer, reinige zuerst das Inwendige an Becher und Schüssel, auf das auch das Auswendige rein werde!
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, die ihr gleich seid den übertünchten Gräbern, die von außen hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! Die Leute laufen darüber und wissen es nicht! So auch ihr: Von außen erscheint ihr den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Untugend.
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Frommen, ihr Heuchler, ihr die die Gräber der Propheten baut und schmücket die Gräber der Gerechten und sprecht: „Hätten wir in den Zeiten unsrer Väter gelebt, wären wir nicht mit ihnen schuld sein am Tod der Propheten!“ Aber ihr bezeugt selbst, daß ihr die Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben. Wohlan, erfüllt auch ihr das Maß eurer Väter! Ihr Schlangen und Otternbrut, wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?
Deshalb sende ich zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte. Von denen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in ihren Bethäusern und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der anderen; damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen dem Tempel und dem Altar. Ich sage euch, das alles wird über diese Generation kommen.
Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küken unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn ich sage euch: „Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ (Mt 23,1-39):
Als er aber das alles zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und Frommen an, hart auf ihn zu dringen und ihm mit mancherlei Fragen zuzusetzen, und lauerten ihm und suchten, ob sie etwas erjagen könnten aus seinem Munde, daß sie eine Sache gegen ihn hätten (Lk 11,37-53).
Warnung vor den Frommen:
Die Frommen und die Sadduzäer (jüdische Sekte) traten zu Jesus, versuchten ihn und forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe. Aber er antwortete und sprach: „Am Abend sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot; und morgens sprecht ihr: Es wird heute Gewitter geben, denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler! Über die Gestalt des Himmels könnt ihr urteilen. Könnt ihr denn nicht auch über die Zeichen dieser Zeit urteilen?
Als seine Anhänger über den See gefahren waren, hatten sie vergessen, Brot mit sich zu nehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: „Hütet euch vor dem Sauerteig der Frommen und der Sadduzäer!“ Da dachten sie nach und sprachen: „Das wird es sein, daß wir nicht Brot mit uns genommen haben!“ Als das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: „Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Kummer, daß ihr nicht Brot mit euch genommen habt? Denkt ihr nicht an die fünf Brote unter die fünftausend und wieviel Körbe ihr da aufhobt?
Warum versteht ihr denn nicht, daß ich euch nicht sage vom Brot, wenn ich sage: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots, sondern vor der Lehre der Frommen und Sadduzäer (Mt 16, 1-12; vgl. auch Lk 12,1).
Warnung vor den Schriftgelehrten:
Als Jesus im Tempel lehrte sprach er: „Was ist eure Meinung über den Gesalbten Gottes, den Christus? Wessen Sohn ist er? Die Schriftgelehrten sagen, Christus sei Davids Nachkomme? David aber spricht durch den heiligen Geist: „Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege! Da heißt ihn ja David seinen Herrn. Weshalb ist er denn sein Sohn?“ Und viel Volks hörte ihn gern. Aber niemand konnte ihm ein Wort antworten, und es wagte von dem Tage an auch niemand mehr, ihn zu fragen
Weiter sprach Jesus: „Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Kleidern gehen und lassen sich gern auf dem Markt grüßen und sitzen gern obenan in den
Bethäusern und oben am Tisch beim Gastmahl. Sie fressen die Häuser der Witwen und wenden langes Gebet vor. Diese werden umzog mehr Verdammnis empfangen Mt 22,15-46; Mk 12, 35-40; Lk 20,45-47).
Gleichnisse
Vom Sämann:
Jesus ging aus dem Haus und setzte sich an das Meer. Da eilten viele Leute aus den Städten zu ihm und versammelten sich bei ihm, so daß er in das Schiff trat und sich dort setzte, und die Menge stand am Ufer. Er redete zu ihnen durch Gleichnisse und sprach:
„Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges auf den Weg, und ward zertreten und die Vögel kamen und fraßen es auf.
Einiges fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte. Es ging bald auf, weil es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte die Saat, und weil sie keine Wurzel hatte, wurde sie dürre.
Einiges fiel unter die Dornen, aber die Dornen wuchsen auf und erstickten und es brachte keine Frucht. Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, die zunahm und wuchs, einiges hundertfach, einiges sechzigfach, einiges dreißigfach. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
[In dem eigentlichen Gleichnis geht es um das Schicksal des Samens und es wird gesagt: Auch wenn viel verloren geht, bringt doch noch genügend Frucht. In der späteren Auslegung - hier dargestellt als Frage der Anhänger an Jesus - ist jedoch das vierfache Ackerfeld im Blick, also die Menschen, die das Wort Gottes hören]
Als Jesus allein war, traten die Anhänger zu ihm und sprachen: „Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse?“ Jesus antwortete: „Euch ist es geschenkt, daß ihr das Geheimnis der Gottesherrschaft versteht; denen draußen aber ist es nicht gegeben, die erfahren das alles nur durch Gleichnisse. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen, was er hat. Deshalb rede ich zu ihnen durch Gleichnisse.
Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht. Denn das Herz dieser Leute ist verstockt, und ihre Ohren hören nicht gut und ihre Augen schlummern, damit sie nicht einst mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, damit ich ihnen doch helfe und ihnen ihre Sünden vergeben werden.
Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören. Ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, das zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört! Aber wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr denn die andern alle verstehen?“
Und Jesus fuhr fort: „So will ich euch nun dieses Gleichnis vom Sämann erklären: Der Sämann sät das Wort. Mit denen am Weg sind die gemeint, bei denen das Wort gesät wird und sie es gehört haben, aber dann kommt bald der Teufel und nimmt das Wort wieder weg, das in ihr Herz gesät war, damit sie nicht glauben und selig werden. Bei denen aufs Steinige gesät ist, die nehmen das Wort gleich mit Freuden auf, wenn sie es gehört haben, aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; eine Zeitlang glauben sie, aber wenn sich um des Wortes willen Trübsal oder Verfolgung erhebt, so ärgern sie sich bald. Bei denen unter die Dornen gesät ist, das sind die, die das Wort hören, aber die Sorge dieser Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort und es bleibt ohne Frucht.
Wenn aber auf das gute Land gesät ist, damit sind die gemeint, die das Wort hören nehmen es an und bringen Frucht und behalten es in einem feinen, guten Herzen, einige dreißigfach, einige sechzigfach und einige hundertfach (Mt 13, 1-23; Mk 4,1-20; Lk 8,4-15).
Unkraut unter dem Weizen:
Jesus legte ihnen aber noch ein ähnliches Gleichnis vor und sprach: „Die Gottesherrschaft gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. Als nun das Kraut wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Angestellten zu dem Eigentümer und sprachen: „Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?“ Er sprach zu ihnen: „Das hat der Feind getan!“ Da sagten die Angestellten: „Willst du, daß wir hingehen und das Unkraut ausjäten?“ Er sprach: „Nein, damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Und wenn die Erntezeit gekommen ist, will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune!“
Jesus entließ die Leute und kam heim. Da traten seine Anhänger zu ihm und sprachen: „Deute uns das Geheimnis vom Unkraut auf dem Acker!“ Er antwortete: „Der Gottessohn ist es, der den guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder der Gottesherrschaft. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. So wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieser Welt gehen: Der Gottessohn wird seine Boten senden, und sie werden sammeln aus seinem Herrschaftsgebiet alle, die Ärger machen und Unrecht tun. Und werden sie in den Feuerofen werfen, da wird sein Heulen und Zähneklappen. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Herrschaft. Wer Ohren hat zu hören, der höre! (Mt 13,24-30 und 36-43)
Von der selbstwachsenden Saat:
Jesus sprach: „Mit der Herrschaft Gottes verhält es sich wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf Nacht und Tag. Aber der Same geht auf und wächst, ohne daß er es weiß. Denn die Erde bringt von selbst alles hervor, zuerst das Gras, danach die Ähren, danach den vollen Weizen in den Ähren.
Wenn die Erde aber die Frucht gebracht hat, so schickt er bald die Schnitter mit der Sichel hin, denn die Ernte ist da!“ (Mk 4,26-29).
Schatz im Acker und kostbare Perle und Fischnetz:
Die Gottesherrschaft ist gleich einem verborgenen Schatz im Acker, den ein Mensch fand und versteckte. Dann ging er hin voller Freude und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Die Gottesherrschaft ist auch gleich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und als er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Die Gottesherrschaft ist aber auch gleich einem Netz, das ins Meer geworfen ist, um damit allerlei Fische zu fangen. Wenn es aber voll ist, so ziehen sie es heraus an das Ufer, setzen sich und sortieren die guten alle in ein Gefäß zusammen, aber die faulen werfen sie weg.
So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die BotenGottes werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten trennen und die Bösen in den Feuerofen werfen, da wird Heulen und Zähneklappen sein (Mt 13,44-52).
Vom Senfkorn:
Dann legte Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: „Womit können wir die Herrschaft Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis können wir es im Voraus abbilden? Die Gottesherrschaft ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker. Wenn es gesät wird aufs Land, so ist es das kleinste unter allen Samen auf der Erde. Aber wenn es gesät ist, so nimmt es zu und ist die größte unter den Stauden und wird wie ein Baum, so daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen unter seinen Zweigen.
Bei einer anderen Gelegenheit sprach Jesus: „Womit soll ich die Herrschaft Gottes vergleichen? Sie ist einem Sauerteig gleich, den eine Frau nahm und mischte ihn unter das Mehl, bis daß es ganz sauer wurde.
Durch viele solche Gleichnisse sagte Jesus ihnen das Wort. Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen. Aber er legte sie seinen Anhängern aus (Mt 13,31-35; Mk 4,30-34; Lk 13,18-21).
Barmherziger Samariter:
Ein Schriftgelehrter stand auf, versuchte ihn und sprach: „Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben gewinne?“ Jesus sprach zu ihm: „Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?“ Er antwortete: „Du sollst Gott, deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Du hast richtig geantwortet. Tue das, so wirst du leben!“
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: „Wer ist denn mein Nächster?“ Da antwortete Jesus mit einer Gleichniserzählung: „Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Mörder. Die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig zog aber ein Priester dieselbe Straße hinab. Aber als er den Überfallenen sah, ging er auf der anderen Straßenseite vorüber. Ebenso auch ein Gottesdiensthelfer: Als er zu der Stelle kam und sah ihn, ging er vorüber.
Ein Samariter kam aber auch auf der Reise dahin [eigentlich „Samaritaner“. Die Angehörigen dieses Volks wurden von den Juden verachtet, weil sie sich nach ihrer Meinung vom rechten Glauben abgewandt hatten]. Als der Samariter den Überfallenen sah, hatte er Mitleid mit ihm. Er ging zu ihm, verband ihm seine Wunden und goß Öl und Wein hinein und hob ihn auf sein Tier.
Er führte ihn in die Herberge und pflegte ihn. Am anderen Tag reiste er ab und zog heraus zwei Geldstücke und gab sie dem Wirt und sprach zu ihm: Pflege ihn; und wenn es mehr kostet, will ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme!“
Damit beendete Jesus seine Erzählung. Aber er fragte den Schriftgelehrten: „Was meinst du, wer unter diesen Dreien ist der Nächste gewesen für den, der unter die Mörder gefallen war?“ Er antwortete: „Der die Barmherzigkeit an ihn tat!“ Da sprach Jesus zu ihm: „So gehe hin und tue das Gleiche!“ (Lk 10,25-37).
Reicher Kornbauer:
Einer aus der Menge sprach zu Jesus: „Meister, sage meinem Bruder, daß er mit mir das Erbe teile!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch eingesetzt?“ Dann fuhr er fort: „Seht zu und hütet euch vor dem Geiz, denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat!“ Schließlich erzählte er noch ein Gleichnis: „Es war ein reicher Mensch, dessen Feld hatte wohl getragen. Und er mich sich selber und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nichts, wo ich meine Früchte hin sammle. Und er sprach zu sich selbst: Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin alles sammeln, was mir gewachsen ist, und alle meine anderen Güter. Und ich will sagen zu mir selber: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre. Habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! diese Nacht wird man dein Leben von dir fordern. Und wem wir dann das gehören, was du vorbereitet hast? So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott!“ (Lk 12,13-21).
Verlorenes Schaf:
Es nahten sich Jesus allerhand Steuereinnehmer und Sünder, um ihn zu hören. Aber die Frommen und Schriftgelehrten murrten: „Dieser nimmt die Sünder an und ißt mit ihnen!“ Jesu aber sagte ihnen ein Gleichnis: „Wer ist unter euch, der hundert Schafe hat und wenn sich eins davon verirrt: Läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte, bis er es findet? Er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind. Er legt es auf seine Achseln mit Freuden. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der umkehrt, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die nicht umzukehren brauchen. So ist es auch bei eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß jemand von diesen Kleinen verloren geht (Mt 18,1-14; Lk 15,1-7).).
Verlorener Groschen:
Oder welche Frau gibt es, die zehn Geldstücke hat, und wenn sie einen davon verliert, die nicht ein Licht anzünde und kehre das Haus und suche mit Fleiß, bis sie ihn finde? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: „Freut euch mit mir; denn ich habe mein Geldstück gefunden, das ich verloren hatte!“ So, sage ich euch auch, wird Freude sein vor den Boten Gottes über einen Sünder, der sein Leben ändert (Lk 15,8-10).
Verlorener Sohn:
Weiter sprach Jesus: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngste von ihnen sprach zu dem Vater: „Gib mir den Teil der Güter, den ich einmal erben werde!“ Und er teilte den Söhnen das Gut. Nicht lange danach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen und zog ferne über Land.
Dort brachte er sein Gut durch mit Ausschweifungen. Als er aber alles verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über das ganze Land, und er fing an Not zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger des Landes. Der schickte ihn auf seinen Acker, die Schweine zu hüten. Er versuchte, seinen Bauch füllen mit Schweinefutter, aber sie gaben es ihm nicht.
Da ging er in sich und sprach: „Wie viel Aushilfen hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin in Zukunft nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße. Aber mache mich zu einem deiner Aushilfen!“
Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und der Sohn tat ihm leid. Er lief hin und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir: Ich bin nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße!“ Aber der Vater sprach zu seinen Angestellten: „Bringt das beste Kleid heraus und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Fingerring an seine Hand und Schuhe an seine Füße, und bringt ein gemästet Kalb her und schlachtet es: Laßt uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an fröhlich zu sein.
Der älteste Sohn aber war auf dem Feld. Und als er nahe zum Haus kam, hörte er das Singen und Tanzen, und er rief einen der Angestellten zu sich und fragte, was das wäre. Der aber sagte ihm: „Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat!“ Da wurde der ältere Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn herein.
Er aber antwortete dem Vater: „Sieh, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten. Und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber ist dieser dein Sohn gekommen, der sein Erbteil mit Huren verschlungen hat, und da hast du ihm ein gemästetes Kalb geschlachtet!“ Der Vater aber sprach zu ihm: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir gewesen, und alles, was mein ist, das ist auch dein. Du solltest aber fröhlich und gutes Muts sein. Denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wieder gefunden worden (Lk 15, 11-32).
Der untreue Verwalter:
Jesus sprach zu seinen Anhängern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter, der wurde von verdächtigt, er hätte seine Güter durchgebracht. Er forderte ihn vor sich und sprach zu ihm: „Was höre ich da von dir? Lege Rechnung ab von deiner Verwaltung, denn du kannst in Zukunft nicht mehr Verwalter sein!“ Der Verwalter sprach bei sich selbst: „Was soll ich tun? Mein Auftraggeber nimmt das Amt von mir. Graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. Aber ich weiß wohl, was ich tun werde, wenn ich nun abgesetzt werde, daß sie mich später in ihre Häuser aufnehmen. Und er rief zu sich alle Schuldner seines Arbeitgebers und sprach zu dem ersten: „Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?“ Er sprach: „Hundert Tonnen Öl!“ Und er sprach zu ihm: „Nimm deinen Schuldschein, setze dich und schreibe schnell fünfzig!“ Danach sprach er zu dem andern: „Du aber, wieviel bist du schuldig?“ Er sprach: „Hundert Sack Weizen!“ Und er sprach zu ihm: „Nimm deinen Schuldschein und schreibe achtzig!“ Und Jesus lobte den untreuen Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die Kinder dieser Welt sind untereinander klüger als die Kinder des Lichts.
Jesus fuhr fort: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Geld, damit sie - wenn es euch schlecht geht - euch aufnehmen in die ewigen Hütten. Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu, und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. Wenn ihr nun in Geldsachen nicht treu seid, wer will euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was unser ist? Kein Diener kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld.
Das alles hörten die Frommen auch und waren geldgierig und spotteten über Jesus. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den Menschen. Aber Gott kennt eure Herzen, denn was hoch ist unter den Menschen, das ist vor Gott ein Greuel. Die alten Schriften reichen bis zu Johannes. Seit der Zeit aber wird die Herrschaft Gottes durch die frohe Botschaft gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Zipfel vom Gesetz falle. Wer sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet, der bricht die Ehe. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht auch die Ehe (Lk 16, 1-18).
Die bittende Witwe:
Jesus sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, daß man allezeit beten und nicht nachlässig werden solle, und sprach: „Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witwe in dieser Stadt, die kam zu ihm und sprach: ‚Rette mich von meinem Gegner!‘ Aber er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Zwar scheue ich mich nicht vor Gott noch vor einem Menschen, aber weil mir diese Witwe mir so viel Mühe macht, will ich sie retten, damit sie nicht zuletzt komme und betäube mich!“ Der Herr sprach: „Hört, was der ungerechte Richter sagt! Sollte aber Gott nicht auch seine Auserwählten retten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er alles hinauszögern? Ich sage euch: Er wird sie erretten in Kürze. Doch wenn der Gottessohn kommen wird, meinst du, daß er auch Glauben finden werde auf der Erde?“ (Lk 18,1-8).
Besondere Begegnungen
Reicher junger Mann:
Als Jesus hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm und fragte ihn: „Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben erreiche?“ Aber Jesus sprach zu ihm: „Warum bezeichnest du mich als gut? Niemand ist gut als Gott allein! Wenn du aber das ewige Leben erreichen willst, so halte die Gebote Gottes ein!“ Da sprach er zu ihm: „Welche von den Geboten soll ich denn einhalten?“ Jesus sprach: „Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsche Aussagen machen! Ehre Vater und Mutter! und: Du sollst deinen Mitmenschen lieben wie dich selbst!“
Der junge Mann aber antwortete: „Meister, das habe ich alles eingehalten von meiner Jugend an! Was fehlt mir noch?“ Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: „Eins fehlt dir noch: Willst du vollkommen sein, dann gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen. Dann wirst du einen Schatz im Himmel haben. Und dann komm, gehe mit mir und sei auch bereit mit mir zu leiden!“ Der junge Mann aber wurde unmutig über diese Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
Jesus aber sprach zu seinen Anhängern: „Ich kann euch nur sagen: Die Reichen werden schwer in die ewige Herrschaft Gottes kommen. Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher zu Gott kommt!“ Die Jünger entsetzten sich über seine Rede und sprachen: „Wer kann denn da noch zu Gott kommen?“Aber Jesus antwortete: „Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Denn alle Dinge sind möglich bei Gott
Da antwortete Petrus: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Welchen Lohn kriegen wir dafür?! Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet im ewigen Leben, wenn der Gottessohn auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch auf zwölf Stühlen sitzen und richten die zwölf Volksstämme Israels. Und wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meinetwillen verläßt, der wird alles hundertfach wieder erhalten und das ewige Leben erreichen! Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein (Mk 10,17-27; Mt 19,16-30; Lk 18,18-27).
Salbung:
Einer der Frommen bat Jesus, daß er mit ihm äße. Und Jesus ging hinein in das Haus des Frommen und setzte sich zu Tisch. Es war aber eine Frau in der Stadt, die war eine Hure. Als sie hörte, daß er Jesus Tische saß im Haus des Frommen, brachte sie ein Glas mit Salbe und trat hinter Jesus und weinte und fing an, seine Füße zu bedecken mit Tränen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und sie küßte seine Füße und salbte sie mit Salbe.
Als das der Fromme sah, der Jesus eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und welch eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin!“ Jesus sprach zu ihm: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen!“ Er sprach: „Meister, sage es nur!“ Jesus stellte ihm nun eine Frage: „Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Geldstücke schuldig, der andere fünfzig.
Weil sie aber kein Geld hatten, um zu bezahlen, schenkte er' es beiden. Sage mir nun, wer von ihnen wird ihn am meisten lieben?“ Simon antwortete: „Ich denke, dem er am meisten geschenkt hat!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Du hast richtig gerichtet!“
Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: „Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen. Aber du hast mir kein Wasser gegeben für meine Füße. Diese aber hat meine Füße mit Tränen bedeckt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet. Du hast mir keinen Willkommenskuß gegeben. Diese aber hat nicht aufgehört, meine Füße zu küssen, nachdem sie hereingekommen war. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt. Sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt! Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig!“
Und zu der Frau sprach er: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ Da fingen die an, die mit am Tische saßen, und sprachen zu sich selbst: „Wer ist dieser, der auch Sünden vergibt?“ Er aber sprach zu der Frau: „Dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin mit Frieden!“ (Lk 7,36-50, vgl. auch Passionsgeschichte Mk 14,3-9; Mt 26, 6-13).
Spende der Witwe:
Jesus setzte sich gegenüber dem Gotteskasten hin und schaute, wie die Leute Geld einlegten in den Gotteskasten. Viele Reiche legten ihre Gabe in den Gotteskasten. Es kam aber auch eine arme Witwe und legte zwei ganz kleine Geldstücke ein. Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: „Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben.
Sie haben alle von ihrem Überfluß etwas eingelegt als „Opfer für Gott“. Diese aber hat trotz ihrer Armut alles eingelegt, was sie noch zum Lebensunterhalt hatte!“ (Mk 12,41-44; Lk 21,1-4).
Kinder:
Es wurden Kinder zu Jesus gebracht, daß er die Hände auf sie legte und für sie betete. Die Anhänger aber fuhren sie an. die sie trugen. Da das aber Jesus sah, wurde er unwillig, rief sie zu sich und sprach zu ihnen: „Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn sie gehören zur Herrschaft Gottes. Ich kann euch nur sagen: Wer die Herrschaft Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen!“ Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie legte die Hände auf sie (Mt 19,13-15; Mk 10,13-16; Lk 18,15-17).
Die zehn Hautkranken:
Als Jesus nach Jerusalem reiste, zog er mitten durch Samarien und Galiläa. Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn hautkranke Männer. Die standen weit abseits und riefen mit lauter Stimme: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich über uns!“ Als Jesus sie sah, sprach er zu ihnen: „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“ Und als sie hingingen, wurden sie rein. Einer aber von ihnen, als er sah, daß er geheilt war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme und fiel auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. Jesus aber fragte: „Sind nicht zehn Männer gesund geworden? Wo sind denn die neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, als dieser Fremde. Und er sprach zu ihm: „Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen!“ (Lk 17,11-19).
Der Steuererheber Zachäus:
Jesus zog hinein nach Jericho und ging durch die Stadt. Da war ein Mann, genannt Zachäus, der war ein hochrangiger Steuererheber und war reich. Er versuchte Jesus zu sehen, um sich selbst ein Urteil zu bilden, wer er wäre, aber er konnte es nicht wegen der Leute, denn er war klein von Person. Deshalb lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, damit er Jesus sehen könne, denn dort sollte er durchkommen.
Als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und bemerkte ihn und sprach zu ihm: „Zachäus, steig schnell herunter; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren!“ Zachäus stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freude. Als die anderen das sahen, murrten sie alle, weil Jesus bei einem Sünder einkehrte.
Zachäus aber trat heran und sprach zu dem Herrn: „Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, das gebe ich ihm vierfach wieder!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Heute ist diesem Hause Segen widerfahren, zumal er auch Abrahams Sohn ist. Denn der Gottessohn ist gekommen, zu suchen und glückselig zu machen, das verloren ist (Lk 19,1-10).
Nikodemus:
Es war aber ein Mensch unter den Frommen mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden. Der in der Nacht kam zu Jesus und sprach zu ihm: „Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist, denn niemand kann die Wunder tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm!“ Jesus antwortete ihm: „Ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er die Herrschaft Gottes nicht sehen!“ Nikodemus spricht zu ihm: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er wieder in seiner Mutter Bauch gehen und geboren werden?“
Jesus antwortete: „Ich sage dir: Es sei denn daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in die Herrschaft Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Wundere dich nicht, daß ich dir gesagt habe: Ihr müßt von neuem geboren werden! Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl. Aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist auch ein jeder, der aus dem Geist geboren ist!“
Nikodemus antwortete ihm: „Wie kann so etwas zugehen?“ Jesus antwortete: „Bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht? Ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde? Und niemand fährt in den Himmel als der vom Himmel herunter gekommen ist, nämlich der Gottessohn, der im Himmel ist. Und wie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, so muß der Gottessohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet!“
Jesus fährt dann fort: „Wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Arges tut, der haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht gestraft werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt an das Licht, daß seine Werke offenbar werden; denn sie sind in Gott getan!“
Danach kamen Jesus und seine Anhänger in das jüdische Land und tauschte sich mit ihnen aus mit ihnen und taufte. Johannes aber taufte auch noch, und die Leute kamen dahin und ließen sich taufen, denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis gebracht worden.
Da kam eine Frage unter den Anhängern des Johannes auf, die sich mit den Juden über die Reinigung stritten. Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: „Meister, der bei dir war auf der anderen Seite des Jordans, der tauft und jedermann kommt zu ihm!“ Johannes antwortete und sprach: „Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht gegeben wird vom Himmel. Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht Christus bin, sondern vor ihm her gesandt bin. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam, der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich sehr über des Bräutigams Stimme.
Diese meine Freude ist nun erfüllt. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen. Der von oben kommt, ist über alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über alle und bezeugt, was er gesehen und gehört hat. Aber sein Zeugnis nimmt niemand an. Wer es aber annimmt, der besiegelt, daß Gott wahrhaftig sei. Denn wen Gott gesandt hat, der redet Gottes Worte, denn Gott gibt den Geist nicht mäßig. Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm (Joh 3,1-36).
Gespräch am Brunnen:
Als Jesus erfuhr, daß die Frommen erfahren hatten, daß Jesus mehr Anhänger gewann und taufte als Johannes, verließ er das Land Judäa und zog wieder nach Galiläa. Dazu mußte er durch Samaria reisen. So kam er in eine Stadt Samarias, die heißt Sichar, nahe bei dem Feld, das der Erzvater Jakob seinem Sohn Joseph gab. Dort war Jakobs Brunnen. Weil Jesus müde war von der Reise, setzte er sich auf den Brunnen; und es war um die Mittagsstunde.
Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: „Gib mir zu trinken!“ (denn seine Anhänger waren in die Stadt gegangen, daß sie Speise kauften). Da spricht die samaritische Frau zu ihm: „Wie bittest du von mir, etwas zu trinken zu bekommen, wo du ein Jude bist, und ich eine samaritische Frau? (denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern).
Jesus antwortete ihr: „Wenn du doch erkennen würdest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken! Du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser!“ Da spricht die Frau zu ihm: „Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief. Woher hast du denn lebendiges Wasser? Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh!“
Jesus antwortete: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder Durst bekommen. Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten. Sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt!“
Da spricht die Frau zu ihm: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht immer wieder herkommen müsse, um zu schöpfen!“ Jesus spricht zu ihr: „Gehe hin, rufe deinen Mann und komm her!“ Die Frau aber antwortete: „Ich habe keinen Mann!“ Jesus spricht zu ihr: „Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann! Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann. Da hast du recht gesagt!“ Die Frau spricht zu ihm: „Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, da man anbeten soll!“ [Die Samaritaner hatten fast den gleichen Glauben wie die Jude, hatten ihr Heiligtum aber auf dem nahe gelegenen Berg Garizim].
Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet. Wir wissen aber, was wir anbeten, denn das Heil kommt von den Juden. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit. Denn der Vater will es haben, daß sie ihn so anbeten. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten!“ Da spricht die Frau zu ihm: „Ich weiß, daß der Messias kommt, der Christus heißt. Wenn der kommen wird, dann wird er es uns alles verkündigen!“ Jesus spricht zu ihr: „Ich bin es doch, der mit dir redet, ich bin der Messias!“ In dem Augenblick kamen seine Anhänger. Sie wunderten sich, daß er mit der Frau redete. Doch sprach niemand: „Was fragst du?“oder: „Was redest du mit ihr?“
Da ließ die Frau ihren Krug stehen und ging hin in die Stadt und spricht zu den Leuten: „Kommt, seht einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei!“ Da gingen sie aus der Stadt und kamen zu ihm.
Unterdessen ermahnten ihn die Anhänger und sprachen: „Meister, iß!“ Er aber sprach zu ihnen: „Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wißt!“ Da sprachen die Anhänger untereinander: „Hat ihm jemand zu essen gebracht?“ Jesus spricht zu ihnen: „Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte?
Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen hoch und seht in das Feld, denn es ist schon weiß zur Ernte. Und wer schneidet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich miteinander freuen, der sät und der schneidet. Denn hier ist der Spruch wahr: Dieser sät, der andere schneidet. Ich habe euch gesandt, zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet und ihr seid in ihre Arbeit gekommen!“
Es glaubten aber an Jesus viele der Samariter aus der Stadt wegen der Rede der Frau, die bezeugte: „Er hat mir gesagt alles, was ich getan habe Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er bei ihnen bliebe, und er blieb zwei Tage da. Und viel mehr glaubten um seines Wortes willen und sprachen zu der Frau: „Wir glauben jetzt nicht mehr wegen deiner Rede. Wir haben selber gehört und erkannt, daß dieser ist wahrlich der Christus, der Welt Heiland!“ (Joh 4,1-42).
Jesus und die Ehebrecherin:
Jesus ging an den Ölberg. Frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und viele Leute kamen zu ihm. Er setzte sich und lehrte sie. Aber die Schriftgelehrten und Frommen brachten eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ergriffen wurde, und stellten sie in die Mitte und sprachen zu ihm: „Meister, diese Frau wurde auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?“ Das sprachen sie aber, um ihn aufs Glatteis zu führen, damit sie einen Grund gegen ihn hätten. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ Und er bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde.
Als sie aber das hörten, gingen sie hinaus, von ihrem Gewissen überführt, einer nach dem andern, von den Ältesten bis zu den Geringsten. Jesus wurde allein gelassen und die Frau stand noch in der Mitte. Jesus aber richtete sich auf. Und als er niemand sah als die Frau, sprach er zu ihr: „Frau, wo sind sie, deine Ankläger? Hat dich niemand verdammt?“ Sie aber sprach: „Herr, niemand!“ Jesus aber sprach: „So verdamme ich dich auch nicht. Gehe hin und sündige künftig nicht mehr! (Joh 8,1-11).
Die Anhänger Jesu:
Rangstreit:
Auf dem Weg nach Kapernaum tuschelten die Anhänger untereinander. Als sie zu Hause waren, fragte Jesus sie: „Was habt ihr da verhandelt auf dem Weg?“ Sie aber schwiegen, denn sie hatten miteinander auf dem Wege darüber gesprochen, wer der Größte unter ihnen wäre und wer wohl der Größte sein wird in der Herrschaft Gottes?“ Da sprach er zu ihnen: „Wenn der Erste sein will, der soll der Letzte sein vor allen und der Diener aller anderen!“ Und er nahm ein Kind und stellte es mitten unter sie und drückte es und sprach zu ihnen: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat!“
Dann fuhr er fort: „Ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht die Herrschaft Gottes kommen. Wer sich selbst klein macht wie dies Kind, der ist der Größte in der Herrschaft Gottes. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer der Kleinste ist unter euch allen, der wird groß sein.
Wer eines von diesen Kleinen ärgert, die an mich glauben, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft werde im Meer, wo es am tiefsten ist!“
Das Stichwort „ärgern“ bringt ihn dazu, noch weiter fortzufahren: „Wehe der Welt wegen der Ärgernisse, die es in ihr gibt! Es muß ja Ärgernis kommen. Doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt! Wenn dich aber deine Hand oder dein Fuß ärgert, so haue sie ab und wirf ihn von dir. Es ist für dich besser, daß du lahm oder als Krüppel zum Leben hineingehst, als wenn du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das höllische Feuer geworfen.
Und wenn dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf es von dir. Es ist für dich besser, daß du einäugig zum Leben hineingehest, als wenn du zwei Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. Seht zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit in das Angesicht meines Vaters im Himmel. Denn der Gottessohn ist gekommen, selig zu machen, das verloren ist!“ (Mt 18,1-11; Mk 9,33-37; Lk 9,46-50, auch Lk 17,1-2).
Gegen Unduldsamkeit:
Das Gespräch geht aber noch weiter. Johannes fragte: „Meister, wir sahen einen, der trieb die Teufel aus in deinem Namen. Wir wollten ihm das verbieten, denn er ist nicht dein Anhänger und folgt dir nicht wie wir. Aber Jesus sprach zu ihm: „Verwehrt ihm das nicht. Es gibt niemand, der in meinem Namen eine Tat tut und dann übel von mir redet. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer aber in meinem Namen euch einen Becher Wasser gibt, weil ihr zu Christus gehört, das wird ihm nicht ohne Lohn bleiben!“ (Lk 9, 49-51).
Lohn der Nachfolge:
Da sagte Petrus zu ihm: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was für einen Lohn werden wir dafür haben?“ Jesus antwortete: „Ich sage euch in der Tat: Es ist niemand, der wenn er Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kind oder Äcker verläßt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach alles wieder empfange: Jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind!“ (Mt 19,27-30; Mk 10, 38-41).
Noch als sie schon auf dem Weg nach Jerusalem waren und Jesus wieder einmal von seinem Tod gesprochen hatte, da baten ihn Jakobus und Johannes: „Meister, wir wollen, daß du uns tust, was wir dich bitten werden!“ Er sprach zu ihnen: „Was wollt ihr, denn, daß ich euch tue?“ Sie sprachen zu ihm: „Gib uns, daß wir in deiner Herrlichkeit einer an deiner rechten Seite und einer an deiner linken Seite sitzen!“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr wißt nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Giftbecher („Kelch“) trinken, den ich trinke, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ Sie sprachen zu ihm: „Ja, das können wir wohl!“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde, aber an meiner Rechten zu sitzen und zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern da gehören die hin, die von Gott dafür bestimmt sind!“
Als das die zehn anderen hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach zu ihnen: „Ihr wißt, daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Mächtigen unter ihnen haben Gewalt. Aber so soll es unter euch nicht sein. Sondern wer groß werden will unter euch, der soll euer Diener sein.
Und wer unter euch der Vornehmste werden will, der soll der Diener aller sein. Denn auch der Gottessohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung für viele (Mk 10,32-45).
Mahnung zum furchtlosen Bekennen:
Ich sage euch aber, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen die den Leib töten, und danach nichts mehr tun können. Ich will euch aber zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der auch die Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch. Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen. Aber auch die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Deshalb fürchtet euch nicht, ihr seid besser als viele Sperlinge.
Ich aber sage euch: Wer mich bekennt vor den Menschen, den wird auch der Gottessohn bekennen vor den Boten Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Boten Gottes. Und wer ein Wort gegen den Gottessohn redet, dem soll es vergeben werden. Wer aber den Geist Gottes lästert, dem soll es nicht vergeben werden.
Wenn sie euch aber führen werden in ihre Bethäuser und vor die Behörden und vor die Gewaltigen, so sorgt nicht, wie oder was ihr antworten oder was ihr sagen sollt. Denn der Geist Gottes wird euch in der gleichen Stunde lehren, was ihr sagen sollt (Lk 12,1-12).
Mutter und Brüder:
Jesu Mutter und seine Brüder wollen zu ihm und konnten nicht zu ihm kommen wegen der vielen Leute. Da wurde ihm gemeldet: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen!“ Er aber antwortete: „eine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun. (Lk 8,19-21),
Maria und Martha:
In einem Dorf war eine Frau mit Namen Martha, die nahm Jesus auf in ihr Haus. Sie hatte eine Schwester, die hieß Maria. Die setzte sich zu Jesus und hörte seiner Rede zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Aber dann trat sie doch hinzu und sprach: „Herr, fragst du nicht danach, daß mich meine Schwester allein dienen läßt? Sage ihr doch, daß sie auch mit angreift!“ Jesus aber antwortete: „Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwähl. Das soll nicht von ihr genommen werden (Lk 10,38-42).
Unnütze Diener:
Wer ist unter euch, der einen Angestellten hat, der ihm pflügt oder das Vieh weidet, wenn er heimkommt vom Felde, sagt er ihm nicht gleich: ‚Gehe gleich hin und setz dich zu Tisch?‘
Ist es nicht also, daß er zu ihm sagt: ‚Bereit mir das Abendessen zu, zieh dich entsprechend an und diene mir, bis ich esse und trinke; danach kannst auch du essen und trinken?‘ Dankt er auch dem Angestellten, weil er getan hat, was ihm befohlen war? Ich meine es nicht. So ist es auch bei euch: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: ‚Wir sind unnütze Diener, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren (Lk 17,7-10).
Leidensweg Jesu („Passion“)
Erste Leidensankündigung:
Dann fing er an, sie zu lehren: „Der Gottessohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Oberpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen!“ Er redete das Wort frei und offen. Da nahm Petrus ihn zu sich und fing an, ihm zu wehren: „Herr, schone dich, das widerfahre dir nur nicht!“
Jesus aber wandte sich um und sah seine Anhänger an und bedrohte Petrus: „Gehe hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist!“ Dann rief er die Leute und seine Anhänger zu sich und sprach zu ihnen: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben will behalten, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es behalten. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele rette? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und verkehrten Geschlecht, dessen wird sich auch der Gottessohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den göttlichen Boten. Ich sage euch aber, daß einige von denen, die hier stehen, den Tod nicht schmecken werden, bis daß sie die Herrschaft Gottes sehen!“( Mt 16,21-23; Mk 8,31-38; Lk 9,22-28)
Zweite Leidensankündigung:
Sie wanderten durch Galiläa. Jesus wollte nicht, daß es jemand wissen sollte. Er lehrte aber seine Jünger und sprach zu ihnen: „Der Gottessohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er am dritten Tage auferstehen. Die Anhänger verstanden das Wort nicht, und fürchteten sich, ihn zu fragen. sie wurden sehr betrübt (Mt 17,22-23; Mk 9,30-32; Lk 9,43-45).
Dritte Leidensankündigung:
Jesus zog hinauf nach Jerusalem und nahm zu sich die zwölf Anhänger besonders und sprach zu ihnen: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten vom Gottessohn. Er wird den Oberpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden. Sie werden ihn verdammen zum Tode und werden ihn überantworten den Ungläubigen, die ihn verspotten, schmähen, anspucken, geißeln und kreuzigen werden. Aber am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Sie aber verstanden das alles nicht, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie wußten nicht, was das Gesagte bedeuten sollte (Mt 20,17-19; Mk 10,32-34; Lk 18,31-34).
Die Söhne des Zebedäus:
Da trat zu Jesus die Mutter des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und bat etwas von ihm. Jesus fragte sie: „Was willst du?“ Sie sprach zu ihm: „Laß diese meine zwei Söhne sitzen in deiner Herrschaft, einen rechts von dir und den andern links von dir!“ Aber Jesus antwortete: „Ihr wißt nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Giftbecher (‚Kelch‘) trinken, den ich trinken werde, und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?“ Sie sprachen zu ihm: „Ja, das können wir!“ Jesus sprach zu ihnen: „Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, sollt ihr getauft werden.
Aber es steht mir nicht zu, die Plätze links und rechts von mir zu vergeben, sondern dorthin kommen die, die mein Vater dafür vorgesehen hat!“
Als das die zehn anderen hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: „Ihr wißt, daß die weltlichen Fürsten herrschen und die Obersten haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch. Sondern, so jemand unter euch mächtig sein will, der sei euer Diener; und wer der Vornehmste sein will, der sei euer Knecht. Der Gottessohn ist ja auch nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele!“ (Mt 20,17-28).
Aufbruch nach Jerusalem:
Jesus sandte Boten vor sich her, daß sie ihm eine Übernachtungsmöglichkeit bestellten. Die gingen und kamen in ein Dorf der Samariter. Aber sie nahmen ihn nicht an, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als das aber seine Anhänger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: „Herr, willst du, so wollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, wie Elia es tat!“ Jesus aber wandte sich um und bedrohte sie und sprach: „Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Der Gottessohn ist nicht gekommen, Menschenleben zu verderben, sondern zu erhalten (Lk 9, 51-57).
Vom Ernst der Nachfolge
Sie gingen in einen anderen Markt. Als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu Jesus: „Ich will dir folgen, wo du hin gehst!“ Jesus sprach zu ihm: „Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester. Aber der Gottessohn weiß nicht, wo er den Kopf hinlegen soll!“
Und Jesus sprach zu einem andern: „Folge mir nach!“ Der sprach aber: „Herr, erlaube mir, daß ich vorher hingehe und meinen Vater begrabe!“ Aber Jesus sprach zu ihm: „Laß die Toten ihre Toten begraben. Gehe du aber hin und verkündige die Herrschaft Gottes!“
Und ein anderer sprach: „Herr, ich will dir nachfolgen. Aber erlaube mir vorher, daß ich eine Abschiedsfeier mache mit denen, die in meinem Haus sind!“ Jesus aber sprach zu ihm: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geeignet für die Herrschaft Gottes (Mt 8,18-22; Lk 9,58-62).
Die Galiläer:
Es waren zu der Zeit einige Leute dabei, die erzählten Jesus von den Galiläern, deren Blut der römische Statthalter Pilatus mit ihrem Opfer vermischt hatte. Jesus antwortete ihnen: „Meint ihr, daß diese Galiläer mehr als alle anderen Galiläer Sünder gewesen sind, weil sie das erlitten haben? Ich sage: Nein, sondern wenn ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle ebenso umkommen. Oder meine ihr, daß die achtzehn Leute, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, seien schuldig gewesen mehr als alle Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage: Nein, sondern wenn ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle ebenso umkommen (Lk 13,1-5)
Klageruf über Jerusalem:
Es kamen etliche Fromme und sprachen zu ihm: „Gehe fort und zieh davon, denn der König Herodes will dich töten!“ Er aber sprach zu ihnen: „Gehe hin und saget diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Teufel aus und mache gesund heut und morgen, und am dritten Tage werde ich ein Ende nehmen. Doch muß ich heute und morgen und am Tage danach wandern; denn es geht nicht, daß ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem!“
Und dann fuhr er fort: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Jungen unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Seht, euer Haus soll euch wüst werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich nicht sehen, bis ihr sagen werdet: Gelobt ist, der da kommt im Namen des Herrn (Lk 13,31-35)
Gleichnisse Jesu
[Die Gleichnisse Jesu wurden schon einmal als eigenes Thema dargestellt. Aber an dieser Stelle werden - wie im Neuen Testament auch - weitere Gleichnisse eingefügt, die das Ende der Welt im Blick haben und zum letzten Vermächtnis Jesu gehören].
Gleichnis von der Hochzeit:
Jesus redete abermals durch Gleichnisse und sprach: Mit der Herrschaft Gottes ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Diener aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen. Aber sie wollten nicht kommen. Da sandte er andere Diener aus und sprach: „Sagt den Gästen: Ich habe die Mahlzeit vorbereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet und alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit!“ Aber sie verachteten die Einladung und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Tätigkeit. Einige ergriffen seine Diener, verhöhnten sie und töteten sie. Da das der König hörte, ward er zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.
Dann sprach er zu seinen Dienern: „Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren es nicht wert. Deshalb geht auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet!“ Und die Diener gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute, und die Tische wurden alle voll.
Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen. Dabei sah er einen Menschen, der war nicht gekleidet, wie es sich für eine Hochzeit gehört. Er sprach zu ihm: „Freundchen, wie bist du hereingekommen und hast doch nicht wie für eine Hochzeit angezogen?“Er aber konnte nichts darauf antworten. Da sprach der König zu seinen Dienern: „Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! da wird sein Heulen und Zähneklappen!“ Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt (Mt 22,1-14).
Gleichnis von den klugen und die törichten Jungfrauen:
Die Herrschaft Gottes wird gleich sein zehn Brautjungfern, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen außer ihren Lampen auch Öl in ihren Gefäßen mit. Als nun der Bräutigam sich verspätete, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.
Um Mitternacht aber erhob sich ein Geschrei: „Der Bräutigam kommt; geht hinaus, ihm entgegen!“ Da standen diese Brautjungfern alle auf und schmückten ihre Lampen. Die törichten aber sprachen zu den klugen: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen!“ Da antworteten die klugen und sprachen: „Das kommt nicht in Frage, damit nicht weder wir noch ihr nichts habt. Geht aber hin zu den Kaufleuten und kauft für euch selbst“ Als sie aber hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam. Und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen. Zuletzt kamen auch die anderen Brautjungfern und sprachen: „Herr, Herr, tu uns auf!“ Er antwortete aber: „Ich kann euch nur sagen: Ich kenne euch nicht!“ Deshalb wachet; denn ihr wißt weder Tag noch Stunde, in der der Gottessohn kommen wird (Mt 25,1-13).
Gleichnis von den drei Verwaltern:
Mit der Herrschaft Gottes ist es so wie mit einem Menschen, der über Land zog, rief seine Mitarbeiter und übergab ihnen seine Güter. Einem gab er fünf Zentner Gold, dem andern zwei, dem dritten einen, einem jedem nach seinen Fähigkeiten, und zog bald hinweg. Da ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, nutzte sie zum Handeln und gewann weitere fünf Zentner. Ebenso machte es auch der, der zwei Zentner empfangen hatte, und gewann auch zwei andere Zentner. Der aber nur einen empfangen hatte, ging hin und machte eine Grube in die Erde und versteckte dort das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kam der Herr dieser Mitarbeiter und hielt Rechenschaft mit ihnen. Da trat der heran, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dazu und sprach: „Herr, du hast mir fünf Zentner gegeben; siehe da, ich habe damit andere fünf Zentner gewonnen!“ Da sprach sein Herr zu ihm: „Ei, du frommer und getreuer Mann, du bist treu gewesen, als du das wenige verwaltet hast, ich will dich über viel einsetzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude!“
Da trat auch heran, der zwei Zentner erhalten hatte, und sprach: „Herr, du hast mir zwei Zentner gegeben; siehe da, ich habe mit ihnen zwei andere gewonnen!“ Sein Herr sprach zu ihm: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist treu gewesen, als du das wenige verwaltet hast, ich will dich über viel einsetzen. Gehe ein zu deines Herrn Freude!“
Da trat auch heran, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: „Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht gestreut hast. Deshalb fürchtete ich mich, ging hin und versteckte deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine!“ Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du Schelm und fauler Mensch! Wenn du wußtest, daß ich schneide, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht gestreut habe? So solltest du doch mein Geld auf die Bank gebracht haben: Und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wieder an mich genommen mit Zinsen. Deshalb nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird alles in Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Mitarbeiter werft hinaus in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappen (Mt 25,14-30).
Gleichnis vom großen Weltgericht:
Wenn der Gottessohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und mit ihm alle heiligen Engel, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, und es werden vor ihm alle Völker der Welt versammelt werden. Und er wird sie voneinander trennen, so wie ein Hirte die Schafe von den Böcken trennt. Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken.
Oder er wird handeln wie ein König und zu denen zu seiner Rechten sagen: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ihr dürft mit hinein in die Herrschaft Gottes, die vom Beginn der Welt an für euch vorbereitet ist! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen!“
Dann werden ihm die Gerechten antworten: „Wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben dich getränkt? Wann haben wir dich als einen Gast gesehen und beherbergt? oder nackt und dich bekleidet? Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir gekommen?“
Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan!“
Aber zu denen zur Linken wird er sagen: „Geht hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das vorbereitet ist für den Teufel und seine Leute! Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht!“
Da werden sie ihm antworten: „Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Gast oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht geholfen?“ Dann wird er ihnen antworten: „Ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan!“ Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben (Mt 25,31-46).
Vergebung („Schalksknecht“):
Jesus sprach: „Sündigt dein Mitmensch an dir, so gehe hin und kritisiere ihn unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du einen Freund gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit man für jede Sache zwei oder drei Zeugen hat. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sehe ihn wie einen Zöllner oder Andersgläubigen an!“
Dann fuhr er fort: „Ich sage euch: „Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein! Weiter sage ich euch: wo zwei unter euch eins werden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen!“
Da trat Petrus zu ihm und sprach: „Herr, wie oft muß ich denn meinem Mitmenschen, der an mir sündigt, vergeben? Ist es genug, wenn ich ihm siebenmal in der gleichen Sache vergebe?“
Jesus sprach zu ihm: „Ich sage dir: Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal!“
Dann fügte er noch ein Gleichnis hinzu: „Mit der Herrschaft Gottes verhält es sich wie mit einem König, der mit seinen Verwaltern abrechnen wollte. Und als er mit der Abrechnung anfing, kam einer vor ihn, der war ihm zehntausend Pfund schuldig.
Weil er nicht bezahlen konnte, ließ der Herr ihn und seine Frau und seine Kinder und alle seine Habe verkaufen und bezahlen. Da fiel der Verwalter nieder und bat ihn: „Herr, habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen!“ Da tat dem Herrn der Verwalter leid und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch.
Da ging derselbe Verwalter hinaus und fand einen seiner Mitarbeiter, der war ihm hundert Groschen schuldig. Und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: „Bezahle mir, was du mir schuldig bist!“ Da fiel sein Mitarbeiternieder und bat ihn: „Habe Geduld mit mir, ich will dir alles bezahlen!“ Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlte, was er schuldig war.
Als aber die anderen Verwalter das sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und erzählten ihrem Herrn alles, was sich begeben hatte.
Da forderte sein Herr den unbarmherzigen Verwalter vor sich und sprach zu ihm: „Du Schelm, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Solltest du dich da nicht auch erbarmen über deinen Arbeitskollegen, wie ich mich über dich erbarmt habe?“ Und sein Herr wurde sehr zornig und überantwortete ihn den Gefängnisaufsehern, bis er alles bezahlte, was er ihm schuldig war. So wird euch mein himmlischer Vater auch tun, wenn ihr nicht jeder seinem Mitmenschen seine Fehler vergibt von ganzem Herzen (Mt 18,15-35).
Die untreuen Weingärtner:
Jesus redete zu seinen Anhängern durch Gleichnisse: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und baute einen Zaun darum und grub eine Kelter in den Boden und baute einen Turm und übergab ihn den Weingärtnern und zog über Land.
Als die Zeit kam, sandte er einen Angestellten zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern seinen Anteil von der Frucht des Weinbergs nähme. Sie nahmen ihn aber und schlugen ihn und ließen ihn leer von sich gehen. Da sandte er ihnen noch einmal einen anderen Angestellten. Dem zerwarfen sie den Kopf mit Steinen und ließen ihn gedemütigt von sich. Noch einmal sandte er einen andern, aber den töteten sie. Und noch viele andere sandte er zu ihnen, aber einige schlugen sie, einige töteten sie.
Da hatte er noch einen einzigen Sohn, der war ihm lieb. Den sandte er zuletzt auch zu ihnen und sprach: „Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen!“ Aber die Weingärtner sprachen untereinander: „Das ist der Erbe. Kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe uns gehören!“ Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben. Habt ihr auch nicht gelesen diese Schrift: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar vor unseren Augen“?
Aber sie überlegten, wie sie Jesus ergriffen, fürchteten sich aber doch vor den Leuten. Denn sie verstanden, daß er sie mit diesem Gleichnis gemeint hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon. (Mk 12,1-12)
Arbeiter im Weinberg:
Noch ein Gleichnis erzählte Jesus: Die Gottesherrschaft ist gleich einem Unternehmer, der am Morgen ausging, Arbeiter zu mieten für seinen Weinberg. Als er mit den Arbeitern eins wurde, einen Fünfziger Tagelohn zu zahlen, sandte er sie in seinen Weinberg.
Um neun Uhr ging er wieder aus und sah andere auf dem Markte untätig herumstehen, und sprach zu ihnen: „Geht ihr auch hin in den Weinberg. Ich will euch geben, was üblich ist!“ Und sie gingen hin. Dann ging er noch einmal aus um zwölf Uhr und mittags um drei Uhr und tat ebenso.
Schließlich ging er noch einmal um fünf Uhr nachmittags aus und fand andere untätig stehen und sprach zu ihnen: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?“ Sie sprachen zu ihm: „Es hat uns niemand angeworben!“ Er sprach zu ihnen: „Geht ihr auch hin in den Weinberg, und was üblich ist, wird euch bezahlt!“
Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Buchhalter: „Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den Letzten und gehe bis vor zu den Ersten!“ Da kamen, die um fünf Uhr verpflichtet worden waren, und jeder empfing seinen Fünfziger.
Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen. Aber sie erhielten auch jeder seinen Fünfziger. Als sie den empfingen, murrten sie gegen den Unternehmer und sprachen: „Diese haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie gleich behandelt wie uns, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben!“
Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: „Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Hast du dich nicht mit mir geeinigt auf einen Fünfziger? Nimm, was dein ist, und gehe hin! Ich will aber diesem letzten ebensoviel geben wie dir. Oder habe ich nicht die Macht, mit dem Meinen das zu tun, was ich will? Guckst du deshalb schief, weil ich so gütig bin?“ So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt (Mt 20,1-16).
(Lukas hat das Wort von den Ersten und Letzten in einem anderen Zusammenhang:
Wenn der Hausherr erst aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, da werdet ihr dann draußen zu stehen und an die Tür klopfen und sagen: „Herr, Herr, tu uns auf!“Und er wird antworten und zu euch sagen: „Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid?“ Da werdet ihr dann sagen: „Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehrt!“ Aber er wird sagen: „Ich sage euch doch: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid. Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ Da wird dann sein Heulen und Zähneklappen, wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten in der Herrschaft Gottes sehen werdet, ihr aber seid hinausgestoßen. Es werden kommen von Osten und Westen, von Norden und Süden die zu Tische sitzen werden in der Herrschaft Gottes. Die Letzten werden die Ersten sein, und die Ersten werden die Letzten sein. (Lk 13,18-27)
Gleichnis von den Weingärtnern:
Jesus sagte den Leuten Volk dieses Gleichnis: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und übergab ihn den Weingärtnern aus und zog eine gute Zeit über Land. Nach einiger Zeit sandte er einen Angestellten zu den Weingärtnern, daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinberges. Aber die Weingärtner schlugen ihn mit Peitschen ihn und ließen ihn leer von sich. Aber er sandte er noch einen anderen Angestellten. Sie aber schlugen den auch und höhnten ihn und ließen ihn leer von sich. Darüber hinaus sandte er den dritten: Sie aber verwundeten den auch und stießen ihn hinaus.
Da sprach der Herr des Weinberges: „Was soll ich tun? Ich will meinen lieben Sohn senden; vielleicht, wenn sie den sehen, werden sie sich scheuen!“ Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, dachten sie bei sich selbst: „Das ist der Erbe! Kommt, laßt uns ihn töten, daß das Erbe uns gehört!“ Und sie stießen ihn hinaus vor den Weinberg und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinberges ihnen tun? Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und seinen Weinberg anderen geben.
Als sie das hörten, sprachen sie: „Das komme nur ja nicht!“ Er aber sah sie an und sprach: „Was meint denn das, was geschrieben steht: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden‘? Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen, auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen (Lk 20, 9-18)
Gleichnis von den anvertrauten Geldern:
Jesus sagte ein Gleichnis, weil sie nahe bei Jerusalem war und meinten, die Gottesherrschaft sollte bald aufgedeckt werden. Er sprach: Ein edler Mann zog in ein fernes Land, damit er ein Reich erobere und dann wiederkäme. Er bestellte zehn seiner Angestellten, gab jedem einen Geldbetrag und sprach zu ihnen: „Treibt damit Handel, bis ich wiederkomme!“ Als er wiederkam, nachdem er das Reich erobert hatte, bestellte er die Angestellten, denen er das Geld gegeben hatte, damit er erführe, was ein jeder erhandelt hätte.
Da trat der erste herzu und sprach: „Herr, dein Geld hat den zehnfachen Wert erworben!“
Und er sprach zu ihm: „Gut, du musterhafter Angestellter. Weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte. Der andere kam und sprach: „Herr, dein Geld hat den fünffachen Wert erlangt!“ Zu dem sprach er: „Du sollst herrschen über fünf Städte!“
Und der dritte kam und sprach: „Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, das ich habe im Taschentuch behalten habe. Ich fürchtete mich vor dir, denn du bist ein harter Mann: Du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast!“
Er sprach zu ihm: „Aus deinem eigenen Mund richte ich dich, du Schelm. Wenn du wußtest, daß ich ein harter Mann bin, und nehme, was ich nicht hingelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe, warum hast du denn mein Geld nicht auf die Bank gegeben? Und wenn ich gekommen wäre, hätte ich es mit Zinsen gefordert!“ Und er sprach zu denen, die dabeistanden: „Nehmt das Geld von ihm und gebt es dem, der den zehnfachen Betrag erworben hat!“
Sie sprachen zu ihm: „Herr, hat er doch schon soviel Geld!“ Er aber sprach: „Wer da hat, dem wird gegeben werden. Von dem aber, der nichts hat, wird auch das genommen werden, was er hat!“ Und als Jesus das sagte, zog er fort und reiste hinauf nach Jerusalem (Lk 19,11-28).
Reicher Mann und armer Lazarus:
Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor der Tür des Reichen voller Geschwüre und wollte sich gern sättigen von den Krümeln, die vom Tisch des Reichen fielen. Doch es kamen nur die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als aber der Arme starb, wurde er von den Boten Gottes getragen in Abrahams Schoß [Abraham ist ein Stammvater des Volkes Israel].
Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen hoch und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß sitzen. Und er rief: „Vater Abraham, erbarme dich über mich und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge, denn ich leide Qual in dieser Flamme!“
Abraham aber sprach: „Bedenke, ein Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben. Lazarus dagegen hat Böses empfangen. Nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt. Darüber hinaus ist zwischen uns und euch eine große Kluft. Wenn die von hier zu euch hinabfahren wollten, könnten sie nicht, und auch nicht von dort zu uns herüberfahren!“
Da sprach er: „So bitte ich dich, Vater, daß du ihn in meines Vaters Haus sendest. Denn ich habe noch fünf Brüder, damit er ihnen alles erzähle, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen!“
Abraham sprach zu ihm: „Sie haben die Bücher des Mose und die Propheten. Laß sie diese hören!“ Er aber sprach: „Nein, Vater Abraham! Wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie ihr Leben ändern!“ Er sprach zu ihm: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde (Lk 16,1-31).
Wachet:
Von dem Tag und der Stunde des Endes der Welt weiß niemand, auch die Boten im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Seht zu, wachet und betet, denn ihr wißt nicht, wann es Zeit ist.
Ihr müßt es machen wie ein Mensch, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Untergebenen die Macht, einem jeden seine eigene Aufgabe, und dem Türhüter befahl er, er sollte wachen.
So wacht nun, denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zur Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder erst am Morgen, damit er nicht schnell komme und finde euch schlafend. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet! (Mk 12,41-44).
Der wachsame Untergebene:
Macht den Gürtel um den Bauch und laßt eure Lichter brennen und seid den Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten und aufpassen, wann er von der Hochzeit aufbrechen wird, wenn er kommt und anklopft. Glücklich zu preisen sind die Untergebenen, die der Herr wach findet, wenn er kommt. Ich sage euch: Er wird die Schürze umbinden und wird sie an den Tisch setzen und vor ihnen gehen und ihnen dienen. Und wenn er kommt in der zweiten Wache und in der dritten Wache und wird es so finden: glücklich zu preisen sind diese Untergebenen. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte, in welcher Stunde der Dieb käme, so wachte er und ließe nicht in sein Haus einbrechen. Deshalb seid ihr auch bereit, denn der Gottessohn wird kommen zu einer Stunde, wo ihr es nicht meint (Lk 12,35-40).
Der treue Verwalter:
Petrus sprach zu ihm: „Herr, sagst du dies Gleichnis zu uns oder auch zu allen?“ Jesus sprach: „Es ist großartig, wenn ein Verwalter treu und klug ist, den der Herr über seine Untergebenen eingesetzt hat, damit er ihnen zur rechten Zeit den Lohn gebe! Selig ist der Untergebene, den sein Herr so zu tun findet, wenn er kommt. Ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.
Wenn aber der Verwalter in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr läßt sich Zeit zu kommen, und fängt an, die anderen Untergebenen zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen, dann wird der Herr kommen an dem Tage, wo er nicht damit rechnet, und zu einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen. Der Verwalter aber, der seines Herrn Willen weiß, und hat sich nicht vorbereitet und auch nicht nach seinem Willen getan, der wird viel Schläge leiden müssen. Der es aber nicht weiß, hat aber getan, was der Schläge wert ist, wird wenig Schläge erleiden. Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen. Und wem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.
Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden. Ich wollte nichts lieber, als daß es schon brennte! Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe. Wie ist mir so bange, bis diese Taufe vollendet wird! Meint ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Uneinigkeit. Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei gegen zwei, und zwei gegen drei. Der Vater wird sein gegen den Sohn, und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter, und die Tochter gegen die Mutter; die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter!“
Dann sprach er zu den Leuten: „Wenn ihr eine Wolke aufgehen seht am Abend, dann sprecht ihr sofort: Es kommt ein Regen, und es geschieht so. Und wenn den Südwind wehen seht, dann sprecht ihr: Es wird heiß werden, und es geschieht so. Ihr Heuchler! Die Gestalt der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen. Warum prüft ihr aber diese Zeit nicht? Warum richtet ihr nicht von euch selber, was recht ist? Wenn du aber mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehst, so mühe auf dem Weg, daß du ihn noch los wirst, damit er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter werfe dich ins Gefängnis. Ich sage dir: Du wirst dort nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlt hast (Lk 12,41-59).
Gleichnis vom Feigenbaum:
Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg. Und er kam und suchte Frucht darauf, und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: „Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum, und finde sie nicht. Haue ihn ab! Was hindert er das Land?“ Er aber antwortete: „Herr, laß ihn noch dies Jahr, damit ich um ihn herum grabe und ihn dünge, ob er nicht doch Frucht bringen wolle. wenn nicht, so haue ihn danach ab (Lk 13,6-9).
Das Johannesevangelium
[Das Johannesevangelium unterscheidet in vielen Punkten von den drei anderen Evangelien, obwohl es auch viele Geschichten mit diesen gemeinsam hat. Vor allem benutzt es eine ganz andere Sprache, die den Formulierungen ähnlich ist, die eine damals weitverbreitete Weltanschauung verwendet, nämlich die „Gnosis“. Diese war zeitweise eine ziemliche Gefahr für das Christentum. Deshalb versucht das Johannesevangelium dieser Weltanschauung das Wasser abzugraben und mit einer ähnlichen Sprache die Menschen zu gewinnen, die damit sympathisierten. Besonders wird das deutlich bei den Stellen, die nur das Johannesevangelium hat. Diese werden hier im Zusammenhang wiedergegeben].
Der Sohn Gottes macht lebendig:
Jesus sprach: „Ich sage euch: Der Sohn kann nichts aus sich selber tun, sondern nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn. Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
Ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören. Und die sie hören werden, die werden leben. Denn wie der Vater hat das Leben in ihm selber, also hat er dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in ihm selber, und hat ihm Macht gegeben, auch das Gericht zu halten, weil er der Gottessohn ist.
Wundert euch nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat. Wenn ich mich nur selbst bezeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer ist es aber, der von mir zeugt. Und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, das er von mir zeugt.
Ihr schicktet zu Johannes, und er zeugte von der Wahrheit. Ich aber nehme nicht Zeugnis von Menschen, sondern so etwas sage ich, damit ihr selig werdet. Johannes war ein brennend und scheinend Licht. Ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht. Ich aber habe ein größeres Zeugnis, als das Zeugnis des Johannes. Denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt hat. Und der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt nie weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen, denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat.
Sucht in der Schrift, denn ihr meint, ihr hättet das ewige Leben darin. Und sie ist es, die von mir zeugt. Ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben könntet. Ich nehme nicht Ehre von Menschen. Aber ich kenne euch, daß ihr nicht die Liebe Gottes in euch habt. Ich bin gekommen im Namen meines Vaters, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommen wird, den werdet ihr annehmen. Wie könnt ihr glauben! Ihr ehrt euch doch nur gegenseitig, aber die Ehre, die allein von Gott kommt, sucht ihr nicht.
Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde. Verklagen wird euch Mose, auf den ihr doch so hofft. Wenn ihr Mose glaubtet, dann würdet ihr auch mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben? (Joh 5,1-47).
Das Brot des Lebens:
Am anderen Tag sahen die Leute, die diesseits des Sees standen, daß kein anderes Boot da war als das eine, in das seine Anhänger getreten waren. Und sie sahen auch, daß Jesus nicht mit seinen Anhängern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Anhänger waren weggefahren. Es kamen aber andere Schiffe von Tiberias nahe zu der Stelle, wo sie sie das Brot gegessen hatten. Als nun die Leute sahen, daß Jesus nicht da war noch seine Anhänger, stiegen sie auch in Boote und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus.
Als sie ihn fanden auf der anderen Seite des Sees, sprachen sie zu ihm: „Meister, wann bist du hergekommen?“ Jesus antwortete ihnen und sprach: „Ich sage euch: Ihr sucht mich nicht deshalb, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden. Verschafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt in das ewige Leben, das euch der Gottessohn geben wird, denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.
Da sprachen sie zu ihm: „Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke tun?“ Jesus antwortete ihnen: „Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat!“ Da sprachen sie zu ihm: „Was tust du denn für ein Zeichen, damit wir es sehen und dir glauben? Was wirkst du?
Unsere Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht: Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen!“ Da sprach Jesus zu ihnen: „Ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel. Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben!“
Da sprachen sie zu ihm: „Herr, gib uns allezeit solches Brot!“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals mehr dürsten. Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habt, und glaubt doch nicht. Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht daß ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.
Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich es auferwecke am Letzten Tag. Denn das ist der Wille dessen, der mich gesandt hat: Wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
Da murrten die Juden darüber, daß er sagte, er sei das Brot vom Himmel, und sprachen: „Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht er denn: Ich bin vom Himmel gekommen?“ Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Murrt nicht untereinander. Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.
Es steht geschrieben in den Propheten: ‚Sie werden alle von Gott gelehrt sein‘. Wer es nun hört vom Vater und lernt es, der kommt zu mir. Nicht daß jemand den Vater gesehen habe, außer dem, der vom Vater ist, der hat den Vater gesehen!“
Dann fährt Jesus fort: „Ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben Manna [Frucht eines Strauchs] gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit nicht sterbe, wer davon ißt. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt!“
Da zankten die Juden untereinander und sprachen: „Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?“ Jesus sprach zu ihnen: „Ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Gottessohns und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch ißt und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch leben um meinetwillen, wer mich ißt.
Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht so wie bei euren Vorfahren: Die haben Manna gegessen und sind gestorben. Wer dies Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit!“ Das sagte er im Bethaus, als er lehrte in Kapernaum (Joh 6, 22-59).
Trennung unter den Jüngern:
Viele seiner Anhänger, die das hörten, sprachen: „Das ist eine harte Rede. Wer kann sie hören?“ Da Jesus aber selber merkte, daß seine Anhänger darüber murrten, sprach er zu ihnen: „Ärgert euch das? Wie wird es da erst sein, wenn ihr den Gottessohn auffahren sehen werdet dahin, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben. Aber es sind einige unter euch, die glauben nicht!“ Und er sprach: „Deshalb habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn ihm von meinem Vater gegeben!“ Von dem an wandten sich viele seiner Anhänger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm (Joh 6,60-65).
Jesus auf dem Laubhüttenfest:
Jesus zog umher in Galiläa, denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten. Das jüdische Laubhüttenfest war nahe. Da sprachen seine Brüder zu ihm: „Mach dich auf und geh nach Judäa, damit auch deine Anhänger deine Werke sehen. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich sein. Tust du das, so enthülle dich vor der Welt, denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Da spricht Jesus zu ihnen: „Meine Zeit ist noch nicht hier; eure Zeit aber ist immer. Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber haßt sie, denn ich sage von ihr, daß ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf auf dieses Fest. Ich will noch nicht hinaufgehen auf dieses Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt!“ Als er aber das zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da ging er auch hinauf zu dem Fest, nicht offen, sondern heimlich. Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: „Wo ist der?“ Und es war ein großes Gemurmel unter dem Volk. Einige sprachen: „Er ist fromm!“ Die andern aber sprachen: „Nein, er verführt das Volk!“ Niemand aber redete frei von ihm aus Furcht vor den Juden.
Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. Und die Juden wunderten sich und sprachen: „Wie kann dieser die heiligen Schriften auslegen, wo er sie doch nicht gelernt hat?“ Jesus antwortete ihnen: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tut, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. Wer von sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Ungerechtigkeit an ihm. Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Aber niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?“
Das Volk antwortete: „Du hast den Teufel! Wer versucht dich zu töten?“ Jesus antwortete: „Ein einziges Werk habe ich getan, und es wundert euch alle. Mose hat euch deshalb die Beschneidung gegeben, nicht daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern, und ihr beschneidet den Menschen am Feiertag. Wenn ein Mensch die Beschneidung annimmt am Sabbat, damit nicht das Gesetz Mose gebrochen werde, warum seid ihr denn zornig über mich, daß ich den ganzen Menschen am Feiertag gesund gemacht habe? Richtet nicht nach dem Ansehen, sondern richtet ein rechtes Gericht!“
Da sprachen einige aus Jerusalem: „Ist das nicht der, den sie zu töten versuchten? Und siehe zu, er redet frei, und sie sagen nichts. Erkennen unsere Oberen nun gewiß, daß er gewiß der Christus ist? Doch wir wissen, woher dieser ist. Wenn aber Christus kommen wird, dann wird niemand wissen, woher er ist!“
Da rief Jesus im Tempel: „Ja, ihr kennt mich und wißt, woher ich bin. Von mir selbst bin ich nicht gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich kenne ihn aber, denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt!“ Da suchten sie ihn zu greifen. Aber niemand legte die Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Aber viele vom Volk glaubten an ihn und sprachen: „Wenn Christus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen tun, als dieser tut?“
Und es kam vor die Frommen, daß das Volk so etwas von ihm murmelte. Da sandten die Frommen und Oberpriester Leute aus, daß sie ihn griffen. Da sprach Jesus zu ihnen: „Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen, und nicht finden. Und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen!“
Da sprachen die Juden untereinander: „Wo soll dieser hingehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er zu den Zerstreuten unter den Griechen gehen und die Griechen lehren? Was ist das für eine Rede, daß er sagte: Ihr werdet mich suchen, und nicht finden, und wo ich bin, da könnet ihr nicht hin kommen?“
Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war, trat Jesus auf, rief und sprach: „Wen dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme des lebendigen Wassers fließen!“ Das sagte er aber von dem Geist, den empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist Gottes war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
Viele nun vom Volk, die diese Rede hörten, sprachen: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet!“ Andere sprachen: „Er ist der Christus!“ Einige aber sprachen: „Soll Christus aus Galiläa kommen? Sagt nicht die Schrift: als Nachkomme Davids und aus dem Dörfchen Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen?“ So gab es einen Streit unter den Leuten über ihn. Einige wollten ihn greifen, aber niemand legte die Hand an ihn.
Die Angestellten kamen zu den Oberpriestern und Frommen. Diese sprachen zu ihnen: „Warum habt ihr ihn nicht gebracht?“ Die Angestellten antworteten: „Es hat nie ein Mensch so geredet wie dieser Mensch!“ Da antworteten ihnen die Frommen: „Seid ihr auch verführt? Glaubt auch irgendein Oberer oder Frommer an ihn? Das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht!“
Da spricht zu ihnen Nikodemus, der in der Nacht zu ihm kam, der einer unter ihnen war: „Richtet unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennt, was er tut?“ Sie antworteten ihm: „Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe, aus Galiläa steht kein Prophet auf!“ Daraufhin ging jeder heim (Joh 7,1-52).
Jesus über sich selbst:
Jesus redete abermals zu ihnen und sprach: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wir das Licht des Lebens haben!“ Da sprachen die Frommen zu ihm: „Du bezeugst nur dich selbst, aber dein Zeugnis ist nicht wahr!“ Jesus antwortete zu ihnen: „Selbstwenn ich nur mich selbst bezeugen würde, so ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Ihr aber wißt nicht, woher ich komme und wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem äußeren Anschein, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Gericht recht, denn ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis wahr sei. Ich bin es, der ich mich selbst bezeuge. Und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir!“
Da sprachen sie zu ihm: „Wo ist dein Vater?“ Jesus antwortete: „Ihr kennt weder mich noch meinen Vater. Wenn ihr mich kennen würdet, so würde ihr auch meinen Vater kennen!“ Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, als er lehrte im Tempel. Und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Da sprach Jesus erneut zu ihnen: „Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hin gehe, da könnt ihr nicht hin kommen!“ Da sprachen die Juden: „Will er sich denn selbst töten, weil er spricht: Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hin kommen?“ Jesus aber sprach zu ihnen: „Ihr seid von untenher, ich bin von oben her. Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. So habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden. Denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden!“
Da sprachen sie zu ihm: „Wer bist du denn?“ Jesus sprach zu ihnen: „Was rede ich noch mit euch? Ich habe viel über euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig. Und was ich von ihm gehört habe, das rede ich vor der Welt!“ Sie verstanden aber nicht, daß zu ihnen über den Vater sprach. Da sprach Jesus zu ihnen: „Wenn ihr den Gottessohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern wie mich mein Vater gelehrt hat, so rede ich. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein, denn ich tue stets, was ihm gefällt. Als er dieses redete, glaubten viele an ihn.
Die Wahrheit macht frei:
Jesus sprach zu den Juden, die an ihn glaubten: „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Anhänger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!“ Da antworteten sie ihm: „Wir sind Abrahams Nachkommen, sind niemals jemandem untertan gewesen. Wie sprichst du denn: Ihr sollt frei werden?“ Jesus antwortete ihnen: „Ich sage euch: „Wer Sünde tut, der ist Diener der Sünde. Der Diener bleibt nicht ewig im Hause. Der Sohn aber bleibt ewiglich. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Nachkommen seid. Aber ihr versucht mich zu töten, denn meine Rede verfängt nicht bei euch. Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe. Deshalb tut auch ihr, was ihr von eurem Vater gesehen habt!“
Sie antworteten ihm: „Abraham ist unser Vater!“ Spricht Jesus zu ihnen: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke. Nun aber versucht ihr mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut eures Vaters Werke!“ Da sprachen sie zu ihm: „Wir sind nicht unehelich geboren, wir haben einen Vater, nämlich Gott!“
Jesus sprach zu ihnen: „Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich. Denn ich bin ausgegangen und komme von Gott, ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum kennt ihr denn meine Sprache nicht? Denn ihr könnt ja mein Wort nicht hören. Euer Vater ist der Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ein Vater der Lüge. Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, so glaubt ihr mir nicht
Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte. Darum hört ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott!“ Da antworteten die Juden: „Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und hast den Teufel?“ Jesus antwortete: „Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr gebt mir nicht die Ehre. Ich suche nicht meine Ehre. Es ist aber einer, der sie sucht, und richtet. Ich sage euch: Wenn jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit!“
Da sprachen die Juden zu ihm: „Nun erkennen wir, daß du
den Teufel hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: Wenn jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in Ewigkeit. Bist du denn mehr als unser Vater Abraham, der
gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?“ Jesus antwortete:
Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sprecht, er sei euer Gott. Aber ihr kennt ihn nicht, ich aber kenne ihn. Wenn ich sagen würde:
Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, so wie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort. Abraham, euer Vater, wurde froh, als er meinen Tag sehen sollte; und er sah ihn und freute
sich!“ Da sprachen die Juden zu ihm: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?“ Jesus sprach zu ihnen: „Ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich gewesen!“ Da hoben sie Steine
auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus (Joh 8,31-59).
Der gute Hirte:
Jesus sprach: „Ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Wer aber zur Tür hineingeht, der ist ein Hirte der Schafe.
Dem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme, und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus. Und wenn er seine Schafe hinausgelassen hat, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm, denn sie kennen die Stimme des Fremden nicht!“ Diesen Spruch sagte Jesus zu ihnen. Sie verstanden aber nicht, was er da zu ihnen sagte.
Da sprach Jesus wieder zu ihnen: „Ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hindurchgeht, der wird glücklich zu preisen sein und wird ein und aus gehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, würgen und umzubringen. Ich bin gekommen, daß sie das Leben und vollen Unterhalt haben sollen.
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für seine Schafe. Der Hilfsarbeiter aber, der nicht Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht, und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe. Der Hilfsarbeiter aber flieht, denn er ist nur gemietet und achtet die Schafe nicht. Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. Diese muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird eine Herde und ein Hirte werden. Darum liebt mich mein Vater, daß ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es aus eigenem Willen. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Dieses Gebot habe ich empfangen von meinem Vater!“ Da entstand erneut eine Zwietracht unter den Juden über diese Worte. Viele unter ihnen sprachen: „Er hat den Teufel und ist unsinnig. Was höret ihr ihm zu?“ Die andern sprachen: „Das sind nicht Worte eines Besessenen. Kann denn der Teufel auch die Augen der Blinden auftun?“ (Joh 11,1-22)
Feindschaft der Juden:
Es war das Fest der Tempelweihe ein Jerusalem und es war Winter. Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos umher. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen?“ Bist du der Christus, so sage es uns frei heraus!“ Jesus antwortete ihnen: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir. Aber ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht meine Schafe, wie ich euch gesagt habe. Denn meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins
Da hoben die Juden erneut Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus antwortete ihnen: „Viel gute Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater. Wegen welcher Tat von diesen Taten steinigt ihr mich?“ Die Juden antworteten ihm: „Um einer guten Tat willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und daß du ein Mensch bist und machst dich selbst zu Gott!“ Jesus antwortete ihnen: „Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: ‚Ich habe gesagt: Ihr seid Götter‘? Wenn er die Götter nennt, denen das Wort Gottes gesagt wurde - und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden - sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: ‚Du lästerst Gott‘, weil ich sage: ‚Ich bin Gottes Sohn?‘
Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt ihr mir nicht. Tue ich sie aber, glaubt doch wenigstens den Werken, wenn ihr schon nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und glaubt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm!“ Sie versuchten erneut ihn zu greifen, aber er entging ihnen aus ihren Händen und zog wieder an den Ort jenseits des Jordans, wo Johannes früher getauft hatte, und blieb dort. Und viele kamen zu ihm und sprachen: „Johannes tat kein Zeichen. Aber alles, was Johannes von Jesus gesagt hat, das ist wahr. Und es glaubten dort viele an ihn (Joh 11,23-42).
Todesbeschluß über Jesus:
Einige aber von ihnen gingen hin zu den Frommen und sagten ihnen, was Jesus mit Lazarus getan hatte. Da versammelten die Oberpriester und die Frommen einen Rat und sprachen: „Was können wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Lassen wir ihn gewähren, so werden sie alle an ihn glauben. Dann kommen aber die Römer und nehmen uns Land und Leute!“
Einer aber unter ihnen, Kaiphas, der in diesem Jahr Oberpriester war, sprach zu ihnen: „Ihr wißt nichts, bedenket auch nichts: Es ist besser für uns, wenn ein Mensch stirbt für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe!“ Von dem Tag an beratschlagten sie, wie sie ihn töteten.
Jesus aber ging nicht mehr frei unter den Juden umher, sondern ging von dort in eine Gegend nahe bei der Wüste, in die Stadt Ephrem, und blieb dort mit seinen Anhängern. Es war aber nahe das Passahfest der Juden. Und es gingen viele aus der Gegend hinauf nach Jerusalem vor dem Fest, damit sie sich reinigten. Da standen sie und fragten nach Jesus und redeten miteinander im Tempel: „Meint ihr, daß er nicht kommt auf das Fest?“ Es hatten aber die Oberpriester und Frommen einen Befehl ausgehen lassen: Wenn jemand wüßte, wo Jesus wäre, sollte er es anzeigen, damit sie ihn griffen (Joh 11,46-57).
Vor der Verherrlichung:
Es waren auch einige griechisch sprechende Ausländer hinaufgekommen nach Jerusalem, daß um auf dem Fest Gott anzubeten. Die traten zu Philippus aus Bethsaida in Galiläa und baten ihn: „Herr, wir wollten Jesus gern sehen!“ Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagten es Jesus weiter. Jesus aber antwortete ihnen: „Die Zeit ist gekommen, daß der Gottessohn verherrlicht werde! Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, dann bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, so bringt es viele Früchte. Wer sein Leben liebhat, der wird es verlieren. Und wer sein Leben auf dieser Welt haßt, der wird es erhalten zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach. Und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren. Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in die Welt gekommen. Vater verherrliche deinen Namen!“
Da kam eine Stimme vom Himmel: „Ich habe ihn verherrlicht und will ihn erneut verherrlichen!“ Da sprachen die Leute, die dabei standen und zuhörten: „Es donnerte!“ Die andern sprachen: „Es redete ein Bote Gottes mit ihm!“ Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen. Jetzt geht das Gericht über die Welt, nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Aber ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen (Das sagte er, um anzudeuten, welches Todes er sterben würde)
Da antwortete ihm das Volk: „Wir haben gehört im Gesetz, daß der Christus ewig bleibe. Wie sagst du denn: Der Gottessohn muß erhöht werden‘? Wer ist dieser Gottessohn?“ Da sprach Jesus zu ihnen: „Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Seid unterwegs, solange ihr das Licht habt, daß euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis geht, der weiß nicht, wo er hingeht. Glaubt an das Licht, solange ihr es habt, damit ihr des Lichtes Kinder seid (Joh 12,20-36).
Unglaube und Glaube:
Jesus und ging weg und verbarg sich vor den Leuten. Und obwohl er solche Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn, damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja: ‚Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart? Sie konnten auch deshalb nicht glauben, weil Jesaja an anderer Stelle sagte: ‚Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, daß sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen vernehmen und sich bekehren und ich ihnen hülfe.“ So redete Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und redete von ihm. Doch auch viele der Obersten glaubten an ihn. Aber wegen der Frommen bekannten sie sich nicht dazu, damit sie nicht geächtet würden. Denn sie hatten lieber die Ehre bei den Menschen als die Ehre bei Gott!“
Jesus aber rief: „Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin gekommen in die Welt ein Licht, damit wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Und wer meine Worte hört und glaubt nicht, den werde ich nicht richten. Denn ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern sie so zu machen, wie Gott sie will. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon seinen Richter. Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am Letzen Tag. Denn ich habe nicht von mir selber geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll. Und ich weiß, daß sein Gebot ist das ewige Leben. Deshalb, was ich rede, das rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat (Joh 12,36-50).
Fußwaschung:
Vor dem Passahfest erkannte Jesus, daß seine Zeit gekommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater: Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende. Beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas Ischariot, Simons Sohn, ins Herz gegeben hatte, daß er ihn verriete, und Jesus wußte, daß ihm der Vater alles in seine Hände gegeben und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging: Da stand er vom Abendessenauf, legte seine Gewänder ab und nahm eine Schürze und band sie sich um. Danach goß er Wasser in ein Becken und fing an, den Anhängern die Füße zu waschen und trocknete sie mit der Schürze, die er umgebunden hatte.
Da kam er zu Simon Petrus. Der fragte ihn: „Herr, willst du mir meine Füße waschen?“ Jesus antwortete ihm: „Was ich tue, das weißt du jetzt nicht, du wirst es aber danach erfahren!“
Da sprach Petrus zu ihm: „Niemals sollst du meine Füße waschen!“ Jesus antwortete ihm: „Werde ich dich nicht waschen, so hast du nichts Gemeinsames mit mir!“ Da spricht zu ihm Simon Petrus: „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!“
Da spricht Jesus zu ihm: „Wer gewaschen ist, braucht nichts weiter als die Füße zu waschen, sondern er ist ganz rein. Und ihr seid rein - aber nicht alle (Denn er kannte seinen Verräter wohl. Deshalb sprach er: Ihr seid nicht alle rein).
Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er wieder seine Gewänder und setzte sich wieder nieder und sprach erneut zu ihnen: „Wißt ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr und habt Recht damit, denn ich bin es auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen.
Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. Ich sage euch: Der Diener ist nicht größer als sein Herr, noch der Gesandte („Apostel“) größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das wißt, seid ihr glücklich zu preisen, wenn ihr es tut. Ich spreche nicht von euch allen. Ich weiß, wen ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden: ‚Der mein Brot ißt, der tritt mich mit Füßen‘. Ich sage es auch schon jetzt, ehe es geschieht, damit wenn es geschehen ist, ihr glaubt, daß ich es bin. Ich sage euch: „Wer den aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf. Wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat (Joh 13,1-20).
Verrat des Judas:
Als Jesus das gesagt hatte, wurde er innerlich betrübt und sprach: „Ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten!“ Da sahen sich die Anhänger untereinander an, und sie hatten Angst, von wem er wohl redete. Einer unter seinen Anhängern, der direkt neben Jesus am Tische saß, den Jesus liebhatte. Dem winkte Simon Petrus, daß er rauskriegen sollte, wer es wäre, von dem er das sagte. Der Anhänger neben Jesus sprach zu ihm: „Herr, wer ist es?“ Jesus antwortete: „Der ist es, mit dem ich den Bissen in die Schüssel eintauche und den ich ihn dann gebe!“ Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas Ischariot, Simons Sohn.
Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: „Was du tust, das tue bald!“ Es wußte aber niemand am Tisch, weshalb er ihm das sagte. Einige meinten, weil Judas den Geldbeutel hatte, hätte Jesus zu ihm gesprochen: „Kaufe was wir zum Fest brauchen oder daß er den Armen etwas gäbe!“ Als Judas nun den Bissen genommen hatte, ging er bald hinaus. Und es war Nacht (Joh 13,21-30).
Abschiedsreden Jesu
Die Verherrlichung:
Als Jesus hinausgegangen war, spricht er: „Nun ist der Gottessohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Ist aber Gott verherrlicht in ihm, so wird ihn auch Gott verherrlichen in sich selbst und wird ihn bald verherrlichen. Liebe Kinder, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen. Wie ich zu den Juden sagte: ‚Wo ich hin gehe, da könnt ihr nicht hin kommen‘, sage ich jetzt auch euch. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Anhänger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt (Joh 13,31-35).
Ankündigung der Verleugnung des Petrus:
Da spricht Simon Petrus zu ihm: „Herr, wo gehst du hin?“ Jesus antwortete ihm: „Wo ich hin gehe, kannst du mir diesmal nicht folgen, aber du wirst mir später folgen!“ Petrus spricht zu ihm: „Herr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen!“ Jesus antwortete ihm: „Würdest du dein Leben für mich lassen? Ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast (Joh 13,36-38).
Jesus geht zum Vater:
Jesus sprach: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich dann zu euch sagen: ‚Ich gehe hin, die Stätte für euch vorzubereiten‘.
Und wenn ich hingehe, für euch die Stätte vorzubereiten, so will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. Und wo ich hin gehe, das wißt ihr, und den Weg kennt ihr auch!“ Da spricht zu ihm Thomas: „Herr, wir wissen nicht, wo du hin gehst. Und wie können wir den Weg wissen?“ Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich kennen würdet, so würdet ihr auch meinen Vater kennen. Aber von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen!
Da spricht zu ihm Philippus: „Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns!“ Jesus spricht zu ihm: „So lange bin ich schon bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.
Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Wenn ihr das aber nicht glaubt, so glaubt mir doch um der Taten willen, die ich getan habe. Ich sage euch: „Wer an mich glaubt, der wird die Taten auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater geehrt werde in dem Sohn. Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun (Joh 14,1-14).
Verheißung des Geistes Gottes:
„Liebt ihr mich, so haltet ihr meine Gebote. Und ich will den Vater bitten, er solle euch einen andern Tröster geben, der ewig bei euch bleibt, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch.
Es ist nur noch eine kurze Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn. Ich lebe, und ihr sollt auch leben. An dem Tag werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote kennt und hält sie, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren!“
Da spricht zu ihm Judas (der andere, nicht der Ischariot): „Herr, was ist es, daß du dich für uns willst enthüllen und nicht der Welt?“ Jesus antwortete ihm: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer mich aber nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Dieses habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Geist Gottes, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern an all das, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,15-26).
Der Friede:
„Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: ‚Ich gehe hin und komme wieder zu euch!‘. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich gesagt habe: ‚Ich gehe zum Vater‘, denn der Vater ist größer als ich. Ich habe es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es dann geschehen wird. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst dieser Welt, aber er hat keine Macht über mich. Aber damit die Welt erkenne, daß ich den Vater liebe und ich so tue, wie mir der Vater geboten hat: Steht auf und laßt uns von hier weggehen“ (Joh 14,27-31).
Der Weinstock:
„Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen. Und jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, damit sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht aus sich selber bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so könnt ihr es auch nicht, es sei denn, ihr bleibt in mir.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zu teil werden Darin wird mein Vater geehrt, daß ihr viel Frucht bringt und werdet meine Anhänger“ (Joh 15,1-8).
Bleibt in der Liebe:
„Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. So rede ich zu euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe als die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.
Ich sage künftig nicht, daß ihr Diener seid, denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid. Denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch kundgetan. Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und festgelegt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er es euch gebe. Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebt“ (Joh 15, 9-17).
Der Haß der Welt:
„Wenn euch die Welt haßt, so wißt, daß sie mich vor euch gehaßt hat. Wärt ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich habe euch von der Welt erwählt, deshalb haßt euch die Welt. Denkt an mein Wort, das ich euch gesagt habe: ‚Der Diener ist nicht größer denn sein Herr‘. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen. Haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen, denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.
Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde. Nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde, Nun aber haben sie es gesehen und hassen doch beide, mich und den Vater. Doch so wird erfüllt der Spruch, der in ihrem Gesetz geschrieben ist: ‚Sie hassen mich ohne Ursache‘. Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen für mich. Und ihr werdet auch meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen
Das alles habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bannfluch tun. Es kommt aber die Zeit, da wird der meinen, der euch tötet, er tue Gott einen Dienst dabei. Und das werden sie euch auch deshalb tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Dieses habe ich so zu euch geredet, damit ihr daran denkt, wenn die Zeit kommen wird, daß ich es euch gesagt habe. So etwas aber habe ich von Anfang nicht gesagt, denn ich war bei euch“ (Joh 15,18 - Joh 16,4).
Wirken des Geistes Gottes:
Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, Aber niemand unter euch fragt mich: „Wo gehst du hin?“ Sondern weil ich so etwas geredet habe, ist euer Herz voll Trauer geworden. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht: Über die Sünde, weil sie nicht glauben an mich; über die Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe und ihr mich künftig nicht sehet; über das Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden. Dieser wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Deshalb habe ich euch gesagt: „Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkünden“ (Joh 16,5-15).
Jesu Weggang und Wiederkommen:.
„Noch eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich nicht sehen. Noch eine kurze Zeit, dann werdet ihr mich sehen, denn ich gehe zum Vater!“ Da sprachen einige unter seinen Anhängern untereinander: „Was bedeutet das, was er sagt zu uns: In kurzer Zeit werdet ihr mich nicht sehen, und in kurzer Zeit werdet ihr mich sehen, und: Ich gehe zum Vater? Wir wissen nicht, was er redet!“
Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: „ Ihr sprecht darüber, daß ich gesagt habe, ihr werdet mich nicht sehen und ihr werdet mich sehen. Ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden.
Wenn eine Frau ein Kind bekommt, so ist sie traurig, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst wegen der Freude, daß der Mensch in die Welt geboren ist. Ihr habt auch nun Traurigkeit. Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Ich sage euch: Wenn den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.
Bisher habe ich zu euch durch Sprichwörter geredet. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprichwörter mit euch reden werde, sondern ich werde euch frei heraus verkünden von meinem Vater. An dem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will, denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt. Aber ich verlasse auch die Welt und gehe zum Vater.
Da sprechen seine Anhänger zu ihm: „Siehe, nun redest du frei heraus und sagst kein Sprichwort. Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und es nicht nötig hast, daß dich jemand fragt. Deshalb glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist!“ Jesus antwortete ihnen: „Jetzt glaubt ihr?
Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein laßt. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Das alles habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16, 16-33).
Gebet für die Anhänger („Hohepriesterliches Gebet)“:
Jesus hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist da, daß du deinen Sohn verherrlichst, damit dein Sohn dich auch verherrliche, so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Welt, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich erkennen, der du allein wahrer Gott bist, und den erkennen, den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich verherrlicht auf der Erde und vollendet das Werk, das du mir aufgetragen hast, daß ich es tun sollte. Und nun verherrliche du mich, Vater, mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich habe deinen Namen öffentlich gemacht vor den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort behalten. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben. Und sie haben es angenommen und tatsächlich erkannt und glauben, daß du mich gesandt hast.
Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie sind dein. Alles, was mein ist, das ist dein. Und was dein ist, das ist mein. Und ich bin in ihnen verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt. Sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien so wie wir.
Während ich bei ihnen war in der Welt, erhielt ich sie in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt, und ist keiner von ihnen verloren, außer dem Sohn des Verderbens [gemeint ist Judas, der Jesus verriet], damit die Schrift erfüllet würde.
Nun aber komme ich zu dir und rede solches in der Welt, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt haßte sie. Denn sie sind nicht von der Welt, wie ich denn auch nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Übel. Sie sind nicht von der Welt, so wie ich auch nicht von der Welt bin. Heilige sie in deiner Wahrheit. Dein Wort ist die Wahrheit. So wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt sind in der Wahrheit.
Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir. Damit auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, du hast mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebst sie, gleichwie du mich liebst.
Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir sind, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast. Denn du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet ward. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht. Ich aber kenne dich, und diese erkennen, daß du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und will ihn kundtun, damit die Liebe, damit du mich liebst, sei in ihnen und ich in ihnen (Joh 17,1-26).
Die frühe Geschichte der Kirche
Die Apostelgeschichte des Lukas
[Die Apostelgeschichte beschreibt den Anfang der Kirche, das Wirken des Petrus und vor allem des Paulus. Sie ist verfaßt von Lukas, der die frohe Botschaft geschrieben hat; sie ist deshalb noch etwas jünger als dieses. Streckenweise erweckt der Verfasser den Eindruck, er sei ein Begleiter des Paulus und deshalb Augenzeuge gewesen, das ist aber unwahrscheinlich. Dennoch werden sicherlich verläßliche Nachrichten verwendet. Aber das Buch ist auch geschrieben in der Absicht, den christlichen Glauben zu fördern. Dabei fließen natürlich auch seine persönlichen Vorstellungen mit ein. Wenn man also Paulus kennenlernen will, verläßt man sich lieber auf seine eigenen Briefe, nicht auf die Ansichten einer späteren Zeit. Vom jetzt an wird der Ausdruck „Apostel“ gebraucht. Dieser meint zunächst die zwölf engsten Anhänger Jesu, die immer mit ihm zusammenwaren. Aber es kommt dann als Sonderfall auch noch Paulus dazu, der besonders zu diesem Amt berufen wurde].
Die erste Gemeinde in Jerusalem:
Es geschahen viel Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle Gläubigen waren beieinander und hielten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften ihre Güter und Habe und teilten sie je unter alle, je nachdem, wie jeder es nötig hatte. Und sie waren einmütig täglich und stets beieinander im Tempel. Sie feierten das Abendmahl hin und her in Häusern, nahmen die Speise und lobten Gott mit Freuden und einfältigem Herzen und waren angesehen beim ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich hinzu zu der Gemeinde, die da gläubig wurden (Apg 2,43-47).
Heilung eines Lahmen durch Petrus und Johannes:
Petrus und Johannes gingen miteinander hinauf in den Tempel, mittags gen drei Uhr, wenn man zu beten pflegt. Dort war ein Mann, der war lahm vom Mutterleib an: Der ließ sich tragen, und sie setzten ihn täglich vor die „Schöne Tür“ des Tempels, daß er eine Gabe bettelte von denen, die in den Tempel gingen.
Als er nun Petrus und Johannes sah, daß sie zum Tempel hineingehen wollten, bat er um eine Gabe. Petrus aber sah ihn an und sprach: „Sieh uns an!“ Und er sah sie an, wartete, daß er etwas von ihnen empfinge. Petrus aber sprach: „Gold und Silber habe ich nicht. Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und gehe!“ Und er ergriff ihn an der rechten Hand und richtete ihn auf. Sofort standen seine Schenkel und Knöchel fest. Er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott. Alle Leute sahen ihn umhergehen und Gott loben. Sie kannten ihn auch, daß er es war, der gesessen hatte vor der schönen Tür des Tempels, und sie wunderten und entsetzten sich über das, was ihm widerfahren war.
Als aber dieser Lahme, der nun gesund war, sich zu Petrus und Johannes hielt, liefen alle Leute zu ihnen in die Halle Salomos und wunderten sich.
Als Petrus das sah, sagte er zu den Leuten: „Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch darüber, oder was seht ihr auf uns, als hätten wir diesen wieder zum Gehen gebracht durch unsere eigene Kraft oder unser eigenes Verdienst? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Diener Jesus verherrlicht, den ihr verleugnet und überantwortet habt dem Pilatus, der aber entschied, ihn loszulassen. Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, euch einen Mörder zu schenken. Aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Doch den hat Gott auferweckt von den Toten. Dafür sind wir die Zeugen.
Und durch den Glauben an seinen Namen hat diesen Mann, den ihr seht und kennt, sein Name stark gemacht. Und der Glaube an ihn hat diesem diese augenscheinliche Gesundheit gegeben!“
Dann fährt Petrus fort: „Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß ihr es durch Unwissenheit getan habt wie auch eure Oberen. Gott aber hat alles so erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten vorher verkündet hat, nämlich daß der Christus leiden sollte. So ändert nun euer Leben und bekehrt euch, daß eure Sünden vernichtet werden, damit da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des Herrn, wenn er senden wird den, der euch jetzt gepredigt wird, Jesus Christus, der den Himmel einnehmen muß bis auf die Zeit, wenn wiedergebracht wird alles, was Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heiligen Propheten vom Anbeginn der Welt an. Alle Propheten von Samuel an und danach, die haben diese Tage angekündigt. Ihr seid Kinder der Propheten und des Bundes, den Gott gemacht hat mit euren Vätern. Für euch hat Gott zuerst seinen Diener Jesus auferweckt und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, damit ein jeder sich bekehre von seiner Bosheit“ (Apg 3).
Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat:
Als aber Petrus und Johannes zum Volk redeten, traten zu ihnen die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer, die es verdroß, daß sie die Leute lehrten und verkündeten am Beispiel Jesu die Auferstehung von den Toten (Denn sie waren Gegner des Glaubens an die Auferstehung). Sie legten die Hände an sie und setzten sie gefangen bis zum nächsten Morgen. Aber viele unter denen, die dem Wort zuhörten, wurden gläubig. Und die Zahl der Männer wuchs auf ungefähr fünftausend.
Als es nun Morgen wurde, versammelten sich ihre Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, der Oberpriester Hannas und Kaiphas und Johannes und Alexander und wer alles zu den Oberpriestern gehörte. Die stellten die Apostel vor sich und fragten sie: „Aus welcher Vollmacht oder in welchem Namen habt ihr das getan?“
Petrus sprach voll des Heiligen Geistes zu ihnen: „Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten von Israel. Wir sollen heute gerichtet werden wegen dieser Wohltat an dem kranken Menschen, durch die er geheilt wurde. Aber euch und Leuten in Israel sei kundgegeben, daß in dem Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt und den Gott von den Toten auferweckt hat, steht dieser hier vor euch gesund. Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der zum Eckstein geworden ist. Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir selig werden sollen!"
Sie sahen aber an die Freudigkeit des Petrus und Johannes und wunderten sich, denn sie waren gewiß, daß es ungelehrte Leute und Laien waren. Sie kannten sie aber als die, die mit Jesus gewesen waren. Sie sahen aber den Menschen, der geheilt worden war, bei ihnen stehen und hatten nichts dagegen zu reden.
Da befahlen sie den Aposteln, aus dem Rat hinauszugehen, und verhandelten miteinander und sprachen: „Was sollen wir diesen Menschen tun? Denn das offenbare Zeichen, das durch sie geschehen ist, das ist allen bekannt, die in Jerusalem wohnen, und wir können es nicht leugnen. Aber damit es nicht weiter einreiße unter das Volk, laßt uns sie ernst bedrohen, daß sie in Zukunft keinem Menschen von diesem Namen sagen.
Und sie riefen sie und geboten ihnen, daß sie sich in keiner Weise mehr hören ließen noch lehrten in dem Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten ihnen: „Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht ist, daß wir euch mehr gehorchen als Gott.
Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben!“ Aber sie drohten ihnen und ließen sie gehen und fanden nicht, wie sie sie peinigten, wegen der Leute, denn sie lobten alle Gott wegen des Geschehenen. Denn der Mensch war über vierzig Jahre alt, an dem dies Zeichen der Gesundheit geschehen war (Apg 4,1-22). Die christliche Gemeinde aber betete, daß auch in Zukunft das Wort Gottes gepredigt wird und Zeichen und Wunder geschehen (Apg 4, 23-31, gekürzt).
Gütergemeinschaft:
Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele. Keiner sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und es war eine große Gnade bei ihnen allen.
Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte. Wer Äcker oder Häuser hatte, der verkaufte sie und brachte das Geld und legte es vor die Füße der Apostel. Und man gab jedem, was er nötig hatte. So tat es auch Joses Barnabas, ein Gottesdiensthelfer aus Zypern, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es vor die Füße der Apostel (Apg 4,32-37).
Ein unehrliches Ehepaar („Ananias und Saphira“):
Ein Mann mit Namen Ananias und seine Frau Saphira verkauften ihr Gut. Der Mann zweigte aber mit Wissen seiner Frau etwas von dem Geld ab und brachte den anderen Teil und legte ihn vor die Füße der Apostel. Petrus aber sprach: „Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Geist Gottes angelogen hast und etwas vom Gelde des Ackers entwendet hast? Du hättest ihn doch behalten können, denn du hattest ihn ja. Und daß er verkauft wurde, war auch in deiner Gewalt. Warum hast du dir denn so etwas in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen belogen, sondern Gott!“ Als Ananias aber diese Worte hörte, fiel er nieder und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten. Es standen einige junge Männer auf und taten ihn beiseite und trugen ihn hinaus und begruben ihn.
Nach einer Weile, etwa drei Stunden später, kam seine Frau hinein, wußte aber nicht, was geschehen war. Petrus fragte sie: „Sag mir: Habt ihr den Acker so teuer verkauft?“ Sie sprach: „Ja, so teuer!“ Petrus aber sprach zu ihr: „Warum habt ihr euch denn untereinander abgesprochen, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden auch dich hinaustragen!“ Und alsbald fiel sie vor seine Füße und gab den Geist auf. Da kamen die Jünglinge und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihren Mann. Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die das hörten (Apg 5, 1-11).
Die Apostel vor dem Hohen Rat:
Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel. Es kamen immer mehr dazu, die an den Herrn glaubten (Apg 5,12-16, gekürzt). Der Oberpriester aber und alle von der Gruppe der Sadduzäer wurden voll Eifer und legten die Hände an die Apostel und warfen sie in das Stadt-Gefängnis. Aber der Bote des Herrn machte in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach: „Geht hin und tretet auf und redet im Tempel alle Worte dieses Lebens zu den Leuten!“
Als sie das gehört hatten, gingen sie früh in den Tempel und lehrten. Der Oberpriester aber und die mit ihm waren kamen und riefen den Rat und alle Ältesten des Volkes Israel zusammen und sandten hin zum Gefängnis, sie zu holen.
Die Diener aber kamen hin und fanden sie nicht im Gefängnis, kamen wieder und meldeten: „Das Gefängnis fanden wir sorgfältig verschlossen und die Wächter standen außen stehen vor den Türen. Aber als wir aufschlossen, fanden wir niemand im Gefängnis!“
Als der Oberpriester und der Hauptmann des Tempels und andere Oberpriester diese Rede hörten, wurden sie darüber bestürzt, was doch das werden sollte. Da kam einer, der sagte ihnen: „Die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel lehren das Volk.
Da ging hin der Hauptmann mit den Dienern und holten sie, aber nicht mit Gewalt, denn sie fürchteten sich vor den Leuten, daß diese sie steinigen würden.
Als sie die Apostel brachten, stellten sie sie vor den Rat. Und der Oberpriester fragte sie und sprach: „Haben wir euch nicht ernsthaft geboten, daß ihr nicht lehren sollt im Namen dieses Jesus? Ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns führen.
Petrus und die Apostel aber antwortete: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr erwürgt habt und an das Holz gehängt. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zu einem Fürsten und Heiland, um Israel Umkehr und Vergebung der Sünden zu geben. Und wir sind seine Zeugen für diese Worte und der Geist Gotte, den Gott gegeben hat denen, die ihm gehorchen!“ Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie planten, sie zu töten (Apg 5, 17-33)
Der Rat des Gamaliel:
Da stand im Rat der fromme Schriftgelehrte Gamaliel auf, der von allem Volk verehrt wurde, und er befahl, die Apostel ein wenig hinauszuschicken. Dann sprach er zu ihnen: „Ihr Männer von Israel, überlegt euch gut, was ihr mit diesen Menschen tun wollt. Vor einiger Zeit stand Theudas auf und gab vor, er wäre etwas, und es hingen ihm eine Zahl Männer an, ungefähr vierhundert. Aber er ist erschlagen, und alle, die ihm zufielen, sind zerstreut und zunichte gemacht geworden. Danach stand Judas aus Galiläa auf in den Tagen der Volkszählung und brachte viele Leute dazu, daß sie aufständisch wurden und ihm nachfolgten; aber der ist auch umgekommen, und alle, die ihm zufielen sind zerstreut. Und nun sage ich euch: Laßt ab von diesen Menschen und laßt sie fahren! Ist der Rat oder das Werk von den Menschen, so wird es untergehen. Ist es aber von Gott, so könnt ihr es nicht dämpfen, damit ihr nichtangesehen werdet als solche, die gegen Gott streiten wollen!“
Da ließen sie sich überzeugen und riefen die Apostel, peitschten sie und befahlen ihnen, sie sollten nicht im Namen Jesu reden, und ließen sie gehen. Sie gingen aber fröhlich weg aus dem Rat, weil sie würdig gewesen waren, um Jesu Namens willen Schmach zu erleiden, und hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hin und her in Häusern zu lehren und zu predigen die frohe Botschaft von Jesus Christus (Apg 5,34-42).
Einsetzung der Armenbetreuer („Diakone“):
In den Tagen aber, als die Gemeindeglieder immer mehr wurden, erhob sich ein Murmeln unter den griechisch Sprechenden gegen die hebräisch Sprechenden, ihre Witwen würden übersehen bei der täglichen Versorgung. Da riefen die Zwölf die Menge der Gemeindeglieder zusammen und sprachen: „Es taugt nichts, wenn wir das Wort Gottes vernachlässigen und bei Tische bedienen. Darum, ihr lieben Brüder, seht unter euch nach sieben Männern, die einen guten Ruf haben und voll Gottesgeist und voller Weisheit sind, die wir berufen für diese notwendige Aufgabe. Wir aber wollen festhalten am Gebet und an der Predigt des Wortes!“
Diese Rede gefiel der ganzen Menge wohl. Und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Gottesgeistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Judenfreund von Antiochien. Diese stellten sie vor die Apostel und beteten und legten die Hände auf sie. Und der Glaube nahm zu, und die Zahl der Gemeindeglieder ward sehr groß zu Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Anhänger des neuen Glaubens (Apg 6,1-7).
Rede des Stephanus:
Stephanus aber, voll Glaubens und Kräfte, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Da standen einige auf von der Philosophenschule der Libertiner und der Kyrener und der Alexandriner und derer, die aus Kilikien und Asien waren, und diskutierten mit Stephanus. Aber sie vermochten nicht der Weisheit und dem Geiste zu widerstehen, aus dem er redete. Da stifteten sie einige Männer an, die sprachen: „Wir haben gehört, wie er Lästerworte redete gegen Mose und gegen Gott!“ Und sie erregten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten und traten herzu und rissen ihn hin und führten ihn vor den Rat und stellten falsche Zeugen auf, die sprachen: „Dieser Mensch hört nicht auf, Lästerworte zu reden gegen diese heilige Stätte und das Gesetz. Denn wir haben gehört, wie er sagte: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Mose gegeben hat!“ Alle im Rat sahen aber, daß sein Gesicht wie das eines Gottesboten war. Da sprach der Oberpriester: „Ist das wirklich so?“
Stephanus antwortete mit einer langen Rede, in der er die ganze Geschichte des Volkes Israel aufrollte. Zunächst beschreibt er die Zeit der „Erzväter“: Liebe Brüder und Väter, hört zu. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: „Geh aus deinem Land und von deinen Freunden und zieh in ein Land, das ich dir zeigen will.“ Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran. Sein Vater starb dort und er brachte ihn herüber in dies Land, in dem ihr nun wohnt. Aber er gab ihm dort keinen erblichen Besitz, auch nicht einen Fuß breit. Doch er verhieß ihm, er werde ihm schon noch Besitz geben und er werde ihn besitzen und seine Nachkommen nach ihm, obwohl er noch kein Kind hatte. Aber Gott sprach: „Deine Nachkommen werden Fremdlinge sein in einem fremden Land, und sie werden sie zu Sklaven machen und übel behandeln vierhundert Jahre. Aber das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten. Und danach werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte!“ Und er gab Abraham den Bund der Beschneidung. Er zeugte Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak zeugte den Jakob, und Jakob zeugte die zwölf Stammväter der Stämme Israels.
Dann beschreibt Stephanus die Zeit in Ägypten: Die Stammväter waren neidisch auf Joseph und verkauften ihn nach Ägypten. Doch Gott war mit ihm und errettete ihn aus aller seiner Trübsal und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem König („Pharao“) in Ägypten. Der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten über seinen ganzen Hofstaat. Es kam aber eine Notzeit über das ganze Land Ägypten und Kanaan und große Trübsal, und unsere Väter fanden keine Nahrung. Jakob aber hörte, daß in Ägypten Getreide wäre, und sandte seine Söhne aus zum erstenmal. Aber beim zweiten Mal gab sich Joseph seinen Brüdern er erkennen und dem König wurde Josephs Herkunft klar. Joseph aber ließ seinen Vater Jakob holen und seine ganze Freundschaft, fünfundsiebzig Menschen. Jakob zog hinab nach Ägypten. Dort starben er und seine Söhne und sie sind herübergebracht nach Sichem und in das Grab gelegt, das Abraham gekauft hatte gegen Geld von den Kindern Hemor in Sichem.
Dann geht es weiter mit Mose: Weil nun die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham gegeben hatte, wuchs das Volk und vermehrte sich in Ägypten, bis ein anderer König aufkam, der nichts wußte von Joseph. Dieser war voll Falschheit gegenüber mit unserer Familie und behandelte unsre Väter übel und befahl, daß man die kleinen Kinder aussetzen mußte, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit wurde Moses geboren, und war ein feines Kind vor Gott und wurde drei Monate ernährt in seines Vaters Haus. Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter Pharaos auf und zog ihn auf wie ihr eigener Sohn. Moses wurde gelehrt in aller Weisheit der Ägypter und war mächtig in Werken und Worten. Als er aber vierzig Jahre alt ward, wollte er nach seinen Landsleuten sehen, den Kindern Israels. Da sah er einen Mann Unrecht erleiden. Dem stand er bei und rächte den, dem das Leid geschah, und erschlug den Ägypter. Er meinte aber, seine Landsleute sollten es verstehen, daß Gott durch ihn ihnen Erlösung gäbe, aber sie verstanden es nicht. Am andern Tag kam er wieder zu seinen Landsleuten, als sie miteinander stritten, und verhandelte mit ihnen, daß sie Frieden finden, und sprach: „Liebe Männer, ihr seid Brüder, warum tut einer dem andern Unrecht?“ Der aber das Unrecht tat, stieß in von sich und sprach: „Wer hat dich über uns zum Obersten und Richter eingesetzt? Willst du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast?“
Stephanus schildert dann das weitere Schicksal des Mose und wie ihm die Gebote Gottes gegeben wurden: Mose aber floh wegen dieser Rede und wurde ein Fremder im Land Midian. Dort zeugte er zwei Söhne. Nach vierzig Jahren erschien ihm am Berg Sinai in der Wüste der Bote des Herrn in einer Feuerflamme im Busch. Als das Mose sah, wunderte er sich über die Erscheinung. Als er aber näher hinging, um zu schauen, ertönte die Stimme des Herrn: „Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!“ Mose aber zitterte und wagte nicht hinzuschauen. Aber der Herr sprach zu ihm: „Zieh die Schuhe von deinen Füßen, denn die Stelle, wo du stehst, ist heiliges Land! Ich habe wohl gesehen das Leiden meines Volkes, das in Ägypten ist, und habe ihr Seufzen gehört und bin herabgekommen, sie zu erretten. Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden. Diesen Mose sandte Gott zu einem Führer und Erlöser durch den Boten, der ihm erschien im Busch. Er führte sie heraus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre. Er ist der Mose, der in der Wüste mitten zwischen dem Boten Gottes, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai, und unsern Vorfahren stand. Dieser empfing lebendige Worte [gemeint sind die Tafeln mit den Zehn Geboten], die er uns geben sollte.
Schließlich beschreibt Stephanus noch den Ungehorsam des Volks bis zu seiner Zeit: Eure Vorfahren wollten aber Gott nicht gehorsam werden, sondern stießen ihn von sich und wandten sich um mit ihren Herzen nach Ägypten und sprachen zu Aaron: „Mach uns Götter, die vor uns her gehen, denn wir wissen nicht, was diesem Mose widerfahren ist, der uns aus dem Land Ägypten geführt hat. Und sie machten ein Kalb zu der Zeit und brachten dem Götzen Opfer und freuten sich über die Werke ihrer Hände. Aber Gott wandte sich und gab sie dahin, weil sie dienten dem Heer des Himmels. Unsre Vorfahren hatten die Stiftshütte in der Wüste, wie ihnen der verordnet hatte, der zu Mose redete, daß er sie machen sollte nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte. Unsere Vorfahren nahmen sie auch an und brachten sie mit Josua in das Land, das die Andersgläubigen innehatten, die Gott ausstieß vor dem Angesicht unsrer Vorfahren bis zur Zeit Davids.
Dieser fand Gnade bei Gott und bat, daß er eine Wohnung suchen dürfe für den Gott Jakobs.
Salomo aber baute ihm ein Haus. Doch der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Ihr Halsstarrigen und Ungläubigen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebt immer wieder dem Geist Gottes, wie eure Väter, so seid auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die schon vorher die Zukunft dieses gerechten Jesus ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihr habt das Gesetz empfangen durch Gottes Gebote, und habt es nicht gehalten!“ (Apg 6,8 - 7,53).
Tod des Stephanus:
Als die Zuhörer das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie bissen die Zähne zusammen.
Stephanus aber war voll Gottesgeistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und wie Jesus rechts neben Gott stand und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Gottessohn zur Rechten Gottes stehen!“ Sie schrieen aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten alle zusammen auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und warfen Steine auf ihn. Die Zeugen legten dabei ihre Gewänder ab vor den Füßen eines jungen Mannes, der hieß Saulus. Sie warfen weiter Steine auf Stephanus. Der rief Gott an: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ Er kniete nieder und schrie laut: „Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht!“ Und als er das gesagt hatte, starb er (-8,1). Saulus aber empfand Genugtuung über den Tod des Stephanus. Zu der Zeit begann eine große Verfolgung der Gemeinde in Jerusalem. Und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samarien, ausgenommen die Apostel. Gottesfürchtige Männer bestatteten Stephanus und hielten eine große Klage über ihn. Saulus aber beunruhigte die Gemeinde weiter, ging hin und her in die Häuser und zog hervor Männer und Frauen und übergab sie ins Gefängnis (Apg 7,54- 8,4).
Der Zauberer Simon:
Die Christen, die zerstreut wurden, gingen herum und predigten das Wort. Philippus aber kam hinab in eine Stadt in Samarien und predigte ihnen von Christus. Die Leute aber hörten fleißig zu, was Philippus sagte. Sie sahen auch die Zeichen, die er tat, denn die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen mit großem Geschrei, auch viele Gichtkranke und Lahme wurden gesund gemacht. Es entstand eine große Freude in jener Stadt.
Dort gab es auch einen Mann mit Namen Simon, der in der Stadt Zauberei trieb und bezauberte das samaritische Volk und gab vor, er wäre etwas Großes. Und sie sahen alle auf ihn, klein und groß, und sprachen: „Der ist die große Kraft Gottes!“
Sie hingen ihm aber deshalb an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei bezaubert hatte.
Als sie aber den Predigten des Philippus von der Herrschaft Gottes und von Jesus Christus glaubten, ließen sich Männer und Frauen taufen. Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus. Und als er die Zeichen und Taten sah, die da geschahen, wunderte er sich.
Als die Apostel in Jerusalem hörten, daß Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Als diese hinabkamen nach Samaria, beteten sie über ihnen, daß sie den Geist Gottes empfingen, denn er war noch auf keinen von ihnen gekommen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen Jesu Christi. Deshalb legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den Geist Gottes.
Als aber Simon sah, daß der Geist Gottes gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: „Gebt mir auch die Macht, daß jeder den Gottesgeist empfängt, dem ich die Hände auflege!
Petrus aber sprach zu ihm: „Du solltest verdammt werdest mit deinem Geld, weil daß du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt! Du wirst weder Teil noch Anrecht haben an diesem Wort, denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. Darum bereue diese deine Bosheit und bitte Gott, ob er dir die Falschheit deines Herzens vergibt. Denn ich sehe, du bist voll bitterer Galle und verstrickt mit Ungerechtigkeit!“
Da antwortete Simon: „Bittet ihr den Herrn für mich, daß nichts von dem über mich komme, was ihr gesagt habt. Als sie aber das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, wandten sich wieder um nach Jerusalem und predigten die frohe Botschaft in vielen samaritischen Dörfern (Apg 8,5-25).
Der Finanzminister aus Afrika:
Der Bote des Herrn redete zu Philippus: „Steh auf und gehe nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem durch die Wüste hinabgeht nach Gaza!“ Und er stand auf und ging hin. Dort zog ein Mann aus Afrika wieder heim, ein Finanzminister der Königin Kandake in Äthiopien, der Herr über ihre ganze Schatzkammer. Er war gekommen nach Jerusalem, um Gott anzubeten. Jetzt zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.
Der Geist Gottes aber sprach zu Philippus: „Geh hinzu und halte dich an diesen Wagen!“ Da lief Philippus hin und hörte, daß er den Propheten Jesaja las, und sprach: „Verstehst du auch, was du liest?“ Er aber sprach: „Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet?“ Und er bat Philippus, daß er einsteige und sich zu ihm setze.
Der Mann las aber gerade die Stelle aus Jesaja, wo es heißt: „Er ist wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird. Und still wie ein Lamm vor seinem Scherer, hat er seinen Mund nicht aufgetan. Wegen seiner Niedrigkeit wurde ihm gerechtes Gericht verweigert. Wer wird noch von ihm reden, denn sein Leben ist von der Erde weggenommen!“
Da fragte der Finanzminister: „Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anders?“ Philippus aber tat seinen Mund auf, ging von dieser Schrift aus und predigte ihm die frohe Botschaft von Jesus. Und als sie auf der Straße weiter zogen, kamen sie an ein Wasser. Und der Finanzminister sprach: „Sieh, da ist Wasser, was spricht dagegen, daß ich mich taufen lasse?“
Philippus aber sprach: „Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es wohl sein!“ Er antwortete: „Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist!“ Und er hieß den Wagen halten, und beide stiegen hinab in das Wasser, Philippus und der Minister, und er taufte ihn. Als sie aber heraufstiegen aus dem Wasser, rückte der Geist des Herrn Philippus hinweg, und der Minister sah ihn nicht mehr. Er zog aber fröhlich auf seiner Straße weiter. Philippus aber wurde gefunden in Asdod und ging umher und predigte allen Städten die frohe Botschaft, bis er nach Cäsarea kam.
Bekehrung des Saulus:
Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Anhänger des Herrn und ging zum Oberpriester und bat ihn um Vollmachten für die Bethäuser in Damaskus, damit er dort Männer und Frauen, die der neuen Lehre (dem „Weg“) anhingen, festnähme und gebunden führte nach Jerusalem. Als er aber auf dem Weg war und nahe an Damaskus kam, leuchtete um ihn plötzlich ein Licht vom Himmel. Er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Er aber sprach: „Herr, wer bist du?“ Der Herr sprach: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und gehe in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst!“ Seine Gefährten aber standen da und waren erstarrt, denn sie hörten die Stimme, sahen aber niemand. Saulus aber richtete sich auf von der Erde. Aber als er seine Augen auftat, sah er niemand. Sie nahmen ihn an der Hand und führten ihn nach Damaskus, Er konnte drei Tage nicht sehen und aß nicht und trank nicht.
Es war aber ein Christ in Damaskus mit Namen Ananias. Zu dem sprach der Herr in einer Erscheinung: „Ananias!“ Er sprach: „Hier bin ich, Herr!“ Der Herr sprach zu ihm: „Steh auf und geh in die „Gerade Gasse“ und frage im Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saul von Tarsus. Dieser betet und hat in einer Erscheinung gesehen, wie ein Mann mit Namen Ananias zu ihm hineinkommt und die Hand auf ihn legt, damit er wieder sehend werde!“
Ananias antwortete: „Herr, ich habe von vielen Seiten über diesen Mann gehört, wieviel Übles er deinen Gläubigen getan hat in Jerusalem. Und auch hier hat er Vollmacht von den Oberpriestern, alle gefangen zu nehmen, die deinen Namen anrufen!“
Der Herr sprach zu ihm: „Geh hin, denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, daß er meinen Namen trage vor die Andersgläubigen und vor Könige und vor die Kindern Israels. Ich will ihm schon zeigen wieviel er leiden muß um meines Namens willen!“
Und Ananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: „Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, der dir erschienen ist auf dem Weg, als du her kamst, damit du wieder sehend und mit dem Geist Gottes erfüllt wirst!“ Und alsbald fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er wurde wieder sehend. Er stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich.
Paulus aber war eine Zeitlang bei den Christen in Damaskus. Und bald predigte er Christus in den Bethäusern, daß er der Gottes Sohn sei. Sie entsetzten sich aber alle, die es hörten, und sprachen: „Ist das nicht der, der in Jerusalem beunruhigte alle, die diesen Namen anrufen, und ist darum hergekommen, daß er sie gefangen führe zu den Obernpriestern?“
Paulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, daß Jesus ist der Christus. Nach vielen Tagen hielten die Juden einen Rat zusammen, um ihn zu töten. Aber es wurde Paulus gemeldet, daß sie ihm nachstellten. Sie wachten aber Tag und Nacht an den Toren, daß sie ihn töteten.
Da nahmen ihn die Christen bei der Nacht, brachten ihn durch die Mauer und ließen ihn in einem Korb hinab. Da aber Paulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Christen anzuschließen. Sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, daß er ein Christ wäre. Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf der Straße den Herrn gesehen und er mit ihm geredet und wie er zu Damaskus den Namen „Jesus“ frei gepredigt hätte. Und er war bei ihnen und ging aus und ein in Jerusalem und predigte den Namen des Herrn Jesus frei und offen. Er diskutierte auch mit den griechisch sprechenden Leuten, aber sie stellten ihm nach, daß sie ihn töteten. Als das die Glaubensbrüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn nach Tarsus.
Auferweckung der Tabea:
Als Petrus überall umherzog, kam er auch zu den Christen in Lydda. Dort fand er einen Mann mit Namen Äneas, der hatte acht Jahre lang auf dem Bett gelegen und war gichtkrank. Petrus sprach zu ihm: „Äneas, Jesus Christus macht dich gesund! Steh auf und mach dir selber das Bett!“ Und sofort stand er auf. Und es sahen ihn alle, die in Lydda und in Saron wohnten, und bekehrten sich zu dem Herrn.
In Joppe aber war eine Christin mit Namen Tabea, die tat viele gute Werke und gab Spenden. Aber eines Tages wurde sie krank ward und starb. Da wuschen sie die Verstorbene und legten sie in das Oberstockwerk. Joppe ist aber nahe bei Lydda. Als die Gemeindeglieder in Joppe hörten, daß Petrus in Lydda war, sandten sie zwei Männer zu ihm und baten ihn, daß er es sich nicht nehmen lasse, zu ihnen zu kommen. Petrus aber stand auf und kam mit ihnen. Und als er hingekommen war, führten sie ihn hinauf ins Oberstockwerk. Es traten zu ihm alle Witwen, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, die Tabea machte, als sie noch bei ihnen war. Als Petrus sie alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und sprach: „Tabea, stehe auf!“ Und sie tat ihre Augen auf, und da sie Petrus sah, setzte sie sich wieder. Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf und rief die Gemeindeglieder und die Witwen und stellte sie lebendig vor sie. Und der Vorgang wurde bekannt in ganz Joppe, und viele kamen zum Glauben an den Herrn. Und Petrus blieb lange Zeit in Joppe bei einem Simon, der ein Gerber war (Apg 9, 32-41).
Der Geist Gottes wird auch den Nichtjuden gegeben:
In Cäsarea wohnte ein Hauptmann Kornelius von der italischen Kohorte. Der war gläubig mit seiner ganzen Familie, und gab den Leuten viele Beihilfen und betete immer zu Gott. Der sah gegen drei Uhr nachmittags einen Boten Gottes zu sich hereingehen, der zu ihm sprach: „Kornelius!“ Er sah ihn an, erschrak und sprach: „Herr, was ist?“ Er aber sprach zu ihm: „Deine Gebete und deine Gaben sind vor Gott gekommen. Und nun sende Männer nach Joppe und verlange Simon, Petrus, der zur Besuch ist bei einem Gerber Simon, dessen Haus am Meer liegt. Der wird dir sagen, was du tun sollst. Als der Engel, der mit Kornelius redete, weggegangen war, rief er zwei seiner privaten Diener und einen gläubigen Soldaten von denen, die ihm aufwarteten, und erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe.
Am anderen Tag, als sie auf dem Weg waren und nahe zur Stadt kamen, stieg Petrus gegen Mittag hinauf auf das Dach, um zu beten. Als er hungrig wurde, wollte er essen. Als sie ihm aber alles zubereiteten, geriet er in eine Erregung und sah den Himmel aufgetan und ein Gefäß zu ihm kommen. Es war wie ein großes leinenes Tuch mit vier Zipfeln, das wurde niedergelassen auf die Erde. Darin waren allerlei vierfüßige Tiere und wilde Tiere und Würmer und Vögel des Himmels. Und es geschah eine Stimme zu ihm: „Steh auf, Petrus, schlachte und iß!“
Petrus aber sprach: „O nein, Herr; denn ich habe noch nie etwas Unanständiges oder Unreines gegessen!“ Aber die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: „Was Gott gereinigt hat, das mache du nicht unrein!“ Das alles geschah dreimal. Dann wurde das Gefäß wieder aufgenommen in den Himmel.
Als aber Petrus sich noch Gedanken machte, was die Erscheinung zu bedeuten habe, die er gesehen hatte, da fragten die Männer, die Kornelius gesandt hatte, nach dem Haus Simons. Sie standen an der Tür, riefen und forschten, ob Simon Petrus dort zu Besuch wäre. Als aber Petrus noch nachsann über die Erscheinung, sprach der Geist Gottes zu ihm: „Siehe, drei Männer suchen dich. Stehe auf, steig hinab und zieh mit ihnen und zweifle nicht, denn ich habe sie gesandt!“
Da stieg Petrus hinab zu den Männern, die von Kornelius zu ihm gesandt waren, und sprach: „Ich bin der, den ihr sucht. Worum geht es, warum seid ihr hier?“ Sie aber sprachen: „Hauptmann Kornelius, ein frommer und gläubiger Mann und gut angesehen bei dem ganzen Volk der Juden, hat einen Befehl empfangen von einem Boten Gottes, daß er dich in sein Haus sollte holen lassen und Worte von dir hören!“ Da rief er sie hinein und nahm sie auf.
Am anderen Tag zog Petrus aus mit ihnen, und einige Gemeindeglieder von Joppe gingen mit ihm. Sie kamen sie nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und Freunde. Zusammengerufen. Und als Petrus hineinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel vor seinen Füßen nieder und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: „Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch!“
Und als er das Nötige mit ihm besprochen hatte, ging er hinein und fand viele, die zusammengekommen waren. Er sprach zu ihnen: „Ihr wißt, daß es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, zu einem Fremden zu kommen. Aber Gott hat mir gezeigt, keinen Menschen als gewöhnlich oder unrein zu bezeichnen. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich angefordert wurde. So frage ich euch nun: Warum habt ihr mich rufen lassen?“
Kornelius sprach: „Ich habe vier Tage gefastet, bis zu dieser Stunde. Und um drei Uhr nachmittags betete ich in meinem Haus. Da stand ein Mann vor mir in einem hellen Kleid und sprach: „Kornelius, dein Gebet ist erhört, und Gott hat deine guten Gaben zur Kenntnis genommen. So schicke nun Boten nach Joppe und laß einen gewissen Simon Petrus herrufen, der zu Gast ist im Haus des Gerbers Simon am Meer. Der wird, wenn er kommt, mit dir reden. Da sandte ich sofort jemand zu dir, und du hast wohl getan, daß du gekommen bist. Nun sind wir alle hier vor Gott versammelt, um alles zu hören, was dir von Gott befohlen ist!“
Petrus aber sprach: „Nun erfahre ich in Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansieht. Sondern es ist ihm jeder angenehm, der ihn fürchtet und recht tut, egal in welchem Volk. Ihr kennt die Botschaft, die Gott zum Volk Israel gesandt hat, und daß er hat den Frieden verkündigen lassen durch Jesus Christus. Diese Botschaft ist durch das ganze jüdische Land geschehen, angefangen in Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte: Wie Gott diesen Jesus von Nazareth gekrönt hat mit dem göttlichen Geist und Kraft. Der ist umhergezogen und hat wohl getan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen für alles, was er getan hat im jüdischen Land und in Jerusalem. Den haben sie getötet und an ein Holz gehängt. Den hat Gott aber auferweckt am dritten Tag und ihn lassen erkennbar werden, nicht allen Leuten, sondern uns, den im voraus von Gott erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten. Und er hat uns aufgetragen, zu predigen den Leuten und zu bezeugen, daß er ist von Gott zum Richter der Lebenden und der Toten eingesetzt. Von diesem zeugen alle Propheten, daß durch ihn alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen!“
Als Petrus noch diese Worte redete, fiel der Geist Gottes auf alle, die dem Wort zuhörten. Aber die Gläubigen mit jüdischer Herkunft, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, daß auch auf die Heiden die Gabe des Geistes Gottes ausgegossen wurde, denn sie hörten, daß sie mit verzückt redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus: „Kann man da noch das Wasser verweigern, daß diese nicht getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben wie wir?“ Und er befahl, sie zu taufen in dem Namen des Herrn Da baten sie ihn, daß er noch einige Tage dabliebe (Apg 10).
Rechtfertigung des Petrus in Jerusalem:
Es kam aber vor die Apostel und die anderen Gemeindeglieder im jüdischen Land, daß auch die Nichtjuden Gottes Wort angenommen hätten. Als Petrus hinaufkam nach Jerusalem, zankten mit ihm, die jüdischer Abstammung waren, und sprachen: „Du bist hineingegangen zu den Männern, die nicht Juden sind, und hast mit ihnen gegessen!“
Petrus aber fing an und erzählte ihnen alles nacheinander alles, was ihm in d er Stadt Joppe widerfahren war und wie der Geist Gottes auf die gefallen war, die keine Juden waren.
Und er stellt die Frage: „Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie uns, an den Herrn Jesus Christus zu glauben, wer war ich, daß ich Gott wehren konnte?“ Als sie das hörten, schwiegen sie still und lobten Gott und sprachen: „So hat Gott auch den Andersgläubigen die Umkehr gegeben zum Leben!“
Die aber zerstreut waren bei der Verfolgung des Stephanus, gingen umher bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien und redeten das Wort von Jesus Christus allein zu den Juden. Männer von Zypern und Kyrene aber kamen nach Antiochien und redeten auch zu den griechisch sprechenden Menschen predigten die frohe Botschaft vom Herrn Jesus. Gott war mit ihnen und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zu dem Herrn.
Das kam aber vor die Ohren der Gemeinde in Jerusalem. Sie sandten Barnabas nach Antiochien. Als er hingekommen war und sah die Gnade Gottes, wurde er froh und ermahnte sie alle, daß sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben wollten. Denn er war ein frommer Mann, voll Gottesgeistes und Glaubens. Und es wurde eine große Menge dem Herrn zugetan.
Barnabas zog dann nach Tarsus, um Paulus zu suchen. Als er ihn fand, führte er ihn nach Antiochien. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele Menschen. Daher wurden die Christen zuerst in Antiochien „Christen“ genannt.
In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien. Einer unter ihnen mit Namen Agabus stand auf und sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die kommen sollte über den ganzen Kreis der Erde (Sie trat dann auch unter dem Kaiser Klaudius ein). Unter den Christen beschloß deshalb ein jeder, eine Hilfssendung zu schicken an die Glaubensbrüder in Judäa, je nachdem er vermochte. Sie schickten alles zu den Ältesten durch die Hand Barnabas und Paulus (Apg 11).
Befreiung des Petrus:
Der König Herodes legte die Hände an einige von der Gemeinde, um sie zu peinigen. Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert töten. Und als er sah, daß das den Juden gefiel, fing er auch Petrus. Es waren aber gerade die Tage der ungesäuerten Brote. Er steckte Petrus ins Gefängnis und gab ihn in die Obhut von vier Gruppen zu je vier Soldaten, die ihn bewachen sollten. Er hatte vor, ihn nach Ostern der Öffentlichkeit vorzustellen. Petrus wurde als im Gefängnis gefangen gehalten, aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott. Als Herodes ihn am nächsten Tag der Öffentlichkeit vorstellen wollte, schlief Petrus in der Nacht zwischen zwei Soldaten, gebunden mit zwei Ketten, und Wächter vor der Tür bewachten das Gefängnis.
Da kam ein Bote Gottes daher, und ein Licht schien in der Zelle. Er schlug Petrus an die Seite und weckte ihn und sprach: „Steh schnell auf!“ Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Und der Bote sprach zu ihm: „Zieh dich an, auch die Schuhe!“ Petrus tat es. Und der Bote sprach zu ihm: „Wirf deinen Mantel um und folge mir nach!“ Petrus ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, ob das wirklich ist, was da durch den Boten geschieht, sondern es kam ihm vor, er habe eine Erscheinung.
Sie gingen aber durch die erste und andere Wache und kamen zu der eisernen Tür, die zur Stadt hinausführt. Diese tat sich von selber vor ihnen auf. Und sie traten hinaus und gingen eine Gasse entlang. Aber in diesem Augenblick verschwand der Bote. Als Petrus zu sich selber kam, sprach er: „Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Boten gesandt hat und mich errettet hat aus der Hand des Herodes und vor allen Erwartungen der Juden!“
Als er sich besann, kam er vor das Haus Marias, der Mutter des Johannes, der mit dem Zunamen Markus hieß. Dort waren viele beieinander und beteten. Als aber Petrus an die kleine Tür des Tores klopfte, kam das Hausmädchen Rhode heraus, um zu horchen, wer draußen ist.
Und als sie die Stimme des Petrus erkannte, machte sie vor lauter Freude das Tor nicht auf, sondern lief hinein und rief ihnen zu, Petrus stünde vor dem Tor.
Sie aber sprachen zu ihr: „Du bist verrückt!“Sie aber bestand darauf, es wäre so. Sie sprachen: „Es ist nur sein Doppelgänger!“ Petrus klopfte weiter an. Als sie aber aufmachten, sahen sie ihn und entsetzten sich. Er aber winkte ihnen mit der Hand, zu schweigen, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt hatte, und sprach: „Sagt dies Jakobus und den Brüdern!“ Und er ging hinaus und zog an einen andern Ort.
Als es aber Tag wurde, war eine nicht kleine Bestürzung unter den Soldaten, und sie fragten sich, wie das wohl mit Petrus gegangen wäre. Als Herodes aber Petrus anforderte und nicht fand, ließ die Wächter verhören und befahl dann, sie wegführen.
Dann zog er von Judäa hinab nach Cäsarea und hielt sich dort auf. Denn er hatte vor, wider die von Tyrus und Sidon Krieg zu führen. Sie aber kamen einträchtig zu ihm und überredeten des Königs Minister Blastus und baten um Frieden, weil ihre Länder sich ernähren mußten von dem Land des Königs.
Aber an einem bestimmten Tag zog Herodes das königliche Kleid an, setzte sich auf den Richtstuhl und hielt eine Rede zu ihnen. Das Volk aber rief: „Das ist Gottes Stimme und nicht die eines Menschen!“ In diesem Augenblick schlug ihn der Bote Gottes, weil er Gott nicht die Ehre gab (und sich selber „Gott“ nennen ließ). Er wurde von den Würmern gefressen und gab den Geist auf.
Das Wort Gottes aber wuchs und mehrte sich. Nachdem Barnabas und Paulus die Hilfssendung überreicht hatten, gingen sie wieder von Jerusalem weg und nahmen Johannes Markus mit sich (Apg 12).
ERSTE MISSIONSREISE:
In der Gemeinde Antiochien gab es Propheten und Lehrer, zu denen sprach der Geist Gottes, als sie beim Fasten waren: „Wählt Barnabas und Paulus aus für eine Aufgabe, zu der ich sie berufen habe!“ Da fasteten sie noch einmal und beteten und legten die Hände auf sie und ließen sie gehen. Sie kamen zuerst nach Zypern und verkündeten das Wort Gottes in den Bethäusern der Juden.
Als sie die Insel durchzogen bis zu der Stadt Paphos, fanden sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen Juden mit Namen hieß Bar-Jesus. Der war bei dem Statthalter Sergius Paulus, einem verständigen Mann. Der rief Barnabas und Paulus zu sich und wollte das Wort Gottes hören.
Da hängte sich der Zauberer hinein und wollte den Statthalter vom Glauben abhalten. Paulus aber sah ihn an und sprach: „Du Kind des Teufels, Feind aller Gerechtigkeit, du hörst nicht auf, Menschen vom rechten Wege des Herrn abzuwenden. Aber jetzt kommt die Hand des Herrn kommt über dich, und du sollst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht sehen!“ Von dem Augenblick an fielen Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte Menschen, die ihn führten. Als der Statthalter die Geschichte sah, glaubte er und wunderte sich über die Lehre des Herrn.
In Antiochien im Lande Pisidien hielt Paulus eine Predigt, die auf die Juden ausgerichtet war. Er schilderte noch einmal die ganze Geschichte des Volkes Israel mit Gott und das Schicksal Jesu, in dem sich die Verheißungen Gottes erfüllt haben.
Er schließt mit den Worten: „Wer aber an diesen glaubt, der ist gerecht!“ Als die Juden aus dem Bethaus gingen, baten die Andersgläubigen, daß sie am nächsten Feiertag auch ihnen die Worte Gottes sagten.
Am folgenden Feiertag aber kam fast die ganze Stadt zusammen, um das Wort Gottes zu hören. Als aber die Juden die große Menge sahen, wurden sie neidisch und widersprachen dem, was Paulus sagte, widersprachen ihm und spotteten über ihn. Paulus und Barnabas sprachen frei und öffentlich: „Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden. Wenn ihr es aber von euch stoßt und euch selbst nicht für wert haltet, das ewige Leben zu erlangen, dann wenden wir uns zu den Andersgläubigen. Da das aber die Andersgläubigen hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn und wurden gläubig.
Und das Wort des Herrn wurde durch die ganze Gegend ausgebreitet. Aber die Juden bewegten die Obersten der Stadt und erweckten eine Verfolgung über Paulus und Barnabas und stießen sie aus ihren Grenzen hinaus. Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen über sie und kamen nach Ikonion. Die Christen aber wurden voll Freude und Gottesgeistes (Apg 13, gekürzt).
Der weitere Weg führte sie durch Städte des Landes Lykaonien. In Lystra, heilten sie einen Mann, der von Kind an lahm war. Da meinten die Leute: „Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herniedergekommen!“ Sie hielten Barnabas für Jupiter und Paulus für Merkur, dieweil er das Wort führte. Schließlich kam der Priester des Jupiter aus dem Tempel vor der Stadt und brachte Ochsen und Kränze vor das Tor und wollte dort zusammen mit dem Volk den Göttern opfern.
Als das die Apostel Barnabas und Paulus hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter die Menge, schrieen und sprachen: „Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen wie ihr!“ Und dann hält er eine Predigt, die auf Nicht-Juden zugeschnitten ist: „Wir predigen euch die frohe Botschaft von Jesus Christus, daß ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott, der hat Himmel und Erde und das Meer und alles, was in ihnen ist, gemacht hat. In den vergangenen Zeiten hat er alle Andersgläubigen ihre eigenen Wege gehen lassen. Und doch hat er sein Dasein nicht verborgen: Er hat uns viel Gutes getan und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude!“ Als sie das sagten, konnten sie kaum die Menge abhalten, ihnen zu opfern.
Dann kamen aber Juden von Antiochien und Ikonion dorthin und stimmten die Menschen wieder um und steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus und meinten, er wäre gestorben. Als ihn aber seine Anhänger umringten, stand er auf und ging in die Stadt. Und am andern Tag ging er hinaus nach Derbe. Dann zogen durch Pisidien und kamen nach Pamphylien und fuhren dann wieder mit dem Schiff zurück nach Antiochien, von wo sie ausgesandt worden waren durch die Gnade Gottes zu der Aufgabe, die sie ausgerichtet hatten. Als sie aber hinkamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündigten, wieviel Gott mit ihnen getan hatte und wie er den Andersgläubigen die Tür des Glaubens aufgetan hätte. Sie blieben eine gewisse Zeit bei der Gemeinde (Apg 13 und 14, gekürzt).
Apostelversammlung in Jerusalem:
Es kamen einige herab von Judäa und lehrten die Christen: „Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach der Art des Mose, so könnt ihr nicht zu Gott kommen!“ Als sich nun ein Aufruhr erhob und Paulus und Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten, beschlossen sie, daß Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen hinaufzögen nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten, um diese Frage zu klären.
Sie wurden von der Gemeinde geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzählten die Bekehrung der Andersgläubigen und machten allen Mitchristen eine große Freude.
Als sie aber hinkamen nach Jerusalem, wurden sie empfangen von der Gemeinde und von den Aposteln und von den Ältesten. Und sie erzählten, wieviel Gott mit ihnen getan hatte. Da traten auf einige von der Sekte der Frommen, die Christen geworden waren, und sprachen: „Man muß sie beschneiden und ihnen befehlen, das Gesetz des Mose zu halten!“
Die Apostel und die Ältesten kamen aber zusammen, um über diese Rede sich zu beraten. Als man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: „Ihr Männer, liebe Brüder, ihr wißt, das Gott mich lange vor dieser Zeit unter uns erwählt hat, daß durch meinen Mund die Andersgläubigen die frohe Botschaft hörten und glaubten. Und Gott, der die Herzen kennt, war Zeuge für sie und gab ihnen den Geist Gottes so wie uns auch und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. Weshalb versucht ihr denn nun Gott, indem ihr das Joch des Gesetzes um Hälse der Mitchristen legt, das weder unsre Väter noch wir haben können tragen? Sondern wir glauben, durch die Zuwendung des Herrn Jesu Christi glückselig zu werden, in gleicher Weise wie auch sie!“
Da schwieg die ganze Menge still und hörte Paulus und Barnabas zu, die erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie getan hatte unter den Andersgläubigen.
Danach, als sie geschwiegen hatten, antwortete Jakobus und sprach: „Ihr Männer, liebe Brüder, höret mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die Andersgläubigen besucht hat und aus ihnen ein Volk für seinen Namen angenommen hat. Darum meine ich, daß man denen, die sich von einem anderen Glauben zu Gott bekehren, nicht Unruhe mache, sondern schreibe ihnen, daß sie sich nur enthalten von Unsauberkeit durch falsche Götter und von Hurerei und vom Erstickten und vom Blut. Denn Mose hat seit langen Zeiten in allen Städten Menschen, die ihn predigen, und seien Schriften werden alle Feiertrage in den Bethäusern gelesen!“
Da schien es den Aposteln und Ältesten und der ganzen Gemeinde gut zu sein, aus ihnen Männer zu erwählen und nach Antiochien zu senden. Das waren außer Paulus und Barnabas noch Judas Barsabas und Silas, die Lehrer waren unter den Mitchristen.
Und sie gaben ihnen eine Schrift in ihre Hand mit folgendem Wortlaut: „Wir, die Apostel und Ältesten und Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Andersgläubigen, die in Antiochien und Syrien und Kilikien sind. Weil wir gehört haben, daß einige von den Unseren ausgegangen sind und haben euch mit Lehren irregemacht und eure Seelen zerrüttet und sagen, ihr sollt euch beschneiden lassen und das Gesetz halten. Aber das haben wir nicht befohlen. Es schien uns gut, die wir einträchtig versammelt waren, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unsern liebsten Barnabas und Paulus, Männer, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unsers Herrn Jesus Christus. So haben wir Judas und Silas gesandt, die auch mit Worten dasselbe verkündigen werden. Denn es gefällt dem Geist Gottes und uns, euch keine Lasten mehr aufzulegen als nur diese nötigen Stü>Sie wurden fortgeschickt und kamen nach Antiochien und versammelten die Menge und überantworteten den Brief. Da sie den lasen, wurden sie wegen des Zuspruchs froh. Judas und Silas, die auch Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie.
Nachdem Paulus und Barnabas eine Zeitlang geblieben waren, wurden sie von den Mitchristen mit Frieden verabschiedet, um wieder zu den Aposteln zu gehen. Silas aber gefiel es da zu bleiben. Paulus aber und Barnabas hielten sich in Antiochien auf, lehrten und predigten Wort des Herrn zusammen mit vielen andern (Apg 15,1-35).
ZWEITE MISSIONSREISE:
Nach einer Reihe von Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: „Laß uns wieder ziehen und nach unsern Mitchristen sehen durch alle Städte, in welchen wir das Wort des Herrn verkündet haben, wie sie sich verhalten. Barnabas aber gab Rat, Johannes Markus mit zu nehmen.
Paulus aber hielt es nicht für angebracht, einen mit sich zu nehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit ihnen gezogen war, das Werk auszuführen. Und sie gerieten scharf aneinander, so daß sie sich trennten: Barnabas nahm Markus zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog hin, von den Mitchristen der Gnade Gottes anbefohlen. Er zog durch Syrien und Kilikien und stärkte die Gemeinden (Apg 15,36-41).
Er kam auch nach Derbe und Lystra. Als sie aber durch Phrygien und das Land Galatien zogen, wurde ihnen von dem Geist Gottes gewehrt, das Wort Gottes zu reden in der Provinz Asien. Sie zogen an Mysien vorüber und kamen hinab nach Troas. Und Paulus hatte eine Erscheinung in der Nacht. Das war ein Mann aus Mazedonien, der stand und bat ihn: „Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!“
Daraufhin trachteten wir alsbald, nach Mazedonien zu reisen, und wir waren gewiß, daß uns der Herr dahin berufen hätte, ihnen die frohe Botschaft zu predigen [Hier taucht zum ersten Mal das „wir‘“ auf, das den Anschein erweckt, als sei der Verfasser der Apostelgeschichte oder sein Berichterstatter ein Augenzeuge gewesen].
Da fuhren wir aus Troas weg und kamen geradewegs nach Samothrazien und den anderen Tag nach Neapolis und von da nach Philippi, das die Hauptstadt von Mazedonien ist und eine Freie Stadt. Wir blieben einige Tage in dieser Stadt.
In Philippi: Lydia und der Gefängnisaufseher
Am Feiertag gingen wir hinaus vor die Stadt an das Wasser, wo man zu beten pflegte, und setzten uns und redeten zu den Frauen, die da zusammengekommen waren. Dabei hörte eine gläubige jüdische Frau zu, die Purpurhändlerin Lydia. Dieser tat der Herr das Herz auf, daß sie darauf achtete, was von Paulus geredet wurde. Als sie aber und ihre Familie getauft wurden, bat sie uns: Wenn ihr anerkennt, daß ich gläubig bin an den Herrn, dann kommt in mein Haus und bleibt dort!“ Und sie nötigte uns.
Als wir zum Gebet gingen, begegnete uns eine Hausangestellte, die hatte einen Wahrsagergeist und brachte ihren Herren viel Gewinn ein mit Wahrsagen. Diese lief allezeit Paulus und uns nach und schrie: „Diese Menschen sind die Diener Gottes des Allerhöchsten, die euch den Weg zum ewigen Leben verkündigen!“ Das tat sie manchen Tag. Paulus aber tat das wehe, und er wandte sich um und sprach zu dem Geist: „Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, daß du von ihr ausfährst!“ Und er fuhr aus zu in der gleichen Stunde.
Als aber die Herren sahen, daß die Hoffnung auf Gewinn ausgefahren war, nahmen sie Paulus und Silas und zogen sie auf den Markt vor die Obersten der Stadt und führten sie zu den Hauptleuten und sprachen: „Diese Menschen machen unsere Stadt irre. Sie sind Juden und verkünden den Glauben auf eine Weise, wie es sich nicht gehört, daß wir sie annehmen oder tun, weil wir Römer sind!“ Die Menge wurde erregt gegen sie. Und die Hauptleute ließen ihnen die Kleider abreißen und befahlen, sie auszupeitschen.
Als sie sie wohl ausgepeitscht hatten, warfen sie sie ins Gefängnis und befahlen dem Gefängnisaufseher, daß er sie wohl bewachte. Weil er diesen Befehl erhalten hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis und schraubte ihre Füße zwischen zwei Balken fest.
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen. Schnell aber geschah ein großes Erdbeben, so daß sich die Grundfesten des Gefängnisses bewegten. Und sogleich wurden alle Türen aufgetan und aller Fesseln gingen los. Als aber der Gefängnisaufseher aus dem Schlaf fuhr und sah die Türen des Gefängnisses aufgetan, zog er das Schwert heraus und wollte sich selbst umbringen, denn er meinte, die Gefangenen wären geflohen. Paulus rief aber laut: „Tu dir nichts Übles, denn wir sind alle hier!“ Der Aufseher forderte ein Licht und sprang in das Gefängnis hinein.
Da fing er an zu zittern und fiel Paulus und Silas zu den Füßen und führte sie heraus und sprach: „Liebe Herren, was soll ich tun, daß ich glückselig werde?“ Sie sprachen: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und deine Familie glückselig!“ Und sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Haus waren. Und der Aufseher nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab: Und er ließ sich und alle die Seinen alsbald taufen. Und er führte sie in sein Haus und deckte ihnen einen Tisch und freute sich mit seiner ganzen Familie, daß er an Gott gläubig geworden war.
Als es Tag ward, sandten die Hauptleute die Stadtdiener und sprachen: „Laß die Menschen gehen!“ Der Aufseher sagte es Paulus weiter: „Die Hauptleute haben Leute her gesandt, die sagen, daß ihr los sein sollt. Nun zieht aus und geht hin mit Frieden!“ „Paulus aber sprach zu ihnen: Sie haben uns ohne Recht und Urteil öffentlich ausgepeitscht, wo wir doch das römische Bürgerrecht haben, und sie haben uns ins Gefängnis geworfen, und sollten uns nun heimlich hinausstoßen? So geht das nicht, sondern laßt sie selbst kommen und uns hinausführen!“ Die Stadtdiener verkündeten diese Worte den Hauptleuten. Und sie fürchteten sich, als sie hörten, daß sie Römer wären, und sie kamen und redeten ihnen zu, führten sie heraus und baten sie, daß sie auszögen aus der Stadt. Da gingen sie aus dem Gefängnis und gingen noch zu Lydia. Und als sie die Brüder gesehen und ihnen zugesprochen hatten, zogen sie hinaus (Apg 16, teilweise gekürzt).
In Athen:
Über Thessalonich und Beröa kamen Paulus, Silas und Timotheus nach Athen. Paulus aber wurde zornig, als er die Stadt sah, denn sie war voller Götzenbilder. Er redete aber alle Tage zu den Juden und ihren Anhängern im Bethaus und auch auf dem Markt zu denen, die sich einfanden. Einige Philosophen von den Epikuräern und Stoikern stritten mit ihm. Und einige sprachen: „Was will dieser Schwätzer sagen?“ Einige aber sagten: „Es sieht aus, als wolle er neue Götter verkündigen!“
Sie nahmen ihn aber und führten ihn auf den Gerichtsplatz und sprachen: „Können wir auch erfahren, was das für eine neue Lehre sei, die du lehrst? Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren. So wollten wir gern wissen, was das sei!“ (Alle Athener, auch die Ausländer und Gäste, waren ausgerichtet auf nichts anderes, als auf etwas Neues zu sagen oder zu hören).
Paulus aber stand mitten auf dem Gerichtsplatz und predigte zu ihnen, wie man zu Gebildeten spricht: „Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in jeder Hinsicht gar sehr die Götter fürchtet. Ich bin durch eure Stadt gegangen und habe eure Gottesdienste gesehen und fand einen Altar, darauf war geschrieben: ‚Dem unbekannten Gott‘. Nun verkündige ich euch denselben, dem ihr unwissend einen Gottesdienst gewidmet habt.
Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was drinnen ist, der ist ein Herr ist des Himmels und der Erde. Abner er wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Er läßt sich auch nicht von Menschenhänden dienen, als ob er der jemanden nötig hätte, wo er doch selber jedem überall Leben und Atem gibt.
Er hat gemacht, daß von einem Menschen alle Menschen auf dem ganzen Erdboden abstammen und hat bestimmt, wie lange und wie weit sie wohnen sollen. Sie sollen den Herrn suchen, ob sie doch ihn fühlen und finden möchten. Und in der Tat: Er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir. So haben ja auch einige Dichter bei euch gesagt haben: ‚Wir sind von seiner Art‘. Wenn wir nun von göttlicher Art sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, die durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht sind. Gott hat zwar die Zeit der Unwissenheit übersehen. Nun aber gebietet er allen Menschen an allen Enden, ihr Leben zu ändern, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er richten will den ganzen Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat. Er hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat!“
Als sie das von der Auferstehung der Toten hörten, da spotteten einige. Andere aber sprachen: „Wir wollen dich darüber noch ein anderes Mal hören!“ So ging Paulus von ihnen. Einige Männer aber hingen ihm an und wurden gläubig. Einer von ihnen war Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen (Apg 17, am Anfang gekürzt)).
In Korinth:
Paulus ging weg von Athen und kam nach Korinth. Er wohnte bei dem Juden Aquila und seiner Frau Priscilla, die wegen der Judenverfolgung durch Kaiser Klaudius aus Rom vertrieben worden waren. Paulus arbeitete bei ihm, denn sie hatten das gleiche Handwerk, nämlich Zeltmacher. An den Feiertagen lehrte er immer Juden und Griechen in den Bethäusern.
Vor allem den Juden bezeugte er, daß Jesus der Christus sei. Als sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach: „Euer Blut sei über euer Haupt! Rein gehe ich von nun an zu den Andersgläubigen!“ Viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. In der Nacht sprach aber der Herr durch eine Erscheinung zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt!“ Paulus blieb ein Jahr und sechs Monate dort und lehrte das Wort Gottes.
Als Gallion Statthalter war in Achaja, empörten sich die Juden alle miteinander gegen Paulus und führten ihn vor den Richtstuhl und sprachen: „Dieser überredet die Leute, Gott anders zu dienen als in unserem Glaubensgesetz gesagt ist!“ Als Paulus schon den Mund auftun wollte, sprach Gallion zu den Juden: „Wenn es ein Frevel oder ein Vergehen wäre, liebe Juden, würde ich euch gern anhören. Weil es aber eine Frage ist von der Lehre und von den Worten und von dem Gesetz unter euch, so seht ihr selber zu. Ich gedenke darüber nicht Richter zu sein!“
Und er trieb sie von dem Richtstuhl.
Über Ephesus und Cäsarea ging Paulus hinauf nach Jerusalem und grüßte die Gemeinde und zog hinab nach Antiochien (Apg 18,1-22, gekürzt).
DRITTE MISSIONSREISE:
Nach einiger Zeit reiste Paulus weiter und durchwanderte nacheinander das galatische Land und Phrygien und stärkte alle Mitchristen. Es kam aber nach Ephesus ein Jude mit Namen Apollos, von Geburt aus Alexandrien, ein beredter Mann und mächtig in der Kenntnis der Heiligen Schrift. Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und redete mit brennendem Geist und lehrte mit Fleiß von dem Herrn. Er wußte aber allein von der Taufe des Johannes. Dieser fing an, frei zu predigen im Bethaus. Als ihn aber Aquila und Priscilla hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer aus. Als er aber nach Achaja reisen wollte, schrieben die Mitchristen einen Brief und ermahnten die Christen dort, daß sie ihn aufnähmen. Und als er dahin gekommen war, half er denen, die gläubig durch die Gnade geworden waren. Denn er überzeugte ständig die Juden und erwies öffentlich durch die Schrift, daß Jesus der Christus sei (Apg 18, 23-28).
In Ephesus:
Paulus kam nach Ephesus und fand einige Christen. Zu denen sprach er: „Habt ihr den Geist Gottes empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Sie sprachen zu ihm: „Wir haben nie gehört, daß es einen göttlichen Geist gibt!“ Und er sprach zu ihnen: „Worauf seid ihr getauft?“ Sie sprachen: „Auf die Taufe des Johannes!“
Paulus aber sprach: „Johannes hat getauft mit der Taufe der Umkehr des Lebens und sagte dem Volk, daß sie glauben sollten an den, der nach ihm kommen sollte, das heißt an Jesus, und daß er der Christus sei!“ Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. Und als Paulus die Hände auf sie legte, kam der Geist Gottes auf sie, und sie redeten in Zungensprache und weissagten. Insgesamt waren es zwölf Männer.
Zwei Jahre lang hörten alle, die in der Provinz Asien wohnten, das Wort des Herrn Jesus, Juden und Griechen, und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände Paulus.
Es wohnte aber in Ephesus ein Goldschmied Demetrius, der machte silberne Tempel der Diana und verschaffte diesem Handwerk einen nicht geringen Gewinn. Er versammelte die Goldschmiede und ihre Helfer und sprach: „Liebe Männer, ihr wißt, daß wir großen Gewinn von diesem Gewerbe haben. Aber ihr seht und hört, daß nicht allein in Ephesus sondern auch in fast der ganzen Provinz Asien dieser Paulus viele Leute zum Abfall von unserem Glauben verführt, sie überredet und spricht: ‚Es gibt keine Götter, die von Händen gemacht sind‘ Das wird nicht allein dazu führen, daß unser Gewerbe nichts mehr gilt, sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichts geachtet werden, und es wird ihre göttliche Majestät untergehen, der doch ganz Asien und der Weltkreis Anbetung zeigt!!“
Als sie das hörten, wurden sie voll Zorns und schrieen: „Groß ist die Diana der Epheser!“ Und die ganze Stadt war voll Getümmels. Sie stürmten alle zusammen zum Theater und ergriffen Gajus und Aristarchus aus Mazedonien, die Gefährten des Paulus. Als aber Paulus unter die Menge gehen wollte, ließen es die anderen Christen nicht zu. Auch einige der Obersten in der Provinz Asien, die gute Freunde des Paulus waren, sandten zu ihm und ermahnten ihn, daß er sich nicht begäbe zum Theater. Einige schrieen so, andere etwas anderes, und die Versammlung wurde irre, und die meisten wußten nicht, warum sie zusammengekommen waren.
Einige aus der Menge zogen Alexander hervor, als ihn die Juden hervorstießen. Alexander aber winkte mit der Hand und wollte sich vor dem Volk verantworten. Als sie aber merkten, daß er ein Jude war, schrieen sie alle wie mit einer Stimme etwa zwei Stunden lang: „Groß ist die Diana der Epheser!“
Als aber der Kanzler das Volk beruhigt hatte, sprach er: „Ihr Männer von Ephesus, welcher Mensch weiß nicht, daß die Stadt Ephesus eine Pflegerin der großen Göttin Diana und des himmlischen Bildes ist? Weil dem nicht widersprochen werden kann, so sollt ihr stille sein und nichts Unbedachtes tun. Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer eurer Göttin sind. Haben aber Demetrius und die anderen von seinem Handwerk einen Anspruch gegen jemand, so kann man Gericht halten und es sind Richter da. Laßt sie sich untereinander verklagen. Wollt ihr aber noch etwas darüber hinaus, so mag man es ausfechten in einer ordentlichen Versammlung. Denn wir stehen in der Gefahr, daß wir wegen dieser heutigen Sache wegen Aufruhr verklagt werden, obwohl doch keine Sache vorhanden ist, womit wir einen solchen Aufruhrs entschuldigen könnten!“ Und als er das gesagt hatte, ließ er die Versammlung gehen (Apg 19, am Anfang gekürzt).
Abschied von Ephesus:
Paulus reiste dann weiter nach Mazedonien und blieb drei Monate in Griechenland. Weil ihm aber die Juden nachstellten, als er nach Syrien wollte fahren, beschloß er wieder umzukehren durch Mazedonien. Wir aber fuhren mit dem Schiff nach den Ostertagen von Philippi und kamen zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage. Als Paulus im Gottesdienst predigte und die Rede sich hinzog bis gegen Mitternacht, da saß ein junger Mann in einem Fenster und sank in tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete. Er fiel hinunter vom dritten Stockwerk und wurde tot aufgehoben. Paulus aber ging hinab und legte sich auf ihn, umfing ihn und sprach: „Macht kein Getümmel, denn es ist noch Leben in ihm!“ Paulus ging ruhig wieder hinauf, setzte den Gottesdienst fort, aß und redete viel mit ihnen bis der Tag anbrach. Sie brachten aber den Jungen lebendig und wurden nicht wenig getröstet.
Das nächste Ziel mit dem Schiff war Milet. Paulus wollte nicht noch nach Ephesus gehen, denn er wollte zu Pfingsten in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre. Er bestellte aber die Ältesten der Gemeinde zu sich. Als die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: „Ihr wißt, ich bin allezeit bei euch gewesen von dem Tage an, als ich in die Provinz Asien gekommen bin.
Ich habe dem Herrn gedient mit aller Demut und mit viel Tränen und Schwierigkeiten, die mir widerfahren von den Juden sind, die mir nachstellten. Aber ich habe euch alles gelehrt, öffentlich und privat, und habe den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus bezeugt. Aber jetzt fahre ich - im Geiste gebunden - nach Jerusalem. Ich weiß nicht, was mir dort begegnen wird,
Fesseln und Trübsal warten dort auf mich. Aber das beeindruckt mich alles nicht. Ich halte mein Leben auch nicht selbst für so teuer. Ich will meinen Lauf mit Freuden vollenden, und das Amt, das ich empfangen habe von dem Herrn Jesus, zu bezeugen die frohe Botschaft von der Gnade Gottes!“
Dann fährt er fort: „Ich weiß, daß ihr mich nicht mehr sehen werdet, ihr alle, bei denen ich durchgekommen bin und gepredigt habe die Herrschaft Gottes. Darum bezeuge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich nichts versäumt habe. Denn ich habe euch nichts vorenthalten, daß ich nicht verkündigt hätte den ganzen Ratschluß Gottes. So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter die euch der Geist Gottes zu (Gemeinde-) Bischöfen eingesetzt hat, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, daß nach meinem Abschied unter euch greuliche Wölfe werden kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Lehren reden, die Christen an sich zu ziehen. Darum seid wach und denkt daran, daß ich nicht abgelassen habe drei Jahre, Tag und Nacht, einen jeden mit Tränen zu ermahnen.
Und nun, liebe Brüder, ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und das Erbe zu geben unter allen, die geheiligt werden. Ich habe kein Silber noch Gold noch Kleid von euch begehrt, denn ihr wißt selber, daß mir diese Hände zu meinem Unterhalt gedient haben und derer, die mit mir gewesen sind. Ich habe es euch alles gezeigt, daß man so arbeiten muß und die Schwachen aufnehmen und denken an das Wort des Herrn Jesus, daß er gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen!“
Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Sie weinten aber alle viel und sie fielen Paulus um den Hals und küßten ihn, am allermeisten betrübt über das Wort, das er sagte, sie würden ihn nicht mehr sehen. Und geleiteten ihn in das Schiff (Apg 20, am Anfang gekürzt).
Gefangennahme des Paulus:
Über und an Zypern vorbei kamen wir nach Tyrus. Die Mitchristen sagten, er sollte nicht hinauf nach Jerusalem ziehen. Aber wir fuhren mit dem Schiff bis Cäsarea. Da reiste herab aus Judäa der Prophet Agabus, mit Namen und kam zu uns. Der nahm den Gürtel des Paulus und band sich die Hände und Füße und sprach: Das sagt der Geist Gottes: „Den Mann, dem der Gürtel gehört, werden die Juden binden zu Jerusalem und überantworten in die Hände der Andersgläubigen!“
Als wir das hörten, baten wir und die anderen an dem Ort, daß er nicht hinauf nach Jerusalem zöge. Paulus aber antwortete: „Was macht ihr, daß ihr weinet und brecht mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem um des Namens des Herrn Jesu willen!“ Da er sich nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: „Des Herrn Wille geschehe!“
Nach einigen Tagen machten wir uns fertig und zogen hinauf nach Jerusalem. Als wir nach Jerusalem kamen, nahmen uns die Christen gern auf. Am anderen Tag aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und es kamen die Ältesten alle dahin. Und als er sie gegrüßt hatte, erzählte er eines nach dem andern, was Gott getan hatte unter den Andersgläubigen.
Als sie aber das hörten, lobten sie den Herrn und sprachen zu ihm: „Bruder, du siehst, wieviel tausend Juden sind, die gläubig geworden sind. Es ist aber berichtet worden, daß du alle Andersgläubigen lehrst, von Mose abzufallen. So tu nun dies, was wir dir sagen: Wir haben hier vier Männer, die haben ein Gelübde auf sich genommen. Die nimm zu dir und reinige dich mit ihnen und bezahle die Kosten dafür, daß sie ihre Haare schneiden. Dann werden alle vernehmen, daß es nicht so sei, wie es gegen dich berichtet wird, sondern daß du das Gesetz hältst!“
Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte sich am andern Tag religiös mit ihnen und ging in den Tempel und ließ sich sehen, wie er aushielte die Tage, an denen er sich heiligte, bis daß für einen jeden unter ihnen das Opfer gebracht wurde. Als aber die sieben Tage fast um waren, sahen ihn die Juden aus der Provinz Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn und schrieen: „Ihr Männer von Israel, helft! Das ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt gegen dieses Volk, gegen das Gesetz und gegen diese Stätte. Dazu hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht (denn sie hatten mit ihm in der Stadt den Epheser Trophimus gesehen und meinten Paulus hätte ihn in den Tempel geführt).
Und die ganze Stadt wurde erregt und es geschah ein Zulauf der Menge. Sie griffen aber Paulus und zogen ihn zum Tempel hinaus, und alsbald wurden die Türen zugeschlossen. Als sie ihn aber töten wollten, kam das Geschrei hinauf vor den obersten Hauptmann der römischen Schar, daß das ganze Jerusalem in Aufruhr sei.
Der nahm sofort die Krieger und Hauptleute zu sich und lief unter die Menge. Als sie aber den Hauptmann und die Krieger sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen.
Als aber der Hauptmann nahe herankam, nahm er Paulus an sich und hieß ihn mit zwei Ketten zu fesseln und fragte, wer er wäre und was er getan hätte. Einer aber rief dies, der andere das in der Menge. Da der Hauptmann aber nichts Gewisses erfahren konnte wegen des Getümmels, ließ er ihn in das Lager führen. Und als er an die Stufen kam, mußten ihn die Krieger tragen wegen der Gewalt des Volks. Denn es folgten viele Leute nach und schrien: „Weg mit ihm!“ (Apg 21,1-39)
Paulus rechtfertigt sich vor der Menge:
Als aber Paulus ins Lager geführt wurde, sprach er zu dem Hauptmann: „Darf ich mit dir reden?“ Er aber sprach: „Kannst du Griechisch? Bist du nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht hat und führte viertausend Meuchelmörder in die Wüste hinaus?“ Paulus aber sprach: „Ich bin ein jüdischer Mann von Tarsus, ein Bürger einer namhaften Stadt in Kilikien. Ich bitte dich, erlaube mir, zu reden zu dem Volk!“
Als er es ihm erlaubte, trat Paulus auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Als nun eine große Stille wurde, redete er zu ihnen auf Hebräisch und sprach: „Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, hört meine Rechtfertigung an euch. Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Kilikien und erzogen in dieser Stadt zu den Füßen Gamaliels, gelehrt mit allem Fleiß im väterlichen Gesetz. Ich war ein Eiferer um Gott, so wie ihr heute alle seid, und habe diese Lehre verfolgt bis an den Tod. Ich band sie und überantwortete sie ins Gefängnis, Männer und Frauen. Der Oberpriester und alle Ältesten geben Zeugnis dafür, daß ich von ihnen Briefe annahm und reiste nach Damaskus, damit ich alle Anhänger der neuen Lehre, die dort waren, gebunden nach Jerusalem führte, damit sie bestraft würden.
Als ich aber nahe an Damaskus kam, um den Mittag, umleuchtete mich schnell ein großes Licht vom Himmel und ich fiel zum Erdboden und hörte eine Stimme, die sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst!“
Und dann erzählt Paulus die ganze Geschichte, wie er zum Christen geworden war. Und in Jerusalem sprach Gott zu ihm: „Gehe hin, denn ich will dich ferne unter die Andersgläubigen senden!“ Bis zu diesem Wort hörten sie ihm zu. Aber jetzt erhoben sie ihre Stimme und sprachen: „Weg mit einem solchem von der Erde! Denn er darf nicht mehr leben!“ Als sie aber schrieen und ihre Kleider abwarfen und den Staub in die Luft warfen, hieß ihn der Hauptmann ins Lager führen und sagte, daß man ihn auspeitschen und befragen sollte, damit er erführe, weshalb sie so über ihn riefen.
Als man ihn aber mit Riemen anband, sprach Paulus zu dem Hauptmann der dabeistand: „Ist es auch recht bei euch, einen römischen Bürger ohne Urteil und Recht zu geißeln?“ Als das der Unterhauptmann hörte, ging er zum Oberhauptmann und meldete ihm: „Was willst du machen? Dieser Mensch ist römisch!“ Da kam zu ihm der Oberhauptmann und sprach zu ihm: „Sage mir, bist du römisch?“ Er aber sprach: „Ja!“ Und der Oberhauptmann antwortete: „Ich habe dies Bürgerrecht nur mit einer großen Summe Geldzuwege gebracht!“ Paulus aber sprach: „Ich bin aber auch römisch geboren!“
Da traten sofort von ihm weg, die ihn befragen sollten. Und der Oberhauptmann fürchtete sich, als er vernahm, daß er römisch war, und er ihn gebunden hatte. Am anderen Tag wollte er genau erkunden, warum er von den Juden verklagt wurde, und löste ihn von den Banden und hieß die Oberpriester und ihren ganzen Rat kommen und führte Paulus vor und stellte ihn unter sie (Apg 21,40 -Apg 22,30, gekürzt).
Mordanschlag gegen Paulus:
Paulus aber sah den Rat an und sprach: „Ihr Männer, liebe Brüder, ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott bis auf diesen Tag!“ Der Oberpriester Ananias aber befahl denen, die um ihn standen, daß sie ihm aufs Maul schlügen. Da sprach Paulus zu ihm: „Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Du sitzt auf dem Richterstuhl, um mich zu richten nach dem Gesetz, und heißt mich schlagen gegen das Gesetz? Die aber umher standen sprachen: „Schiltst du den Oberpriester Gottes?“ Und Paulus sprach: „Liebe Brüder, ich wußte nicht, daß er der Oberpriester ist. Denn es steht geschrieben: Dem Obersten deines Volkes sollst du nicht fluchen!“
Da aber Paulus wußte, daß ein Teil Sadduzäer war und der andere Teil Pharisäer (die Gruppe der Frommen), rief er im Rat: „Ihr Männer, liebe Brüder, ich bin ein Pharisäer Sohn und eines Pharisäers. Ich werde angeklagt wegen der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten!“
Als er aber das sagte, geschah ein Aufruhr unter den Pharisäern und Sadduzäern, und die Menge spaltete sich (denn die Sadduzäer sagen, es gäbe keine Auferstehung noch Engel noch Geist, die Pharisäer aber bekennen beides).
Es entstand aber ein großes Geschrei. Und die Schriftgelehrten von der Seite der Pharisäer standen auf, stritten und sprachen: „Wir finden nichts Arges an diesem Menschen. Hat aber ein Geist oder ein Gottesbote mit ihm geredet, so können wir mit Gott nicht streiten!“ Als aber der Aufruhr groß ward, machte sich der oberste Hauptmann Sorgen, sie könnten Paulus zerreißen. Er hieß die Krieger hinabgehen und ihn von ihnen reißen und in das Lager führen. Am anderen Tag aber in der Nacht stand der Herr bei ihm und sprach: „Sei getrost, Paulus! Denn wie du von mir zu Jerusalem gezeugt hast, also mußt du auch in Rom zeugen!“
Als es aber Tag ward, taten sich einige Juden zusammen und verschworen sich, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren aber mehr als vierzig, die einen solchen Bund machten. Sie traten zu den Obernpriestern und Ältesten und sprachen: „Wir haben uns hart verschworen, nichts zu essen, bis wir Paulus getötet haben. So melde dem Oberhauptmann und dem Rat, daß er ihn morgen zu euch führe, als wolltet ihr ihn besser verhören. Wir aber sind bereit, ihn zu töten, ehe er denn vor euch kommt!“
Als aber der Neffe des Paulus von dem Anschlag hörte, kam er in das Lager und verkündete es Paulus. Paulus aber rief zu sich einen von den Unterhauptleuten und sprach: „ Führe diesen jungen Mann zu dem Oberhauptmann, denn er hat ihm etwas zu sagen!“ Der nahm ihn und führte ihn zum Oberhauptmann und sprach: „Der gebundene Paulus rief mich zu sich und bat mich, diesen jungen Mann zu dir zu führen, der dir etwas zu sagen habe!“ Da nahm ihn der Oberhauptmann bei der Hand und ging mit ihm an einen besonderen Ort und fragte ihn: „Was ist es, das du mir zu sagen hast?“
Er aber sprach: „Die Juden sind eins geworden, dich zu bitten, daß du morgen Paulus vor den Hohen Rat bringen läßt, als wollten sie ihn besser verhören. Du aber traue ihnen nicht, denn es lauern auf ihn mehr als vierzig Männer unter ihnen, die haben sich verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus töten. Sie stehen jetzt bereit; und sind jetzt bereit und warten auf deine Zusage!“ Da ließ der Oberhauptmann den jungen Mann von sich und gebot ihm, daß er niemand sagte, daß er ihm solches eröffnet hätte. Er rief zu sich zwei Unterhauptleute und sprach: „Rüstet zweihundert Krieger und siebzig Reiter und zweihundert Schützen, damit sie um drei Uhr in der Nacht ach Cäsarea ziehen. Richtet die Tiere her, setzt Paulus drauf und bringt ihn geschützt zu dem Statthalter Felix!“
Und er schrieb einen Brief an den Statthalter, den sie ihm übergaben, als sie ihm Paulus vorstellten. Dem sagte er, daß er ihn verhören werde, wenn seine Ankläger auch da sind (Apg 23, gekürzt).
Paulus vor dem Statthalter Felix:
Nach fünf Tagen zog der Oberpriester Ananias mit den Ältesten und mit dem Redner Tertullus hinab. Sie erschienen vor dem Statthalter gegen Paulus. Nach Aufforderung fing Tertullus an, Paulus anzuklagen: „Wir nehmen in jeder Hinsicht mit aller Dankbarkeit an, allerteuerster Felix, daß wir im großen Frieden leben unter dir und viel Wohltaten diesem Volk widerfahren durch dein Fürsorge. Ich will dich aber nicht zu lange aufhalten und bitte dich, du wolltest uns kurz anhören in deiner Güte. Wir haben gefunden, daß dieser Mann schädlich ist und Aufruhr erregt unter allen Juden auf dem ganzen Erdboden. Er ist einer der Vornehmsten der Sekte der Nazarener, 6der auch versucht hat, den Tempel zu entweihen. Den haben wir ergriffen und wollten ihn gerichtet haben nach unserem Gesetz. Aber Lysias, der Hauptmann, kam dazu und führte ihn mit großer Gewalt aus unseren Händen und befahl, daß seine Ankläger zu dir kommen. Von dem kannst du - wenn du es erforschen willst - alles erkunden, weshalb wir ihn verklagen!“ Die anderen Juden aber äußerten sich auch dazu und sprachen, es verhielte sich alles so.
Paulus aber antwortete, als ihm der Landpfleger winkte zu reden: „Obwohl ich weiß, daß du in diesem Volk nun viele Jahre ein Richter bist, will ich doch unerschrocken mich verantworten. Denn du kannst erkennen, daß es nicht mehr als zwölf Tage sind, daß ich hinauf nach Jerusalem gekommen bin, um anzubeten. Auch haben sie mich nicht gefunden, daß ich im Tempel mit jemandem redete oder einen Aufruhr machte im Volk noch in den Bethäusern noch in der Stadt. Sie können mir auch nichts beweisen, dessen sie mich anklagen. Das bekenne ich dir aber, daß ich nach diesem Glauben, den sie eine Sekte heißen, diene dem Gott meiner Väter und daß ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten. Und ich habe die Hoffnung zu Gott, auf die auch sie selbst warten, nämlich, daß es zukünftig gebe die Auferstehung der Toten, der Gerechten und der Ungerechten. Dabei übe ich mich aber, ein unverletztes Gewissen zu haben in jeder Hinsicht, gegen Gott und die Menschen. Aber nach vielen Jahren bin ich gekommen und habe meinem Volk eine Liebesgabe gebracht. Außerdem fanden sie mich, daß ich mich gereinigt hatte im Tempel, ohne allen Lärm und Getümmel. Es waren aber einige Juden aus der Provinz Asien, die sollten hier sein vor dir und mich verklagen, wenn sie etwas gegen mich hätten. Oder laß diese selbst sagen, ob sie etwas Unrechtes an mir gefunden haben, während ich vor dem Rat stand, ausgenommen das einzige Wortes, als ich unter ihnen stand und rief: Wegen die Auferstehung der Toten werde ich von euch heute angeklagt!“
Felix aber zögerte die Sache hinaus, als er das hörte, zog er sie hin, denn er wußte gar wohl um diese religiöse Gruppe und sprach: „Wenn Lysias, der Hauptmann, herabkommt, so will ich eure Sache erkunden!“ Er befahl aber dem Unterhauptmann, Paulus zu behalten und ihn Ruhe lassen und daß er niemand von den Seinen wehrte, ihm zu dienen oder zu ihm zu kommen.
Nach einigen Tagen aber kam Felix mit seiner Frau Drusilla, die eine Jüdin war, und forderte Paulus vor sich und hörte ihn über den Glauben an Christus. Als aber Paulus redete von der Gerechtigkeit und von der Keuschheit und von dem zukünftigen Gericht, erschrak Felix und antwortete: „Gehe hin für dieses Mal. Wenn ich eine passende Zeit habe, will ich dich herrufen lassen!“ Er hoffte aber nebenbei, daß ihm von Paulus Geld gegeben werden sollte, daß er ihn losgäbe, weil er ihn auch oft anfordern ließ und sich mit ihm besprach.
Als aber zwei Jahre um waren, wurde Porcius Festus sein Nachfolger. Felix aber wollte den Juden eine Gunst erzeigen und ließ Paulus gefangen zurück (Apg 24, leicht gekürzt).
Paulus vor dem Statthalter Festus und dem König Agrippa:
Als Festus ins Land gekommen war, zog er nach drei Tagen hinauf von Cäsarea nach Jerusalem. Da erschienen vor ihm die Vornehmsten der Juden und traten gegen Paulus auf und ermahnten ihn und baten um die Gunst, daß er ihn fordern ließe nach Jerusalem. Sie stellten ihm aber nach, damit sie ihn unterwegs umbrächten. Da antwortete Festus, Paulus würde ja gefangen gehalten in Cäsarea. Aber er würde in kurzem wieder dahin ziehen. Die unter euch, die es können, laßt mit hinab ziehen und den Mann verklagen, wenn etwas an ihm ist. Nach mehr als zehn Tagen zog er hinab nach Cäsarea. Am Tag setzte er sich auf den Richtstuhl und ließ Paulus holen.
Als Paulus aber vor den Statthalter kam, stellten sich um ihn herum die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele und schwere Klagen gegen Paulus auf, die sie aber nicht beweisen konnten, weil er sich verteidigt hatte „ Ich habe mich weder am Gesetz der Juden noch am Tempel noch am Kaiser versündigt!“
Festus aber wollte den Juden eine Gunst erzeigen und antwortete Paulus: „Willst du hinauf nach Jerusalem und dich dort vor mir über diese Sache richten lassen?“ Paulus aber sprach: „Ich stehe vor dem Gericht des Kaisers, da will ich mich richten lassen. Den Juden habe ich kein Leid getan, wie auch du aufs beste weißt. Habe ich aber jemand Leid getan und des Todes wert gehandelt, so weigere ich mich nicht, zu sterben. Ist aber nichts an dem, dessen sie mich verklagen, so kann mich niemand ihnen übergeben. Ich berufe mich auf den Kaiser!“ Da besprach sich Festus mit dem Rat und antwortete: „Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du ziehen!“
Nach einigen Tagen kamen der König Agrippa und seine Frau Bernice nach Cäsarea, um Festus zu begrüßen. Agrippa wollte den Gefangenen gerne kennenlernen. Am andern Tag kamen Agrippa und Bernice mit großem Gepränge und gingen in das Richthaus mit den Hauptleuten und vornehmsten Männern der Stadt. Als Festus es befahl, wurde Paulus gebracht. Und Festus sprach: „Lieber König Agrippa und alle ihr Männer, die ihr mit uns hier seid, da seht ihr den, um den mich die ganze Menge der Juden angegangen hat, zu Jerusalem und auch hier, und schrieen, er solle nicht länger leben. Aber als ich vernahm, daß er nichts getan hatte, das des Todes wert sei, und er sich selber auf den Kaiser berief, habe ich beschlossen, ihn nach Rom zu senden. Etwas Gewisses aber habe ich nicht über ihn, das ich meinem Herrn schreibe. Darum habe ich ihn vor euch bringen lassen, vor allem aber vor dich, König Agrippa, damit ich nach dem Verhör etwas habe, das ich schreibe. Denn es scheint mir ein ungeschicktes Ding zu sein, einen Gefangenen schicken und keine Beschuldigung gegen ihn anzuzeigen.
Agrippa sprach zu Paulus: „Es ist dir erlaubt, für dich zu reden!“ Da reckte Paulus die Hand aus und verantwortete sich: „Es ist mir sehr lieb, König Agrippa, daß ich mich heute vor dir verantworten soll wegen all der Dinge, wegen denen ich von den Juden beschuldigt werde, vor allem weil du alle Sitten und Fragen der Juden kennst. Darum bitte ich dich, du wollest mich geduldig hören. Alle Juden wissen, daß ich mein Leben von Jugend auf unter diesem Volk in Jerusalem zugebracht habe. Ich bin ein ganz Frommer gewesen und gehörte zur strengsten Sekte unseres Glaubens.
Und nun stehe ich da und werde angeklagt wegen der Hoffnung auf die Verheißung auf die Auferstehung. Warum wird das für unglaublich von euch gehalten, daß Gott Tote auferweckt?
Zwar meinte ich auch selber, ich müßte viel tun gegen den Namen Jesus von Nazareth. Ich habe viele Christen ins Gefängnis gebracht und verfolgte sie auch bis in die fremden Städte.
Als ich aber nach Damaskus reiste, sah ich mitten am Tag auf dem Weg ein Licht vom Himmel, heller als der Sonne Glanz, das mich und die mit mir waren umleuchtete. Als wir aber alle zur Erde niederfielen, hörte ich eine Stimme zu mir reden, die sprach auf Hebräisch: „Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, dich gegen den Stachel zu wehren!“
Ich aber sprach: „Herr, wer bist du?“ Er sprach: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Aber stehe auf und tritt auf deine Füße, denn ich bin dir erschienen, damit ich dich einsetze zum Diener und Zeugen dessen, was du gesehen hast und das ich dir noch will erscheinen lassen. Daher verkündigte ich zuerst denen in Damaskus und Jerusalem und dann im ganzen jüdischen Land und auch den Andersgläubigen, daß sie ihr Leben änderten und sich bekehrten zu Gott und zeigten durch Taten, daß sie sich geändert haben. Deshalb haben mich die Juden im Tempel gegriffen und versuchten, mich zu töten. Aber durch Hilfe Gottes ist es mir gelungen und ich stehe bis auf diesen Tag und zeuge beiden, dem Kleinen und Großen. Und ich sage nichts, was nicht auch die Propheten und Mose gesagt haben, daß Christus leiden sollte und der erste sein in der Auferstehung von den Toten und verkündigen ein Licht dem Volk und den Andersgläubigen!“
Als er sich so verantwortete, sprach Festus mit lauter Stimme: „Paulus, du rast! Das große Wissen macht dich rasend!“ Er aber sprach: „Mein teurer Festus, ich rase nicht, sondern rede wahre und vernünftige Worte. Denn der König, zu dem ich so freimütig rede, weiß sehr wohl, was ich meine. Denn ich stelle fest, daß ihm nichts verborgen ist, denn es ist nicht im Winkel geschehen. Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, daß du glaubst!“
Agrippa aber sprach zu Paulus: „Es fehlt nicht viel und du überredest mich, daß ich ein Christ werde!“ Paulus aber sprach: „Ich wünschte vor Gott - ob es nun an viel oder an wenig fehlt - daß nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, solche Menschen würden wie ich!“
Als Paulus das gesagt hatte, standen der Statthalter und der König und Bernice auf und alle, die mit ihnen saßen, und gingen beiseite, redeten miteinander und sprachen: „Dieser Mensch hat nichts getan, das des Todes oder der Fesseln wert sei!“ Agrippa aber sprach zu Festus: „Dieser Mensch hätte losgegeben werden können, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte (Apg 25-26, in der Mitte gekürzt).
Fahrt nach Rom:
Weil es also beschlossen war, daß wir mit dem Schiff nach Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und einige andere Gefangene dem Unterhauptmann Julius, von der „kaiserlichen“ Schar. Wir fuhren nach Sidon und von dort an Zypern vorbei, weil uns die Winde entgegen waren. Wir kamen nach Myra in Lyzien. Dort fand der Unterhauptmann ein Schiff von Alexandrien, das fuhr nach Italien, und ließ uns darauf übersteigen. An Kreta vorbei kamen wir nahe an die Stadt Lasäa.
Paulus warnte, daß die Schiffahrt wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit zu gefährlich sei. Aber der Unterhauptmann glaubte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte. Sie wollten in Phönix überwintern, einem Hafen in Kreta, der nach Südwest und Nordwesten offen ist. Als aber der Südwind wehte, meinten sie, sie könnten nun ihr Vorhaben ausführen, und fuhren näher an Kreta heran. Nicht lange danach aber erhob sich eine Windsbraut, die man Nordost nennt. Und als das Schiff ergriffen wurde und konnte sich nicht gegen den Wind richten, gaben wir es auf und trieben nur noch dahin.
Wir kamen aber an eine Insel, die heißt Klauda. Da konnten wir kaum das Beiboot ergreifen. Wir zogen es herauf und umspannten das Schiff mit Seilen, denn wir fürchteten, es könnte in die Bucht Große Syrte geraten. Wir ließen die Segel herunter und fuhren so dahin. Als wir in ein großes Unwetter gerieten, warfen sie am nächsten Tag Ladung über Bord. Und am dritten Tag warfen wir mit unseren Händen das Schiffsgerät hinaus.
Weil aber an vielen Tagen weder Sonne noch Gestirn erschien und ein großes Unwetter uns bedrängte, war alle Hoffnung auf Rettung unsres Lebens dahin. Weil man aber lange nicht gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach: „Liebe Männer, wenn man auf mich gehört hätte und wir nicht von Kreta aufgebrochen wären, dann wäre uns dieses Leid und dieser Schadens erspart geblieben. Aber nun ermahne ich euch, daß ihr unverzagt seid. Denn keiner von uns wird umkommen, nur das Schiff. Denn in dieser Nacht hat bei mir gestanden der Bote des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor den Kaiser gestellt werden. Und Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir auf dem Schiff sind. Darum, liebe Männer, seid unverzagt. Denn ich glaube Gott, es wird alles so geschehen, wie mir gesagt ist. Wir müssen aber an eine Insel heranfahren!“
Als aber die vierzehnte Nacht kam, daß wir im Adria-Meer fuhren, um die Mitternacht, meinten die Schiffsleute, sie kämen an Land. Und sie warfen ein Bleilot aus und stellten fest, daß das Meer dort 3,40 Meter tief war. Nach kurzer Zeit senkten sie es abermals ab und maßen 2,50 Meter. Da fürchteten sie sich, sie würden an Klippen anstoßen, und warfen hinten vom Schiffe vier Anker und wünschten, daß es Tag würde. Als aber die Schiffsleute aus dem Schiff fliehen wollten und das Beiboot ins Meer niederließen und vor gaben, sie wollten die Anker vorn aus dem Schiffe lassen, sprach Paulus zu dem Unterhauptmann und zu den Kriegern: „Wenn diese nicht im Schiff bleiben, dann könnt ihr nicht am Leben bleiben!“ Da hieben die Krieger die Stricke ab und ließen das Beiboot fallen.
Als es anfing hell zu werden, ermahnte sie Paulus alle, daß sie Speise nähmen, und sprach: „Es ist heute der vierzehnte Tag, daß ihr wartet und hungrig geblieben seid und habt nichts zu euch genommen. Darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen, euch zu sättigen, denn es wird keinem von euch ein Haar von dem Haupt fallen!“ Und als er das gesagt hatte, nahm er das Brot, dankte Gott vor ihnen allen und brach es auseinander und fing an zu essen. Da wurden sie alle guten Muts und nahmen auch Speise zu sich. Insgesamt waren im Schiff zweihundertsechsundsiebzig Menschen zusammen. Als sie satt geworden waren, erleichterten sie das Schiff und warfen das Getreide ins Meer.
Als es aber Tag wurde, kannten sie das Land nicht. Sie bemerkten aber eine Bucht mit einem flachen Ufer. Dorthin wollten sie das Schiff nach Möglichkeit treiben. Sie hieben die Anker ab und ließen sie dem Meer, lösten die Stricke der Steuerruder und richteten das Segel nach dem Wind und versuchten, ans Ufer zu kommen.
Und als wir auf eine Sandbank fuhren, stieß das Schiff an und das Vorderteil blieb unbeweglich feststehen, aber das Hinterteil zerbrach von der Gewalt der Wellen.
Die Krieger aber hatten vor, die Gefangenen zu töten, damit nicht jemand fortschwimmt und entflieht. Aber der Unterhauptmann wollte Paulus am Leben erhalten und wehrte ihrem Vorhaben und befahl den Schwimmern, sich zuerst in das Meer zu lassen und an das Land zu entrinnen. Die andern aber schwammen zum Teil auf Brettern, zum Teil auf den Trümmern des Schiffes. Und so geschah es, daß sie alle ans Land kamen und gerettet wurden.
Und als wir gerettet waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß. Die Leute dort waren aber sehr freundlich, zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle auf wegen des Regens, der über uns gekommen war, und wegen der Kälte. Als aber Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte, und legte sie aufs Feuer, kam eine Schlange von der Hitze hervor und fuhr Paulus an seine Hand. Als aber die Leute das Tier an seiner Hand hängen sahen, sprachen sie untereinander: „Dieser Mensch muß ein Mörder sein, den die Rache nicht leben läßt, wenn er auch dem Meer entgangen ist!“ Er aber schlenkerte das Tier ins Feuer, und ihm geschah nichts Übles.
Sie aber warteten darauf, daß er anschwellen würde oder tot umfallen. Als sie aber lange warteten und sahen, daß ihm nichts Ungeheures widerfuhr, wurden sie anderen Sinnes und sprachen, er wäre ein Gott.
In dieser Gegend aber hatte der Oberste der Insel, mit Namen Publius, ein Landgut. Der nahm uns auf und herbergte uns drei Tage freundlich. Als aber der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr darniederlag, ging Paulus hinein und betete und legte die Hand auf ihn und machte ihn gesund. Als das geschah, kamen auch die andern auf der Insel herbei, die Krankheiten hatten, und ließen sich gesund machen. Und sie taten uns große Ehre. Und als wir auszogen, luden sie auf, was uns not war.
Nach drei Monaten aber fuhren wir aus in einem Schiffe von Alexandrien, das bei der Insel überwintert hatte und das Zeichen der Zwillinge führte. Als wir nach Syrakus kamen, blieben wir drei Tage da. Als der Südwind sich erhob, kamen wir nach Puteoli. Da fanden wir Christen und wurden von ihnen gebeten, daß wir sieben Tage dablieben. Dann kamen wir nach Rom.
Als die Mitchristen von uns hörten, gingen sie uns entgegen bis nach Forum Appii und Tres Tabernae. Als Paulus sie sah, dankte er Gott und gewann Zuversicht.
Als wir aber nach Rom kamen, übergab der Unterhauptmann die Gefangenen dem obersten Hauptmann. Aber Paulus wurde erlaubt, sich aufzuhalten, wo er wollte, aber mit einem Krieger, der auf ihn aufpaßte.
Nach drei Tagen rief Paulus die Vornehmsten der Juden zusammen. Als sie zusammenkamen, sprach er zu ihnen: „Ihr Männer, liebe Brüder, ich habe nichts getan gegen unser Volk noch gegen väterliche Sitten, und bin doch gefangen übergeben worden in die Hände der Römer.
Als sie mich verhört hatten, wollten sie mich losgeben, weil nichts an mir war, was des Todes würdig wäre. Als aber die Juden dagegen redeten, wurde ich genötigt, mich auf den Kaiser zu berufen. Aber ich klage mein Volk nicht. Deswegen habe ich euch gebeten, daß ich euch sehen und sprechen möchte, denn wegen der Hoffnung Israels bin ich mit dieser Kette gefangen!“
Sie aber sprachen zu ihm: „Wir haben wegen dir keine schriftliche Nachricht empfangen aus Judäa noch ist einer gekommen, der von dir etwas Arges verkündet oder gesagt hätte. Doch wir wollen von dir hören, was du denkst, denn von dieser Sekte ist uns bekannt, daß ihr an allen Enden widersprochen wird!“
Als sie einen bestimmten Tag mit ihm ausgemacht hatten, kamen viele zu ihm in die Herberge, denen er die Herrschaft Gottes auslegte und bezeugte. Er legte ihnen vom frühen Morgen an bis an den Abend das Gesetz des Mose und die Propheten aus im Hinblick auf Jesus, der sie erfüllt habe. Einige stimmten dem zu, was er sagte, einige aber glaubten nicht. Da sie aber untereinander uneins waren, gingen sie weg, als Paulus aus dem Propheten Jesaja zitierte, daß das Volk zwar mit den Ohren hört, aber die Wahrheit nicht erkennt.
Paulus aber blieb zwei Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm auf alle, die zu ihm kamen. Er predigte die Herrschaft Gottes und lehrte ungehindert und offenherzig von dem Herrn Jesus [Sowohl Paulus als auch Petrus sind wahrscheinlich bei einer Christenverfolgung in Rom umgebracht worden] (Apg 27 und 28).
Die Briefe des Paulus
[Paulusbriefe werden jene Briefe des Neuen Testaments genannt, die nach traditioneller Auffassung vom Apostel Paulus selber stammen. Unbestritten trifft das zu auf die Briefe an die Römer, Korinther, Galater, Thessalonicher und die "Gefangenschaftsbriefe", die Paulus als Gefangner (in Rom, Caesarea oder Ephesus) an die Philipper und an Philemon geschrieben hat Aus diesen "echten" Briefen kann man die Anschauungen des Paulus entnehmen. Wennman sie mit anderen Briefen vergeicht, die auch unter dem Namen des Paulus überliefert sind, bemerkt man die Unterschiede, die an einer Urheberschaft des Paulus zweifeln lassen. Das gilt für die Briefe an die Kolosser und Ephese (die auch als Briefe aus der Gefangenschaft auftreten) oder die "Pastoralbriefe" an Timothes und Titus.
Die (echten) Paulusbriefe sind älter als die Evangelien und die Apostelgeschichte, etwa ab dem Jahre 50 verfaßt. In ihnen formt Paulus die Botschaft Jesu um in eine Theologie, in deren Mitte die Rechtfertigungslehre steht, also die Aussage, daß kein Mensch sich selber wegen seines Lebens vor Gott rechtfertigen kann, sondern auf die Vergebung Gottes angewiesen ist].
1. Brief an die Thessalonicher
[Der 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher ist eines der frühesten erhaltenen schriftlichen Dokumente des Christentums. Empfänger ist die von Paulus gegründete Gemeinde in Thessalonich (heute Saloniki in Griechenland), die hauptsächlich aus Heidenchristen besteht. Paulus hat seinen Brief wahrscheinlich um das Jahr 50 in Korinth geschrieben].
Der vorbildliche Glaube der Gemeinde:
Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde in Thessalonich, in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Wir danken Gott allezeit für euch alle und denken an euch unaufhörlich im Gebet. Wir denken an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unseren Herr Jesus Christus. Denn, von Gott geliebte Mitchristen, wir wissen, wie ihr auserwählt seid. Unser Evangelium ist bei euch gewesen nicht allein in Form des Wortes, sondern auch in der Kraft und in dem Geist Gottes und in großer Gewißheit. Ihr wißt ja auch, in welcher Weise wir unter euch gewesen sind. Ihr seid unsre Nachfolger und Nachfolger des Herrn geworden und habt das Wort Gottes unter viel Verdruß mit Freuden im Geist Gottes, aufgenommen. So seid ihr ein Vorbild allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja geworden
Von euch ist ausgegangen das Wort des Herrn, nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist auch euer Glaube an Gott bekannt geworden. Es ist für uns gar nicht nötig, darüber etwas zu sagen. Denn sie selbst berichten von euch, welchen Anfang wir bei euch gehabt haben und wie ihr von den falschen Göttern zu Gott bekehrt wurdet, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn erlöst (1. Thess 1).
Das Wirken des Apostels bei der Gründung der Gemeinde:
Ihr wißt auch, liebe Brüder, von unserm Angang bei euch, daß er nicht vergeblich gewesen ist. Obwohl wir vorher gelitten hatten und geschmäht wurden in Philippi, sagten wir freimütig bei euch die frohe Botschaft Gottes mit großen Kämpfen.
Unsere Predigt kam nicht aus Irrtum noch aus Unreinigkeit oder mit List, sondern wir sind
Menschen, die von Gott wert geachtet wurden, ihnen die frohe Botschaft anzuvertrauen. Deshalb reden wir, nicht, als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unser Herz prüft. Wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, wie ihr wißt, noch mit versteckter Habsucht, dafür ist Gott der Zeuge. Wir haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten, weder von euch noch von andern. Wir hätten uns auch wichtig machen können als Christi Apostel. Aber wir sind mütterlich gewesen bei euch, gleichwie eine Mutter ihr Kind pflegt. Wir hatten Herzenslust an euch und waren willig, euch nicht allein die frohe Botschaft Gottes mitzuteilen, sondern auch unser Leben, weil wir euch liebgewonnen haben.
Liebe Brüder, ihr denkt sich noch an unsere Arbeit und unsere Mühe. Denn wir arbeiteten Tag und Nacht, damit wir niemand unter euch zur Last fielen. Aber wir predigten unter euch die frohe Botschaft Gottes. Ihr und Gott seid Zeugen dafür, wie heilig und gerecht und tadellos wir bei euch gewesen sind.
Ihr wißt, daß wir einen jeden unter euch ermahnt und getröstet haben wie ein Vater seine Kinder, und daß wir euch beschworen haben, daß ihr würdig vor Gott leben sollt, der euch berufen hat zu seiner Herrschaft und zu seiner Herrlichkeit (1,Thess 2,1-12).
Die Aufnahme des Evangeliums in der Gemeinde:
Darum danken wir auch Gott unaufhörlich, weil ihr das Wort göttlicher Predigt nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als Gottes Wort, das es ja auch in Wahrheit ist, die auch wirkt in euch, die ihr glaubt.
Ihr seid Nachfolger der Gemeinden Gottes in Judäa in Christus Jesus geworden, weil ihr dasselbe erlitten habt von euren Landsleuten wie jene von den Juden, die auch den Herrn Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten. Sie haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider. Sie wehren uns, den Andersgläubigen zu predigen, damit die nicht selig werden. So machen sie ihre Sünden in jeder Hinsicht voll, denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.
Wir aber, liebe Brüder, haben eine Weile keinen persönlichen Kontakt mit euch gehabt, aber
im Herzen waren wir bei euch. Deshalb haben wir uns umso mehr geeilt, euch zu sehen mit großem Verlangen. Darum haben wir zweimal zu euch kommen wollen, aber Satan hat uns gehindert. Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus Christus, wenn er kommt? Ihr seid ja unsre Ehre und Freude (1. Thess 2,13-20).
Die Sendung des Timotheus:
Darum haben wir es nicht weiter ertragen wollen und haben beschlossen, daß wir in Athen allein zurückbleiben, und haben Timotheus gesandt, unsern Bruder und Diener Gottes und unsern Gehilfen im Evangelium Christi. Er soll euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben, damit nicht jemand weich würde in diesen schweren Zeiten. Denn ihr wißt selbst, daß wir dazu bestimmt sind.
Als wir bei euch waren, sagten wir es euch zuvor, wir würden Kummer haben müssen. Ihr wißt, daß das auch geschehen ist. Darum habe ich es auch nicht länger ertragen und Timotheus ausgesandt, damit ich etwas von euren Glauben erführe, ob euch vielleicht der Versucher versucht hätte und unsre Arbeit vergeblich würde.
Nun aber ist Timotheus zu uns zurück gekommen und hat uns erzählt von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr allezeit mit guter Erinnerung an uns denkt und euch verlangt, uns zu sehen, wie auch wir uns nach euch sehnen.
Darum haben wir, liebe Brüder, an euch Trost gefunden in aller unsrer Traurigkeit und Not durch euren Glauben. Denn nun sind wir lebendig, wenn ihr fest steht zum Herrn. Denn welchen Dank können wir Gott zurückgeben für alle diese Freude, die wir an euch haben vor unserm Gott? Wir bitten Tag und Nacht gar sehr, daß wir euch persönlich sehen mögen und zurechtbringen, was an eurem Glauben mangelt.
Gott, unser Vater, und unser Herr Jesus Christus schicken unsern Weg zu euch. Euch aber lasse der Herr immer vollkommener werden und die Liebe voll werden untereinander und gegen jedermann, daß eure Herzen gestärkt werden und untadelig seien in der Heiligkeit vor Gott und unserm Vater, wenn unser Herrn Jesus Christus kommt samt allen seinen Heiligen (1. Thess 3).
Ermahnung zur Heiligung:
Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem Herrn Jesus, daß ihr immer vollkommener werdet. Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, und daß ihr meidet die Hurerei und ein jeder unter euch seine eigene Frau gewinnen suche in Heiligung und Ehrbarkeit nicht in der Begierde und Lust wie die Ungläubigen, die von Gott nichts wissen. Und daß niemand zu weit gehe und übervorteile seinen Bruder im Handel, denn der Herr ist der Rächer für das alles, wie wir euch zuvor gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung. Wer dies nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Geist in euch gegeben hat.
Von der brüderlichen Liebe aber muß ich euch nichts schreiben, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben. Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder, daß ihr noch vollkommener werdet. Ringt danach, daß ihr stille seid und das Eure schafft und arbeitet mit euren eigenen Händen, wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar euer Leben führt gegen die, die draußen sind, und nichts weiter braucht (1. Thess 4,1-12).
Von der Auferstehung der Toten:
Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über, die gestorben sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott auch alle, die gestorben sind, durch Jesus mit ihm führen. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden keinen Vorteil haben gegenüber denen, die gestorben sind. Denn der Herr selbst wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herunter kommen vom Himmel. Dann werden die Toten in Christus zuerst auferstehen. Danach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in die Wolken, dem Herrn entgegen in der Luft, und werden so allezeit bei dem Herrn sein. So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.
[Hier übernimmt Paulus das Weltbild und die Vorstellungen seiner Zeit, um den Glauben an die Auferstehung etwas anschaulicher zu machen].
Es ist aber nicht notwendig, daß ich euch etwas schreibe über die genau Zeit und Stunde, in der das geschehen wird. Denn ihr selbst wißt, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Denn sie werden sagen: Es ist Friede, es gibt keine Gefahr!“ Dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie der Schmerz eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen (1. Thess 4,13- 5,3).
Leben im Licht:
Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag Gottes wie ein Dieb ergreife. Ihr seid alle Kinder des Lichtes und Kinder des Tags; wir sind nicht von der Nacht oder von der Finsternis. So laßt uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein. Denn wer schläft, der schläft in der Nacht, und wer betrunken ist, der ist in der Nacht betrunken. Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angezogen mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.
Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern daß wir die Seligkeit besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns alle gestorben ist, damit wir mit ihm leben sollen, ganz gleich ob wir wachen oder schlafen. Darum ermahnt euch untereinander und baut einer den andern auf, wie ihr ja auch tut (1.Thess 5, 4-11).
Ermahnungen und Grüße:
Wir bitten euch aber, liebe Brüder, daß ihr die anerkennt, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen. Habt sie besonders lieb um ihres Werks willen und seid friedlich mit ihnen. Wir ermahnen aber euch, liebe Brüder, ermahnt die Ungezogenen, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann. Seht zu, daß keiner Böses mit Bösem jemand vergilt, sondern jagt immer dem Guten nach, untereinander und gegen jedermann. Seid zu jeder Zeit fröhlich, betet ohne Unterlaß, seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch. Den Geist dämpfet nicht, die Weissagung verachtet nicht. Prüft aber alles, und das Gute behaltet. Meidet allen bösen Schein.
Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich bis zur Ankunft unsers Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft, er wird es auch tun. Liebe Brüder, betet für uns. Grüßt alle Mitchristen mit dem heiligen Kuß. Ich beschwöre euch bei dem Herrn, daß ihr diesen Brief vorlesen laßt vor allen Christen der Gemeinde. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! Amen (1. Thess 5, 12-28. Weil es sich hier um einen der ersten Briefe des Paulus handelt, wurde er hier mit nur ganz geringen Kürzungen wiedergegeben).
Galaterbrief
[Die Galater waren ein keltischer Volksstamm, der bei Ankara in der heutigen Türkei ansässig war. Die römische Provinz Galatien reichte aber über die Landschaft Galatien hinaus und umfaßte auch die Landstriche Phrygien, Pisidien, und Lykaonien, die Paulus auf der ersten Missionsreise besuchte. Der Brief könnte schon zwischen der ersten und zweiten Missionsreise um 48 oder während der zweiten Missionsreise auf dem Weg nach Korinth Anfang des Jahres 50 geschrieben worden sein.
Der Galaterbrief ist der am schärfsten formulierte Brief, der uns von Paulus erhalten ist. Anlaß des Briefs war eine alarmierende Nachricht, daß Irrlehrer in den galatischen Gemeinden von den früheren Nichtjuden („Heiden“) die Beschneidung und Einhaltung der jüdischen Zeremonialgesetze forderten und so einen Kompromiß zwischen der freien Gnade Gottes und dem Gesetz des Mose suchten.
Der Galaterbrief ist eine scharfe Auseinandersetzung mit der Behauptung, daß der Weg zum Heil sich auf etwas anderes gründen könne als das Werk von Jesus am Kreuz von Golgatha. Hier formuliert Paulus erstmals seine Rechtfertigungslehre, die er im Römerbrief systematisch ausgestalten sollte.
Der Galaterbrief ist auch eine ausgezeichnete autobiographische Quelle, da Paulus hier über die wichtigsten Stationen auf seinem Weg als Christ berichtet].
Einleitung:
Hier schreibt Paulus, ein Gesandter („Apostel“) nicht von Menschen, sondern von Jesus Christus und Gott, an die Gemeinden in Galatien: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserm Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns errettete von dieser gegenwärtigen, argen Welt nach dem Willen Gottes und unseres Vaters, dem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Gal 1,1-5)
Berufung des Paulus zum Apostel:
Mich wundert, daß ihr euch so bald abwenden laßt von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, und euch abwenden laßt zu einem anderen Evangelium („frohe Botschaft“). Es gibt aber kein anderes Evangelium außer bei denen, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren. Wenn ich aber oder ein Bote vom Himmel euch ein anderes Evangelium predigen würde, der sei verflucht! Wie wir jetzt gesagt haben, so sagen wir noch einmal: Wenn jemand euch das Evangelium anders predigt, als ihr das von mir empfangen habt, der sei verflucht! Predige ich denn Menschen oder Gott zu Gefallen? Oder habe ich vor, Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den Menschen gefällig wäre, so wäre ich nicht der Diener Christi.
Ich gebe euch aber kund, daß das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht menschlich ist.
Denn ich habe es von keinem Menschen empfangen noch gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi. Denn ihr habt ja gehört von meinem früheren Leben im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und zu zerstören versuchte.
Ich wuchs im Judentum über viele meiner Gefährten hinaus und eiferte über die Maßen um das väterliche Gesetz. Dann aber gefiel es Gott wohl - der mich schon von meiner Mutter Leib an berufen hat durch seine Gnade - seinen Sohn in mir zu offenbaren, daß ich ihn verkünden sollte unter den Heiden. Aber ich besprach mich darüber nicht mit Fleisch und Blut und kam auch nicht nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren. Vielmehr zog ich hin nach Arabien und kam wiederum nach Damaskus. Erst nach drei Jahren kam ich nach Jerusalem, um Petrus zu treffen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Von den anderen Aposteln aber sah ich keinen außer Jakobus, dem Bruder des Herrn. Danach kam ich in die Länder Syrien und Kilikien.
Die christlichen Gemeinden in Judäa kannten mich nicht von Angesicht. Sie hatten nur gehört, daß der frühere Verfolger jetzt den christlichen Glauben predigt, den er vorher zu zerstören versuchte. Und sie priesen Gott wegen mir.
Erst vierzehn Jahre später zog ich ein zweites Mal hinauf nach Jerusalem mit Barnabas und Titus. Ich redete mit ihnen über das Evangelium, das ich predige unter den Heiden.
Vor allem aber sprach ich mit denen, die Ansehen in der Gemeinde hatten, damit ich mich nicht vergeblich abmühe oder abgemüht hätte. Auch der Grieche Titus, der mit mir war, wurde nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen,
Es hatten sich aber einige falsche Mitchristen bei uns eingeschlichen. Die wollten unsre Freiheit auskundschaften, die wir durch Christus Jesus haben, und wollten uns gefangennehmen. Wir aber unterwarfen uns ihnen nicht eine Stunde, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch Bestand habe
Die angesehenen Leute in der Gemeinde, Jakobus und Petrus und Johannes, die als „Säulen“ der Gemeinde angesehen wurden, haben mich nichts anderes gelehrt. An sich liegt mir ja nichts an den Angesehenen, denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht. Aber als sie sahen, daß mir das Evangelium an die Heiden anvertraut war so wie dem Petrus das Evangelium an die Juden, gaben sie mir und Barnabas die rechte Hand und wurden mit uns eins, daß wir unter die Heiden, sie aber unter die Juden gingen. Nur sollten wir an die Armen in Jerusalem denken und sie unterstützen. Das habe ich auch versucht, fleißig zu tun (Gal 1,6 - 2,10).
Konflikt zwischen Paulus und Petrus in Antiochia
Als aber Petrus nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es gab Grund zur Klage gegen ihn. Denn anfangs, ehe einige Abgesandte von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden. Als aber die Abgesandten kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus den Juden fürchtete. Und mit ihm heuchelten die andern Juden-Christen, so daß auch Barnabas verführt wurde, mit ihnen zu heucheln.
Als ich sah, daß sie nicht richtig lebten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich vor allen öffentlich zu Petrus: „Wenn du als geborener Jude heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du denn die Heiden, jüdisch zu leben? Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Heiden. Aber wir wissen, daß der Mensch nicht gerecht („vor Gott richtig“) wird durch die Einhaltung der Vorschriften (Werke“) des Gesetzes, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. Deshalb glauben wir auch an Christus Jesus, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch die Werke des Gesetzes, denn dadurch wird kein Mensch gerecht.
Wenn wir aber, die wir durch Christus gerecht zu werden versuchen, selbst als Sünder beurteilt würden, so wäre Christus ja ein Sündendiener. Das sei ferne! Wenn ich aber das, was ich zerbrochen habe, wiederum aufbaue, so mache ich mich selbst zu einem Übertreter. Ich bin aber durch das Gesetz für das Gesetz gestorben, damit ich für Gott lebe: Ich bin mit Christus gekreuzigt, und lebe aber doch. Doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich hingegeben hat. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes, denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben (Gal 2,11-21)
Erlösung nicht aus dem Gesetz , sondern aus dem Glauben:
O ihr unverständigen Galater, wer hat euch verzaubert, daß ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Euch wurde doch Christus Jesus vor die Augen gemalt war, als wäre er unter euch gekreuzigt!
Das will ich allein von euch lernen: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben? Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr es denn nun im Fleisch vollenden? Habt ihr denn so viel umsonst erlitten? Der euch nun den Geist reicht und tut solche Taten unter euch, tut er es durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?
So hat doch Abraham Gott geglaubt und es ist ihm gerechnet worden zur Gerechtigkeit. Erkennt doch: Die aus dem Glauben sind, das sind Abrahams Kinder! Die Schrift aber hat es vorausgesehen, daß Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht; Darum sagte sie schon dem Abraham: „In dir sollen alle Heiden gesegnet werden!“ So werden nun die Glaubenden gesegnet zusammen mit dem gläubigen Abraham.
Denn die mit den Werken des Gesetzes umgehen, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: „Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alle dem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er es tue!“[Wenn jemand sich dem Gesetz verschreibt, dann muß er es auch voll und ganz erfüllen]. Daß aber durch das Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar, denn „Der Gerechte wird seines Glaubens leben!“ Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens, sondern „Der Mensch, der es tut, wird dadurch leben!“ Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, als er ein Fluch wurde für uns, weil er an das Holz gehängt wurde. Damit aber ist der Segen Abrahams unter die Heiden gekommen in Christus Jesus und wir haben so den verheißenen Geist empfangen durch den Glauben.
Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden: Man verwirft doch das Testament eines Menschen nicht, wenn es bestätigt ist, und tut auch nichts dazu. Nun ist aber die Verheißung Abraham und seinen Nachkommen zugesagt. Es heißt nicht „durch seine Nachkommen“, als wären es viele, sondern „durch seinen Nachkommen“, und das ist Christus.
Ich sage aber dazu: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist auf Christus, wird nicht aufgehoben. Die Verheißung kann gar nicht durch das Gesetz aufhören, das doch erst vierhundertdreißig Jahre danach gegeben worden ist. Denn wenn das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben. Gott aber hat es dem Abraham durch Verheißung frei geschenkt.
Was soll denn das Gesetz? Es ist erst dazugekommen um der Sünden willen, bis der wahre Nachkomme kommt, dem die Verheißung gilt. Das Gesetz ist verordnet von bösen Geistern durch die Hand des Mittlers. Ist denn das Gesetz gegen Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Wenn aber ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, so käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz. Aber die Schrift hat alles beschlossen unter die Sünde, damit die Verheißung käme durch den Glauben an Jesus Christus, der gegeben ist denen, die glauben.
Ehe der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und wurden verschlossen für den Glauben, der offenbart werden sollte. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden. Wenn aber nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus.
Denn wieviele von euch auf Christus getauft sind, die haben Christus angezogen. Hier ist weder Jude noch Grieche, hier ist weder Sklave noch Freier, hier ist weder Mann noch Frau. Denn ihr seid alle einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben (Gal 3).
Befreiung vom Gesetz durch Christus:
Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Sklaven kein Unterschied, obwohl er der Herr aller Güter ist. Er ist vielmehr unter den Vormündern und Pflegern bis zu der Zeit, die der Vater bestimmt hat. So waren auch wir unmündig undgefangen unter den äußerlichen Satzungen. Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die unter dem Gesetz erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.
Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der schreit: „Abba, lieber Vater!“ Also gibt es hier nun keine Sklaven mehr, sondern lauter Kinder. Sind sie aber Kinder, so sind sie auch Erben Gottes durch Christus.
Aber in der Zeit, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. Nun ihr aber Gott erkannt habt - ja vielmehr von Gott erkannt seid - wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Satzungen zu, denen ihr von neuem an dienen wollt? Ihr achtet auf Tage und Monate und Feste und Jahre. Ich fürchte, daß ich vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe. Seid doch wie ich, denn ich bin wie ihr.
Liebe Brüder, ich bitte euch. Ihr habt mir kein Leid getan. Denn ihr wißt, daß ich euch beim ersten Mal in Schwachheit des Leibes das Evangelium gepredigt habe. Und meine Anfechtungen, die ich leide an meinem Leib, habt ihr nicht verachtet noch verschmäht. Sondern wie einen Boten Gottes nahmt ihr mich auf, ja wie Jesus Christus.
Wie wart ihr damals so selig! Ich bin euer Zeuge, daß ihr eure Augen ausgerissen hättet und mir gegeben. Bin ich denn dadurch euer Feind geworden, daß ich euch die Wahrheit vorhalte?
Sie eifern um euch nicht fein, sondern sie wollen euch nur von mir abwenden, damit ihr nur um sie eifert. Eifrig umworben zu werden ist gut, wenn es immer im Guten geschieht und nicht allein, wenn ich bei euch anwesend bin.
Meine lieben Kinder, die ich euch abermals mit Ängsten zur Welt bringe, bis Christus in euch Gestalt gewinne. Ich wollte, daß ich jetzt bei euch wäre und meine Stimme wandeln könnte, denn ich bin irre an euch.
Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Habt ihr das Gesetz nicht gehört? Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte: einen von der Nebenfrau, den andern von der Ehefrau. Der von der Nebenfrau war, ist nach dem Fleisch geboren. Der aber von der Ehefrau ist durch die Verheißung geboren. Die Worte bedeuten etwas: Es gibt zwei Testamente: eins vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft führt. Das ist wie bei der Nebenfrau Hagar, denn „Hagar“ heißt in Arabien der Berg Sinai. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie, die ist unser aller Mutter. Wir aber, liebe Brüder, sind Isaaks Nachkommen und Kinder der Verheißung.
Aber schon damals verfolgte der nach dem Fleisch Geborene den, der nach dem Geist geboren war. So ist es auch jetzt. Aber die Schrift spricht: „Stoß die Nebenfrau hinaus mit ihrem Sohn, denn der Sohn der Nebenfrau soll nicht erben mit dem Sohn der Freien!“ So sind wir nun, liebe Brüder, nicht Kinder der Nebenfrau, sondern der Freien (Gal 4).
Aufruf zur rechten Freiheit:
So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das Joch der Sklaverei fangen. Ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, so nützt euch Christus nichts. Ich bezeuge erneut einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er dann das ganze Gesetz tun muß. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen. Wir aber warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die man hoffen muß.
Denn in Christus Jesus gilt weder beschnitten noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Ihr seid fein gelaufen. Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen? Eine solche Überredung ist nicht von dem, der euch berufen hat. Ein wenig Sauerteig versäuert den ganzen Teig.
Ich habe das Vertrauen zu euch in dem Herrn, ihr werdet nicht anders gesinnt sein. Wer euch aber irremacht, der wird sein Urteil tragen müssen, er sei, wer er wolle. Ich aber, liebe Brüder, wenn ich die Beschneidung noch predige, warum leide ich denn Verfolgung? So hätte ja das Ärgernis des Kreuzes aufgehört. Sie sollen sich doch lieber gleich kastrieren lassen, die euch verstören!
Liebe Brüder! Ihr aber seid zur Freiheit berufen! Allein seht zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem andern. Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Wenn ihr euch aber untereinander beißt und freßt, so seht zu, daß ihr nicht untereinander verzehrt werdet Gal 5,1-15).
Ermahnungen und Warnungen:
Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
Denn das Fleisch streitet gegen den Geist, und der Geist gegen das Fleisch. Diese sind gegeneinander, damit ihr nicht tut, was ihr wollt. Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, wie zum Beispiel Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch zuvor gesagt und sage es noch einmal voraus: Die so etwas tun, werden das die Herrschaft Gottes nicht erben.
Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Gegen solche ist das Gesetz nicht. Die aber Christus angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden.
Wenn wir im Geist leben, so laßt uns auch im Geist wandeln. Laßt uns nicht nach eitler Ehre gierig sein, einander nicht reizen und nicht neiden.
Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einem Fehler überfahren würde, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid. Und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht wirst. Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Wenn aber jemand sich einbildet, er sei etwas und ist doch nichts, der betrügt sich selbst. Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk. Und dann wird er an sich selber Ruhm haben und nicht an einem andern, denn ein jeder wird seine Last tragen. Der aber unterrichtet wird im Wort Gottes, der teile dem allerlei Gutes, der ihn unterrichtet.
Irrt euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.
Laßt uns aber Gutes tun und nicht müde werden, denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören. So laßt uns Gutes tun an jedermann, solange wir noch Zeit haben, allermeist aber an Gefährten des Glaubens.
Seht, mit wie vielen Worten ich euch geschrieben habe mit eigener Hand!
Die sich wollen angenehm machen nach dem Fleisch, die zwingen euch zur Beschneidung, nur damit sie nicht mit dem Kreuz Christi verfolgt werden [als Anhänger Christi verfolgt werden]. Denn auch sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz nicht, sondern sie wollen, daß ihr euch beschneiden laßt, damit sie sich rühmen können, sie hätten euch gewonnen.
Das sei ferne von mir, mich selbst zu rühmen. Ich rühme allein das Kreuz unsers Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern nur eine neue Kreatur. Und die nach dieser Regel leben, über die sei Friede und Barmherzigkeit und über das Israel Gottes.
In Zukunft mache mir niemand weiter Mühe, denn ich trage die Wundmale des Herrn Jesus an meinem Leib [Paulus erwähnt immer wieder seine Krankheit. Hier sieht es so aus, als sei er ein Stigmatiker gewesen, einer also, der dort offene Wunden hat, wo auch Jesus bei der Kreuzigung verletzt wurde]. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, liebe Brüder! Amen (Gal 5,16 - 6,10).
1. Korintherbrief
[Korinth war 44 vor Christus durch Cäsar als Kolonie für seine Veteranen neu gegründet worden. Seit 27 vor Christus war die Stadt Hauptstadt der senatorischen Provinz Achaia und Sitz des Statthalters. Sie lag verkehrstechnisch sehr günstig an einer Landenge und hatte zwei Häfen, die sie zu einer wirtschaftlichen Drehscheibe zwischen Asien und Rom machten. Handel, Finanzgeschäfte und handwerkliche Produktion bestimmten das Leben der griechischen Hafenstadt.
Die kulturelle, religiöse und soziale Vielfalt der Stadt spiegelte sich auch in der christlichen Gemeinde wider. Die Mehrzahl der Gemeindeglieder waren ehemalige Andersgläubige („Heiden“). Daneben hat es auch Judenchristen gegeben. Ein großer Teil der Gemeinde gehörte zu den sozial benachteiligten Schichten, aber nicht zu den ganz Armen. Es gab in der Gemeinde auch Angehörige der Oberschicht, die dann entsprechend die Räumlichkeiten für die Gemeindeversammlungen zur Verfügung stellen konnten.
Die Gemeinde in Korinth wurde von Paulus selbst gegründet, und zwar während eines achtzehnmonatigen Aufenthalters in der Stadt. Der erste Korintherbrief ist Teil eines längeren Briefverkehrs, den Paulus mit der Gemeinde in Korinth geführt hat. Nach der Abreise des Paulus entstanden in der korinthischen Gemeinde erhebliche Probleme. Während seines dreijährigen Aufenthaltes in Ephesus muß Paulus für einige Tage nach Korinth übergesetzt haben, um diese Mißbräuche in Ordnung zu bringen. Der erste und zweite Korintherbrief entstanden gegen Ende seines dritten Jahres in Ephesus, doch will Paulus der Gemeinde einen dritten Besuch abstatten.
Nach seiner Rückkehr schrieb Paulus seinen ersten Brief, der verloren gegangen ist (was wir den 1. Korintherbrief nennen, ist in Wirklichkeit der zweite; unser 2. Korintherbrief ist eigentlich der dritte). Die Berichte einiger Mitglieder einer bekannten Familie und häufige Berichte anderer Reisender beweisen, daß die Probleme allen Anstrengungen des Paulus zum Trotz weiterhin bestanden. Nach kurzer Zeit erhielt er eine Antwort auf seinen ersten Brief. Diese enthielt erneute Anfragen der Korinther. Daraufhin schreibt Paulus im Frühjahr 54 in Ephesus einen weiteren Brief (den 1. Korintherbrief), um auf diese Fragen einzugehen und auch um über sich selbst zu berichten (auch der Galaterbrief, Philemonbrief und Philipperbrief sind in Ephesus geschrieben).
Die lebendige Gemeinde hatte mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen: Ehe und Ehelosigkeit, Jungfrauen, Götzenopferfleisch, Geistesgaben, Kollekte für Jerusalem und das Verhältnis zu Apollos. Außerdem hat Paulus auch Informationen, daß es Parteiungen in der Gemeinde gibt. Er weiß von einem Fall von Blutschande, von Prozessen zwischen Gemeindegliedern vor weltlichen Gerichten, Umgang mit Prostituierten, Mißstände beim Herrenmahl und die Praxis der stellvertretenden Taufe.
Den ersten Korintherbrief schrieb Paulus in einer Art pastoralem Eifer. Er sah, daß in seinen Augen eine Menge in Korinth schief lief, und machte sich daran, die wichtigsten Themen ausführlich abzuhandeln. Heraus kam ein sehr praxisorientiertes, kaum mit theologischen Grundsatzgedanken angereichertes Schreiben. Die meisten Gemeindeglieder in Korinth waren wenig begeistert von der Autorität, die Paulus dabei für sich in Anspruch nahm. Viele hat der Brief regelrecht erschüttert.
Nur einige Verse zur Rolle der Frau, die zum Rest des Briefs im Widerspruch stehen, gelten manchen Forschern als spätere Zusätze].
Der Segen der frohen Botschaft in Korinth:
Paulus, berufen zum Apostel des Jesus Christus durch den Willen Gottes, und Bruder Sosthenes, an die Gemeinde zu Korinth. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Ich danke meinem Gott allezeit eurethalben für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, daß ihr durch ihn an allen Stücken reich gemacht seid, an aller Lehre und in aller Erkenntnis. Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi, unsers Herrn.
Ich ermahne euch aber, liebe Mitchristen, daß ihr immer einerlei Rede führt und laßt keine Spaltungen unter euch sein. Denn ich habe erfahren, daß Zank unter euch ist. Der eine spricht: „Ich bin paulisch!“ Der andere: „Ich bin apollisch!“ Der dritte: „Ich bin kephisch!“ (Anhänger des Petrus). Der vierte: „Ich bin christisch!“ Ist Christus denn zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?
Ich danke Gott, daß ich niemand unter euch getauft habe außer Krispus und Gajus, damit keiner sagen könnte, ich hätte auf meinen Namen getauft. Ich habe aber auch noch getauft die Familie des Stephanas. Denn Christus hat mich nicht zum Taufen gesandt, sondern die frohe Botschaft zu predigen, nicht mit klugen Worten, damit nicht das Kreuz Christi zunichte werde (1. Kor 1,1-17).
Die Weisheit der Welt:
Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden. Uns aber, die wir selig werden ist es eine Gotteskraft. Weil die Welt durch ihre Weisheit die Weisheit Gottes nicht erkannte, gefiel es Gott, durch törichte Predigt die zu retten, die daran glauben. Die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit. Wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit. Denen aber, die berufen sind, seien es Juden oder Griechen, predigen wir Christus als göttliche Kraft und göttliche Weisheit. Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.
Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache. Aber was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zuschanden mache, was stark ist. Das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Fleisch vor ihm rühme (1. Kor 1,17-31).
Die Predigt des Paulus vom Kreuz:
Als ich zu euch kam, da kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, um euch die göttliche Predigt zu verkündigen. Denn ich hielt mich nicht für einen, der etwas weiß außer den gekreuzigten Jesus Christus.
Und ich war bei euch mit Schwachheit und mit Furcht und mit großem Zittern. Mein Wort und meine Predigt geschahen nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern als Beweis des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit bestehe, sondern auf Gottes Kraft.
Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen, nicht eine Weisheit dieser Welt, sondern wir reden von der heimlichen, verborgenen Weisheit Gottes, die Gott verordnet hat vor der Welt zu unsrer Herrlichkeit, die keiner von den Obersten dieser Welt erkannt hat, sonst hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.
Uns aber hat es Gott enthüllt durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes, denn ihm ist alles eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, denn man muß dazu geistlich ausgerichtet sein. Wir aber haben Christi Sinn (1. Kor 2).
Der Auftrag der Lehrer im Glauben:
Liebe Mitchristen, ich konnte nicht mit euch reden wie mit Geistlichen, sondern wie mit Fleischlichen, wie mit jungen Kindern im Glauben an Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Ihr könnt es auch jetzt noch nicht, weil ihr noch fleischlich seid. Denn wenn Eifer und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und lebt nach menschlicher Weise?
Ihr sagt: „Ich bin ein Anhänger des Paulus!“ Der andere sagt:“ich bin ein Anhänger des Apollos!“ Wer ist nun Paulus? Wer ist Apollos? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. Aber es ist weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott ist es, der das Gedeihen gibt. Wer aber pflanzt und begießt, die sind einer wie der andere. Ein jeder aber wird seinen Lohn empfangen entsprechend seiner Arbeit. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau.
Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister. Ein anderer baut darauf. Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, nämlich Jesus Christus. Wenn das Werk bleibt, das er darauf gebaut hat, so wird er seinen Lohn empfangen. Wird aber das Werk eines Menschen verbrennen, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird selig werden.
Wißt ihr nicht, daß ihr der Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, ihr aber seid der Tempel Gottes. Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein, der werde ein Narr in dieser Welt. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.
Darum rühme sich niemand eines Menschen. Es ist alles euer: Sei es nun Paulus oder Apollos, sei es Petrus oder die Welt, sei es das Leben oder der Tod, sei es das Gegenwärtige oder das Zukünftige: Alles ist euer. Ihr aber gehört Christus, Christus aber gehört zu Gott. Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Man sucht aber nichts an den Verwaltern, als daß sie treu sind. Mir ist es ein Geringes, daß ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Tage, auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir nichts bewußt, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt.
Der Herr ist es aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht wird bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren. Dann wird einem jeden Lob von Gott widerfahren (1. Kor 3,1-4,6).
Gegen die Selbstüberschätzung der Korinther:
Was hast du aber, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als ob du es nicht empfangen hättest? Ihr seid schon satt geworden, ihr seid schon reich geworden, ihr herrscht ohne uns! Ich habe den Eindruck, Gott habe uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, als dem Tode übergeben. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Menschen. Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christus. Wo wir schwach sind, seid ihr stark. Ihr seid herrlich, wo wir verachtet sind.
Bis zu dieser Stunde leiden wir Hunger und Durst und sind nackt und werden geschlagen und haben keine sichere Zufluchtsstätte. Wir arbeiten und wirken mit unsern eigenen Händen. Wenn man uns schilt, so segnen wir, wenn man uns verfolgt, so dulden wir es, man lästert uns, aber wir flehen für die anderen. Wir sind stets wie der Abschaum der Welt und der Kehrricht aller Leute.
Das alles schreibe ich nicht, um euch zu beschämen, sondern ich ermahne euch als meine lieben Kinder. Denn wenn ihr auch zehntausend Zuchtmeister hättet, so habt ihr doch nicht viele Väter, denn ich habe euch gezeugt durch die frohe Botschaft. Darum ermahne ich euch: Seid meine Nachfolger! Aus diesem Grund habe ich auch Timotheus zu euch gesandt, daß er euch erinnere an meine Wege, die in Christus sind
Es machen einige von sich reden mit der Behauptung, ich würde nicht zu euch kommen.
Ich werde aber gar bald zu euch kommen, wenn der Herr es will, um kennenzulernen nicht die Worte der Aufgeblasenen, sondern die Kraft. Denn das Reich Gottes besteht nicht aus Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr? Soll ich mit der Rute zu euch kommen oder mit Liebe und sanftmütigem Geist? (1.Kor 4,6-21).
Ausschluß der Unmoralischen aus der Gemeinde:
Man spricht allgemein von euch, daß es Hurerei unter euch gibt, und eine solche Hurerei, die nicht einmal die Heiden kennen: daß nämlich einer die Frau seines Vaters habe. Ich habe schon einen Entschluß gefaßt über den, der das getan hat: Im Namen unsers Herrn Jesus Christus über gebe ich ihn in eurer Versammlung dem Satan zum Verderben. Euer Ruhm ist nicht gut. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig sauer macht? Darum fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig werdet. Denn wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, der für uns geopfert wurde. Darum laßt uns Ostern feiern nicht im alten Sauerteig, sondern im Süßteig der Ehrlichkeit und der Wahrheit.
Ich habe euch geschrieben in dem Brief, daß ihr nichts sollt zu schaffen haben mit den Hurern. Das meine ich aber nicht auf die Hurer in dieser Welt oder die Geizigen oder die Räuber, sonst müßtet ihr die Welt räumen. Ihr sollt nur nichts mit dem zu schaffen haben, die sich als Christ bezeichnet und ist ein Hurer oder ein Geiziger oder ein Trunkenbold oder ein Räuber. Denn was gehen mich die draußen an, daß ich sie richten sollte? Ihr richtet doch die, die drinnen sind? Gott aber wird, die draußen sind, richten. Tut euch von selbst hinaus, wer da böse ist (1. Kor 5).
Rechtssachen unter Christen:
Wie darf jemand unter euch, der einen Rechtsstreit mit einem andern hat, streiten vor den Ungerechten und nicht vor den Christen? Wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet werden soll, seid ihr denn nicht gut genug, geringere Sachen zu richten? So nehmt die, die bei der Gemeinde nichts gelten, und setzt sie zu Richtern ein. Euch zur Schande muß ich es sagen: Ist denn gar kein Weiser unter euch, auch nicht einer, der richten könnte zwischen Christ und Christ? Dagegen höre ich: Ein Christ hadert mit dem andern, dazu noch vor den Ungläubigen.
Es ist schon ein Mangel unter euch, daß ihr miteinander rechtet. Warum laßt ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen? Aber ihr tut Unrecht und übervorteilt den anderen, und das an den Mitchristen! Wißt ihr nicht, daß die Ungerechten nicht in die Herrschaft Gottes kommen werden? Laßt euch nicht verführen! Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unsers Gottes. Mir ist alles erlaubt, es gehört sich aber nicht alles. Mir ist alles erlaubt, es soll mich aber nichts gefangen nehmen.
Der Leib gehört nicht der Hurerei, sondern dem Herrn. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber die Glieder Christi sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne! Wißt ihr nicht: Wer an der Hure hängt, der ist ein Leib mit ihr? Wer aber dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm. Flieht vor der Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außerhalb seines Leibes. Wer aber hurt, der sündigt an seinem eigenen Leib.
Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Geistes Gottes ist. Ihr habt ihn von Gott, und gehört nicht euch selbst. Denn ihr seid teuer erkauft. Darum preist Gott an eurem Leib und in eurem Geiste, die beide Gott gehören (1. Kor 6).
Ehe und Ehelosigkeit:
Auf eure Frage antworte ich: Es ist gut für den Menschen, daß er keine Frau berühre. Aber weil es sonst Hurerei gäbe, habe ein jeder seine eigene Frau und jede Frau ihren eigenen Mann. Der Mann leiste der Frau die eheliche Pflicht, ebenso die Frau dem Mann. Entziehe sich nicht einer dem andern, es sei denn eine Zeitlang in gegenseitiger Übereinkunft, damit ihr zum Fasten und Beten Zeit habt. Aber dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versuche, weil ihr euch nicht enthalten könnt. Das sage ich aber als Erlaubnis und nicht als Gebot.
Ich wollte aber lieber, alle Menschen wären unverheiratet wie ich. Aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so. Ich sage den Ledigen und Witwen: Es ist gut für sie, wenn sie auch bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten wollen, so laß sie heiraten. Das ist besser, als unter der Begierde zu leiden.
Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, daß sich die Frau nicht scheide von dem Mann. Wenn sie sich aber scheidet, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit dem Mann versöhne. Auch soll der Mann die Frau nicht von sich lassen und sich von ihr scheiden.
Den andern aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Christ eine ungläubige Frau hat, und sie läßt es sich gefallen, bei ihm zu wohnen, der scheide er sich nicht von ihr. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat, und er läßt es sich gefallen, bei ihr zu wohnen, so scheide sie sich nicht von ihm. Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den Mann. Sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig. Wenn aber der Ungläubige sich scheidet, so laß ihn scheiden. Der Christ ist nicht gefangen in solchen Fällen. Zum Frieden hat uns Gott berufen.
Von den jungen Frauen aber habe ich kein Gebot des Herrn, ich sage aber meine Meinung: Wenn eine junge Frau heiratet, sündigt sie nicht. Doch sie wird vielleicht leibliche Beschwerden haben, davor hätte ich euch gern verschont. Das sage ich aber, liebe Mitchristen: Die Zeit ist kurz. Weiter ist das meine Meinung: Die Frauen haben sollten sich verhalten, als hätten sie keine. Und die weinen, als weinten sie nicht. Und die sich freuen, als freuten sie sich nicht. Und die kaufen, als besäßen sie es nicht. Und die diese Welt gebrauchen, daß sie diese nicht mißbrauchen. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.
Ich wollte aber, daß ihr ohne Sorge sein könnt. Wer ledig ist, der sorgt sich um die Sache Gottes und wie er dem Herrn gefalle. Wer aber heiratet, der sorgt sich um das, was der Welt angehört und wie er der Frau gefalle. Eine Frau, die nicht heiratet, sorgt sich um die Sache des Herrn, daß sie heilig sei am Leib und auch am Geist.
Wenn aber jemand meint, es werde nicht gut gehen mit seiner jungen Tochter, weil sie im heiratsfähigen Alter ist, so tue er, was er will, er sündigt nicht, er lasse sie heiraten. Wenn einer aber sich fest vornimmt und aus freiem Willen beschließt in seinem Herzen, unverheiratet zu bleiben, der tut wohl. Wer heiratet, der tut wohl. Wer aber nicht heiratet, der tut besser.
Eine Frau ist gebunden durch das Gesetz, solange ihr Mann lebt. Wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei, zu heiraten, wen sie will, nur, daß es im Herrn geschehe. Nach meiner Meinung ist es aber besser, wenn sie unverheiratet bleibt (1. Kor 7, 1-17 und 25-40).
Ist jemand beschnitten berufen worden, der bleibe bei der Beschneidung. Ist jemand aber unbeschnitten berufen worden, der lasse sich nicht beschneiden. Beschnitten sein ist nichts, und unbeschnitten sein ist nichts, sondern Gottes Gebote halten. Jeder bleibe in dem Beruf, in den er berufen ist. Bist du als Sklave berufen, sorge dich nicht. Aber wenn du frei werden kannst, so greife viel lieber zu. Denn wer als Sklave berufen ist in dem Herrn, der ist ein Freigelassener des Herrn. Ebenso: Wer als Freier berufen ist, der ist ein Sklave Christi. Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht Sklaven der Menschen. Jeder bleibe in dem, wozu er berufen wurde (1. Kor 7,18-24).
Vom Essen des Götzenopferfleisches:
In der Frage, ob wir Fleisch essen dürfen, das von der Opferung in Tempeln der Andersgläubigen stammt, so wissen wir doch, daß es keine Götzen in der Welt gibt und daß kein andrer Gott ist als der eine. Und obwohl man von „Göttern“ spricht, so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.
Einige machen sich noch ein Gewissen, wenn sie Fleisch essen, das aus den Tempeln der Andersgläubigen stammt. Sie meinen, dadurch werde ihr Gewissen befleckt. Aber das liegt nur daran, weil es so schwach ist. Aber die Speise fördert uns vor Gott nicht: Wenn wir jenes Fleisch essen, so werden wir darum nicht besser sein. Essen wir es aber nicht, so werden wir darum nicht weniger sein.
Seht aber zu, daß diese eure Freiheit nicht gerate zum Anstoß für die Schwachen! Denn wenn dich jemand zu Tische sitzen sähe im Götzenhause, wird er dann nicht - obwohl er im Gewissen schwach ist - ermutigt, das Götzenopfer zu essen? Und so wird wegen deiner besseren Erkenntnis der schwache Mitchrist Schaden erleiden. Wenn ihr so ihr schwaches Gewissen schlagt, so sündigt ihr an Christus. Darum: Wenn das Essen des Fleischs meinen Mitchristen ärgert, würde ich niemals Fleisch essen, damit ich meinen Mitchristen nicht ärgere (1. Kor 8).
Vorbild des Paulus im Verzichten:
Bin ich nicht ein Apostel? Bin ich nicht frei? Habe ich nicht unsern Herrn Jesus Christus gesehen? Seid ihr nicht mein Werk in dem Herrn? Bin ich andern nicht ein Apostel, so bin ich doch euer Apostel; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr in dem Herrn. So antworte ich, wenn man mich fragt: Haben wir nicht Macht zu essen und zu trinken? Haben wir nicht auch Macht, eine Frau mit umherzuführen wie die andern Apostel und des Herrn Brüder und Petrus? Oder haben allein ich und Barnabas die Macht, nicht zu arbeiten? Wer pflanzt einen Weinberg, und ißt nicht von seiner Frucht? Oder wer weidet eine Herde, und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Wer pflügt, der soll auf Hoffnung pflügen. Und wer drischt, der soll auf Hoffnung dreschen, damit er seinen Teil empfange. Wenn wir euch das Geistliche säen, ist es doch keine große Sache, wenn wir euer Leibliches ernten?
Aber wir haben diese Macht nicht gebraucht, sondern ertragen allerlei, daß wir nicht der frohen Botschaft Christi ein Hindernis machen. Wißt ihr nicht, daß schon zur Zeit des alten Bundes die Priester aßen von dem, was auf dem Altar lag? So hat auch der Herr befohlen, daß die Prediger der frohen Botschaft sich von denen versorgen lassen sollen, die die Botschaft gehört haben.
Ich aber habe das alles nicht gebraucht. Ich schreibe nicht deshalb davon, damit es mit mir ebenso gehalten werden sollte. Es wäre mir lieber, ich stürbe, als daß mir jemand meinen Ruhm sollte zunichte machen. Denn daß ich die frohe Botschaft predige, darf ich mich nicht rühmen, denn ich muß es tun. Und wehe mir, wenn ich die Botschaft nicht predigte!
Tue ich es gern, so wird es mir gelohnt. Tue ich es aber ungern, so ist mir doch die Aufgabe befohlen. Was ist denn nun mein Lohn? Daß ich predige die frohe Botschaft Christi und tue das frei und umsonst, damit ich nicht meine Freiheit mißbrauche.
Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Diener gemacht, damit ich viele von ihnen gewinne. Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie unter dem Gesetz, damit ich die gewinne, die unter dem Gesetz sind.
Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, damit ich die gewinne, die ohne Gesetz sind.
Den Schwachen bin ich geworden wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin jedermann allerlei geworden, damit ich auf alle Weise einige selig mache. Das tue ich aber um der frohen Botschaft willen.
Wißt ihr nicht: In der Kampfbahn laufen alle, aber nur einer erlangt den Siegeskranz? Lauft so, daß ihr ihn erringt! Jeder Kämpfer aber verzichtet auf alles andere, nur um einen vergänglichen Kranz zu empfangen. Wir aber kämpfen darum, einen unvergänglichen Kranz zu empfangen. Ich laufe aber nicht ins Ungewisse; ich fechte nicht als einer, der in die Luft schlägt, sondern ich härte meinen Leib ab und zähme ihn, damit nicht den andern predige und selbst verwerflich werde (1. Kor 9).
Das warnende Beispiel Israels:
Ich will euch aber, liebe Mitchristen, nicht vorenthalten, daß unsre Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle durchs Meer gegangen und sind alle auf Mose getauft mit der Wolke und dem Meer und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken.
Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste. Das ist aber uns zum Vorbild geschehen, damit wir nicht Lust gewinnen zum Bösen, so wie jene Lust hatten. Fallt nicht von Gott ab, wie es einige von ihnen taten.
Laßt uns auch nicht Hurerei treiben, wie einige unter jenen Hurerei trieben. Laßt uns auch Christus nicht versuchen, wie einige von jenen Gott versuchten und wurden von Schlangen umgebracht. Murrt auch nicht, wie einige von jenen murrten und wurden umgebracht durch den Verderber. Das alles widerfuhr jenen zum Vorbild. Es ist aber uns zur Warnung geschrieben, auf die das Ende der Welt zukommt.
Darum: Wer meint, er stünde fest, der mag zusehen, daß er nicht hinfalle. Es ist euch noch keine andere als menschliche Versuchung begegnet. Aber Gott ist treu, der euch nicht über euer Können versuchen läßt, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr es ertragen könnt (1. Kor 10,1-13).
Abendmahl und Götterdienst:
Darum, meine Liebsten, flieht von der falschen Aberglauben! Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist es. So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.
Doch ich sage: Was die Andersgläubigen opfern, das opfern sie den Teufeln und nicht Gott. Aber ich will nicht, daß ihr in der Gemeinschaft der Teufel sein sollt. Ihr könnt nicht gleichzeitig den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Teufel. Ihr könnt nicht zugleich teilhaben am Tisch des Herrn und am Tisch der Teufel. Oder wollen wir dem Herrn trotzen? Sind wir stärker als er?
Mir ist zwar alles erlaubt, aber es gehört sich nicht alles. Mir ist zwar alles erlaubt, aber es ist nicht alles aufbauend. Niemand suche das Seine, sondern ein jeder nur, was Anliegendes andern ist. Alles, was auf dem Fleischmarkt angeboten wird, das eßt, und forscht nicht weiter nach, damit ihr das Gewissen verschont.
Wenn aber jemand von den Ungläubigen euch einlädt und ihr hingehen wollt, so eßt alles, was euch vorgelegt wird, und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen verschont.
Wenn aber jemand ausdrücklich zu euch sagt: „Das ist Götzenopfer!“ dann eßt nicht, um dessen willen, der auch das sagte, damit ihr das Gewissen verschont. Ich meine aber nicht dein Gewissen, sondern das des andern. Denn warum sollte ich meine Freiheit einschränken lassen vom Gewissen eines andern?
Wenn ich das Fleisch mit Dank an Gott genieße, was sollte ich denn angeklagt werden wegen dem, dafür ich danke? Wenn ihr eßt oder trinkt oder was ihr auch sonst tut, tut es alles zu Gottes Ehre. Gebt kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes. So versuche ich ja auch jedermann zu Gefallen zu leben und suche nicht, was mir, sondern was vielen zugute kommt, damit sie gerettet werden (1. Kor 10, 14-33).
Frauen im Gottesdienst:
Ich lasse euch aber wissen, daß Christus das Haupt eines jeden Mannes ist. Der Mann aber ist das Haupt der Frau. Jeder Mann, der betet oder weissagt und hat dabei etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt. Eine Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt, denn das ist so wie wenn es geschoren wäre. Wenn sie sich nicht bedecken will, so schneide man ihr das Haar ab. Weil es sich aber nicht gehört, daß eine Frau geschorenes Haar habe, dann laßt sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, zumal er Gottes Bild und Ehre ist. Die Frau aber ist des Mannes Ehre. Denn der Mann stammt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann.
Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau einen Schleier („ Macht“) auf dem Haupt haben, um der bösen Geister willen. Doch ist weder der Mann ohne die Frau etwas, noch das die Frau ohne den Mann.
Denn wie die Frau am Anfang der Welt aus dem Mann geschaffen wurde, so kommt auch der Mann durch die Frau bei der Geburt.
Urteilt selbst, ob es sich gehört, daß eine Frau unbedeckt vor Gott bete. Oder lehrt euch auch nicht die Natur, daß es eine Unehre für einen Mann ist, wenn er das Haar lang wachsen läßt, der Frau aber eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr zur Decke gegeben.
Wenn aber jemand unter euch Lust zum Zanken hat, der wisse, daß wir diese Art nicht bei uns haben, die Gemeinden Gottes auch nicht (1. Kor 11, 1-16. Dies ist der Abschnitt, der vielleicht nicht von Paulus stammt).
Unsitten beim Abendmahl:
Ich muß aber dies befehlen: Ich kann es nicht loben, daß ihr nicht zum Guten, sondern auf schlimme Weise zusammenkommt. Als erstes höre ich, es seien Spaltungen unter euch, wenn ihr zusammenkommt in der Gemeinde, und zum Teil glaube ich es auch. Denn es müssen Parteien unter euch sein, damit die Rechtschaffenen unter euch deutlich werden. Wenn ihr zusammenkommt, so hält man da nicht des Herrn Abendmahl.
Wenn man das Abendmahl halten will, dann nimmt ein jeder seine eigene Mahlzeit vorweg, und einer ist hungrig, der andere ist betrunken. Habt ihr aber nicht Häuser, in denen ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.
Ich habe es vom Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe. Denn der Herr Jesus in der Nacht als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt und eßt, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird. Das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das der neue Bund in meinem Blut. Das tut, so oft ihr es trinkt, zu meinem Gedächtnis.
Denn so oft ihr von diesem Brot eßt und von diesem Kelch trinkt, sollt ihr den Tod des Herrn verkünden, bis daß er kommt. Wer nun unwürdig von diesem Brot ißt oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt es sich selber zum Gericht, weil er nicht unterscheidet den Leib des Herrn.
Darum, meine lieben Mitchristen, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so warte einer auf den anderen. Hungert aber jemand, der esse daheim, damit ihr nicht euch zum Gericht zusammenkommt. Das andere will ich ordnen, wenn ich komme. (1. Kor 11, 17-34).
Viele Gaben - ein Geist:
Über die geistlichen Gaben aber will ich euch, liebe Mitchristen, nicht im Ungewissen lassen. Ihr wißt, daß ihr Andersgläubige gewesen seid und seid hingegangen zu den stummen Götzen. Darum tue ich euch kund, daß niemand Jesus verflucht, der durch den Geist Gottes redet. Und niemand kann Jesus einen Herrn heißen außer durch den heiligen Geist.
Es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist. Und es sind mancherlei Ämter, aber es ist ein Herr. Und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem.
In einem jeden zeigen sich die Gaben des Geistes zum allgemeinen Nutzen.
Einem wird gegeben durch den Geist, von der Weisheit zu reden. Dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden nach demselben Geist. Einem andern wird der der Glaube gegeben in demselben Geist. Einem andern wird die Gabe gegeben, gesund zu machen in demselben Geist. Einem anderen wird gegeben, Wunder zu tun, einem anderen Weissagung, einem anderen, Geister zu unterscheiden, einem anderen die Zungenrede, einem andern, die Zungenrede auszulegen. Dies alles aber bewirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden sein Teil zu, je nachdem er will (1. Kor 12,1-11)[Die Zungenrede war eine Erscheinung im antiken Gottesdienst, bei der Menschen in unverständlichen Sprachen und in voller Verzückung sprachen und als Sprachrohr Gottes gelten wollten].
Viele Glieder - ein Leib:
Denn wie ein Leib ist und hat doch viele Glieder. Alle Glieder aber des Leibes sind doch ein Leib, obwohl sie viel sind. So ist auch Christus. Denn wir sind auch durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und wir sind alle mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn aber der Fuß spräche: „Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht ein Glied des Leibes!“ sollte er deshalb nicht ein Glied des Leibes sein? Und wenn das Ohr spräche: „Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht ein Glied des Leibes!“ sollte es deshalb nicht ein Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib ein Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun hat aber Gott jedes Glied am Leibe bestimmt, wie er gewollt hat. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun sind es aber viele Glieder, aber der Leib ist einer. Es kann das Auge nicht sagen zur Hand: „Ich brauche dich nicht!“ oder das Haupt zu den Füßen: „Ich brauche euch nicht!“
Sondern vielmehr: Die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, sind die nötigsten. Und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, denen legen wir am meisten Ehre bei. Und die uns übel anstehen, die schmückt man am meisten. Denn die uns wohl anstehen, die brauchen das alles nicht.
Aber Gott hat den Leib so vermengt und dem geringen Glied am meisten Ehre gegeben, damit nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit. Und wenn so ein Glied herrlich gehalten wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Ihr seid aber der Leib Christi und seine Glieder, ein jeder nach seinem Anteil. Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt zuerst die Apostel, dann die Propheten, als dritte die Lehrer, danach die Wundertäter, danach die Heiler, Helfer, Leiter und Zungenredner. Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wundertäter? Haben sie alle die Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle in Zungenrede? Können sie alle auslegen? Strebt aber nach den besten Gaben! Und ich will euch einen noch köstlicheren Weg zeigen (1. Kor 12, 12-31).
Das „hohe Lied der Liebe“:
Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte keine Liebe, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzte, und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen, und hätte keine Liebe, so wäre es mir nichts nütze.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht, sie stellt sich nicht ungehobelt, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber über die Wahrheit. Sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals, wo doch die Weissagungen aufhören werden und die Zungenreden aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird.
Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge. Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war.
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich es stückweise, dann aber werde ich erkennen, so wie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen (1. Kor 13).
Das Weissagen und das Zungenreden:
Strebt nach der Liebe! Müht euch um die geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen könnt! Denn der Zungenredner redet nicht für Menschen, sondern für Gott, denn ihm hört niemand zu, im Geist aber redet er die Geheimnisse. Wer aber weissagt, der redet den Menschen zur Besserung und zur Ermahnung und zur Tröstung.
Wer mit Zungen redet, der bessert sich selbst, wer aber weissagt, der bessert die Gemeinde.
Ich wollte, daß ihr alle mit Zungen reden könntet, aber viel mehr, daß ihr weissagt. Denn wer weissagt, ist größer, als der mit Zungen redet, es sei denn, daß er seine Rede auch auslege, damit die Gemeinde davon gebessert werde.
Nun aber, liebe Brüder, wenn ich zu euch käme und redete mit Zungen, was wäre es euch nütze, wenn ich nicht mit euch redete entweder durch Offenbarung oder durch Erkenntnis oder durch Weissagung oder durch Lehre? Wenn ihr mit Zungen redet und ihr nicht eine deutliche Rede von euch gebt, wie kann man wissen, was geredet wird? Denn ihr werdet in den Wind reden.
Es gibt manche Art von Stimmen in der Welt, und von denen ist keine undeutlich. Wenn ich nun nicht die Bedeutung der Stimme weiß, werde ich unverständlich sein für den, der redet, und umgedreht wird der, der redet, mir unverständlich sein. Also trachtet auch ihr danach, daß ihr alles reichlich habt, auf daß ihr die Gemeinde bessert. Darum, wer mit Zungen redet, der bete so, daß er es auch auslege.
Wenn du nur segnest im Geist, wie soll der Nichtfachmann „Amen“ sagen auf deine Danksagung, wenn er nicht weiß, was du sagst? Du sagst eine schöne Danksagung, aber der andere wird nicht davon gebessert. Ich danke meinem Gott, daß ich mehr mit Zungen rede als ihr alle. Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit meinem Sinn, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte mit Zungen.
Darum sind die Zungen zum Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern den Ungläubigen. Die Weissagung aber dient nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen. Wenn nun die ganze Gemeinde zusammenkäme an einen Ort und redeten alle mit Zungen, es kämen aber hinein Laien oder Ungläubige, würden sie nicht sagen, ihr seid unsinnig?
Wenn sie aber alle weissagen und es käme dann ein Ungläubiger oder Laie hinein, der würde von ihnen allen gestraft und von allen gerichtet und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar, und er würde fallen auf sein Angesicht, Gott anbeten und bekennen, daß Gott wahrhaftig in euch ist.
Wie ist es denn nun, liebe Mitchristen? Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder Psalmen oder eine Lehre oder Zungenrede oder Offenbarung oder einet Auslegung. Laßt alles geschehen zur Förderung der Gemeinde!
Wenn jemand mit Zungen redet, so seien es immer zwei oder meistens drei Personen, und einer rede abwechselnd mit dem anderen; und einer lege alles aus. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde, rede aber mit sich selber und Gott.
Weissager aber lasset zwei oder drei reden. Wenn aber eine Offenbarung geschieht einem andern, der gerade sitzt, so schweige der erste. Ihr könnt wohl alle weissagen, einer nach dem andern, damit sie alle lernen und alle ermahnt werden.
Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Wie in allen christlichen Gemeinden laßt eure Frauen schweigen in der Gemeinde, denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie etwas lernen, so laßt sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Frauen nicht gut an, in der Gemeinde zu reden.
Wenn sich jemand für einen Propheten hält er sei ein Prophet oder ein vom Geist Erfüllter, der erkenne, was ich euch schreibe, denn es sind des Herrn Gebote. Ist aber jemand unwissend, der sei unwissend. Darum, liebe Mitchristen, müht euch um das Weissagen und wehrt nicht, mit Zungen zu reden. Laßt alles ehrbar und ordentlich zugehen (1.Kor 14).
Gewißheit der Auferstehung:
Liebe Mitchristen, ich erinnere euch an die frohe Botschaft, die ich euch verkündet habe. Ihr habt sie ja auch angenommen und steht fest in ihr. Dadurch werdet ihr auch selig werden, wenn ihr es behalten habt, wie ich es euch verkündet habe, sonst hättet ihr umsonst geglaubt.
Denn ich habe euch vor allem das gegeben, was ich empfangen habe: Christus ist gestorben für unsre Sünden, wie es die heilige Schrift vorausgesagt hat. Er ist begraben worden und am dritten Tag auferstanden, wie es die heilige Schrift vorausgesagt hat.
Er ist gesehen worden von Petrus, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Christen auf einmal, von denen noch viele leben, einige aber sind gestorben. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.
Zuletzt ist er auch von mir, einer frühen Geburt, gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber: Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und Gottes Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe vielmehr gearbeitet als sie alle (nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist). So predigen wir, und so habt ihr auch geglaubt.
Wenn aber gepredigt wird, daß Christus von den Toten auferstanden sei, wie sagen denn einige unter euch, es gäbe keine Auferstehung der Toten? Wenn es die Auferstehung der Toten nicht gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
Wir würden aber auch als falsche Zeugen Gottes angesehen, daß wir gegen Gott ausgesagt hätten, er hätte Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, dann seid ihr noch in euren Sünden. Dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun ist aber Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen, zumal durch einen Menschen der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten kommt. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.
Jeder wird aber der Reihe nach auferweckt: der Erste ist Christus. Danach kommen die, die Christus angehören, wenn er kommen wird. Danach kommt das Ende, wenn Christus die Herrschaft an Gott überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.
Wenn er aber sagt, daß ihm alles untertan sei, so ist ausgenommen, der ihm alles untergetan hat. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allen.
Was machen sonst, die sich taufen lassen für die Toten, wenn die Toten nicht auferstehen? Warum lassen sie sich taufen anstelle der Toten?
Ich sterbe täglich. Habe ich nur um menschlicher Dinge willen in Ephesus mit wilden Tieren gefochten, was hilft es mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann „laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!“ Laßt euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn einige wissen nichts von Gott. Das sage ich euch zur Schande.
Mancher sagt: „Wie werden die Toten auferstehen, und mit welchem Leib werden sie kommen?“ Du Narr: was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn vorher. Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa Weizen oder ein anderes. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jedem Samen seinen eigenen Leib.
Nicht alles Fleisch ist einerlei Fleisch, sondern Menschen haben ein anderes Fleisch als das Vieh, ein anderes die Fische, ein anderes die Vögel. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper. Aber die himmlischen Körper haben eine andere Herrlichkeit und eine andere die irdischen. Eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne, denn ein Stern übertrifft den andern an Klarheit. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten.
Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib, und es wird auferstehen ein geistlicher Leib.
Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche, erst danach kommt der geistliche. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der andere Mensch ist der Herr vom Himmel. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch das Bild des himmlischen tragen.
Das sage ich aber, liebe Mitchristen, daß Fleisch und Blut die Herrschaft Gottes nicht erben können. Auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche. Ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, und zwar plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.
Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.
Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber das Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!
Darum, meine lieben Mitchristen, seid fest, unbeweglich, und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, zumal ihr wißt, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn. (1. Kor 15).
Geldsammlung, Reisepläne, Grüße:
Was die Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem angeht, so macht es doch auch, wie ich es für die Gemeinden in Galatien angeordnet habe. An jedem ersten Tag der Woche lege jeder für sich selbst etwas zurück und sammle, was ihn gut scheint, damit nicht, wenn ich komme, dann allererst die Steuer zu sammeln sei. Wenn ich aber gekommen bin, so will die von euch Ausgewählten mit Briefen losschicken, damit sie eure Gabe hinbringen nach Jerusalem. Wenn ich aber hinreise, sollen sie mit mir reisen.
Ich will aber zu euch kommen, wenn ich durch Mazedonien gezogen bin. Ich will vielleicht auch überwintern. Ich will nicht nur einmal kurz vorbeischauen, sondern ich hoffe, ich werde etliche Zeit bei euch bleiben, wenn es der Herr zuläßt. Ich werde bis Pfingsten in Ephesus bleiben, denn mir ist eine große Tür aufgetan, die viel Frucht wirkt.
Wenn Timotheus kommt, so seht zu, daß er ohne Furcht bei euch ist. Geleitet ihn im Frieden, daß er zu mir komme. Wacht, steht im Glauben, seid männlich und seid stark! Alle eure Dinge laßt in der Liebe geschehen!
Ich ermahne euch aber, liebe Mitchristen: Ihr kennt die Familie des Stephanas, die die ersten Christen in Achaja gewesen sind, daß auch ihr ihnen untertan seid. Ich freue mich über die Ankunft des Stephanas und Fortunatus und Achaikus, denn wo ich euch entbehren mußte, das haben sie mir ersetzt. Sie haben meinen und euren Geist erfrischt. Erkennet solche Leute an!
Es grüßen euch die Gemeinden in der Provinz Asien. Es grüßen euch sehr Aquila und Priscilla samt der Gemeinde in ihrem Haus. Es grüßen euch alle Christen. Grüße euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Ich, Paulus, grüße euch mit meiner eigenen Handschrift.
Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebhat, der sei verdammt. Unser Herr kommt! („Maranatha!“). Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch! Meine Liebe sei mit euch allen in Christus Jesus! Amen (1. Kor 16).
2. Korintherbrief
[Der zweite Brief ist vermutlich im Jahr 56 geschrieben, und zwar in Makedonien auf der letzten Reise des Paulus von Ephesus nach Korinth unterwegs. Paulus geht auf den geplanten Besuch nur äußerst kurz ein. Es muß Ärger gegeben haben („Kummer“, wie Paulus schreibt). Er sieht deswegen erst einmal von einem weiteren Besuch absah. Aber auch damit stieß er auf wenig Gegenliebe.
Die mit seiner Gemeindeleitung nicht zurecht kamen, bezichtigten ihn nun, ein Papiertiger zu sein, der nur dann zu voller Größe aufläuft, wenn er in sicherer Distanz zum Ort des Geschehens ist. Mittlerweile scheinen sich die Fronten jedoch ein wenig beruhigt zu haben.
Von Titus erfährt Paulus, daß etlichen dort der Streit mittlerweile Leid tut und sie einiges daran setzen, Paulus in der Gemeinde zu rechtfertigen. So faßt er Mut und beschließt einen dritten Besuch in der Hafenstadt, den er mit dem vorliegenden 2. Korintherbrief ankündigt und vorbereitet.
Im zweiten Brief verzichtet Paulus vollständig darauf, sich in die inneren Angelegenheiten der Gemeinde von Korinth einzumischen. Nur zwischen den Zeilen läßt sich ahnen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Der 1. Korintherbrief hat eine deutlich anti-paulinische Stimmung in Korinth geschürt. Paulus trat damals recht ruppig auf und hatte keine Probleme damit, Leute aus der Gemeinde auszuschließen, die seiner Meinung nach deutlich den Rahmen der Gemeinde überschritten hatten. Zwar haben Teile der Gemeinde sich von diesem Gegner distanziert, insgesamt aber hat Paulus sich dabei offensichtlich jedoch nicht durchsetzen können. Und so lenkt er ein: Die meisten haben ihn ja bestraft, und damit soll es gut sein. Damit ist der Zweck meines Briefes ja erfüllt gewesen. Paulus sagt: „Vergebt ihm nun, ermutigt ihn und zeigt ihm eure Liebe!“
Gemeint ist wieder der schon im ersten Brief genannte junge Mann, der mit seiner Schwiegermutter geschlafen und dies auch noch mit der christlichen Freiheit gerechtfertigt hatte. Doch zeigt der ganze Brief, wie stark die anti-paulinische Stimmung in Korinth noch immer sein muß. Er ist ein reines Verteidigungsschreiben.
Seine aktuelle Hauptaufgabe ist die Kollekte für die Gemeinde in Jerusalem. Deshalb fängt er in der durchaus noch nicht entspannten Situation gleich wieder vom Geld an, weil er unter dem Druck steht, auch in Korinth die Kollekte einzusammeln. Immer wieder im Diktat merkt er, daß seine Argumente ziemlich töricht und nicht mehr im Einklang mit seiner eigenen Lehre sind. Nirgendwo sonst in seinen Briefen schreibt er, daß bestimmte Positionen nur seine eigene Meinung sind, und nicht das, was Jesus eigentlich wollte. Und immer wieder bezichtigt er sich selbst, in seiner Argumentation töricht zu sein. Nur in diesem Zusammenhang ist nachvollziehbar, daß er plötzlich eine Stufenleiter des Glaubens erwähnt: in vielen Dingen sei er noch heiliger als die anderen, würde noch mehr für Christus leiden und sei enger mit ihm verbunden. Aber er weiß: Freilich ist solches Eigenlob im Grunde Unsinn.
Einige Ausleger finden in dem heute vorliegenden 2. Korintherbrief verschiedene Briefe, die dann von Paulus-Schülern zu einem zusammenhängenden Text kombiniert worden sind. In diesem Fall ist die Situation für jeden Teilbriefgesondert zu bestimmen. Das könnte dann so aussehen:
Brief A: Der verlorengegangene erste Brief an die Korinther
Brief B: Der 1. Korintherbrief unsrer Bibel
Brief C: Verteidigungsbrief: (2. Kor 2,14 – 7,4):
Ausgangspunkt dafür ist der von Paulus ins Auge gefaßte Plan, einen längeren Besuch in Korinth abzustatten. Dieser Plan wurde nicht ausgeführt, weil die Position des Paulus in Korinth in Zweifel gezogen wird. Er sieht sich daher zu einer Verteidigung veranlaßt. Paulus hat damit freilich nicht sein Ziel erreicht, sein apostolische Autorität wieder herzustellen und sich mit der Gemeinde zu versöhnen. Es hat im Gegenteil den Anschein, als hätten die Gegner den Brief gegen den Apostel verwendet.
Brief D: Tränenbrief (2. Kor 10-13)
Es könnte nun so gewesen sein, daß inzwischen neue Gegner sind in Korinth aufgetaucht sind und in der Gemeinde mit ihrer Verkündigung und ihrem Auftreten Eindruck gemacht haben.
So hat Paulus sich entgegen seinem früheren Plan zu einem schnellen Zwischenbesuch entschlossen. Er wählt den Seeweg, ohne den zeitraubenden Umweg über Makedonien. Dieser Zwischenbesuch aber ist erschütternd verlaufen. Er hat die Gemeinde in völligem Aufruhr gegen ihn vorgefunden. Einer aus ihrer Mitte hat ihm schweres Unrecht zugefügt, und der Apostel hat Korinth wieder verlassen müssen, ohne die Gemeinde zurückgewonnen und zur Ordnung gebracht zu haben. In dieser Lage diktiert Paulus in Ephesus den sogenannten „Tränenbrief“. Den Tränenbrief hat Titus von Ephesus nach Korinth überbracht. Paulus wartet gespannt auf die Antwort aus Korinth und reist Titus auf dem Landweg nach Makedonien entgegen.
Brief E: Versöhnungsbrief (2. Kor 1,1 – 2,13 und 7,5–16):
Titus bringt schließlich die gute Nachricht, daß die Gemeinde eingelenkt und den Schuldigen bestraft hat. In seiner Freude über diese Wendung der Dinge schreibt Paulus vermutlich einen erneuten Brief, den sogenannten „Versöhnungsbrief“.
Brief F und G: Kollektenbriefe (2. Kor. 8 und 9):
In Makedonien konnte Paulus dann länger verweilen, nachdem der Konflikt mit der Gemeinde in Korinth in seinem Sinn beigelegt worden war. Diese Zeit nützte er zur Förderung seines Kollektenprojekts in den Gemeinden Makedoniens.
Hier wird jedoch der Brief so behandelt, wie er in seiner heutigen Form vorliegt].
Gruß und Dank:
Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus der Gemeinde Gottes zu Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, daß auch wir trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott.
Denn wie wir viel haben vom Leiden Christi, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Wenn wir aber Trübsal oder Trost haben, so geschieht das euch zugute. Ist es Trübsal, so geschieht es euch zum Trost, der sich erweist, wenn ihr leidet mit Geduld, so wie wir auch leiden. Ist es Trost, so geschieht auch das euch zu Trost und Heil. Und wir haben die feste Hoffnung für euch, weil wir wissen, daß ihr auch Trost erhalten werdet, so wie ihr am Leiden beteiligt sein.
Denn wir wollen euch, liebe Mitchristen, nicht vorenthalten unsre Trübsal, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, als wir über die Maßen beschwert waren und über unsre Kräfte, so daß wir am Leben verzagten und für uns beschlossen hatten, wir müßten sterben. Das geschah aber darum, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzen sollten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns von einem solchen Tod erlöst hat und noch täglich erlöst, und wir hoffen auch, er werde uns auch in Zukunft erlösen, auch durch die Hilfe eurer Fürbitte für uns, damit wegen uns für die uns gegebene Gabe durch viele Personen viel Dank geschehe (2.Kor 1,1-11).
Paulus rechtfertigt den Aufschub seines Besuchs:
Ich dachte zunächst zu euch zu kommen, damit ihr noch einmal eine Wohltat empfinget. Von euch wollte ich nach Mazedonien reisen und dann wieder aus Mazedonien zu euch kommen und von euch geleitet werden nach Judäa. Bin ich aber leichtfertig gewesen, als ich so etwas dachte? Oder ist mein Vorhaben nur menschlich? Das ist nicht so, sondern bei mir ist ein Ja ein Ja, und ein Nein ist ein Nein.
Ich rufe aber Gott an zum Zeugen, daß ich euch verschont habe dadurch, daß ich nicht wieder nach Korinth gekommen bin. Nicht daß wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Helfer eurer Freude, denn ihr stehet im Glauben.
Ich wollte aber nicht erneut in Traurigkeit zu euch kommen. Denn wenn ich euch traurig mache, wer ist dann da, der mich fröhlich macht, wenn nicht der, der von mir betrübt wurde?
Und das habe ich euch geschrieben, damit ich nicht, wenn ich käme, über die traurig sein müßte, über welche ich mich eigentlich freuen sollte. Habe ich doch zu euch allen das Vertrauen, daß meine Freude euer aller Freude ist. Denn ich schrieb euch in großem Kummer und in Herzensangst mit vielen Tränen, damit ihr nicht betrübt werdet, sondern damit ihr die Liebe erkennt, die ich ganz besonders zu euch habe.
Der aber diesen Kummer angerichtet hat, der hat nicht mich betrübt, sondern zum Teil auch euch alle. Es ist aber genug, daß dieser von vielen so gestraft ist, daß ihr nun ihm desto mehr vergebt und ihn tröstet, damit er nicht in allzu große Traurigkeit versinke. Darum ermahne ich euch, daß ihr Liebe an ihm beweist. Wem ihr aber etwas vergebt, dem vergebe ich auch. Denn wenn ich etwas jemandem vergebe, das vergebe ich an der Stelle Christi, damit wir nicht übervorteilt werden vom Satan.
Als ich nach Troas kam hatte ich keine Ruhe, weil ich Titus nicht fand. Deshalb verabschiedete ich mich bald und fuhr nach Mazedonien.
Aber Gott sei gedankt, der uns allezeit den Sieg gibt in Christus und offenbart hat durch uns den Wohlgeruch seiner Erkenntnis an allen Orten!
Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die selig werden, und unter denen, die verloren werden: Diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Wir sind nicht wie die vielen, die das Wort Gottes verfälschen, sondern wie man aus Ehrlichkeit und aus Gott muß, so reden wir vor Gott in Christus (2. Kor 1,12 - 2,17).
Die Quelle des apostolischen Auftrags des Paulus:
Fangen wir denn erneut an, uns selbst zu preisen? Oder brauchen wir - wie andere - Empfehlungsbriefe an euch oder Empfehlungsbriefe von euch? Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, der erkannt und gelesen wird von allen Menschen. Es ist allen klar geworden, daß ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst vorbereitet, und nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens.
Ein solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. Nicht, daß wir tüchtig sind aus uns selber, etwas zu erdenken von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, das ist von Gott,
der auch uns tüchtig gemacht hat zum Dienst des Neuen Bundes, nicht des Buchstaben, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Wenn aber schon das Amt, das mit Buchstaben und in die Steine gehauen war und doch nur tötet, Herrlichkeit hatte, so daß die Kinder Israel nicht das Angesicht Mose ansehen konnten um des Leuchtens seines Angesichtes, die doch aufhört, wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Klarheit haben!
Denn wenn das Amt, das die Verdammnis predigt, Klarheit hat, wieviel mehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit predigt, eine überschwengliche Klarheit. Die Herrlichkeit dort ist nicht als eine Herrlichkeit anzusehen im Vergleich zu der überschwenglichen Klarheit. Denn wenn schon das Herrlichkeit hatte, das aufhört, wieviel mehr wird das Herrlichkeit haben, das bleibt.
Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer Zuversicht und tun nicht wie Mose, der die Decke vor sein Gesicht hing, damit die Kinder Israel nicht ansehen konnten, was sowieso aufhört. Aber ihre Sinne sind verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen, weil das Alte Testament mit Christus aufhört.
Aber bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. Wenn Israel sich aber bekehrte zu dem Herrn, so würde die Decke weggetan.
Denn der Herr ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Nun aber spiegelt sich in uns allen die Herrlichkeit des Herrn mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Klarheit zu der andern, v0on dem Herrn, der der Geist ist.
Weil wir nun ein solches Amt haben, so werden wir nicht müde, sondern meiden auch heimliche Schande und gehen nicht mit Schalkheit um, fälschen auch nicht Gottes Wort. Vielmehr weisen wir uns aus mit der Offenlegung der Wahrheit vor aller Menschen Gewissen im Angesicht Gottes. Ist nun unsere Botschaft verdeckt, so ist sie denen verdeckt, die verloren werden, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, daß sie das helle Licht der Botschaft von der Herrlichkeit Christi nicht sehen. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, daß er der Herr sei.
Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi (2. Kor 3,1 - 4,6).
Die Leidensgemeinschaft mit Christus:
Wir haben aber diesen Schatz in irdischen Gefäßen, damit die überschwengliche Kraft von Gott kommt und nicht von uns. Wir haben überall Trübsal, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um, und tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leib, auf daß auch das Leben des Herrn Jesus an unserm Leib bemerkbar werde.
Denn wir, die wir leben, werden immer in den Tod gegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleisch. Darum ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.
Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, so reden wir auch und wissen, daß der, der den Herrn Jesus auferweckt hat, wird auch uns auferwecken durch Jesus und wird uns vor sich stellen mit euch. Denn das geschieht alles um euretwillen, damit die überschwengliche Gnade - durch vieler Danksagen - Gott reichlich preise.
Darum werden wir nicht müde: Wenn auch unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig (2. Kor 4,7-18).
Die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat:
Wir wissen aber: Wenn unser irdisches Haus dieser Hütte zerbrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbauet, ein Haus im Himmel, das nicht mit Händen gemacht ist, sondern das ewig ist.
Darum seufzen wir auch und sehnen uns auch nach dem Haus, das vom Himmel ist, und uns verlangt, daß wir damit überkleidet werden, damit wir nicht bloß erfunden werden.
Denn solange wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet sein wollen, sondern überkleidet werden, damit das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben.
Der uns aber dazu vorbereitet hat, das ist Gott, der uns als Pfand den Geist gegeben hat. So sind wir denn alle Zeit getrost und wissen, daß wir ferne vom Herrn leben, solange wir im Leib wohnen, denn wir leben im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben noch viel mehr Lust, außerhalb des Leibes zu leben und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum bemühen wir uns auch, wir sind daheim oder unterwegs, daß wir ihm wohl gefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richtstuhl Christi, damit ein jeder empfange, wie er in seinem Leben gehandelt hat, es sei gut oder böse (2. Kor 5, 1-15).
Die Botschaft von der Versöhnung
Darum kennen wir von nun an niemand nach dem Fleisch. Und auch wenn wir Christus gekannt haben nach dem Fleisch, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! Aber das alles ist von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Jesus Christus und das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Stelle, denn Gott ermahnt durch uns. So bitten wir nun an Christi Stelle: Laßt euch versöhnen mit Gott. Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (2. Kor 5,16-21. Ausgelassen wurden Vers 11-15).
Bewährung des Paulus in seinem Dienst:
Wir ermahnen euch aber als unsere Mithelfer, daß ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er sprich in Jesaja 49: „Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört und habe dir am Tag des Heils geholfen!“ Seht, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!
Und wir geben niemand irgendein Ärgernis, damit unser Amt nicht verlästert werde, sondern in allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhren, in Arbeit, in Wachen, in Fasten, in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte.
Wir sind Verführer, und doch wahrhaftig. Wir sind Unbekannte, und doch bekannt. Wir sind Sterbende, und siehe, wir leben. Wir sind die Gestraften und werden doch nicht getötet. Wir sind Traurige, aber allezeit fröhlich. Wir sind Arme, die aber doch viele reich machen. Wir haben nichts und haben doch alles (2.Kor 6,1-10).
Versöhnung mit den Korinthern
O ihr Korinther! Unser Mund hat sich zu euch aufgetan, unser Herz ist weit. Ihr habt keinen engen Raum in uns. Aber eng ist es in euren Herzen. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern, daß ihr euch mir gegenüber wie Kinder verhaltet.
Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes gemeinsam mit den Götzen?
Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes. Denn Gott spricht: „Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen leben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein!“ (3. Mose 26,11-12). Darum geht weg von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt kein Unreines an, dann will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr.
Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so laßt uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes. Gebt uns Raum in euren Herzen: Wir haben niemand Leid getan, wir haben niemand verletzt, wir haben niemand übervorteilt! Ich sage euch das nicht, um euch zu verdammen, denn ich habe schon vorhin gesagt, daß ihr in unsern Herzen seid, mit zu sterben und mit zu leben. Ich rede mit großer Zuversicht zu euch. Ich rühme viel an euch. Ich bin erfüllt mit Trost. Ich bin überschwenglich in Freude und in aller unsrer Trübsal.
Denn als wir nach Mazedonien kamen, hatten wir keine Ruhe, sondern wir waren immerzu in Trübsal: auswendig Streit, inwendig Furcht. Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete auch uns durch die Ankunft des Titus. Dabei war es nicht nur seine Ankunft, sondern auch der Trost, mit dem er getröstet war durch euch, als er uns berichtete von eurem Verlangen, eurem Weinen, eurem Eifer um mich, so daß ich mich noch mehr freute.
Denn daß ich euch durch den Brief traurig gemacht habe, reut mich nicht. Und auch wenn es mich reute, weil ich sehe, daß der Brief euch vielleicht eine Weile betrübt hat, so freue ich mich doch nun, nicht darüber, daß ihr betrübt worden, sondern daß ihr betrübt worden seid zur Änderung. Denn ihr seid im Sinne Gottes betrübt worden, damit ihr von uns ja keinen Schaden in irgendeiner Sache nehmt. Denn die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand reut, die Traurigkeit der Welt aber wirkt den Tod. Seht, weil ihr im Sinne Gottes betrübt worden seid, welchen Fleiß hat das in euch gewirkt, dazu Verantwortung, Zorn, Furcht, Verlangen, Eifer, Rache! Ihr habt euch bewiesen in allen Stücken, daß ihr rein seid in der Sache.
Mein Schreiben ist doch nicht geschehen um dessen willen, der beleidigt hat, auch nicht um dessen willen, der beleidigt ist, sondern deshalb, daß euer Fleiß gegen uns deutlich sein würde vor Gott. Deshalb sind wir getröstet worden, daß ihr getröstet seid. Überschwenglicher aber haben wir uns noch gefreut über die Freude des Titus, denn sein Geist ist ermuntert durch euch alle.
Denn was ich ihm gegenüber von euch gerühmt habe, darin bin ich nicht enttäuscht worden. Denn wie alles wahr ist, was ich von euch geredet habe, also ist auch unser Rühmen vor Titus wahr geworden. Und er ist überaus herzlich wohl gegen euch gesinnt, wenn er denkt an euer aller Gehorsam, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern habt aufgenommen. Ich freue mich, daß ich über euch nur Gutes erfahren habe (2. Kor 6,11 - 7,16).
Bitte um Kollekte für die Gemeinde in Jerusalem:
Ich teile euch mit, daß die Gemeinden in Mazedonien reichlich gegeben haben für die Gemeinde in Jerusalem. Deshalb müht auch ihr euch, in dieser Wohltat reich zu sein. Im vorigen Jahr habt ihr damit angefangen. Nun aber vollbringt auch die Tat. So diene euer Überfluß ihrem Mangel in dieser teuren Zeit.
Wir haben großer Zuversicht, sei es nun in Hinsicht auf Titus oder die Boten der Gemeinden, daß ihr nun zeigt den Beweis eurer Liebe und unsers Rühmens auch öffentlich vor den Gemeinden! (2. Kor 8, stark gekürzt).
Denn es ist für mich nicht notwendig, von einem solchen Liebeswerk, das den Christen in Jerusalem geschieht, euch zu schreiben. Denn ich kenne euren guten Willen, ihn rühme ich bei denen aus Mazedonien und sage: Achaja ist schon voriges Jahr bereit gewesen, und euer Beispiel hat viele gereizt.
Ich habe aber diese Brüder darum gesandt, daß nicht unser Rühmen von euch zunichte würde in dem Punkt, und daß ihr bereit seid, gleichwie ich von euch gesagt habe. damit nicht, wenn die aus Mazedonien mit mir kämen und euch nicht bereit fänden, wir bzw. ihr zuschanden würden mit solchem Rühmen. So habe ich es nun für nötig angesehen, die Mitchristen zu ermahnen, daß sie voranzögen zu euch, diesen zuvor verheißenen Segen umzusetzen.
Ich meine aber das: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten, und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen. Ein jeder nach seinem Willen, nicht mit Unwillen oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, daß ihr in allen Dingen reichlich habt und reich seid zu allerlei guten Werken. Der aber Samen reicht dem Säemann, der wird auch das Brot reichen zur Speise und wird vermehren euren Samen und wachsen lassen das Gewächs eurer Gerechtigkeit, damit ihr reich seid in allen Dingen.
Denn die Spendensammlung hilft nicht allein beim Mangel der Christen, sondern bringt noch viel mehr, weil viele Gott danken für diesen unsern treuen Dienst und preisen Gott wegen eurem Bekenntnis zur frohen Botschaft Christi und wegen eurer Dankesgabe an sie und an alle,. Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe! (2. Kor 9).
Verteidigung des Apostels:
Ich ermahne euch durch die Sanftmütigkeit und Freundlichkeit Christi. Angeblich bin in eurer Gegenwart zahm, abwesend aber dreist gegen euch. Ich bitte aber darum, daß man mich nicht zwinge, in eurer Gegenwart dreist zu handeln. Ich möchte nicht die Kühnheit zu anwenden, die man mir zuschreibt, gegen einige, die mein Leben für fleischlich halten. Denn obwohl wir im Fleisch leben, so streiten wir doch nicht nach der Weise des Fleisches.
Denn die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott, zu zerstören Befestigungen. Wir zerstören damit alle Anschläge und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes. Wir nehmen alle Gedanken unter den Gehorsam Christi gefangen. Wir sind bereit, allen Ungehorsam zu rächen, wenn euer Gehorsam vollkommen ist.
Seht, was vor Augen liegt! Verläßt sich jemand darauf, daß er Christus angehöre, der bedenke bei sich, daß auch wir Christus angehören. gleichwie er Christus angehört.
Und wenn ich mich noch weiter rühmte meiner Vollmacht, die mir der Herr gegeben hat, euch zu bessern, und nicht zu verderben, so würde ich nicht zuschanden werden.
Das sage ich aber, daß ihr nicht meint, ich hätte euch erschrecken wollen mit Briefen. Denn die Briefe, sprecht ihr, sind schwer und stark, aber wenn er selbst anwesend ist, dann ist er schwach und die Rede ohne Gewicht. Wer so redet, der bedenke, daß ich in meinem Tun so sein werde, wenn ich da bin, wie ich aus der Ferne mit Worten in den Briefen bin.
Denn ich wage mich nicht unter die zu rechnen oder zu zählen, die sich selbst loben. Aber weil sie sich nur an sich selbst messen und mit sich vergleichen, verstehen sie nichts. Wir aber rühmen uns nicht über das Maß hinaus, sondern nur nach dem Maß, wie Gott uns zugemessen hat das Arbeitsfeld, nämlich auch bis zu euch zu gelangen.
Denn ich maße mir nicht zuviel an, als wäre ich nicht zu euch gelangt, denn ich bin ja auch zu euch gekommen mit der Botschaft Christi. Ich rühme mich aber nicht über das Maß hinaus, ich rühme mich nicht fremder Arbeit. Sondern ich habe die Hoffnung, daß wenn nun euer Glaube in euch wächst, daß wir nach dem Maß unsrer eigenen Arbeit mehr als genug zu Ehren kommen.
Denn ich will die frohe Botschaft auch denen predigen, die jenseits von euch wohnen, und mich nicht rühmen mit dem, was auf einem fremden Arbeitsfeld schon vollbracht ist. Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn. Denn einer ist nicht deshalb tüchtig, wenn er sich selbst lobt, sondern weil ihn der Herr lobt. (2. Kor 10)
Ehrlichkeit des Apostels und Unehrlichkeit seiner Gegner:
Ich bin der Meinung, daß ich nicht weniger bin als die „hohen“ Apostel. Und wenn ich auch ungeschickt bin der Rede, so bin ich das doch nicht in der Erkenntnis, die wir in jeder Weise bei euch bekannt gemacht haben. Oder habe ich gesündigt, als ich mich erniedrigt habe, damit ihr erhöht würdet? Denn ich habe euch die frohe Botschaft Gottes umsonst verkündet, aber andere Gemeinden habe ich beraubt und Lohn von ihnen genommen, damit ich euch predigte. Und als ich bei euch war und Mangel hatte, fiel ich niemand zur Last. Denn meinen Mangel füllten die Christen, die aus Mazedonien kamen.
Was ich aber tue und tun will, das will ich auch in Zukunft tun, damit ich denen keinen Grund gebe , die eine Ursache suchen, sich rühmen zu können, daß sie seien wie wir. Denn solche falsche Apostel und arglistigen Arbeiter verstellen sich, als wären sie Christi Apostel (2. Kor 1, 1-15, gekürzt).
Die Leiden des Apostels:
Ich sage erneut: Niemand meine, ich sei töricht. Wenn aber doch, so haltet mich für einen Törichten, damit ich mich auch ein wenig rühme. Was ich jetzt rede, das rede ich nicht im Namen des Herrn, sondern in der Torheit, weil wir in das Rühmen gekommen sind. Weil viele sich rühmen nach dem Fleisch, will ich mich auch rühmen. Denn ihr ertragt gern die Narren, weil ihr klug seid. Ihr ertragt, wenn euch jemand zu Sklaven macht, wenn euch jemand schindet, wenn euch jemand gefangennimmt, wenn jemand euch trotzt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt.
Zu meiner Schande muß ich sagen, dazu wären wir zu schwach. Was aber einen kühn macht - ich rede in Torheit! - darauf bin ich auch kühn. Sie sind Hebräer? Ich auch! Sie sind Israeliten? Ich auch! Sie sind Abrahams Nachkommen? Ich auch!
Sie sind Helfer Christi? Ich rede töricht: Ich bin es noch mehr: Ich habe mehr gearbeitet, ich habe mehr Schläge erlitten, bin öfter gefangen, oft in Todesnöten gewesen;
Von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Schläge weniger einen. Ich bin dreimal gegeißelt und einmal gesteinigt worden und habe dreimal Schiffbruch erlitten. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch die Flüsse, in Gefahr durch die Mörder, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in der Wüste, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen „Brüdern“, in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße.
Dazu kommt noch, was sich sonst zuträgt, nämlich, daß ich täglich angesprochen werde und trage Sorge für alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und ich brenne nicht? Wenn ich mich schon rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi weiß, daß ich nicht lüge. In Damaskus sperrte der Statthalter des Königs Aretas die Stadt ab und wollte mich greifen, aber ich wurde in einem Korb zum Fenster hinaus durch die Mauer niedergelassen und entrann aus seinen Händen (2. Kor 11,16-33).
Die Offenbarungen des Herrn:
Das Rühmen nützt mir ja nichts. Doch ich will kommen auf die Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn. Ich kenne einen Menschen in Christus, der wurde vor vierzehn Jahren entrückt bis in den dritten Himmel. Derselbe Mensch wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann. Diesen will ich rühmen, mich selbst aber will ich mich nichts rühmen, nur meine Schwachheit. Doch wenn ich mich rühmen wollte, täte ich dabei nicht töricht, denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich lasse das aber sein, damit nicht jemand mich höher achte, als er an mir sieht oder von mir hört.
Und damit ich nicht überheblich werde wegen der hohen Offenbarung, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Helfer, der mich mit Fäusten schlägt, damit ich nicht übermütig werde. Deshalb habe ich dreimal zum Herrn gefleht, daß er von mir weiche. Und er hat zu mir gesagt: „Gib dich zufrieden mit meiner Gnade, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen. Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark [Paulus spielt hier an auf eine Krankheit, aber man weiß nicht, um welche Krankheit es sich handelt] (2. Kor 12, 1-10).
Die Liebe des Apostels zu seiner Gemeinde:
Ich bin ein Narr geworden während des Rühmens. Dazu habt ihr mich gezwungen. Denn ich sollte von euch gelobt werden, zumal ich nichts weniger bin, als die „hohen“ Apostel sind, obwohl ich nichts bin. Denn es sind ja die Zeichen eines Apostels unter euch geschehen mit aller Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten. Worin seid ihr zu kurz gekommen gegen über den andern Gemeinden, außer daß ich selbst euch nicht zur Last gefallen bin? Vergebt mir diese Sünde!
Ich bin bereit, zum drittenmal zu euch zu kommen, und will euch nicht zur Last fallen. Denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern. Ich aber will sehr gern hingeben und hingegeben werden für eure Seelen, obwohl ich euch gar sehr liebe, und doch weniger geliebt werde.
So sei es also: Ich habe euch nicht beschwert. Oder bin ich tückisch gewesen oder habe ich euch mit Hinterlist gefangen. Habe ich aber etwa jemand übervorteilt durch einen von denen, die ich zu euch gesandt habe? Ich habe Titus ermahnt und mit ihm gesandt einen Mitchristen. Hat euch etwa Titus übervorteilt? Sind wir nicht in einem Geist gewandelt? Sind wir nicht in einerlei Fußtapfen gegangen? (2. Kor 12,11-18).
Baldiges Kommen des Apostels:
Meint nicht, wir würden uns vor euch verantworten? Wir reden in Christus vor Gott. Aber das alles geschieht, meine Liebsten, euch zur Besserung. Denn ich fürchte, daß ich euch nicht finde, wie ich will, wenn ich komme, und ihr mich auch nicht findet.
Ich fürchte, daß mein Gott mich demütigt bei euch und ich müsse Leid tragen über viele, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben für die Unreinigkeit und Hurerei und Unzucht, die sie getrieben haben. Wenn ich noch einmal komme, dann will ich niemand schonen.
Und wenn wir auch schwach sind, so leben wir doch in der Kraft Gottes unter euch. Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Ich hoffe aber, ihr erkennt, daß wir nicht untüchtig sind. Ich bitte aber Gott, daß ihr nichts Übles tut. Wir freuen uns aber, wenn wir schwach sind, und ihr mächtig seid. Und dasselbe wünschen wir auch, nämlich eure Vollkommenheit. Deshalb schreibe ich auch dieses in Abwesenheit, damit ich nicht, wenn ich gegenwärtig bin, Schärfe brauchen müsse nach der Macht, die mir der Herr gegeben hat, um zu bessern und nicht zu verderben.
Zuletzt, liebe Mitchristen, freut euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Gottesgeistes sei mit euch allen! Amen (2. Kor 12,19 - 13,13).
Römerbrief
Der Brief wurde wahrscheinlich in Korinth geschrieben, als er bei dem Korinther Gaius wohnte. Phoibe aus Kenchreai (Röm 16,1) brachte den Brief wahrscheinlich nach Rom. Er wurde offensichtlich verfaßt, nachdem die Sammlung für Jerusalem abgeschlossen war und Paulus kurz vor seiner Abreise nach Jerusalem stand, also den Jahren zwischen 56 bis 58.
Das Christentum hatte in Rom zunächst unter den vielen Juden Anhänger gefunden. Doch zur Zeit des Römerbriefs waren Christen in den jüdischen Bethäusern schon nicht mehr geduldet und die Kirche bestand aus Judenchristen und Heidenchristen. Im Ablauf des Briefes wechselt Paulus die Ansprechpartner: Zum Teil scheint er sich an die Judenchristen, dann an Heidenchristen und manchmal auch an die ganze Gemeinde zu richten. Die Gemeinde muß schon eine beachtliche Größe erreicht haben und sie war auf mehrere Hausgemeinden verteilt.
Der Römerbrief hatte eine kirchengeschichtliche Wirkung wie kein anderes biblisches Buch. So hatte Martin Luther während der Lektüre des Römerbriefs (genauer: beim Studium von Röm 1,16 und17) die Erkenntnis, daß allein Gottes Gnade den Menschen vor Gott gerecht sein läßt, was später zentrales Element der Reformation wurde. Luther schätzte den Brief als so zentral ein, daß man – selbst wenn man kein anderes biblisches Buch kennt – Christus gezeigt bekommt und alles erfährt, was wichtig ist.
Kapitel 1-4: Das zentrale Thema des Briefes ist das die frohe Botschaft von Jesus Christus. Paulus zeigt, daß alle Menschen schuldig sind und für ihre Sünden gegenüber Gott verantwortlich. Nur durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi kann die Menschheit Erlösung erlangen. Gott ist deshalb gerechter Richter und gleichzeitig derjenige, der gerecht macht. Als Antwort auf Gottes freie, souveräne und gnädige rettende Tat, können wir durch den Glauben gerechtfertigt werden. Paulus benutzt das Beispiel Abrahams, um zu zeigen, daß die Menschheit durch den Glauben und nicht durch Werke vor Gott gerecht gemacht wird].
Kapitel 5-8: Hier versucht Paulus seine Leser zu überzeugen, daß sie ihrer Hoffnung auf Erlösung versichert sein können, und daß die Gläubigen von der Knechtschaft der Sünde und der Beherrschung durch das Gesetz befreit sind.
Kapitel 9-11: Hier behandelt Paulus die Treue Gottes zum Volk Israel: Gott steht treu zu seinen Verheißungen, aber nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israel (9,6b). Paulus betont die Freiheit Gottes in der Wahl derer, die er rettet, und derer, die er nicht rettet, aber schließt das Thema mit der Verheißung, daß wenn die Heiden in voller Zahl das Heil erlangt haben auch ganz Israel gerettet werden wird (11,25f.).
Kapitel 12-16: Hier beschäftigt sich Paulus damit, wie das die frohe Botschaft die Gläubigen verwandelt, und geht auf das Verhalten ein, das aus dieser Verwandlung folgt. In diesem Teil spricht Paulus auch die Spannungen zwischen denen, die die jüdischen Traditionen befolgen, und denen, die dies nicht tun, an. Die abschließenden Verse enthalten eine Beschreibung seiner Reisepläne und persönliche Grüße. Ein Drittel der namentlich Angesprochenen sind Frauen. Ein Anzeichen für die wichtige Rolle, die Frauen in der frühen Kirche Roms spielten].
Paulus stellt sich vor:
Paulus, ein Diener Jesu Christi, berufen zum Apostel, ausgesondert, zu predigen die frohe Botschaft Gottes, die er schon vorher verheißen hat durch seine Propheten in der Heiligen Schrift, von seinem Sohn, der geboren ist aus den Nachkommen Davids und eingesetzt als ein Sohn Gottes nach dem Geist Gottes, seit er auferstanden ist von den Toten, Jesus Christus, unser Herr, durch den wir haben empfangen Gnade und Apostelamt, unter allen Heiden den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter seinem Namen, unter denen auch ihr seid, die berufen sind von Jesus Christus, an alle in Rom, den Liebsten Gottes und berufenen Heiligen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Als erstes danke ich meinem Gott durch Jesus Christus wegen euch allen, daß man von eurem Glauben in aller Welt erzählt. Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich diene in meinem Geist an der Botschaft von seinem Sohn, daß ich ohne Unterlaß an euch denke und immer in meinem Gebet flehe, daß es einmal möglich wird, daß ich durch Gottes Willen zu euch käme. Denn mich verlangt, euch zu sehen, damit ich euch etwas mitteile von der geistlichen Gabe, um euch zu stärken; das heißt, daß ich mit euch getröstet würde durch euren und meinen Glauben, den wir untereinander haben.
Ich will euch aber nicht vorenthalten, liebe Mitchristen, daß ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, daß ich auch unter euch Frucht schaffte wie unter andern Ungläubigen. Aber bisher bin ich daran gehindert worden. Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Unweisen. Darum - soweit es an mir liegt - bin ich gewillt, auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen.
Denn ich schäme mich wegen der frohen Botschaft von Christus nicht. Denn sie ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden in erster Linie, aber auch die Griechen.
Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die kommt aus Glauben in Glauben, wie denn geschrieben steht: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben!“ (Röm 1,1-17)
Die Gottlosigkeit der Andersgläubigen:
Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit gefangenhalten. Denn was man von Gott weiß, ist unter ihnen erkennbar, denn Gott hat es ihnen offenbart, damit Gottes unsichtbares Wesen (seine ewige Kraft und Gottheit) , gesehen wird an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt. So haben sie keine Entschuldigung, weil sie wußten, daß es einen Gott gibt, und haben ihn nicht als einen Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen zugewandt, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert.
Weil sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild, das gleich ist dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. Darum hat sie auch Gott dahingegeben in die Gelüste ihrer Herzen, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst. Sie haben Gottes Wahrheit verwandelt in die Lüge und haben geehrt und dem Geschöpfe mehr gedient als dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.
Darum hat sie auch Gott dahingegeben in schändliche Lüste: Ihre Frauen haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen. Auch die Männer haben den natürlichen Umgang mit der Frau verlassen und sind aneinander entbrannt in ihren Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben. Abner sie haben den Lohn ihrer Verirrung (wie es denn sein sollte) an sich selbst empfangen.
Wie sie es für nichts geachtet haben, daß sie Gott erkannten, hat Gott sie auch dahingegeben in ihren verkehrten Sinn und zu tun, was nicht taugt. Sie sind voll alles Ungerechten, Hurerei, Schalkheit, Geizes, Bosheit, voll Neides, Mordes, Haders, List, Tücke, Ohrenbläser, Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hoffärtig, ruhmredig, auf Böses sinnend, den Eltern ungehorsam, Unvernünftige, Treulose, Lieblose, unversöhnlich, unbarmherzig. Sie wissen, daß des Todes würdig sind, die so etwa tun, und tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun (Röm 1,18-32).
Die Schuld der Juden:
Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet. Denn worin du einen andern richtest, verdammst du dich selbst, zumal du eben dasselbe tust, was du richtest. Denn wir wissen, daß Gottes Urteil richtig ist über die, die so etwas tun. Denkst du aber, o Mensch, der du dasselbe tust, daß du dem Urteil Gottes entrinnen werdest? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmütigkeit? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Umkehr anleitet?
Du aber nach deinem unzugänglichen und unbußfertigen Herzen häufst dir selbst den Zorn auf den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, der einem jeden geben wird nach seinen Werken: Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken nach dem ewigen Leben trachten. Ungnade und Zorn aber über die, die zänkisch sind und der Wahrheit nicht gehorchen, aber dann der Ungerechtigkeit gehorchen.
Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, vor allem über die Juden, aber auch über die Griechen. Preis aber und Ehre und Friede all denen, die Gutes tun, vor allem den Juden und auch den Griechen. Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott.
Die ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren werden. Und die unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durch das Gesetz verurteilt werden, zumal vor Gott nicht die gerecht sind, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun.
Denn die Andersgläubigen, die das Gesetz nicht haben, aber doch von Natur des Gesetzes Werk tun, sind sich selbst ein Gesetz, und sie beweisen, daß das Werk des Gesetzes ist in ihren Herzen geschrieben, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen. So wird es sein an dem, an dem Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird, wie es meine Botschaft besagt (Röm 2,1-16)
Gesetz und Beschneidung:
Siehe, du bist ein Jude und verläßt dich aufs Gesetz und rühmest dich Gottes und kennst seinen Willen. Und weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist, prüfst du, was als Bestes zu tun sei, und nimmst dir heraus, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht derer, die in Finsternis sind, ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Einfältigen. Du hast im Gesetz vor Augen, was zu wissen und was recht ist. Nun lehrst du andere, aber lehrst dich selber nicht. Du predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst. Du sprichst, man solle nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe. Du verabscheust die Götzen, und beraubst ihre Tempel. Du rühmst dich des Gesetzes, und schändest Gott durch Übertretung des Gesetzes.
Die Beschneidung ist wohl nützlich, wenn du das Gesetz hältst. Hältst du das Gesetz aber nicht, so bist du aus einem Beschnittenen schon ein Unbeschnittener geworden. Wenn nun der Unbeschnittene das Gesetz hält, meinst du nicht, daß dann der Unbeschnittene wie ein Beschnittener angesehen wird? So wird der, der von Natur unbeschnitten ist und das Gesetz einhält, dich richten, der du unter dem Buchstaben und der Beschneidung bist und das Gesetz übertrittst.
Denn nicht der ist ein Jude, der auswendig ein Jude ist. Es ist auch nicht das eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht. Sondern das ist ein Jude, der inwendig verborgen ein Jude ist. Die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Wenn ein solcher Mensch gelobt wird, dann kommt das nicht von den Menschen, sondern von Gott (Röm 2, 17-29).
Alle Menschen sind schuldig vor Gott:
Was haben denn die Juden für Vorteil, oder was nützt die Beschneidung? In der Tat sehr viel. Zum ersten: Ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat. Daß aber einige nicht daran glauben, was macht das aus? Sollte ihr Unglaube Gottes Glauben aufheben? Das kann nicht sein! Es bleibe vielmehr so, daß Gott sei wahrhaftig und alle Menschen Lügner. Ist es aber so, daß unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit preist, was wollen wir sagen? Ist denn Gott nicht ungerecht, wenn er darüber zürnt? (Ich rede so auf Menschenweise). Das kann nicht sein! Wie könnte sonst Gott die Welt richten? Denn wenn die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird, warum sollte ich dann noch als Sünder gerichtet werden. Sollten wir es dann nicht vielmehr so tun, wie wir bezichtigt werden und wie einige sprechen, daß wir sagen würden: „Laßt uns Übles tun, damit Gutes herauskomme?“ Deren Verdammnis ist ganz recht.
Was sagen wir denn nun? Haben wir einen Vorteil? Gar keinen. Denn wir haben schon oben bewiesen, daß beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind.
So steht es schon in den alten Schriften geschrieben: „Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist kein Verständiger, keiner der nach Gott fragt.
Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer!“ Wir wissen aber: Was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit der Mund aller verstopft werde und alle Welt Gott schuldig sei. Kein Fleisch kann durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde (Röm 3,1-20).
Allein durch den Glauben:
Nun ist aber ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart und bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich spreche aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen Gläubigen. Denn es ist kein hier Unterschied: Sie sind allemal Sünder und entbehren des Ruhms, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Jesus Christus geschehen ist. Diesen hat Gott für den Glauben hingestellt zu einem Sühneopfer in seinem Blut, damit Gott gewähre die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt. Denn er hat die Sünde vergangener Zeiten getragen in göttlicher Geduld, damit er in unseren Zeiten die Gerechtigkeit gewähre, die vor ihm gilt, damit er allein gerecht sei und gerecht mache den, der an Jesus glaubt.
Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch der Werke Gesetz? Nein, sondern durch des Glaubens Gesetz. So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Oder ist Gott allein der Gott der Juden? Ist er nicht auch der Gott der Andersgläubigen? Ja freilich, auch der Andersgläubigen Gott. Denn es ist ein einziger Gott, der gerecht macht die Beschnittenen aus dem Glauben und die Unbeschnittenen durch den Glauben. Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das kann nicht sein, sondern wir richten das Gesetz auf (Röm 3, 21-31)
[Dieser Abschnitt brachte Martin zusammen mit Röm 1,17 Luther zu seiner reformatorischen Erkenntnis, daß allein der Glaube einen Menschen vor Gott gerecht machen kann, nicht seine guten Werke. Das Wort „allein“ steht dabei nicht im griechischen Urtext, aber Luther rechtfertigt in einer Abhandlung mit vielen Beispielen, daß man im Deutschen dieses Wort einfügen muß, um den Sinn des Gemeinten zutreffen].
Das Beispiel Abrahams:
Was sagen wir denn, was unser Vorfahren Abraham erlangt habe? Das sagen wir: Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. Was sagt denn die heilige Schrift? „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit angerechnet worden!“Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der glaubt an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit.
Schon im Psalm heißt es: „Glückselig ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht zurechnet!“
Gilt diese Seligkeit nun den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Als Abraham sein Glaube zur Gerechtigkeit zugerechnet wurde, war er da beschnitten oder unbeschnitten? Er war unbeschnitten. Das Zeichen der Beschneidung empfing er als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er schon hatte, als er noch nicht beschnitten war. So sollte er der Vater aller Glaubenden werden, die nicht beschnitten sind, damit auch ihnen das angerechnet zur Gerechtigkeit werde und damit er auch würde ein Vater der Beschneidung für die, die nicht nur beschnitten sind, sondern auch leben in den Fußtapfen des Glaubens.
Denn die Verheißung, daß er der Erbe der Welt sein sollte, ist nicht durchs Gesetz für Abraham oder seine Nachkommen gegeben worden, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Denn wo die durch das Gesetz die Erben sind, so ist der Glaube nichts, und die Verheißung ist abgetan, Denn das Gesetz richtet nur Zorn an, denn wo das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung.
Deshalb muß die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, damit sie aus Gnaden sei und die Verheißung fest bleibe für alle Nachkommen, nicht dem allein, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist. Er hat Gott geglaubt, der lebendig macht die Toten und ruft dem, was nicht ist, daß es sei.
Und er hat geglaubt auf Hoffnung, als nichts zu hoffen war, damit er würde ein Vater vieler Völker. Und er wurde nicht schwach im Glauben, sah auch nicht seinem eigenen Leib an, der schon abgestorben war (weil er schon fast hundertjährig war), auch nicht den abgestorbenen Leib der Sara. Er zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern er wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wußte ganz gewiß, daß Gott auch tut, was er verheißt.
Darum ist es ihm nach den alten Schriften auch zur Gerechtigkeit angerechnet worden. Das ist aber nicht geschrieben allein um seinetwillen, sondern auch um unsertwillen. Es soll uns zugerechnet werden, wenn wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten, der um unsrer Sünden willen dahingegeben ist und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt wurde (Röm 4).
Frieden mit Gott:
Wenn wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir auch den Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der traurigen Dinge, weil wir wissen, daß diese Geduld bringen, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden. Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Geist Gottes, der uns gegeben ist.
Denn Christus ist für uns Gottlose gestorben zu der Zeit, als wir noch schwach waren.
Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen, aber um des Guten willen wird vielleicht jemand sterben. Darum erweist Gott seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. So werden wir auch durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir durch sein Blut gerecht geworden sind. Denn wenn wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, wenn wir nun versöhnt sind. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir nun die Versöhnung empfangen haben (Röm 5,1-11).
Adam und Christus:
Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist auch der Tod zu allen Menschen hindurchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam. Aber wo kein Gesetz ist, da wird die Sünde nicht zugerechnet.
Doch herrschte der Tod von Adam an bis auf Moses auch über die, die nicht gesündigt haben mit der gleichen Übertretung wie Adam. Aber es verhält sich nicht mit der Gabe wie mit der Sünde.
Denn wenn an der Sünde eines Menschen viele gestorben sind, so ist viel mehr wird Gottes Gnade und Gabe reichlich widerfahren vielen Menschen durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.
Und die Gabe ist nicht so gekommen, wie durch einen Sünder alles Verderben. Denn das Urteil ist hat aus Sünde des einen zur Verdammnis geführt. Die Gabe aber hilft auch aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit. Denn wenn um des einen Sünde willen der Tod geherrscht hat durch den einen, wieviel mehr werden die, die die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch einen, durch Jesus Christus.
Wie nun durch die Sünde des einen Menschen Adam die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des einen Menschen Jesus die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. Denn wie durch eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen viele zu Gerechten.
Das Gesetz aber ist dazwischen gekommen, damit die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden. Und das aus dem Grund: Wie die Sünde geherrscht hat zum Tod, so herrsche auch die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn (Röm 5, 12-21).
Neues Leben:
Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, damit die Gnade umso mächtiger werde? Das kann nicht sein! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Wißt ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit wie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so sollen auch wir in einem neuen Leben sein. Wenn wir aber in ihn eingepflanzt werden zu gleichem Tod, so werden wir ihm auch in seiner Auferstehung gleich sein, weil wir wissen, daß unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der sündige Leib aufhöre und wir in Zukunft der Sünde nicht mehr dienen.
Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt und frei von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, und wissen, daß Christus, von den Toten auferweckt, nicht wieder stirbt und der Tod wird in Zukunft nicht mehr über ihn herrschen. Denn wenn er gestorben ist, dann ist er für die Sünde gestorben ein für allemal. Wenn er aber lebt, das lebt er für Gott. Also haltet auch ihr euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt für Gott in Christus Jesus, unserm Herrn.
So laßt nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib und seinen Lüsten nicht Gehorsam leisten. Gebt auch nicht der Sünde eure Glieder als Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch selbst Gott, wie Menschen, die aus den Toten lebendig sind. Stellt eure Glieder zur Verfügung für Gott als Waffen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, zumal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.
Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter der dem Gesetz sind, sondern unter der Gnade? Das kann nicht sein! Wißt ihr nicht: Bei wem ihr euch als Sklaven in Gehorsam begebt, dessen Sklaven seid ihr, es sei der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit? Gott sei aber gedankt, daß ihr Sklaven der Sünde gewesen seid, aber nun von Herzen gehorsam geworden seid dem Vorbild der Lehre, welcher ihr ergeben seid. Wenn ihr nun ihr frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Diener der Gerechtigkeit geworden.
Ich muß menschlich davon reden um der Schwachheit eures Fleisches willen. Wie ihr eure Glieder zum Dienst der Unreinigkeit zur Verfügung gestellt habt und von einer Ungerechtigkeit zur andern, so begebt nun auch eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, damit sie heilig werden. Denn als ihr der Sünde Sklaven wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit. Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht? Ein Frucht, derer ihr euch jetzt schämt, denn ihr Ende ist der Tod. Wenn ihr nun aber seid frei geworden von der Sünde und Gottes Diener, habt ihr eure Frucht, damit ihr heilig werdet. Das Ende ist dann das ewige Leben. Denn der Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn (Röm 6).
Das Gesetz:
Wißt ihr nicht, daß das Gesetz herrscht über den Menschen solange er lebt? Denn eine Frau, die unter dem Manne ist, die ist an ihn gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt. Wenn aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, das den Mann betrifft. Wenn sie sich nun einen andern Mann hingibt, solange der Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin genannt. Wenn aber der Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz und ist nicht mehr eine Ehebrecherin, wenn sie sich einem andern Mann zuwendet.
So seid auch ihr durch den Leib Christi getötet für das Gesetz. Nun gehört ihr einem anderen, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, damit ihr Gott Frucht bringt. Denn als wir im Fleisch waren, da waren die sündigen Lüste kräftig in unsern Gliedern, um dem Tod seine Frucht zu bringen. Nun aber sind wir vom Gesetz los und dem abgestorben, das uns gefangen hielt, so daß wir dienen sollen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.
Was wollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das kann nicht sein! Aber die Sünde erkannte ich nicht, außer durch das Gesetz. Denn ich wußte nichts von der Lust, wenn das Gesetz nicht hätte gesagt: „Begehre nichts!“ Die Sünde nahm Ursache am Gebot und erregte in mir allerlei Lust, denn ohne das Gesetz war die Sünde tot. Ich aber lebte vorher ohne Gesetz. Als aber das Gebot kam, wurde die Sünde wieder lebendig. Ich aber starb. Und es stellte sich heraus, daß das Gebot bei mir zum Tode führte, wo es mir doch zum Leben gegeben war. Denn die Sünde nahm Anlaß am Gebot und betrog mich und tötete mich durch dasselbe Gebot. Das Gesetz ist ja heilig, und das Gebot ist heilig, recht und gut.
Was gut ist, kann mir nicht zum Tod werden.
Aber damit die Sünde erst so richtig erscheine, wie sie Sünde ist, hat sie mir durch das Gute den Tod gewirkt, damit die Sünde überaus sündig würde durchs Gebot. Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist. Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will, sondern, was ich hasse, das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, daß das Gesetz gut ist. So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Denn ich weiß, daß in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht. Aber das Böse, das ich nicht will, das tue ich. So ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
So finde ich, der ich das Gute tun will, ein Gesetz, daß mir nur das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und nimmt mich gefangen in das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leib dieses Todes? Ich danke Gott durch Jesus Christus, unserm Herrn. So diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleische dem Gesetz der Sünde (Röm 7).
Die Überwindung des Gesetzes:
So gibt es nun keine Verdammnis an denen, die in Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war, das tat Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert wird, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.
Denn die fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt, die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede. Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft gegen Gott, zumal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. So nun aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.
Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, weil sein Geist in euch wohnt. So sind wir nun nicht Schuldner gegenüber dem Fleisch, so daß wir nach dem Fleisch leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen. Wenn ihr aber durch den Geist die Geschäfte des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.
Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen sklavischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: „Abba, lieber Vater!“ Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir mit leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Denn ich bin der Meinung, daß die Leiden dieser Zeit der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns enthüllt werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenlegung der Kinder Gottes. Die Kreatur ist ja der Vergänglichkeit unterworfen ohne ihren Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen hat, aber im Blick auf eine Hoffnung. Denn auch die Kreatur wird frei werden vom Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immer.
Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben als erste die Gabe des Geistes, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf die Erlösung unsers Leibes. Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung, denn wie kann man auf das hoffen, das man sieht? Wenn wir aber auf etwas hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir doch darauf in Geduld.
Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie es sich gebührt, sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was der Geist vorhat, denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt.
Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach Gottes Plan berufen sind. Denn die er zuvor ausgesucht hat, die hat er auch dazu bestimmt, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber bestimmt hat, die hat er auch berufen. Dier er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht und die hat er auch herrlich gemacht.
Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein? Er hat auch seinen eigenen Sohnes nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?
Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn (Röm 8).
Gottes Weg mit Israel:
Ich habe große Traurigkeit in meinem Herzen wegen meiner Landsleute. Ihnen gehören doch auch die Kindschaft und der Bund mit Gott. Aus ihnen kommt doch der irdische Christus her. Aber es sind nicht die Gottes Kinder, die nach dem Fleisch die Kinder sind; sondern die Kinder der Verheißung werden zu den Nachkommen gerechnet. Denn Gott spricht schon zu Mose: „Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich!“So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. So erbarmt er sich nun, über den er will, und macht den abweisend, den er will.
Vielleicht sagt ihr nun zu mir: Was beschuldigt er uns denn? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? Hat nicht ein Töpfer die Macht, aus einem Klumpen ein Gefäß zu machen zur Ehre und das andere zur Unehre?
Obwohl Gott seinen Zorn zeigen wollte und kundtun seine Macht, hat er mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die zugerichtet sind zur Verdammnis, damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Andersgläubigen.
Die Andersgläubigen, die nicht nach der Gerechtigkeit getrachtet haben, die haben Gerechtigkeit erlangt, die aus dem Glauben kommt. Israel aber hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgetrachtet, und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht. Warum das? Weil sie es nicht aus dem Glauben, sondern aus den Werken des Gesetzes suchen.
Liebe Mitchristen, meines Herzens Wunsch ist es - und ich flehe auch zu Gott für Israel - daß sie selig werden. Denn ich bezeuge ihnen, daß sie eifern um Gott, aber mit Unverstand. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht untertan. Denn Christus ist des Gesetzes Ende. Wer an den glaubt, der ist gerecht.
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht, und wenn man mit dem Mund bekennt, so wird man selig. Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber aus dem Wort Gottes. Ich sage aber: Haben sie es nicht hören können? Es ist ja in alle Lande ausgegangen der Ruf Gottes. Hat es Israel nicht erkannt?
Hat vielleicht Gott sein Volk verstoßen? Das kann nicht sein! Denn ich bin auch ein Israelit aus dem Volksstamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor auserwählt hat. Wenn es aber aus Gnade geschieht, so ist es nicht aus Verdienst der Werke, sonst würde Gnade nicht Gnade sein.
Wie denn nun? Was Israel sucht, das erlangte es nicht. Die Auserwählten aber erlangten es. Die andern sind unzugänglich („verstockt“). Aber aus ihrem Fall ist den Andersgläubigen das Heil widerfahren, damit Israel ihnen nacheifern sollte. Ich möchte die, die meine Landsleute sind, zum Nacheifern reizen und einige von ihnen selig machen.
Euch aber sage ich: Wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. Wenn aber nun einige von den Zweigen herausgebrochen sind und ein wilder Ölbaum unter sie gepfropft wurde und nun Anteil an der Wurzel und dem Saft im Ölbaum hat, so rühme dich nicht gegenüber den Zweigen. Rühmst du dich aber als ehemaliger Andersgläubiger ihnen gegenüber, so sollst du wissen, daß du nicht die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.
Nun sprichst du: Die Zweige sind herausgebrochen, damit ich hineingepfropft werde. Das stimmt in gewisser Hinsicht schon: Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen. Du aber stehst nur durch den Glauben anders da. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich. Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er vielleicht dich auch nicht verschonen.
Darum schau an die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte aber an dir, sofern du an der Güte bleibst. Sonst wirst du auch abgehauen werden, und jene, die nicht bleiben im Unglauben, werden wieder eingepfropft werden. Gott kann sie wohl wieder einpfropfen.
Ich will euch, liebe Mitchristen, dieses Geheimnis nicht vorenthalten: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Masse der Andersgläubigen in die Herrschaft Gottes hineingegangen ist und dann das ganze Israel selig werde. Sie sind zwar im Vergleich zu euch Feinde, aber nach Gottes Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen. Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht reuen.
Denn wie auch ihr einst nicht habt geglaubt an Gott, nun aber wegen ihrs Unglaubens Barmherzigkeit erlangt habt, so haben auch jene jetzt nicht an die Barmherzigkeit glauben wollen, die euch widerfahren ist, damit sie auch Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, damit er sich aller erbarme.
O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind sein Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Oder wer hat ihm vorher etwas gegeben, damit ihm etwas wiedervergolten wird? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen (Röm 9-11, gekürzt, vor allem die Zitate aus dem Alten Testament wurden weggelassen).
Das christliche Leben:
Ich ermahne euch nun, liebe Mitchristen, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber t zum Opfer gebt, das lebendig und heilig und Gott zum Wohlgefallen ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille ist. Denn ich sage jedermann unter euch durch die Gnade, die mir gegeben ist, daß niemand mehr von sich hält es sich zu halten gehört, sondern daß er von sich bescheiden denke, ein jeder je nach dem, wie Gott das Maß des Glaubens ausgeteilt hat.
Denn wie wir in einem Leibe viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied, und haben manche Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Hat jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben gemäß. Hat jemand ein Amt, so nehme er das Amt wahr. Lehrt jemand, so kümmere er sich um die Lehre. Ermahnt jemand, so kümmere er sich um das Ermahnen. Gibt jemand, so gebe er mit reinem Sinn. Regiert jemand, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er es mit Lust
(Röm 12,1-8)
Herzliche Gemeinschaft:
Die Liebe sei nicht falsch. Haßt das Arge, hängt dem Guten an. Die menschliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Hochachtung zuvor. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dienet dem Herrn (oder andere Überlieferung: „Schickt euch in die Zeit“). Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Nehmt andere gern bei euch auf. Segnet, die euch verfolgen, segnet und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.
Seid euch untereinander einig. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Bemüht euch um Anständigkeit gegen jedermann. Wenn es möglich ist, so habt mit allen Menschen Frieden, soviel euch möglich ist. Rächt euch nicht selber, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes. Wenn dein Feind Hunger hat, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem (Röm 12,9-21).
Die Regierenden:
Jeder sei der Staatsgewalt gehorsam, die Macht über ihn hat. Denn es ist keine Staatsgewalt ohne von Gott. Wo aber eine solche Gewalt ist, die ist von Gott eingesetzt. Wer sich der Staatsgewalt widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung. Die aber Widerstand leisten, werden über sich ein Urteil empfangen.
Denn die Gewaltigen sind nicht bei den guten Werken zu fürchten, sondern bei den bösen. Willst du dich aber nicht fürchten willst vor der Staatsgewalt, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben. Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Wohl. Tust du aber Böses, so fürchte dich, denn der Staat trägt das Schwert nicht umsonst. Die Staatsgewalt ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.
Darum ist es notwendig, gehorsam zu sein, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen. Deshalb müßt ihr ja auch Steuer geben, denn die Staatsdiener sind Gottes Diener, die ständig auf diesen Dienst bedacht sind. So gebt nun jedermann, was ihr schuldig seid: Steuer, wem die Steuer zusteht, Zoll, wem der Zoll zusteht, Furcht, wem die Furcht zusteht, Ehre, wem die Ehre zusteht (Röm 13,1-7).
Die Liebe:
Seid niemand etwas schuldig, außer daß ihr euch untereinander liebt. Denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was in den Geboten gesagt ist: „Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch Zeugnis geben, du sollst keine Begierde nach irgend etwas haben!“ und was es noch anderen Geboten gibt, das wird in diesen Worten zusammengefaßt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ Denn die Liebe tut dem Mitmenschen nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung (Röm 13,8-10).
De r Tag des Herrn:
Wir wissen, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, zumal unser Heil jetzt näher ist, als damals, als wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes. Laßt uns ehrbar wandeln, wie man das am Tag macht, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid. Sondern zieht an den Herrn Jesus Christus und kümmert euch um euren Leib, doch so, daß ihr seinen Begierden verfallt (Röm 13,11-14).
Die Schwachen und Starken im Glauben:
Den Schwachen im Glauben nehmt auf und verwirrt die Gewissen nicht. Der Eine glaubt, er dürfe alles essen. Wer aber schwach ist, der ißt Kraut. Wer Fleisch ißt, der verachte den nicht, der es nicht ißt. Und wer kein Fleisch ißt, der richte den nicht, der es ißt, denn Gott hat auch ihn aufgenommen. Wer bist du, daß du Untergebenen eines Fremden richtest? Er steht oder fällt nach dem Urteil seines Dienstherrn. Er kann aber sehr wohl auch aufgerichtet werden, denn Gott kann ihn wohl aufrichten.
Einer hält einen Tag höher als den andern, der andere aber hält alle Tage gleich. Ein jeder sei in seiner Meinung gewiß. Wer etwas auf die Tage hält, der tut es für den Herrn. Und wer nichts darauf hält, der tut es auch für den Herrn. Wer ißt, der ißt für den Herrn, denn er dankt Gott. Wer nicht ißt, der ißt für den Herrn nicht und dankt Gott.
Denn keiner von uns lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, ob wir nun leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebendige der Herr sei.
Du aber, was richtest du deinen Mitmenschen? Oder, du anderer, was verachtest du deinen Mitmenschen? Wir werden alle vor den Richtstuhl Christi gestellt werden. So wird nun ein jeder für sich selbst vor Gott Rechenschaft geben. Darum laßt uns nicht mehr einer den andern richten, sondern richtet es vielmehr so ein, daß niemand seinem Mitmenschen einen Anstoß oder Ärgernis darstelle.
Ich weiß und bin gewiß in dem Herrn Jesus, daß nichts von selbst unrein ist. Es ist nur unrein für den, der es für unrein ansieht. Wenn aber dein Bruder wegen deines Essens betrübt wird, so lebst du schon nicht mehr nach der Liebe. Bringe den nicht mit deinem Essen ins Verderben, um dessen Willen Christus gestorben ist.
Darum müht euch, daß das Gute an euch schlecht gemacht wird. Denn die Herrschaft Gottes besteht nicht in Essen und Trinken, sondern in Gerechtigkeit und Friede und Freude im Geiste Gottes. Wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und den Menschen etwas wert. Darum laßt uns dem nachstreben, was dem Frieden und zur Besserung untereinander dient. Zerstöre nicht wegen des Essens das Werk Gottes. Es ist zwar alles rein. Aber es ist nicht gut, wenn einer etwas ißt und hat dabei Gewissensbisse.
Es ist besser, wenn du dann kein Fleisch ißt und keinen Wein trinkst und tust nichts, woran sich dein Mitchrist stößt oder ärgert oder schwach wird. Hast du den starken Glauben, so habe ihn für dich vor Gott. Selig ist, der sich selbst kein Gewissen macht bei dem, was er für Recht hält. Wer aber darüber zweifelt, und ißt doch, der ist verdammt, denn es kommt nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde
Wir aber, die wir stark sind, sollen die Schwäche der Schwachen tragen und nicht gefallen an uns selber haben. Es lebe ein jeder unter uns so, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Besserung. Denn auch Christus hatte nicht an sich selber Gefallen. Was aber früher geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift eine Hoffnung haben. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid untereinander nach dem Vorbild Jesu Christi, damit ihr einmütig mit einem Munde lobt Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an, wie uns Christus angenommen hat zum Lob Gottes.
Denn ich sage: Jesus Christus ist ein Diener gewesen der Juden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, zu bestätigen die Verheißungen, die den Vätern gegeben wurden. Die Andersgläubigen aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen. Der Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habt durch die Kraft des Geistes Gottes (Röm 14,1 -15,13).
Reisepläne:
Ich weiß aber gar wohl von euch, liebe Mitchristen, daß ihr selber erfüllt seid mit Erkenntnis und daß ihr euch untereinander ermahnen könnt. Ich habe es aber dennoch gewagt und euch etwas schreiben wollen, um euch zu erinnern kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist,
daß ich sein ein Diener Christi unter den Andersgläubigen soll. Ich will wie ein Priester verwalten die frohe Botschaft Gottes, damit die Andersgläubigen ein Opfer werden, das Gott angenehm ist und geheiligt durch den Geist Gottes.
Darum kann ich mich rühmen in Jesus Christus, daß ich Gott diene. Denn ich würde nicht wagen, von etwas zu reden, das Christus nicht durch mich gewirkt hat, um die Andersgläubigen zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk, durch Kraft der Zeichen und Wunder und durch Kraft des Geistes Gottes, so daß ich von Jerusalem an und bis Illyrien alles mit der frohen Botschaft Christi erfüllt habe. Dabei habe ich besonders meine Ehre dareingesetzt, die frohe Botschaft zu predigen, wo der Name Christi nicht bekannt war, damit ich nicht auf einen fremden Grund baute. Das ist auch die Ursache, warum ich so viele Male gehindert worden bin, zu euch zu kommen. Jetzt aber habe ich keinen Raum habe in diesen Ländern, habe aber Verlangen, zu euch zu kommen.
So will ich zu euch kommen, wenn ich reisen werde nach Spanien. Denn ich hoffe, daß ich dabei bei euch durchreisen und euch sehen werde und von euch dorthin geleitet werden möge, aber so doch, daß ich mich zuvor ein wenig an euch erfreue. Nun aber fahre ich hin nach Jerusalem, um den dortigen Christen zu dienen.
Denn die aus Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Geldsammlung gemacht für die Armen Christen in Jerusalem.
Sie haben es willig getan, und sie sind auch deren Schuldner. Denn wenn die ehemals Andersgläubigen Anteil erhalten haben an ihren geistlichen Gütern, ist es nur recht und billig, daß sie ihnen auch in leiblichen Gütern dienen.
Wenn ich aber dieses ausgerichtet und ihnen diesen Ertrag überantwortet habe, will ich durch euch nach Spanien ziehen. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, daß ich mit vollem Segen der Botschaft Christi kommen werde.
Ich ermahne euch aber durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, daß ihr mir helft, für mich zu kämpfen mit Beten zu Gott, damit ich errettet werde vor den Ungläubigen in Judäa, und daß mein Dienst, den ich für Jerusalem tue, angenehm werde den Christen, damit ich mit Freuden zu euch komme durch den Willen Gottes und mich mit euch erfreue. Der Gott aber des Friedens sei mit euch allen! Amen (Röm 15,14-33)
Empfehlung der Phöbe und Grüße:
Ich befehle euch aber unsere Schwester Phöbe an, die im Dienste der Gemeinde in Kenchreä ist, daß ihr sie aufnehme in dem Herrn, wie es sich gehört für Christen, und leistet ihr Beistand in allem Geschäfte, in denen sie euch braucht, denn sie hat auch viel geholfen, auch mir selbst. Grüßt Priscilla und Aquila, meine Helfer in Christus Jesus.
Auch grüßt die Gemeinde in ihrem Haus [Es folgt nun eine lange Reihe von Namen von Personen, die Paulus in Rom kennt]. Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch die Gemeinden Christi.
Ich ermahne euch aber, daß ihr achtet auf die, die Zertrennung und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt. Weicht von ihnen, denn diese dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauch, und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie unschuldige Herzen.
Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kund geworden. Deshalb freue ich mich über euch. Ich will aber, daß ihr weise seid zum Guten und unvermengt mit dem Bösen. Der Gott des Friedens zertrete in kurzem den Satan unter eure Füße. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch!
Es grüßen euch mein Gehilfe Timotheus und Luzius und Jason und Sosipater, meine Freunde. Ich, Tertius, der ich diesen Brief geschrieben habe, grüße euch in dem Herrn. Es grüßt euch Gajus, mein Gastgeber und der der ganzen Gemeinde. Es grüßen euch der Stadtkämmerer Erastus und Quartus. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
Dem aber, der euch stärken kann durch mein Evangelium und die Predigt von Jesus Christus, durch die das Geheimnis offengelegt wurdet, das von der Welt her verschwiegen gewesen ist, demselben Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus in Ewigkeit! Amen (Röm 16)
Philipperbrief
[Die heutige Stadt Philippi hieß zu der Zeit des Paulus Colonia Augusta Julia Philippensis. Sie wurde von Philipp von Mazedonien angelegt und stand seit etwa 167 vor Christus unter römischer Herrschaft. Sie war eine sogenannte Versorgungskolonie für die Ansiedlung entlassener Söldner und wurde nach 31 vor Christus durch Kaiser Augustus neu gegründet. Paulus gründete in Philippi die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden. Im ersten Thessalonicher schreibt Paulus, daß er in Philippi gelitten hatte und mißhandelt worden war und Zwangsarbeit leisten mußte].
Dank und Fürbitte für die Gemeinde:
Paulus und Timotheus, diener Jesu Christi, allen Heiligen in Christus Jesus in Philippi. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott, so oft ich an euch denke, für eure Gemeinschaft an der frohen Botschaft vom ersten Tage an bis heute. Ich bin deshalb guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.
Es ist recht, daß ich so von euch denke. Denn ich habe euch in meinem Herzen in diesem meinem Gefängnis, in dem ich die frohe Botschaft verantworte und bekräftige. Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt von Herzensgrund. Darum bete ich, daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde in allerlei Erkenntnis und Erfahrung, damit ihr prüft, was das Beste sei, damit ihr seid rein und unanstößig auf den Tag Christi, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus geschaffen wird in euch zur Ehre und Lobe Gottes.
Das Leiden des Paulus ist ein Gewinn:
Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: Mein Schicksal ist nur zur Förderung der frohen Botschaft geraten, denn daß ich meine Fesseln für Christus trage, ist bekannt geworden
in dem ganzen Gefängnis und bei allen andern. Viele Mitchristen haben aus meinen Fesseln Zuversicht gewonnen und sind umso mutiger geworden, das Wort Gottes ohne Scheu zu reden. Einige predigen zwar Christus um des Neides und Haders willen, einige aber aus guter Meinung. Einige aber aus Liebe; denn sie wissen, daß ich hier liege, weil ich die frohe Botschaft verkündet habe und mich dafür verantworten muß. Jene verkündigen Christus aus Zank und nicht ehrlich; denn sie wollen mir in meiner Gefangenschaft eine Trübsal zuwenden. Was macht es aber? Wenn nur Christus verkündet wird auf allerlei Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich doch darüber und will mich auch freuen. Denn ich weiß, daß mir dies zum Heil dienen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi. Ich warte sehnlich und hoffe, daß ich in keinem Punkt scheitere, sondern daß mit aller Freudigkeit Christus hoch gepriesen werde an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Wenn aber das Leben im Fleisch dazu dient, mehr Frucht zu schaffen, so weiß ich nicht, was ich wählen soll. Beides setzt mir hart zu: Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre. Aber es ist nötiger, um euretwillen im Fleisch bleiben. Und in guter Gewißheit weiß ich, daß ich bleiben und bei euch allen sein werde, euch zur Förderung und Freude im Glauben, damit ihr euch um meinetwillen sehr rühmen könnt in Christus Jesus, wenn ich wieder zu euch kommen werde.
Lebt nur würdig der frohen Botschaft Christi, damit wenn ich komme und sehe euch oder in der Ferne von euch höre, ihr steht zusammen in einem Geist und einer Seele und mit uns kämpft für den Glauben und euch in keiner Hinsicht erschrecken laßt von den Widersachern, was für sie ein Anzeichen der Verdammnis ist, euch aber ein Zeichen der Seligkeit, und das von Gott. Denn euch ist die Gnade gegeben, um Christi willen beides zu tun: Daß ihr nicht allein an ihn glaubt, sondern auch um seinetwillen leidet und habt denselben Kampf, den ihr an mir gesehen habt und nun von mir hört (Phil 1).
Leben nach dem Vorbild Christi (der Christushymnus):
Wenn nun bei euch Ermahnung in Christus ist und Trost der Liebe und Gemeinschaft des Geistes und herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so macht meine Freude vollkommen, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid. Nichts tut aus Zank oder um eitler Ehre willen, sondern durch Demut achte einer den andern höher als sich selbst. Jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was Sache des andern ist. Jeder sei gesinnt, wie es sich im Bereich des Christus gehört und wie Jesus Christus auch war:
Christus war zwar in göttlicher Gestalt, hielt es aber nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern sah von sich selbst ab und nahm die Gestalt eines Sklaven an und wurde wie ein anderer Mensch und in den Bewegungen wie ein Mensch angesehen.
Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich beugen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters (Phil 2,1-11).
Gott schafft das menschliche Heil:
Meine Liebsten, die ihr immer gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern auch noch viel mehr in meiner Abwesenheit: Müht euch, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist es, der in euch beides wirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel seid und rein und Gottes Kinder, ohne Strafe mitten unter dem verderbten und verkehrten Geschlecht, unter dem ihr scheint als Lichter in der Welt, damit ihr festhaltet an dem Wort des Lebens, mir zu einem Ruhm am Tag Christi, der ich nicht vergeblich gelaufen oder vergeblich gearbeitet habe. Und wenn ich auch geopfert werde bei dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens, so freue ich mich und freue mich mit euch allen. Darüber sollt ihr euch auch freuen und sollt euch mit mir freuen.
Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, daß ich Timotheus bald zu euch senden werde, damit ich auch erfreut werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Ich vertraue aber auf den Herrn, daß auch ich selbst bald kommen werde. Ich hielt es für nötig, Epaphroditus zu euch zu senden, der mein Gehilfe und Mitstreiter ist. Er war todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt, aber auch über mich, damit ich nicht eine Traurigkeit nach der andern hätte (Phil 2,12-30, am Schluß gekürzt).
Warnung für Rückfall in das Gesetz:
Weiter, liebe Mitchristen, freut euch in dem Herrn! Daß ich euch immer wieder dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch nur umso gewisser. Hütet euch vor den Hunden, vor den bösen Arbeitern, vor der Beschneidung!
Denn wir sind die richtige Beschneidung, die wir Gott im Geiste dienen und rühmen uns an Christus Jesus und verlassen uns nicht auf Fleisch, obwohl ich auch Manches habe, daß ich mich des Fleisches rühmen könnte. Wenn ein anderer meint, er könnte sich Fleisches rühmen, ich könnte es viel mehr: Ich bin am achten Tag beschnitten worden, einer aus dem Volk Israel, aus der Sippe Benjamin, ein Hebräer von Hebräern und nach dem Gesetz ein Frommer („Pharisäer“). Ich war ein eifriger Verfolger der Gemeinde, untadelig nach der Gerechtigkeit im Gesetz.
Aber was mir zunächst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als Schaden angesehen. Ja, ich achte es noch immer alles für einen Schaden im Vergleich zu der übergroßen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen habe ich alles als einen Schaden gerechnet, und achte es für Kot, nur damit ich Christus gewinne. Ich möchte angesehen werden als einer, der seine Gerechtigkeit nicht aus dem Gesetz, sondern durch den Glauben an Christus Jesus hat, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird, damit man ihn erkennen kann und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, damit ich seinem Tode ähnlich werde und gelange zur Auferstehung der Toten (Phil 3,1-11).
Das Ziel des christlichen Glaubens:
Es ist nicht so, daß ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei. Ich jage ihm aber nach, damit ich es auch ergreifen möge, nachdem ich von Christus Jesus ergriffen bin. Ich schätze mich selbst noch nicht so ein, daß ich es schon ergriffen hätte. Eines aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vorne ist, und jage nach dem vorher gesteckten Ziel, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
Wer nun unter uns vollkommen ist, die laßt uns so gesinnt sein. Und solltet ihr etwas anderes denken, so wird euch Gott das auch noch offenbaren. Was wir schon erreicht haben, danach laßt uns auch leben. Folgt mir, liebe Mitchristen, und seht auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.
Denn viele leben als Feinde des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist die Verdammnis, denen der Bauch ihr Gott ist, und deren Ehre ist ihre Schande, denn sie sind irdisch gesinnt. Unser Wandel aber ist im Himmel, von wo wir auch warten auf den Heiland Jesus Christus, den Herrn. Er wird unseren schwachen Leib verherrlichen, daß er gleich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung seiner Kraft, mit der er sich alle Dinge untertänig machen kann (Phil 3, 12-21).
Mahnung zur Einigkeit:
Also, meine lieben und ersehnten Mitchristen, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn. Freut euch in dem Herrn allezeit! Und abermals sage ich: Freut euch! Eure Freundlichkeit laßt kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorget nichts! Sondern in allen Dingen laßt eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. 7Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!
Weiter, liebe Mitchristen, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohllautet, etwa eine Tugend oder ein Lob, dem denkt nach! Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut. Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein (Phil 4,1-9).
Paulus bedankt sich bei den Philippern für ihre Gabe:
Ich bin aber hoch erfreut in dem Herrn, daß ihr wieder Kraft habt, für mich zu sorgen, obwohl ihr ja allezeit dafür gesorgt habt, aber die Zeit hat es nicht wollen leiden. Ich sage ich das, weil ich Mangel hätte, denn ich habe gelernt, mich mit dem zu begnügen, was ich habe. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein. Ich bin in allen Dingen und bei allen geschickt, sowohl satt zu sein und zu hungern als auch, übrig zu haben und Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.
Doch ihr habt wohl getan, daß ihr euch meiner Probleme angenommen habt. Ihr von Philippi wißt, daß von Anfang an keine Gemeinde alles mit mir geteilt hat im Geben und Nehmen als ihr allein. Denn auch nach Thessalonich sandtet ihr etwas für meinen Bedarf einmal und danach noch einmal. Ich suche nicht das Geschenk, sondern ich suche die Frucht, daß sie reichlich euch angerechnet werde. Denn ich habe alles und habe im Überfluß. Ich habe die Fülle, als ich durch Epaphroditus empfing was von euch kam.
Mein Gott aber fülle aus all euren Mangel nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christus Jesus. Gott aber, unserem Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Grüßt alle Christen in Christus Jesus. Es grüßen euch die Christen, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die aus dem Haus des Kaisers. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Amen (Phil 4,10-23, leicht gekürzt).
Philemonbrief
[Der Brief wurde von Paulus wahrscheinlich in Ephesus geschrieben, wo er um 56 in Haft (Hausarrest) war. In Ephesus hatte Paulus den entlaufenen Sklaven Onesimus kennengelernt, den er nun mit diesem Brief zu Philemon nach Kolossä schickt. Paulus fordert seinen Glaubensbruder und Mitarbeiter Philemon auf, daß er seinen davongelaufenen Sklaven Onesimus freundlich aufnehmen und in ihm fortan den geliebten Mitchristen sehen soll, da Onesimus Christ sei. Zudem gibt Paulus seiner Hoffnung Ausdruck, daß er bald aus der Gefangenschaft entlassen werde und bittet Philemon, eine Unterkunft für ihn vorzubereiten.
Nach der in der Auslegungsgeschichte vorherrschenden Meinung verlangt Paulus von Philemon jedoch nicht, daß er den Sklavenstand des Onesimus aufheben soll. Diese Auslegung wurde bis in die jüngste Vergangenheit in den USA als Rechtfertigung der Sklaverei verwandt. Andere lesen den Philemonbrief als rhetorisch geschicktes Schreiben des Paulus, das nicht nur an den Sklavenhalter Philemon gerichtet ist, sondern an die ganze Gemeinde, und dessen Inhalt es Philemon unmöglich macht, Onesimus weiter als Sklaven zu behandeln].
Paulus, der Gefangene Jesu Christi, und Timotheus, der Mitchrist, an Philemon, dem Lieben und unserm Gehilfen, und Appia, der Lieben, und Archippus, unserm Streitgenossen, und der Gemeinde in deinem Haus. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott und denke an dich allezeit in meinem Gebet, nachdem ich gehört habe von der Liebe und dem Glauben, die du hast an den Herrn Jesus und gegen alle Heiligen, damit der Glaube, den wir miteinander haben, in dir kräftig werde durch Erkenntnis alles des Guten, das ihr habt in Christus Jesus.
Wir haben aber große Freude und Trost durch deine Liebe, denn die Herzen der Heiligen sind erquickt durch dich, lieber Bruder. Obwohl ich habe die Freiheit in Christus habe, dir zu gebieten, was sich für dich gehört, so will ich dich doch um der Liebe willen nur ermahnen, so wie ich bin, nämlich ein alter Mann und nun auch ein Gefangener für Jesus Christus. So ermahne ich dich im Bezug auf Onesimus, meinen Sohnes, den ich gezeugt habe in meiner Gefangenschaft, der dir früher unnütz war, nun aber dir und mir wohl nütze ist. Den habe ich zurückgesandt und damit mein eigenes Herz. Denn ich wollte ihn gern bei mir behalten, daß er mir an deiner Stelle diente in der Gefangenschaft.
Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, damit deine Wohltat nicht erzwungen wäre, sondern freiwillig. Vielleicht aber ist er darum eine Zeitlang von dir gekommen, daß du ihn ewig wieder hättest, jetzt nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen lieben Mitchristen, besonders für mich, viel mehr aber für dich, beides, ein Mitchrist nach dem Fleisch und in dem Herrn. Wenn du nun mich für deinen Freund hältst, so wollest du ihn aufnehmen wie mich selbst. Wenn er dir aber einen Schaden getan hat oder etwas schuldig ist, das rechne mir zu.
Ich, Paulus, habe es geschrieben mit meiner Hand: Ich will es bezahlen. Ich schweige davon, daß du an sich selbst an mir schuldig bist. Ja, gönne mir, daß ich mich an dir erfreue in dem Herrn, erquicke mein Herz in dem Herrn.
Ich habe in Zuversicht auf deinen Gehorsam dir geschrieben, und ich weiß, du wirst mehr tun, als ich sage. Außerdem bereite mir die Herberge vor, denn ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch geschenkt werde. Es grüßen dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, und meine Helfer Markus, Aristarchus, Demas, Lukas. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist! Amen.
Angebliche Briefe des Paulus
Epheserbrief
[Paulus war drei Jahre in Ephesus gewesen und Gründer der dortigen christlichen Gemeinde.
Das biblische Buch erweckt den Anschein, es sei ein Rundschreiben des Paulus aus seiner ersten Gefangenschaft in Rom an die Gemeinde in Ephesus, geschrieben um das Jahr 60 - 62.
Der Text ist aber eher eine in Briefform gefaßte Predigt. Die Verfasserschaft des Paulus ist unwahrscheinlich. Hier liegt schon eine gefestigte Gemeindeform mit sich nun klarer herausbildenden Amtsstrukturen vor].
Loblied auf den Heilsplan Gottes:
Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, den Christen in Ephesus und Gläubigen an Christus Jesus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Grund der Welt gelegt war, daß wir heilig und unsträflich sein sollten vor ihm. In seiner Liebe hat er uns dazu bestimmt, daß wir seine Kinder sein sollen durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, durch die er uns begnadet hat in dem Geliebten.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassendurch allerlei Weisheit und Klugheit. Er hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluß, den er sich vorgenommen hatte in ihm, damit er ausgeführt würde, wenn die Zeit erfüllt ist, auf daß alle Dinge im Himmel und auf Erden zusammengefaßt würden in Christus.
Durch ihn sind wir auch zum Erbteil gekommen, die wir zuvor bestimmt hat nach dem Vorsatz dessen, der alle Dinge wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
In ihm seid auch ihr, die ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, die frohe Botschaft von eurer Seligkeit. In ihm seid ihr als Glaubende versiegelt worden seid mit dem Geist der Verheißung. Dieser ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zu Lob seiner Herrlichkeit (Eph 1,1-14).
Gebet um Erkenntnis der Herrlichkeit Christi
Darum höre ich nicht auf - nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen bei euch - zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet, damit der Gott unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.
Er erleuchtete die Augen eures Herzens, daß ihr erkennen mögt, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid und welchen Reichtum an Herrlichkeit er den Christen gegeben hat, und die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, die er in Christus wirken ließ, als er ihn von den Toten auferweckt hat und im Himmel an seine rechte Seite gesetzt hat über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein auf dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Er hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn eingesetzt zum Haupt der Gemeinde über alle, die sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt (Eph 1,15-23)[Bis hierher ist der Brief an sich ein einziger Satz].
Das neue Leben als Geschenk der Gnade:
Auch ihr wart tot durch Übertretungen und Sünden, in denen ihr einstgelebt habt nach dem Lauf dieser Welt. Ihr habt euch gerichtet nach dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der in dieser Zeit an den Kindern des Unglaubens wirkt. Unter ihm haben auch wir alle früher gelebt in den Lüsten unsers Fleisches und taten nach dem Willen des Fleisches und der Sinne und waren auch Kinder des Zorns von Natur aus, wie auch die andern. Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat uns mit Christus lebendig gemacht (denn aus Gnade seid ihr selig geworden).
Er hat es getan aus seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, die wir tot waren in den Sünden. Er hat uns mit ihm auferweckt und mit ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesu, damit er erzeigte in den zukünftigen Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.
Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott uns vorbereitet hat, daß wir darin leben sollen (Eph 2,1-10)
Die Einheit von Juden und Heiden in Christus
Darum denkt daran, daß ihr früher Andersgläubige wart und die „Unbeschnittenen“ genannt wurdet von den Juden. Damals wart ihr ohne Christus, ausgeschlossen vom Bürgerrecht in Israel und fremd den Verheißungen. Deshalb hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. In Christus Jesus aber seid ihr, die ihr früher ferne gewesen, nahe geworden durch das Blut Christi.
Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines hat gemacht und hat abgebrochen den Zaun, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Das geschah, indem er in seinem Fleisch hat das Gesetz mit seinen Geboten abgetan, um aus zwei Menschen einen neuen Menschen in ihm selber zu schaffen und Frieden zu machen.
Er wollte beide versöhnen mit Gott in einem Leibe durch das Kreuz, an dem er die Feindschaft getötet hat. Er ist gekommen, hat verkündet in der frohen Botschaft den Frieden euch, die ihr ferne wart, und denen, die nahe waren. Denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geiste zum Vater.
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremde, sondern Bürger mit den anderen Christen und Gottes Mitbewohner, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten. Jesus Christus ist der Eckstein, auf dem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Mit ihm werdet auch ihr mit erbaut werden zu einer Wohnung Gottes im Geist (Eph 2,11-22).
Das Amt des Apostels für die Andersgläubigen:
Mir, dem allergeringsten unter allen Christen, ist diese Gnade gegeben, unter den Andersgläubigen zu verkünden den unausforschlichen Reichtum Christi und ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluß ausführt, der von Beginn der Welt an bestand. Auf diese Weise soll jetzt an der Gemeinde den Mächtigen und Gewalten in dem Himmel die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt werden. Diesen seit Ewigkeit bestehenden Plan hat Gott ausgeführt in Christus Jesus, unserm Herrn, durch den wir Freudigkeit und Zugang haben in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn. Darum bitte ich, daß ihr nicht müde werdet wegen meiner Bedrängnis, die ich für euch leide, die aber für euch eine Ehre ist.
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unsers Herrn Jesus Christus, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, damit ihr begreift mit allen Heiligen, was die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe sei, auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle. Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christus Jesus ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen (Eph 3,8-21, ohne Vers 1-7).
Die Einheit im Geist und die Vielfalt der Gaben:
So ermahne ich euch nun, ein Gefangener in dem Herrn, daß ihr lebt, wie es sich gehört eurer entsprechend der Berufung, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertragt einer den andern in der Liebe, und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, einerlei Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und unser aller Vater, der über euch allen ist und durch euch alle und in euch allen. Einem jeden aber unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi.
Er hat einige zu Aposteln eingesetzt, einige aber zu Propheten, einige zu Evangelisten, einige zu Hirten und Lehrern, daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hinkommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi. Dadurch sollen wir nicht mehr Unmündige sein und uns bewegen und umhertreiben lassen von jedem Wind der Lehre durch Bosheit der Menschen und Täuscherei, womit sie uns beschleichen und uns verführen.
Laßt uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch eins dem andern hilft, wie es jeder vermag und macht, daß der Leib wächst und sich selbst auferbaut in der Liebe (Eph 4,1-16).
Der alte und der neue Mensch:
So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, daß ihr nicht mehr lebt wie die Andersgläubigen in der Nichtigkeit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist, und die entfremdet sind von dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist. In ihrem Gewissen sind sie stumpf geworden und ergeben sich der Unzucht und treiben jede Unreinigkeit und Habgier.
Ihr aber habt Christus nicht so gelernt, denn ihr habt nichts anderes von ihm gehört und seid nicht anders über ihn belehrt, denn in Jesus ist die Wahrheit. So legt nun von euch ab den alten Menschen mit seinem vorigen erhalten, der durch trügerische sich verderbt. Erneuert euch aber im Geist eures Gemüts und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Zürnt ihr, so sündiget nicht Laßt die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Gebt auch nicht Raum dem Lästermaul. Wer gestohlen hat der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, damit er etwas habe, das er dem Bedürftigen geben kann. Laßt kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern was gut ist und das Nützliche fördert, das redet, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Und betrübt nicht den Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.
Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.
Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem andern, wie Gott euch auch vergeben hat in Christus (Eph 4,17-24).
Das Leben im Licht:
So seid nun Gottes Nachfolger als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie Christus uns geliebt hat und sich selbst hingegeben für uns als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz laßt nicht von euch gesagt werden, wie den Christen zusteht, auch nicht schändliche Worte und närrische Dinge oder Scherze, die sich nicht gehören für euch, sondern vielmehr Danksagung. Denn das sollt ihr wissen, daß kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger - also ein Götzendiener - Anteil haben wird an der Herrschaft Christi und Gottes.
Laßt euch von niemand verführen mit vergeblichen Worten, denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens. Darum seid nicht ihre Mittäter.
Denn ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. Lebt wie die Kinder des Lichts, die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit,
Prüft, was dem Herrn wohl gefällt, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, straft sie aber vielmehr. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist schändlich, wenn man noch darüber spricht. Das alles aber wird offenbar, wenn es vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar ist, das ist Licht.
So seht nun zu, wie ihr vorsichtig euer Leben führt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen, und kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit. Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was des Herrn Wille ist. Und sauft euch nicht voll Wein, der ein unordentliches Wesen zur Folge hat, sondern werdet voll Geistes: Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesus Christus. Seid euch untereinander untergeben in der Furcht Gottes (Eph 5,1-20).
Über die christliche Familienordnung („christliche Haustafel“):
Die Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen, so wie sich Christus unterordnen. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde, die er mit seinem Leib erlöst hat. Aber wie nun die Gemeinde Christus untergeben ist, so sollen auch die Frauen in allen Dingen ihren Männern untergeben sein.
Aber es gilt auch umgekehrt: Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie gegeben, damit er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, damit er sie für sich selbst hinstellte als eine Gemeinde, die herrlich ist, die weder einen Flecken noch einen Runzel oder sonst etwas hat, sondern die heilig sei und unsträflich ist
So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt es und pflegt es, wie auch der Herr die Gemeinde. Denn wir sind die Glieder seines Leibes. Das Geheimnis ist groß. Ich spreche aber von Christus und der Gemeinde. Jeder von euch habe lieb seine Frau so wie sich selbst. Die Frau aber fürchte den Mann [Hier schlagen die antiken Anschauungen durch, aber wie im Folgenden auch werden dann doch beide Seiten ermahnt].
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist recht. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung zum Herrn.
Ihr Diener, seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, so wie ihr Christus gehorsam seid, nicht weil es eure Dienstpflicht ist, um den Menschen zu gefallen, sondern als die Diener Christi, damit ihr diesen Willen Gottes tut von Herzen, mit gutem Willen. Tut euren Dienst mit gutem Willen, um dem Herrn zu dienen und nicht den Menschen,
Und wißt: Je nachdem, was ein jeder Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Sklave oder ein Freier. Und ihr Herren, tut auch dasselbe gegen sie und lasset das Drohen. Wißt, daß auch euer Herr im Himmel ist und es gibt bei ihm kein Ansehen der Person (Eph 5,22 - 6,9).
Aufruf zum Kampf („Die geistliche Waffenrüstung“):
Zuletzt, meine Mitchristen, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an den Harnisch Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels.
Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.
Deshalb ergreift den Harnisch Gottes, damit ihr an dem bösen Tage Widerstand leisten könnt und alles wohl ausrichten und das Feld behalten mögt. So steht nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angezogen mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt, als einer der fertig ist, zu treiben die frohe Botschaft des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, was das Wort Gottes ist.
Und betet stets in allem Anliegen mit Bitten und Flehen im Geist, und wacht dazu für alle Heiligen und fleht andauernd für mich, damit mir gegeben werde das Wort mit freudigem Auftun meines Mundes, daß ich möge kundmachen das Geheimnis der frohen Botschaft, dessen Bote ich bin in der Kette, damit ich darin freudig handeln möge und reden, wie es sich gebührt.
Damit ihr aber auch wißt, wie es um mich steht und was ich schaffe, wird euch das alles Tychikus mitteilen, mein lieber Bruder und getreuer Diener in dem Herrn,
den ich gesandt habe zu euch darum, daß ihr erfahrt, wie es um mich steht, und daß er eure Herzen tröste. Friede sei den Mitchristen und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Gnade sei mit euch allen, die da liebhaben unsern Herrn Jesus Christus für und für! Amen (Eph 6,10-23).
Kolosserbrief
[Ausleger vertreten die Meinung, der Kolosserbrief stamme nicht von Paulus selbst, sondern von Timotheus oder einem anderen Paulusschüler. Allerdings steht ganz am Ende des Briefes
ein eigenhändiger Gruß. Doch dieser und auch die Erwähnung vieler Bekannter könnte auch der Versuch sein, den Brief als „echt“ erscheinen zu lassen. Doch entscheidend ist gar nicht so sehr der Verfasser, sondern der Inhalt des Briefs. Weil dieser echt christlich ist, wurde dieser Brief wie auch die anderen „unechten“ Paulusbriefe in die Sammlung der neutestamentlichen Schriften aufgenommen.
Empfänger ist die Gemeinde in Kolossai, einer Kleinstadt 170 Kilometer östlich von Ephesus mit bedeutender jüdischer Minderheit, die Paulus aber persönlich nicht kennt. Allerdings wurde Kolossai irgendwann zwischen 70 -100 nach Christus von einem Erdbeben zerstört. Der Wirkungsbereich des Kolosserbriefes ist deshalb wohl auf das kleinasiatische Missionsgebiet des Paulus zu erweitern.
Wahrscheinlich wurden die frühchristlichen Gemeinden Kleinasiens durch esoterische Irrlehren bedroht, vor der nun Paulus die Christen in Kolossä warnt. Diese Irrlehrer verkündeten wohl die Verehrung von Engelsmächten und minderten durch ihre Lehre die Bedeutung von Jesus als Heilsbringer Den asketischen Reinheitsforderungen der Ketzer hält der Autor die volle Anteilhabe an der „Fülle der Gottheit“ in Jesus Christus durch die Taufe entgegen].
Dank und Fürbitte:
Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus, an die Heiligen zu Kolossä und den gläubigen Christen in Christus. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Wir danken Gott und dem Vater unsers Herrn Jesu Christi und beten allezeit für euch, nachdem wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von der Liebe zu allen Heiligen.
Deshalb hören wir nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Einsicht, damit ihr würdig dem Herrn zu allem Gefallen wandelt und fruchtbar seid in allen guten Werken.
Ihr sollt dem Vater Dank sagen, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht, der uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, an dem wir die Erlösung durch sein Blut haben, die Vergebung der Sünden, der ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Lebewesen (Kol 1,1-14, gekürzt).
In Christus haben wir alles („Christushymnus“)“
Durch Christus ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten: Es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm.
Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang und der Erstgeborene von den Toten, damit er in allen Dingen den Vorrang habe.
Denn es hat Gott gefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte und alles durch ihn versöhnt würde zu ihm selbst, es sei auf Erden oder im Himmel, damit er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz, durch sich selbst.
Und euch, die ihr früher Fremde und Feinde wart durch die Vernunft in bösen Werken hat er nun versöhnt mit dem Leib seines Fleisches durch den Tod, damit er euch heilig und unsträflich hinstellte und ohne Tadel vor ihm selbst. Wenn ihr nur bleibt im Glauben, gegründet und fest und nicht weicht von der Hoffnung der frohen Botschaft, die ihr gehört habt, die gepredigt ist unter allen Lebewesen, die unter dem Himmel sind, deren Diener ich, Paulus, geworden bin (Kol 1,15-23).
Das Amt des Apostels:
Nun freue ich mich in meinem Leiden, das ich für euch leide. Ich halte ich an meinem Leib aus, was noch fehlt an den Kümmernissen in Christus, seinem Leib zugut, also seiner Gemeinde zugut, deren Diener ich geworden bin nach dem göttlichen Predigtamt, das mir gegeben ist unter euch, daß ich das Wort Gottes reichlich predigen soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her. Nun aber ist es enthüllt seinen Heiligen. Ihnen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden sei, nämlich Christus in euch, der die Hoffnung der Herrlichkeit ist. Den verkünden wir und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, damit wir darstellen einen jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus. Daran arbeite und ringe ich auch, nach der Wirkung dessen, der in mir kräftig wirkt.
Ich lasse euch aber wissen, welch einen Kampf ich habe um euch und um die zu Laodizea und alle, die mich noch nicht persönlich gesehen haben, damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist.
In ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Ich rede aber davon, damit euch niemand betrüge mit unvernünftigen Reden.
Denn wenn ich auch nach dem Fleisch nicht da bin, so bin ich doch im Geist bei euch, freue mich und sehe eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus. Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt in ihm und seid verwurzelt und erbaut in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid reichlich dankbar (Kol 1,24 - 2,7).
Warnung vor Irrlehrern:
Seht zu, daß euch niemand einfange durch die Philosophie und leere Verführung, gegründet auf die Lehre der Menschen und die Elemente der Welt, und nicht auf Christus. Denn in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid vollkommen in ihm, der das Haupt ist aller Reiche und Gewalten.
In ihm seid ihr auch beschnitten mit der Beschneidung Christi durch Ablegung des sündigen Leibes im Fleisch, indem ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe. In Ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, der ihn auferweckt hat von den Toten. Er hat euch auch mit ihm lebendig gemacht, als ihr tot wart in den Sünden. Er hat uns geschenkt alle Sünden. Er hat getilgt den Schuldbrief, der gegen uns war und durch Satzungen gegen uns stand, und hat ihn aus der Mitte getan und an das Kreuz geheftet. Er hat die Reichen und Gewaltigen ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumphzug aus ihnen gemacht in Christus.
So laßt nun niemand euch ein Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbate. Das ist nur der Schatten von dem, das zukünftig sein soll, aber leibhaftig ist er in Christus. Laßt euch von niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergeht in falscher Demut und Verehrung der Engel, und sich mit seinen Gesichtern rühmt und ist ohne Ursache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn
und hält sich nicht an das Haupt, aus dem der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und so wächst zur göttlichen Größe.
Wenn ihr denn nun abgestorben seid mit Christus den Elementen der Welt, was laßt ihr euch denn gefangen nehmen mit Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt? Sie sagen: „Du sollst das nicht angreifen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren!“