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Obere Hauptstraße

Die Hauptstraße war jahrhundertelang Zentrum des öffentlichen Lebens. An ihr liegen das Rathaus, die Gasthäuser, die Kirche mit dem Kirchhof und das Obertor. Besonders stolz waren schon die alten Hochstädter darauf, daß ihre Hauptstraße so schön breit ist und daß sie schon frühzeitig mit Steinen gepflastert war, genau wie die Straßen in Frankfurt.

In Hochstadt sind in letzter Zeit Veränderungen vorgenommen wurden, die nicht so unbedingt mit dem Gedanken des Denkmalschutzes übereinstimmen (hier türkisfarben gekennzeichnet). Nachdem sie jetzt vollzogen sind, wird man sie nicht mehr ändern können. Aber man könnte doch einmal darüber reden, um in ähnlichen Fällen eine bessere Lösung finden zu können.

 

Hauptstraße 1: Hirtenhaus

Das Haus neben dem Obertor (Hauptstraße 1) wurde 1722 erbaut. Über der Haustür steht: „WMB.....HAVR.B.B.M.V  1722“. Von den Geburtsdaten her kommt nur der Schultheiß Johann Wilhelm Meerbott in Frage, der 1707 geheiratet hat. Seine Frau heißt „Anna Catharina Will“. Dazu passen aber nicht die anderen Buchstaben über der Haustür (oder sind sie falsch rekonstruiert?). Es ist auch sonderbar, wenn ein Schultheiß nur so ein kleines Haus gehabt haben soll.

Später war das Haus im Besitz der Gemeinde und das Haus des Schweinehirten. Nachlangem Hin und Her wurde es seit 1992 von der Architektenfamilie Mechthold saniert. Ende Oktober 1995 schließt sie die Innenrenovierung des Obertors ab (Schlafzimmer und Wohnzimmer). Sie hat eine Verbindung vom Hirtenhaus zum Turm geschaffen und dort ein Schlafzimmer und darüber ein Wohnzimmer geschaffen. Am 22. Oktober 1995 stellt sie bei einem „Tag der offenen Tür“ das Gebäude der Öffentlichkeit vor. Im Jahre 1996 läßt sie auch den Turm von außen renovieren und kurz vor ihrem Auszug noch einmal.

 Danach wohnte dort Herr Bock­stahler, dem das Haus für seine Zwecke genügte und der den Turm an Urlauber vermietete, der ja noch den alten eigenen Zugang von der Straße her hat. Er zog dann jedoch in die Wachenbucher Straße, weil ihm das Treppensteigen zu schwierig wur­de. Seitdem werden Turm und Haus als Ferienwohnung vermietet. - Der Kuhhirte wohnte in dem Haus zwischen den Grundstücken „Am Pfarrhof“ 1 und „Lutherstraße“ 1 (heute abge­rissen).

 

Hauptstraße 3:

Die Tür des Hauses Hauptstraße 3 war früher waagrecht geteilt, die Treppe ging direkt hoch. Über der Tür ist das spätere Hochstädter Wappen. Durch den Hof gong auch die Zufahrt zu dem früheren Haus Hauptstraße 7.

 

Hauptstraße 5:

Das Haus ist das schlimmste Beispiel für Verstöße gegen den Denkmalschutz. Mit Genehmigung der Behörde wurde es immer mehr erhöht, vergrößert und mit Kacheln und Kunststoffplatten versehen. Hinter dem Haus Nummer 5 stand noch da Haus Nimmer 7, das von dem Eigentümer von Nummer 5 aufgekauft wurde, um sein Geschäft zu vergrößern.  Das Textilgeschäft ist aber inzwischen aufgegeben. Hinter dem Haus sind nur noch ein Garten und eine Garage.

 

Hauptstraße 2:

Auf der anderen Seite des Obertors steht in der Hauptstraße 2 ein stattlicher Bauernhof mit der Jahreszahl 1570 im Torbogen. Die Buchstaben „PW“ bedeuten wohl „Philipp Weber, weil „Philipp“ damals der übliche Name war und „Weber“ damals der einzige Familienname war, der mit einem „W“ beginnt.

Unausrottbar ist die Behauptung, hier zwischen der Kirche und dem Obertor habe ein Kloster gestanden. So hat es schon der Lehrer Henning den Kindern in der Schule erzählt, da muß es doch stimmen. Richtig ist, daß verschiedene Klöster in Hochstadt umfangreichen Grundbesitz hatten, zum Beispiel die Antoniter, Karmeliter und das Liebfrauenkloster. Vielleicht war es dann auch erforderlich, einen Hof zu haben, wo die Abgaben an das Kloster gesammelt wurden. Vielleicht wurde der Hof sogar von einem Laienbruder des Klosters bearbeitet. Aber dann war dort kein Kloster, sondern allenfalls ein Klosterhof.

Die Südseite des Hauses ist mustrgüktig freigelegt. Über der Haustür steht "Erbaut D. Wagner 1841". Die Jahreszahl ist nicht 1812, wie es der Maler gelesen hat, denn Danel Wagner lebte von 1795 bis 1872. Leider ist an der Westseite da Fachwerk verschindelt. Im Walmdach darüber war früher ein halbrundes Fenster.

Das Hinterhaus ist zur Wohnung ausgebaut. Auf dem Grundstücks stehen noch zwei Scheunen. Die eine Scheune nach der Hanauer Straße zu trägt über der Einfahrt die Inschrift       Brosch, die andere Scheune nach der Ringstraße-Nord zu trägt über der Einfahrt die Inschrift 1775

Hinter dieser Scheune liegt das frühere Grundstück Ringstraße Nord 1, das jetzt zu Hauptstraße 2 gehört. Dieses Haus war, als es abgerissen wurde, noch ganz altertümlich eingerichtet, zum Beispiel mit einem offenen Feuer in der Küche. Zum Grundstück gehörte auch eine Scheune, deren Rückwand noch zwischen Ringmauer und Kirchhofsmauer steht (die Lücke am Gang wurde geschlossen).

 

Kriegerdenkmal:

Im Winkel zwischen diesem Bauernhof und dem Kirch­turm steht das Kriegerdenkmal. Eine Gedenktafel für die Gefallenen der Freiheitskriege kam schon 1814 in die Kirche. Dieses Denkmal ist für die Teilnehmer am preußisch (deutsch) -französischen Krieg 1870/71. Es trägt die Namen der „Kombattanten“ und „Nichtkombattanten“ des Krieges, darunter auch zwei jüdische Einwohner. Das Denkmal wurde 1883 eingeweiht. Der frühere Stadtrat Schreiber wollte das Denkmal entfernen, weil es nicht zur deutsch-französischen Freundschaft passe. Aber es ist ein Zeugnis der Geschichte, und auch in Frankreich gibt es entsprechende Denkmäler. Heute haben Deutsche und Franzosen ein gutes nachbar­liches Verhältnis. Seit 1973 ist Hochstadt (und Maintal) mit der Stadt Luisant bei Paris verschwistert. Der dortige Bür­germeister ist der erste Ehrenbürger von Maintal. Es besteht ein reger Austausch zwischen Vereinen, Schulen und Pri­vatpersonen und bei den Festen.

Im Jahre 1934 faßt man den Plan, die Namen der Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu sammeln und auf einer Tafel im Turmdurchgang festzuhalten. Heute sind in diesem Turmdurchgang die Namen der Gefallenen beider Weltkriege verewigt.

 

Kirchturm, Kirchhof und Kirche: Dazu gibt es die eigene Datei „Kirchengebäude“. Deshalb werden sie hier nicht aufgeführt.

 

Hauptstraße 9, ehemaliges Pfarrhaus:

Das Grundstück Hauptstraße 9 war früher der Pfarrhof. Nach einer Bauzeichnung von 1839 (die bei Foto Marburg aufbewahrt wird), stand an der Hauptstraße das zweistöckige Wohnhaus des Pfarrers. Es war in Fachwerkbauweise aufgeführt und geschätzt 90 Jahre alt.  Der Eingang ist nach der Hauptstraße, die Küche ist nach Süden herausgerückt.

Ein Anbau an der Ostseite in Fachwerk wurde erst vor 7 Jahren angefügt. Er verzahnt sich mit dem links daran anschließenden Kelterhaus (hinter dem Anbau ist noch eine kleine Halle des Kelterhaues). Dieser Anbau ist, etwa 100 Jahre alt und aus Stein und Holz erbaut. Er hat einen gewölbten Keller, über dem Remisenräume und Waschküche sind.

Hinter den zwei Gebäuden erstreckt sich nach Süden der Pfarrgarten. Nach Westen schließt sich der Pfarrhof an, der einen Ausgang nach Nordwesten hat (Winkel Hauptstraße - Am Pfarrhof).

An der Seitenstraße reihen sich auf: ein Schweinestall, ein Viehstall, ein weiterer Schweine­stall und eine Scheune, die aber in Ost-West-Richtung steht (heute nach Umbau und Anbau noch erhalten). Sie ist etwa 90 Jahre alt und enthält eine Tenne, zwei Bühnen und einen kleinen Stall­

 

Das Pfarrhaus - war schon immer in einem schlechten Zustand. Das lag vor allem daran, daß die Herren von Carben zum Unterhalt verpflichtet waren, aber möglichst wenig daran tun wollten.. Im Jahre 1668 reisten die Kirchenältesten zum Konsistorium, um dort um ein neues Pfarrhaus zu.bitten. Feldmann gibt 1683 als Baujahr des alten Pfarrhauses an, nennt aber keine Quelle.

Schon 1722 muß unbedingt das Pfarrhaus repariert werden. Doch noch am 14. April 1733 klagt Pfarrer Eberhard: Das Haus ist so baufällig, daß der Pfarrer kaum weiß, welche Stube er mit seiner Familie bewohnen soll und wo er sein Vieh hintun soll. Das Fundament am Kelterhaus und die Mauer um den Hof verfallen immer mehr. Die Reparatur müßte unbedingt noch dieses Frühjahr erfolgen. Das Konsistorium bittet am 6. Mai 1733 die Regierung, eine Mahnung an die Kurmainzer Regierung zu schicken.

Die Antwort von Kurmainz kommt am 16. Juli 1733: Da nach dem Aussterben der Herren von Carben das Patronat (und der Zehnte) wieder an Mainz zurückgefallen ist, muß jetzt erst wieder eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Die Zuständigkeit für das Pfarrhaus lehnt man ganz ab (Lageplan des Pfarrhauses von 1775).

Auch im Februar 1735 erinnert Pfarrer Eberhard an die Notwendigkeit der Reparatur des Pfarrhauses. Der Registrator Theobald übergibt am 28. September 1736 einen Kostenvoranschlag. Er soll an die Rentkammer weitergereicht werden. Am 28. November 1736 heißt es: Der Stadtbaumeister Löw hat mit dem Registrator Theobald das Pfarrhaus besichtigt. Das Haus ist tatsächlich sehr baufällig: Die Fenster müssen verändert werden, ein Stück Wand ist am Wasserstein herauszubrechen, Schwellen sind zu erneuern, das Kellergestell ist zu machen, im Kelterhaus ist in der Stube ein Durchzug zu ziehen. An der Scheune ist die Vorderwand und das Tor zu machen, mit Hebezeug anzuheben und der Schuppen neben der Scheune ist zu erneuern. Ebenso ist der Stall im Hof zu erneuern (7 Meter lang, 3 Meter breit und 2,70 Meter hoch) und in drei Ställe eingeteilt werden. Zum Garten und zum Nachbarn hin müssen Planken aufgestellt werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf über 88 Gulden. Das Holz einschließlich Fuhrlohn wird noch einmal über 9 Gulden kosten.

 

Im Kostenvoranschlag für die Maurerarbeiten vom 22. September werden weitere Punkte genannt: Die Brandmauer ausbessern, den Ofen abbrechen und zu erneuern, die hölzerne Kellertreppe durch ein steinerne ersetzen, in der hintersten Einfahrt ist das Tor zu erneuern. Die Mauer zum Nachbar Meerbott, wo das Kelterhaus steht, ist zu erneuern. Dazu kommen weitere Arbeiten an den Nebengebäuden. Insgesamt sind dafür über 102 Gulden anzusetzen. Die Mauer am Kelterhaus soll noch einmal 80 Gulden kosten.

Auch 1768 ist das Pfarrhaus in einem jammervollen Zustand: Das Dach ist schadhaft, die Fensterrahmen verfault, das Hoftor droht zusammenzufallen. Das Konsistorium gibt keine Antwort auf die Bitte um Genehmigung der Reparaturen. Unterhaltspflichtig sind die Herren von Karben bzw. der Erzbischof von Mainz. Steuern sind keine zu zahlen.

Auch 1770 werden viele Schäden am Pfarrhaus und an den Wirtschaftsgebäuden aufgezählt: Das Tor zur Straße und die Türen der Gebäude befinden sich in einem jammervollen Zustand und bilden eine Gefahr für die Vorübergehenden. Die Fenster sind schadhaft, vor die Gefache sind Bretter genagelt, der Zaun fällt um. Aus den Schilderungen geht hervor, daß Scheune, Schweinestall und Holzschuppen zu den Straßen hin standen.

Nach Mainz wird die flehentliche Bitte gerichtet, nun endlich etwas zu tun. Es kommt auch ein Kammer-Assessor und bestätigt die Angaben des Pfarrers. Zunächst soll alles erst einmal notdürftig ausgeflickt werden, die eigentliche Reparatur soll dann im nächsten Jahr erfolgen. Der Eingang zum Gehöft war wahrscheinlich damals von Westen her (heute Straße „Am Pfarrhof“).

Einen besseren Feuerschutz will der Pfarrer dann 1773 haben: An die Stelle der hölzernen Stangen im Schornstein sollen eiserne treten, ebenfalls eiserne Beschläge an den Türen, zwei Ledereimer und eine Feuerspritze. Außerdem will er eine Gesindestube haben, denn seine Familie müsse immer noch mit dem Gesinde an einem Tisch sitzen, das sei ihm peinlich.

Auch 1797 sind die Pfarrgebäude in einem schlechten Zustand. Im Jahre 1838 wird es samt Anbau, Scheune, Viehstall und Kelterhaus in die Brandkasse aufgenommen.

Das einstöckige Fachwerkhaus wird 1861 abgebrochen und 1862 durch ein steinernes zweistöckiges Haus mit dem Eingang von der Hauptstraße her ersetzt

Die Einzäunung des Pfarrgartens wird 1916 erneuert. Wegen Geldmangels kann das Haus zunächst nicht an das elektrische Netz angeschlossen werden. Darum wird zunächst nur das halbe Haus beleuchtet, die übrigen vier Räume werden 1924 mit Leitungen versehen. Im Oktober 1924 wird beschlossen, das Haus an die Wasserleitung anzuschließen. Der Kreispfarrer verlangt 1926, daß Telefon in das Haus gelegt wird aber bis in die fünfziger Jahre hat das Haus noch kein Telefon, wie sich die Tochter des Pfarrers Gerlach erinnert.

Über die Errichtung eines Gemeindehauses mit Kleinkinderschule (Kindergarten) und Wohnung für die Kinderschwester und Diakonisse wird schon im November 1916 gesprochen. Ein Jugendheim wird 1919 vom Pfarrer eingerichtet. Wahrscheinlich ist das ein Raum im Pfarrhaus gewesen, denn der Pfarrer bekommt eine kleine Vergütung für Beleuchtung und Reinigung.

Nach dem Krieg wird 1952 die Pfarrscheune zum Jugendheim und Gemeindehaus ausgebaut. Im Erdgeschoß entstehen zwei Räume, im Dachgeschoß ist die Küsterwohnung

Im Jahre 1956 löst der Hessische Staat die Unterhaltspflicht am Pfarrhaus ab. Das alte Pfarrhaus wird an die bürgerliche Gemeinde verkauft und dort die Gemeindeverwaltung untergebracht. Laut Beschluß der Stadtverordnetenversammlung von 1992 werden in dem Haus die Stadtteilbibliothek und das Stadtmuseum untergebracht. Aus dem Gesamterlös des alten Pfarrhauses wird 1957 ein zweckmäßiges Pfarrhaus in der Ringstraße Süd 13 erbaut. Nach dem Verkauf an die Gemeinde wird in den Nebengebäuden die Feuerwehr untergebracht. Im Jahre 2000 wird das Gelände an einen Einzelhändler verkauft.

Am Haus Am Pfarrhof 1 a ist das Flachdach über der Werkstatt wieder mit viel Geld saniert worden. Der Eigentümer ist der Meinung, er müsse aus Denkmalschutzgründen die Flachdächer erhalten. Eine bessere Lösung wäre aber ein Satteldach oder – wenn das wegen der Nachbarn nicht geht – ein Pultdach. Der Anblick von der Hauptstraße her würde sich jedenfalls wesentlich verbessern. Am eigentlichen Wohnhaus dagegen ist ein neuer Giebel sehr gut eingefügt worden.

 

Hauptstraße 4, Alte Schule:              

Die erste Schule in Hochstadt wird 1555 erwähnt, ein „Schulmeister“ schon 1535 sowie 1538 und 1539. Die Schule hatte ihren Platz neben der Kirche auf dem Grundstück in der Hauptstraße 4. Sie war aber nur halb so groß wie das heutige Gebäude, erst beim Neubau 1852 wurde das Nebenhaus dazugekauft. Die Schule hatte eine Glocke, die ihr vom Hospital in Hanau verehrt wurde.

 

 

Nach der Vereinigung der Kirchengemeinden im Jahre 1818 wird die Schule geteilt. Die zweite Elementarschule kommt in das ehemals lutherische Pfarrhaus. Doch zur Schulstelle gehört zunächst nur eine Hälfte des Hauses, des Hofs und des Gartens. Aber 1831 verkauft die Kirche ihren Anteil an die bürgerliche Gemeinde. Diese führt 1835 einen Prozeß gegen Caspar Schäfer um den Verkauf des lutherischen Pfarrhauses.

Erst im Frühjahr 1852 einigt man sich darauf, die neue Schule an der Stelle der alten reformierten Schule neben der Kirche zu bauen. Die Genehmigung liegt schon vor, als einige Männer vorschlagen, das danebenliegende und stark baufällige Haus des Heinrich Heckert gegen die lutherische Schule zu tauschen.

Ein neuer Plan für ein Gebäude mit zwei Schulsälen und zwei Lehrerwohnungen wird gemacht. Heinrich Heckert erhält das Grundstück der früheren lutherischen Schule und rund 200 Gulden Wertausgleich. Das alte Schulhaus wird 1852 an Philipp Bechert auf Abbruch verkauft (ohne Ziegel, Latten, Fundament und Ofen). Das Haus des Heinrich Heckert wird zur Gewinnung von Material an Wilhelm Schales und Johannes Strohl für 90 Gulden verkauft (ohne Ziegel, Latten und Einrichtung).

Die Gemeinde nimmt 4.100 Gulden auf zum Bau eines neuen Schulhauses. Der Kostenvoranschlag beläuft sich zunächst auf 5.885 Gulden, die Schule kostet dann aber über 6.696 Gulden. Am 28. Mai wird die Einrichtung verkauft, Maurer decken Ziegel und Latten ab. Am gleichen Tag werden die Mauersteine von Dietesheim angefahren. Am 14. Juni werden die Verträge mit den Handwerkern geschlossen. Die Aufstellung der Baukosten ist eine Fundgrube für die Hochstädter und zum Teil auch für die Hanauer Handwerker im Jahre 1852.

Am 17. Juli ist die Grundsteinlegung. Auf ein Glockenzeichen versammeln sich Orts- und Kirchenvorstand, Gesamtausschuß, Lehrer, Schüler und Schulfreunde vor dem Rathaus. Die Urkunden für den Grundstein werden verlesen und von den Anwesenden unterschrieben. Das älteste Mitglied des Gemeinderats und des Presbyteriums tragen die Urkunden dem Zug voran; es werden auch geschmückte Werkzeuge (Axt, Kelle, Hammer, Säge, Winkelmaß) mitgeführt. Man zieht zur Baustelle.

Die Schüler stellen sich im Halbkreis auf dem Fundament auf, die Lehrer auf beiden Seiten des Portals. Vor dem Eingang wird ein Altar errichtet, hinter dem der Pfarrer steht. Auf beiden Seiten des Altars stehen die Vertreter der Orts- und Kirchenbehörden, vor dem Altar die Beamten, hinter ihm die Bauleute. Unter dem Gesang der Schuljugend wird der Grundstein an Ort und Stelle gebracht. Offenbar liegt die Stelle vor dem Altar, heute in der Nähe des Eingangs.

Eingemauert werden eine Flasche Hochstädter Wein von 1848 (die der Wirt Johannes Weber gegeben hat), zwei Silbergroschen Hessischer Prägung, Preislisten und eine Liste aller Oberbehörden und des Ortsvorstandes. Am Schluß der Urkunde heißt es: „Der Herr segne die Arbeit an diesem Hause und schaffe, wenn es vollendet, der Früchte herrliche und viele, die drin gepflanzt werden sollen zu seiner Ehre und Hochstadts Wohlfahrt. Amen!“ Die Urkunde wird eingelegt und mit einer Platte geschlossen. Der Pfarrer hält eine Rede, spricht ein Gebet und weiht den Grundstein. Es folgen drei Bauschläge und der Segen.

Beim Richtfest für die Schule vertrinkt man für 1 Gulden 37 Kreuzer Branntwein. Bei der Einweihung am 12. Juli 1853 sind der Landrat und der Sekretär zugegen. Die Schulkinder erhalten Stutzweck aus der Bäckerei Koch (Hauptstraße 21), die Erwachsenen erhalten einen Schoppen Wein.

Das Gebäude hat zwei Schulsäle, zwei Lehrerwohnungen mit je fünf Zimmern, Küche und Dachstube, Scheune, Stallung, Abortgebäude und Spielplatz. Der Keller des Schulhauses wird für zehn Gulden verpachtet, später sind es nur noch vier Gulden. Ein Stallgebäude stand im Winkel links neben dem Kirchturm.

 

Nach der Erweiterung der neuen Schule im Jahre 1911 wird in der alten Schule die Dienstwohnung des Hauptlehrers um ein Klassenzimmer vergrößert. Das andere Klassenzimmer bleibt leer stehen für die zu erwartende sechste Klasse. Am 1. November 1934 (oder 1. Dezember) zieht dann die Gemeindeverwaltung in die alte Schule ein. Die Lehrerwohnungen werden dabei stark verkleinert.

 

Hauptstraße 6:

Die hohe Treppe ging früher mit einem Knick bis auf die Straße. Das Wohn- und Torgebäude ist von 1587 (Jahreszahl über dem Kellereingang im Hof). Auf der Grenze zum Grundstück Hauptstraße 8 befindet sich ein alter Brunnen, der nach dem zweiten Weltkrieg noch genutzt wurde, weil das Wasser aus der Leitung knapp war.

 

 Hauptstraße 8:

Das Wohngebäude ist von 1764 (Jahreszahl über der Kellertür) und hat eine steile Freitreppe. Das Torgebäude ist von 1807 (Jahreszahl über dem Tor),

 

Hauptstraße 10: Herrschaftliches Haus:

Das Haus wird „Herrschaftliches Haus“ genannt, weil es der „Herrschaft“ gehörte, also den Grafen von Hanau und später dem kurhessischen Staat. Das Wohngebäude ist von 1662 (Jahreszahl über Kellereingang). Die, Freitreppe wird nicht mehr genutzt. Links und rechts über der Tür sind Schnitzereien. Das Fachwerk ist fränkisch. Es hat am Oberstockwerk einen Überhang und Knaggen. Im ersten Stock war ein großer Raum mit einer Säule in der Mitte, der größte Raum in einem Wohnhaus in Hochstadt (heute läßt sich davon allerdings nichts mehr feststellen). Das hohe Dach deutet darauf, daß hier die „Zehntfrüchte“ zwischengelagert wurden, ehe sie nach Hanau abgeliefert wurden. Die Scheune an der Bogenstraße war das herrschaftliche Zehntkelterhaus, aus Bruchsteinen erbaut etwa 1820 (geschätzt).

Das Haus ging dann in den Besitz des Geheimrats von Goldner über (auch: „Herr von Goldner"), der seinen Stammsitz in Offenbach hatte. Nach ihm ist auch die „Güldnergasse“ neben dem Haus (zwischen der Hauptstraße und der Bogenstraße) benannt. Die Herren von Goldner hatten früher in der Hochstädter Gemarkung ausgedehnte Liegenschaften, besonders Weinberge, die sie selbst bebauten, aber auch verpachteten. Im Jahre 1845 ging das Haus in den Besitz der Familien Peter Burger und Philipp Weber über. Es gehört auch heute noch ihren Nachkommen. Am Giebel ist das Fachwerk leider verschindelt.

 

Hauptstraße 11: Oberbäcker:

Im Haus Hauptstraße 11 hatte der Oberbäcker sein Geschäft. Gründer der Oberbäckerei ist Philipp Koch, der zweite Sohn Johann Jacob Kochs, der seine Bäckerei im Haus Hauptstraße 21 (Westseite) hatte. Er gibt sein Geschäft an seinen Sohn Hermann Koch weiter. Dessen Frau aus Langenselbold macht aber nicht so richtig mit im Geschäft. Auch er selber fühlt sich mehr zur Homöopathie hingezogen und gibt die Bäckerei deshalb auf. Er praktiziert zunächst in der Schul­straße und später in Hanau.

Die Oberbäckerei wird - nach mündlicher Überlieferung im Jahre 1903 - übernommen von Jacob, der Sohn des Unterbäckers war und den Beruf vom Vater gelernt hatte. Er ist verheiratet seit 15.05.1898 mit Marie Lenz, Tochter des Händlers Caspar Lenz. Jacob Koch wurde aber Eisenbahner, weil der Halbbruder Ohl die Gemeindebäckerei übernehmen würde. Jetzt drängt ihn der Schwiegervater (Kaspar Lenz, Vater des Maurermeisters und späteren Kohlehändlers Kaspar Lenz, Hauptstraße 15) dazu, die lukrative Oberbäckerei zu übernehmen und gibt wohl auch den größten Teil des Geldes dazu. Nach Jacob Koch übernimmt Kaspar Koch die Oberbäckerei, die dann von seiner Tochter Annemarie und ihrem Mann Klaus Günther betrieben wird. Der Sohn Olaf leidet aber an Mehlstauballergie und kann das Geschäft nicht weiterführen. Es wird mehrfach verpachtet und schließlich zum Friseursalon.

Das Torhaus wurde später angebaut. Das Haus hatte eine hohe Treppe, die zum Verkaufsladen führte und oben in einer überdachten. Veranda endete. Weil die Kunden aber nicht mehr so eine hohe Treppe hoch gehen wollten, hat man den Laden in die Torfahrt eingebaut. Weil diese aber auch die Zufahrt zum Haus Hauptstraße 13 war, verkaufte man hinten an de r Lutherstraße ein Stück des Grundstücks an die Nachbarn, so daß diese eine eigene Zufahrt von der Lutherstraße bekamen. Auch das eigene Haus erhielt von dort seinen Zugang, weil vorne an der Hauptstraße ja jetzt der Laden war. Der Bäckerladen wurde später als Friseursalon genutzt. Die Fenster im Erdgeschoß wurden verändert und sind nicht mehr maßstäblich (Schellmann III, Seite 160).

 

Hauptstraße 13:

Das Haus hat im Keller ein durchgehendes Kellergewölbe, das unten 80 Zentimeter dick ist und oben 100 Zentimeter. Es da einzige Haus in der Hauptstraße, das keine Ausfahrt nach der Straße hatte, so daß man die Ausfahrt der Bäckerei benutzen mußte (heute Friseurladen). Das Haus selber ist nach einem dendrochronologischen Gutachten aus der Zeit um 1700 und bis heute in Familienbesitz. Das Unterstockwerk mit Treppe wurde 1887 von Johannes Lind erneuert. Das Haus war lange Zeit verputzt und wurde nach 1990 wieder freigelegt und auch oben mit maßstabgerechten Fenstern versehen.

 

Hauptstraße 17:

Das Haus aus dem Jahr 1535 ist wohl das älteste noch erhaltene Fachwerkhaus. Es hat ein überstehendes Obergeschoß, Knagggen und gebogene Streben und Gegenstreben. Im Erdgeschoß wurde das Fachwerk durch Mauerwerk ersetzt. An der Ostseite unter dem rechten Fenster im oberen Stock war ein Balken mit der Inschrift „Dis haus ist gebuet 15 im jar 35“. Die Jahreszahl ist heute nicht mehr zu erkennen, weil der Balken abgeschliffen wurde. Aber Reinhard Schellmann hat sie in Buch III, Seite 164 und 165 rekonstruiert.

 

 

Hauptstraße 12:

Das Wohngebäude ist von etwa 1670 (geschätzt), das Torgebäude trägt die Inschrift 1892.

Hier wohnen die Nachfahren der Familie Koch, die bis 1806 das Gemeindewirtshaus besaßen. Das Grundstück hat eine Ausfahrt in die Bogenstraße, weil das dortige Wohnhaus Bogenstraße 9 dazugekauft und zu Scheune umgewandelt wurde.

 

Hauptstraße 14:

Der Klinkerbau wurde 1892 von Andreas Schales an der Stelle von zwei Fachwerkhäusern gebaut, wie die Inschrift über der Haustür angibt. Die früheren zwei Häuser sind auf dem

ältesten Bild der Gaststätte Krone zu sehen (siehe unten). Auch dieses Grundstück hat eine Ausfahrt nach hinten, weil das Haus Bogenstraße 11 dazugekauft wurde.

 

Hauptstraße 16:

Dieses Haus reicht nicht bis zur Bogenstraße, dort ist der Parkplatz des Hotels.

 

Hauptstraße 19: Gemeindewirtshaus:

Das Wohnhaus trägt über der Toreinfahrt die Inschrift „17 HGK 41“. Sie bezieht sich auf Johannes Georg Koch, Gastwirt in der Kochschen Wirtschaft, der 1706 Anna Margretha Schmidt heiratet. Die hohe Treppe führt in ein geräumiges Haus. Das Haus Hauptstraße 19 war für viele Jahrzehnte das Gemeindewirtshaus. Um 1600 gibt es in Hochstadt zwei Wirtschaften: Die eine ist amtlich und befindet sich im „Spielhaus“ (= Rathaus) und der Wirt wechselt von Jahr zu Jahr.

Die andere ist eine „Hecker­wirtschaft“, befindet sich also jedes Jahr in einem anderen Privathaus, allerdings ganzjährig und nicht nur in der Saison wie sonst bei einem „Heckewirt“. Später wird allerdings für mehrere Jahre verpachtet.

Im Gerichtsbuch heißt es im Jahre 1600: „Hans Deniges wird der Gemeindewirt und Hans Weber in seinem eigenen Haus. Es haben die Beiden mit Handgelübde an Eides statt versprochen, den in acht Punkten festgelegten Verpflichtungen eines Gemeindewirtes getreulich nachzukommen!“ Deniges hat seine Wirtschaft im Rathaus.

Der Wirt ist zunächst von der Gemeinde direkt angestellt. Später wird der Weinschank verpachtet und die Wirte zahlen 15 Gulden Pacht und von jedem Fuder Wein noch einmal 15 Gulden. Die Pachtzeit beträgt zunächst drei Jahre (nach dem Dreißigjährigen Krieg sechs Jahre). Irgendwann wird die Gemeindewirtschaft in das Haus Hauptstraße Nr. 19 verlegt und bleibt 100 Jahre dort. Das muß vor 1715 gewesen sein, denn auf dem Ortsplan aus diesem Jahr ist das Haus Hauptstraße 19 als Gemeindewirtschaft ausgewiesen.

An den Gemeindewirt wird auch die Erhebung des Wegegeldes verpachtet, auch „Pflastergeld“ genannt: Jedes fremde Fuhrwerk, welches durch den Ort kommt, muß einen Kreuzer bezahlen. Im Jahre 1731 bringt das Wegegeld im Jahr zehn Gulden, im Jahre 1782 nur noch fünf Gulden.

Der letzte Pächter des Gemeindewirtshauses ist Johann Georg Koch. Es ist nicht sicher, wann seine Pachtzeit begonnen hat. Sein Vorgänger Daniel Porta soll bis 1710 der Gemeindewirt gewesen sein. Wilhelm Mankel gibt 1702 als Beginn der Pachtzeit Kochs an, aber da wäre er erst 19 Jahre alt gewesen. Eine weitere Angabe spricht von 1707. Sicher ist dagegen, wie lange die Pachtzeit ging: „Am 9. Januar 1723 ist das Haus bei Licht durch den Herrn Amtmann von Hanau öffentlich verkauft worden; und hat Johann Georg Koch mit 2.000 Gulden das letzte Gebot erhalten!“ (Nach anderer Angabe waren es 1.100 Gulden oder auch 2.100 Gulden).

Johann Georg Koch kauft also das Haus von der Gemeinde.  Es wird von da an nur noch „Kochsche Wirtschaft“ genannt.  Die Zeichen im Schlußstein des Torbogens im Haus Hauptstraße 19 sind Zunftzeichen: Maischegabel der Bierbrauer und Rethaken für Bender (Schellmann I, Seite 50).

 

Über dem Eingang zum Saal im ersten Stock war das Bild mit den zwei Pfauen, das heute unter Platten verborgen ist

 

Am 31. März 1801 geht die Wirtschaft durch Tausch an Karl Schmidt über. Die Familie Koch zieht in das Haus Hauptstraße 12. Die Nachkommen der Tauschpartner leben heute noch in den Häusern, der Tauschvertrag ist noch vorhanden. Koch hat die Wirtschaft nicht mehr halten können als Folge von Viehseuchen, der Besetzung durch fremde Soldaten (vor allem Franzosen), durch Plünderung fast aller Vorräte und durch Krankheit und Todesfälle in der Familie. Das Gebäude ist von da an nur noch landwirtschaftliches Anwesen.

Das Grundstück umfaßt fast die ganze Fläche zwischen den umliegenden Straßen (außer dem Haus Ecke Hauptstraße / Brunnenstraße). Man konnte von der Hauptstraße hineinfahren und hinten wieder hinaus.  Das war besonders praktisch für die Fuhrleute, die auf dem Weg zur Frankfurter Messe hier Halt machten.

 

Brunnen:

Vor dem Wohnhaus mit der Toreinfahrt und der hohen Außentreppe steht ein Zieh-Brunnen, der letzte von ursprünglich fünf öffentlichen Brunnen. Er blieb erhalten, weil er den Verkehr nicht störte. Die Inschrift lautet „1702 C.S.Schultheis. CT.IK.BGM“. Die ersten Buchstaben der Inschrift beziehen sich auf Caspar Schmidt (nicht verwandt mit Anna Margretha Schnmidt, der Frau des Hausbesitzers). Er ist etwa 1660 geboren und wird schon ab dem Jahre 1683 als Schultheiß erwähnt. Er soll von 1686 bis 1719 Schultheiß gewesen sein.

 Die anderen Buchstabengruppen nennen die Bürgermeister (= Gemeinderechner). Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Caspar Trapp (1671 bis 1729) und vielleicht um Jakob Kreischer (gestorben im Jahre 1729).

Im Jahre 2008 wollte der Magistrat der Stadt Maintal den alten Brunnen vor dem Haus Hauptstraße 19 in Hoch­stadt abreißen lassen. Stadtrat Schächer sagt zwar, der Brunnen bleibe erhalten, nur der Bogen über dem Brunnen solle entfernt werden, der obere Teil des Brunnens sei nicht mehr verkehrssicher. Aber für eine Reparatur sei kein Geld mehr da. Doch ohne den Bogen ist natürlich der ganze Brunnen dahin.

Dieser Brunnen gehört unbedingt zum Bild der Hauptstraße dazu. Es gibt Ansichtskarten mit dem Brunnen und blühenden Geranien im Vordergrund und der Kirche im Hintergrund. Maler nehmen den Brunnen gern als Motiv. Ohne diesen Brunnen ist die Hauptstraße nicht mehr das, was sie ist. Da könnte man ja auch das Historische Rathaus oder den Kirchturm abreißen, die kosten viel mehr. Es ist doch nichts weiter zu tun als den „Querbalken“ anzuheben und durch zwei Metallstifte zu sichern. Das kann jeder Steinmetzbetrieb machen, so wie man sonst Grabsteine sichert. Der Brunnen ist ein handgreifliches Zeugnis Hochstädter Geschichte. Hier ist ein Schultheiß verewigt und dazu zwei seiner Gemeinderechner. Will der jetzige Bürgermeister von Maintal das Andenken an einen seiner Vorgänger auslöschen? Nach Protest wurde der Brunnen wieder hergestellt und gestrichen


Nebenhaus:

In der Torfahrt ist rechts noch der Zugang einem kleinen Nebenhaus. Zu diesem gehörte 1715 noch ein größeres Grundstück, das bis an die Brunnenstraße reichte. Ob es dort eine Zufahrt gab, ist nicht ersichtlich. Im Eingangsbereich vom Hof her war links eine Tür zum Viehstall, wo sogar eine Kuh ihren Platz fand (später Hühner?).

Rechts ist der Eingang zum Haus mit der einzigen erhaltenen zweigeteilten Tür in Hochstadt. An der unteren Tür ist ein Klopfring, auf der Rückseite befindet sich ein altes Türschloß. Auf dem Balken über der Tür steht dünn eingeritzt die Jahreszahl 1756; es wurde also erst nach dem Torhaus erbaut, die die Jahreszahl 1741 trägt (Schellmann III, Seite (168 bis 172). Im Erdgeschoß waren Wohnzimmer und Küche in einem, im Oberstockwerk die Schlafräume.

Das Haus ist heute im Grunde noch so erhalten ist, wie die Familie es verlassen hat.

 

Das Haus gehörte 1715 Juliana Schmöhl, der Tochter des Gemeindebäckers. Hier haben zuletzt zehn Personen gewohnt, ein Ehepaar mit acht Kindern (eins war gestorben). Es war dies die Familie Peter Heckert und Apollonia geborene Seipel, die 1864 geheiratet haben. Da der Zugang vom Hof des Hauses Hauptstraße 19 war und der Vater ein Trinker war, wollte der Besitzer Andreas Emmel (und Frau Susanna) die Familie loswerden. Deshalb baute er für sie vor 1912 das Haus in der Hanauer Straße 10, das wesentlich besser ausgestattet war als das ursprüngliche Haus.

 

Südlich des alten Gemeindewirtshauses war früher ein Graben mit zwei Brücken, der bis um 1800 das Oberdorf vom Unterdorf trennte. Früher soll das Dorf nur bis hierher gegangen sein und durch eine Mauer nach Westen abgegrenzt gewesen sein. Auf dem Lageplan des Ortes kann man ihren Verlauf noch erahnen (Richtung Bogenstraße 22).

 

Brunnenstraße 1:

Am Haus Hauptstraße / Ecke Brunnenstraße 1 ist die Westseite am Giebel leider verbrettert

Der Vorbesitzer Völker hat noch von der Stadt einen Zuschuß dafür erhalten dafür, daß er das Fachwerk frei ließ und neu herrichtete.

 

Zu den Häusern Hauptstraße 21 (Gasthaus Tiger), Hauptstraße 18 (Gasthaus Krone) und Rathaus siehe die eigenen Dateien. Hier wird nur eine gekürzte Ausgabe wiedergegeben

 

Hauptstraße 21: Gasthaus „Zum Tiger“.

Der Zeitpunkt der Gründung des Gasthauses „Zum Tiger“ in der Hochstädter Hauptstraße ist nicht genau festzustellen. Ab dem Jahr 1725 ist sie sicher bezeugt. Auf alle Fälle ist die heutige Gaststätte „Zum Tiger“ die älteste Gaststätte in Hochstadt, die bis zum heutigen Tag ununterbrochen Bestand gehabt hat.

Der älteste Vertreter der Gastwirtsfamilie Stein ist Georg Stein, um 1600 geboren. Der Nachkomme Andreas Stein heiratet am 09.03.1724 Anna Magdalena Weber. Das erste Kind Juliana wird am 23.8.1726 getauft. Dabei wird der Vater als Bender (=Küfer, Faßmacher) und Wirt bezeichnet. Die Gaststätte in der heutigen Hauptstraße 21 wird also 1725 gegründet worden sein. Er könnte allerdings auch schon früher Wirt gewesen sein, weil man in früherer Zeit allgemein die Berufe nicht mit vermerkt hat. Nachfolger wird zunächst das vierte Kind Johannes Stein, verheiratet 14.1.1762 mit Catharina Sibylla Koch, (geboren 09.10.1740, gestorben 11.01.1778), Tochter des Johann Philippus Koch, Bierbrauer und Wirt in der Kochschen Wirtschaft

 

Michael Weber ist geboren am 21.10.1762 als Sohn des Johann Georg Weber und der Dorothea geborene Schales). Er war seit 27.04.1780 verheiratet mit Anna Magdalena Stein, Tochter des Michael Stein. Ihr Vater war zwar kein Wirt, wohl aber ihr Großvater Andreas Stein, der Gründer der Steinschen Wirtschaft. Michael Weber hat also in eine alteingesessene Gastwirtsfamilie eingeheiratet. Er übernimmt dann die Gaststätte „Zur goldenen Krone“, die nach Wilhelm Mankel seit 1779 besteht. Aber damals wäre Michael Weber erst 17 Jahre alt gewesen. Da paßt besser die Jahreszahl 1786, das Jahr, in dem die Gaststätte im Haus Hauptstraße 18 eingerichtet wurde.

Philipp Stein, der letzte Besitzer der Steinschen Wirtschaft dieses Namens, hat viele Schulden durch die kriegerischen Ereignisse 1806 bis 1813 oder auch durch Krankheit. So kommt es 1815 zum Verkauf an den Gastwirt Michael Weber, der seit 1786 im Haus gegenüber das Gasthaus „Zur goldenen Krone“ hat. Er erweitert die Steinsche Gaststätte 1817 durch Torbogen und Tanzsaal, wie die Inschrift auf dem Torbogen besagt.

 

Nach Abschluß der Bauarbeiten übergibt Michael Weber seine Wirtschaften an die jüngere Generation. Sein Sohn Johannes Weber (geboren 04.05. 1787) erhält die Gaststätte „Zum Tiger“. Weil dieser 1832 Schultheiß wird, heißt die Wirtschaft im Volksmund „beim Scholze“.

Im Haus gegenüber, Hauptstraße Nr. 18, richtet Michael Weber die Wirtschaft für seinen Schwiegersohn Johannes Strohl ein. Die Gastwirtschaften in der Mitte Hochstadts sind also seit 1815 in der Hand einer Familie. Es gibt nun nur noch diese zwei Wirtschaften in Hochstadt, denn die Kochsche Wirtschaft existierte ja nicht mehr.

Der westliche Teil des heutigen Gebäudes ist 1715 noch ein eigenes Grundstück, auf dem später eine Bäckerei errichtet wurde.

 

Nachfolger in der Gaststätte wird sein erstes Kind Michael Weber (geboren 11.10.1843, gestorben 20.04.1912), verheiratet am 04.05.1870 mit Katharina Schales. (geboren 18.04.1880, gestorben 19.11.1937). Das fünfte Kind ist Marie, geboren 18.04.1880, später verheiratete Keller.

 

Seit 1923 war das Gasthaus „Zum Tiger“ das Vereinslokal der Fußballer. In diesem Jahr wurde die Vereinsfahne übrigens auf violett/weiß umgestellt. Nach jedem Spiel traf man sich in der Gaststube. Mancher Sieg wurde hier gefeiert. Und die Pokale wurden natürlich auch in der Gaststätte ausgestellt. Gerade in jener Zeit erlebte der Verein einen großen Aufschwung durch die Verpflichtung von Georg Bauer, dem besten Spieler Frankfurts, und stieg in die Spitze der A-Klasse auf.  

Der Wirt Andreas Keller („Scholtse Andres“) war selber ein großer Fußball-Fan. Er hieß deshalb „Flanke“, weil er öfter auf dem Sportplatz den Spielern „Flanke“ zurief. Heute treffen sich in der Gaststätte nur noch die „Alten Herren“, weil der Verein eine eigene Gaststätte auf dem Waldsportplatz hat.

 

Zwischen den (entfernten) Verwandten in den beiden Gaststätten kommt es 1920 noch einmal zu einer Hochzeit. Wilhelm Rauch, Bruder von Philipp Rauch, der die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ erhielt, heiratet 1920 Marie Keller, die Tochter Reinhard Kellers. Aus diesem Anlaß pflanzt er die Kastanie, die heute noch den Hof prägt. Als Beruf Wilhelm Rauchs wird im Kirchenbuch „Gastwirt“ angegeben. Aber er war eher Landwirt im Haus Hauptstraße 32 und hat nur in der Gaststätte Tiger ausgeholfen, vor allem in der Zeit, als die Schwiegereltern geschieden waren

 

Nachfolger Reinhard Kellers wird sein Sohn Andreas Keller, Sohn des Landwirts und Gastwirts Reinhard Keller und dessen Ehefrau Marie Weber, geboren 27.04.1902, verheiratet am 02.09.1931 mit Margarethe Kraft, Tochter des Schweinehändlers Johannes Kraft und Margarethe geborene Koch. Sie haben drei Töchter Elfriede, Christine und Annemarie.

Das Anwesen war mit etwas über fünf Hektar ein großer landwirtschaftlicher Hof. Andreas Keller hatte wie viele andere Hochstädter während des Zweiten Weltkriegs einen polnischen „Fremdarbeiter“, wie das damals hieß. Anweisung war, daß die Ausländer beim Essen nicht mit den Deutschen an einem Tisch sitzen durften. In Hochstadt hielt man sich meist daran und verwies den Polen oder Russen beim Essen zumindest in eine Ecke des Zimmers. Keller ließ sich aber von den angedrohten Strafen nicht beeindrucken und war einer von denen, die darauf beharrten, daß der Pole in seinem Haus auch mit am Tisch essen durfte.

 

Die Gaststätte ist schließlich im Besitz von Frau Elfriede Reismann, der Tochter von Andreas Keller, verheiratet mit Hans Reismann. Er repariert im Hof Autos und beult das Blech mit einem Baumstamm aus. Doch wegen seiner Alkoholsucht verkommt das Grundstück immer mehr. Es war lange Zeit unverkäuflich. Der erzielte Preis langt gerade, in Dörnigheim in der Elbestraße ein Reihenhaus zu erwerben.

 

Das Anwesen, einer der stattlichsten Höfe mitten im Dorf, wird von Auswärtigen erworben. Neuer Besitzer wird das Ehepaar Jochims, das vorher in Frankfurt-Sachsenhausen gewohnt hat. Reimer Jochims ist 1935 in Kiel geboren und Lübeck aufgewachsen. Von Beruf ist er Maler und hat auch nebenbei Philosophie und Kunstgeschichte studiert. Außerdem ist er Bildhauer, also Künstler und Kunsttheoretiker.

Von 1967 bis 1971 lehrte er an den Kunsthochschulen Karlsruhe und München. Ab 1971 war er Professor für freie Malerei und Kunsttheorie an der Frankfurter Kunsthochschule (Städelschule) und von 1974 bis 1985 deren Rektor. Bis 1974 unterscheidet er zwei Arbeitsphasen in der Malerei, bei der die erste mehr von Zeichnungen geprägt ist, die zweite mehr von den „Formen der Farbe“. Seit 1976 widmet er sich auch der Bildhauerei und seit 1979 entstanden die Malbücher. Seit 1990 hat er Ausstellungen in vielen deutschen und österreichischen Städten. Bisher liegen sieben Veröffentlichungen von ihm vor.

Seine Frau Heinrike geborene Peters, geboren 1940, ist Psychotherapeutin und hat im Haus ihre Praxis. Das Grundstück in Hochstadt erwarben die Eheleute 1980. Sie leben zusammen mit Freunden in einer christlichen Wohngemeinschaft. Auf Vorschlag eines Freundes gaben sie dem Anwesen den Namen „Eliashof“. Damit beziehen sie sich auf den Propheten Elia aus dem Alten Testament. Von der Gestalt dieses einsamen, aber in seiner Glaubensüberzeugung unbeugsamen Mannes fühlten sie sich angesprochen.

 

Die Gaststätte war dann lange verpachtet an Andreas Sielaff, geboren 1981 in Frankfurt. Nach Hochstadt kam er, weil seine Eltern seit 1965 (?) dort wohnten. Er wohnt in der Vogelsberg­straße, ist verheiratet und hat ein Kind. Die Gaststätte führt er seit 1987, im Jahre 1989 hat er sie renoviert und in der heutigen Form eingerichtet. Die Gaststätte ist täglich von 17 bis 1 Uhr geöffnet. Spezialität im Angebot der Gaststätte ist die Pizza, die auch nach außerhalb geliefert wird. Zwei Küchenkräfte und zwei Bedienungen stehen dazu bereit.

Danach stand die Gaststätte wieder leer. Es wurde versucht, dort ein Café ins Leben zu rufen und auch japanische Kultur vorzustellen. Aber die hohe Treppe und die Eingangssituation (unscheinbarer Zugang nach rechts) schreckt immer wieder mögliche Gäste ab

 

Hauptstraße 18:  Gasthaus ,,Zur goldenen Krone

Die Firma Höhl sagt heute: „Gasthaus und Kelterei (!) werden 1779 von Michael Weber gegründet und bis 1817 geführt. Michael Weber ist der Erste, der im Apfelwein eine gewerbliche Erwerbsquelle sieht und nicht mehr nur auf den Wein baut“. In der Festschrift zum 225jährigen Jubiläum heißt es unter der Überschrift „Der gute Stern des Michael Weber“: „Michael Webers Sternstunde kam im Jahre 1779. Sein Stern hatte die Gestalt eines Apfels. Michael Weber zögerte keinen Augenblick und gründete eine Apfelweinkelterei. Es gehörte damals eine Menge Mut dazu, den Apfel als Lebens- und Existenzgrundlage zu wählen. Denn im Jahre 1779 war Hochstadt eine blühende Weinbaugemeinde. Der Anbau von Äpfeln und anderem Obst wurde nur so nebenbei betrieben!“ Doch das ist wohl mehr ein Wunschdenken, das die heutige Werbung für den Apfelwein etwas unterstützen soll.

 

Bei Michael Weber ist nur die Rede davon, daß er Wirt ist. Er wird also vor allem Wein und Bier ausgeschenkt haben. Wahrscheinlich hat er für den Hausgebrauch auch etwas Apfelwein hergestellt. Aber seine Gäste wären dumm gewesen, wenn sie nur Apfelwein getrunken hätten, wo es doch Wein gab. Es kann also keine Rede davon sein, daß schon er im Apfelwein eine gewerbliche Erwerbsquelle gesehen hätte. Michael Weber hat nicht nur Apfelwein gekeltert, denn im Jahre 1805 wird gesagt, daß Frantz Fuchs aus Polnisch-Preußen als Branntweinbrenner bei Wirt Michael Weber ist. Die Gastwirtstradition der Familie Höhl reicht hinter das Jahr 1779 zurück. Das muß aber nicht unbedingt für die Keltertradition gelten und schon gar nicht für das Apfelweingeschäft. Das Apfelweingeschäft begann erst mit dem Gastwirt Georg Rauch.

 

Am 21. Oktober 1762 ist Michael Weber geboren als Sohn des Johann Georg Weber und Dorothea geborene Schales. Im Jahr 1779, das von der Familie Höhl im Anschluß an ein Gutachten von Wilhelm Mankel als Gründungsdatum ihrer Firma angegeben wird, war er also gerade einmal 17 Jahre alt. In diesem Jahr hat er sich vielleicht verlobt mit Anna Magdalena Stein, Enkelin des Benders Andreas Stein (1695 bis 1759). Danach hat er wahrscheinlich seine Lehre in der Steinschen Gaststätte gemacht oder dort mitgeholfen. Am 27. April 1780 heiratet er Anna Magdalena Stein, Tochter des Michael Stein. Ihr Vater war zwar kein Wirt, aber ihr Großvater Andreas Stein, der Gründer der Steinschen Wirtschaft. Michael Weber hat also in eine alteingesessene Gastwirtsfamilie eingeheiratet.

 

Das Paar macht sich im Jahre 1786 selbständig. Aber Michael Weber „kauft“ nicht das gegen­überliegende Haus Hauptstraße 18, um dort eine Gaststätte einzurichten. Der obere Teil der heutigen Gaststätte gehörte ja schon der Familie. Den unteren Teil erbt er von seiner Mutter, die eine Enkelin des Johannes Trapp ist, der 1715 das Haus besaß. Auch der dritte Teil des Hauses nach dem Rathausplatz zu gehörte 1715 Gregor Trapp, einem Onkel des Johannes Trapp (der allerdings auch andere Nachkommen hat). Michael Weber führt die Gaststätte in der Hauptstraße 18 bis zum Jahre 1817.

Die Tochter Anna Magdalena, das sechste Kind (1795 bis 1867), heiratet 1812 den Witwer Johannes Strohl (1779 bis 1848), der „der Dicke“ genannt wird. Er führt die Gaststätte „Zur goldenen Krone“ bis 1829. Dann wird die Wirtschaft auf sechs Jahre an Kaspar Schäfer verpachtet, der später die Gaststätte „Zum Neuen Bau“ baut. Während dieser Zeit heiratet das dritte Kind des Besitzers Johannes Strohl, nämlich die Tochter Anna Katharina (1817 bis 1875), den Ortsbürger Wilhelm Schales (1810 bis 1861), der dann 1835 die Wirtschaft übernimmt. Er wird 1836 und 1857 als Gastwirt erwähnt.

 

Die Tochter Katharina (1836 bis 1893, das älteste Kind) heiratet 1858 den Ackermann (Johann) Georg Rauch (1833 bis 1911), Sohn des Gastwirts Johannes Rauch in Dörnigheim. Als Wilhelm Schales am 24. April 1861 (nicht 1860) im Alter von kaum 50 Jahren stirbt, übernimmt sein Schwiegersohn Georg Rauch von 1861 bis 1908 die Gaststätte.

Georg Rauch ist der Gründer des Apfelweingeschäfts, das er mit einem Versandhandel verbindet. Er erweitert den Kundenkreis auch auf Offizierskasinos und eine Militärreitschule. Die „besseren Kreise“ (Beamte, Unternehmer, Offiziere, Adlige) lassen sich den Apfelwein gern faßweise ins Haus senden. Der „kleine Mann“ dagegen trinkt seinen Schoppen eher im Stammlokal. Georg Rauch wird von den Hochstädtern „der alte Schorsch“ genannt, von den Gästen aus Hanau aber „Löwenschorsch“. Georg Rauch stellt schon „Hochstädter Speierling“ her, nach dessen Rezept noch heute „Der alte Hochstädter“ hergestellt wird. Außerdem vertreibt er auch Traubenwein der Marke „Hochstädter Riesling“.

Der Name „Gasthaus zur Krone“ taucht in den Kirchenbüchern erstmals 1892 auf beim Tod der Wirtin Catharina Rauch. Bis 1896 wird für das Gasthaus die Hausnummer 103 (heute Klinkerbau) angegeben. Im Jahre 1899 ist es die Hausnummer 104 (Fachwerkbau). Die Familie ist wohl inzwischen in den anderen Teil des Hauses gezogen.

 

Georg Rauch hat als erster Inhaber einen Sohn, der die Wirtschaft übernimmt (auch die Vorgänger hatten Söhne, aber offenbar wollte keiner die Wirtschaft haben). Es ist Wilhelm Rauch (1873 bis 1922), der zwar schon im Jahre 1899 als Gastwirt bezeichnet wird, aber erst von 1908 bis 1921 offiziell das Geschäft führt. Nach seinem Tod führt seine Witwe Elisabeth Rauch geborene Koch das Geschäft bis 1934 weiter. Die Eheleute haben fünf Kinder:

1. Wilhelm Rauch (geboren 1895) heiratet am 1920 Maria Katharina Keller, Tochter des

    Gastwirts Reinhard Keller aus dem Gasthaus „Zum Tiger” (Kinder Andreas, Rudolf und   

    Marianne).

2. Andreas Rauch (geboren 1896) stirbt schon im Alter von 22 Jahren.

3. Die Tochter Margarete (geboren 1899) heiratet den Zahnarzt Möbus.

4. Philipp Rauch (geboren am 6. Februar 1901) wird Nachfolger in der Gaststätte.

5. Die Tochter Magdalene (geboren 1902) heiratet 1926 Wilhelm Höhl, der die Kelterei

    übernimmt und zu einem Großbetrieb ausbaut.

 

Im Jahre 1934 übergibt Elisabeth Rauch die Gaststätte an ihren Sohn Philipp Rauch. Dieser heiratet 1923 Wilhelmine Maria Schäfer, die Witwe seines früh verstorbenen Bruders Andreas Rauch. Deren Kinder sind: Rudolf (gefallen), Elfriede Schöpel (Inhaberin der Gaststätte) und Wolfgang Rauch (Inhaber des Hotels). Philipp Rauch stirbt am 28. Mai 1968. Matthias Schöpel, der Enkel Philipp Rauchs, ist heute Eigentümer der Gaststätte und des Hotels und keltert auch selber wieder im alten Keller unter dem Hotel.

 

Die Kelterei übergibt Elisabeth Rauch damals ihrem Schwiegersohn Wilhelm Höhl. Dieser baut dann in der Hauptstraße 63 eine für damalige Verhältnisse moderne Großkelterei. Erst Wilhelm Höhl macht die Apfelweinherstellung zu seinem alleinigen Erwerbszweig, ohne selber eine Gaststätte zu haben. Seit 1963 ist die Kelterei im Osten Hochstadts ansässig. Als „Landkelterei Höhl“ war die lange Zeit der Marktführer bei der Apfelweinherstellung.

Seit 2006 arbeitet sie bei eingeschränkter Produktion mit den Keltereien Heil (Laubuseschbach) und Rapps (Karben) zusammen. Danach ging sie ganz in das Eigentum von Rapps über.

 

Das Gebäude Hauptstraße 18 ist ein Doppelhaus. Der rechte Bauteil besteht mindestens seit 1779 und war die eigentliche Gaststätte.

Die älteste Fotografie mit der Gaststätte „Zur goldenen Krone“ zeigt die Familie Rauch auf der Treppe des alten Gasthauses. Das Bild ist aufgenommen zwischen dem Umbau des Hauses Hauptstraße 13 im Jahre 1887 und dem Neubau des Hauses Hauptstraße 14 im Jahre 1992.

Das alte westliche Haus kann man teilweise erkennen auf dem einen Rathausbild von unten.

 

Erst als man 1906 westlich davon den typisch gründerzeitlichen Klinkerbau errichtete, wurde die Gaststätte dorthin verlegt, die alte Gaststube wurde zum Kolleg. Das westliche Haus war ursprünglich niedriger als das weiter oben gelegene. Es hatte zwei Freitreppen und eine Torfahrt. Hier hatte die Familie ihre Privatwohnung. Durch drei Treppenstufen waren die beiden Häuser miteinander verbunden. Das westliche Haus wurde aber 1908 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Zeichnung stamm­te vom Kreisbaumeister, der darauf bestand, daß das Oberstockwerk in Fachwerk ausgeführt wurde. Die Decke über dem Erdgeschoß besteht aus Balken, von denen einer neben dem anderen liegt, weil darüber der Saal war.

 

Die aus Blendstein gemauerte Südwestecke ist bis zur 41. Schicht aus Steinen gemauert, die ein Maurer an Ort und Stelle zu einem stumpfen Winkel geschliffen hat. Das Grundstück ist nämlich nicht rechtwinklig, und deshalb paßten die angelieferten Steine nicht. Der Mann hatte so für einige Zeit einen bequemen Posten, bis dann die vom Werk gefertigten Steine ankamen. Die vier großen Fenster im rechten Gebäude gehören zum alten Tanzsaal. Vor dem Haus ist eine Klappe, durch die die Fässer in den Keller gerollt wurden. Das ganze Haus wurde mit Azetylengas vom Keller bis zum Dachboden erleuchtet.

 

Mit zur Familie gehören auch die Gebäude am Rathausplatz bis in die Bogenstraße hinein. Dieser Gebäudeteil ist von 1911 (Inschrift: „Wilhelm Rauch 1911“). Der Bembel auf dem Erker ist leider nach dem Jahr 2000 verschwunden.

 

 

 

Rathaus und Rathausplatz:

Das Historische Rathaus nimmt einen bevorzugten Platz innerhalb des Ortes ein. Frei steht es an der Hauptstraße und kündet jedem vom Stolz der Hochstädter Bürger aus vergangenen Tagen. Der Mittelpunkt eines Ortes hieß anfangs nicht Rathaus, sondern „Spielhaus“. Das Wort kommt von der Bezeichnung für „Rede, Erzählung“ in der mittelhochdeutschen Sprache. Diese Silbe „spiel“ kommt heute noch in dem Wort „Kirchspiel“ vor, das den Bereich bezeichnet, aus dem die Gemeinde zum Reden und Hören zusammenkommt. Das Haus war also für die ganze Gemeinde bestimmt. Hier gingen die „Nachbarn“ hin, wenn sie unter der Halle etwas bereden und Neuigkeiten erfahren wollten. Hier wurden Verordnungen bekanntgemacht.

Hier meldeten sich wegmüde Wanderer, wenn sie die Mildtätigkeit der Gemeinde in Anspruch nehmen wollten. Der Bürgermeister reichte ihnen dort Speise und Trank oder auch Almosen aus dem Gemeindesäckel. In Hochstadt wurden jährlich sechs Gulden „um Gottes willen“ gegeben.

 

 

 

Im Jahre 1598 wird in Hochstadt erstmals ein „Spiel­haus“ genannt. Das Unterstockwerk eines solchen Hauses bestand in der Regel aus einer offenen Halle mit Arkaden, so daß die Redewendung war „unter dem Spielhaus“. Hier hielt das Gericht seine Sitzungen ab. Meist war auch eine Trinkstube in einem solchen Haus. Mit der Zeit gab es aber immer mehr Herbergen und Wirtshäuser. Andererseits vermehrten sich die Schreibereien und Geschäfte des Bürgermeisters immer mehr. So nahm dann die Gemeindeverwaltung das Haus in seinen alleinigen Besitz und es wurde zum Rathaus.

 

Das Rathaus ist auch Tagungsort des Dorfgerichtes. Am Ostermittwoch 1605 zum Bei­spiel wird nach altem Brauch unter dem „Gemeindespielhaus“ das Dorfgericht gehalten. Die Feldschützen berichten über Verstöße gegenüber Nachbarn. Die Weinmeister bringen vor, was die Wirte, Metzger, Bäcker und Krä­mer sich an Betrügereien geleistet ha­ben. Die Gemeinde ist verpflichtet, Got­teslästerungen und Scheltworte anzu­bringen. Im Herbst findet immer ein sogenannter „Rügetag“ statt.  Im Anschluß daran wird die Schließung der Weinberge ver­kündet. Seit 1614 darf der Rügetag auf Befehl des Amtmanns aber nicht mehr am Sonntag gehalten werden. Die Versamm­lung findet auf dem Rathaus statt, jeder muß bei Strafe von fünf Gulden erschei­nen.

Zeitweise muß im Rathaus auch Wirtschaft gewesen sein. Um 1600 gibt es in Hochstadt zwei Wirtschaften: Die eine ist amtlich und befindet sich zunächst im „Spielhaus“ (Rathaus) und der Wirt wechselt von Jahr zu Jahr. Sie wird noch 1787 als „Wirt­schaft auf dem Rathaus“ bezeichnet. Die andere Wirtschaft ist eine „Heckerwirtschaft“, befindet sich also jedes Jahr in einem anderen Privathaus, allerdings ganzjährig und nicht nur in der Saison wie sonst bei ei­nem „Heckewirt“. Später wird allerdings für mehrere Jahre verpachtet.

 

Das alte Hochstädter Rathaus soll im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden sein. In den Jahren 1683/84 wird es neu aufgebaut. Es war ein Fachwerkbau auf offener Steinhalle. Darüber war der Sitzungsraum der Gemeinde­vertreter, der „Geschworenen, und wohl auch ein Dienstzimmer für den Bürgermeister.

 

Ein Längsschnitt des Rathauses von 1910 zeigt das Unterstockwerk noch mit drei gleichgroßen Eingangstoren an der Ostseite (Die Holzsäule in ersten Stock ist um 90 Grad verdreht dargestellt und heute nicht mehr vorhanden, Bilder Seite 148 und 149. Die Zeichnung scheint seitenverkehrt zu sein, denn die Ansicht ist von Osten, da muß der Turm rechts sein). Nach der Hauptstraße zu sind zwei kleine Fenster zu sehen. An der Ostseite ist links und rechts eine Tür und dazwischen das große Tor für die Feuerwehr mit zwei kleinen Fenstern links du rechts. Das Bild in Schellmann III, Seite 143 oben, zeigt das Rathaus im Jahre 1964 während der ersten Sanierung der Hauptstraße mit Asphaltbelag

 

Die Inschrift über der heutigen Eingangstür lautet: „Vorsteher als HW Schultheis Gerichtsleith DB HS HMB PB PM HS PS CMB AST. 17 Burgermeister als MW HST 84, Gerichtsdiener A ST“. Der Schultheiß ist Johann Weber (= Hans Weber). Er ist 1733 geboren und tritt 1784 sein Amt an. Unter den „Gerichtsleuten“ sind die Gemeindeverordneten zu verstehen.

 

Der Turm aus dem 16. Jahrhundert mit seinem Eingangsbereich dürfte noch am ehesten aus der ursprüngliche Bausubstanz bestehen. erhalten sein. Der Giebel der Nordseite ist heute verschindelt, dahinter ist aber noch Fachwerk vorhanden. Rechts vom Rathaus war eine Schmiede (Schellmann III, Seite 152 und 153).

Große Instandsetzungen gibt es 1752, neue Fenster werden 1768 eingesetzt. Eine neue Wetterfahne aus Niederdorfelden wird 1843 aufgesetzt. Im Jahre 1883 wird vermerkt, daß das Haus mit Kohlen beheizt wird. Größere Reparaturen gibt es noch einmal 1892 und 1896.

Das Unterstockwerk dient in dieser Zeit auch als Gefängnis und enthielt einen Raum für den Nachtwäch­ter und für Durchreisende.

 

Östlich des Rathauses ist auf dem Ortsplan von 1715 ein Brunnen eingezeichnet. Allerdings ist das nicht gleich zu erkennen, weil das Symbol kleiner ist als an den anderen Stellen. Bei genügender Vergrößerung kann man aber erkennen: Das Zeichen östlich des Rathauses besteht aus einem Kreis (unten) und einem Zeichen, das wie ein „D“ aussieht (oben) und den anderen vier Zeichen für die Brunnen entspricht, die laut Legende der Karte die Brunnen markiert. Wann diese Brunnen errichtet wurden, liegt im Dunkeln.

 

Es fällt aber auf, daß alle reichen Bauern in Hochstadt rund um den Rathausplatz ge­wohnt haben. Dort auf dem „Tanzplacken“ stellten die durchziehenden Solda­ten ihre Wagen und Geräte ab. Und so wie die Soldaten die Bauern beraubten und bestahlen, konnte es ja auch einmal umgedreht sein. Eine günstige Gelegenheit wäre der Rückzug der Franzosen im Jahre 1813 ge­wesen. Dazu paßt dann die Geschichte von einer Truhe, die sich im Besitz der Nachkommen befand und in den 70iger Jahren von einem Antiquitätenhändler gekauft wurde und jetzt in einem Museum in Würzburg stehen soll. Einige Zeit nach dem Kauf hat der Händler nämlich noch einmal bei den Verkäufern vorge­sprochen und nach Schlössern zu der Truhe gefragt. Die Truhe muß nämlich ursprünglich mit 36 Schlössern (bezie­hungsweise einem Schloß mit 36 Riegeln) ausgestattet gewesen sein. Solche Truhen waren vor allem auf Schiffen und auch zum Transport von Kriegskassen üblich. Solche „Kriegskassen“ gibt es auch heute noch in nicht geringer Zahl.  Und auch wenn ein „N“ darauf gestanden hat, dann muß das noch nicht „Napoleon“ heißen.

Und so entsteht dann die Vermutung, die Familie Schales sei durch den Raub ei­ner französischen Kriegskasse zu ihrem Reichtum gekommen. Doch Napoleons Kriegskasse soll auch schon in Rothen­bergen gestohlen worden sein. Das ist ei­ne „Sage“, die immer wieder an immer anderen Orten erzählt wird, und die et­was erklären soll, was ganz natürliche Ursachen hat.

Der Reichtum der Familie Schales hat wohl eher seine Ursache in Fleiß, Ge­schick und Sparsamkeit der Familie. Mi­chael Schales lief zum Beispiel fast jedes Jahr einmal oder zweimal zu Fuß nach Bad Nauheim, hielt sich dort einige Stunden auf und kam wieder zu Fuß zurück, obwohl er sich doch eine Kutsche hätte leisten können (Oder hat er dort in der Spielbank sein Glück versucht? Das wäre dann aber eine neue Sage).

 

Zeitweise wird das Rathaus auch als Schule genutzt. Die 1903 in der heutigen Klosterhof­straße errichtete neue Schule hat zunächst nur ein Klassenzimmer und keine Lehrerwohnung. Die Klassen 4 und 5 werden im Rathaussaal unter­richtet. Erst 1910 wird die neue Schule um drei Klassenzimmer erweitert. Der Wert des Rathauses wird 1915 mit 5000 Mark angegeben. Zu einem Dach­stuhlbrand kommt es 1916. im Jahre 1927 wird wieder repariert. Im Lagerbuch der Gemeinde Hochstadt von vor 1929 wird gesagt, daß das Rathaus (mit der Hausnummer „Am Rathaus 1“) als Sitzungsort der Gemeindevertretung auch Spritzenhaus und Aufbewahrungsort der Feuerwehrutensilien mit Holzremise ist.

 

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts will man das Rathaus abreißen und die Hauptstraße begradigen. Der Landeskonservator muß alle Energien aufbringen, um dieses Vorhaben zu verhindern. Aber 1963 wird das Untergeschoß durchbrochen, um für die Fußgänger einen Durchgang zu schaffen.

 

Am 23. Mai 1964 kommt es zu einem großen Dachstuhlbrand, verursacht durch einen elektrischen Kurzschluß in den Behelfswohnungen im Dachgeschoß. Zahlreiche Feuerwehren sind im Einsatz, darunter auch die Hochstädter Wehr. Diese hatte es nicht weit, denn sie war im

mittleren Raum des Untergeschosses untergebracht ist. Dieses Unterstockwerk diente zeitweise auch als Gefängnis und enthielt einen Raum für den Nachtwächter und für Durchreisende. Das Rathaus mit seinen vielen Mannfiguren und geschnitzten Eckständern wurde aber in der alten Form wieder aufgebaut.

Im Jahre 1981wird das Haus umgebaut, die Fassade erneuert und neue Fenster eingesetzt. Die Fertigstellung erfolgt 1983. Im Unterstockwerk wird eine Gaststätte eingerichtet. Zunächst soll sie reihum von den Vereinen genutzt werden. Doch es findet sich dann ein Pächter für den Dauerbetrieb, nämlich die Kelterei Höhl, die zwei Angestellte abstellt, um die Gaststätte zu betreiben. Die ehemals geöffnete Arkade wird heute von der Gaststätte genutzt. Diese hat auch im Sommer einige Tische und Stühle vor dem Haus stehen.)

 

Im Oberstockwerk entsteht 1983 ein Ausstellungsraum, der für viele kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann: Kunst-Ausstellungen, Dichterlesungen, Vorträge. Im Januar 1990 liest der Fernsehmoderator llja Richter zusam­men mit seiner Mutter Eva aus deren Buch „Der Deutsche Jude“. Im Juli 1998 findet eine Ausstellung mit Bildern von Hans Ticha, Hauptstraße 8, im Histori­schen Rathaus statt. Im Dachgeschoß des Hauses wird das Gestühl für die Veranstaltungen gelagert, außerdem befindet sich dort ein Teil des Stadtarchivs.

           

Der Platz nördlich hinter dem Rathaus ist der „Tanzplacke“, der heutige Rathausplatz. Hier wurde das „Gebet“ abgehalten, hier wurde die Gemeinde „ins Gebet genommen“. Wenn mit der kleinen Glocke geläutet wurde, mußte jeder Einwohner erschei­nen. Kein Einwohner darf diese Versammlung versäumen. Nur den Pfarrern und Amtsträgern wer­den die amtlichen Verordnungen ins Haus geschickt. Es wurden die öffentlichen Bekanntmachungen verlesen (später ging der Ortsdie­ner mit der Schelle herum und rief die Bekanntmachungen aus). Nach den Bekanntmachungen wurde über Gemeindeangelegenheiten beratschlagt.

 

Auf der Tanzplacke wird auch die „Kirchweih“ gefeiert. Bei schlechtem Wetter konnte man so auf den Rathaussaal, dem einzigen größeren Raum im Ort. Dafür mußten die Kerb­burschen allerdings 1 Gulden 15 Albus bezahlen. Auch die Fastnacht wurde schon auf dem Rathaus gefeiert.An dem Fest betei­ligt sich die ganze Gemeinde. Die Famili­en schaffen Tische und Bänke auf die Tanzplacke, dazu Wein, Kuchen und Hausgeschlachtetes. Auch Verkaufsbu­den werden aufgestellt. Der Platz wird mit Birkenbäumen geschmeckt, die nach Beendigung des Festes dann verkauft werden. Die Famili­en schaffen Tische und Bänke auf die Tanzplacke, dazu Wein, Kuchen und Hausgeschlachtetes. Dann wird bei Spiel und Tanz gefeiert. Auch Verkaufsbu­den werden aufgestellt. Der Platz wird mit Birkenbäumen geschmeckt, die nach Beendigung des Festes dann verkauft werden.

 

Im Jahr 1747 nimmt die Hanauer Grafenfamilie an der Feier der. Kerb teil. Sie wird im Rathaussaal von den Dorfjung­frauen mit Kuchen und Wein bewirtet. Auf der Tanzplacke wird mit den Kerb­burschen getanzt, die anschließend auf die Gesundheit der gräflichen Familie trinken und die Gläser wegwerfen. Auch die Fastnacht wurde schon auf dem Rathaus gefeiert.

Später wird die Kerb in den Gaststätten „Zur Goldenen Krone, Zum Tiger, Neuer Bau und Strohl gefeiert. Deshalb gehörte zu jedem Gasthaus auch ein Tanzboden. Für die Kerb mußten die Wirte jedesmal drei Mark bezahlen, um eine öffentliche Lustbarkeit abhalten zu dürfen. Erst als die Tanzkapellen für die Wirte zu teuer wurden, griff man zur Lösung einer Zeltkerb, weil man dafür nur eine einzige Kapelle brauchte.

 

 

Am Rathaus 2:

 Ein Wohnhaus mit vielen Nebengebäuden“. Über der Haustürsteht „Michael Weber 1853“

 

Am Rathaus 4: 

Das Wohn- und Geschäftshaus trägt über der Haustür die Inschrift „Wilhelm Rauch 1911“. Bis 2012 stand auf dem Erker ein großer Bembel.

 

Vor dem Rathaus und vor dem Grund­stück des Schmieds Klees befand sich die „Weed“. Sie war länglich und ging von der untersten Ecke des Rathauses bis zur Mitte der Hauptstraße und längs dersel­ben bis ungefähr an die Treppe des Hau­ses Hauptstraße Nr. 22 (zwischen der Weed und den Häusern war allerdings noch genügend Platz). Die „Weed“ war etwa fünf bis sechs Meter breit und an drei Seiten von einer etwa 80 Zentimeter hohen Mauer umgeben.

Nur an der oberen Seite befand sich ein starkes Holzgeländer, damit bei starkem Regen oder bei Vereisung keine Stauung auftreten konnte. Das Wasser war teilweise Grundwasser, zum Teil lief es als Regenwasser vom Oberdorf. hinein.

 

In der Mitte von der Hauptstraße her war ein Eingang, durch den man hineingehen oder reiten konnte. Unten befand sich der Überlauf, das sogenannte „Weedfloß“. Die „Weed“ war Viehträn­ke, vor allem Pferdetränke (,,da wo man pflegt die Pferd zu tränken und sie vom Stäube abzuschwenken“). Gleichzeitig diente sie auch zu Feuerlöschzwecken (so noch im Jahre 1951).

Ab 1862 wurde die Weed mit einem Gewölbe versehen. Dieser Teil mit einem Eingang in der Ecke vor dem Rathaus blieb noch lange bestehen. Erst im Zuge des Neubaus der Ortsdurchfahrt wurde die Weed vollständig beseitigt.

 

Die Wap­pensteine mit dem alten Hochstädter Wappen (ein großes H mit einer Hacke) befinden sich heute auf der Treppe vor dem Stadtmuseum.

 

Am Rathaus gab es im ersten Stock eine „Freilufttoilette“, die in den „Gengel“ zum Nachbarhaus entleert wurde. Wer also diesen schmalen Gang benutzen wollte - und der Schmied mußte das mehrmals am Tage - mußte er darauf achten, daß die Luft rein war.

Etwas weiter unten vor dem Haus des Spenglers Burger befand sich die kleinere „Unter­weed“. Sie wurde auch bei Bränden als Feuerlöschbecken genutzt. Im Jahre 1770 werden in der Gemeinderechnung zwei Pferdeschwemmen er­wähnt, für deren Säuberung die Gemeinde bezahlt, dabei könnte es sich um die Oberweed und die Unterweed gehan­delt haben.

 

 

Untere Hauptstraße

 

Hauptstraße 20:

Das Haus unterhalb des Rathauses mit dem Krüppelwalmdach war die Wohnung eines Schmiedes, der seine Werkstatt nach dem Rathausplatz zu hatte. Das Unterstockwerk wurde 1590 erbaut. Das Fachwerk ist von 1786. Das Haus hat schöne Steinmetzarbeiten, an der mittleren Konsole ist ein Kopf und links   und rechts Schmuckrosen, dazu Steinmetzzeichen. Daß das Haus aus Baumaterial aus Groschlag gebaut sei und die Wohnung des letzten Einwohners von Groschlag gewesen sei, ist nicht erwiesen.

 

 

Hauptstraße 22:

Das Haus gehörte Peter Lind und Wilhelm Schales, von dem erzählt wird, er habe die Kriegskasse Napoleons gestohlen und seid deshalb so reich geworden (siehe „Rathaus“). Das Fachwerk ist mit „Russensteinen“ ausgemauert. Das westlich anschließende Nebenhaus ist ein Neubau und längst nicht so wirkungsvoll  wie das vorhergehende Haus.  Das Grundstück reicht hinter das Haus Hauptstraße 20 und hat eine Ausfahrt zum Rathausplatz.

 

 

Jetzt zunächst einige Ansichtskarten der mittleren Hauptstraße:

 

 

Hauptstraße 23:

Das war auch ein Bauernhaus mit Scheuen und kühlem Keller. Hier war aber auch die Metzgerei von Johannes Bauer (Der vorherige Besitzer hieß Nix). Die Metzgerei wurde von Bauer neu eingerichtet, neben dem Hoftor war der Eingang zum Laden. Bauer hat teilweise zusammen mit dem jüdischen Metzger Stern, Hauptstraße 31, gearbeitet, weil dieser die Hinterteile der Kühe nicht verwenden durfte. Auch die Tochter war gelernte Metzgerin, Gesellenbrief und Bilder sind noch vorhanden.

 

Hauptstraße 25:

Das Haus Hauptstraße 25 wird nur noch als Ferienwohnung genutzt.

 

Hauptstraße 27:

Über der Tür steht die Inschrift „1572 Strohl und Anna Margroda“. (der Vorname des Mannes ist nicht lesbar).

 

Hauptstraße 29:

Hier hatten die „Käwern“ ihr Quartier, mußten aber ausziehen, weil das Haus verkauft werden sollte. Im Jahre 1931 wurden das Haus Hauptstraße 27 und teilweise Hauptstraße 25  und vor allem ihre Scheunen durch einen Brand schwer geschädigt.

 

Hauptstraße 31 / Ecke Bahnhofstraße:

Hier wohnte er jüdische Metzger Stern (siehe Nummer 23) Der Giebel nach der Bahnhofstraße ist verbrettert.

 

Hauptstraße 24:

Das Oberstockwerk des Hauses ist noch alt und hat Balken mit sogenannten „gotischen Nasen“. Aus dem Haus stammt Johann Meerbott, der vom Hanauer Erbprinzen an die Engländer verkauft wurde, um im Unabhängigkeitskrieg gegen die Amerikaner zu kämpfen. Er setzte sich aber ab und wurde der Stammvater aller Meerbotts („Marbut“) in den USA. Seit dieser Zeit ist das Haus im Besitz der Familie:

 

Hauptstraße 26:

Das Haus Nummer 26 hat zwar moderneres Fachwerk, paßt sich aber gut ein. Es ist ein Neubau aus den zwanziger Jahren. Hier wohnte die wohlhabende jüdische Familie Goldschmidt, deren Nachkommen heute in Argentinien, Kolumbien und Israel wohnen. Hier waren auch die Bücher der jüdischen Gemeinde gelagert, sind aber nicht mehr vorhanden (Abschriften der Personenstandsurkunden gibt es allerdings in Staatsarchiv Wiesbaden)

 

 

 

Hauptstraße 28:

Als Im Jahre 2014 der Verputz des Hauses Hauptstraße 28 in Hochstadt abgeschlagen wurde, kam darunter ein Fachwerkbau hervor. Es war kein ganz altes Fachwerk und die Gefache waren mit Back­steinen ausgefüllt. Aber der Zustand war viel besser als vorher und das Haus paßte jetzt viel besser zum Charakter der historischen Hauptstraße. Alte Aufnahmen zeigen, daß im Oberstockwerk das Fachwerk frei zu sehen war und daß im Unterstockwerk die Fenster rote Sandsteingewände hatten. Außerdem bestand das Haus aus zwei Häusern mit unterschiedlichen Firsthöhen, die lange Straßenfront wurde erst nachträglich geschaffen. Daß auch eine Fachwerkfüllung mit Backsteinen gut aussehen kann, zeigen verschiedene Häuser, zum Beispiel der alte Teil des Hauses Hauptstraße 22.

In der Satzung über die Erhaltung der baulichen Anlagen in Hochstadt heißt es: „Arbeiten an bestehenden Gebäuden sind so auszuführen, daß die zur Zeit der Entstehung des Bauwerks übliche Erscheinung sichtbar bleibt oder wird… Bei Fachwerkhäusern, deren Fachwerk auf Sicht konzipiert ist, ist dieses freizuhalten bzw. freizulegen.... Als ausnahmsweise zulässige Wandverkleidung dürfen nur Holzschindeln verwendet werden!“

Wozu eine solche Satzung, wenn man davon befreit werden kann? Jetzt kann jeder Hauseigentümer in der Hauptstraße eine solche Wärmedämmung für sein Fachwerkhaus beantragen, und es muß ihm genehmigt werden. Vor 20 Jahren war man da wesentlich strenger. Aber heute sagt ein Einwohner aus einer Nebenstraße im Ortskern. „Heute kann man machen was man will, man darf nur nicht fragen. Mein einer Nachbar hat immer gefragt und alles ist ihm abgelehnt worden. Der andere hat nicht gefragt und einfach ein Fenster in die Wand gebrochen, da ist nichts erfolgt!“

Die Hausfront wurde mit Hanf wärmegedämmt, mit Brettern vernagelt und mit Schindeln verkleidet. Innen wurde ein Lehmputz aufgebracht, damit die Außenisolierung keinen Schaden erzeugt. Der neue Besitzer Milde ist auch noch stolz über seinen Einsatz für den Denk­malschutz und will auch „freiwillig“ die Größe der Fenster beibehalten und den Sockel un­verputzt lassen.

Der Besitzer ließ alle Gebäude auf dem Grundstück renovieren bzw er baute die Scheunen zu Wohngebäuden um. Aber das Haus an der Hauptstraße wurde nicht mit Biberschwänzen gedeckt, wei es auch die Satzung bzw. deren Auslegung durch die Stadt vorschreíbt. Auch Schindeln sind keineswegs „kleinteilig“ - wie die Satzung vorschreibt - sondern sie wirken als Gesamtfläche. Es entstand eine langweilige großflächige Außenfront, die nicht besser ist als Kalkverputz. Man hätte wenigstens das Erdgeschoß so lassen können wie es war, also Verputz über der Wärmedämmung und die Sandsteingewände der Fenster nach außen gesetzt. Und nur oben dann Schindeln, durch einen senkrechten Balken abgetrennt auf der ursprünglichen Naht zwischen den beiden Häusern. Das wäre zwar nicht der Originalzustand, aber für diese Lösung gibt es mehrere entsprechende Beispiele auf der Hauptstraße.

 

Der neue Besitzer das Hauses Hauptstraße 28 hat halt solange gedrängt, bis man ihm nachgegeben hat. Andere Hausbesitzer haben mit großem finanziellem Aufwand ihre Häuser hergerichtet. Sie haben sich an die Auflagen der Denkmalbehörde gehalten und so zur Identität der Hauptstraße beigetragen. Aber in diesem Fall hat sogar die obere Denkmalbehörde zugestimmt, daß eine ortsfremde Gestaltung vorgenommen wurde. Weil das Landesamt für Denkmalpflege zugestimmt hat, war eine Entscheidung der oberen Denkmalbehörde im Ministerium nicht mehr nötig. 

Das Landesamt behauptet zwar, das Haus Hauptstraße 28 wäre denkmalgerecht restauriert. Aber die Hauptstraße hat ein blaues Auge erhalten, und die Behörden, die sie schützen sollten, haben das nicht verhindert. Wozu braucht man sie dann noch, wenn sie das genehmigt, was sie verhindern soll? Der neue Besitzer meint zwar, das sei besser als das aufgesetzte Fachwerk des Nebenhauses, das „Legoland“ sei. Aber in Wirklichkeit würde sein Haus in den Schwarzwald oder nach Oberbayern passen, nicht aber in die Hauptstraße.

 

Hauptstraße 30:

Das Haus Hauptstraße 30 ist nach altem Vorbild hergerichtet worden. Es war einmal die Meerbottsche Wirtschaft.

 

Hauptstraße 33:

Auf dem Haus Hauptstraße 33 befand sich das Storchen­nest, solange es noch Feuchtgebiete in der Umgebung Hochstadts gab.

Das Fachwerk dieses Hauses ist mit soge­nannten „Russensteinen“ ausgemauert.

Vor dem Haus stand ein großer Brunnen.

Vor diesem Haus in der Mitte Hochstadts war früher die Haltestelle der Postkutsche.

Nach einem Brand wurden anstelle der Scheunen neue Wohnhäuser gebaut.

 

Hauptstraße 37:

Hier war früher das Lebensmittelgeschäft Burger. Nach einem Totalabriß mußte die Fachwerkfront wieder hergestellt werden. Der damalige Eigentümer hat sich deshalb das Leben genommen.

 

Hauptstraße 39:

Über der Haustür steht „Erbaut von M. Stein 1849“. Die Inschrift bezieht sich auf Michael Stein, der 1830 Apollonia Stein heiratet. Sie haben Nachkommen in den Familien Mankel, Schäfer und Schmidt. Wilhelm Mankel (geboren 1912, Hauptstraße 39a) und Johannes Mankel (geboren 1915, Hauptstraße 39, mit den Söhnen Michael, Hauptstraße 39, und Ernst, Bücherweg 7); diese sind Urenkel von Michael Stein.

An dem vollständig in Fachwerk ausgeführten Haus steht seit etwa 19695 ein Spruch, der dem Theologen Friedrich Oetinger zugesprochen wird und erst in neuerer Zeit angebracht worden ist: „Der Herr gebe mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann; den Mut, Dinge zu ändern, die ich zu ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden“.

 

Hauptstraße 41:

Diese Hausnummer gibt es nicht mehr, denn das Hinterhaus von Hauptstraße 39 hat die Hausnummer 39 a. Es gab aber ein Haus mit dieser Nummer 41 auf dem Synagogengrundstück in der Südostecke. Dort wohnten zuletzt die jüdischen Schwestern Straus. Ihr Haus wurde 1938 zusammen mit der Synagoge abgerissen. Eine Aufnahme aus der Ferne ist noch erhalten:

Das Haus war aber nicht „becheiden“, wie Schellmann sagt, denn der Lageplan zeigt, daß an der Ringmauer das Wohnhaus stand, das bis an die Synagoge reichte, und davor ein Stall und ein Schuppen waren.

 

Haiuptstra0e 43: Jüdische Schule und Synagoge:

Das Haus gehört 1715 Johannes von der Au. Er ist aus Storndorf im Vogelsberg (südlich von Romrod) und heiratet vor 1693 in zweiter Ehe seine Frau Anna Maria. Sie haben zwar Kinder und Enkel, aber sonst weiter keine Nachkommen. Das heutige Wohnhaus mit einem Gewölbekeller unter dem nördlichen Teil war die jüdische Schule und wurde 1868 erbaut. Anfangs war hier üblicher Schulunterricht.

Das Hoftor stand etwas weiter hinten in der Gasse als heute. So konnte man von außen durch einen kleinen Gang hinter dem Schulhaus zur Synagoge gelangen. Die Eingangspfosten zu diesem Gang sind noch erhalten. Gleich links in diesem Gang war der Brunnen für das Grundstück. Zum Nachbargrundstück hin stand ein kleines Toilettengebäude. In der Waschküche südlich der Schule befand sich die „Mikwe“, ein Bad für rituelle Waschungen, etwa so groß wie eine Tischplatte und tief wie eine Badewanne; die Mikwe wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zugeschüttet und mit einem Zementboden überzogen.

Die eigentliche Synagoge stand auf dem hinteren Teil des Grundstücks bis an den Wehrgang hinter der Ringmauer. Das letzte Gebäude an dieser Stelle soll um 1850 gebaut worden sein. Es war ein einfacher Fachwerkbau (nicht Steinbau, wie Bilder zeigen) mit einem Satteldach, dessen First aber in gleicher Richtung wie die Ringmauer verlief (also anders als das heutige Wohnhaus). Die Synagoge war zweistöckig und so hoch wie die umliegenden Scheunen und das Schulhaus, aber nicht unbedingt früher eine Scheune.

Der Eingang war von der Seite des Schulhauses her. Rechts ging gleich eine Treppe hoch zur Frauenempore, die 53 Sitzplätze hatte. In der Mitte des Raumes stand der „Almenor“, zu dem rechts und links je zwei Stufen hinaufführten. Von dort wurde aus den Thorarollen (Bücher des Mose) vorgelesen. Links davon war ein kleines Vorbeterpult und der Thoraschrein, zu dem auch zwei Stufen hinaufführten. Im Thoraschrein werden die Thorarollen aufbewahrt.

Links vom Eingang standen drei Bänke mit je vier Sitzplätzen, hinten an der Wand dann sechs Bänke mit je vier Sitzplätzen. Unter der Frauenempore befanden sich zwei Bänke. Insgesamt waren es 55 Sitzplätze für die Männer.

 

Die Synagoge wurde in der Nacht zum 10. November 1938 von nationalsozialistischen Fanatikern zerstört. Anführer waren fünf Hochstädter Männer, aber es sahen auch viele Bürger unbeteiligt zu., die letzten jüdischen Einwohner 1943 deportiert und ermordet.

Das nur noch als Wohnhaus genutzte Schulhaus wurde um das Jahr 2000 verkauft. Der neue Eigentümer erweiterte das Haus nach Süden und beseitigte damit die letzten Spuren der Synagoge, auch die Sandsteine im Garten. Er sagte, er habe die Zementdecke in der Waschküche durchbohrt, aber da sei nur Bauschutt gewesen (Was denn sonst, man hatte die Mikwe ja zugeschüttet).

Der Turm der Ringmauer sollte unbedingt restauriert werden. Es ist nur der im Haus wohnnenden Frau Danziger zu verdanken, daß er noch steht, denn die Gemeinde wollte ihn abreißen, aber sie hat das verhindert (er war ja ihr Eigentum).

 

Jetzt erst wieder einmal einige Ansichtskarten von der unteren Hauptstraße:

 

 

Hauptstraße 45:

Das Fachwerkhaus ist laut Inschrift im Balken von 1610. Das Mosaik aus Scherben am Giebel mit dem Spruch von Schiller ist von Philipp Huhn, Ritterstraße 15, der aus diesem Haus stammte und etwa 1950 das Mosaik aus Scherben gestaltete. Der Spruch lautet: „Willst du dich selber erkennen, so sieh, wie es die anderen treiben. Willst du die anderen verstehen, blick’ in dein eigenes Herz“. Auf dem nach Westen gerichteten Dach ist in ganzer Größe eine Photovoltaikanlage angebracht, im Jahre 2022 die einzige im alten Ortskern. Im Hof steht da Kelterhaus, das als Rest der abgerissenen Scheune erhalten geblieben ist.

Am Haus Hauptstraße 45 sollte man das erst vor einigen Jahren angebrachte Brett „erbaut 1610“ wieder entfernen, weil die Zahl ja sowieso auf dem Balkan steht. Auch die „Mosaiken“ sind so unansehnlich, daß man sie entfernen sollte. Ob man das auch mit dem Spruch von Schiller so machen sollte, ist zu überlegen.

 

Hauptstraße 47:

Das heutige Grundstück war 1715 ein Teil des derzeitigen Grundstücks Nummer 45, das aber auch größer als heute war. In dem Haus war ein Lebensmittelgeschäft und danach die Volksbank. Heute ist in zwei Kellergewölben und im Sommer auch im Hof das Weinlokal „Babbelgass“.

 

 

Hauptstraße 49:

Das Haus Hauptstraße 49 hat eine sehenswerte Haustür. Über ihr steht „17 SB 62“ mit Hammer, Kelle und Lot über Dreieck Das Fachwerk mit sich überkreuzenden und gebogenen Steben und Gegenstreben. ist aber zum Teil älter.

Die Werkzeuge sind ein Hinweis auf eine Maurerfamilie, die lange hier wohnte. Aber hier wohnte auch zeitweise der Gemeindebäcker (der Backofen und das Backhaus standen gegenüber am Untertor).

 

Hauptstraße 51:

In dem großen Gehöft wurde der Gemeindebulle gehalten. Der westliche Giebel aus Kalksteinen gehört zu dem Haus und ist nicht ein Teil der Ringmauer, die ungefähr in der Mitte des heutigen Hauses Hauptstraße 53 verlief.

 

Hauptstraße 32:

Das Haus Hauptstraße 32 ist in seinem Oberstockwerk nachweislich eines der ältesten Wohnhäuser in Hochstadt, nämlich 1538 erbaut, wie eine Untersuchung der Jahresringe in dem verwendeten Holz ergab. Daß es aus der Gotik, ist, zeigen auch die Balken in Form des „Wilden Mann“ zeigen (X-Form). Das Unterstockwerk ist von 1823. Die Inschrift über der Tür lautet „18 HMB 23“ und deutet auf Johannes Meerbott, 1780 bis 1837, verheiratet 1810 mit Johanna Maria Schröder, damals Hauptstraße 5, entspricht Hauptstraße 32.). An der Hausecke ist ein kleines Guckfenster durch das man den Verkehr auf der Hauptstraße beobach­ten konnte und kann.

Im Jahr 1982 gewinnen die Eigentümer, die Familie Rauch, den Fassadenwettbewerb der Stadt Maintal „Schönstes Fachwerk in Maintal“. Sie fügten auch rechts am Haus die Inschrift ein: „Errichtet 1538, UG. erneuert 1823, Renoviert 1998“.

Mit zum Haus gehört das Gesindehaus neben der Torfahrt:

Am Gesindehaus lassen die Eigentümer eine Inschrift anbringen:

„Wer andere erkennt, ist gelehrt.

  Wer sich selbst erkennt, ist weise.

  Wer sich selbst besiegt, ist stark.

  Wer zufrieden ist, ist reich“.

 

Hauptstraße 34:

In dem Haus wohnte die Familie, die den Schlüssel zum Untertor verwahrte, der heute im Stadtmuseum zu sehen ist. Der Giebel ist verschindelt, hier allerdings nicht auf der Wetterseite.

 

Hauptstraße 36:

Ein Klinkerbau, laut Inschrift über der Haustür „Erbaut im Jahr 1888 Philipp Stein“

In der Milchkammer kann man die Innenseite der Ringmauer sehen.

 

 

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